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Centralblatt
für die
ö' o ( 'y /
medicinischen Wissenschaften.
Kedijfirt von
Dr. J. Bosenthal,
Professor in Erlaaft«.
and
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
Vierzehnter Jahrgang 1876.
BERLIN.
Verlag von August Hirschwald
Unter den Linden 68.
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VrSoh«nillch •r*«*h*ln*D
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1«« Jahrgang« Titel. Ne*
ajfD- and Saehregitter.
Centralblatt
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Pr ei« de« Jahrgang*#
20 Mark; su bestehen
durch alle Bucbbandlun*
gen und Poetanatalte&j
medicinischen Wissenschaften.
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, und Dr. H. Senator,
Profeaaor ln Erlangen. Professor ln Berlin.
1876. f. Januar. No. 1*
Inhalts Auerbach, Vermehrung der Zellkerne (Orig. -Mittb). — Rohen -
bach, Untersuchung des Uaras auf (Jalleufarbstoff (Orig.- Mittb.). —
v. M i ua lko wi cs, Wirbelsaite und Hirnanbang. — Schmidt, Uoteraucbungea
aber Eiweies. — Ewald, Zucker im Blute eines gesunden Menschen. — v. GbÜke*
waldt, Ursachen der Sterilität. —
Maus wobt & HCknkh, uogeforrote Feimeute. — Pflug, Struma congenita.
— Chkbvkh, Verrenkung des Astragalus. — - Dbspb&s, Hackenscbmera. —
Die tl, Ausscheidung des Eisens. — Otto, fiebererregende Wirkung des Di*
gitalin.
Zur Lehre von der Vermehrung der Zellkerne.
Von Leopold Auerbach, Professor io Breslau.
Die Mittheiiung, welche kürzlich Mayzkl (1875 No. 50 dieses
Blattes) veröffentlichte, beweist von Neuem, wie rasch zoo- und selbst
phyiohistologisehe Entdeckungen auch auf solchen Forschungsfeldern,
welche dem medicinischen Interesse näher liegen, furchtbar werden
können. Mayzkl's Angaben berühren indessen nur ein Glied in
einer complicirten Kette von Erscheinungen ohne Rücksicht auf die
anderen Glieder derselben und ohne Rücksicht auf gewisse in der
Anschauungsweise des ganzen Processes bervorgetretene Gegensätze.
Es dürfte daher eine Onentirung Uber die Sachlage am Platze sein,
und möchte ich zugleich die Gelegenheit benutzen, um gegenüber
gewissen in dieser Sache gegen meine Ansichten erhobenen Einwen-
dungen vorläufig meinen Standpunkt zu wahren.
Seitdem ich im zweiten Hefte meiner „Organologischen
Studien“*) ausser einer Reihe neuer, die Entstehung der ersten Kerne
im befruchteten Ei betreffender Thatsachen unter dem Namen der
palingenetischen Kernvermehruug einen mit sehr merkwürdigen Er-
*) Breslau 1874, bei Morgenstern, besprochen im Cbl. 1875, No. 16, wo
indessen mein UDtersuciiUngsvcrfahren nicht richtig dargestellt ist. Durch Ab-
warten der Verdunstung würde die beste Zeit verloren gehen.
XIV. Jahrgang. 1
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Ac&bbacb, Vermehrung der Zellkerne.
scheinungen verlaufenden Procosa beschrieben habe, welcher meiner
Auffassung nach in seinem Resultate auf Auflösung des alten
(Karyolyse) und Neubildung junger Kerne hinausläuft, sind zwar
meine Angaben in den meisten Punkten mehrfach bestätigt worden,
jedoch ist in die Weiterentwickelung dieser Angelegenheit ein neues
Moment hineingekommen durch die Mittbeilungen einer Reihe an-
derer Forscher, welche bei entsprechenden Vorgängen theils in
Eiern niederer Thiere, theils in anderen thierischen und pflanzlichen
Zellen mit grosser Uebereinstimmung ein eigeuthümliches, von mir
früher nicht bemerktes ätructurverhältniss ermittelt haben. Es
waren in rascher Folge auf botanischem Gebiete Tschistiakoff*)
und Strasbcjrger**), auf zoologischem Bütschli***) und Stras-
BühGER**), neuerdings auch in einer sehr schönen Untersuchung
Oscar HKRTWiof) und, wie oben erwähnt, Mayzel, welche im
Centrum gewisser, in der Vorbereitung zur Theiluug begriffener
Zellen einen anfangs spindelförmigen, dann tonnen- und weiterhin
walzen- oder bandförmigen, immer aber fein längsgestreiften und
mit dichteren, allmählich sich verschiebenden Querzonen versehenen
Körper entdeckten, Erscheinungen, von deren Vorkommen ich mich
inzwischen ebenfalls übezeugt habe. Tschistiakoff nennt diesen
Körper Pronucleus und macht über seine Entstehung und Weitcr-
entwickelung verschiedenartige, zum Theil dunkle und unter sich
nicht übereinstimmende Angaben, bezeichnet übrigens in seiner
neuesten Arbeitff) den ganzen Process als Theiluug des Zellkerns.
Alle anderen genannten Autoren hingegen sehen in dem gestreiften
Gebilde einfach den in seiner Form und Structur umgewandelten
Mutterkernfff) und lassen durch Theilung derselben die Tochter-
kerne hervorgehen.
Es kamen demnach die erwähnten Forscher trotz mehrfacher
anderweitiger Uebereinstimmung mit meinen Befunden und sum Theil
eingehender Berücksichtigung meiner Erörterungen dennoch in der
Hauptfrage zu einem dem meinigen ganz widersprechenden Er-
gebnisse.
Es ist also ein Gegensatz vorhanden, welcher noch nicht zum
Austrag gebracht ist. So scharf derselbe übrigens erscheint, so
dürfte doch eine Vereinbarung der Thatsachen unter einer gemein-
samen Auffassung nicht ferne liegen. Und zwar glaubte ich auf
*) Botan. Zeitung. 1876. No. 1 — 7.
**) Ueber Zellbildung and Zelltbeilung. Jeus 1876.
**•) Zeitschr. f. wies. Z0ol. 1876. ßd. XXV. 8. 201—213 u. 8. «6-441.
t) Horpbol. Jahrb. Bd. I. & 347 -434.
tt) Pbisosrkim’s Jahrb. Bd. X.
ttt) BCtscbli bat dieselbe Meinung sogar von meiner ganzen karyolytisclien
Figur, obwohl er andererseits andeutet, dass er biosiohtlicb der Strahlen sich „der
von Aoibbach geäusserteu Ansicht iu gewisser Weise auschliess e“. L. o. S. 428.
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Acirracr, Vermehrung der Zellkerne.
3
Grund meiner bisherigen Studien in solchen] Sinne gefunden zu
haben, dass die neuerlich entdeckten Erscheinungen den von mir
angenommenen Process der Karyolyse nicht umstossen , sondern
vielmehr einen vollständigeren, an einem Punkte tiefer vordringenden
Einblick in diesen Process vermitteln. Hier kann ich freilich nur
in Kürze meine Ansicht bezeichnen und begründen, und zwar fol-
gendermaassen.
I. Der bewusste längsstreifige Körper ist nicht der
Mutterkern, sondern der Mitteltheil der von mir soge-
nannten karyoly tischen Figur, also ein Product der
Vermischung der eigentlichen Kernsubstanz mit dem
umgebenden Protoplasma. D*e Gründe für diese Auffassung
liegen in folgenden Umständen :
1) Besagter Körper hat meist ein grösseres, zuweilen viel
grösseres Volumen als der ursprüngliche Kern. Dies gebt schon
aus der Betrachtung der Abbildungen Bütschli’s, StraSBURQEb’s
und Hebtwio’s hervor, wahrend Mayzel ausdrücklich die vergleichs-
weise sehr bedeutende Grösse dieser von ihm als Kerne bezeichneten
Gebilde hervorhebt. Auch nach Tschistiakoff wird der Pronucleus
zuweilen sehr gross.
2) Er hat nach übereinstimmenden Angaben nicht eine scharfe,
sondern sehr verschwommene Begrenzung, was begreiflicher Weise
nach meiner Ansicht sehr erklärlich ist.
3) Erst nachdem der alte Kern verschwunden erscheint, wird
das gestreifte Gebilde darstellbar. Auch dann ist letzteres im natür-
lichen Zustande von dem umgebenden Protoplasma durchaus nicht
zu unterscheiden und überhaupt unsichtbar, oder es erscheint höchstens
als ein unbestimmt begrenzter, etwas hellerer Fleck. Erst durch
Behandlung mit differenten Cbemicalien wird eine Differenzirung in
seiner Substanz deutlich gemacht und damit diese centrale Region
aus der homogenen Umgebung hervorgehoben. Die jetzt kenntlich
werdende Structur ist aber der optische Ausdruck einerseits von ge-
setzmässigen Formverhältnissen, unter welchen die Vermischung und
später wieder die Trennung der beiderlei Substanzen vor sich geht,
von Ungleichmässigkeiten der Vertheilung derselben, wie sie im
Anfänge und gegen das Ende des Processes natürlicher Weise vor-
handen sein müssen, vielleicht aber auch in dem mittleren Zeiträume
in gewissem Grade sich erhalten*), andererseits derjenigen Molecular-
verschiebungen, welche mit der fortschreitenden Längsstreckung des
Ganzen Zusammenhängen. Im Besonderen bildet sieb gegen das
Ende des Processes in der Aequatorialebene, durch Auspressen des
*) Dieselbe Deutung ist aneb anwendbar aut die Tinctionsbilder , welche
Flkmmino von sieb furchenden Eiern erbalten bat. Vergl. seine aosgezeichneten
„Stadien in der Entwickelaogsgeecbiahte der Najaden" Sitaber. d. Wiener Acad.
Bd. LXXI. Tat Ilt Fig. S. (1876).
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Art.RBtcH, Vermehrung der Zellkerne.
Kernsaftes nach den beiden Polen hin, eine dichtere Schiebt; diese
bleibt bestehen and verhindert als Scheidewand das Znsammen-
fliessen der beiden jungen Kerne, welche nach meinen, von Hbrtwiq
bestätigten Beobachtungen in diesem Mittelstiel der Figur ziemlich
nahe bei einander auftauchen, und enthält zugleich in sich die
Trennungsebene der Tochterzellen.
4) Dass der streifige Körper nicht ausschliesslich, ja nicht
einmal vorzugsweise aus Kernsubstanzen besteht, zeigt sich auch
dadurch, dass seine Hauptmasse gar nicht in die Bildung der jungen
Kerne eingeht. Damit komme ich auf den zweiten Hauptpunkt.
II. Die jungen Kerne entstehen nicht durch Theilung
eines Mutterkerns. Die Beobachtung lehrt nämlich, dass die
Substanz des streifigen Wesens nicht in der Bildung der jungen
Kerne aufgeht, dass vielmehr letztere nur an den Polen jenes Ge-
bildes als 2 relativ kleine, kuglige, im natürlichen Zustande helle
und homogene Körper sich differenziren, zuweilen deutlich aus
kleineren Tröpfchen zusammenfliessend, also als Ansammlungen
einer vorher vertheilt gewesenen Substanz sich darstellend.
Der grössere Rest des bewussten Gebildes aber geht nicht in die
neuen Kerne, sondern als Constituens des protoplasmatischeu Zellen-
leibes in diesen über und kommt zum Tbeil sogar an die Peripherie
der Tochterzellen zu liegen, wo er bei Pflanzen die Cellulosemorabran
mit bilden hilft. Wäre also auch der streifige Körper wirklich der
Mutterkern, so läge meines Erachtens dennoch keine Kerntheilung
im morphologischen Sinne vor. Ausserdem aber sind diese Verhält-
nisse wohl geeignet, meine schon aus den anderen, oben betonten
Punkten gezogene Scblussfolge noch mehr zu bekräftigen, dass der
streifige Körper ein aus den Kernsubstanzen und dem von den
Seiten her eingedrungenen Zellprotoplasma combinirtcs Gebilde ist,
also ein integrirender Bestandtbeil, und zwar, wie es scheint, bei
manchen Zellen der massigste Theil der karyolytischen Figur.
Gewiss werden zur völligen nnd sicheren Aufklärung dieser
wichtigen Vorgänge noch viele mühsame Untersuchungen nötbig sein,
wie sie ja auch anscheinend von allen Seiten lebhaft im Gange sind.
Bei diesen Bemühungen dürften aber die obigen Bemerkungen einige
Berücksichtigung verdienen. Sie sollen darauf aufmerksam machen,
dass die Annahmen einer Karyolyse und einer Neubil-
dung der Kerne auch jetzt noch ihre Berechtigung haben
und sogar in den neuerlich ermittelten Thatsachen weitere Stützen
finden können. Letztere bilden aber jedenfalls einen sehr erfreu-
lichen Fortschritt.
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Bonxsioa, Untersuchung«» den Heros euf Oellenfsrbstoff.
5 •
Zur Untersuchung des Harns auf Gallenfarbstoff.
Voo Dr. Otto mar Roseubach, Asaiatenserst der med. Klinik tu Jene.
Es ist bekanntlich sehr schwer, sowohl durch die gebräuchliche
GMELiNscbe Reaction als auch durch die BttüCKB’sche Methode
(Schwefelsäure und Salpetersäure) Gallenfarbstoff im Urin nacbzu-
weiaen, da jedes stärkere Schütteln des Glases, das nicht vorsichtig
genug erfolgende Hineingiessen der Säure ein deutlich sichtbares
Farbenspiel verhindert, da ferner die auftretenden Farbenringe, na-
mentlich der allein wichtige grüne, zu schnell verschwinden, und da
ein zu dunkler Urin überhaupt oft jedes Farbenspiel vermissen
lässt. (Bei vielen Urinen Icterischer erhält man überhaupt beiläufig
bemerkt nur eine braune oder braunrotbe Färbung [Indicanreaction]).
Namentlich zur Coilegiendemonstration sind die gewöhnlichen Reac-
tiouen wegen ihrer oftmals geringen Prägnanz und kurzen Dauer
kaum zu verwerthen. Wenn ich mir aus diesen Gründen eine neue
Modifikation der Pigmentreaction zu geben erlaube, so hoffe ich
damit eine namentlich für Demonstration, aber auch für andere
Zwecke brauchbare Probe zu liefern.
Lässt man icterischen Harn durch gewöhnliches weisaes Filtrir-
papier filtriren, so färbt sich dies intensiv gelb bis braun. Tropft
man nun auf die Innenfiäche dieses so veränderten Papiers (d. h.
auf die der Flüssigkeit zugewandt gewesene Seite) mit einem Glas-
stabe einen Tropfen concentrirter, wenig (fast gar nicht) rauchender
Salpetersäure, so wird die betupfte Stelle gelb, dann gelbrotb, am
Rande schön violett; an der Peripherie bildet sich ein intensiv
blauer Ring und an diesen scbliesst sieh sogleich ein immer deut-
licher werdender, zuletzt smaragdgrüner Kreis. Am besten ist es,
das Papier in feuchtem Zustande, ohne es nach dem Filtriren erst
trocknen zu lassen, zu betupfen, da die Reaction dadurch etwas
intensiver erscheint. Lässt man den Tropfen Salpetersäure über die
Innenfläche des Filters herablaufen, so zeigt sich eine längliche
Figur, die auf das Schönste alle Farbenveränderungeu zeigt, deren
unterer Theil jedoch, entsprechend der von oben nach unten zuneh-
menden stärkeren Tingirung des Filters, eine deutlichere Farbeo-
reaction zeigt als der obere. Je weiter nach dem engeren Ende des
Filters zu man die Probe anstellt, desto schöner ist, entsprechend
der grösseren dort imbibirten Farbstoffmenge, der Farbenwechsel.
Die Farben bleiben neben einander sehr lange, bisweilen stunden-
lang, bestehen und lassen sich also gut demonstriren. Im durch-
fallenden Lichte treten die gefärbten Partien bisweilen auffallend
distinct hervor, namentlich der Ring. Selbst bei ziemlich bedeutender
Verdünnung des icterischen Harns lässt sich das Farbenspiel deut-
lich erkennen, doch natürlich in bedeutend geringerer Intensität.
Tancbt man Fliesspapier in icterischen Urin nur ein, und betupft
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▼. MiHiUtowicB, Wirbelsaite uud Hiruanbaug.
darin mit Salpetersäure, so ist die Reaction nicht so prägnant, ent-
sprechend der geringeren Menge des imbibirten resp. niedergefallenen
Farbstoffes, ja der grüne Ring fehlt meist ganz.
Lässt man das mit Galleufarbstoff imprägnirte Filter völlig
trocknen und versucht nach einigen Tagen wiederum die Reaction
durch Betupfen mit schwach rauchender, Salpetersäure hervorzu-
rufen, so bildet sich nur ein rotber Fleck und um diesen ein ver-
waschener mattblauer Ring. Befeuchtet man jetzt eine Stelle des
Filters mit destillirtem Wasser uud tropft nun auf die befeuchtete
Stelle Salpetersäure, so bildet sich ein prachtvoll smaragdgrüner
Fleck, dessen Centrum sich bald blau färbt und endlich entsteht in
der Mitte eine rothviolette Färbung, so dass wir hier ein Farbenspiel
in umgekehrter Reihenfolge vor uns haben, erst grün, dann blau,
endlich violett.
Io farbstoffreichen, aber nicht icterischen Urinen lässt sich das
Farbenspiel nicht zeigen.
Eine weitere Untersuchung und Verwerthung dieser Reaction
nach einer anderen Richtung hin behalte ich mir vor.
v. Mlbalkowlcs, Wirbelsaite und üirnanhang. Arcb. f. mier. An«t. .
XI. 8. 389.
Vf.’s Bemerkungen über die Hypophyse sind nur eine weitere
Ausführung seiner vorläufigen Mittheilungen (Cbl. 1874, 241). Was
die Chorda anbetrifft, so glaubt v. M., dass die Wirbelsaite wahr-
scheinlich ein Epithelgebilde ist, dessen Elemente durch Vermittelung
des Axenstranges aus dem äussern Keimblatt abstammen. Dafür
spricht unter Anderem ihre scharfe Trennuug von den Gebilden des
mittleren Keimblattes, die sich auch später immer erhält, die glas-
helle Scheide, wie man sie überall an der Grenze zwischen Binde-
gewebe und Epithclien antrifft, der gänzliche Mangel einer Intercellu-
larfiüssigkeit, die eigentümlichen Formumwandlungen der Chorda-
zellen und endlich die einem degenerativen Prozesse ähnliche
Umwandlung des Zellinhaltes.
Welche Bedeutung ein derartig getrenntes, von den Elementen
des Mesoblasts umwachsenes Gebilde besitzen mag, da es selbst bei
der Wirbelbildung gar nicht interessirt ist, darüber giebt die ver-
gleichende Anatomie Aufschluss. Es ist ein Erbstück von unseren
Ahnen, das im Laufe der Vervollkommnung für höhere Wirbelthiere
überflüssig geworden ist. — Je niederer ein Wirbelthier, um so
stärker ist seine Chorda, bei den wirbellosen Ascidien mag sie eine
feste Körperaxe mehr oder weniger ersetzen. Wenn die Wirbelsaite
überhaupt noch eine Bedeutung hat, so muss diese in den frühesten
Entwickelungsstadien gesucht werden , wo der weiche Embryonal-
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v. MnuLnowic», Wirbelsaite and Hlrnaobaog.
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körper eine centrale Axe, um die sich die Primitivorgane symme-
trisch anlagern, nothwendig hat. Die Wirbelsaite gelangt nur darum
in das Innere der Wirbelkörper, weil sich die Wirbelsäule als (Stütz-
pfeiler des Körpers, nach der bilateralen Ausbildung der Organe,
in der Axe des Körpers anlagert, und nicht, weil irgend welcher
Zusammenhang bei der Bildung der Wirbelsäule mit der der Chorda
statt findet.
Die Wirbelsaite erreicht nie das vordere Leibesende, sie endet
immer dahinter am Boden des Vorderhirnbläscbens conisch sich zu-
spitzend. Der davor liegende Theil der Schädelbasis, der Sphenoeth-
moidaitheil, ist also gleich von Anfang an gegeben und besteht aus
spärlich zerstreuten spindelartigen Zellen zwischen Hornblatt und
Vorderhirnbläschen.
Während der Ausbildung der Kopfbeuge wird das vordere Ende
der Chorda auch gebogen, und sie erstreckt sich jetzt, das blinde
Ende des Vorderdarms umkreisend, im obersten Theil der Rücken-
haut, bis ans Hornblatt. — Das Anliegen des Cbordaendes an das
Hornblatt erhält sieb so lange, bis die Hypophysentasche ansgebildet
ist und ihr Ende zieht sich während dessen in Folge der Dehnung
zu einer feinen Spitze aus. Letztere atrophirt dann im Bindegewebe
gänzlich und die Chorda endet jetzt abgerundet am Perichondrium
der Satteigrube. Während der Rückbildung der Kopfbeuge krümmt
sich der vordere hakenförmig gebogene Theil der Chorda nach auf-
wärts, so dass die Chorda jetzt eine S-artige Biegung hinter dem
Hypophysensäckchen beschreibt. — Indessen bildet sich auch die
Chordascbeide als eine feste, homogene Hülle um den Chordastrang
aus, entstehend aus aufgehellten uod verschweissten Bindegewebs-
zellen. Sie ist schon zu einer Zeit vorhanden , wo die Schädelbasis
noch ganz bindegewebig ist.
Der Spheno-occipitalknorpel legt sich bei Kaninchenembryonen
(bei Rindsembryonen liegt die Chorda ganz im Spheno-occipital-
knorpel darin) um die Chordascheide derartig an , dass letztere an
der unteren Fläche des Knorpels mit dem Perichondrium immer in
Berührung bleibt, nur das vordere Chordaende wird vom Knorpel
ganz aufgenommen, sie beschreibt darin zwei stärkere wellenförmige
Biegungen und endet am Perichondrium der Sattelgrube abgerundet.
Nun verdickt sich die Wirbelsaite durch Aufhellung und Vergrösse-
rung ihrer Zellen an der Stelle der zweiten Biegung zu einer,
manchmal zu zwei dachen Scheiben, während ihr vorderstes Ende
fadenförmig zugespitzt, unweit des Perichondriums, in der Inter-
cellularsnbstanz des Knorpels endet. Hier sind die Zeilen platt, in
der Längenaxe des Organs gelagert. Der dem Perichondrium an-
liegende Theil der Chorda atrophirt bei der Verknöcherung des
Hinterbauptbeinkörpers, der vordere Theil erhält sich aber noch
lange, weil sich der Knochenkern des hinteren Keilbeinkörpers vor
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y. Mibaiwowic«, Wirbelfxit« nni! Rirn*nh»np
der Wirbelsaite anlegt. Die quorgestellte Scheibe — wenn nur eine
vorhanden ist — entspricht der spätereo Synchnndrosis spbeno-occi-
pitaiis. Diese Stelle ist morphologisch einem Zwischenwirbelgeleuk
gleichwerthig.
Der chordahaltige und der chordalose Theil ist ein späterer
Erwerb, der sich erst mit der Ausbildung der Grosshirnlappen, Seh-
und Geruchsorgane aus dem älteren chordahaltigen Theil hervor-
gebildet hat und so als prävertebraler dem älteren vertebralen Ab-
schnitt gegenüber zu stellen ist. Obgleich nun der prävertebale
Schädeltheil als ein späterer Erwerb zu betrachten ist, findet man
dessen Anlage bei der Bildung des Wirbelthierembryo — zwar nur
in Rudimenten — dennoch gleich von Anfang an gegeben und v. M.
kann iu dieser Beziehung Dcrsy nicht zustimmen, wenn er den
Spheno-etbmoidalthei! erst bei der Einstellung der Kopfbeuge durch
Beugung des vorderen Schädeltheils über den angeblichen Chorda-
knopf nach abwärts vorwachsen lässt, v. M. stützt seine Ansicht
durch Folgendes: Die Anlage des Vorderhirnbläschens liegt in ihren
Seitenwänden den Anlagen der Augenblasen gleich von Anfang an,
resp. die ganze Seitenwand des eben gebildeten Vorderhirn bläschens
geht in die Bildung der primären Augenblasen über, indem die Ab-
schnürung von hinten und oben, und nicht von vorn und unten her
erfolgt. Ist dies richtig, wovon man sich durch Verfolgung der
Bildung der primären Augenblasen leicht überzeugen kann , dann
folgt als zweiter Schluss, dass die Verbindungsbrücke an der Basis
der eben beginnenden Ausbuchtungen der Stelle des späteren Cbiasma
n. opticorum entspricht, also einer Stelle, die vor dem Spheno-occipi-
taltheil der Schädelbasis sich befindet, und unter sich die sehr
schwachen Anlagen des Spheno-ethmoidaltheils liegen hat. Letztere
ist also schon bei der ersten Abgliederung des embryonalen Medullar-
rohrs in die drei primitiven Hirnabtheilungen gegeben. — Daraus
folgt, dass, obgleich der Sphcuo-ethmoidaltheii als ein späterer Erwerb
anzusehen ist, dieser Erwerb doch schon seit uralter Zeit dem Spheno-
occipitalthcil langsam zugelegt wurde, bis er in die bleibenden An-
lagen des Wirbelthierleibes überging. Wenn man beim Ampbioxus
keinen dem Spheno-ethrooidaltheil des Kopfes bomodynamen Theil
findet, so beweist dies eben nur, dass liier die Formation des Kopfes
auf der niedersten Stufe der Wirbelthierbildung stehen geblie-
ben ist.
Ist die Chorda wirklich nur ein Erbstück von den Urwirbel-
thieren, dessen Ausdehnung die Länge des ursprünglichen Wirbel-
thierleibes anzeigt, dann giebt sie einen Schlüssel zur Lösung der
Frage der Schädelwirbeltheorie, sie giebt den bedeutendsten Wink,
bis wie weit man im Schädel Wirbelrudimente zu suchen hat. Das
Ende der Chorda markirt das Ende des aus der Concrescenz von
einer gewissen Summe von Wirbeln aufgebauten Schädeltheils, was
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T. MtnAiKOWim, Wirbelitnite and Hirnaohsng.
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davor liegt, lässt gar keinen Vergleich mit Wirbelsegoaenten zu , ist
aus dem chordahaltigen Schädeltheil hervorgewachsen und hat sich
durch Anpassung an neue Verhältnisse (Grosshirnlappen Seh und
Gerucbsorgane) aus jenem heraus differenzirt. v. M. glaubt bei der
Lösung dieser Frage von der Chorda den Haupt- und dabei auch
den einfachsten Aufschluss erwarten zu können, einen mindestens
ebenso bedeutungsvollen, als durch die Vergleichung der Kopfnerven
mit Spinalnerven. Bei letzteren liegen die Verhältnisse durch die
verschiedensten Verschiebungen weniger klar zu Tage, während die
Chorda im Laufe der Ontogenie ihre ursprünglichen Verhältnisse
reiner gewahrt hat. Wenn man weiss, es gehöre zum Charakteristi-
kum eines jeden Wirbels oder Wirbel gleichwerthigen Stückes, dass
es entweder für immer oder wenigstens während der Entwickelung
von der Chorda durchsetzt ist, so ist man berechtigt, die chorda-
haltigen Schädeltheile als aus Wirbelanlagen hervorgegangene zu
betrachten, trotzdem, dass hier im Laufe der Entwickelung keine
Segmeutirung wahrzunehmen ist Uebrigens ist der Segmentirung
selbst zur Definition eines Wirbels kein all zu grosses Gewicht bei-
zumessen. Die ganze Wirbelsäule ist nach der ersten Anlage der
definitiven Wirbel ein continuirlicher Stab, in der die Segmentirung
erst später auftritt und die Bestimmung der Wirbelzahl kann zu
dieser Zeit nur durch die Zahl der Urwirbel, eigentlich durch die
Zahl der daraus' hervorgehenden Nerven und tiefen Rückenmuskeln
gegeben werden. Ist das Verhalten der letzteren in den rippen-
gleich wertiiigen Stücken des Schädels eine eben solche, wie in der
Wirbelsäule, und ist dazu der solide Stab in einem Theile des
Schädels von der Chorda durchzogen, dann liegt gar keine Schwierig-
keit vor, auch diesen Tbeil der Schädelbasis Wirbeln gleichwerthig
zu erachten, mag sie aus einer Concrescenz von einzelnen
Wirbeln entstanden, oder überhaupt gar nie segmentirt ge-
wesen sein.
Man muss also am Schädel 1) den Spheno-etbmoidaltheil als
den später erworbenen und aus keinen Wirbelanlagen entstandenen,
vom 2) Spheno-occipitaltheil, dem älteren und aus Wirbeln gleich-
werthigen Stücken gebildeten wohl unterscheiden. Wenn man zu
diesem Schluss unter anderen Belägen das Vorhandensein der Chorda
an der Schädelbasis verwurthen kann, so giebt diese doch keinen
Aufschluss darüber, aus wie viel Wirbeln gleichwerthigen Stücken
sich der Spheno-occipitaitheil aufgebaut bat. Von den charakteristi-
schen Anschwellungen zwischen je 2 Wirbelkörpern in der Wirbel-
säule haben sich im vertebralen Tbeil der Schädelbasis bei Säugo-
thieren nur eine, in Ausnahmsfällen zwei erhalten. Wenn Gegenbaub
die minimale Zahl der im vertebralen Theil eingogangenen Wirbel
nach Vergleichung der Hirnnerven mit Spinalnerven und uach der
Zahl der Kiemeubögeu bei Selachiern auf 9 angiebt, so sieht man
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10
Schmidt, Untersuchungen Aber Eiweiss.
davon bei Säugethieren durch die Chorda nur noch mehr zwei,
höchstens 3 angedeutet. Auch hier mag eine fortwährende Reduction
der Chordascheiben stattgefunden haben, bis dass die Zahl auf 2 — 3
herabgesunken ist.
Eine andere Frage ist die, wie weit bei den niedersten Wirbel-
thieren der von der Chorda durchsetzte kiementragende Theil des
Körpers eine Vergleichung mit dem Hals und Kopf der höheren
Wirbelthiere zulässt. Ist die Chorda ein Erbstück, das im Laufe der
Ontogenie an Länge weder zu- noch abgenommen hat, dann müssen
auch die niedersten Wirbelthiere einen dem Kopftheil homodynamen
Körpertheil besitzen. Sind diese Viscoralbögen der höheren Wirbel-
thiere den Kiemenbögen des Amphioxus gleichwerthig, wovon abzu-
gehen trotz der grösseren Zahl beim Amphioxus kein Qrund vor-
handen ist, dann muss auch der kiementragende Theil des Amphioxus-
körpers dem entsprechenden Körpertheile der höheren Wirbelthiere
homodynam sein. Da dieser Körpertheil des Amphioxus von der
Chorda ganz durchzogen ist, so kaun man dessen vorderen Theil
(der hintere wäre dem Halse gleichwerthig, dessen Grenze gegen
den Kopf zu nicht anzugeben ist) als Vorläufer des Spheno occipital-
theils der höheren Wirbelthiere betrachten. Dabei ist natürlich nur
die Anlage der Schädelbasis, und nicht die der ganzen Schädel-
kapsel als gegeben zu erachten. Auch dieser Vergleich giebt einen
Belag dafür, dass der vertebrale Theil des Kopfes der ältere, der
ursprüngliche und der prävertebrale Theil als eine spätere Bil-
dung aufzufassen ist. Löwe.
Alex. Schmidt, Weitere Untersuchungen des Blutserum, des
Eiereiweiss und der Milch durch Dialyse mittelst geleimten
Papiers. PrLÜciKK’s Arch. XI. 1.
Vf. macht zunächst die sehr überraschende Mittheilung, dass
das von ihm benutzte sogen, englische Pergamentpapier kein Per-
gamentpapier, sondern eine mit besonderer Sorgfalt hergestellte Sorte
gewöhnlichen mit Alaun und Leim geleimten Schreibpapiers ist.
100 gm. des Papiers geben an kochendes Wasser im Mittel 4,11 gm.
Leim, 0,64 Kalialaun und 0,79 andere lösliche Salze ab. Sehr viel
geringer sind die Quantitäten au Leim und Alaun, welche bei ge-
wöhnlicher Temperatur in die alkalisch reagironden Eiweisslösungen
oder in die Diffusate übertreten, so dass diese Verunreinigungen
garnicht in Betracht kommen. Vf. zieht es jetzt vor, das de la Rce'-
sche Papier durch Extraction mit verdünnter Salzsäure und Wasser
zu reinigen und dann selbst mit einem dünnen Leimüborzug zu ver-
sehen. Hierzu geuügt kurzes Verweilen in einer lpctigen Leim-
lösung. — Weiterhin giebt Schm, die von ihm befolgte Methode zur
Bestimmung des Eiweiss in Blutserum etc. au. Das Blutserum wird
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Schmidt, Untersnebungen über Eiweis».
11
neutralisirt, mit dem lOfächen Volumen starken Alcohols gefüllt,
24 Stunden stehen gelassen, dann gekocht, abtiltrirt, das Goagulum
mit einem Gemisch von 10 Theilen Alcohol und 1 Theil Wasser,
dann mit absolutem Alcohol, endlich mit Aether gewaschen. Die
löslichen Salze, die in der Flüssigkeit waren, bleiben dabei gelöst,
das Eiweisscoagulum enthält nur die unlöslichen Erdphosphate. —
Die Quantität des durch das Papier hindurchtretendeu Eiweiss ist
bei Verwendung von geleimtem Papier nicht unbeträchtlich: dauert
die Dialyse 2 — 3 Tage, so kann bei sehr häutigem Wechsel des
Wassers der grössere Theil des Eiweiss ins Diffusat übergehen.
Nach diesen Vorbemerkungen bespricht Vf. 1) das Blutserum
und Eiereiweiss, 2) die Milch.
1) Dialysirt man verdünntes Serum oder Lösungen von Hühner-
eiweiss, so tritt zuerst ein Stadium ein, in dem die Lösung beim
Kochen nicht mehr gerinnt — sie reagirt indessen alkalisch und
enthalt noch Spuren von Salzen. Im weiteren Verlauf der Dialyse
wird die Reaction neutral, die Eiweisslösung ist frei von löslichen
Salzen und hinterlässt beim Verbrennen nur Erdpbosphate. Unter-
wirft man eine angesäuerte Lösung der Dialyse, so bleibt sie noch
eine Zeit lang gerinnungsfähig, wenn auch schon alle Salze aus ihr
entfernt sind, und zwar so lange, bis auch die letzte Spur Säure
ausgetreten ist. Die Menge der im Eiweiss noch enthaltenen Erd-
pbosphate nimmt mit der Dauer der Dialyse fortdauernd ab und
zwar nicht nur absolut, sondern auch relativ zur Menge des Eiweiss
— bis auf 0,194 pCt. des Eiweiss. Der gelöste Zustand des Eiweiss
bängt also weder von dem Alkaligehalt noch von dem Gehalt an
Erdphosphateu ab — das Eiweiss ist vielmehr ein an sich
in Wasser löslicher Körper. Die Erdphosphate treten iu das
Diffusat über in Verbindung mit einem stickstoffhaltigen organischen
Körper und bleiben nach Entfernung des ins Diffusat übergegangenen
Eiweiss in Lösung.
2) Milch. Den früheren Mittheilungen des Vf. über diesen Ge-
genstand wird hier noch hinzugefügt, dass die Säuerung der Milch-
diffusate auch bei Verwendung von alaunfreiem Papier eintritt, also
nicht von der Gegenwart dieses abhängt, in manchen Fällen aber
überhaupt ausbleibt. Ein gewisser Antbeil der Diffusatc unterliegt
der Säuerung überhaupt nicht: sammelt man nämlich nach Entfer-
nung aller löslichen Salze und des Milchzuckers die nun erhaltenen
Diffusatc gesondert, so erhält man eine Flüssigkeit, welche neben
Erdpbosphaten nur noch gewisse organische Substanzen enthält uud
keine Neigung zum Sauerwerden zeigt. Ebenso wie das Albumin
tritt auch das Casein zum Theil durch das Papier hindurch. Sehr
eigenthümiieh verhält sich die durch Dialyse gereinigte Milch zu
Lab. Anfangs nämlich steigt die Gerinnungsfähigkeit der Milch
durch Lab, d. h. die Gerinnung tritt bei niedrigerer Temperatur ein
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Ewald, Zucker im Hinte einer gemindert Menschen.
und zwar ist die Ursache dieser Erscheinung die Entfernung der
Alkalisalze, welche der Gerinnung entgegenwirkeu — bei weiterem
Fortgang der Dialyse dagegen wird die Milch ganz unfähig, durch
Lab zu gerinnen — es muss also durch Dialyse ein Körper aus-
treten, welcher die Labgerinnung vermittelt. Die Gerinn-
barkeit durch Lab kann wieder hergestellt werden durch Zusatz von
Diffusat zur Milcb, jedoch wirken in dieser Hinsicht nur die Diffusate
von während der Dialyse sauer gewordener Milch: eine spontane
Säuerung des Diffusates reicht hierzu nicht aus.
Zum Schluss wendet sich Vf. gegen Heynsics, welcher den
Mangel der Gerinnbarkeit der SCHMiDTscben Eiweisslösungen auf
ihren Alkaligebalt zurückzuführen gesucht hat. Vf. erwidert da-
gegen, dass HEYN8IDS überhaupt keine ganz salzfreien Lösungen in
Händen gehabt habe und dass vollkommen neutrale Lösungen von
Eiweiss, wenn sie von Salzen frei sind, gleichfalls beim Kochen und
Alcohoizusatz nicht gerinnen. e. äalkowski.
A, Ewald, Nachweis von Zucker im Blute eines gesunden
Menschen durch Reduction, Gährung und Drehung. Beri kitn.
Woehenachr. 1875. No. 61 o. 62*)
Der Nachweis von Zucker im Blute des gesunden Menschen,
bisher nur aus dem Vorhandensein eines reducirenden Körpers ge-
schlossen, wurde mit dem Blute eines durch Ruptur der Arteria
pulmonalis entstandenen und von augenblicklichem Tode gefolgten
Hämothorax geliefert. Es gelang durch Behandlung mit absolutem
Alcohol, Bleizucker u. s. w. nach den üblichen Methoden ein wäss-
riges Extract, welches Reduction, Gährung und Rechtsdrehung zeigte,
darzustellen. Das Blut stammte von einem jungen, gesunden, durch
Quetschung inmitten der Arbeit verletztem Manne. Gleichzeitig wird
gezeigt, dass die Angaben Bouchardat’s, die Zersetzung des Blut-
zuckers kurz nach dem Tode betreffend, nur für höhere Temperaturen
Geltung haben und eine frühere Angabe E.’s, nach welcher der bei
Nitrobenzolvergiftung im Harn auftretende Körper Zucker sei (Cbl.
1873, 819), berichtigt, v. Mebing hatte bei Wiederholung dieser
Versuche zwar das ausgezeichnete Reductionsverraögen, aber nicht
die gährende Eigenschaft der fraglichen Substanz constatiren können
und gefunden, dass dieselbe linksdrehend ist. Hiervon hat sich E.
bei gemeinsamer Prüfung der MEBiNG’schen Angaben überzeugt und
*) Mit Rücksicht auf die Mittheiluug des Herrn v. Mzbino (Cbl. 1876, No. 66)
macht uns Herr Ewald du: auf aufmerksam, dass obige Abhandlung, genau in ihrem
jetzigen Wortlaut, bereits vor 4 Wochen in den Händen der Redaction der Barl,
klin. Wochenschrift gewesen und nur anfällig in 2 Theile gespalten ist. Herrn
v, Mebiho's Mittheiluug giDg der Redactioo erst nach dam Erscheinen des
1. Tbeils zu. D. Red.
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▼. Q*6MiW4LD, SterilitRt geaulilechtskraokur Frauen.
13
glaubt fr über durch eine in Verbindung mit den alkalischen Salzen
des Harns aus sich selbst gährendo Hefe getäuscht worden zu 3ain.
Durch genaue Prüfung des Curare-, Piquure-, Aroylnitrit- und Milch-
säure-Diabetes wurde das Auftreten von Zucker bei diesen Formen
aaf’s Neue sicher gestellt. Senator.
0. v. Grüne wald, Veber die Sterilität Geschlechtskranker
Frauen. Arch. f. Gynäk. VIII. S. 414.
Die Behinderung der Conception, der Vereinigung von Sperma
und Ovulum spielt unter den Ursachen der Sterilität eine sehr unter-
geordnete Rolle. Angesichts der rechtwinkligen Stellung von Uterus
und Vagina zu einander, der grossen Hindernisse, welche der Fort-
bewegung der Sperinatozoen in den Genitalien vieler sehr frucht-
barer Thiere, entgegenzustehen scheinen, kann die Vereinigung des
Spermas mit dem Ei nur durch selbstständige Locomotion der Sper-
matozoon bewerkstelligt gedacht werden. Darum aber giebt es für
den Eintritt des Sperma absolut kein mechanisches Hinder-
niss ausser wirklichen Atresien. Fast ausschliesslich sieht G.
deshalb die Ursachen der Sterilität in der durch Krankheit seiner
Gewebe herbeigeführten Unfähigkeit des Uterus, die Bebrütung des
befruchteten Eies zu Ende zu führen. Diese Ansicht wird unter
Berücksichtigung der verschiedenen Krankheitsformen in klarer,
überzeugender Weise durchgeführt. Unter 900 geschlechtsreifen, in
ehelichem Verkehr lebenden uterinkranken Frauen waren 50 steril,
und in über 50 pCt bestand die Krankheit in entzündlichen Affec-
tionen. Bekanntlich wird die Schwangerschaft auch durch andere
acute Erkrankungen oft unterbrochen, ja es ist sogar wahrscheinlich,
dass solche sowohl, als auch chronische Aligeineinerkrankuugen
schon auf die Entwickelungsfähigkeit des Eies störend eiuwirken
können.
Bei der Endometritis ist der Cervix meist weiter als ge-
wöhnlich, die Menstruation nicht gestört, das Secret für die Sperraa-
tozoen ebensowenig gefährlich, wie z. B. bei Carcinoma uteri; aber
die Krankheit führt doch zur Sterilität, sobald der grösste Theil der
Mucosa (des Corpus uteri) ergriffen ist, und sicher dann, wenn
schliesslich das Bindegewebe zerstört und in ein dünnes Biudege-
webslager verwandelt ist. Die oft bei Schwangeren gefundenen,
schon aus der Zeit vor der Conception stammenden katarrhalischen
Geschwüre beweisen, dass das Secret die Spurmatozoen nicht
tödtefe.
Die Mesometritis hindert die Bebrütung je nach dem
Maasse ihrer Ausbreitung mehr oder weniger, während die Secretion
hier unbedeutend ist, und eine mechanische Behinderung nicht
existirt Am häufigsten ist sie die Folge von Entbindungen, und
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v. GaüüRWAt.D, Sterilität geeohlechtakraoker Frauen.
daher erklärt es sich, dass viele der hieran leidenden Frauen schon
nach einer Gravidität steril geworden sind. Während von den durch
Endometritis steril gewordenen 8,4 pCt. geheilt wurden, concipirten
von den mit chronischer Metritis behafteten nur 3,1 pCt.
Para- und Perimetritis, die häufigen Complicationen Anderer
Entzündungsformen konnten bei 10 pCt. aller sterilen Frauen als
alleinige Ursache angesehen werden. Auch siejwirken störend auf
die Ernährung der Gewebe und auf die Lagerung der Organe. Sie
beginneu oft schon in den ersten Wochen der Ehe und machen oft
Reeidive. Der Sitz des Exsudats ist wahrscheinlich von grösserem
Einfluss als die Grösse. Dass selbst nach langem Bestehen der-
selben und nach langer Sterilität wieder regelmässige Schwanger-
schaft eintreten kann, erklärt sich vielleicht durch allmähliche Ent-
wickelung eines collateralen Kreislaufs.
Stenose des äusseren Muttermundes bestehen niemals genuin-
idiopathisch, sondern 6ind ebenso wie die unregelmässigen Gestal-
tungen der Port. vag. (konische Form) Folgen früherer Entzündungen
(Bindegewebshyperplasie, Endometritis mit Conglutinationen, Lagever-
ändernngen), und nur diese letzteren bewirken die so oft dabei be-
stehende Unfruchtbarkeit. Die Spaltung heilt die Ernährungssörung,
und damit (aber selten) auch die Sterilität.
Malformationen des Cervix entwickeln sich immer durch
katarrhalische oder Entzündungsvorgänge.
In Betreff der Schädlichkeit der Flexionen steht Vf. auf
Scanzoni's Standpunkt. Die Sonde dringt fast immer ohne Gewalt
über die Knickungsstelle, und darum ist anzunehmen, dass der Weg
den Spermatozoen auch nicht versperrt ist. Conception ist darum
hierbei nichts Seltenes. Die orthopädische Behandlung kann anfäng-
lich die Ernährungsstörung heben, liefert aber selten ein gutes Re-
sultat. Intrauterinstifte führen bei langem Liegen wohl sicher zu
Endometritis und Verödung der Schleimhaut.
Neubildungen bindern nicht, so lange sie local beschränkt
sind und die Schleimhaut nicht besonders in Mitleidenschaft gezogen
haben. Da sie letzteres bei langem Bestehn aber immer thun, und
ihre Entfernung meist erst nach langem Bestehn vorgenommen wird,
so tritt nach derselben Schwangerschaft fast niemals ein.
Da alle diese Erkrankungen danu am störendsten eiuwirken
müssen, wenn an die Uterinschleimhaut die grössten Ansprüche für
die Anheftung und Ernährung des befruchteten Eies gemacht werden,
also im 3. — 4. Monat, so ist es erklärlich, dass um diese Zeit die
meisten Aborte eintreten, dass aber auch der Abort so leicht ein
habitueller wird. v. Haselberg.
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Mabkwort i HfjrxKK. Prtco. Chkrvrr.
15
E. Markwort & 6. Hüfner, lieber ungeformte Fermente und
ihre Wirkungen. Yierte Abhandlung, lieber den Einfluss
der Zeit u. s. w. auf die Menge des von Emulsin zersetzten
Amygdalin. Joiiro. f. pr. Cb. n. v. xi. 194—209.
Die Menge des bei der Einwirkung von Emulsin nnf Amygdalin entstehenden
Zucker» bildet eitlen bequemen Maassstab für die Intensität des Processes. Die Vff.
haben mit Benutzung desselben den Einfluss verschiedener Momente auf diesen
Fermenlationsvorgaug festgestellt. Die Intensität des Processes wächst darnach
proportional der Zeit und der Temperatur bis etwa 50 — 51°, nimmt dann wieder ab.
Dies« Abnahme hängt von der Einwirkung der Temperatur auf die Fermentlösung
selbst ab. Wird diese — die Emulsinlüsung — vor der Mischuug mit dem Amyg-
dalin einige Zeit auf 60° erwärmt, so bleibt nie noch wirksam; sie nimmt ab, wenn
die Erwärmung bis 70° steigt, wird bei 90° vernichtet. Mit zunehraeuder Concen-
tration der Lösnng des Emulsin steigt die Grösse des Umsatzes, ebenso mit wacb-
sender Concentration der Amygdalinlösung, jedoch nimmt dieselbe ab, wenn die
Concentration mehr wie G pCt. beträgt. Bei der Einwirknng von Diastase auf
Amylnm beschränkt nach älteren Versuchen von Schwarzer auch ein zu grosser
Zusatz von Diastase die Zuckerbildung. (Dem Kef. scheinen die mitgetheillen Ver-
suche alle an dem priucipiellen Fehler zu leiden, dass die angewendeten Mengen
▼iel zu klein siud. Die zu Schlüssen benutzten Zahlen liegen entweder noch in
den Fehlergrenzen oder so nahe derselben, dass sie mit einer grossen Unsicherheit
behaftet sind). E. SalkowikL
Pflug, Struma congenita. Deutcbo Zeitsehr. f. Thieriuedic. I. S. 349.
Wie beim Menschen, so kommt anch bei Tbiereo, besonders Schafen und
Ziegen, congenitaler Kropf vor, seltener hereditär, häufiger enzootisch; derselbe ist
meistens ein adenomatöser und die Neubildung von Drüseubläsclieu und -Läppchen
gebt in der Weise vor sich, dass von der Wjuid vorhandener Follikel kleiue mit
Epithel bekleidetete Zapfen in das Lumen hiueinwachsen, welche sich später ver-
ästeln und grosse banmformige Papillen bilden können. Indem nun die Aeste der-
selben untereinander oder mit der Follikel wand verwachsen, werden neue Drüseu-
bläscben gebildet, deren Lumen anfänglich noch mit demjenigen des ursprünglichen
Bläschens zusammenhängt, sich aber später gänzlich at^fchliesst, wobei die es er-
füllende Colloidmasse mit abgeschnürt wird. Durch ueue Secrction von Colloid-
raasse wird das Bläschen immer grösser und es kanu nun von seiner Wandung aus
wiederum die Bildung von papillöseu Wucherungen und dio Abschnürung neuer
Bläschen n. s. w. entstehen. Vf. meint, dass auch die sogen, eingesenkten Drüsen-
gewebskröpfe (Struma cystica pareucbymatosa) nach Obigem in der Weise zu er-
klären seien, dass die die Cyste Ansfüllende Drüsenmasse eine solche papillöse
Wucherung darstelle. Orth.
D. W. Cheever, Dislocatiou of tke astragalus. Boston med. and
surg. Jonrn. 1875. 26. Aug.
Durch einen Fall aus 12 Fuss Höhe, wobei der linke Fuss auf einen Ziegelsteiu
auftrat, erlitt ein Zimmerraaun eine Fractur des Halses des Astragalns mit Luxation des
Körpers nach innen und unten. Trotz der Durchschiieidung aller gespannten
Sahnen erwies sich die Reposition als unmöglich. Mau entschloss sich daher zu
einem exspectativen Verhalten nnd nachdem das am meisten gespannte Hautstück
sich brandig abgestossen batte, erfolgte die Heilung in der Weise, dass Pat. nach
& Monaten an einem Stock gehen konnte. — Ans diesem Falle und der Durch-
sicht der einschlägigen Literatur zieht Vf den Schluss, dass Abwarten bei ähn-
lichen Verletzungen stets der sofortigen Exstirpation des Astragalus vorzuziehen
•ei. E. Küster.
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16
Duraia. Dktl. Ott o.
Desprfes, Contnsion profonde de talon par contpression. L’Uuion
mdd. 1875. No. 73.
Bei Leoteo, welche durch ihren Beruf gezwungen sind, viel zu gehen, noch
mehr bei denen, welche lenge hinter einander stehen mfissan, findet sich oft ein
8chmerz in dem einen oder anderen Hacken, je nachdem sieb die ermüdeten
Menschen mehr auf dem einen oder anderen Kusse stützen. Kuhn, Tragen einer
Kantschuksoble, am besten Aenderung des Berufs, führt au baldiger Heilung. Vf.
beobachtete die Affection bei mehreren Polizisten (Qardiens de la paix). Nicht
die Haut oder das Periost, sondern vorwiegend das subentaue Fettpolster des
Hackens soll nach Vf. durch den dauernden Druck leiden. Bernhardt.
J. Dietl, Experimentelle Studien über die Ausscheidung des
Eisens. Wien. Sitzungsber. LXXl. 1876. III. Mai.
Zu dem Versuch diente ein etwa 6,6 Kilo aebwerer Hund, der eine möglichst
eiaenarme Nahrung erhielt — sie ganz eisenfrei zu machen gelang nicht. — In
27 Tagen nahm das Thier ein 39,6 mgm. Eisen und gab ab 89,8 mgm., so dass es
in dieser Zeit 60,3 mgm. Eisen von seinem Eisenvorratb einbttsste. Die Ausschei-
dung vertheilt« sieb in der ganzen Zeit ziemlich gleichmassig anf die einzelnen
Tage; im Durchschnitt betrag sie pro Tag 3,326 mgm. gegenüber einer Einnahme
vou 1,462 mgm. Der Harn enthielt nur Sparen von Eisen, etwa 1 .76 mgm. auf
den Liter, täglich wurde eia Wenig über 100 ocm. Harn entleer); .die Hauptmenge
des Eisens wurde mit dem Koth ausgesebieden, der durchschnittlich 0,06 pCt- Eisen
enthielt. Als Quelle des Eisens in den Excreten ist offenbar die eisenreiche Gelle
anzusehen, die diesen Stoff wiederum aus dem Blut bezieht. In dem vorliegenden
Versnch entspricht der tägliche Eisenverluat 0,444 gm. Hämoglobin, so dass eiue
längere Fortsetzung des Versuchs voraussichtlich ein sehr erhebliches Deficit au
Blutfarbstoff ergeben hätte.
Nach der erwähnten Versacbsperiode wurden dem Thier an 2 Tagen eine
sehr eiseureiche Kost in Form eines Eisenalbnminats gereicht. Der eisenarme flnnd
schied aber das überschüssige Eisen völlig wieder aus, ohne den erlittenen Verlast
zu decken. In der entsprechenden btägigen Versuchsperiode hatte er empfangen
116 mgm. Eisen und abgegeben 114.6 mgm. Schiffer.
A. Otto, Ueber die physiologische Wirkung des Digitalin.
Deutsch. Arch. f. klin. Med. XVI. 8. 140.
Nach den Beobachtungen O.'s ist das Digitalin ein in hohem Grade Fieber
erregendes Mittel. 0,002 gm. subcutan iujicirt, bewirkten bei Epileptikern aber
auch bei Gesunden nach mebrereu (4—6) Stunden eiueu Frostanfall und eiu Stei-
gerung der Temperatur bis auf 40° C. und darüber, ln gleichem Maasse stieg die
Pulsfrequenz. Die Papillen erweiterten sich und blieben in diesem Zustand bis
zum beginnenden Abfall der Temperatur. Dagegen sank die Menge und das epe-
cifische Gewicht des Harns unter die Norm. Innerhalb 10 Stunden etwa erreichte,
der Anfall seine Höhe, worauf ein ungefähr ebenso langes 8tadium der Defer-
vescenz folgte, wobei die Temperatur häufig einen subnormalen Stand erreichte.
Auch bei Darreichung von 0,006 gm. per os trat derselbe Effect ein. Das Prä-
parat war von Mkkck. — Bezüglich der theoretischen Schlussfolgerungen ans
diesen merkwürdigen Thatsacben wird auf das Original verwiesen. Schiffer.
Einsendungen Ihr das Oentralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N J Krananlekatraaae *4, und Profeseor Boaanthal, Erlangen, oder (unter Belscblnse) an
die Vertagabnodlung, Berlin (N.-WJ. unter den Linden 68, adreulren.
Verlag von Augnat Htracbwald ln Berlin. — Druck von H. S. Hermann ln Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
1—1 Bogen ; am Sch 1dm«
Je» Jahrgang! Titel, Na-
men- und Sachregister.
Centralblatt
flir die
Preis des Jahrgänge«
20 Mark; su beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen and Postens tnltcu.
medicinischen Wissenschaften.
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, uQd Dr. H. Senator,
Professor ln Erlangen. Professor in Berlin.
1876. S. Januar. No. 2.
Inhalt! Webkh-Libl, Function der Membran de. runden Fenster. (Orig.
Mitth.). — Meter , Nieren der Flnssneanaogeo (Orig.-Mitth.). —
BsiDBitH.iR, enr Kenntnis, des Pancreas. — Skboeb & N'owack, Aus-
scheidung von Stickstoff. — Ahltkld, angeborener Sacraltnmor mit spontanen
Bewegungen. — Feltz h Bitteb, Verschloss des Dnctna cboledochua. —
Wusati, Loftgeschwulst über dem Warxenfortsatz. — Mab.gli.ro, dicroter
uod polycroter Puls — Qaybt, merkwürdige tiirnerkraukung. — Qoibobt, bös-
artige galopirende Syphilia. — C olli so wo bt h , ßetro-uteriu-8obwangoracbaft. —
Obbbb, Bildung der Cicatricola. — Neckar», Hämatoblasten, — Pocchst»
Einfluss des Augeu Verschlusses auf das Sehvermögen. — Hkhuann (Stesqkb),
rar Kenntniss des Hämoglobins. — Rctskbebg, Anlegung einer weiblichen Harn-
röhre. — Plese, Behandlung der Amblyopie. — Blyth, infectiöse Lungen-
entzflndung. — Pierbbt & Tboisibb, progressive Mnskelatropbie. — Kahles,
Verhalten der Milch bei der Scbmiercnr. —
Anzeige, betreffend den internationalen tned Congress in Philadelphia. —
Druckfehler.
Zur Function der Membran des runden Fensters (Membrana
tympaui secundaria).
Von Dr. Weber-Llel, Docent f. Ohrenheilk. in Berlin.
(Ans dem pbysiealiseben Laboratorium der Universität.)
Es ist durch Burnett’s Experimente (vor einigen Jahren unter
der Leitung von Geh.-Rath Helmboltz im pbys. Laboratorium unter-
nommen) gezeigt worden und meine Control- Versuche haben es be-
stätigt, dass bei Schallzuleitung durch den äusseren Gehürgang die
hierbei bewirkten Excursionen der Gehörknöchelchen durch die
Labyrinthflüssigkeit auf die Membran des runden Fensters über-
tragen werden.
Es besteht aber noch Verschiedenheit der Meinungen darüber,
ob die Membraua tyrup. secundaria auch direct bei der Ueberleitung
der Schallwellen vom Trommelfell auf’s Labyrinth betbeiligt sei. Die
Experimente, welche s. Z. Job. Müllek zur Entscheidung dieser
Frage am Phantom (MüLLEB’sche Flasche) anstellte, schienen dieselbe
zu bejahen, während die von Schmiedekam unter Hknsen’s Leitung
XIV. Jahrgang. 2
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18
Wkbib-Lki-, Function der Membran de« runden Fensters.
nach ähnlicher Methode unternommenen Versuche in verneinendem
Sinne ausfielen.
Ich hatte vor einiger Zeit Gelegenheit das rechtsseitige Gehör-
organ einer Frau zu untersuchen, die linkerseits ganz taub gewesen
war, rechterseits aber noch die lauten , ihr in’s Ohr gesprochenen
Worte hatte verstehen können. Die Section wies u. A. vollständige
Synostose des stapos im ovalen Fenster nach, das ruude Fenster und
die Membra desselben zeigte keine Anomalien. Wie geschah hier
die Ueberleitung der Schallschwingungen auf das Labyrinth? Poutzek
nahm für solche Fälle an, dass die Schallwellen durch die Kopf-
knochen zum Labyrinth gelangen, und dass die auf die Labyrinth-
flüssigkeit übertragene Bewegung am runden Fenster einen Ausweg
finde. Von anderer Seite wurde die Annahme geltend gemacht, dass
für das Sprachverständniss, d. h. für in der Luft fortschreitende und
auf die Kopfknochen übergehende Schallwellen die Membran des
runden Fensters nothwendig sei. VOLTOLINI sprach sich dahin aus,
dass bei Synostose der Steigbügelsvorhofs-Verbindung die Schall-
wellen durch das Trommelfell auf die Luft der Trommelhöhle und
von dieser auf die Membrana tympani secundaria übertragen
würden.
Versuche an Ohrpräparaten zur sicheren Beantwortung dieser
Streit-Frage sind noch nicht gemacht. Ich führte dieselben aus an 9
frischen Ohrpräparaten; wovon 7 menchlichen Leichen, eiues dem Kalb
und eines vom Pferde entnommen waren. Die Experimente wurden
in der Weise angestellt, dass ich zunächst an dem jedesmaligen
Präparat den Boden der Paukenhöhle und soviel der hinteren Wand
von den Mastoldalzellen her entfernte, um die Membran in der Tiefe
des runden Fensters frei übersehen zu können. Als Tonquellen
dienten theils Orgelpfeifen, theils die menschliche Stimme. Die
Pfeifen waren an ihrem oberen offenen Ende mit einer in der Mitte
durchbohrten Platte gedeckt, in welche eine kurze Glasröhre endete.
Diese letztere verband ich durch einen Gummischlauch von 8 cm.
Weite mit einer in den äusseren Gehörgang des Präparates einge-
kitteten, gleich weiten Glasröhre. Die Pfeifen wurden durch einen
mit Windkasten versehenen Blasebalg zum Tönen gebracht. Der
Grundton der Pfeiffen hatte c. 180, 210 und 540 Schwingungen i. d
Sec. Das Präparat wurde fest in ein Stativ eingeschraubt und ge-
stützt in verschiedenen Lagen gebracht, so dass mit dem Microscop
(Lin. Vergrösserung 40) die Fenstermembran unter verschiedenen
Winkeln leicht zu beobachten war, während ich durch eine Linse
das Licht einer Petroleumlampe auf dasselbe concentrirte. Diente
die Stimme als Tonquelle, so wurde das mit einem weiten Ansatz-
stück versehene Ansatzstück des Gummiscblauches an den Mund ge-
setzt. Traten nun Schwingungen ein, so mussten die das Licht stark
brechenden Amylumkörnchen, womit die interessirenden Theile des
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Wcsig-Llst., Function der Membran dee runden Fenster« .
19
Präparates leicht bestäubt waren, oder die kleinen Lichtreflexe der
feuchten Membran Excursionen zeigen, deren Weite und Richtung
durch eine im Microscop angebrachtes Micrometer bestimmt werden
konnte.
Es ergab sich nun bei der Beobachtung zuvörderst die Rich-
tigkeit der erwäimten von BUßNETT gewonnenen Resultate.
1) Wenn man jetzt das Ambos-Steigbügel-Gelenk trennte, den
Ambos etwas seitlich dislocirte und danach die Paukenhöhle an ihrer
offen gelegten Seite durch ein eingekittetes Deckgläschen fest schloss,
während die Tuba E. nur eben wie angelehnt offen gehalten wurde
— und nun die microscopische Beobachtung der Fenster-Membran
durch das Deckgläschen hindurch geschah, so zeigte sich fa6t aus-
nahmslos, dass auch unter dieseu Umständen während des Antönens
der Pfeifen oder während des Singens tieferer Töne die Amylum-
körnchen oder die Licbtreflexe der Membran Excursionen machten,
die kaum geringer ausfielen (1H:2) als vor der Trennung des
Ambossteigbügel-Gelenkes; diese Excursionen konnten aber nur an
gewissen Stellen der Membrana tymp. secundaria wahrgenommen
werden. Sie blieben aus, wenn die Paukenhöhle wieder geöffnet
worden war. Am Steigbügelköpfchen und Schenkel waren nur
in 2 Fällen gleicher Zeit die Andeutung einer Bewegung zu
sehen.
2) Verdünnte oder verdichtete man an denselben Präparaten
mit geschlossener Paukenhöhle und getrenntem Ambos-Steigbügel-
Gelenk die Luft der Paukenhöhle per Tubam nur schwächer, so
bemerkte man keiue Veränderung in der Weite und Richtung der
Excursionen; dieselben blieben aber aus bei so zunehmender Luft-
verdichtung eher bei den hohen als bei den tiefen Tönen.
3) An einer Reihe der Präparate wurde, um die Ueberleitung
der Schallwellen vom ovalen Fenster her auf die Membrana tympani
secundaria ganz auszuschliessen, das Labyrinth geöffnet und der
Vorbof von der hinteren Seite biosgelegt. Wenn jetzt die Labyrinth-
flüssigkeit ausgelaufen war, konnte während der vom Trommelfell
her zugeleiteten Schallschwingungen keine Excursion an der Fenster-
Membran mehr wahrgenommen werden. Es musste dieser negative
Befund aber auf den von Seiten der Labyrinthflüssigkeit verloren
gegangenen Druck bezogen werden. Deun wenn man die Schnecke
von der Tubenseite her queer durchsägte, ein entsprechend dünnes
Glasröhrchen in die queer durchschnittene Scala tympani einsetzte,
letztere dann wie das Glasröhrchen in verschiedener Höhe mit
Wasser füllte, wodurch wieder ein gewisser Druck auf die Labyrintb-
seite der Membran ausgeübt wurde und wenn man nun die Pauken-
höhle wieder schloss, so traten beim Tönen der Pfeifen oder beim
Singen die Excursionen sofort wieder in Erscheinung.
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20
Mktbb, Nieren der Flnssneunaugen.
4) Wurde bei einigen Präparaten eine Glasröhre dem Sehläfe-
bein aufgekittet und leitete inan durch diese (bei unverletztem Laby-
rinth) mittelst eines Cautschukschlauches die Scballschwingungen
den Kopfknochen zu, so waren ebensowenig bei offener wie bei
geschlossener Paukenhöhle irgend welche Excursionen wahrzu-
nehmen.
Der Ausfall dieser Untersuchungen*) beweist, dass die Membran
des runden Fensters auch vom Trommelfelle her durch die Luft-
leitung der Paukenhöhle in Schwingungen versetzt wird.
Ueber die Nieren der Flussneunaugen (Petromyzon fluviatilis).
Von Fritz Meyer io Leipeig.
Ueber die Nieren der Flussneunaugen liegen, meines Wissens,
abgesehen von kleinen Bemerkungen, keine histologischen Unter-
suchungen vor, obgleich dieselben für die vergleichende Anatomie
und Entwickelungsgeschichte von der höchsten Bedeutung sind. Es
sei mir gestattet hier kurz die wichtigsten Thatsachen zu veröffent-
lichen. Ich werde an anderer Stelle näher auf die vergleichende
Betrachtung eingehen und die nöthigen Zeichnungen beifügen.
Bei den Neunaugen hat jede der beiden Nieren nur
einen ungefähr 9 cm. langen Glomerulus. — Von der Aorta
descendes treten auf die ventrale Seite der ungefähr 9—10 cm.
langen Niere in unregelmässigen Abständen von 3 — 6 mm. einzelne
Gefässe, welche, nachdem sich dieselben entweder nicht, oder in
2 — 4 Aeste getheilt haben, auf der Mitte der ventralen Seite der
Niere wieder zu einem Gefäss vereinigen. Dieses verläuft vom
vorderen bis zum hinteren Ende der Niere, dieser zwar eingesenkt
aber nicht auf seiner ventralen Seite von Nierenparenchym bedeckt.
Dieses auf der ventralen Seite der Niere verlaufende Gefäss sendet
nach den Seiten und nach dem Rücken zu zahlreiche kleinere Go-
fässe, welche ein Wundernetz bilden und ca. 0,25 mm. nach den
angegebenen Richtungen Vordringen. Dieses Wundernetz bildet den
Glomerulus. Wir finden auf jeder Niere also nur einen 9 cm. langen
und 0,25 mm. breiten und tiefen Glomerulus, dessen Kapsel nur auf
beiden Seiten und dorsalwärts vom Nierenparenchym begrenzt, auf
der ventralen Seite dagegen nur vom Bauchfell bedeckt wird. Den
Gefässen des Glomerulus ist eine Endothelschicht aufgelagert, auch
die Kapsel ist innen mit einer solchen ausgekleidet.
Von der Kapsel nehmen nach den Seiten und nach dem Rücken
zu die Harnkanälchen ihren Anfang. Auf jedem Querschnitt sieht
*) Anm. Ad dieser Stelle siod nur die allgemeinen Daten gegeben; ausführ-
lichere Mittheilungen euch über anderweitige Untersachnngen über das Verbalten
der Membrana tymp secundaria folgen an anderer Stelle.
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HMDsmum, tur Ronutniis des Pancreas.
21
man 3 — 5. Die Harnkanälchen beginnen mit einer mit Flimmer-
epithel versehenen, trichterförmigen Erweiterung, welche in einen
mit Cylinderepithel ausgestatteten gewundenen Canal übergeht. Ueber-
haupt lässt sich der Verlauf der Harnkanälchen in ähnlicher Weise
constatiren, wie wir denselben bei den höheren Wirbelthieren finden, .
doch ist die Ausbildung der einzelnen Abtbeilungen je nach dem
Ursprung in der Kapsel eine verschiedene. Diejenigen Harnkanäl-
chen, welche an der medialen Seite der Kapsel entspringen, bilden
lange HENLE'scbe Schleifen, welche sich fast über die ganze dorsale
Seite der Niere erstrecken, so dass hier eine Schleife neben der
anderen liegt; dagegen finden |wir die Schleifen bei den Harn-
kanälchen, welche auf der dorsalen und lateralen Seite der Kapsel
entspringen, bedeutend kürzer, so dass es oft schwer wird, sich von
der Existenz derselben zu überzeugen, immerhin sind dieselben aber
naebzuweisen. Vor der Ausmündung in den Harnleiter findet eine
Vereinigung mehrerer Kanäle zu Sammelröhren Statt; diese münden
jedoch nicht direct in den Harnleiter, sondern machen erst wieder
eine kurze Biegung nach rückwärts uro jetzt erst in den Harn-
leiter einzumünden. Der Letztere verläuft auf einer Abflachung des
äusseren ventralen Randes der Niere.
Bei Petromyzon Planen fand ich keine abweichenden Ver-
hältnisse.
Für die Phylogenie ist es wichtig, das die Olomeruli der
Selachier sich leicht auf den Qlomerulus der Cyclostomen zurück-
fuhren lassen.
Wahrscheinlich ist es, dass die in die Bauchhöhle mündenden
Trichter der Atnphibieoniere und der Vomiere der Cyclostonen
homologe Bildungen der aus der Bowman’schen Kapsel entspringen-
den Harnkanälchen der Urnieren sind.
B. Heidenhain, Beiträge zur Kenntnis« des Pancreas. Pflöge»’«
Areb. X. 687-682.
H. konnte an den Zellen des Pancreas folgende sich ausein-
ander entwickelnde Zustände in den verschiedenen Verdauungsstadien
betrachten: 1. Hungerzustand. Die körnige Innenzone nimmt den
grösseren, die homogene Aussenzone den kleineren Theil der Zellen
ein. 2. Erste Verdauungsperiode, innerhalb deren die lebhafteste
Absonderung stattfindet. Verkleinerung der gesummten Zellen durch
Verbrauch der körnigen Innenzone, daneben Ansatz neuen Materials
an die Aussenzone, so dass diese sich vergrössert. 3. Zweite Ver-
dauungsperiode, während deren die Absonderung sinkt und zum
Stillstände gelangt. Neubildung der körnigen Innenzone auf Kosten
der homogenen Aussenzone, äusserste Verkleinerung der letzteren,
Vergrös8erung der gesammten Zellen. 4. Bei längerem Hungern all-
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22
Seigin A Nowak, Ausarbeidung von .Stickstoff,
mähliche Zunahme der letzteren bis zu der ursprünglichen Ausdehnung,
dabei geringe Verkleinerung der Innenzone. — An den Zellen findet
also während ihrer physiologischen Tbätigkeit ein fortwährender
Wandel statt. Stoffverbrauch innen , Stoffansatz aussen. Innen Um-
wandlung der Körnchen in Secretbestandtheile, aussen Verwendung
des Ernährungsmaterials zur Bildung der homogenen Substanz, die
sich ihrerseits wieder in körnige Masse umsetzt. Das Gesammtbiid
der Zelle hängt von der relativen Geschwindigkeit ab, mit der sieb
diese Processe vollziehen. In der ersten Veränderungsperiode findet
schneller Verbrauch innen und schneller Ansatz aussen statt; in der
zweiten Periode vollzieht sich die lebhafteste Veränderung an der
Grenze der Innen- und Aussenzone, indem die Substanz der letzteren
sich in die der ersteren umwandelt. Während des Hungerzustandes
ist der Verbrauch ein minimaler, der Ansatz ein ebenfalls langsamer,
er macht sich aber doch in der sichtbaren Verbreitung der fast ganz
geschwundenen Aussenzone merklich geltend. Diesen histologischen
Veränderungen entsprechend , ergab sich aus den chemischen und
vivisectorischen Resultaten H.’s, dass in der lebenden Drüsenzelle
zunächst nicht fertiges Pancreatin (Eiweissferment des Pancreas),
sondern nur ein eigenthümlicher Mutterkörper desselben vorräthig
ist, und unter gewissen Bedingungen Pancreatin frei werden lässt.
Dieser Mutterkörper, von H. Zymogen genannt, stellt wahrscheinlich
eine Verbindung des Pancreatins mit einem Albuminate dar. Mit
reichlicher Absonderung der Drüse sinkt ihr Zymogengehalt, um
sich während der Ruhe des Organs wieder zu regeneriren. Dieser
Regenerations-Process tritt an einer Drüse mit permanenter Fistel,
sobald die Secretiou continuirlich geworden ist, nicht mehr in ge-
nügendem Masse ein.
Ferner liess sich zeigen, dass von dem verlängerten Marke aus,
die Wasserabsonderung der Drüse beeinflusst werden kann, auch
wurde es durch H.’s Versuche im höchsten Grade wahrscheinlich,
dass die Ausscheidung der festen Bestandtbeile der Drüsenzelle und
die des Wassers nicht Hand in Hand geben, sondern jede für sich
unter directem Nerveueinflusse stehen. Die Bildung des Pancreatins
ist mit complicirten Umsetzungen in der absondernden Zelle ver-
bunden, bei weichen die Entwickelung freier Säure eine Rolle spielt.
Löwe.
J. Seegen & J. Nowak, Versuche über die Ausscheidung von
Stickstoff ans den im Körper umgesetzten Eiweissstoffen.
SiUuogsber. d. Wien. Akad. d. Wiseeuscb. 1875. LXXI. 3. Abtb.
Die Vff. haben anknüpfend an die Arbeiten von ReGNAüLT und
Reiset die Exhalationsproducte auf das Vorhandensein von Stickstoff
geprüft und zwar mit einem besonderen im Original beschriebenen
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Skkokn 4 Nowak, Ausscheidung von Stickstoff. 23
Apparat. Die Versuche wurden angestellt au Hunden, an einer
KaUe und an einem Hahn.
Die Versuche 2 und 3 an noch im Wachsen begriffenen Hunden
angeateilt gaben keine uder nur eine minimale Vermehrung der
Stickstoffausscheidung, ln dem Versuch I mit einem ausgewachsenen
Hunde war der ätickstoffgehalt in dem Aufenthaitsraum des Tbieres
von 79,1 pCt. auf 80 gestiegen und in dem Versuche 4, gleichfalls
mit einem ausgewachsenen Hunde angestellt, war der Stickstoffgehalt
ron 79,2 auf 84,6 pCt. gestiegen, ln dem letztgenannten Versuche war
das Thier zu Ende des Versuches sehr unwohl und atbmete nicht
normal.
Der Versuch 5 mit einer ausgewachsenen Katze dauerte
tO Stunden. Der Stickstoff im Apparate war von 78,6 auf 82,3 pCt.
gestiegen. Die Versuche 6, 7 und 8 Bind mit einem 1200 gm.
schweren Hahne angestellt, ln Versuch 6, welcher 24 Stunden
dauerte, stieg der Stickstoffgehalt von 79,1 auf 80,2. In Versuch 7,
welcher 30 Stunden dauerte, war der Anfangsstickstoff 79,2, das
Endgas enthielt 82,6 pCt. und im Versuch 8, welcher 40 Stunden
dauerte, enthielt das Anfangsgas 79,2 und das Endgas 82,8 pCt.
Stickstoff.
Wiewohl die Bestimmung der absoluten Grösse der Stickstoff-
ausscheidung zum Verhältnisse der Nahrung u. s. f. weiterer Ver-
suchen Vorbehalten bleibt, versuchen es die Vff. aus einigen der vor-
liegenden Versuche eine annähernde Vorstellung über die Menge
des durch die Exbalation ausgeschiedenen Stickstoffes zu geben.
Die Katze z. B. hatte deu Atmosphärenstickstoff um ein Plus von
3,8 pCt. vermehrt. Die Grösse des Luftraumes, in welchem das
Thier eich befand, betrug ca. 20 Litres, das Stickstoffplus, welches
das Thier aus seinem eigenen Leibe ausgeschieden hatte, war
760 ccm. •= 0,950 gm. Der Hahn hat im Versuch 7 ein Stickstoffplus
von 3,4 pCt. geliefert. Der Luftraum war bei diesem Versuche auf
12 Litres eingeengt, der ausgeschiedene Stickstoff beträgt 408 ccm. =
0,510 gm. Diese Mengen sind mit Rücksicht auf den Umsatz der
kleinen Thiere gewiss nicht unbeträchtlich.
Pkttknkofku batte gegenüber deu Versuchen von Regnault
und Reiset, welche ein gleiches Resultat lieferten, den Einwurf er-
hoben, dass sie es versäumt haben, den wichtigen Controlversuch an-
zustellen, stickstofffreie Körper im Versuchsraume zu verbrennen
und das Eudgas zu analysiren. S. & N. haben dieser Forderung
Rechnung getragen und in ihrem Apparate mehrere Verbrennungs-
versuche mit Alcohol angestellt, ln beiden Versuchen war das Re-
sultat ein negatives, das Endgafc war in seinem ätickstoffgehalt dem
Anfangsgase vollkommen gleich. j. Roientbal.
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24
ABLrsLO, angeborener Sacraltnmor, Kar.rz & Rittes.
Fr. Ahlfeld, Ein zweites Scbliewener Kind; ein neuer Fall
von anabhängigen Bewegungen in einem angeborenen Sacral-
tnmor. Areb. f. Gyn. VIII. 280.
Ein am 8. April 1875 in Gohlis geborenes Mädchen trägt am
Steissende eine Geschwulst, die aus 2 durch eine seichte Einschnü-
rung von einander abgegrenzten Hälften, besteht, einer oberen, von
normaler Haut bedeckten, dereu Inhalt durchscheinend und flüssig
ist, und einer unteren, in weicher man neben gefüllten Cysteuräuroen
barte Tbeile nachweisen kann, ohne jedoch bestimmte, einem zweiten
Fötus angehöreude Glieder zu erkennen. Die Haut des unteren
Tumors ist stark geröthet, mit langen Wollhaaren besetzt; die Pal-
pation weist strangförmige Verbindungen zwischen ihm und dem
Steissbeine nach. Von der Trennungsfurube der beiden Tumoren
gehen bald regelmässig, bald unregelmässig wiederkehrende, häufig
längere Zeit hindurch rhythmische Zuckungen aus, die sich zumeist
in Wellenform in der Oberfläche der beiden Tumoren, namentlich
des unteren, fortsetzen. Doch ist dies nicht das einzige Bewegungs-
centrum, sondern ganz unerwartet, macht bisweilen eine nahegelegene
andere Stelle ebenfalls Zuckungen. Diese Bewegungen sind von
Respiration, von Herzcontraction, Ruhe und Bewegung des Kindes
durchaus unabhängig. Ein Zusammenhang des Tumors mit dem
Rückenmarkskanal scheint nicht zu besteben.
A. hält die Geschwulst für einen verkümmerten Fötus, der
seinen primären Anheftungspunkt an der LuscBKA’schen Steissdrüse
hatte und mit letzterer durch die durchzufühlenden Stränge zusam-
menh≯ seine harten Theile würden also Beckentheilen entsprechen,
eine stark verdünnte umschriebene Stelle der untern Geschwulsthälfte
vielleicht einem After; die stark geröthete Haut würde gleichfalls
dem Parasiten angehören, während die normale, die obere Cyste be-
deckende Haut dem reifen Kinde zukäme.
Betreffs der Bewegungen pflichtet der Vf. der bei dem
Schliewener Kinde von VisCHOW und v. Lakgbnbeck ausgesproche-
nen Vermuthung bei, dass sie von Muskelfasern ausgehen, welche
unter der Oberfläche der Geschwulst gelegen sein müssen und nicht
von einem eingeschlossenen 2. Fötus herrübren. Grswiu.
V. Feltz et H. Ritter, De la ligatore du canal eholldoque et
parallele entre len donnees experimentales et les donnern
ciiuiques. Jouru. de l'anat. etc. 1876. 8. 406.
In Fortsetzung früherer Versuche (Cbl. 1874, 814) unterbanden
die Vtf. den Ductus choledochus und machten Blutuntersuchungen,
deren Ergebnisse in folgender Tabelle zusammengestellt sind.
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Filti k Rittes, Verschluss des Ductus choledocbns.
25
No.
I Lebensdauer
nach d. Unterb.
Fett und Cholesterin
p. Mille.
Gallensäuren.
1.
3V, Tag
1,85
zwischen V1000 — s/iooo
2.
5 „
2,05
über 2 i ooo
3.
10 „
1,40 davon Chol. 0,101
'Aooo
4.
27» „
1|33 „ ii 0,25
7iooo
5.
27* „
1,07 „ „ 0,34
über 3/100o
6.
30 „
0,71 „ „ 0,034
7,000— 4 KXH), Spuren
von Galienfarbstoff
7.
27* „
6,50
über 7l000
8.
2V« »
1,75 „ „ 0,38
Viooo 7,000
9.
8 „
1,90 „ „ 0,50
10/,ooo l7,ooo> Spuren
von Gallenfarbstoff.
Oie Hunde der 7 ersten Versuche waren mit Suppen, die der
3 letzten mit viel Pferdefleisch und Brod gefüttert worden. Zum
Vergleich untersuchten sie das Blut nicht operirter ebenso gefütterter
Hunde und fanden bei der ersten Fütterungsart in 2 Untersuchungen
0,919 und 0,976, bei der zweiten 1,07 p. Mille (die Vff. schreiben
bald pro 1000 bald pro 100 Cholesterin), niemals Gallensäuren.
Die quantitative Bestimmung der letzteren geschah colorimetrisch mti
Hülfe der PETTENKOFEH’schen Probe und einer Gallensäurelösung von
bekanntem Oehalt.
Im Urin war der Gallenfarbstoff stets nachzuweisen , bevor
eine icteriscbe Färbung (der Coujunctiven) eintrat. In der Leber
fand sich körnige Fmtartung der Zellen und Abstossung des Epithels
der Gallengefässe ; die Nieren, Muskelu und das Nervensystem
zeigten keine Veränderungen. Oie Zunahme des Fettes im Blute
ist nach den Vff. höchstwahrscheinlich auf die Einwirkung der Salze
der Galle (Gallensäuren. Ref.) zu schieben.
In den früheren Versuchen mit Einspritzung von Gallenbe-
standtheilen waren die bekannten schweren Zufälle, die Blutergüsse
und nervösen Störungen, die Dünnflüssigkeit des Blutes, die Ab-
nahme seiner rothen und Zunahme seiner weisscn Körperchen und
die verminderte Fähigkeit Sauerstoff aufzunehmen, viel starker aus-
gesprochen, offenbar weil dabei in kurzer Zeit eine grössere Menge
von Gallenbestandtheilen ins Blut kommen, als bei der Unterbindung,
bei welcher allmählich auch eine Abnahme der Gallenbildung ein-
tritt. Aehnlich erklären die Vff. den verschiedenen Verlauf von mit
Gelbsucht einhergehenden Krankheiten aus der verminderten oder
unverminderten oder gar verstärkten Bildung von Galle neben
der Resorption derselben. In letzterem Fall, der unter Anderem
z. B. bei Metallvergiftungen stattbaben soll, treteu die Erscheinungen
des Icterus gravis auf. Senator.
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26
WaaKnia, Loftguchwnl»t Aber dem WsrienforUat*
Wernher, Enorme Lnftgeschwulst durch spontane Dehiscene
der Zellen des Warzenfortsatzes entstanden. Heilung nach
Tierjähriger Dauer. Deutsch. Zeitechr. f. Chir. in.
Nach heftigem Niessen batte aich vor 4 Jahren bei einem
20jährigen Weber ein taubeneigrosser Tumor über dem rechten
Warzenfortsatz ohne Schmerz gebildet. Druck brachte die Geschwulst
momentan zurück, sie kehrte aber sofort bei der Exspiration wieder.
Nach langsamen Wachsthum bis zur Faustgrösse konnte die Ge-
schwulst nur noch durch Druck verkleinert, aber nicht mehr völlig
reponirt werden.
Bei der Untersuchung reichte die colossale Geschwulst über
die ganze rechte Kopfhälfte; sie war flach mit breiter Basis, die
Oberfläche uneben, grossböckerig, in 3 grössere, flach abgerundete
Hügel getheilt, von welchen der steilste über dem Hinterhaupt lag,
ein mehr flacher den Scheitel deckte. Abhebung der Haut des
Tumors vom Knochen l1/* — 2". Sonst, Haut normal. Völlige
Schmerzlosigkeit des Tumors bei Druck, wobei sich der Inhalt nach
allen Seiten treiben liess. Warzenfortsatz seiner ganzen Lange nach
gespalten fühlbar. In die dreieckige, nach unten spitz zulaufeude
Spalte liess sich fast die ganze Länge einer Phalanx eindrücken.
Percussion überall sonor. Bei abwechselnder Compression hörte
man mit aufgelegtem Ohr, ein schönes Blasebalggeräusch, aber
nirgends emphysematosen Crepitus. Schwellung und Prallerwerden des
Tumors beim Niessen und beim Valsava'schen Versuch. Langsamer
kaum merkliche Verkleinerung des Tumors bei Compression, dabei
Gefühl des Kranken als ob Luft in den Rachen, ausströme mit
mehrmaligen Atbembesehwerden. Keine sichtbaren Verände-
rungen am Ohr. Gehörschärfe etwas abgestumpft, auf der kranken
Seite Compressiv verband ohne bleibende Wirkung, erleichterte^
aber die nähere Untersuchung, welche die obigen Angaben be-
stätigte. Während des Zurückdrängens der Luft häufiges Gasauf-
stossen, aber keine Respirationsbescbwerden. Die 12 tägige Com-
pression hatte selbst nach vorheriger Entfernung der Luft mittelst
eines Explorationstroicart keinen Erfolg.
Hiernach wurde versucht, durch Erzeugung adhäsiver Ent-
zündung , die Communicationsoffnuug und den Höhlenraum zu
schliesseu. Rings um die Spalte im Warzenfortsatz wurde ein kleiner
Theil des Tumors durch Fingerdruck abgesperrt und in den abge-
sperrten Raum Jodtinctur eingespritzt. Die drei ersten Einspritzungen
brachten nur Verkleinerung der Geschwulst zu Stande, erst die letzte
Injection in den obersten, unmittelbar über dem Scheitel gelegene,
noch Luft enthaltende Theil des Tumors brachte völlige Heilung,
die durch Druckverband noch unterstützt worden war.
Moos (Heidelberg).
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Mi»iOLU»o, dicroter und polyrroter Puls.
27
E. Maragliano, II dlcrotismo ed il policrotismo. studi »perimenuii.
Bologna 1876. 69 Stn.
Die Untersuchungen M.'s sind mittelst des MABET’schen
Spbygmograpben, welcher noch ein wenig modificirt wurde, theils
an elastischen oder starrwandigen Röhren ausgel'Qbrt. Nach einer
geschichtlichen Darstellung versucht M. darzuthun, dass der Dicro-
tismus und Polycrotismus dem Pulse als solchem zukotnme und nicht
etwa in Bedingungen seinen Grund haben, welche ausserhalb desselben,
beispielsweise in einer fehlerhaften Beschaffenheit des Instrumentes
gelegen seien. Der dicrote oder polycrote Cbaracter einer Puls-
curve bleibt bei einer Person im Wesentlichen vollkommen derselbe,
mag man das Instrument genau auf eine Arterie aufsetzen oder es
ihr seitlich appliciren, den Zeichenhebel fest oder lose Anziehen, den
Arm erheben oder senken, die Respiration frei vom Willen oder sie
während der Ein- oder Ausathmung sistiren lassen, und nur stürmische
körperliche Bewegungen ändern in etwas die Gestalt einer Pulscurve.
Die secundären Erhebungen der Pulswelle hängen nicht vom
Herzen ab, denn wenn man bei einem und demselben Individuum
an den verschiedenen Körperarterien Pulse zeichnet, so zeigt sie ein
Theil derselben in mehr oder minder ausgesprochener Weise, während
sie dem anderen vollkommen fehlen können.
An elastischen Röhren, welche mit einer Pumpe in Verbindung
gesetzt werden, lässt sich der Nachweis führen, dass die Erscheinung
des Dicrotismus und Polycrotismus sofort zu Tage tritt, wenn man
die Ausflussöffnung des Rohres genügend verengt. Ausserdem
nimmt die Erscheinung um so mehr zu, je kräftiger der Stempel
vorgetrieben wird. Genau dieselben Erfahrungen kann man am
Menschen machen. Compression von Arterien, auch von entfernteren
Schlagadern, lassen den Dicrotismus und Polycrotismus eines Pulses
sehr viel deutlicher zum Vorschein kommen. Man lasse die Hand
zur Faust ballen und vermehre damit die Widerstände für den Blut-
druck in der Radialarterie, und man wird in ihr den Dicrotismus
des Pulses deutlicher finden. Im Gegensatz dazu lässt sich an ge-
schwächten Personen, au Reconvaleszenten, bei welchen das Herz
mit geringer Energie arbeitet, zeigen, dass ein Puls, welcher in der
Rückenlage dicrot ist, seinen Dicrotismus verliert, sobald man den
Kranken sich aufrichten lässt. Der Dicrotismus des Pulses ist also
eine Function des intravasculären Druckes.
Auch Versuche an starrwandigen Röhren führen den Vf. zu
dem Resultat, dass die Gefässwand niemals den Dicrotismus her-
vor ruft, dass sie denselben aber modificiren kann und falls sie
elastisch ist, seine Fortpflanzung begünstigt.
Aus allen seinen Versuchen zieht M. folgende Schlüsse:
1) Der Dicrotismus und Polycrotismus werden durch secundäre
Weilen in centripetaler Richtung hervorgebracht. 2) Diese Wellen
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28
Gatit, merkwürdige Hirnerkranknag.
entstehen entweder, wenn der Blutabfluss behindert ist, oder wenn
der intravasculäre Druck steigt, oder wenn die Energie und Schnel-
ligkeit der Herzaction wächst. 3) Der Dicrotismus und Polycro-
tisraus bilden locale Erscheinungen einzelner Gefässe und kommen
nicht allen Zweigen des gesamraten Arterienbaucs gleicbmässig zu.
4) Die Elasticität der Arterien wandung hat keinen Einfluss auf die
Eutstebung der secundären Elevationen. 5) Die Arterienwan-
dungen pflanzen die Erscheinung fort und lassen sie fühlbar werden.
6) Je grösser die Elasticität der Arterienwandung ist, desto leichter
lassen sich die secundären Wellen fühlen und graphisch darstellen.
Eichhorst
Gayet , Affection enclphalique (enc£phalite diffuse probable).
Arcb. de pbjsiol. etc. 1876. 341 — 351.
Nach einem plötzlichen Schreck hatte sieb bei einem 28 jährigen
Mann folgender Zustand eingestellt, welcher nach mehrmonatlicher
Dauer schliesslich einen tödtlichcu Ausgang nahm. Das Initialsymptom
war ein Strabismus divergens (unvollkommene Lähmung beider
Nv. oculomot). Die Intelligenz blieb bis zum Tode intact, wurde
aber oft beeinträchtigt durch eine unbezwingliche Schlafsucht, welche
bis zum Lebensende hin dauernd zunahm. Während die Sensibilität
ungestört blieb, war die motorische Sphäre theils durch die be-
täubende Schlafsucht, theils durch eine factische, die rechte Seite
betreffende LähmuDg betroffen, eine Lähmung, welche in unerklärter
Weise sich zeitweilig besserte oder verschlimmerte. Die Secretionen
gingen regelmässig von StatteD. Temperatur war nie über 38,5,
der Urin ist leider nicht genau genug untersucht; der der Leiche
entnommene enthielt weder Eiweiss, noch Zucker. Die Obduction
zeigte eine enorme Röthung und Erweichung der oberen Etagen
beider Hirnstiele, des aquaed. Sylvii und seiner Umgebung, der
beiderseitigen subst. nigr. pedunc, der crura cerebelli ad emin. quadrig.,
und beider thalam. optici. —
In der Epikrise zu diesem interessanten Fall erwähnt Vf. der
Meinungen verschiedener Autoren von der Wichtigkeit der thal. opt.
in Betreff ihrer Function der Ausarbeitung sensibler und sensitiver
Eindrücke, ihre durch die Krankheit behinderte Thätigkeit erklärt
vielleicht die Schlafsucht Die Gedanken des Vf.'s über den Einfluss
der forcirten, durch die Oculomotoriuslähmung bedingten Augen-
stellung auf das Zustandekommen der Schlafsucht, über das Fehlen
der Zwaugsbewegungen bei offenbarer Läsion der sonst dieses
Phänomen bewirkenden Theilc, siche im Original. Bernhardt.
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Grtsocr, galopirende Syphilis. Colukowobth, Retro-uterin-Scliwaogerscheft 29
£. Guiboat, De la syphilis maligne galopante. Union mit. i8?&.
No. 61, 62.
G. beschreibt 2 Falle von Rupia syphilitica, welche mit allge-
meiner Kachexie einhergehen. Die Kranken haben starkes Fieber,
Decubitus und Schlaflosigkeit. Beide Fälle, ein Mann und ein
Mädchen im Alter von 25 bis 30 Jahren, haben vor 9 Wochen die
Primäraffection gehabt. — Die bösartige galopirende Syphilis kann
als primitive oder als tardive Erscheinung auftreten. Im ersteren
Falle ist sie die echte Allgemeinerscheinung der Lues ohne jeden
vorhergehenden Ausschlag, im zweiten Falle erscheint sie nach ver-
schiedenen, normal verlaufenden Exanthemen, plötzlich unter bedeu-
tenden allgemeinen Störungen. In beiden Fällen sind mangelnde
Behandlung, schlechte Hygiene und Verschlechterung des allgemeinen
Kräftezustandes, besonders durch Excesse, Entbehrungen und Stra-
patzen die Veranlassung.
In den vorliegenden Fällen lagen ähnliche Gründe für das
Mädchen vor, welche übrigens schon als erste Erscheinung der
Infection einen phagedänischen Schanker gehabt hatte. Der junge
Mann dagegen ist sehr robust gewesen und von vornherein lege
artis behandelt. Hier muss eine besondere Idiosyncrasie oder ein
abnormes Quantum aufgenommenen syphilitischen Virus (??) ver-
mutbet werden.
Die Diagnose ist in allen Fällen eine ernste, selbst quoad vitam. —
Die Therapie muss eine sehr vorsichtige sein. Sofortige Anwendung
von Mercur oder Jod sind contraindicirt durch die allgemeine
Schwäche und das Fieber. Zunächst sind gute Luft, aromatische
Bäder, Klystiere, Wein, Fleisch etc. angezeigt, Strychnin vor den
Mahlzeiten. Sobald die Kräfte gehoben und das Fieber vermindert
ist, wird 5 Decigr. Jodkali zuerst bei einer, dann bei zwei, endlich
bei allen drei Mahlzeiten gegeben, daneben Hydrg. jod. Hav. 0,03
einmal täglich, oder Einreibungen und Schwefelbäder. — Nach zwei
Monaten waren beide Fälle unter dieser Behandlung geheilt, o. Simon.
Uullingworth, fase of retro- uterine fetation. Obet Jonrn. of
Qr. Brit. etc. XXXI. 1076. S. 448.
Bei einer 36 jährigen Nullipara, die seit 9 Monaten ihre Regel
vermisste, seitdem unter Zunahme des Leibesumfangs paroxysmen-
artige Schmerzen im Unterbauch gehabt und 2 Mal blutige Flüssig-
keit aus der Scheide verloren hatte, wurde ein Tumor gefunden, der
bis über den Nabel reichte, mit dem der Uterus nicht verbunden zu
sein schien. Das Allgemeinbefinden der Pat. verschlechterte sich
mehr und mehr, so dass am 25. April eine Probepunction des für
eine vereiternde Ovarialcyste gehaltenen Tumors vorgenommen wurde.
Es entleerte sich eine dunkelrotbe, trübe, schwach alkalische Flüssig-
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30
Gämse. Nkbm»»*. Pocchbt.
keit, welche Eiter UDd Blutkörperchen enthielt 7 Tage später wurde
zur Incision geschritten und nun in den grossen Hohlraum die Ueber-
reste eines verfaulenden Fötus gefunden, von ungefähr 3 cm. Länge,
dessen Eingeweide in eine breiige Masse umgewandelt waren. Von
Placenta und Nabelstrang war keine Spur mehr aufzufinden. Nach
Reinigung des EiBackes wurde die Bauchwunde, an der die Oeffnung
jenes rings herum fast adhaerent war, bis auf eine kleine zur
Ausspülung bestimmte Oeffnung geschlossen. Pat. starb 5 Tage
später.
Bei der Autopsie erschien das Netz der Aussenwand des Ei-
sackes fast adhaerent. Der Sack war 15 cm. lang und ebenso breit,
seine Wandungen stellenweise sehr dünn. Auch die Blase war fest
mit dem Sack verwachsen. Der etwas verlängerte Uterus zeigte
einen kleinen, dem Fundus adhaerirenden Polypen; das ganze Organ
war etwas nach rechts verdrängt, durch den von links mit ihm ver-
wachsenen Eisack. Beide Ovarien und die rechte Tube normal.
Die linke Tube, welche in ganzer Ausdehnung in der Eisackwand
verlief, war etwa l)i cm. vom uterinen Ende entfernt obliterirt.
Eine kleine Oeffnung in der Innenwand des Sacks legte es nahe
anzunehmen, dass hier eine Communication zwichen dem Tuben-
lumen und der Eihöhle bestanden. Auch auf dem Secirtisch wurde,
wie eB scheint, der Sitz der Placenta nicht aufgefunden, a. Martin.
M. Z. Gerbe, Da liea ot'i sc forme la cicatricule chez les poissons
ossenx. Journ. de l'Anat. 1875. S. 32».
Bei den Knorpelfischen ist die Cicetrioula schon im Eierstocksei sichtbar|
während sie bei den Knochenfischen erat nach dem Legen der Eier erscheint. Die
Furebung der Fischeier ist unabhängig von der Befruchtung, nur geht bei unbe-
fruchteten Eiern die schwächer entwickelte Cicatricule sehr bald zu Grunde. Die
Cicatricula zeigt sich an Knochenfischen immer der Micropyle gegenüber. Wenn
die Eier ins Wasser fallen, dringt Wasser zwischen Zone pellucida and Eiinbalt
hinein uud löst den Dotter ganz von der Schaala ab. Der Dotter frei geworden,
schwimmt in der Flüssigkeit und macht eine Drehung, durch welche die Cicatricula
schliesslich ganz von der Micropyle abgedrängt wird. lüws.
E. Neuniann, Die Ueitzmauu’scheu Hiimatoblasten. Arcb. f. miur.
Anat XI. 8. 16».
N. widmet der neuerdings von C. Hkitzmann (Cbl. 1873, 477, 623) aufge*
stellten abenteuerlichen Theorie der Blutbildong aus den sogen. Hkraatoblasteu
eine sehr ausführliche Widerlegung und hebt besonders hervor, dass die Hkxts-
MAHK’schen Hämatoblasteu — was sie auch sein mögen — mit den von M. io dem
Knocbeumarke aufgefuudeneu Entwicklungsstufen von rotbeu Blutkörperchen
Nichts gemein haben. Boll (Rom).
Pouchet, Exp6rience snr la vue de chien. Union mdd. 1876. No.».
P. bat einem Hunde sofort nach dessen Gebart das linke Auge durch eins
Lidnabt verschlossen. Hach Verlauf einer bestimmten Zeit (wie lauge?) wurde das
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HnMunt. Kctxhbsio. Pun. Blttr. 31
reckte geschlossen, das linke geöffnet: des Auge wer durchens normal und
fonctionifäbig. Bernhardt.
L. Hermann, Ein Beitrag zur Kenntnis» des Hämoglobins
nach Versuchen von Stad. med. Th. Steeger. Pflöo»r’s Archiv.
1876. X. 86-89.
Nach den Beobachtungen von Lothar Mkvkr, Pflöge« nnd Zostx kann man
«nt mit Säore versetztem Blut den Saueretoffgehalt den Hämoglobin nur xum
kleinsten Theil durch Auspampen erhalten. Die Ursache dieser Erscheinung liegt
m der Zersetzung des Hämoglobins, bei welcher der Sauerstoff von einem Zer-
setsungeproduct festgebnndeu wird. Zn dem Zweck wnrde arterielles Blut in
eioen Kolben mit heissem Wasser (80— 9<P) geleitet, der mit dem Vacnum in Ver-
bindung Stand. Es wnrde nnr etwa % des darin enthaltenen Sauerstoffs durch
Anspnmpen erhalten. Es fragte sich nun, ob nur der Sauerstoff dieses Verhalten
seige, von den Spaltnngsproducten in Beschlag genommen an werden oder auch
andere Gase, die Verbindungen mit Hämoglobin bilden. Zur Entscheidung dieser
Frage wurde in deueelben Kolben mit Kohlenoxyd and in einem Versuch mit
Stickoxyd gesättigtes Blut geleitet. Von dem ersteren wurden nur 1,7 resp. 1,8 Vol.
pCt. Kohlenoxyd erhalten, von dem letzteren 4,9 Vol. pCt Stickoxyd ond Sauer-
stoff. Auch diese Gase werden also bei der schnellen Zersetzung des Hämoglobin
von den Spaltungsprodncten gebunden. E. Balkowzki.
C. Rutenberg, lieber Functionslosigkeit der weiblichen Harn-
röhre und Anlegung einer neuen über der Symphyse. Wien. med.
Wocbenschr. 1876. No. 37.
Bei Zerstörung oder unbeilbsrer Lähmung des Blasenschliessmuskels räth
Vf. die Blase über der Symphyse zu eröffnen, die Fistel offen tu erhalten and die
Harnröhre operativ völlig an schließen. Der Harn kann dann nnr in vornSberge-
beugter Stellung oder mittelst eines weichen Katheters entleert werden. Um den
Urin aber unter allen Umständen eurückzuhalteu, ist es rathsam, eine entsprechende
Platte tragen au lassen. K. Köster.
F. Plenk, Bericht über die k. k. Augenklinik der Universität
zu Innsbruck für das Studienjahr 1872/73. Ber. d. uatnrw. med.
Vereines io Innsbruck. 1874. 8. 77.
Die Zahl der behandelten Kranken betrug 761, von diesen wurden 600 im
Ambulatorium, 261 in der Anstalt behandelt Die Zahl der Operationen betrag
175. Aue 7 mit sabcutanen Strycbniniojectionen behandelten Fällen wird das Re-
sultat gezogen, dass bei Amblyopia intoxicatoria ohne Einengung des Gesichts-
feldes nnd mit negativem Augenspiegelbefand Besserung eintritt and zwar schon
nach den ersten 3 Injectionen, während spätere selten verbessern. Die Dauer der
Besserung ist eine zufriedenstellende. Bei Zeichen von Atrophie findet nie eine
dauernde Hebung des Sehvermögens statt. Michel (Erlangen).
Wynter Blyth, Au infectious form of pneumonie. Lancet. 187&.
1L No. 12.
B. betont, dass gewisse Formen von Pneumonie, wie schon Griksinqbb be-
schrieben bat, einen ausgesprochenen infectiösen Character zeigen nnd über mehr
oder minder grosse Landdistricte epidemisch auftreten. Er selbst bat eine solche
Epidemie beobachtet und von Anderen Berichte erhalten. Die Krankheit pflegte
unter bedenklichen nnd stürmischen Erscheinungen aufsutreten. Die Kranken
kLagteu über Schmerzen im Kopf, im Rücken nnd in den Extremitäten und boten
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32 PiKHRtr k Tribipr. Ksiilzr. Anzeige. Druckfehler
häufig bemorkenswerthe Hirnsyroptome dar. Um die Infectiösität der Krankheit
uachzuweiseo, werden mehrere Beiepiele (meist einer fremden Praxis entlehnt) an-
geführt. So pflegte eine junge Frau ihren au Lungenentzündung erkrankten
Vater. Sehr bald wurde sie von derselben Krankheit befallen nnd steckte dann
ihren Gatten an. Auch dnrch Mittelpersonen kann das Gift übertragen werden.
In der Familie eines Landnirthes waren mehrere Personen erkrankt Die Dienst-
magd verreiste eu ihrer Schwester nnd sehr bald brach auoh in deren Behausung
die Lungenentzündung aus
Vf. vermnthet, dass ein Gift im Blutstrom kreisend den ganzen Organismus
iuficirt, aber hauptsächlich zu localen krankhaften Veränderungen in den Lungen
Veranlassung giebt. Eiohhorst.
Pierret et Troisier, Note sur deux cas d'atrophie muscalaire
progressive. Arch. de physiol. eto. 1875. 8. 286.
2 Fülle vou progressiver Muskelatrophie waren von den Vff. beobachtet und
nach letalem Ausgang der Krankheit obducirt worden. Die sehr detaillirteu
Krankengeschichten siehe im Original. Auch hinsichtlich der Befunde am Central-
nervensystem and den Muskeln, sowie an den peripheren Nerven, desgleichen hin-
sichtlich der microscopischen Untersuchung verweisen wir auf das Original, um so
eher, als allmählich diese Befunde sich häufen und wiederholt besprochen and
referirt sind. Es fand sich im Wesentlichen: disseminirte Muskelatrophie mit Er-
haltung der Querstreifuug der Fibrillen und ohne fettige Degeneration, Atrophie
der vordereu Rückenmarkswnrzeln, Atrophie, eventuell vollkommener ächwund
einer grosseu Anzahl von Ganglienzellen in den Vorderhörnern des Bückenmarks.
Bernhardt.
0. Kahler, Untersuchungen der Milch von Frauen während
der Inunctionscur. Prager Vierteljahrsschr. CXXVII. 39—46.
Vf. untersuchte die Milch vou 2 syphilitischen Müttern, welche der Kinrei-
bungscur unterworfen wurden und fand anch nicht eine 8pur von Quecksilber in
derselben. Die positiven Angaben, welche bei Tbiereu gewonnen waren, führt er
auf Irrthümer der Methode zurück, indem wahrscheiulicb Verunreinigung der
electrolysirten Flüssigkeit aus der Batterie selbst «taufend. Fälle, in denen bei
Mercurialismus Mercur in der Milch auftrat, konnte er nicht prüfen. Das Gedeihen
der sonst unbehandelten Kinder, wolcbe von einreibenden Ammen genährt wurden,
führt er auf die zweckmässige Ernährung zurück, da ein Uebergang von Hg durch
die Milch nach seinen Untersuchungen anszuschliessen ist. O. Simon.
Korn 4. — fl. September 1876 wird in Philadelphia ein internationaler
mediciniecher Congrees atatlfinden, zu welchem Delegirte der mediciniechen
Gesellschaften aller Länder geladen werden. Nähere Auskunft ertheilen für
Nicht- Amerikaner die Herren: Richard J. Dungliton 814 N. 16th Street
und R. M. Bertolet 113 S. Broad Street in Philadelphia.
Druckfehler: 8. 18 Z. 21 v. u. lies: 500 st. 50 u. Z. 9 v. u. lies: die
Schleimhaut zerstört.
Einsendungen für das Centralblau wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prot. Senator,
Berlin, (N.) Krausnickstrasse *4, nnd Professor Bosenthal, Erlangen, oder (unter Beisehloaa) an
die Verlagihandlung, Berlin (H-WJ, unter den Lieden 88, ad raset reo.
Verlag vou August Hlrscbwald in Berlin. — liruck von H. S. Hermann In Berlin.
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Wl«h«sttSeh *r»eA einen
1—1 Bogen ; am Sehlueee
4M Jahrgang* Titel, Na-
ata- and Baahreglatar.
Prale da* Jahrgänge«
10 Mark; tu bectaheo
durch alle Buchhandlun-
gen and Poetenetelt— .
für die
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, Qnd Dr. H. Senator,
Prafeeaor ta Brlangan. ProCeeeor In Berlin.
1876.
15. Januar.
No. 3.
Inhalt! Sch.xeidks, die Mi)LLBH’scben Gänge der Urodelen and Anuren (Orig.
Mittb.). — Hili.«», Anomalien in der Entwicklung von Impfpusteln (Orig.-Mittb.).
— HiaecHBiia, die Liege des emmetrapiaohen Auges (Orig.-Mittb.). — H.itm,
Fieberdilt (Orig.-Mittb.). —
Dbct.cb, Gcfiisae der Gallenblase. — Stieda, Entwicklung und Wacb.tbnm
dar Knochen. — W .ldiiib, Bindegewebs.ellen. — v. Wittich, Niereuabson-
dernng. — WisacBiisia, Verdauung bei ßäuglingen. — Bcsliich, Harnatoff-
auaacbeidung bei erhöhter Körpertemperatur. — Cobhhbih, Muskelaarkom der
Niere. — r. Eisilisdt, Arteriosclerose. — La b o o lb £ » e, Gallenbroncbial-
fietel. — LiTDia, nngleicbaeitige Coutractiou beider Herskammern. — Rieqbl,
Vagusllhmung. — Eae, Rückenmarkaerkranknng (Sklerose der Seitenstrloge,
Chabcot). — Caiafi, multiple Bteatome. — Chvostek, Pemphigus bei Rflckeu-
marksleideu. — Kbhbib, EotBÖndung durch Loi.-hialsecret. — BlombbStock,
Obrenprobe. — WoltsCbl, Oaonbeetimmuug. —
Poi.caie, Nerven der Schilddrüse. — Nicati, Anordnung der Nerven im
Cbiaama und der Retina. — Buess, chemische Notiten. — McCoxhell, neues
Distoma. — Hethasn, Aneurysma am Sinus Valsalvae. — Bull, Doppelbildung
das Fusaea. — N tco ladohi, periherniöse Phlegmone. — Maobcs, farbiges Liebt.
— Hibbchbbbo, aogeborene Spaltbildong im menschlichen Auge. — Sidlo,
Olottisstenoee. — Piwmorr, Diabetes. — Modbl, Exeisiou eines wandernden
Gallenstein.. — Sh babsb, Epilepsie mit Aphasie. — Macrir, Verschluss der
Vagina. — Olsbacssh, byperplasirende Endometritis. — r. Rbbizb, Verhaltnng
der Eihlute bei dar Geburt. — Passcowsbi, Wirkung des Apomorpbius. —
Goasa, Kindestödtung.
Heber die Müller’schen Gänge der Urodelen and Anuren.
Von A. Schneider.
Seit den Untersuchungen vou Mahcosen, v. Leydig und
v, Wittich nimmt men allgemein an, dass den Urodelen and
ADuren die MüLLKR’Bchen Gänge fehlen, and dass ihre Tuben aus
den WoLFr’schen Gängen entstehen. Es lässt sich aber naebweiseo,
dass sie die MaLLEB’sclien Gänge auch besitzen. Was zuerst die
Urodelen anbetiifft, so erhalten sieb bei denselben die MGLLER’schen
Gänge während einer langen Periode des Larvenlebens. Sie be-
ginnen am Vorderende des WoLFF’scben Ganges neben dem Knäuel,
begleiten den WoLFF'schen Gang und münden in denselben einige
Millimeter vom After entfernt. Wenn die Kiemen schwinden, bleibt
beim Männchen nur die vordere Strecke des Müller’ sehen Ganges
XIV. Jahrgang. 3
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34 Scmsidsb, di« M0u.*«’*eheu Gänge der Urodelen und Anuren. Hill«.
bis zum ersten Harncanälchen erhalten, wahrend heim Weibchen
der MÜLLER'sche Gang zur Tuba wird. Der vordere Theil des
WoLFF’scben Ganges bis zucu ersten Harncanälchen wird in beiden
Geschlechtern resorbirt. Allein beim Männchen bleibt nicht selten
auch diese Strecke theilweise erhalten, v. Leyuig hat bereits die
Beobachtung gemacht, dass der Strang, welcher beim M&nncheu den
Harnsamencanal nach vorn fortzusotzen scheint, nicht mit dem Canal
Zusammenhänge
Bei den Fröschen liegt der vordere Theil des WoLFF’schen
Ganges, welcher vom eigentlichen WoLFF’schen Körper bis zum
Knäuel reicht, an dem Schenkel der Aorta und beschreibt der
Aorta und dem Sympatbicus folgend einen Bogen. Wenn die Vor-
derextremitäten der Larve freigeworden sind, noch ehe der Larven-
mund schwindet, beginnt der WOLFF’sche Gang an dieser Stelle sich
von der Aorta zu entfernen und liegt schliesslich in der Sehne seines
früheren Bogens. Gleichzeitig bilden sich um den WoLFF'schen
Gang junge Zellen. Während nun die vordere Strecke des
WoLFF’schen Ganges schwindet, entsteht aus den jungen Zellen der
Mülleb' sehe Gang. An dieser vorderen Strecke sieht man den
MüLLER'schen und WoLFF'schen Gang niemals neben einauder ent-
wickelt. Die weiteren Schicksale des MüLLER’schen und WoLFF’schen
Ganges kann man sich leicht denken. Der wimpernde Canal, der
sich bei den Männchen an der Stelle (der Tuba) findet, ist der
Best des MüLLER'schen Ganges, v. Lkyüig hat das Vorkommen
desselben sehr genau bei einer grossen Reihe von Anuren be-
schrieben.
In Bezug auf die Mündung der Harncsnälchen in die Cloake
will ich bemerken, dass dieselbe sich bei den Urodelen und Anuren
sehr verschieden verhält und eine Menge merkwürdiger Einzelheiten
gana übersehen worden sind. Bei den Weibchen der Urodelen tritt
c. B. jederseits ein WOLFF’scber Gang in die Cioake, nachdem er
alle Harncanälcben aufgenommen, hei den Männchen treten aber die
Harnleiter einzeln weun auch nebeneinander in dieselbe.
Giessen im December 187&.
Anomalien in der Entwickelung von Impfpusteln.
Vod Dr. Arnold Hilter, Assistentin! in Berlin.
Im Anschluss an eine kürzlich von Wiehen gemachte Mittei-
lung über ungleicbzeitige Entwickelung gleichzeitig
geimpfter Kuhpocken (Vihchow’s Areb. LXIV. S. 294) berichte
ich über eine Anzahl analoger Beobachtungen, die ich innerhalb
der letzten Wochen bei der Revaccinatiou von etwa 700 kräftige*1
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Hulks, Anomalien in der Entwicklung von Impfpusteln. 35
jungen Männern (Recruten des Gardecorps) zu machen Gelegenheit
hatte*).
1) Ungleichzeitige Eruption der P ock en p us te In bei
gleichzeitiger einmaliger Impfung. 4 Fälle.
Hkiszkk, geimpft am 13. November mit 9 Tage alter Glycerin-
lymphe vom Kinde (1 : 5), 6 Stiche. Am 20. November 3 regel-
mässig entwickelte Pusteln, sonst nichts. Am 28. November (nach
15 Tagen) 5 gut entwickelte Pusteln; davon 2 angeblich seit 5 Tagen
entstanden, die 3 älteren im Eintrocknen begriffen.
Weseseb, am 13. November geimpft mit 9 Tage alter Glycerin-
lymphe (1 : 2), die mit der gleichen Menge frischen Blutes verdünnt
wurde. Am 23. November 5 gute Pusteln; der 6. Stich nur leicht
geröthet und papulös. Am 28. November 6 typische Pockenpusteln,
von denen 5 bereits verschonten.
Riep, im Jahre 1868 mit Erfolg revaccinirt. Geimpft am
19. November mit Glycerin blut (1 : 1) aus der 3 Tage alten
Pocke eines Impflings. Am 23. November nur 1 Impfstelle entzündet
und papulös; atu 28. November (nach 9 Tagen) zeigen sämratliche
6 Impfstiche voll entwickelte Pockenpusteln. Davon 1 angeblich
«eit 5 Tagen, die übrigen seit 3 resp. 2 Tagen entstanden.
Emgklhahdt, geimpft am 14. November mit 10 Tage alter
ölycorinlymphe (1 : 4), 6 Stiche. Am 20. November 4 regelmässige
Pusteln, an den übrigen Stichen keine Veränderung. Am 26. No-
vember noch eine frische Pocke dazu, letztere angeblich seit 3 Tagen
entstanden.
2) Erste Impfung erfolglos, zweite Impfung von Erfolg
und gleichzeitige Entwickelung von Pusteln auf der
ersten Impfstelle. 3 Fälle.
Rouby, am 14. November mit 10 Tage alter Glycerinlymphe
geimpft, 6 Stiche auf dem rechten Oberarm. Am 20. November
noch keine Spur von Pustelbildung; Impfung wiederholt, 6 Stiche
auf dem linken Oberarm. Am 26. November 2 gut entwickelte
Pocken, davon eine auf der letzteren, eine auf der früheren Impf-
stelle.
Asmus, am 14. November desgl. Am 20. November kein Erfolg
sichtbar; Impfung wiederholt, 6 Stiche auf dem linken Arm mit
direct vom Impfling entnommener Lymphe. Am 26. November finden
sich links 4 gut entwickelte Pusteln, rechts sind 2 alte Impfstiche
gleichfalls pustulös geworden, davon eine Pocke erst frisch im Ent-
stehen.
Bbaun, am 14. November Impfung rechts mit derselben Lymphe
am 20. November nichts. Impfung links wiederholt, 6 Stiche. —
*) Sanmitiiche Leute befinden sieb im Alter t wischen 19 und 21 Jahren und
"ind (bis auf Riep, der im Jahre 1868 revaccinirt wurde) (»eit der Kiudheit nicht
wieder geimpft.
3*
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36
Hillkb, Anomalieu in der Entwickelung von Impfpusteln.
Am 26. November links nichts; rechts (nach 12 Tagen) 1 deutlich
entwickelte Pocke. (Am 5. Deeember noch derselbe Befund).
In diesen Fällen ist der nachträgliche Erfolg auf der urston
Impfstelle offenbar nicht von der zweiten, sondern noch von der
ersten Impfung abhängig und beruht nur auf einer Späterentwicke-
lung der Pusteln. Dies erwies sich mir daraus, dass von 20 auf
beiden Armen zugleich geimpften Leuten, und zwar rechts mit Vac-
cinalymphe, links ohne Lymphe (mit einer Absccsslancette), bei
keinem Einzigen sich Pusteln auf dem linken Arm entwickelten,
sondern immer nur rechts.
3) Erster Erfolg unvollständig, Impfung wiederholt
und nunmehr reife Pustelentwickelung auf beiden Impf-
stellen. 3 Fälle.
KkÜOER, geimpft am 14. November mit Glycerinlyraphe rechts,
6 Stiche. Am 20. November 3 undeutliche Pocken (d. h. verschorfte
Papeln auf matt entzündetem Grunde); Impfung links wiederholt —
Am 26. November links 4, rechts 5 gut entwickelte Pusteln
(von den letzteren 3 aus den ursprünglichen Papeln hervorgegangen).
Bialy, geimpft am 14. November rechts, nach 6 Tagen 2 un-
vollkommene Pocken; Impfung links wiederholt. Nach 12 Tagen
2 typische Pockenpusteln, eine links, eine rechts.
Bbauscb, desgl. Am 20. November rechts 1 unvollständige,
im Vertrocknen begriffene Pocke; links wiederholt. Am 26. No-
vember 2 deutliche Pusteln, eine links, eine rechts. (Ara 5. De-
cember dasselbe).
In diesen Fällen scheint ein begünstigender Einfluss der zweiten
Impfung auf die Entwickelung der ersten verkümmerten Pusteln
unverkennbar, falls man nicht auch hier eine Späteutwickelung an
nehmen will. Dass ein solcher Vorgang jedenfalls nicht häufig ist
zeigten ca. 60 andere Fälle, in denen, nach Ausweis der Listen, aus
gleichem Gruude die Impfung wiederholt werden musste, und in
welchen stets nur Pustelbildung auf der letzten Impfstelle erfolgte.
Uebrigens zeigte sich auch hier, dass der fehlende oder unvoll-
kommene Erfolg einer einmaligen Revaccination noch nicht deu
Schluss gestattet, dass das Individuum unempfänglich soi für die
Pockenimpfung. Es ist mir höchst auffallend gewesen, dass Lymphe,
die bei 40 anderen Personen sich als durchaus wirksam erwies, bei
10 andereu mit der gleichen Sorgfalt Geimpften wirkungslos blieb,
während hier die Impfung mit einer anderen Lymphe, 8 Tage später
ausgefübrt, von gutem Erfolge war. Solche Erfahrungen, die gewiss
jeder Arzt bestätigen kann, haben mich wiederholt veranlasst, mir
die Frage vorzulegen: Ist es möglich, dass ein Individuum, welches
heute sich unempfänglich für die Revaccination zeigt, nach 6 Tagen
schon für dieselbe empfänglich wird? Oder existiron vielleicht in
der Qualität der Lymphe verschiedener Impflinge gewisse indivi-
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Hilles, Anomalien in der Entwickelung von Impfpusteln. 37
duelle Verschiedenheiten, in ganz ähnlicher Weise, wie solche
zwischen der Lymphe der einzelnen Thierspecies existiren?
4) Erste Impfung von Erfolg, zweite Impfung,
5—7 Tage später ausgeführt, gleichfalls von Erfolg.
Bekanntlich gehen die Ansichten der Autoren darüber ausein-
ander, wieviel Pusteln erforderlich seien, um der Impfung die ge-
wünschte Schutzkraft zu verleihen. Nach den vorliegenden Erfah-
rungen, die Külknbkrg*) gesammelt hat, lasst sich die Frage dahin
beantworten, dass allerdings selbst eine spärliche Zahl von Pusteln
den Zweck vollkommen zu erfüllen vermag, dass jedoch dio Dauer
der Sehut '.kraft mit der geringeren Zahl der Impfpusteln (im Durch-
schnitt unter 5; abnimmt.
Jenen Zweifeln entspricht die in der Armee ziemlich ver-
breitete Tradition, Mannschaften, bei denen die Zahl der ent-
wickelten Kuhpocken weniger als 3 beträgt, als nicht vollständig
durchseucht zu betrachten und deshalb noch einmal zu impfen.
Diesem Gebrauch verdanke ich die einschlägigen Beobachtungen.
— Ich habe 27 Fälle als hier verwerthbar zusammungestellt. In
sammtlichen war es innerhalb der ersten Woche zur Entwickelung
vun 1 — 3 typischen Pusteln gekommen; die Impfung wurde
am 5. (10 Mal) und 7. Tage (17 Mal) auf dem anderen Arm wie-
derholt. Bei diesen 27 Recruteu wurde noch 14 Mal ein
zweiter positiver Erfolg erzielt, und zwar 6 Mal 4 Pusteln
und darüber, 8 Mal weniger als 4.
Vergleichsweise wurde bei 12 anderen, ebenfalls mit Erfolg
revacciuirteu Leuten die Impfung am 15. resp. 16. Tage nachher
wiederholt, also zu einer Zeit, wo die ersterzeugten Pusteln bereits
verseborften. In diesen Fällen zeigte sich die Nachimpfung kein
einziges Mal wirksam.
Diese Beobachtungen bestätigen die schon von Bbycb"**) im
Jahre 1802 mitgetheiite Erfahrung, dass man durch Wiederholung
der Impfung nach dem 6. Tage derselben, bevor sich an der Pocke
der Ilof ausgebildet habe, immer noch neue Pusteln erzeugen könne.
Im Einklang damit hat auch Sacco durch genaue Versuche nachge-
wiesen, dass die Schutzkraft der Vaccine erst zwischen dem 11.
und 13. Tage nach der Vaccination eintritt, eine Erfahrung, die
durch Beobachtungen am Krankenbett (Blatternerkrankung während
und unmittelbar nach erfolgreicher Impfung) vielfach bestätigt wird.
5) Entwickelung von Pockenpusteln neben der Impf-
stelle. 2 Fälle.
*) H. Eclknbebo , „(Jeber die notliwendige Znbl der Pusteln bei der Vac
ciimtion und Revaccinatiou“. Viertoljalimscbr. f. ger. Med. 1873. Bd. 19. 8. 173.
**) Bares, Practical ubservatious ou tbe iuoculation of cowpox. Edin-
burgh. 1802.
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38
Hill», Anomalien in der Entwickelung von Impfpusteln.
Mkyhoekek, geimpft am 2ü. November von Arm zu Arm
6 Stiche rechts. Am 26. November nichts; Impfung wiederholt. —
Am 3. December 5 regelmässige Pusteln, davon 1 ausserhalb des
Vierecks der gemachten Impfstiche und 1K cm. von der nächsten
Pocke entfernt. Diese letztere war bläschenförmig, ohne ausge-
sprochenen Nabel*) und ohne mit der Loupe erkennbare Stichstelle ;
der Inhalt war eiterig, die aussickernde Lymphe bei der Impfung
auf 5 seit der Kindheit nicht revaccinirten Recruten 3 Mal von
positivem Erfolg.
Westerfeld, am 13. November mit 9 Tage alter Giyccrin-
lymphe geimpft, 6 Stiche auf den rechten Oberarm. Am 28. No-
vember 7 entwickelte Pusteln, davon 1 auf der Innenseite des
Oberarms, 3 cm. von der nächsten Pocke entfernt. Beschaffenheit
wie bei der ersten ; Impfung hier nicht ausgeführt.
Ein dritter Fall wurde mir noch (nebst dem erstgenannten)
durch Herrn Dr. v. Kries zugestellt. Hier wies die Loupe indess
deutlich den Einstich nach; übrigens kam es nicht zur reifen
Pustelbildung.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass es sich in den beiden Fällen
um eine Uebertragung des Giftes von den Impfstellen durch die
Fingernägel handelt. Beide Leute gaben wenigstens zu, sich des
Nachts wegen unerträglichen Juckens häutig gekratzt zu haben-
Bei dem Einem waren noch deutliche, mit blutigem Schorf bedeckte
Striemen sichtbar.
6) Erfolgreiche Impfung auf Acne- (und Psoriasis-)
fl ecke.
John, am 14. November mit 10 Tage alter Glycerin ly mphe vom
Kinde (1 : 4) geimpft, 6 Stiche in die gesunde Haut des rechten
Arms. Reichliche Acne besonders auf Hals, Schulter und Rücken.
— Am 20. November kein Erfolg sichtbar; Impfung wiederholt mit
der Lymphe vom Arm eines Impflings, und zwar 4 Stiche in die
gesunde Haut des linken Oberarms, 4 Stiche in Acnepapeln
der Schulter und des Rückens. — Am 26. November 2 reife
Pusteln, eine auf dem Schulterblatt, eine auf der Schulterhöhe; an
den Stichen des Oberarms keine Veränderung.
In einem anderen Falle kam es von mehreren auf Psoriasis-
flecke geimpften Stichen zur Entwickelung von circurascripten Papeln
*) Die Bildung des Nabels auf der Impfpustel kommt necb Simon bekannt-
lich dadurch an Stande, dass in Folge des Einstichs die Epidermis au dieser Stelle
mit dem Corinm verklebt, oder, genauer aosgedrifekt, dass die Verklebung (Ver-
narbung) gewöhnlich früher erfolgt, als die Abhebung der Epidermis sur Vehikel
und Pustel. Bei länglichen Schnitten ist die erlangte Pustel, wie bekannt, rinnen-
förmig. — Mitbin lässt sieh das Fehlen des Nabels als ein Argument aoffihreii,
dass ein Einstich hier nicht stattgefunden.
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Hillu, Anomalien in der Entwickelung Ton Impfpusteln.
39
mit Bläschenbildung an der Spitze, während die Impfung auf die
gesunde Haut 2 Mal erfolglos war.
7) Erfolgreiche Impfung im Prodromalstadium des
lleotyphus.
Einjähriger Dr. L. wurde am 24. April 1875 revaccinirt,
8 Stiebe in den rechten Oberarm. 3 Tage darauf klagte er über
Kopfweh, Abgeschlagenheit und Frösteln; von den Impfstichen sind
5 leicht geröthet und papulös. — Am 29. April zeigen 4 Stiebe
Neigung zur Pustelbildung (Bläschen mit entzündetem Hof); das
Allgemeinbefinden nach Darreichung von Chinin nicht viel besser.
— Am 2. Mai 4 deutliche Pusteln. Pat. fiebert, klagte über
grosse Hinfälligkeit und Kopfweh; leichte Diarrhöe, Zunge trocken
und belegt. — Am 5. Mai: Pat. hat seit dem 2. Mai das Bett nicht
mehr verlassen. Dio Pusteln sehen schlaff aus, sind jedoch immer
noch deutlich; Haut rings herum diffus geröthet. Die objective Un-
tersuchung ergiebt Milztumor, Gastro-Intestinalcatarrh, einzelne Ro-
seolaflecke auf dom Abdomen, lebhaftes Fieber. — Am 8. Mai sind
die Pusteln verseborft, Roseola auf Brust und Unterleib sehr reichlich
and ungewöhnlich deutlich (fast papulös). Die übrigen Typhus-
symptome dieselben. — Die Krankheit verlief in der Folge als ein
mittelschwerer Heotypfaus und endete nach 4 — 5 Wochen in Ge-
nesung.
Dass Typhus und Pocken neben einander ein und dasselbe
Individuum befallen können, sich also gegenseitig nicht ausschiiessen,
lehrt der interessante Fall von Simon in Hamburg*). In England
sollen nach Eichhohst**) ähnliche Beobachtungen gemacht worden
sein, ln Frankreich, wo 1870/71 TyphuB und Pocken vielfach epi-
demisch neben einander hergingen , sind derartige Fälle, wie es
scheint, nicht bekannt geworden; doch macht Simon darauf aufmerk-
sam, dass ihm die ungewöhnlich hartnäckige Roseola beim lleotyphus
wiederholt aufgefallen sei. — Uebrigeus sind Fälle von gleichzeitigem
Auftreten zweier Infectionskrankheiten, und zumal zweier acuten
Exantheme an einem Individuum in letzter Zeit häufiger mitgetbeilt
worden (Montt, Steiner, Thomas, Eichhobst). Gerade Typbus
scheint in Bezug auf Geselligkeit mit anderen Infectionen einen her-
vorragenden Platz einzuuehmen. lleotyphus neben constitutioneiler
Syphilis wird häufiger beobachtet (z. B. in der hiesigen Cbarit4).
Kestbven theilte ferner einen Fall von Typbus und Masern mit,
ElCBBOBST einen solchen von Typbus mit Scarlatina.
*) Ta. Simon, „Ein Fall gleichzeitigen Verlauf» von Variola und Typbns“
Berlin, klin. Wochenschr 1875, No. 16.
*•) Eickhorst, „lieber das Verhältnis» der acutcu Exantheme und dar
acuten Infactiouakrankbeiten unter und gegen einander“. Deutsche Zeitschr f. praet
Mal 1876. No. 16.
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40
HmscRüKtia, die Lenge du« emmetropieehen Auge».
Solche Beobachtungen beweisen, dass der alte Satz, dass eine
Infection die andere ausschliesse, in dieser Allgemeinheit
jedenfalls nicht richtig ist, sondern für gewisse Krankheiten sehr
wohl Ausnahmen erleiden kann.
Zur Dioptrik des Auges.
II. Die Länge des emmetropischen Auges.
Von J. Hirsch berg.
Die verschiedene Einstellung (Fernpunktsdistanz) der
individuellen menschlichen Augen scheint in der grossen Mehrzahl
aller Fälle nicht von Verschiedenheiten in den Brechungsexponenten
der Augenruedieti*), ebensowenig von Verschiedenheiten der Krümmung
der brechenden Flächen, sondern wesentlich von Differenzen
der Axenlänge abzuhangen. (Donders, Kefract p. 77, 1864).
Es ist von Wichtigkeit die Sehaxenlänge solcher Augen, deren
Brecbzustand mit dem Opbtalmoscop objeetiv bestimmt worden,
direct zu messen**), was bisher noch nicht ausgeführt ist. Am
25. October d. J. fand ich bei einer 49jährigen Frau Glaucoma
chronicum absolutum des rechten Auges, die brechenden
Medieu vollkommen klar, die Papilla optica tief kesselformig excavirt.
Mit concav zehn sah ich (bei Myopie Vn) aus möglichster Annähe-
rung im aufrechten Bilde den lateralen Hand der Papilla optica voll-
kommen deutlich, mit concav 5 den Grund der Excavation. Das
untersuchte Auge war also nahezu emmetropiscb, da ich — 10, bei
Erschlaffung meiner Accomodation, zur Correction brauche, um den
Grund eines emmetropischen Auges zu untersuchen. Am 10. De-
cember d. J. kehrte die Patieutin wieder mit glaucomatöser Entzün-
dung des erblindeten Augapfels, weiche die Enucleation erheischte.
Die Sehaxenlänge des Auges beträgt 23,75 mm., also von der
Vorderfläche der Hornbaut bis zur lichtempfindlichen Schicht der
Netzhaut ungefähr 23 mm. Prof. 0. Becker (Patb. des
Linsensyst. p. 434, 1875) hat durch objective Untersuchung des
emmetropisch-aphakischun Auges die Länge der optischen Axo des-
selben auf 23,86 min. berechnet, was mit meiner Messung genügend
übereinstimmt, und darauf aufmerksam gemacht, dass der ent-
sprechende Werth (22,23 mm.) in dem schematischen Auge von
Listing und Hklmboltz (Physich Optik, 1856) etwas zu klein ist
Uebrigens möchte ich darauf hinweisen, dass bereits E. von Jüqer
(Einstellungen des dioptr. Apparates 1861, p. 14) die Axe der Augen
Erwachsener incl. 8elera) im Durschschnitt (an 80 Augen) auf
24,3 mm. festgestellt hat. Danach ist die bisher nur durch Berecb-
♦) Vergl. Cbl. 1874, No. 18.
•*) Eboada Ko. «9.
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- . 7y
Habt**», Fieberdiät.
Dictsch, Oefäaae der Gallenblase.
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nnng bekannte Brennweite der abgeflacbten Linse des lebenden
Auges nicht mehr auf 44 mm. sondern auf fast 54 mm. anzusetzen.
(Becker 1. c.)
Bei einem 73jährigen Manne war eine Krebsgeschwulst des
Unterlides auf den linken Augapfel übergegangen. Ich fand nach
Atropinmydriasis S = V*o> wegen leichter Hornhautaffection,
H <= 1 jo functionell wie opbtalmoseopiscb, und nach der Enucleation
(18. December 1875) die Sebaxenlänge des frischen Bulbus (incl.
Sclera) gleich 23 mm. (Noch niemals ist ein Auge, dessen Hyper-
metropie im Leben optometrisch bestimmt war, nach dem Tode
genau gemessen worden. Prof. O. Becker, ZeüENüer’s Monatsbl. 1874,
p. 408).
Ueber Fieberdiät.
Von Dr. F. A. Hartsen io Cannes.
Veranlasst durch die wichtigen Mittheilungen von Senator er-
lauben wir uns, auf die Bedeutung der Trauben, als Nahrungs-
mittel für F ieberkranke, aufmerksam zu machen. In den Trauben
besitzen wir eine Nahrung, welche eine bedeutende Menge von
Kohlenhydraten neben einem reichlichen Vorrath an Kalisalz ent-
hält, eine Nahrung, welche nicht reizt, sondern im Gegentheil be-
ruhigend wirkt, und bei gestörter Verdauung (z. B. Durchfall aus
Dyspepsie) schätzbare Dienste zu leisten vermag.
Wenn wir den Gehalt an Kohlenhydraten bei den Trauben her-
vorheben, so dürfen wir die organischen Säuren, namentlich
die Weinsteinsäure, nicht mit Stillschweigen übergeben. Es ist nämlich
unsere Ueberzeugung, dass die ernährende Wirkung der organischen
Säuren zn sehr vernachlässigt wird. Es ist ja bekannt, dass dieselben
im Blute zu Kohlensäure verbrannt werden, und dass deren Salze
als kohlensaure Salze in den Harn übergeben. Vielleicht würden
zweckmässige Untersuchungen sogar ergeben, dass unter Umständen
die organischen Säuren in Fett verwandelt werden. Wir glauben
uns also berechtigt, den organischen Säuren neben den Kohlen-
hydraten eine Stelle unter den Nahrungsmitteln zu gewähren.
Wo frische Trauben nicht zu haben sind, wären vielleicht
dieselben durch getrocknete Trauben oder durch verdünnten Wein
zu ersetzen.
M. Deutsch, Ueber die Anatomie der Gallenblase, du* Berlin.
1875.
Die Lymphgefässe der Gallenblase bilden nach D., der bei
Virchow gearbeitet hat, in der Mucosa ein breitmaschiges Netz von
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42 Sticda'; Sticlco »», Entwickluug und Wachathum dar Kuocheu.
unregelmässiger Anordnung mit Ausbuchtungen; bald führen sie ein
Blutgefäss zwischen sieb, bald bilden sie eine Ueberbrückung über
die letzteren. Die Lymphgefässe der Mucosa communiciren mit
feinen Stämmcheu, die ihr Netz in der Serosa haben, die sich end-
lich uiit den Lymphgi-fässen der Leber vereinigen. Injectionen in
die Blutgefässe von Kaninchen ergaben, dass bei diesen Thieren
ausser der Arteria cystica noch 3 andere Aeste von der Leber her
in das Qewebe der Gallenblase (in die Subseroaa) eindringen. Von
diesen 3 Aesten versorgt der längste die linke Hälfte der Gallen-
blase und tbeilweise den Fundus, der zweite dünnere Ast verläuft
am vorderen Rande, der dritte endlich, welcher fast so dick ist wie
die Arteria cystica, ist für die rechte Seite des Körpers der Gallen-
blase bestimmt. Die Hauptarterie (Art. cystica), sowie die Seiten-
äste anastomosiren nicht selten unter einauder. Beim Meerschweinchen
gelangt die Hauptnahrung der Gallenblase durch die Arteria cystica,
welche sich fast über die ganze Oberfläche verzweigt; nur ein
kleiner Theil der Blase gegen den Fundus hin erhält seine Aeste
von der Leber. Lew*.
L. Stleda, Studien Aber die Entwickelung der Knochen nnd
des Knochengewebes. Ar<h. r. micr An»t. xi. s. 236.
Z. J. Strelzoff, l'eber Knochenwach stimm. Eine Erwiderung
an A. V. Kölliker. Ebenda XI. 8. 33.
Schon früher (Cbl. 1873, 603) hat St. den Nachweis zu führea
gesucht, dass das Knochengewobe genetisch niemals vom Knorpel-
gewebe abzuleiten sei, auch nicht in den knorpelig präformirten
Skeletttheilen. In diesen hat das Knorpelgewebe nur eine provi-
sorische Bedeutung; es atrophirt und an seine Stelle tritt das neu-
gebildete Knocbengewebe.
In dem ersten Abschnitt der vorliegenden Abhandlung nimmt
St. diesen Gesichtspunkt wieder auf und weist nach, wie derselbe
in der neueren Literatur zur fast allgemeinen Anerkennung gelangt ist.
Der zweite Abschnitt beschäftigt sich mit der Prüfung der An-
sichten Stkelzoff’s (Cbl. 1872,449, 1873,273), namentlich mit Bezug
auf den Ossificationstypus des Unterkiefers und der Spina scapulae.
Diese Ansichten werden als unbegründet zurückgewiesen. Der
knöcherne Unterkiefer entsteht in seinen ersten Anfängen unab-
hängig vom MgCKKi/schen Knorpel auf bindegewebiger Grundlage.
Wo im weiteren Verlauf der Entwickelung das Knochengewebe mit
dem Gewebe des MECKEL'schen Knorpels zusammenBtösst, da geht
das letztere durch Atrophie zu Grunde und au seine Stelle tritt neu-
gebildetes Knochengewebe. Ebensowenig wie der MECKEL’scbe
Knorpel selbst haben gewisse andere in der Uuterkieferanlage auf-
tretende Knorpelmaasen (accessoriscbe Knorpelkerne St.) eine directe
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Waldbyka, Bindogewöba»«lien
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Beziehung zu dem an ihrer Stelle sich entwickelnden Kooebenge-
webe: auch sie besitzen gleichfalls nur eine provisorische Bedeutung.
Ganz ebenso wie der Unterkiefer verhält sich nach St. 's Unter-
suchungen das Schulterblatt. St. zieht hieraus den Schluss, dass es
gar keinen uietaplastischeu eartilagioösen Ossificationstypus im Sinne
Stk.'s giebt.
Im letzten Abschnitt behandelt St. die Frage nach der
Existenz einer normalen Resorption des Knochengewebes bei Wachs,
thuru der Knochen, die nach der Entdeckung von KöLLIKER. (Cbl
1872, 3&3, 1873, 326, 662) bekanntlich durch die sogen. Osteoklasten
zu Stande kommen soll. Stk. (Untersuchungen aus dem Zflricher
pathol. Institut I. 1873) bat gegen Köllikkr eine durch die Osteo-
klasten bewirkte normale Resorption des Knocbengewebes überhaupt
geleugnet, Köllikkr die Kritik Stils mit einer Antikritik (Knochen -
resorptioii und interstitielles Knochenwachsthum. Würzb. Verband).
1873) der STR.'schen Untersuchungen über Knochen wachsthum beant-
wortet In dieser Differenz stellt sich St. ausschliesslich auf Seite
von Köllikeb.
Stb. beharrt in seiner neuesten gegen die letzte KÖLLtKER’sche
Antikritik gerichteten sehr ausführlichen Abhandlung durchaus auf
seinem alten Standpunkt, indem er einerseits die Angaben Kölliker’s
über eine im wachsenden Knochen stattfindeode normale Resorption zu
entkräften trachtet, andererseits seine eigene die Expansionsfähigkeit
des Knochengewebes zur Grundlage habende Theorie des Knochen-
waebsthums gegen Köllikkr vertheidigt und weiter ausbiidet. Die
sehr verwickelten Details der Beweistührung eignen sich nicht zum
Auszug. Boll (Rom).
W. Waldeyer, Ueber Bindegewebszelle,,. Aroh f- »>icr. Aoatomi«
ZI. 8. 176.
I. Die sogenannten platten Zellen des fibrillären
Bindegewebes. Unter dieser Bezeichnung fasst W. die Zellen
des lockeren fibrillären Bindegewebes und des geformten fibrillären
Bindegewebes der Sehnen und der fibrösen Häute zusammen. Die
Sehnenzellen stellen keine einfachen rechtwinkligen Platten dar,
sondern sind compücirte Gebilde, die am Besten als , zusammengesetzte
Platten*' bezeichnet und mit der Form eines Schaufelrades verglichen
werden können. Eiue klare Vorstellung von der Form dieser Zellen
gewinnt man auch auf folgende Weise: Man öffne ein Buch derart,
dass man seine Blätter in 4 — 5 — 6 Gruppen auseinanderbält, die
unter verschiedenen Winkeln aufeinanderstossen ; das Ganze macht
dann im Grossen ungefähr denselben Eindruck, wie eine Sehnenzelle
im Kleinen. Man bat es also nicht mit einer Platte zu tbuu, sondern
mit mehreren, die in verschiedener Weise unregelmässig an einaudor
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Waldbteb, Bindegeweb»*6llon.
gefügt sind. An den Rändern sind diese Platten nicht geradlinig
abgeschnitten, sondern laufen in zahlreiche feine Fäden, oft von
beträchtlicher LäDge, aus, die bei zwei benachbarten Zellen auch
unter einander organisch verwachsen sein (anastomosiren) können. —
Ganz ebenso wie die Sehnenzellen verhalten sich die sogenannten
fixen Zellen der fibrösen Häute und auch des lockeren Bindegewebes.
In der That sind diese Zellen weder einfache kernhaltige Platten
noch Spindeln, sondern „zusammengesetzte Platten", deren eine, die
„Hauptplatte W.", für gewöhnlich den Kern tragt. Die übrigen
Platten sind weniger umfangreich und erscheinen wie kleinere Flügel,
die unter spitzem oder nahezu rechtem Winkel an die Hauptplatte
aDgesetzt sind, und die ihrerseits, ebenso wie die Ränder der Haupt-
platte, in viele kleine fadenförmige Fortsätze auslaufon. Wo Binde-
gewebsfibrillenbündel vorhanden sind, schmiegen diese sich in die
Hohlkehlen ein, welche zwischen zwei aneinanderstehenden Platten
oder Flügeln bestehen. Niemals liegen jedoch die Zellen den Bündeln
selbst unmittelbar an, sondern sind durch eine mehr oder minder
stark entwickelte intcrfasciculäre resp. inlerlamelläre Kittsubstanz
von der eigentlichen Fibrillenmasse getrennt, so dass die Zellen selbst
wieder in Hohlräume dieser Kittsubstanz (Safträume von Reckling-
hausen) eingesargt sind. — Der „elastische Streifen“ des Ref. stellt
nach W. nichts anders vor, als die Kantenansicht einer Nebenplatte.
(Vgl. Ran vier, Cbl. 1875, 20.)
II. Die fixen Hornhautzellen. An einer anderen Stelle
(Gbaefe und Sämisch, Handbuch der Augenheilkunde) hat W. die
Hornhautzellen als platte Körper beschrieben, welche um den Kern
noch eine deutlich nachweisbare Menge von feinkörnigem Protoplasma
besitzen, gegen die Peripherie aber in eine mehr homogene Platte
auslaufen, an der deutliche Fortsätze auftreten, die mit denen be-
nachbarter Zellen zum Theil verschmelzen, zum Theil frei enden, so
dass bei Weitem nicht alle Saftkanälchen mit Fortsätzen der Horn-
hautzellen ausgefüllt sind. Dieser Darstellung fügte W. jetzt nach-
träglich die Angabe hinzu, dass auch die Hornhautzellen ebenso wie
die Sehnen- und Bindegewebszellen mit zarten Nebenplatten besetzt
sind. Die Kerne liegen im Centrum, nabe der Vereinigungsstelle
der Platten; letztere selbst — meist 2 — 3 Nebenplatten an einer
Hauptplatte — werden an den Bändern ganz dünn und schleierartig,
und sind dort mit Fortsätzen, wie mit franzenförmigen Anhängen
versehen. — Details über die Kerne der Hauptzellen sind im Original
nacbzulesen.
III. Grosse protoplasmareiche Bin degewebszelien.
Ausser den platten Zellen kommt im Bindegewebe eine wenn auch
nicht der Zahl, so doch der Verbreitung nach ebenso wichtige
Gruppe von Zellen vor: grosse, mehr rundliche, protoplasmareiche
Zellen (Embryonalzellen des Bindegewebes oder Piasmazellen W.).
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v. Wimen, Niereunbaonderang.
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Sie finden sich sporadisch im Untorhautbindegewebe und in allen
fibrösen und serösen Häuten, meist in der Nähe von Blutgefässen.
Von den Wanderzellen unterscheiden sie Bicb durch die grösseren
Dimensionen und durch die Abwesenheit der amöboiden Bewegungen.
Gewisse eigentümliche Zellengruppen, deren histiologische Bedeutung
bisher unklar war, sind nach W. nichts anderes als Anhäufungen
dieser Plasmazellen. W. rechnet zu dieser Kategorie: 1) die Zellen
der sog. ZwischenBiibstanz des Hodens, 2) die Zellen der Steissdrüse,
3) die Zellen der Carotidendrüse, 4) grosse runde Zellen, welohe
nicht selten als adventitiellcr Belag an den Hirngefässen gefunden
werden, 5) die Zellen der Nebenniere, 6) die Zellen des Corpus
luteum, 7) die sogenannten Decidua- oder Serotina- Zellen der
Placenta. — Charakteristisch für diese Zeitformen ist, dass sie stets
dicht um die Blutgefässe angeerdnet erscheinen, welche sie wie
Scheiden bekleiden. W. schlägt daher für sie den Namen des
„perivasculären Zellengewebes“ vor. Boll (Kom).
v. Wittich, Beiträge zur Physiologie der Nieren. Arch. f. raicr
Aunt. XI. S. 75.
Injicirt man einem Kaninchen 5 ctm. einer Lösung von
Carminatnmoniak in die V. jugularis (nach dem Vorgänge von
Chkczonssczewsky) und lässt etwa 15 Minuten bis zum Tode ver-
gehen, so findet man nicht nur die freigelegten Ureteren, sondern
meistens auch die Blase bereits mit rothem Secrete erfüllt. Die
roicroscopi8che Untersuchung der in saurem Alkohol erhärteten
Präparate ergiebt Folgendes: Die Oberfläche des Glomeruli ist fast
ausnahmslos diffus geröthet, und einzelne körnige Ausscheidungen
unregelmässiger Form lagern auf ihnen; von einer intensiveren
Färbung der Kerne der Gefässknäuel oder der sie bedeckenden
Zellenschicht ist Nichts vorhanden. Zwischen den Glomeruli und
ihrer Kapsel befindet sich ein ungefärbter Raum, die Epitbelien der
letzteren sind nirgends imbibirt. Die Lumina der gewundenen
Harnkanälchen sind fast durchweg mit carminhaltigen Massen er-
füllt, ihre Zellen jedoch stets farblos. Die Saramelröhren sind meist
stark mit Carmin gefüllt. — Es ergiebt sich aus diesen Beobach-
tungen (was auch schon CHBZONSZCZEWSKy angegeben hat), dass
die Ausscheidung des Carmins ziemlich gleichmä3sig in den Kap-
selu der Glomeruli beginnt und von hier aus die ausgeschiedenen
Massen ohne directe Betheiligung der Drüsenzellen in die Tubuli
contorti und dann weiter in die Tubuli recti vorrücken.
Durch besondere Versuche hat v. W. nachgewiosen, dass schon
40—50 tiecunden nach der Carmininjection in die V. juguralis die
erste carmingcfärbte Harn welle aus dem Nierenbecken in den
Ureter eintritt. Dagegen verfliessen 7 Tage darüber bis ein
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t. WiTTtcH, Nierenabsonderang.
Kaninchen die injicirten 5 Decigramm Carmin bin aut' die letzte
Spur durch die Nieren ausgeschiedeu hat. Versuche mit Carmin-
injection an Tauben ergaben ausnahmslos: Ansammlung des
Carmins im Lumen der Kanälchen, während die ersten Anhäufungen
der eigentlichen Harnbestandtheile, der harnsauren Salze in den
Drüsenzellen selbst erfolgt.
Es besteht also ein merkwürdiger Unterschied in dem Ver-
halten der Niere znm Carminammoniak und zum indigschwefel-
saurem Natron, welches letztere, wie Heidknhain (Cbl. 1874, 360)
gefunden hat und v. W. bestätigt, durch die Zellen der gewundenen
Harncanftlchen ausgeschieden wird. Combiuirte Injectionen bei-
der Farbstoffe Hessen diese Differenz auf das Deutlichste ber-
vortreten, ohne jedoch ihre Ursache aufklären zu können.
Veranlasst durch das Bedenken, dass bei der Injection durch
die plötzlich in das Blut eingeführte grosse Farbestoffmenge
pathologische Verhältnisse gesetzt würden, hat v. W. diese
Methode verlassen und die Farbstoff lösungen durch die Lunge ein-
geführt, über welche von ihm bereits in diesen Blättern (Cbl. 1874,
914) auseinandergesetzte Methode er eine Reihe interessanter
Details beibringt. Doch vermochten auch die nach dieser Methode
angestellten Untersuchungen die Frage nach der Ursache des ver-
schiedenen Verhaltens des Carminammoniaks und des indig-
schwefelsauren Natrons nicht der Lösung näher zu bringen. Für das
Carminammoniak gab die neue Methode ganz gleiche Resultate wie
die directe Einführung in das Blut; hingegen war bei Einführung
des indigschwefelsauren Natrons durch die Trachea ein Nachtheil
gegen die erste Methode nicht zu verkennen, indem der Farbstoff
nur spurweise in den Drüsenzellen nachzuweisen war. Sehr
demonstrativ erwies sich dagegen die neue Methode in einer anderen
Beziehung: das schon früher von v. W. behauptete ungleichzeitige
Functioniren einzelner Partieen der gewundenen Canälchen war gerade
durch diese Methode besonders überzeugend nachzuweisen.
Zum Schlüsse macht v. W. darauf aufmerksam, dass aus der
negativen Thatsache des Ungefärbtbleibens der Zellen der Tubuli
contorti nach der Carmininjection immer noch keineswegs mit
Sicherheit zu schliessen ist, dass diese Zellen sich an der Ausschei-
dung des Carmins gar nicht betheiligen. Man weiss seit Geblach,
dass an lebenden Zellen das Carmin gar nicht haftet: es wäre mit-
hin nicht unmöglich, dass das Carmin in der That ebenso wie das
indigscbwefelsaure Natron die Zellen der Tubuli contorti durchsetzt,
aber nicht in ihuen fixirt wird. Dann müsste man aber für das
indigschwefelsaure Natron die entgegengesetzte Eigentümlichkeit
nachweisen, nämlich dass es sich schon in dem Protoplasma lebender
Zellen niederzuschlagen im Stande ist. Bol! (Bom).
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Wwmcrkidkh, Verdauung bai Säuglingen 47
H. Wegscheider, Veber die normale Verdauung bei Säuglingen.
Berlin 1876. 32 Stn
Oie Arbeit, die sich im Wesentlichen auf die Fäces besieht,
zerfällt in 6 Abschnitte, von denen der erste, der sich mit der Li-
teratur beschäftigt, hier Übergängen werden kann.
II. Beschaffung des Materials, Sammlung und Vor-
untersuchung. Die Fäces stammten im Allgemeinen von Kindern
von 2 — 3 Monaten, die ausser Mutterraich Nichts erhielten — sie
wurden ohne Wasser von den Wiudeln in gut schliessende Gläser
gebracht, um die Verdunstung zu verhüten. Die Farbe der De-
jectionen von gesunden Kindern ist eigelb bis grüngelb, die Reaction
stets sauer, die Consistenz sehr wechselnd von fast trocken bis zu
dünnflüssiger Beschaffenheit, der Geruch niemals stinkend, sondern
dem der sauren Milch ähnlich. Stets fanden sich darin weissliche
fibrinäbnliche Flocken. Microscopisuh findet man vereinzelte Epithel-
zellen, feine Härchen, Fettsäurekrystalle. Cholesterin und Bilirubin
waren nicht nachzuweisen.
III. Reste der Nahrung. Als solche sind in diesem Fall
EiweiBS resp. Casein, Fette und Zucker zu bezeichnen. Extrahirt
man die Fäces mit Wasser oder verdünnter Essigsäure oder ver-
dünnter Salzsäure, und filtrirt — die Filtration geht wegen des Ge-
haltes an Mucin sehr langsam vor sich — so zeigt das Filtrat mit
Natronlauge und Kupfersulfat violette Färbung, die beim Erhitzen
durch Reduction von Kupferoxyd in Gelb übergebt. Da Eiweiss in
dieser Flüssigkeit nicht nachgewiesen werden konnte (kein Nieder-
schlag mit Essigsäure und Ferrocyankaliuro) bezieht Vf. die Violett-
färbung mit alkalischer Kupferlösung auf Spuren von Peptonen.
Die erwähnten weisslichen Flocken bestehen aus Fetten mit geringen,
bei der Behandlung mit Acthor Alcohol bleibende Resten, wahr-
scheinlich Epitbeiien des Darms. Zur genauen Untersuchung der
Fette wurde eine grössere Quantität Fäces mit Alcohol und Aetber
extrahirt, der beim Verdunsten beider bleibende Rückstand verseift
und eine Trennung der Fettsäuren versucht: sie bestanden aus
Palmitinsäure, Stearinsäure und Oleinsäure. Zucker wurde nicht in
irgend nennenswerther Menge gefunden.
IV. Reste der Secrete des Darmcanals sind in ziemlich
erheblicher Menge in den Dejectionen enthalten. 1) Die Gegenwart
von Mucin wird schon durch die zähen, glasigen Klumpen ange-
zeigt, welche bald mehr bald minder reichlich beigemischt sind.
Der Nachweis desselben geschieht in wässriger Lösung durch Essig-
säurezusatz: es entsteht dabei ein im Ueberschuss unlöslicher Nie-
derschlag. Beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure entsteht ein
stark reducirender Körper. 2) Gallenfarbstoff war leicht in den
Fäces nachweisbar, theils in freiem Zustande, theils an Basen ge-
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WsaaCBKlDEB, Verdauung bei Säuglingen.
bunden. Bei Her Isoliruug ging ein Theil des vorhandenen Bilirubins
in Biliverdin über. In diarrhoischem Stuhl konnte Biliverdin prafor-
mirt nauhgewiesen werden. 3) Urobilin liess sich meistens neben
Gallenfarbstoff nachweisen. Vf. erwähnt bei dieser Gelegenheit das
Verfahren, das er anwendete, um in einem ieterisehen Harn Urobilin
neben Gallenfarbstoff nachzuweisen. Der Harn wurde zu diesem
Zweck mit Kalkmilch gefällt, riltrirt. Das Filtrat zeigte nach dem
Ansäuern mit Essigsäure den jAFFE’schen Absorptionsstreifeil. Der
Gallunfarbstoff verschwand allmählich, der Urobilingehalt blieb un-
verändert. 4) Im Alcoholauszug der Dejectionen war Cholsäure im
freieD Zustand nachweisbar. 5) Cholesterin fand sich in nicht unbe-
trächtlicher Menge. Was seine Abstammung betrifft, so hält Vf. den
alleinigen Ursprung aus den Gallenbestandtheilen nicht für erwiesen.
V. Umwand) u ngsproducte der Nahrungsstoffe und
der Secrete. Vergeblich wurde auf Leucin und Tyrosin unter-
sucht; die Untersuchung auf Harnstoff wurde unterlassen, weil sich
Beimengungen von Harn zu den Fäces nicht sicher ausschliessen
Hessen. Von besonderem Interesse ist die Frage nach der Natur
der freien Säure der Excremente. Es konnte nmit Wahrscheinlichkeit
Milchsäure, hühore Glieder der flüchtigen fetten Säuren, Palmitin-
säure und Stearinsäure nachge wiesen werden. In erheblicher Menge
finden sich Seifen (Kalk und Magnesia) in der Dejcction und cs
geht auf diesem Wege stets ein Theil des Nahrungsfettes verloren.
Im Wasserextract resp. schwach sauren Extract der Fäces fanden
sich Spuren von diastatischem und Pankreasferment, dagegen fehlt
das Pepsin- und das Rohrzucker invertirende Ferment.
VI. Quantitative Zusammensetzung der Fäces. Es
sind 10 ausführliche Analysen mitgetheilt, betreffs deren indessen auf
das Original verwiesen werden muss. — Am Schluss hat Vf. die
Sätze zusammeugestnllt, die sich aus seinen Untersuchungen für die
Lehre vou der Verdauung des Säuglings ergebeu. Das Wichtigste
davon sei hier noch hei vorgehoben: 1) Die in der Milch enthaltenen
Eiweissstoffe werden vollständig resorbirt. 2) Der sogen. Milch-
detritus ist nicht Casein, sondern im Wesentlichen Fett, daneben
wahrscheinlich Dnrmepithelien. 3) Die Fette werden nicht voll-
ständig resorbirt — oin Theil wird als Seife, ein Theil als freie fette
Säure, vielleicht auch als unverändertes Fett ausgeschieden. 4) Neben
dem Urobilin findet sich auch unverändertes Bilirubin. Bei leichter
Erkrankung des Darms findet sich Biliverdin. 5) Das Cholesterin
zeigt kein characteristisches Verhalten. 6) Vou Fermenten sind in
geringer Menge nachweisbar: diastatisebes und Pankreasferment
- es fehlt Pepsin. K. Salkow.ki.
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>S cbleicr, Hirn^toffunsscheidnni; bei erhöhter Körpertemperatur.
49
6. Schleich, lieber das Verhalten der HarnstoffproducUou bei
künstlicher Steigerung der Körpertemperatur. Arcb. f. exp.
P»tb. etc. IV. S. 82
Vor den eigentlichen Versuchen stellte Sch. 7 vergleichende
Prüfungen der Harnstoff- (Stickstoff-) -Bestimmungen nach Hüfner,
Liebig und VoiT-Sefgen an. Im Vergleich mit letzterer ergab
Hüfnkr’s Verfahren stets zu wenig an und zwar auf Harnstoff be-
rechnet etwa 10 pCt. ; Liebig's Verfahren ergab ebenfalls, aber nur
um etwa 5 pCt. im Mittel, zu niedrige Werthe.
Die Versuche selbst stellte Vf. au sich und an 2 Männern an,
von denen der eine an beginnender progressiver Muskelatrophie, der
andere an Eczema scabiosurn litt. Die Steigerung der (in der
Mundhöhle gemessenen) Körpertemperatur wurde durch Bäder von
38 — 42,5° C. bewirkt und zwar nachdem durch längere Zeit gleich-
mässige Ernährung Stickstoffgleichgewicht erreicht war. (Der Stick-
stoff der Einnahmen wurde nicht direct bestimmt, sondern nach be-
kannten Angaben über die Zusammensetzung der Nahrungsmittel be-
rechnet). In der Versuchsreihe I betrug vor den Bädern die tägliche
Menge des Harns 1460 — 2040 ccm., des Harnstoffs (Hüfner) 37,04
bis 43,59 gm., dagegen nach einem lstündigen Bade in der Mittags-
zeit, wobei die Mundtemperatur 39,5° erreichte 1400 ccm. mit
45,41 gm. Harnstoff und am folgenden Tage (ohne Bad) 1455 tcm.
mit 47,13 gm. In den dann folgenden Tagen sank die Harnstoff-
menge auf 37,0, 37,38, 37,18 und hob sich unter dem Einfluss von
warmen Bädern an 3 hintereinander folgenden Tagen auf 48,71, 54,86
und 45,6 gm. Die höchste Mundtemperatur war 39,7°.
In der Versuchsreihe II stieg die Harnstoffmenge nach 2 an einem
Tage genommenen Bädern von zusammen 55 Minuten Dauer, wobei die
Mundtemperatur 39,9° war von 39,08 gm. im Mittel aus deu vorherge-
henden Tagen auf 43,07 und am darauffolgenden Tage auf 49,19.
Die Bestimmung nach Liebig ergab am Tage der Temperaturstei-
gerung eine grössere Abweichung von den nach Hüfner gefundenen
ZablcD, als sonst, vielleicht weil die au3$er dem Harnstoff im Harn
befindlichen N-haltigen Körper, die bei dem LiKBia’schen Verfahren
als Harnstoff gerechnet werden, auch in grösseren Mengen ausge-
schieden wurden.
In Versuchsreihe III war die mittlere Harnstoffmenge vor den
Bädern 40,8 gm. (nach HüENRk), an dem Versuchstagc mit 2 Bädern
von zusammen 94 Minuten Dauer, wobei die höchste Mundtemperatur
38,8° war, 50,74, am Tage darauf 45,57 und an dem dann folgenden
Tage noch 44,45 gm. Auch hier verhielten sich die Differenzen
nach Liebig's Verfahren ähnlich wie vorher.
In Versuchsreihe IV betrug die mittlere Harnstoffmenge (nach
HüFNKB) vorher: 34,51 gm., dann an einem Tage mit 2 Bädern (zu-
sammen 91 Minuten, höchste Mundtemperatur 39,6°) 28,53, am fol-
XIV. Jahrgang. 4
50
Conasnn, Miukelsareom der Niere
genden Tage (mit einem Bade von 20 Minuten, Mundtemperatur 38,5°)
43,39 und an den 2 späteren Tagen bezw. 38,69 und 38,14 gm.).
In Versuchsreihe V wurden vorher iro Mittel ausgescbieden:
30,85 nach Hüfner (32,2 nach Liebig, 33,5 nach Seegkn) am Tage
mit einem Bade (von 47 Minuten Dauer, höchste Mundtemperatur
39,05) 37,09 (37,62 nach L., 39,05 nach S.), am folgenden Tage mit
einem Bade (von 43 Minuten Dauer, höchste Mundtemperatur 39,5°)
37,2 (38,4 nach L., 39,96 nach S ). Am Tage darauf 31,93.
In Versuchsreihe VI war die mittlere Harnstoffausscheidung
vorher 33,45 (Hüfner), dann wurde ein Bad von 30 Minuten Dauer
genommen (höchste Mundtemperatur 39,6°) und 38,5 ausgeschieden
und am Tage darauf noch 41,47. Nach einigen Tagen wieder ein
Bad von 42 Minuten Dauer (höchste Mundtemperatur 39,3°) mit
41,28 gm. und am folgenden Tage 37,63 gm. Harnstoff.
In allen Versuchen wurde also übereinstimmend eine bedeutende
Steigerung der Stickstoffausscheidung am Tage mit Bädern und noch
am folgenden oder 3. Tage beobachtet. Auf diese Vermehrung
folgte immer eine etwas verminderte Stickstoffausgabo offenbar, weil
nach dem vorangegangeneu stärkeren Eiweisszerfall ein Ausata
stickstoffhaltigen Materials stattfindet. Henator.
J. Cohnheim, Congenitales quergestreiftes Muskelsarcom der
Nieren. Vi»cbow'» Arcb. lxv. s. 64.
Das hier beschriebene Präparat stammt von einem l*/4 Jahre
alten Kinde und hatte in 3 Monaten eine solche Ausdehnung er-
reicht, dass bei der Obduction fast die ganze Bauchhöhle von dem
der linken Niere angehörenden Tumor ungefüllt war. Derselbe
zeigte ein grobböckeriges, gelapptes Gefüge; an seinem rechten
Längsrande fast als zungenförmiges Anhängsel einen Rest, etwa die
Hälfto, der erhaltenen Nierensubstanz auf, mit dem Tumor von
einer gemeinschaftlichen derben, aber leicht abziehbaren Kapsel
umschlossen.
Das Gewebe des Tumors ist theils dem medullärer Osteosarkome
theils demjenigen von Fibroroyonen des Uterus an Aussehen und
(Jonsistenz vergleichbar. Ein etwa Taubenei grosser markiger Ge-
schwulstknoten hat seinen Sitz in der rechten Niere. Die micros-
copische Untersuchung erweist die Hauptmasse der Neubildung als
bestehend aus langen schmalen, vielfach zu Bündeln angeordneten
und sich unter einander verfilzenden Muskelfasern mit zierlicher
Querstreifung. Die medullären Knoten bestehen aus reinem Rund-
zcllensarkom-Gewebc, und zwischen diesem und dem fertigen
Muskelgewebe lassen sich mehrfach Uebergfinge nachweisen. Die
Grenze des Tumors gegen das normale Gewebe wird ziemlich scharf
von streifigem Bindegewebe gebildet.
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v. Ekokliiasdi, Arterionclerone.
51
In Bezug auf die Aetiologie nimmt C. ein vitium primae for-
mationis an und ist geneigt aus dem Umstande, dass im Embryo
die Anlage des Urogenitalapparats den Urwirbelplatteu räumlich
nabe liegt, auf eine fehlerhafte Abschnürung zu schliessen, welche
einige Muskelkeime in den Bereich der Urnierenanlage mit hinüber-
genonmien haben dürfte. Urawit*.
Ji. ?. Engelhardt, Zur Pathologie der Arteriosclerosis. Rens»»'»
Jooru. f. norm. u. patbol. Histol. etc. (Russisch). 1873. (Verspätet).
E. hat 20 Falle, welche die verschiedenen Entwickelungsstufen
der Sclerosis der Aorta dargeboten haben, unter Leitung von Prof.
ßüDNEW untersucht und ist dabei zu folgenden Resultaten ge-
kommen :
Die Entwickelung der Verdickungen und der Platten auf der
inneren Oberfläche der Aorta bängt von zwei vollkommen verschie-
denen pathologischen Prozessen ab: a) von der vasculären Ent-
zündung und b) von der gefässlosen, parenchymatösen Entzündung
der Intima der Aorta.
Die erstere Entzündung ist stets die Folge von Verletzungen
der Gefasswand, und zwar besteht dieso Verletzung in der Bildung
von microscopischen die Media allmählich von aussen nach innen
durchdringenden Rissen, wobei die vaseuiäre Entzündung zuerst in
der Adventitia zu Stande kommt, dann verbreitet sie sich dem
Risse folgend in die Media hinein und endlich entwickelt sie sich
besonders in der Intima, wo die Producte dieser Entzündung, d. h
die Granulationselemente, durch ihre Proliferation und weitere Ent-
wickelnng die bedeutenden Verdickungen der Intima der Aorta bil-
den. Sowohl die runden Granulationselemente, als auch die alten
aus den ersteren entwickelten spindelartigen Elemente der Verdickung
sind die aus den neugebildeten Blutgefässen emigrirten weissen
Blutkörperchen. Die Grösse der Platten ist der Menge ihrer Gefässe
proportional. Die Form derselben hängt vod der Richtung der in
den Platten entwickelten Blutgefässe ab. Die zum Lumen der Aorta
senkrechte Richtung der letzteren bewirkt die Bildung der dicken
und kurzen Platteu ; die, welche eine der Länge nach fortlaufende
Richtung haben, die Bildung längerer und dünnerer Platten. Der
Verlauf dieser Entzündung der Aorta ist doppelt: progressiv und
regressiv. Im ersten Falle kommt die Bildung von dauerhaftem,
fibrösem Gewebe zu Stande; im zweiten Falle erfahren die Producte
der Entzündung mehr oder weniger schnell die Veränderungen der
regressiven Metamorphose, nämlich: fettige, atheromatöse Entartung
und Verkalkung. Der regressive Verlauf fiudet sich seltener als der
progressive. In beiden Fällen kommt es in den neugebildeten Uo-
fässen zur Bildung von Thromben, welche ganz aus Pigment-
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LABorLB&KK, Qallenbronchialßstel.
körnchen, sehr selten aus Fettkörnchen bostohen, und welche eine
Oblitcration zur Folge haben. Im crBtcn Falle aber ist die Bil-
dung der Thrombose die consccutive, im zweiten die primäre Er-
scheinung.
Die zweite zur Verdickung der Intima führende Form der Ent-
zündung der Aorta ohne Bcthciligung der Gefässe giobt sich aus-
schliesslich durch Proliferation der örtlichen Bindegewebszollen der
Intima zu erkennen. Diese Form führt öfter und schneller als
dio erste zur fettigen Entartung. In dieser Form betheiligen sich
die Media und Adventitia nicht activ; zuweilen aber wird die Media
mit in dem regressiven Prozess hineingezogen; zuweilen auch sieht
man in der Adventitia die Injection und Neubildung der Blutgefässe
und das Auftreten von Granulationselementen; dieser active Process
aber greift nicht über von der Adventitia in die Media und ist blos
das Resultat der Reaction der atheromatösen, in hohem Grade ent-
wickelten Processe der Intima. Stroganow (Petersburg).
Eabmilböiie, Memoire sur une espfcce de fistule biliaire, uon
encore decrite, et qu’on pent appeler hepato-bronchiqoe, ou
bronehe-hlpatique. Uoiou m«5d. 1875. No. 99, tot.
Ein 46jähriger Bürstenmacher, starker Weintrinker aber stets
gesund, nahm am 4. October 1874 eine beträchtliche Quantität Bier
zu sicli und warf am folgenden Tage grüne und sehr bittere Massen
aus, die er als Galle sofort erkannte. Der Auswurf wurde bald
reichlicher und behielt Monate lang seine characteristische Be-
schaffenheit bei. Der Kranke fieberte nicht, hatte guten Appetit,
blieb bei Kräften und empfand keine besonderen Beschwerden, nur
störte nicht selten die übermässige Expectoration den Schlaf. Bei
der Untersuchung am 14. März 1875 fand man die inueren Organe
gesund, nur Hess sich eine geringfügige Vergrösserung der Leber
nachweisen. Der reichliche Auswurf bestand vorwiegend aus viscider
Galle, dagegen waren Urin und Stuhl gallenfrei. Wiederholentlich
beobachtete man, dass etwa der Mitte der rechten Lungcnwurzel
entsprechend an einer umschriebenen Stelle leichte Dämpfung und
reichliche grossblasige Rasselgeräusche auftreten, welche verschwanden,
sobald eine ergiebige Expectoration erfolgt war. Man diagnosticirte
eine Verbindung zwischen einem grösseren Gallengang, der convexen
Leberoberfläche und den Bronchialwegen der rechten Lunge, deren
Ursache unaufgeklärt blieb. Ilydatiden und Leberabscesse konnten
ausgeschlossen werden. Gegen Endo des Monats April wurde das
Sputum sparsamer und gallenärmcr und Anfang Mai verliess der
Pat., ohne dass man eine besondere Therapie unternommen hätte,
als geheilt das Krankenhaus. Eichborat.
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Letdbn, nugleicbzeitig« Contraciiou beider Herzkammern. Riioel. 53
E. Leyden, 2 neue Fälle von ungleichzeitiger Contraction
beider Herzkammern. Viacaow'a Arch. lxv. 8. 153.
L. theilt 2 neue Krarikenbeobaclitungon mit (s. Cbl. 1868, 749),
in denen eine ungleichzeitige Contraction beider Herzkammern nach-
gewiesen werden konnte. Beide Patt, litten an einer hochgradigen
Insufficienz der Mitralklappe mit erheblicher Hypertrophie und Dila-
tation des rechten Ventrikels, und der erste von ihnen bot ausserdem
»och die Zeichen ^einer ausgesprochenen Schlussunfähigkeit der
Tricuspidalkiappe dar. Am deutlichsten waren die Erscheinungen
bei dem ersten Kranken, einem 44jährigen Zimmerraann. Schon bei
der Betrachtung der Herzgegend sah man eine diffuse Erschütterung
in 2 Absätzen erfolgen. Wurde der Spitzeustoss palpirt, so fühlte
mtu ihn 2 Male schnell hinter einander anschlagen, worauf dann
fine längere Pause (die Diastole) folgte. Mit dem ersten Spitzen-
stoss erschien der Puls in den Körperarterien, zu gleicher Zeit nahm
das Lebervolumen zu, auch sah man sich die grösseren Halsvenen
füllen. Der zweite Spitzeustoss dagegen rief in dom Arteriensystem
gar keine Erscheinung hervor, während sich die Leber- und Hals-
venen 2um Zeiten Male füllten. Offenbar war also an diesem
zweiten Spitzeustoss der rechte Ventrikol allein betheiligt. Sehr an-
schaulich sind die Curven, welche L. seiner Abhandlung beigefügt
bat. Uebrigens verschwand das Phänomen bei beschleunigter Herz-
action.
Die Erscheinung, dass alle 3 Kranken an hochgradiger Mitral-
klappeninsuffieienz litten, führt den Vf. dazu, die Erklärung der Er-
scheinung in mechanischen Verhältnissen zu suchen. Wenn die
Scblussfähigkcit der Mitralklappe fast gleich Null ist, wird das Blut
bei jeder Contraction des Herzens aus der linken Kammer durch
den Vorhof und die Pulmonarvenen hindurch bis zu den Capillaren
der Lunge als rückläufige Welle zurückströmen können, in ähnlicher
Weise also, wie bei einer Tricuspidalklappeninsufficienz der Venen-
puls zu Stande kommt. Dieser abnorm grosse Widerstand pflanzt
sich durch die Pulmonararterie zum rechten Ventrikel fort, so dass
dieser nicht im Stande ist, ihn durch eine einmalige Contraction voll-
kommen zu überwinden. Auf diese Weise tritt der rechte Ventrikel
gewissermaassen compensalorisch noch mit einer zweiten Contraction
«in. L. meint, dass die in Rede stehende Erscheinung häufiger vor-
komme, als man nach der Zahl der bisherigen Beobachtungen ver-
muthen sollte, uud glaubt, dass viele Fälle von sogen, frustraner
Herzcontraction hierher zu rechnen seieu. Eichborat.
R- Riegel, lieber Vagusiähmuilg. Barl. klin. Woclcnscbr. 1875. No. 81.
Bei einem 53jährigen Manne, welcher über Kurzathmigkeit und
Herzklopfen, besonders hei Anstrengungen klagte, wies die Uuter-
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fiiKOBL, Vtguiilübinang Ebb, ROvkaninsrkserkritiikung.
suchung an den Lungen, abgegeben von massigen bronchitiscbcu
Erscheinungen nichts besonderes nach. Die Respiration war der
Zahl und dem Typus nach normal. Dagegen war die Herzthätig-
bei schwachem Herzstoss ungemein beschleunigt, 164 Schläge in der
Minute, der Puls klein, oft kaum fühlbar, die Herzdämpfung nur
unbedeutend im Querdurchmesser vergrössert, die Töne schwach,
aber rein. Die Körpertemperatur war normal. Patient starb, nach-
dem sich in den letzten Tagen des Lebens kleinere Dämpfungsherde
in den hinteren Lungenabschnitten entwickelt hatten. Ausser ver-
schiedenen Lungeninfarkten wies die Obduction eine Einbettung des
linken N. vagus unterhalb des Abganges des N. recurrens in eine
Lymphdrüse nach. Der Nerv erschien atrophisch und zeigte unter
dem Microscop nach abwärts hin schmale Nervenbündel, mit in
Form feiner Fettkörucben getrübten Fasern. Der rechte N. vagus
nebst recurrens waren intact. Aus Tbierexperinienten erhielt Vf. die
Bestätigung, dass schon nach einseitiger Vagusdurchschneidung Puls-
bcschleunigung eintritt, während die verlangsamte und vertiefte
Respiration erst nach doppelseitiger Durchtrennung sich eiustellt. —
Das Herz war im vorliegenden Falle, abgesehen von ^iner massigen
Erweiterung beider Kammern und einer Hypertrophie der Ventrikel-
wände, normal. Bernhardt.
W. Erb, Ueber eineu wenig bekannten spinalen Symptomen-
coinplex. Berlin, kliu. Wocheoictir. 1875. No. 2$
Vt. hatte Gelegenheit eine Reihe von Kranken zu beobachten,
welche folgende charakteristischen Symptome darboteu. Das sich
stets langsam entwickelnde (chronische) Leiden beginnt unter Auf-
treten abnormer Sensationen in den Beinen oder im Kreuz mit
motorischer Schwäche der Beine und verschlimmert sich, ohne je
wirkliche Störungen der Sensibilität, der Urinexcretion , oder Ab-
schwärhuug der Potenz zu bedingen, im Laufe von Monaten und
Jahren. Die Kranken schleppen dann die Füsse und schreiten in
Folge einer refLetorischen Spannung der Wadeninuskeln , sich
hüpfend bei jedem Schritt erhebend, auf den Zehen einher. Von
Ataxie ist dabei keine Rede, doch siud Bewegungen, auch im Liegen,
langsam und steif. Das Stehen auch bei Augenschluss und zusam-
mengesetzten Füssen ist sicher. Die schon Anfangs deutlich hier
und da zu fühlenden Muskelspannungen werden später zu wirklichen
(Joutracturen, auf die oberen Extremitäten geht das Leiden selten
über. Während die Hautreflexe ganz normal geschehen, sind die
Sehneureflexe (über welche Vf. an anderer Stelle berichtet und über
welche an anderer Stelle auch referirt wurde) enorm gesteigert und
zwar nicht nur an dem Lig. patellae und der Quadriceps- und Achilles-
sehne, soudern auch an anderen Sehnen, auch der Oberextremitäteu.
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jP^r^pBpjPP*’
Caairi, multiple 8te*tome 55
Die Blasen-, Genital- und Hirnfunctionen, sowie das Allgemeinbefinden
sind meist vollkommen gut. „Cs handelt sich also um eine allmählich
aanehmende Parese mit Muskelspannungen, mit Refiexcontractionen
mit auffallend gesteigerten Sehnenreflexen bei völligem Fehlen aller
Sensibilitätsstörungen, Ernährungsstörungen und der Blasenschwäche.“
Ais wahrscheinlich spricht Vf. es aus, dass seine Krankheitsfälle au
denjenigen Affectionen gehören, welche von CllABCOT als auf primärer,
symmetrischer Sklerose der Seitenstränge beruhend, beschrieben
werden. Die Prognose der Fälle ist mässig günstig. Die Behand-
lung war meist eine galvanotberapeutische (constanter Strom längs
der Wirbelsäule); eine Besserung trat dabei wenn überhaupt ziem-
lich schnell ein. Bernhardt.
Carafi, Observation snr nn cas de stdatonies ganglionnaires
par infection ä la suite dn traltement d’une loupe du coir
ehevelu par les caustiqnes. La Kraue« mdd. 1876. No. es.
Wie bei malignen Tumoren eine Infection der Drüsen statt-
findet, so scheint, aus vorliegendem Falle zu sobliessen, ein solches
Vorkommniss auch bei gewöhnlichen ßalggescbwüisten möglich. Bei
einer 40jährigen Frau wurde im April 73 eine kirschgrosse Balg-
geschwulst auf dem Kopfe geätzt. Nachdem der Aetzschorf sich
lüste, bildeten sich rings Fleischwärzchen, welche immer mehr Zu-
nahmen und ein fungöses Aussehen gewannen, ähnlich einem
Caocroide. Eine Chlorziokpaste wurde im April 1874 applicirt und
nach einem Monat war die Stelle vollständig rein vernarbt. Bis
sum Februar 1875 war die Frau gesund; jetzt bemerkte sie mehrere
Knoten am üalse und bald stellten sich Schmerzen daselbst ein,
welche sehr heftig wurden. Unter Cataplasmen wurde die Haut
roth und gespannt, die Diagnose wurde auf eine Polyadenitis der
Parotis und Cervicaldrüsen gestellt und eine Incision vorgt- nommen.
Sowohl die macroscopischc als auch die microsoopische Betrachtung
ergab, dass der Inhalt der Drüsen vollständig dem der Sebumcysten
glich. Er bestand aus Epithelion, Cholesterin und Fett. Es wurde
nun eine grössere Incision gemacht, wobei sich ergab, dass keine
Talginfiltration vorlag, sondern jede einzelne Drüse von Talg erfüllt
war. Es wurde Chlorzink in die entstaudene Höhle eingeführt und
nachdem der Aetzschorf abgefallen war, fanden sich in dem abge-
sonderten Eiter stets reichliche Talgmassen. Die Ränder der Wunde
waren cancroidartig gewulstet. Ein Erysipel und eine unvollständige
Facialisparalyse stellten sich ein, letztere durch Erkrankung des
Facialisstammes innerhalb der Parotis bedingt, worauf die Kranke
das Spital verliess.
Vf. nimmt aD, dass nach der Operation der Balggeschwulst eine
ßeproduction gleicher Geschwülste in deu Lymphdriisen der zuge-
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CnvorrEK, Pemphigus bei Rückeimiarkaleideu.
hörigen Lymphgefiisse staltgefnnden habe. Ricbet will einen gleichen
Kn II bei einem Greise früher beobachtet haben. O. Simo».
Fr. Chvostek , Weitere Beiträge zu den vahomotorischeu und
trophischen Neurosen. Blasenbildung an der Haut (Pem-
phigus). Wien, med Wochensehr. 1875. No. 32—85
im Anschluss an die früher bekannt gewordenen Fälle von
Blasenbildung in Folge von Erkrankungen des peripheren Nerven-
systems, theilt Vf. einige Fälle mit, in welchen ein Rückenmarks-
leiden der Blasenbildung vorausging. Der 1. Fall zeigt einen Ppiu
phigus der rechten Hand und des rechten Vorderarms bei vorhande-
ner Spinalaffection. Bei einer 44jährigen Wittwe trat Empfindungs-
losigkeit des rechten Armes bis zum Ellenbogen auf und bald
darauf Blasenbildung an den Fingerspitzen, dann an der Hand und
dem Vorderarm. Die Blasen waren von halber Erdbeergrösse und
folgten sich sehr schnei). Die unteren Extremitäten wurden schwach,
die Füsse wurden gegen leichtere Berührung unempfindlich.
P. schwankt bei aneinandergesetzten Füssen und taumelt bei ge-
schlossenen Augen. Die vordere Partie der r. Brusthälfte ist über-
empfindlich. Unter eleetrischer Behandlung trat Besserung der
Sensibilität ein und diu Pemphiguseruption hörte auf. — Vf. nimmt
an, dass es sich um eine chronische Myelitis handle und dass der
Pemphigus direct von dem Nervenleiden abhängig sei, denn derselbe
trat unmittelbar nach dem Auftreten der Gcfüblsabstumpfung auf;
er befiel nur diejenigen Stellen, welche am meisten anästhetisch und
analgetisch waren und verschwand mit der Besserung des Nerven-
leidens.
Der zweite Fall betrifft einen 55jährigen Schifferknecht, welcher
kurz nach einer Durclmässung Rückenschmerzen bekam und para-
plegiscii wurde. Neben Bewegungsstörungen der unteren Extremi-
täten trat Lähmung der Sphinctcren des Arms und der Harnblase
auf. Eine Woche später entstand Decubitus am Kreuzbcim und
gleich darauf bildeten sieb am rechten Unterschenkel vorn drei
Blasen von Haselnussgrösse, diese wuchsen und nach vielen Tagen
wurde ihr- Grund gangränös. Sodann entwickelte sich Oedem, das
allmählich stieg, es traten Schüttelfröste auf uud P. ging septicämisch
zu Grunde. Die Section ergab gelbe Erweichungsheerde der
Seitenstränge im unteren Brustsegmente. — Auch hier nimmt Vf.
eine vasomotoriseh-trophischa Störung an, welche vom Rückenmarks-
leiden ausging und zu Pemphigus führte.
in dem dritteu Falle ist der Zusammenhang zwischen Nerven-
leiden und Blasenbildung ein sehr lockerer. Bei einem 30jährigen
Ingenieur, welcher raaasslos onanirtc, stellte sich Spcrmatorrhoe und
Impotenz ein, sowie bedeutende psychische Störungen. Während der
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Iisub, EnUüiiduug durch Lochialsccrcl. Blumknstock, Ohreuprobe. 57
Rtickbildung dieser Störungen unter eleetriseher Behandlung, traten
»orübergehend Blasenbildungen an der Haut beider Unterschenkel
auf. O Himon-
F. A. Kehrer, Versuche über Entzündung und Fieber erregende
Wirkungen der Lochien. Beitr. z. vergleich, u. exp. Oeburt.sk. Giessen.
1875. 8. 1.
In Uebereinstimmung mit Rokitansky jln. fand K., dass suh-
cutane Injection der Lochien gesunder Wöchnerinnen bei Ka-
ninchen immer ausgedehnte Entündung und Vereiterung des Zellen-
gewebes machte, dass die Lochien späterer Tage grössere Abcessc
machten, welche sich in nichts von den durch putride Lochien
froherer Tage verursachten unterschieden. Die Lochien des 4. bis
6. Tages tödteten die Thiere unter Erscheinungen der Inanitiou.
Oie Temperatur steigerte sich immer etwas, war aber schwankend,
und sank vor dem Tode bedeutend. Bei Impfungen, an den Schen-
keln der Wöchnerinnen selbst, machten die Lochien vom 3. Tage
an immer eine Entzündung der Impfstelle. — Aus dieser phlogo-
genen Eigenschaft normaler Lochien erklärt sich die regelmässige
Umwandlung der Scbleimbautrisse im Geschwüre und das häufige
Wandfieber der Entbundenen. Wenn trotz dem nicht Alle fiebern,
so liegt der Grund darin, dass zu der Zeit, wo die LocIiicd die
phlogogene Eigenschaft annehmen am 2 ., 3. Tage, die Wunden be-
reits grauuliren, resp. sich überhäuten. Für die Praxis folgt aus
diesen Resultaten, dass die Lochien jeder Wöchnerin für gefährlich
anzusehen sind, dass ferner jeder Eingriff im Wochenbett (Unter-
suchung, Entfernung von Placentai testen) welche Scbleimbautrisse
wieder trennen könnte, zu vermeiden ist, und dass jedesmal eine
schnelle Verheilung der Wunden (durch Verbaridmittel mit Terpen-
tinöl) anzustreben ist. v. Hn»elberg.
L. Blumenstock, Die Wreden-Wendt’sche Ohrenprobe nnd
Ihre Bedeutung in foro. Wien. med. Wochen* ehr. No. 40 — 44.
Durch 18 selbst gemachte Beobachtungen und eingehende
Erörterung der verschiedenen Verhältnisse, welche das Mittelohr bei
frischen und faaltodten raacerirten Föten, bei intrauterinem Athmon,
bei Neugeborenen, welche gar nicht oder nur kurze Zeit nach der
Geburt geathmet haben, darbieten kann, kommt B. zu dem .Schlüsse,
daäs die Ohreuprobe weder der Mängel der Lungeuprohe entbehrt,
noch die ihr nachgerühmten Vorzüge vor dieser in dem Grade hat,
wie aie ihr namentlich von Wunden zugeschriubcn wurde. Dagegen
findet Vf. zum Schlüsse in den folgenden Fällen einen grossen prac-
tischen Nutzen der Ohrenprobe: 1) die Ohrenprobe wird zwar nie
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WoLmCeiL, OionbMtimmang.
die Lungenprobe zu ersetzen vermögen, sie wird aber sehr oft die
Resultate der letzteren ergänzen und speciell bestimmen können,
ob das lebendig geborene Kind kräftig geathmet babe, also nicht
etwa nach den ersten Athemzügen gestorben ist. Ein grösserer
Spielraum muss der Ohren probe bei der Frage eingeräumt werden,
wodurch das Kind während oder gleich nach der Geburt gestorben
ist. Eine der häufigsten Ursachen des frühzeitigen Todes ist be-
kanntlich die vorzeitige Unterbrechung der Placentarrespiration
während des Geburtsactes, als deren unmittelbare Folge vorzeitige
mit Aspiration von Fruchtwasser verbundene Athembewegungen,
darauf Asphyxie und Erstickungstod entweder vor oder bald nach
beendigter Geburt anzusehen sind. In solchen Fällen werden wir
in den Paukenhöhlen flüssigen Inhalt und in diesem Fruchtwasser-
bestandtheile finden, somit die Todesursache bestimmt nacbweisen
können, ein Nachweis, der durch die Untersuchung der Athmungs-
organe allein nieht immer möglich ist. Im Zusammenhänge mit der
Aspiration des Fruchtwassers steht nach den Erfahrungen von
Wreden, Wkndt und Hoefmann einerseits die eitrige Entzündung
des Mittelohrs, andererseits Ateiectase und Entzüudung der Lungen.
Die Constatirung von Fruchtwasserbestandtheilen in der Pauken-
höhle wird somit auch in solchen Fällen den Beweis liefern, dass
vorzeitige Unterbrechung der Placentarrespiration die Ursache war,
wesshalb das Kind entweder während der Geburt zu Grunde ging
oder scheintodt zur Welt kam und bald nach der Geburt starb.
2. Gelaugt das lebendig geborene Kind unmittelbar nach der Geburt
in ein flüssiges Medium oder in Cloakenjauche, so wird die Unter-
suchung der Paukenhöhlen bestimmter als jene der Respirations-
oder Verdatiungsorgaue fremde Körper anifinden lassen, die auf
stattgebabte Aspiration des das Kind umgebenden Mediums hin-
weisen. 3. Die Untersuchung der Paukenhöhlen wird auch (nach
Hofmann) für die Diagnose des Ertrinkungstodes bei Erwachsenen
von Bedeutung sein, da ein Eindringen von Flüssigkeit in die
Paukenhöhle bei todt ms Wasser gelangten Körpern nicht statt-
findet. Freilich müsste hierbei die Unversehrtheit des Trommel-
fells zuvor constatirt werden. 4. Endlich dürfte die Untersuchung
der Paukenhöhlen auch in manchen Fällen von Kunstfeblern ihre
Verwerthung finden, und zwar Behufs des Nachweises, ob etwa die
Beschleunigung der Geburt angezeigt war und ob durch Fahr-
lässigkeit der Tod des Kindes verschuldet wurde. W. S*oder.
li. Wolffhügel, L eber den sanitären Werth des atmosphärischen
OzOnS. Zeitschr. f. ßiol. XI. S. 408.
Zum Nachweis des Ozons bedieut sich Vf. des ScHÖNBEiNschen
Reagens trotz der ihm anhaftenden Mängel u. z. in der Weise, dass
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PotSCiBfc. Nicati.
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er ein geschwärztes Glasrohr mit dem präparirten Papierstreifen an
einer ruhigen schattigen Stelle exponirt und durch Aspiration in
einer gewissen Zeit ein bestimmtes Luftquantum hindurchsaugt (pro
Stunde 50 Ltr). So wird wenigstens der Einäuse zweier wesent-
licher Fehlerquellen der Luftströmungen und des Sonnenlichts ausge-
schlossen. Bei länger dauernden Versuchen wird das Reagens erneuert;
einmal weil bei höheren Reactionsstufen feinere Unterschiede im Far-
benton wenig hervortreten und dann weil durch Abdunstung von Jod
bei längerer Dauer des Versuchs ein schwächerer Reactionsgrad vor-
getäuscht werden kann.*)
Vf. bestätigte die oft gemachte Angabe, dass in Wohuräumen
selbst bei starker Ventilation Ozon gar nicht oder nur iu Spuren
vorhanden sei, so dass es bald wieder verschwinde, wenn es aus
einer besonderen Quelle z. ß. durch Aetherverdünstung entwickelt
worden ist. Offenbar wird das Ozon zur Oxydation organischer
Staubtheile verbraucht. Eine ozonlmltige Luft wurde desoeonisirt
wenn sie durch eine Strassenstaub enthaltende Röhre strich. Diese
Wirkung blieb aus, wenn der Strassenstaub vorher geglüht war.
(Jebrigens erwies sich, dass auch, geglühter Mörtel in dickeren
Schichten (3 — 4 ctm.) der doch für Luft permeabel ist, das Ozon
nicht durchlässt, ohne dass; Vf. den Grund hiervon aufgefunden
bat. Auch iD der Bodenluft hat Vf. den Mangel des Ozons noch
besonders nachgewiesen. Schliesslich verspricht Vf. künftige Mit-
tbeilungen über die Frage ob das Ozon im Stande sei, Krankheits-
stoffe zu zerstören. Schiffer.
M. Poincar^, Note sur Pinnervation de la glande thyroide.
Jonrn. de l'enat. 1876 8. 471
P. beschreibt zahlreiche mit eigenen Ganglien versehene Nervennetse ans
dar menschlichen Thyreoidea nach Maeerationspräparaten. Lümt.
W. Nicati, ltecherches nur le mode de distribution de» flbres
nerveuses dans le» nerfs optique» et daus la Rltine (Travail
de laboratoire d’histologie du collbge de France). Arch. d«
physiol. etc. 1876. S. 521.
I. Anordnung der Nervenfasern zwischen dem Chiasma nnd
der Papilla N. optioi. Lanoebhans (Untersuchungen über Petromyzon Planeri)
ond Schwalbe (Grafe 9t SammiCh, Handbuch der gesammteu Augonheilkuude) haben
neuerdings, der erste bei Petromyzon, der zweite bei Vögeln eigentümliche An-
ordnungen der Nervenfasern in der Papilla N. optici beschrieben. N. inacht darauf
aufmerksam, dass, um diese Verhältnisse zu studireu. es absolut notwendig ist, bei
*) Trotz dieser Cautelan haften der Oiouo scopie noch so viele Fehlerquellen
an (Färbung des Reagens durch Wasserstoffsuperoiyd , salpetrige Saure nnd
INtehtige organische Säuren, Entfärbung durch Schwefelwasserstoff u. s. w.), dass
osonometriache Bestimmungen im Freien jeder Zuverlässigkeit entbehren
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Hü.gkr. MoOonnell. FIkvmann.
Thier eii mit spaltfÖrnriger Papille Präparate von 3 verschiedenen SchiiittrichLungon
anzufortigen, nämlich 1) Schnitte parallel der Nerveuaxo und im Sinne der Pa
piliunbreite (Horizontalecbuittö), 2) Schnitte parallel der Nerveuaxo und im Sinne
der Papilleulänge (VerticalscbnStie) und 3J Schnitt« im Sinne der Papillenbreite
aber schräg zur Nerveuaxe.
Untersucht man so die versebiedeuen Wirbelthierclasseu , so stellt sich
heraus, dass allein bei deu Saugethiereu die in Biiudel ahgetheilten Fasern des
N. opticus vom Cbtasma bis zur Papille genau parallel verlaufen und sieb nicht
kreuzen, dass hingegen bei Vögeln, Batrachiern und Knochenfischen die den
N. opticus zusammensetzeuden Bündel sich in eine einzeilige Reihe auordneu und
in dieser eiuo vollkommene Kreuzung darstolleu
11. Anordnung der Nervenfasern in der Retina selbst. Beim
Frosch gehen von jeder Seite der »pnltfönuigen Papille etwa 10 Hauptbundei aus,
welche sich in der Art verüstelu, dass der Verbreituugsbezirk jedes einzelnen
Blindeis ein Dreieck darstellt, dessen Basis an der Ora s rrata und dessen Spitze
au der Papilla N. optici liegt
Für deu Menschen reproducirt N. die Angaben Micrkl’s (Cbl. 1875, 5G4).
Boll (Rom).
A. Hilger, 1) Ein Beitrag zur chemischen Zusammensetzung
der Transsudate. 2) Zar Kenntniss der Mineralbestandtheile
der Echiuoderineu und Tuuicatea. Pflcgkh s Arch. x. 211 -215.
1) Es handelte sich um Ovari&lcystenflüssigkcit. Hervorzuheben ist der
Gehalt an fibriubildenden Substanzen und Harnstoff, Fehlen von Muciu. Unter den
Balzen überwog das Kochsalz.
2) Aus dem Körper mul Mantel der Tunicaten konnte durch verdünnte
Salzsäure schwefelsaurer und phosphorsaurer Kalk, kleine Mengen Kieselsäure,
Spuren von Chlornatrium und Eisen ausgezogen werden. Die Haut von Holothurieu
gab an Wasser und verdünnte Salzsäure ab: Kochsalz, schwefelsaures Natron,
Schwefelsäuren Kalk, kohlensauren Kalk und Magnesia, phosphorsauren Kalk,
Kieselsäure, Eisenoxyd Die Haut enthielt 4,41—6,549 pCt Asche, ln 100 Tbeilen
derselben waren 6 384 in Wasser löslich, 93,632 unlöslich. E. Salkowski.
McConnell, Kcmarks on the anutomy and pathological relations
of a new species of liver-fluke. The Lauest 1875. No. 8. 3 Abb.
Bei einem Chinesen fand Vf. in deu Galleugängen der Leber zahlreiche
(über 30) Exemplare eines Distoma. welches sich von den beiden Formen des D.
hepaticum und lanceolatnm wesentlich unterscheidet. Es steht an Grosse zwischen
den beiden und ist relai.v t»c?.imJur als da* D. bepat ; der obere Sauguapf ist
breiter als der tiukre; die Oberfläche ist glatt, der Verdauungscaual nicht verzweigt,
erstreckt sich bis fast zum Bcliwnnzeiidu j die männlichen Geschlechtsorgane (1 oder
2 kugelige Hoden) liegen itn hinteren Drittel des Körpers unter deu weiblichen
und stehen in Verbindung mit einem eigenthümlicheu Gebilde (Koceptaculum
nemiuis?); die weiblichen Geschlechtsorgane liegen im vorderen und mittleren
Drittel des Körpers über den männlichen; die Eier sind kleiner als die der beiden
anderen ('/W' X Visse“)* Orth.
P. Hey mann, Ueber Insufficienz der Aortenklappen, verursacht
durch Aneurysma am Sinus Yalsalvae. Di»». Berlin 1874
Im Anschluss an einen seihst beobachteten und untersuchten Fall von
Aorteoklappun-lnsufficieiiz iu Folge von Aneurysma am Siuus Valsalvae giebt Vf.
eiue sorgfältige Zusammenstellung der bekannten Fälle von Aneurysma am Siuus
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Bru.. Nicolaoohi.
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(109, eigentliche intravalvuiärc 89) neh.it ihren Folgen, sowie eine (Jeher*
«icfct über die historische Entwickelung der Lehre von den Klappenfehlern nud
tpeciell vou der losufficienz. In dem initgctheilten Fülle fand sieb neben nllge-
neiner Anämie, einem chronischen Magengeschwüre, erheblicher Vergrößerung des
Herzen* und Verfettung seiner Musculatur und sklerotischen Verdickungen der
Aortenintima an der Steile, wo die Sinus der vorderen und rechten Klappe zusara-
neDstossen, eine mehr in dem Bereiche der vorderen Klappe liegende, über die
KiappenansaUlinie iu die Aorta hineinreicheude und 16 mm. im Durchmesser
haltende CLffnung in der Wand der Arterie, die iu einem 3,4 ccm. haltenden an-
enrjsmatischen Sack hineinführte. Derselbe hat die Kichtung nach uuteu uud
vom, zom grössten Theile in das Septum ventrieuiorum hinein genommen und Bisst
io seiner Wandung die 3 Häute der Aorta noch wohl erkennen. Er enthält wenig
altes Fibrin, meist frische Coagula. Der gemeinsame obere Ansatz der beiden he*
troffen en Klappen, der sonst ganz normal ist, liegt an der durch das Aneurysma
▼orgeschobeueu Arterien wand und ist, da diese Wand je nach der mit Herzactiou
iDMmmeubängenden Füllung dos Aneurysmas ihre Stellung äudert, ebenfalls be-
weglich, woraus Vf. die im Leben diagnosticirte InsufÖciens ableitet. Orth.
Bull, A case of bifurcuted foot with eieren toes. Boston med.
»ud surg. Journ. 1875. No. 11.
Der Fall betrifft eine Missbildung des linken Fasses bei einem sonst wohl-
fe bildeten Mädchen, das im Mai 1875 geboren wurde. Der Fersentheil des Kusses
i*l einfach, während der in starker Varo-equinus-Stellung befindliche Vorderthoil
derart doppelt ist, dass einem an normalem Orte sitzeodon, mit 5 normalen Zehen
betteten Kusse an der PiantArseite vom Anfang der Metatarialkooche» an ein
zweiter Fuss Planta gegen Planta gekehrt, gegeiiübersteht, so dass zwischen deu
Plar.tsrfiächen beider ein bis zum Mittelfuss reichender .Spalt ist. Der Appendix
trägt 6 wohlgebildete verschieden lauge Zehen, jedoch ohne Hallux; ihm gehoreu
»nscheinend einzelne eigene Tarsalknochen au; au den Bewegungen seines an
normaler Stolle befindlichen Antagonisten nimmt er nicht Theil. Der Unterschenkel
der linken Seite ist stärker als der rechte. Vf legt am Schlüsse einen Werth
darauf, dass bei der bei Weitem überwiegenden Anzahl vou Missbildungen die linke
K«»te, fast nie die rechte, die entweder allein oder bei Doppelmissbilduugeu die
nULrkstafficirte Seite sei. Or&witc.
C. Mcoladoui, Periherniöse Phlegmone, ein Beitrag zur
Lehre von dem entzündeten Bruche. Wiener med. Wocheuschr.
1875. No. 36 ii. 30.
Im Anschluss au 2 Beobachtungen vou Pblegmouen iu der unmittelbareu
Umgebung grosser alter Bruchsäcke bespricht Vf. etwas genauer diese ,,peri-
tarbiöüen*' Eiterungen. Deu Ausgangspunkt derselben bildet immer eiue Hernia
inflimir.ata, eine exsudative Peritouitis des Brucbsackes. Dass ohne Eiterbildung
innerhalb des letaleren die Entzündung sich auf die Umgebung desselben fort-
pflanzen nnd hier zur Eiterung fähreu kaun, wird begreiflich, wenn man an analoge
Kraehtinungeu An anderen Körperstellen denkt, au die Abscesse iu der Umgebung
entzündeter Qeb nke, entzündeter Sehnenscheiden und Schleimbeutel, bei Osteo-
“Jelitiß q. s. w. Die Wege, auf deuen diese Fortleitung geschieht, sind die
Lymphgefäsae, deren histiologische Verhältnisse am Brnchsackperitoneum allerdings
bw jetst uoch nicht gonau bekannt sind. E. KtlsUr.
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62 Macao«. HiuacHaKKo Siolo Pawiinorr. Modil.
H. Magnus, Die Bedeutung des farbigen Lichtes für das
gesunde und kranke Auge. Kin Beitrag zu einer rationellen
Lichtdiät. Leipxig 1875. 4G 9.
Sieb stützend auf die hinsichtlich der physiologischen Bedeutung der ver-
schiedenen farbigen homog neu ,, Lichter“ für das gesunde Auge bekannten That-
sachen, empfiehlt M. für den localen Sabnts der Macula lutea das blaue oder violette
Liebt wegen der hier stattfindeuden Absorption durch die diffnsc gelbliche Färbung
derselben, für die übrige Eetina dagegen Rauchglas, weil in letzterem Falle bei
jedem monoehrometrisebem Liebt immer nur der eine oder andere Reizfactor
eliminirt wird. Michsi (Erlangen;. •
J. Hirschberg, Einige Beobachtungen Uber angeborene Spalt-
bildung im menschlichen Auge. v. Qaars'» Arch. xxi. s. 179.
Aua den hier roitgetbeiltua Beobachtungen ist diejenige eiues Coloboma
retinae et cborroidea» central. (Drityoohisma centr.) hervorznhebeu. Nach innen
und ein wenig nach oben von der Papille nnd awar ca. Papillendurchmesser
entfernt, befand sich im umgekehrten Bilde eiue weisse elliptische Figur, in der
Breite und Höbe von ca. 3 Papilleudurchtnessern, und von schwarzem Pigment ein-
gefasst. Der Grund war sehr bedeutend vertieft, und eine eigentümliche und
reieblicbe Vascularisation hier sichtbar, bei welcher besonders das spärliche Hin-
übertreten von Netshautgefässen auffallend war. Das Sehvermögen war Sn CC in
16'; entsprechend dem Defect in der Netzhaut wurde ein paracentrisches Scotom
eonstatirt Michel (Erlangen).
Sidlo, Glottisstenosc io Folge von Lähmung der Glottiser-
weiterer und Catheterismus des Larynx. Wien. med. Wochensobr.
1876. Na 86 a. 87.
ln diesem Pell», in dem schliesslich bei der luspiretiau nur ein linearer
Spalt noch übrig geblieben war, wandte S. die Catbeterisation des Larynx an, die
86 Mal wiederholt wurde. Sie hatte einen so günstigen Erfolg, dass die vor.
bandene Erstickungsgefahr schwand, im Wachen selbst bei massiger Bewegung
kein, sondern nur noch im Schlaf ein massiger Stridor sieb xeigte. b. Frankel,
Pawliuoff, Zur Frage von der Zuckerharuruhr. Viacnow» Arch
LXIV. 382-393.
P. stellt sich vor, dass Ei weis* nur im arteriellen Blut verbrennt, weil hier
keine leichter ozydablen Stoffe, welche den .Sauerstoff für sieb iu Beschlag nehmen,
wie im Capillar- und Venenblut vorhanden seien. Diese leichter oxydirbareu Stoffe
werden vom Muskel durch Umsetzung des Zockers (in Milchsäure etc.) geliefert.
Im Diabetes sei diese Umsetzung gebindert, daher könne mehr Kiweis» zu Harn
stoff verbrennen, während der nicht verbrauchte Zucker ausgesebieden werde.
Durch Einführung von Milchsäure, ebenso wie des im Körper auch leicht ver-
brennenden Glycerins, könnten die Eiweissstoffe vor der Oxydation geschützt
und dem Körper eine gewisse Menge von Spannkräften, die ihm im Zucker ver-
loren geben, erhalten werden. Auch durch Alkalien werde die Oxydation ge-
steigert. Senator.
A. Model, Exci8ion eines wandernden Galleusteins. Bayer, »nti.
lutelligenxbl. 1876. No 41.
M. extrahirte einer Frau uacb Erweiterung einer ungemein kleinen Fintel.
Öffnung einen gröMtentheil« au» Cholentearin bestehenden Gallenstein von der
SrSsie einer Mo»catno»s. Der Stein lag iu der Bauchwand in einer fast vmllnus»
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ShBSRBR. Mrübir. Olshsosbm.
63
pomo von glatter •erosa-ähnlicher Membran aasgekleideten Bühle, von einem
raich! icheu . fadeatiebendeo, schwach gelblich gefärbten und theil weise fast durch-
»iebtigen Schleime amhfillt. Eine Communicaliou mit der Gallenblase lies* sich
eicht entdecken. Die vorher lange Zeit bestandenen heftigen Schmerlen waren
dereb die Operation behoben, naeh & Wochen war die Fistel geschlossen.
L. Roae&thal.
6. Shearer, Enlargemeiit of the pineal gland and sclerosis of
thc brain in a case of chronic epiiepsy with ameutia and
aphasia. Edinb. med. Journ. 1876. 297.
Ein seit seiner frühesten Jagend epileptisches, dementes Mädchen, welches
iear in den beiden ersten Lebensjahren reden in lernen anfing, später aber absolut
■o sprechen unfähig war, starb in ihrem 16. Lebensjahre nach einem Anfall im
Cooia. Das Schädeldach war normal gebaut, die Hirnhäute gesund, nicht mit ein-
ssder verwachsen, das Hirn gut ausgebildet, aber fester ansoffihlen, trockener als
gewöhnlich, lederartig derb, von der Consisteu* gekochten Eiweisses. Die Zirbel -
drüse war vergrössert, von der Grösse einer Haselnuss. ~ Die übrigen Gehirn-
sbeile waren gesund Bernhardt.
i. Maurin, {Separation du Tagin et du col de l’uterus par uue
cloibon inter- utero -vaginale. übe. bebd, 1875. No 29.
Bei einer üppigen 22jährigen Maurin, welche seit dem 12. Jahre ohne Be-
Khaerden meustrnirte nnd trott längerer Ehe nicht conipirt hatte, fand Vf. das
obere Viertel der Scheide durch eine von 5 engen Oeffunugen durchbrochene qnere
Scheidewand abgeschlossen : Die Sonde dringt darob diese Oeffnuugen noch
1 — t cm weit vor. Dnreh Palpation vom Rectum aus lässt sich der Uterus hinter
der Scheidenwand nachweiseu. Nach Spaltung der Brfickeu zwischen den Oeff-
•sogen mit der Scbeere wurde die geringe Ulutnng aus den dfinuen Wuudfiäcben
mittelst verdünntem Liq. ferri gestillt. — Der Verband wurde 10 Tage lang täglich
«neuert, dann trat die Menstrnation ein, nach welcher Pat. geheilt entlaseeu
sorde. — Die 8chleimbaut des durch die Operation blossgelegteu oberen Scheiden-
Viertels teigte sieh lebhaft gerOtbet, die Portio vaginalis wenig entwickelt, uach
vorn gerichtet. — Vf. nimmt an, dass die Stenose dureb Verschwärung entstanden
•si, sie Pat im 12. Lebenajabre die Pocken fiberstand; freilich fehlten damals alle
Symptome von Erkrankung der Scheide. — Die Frage, ob dieses Septum ange-
boren sei, wird nicht erörtert. A. Martin.
B. (Hahausen , Uebtjr chronische, hyperplusirende Endometritis
des Corpus Uteri. Arch. f. Uyo VIII. 97—188.
Der Vf. macht von Neuem aufmerksam auf eine vou R&crmur, Nälator und
•ndren Franaosen schon vor Jahren beschriebene Form der Endometritis, welohe
m einer auf die Uternsböble beschränkten starken Hyperplasie der Schleimhaut
führt. Sie äussert sieb klinisch nur durch unregelmässige starke Blutungen ohne
•eitere Ausflüsse. Necb Dilatation der Hohle durch Pressschwamm findet mau
dieselbe anstapesirt durch weiche schwammige Massen vou mehr oder weniger
bjpsrlmiscbem transparentem Aussehen; das Microscop erweist sie als stark hy-
psrtropbirte Schleimhaut mit Vermebruug aller ihrer Elemente und einer mässigen
Dilatation der Drfisenlumina. Microscopisch sind sie su verwechseln mit den
Mollnsken des Corpus Uteri (Viacnow), welche jedoch vorzugsweise eus cystisch
dilatirteu Drüsen bestehen , und mit dem Sarconi der Schleimhaut. Ihre Erkennung
<a Leben wird dadurch erschwert, dass uaeb Dilatation durch Pressschwamm oder
Lsaiaaria die erkrankte Schleimhaut comprimirt, ihre Unebenheiten ausgeglichen
•>»d; aber auch dann findet der Fiuger sie sicher im Fundus. Zu ihrer Heilung
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t. Bknikr. P nssKOwaai. Goaia.
empfiehlt 0. dringend da« Ausechaben mit Sine’ Cnrette all gefahrlos and sicher,
tnr Verhütung von Kecidiven nachfolgende Aetr.ung mit Jodtinctnr. 9 innerhalb
der lotsten 3 Jahre beobachtete und mit der Curette behandelte Fälle dienen als
Belege. v. Heselberg.
v. Benike, Ueber Verhaltung der Eihäute bei der Geburt.
’/jk itschr. f. Oebnrtsb. n. FiautsukraukU, L 91 — 96.
Du Verhaltung von Chorionresten dieselben Folgen haben kann, wie die-
jenigen von Placentarresteu (heftige Kopfwehen, Blutungen, mangelhafte Rückbil-
dung, Bnpsis und fibrinöse Polypen), so wird seit 5 Jahren in der Berliner Entbin-
dungsanstalt ein verhaltenes Stfiek Cborioo jedesmal sofort nach Geburt der
PlAcenta in Chloroformuarcose gelöst nnd ist der Verlauf des Wochenbettes ein
relativ guosti^er gewesen. Bei 1700 Geburten wurde das Chorioo 44 Mal (1 : 38)
verhalten, 24 Mal ganc, 20 Mal partiell, 30 Mal waren fikebeuartige Adhärenzen,
sehr selten war Innervation die Ursache. Der Grund zur Adhärenz ist nach B. au
suchen in mangelhafter Involution der Decidua, in der Bildung von Placentae
spuriae, Faserstoffablagörung auf dem Choriou oder Eudometritis. Erst- und Mehr-
gebäreude waren der Anomalie in gleicher Häufigkeit ausgeaeUt. v. HaseltMrg.
Paszkowski, Beiträge zur physiologischen Wirkung des salz-
sauren Apomorphins. Frzegiad iek»r»ki 34-36. i875.
Vf. hatte durch mehrere in der Klinik des Prof. Koacxvaaai angestellto
Versuche über die Wirkung des salxsaaren Apomorphins an Gesunden sieb über-
seugt, dass zu kleine Dosen von salesaorem Apomorphin ebenso verderblich
wirken als zu grosse und, dass die deletäre Wirkung dieses Mittels überhaupt beim
Ausbleiben des Brechactes su Tage tritt. Er erklärt dies ans dem anta-
gonistischen Verhältnisse, in welchem das Brechceatrum su den motorischen und
respiratorischen Centren verbleibe; der Brecbact, das Resultat der Reisung des
Brecbceutrnms, wirke beruhigend auf die durch das Apomorphin ebenfalls gereisten
motorischen und respiratorischeu Centren.
Bei kleinen uicbt brecheuerregeudeu Dosen fehlte die Dilation der Pupillen
in keinem Kalle, weshalb K. geneigt ist, die primäre Wirknng des salssaureu
Apomorphins anf den Sympatbicus surücksufähreo ; aas der Blutscbwaukung erklärt
er die seenndäre Wirkung auf das Brechcentrum und deo Vagus.
J. Zielewicc (Posen).
Uoeze, Kindestödtung durch vorgehaltenes Meconitun. Em.s»»*no’i
Vierteljahrsschr. 1876. XXil. 363—977.
lu diesem Falle ergab die Obduction des reifen und gelebt habenden Kiudea
die Zeichen des Erstickungstodes: Blutüberfüllung in den Lungen und im Herten,
sowie iu der Schleimhaut des Kehlkopfes, schaumigen Inhalt in der Luftröhre und
den Bronchien, Hyperämie in der Scbädelhöhle. Ausserdem fand sich Meconium
in reichlicher Menge in den Luftwegen und im Verdaunugseanale. Zahlreiche Haut-
abschürfungen und Verleitungen im Gesichte liesseu erkennen, dass das Kind durch
Vorbalteu von Meconium vor die Respirationsüffnungen erstickt worden sei.
W. Stader.
Klneeodongen Air dru Centrslblatt wolle mu aa einen der beiden Herauegeber: Prof. Senator,
Berlin. (N.) Kren. nirb. trenne 24, and Profeeeor Roeentbsl, Erlangen, oder (unter Betaehlnae) na
die Veriagebandlung, Berlin (N.-WJ, unter den Linden 68, mdreeeireb.
Verlag von Aegnet Hlreebwnld ln Berlin. — Druck von H. S. Hermann In Berlin.
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WfatoBÜloh «r»eh einen
1— t Bogen ; am Sehloiae
4m Jahrraofi Titel, Ne*
■eo- nnd Snebrofieter.
Preis des Jahrgang eg
SO Merk; so bestehen
durch elleBachbeodlan-
gen and Poetenst eiten.
für die
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal,
Profeeeor in Erlengen.
Dr. H. Senator,
Profeeeor In Berlin.
1876.
99. Januar.
No. 4.
Inhalt! FiudlIid», Arteriitis obliterans (Orig.-Mittb.). —
Hesse, Lage der weiblichen Geschlechtsorgane — Ntwiocil, Einfluss das
Blutdrucks auf die Häufigkeit der Herisohlgge. — Nasan, Fermentwirkongen. —
Mitibowitu; Ebiith, Keratitis. — Boas, Stichwunden der Gefässa. —
8ch iess-Ge» osbcs; Blbbsig, Staaroperation. — Odits.si, Affeotion das
Halssympntbicus. —
Tocihbux ft le Gorr, Nerven des Röckenmarks. — KSmisiteir, Nerven
der Hornhaut. — Bloch, fäulnisswidrige Wirkung galvaniacher Ströme. —
Harmes, Cbolecyanin und Choletelin. — Stoisb, Oberscbenkelampntation. —
Bsaass, Paracentese des Thorax. — v. PiTimorii, Grundlnft der Wfiste.
" Veber Arteriitis obliterans.
Von Dr. Carl Friedländer,
Privatdoeent und Assistent am pathologiachen Institut au Straaaburg i. E.
In den folgenden Zeilen erlaube ich mir, die Aufmerksamkeit
der Fachgenossen auf eine äusserst verbreitete Affection des Arte-
riensystemes zu lenken, welche bisher fast unbekannt geblieben ist,
1. Es handelt sich um die Entstehung eines sehr zellenreichen
Bindegewebes innerhalb der Intima der mittleren und kleineren Ar-
terien, welche zu einer Verengerung des Lumens derselben, schliess-
lich zu vollständiger Ausfüllung des Lumens mit festem Material,
zur Obliteration führt.
2. Die Affection beginnt im acuten Stadium mit einer Wu-
cherung kleiner dichtgedrängter Rundzellen zwischen der innersten
elastischen Lamelle und dem Endothel. Weiterhin nehmen die Zellen
an Grösse zu, eine grössere oder geringere Menge von Intercelluiar-
subst&nz tritt auf, das Gewebe bekommt den Character des Granu-
lationsgewebes oder auch des Schleimgewebes (indess keine Mucin-
reaction); auch Gefässe neuer Bildung kommen darin zu Stande, oft
sogar kleine Arterien, durch reichliche Ringmuskelfasern unzweifel-
haft als solche gekennzeichnet.
XIV. Jahrgang. 6
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66
Frirdlasprb, Arteriitis obliteran?.
3. Die Wucherung geht entweder an allen Punkten der Peri-
pherie gleichmässig vor sich, so dass eine concentrisch fortschrei-
tende Verengerung der Lichtung entsteht, oder aber von einer Seite
her mit besonderer Intensität; auf dem Querschnitt erhält dadurch
die Wucberungssehicht die Form eines Meniscus (Mondsichel). Das
Lumen wird dabei einseitig verengert und erhält eine excentrische,
oft ganz peripherische Lage.
4. Den Habitus des Granulationsgowebcs behält die Wu-
cherungsschicht entweder für längere Zeit, oder aber sie geht über
in ein derbes, unter Umständen vollkommen sclerotisches Bindege-
webe von der Art, wie wir es in den festen Fibromen vorfinden.
Und zwar geschieht dies überall da, wo aussen, um die Arterie
herum sclerosirende, indurative Processe Platz greifen, also besonders
bei Schwielen- und Schwartcnbildungen , in cal lösen Geschwürs-
rändern, bei der chronischen Metritis etc. Entsprechend der ein-
tretenden Schrumpfung wird die Gefässwand in Falten gelegt.
Die Musculatur der Gefässwand wird in den letzterwähnten
Fällen oft ganz und gar durch Bindegewebe ersetzt, so dass die Ab-
grenzung der Arterie wesentlich nur noch durch die elastischen La-
mellen, namentlich diejenigen der Intima, deutlich wird. In anderen
Fällen geht die Wandung im Ganzen eine Umwandlung in eine
eigenthümliche, homogene, leicht glänzende Substanz ein, in welcher
auch die elastischen Lamellen, wie cs scheint unter Aufquellen, ver-
schwinden. Die homogene Substanz enthält nur wenige oder gar
keine zeitigen Elemente und ist gegen Säuren etc. resistent. Weiter-
hin habe ich auch gleichmässigc Verkäsung der artcriitischen Wu-
cherung beobachtet, und zwar in Arterien, die in der Wand käsiger
Abscesse gelegen waren. Dagegen tritt fettige oder kalkige Dege-
neration der Elemente, wie bei dem atheromatösen Proccss, nicht
ein, oder doch nur ganz ausnahmsweise.
5. Man dar! demnach als allgemeines Gesetz anfstcilcn, dass
die Wandelemente der Arterien an den Zuständen ihrer Umgebung,
also au der grossen Gruppe der „interstitiellen“ Pro-
cesse auch ihrerseits regen Antlieil nehmen. Jo nachdem in dem
die Gefässe tragenden interstitiellen Gewebe acute Entzündung
(seil. Ansammlung kleiner Hundzellen) oder Bildung von Granula-
tionsgewe.be (bei chronischer Entzündung) oder Induration, oder
endlich Verkäsung ststtfiudet, spielen sich auch die entsprechenden
Processe ab in der Artet ienwand selbst, und zwar specieli in den
Wucherungen der Intima.
6. Dagegen kommt die Arteriitis obliterans nur selten primär
vor. Z. B. die von Heubnek in seiner bekannten Monographie aus-
führlich beschriebene „luetische Erkrankung der Gchirnarterien“,
(welche eine typische Arteriitis obliterans ist und anatomisch durch-
aus keine specifisch-sy politischen Eigenschaften darbietet; auch ätio-
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Frikdi.ähdeb, Arteriitis obliterans.
G7
logisch ist sie keineswegs auf Syphilis allein beschränkt), kommt in
der Thal in einzelnen Fällen, wie es scheint primär an der Arterie
Ki Stande (vergl. z. B. den schönen Fall von Baumqarten), während
sie allerdings in anderen Fällen, und wohl in der Mehrzahl, im Ge-
folge von Meningitis oder von Neubildungen auftritt. Dio Folgezu-
stiinde dieser Affection sind von Heubkek sehr sorgfältig und genau
studirt worden, so dass ich seinen Angaben in dieser Hinsicht nichts
hinzuzufügen habe.
7. Für primäre Arterienprocesse haben wir dann diejenigen
Vorgänge anzusehen, welche bei der normalen Verschliessung von
Arterien beobachtet werden, nämlich bei der Verschliessung des
Ductus Botalli und der Nabelarterien. Diese Obliteration
kommt nicht etwa auf dem Wege der Thrombose zu Stande, was
oft unrichtiger Weise gelehrt wird, sondern wesentlich durch Wu-
cherung der Arterienwände selbst, wie dies bereits durch frühere
Untersucher festgestellt ist, und zwar speciell durch die geschilderte
Wucherung der Intima. Wir haben somit einen gut ausgeprägten
„physiologischen Typus“ für die in Rede stehende Affection.
8. Während nun die Endarteriitis obliterans bei den intersti-
tiellen Kntzündungsprocesseu der meisten auderen Organe eine mehr
oder weniger hervortretende Rolle spielt, so ist ihr Vorkommen bei
den Zuständen der Lunge von ganz besonderer Bedeutung. Nicht
nur, dass sie bei den eigentlich indurativen Processen, bei narbigen
Bronchectasen etc. vollkommen regelmässig und in hochgradigster
Ausbildung angetroffen wird, sie stellt auch ein sehr wichtiges Glied
in der Kette derjenigen Vorgänge dar, die der Lungenphthisis
tu Grunde liegen. Es ist fast unmöglich, einen Fall von Lungen-
phthise genauer zu untersuchen, ohne von der grossen Zahl der auf
diese Weise ganz oder fast ganz aus dem Kreisläufe ausgeschalteten
Arterien frappirt zu werden. Und zwar bezieht sich dies nicht etwa
nur auf die nahe an den Ulcerationsfiächen, den Cavernen, gele-
genen Theile, in denen man schon seit lange die 'in solide Stränge
umgewandelten Arterien kennt (man hält dieselben gewöhnlich für
folgezustände von Thrombose, während sie in der That wesentlich
nur auf endarteritischer Obliteration ohne vorgängige Thrombose
beruhen), sondern sehr häufig, fast constant, findet man die endar-
teritische Wucherung bereits in den frischen, lobulären und lobären
Entzündungen, welche dann weiterhin zu den phtbisiseben Zuständen
fuhren. Bekanntlich findet sich ja bei diesen Entzündungen, wie
Bohl hervorgehoben bat, stets schon sehr früh eine deutliche Be-
teiligung, Wucherung des interstitiellen Gewebes der Lungen.
9. Auch bei experimentell erzeugten, der Phthise
analogen Erkrankungen von Tbieren (Lungenaffection von
Kaninchen nach der Durchscbneidung der N. laryngei inferiores) tritt
die Arterienaffection bereits in den ersten Tagen, schon nach
6*
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68
FiikdlIndkb, Arteriitis obliterena.
40 Stunden, in die Erscheinung und lässt sich hier sehr gut vou
ihren ersten Anfängen an verfolgen ; an geeigneter Stelle wird das
Nähere darüber berichtet werden.
10. Jedenfalls drängt sich bei diesen Befunden sofort der
Gedanke auf, dass die endarteritische Wucherung, vermittelst der
durch sie gesetzten arteriellen Ischämie der betreffenden Parthien,
einen wesentlichen Antheil an dem malignen Verlauf dieser Processe
nehmen müssen. Dass dieselbe Wucherung auch in directester Be-
ziehung zu der Drucksteigerung im System der Pulmonalarterie, zu
der bei der Phthisis so häufig auftretenden Dilatation und Hyper-
trophie des rechten Herzens und deren Folgezuständen steht, ist
selbstverständlich.
11. Weiter verdient hervorgehoben zu werden, dass auch
innerhalb von Tumoren verschiedener Art sowie in der Umgebung
derselben die obliterirende Arteriitis sehr regelmässig gefunden wird.
Schon bei einfachen Granulationswucherungen, dann bei den
gummösen Gewächsen, sehr gewöhnlich bei der Tuberculose mit be-
gleitenden chronischen Entzündungs- oder Ulcerationsprocessen,
seltener scheint sie bei den Sarcomen zu sein; dagegen wieder
regelmässig zu beobachten bei Fibromen, am mächtigsten bei der
Elephantiasis, hier oft schon macroscopisch mit grosser Evidenz zu
sehen. Auch bei den Krebsen kommt sie in grosser Ausdehnung
vor, namentlich da, wo die bindegewebigen Elemente stärker ent-
wickelt sind, also besonders bei den ticirrben.
12. Was nun die Herkunft der Zellen betrifft, aus denen die
Wucherung der Intima in den ersten Stadien besteht, so ist sofort
klar, dass dieselben einen dreifachen Ursprung haben können:
a) Vom Endothel her (denn andere zeliige Elemente sind we-
nigstens bei kleineren Arterien in der Intima fast gar nicht ent-
halten); man müsste annehmen, dass die Endolhelzelien junge Brut
erzeugten und nach unten hin absetzten, während sie selbst dabei
stets als continuirliche Schicht in voller Integrität erhalten
würden (Kerntheilung an den Endothelien, d. h. mehrkernige Formen,
sogar eigentliche Kieseuzellen, habe ich mehrfach beobachtet).
b) Vom Arterienblut her könnten Elemente zwischen die En-
dothelzellen eindringen.
c) Von aus der Adventia, resp. den Vasa vasorum herstam-
menden Wanderzellen.
Möglicherweise treten alle 3 Modi in Wirksamkeit; nach Ana-
logie zu schliessen, dürfte der drittgenannte jedenfalls eine wesent-
liche Rolle spielen. Hierfür sprechen auch einige directe Befunde,
auf die hier nicht -naher eiugegangen werden kann. Ich will nur
erwähnen, dass stets da, wo Wucherungen der Intima gefunden
werden, auch in der Adventitia Zellenanhäufungen Vorkommen.
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Frisdi-Ihdsb, Arteriitis nbliterens.
69
13. Die Endarteriitis obliterans zeigt in ihrem ganzen Ver-
laufe die vollkommenste Uebereinstimmung mit den Processen bei
der Orga ni s a t ion der Thromben. Ein organisirter Thrombus
oder genauer gesprochen das Gewebe, welches an Stelle eines
früheren Thrombus nach einigen Wochen gefunden wird, kann mit
einem durch obliterirende Endoarteriitis resp. Endophlebitis ver-
stopften Gelass die grösste Aehnlichkeit haben. Meist allerdings
erkennt tnan an dem rcstirenden Pigment den früheren Thrombus,
indessen, wenn wir von dieser entschieden unwesentlichen Zuthat
absehen, oder wenn wir Fälle ins Auge fassen, in denen das
Pigment schon von vorn herein fehlt, wie bei den weissen Thromben
(Zab.n'I, so ist nur in Beziehung auf den allerersten Beginn ein we-
sentlicher Unterschied zwischen beiden Processen nachzuweisen.
Man darf danach die Hypothese aufstellen, dass die Orga-
nisation der Thromben durch einen der obliterirenden
Arteriitis resp. Phlebitis analogen Vorgang zustande
komme.
.Sehr lehrreich sind in dieser Beziehung die Verhältnisse der
Arterien und Venen, an der Placen t ars te I le des Uterus post
partum. Unmittelbar nach der Geburt findet man den einen Theil
derselben fast leer, collabirt, einen anderen Theil mit flüssigem Blute
und einen dritten Theil mit geronnenem Blute und thrombotischem
Material erfüllt. In allen 3 Fällen kommt der Obliterations- resp.
Organigationsprocess, so weit man sehen kann, in allen wesentlichen
Punkten auf vollkommen identische Weise zu Stande (vergl. des Vf.
„Untersuchungen über den Uterus“).
14. Schliesslich habe ich zu bemerken, dass auch an den
Venen bei interstitiellen Entzündungen etc. oft genug ähnliche
Obliterationszustände beobachtet werden, obwohl nicht mit derselben
Regelmässigkeit, wie bei den Arterien. Auch ist die Uonstatirung
dieser Verhältnisse an den Venen oft schwieriger, als bei den Ar.
terien, weil die Venenintima wegen der geringen Entwickelung ihrer
elastischen Elemente viel weniger deutlich abgegrenzt erscheint, als
die der Arterien. Uebrigens kommen bei den Venen viel häufiger
Complicationen mit Thrombose zu Stande.
15. Dagegen findet sieb interessanter Weise ein ähnlicher
Obliterationsvorgang vermittelst Bindegewebsneubildung auch im
Innern von epitheltragenden Lamellen, und zwar meist nach vor-
gängiger Zerstörung der Epithelzellen. Die Bedingungen sind an-
scheinend dieselben: interstitielle Wucherungsprocesse in der Um-
gebung. Es kommt dies nicht selten an den kleineren Bronchien in
Fällen von chronischer indurativer Pneumonie zur Beobachtung;
ausserdem auch an Drüsenausfübrungsgängen, nämlich an den Milch-
csDilen in Fällen von scirrhösen Brustdrüsenkrebsen, sowie bei ein-
fach fibromatösen und chronisch-entzündlichen Zuständen der Mamma.
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Habbc, Lage der weibliseben Geschlechtsorgane.
Eine ausführliche Mittbeilung hoffe ich im Laufe der nächsten
Monate geben zu können.
C. Hasse, Beobachtungen über die Lage der Eingeweide im
weiblichen Beckeneingang. Arch. f. Gynäc. 1875. 8. 402.
Die frische Leiche eines 35jührigen normal gebauten Frauen-
zimmers wurde im aufrechten Stande dem Gefrieren ausgesetzt und
dieselbe darauf oberhalb des Nabels in einer dem Beckcneingangc
parallelen Ebene durchschnitten. Die Gedärme waren nicht voll-
ständig durchfroren. Unter sorgfältiger Fixation des unteren Körper-
teiles in aufrechter Stellung wurden die Darmschlingen sucessive
abgebunden, durchschnitten und lagenweise entfernt, dabei sorg-
fältig Acht gegeben, dass keine Verschiebungen des Peritoneum
parietale stattiämlen. Nachdem dieselben nun bis in den Bereich
des grossen Beckens entfernt waren, wurde die vordere Baucbwand
zwischen den Spinae anteriores mittelst eines Schnittes, der etwas
oberhalb des Ligamentum Poupartii und der Syrapbysis verlief, ent-
fernt und nach der Durcbschneidung das Peritoneum sorgfältig an
den Resten der Baucbwand fixirt und dem Auslaufen des Harnes
aus der an der Spitze angeschnittenen Blase sofort ein Ziel gesetzt.
Darauf wurden die Reste der Dünndarmschiingen, vou deneu eine
in das Cavum Douglasii hineinragte, aus dem Bereiche des grossen
und kleinen Beckens entfernt, sofort der sich darbietenden Situs
bildlich fixirt und darauf unter genauer Beobachtung der Dimen-
sionen sämmtlicher Theile speciell ausgeführt. Bei der Schilderung
der -Lageverhältnisse der Eingeweide des weiblichen Beckens im
aufrechten Stande nimmt H. als Norm einen mittleren Füllungs-
zustand der Blase und des Mastdarms an. Es ergiebt sich, das in
diesem Zustande die Längsaxen der beiden Ovarien von hinten
medianwärts nach vorn lateralwärts gerichtet sind und somit mit der
Queraxe des Gebärrauttergrundes einen nach vorne und aussen
offenen Winkel bildeo. Es berührt der mediane Rand des
Eierstocks nicht blos den Aussenrand des Fundus utori son-
dern zugleich die llinterfläche desselben. Die Ovarien wer-
den durch das Ligamentum infundibulo-pelvicum vor der Ver-
schiebung nach innen und hinter den Uterus bewahrt. Dies Band
verbindet das Infundibulum tubac und somit auch das üvarium mit
der Mitte der seitlichen Wand des Beckeneinganges und indem es
an der Oberfläche des breiten Mutterbandes halbmondförmig vor-
springt, bildet es eine vordere und eine hintere Vertiefung. Die
Fossa paravesicalis und das Cavum Douglasii laterale. Median-
wärts werden diese beiden Hauptvertiefungen am breiten Mutter-
bande durch das Ligamentum ovarii getrennt. Die Ovarien liegen
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Fawnocat, Einfluss das Blutdrucks anf die RKußgkeit der Herzschläge. 71
somit auf der sebiofen Ebene des breiten Mutterbandes, das von der
seitlichen Beckenwand nach abwärts Segen die Mitte des Beckeu-
einganges gerichtet und nach hinten zugleich ein wenig abschüssig
ist. Sobald der Körper sich horizontal lagert, wird der Eierstock
mit seinem medianen Rande gegen die iSynehoudrosis getrieben,
somit nach hinten und innen, während sein äusserer Rand nach vorn
aussen sieht, uud seine hintere ebene Fläche der seitlichen Becken-
wand sieb ausclimiegt. Dabei ist dann das Ligamentum infundibulo-
pelvieum und das Ligamentum ovarii gespannt. H. giebt an, dass
in manchen Fällen die Eierstöke auch an der vorderen Beckenwand
liegen. Aus dein Umstande, dass bei dor Lage an der seitlichen
Beckenwand das Ligamentum ovarii gespannt ist, schliesst H., dass
im Pubertätsalter die Eierstöcke sich unter uoriualen Verhältnissen
nicht in den grossen Beckenraum begeben können. Die Eileiter
liegen beim aufrechten Stehen ebenfalls im kleinen Becken in der
Fossa paravesicalis am vordem obern Rande des Eierstocks. Die
eigentliche Tuba ist wie eine Krause zusammengefaltet und liegt vor
dem Ligamentum infiiudibulopelvicum, Die Tuba dreht sich um
iure zwei Befestigungspunkte, (der Anhaftungsstelle an den Fundus
utcri und den Ort der Befestigung der Fimbria ovarica an den
Eierstock), demnach um die transversale Axe von vorn nach hinten
so, dass sie sich mit ihrem Mesenterium, welches vor dem Ovarium
auUteigt, über die hintere, obere Flüche des Eiorstockes wie eine
Kappe hinüberlegt, denselben ganz überdeckt und somit eine voll-
ständige Tasche, Bursa ovarica, um ihu herum bildet. Die obere,
hintere Fläche wird somit vollkommen von dem eigentlichen Cavum
abdominis abgeschlossen, oder besser, es wird um die obere hintere
Fläche des Eierstoeks durch die Ueberlagerung von Seiten der Tuba
und deren Mesenterium ein Nebenraum des Cavutn peritoneale, und
»war ein Spaltraum mit capillärer, seröser Fiüssigkeitsschicbt ge-
schaffen, an dessen äusserem Ende das Ostium abdominale tubae
mit dem Infundibulum uud den gegen das Tubenlumen schlagen-
den Fliiumerepithelien sich befindet. Die Flirameerbewegung wäre
vielleicht itu Stande, eine gegen das Tubonoriticium gerichtete Bewe-
gung der capillären Flüssigkeitsschicht iu der Bursa ovarica her-
vorzurufen, die sich dann Körperchen, wie den an der hinteren
oberen Fläche des Eierstockes zum Vorschein kommenden Eiern
mittheileu könnte, und so Hesse sich dass sichere Hineingelangen
eiues Eies in den Eileiter erklären. Loewe.
F. Nawrocki, Ueber den Einfluss des Blutdrucks auf die
Häufigkeit der Herzschläge, «eitr. * Auat u. Pii/siol Peetgabe f.
C, Linwia. S. 205—221.
Das Resultat dieser Untersuchung ist folgendes: Wenn sämmt-
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72
Natts, Fermentwirkungen.
liehe zum Herzen tretende Nerven durchschnitten sind, so wird die
Pulsfrequenz von Veränderungen des Blutdrucks durchaus unab-
hängig (im Wesentlichen übereinstimmmend mit den Befunden
Knoll’s, Wobm Mueli.er’s (s. Cbl. 1874, 568 und 853); dagegen
nimmt die Kraft der einzelnen Systolen mit steigendem Blutdruck zu
resp. ist bei niedrigerem Drucke geringer. Boi erhaltenen
Vagis fand N. ebenso wie Bernstein, Asp, Knoll, eine Ver-
minderung der Frequenz, sobald der Druck gesteigert wird, eine
Beschleunigung bei sinkendem Blutdrucke. Bei allen diesen
Versuchen ist es für die Frequenz überall gleichgiltig, ob die be-
schleunigenden Nerven erhalten sind oder nicht.
Um die iu diesen Experimenten öfters auttretenden Unregel-
mässigkeiten, welche offenbar die widersprechenden Angaben
früherer Autoren verursacht hatten, statistisch zu eliminiren, hat N.
diesbezügliche Versuche in sehr grosser Zahl, nämlich an 400 Thieren
(Hunden, Katzen, Kaninchen) angestellt.
Diese Versuche zerfallen in drei Reiben: I. Versuche mit
vollständig von äusseren Nerveneinflüssen befreiten Herzen: Hals-
mark, Vagi, Depressores und Hals Sympatbicus durchschnitten.
(Die Durchschneidung letzterer Nerven ist, wie N. findet, eigentlich
überflüssig, da der Hai s-Sympathicus nach N. keine beschleunigenden
oder sonstige regulatorische Nerven für das Herz enthält). II. Mit
Erhaltung der beschleunigenden Nerven; Halsmark (und Brust-
Sympathicus) intact; Vagi und Brustmark in der einen Reihe eben-
falls intact, in einer anderen durchachuittcn. III. Mit erhaltenen
Vagis, und zwar a) an Tbieren mit unversehrten Nerven, b) mit
Ausschaltung der beschleunigenden Nerven (Durchschncidung des
Halsmarks).
Die Steigerung des Blutdrucka wurde herbeigeführt: Durch
Compression der Aorta ohne Eröffnung der Bauchhöhle (wie im
STENSON’schen Versuche wird eine Schlinge von aussen her vor der
Aorte vorbeigeführt, so dass diese gegen die Wirbelsäule geschnürt
werden konnte); ferner durch Reizung scnsibiler Nerven; durch
Transfusion defibriuirten Blutes derselben Specics; in Versuchen,
bei denen das Brustmark getrennt war, wurde eine Blutdrucksteige-
rung auch durch elektrische Reizung des peripherischen Mark-
abschnitts veranlasst. Die Herabsetzung des Drucks wurde einer-
seits durch Nachlass der vorgenannten drucksteigernden Eingriffe
erreicht, anderseits durch Reizung des Depressor, Durcbschneidung
der Splancbnici, Blutungen. Filehn« (Erlangen).
0. Nasse, Untersuchungen über die ungeformten Fermente.
Prctloai'« Arcb. XI. 8. 138.
Vf. ging bei seinen Untersuchungen von der zuerst von
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Nami, Fermeutwirkuugen.
73
du BoI8-Rbthond ausgesprochenen Thatsachu aus, dass die Salze der
Alkslien die Säuerung des Muskels hindern ; er stellte sifch die
Aufgabe, die Wirksamkeit verschiedener Salze nach dieser Rich-
tusg festzustellen, in der Idee, dass dieselbe abhängig sein würde
tod dem Anziehungsvermögen der Salze für Wasser. Als Maass für
dieses betrachtet Vf. die Dampfspannung die Lösung, die für eine
Reihe von Salzen durch Untersuchungen von Wüllnbk festgestellt
ist. Durch Kochsalzlösung entblutete Froschmuskeln wurden mit
dem betreffenden Salz verrieben, noch weiter mit Salzlösung
verdünnt, filtrirt, das Filtrat mit Lakmus blau gefärbt und nun der
Eintritt der spontanen Säuerung beobachtet. Die Versuche zeigten die
erwartete Gesetzmässigkeit nicht, wohl aber zeigten sich Differenzen,
die zu genaueren Untersuchungen aufforderten. Diese wurden an
anderen Fermentationsvorgängen ausgeführt, und zwar zunächst
mit der Einwirkung von Speichel auf Stärke. Bei Verwendung
von Kochsalzlösung fiel die Zuckerbildung bei einem gewissen Ge-
balt an Na CI (3,85 %) stärker aus, als ohne Kochsalz, bei höherem
Gehalt schwächer. Die Invertisirung von Rohrzucker durch verdünnte
S0(H, wurde durch verschiedene Salze in verschiedenen Concen-
trationen, nur gehemmt, durch keins gefördert. — Ausgedehntere Ver-
suche wurden angestellt mit der Inversion des Rohrzuckers durch das
iovertirende Ferment der Hefe, dem Speichel, Pankrcasferrnent und
der Diastase in der Einwirkung auf Amylum. Die augewendeten
S»lzc sind die Sulfate, Nitrate und Chloride, des Kalium, Natrium
uod Ammonium. Bei der Inversion des Rohrzuckers wurden auch
die Salze der alkalischen Erden verwendet. Das gemeinsame Re-
sultat lässt sich etwa folgendermaassen formuiiren. 1) Die Salze
haben einen nachweisbaren Einfluss auf die Menge des Fermon-
tationsproductes bald nach der positiven bald nach der negativen
Seite. 2) Für die Art des Einflusses, ob positiv oder negativ und
die Grösse desselben sind bestimmend: a) die Natur des Salzes,
b) seine Concentration, c) die Art der Fermeutation. Ein und das-
selbe Salz kann bald hemmend bald befördernd wirken. Im Allge-
meinen wirken die Ammoniaksalze am stärksten befördernd, das
^blorkalium am stärksten hemmend. Die grösste Wirkung ergab
»ich bei der Inversion von Zucker durch Hefeferment: schwcfel-
s»ures Ammoniak steigerte in einer Concentratiou von 8,33 % die
Wirkung von 100 auf 306. Da die Wirkung der Salze verschieden
181 bei verschiedenen Vorgängen, so gebt daraus hervor, dass die
^ettnente selbst dadurch beeinflusst werden. — Eine Wiederholung
(*er Versuche an Muskeln mit 4°/otigen Salzlösungen ergab jetzt,
einige Salze die Säuerung verzögern, andere dagegen beför-
‘kfn. Hemmend wirkten NajS04, Na NOg, Na CI und KCl., beför-
^ernd KNOs und KäSÜ4. — Versuche mit Alkaloiden bei denselben
bermeutationsprozessen zeigen, dass auch hier nicht nur Hemmungen
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74
Mkitkbowite; Ehprtm, Keratitis.
sundern auch Beförderung des Processea vorkommt, besonders
wirksam waren Curare, Morphium und Veratrin in Lösungen von
1 p. M. Das invertirende Ferment der Hefe wurde am stärksten
von den Alkaloiden beeinflusst. Die Kigensehatt der Fermente, in
ganz bestimmter Weise auf zugeaotzte fremdartige Substanzan zu
reagiren, bietet ein Mittel, die verschiedenen zuekerbildenden Fer-
mente von einander zu unterscheiden. E. S»lkowski.
Th. Meyerowitz, Microscoplsche Untersuchungen über die
nonualeu Hornhautzellen und deren Veriiuderuiigeu bei der
traumatischen Keratitis. Künaberg. 1875. so st»,
t'. J. Eberth , Die centrale Keratitis. Untersuchung»;» «us dem patb.
lost, io Zürich. 1875. 8. 105.
M. bat unter Leitung von Necmann die Hornhaut von Fröschen
sowohl im gesunden wie (durch Chlorzink und Schwefelsäure nach
Böttcher, Glüheisen) entzündeten Zustande untersucht und als beste
Methode die Färbung mit Häiuotoxylin nach vorgängiger Färbung iu
MüLLER’scber Flüssigkeit und die naebberigo Zerlegung iu mehrere
Schichten empfohlen. Die normalen Verhältnisse anlangend, betrach-
tet Vf. die s. g. sternförmigen Hornliautzelleu als platte Protoplasma-
körper, welche nach verschiedenen Richtungen protoplasinatiseho
Hauptausläufer und von diesen wieder Nebenausläufer entsenden.
Die Zellen liegen in präformirten grösseren Hoblräumen (Saftlücken)
die Ausläufer iu kleinen (Saftkanälchen), welche sie aber beide nicht
ganz ausfüllcn.
Sowohl bei der inducirten wie bei der traumatischen Keratitis
hat Vf. active Veränderungen der Hornhautzellen gefunden, die er
selbst fulgeudermassen zusammenfasst: 1) Vergrösserung der Zellen
und Ausläufer, 2) Umwandlung der sternförmigen Zellen zu regel-
mässig geformten Protoplasmaklumpen durch Zurückzichcn der
Ausläufer in den Zellenleib, beginnende Kerntheilung, 3) Aus-
gesprochene Kerntheiluug, Verkleinerung der Protoplasmaballen
durch partielle Abschnürung, 4) Auftreten der scharf begrenzten
kleinen, freien, runden und spindclföruiigen Zellen in den Saft-
lückcn an Stelle der mehrkernigen Protoplasmaballen. — Die Auf-
fassung dieser Protoplasmaklumpen als zusammengeflossen« farblose
Blutkörperchen nach Key und WaM.IS weist Vf. von der Hand,
1) weil er niemals ein solches Zusammcnlaufen, auch wenn noch
so viele Zellen nebencinauderlagen, gesehen hat, 2) weil dann nicht
die Kerne so, wie sie es thun, in der Mitte zusammenliegen könnten
und 3) weil die Gestalt der Kerne eine andere ist (gross, rund), als
bei den Eiterkörperchen.
Iu Bezug auf die eine Entstellungsweise der Eiterkörperchen
stimmt also M. mit Böttcher überein, dagegen kann er dessen Be-
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Mbykrowitz; Ebkrtr, Keratitis.
75
hauptung, dass einzelne abgeschnürte Protoplasmaklümpcben, sei es
von den Ausläufern, sei es von den Zellen selbst, zu selbstständigen
Zellen sich umwaudeln könnten, nicht bestätigen. Die Erklärung
von Ebebth, dass die Proliferation der Hornhautzellen nicht der
Entzündung, sondern der Regeneration angehören, halt er gegenüber
seinen Beobachtungen fiir unrichtig, um so mehr als die Grenze,
welche E. zwischen acuter Entzündung und Regeneration ziehe, eine
rein willkürliche sei.
E. vertbeidigt Böttcher gegenüber die COHNHElM’schc Er-
klärung der centralen eiterigen Keratis durch Einwanderung der
Eiterkörperchen vom Conjunctivalsack her. Sehr instructiv ist die
Erscheinung bei Zinnoberfröschen, wo nach der centralen Aetzung
fast gleichzeitig eine Anhäufung zinnoberhaltiger VVandei zellen im
Aetzbezirk und dessen Nachbarschaft wie auch am Hornhautrand
eintritt, während die intermediäre Zone noch kurze Zeit frei von
gefärbten Wanderzellen bleibt. E. weist darauf hin, dass zwischen
den Säugern (Katze, Kaninchen) einerseits und Vögeln (Tauben)
sowie Fröschen andererseits, ein wesentlicher Unterschied in der
Reaction auf centrale Aetzung besteht; bei letzteren bildet sieb eine
überwiegend periphere Keratitis mit oder oft ohne centrale, bei
ersteren unter den gleichen Bedingungen eine rein centrale, obgleich
hier wie dort die Veränderungen der eigentlichen Hornhautsubstanz
in der Umgebung des Aetzbezirks die gleichen sind. Es lässt sich
diese Verschiedenheit daraus erklären, dass wegen der geringeren
Entwickelung der Conjunctiva beim Frosch die Bedingungen für eine
lebhafte Eiterimmigration von ihr aus viel ungünstiger sind wie dort.
Bei der Taube freilich ist die Schwellung der Conjunctiva nach
Aetzung im Gegentheil sehr stark und die Zahl der Eiterkörperchen
im Conjunctivalsecret sehr gross, allein hier ist die Cornea von viel
festerem, derberem Geftige, besonders in den vorderen Schichten,
so dass den von vorn her einwandernden Zellen viel mehr Wider-
stand als bei den Säugern geleistet wird. Dass die fehlende oder
nur geringe Entwickelung der Keratitis bei diesen Thieren nicht
etwa von geringerer Lebensenergie der Hornhautzellen abhängt,
geht daraus hervor, dass dieselben sehr lebhafte regenerative Pro-
iiferationszustände zeigen. — Abgesehen von diesen Klasseneigen-
thümlichkeiteu ist die Hauptbedingung für die centrale Entzündung
das rasche Erscheinen einer grossen Zahl von Eiterkörperchen
in der Conjuctivalflüssigkeit, deswegen ist die durch chemische
Körper bewirkte Entzündung immer heftiger als die durch Traumen
bewirkte, entsprechend dem grösseren Gehalt der Conjuctival-
flüssigkeit an Wanderzcllen; ein weiteres Moment ist die
durch Ablösung des verschorften Epithels und Corneagewebes
bewirkte Bloslegung und Verletzung der Hornbautsubstauz, daher
bat auch beim Frosch nicht, wie Böttcher behauptet, die starke,
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76
Ros*, Stichwunden der OefKsne.
sondern die schwache Aetzung eine reine Randkeratitis zur Folge
und die centrale K. kommt nicht durch eine schwache, sondern viel-
mehr durch eine starke Cauterisetion noch vor der unvermeidlichen
Kandkcratitis zu Stande. — Da bei der centralen K. die Eiterung
an der Oberfläche beginnt, so könnte man an die Epithelzelleu als
eitererzeugende Zellen denkon, al'oiri diese wuchern zwar im
Umkreis der durch das Cauterium inortiflcirten Partieen, aber sie
producircn keinen Eiter, genau so wie die Hornhautzellen, von denen
E. nach wie vor annimmt, dass sie eine homologe, nur der Regene-
ration dienende Proliteration zeigen, die allerdings oft schon sehr
bald nach der Aetzung beginnt. Die Ursache für diese activen
Veränderungen kann diroct in dem Irritamcnt gegeben sein, aber doch
sind diese deshalb uocli keine entzündlichen, denn die Irritation an
sieb ist noch nicht die Entzündung. Ortb.
E. Rose, Feber Stichwunden der Oberschenkelgefasse und ihre
sicherste Behandlung. Volk***»-» Sammi. kim. Vortr. No. 92.
Wälirend bei Arterienwunden lange Zeit die HuNTER’scbe
Continuitfttsunterbindung das Feld beherrschte und späterhin diesel-
ben wenigstens als Voract für die örtliche Ligatur von den be-
deutendsten chirurgischen Autoritäten empfohlen wurde, hält Rose
sie für ein ausserordentlich unzuverlässiges Hülfsmittel, da sio die
Blutung aus der Stichöffnung zuweilen nicht einmal vorübergehend
zu stillen vermag. Volle Sicherheit gewährt nur die doppelte
Unterbindung oberhalb und unterhalb der Verletzung, und zwar
nicht blos bei frischen, sondern auch in eiternden Wunden. Die
Schwierigkeiten dieser Operation sind bei vielen nicht so gross, als
sie von mancher Seite z. B. von Neudörfkk dargestellt worden. Am
besten verfährt man folgendermassen: Trägt der Verlotzte schon
einen provisorischen Verband, so verstärke man denselben vor
Freilegung der Wunde zunächst oberhalb oder unterhalb der
Stichöffnung, ebenso wenn noch kein Verband angelegt ist. Dazu
benutzt R. entweder den EsMARCu'schen Schlauch oder noch lieber
ein Schraubenturniquct, weil dieses sich nach Bediirfniss lüften oder
stärker anziehen lässt. Liegt die Artcrienwunde dicht am
PouPART’schen Bande, so ist oberhalb natürlich nur die Digital-
compression auf dem horizontalen Schambeinast möglich. Aber für
eine sichere provisorische Blutstillung genügen diese Mittel
meistens nicht. Sicherheit gewährt einzig und allein der in die
Wunde eingeführte Zeigefinger der linken Hand, welcher seinen
Platz bis zur Vollendung der Ligaturen nur verlassen darf, um
zeitweilig die Wunde controliren zu können. Ist die Hautwunde
für den Finger zu eng, so muss sic erweitert werden ; daun werden
neben dem Finger die Gewebe schichtenweise gespalten. Verläuft
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ScRtEM-OiMDiroa; Blmbio, Stasroperstion.
77
der Stichkanal sehr schräg, so muss er ebenfalls in ganzer Lange
gespalten werden, um die Arterie zugängig zu machen. Ist die-
selbe freigelegt, so wird zuerst um das obere, daun um das untere
Ende eine Ligatur gelegt und dieselbe geknüpft. Es kann nun
immer noch eine Blutung erfolgen, wenn zwischen den beiden
Uoterbindungsfädeu ein Ast in das Artcrieorohr einmündet. Deshalb
wird die Wunde sorgfältig von allen anhaftenden Coagulis gesäubert
und das verletzte Zwischenstück exstirpirt. Beide Arterienenden
sieben sich zurück und die Verhältnisse sind nun klar zu übersehen.
Ein etwa noch spritzender Ast wird ebenfalls gefasst und isolirt
unterbunden.
Dies Verfahren empfiehlt sieb nicht nur bei zweifelloser Ver-
letzung grosser Arterienstämme, sondern auch in allen zweifelhaften
Fällen um so mehr, da die Erfahrung lehrt, dass auch Verletzung
kleinerer üefässstämine gelegentlich den Verblutungstod herbei-
führen kann. Niemals soll mau sich auf das Abwarten verlegen,
da plötzliche Nachblutungen von solcher Heftigkeit eintreten können,
dass der Tod nicht mehr abzuwenden ist. Das Messer wird hier
überall erst die Diagnose sicher stellen.
Besonders ungünstig sind natürlich die Verhältnisse , weun
neben der Arterie die Vena femoralis verletzt ist. Nach kritischer
Sichtung des gegen dies Ereignis» empfohlenen Verhaltungsmass-
regeln kommt R. zu dem Schluss, dass die doppelte Unterbindung
auch der Vene neben der der Arterie das einzig sichere Verfahren
if<t, wenn die Tamponaude sich als unzureichend erweist. Ein
günstig verlaufener Krankheitsfall, in welchem Vf. nach Stichver-
letzung beide Ueiasse unterband, erläutert diese Anschauung. Auch
nach Amputationen pflegt R. stets die Vene mit zu unterbinden
und bestreitet, dass dies Verfahren die Entstehung der Pyämien be-
günstige. E. Küster.
Schiess-Uemuseus, Kurzer Bericht über 200 Seleralextractiönen.
v. GsIfb's äreb. XXI. 8. 47.
Blessig, Bericht Uber die iu den Jahren 18G9— 1875 in der
St. Petersburger Augenheilanstalt ausgefdhrten Staarextrac.
tionen. st. Petersburg, med. Zeitschr. V. 8. 225.
Beim ersten Hundert der Seleralextractiönen war in 83 pCt.
ein primäres Heilungsresultat vorhanden, 6 pCt. bedurften einer
Nacboperation, in 11 pCt. trat ein negativer Erfolg ein. In 78 pUt.
der primär mit Erfolg Operirten schwankte das Sehvermögen zwi-
schen */* und V,0- Beim zweiten Hundert wurde ein gutes Resultat
in 90 pCt. erzielt, iu 8 pCt. ein ungünstiges, bei 2 pCt. war eine
Nacboperation nothwendig.
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78
Gdttmin*, ASectiou <le« Flalsaympatbicns.
Der Erfolg der Operation wurde am häufigsten durch Panoph-
talmitis, dann durch chron. Iridochoriciditis und Blutungen ver-
eitelt.
B.’s Bericht umfasst 42G Staarextractionen, wovon 372 auf den
peripheren Linearschnitt, 35 auf den Lappenschnitt im Scleralbord
und 19 auf die alte lineare Extractionsmcthodo fallen. Nach Abzug
von 23 complicirten Fällen stellten sich die Verluste bei dem peri-
pheron Linearschnitt auf 5,73 pCt. Hornhauteiterung, 3,40 pCt.
iridochoroiditische Vorgänge und 25 pCt. intraoculäre Blutung. In
der Zusammenstellung des erzielten Sehvermögens kommen Finger-
zählen auf 121 mit 2,86 pCt., auf weniger als 121 in 5,73 pCt.,
Pupillarabschluss mit guter quantitativer Lichtempfindung mit
2,00 pCt., schlechte Lichtempfindung mit 9,45 pCt. und Fälle mit
normalem Heilverlauf und Complitationen, die nur die S. beeinfluss-
ten mit 3,43 pCt. Zu erwähnen ist diu einmalige Beobachtung einer
sympathischen Erkrankung des anderen Auges.
ln den 35 nach der jACOBSON’schen Methode ausgeführten
Operationen stellten sich die Verluste auf 17,01 pCt., bedingt durch
Iriochorioiditis und Hornhautvereiterung. Auch hier trat* einmal
sympathische Aficction des nicht operirten Auges ein. Zum Schlüsse
zeigt eine Vergleichung der seit 1860 erzielten Resultate beim
Bogenschnitt in der Hornhaut (163 Fälle) 17,7 pCt. heilbare und
unheilbare Nichterfolge und 12,3 pCt. Hornhauteiterungen, beim Bo-
gensebniit im Scleralbord (119 Fälle) 10,8 pCt. und 6,8 pCt., bei der
peripheren Linealextraction (379 Fälle) 13,2 pCt. und 5,6 pCt.
Michel (Erlangen).
P. (luttmann, Zur Pathologie des Halssympathicus. Bert, klm
VVocbeiiKlir. 1875. No. 32.
Bei einem 44jährigen tuberkulösen Manne beobachtete O. eine
auf die linke Oesichtshälftc beschränkte, höchstens noch die linke
Hals- und Nackenfläche einnehmende Schweisssecretion bei jeder
selbst massigen, körperlichen Anstrengung. Dabei rötbete sich die
linke Oesichtsbälfte, besonders das linke Ohr und stieg die Tempe-
ratur im linken äusseren QehÖrgang einige Zehntel Uber die im
rechten. Trophische Störungen wurden links nicht bemerkt, da-
gegen deutliche Störungen im Verhalten des linken Auges. Dasselbe
prominirte, war übrigens frei beweglich, zeigte eine stärkere Injec-
tion der Conjuctiva und thränte zeitweilig leichter, als die rechte.
Die linko Pupille war weiter, als die rechte, reagirte übrigens auf
Licbtreiz. Das Sehvermögen war normal. Dieser Fall ist einmal
wegen der abnormen Schweisssecretion auf nur einer Oesichtsbälfte
von Interesse, sodann deshalb, weil die Erscheinungen vasomotori-
scher Natur, soweit sie vom Sympathicus abhängig zu machen sind,
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Toornrcx & r.R Ooff. Kömnrrüis. Br-ocn.
79
auf eine LSlimnnp der entRpmchenden Fasern liindeuten, wUhrend
die ociilnptipillärcn Erscheinungen als Folgen eines Heizzustandes
der betreffende» Fasern aufgclasst werden müssen. Das Gebiet dos
linken N. facialis, trigeminus und oculomotorius (keine Accomodi-
tionsstürung) war durchaus iutnct. Es bestand eine geringe
Empfindlichkeit auf Druck in der Gegend des linken Halssympathi-
cus, vielleicht die Andeutung eines chronisch entzündlichen Zu-
standes dieses Nervenstranges. Bernhardt.
F. Tourneux et R. le Goff, Note nur les etmngleinents des
tubes uerveux de ia moelle epimere. Jo»™, <i« ('Anatomie. 1875.
403—404.
Vff. rogen die Hüllen von einem frischen Ochsenrückenmark Ab, wuschen
die entblösate Oberfläche des Rückenmarkes sorgfältig nnd tanckteu sie einige
Rtnuden lang in Silberlüsung von 1 — 1000. Dann säuberten sie von Neuem die
Oberfläche mit destillirtem Wasser und brachten das Präparat in gewöhnlichen
Spiritus, der nach oberflächlicher Erhärtung grosse Stücke der Peripherie trennen
liess, welche in Glycerin oder Dammarlack untersucht wurden. An gelungenen
Präparaten zeigte sich zwischen den Nervenröhren ein Silberniederschlag, dor den
Röhren das Ansehen langer durch schwarze Zwischenräume getrennter Zellen gab.
Denselben Anblick boten auch die Nerven des Pferdeschwanzes und die aller
Rückenmarkswarzeln iu ihrem Bubarachnoidealen Verlauf dar. Längslinien und
Querlinien trennten die einzelnen Nervenröhren. Die Längslinien lagen zwischen
den Röhren, die Querlinien entsprachen schwarzen Scheiben, welche das Myelin in
ebenso viele Segmente abtbeilen. Auch die lateinischen Kreuze fandeo sich
manchmal auf Silberbehaudluug an den Rückeuinarksröbreu. Lüwe.
L. Körnigstem, Das Verhüt tuiss der Nerveu zu den Hornhaut-
körperchen. (Aus den» physiol. Institute der Wieuer Univera.). Wien. acad.
Nitaber. LXXI. Abth. UI. 1876. 6 Stn.
K. tnacerirt die mit Chlorgold gefärbte Hornhaut des Frosches 24 Stunden
lang in einer Flüssigkeit, die aus gleichen Theilen Wasser und käuflicher Chlor-
wasserstoffsäure und etwas Glycerin zusammengesetzt ist Die ganze Cornea zer-
fällt in ihre histiologiscbeu Elemente : die isolirten Horuhautkörperchen schwimmen
im Gesichtsfelde, bald sich auf die Kante legend, bald ihre Fläche zeigend, herum,
die feinste Verästelung ihrer Fortsätze mit klarster Deutlichkeit erkennen lassend.
Sowohl Nervenbündel als feinste Nervenfasern sind erhalten, in ihrer Färbung noch
•ebener als vor der Maceratiou. Man sieht Convolute von Hornbautkörperchen
mit Nerven verfilzt. — Je gelungener die Goldfärbung, desto leichter nnd schöner
ist auch die Isoliruug
An diesen Präparaten bat K. niemals Nervenfasern in das Hornhautkör-
perchen direct übergehen, geschweige deun io dem Kernkörperchen endigen sehen,
wenn es ihm auch öfter gelang, den Zusammenhang einer Nervenfaser mit einem
Fortsatze des Hornbautkörperchens zu demonstrireu. (Der hier von K. statuirte
Gegensats zwischen „directem Ueborgang“ und „Zusammenhang*4 ist Ref. uover-
stündlich) Boll (Rom).
Bloch, Conservation de In viamle pur les courunts continus.
Ga*, mäd. 1876. No. 33.
Ein Stück Fleisch, welches G Tago den atmosphärischen Einflüssen ausge-
aetzt, dabei aber von einem conRtanteu Strom durchflossen war, blieb in der Farbe
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80
Hetwsios. 8toees Rarnrs. v. Prttrnkoerr.
unverändert und geruchlos, während eio andere« ebenso grosse* und dickes Stück,
welches einfach so liegen blieb, nach derselben Zeit in Fäulnis« übergegangen war.
Vf. verspricht weitere Experimente hierüber zu veröffentlichen. Bernhardt.
A. Heynsius, lieber Cholecyanin und Choletelin. p»a;o*B« Aicb.
X. 246 -260.
Gegenüber den Angaben von Mal? bleibt H. dabei, dass des durch Behänd
luug von Bilirubin mit Natriumamalgam entstehende Urobilin und das dnrch
schwache Oxydationsmittel aus dem Cholecyanin entstehende Choletelin identisch
seien, wie Storvis augiebt. ln beiden Fällen handle es sich um Spaltuogsproducte
der Gallenfarbstoffe, welche nicht uothwendig Rmlactious* oder Oxydationsprodacte
dar« teilen. Auf die von Malv gefundenen Unterschiede in ,der Eletnentarznsam-
roensetzung glaubt H. kein Gewicht legen su müssen, da die Reinheit der analy-
sirten Producte zweifelhaft sei. E. 8alkowskL
W. Stokes, On supra-condyloid amputation of the thigli.
Dublin Journ. of med. so. 1876. Aug. 8. 97.
Die Idee bei Oberscbenkelempatetionen im Bereich der Condylen eaf die
HKgeflMche des Femur die angefrischte Patella za beilea und dadurch dem Stampf
eine ganz besondere Brauchbarkeit zu verleihen, hat verschiedene Operationsmodi-
ficationen hervorgerufen, geknüpft an die Namen Vklpcso, (iBirrt nnd Kizzoli.
Doch leiden dieselben an dem gemeinsamen Kehler, dase di« Patella in Folge des
Zuges des gespannteu Quadriceps so leicht ihre Stelle auf dem Femur verlässt.
Vf. begegnet dieser Schwierigkeit dadurch, dass er 1) etwas höher wie gewöhnlich,
d. b. oicbt im Bereiche, sondern oberhalb der Condylen den Kuoeheu dnrcbslgt,
2) die beiden Knochen durch eine Catgut-Naht aneinander befestigt. E Küster.
H. Barne», Some reniarks on paracentesis of the ehest.
Practitiouer 1876. Septbr.
B. empfiehlt iu Fällen von Pleuritis, iD denen die gebräuchlichen inneren
Mittel keiae Resorption herbeiführen, die wiederholte Punctio thoracic und theilt
6 Krankengeschichten mit, in deneu diese Heilung zu Wege brachten. Die Patt,
litten tbeils an acuter oder chronischer seröser, tbeils an eitriger Pleuritis. Ia dem
einen Fall machte man im Verlauf vou 8 Monaten 12 Punctioneu, in Zwischen-
räumen vou 8—14 Tagen. Die augebäDgten Bemerkungen enthalten nichts Neuea
________ Eichhorn.
v. Pettenkofer, Ueber den Kohlensäuregehalt der Loft in der
lybischen Wüste über und unter der Bodenoberfläche. Zeitscbr.
f. Biol. XI. S. 879.
Die an Ort und Stelle gesammelte Luft war in zugescbmolzeneu Glasröhren
nach München gebracht worden. Die Analyse ergab für die vegetationslose Wüst«
eine fast völlige Uebereiustiinmung im Kohlensäuregehalt twischeu atmosphärischer
und Gruudluft (% — 1% Meter unter der Oberfläche), nämlich 4—6 Zehntausend,
theile. Dagegen enthielt die aus einem Palmengarten in der Wüste stammende
Grundluft in 10,000 Tbeilen über 31 Volum. Kohlensäure. Offenbar ist demnach
der Reicbthum unserer Bodenlnft an diesem Gase der Verwesung organischer Stoffe
iuauBcbreiben. Schiffer.
Bloaentlungau filr Um Ueniraiblalt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) Krauanickstrasu *4. und Profeaaor Rosenthal, Erlangen, oder (unter Beiaehlnas) an
die Verlagsbandlung, Berlin (K-W'O unter den Linden Sh, edrewiren.
Verlag von August Hlrsehwald Iu Berlin. — Druck von H. 8. Hermann In Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
1 — 8 Bofyen ; am Sehlmw*
4«« Jahrgang« Titel, Na-
me«- and SechreglfttAr
Gentralblatt
fllr die
Prel« de« Jahrganges
80 Mark ; tu beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Poetanstalt««.
Redigirt von
Dr. J. Bosenthal,
Professor In Erlangen.
Dr. H. Senator,
Professor In Berlin.
1876. 99. Januar. No. 5«
■ nhalli Drosdoff 4 Bot.cb ktrchk ab off, Beziehungen von Milz und
Leber (Orig. Mlttb.). — Abklkb, Glycogen in Lnnge, Mil» und Niere (Orig.-
Mittb.). —
Kticu, Veutriculua terminali» dos Rückenmarks. — Munk, Harnstoffgehalt
der Leber. — Ozkhry, Fettembolie. — IIartoq, abnorme Pulsverlangsamung. —
Qoisckk, fetthaltige Transsudate. — Nkdkarr, Dermatitis herpotiformis. —
Jon.sNita; Hii.i. kr: Fibcrhr, antifobrile Wirkung der Salicylsäure. —
Ahrdt, Spinalganglien. — Dspor, Vererbung künstlich erworbener Eigen-
schaften. — A ist, Zusammensetzung der Organe ira Winterschlaf. — L kt» kr icr,
Diphtherie von Impfwnoden — Bkrorrbt, Eiterkörperchen. — Lksbkb, Sar-
coma periosteale humeri. — v. Wkcksr, Slaarextraction. — Brochin, Wander-
niere, Icterus und Leber-Lnngenfistel. — Jastrowitz, Diagnose der Hemi-
plegicen. — Cubtiss, Sterilität und Dysmenorrhoe. — Rothhacpt, Pulsformen
bei Paralytikern.
Die Milzcontraction and ihre Beziehung zur Leber während der
Milznerven-Reizung.
Von Dr. Drosdoff und Dr. BotschetochkarolL
(Aua der Klinik des Herrn Prof. Botkih.)
Die Beobachtung des Prof. Botkin (Cbl. 1875, 58), dass die
Leber bei Kranken sich vergrössert, wenn die Milz unter dem Ein-
fluss des Inductionsstroms sich zusammenzieht, hat uns zu Unter-
suchungen an Thieren über diese Beziehungen der Leber zur Milz
veranlasst. In technischer Beziehung folgten wir hierbei den An-
gaben Bulqak’s*), in dessen Experimenten die Milz zugänglich und
wenig gereizt durch fremde Einflüsse während der Operation ist.
Einem narcotisirten Hund öffneten wir den Bauch durch einen lon-
gitudinalen und einen Querschnitt. Der erste verlief längs der Linea
alba, der zweite zwischen 2 vorher gemachten Näthen etwas über
dem Nabel rechts und links von der Linea alba. Auf diese Weise
legten wir fast ohne Blutverlust zu gleicher Zeit die Milz und die
*) Einfluss der Milz auf die Bildung von Formelementen. Dissert. 1872.
XIV. Jahrgang. 0
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82 Drosdoff 4 Botsohrtscukbroff, BexiehoDgen von Mil* und Leber.
Leber blos. Dann wickelten wir sorgfältig die Milz in das Mesen-
terium ein und zogen sie durch ilie linke Hälfte der Queröffnung
heraus. Diese lläute, welche uns als Ueberzug der Milz dienten,
haben wir beständig mit warmem Wasser benetzt. Dann wurde die
Milz mit den Därmen etwas nach links geschoben und so konnten
wir mit Leichtigkeit Gefftsse und Nerven finden und die letzten
leicht von den begleitenden Arterien der Milz isolireu. Die Nerven
wurden unterbunden und durchschnitten. Dann fing die Milz an
sich zu vergrössern. Die Reizung der peripherischen Abschnitte
dieser Nerven brachte Contraction der Milz hervor.
Die Stärke der Contractionen wie der Milzschwellung wurden
aus den linearen Messungen geschätzt.
i)a das Herausziehen der Leber nicht ohne Nachtheil geschehen
konnte, so beschränkten wir uns bei der Unmöglichkeit sie genau
zu messen, darauf, ihre Farbe, Grösse, Ränder und Consistenz zu
beobachten während des einen oder anderen Zustandes der Milz.
Ausserdem beobachteten wir noch die Blutmenge im System
der V. porta. Hierzu bedienten wir uns eines Manometers, das wir
in die V. lienalis einführten und dessen Schwankungen uns die nö-
thigen Angaben lieferten.
Die Experimente haben uns nun zu folgenden Resultaten geführt:
1) Bei Durchschneidung der Nerven des Fl. lienalis vergrössert
sich die Milz in alleu ihren Durchmessern um einige Centimeter und
bei der Reizung des peripheren Abschnittes verkleinert sie sich, wie
aus folgenden Zahlen ersichtlich ist.
Normale Milz.
Die Nerven
sind
durchschnitten.
Reizung des
peripher.
Abschnitt.
= ä
Breite
cm.
Länge
cm.
Breite
cm.
o
fcX) .
S i
Breite
cm.
vordere
hintere
vordere
hintere
vordere
hintere
12
3,0
4,0
17
4,5
5,5
11
2,5
3yt)
2) Wenn die Contraction der Milz bei Reizung des peripheren
Abschnittes angefangen hat, so schwillt die Leber an. Die Leber-
läppchen sind scharf contourirt, die Färbung wird röther, die Ränder
abgerundeter, das Gewebe härter. Beim Abschwellen der Milz wird
dann die Leber wieder kleiner, ihre Ränder schärfer, die Läppchen
verwischt, das Gewebe weich.
3) Wenn man während der Milzanschwellung mit einer dünnen
Nadel in die Leber sticht, so fliesst fast gar kein Blut aus ; sobald
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Daotoorr & BorecnimonSAnorF, Beziehungen von Milz und Leber. 83
aber die Milz ihre Contraction bei Reizung ihrer Nerven mit einem
Indnctionsstrom beginnt, fliesst das Blut aus derselben Stichöffnung
in der Leber fast gänzlich aus.
4) Nach jeder Milzcontraction nimmt der Gehalt der weissen
Blutkörperchen in der Leber zu, wie es sich aus einer Zählung der
Körperchen in Blutstropfen zeigte, die wir aus der Stich-
öffming während des Schwellungs- und Contractionszustandes der
Milz entnahmen. Als Beispiel führen wir die folgenden Zahlen an.
Blut aus der Leber während
Blut aus der Leber während
Milzansch wellung.
Milzcontraction.
Zahl der
Zahl der
Zahl der
Zahl der
rothen
weissen
rothen
weissen
Blutkörperchen.
Blutkörperchen.
Blutkörperchen.
Blutkörperchen.
200
1
500
5
300
1
2
400
0
2
300
1
1
550
2
600
2
1700 :
5
2764 :
12
340 :
I
226 :
I
Dies stimmt mit den letzten Angaben von Tabchanoff und
SwÄN*) überein, nach denen die geschwollene Milz grosse Massen
von weissen Blutkörperchen in sich zurückhält. Augenscheinlich ist
es, dass die Milz bei der Contraction die in ihr zurückgehaltenen
weissen Blutkörperchen in die Leber und den Kreislauf ausführt.
5) Werden die Nerven der Milz gereizt, so hebt sich das
Quecksilber des Manometers in der V. lienalis entsprechend der Zu-
sammenziehung der Milz immer mehr, wie folgende Tabelle zeigt
Zeit vom Anfang der
Nervenreizung.
H — 20 Minut.
noch 5 „
- 15 „
— 20 „
Höhe der Quecksilbersäule im
Manometer.
9.4 mm.
10.4 „
11.4 „
12,3 „
6) Hört man mit der Reizung des Milznerven auf, so fällt der
Druck in der V. lienalis sogleich auf das ursprüngliche Niveau, auf
dem er sich während der Milzschwellung befand, bevor noch die
Milz eine merkliche Veränderung in ihrer Grösse darbietet, welche
*) Arcb. d» phyziot. norm, et patli. 1876. S. 324.
6*
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34 ABti.es. Kbicse, Ventricnlu» tonnioaHs des Rückenmarks.
vielmehr erst einige Minuten nach Aufhören der Reizung auftritt.
Dies beweist, dass die Contraction und Schwellung der Milz nicht
nur einem vasomotorischen Einflüsse zuzuschreiben ist, sondern dass
hier andere musculüsc Elemente, Gewebe des Organs, mitwirken,
deren Vorhandensein MOllkr und andere Histologen uachgewiesen
haben.
7) Die Unterbindung der ein- und austretenden Milzgefässe hebt
die Fähigkeit der Milz, anzuschwellen und Rieh zusammenzuziohen,
nicht ganz auf, sondern setzt sie nur beträchtlich herab.
9) Die Schwellung und die Contraction der Milz ist weniger
intensiv, wenn die Arterien allein unterbunden sind und der Blutzu-
fluss zur Milz abgesperrt ist.
9) Die Unterbindung der Milzvenen allein macht, dass unter
den genannten Bedingungen die Milz stärker schwillt, aber sich
nicht so stark contrahirt, wie ohne Venenunterbindung.
Verbreitung des Glycogens im thierischen Organismus.
Vorläufige Mitteilung von Ilr. M. Abele», pr. Arzt in CarUhnd.
Im nicht embryonalen Thierkörper wurde, soweit mir bekannt,
Glycogen bisher ausser in der Leber und den quergestreiften Muskeln,
bisher nur an sehr wenigen Stellen naehgewiesen. Ich habe gefunden
dass die normale Milz, sowie die Lunge und Niere von Hun-
den, die ich drei Tage vor dem Versuche mit Brot gefüttert hatte, Gly-
cogen enthalten. Weiteres hierüber sowie über das allgemeine
physiologische und chemische Verhalten des Glycogens werde ich
später veröffentlichen.
W. Krause, Der Ventriculus terminalis des Rückenmarks.
Arch. f. mier. Aoat. XI. S. 216.
Es giebt einen fünften Ventrikel der Contralorgane, wenn man
den der Medulla oblongata als V. quart. bezeichnet. Der fünfte
liegt am unteren Ende des Conus mcdullaris und kann Ventriculus
terminalis des Rückenmarks genannt werden.
Anatomie. — K. beschreibt ausführlich, wie beim Menschen
die im oberen Theile des Fiiutn torminalo noch rein cylinderische
Höhle des Centralkanals sich in die verhältnissmässig mächtige
spaltförmige Höhlung des V. terminalis fortsetzt. Der V. terminalis
ist in allen Lebensaltern vorhanden; gegen das 40. Lebensjahr be-
ginnt er öfters zu obiiteriren. Hieran schliesst K. Bemerkungen
über die Obliteration des menschlichen Centralkanals und über den
beim Menschen gleichfalls stets obliterirt gefundenen Ventriculus
lobi olfactorii. — K. bespricht die Varietäten und wendet sich znr
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Mink, HarnstoffgehaU der Leber.
85
vergleichenden Anatomie. Bei den (geschwänzten) Säugo-
tbieren rückt der V. terminalis mehr gegen die vordere Fläche des
Rückenmarks. Beim Menschen sind die den Hintersträngen ent-
sprechenden Partien der weissen Substanz sm Ventrikel sehr dünn;
bei den Säugethieren erscheinen sie deshalb dicker, weil hier noch
mehr sensible die Haut dos Schwanzes versorgende Nervenfasern
vorhanden sind. — Nicht zu verwechseln ist der V. terminalis mit
dem Sinus rhomboidalis der Vögel. Letzterer liegt im Sacralmark
(nicht im Conus ruedullaris), enthält einen geschlossenen Contral-
kaual und ist überhaupt nichts weiter als das enorm verdickte
gallertige Bindegewebe des Septum longitudiuale posterius.
Entwickelungsgeschichte. — Wahrscheinlich ist der
V. terminalis als persistirender Rust des unteren Endes vom Sinus
rhomboidalis der Säugethier-Embryoncn zu betrachten.
Historisches. — Nach der Auffindung des V. terminalis ist
auch die letzte der angenommenen Communicationen zwischen cen-
traler Gehirn- und Rückenmarks- Höhle und Subarachnoidalraum
als Kunstproduct dargethan, wie es mit den Foram. Bichati und
Magcndii schon früher geschehen war: die aus dem embryo-
nalen Centralkanal sich entwickelnden Räume sind allseitig ge-
schlossen.
Es folgt: Functionen und Un ters uc h u ng sme t h o den. —
K beschreibt ein neues Mikrotom mit maschineumässiger von der
Führung durch die menschliche Hand völlig unabhängiger Schuitt-
führung. Boll (Rom).
Im. Xank, lieber die Harnstoffbildung in der Leber etc.
PrLCGuTs Arcb. XI. S. 41.
Vf. hat vergleichende Untersuchungen des Harnstoffgehaltes im
Blut und der Leber desselben Thieres angestellt. Der Harnstoff wurde
aus dem Blut- resp. Leberextract zuerst durch Fällung mit
LlEBto’scher Lösung abgeschieden; dieser Niederschlag mit H2S
zersetzt und im Filtrat alsdann nach der BüNßEN’scben Methode
durch Erhitzen mit Chlorbaryum und Ammonniak der Harnstoff be-
stimmt. Die Leber wurde mit Alkohol verrieben, sonst wie beim
Blut verfahren. Die erhaltenen Zahlen sind folgende:
Blut
Leber
Hund
I. 0,053 pCt.
0,039 pCt.
do.
11. 0,052
0,046
do.
III. 0,024
0,020 (Kleiner Hund, 2 Tage
do.
IV. 0,041
0,030 vorher Blutenlziehung)
Bei Versuch IV. waren die Extractivstoffe aus der Flüssigkeit
durch Fällen mit Bleiessig entfernt. In allen Fällen war also der
Harnstoffgebalt der Leber geringer, wie der dos Blutes, es liegt
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86
CtKiuT, Fettembolie.
somit kein Grund vor, die Leber als Stätte der Harnstoff biidung
anzusehen. Eines besonderen Nachweises bedurfte es noch, dass
nicht auch andere Substanzen durch die ammoniakalische Chlor-
baryumlösuug zersetzt werden konnten , somit die Harnstoffzahl
fälschlich zu hoch ausfiel. Eine Reibe von Substanzen liess sich
ausschliessen , weil sie in der der Zersetzung unterworfenen
Flüssigkeit nicht enthalten sein konnten. Nur das Kreatioiu kommt
hier in Betracht, doch ist seine Menge im Blut sehr gering, so dass
mau es für normale Verhältnisse kaum zu berücksichtigen braucht;
anders in Fällen, wo Harnstoff bestimmungen nach experimenteller
Unterdrückung der Harusecrction oder in urämischen Zuständen
ausgefübrt werden sollen: Vf. empfiehlt, alsdann im alkoholischen
Auszug das Kreatinin durch Chlorzink zu fällen und das Filtrat
zur Harnstoff bestimmung zu verwenden. e. Saikownki.
V. Czerny, Uebor die klinische Bedeutung der Fettembolie.
Berl. kliu. Wocbenscbr. 1875. No. 44 u. 45.
Nach einfachen Knochenbrüchcn werden gelegentlich plötzliche
Todesfälle beobachtet , welche als Shok , Delirium traurnaticum
u. s. w. aufgefasst worden sind, ohne dass die Symptome völlig
zutreffend genannt werden können. Seit der Entdeckung der Fett-
embolie der Lungen durch Zenkkh und E. Waqnek und seit der
Arbeit von F. Busch über Fetterabolie hat man wohl hier und da
solche Fälle auf Fettembolie zurückgeführt, doch hat die Affection
eine klinische Verwerthung bisher noch nicht gefunden. Ein vom
Verf. genau beobachteter Fall ist deshalb von hervorragender Bedeu-
tung. Ein 32jähriger, kräftiger Maurer batte sich durch Fall vom
Gerüst eine einfache Oberschenkelfractur zugezogen. Am nächsten
Tage hatte der Kranke Temperaturen von 39,3* Morgens und 39,7°
Abends, war dabei auffallend unempfindlich, übrigens aber klar; in
der Nacht stellte sich Coma, Lungenödem und Cyanose ein und
am nächsten Morgen erfolgte der Tod. Bei der Section fand man
die Lungen in ihren hintern Abschnitten verdichtet, übrigens aber
lufthaltig, viel schaumige Flüssigkeit entleerend. Die microscopische
Untersuchung zeigte die kleineren Arterien und Oapillaren der Lunge
mit klarem, flüssigem Fett gefüllt, Fett auch in der Pulmonalarterie
und der Schenkelvene. Macroscopisch war Fett nur in dem Extra-
vasate der Bruchstelle zu sehen. Endlich fanden sieh Fettembolien
auch in den kleineren Gehirngefässen.
Experimente an Hunden, welche Verf. zur Controle anstellte,
ergeben, dass die Symptome der Fettembolie sehr wechselnd sein
können. Man wird daher bei der Diagnose auf die Gelegenheits-
ursachen Rücksicht zu nehmen haben. Von wesentlicher Bedeutung
für den Verlauf scheint sie bisher nur bei Knochenverletzungen und
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H»«roo, abnorme PnlsverleogsamunK.
87
vielleicht bei Osteomyelitis gewesen zu sein. Die Fettaufnahme
erfolgt hauptsächlich durch die Venen und zwar nur in den ersten
Stunden nach der Verletzung. Man wird daher an Fettembolie bei
solchen Knochenverletzungen zu denken haben, bei welchen ohne
sonstige Veranlassung in den ersten Tagen eine rapide Verschlim-
merung des Befindens durch Circulationsstörungcn in den Lungen
und in zweiter Linie in den Capillarbezirken des grossen Kreis-
laufs eintritt. £ Kauer.
W. Hartog, Ueber abnorme Verlangsamung der Putafraiuenz.
Dissert. Berlin 1876.
H. beobachtete auf der TKAUBB'scheu Klinik eineu üOjahrigcn
Arbeiter, welcher 6 Jahre zuvor an heftigen Magcuscbmerzeu gelitten
hatte und seitdem Anfälle von Bewusstlosigkeit ohne Zuckungen
bekam, die einige Minuten dauerten. Später soll eine Zeit lang das
Bewusstsein bei den Anfallen erbalten gewesen sein, die Respiration
setzte während derselben ganz aus, von Puls und Herztönen ist
Nichts zu hören, starke Cyanoae, starrer Oesichisausdruck, Schaum
vor dem Munde treten auf und erst durch künstliche Respiration und
starke Reize kommt Pat. wieder zu sich.
ln einer anfallsfreien Zeit ergab die Untersuchung an der
Herzspitze ein lautes systolisches Geräusch, einen deutlichen
diastolischen Ton, an den sich ein schwach hauchendes Geräusch
anschliesst , dasselbe über der Pulmonalis, über der Aorta ist das
systolische Geräusch weit deutlicher. In den Carotiden lautes
systol. Geräusch und di&stol. Ton, in der Cruralis 2 Töne, von
denen der der Diastole entsprechende schwächer ist. Herz- und Puls-
schlag erfolgte 20 Mal in der Minute, Radialis geschlängelt, eng,
von mittlerer Spannung und Wellenhöhe. Leberdämpfung stark
vergröasert, der sonstige Befund ist nicht bemerkenswert!).
Im Beginn des Anfalles wurde ein Aussetzen des Pulses bis zu
mehreren Secunden beobachtet, gegen Ende des Anfalls folgten zwei
systolische Contractionen schnell aufeinander und ebenso mehrere
kurze Inspirationen. Ein anderes Mal beobachtete man zuerst ein
Zusammenfallen der vorher stark gefüllten Art. radialis, die Puls-
welle wurde niedriger und setzte ganz aus; es stellten sich immer
tiefere Respirationen ein, Cyanose, Erweiterung der Pupillen. Nach
25 bis 28 Secunden trat wieder ein Puls auf, der allmälig kräftiger
wurde und sich auf 30 — 36 in der Minute erhob.
Nach und nach trat Oedem und Ascites ein, Pat. wurde comatös,
die Respiration stockte zeitweise ganz und kehrte endlich gar nicht
mehr wieder. Diagnose des Leichenbefundes lautet: Hypertrophia
et dilatatio cordis, emphysema, oodeina et hyperämia pulmonum
endocarditis chronica, deformans. Hepatitis interstitialis partialis,
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88
Qcixckb, fetthaltige Traagaudate.
superficialis, catarrhus chronicus ductus bilifori. Gastrcntritis
hämorrhagica recens et chronica catarrhalis. Hypcrplasia et indura-
tio lienis. Nepiirtis interstitialis chronica cystica. Oedetna glottidis.
Die Art. coronar. waren sehr weit, aber gesund, die Gefässe
an der Hirnbasis weit und klaffend, ihre Wandung verdickt. Pan
creas auffallend schlaff und weich. (Vgl. Cbl. 1875, 671.) Senator
H. Quincke, Heber fetthaltige Transsudate. Deutsch. Arcb. f. kiio.
Med. XVI. 8. 122.
I. Chyluserguss in seröse Höhlen, Hydrops chylosus.
Einen solchen beobachtete Vf. bei einem 50jährigen, dem Trunk erge-
benen Knecht, welcher übergefahren war und einen rechtseitigen
Pleuraerguss bekommen hatte, der sich vom 4. Tage ab auch luft-
haltig erwies. Die am 10. Tage durch Punction und Aussaugeu
entleerte Flüssigkeit (1800 ccm.) hatte, nachdem sich das Anfangs
beigemischte Blut abgeschieden hatte, ein milchähnliches Aussehen.
Die Erscheinungen des Pneumothorax nahmen ab, und verschwanden
vom 12. Tage ab ganz. Von der Punctionsstelle aus breitete sich
ein schmerzhaftes Oedem aus, welches durch Einstich eine ganz
ähnliche Flüssigkeit entleerte. Durch zwei folgende Punctiouen
(von 3200 und 1000 ccm.) wurde eine ähnliche Flüssigkeit entleert.
Mach der letzteren am 10. Tage starb Pat. unter zunehmendem Coliaps.
Die Leichenöffnung licss im linken Pleurasack noch etwa 7000 ccm.
derselben Flüssigkeit finden, die Lunge atclectatisch, aber ohne jede
Verletzung. Im Peritoneum etwa 150 ccm. ähnlicher Flüssigkeit.
Die Flüssigkeiten zeigten bei der microsc. Untersuchung fein ver-
thcilte Fettkörnchen und spärliche Lymphkörpcr, sie waren geruch-
los, alkalisch, mit einem spec. Gew. von 1016—1020. Bei leichtem
Ansäuern entstand eine flockige Ausscheidung, beim Kochen und
Ansäuern ein massenhaftes weisses Gerinnsel, von dpm sich eine
klare Flüssigkeit abfÜtriren liess, die nur bei der ersten Probe
(nach der ersten Punction) Kupferoxyd in alkalischer Lösung beim
Kochen reducirte, nicht aber in der Kälte. Beim Stehcu mit Chlor-
calciumlösung schied das Filtrat keinen Niederschlag (von Seifen) ab.
Nach einem zuckerbildenden Ferment wurde in der 3. Punc-
tionsflü8sigkeit mit Erfolg gesucht. In den beiden letzten, nicht blut-
haltigen Punctionsflüssigkeiten, schieden sich später sparsame, lockere
Gerinnsel ab.
Durch Zusatz von Natronlauge und Schütteln mit Aether wurde
die Flüssigkeit klar, das so extrahirte Fett (über 1 pCt.) war das
erste Mal gelb und bei 25° c. vollkommen flüssig, [das andere Mal
mehr weisslieh und erst bei 36— 40° c. flüssig, ebenso das 3. Mal.
Q. vermuthet eine Zcrreissung des Ductus thoracicus oder eines in
ihn mündenden grösseren Lymphgefässcs, dessen Inhalt sich durch
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Qt’iNCKF, fetthaltige Trauesudate.
89
Lyrapbgcfässe und Bindegewebspalten unter Mitbülfe des negativen
Drucks in der Pleurahöhle sich in letztere ergoss. An der Leiche
konnte eine Zerreissung nicht nachgewiesen werden, das Endstück
des Duct. thor. enthielt goronneues Blut. Wie die Zerreissung zu
Stande gekommen, bleibt unklar, ebenso das Auftreten von Gas in
der Pleurahöhle vom 4 — 12 Tage. Den Befund chylöser Flüssigkeit in
den Bauch, ist Q. geneigt aus LyrapbgefÜssanastomosen zwischen
Bauch- und Brusthöhle zu erklären, die Verschiedenheit der in den
Flüssigkeiten gefundenen Fette aus den verschiedenen Ernährungs-
Verhältnissen, da die erste Punction am Tage nach der Aufnahme
ins Spital gemacht wurde. Die Menge der Chylusproduction schlägt
Q. nach dem Ergebniss der zweiten Punction auf mindestens 3200 ccm.
in 48 Stunden an.
Ein zweiter Fall betraf eine 30jährige Patientin, deren Vater
und zwei Geschwister an Elephantiasis gelitten haben und bei der
sich seit 10 — 15 Jahren Oedern der Beine und des Vorderarms und
zuletzt Ascites entwickelt hatte. Der letztere wurde sechs Mal
punctirt, bis der Tod durch Erschöpfung erfolgte. Die cntleerteu
Flüssigkeiten sahen wie Milch aus, waren geruchlos, alkalisch, von
1013 — lOlti sp. G., bildeten beim Stehen eine Rahmschicht und
verhielten sich microscopisch wie Chylus. Nach Zusatz von Natrou
wurden sie durch Schütteln mit Aether klar, der letztere entzog ein
Mal 1,68 ein ander Mal 1,87 pCt. Fett, welchos bei 41° ganz flüssig
wurde und bei bez. 28 und 23° erstarrte. Die von Fett und Eiweiss
befreite Flüssigkeit reducirte Kupferoxyd in alkalischer Lösung nur
beim Kochen. — Die Section der sehr faulen Leiche wies in der
Bauchhöhle eine grosse MeDge chylusähnlicher Flüssigkeit nach, die
Serosa stellenweise verdickt und getrübt und die Darmschlingen ver-
klebt. Etwa 2 — 3 Meter über der Colonklappe beginnt eine sehr
dichte Injection der Chylusgefässc die bis an das Duodenum
reicht, daneben finden sich grössere rundliche Flecke (Chylusextra-
vasate). Derselbe Befund zeigt sich auf der geschwollenen Schleim-
haut und in der Submucosa des ganzen Dünndarms, Mesenterial-
drusen klein, Duct. thorac. ohne Abnormität. Das Minderuiss für
den Chylusstrom kaun nur in einer entzündlichen Verdickung der
beiden Blätter des Mesenteriums gefunden werden, ln der rechten
Pleurahöhle etwa ein Liter röthlicher Flüssigkeit mit milchweisseu
Flocken; der übrige Befund ohne Interesse.
1L Hydrops adiposus, fetthaltigen Erguss in die Bauch-
höhle, beobachtet Q. bei einer 33jabrigen Frau, deren Section einen
primären Peritonealkrebs (mit Fortpflanzung auf dio Plcurae
costal. und pulmonal und Infection der Punctionsstclle am Unterleib)
ergab. Der Fettgehalt rührte hier von den fettig degenerirten Krebs-
zellen her, und verlieh der , Flüssigkeit ein molkiges Ansehen. In
einem andern, von Prof. Fkiedkkich beobachteten Fall, den Q. mit-
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90
Nidmirh, Dermatitis herpetiformis.
theilt, war eine tuberculöse Peritonitis bei einem 12jährigen
Mädchen die Ursache eines Ascites mit milcbähnlichein Erguss und
dieselbe Ursache vcrmuthe) Q. in einem Falle von ^scites bei einem
10jährigen Mädchen, das nach Scharlach an Diarrhöen und Leib-
scbmerzen erkrankt war und boi welchem die l’unction ebenfalls
eine milchliche fetthaltige Flüssigkeit entleerte. Senator.
I. Nenmann, lieber eine seltene Hautkrankheit (Dermatitis
circumscripta herpetiformis). Vierteljabraachr. f. Dermat. etc. 187fi.
S. 41.
Vf. beobachtet 9 Fälle einer bisher noch unbeschriebenen Haut-
krankheit, welche mit Psoriasis vulgaris und Lichen exaudativus ruber
Aehnlichkeit hat, sieb aber doch als wesentlich von beiden verschie-
dener Morbus sui generis charakterisirt. Die Krankheit beginnt mit
hanfkorngrossen, blassgerötheten, im Centrum bläulichweiss gefärbten
Efflorescenzen, von welchen sich Röthung und Infiltration langsam
peripher verbreitet, so dass zur Bildung eines groschengrossen
Flecks mehrere Monate gehören. An den Eruptionen sind punkt-
förmig zuerst bläulich, später mattweiss gefärbte Punkte sichtbar.
Die Efflorescenzen werden thalergross; die Mitte ist gleichförmig
roth, die Peripherie zeigt die punktförmigen Entfärbungen. Die
Haut ist beträchtlich verdickt; die Efflorescenzen stehen getrennt,
oder confiuiren zu Scheiben oder Gyris. Allmählich nimmt die
Schuppenmenge beträchlich zu und es finden sich braune festan-
baftende Lagen von Schuppen. Allmählich nimmt das Infiltrat ab,
und es bleibt ein dunkelpigroentirter Fleck zurück. Die Krankheit
kann Jahre andauern , wobei unter stets sehr heftigem Jucken
Efflorescenzen schwinden und neue aufschiessen. Es bleiben weiche,
nicht narbige, pigmentirte Stellen zurück.
Die Anatomie des Leidens wird am besten in den ausgezeich-
neten Tafeln im Original eingesehen. Hervorzuheben ist eine Massen-
zunahme der Epidermis uud des Rete. Die Papillen sind vergrössert.
die Gefäsaschlingen verbreitert, die Arrectores pilorutn hypertrophisch.
Am auffallendsten sind die Veränderungen der Schweissdrüsen, wel-
chen die hervorgebobenen weissen Punkte entsprechen. Die Wan-
dungen derselben sind verbreitert, die Enchymzellen vermehrt und
rings finden sich körnige Wucherungen. In den Drüsenkuäuetn
finden sich opake colloide Zellen, ln den späteren Stadien wird
der Schweissdrüsengang mit nur harten Zellen ausgefüllt, dann
finden sich hier, wie im ganzen Cutisgewebe zerstreut pigmentirte
Zellen und diffuses Pingment. N. fasst daher die Krankheit als eine
circumscripte, vorzugsweise den Papillarkörper betreffende, mit wesent-
licher Betbeiiigung der Schweissdrüsen, verlaufende Entzündung auf.
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JoHtKHsm; Hillir ; Fmcrrr, antifobrile Wirkung der SulicyUIore. 91
Aus den Krankengescbicbten der neun Fälle, welche 8 Männer
und 1 Frau betrafen, ist bervorzuheben, dass der jüngste Patient
22 Jahre alt war, der älteste 57 Jahre alt. Alle waren sonst gesunde
Personen. Ein Kranker litt an chronischem Magenkatarrh und giebt
an, dass mit der Steigerung desselben auch die Zahl der Efflorescen-
zen wachse. Recidive des Leidens wurden nicht beobachtet. Hals-,
Gesicht- und Kopfhaut, waren stets frei von Effloresceuzen, während
Rucken und Extremitäten stark ergriffen waren. — Die Therapie
bestand in Abreibungen mit Schmierseife, Einthcerung, dauerte aber
meist mehrere Monate bis zur Heilung. O. Simon.
Ch.H. Johannsen , lieber die antifebrile Wirkung der Salicyl säure.
l)i*s. Berlin 1875.
A. Hiller, Leber die tleberwidrigen Eigenschaften der Salicyl-
säure beim Wechselfieber. Deutsch. Aich. f. RI in. Med. XVI. 8. 614
A. Fischer, Zur antipyretischen Wirkung der Salicylsäure
und des salicylsanren Natrons. Oaotsob.'Zoitscbr. f. pr«ct. Med. i875.
No. 13.
J. tbcilt die Erfahrungen mit, welche mit Salicylsäure auf der
unter Prof. Sknatok’s Leitung stehenden Station und Poliklinik des
Augusta-Hospitals gemacht wurden (Vgl. Senator, Berliner kliu.
Wochenschr. 1875 No. 36 Sitzungsber.) Von 15 In term ittens-
tällen wurden 8 geheilt, 6 blieben aus der Behandlung und ohne
Nachricht über den Erfolg, 1 widerstand und wurde durch Chinin
gebeilt. Da jedoch mit Ausnahme von 2 Patienten alle andern in
der Poliklinik behandelt wurden, so konnten bei den Berliner Ver-
hältnissen nur Wenige längere Zeit im Auge behalten
werden. Die Säure wurde in Pulver oder in 1 — 2 proceu-
tiger wässeriger Lösung mit Zusatz vod Glycerin gegeben.
In letzterer Form, die namentlich für Kinder empfeblenswerther
ist, muss die Arznei vor dem Gebrauch erwärmt werden. Die auf
ein Mal oder in kurzer Zeit verbrauchten Dosen schwankten zwi-
schen 1H — 3 grm. — Sehr unsicher wirkte das Mittel bei dem hec-
tischen Fieber der Phthisiker, wovon J. 4 Fälle mittheilt. Durch
Dosen von allerdings nur 2 grm. wurde die Temperatur meist nur
um einige Zehntel, seltener um 1° C. herabgedrückt. Der Erfolg
war zudem stets ein rasch vorübergehender.
H. bestätigt nach seineD an Soldaten gemachten Erfahrungen
zunächst dass I n term it tens durch Salicylsäure geheilt werden könne.
Dieser günstige Erfolg trat in 7 Fällen ein nach einem Verbrauch
von 12 — 28 grm. der Saure; zur Coupirung des nächsten Fieber-
anfalles genügten gewöhnlich 3 — 5 grm. Alle diese Fälle jedoch
waren leichte und primäre; bei schwereren oder rocidivirtcn Inter-
miitenten liess das Mittel im Stieb, trotzdem einzelne von den fünf
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92 Jobihkskh; Hiller; Fischer. «utifebrile Wirkung der SalicylsKore.
hierher zählenden Kranken nach und nach bis zu 100 grm. von dem
Mittel verbraucht hatten. Es folgte wohl nach grossen Dosen eine
Unterbrechung der Krankheit ; nach wenigen Tagen aber recidivirte
sie wieder und wurde dann stets durch Chinin dauernd beseitigt.
Auch in den günstigen Fällen ist die Dauer der Cur mit Salicyl-
säure im Vergleich zu der mit Chinin eine sehr lange, da die Säure
erst in zehnfacher und nicht, wie ßuss behauptet, in zweifacher
Menge diesem bewährten Mittel äquivalent ist. Dazu stehen noch
besondere Schwierigkeiten der Medication mit Salicylsfture im
Wege. Im Wasser nimmt sie sich ziemlich leicht, wegen ihrer ge-
ringen Löslichkeit jedoch (3 pro Mille in kaltem Wasser) sind um
die erforderliche Dosis einzuvcrleiben mehrere Liter der Lösung pro
die zu verbrauchen, was abgesehen von allen anderen Unannehm-
lichkeiten eine gesteigerte Diurese und somit eine rasche Elimination
des Mittels aus dem Körper bedingt, so dass es wahrscheinlich gar
nicht zur vollen Wirkung kommt. In der That beobachtete Vf.
einen besserenJErfolg, wenn er es in Pulverform oder in alkoholi-
scher Lösung (Ac. salic. 10. Spir. vin. 15. Glycer. 120) anwandte;
dieser Medication stand jedoch wieder der scheussliche Geschmack,
Uebelkeit und häufig auch Erbrechen — besonders nach der alko-
holischen Lösung — vor Allem aber die Gefahr, die Schleimhaut
des Digestionstractus anzuätzen, im Wego. In 3 Fällen, wo Vf. das
Mittel in einem Clysma gab, folgten heftige Schmerzen am Mast-
darm und Diarrhöe, letztere in einem Falle sogar blutig. Was
endlich den Preis angeht, so stellt sich der auch für Salicylsäure
ungünstig im Vergleich zum Chinin; denn das Preisverhältniss dieser
beiden Mittel ist etwa wie 1 : 6, während sich ihr Verbrauch um
gleiche Wirkung zu erzielen selbst in günstigen Fällen (s. oben)
wie 1 : 10 stellt, ganz abgesehen davon, dass die Salicylsäurecur länger
dauert. Von der Anwendung der Säure bei Typhen stand VI. nach
einigen wenigen Versuchen wegen der unangenehmen Nebenwirkun-
gen auf den Digestionsapparat später gänzlich ab.
F. berichtet aus dem Dresdner Stadtkrankenhaus über den
Erfolg der in der Aufschrift genannten Mittel zunächst beim Typhus
nach einem Material von 23 Fällen. Sie wurden mit der Anwen-
dung von Bädern combinirt, so oft die Temperatur .39,5. überstieg.
Stets wurde mit der Medication des Abends begonnen und zwar
zwoi Mal kurz nach einander je 1 — 3 grm. und in gleicher Weise
am nächsten Morgen fortgefahren. Vf. betont diesen Modus als den
erfolgreichsten. Die Säure wurde in Pulverform (in Oblaten) ver-
abreicht; ätzende Wirkungen hat Vf. weder am Krankenbett noch
am Secirtisch beobachtet; fast stets erfolgte nach der ersten Dosis
eine starke Schwcisssecretion und häufig Ohrensausen und Schwer-
hörigkeit. Erbrechen »ah Vf. selten, dagegen 2 Mal Collaps nach
4 und nach 6 grm. Antipyretisch ebenso wirksam wie die Säure
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Abüdt. Derer.
93
find F. das aalicyUaure Natron, das in Lösung sonst aber in gleicher
Weise wie die .Säuro gebraucht wurde.
Dem Chinin gegenüber findet F. beide Präparate erst in G bis
8facher Menge äquivalent. 4 Mal trat Darmblutung ein (davon
2 lethal) und einmal fand man bei einer Section in der Serosa des
Darms, im Netz etc. ausgedehnte Hämorrhagieen; in keinem dieser
Fälle jedoch zeigten sich auf der Magen- oder Darmschleimhaut
Erosionen oder Ecchymosen (abgesehen vod den Typbengeschwüren),
so dass ein Zusammenhang dieser schweren Symptome mit der
Mediation dahingestellt bleiben muss. Wie MoELil(Cbl. 1875,925) giebt
anch Vf. dem Salz vor der Säure bei Weitem der Vorzug. Was
die Anwendung der neuen Antipyreticums in anderen fieberhaften
Krankheiten augeht, so schien es dem Vf. besonders bei croupöser
Pneumonie recht wirksam. Freilich stieg die Temperatur nach einem
so erzielten Abtall meist wieder sehr rasch an. Von zwei Inter-
mitterisfällen wurde einer geheilt, nachdem er im Ganzen 14 grm.
Salicylsäure verbraucht hatte. Schiffer.
R. Arndt, Untersuchungen über die Uanglienkörper der Spinal-
ganglien. Arck. f. inicr. Anal. XL 8 140.
Die Grundform der Spinalganglieuzclien int die einer unregelmässigen , mehr
oder weniger flachen Scheibe. Sie sind zum Wenigsten bipolar. A. glaubt
des« auch multipolare Spiualgauglieozelleu existiren und zwar solche, welche nebeu
twei stärkeren und leicht bemerkbaren Fortsätzen noch eine Auzahl teiuerer aus-
resden, die jedoch sehr leicht abgerissen oder übersehen werden. Von der Existenz
unipolarer Spinalganglieuzellen hat A. sich nicht mit Sicherheit Qberaeugen können;
zach er findet, wie die früheren Untersncber, die unipolaren Formen in allen Prä-
paraten am zahlreichsten vertreten, hält jedoch dafür, dass wenigstens in der
grossen Mehrzahl der Fälle ein zweiter Fortsatz abgerissen wurde. Die apolaren
Körper, welche nsch A. in der That in den Spinalganglien Vorkommen, hält er für
Resoltate einer auomalen Entwickelung.
Die beiden Hanptfortsätze des Ganglienkörpers , durch welche seiue Bipo-
larität bedingt wird, entspringen für gewöhnlich sehr uahe bei einander. In vielen
Fällen tritt jeder Fortsatz für sich von der Uanglienzelle ab, eingescbloaseu in eiue
besondere Scheide, welche er als Fortsetiung der Kapsel mitgenommen bat. ln
•öderen Fällen nähern sich die beiden Fortsätze und treten iu derselben Scheide
Tereinigt vom Körper ab. Sie sind fast stets schon an ihrer Ursprungastelle mark-
lultig; doch hat A. auch nrsprüuglicb marklose Fortsätze beobachtet.
Früher (Cbl. 1874. Nr. 36) bat A. ausführliche Angaben über die feinere
fitrnctnr der Substanz der Ganglienzellen des Sympathicu* gemacht. Aebnlicbe An-
gaben macht er jetzt über die Substanz der Spinalganglienaelien. Diese sowie die
daran sich knüpfenden theoretischen Erörterungen sind im Original uacbzuleaeo.
BoH (Rom).
E. Dupuy, Transmission des altärations artifleieiies ä deux
cdneratlons. Gaz. raöd. 1876. No. 33.
Vf. eeigte der Gesellschaft für Biologie zn Paris Meerschweinchen , weiche
die nach Dnrcbschneidung des Ualssyropatbicus eigentümlichen Bnlbnsverändernngen
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Aebt. LRTznttCH. Bphqkrrt.
darbnten. Oie»« Meerschweinchen »tammten von Eltern, welche selbst wieder von
ihren einst operirten Eltern diese Eigenthümliubkeit geerbt betten. Es war also
hier eine Uebertragung einer künstlich gesetaten pathologischen Eigentümlichkeit
in das r weite Olied in beobachten. Bernhardt.
C. Aeby, Ueber den Einfluss des Winterschlafes auf die Zu-
sammensetzung der verschiedenen Organe des Körpers.
Arch. f. exp. Patb. 111. 181—184.
Oie Untersuchung besieht sich auf Murmelthiere in 2 Perioden des Winter-
schlafes — tum Vergleich diente ein Kaninchen. Der Wassergehalt der Gewebe
und Organe wurde doreb Trocknen bei 140°, der Aschengehalt durch einfaches Glühen
der getrockneten Substauten bestimmt. Das Resultat ist folgendes: 1) Oer Körper
verliert fortdauernd Wasser, als Folge die Harnsecretion und Wasserabgabe durch
Haut und Lunge. Am grössten ist der Wasserverlust des Blutes, dann der Mus-
keln — Gehirn und Milt geben kein Wasser ab. 2) Der Aschengehalt des Trocken-
riiekatandes sinkt bei Muskeln und Blut — er steigt dagegen bei Gehirn, Milt und
Leber — es findet also eine Ueberführnug von Mineralbestaudtlieilen aus Blut und
Muskeln in diese OrgaDe statt. 3) Bei längerem Winterschlaf findet eine auffallend
reichliche Glycogenbildung in der Leber statt. E. Salkowskl.
L. Letzerich, Ein Fall von Diphtherie der Impfwundeu, all-
gemeine Diphtherie, Tod, nebst einem Versuch zur Beant-
wortung der Frage: Wie verhält sich Hchntzpockenlymphe
nach der Infection mit Diphtherieorgaiiismen in ihrer
Wirkung auf den thierischen Körper. ViacHow1» Arcb. lxiu.
8. 178—188.
13 Tage nach der Impfung mit Vaccina war bei einem Kinde suerst dipbtbe-
ritischer Beleg der bis dahin gant normalen Pockenpustelu entstanden, dann schnell
um sieh greifende erysipelatöse Röthe, Oedeme, allgemeiner Icterus und Tod
am 12. Tage der Krankheit, am 25. nach der Impfung. Oie Sectioo ergab An-
ffillnng geradetu aller Organe mit Micrococcen, über deren Grnppirung in den
eintelnen Geweben besser das Original oachsusebeu ist; es sei nur erwähnt, dass
die Miltpulpa „wie eine, alle Stadien der niederen Pilzgebilde enthaltene Emulsion
erschien“, und dass Capillaren und selbst grössere Gefässe, namentlich Venen „von
den Orgauismen durchgefresseu und mit Bacterien und dichten Micrococcenkolonien
streckenweise dicht angefüllt waren.“ Dass dio Infection mit Diphtherie-Orgauisineo
nicht bei der Vaccination sondern später — es war zurZeit Diphtherilis- Epidemie —
erfolgt sei, erschliesst L. aus der für Diphtherie tu laugen Incubationadauer und
aus einem Versuch, bei welchem sich aus einem Gemisch von Pockenlymphe mit
Dipbtberiepilsen die specifischen Eigenschaften der ersteren erloschen leigten, so
dass die vorgenommene Impfnng bei einem Kaninchen nur Diphtherie erzeugte.
Ausserdem bereichert L. die Mykologie um einen Vacciuepilt, welcher die
Eigentümlichkeit besitzt, in seiner Nährflüssigkeit, der PockeuI;mphe „niemals“
in grossen Quantitäten aufzutreten, während er sich in demselben Medium mit
einigen Luftblasen «wischen dem Objectträger und Deckglase in einigen Tagen tu
den schönsten Bacterieukolonien entwickelt. Orswiu.
Bergeret, Composition dn pus et mode de formation des leu-
cocytes dn pus. Jouro. de l'Anat 1876. 8. 334.
Das Eiterserum und die jungeu Leucocyten enthalten stet» eine gewisse
Menge beweglicher Körperehen, deren Quantität um so grösser ist, je stinkender
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Lrhser. t. Wkokkh. Ranen t».
95
d«r Eiter. Im Eiter beider Absceese sind die Körperchen sehr zahlreich vertreten,
während sie in dem kalter fast fehlen. Nach 4 — 5 Tagen sind auch alle Körper*
cbeo aas dem Eiter heisser Abscesse bewegungslos geworden und bilden im Serum
amorphe Massen. Die Eiterkörperchen entstehen aus dem Schleim, was sich beson-
ders schön an der Scbleimlage demonstriren lässt, welche nach Application eines
Blason pflasters auf die Haut an der UnterBKche der Epidermis entsteht. Dieser
Schleim zerfällt nach 3tägiger Aufbewahrung unter dem Deckglas vollständig iu
Eitorkörperchen (also Genese ans einem nngeformteu Blastem). Die jungen
Lencocyten unterscheiden sich von den alten hauptsächlich durch die Fähigkeit,
leicht und schnell in Wasser aufzuquellen. — Den Schluss der Abhandlung bildeu
Bofloxionen aber die Uumöglicbkeit, die panspermistische Theorie auf die vorlie-
genden Körperchen aiizuwenden, wegen deren auf das Original verwiesen werden
***' Löwe.
i. Lesser, Ein Fall von Sarcoma periosteale humeri. inang.-Dis».
icrlin 1875.
L. beschreibt ein in der v. L.KOKMBXCK'schen Klinik beobachtetes Sarcom des
Ho ice ras bei einem 16 jährigen Knaben, dessen Heilung durch Exarticulation des
Oberinn», freilich vergeblich, versucht wurde. Der Fall ist dadurch merkwürdig,
das. weder der Epiphysen- noch der Gelenkknorpel von der Neubildung verschont
(.blieben and dass fernerhin das über dem von Geschwulstmassen durchwachsenen
Tbeii des Humerus liegende Knocbenstück nekrotisch geworden war. — Der Knabe
starb an schnellen localen und allgemeinen Recidiven. E. Ktuter.
De Wecker, Sur uu nouveau proeödä op&ratoire de la cataracte
(extraction ä lambeau p6ripherique). Paris 1875 und Aunaies
d’ocolietique. LXXIII. 8. 264.
W. macht einen Lappeuscbnitt von 4 mm. Höhe und einer BA*is von 11,32mm.
&acb oben in der Schero-cornealgrenze, (die Breite des verweudeten Messers beträgt
das Doppelte derjenigen eines Lioealmessers) und nach Eröffnung der Kapsel mit
einem gewöhnlichen Cystitom wird die Entbindung der Linse mittels des unteren
Lides und gleichzeitiger Zurückdrängung der oberen Wundlefze und der peripheren
Jrisinsertion durch einen Kautschukspatel bewerkstelligt. Den Jrisprolaps bringt
Quui mit dem gleichen Instrument zurück, und träufelt alsdann Eserin ein, was
bsd im BedÜrfnissfalle 1 bis 2 Standen nach der Operation wiederholen kann.
Michel (Krlangen).
Ketopie du rein droit, suivie de päritonlte et d’accidents hepa-
tiques (ictfere). — lettre consfSeutif b I’obliteration du caual
ckoledoque eomprime par le rein. — Fistule hepato-brou-
ehique. Gas. des höp. 1876. No. 116.
Bkochiü theilt 2 neue Beobachtungen aus frauiSsischeu Krankenhäusern
jedoch sehr lückenhaft mit und ohne Sektionsbefund : Eine junge Frau sog sich
wahrscheinlich io Folge eines kurx vorbergegaugenen Wochenbettes eine Ektopbie
der rechten Niere so, welche man an dem untern Leberende fühlen konnte- Diese
Oislocation gab su einer cireumscripteu Peritonitis und Hepatitis Veranlassung,
»sich» Ulsters von Ikterus gefolgt war. Die peritouitisehen Erscheinungen gingen
auf örtliche Anwendung der Kälte zurück, während Hepatitis und Ikterus noch fort-
hestehen. B. nimmt Veranlassung, im Anschluss au diesen Fall die Symptome der
Wanderniere zusammensnstellen. Die andere Beobachtung betrifft eine Frau, welche
mit einem Leberecbinococcus auf die Abtbeilung aufgeuommeo wurde. Man puoctirUi
die Cyste und entleerte ungefähr eiu Liter Flüssigkeit aus ihr. Die Patientin fühlte
sieh wohl und verlies, das Hospital. Nach Ablauf eines Monates kehrte sie jedoch
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JaSTROWITZ. CtJRTtSS. BoTHRiUrT.
wiederum in dieselbe zurück, weil eich heftiges Erbrechen eingestellt hatte. Die
Leber war so erheblich vergrössert, dass sie bis in die Foasa iliaca reichte. Nach
einer abermaligeu Pnnktirnng kehrte die Leber fast auf das normale Volumen zu-
rück und das Eibrechen bürte auf. Zu gleicher Zeit stellte sieb eine reich Expae-
toration ein, wobei der Auswurf durch Galle tingirt war. Hinten rechte fand man
an dem Thorax leicht gedämpften Schall und KaaselgerKusche, welche nach der
Expectoration geringer wurden. Es hatte sich also eine Fistel zwischen Leber und
Lunge ausgebildet. Elchborat.
M. Jastrowitz, Beitrag zur Pathologie der Hemiplegien. Beri.
klin. Wochenschr. 1875. No. 31.
Drückt man bei Hemiplegischon den N. sapbenas maior dort, wo er hand-
breit über dem cond. int. fern, in der Furche zwischen dem Innenrande des Sartorius
und Vastus internus verläuft, so steigt der Hode snf der gelähmten Seite nicht iu
die Höhe, während anf der gesunden der ReÜex gewöhnlich stärker als normal
aasgelöst wird. Man hat dadurch, wenigstens so weit es sich um Männer handelt
eine Handhabe gewonnen für die Diagnose, welche bei mit tieferem Coma eiuher-
gehenden Hemiplegien und bei allgemeiner Resolution der Glieder in Betreff des
Sitzes der Lähmung oft sehr schwierig werden kaum Da nun der M. cremaster ,
der Hodenheber, aus Bündeln der Bauchmuskeln besteht, so kann man, wenn
namentlich tiefere Sensibilitätsstörnngen fehlen, das Fehlen des Creraosterreflexea
für die Diagnose einer Parese resp. Paralyse der Rumpfniusculatur überhaupt
vei Wenden. Bernhardt.
J. R. (Jurtiss, Thirteeu cases of sterility and dysmenorrhoea
causetl by abuornialities of the uterus, treated by bilateral
iUCisiOU of the Cervix Uteri. The med. and surg. reporter. XXXUJ.
No. 1.
In den 13 Füllen fand Vf. die Sterilität oder Dysmenorrhoe oder beide
bedingt durch couische Form des Cervix, Enge dea Cervicalcanali und Uetroflexion,
bei Abwesenheit aller Beizzustündo. Durch die 8pzllung des Cervicalcanals und
des Süsseren Muttermundes wurden in allen 13 Füllen die Beschwerden dauernd
behoben. Vf. operirt am 6. Tage nach der Kegel, und schneidet im SiMs'schen
Speculum vom Os intsrnom beiderseits nach aoasen bis zur Vaginalinsertion. Dio
Wunde wird mit Carboiglycerin benetat, darnnter ein Üpiumglyeerin-Tampon
gelegt. Dieser Verband wird am 4. Tage erneuert, dann jeden zweiten Tag bis zur
lleberhSutung der WundSScheu. (Vergl. E. Martins Verfahren der Hysterotomie
iu der MtRTtM-FasBKHDZR'schen Zeitschrift für Geburtshülfe und Frauenkrankheiten.
Bd. I. Oft. 1. 8. 100.). A.
F. R. Rotkkaupt, Die Pulsformen der Paralysis progredient».
Dissert. Erlangen 1874.
B. bestätigt die Beobachtungen Wolvf's über die Pubcurven bei Geistes,
kranken. Speciell scbliesst er aus den bei 6 Paralytikern nufgouommenen Curven,
dass als ein constantes Symptom der Paralyse eine Lübmung des vasomotorischen
Nervensystems sieb eiustellt, welche zuerst in leichtem Grade beginnt, dem Verlaufe
der Krankheit parallel sieb stärker entwickelt und . bis za vollkommener Lähmung ,
fortsebreitet- w. Sander.
Binsendungon fllr das Central blatt wolle man an einen dar beiden Herausgeber: Prof. Senator
Berlin, (N.) Krausnickstrasse *4, und Profeeoor Rosenthal, Erlangen, oder (unter Belsehluas) an
die Verlagshandlang, Berlin (N.-W<). unter den Linden 88, adressiren.
Verlag von Aognat Hirschwald ln Berlin. — Druck von H. 8. Hermann ln Berlin.
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Wik» «tlleit «ruebaiorD
1 — t Boren ; am Schlüße
4«« Jahrgang« Titel, Na-
mm and 8acbregi«ter
fllr die
Preis den Jahrgänge«
SO Mark; sn bestehen
durch alle Buchhandlun-
gen and Poetanstalten.
medicinischen Wissenschaften.
Redigirt von
Dr. J. Bosenthal, nd Dr. H. Senator,
Profmor I» Erl»m»n. ProfMAor Io Berits.
1876. -». Februar.
No. 6.
Der heutigen No. liegen Titel, Namen- und Sachregister
des Jahrgangs 1875 bei.
iMhwlil Mtgici, Taiiu (Orig.-Mitlh.). — Bnoan, Spbärobacterien und Ke-
ratitis (Orig.-Mitth.), —
Libbsrkübn, Keimblase dar Säugethiere. — Wbicsbi, Myologiscke». —
Willi, ms, Uterusschleimhaut. — Pflöobb, Phospboreseeuz. — Kösteh, Hitz-
srblag. — Kni. sch, Sumpffieber. — Casfabv, Coutagiosilut hereditärer Syphilis
— Lewis; Ott, Aconitin und Leucoctouiu- —
ob Siüinr, Ovarien de» Fötus. — Rohis, Ausfilhruug.gäuge — Kidd, Be-
wegung der Kernkörpercheii. — Pdpikk, Einfluss der Alkalien auf die Zahl der
Blutkörperchen. — Rbhact, Kotz. — Richards os St Portkb, angeborue Kuie-
gelenkluxatiouen. — Tay loh, luetische Erkraukuug der Tbräueukariuikeln. —
LcBiNorr, progressive Muskelatrophie und Selerose der Seitensträuge. — R ich kt,
Somnambulismus. — Pobcbt, Kuocheugewicbt der beiden Körperhäifteu. —
Aureige, betreffend den internationalen ärztlichen Cougress zu Genf.
Taxin, das giftige Alkaloid der Blätter and Samen von Taxus
baccata L.
Von Prof. l)r. Willi. Mannd in Gottiiigon.
Obgleich wohl constatirte Vergiftungen durch die Beeren von
T axiis baccata aus früheren und auch aus neuester Zeit (vergl.
Th. Hosemann’s Referat pag. 489 im Jahresb. v. Vikchow und
Hirsch pro 1874) vorliegen, wird die Giftigkeit der Früchte und
Sameu der Eibe von vielen Seiten bestritten, wahrend die intensiv
toxische Wirkung fast allen übrigen Theilen des Strauches rusp.
Baumes allgemein anerkannt ist. Aus den wiederholt, aber meist
vergeblich auf ibre wirksamen Hestandtheile untersuchten Taxus-
blattern bat Lucas drei Gran eines Körpers isolirt, den er Taxin
nennt und von dem er einzelne chemische Reactionen angiebt.
Dieses Taxin ist seitdem weder chemisch noch pharmacologisch unter-
sucht worden. Locas benutzte (vergl. A. und Th. Husemakn die
Pflanzen Stoffe pag. 488) zu seiner Darstellung im Wesentlichen das
XIV. Jahrgang. 7
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Mimik, Taxin.
von STAS8 zum Nachweis* von Alkaloiden angegebene Verfahren.
Mittelst desselben ist os nicht möglich, aus den reifen Samen dos
Taxus ein giftiges IVincip zu gewinnen, und auch für die Isolirung
aus den Blattern erweist sich dasselbe als unzweckmässig, weil es
nur mit sehr erheblichem Verlust zu einem unreinen Product führt.
Einfacher und zur Darstellung des giftigen Bestandtbeils sowohl aus
den Blättern wie den Samen geeignet erweist sich folgendes Ver-
fahren. Das zu untersuchende Material, gepulverte Blätter oder
Samen, wird wiederholt mit Aether ausgezogen, von den vereinigten
Auszügen der Aether abdestillirt und der Rückstand — bei den Blät*
tern hauptsächlich ein grünes, eigentümlich aromatisch riechendes
und scharf schmeckendes Harz, bei den Samen reichliche Mengen
fettes Oel — wiederholt mit anges&uertero, etwas erwärmtem Wasser
geschüttelt. Das von dem Rückstände getrennte Wasser wird durch
ein nasses Doppeltilter gegeben und aus dem klaren, farblosen
Filtrat durch Ammon oder fixes Alkali das in schneeweissen, volu-
minösen Flocken sich ausscheidende Taxin gefällt. Gewaschen und
über Schwefelsäure getrocknet, bildet es ein weisses, krystallinisches,
kaum in deatillirtem, ziemlich leicht in angesäuertem Wasser, sehr
leicht in Alkohol, Äther, Chloroform, Benzol, Schwefelkohlenstoff
— nicht in Petroleumäther — lösliches, geruchloses, sehr bitter
schmeckendes Pulver. Reine concentrirte Schwefelsäure färbt es
rotb; Salpetersäure, Salzsäure und Phosphorsäure lösen es ohne
Farbenveränderung. Mit den meisten für Alkaloide charakteristi-
schen Reagentien — Gerbsäure, Phosphormolybdänsäure, Kalium-
quecksilberjodid, Kaliumkadmiurajodid, Kaliumwismutbjodid, Jodjod
kalium, Kaliumsilbercyanid, Kaliumbrichromat, Pikrinsäure — giebt es iu
saurer Lösung amorphe Niederschläge. Platincblorid, Goldchlorid,
Quecksilberchlorid, Kaliumplatincyanür geben keine Fällung. Mit
den gebräuchlicheren Säuren vereinigt es sich nicht zu krystallisirten
Salzen. Es ist stickstoffhaltig (mit frisch geglühtem Natronkalk er-
hitzt entwickelt es reichlich Ammontak) schmilzt schon bei 80° C.,
verbrennt, stärker erhitzt, ohne Rückstand. Das Taxin ist in den
Blättern sehr viel reichlicher enthalten als in den Samen. Seine
toxische Wirkung stimmt nach Versuchen an Kalt- und Warm-
blütern, welche ich zum Theil in Gemeinschaft mit Herrn Borcbkks in
dem hiesigen unter meiner Direction stehenden pharmacoiogischen
Universitäts-Institut angestellt habe, ganz überein mit derjenigen der
wässrigen, alkoholischen und ätherischen Blätterauszüge, wenn die
letzteren wie die schwach angesäuerte, wässrige Lösung des aus den
Samen oder Blättern dargcstellten Taxin subcutan applicirt oder in
das Blut injicirt werden. Unter die Rückenhaut gespritzt tödten
5 — 9 mgrm. Frösche innerhalb mehrerer Stunden. In die Von. jugul.
ext. injicirt wirken 15—25 mgrm. auf Kaninchen von 2—3 Kilo
innerhalb 5 — 10 Minuten und 30 — 50 mgrm. auf Katzen von 2,5 bis
Digitized by Google j
Baloqii, SphUrobactorien und Keratitis.
99
4 Kilo innerhalb 15—20 Minuten lethal. Selbst bei der Letzteren
kann der rechte Ventrikel und Vorbof bisweilen noch 8 Stunden
p. mortem spontane Contractionen zeigen.
Die negativen Resultate, welche andere Pharmaeologen bei
Experimenten mit Samenextracten erhalten haben, erklären sich
wobl daraus, dass der Samen an wässrige Auszüge kaum Taxin ab-
giebt und dass das in alkoholischen und ätherischen Extracten reich
lieh entbaltene fette Oel einerseits die Resorption des in den Samen
ohnehin spärlich vorhandenen Taxin erschwert, anderseits dessen
Elimination per anutn beschleunigt.
Die ausführliche Mittheilung sowohl der chemischen Untersuchung
wie der pharmacologischen Experimente beabsichtige ich, sobald Herr
Borchkrs seine Dissertation wird veröffentlicht haben, an anderer
Stelle folgen zu lassen.
Sphilrobacterien in der entzündeten Hornhaut.
Von Coloman ßalogh, o. ö. Professor an der Universität zu Budapest.
Ich vollfübrte zahlreiche Versuche an Kaninchen, um den Ein-
fluss zu studieren, welchen die Durcbscbneidung des OASSBR'schen
Ganglions auf die Entzündung des Auges ausübt. Ich untersuchte
ferner die Veränderungen, welche an dem Auge erscheinen, wenn
bei ungestörter Sensibilität desselben eine Facialislähmung vorhanden
ist, oder wenn die Augenlider ausgeschnitten sind, oder wenn die
letzteren mittelst Nähte auseinander gezogen, die Lidspalte offen ge-
halten wird und wenigstens ein Theil der Augenmuskeln durchge-
sebnitten, das Auge unbeweglich ist.
Ich fand, dass bei durcbgeschnittenem Ganglion Gasseri die
Entzündung und die Vereiterung der Cornea nie ausblieb, und zwar
auch dann nicht, wenn der Sympathicusstamm am Halse gleichzeitig
durcbgeschnitten, oder das oberste Ganglion ausgeschnitten war.
Ferner, wenn ich nach der Durchschneidung des Ganglion Gasseri
die Augenlieder mittelst Kopfnähte mit einander vereinigte, gelang es
mir immer die Entzündung des Auges — den SNRULEN’schen Ver-
suchen entsprechend — hintanzuhaltou, dieselbe trat aber alsogleich
ein, wenn die Nahte entfernt wurden. Ausserdem gelang es mir die
bereits vorhandene CorneaentzünduDg zu schwächen und den Ver-
lauf abzukürzen, wenn ich die Augenlieder zusaturaennähte. Bei der
Anlegung der Nähte beobachtete ich bloss die Vorsicht, die seidenen
Faden der Nähte zwischen der Haut und dem Allgenlidknorpel
durchzuziehen, um hierdurch einer Reizung der Cornea und Conjunc-
tiva durch dieselben vorzubeugen.
Die Zahl der Fälle, in welchen die Durchschneidung des Gang-
lion Gasseri vollkommen gelang, ist neun. Die Obduction fand
: : . 7*
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100
B*Loan, Sphärol.aetericn und Keratitis.
immer ailsogleich nach dem Tode statt. Ich untersuchte auch die
Veränderungen, welche der Trigeminus erlitt. Wenn das Thier die
Durchscbncidung des Ganglions 6 — 8 oder mehr Tage über-
lebte, so waren die Trigeminusröhren sowohl vor «vie hinter der
Durchschneidungsstelle des Ganglions degenerirt; die doppelten Gon-
touren verschwanden, der Röhreninhalt war ganz gieichmässig ge-
worden und fing an sich hie und da, vorzüglich aber in dem cen-
tralen Stumpf in wirkliche viereckige Stücke zu spalten. Die Gaug-
lienzellen waren ohne Ausnahme im Zerfall begriffen.
Bei der Versuchsweise, wo ich den Nervus facialis aus seinem
Schläfenbeinkanal herausriss, wurden die Augenlider der ent-
sprechenden Seite gelähmt, und die Lidspalte blieb offen, während
der Augapfel bei unversehrten Muskeln in stetiger Bewegung be-
griffen war.
In solchen Fällen entzündete sich das Auge nicht, und war
selbst uach mehreren Wochen ganz normal; als ich aber die Nick-
haut hervorzog, und an die Haut der Nase auuähte, entzündete sich
dieselbe in den nächsten 24 Stunden und sonderte sohr bald Liter
in grosser Menge ab. Der Eiter benetzte die Cornea, und dort, wo
die angeschwollene Nickhaut und die Hornhaut einander berührten,
erweichte sich das Epithelium des letzteren und löste sich ab. Von
der so entstandenen Erosion ausgehend, entzündete sich die Cornea
mit einem gerade solchen Verlaufe, den wir nach der Durchscbneidung
des Trigeminus beobachten können.
In denjenigen Fällen, iu welchen ich die Augenlider und die
Nickhaut abgeschnitten hatte, und die Conjunctiva mit der äusseren
Haut sorgfältig zusammennähte, blieb die Cornea tagelang ganz bell
und gesund, wenn die Muskeln des Bulbus unbeschädigt waren. Als
aber sich ereignete, dass in der Umgebung der einen oder der an-
deren Nabt eine Entzündung und Eiterung eintrat, fand ebenfalls
an der Steile, an welcher das eiternde Gewebe die Hornhaut berührte,
eine Loslösung des Epitheliums des letzteren statt, von wo sieb die
Entzündung auf die ganze Hornhaut ausbreitete.
Ich erwähne noch ein Kaninchen, auf dessen Augen schwefelige
Säure in Gasform einwirkte. Die Conjunctivae au den beiden Augen
wurden stark geröthet, während, die Cornea sich trübte. Das Thier
lebte über drei Wochen und die Conjunctiva erzeugte Eiter fort-
während in grosser Menge; die Cornea wurde infiltirirt und es ent-
stand ausserdem Hypopyon.
In allen diesen Fällen untersuchte ich die Cornea mit einem
Microscop von Beibebt & Kkafft, und wenn ich das Objectiv Vllb.
und Ocular II benutzte, konute ich das Vorhandensein von Sphacro-
bacterien ganz deutlich bestimmen. Wenn ich Essigsäure zu dem
Präparat zusetzte, dann erhellte sich des Gewebe und die genaunten
Organismen wurdeu noch in grösserer Menge sichtbar, ferner wider-
1
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LitBERKfoi«, Keimblue der Sltugethiere.
101
standen sie ganz vortrefflich der Einwirkung von Kalilauge. Zur
Untersuchung der Cornea bediente ich mich ganz dünner Schnitte,
die ich mit einem ReEB’schen Staarmesser sowohl von lebenden wie
von todten Thieren gewann.
Die Sphaerobacterien heften sich der Cornea an, vorzüglich
an solchen Stellen, an welchen Risse in dem Epithelium auf irgend
eine Weise, oder Loslösungen der Zellen derselben zu Stande kamen, und
diese Algen drängen sich das erste Mal zwischen die Epithelial-
schichten hinein, wo sie sich vermehren, massenhafte Colonien bilden
und ganze Plaques von Zellen von einander trennen. Später gelan-
gen die Bacterien tiefer in die Cornea und nisten sich in den inter-
fibrillären Spalten ein; ferner kommen sie zu den Corneazelien,
legen sich denselben an, und zuletzt begeben sie sich in das Innere
deB Protoplasmas derselben. Das Protoplasma der Corneazellen schwillt
an und zwar manchmal riesenhaft, und vermehrt sich theils durch
Theilung theils durch Knospenbildung, wohei Eiter entsteht.
Nach meinen, in der Kürze geschilderten Beobachtungen muss
ich J. C. Ebkrth (Cbl. 1873, Nr. 19 u. 32; Untersuchungen aus d.
pathol. Institut zu Zürich, 2. Heft) darin beistimmen, dass bei trau-
matischen Entzündungen der Cornea, und ganz speciell bei Keratitis
nach Durcbschneidung des Ganglion Gasseri die Bacterien eine
sehr wesentliche Rolle spielen.
Es ist höchst wahrscheinlich, dass die Durchschneidung jenes
Ganglions die Augenentzündung nur dadurch befördert, dass dieselbe
zu irgend einer Beschädigung des Hornhautepithels führt, und dieses
wieder das Anhaften, ferner das Eindringen der Bacterien in das
Gewebe begünstigt.
K. Lieberkühn, Ueber die Keimblase der Näugethiere. Mw-burger
8itinngi»ber. 1875. 8. 60.
L. beschreibt die Keimblasen von Maulwürfen in ganz jungen
Stadien. Dieselben bestehen peripherisch aus einer einfachen Lage
platter, kernführender Spindeln, welche sich gegen den vorsprin-
genden Frucbthof mit einer scharten ausgezackten Linie abgrenzen.
Nachdem diese Keimblasen in Müller’scher Flüssigkeit und in Alcobol
gehärtet waren, gelang es Querschnitte daraus anzufertigen. Es zeigte
sich, dass die Zellen dos Fruchthofes zwei Lagen bilden, eine obere
mehrschichtige, aus nahezu kugeligen Zellen gebildete und eine untere
äusserst dünne, aus langgezogenen Spindeln bestehende. — An einem
etwas älteren Ei sind vorne schon drei Blätter zu unterscheiden;
das obere besteht aus' radiär gestellten Zellen, das mittlere aus rund-
lichen, das innere bub platten. An den hintern Abschnitten des-
selben Eies ist das zellige Material des obern Blattes dasselbe, aber
zwischen dem mittleren und unteren existirt keine warnehmbare
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102
Likbibkühs, KeimbUse der Sängetliiere.
Abgrenzung, es sind die Uebergänge von den rundlichen Zellen zu
den platten ganz ullmäblicb. Ein noch weiter hinten entnommener
Querschnitt zeigt wohl schon eine radiäre Anordnung der Zellen des
oberon Blattes, aber doch noch keine scharfe Abgrenzung derselben
gegen das darunter befindliche Mesoderm. Peripherisch besteht die
Keimblase nur aus einer einfachen Lage von Zellen, weiche in ihrem
Aussehen mit denen des Entoderm übereinstimmen. —
An Keimblasen, in welchen noch keine Spur von Blättern auf-
getreten ist, findet man die Embryonalflocken immer nur aus dicht
bei einauderstehenden, kernhaltigen, mit amöbenartigen Fortsätzen ver-
sehenen Protoplasmamassen bestehend. — Der Fruchthof der Säuge-
tbiere würde somit iu folgenden wohl characterisirten Stadien beobach-
tet sein: 1) Er besteht aus körnerhaltigem Protoplasma, in welchem
Kern bei Kern liegt. — 2) Der Fruchthof besitzt zwei scharf gegen
einander abgegrenzte Lagen, die obere stärkere besteht auB kleinen
kugligen, bei und über einanderliegenden Zellen, die untere aus einer
einfachen Lage von platten. 3) Der Fruchthof lässt 3 Strata unter-
scheiden: das Ektoderm setzt sich aus radiär gestellten Zellen
zusammen, wie beim Hühnerembryo im entsprechenden Stadium der
Entwickelung, das Mesoderm aus mehr kugeligen. Die untere
Schicht der platten zeigt keinen Unterschied gegen früher; in dem
hinteren Theil der Anlage ist die obere noch nicht gegen die mitt-
lere abgegrenzt, die radiären Zeilen gehen allmählich in kuglige
über, aber gegen die dritte Schicht hin, werden diese ganz allmäh-
lich platt, so, dass auch hier eine Abgrenzung noch nicht existirt. —
Wenn man voraussetzt, dass zur Zeit, wo zwei Schichten bereits
vorbanden sind, jede nur in sich wächst, so wäre in der obern die
Anlage für das nachherige Ektoderm und Mesoderm. Es würde
damit dieselbe Auflassung für das Blastoderma des Säugethiereis
gegeben sein, zu welcher KöLLICKEB und H. VlKC'HOW durch ihre
Arbeiten über die Entwickelung der Keimblätter im Hübnerei
gelangten.
An 20 Tage alten Koimblasen einer Hündin bildete das erste
Blatt eine tiefe Einsenkung in das darunter liegende und bestand
aus radiär gestellten Zellen. — Das mittlere Blatt war zu den Seiten
der Primitivrinne auffallend dick, an ihrem Boden sah man nur eine
einfache Zellenlage, während man zu den Seiten drei oder vier
übereinander zählte. Darunter befand sich die einfache Schicht des
Entoderms. Das Entoderm, welches sich au den meisten Schnitten
losgelöst hatte, erschien auf dem Querschnitt als eine Reihe langge-
zogener Spindeln, von der Fläche aus sah man seine characteristischen
platten Zellen mit deutlicher oder verschwindender Abgrenzung. —
Von einer Chorda war nichts zu beobachten.
An etwas weiter entwickelten Maulwurfsembryoncn (von U/s
mrntr.) waren die Rückenwülste noch nicht zum Schluss des Central-
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Welch ek, Myologisclies.
103
nervenrohres zusammen getreten, dagegen war das Amnion bereits
geschlossen. Die Epitbelscbicht demselben erschien als unmittelbare
Fortsetzung der Rückeuwülste und das Ektoderm bildete sonach
einmal das noch nicht geschlossene Centraloervenrohr und ein grosses
aber breites und geschlossenes Rohr für das Amnion; die Höhle des
letzteren setzto sich also in die Rinne des Centralnervensystems
ununterbrochen fort. Die Hauptplatte des Amnion war gleichfalls
geschlossen und sotzte sich in ihrer ganzen Ausdehnung scharf gegen
die Epithelschicht desselben ab. Die Urwirbelplatte bildete eine
Erhebung neben dem Centralnervensystem und unter demselben
erschien nahezu vierseitig begrenzt, die Chorda. Unterhalb dieser
lag das Entoderm, eine einfache Lage platter Zellen. An dem
hintern Ende des Körpers klaffte das Centrainervenrohr noch viel
mehr, man erkaunte schon mittelst der Lupe seiue breite Spalte.
Auch an Querschnitten aus Embryonen einer viel späteren Zeit z. B.
bei einem Rindsembryo ruit bereits entwickelten Visceralbögen und
am Oberkieferfortsatz, war das Centrainervenrohr in dem hinteren
Theile des Körpers in weiter offener Communication mit der Höhle
des Amnion und gegen das Ende hatten sich die Rückenwülste
kaum erhoben.
Wenn man ein Stück des in Alkohol erhärteten Uterus eines
nicht trächtigen Maulwurfs in Nelkenöl durchsichtig macht und in
Canadabalsam so einbettet, dass die Schleimhautfläche nach oben
gekehrt ist, so erkennt man schon mit schwachen Linseu die vereinzelt
stehenden Uterindrüsen. Behandelt man ein Stück Uterus von
einem trächtigen Maulwurf ebenso, und zwar von der Gegend, wo
eben die Chorionzotten aufgetreten sind, so erkennt man die Drüsen-
öffnungen sogleich wieder, indem sie nur weiter auseinanderstehen
uud unterscheidet davon leicht eine ungleich grössere Zahl von
anderen Oeffnungen, in welchen die Chorionzotten stecken. Man
sieht noch deutlicher den Unterschied, wenn die Zotten herausgezogen
sind. Die Chorionzotten wachsen also auch hier nicht in die Unterin-
drüsen hinein, ebensowenig wie beim Menschen nach Kundbat.
Löwe.
H. Welcker, Beiträge zur Myologie. hi» & Bbacss » Zeitscbr. t. An«t.
I. S. 173 — 204.
Laufen zwei nach Lage und Wirkung verwandte Muskeln neben-
einander, so lösen sich häufig von dem Bauche des einen Muskels
Fasern ab, um sich dem andern Muskel zuzugesellen. Dieses ötruc-
tur-Verbältuiss nennt W. conjugatio musculorum und führt darauf
zahlreiche Varietäten einzelner Muskeln zurück. W. nimmt für Hand
wie für Fuss vier Mm. intcrossei externi s. bicipites, sowie drei in-
terni s. simplices an, deren erstere an die Grundphalangen der drei
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104
WilliamS) UteruMchleimhaut.
inneren Finger inseriren, dies aber mit dem Unterschiede, dass an
der Hand der dritte Finger, am Fusse der zweite zwei bicipites
trägt. Es besitzt mithin an der Hand der Zeigefinger den 1. biceps
und den 1. volaris, der Mittelfinger die beiden folgenden bicipites;
während an dem Fusse der 2. Zehe zwei bicipites zufallen, die
Mittelzehe aber den 1. plantaris und den 3. biceps erhält. Eine
ganze Reihe von Muskeln verhalten sich zum 2. Finger der Hand
genau so wie ihre Homologen zum 1. Finger des Fusses. W. sieht
den Grund dafür darin, dass den das Vorderende der Extremitäten
bewegenden Muskeln nicht der bewegliche Daumen sondern der
feste Zeigefingerrand des Hand-Skeletts ähnliche Bedingungen bietet,
wie ihren Analogis der Grosszehenrand des Fusses. Die Verlegung
der Muskeln von einem Finger auf den andern, beruhe wohl auf
einer Anpassung behufs des Gebrauches. Zur Darstellung des Pla-
tysma myoides durchschneidet W. die Haut längs des Unterkiefer-
randes und führt zwei weitere Hautschnitte längs des medialen und
lateralen Randes des Muskels. Präparirt man den durch diese drei
Schnitte umgränzten Hautlappen nuch abwärts sorgfältig vom Pla-
tysma los, so sieht man , dass der Muskel sich in die Bindegewebs-
bündel des Coriums unterhalb der Clavicula einsenkt. Lewa
J. Williams, On the Structure of the Mueous Membrane of the
Uterus and its periodical Changes. tl« obstetricai jourual. 1876.
No. 23 u. 2*. 681—696 u. 763-767.
Um die Veränderungen darzustellen, welche an der Uterin-
schleimhaut zwischen je 2 Menstruationen ablaufen, hat W. 12 Gebär-
mtitter von Frauen, die in verschiedenenen Stadien der intermen-
strualen Periode gestorben waren, untersucht. Er kommt zu dem
Resultat, dass der Uterus sich niemals in einem Ruhestadium befindet;
fortwährend verändert sich seine Schleimhaut, um entweder die
Schwangerschaft vorzubereiten, oder um das unbefruchtete Ei aus
dem Organismus zu entfernen. Wenn man überhaupt ein Ruhesta-
dium der Gebärmutter annehmen wollte, so könnte man darunter
nur die Zeit der Blutung verstehn, da nur während der Periode
sich die Schleimhaut nicht in Proliferation (sondern in fettiger Dege-
neration) befindet. Aus der Untersuchung der Uteri in der Mitte
der interkatamenialen Periode ergiebt sich, dass die fettige Degene-
ration der Schleimhaut an der Oberfläche derselben und in der
Nähe des Orificium internum beginnt, und dass sie von da aus über
die ganze Innenfläche, so wie über die ganze Dicke der Schleimhaut
sich ausbreitet. W. glaubt diese fettige Degeneration als die Ursache
der Blutung ansprechen zu müssen, hält es aber für wahrscheinlich,
dass ausserdem der Bluterguss selbst noch durch eine active Muskel-
contraction bewirkt werde. Durch die Muskelcontraction werde
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PrLi okr, Phosphorescenz.
105
nämlich eine grössere Blutmenge in die oberflächlich gelegenen
(iefässe getrieben. Diese könnten, da ihre Wände fettig degenerirt
seien, dem erhöhten Blutdruck nur schwer widerstehen. So käme
es bald zu einem reichlichen Transsudat, durch welches die Epithe-
lien abgestossen würden. Die reichliche Epithelialabschuppung
führe jene Schleimabsonderung herbei, welche dem Bluterguss um
einige Stundon vorangeht. Endlich könnten die erweichten und fettig
degenerirten Oefässwände dem durch die immer stärker werdende
Muskelcontraction immer mehr andrängeuden Blute nicht mehr wider-
stehen. Die Hämorrhagie beginne am innern Muttermunde und
schreite der Fläche nach gegen den Fundus und in die Tiefe gegen
die Muscularis fort. In drei bis acht Tagen ist die ganze Schleim-
haut abgestossen. Während aber die Schleimhaut am Fundus Uteri
noch abgeschuppt werde, beginne sie am Os uteri internum sich
wieder zu regeneriren. Schon am dritten Tag nach dem AufhöreD
der Katamenien seien die unteren Zweidrittel der Schleimhaut rege-
nerirt und vier Tage später befinde sich auch am Fundus eine,
anfangs noch dünue Lage Epithels Allmählich werde die Mucosa
immer dicker und es erscheine eine deutliche Trennungslinie zwischen
ihr und der Muscularis. Danach erklärt W. die Katamenien für
eine moleculäre Desintegration der Mucosa des Corpus uteri, welche
von einer Hämorrhagie gefolgt werde. Löwe.
E. Pflüger, Heber die Phosphorescenz verwesender Organismen.
Pflcoib’s Arch. XI. 222—263,
P. hat die Phospboresccnzerscheinungen verwesender Organis-
men an Seefischen studirt. Wenn man einen Seefisch mit 3 pro-
centiger Kochsalzlösung an einem kühlen Ort stehen lässt, so wird
er in einigen Tagen mit woissem Licht leuchten; zur deutlichen
'Wahrnehmung der Erscheinung ist absolute Dunkelheit der Umge-
bung erforderlich. Der leuchtende Fisch ist mit einem Schleiin-
überzug bedeckt: kratzt man diesen ab, so verschwindet an dieser
Stelle die Lichtentwicklnng, während andererseits alle Gegen-
stände, die mit dem Schleim in Berührung kommen, selbst leuch-
tend werden. Auf Süsswasserfischen kommt eine spontane Phosphor-
escenz nie oder doch sehr selten vor, doch lässt sie sich von See-
fischen auf mit Kochsalzlösung benetzte Süsswassertische über-
tragen. Die Phosphorescenz verbreitet sieh alsdann allmählich im
Lauf einiger Tage von der inficirten Stelle aus über den ganzen
Körper des Fisches; auch hier ist der Eintritt des Leuchtens an
die Entwicklung des erwähnten Schleimüberzuges geknüpft. Das
Leuchten ist an die Gegenwart freien Sauerstoffs gebunden: es hört
auf, sobald dieser an einer Stelle verbraucht ist, ohne dass neuer
binzutreten kann ; Siedehitze zerstört das Leuchten unwiederbring-
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106
KijlTH, HiUschlajj.
"II
lieh, ebenso alle starken chemischen Agentien, Säuren und Alkalien,
die Metallsalzc, Alkohol, Chinin, Blausäure, concentrirte Salz-
lösungen, dagegen wird es befördert durch verdünnte Lösungen
neutraler Alkalisalze. Das Wasser, in welchem die Fische liegen,
wird gleichfalls leuchtend, namentlich auf der Oberfläche; auch hier
ist die Lichtentwicklung wiederum an die Gegenwart von Schleim
geknüpft. Filtrirt man dieses Wasser, so ist das Filtrat zwar auch
leuchtend, der Filtrerückstand aber noch stärker und gewisse
Papiersorten von hinreichender Dichte geben ein nicht leuchtendes
Filtrat. Alle diese Thatsachen machen es sehr wahrscheinlich, dass
dieser „Schleim“ aus Organismen besteht, wenn auch die früheren
Beobachter die Organisation dieses stets constatirtcn Schleims in
Abrede stellen Vf. konnte sich dann überzeugen, dass der Schleim
in der That aus Organismen besteht, die grössteutbeila zu den
Schieomyceten gehören. So erklären sich die Bedingnngen, au
welche das Leuchten geknüpft ist — seine Uebertragbarkeit etc.
Im Anschluss daran erwähnt Vf. noch einige Beobachtungen über
leuchtenden Harn, leuchtenden Schweiss, die wohl alle auf Ent-
wicklung von Organismen zurückzuführen sind. Auch für das leuch-
tende Holz konnte der Nachweis geführt werden, dass verschiedene
Infusorien auf ihm schmarotzen, und die Bedingungen für das Be-
stehen resp. Aufhüren des Leuchtens ähnliche sind, wie bei den
Seefischen. Man muss sich danach vorstcllen, dass bei diesen
kleinsten Organismen die Oxydation so energisch erfolgt, dass sie
die der Verbrennung unterliegenden Atomgruppen in Glühhitze ver-
setzt. Salkowski.
K. Köster, Zur Pathologie des Hitzschlagen. Berliner kliuitcbe
Wochenechr. 1876. No. 34.
Bei einem an Hitzschlag verstorbenen Soldaten fand Verf.
folgenden Leichenbefund: Bluterguss iu das Ganglion supremum
des rechten Halssympathicus; das Ganglion war bis auf das Doppelte
seines Volumens angeschwollen, seine Nervenfasern auseinanderge-
drängt und zertrümmert. Kleinere Hämorrhagien fanden sich im
unteren, grössere im oberen Thcil des rechten Syrapathicus. ln und
um beide Nn. vagi befanden sich Blutergüsse, ebenso in den Schei-
den beider Nn. pbrenici, die Stellen an den Vagi waren geschwollen;
in beiden Carotiden am unteren Ilalstheile sah man Hämorrhagien in
den Gefäss8cheiden. Das Hirn -war leicht hypeiämisch, unter dem
Ependym des linken Ventrikels traten mehrere kleine Ecchymosen
hervor. Die Lungen standen in Exspirationsstellung, der rechte
untere Lappen war hämorrhagisch infiltrirt, das Blut in den Gefässen
und im Herzen dunkelflüssig. Unter Pcri- und Endocard des linken
Ventrikels befanden sich Ecchymosen. Einen sehr ähnlichen Befund
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, Surnpffiubcr. C&.pabt, Contagiositiit horeditürer Syphilis. 107
ilt Verf. noch von einer todt aufgefundeuen syphilitischen Frau
mit, bei der indessen übermässige Temperaturerhöhung die Todes-
ursache nicht gewesen sein konnte. Verf. macht künftige Beobachter
auf etwaige Störungen des vasomotorischen und respiratorischen
Nervensystems aufmerksam, welche sich nach diesem Befund während
des Lebens in prägnanter Weise bei durch llitz6chlag Erkrankten
müssen ausbilden können. Bernhardt.
1. Ketsch, Kontribution ä l'anatomie pathologiqne des nialadies
paiustres endemiques. Arch. de pbysioi. etc. 187&. s. ooo.
Die hier mitgetbcilten Beobachtungen siud itn Militairhospital
zu Philippe villu während einer heftigen Sumpffieberepedemie an
1181 Kranken angestellt worden, und ergeben: 1) Verminderung der
Blutkörperchen, (der rotben und weissen) auf V5 bis Vio der nor-
malen Anzahl. Die Abnahme ist besonders tapide im Beginn des
ersten Fieberanfalles, dauert dann, etwas geringer werdend, aber
stetig an, bis mit dem Eintritt mehrtägiger Fieberpausen kleine
Schwankungen, und dann langsame Zunahme der Blutkörperchen
die Heilung einleiten. 2) Eine beträchtliche Grössenzunahme der
rothen Blutkörperchen. Die zahlreichen Messungen sind im Original
nachzusehen. 3) Melanaemie. Dieselbe ist constant bei den perni-
ziösen Fiebern, und hier, da die pigmentführenden Zellen auch in
den peripherischen Gefüssen gefunden werden, von diagnostischer
Bedeutung. Gewöhnlich, weDn nicht immer, trifft man das Pigment
bei den Malaria-L'achexieen, namentlich im Gewebe der Milz, der
Leber und des Knochenmarkes abgelagert.
Das Pigment selbst ist meist an Zellen gebunden, und kommt
nur im Milz- und Lebcrvenenblute frei vor; auch hier aber über-
wiegend in Zellen, die z. Th. so stark pigmentirt sind, dass erst
das künstliche Hervortreten des Kernes die Zellennatur der schwar-
zen Schollen und Klumpen ans Licht bringen muss. Nebeu wirkli-
chem Pigment führen einzelne Zellen Brockel uud Fragmente rother
Blutkörperchen. K. sieht nicht die Milz als die Bildungsstelle des
Farbstoffes an, soudern glaubt, dass derselbe in gelöster Form im
Blute circulire und sich in den farblosen Blutzellen niederschlage ;
das vorwiegende Vorkommen im Milz- und Pfortaderblut erklärt er
durch die dort langsamer vorsichgebende Circulation. .Schliesslich
wird ein Tbeil des Pigments ausgeschieden, ein Tlieil im Gewebe
8er Milz und Leber deponirt. Grawit*.
i- läspary, Ueber die Contagiositiit der hereditären .Syphilis.
Berlio. klio. Wocheoscbr. 1875. No. 41.
Gegenüber Günzbuhg's Angaben, dass hereditäre Lues nicht
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108
Lewin ; Ott, Aconitin und Lycoctouin.
contagiös sei, bringt Vf. einige , die Contagiosität sicherstellehde
Thatsachen bei. Eine kräftige Arbeiterfrau, wolche zwei gesunde
Kinder geboren und genährt hatte, nahm ein uneheliches Kind an
die Brust. Dieses, acht Tage alt, hatte Ausschlag am Anus und
Mund; es wurde Syphilis constatirt. Während sie das Kind nährte,
bekam sie eine Wunde an der Brust, dann Roseola syphilitica. Sie
gebar nach einem Jahre ein syphilitisches Kind. — In einem zweiten
Falle beobachtete Vf. ein Kind, welches gleich nach der Geburt an
Ausschlag erkrankt war und wegen Syphilis heriditaria mit Sublimat-
bädern behandelt wurde. Scheinbar gesund wurde das Kind im
Aller von 7 Monaten einer Frau zum Säugen übergeben. Diese be-
merkte bald wunde Stellen an der Innenfläche der Schenkel des
Kindes, drei Monate später bildete sich eiue Schrund • an der linken
Brustwarze der Frau, die den Character des HüSTEH’schen Schankers
annabm. Es stellten sich alle Erscheinungen der constitutioneilen
Lues ein und später wurde die UebertragUDg der Krankheit auf den
Mann und das eigene Kind dor Frau von Anfang au beobachtet. —
In einem dritten Falle endlich wurde eine Frau, welche bis dahiD,
ebenso wie ihr Mann und ihr Kin 1 gesund war, von einem Kinde
inficirt, dessen hereditäre Lues der Vf. vorher constatirt hatte. Die
Frau bekam während der Beobachtung des Vf. eine Scierose der
Mamma, consecutive Schwellung der Axiilardrüscn und bald darauf
ein papulo-8quamösea Syphilid. Auf Grund dieser Fälle erklärt Vf.
die Contagiosität hereditäres Lues für erwiesen und die entgegen-
stehende GüNZBURQ’sche Anschauung für irrig und gefährlich.
0. Simon.
1) L. Lewin, Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung
des Acouitin auf das Here, iw Berlin 1875. 5t stn.
2) J. Ott, Physiologiciil action of Lycoctonia. Philad. med. Tune«
1875. No. 206.
L. benutzte deutsches amorphes Aconitin, das er in Wasser
unter Zusatz einiger Tropfen Salzsäure löste Die Versuche an
Fröschen bestätigten nur die bekannten Angaben. Die Herzcontrac-
tionen wurden zuerst seltener, dann unregelmüsig und hörten nach
1 — 2 Stunden ganz aut; bisweilen folgte auf das erste Sinken ein
vorübergeliendes Steigen der Pulsfrequenz. Direct in eine lpCt.
Aconitinlösung gebracht hörte das llerz bald zu schlagen auf. Die
motorischen Nerven wurden nach schwachen Vergütungen (0,015)
weniger erregbar, nach stärkern (0,025) erlahmten sie ganz.
Bei Meerschweinchen und Kaninchen (die Dosis schwankte
von 0,03 — 0,1) bewirkte das Gift: Vermehrung der Secretionen
(Speichel, Thränen und Harn) heftige und lang andauernde Dyspnoe,
die Vf. auf eine Reizung des Athmungscentrums bezieht, und Ver-
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W " '
Lf.wik; Orr, Acouitin uud Lyooctonin. 109
änderungen der Pulszahl, die, wie das ja alle Experimentatoren von
diesem Gilt angeben, sehr unregelmässig verlaufen. In den meisten Ful-
len nahm die Pulsfrequenz zuerst bedeutend ab um dann vor dem
Tode noch einmal, jedoch nicht mehr bis zur früheren Höhe anzu-
steigeti. Bisweilen jedoch stieg sie sofort nach der Injection und
fiel dann allmählich bis zur eiutreteuden Herzlähmung ab. Die
Herzfasern des Vagus wurden durch das Gift häufig gelähmt, bisweilen
blieben sie erregbar. Durchschneidung dieser Nerven vor der Ver-
giftung änderte die Reaction des Herzens auf das Gift nicht wesent-
lich. Wurde die Hemmuugsfunction des Vagus durch Atropin aus-
geschaltet, so folgte auf die Aconitinjection erst ein kurzes Steigen,
dann Sinken der Pulsfrequenz bis zum Tode.
Vf. kommt nach seinen Versuchen zu dem Resultat, dass das
Aconitin auf die in der Med. obl. gelegenen Centren der Herz-
ioerv-ation gar nicht, sondern lediglich auf die peripherischen im
Herzen gelegenen Nervenapparate wirke. Es lähme zunächst die
motorischen Ganglien, wirke aber ausserdem noch auf die peripheri-
schen Vagusendigungcn, indem es sie entweder längere Zeit reizt
oder sofort lähmt. Mit dieser letzteren Alternative, die von
individuellen Einflüssen beherrscht werden kann, hänge die Ver-
schiedenheit der Aconitinwirkung auf die Pulsfrequenz zusammen.
Ucbrigens gelang es dem Vf. bei sonst lethalen jedoch nicht
gar zu grossen Dosen stets die Thiere während vieler Stunden fort-
gesetzter künstlicher Respiration am Leben zu erhalten; est ist dem-
nach wahrscheinlich, das» durch Aconit Vergiftete bei genügender
Ausdauer gerettet werden können.
2. 0. benutzte zu seinen Versuchen das krystallisirtc Lycoctonin
aus der TßOMSDOKPF’schen Oftiein (Aconit. Lycoctonum, eine gelbe
Varietät des Sturmhuts, Ref.). Die Wirkung auf Frösche war ganz
curareaartig. Doseu vou 0,05—0,1 subcutau iujieirt, bewirkten in
den meisten Fällen vollständige Lähmung, seltener eine blosse Ver-
minderung der Erregbarkeit der motorischen Nerven, während die
sensibeln Bahnen und die Nervencentren leistungsfähig blieben, wie
durch das bekannte Verfahren, ein Glied durch Unterbindung seiner
Arterien von der Vergiftung auszuschliessen, nachgewiesen wurde.
Die Pulsationen des Herzeus dauerten nach der Lähmung des Kör-
pers fort. Die Muskeln selbst blieben erregbar und ihre Zuckungs-
kurven von normalem nicht etwa gedehntem Verlauf. Kaninchen
bekommen nach Injection von 0,1 grin. in die Blutgefässe sehr bald
heftige Dysnoe, G’onvulsioncn und Pupillenerweitcruugeu und gehen
iu wenigen Minuten durch Respiratiouslähmung zu Grunde. Das
Herz schlägt weiter. Eine besondere Versuchsreihe ergab jedoch,
dass die Pulstreqcnz und der Blutdruck nach der Vergiftung abneh-
meu. Vorhergehende Intoxication mit Atropin (Lähmung der periph.
Vagusenden) ändert dieso Wirkung nicht. Grosse Gaben von
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110
db Rin^ty. Robi». Kidd.
Lycoctonin (0,5 grm. in die Vene) lähmen die Vagusnerven, wäh-
rend kleinere (0,1— 0,2) diesen Effect nicht haben. Das vasomotori-
sche Centrum bleibt nach ziemlich grossen i’iabcn (bis zu 0,4 grrn.)
noch erregbar sowohl durch directe Reizung als auch durch
indirecte zunächst auf einen sensibeln Nerven oder auf den N. de-
pressor gerichtete. Nach Durehschncidung des Rückenmarkes, des
Vagus und Sympathicus bewirkt daa Lycoctonin wie früher, Herab-
setzung der Pulsfrequenz und des Blutdrucks. Da das Gift den Mus-
kel selbst nicht angreift, so bleibt nur übrig anzunehrnen, dass cs
auf die motorischen Herzganglien wirkt. Auf kleine Dosen folgt un-
mittelbar nach der lnjection ein Stadium, wo Pulszahl und Blutdruck
in unregelmässiger Weise auf und nieder schwanken, ein „Delirium
cordis.“ Man könnte annehmen, dass dieser Zustand entstehe durch
eine intermittirende Thätigkeit der intracardialcn Vagusenden, jedoch
tritt die Erscheinung auch an atropinisirten Thieren ein. Man
müsste danach schlicssen entweder, dass das Atropin nicht alle
Herzfasern der Vagus lähmt, oder dass das Lycoctonin eine
antagonistische Wirkung hat. Eine Entscheidung zu geben ist Vf.
nicht itn Stande. Vom Aconitin unterscheidet sich das Lycoctonin,
insofern es schwächer wirkt, so dass stärkere Gaben erforderlich
sind, und insofern es zunächst die Athmungs- und nicht die Herz-
thätigkeit lähmt (S. Cbl. 1871. 843.) Schiffer.
De Sin^ty, Recherche» sur l’OTaire du foetus et de l’enfant
nouveau-ufi. Arrh. du phy». etc 1876. S. 601—614.
8. kommt tu dem Resultate, dass keim Neugeborenen ein Vegetation«-
Aufiriob in den eigentlichen Geschlechtsorganen sowohl »Is auch in den Brust-
drüsen vor sich geht. Als Resultat dieses lebhafteren, aber sur Zeit der Geburt
physiologischen Stoffwechsels müssen die bei Neugeboreuen so häutigen Cysten der
Ora «Pechen Follikel betrachtet werden. Ldwe.
Ch. Rubin, Not« sur la (onstitutions des conduits excrctours
eu g<}n£ral. Journ. de l’Anat. 1876. 432-43».
Der Bau der Ausfübrungswege bietet itn Allgemeinen folgende Eigenthfimlicii-
keiteu: Auf einer sehr dünnen hyalinen kernlosen Lage ruht direct das Epithel
auf Darunter befindet sich ein engmaschiges, aus feiueu verzweigten häufig ana-
stomosireuden elastischen Kasern gebildetes Netz, das der Hauptbestandtheil der
Kaualwand ist und durch welches die Falten der Wandung bedingt werden.
Löwe.
P. Kidd , übservations ou spontaneous movement of Nucleoli.
Quart- Journ. of micr. scieuce. 1876. S- 133.
Zwischen den Wimperzellen, welche die Oberfläche der Mundhöhle de»
Frosches bekleiden, kommen wimperlose Zellen von epithelialem Character vor,
welche K. als junge Epitln lialzellen in Anspruch nimmt. An den grossen Kern-
körperchen dieser Zellen konnte K. spoutaue Bewegungserscheinnngen , Treiben
von Fortsätzen n. s. w. beobachten. Die Untersuchung fand in einem Tropfen
Humor aqueus bei einer Temperatur von 39 Ceutigraden statt. Soll (Rom).
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Pl'rlRR. RtJlfT. RtCBABUSOR & PoRTSR. TkTt.OR. 111
A. Pnpier, Action des alcalins snr la coiuposition du sang etc.
Cotnpt. rand. LXXX. 8. 1146—1149.
Vf. fQbrt gegen die Behauptung, dui der Qebreneb von Alkalien eine Ver-
minderung der Blutkörperchen bewirke, zunächst eine Keobnobtang an einem Mann
Ton 47 Jahren ao. Derselbe nimmt seit 28 Jahren täglich im Minimum 16 bis
20 Omi. Natr. bicarb. und ist dabei eher plethorisch, nie anämisch. Die Zahl der
Blutkörperchen nach der Methode von Malassrz bestimmt, betrügt 5,406,000 (iu
1 Ccmillim), während die normale Zahl nur 4,600,000 ist. — Bin Hund erhielt inner-
halb eines Monates 87 Grms. Natr. bicarb in Form des Mineralwassers von Vichy
(17 Liter), sein Körpergewicht nahm dabei nicht ab — Die Zahl der Blutkörperchen
stieg von 4,239,000 auf 5,910,000, und Biel nach Aussetzung des Natrons in
20 Tagen wieder auf 4,480,000. Dasselbe Ergebnfss hatte ein zweiter Versuch an
einem andern Hund, ebenso an jungen HOhuern , wenn die Differenz hier auch
nicht so gross war, wie an Kaninchen. B. Salkowakl.
J. Reuant, Sur les lesious anatomiques de la morve dquine,
aigue et chronique. Compt. rend. 1875. 8. 411.
Die Kotzherde (Kotztuberkel) in der Lunge bestehen in frischem Zustaude
an« einem kleinen, um einen Broncbiolus gelegenen acuten Entzündungsherd (An-
fAllung der Lungenalveolcu mit embryonalen Zellen), welcher selbst von älteren
Hämorrbagieu, diese aber von frischeren umgebeu sind. Später tritt im Centrum fettige
Degeneration und endlich wirkliche Verkäsung ein, während tu der Umgebung eine
chronische interstitielle Pneumonie Plats greift. Im Wesentlichen Shnlicher Natur
sind die Veränderungen an anderen Orten (Schleimhäuten etc.) und R. rechnet
den Rota mit der l’yämie, der Tnberculose und den Syphilis zu eiuer auatomischen
Gruppe von Infektionskrankheiten, die als gemeinsamen Cbaracter die Production
knötchenförmiger Entzündungen zeigen und eine ausgesprochene Neignng zur Ver-
käsung besitzen. Orth.
Richardson and Porter, Two cuses of congenital dislocation of
Ute knee-joint. i 'he Boston raed. and surg.-journ. 16. Septbr. 1875.
ln dein ersten Kalle bandelte es sieb am eine congenitale Luxation des
Unterschenkels nach vorn mit Rotation nach aussen, io dem zweiten um ein so
hochgradiges Genu recurvatum , dass die Vorderflächen des Ober* und Unter*
Schenkels fast parallel aufeinander lageu. Beide Dislocationen kounten ohne grosse
Mühe reducirt nnd durch entspreebeude Verbände in normaler Stellung gehalten
werden. Nach einigen Wochen war dauernde Heilung erzielt, wenngleich in dem
zweiten Falle eine Erschlaffung des Baudapparates übrig blieb. — Derartige
congenitale Luxationen im Knie scheinen ausserordentlich selten zu seiu.
E. KtUter.
K. W. Taylor, On syphihtic ailections of tbe lacrymal appa-
ratus, with observations upon a peculiar syphilitic lesion of
the caruueles. Amer. Journ. of med. sc. C.XXXV111. 8. 365.
Bei 2 männlichen Individuen wurde nach längere Zeit vorausgegangeuen
Erscheinungen cou6titutioneller Syphilis eine Schwellung beider Caruukelu von
ziemlicher Derbheit und stärkerer Röthung, ohne Geschwürbilduug oder objectiven
Symptome, beobachtet, was T. für eine gummöse Infiltration ansiebt. In dem einen
Kalle wurden die Cürunkeln wegen irrthümlicher Aunahme eines Canoroids exstirpirt ;
io dem andern Falle brachte eine autisyphilitisebe Behandlung die Schwellung zu*
rück und au ihre Stelle trat eine bedeutende Atrophie. Michel (Erlangen).
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112
LcBiuorr. Richbt. Poncet. Anieige.
A. Lubimoff, Recherche*« nur l’4tut da Systeme nerveux sym*
puthique, da ns uu cas d’atrophie musculaire progressive
spinale protopathique et daus uu cas de scldrose laterale
aiuyotrophique. Arcb. de pliyatol. norm. etc. 1874. S. 889.
i ii dou beiden in der Ueberacbrift gcuanuten Füllen bat L. da* sympathische
Nervensystem im Wesentlichen durchaus unverändert gefunden. Bernhardt.
Ch. Riebet, l)u sonmaiubulisme provoque. Jouru. de l'anat. etc*
1876. S. 348-378.
Vf. bat seine Versuche an ungefähr viersig (darunter 2 männlichen) Personell
augestellt und scbliesst in ausführlicher Erörterung schon mit Rücksicht auf die
Zahl und auf die Uebereinstiminuug der Erscheinungen jeden Verdacht der Simu-
lation aus. Er kommt zu folgenden Schlüssen: 1) Man kauu durch sogenanute
„magnetische Striche“ sowie durch Fixiren eines glänzenden Gegenstandes und
durch audere empirische, aber noch wenig bekauute uud unzuverlässige Proceduren
eine eiugenthumliche, dem Souambulismus analoge Neurose bervorrufen. 2) Die-
selbe ist beim ersten Male schwer herbeizufübreu, erscheint aber fast immer) wenn
man das Verfahren mehrmals wiederholt. Ist sie erst einmal eiugetreten, daun
ist es sehr leicht, sie wieder zu erzeugen. 3) Alle Erscheinungen, welche man
dabei beobachtet, lassen sich durch bekauute physiologische uud phychologische
Thatsachen erklären, und werden auch bei einigen Intoxicationen (Alkohol, Chloro-
form, Haschisch) uud bei verschiedeueu Nervenkrankheiten (Hysterie, Epilepsie)
mehr oder weniger ausgesprochen beobachtet. 4) Besonders characteristische Er-
scheinungen siud Halluciuatioueu , welche man heivorrufeu kann, so oft mau will,
und ein ganz automatisches Handeln (automatisme complet) dergestalt, dass die
eiugeschläforte Person dem Willen ihrer Umgebung unterworfen ist und Scusatiouou
empfindet, von denen man ihr spricht. W. Sander.
Poncet, Note sur le poids comparatif des os des membres
superieurs; appiieatiou de ces reclierckes & la medeciue
legale. Uaz. hebdom. 1875. No. 36.
Die Frage, ob ein Individuum bei Lebzeiten rechts* oder linkshändig war,
kann durch Vergleichung des Gewichtes der Knochen der oberen Extremitäten ent-
schieden werden. Bei 18 als rechtsbündig bekannten Personen fand sich iui Mittel
eiu Unterschied von 17 Gramm zu Gunsten der rechten «Seite; dagegen wogeu bei
einer 32 Jahre alteu linkshändigen Frau die Knochen dos liuken Armes 17, bei
einem oben sulchen 7 Jahre alt' n Mädchen 3 Gramm mehr, als die des rechten
Armes. Dieser Unterschied ist hei der Geburt noch nicht vorhanden, entwickelt
sich erst nach einigen Jahren und ist im mittleren Alter am grössten, während er
später wieder abnimmt. Diese Beobachtungen waren in einem Falle entscheidend
für die Frage, ob Mord oder Selbstmord vorliegt. W. Sander.
Der internationale med. Congress wird in Genf vom 9. Iris 16. September
tagen. Alle darauf bezüglichen Mittheilungen sind bis zum 1. Juni an Dr.
Prevost zu richten.
Biusendonfreu fttr da« Oentralbiatt wolle mau an einen der beiden Herausgeber : Prof. Senator,
Berlin, (N.) Kransnickatraase 24. und Professor Roseothal, Erlangen, oder (unter BeitchluM) an
die Verlagsband« ang, Benin (N -W.). unter den Linden 68, adreutren.
Verlag von Auguit Hirschwald ln Berlin. — Druck von H. 8. Hermann tu Berlin.
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W&chsntlich «raebalaan Ji ■ JI Ji Prel* de« Jahrgang©*
l— S Bogen ;»m Schinne I ”AV1| V^l| Inlll ■ | 20 Mark; tu beziehen
da« Jftbrgtotr« Titel, Na VUwA CwMHr MwVwW durch alle Buchbandlun*
oro und Sacbreelxter geu und Poetanttalten.
für die
medicinischen Wissenschaften.
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, uQd Dr. H. Senator,
Profciaor in Erlangen. Professor in Berlin.
1876.
19. Februar.
No. 7.
Inhalt. Fuchs, Keratitis traumatica (Orig.-Mittb.). — Bibzozbbo & M*>-
r.iDi, Molluscum contagiosum (Orig.-Mitth. ). —
St.cdrh ks, Kuoehenentwicklung und Knocbauwacbsthum. — CtLBiatn
Entwicklung der Nerven uud (juergestreifteu Muskeln. — Foü & Schiff, Pu-
pillenerweitcruug bei seusiblen Erregungen. — Miaiwun, Resorption und Ver-
dauung im Dickdarm. — Sanfti. krsn, HoruhautverUndorung nach Trigeminus-
dnrehsebneidung. — Kim, Hernia abdominalis intercostalis. — Ahdssson
Fisch sb, Galvanopunctur bei Aortenaneurysma. —
Geqkmbsus, M. omobyoideus. — Schafs b, PaciRt'sche Körperchen. —
Woltbbhq, Indigoansscbeidung nach Salicylsduregebraucb. — Stiiooarow,
Elephantiasis und Krebs. — Kino, Bruche des Stirnbeins. — Tay lob, Nystagmus
bei Bergarbeitern. — Laycock, Jaborandi bei Polyurie. — IIbmfel, Glyeosurie
im Wochenbett — Wilhitk, Trismus neonatorum. — Hiikwrn, Hydatidenmole
— Stricks Wblls, wiederholte Ovariotontie bei deoseiben Patientinnen —
Ott, Wirkung der Gelsemia sempervirens.
Heber Keratitis traumatica.
Vorläufige Mitteilung von Dr. Ernst Fuchs iu Wien.
Die Untersucher der circumscripten traumatischen Keratitis
theilen sich bezüglich ihrer Ansichten in zwei Lager. Die Einen
[Cohnheim1) Axel Key und Wallis*), Talma*) und jüngst
Eberth4)] betrachten als nächste Folge des gesetzten Entzündungs-
reizes die Einwanderung weisser Blutzellen in die Hornhaut, die
Auderen [Stbickeb*), Böttchkk*) u. s. w.] sehen das Zeichen der
beginnenden Entzündung in der Proliferation der Hornhaut, während
jede der beiden Prteie n das von der anderen Seite bervorgehobene
Moment geradezu in Abrede stellt. Nur darüber war man einig,
dass die nächste Folge des entzündungserregenden Reizes eine zei-
tige Infiltration uni den Aetzschorff herum sei, und dass erst spät
') Virchow’s Arcli. XL. 8. 1 nnd LX1. 8. 289. - *) Das. LV. 8. 296. —
*) v. GbXtk's Arch. 18. Jahrg. 2. Abtb. 8. 1 — *) Uutersnebungeu ans d. pathol-
lost. zu Zürich. 2. Heit. 1874. — *} Stuickkh und Nosbis, Studien aus d. Inst. f.
experimentelle Patbol. 1870. 8. 1. Stbicbrr, Med. Jahrb. d. Geseltscb. d. Aerite
in Wien. 1874. UI. n. IV. Heft. 8. 377. — *) Vibciiow’s Arcb. Bd. LVIII, 8. 362.
LXU. S. (69. LXIV. 8. 423.
XIV. Jahrgang. 8
114
Focus, Keratitis traumatita. BizsntiRo k Msrfskdi.
[nach Eberth *) von der 4. Woohe angefangen j die Reparations-
processe folgen.
Meine Untersuchungen liaben mich nun Folgendes gelehrt*
Wenn man von der Herkunft der Zellen spricht, welcbo die Horn-
haut nach der Application eine« Entzündungsreizes infiltriren, so
so muss man (was bisher von keiner Seite geschehen ist) vor Allem
an dieser Infiltration selbst zwei Perioden unterscheiden. Die erste
Periode erstreckt sich bei Herbstfröschen vom ersten bis zum dritten
Tage nach' der Aetzung und besteht in der bekannten Anhäufung
von Zellen in der von Böttcher sogenannten Rcizungszone. Diese
Zellen verdanken constant zwei Quellen ihren Ursprung, nämlich der
Einwanderung von Aussen und der Proliferation der Hornhautzellen.
Erstere liefert das Hauptkontingent, doch fehlt letztere ebenfalls in
keinem Falle. Diese erste Periode der Infiltration endet damit, dass
alle Zellen an die Oberfläche der Hornhaut wandern und in das
ßindehautsecret gelangen, so dass am dritten Tage nach der Aetzung
die Hornhaut nahezu oder gänzlich frei von neuen zeitigen Elemen-
ten ist. Von diesem Augenblicke an beginnt aber die zweite Periode
sich langsam vorzubereiten. Ich nenne dieselbe die Periode der
seeuudären Proliferation, weil die zeitige Infiltration, die in dieser
Periode auftritt, einzig und allein durch Proliferation der fixen Horn-
hautzellen zu Stande kommt. Dieselbe führt zur Abstossung des
Schorfes, aber nicht zur Ausfüllung des durch die Aetzung gesetzten
Substanzverlustes. Sie ist daher auch nicht zu verwechseln mit dem
von Eberth**) beschriebene!) Auswachsen der Ilorubautzellen, welches
bestimmt ist, den Substanzverlust anszufüllen, sondern steht vielmehr
in der Mitte zwischen der entzündlichen Infiltration und den Ge-
websveränderungen, welche zur Restitutio ad integrum führen.
lieber Molluscum contagiosum.
Von Dr. 0. Btzzozero, Prof, in Turin und Dr. Ji. Manfred), Prof, in Modena.
In einigen kleineren Mittheiiungen (Rendiconti del R. Istituto
Lombarde Juni 1870, Mai 1872, Februar 1874) und in einer mit
Abbildungen versehenen Abhandlung (Rivista Clinica di Bologna 1871)
haben wir die Resultate der von uns über den Bau und die Ent-
wicklung des Molluscum contagiosum angestellten Beobachtungen ver-
öffentlicht***). Auf ein verbältnissmässig reiches Material gestützt
(ungefähr 15 Fälle) haben wir zunächst nachgewiesen, dass die
sogenannten Molluscum-Kugeln oder -Körper sich im Innern der
Epithelialzellen durch eine eigentümliche Umwandlung eines Theils
*) and *•) L. c. 8. 42.
**•) In sshlreicben Zeitschriften wurde darüber rsferirt; t. B. im Centralblatt
I87J, 8. 527 and ausführlicher im Archiv für Dermatologie ond Sjpbili«.
Bmtoimo ft Makfsrdi, Molluscum contagiosum.
115
ihres Protoplasmas entwickeln; bei diesem Process wird der Kern
von der sieh vergrösserndett Kugel nach der Peripherie geschoben,
wahrend die Kindenschichten des Protoplasmas der physiologischen
Verhornung unterliegen; dann dass die kleineren Molluscuraläppchen
nicht, wie allgemein angenommen, den Haarfollikeln oder den Talg-
drüsen ihren Ursprung verdanken, sondern durch eine Hyperplasie
und eigentümliche Umwandlung der das MALPlQHl’sche Netz zu-
sammensetzenden Zellen erzeugt werden. — Nun wird in einer
kürzlich erschienenen Arbeit (Vikch. Arcb. LXV. Hft. 2) W. Lu-
komskv’s, dem unsere früheren Arbeiten ganz unbekannt scheinen,
dieser Gegenstand neuerdings behandelt*).
Bezüglich des anatomischen Ausgangspunktes der Krankheit
werden von Luromsky unsere Beobachtungen bestätigt, indem er an-
nitnmt, dass die Neubildung als eine Affection der MALPiGHt’schen
Schicht aufzufassen sei. — Was dagegen die Entwicklung der
Moliuscumkugel betrifft, weicht er von uns ab, in so fern er die anato-
mischen Verhältnisse zwischen den Epithelialzellen und den Kugeln
nicht richtig erkannt hat, und daher die Hypothese aufstellt, diese
letzteren rührten von einer eigentümlichen Umwandlung der grossen
Wariderzellen her, welche vom Corion ausgehend, sich zwischen den
Epithelialzolien infiltriren.
Dieser Ansicht können wir nicht beitreten, und zwar vorzüg-
lich aus folgenden Gründen: 1) An Durchschnitten von erhärteten
Stücken (Doppelchrorosaur. Kali, dann Alcohol), und besser noch
von frischen Stücken lässt sich leicht nachweisen, dass die Kugeln
im Innern der Epithelialzellen entstehen; diese letzteren erkennt
man als solche an ihrem Kern, der denen der Nachbarzellen völlig
gleich ist, und an dem acharfen, nicht selten mit den charakteristi-
schen Stacheln oder Riffen versehenen Contur. 2) Im Gegensatz zu
Ldkomsky’s Behauptung enthalten die Kugeln niemals Kerne. Der
ursprüngliche epitheliale Kern wird gegen die Pberipherie der Zelle
geschoben, so dass er, je nach seiner Lage, bald seitlich bald
oberhalb der Kugel erscheint; das erklärt den Irrthum von
LuKOMSRY , der in jungen Kugeln bisweilen Kerne gesehen zu haben
glaubt. 3) Die Kugeln verbleiben einige Zeit im Inneren der
Epilhelialzellcu, auch wenn diese schon die hornige Infiltration er-
litten haben. Bei der Zcrzupfuug von frischen, gehörig mit einer
Lösung von Aetzkali behandelten Stücken, sieht man häufig ange-
sch wollene, verhornte Epithcliaizellen, die eine Kugel enthalten; und
indem man das Element im Gesichtsfelde des Microscopes hin
und her rollen lässt, überzeugt man sich leicht, dass die Kugel
•) Ausser Betrachtung lassen wir die Arbeit von Bokck (Vierteljahrsschrift
ffir Dermatol und Syphilis 1876), welche nichts mehr als die Wiederholung einiger
von uns vor 6 Jahren veröffentlichten Resultate ist.
8*
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116
Steodinkb, Knoclieneutwiekluiip und Rnocheuwachathum.
wirklich in der Epithelialzelle eingeschlosäcu, und nicht etwa bloss
in dieselbe eingestlilpt ist.
Unserer Meinung zufolge ist daher das Molluscum contagiosum
eine eigentümliche Neubildung von rein epithelialem Charakter.
F. Steudener, Beitrüge zur Lehre you der Kuochenentwicke-
lung und dem Knochenwachsthume. Abhandi. d. uaturf. u«s. tu
Balle. XIII. 1876.
St. bestätigt die von Stkelzoff gefundene Thatsache, dass gegen
die Mitte eines Röhrenknochens zu die endochondrale Knocbenschicht
weniger mächtig sei, als gegen die Epiphyse, doch folgert er daraus
im Gegensatz zu Stkelzoff, dass der Knochen durch Apposition
und Resorption wachse, indem immer dickere Knorpelschciben zur
endochondraien Knochenbildung kämen. Gegen die STKELZOFF'sche
Annahme sind auch alle anderen Ausführungen St.’s gerichtet. Die-
selben betreffen das Wachsthum der Phalangen, der Rippen, des
Schulterblattes und des Unterkiefers. An all diesen Knochen weist
St. ein fortwährendes Verschwinden der perichondralen sowohl, wie
der endochoral gebildeten Knochenbalken nach, das an denjenigen
Flächen des Knochens stattfindet, an denen ein solches von vorn-
herein zu vermuthen ist. So schwindet z. B. an den Rippen alles
Dasjenige, wa9 an der innere Seite gelegen ist, sodass schliesslich
eine Rippe in einem grossen Theil ihrer Länge nur noch aus dem
von dem Periost der Aussenfläche gelieferten Knochen besteht, wäh-
rend der von dem Periost der Innenfläche und von dem Knorpel
gelieferte Antheil fast ganz resorbirt ist.
Wenn St. die Abstände zweier Knochenkörporcheu in ver-
schieden alten Knochen maass, so fand sich, dass in den älteren
Knochenbälkchen die Knochenkörperchen naher an einander stehen,
als in den jüngeren. Die gegenteilige Angabe Strklzoff’s erklärt
St. dadurch, dass Stkelzoff nicht die Entfernung der Centren
zweier Knochenkörperchen, sondern zweier Enden von Knochen-
körperchen gemessen hat. Diese sind aber an alten Knochen des-
halb weiter von einander entfernt, weil mit dem Wachsthum des
Embryos sich ein Theil des Protoplasmas der Knochenzelle fort-
während in Knochensubstanz umwandelt. Gegen die Erklärung der
aplastiscben Flächen Strklzoff’s wendet St. ein, dass an einzelnen
Stellen pericbondrales Knochengevvebe direct an das Periost stösst.
Dies seien Stellen, an denen früher, wie St. sich hat überzeugen
können , die perichondrale Knochenschicht ebenfalls vorhanden
gewesen war. (Hkuberqkk.) Lüwe.
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Calbrri.a, Eu'wicklimg der Nerven und quergestreiften Muskeln.
117
E. Calberla, Studien über die Entwickelung der quergestreiften
Muskeln und Nerven der Amphibien und Reptilien. Archiv far
micr. Amt. XI. S. 442.
Die Keimzellen, aus denen bei deu Froschlarven die Muskel-
fasern hervorgehen, sind lange zellenähnliche Gebilde, Protopiasma-
balken, die keine scharfe Begränziuig besitzen. Anfangs enthalten
sie noch zahlreiche Furchungskugeln, eingebettet in ein sehr fein-
körniges Protoplasma. Gegen das Ende des 4. Tages verschwinden
die Furchungskugeln und es tritt ein scharf begränzter, matter Kern
auf, derselbe vergrössert sich und bildet oft eine Hervorragung am
Rande der Muskelbildungszelle. Am Beginn des 5. Tages sieht man
an dem eiuen Rande der Zelle eine Anzahl glänzender Körnchen,
noch vollkommen regellos angeordnet. Von der Mitte dieses Tages
bemerkt man, dass diese Körnchen sich in einer geraden Reihe an
dem einen Rande der Zelle angeordnet haben. Noch ist keine
Querstreifuug vorhanden. Eine oder zwei Stunden darauf hat
sich neben jedes dieser in einer Reihe angeordneten Körnchen ein
»weites gruppirt. Sie treten dicht zusammen und die Querstreifung
ist da. — Vom 6. und 7. Tage an beginnen die Muskelbildungs-
teilen, die nach aussen noch keine scharte Begrenzung besitzen, sich
*u mehreren zusammenzulagern. Am 8. Tage haben sich 5, 6 und
mehr solcher Muskelprimitivzelien vereinigt und bilden zusammen-
hängende Zellencomplexe, welche C. als die Primitivbundei der
Autoren betrachtet, die nach ihm also nicht durch unvollständige
/idltheilung (Remak) soudern durch Verschmelzung mehrerer Zellen
entstanden zu denkeu sind. Vom 15. Tage an gelingt der Nach-
weis eines den Zeliencomplex umhüllenden Sarkolemmaschlauches,
»■‘leben C. als eine Cuticularbildung betrachtet.
Die Bildung der peripherischen Nervenfasern kommt bei der
Froschlarve dadurch zu Stande, dass vom Centralorgan auswaebsende
Nerveufibrillen sich mit ursprünglich den ßindege webszellen gleich-
wertigen Zellen verbinden, wobei die Fortsätze der letzteren an
Ort und Stelle in Nervenfasern umgewandelt werden. Die Nerven-
bildungszellen sind hellglänzende, vielstrahlige Elemente, die z. Z.
durch ihre Protoplasmafortsätze mit einander Zusammenhängen.
Diese Zellen verlieren sehr schuell ihre Grösse, dagegen werden die
verbindenden Fasern breiter. Die Bildung der Markscheide geht
von den kernhaltigen (Jentren der Nervenbildungszcllen aus. Die
äussere Schicht dieser Zellen nebst dem Kern bildet die ScnwANN’sche
Scheide nebst dem zwischen je zwei RanvierVIiüd Ringen nach-
weisbaren einfachen Kcruo der SCHWANN’schen Scheide.
Als die Anlage der Endigung der Nerven im Muskel
beobachtete O. gewi»se helle, an der Aussenseite des Priinitiv-
biindels gelegene Massen, die mit den Norvenfasern in Verbindung
stehen und schon am 14. Tage nach der Furchung liachzuweisen
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118 Fol k Scairr, PupilUner Weiterung bei sensiblen Erregungen.
lind. Mit diesen Massen stehen in Continuität gewisse innerhalb der
Muskelsubstans selbst gelegene hellglänzenden Kerne.
Die Untersuchungsmetboden sind im Original nachzulesen.
Bol) (Born).
P. Fol & M. Schiff, La pnpilla come estesiometre. L'imP»r»i.ie
XIV. 1874. No. 20-22.
Bekanntlich haben Lcowio’s Schüler (Mjkschkb, Dittmak) in
den Veränderungen des Blutdrucks ein sicheres Reagens fUr die be-
stehende Sensibilität finden wollen. Hiergegen machen die Vff.
geltend, dass die bei Erregung sensibler Nerven stattfindenden Ver-
änderungen des Blutdrucks, wenn sie auch als das Resultat eines
Reflexvorganges angesehen werden müssen, doch noch keineswegs
beweisen, dass die Erregung der sensiblen Nerven in der That wirk-
lich eine Schmerzempfindung ausgelöst habe.
Ein Reagens, welches sicherer als die Erhöhung des Blutdrucks
das Bestehen der Sensibilität anzeigt, ist die Pupille. Bei curarisir-
ten und künstlich respirirenden Hunden uud Katzen bringt jede Er-
regung sensibler Nerven eine Erweiterung der Pupille hervor. Diese
Erweiterung findet auch dann statt, wenn die betreffende Erregung
nicht schmerzhaft ist, sondern einer einfachen Tastempfindung ent-
spricht. Die einfache Berührung einer Hautpartie genügt schon,
eine Erweiterung der Pupille bervorzurufen ; drückt man die anfäng-
lich blos berührte Hautpartie, so erweitert sich die Pupille noch
mehr. Jedesmal bringt eine einfache Berührung irgend einer Stelle
eine wenn auch leichte und flüchtige Dilatation der Pupille hervor.
Die Vff. haben sich daher dieses Reagens bedient, um die
Sensibilität der verschiedenen Körpertheile zu prüfen. Sie sind zu
den Resultaten gelangt, dass im Organismus kein einziges Organ
oder Qewebe existirt, dem nicht eine Sensibilität in diesem Sinne
sukäme, wenn auch bei manchen von einer eigentlichen Scbmerz-
empfiodung nicht die Rede sein kann, die einzige Ausnahme von
dieser Regel macht das von den Hintersträngen entblösste Rücken-
mark.
Im Vergleich mit dem Luowio’schen Reagens des Blutdrucks
bietet die Pupille folgende Vorzüge: 1) Ihre Erweiterung findet be-
reits statt nach einer ganz schnell vorübergehenden Reizung, welche
den Blutdruck nicht verändert. 2) Schon eine schwache Tastempfin-
dung, welche gleichfalls ohne Einfluss auf den Blutdruck ist, bringt
stets eine Erweiterung der Pupille hervor; 3) Bei der Erweiterung
der Pupille kann man wirklich sicher sein, dass in der That ein cere-
braler Eropfiodungsvorgang stattgefunden hat, während dia Verände-
rungen des Blutdrucks auch auf solche Reizungen folgen, deren
Wirkungen sich im Rückenmark oder im verlängerten Mark ver-
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Makkwald, Reaorption und VcrdAuung iis Dickdarm.
119
lieren, ohne wirklich im Gehirn zum Bewusstsein zu komtneD. —
Den Beweis für diese letztere Behauptung finden die Vff. in der
Thstsache, dass die elektrische Heizung der grauen Substanz oder
der vorderen oder Seitenstränge des Rückenmarks wohl eine
Vermehrung des Blutdrucks, aber keiue Erweiterung der Pupille
bervorbringt. Der Reflex von den sensiblen Nerven auf die motori-
«eben findet im Rückenmark, der auf die Pupille im Gehirn statt.
Darcbscbneid et man das verlängerte Mark unterhalb der Varols-
brücke, so bringt die Reizung des ischiadicus wohl noch eine Erwei-
terung der Gefässe aber nicht mehr eine Erweiterung der Pupille
hervor.
Nach diesen physiologischen Erörterungen über die Bedeutung
der Pupillenerweiterung, werden die Angaben von Budin (Obi. 1874.
926.) über das Verhalten der Pupille in der Chloroformnarkose
einer Diskussion unterzogen. Nach Budin soll die vollständige
Anästhesie durch eine verengte und durch keinen Reiz zu erwei-
ternde Pupille charakterisirt sein und Budin räth, dieses Zeichen
abzuwarten, ehe man mit der Operation beginnen soll. Die Vff.
machen hiergegen geltend, dass diese Reactionslosigkeit der Pupille
erst nach sehr lauge dauernder Chloroformirung, erst nach eingetre-
tener vollständiger Bewegungslosigkeit, ja manchmal überhaupt gar
nicht eintritt. Es ist aber gewiss nicht zu empfehlen, stets die
Cbloroformnarkose soweit zu treiben. Andrerseits weisen zahllose
chirurgische Erfahrungen darauf hin, dass die schmerzhaftesten
Operationen bereits zu einer Zeit der Narkose nicht mehr empfunden
wurden, in welcher noch Muskelbewegungen bestanden und in
welcher die Pupille noch vollkommen reagirte. Dieser scheinbare
Widerspruch findet 6eine Erklärung darin, dass in diesen Fällen die
Scbroerzempfindung bereits erloschen war, während die Tastempfin-
dung noch fortbestand.
Die BuDiN'sche Vorschrift, mit der Operation bis zum Eintritt
der Reactionslosigkeit der Pupille zu warten, ist daher durchaus zu
verwerfen, da sie den Patienten nutzlos einer die Oefabr des Chloro-
formtodes mit sich bringenden übermässig langen Narkose aussetzt.
Den Schluss der Abhandlung bilden vergleichende Bemerkun-
gen Uber Aether, Chloroform und Cbloral. Boll (Rom.)
X. Markwald. Leber Verdauung und Resorption im Dickdarm
des Menschen. Vihchow’» Arcb. L.XIV. 8. 50&.
Oie Untersuchungen des Vf s. beziehen sich auf einen Fall von Anus
praeternaturalis in Folge einer gangränös gewordenen eingeklemmten
Hernie an der Uebergangsstelle des Coecurns in das Colon ascendens.
Oie Eingangsöffnung in den Dickdarm war von der Ausgangs-
öffnuog des Dünndarms vollständig getrennt, die Schleimhaut des
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120
Markwald, Reaorption und Verdauung im Diekdarm.
Dickdarms von normaler Beschaffenheit ; der Dickdarm seiner gan-
zen Länge den Versuchen zugänglich. Die Temperatur des Dick-
darms betrug 37,6° C., die Peristaltik war sehr rege. Pat. war
49 Jahre alt, von zartem Körperbau, jedoch von gutem Allgemein-
befinden.
A. Lieber das zuckerbildende Ferment des Dickdarms.
Schwämme wurden, an Fädeu befestigt, in das obere Ende des Dick-
darms cingebracht und 2 Stunden lang darin gelassen; in dieser
Zeit waren sie 15 — 25 ctm. weit in deu Darm eingerückt. Der durch
Auspresseu gewonnene Darmsaft, eine etwas zähe, wenig getrübte
Flüssigkeit von stark alkalischer Rcaction und geringem Eiweiss-
gebalt bildete aus Stärkekleister bei 40° keinen Zucker oder
höchstens Spureu. Stärkekleister, in üazebeutel eingeschlossen und
in den Dickdarm gebracht, zeigte nach 4 — 6 Stunden gleichfalls keine
Zuckerbildung.
B. Verdauungsversucbe. 1) Fibrin wurde in den Dickdarm
eingetührt, theils frei, theils in Beutel eingeschlossen, von denen der
eine 20 Tage im Darm verweilte. Die Menge des Fibrins nahm
erheblich ab; als Umsetzuugsproducte desselben fanden sich im
Darroinhalt Peptone, Tyrosin, Indol; daneben war die Masse durch-
setzt mit Bacterien. Vf. fasst den ganzen Vorgang als Fäulniss auf.
Die Abnahme des Qewichts geht aus folgendem Versuch hervor:
Eine Quantität Fibrin, entsprechend 4,738 Trockenrückstand, wurde
2ti Stunden im Darm gelassen. Der Trockenrückstand betrug nach
dieser Zeit 0,733, somit waren 84 % gelöst. 2) Geronnenes Hühner-
eiweiss nahm ebenfalls erheblich an Gewicht ab; die Gewichts-
abnahme nahm mit der Länge der Zeit nicht proportional zu. Sie
betrug nach 24 Stunden 54 pCt., nach 46 St. 60 pCt, nach 72 St.
55,2 pCt. Die Producte waren dieselben wie beim Fibrin. Wurden
grössere Quantitäten Eiweiss, z. B. 181,818 grm., in den Darm ein-
geführt, so war die Gewichtsabnahme nicht so bedeutend ; sie betrug
im angeführten Falle 30,4 pCt. Den Eintritt der Resorption von
Eiweiss versuchte Vf. durch Stickstoff bestimmungen im Harn naeh-
zuweiseu, Pat. befand sich im Stickstoffgleichgewicbt; kam jetzt eine
irgend erhebliche Quantität Eiweiss vom Dickdarm zur Resorption,
so musste sich dieser Vorgaog nothwendig in einer Vermehrung des
des N.-Gebaltea im Harn bemerklich machen. Es wurden 3 Versuche
in dieser Richtung angestelit, nur in einem trat eine Zunahme ein.
Die Zahlen dieser Versuche sind : 12,3688 grm. N — 12,2728 —
12,3488 — Einführung von c. 22 grm. N. in Form von Eiweiss
Buccessive 12,3496 — 14,9052 — 12,1256. — Der Harn des zweiten
Versuchstages zeigte hier eine Zunahme von c. 2,6 grm. im
N.-Gehalt. Der Ausfall dieser Versuche — die späte Resorption —
spricht gleichfalls dafür, dass es sich hier nicht um normale Ver-
dauung, sondern um Fäulniss handelt.
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Sesrri sn*!t, Hornlmntvf rSniierinie nach Trigemin'isdnrchschtiAidiiiig' 121
C. Resorptionsversuehe. I) Wasser wurde vom Diekdarm
resnrbirt, indessen langsam; zur Resorption von 2b0 Co. Wasser sind
mindestens 12 Stunden erforderlich. 2) Peptonlösung. Pat. befand
sich wieder im N-Gleichgewicbt ; die N-Zunahtne im Harn nach Ein-
führung von Pepton sollte die stattgefundene Resorption anzeigen.
Die Peptone waren aus Fibrin dargestellt. In 2 Versuchen erwiesen
sich die eingefüiirten Peptonlösungen stark reizend, erregten heftige
Peristaltik, Resorption war nicht nachweisbar. 3) Ebenso negativ
war das Ergebnies bei flüssigem Hühnereiweiss, theils rein, theils
mit Kochsalz gemischt, in 4 Versuchsreihen. Für die normalen Vor-
gänge schliesst Vf. daraus, dass die Resorption im Diekdarm eine
ziemlich langsame ist und nur bei Anwesenheit geringer Flüssigkeits-
mengen stattfindet. Hauptsächlich wird Wasser resorbirt; Peptone,
wenn 'sie sieb in geringer Menge im Dickdarm finden ; in grosser
Alenge reizen sie den Darm und bewirken Diarrhoe. Flüssiges Ei-
weiss wird nicht resorbirt. Dass die Dickdarmtliätigkeit ohne
wesentliche Störung des Allgemeinbefindens entbehrt werden kann,
geht aus dem benutzten Fall hervor; der Krauke befindet sich
2V» Jahr nach Bestehen der Fistel noch durchaus wohl. — Schliess-
lich giebt Vf. die Beschreibung einer Operaciousmethode zur Anle-
gung von Düiindaruitistclu beim Hunde dicht oberhalb der Jleocöcal-
klappe. Von duu zur kiiust liehen Ernährung per anum empfohlenen
Präpaiateu spricht sich Vf. für die Fleisch-Paukreasklystiere aus.
E. Salkowski
Senftleben, l'eber die Ursachen und das Wesen der nach der
Durchschneid ung des Trigeminus anftretenden Hornhaut-
affet'tiOn. Vibchow's Arcli. LXV. 8. 69.
Die Dufthsclmcidung des Trigeminus in seinem Verlaufe au
der Schädelbasis hei Kaninchen hatte stets, auch wenn kleinere
oder grössere Partien des Nervenstammes stehen gebliebeu waren,
nach 10 — 12 Stunden eine deutliche circumscripte Trübung der
Hornhaut zur Folge, sobald das Auge ohne Schutz gelassen wurde.
Diese Trübung erreichte nie den Rand der Hornhaut; erst uach
ein'gcn Stuuden begann von diesem aus eine allmählich naeh innen
fortschreitende nebelartige diffuse (secundäre) Trübung. Die Ur-
s*che für die primäre Trübung ist nicht die durch Sistiruug des
Litlschlages begünstigte Verdunstung, denn wenn die Augen sofort
mit einem groben Oefloeht (Pfeifemleckel) geschützt wurden, trat keiue
Veränderung ein; sie ist auch nicht in gewissen trophischcn Nerven-
fasern im Trigeminus zu suchen, denn das kranke Auge reagirt auf
(Reiche Reize ebenso wie das gesunde und zeigt an sich weder in
Hezug auf die Entstehung der Affection noch in Bezug auf den Ver-
W «ino Verschiedenheit von dem gesunden Auge, bei welchem
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122
Kim'L, Herni* abdominalis iutercostalia-
durch traumatische Reize (Einnähen eines Holzspabnes in das Lid)
genau dieselben Affectionen mit demselben Verlaufe erzeugt werden
konnten ; es ist vielmehr die Affection lediglich auf traumatische
Einwirkungen, denen das anästhetische Auge fortwährend ausgesetzt
ist, zurtickzuführen, und bleibt deshalb auch aus, sobald das Auge
von vornherein dagegen geschätzt wird.
Die micioscopische Untersuchung sowohl der durch Trigeminus-
durchschneidung wie der durch directe mechanische Reizung erzeug-
ten Hornhautveränderungen hat ergeben, dass die primäre circum-
scriptc Trübung nicht durch eine Entzändung (d. h. Eiterung) son-
dern durch eine circumscripte nach allen Seiten der Peripherie scharf
von der normalen Umgebung abgegrenzte, nach der Richtung in die
Tiefe aber nicht so scharf und durch eine wellenförmig gekrümmte
Linie abgegrenzte Necrose bewirkt wird, die sich besonders durch
ein Undeutlichwerden und endliches (nach 24 Stunden) Verschwin-
den der Hornhautzellen (und der Epithelzellen) documentirt. Durch
diese Necrose wird erst secundär eine eiterige Entzündung erregt,
als deren Ausdruck die durch einwandernde Blutkörperchen erzeugte
diffuse secundäre Randtrübung erscheint. Die Zellen dringen nicht
in die neurotische Partie ein, sondern sammeln sich am Rande und
lösen dieselbe vollständig aus, so dass ein Substanzverlust entsteht,
der aber bald, wenn weitere traumatische Einwirkungen verhindert
werden, sich überhäutet. Dass die primäre Affection eine Necrose
sei, wurde auch noch durch das Verhalten gegen Gallenfarbstoflf
bewiesen, der die necrotischen Theile färbt, die lebenden nicht.
Die gleichzeitige Exstirpation des oberen Sympatbicusganglion s
ist von keinerlei Einfluss auf das Zustandekommen uud den Verlauf
der nach der Trigeminus-Durchschneiduog auftretenden Hornhaut-
affection. Orth.
0. Risel, Ein Fall von Hernia abdominalis intercostalis.
Deutsche Zoitschr. f. Cbir. VI. 8. 306.
An der linken unteren Thoraxcircumferenz eines 35jährigen
Mannes sitzen zwei Bruchgeschwülste, deren Pforteu durch ovale, von
einander getrennte Oeflfnungen im sternalen Eude des siebenten und
sechsten Intercostalraums gebildet werden. Die untere ist von Netz-
massen, die obere wahrscheinlich von einem Theil der vorderen
Magenwand erfüllt. Sie datiren von einem vor 7 Monaten unter-
nommenen Selbstmordversuch, bei welchem sich der Krauke 7 im
Durchschnitt je 2 cm. lange penetrirende Schnittwunden an den be-
zeichnetcn Stellen beibrachte, aus deren tiefster ein apfelgrosses
Stück Netz prolabirte, die im übrigen aber ohne alle Complicationen
prima verheilten und sich erst danach allmählich licrnienartig her-
hervorstülpten.
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Ardkiroi; PiecBER, Galvaunpnnctnr bei Aortenaneurysma. 123
Penetrirende Wunden iin Bereiche des 6. und 7. Intercostal-
raumes müssen bei gewöhnlichen anatomischen Verhältnissen zunächst
den unteren Pleuraraum (Tbaübe’s halbmondförmigen Rauin) und
die Zwerchfellzacken durchdringen, ehe sie das Abdomen eröffnen,
und werden meist wohl nur zur Entstehung einer Hernia diaphrag-
mstica (Einschnitt eines Eingeweides in den Pleuraraum) führen,
da im Momente der Veränderung die in den Pleuraraum stürzende
Luft die Contiguität der Wunden in Brustwand und Zwerchfell sofort
stört. Nur bei ungewöhnlichem Hochstand der unteren Pleura-
grsnze oder pathologischer Obliteration des spaltförmigen untern
Tlieils des Pleurasackes ist der Vorfall des Eingeweides bis unter
die äussere Haut erleichtert. Die relative Seltenheit der letzten
Momente erklärt die Seltenheit der hem. intercostalis diaphrag-
matica an dieser Stelle. R. kann seiner Beobachtung aus der
Literatur nur zwei ähnliche an die Seite stellet) (s. Ckuveilhieb
Atlaa Lief. 21 und Cloquet Journal v. Meci.ard 1819 Bd. 6).
Wilh Koeb.
Xe Call Anderson, The treatment of aneurism of the aorta by
means of galvanopunctnre. Bnt. mod. j«nrn. 1875. No. 773.
Fr. Fischer, Ein Fall von Aortenaneurysma behandelt mit der
Gahanopunctur nach Cinlselli. (Aua der Klinik des Prof. PfUSDRXiCH
in Heidelberg). Berlin, klio. Wocheuscbr. 1876. No. 45 u. 46.
Der erste Fall A’s betraf einen 36jährigen Mann, an welchem
die Galvanopunctur 4 mal gemacht wurde. Die Zeitintervalle
«wischen den einzelnen Sitzungen schwankten von 14 Tagen bis
über zwei Monate. Man stiess den positiven Pol in den
Aneurysmasack hinein, während der negative in der Nähe des
®r»ten auf die Aussenflai he des Thorax gesetzt wurde, indem man noch
»wischen ihm und Haut einen in Salzlösung getauchten Schwamm
Gioscbob. Es wurde eine Stöb REü’sche Batterie mit grossen Platten
benutzt, von welcher man eine halbe Stunde lang einen Strom von 4
Und die nächste halbe Stunde einen solchen von 6 Elemente» ein-
!thaltete. Wahrend des Geschlosseuseins der Kette empfand der
Kranke keine Unbequemlichkeit. Nach dem Hinausziehen der Electrode
•lullten sich leichte Schmerzen in dem aneurysroatischcn Tumor
zwischen den Schulterblättern und im Rücken ein, welche nach An-
wendung kalter Umschläge schnell schwanden. Einmal erfolgte aus
der Stichöffnung eine nicht unbedeutende Blutung. Als der Pat.
»uf Verlangen das Hospital verüess, war der Tumor verkleinert und
tuhhe sich hart an. Die subjectiven Beschwerden, namentlich be-
drohliche Schluckbeschwcrdcn, welche zeitweise sogar eine künstliche
Ernährung per anum erfordert hatten, waren geringer geworden.
Der zweite Fall betrifft eine 4ljahrige Frau, bei welcher die-
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124
Ahdkmoh: KmcHm, Galvanopnurtur bei Aortenaneurysma.
selbe Art der Galvanopunctur eine ähnliche günstige Wirkung batte.
Die Kranke ging in Folge körperlicher Strapazen I1/* Jahre später
zu Grunde und bei der Autopsie fand man die Wand des
Aneurysmas mit dicken Fibrinmassen bedeckt.
Den Schluss der kleinen Abhandlung bildeu allgemeine Kegeln.
A. empfiehlt bei Anwendung der Galvanopunctur Elemente mit
grossen PlAttenpaaren. Man greife die Zahl der Elemente nicht zu
hoch, da sonst plötzlicher Tod eintreten kann. Mau führe nur den
positiven Fol in das Aneurysma ein, weil die Gerinsei, welche
sich am negativen Pol festsetzen, sehr locker sind und leicht zu
Embolie Veranlassung geben. Die Nadel, in welche der positive Pol
ausläuft, muss scharf sein , wird am besten bis zur Spitze
isolirt und wird gut eingeölt in den Sack hineingestosson. Die
Zahl der Sitzungen uud der Zeitraum zwischen den einzelnen von
ihnen bängt von der Individualität des Falles ab.
F. berichtet über einen 31jährigen Matrosen, welcher am
21. Mai 74 mit einem Aneurysma in der Klinik aufgenommen
wurde, welches au der Aorta ascendens und am Aortabogen sitzen
musste, und sich unterhalb der rechten Clavicula in Gestalt eines
gänseeigrossen pulsirendcn Tumors zwischen erster bis dritter rechten
Rippe sichtlich verwölbte. Der Kranke litt an Anfällen heftiger
Athemnoth, an Schlingbeschwerden und an Schmerzen, welche von
der linken Schulter zum Hinterhaupte ausstrahlten. Währeud der
klinischen Beobachtung verbanden sich die Anfälle von Lufthunger
mit Bewusstseinstörungen und mit epileptischen Zuckungen in den
Muskeln der Extremitäten und des Rumpfes. Am 15. Juni wurde
genau nach Cixiselm’s Vorschrift eine Electropunetur gemacht.
Es wurde eine STÖHREn'sche Plattenbatterie benutzt, und der Strom
23 Minuten laug geschlossen. Bereits wenige Stuuden nach der
Operation wurden die Athem- uud Sehluckbescbwerdeu geriuger,
dagegen nahmen die Schmerzen sehr erheblich zu.
Einige Zeit später konnte man auch eiue Verkleinerung des
Aneurysmas naebweisen.
Endo Juli wurde die Dyspnö wiederum sehr beträchtlich. Das
Aneurysma fing au zu wachsen, uud man machte am 13. August
zum zweiten Male eine Electropunetur. Dauer der Sitzung 30
Minuten. Grosse Schmerzen während des Geschlossenseins der
Kette. Die Operation hatte dieses Mal keinen glücklichen Erfolg.
Dio Athemnoth blieb bestehen. Der anourysmatiseho Tumor dehnte
sich mehr und mehr aus und wurde schmerzhaft. Die neuralgischen
Schmerzen breitoten sich von der linken Seite auf den rechten Arm,
auf die rechte Brust- uud Halsseitc aus. Auch die Schlingbe-
schwerden wurden grösser. Am 10. September ging der Patient an
Athemnoth zn Grunde, und die Autopsie bestätigte die währeud des
Lebens gestellte Diagnose.
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GbQSKBAVK. ScHÄPKRi
125
Vf. betont, dass man die Klectropunetiir empfohlen habe, um
entweder ein Aouurysmi vollkommen zu heilen, und um die durch
dasselbe gesetzten Beschwerden zu verringern. DeCkistoforis legte
besonders darauf grosses Gewicht, dass die neuralgischen Schmerzen
bald aufzuhören pflegen. Im vorliegenden Fall nahmen dagegen die
Schmerzen erheblich zu. Zum Schluss stellt F. die bisher beobach-
teten Falle zusammen, welche meist der italienischen oder englischen
Literatur angehören. Eichhurst.
C. tiegeubaur, Heber den Musculus omohyoi'deus und seine
Selilüsselbeinverbindurg. Morph j»t,rh. i 8. 243.
Der Omohyoideus, Stcruobyoideus und Sternothyreo'ideus gehören nach G. zu
einer einzigen Muskeigruppe (beim Menschen). In niederen Ziistäudeu erstreckt
■ich der Ursprung dieser Muskelgruppe continuirlich vom Sternalgebiete aus über
di« Clavicula und setzt sich von da auf die Scapula fort (Reptilien). Durch eiue
Sooderung der einzelnen Portionen dieser Mnskelgruppe entstehen discrete, als
Storno , Cloido- und Omo byodeus unterschiedene Muskeln. Der meint dem Omo-
byoideus sich anschliessende Cleidohyo'ideus findet sich als die häufigste Varietät
des Omohyoidcna beim Menschen. Aus der Rückbildung des Cleidohyo'ideus erklärt
sieb die Entstehung der den Omohyoi'deus an die Clavicula befestigenden Pnscie
and ihrer Faserung. Löwe. *
E. Schäfer, The structure of the l’acinian Corpuscles consi-
dered witli reference to the liomologies of the several parts
coniposing thcill. Quart. Jouru. of raicrosc. sc. 1876. XV. 8. 135.
Dia Terininalfa'.er de. P.cisi'sibeii Körperchen» der Katze zeigt eine fibrilläre
Strnctur. Die Endanschwellnng, in welcher »ie culetzt endigt, ist an Gemalt und
Grösse sehr veränderlich, bald einfach rundlich bald unregelmässiger mit spitzen
Kortsfitzen. Ihre Substanz ist granulirt oder homogen und dann stark lichtbrechend :
vielleicht hat die letztere Eigenschaft ihren Grttnd in der Anwesenheit von Myelin.
Ist die Endanschwellnng besonders gras«, so kann sie einen klaren runden Kern
mit deutlichem Kernkörperrhen enthalten (Jacobowitsch, Ciaccio), der gewöhnlich
dorch die grannlirte Masse der Endanschwellnng verdeckt wird. Die Anwesenheit
dieses Kerns ist jedoch durchaus kein häufiges Vorkommniss. — Die Terminal-
faser zeigt mitunter Sparen einer Markscheide, niemals jedoch eine 8cnwANn'sche
8c beide.
An dein Innenkolben ist an manchen Körperchen wenigstens ganz deutlich
eine innere kernlose homogene Schicht von einer äusseren kernhaltigen an unter-
eeheideo. — In Bezug auf die Strnctur der Kapsel bestätigt 8. itn Allgemeinen die
Angaben von Kar und Kktzips (Cbl. 1874, No. 3).
In den PACiat'schen Körperchen sind alle die wesentlichen Bestandteile
einer Nervenfaser nachiuweisen. Der Axencylinder wird zur Terminalfaser. Die
Markscheide ist nicht selten wenigstens spurweise zwischen Tertninalfaser und
Iunenkolben nachxnweisen. Die 8CHWAifs’sclie Scheide verliert sich auf der Aussen-
fläche de* Innenkolben. Die Substanz des Innenkolbens, welcher mithin zwischen
BciiWAaa'scher Scheide und Markscheide liegend su denken ist, entspricht der
feineu Protoplasmascbicht, welche in der inarkbaltigeu Nervenfaser zwischen
ScnwAHa'scber Scheide und Markscheide gelegen ist. Bell (Rem).
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WoivRBiin. SiH'ioinow. Kino.
1
S. Wolfberg, Ueber die Veränderung der Indigo-Ausscheidung
durch den Harn bei innerlichem Gebrauch [der Salicylsäure.
Deutsch. Arcb. f. klin. Med. XV. 403— 408.
Vf. beobachtete an dem nach Gebrauch von Salicylsäure entleerten Harn
eine grünliche, selbst olivengrüne Färbung und führt dieselbe auf reichen Gehalt
an Indican zurück (von dem also ein Tbeil schon zersetzt wäre. Kef.). Versetzt
man den Harn mit Salzsäure und Chlorwasser und filtrirt, so bleibt auf dem Filter
eine ansehnliche Menge Indigo zurück. Vf. ist der Ansicht, dass sich beim Zu-
sammentreffen von Salicylsäure und Glycocoll im Körper ausser Salicylsäure auch
eine Substanz von der Formel C,H,NO, bilde, «reiche nur H,0 abzugehen brauche,
um in Oxindol liberzugeben. Vom Oxiodol ist es bekannt, dass es den Indican-
gehalt vermehrt. Für die erwähnte Umsetzung giebt Vf. folgende Formel:
Salizylsäure. Glycocoll. Oxindol -|- 11,0. Koblens. Wasser.
OH CH, . NH, CH,NH,
C.H, + | = C,H4 < + CO, + H,0.
COOH COOH COOH
Den iio- malen Gehalt an Indican leitet Vf. von der wahrscheinlich neben der
Benzoesäure im Körper vorkommenden Oxybeiizoesäure ab. (Vgl. Chi. 1876, 667).
E. SalkowskL
Stroganow, Ueber eine Complication von Elephantiasis Arabum
mit Krebs und über die Entwicklung des letzteren. (Aus dem
pathologischen Institut zu Strassbnrg.) Vibohow’s Arcb. LXV. 8. 47.
Bei einem auf dem Boden einer Elephantiasis Arabum entstandenen Car-
cinom fand S. die Lymphgefässe auf grosse Strecken erweitert, in ein dickbalkiges
Netx umgewandelt, dessen Balken nichts als Epithelien enthielten. Von dem Rete
Malpighii konnte er Epithe.lzapfen, oder um den W*i.DRVKa'schen Ansdruck tu ge-
brauchen, Krebskörper in das darunter liegende Cutisgewebe verfolgen, welche
mehrfach in die epithelerftiltten Lymphgefässe übergingen.
Ein fernerer unmittelbarer Zusammenhang der Lymphgefässstränge wurde
beobachtet mit den tiefer im Bindegewebe liegenden Krebskörperu und dem Epithel
der sonst unveränderten Ansführuugsgänge der Sehweissdrüsen. Nach der Inter-
pretation des Vf.’s, der sieh mit Nachdruck gegen die THmseciiCOB!Hi.-W*i.D*»s«'-
sehe Theorie ausspriebt, ist das die Lymphgefässe prall erfüllende Epithel amge-
wandeltes Endothel der Lyropbgefässwandungen und hier liegt für ihn der Aus-
gangspunkt des Krebses. Die im Bindegewebe liegenden isnlirten Krebskörper sind
nach seiner Auffassung aus Wandersellen entstanden, nnd an den 8tellen, wo die
Kpitbelzapfeu mit dem Rete Malpigbi Zusammenhängen, sind sie ebeu so stark ge-
wackelt, dass sie die präexistircuden Epitbullagen erreicht haben. Ein« Wucherung
der normalen Epithelzellen findet nicht statt. Grasrlu.
Kelbnrne King, Two cases of punetnred fracture of the frontal
bone treated by trephining and resulting one in total the
other in partial l088 of vi8ion. Brit. med. Journ. September 26, 1876.
Vf. beobachtete 2 Fälle von punktförmigen Brüchen dea Stirnbeins, beide
durch directo Traumen entstanden, den einen mit, den anderen ohne äusaere Ver-
letzung. Bei beiden nötbigten schwere Hirnsymptome zur Anwendung des Trepans
und dabei fand sich die Gla6tafel in weiter Ausdehnung gebrochen und gesplittert.
In dem einen Falle bildete aicli Diplopie auf beiden Augen, auch wenn das andern
Auge geschlossen war, es entstand eine Protrusion des rechten Bulbus, Aufbruch
eines Abscesses, endlich vollständige Erblindung auf beiden Augen durch 8eb-
nervenatrophie. In dom ersteren Falle waren zunächst Lähmungen auch der Ex-
tremitäten vorhanden. Blutergüsse io beide Retinae wurden resorbirt, doch folgten
auf dem einen Auge ebenfalls äebnervenatropbie.
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Tatlor. Latoock. Hkxfri.. Wilhitr. Sbrwr». 127
K. »cliliemt hieran die Bemerkung, da«» derartige Fractnren gane besondere
Aufmerksamkeit und bei dem ersten Auftreten von Hirnsymptomen den Trepan er-
heischen. B. K Unter.
Bell Taylor, Observations on miner’s nystagmus: a nerv-
dlsease. Lancet 1875. I. No. XXIV.
T. findet den Nystagmus bei Kohlenbergwerksarbeitern, was er irrthümlicher-
■sise (s. Scrhötrr, klin. Mouatabl. f. Angenheilk. 1871, S. 135) alt ein noch unbe-
kanntes Vorkommen darstellt, als N. horiaoutalis und rotatorius entwickelt, und
tsar bei Erwachsenen ohne irgend welche Seh- oder Allgemeinstdrung; mit Aen-
derung der Beschäftigung verschwindet derselbe. Michel (Erlangen).
T. Laycock, Benefleial use of jaborandi in cases of diabetes
insipidus or polydipsia. Lancet 1876. II. No. 7.
in 2 Fälle» von Polyurie bewirkte ein Aufguss von Jaborandi (1 auf 48)
mehrmals täglich zu einem Esslöffel genommen, Verminderung der Harnoenge, die
sonst trockene Haut wurde dabei feucht, die Speicheldrüsen wurden in geringem
Grade angeregt. Bemerke nswerth ist noch, dass] der eine Patient eine Atrophie
des rechten Sehnerven, der andere früher syphilitisch gewesene Patient ein Sta-
pbyloma posticum hatte. Senator.
A. Henipel , Die Glycosnrie im Wochenbette. Arch. t. Uyuäkoi.
- VIII. 313 - 326.
Auf Prof. Spiboblbbro's Veranlassung bat H. bei einer Anxabl von Wöch-
nerinnen den Harn auf Zucker (mittels Ti tri rang nach Fbri.ino, nötigenfalls
nach vorgängiger Ausfüllung des Eiweisses) bestimmt und gefunden 1) dass der
Zocker in durch die gewöhnlicheu Methoden nachweisbarer Menge xuerst bei stär-
kerer Secretion der Milchdrüsen auftritt, 2) dass der Zuckergehalt des Harns um
to grösser ist, je besser die Drüseu entwickelt sind und 3) das die Zuckermenge
steigt bei längerer Stauung des Secrets in den Drüsen. Die höchste beobachtete
24atündige Menge betrug 17,28 Grm. in 1260 Ccm. Harn. (Vgl. Chi. 1873 2&6. etc.)
Senator.
Ph. A. Wilhite, Trismus u&scentium. Amer. Jouru. of tbe med. sc.
April 1875. 375-387.
Mario* Sims hat vor langer Zeit den Trismus neonatorum für eine Krankheit
ceotralen Ursprungs erklärt, abhängig von einem mechanisch auf die Med. oblong,
and ihre Nerven ausgeübten Druck. Dieser Druck wird bedingt durch eine Ein*
«SrtslageruDg des Os occip., weiche oft ihrer Geringfügigkeit wegen nur schwer
entdeckt wird. Diese Dislocation sei ein physiologischer Zustand während der Ge-
bart, Halte sie später längere Zeit an, so bewirke sie Trismus, der sofort anf-
böre, wenn durch Lageänderung der Druck auf die Schädelbasis uachlasse. W. hat*
dieses io vielen von ihm beobachteten, im Origiual ausführlich roitgetheilten Fällen
durchaus bestätigt gefnndeu: er schliesst sich in jeder Bexiebung jener Ausführung
*o, empfiehlt die seitliche Lagerung oder die Bauchlage des Säuglings und hat in
Dicht weuigen Fällen der acuten Krankheit und des chronischen Siechthums der
Bloglioge (Trismoid) die besten Erfolge damit erzielt. Bernhardt
A. Shewen, Oase of recurring hydatidiform Mole. Brit med.
Jo&ra. 1876. No, 760,
Die 53 Jahre eite Put bette 9 Kinder geboren, de, letrte iu ihrem 40. Jahre
ia siebenten Scbwangenscbaftemonat wer todt and in einem Zueteud von extremer
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128
Spbnckr Wkm.3. Ott.
Abmaßpnini» zur Well gekommen. Zwei Jahre darnach stellte sieh ein contiimir*
lieber Abfluss mdi der Scheide ein, der nach zweimonatlicher Dauer mit dem Abgang
einer grossen Masse eines fleischigen Gebildes endete, nachdem die Pat. sehr vco
Kräften gekommen war, zuletzt durch reichliche Mutungen. Pat. beschreibt die
Masse als bestehend aus zahllosen Bläschen, die wie an Fäden mit einander zn
sntnineuhingen Pat. erholte sich, menstrnirte von neuern, jedoch unregelmässig
Nach weiteren 2 Jahren abortirte Pat ohne bO'Oiiderc Erscheinungen. Die Hegel
wurde nun sehr unregelmässig bis zum 63. Lebensjahre. Nun stellte sich wieder
ein allgemeines Uebelbefinden ein, während sie stossweise grosse Mengen übel-
riechender, wasserähnlicher, ah und zu fleischig aussehender Ma«s»n verlor. Nachdem
das ungefähr 6 Monate gedauert, ging ein ganzes Nachtgeschirr voll Blut nnd
fleischiger Gebilde ab, welche sich als Hydatidenmole erkennen Hessen. Hrewkm
kam erst nach der Ausstossuug hinzu nud fand den Uterus gut znrückgebildet.
Pat. erholte sich rasch A. Martin.
T. Spencer Wells, On the perfomance of ovariotomy trice on
the Same patient. T. ob»t. jonrn. of Or. Brit otc. XXVIII. 243
Unter 710 Ovaiiotomien hatte 8p. W. an 6 Patienten die Operation tarn
zweiten Male vollzogen, nm die inzwischen erkrankten znrückgelassenen Ovarien
zu entfernen. Unter diesen 6 gerieten 4. In dem letzten hier berichteten Falle
wurde Pat. zuerst 6 Jahre zuvor von ein-r rasch gewachsenen Cyste des linken
Ovarium befreit. Diese (’ystc hatte ausgedehnte Adhärenzen mit der vorderen
Bauchwand und dem Netz; der Stiel wurde in 2 Hälften unterbunden und ebeuso
versenkt wie verschiedene Netcligaturen. Damals enthielt da* rechte Ovarium eine
orangegrosse Cyste, welche incidirt und entleert wurde; da der Rest des Ovarium
gesund erschien, so wurde er ebenfalls wieder versenkt. Die Kecouvalescens war
anfängPch durch Schmeraen im Ltibe und Erbrechen gestört, dann aber eine
günstige. Nach 4 Jahren vou Euphorie bei regelmässig» r Menstruation stellten sich
»Schmerzen auffallender Weise in der linken Seite ein unter allmählicher Zunahme
des Leibesumfangs. Die Cyste wuchs laugsam, so dass sie erat nach Jahresfrist
die Eutferoung iudicirte. Die Incision wurde % Zoll nach rechts von der alten
Wunde gemacht; das Nett adhHiirte in geringer Ausdehnung der alten Narbe, die
Cyste selbst war ringsum frei und leicht zu entfernen. Die alten Uuterbitidungs-
fäden waren am »Stumpf des linken Ovarium noch deutlich sichtbar. Die Genesung
erfolgte ohue Storung. A. Martin.
Ott, Physiologlcal action of Uelsemia. Phiind. mci Time». 1876.
No. 196.
Nach eigenen Experimenten au Fröschen und Kaninchen nud nach Heobach.
tungen am Menschen, die O. aus amerikanischen Berichten zusammcustellt, fasst er
die Wirkung der Gelsemia iu folgende Sätze zusammen: 1) Bei Fröschen bewirkt
es zunäch>t Lähmung der sensiblen und später der motoiischeu Rückenmarks,
ganglien; bei Warmblütern ist die Zeitfolge eine umgekehrte. 2) Es vermindrte die
Pulsfrequenz und den Blutdruck durch Lähmung der motorischen Herzganglieu and
Erschlaffung der kleinen Arterien. 3) Es setzt die Respiratiousfrequeuz herab doreb
Einwirkung auf den Noedvital. 4) Et erniedrigt die Temperatur und &) erweitert
die Pupille. Schiffer.
Rlateiidung«*n für da« O.nuafblatt wolle mau an einen der beiden Herausgeber ; Prof. Senator,
Berlin, (N.) Kr*uanlck«traa*e *4. und Profeeaor Ko«*otha), Brianzen, oder (unter Helaetila«*) ata
die Veriaffahandlung. Berlin (N.-Wd unter den Linden 68, adreeeiren.
Verlag von Auf ,a6t türeebwald in Berlin. — Druck von U. &. Hermann ln Berlin.
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W(kh*ntllch erscheinen
t — f Bogen ; am Schhusc
de« Jahrfünft« Titel, Ka-
men and Baebregister.
Centralblatt
flir die
Preis de« Jahrganges
80 Mark ; zu bezlohen
durch alle Buch h an «Hun-
gen and Poetanstalten.
mcdicinischen Wissenschaften.
Dr. J. Rosenthal,
Professor In Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
1876,
19. Februar.
No. 8.
Inhalt! Bi derb, Bedeutung Pandkr’b in der Entwicklungsgeschichte (Orig.-
Mitth.). — Ki.co, Blutstrom in der A. coronsri« cordis (Orig.-Mitth.). —
Krrtris, Differemirnng des Protoplasmas in den Zellen. — Bricsiht,
Ganglion ophtlialmieum. — FriNta; v. Puts», Einfluss des Auges auf den
Stoffwechsel — Goi.oi, anatomischer Befund hei Choroa. — Bsus; Puans,
Leberatrophie. — Bodicmit, tielenkleiden bei Tabes. — Salomon, Heilung
einer schworen Lähmung durch das Glfihciseu. —
Aiilpfi. d, Persistena des Dottergangs. — Arndt, PACCiM'sche Körperchen.—
Eso kl, Glycocoll. — Sreuss, Uohfaser der Gramineen. — Oslrr, Organismen
im Blut — Jacobson, Biesenaelleu in grannlirenden Wanden. — Dckantb,
Entzündung der Uefüsse. — Bill, Sshe's Operation mit Erhaltung des Periosts
de. Calbaneus. — Callas, Augen von Negerkindern. — Lau, Propylamin bei
Gelenkrheumatismus- — Lauoui. siai, Gasentwicklung in geschlossenen Ab-
sceasen. — Bensen, endolaryngeale Entfernung eines grossen Sarcom» —
Bioss, Typhnsepidemie durch Triukwosser. — Kasss, Urticaria nach Wespen-
stich — Fokrtkr, Diffusion der Gruiidluft in Wohnriiume. — Ogston, Wrrdkn's
Ofarenprobe.
lieber tlio Hoden tun« l’ander’s in der Entwicklungsgeschichte.
Von Prof. V. Räuber in Leipzig.
Die denkwürdigen Untersuchungen Pandek's über die Ent-
wicklung des Hühnchens, zum Theil in seiner Dissertation, zum
wichtigeren Theil in seinen „Beiträgen zur Entwickelungsgeschiclitc
des Hühnchens im Ei“ niedergelegt, pflegen zur gegenwärtigen Zeit
Dur mehr einen sehr kleinen Leserkreis anzuzichen. Der Einfluss
der Forschungen seines unmittelbaren Nachfolgers, Kaki, Eknst v. Bäu,
auf das Erblühen der jugendlichen Disciplin erlangte bald eine solche
Macht, dass die Arbeiten seines Vorgängers, anscheinend nach allen
Richtungen überflügelt, in zunehmende Vergessenheit goriethon. Ist
doch ausserdem das ßedUrl'niss, sich in der immer rascher wachsenden
neueren Literatur dieses Gebietes auf dem Laufenden zu erhalten,
ein näher liegendes und dringenderes, so dass oft nur die Aus-
führung speciellcr Arbeiten zu genauerer Fühlung mit jenen älteren
Schriftwerken auffordert und nicht rnohr gestattet, sie blos rasch zu
durchblättern.
XIV. Jahrgang. 9
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130
RirsKR, Bedeutung P»ndk»'h in der Kiitwicklimgegeschichte.
Mau begnügt eich in der Regel damit, bei PaNDEB zu finden
oder über ihn zu erfahren, dass er zuerst die folgenschwere Blätter-
bild ung im Hühnerkeim entdeckt habe. Die Keimhaut des
Hühnchens besteht, wie er angiebt, zu einer gewissen Zeit ihres
Wachsthums aus 2 gänzlich verschiedenen Blättern, die gegen die
12. Bebrütungsstunde von einander getrennt werden können. Die
äussere Lamelle ist dünn, glatt und durchsichtig; die innere aber
dicker, körnig und undurchsichtig. Er nannte darum die äussere
Lamelle das seröse, die innere das ächlcimblatt, wahrend gegen-
wärtig die topographische Bezeichnung in den Vordergrund getreten
ist, freilich mit viel tieferem Sinn, seitdem der Eurchungsprocess
erkannt und eine vergleichende Entwicklungsgeschichte geschaffen
wurde, die damals ja noch fehlte.
Aber noch eine andere Entdeckung ist an den Namen Pandkr’s
geknüpft, welche, weit entfernt hinter der Tragweite seines Fundes
der Blätterbildung zurückzustehen, sehr wohl sich dazu eignet, seine
Bedeutung in neuem Lichte erscheinen zu lassen. Seine beideu
Schriften, insbesondere seine ,. Beiträge“, lesen sich nicht nur auch
heutzutage noch angenehm, sondern es spricht aus ihnen zu uns ein
durch die Ursprünglichkeit seiner Anschauung ausgezeichneter, von
allem Scheine abgezogener, seiner Sache innig ergebener Geist. Ja
es gewährt einen anmuthenden Reiz, den vorstrebenden Gedanken-
gang seiuer letzten Schrift nach den wichtigsten Zielen ausgreifen
zu sehen. In einer Zeit, die mehr und mehr in der Entwicklung
und dem Leben dos Individuums das tiefgreifende Walten chemisch-
physikalischer Vorgänge erkennt, ist es gobührend, daran zu er-
innern, dass von Pandrk schon vor nahezu einem haibon Jahrhundert
die mechanische Entstehungsweise der individuellen Körper-
gcstalt durch Faltung, Spaltung und Verwachsung der Keim-
blätter nicht blos geahnt, sondern mit aller Bestimmtheit angeschaut,
mit vollem Bewusstsein dargestellt und zur Erklärung der fertigen
Körpergestalt verwendet worden ist.
Der Ausführung dieses Gedankens ist seine ganze Schrift ge-
widmet. Nur einige allgemeine Betrachtungen mögen jedoch hier
aus derselben erwähnt werden.
„Mit der Bildung der Keimhaut ist zugleich die ganzo Entwick-
lung des Hühnchens im Eie begründet, welche von nun an rastlos
fortschreitend nur auf diese sich bezieht; denn was auch immer
Merkwürdiges in der Folge sich zutragen mag, so ist es nie für
etwas Anderes als eine Metamorphose dieser mit unerschöpflicher
Fülle des Bildungstriebes begabten Membran und ihrer Blätter an-
zusehen. Von ibr strahlt das Leben nach allen Richtungen aus; auf
sie zieht es wieder sich concentrirend zurück. Die gesararaten Dar-
stellungen des lebenden Thiers und seiuer Tbeile aus der Keimhaut
lassen sich alle auf zwei Momente zuriiekfübren : entweder es ent-
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I
Radius, Bedeutung Pisnss’* in der Entwicklungsgeschichte.
181
wickeln sich aa ihr die bedeutungsvollen Keime des Blut- und
Nervensystems, als die beiden Systeme, durch welche der individuell
werdende Lebeosprocess fortgeführt werden soll, oder sie selbst
bildet allein durch den einfachen Mechanismus des
Faltens den Leib und die Eingeweide des Thiers. Ein
zarter Faden setzt sich als Kückenmark an ihr au, und kaum ist
dieses geschehen, so schlägt sie die ersten Falten, welche selbst dem
Rückenmark den Sitz anweisen mussten, als Hülle über das kostbare
Fädchen, auf diese Weise die erste Grundlage des Leibes bildend.
Hierauf geht sie in neue Falten über, welche im Gegensätze mit den
ersten, die Bauch- und Brusthöhle mit Inhalt gestalten. Und zum
dritten Male sendet sie Falten aus, um den aus ihr und durch sie
gebildeten Fötus in passende Hüllen einzuwickeln. Daher es denn
Niemand befremden mag, wenn im Verlaufe unserer Erzählung so
viel von Falten mid Umschlagen die Rede ist.“ „Beiträge“ S. G.
Man wird von der damaligen Zeit nicht verlangen können, dass
sie alle Einzelheiten der Beobachtung bereits hätte macheu oder
überall die richtige Auslegung derselben hätte finden sollen. Werden
ja doch selbst viele Beobachtungen der Jetztzeit uud ihre Ausle-
gungen wenigstens im Licht der Zukunft gewiss oft nicht als voll-
kommen erscheinen.
So beobachtet Pandek zwar richtig die Erhebung der von
Bar später sogenannten Rückcnplatten und nennt sie Primitiv-
falten, kennt auch deren Kräuselung, fasst aber ihr Verhältniss
zur Rttckenmarksentwicklung noch nicht richtig auf. Selbst die
Entstehung des Herzens u. s. w. leitet er von Faltenbildung ab.
Die Faltungen selbst denkt er sich hervorgegangen aus
Spannungen der Keimhaut in Folge des Wachstbums der letzteren.
Denn er sagt an einer anderen Stelle (Beiträge S. 40):
„Ehe wir zur Erklärung der nun folgenden Figuren über-
gehen, durch welche wir versucht haben, die Metamorphose der
Keimhäute zum Embryo vermittelst fingirter Durchschnitte anschau-
lich zu machen, müssen wir unsere Leser erinnern, dass sie sich, wo
von den Faltungen der Häute die Rede ist, nicht leblose Membranen
vorstellen, deren mechanisch gebildete Falten nothwendig sich über
die ganze Fläche verbreiten, ohne sich auf einen bestimmten Raum
beschränken zu lassen; denn dieses müsste unvermeidlich zu irrigen
Ansichten führen. Die die Metamorphose der Häute bedingenden
Falten sind vielmehr selbst organischen Ursprungs und bilden sich
an dem gehörigen Orte, sei’s nun durch Vergrösserung der
dort schon vorhandenen, oder durch ein Hinzutreten
neuer Kügelchen, obno dass dadurch der übrige Thcil der Keim-
häute verändert würde.“
Es braucht kaum bemorkt zu werden, dass unter dem Namen
Kügelchen unsere Zullen gemeint sind.
#*
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132
Riimra, Bedcntnng PasdkrV in der Kntwicklongugeactiiehte.
v. Bär verhielt sich ablehnend gegen die PANUER'sche Theorie.
„Sie gaben mir Licht“, sagt er von den „Beiträgen“ in der Vorrede
seines Werkes über Entwicklung der Thiere, „aber das Faltensystem
wollte mir durchaus nicht Zusagen — die Faltungen glaubte ich als
Abschnürungen auffassen zu müssen.“
Rathkk und KöLLIKER huldigen bekanntlich einer mechanischen
Entstehungsweise der Hirnkrümmungen , indem sie dieselben von
dem Ueberwiegen des Waehsthums des Medullarrohrs gegenüber den
unterliegenden Gebilden ableiten.
Das mechanische Entwicklungsprincip ist bekanntlich von
W. His der neueren Zeit wieder zum Bewusstsein gebracht worden.
Wiewohl ganz auf PANDER’schem Boden stehend und von dessen An-
schauungsweise getränkt, gedenkt er derselben in seiner Entwick-
lungsgeschichte des Hühnchens im Ei nur beiläufig in einer kleinen
kaum 2 Zeilen umfassenden Note. Gleichwohl wird Pander, wo
vom Mechanismus der Entwicklung die Rede ist, nur an hervorra-
gender, erster Stelle seinen Platz finden können.
KowalkvSRY (siehe dessen embryologische Studien an Würmern
und Arthropoden) nähert sich einer mechanischen Auffassung der
Entwicklung der Wirbellosen insoferne, als er bei der Ver-
gleichung der Entwicklung des Euaxcs mit den Lumbricinecn
die Umwachsung der grossen Entodermzellen durch das Ectoderm
und die Einstülpung des unteren Blattes nur als verschiedene
Extreme, als Stufen eines und desselben Processes ansieht. Denn
er findet, dass die Einstülpung doch nur dann möglich sei, wenn die
Zellen der oberen Hälfte sich stark vermehren und einen grösseren
Raum bedecken und die sich einstülpenden wenig oder garnicht sich
vermehren.
Von ScHWENßKNKR wird der Versuch gemacht, auch die
Pflanzenentwicklung in mechanischem Sinn darzustellen.
Eine ganz andere, gewiss berechtigte, in vieler Hinsicht wich-
tigste Frage ist die, welche die Ursachen der Verschiedenheiten
und Aehnlichkeiten innerhalb der zahlreichen Entwicklungsmecha-
nismen erwägt, die in der grossen Thierreihe vorliegen. Diese Frage
wird häufig missverstanden und falsche Vorstellungen von derselben
führen bei Lösungsversuchen, wie Ernst Hackel betont hat (siehe
dessen „Ziele und Wege der heutigen Entwicklungsgeschichte“), all-
zuleicht zu einer Petitio principii. Die Verschiedenheiten der ein-
zelnen Entwicklungsraechanismen lassen sich nicht durch die Ver-
schiedenheiten der einzelnen Entwicklungsmechanismen erklären, das
dürfte klar sein. Diese Frage gedenke ich in meiner Schrift über
die erste Entwicklung der Vögel (Huhn, Taube, Ente), sowie der
Säugethiere (Kaninchen) näher zu treten, davon ausgehend, dass ich
•n den beiden höchsten Entwicklungsformen eine Gastrula delamina-
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Hu’o, BluUtroiu in der d. corouaria cordis. 133
toria, die jedoch auf die invaginatorische Form derselben zurück-
führbar ist, erkenne.
Zur Theorie des ßlutstrom« in der Art. coronaria cordi«.
Von Dr. Ferd. kl&g, Assistent der Physiologie und Privatdocent zu Budapest
ln dem 14. Band der Sitzungsberichte der K. Acadeiuie der
Wissenschaften math.-naturwiss. Classe, Artikel „Physiologische Be-
merkungen über die Arteria corouaria eordiB1' sagt Brücke: „Die
Capillareu werden durch die Contractionen des Herzmuskels bis
zum Verschwinden zusammeugedrückt“. Allein es ist mir nicht be-
kannt, dass diese Behauptung von Brücke oder von sonst Jemandem
auch bewiesen worden wäre, und doch dürfte die vorgelegte Frage
auf diese Weise eudgiltig zu erledigen sein. Einer Aufforderung
meines Lehrers, Herrn Prof. JeNDRÜSSIK, Folge gebend, machte ich
daher die nachstehenden Versuche:
Die Herzen zweier Frösche wurden aus der Brust gehoben,
blieben jedoch in ungestörtem Zusammenhang mit ihren Gelassen
und konnten ihre rhythmischen Bewegungen frei verrichten ; dann
unterband ich das eine Herz in seiner Systole, das zweite während
der Diastole. Den zur Unterbindung geeignetsten Zeitpunkt trifft
mau, nach etwas Hebung und einiger Beobachtung der rhythmischen
Function des betreffenden Herzens, ganz leicht. Die nachher aus-
geschnittenen Herzen gab ich in verdünnte Schwefelsäure, damit das
Blut in denselben gerinne. Die Schnitte, welche die noch etwas ge-
trockneten Herzen ergaben, zeigen unter dem Microscop eine auf-
fallende Verschiedenheit. Die Musculatur dos in seiner Function
während der Diastole sistirten Herzeus ist reich an Blut, während
das zur Zeit der Systole unterbundene Herz blos in deu äussersten
Schichten seiner Wandung Blutspuren zeigt. Das Herz presst also
während seiner Contractiou das in seiner Muskulatur enthaltene Blut
hinaus und nimmt dasselbe im erschlafften Zustande wieder auf.
Diese Beobachtung beweist aber noch nicht, dass auch da, wo
es Kranzschlagadern giebt — bekanntlich hat die Musculatur des
Froschherzens keine Gefässe, sondern einen cavernösen Muskelbuu
— die Captllargefässe des Herzens während der Diastolo und nicht
während dei Systole mit Blut augefüllt werden. Daher unternahm
ich denselben Versuch auch an Kaninchen. Da bei diesem jedoch
mit dem Oeffnen der Brust zugleich auch die Athmung stillsieht,
ferner das entblösste Herz rasche und schwache Schläge zu machen
pflegt, konnte auch der bei dem Frosch leicht ausführbare Versuch
hier nicht so einfach bewerkstelligt werden. Um in der ßlutcircula-
tion keine Störung zu veranlassen und um durch die fortgesetzte
Athmung das Thier am Leben zu erhalten, wurde bei dem Kaninchen
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134
Kupvpkb, Differcuzirung des rrotopUamu« iu den Zellen.
die Luftröhre präparirt und mit der Eröffnung des Bruskorbes zu-
gleich die künstliche Athinung eingeleitet; letztere mit dem Wasser-
trommclgebläse, wie es zuerst von Högyes zu diosoin Zweck benutzt
worden ist. Ferner prüparirte ich beide Lungentnagcnnerven, öffnete
den Brustkorb des Thieres, hob das Herz heraus und führte den
zum Unterbinden bestimmten Seideufaden zwischen Ventrikel und
Vorhöfen um das Herz. Nun wurden die beiden Vagi auf die ent-
sprechenden Eloctroden gegeben, um, durch Inductionsschläge gereizt,
das Herz in eine langsame und kräftige Action zu versetzen, bei
welcher dasselbe im gewünschten Momente unterbunden werden
könnte.
Die Unterbindung gelingt während der Diastole ganz leicht,
schwieriger während der Systole. Dass dieselbe jedoch im ge-
wünschten Zeitinoment geschehen, ersieht man aus dem Ueberfüllt-
sein der nerzventrikel mit Blut, bezüglich aus deren Blutleere.
Die Blutung ist im Ganzen eine geringe, die Art. mammalia
interna allein verlangt grössere Beachtung.
Nach der Unterbindung hielt ich das ausgeschnittene Herz —
wie früher das Froschherz — eine Zeit lang iu verdünnte Schwefel-
säure, um so durch das geronnene Blut in den Herzgefässen eine
natürliche Injoction zu erhalten. An dünnen Schnitten, welche von
so behandelten Herzen gewonnen waren, kanu man schon mit freiem
Auge einen Unterschied im Blutgehalt wahrnehmen. Dio Gel'ässe
des während der Diastole unterbundenen Herzens sind in allen
Schichten der Musculatur blutreich, besonders auffallend gross ist
der Blutgehalt in den Capillaren nahe der Herzspitze, während die
Gefässe an der ilerzbasis an Blut viel ärmer erscheinen. Betrachten
wir das zur Zeit der Systole unterbundene Herz, dann finden wir
wohl in den oberflächlich liegenden Gefässen Blut, allein die etwas
tiefer gelegenen Gefässe führen schon kaum Spuren desselben, uud
nahe der Herzspitze entnommene Schnitte findet man beinahe ganz
blutleer.
Nach diesen Versuchen drückt in der That die kräftige Hcrz-
contraction die Capillaren der Art zusammen, dass das Blut aus den
eigenen Gelassen des Herzens weichen muss, während es bei der
Diastole in dieselben frei fliessen kann.
C. Kupffer, lieber die üiflerenzirung des Protoplasma an den
Zellen tbierischer Gewebe, s. a. m«i is7ö. 13 st».
K. war im Stande, durch Injectiou von den Gallcnwegcn aus
Präparate aus der Kaninchenleber zu gewinnen, die den Farbstoff
innerhalb der Leberzellen in regelmässigen kleinen Portionen auf-
weisen; auch kounte K. die Wege verfolgen, welche von den Gallen-
irr '*
Ki'rrrKB, Oiffereusirung des Protoplasmas in den Zellen.
135
capiliaren aus io das Innere der Zellen bineinführcn. Entsprechende
Resultate gaben auch natürliche Injectionen der Gallenwege durch
Farbstoffe nach der Methodo von CHßOKSZCZGWSKY. Ausserdem
aber fand sich auch der Farbstoff selbst innerhalb der Zellen
(Leberzellen des Frosches) in feinen netzförmigen Zügen oder in ge-
streckten vereinzelten Fäden. Daraus schliesst K., dass die Leber-
zellen des Frosches aus 2 deutlich von einander unterscheidbaren
Substanzen bestehen, die eine ist hyalin, überwiegt der Masse nach
und ist die eigentlich formbediogende Grundsubstauz, die andere ist
spärlicher, feinkörnig fibrillär und in die ersteren eingebettet. Die
hyaline Substanz bezeichnet K. mit „Paraplasma", für die andere
behält er den alten Namen „Protoplasma" hei. Die Gesammter-
scheinung der als Protoplasma bezeichneten Substanz giebt im
Kleinen das Bild eines Pseudopodiennetzes, dessen wechselnde Ge-
staltung wahrscheinlich durch Contractilität bedingt ist. ln der
That konnte K. an frischen Zellen in der feuchten Kammer Bewe-
gungen, wenn auch sehr langsam, an den in das Paraplasma einge-
lagerten Protoplasmafaden beobachten. Durch sehr verdünnte Salz-
säure, lOpctige Kochsalzlösung, Essigsäure und durch die gebräuch-
lichen Tinctionsmittel Hessen sich Verschiedenheiten in der
chemischen Constitution beider die Leberzelle constituirende Sub-
stanzen nachweisen.
Auch die Odontohlasten zeigen ganz Aehuliches, nämlich eine
Einlagerung feinkörnig fibrillärer Substanz in eine hyaline Grund-
masse. Die hyaline Grundsubstanz überwiegt beträchtlich am peri-
pheren Eude und nimmt da eine Zone von wechselnder Breite ein,
ohne sich scharf gegen den centralen Theil der Zelle abzugrenzen.
Die feinkörnig fibrilläre Substanz umgiebt den Kern, hat dann vor
dem Kern, d. h. peripherisch von demselben, ihre stärkste Ansamm-
lung und strahlt von dort in Fäden und Netzen von sehr wechseln-
der Entwickelung aus. Gegen das mehr hyaline periphere Ende
werdon die Fäden gestreckter, parallel und können diesem Theile
ein gestricheltes Aussehen verleihen. Gegen das Dentin schliessen
die Zeilen mit einem meist deutlich sichtbaren, wenn auch schmalen
Cuticularsaum ab, den die Dentinfortsätze der Zellen, die Zahnfasern,
durchsetzen. Die hyaline Zone gehört also unbedingt noch zur Zelle.
Der körnig fibrilläre Theil der Zellen erscheint sehr wechselnd in
seiner Gestaltung, bald stark contrahirt, so dass der byaline Theil
breit ist und nur wenige, schwer zu entdeckende feine Fädchen führt,
bald in deutlichen Zügen der Fäden, bis an die Cuticula sich vor-
streckend. K. zweifelt nicht daran, dass solche Fädchen auch in die
Zabufasern eindringen, die aber überwiegend aus der hyalinen Sub-
stanz bestehen. Den von Hkidicnhain an den Epithelien der ge-
wundenen Harncanälchen nachgewiesenen Aufbau aus Stäbchen
fasst K. dahin auf, dass die in Rede stehenden Zellen aus 2 Sub-
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136
Ukichaht, Ganglion ophtlialniicum.
stanzen besteheu, einer centralen protoplasinatischcu, in engster Be-
ziehung zum Kern stehenden, fein granulirten, und einer äusseren
mehr hyalinen. Ersterc sendet zahlreiche, unter sich und der Axe
der Zelle parallele Fortsätze gegen beide Enden, namentlich aber
gegen das äussere (centrale, der Propria der llarncanäle aufsitzende)
Ende aus, die die hyaline Substanz durchsetzen und so eine Spalt-
barkeit dieser Substanz in longitudinale, Stäbchen ähnliche, Stücke
prädisponiren. Je nachdem dieses Verhältnis mehr oder weniger
ausgeprägt ist, d. b. je nachdem die hyaline Substanz reichlicher
oder spärlicher ist und die sie durchsetzenden Protoplasmafortsätze
mehr oder weniger entwickelt sind, wird die Stäbchenstruetur
scluirfer hervortreten oder zurückstehen. Eine ganz ähnliche Structur
fand B. an den Zellen der MALPlOUt’schen Gefässe vieler Insecten.
Löwe.
M. Reichart , Beitrug zur Anatomie des Ganglion ophthal-
mienm. München 1875.
Unter Bischoff’s uud Rüdinoeu’s Leitung untersuchte R. das
Ganglion ophthalmicum; nach einem historischen Ucbei blick und
einer Beschreibung der Untersuchungsmethode, wobei das Hauptge-
wicht darauf gelegt wird, dass man an Objecten, welche längere Zeit
in Weingeist aufbewahrt wurden, die Untersuchung mittels optischer
Hilfsmittel austührt, wird die etwas verschiedene Gestalt uud Grösse
des Ganglions hervorgehoben; von der Beschreibung der Wurzeln
ist zu erwähnen, dass das Vorkommen einer langen Wurzel als
Ausnahme zu betrachten ist, dass dagegen mehrere sensible Wurzeln
Vorkommen; cs existirt meist nicht eine einzige vasomotorische
Wurzel, Bondorn zunächst gehen eine ganz geringe Anzahl feiner
Fädchen vom carotischen Geflechte zwischen N. oculomotor. und den
langen Wurzeln des Ganglions zur hinteren Kante desselben, die
grössere Zahl von sympathischen Fasern erhält aber das Ganglion
mit der Bahn dos Oculomotorius, ferner sind eine weitere Quelle die
langen Wurzeln des Ganglions. Ausserdem giebt es feine sympa-
thische Ncrvenfäden, weiche, ohne mit dein Ganglion in Verbindung
zu treten, über dasselbe hinwegziehen und zu den Uiliaruerven ge-
langen. An den letzteren sind hie und da in der Nähe des Ganglions
Ganglieuzellen-Anhäufungen zu seheu. ln allen beobachteten Fällen
(30) war eine Anastomosis regressiva vorhanden, constant gingen
vom Ganglion 2 — 3 Nervenfasern ab, welche sich um eine in der
Nähe gelogene Art. ciliar, postic. horurnschlangen und zum Gentrum
zurückkehrend sich in einem der dickeren Ciliarnerven oder im
Ganglion selbst verloren. Nervenfasern, welche, ohne sich mit
Ganglienzellen zu verbinden, das Ganglion durchsetzten, wurden
nicht beobachtet. Michel (Erlangen)
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Pri-i OKB; v, Platkm, Hindus» de« Auge» auf deu Stoffwechsel. 137
0. t. Platen, Ueber den Einfluss des Auges auf den thierlschen
Stoffwechsel. Pflüorh'» Areh. xi. 272-891. Einleitung zu dieser
Abhandlung von E. Pflüger. Ebenda». 203-272.
FflÜQER ist der Ansicht, dass der Erregungszustand des Ge-
hirns, den wir „Wachsein“ nennen, wenigstens zum Thoil durch
Summation der Sinnenreize unterhalten wird, dass ferner der wache
Zustand des Gehirns eine continuirliche Heizung fast aller centri-
fugaler Nerven , also eine Steigerung des Stoffwechsels bedingt.
Eine Reihe von Thatsachcn lassen sich zur Stütze dieser Anschauung
aufiibren : das schnelle Ansteigen der Temperatur des Winter-
scbläfers, wenn er durch starke Reize geweckt wird, die Abnahme
der COt-Production im Schlaf, die Abnahme derselben bei Einwir-
kung von Curare, endlich die Anhäufung von Arbeitskraft während
des Schlafes, die durch einfache Ruhe nicht so schnell erreicht
werden kann. Von diesem Gesichtspunkt aus erscheint es möglich,
durch Abhaltung jeder Reizung der Retina durch das Licht allein
schon eine merkliche Abnahme der (JOa-Produotion zu urzielen. Die
in dieser Richtung vorliegenden Versuche von M0LK.8CHOTT sind,
wie Vf. nachweist, nicht beweisend, weil die vorausgesetzte Un-
empfindlichkeit der Retiua nicht erreicht war; ebensowenig ent-
scheidend eiu Versuch von POTT. Vf. veraulasste daher v. Platen,
Versuche über diese Frage anzustcllen. Dieselben wurden an tra-
cheotomirteu Kaninchen mit Hülfe des RüiiidQ-ZUNTz’scheu Respira-
tionsapparates (Cbl. 187 1,354) ausgeführt. Die Kaninchen athmen dabei
reinenSauerstoff, dessen Verbrauch direct abgeleseu wird; die CO*
wird durch Kalilauge absorbirt uud aus dieser durch Auspumpen nach
Ausäuern mit Schwefelsäure oder Pliosphorsätire gewonnen und ge-
messen. Um das Licht von den Augen abzuhalten, wurden Holz-
ringe vor die Augen geklebt, in welche Gläser eingesetzt waren ;
durch Aufschrauben eines Deckels auf die Fassung konnte das
Licht abgeschlossen werden. Jede Periode „Hell oder Dunkel“
dauerte etwa 20 — 30 Minuten; die Perioden wechselten mehrmals
ab und es wurde bald mit der einen, bald mit der anderen be-
gonnen. Abgesehen von einigen Abweichungen war die Sauerstoff-
auioahmc und Kohlensäureabgabe in der Thal im Hellen grösser
wie im Dunkuln.
Von 8 Tbicreu wurde in 1 Minute im Mittel:
im Dunkeln im Hellen
Sauerstoff aufgenommen: 120,465 ccm. 140,665 = 100 : 116,
Kohlensäure abgegeben: 85,635 97,96 *= 100 : 114.
E. Salkowflki.
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138
Goi.gi, anatomischer Befund bei Chorea.
C. Golgi, Nulle alterazioni degli orgaui eentrali liervosi in an
caso di corea geaticolatoria associata ad alieuazione mentale.
Rivist» Oliuic» 1874.
ln der Einleitung macht G. auf die verschiedenen Thatsacben
aufmerksam, welche auf einen centralen Ursprung der Chorea hiuzu-
weisen scheinen: 1) Heredität der Chorea. 2) Hereditäres Verhält-
niss der Chorea zu anderen Erkrankungen der Centralorgane.
3) Entstehung der Chorea durch psychische Ursachen. Neben diesen
3 Thatsachen verdienen diejenigen Fälle von Chorea besondere
Beachtung, in denen sich psychische zu den Motilitätsstörungen hin-
zugesellen. In der That ergiebt eine Uebersicht der Literatur, dass
die überwiegende Mehrzahl der Pathologen der Chorea einen cen-
tralen Ursprung zuschrcibt. Auch waren in der Mehrzahl der zur
Scction gekommenen Fälle Veränderungen der Centralorgane nach-
zuweisen, allerdings so verschiedenartiger Natur, dass bisher ein be-
stimmtes Abhängigkeitsvcrhältniss zwischen der Chorea und irgend
einem bestimmten anatomischen Nervencentrum nicht nachzu-
weisen war.
Der von G. mitgetheilte Fall bezieht sich auf einen von einer
hysterischen Mutter geborenen Mann, der im Alter von 42 Jahren
an Lungenentzündung verstarb. In der Jugend hatten die üblichen
Excesse in Bacho et Venerc stattgefunden. Im Alter von 32 Jahren
trat die Chorea auf, bei ihrem ßeginu von einem Zustand mania-
kalischer Aufregung begleitet. In den ersten 2 — 3 Jahren kommen
noch Perioden völliger Remission sowohl der motorischen wie der
psychischen Symptome vor. Später blieben diese Remissionen aus
und die Motilitätsstörungen wurden chronisch; ebenso entwickelte
sich ein chronischer Zustand von Geistesschwäche, Unfähigkeit eine
geregelte Unterhaltung zu führen, Schwierigkeit in der Articulation
der Worte u. s. w. Ein Jahr vor seinem Tode stellten sich furi-
bunde Delirien ein, Verfolgungswahn, Nahrungsverweigerung, Ge-
hässigkeit u. s. w. Im Alter von 42 Jahren erlag Pat. einer acuteu
Pneumonie.
Die Autopsie ergab: Eine dicke Pseudomembran überzieht
die ganze rechte Hemisphäre. Die Pia matcr ist im Allgemeinen
stark verdickt. Die Stirn- und Schläfenwiudungen zeigen einen
mittleren Grad vou Atrophie: ihre Ganglienzellen sind sklerotisch,
atrophisch oder fettig-pigmeutirt entartet. Die Ganglienzellen der
Corpora ebenso wie die grossen PuüKiKJE'schen Ganglienzellen des
Cerebelluui sind kalkig degenerirt. Diu Hinterstränge und Seiten-
stränge des Rückenmarks zeigen eine secundäre absteigende Sklerose.
In den epikritischen Bemerkungen macht G. auf die hohe
Aehulichkeit aufmerksam , welche der anatomische Befund dieses
Falles mit der pathologischen Anatomie der Dementia paralytica
zeigte (vergl. z. B. Lubimoff, Cbl. 1873, No. 45). Auch in diesem
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Ruhm; Pibi.ii, Leberatropliio. Hoi'rcbkbt, Geleokleideu bei Tabes. 139
Falle war, wie in der Dementia paralytica, in der Hirnrinde das
iuterstitielle Bindegewebe vermehrt, während die Ganglienzellen de-
gmerirt waren. — Besonders merkwürdig ist die kalkige Entartung
der PuuKlNJE’schen Zellen: eine solche wurde bisher allein von
Roth in einem Erweichungsheerde beschrieben. In dem Falle von
G. war die kalkige Entartung nicht wie sic gewöhnlich gefunden
wird, auf einen Heerd beschränkt, sondern hatte einen durchaus
diffusen Character, indem sie hier und da einzelne Zellen oder auch
gar nur einzelne Zellenfortsätze ergriffen hatte. Holl (Rom).
H. Kehn, Acute Leberatrophie bei einem Kinde von 2'/« Jahren.
Perls, Section und histologischer Nachtrag. Berliner klinische
Wocbenschr. 1875. No. 48.
Ans diesem im Leben nur kurze Zeit beobachteten Falle ist
hervorzubeben, dass im Urin Harnstoff in anscheinend normaler
Menge, ferner Gallenfarbstoff, aber weder Eiweiss, noch Leucin
oder Tyrosin oder Gallensäuren nachweisbar waren. Aus dem
Sectionsbefuud ist bemerkenswert!!, dass die Milz nicht vergrössert
war und die Leber, deren Gewicht 231 gm. betrug, Zonen der
gelben und rothen Atrophie in allmählichem Uebergang zu einander
zeigte. Die microscopischc Untersuchung ergab in beiden Zonen
uoch erkennbare aber ausserordentlich kleine Leberzellen, welche in
der rotheu, von fettigem Detritus freien Zone deutlicher hervortraten
und zahlreiche den Gallencapillaren ähnliche Schlauche bildeten
(vgl. Cbl. 1873, 184 etc.). Für Wucherung und Neubildung sprcchendo
Bilder fand F. nirgends, auch interstitielle Wuchorungsprocesse waren
nicht vorhanden. Dass es sich nur um Degeneration und nicht um
Fettinfiltration handle, beweist auch der von P. bestimmte Fettgehalt
(vergl. Cbl. 1873, No. 51). 100 Theile der frischen Lebersubstanz
gabeu nämlich 7,6 Fett (Aethorextract) und nur 15,5 fettfreie feste Stoffe,
während eine starke Fettleber eines K jährigen Kindes 19,5 pCt. Fett
und 18,4 fettfreie feste Stoffe und 2 normale fettarme Lebern Er-
wachsener bezw. 2 UDd 3,4 Fett und 20,7 und 19,5 fettfreie feste
Stoffe ergaben. Es war sonach in jenem Fall eine Zunahme des
Fettes nur auf Kosten der festen Stoffe, nicht wie bei Fettinültratiou
auch auf Kosten des Wassers erfolgt. Seuator.
Koamret, Arthropathie dan« nn ca» d’ataxie locomotrice.
Progrks rntld. 1875 No. 41.
Bei einer 46jährigen, au Tabes dorsalis leidenden Frau, beider
die Section auch in der Tbat eine graue Dcgeneratiou der Hinter-
stränge und Atrophie der hintereu Nervenwurzelu nachwies, batte
Bich ziemlich plötzlich eine in wenigen Stunden ihre grösste Höbe
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140 Sai.omosv, Heilung einer schweren Lähmung durch da» (Jlülieiaen.
erreichende Anschwellung der linken Hinterbacke und des ganzen
linken Oberschenkels eingestellt. Letzterer erschien etwas verkürzt
und nach aussen rotirt. Das linke Knie zeigte sich erst 3 Tage vor
dem Tode angeschwollen. Die Kranke starb unter hohem Fieber:
noch vor dem Tode hatte man von der Vagina aus und von aussen
'her eine Anschwellung in der linken Fossa iliaca und die Anwesen-
heit von Eiter in der linken Psoasscheide uachweisen können. Im
linkou Hüftgelenk fand man reichlich Eiter ergossen. Die Kapsel
fand mau nach hinten und nach vorn durchbohrt, Eiter war zwischen
die Muskelbündel der Min. glutaei, in die Scheide des Psoas und
zwischen die Bündel des M. iliacus im Becken intiltrirt. Hinten und
aussen am Bande der (Javitas condyloidea fanden sich Kalkconcretioueu
an und in der Kapsel selbst. Der Pfaunenrand war an mehreren
Stellen erodirt. Der Kopf und zwei Drittel des Halses des Femur
waren verschwunden, das Femur war auf das Hüftbein nach hiuten
hin luxirt. Das Kniegelenk war voll Eiter, die Knorpel, speciell der
Patella, stellenweise erodirt; das rechte Hüftgelenk war gesund,
ebenso der linke Nv. ischiadicus.
Ueber diesen Fall erhob sich in der anatomischen Qesellschaft
zu Paris eine sehr lebhafte Discussion. Vf. und Charcot, welche
zugeben, dass das Vorhandensein von Eiter in den atficirten Gelen-
ken zu den Seltenheiten bei der im Verlaufe der Tabes vorkommen-
den Arthropathie gehört, rechnen den besprochenen Fall trotzdem
hierher. (Cbl. 1873. 720. 1874. 528.) Bernhardt
Salomo», Schnelle Heilung einer schweren acuten Rücken-
marksatt’ection unter Anwendung des (Hüheisens. Corresp.-Bl.
der Hretl. Vereine in Rheinland etc. 1876. No. 16.
Innerhalb weniger Tage war bei einem bis dahin 'gesunden
24jährigen Mädchen eine allmählich von unten nach oben fortschrei-
tende Lähmung der Extremitäten und des Kumpfes cingetreten.
Trotz der Theilnahme der Nac.kenmuskeln an der Lähmung blieb
das Zwerchfell und die respiratorische Brustmusculatur unversehrt.
Neben der Lähmung war zugleich eiue weitverbreitete. Anästhesie
aufgetreten, die sich über Extremitäten, Rumpf, Hals und Nacken
erstreckte, auch die Zunge sogar betheiligte und vom Gesicht nur
die Stirn und die behaarte Kopfhaut frei liess. Nur tiefer Druck
auf die Wirbelsäule war empfindlich, nicht aber die Application des
Ulülicisena, welches zu beiden Seiten der ganzen Rückenwirbelsäuie
angewandt wurde. Schon nach 2 Stunden war der Zustand erheb-
lich verändert uud schon nach 2 Tagen war die Sensibilität normal,
nur an den Unterextremitäten hatte sich eine gewisse Hyperästhesie
eingestellt. Die Bewegungen waren alle zwar schwach, aber frei.
— Nach etwa 14 Tagen war die Heilung vollkommen: die Blasen-
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Ahi.fei.d. Ahrdt. Engel. Stützer.
141
and Mastdarmfunctionen waren stets nur in ganz geringer Weise
gestört gewesen.
Vf. rechnet diesen Fall zu den sogenannten „acuten aufstei-
genden Paralysen“; abweichend von dem gewöhnlichen Verhalten
war die tiefe in diesem Fall beobachtete Anästhesie und das Frei-
bleiben der Rcspirationsmusculatur, so dass der Verdacht auf eine
hysterische Form der Paralyse wohl aultauchen konnte. Die rasche
Besserung nach Application des Glüheisens findet übrigens ihr Ana-
logon in der Heilung des Collegen Lbvy, der an derselben Krank-
heit leidend, durch dasselbe Mittel, wie er selbst ruittheilt, geheilt
wurde (Cbl. 1874, 171). Interessant war im vorliegenden Fall noch
die Lähmung der vasomotorischen Fasern des Halssympathicus, bei
Freibleiben der oculo-pupillären Fasern, was im Original genauer
nschz u lesen. Bernhardt.
Ahlfeld, lieber die Persistenz des Dotterganges in der Nabel-
schnur reifer Früchte. Arcb. f. Gyniicol. 1875. s. 584.
Der Dotterstrang findet sich nahezu in jeder Nabelschnur, meistens ist er auf
g-fürbten Querschnitten mit blossem Auge bemerkbar; er hisst sich durch die
gtuze Nabelschnur verfolgen, eutweder vollständig obliterirt oder als eiu Hoblgang.
Er liegt stets gleich weit von beiden Arterien nach dem Centrum der 8chnnr zu.
ln der sich au den Vortrag reihenden Discussion erklären Zini und Rüok die (Je-
bilde, die A. für den Dottergang hält* hir die obliterirto Allantois. Löwe.
B. Arndt, Was sind die Pacini’schen Körperchen? Virc». Arch.
LXV. 8. 120.
A. beschreibt an den Arterien des Mesocolons von Katzenembryonen kleine
Aontfilpnngen der Adventitia als erste Aulage Dacini 'scher Körperchen. In
manche Ausstülpung tritt auch ein Divertikel des Gefässes selbst hinein. Indem
diene bereits mit Nerven versehenen An« wüchse lang gestielt werden, entfernen sie
sich von den (Jefässen, von denen sie sich schliesslich abschnfireu. Sie nmgeben
sieb mit den bekannten Hüllen und stellen dann ein fertiges Körpereben dar. Dar-
nach ist also ein PACXNi’sches Körpereben durch eine Umbildung eines Gefäss-
nerreuendes entstanden. Löwe.
R. Engel, Nur les caractfcres du glycocolle. Compt.rend.LXXx.
8. 1168.
Nach E. färbt sich eine Lösung von Glycocoll durch Eiscnchlorid intensiv
roth. Die Färbung verschwindet beim Zusatz von Sänren. Setzt man zur Lösung
einen Tropfen Phenol and alsduuu nntcrchlorigsanrcs Natron, so wird die Flüssig-
keit blau. B. Saikowaki.
A. Stutzer, Die Rohfaser der Gramineen. Di*n. Göttin*«» 1876.
M. ibsn kr und Shkpakd haben nachgewiestin, dass na<*h Fütterung mit sogen.
Rohfaaer (durch Auskocheu von Gras mit verschiedenen Lösungsmitteln erhalten)«
die aus Cellalose und incraetirender Substanz besteht, reichlich llippursäurö im Harn
auftritt Die Hippursäurebildnng hängt von der incriistirendeu Substanz ab, da sie
oacb Fütterung mit Cellulose nicht ein tritt. Vf. versuchte durch Eiu Wirkung vou
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142
Osi.rb Jacob« om Dithantk.
Oxydationsmitteln nnd verdünnter 8chwefel*änre Rnbstanien aus der Oruppe der
aromatischen Substanzen au» Kolifaser darzustellen, jedoch durchaus vergeblich, so
dass eine Erklärung für die Hippursänrebildung dadurch nicht gewonnen ist
E. Nalkowski.
W. Osler, An acconnt of certain orsjanisms ocenrring in tlie
liquor saiucuillis. Proceed. of the Royal Soc. 1874. XXII. 8. 391.
Di« vou M. Schultzk entdeckten KÖrncbenbildnngen im Blute (Vgl. Cbl
1873, 577) bilden »ich ausser heim Menschen auch noch bei Katzen, Kaninchen,
Hunden, Meerschweinchen, Kotten und Hühnorembryoneu. Besonders reichlich und
gross bilden sie sich im Blute neugeborener Ratteu. — Wasser macht die ciuzelue»
sie zusammensetzenden Elementarkörnchen mächtig aufquollen; verdünnte Essig-
säure macht sie deutlicher, während vei dünnte Alkalien sie schnell auf lösen.
Wird ein derartige Kiirnchenbildungen enthaltendes Bluttröpfchen mit Serum
oder CINa von % pCt. verdünnt (im unverdünnten Hinte gelingt das Experiment
nicht!) und bei 37 Centigraden erhalten, so strecken sich alsbald aus der Ober-
fluche der Körnchenbildnug ganz kleine Fäserchen, welche bald darauf ein« heftige
vibrirende Bewegung annchmeu und sich endlich von der Masso abtreimen und frei
in der Flüssigkeit bewegen. Diese ausserordentlich kleinen Fäserchen gleichen
bald Zoospermieen, bald Stäbchen, bald dünnen Ruthen; auch kommen Pormeu mit
3 oder mehr Schwänzen vor.
Eine Beziehung dieser Bildungen zu Bacterien nachzuwoisen ist O. nicht ge-
lungen. Boll (Rom).
M. Jacobson, lieber das Vorkommen von Riesenwellen, in gut
granulirenden Wunden der Weichtheile beim Menschen. Visen.
Arcb. LXV. 8. 120.
Die Rieseuzellen butten niemals randständige, sondern immer durch die ganze
Zellsnbstanz zerstreute Kerne. Ausser Rieseuzellen fanden sich auch zwischen den
Granulationssellen grössere, den epitheloiden oder endotholoideii Zellen der Autoren
gleichende Zellen. Orth.
Durante, Htndi gperimentali sulla inflammazioue dolle pareti
vasali o rapporti tra iulianunazionc doll’ intinia c la coagu-
lawione del sangue. 187&. 8. a 3t sto.
Vf. ist durch experimentelle Untersuchungen über acute Entzündungen der
Gefässwände zu dem Resultat gelangt, dass die Anfänge einer solchen nicht von
den innersten Schichten der Media, sondern von der Intima ausgeben. Letztere
wird ernährt nicht durch directe Diffusion von dem innerhalb des Gefäasus krei-
senden Blute, sondern von den die Adventitia und Media versorgenden Vasa va-
sorum. Auf künstliche Heize einer Arterie z. B. durch glühende Nadeln antwortet
die Intima mit einer Proliferation ihrer Eudotheliou, und diese ist es, welche erst
secundttr eine Gerinnung des Blutes, eine Thrombose ermöglicht Die Gerinnung
des Blutes innerhalb der Gefäss wände hängt nach D. nicht von der Integrität
der letzteren als solcher, nicht vou Circnlationshindernissen wie bei Aneurysma
ab, sondern von einer entzündlichen Wucherung der Endothelien der Intima.
So erklärt es sich seiner Ansicht nach, dass Ranhigkeiteu, Kalkplatten, sogar
atheromatöse Geschwüre der Aorta nicht zu Coagulationeu des Blutes Anlass
geben, und dass die Unterbindungen sclerosirter Arterien nicht zu der gewünschten
Thrombusbildung führen, da an den genannten Stellen das Endothel zn Grunde ge-
gangen ist. Der Wucherung der Endothelien schreibt er die Bildung fibrino*
plastischer Substanz zu, und erst auf dem Umwege der Intimareizung ist ein in
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Bku.. Oai.lan. Lro. Laruiti.r^nr. Sohbch.
143
die GetAssbahn eingeführter Fremdkörper im Stande Thrombnsbildung hervorzn-
rufeo. Grawltz.
J. Bell, Synie's Operation modiltcd and improved by saving
the periosteum of the ns cnlcis. Brit. med. Jour«. i«76. No. 770.
Die Vortheile der PiROGOPR’scben Operation ohne die (lefahr der Wiederkehr
der Krankheit bietet eine Modification der Amputation nach Svmk mit Abstreifung
d« Perioste* vom Calcaneu* im Bereich des Hackenlappens. 10 so operirte Falle
gaben vorzügliche Stümpfe, trotzdem dass in dem einen Falle eine Nachblutung
wn 5. Tage die erste Vereinigung gestört hatte. E. Küster.
A. t'allan, Examination of coloured school cliildren’s eyes.
Amer. Jouru. of med. sc. CXXXVIIl. Ü. 331.
Die Untersucbong der Augen von 457 Negerkuabeu und Mädchen in 2 Schalen
ergab 431 Eminetropen und Hypermetropen (94 pCt.), nur 12 Myopen (2,6 pCt.)
und 14 Amblyopen (3 pCt.). Die Amblyopie war tbeila von Astigmatismus, theils
too Hornhaut decken abhängig. Von den erwähnten 431 zeigten 67 pCt. facultative
Hvpermetropie und 73 pCt. normale Sehschärfe. Nach der ophtbalmoscopischon
Prüfung gestaltete sich die Refraction hei 983 anwesenden Emmetropeu in der
Weise, dass 90,6 pCt. sich als Hypermotropeu und 9,4 pCt. als Emmetropen er-
wiesen. Michel (Erlangen).
Leo, Beitrag zur Kenntnis» der Wirkung des Propylamins
gegen acuten Gelenkrheumatismus, Heriiu. kii». WuchenM-.hr. is75.
So. 42.
Auch L. sah von PropylHroiu in einer grossen Reihe von rheumatischer
Polv Arthritis günstige Erfolge und schiebt die entgegonstehenden Beobachtungen
Anderer auf die Ungleichartigkeit und Unbeständigkeit des Präparats. Senator.
A. LaboulbtMie, Du brnit de flnetnation hydroaerique it timbre
nu'tallique per^n dans les tnmeurs abdominales. Arch. g<Su<Sr.
1875. 8. 267.
L. vertritt die Ansicht, dass sich in abgeschlossenen Eiterhöhlen, welche
nicht mit der Luft commnuicireu, spontan Qas entwickeln könne. So beobachtete
er eine 50jährige Frau mit einem abgekapselten eitrigen Exsudat der Bauchhöhle,
bei welcher man nach einiger Zeit die Entwicklung von Gas innerhalb des Eiter -
heerdos nachweisen konnte. Eine andere Kranke litt an einer Ovariencyste, welche
10 Mal punctirt war. Geraume Zeit nach der lotsten Punction kam es zur
Gasentwicklung innerhalb der Cyste, deren Inhalt su gleicher Zeit eine eitrige Be-
schaffenheit angenommen hatte.
ln beiden Fällen konnto man die Gasentwicklung physikalisch nachweisen.
Bei energischen Erschütterungen mit den Häudcn vernahm man ein der snccussio
Hippocratu gleichendes plätscherndes Geräusch, welches, wenn man das Ohr ein
wenig dem Bauche näherte, einen exquisit metallischen Beiklang hatte, wie wenn
man eine zur Hälfte gefüllte Karaffe hin und her schüttelt. Vorher hatte dieses
Geräusch nicht bestanden nnd man kounte es viele Tage lang hervorrufen.
Eichhorn!.
Sehech , Endolaryngeale Methode oder Thyrotomie ? Deutsches
Arch. f. klio. Med. XVI. 8. 236.
Vf. (heilt einen Fall mit, in dem es gelang, ein gefährliches Sarcom, welches
den Kehlkopfseingang und einen Theil des Pharynx vollkommen ausfüllte, im
Qoerdnrchmesser von liuks nach rechts 34 mm., von vorne nach hinten 29 mm.
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ßaoww. Raube. Forste«, Oostos
’ !
and von oben nach unten 31 min. maaas, und in sehr betrHchtlicbcr Ausdehnung
der ganten linken oberhalb der Stimmritzo gelegenen Kehlkopfspartie mit Ausnahme
der Epiglottis aufsaes, auf eudolaryngealem Wege vermittelst der galvanocaustiscben
Schlinge za entfernen. Er schliesBt daraus, dass die Indicationen für die Tbyro-
tomie noch mehr eingeschränkt worden müssen, dass namentlich die cndolaryngeale
Methode auch bei sehr beträchtlicher Grösse des Tumors, bei breiter Basis des.
selben uud trotz, der Unmöglichkeit, die Insertioosstelle dem Auge sichtbar an
machen, versucht werden müsse, obgleich manche Autoren diese Umstände als
Zeichen betrachten, die die Thyrotomie unvermeidlich machen. B. Friakol.
W. Brown, Typhoid fever — Infection frora drinking-
water. Philad. ruedic. Times. 1876. No. 208.
Vf. kommt bezüglich einer in der Mansfield-8clmle ansgebrochenen Typhus -
epidemie zu dem in der Aufschrift ansgesprochenen Rcblnss, weil Wasser eines in
der Nähe des Rchulhauses befindlichen von den Schülern benutzten Brunnens reich
an organischer Materie war, die nach den Angabon des Vf. einem in der Nähe be-
findlichen Abtrittscanal ihren Ursprung zu verdanken batte. Andere Beweise
fehlen, Schiffer.
F. de Banse, PiqAre d’une guepe dann l'oesophage, Muivie de
ph&nomfenes göneraux et d'nne eruptiou conflnente d'urti-
caire. Gaz. in d d . 1875. No. 38.
Bei Gennas eines Glases Bier verschluckte ein Herr eine Wespe und fühlte
gleich darauf einen Stich unterhalb der Thyreoidea rechts im Oesopbagns. Es ent-
stand erst am Halse, dann am übrigen Körper Urticaria, besonders in der Nähe des
Halses. O Simon.
J. Förster, Untersuchungen Aber den Zusammenhang der Loft
in Boden nnd Wohnungen. Zeitschr. f. Bioi. xi. 's. 392.
F. fand iu einem Wobnhnuse, dessen Keller mit gährendem Most gefüllt war
in der Ziramerluft sowohl im Erdgeschoss als im ersten Stockwerk 3—6 Mal so
grosse COg-Mengen, als der Norm entspricht. Die CO* Menge stieg noch ein
wenig, wenn die Ventilation der Räume durch Heizung befördert wurde. Vf. benntzt
seine Analysen zu dem wohl unbestreitbaren Schluss, dass ein Theil der ßodengasc
in unsere Wohnräume dringt und erblickt darin eine Stütze der pKTTBNKOPRa’schc»
InfectioDshypothese. Schiffer.
F. Ogston, Memorandum on the prcsence of air in the middle
Car SIS a 8ign of live birtll. Itrit. aml for. mud. chir. rowiew. CXJl.
S. 445.
O. kann sich nach seinen Beobachtungen der Ansicht Wrkpfn*« nicht an-
schliessen, dass das Vorhandensein von Luft im Mittelohre ein Oriterium für das
Geathmethaben ist Bei 0 Kindern, welche einige Wochen nach der Geburt starben,
fand sich meist ausser Luft auch Flüssigkeit in den Pankeuhöhlen, bei einem
davon waren dieselben nur mit Flüssigkeit angefüllt. Unter 9 Neugeborenen fand
sieb nur in 3 Fällen Luft in den Paukenhöhlen, obgleich sie alle (mit Ausnahme
eines einzigen todtgeborenen Kindes) der Lungenprobe nach geathmet hatten.
W. Sander.
F.lnsendnngen dir Haft (Jeotralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator.
Berlin, (N.) Krausnickatra*se ?4, nnd Profeesor Roeenthal, Erlangen, oder (unter BeleehlnM) an
die Verlagnhandlnng, Berlin (N.-WJ. nnter den Tdnden SS. adrenelren.
Verlag; von Ang.ntl lllrsehwald in Berlin. — I>mrk von H. 8. Hermann In Berlin.
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Preis des Jahrganges
20 Mark; xa beziehen
durch alleBuchbaadlun-
gen und Poetanataltea.
VfBchantlich enob einen
1— f Bogen: am Schluss«
des Jahrgangs Titel, Na*
Deo und Sachregister.
für die
Dr. J. Rosenthal,
Professor in Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Profeasor in Berlin.
1876.
96. Februar.
No. 9.
Inhalt! Aspbh, Tastorgaoe iu Vogelznugen (Orig.-MiUh.). — Tbbitbl,
Eeaction der markbaltigen Nerven fasern (Orig.-Mitth-). — Haaa, linksdrebende
Substanz im normalen Harn (Orig.-Mittb.). —
Absold, Kittxub.tani der Epithelien. — Marne, quergestreifte Muskeln. —
Fbllhbb, Entwicklung der Kloake. — Bocrhoi.z, Antiseptica und Baoterien. —
Kliih, Histologie der Scbafpocken. — Waise, Stenose der Pulmonararterien. —
Lochnkb, traumatische Rückenmarkserweichung. —
Webriokb, Oebirnwindungeo. — Koust.il, Verhalten der Blutkörperchen
bei Wasserzusatz. — Adisiiiwici, Kittschichten iu den Gefüsswandnngen. —
R.sotbau, Einfluss des Eisens auf die Ernährung. — Bajiw.it, Alcobol im
Organismus. — Rianiaoaa, Entstehung der Scbenkelbalabrflcbe. — Klemm, Ur-
sachen der Heiserkeit. — v. Merino, Phospborvergiftnng. — Abloino Sc
Ttirixa, Nervendurchschneidung bei Neoralgieen. — Uuscts, doppelter Uterue
■it Drillingsgeburt.
Die Tastorgane in Yogelznngen.
Von U. Asper.
Prof. Fk. Merkel in Rostock studirte Nervenendigungen in der
Haut höherer Wirbelthiere der Vögel und Sauger. Er untersuchte
besonders die Wachshaut des Vogelschnabels und die Vogelzungen.
— Namentlich war es die Ente, welche in ihrer Wachshaut des
Schnabels und ihrer Zunge bis dahin ganz unbekannte zellige Ge-
bilde aufwies, zu welchen stets mit grosser Deutlichkeit Nerven heran-
iraten.
Ich habe im Laboratorium des Herrn Prof Dr. Frey diese
Verhältnisse nachuntersucht. Vor allem Wurde wieder die Enten-
zunge als ein von Merkel mit Recht gerühmtes Object benutzt. Sie
wurde in Osmiumsäure (Ueberosmiumsäure) eingelegt und nachher
in absolutem Alkohol erhärtet.
Wie Merkel angiebt, sind diese eigentümlichen Tastkörperchen
an feinen Schnitten besonders durch die weichen Papillen der Enten-
zange mit Leichtigkeit zu beobachten.
XIV. Jahrgang. 10
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146
Aspkb, Tastorgsne in Vogelsongen.
Was zunächst ihre Lage in der Haut selbst anbetrifft, so sind
die meisten unmittelbar unter dem Epithel gelegen, nur wenige fand
ich etwas tiefer. Dagegen wurden Fälle beobachtet, wo sie selbst
iD die Epitheliallage vorzurücken schienen; wenigstens waren mehr-
mals die deutlichsten Nervenfasern mitten in derselben sichtbar.
Fast ebenso reichlich wie jene MERKEL'schen Tastapparate finden
sich sehr schöne Pacinische Körperchen. Da Prof. Merkel gerade
über diesen Gegenstand eine weitere Abhandlung in Aussicht stellt,
so habe ich nichts weiter darüber zu bemerken.
In keinem meiner Schnitte konnte ich jedoch etwas von Mer-
KEl’s sogenannten Tastzellen, den einfachsten dieser Gebilde, wahr-
nehmen. Vielleicht sind dieselben in der Kntcnzunge verhältniss-
mässig seltene Vorkommnisse oder sie liegen besonders in der Wachs-
haut dieses Vogels, welche ich nicht untersucht habe.
Dagegen waren die Zwillingstastzellen oft sehr schön zu sehen.
Die meisten zeigten recht hübsche runde bläschenförmige Kerne mit
meistens einem Kernkörperchen; je zwei aneinandergelagerte sind
von einer bindegewebigen Kapsel umschlossen.'
Dass die schön ovale Zwillingstastzelle wirklich aus zwei auf-
einandergelegten abgeplatteten zeitigen Elementen besteht, beweist
nicht blos das Vorkommen zweier Kerne, sondern auch eine immer
deutlich sichtbare, durch Osmiumsäure sich schwarz färbende Tren-
nungslinie, welche sich bei tieferer Einstellung als der optische Aus-
druck einer durchgehend schwarz gefärbten Scheidewand erwies.
Merkel hält diese Schicht für die zwischen beiden Zellen sich ver-
breiternde Nervenfaser. Es glückte mir indessen leider nie, bei
einer solchen Zwillingstastzelle sicher zu constatiren, dass diese Tren-
nungsschicht wirklich die Verbreiterung der herantretenden Nerven-
faser sei. Allerdings sah ich oft die Nervenfaser in Berührung mit
einer der beiden Zellen, aber niemals konnte ich sie bis in jene
trennende Schicht mit voller Sicherheit verfolgen. Ob diese also
wirklich die sich verbreiternde und verflachende Nervenfaser oder
vielleicht eine blosse Fettschicht ist, die durch Osmiumsäure eben-
falls schwarz gefärbt werden müsste, wäre wohl schwer zu ent-
scheiden. —
Fast ebenso häuflg, wie die Zwillingstastzellen finden sich
Merkel’s einfache Tastkörperchen. Bei einem derselben schien es
nun wirklich, wie Merkel angiebt, dass die herantretende Nerven-
faser zwischen jede der einzelnen Zellen ein zartes Aestchen abgebe.
Das betreffende Tastkörperchen bestand aus vier Zellen ; die Nerven-
faser trat scbeidenlos in das Gebilde ein und zeigte dann wenigstens
zwei kleine Aestchen, die gabelförmig sich von der eigentlichen
Faser abzweigten. Der weitere Verlauf der Faser selbst konnte
nicht verfolgt werden.
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Tbkitkl, Reactiou der raitrkbaltigei) Nervenfasern.
147
Von zusammengesetzten Tastkörperchen zeigte mir die Enten-
zunge bisher nichts.
Verschiedene Zwiliingstastzellen und einfache Tastkörperchen
wurden gemessen und ergaben folgende Grösse:
Länge Breite
L 0,0385 Mm. 0,0350 Mm.
II. 0,0350 „ 0,0210 „ -
Einfache Tastkörperchen
Zwiliingstastzellen
I. 0,0665 Mm. 0,0420 Mm.
II. 0,0560 „ 0,0420 „
III. 0,0350 „ 0,0245 „
Ausser der Entenzunge untersuchte ich das gleiche Organ des
Schwans. Ich erwartete dieselben Gebilde wie bei der Ente, fand
mich aber getäuscht. An keiner Stelle dieser. Zunge gelang es, auch
nur eine Spur eines Tastkörperchens zu entdecken. Die Auffindung
derselben war ohnediess erschwert, da ich dieses Object bloss in ab-
solutem Alkohol erhärtet hatte.
Eine in Osmiumsäure präparirte Zunge der Krähe gab ebenso
wenig ein günstiges Resultat, obsebon ich die einzelnen Schnitte be-
sonders sorgfältig durchmusterte, um wenigstens jene von Merket.
beschriebenen kleinen Tastzellen der Singvögel zu entdecken.
Verschiedene andere Vogelzungen lieferten ebenfalls keine be-
zeichnenden Anschauungen, so dass also die hübschen Tastkörperchen
der Ente (oder Gans) vielleicht als ein vereinzeltes Vorkommniss er-
scheinen dürften.
Meiner f jht nach ist die Ermittelung dieses höchst interessan-
ten Gegen, ..des jedenfalls mit grossen Schwierigkeiten verbunden.
Möge einer .neiner Nachfolger glücklicher sein.
Zürich, den 15. Januar 1876.
Eine neue Reaction der markhaltigen Nervenfasern.
Ton Dr. Th. Treitel ans Königsberg i. Pr.
Bei pathologisch-anatomischen Untersuchungen des Auges, die
ich unter der gütigen Leitung von Herrn Prof. Leber anstellte, lernte
ich eine auffallende Eigenschaft einiger An i lin far bs toffe
kennen, die meines Wissens bis jetzt noch nicht bekannt ist.
Fuchsin, Anilinblau, und das von JÜRGENS (Virch. Arcb. Band
XXV pag. 189) empfohlene Jodvioiett tingiren die markbal-
tige Nervensubstanz sehr intensiv, während sie die degene-
rirteu Nerven viel schwächer, das Bindegewebe überhaupt nicht
färben. Wenn auch diese Farbstoffe das Goldchlorid als Reagens
auf normale Nervensubstanz nicht ganz zu ersetzen vermögen, so
dürften sie doch nicht ohne Vortheil da angewandt werden, wo es
>0»
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148
Tukitül, Resctiou dar mKrkhaltigen Nei veufaaern.
darauf ankommt, schnell die raarkhaltige Nervensubstanz zur deut-
lichen Anschauung zu bringen, denn man kann mit ihnen inner-
halb einiger Minuten ein brauchbares Präparat herstellen. Dazu
kommt noch, dass das Goldchlorid an lange in MüLLERscher Flüssig-
keit erhärteten Nerven nicht verwerlhet werden kann, da es von
ihnen nicht mehr reducirt wird; die genannten Anilinfarbstoffe,
welche die nervösen Theile tingiren, habe ich selbst an solchen
mit Erfolg gebraucht, die drei Jahre in MÜLUCü’scber Flüssigkeit con-
servirt worden waren.
Das genauere Verfahren ist folgendes: Man legt z. B. einen
möglichst feinen Querschnitt eines partiell degenerirten N. opticus un-
gefähr eine Minute lang in eine sehr stark verdünnte Jodviolett-
Lösung, die einen Tropfen einer einprocentigen Lösung dieses Farb-
stoffs auf je ein Ccml. aq. dest. enthält. Das Präparat wird dann
sorgfältig in aq. destiil. ausgespült und zur mikroskopischen Unter-
suchung in Glycerin eingebettet. Hierbei bietet sich nun ein sehr
zierliches Bild dar: die normalen Nervenbündel treten in lebhaft
blauvioletter Farbe neben den hellgelb erscheinenden Bindegewebs-
balken sehr deutlich hervor, die degenerirten Theile zeigen ebenfalls
eine violette Tinktion, jedoch von bedeutend geringerer Intensität
als die roarkhaltigen. Die Gefässwandungeu erscheinen meist hell-
violett und können in den sie umschliessenden ßindegewebszügen bei
aufmerksamer Betrachtung erkannt werden. Was die Kerne anbe-
trifft, so halte ich es für einen Vorzug, dass sie bei der genannten
Behandlungsweise fast coustant ungefärbt bleiben; nur in sehr
wenigen Fällen nahmen einige von ihnen eine blasse Tinction an.
Bei längerer Einwirkung der stark verdünnten oder bei An-
wendung einer etwas concentrirten Lösung kann man die Gefäss-
wandungen und die Kerne intensiv färben. Bei Untersuchungen von
grau degenerirter Nervensubstanz ist jedoch das beschriebene Ver-
fahren desshalb vorzuziehen, weil man mit den gewöhnlichen
schwachen Vergrösseruugen intensiv gefärbte Kerne und uormalc
Theile der Nervenbündel leicht verwechseln und so einen zu ge-
ringen Grad von Atrophie annehmen kann.
Nach fast 10 Minuten langer Einwirkung der stark verdünnten
Jodviolett- Lösung blieb die ScHWANN’sche Scheide an frischen, dem
Frosche entnommenen Nerven fast ganz ungefärbt; die Axcncyliuder
eines erhärteten menschlichen Rückenmarks nahmen eine Färbung
an, deren Intensität von der Dauer der Einwirkung abhing, aber
stets relativ gering blieb; am stärksten wurde die Markscheide
tiogirt.
Eine gesättigte wässrige Fuchsin-, und eine sehr schwache al-
koholische Lösung von Anilinblau färben nach einer Einwirkung
von 1 — Ü Minuten die normale Nervensubstanz intensiv rotli, fast
purpur, beziehungsweise dunkel gruublau, die degeuerirte in dem
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Haas, link «drehende Sabstnnr im normalen Harn. 149
selben Ton, aber weniger stark, während die Bindesubstanz hell
gelblich erscheint; die Kerne werden dabei nicht tingirt.
Leider lassen sich die betreffenden Präparate, wenigstens die
mit Jodviolett gefärbten, nicht, in Firniss aufheben, da bei der Be-
handlung mit Alkohol und Terpentinöl Entfärbung eintritt; über die
Erhaltung der Tinction an Glycerinpräparaten lässt sich bis jetzt
noch kein Urtheil abgeben. — Ob andere Aniiiufarbstoffe ähnliche
Eigenschaften, wie die genannten, besitzen, habu ich bis jetzt noch
sicht versucht.
Eine linksdrehende Hubstanz im normalen Harn.
Von llr. Hermann Haas, Assistent an der 1. ined. Klinik iu Prag.
Die Angabe von Dr. v. Mering (Cbl. 1875, No. 55), dass im
Harn von Kaninchen, welche mit Nitrobenzol vergiftet worden sind,
eine lioksdrehende Substanz auftritt, veranlasst mich zu folgender
Mittheiluug: Eiweiss- und zuckerfreier Harn vom Menschen wendet
Hei saurer Reaction constant, unabhängig vom Alter und Geschlecht,
Lebensweise und Gesundheitszustand die Ebene des polarisirteu
Lichtes nach links ab. Unter sehr vielen Harnen, welche ich
untersucht habe, hat nur einmal der Morgenharn eines 6jährigen
Mädchens diese Eigenschaft nicht besessen, während sich der au
demselben Nachmittage von dem Kinde gelassene Harn wieder als
imksdrehend erwies. Die Drehung des frischen Harnes ist eine so
geringe, dass sie jedenfalls wegen der Eigeufärbuug dos Harnes bei
der Untersuchung mit dem VENTZKE-SoLEll/schen Apparate der
Wahrnehmung schlechterdings entgeht. Mit dem \Vu.D'schen Polari-
strobometer wurde im 1 Deciineter langen Rohre eine Drehung von
-3' bis — 10' beobachtet. Der Nachtharn dreht weniger stark als
der Nachmittagsharn.
Ueber die Eigenschaften der drehenden Substauz habe ich bis
jetzt Folgendes ermittelt: Die Substanz zeigt ihre drehenden Eigen-
schaften in saurer, neutraler und alkalischer Lösung. Macht man
jedoch den Harn durch Ammoniak oder kohlensaures Natron stark
alkalisch, so wird die Flüssigkeit optisch inactiv, auch wenn sie
zuvor entsprechend eingedanipft worden. In den eventuell dabei
entstandenen Niederschlägen ist die Substanz nicht enthalten. Säuert
mau die Lösuugcu (eventuell Filtrate) wieder an, so drehen sie
wieder links.
Die Substanz ist nicht flüchtig. Dampft man den Harn ein,
so nimmt die Stärke der Drehung mit der Coucenlration zu. Das
Destillat ist optisch inactiv.
Alcohol nimmt aus dem zur Syrupconsisteuz eiugedamptten
Harne die drehende Substanz auf.
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150
Abhold, KitUnbatan* der Endothelien.
Tbierkohle hält beim Entfärben der eingedampften Harne durch
Filtration einen Theil der drehenden Sustanz zurück. Ein solcher
eingedampfter Harn, welcher nach theilweiser Entfärbung mit basisch
essigsaurem Blei eine Drehung von —21,7' zeigte, drohte nach
6maligem Filtriren durch Kohle — 12, 5‘, nach 12maligem F’iitriren
— 9,8'. Durch destillirtes Wasser lässt sich die drehende Substanz
wieder aus der Kohle auswaschen. Das Waschwasser zeigte eine
Drehung von — 2,9'.
Basisch essigsaures Blei fällt die Substanz nicht; man kann
sich desselben ebenso wie der Thierkohle zum Entfärben der Harne
bedienen und diese so der Untersuchung durch den Apparat von
Vkntzkk-Soleil zugänglich machen.
Fällt man aus e:ncr mit Bleiessig versetzten Lösung der Sub-
stanz das überschüssig. Blei mit Ammoniak oder mit Schwefelsäure
aus, so wird auch die drehende Substanz mit niedergeschlagen ; das
Filtrat zeigt keine Drehung mehr. Zerlegt man den in Wasser
suspendirten Bleiniederschlag mit Schwefelwasserstoff, so geht gleich-
wohl die drehende Substanz nicht in Lösung. Siedendes Wasser,
noch leichter aber Alcohol, nimmt dagegen aus dem Schwefclblei
eine Substanz auf, welche nun rechts dreht.
Die aus dem Schwefelblei gewonnenen Lösungen lösen nach
dem Zusatze von Natronlauge viel Kupferoxyd, ohne es in der
Wärme zu reduciren und färben sich mit Salpetersäure und Natron-
lauge braungetb.
Ich werde diese im med. ehern. Laboratorium unserer Univer-
sität ausgeführten Versuche zur Isolirung dieses Harnbcstainltheils
fortsetzen und behalte mir die weitere Untersuchung aus-
drücklich vor.
J. Arnold, lieber die Kittsnbstanz der Epithelien. Virch. Arch.
LXIV. 8. 203.
Bei Gelegenheit von Injectionen in das Blut- und Lymphgetäss-
system machte A. die Wahrnehmung, dass an vielen mit Epithel
überkleideten Häuten (dos Gaumens, der Zunge, des Darmes, der
Schwimmhaut etc.) die Injectiousmasse in der Richluug der zwischen
den Epithelzellen gelegenen Kittsubstanz vordriugt und dass auf
diese Weise eine mehr oder weniger flächenartig ausgedehnte Zeich-
nung zu Stande kommt, welche aus regelmässig netzförmig ange-
ordneten an der Stelle der Kittleisten gelegenen blauen Linien be-
steht, zwischen denen je eine Epithelzelle gelegen ist. Zu densel-
ben Zeichnungen gelangte Thoma, wenn er in das Blut indig-
schwefelsaures Natron infundirte. Die anatomischen Resultate der
mit Thoma gemeinsam ausgefübrten Untersuchung fasst A. zusammeo,
während Th. über den physiologischen Theil berichtet. An der ein-
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Mkyku, quergestreifte Muskeln.
151
schichtigen Epithelialbekleidung der papilientragenden Fläche der
Froschzunge findet sich zwischen den Epithelzellen eine flüssige oder
tähweiche Masse, welche deren seitlichen und basalen Theil um-
giebt, ferner konnte deren Zusammenhang mit einer im Saftkanal-
system der Schleimhaut gelegenen Substanz nachgewiesen werden,
endlich drang bei Ausspritzungen der Blutgefässe die lojections-
ms3.se durch das Saftkanalsystem der Schleimhaut zu deren
Oberfläche und verbreitet sich zwischen den Epithelzeileu an der
Stelle der sogenannten Kittleisten so regelmässig, dass an Flächen-
bilderu netzförmige Zeichnungen zu Stande kamen, während man
an Durchschnitten die Localisirung dieser Netze in den Kittleisten
und ihren Zusammenhang mit dem injicirten Saftkanalsystem der
Schleimhaut und der im Gefäss gelegenen Injectionsmasse nach-
weiseu konnte. Auch an der glatten Fläche der Froschzunge
erhielt A. das gleiche Resultat. Die Drüsen der Froschzunge
erwiesen sich mit einem einschichtigeu, nicht wimpernden, eylindri-
s-'hen Epithel ausgestattet. Zwischen den Zelleu derselben ist eine
lichte Substanz gelegen, welche dieselben an der Basis umgiebt,
dagegen die Stellen, an denen die Zellen der Membrana propria
aufsitzen, frei lässt, so dass eine netzförmige Anordnung der auf der
Membrana propria gelegenen Kittsubstanz zu Stande kommt. Bei
der Injection der Blutgefässe tritt die Injectionsmasse aus diesen in
das Saftkanalsystem des den Drü-sensehlauch umhüllenden Binde-
gewebes aus. Ausserdem dringt aber die Injectionsmasse zwischen
den Epithelien vor und kommen dadurch Zeichnungen zu Stande,
die iu ihrer Gonfiguration den an dem nicht injicirten Präparate
nachweisbaren Theilen der Kittsubstanz entsprechen. Auch am ge-
schichteten wimpernden Epithel konnte A. die Existenz einer zwischen
den Zellen befindlichen Substanz und das Eintreten der InjectionB-
uiasse vom Gefäss aus durch das Saftkanalsystem der Schleimhaut
zwischen die Epithelzellen nachweiscn. A. kommt zu dem Resultat,
dass auch bei deu Drüsen das intraalveoläre Gerüst und das auf
Membrana propria gelegene Bälkchennetz als ein zusammenhängen-
des Ganze betrachtet werden müsse, dem die Bestimmung zukommt,
das tragende Gerüst für die Drüsenzellen abzugeben, das aber
ausserdem die Bahnen darstellt, iu denen das der Zelle zuzufübrende
Ernahrungsmaterial sieb findet. Löwe.
E. Meyer, Ueber rothe und blasse quergestreifte Muskeln.
RticasHT's ft dc Bois’» Arcb. 1875. S. 217.
M. fand, dass die Primitivbündel des rothon Semitendinosus
deutlich dicker waren, als die Fasern des blassen Adductor. Wäh-
rend auf dem Längsschnitt 10 Fasern des Seruitondinosus im Ge-
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152
Mktkh, quergestreifte Muskeln
sichtsfelde lagen, kamen vom Adductor 16—20 darauf. Die Korne
der Fasern des rothen Semitendinosus waren bei Weitem zahlreicher
und breiter, als die des blassen Adductor. Bei jenem kommen
5 Kerne auf jeden Faserquerschnitt, beim Adductor nur 2. Auch
zeichnen sich die Capillaren des Semitendinosus durch kleine An-
eurysmenbildungen aus. Es lag die Vermuthung nahe, dass alle
rothen Muskeln des Kaninchens denselben Bau wie der Semitendi-
nosus hätten; doch bestätigte sich dieses nicht. Dadurch war be-
wiesen, dass der Grund der Verschiedenheit des Semitendinosus vom
Adductor nicht derselbe sei, welcher den Unterschied der rothen und
weissen Muskeln des Kaninchens überhaupt bedinge. Es müsse sich
um besondere Beziehungen des Semitendinosus zum Adductor
handeln, welche zwischen letzterem und den übrigen rothen Muskeln
nicht statttiuden. Derartige Beziehungen konnten aber nur in
Factoren liegen, welche nicht allein beim Kaninchen vorhanden sind,
sondern der gauzen Familie der Nager angehören. Es fand sich(
dass die Verschiedenheit des Semitendinosus und Adductor des Ka-
ninchens nicht zugleich besondere Eigentbümlichkcit aller Nager sei,
sie findet sich nur noch beim Meerschweinchen Da nun Kaninchen
und Meerschweinchen den anderen Nagern gegenüber das Gemein-
same haben, dass sie nicht wild leben, sondern gezüchtet werden, so
glaubt M. den Grund der theilweisen Farbenveränderung der Muskeln
in der vermöge der Züchtung mangelndeu Bewegung der Thoile
suchen zu dürfen. Von diesem Gesichtspunkt aus musste sich nach-
weisen lassen, ob nicht noch andere Thiere, welche einen ähnlichen
Züchtungsprocess durchgemacht haben, Farbenunterschiede zeigen.
In der That finden sich beim Haushuhn ähnliche Verhältnisse, na-
mentlich was den Unterschied der blassen und rothen Muskelfasern
anbetrifft. Electrische Reizungen ergaben, dass der Semitendinosus
des Kaninchens schon unter Umständen in völligen Tetanus über
geht, unter denen der Adductor noch deutliches Zittern erkennen
lässt. (M. inacht bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, dass
sich in der ersten Mittheiluug Ranvier’s über den gleichen Gegen-
stand wahrscheinlich ein Druckfehler eingeschlichen hat, indem
Ranvier überall Secundc statt Minute schreibt). Ucbrigens ist die
physiologische Reaction keine den rothen Muskeln des Kaninchens
allgemein zukommende, sondern nur dem Semitendinosus eigenthüm-
lieh. Der Semitendinosus muss also eine Verwendungsweise haben,
welche von der der der übrigen Muskeln des Kaninchens abweicht
und glaubt M., dass dieser Muskel wegen seiner beständigen Be-
schäftigung und Anspannung beim lebenden Kanineben die Fähigkeit
verloren hat, rasch aus einem Zustand in den andern überzugehen.
Mithin werden die Divergenzen zwischen blassen und rothen Muskeln
zum Theil erst durch verschiedenen Gebrauch derselben erworben
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Fei.lukr, Entwickelung der Cloake.
153
und sind bei verschiedenen Hausthieren erst vermöge der Züchtung
und mangelnder Bewegung hervorgerulen. Löwe.
L Fellner, Beitrag zur Lehre von der Entwickelung der
Kloake. Wiener äitsnngsber. LXXI. 11 8.
F., ein Schüler Schexk’s, kommt zu dem Resultat, dass bei
den Knochenfischen derjenige Abschnitt des Darmendes, welchen
man allgemein als die Kloake auflasst, weder vom äussern noch vom
innern Keimblatte allein, noch von beiden zusammen ausgekleidet
ist, sondern die Auskleidung der Kloake besteht aus Epithelial-
Rebilden, die dem Darmdrüsen blatte und den» mutorisch-gcrminativeu
Blatte angehören. Jede dieser Zellenlagen, wie sie aus dem ent-
sprechenden Keimblatte stammen, kleidet nur einen bestimmten Ab-
schnitt der Kloake aus, ohne dass eine Uebereinanclerlagerutig von
Zellen zu Stande käme, wodurch man ein Incinandergreifen der ver-
schiedenen Strata von auskleidenden Elementen beobachten könnte.
Dagegen sicht man während eines bestimmten Zeitabschnitts in der
Entwickelung, dass die beiden Zellenlagen aneiuanderstossen. Die
Grenze, wo sie sich berühren, ist dadurch auffällig, dass jene Ge-
bilde, die dem Darmdrüsenblatte entstammen, als Cylinderepithelien
höher sind, als die Elemente des mittleren Keimblattes. Während
früherer Entwicklungsstadien ist an der Grenze der beiden erwähn-
ten Zellenlagen eine Verengerung des Lumens sichtbar, indess
später, bei stattgehabter Formänderung der Kloake, die Verengerung
schwindet. Dagegen ist die Grenze, selbst bei geschwundener Ver-
engerung, noch immer erkennbar. Man kaun mit Rücksicht auf
die Epithelauskleidnng und deren Abstammung aus der Kcimanlage
w der Kloake — (der Vereinigungsstelle des Darmtractus mit dem
Urogenitalsystero) — Anfangs zwei gesonderte Regionen unterschei-
den. Die eine enthält das Epithel des Darmdrüsenblattes und bildet
eine Fortsetzung des Darmtractus. F. bezeichnet dieselbe als Regio
intestinalis. Die andere stellt die Fortsetzung der auskleidenden
Elemente der WOLFF’sehen Gänge dar und bezeichnet F. sie als
Regio urogenitalis der Kloake. Der erstere Abschnitt liegt ventral,
der letztere dorsal. Die Regio intestinalis bildet den kleineren, die
Regio urogenitalis den grösseren Abschnitt der Kloake. Bei den
Knorpelfischen (Torpedo marin., Mustelus vulgaris) kann Vf. nach-
weisen, dass der urogenitale Abschnitt der Kloake in « er Papille
verborgen liegt. Jene Stelle, an welcher die (länge ausmünden,
kann als die Grenze zwischen Urogenitalregion und Intestinalrcgion
der Kloake bezeichnet werden. Den Anus sah F. in derselben Weise
sich entwickeln wie Gasser und Bornhaupt denselben beim
Hühnchen beschrieben haben. Man sieht uämlich, dass das innere
und äussere Keimblatt sich an einer unscheinbaren Stelle berühren,
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154
Bochhols, Antineptic« und Bacterien.
bei vollständigem Schwunde des mittleren Keimblattes an dieser
Stelle. Ein stattgehabter Durchbruch der sich berührenden Zellen-
massen bringt das äussere und innere Keimblatt mit einander in
directon Zusammenhang, worauf die Bildung des Anus als vollendet
zu bctrachteu ist. LOne.
L. Buch holt/., Antiseptica und Bacterien. Arcb. f. oiper. Patboi.
etc. IV. S. 1.
Die bisher über den Einfluss antiseptischer Mittel auf Bactcrien-
ent wicklung Angestellten Untersuchungen leiden nach Vf. 1) an dem
Fehler, dass die Entwicklung anderer Pilze, welche theilweise den
Bacterien feindlich sind — Schimmelpilze — nicht ausgeschlossen war,
2) dass ein zu complicirtes Material als Medium zur Entwicklung
der Bacterien angewendet und endlich, dass als Criterium für die
Einwirkung des Mittels die Bewegungsfähigkeit der Bacterien ange-
nommen wurde. Die Annahme ist aber unstatthaft, da die Bewe-
gung fast erloschen sein kann, ohne dass das Leben, die Fort-
pflanzungsfähigkeit Schaden gelitten hat. Vf. wählte in seinen Ver-
suchen als Medium für die Bacterien PASTKUß'sche Lösung in einer
noch etwas vereinfachten Form (100 ccm. Wasser, 10 gm. Rohr-
zucker, 1 gm. weinsaures Ammoniak, 0,5 phosphors. Kali). Andere
Organismen als die gewünschten wurden dadurch ausgeschlossen,
dass die Flüssigkeit frei von Keimen angewendet, mit den betreffenden
Bacterien geimpft und dann Zutritt anderer Keime durch Abschluss
verhindert wurde. Das Ausgangsmaterial erhielt Vf., indem er ge-
wöhnlichen Rauchtaback mit destillirtem Wasser übergoss: nach \
einigen Tagen trat in dieser Flüssigkeit reichlich Micrococcus und
Microbacterium auf. Vf. stellte Versuche in 2 Richtungen an :
1) Wurden die betreffenden antiseptischen Mittel in Lösung zu einer
reichlich mit Bacterien erfüllten Flüssigkeit gesetzt und festgostellt,
wie gross der Zusatz gemacht werden müsse, damit die in ihr ent-
haltenen Bacterien das Fortpflanzungsvermögen einbüssen. Zu diesem
Zweck wurden Tropfen des Gemisches mit den nöthigen Cautelen zu
Nährflüssigkeit binzugesetzt. 2) Wurde Nährflüssigkeit mit wech-
selnden Mengen der Antiseptica versetzt und alsdann mit einigen
Tropfen des bacterienhaltigen Tabackinfuses gemischt. Ob Bacterien-
ent wicklung eintrat oder nicht, erschlieast Vf. daraus, dass sich in
ersterem Fall die früher klare Flüssigkeit trübte, in letzterem nicht.
Viele der Mittel wurden nach beiden Richtungen geprüft: regel-
mässig ergab sich dabei, dass mehr des Antisepticum nötbig war,
um die Bacterien zu lödten, als um die Entwickelung zugesetzter zu
verhindern, nur die Schwefelsäure erfordert im letzteren Fall sogar
etwas mehr.
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Ki.uk, Histologie der Schafpocken.
155
Mit Fortl&ssung einiger weniger wichtigen Mittel ergiebt sich
folgende Tabelle:
ßacterienent wicklung
hindern
bei 1 :
Fortpflanzungs-
vermögen vernichten
bei 1 :
Sublimat
20000
Chlor
25000
Thymol
2000
Jod
5000
Benzoesaurea Natron
2000
Brom
3333,3
Kreosot
1000
Schweflige Säure
666,6
Benzoesäure
1000
Salieylsäurc
312,5
Salicylaäure
666,6
Benzoesäure
250
do. Natronsalz
250
Thymol
200
Car boisäure
200
Schwefelsäure
161,3
Chinin
200
Kreosot
100
Schwefelsäure
151,5
Carbolsäure
25
Borsäure
133,3
Alcohol
4,5
Kupfervitriol
133,3
Salzsäure
50
Alcohol
50
Der Einfluss dieser Mittel in der angegebenen Conoenlratiun
gilt natürlich nur für die in PASTKUK’seher Lösung befindlichen
Bacterien. E. Salkowski.
Kleis, On the pathology of sheep-pox. Quart. Journ. of micr. ae.
1875. 8. 229-243.
K. bat gesunden Schafen Schafpockengift (thcils unverdünnt,
theils mit halbprocentiger Kochsalzlösung verdünnt) tropfenweise
mittelst einer PßAVAZ’schen Spritze an verschiedenen Stellen unter
die Haut injicirt und die in Folge davon entstehenden (primären)
Pockenpusteln in ihren verschiedenen Stadien microscopiseb unter-
sucht. Auch gelang es K. an denselben Schafen eine allgemeine
Pockeneruption hervorzubriugen, wenn er mit Kochsalzlösung ver-
dünntes Schafpockengift in die Vena rnammaria externa injicirt.
Wurde diese Injection gleichzeitig mit der subcutanen Inoculation
vorgenommen, so erschienen die (primäreti) Inoeulationspocken am
3., die ersten (secundären) Pocken der Aligemeineruption am 6. Tage.
Ebenso wie die primären wurden die secundären Pockenpusteln mi-
cruscopisch untersucht.
K. beschreibt zunächst die geformten Bestandteile, die er in
dem ursprünglich angewandten (ans Breslau von CüUN bezogenen)
Schafpockengift nachweisen konnte. In gleicher Weise beschreibt er
dann die microscopischen Bestandteile der Lymphe aus den durch
dieses Gift erzeugten Pockenpusteln. Als Resultat dieser beiden
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156
Wemb, Stenose der PulraonarArterten.
Untersuchungen ergiebt sieb, dass als das characteristische Form-
eleiuent der activcn Schafpockenlympho kleine sphäroidc Körperchen
von starkem Lichtbrcchungsvermögeu anzuseheu sind, welche ent-
weder eiuzeln oder zu Ketten angeordnet Vorkommen können.
Die in Folge der Inoculation stattfiodende Entwickelung der
primären Pocke zerfällt naturgeruäss in 3 Stadien. Das erste
Stadium ist characterisirt durch die Verdickung der Haut, welche
oberhalb eines schnell sich vergrössernden aber stets wohlbegrenzten
Bezirks stattfindet, ln dem zweiten Stadium bilden sich in dem
Rete Malpighi blasige Höhlungen (die sogen. Zellen der älteren
Autoren), welche eine klare Flüssigkeit enthalten, in der früher oder
spater vegetabilische Formclementu aus dem Pockcugifl zur Ent-
wickelung gelangen. In dem dritten Stadium füllen sich diese
Höhlungen mit Eiterkörperchen au.
Der Process beginnt in dem Rete Malpighi und in dem Papillar-
körper der Haut. In dem erstcren werden die Zellen grösser und
erscheinen deutlicher begrenzt; ihre Kerne zeigen gleichfalls ent-
sprechende Veränderungen. Im Papillarkörper scheinen die Papillen
vergrössert und es prolifcriren die Endothelien ihrer Blutcapillarcu.
Darauf erweitern sich die Lymphgcfässe der Haut, ihre Wandungen
werden deutlicher und in ihrem Innern treten Wanderzellcn und ein
coagulirtem Plasma ähnliches Material auf. Am dritten Tage nach
dem ersten Erscheinen der Pocke wird dieses Material der Sitz
einer lebhaften Vegetation des Pockengiftes und das ganze Material
wird in eiue filzartige Masse von (einen Filamenten u. s. w. ver-
wandelt. Während diese Veräudesungon in den Lymphgefässen der
Cutis vor sich gehen, beginnt auch die Blasenbildung im Rete Mal-
pighi. Diese Blasen nehmen immer mehr und mehr an Grösse zu,
um endlich zu coufluireu uud grössere seröse Höhlungen zu bilden,
in denen daun ganz ähnliche Vegetationen wie in den Lymphge-
fässen aultreten. Den Schluss des Processes bildet die Vereiterung
der ganzen Pocke.
Die (seeuudären) Pocken der Allgemeiueruption zeigen das
gleiche anatomische Verhalten wie die (primären) Inoculationspocken,
mit nur untergeordneten Verschiedenheiten, die im Oiiginal nachzu-
luseu sind. Boll (Rum)
S. Wciss, Ueber einen Fall von angeborener Stenose der Pnl*
inonalartcrie. Duell. Arch. f. kirn Med. XVI. 8. 379.
Die Beobachtung betrifft einen sechsjährigen Knaben, welcher
wärend des Lebeus die tür Pulmonalssteriose charakteristischen Krank-
heitszeichen darbot. Bei der Sektion fand man folgende überaus
interessanten Veränderungen: Der rechte Ventrikel erheblich dilatirt
uud bypertophirt. Die Aorta zeigte ein auffällig weites Lumeu, ebeu
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Locnisi, traumatische Riiokurimarkserweicbung. 157
wie bei einem Erwachsenen. Das forainen ovale ist etwa I Cm. im
Durchmesser, doch wird nie grössere Hälfte der Oeffnung durch
eine halbmondförmige Membran gedeckt. Das septum ventriculoruiu
wölbt sich in den linken Vertrikel hinein, schliesst aber oben mit
dnera halbmondförmigen Wulst ab, so dass hier eine Communication
zwischen rechter und Imker Herzkammer besteht. Oberhalb dieser
Verbindung findet sich das Ostiuiu der Aorta, welche letztere nur
zunt kleinem Theil, dem linken, zum grösseren dem rechten Ven-
trikel angehört. Ein conus arteria pulmonalis ist kaum vorhanden.
Man findet an seiner Stelle eine kleine Oeffnung, tim welche das
Endokard getrübt lind verdickt ist, und durch welche man nur eine
feine Horste in die Pulinoualartcrie verschieben kann. Die arteria
pulmonalis besitzt zwei, aber ziemlich grosse Klappen. Die Pultno-
naiarterie und ihre Aeste sind weit. Der duettts Bot&lli erschien
fast vollkommen geschlossen. Die Füllung der Lumgen mit Blut
musste naturgemass von der Aorta aus vor sich gehen, konnte aber
nicht durch Vermittlung des doctus Bolalli zu Stande kommen. Sie
geschah von einer umfangreichen anomalen Arterie aus, welche links-
seiw dicht über dein Zwerchfell ihren Anfang nahm und der linken
Lunge zustrebte. Sie drang von hinten und unten an der Basis des
Lingenkegels iu deu untern linken Lungenlappen ein und bildete
hier ein Gefüssne.tz weiter Arterien. Mit ihnen schienen Eudäste der
linken Pulmonalarterie zu anastamosiren, so dass von hier aus das
Blut rückläufig iu die übrigen Lungenpartien und auch in die rechte
Lunge hineinströmen konnte. Eichborst
Lockner, Zwei Fälle traumatischer Rückenmarks- Erweichung
ohne äussere Verletzung. Bayer. int bi. i87&. No. 12.
Ein Ü3jäliriger Mann fiel mit dem Kücken gegen einen Stein
aufschlagend zu Boden. Er konnte noch eine V* Stunde weiten
Weg zurück legen, aber trotz grossen Harndrangs kein Wasser lassen.
Spater träufelte der Urin ab; trotzdem musste aber während der
vier Wochen dauernden Krankheit dauernd catheterisirt werden.
Ausser verschiedenen hier weniger intercssirenden Urgauveränderuu-
gen fand sich in der Leiche bei intacten Kückeum ukshäuteti eine
breiige Erweichung des Rückenmarks in seiner ganzen dem 8 — 9
Brustwirbel entsprechenden Dicke.
Ein 35jiihriger kräftiger Mann ging bei Blatteis einige Stein-
Kufen in seinen Hof hinab und wurde kurz darauf todt liegend ge-
tunden. Am Hiuterkopf fand man eine 3 Cm. lange Hautwunde.
An mehreren Stellen der Hirnpia befanden sich Hämorrhagien, eine
erbsengros.se Stelle der grauen Substanz des rechten Vorderlappcns
*ar blanroth gefärbt. Das Gewebe der Med. obl. war weich, mit
»tecknadelknopfgrossen Blutextravasaten durchsetzt. Das Rüeken-
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158
Wcbhicrx. K<ili.msnr. Adameirwicz.
«
mark in der Höhe de* 6. Halswirbels von rechts und hinten her
quer eingeritsscn, sodsss mehr als die Hälfte des Marks durchtrennt
war. Das Gewebe erschien hier breiiß weich und der Stelle ent-
sprechend fand sich ein massiger Bluterguss in den Riickenmarks-
häuten. Auch das Zellgewebe im hinteren Thoraxraurn auf der
Vorderseite der Wirbelsäule war mehrfach mit Blut dnrchtränkt. Die
Wirbel waren intact. Bernhardt.
C. Wernicke, Das Urwimlungssystem des menschlichen Gehirns.
Areb. f. Paych. otc. VI. 8. 298.
Auf Grund der Untersuchung von Affengehirnen macht W. auf eine den vor-
dem ansteigenden Schenkel der zweiten Scbläfewiudung von hinten begrenzende
Furche aufmerksam. Sie entspricht der vorderen Occipitalfurche des Affengebims
und stellt die Grenze zwischen Stirn und Hinterbauptslappen dar. Auch zwischen
Occipital- und Schlüfelappe» findet sich eine der uotern Occipitalfurche der Affen
aualoge Grenze an der menschlichen Convexität. In diesen Grenzen ist dann der
Hinterhauptslappen etwa von derselben relativen Grösse wie beim Orang nud
Chimpanse, also durchaus nicht verkümmert. W. macht anf die Bedeutung der
IJeherbröckungen gewisser Furchen, die Am Affengebirae constant sind, aufmerksam,
namentlich seien mehrfache Ueberbrückuogen der Interparietalfurche sichere Zeichen
einer hoch stehenden Gebimentwicklung. Löwe.
Kollmann, Ueber den Einfluss des Wassers auf die rothen
Blutkörperchen des Frosches. München, aead.sitaungsber. ih73 s. 348.
Läuft mau Froschblut iu ein halb mit Wasser gefülltes Uhrschälcbeu tropfen,
so schrumpfen die Blutkörperchen zusammen nnd verharren mehrere Tage im Zu-
stande der Schrumpfung. Sehr häufig geschieht dies so, dass der Farbstoff nach dem
Centrum zurückgedrängt ist uud nur gelbliche Strahlen gegen den bellen Rand ge-
richtet sind. K. erklärt diese eigentümliche Erscheinung durch die Annahme einer
Gerinnung des eiweissartigen Stromas der Blutkörperchen bei der Berührung mit
Wasser. Löwe.
A. Adamkiewicz, Kittschichten in den Wandnngen der Gefässe.
Arch. f. inicr. Auat. XI. 8. 282.
Nach Silberimprägnation frischer Arterien oder Venen vom Kaninchen tritt
der Regel nach auf der Innenfläche der Gefässe unter der bekannten Moaaik der
Endothelien noch ein zweite« Lager brauner Silberlinien auf. Sie durebzieben ala
dicht gedrängte Streifen die Qefäsawand in der Tiefe und beben sieb um ao
schärfer gegen die Zeichnung der Endothelien ab, ala aie deren znr Gefässaxe
IKngageatellten ovalen Felder faat rechtwinklig krenzen. Die groaae Mannigfaltig,
keit ihrer C onfiguration gestattet aie nnr ala unvollkommene, regellose and lang-
masebige Netze zn beschreiben, die durch eine spitzwinklige Verzweigung der
braunen Stränge entstehen und sehr schmalen, langgedrehten nnd unregelmäsaig
begrenzten Quersonen zwiachen ihren dnnklen Einfassungen Raum lassen.
Am besten gelingt die Darstellung dieser Zeichnungen an den grossen,
weniger gut an den kleineren Gefässen, besser an den Arterien als an den Venen.
Die Lage dieser Silbernetze ist, wie A. durch Zerznpfnng ermittelt hat,
(wischen der Tnuica mnscnlaris und der Membrana fenestrata. Es sind Gerin-
nungen erzeugt durch das Silbersals in einer hier befindlichen eiweisshaltigen
Schicht, die als Kitt die elastische Membran mit der benachbarten Media verklebt.
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pg&p*. •*
RaBUTKAU. Rajswsky Rhdinqrr. Klemm.
159
Die groBfte Beständigkeit in der Anordnung und Querstellung dieser Silberalbninin-
fUden erklärt A. n ns der natürlichen Tendenz ausgeschnittener Gefässe, sich vor-
süglicb der Länge nach zu verkürzen. Boll (Rom).
Rahuteau, De l’action da Ter nur lu nutritiou. Compte» rendus.
LXXX. 1169.
B. führte an 16 Tagen eine möglichst gleiche Diät; in der mittleren Periode
Ton 5 Tagen nahm er 0,12 Eisenchlorür pro Tag. Im Mittel wurden für die Harn-
meuge etc. folgende Zahlen erhalten:
Harnmenge.
Acidität.
Feste Substanzen.
Harnstoff.
I. Periode
1319 ccm
1,37
49,41
18,07
*• „
1230
1,69
52,51
20,23
*• „
1223
1,49
51,74
18,22.
Die Schlussfolgerungen ergebe
en sich von
selbst.
E. Salkowskl.
Are. Rajewsky, lieber da» Vorkommen von Alcokol im Or-
ganismus. PflI'ueb’s Arch. IX. S. 122.
Vf. versuchte den Verbleib eiugespritzten Alcobols festznstellen nod bediente
sich zum Nachweis von Alcohol im Destillat der betreffenden Gewebe der Likben'-
seben Jodoformreaction. Ks stellte sieb bald heraus, dass diese Reaction für den
beabsichtigten Zweck nicht brauchbar sei, da die Destillate aller Organe und Ge-
webe auch im normalen Zustand Jodoform geben. Das Destillat aus einer grösseren
Menge Pferdefleisch, wiederholt rectificirt, bildet an der Luft Aldehyd; es scheint
also Alcohol in den Geweben präformirt zu sein oder sich bei der Destillation zn
bilden. E. Salkowskl.
Riedinger, Zur Aetiologie der Schenkelhalsfracturen. Centmibi.
f. Cbir. 1875. No. 52.
R. giebt einen casuistiscben Belag für die Ansicht, dass viele Fracturen des
Schenkelhalses an seiner Insertion in den Trochanter nicht durch Gewalten ent-
stehen, die entweder in der Richtung des Schenkelhalses oder der Fotnurdiaphyxe
wirken, sondern Rissbrüche sind, bei denen durch Auspauneu des Lig. Bertiui,
Rückwärtsbeugeu dtt Stammes nnfl Auswärtsrollen des Scheukels die Linea inter-
trochanterica abgezogen wird.
Ein 60jäbriger Beamter rutscht auf der Strasse aus, sucht durch starkes
Ruckwärtsbengen des Oberkörpers das Gleichgewicht zu erhalten, fallt auf die
linke Seite nnd acquirirt eine rechtsseitig extracapsuläre Schenkelbalsfractur,
für deren Entstehung eben nur die angeführten Momente geltend gemacht werden
können. Wllh. Koch.
Klemm, Das Verhalten der Heiserkeit zur anatomischen Ur-
sache beim Stirn in bandcatarrh und seine Prognose. Archiv der
Hailk. XVI. 8. 423.
K. glaubt, d..s in gewissen Fällen ein Missverhältnis zwischen dem Qrade
der Heiserkeit nnd der durch das Laryngoscop sichtbaren Veränderung im Kehl-
kopf bestehe. Die Heiserkeit sei starker, wie es die sichtbaren Veränderungen er-
warten Messen nnd müsse durch Mitbetheiligung der Nerven erklärt werden 1) gegen
Ende gewisser Formen des primären Catsrrhs, 2) bei manchen Formen des chro-
nischen Catarrbs, 3) aber — nnd hierauf legt Vf. besonderen Nachdrnck — als
Vorläufer der Lnngenphthise und während des Verlaufs der Pbthisis pulmonum.
Was die Therapie anlangt, so empfiehlt er gegen Pbthisis das Tragen eines Respi-
rators, der mit dnreh Carbolsänre zn befeuchtender Watte gefüttert ist. B. Fränksl.
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160
▼. Merino, Abloirg Sl Tbipibb. Duncan.
Deutsche
v. Mering, Ein Fall von acuter Phosphorvergiftung,
Zeitachr. f. pract. Med 1875. No. 45.
Ans dieser eine 22jährige Patientin der FRKitiCHs’schen Klinik betreffenden
Beobachtung ist hervorzubeben, dass in dem vom 3, zum 4. Tage nach der Ver-
giftung in 24 Stunden eutleerteu Barn (1200 ccm.) 20,5 gm. Harnstoff nnd 1,34
Harnsäure, aber weder FleischmilchsHure, noch peptouartige Stoffe, noch Leucin
nnd Tyrosin gefunden wurden (Vgl. Cbl. 1871, 619). Der Urin war in der ganzen
ßeobachtnngszeit bis zum Tode frei von Zucker, obgleich Pat über 200 gm.
Traubenzucker eingenommen batte und gab keine deutliche Gallenfarbstoffreaction.
lu dein alcoholkcheu Leberextract konnte kein Zucker oaebgewiesen werden.
In einem anderen Fall von Phospborvergiftaog enthielt der Harn Fleiseh-
milcbsäure, aber wenig Harnstoff. .Senator
Arloing et L. Tripier, De» sections nerveuses dans les uevralgies.
Gaz. bebdorn. 1875 No. 35.
Kann man bei einer Neuralgie durch starke Compression eines „schmerzhaften
Punktes“ den Schmerz auf beben, so kann man mit Recht erwarten, dass eine Durch
sebneidung der Nerven sämmtliche direkten nnd indirecten (recurrirenden) von be-
nachbarten Nervengebieten her einstrablenden Aeste treffen und so zur Heilnug
führen wird. Hort der Schmerz aber nicht auf, so kann der 8itz der Affection
höher nach den Centren zu oder in ihnen selbst gelegen sein, oder die Affection
sitzt in den Ana«tomosen (den recurrirenden Aestun). — Dies wird man zu scbliesseu
berechtigt sein, wenn stärkerer auf die benachbarten Nervenäste ausgeübter Drnck
den Schmerz versebwiuden macht. Man bat also eventuell nicht nur die Durch -
sebueidung eines (des eben subjectiv schmerzenden), sondern auch aller benach-
barten sensiblen Nerven vorzuuehmen. Bernhardt.
A. Du neun, A cast* of triplets complicated with dupl« uterus.
Brit. med. Journ. 1876. No. 768.
Die betreffende Frau, FÜnfgebäreude, rief im 9. Schwangerscbaftsmonat deo
Vf. wogen ihres ungewöhnlich grossen Leibesumfangs und des beschwerlichen
Hängebauchs. Der Fundus uteri war durch eine bis mm Beckeneingang herab zu
verfolgende sagittale Furche, etwas nach links von der Mittellinie, iu 2 ungleiche
Hälften getbeilt, von deuen die linke die grössere zu sein schien. Beide Hälften
waren unabhängig vou einander zu bewegen, in beiden waren Herztöne. — Bald
darnach stellten sich Weben ein; es wurde sehr rasch ein erstes Kind ,,von etwa
6 Pfund" in Scbädellage geboren, 10 Miuuteu später ein zweites in Steisslage
„etwas unter 6 Pfund“, beides Mädchen mit „doppelter“ Placenta, die bald spootau
ausgestosseu wurde. Der rechtsseitige Tumor erschien nun leer und gut zusam-
mengezogen, der liuksseitige dräugte alsbald unter lebhaften „Nacbweheu“ herab
und kam fast hinter jenem zu liegen. 6 Stundet) später wurde nach kurzer Ge-
burtsarbeit das dritte Kind, ein Mädchen, in Scbädellage geboren, es wog mehr als
7 Pfund. Die Placenta folgte spontan Beide Uterushälften contrabirten sieb gut,
das Wochenbett verlief normal. Längere Zeit darnach war der Muttermund als
eine breite Furche sichtbar, über der unmittel bar das trennende Septum wahrzu-
nehmen war. Auch die Sonde kounte in beide Hälften eingeführt werden.
A. Martin.
Binaandungen fttr da« Centralblatt wolle man an einen der beiden Herauageber: Prof. Senator, 9
Berlin, (N.) Kratutnickstraaae 24, und Profeaaor Rosenlbai, Briangen, oder (unter Beiackluaa) an
die Verlagabandlang, Berlin (N.W.) unter den Linden 68, adreaairen.
Verlag von Auguat Ilirachwald in Berlin. — Druck von H. B. Hermann in Berlin.
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Wöchentlich erecbeineo
l— 9 Bogen : am Schlüsse
des Jahrgang* Titel, Na-
men- and Sachregister.
Centralblatt
für die
Preis des Jahrganges
SO Hark; sa beziehen
durch alle Bachbandlan-
gen and P ostans t alten«
Dr. J. Bosenthal,
Professor in Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
1876. 4. IVIfirz. No. 10.
Inhalts Köhler, S&licylsHure und Halicylsauros Natron (Orig.-Mittb.). —
Ditlsvskn, Nerven der Überbaut (Orig.-Mittb.). — Schultze, seeuudäre De-
generation des Rückenmark* (Orig.-Mittb.). —
Bütschli, Zelltheilung. — Cuccio, electriscbe Organe. — Cazbneuvb,
Hämatin. — Cohn heim & Litten, Embolie der Lnngenarterien. — Volk-
bann, cbirargische Beitrüge. — Krön lein, offene und autiseptische Wundbe-
handlung. — Hihbchbkro, Gesichts- und Blickfeldmessung. — Frankel, Harn-
stoffausscheidung bei Nephritis. — Dickinson, Chorea. — Erb, acute Spinal-
IXbmung. — Barwinkkl, Irradiation bei Nenritis. — Lübk, Typhuaepidemi©
durch Milcbgenusft. —
Kl bin, Spirillum rosacoum. — Willige, Anastomosen von Nervenzellen. —
Socolopp, Oallensccretioo. — Langhans, Tetanie und Lepra anästbetica. —
H*jß W8KT, Resorption am Zwerchfell. — Block, melanotiscbes Endotbeliom
der Leber. — Rosenbach, Rundzellcnsaicom des Schlundes. — Cadgb, Blasen-
divertikel nnd Blasen* toiue. — Brown, Aneurysma der Femoralis. — Leon*
pacbrr, Pncnmopericardium tramnaticum. — Blanc, acute Leberentzündung. —
Bear Dai. uv, Lähmungen bei Phimose. — Fehling, SalicylsUure für geburts-
hilfliche Zwecke. — Kelp, Amylnitrit bei Melancholie. — Clapham, Amylnitrit
bei Seekrankheit. —
II is, Berichtigung.
Salicylsäure und salicylsaures Natron physiologisch untersucht.
Von II. Kollier, llnlle.
Nicht sowohl das Aufsehen, welclios die Salicylsäureprfiparate
gegenwärtig in Kreisen der Praetiker machen, oder der mit Ani-
mosität geführte Streit über den therapeutischen Werth*) oder Un-
worth derselben, als die experimentelle Entscheidung der theoretisch
wichtigen Frage, ob einem an tifermentati ve und anti-
*) Versuche über die hemmende Wirkung, welche die Salicylsänre Fermenten
gegenüber iinssert, hübe ich nicht augostellt nnd will zur Ergänzung der von
anderen Beobachtern über diesen tiegenstand mitgetheilten nur boiläufig bemerken,
dass von mir während der Sommermonate im Leipziger Institnt dnreb Anlegung
von Pankreasfisteln bei Hunden gewonnener paukreatischer Saft, trotzdem er tage-
lang im Wasserbado hei 37° C. erhalten wurde, mit Salicylaänre versetzt noch
nach 14 Tagen keine Spnr von Fänlniss und Schwcfelwasser.toffentwicklung wahr-
nehmen lies..
XIV. Jahrgang. 11
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162
K5m.BR, Siilicylflliure und »alicylsmircs Natron.
»■
septische Wirkungen nicht besitzenden Mittel, wie dem
Natron salicylicum (Kolbe, Neubauer), die von verschiedenen
Klinikern hervorgehobenen und gerühmten antipyre-
tischen Eigenschaften in der That zukommon oder nicht,
hat mich zu den im Nachstehenden kurz wiedergegebenen vergleichen-
den Versuchen über die physiologischen Wirkungen der Salicylsäure
und des salicylsauren Natrons veranlasst. Wiewohl von mehreren
Seiten derartige Versuche aunoncirt worden waren, sind solche meines
Wissens doch bisher von Niemand veröffentlicht worden, und konnte
somit es nicht Ausbleiben, dass über die genannten Wirkungen die
widersprechendsten Angaben gemacht wurden. Nach dem Einen
sollte es überhaupt unmöglich sein, Versuchstiere durch Salicylsäure
oder das Natronsalicylat zu tödten, während nach Anderen, insbe-
sondere Ferer und Friedbergek, die Salicylsäurepräparate den von
genannten Autoren auch durch den Sectionsbefund constatirten Tod
durch Asphyxie herbeizuführen vermögen. Als internes Antisepticum
(so zu sagen) verlor die Salicylsäure sehr an Ansehen, nachdem die
Münchener Professoren nachgewiescn hatten, dass die Salicylsäuro
garnicht als solche, sondern, wie sie annahmen, als Eiweiss- oder
wie SALKOWSKY und die meisten Andern vermutheten, als Natron-
verbindung in das Blut übergeht und entfernte Wirkungen her-
vorbringt.
Die geringe antiseptisebe Wirkung der freien Salicylsäure
wurde von F. und F. daraus zu erklären gesucht, dass nur ein
kleiner oder minimaler, uicht an Eiweiss oder Natron gebundener
und somit als freie Säure aus den ersten Wegen in die Blutbahn
gelangender Theil der selbst in grossen Mengen per os beigebraebten
Salicylsäure überhaupt zur Wirkung gelange. Versuche von Zim-
mermann an künstlich septicämiseh gemachten und mit grossen
Gaben Salicylsäure versehenen Versuchsthieren schienen diese An-
nahme zu stützen; leider verleiteten sic den Vf. zu dem freilich ent-
schuldbaren Fehlschlüsse, dass salicylsaurcs Natron, weil es nicht an-
tiseptisch wirke, auch jeder fieberwidrigen Kraft haar sei. So nahe
dieses auch zu liegen schien, wurden gleichwohl Versuche darüber,
ob direct ins Blut gespritzte Salicylsäure einer- und saiicyisaures
Natron anderseits identische oder differente Wirkungen auf die
vitalen Functionen äussern, bisher von Niemand angestellt. Derar-
tige Experimente mussten aber die Richtigkeit oder Unrichtigkeit
aller oben erwähnten Hypothesen bis zur Evidenz klarlegen. Aus
den von mir nach cxacten Methoden gewonnenen einschlägigen Ver-
suchsresultaten werden sich daher nicht nur die physiologischen Wir-
kungen der Salicylsäurepräparate ergeben, sondern es wird auch
an der Unrichtigkeit der bisher aus theoretischen
Gründen über die Unwirksamkeit des Natronsalicylats
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Koni.üB, Salicylniiare und salicylsanres Natron.
163
der Salicylsänre gegenüber gehegten Meinung kein
Zweifel übrig bleiben. Unter den vitalen Functionen modificiren
die Salicylsäure und das salicylsaure Natron
A. die Kreislaufsfunctionen.
Einspritzungen der genannten Präparate direct ins Blut oder
Beibringung derselben führten zur Sicherstellung folgender That-
saclien. Anlangend
I. Einspritzungen von reiner Salicylsäure (1 : 300)
in die Jugularvene, so ergaben sich folgende Veränderungen:
1) Die mittelst des Schreibmanometers auf der endloson Papier-
rolle aufgezeichnete Blutdruckcurve lässt ein allmähliches, seiner
Dauer und Intensität nach der Menge der eingespritzten Salicylsäure
proportionales Absinken erkennen. Werden grössere Mengen (z. B.
7 ccm.) Kaninchen in kurzen Absätzen in die Jugularvene injicirt,
so fällt der Blutdruck schnell bis fast auf die Abscisse ab, hebt sich,
während die enorm hohen und retardirten Pulswellen die zwei- und
dreizipfelige Form der die Erstickungscurven characterisirenden
zeigen, aufs Neue bis etwa auf die Hälfte der normalen Höhe, um,
nachdem die während dieser Epoche nie fehlenden Krämpfe vorüber-
gegangen sind, abermals und zwar diesmal bis zur Abscisse abzu-
sinken, womit bei Einverleibung ausreichend grosser Gaben die
Scene schliesst. Curven von Kaninchen, denen grosse Mengen
Cblorallösung schnell in die Jugularis gespritzt worden sind, gleichen
den nach analoger Application von Salicylsäure erhaltenen in allen
Punkten so, dass sie von ersteren nicht zu unterscheiden sind. Nach
Beibringung kleinerer Mengen findet allmähliche Restitutio ad inte-
grum statt und erst wenn die lethal toxische Dosis erreicht ist, tritt
dauerndes Absinken ein.
2) Dieses Absinken des Blutdrucks kommt auch nach vor der
Salicylsäureinjectinn bewirkter Durchschneidung beider Depressores,
beider Vagi und des Halsmarkes zur Beobachtung. Seine Ursache
muss somit im Herzen selbst, bez. in den daselbst befindlichen
gangliösen Apparaten oder in Mitleidenschaft der Herzmuseulatur
begründet sein.
Die Differenz zwischen dem Stande der Quecksilbersäule im
Manometer vor und nach der Salicylsäureeinspritzung (4 — 7 ccm.)
beträgt, der injicirten Salicylsäuremenge entsprechend:
a. bei intacten Nerven: 10 — 44 mm. Hg.
im Mittel aus 11 Beobachtungen 25,7 mm. Hg.
b. nach Durchschneidung beider Depressores und
Sympathien 8 — 34 mm. Hg.
im Mittel aus 3 Beobachtungen 19 mm. Hg.
c. nach Durcbschneidung beider Vagi: 37 — 44 mm. Hg.
im Mittel aus 5 Beobachtungen 41,4 mm. Hg.
ll*
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164
Köri.kb, Salicylsäure und salicylsaures Natron.
d. nach Discision des Rückenmarks zwischen Occiput
und Atlas 10 — 20 mm. Hg.
im Mittel aus 6 Beobachtungen 17 mm. Hg*).
Dieses Absinken des Blutdrucks war von besonderer Pulsre-
tardation bis auf die Hälfte der normalen Zahl und Höherwerden
der Pulswelle bis auf das 20fache und mehr begleitet. Zur Zeit der
grössten Pulsretardation war die Pulswello constant am höchsten.
Der Herzvagus wird erst spät — kurz vor dem Tode — unerregbar.
War hiermit nachgewiesen, dass als solche in die Blutbahn ge-
langende Salicylsäure die genannten vitalen Functionen nicht uner-
heblich modificirt, so lag die weitere Frage nahe, ob auch nach In-
jection grosser Mengen von Salicylsäurelösung per os ein entspre-
chender Effect zu erreichen sei. Es wurden daher
II. Injectionen von Salicylsäure (1:800) durch einen
in den Oesophagus vom Halse her eingebundenen weib-
lichen Katheter in den Magen an Kaninchen und einem kleinen
Hunde ausgeführt. Dieselben blieben völlig erfolglos, und
sowohl das Absinken des Blutdrucks als das Höherwerden der
Pulswelle und die Pulsretardation fielen fort. Nur die später zu er-
wähnende Verlangsamung der Athmung kam schliesslich zur Beob
achtnng. Ein geringer Temperaturabfall war höchst wahrscheinlich
auf Rechnung der Fesselung der Kaninchen in Rückenlage zu setzeu.
Wenn hiernach selbst bei kleinen Versuchstieren sich die per os
beigebrachte Salicylsäure in Lösung physiologisch unwirksam erweist,
so ist damit zwar noch nicht bewiesen, dass dieses auch wenn grosse
Mengen in Substanz eingeführt worden der Fall sein muss; allein
es verdient wohl besonders hervorgehoben zu werden, dass unter
den angegebenen Bedingungen die freie Säure soviel Alkali im
Darmsafte vorfinden wird, dass sic notwendiger Weise in das Na-
triumsalz übergeführt und als solches rosorbirt werden muss. Es
würde sich sonach hierbei lediglich — Einbringung ausreichend
grosser Mengen von Salicylsäure vorausgesetzt — um die Wirkung
des aus dieser hervorgegangenon Natriumsalieylates handeln und
kein Grund vorliegen, letzteres nicht direct zu appliciren. Fand
diese Voraussetzung bereits jn der nach FeSer und FrikdberqkK
mit Aether nicht zu effeetuirenden Extraction der .Salicylsäure als
solcher aus dem Rückstände des Blutes eine wesentliche Stütze, so
musste sie durch den Nachweis, dass in das Blut injicirtes oder nach
der Beibringung per os resorbirtes und in die Blutbahn gelangtes
*) Auch die Möglichkeit, dass das oben erwähnte Absinken des Seitendrncks
von centraler oder peripherer Gefässnervenlähmung bedingt sein könne, habe ich
nicht ausser Acht gelassen. Versuche nu der Froschachwimmhant (nach Curari-
sirnng) ansgeführt, bewiesen indessen, dass eine Dilation der Scbwiinmhaiitcapillaren
während oder nach der Injcction von Salicylsäure in die Banchvone überhaupt
nicht au Stande kommt
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KOblrb, SalicylsUure und salicyUaares Natron. 165
Katriumsalicylat analoge bez. dieselben Modificationen der vitalen
Functionen hervorruft, wie die ins Blut gespritzte Salicylsäurelösung
(1 : 300) zur Gewissheit erhoben werden. Um hierüber schlüssig zu
werden, wurden
III. Injectionen von salicylsaurem Natron in Lösung
verschiedener Concentration direct in die Jugularvene
ausgeführt. Es wurde mit einer Salicylatlösung von jedenfalls grosser
Verdünnung begonnen, indem die zur Tödtung eines Kaninchens von
2 Kilo bei Injection in die V. jugularis ausreichende Menge von
0,35 gm. Salicylsäure in 104 ccm. Wasser gelöst, vorsichtig mit
soviel Natronlauge, dass schwach alkalische Reaction eintrat, versetzt
und diese Solution, in welcher von Gegenwart freier Salicylsäure
jedenfalls nicht die Rede sein konnte, in Portionen von 5 — 7 ccm.
einem Kaninchen in dio Jugularis allmählich eingespritzt wurde-
Erst war im Verhalten der Kymographioncurve gar keine Aenderung
bemerklicb und erst nachdem % der genannten Lösung beigebracht
worden waren, konnte, während die Zahl der Athemzüge unabänder-
lich 24 in 30 Secunden blieb, ein geringes Absinken des Blutdrucks
um 12 mm. Hg liebst Höherwerden der Pulswelle und Pulsretardation
constatirt werden. Wenn auch bei der bedeutenden Verdünnung
(die Lösung entsprach etwa 1 : 300) der Solution wenig in die
Augen springend, waren doch immerhin durch salicylsäurefreie Sali-
cylatlösung bei directer Einverleibung in das Blut Modificationen
der Kreislaufsfunctioneu zu Wege gebracht werden, welche keinen
Zweifel darüber aufkomiuen liessen, dass das jedenfalls nicht — wie
bisher angenommen wurde — gänzlich unwirksame salicylsaure
Natron bei Application grösserer Mengen und concentrirterer Lösungen
intensivere Veränderungen der Circulation und sehr wahrscheinlich
auch der Respiration und Wärmevortheilung hervorrufen würde-
Die im Nachstehenden in nuce wiedergegebenen Resultate einschlä-
giger Versuche an Kaninchen und Hunden beweisen iD der That
nicht nur zur Evidenz, dass dem Körpergewicht und der Gattung
der Versuchstiere adäquat gegriffene grössere Mengen reinen sali-
cylsauren Natrons auf Puls und Blutdruck genau so wirken, wie
unter I. von der direct ins Blut eingeführten Salicylsäure (1 : 300)
angegeben worden ist, sondern auch die Grenzen der Concentrations-
grade, innerhalb welcher diese Wirkungen bei Hunden und Kaninchen
zur Geltung gelangen, inarkiren. Es betrug bei
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166 Köhler, ßalicylsSure und aallcylaauree Natron.
a) intacten Nerven.
bei Kaninchen von
2 Kilo
I. Pt
n. in der Norm
llsiahl in 30"' 1 II das Ab-
b. nach Injection von i ainkeu de«
Natr. salicyl. Blutdruck«.
1. lujectiou
131
7 ccm. 1 : 30
85
81 mm. Ug.
2. »
II
7 ccm. 1 : 30
93
87 ,i ,,
8. „
II
10 ccm. 1 : 30
63
32
^8 n ii
8- »
II
7 ccm. 1 , 30
56
30
28 „ „
6. „
II
10 ccm. 1 : 30
53
45
^8 ti i,
«.
II
7 ccm. 1 : 30
35
37 „
Kaninchen von 1,6 Kilo
7 ccm. 1 : 90
29 „
2. Injection
10 ccm. 1 : 90
12 „
Kaninchen von 2 Kilo
122
10 ccm. 1 : 120
47
= 0
do.
122
13 ccm. 1 : 240
47
= 0
Hund von 2% Kilo
72
10 ccm. 1 : 70
52
58 it u
do. 2. Injection
72
8 ccm. 1 : 70
47
88 ii »
do. 3. „
72
5 ccm. 1 : 80
40
20 „ „
do. 4. „
72
10 ccm. 1 : 90
36
= 0
Hund von 6% Kilo
(morphiniairt)
64
7 ccm. 1 : 60
51
H „ „
2. Injection
1»
5 ccm. 1 : 60
53
88 M it
8. „
II
5 ccm. 1 : 60
53
12 „ „
8. „
II
10 ccm. 1 : 60
51
20 }• ii
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Ditlkvhkn, Nerven der Oberbaut.
167
b) nach Vagusdurchschneidung
Derselbe Huml
54
10 ccm. 1:5
59
50 mm. Hg
(5) 2. Injection
1»
10 ccm. 1 : 5
56; dann 51
56 .» .<
(1) 3.
1»
10 ccm. 1 : 10
77
49 „ „
<*) 4.
:
i>
10 ccm. 1 : 10
77
46 ,, „
(3) 5.
l»
10 ccm. 1 : 10
80
38 „ ti
6.
f
10 ccm. 1 : 30
69-64
54 „ „
Zur Erklärung der Bezeichnung (5) 2., (1) 3. etc. Injection der
ersten Spalte der letzten Abtheilung (Vagusdurchschneidung) ist in
Erinnerung zu bringen, dass die eingeklamraerten Zahlen dem Gang
der Einspritzungen, wie sie au dem Hunde vorgenommen wurden,
entspreche!), währeud in der Tabelle die Versuchsrcsultate nach den
Conccntrationsgraden der Lösungen angeordnet sind.
(Schluss folgt.)
Beitrag zur Kenntnis» der Nerven der Oberhaut.
Von Dr. J. 0. Dltlcvsen iu Kuugeus Lyugby bei Kopenhagen
Die lange, jährlich wachsende Reihe der Untersuchungen über
uervöse Elemente in den Epithclien hat zwar in einigen Punkten
eine immer grössere Uebereinstimmung der Ansichten verschiedener
Forscher herbeigeftihrt, in anderen dagegen scheint noch keine
gegenseitige Annäherung baldige Erledigung zu versprechen. Letz-
teres gilt ohne Zweifel von den Untersuchungen über die nervösen
Elemente in der Oberhaut der allgemeinen äusseren Hautdecken.
Ein jeder Beitrag zur Lösung der Räthsel, welche dieses Pro-
blem in sich schliesst, dürfte daher willkommen sein, und in dieser
Hoffnung erlaube ich mir, einige Resultate, welche ich bei Durcb-
niusterung einer Froschhaut erreichte, hier in Kürze mitzutheilen.
Oie Haut des Frosches ist, wie bekannt, sehr reich an senk-
rechten Fasern, welche von dem mit einem reichen Nervennetze ver-
sehenen Unterhautzellgewebe senkrecht durch sammtliche Schichten
Lederhaut bis zur obersten Grenze derselben aufsteigen. Diese
Fasern oder Faserbündel enthalten ausser Bindegewebe, inconstanten
elastischen Fasern und Muskelzellen stets Nerven. Verfolgen wir
nun <Jie letzteren, so sehen wir, dass sie (ich sehe hier gänzlich von
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168
Druvseh, Narren der Oberbeat
denjenigen Nerven ab, welche sich schon in den tieferen Lagen der
Lederbaut abzweigen) dicht an der oberen Grenze der Lederhaut senk-
recht aus der bindegewebigen Scheide direct in die Oberhaut als ein
cylindriscbes Bündel markloser kernführender Fasern emporstreben.
Dies Bündel steigt senkrecht aufwärts bis zur Hornschicht. An
seiner Austrittsstelle aus der Lederhaut ist diese oft etwas trichter-
förmig vertieft, und eine kleinere Vertiefung ähnlicher Art befindet
sich sehr oft gleichfalls an derjenigen Stelle der Oberhaut, wo das
Nervenbündel deren Hornschicht erreicht. Bei schwächerer Ver-
grosserung hat es den Anschein, als ob die obere Endfläche des cy lin-
drischen Nervenbündels sich direct an der Unterfläche der Hornschicht
inserirte.
Dem ist aber nicht so, wie wir sogleich sehen werden. Gehen
wir nämlich zu stärkeren Linsen (z. B. Hartnack No. VIII.) Uber,
so beobachten wir folgende weitere Einzelheiten im Bau des Nerven-
bündels: Die einzelnen marklosen Fasern, aus denen es besteht, bie-
gen sich in der Oberhaut unter einer schwach S förmigen Krümmung
aus- und aufwärts um jede mit einer Terminalzelle zu endigen, und
zwar so, dass die peripherischen Fasern zuerst, also in den unteren
Schichten der Oberbaut, die weiter nach Innen gelegenen höher hin-
auf, in den mittleren Lagen derselben, die ganz centralen endlich
zuletzt, also erst in den beiden Hornschichten, ihr Endo errreichen.
Erinnern wir uns jetzt daran, dass die unteren Schichten der
Oberhaut aus senkrechten, verlängerten, die mittleren aus rundlichen
oder querovalen und die Hornschichten endlich aus platten Zellen
bestehen, und fügen wir hinzu, dass die nervösen Terminalzellcn in
den verschiedenen Schichten der Oberhaut in Lage und Form den
eigentlichen Oberhautzellen nicht wenig ähneln, so wird es begreif-
lich, dass diese interessanten Structur Verhältnisse den Beobachtern
bis jetzt gänzlich entgangen sind. Die peripherischen, also untersten,
Terminalzellen, stehen nämlich fast senkrecht auf der Oberfläche der
Lederhaut nur ein wenig schräg aufwärts gekehrt, und sind spiess- oder
meisseiförmig, die mittleren biegen sich mehr auswärts und ibreConturcu
sind (abgesehen von dem Ende, welches in den centralen Ausläufer
übergeht) mehr breit abgerundet, blattförmig; die obersten endlich
biegen unter fast rechten Winkeln von den Nervenfasern ab, und
streben horizontal auswärts. Letztere sind überdies ganz flach, mit
einer Fläche auf-, mit der andern abwärts gekehrt, wie die sie um-
gebenden Hornzellen, an deren Ränder sie sich anlegen. Dem Bau
der Hornschicht gemäss sind die nächstoberstcu Terminalzellcn,
welche sich an die tiefere Schicht der Hornzellen anschliesscn, auch
nicht so flach, als die obersten.
Das obere Ende des Nervenbündels heftet sich also nicht, wie
es bei geringeren Vergrösserungen don Anschein hatte, an die Unter-
fläche der Hornschicht, sondern geht durch letztere gerade hindurch
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Schultzb, »ecundttre Degeneration des Rückenmarks.
169
bis zur freien äusseren Fläche der Haut, indem seine Terminalzellen,
welche ja die obere Endfläche des cylindrischen Bündels ausmachen,
sich ganz in die äusserste Hornschicht einfügen, und deren Zellen voll-
kommen gleichen.
Auf Flächen8chnitten der Oberhaut sehen wir nun die Quer-
schnitte der cylindrischen Nervenzellenbündel in derselben als
grössere Kreise welche mit den unregelmässigen, bald mehr poly-
gonalen, bald mehr rundlichen, geradlinigen (nicht gezackten)
Querschnitten der Terminalzellen angefüllt sind. — An Schnitten
von halbmacerirten Präparaten gelingt es endlich, die gewöhnlichen
Oberhautzellen wegzupinseln und so das Nervenbündel aufsitzend zu
beobachten (namentlich die unteren palisadenartigen Terminalzellen
haften off hartnäckig an den Nerven) ; und man gewahrt hier schöner
uod sicherer als an irgend einer anderen mir bekannten Localität
den continuirlichen Zusammenhang der einzelnen Zellen mit den ein-
zelnen Nervenfasern, und verfolgt diese letzteren in die tieferen
Schichten der Lederhaut.
Diese Nerven-End-Apparate sind über die ganze Haut des
Frosches verbreitet (namentlich an der Rückenfläche) und sind ohne
Zweifel die Organe des allgemeinen Hautgefühls.
Die ausführlichere, vou den nöthigen Abbildungen begleitete
Auseinandersetzung vorstehender Beobachtungen gedenke ich bald
anderorts zu veröffentlichen.
Zur Lehre von der secuiidären Degeneration des Rückenmarkes.
Vorläufige Mittheiluug von Dr. Friedr. Schnitze in Heidelberg.
I. In dem Rückenmarke eines an Hydrocephalu s chroni
intern, gestorbenen 27* jährigen Kindes, bei welchem sich 3
Monate nach der Geburt die Erscheinungen eines zu erheblicher
Grösse anwachsenden Wasserkopfes (grösster Durchmesser dessel-
ben quer über den Tub. pariet. und frontal, gemessen = 76 Cm.)
eingestellt batten, fand sich bei makroskopischer und mikroskopischer
Untersuchung, dass eine von oben nach unten an Ausdehnung im
Querschnitt abnehmende, sich durch die ganze Medulla spinalis er-
streckende Degeneration der Seitenstränge vorhanden war,
die völlig den typischen Sitz und die typische Form hatte, wie man
diese Herde nach Zerstörungen oder tiefgreifenden Affectionen der
motorischen Centralapparate im Gehirn zu sehen gewohnt ist. Im
Hals- und Dorsaltheile zeigten sich auch die Vorderstränge zum Theil
an der Degeneration beiheiligt; die Hinterstränge und die graue
Substanz waren frei, der Centralcanal oblitcrirt.
Die degenerirten Partien zeigten an dem frischen Rücken-
marke eine deutlich, graue Verfärbung, welche in der Mülle »'sehen
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170
BcnrLTzü, oecundäro Degeneration des Rürkencnarkf.
Flüssigkeit einen nur schwach gelblichen Ton erhielt, der sich
nur wenig und stellenweise sehr undeutlich von der Färbung der
normal gebliebenen Partien unterschied. In Carinin trat tief rothe
Tinction der pathologisch veränderten Abschnitte ein, und die
mikroskopische Untersuchung ergab, dass anstatt des normalen Ge-
webes ein sehr dichtes Netz von sehr feinen Bindegewebsfasern vor-
handen war, das mit zahlreichen rundlichen Kernen durchsetzt ist
(die Kerne am deutlichsten an Haematoxylinpräparaten kenntlich;
ihre Anzahl auf gleichem Querschnitt gegenüber den normal geblie-
benen Partien entschieden vermehrt). Eine wellige Zeichnung der
Bindegewebsfasern auf Längsschnitten nicht vorhanden; DElTEBS’sche
Zellen nicht deutlich isolirbar. Nur wenige restirende Axencylinder
und Afa rkscheiden in dem sclerosirtcn Gewebe sichtbar. Keine Körn-
chenhaufen und Körnchenzellen; Gefässe nicht fettig degenerirt.
Die Pyramiden abgeflacht, in der gleichen Weise verändert
wie die Seitenstränge; nur lassen sich viel mehr Nervenfasern mit
ihren Axencylindern naehweisen als in den letzteren. Es lässt sich
die Degeneration durch den Pons hindurch bis in die Pedunculi
cerebri hinein verfolgen. Die grossen motorischen Gehirnganglien
plattgedrückt, ohne wesentliche nachweisbare Veränderungen. Die
makroskopischen Veränderungen des Gehirns die gewöhnlichen:
enorme Ausdehnung der vier Gchirnventrikel mit entsprechender
Compression der Gehiinsubstanz; starke Verdickung des Ependyms.
Am naturgemässesten erscheint die gefundene Veränderung nach
Analogie <jer secundären Degeneration nach Affection der motorischen
Centralapparate des Gehirns erklärbar; immerhin bleibt die Mög-
lichkeit offen, dass schon in sehr frühen Stadien der Entwicklung
des Centralnervensysterns die motorischen Bahnen nicht die normale
Entwicklungswege erfahren haben und zugleich mit dom Beginne
der hydrocephalischen Veränderungen degenerirten. Für die letztere
Anschüttung scheint der Befund sub No. 2 zu sprechen.
Das Kind batte bei Lebzeiten Erscheinungen von Contractur
und vermehrter Spannung der Extremitätenmuskeln, ausserdem sehr
häufig eintretenden Tremor derselben dargeboten. (Zusammenhang
dieser Erscheinungen mit der Seitenstrnngdegeucration?)
II. i'ei der Untersuchung des Rückenmarkes eines öOjährigen
weiblichen Individuums, welches an Ependymitis chron. int. mit Hy-
drocephalus internus zu Grunde gegangen war (Dauer der Affec-
tion nach den klinischen Erscheinungen etwa ein Jahr, Dauer schwe-
rer Lähmungssymptome bis zum Tode etwa 4 Wochen), fand ich
von derartigen Degenerationen in den Seitensträngen und in den
Pyramiden Nichts vor. Die genannten Theile und das Rückenmark
überhaupt zeigten sich intact (auch bei mikroskopischer genauer
Untersuchung). Der Hauptunterschied in dem makroskopischen
pathologisch-anatomischen Befunde gegenüber demjenigen im erateren
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Scnri/rzK, secniidiird Degeueratiou des Rückenmarkn.
171
Falle war der, dass hier die ebenfalls erhebliche Ausdehnung der
Gehimhnhlen, welche zu Atrophie des Balkens und zu förmlicher
Blasenbildung an dem vorgewölbten, stark atrophirten mittleren
Tlieile der Basis des Gehirns an der Stelle des Intundibulum geführt
hatte, sich nicht auf den 4. Ventrikel miterstreckte, da der Aqua*
dactus Sylvii obliterirt gefunden wurde. —
III. Eine höchst eigentümliche und bisher, soweit mir die
betreffende Literatur bekannt ist, noch nicht beobachtete Degene-
rationsform des Rückenmarks fand ich in der Medulla spinalis eines
30jährigen Mannes, welcher an einem Sarcom des vorderen Ab-
schnittes des Gehirnbalkens zu Grunde gegangen war. Von den
Krankheitserscheinungen sei hier nur erwähnt, dass das betreffende
Individuum erst etwa 2 Monate vor seinem Tode die ersten Be-
schwerden, welche auf eine Erkrankung hinwiesen, gespürt hatte,
and dass sowohl vor dieser Zeit als auch während der letzten 2 Mo-
nate seines Lebens Ataxie der oberen und unteren Extremitäten nicht
au bemerken war *).
Es zeigte sich nämlich an dem wohlgehärteten Rückeumarko
eine scharf abgegrenzte, genau markirte Degeneration der Fa sei -
cuii cuneati der Hinterstränge. Die GoLL’schen Stränge, so-
wie die grauen Hinterhörncr des Halstheils waren völlig intact; die
gelblich verfärbten Abschnitte der degenerirten lateralen Partien
der Hinterstränge Hessen sich noch bis in das untere Dorsalmark
verfolgen, in welchem zwei sehr schmale Streifen dicht neben den
Hinterhörnern und parallel mit denselben dahinziehend die äussersten
Grenzen der Degeneration markirten ; in der Lendenanschwellung
verhielten sich auch die Hinterstränge völlig normal.
Obwohl sich die genannten Partien in der MÜLLEK’schen
Flüssigkeit gelblich verfärbt batten, zeigten sie bei Carmintinction
doch keineswegs eine dunklere Färbung. Die mikroskopische Unter-
suchung ergab: Fehlen des grösseren Theiles sämmtlicher
Axencylinder in den Fasciculi cuneatif erhebliche Atrophie
der restirenden. Das Nervenmark zum grössten Theile vor-
handen; die Neuroglia nicht deutlich vermehrt. Auch an Purpurin-
präparaten keine zweifellose Vermehrung der Kerne sichtbar. Keine
KtSmchenbaufen ; keine Corpora amylacea; keine fettige Degeneration
der Gefässe. Die ÖOLL’scken Stränge völlig normal, ebenso
die graue Substanz.
Es zeigten sich also gerade diejenigen Partien der Hinter-
•tränge bei einer Cerebralaffection degenerirt, welche bei der auf-
»feigenden Degeneration bei spinalen Erkrankungen stots frei-
gefunden worden. Inwieweit die vorliegende Gebirnerkrankung mit
*) Genauere Angaben über Krankbeifaverlauf and pathologisch-histologischen
Befand sowohl in Bezug auf diesen, als in Bezug auf die beiden vorher erwähnten
Pille heliaüt- ich mir für einen andern Ort vor.
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172
Bßwcm.i, Zelltheilung.
dem Rückenmarksbefund in Verbindung steht, bleibt weiterer Unter-
suchung und Erörterung Vorbehalten.
0. Bfitsehli, Vorläufige Mittheilung einiger Resultate von
Studien Uber die Conjugation der Infusorien und Zelltheilung.
KSlukkr's and ▼. Suboi.p’r Ztschr. XXV. S. 426.
Bei der Theilung der grossen Keimzellen des Hudens, von
Blatta germanica entsteht ein spindelförmiger Körper , dessen
Mitte von dunkeln glänzenden Körnern eingenommen wird, von
denen feine Fasern nach den Enden des Körpers verlaufen. Die
Entstehung des spindelförmigen Körpers ist auf eine Umwandlung
des gesammten Kerns zurückzuführen. Der Kern büsst seine Hülle und
einen Theil seines Saftes ein, so dass sich sein Volumen bedeutend
verringert. Bei weiter fortschreitender Theilung rückt die aequa-
toriale Körnerzone an die Enden des spindelförmigen Körpers,
bleibt aber durch Fasern, die den Körper durchziehen, verbunden.
Jetzt bemerkt man häufig recht deutlich radiäre Strahlung im Zellen-
protoplasma um die jetzt von den dunkeln Körnermassen erfüllten
Enden des spindelförmigen Körpers. Darauf beginnt die Einschnü-
rung des Protoplasmas der Zelle in einer zur Kernaze senkrechten
Ebene. Der Kern streckt sich noch mehr, so dass er bandförmig
erscheint. Die Enden des Bandes bilden die dunkelen Körner, die
sich nun nahe dem Centrum der neugebildeten Zellen befinden,
so dass die beiden neu gebildeten Zellen eigentlich nur noch
durch den Kern zusaromengehalten werden. In seiner Mittel-
region wird der Kern nun dünner, so dass seine Fasern nach den
Enden etwas auseinanderlaufen und nun beginnt eigentlich die Bil-
dung der neuen Kerne der Tochterzellen, indem sich zuerst nur ein
sehr kleiner und unscheinbarer, heller, von Flüssigkeit erfüllter
Raum um die dunkelen Körnermassen der Kernenden bildet, der
mehr und mehr wächst, »während der Faserstrang, der die so aus
den Enden hervorwachsenden Kerne verbindet, sich mehr und mehr
verschmächtigt. Die dunkelen Körner gehen in das innere der
neueren Kerne über. Sie sind die Kernkörper. Sind auf solche
Weise durch diese Flüssigkeitsansamrolung um die dunkelenen Kör-
ner des ehemaligen spindelförmigen Körpers, die jetzt die jungen Kerne
der Tochterzellen geworden sind, schon nahezu oder vollständig aus-
gebildet, so hängen dieselben nichts desto weniger noch durch die
Fasern, die man zuweilen deutlich noch von dem dunkelen Kör-
nern, (jetzt Kernkörporn der jungen Kerne) entspringen sieht, zu-
sammen. B. meint, dass diese eigentümliche Erscheinung der Ver-
bindung zweier nahezu ausgebildctcr Korne durch Fasern, die ihre
schlies8liche Endigung in den Kernkörpern finden, vielleicht zur Auf-
klärung der so vielfach gemachten Beobachtung von der Endigung
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Cuccio, eUctriicbe Organe.
173
feinster Nerventibrillen in den Kernkörpereben beitragen könne.
Auch die sonst schon völlig von einander geschiedenen Tochterzellen
werden noch eine Zeit lang vermittelst dieser Fasern zusammenge-
halten. Denselben Vorgang konnte B. auch an den embryonalen
rothen Blutkörperchen des Huhnes constatiren. Löwe.
0. T. Ciaccio, Intorno all’ intima tessitura deil’ organo elettrico
deile Torpedine (Torpedo narze Ilisso e Torpedo Galranii
Bonap.). Kuove Usservazioni. Lo Spallanzaki, Km»u di Scieme
Med. e oatur. 1876. XIII.
In einer Mittheilung (Cbl. 1874, 885) hatte C. einige Bemer-
kungen über die von Ref. entdeckte Punktirung der elektrischen
Platten gemacht. Ref. hatten in dem damals gegebenen Referate
dom Zweifel Ausduck gegeben, ob C. damals wirklich schon die
mikroskopische Wahrnehmung der Punktirung geglückt sei. Dass
dieser Zweifel des Ref. berechtigt war, ergiebt sich aus der vorlie-
genden Veröffentlichung, welche auf durchaus neuen in Viareggio
vorgenommenen Untersuchungen basirt und die Berichtigung der
ersten Mittheilung zum wesentlichsten Zweck hat. Nach dieser jetzt
an gauz frischem Material vorgenommenen Untersuchungen hat sich
C. von der Existenz der Punktirung überzeugt und betrachtet die-
selben mit Ref. als ein einzig in seiner Art dastehendes und höchst
cbaracteristisches Stucturverhältniss.
Neu sind die Angaben C.’s über den Bau des sog. Kölli-
KERscben Terminalnetzes. Dasselbe besteht aus nackten Axencylin-
dem, die sich bald verbreitern, bald versebmälern, bald sieb mit
anderen vereinigen, bald mit freien Spitzen aufhören. Das KÖLLI-
KERscben Terminalnetz ist kein eigentliches regelmässiges Netz mit
Balken von constanter Dicke und mit Maschen von constanter Form,
wie es bisher von allen Forschern beschrieben und abgebildet wurde,
sondern es ist eine netzartige Bildung (intreccio retiforme), deren
-laschen durchaus nicht regelmässig geschlossen sind. (Ref. schliesst
tick diesen Angaben C.’s durchaus an). In Bezug auf die Beziehung
der Punktirung zu dem KÖLUKERschon Netz bestätigt C. die An-
gaben des Ref.
Uie runden Kerne der elektrischen Platten lässt C. jetzt im
Widerspruche mit seiner früheren Mittheilung und in Uebereinstim-
uiung mit Ref. in der indifferenten Schicht (Gefässschicht C.) und
"icbt mehr in der Nervensehicht gelegen sein. Wegen der Angaben
uber die Blutgefässe des elektrischen Organs muss auf das Origiual
v®rwie*en werden. Boll (Rom).
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174
C*tiH8DTt> Hiimstin. ConNRKiii k Littbh.
P. Cazenenve, Becherches sur l’h6matine. Jon™, d« r»n»t. et«.
1876. 8. 309.
C. giebt zunächst ein Verfahren zur Darstellung von Hämatin
an, das schneller zum Ziel führen soll, als das von Hoppe. Man
lässt Blutkörperchen in bekannter Weise in 3pctiger Kochsalzlösung
absitzen, schüttelt den feuchten Brei mit dem doppelten Vol. Acther
(welcher Scala? Ref.l zur Auflösung der Blutkörperchen und Coagu-
lation (der Aether muss dazu aleoholhaltig sein), extruhirt das Coa-
gulum mit oxalsäurehaltigem Aether — auf 1 Liter Blut 1 Liter
Aether und 20 gm. Oxalsäure. Das Hämatin geht dabei vollständig
in Lösung über: neutralisirt man dieselbe vorsichtig mit ammonhal-
tigem Aether, so fällt das Hämatin flockig aus. Es wird nach
24 Stunden gesammelt, mit Aether, Alcohol und Wasser gewaschen,
event. dann wieder mit Alcohol und Aether. Die Eigenschaften des
so erhaltenen Hämatins stimmen mit den Angaben Hoppe’s darüber
überein. — Schüttelt man das noch feuchte und mit Aether ge-
waschene Hämatin mit salzsäurehaltigem Aether, so löst es sich mit
brauner Farbe auf: die Farbe der Lösung wird bald blasser und
es scheidet sich salzsaures Hämatin in zierlichen, sehr zerbrechlichen
Krystallen aus, doch ist es schwer, nach diesem Verfahren ein
reines Product zu erhalten, da ein Thcil des Hämatins sehr leicht
der Einwirkung der Salzsäure entgeht. Zur Darstellung ist daher
ein anderes Verfahren mehr geeignet: 50 ccm. der sauren ätherischen
Häraatinlösung (siehe oben die Darstellung) versetzt man mit
5 Tropfen Aether, der mit HCl-Gas gesättigt ist und giesst die
Lösung auf 200 ccm. in einem Kölbchen befindliches Wasser, An
der Berührungszone beider Flüssigkeiten bilden sich allmählich in
~ 24 Stunden Krystalle von salzsaurem Hämatin. Das bromwasscr-
stoff und jodwasserstnffsaure Hämatin ist dem salzsauren in seiner
Eigenschaft ganz ähnlich. Die Verbindungen werden auf analoge
Weise erhalten. Alle Versuche, Verbindungen des Hämatins mit or-
ganischen Säuren zu erhalten, waren vergeblich. k. Salkowki.
J. Cohnheini & M. Litten, Veber die Folgen der Embolie der
Lungenarterien. Virchow’» Arcb. lxv. 8. 99.
Die Vff. brachten Paraffinstückchen in die Vena jugul. von
Kaninchen und Hunden und erzeugten dadurch sehr vollständige
Embolien der Lungenarterien, da Paraffin bei Blutwärme noch so
weich ist, dass es sich der Configuration des tiefässlumens sehr
schön adaptirt; die Pröpfe sassen fast jedesmal reitend auf, und hin-
ter ihnen fehlten niemals fibrinöse Thromben. Meistens fehlte in
dem dahinterliegenden Lungeutheile jegliche Veränderung, zuweilen
aber wurde complet blutige Infarcirung beobachtet, wobei sich die
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Comniikih & Littbn, Emboli» d«r Lungaimrterten.
175
Herde nur durch ihre weniger scherte Begrenzung von den hämorrha-
gischen Infarctcn beim Menschen unterschieden.
Zur Erklärung dieser ungleichmässigen Befunde und des
Zustandekommens der Infarcte ist eine genaue Keuntniss der
normalen Kreislaufsverhältnisse der Lunge erforderlich, die sich Vff.
zunächst durch natürliche .Selbstinjection mit einer Aufschwemmung
von chromsaurem Bleioxyd verschafften. Es zeigte sich, dass nach
Embolisirung von Lungeuarterion, mochte dadurch eine Infarciruug
bewirkt worden sein, oder nicht, niemals Bleisalzpartikel in denjenigen
Lungenabschnitt gelangten, welcher jenseits der obturirten Artorien-
stelle gelegen war. Es geht daraus die Richtigkeit der schon früher
von Rindfleisch ausgesprochenen Behauptung hervor, dass die
arteriellen Verästelungen der Pulmonulis nirgend mit einander
anastomosiren, dass sie also Endarterien sind.
Das Verhältnis der Bronchialarterien zu dom Lungenparenchyme
wurde in der Weise untersucht, dass bei Kaninchen oder bei Hun-
den, wo es schwieriger ist, nach Resectiou von Rippen die Pulmo-
nal» unterbunden und darauf eine natürliche Injection sammtlicher
öefisse mit einer wässerigen Lösung von giftfreiem Anilinldau
(1 Th. in 600 — Th. V* pCt. Kochsalzlösung) ausgcfiihrt wurde. Aus
dieser Lösung fällt ein Theil des Farbstoffs am und bewirkt Ver-
stoffung von Capillaren, man darf deshalb nicht in Venen injicireu,
weil die Thiere sonst an Verstopfung von Lungengefässcn zu Grunde
gehen. Vff. injicirten recht langsam in eine Arteria femoralis und
es wurden so 50 — 150 ccra. ganz gut vertragen. Es entstand eine
vollständige und, weil der Farbstoff nicht diffundirt, sehr reine
Injection sammtlicher Organe, — nur die Lunge, deren Art. pulm.
zugebunden war, blieb absolut blass und ungefärbt mit Ausnahme
der Bronchialwandungen, deren blaue Färbung vollständig mit der-
jenigen der anderen Seite übereinstimmte. Anastomosen zwischen
deo Bronchialarterien und den Pulmonalarterien oder ihren Capilla-
ven existiren also nicht.
Wenn nun demnach weder die Bronchialarterien (wenigstens
tiir den Anfang, ehe ein Collateralkreislauf sich gebildet bat) noch
die benachbarten Aeste eines verstopften Lungenartcricnastes, dem
vod diesem versorgten Parenchym Blut zufübren können, so ist die
Unversehrtheit dieses nur daraus zu erklären, dass von benachbarten
Copillaren Blut in dasselbe gelangt. In der Tbat konnten Vf. wenn sie
m obigen Versuchen statt der Ligatur der Pulinunalis eine Embolieirung
kleinerer Aeste bewirkten, in mehreren Fällen geringe Mengen des
blauen Farbstoffs in den hinter dem Embolus liegenden Parenchyra-
eapillaren nachweisen. Hs musste also bier eine, wenn auch noch so
geringe Circuiation bestanden haben, was auch daraus hervorging,
dass von t|er blossgelegten Lunge saimutliclie Theilo gleichinassig
getärbt waren, dass aber aus den unversehrten Blut in grosser
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176
Volkmars, chirurgische Beiträge.
Menge, aus den embolisirten nur spärlich auf Schnittflächen heraus-
floss. Erst wenn dieser geringe Strom aufhört, tritt durch rückläufige
Blutbewegung von den Venen her Anschoppung und Diapedeae d. h.
Infarctbildung auf. Die Bedingungen, welche das Zustandekommen
derselben begünstigen, sind demnach 1) ein abnorme Schwäche des
Capillarstroms, 2) abnorm grosse Widerstände in den Lungen-
Venen. Das erstere findet statt bei multiplen Embolien, daher der
häufige Befund verstopfter Arterien ohne anatomische Folgen neben
einem hämorrhagischen Infarct, ferner bei Schwäche des rechten
Herzens, daher die Häufigkeit der Infarcte bei Embolien in Folge
von Parietalthromben des rechten Herzens, das zweite ist gegeben
bei linksseitigen Klappenfehlern, wobei durch locale Thrombose der
Arterien oder selbst nur durch hochgradige Veränderungen ihrer
Wandung Infarctbildung entstehen kann.
Es sind übrigens multiple Embolien der Pulmonalarterien, auch
wenn sie nicht grosse Infarctbildung bedingen, doch sehr gefährlich,
weil die hinter dem Embolus bestehende geringe Circulation zwar
hinreiebt, das Parenehym, welches ja aus wenig ernährungsbedürftigem
Qewebe bestobt, zu ernähren, aber nicht, um die Arterialisation
einer genügenden Blutmenge zu bewirken.
Die Beobachtungen, dass der Infarct nicht dicht hinter dem
Embolus beginnt, sondern durch eino Zone lufthaltigen Gewebes von
diesem getrennt ist, ist so zu erklären, dass der collaterale Capillar-
strom zwar noch genügt hat, die hart angrenzenden aber nicht mehr,
die entferntesten Gefässbezirke mit Blut zn speisen. Ortb.
R. Volkmann, Beiträge znr Chirurgie, anschliessend an einen
Bericht Uber die Thätigkeit der chirurgischen Universitäts-
Klinik zu Halle im Jahre 1873. Leipsig 1876.
Die Gesammtsumme der im Jahre 1873 in der Halle’schen Kli-
nik behandeltee Kranken beträgt 3351; von diesen wurden 2799
poliklinisch, 552 klinisch behandelt. Von letzteren starben 51, also
9,23 pCt.
Der Besprechung der Krankheitsfälle ist ein Aufsatz voran-
geschickt: Ucber den antiseptischen Heilungsprozess der
Wunden, verbunden mit einer Uebersicht über die Resultate der
im Laufe von 15 Monaten mit diesem Verband behandelten schwe-
ren Verletzungen und grossem Operationen. Sodann erfolgt eine
Besprechung des dem LlKTEB'schen Verband eigenthümlichen Modus
der Wundbeilung. Bei Anwendung desselben auf frische Wunden
fällt das Reinigungsstadium fort, es tritt weder Röthung noch Schwel-
lung der Wundränder auf, die Granulationsbildung setzte viel später
als gewöhnlich, zuweilen erst am 10. Tage ein, die Wundsecrete
bleiben geruchlos und sind wenig eiterig, zuweilen nur serös oder
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▼olkmahh, chirurgische Beiträg«.
177
schleimig. Selbst brandig gewordene Hautlappen können sich ohne
jeden Geruch abstossen. Dass die Wunde ausfallende Blutcoagulum
bleibt Tage lang unverändert liegen, es wird schliesslich durch die
Granulation verzehrt oder wesentlich verkleinert, abgestossen oder es
schrumpft zu einer Art von Scborf ein, unter welcher die Verkle-
bung erfolgt. (Oder es organisirt sieb. Ref.). Die Neigung zur
prima intentio ist sehr gross und zwar erfolgt nicht nur die Verkle-
bung der Wundränder, sondern ausgedehnte Flächenverklebungen,
vorausgesetzt, dass die Flächen in genauen Contact gebracht werden.
Um dies zu erreichen, muss auf die entsprechenden Stellen ein be-
sonders starker Druck auageiibt werden durch untergelegte carboli-
sirte Schwämme, zusammengelegte Gazebäusche u. s. w. Dieser
Druck bat durchaus keine nachtbeiligen Folgen, wenn nur der Ab-
fluss in der ersten Zeit durch eingelegte Drainröhren gesichert
ist. Dieser eigentbümliche Heilungsverlauf macht sieb in Bezug auf
3 Dinge besonders geltend: auf Schmerz, Fieber und Heilungsdauer.
Schmerz pflegt in so behandelten Wunden kaum vorhanden zu sein.
Auch das Fieber fehlt entweder ganz oder beschränkt sich auf
ein kurzes, initiales Reactionsfieber. Die Heilungsdauer wird wesent-
lich abgekürzt. Die Technik der LlSTER'schen Verbandes kann nach
den zahlreichen Publicationen der neuesten Zeit als bekannt voraus-
gesetzt werden. Was die Theorie desselben anlangt, so hält V. die
Bacterienfrage zur Zeit noch für eine offene, glaubt aber allerdings
dass es irgendwelche in der Luft suspendirte organische Körper
seien, deren Eindringen in die Wunden die Eiterung zu Wege
bringt. —
Beim Uebergang zum specielien Theil des Werkes mag vorweg
bemerkt werden, dass in Betreff der Casuistik auf die Arbeit selber
verwiesen werden muss, während das Referat nur die zahlreich ein-
gestreuten Abhandlungen berücksichtigen kaun.
I. Accidentelle Wundkrankheiten und Syphilis.
1) Erysipele wurden 32 mal bei 30 Kranken beobachtet; davon
starben 6 und zwar 5 anPyämie, welche sich nach Abheilung des Erysipels
entwickelte, ln 3 Fällen wurden erysipelatöse Gelenkvereiterungen
beobachtet. In Bezug auf die Therapie empfiehlt V. von neuem Be-
rieselungen mit einer Lösung von Argent. nitr. (1 : 8) auf die durch
Sodalösung vorher völlig entfettete Haut, welche möglichst weit über
die Grenze der sichtbaren Erkrankung hinaus augestrichen werden
muss. 2) Pyämie wurde 12 mal beobachtet. 9 mal entwickelte sie
sich in der Klinik, 3 mal wurden die Kranken pyämisch iuficirt von
ausserhalb eingebracht. Nur einmal trat Pyämie bei einem von An-
fang an antiseptisch behandelten Kranken auf. 3) Septichämie kam
2 mal bei poliklinisch behandelten Kranken in der traumatischen,
4 mal bei klinischen Kranken in der nicht traumatischen Form vor.
4) Tetanus, 1 Fall bei Oberschenkelamputation.
XIV. Jahrgang. 12
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178
VmKMAüii, chirurgische Beiträge-
Syphilis. Verf. empfiehlt dringend die energische locale Be-
handlung aller syphilitischen Ulcerationen, mit welcher er zuweilen
ohne jede allgemeine Therapie ausgekommen ist. Kr zieht daraus
den Schluss, dass cs syphilitische Ulcerationen bei nicht mehr
Syphilitischen geben kann, und sieht den Grund der nicht erfolgen-
den Heilung in der für die Vernarbung völlig ungeeigneteu Beschaffen-
heit der pathologischen Gewebe im Geschwürsgrunde. Die Therapie
besteht in sehr energischen Aetzungen mit dem Lapis-Stifte, welche
zuweilen bei einmaliger Anwendung die Ulceration zum Stillstand
bringt, in Ausschabungen mit dem scharfeu Löffel, Anwendung des
Messers, der Scheere und bei Knochenaffeetion*n auch des Meisseis.
Der Zweck aller dieser Eingriffe ist, wenn irgend möglich, Abtra-
gung der kranken Gewebe bis auf den gesunden Grund.
II. Krankheiten d er E x trem i tft te n. Zahlreiche Fülle von
subcutanen O b ers e henk elfrac ture n geben Verf. Anlass auf die
Vorzüge der Behandlung mit Gewichtsexteusion zurückzukomtnen.
Er sieht dieselben in einer ungemein raschen und voluminösen Callus-
bildung, sowie in der sichern Vermeidung starker Verkürzungen.
Immerhin sind die Vorzüge nur bei gewissen Verletzungen besonders
deutlich, nämlich bei sehr schiefen Brüchen und Brüchen im obern
Drittel, bei letztem um so mebr, je mehr das obere Fragment zur
Abductionsstellung neigt. Endlich indiciren eine sehr starke Ober-
schenkelmusculatur sowie Brüche mit Hautwunden, Abschürfungen
u. s. w. die Extensionsbehandlung. Sehr günstig sind die Resultate
bei den mittelst des LiSTEB’ache» Verbandes behandelten cotnpli-
cirten Eracturen. Von 15 conservativ behandelten Fällen starb
nämlich keiner. Ein Nachth< il dieser Verbandmethode ist freilich
die dabei sehr erschwerte Anwendung des Gypsverbandes. Verf.
zieht es deshalb vor, die verletzten Glieder in Halbrinnon von Blech
mit Tförmiger HackcnstUtze zu lagern und dieselben bei jedem Ver-
bandwechsel heben zu lassen. — Als typisch beschreibt V. eine Ab-
reissuugsfract ur des untern Endes der Tibia, welche bei
forcirter Abduction und Pronation des Fusses mit oder ohne Fractur
der Fibula dann zu Stande kommt, wenn die Bandverbindung zwi-
schen Tibia und Fibula sich unnachgiebiger zeigt als der Knochen;
das auf diese Weise von der Tibia abgerissene Stück hat immer
Keiltörm, die Bruchlinie verläuft sehr steil.
Das Herausbrechen von Fracturnekrosen aus der De-
■narcationshnie vor vollendeter Lösung des Sequesters findet uoeb
einmal eine kurze Empfehlung. — 152 Fälle von Hand- und
Fingerverletzungen führten unter antiseptischer Behandlung nicht
ein einziges Mal zu progredienten Eiterungen; dagegen starben von
20 Verletzungen des vordersten Abschnittes des Fusses 2 an Pyämie.
— Gelcnkcontusioiicn mit Blutergüssen in die Kapsel wurdeo
2 mal (am Knie) mit Punctiou und Aussaugen des Blutes mittelst der
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Voi.k mann, Phirurgi«che Beitrüge.
179
Saugspritze behandelt. Die kleine Operation ist unter aseptischen
Cautelen ungefährlich. — Die Os t e o my el i tji s ncula spontanea
sielit V. gleich Lücke als eine Infectionskrankheit an, welche eine
gewisse Verwandschaft mit dem acuten Gelenkrheumatismus hat, mit
welchem sie in der Multiplicität der Localisationen, sow.e in der
Neigung zu complieatorischen Entzündungen innerer Organe über-
einstimmt. Die Aehnlichkeit kann so gross werden, dass eine
Different ialdiagnosu unmöglich ist. (Könnte denn nicht diese Form der
Osteomyelitis nur Symptom besonders schwerer Formen des akuten
Gelenkrheumatismus sein? Ref). Neben diesen schwersten Formen
kommen übrigens leichtere in allen Abstufungen vor. In en
Granulationen, welche das Knochenmark bei Spina ventosa er
setzen, hat V. miliare Tuberkel gefunden. - Gelenkcaries wird
zunächst immer mit Ausschabung der erkrankten Knoehenstellen
und Drainage behandelt. Caries des Ellenbogengelenks bei Kindern
erfordert die Resection nur bei directester Lebensgefahr. Auch bet
acuten Eiterungen im Kniegelenk sind Incisionen in’s Gelenk und
quere Drainage unter antiseptischein Verbände ein vorzügliches
Mittel, welches selbst in anscheinend verzweifelten Fällen zuweilen
noch zur lleiiung mit Beweglichkeit führt. — Sechs Fälle von
Sehnenscheiden- Hygromen mit Reiskörperchen geben Veran-
lassung zur genauem Besprechung dieser sonderbaren Krankheit.
Während dieselben sonst der Therapie wenig zugängig waren, sind
sic seit Einführung der antiseptischen Behandlung sicher und ohne
Gefahren heilbar geworden und zwar durch Doppelincision, Aus-
räumung der freien und wandsländigen Reiskörperchen und Durcli-
leguog eines Drainrohres. Unter den mitgetheilten hallen ist be-
sonders wichtig und interessant einer, in welchem nach mehrjährigem
Bestehen eines Hygroms der Extensorensehnen des rechten Mittel-
fingers eine Ruptur dieser Sehne erfolgte. Nach Aufschneiden des
Sackes fand sich die Sehne an beiden Enden völlig ausgefasert,
theils in Form einfach faserigen Bindegewebes, theils in form eines
zierlich verästelten und mit kolbigen Anhängseln versehenen Bäum-
chens. Letztere bestanden aus einem centralen Bindegewebsfaden
umgeben von einer dicken Fibrinauflagerung. Auch die Sackwand
zeigte einen ähnlichen Process. Ein Thoil ihrer Anhängsel mag als
Zottenwucherung (Hygroma proliferum, VlBCnow) «ufzutüssen sein;
im Wesentlichen aber handelt es sich um einen Auffaserungsprozess
mit Fibrinniuderschlägeu. Verf. erklärt demnach einen Tbeil der
Reiskörperchen als Concremente, einen andern Tlicil als durch
äussere Gerinnungsschichten und durch eingelagerte Albuminate auf-
geqnollene Zotten, Bindegewebsfasern, Sehnenbündel u. dergl. Sehr
merkwürdig sind 2 fernere Beobachtungen, eine von freien R"is-
körpern im Kniegelenk, eine zweite von albuminöser Infiltration der
Gelenkkapseln und Muskeln zu unorganisirten, bis zolldicken Schwär-
r 1 0*
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180
Volkmar«, chirurgisch» Beiträge.
ten nebst Höhlenbildung mit freien Körpern in und zwischen den
Muskeln. — Gewisse Arten von M uskelcontraeturen fasst V.
als rein eicatricielle auf. Sie zeichnen sich aus durch die Rigidität*
mit der sie sich entwickeln, durch die Grosse der durch sie erzeug-
ten mechanischen Effecte und durch die bedeutenden Widerstände,
welche sie ihrer Beseitigung entgenstellten. Als Paradigma diene
eine nach einem Abscess der Lumbalgegend entstandene Contractur
des M. saurolumbalis, welche eine schwere Scoliosis lumbalia erzeugt
hatte; Heilung nach Durchschneidung des Muskels. — Rachitische
wiuklige Verkrümmungen des Unterschenkels bei Kindern, wurde
mit gutem Erfolge der Osteo klas e unterworfen; doch gelingt die-
selbe mit einiger Leichtigkeit nur bis zum Ende des 3. Jahres; nach
Beendigung des 4. Jahres gelingt das Zerbrechen nicht mehr, son-
dern bleibt nur noch die Osteotomie übrig. 2 Fälle von Osteo-
tomia subtrocbanterica bei schweren Flexions- und Adduetions-
contracturen im Hüftgelenk führten zu sehr guten functionellen Re-
sultaten.
IV. Krankheiten des Gesiebtes, der Nase- und Mund-
höhle. 21 Fälle von Ozaena wurden durch energische locale, zu-
weilen verbunden mit allgemeiner Behandlung, meist schnell zur
Heilung gebrucht. Die locale Behandlung bestand in Ausschabung
der Nasenhöhle mittelst des scharfen Löffels, welcher sämmtliche
Borken, schwammige Granulationen und kranke Knochen herausbe-
fördert und die Nasenhöhle in eine relativ einfache Wundffäche ver-
wandelt. Nochfolgende Aetzung mit dem Höllensteinstifte, Verband
mit Carbolwatte. In seltenen Fällen ist man geuöthigt, um sich einen
bequemeren Zugang zur Naseuhöhle zu verschaffen, Oberlippe und
Nase vom Munde her abzupräpariren und nach oben zu schlagen
(Verfahren von Rosas).
VI. Krankheiten der Brust und des Thorax. Für die
Aetiologie der Brustkrebse spielen in einer nicht geringen Zahl
von Fällen entzündliche, hyperplastische oder katarrhalische Zustände
am seccrnirendcn Parenchym eine grosse Rolle. Besonders deutlich
wird dies zuweilen bei jüngern Frauen im Zusammenhänge mit der
Gravidität und der Lactation, so dass man in manchen Fällen
geradezu von einer Mastitis carcinomatosa reden könnte. — Die
Verbreitungswege der Carcinome sind die Lymphbahnen; nur ganz
ausnahmsweise tritt auch das Blut als Träger der lnfectionselcmente auf.
Kaum noch zu erklären sind bis jetzt diejenigen Fälle, in welchen
bei freier Achs lhölile sich neben Brustkrebs Krebse innerer Organe,
zumal der Leber entwickeln. Mau muss dabei an eine directe Pio-
pagation der Krebselemeute durch die Brustwaud liindurch denken,
obwohl deren spontane Beweglichkeit bisher noch nicht erwiesen ist.
Gewisse Unregelmässigkeiten z. B. Erkrankung der Achseldrüsen
der entgegengesetzten Seite, erklären sich aus der wechselnde An-
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Volkmars, chirnrgische Beitrüge.
181
Ordnung der Lyruphgefässe der Brusstwand, deren Quellgebiete ge-
legentlich über die Mittellinie hinübergreifen. Auch ist die Be-
grenzung der Brustdrüse keineswegs eine schiefe; es kommen
sogar Lobuli aberrantes an Stellen vor, welche der eigent-
lichen Drüse ziemlich fern sind. Die Operation soll stets so
frühzeitig und so ausgedehnt wie möglich unternommen werden; auch
io den Fällen, in welchen die Operation das Auftreten von Recidiven
nicht hindert, scheint dieselben nach den bisherigen Erfahrungen
wenigstens das Leben zu verlängern. Die Operation führt V. stets
mit Wegnahme der ganzen bedeckenden Haut aus und die Aus-
räumurg der Achselhöhle mit Wegnahme der gesammten Axillar-
fettes. Nachdem die tiefe Axillarfascie am Rande des Pectoralis
major und Latissiraus dorsi freigelegt und gespalten ist, dringt er in
die Achselhöhle zunächst mit dem Messer, dann mit der geschlosse-
nen sturapfspitzigen Scheere und den Fingern ein, wobei zunächst die
Acbselvene freipräparirt und immer im Auge behalten werden muss. —
Für die Nachbehandlung empfiehlt sich ein genau schliessender und
coropriinirender antiseptischer Occlusivverband.
VII. Krankheiten der Rückengegend und der Wir-
belsäule. Spondylitis cervicalis. Man kann 2 Hauptformen
dieser Affection unterscheiden, welche dem entzündlichen Caput
obstipum der altern Chirurgen und der Spondylarthrokace entsprechen
und von denen die erstere auf entzündliche Processe in den lateralen
Gelenken, die letztere auf Erkrankungen der Wirbelkörper und der
Intervertebralknorpel zu beziehen ist. Bei beiden Formen leistet die
Gewichtsextension Vorzügliches, so lange es noch nicht zur Eiterung
gekommen ist. Selbst die schwersten Gibbus-Bildungen können mit
ihrer Hilfe oft noch vollständig beseitigt werden und die schmerz-
haitesten Rotationscontracturen werden dauernd geheilt. Die Exten-
sion geschieht an der Gi.tSSON’schen Schwinge oder an Heftpflaster-
streifen; den Gegenzug übt das Körpergewicht aus. — Bei Spon-
dylitis der Brust- oder Lend enwi rbelsäule ist die Extension
bei weitem unsicherer. Senkungsabscesse werden unter antiseptischen
Cautelen weit eröffnet und heilen zuweilen aus.
XI. Krankheiten der Harnorgane. Als zweckmässigste
Form der Lithotomic bei Männern empfiehlt Verf. dringend den
ALURTON’schen Medianschnitt.
XII. Krankheiten der Geschlechtsorgane. Uebor
Th eer-Parraffin- und Russkrebs. Die Arbeiter in den um
Halle häufigen Theer-Paraffin- und Photogenfabriken, besonders die-
jenigen, welche mit den flüssigen oder breiigen Fabrikationspro-
dneten in fortwährender Berührung kommen, werden von einer
juckenden Hantaffection befallen, welche sie selber als Theerkrätze
bezeichnen. Dieselbe ist charakterisirt durch eine vermehrte An-
bildtmg der Epidermis und eine gesteigerte Thätigkeil der Talg-
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182
Kröklkin, offene nod Aittiseptische Wundbehandlung.
drüsen, welch lelzterc zur Bildung seborrhoischer Schilder und
Krusten führt. Uebrigens sind die gröberen Formen der Affection
sehr verschieden. — Namentlich das Serotum wird früh befallen
und es kommt hier bei fortgesetzter Reizung zur Bildung papillärer
Wucherungen, aus welchen sich allmftlig Hornkrebse entwickeln.
Diese Krebse sind mit den von englischen Autoren häufig beschrie-
benen Schornsteinfegerkrebsen in Parallele zu stellen, welche den
reizenden Eigenschaften des Kusses ihre Entstehung verdanken; nur
erfolgt die Entwicklung des Paraffinkrebse*, entsprechend den reizen-
deren Eigenschaften des Paraffins, schneller als die des Russkrebses.
Der Sitz an den untern Parthien des Scrotums mit vorwiegender Ent-
wicklung nach dem Damm hin, sowie eine relative Gutartigkeit bei
nicht zu später Operation haben Theer- und Russkrebs mit einander
gemein. E Küster
Krönlein, Offene und antiseptische Wundbehandlung. Eine
vergleichende Zusammenstellung der mit diesen Methoden
der Wundbehandlung an den Kliniken zu Zürich, Leipzig
und Halle erzielten Resultate. Arch. t. klin. Chir. xix. s. l.
Der Vergleich beschrankt sich auf die grösseren Amputationen
der Extremitäten, dis conäervativ behandelten complicirten Fracturen
der Röhrenknochen der Extremitäten und auf die Mammaexstirpa-
tionen. Ausserdem verbreitet er sich über das Vorkommen der
wichtigsten accideutellcn Wundkrankheiten, soweit dieselben in den
Zeiträumen auftraten, iu welchen die oben augeführton Methoden der
Wundbehandlung geübt worden sind.
Bezüglich der Amputationen an den Extremitäten er-
geben tabellarisch geordnete Uebersicbtnn bei der antiscptischen
Methode der Nachbehandlung eine Mortalität von 30 pOt., bei der
offenen eine solche von 20 pCt. Dabei beträgt die Zahl der trau-
matischen Amputationen in den beiderseitigen Statistiken ungefähr
die Hälfte aller Fälle, so dass hierin ebenso wenig wie in etwaigen
Differenzen des Geschlechts oder Alters der Unterschied in der
Sterblichkeit begründet sein kann. Dasselbe möchte von der rela-
tiven Schwere der einzelnen zur Amputation drängenden Verletzungen
und namentlich auch von der Ausdehnung des Conservirens in beiden
Lagern gelten, da bei der antiseptischen Methode 51 pCt. sin» un-
liebe Fälle complicirtcr Brüche, bei der offenen dagegen nur
29,4 pCt. derselben aroputirt resp. exarticulirt wurden. Es kann nach
K. demnach nur der Methode derNachbebandlung zugeschrieben
werden, dass die Amputationsresultate bei offener Wundbehandlung
bessere sind, obwohl dem Gebiete der conscrvirenden Behandlung
hier sehr viel weitere Grenzen als bei der antiscptischen Methode
gezogen worden sind. Für eine Vergleichungsstatistik conservativ
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Kbunucis. offene and mitiseptiscbe Wundbehandlung.
183
behandelter complicirter Knochenbräche können vorläufig
nur die Unteischenkelfracturen verwertbet werden. 13 antiseptisch
behandelten Fällen mit 0 Todten stehen 31 offen behandelte mit 9
Todesfällen gegenüber. Der Ausschlag zu Ungunsten der offenen
Methode wird zum Theil wenigstens durch Altersverhältnisse erklärt,
insofern von den 13 antiseptisch behandelten Füllen nur 2 in das
5. Altersdecennium reichten, während von den offen Behandelten
nicht weniger als 12 im Alter zwischen 50 — 70 Jahren standen.
Weitere Tabellen zeigen, dass bei Durchführung der offenen
Wundbehandlung 63,7 pCt. sämmtlicher complicirten Fracturen
conservativ behandelt sind, gegenüber blos 39,5 bei antisep-
tischer Wundbehandlung, dass ferner bei ersterer nur 29,4 pCt., bei
letzterer dagegen 51,1 pCt. amputirt resp. cxarticulirt wurden. Auch
bleiben für die offene Behandlung 6,8 pCt. aller Fälle, für die anti-
septische 9,3 pCt. derselben, in welchen die Oelenkresection ausge-
flibrt werden musste.
Von 22 Frauen, die wegen M am mac arcinoms operirt wurden,
und bei denen cs 18 Mal zur Ausräumung der Achselhöhle kam,
starben unter offener Wundbehandlung 3; von 13 antiseptisch be-
handelten (mit 8maiiger Ausräumung der Axilla) 5.
Gegen pyämische und septicümische Infection bieten
beide Methoden verglichen mit früheren wohl einen wesentlichen
jedoch keinen vollständigen Schutz; gegen das Auftreten und Um-
sichgreifen des Erysipels haben beide sich so gut wie erfolglos
erwiesen. (Die Zahlen siehe im Original).
K. hebt hervor, dass bei den antiseptisch behandelten und ge-
heilten Amputirten die Heilungsfrist bedeutend kürzer ist, als bei
offener Wundbehandlung, fast im Verhältniss wie 1 : 2.
Auch quoad functionem möchte die antiscptische Methode vor-
anstehen, insofern bei ihr Heilungen per prirnam öfter erzielt worden,
die prima reunio aber unter allen Arten von Wundheilung den An-
fordernngen der Kunst am meisten entspricht, in specie auch die
schönsten uud functionstiichtigsten Amputationsstümpfe liefert. Anal-
gesie und fieberfreier Verlauf können in gleicher Weise als Vorzug
dsr offenen sowohl als auch der antiseptischen Methode hervorge-
hoben werden.
Die toxischen Wirkungen des LiSTEu’scheu Verbandes beseitigt
die TmERSCH'sche Modification desselben. Eben dieselbe verspricht,
wenn sie auch noch kostspieliger ist als die offene Wundbehandlung,
2—3 Mal billiger zu werden als der LlSTER’sche Carboiverband.
Ueber die Weite der Grenzen, innerhalb welcher die eine oder
andere der besprochenen Behandlungsweiseu zulässig und anwendbar
sind, fehlen noch die Detailuntersuchungen. Wilb. Kocb.
>y Goog
184 Hisschbkro, Gesichts- und Blickfeldmeasiing. FbXkkel, Ilarnstoffnimcheiilany.
J. Hirschberg, 1) Zur Gesichtsfeld messung. Areb. f. Augen- u.
Ohrenheilk. IV. 8. 268. 2) lieber Blickfeldmessung. DRselbst 8. 273.
Indem H.t wie dies anderweitig schon geschehen, darauf auf-
merksam macht, dass, wenn das Gesichtsfeld von der Kugelfiäche
durch senkrechte Projection auf die Ebene des Papiers übertragen
wird, die Radien der Parallelkreise nicht proportional den Grad-
zahlen, sondern den Sinus derselben sind, wird zur bequemen Re-
gistrirung empfohlen, die Endpunkte der Meridiane (12) mit
römischen Ziffern zu bezeichnen, und zwar in derselben Reihenfolge
wie die Ziffern einer Uhr. Man erhält die centrale (radiale) Pro-
jection direct bei der Campimetrie; bei der Perimetrie ist die ortho-
graphische (senkrechte) zur Notirung des Resultates im Allgemeinen
vorzuziehen.
Eine vollkommene Analogie der Gesichtsfeldmessung mit der
Blickfeldmessung stellt H. dadurch her, dass er zur Messung der
Diplopie zunächst ein Coordinatensystera anwendet, während der
Patient bei senkrechter Frontalebene und unverrückter Kopfhaltung
mit einem rothen Glase vor dem einen Auge versehen nach einer
Kerzenäamme blickt, welche der Untersucher successive vor die
Hauptpunkte des Coordinatensystems bringt. Es wird ferner
mittels eines nach dem Princip von Cartkk’b Perimeter construirten
Blickfeldmessers, wobei der Krümmungsradius des graduirten Armes
1 Meter beträgt, bis 40° geht und in 0°, 10°, 20° und 40° Neben-
arme von 20° Länge und einem Radius von 1 Meter trägt, die
existirende Diplopie in Graden der Kugel gemessen. Eine beweg»
liehe Lichtffainme läuft vor dem Hauptarm, der Nullpunkt desselben
ist 1,16 Meter über den Fussbodon befestigt, der Arm kann in be-
liebiger Neigung gegen den Horizont, die Nebenarme ebenso gegen
den Hauptarm festgestellt werden. Michel (Erlangen).
A. Frankel, Zur Pathologie der Nieren. Berlio. Hin. Wocbenscbr.
1876. No. 43, 44-
Bei einem an diffuser Nephritis im 2. Stadium leidenden
49jährigen Mann verglich F. die Ausgabe von Stickstoff im Harn
mit der Einnahme in der Nahrung. Die letztere wurde aus Control-
bestimmungen des Harns eines anderen in gleicher Weise ernährten
Mannes gleich 24,99 gm. Harnstoff gefunden (wobei der in den
Fäces enthaltende N. unberücksichtigt ist). Im Mittel entleerte nun
jener Pat. an 12 Tagen, zu einer Zeit, wo die vorher geschwundenen
Oedeme wieder eingetreten waren (!), 22,32 Harnstoff (nach Liebio
im enteiweis8ten Harn bestimmt. Die Gcsammtstickstoffaus-
schcidung war wegen des Eiweissgehaltes natürlich noch grösser
und betrug im Mittel aus 5 Verbrennungen mit Natronkalk täglich
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DiCKnrson, Chorea.
186
-f* *
11,38 N = 24,38 U, also ziemlich genau soviel, als dem eingeführten
N entspricht. — Hieraus schliesst F., dass Pat. sich in Bezug auf
seinen N-Kreislauf gerade ebenso, wie ein längere Zeit mit der
gleichen Nahrung ernährter Gesunder, der sich im Zustand des N-
Gleicbgewichts befindet, verhalten, nur mit dem Unterschied, dass
ein geringer Bruciitheil seiner N-haltigen Einnahmen unverändert
und unzersetzt, als Eiweiss, seinen Körper verlassen habe und ferner,
dass von einer Verminderung der Harnstoffausscheidung und einer
dem entsprechenden Anhäufung dieses Zersetzungsproductes im
Körper, wie dieselbe als characteristisch für die floride Nieren-
entzündung in den Lehrbüchorn allgemein beschrieben wird, hier be-
stimmt nicht die Rede sei. Er erklärt jenes Fortbestehen einer
„normalen Harnstoffausscheidung“ dadurch, dass noch eine genügende
Menge secernirender Drüsenelemente in den erkrankten Nieren
functionsfähig sei, da die Nierenepithelien, wie aus den grossen durch
die Nahrung bervorzurufenden Schwankungen der Harnstoffausschei-
dung hervorgehe, überhaupt sehr grossen Anforderungen an ihre
Leistungsfähigkeit gewachsen seien, daher der Untergang einer
grösseren Menge Parenchyms leicht ausgeglichen werden könne.
(Ref. hält die Schlüsse F.'s nicht für berechtigt, denn da bekanntlich
alle hydropischen Transsudate und insbesondere diejenigen bei Ne-
phritikern Harnstoff enthalten, so ist schon dadurch allein eine Zu-
rückhaltung von Harnstoff im Körper gegeben; durch diese erst
werden vielleicht im obigen Fall die an der täglichen Menge durch-
schnittlich fehlenden 2,7 gm. Harnstoff gedeckt und dazu kommt
erst noch der in Form von Eiweiss entleerte N). Senator.
H. Dickinson, Pathology of Chorea. Lancet 1875. H. No. te
In eiuem Vortrag über Veitstanz entwickelte Vf. seine Ansich-
ten über das Wesen dieser Krankheit, welche, wie die spätere von
Bkoadbent, H. Jackson und West durchgeführte Discussion be-
wies, von den herrschenden Ansichten abweicht. (Siehe das Origi-
nal). D. hatte Gelegenheit, 7 Obductionen von an Chorea Verstor-
benen, meist jugendlichen Individuen zu machen. Im Hirn und im
Rückenmark fand er eine starke arterielle und venöse Hyperämio,
wn meisten ausgebildet in den Corp. striat. und dem Rückenmark,
stets beiderseitig an symmetrischen Stellen. Neben den Hyperämien
fand er kleine Hämorrhagieen in der unmittelbaren Umgebung der
Gefässe, mit Zerstörung der Hirnsubstanz, im Mark waren die
Hinter- und Seitenpartieen der grauen Substanz zumeist betheiligt.
Ra bandelt sich nach ihm nicht um embolische, sondern um rein
byperämischc Processe, deren Ursache eben die „rheumatische“ oder
eine „nervöse“ Reizung sei. Nicht immer sei Endocarditis voraus-
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186 Ebb, acute Spinallähmuug. Bärwibkki., Irradiation bei Neuritis.
gegangen: auch das Umgekehrte sei oft der Fall und .die Endocar-
ditis eine Folge der Chorea, vielleicht hervorgerufen durch die un-
regelmässigen Muskelbewegungcn des Herzens und diu dadurch be-
dingten Circulationsstörungen , specicll bei der durch die Mitral-
klappen geregelten Blutbewegung. Bernhardt.
W. Erb, Ueber acute Spinallähmung (Poliomyelitis anterior
acuta) bei Erwachsenen nnd über verwandte spinale Er-
krankungen. Arch. f. Paych etc. V. 8. 7B8.
In dieser Arbeit theilt Vf. zunächst 3 Fälle von der zuerst
von Duchenne unter dem Namen „Paralysie generale spinale antö-
rieuro aigue de l’adulto“ beschriebenen Krankheit mit, von welcher
schon früher in Deutschland Buispiele berichtet wurden. Alle 3 Fälle
hatten das Characteristische, dass in kurzer Zeit dio Musculatur
beider Untcrextremitäten in verschiedeuer Intensität uud Ausdehnung
von der Lähmung ergriffen wurden, bei gänzlichem Mangel von
Scnsibilitätsstöruugen, bei Freibleiben der exeretoriseben und ge-
schlechtlichen Functionen und gänzlichem Mangel tropbischer Stö-
rungen der Haut. Die Erregbarkeit der betroffenen Muskeln war
vermindert oder erloschen und zeigte die characteristische Ent-
artungsreaction. Wie seine Vorgänger betont auch E. die Aehulich-
keit dieser Fälle mit den bei der sogenannten „spinalen Kinder-
lähmung“ beobachteten Erscheinungen und ist mit den französischen
Autoren und mit Kussmaul geneigt, die pathologisch-anatomische
Grundlage des Leidens in einer acuten Entzündung der grauen Vor-
dcrsäulen des Marks zu suchen (Poliomyelitis anterior acuta).
Des Weiteren wird ein Fall von der chronischen (nach Du-
chenne-Kussmaul. subacuten) Form dieser Affccfion mitgetheilt, und
im Anschluss an 2 andere Fälle von Rückenmarkserkrankung (bei
dem einen bandelte es sich wahrscheinlich um eine spontane Blutung
in das Mark, bei dem andern um ein Trauma) »uf die Schwierig-
keit, eventuell Auf die Möglichkeit einer differentiellen Diagnose des
Genaueren hiDgewicsen. Eine sechste Beobachtung bei einem Er-
wachsenen ist insofern von Interesse, ala durch sie das Vorkommen
der Lähmung einer Oberextremität als hauptsächlichstes Symptom
einer acuten Spinallähmung auf’s Deutlichste illustrirt wird.
Bernhardt.
Fr. Bärwiiikel, Die Bedeutung der centripetalen Irradiation
bei schmerzhuften Afl'ectioneii der Nervenstämme. Deutsches
Arch. f. kliu. Med. XVI. 8. 186.
Bei verschiedenen Formen von neuralgischen Affcctionen fand Vf.
im Gegensatz zu der Mehrzahl der bisherigen Beobachter, dass die Aus-
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Lube, Typhusepidemie durch Milch.
187
breitung der Schmerzen theils spontan, theils auf Druck nicht allein in
die Peripherie hinein au-strahlen, sondern auch einen centripetalen Ver-
lauf nehmen kann. Es waren dies Fälle, in welchen uebeu dem
ausstrahlenden auch ein constantur localer Druckschmerz bestand,
der nur von einer Einwirkung auf die Nervi nervorum, d. h. auf
die im Neurilemm endenden Nerven abgeleitet werden konnte. Es
ist nach Vf. die« vielleicht als eine Irradiationserscheinung aufzu-
iässen: es fänden die Nervi nervorum, je hoher oben sie am
Nervenstamm endeten, auch um so höher in dor Ganglicnzeileusäulc
ihre Endigung, so dass, da die Leitung des Reizes von der Ein-
mündungsstelle der direct gereizten peripheren Faser im Marko bis
zu den einzelnen Zellen eine zwar nur minimale, aber doch fühlbar
verschiedene Zeit brauche, so eine centripetal fortschreitende Erre-
gung vorgetäusebt würde.
Vf. glaubt dieses Symptom als diagnostisches Unterscheidungs-
merkmal zwischen Neuralgie und Neuritis verwertheu zu können, so
dass, wo eine centripetalc Irradiation besteht, es sich um eine Neu-
ritis handeln würde. Bernhardt.
Lübe, Eine Typhnsepidemie durch iniieirte Milch verbreitet.
Allgem. Zeitscbr. f. Epidemie!. 1875. S. 298.
In dem Städtchen Plön brach plötzlich im August 1874 eine
leichte Typbusepidemie aus, dje sich im Ganzen auf 24 Personen
erstreckte. Die erste Erkrankung begann am 21. August, die letzte
am 26. September. Für den in der Aufachrift ausgesprochenen Zu-
sammenhang führt Vf. Folgendes zum Beweis an: Die Epidemie
war von Anfang au über die ganze Stadt ausgedehnt, obwohl dio
Lage- upd Grund wasser Verhältnisse und auch das Trink wasser in
dcu einzelnen Stadttheilcn sehr verschieden sind. Von den 24 Er-
krankten hatten 21 nach landesüblicher Sitte rohe Milch genossen,
die von ein und demselben Meierhofe stammte. Auf diesem Hofe
befand sich einem Düngerhaufen benachbart ein Brunnen, dessen
Wasser nach chemischer und micro?copischer Untersuchung stark
mit organischer Materie verunreinigt war. Dieses Wasser wurde
zuin Reinigen der Milchgefässe benutzt. (Ob auch zur Verdünnung
der Milch schien dem Vf. nach Lage der Verhältnisse sehr unwahr-
scheinlich). Vf. meint nun, dass aus diesem Brunnen Typhuskeime
iu die Milch hineingelangtcn. Woher sie zur Zeit in den Brunnen
gekommen waren, darüber liess sich Nichts ermitteln. Allerdings
kanten auf dem Meicrbofe selbst 4 Typhusfäile vor (in dm' obigen
Zahl mitiubegriffen), aber sie begannen gleichzeitig oder gar später
wie die in der Stadt herrschenden. Nachdem der Gebraucli der ver-
dächtigen Milch aufgehört hatte (6. September) kamen nur noch
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188
KlRIH. WlLLIOK. SoOOLOPP. LaHOHJiHS.
3 Erkrankungen vor; eine davon betraf ein Kind, das ausnahms-
weise noch weiter mit jener Milch in rohem Zustande genährt
worden war. Schiffer.
E. Klein, Note on a plnk-eoloured Spirillum (Spirillum rosa-
saceum). Quarterly Journ. of micr. so. 1875. 8. 381.
Ende December 1874 untersuchte K. microseopisch beilgelbe Fitcalmassen
eines Felles von Enteritis und fand in ihnen Micrococcen, Zoogloea and Bscterien.
Die Fiicslmasseu blieben in einer Flasche mit Wasser stehen, auf deren Boden sie
ein Sediment bildeten. Im April 1876 fand K. dieses Sediment mit einer dünnen
rosafarbigen Vegetation überzogen. Mitte Juni hatte diese Vegetation eine tief rotbe
Farbe angenommen. Die microsoopiscbe Untersuchung ergab, dass die gante Ve-
getation aus Zoogloeamassen von Spirillum nndula Cork bestand. Die eiutelnen
Spirillumindividuen zeigten eine dunkelrotbe Farbe, während die sie einbettende
Substanz völlig farblos erschien. Boll (Rom).
A. Wiliigk, Nervonzelleininastomosen im Bäckenmarke. Visen.
Arch. LXIV. S. 163.
W.' beschreibt 4 Beobachtungen von nnsweifelliaften Anastomosen der Nerven-
zellen aus einem erkraukten Bückenmark (Embolie), welche er theils auf einen im
Fortscbreiten begriffenen Theilnngsvorgang, theils auf ursprüngliche Aulage zurflck-
ffibrt. Uebrigens betont W., dass man es hierbei unzweifelhaft mit normalen Ver-
hältnissen zu tliun habe, die nur im erkraukten Bückenmark wegen der geringen
Sklerose der intergangliären Substanz leichter tu überschauen waren. Löwe.
N. SocolofF, Ein Beitrag zur Kenntniss der Leberseeretion.
Pflcger’s Arch. XI S. 166.
Hcppkbt und Schipp haben sich dahin ausgesprochen, dass ins Blot direct
oder vom Darm aus eiugeführte Gallensäure tum grossen Tbeil durch die Leber
wieder ausgeschieden werde. Vf. hat Versuche darüber an einen grossen Hund
mit Gallenfistel augestellt, dem Lösungen von glycocholsanrem Natron in die Vena
jugularis (0,4 gm. und 0,8 gm.) und in den Magen (1 und 2 gm.) eingeftihrt wurden
Vor nnd nach der Injection wurde in je % Stunde und twar 4 Mal hintereinander
die Menge der Galle und ihr Gehalt an Gallensäure bestimmt. Wenn auch die
Menge der Galle in einseinen Fällen tunahm, so konnte eine Vermehrung der
Gallensäure nicht constatirt werden ; auch fand sich in der entleerten Galle keine
Glycocholsäore. Vf. spricht sich danach gegen die Angaben von TToppkbt und
Schipp ans. Die Vermehrung der Secretion kann nicht auf die Zufuhr von Wasser
zurückgefübrt werden, man muss vielmehr eine specifisob reitende Wirknng der
galleusauren Salze annehmen. k. saikow*u.
Langhaus, Zur t'asuistik der BUckcnmarksaffectionen (Tetanie
nnd Lepra anästlietica). Vmcnow’s Arch. lxiv. s. 169.
In einem Fall von Tetanie bei einer 48jährigen Frau nach lang andauernden
Diarrhöen (chronischer Dysenterie) entstanden, faud L. in den grösseren Arterien
und Venon dor vorderen Commissur des KUckenmarks gleichmässige hochgradig«
Verdickung der Adventitia, an deu kleineren Acsteu in den Vorderbörnern theils
Ansammlung lymphoider Zellen in und um die Adventitia, theils rundliche oder
spindelförmige Anschwellungen derselben. Die Vordickungen bestanden aus fibril-
lärem, in den kleinen Knoten anch aus retienlirtem Bindegewebe. Hauptsitz der
Veränderung ist die Halasnscbwolluug, von dieser auf- uud abwärts fand sich Er-
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Rajrwrky. Block. 189
»eittranjj and Pigmentirung der perivaaculäreu LymphrUumo and Austritt von
rollen Blutkörperchen in dieselben.
Bei der Section eines 40jübrigen Mannes, der seit 2 Jahren an Lepra au-
litbetica beider Hände and der nuteraten Tbeile der Vorderarme gelitten batte,
lud L. ausgedehnte Erweichung der grauen Commissur, Ci.*BRK’achen Säulen und
Hinterbörner des Rückenmarks im Bereich der llalsanscbwellung und iu geringerem
Grade der Lendenanschwellnng. Die peripheren Nerven, namentlich dio Nu. uluares,
•eigen keine Zellen Wucherung um die Primitivbfindel, wohl aber Verdickung des
Pari- und Endoueuriums, Schwnnd der Markscheide bei erhaltenem Axencylinder.
L. ist danach geneigt, den Ursprung der Lepra anästhetlca in Veränderungen des
Böckeurnarks tu Bncben. Orawltt.
A. Rajewsky, Ueber Resorption am menschlichen Zwerchfell
bei verschiedenen Zuständen. Vibchow'» Arch. lxiv. s. 186.
Es wurde dos der Leiche entnommene Zwerchfell ohne Spannung über einen
Trichter oder auch einfach auf einen Teller gelegt and die BauchSäche mit einer
diiunen Schicht einer Lösung von Tusche in Salzwasser oder Milch begossen. Es
ergab sich: 1) Dass das menschliche Diaphragma die Fähigkeit hat, Flüssigkeiten
und darin suspeudirte Partikelchon aufzusaugen, wie v. Rbckmnghacisk* vom
Kzoincbenzwercbfell gezeigt hat. 2) Das mensoblicbo Zwerchfell erlangt, wenn es
durch entzündliche Processe verändert ist, eiue grössere Fähigkeit, Flüssigkeiten
die mit ihm in Berührung kommen, seine UahneD passiren au lassen. 3) Au solchen
entttiadeten Diaphragmen erhält mau unter dem minimalsten Drucke eiue Injection
des Baftcanalsystems, welche als dio natürlichste zu betrachten ist. So hergestellto
Präpaiate beweisen, dass die Saftcauälchen mit den Lymphcapillaren in Verbindung
stehen, dass sie ferner nicht beliebige Räume oder Spalten sind, sondern besondere
Canälcheo, die im lockeren Bindegewebe eingegraben sind. 4) Entfernung des
Eodotbels der Serosa auf natürlichem (durch Entzündung) oder künstlichem Wege
erüffoet neue Bahueu für deu Durchgang der Flüssigkeiten, nämlich die Saftcanäl-
eben, welche an der freien Oberfläche der Serosa beginoen 5) Es lasseu sich von
der Serosa nnr kleine Lymphgefässstämuicbeu in dos snbseröse Fettgewebe ver-
folgen, woselbst diese durch eiu Netzwerk feinster Lymphcapillaren verbunden
werden, in dessen Maschen je eine Fettzelle gelegen ist. Orth.
C. 0. Block, Heber ein primäres melanotisches Endotheliom
der Leber. Arch. d. lieiik. xvi. s. 412.
Eine 4£jitbrige Frau, Blondine, litt an einem als Carciuom diagnosticirtcu
Lebartamor. Der Urin batte einige Zeit vor dem Todo ein chokoladenfarbenes
Aussehen, bedingt durch Eiweiss, Pigmentschollen und rotho Blutkörperchen. Die
Leber erwies sich enorm vergrössert, 12 Kilo schwor, von theilweise höckerig ge-
^ppter Oberfläche, blauschwarzer, durch mehr oder wenigor zahlreiche eingestreute
Keller© Partieen bis grauweisser Farbe; das interacinuso Bindegewebe und die
Lytnpbgefdsswandaugeu der Kapsel verdickt.
Oie Grundfarbe des Leberdurchsclmitts war blauschwarz, in den abhängigen
Abschnitten gleichmäßig , oben von miliaren bis kirschkerugrossen hellen Ein-
mengungen durchsetzt; ein faustgrosser blauschwarzer Knoten liegt inmitten dieser
gesprenkelten Gewebsmasse nur durch seine Farbenverschiedenheit abgegrenzt,
^geschlossen. Unter dein Endo- und Pericard und im linken Nierenbecken Anden
ilcb kleine melanotiscbe Knoten. Die Geschwulst bestand aus stark pigmentirten
und gewucherten Zellen der Capillarmembraneu; auch in der Wand einer Central-
Ve,,e fand sich Pigraentirung einer Endothelzelle; die Capillaren selbst, sowie
kleinere Centralvenen waren mehr oder minder mit Pigment vollgepfropft and zum
Theil ectasirt durch pigmentirte Zellensohollen. Dadureh waren zahllose Gefftsse
190
Robbrbach. Cadqb. Brows.
undurchgHiigigf geworden, die Leberzellen atrophirt und ganze Gewebsabschoitte
bestanden aus den in der oben beschriebenen Weise veränderten Knoten, welche von
neugebildeteiu Bindegewebe umgeben worden. Die zuführenden Gofässe waren
pigmeutfrei, die Milz normal. Die metastatischen Knoteu ergaben Pigmentumwand-
lung der Endothelien und Ausstopfung der Capillaren durch die gauee Herzmus-
culatur, pigmentirte Spindelzellen, von Bindegewebe omgeben, io dem Nierentumor.
Qrawlu.
J. Rosenbach, Ein Fall von Rimdzellensarcont des Schlundes,
welches durch die Pharyngotomia subhyoidea entfernt wird.
Berlin, klin. WocheOschr. 1875. No. 38 n. 39.
Wegen eine* weichen Rundzellensarcoms im untern Tlieile des Pharynx
machte B’atv in der Göttinger Klinik dir Pharyngotomia snblioidea, die siebente
bisher bekannt gewordene Operation dieser ÄVt. Einige Tage vorher war die obere
Tracheotomie ansgefütirt, unmittelbar vor der Operation wurde eine Tainponrauüle
in die Trachealwunde gelegt und ausserdem bei hängendem Kopfe operirt. Dis
Exstirpation gelang, die äussere Wunde wurde vernäht und die Heilung erfolgte
ohne Zwischenfälle. E. Küster.
>V. Cadge, Sacculation of and stone in the bladder. Brit. Med.
Journ. 1875. No. 770.
VC. macht darauf aufmerksam, dass bei Prostatabypertrophie alter Leute,
welche zu Hypertrophie der Blasenwand mit Blasenerweiternng geführt bat, die
Divertikelbilduug ein ziemlich häufiges Ereigniss sei. Wird in einer solchen Blase
die Lithothripaie auagcffihrt, so droht dem Kranken eine doppelte Gefahr. lat
nämlich der Divertikel in unmittelbarem Contact mit dem Bauchfell, so können die
in denselben gerathenden Steintrümmer eine EntxQndung hervorrufen, welche sieb
schnell auf das Bauchfell fortpflanst. Aber auch bei günstiger gelegenen Diver-
tikeln erzeugen die Steintriimmer eine chronische Cystitia, wachsen wiederum xu
grösseren Steinen an, welche mit dem Lithothriptor nicht gefasst werden können
und führen so tu dauerndem Siechthum und baldigem Tode. Es ist deshalb unter
allen Umständen besser sofort die Lithotomie xu machen, sobald ein solcher Zu-
stand erkannt ist; nur bietet die Diagnose bedeutende Schwierigkeiten. Deshalb
rnth Vf. cor Lithotomie, anch wo nur ein Verdacht auf Blasendirertikel entsteht
B. Küster.
Buckminster Brown, Feinoral aneurism cured by direct coiu-
preSfiion. Boston med. and sarg. Journ. 1875. No. 17.
Bei einem 38jäbrigen, an allgemeiner Atberose leidenden Manne, der dicht
unter dem PocpABT'schen Bande ein 3%" im Dnrchmesser haltendes Pemoratan-
eurysma trug, kam die directe Compression von October 1863 bis Juli 1864 ohne
Unterbrechung iu der Weise zur Anwendung, dass die ersten 4 Wochen 10—15-
ptündige Scbrotbeutel, nachher 12— 24pfiindige Kanonenkugeln aufgelegt wurden.
Nur 2—3 Stunden täglich trat an Stelle derselben eiu Eisbeutel. Die Geschwulst
wurde danach kleiner und härter, pulsirte weniger und liess sich in der Folge
durch eine Compressionsbandage so im Wachstbum zurückgebalten, dass der Kranke
bis su seinem 1875 an allgemeiner Peritonitis erfolgenden Tode seinen Beschäfti-
gungen nachstehen konnte.
Die von H. Beack gemachte Section orgab einen darch Fibringeriansel voll-
kommen erfüllten Sack, eine Obliteration der sehr verschmälerten lliaca externa
und einen Abschluss der Eiomöudungsstelle der Art. femoralis und profunde femoris
in das Aneurysma. Die lliaca interna and deren Zweige waren am das 2— 3fache
de« gewöhnlichen Volums erweitert. Sie wenigstens führten dem Bebenkel Blut an
durch Anastomosen mit tief zwischen die Musculatur desselben verlaufenden
LttONPZCREI. Bl.ZNC. Kkardsi.rv. Fermko.
191
Zweigen, welche ihrerseits vorwiegend {in die vom An. entfernteren Abschnitte der
Profondt fomoris einmändoten. With. Koch.
Leonpacher, Pneumopericardiuiu trauiuaticum. Bayer. Intel). -bi.
1875. No 44.
L. fand bei einem 36jHbrigen Dlenstknecht, welcher einige Standen vorher
ron eben) Heuboden gefallen and mit der Ilinterflüche des Körpers anfgeschlagen
**r, die Zeichen des Pneuinopericardinm mit geringem, wahrscheinlich blutigem
Ergoss im Herzbeutel. Ausserdem hörte man in einer Entfernnug von 1 Muter
rom Krankenbett zwei eigenth&mlicb gluckende, hrodelude Tune, wto wenn man
FISasigkest aus einer Klasrhe entleert. Der erstere von ihnen war der kürzere und
fiel mit dem Spitzenstoss des Herzens der Zeit nach zusammen, der zweite dauerte
stets langer. Jedoch wurde nicht jede Herzcontraction von den auffälligen
Tönen begleitet. Druck auf die Pericardialgegend liess sie deutlicher hervortreten.
Ctbrigens ergab eine geuanere Auscnltatiou, dass sie mit den Herztönen nicht zn-
simmenbingen. 2 Tage später waren sie verschwunden. Es bildeten sieh dfe SSt-
Kbeinnngen einer reiuen Pericarditis und linksseitigen Pleuritis heraus. Der Kranke
genas rollkommen. Vf. snpponirt Ruptur der Lunge, welch« mit dem Pericard
»«wachsen war, nnd Luftaustritt aus derselben in den Herzbeutel, wobei die nach-
fewiesene Trunksucht und dadurch bedingte Brüchigkeit der Gewebe eine Prädis-
position abgegeben haben mag. (Vgl. Stozks, Krankheiten des Herzens 8. 19. Ref.).
Etcbhorst.
H. Blanc, Case of acute congestion and intiamniatiou of the
llver ; rapide increase of size; employment of aspirator, follo-
wcd by connideruble and prompt retraction of the liver. Lancet.
1875. II. No. 13.
Bei einem 48jährigen Hindi», welebor wegen Intermittens ,ins Hospital aufge-
oommen wurde, entwickelte sieh bald uacb der Aufnahme eine beträchtliche schmerz-
hafte Leberznschwellnng. Es wurde mittelst des PoTsot'schen Aspirators an der
prominirendsten Stelle eine Pnnction gemacht nnd ungefähr 30 gm. schwarzen
Blotes aspirirt, dem uur wenige Eiterkörperchen beigesellt waren, worauf in Wenigen
Tagen der Tumor beträchtlich abnahm. Bei der Section hrfittfä sftfh die bereits
rsrosrbte Wnnde in' der Leber mehrere Zoll höher, als die entsprechende Haut-
*oade. Zeichen von friacher Entzündung, etwa durch die Operation bedingt,
*»»en in der Leber nicht zn constatiren. L.Uoionth»!.
('• E. BeardStey, Phimosal paraplegia. Med. and sorg, report. 1875
XXXlll No. 8.
Bei verschiedenen Individuen jüngeren Alters (zwischen 1 nnd 14 Jahren)
Beobachtete Vf. cigenthümliche nervöse Zustände, welche ihren ITauptkusdruck
f*"den in einer mehr oder weniger ausgebildeten Lähmung der Unterextremitäten
ln oft sich wiederholenden Krampfanfällen and Abnahme der geistigen Fähigkeiten;
* ***' gelang es durch Operation der vorhandenen uud lange Zeit übersehenen
Phimose den peripheren Rais zu entfernen, ein freie» Oriniren zn ermöglichen und
10 '» kurzer Zeit aHe krankhaften Erscheinungen to beseitigen. Bernhardt.
Eehling, Veber Anwendung der Salicylsäure für geburts-
Eftlfliehe Zwecke. Arch. f. oynäc. vul 8. 298.
Die eeit einem Jahre auf der Cscofi’schen Klinik gemachten Versuche mit
* ''El’äure haben ein günstiges Resultat geliefert. Puerporalgeschwüre der
Osseren Genitalien wurden mit einem Gemisch von Salicylsänre 1 und Amylum 5
oot; danach reinigten sich die Wanden schnell und heilten bald. Sobald sieb
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192
KtLP. Clapbah. Hu, Berichtigung.
fötider Ansfluss und Fieber einstellte, also auch Läsioneu des Cervix auznnehmeu
waren, wurden täglich 4 — 8 Vaginaldoncben von Salicylsäurelüsung (1 : 600 bis
1 : 1000) angewandt. Hierbei war iu der Kegel bald Abfall des Fiebers nnd
Besserung des Wochenflusses tu bemerken. Bei beidon Applicationsweiseu war
nach einigen Tagen die Aufnahme in den Organismus dnrch Nachweis der Salicyl -
süure im Urin tn constatire». Einige Zeit hindurch wurden Stäubungen von Car-
bolsaure während der Entbindung gemacht, jedoch bald wieder aufgugeben, weil
sieb ungewöhnlich oft Nachblutungen eiostellten. v. llatelberg.
Help, Amyl nitrit. Deutsch. Arch. f. klin. Med. XV. 8. 602.
Vf. hat das Amylnitrit in Dosen von 6 Tropfen 2 — 4 Mal täglich von 5 mit
Melancholie stupide behafteten Patienten (3 Männern, 2 Frauen) einathmeu lassen,
ohue dass auf den psychischen Zustand der Kranken der geringste Erfolg ausgeübt
wurde. Bernhardt.
Clapham, Nitrit« of amyl in Sea-sickness. i.ancet 1876. No. 8.
Vf. empfiehlt 3 Tropfen vou dem Aelher auf ein Tneh zu giessen und zur
Einathmung recht nahe vor die Nase zu halten und zwar am Besten, wenn Er-
brechen schon einmal erfolgt ist und der Pat. zu Bett liegt. Fast stets genügt eine
einzige solche Dosis. Vou 124 Seekranken will Vf. auf seinen Fahrten über den
grossen Ocean 121 völlig von dem Uebel befreit haben. — Bei dor Section eines
Seekranken, der durch Zufall einen plötzlichen Tod gefunden batte, zeigten sieb
die Röckeumarksgefässe strotzend gefüllt mit Blot nnd Vf. betrachtet daher mit
Chapmaü Hyperämie dieses Organs als Ursache der Seekrankheit Schiffer.
Berichtigung.
In No. 8 dieses Blattet (S. 132J wird durch Prof. A. Rauher von mir
getagt: „Wiewohl ganz auf Pander schein Boden stehend, und von dessen An-
schauungsweise getränkt, gedenkt er derselben in seiner Entwicklungsgeschichte
des Hühnchens im Ei nur beiläufig in einer kleinen, kaum 2 Zeilen umfassen-
den Note“.
Diese Behauptung ist thalsächlich unrichtig. In meiner Unter-
suchung wird S. 46 u. 47 Pander ein besonderer, etwa */* Seite umfassender
Abschnitt des historischen Resume's gewidmet. Es tnird darin alles Wesentliche
mitgetheilt, was Ref. Räuber in seinem Aufsätze reproducirt hat. U. A. steht
daselbst der folgende Satz als Pander's Ansicht: „In Folge einer Reihe von
Faltungen entwickelt sich aus dem serösen Heck der Kopf, die äussere Hand
des Leibes, der Brust, des Bauches, des Beckens und das Amnion“.
S. 56 komme ich, und diesmal allerdings nur in einer Note, auf Pander
zurück. Die Note lautet: „Die Vorstellung, dass die Körperbildung als ein
Fxltungsprocess anzusehen sei, ist wohl durch Pander am schärfsten ausge-
sprochen worden, bei v. Bär tritt sie schon weit weniger in den Vordergrund,
und später hat sie sich noch mehr vencischt“. Merkwürdig erscheint in der
Hinsicht die gegen Reichert gerichtete Stelle bei R. Wagner, Lehrb. d. Ph.
Niemanden wird es einfallen, sich die 3 Blätter der Keimhaut wie die Blätter
eines Buches zu denken. Niemand wird der mechanischen Vorstellung huldigen,
als entstände der Embryo durch eine Fhltenbildung dieser 3 Blätter“.
Leipzig, den 26. Februar 1876. W. His.
BiiueDdangen fUr du Oentralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senat or^
Berlin, (N.) Kran uni ekitra««e S4, und Profeaaor Ronenthal, Erlangen» oder (unter Beiectünu) an
die Verlagahandlung, Berlin (N.-Ws). unter den Linden 68, adreeslren.
Verlag von August Hirechwald In Berlin.
Orock von TI. 8. Hermann In Berlin.
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WBetantlkh enchatoeo
l-fBcgeo;am Schinne
4m Jahrgang« Titel, Na-
m#n and .Sachregister.
Gentralblatt
für die
Preis des Jahrganges
20 Mark; au beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und PostansUlten.
Dr. J. Rosenthal,
Professor ln Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
1876. II. IHSrz.
No. lL
Inhaiti Mo TiCHtmormr, Impfbsrkeit typhöser Fieber (Orig.-Mitth.). —
Koiu.ua, Salicylsäure und aalicylsanrea Natron (Orig.-Mittb. Schluss.). —
Höbscb e lh a h n , Scbweissdrüseti. — Mala»sez, Hlutmeuge. — Sciimiut
FuentofFgeriouuug. — Buss; Ooltdus»; Nathan; Z immsbm . na. S»li
cylsäore. —
T. Brunn, Barsae phreuico-liepaticae. — Liebe« bann, Cboletelin und Hydro-
bilirobin. — Lange, Veränderungen des Blut« im Lympbsack des Frosche». —
Oossblin, Ostitis mit Neuralgie. — Lehmann & v. Devrnter, Kudoenrdi tis
ulcerosa «n den Klappen der Lungenarterie. —
Saleowski, Berichtigung. — Druckfehler.
Gxpeciiuentelle Studien über die Impfbarkeit typhöser Fieber.
Vorläufige Mittheilnug von Dr* MotscIlutkofTsky 9 OrdiiiMtor am StadÜiogpital
, au Odessa.
In den letzten 3 Jahren, im Verlauf welcher der Typhus ab-
dominalis, petcchialis und die Febris recurrens wiederbolenllich zu
schwereren Epidemien anwuchsen, habe ich Gelegenheit genommen,
mich mit der Frage über die Impfbarkeit der typhösen Fieber ein-
gehender zu beschäftigen. — Angeregt zu diesen Untersuchungen
wurde ich durch eine von Dr. Münch, unserem verehrten Pro-
sector, an sich selbst ausgcübto und mit Erfolg gekrönte Impfung
mit dem Blute eines Recurrenskranken (Moskauer Zoitschr. russ.
1874, No. 1).
Meine Experimente machte ich 1) an Menschen, die sich gut-
willig zu ihnen hergaben, und 2) an Thieren: Affen, Kaninchen,
Hunden und Katzen. — Die Ergebnisse erlaube icit mir in Fol-
gendem niederzulegen :
Wiederholt ausgefiihrte Impfungen von abdominellem und
Petechialtyphus gelangen nie, weder au Menschen noch an
Thieren. — Die Febris recurrens lässt sich sehr leicht dem gesunden
menschlichen Körper einimpfen. Die Impfungen an Thieren blieben
ganz erfolglos.
XIV. Jahrgang. 13
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194
MoTiCHDTKorrtEY, ImpfburkeiJ typbüssr Fieber.
Als Impfstoff erwies sich nur das Blut als tauglich, während
wiederholte Impfungen mit Milch, Schweiss, Hain, Speichel, Excre-
menten erfolglos blieben.
Die Impfung gelang nur dann, wenn das Blut dem Patienten
während eines Anfalls, ganz gleich des wievielten, entnommen war.
Die Impfung mit dem Blute apyretischer Kranken gab nur negative
Resultate.
Wenn das Blut während des Anfalls entnommen war, so ge-
langen die Impfungen einerlei, ob unter dem Microscop sich Spirillen
naebweisen Hessen oder nicht. Z. B. in den ersten Stunden des
beginnenden Anfalls.
Die durch künstliche Impfung hervorgerufene Febris recurrens
unterscheidet sich von der durch sonstige Ansteckung acquirirten
Febris recurrens in garnichts; weder dem klinischen Bilde nach,
noch nach der Stärke, der Dauer und der Zahl der Anfälle.
Die durch Impfung hervorgerufene Febris recurrens liefert
von hier aus wieder frischen Impfstoff, wobei sich jedoch die von
Davaink für den Eiter aufgestellte Theorie, dass der Impfstoff in seiner
Ansteckungsfäbigkeit mit jeder weiteren Impfung potenzirt werde,
nicht bestätigt gefunden hat.
Aus dem Impfstoff der Febris recurrens entwickelt sich aus-
schliesslich nur Febris recurrens und keine andere Form aus der
Gruppe der Infectionskrankheiten.
Das von der Recurrens biliosa eingeimpfte Blut erzeugt nur
eine Febris recurrens, nicht aber wieder eine biliosa.
Die Incubationszeit dauerte nie weniger als 5 und nie mehr
als 8 Tage.
Die Dauer der Apyrexie entsprach annähernd der Dauer der
Incubationszeit.
Die Impfung mit Blut aus der Incubationszeit eines Geimpften
blieb erfolglos.
Die Menge des eingeimpften Blutes hatte keinen Einfluss weder
auf die Dauer der Incubation noch auf die Intensität der Anfälle.
Das einem Menschen 10 Wochen nach Ueberstehuug des letzten
(vierten) Anfalls eingeimpfte Blut erzeugte keine Febris recurrens.
2 Tage altes, in einem zugeschmolzenen Capiilarröhrchen bis
+ 10# R. aufbewahrtes Blut gab positive Resultate — die Spirillen
hatten in diesem Fall ihre Beweglichkeit nicht verloren.
Impfung mit zu gleichen Theilen in wässriger 0,lpctiger salz-
saurer Chininlösung verdünntem Blute gelang vollständig; die Spi-
rillen verloren unmittelbar nach obiger Vermischung ihre Beweg-
lichkeit.
10 Theile Blut verdünnt mit 1 Thoil 60° Spiritus gaben bei der
Impfung negative Resultate; auch in diesem Fall hatten die Spirillen
unmittelbar nach der Vermischung ihre Beweglichkeit verloren.
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Kühlih, Salicylsiiure uud salicylsaures Natron.
195
Von den geimpften Personen hat Niemand den Versuch mit
irgendwelchem anhaltendem Leiden, geschweige denn mit dem Lehen
bezahlt.
Ein grosser Theil meiner Experimente ist in Gegenwart von
mehreren meiner Collegen gemacht worden.
Eine genaue Beschreibung meiner Untersuchungen werde ich
in nächster Zeit in den Druck geben
Salicylsäure und salicylsaures Natron physiologisch untersucht.
Von H. Köhler, Halle.
(Schluäi» au Seite 167.)
Ergab sich mit unantastbarer Gewissheit aus Vorstehendem,
dass salicylsaures Natron, wenn es in nusreichend con-
centrirter Lösung (1 : 90 bei Kaninchen von 1% — 2 Kilo, 1 : 80
bei kleinen und 1 : 60 bei grossen Hunden) und genügenden
Mengen in die Biutbahn gespritzt wird, eine bedeu-
tende, von Absinken des Blutdrucks und Höherwerden
der Pulswelle begleitete Pulsretardation bedingt, bez.
in dieser Richtung genau so wie ins Blut gespritzte reine Snlicyl-
säure (1 : 300) wirkt, so musste, um ein endgültiges Kriterium für
den eventuellen therapeutischen Werth des salicylsaurcn Natrons zu
gewinnen, schliesslich noch die Frage, ob letzteres in mehr oder
weniger concentrirter Lösung auch bei Application per os die Cir-
cuiatlon, Respiration' und Wärmevortheilung modificirt^ oder sich —
was von Vornherein unwahrscheinlich war — der Salieylsäure analog
von den ersten Wegen aus in der genannten Richtung indifferent
verhält, gelöst werden. Die einschlägigen Versuche
IV. salicylsaures Natron durch einen in den Oeso-
phagus eingebundenen Katheter in den Magen zu
spritzen, ergaben bezüglich dor Wirksamkeit dieses
Präparates positive und in hohem Grade merkwürdige
liesultate, welche jeden Zweifel darüber beseitigen müssen, dass
das der antiseptiseben Wirkungen bare Natrousalz, sofern es auch
vom Magen aus den Puls und die Athemzüge retardirt, den Blut-
druck herabsetzt und die Temperatur erheblich absinken macht, vor
der Salieylsäure um so mehr den Vorzug verdient, als es
seiner grossen Löslichkeit in WaBser wegen nicht nur in grossen
Mengen leicht beigebracht werden kann, sondern auch selbst in con-
centrirter Lösung (1 : 30), da es nicht widerlich salzig, sondern
süsslich (wenigstens nach-) schmeckt, weit besser als Salicylsiiure
— vom Chinin und dessen Salzen ganz abgesehen — zu nehmen
ist. Die Energie der Wirkung des Natronsalzes erhellte mit Evidenz
aus folgendem Versuche: Einem Kaninchen von 2 Kilo, welches
J3*
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196
KStiLti, SalicylsHurs ouJ talleylisaru Natron.
einen mittlen Blutdruck von 124 und eine Pulsfrequenz von 122 in
30"' hatte, wurden 26 ccm. Natronsalicylatlösung (1 : 30) ziemlich
schnell in den Mageu gespritzt; alsbald stieg der Blutdruck (Reizung
der sensiblen Magennerven) auf 154 an, während die Pulsfrequenz
auf 56 und später auf 49 in 30'" absank, um (der Blutdruck!) sehr
rapid auf 112 und weiter abzufallen. Die Atbmung hörte, wie die
Feder am MABEY’scben Tambour durch eine grade Linie notirte,
ganz auf; die Pulswellen wurden hoch, dreizackig und ganz wie bei
Erstickungscurven beschaffen, und nachdem die Krämpfe vorüber
waren, wurden die Pulswellen immer kleiner, dor Puls immer fre-
quenter und der Druck mit Eintritt des Todes gleich Null. Eine
Lösung des Natronsalicylats 1 : 30 ist also (zu 26 ccm.) selbst per
os applicirt, für Kaninchen von 2 Kilo eine lethal-toxische. Es
wurde ferner injicirt
a. Lösung von 1 : 60 (10 ccm.)
Kaninchen mit normaler Pulsfrequenz von 122 in 30'"; danach sank
1) die Pulszahl (auf die erste Injection) nicht ab (wohl aber
nach mehrfacher Wiederholung!), während
2) der Blutdruck um 24 mm. Quecksilber abnahm.
b. Lösung von 1 : 120 (10 ccm.);
bei demselben Kaninchen sank hiernach die Pulsfrequenz auf 57 in
30'", während ein Absinken des Blutdrucks nicht stattfand;
c. Lösung von 1 : 240 (10 ccm.) hatte denselben Erfolg
wie b).
Eine Auflösung von salicylsaurem Natron 1 : 60 wird also für
Kaninchen von 2 Kilo genügen, um vom Magen aus dieselben Mo-
dificationen der vitalen Functionen hervorzurufen, wie eine Lösung
des Salicylats 1 : 90 von der Vena jugularis aus. Für Hunde wird
die Dosis per os- entsprechend zu erhöhen sein und für noch grössere
Warmblüter und den Menschen wird in erhöhtem Maasse dasselbe
gelten. Ausser den Kreislaufsfunctionen wird aber
B. Die Atbmung
durch Salicylsäure und salicylsaures Natron sehr erheblich beeinflusst,
bez. retardirt und beim Natronsalze solange, als die
Injection in die Vene dauert, ehe es zur Verlangsamung
kommt, vorübergehend beschleunigt. Nach Durch-
schneidung der Vagi wird die bereits durch Salicylsäure
oder salicylsaures Natron bedingte Retardation der
Athemzüge noch ausgesprochener, zum Beweise dafür, dass
durch die genannten Substanzen die Leitung in den sensiblen
Baiinen, sehr wahrscheinlich in den Vagusästen der Lunge
herabgesetzt oder unterbrochen wird und dass diese Unterbrechung
der Vagi ihren Culminationspunkt erreicht. Nachstehende Tabelle
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Köhlkb, Salicylalnre und aalicyleanreR Natron. 197
wird, wie ich hoffe, dos eben Angegebene in genügender Weise
klar legen.
a) Nerven intact.
SalicyUäure : in den Magen
Salicylsaurcs Natron : in
den Magen
Normale
Zabl dor Alhero-
Normale
1 Zabl der
Athem-
Zabl der
ccm.
edge nach Salicyl-
Zabl der
ccm.
| zflge nach Salicyl-
Atliemtüge.
■äureeiuspriUung.
Athemzüge.
aSnreeinapritzung.
38 in 30"'
13
35-33
35 in 30'"
26
15
in 30"'
43
26
Kaninchen
(1 : 60)
60
26
2 Kilo
120
23
Kaiiinchon
2 Kilo
130
19
(1:60)
in die V. jugular.
45 in 30'"
7
45 in 30"'
in die V. jugular.
17
24
41 „
39
II
*»
3« iu 30'"
10
22
danach 27
17
22
31
32
«t
23
Kaniucben
22
24
13
19
2 Kilo
Kaninchen
41
34
11
21
2 Kilo
46
| 17 ia 30'"
(1 : 60)
in die V.jugular.
1
2
halbe
halbe -
Minut.
5’
Minut.
36 iu 30"'
7
32
g
32
14
32
OD
26-24
19
17*)
o
19
26
11*)
es
a.
17-13
32
17*)
®
s
16-15
Kaninchen
42
16*)
13—8
1H Kilo
(1 : 70)
in die V.jugular.
33 in 30'"
18
(1 : 80)
15
6
20
(1:90)
Hund2%Kilo
9
16
(1:60)
in die V.jugular.
35 in 30'"
7
15
dann 17
5
20
„ 13
Hund von
5
19
,, 19
6 % Kilo
*) Nach Tortteggehender Beschleunigung wKhrend der Iujeotiou auf 30—32
in 30".
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1 98
Kümi.k«, SalicylsHuro und »»licylsnuros Natron.
b) Dopressores und Sympathici d ur cbschnitton:
(in die V. jugularis)
Salicy lsäure (1 : 300) Kaninchen
K. vor der Injcction 2 Kilo. ft. nach der Injection.
34 Athemzüge (Mittel aus 19 Atherazüge in 30"'.
3 Beob.) in 30'".
c) Vagi durchschnitten:
(in die V. jugularis)
Salicylsäurc (1 :
300)
Salicylsaures Natron
Normalo
Zahl der
Athcumüge.
38
Zahl nach
Durchgehn,
des 1 Vagus
Zahl nach
Durchscbn.
des 2. Vagus
Normalo
Zahl der
Athemsüge.
(1 : 30)
ccm.
Athemzüge nach
Durchschneidung
beider Vagi und
Injection.
20
15
35 in 30"'
26 :
10. 9. 9. 9. 9. 8. je
(Mitte) aus 3
(Mittel »us 6
in 30"' (52 in 3
Beobacht.)
Beobacht.)
M i n.)
36 :
9 in 30"'
Hund von
(t : 5)
9 in 30"'
Kaninchen
von 2 Kilo
6% Kilo
lOccm.
7 in SO'"
Aus dem Vorstehenden orgiobt sich in überzeugendster Weise,
dass sowohl Salicylsäurc als salicylsaures Natron Ketardation der
Athtmmg bedingen und dieser Effect nach Durchschncidung der
Vagi zunimmt.
U. Die Veränderungen der Körpertemperatur
uach Einverleibung von Salicylsäurc oder salicy Isaurem Natron,
dürfen ein besonderes Interesse beanspruchen. Nach Einverlei-
bung beider Mittel sinkt die Temperatur bedeutend ab;
sofern das Natron salicylicum, welches ohne antiseptischc Wirkungen
zu äussern, diese Eigenschaft in ausgesprochenstem Maasse tboilt,
das Antipyreticuni der Zukunft werden dürfte, erscheinen mir die
auf dieses bezüglichen mit dem am Krankenbett (Beibringung von
einer oder zwei 5 gm. -Dosen) gesammelten, genau übereinstimmenden,
physiologischen Beobachtungen an Thioren (welche ich leicht ver-
mehren könnte) von besonderer Wichtigkeit*).
*) Kofcru dein Natr. salicylicum die Kraft, kleinste gähruug- und faulüias-
vermittcliidc Organismen in ihrer Thiitigkuit zu hemmen, abgeht, wird os hierbei
nur um ciuo in der itespiratious- lind Circulatiousbeschraukuug begründete ver-
minderte Wärmeproductiou sich haudeln kunuon.
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Kürlkr, Salicylsinre und salicylsaures Natron. 199
Kaninchen von 2 Kilo.
Normale
Temperatur.
Temperatur
nach dem
Aufbinden.
Injicirte ccm.
salicyleaures Natron.
Temperatur
nacli der
Injection.
Temperntor
korz vor
dem Tode.
1.
37,6
36,2
26 ccm. 1 : 30
in den Magen
34,6
34,0
2.
38.2
37,5
26 ccm. 1 : 60
in die V. jugnlaris
35,2
33,5
3.
38,4
.37,6
» 26 ccm. 1 : 60
in Portionen xu
6 — 7 ccm. in die Vene
35,6
34,2
4
37,6
36,4
26 cem. 1 : 60
wie bei 3.
34,2
33,8
Oie temperaturher&bsetzende Wirkung des salicyl-
sauren Natrons ist somit eine intensive und sichere.
Wenn kleine Mengen Salicylsäure per os beigebracht dieselbe nicht
hervorriefen, so war nicht der Uebergang von zu wenig Salicylsfiuro
iu das Blut, sondern die Bildung von zu wenig salicylsaurem Natron,
in welches die in den Darmcanal eingeführte Säure, um wirksam zu
werden, verwandelt werden mus3 (gegen Feser und Friedberoek)
daran Schuld.
Mit Zimmebmann’s Versuchsresultaten stehen die meinigen nur
sch» mbar in Widerspruch; dass das salicylsaure Natron, in welches
die in den Organismus gelangende Salicylsäure notbwendig über-
gehen muss, nicht antiseptisch wirkt, haben Kolbe und Neubauer
läng st nachgewiesen ; wie also sollte das genannte, selbst in grossen
^u.gen beigebracbte Mittel Septicämie beseitigen? Der mit so
'tvAer Emphase verkündigte Satz, dass antipyretische und antisep-
tische Wirkung identisch sei, ist eben am salicylsauren Natron,
welches beim Typhus, wie zuverlässige, hierorts gemachte Beobach-
achtungen lehren, auf 24 Stunden und länger die Temperatur (den
obigen an Kauinchen gewonnenen Daten conform) herabsetzt, der
Jauchevergiftung dagegen nicht vorzubeugen vermag, zu Schanden
geworden. Die Nichtbeeinflussung des Gehirns durch dasselbe, die
niemals zur Beobachtung kommende Hervorrufung von Reizung der
Magun. und Darmschleimhaut und der Nieren nach der Beibringung
des Salicylats und die sowohl Bäder als Chinin an Sicherheit und
Nachhaltigkeit bei Weitem übertreffende temperaturherabsetzende
Wirkung desselben stempeln das Natron salicylicum zu demjenigen
Antipyredcum, welchem in der modernen Therapeutik die grösste
Zukunft zu prophezeien sein dürfte. Auch ich habe bei einigen 20
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200
HüRBCtiKLUjiKR, Scbwoissdrüsen. Malas>ei.
Obductionen dor mit Salicylsäurepräparaten behandelten Verauobs-
tliicre weder im Magen, noch im Darm, noch in den Nieren eine
Spur von Hyperämie angetroffen. Die nach Beibringung toxischer
Dosen ante mortem zu beobachtenden Krämpfe wird Niemand fiir
etwas Anderes, als für Erstickungskrämpfe erklären. Vermehrung
der Harnsecretion, welche hiesige Praktiker an mit dem Natronsalzc
behandelten Typhuskranken wahrnahmen, ist mir bei meinen Ver-
suchstieren niemals vorgekommen.
E. Hörschelmaun, Anatomische Untersuchungen über die
Schweissdrüsen des Menschen. inang.-Diu. Dorpat. 1875.
Schweissdrüsen kommen nach li., einem Schüler Stieda’s, an
allen Körperteilen vor (gegen die bisherigen Angaben auch an der
concaven Seite der Ohrmuschel, wo sie früher vermisst wurden). Nie
theilen sich an den grossen Drüsen (der Achselhöhle) die Drüseu-
schläuche dichotomiscb. Der Durchmesser des Ausführungsgangs
ist stets enger als der des Drüsenschlauches. Das Stratum Malpigbii
senkt sich in Form eines kegelförmigen Fortsatzes zwischen 2 Pa-
pillen in die Cutis hinein, dem Ausführungsgang entgegen. »Sobald
sich beide erreichen, beginnt der Ausfübrungsgang seine korkzieher-
artigen Windungen. H. unterscheidet kleine und grosso Schweiss-
drüsen. Bei letzteren wechseln enge mit weiten Drüsenschläuchen
ab, wahrend sie bei den kleinen Drüsen im ganzen Verlaufe gleich
bleiben. Muskeln finden sich an allen Schweissdrüsen mit Ausnahme
derer der Scheitelhaut. Sie liegen immor dicht unter dem Epithel.
Die Epithclzellen sind polyedrisch, das Basalende derselben ist
häufig gezackt. Eine Cuticula kommt an ihnen biswoilen vor. Das
Epithel im Ausführungsgange besteht bei den kleinen Drüsen immer
aus einer mindestens zweifachen Zellschicht, wolche nach oben an
Mächtigkeit zunimmt. Die innerste Zelllago trägt constant eine
Cuticula. Löwe.
L. Malassez, Recherche» »ur quelques Variation», que presente
la masse totale du sang (Travail du laboratoire d'histologie
du Colli'ge de France). Arcb. a« Physioi. etc. 187ö. s. aei.
Unter „Blutkörpercbencapacität“ (Capacitd globulaire) versteht
M. einen Quotienten, der erhalten wird, wenn man die nach M.’s
vierter Methode (Cbl. 1875, 825) bestimmte absolute Anzahl der
Blutkörperchen durch das in Gramm ausgedrückte Gewicht des
Thi orcs dividirt. Ein Kaninchen von 2450 gm. Gewicht hat 919,450
Millionen Blutkörperchen und dementsprechend eine Blutkörperchen-
capacität von 3 <3 Millionen. — Unter „Blutkörperchenreicbtbum“
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Malamkz, Blutmeng«.
201
(Ricbcssc globulaire) versteht M. die Anzahl Blutkörperchen, welche
in einem Cubiktnillimetcr Blut Vorkommen.
Verfolgt man diese beiden Grössen durch die Thierreihe, so
crgiebt sich, dass die Blulkörperchencapacität am grössten ist bei
den Säugethieren (Fledermaus: 630 Millionen, Kaninchen: 373 Mil-
lionen); im Allgemeinen geringer als bei den Säugethieren ist sie bei
den Vögeln. Sehr entschieden nimmt sie ab bei den Knochenfischen
und noch mehr bei den Knorpelfischen und den Batracbiern (Torpedo
2,6 Millionen, Frosch 17 Millionen, Proteus 2 Millionen, Axolotl
1,4 Millionen). Auch der Blutkörperchenreichthum nimmt in der
Tbierreihe in derselben Richtung ab wie die Blutkörperchcncapa-
cilat; doch gehen beide Curven nicht parallel, indem die letztere
schneller sinkt als die erstere. Diese geringere Abnahme des Blut-
körperchenreichthums hat zur Folge, dass die stärkere Abnahme der
Blutkörperchencapacität ausgeglichen und in gewissem Sinne com*
pensirt wird.
Wenn bei den niederen Thicren sowohl Blutkörperchonreich-
tbum wie Blutkörperchencapacität geringer sind, so sind dafür die
Dimensionen der Blutkörperchen viel beträchtlicher. Man könnte
aunebmen, dass dadurch die geringere Anzahl ausgeglichen würde.
Dem ist jedoch nach M. nicht so: die niederen Thiere bleiben unter
allen Umständen im Nacbtbcil und haben eine geringere Blutmenge
als die höheren Thiere.
Ueber den Einfluss des Alters auf diese Zablengrösscn bat M.
ausgedehnte Untersuchungen an Kaninchen, Ratten, Meerschweinchen,
Uunden, Katzen, Hühnerembryonen und Froschlarven angestcllt. Bei
den Säugethieren ist es Regel, dass sowohl Blutkörperchencapacität
wie Blutkörperchenreichtbum zunächst nach der Geburt steigen und
iu der dritten oder vierten Lebenswoche ihren Höhepunkt erreichen;
dann beginnen sie wieder zu fallen und sinken bis unter den Aus-
gangspunkt. Bei erwachsenen Thieren scheinen beide Grössen
wieder sehr erheblich gestiegen. — Bei dem Hühnchen variirt die
Blutkörperchencapacität während der ganzen Bebrütungszeit fast
garniebt; nach der Geburt sinkt sie sehr erheblich; beim Erwach-
senen steigt sie wieder, ohne jedoch die Höhe des embryonalen Zu-
standes wieder zu erreichen.
Untersuchungen an Thieren in verschiedenen hygienischen Zu-
ständen der Abmagerung, Mast u. s. w. ergaben als allgemeines Ro-
sultat, dass die Blutkörperchencapacität stets abnimmt, wonn die hy-
gienischen Bedingungen weniger gut sind oder der Allgemoinzu-
Bland sich in irgend einer Weise verschlimmert.
Ein Fall von Transfusion, bei welchem M. den Blutkörperchcn-
reichthum sowohl des Trauslundirten, wie desjenigen, der das Blut
hergab, bestimmen konnte, wird von M. dazu benutzt, bei beiden Personen
die Blutmenge zu berechnen. Das Genauere der Berechnung ist
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202
Schmidt, FHscritoflgeriiiuung.
im Original nachzulesen. Für den Transfundirton orgiebt dio Rech-
nung die Rlutmcnga = 1 70 des Körpergewichts; lür den anderen
wurde dio Blutraonge = V9 bestimmt, weleho Zahl genau mit der
von Lehmann und E. Wbbkr, Welcher und Bischöfe angegebenen
Grösse übereinstimmt. Boll (Rom).
Alex. Schmidt, Ueber die Beziehung der Faserstoffgerinnnng
zu den körperlichen Elementen des Blntes. I. Theil. Die
Faserstoilgerinnnng. Prt.eo»«’s Arcb. xi. 8. 29 1.
Die künstliche Bildung von Fibrin aus seinen beiden Genera-
toren (und dem Fibrinferment, welches der Regel nach der fibrino-
piastischen Substanz anhaftet) pflegt nur dann gut zu gelingen, wenn
oino der beiden Substanzen in ihrer natürlichen Lösung angewendet
wird, dagegen auszubleiben oder sehr spärlich einzutreten, wenn
man beide Körper in schwacher Natronlauge gelöst mit einander
vermischt. Diese Beobachtung bildet den Ausgangspunkt der neuen
Untersuchungen von S. Vf. fand im Verlauf derselben, dass die
Gegenwart von neutralen Salzen zur Fibrinbildung erforderlich ist,
gerade so wie zur Gerinnung des Eiweiss in höherer Temperatur.
Entfernt man aus 2 Flüssigkeiten, welche, zusammengemischt, Faser-
stoff geben, die löslichen Salze durch Dialyse, bringt die dabei aus-
geschiedeuen Niederschläge (fibrinbildende Substanzen) durch einen
minimalen Zusatz von Natronlauge in Lösung und mischt nun die
beiden Flüssigkeiten, so tritt eine Fibrinbildung nicht ein. Setzt
man aber ausserdem noch eines der Diffusate, stark eingedampft,
hinzu, so scheidet sich Fibrin aus. Denselben Effect erreicht mau
durch Zusatz von Kochsalzlösung in der Menge, dass der Gehalt
der Flüssigkeit etwa 0,8 — 1 pCt. beträgt. Zur Bildung von Fibrin
ist also ein gewisser relativer Salzgehalt erforderlich und so erklärt
es sich auch, dass Körperflüssigkeiten nach dem Verdünnen mit
Wasser weniger Fibrin geben. Pericardialflüssigkeit gab 0,132 pCt.
Fibrin, mit dom gleichen Vol. Wasser verdünnt dagegen nur 0,083
pCt. Pferdeblutplasma gab 0,726 pCt., mit V» Vol. Wasser 0,689
pUt., mit Vj Vol. Wasser 0,617 pCt. Verdünnt man das Plasma
mit 10 — 12 Vol. Wasser, so erfolgt nur sehr langsam eine ganz
unbedeutende Faserstoffausscheidung; bringt man dagegen durch
Zusatz von Kochsalz die Flüssigkeit auf 1 pCt. Kochsalzgebalt, so
erhält man dio normale Menge. Auch einige Salze wirken, wie
bereits bekannt, in diesei Richtung: durch Zusatz von 1 Theil Lösung
von schwefelsaurer Magnesia von 25 pCt. zu 3 — 4 Theilen Blut oder
Plasma gelingt es, die Gerinnung vollständig aufzuhcbcu; Kochsalz-
lösung bebt diese Wiikung theilweisu wieder auf. Bei der Dialyse
fibringebeuder Körperflüssigkeiten scheiden sich die wirksamen Sub-
stanzen vollständig in unlöslicher Form aus, so dass die filtrirten
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Schmidt, Fusorslotfgeriimuiig. 203
Flüssigkeiten unter Kochsalzzusatz kein Fibrin geben, wohl aber die
io schwacher Natronlauge gelösten Filterrückstände.
Vf. geht sodann auf die Frage ein, wie man sich Lösungen
verschafft, welche nur einen der 3 Factoren der Fibrinbildung ent-
halten. 1) Das Fibrinferrnent. Das früher bereits angegebene Ver-
fahren ist in einem Funkt zu corrigiren: man muss den Alcobol
sehr lange, 3 — 4 Monate auf das Eiweisscoagulum einwirken lassen;
thut man das nicht, so enthält die Fermentlösung auch fibrino-
plastische Substanz, kann also in Flüssigkeiten Gerinnung bewirken,
welche nur fibrinogene Substanz enthält. 2) Fibrinogene Substanzen.
Flüssigkeiten, welche nur diese Substanz enthalten, sind häutiger,
als Vf. früher angegeben hat: namentlich gehört hierher die Peri-
cardialflüssigkeit des Pferdes und die Hydrocelenflüssigkeit. 3) Die
übrinoplastische Substanz stellt man am besten aus Eieralbumin dar,
welches nur höchst selten Spuren von Ferment enthält. Entfernt man
aus demselben die Salze durch rasches Dialysiren, so scheidet sich
die fibrinoplastische Substanz unlöslich aus; sie wird mit Wasser ge-
waschen und in Substanz oder gelöst verwendet. Mat man sich
diese 3 Substanzen verschafft, so kann man sich von der Nothweu-
digkeit aller 3 zur Gerinnung leicht überzeugen. Die Gerinnung
erfolgt bei neutraler, schwach alkalischer und schwach saurer Reac-
tion; eine merklich saure Ruaction verhindert sie ganz. Die Menge
des erhaltenen Fibrin hängt von der Temperatur ab. Die physi-
kalischen Eigenschaften des Fibrins hängen namentlich von der
Schnelligkeit der Ausscheidung ab: ist diese sehr langsam, so sind
die Qerinnsel sehr locker, zerfallen leicht und lösen sich auch
meistens im Laufe von 24 Stunden wieder auf, so dass sie der Beob-
achtung ganz entgehen können. — Ein weiterer Abschnitt handelt
von der Abhängigkeit der Eibrinmenge von der Menge der zugo
atzten fihriuoplastisehen Substanz. Zu gleichen Mengeu Traussudat
eder Blutplasma — wenn nöthig vorher durch Filtriren bei 0° von
Erblosen Blutkörperchen befreit — wurden wechselnde Mengen
r einer ausgofällter hbrinoplastischer Substanz in fester Form oder in
Natron gelöst, hinzugesetzt und der entstandene Faserstoff nach
-4 »Stunden abtiltrirt, mit Wasser, Alcobol, Aetlier gewaschen, ge-
trocknet und gewogen. Zur Beförderung der Gerinnung wurdo iu
dcu späteren Versuchen eine kleine Menge gelösten, amorphen Blut-
lorbstoffs hinzugesetzt. Es zeigte sich, dass bis zu einer gewissen
Grenze hin die Monge des Fibrins mit der Monge der zugesotzten
“hrinoplastischen Substanz stieg, jedoch nicht direct proportional
derselben. Setzt man zuviel fibriuoplastische Substauz hinzu, so tritt
keine ordentliche Gerinnung mehr ein. Als Beispiel diene Versuch II.
Hydrocelenflüssigkeit frei von hbrinoplastischer Substanz:
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204
KikM; Gui.tdammkk ; Nathan; Zimnkrmann, SalioyUtture.
Zugesetzte
Erhaltenes
fibriuu
plast. Subst. (f.)
Fibrin (F.)
F/f.
1.
0,462
0,087
0,19
2.
0,924
0,098
0,11
3.
1,386
0,106
0,08
4.
1,848
0,116
0,06.
Der Zusatz von Hämoglobin beschleunigt die Ausscheidung des
Fibriiis, trägt jedoch nichts zur Vermehrung der Menge desselben
bei. Lösungen von Fibrinfernient, in die V. jugularis des lebenden
Thieres gespritzt, bewirkten keine Gerinnung, trotzdem das Blut in
der ersten Zeit erhebliche Mengen Ferment nachweisbar enthielt und
dasselbe in 24 Stunden noch nicht ganz geschwunden war. Daraus
geht hervor, dass der lebende Organismus das Fibrinfermeut allmäh-
lich zerstört, seine Wirkungen aber, so lange es besteht, auf irgend
eine Weise paralysirt. — S. 336 — 369 wird von Entgegnungen au
Eichwald, Gohup-Besankz und Heynsiub eingenommen, betreffs
deren auf das Original verwiesen werden muss. E. Satkowski.
L. Kiess, Ueber die innerliche Anwendung der Salicylsäure.
Beil. klin. Wochennchr. 1875. No. 50 u. 61.
Goltdammer , Zur inneren Anwendung der Salicylsänre. Da*eib*t
1876. No. 4.
A. Nathan, Ueber die Bedeutung des Natron saiicylicum als
Antipyrcticum. Di»«. Kiel. 1876.
Zimmermann , Ein Beitrag zur Kenntnis» der antifebrilen
Wirksamkeit der Salicylsäure. Arch. f. «*p. p»th. etc. 1875. s. 248.
I. K. , der seine Erfahrungen auf mehr als 400 Beobach-
tungen stützt, benutzte nur kurze Zeit die reine Salicylsäure, in der
überwiegenden Mehrzahl dagegen das salicylsäure Natron, und zwar
in der Weise, dass 5 gm. Salicylsäure in einer Lösung von phos-
phorsaurem oder kohlensaurem Natron auf ein Mal verabreicht
wurden. Diese Dosis wurde selten überschritten, bei Kindern ge-
nügte die Hälfte. Zunächst zeigte sieb, dass diese Qabe auch bei
Ficborlosen die Temperatur berabsetzte. Nach 23 Versuchen go-
schah dies im Mittel um 0,9° C. in 4 — 6 Stunden; die Pulszahl blieb
unverändert.
Bei Fiebernden betrug der Abfall 2, 3, ja selbst 5 und 6° und
oft schon nach 1 — 2 Stunden. Die Wirkung war um so geringer
und kürzer, je intensiver der fieberhafte Process und besonders
schwach bei lethalem Ausgang in den letzten Tagen der Krankheit,
so dass man den Grad der Wirksamkeit zu prognostischen Schlüssen
verwerthen kann.
In günstigen Fällen wurde die frühere Toinper-iturhöhe erst
nach 24 Stunden erreicht. Besonders prägnant zeigten sieb diese
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Bum; Goltuammk; Kathan; Ziumkruakr; 8»licyl«Uur#.
205
Resultate beim Ueotyphus, wovon 2C0 Fälle — darunter 209 frische —
mit Salicylsäure behandelt wurden. So wie die 2stündlicb gemessene
Temperatur über 39° C. stieg, wurde die oben bemessene Gabe ge-
reicht. Die erste Dosis hatte bisweilen keinen genügenden Erfolg;
doch trat er -dann bei den späteren in durchschlagender Weise
hervor. Bei mittelschweren Fällen war gewöhnlich alle 24 Stunden
eine Gäbe erforderlich; ja von der Mitte oder dem Endo der zweiten
Woche ab sogar nur nach je 36 — 48 Sluuden. Von der 3. Woche
au stieg die Temperatur überhaupt selten auf Uber 38° C., so dass
meist 8— 10 Gaben genügten, um einen solchen Typhus auf nahezu
normaler Temperatur zu erhalten. Auffallender Weise blieb
die Pulsfrequenz unbeeinflusst, so dass sie oft auf 120 und
mehr Schlägen sich hielt, während die Temperatur auf 37 und selbst
30“ C. herabgedrückt war. Dagegen wurde der Puls oft unter der
Uedicstion kräftiger und zeigte auch nicht so constaut die exquisite
Dicrotie des Typhuspulses.
Beschwerden nach dem Einnehmen wurden nur selten beob-
achtet; sie bestanden in Eingenommenheit des Kopfes, Ohrensausen,
Flimmern vor den Augen. Einige Mal traten psychische Aufregungs-
austaode ein. Erbrechen war sehr soltcu und Collapscrschcinungen
wurdeu nur 3 Mal (2 Phthisiker und 1 Pneumoniker) constatirt. Sehr
häufig folgte Schweiss, bisweilen in profuser Weise.
Io den schwereren und den mit starken Cerebralerscheinungen
complicirten Fällen wurden Bäder mit der Salicylsiiure combinirt
und ea zeigte sieb, dass unter diesen Umstünden die autipyretische
Wirkung der Bäder grösser und nachhaltiger war, als wenn sie allein
angewendet wurden.
Obwohl die sonstigen Typhussymptome trotz des Temperatur-
abfalls gewöhnlich weiter bestanden, ergab sich doch im Allgemeinen
eine Abkürzung der Krankheitsdauer unter der neuen Behandlung.
Bei 164 früh aufgenoinmenen günstig verlaufenen Fällen ergiebt
aich eine mittlere Dauer des Ficberstadiums von 13,1 Tagen. Der
Character der Epidemie war ein sehr pernieiöser, die Sterblichkeit
•ehr gross. Von deu 260 Fällen starben 63, d. i. 24,2 pCt. Selbst-
verständlich berechtigen diese aus einer einzelnen Epidemie resul-
■iremlcn Zahlen nicht zu ungünstigen Schlüssen auf die Medication.
Die Harustoffausschoidung scheint mit der Temperatur abzu-
iiebmen ; doch fehlen dem Vf. zunächst noch entscheidende Ergeb-
nisse.
Von anderen acuten Krankheiten wurde die antifebrile Wirkung
«er Salicylsäure als erprobt gefunden: bei croupöser Pneumonie
(35 meist schwere Fälle, von denen 11 starben), bei Erisypclas
Fälle) und besonders bei acutem Gelenkrheumatismus (15 Fälle).
Hier schien das Mittel mehr als blos symptomatisch zu wirken.
Nicht blos die Temperatur — unter starkem Schweiss — auch die
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206 Riw*; Goltdammrh; Nathan; Xiumeruann, SalioylnUnre.
Schmerzen nahmen ab, und von jenen 15 Fällen wurde bei 4 nach
einer einmaligen und bei 3 nach einer zweimaligen Gabe dauernde
Besserung erzielt.
Von chronischen fieberhaften Erkrankungen wurde die Salicyl-
säurc u. A. in 32 Fällen von Phthise mit gutem Erfolge angewendet.
Wie auch Andere fanden, war die Wirkung sicherer, wenn das Mc-
dicament im Stadium des natürlichen Temperaturabfails gegeben
wurde. Bei Interraittens war der Effect der Salicylsäure ein durch-
aus unsicherer. Von 9 Fällen wurden 2 sofort, 2 nach wiederholten
Gaben geheilt; in dem Rest von 5 Fällen wurde das Fieber durch
Chinin — je 1 — 2 gm. — sofort beseitigt.
Bei den zahlreichen Obductionen konnte niemals eine der Sa-
licylsäure zuzuschreibende Läsion constatirt werden, namentlich
weder Uleorationen noch Erosionen an der Schleimhaut des Ver-
dauungstractus.
II. G., der in Bethanien anfangs reine Salicylsäure ange-
wendet hatte, faud bei der Obduction eines Falles von Miliartuber-
culose, der im Ganzen 12 gm. verbraucht hatte, auf der Schleimhaut
des Magens % Dutzend erbsengrosser Geschwüre. Später benutzte
er ausschliesslich das Salz in der vou R. angegebenen Form und
Quantität. In den ersten 2 Wochen des Typbus sind die Abend-
dosen die wirksamsten ; im Rcmissionsstadium, wo überhaupt kleinere
Dosen zu genügen pflegen, kann man es zweckmässiger Weise des
Morgens geben , um der abendlichen Exacerbation vorzubeugen.
Uober Puls und Schweiss stimmen die Erfahrungen ganz mit denen
von R. überein.
Von unangenehmen Nebenwirkungen hebt G. besonders die
Collap8erscheinungen hervor. In leichtem Grade kommen sie öfter
zur Beobachtung; in einem Fall von Miliartuberculosc, wo nach
5 gm. die Temperatur bis zur Norm herabging, war der Collaps so
stark, dass der Kranke sich nur schwer wieder erholte und in einem
anderen Fall, einem schweren Typhus der 5. Woche, ging die Kranke
nach der gleichen Gabe während des Collapses zu Grunde. Bei
schwacher lierzthätigkeit ist daher grosse Vorsicht indicirt. Von
den 56 mit Salicylsäure behandelten Typhusfällen starben 7 (davon
3 mit Oberlappenpneumonie). Eiue Abkürzung der Krankheits-
dauer durch die neue Behandlung konnte Vf. nicht wahrnehmen.
III. N. erstattet über die antipyretische Wirksamkeit des Natr.
salicyl. nach Beobachtungen in 9 Typhusfällen einen sehr günstigen
Bericht. Er gab bis zu 8 gm. auf einmal und schickte bisweilen
dieser Dosis schon nach 2 Stunden eine halb so grosse nach, ohne
Nachtheile einzuernten. Er beobachtete auch einen sehr erheblichen
Einfluss des Mcdicamcutes auf Puls uud Respiration; ersterer nahm
erheblich in der Frequenz ab und wurde zugleich kräftiger und
auch dio Zahl der letzteren sank bedeutend, fast auf die Norm.
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Bhmn. Likburuisn. Lahor
207
IV. Z. fand in einigen Versuchen, die im pharmacologischen
Institut zu Greifswald angestellt wurden, dass bei fiebernden Kanin-
chen — nach Injection fauler Flüssigkeiten — die Salicylsäure sub-
cutan oder per os angewendet sehr schwach und oft garnicht anti-
pyretisch wirkt. Schiffer.
A. t. Brunn, Die Bursae phrenico - hepatiea anterior und
posterior. His’ & Bbacnk'a Zeitachr. I. Haft 3 u. 4.
B. giebt an, dass in den Leichen Erwachsener das Lig. trianguläre sinistrum
hepatis mit seinem linken Rande nicht senkrecht in die Höhe geht, sondern sich oft
10-12 cm. weit nach links hiuzieht Dieses lange Band entsteht dadurch, dass
Oer beim Fötos in das linke Hypochondrium hineinreicheude Theil der Leber beim
Eraacbseuen atropbirt und nur die Baucbfellttbertüge bestehen bleiben. Das
eigentliche Ligamentum trianguläre sitst dann auf der oberen Fläche dieses Bandes,
senkrecht nach oben gebend, auf. Durch Verklebung der freieu Ränder der bori-
tontnlen Platte des Bandes mit dem Baucbftsllüberzuge des Zwerchfells können ans
diesen beiden Furchen Taschen entstehen, welche H. als Bursa phrenico-hepatica
uterior und posterior bezeichnet. Die vordere fand sieb unter 34 Leichen 31 Mai,
die hintere 2 Mal. Löwe.
L Liebermann, Ueber Choletelin und Uydrobilirubin. PflDokr’*
Arcb. XI. 8. 180.
Entgegen der allgemeinen Annahme halten bekanntlich Bmravis und Hrynsius
tn der Identität dieser beiden Körper fest, trotzdem der eine durch Ksductiou, der
endere durch Oxydation aus dem Bilirubin entsteht. Sie sind der Ansicht, dass cs
sieb in beiden Fällen um Spaltuugsprocesse handle, bei denen die Oxydation resp.
Hednction keine directe Rolle spiele. Dem Vf. ist rinn der Nachweis gelungen,
dus man aus dem Bilirubin 95,1 pCt. Hydrobiliruhin erhiilt und zwar nicht eben-
soviel, aber doch 72,1 pCt. Choletelin, iu beiden Fällen also von dem Auftreten
eines anderen Spaltungsproductes in erheblicher Menge nicht die Rede sein kann.
Es ist ihm ferner gelungen, Choletelin wiederum in Hydrobilirnbin iiberzuftihreu
und umgekehrt. Berücksichtigt man die grosse Verschiedenheit der Bpectraleigen-
sehafisn (Viibobdt) für die verschiedene Elementarznsammcnsetzung (Maly), so
kann die Frage wobt als endgültig zu Gunsten der Nlchtideutität entschieden be-
trachtet werden. E. Salkowiki.
0. Lange, Ueber die Entstehung der blutkörperhaltigen Zelten
und die Metamorphosen des Blutes im Lymphsack des
FrOSClieS. Aus dem pathol. Institut zu Heidelberg. Viacuow’s Arob. LV.
8. 27-J$.
Hs wurde aus der Aorta eines Frosche» durch eine Glase au ule direct Blot
in den Lymphsack eines anderen Frosches überpe führt: die Veränderungen dieses
Blutes wurden vom 2. Tage bis anr 5. Woche beobachtet; die Metamorphosen der
Blutkörperchen beziehen sieb einmal auf ungleichmässige VertheUuug des Hämo-
globin» bei Erhaltung der normalen Form, zweitens auf Zunahme des Farbstoffes
unter Veränderung der Form resp. Verkleiueruug der Blutkörperchen, endlich auf
/•erklü/tnng der Elemente ohne Aeuderung der Tinction. Auch Vacuolenbildung
moerbtlb der rotheu Blutkörperchen wurde mitunter gesehen. Von den bei dein
Vcrtuch cur Beobachtung kommenden blulkörpercbenbaltigen Zellen unterscheidet
Vf. 3 Formen: 1) Zellen mit allen Eigenschaften farbloser Blutkörperchen mit ver-
einzelten rotheu oder Bruchstücken von solchen. 2) Grössere Formen, eiuo ke-
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208 Qonin.iN. Lehmann & tan Dktnntah. 8ai.kowsmi, Berichtigung. Druckfehler
träcbtlichere Anzahl rother Blutkörperchen enthaltend, die umgeben eind ran einen
■chmalen Protopleamaseum, ohne Bewegungsertcheinnngen. Ihre Entstehnng wirt
au« der Conglomeration rother Blutkörperchen hergeleitet. 3) Noch grössere Eie
mente mit relativ wenig rothen Blutkörperchen im Innern, ihnen kommen lebhafte
amöboide Bewegungen au, eie sollen entstanden sein durch Confluenz mehrerer
farbloser und Aufnahme von rothen Blutkörperchen. Orawitr.
Lössel in, Sur les faux abefcs des os longs et l’ostelte h forme
nlvralgique qui les accompagne ou les slmule. »uii. de l’acad
de möd. 1875. No. 40.
Nachdem O.’s eigene Beobachtungen mitgetbeilt und 17 weitere ans der
Literatur ausammengesteilt hat, faset er den Inhalt seiner Arbeit in folgenden
Siitzen tusammeu: 1) Lange Böhrenknochen, welche durch eine alte Ostitis ver-
dichtet worden, sind zuweilen der Sitz von Höhlen, welche keine Abscesse und von
neuralgischen Schmerzen, welche nicht immer an die Gegenwart solcher Höhlen
gebunden sind. 2) Die neuralgische Form der Ostitis kann selbst ohne einen zu-
fälligen Hoblraum existiren, doch erfordert sie immer die Anwesenheit einer Hyper-
ostose durch alte Ostitis. 3) Die Trepanation des Knochens kann in solchen Fällen
Fällen nützlich sein und verursacht in einem verdichteten Knochen nur geringe
Oefabren. B. Küster.
W. Lehmann & J. Tan Deventer, Ein Fall Ton Endocurditis
ulcerosa an der Arteria pulmonalis. Berlin, kiin. Wochenschr. 187&.
No. 49.
Ein 46jähriger Arbeiter war unter den Erscheinungen einer rechtsseitigen
Lungenentzündung erkraukt, welche sich nach einigen Tagen zur Hesolution anzn-
schicken schien. Bald hob sich jedoch wieder das Fieber und es traten zu gleicher
Zeit die Zeichen eines rechtsseitigen pleuritischen Ergusses auf. In der vierten
Krankheitawocbe punktirte man den Kranken und entleerte dabei 600 ccm. einer
eitrigen, übelriechenden Flüssigkeit. Wegen hochgradiger Atbemuoth wurde wenige
Tage später die Operation noch einmal unternommen, doch ging der Kranke danach
bald zu Grunde. Neben den su erwartenden Veränderungen fand man bei der
Autopsie eine ausgedehnte Endocarditia nur an den Klappen der Lungenarterie.
Im Blute, in dem pleuritischen Exsudat und auf den ulcerirten Klappen traf man
zahlreiche runde, glänzende Körnchen an, von denen os die VfL unentschieden sein
lassen, ob sie pflanzliche Organismen oder körniger Detritus gewesen seien.
Während des Lebens waren übrigens am Hersen keine Veränderungen nachzu-
weisen gewesen. Eichhorn.
Berichtigung.
Die von mir Cbl. 1875, S. 685 gemachte Bemerkung, dass v. Wittich
auf den Zuckergehalt der Galle au/merktam gemacht habe, beruht auf einem Ver-
sehen meinerseits, v. 1K. hat darauf hingewiesen, dass normale Galle ein zucker-
bildendes Ferment, aber keinen Zucker enthält. E. Salkowski.
Druckfehler: S. 174 Z. 6 v. o. lies: Aether von .'tG*.
Einsendungen für das OentralblaU wolle men so einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator.
Berlin, (N.) Krsunlcketresse Xi, and Professor Koteotbel, Erlenzen, oder (unter Bsleehluee) an
die Terlszebsndlnaz, Berlin (N.-Wö unter den Linden SN, sdreaelrea.
Verlag von August Hlrsabwald ln Berlin. — Druck von H. 8. Hermann ta Berlin.
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Wöchentlich ©rgrhetnen
t— S Bogen; Am Schlaue
de* Jahrgang* Titel, Na-
men- and Saebregtater.
Centralblatt
ftir die
Pref« de« Jahrgänge«
SO Mark; tu belieben
durch alle Bachhandlan-
gen and PoetauBl alten
Dr. J. Bosenthal,
Profouor In Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
1876.
«8. IVIfirz. NO. 12.
Inhalt I SonduiB, Bacterien unter LlSTIB'.chem Verband (Orig.-Mittb.). —
AnN.8i.rF, Krebeneubiidung io Lyuiphdrüeeu (Orig.-Miuli .). —
8c Kr li n, Wachstbum der Röhrenknochen. — Knies, Flüssigkeitsströmungen
im lebenden Ange. — Viebobdt, Spectralanalysen. — Crriohton, Metastasen
maligner Tnmoren. — K.rsicD, Gesiehtsstürungen bei TemperatnrTerSnderQngen. —
Desnos & Babi&, Atrophie nach peripherer Verletanng. — Stiller; Kaisaa,
Peritonitis und Bancbempyem. — Caspabt, «yphilitisclie Reinfection. —
Macdonald, Cornearand. — Munk, EcbinoeoccenflSssigkeit. — Bächamp,
Mieroxymen. — Köxiu, Substitution de« Knochenkalks. — Äupbkcht, Lungen*
entaündnng. — N i e n e N ; Rivinoton, Carotismiterbindung gegen pnlsirende A ugen-
gesehwiilste. — Mo Monn, Purpnra und Gelenkaffectionen. — Rosrn ia ch. grünes
Spatnm. — Hrnrat, Befand bei Diabetes. — Stkwabt, eigenthümliche Psendo-
paraplegie. — Winter, Neubilduug im kleinen Gehirn. — Hidlsi, Atropinver-
giftong. — Labcbbraux, Bleivergiftung durch Kenerzenglunten.
Zur Frage der Bacterienvegetatio» unter dem Lister’schen
Verbände.
VorlSnfigo Mittbeil nng von Dr« M« SchMlcr, Privatdoccnt and Assutenzarift an der
chirarg. Klinik zu Greifswald.
Veranlasst durch die Mittheilungen II. Rakke’s (Cbl. 1874,
No. 13; und mündliche Mittheilung) über den von ihm gelieferten
Nachweis von Bacterien unter dem LiSTER’schen Verbände, habe ich
von der Zeit au, seitdem auf der Greifswalder chirurgischen Klinik
der von Thiebscii nach Ljster’s Principien angegebene Saiicyl-
Jute- Verband angewandt worden ist, d. i. vom September 1875
ab, diesen interessanten Gegenstand gleichfalls eingehend verfolgt.
Doch verband ich mit der microscopischen Untersuchung der Wund-
secrete stets noch ein Verfahren, welches meines Erachtens wesent-
lich, wenn nicht ausschliesslich, den Werth und die Bedeutung des
microscopischen Befundes sichcrstellt, was mir um so dringlicher
erschien, als es auch dem geübtesten Kenner der Bacterien oft genug
schwierig sein möchte, durch das Microscop allein, im Einzelfalle
aus dem Vorhandensein vereinzelter Körnchen oder gar eines De-
tritus von Körnchen, Zcllbröcke.ln, Kettkörnchen etc. den positiven
Nachweis von Bacterien zu liefern.
XIV. Jahrgang. M
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210
ScrCllkr, Htcterien unter dem LiSTKR’aclien Verbände.
Das von mir stets neben der microscopischon Untersuchung
geübte Verfahren war folgendes. Von jeder während des Verband-
wechsels von der Innenfläche der Protective oder aus der Drainröhre
entnommenen Secretprobe wurde ein Tropfen in ein Reagenzglas
eingelassen, welches vorher unter exacter Beobachtung der be-
kanntermaassen dabei erforderlichen Cautelen mit etwa 20 ccm.
BEKGMANN'scher Nährflüssigkeit gefüllt worden war, um so die etwa
in den Wundsecreten vorhandenen Bacterien zu „züchten“. Dabei
gelangte ich zu einigen etwas abweichenden Ergebnissen, welche ich
hier mit dem Vorbehalt späterer ausführlicher Veröffentlichung kurz
mittbeilen will.
1. In vielen derjenigen Fälle, welche unter dem Thiersch-
Ll8TEB’8cben Verbände durchaus fieberlos verliefen, ent-
wickelten sich aus den entnommenen Wundsecretproben
keine Bacterien. Die BEKGMANN’sche Flüssigkeit blieb, obwohl
sich die damit gefüllten Reagenzgläser dauernd in einem mindestens
1 8° R. warmen Raume befanden, wochenlang klar und ohne
Trübung. Bacterienvegetationen waren darin nicht nachzuweisen.
2. In anderen gleich gut verlaufenden Fällen trat erst nach
8 — 10 Tagen eine schwache Trübung der Nährflüssigkeit ein,
welche sich als eine ungemein spärliche Bacterienentwicklung
auswies; während Controlversuche mit Eiter von anderen (nicht
nach THIER8CH-L18TER verbundenen) Wunden, zu gleicher Zeit, mit
gleicher Quantität und auf gleiche Weise angestellt, regelmässig
schon am zweiten Tage eine deutliche, bald intensiver werdende
Bacterientrübung der Nährflüssigkeit ergaben.
3. In einer Anzahl von Fällen, in welchen der applicirte
THiBRSCH-LlSTEB’sche Verband augenscheinlich unzulänglich war,
theils wegen Mangelhaftigkeit der Anlage, theils aus Ursachen,
welche in den Wundverhältnissen selber lagen (z. B. bei Amputation
wegen diffuser Phlegmone, bei Resection wegen acuter oder chro-
nischer Gelenkeiterungen, bei Necrosenoperationen etc.), traten sehr
rasch Bacterientrübungen ein. In diesen Fällen waren auch schou
in den microscopisch untersuchten Wundsecretproben reichliche
Massen Bacterien in gegliederten Formen nachzuweisen. Manche
dieser Patienten fieberten.
4. In allen Fällen, wo von fiebernden Patienten Wundse-
crete entnommen wurden, trat regelmässig — vorausgesetzt, dass das
Fieber durch Resorptiou der Wundsecrete und nicht anderweitig
bedingt war — sehr rasch eine mehr oder minder starke
Bacterientrübung in der Nährflüssigkeit ein.
5. In der Mehrzahl dieser Fälle verringerte sich in der
Folge die Bacterientrübung der nach der Sistirung des
Fiebers entnommenen Proben und blieb später in einigen
ganz aus.
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Schlu.es, Bacterien unter dem LisTEa’schen Verbände.
211
Aus diesen vorläufigen Ergebnissen meiner Untersuchungen,
welche noch fortgesetzt werden und jetzt, wo wir die Technik dieses
immerhin nicht leichten Verband verfahrene in allen Details mehr
und mehr sicher zu beherrschen gelernt haben, hoffentlich noch be-
friedigender ausfallen werden, glaube ich mich zu dem Ausspruche
berechtigt, dass es bei diesem Verbau dverfahren in der
That möglich ist, die Wunden vollständig frei von
Bacterien zu erhalten. - Dass das in allen Fällen, wo wir bisher
den TuiEBSCH-LtSTER’schen Verband angewendet haben, in der Folge
möglich sein wird, bezweifle ich. Denn in den Fällen, in welchen
Bacterien schon vor unserem Eingreifen die Gewebe im Umkreise
einer Wunde, Phlegmone oder Eiterhöble infiltrirt haben, wird selbst
die vollendetste Technik dieses Verbandverfahrens dieselben nicht
immer gauz, vielleicht überhaupt nicht eliminiren können. Das
Verbands verfahren verhindert daun wohl den Zutritt der Bacterien
von aussen — falls cs exact gehandhabt wurde — aber nicht
die Importation derselben mit den Wundsecroten aus
den vorher schon mit Bacterien durchsetzten Geweben.
Dass aber eine solche Importation aus don Geweben mit den Wund-
secreten stattfinden kann, ist mir unzweifelhaft; sehen wir doch auch
Farbstoffkörnchen (Zinnober), welche Thieren in das Blut oder die
Lymphbahnen injicirt waren , ebenfalls auf der Oberfläche von
Wunden zugleich mit den Wuudsecreten ausgeschieden werden.
Andererseits wird aber die Bedeutung, welche man noch von
mancher Seite dem thatsäcblichen Vorkommen von Bacterien auf
granulirenden Wunden auch unter dem LlSTKft’schen Verbände
und den Beziehungen dieses Vorkommens zu den accidentellen
Wundkrankheiten beilegt, sicher überschätzt. Dieses Vorkommen
von Bacterien auf granulirenden Wunden, auch unter
dem LiSTEu’schen Verbände beweist an sich weder etwas
für noch gegen den causalen Zusammenhang der ßac-
terien mit den accidentellen Wund k rankh e i ten. Die Be-
ziehungen der Bacterien zu letzteren beginnen erst von dem Mo-
mente, wenn sie die Gewebe durchdringen, wogegen bekanntlich
die gesunden Granulationen, wie man sie besonders auch unter
dem LläTER’schen Verbände sieht, einen ausgezeichneten
Schutz geben. — Uebrigens scheint, wie aus meinen Versuchs-
ergebnissen (No. 2) hervorgeht, der LlSTER’sche Verband auch dann
die Bacterien in ihrer Entwicklungsfähigkeit zu beschränken, also
relativ unschädlich zu machen*).
Soviel vorläufig! Eine eingehende Besprechung dieser Dinge
*) Das Gesagte trifft auch für die soeben veröffentlichte Arbeit von E. Fucheb,
,,Der LisTKa'sche Verband und die Orgauianien unter demaelbou“ (Deutsche Zeitschr
l. Chir. VI. S. 320) zu.
U*
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212 ArtNASurp, Krebsneukildnog in Lymphdrfiaan.
wird sieb erst lohnen, wenn ich meine Untersuchungen Uber diesen
Gegenstand zum Abschluss gebracht habe.
lieber die Entwickelung der Krebs-Neubildungen in den
Lymphdrüsen.
Vorläufige Mittheilung bub dem pathol.-anatom. Institute des Prof. Rcdbsw in
8t Petersburg. Von Dr. Afiuiasslew.
Um die Widersprüche, welche über die primäre Entwickelung
der Krebse bestehen, zu entscheiden, muss man eine Reihe Unter-
suchungen verschiedener von Krebse befallener Organe und Gewebe
vornehmen, und bei diesen Untersuchungen die Verhältnisse der
protoplasmatischen Elemente zu den Krebsknoten genau verfolgen.
In dieser Hinsicht haben wir, was die Gewebe der Lymphdrüsen
anbelangt, Forschungen unternommen und dabei folgende Resultate
erhalten.
Vor dem Erscheinen der metastatiBchen Elemente in dem Ge-
webe der Lymphdrüse, bleibt diese entweder ganz unverändert, oder
es erscheinen in ihr entzündliche Veränderungen und überhaupt
Zeichen der Reizung, welche sich durch Hyperämie der Gefässe,
Schwellung und Proliferation der iympboiden Elemente und des En-
dotheliums der Sinuse äussert. ln F'olge der Schwellung erscheinen
diese Zellenelemente in ihrem Volumen vergrössert und ihr Proto-
plasma feinkörnig, ßei einer oberflächlichen und einseitigen Beob-
achtung kann man diese Elemente für krebsige halten und auf diese
Weise verschiedene Uebcrgangsstufen der lymphoiden Zellen in
Krebskörpurrhcn annehmen. Untersucht man aber genauer und ver-
gleicht derartige Präparate mit Präparaten aus Lymphdrüsen bei
Typhus und dergleichen Processen, so überzeugt man sich, dass in
diesen Fällen nur Bedingungen für die Reizung der Lymplidrüsen-
gewebe, nicht aber für ihre specitische Umwandlung in Krebsele-
mente existiren. Dieses wird um so mehr unwiderleglich, da ein
solcher Zustand des Gewebes der Lymphdrüsen nur in den Fällen
vorkommt, wo man in primären Geschwülsten Eiterung, Zerfall und
Verschwärung antrifft; wo aber die primären Knoten nicht als Ur-
sprungsstelle der einfachen Reizung dienen konnten, bleibt das Gewebe
der Lymphdrüsen unverändert. Untersucht man das Gewebe der
Lymphdrüse, nachdem in derselben schon metastatische Krebsheerde
aufgetreten sind, so erscheint ihre Anlage in Form von kleinen
Gruppen epithelialer Zellen mit grossen, scharf conturirten Kernen
und Kernkörperchen in verschiedenen Stadien der Proliferation ;
stellenweise gruppiren sich die Krebseleraete nicht in Form eines
Knotens, sondern in Form von langen, sich verzweigenden Figuren,
welche man mit grösster Wahrscheinlichkeit für Thromben der
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Afanasjhff, Krebsnenbildung in Lymphdrfiaen.
213
Lympbgänge mit Krebszellen halten kann; was das eigentliche
Lymphgewebe anbetrifft, so bemerken wir stellenweise Hyperämie
der Gefässe; die lymphoiden Elemente selbst, sowohl die nächsten als
auch die entfernt von den Krebsmetastasen gelegenen, bleiben intact;
die Heerde der epithelialen Zellen sind entweder gerade in der Mitte
im Lymphgewebe gelegen oder von demselben durch eine dünne
Schicht des jungen Bindegewebes getrennt; die erste Form entspricht
dem metastatischen Epithelialkrebs, die zweite den Metastasen ver-
schiedener Formen des einfachen Krebses (Cancer vulgaris). Dieses
indifferente Verhalten des lymphatischen Gewebes gegen die Krebs-
knoten kann man nicht so prägnant in Drüsen beobachten, welche
den obenerwähnten Erscheinungen der Reizung anheimfallen, ehe
noch in ihnen die Krebsmetastasen erschienen Bind.
In den weiteren Stufen der Entwickelung des Krebses nimmt
die Zahl und die Grösse der Krebsknoten im Gewebe der Lyroph-
drüsen immer mehr und mehr zu; an der Peripherie dieser Knoten,
sowie auch in den nicht angegriffenen Tbeilen der Lymphdrüsen
entwickelt sieb junges Bindegewebe, dessen Entwickelungsstätte die
Granulationselemente sind, welche anfangs neben den hyperämischen
Gefassen erscheinen. Der Wuchs der Krebsmassen wird gewöhnlich
von einem Entztindungsprocess sowohl in der Drüse selbst als auch
in deren Kapsel und in dem umgebenden Zellgewebe begleitet; die
Blutgefässe sind hyperämiscb, ihre Adventitia verdickt; längs den
Trsbekeln und an der Peripherie der Krebsknoten entwickelt sich
Bindegewebe. Durch die Vermehrung des Bindegewebes und der
Krebsknoten erleiden die Elemente der Lymphdrüsen einen Druck
und fangen an körnig zu degeneriren und zu zerfallen; in Fällen
aber, wo die Bildung der epithelialen Elemente rasch und die Ent-
wickelung des Bindegewebes nur langsam vor sich geht, kommt die
Zerstörung des Lymphgowebes nicht in Folge der interstitiellen Ent-
zündung, sondern durch die Vcrgrösserung der epithelialen Heerde
zu Stando. Auf diese Weise wird das Lymphgewebe bei Metastasen
der Epithelialkrebse vorzüglich durch VergrösseruDg der Epithelial-
knoten verdrängt, so dass zwischen dou Krebsmassen Theite des
Lymphgewebes Vorkommen und die epithelialen Elemente neben den
lymphoiden vorgefunden werden; das Verdrängen des Lymphge-
webes bei der Vergrösserung der Metastasen an gewöhnlichen
Krebsen (Cancer vulgaris) wird durch die Entwickelung des Binde-
gewebes an der Peripherie der Krebsknoten sowohl als auch im Ge-
webe der Lymphdrüsen selbst zu Stande gebracht.
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214 Schcmr, Wachlthum der Rölirenknocbea.
C. Schalin, Ueber das WachsUiuni der Röhrenknochen. Mar
bnrger Sitzungaber. 1875. No. 8.
Wenn S. die Oberarmknochen eiues Kaninehonfötus von
5—6 cm. Längo und eines neugeborenen Kaninchens in sagittaler
Richtung in Längsschnitte zerlegte, so sah er an solchen Präparaten,
die genau aus der Mitte des endochondralen Knochenkernes ent-
nommen sind, Folgendes:
In dem kleineren Präparate, welches eine Länge von 7 tnm.
besitzt, ist die periostale Orundschicht in ihrer ganzen Ausdehnung
zu erkennen; sie begrenzt einen biscuitförmigen Raum, der sich von
einer in der Mitte des Knochens gelegenen, engsten Stelle nach
beiden Seiten hin gleichmässig verbreitert. In dem grösseren Prä-
parate verhält die periostale Grundschicht sich ganz ebenso, nur ist
sie in der Mitte der einen Seite durch einen Substanzverlust unter-
brochen, welcher sich von der engsten Stelle aus nach beiden Seiten
hin ziemlich gleich weit erstreckt.
Wenn S. mit Hälfe der Camera lucida den Contur der pe-
riostalen Grundschicht der beiden Präparate bei derselben Vergrös-
serung nachzeichnete und den in dem grösseren Bilde vorhandenen
Defect durch einfache Verlängerung der noch erhaltenen Reste der
Grundschicht ergänzte, so ergab sich, dass in beiden Präparaten der
Durchmesser der engsten Stelle derselbe ist. Ferner sind aber auch
alle auf derselben Seite und in gleicher Entfernung davon gelegenen
Durchmesser in beiden Präparaten annähernd gleich. Durch Ex-
pansion kann somit das grössere Präparat nicht aus dem kleineren
entstanden sein, da ja alsdann sämmtliche Durchmesser desselben
über doppelt so gross sein müssten, als die entsprechenden des
kleinen. Es hat vielmehr nur Anlagerung an den Enden stattge-
funden, ohne dass sich der mittlere Theil gleichzeitig vergrössert
hätte. /'
Demnach entsprachen sich in beiden Präparaten solche Quer-
schnitte des endochondralen Knochenkernes, welche gleichen Durch-
messer haben und auf derselben Seite der engsten Steile liegen, so
dass S., wenn er die weitere Entwickelung einer beliebigen Stelle
des kleineren Knochens untersuchen wollte, in dem grösseren Knochen
diejenige aufsuchte, an welcher der endochondrale Knoehenkern den-
selben Durchmesser hat. Wenn S. die beiden Abbildungen solcher
Stellen auf einander legte, war immer das, was sich deckte, das sich
in der Entwickelung des Knochens Entsprechende.
S. zerlegte deshalb zwei 15 und 21 mm. lange Oberarmknochen
von Schweineembryonen in consecutive Querschnitte und verglich
mehrere, sich solcherart entsprechende Stellen mit einander.
An dem jüngeren Präparate fand S. viele ein- und mehr-
buchtige Granulationsräume, begrenzt von den Resten der Knorpel-
substanz und einer dünnen Schicht neugebildeter Knochensubstanz ;
I
i
i
i
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Knirs, Fltissigkeitsatrörnuugen im lobondeo Organismus.
215
an dem älteren weniger und grössere Räume, getrennt durch
Koochenbalken, welche noch zahlreiche Reste von Knorpelgrundsub-
stanz einschliessen.
Aus der Verringerung der Zahl der Granulationsräume und aus
der unveränderten Gestalt der Knorpelreste schliesst S., dass kein
expansives, sondern nur ein appositionelles Knochenwachsthum
atattfinde.
Wenn S. durch die Mitte des endochondralen Knochenkerns
eines Röhrenknochens einen Längsschnitt legte, so fand sieb, dass
die Balken des periostalen Knochens, je weiter nach aussen, desto
kürzer wurden. Aus diesem Umstande folgt, dass sie nicht parallel
der Oberfläche des Knochens verlaufen, sondern sich unter einem
sehr spitzen Winkel mit derselben kreuzen. Wenn S. nun einen
solchen Schnitt mit einem ebensolchen eines längeren Exemplars
desselben Knochens verglich, so sah S. hier dasselbe V erhältniss,
nur hatten die Schichten an Zahl und an Länge zugenommen.
Wenn S. jetzt von dem grösseren Knochen eine Abbildung machte
und in derselben Alles rotb färbte, was gegen den Status quo des
kleineren Präparates neugebildet war und dieses in der Zeichnung
durch Ergänzung noch mehrmals mit anderen Farben wiederholte,
dann entsprach das, was thatsächlich beim Dickcnwachsthum appo-
nirt wurde, vollständig dem appositionellen Schema, wie es zuerst
von Hävers beschrieben wurde. Wenn S. sich die solcherart er-
haltenen Schichten um den ganzen Knochen herum bezeichnet vor-
teilte, erhielt er eine Reihe von Hohlcylindcrn, von denen immer
der nächste länger und weiter war, als der vorhergehende und den-
selben einkapselte (FIavers). Löwe.
M- Knies, Zur Lehre von den Flilssigkeitsströraungen im
lebenden Auge und in den Geweben überhaupt. Vibch. Arcb.
hXv. S. 401.
K. brachte 1 — 2 Tropfen Ferrocyankaliumlösung vorsichtig in
den Glaskörperraura eines lebenden Kaninchens. Nach 1 — 4 Stunden
WUrdo das Versuchsthier gotödtet und durch Einlegen der sofort
ails8eschnittonen Augen in Eisenchloridlösung eino Ausfüllung von
^erHner Blau von denjenigen Stellen erreicht, wohin das Blutlaugeo-
saU gedrungen war. Es zeigte sich als Hauptbefund, dass eine
h-ittleiste zwischen 2 Endothelzellenreihen der Descemeti sehen
^Rtöbran in einem Ringe continuirlich um die ganze Cornea tief
^ttkelblau gefärbt war. Bei Meridionalschnitten ging dann eine
scharfe Linie durch die eigentliche Membran hindurch in die Horn-
haut über und bog nach hinten in die Sclera ab. Hier verlief sio
1wiacjlen mittlerem und innerem Drittel derselben und verschwand
hinter dem Aequator bulbi allmählich. Vf. schliesst, dass im Augen-
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216 Viirosdt, 8peclr»l»n»!y*en.
inncrn eine allgemeine Flüssigkeitsströraung von hinten nach vorne
besteht, die sich auch innerhalb der Linse nackweisen lässt. Die
Ernährungsflüssigkeit für die Linse hat vorher den Glaskörper
passirt, entspricht also in ihrer Strömung dem Verlaufe der fötalen
Arteria hyaloidea; Träger derselben ist die Zwischensubstanz. Die
Ernährung der Cornea geschieht von der vorderen Kammer aus unter
Vermittelung der Kitt- und Intercellularsubstanz. Das Kammerwasser
ist ein Gemisch von Transsudat des Ciliarkörpers mit Flüssigkeit,
die vorher schon sämmtliche Theile des inneren Auges durcbströmt
hat. Ftir das Kammerwasser besteht ein doppelter Abflussweg:
einmal durch die Cornea nach dem subconjunctivalen Gewebe,
zweitens vom FoNTANA’schen Kaum aus durch die Substanz der Sclera.
Die Punction der vorderen Kammer wirkt beschleunigend auf den
Stoffwechsel im Augeninnern, in specie der Linse. Die Intercellular-
substanz ist auch im Allgemeinen als Träger der Ernäbrungsflüssig-
keit für Parenchym- und Bindegewebszellen anzusehen. Löwe.
K. Vierordt, Physiologische Spectralanalysen. (Koruetxaug.)
Zeitsehr. f. Biol. XI. S. 187. (S. Cb). 1875, 639).
VI. Die Indigoblauschwefelsäure absorbirt das äusserste Roth
am wenigsten, den Spectralbfzirk C66D — C90D am stärksten: 78 Mal
stärker als die Region A — a. Von C^D sinkt die Absorption wieder
continuirlich bis zum violetten Ende des Spectrum.
VII. Das Indigoblau konnte nicht in Form einer eigentlichen
Lösung angewendet werden. Wenn man Indigoblau mit Eisenvitriol
und Kalk reducirt, die so erhaltene Lösung von Indigoweiss stark
verdünnt und durch Stehenlassen an der Luft sich wieder bläuen
lässt, so erhält man eine anscheinend ganz klare blaue Lösung, iu
der auch durch das Microscop keine festen Partikel entdeckt werden
können. Nichtsdestoweniger handelt es sich dabei doch nur um eine
Art feinster Suspension: eine solche „Lösung“ erscheint weniger
intensiv gefärbt und weniger rein blau, als eine Lösung von Indigo-
blauschwefelsäure von gleichem Gehalt. Das Spectrum zeigt in den
einzelnen Regionen nur sehr geringe Unterschiede der Lichtab-
sorption: an der Stelle des Maximums (im Rotb) ist die Absorption
3 Mal grösser, als an der Stelle des Minimum. Die Unterschiede
lassen sich folgendermaassen zusammenfassen:
Indigoblau. Indigoblau-
schwefelsäure.
Maximale Absorptionsdifferenz 3fach 78fach
Stelle geringster Absorption im Blau im Roth
Absorptionsstreifen 2, das stärkste 1 in Orange.
in Roth
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Cbeiortos, Meta* taten maligner Tumoren. Rayraod. 217
VIII. Wenn man 2 Finger fest au einander presst und die
Grenzlinie vor den Spalt des Spectralapparates bringt, so erhält
man die Hämoglobinstreifen. Diese Beobachtung ist wohl schon
bekannt; von Interesse ist das Auftreten des Streifen von reducirtem
Hämoglobin, wenn man die Finger durch Kautschuk ringe zus&mmen-
schnürt, so dass die Circulation unterbrochen ist. E. Salkowski.
Creighton, Anatomical Research towards the Aetiology of
Cancer. Reports of tbe med. oftie. London 1874. S. 95
Ausgehend von der Beobachtung, dass in der Umgebung se-
cundärer Lebergeschwülste (Carcinome, Sarcome, Lymphome) vielfach
vacuolenhaltige Zellen (Physaliphoren, ViBCHOw) Vorkommen, welche
Vf. auf endogene Zelienbildung bezieht, sucht er den Nachweis zu
führen, dass zunächst die Metastasen maligner Tumoren auf diesem
Modus der Zellenneubildung beruhen. Er sah Uebergänge der Leber-
zellen in solche vacuolentragende und andererseits Uebergänge dieser
zu Geschwulstzellen. Bei einem Sarcom beobachtete er vielkernige
Riesenzellen und lässt auch diese durch Verschwinden resp. Beiseite-
rücken des Leberzellenkernes, Auftreten von Vacuolen im Zellinhalte
und schliessliche Umwandlung der klaren Vacuolenflüssigkeit in gra-
nulirtes Protoplasma entstehen. Ferner kann fibrilläres sowie ade-
noides Bindegewebe auf dem Wege endogener Zellenbildung hervor-
gehen. Die Infection von der primären Neubildung aus und die
histologische Abhängigkeit der secundären Tumoren von der ersteren
vergleicht er die Einwirkung der Spermatozoen auf das Ei, ohne,
wenigstens in der vorliegenden Arbeit, auf die Entwickelung des
Stromas einzugeben. Schliesslich theilt C. auch bei der Entstehung
primärer Geschwülste, namentlich der Mammacarcinome der endo-
genen Zellenbildung eine hervorragende Rolle zu, und glaubt in ihr
das Moment sehen zu müssen, das Waldevkb u. A. gegenüber der
einfachen Hyperplasie mit atypisch zu bezeichnen pflegen. Orawits.
M. Raynaud , De quelques troubles de la Vision life aux mo-
difleations de la teraperature. Arcb. g4a. im. s. 513.
M. beobachtete einen 26jährigen Glasarbeiter, welcher von
Jugend auf in heissen Räumen vor flammenden Oefen gearbeitet
hatte und vor 1% Jahren plötzlich einen Schwindelanfall ohne Verlust
des Bewusstseins bekam, wonach eiue Lähmung des rechten Beins
zurückblieb. Diese besserte sich nach einigen Tagen. Einen Monat
später verspürte er eine Abnahme des Sehvermögens namentlich auf
dem linken Auge, übrigens ohne sonstige Erscheinungen uDd diese
blieb nach anfänglicher kurzdauernder Besserung bestehen bis zum
Eintritt ins Hospital. Hier constatirte mau eine Schwerfälligkeit
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218
Raynadd, Geaiebtsstörongen bei Temperatu rstär ungen
beim Ooheti, aber keine Ataxie, keine Störung der Sensibilität nach
irgend einer Richtung hin, ausserdem klagte Pat. über Schwere im
Kopf und öfteres Schmerzen desselben, wobei die Röthe im Gesicht
stärker als gewöhnlich hervorzutreten pflegte, über Schwierigkeit
beim Harnlassen und Abnahme des Geschlechtstriebes. Oie übrigen
Organe functionirten normal.
Die Störung des Sehvermögens trat in warmer Umgebung
(Zimmer, Bett) viel stärker hervor als in kalter, und als
Pat. im Sommer ein Flussbad nahm, war das Sehver-
mögen während desselben und noch V* Stunde s'päter
vollständig normal, so dass Pat. von nun an täglich 10—12 Mal
den Kopf in kaltes Wasser tauchte, immer mit demselben guten
Erfolg. R. giebt an, dass Pat. vor einem kalten Bade kaum No. 6
der GRÄFEschen (?) Scala (0,75 mm.), am Ende desselben aber sogar
in der dunkleren Badezelle noch No. 2 (0,2 mm.) lesen konnte.
Auch das Unterscheidungsvermögen für Farben, welches in der
Wärme fast ganz fehlte, kehrte im kalten Bade zurück. — Die
Spiegeluntersuchung ergab in der Wärme auf dem rechten (besseren)
Auge eine geringe Hyperämie der Papille und nicht constant, aber
doch oft recht deutlich wahrnehmbare Pulsation eines der Retinalar-
terienäste, auf dem linken Auge erscheint die Papille weiss und perl-
mutterartig glänzend, die Gefässe sehr eng. In oder unmittelbar
nach dem Bade scheint die rechte Papille weniger blutreich, die
Arterien enger und nicht pulsirend, auf dem linken wird die Papille
weniger weiss und glänzend, mehr rosig gefärbt wahrgonommen. In
der Wärme sieht das linke Auge in 14 cm. Entfernung mit -+■ 10
No. 4 („Gräfe“), mit + 8 No. 3 und mit + 6 No. 2. — Die Verän-
derung des Sehvermögens und Augenhintergrundes unter dem Ein-
fluss der Kälte und Wärme (welche auch von Galezowski constatirt •
wurde), zeigten sich auch, als Pat. an Scharlach erkrankte.
Nach verschiedenen vergeblichen therapeutischen Versuchen
besserte sich endlich der Gesichtssinn und das ganze Befinden des
Pat. unter dem Gebrauch von Schwefelbädern. Die starke Röthe
des Gesichts machte der normalen Färbung Platz und die Spiegcl-
untersuchung ergab eine stärkere Färbung der linken Papille, welche
jedoch noch nicht so stark gefärbt ist, wie die normal aussehende
rechte.
Der Verdacht auf Simulation ist nach R. vollständig ausge-
schlossen. Er vermuthet, dass es sich um eine beginnende insel-
förmigo Sclerose der Centralorgane mit beginnender Atrophie
der Sehnerven handle. Bei Contraction der Hautgefässe unter dem
Einfluss der Kälte trat eine Hyperämie der Retinalgefässa und um-
gekehrt bei Erweiterung jener, wie namentlich beim Scharlach, eine
Verengerung dieser ein. Senator.
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Dmaos & Babi£, Atrophie. 8tiu.*k; Kiismi. Peritonitis and lisucli empyum 219
Desnos et E. Barie, Note sur un cas d'atrophie generale du
memhre droit eonsC'cntiv© ä un trnunmtisnie. Progr. mdd. 187&.
No. 40.
Ein vorher gesunder Mann hatte durch ein Wagenrad, welches
über den rechten Fussriicken gegangen war, eine starke Contusion
dieser Gegend erlitten. Obgleich hinkend, konnte er doch schon
wenige Tage nachher seinen Geschäften wieder nachgehen. Nach
Verlauf von 15 Monaten bemerkte er, dass sein ganzes rechtes Bein
magerer und kürzer wurde, als das linke und dass der Umfang der
rechten Wade und des rechten Oberschenkels (namentlich die Mus-
colatur der Hinterseite) beträchtlich gegen links vermindert war. Die
rechte Hinterbacke war deutlich flacher, als die linke. Das rechte
Bein ermüdete schneller beim Gehen: sonst zeigte der Gang, abge-
sehen vom Hinken, nichts Besonderes. Sensibilitätsstörungen fehlten.
Die Beugungen der Zehen und des Knies rechts waren zeit-
weilig schmerzhaft, ebenso Ad- oder Abductionsbewegungen der
Oberschenkel. Am Fnssrücken war Krankhaftes nicht weiter zu
bemerken. Am Fuss und dem unteren Drittel der Wade hatte der
Kranke oft ein Gefühl von Kälte und Kriebeln; während an Haaren
und Nägeln nichts Besonderes zu bemerken war, erschien die Haut
um die Wade vielleicht etwas glatter; die electrische Erregbarkeit,
besonders der an der Hinterseite des rechten Oberschenkels gelegenen
Muskeln, war etwas vermindert.
Hautäste des Nv. ischiadicus hatten hier eine schwere Ver-
letzung erlitten: der sich entwickelnde chronisch entzündliche Process
batte sich nach oben zu fortgesetzt und eine Veränderung des
Nervenkerns des Nv. ischiadicus in der grauen Rückenmarkssubstanz
bewirkt. Die motorischen Nerven selbst waren dann nach den
Autoren, welche vorwiegend Vulpjan folgen, als die Leiter trophischer
Einflüsse auf die Muskeln in Mitleidenschaft gezogen und hatten die
atrophischen Zustände hervorgerufen. Als beachtenswert!» wird das
Fehlen von Hautentzündungen hervorgehoben, ganz besonders aber
die sich auch auf das Knochengerüst beziehende Atrophie.
Bernhardt.
B. Stiller, Ueber chronische Peritonitis. Deutsch. Areh. f. kiiu.
Med. XVI. 8. 407.
F. F. Kaiser, Ueber die operative Behandlung der Baueh-
empyeme. Ebenda XVII. 8. 74. u. Din. Freiburg. 1875.
Als Beweis dafür, dass chronische allgemeine Peritonitiden,
welche weder auf dyscrasischer Grundlage beruhen, noch sich aus
einer acuten diffusen Bauchfellentzündung entwickeln, zur Beobach-
tung gelangen, führt St. folgenden Fall an, bei dem freilich die
Entzündung des Bauchfells nur ein secundärer Process war, fortge-
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220
Caspait, syphilitisch« Reinfection.
leitet von der Pleura mittels des Zwerchfells: Ein 18jähriger junger
Mann wurde mit einem schon in der Aufsaugung begriffenen rechts-
seitigen pleuritischen Exsudat in das Spital aufgenommen. Er war
fieberfrei und wurde nach einigen Woeben bedeutend gebessert ent-
lassen. Kurze Zeit darauf stellte er sich wieder ein mit erneuten
Schmerzen, diffusem Bronchialkatarrh und massigem Fieber, nur ein
Mal stieg die Temperatur am Abend auf 39,5, um am anderen
Morgen auf die Norm herabzusinken und fortwährend normal zu
bleiben. Bald nach Aufhören des Fiebers klagte Pat. über heftige
Schmerzen im rechten Epigastriura ; die Schmerzen breiten sich all-
mählich weiter aus, so dass in kurzer Zeit der ganze Bauch auf
Druck empfindlich ist. Deutliche Fluctuationen, gedämpfter Per-
cussionsschall vervollständigten das Bild. Die Erscheinungen lassen
allmählich nach und nach Verlauf einiger Woeben verlässt der
Kranke geheilt die Austait. Auch das pleuritische Exsudat war
während der Zeit völlig geschwunden.
K. empfiehlt auf Grund einer ausführlich mitgetheilten Beob-
achtung die Punction der Bauchwand bei diffuser (oder auch par-
tieller) eitriger Peritonitis. Die von ihm aus der Literatur zusam-
mengesteliten Erfahrungen über die operative Behandlung der
Baucbempyeme lauten ebenfalls fast durchgängig günstig. Als Indi-
cation zur Operation gelten: 1) Drohende Erstickungsgefahr, hoch-
gradige Dyspnoe; 2) das Empyema necessitatis (in den meisten
Fällen Hervorwölbung des Nabels); 3) zögernde Resorption nach
Ablauf des acuten Stadiums. Zur vollständigen Entleeruug des
Eiters genügt die einfache Punction nicht; man mache daher eine
genügend grosse Oeffnung mittels des Messers, halte die Oeffnung
bis zum vollständigen Versiegen der Eiterung offen (Einlegen von
Draiuagerohren) und spritze die Höhle bei länger dauernder Eiterung
oder bei Zersetzung des Eiters durch reizende Mittel aus. Am
besten hat sich die Jodkaliumlösung bewährt (vgl. Cbl. 1875, 512)
L. Rosentbel.
J. Caspary, Ueber syphilitische Reinfection. Deutsch« mediein.
Woclienschr. 1876. No. 7.
Veranlasst durch die Mittheilung Gascoyen's (s. Cbl. 1875,
No. 17) führt C. drei eigene Erfahrungen über syphilitische Rein-
fection an:
1) Ein aus phthisischer Familie stammender Mann „hatte nach
mehrjährigen Leiden an Syphilis, u. A. schwerer Iritis, 1867 in
Aachen eine vielwöcbontliche Cur durchgemacht und war seither frei
von Lues“. Im Jahre 1869 beobachtete C. bei demselben ein indu-
rirtes Geschwür, dem sich bald Leistendrüseninfiltrationen, Adcnitis
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Macdoiuld. Mim*. 221
univemlis, maculöses Syphilid anachlosson. Die Erscheinungen bildeten
sieb nach 20 Subiiroatinjeetionen zurück.
2) Ein 40jähriger Mann hatte vor 13 Jahren einen barten
Schanker acquirirt, dem Ulcerationen im Schlunde, Condylome am
Anus, Hautausschläge folgten. Nach 2 Inunctionscuren blieb er frei,
heirathete, hatte gesunde Kinder. 1875 fand Vf. eine Sclerose, der
papulöse Eruptionen, Drüseninfiltrationen, Erosionen der Tonsillen
folgten. Nach 15 Einreibungen Heilung.
3) Ein sehr kräftiger Mann consultirte Vf. im Sommer 1871
wegen eines indurirten Ulcus, Drüseninfiltrationen, maculo-papulösen
Exanthems. Diese Erscheinungen schwanden unter Schmier- und
Schwitzcuren. Im August *1875 sah ihn Vf. wieder und fand ein
heilendes indurirtes Geschwür, Drüseninfiltrationen, maculo-papulösen
Ausschlag, Erosionen am weichen Gaumen. Pat. will nach einem
Anfangs Mai 1875 vollzogenen Beischlaf ein Geschwür bemerkt
haben, Ende Juli seien herumziehende Gelenkschmerzen, am 3. August
der Ausschlag aufgetreten.
Aus der vorhandenen Casuistik will Vf. diejenigen Fälle aus-
schliessen, in welchen als Symptom der Reinfection nur eiu indu-
rirtes Geschwür und benachbarte Drüsenschwellungen angeführt
werden. Es müssen noch weitere unzweifelhafte Folgeerscheinungen,
wie Adenitis universalis oder Exantheme hinzu kommen, um die
Diagnose der Reinfection zu sichern. O. Simon.
i. D. Macdonald, On the Anatomy of tke border of tlie
posterior elastic lamina of the Cornea, in relation to the
fibrous tissue of the Ligamentum Iridis pectinatnm. Quarteriy
Journ. of micr. sc. 1876. 8. 226.
Im Ange des Schafe« lässt es sich deutlich naebweisen, dass die Pfeiler des
Iriigewebes, welche sieb am Corneafalz iuseriren , die Lamina elastica posterior
durchbohren und an ihrer vorderen Oberfiäche einen wunderschönen fibrösen Plexns
bilden. Die Lamina elastica posterior schickt ihrerseits Fortsätze ihrer 8ub*tanz
»ui, welche die am Cornealfalz sich inserirendeu Irispfeiler scheidenartig umgeben.
Durch diese Anordnnng wird die Grenzzone der Lumina elastica posterior (Membrana
Bescemetii) an die Grnndsubstanz der Cornea gleichsam angenagelt. M. meint,
dass diese Befestigung wesentlich dazu beitrage, Ablösungen der DascsücT'schen
Membran vod der hinteren Corneafläcbe zn verbitten. (Die Bemerkungen von
Iwtzorr k Rollbtt [Cbl. 1869, 870] scheinen M. nicht bekanut gewesen zn sein).
Bol) (Rom).
J. Munk, Ueber die chemische Zusammensetzung der Echino-
coecenfliissigkeit. Viacnow's Arcb. LXIII. S. 560.
Die untersuchte Echinococcenflüssigkeit war farblos, leicht opalisirend, von
zentraler Reaction, 1012 spec. Gew. 8ie enthielt 98,426 Wasser und 1,574 pCt
festen Rückstand nnd «war 0,968 Ascbe, 0,606 organische Sabatanz. Der Gehalt
an Zucker betrug 0,06 pCt., Glycogen war nicht nachweisbar. Von organischen
Bsstaadtbeilen fand sieb ausserdem noch Harnstoff, Kreatin nnd mit Wahracheiu-
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222
Iikcnzup. Köziu. AirazciiT. Niedfn; Hivinoton.
lichkeit Beruzteiusäure. Oie Aacbe bestand vorwiegend aas Cbiornatriam, nar
sehr geringer Menge war Pbosphorsäure vertreten. E. Szlkow.kL
J. Ilechump, Des microcymas et de leurs fonetious aux
difftrents äges d’un intime etre. Compt. rend. lxxxi. 8. 226.
Aus Muskelfleisch erhält man nach H. Microzyroon dnrcb Oigeriren mit
Wasser und Salzsäure von 1 p. M. Der dabei bleibende Rückstand, mit Wasser
gewaschen, wirkt sacbarisireud auf Stärke nnd enthält freie und zusammenhängende
Microzymen. — Digerirt man Gewebe des erwachsenen Tbieres, unmittelbar nach
dem Tode eutuommeu, mit Stärkemehl bei 30— 40“, so tritt Zuckerbiidung ein
— mit Rohrzucker Bildung von Invertzucker, — das Gehirn äussert nur sehr
schwache Wirkung. Der Rohrzucker geht mitunter in schleunige Gährung über.
Anders beim Fötus. Die Organe desselben wirken äusserst schwach aut Stärke,
dagegen besser auf Rohrzucker; das Gehirn zeigt eiue Ausnahme; es ist beim Fötus
wirksamer, wie beim Erwachsenen E. Szlkow.kL
J. König, Zur Frage der Substitution des Kalkes in den
Knochen. Zeitschr. f. Biol. XI. s. 306.
K. hält seine Angaben gegenüber den Entwürfen Wkiskb's in Betreff des
Nachweises von Stroutian in den Knochen seiner Versucbsthiere fest. E. ftalkowtk!
K. Aufrecht, Die gemeine Lungenentzündung und die BuhPsche
Desquamativ- Pneumonie. Deutsche Zeitschrift für pract. Medic. 1676
No. 44 u. 45.
Abweichend von Buhl (Cbl. 1873, 358) erkennt A. allen Arten der Lungen
entzündung nur dessen erste, wesentlich von den Alveolarepitbelien ausgehende
Entatebungsweise zu und belegt sie seinerseits mit dem Namen der parenchymatösen.
Nach A. beginnt die genuine Pneumonie mit Wacheruug und Desquamation der
Kpitbelien, dazu kommt die seröse Traussudatiou und die Hyperämie, welche das
Stadium der Auscboppuug characterisirt. Hiermit ist die parenchymatöse Eutzün-
dung auf der Acme angelangt, das Stadium der rotben Hepatisation ist nichts ab
eine Hämorrbagie, bervorgebraebt durch die Eutblössung der Lungeneapillareu von
dem Alveolarepithel, sie kann eintreten und kann fehlen, in dem ersteu Falle
werden die rotheu Blutkürpercheu durch die nun folgende Auswauderuug farbloser
Blutkörperchen verdrängt, war die intermediäre Hämorrbagie nicht eingetretou, so
schliesst sich das Stadium der Exsudatiou unmittelbar au das Engonement an. Das
Eude dieser „exsudativen Entzündung" mag wohl durch die Krise genau begrenzt
seiu. Eiue desquamative Pueumouie als einen för sich bestehenden, von der ge-
nuinen Pneumonie unterschiedenen und wohl cbaracterisirteu Kraukheitsproces*
erkennt A. nicht an, genuine, asthenische und desquamative Pneumonie sind nach
ihm anatomisch gleiche Processe, nur ihre Verlaufsweise ist eine verschiedene uud
demgemäss auch ihre Ausgänge. Qrawitz.
Moden , Ein Fall von retrobulbärem Aneurysma mit starkem
Exophthalmus. K!iu. Monatzlil. f. Augetiheilk. 1875. 8. 38.
W. fiivington, Puisating tumor of the eye. m cd. Times and
Gaz. 1875. No. 1296.
Nachdem eine Comprcssion die Carotis sinistra während 10 Wochen 8 — 10
Btnnden lang des Tage« keinen Erfolg bewirkt hatte, wurde in N.’s Fall durch die
Uuterbiudung der linken Carotis bedeutende Besserung erzielt; 16 Woeben nach
der Unterbindung zeigte der linke Bulbus eine Prominens von 1*'~1V*"'» die Pul*
sation nnd das Schwirren in der betreffenden Orbita war bi« anf ein leicht sausende«
Geräusch vollständig tum 8tillftaud gekommen, die Beweglichkeit nach ausson und
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Mo Mcns. Rosknbach. Hbnkat. Stzwabt.
223
oben Doch nicht vollkommen wiederhergestellt. Das Sehvermögen hatte niemals
Störungen gezeigt; der Exophthalmus war 24 Standen, nachdem durch ein sich los-
lösendes Kohlenstück der Scliüdel schwur getroffen war, beobachtet worden.
In R.'s Fall hatte die Unterbindung der linken Carotis den Erfolg, dass von
einer pulsirendcu Geschwulst in der linken Augenhöhle nur ein leichtes Gerliusch
surnckblieb; die Cornea zeigte aber eiuige Tage nach der Unterbindung Gescbwürs-
bildnng. Die Atfectiuu war 6 Wochen nach einer Basisfractur aufgetreten.
Michel (Erlangen).
Ch. A. Mac Munn , Cast* of cerebral rheuiuatisme, purpura,
intense * neuralgia, accompanied by incrcase of teuiperalure
during the paroxysmus, treated by chloral aud bromide of
potassiam. Dublin Journ. 1876. October. S. 299.
Ein zarter lOjähriger Knabe bekam unter Fiobererscheinungen Purpuraflecke
auf Brost, Bauch, Hand- uud Kussgelunken und hatte einen schwach eiweisshaltigen,
ao Braten reichen Harn von 1,031 spec. Gew. Am 6. Krankheitstage stieg die
Temperatur auf 101 — 102 F., Puls auf 160 — 170 und furibuude Delirien brachen ans
abwechselnd mit Coma. Gleichzeitig schwollen Kniee, Hand- und Fussgelenke
schmerzhaft an. ln den folgenden Tagen schwankte die Temperatur zwischen 09,6
uud 104,6« die Cerebralerscheinungen und Gelenkatfectioneu Hessen nach, der Knabe
erholte sich jedoch trotz aller Pflege sehr wenig Nach läugerer Zeit wurde eine
Andeutung von Chorea an ihm wabrgenommen. Am Herzen bestand eine Zeit lang
ein systolisches Geräusch au der Spitze. Senator.
0. Roseubach, Ueber eine ueue Art von grasgrünem Sputum.
Berlin, klin. Wocheuacbr. 1876. No- 48.
Der Auawurf eiuea Asthmatikers oabni nach 24etüudigem Stoben eine
{raagrüne Farbe au, die durch Entwicklung grün gefärbter Sporen und Sporeu-
haufen bedingt war. Säuren, Aether uud Alcobol wareu ohne Einfluss, während
Kalilauge aie intensiver hervortreten liess. Einige Tropfen des grüneu Sputums
einem anderen Auawurf biuzugefügt, Hessen auch in diesem nach einiger Zeit ein
graues Colorit zum Vorschein kommen. Auch auf Milcb Hessen sich die Sporen
übertragen und fortzüchten. Eichhurst.
H. Heurat, Diabfete; tuiueur sur le trajet du pneumogastrique.
Gzz hebdom. 1875. No. 35.
Eio bis zum Beginn seiner letzten, 2 Jahre dauerndeu Krankheit gosuuder,
hereditär io keiner Weise prädispouirter Mauu wurde ohne nachweisbare Ursache
diabetisch und starb nach 2 Jahren. Das Hauptergebnis* der Obductiou war die
Auffiudung eines baselnussgrossen Tumors am rechteu Nv. vagus, da wo er den
Hilos der Lunge kreuzt. Seine Oberfläche war böckrig, umgeben war er von
einer barten Schale, welche saudige Grauulatiouen uud etwas käsiges Material eiu-
tchloas. Der Nervenstamm verlor sich vollkommen in dieser Oberfläche, er verliess
die Geschwulst mit geschmälertem Volumen: erst einige Centimeter weiter abwärts
wurde dasselbe wieder normal. Genauere histologische Untersuchungen der Ge-
schwulst und des Nerveu fehlen. Bernhardt.
T. Grainger Stewart, Note of a new form of pseudoparaplegia.
The Lnncet. 1876. II. No. 12.
Die einzelneu Symptome des nach Vf. neuen“ und von ibm bei einem
35jährigen Menu beobachteten Leidens bestandeu in eiuer ungewöhnlichen Erreg-
barkeit der motorischen Gebilde der Uuterextremitäten bei völliger Integrität der
sensiblen Sphäre. Die freien willkürlichen Bewegungen wurden verhindert durch
gleich starke Cootractioueu der Antagonisteu uud durch gewaltsame Contractioneu
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224
WiRTfiR. Hkdlbr. Lanckbbadx.
aller UDterextremitäteumuskeln bei selbst leichter peripherer Reizung. Vf.
eine chronische Entzündung der Vorderseitenstr&uge dos Rückenmarks annehmen
an dürfen. Die Conturen beider Papillen, vorwiegend des rechten Auges, waren
etwas undeutlich und verwischt, das Caliber der Retinalgefässe verringert (Cbl.
1874, 12). Bernhardt.
Winter, Ein Fall von Neubildung im kleinen Gehirn. Berlin.
k 1 in Wocheuscbr. 1876. No. 37.
Ein 24jäbriger früher gesunder Kürassier (nnr im 18. Lebensjahre wollte er
4 epileptische Anfälle überstanden haben) wnrde wogen periodisch- auftretender
Schmerzen im Nacken und Hinterkopf ins Larareth aufgenommen. Er erbrach
während seines dortigen Aufenthalts mehrere Mal, schrie auch zeitweilig während
des Schlafes laut auf Eines Morgens wurde er todt in seinem Bette gefunden.
Die Section erwies eine cystische Geschwulst ausgebend von der Pia mater, welche
suerst die rechte Hälfte des Kleinhirns erweicht nnd zerstört, danach sich nach der
Med. oblongata fortgepflanzt, sie zur Seite geschoben nnd zur Atrophie gebracht
hatte. Trotz dieses Befundes nnd des Vorhandenseins eines bedeutenden Hydrops
sämmtücber Ventrikel waren während des Lebens absolut keine anderen, als die
oben erwähnten Erscheinungen zu eruiren gewesen, ein vorher bei Vorhandensein
von Kleinhirntumoren kaum je beobachtetes Verhalten. Bernhardt.
H edler, Ein Fall von Atropin-Intoxication. Borl. klin. Wocbenschr.
1875. No. 34.
Ein 1 '•ijiüirigO! Kind trank eine nicht näher aiizngebende Menge von Atiopin-
lösung (jedenfalls weniger als 0,03 Atrop. sulpli ). Erst nach 4 Stunden traten die
ersten Vergiftungssymptome ein, bestehend in leichten Zuckungen der Extremitäten,
beschleunigter Pulsation und Respiration nnd Schlingbeschwerden. Trotz des inner-
lichen Verbrauchs von 0,01 Morph, in 4 Tbeilgabeu steigerten sieb die Erschei-
nungen rasch zu bedrohlicher Hübo. Die Anfangs seltenen und schwachen
Zuckungen gingen in heftige klonische und tonische Krämpfe über, der Puls wurde
unzählbar and Halluciuationon traten ein. Jetzt wurde 2 Mal bald nach einander
jo 0,005 gm. Morph, subcotan injicirt Der Erfolg war ein eclatantcr; das Kind
verüel bald bis zum nächsten Morgen in Schlaf und befand sich nach 2 Tagen, in
denen sielt noch leiohte Zeichen der Atropinvergiftung äusserten, in normalem
Znstaud. Das Morphium hatte keinerlei Schaden gestiftet. — Dio Pupillen waren
während der ganzen Vergiftung nur mUtelweit, im Einklang damit, dass bei kleinen
Kindern eine vollständige Erweiterung durch Atropin nicht zu erzielen ist.
Schiffer.
E. Laucereaux, Note sur l’intoxication saturuine determinoe
par la fabrication du cordon-briquet ou nKtahe-briquet. Am..
d’byg. publ. 1875. 8. 339.
L. behandelte eine au Kolik und anderen Erscheinungen chronischer Bleiver-
giftung leidende Frau, welche bei eiuem Posameutier bei der Aufertiguug der
bräunlich gelbeu Feuerschnüre oder Lunten für Tascbenfeuerzeuge beschäftigt war.
Wie sieb herausstellte, wird die zu solchen benutzte Wolle des gleichmässigeren
Brennens wegen mit chromsaurem Blei behandelt, und so bietet diese Industrie eine
bisher übersehene Quelle von Bleivergiftung. W. Sander.
Binsendungeo für das Centralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) Kraasniekstrasse 24. und Professor Rosenthal, Briangen, oder (unter R risch lasst an
die Verlagshandlnng, Berlin (N.-We). unter den Linden 68. adressiren
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von H. 8. Hermann in Berlin.
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i *• i>- k / -%
Wöchentlich erscheinen J» ■■ ■ JLJl Prel* de« Jahrganges
I— 1 Bogen ;am Schlüsse I^AV1| I Ol ^ II ** Mark.: tu beziehen
de« Jahrgang* Titel. Na- CwlKf Jl%V wtl durch alle Huchhandlon-
men und Sachregister. gen und Poetanstalten.
für die
m<Mli(‘inisclteii Wissenschaften.
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, Dr. H. Senator,
Profcaaor ln Erlangen. Profeeeor in Berlin.
1876.
*5. fflUii-z. No. 13.
■ nhalli Nagel & Hkimann, pathologisches Circulationsphänomen der Horn-
haut (Orig. Mitth.). — Lombboso, giftige 8toffe aus verdorbenem Mais (Orig.-
Mitth). —
Volkhahn, Mechanik der Bippetibewegung. — Eri.kb, Kohlensäureabgabe
und Körperwärme. — H r s i) s pkll, Uriimie und Körpertemperatur. — Zaifal,
Racbenmöudung der Tuba. — StbCmpkll, Nährwertli der Leguminosen. —
Cbahcot & Oombaült, progressive Muskelatrophie. — D oh bi ho; Hutchih-
loit, Prurigo biemaiis. —
Hbvnold, Histologie des Nagels. — Likrkrmasn, Paralbumin. — Fkeihk,
Bestimmung des Sauerstoffs im Harn. — Tillaux, Fibrom des Steissbeins. —
Landolt, hysterische Amblyopie. — Williams, Verhalten der Temperatur bei
Lungenschwindsucht. — Faktum, Anomalie der Gallengäuge. — Riskb, Hervor-
rnfnng epileptischer Anfälle. — Bahi£, Sarcom im Gehirn, Cysto de» breiten
Mutterbandes. — Lahor, Mineralbäder des Kaukasus.
Ein pathologisches Circulationsphänomeu in der Hornhaut.
Vou Prof. A. Nagel und Dr. Heimnuii.
ln der Tübinger Augenklinik kamen in letzter Zeit kurz hinter-
einander 2 Fälle eines eigentümlichen Circulationspbünomens in der
Hornhaut zur Beobachtung, wie solches unseres Wissens noch nicht
bekannt ist. Da die Anatomie der Ilornha it so viele Forscher ver-
schiedener Richtungen beschäftigt, erlauben wir uns, eine kurze
Mittheilung an dieser Stelle zu geben, Genaueres uus für ein oph-
tbalmologisches Journal vorbehaltend.
In der im Uebrigeo durchsichtigen Hornhaut wurde zeitweise
an einer bestimmten Stelle — in beiden Fällen in der Nähe des
unteren Randes — ein Blutfleck sichtbar, dessen Form und Grösse
vielfach wechselte bis zum völligen Verschwiuden. Von wirklichem
Blutextravasat, das in der Cornea, von Fällen mit Gefässncubildung
abgesehen, sehr selten vorkommt, wurde im November v. J. ein
Beispiel beobachtet, wo in der Heilungsperiode . nach eiuer Nach-
staat Operation sich am äusseren Rande der Hornhaut in den tieferen
Schichten ein interlamcllärer halbmondförmiger Bluterguss bildete,
XIV. Jahrgang. 1(
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226 Naoel & Hkiminn, pEtholoeiAches CircuUtionspliänomen der Horuhant.
welcher Monate lang in fast unverändertem Zustande verharrte. Ganz
anders verhielt sieh der Blutflecken in den beiden sogleich zu erwäh-
nenden Fällen. Bei genauerer Betrachtung, mit der Loupc und mit
dem Corncalmicroseop, liess sich der in duu tiefsten Schichten nahe
der hinteren Waud der Hornhaut gelegene rothe Fleck in ein System
von blutführenden Canälen auflösen, welcly, dicht gedrängt und von
gleickmä8siger Stärke, einen im Ganzen radialen Verlauf, wenig
Krümmungen und Anastoniosen zeigten. Der Blutfleck erstreckte
sich meistens bis an den Sclcralrand, ohne dass jedoch eine Verbin-
dung mit den Geffissen der Conjunctiva sichtbar war, die Zufluss-
quelle musste in der Tiefe liegen. Bisweilen jedoch sab man den
Flecken inselförmig, vom Scleralrande durch einen 1 — 2 mm. breiten,
soweit mit blossem Auge zu erkunneu war, gelässloscn Zwischenraum
geschieden. Der Wechsel in der Gestalt und Grösse des rothen
Fleckens ging zuweilen unter uusereu Augen in Minuten, ja in Se-
cundcn vor sich. Die zur Untersuchung erforderlichen Manipula-
tionen, die Bewegungen des Kopfes und das Offenhalten der Lider
schienen das Verschwinden zu befördern. War der Flecken ver-
schwunden, so war die Stelle vollkommen klar, von üefässen oder
Canälen keine Spur zu entdecken.
Der erste der beiden Fälle betraf einen 60jährigen decrepiden,
an chronischem Bronchialkatarrh mit reichlicher Secretion leidenden
Tagelöhner, welchem als Vorbereitung zu künftiger Extraction der
zur Zeit noch nicht reifen Cataraete in beiden Augen eine Irideetomie
uach oben gemacht worden war. Auf die ganz normale Operation
folgte in beiden Augen Lidödem, Chemosis, starke schleimig-seröse
Secretion der Conjunctiva bei schwach getrübter Cornea. Wahrend
unter Gebrauch von Wein und Cbinincollyrion diese nach einfacher
Irideetomie ganz ungewöhnlichen Erscheinungen rasch abnahmen,
zeigte sich am 5. Tage nach der Operation in der wieder gauz
durchsichtig gewordenen rechten Cornea der beschriebene rothe
Fleck und erschien während der nächsten 3 Tage wiederholt für
kürzere oder längere Zeit. Durch längere, stark vornübergebeugte
Haltung des Kopfes konnte das Erscheinen, durch Aufreehthalten
des Kopfes das Verswclunden des Blutfleckens betördert werden.
Vom 10. Tage an war von dem Flecken nichts mehr zu sehen.
Der zweite Fall betraf ein 17jähriges Mädchen, welches vor
einigen Wochen eine schwere acute Krankheit überstanden hatte,
nach den darüber erhaltenen Nachrichten eine Cerebrospinalmeoingitis
(ausgebrochen am 6. Januar). Nach dem Erwachen aus mehrtägiger
Bewusstlosigkeit waren beide Augen stark geröthet, das rechte Auge
seit dem 5. Tage der Krankheit völlig erblindet durch exsudative
Iridochorioiditis, deren Products sich durch einen weiss gelblichen
Schimmer aus der Tiefe des Augängrundes kuudgaben. An diesem
erblindeten Auge, welches bei starker injuction und verminderter
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NiaiL & risiMANi, imtbologiscbos Circnlationspliiinoinen der Hornlmat. 227
Spannung (T — 2) eine vollkommen klare Hornhaut hatte, wurde der
veränderliche Blutflecken wahrgenommen, zu dem sich jedoch noch
eine weitere merkwürdige Erscheinung hinzugcsellte. Nachdem vom
25. — 27. Januar das beschriebene wechselnde Aussehen des Blut-
fleckens am unteren Rande verfolgt worden war, war am 28. Morgens
der Blutfleck verschwunden und an seiner Stelle sah man einen
gelblich weissen Kleck , einer tief liegenden eitrigen Infiltration
gleichend. Auch die übrige Cornea war leicht ditfus getrübt, so
dass man den Eindruck beginnender Hornhautstippuration erhielt.
Bmnen V4 Stunde hatte der Eieck seine Gestalt völlig geändert, man
sah jetzt eine schmale weisse Sichel am unteren Uornhautrande,
welche täuschend wie ein kleines Hypopyon aussab. Auch diese
Sichel verschwand dann vor unseren Augen, und ein solches Spiel
wiederholte 9ieh öfters. Die vorher klare Pupille erschien jetzt etwas
getrübt, in der Mitte derselben sah man ein sehr zartes durch-
scheinendes, etwas bewegliches Flöckchen, welches mit der stereo-
scopischeti Loupe betrachtet, von der vorderen Kapsel bis beinahe
an die hintere Hornhautwand zu reichen schien, dem Anschein nach
ein kleines Lymphcoagulum. Das Hornhautinfiitrat war bald für
kürzere, bald für längere Zeit, bald in grösserer, bald in geringerer
Ausdehnung sichtbar. Auf sanftes Streichen mit dem Lide über die
Cornea wurde das Infiltrat dünner und zerfiel daun in kleine Fleck-
cbeu oder Linien. Am 29. Januar war wieder blutige Infiltration
sichtbar und zwar neben der gelblichen. I 'er Fleck bot nun ein
sehr wechselndes Aussehen, bald roth, bald gelb, bald zur Hälfte
roth zur Hälfte gelb, bald roth mit gelblichem Saume, bald alles klar.
Dieser Wechsel dauerte bis zum 31. Januar. Von da an blieb die
Cornea klar, auch von der Flocke io der Pupille war nichts mehr zu
sehen; die conjunctivale Injection hatte mittlerweile erheblich abge-
nonimen, die Spannung des Auges sich ein wenig gehoben, sonst
war der Zustand der gleiche, das Auge ohne Lichtschein.
Von neugebildeten Gelassen der Cornea kann in den beschrie-
benen Fällen nicht die Rede sein, auch von früher dagewesenen
Hornhautaffectionen, welche solche zurückgrlass.n haben könnten,
war nichts zu erfahren. Es kann nur angeuomm n werden, dass das
in der Hornhaut bestehende Oanalsystcni durch partielle Erweiterung
und abnorme Druckverhältnisse für gefärbte und farblose Blutkör-
perchen vorübergehend wegsam geworden ist. Andeutungen jenes
Canalsystems in der Hornhautsubstanz werden bekanntlich bei be-
ginnender Infiltration, bei Eitersenkungen etc. oft wahrgetiommen.
Wenn die Canäle, wie man jetzt wohl gewöhnlich annimmt, der Ab-
führung der Lymphe dienen, so wäre für die mitgetbeilten Fälle
eine Umkehr der Stromesrichtung vorauszusetzen. Diese Fälle, zu-
samraengehalten mit manchen anderen pathologischen Erfahrungen,
scheinen uns jedoch darauf hinzuweisen, die Frage nach Canälen
16*
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228
Lombboüo, giftige Stoffe ans verdorbenem Mais.
mit coDtripetaler Stromesrichtung noch nicht als ganz abgethan zu
betrachten.
Die giftigen (strychninartigen?) Substanzen des verdorbenen
Hals.
Vorläufige Mitteilung von l’rof. C. Lombroso. (Aus d. ßiviata clin. 1876).
In einer früheren Mittbeilung (Rondiconti del R. Jstituto Lom-
bardo 1872), zeigte ich bereits an, dass Prof. DüPKä und ich aus der
Tinctur von verdorbenem Mais ein in Alkohol lösliches Oel, das einige
giftige und officinelle Erscheinungen entwickelte, sowie eiue giftige
Substanz, die alkaloidische Eigenschalten aulwies, isolirt hatten. Nach
neueren Untersuchungen desselben Oeles und derselben gütigen Sub-
stanz, deren Ausscheidung Hr. Ritter C. Uba nach nicht geringen
Mühen und Unkosten mit ausgezeichnetem Erfolge zu Stande brachte,
gelang es Hru. Professor Bkugnatelli einen Körper auszuseheiden,
der alle chemischen und beinahe alle physiologischen Eigenschaften des
Strychnins aufweist. Da jedoch bei Fröschen die durch das Oel hervorge-
brachten Erscheinungen obgleich tetanisch, doch immer von Narkose
und Varesis begleitet sind; da dasselbe bei Hühnern nach längerem
Gebrauch nur l’soesis, Convulsionen des Kopfes und eine Neigung
rückwärts zu gehen erzeugt; da die giftige Substanz bei denselben
Hübnern in wenigen Minuten deu Tod nach vorausgegangener Para-
lyse der Glieder und clonischen Convulsionen verursacht, bei den Akri-
den und LokuBten (Heuschrecken) nach voransgegangener Paralyse
der Fühlhörner und der Füsse, bei Fischen nach Paresis und Betäubung,
bei weissen Ratten und der Mus silvaticus nach Paralyse der vorderen
Glieder, nach Erscheinungen also, die dem Strychnin nicht wesentlich
sind, so verinuthete ich, dass eine andere narkotische oder paraly-
tische Erscheinungen erzeugende Substanz vorhanden sein müsse. \
Wir setzten nun die Untersuchungen fort, indem wir den mit t
Alkohol behandelte Mais mit Wasser behandelten und erhielten einen
Körper, den wir wässeriges Extrakt heissen wollen; es zeigt dasselbe
durchaus keine strychnischeu Eigenschaften, bewirkt aber Narkose
oder Tod unter clonischen Convulsionen. Beide Stoffe wirken ätzend
auf die Gewebe.
A. W. Volk mann, Zur Mechanik des Brustkastens. Uis&bbaorb’s
Zeitscbr. f. Annt I. S. 145.
Zur Bestimmung der Drehachsen der Rippen wurde die Leiche
eines kräftigen Mannes mit freigelegten Rippen auf einem Stuhle
mit hoher senkrechter Lehne in aufrechter Richtung zum Sitzen ge-
bracht und mittelst Stricken unverrückbar befestigt. In einer Knt-
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Volkmins, Mechanik der Bippenbewegang.
229
fcrnung von ungefähr 8 Fuss von der Leiehe, halb vor, halb neben
ihr sass der Beobachter, einen Tisch vor sich, auf dessen Platte eine
Visirlinie verzeichnet war, worin ein Diopter und ein Bleiloth ange-
bracht war. Auf die Rippe, deren Achse bestimmt werden sollte,
klebte V. eine Marke, dann wurde die auf dem Stuhle sitzende
Leiche so gestellt, dass die Marke in die Visirlinie zu liegen kam,
worauf Athembewegungen hervorgebracht wurden. Es wurde nun
die Stellung der Leiche so lange verändert, bis diejenige Situation
herausgefunden war, in der bei den Athembewegungen die vorhin
erwähnte Marke beim Ein- und Ausathmen in der Visirlinie verblieb.
Wurde dann eine Linie rechtwinklig auf die auf der Tischplatte ver-
zcichnete Visirlinie gezogen, so war diese Linie offenbar der Rich-
tung der gesuchten Drehachse parallel und es konnte durch eine
dritte, der Medianebene parallele und die gefundene Drehachse
schneidende Linie sehr leicht der Winkel gefunden werden, den die
Drehachse mit der Mittelebene einsehliesst. Es ergab sich, dass die
Drehachsen der Rippen höchst angenähert in Horizontalebenen liegen
und von Hinten und Aussen nach Innen und Vorn verlaufen. Dabei
werden^ ihre Kreuzungswinkel mit der Medianebene von Oben nach
Unten auffallend kleiner. Da die Drehachsen der Rippen weder
eine rein frontale npeh eine rein sagittale Lage haben, so muss mit
der Hebung der Rippen zugleich eine Verbreiterung des Brustkastens
verbunden sein. Die oberen Rippen dienen vorwiegend der Ver-
tiefung, die unteren der Verbreiterung des Thorax. Da die
knöchernen Rippen durch die ungleiche Lage der Drehachsen zu
verschiedenen, und durch ihre Verbindungen mit dem Brustbeine
zu gleichzeitigen und gleichartigen Bewegungen genöthigt werden,
so müssen in den nachgiebigen Knorpeln Torsionen entstehen,
Spannungen, die, obschon von vornherein verschieden nach Art und
Grösse, doch zu einer elastischen Ausgleichung gelangen müssen, so
dass eine bestimmte Widerstandsgrösse entsteht, welche die Bewe-
gungen des Brustkastens im Ganzen behindert. Da jeder Punkt
einer Rippe, so weit die Bewegung dieser von ihrem Cbarnier ab-
hängt, sich im Kreise um deren Drehachse bewegt, so kann die
Grösse und Geschwindigkeit der Bewegung an verschiedenen Punkten
der Rippen nicht dieselbe sein, vielmehr müssen beide sich verhalten
wie die Radii vectores der betreffenden Punkte, d. h. wie deren
senkrechte Abstände von der Drehachse. In Anbetracht, dass die
Rippe einen Bogen, ihre Drehachse dagegen eine Gerade darstellt,
müssen die Radii vectores, vom Rippenhaise an bis zum Brustbeine,
eine Zc-itlang wachsen und nachmals wieder abnehmen. Die Bewe-
gungen des Brustkastens Jkönnen nicht einfache Consequenzen der
Achsendrehung der Rippen sein. Denn da die Drehachsen sich
kreuzen, indem sie von der rechten Körperhälfte zur linken und um-
gekehrt von der linken zur rechten sich fortsetzen, so ist einleuch -
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230
Kileu, KolileDsäureabpabe und Körperwärme.
tend, dass wenn es sich einfach um Achsendrehung handelte, mehr
als der halbe Rippenriug um eine Achse rotiren müsste. Um die
Achse der rechten Rippe, beispielsweise, müssten auch das Brustbein
und die Knorpel der linken Körperhälfte, und um die Achse einer
linken Rippe gleichermaassen das Brustbein und die Knorpel der
rechten Körperhälfte rotiren, also dieselben Körpertheile in entgegen-
gesetztem Sinne. Die Auswärtsbewegung der Rippen bedingt eine
Verlängerung der Knorpel, welche sie an das Brustbein heften.
Diese Verlängerung beruht auf einer Abflachung der bogenförmigen
Krümmung der Knorpel und findet sich nur bei den Rippen von
der dritten oder vierten an. Im weiteren Verfolg der Untersuchung
begründet V. die vorstehenden Behaupfuugen durch das Calcul und
kommt dabei zu dem Resultat, dass die Bewegungen des Brustbeins
kleiner als die der Rippen sind, was sich aus den Principien einer
einfachen Gradführung ergiebi. Löwe.
U. Erlcr, lieber das Yerhiiltniss der Kohlensäureabgabe zum
Wechsel der Körperwärme. Dienert. Königsberg. 1875.
Als Versuchstiere dienten Kaninchen, denen eine Knutschuck-
kappe über die Schnauze gezogen war. Die Athmung geschah mit
Hilfe der .Müu.KK’schen Veutilvorrichtung und zwar ging der Exspi-
rationsstrorn durch einen GEiSSLEK’schon Kaliapparat, dessen Ge-
wichtszunahme am Ende des Versuches die Menge dor aufgenommenen
CO, angab. Vor diesem Apparat war noch ein Kölbchen mit Aetz-
barytlösung angebracht — eine eintretende Trübung zeigte eine
etwaige unvollständige Resorption der (JOa durch den Kaliapparat
an. ln manchen Fällen, wo das Respirationshinderniss zu gross er-
schien, wurde der Apparat noch mit einem Aspirator verbunden.
I. CO, -Abgabe irn gefesselten Zustand. Bei jedem Thiere
wurde zunächst die 00,-Abgabe im freien Zustande in mehreren
Perioden von je 10 Minuten bestimmt, alsdann in gefesseltem, wieder
in je 10 Minuten, mehrmals hintereinander. Im Durchschnitt er-
gaben sieb folgende Zahlen für die COs-Abgabe.
CO, in 10 Minuten.
frei gefesselt
No. 1. 0,050 gro. 0,042 gm.
No. 2. 0,074 0,059
No. 3. 0,045 0,029
No. 4. 0,050 0,031
No. 5. 0,045 0,022
Das Gewicht der Kaninchen bewegte sich zwischen 1020 und
1372 gm. Die Schwankungen in den Werthen sind ziemlich erheb-
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Km, Mi, KohlemmureabgRbe und Körperwärme. 231
lieh, in jedem Fall aber nimmt die CO,-Abgabo beim Fesseln ab
and gleichzeitig sinkt auch die Körpertemperatur.
III. CO,-Abgabe im gelahmten Zustande. Derselbe wurde
herbeigeführt durch Abtrennung des Kückenmarks. Die Temperatur
stieg darnach nicht, sank vielmehr ausnahmslos und conti uuirlich ab,
wie dies schon früher mehrfach beobachtet worden ist. In 3 Ver-
suchen waren die Durchschnittszahlen folgende:
CO, in 10 Minuten,
normal gelähmt
No. 1. 0,046 gm. 0,008 gm.
No. 2. 0,074 0,017
No. 3. 0,091 0,016
III. CO, -Abgabo bei künstlicher Abkühlung. Die Thiere
wurden zu dem Zweck in einen doppelwandigen, mit Eis gefüllten
Zinkkasten gesetzt. Die dadurch erreicht' n Körpertemperaturen sind
mit in folgende Tabelle anfgenommen.
Niedrigste Körper- CO, in 10 Minuten,
temperatur. normal abgekiihlt
No. 1. 32,4 0,049 gm. 0,024 gm.
No. 2. 32,7 0,039 0,014
No. 3. 33,6 0,034 0,016
No. 4. 34,4 0,061 0,028
No. 5. 33.2 0,039 0,016
IV. Erhöhte Körpertemperatur. Der zu den vorigen Versuchen
gebrauchte Kasten wurde statt inis Eis mit warmem Wasser gefüllt.
Die Kohlensäureabgabe steigt mit dem Beginne der Erhöhung der
Körpertemperatur, sinkt jedoch wieder, sobald die Thiere Dyspnoe
bekommen, was in den vorliegenden Versuchen meistens bei 39,4°
eintrat. Ist die Umgebungstemperatur sehr hoch, so tritt die Dyspnoe
so früh ein, dass eine Vermehrung der CU, nicht zu constatiren ist;
da die Thiere zum Zweck des Versuches gefesselt werden müssen,
so nimmt im Anfänge des Versuches die COs gegenüber dem Nor-
malzustand noch etwas ah.
V. Schliesslich untersuchte Vf. noch die CO,-Abgabe bei Her-
absetzung der Körpertemperatur mit Ueberziehung der Haut mit
Delfin liss. Auch hier sank die CO, Ausscheidung und gleichzeitig
damit die Temperatur. Im Durchschnitt von allen Versuchen betrug
die CO, Ausscheidung normal 0,033, gefirnisst 0,013. Die Tem-
peratur war dabei im Durchschnitt auf 32,3 herabgesetzt; danach
stehen also die Kohlensäureabgabe und Körpertemperatur in directer
Abhängigkeit von einander. E. Salkowaki.
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232
StrCmpkli., Urämie tind Kürpertemperalnr.
A. Strümpell, Bemerkungen über «He Urämie und ihren Ein-
fluss auf die Körpertemperatur beim primären Morbus Brightii.
Areh. d. Heilk. XVII. 8. 36.
Unter den im Leipziger Jacobshospitalc in den Jahren 1850
bis 1874 beobachteten Fällen von „Morbus Brightii“ fanden sich,
nach Ausschluss aller mit Lungenschwindsucht oder sonstigen Zehr-
krankheiten complieirten Fälle, 117 chronische und 54 mehr acut
verlaufene. Von ersteren traten bei 32, von letzteren bei 18 sogen,
urämische Erscheinungen auf. Das Geschlecht schien ohne Einfluss
auf deren Auftroten zu sein. Den Einfluss des Alters zeigt folgende
Tabelle über 167 Fälle.
Alter.
Gesammt-
zahl.
Ohne
Urämie.
Mit
Urämie.
Davon
tödtlieh.
Nicht
tödtlieh.
Jahre.
1-10
1
1
0
0
0
11—20
25
16
• 9
0
9
21-30
42
34
8
6
2
31—40
36
22
14
6
8
41—50
28
16
12
8
4
51-60
17
16
1
1
0
61—70
15
13
2
2
0
71-80
3
2
1
1
0
167
120
47
24
23
Die genüge Zahl der Fälle in den ersten 10 Jahren ist nicht
maassgebend, da in das Hospital überhaupt wenig Kinder aufge-
nomrnen werden. Nach dem 50. Jahre ist die Urämie zwar selten
aber von schlimmer prognostischer Bedeutung, umgekehrt ist es vor
dem 20. Jahre.
Von 17 Urämiefällen bei chronischem Nierenleiden, deren
Section gemacht wurde, kommen 11 auf geschrumpfte, 6 auf ge-
schwollene Nieren. Da bei ersteren die Harnmengo gewöhnlich
nicht vermindert ist, selbst vor Ausbruch der Urämie, so hält Vf.
die Vermuthung für berechtigt, dass gerade bei Schfumpfniere nicht
die mangelhafte Ausscheidung von liarnbestandtheilen, ronderu Ge-
hirnödem (nach Traube) die Urämie bedinge.
Die Temperatur zeigt fast immer Erhebungen über die Norm
wenigstens in den Abendstunden, übrigens aber kein regelmässiges
Verhalten, zuweilen wurden stärkere Eihcbungcu (bis 41,5°) mit
Frost und nachfolgendem Schweiss beobachtet. ' Jede bedeutende Ab-
weichung von der Norm nach oben oder unten ist bei Urämie in
prognostischer Beziehung ungünstiger, als normale Temperatur.
Senator.
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ZATPAf., Rachenmiindunf? der Tuha.
233
Zaufal, Die normalen Bewegungen der R»cheninHndung der
Eastachi'SClieil Röhre. 1) Arcb. f. Ohrentieilk. IX. 3. 138 ff. 2) x. 8. 19 ff.
2) Besichtigung der Pharyngcalmündung der Eustachischen
Rohre durch die normale Nase. Vorläufige Mittiieiiung. B«j«r. Br«ti.
Intelligeuzbl. 1875. No. 24.
Vf. betont, dass die Beobachtung des Spiels des Ostium pha-
ryngeum der Tuba Eustachii im phnryngoscopischen Bilde und bei
ausgebi eiteten Zerstörungen des harten und weichen Gaumens einen
Rückschluss auf ihre normale Action nicht gestatte. Bei der pha-
ryDgoscopiscben Untersuchung werden durch das nothwendige Her-
abdrücken des Zungengrundes die Spannungsverhältnisse des weichen
Gaumens, der Modus des Schlingactes, der Intonation und Respiration
wesentlich alterirt und zugleich durch das Spiel des weichen
Gaumens und durch das Auftreten einer queren Falte an dem Tuben-
wulste eine detaillirte Iospection des eigentlichen Ostiums vom Rachen
aus erschwert resp. unmöglich.
Bei ausgebreiteten Zerstörungen des harten uud weichen
Gaumens erleiden die Angriffspunkte der Gaumen-, Tuben- und
Rachenmusculatur derartige Verschiebungen, dass ein normaler Effect
ihrer Tbätigkeit auf das Tubenostium ganz unmöglich ist. Diese
Fehlerquellen der Beobachtung mit ihren Gonsequenzeu fallen aus,
wenn man, wie Vf. es zuerst gethan, die Nase mit dem oberen und
mittleren NaseDgang zur Untersuchung benutzt, bei deren abnormer
Weite es gelingen kann, einen langen und breiten Trichter bis in
die Choauen durchzuführen. Unter diesen Verhältnissen untersucht
Vf. mit einem 7 cm. langen Trichter, der an seinem dünneren Ende
7 mm., an seinem breiteren Ende 2 cm. breit ist oder mit einem
innen blankpolirten Ohrtrichter. Neuerdings (s. oben vorläufige Mit-
tbeiluDg), ist es dem Vf. gelungen, auch bei normaler Weite des
nuteren Nasenganges und normaler Entwicklung der unteren Nasen-
muschel die Tubenmündung sichtbar zu machen. Er führt nämlich
einen langen, runden, innen blankpolirten .Metalltrichter bis zum
Ostium pharyngeum der Tuba vor. Bei der Einführung hält man
sich dicht an dem Boden der Naseuhöhle, womöglich unter die con-
cave Krümmung der unteren Muschel, bei welchem Verfahren aller-
dings die knöchernen und knorpligen Hervorragungen der Nasen-
scheidewand unüberwindliche Hindernisse bieten können. Sonstigo
Zufälle sind nicht schlimmer, als bei der Einführung des Kathe-
ters. Die Beleuchtung geschieht mit Kehlkopf- oder Ohrenrefluctoren,
bei Sonnen- oder Gaslicht. Uebrigens eignen sich am besten Fälle
mit angeborenem Mangel oder rudimentärer Entwicklung der unteren
Nasenmuschel mit Zusammenfliessen des unteren und mittleren Nasen-
gangs in einen Gang, welche Befunde nach Vf. nicht so selten sind
und sich nft schon durch eine eigeuthümliche Bildung des knöchernen
und knorpligen Nasendaches scharf kennzeichnen.
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234
Zatpal, Rachenmöudnog der Tuba.
Die ersten Beobachtungen über die Bewegungserscheinungen
au der Schlundöffnung der Tuba machte Z bei einem 32jährigen
Weibe, bei dem beiderseits die untere Nasenmusehel fehlte (sonst
Alles normal) an dem linken Ost. tubac.
Das vordere hakenförmige Ende des Tubenwulstes geht in
eine senkrechte uach abwärts ziehende, niedere, ziemlich scharfe,
glatte und straffe Falte über, die Z. Hakenfalte (Pliea salpingo-
palatina Tourtual’s) nennt und welche in die glatte gelblich weisse
Schleimhaut des weichen Gaumens übergeht.
Das untere Ende des Tubenwulstes liegt nach aussen um und
verliert sich hinter der Hakenfalte. Der convexe Theil des Hakens
verliert sich in der Schleimbaut des Daches vom Cavum pharyngo-
nasale. Zwischen Wulst und Hakenfalte bleibt ein schmaler senk-
rechter Spalt. Bei der Beleuchtung von vorn wirft der Tuben wulst
einen starken Schlagschatten auf die hintere Rachenwand, wodurch
die RoSENMÜLLKR’schc Grube markirt wird. Im ruhenden Zustande
sieht man nur die vordere Partie der oberen Fläche des weichen
Gaumens, die hintere Hälfte sieht man steil nach hinten und unten
abfallen, wenn man das innere Ende des Trichters stark senkt.
Bei ruhigem und forcirtem Athmcn durch die Nase sind
keine Veränderungen wahrnehmbar. Bei ruhigen und forcirten In-
und Exspirationen bei halb geöffnetem Munde wurde nur bei
der Exspiration eine Bewegung (welche? s. bei der Beschreibung
bei der Phonation) des unteren Wulstendes beobachtet. Bei der In-
tonation des Vocales a macht der Tubenwulst eine bedeutende Ex-
cursion nach einwärts und hinten, so dass die Rosenmülleb’ sehe
Grube fast völlig verschwindet und der Wulst der hinteren Rachen-
wand anzuliegen scheint. Dabei erweitert sich das Ost Tubae nach
unten, so dass der Raum zwischen dem Wulst und der von ihm
nachgezogenen Hakenfalte 12 — 14 mm. beträgt. Die hintere Hälfte
des weichen Gaumens hebt sich, bisher nicht sichtbar, von der Seite
her sich anspannend, jetzt in die Ebene des harten Gaumens empor.
Der Boden des Ost. Tubae bildet dabei eine glatte dreieckige
Membran, deren Basis nach dem weichen Gaumen, die Spitze nach
dem Tubencanal zu sich verliert.
Gleiche Bewegungen bemerkte Z. beim Anschlägen des i und
e, weniger stark bei o und u. Bei der Intonation der Consonanten
entsprechen die Bewegungen dem begleitenden Vocal und sind am
schwächsten bei m und n.
Beim Schlingacte erfolgen die beschriebenen Bewegungen
ganz so wie beim Intoniren des a, nur sind sie noch energischer.
Ausserdem wird die Hakenfalte dabei straff gespannt, so dass im
Momente des Hinabschluckens eine Abflachung mit momentan nach-
folgendem scharfkantigem Hervorschnellen sichtbar ist. Der Boden
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Ptbömphll, Nährwerth der Leguminosen.
235
des entfalteten Ostiums höhlt sich von vorn nach hinten flachrinnen-
förmig aus. Der Haken bleibt auch hier ruhig.
Bei starkem Senkon des Unterkiefers rückt das untere
VVulstende nach aussen und kehrt bei Hebung des Unterkiefers
wieder zur Ruhe zurück. Dasselbe geschieht im schwächeren Grade
beim Vor- und Zurüekzieben der Zunge. Beim kräftigen Abwärts-
drücken des Zungengrundes spannt sich die Hakenfalte stärker.
Während des SchlingacteB vermisste Z. Bewegungen am
Ostium sowie die Bildung eines, dem sich entfaltenden weichen
Gaumen eutgcgentretenden Querwulstes au der hinteren Wand.
Bei der Imitation des positiven VALSALVA’schen Versuches be-
wegte sich die untere Hälfte des Wulstes etwas nach aussen und
beträchtlich nach vorn und schmiegte sich dem unteren Ende der
flakeufalte an, und nahm im Momente des Nachlasses der Exspira-
tionsbewegung ihre frühere (Ruhe) Lage wieder ein.
Bemerkenswerth ist noch, dass isolirta und gleichzeitige (mit
der gabcligen Electrode) vorgenommene Reizung des M. Constrictor
pharyngis, des M. palato pharyngis und der Muskeln im weichen
Gaumen trotz energischer Contractioneu keine Bewegungen am
Ostium phar. zu Stande brachte !
Der zweite Aufsatz reproducirt im Wesentlichen die früher ge-
machten Angaben und illustrirt dieselben durch 14 Abbildungen.
Der dritte Aufsatz beschäftigt sich vorzugsweise mit Geschicht-
lichem. Bei pathologischen Fällen sahen schon BlDDEtt, Schuh»
Voltolini und Michel vor» der Nase aus den Tubenwulst. Volto-
lim auch in normalen Fällen. Ja Michel sah und beschrieb bereits
im Jahre 1873 die Bewegungen des Tubenwulstes bei der Phonation
und beim Schlingen. „Was Michel für eine simple Schleimhaut-
falte hält, ist offenbar der Levatorwnlst‘1.
Alles Uebrige ist im Original nachzulesen. Moos (Heidelberg).
A. Strümpell, Ueber den Niihrwertli der Leguminosen und
ihre Bedeutung als Krankenspeise. Deutsch. Arch. i. kiin. Med.
XVII. S. 108.
Das fein vertheilte Leguminosenmehl, wie es von IIaktenstein
in 2 Sorten vertrieben wird (vergl. auch Cbl. 1872, 399) enthielt in
100 Theilen bezw. 89,9 und 89,0 Trockensubstanz und zwar
Stick-
Kohle-
Magne-
Phos-
Stoff.
Eiwciss.
hydr.
Fette.
Salze.
Kalk.
si&.
phors.
I
33
21,28
61,6
0,03
0,12
0,85
m
14,19
76,4
0,9
2,06
0,03
0,1
0,73
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236 Ciurcot k Gombaci.t, progressive Mnskelntrophle.
Um den täglichen mittleren Bedarf eines Menschen zu decken,
wären also von I etwa 600 gm. nöthig, welche in Suppenform kaum
zu bewältigen wären. Vf. genoss sie in Form von Kuchen (mit ge-
wogenen Mengen Ei, Butter und Milch zubereitet) und zwar in vier
Tagen 875 gm. = 28,9 Stickstoff, wozu noch von der übrigen
Nahrung 8 gm. kommen, also zusammen 36,9 gni. Stickstoff.
Der von dieser Nahrung gelieferte, genau abgcgrenzte Koth, dessen
Menge 277,8 gm. betrug, enthielt 47,6 gm. Trockensubstanz mit
3,04 Stickstoff und 8,33 Salzen. Es sind also nur 8,2 pCt. des
eingeführten N nicht resorbirt, was einer Ausnutzung desselben wie
bei Fleischnahrung fast gleich kommt, während von gewöhnlichem
Brod weit mehr unbenutzt bleibt.
Zum Vergleich genoss Vf. 250 gm. reiner, aber nicht gemahlener
Linsen, welche erst in Wasser gequollen und dann gekocht waren.
Sie enthielten, wie a ns der Bestimmung einer Probe hervorging,
223,5 Trockensubstanz mit 8,7 N und lieferten im Koth 3,5 N, also
beinahe 40 pCt. Dabei fand Vf., dass während bekanntlich in
kalkhaltigem Wasser die Linsen nicht weich gekocht werden
können, weil sie sehr wenig Wasser aufnehmen, dies bei Wasser,
welches Schwefels. Magnesia enthielt, nicht der Fall war.
Vf. empfiehlt hiernach das Leguminosenraebl in Suppenform,
am besten mit Milch gekocht, als Krankenspeis«. Senator.
Charcot et Gombault, Note sur tut cas d’atrophie musculaire
progressive spinale proto-pathique. (Type Dcoh«nnk-Arav). Arcb
de physiol. etc. 1875 No. 5.
Vf. hatte Gelegenheit, einen lange währenden Fall von „pro-
gressiver Muskelatrophie“, wie wir in Deutschland die Krankheit
nennen, zu obduciren. Das Leiden hatte im Verlauf von mehr als
12 Jahren zu einem Schwund der Mehrzahl der Oberextrcmit&ten
und Schultermuskeln einer zur Zeit des Todes etwa 50jährigen Frau
geführt. Die Unterextremitäten waren im Wesentlichen verschont
geblieben. Die sehr ausführlich mitgetheilte Untersuchung des
Nerven- und Muskelsystems ergab im Wesentlichen Folgendes: Das
Grosshirn, Kleinhirn, ' die Brücke und das verlängerte Mark mit
seinen Nervenkernen waren ohne Veränderung. Tief verän-
dert fand sich die graue Substanz des Cervical- uud Dorsalmarks,
vorn unteren Theil der Halsanschwellung au nach auf- und abwärts
itlmählich abnehmend. Die Nervenzellen und die die grauen Vorder-
hörner nach allen Richtungen durchziehenden Nervenfasern waren
verschwunden: das Capillargefässsystem dieser Theile enorm ent-
wickelt, die Wandungen der kleineren und grösseren Gelasse ver-
dickt. Der Lumbalthei! des Marks und die Seitenstränge desselben
normal. In der Cervical- und Dorsalregion waren die den austre-
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Dohbirq; Hutchinson, Prurigo hiemalis.
237
tenden vorderen Wurzeln benachbarten Mnrkstollen sklerosirt; ihre
Veränderung richtete sich nach der Intensität der Veränderung in
den grauen Hörnern. Die dort noch etwa vorhandenen Ganglien-
sellen waren enorm verkleinert, ohne Fortsätze, an Pigment reicher
als normal, aber noch Kern und Kernkörperchen enthaltend. Die
Vorderwurzeln der Cervicalregion waren atrophisch: leere, oft mit
grossen Kernen gefüllte Scheiden waren an die Stelle des normalen
Fibrilluninhaltes getreten. Die hinteren Wurzeln erschienen normal.
Von den peripheren Nerven wurden ein Nv. phrenicus und einige
Interco8talnerven untersucht: mehr als zwei Drittel der Nervenröhren
(nach Untersuchung gehärteter Querschnitte) waren verschwunden,
wie es schien durch denselben Process, wie er nach peripher ein-
wirkenden Traumen zum Schwund der Fibrillen führt. Die Mehr-
zahl der Muskeln am Schultergürtel und den Oberextremitäten war
atrophisch : es haudeltc sich um einfache Atrophie der Primitivbündel,
ohue jede gröbere Veränderung der Faser, ohne irgend welche über-
mässige Entwicklung des iuterfibrillären Fettgewebes.
Vf. halten an dem von ihnen vertretenen und in im Original
näher näher eiuzusehender Weise an dem Standpunkt fest, für die
„progressive Muskelatrophie“ oder wie das Leiden von ihnen be-
nannt wird, „protopathische Muskelatrophie“ oJer Tephromyelitis
parenchymalosa chronica, die Atfectiou der grauen Rückenmarks-
substanz als das Primäre des Krankheitsprocesses auzunehmen.
Bernhardt.
Dali ring, Pruritus hiemalis, an undescribed form of Pruritus.
Piiiladeipb. mod. Times. 1ö74. No. 115.
J. Hutchinson, Ou Winter Prurigo, not. med. Journ. 1875. No. 782.
D. bezeichnet mit Pruritus hiemalis eine eigenthüinliche Irrita-
bilität der Haut, welche stets im Winter oder Herbst auftritt, um mit
Beginn der warmen Jahreszeit zu sebwiuden. Besonders jucken die
übeischeukel, dann Unterschenkel und Arme. Der Stamm ist nur
selten betroffen, Gesicht, Kopf und Hände sind stets ganz frei. Die
Patt, sind am Tage meist vom Jucken gauz unbehelligt, aber beim
Zubettegehcn des Abends stellt sich der heiligste Hautreiz ein und
hält bis zum Einschlafen an. Meist kratzen die Patt. Abends stark,
besonders am Oberschenkel und bewirken dadurch zahlreiche Kratz-
etfiorescenzen, welche die einzige sichtbare Veränderung auf der
Haut bilden. Primäre Symptome, welche dem Jucken vorausgehen
oder dasselbe begleiten, sind nicht zu coustatireu. Das Leiden be-
fallt jedes Alter und Geschlecht. Ausser dem Einfluss der Jahres-
zeit ist Vf. kein ätiologisches Moment bekannt. Es scheint eine rein
functiouelle Störung der Haut zu sein und ist daher unter die Neu-
rosen der Haut zu zählen.
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288
Hkynold. Likhu'.mann. Fkkisr.
H. bezeichnet dasselbe Uebel als Winter-Prurigo; er hebt die
grosse Hartnäckigkeit des Leidens hervor, und ist gleich 1). ausser
Stande, wirksam dagegen einzuschreiten. (Das Uebel ist unter dem
Namen Pruritus hiemalis im Jahre 1844 von Handschuh [Allgem.
Zeitsehr. f. Chirurg. No. 23] treffend geschildert worden. Die beiden
neueren Autoren, welchen die HANDSCHUH’sche Arbeit nicht bekannt
ist, bringen nichts Neues darüber bei.) O. Simon.
H. Heynold, Beitrag zur Histologie und Genese des Nagels.
Viirchow’s Arch. LXV. 8. 270.
Da« Stratum cornenm setzt sich an der hinteren Wurzel des Nagels ein Stuck
auf der utngeschlagenen Haut fort und endigt nach hinten keilförmig mit einer
scharfen Spitze. Die LANGFHRANs’scbe Grenzschicht reicht genau bis zur letzten
Spitze des Stratum cornenm. Das Rete der Haut des Fingerrückens geht conti-
nnirlicb in das der Papillen der Nagelmatrix über. Soweit der untere Theil des
Nagels dem Nagelbett dicht aufliegt, zeigt sich keine Spur der LANORHHAHa’schen
Grenzschicht. Soweit die Lunula reicht, geht das Rete allmählich io die Nagel-
Substanz üher und beide hängen innig zusammen. Jenseits der Lunula nach vorne
greifen die grossen Cylinderzellen des Rete unregelmässig iu die eigentliche Nagel-
Substanz ein. Am freien Rande des Nagels schiebt sich das Stratum cornenm bis
zu der Stelle^ wo am lebenden Nagel die rothe Färbung beginut und setzt sich noch
eine kleine Strecke auf den unteren Rand der freien Nagelfläche fort. Auch hier
reicht die characteristische Grenzschicht nur bis zum Hand des Bettes L6we.
L. Liebermann, Ueber Paralbumin. Arch. r. »per. Pathoi. etc. m.
8. 436.
Der durch Punctiou entleerte Inhalt einer Kyste des Halses (wahrscheinlich
Strumacyste) zeigte dem Vf. ein ähnliches Verhalten, wie Ovarioncystenflüssigkeit:
1) Fällung bei Zusatz von Alcohol und Wiederauflösung bei Wasserzusatz;
2) milchige Trübung beim Kochen; 3) keine Fällung durch Essigsäure. Die Haupt-
masse der Flüssigkeit wurde zur näheren Untersuchung mit Essigsäure neutralisirt
und mit dem doppelten Volumen Alcohol gefällt; nach 12stündigem Stehen abfiltrirt,
ahgepreast, in Wasser vertheilt : beim häufigem Umschütteln ging der grösste Theil
in Lösung. Die Lösung zeigte das Verhalten vou Paralbumin. Nach dem Er-
wärmeu mit Schwefelsäure zeigte sie reducireude Wirkung auf Kupferoxyd. Ein
Theil der Lösung wurde wiederholt mit Alcohol gefallt und aufs Neue in Wasser
gelöst — es konnte nichts Anderes, wie Paralbumin erhalten werden. Vf. betrachtet
danach Paralbamiu%iücbt als characteristisob für Ovarialcysten. r. Salkowskt.
1). Preise, D’un nouveau proc4de pour le dosage de Poxygfene
libre dans l’urine. Comp». reDd. lxxxl s. 229.
Das empfobleue Verfahren beruht auf der Absorpliou von Sauerstoff durch
Pyrogallussäure iu ammoniakalischer Lösung Der Harn wird mit Pyrogallussäure
versetzt, durch eine Schicht Terpentinöl von der Luft abgeschlossen und alsdann
Ammoniak hinzugesetzt: die Flüssigkeit färbt sich bräunlich durch Oxydation der
Pyrogallussäure. Durch Redoction mit Zinnchlorürlösung wird sie wieder entfärbt.
Die Menge des verbrauchten Ziunchlorür giebt den Maaasstab für die Quantität der
oxydirten Pyrogallussäure. Die Zinnchlorürlösnng enthält 1,4 gm. Zinocblorür in
100 ccm. Diese Quantität entspricht 2 mgm. Pyrogallussäure. Für die Berechnung
des Sauerstoffs aus der oxydirten Pyrogallussäure stützt sich Vf. auf eine Angabe
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Tii.laüx. Lakdolt. Wii.uahs. FaRmn.
239
vod Dokbkrk in kr, nach der 1 gm. Pyrogalluseäure in ammoniakaliscber Lösung
in aoimomakalischer Lösung 2 Go ccm. Sauerstoff absorbirt. B. galkowaki.
Tillaux, Turneur flbreuso du bassin chez Fhomme. Bullet, de
Thdrap. LXXX1X. S- 474.
T. exstirpirte bei einem Manne von 47 Jahreu eine sehr umfangreiche Ge-
Acbwnlat, welche theils ins Becken hineiuragte, tbeils ins Cavum ischio-rectale vor-
sprang und den Stuhlgang aufs Aeussetste erschwerte. Der Stiel sasa an der Vor-
derseite de* Steiasbeines fest. Die Geschwulst war fibröser Natur. E. Küster.
E. Landolt, De l’amblyopie hyst<5rique. Arch. de Pbysioi. 1875.
8. 624.
Aus 6 untersuchten Fällen von Hystero-Epilepsie stellt Vf. 4 verschiedene
Categorieeu zusammen in Bezug anf das ophthalmoscopische Verhalten des Augen-
bintergrundes und die Verhältnisse der Fuuclionsstöruugeu. ln der ersteu Categorie
ist das Gesichtsfeld des Auges der gesunden Seite conceiitrisch verengt, die Seh-
schärfe, die Farbenperceptiou und das Gesichtsfeld des Auges der kraukeu Seite
dagegen wesentlich gestört Xu der zweiten Categorie sind die letzteren Symptome
noch starker entwickelt und beginnt auch das Auge der gesunden Seite in gleicher
Weise Veränderungen zu zeigen. In der dritten Categorie von Fälleu wurden aber
ophthelmoscopische Veränderungen in der Form einer Gefasserweitcrung und serösen
Exaudation sichtbar, nachdem die Functionen schou eine bedeutende Einbusse er-
litten hatten. In der vierten Categorie tritt eiue partielle Atrophie beider Sehnerveu
auf (nur einmal beobachtet). Die Symptome von Seiten des Auges können sich
übrigens zugleich mit der Affection entwickeln, stärker werden uud mit derselben
verschwinden. Michel (Erlangen).
Th. Williams, On the temperature of phthisis pulinonalis aud
ou the Tarioux eonditions iniluencing it. Med. Cliirg. Trausact.
LVlll. 1876.
Auf Grund zahlreicher TYmperaturbeobacbtuogen tbeilt W. die Phthisis pul-
monum in 3 Stadien hin uud das erste und dritte noch in 2 Unterabtheilungen, je
nachdem sie acut (active) oder chronisch (quiescent) verlaufen, so dass raau also
im Ganzen 5 Abtbeilungen zu unterscheiden hat. Das 1. Stadium entspricht der
beginnenden Phthise; im 2. stellen sich die Zeichen beginnender uud im 3. die-
jenigen der vollendeten Caverneubildung ein. Diese Stadien sind nach W. an der
Temperaturcurve zu erkennen. Die Form der Curve ist im Original dargestellt
and daselbst naebzusebeu. Eichhorat.
Freund, Ein Fall von congenitaler interstitieller Hepatitis
mit Anomalie der GallenausfUhrungsgänge. Jabrb.f. Kiuderheilk.
N. F. IX. 8. 178.
Ein Zwilliugskiud wurde einige Tage nach der Geburt ioteriecb, die Gelb-
färbung nahm immer mehr au, der Harn war reich an Gallenfarbstoffen, wahrend
die Fäces niemals irgend eiue Spur von galliger Färbung zeigten. Die Leber war
mäasig geschwellt, durch die dünnen Bauchdecken konnte die Gallenblase niemals
gefühlt werden. Nach 54 Jahr ging das Kind zn Grunde. Bei der Section fand
sieb die Leber cirrhotUch, ferner: „In der Fossa pro vesica fellea statt der Gallen-
blase ein ea. 1% cm. langer nud % cm. weiter, blinddarmformiger Schlauch mit
awei leichten, die ganze Ciremnfereuz umfassenden, sanduhrförmigen Einschnürungen.
Derselbe entleert bei der Eröffffuug einige Tropfeu einer wasserhellen klebrigen
Flüssigkeit. Nach rückwärts verfolgt läuft dieser Schlauch iu eiueu soliden etwa
*4 mm. dicken weissen Bindegewebsstrang aus, der sich nabe der Fossa transversa
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240 Rinkr. B*K!&. Lahor.
hepatis in das Lig. hepatico-duodenale verliert. Eine Lichtang io diesem Strange
ist weder durch eine von dem geöffneten Schlauche aus eiugefiihrte borstenartige
Sonde, noch auf dem Durchschnitte des Stranges selbst aufzufiuden. Von einem
Ductus hepaticus oder Ductus cboledochus ist auch bei der sorgfältigsten Priipa-
ratiou nichts au entdecken“. L. Rosenthal.
Rinke, Zur Lehre von der Epilepsie. Berlin, klin. wochenschr. is76.
No. 37.
Ein Soldat, Recoovalescent von einem Typhus, bekam allabendlich epilep-
tische Anfälle. R. versuchte nun analog dem Experiment von Bhown-Se^l abd
(Heilung der Hals Nackenhaut bei epileptisch gemachten Meerschweinchen) bei
seinem Pat. Anfälle ausculosen, was in der That durch den Heia eines auf die Haut
zwischen Ai. lovator scupula und sternocl. tn. gelegten Senfteiges gelang. Das
Experiment gelang auch später noch, als der Pat. während des Gebrauchs vou
Brorokalium Monate laug von spontanen Anfällen frei geblieben war. Bernhardt.
E. llurie, Narcome du veutricule inoyen; tunieur cousiderable
de rubdoaien, fonaee pur uu kysle iuteratitiel du ligameut
large; diiliculles du diaguoatic. o««. uitid. 1876. No. du.
Bei einer öOjährigen Frau, die in einem bedenklichen Zustand körperlicher
und geistiger Schwäche sum Pitidspital gebracht wordeu war, wurde u. A. ein deu
Leib stark auadebuendi-r Tumor gefunden. Kings neben und über demselben Hess
sich tympamtischer Schall uachweiseu; Uterus iu gewöhnlicher Lage. Die Puuctioa
entleerte 3*4 Litte einer duukelblaurotheu Flüssigkeit, iu der sich sofort Cholo-
steariuplattchen bemerkbar machten. Ausser diesen enthielt sie microscopiscb nach-
weisbar massenhafte Lymphkürpercbeu. Bei Aetherzusatz traten Tyrosiukrystalle
hervor. Spec. Gew. 1,040, alkalische Keaction. Aogesäuert, mit schwefelsaurem
Natron gesättigt und filtrirt, hisst die KlÜsugkait beim Erhitzen Albumin ausfälleu,
die PaiTBNaorua'^che ProLe ergieht das Vorhatideuseiu von CbolaUäure. — Nach
kurzer Erholung starb Pat. — Im 3. Ventrikel lag ein kastaniungrosses Sarcom.
Von dem rechten Hypochondrium aus ragte eine mannakopfgrosse Uyste iu die
Bauchhöhle hinein, die vom rechten breiten Mutterband ausgeht, in dessen Blätter
eingebettet. Ihre überdache war mit dem Uterus verwachscu, diu Cysteuwandu ngen
ziemlich resistent. Die Tube zog über sie hinweg, ohne sich in sie zu offnen. Das
rechte Ovarium gesuud. A. Martini
<J. Lange, Die Mineralwasser des Kaukasus. Riga. i87&. ioi8to. 8*.
L. sucht die Aufmerksamkeit auf die wenig gekannten und namentlich durch
ihre gegenseitige Lage in seltener Weise bevorzugten Mineralquellen im Kaukasus
zu lenken. Es handelt sich um 4 unter dem 44. Breiten- und dem GO. Läugengrade
gelegene Gruppen von Quelleu und zwar die Sehwetelthermen von Paitigorsk, die
Eisenquellen von Shelesuowodsk mit eiuer Temperatur von 16 — 42° C. die
alkalischen Kochsalz, Jod und Eisen führenden Quelleu von Esaentuki und die
kohleusäurehaltigen Quellen von Kislowodsk, die alle uur weuige Kilometer von
einander eotfe.nt sind. Ausserdem sind noch eine Bittersalzquelle und Seen mit
scbwofel oder salzhaltigem Wasser vorhanden. Auf weitere Details kann hier nicht
eiugegaugeu werden. Schiffer.
Einsendungen für du Central blau wolle man an eineu dar beiden Herausgeber: Prof. Senator
Berlin, (N.) Krausuickstrasse 24, und Professor Honen t ha), Erlangen, oder (unter Beischluss) an
die Verlagshaodlung, Berlin (N.-W.) unter den Linden 66, adressiren.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von H. 8. Hermann ln Berlin.
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Üleh erscheinen
)—> Bogen ;am Schl um#-
1 teJfthrfffcogi Titel, Na-
• and Sacbr«fJ«ter.
Centralblatt
für die
Prell des Jahrgänge!
20 Hark; ca beziehen
durch alle Bachhandlnn-
gen und Poetanatalten.
Dt. J. Bosenthal,
Professor in Erlangen.
Redigirt von
and
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
1876. 1. April. No. 14.
Inhalt! Senator, S.licin «1« Ersatzmittel für BalicyUäure (Orig.-Mittb.). —
Raubbr, Elaglieität nnd Festigkeit der Knochen (Orig.-Mitth.). — Most«, Milch
und Harn einer mit Rinderpest befallenen Kuh (Orig.-Mitth ). —
Eiohhorht, Entwicklung des menschlichen Rückenmark*. — Harmarstbn,
FaseratoSgeriunnng. — Frank, Veränderungen am CirculatioDsapparat bei Blei-
kolik. — WsaatcKK, Erkrankung der inneren Kapsel. —
Kkthkb, Gclenkknorpel und Synovialbaut. — v. Knikrikm, Asparaginsänre
»n. Weizenkleber. — Bouisoks, Kotzimpfung. — Gussknhaoeh, Oeeopbago-
tomie. — Padui, zur Lehre vom Gesichtsfeld. — Mohti, Divertikel des Oeso-
phagus mit Lungenstenose. — Fi.cheh, Neuritis. — Underhill, Beschaffenheit
der Gebärmutterschieimbant in der Menstrnation. —
Rabber, Aufklärung. — Druckfehler.
Das Saliciu, ein Ersatzmittel für Salicylsäure.
Von H. Senator.
Eine so eben erschienene Mittheilung MaCL.agan’s (TheLancet 1876,
No. 10 u. U. vom 4. u. 11. März) über sehr günstige Erfolge, welche er bei
der Behandlung des acuten Gelenkrheumatismus mit Salicin erhalten
tat, veranlasst mich, schon jetzt vorläufig das Folgende über die thera-
peutische Anwendung des Salicins mitzutbeilen. M. kam auf die
Anwendung des Mittels durch die Ansicht, dass jene Krankheit eine
Verwandtschaft mit Malaria intermittens habe. — Die Richtigkeit
dieser Ansicht, welche wohl zuerst an das Chinin, als das eigentliche
Heilmittel gegen Malaria, hätte denken lasseu müssen, mag dahinge-
stellt bleiben; vielleicht war es MaclagaN bekannt, dass das Chinin,
Wle so viele andere Mittel, bereits vielfach gegen acute Rheumar-
tbritis mit sehr wechselndem Erfolge angewandt worden ist. Immer-
hio bleibt es sein Verdienst, auf das seit lange vergessene Salicin
zuerst wieder Öffentlich hingewiesen zu haben.
Ich selbst bin bereits vor mehreren Monaten, sobald als ich
uueh von den therapeutischen Erfolgen der innerlich angewandten
SaliCy|S£ure überzeugt hatte, auf Versuche mit Salicin geführt
XlV. Jahrgang. 1®
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242
Sssator, Sallein als Ersatzmittel für SaliuylsUuro,
worden, freilich durch einen ganz anderen und, wie ich glaube,
mehr berechtigten Gedankengang geleitet, als Maclaoan. Da es
nämlich keinem Zweifel unterliegen kann, dass die Salicylsäure erst
nach Aufnahme in das Blut ihre therapeutische Wirksamkeit ent-
faltet und da durch die Untersuchungen von Ranke, Lehmann,
Laveran und Millon dargethan ist, dass Salicin, direct oder
durch den Magen in das Blut des menschlichen und thierischen
Organismus gebracht, ganz oder zum grossen Theil in Salicyl-
säure übergebt, so lag es nahe, diese interessante theoretische
Erfahrung practiscb für die Therapie zu verwerthen und den kranken
Körper selbst sich das Heilmittel bereiten zu lassen, von welchem in
statu nascunti vielleicht noch günstigere Wirkungen erwartet werden
durften, als wenn es erst den Weg durch den Verdauuugseanal
nehmen musste.
Nach meinen bisherigen Beobachtungen haben sich diese Vor-
aussetzungen vollständig bestätigt. Das Salicin, zu 2,5 — 6 gm.
verabreicht, setzt in fieberhaften Krankheiten die Tem-
peratur ebenso sicher herab wie die Salicy lsäur e. Die
Krankheiten, in denen ich es bisher angewandt habe, sind Parame-
tritis, Typhus abdominalis und Phthisis pulmonum. Die Wirkung
des Salicius auf Rheumarthritis habe ich bisher nicht erproben können,
da mein erster Vorrath an Salicin, welches seit langer Zeit nicht
mehr ofhcinell und daher nur in geringen Mengen zu erhalten ist,
durch Versuche bei anderen Krankheiten und bei Gesunden erschöpft
war, als die specifischen Erfolge der Salicylsäure bei jener Krank-
heit bekannt wurden uud da augenblicklich die Rheumarthritis hier
in Berlin wieder seltener geworden ist, so dass ich jetzt auf meiner
Abtheilung keinen frischen Fall davon habe. Nach den ßeobacb-
achtungen MaCLAGAn's ist aber garnicht zu zweifeln, dass dem Sa-
licin auch diese Wirkung der Salicylsäure zukommt.
Das Salicin hat keine jener unangenehmen Nebenwirkungen
(Kratzen, Würgen etc.), wie die Salicylsäure, schmeckt bitter, lässt
sich aber als Pulver mit Zucker oder Oelzucker ganz gut, noch
besser in Oblaten oder Pillen und auch in Lösung nehmen. Sein
Preis ist selbst jetzt, wo es wenig dargestellt wird, noch etwas ge-
ringer, als der der Salicylsäure und deren Salze. Da es aber aus
den überall vorkommenden Weiden und Pappeln leicht gewonnen
werden kann, so wird es bei grösserem Verbrauch ohne Zweifel weit
billiger, als die Salicylsäure zu haben sein.
Dass das Salicin als antiseptisches Mittel (also für den
äusseren Gebrauch) die Salicylsäure nicht ersetzen kann, hat Kolbb
(Journ. f. pract. Chem. N. F. XI. S. 9) nachgewiesen.
■
1
J
J
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Baubrr, RUsticitKt and Festigkeit der Knochen.
243
Elasticität and Festigkeit der Knochen.
Von A. Räuber.
Die auffallend vernachlässigte Stellung, welche unter den
Körpern, die bis jetzt der Gegenstand von Untersuchungen über
Elasticität und Festigkeit gewesen sind, die llauptstützorgane des
Wirbelthierkörpers, die KnocheD, einnehmen, veranlasste mich,
den genannten Eigenschaften der letzteren meine Aufmerksamkeit
am so mehr zuzuwenden, als eine reiche Ausbeute erwartet werden
durfte. Nicht die Vermuthung grosser Widerstandskräfte, die der
beständige merkwürdig gefahrlose Gebrauch der Knochen im Leben
hinreichend begründet, genügt dem wissenschaftlichen Denken,
sondern die Gesetze ihrer Widerstandskraft sind zu ermitteln und in
Zahlen auszudrücken.
Ihre Widerstandskraft ist wesentlich abhängig 1) von der
Substanz, aus welcher die Knochen bestehen, in der Art, dass ein
anderes Material eine geänderte Form der Knochen bedingen würde;
und 2) von der Form, in welcher die Substanz zur Verwendung
gelangt, sei es hinsichtlich des microscopischen Baues oder der Ge-
stalt des ganzen Knochens. Es handelt sich aber nicht allein darum,
die Knochenform als etwas Gegebenes aufzufasseu und mit ihr und
der Kenutniss der Elasticität und Festigkeit der Substanz die
Leistungsfähigkeit der einzelnen Knochen zu untersuchen, sondern in
höherem Grade darum, aus der Kenntniss der Kräfte, von welchen
die Knochen bei ihrer Leistung in Anspruch genommen werden,
und mit der Kenntniss der Kräfte der Substanz, aus der sie gebildet
sind, immer tiefer in das Verstünduiss der Kuochenformen selbst ein-
sudringen. Denn es unterliegt keinem Zweifel mehr, dass wir die
Knochenformen um so besser werden begreifen lernen, je weiter wir
in der Anwendung mechanischer Gesetze auf ihre Erklärung Vor-
gehen.
Ich begann meine Untersuchungen mit der Bestimmung der
rück wirken de n Festigkeit und habe ich hierüber schon einige
Mittheilungen gemacht Es zeigte sich aber bald die Nothwendig-
keit, auch die übrigen Festigkeitsarten in das Bereich zu ziehen,
wenn das Gewonnene nicht Bruchstück bleiben sollte. So folgte die
Prüfung der Biegungsverbältnisse, der Schub- und Tor-
sionsfe s tigk ei t. Ueber die genannten Festigkeitsarten lagen
noch keine früheren Angaben vor. Bestimmungen der absoluten
Festigkeit, die schon bearbeitet worden war, konnten aber um so
weniger übergangen werden, als die vorbaudenen Angaben (Mcs-
SCHEnbbokk, Bevcw, Wehtheim) in ihren Werthen beträchtlich von
einander abstehen.
Es folgen hier die Hauptergebnisse meiner Untersuchungen,
die icb meiner demnächst erscheinenden ausführlichen Schrift über
16*
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244
SiCRKR, Elssticität und Festigkeit der Knochen.
diesen Gegenstand entnehme. Das spec. Gewicht der frischen Com-
pacta des Oberschenkel- und Schienbeins eines 30jährigen Mannes
betrug 1901, einer 56jährigen Frau = 1825, einer Katze = 2101,
eines Kalbes = 1889, eines Rindes = 2024, eines Hausschweins =
1965, eines Wildschweins = 2060. Das spec. Gewicht frischer Spon-
giosa der menschlichen Oberschenkelknorren war = 1197, eines
frischen Fischwirbels (Wels) = 1584, eines menschlichen Rippen-
knorpels = 1112. Austrocknung frischer Knochenstäbchen vermin-
dert deren Dimensionen. Stäbchen von 8 cm. Länge schrumpften
um ü — H mm. Frische Schädel haben einen grösseren Rauminhalt
als getrocknete (s. H. Welcher, Wachsthum und Bau des Schädels).
Die „Knochenhöhlen“ sind nicht lufthaltig, sondern enthalten
Zellen. Der Rauminhalt der Knobhenhöhlen und Knochencanälchen
der Compacta verhält sich zu dem der Grundsubstanz annähernd
wie 1 : 16. Der Rauminhalt der Gefässcanäle beträgt ‘/so der
Knochensubstanz. Die nichttragkrältige Knochensubstanz ist dem-
nach etwa 7u des Volums der Compacta. Die umfassenden und
HAVERsischen Lamellensystems stellen Hoblsäulen dar mit allen me-
chanischen Eigenschaften solcher. — Ein Querschliff vom Mitteistüek
des menschlichen Oberschenkelbeins zeigte gegen 3200, einer des
Schienbeins 2500 HavERSische Säulen. Die nächste Auskleidung der
HAVERsischen Canäle ist eine endotheliale. Sie begrenzt, wie ich es
vorläufig auffasse, circumvascuiäre Lymphcanäle. Die Mitte wird
wird von einem oder mehreren Blutgefässen eingenommen. — Die
Venae nutritiae besitzen inuerhalb derselben keine Muscularis als
besondere Wandschicht. — Die umfassenden Lamellen werden
an vielen Ansatzstellen starker Sehnen und Bänder durchbrochen,
mit Blosslegung und Umgestaltung HAVERsischer Säulen zu reichge-
zackten Ursprungsfeldern der Sehnen und Bänder. Deren Ursprung
wirkt auf das Gefüge der Compacta an mehreren Orten dadurch
noch tiefgreifender, dass sie hier in eine starkmaschige Spongiosa
sich auflöst, mit dem Erfolge besserer Verwerthuug der elastischen
Kräfte des Knochens. — Die Festigkeit der Sehnenverbindung
mit dem Knochen hängt ab von der Grösse der Verbindungs-
fläche, die nach den Grenzen uud den Unebenheiten der Fläche sich
abmisst, von der zahlreichen Gegenwart SHARPEy’scber Fasern, von
Schlingenbildung, vom Luftdruck. — Die typische Belastung
der Extremitätenknocben und nächste Ursache ihrer Architectur ist
die Spannung ihrer Musculatur.
(Schlau folgt.)
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Mona, Milch und Harn einer mit Rinderpest befallenen Ruh. 245
lieber die Milch nnd den Harn einer mit Rinderpest befallenen
Kuh, welche sich in der zootherapeutischen Klinik von
Prof. Borodulin befand.
(Aue dem Laboratorium des Prof. 8ibblir.)
Von Constantin Honin iu St. Petersburg.
Ara 23. Januar 1875 wurde der zootherapcutiscben Klinik der
medico-chirurgischen Acaderaie eine mit Rinderpest befallene Kub
«geführt, welche den Tag darauf Abends fiel. Von dieser Kuh
wurden im Verlauf von 24 Stunden fünf Portionen Milch abgeraelkt,
welche im chemischen Laboratorium des Herrn Prof. Sabelin einer
chemischen Analyse unterworfen waren. Ausserdem wurde im Harn
derselben Kub die Quantität de3 Harnstoffs und der Chlorsalze genau
constatirt. Die Rinderpest der Kub wurde durch die klinische Be-
handlung nach dem Verhalten der Krankheit, sowie auch nach der
pathologisch-anatomischen Section statuirt.
In der Milch wurde: 1) Das Fett durch Zusatz einer lOpctigen
Aetznatronlösung zur Milch vermittelst Aether erhalten. 2) Das Casein
setzte sich durch Behandeln mit Essigsäure und Einleiten von
Kohlensäure ab. 3) Das Albumin wurde durch Kochen der von
Casein abfiltrirten Flüssigkeit, 4) der Zucker durch die Fkhling’-
sche Flüssigkeit, 5) die Asche durch Glühen der eingedampften
Milch im Piatintigel bestimmt.
Im Harn wurde bestimmt 1) der Harnstoff nach Liebig, 2) die
Chloridsalze nach Pbibuam. Es ergab sich:
Monat
In der
Die
Das
Gewicht
Auf 100 ccm. kommen gm.
Menge
ccm.
1 1
1
und Datum
Zwischenzeit
von
100 ccm.
Fett
Albnmi
Casein
Zucker
®
Ja
0
«0
<
Den 23. Januar
3 Ohr am
Tage
Stunden
79»)
106,7
3,760
0,800
8,950
3,422
1,260
7 Uhr Abends
4
98
106,2
2,260
0,540
10,650
8,860
1,180
11 UhrXachts
4
44
100,2
1,770
0,850
8,220
0,462
1,260
154 Uhr „
254
16 j
98,5
2,215
0,480
9,226
•*>
1,540
Den 24. Januar
2J4 Uhr am
Tage
13
29)
*) Einige Ständen, bevor die Kuh ins Klinikum geführt war, ist vom Be-
litser über eine Flasche Milcb abgemelkt worden.
**) Das ganze Filtrat von Casein, Albumin nnd Fett war verbraucht ; die
Fiauzs'scbe Flüssigkeit aber nur von der blauen Farbe, welche sogleich ins Grün-
liebe überging. Von der FEHLiNO'schen Flüssigkeit waren nur 2 ccm. genommen
worden.
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246
Eicnhomt, Entwicklung des menschlichen Röckonmark«.
Der Urin hatte ein spec. Gewicht von 1030, enthielt 2,64 pCt
Harnstoff, 0,45 pCt. Chlor, sowie Albumin und Gallenfarbstoff.
Obgleich man wohl keine positiven Schlüsse aus diesem ein-
zelnen Falle ziehen kann, so ersehen wir dennoch aus der Tabelle1
1) Dass die Menge der Milch fast stündlich um die Hälfte abuahm.
2) Dass das Gewicht derselben nach einem bestimmten Maass ab-
nahm. 3) Dass die Meuge des Zuckers ebenfalls bedeutend sank,
bis fast auf 0. 4) Dass das Fett sich bedeutend verminderte. 5) Die
Asche sieb aber vermehrte.
H. Eichhorst, Ueber die Entwickelung des menschlichen
Rückenmarks nnd seiner Formelemente. Viacaow’s Arch. i.xiv.
8. 426.
Die graue Substanz des Rückenmarks zeichnet sich im 3. Monat
durch einen grossen Reichthum dicht an einander liegender Kerne
aus, welche farblosen Blutkörperchen gleichen und sich im weiteren
Verlauf ebensowohl zu Bindegewebszellcn und Blutgefässen, als auch
zu Nervenzellen entwickeln. An Isolationspräparaten erkennt man,
dass die Kerne 3 — 5 gröbere Granula und einen stark lichtbrechenden
Randsaum besitzen. Sie sind in den Vordurhörnern am grössten, in der
Substautia gelatinöse am kleinsten. Wenn diese Bildungszellen sieb
zu Ganglien- Zellen ausbilden, so verlieren sie alle Granula bis auf
eins, das zukünftige KernkörpercheD. Ihr Körpur klärt sich, der
glänzende Randcontur schwindet allmählich. Unter fortwährender
Grössenzunahme tritt eine feinkörnige Trübung rings um das Kern-
körperchen auf, welche allmählich zu einem concentrischen Ringe, dem
Contur des definitiven Kernes, wird. Indem nun vom Neuen eine
sehr feine Granulirung des Zellenleibes auftritt, beginnt das Gebilde
Fortsätze zu treiben, zuerst immer nur einen einzigen, später mehrere,
die sich anfangs in ihrem Aussehen nicht unter einander unterscheiden.
Im fünften Monat tritt zuerst an den Fortsätzen die fibrilläre Struc-
tur auf, welche Streifung sich später über den ganzen Zellenleib
ausbreitet. Zu derselben Zeit bildet sich unter den bis dahin gleich-
artigen Ganglienzellen -Fortsätzen eine Differenzirung aus. Sie be-
ginnen mit Ausnahme einer einzigen feinere Seitensprossen zu treiben,
während der unverästelte Fortsatz in einiger Entfernung vom Zellen-
leib einen doppelten Randcontur erhält. Eine Vermehrung der Zellen
durch Theilung hält E. für unwahrscheinlich.
Die weissen Rückenmarkstrange lassen am Ende des 3. Monats
3 Schichten von der grauen Substanz bis zur Peripherie erkennen.
E. bezeichnet dieselben in Erinnerung an die Schichten des sich
bildenden Knochens als Schicht der sich richtenden Zellen, als Ueber-
gangszotie und als eigentliche Nervenfaserschicht und folgert daraus,
dass einmal die Bilduug neuer Nervenfasern mit dem dritten Monat
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Eichhorst, Entwicklung des menschlichen Rückenmarks.
247
noch nicht abgeschlossen ist und dass ferner die jungen Fasern von
Innen nach Aussen angelegt werden. Wenn die oben erwähnten
runden kernartigen Bildungs-Elemente des embryonalen Rückenmarks
sich zu Nervenfasern umbilden, so nehmen sie da, wo der Anfang
der Schicht der sich richtenden Zellen zu setzen wäre, eine Spindel-
fora) an, deren Längsdurcbmesser mit der Längsachse des Rücken-
marks zusammenfällt. Jemehr man sich von der grauen Substanz
entfernt, um so häufiger stösst man auf Bilder, auf denen die läng-
lichen Kerne von beiden Polen aus feine Fortsätze aussenden. In
der an die Schicht der sich richtenden Zellen nach Aussen anstos-
senden Uebergangszone finden sich fascrartige Bildungen mit regel-
mässig wiederkebrenden spindelförmigen Auftreibungen, bedingt durch
Kerne. Diese Kerne treten weiter und weiter auseinander und ziehen
dabei die Anfangs solideren und dickeren Schaltstücke immer mehr
in die Länge. Bemerkenswerth ist, dass die Fasern in diesem Sta-
dium eine auffallende Starrheit besitzen und ganz gleichmässig fort-
laufen. Da, wo diese Zone die eigentliche Schicht der Nervenfasern
berührt, sind die Kerne nicht mehr in den Verlauf der Fasern einge-
schaltet, sondern denselben nur seitlich aufgeklebt. In der dritten
Schiebt endlich ist die Faser kernfrei geworden und hat sich mit
einer krümlich körnigen Masse, dem Anfang einer Markscheiden-
bildung, umgeben. Mit dem vierten Monat gewinnt die Markscheide
ihr characteristisches Aussehen. Die Markscheidenbildung beginnt
in den äusseren Partien der Hinterstränge und gebt sodann auf die Vorder-
stränge über, während sie in den Seitenstrfingen und in den Gou/schen
Keilsträngen erst später auftritt. Die Bildung der Markscheiden wird
durch eine Verfettung der interfibrillären Substanz eingeleitet,
deren Fetttröpfchen später zu einem Fettmantel um jede Faser Zu-
sammenflüssen. Die Kerne, welche ursprünglich zur Bildung der
Nervenfasern zusammentreten, sich aber später ablösen, geben die
Veranlassung, dass sich die feinkörnige Zwischen Substanz zwischen
je 2 Fasern in der Verlängerung der Pole der Kerne rings um jede
Faser abscheidet und ihr nach vorhergegangener chemischer Um-
wandlung als Markmantel angehört. Sobald der Achsencylinder einen
Markmantel erhält, verliert er seine Starrheit und erhält eine ausge-
sprochene Neigung zur Bildung von Varicositäten. Die ursprüngliche
Substanz des Achsencylinders geht mit der Bildung der Markscheide
eine Verflüssigung ein. Der Modus der Gefassbildung ist nach E.
im Rückenmark überall derselbe, wie man ihn auch in andern Organen
antrifft. Die Lympbscbeiden lässt E. von deu Venen und von den
Arterien her anfangs nur längs der nächst liegenden Capillaren und
nur in der grauen Substanz fortkriechen, sich einander entgegenwachsen
und mit einander verschmelzen. Erst am Ende des fünften Monats
beginnt die Lymphscheidenbildung in der weissen Su bstanz. Die Art und
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248
Eichhorbt, Entwicklung des menschlichen Rückenmarks.
Weise, in welcher sich die Lymphseheiden entwickeln, besteht darin,
dass sich an die nackte Oefässwand Ruudzcllen anlegen, welche
späterhin länglich elliptisch auswachseu und an beiden Enden längere
Fortsätze aussenden. Die letzteren verwachsen zunächst an ihren
äussersten Enden mit der Geiasswand und kriechen längs dieser so
lange fort, bis sie mit ähnlichen Fortsätzen zusammenstossen nnd mit
diesen verschmelzen. Die Neuroglia, die E. aus Zellen und Inter-
cellular-Substanz bestehen lässt, enthält zuerst jene Kerne, welche
bei der Bildung der Nervenfasern betheiligt waren und sich später
losgelöst hatten. Diese Kerne werden in der spätem Zeit leicht daran
erkannt, dass sie eine gewisse Trägheit in ihrer Entwickelung und
Dur spärliche Fortsatzbildung erkennen lassen. Die eigentlichen Binde-
gewebszellen , welche der Neuroglia der weissen Substanz das
characteristische Gepräge aufdrücken, sind am Ende des dritten
Foetalmonates noch nicht in der weissen Substanz vorhanden und
werden erst im folgenden Monate in dieselbe aus den Gelassen hin-
eingetragen. Man nimmt zu dieser Zeit wahr, dass runde Kerne in
Form der embryonalen Bildungszellen oder farbloser Blutkörperchen
in die interfibrilläre Molecularsubstanz eindringen und sich hier
zwischen die einzelnen Fasern legen, während die Zwischensubstanz
selbst wieder an Breite etwas zunimmt. Die embryonalen Gliazellen
bilden anfangs freie Körner. Sie nehrneu niemals direct den späteren
complicirten Bau an, sondern gehen zuvor eine Fettmetamorpbose
ein, bei welcher sie das bekannte Aussehen der Fettkörnchenzellen
annehmen. Nachdem die freien Giiakerne die Fettmetamorphose
überstanden haben, ändern Bie ihr Aussehen, indem ihr Zellenleib
nicht mehr grob granulirt, sondern sehr feinkörnig und fast homogen
erscheint. Hierbei nehmen sie öfters eine langgestreckte elliptische
Form an. Mit dem 5. Monate sprossen Fortsätze hervor, wodurch
die definitive Form gegeben ist. Das Bindegewebe der grauen
Substanz wird aus nicht eingewanderten Elementen anfgebaut. Die
Fettkörnchenzellen sollen dazu dienen, das Fett für die Markscheide
j, '
herbeizuschaffen; sobald sie dasselbe abgegeben haben, nehmen sie
wieder ihren Entwicklungsgang zu Bindegewebszeilen auf. Die
Epithelien des Centralcanals besitzen zuerst noch keine Flimmer-
Haare, letztere entwickeln sich, indem sich zunächst an dem centralen
Ende der Zelle ein breiter gestrichelter Saum zeigt, durch dessen
Poren das Zellprotoplasma in Gestalt von Haaren durchwächst Die
peripheren Fortsätze der embryonaleu Epithelzellen stehen in Ver-
bindung mit den Bindegewebszeilen der Pia. Den Schluss macht
eine Tabelle über das Wachsthum des Rückenmarks in den einzelnen
Monaten. L&wa.
Hammarbtiv*, Faserstoffgerinnung.
249
Olof Hamuiarsten, Untersuchungen über die Faserstoffge-
rinnung. 6. A. Not. act. aoc. ftcieot. Upaal. Ser. III. X. 4«. 1876. 130 Stn.
Den Ausgangspunkt der Untersuchung des Verfassers bildete
die Beobachtung, dass der Zusatz von Chlorcalcium zur Hydrocelon-
fliisjigkeit (welche gleichzeitig mit Fibrinferment versetzt war), 1) die
Gerinnung wesentlich beschleunigt 2) aber auch die Menge des aus-
geschiedenen Faserstoffs erheblich vermehrt, wie die Wägung
mit Berücksichtigung der Asche des Fibrins zeigte. So stieg die
Menge des erhaltenen Fibrins von 0,05 — 0,027 — 0,00 grm. auf resp.
0,089 - 0,057 — 0,047 grm. Vf. kam dadurch naturgemäss zu
der Frage, ob nicht das Paraglobulin vielleicht einfach in derselben
Weise wirke, wie Chlorcaliumzusatz, ob also die SCHMiDT’scbe Theorie
der hibringerinnung, welche eine chemische Verbindung des Fibrino-
gens mit dem Paraglobulin annimmt, nicht entbehrt werden könne.
Zur Entscheidung dieser Frage hat Vf. eine grosse Anzahl von
Versuchen angestellt. Was die Anordnung des Stoffes betrifft, so
zerfällt die Arbeit in 2 Hauptabschnitte und jeder derselben in eine
Reihe von Paragraphen.
1. Entsteht der Faserstoff durch die chemische Vereinigung
zweier Eiweisse, der flbrinogenen und der tibrinoplastischen Substanz?
Aus der Einleitung zu diesem Abschnitt ist noch nachzuholen, dass
die Untersuchung von Hydrocelenfiüssigkeit ausging und 31 Fälle
betrifft. Von diesen 31 von Schmidt als meistens „paraglobulinfrei“
angegebenen Flüssigkeiten gerannen 6 spontan innerhalb der ersten
24 Stunden, 6 andere im Verlauf einiger Tage, 19 nicht spontan; von
diesen aber 10 nach Zusatz von Fermentlösung, 5 nach Zusatz von
ferment und flbrinoplastischer Substanz, 4 überhaupt nicht. Die
Fermentlösung war nach der Angabe Schmidt's durch Extraction
des getrockneten Alkoholcoagulums von Blutserum mit Wasser darge-
•tellt. Die Ausdrücke „Paraglobulin" und „fibrinoplastische Substanz“
"erden vom Vf. stets als gleichbedeutend gebraucht. Nachdem
festgestellt hatte, dass das Chorcalcium ebenso gut fibrino-
plastische Substanz genannt werden kann, wie das Paraglobulin,
fragte es sich, ob nicht auch noch andere Substanzen ebenso wirken.
Vf. versuchte zuerst das Casein, das durch wiederholte Auf-
lösung in schwacher Natronlauge, Filtration und Wiederffillung mit
Essigsäure von Fett und Milchzucker befreit war. Dasselbe wurde
10 Wasser suspendirt, die Hydrocelenfiüssigkeit zugesetzt — ein Ein-
fluss auf die Gerinnung war jedoch nicht wahrzunehmen. In der Idee,
die Art der Vertheilung des Caseins hierbei von Einfluss sein
önnte, stellte Vf. nun folgenden Versuch an. Pferdeblutserum wurde
mü 9 vol. Wasser verdünut, durch Zusatz von Essigsäure das Para-
globulin gefällt nach 24 ständigem Stehen filtrirt. Das als paraglo-
ulinfrei erkannte Serum wurde nun mit der alkalischen Caseinlösung
vermischt und dieses durch Essigsäurezusatz wieder gefällt. Der so
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250 HiMMAMTäil, F»*«r»toff(rerinnnng.
gewonnene Niederschlag, der sich in Berührung mit der Luft in eine
klebrige selbst syrupös zerfliasende Masse verwandelt, ist in NaCI-
Lösung von 1 — 7% leicht und klar löslich. Dieses Casein wirkt
ebenso, wie Paraglobulin, es beschleunigt die Gerinnung und vermehrt
die Menge des Fibrins. Man könnte noch zweifeln, ob das Casein
noch in seinen wesentlichen Eigenschaften unverändert sei: Das ist
indessen der Fall. Die neutrale Lösung in Kochsalz gerinnt bei
Zusatz von Lab, dagegen ist es allerdings sehr wahrscheinlich, dass
es bei der angegebenen Bchandlung?rait gewissen Serumbestandtheilen
verunreinigt wird. So sind cs also jetzt schon 3 Substanzen, welche
die Gerinnung befördern — es handelte sich nun darum, dass diesen
3 Substanzen Gemeinsame zu finden. Zu diesem Zweck war es
nothwendig, auf die Bedingnngen der Gerinnung näher einzugehen und
zwar womöglich mit reinen Materialien, reinem Fibrinogen, Ferment und
Paraglobulin. Zur Darstellung von Fibrinogen wendet Vf. folgendes
Verfahren an: Pferdeblut wird in Gefässen aufgefangen, die zu l/s
mit concentrirter Lösung von schwefelsaurer Magnesia gefüllt sind,
sodass die Mischung 1 Vol. Salzlösung auf 4 Vol. Blut enthält und
nach mehrtägigem Stehen filtrirt. Das klare mitunter etwas röthlich
gefärbte Filtrat versetzt man mit dem gleichen Vol. concentrirter
NaCI-Lösung und fällt dadurch das Fibrinogen aus. Ueber die weitere
Reinigung vergl. das Original. Zur Anwendung kam eine wässrige
Fibrinogenlösung, die etwa 1 pCt. NaCl. enthält. Diese Lösung ge-
rinnt spontan nicht, wohl aber auf Zusatz von Fibrinferment. Von
sehr grosser Wichtigkeit ist natürlich der Nachweis das diese Fibri-
nogenlösung kein Paraglobulin enthält, und trotz Abwesenheit des-
selben gerinnt Dieser Nachweis lässt sich durch Einträgen von ge-
pulvertem Kochsalz in die Flüssigkeit führen: es tritt dadurch eine
so vollständige Ausfällung ein, dass kein Eiweiss nachzuweisen ist,
was bei Gegenwart von Paraglobulin stets der Fall ist, wie besondere
Versuche zeigten.
Der zweite Theil der Abhandlung S. 62 — 130 beschäftigt sich
mit der Erklärung des Einflusses, den ein Paraglobulinzusatz auf die
Schnelligkeit der Gerinnung und die Menge des Fibrins hat.
Al. Schmidt bat bereits bemerkt, dass man aus stark alkalisch
reagirenden Flüssigkeiten weniger Fibrin erhält, wie aus schwächer
alkalischen und die Menge desselben durch Neutralisation gesteigert
werden kann; jedoch erhält man unter diesen Verhältnissen nicht
alles Fibrin, da ein Theil desselben wiederum durch das bei der
Neutralisation entstandene Salz in Lösung gehalten wird und bei
einem gewissen Gehalt an Alkali bat Säurezusatz keine Wirkung
mehr, weil alles entstehende Fibrin gelöst bleibt. Manche Hydro-
celenflüssigkeiten mit sehr geringem Gehalt von Fibrinogen geben
tür sich (nach Fermentzusatz) keine Gerinnung, wohl aber wenn
man sie vorher neutralisirt bat. Der Einfluss der Alkalescenz muss
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Hahhabbter, Fueratoffgermnang.
251
sich natürlich bei fibrinarmen Flüssigkeiten weit stärker geltend
machen, wie bei fibrinreicben, da die Quantität des durch das Alkali
in Lösung gehaltenen Fibrins eine absolute Zahl darstcllt — bei
fibrinreichen Flüssigkeiten wird die durch Neutralisation erreichte
Vermehrung des Fibrins relativ viel unbeträchtlicher sein, wie bei
fibrinreichen. Die Alkalien und Salze wirken weder auf das Ferment
noch auf das Fibrinogen ein, da man ja bei Aenderung der Bedin-
gungen, z. B. Neutralisirnng aus derselben vorher nicht gerinnenden
Flüssigkeit Fibrinausscheidung bekommt, sondern sie halten das
Fibrin in Lösung. — Aus reinen neutralen Lösungen einmal ausge-
schiedenes Fibrin ist allerdings nach gründlichem Auswaschen, in
Salzen und Alkalien unlöslich, das aus alkalischen Lösungen ausge-
schiedene Fibrin hat dagegen ein gallertiges geqollenes Aussehen
und löst sich bei längerem Stehen in der Flüssigkeit, in der es ent-
standen ist, wieder auf. Von derselben neutralen Fibrinogenlösung
wurde, nach Zusatz von Ferment, die eine Hälfte mit etwas sehr ver-
dünnter Natronlauge versetzt (A), die andere ohne Zusatz gelassen
(B). B gerann nach 30 Minuten, A erst nach 3 — 4 Stunden. Nach
Verlauf von 31 Stunden war der Faserstoff in B unverändert ge-
blieben, in A hatte er sich vollständig wieder aufgelöst. Der Faser-
stoff von B löste sich, ausgewaschen, in Alkali nicht auf. Das Fibrin
geht dabei in einen paraglobulinartigen Körper Uber, der mit dem
Paraglobulin alle Löslicbkeitsverhältnisse theilt und auch Gerinnung
in Fibrinogenlösung verursacht. Man erhält ihn, wie das Paraglo-
bulin, durch starkes Verdünnen der Flüssigkeit A und Einleiten von
CO]. Ganz dasselbe lässt sich für die Salze zeigen; bei hinreichen-
dem Salzgehalt tritt keine Ausscheidung von Fibrin ein, jedoch ist
das Fibrin gebildet und einfach in der Flüssigkeit gelöst: versetzt
man sie mit dem gleichen Vol. concentrirter NaCl-Lösung oder ver-
dünnt man sie hinreichend mit Wasser, so scheidet sich das Fibrin
ab. Man kann diese Modification, welche man in der salzreichen
Flüssigkeit annehmen muss, mit dem Namen „lösliches Fibrin“ be-
zeichnen. — Auf Grund dieser Beobachtungen sucht nun Vf. die
Rolle des Chlorcalciums des Paraglobulins und des löslichen Caseins
zu erklären. Die Wirkung des Chlorcalciums beruht wahrscheinlich
darauf, dass es sich mit dem freien (kohlensauren) Alkali umsetzt
unter Bildung von koblensaurem Kalk und Chlorkalium. Die Wir-
kung ist also ganz analog der der Säure. Die Wirkung des Para-
globulins ist der der Säure noch mehr analog. Das Paraglobulin
nimmt nach Vf. das Alkali und Salze für sieb in Beschlag, beseitigt
also den störenden Einfluss, den diese auf die Gerinnung haben;
ausserdem wirkt es auch durch den ihm stets anhaftenden Gehalt an
Ferment. In ähnlicher Weise, wie das Paraglobulin wirkt auch das
durch Serumbcstandtheile verunreinigte Casein. Vf. vermuthet, dass
diese Verunreinigung nichts Anderes, wie Lecithin sein möchte.
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252 Fbiiik, Veränderungen am Circulationeapparat bei RIeikolik.
/
Dafür spricht, dass auch Vitellin die Gerinnung sehr beschleunigt.
In einem besonderen Abschnitt untersucht Vf., wie die von Schmidt
angegebenen fundamentalen Beobachtungen auf Gruud der neu ge-
wonnenen Anschauungen erklärt werden können; es muss in dieser
Beziehung sowie überhaupt in Betreff zahlreicher Versuchdetails auf
die Abhandlung selbst verwiesen werden; aus den Schlussbemer-
kungen sei noch hervorgehoben, dass bei der Fibringerinnung aus
dem Fibrinogen neben dem Fibrin stets ein löslicher Eiweisskörper
entsteht, über den Vf. indessen noch kciue weitere Angaben machen
kann. Danach könnte die Fibrinbildung als Spaltungsprocess auf-
gefasst werden, und es wäre so auch die Möglichkeit eines Ver-
ständnisses für die Wirkung des Fermentes gewonnen. E. Salkowski.
A. Frank, Ueber die Veränderungen am Circulationsapparate
bei ßieikolik. Deutsch, Arch. f. kiin. Med. XVI. 8 423.
In 82 Fällen von Bleikolik konnte F. folgende Veränderungen
am Circuiationsapparat nachweisen: 1) Der Herzstoss war in
30 Fällen ungewöhnlich schwach, in 9 verstärkt, in 43 annähernd
normal. 2) Der zweite Aortenton zeigte bei 22 Kranken eine
bemerkenswerthe Verstärkung und 7 Male hatte er eine deutlich
metallische Beschaffenheit. 3) Systolische Geräusche fanden
sich am Herzen nur 2 Male und verschwanden in der Reconvalescenz.
4) Der Radialpuls ändert sich und nimmt eine für Bleikolik cha-
racteristische Form an. Der aufsteigende Curvenschenkel geht steil
und ununterbrochen in die Höhe. Der absteigende Schenkel da-
gegen zeigt einen sehr langsamen Abfall, insbesondere des relativ
verlängerten Endstückes. Daneben ist der Puls katadicrot oder
katatricrot. Die Grossascension der Rückstossclevation von den
Semilunarklappen her ist sehr klein, während die erste secundäro
Ascension oder Elasticitätselevation sehr ausgeprägt ist. Auch rückt
die letztere dem Scheitel der Curve sehr nahe, und in exquisiten
Fällen bemerkt man eine aus 2 Haken zusammengesetzte Gipfel-
kuppe. Der Puls nimmt wiederum allmählich eine normale Form
an, sobald die Kranken längere Zeit genesen sind.
Die Veränderung des Pulses erklärt F. durch eine Erhöhung
des Gefässtonus, welche unter dem Einfluss der Bleivergiftung zu
Stande komme. Dabei soll nicht eine directe Einwirkung auf die
Gefässmuskeln, sondern auf die vasomotorischen Nerven stattfinden,
wobei es unentschieden gelassen wird, ob der Angriffspunkt des Me-
talles in dem vasomotorischen Centrum oder in den peripheren
Bahnen zu suchen sei. Ein ähnlichen Einfluss des Bleis auf die
Baucharterien soll den Grund für die Kolikschmerzen abgeben. Dem-
entsprechend konnte Vf. die Kolikschmerzen für einige Zeit mindern,
wenn er durch Einathmung von Amylnitrit die Gefässe zur Dilata-
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Weuiick«, Erkrankung der inneren Kapsel.
253
tion brachte. Eine dauernde Beseitigung des Anfalles konnte
durch das Mittel nicht erzielt werden. Eichhorst.
C. Wemieke, Erkrankung der inneren Kapsel. Ein Beitrag
zur Diagnose der Ueerderkrankungen. Brest«« i87r>.
Eine böjährigo Frau tiel plötziicii ohne Bewusstseinsverlust auf
der Strasse um und zeigte sofort eine vollkommene rechtsseitige
Hemiplegie. Oonvulsionen und andere schwere Hirnerscheinungen
fehlten. Die motorische Lähmung der Extremitäten war eine voll-
kommene, der Hypoglosaus, die Augenmuscuiatur der gelähmten
Körperhälfte, ebenso wie deren Sensibilität waren intact. Aphasie
oder Anarthrie fehlten. — Im Laufe der Zeit zeigte sieb bei elec-
Irischer Behandlung eine relative Besserung in der Beweglichkeit
der oberen Extremität, während die untere absolut bewegungslos
blieb. Die electriscbe Erregbarkeit der betroffenen Muskelo erschien
gegen die der anderen Seite herabgesetzt. Bei dem Fehlen jedes
tpoplectischen Insults schloss Vf. die Anwesenheit eines grösseren
Heerdes aus, und bei dem lieberwiegen der Lähmung an der
unteren Extremität, bei dem Freibleiben des Mundfacialis und der
Zunge wurde auch eine Affection des Linsenkernes zurückgewieBen.
Bei der anzunebmendeu Kleinheit des Heerdes (Fehlen des apoplec-
tischen Insults) konnte er auch uicht centralwärta vom Liusenkern
gesucht werden, spinale Hemiplegie war durch den Mangel der ge-
kreuzten Anästhesie, Verletzung der Med. oblongata oder des Pons
durch das Intactbleiben der Hirnnerven auszu6cbliessen. Auch der
Hin, scheukel konnte bei dem Fehlen jeglicher Lähmungserscheinungen
von Seiten des Nv. oculoinotorius, bei dem Mangel einer Affection
des Tractus opticus und jeglicher Seusibilitätsstörung der gelähmten
Beite nicht Sitz des Heerdes sein. Dieser musste also schliesslich
in der inneren Kapsel sitzen, was die Übductioa denn auch bestä-
tigte. Denn abgesehen von einer eitrigen Meningitis und den von
dieser abhängigen Veränderungen der Hirnsubstanz (diese Affeetion
konnte der Natur der Sache nach erst in den letzten Tagen aufge-
treten sein) fand sich bei Querschnitten durch die Stamragangiien
in der Ebene des Tuberc. ant. des Sehhttgels das dritte Glied des
Linseokerns auf eine Strecke von 1% cm. erweicht und braunrotb.
Kineo Centimeter nach vorn war die lädirte Stelle schon aus dem
Linsenkern heraus und in die innere Kapsel zwischen Linsenkern
und Nucl. caudatus hineingerückt. Es befand sich dort ein erbsen-
grosser, käsiger Heerd, von harter, kalkiger Gonsisteuz (verkalkter
Cysticercus) umgeben von einer schmalen Erweichungszone, an der
Grenze zwischen zweitem und drittem Glied des Linsenkernes in der
inneren Kapsel gelegen. — Die genauere anatomische Auseinander-
setzung des Vf.’s siebe im Original. Bernhardt.
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254
Riyhki. y. Ksibrikm. Roz.mrobh.
C. Reyher, ön the cartilages and synovial membranes
JOintS. Journ. of Auat. and Physiol. VIII.
Frühere Untersuchungen : Ueber die Veränderungen der Gelenke bei dauern-
der Ruhe (Cbl. 1874, 135) führten R. dazu, sich die Frage vorzulegeu, ob die sog.
Randzone (Ansatzzone) der Synovialmembran entwickelungsgescbichtlich durch eio
Hineinwachsen der Synovialis zwischen die beiden Kuorpelflächen entsteht oder ob
sie sich an Ort und Stelle durch Veränderung des ursprünglich knorpeligen Ge-
webes bildet.
Diese Frage zu entscheiden bat R die verschiedensten fötalen Gelenke aas
den verschiedensten Stadien untersucht. Es stellte sich dabei heraus, dass die
letztere Annahme die richtige ist Die sogen. Randcone der Synovialmembran geht
aus demselben embryonalen Gewebe hervor, aus welchem auch die sich berührenden
knorpeligeu Theile der GeleukoberÜäche bilden. Dieses embryonale Gewebe hat
zunächst überall einen epitheloiden Character. An denjenigen Stellen der Gelenk-
oberfläche, die in beständiger Berührung sind, entsteht zwischen diesen epitheloideo
Stellen Zwischensubstanz, die Zellen rücken auseinander, werden zuerst unregel-
mässig sternförmig und später rundlich, bis sie echten hyalinen Kuorpeltellen
gleichen. Dasselbe epitheloide Gewebe verwandelt sich an denjenigen Stellen, die
der Randzone der Synovialmembran entsprechen, in echtes Bindegewebe mit stern-
förmigen Körperchen.
Aus den Bemerkungen über die Histiologie der embryonalen Synovialmembran
ist bervorzubebeo, dass R. die Existenz einer besonderen die Gefässe überziehenden
oberflächlichen Zelle »schiebt (Lamdzekt, Albkht) leugnet. Boll (Rom).
W. v. Knieriem, Asparaginsänrc, ein Product der künstlichen
Verdauung von Weizenkleber durch die Pankreasdrüse. Zeiuchr.
f. Biol. XI. S. 198.
Ein« grossere Quantität Weisenkleber wurde durch Pankreas verdaut, die
Peptone, Leucin und Tyrosin möglichst abgeschieden und die Flüssigkeit alsdann
mit Kupferoxydbydrat gekocht, von dem erhebliche Quantitiiten in Losung gingen.
Aus dem Filtrat konnte ein Gemisch von Asparaginsäere and glutaminsaurem
Kupfer erhalten werden. Die weiteren Details darüber müssen im Original nach-
gesehen werden; beide Sauren sind durch Analysen sicher gestellt. Da Vf. nach-
gewiesen hat, dass die Asparaginsäure bei Einführung in den Körper Harnstoff
giebt, so ist dieselbe als normales Zwischeuproduct aur tlarnstoffbildung au be-
trachten. E. ij.lkow.ki.
Bollinger, Beiträge zur experimentellen und vergleichenden
Pathologie des Botzes. Deutsche Zeitscbr. f. Thiermed. 11. S. 76.
B. impfte 1) ein Kaninchen an beiden Ohren, 2) eine Ziege durch Injection
in die Bauchhöhle mit Kotleiter und constatirte, dass unabhängig von der Ein-
fübrnngsstelle des Giftes bei beiden Tbieren nach 112 resp. 66 Tagen allgemeine
lnfectiun stattgefondeu batte, deren Scblussact beide Male Botaeruptionea auf der
Naaenachleimbaut bildeten. Es ist demnach die Infection mit dem Hotsgifte weder
an diese Schleimhaut gebunden, noch muss dieselbe nothwendig die auerst ergriffene
Stelle sein, es können vielmehr innere Organe längst Sita der Erkrankung aeio,
ehe die Nasenachleimbaut befallen wird, und derartige Fälle meint B-, aind es,
welche bisher au der Annahme einer mehrwöcbentlicbeu ja mehrmonatliehen loea-
bationsdaaer des Hottes geführt haben. Auch in dieser Periode anscheinender
Latena ist die Krankheit durch einen „volatilen“ Infectionsstoff (der dem „festen“
des Nasensecrets gegenübersteht) übertragbar.
ln der Frage über das Verhältniss des Botaes aur Tabercolose entscheidet
lieb B. für die völlige Unabhängigkeit und SpeeifitiU beider Proceaae, da lmpfver-
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GüSSKBBSOB». PsOLI. Monn. Fischkb.
255
rocke mH den Prodncten der einen Krankheit immer nnr diese, nie die andere her-
Vorbringen.
Für Inncnlationen mit rotzigem resp. des Rotzes verdächtigem Secret, «reiche
er zur Fe»t«tellung der Diegnoee empfiehlt, hält er das Kaninchen, die Ziege ond
das Schaf für gleich geeignet. Die Uebertragungsversucbe mittelst Blut kranker
Tbiere blieben erfolglos. Qrawttz,
Gassenhauer (BiUroth & Bryck), Extraction eines grossen
Taschenmessers aus dem Oesophagus durch Oesophagotomie.
Deutsche med. Wocbenscbr. 1876. No. 2 u. 3.
Das Messer «rar «rabrscheinlich bei einem Selbstmordversuche in den Rachen
geratheu ond konute nur an einem Tbeil seiner Klinge erfasst «rerdeo, die in der
linken Schinndtasche seitlich von der Epiglottis eingekeilt sass. Nach vergeblichen
Entbindung* versuchen durch den Mund begann Barca die Pharyngotomie sub-
bjoides, während welcher das Messer tiefer in die Speiseröhre glitt 30 Stunden
■päter vollfübrte Billboth den Oesophagusschnitt in typischer Weise. Die Ex-
traction des Messers, dessen Klinge zum Heft rechtwinklig stand, dessen Winkel
steh oben, dessen Klinge nach links, dessen Heft nach nnten rechts gewendet war,
gelang nur sehr schwer nnd nach Etablirung einer Wunde, welche vom Rachen
bis «um Schlüsselbein reichte. Pat starb am 10. Tage, als die Wunde sich bereits
gereinigt batte, an den Folgen einer alten, nacb der Operation acuter verlaufenden
Phthise. Witt. Koch.
R. Pauli, Beiträge zur Lehre vom Gesichtsfelde. München 1875.
P. tbeilt nach einer längeren Einleitung über die Bestimmung des Gesichts*
feldes den genauen ophtkalmoncopischen Befund und das mittels des FöRSTBR'scben
Perimeters constatirte Verhalten des Gesichtsfeldes in 30 beobachteten Fällen ver-
schiedenartiger Erkrankungen der Chorioidea, Retina und des Opticus mit; das
Material stammte aus der RoTHucnD’scben Klinik. Am Schlüsse findet sich ein
ausführliches Literaturverseichuiss. Michel (Erlangen).
A. Konti, Ein Fall von Laryngostenose , bedingt dnrch einen
In einem Oesophagus- Divertikel gelagerten fremden Körper.
Jahrb. f. Kioderheilk. IX. S. 168.
Ein 1 Jahr altes Kind hatte unbemerkt ein Siegelstock verschluckt, das bis
>n dem in der sechsten Woche danach erfolgten Tode die Erscheinungen der
Laryiixstenose mit seitweilig, namentlich in der Nacht anftretenden Eistickunge-
snfälloo verursachte. M., der das Kind in den leisten 10 Lebenstagen beobachtete,
batte die Wabrscheiolicbkeitsdiagnose auf einen Fremdkörper im Oesophagus ge-
stellt, aber einen solchen trotz aller Bemühung nicht nachweisen können. Das
Kind konnte scblncken. Beim Tode fand sieb der 8iegelstock in einem rechts-
seitigen Divertikel des Oesophagus, in der Höhe des 3. Halswirbels mit der Platte
gsgeu die Wirbelsäule gelagert, während die Spitze des Qriffs den unteren Rand
nnd den inneren Winkel des 8childknorpels berührte. M. bildet den Oesophagus
nnd das messingene Petschaft in der Lage sowohl, wie isolirt ab. B. Frfcnkel.
Franz Fischer, Zwei Fälle von Neuritis. Berlin, klm. wochenscbr.
1876. Nu. 32 u. 33.
In 2 Fällen vou entzündlicher Affection des Nv. median, bei 2 Frauen bat
Yf. mit dem günstigsten Erfolge, was die Milderung der Schmerzen zn Anfang und
die endliche Heilung des Leidens betraf, den constanten Strom angewendet. Es
wurde über den schmerzhaften Punkt im ersten Fall (nnd zwar war dies der
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256
UiDzamLL. Radbeb, AufklSrnng.
spindelförmig verdickte Nerven- (Mediauus-] -sträng an der Beugeseit« des rechten
Vorderarms) die Anode applicirt und ein Strom von 10 Elementen der Stöbbbb’-
scben Plattenbatterie stabil dnrchgeleitet Die au Anfang für beide Stromesarten
nachweisbare erhöhte Erregbarkeit der erkrankten Nerven verlor sich im Laufe der
Behandlung. Diese Patientiu, sowie die andere (siebe die Krankengeschichte im
Original) worden unter dieser Behandlung geheilt. Vf. betoot zum Schluss die
katalytische Wirkung des constanten Stroms, unter der die angescbwollene Stelle
des Nv. mediauus in seinem ersten Fall verschwand. Bernhardt.
Cli. £. Underhili, Note on the uterine rnucous inerabrane of a
woman who died immediateiy after menstruation. Ediub. med.
Journ. lCXLUI. S. 132.
Die 38 Jahr alte Frau, welche vor mehreren Jahren ihr 6. Kind geboren,
starb apoplectisch, nachdem sie kaum aufgebört hatte zn menstrniren, im Rausch.
Der Uterus war 3 engl. Zoll lang, seine Wand l'/s Zoll dick am innern Mutter-
mund, etwas mehr am Fundus. Der Innenfläche adliärirte eine dunkelfarbige weiche
Masse. Im rechten Ovarium waren die Reste vom Corp. luteum bemerkbar, daneben,
am linken Rand des Eierstocks, ein stark vorspringeudes falsches. Das gante
Ovarium war 2 Zoll lang. Das frische Corp. lutenm ist rund, 7« Zoll im Durch-
messer, enthält ein schwarzes Coagulum, die begrenzenden Schichten sind an der
Peripherie zarter als im Centrnm. Das linke Ovarium adbärirt der Tuba und ist
pi Biudegewebssüge eingebettet An dem gehärteten Uterus fehlt die oberfläch-
liche ächicht der Schleimhaut. Auf nnd in der blossliegeuden Schicht liegen
massenhafte Utriculardrüsen, welche in verschiedener Richtung getroffen sind. Diese
Drüsen erstrecken sich weit in die Uteruswaud hiuein. Die ganze Wand war reichlich mit
Blutgefässen versehen, dereu grössere Stämme in der äusseren Schicht verliefen.
Die Drüsen waren massenhafter in der Nabe des Fundus als in der (legend des
Orific. Uteri interuum. A. Martin.
Zur Aufklärung.
In meinem Aufsalz (CU. 1876, No. 8) bemerkte ich kurz, dass W. Eis
der Anschauungsweise P anders über den Entwicklungsmodus des Huhns nur in
einer /deinen Note gedenke. Eine Entgegnung von II. (C 'bl. No. 11 J besagt, er
widme P. vielmehr 7g Seite und jene Note. Jene Seite bringt aber nur einen
einzigen bezüglichen Satz über mehrere Falten. Vieser Satz ist aber noch viel
ungeeigneter, das VerhäUniss von ü. zu P. auszudrücken, als jene an entschei-
dender Stelle allein vorhandene Note.
Es handelt sich bei P. nicht um einigt Falten, sondern nach seiner aus-
drücklichen Auseinandersetzung um sein Programm, um eine Entwicklungstheorie.
Nach ihr geht die Körperform hervor theils aus Wucherung, theils aus dem Me-
chanismus des Haltens, die Fallen aus Keimscheibenwachsthum. Weder in Jenem
U. schein Satz noch in jener Note ist die Theorie so gewürdigt, wie sie als erste
ihrer Art einerseits, andererseits aber besonders durch ihre ausserordentliche
Verwandtschaft mit den Angaben von Eis selbst sehr berechtigt war. Sie muss
also von anderer Seite gewürdigt werden. Ich finde am Hühnchen und anderen
Vögeln eine Bestätigung von F.'s Th.orie und kann es darum nicht bedauern,
für ihn eingetreten zu sein. A. Räuber.
Druckfehler: S. 233 Z. 4 v. o. lies: Prager Int. Blatt; 8. 234 Z. 10 v. o.
„biegt“ um,
Einsendungen filr das Oentrslbiatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) Krauanlokstrasse *4, und Profeseor Bosentbal, Erlangen, oder (unter Belseblnss) aa
die Verlagshandlung. Berlin (N.-WJ, unter den Linden SS. adreselren.
Varia* von Angnst Hlrsehwald ln Berlin. — Druck von H. 8. Hermann ln Berlin.
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W6th* ntltcb erscheinen
1— S Bogen; am Schlüsse
4m Jfthrgioga TU*), Na-
■w»- od(J Sieh regi ater.
Centralblatt
für die
Preis de* Jahrgänge*
20 Mark; an beziehen
durch alle Bnchhaadluo*
gen und Poataimtalten.
Dr. J. Bosenthal,
Profowor In Erlügen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
1876. 8. April. No. 15.
Inhalt! Raebsr, Elasticit&t and Festigkeit der Knochen (Urig.-Mittli, Schluss).
— Edlenbohg & Landoih, thermische Wirkungen der Grosshirnrinde (Orig.-
Mitth.). -
Mkhkel; Lonowohth, Tastsellen und Endsellen der Conjuuctivn —
HcizisgajWinoobadoff, salzfreies Eiweiss. — Cobnil; Hbsch i. ; Ji’BQBNS,
Amyloidreaction. — H.bi.ci, Fliegeupilznlkaloide- —
Nrümann, Entwickelung der Spermatezoiden. — Tabchanoff, Verbindung
der Blut- und Lymphbahnen. — Wkiskb, Xanthin und Uarnsdure beim Schaf. —
Haag, Bezoarateiue. — Cobnil, Epitheliom der Schilddrüse. — 1javhk, erbliche
lrideremie, Microphthelmos und Nystagmus. — Kühn, Niereucarcinum. — Ladkn-
stbib, Stenose des Con. art. aortao. — Böses, Molluscum. — Ribgei., Jaborandi.
Elasticität und Festigkeit der Knochen.
Von A. Räuber.
(Schluss au Seite 244.)
Das Extremitätenskelett lässt sich nach seiner Gestalt und
Lage auffassen als eine Gruppe von Gegenresultirenden, deren Com-
ponenten durch antagonistische Muskelkräfte gegeben sind. Die Ge-
staltung der Wirbelsäule einschliesslich des Schädels wird dagegen
ausser von den Muskeln noch von dem Centralnerven- und Darm-
system, nicht gesetzt, sondern beeinflusst. Das Verhältnis des
Knochengewichtes einer Extremität zu ihrem Muskelgewicbt zeigt
bei verschiedenen Species sehr grosse Unterschiede. Die Kraft-
leistung eines Knochens ist eben nicht nach der Masse allein,
sondern ausserdem nach der Form ihrer Verwendung zu beur-
teilen. Die Tibia einer gelähmten Extremität wog 193, die der
nicht gelähmten Seite 281 gm.
Die Elasticitäts- und Festigkeitsverhältnisse des hyalinen
Knorpels gestatten nicht die Ausbildung langer, einem schwanken-
den Druck ausgesetzter Säulen. Auf diesen Umstand ist die Ge-
lenkbildung zurückzuführen. Ohne Knorpel oder ein mecha-
nisches Aeqnivalent derselben keine wahre Gclenkbilduug.
XIV. Jahrgang. 17
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258
Bacbkb, Elastieität ood Festigkeit der Knocken.
Die absolute Festigkeit der frischen, normal warmen mensch-
lichen Compacta im mittleren Alter schwankte zwischen 9,25 und
1241—^—: die rückwirkende zwischen 12,56 und 16,8. Die
’ □mm.
rückwirkende übertrifft also die absolute. Letztere steht der des
Messings nahe; erstere übertrifft die von Holz, Granit und Blei etwa
um das Doppelte. Austrocknung vermehrt, Krwärmung vermindert
die Festigkeit. Im Alter nimmt die absolute Festigkeit mehr ab als
die rückwirkende. Jene Abnahme der absoluten Festigkeit be-
dingt die grössere Brüchigkeit der Knochen älterer Personen gegen-
über einwirkenoen Biegungsgewalten.
Die frische Compacta des Kalbes besass 8,93 absolute, 12, 2ö
rückwirkende Festigkeit, die des Rindes 11,46 absolute, 13,31 rück-t
wirkende Festigkeit, die trockene des Hausschweins 7,3 absolute
11,73 rückwirkende Festigkeit, die trockene des Wildschweins 10,21)
absolute, 14,71 rückwirkende Festigkeit.
Frische Spongiosa eines menschlichen Lendenwirbels hatte 0,84,
des Oberschenkelknorpels 0,96 rückwirkende Festigkeit. Die trockne
Compacta des Schienbeins vom Rinde zeigte in einem Falle 17,91,
calcinirt 5,96, entkalkt 2,72 rückwirkende Festigkeit. Die absolute
des entkalkten betrug 1,51. Menschlicher Rippenknorpel hatte 1,57
rückwirkende, 0,17 absolute Festigkeit. Der Elasticitätsmod u I
K ‘MD.
des Knochenknorpels (nach Dehnungsversuchen) = 3,888 » der
des Rippenknorpels = 0,875.
Die zur Längsaxe des Knochens parallele Druckrichtung ergiebt
den höchsten Festigkeitsmodul. Die mit beiden Horizontalaxen
parallele, den Faserverlauf senkrecht treffende Druckrichtung giebt
niedrigere, aber unter sich nicht abweichende Werthe. Längere
Dauer einer Belastung wirkt einem höheren Gewicht gleich. —
Der Elasticitätsmodul der frischen warmen Compacta des Ober-
schenkelbeins eines 46jäbrigen Mannes war 1982 — 2099, des Schien-
beins = 1871 — 2041; des Oberschenkelbeins des Rindes = 2532
□mm.
Trocknung und Abkühlung erhöbt den Elasticitätsmodul.
Biegungen nach beiden Horizontalaxen oberflächlicher oder
tiefer gelegener Substanz verschiedener menschlicher Knochen zeigen
unter sich keine constanten Unterschiede. Der Elasticitätsmodul
des Knochens ist der doppelte des Holzes und % desjenigen des
Messings. Die Biegungen sind den Belastungen proportional bis
jenseits der Elasticitätsgrenze. Die Elasticitätsgrenze des na-
türlichen Zustandes wird erreicht durch eine Belastung, welche
zwischen dem 1. und 2. Viertel des Bruchgewichtes liegt. Auf den
Verlauf der elastischen Nachwirkung haben Erschütterungen
einon sehr bedeutenden Einfluss, sei cs in Bezug auf ihre vor
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lUrBBB, ElutieiUt und Fettigkeit der Knochen.
259
schreitende oder rückgängige Phase. Auf den Verlauf der elasti schon
Nachwirkung und den Eintritt des Rückstandes ist die Be-
lastung sdauer von grosser Wirkung. Langdauernde Belastung
gefährdet und stört die Integrität des Knochens bereits durch Ge-
wichte, die bei kurzer Einwirkung nicht einmal die Elasticitätsgrenze
überschreiten.
Der Festigkeitsmodul der Abscheerung (Schubfestigkeit) der
Compacta beträgt bei der zur Faser senkrechten Druckricbtung =
11,85, bei parallel der Faser laufender Druckrichtung dagegen nur
= 5,03. Da bei einem der Biegung unterworfenen Körper die
Schubspannung in der neutralen Axe ihren höchsten Werth er-
reicht, so würden Verschiebungen am Knochen entsprechend jener
Axe frühzeitig eintreten, wenn er nicht bohl wäre, so dass der
grössere Querschnitt Biegungen besser widerstehen kann. Auch von
dieser Seite ergiebt sieb also ein Nutzen der Bildung hohlcylin-
d rischer Knochenformen.
Die Torsi ousfestigkeit der Compacta betrug im Mittel aus
4 Versuchen 8, im höchsten Fall 9,307; die des Ripponknorpels 0,239.
Die Strebfestigkeit eines Parallelepipedes von 45 mm. Länge,
quadratischem Querschnitt von 3 mm. Seite, aus dem Oberschenkel-
bein eines 33jährigen Mannes, betrug im Mittel 108 kgm. ; die rück-
wirkende Festigkeit von Würfeln desselben Knochens, von 3 mm.
Kante, war 150 kgm. Die Stäbchen ertrugen also bei 15maliger
Länge gegen % weniger Gewicht als die Würfel. Vom ganzen
Oberschenkelbein der Katze wurde der Schenkelhals abgesprengt
mit 142,5 kgm. Das Mittelstück desselben Knochens, von 6 cm.
Länge, ertrug 260 kgm. Periost und Muskeln sind als „Führungen“
von günstigem Einfluss auf die Strebfestigkeit der Knochen.
Die Diaphyse des menschlichen Oberschenkelbeins zerreisst bei
einer Zugbelastung von 5607 kgm. Derselbe Knochen, als regel-
mässiger gerader Uohlcylinder gedacht, von 45 cm. Länge, 14 mm.
äusserem und 6 mm. innerem Halbmesser, würde bei Ausschluss
seitlicher Biegung zerdrückt durch 7787 kgm.; sind seitliche Bie-
gungen möglich (Beanspruchung auf Strebfestigkeit), durch etwa %
dieses Werthes. Derselbe Knochen, horizontal gelagert, zur Hälfte
befestigt, 20 cm. frei vorragend, bricht durch eine das freie Ende
ergreifende Belattung von 383 kgm.
Der wirkliche Röhrenknochen unterscheidet sich von dem eben
benützten schematischen in Hinsicht der Krümmungen seiner Längen-
axe und hinsichtlich der Querschnittsänderungen in verschiedenen
"Höhen. Die Aufblätterung und der Substauzverbrauch überwiegt in
der Regel an einem Ende. Der Form und Leistung nach ergiebt
sieb hieraus eine Annäherung an Körper von gleicher Streb-
oder Zerknickungsfestigkeit, in welchen ein sogenannter ge-
fährlicher Querschnitt nicht besteht. Ein gelährlicher Querschnitt
17*
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260 En.ENBCBQ & Limdois, tbermiacbe Wirkungen der Grosahirerinde.
wird aber an mehreren Knochen hervorgebracht durch die bekannten
Krümmungen der Längenaxe, die als Rankenlinie (Wirbelsäule) oder
Abschnitte einer solchen (Tibia u. s. w.) aufgefasst werden können.
Die „Bruchsicherheit“ ist immerhin sehr beträchtlich, wie nur
selten bei Maschinen, dies ergiebt das Verhältniss des Körperge-
wichtes zur Strebfestigkeit und zur einfachen rückwirkenden Festig-
keit der Knochen.
Das häufige Vorkommen elliptischer und dreiseitiger
Querschnittsformen an Röhrenknochen ist nicht zufällig, sondern be-
gründbar. Ihre Verwendung beruht auf Materialablagerung am
günstigsten Platze und lässt sich zurückführen auf den überwiegenden
Einfluss der zur Druckrichtung parallelen Dimension (= Dicke) auf
die Biegungsfestigkeit. Ist dagegen die kleinere Dimension parallel
zur Biegungsebeuo gestellt, so liegen entweder mehrere Knochen
nebeneinander, oder eine stärkere Federung ist die unmittelbare
Folge.
Heber thermische, von den Grosshirnhemisphären ausgehende
Einflüsse (vasomotorische Apparate der Grosshirnrinde).
Vorläufige Mittheilung von Prof. Ur. Eulenburg und Prof. Dr. Laudols in
Greifswald.
Die im Folgenden referirten Versuche wurden insgesammt an
Hunden angestellt, und zwar sind besonders jüngere Tbiere zu den-
selben geeignet. Die Temperaturbestimmungen wurden, soweit es
sich um Ermittelungen während der Operation und unmittelbar nach
derselben handelte, grösstentheils auf thermoelectrischem Wege vor-
genommen, mittelst eines MElSSNEB-MEYEHSTEiti’schen Electrogal-
vanometers, welches nicht nur vermöge seiner Empfindlichkeit die
Wahrnehmung selbst minimaler Temperaturdifferenzen ermöglicht,
sondern auch, wegen der prompten Einstellung des Magneteu, den
Temperaturveränderungen in den Geweben bei noch so schnellem
Wechsel derselben mit wahrhaft graphischer Genauigkeit zu folgen
gestattet. Als thermoelectrische Elemente dienten zwei gefirnisste
DuTKOCHET’sche Nadeln; dieselben wurden behufs vergleichender
Messungen unter die Haut beider Vorder- oder beider Hinterpfoten
eingelührt, oder es wurde auch nur die eine Nadel unter die Haut
eingeführt, wahrend die andere einer constanten Wärmequelle aus-
gesetzt blieb. — Die weiteren Temperaturbestimmungen bei den
längere Zeit hindurch beobachteten Tbieren wurden durch tbermo-
metrische Messung an den betreffenden Extremitäten gewonnen.
ln denjenigen Versuchen, wobei eine sofortige functionelle Ver-
nichtung einzelner Abschnitte der Rindenoberfläche beabsichtigt war,
wurden die (meist tief chloroformirten) Thiere trepanirt, das Schädel-
dach uöthiguufalls mit der Hublineisselzauge weiter eröffnet, die Ge-
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Eclssbcro & Ijahdoi», thermisch« Wirkungen der Großhirnrinde. 261
hirnobcrflächo blossgelegt und mit rothglühonden Kupferdrathen in
einer Tiefe von 1 — 1 % mm. zerstört. Wo es sich dagegen zunächst
uro eine locaiisirte Reizung einzelner Rindenbezirke handelte, wurden
die Thiere zum Theil nach blossgeiegter Gehirnoberfläche durch
Infusion in eine Halsvene curarisirt, tracheotomirt, und der künst-
lichen Respiration unterworfen ; die Reizung wurde durch lnductions-
ströme bewirkt, zwei feine Platindräbte dienten als Electroden. Zum
Theil wurde auch statt der Trepanation das Schädeldach nur mittelst
Pfriemen an zwei benachbarten Stellen in Form feiner Spaltöffnungen
perforirt, durch welche die beiden Zuleitungsdrähte bis auf die Ge-
birnoberfiäche hindurchgeführt wurden. In einzelnen Fällen wurde
auch der Effect der Reizung an nicht curarisirten Thieren vergleichs-
weise geprüft. — Die Gehirne der Versucbsthiere kamen sowohl vor
wie nach dem Erhärten (in Alcohol) zur Untersuchung.
Die wesentlichen Resultate waren folgende:
1) Zerstörung gewisser, der Scheitelregion entsprechender
Rindenbezirke des Vorderhirns beim Hunde bewirkt sofort eine
beträchtliche Steigerung der Temperatur in beiden
contralateralen Extremitäten. Die Temperaturzunahme tritt
unmittelbar nach gelungener Zerstörung der betreffenden Rinden-
oberfläche ein, oft noch vor dem Erwachen der Thiere aus der
Chloroformnarcose, vor Ausführung irgendwelcher spontanen Bewe-
gungen. Die Zunahme kann unmittelbar nach der Operation 5 — 7° C.
betragen, in anderen Fällen nur 1% — 2°; auch ist dieselbe bald im
Vorderbein, bald im Hinterbein mehr ausgesprochen, was offenbar
von Lage und Umfang der zerstörten Rindenoberfläche, sowie von
der mehr oder minder gleich mässigen Intensität der Zerstörung ab- '
hängt. (Bei entsprechend beschränktem Umfange der letzteren kann
sogar, durch die begleitende Reizung angrenzender Rindenbezirke,
neben der Erwärmung des Vorderbeins eine geringe Abkühlung des
entsprechenden Hinterbeins, und vice versa, vorübergehend be-
stehen).
2) Der in Betracht kommende Rindenabschnitt wird jederseits
nach vorn ziemlich genau begrenzt durch den Sulcus cruciatus ; er
umfasst besonders den hinteren und seitlichen Theil der zu einem
hakenförmigen Gyrus vereinigten Windungen, welche der vorderen
Centralwindnng des Menschen- und Afiengebirns zu entsprechen
scheinen (vierte Urwindung; Gyrus postfrontalis, nach Owen). Die
thermisch wirksamen Bezirke für Vorder- und Hinterbein sind räum-
lich von einander trennbar; der Bezirk für das Vorderbein liegt
etwas mehr nach vorn und nach aussen, unmittelbar dem lateralen
Ende des Sulcus cruciatus benachbart. Zerstörung des supersyl-
vischen Gyrus oder anderer, noch weiter nach aussen und hinten
gelegener Rindenabscbnitte ist bei genügender Isolirung thermisch
unwirksam.
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262 EulknbDBQ & Lahdois, thermische Wirkuugen der Grosshirnrinde.
3) In den erfolgreichen Fällen werden in der Regel alsbald
nach dem Erwachen der Thiere aus der Cbloroformnarcose Störungen
der Motilität und des Muskelbewusstseins in den contralateralen Ex-
tremitäten beobachtet, je nachdem die von Hitzig und Fkitsch
nachgewiesenen motorischen Bezirke für Vorder- und Hinterbein mehr
oder weniger in Mitleidenschaft gezogen sind. Gewöhnlich zeigt
sich nach der Operation etwas erschwerte Fortbewegung durch
unsicheres oder unzweckmässiges Aufsetzen der betheiligten Glied-
maassen, zuweilen auch Neigung zum Fallen nach der, der Ver-
letzung gegenüberliegenden Seite durch Ausrutschen der Pfote u. s. w.
— ein Zeichen, dass die thermisch wirksamen Abschnitte der Ge-
hirnoberfläche in der Nachbarschaft der correspondirenden moto-
rischen Rinden bezirke gelegen sein müssen.
4) Die Ternperaturzunahme ist fast in allen Fällen noch längere
Zeit nach der Verletzung deutlich ausgesprochen, wenn auch mit
erheblichen graduellen Schwankungen. Zuweilen ist dieselbe noch
am Ende der dritten Woche nachweisbar und fast so stark wie un-
mittelbar nach der Operation. In der Regel kommt dagegen schon
vom zweiten oder dritten Tage ab eine allmähliche Ausgleichung zu
Stande, ja es kann sogar vorübergehend eine kleine Differenz im
entgegengesetzten Sinne eintreten. — Die begleitenden Störungen
der Motilität und des Muskelbewusstseins sind gewöhnlich in den
nächstfolgenden Tagen noch ebenfalls, wenn auch minder deutlich,
bemerkbar.
5) Localisirte electrische Reizung der erwähnten Rindenbezirke
bewirkt, wenn dieselbe mit hinreichend schwachen Strömen ausge-
führt wird, eine auf thermoelectriscbem Wege nachweisbare, geringe
und vorübergehende Abkühlung (um 0,2 — 0,6° C.) in den contra-
lateralen Extremitäten. Diese Temperaturverminderung kann sowohl
an curarisirten, wie an nicht curarisirten Thieren zur Erscheinung
kommen. Wird die Reizung mit stärkeren Strömen ausgeführt oder
längere Zeit unterhalten, so ist eine constante Temperaturabnahme
nicht zu erzielen; an die Stelle derselben treten entweder unregel-
mässige Oscillationen der Scala, oder es kommt sogar zu einer ge-
ringen Temperatursteigerung, welche je nach Umständen die Reizuug
selbst um kürzere oder längere Zeit überdauert. — Reizung anderer,
mehr nach vorn oder nach hinten und aussen gelegenen Abschnitte
der Rindenoberöäche ist bei Anwendung schwacher Ströme und ge-
nügender Isolirung thermisch erfolglos.
6) Reizung oder Zerstörung des Lumbalmarks, sowie auch der
peripherischen Nervenstämme (Ischiadicus) hat, wenn dieselbe längere
Zeit nach Zerstörung der erwähnten Rindenbezirke und nach ge-
schehener Temperaturausgleicbung vorgenommen wird, noch die ge-
wöhnlichen thermischen Veränderungen in den Hinterextremitäten
zur Folge.
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Mbbiel; Lonowobth, Taitzellen und Endzeilen der Conjunctiv» 263
Was die Deutung dieser Erscheinungen anbelangt, so versparen
wir eine eingehende Erörterung derselben, im Zusammenhänge mit
anderweitigen Befunden, auf den Schluss einer grösseren Arbeit,
welche die thermischen Wirkungen verschiedenartiger Eingriffe am
Nervenapparate zum Gegenstände hat und deren erste Abtheilung
in Vibchow’s Archiv demnächst publicirt werden wird. Hier sei
einstweilen nur bemerkt, dass es sich nach unserer, mit bekannten
anatomischen und physiologischen Thatsachen wohl vereinbaren An-
schauung um vasomotorische, in der Rindenoberfläche selbst
belegene Apparate handelt, von denen anzunehmen ist, dass sie
zum Theil centrale Endigungen der im Pedunculus cerebri
verlaufenden Gefässnerven darstellen — und welche vielleicht
einerseits der Uebertragung psychischer Einflüsse auf die vasomo-
torischen Bahnen, andererseits auch dem Bewusstwerden localer
Temperatur- und Circulationsveränderuugen, durch Vermittelung asso-
ciatorischer Rindensysteme, zu dienen bestimmt sind.
F. Merkel, Tastzellen und Tastkörperchen bei den Hausthieren
und beim Menschen. Arcb. f. micr. Aust xi. s. 636.
L. R. Longworth, Ueber die Endzeilen der Conjunctiva. (Au«
dem austom. Institute zu Straiaburg). Ebenda 8. 653.
Die Ursache, weshalb bisher so wenig sichere Resultate über
die Endigung der Hautnerven gewonnen wurden, findet M. in der
ungünstigen Auswahl der bisherigen Untersuchungsobjecte (Mensch,
Kaninchen). Sehr viel leichter sind die typischen anatomischen
Verhältnisse bei den Schwimmvögeln (Ente, Gans) zu ermitteln;
später gelang dann auch die Auffindung analoger Verhältnisse bei
den Säugetbieren.
Die Resultate M.’s lassen sich folgendermaassen zusammenfassen :
Die einfachste Form der tastempfindenden Organe sind blasenförmige
Zellen mit hellem Kerne, in deren Protoplasma sich eine marklose
Nervenfaser einsenkt (Tastzellen M.). Sie stellen terminale Ganglien-
zellen dar, die jedoch nicht identisch sind mit den bisher (z. B. von
Langerhans, Cbl. 1868, No. 52) beschriebenen terminalen Ganglien.
Diese Tastzellen können sich 2 und 2 zusammenlagern, indem sie
sich mit ihren Breitseiten aneinanderlegen und von einer gemein-
samen faserigen Bindegewebshülle umgeben sind („Zwillingstastzellen“
M. ). Auch sie werden von einer einzigen Nervenfaser versorgt,
welche zwischen die beiden Zellen eindringt und sich in ihnen ver-
liert. Wenn sich mehr als 2 Tastzellen in einer Kapsel vereinigt
finden, ist ein „einfaches Tastkörperchen (M.)“ zu Stande ge-
kommen. Auch dieses wird nur von einer einzigen dunkelrandigen
Nervenfaser versorgt, welche beim Eintritt in das Körperchen die
Markscheide ab wirft und dann an jede Zelle ein zweites Aestchen
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264 Mbhiki. ; Lokowobtb, T*«t*ell»n no<1 Endiellen der Conjunctiva.
abgiebt. Treten mehrere solcher einfacher Tastkörperchen in engere
Verbindung, so entsteht ein „zusammengesetztes Tastkörperchen“ (M.),
welches nun natürlich so viele Nervenfasern enthält, als einfache
Tastkörperchen in ihm enthalten sind.
Es ist also eine Reihe von principiell durchaus gleichwertigen
Organen in der Haut vorhanden, welche sich jedoch in ihrer Grup-
pirung sowohl gegenseitig als auch in Bezug auf andere Gewebs-
theile, aus denen sich die Haut auf baut, verschieden verhalton
können. — Neben dieser Kategorie existirt in der Haut jedoch noch
eine zweite, von der ersteren durchaus verschiedene Gruppe von
Nervenendigungen. Die freien Endigungen (Endkolben und Vater’-
schen Körperchen), die M. in einer späteren Abhandlung zu be-
sprechen sich vorbehält.
Aus dem Detail der vorliegenden M.’schen Abhandlung ist her-
vorzuheben, dass die Tastzellen bei den Vögeln in der Cutis, jedoch
nicht weit von der Basis des Epithels gelegen sind. Bei der Ente
und Gans stehen sie au Grösse den Zellen der Spinalganglien nicht
nach, mit denen sie überhaupt die grösste Analogie zeigen. Die
Stellen, an denen sie am leichtesten und reichlichsten nachzuweisen
sind, sind die Wachshaut des Schnabels und die Zunge. Besonders
in der letzteren sind die deutlichsten Uebergänge von den kleinsten
einfachen Tastzellen bis zu den zusammengesetzten Tastkörperchen
nachzuweisen. Bei der Taube ist nicht selten zu beobachten, dass
die Tastzellen aus der Cutis sich erhebend in das Epithel vorrücken.
Sie ragen dann entweder nur zur Hälfte ihres Körpers in das Stratum
mucosum hinein oder befinden sich ganz in demselben, von den
Epithelzellen so vollkommen umschlossen, dass nur noch ein schmaler
Stiel, nämlich der eintretende Nerv, die Verbindung mit der Cutis
aufrecht erhält. Dieses Verhältnis bildet den Ueberg&ng zu dem
Vorkommen der Tastzellen bei den Säugethieren. Im Schweinsrüssel
liegen die Tastzellen durchweg in der Epidermis. In den Tasthaaren
liegen die Tastzellen im Epithel der Wurzelscheide. Auch überall
sonst, an der Lippe, den Augenlidern, der Vola manua, der Planta
pedis, an den Ohren, am Schwänze u. s. w. liegen die Tastzellen
stets in der Epidermis. Beim Menschen findet wieder eine theil-
weise Rückkehr zum Typus der Vögel statt, indem hier die aus
Tastzellen zusammengesetzten Tastkörperchen wieder in der Cutis
gelegen sind und auch die einzelnen Tastzellen sowohl in der Epi-
dermis wie in der Cutis liegen können.
In ausführlicher Darstellung weist M. die Vorstellung zurück,
als ob seine Tastzelien mit den von Langkrhans entdeckten stern-
förmigen Zellen in der Epidermis identisch wären. Die Tastzellen
sind niemals sternförmig. Die Zellen von Langerhans betrachtet
M. mit Palladino als theils pigmentirte, theils unpigmentirte in das
Epithel eingedrungene Bindegewebskörpercben.
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Htizinoa; Winoghadopf, salzfreies Eiweins.
265
Id der Arbeit seines Schülers L., welcher er einen eigenen
Zusatz beifügte, revocirt Wai,i>kyeb zunächst die von ihm neulich
(Handbuch der gesaromten Augenheilkunde I) aufgestellte Behaup-
tung, dass in der menschlichen Conjunctiva die von Kkause be-
schriebenen Endkolben nicht existiren. (Vergl. Ponckt, Referat in einer
nächsten No.). L. knüpft hieran verschiedene Details über die Structur
der Endkolben in der Conjunctiva der Säugethiere und des Menschen.
Bei den ersteren sind die Endkolben oval und gleichen ganz kleinen
PäCtSi’schen Körpereben. Bei den rundlichen End kolben des
Menschen hingegen ist die ganze Masse des sogen. Innenkolbens aus
eng an einander gelagerten kernhaltigen Zellen zusammengesetzt,
ganz wie nach der obigen Darstellung M.’s die Tastkörperchen. Die
Endkolben des Menschen würden daher Tastkörperchen, die der
Säugethiere PAClNi’schen Körperchen entsprechen. Boll (Rom).
D. Hulzinga, Zar Darstellung des dialysirten Eiweiss. Pn-flo«»'»
Arcb. XI. 8. 398
A. Winogradoff, L eber Darstellung und Eigenschaften salzfreier
Eiweisslösungen. Da«, s. eos.
H- beschreibt zunächst eine neue Vorrichtung für dialytiacbo
Versuche. Man schneidet aus einer Hartgummiplatte von 5 mm.
Dicke oblonge Rahmen von circa 1 cm. Breite und beklebt diese
aut beiden Seiten mit Pergamentpapier (mit Ausnahme des oberen
Randes.) Zur Befestigung dient sog. Chromatleim, welcher durch
Einwirkung des Tageslichtes unlöslich wird (10 Grms. Gelatine,
50 Wasser, 0,5 Grm. Kali bichromic.) Man erhält so sehr flache
Behälter (Cuvetten), die oben offen sind. Nach der Anfertigung
wird der Apparat einige Stunden dem Tageslicht ausgesetzt, dann
durch Eingiessen von Wasser auf seine Dichtigkeit geprüft und
schliesslich durch Einlegen in Wasser das überschüssige ebromaaure
Kali entfernt. Will man den Apparat zur Dialyse brauchen, so
giesst man die Auflösung oder die sonst zu dialysirende Flüssigkeit
hinein und hängt den Apparat frei im Wasser auf. Eine weitere
Verbesserung von H. besteht darin, dass er einen eontinuirlichen
Wasserstrom durch dass äussere GefÜss leitet und zwar mit Hülfe
einer selbsttbätigen , im Original nachzusehenden Hebervorrichtung.
Eiweisslösungen, in diesem Apparat dialysirt, zeigten nach Verlauf
von 48 Stunden die Eigenschaften der SCHMiDT’scben salzfreien
Eiweisslösungen, allein sie waren nicht vollständig aschefrei; das
Albumin hinterliess 0,35 — 0,58% *n Wasser unlösliche Asche. Bei
Zusatz sehr verdünnter Essigsäure erlangte diese Eiweisslösung ihre
Coaguiirbarkeit durch Erhitzung wieder. Die Grösse des hierzu er-
forderten Zusatzes Bteht in keinem directen Verhältniss zur Menge
des Eiweiss. Zusatz von mehr Essigsäure hebt die Coaguiirbarkeit
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266 Cohn ii, ; Hhschi.; Ji'ROKNi, Amvloidreaction.
durch Erhitzen wieder auf. — Das durch Dialyse gereinigte Eiweiss
zeigt einen deutlich süssen Geschmack. Verfasser empfiehlt schliess-
lich Cbrornatleim mit Glycerinzusatz zum Einschliessen mikrosko-
pischer Präparate (10 Grins. Gelatine, 100 Wasser, 10 Cc. Glycerin,
1 Grm. Grm. Kali bichromic). —
Die unabhängig von H. im Laboratorium des Ref. gemachten
Beobachtungen Winogbadoff’s zeigen in manchen Punkten eine
beraerkenswerthe Uebereinstimmung mit denen H’s. Es kamen hier
die gewöhnlichen Diffusionsapparate zur Verwendung, jedoch z. Th.
auch die Dialyse in strömendem Wasser. Auch in diesen Versuchen
zeigten die durch Dialyse gereinigten Eiweisslösungen das von
Schmidt angegebene Verhalten, aber sie waren nicht aschenfrei.
Durch Essigsäurezusatz und Erhitzen zum Kochen konnte sämrat-
liches Albumin aus der Lösung abgeschieden werden. Auch im
besten Fall betrug der Aschengehalt auf trockenes Albumin bezogen
immer noch 1,32 — 1,29—0,81%, Werthe, die allerdings etwas höher
sind, als die von HuiZlNGA. Der Aschengehalt ist stets einerseits
im Coagulum, andrerseits im Filtrat desselben bestimmt, natürlich
decken sich diese Bestimmungen nicht vollständig mit den Bezeich
nungen „lösliche“ und „unlösliche“ Balze, da auch sogenannte un-
lösliche Salze beim Coaguliren von Eiweiss ins Filtrat übergehen.
Regelmässig diffundirt ein beträchtlicher Tbeil des Eiweiss; in einem
Fall sogar % desselben, so dass nur V4 in der inneren Zelle blieb.
Das angewendete Papier war meistens das von Schmidt eingeführte
uneigentlich Pergamentpapier benannte. Gewöhnliches deutsches
Pergamentpapier zeigte sich ebenso wirksam. e. Salkowaki.
V. Cornil, Note sur la dfigenöresceiico amyioide des Organes
ötndiöe au moyen de rßactifs nouveaux. Arch. de piiys. etc. ims.
67I-6S9.
Hesckl, 1) Eine hübsche it vista-Reaction auf amyloid dege-
nerirte Gewebe. Wiener mcd. wochonsdir. i87B. No. 32. 2) Nachweis
aniyloider Degeneration in der Uerzmuscnlatnr. Daselbst 1876
No. 2.
R. Jürgens, Eine neue Reaction auf Amyloidkörper. Vibcho*’«
Arob. LXV. S. 18».
Die genannten Autoren haben unabhängig von einander ein
neues Reagens auf amyloid degenerirte Körpertheilc gefunden,
welches sowohl an frischen wie gehärteten Präparaten anwendbar
ist und sich vor dem seither gebrauchten Jod durch seino Schärfe
und Dauerhaftigkeit in Glycerin, FAKKANT’sche Lösung (H.) aus-
zeichnet. Die amyloiden Theiie färben sich schön roth, nicht amyioide
blau. H. benutzt die violette Schreibtinte von Leonuabdi in Dresden,
C. und J. reines Metbylanilin.
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Cornil; Hesciil; Jcrokns, Amyloidreaction.
267
C. macht einige genauere Angaben über amyloide Degeneration
der Nieren, Leber und Milz. In der Niere degeneriren zuerst die
Schlingen der Glomeruli, dann die grösseren Arterien, von diesen
zuerst die Intima mit Ausschluss der Endothelien. Ausser den Ge-
fässwandungen fand C. Degeneration des Bindegewebes und der
Tunica propria, nicht der Bindegewebs- und Epithelzellen und der
Gallertcylinder. In 3 Lebern waren nur Gefässe und zwar entweder
Capillaren allein oder auch Lebervene und Pfortader, nicht die Zellen
entartet; in der Sagomilz die ZelleD, das Reticulura und die Capillar-
wandungen der Follikel, nicht immer die Arterienwandung; in der
Schiokeumilz die Venenwandungen und zum Theil das Reticulum
sowie farblose Zellen der Pulpa.
H. hat in der Herzwand ausser Amyloid der Gofässwandungeu
und des Bindegewebes, welches ähnlich wie die Fettdegeneration
beerdweise vertheilt war, eine zwischen den Primitivbündeln vorhan-
dene amyloide Zwiscbensubstanz gefunden, welche zarte, etwas lose,
oft unvollständige und verschieden dicke Hüllen um die unversehrten
Muskelfasern bildete und in welcher keine Spur von Kernen zu
seben war. An der Skelettmusculatur fehlte jede Veränderung. H.
meint, dass, da der Herzmusculatur ein Sarcolemma fehlt, die
amyloiden Hüllen der Muskelbündel nicht auf der gleichnamigen Ent-
artung von Sarcolemma, sondern auf einer Neubildung und zwar,
wie der Mangel aller Textur zeigt, auf Neubildung von nichtzelligem,
sondern exsudativem Ursprünge (Gefässe? Muskelbündel?) beruhen
müsse, eine Ansicht, die er schon längst auch für die gleiche Dege-
neration der Leber gehabt hat.
J. theilt gleichfalls einige besondere Beobachtungen mit, von
denen in Bezug auf die chemische Beschaffenheit der Amyloidsub-
stanz diejenige wichtig ist, dass rohe Stärke sich nicht, gekochte und
Cellulosemembranen sich blau färbten. Prostataconcretionen sowie
Corpora amyloidea aus einer emphysematosen Lunge gaben zum
Theil nur partielle Aroyloidreaction, rothes Centrum und blaue Rand-
schiebt, die oft allmählich in Roth überging. Am Herzen hat J.
nicht nur die Gefässe und theilweise auch die Musculatur, sondern
auch die thrombotischen Auflagerungen auf einer entzündeten Mitral-
klappe partiell amyloid entartet gefunden, letztere so, dass mau
deutlich einen allmählichen Uebergang von der blauen in die rothe
Farbe erkennen konnte. Bei der Gefässentartung tritt nach J. das
Amyloid immer zuerst in der Media auf; an den Nieren waren ausser
den Gelässen auch die Tunicae propriae und die Epithelzellen ent-
artet, und endlich fanden sich auch amyloide Cylinder. Letztere
beiden konnten in 2 Fällen schon 14 Tage vor dem Tode im Harn
nachgewiesen werden. Ortb.
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268
Hahnack, Fli‘>genpilzslk*lnide.
E. Harnack, Untersuchungen über Fliegenpilz- Alkaloide. Arcb.
f. exp. Pstb. etc. IV. 8- 168.
Nach Entdeckung des Muscaritis (Cbl. 1861', 725) machte
Schmikdkbekg die Erfahrung, dass bei Darstellung desselben aus
Fliegenschwämmen nicht ein chemisch einheitlicher Körper, sondern
dass neben dem Muscarin ein diesem in physikalischer Hinsicht sehr
ähnliches aber unwirksames Alkaloid gewonnen wird und dass wahr-
scheinlich noch weitere ähnliche Basen in dem rohen „Muscarin“
vorhanden sind. Von dieser Erfahrung ausgehend beschäftigt sich
die vorstehende Arbeit besonders mit den chemischen Eigenschaften
der Fliegenschwammalkaloide. Die Trennung der neuen Base, für
die Vf. den Namen Ara an itin wieder einfuhrt, vom Muscarin, geschah
am einfachsten in folgender Weise. Die in dem Fliegenpilzextract
enthaltenen Basen wurden in salzsaure .Salze übergeführt und aus
krystallisirt. Darauf wurden die Krystalle auf Fliesspapier gebracht.
Das reiDe salzsaure Muscarin, als das leichter zerfliessliche, zieht in
das Papier ein, während die Krystalle des Amanitinsalzes erhalten
bleiben. Das letztere wird nun durch mehrfache Wiederholung
dieses einfachen Verfahrens in reinem Zustande gewonnen. Um
jedoch auch das Muscarin rein zu gewinnen, wurden die salzsauren
Basen durch tioldchlorid in Oolddoppelsalze übergeführt. Die
Trennung geschieht dann auf Grund der leichteren Löslichkeit des
Muscarindoppelsalzes in Wasser. Aus dem Salz wurde das Muscarin
in bekannter Weise rein gewonnenen. Es bildet unregelmässige sehr
zerfliessliche Krystalle, giebt mit COt ein alkalisch reagirendes, mit
stärkeren Säuren neutrale Salze und verhält sich überhaupt ganz
ähnlich wie das alte unter dem Namen Muscarin cursirende Gemenge,
da das Am an itin in seinen chemischen Eigenschaften dem Muscarin
sehr nahe steht. — Zur analytischen Untersuchung wurde wegen
der leichten Zerfliesslichkeit des freien Mtiscarins und seiner ein-
fachen Salze ebenfalls das salzsaure Muscarin-Goldchlorid benutzt-
Die für dasselbe gefundene Formel lautet: CsHuNO„Cl -+- AuCljj
möglicher Weise muss die Zahl der H-Atome noch etwas reducirt
werden. Das Muscarin hat danach eine sehr einfache und der des
Oxyneurin ähnliche Formel.
In ph&rmacolugischer Hinsicht bemerkt Vf., dass das sonst
sehr wirksame Extract getrockneter Schwämme auf atropinisirte
Tbiere keinerlei toxische Wirkung mehr ausübt. Es ist demnach iu
diesem Extract wie es scheint von giftigen Substanzen nur das Mus-
carin vorhanden. Von der Chlorverbindung dieses Alkaloids ge-
nügten übrigens 7*o — V*o mgm. (= Vao — */« fre‘en Muscarins), um
ein Froscbherz in diastolischen Stillstand zu versetzen. Für die
Fliegen ist übrigens das Muscarin unschädlich, ebenso das Extract
getrockneter Schwämme. Das für die Fliegen verderbliche Gift ist
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Nickihi.
269
demoacb nur in den irischen Schwämmen enthalten und geht beim
Trocknen in irgend einer Weise verloren.
Genau nach derselben Methode wie für das Muscarin wurde
such für das Amanitin aus der Analyse des Golddoppelsalzes die
Formel: C6HuNOC1 + AuCls gefuuden, wobei bezüglich der H-
Atome die oben gemachte Reservation hier zu wiederholen ist.
Die empirische Formel des Muscarins stimmt genau überein
mit der des Betains oder Oxyneurins; doch ist jede Indentität von
vorn herein ausgeschlossen, da das Betain unschädlich ist und neutral
resgirt, das Muscarin dagegen giftig und stark alkalisch ist. — Die
Formel des Amanitins stimmt genau überein mit der des Cholins
and nach dem Vf. sind beide Körper in der That identisch, da sie
beim Erhitzen dieselben Zersetzungsproducte (Trimethylamin, eine
flüchtige O-haltige Base u. A.) liefern. (Wegen Begründung dieser
Behauptung muss auf das Original verwiesen werden). Danach
würde das Amauitin als Trimethyloxäthylammoniumoxydhydrat auf-
|=lCH»)s
tnfassen und seine Formel zu schreiben sein N { — Cjt^HO. Mit
1 — HO
dieser Annahme stimmen jedoch dieOxydationsversuche des Vf. nicht gut
überein. DasCholin geht durch Oxydationsmittel in das um einO reichere
Betain oder Oxyneurin über; wurde nun reines Amanitin mit über-
mangansaurem Kali oder Chromsäure behandelt, so fand in manchen
Fällen eine theilweise Umwandlung in Muscarin statt (durch die
physiologische Reaction festgestellt); iu vielen Fällen freilich trat
dieses Resultat nicht ein und stets blieb diese Umwandlung auf einen
kleinen Thei) beschränkt. Eine befriedigende Aufklärung bleibt
einer späteren Arbeit Vorbehalten.
Aus dem rohen Muscariu erhält man durch Behandeln mit Jod-
wasserstoff und Entfernen des Jods durch kohlensaures Silber noch
einen unwirksamen, neutralen Körper, der sich fast wie eine Base
verhält und als dessen Formel: CeH,sNOs, C1H, AuCls ermittelt
warde. Er würde also wohl als höher oxydirt, allerdings auch C-
reicher, in dieselbe Reihe gehören wie Amanitin und Muscarin.
Schiffer.
E. Keitmann, Untersuchungen über die Entwickelung der
KpermatOZOiden. Arcb. f. micr. Auat. XI. S. 292.
1. Die Entwickelungsvorgänge bei Raua temporaria. — (Vgl. Cbl.
1868, No. 24). Mit Rücksicht auf die inzwischen durch v. Ebmbk em S&ugethier-
boden geschaffene Terminologie (Cbl. 1871, 342) führt N. nunmehr für die schon
trüber ausführlich beschriebenen Zeilen mit länglichen ovalen Kernen, aus denen
die Samenfäden hervorgehen, die Bezeichnung der Spermatoblasten ein. 8peciell
verwahrt N. seine Beobachtungen gegen die ihm neuerdings von v. la Vai.kttk
3r. Utosoz (Cbl. 1874, No. 66) gemachte Unterstellung, als ob seine von denen
des letztgenannten Forschers so sehr abweichenden Resultate in der Anwendung
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270 TiRcnANorp. Wrisik.
entstellender Rzzgenticn begründet wären. Nach N. möchte der Grand
Differenzen vielmehr in der Wahl einer verschiedenen Jahreszeit za suchen sein.
2. Die Entw ickelnngs Vorgänge bei der Ratte. — (Chi. 1872, No. 56).
N. schliesst sich im Allgemeinen an die von v. Ebrkb (Chi. 1871, 342) gegebeue
Darstellung an, welche er gegenüber den von Mrbrrl und Bkrtoli gemachten Ein*
wänden iu Schutz nimmt (Cbl. 1871, No. 35; 1872, No. 17 und 63). Principiell
übereinstimmend mit den Kntwickelungsvorgäugen im Hoden der Ratte fand N. die
Spermatoblastenbildung beim Hunde und Kaninchen. Wenn neuerdings v. Mihal-
kovics (Cbl. 1874, No. 39) diese Verhältnisse derartig erkennen konnte, dass er
sowohl das Keimuetz v. Ehnrbs wie die 8tiitzaellen Srrtoli’s und Mkrkki.'s für
Kunstproducte erklären zu müssen glaubt, so erklärt sich dies vielleicht aas der
geringen Entwickelung, welche das Keimnetz und die Spennatohlasteu gerade in
den von v. M. vorzugsweise untersuchten Hoden des Katers und des Ebers zeigen.
3. Das Epithel des Nebenhodens. — N. macht auf bisher unbekaunte
Aehnlicbkeiteo und Uebereinstimmungeu aufmerksam, welche das Epithel des Neben-
hodens als eiue Modification des Epithels der eigentlichen secernirenden Hoden-
schlauche erscheinen lassen. Boll (Rom).
J. Tarchanoff, Des pretendus cannnx qui feraient communi-
quer les vaisseaux sauguins et lyniphatiques (Travail du
laboratoire d’histologie du College du France). Archive« de
Physich normale etc. 1875. 9. 281.
T. versucht die früher schon oft und in neuerer Zeit besonders von J. Askoi.d
behauptete Existena präformirter Verbindungswege zwischen den Blnteapiliaren and
Lyinpbcap illareu durch eine Specialuntorsucbung zu widerlegen. Zunächst macht
er darauf aufmerksam, dass die Theorie auf zwei Voraussetzungen beruht, nämlich
erstens, dass die Stomata der Blutgefässe als normale Bildungen existiren, und
zweitens, dass die Zellen des Bindegewebes durchgängige plasmatische Höhlungen
darsteilen. Die Richtigkeit dieser beiden Voraussetaungeu ist aber mehr als
sweifelbaft.
Die directe Wiederholung von Ahrold’ö Versnoben (Cbl. 1875, 382) bat T.
gana entgegengesetzte Resultate ergeben, lnjection von Berlinerblau in die
Sebenkelarterie eines Frosches, dem dnreh Unterbindung der V. femoralis eine
mehrtägige venöse Stase erzeugt war, lässt zwar in der Schwimmhaut allenthalben
Injectionsmasse ans den Blutgefässen austreten. Ancb bildet diese aasgetretene
Injectionsmasse nicht selten netzförmige Figuren, wie Arnold beschrieben bat
Diese beruhen jedoch einzig and allein auf der Anwesenheit von Blutextravasaten,
zwischen deren einzelnen Blutkörperchen die Injectionsmasse sich vertheilt und so
eiue netzförmige Anordnung zeigt. Eine lnjection der sternförmigen Pigmentzellen 1
findet niemals statt. Boll (Kob).
H. Weiske, Xanthin and Harnsäure im Harn eines kranken
Mckafbockes. Zeitscbr. 1. Biol. XI. S. 254.
Der Harn stammte von einem an Leukämie leidenden Schaf bock: er reagirte I
stark sauer, war lehmig trübe. Das Sediment gab nicht, wie erwartet wurde, I
Harnsäurereaction, sondern die Reaction der Xanthiukörper mit Salpetersäure und
Kalilauge; das 8ediment löste sieb ferner nicht nur in Kalilauge, sondern aueh in
Ammoniak, Essigsäure and Salzsäure. Nach 4— ötägigem Stehen hatte sieb der
Character des Sedimentes wesentlich verändert; es zeigte jetzt das Verhalten von I
Harnsäure; bei Behandlung mit Natronlauge schied sieb barnsaures; Natron und
oxalsaurer Kalk aus. Vf. ist der Meinung, dass sich das Xanthin im Harn sn I
Harnsäure oxydirt and ein Tbeil dieser in Oxalsäure übergogangon sei. (Ref. hält
die Deutung, dass nachträglich langsam ausgeschiedene harnsaure Salze das Xanthin
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271
i
Hinz. CoHHtr.. Tsyf. Kühn. Lackaatfin
verdickt haben, für ungleich wahrscheinlicher). Zwei weitere untersuchte Ilarn-
proben enthielten kein Xanthin. K. tialkowtki.
0. 0. Harz, Beiträge zur Kenntnis»* der Pflanzenbezoure des
Pferdes und Kindes. Deutsche Zeitscbr. f. Thiermed. I. S. 593.
Vf. weist zunächst darauf hin, dass den Pflanzen reuten als Kestandtheile der
Darmconcremeote oder sogen. Bezoare bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt
iü Vf. unterauebte 10 Bezoare vom Pferd und 3 vorn Uiud, deren Grundlage
Coavolnte von Pfianzenhaaren bildeten. Sie enthielten 55,4 reap. 53,04 resp. 89,54
organische Substanz; von den unorganischen Bestandtheileu bildete die Hanptmengo
phosphorsaure Ammoumagnesia. E. Salkowakl.
t'ornil, Hur 1« ddveloppement de l’dpithdliome du corps thyroide.
Arch. de Pbysiol. etc. 1875. S. 659.
Die beschriebene Geschwulst war nach Ueberfahreu des Halses bei einem
70jährigen Manne im Zeiträume von 5 Wochen im linken Lappen der Thyreoidea
ootstauden. C. fand starke Dilatation der Follikel, entstanden durch Vergrösserung
der normalen Epitbelien zu grosseu Cylinderzellen und Proliferation derselben, bei
geringer Keruwucherung des Bindegewebes, ln der Peripherie des Tumors bestand
Infiltration des Bindegewebes mit grosseu Rundzellcn, welche die Wand des Oeso-
phagus polypenartig vordrängte. Der Aasgang der Gftsch wulst von den Epitbelien
hei geringer Betheiligung des Bindegewebes lässt C. die Neubildung als eine Ueber-
gaogsforrn zwischen Carcinom und Epitheliom erscheinen. Grawltz.
Paye. Laucet. 1874. II. No. 6.
P. fand bei einem 15jährigen Mädchen eine wahre vollständige Irideremie
beider Augen, Micropbtbalmus ond Nystagmus rotstorias, die gleichen Abweichnngeu
hei der Mutter, der ältesten Schwester and deren Tochter, so dass durch 3 Gene-
rationen das Uebel vorbandeu war. Vater und Mutter waren nicht verwandt.
• Michel (Erlangen).
Kühn, Das primäre Nierencarcinoiu im Kimlesalter. Zwei neue
Beobachtungen. Deutsch. Arch. t. klm. Med. XVI. 8. 306.
Die erste Beobachtung betrifft ein djäbriges Mädchen, dessen linke Niere von
einem Mednllarcarcinom eingenommen und zerstört war Die Oescbwnlst hatte ein
üewicht von mindestens 4 Kilo, ln der linken Lunge fanden sich metastatiBche
Knoten. In dem zweiten Fall hatte sich ebenfalls ein Medullarcarciuom in der
linken Niere eines 8jährigen Mädchens entwickelt und war es zu Metastasen in der
Leber gekommen. Bemerkenswerth war hier schon im Beginn des Leidens eine
reichliche Entwickelung der YVollbaare, und in der Schamgegend und den Achsel-
gruben ein Haarwuchs wie beim Beginn der Pubertätseutwickelung, ferner Schleim-
Abfluss aus der Vagina. Der Haarwuchs nahm im Verlauf noch mehr zu, die de-
uitalien zeigten bald eine Entwickelung wie bei einem ausgewachsene!) Mädclieu
und der frühe r zarte weisse Teint des Kindes wurde viel dunkler. Der Congeations-
instand und die vorzeitige Entwickelung der Genitalien erklären sieb wohl daraus >
dsss, wie die Sectiou zeigte, die beiden Artt. spormat. intern. ungewöhnlich stark
entwickelt waren. — Erbliche Anlage war in beiden Fällen nicht vorhanden.
.Senator.
0. Lauenstein, Ein Fall von Stenose dos Conus arteriosus
ttortae. Deutlich. Arcb. f. klin. Med XVI. 8. 374.
Bei einem 38jührigeu Arbeiter, welcher klinisch die Zeichen einer Verengerung
de* Aortenostinras dargeboten hatte, fand L. bei der 8ectiun, dass die Semiliinar~
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272
Bobce. Ribogi.
klappen der Aorta annähernd intact waren. Die Verengerung war dnreli eine
derbe Membran herbeigefülirt, welche sich }£ ccm. unterhalb der Semi-
lnnarklappen wie ein Diaphragma rings um den ersten Aortananfang, also Ober
den Conus arteriosus aortae ansspannte. Etwa in ihrer Mitte hatte die Membran
eine Oeffnung von 1 ccm. Durchmesser, durch welche dem arteriellen ßlutstrom
der Abfluss aus dem linken Ventrikel in die Aorta gestattet war. Vf. konnte in
der Literatur keiueo ähnlichen Fall anffindeu, erinnert aber an eine verwandte
Beobachtung Dittmch’s, wo die Verengerung den Conus arteriosus pnlmonalis
betraf (Frag. Vierteljahrsscbr. 1849, Bd. 2). Kiebhorst.
Cäsar Boeck, lieber Molluscum contagiosum und die söge*
nannten Molluscumkörper, vierteijahrsschr. f. Derm. etc. 187&. s. 2.8.
Während Kktzicb die im Warteninhalt des Molluscum contagiosum sich
findenden „Moiluscumkörper“ fflr eine dem menschlichen Organismus gauz fremde
Bildung hält, glaubt Vibchow bekanntlich, dass sie epidermoidale, vielleicht durch
einen endogenen Process hervorgegangene Bildungen sind. Deu genetischen Zu-
sammenhang, welchen Vibchow uicht zu sehen vermochte, glaubt Vf. beobachtet an
haben. Er fand bei Untersuchung von Verticalschnitten tu unterst einige Schichten
normaler Retezeilen; dann findet sieb um den Zellkern ein glänzender Saum, der
in anderen Zellen breiter wird; endlich finden sieb Zelleu, welche in toto eigen-
thömlich glänzen. Diesa sind dann grösser und rundlich oval geworden; bisweilen
ist hier der Kern noch deutlich za sehen. Dies sind junge Moilnscumzellen. Rüber
in der Warze finden sich nur ältere Moilnscumzellen und in diesen ist ein Kern
nie sichtbar. Nach Vf. sind also die sogen. Moiluscumkörper nichts Anderes, als in
eigentümlicher Weise veränderte Epidermiszellen und sie geben ans einer aucces-
siven Metamorphose des Zelleuprotopiasmas hervor, welche Umwandlung cooataat
in der nächsten Umgebung des Zelleukerns beginnt. O. Simen.
F. Riegel, lieber Jaborandi. Berliu. klin. Wochensckr. 1876. No.46n.47.
Nach &0 neuen Beobachtungen (s. Cbl. *1875, No. 23) spricht sich K. durchaus
für die schweißtreibende Wirkung des Jaboraudi aus. Mit dieser hält die sialagoge
Wirkung in der Regel gleichen Schritt, dagegen konnte Vf. Zunahme der Bronchial*
und der Tbränensecretiou nicht wahruehmeo. Erbrechen trat in fast in' der Hälfte
der Fälle ein; bei Anderen zeigte sich wenigstens Uebelkeit oder Siogultos; nur
Wenige bliebeu auch davon frei. Diese Erscheinungen konnten auch, wenn die
Patt deu Speichel nicht verschluckten, nicht gänzlich uuterdrückt werden. Hers*
klopfen, Kopfschmerz, Sehstörungen traten nur in vereinzelten Pälleu auf, Harn-
drang und auffallendes Erblassen (1. c. No. 18) etwas häufiger. Die Harnmeuge
fand R. in den ersten 4 Stunden nach Einnahme des Jaborandi gegen die gleiche
Periode am vorhergehenden Tage etwas gesteigert, später aber wieder vermindert,
so dass am Jaboranditage die üarnmenge überhaupt eine geringere war als sonst
unter den gleichen Eruäbruugs Verhältnissen. Der Puls ist bald nach dem Ein*
nehmen voller und frequenter, im weiteren Verlauf aber wird er sehr oft auffallend
klein unter Blässe des Gesichts und subjectivem Kältegefühl.
Den Antagonismus zwischen Atropin und Jaborandi (1. c. No. 36) konnte
auch {Vf. bestätigen. Bei der therapeutisebeu Verwendung des Jaborandi mahnt
Vf. wegen der Nebenwirkungen zur Vorsicht; bei Hydrops in Folge von Her*-
oder Nierenkrankheiten perhorrescirt er das Mittel wegen seiuer Schwächung der
Herstbätigkeit gänzlich. öchiffer.
Kloaendungen Pbr du Centralblatt wolle naan an einen der beiden Herausgeber: Prof, Senator,
Berlin, (N.) Krauanlokatraaae 24, und Profeeeor Roaentbal, Erlangen, oder (unter Beiseblaas) an
die Verlagahandlung, Berlin (N.-WJ. unter den Linden 6ft, adrcaslren.
Verlag von Auguat HIraebwald ln Berlin. — Druck von H. 8. Hermann in Berlin.
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Wöchentlich ©r*cbelnen 0tm m « ft ■ **re,B dM Jahrgang©«
1— f Bogen; um .Sch Io wie H I 1% I II ■ ■ XU Mark; zu beziehen
de* Jahrgangs Titel, Na- |^f dMmPJLCwllW durch alle Buchbandlas-
men- and Maehragfutor <«□ and Poetnnatalten.
für die
Dr. J. Rosenthal,
Profeaaor ln Erlangen.
Redigirt von
and
Dr. H. Senator,
Profeeeor ln Berlin.
1876. 15. April. No. 16.
flltlialCl Eckhard, Einfluss von Qlyceriiieiuflpritzuugen auf den Zuekerstich
(Orig.- Mitth.). — Ballmann, Ascites adiposus (Orig. Mitth.). — Hahz, Milzbrand-
bacterieu (Orig. Mitth.). —
Fi. ki sc hl; Bcdok, Lymphe der Leber. — Ein re, Beiträge znr Paycho-
physik. — Kleb», pathogene Kchistomyceten. — Fürbrinqkr, zur Lehre vom
Diabetes. —
Hehzoq, Bau der Sehnen. — Schirppkrd kckrb, Asymetrie der grauen
Rückeumarkssuhntaiiz. — Enokbber, Keactiou der Nerven gegen die Electroden.
— Hb w btt, Eiufluns der Hohe auf die Atlimungscapacität. — Volkmann, Be-
handlung der Hygroma präpatellare. — Dai.l' Aitui, halbseitige Kückenmarks-
verleUung. — M kn dkl, coustanter Strom bei IntermitteiiH larvata. — Foulis,
Kntwickelnuv vou Ovarialgeseh wüUten. — Takdibo und Ko cs sin, Erstickung
durch salpetrige Säuren.
Macht di« sabcutane Injection von Glycerin den Zackerstich
unwirksam i
Von C. Eckhard in Giessen.
Herr LüCHSINGKU*) hat die Angabe gemacht, dass die subcutane
Injection von Glycerin bei Kaninchen Häniogiobiuurie erzeuge und
während des Bestehens der letzteren den durch Piqftre oder Curare
zu erwartenden Diabetes nicht eintreten lasse. Ich habe die Ver-
suche, auf welche Herr LucHSlN’GEti diesen Ausspruch stützt, theil-
weise mit folgenden Ergebnissen wiederholt. Herr Luchsingeh
injicirte in einer ersten Versuchsreihe 30 ccm. einer Glycermlösung,
die 40 Volumprocente Glycerin enthielt, Kaninchen unter die Haut.
Nach ungefähr einer Stunde erhielt er einen von gelöstem Hämo-
globin blutigen Harn. Eine Stunde später führte er den Diabetes-
stich aus und fand nunmehr den Harn noch zuckerfrei und
zwar durch mehrere Stunden hindurch. Aus diesem Versuchs-
resultat in Verbindung mit der weiteren Erfahrung, dass die Leber
der später getödteten Thiere keine wesentliche Verarmung an Gly-
*) Experimentell» Hemmung einer Eermentwirkung des lebenden Tbieres.
P.lCqkb’s Areb. XI. S. 603.
XIV. Jahrgang. 18
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274 Eckbabd, Einfluss von GlycerineinspriUungen auf den Zuckerstich.
1
cogen zeigte, schloss er, dass das Glycerin die im Körper vor sich
gehende fermentirende Wirkung, die auf das Glyeogen ausgeübt
werde, aufhebe. Ich lasse mich nicht darauf ein, hier zu unter-
suchen, wie sicher diese Schlussfolgerung stehen würde, wenn die
Thatsache gesichert wäre, auch nicht darauf, welcher Erfolg wohl
aus den bekannten Eigenschaften des Glycerins bezüglich der Fer-
mente bei einer Glycerininjection für den Diabetesstich als wahr-
scheinlich abzuleiten wäre. Vielmehr will ich mittheilen, dass die
Tbatsacben nicht feststehen, auf welche Lgchsinger seine An-
schauung gründet. In einer Anzahl von Versuchen, in denen ich
das Glycerin in der Verdünnung und in der Menge wie Herr Luch-
SIKGER injicirte und dann eine oder zwei Stunden später, wenn die
Hämoglobinurie*) im Gange war, den Diabetesstich ausiührte, er-
zeugte dieser deutlich und reichlich Zucker im Harn. Den Zucker
selbst habe ich theils durch F&HUNG’sche Lösung, nachdem ich, wie
Herr Luchsinger, die Ei weisskörper durch Kochen mit schwefel-
saurem Natron entfernt hatte, theils durch Gährung des Harns nach-
gewiesen. Ich habe auch Portionen vod Harn in das chemische
Laboratorium gegeben, mit der Bitte, ihn auf Zucker zu unter-
suchen. Es lief die ganz bestimmte Antwort ein, dass Zucker in
den übersendeten Harnproben enthalten sei. Dabei handelte es sich
in mehreren Fällen nicht uro Spuren, sondern um Mengen, die ohne
Anstand quantitativ hätten bestimmt werden können. In einem
Falle habe ich den Zucker noch 5 Stunden, während welcher Zeit
die Hämoglobinurie noch fortbestand, in reichlicher Menge gefunden
und es wäre nicht schwer gewesen, ihn noch nach längerer Zeit
nachzuweisen. Ich füge noch hinzu, dass in den meisten Fällen, in
denen ich nach der Glycerininjection durch die Piqüre Zucker in
den Harn überführte, auch die oft den Diabetes begleitende Polyurie
sich einstellte. Heber diesen Punkt hat Herr Luchsinger keine
Angabe gemacht. Ich kann nicht mit Bestimmtheit angeben, weiches
der Grund davon ist, dass Herr Luchsinger zu einem anderen Re-
sultat als ich gekommen ist. Fast möchte ich vermuthen, dass er in
den Tücken des Diabetesstiches zu suchen ist. Wer öfter die Piqüre
ausgeführt hat, wird sagen müssen, dass es unmöglich ist, in einem
bestimmten Versuche mit Gewissheit den Eintritt des Diabetes voraus
zu verkündigen. Ich habe mir einige Uebung in der Anstellung
dieses Versuches erworben, aber wenn ich ihn eine Zeit lang nicht
ausgeführt habe, schlägt er mir bei einer neuen, Versuchsreihe im
Anfänge einige Mal fehl. Auch diesmal, bei Thieren, die eine Gly-
cerininjection erhalten hatten, ist mir dies ein paar Mal vorge-
kommen. Aber, da diesen negativen Erfolgen Beispiele von tadel-
freiem Diabetes gegenuberstehen uud sich das Verhältniss der wirk-
■') Diese schöne Beobachtung bestStige ich also.
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Ballmank, Ascites adiposus.
275
sannen Piqüren zu den unwirksamen so stellt, wie es auch bei
Thieren ohne Glycerininjection vorkommt, so muss ich daraus ab-
leiten, dass die letztere den Diabetesstich nicht unwirksam macht.
Ob sie etwa einigen Einfluss habe, dies zu entscheiden, habe ich
keine Versuche angestellt.
Nach diesen Wahrnehmungen habe ich mich nicht veranlasst
gesehen, die beiden anderen Versuchsreihen des Herrn LUCHSINGER
zu wiederholen. Die zweite bestand darin, dass er die Injection der
Glycerinlösung erst dann ausfübrte, wenn sich der Diabetesstich
wirksam gezeigt hatte. Er glaubt gefunden zu haben, dass in Folge
der Glycerininjection der Zucker rascher, als ohne eine solche ab-
nehme. Eine Beweisführung dieser Art kann ich nicht für über-
zeugend halten, denn ich habe mich bei den vielen Diabetesstichen,
die ich ausgeführt habe, sattsam überzeugt, dass die Dauer und die
Art des Verschwindens des Diabetes so mannigfach variiren, dass
eine Schlussfolgerung, wie sie Herr Luchsinger vorscblägt, sehr
trügerisch ist. Derselben Ausstellung unterliegt die dritte Versuchs-
reihe, Herr Lucbsinger behauptet, dass auch der durch Curare er-
zeugte Diabetes nicht auftrete, wenn vorher Glycerin injicirt werde.
Der Diabetes nach Curare ist aber ebensowohl eine sehr wandel-
bare Erscheinung. Für jedes Individuum existirt eine gewisse Dosis
und eine gewisse Zeit, innerhalb derer der Diabetes mehr oder
minder ausgesprochen auftritt. Die crstere bewegt sich allerdings
in einer gewissen Breite, aber wegen der Verschiedenheit des Prä-
parates und der Thiere ist man nicht sicher, dass eine gewisse
Menge Curare, die man einem Thiere einverleibt, innerhalb einer
gewissen Zeit Diabetes erzeugen müsse. Die letztere namentlich
wechselt sehr merklich. Ueber diese Eigenschaften des Curare-
diabetes kann meines Erachtens gar kein Zweifel sein. Wie hätte
es sich auch ereignen können, dass man früher den Diabetes nach
Curare sogar leugnete. Wenn dem aber nicht so ist, dann muss
man es für bedenklich halten, zu sagen, dass wenn bei einer üly-
cerininjection in Folge von Curare kein Diabetes eintritt, die erstere
die Schuld habe. leb habe mich aber überhaupt zu dieser kleinen
Mittheilung entschlossen, um Vorsicht für die Annahme der Vor-
stellung zu empfehlen, zu welcher die Ueberschrift des Aufsatzes
des Herrn LoCHSJNGER Veranlassung geben kann.
Ein Fall von Ascites adiposus.
Vou Dr. H. Ball mann in Grai.
Prof. Quincke hat in seiner Arbeit „Ueber fetthaltige Trans-
sudate“ (Cbl. 187(j, 88) die durch Beimischung von Chylus entstan-
denen, von solchen die arm an intacten Zellelementen sind, unter-
18*
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276
Ballh^mh, Ascites »diposus.
-rr—
schieden, und letztere Formen unter dem Titel „Hydrops adiposus“
zusanimengefasst. — Der Umstand, dass Analysen dieser an sich
nicht häutigen Form nur in geringer Zahl publicirt sind, bestimmt
mich .zur Mittheilung des von mir beobachteten Falles. Derselbe
betrifft eine 89 Jahre alte Frau, die wegen Ascites auf die Abtheilung
des Herrn Prof. Körner aufgenommen wurde. Seit längerer Zeit
war die Menstruation sehr unregelmässig, die Beschwerden, die durch
die Ansammlung der Flüssigkeit in der Bauchhöhle veranlasst waren,
hatten zugenommen. Als endlich wegen Athemnoth zur Punction
geschritten werden musste, entleerten sich 8530 ccm. eines milchig
aussehenden Transsudates. Die schon damals sehr herabgekommene
Kranke starb einen Monat nach der Punction an Erschöpfung. —
Bei der Necroscopie zeigten sich sämmtiiehe Baucheingeweide unter-
einander verlöthet. Durch die Art der Anheftung waren in den
beiden Seitengegenden der Bauchhöhle Bäume gebildet, von denen
der rechtsseitige mit serös-eitrigem Exsudat, der linksseitige mit
einer graulich- weissen Flüssigkeit, welche der durch Punction ent-
leerten wesentlich glich, erfüllt war. Das Peritoneum war mit hirse-
bis hanfkorngrossen Tuberkeln dicht übersät. Ueber die Entstehung
und Bedeutung des milchigen Transsudates waren durch die Autopsie
keine weiteren Aulschlüsse zu erhalten.
Die Punctionsflüssigkeit, welche ich der Analyse unterwarf,
konnte ihrem Aussehen nach für Milch gehalten werden. Sie hatte
einen schwach bläulichen Schimmer, war übrigens wenig pellucid,
so dass durch eine 1 cm. dicke Schicht das Licht einer Stearin-
kerze schon iu 2 Metern Distanz unsichtbar war. Die Flüssigkeit
roch fade, reagirte deutlich alkalisch und hatte das spec. Gewicht
1,0185 (mit der WESTPHAL’scbeu Wage bestimmt). Unter dem Mi-
croscope waren keine zölligen Elemente zu sehen, sondern nur kleine
amorphe Körnchen, die sehr schön die BßOWN'sche Molecularbewe-
gung zeigten. Grössere Fetttröpfchen (wie etwa Milchkügelchen)
waren nicht vorhanden. Wurde eine Portion der Flüssigkeit mit
Aether geschüttelt, so schied sich nach längerem Stehen die schwach
gelblich gefärbte Atherschicht von einer ziemlich klaren, nur noch
opalescirenden Schicht. Nachdem die ursprüngliche Punctionsflüssig-
keit einige Tage gestanden hatte, war auf der Oberfläche eiue
ziemlich hohe Schicht von rahmähnlicher Consistenz und ähnlichem
Aussehen ausgeschieden. Dieser rahmartige Ueberzug bildete sich
noch schneller und deutlicher, wenn man die ursprüngliche Flüssig-
keit mit dem doppelten Volum Wasser verdünnt hatte.
Die Analyse (nur mit geringen Abänderungen nach Hoppk-
Seylkk’s Methode ausgelülnt) ergab nachstehende Zahlen-. In
100 Theilen Punctionsflüssigkeit waren enthalten: Wasser 88,2526,
feste Stoffe 11,7474, darunler Eiweiss 6,086, Fette 4,231, Cholesterin
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Harz, Miltbrandbacterien. 277
0,091, Lecithin 0,096, anorganische Salze 1,022. In Alcohol lösliche
Extractivstoffe 0,053, in Wasser lösliche Extractivstoffe 0,169.
Das Transsudat ist sehr reich an festen Stoffen, namentlich an
Fett. Auf Zucker, Harnstoff, Milch- und Bernsteinsäure wurde ver-
gebens geprüft. Das Eiweiss war der Hauptmasse nach Serumeiweiss,
mit einer sehr geringen Menge von einem zu Hoppe-Seyler’s Glo-
bulinen gehörenden Albumin.
Der vorliegende Fall scheint dem von Prof. Friedreich beob-
achteten (von Quincke angegebenen) am nächsten zu stehn. Ausser
den von Klebs und LÜCKE mitgethcilten Fällen gehört hierher der
von Beboeret de St. Leger unter dem N'amcu Ascite buileuse
im Journ. d. Anat. et Phys. 1873, S. 586 pubiieirte. Er betrifft ein
tuberculöses Mädchen, bei welchem gleichzeitig Tuberculose der
Lungen bestand. Die Punctionsflüssigkeit glich dem Ansebn nach
der Milch, war von neutraler Reaction und hatte das spec. Gewicht
1,007. Unter dem Microscop nahm man neben kleinen und grösseren
Fetttroplen keine organisirten Elemente wahr. Die Analyse ergab
16,7 p. m. Fett, das Eiweissquantum, nur als beträchtlich augegeben,
ist nicht genauer bestimmt worden. Ein älterer Fall endlich ist
noch unter dem Art. Ascites im Diction. Eucyclop. des Sciences inöd.
beschrieben.
Die vorliegende Analyse ist im Laboratorium des Herrn Prof.
K. B. Hohmann, unter dessen gütiger Aufsicht, ausgeführt.
Zur Kenntnis» der sogenannten Milzbrnndbacterien.
(Bacterinm antbracicnm Bollinger; Bacillus anthrads Cohn).
Von Dr. C. O. Harz, Privatdocent io München.
Die von Pollender zuerst gesehenen und nach ihm als Pöllen-
DER’sche Körperchon bezeichncteu Gebilde sind seitdem von Brauell
als Vibrionen gedeutet, von Leisering, Franz Müller, Anacker und
besonders Davaine genauer untersucht worden. Davaine, L. Frank
und L. Hoffmann betrachteten sie als den Fäulnissbacterien nahe
verwandt. Bollinger glaubt, dass ihre Wirkung auf die energische
Anziehung von Sauerstoff zurückzuführen sei, wodurch sie den
Blutkörperchen Sauerstoff entziehen und so Dyspnoe, Convulsiouen
u. s. w. bervorrufen. F. CoHN endlich erklärt, dass sie nicht zur
Gattung Bacterium, sondern zu Bacillus zu rechnen sind.
Meine Untersuchungen haben mich zu folgenden abweichenden
Ansichten geführt: 1) Die Milzbrandstäbeben nehmen niemals Be-
wegung an. 2) Einschnürungen derselben lassen sich auf keine
Weise, weder durch Behandeln mit Wasser, noch mit Glycerin oder
andere Mittel erzeugen. 3) Ein Zerfallen der Stäbchen in Micro-
coccus oder ähnliche Zellchon findet niemals statt. 4) Von den
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278
Flzischl; Bdosk, Lymphe der Leber.
Fäulnissbacterien sind die Milzbrandstäbchen auf den ersteu Blick
zu unterscheiden. 5) Bacterien, Micrococceu, Vibrionen, Bacillen
oder ähnliche, dem Protistenreiche ungehörige Organismen kommen
im Milzbrandblute nicht vor. 6) Mit den beim Milzbrände, beson-
ders bei Pferden, Ratten, Katzen häutig auftretenden Blutkrystallen
sind die Milzbraudstäbchen nicht zu verwechseln. 7) Da die soge-
nannten Milzbrandbacterien keine organisirteu Gebilde sind , so
können sie für die Aetiologie und die Erklärung der Symptome
nicht in dem von Davaine u. A. angenommenen Sinne verwertbet
werden.
£. Fleischt, Von der Lymphe und den LyinpligePässen der
Leber. Leipziger physiol. Arbeiten. 1874. IX. 8. 24
A. Badge, Neue Mittheiluugen über die Lymphgefüsse der
Leber. Das. 187&. x.
Unterbindet man an einem lebenden Hunde den Ductus chole-
dochus, so lässt sich kurze Zeit darauf in den aus der Porta hepatis
in die Cisterna chyli gehenden Lympbgefässen eine gelbliche Lymphe
nacbweisen (Ludwig). F. bat in dieser Lymphe Gallensäuren nach-
gewiesen, während das Blut gleichzeitig von Gallensäuren frei war.
Hieraus schliesst F., dass d^e Galle, wenn ihre natürlichen Durch-
flusswege verstopft sind, in' die Lymphbahnen der Leber und von
da aus schliesslich durch den Ductus tboracicus in das Blut Über-
tritt. Um nun die Wege zu ermitteln, durch welche dieser Ueber-
tritt geschieht, spritzte F. durch den Gallengang von Kaninchen
eine Auflösung von Alkanna in Terpentinöl und es gelang, diese bei
einem Drucke von 25 mm. Hg. in die Lymphgefässe übertreten zu
sehen. Dasselbe gelang mit einer Auflösung von Asphalt in Chloro-
form bei einem Drucke von mindestens 30 mm. Hg. In beiden
Fällen findet der Uebertritt aus dem einen Canalsystem in das ändere
durch die Substanz der Leberzellen statt.
Die Bemerkungen F.s über das Bindegewebe der Leber sowie
über die Frage, ob den feinsten Gallencapillaren eine eigene Mem-
bran zukommt oder ob sie nur Furchen zwischen den Leberzellen
darstellen, sind im Original nachzulesen.
B. zieht in Betreff der perivasculären Lymphräume der Leber
aus seinen vielfach modificirten Injectionsversuchcn folgende Schlüsse:
In der Leber ist ein geschlossenes System von Lymphgefässen,
welches in engster Beziehung zu den venösen Blutgefässen steht.
Im Läppchen sind einfache Lymphscheiden um die ßlutcapillaren
herum, die eine directe Berührung von Leberzellen und Blut hindern,
so dass der Austausch zwischen beiden nur durch die Lymphe ver-
mittelt werden kann. Wie die Blutcapillaren an der Grenze der
Gxkkb, Beiträge rar Peyehopbyeik.
279
Läppchen sich zu grösseren Stämmen vereinigen, so gehen auch die
Lymphscheiden in Lymphgefasse über, die in den Venenwandungen
gelegen sind, um sich von dort aus durch Vermittelung der inter-
lobulären resp. umspinnenden und der peritonealen nach oben in die
des Zwerchfells, nach unten in die am Hilus gelegenen zu ergiessen.
Boll (Rom).
S. Einer, Experimentelle Untersuchung der einfachsten psy-
chischen Processe. — Der persönlichen Gleichung zweiter
Theil. PflPoiih's Arcb. xi. 403—432. Die Emp’flndungszone des
Sehnerv enapparates. D«*. s. ösi-603. (Vgl. cbi. 1874, 742).
Zwei aufeinanderfolgende Reize, die auf ein Sinnesorgan wirken,
werden nur dann als ungleichzeitige erkannt, wenn die Zeit, welche
zwischen dem Auftreten beider liegt, nicht unter eine bestimmte
Grösse sinkt. Die eben noch wahrnehmbare Zeitdifferenz zwischen
zwei Sinneseindrücken bezeichnet E. als ,, kleinste Differenz".
Die kleinste Differenz wird verschieden ausfallen, jenachdem die
Sinneseindrücke nacheinander dieselben Sinneselemente treffen, oder
analoge Elemente eines paarigen Sinnesorganes und endlich Elemente
verschiedener Sinnesorgane. Die Zeitdifferenz, welche nöthig ist um
die Ungleichzeitigkeit zweier Eindrücke zu erkennen, ist nicht ver-
schieden von. jener Zeit, welche erforderlich ist um zu erkennen,
welcher der Reize der erste, welcher der zweite ist.
I. Gesichtssinn. Die kleinste Differenz bei Reizung der-
selben Netzhautelemente ist schon mehrfach erörtert worden. Sie be-
tragt cca. 7« Sec. nach den Versuchen an PLATKAü’scben Scheiben;
bei electrischer Reizung derselben Opticusfasern ist diese Zeit kleiner
als V*o Sec. Die Anordnung war so getroffen, dass centrale Partien
der Netzhaut in den Bereich grösster Stromesdicbte fielen; wenn der
NEEF’sche Hammer des Inductionsapparates 60 Schwingungen in der
Sec. maehte, war der Lichteindruck noch immer kein continuirlicher.
Daraus folgt auch, dass die Opticusfasern weniger träge sind wie
die Retina. — Bei verschiedenen Netzhautelementen verhält sich die
Peripherie anders als das Centrum. Zwei Stellen des Centrums,
0,011 Mm. voneinander entfernt, wurden durch Licht von einem elec-
trischen Punkte gereizt, die kleinste Differenz betrug 0,044 Sec. Ent-
fernte sich der [kurzsichtige] Beobachter so weit, das die Zerstreu-
ungskreise der Funken übereinander griffen, so betrug die kleinste
Differenz bei übrigens ganz unveränderter Versuchsanordnung nur
0,015 Sec., weil man in diesem Falle den Eindruck einer Bewegung erhält
und die Richtung einer solchen viel genauer erkennt als das frühere
Auftreten eines Funkens. Die Wahrnehmung von Bewegung muss
also bei Untersuchung dieser kleinsten Differenz ausgeschlossen werden;
eine Blickbewegung während der Beobachtung macht, dass die
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280 Exhcb, Beitrüge mr Psychophymk.
beiden Signale gegeneinander verschoben erscheinen und bestimmte
den Beobachter, aut' eine zeitliche Differenz zwischen beiden zu
schliessen, — Von der Grösse der Netzhautbilder, von der Entfernung
derselben auf der Netzhaut ist die kleinste Differenz unabhängig und
innerhalb gewisser Gränzen auch unabhängig von der Intensität des
einwirkenden Lichtes. — Für die Peripherie war beim angegebenen
geringen Abstande der Netzhautbilder eine scheinbare Bewegnng
nicht zu vermeiden. Lag das eine Netzhautbild 3 Mm. oberhalb, das
andere ebensoviel unterhalb der fovea centralis, dann war die kleinste
Differenz 0,055 Sec. bei seitlicher Fixation 0,049 Sec. Wurde eines
der beiden Signale als Fixationspunkt gewählt, so ergab sich als
kleinste Differenz zwischen Netzhautcentrura und einer 6 Mm. davon
entfernten Netzhautstelle = 0,076 Sec., fixirte der Beobachter mit
beiden Augen den Spalt eines Schirmes der vor den Signalen
stand und jedem Auge einen Funken verdeckte, dann war die kleinste
Differenz = 0,017 Sec.; eine sebeiubare Bewegung wurde wahrge-
nommen.
II. Gehörsinn. Schwebungen sind Intermissionen, welche
eine ganze Gruppe empfindender Elemente uns zukommen lässt.
Hei-MHOLTZ giebt an, die Schwebungen zwischen h“‘ und c“*‘ noch
zu hören; es sind 132 in der Secunde; die kleinste Differenz würde
also 0,0075 Sec. sein. Da aber in diesem Falle 16 wenn auch zum
Theil sehr schwache Schwingungen des Trommelfells zwischen zwei
Pausen fallen, vermuthete E., dass die Zeit bei vollständigen Pausen
im Mitschwingen eine noch kleinere sein könnte. Ein SAVAttT’sches
Rad mit blos 3 nebeneinander stehenden Zähnen, welche gegen einen
Blechstreifen schlugen, wurde mit immer grösserer Geschwindigkeit
gedreht, bis der Doppelschlag in einem einfachen zusammenschmolz;
aus der Grenzgeschwindigkeit wurde die kleinste Differenz für zwei
kurz dauernde Reizstösse zu 0,002 Sec. berechnet. Das Knistern
zweier electrischer Funken wurde getrennt gehört, sobald zwischen
ihrem Auftreten mehr als 0,002 Sec. lagen. — Die kleinste Differenz
für verschiedene Elemente desselben Ohres liegt unter 0,1 Sec. weil
nach Helmholtz Triller noch ganz gut klingen, wenn 8—10 Anschläge
in der Sec. gemacht werden. E. verrnuthet dass auch hier eine
wesentlich andere kleinste Differenz gefunden würde, wenn die beiden
Töne nur je einmal angeschlagen würden. — Die kleinste Differenz
für beide Ohren ist = 0,064 Sec. Zwei Kautschukballons wurden
durch je eine elastische Feder nacheinander angeschlagen; diese
Ballons hatten Schläuche, welche mit einem Ansatzstücke gut in den
Gehörgang passten ; beide Federn wurden durch ein Pendel ausgelöst
— Bezüglich des Tastsinnes, des Geschmacks und des Geruches
verweist E. auf die Angaben anderer Autoren.
III. Kleinste Differenz zwischen ungleichen Sinnes-
organen. Als Signal für das Auge wurde ein elektrischer Funken
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Exneb, Beiträge *nr Payehophyeik
281
benutzt, für das Ohr ein Glockenschlag. Wenn gleichzeitig auf
Auge und Ohr je ein Sinneseindruck erfolgt, wird der Gehörsein-
druck früher empfunden als der Gesichtseindruck ; die kleinste Diffe-
renz beträgt für E. 0,16 Sec. für den Fall, dass der Gesichtseindruck
dem Gehörseindrtick voraugeht; für den entgegengesetzten 0,06 Sec.
Auch gegen die Tastempfindung erleidet die Gesiehtsempfindung
eine Verzögerung; die kleinste Differenz ist für den Fall, dass die
Tastempfindung vorausgeht; 0,053, wenn die Tastempfindung nach-
folgt 0,071 Sec. Die angegebenen Zahlen gelten natürlich nicht für
alle Individuen.
ln einer folgenden Abhandlung zeigt Vf., dass die materiellen
Veränderungen, welche den verschiedenen Gesichtsenipfiudungen
[den Nachbildern, dem Zitterlichte tt. s. w.] zu Grunde liegen, nicht
in einem und demselben Orte des Scbnerveoapparates vor sich gehen;
E. theilt den Sehnervenapparat in Empfindungszonen ; eine Empfin-
dungszone ist der Ort an dem eine Empfindungsform des Sehsinnes
entsteht. (Vgl. hierüber Cbl. 1873, 552.) Durch elektrische Reizung
der Opticusfasern kann gezeigt werden, dass das positiv gleiebge-
färbte Nachbild in der Retina ahlaufen muss, somit laufen alle Nach-
bilder io der Retina selbst ab; die Netzhaut zerfällt in zwei Empfin-
dungsznDen. Diesen muss noch eine dritte Zone hinzugefügt werden,
um das Phänomen der elliptischen Lichtstreifen (Purkinje) zu erklären,
«eiche man erblickt, wenn man im Dunkeln eine glühende Kohle
ansiebt; sie fällt mit der anatomischen Nervenfaserschicht zusammen.
Das Phänomen selbst rührt nach E. von einem Uebertreten der Erregung
einer Bahn auf die andere her. Die Veränderungen, welche die
Flimmerempfindung hervorrufen, haben ihren Platz in jener Zone,
wo das positiv gleich gefärbte Nachbild abläuft. — Es giebt eine
beiden Augen gemeinsame Empfindungszone, wie schon Brücke ge-
zeigt hat. Bietet man dem rechten und dem linken Auge gleich-
zeitig verschiedene Farben, so sehen viele Beobachter Mischfarben;
die Mischfarbe kann bewusster Weise aus den ursprünglichen Farben
nicht zusammengesetzt werden; der Ort, an welchem die Leitungen
eine Wechselwirkung der in ihnen verlaufenden Erregungen ermög-
lichen, muss als Ursprung einer Empfindungsform eine Eraptindungs-
zone genannt werden. Vom tbatsächlichen Eintritt der möglichen
physiologischen Wechselwirkung zwischen den Bahnen beider Augen
hängt es ab, ob wir Wettstreit der Sehfelder oder Mischfarbe sehen.
~ Das Erkennen einer nicht gar zu langsamen Bewegung beruht
nach E. auf einer Empfindung nicht auf einer Wahrnehmuog und
kommt in einer beiden Augen gemeinschaftlichen Zone zu Stande.
Ein binoculares Stroboscop so eingerichtet, dass die Bilder abwech-
selnd nur mit einem Auge gesehen werdeu, gibt dieselbe Bewegungs-
zotpfindung, welche man erhält, wenn nur ein Auge das Bild in
allen jenen Lagen sieht. An einem anderen Orte zeigte Vf., dass
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282
Kun, pathogene Bchistorovceten.
die Bewegungsempfindung das Resultat der Erregungen sind, welche
in mindestens 2 Bahnen ablaufen, die an und für sich Empfindungs-
formen ganz anderer Art liefern; da in unserem Falle diese Bahnen
in verschiedenen Augen liegen, so müssen dieselben, um dieser neuen
Empfindungsform als Ursprung dienen zu können, irgendwo in
Wechselwirkung treten; diese Bewegungsempfindungen kommen somit
in einer gemeinsamen Zone zu Stande. Die Wechselwirkung in
dieser gemeinsamen Empfindungszone findet statt zwischen jeder
Stelle eines Auges mit ihrer identischen Stelle und deren nächster
Umgebung im anderen Auge. — Für den Sitz der Gedächtnissbilder
ist eine zweite gemeinsame Zone anzunehmen, weil man im Gedäch-
nissbilde einen Wettstreit der Sehfelder nicht willkürlich hervor-
rufen kann. Es giebt somit fünf Empfindungszonen des Sehnerven-
apparates, unter diesen zwei gemeinsame. Möller.
E. Klebs, Beiträge zur Kenntniss der pathogenen Sebistomy-
Ceten. Arch. f. exper. Psthol. etc. I. 8. 31. IV. 8. 409. ff.
In dem ersten dieser Aufsätze, der schon im Februar 1873 er-
schienen ist, geht K. davon aus, dass das Vorkommen der Schistomy-
ceten wenigstens für die septischen Erkrankungen und für den Milz-
brand nicht mehr zweifelhaft sein könne und legt sieb nun zuerst die
Frage vor, ob diese Gebilde im gesunden Körper schon vorhanden
oder von aussen in denselben hineingekommen seien. Verschiedene
Untersucher haben sich für die erste Alternative entschieden, allein
Kl. konnte niemals in dem Blut, welches er gesunden lebenden
Thieren durch Einführen einer geschlossenen, reinen Glasröhre und
Abbrechen der Spitze im Herzen aus diesem entnommen hatte, die
Entwickelung der Bacterieu beobachten, während auf dieselbe Weise
gewonnenes und (im zugcschmolzenen Röhrchen) conservirtes Blut
von solchen Hunden, denen vorher faulende Flüssigkeiten eingespritzt
worden waren, reichliche Bacterien Entwickelung zeigte.
Die Gebilde müssen also von aussen in den Körper hineinge-
kommen sein und eB fragt sieb nur, ob man sie als Organismen an-
sehen dürfe. Der sicherste Beweis dafür ist der Nachweis ihrer Pro-
liferationsfähigkeit. Kl. hat in besonderen Apparaten, deren Con-
struction im Original nachgelesen werden möge, zuerst die Ent-
wickelung des Microsporon septicum unter dem Microscope Schritt
für Schritt verfolgt und mit Sicherheit seine organische Natur nach-
gewiesen. Es hat sich gezeigt, dass die Organismen zu ihrer Ent-
wickelung atmosphärische Luft nöthig hatten, und es gestalteten sich
in geschlossenen Glaskästen, welche ausser der Nährflüssigkeit (Leim-
gallerte) Luft enthielten, folgendermassen:
,,1) Der Prozess der Proliferation geht von der stäbchenai tigen
unbeweglichen Körperform aus, den Bacterien, welche sich wabr-
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Klubs, pathogene Scbistomyceten.
283
8cbeiniich nur in der Längsachse spalten. Fortgesetzte derartige
Tbeilungen erzeugen Gruppen von jisolirten, pinselartig oder radiär
oder in Querreihen angeordneten Bacterien (Bacteriengrnppen)
2) Geht die Theilung lebhafter vor sich, so verschwinden in
den Gruppen die einzelnen Bacterien, es entsteht eine körnige Masse,
die zuerst eine zackige Form besitzt, dann unter raschem Wachs-
thum sich in unendliche Ballen zerspaltet, während die Enden des
Körpers noch spitzig zulaufen. Auch scheinen jetzt schon solche
Ballen sich ganz und gar von der Hauptmasse loszulösen, oder sie
entstehen aus kleineren abgelösten Keimen (körnige Plasmaballen).
3) Mit der Vergrösserung und fortgesetzten Theilung dieser
letzteren tritt eine Differenzirung ihres Inhalts ein, indem die einen
sich immer deutlicher zu Bacterien-Colonien umgestalten, während
die anderen, kleineren und spärlicher auftretenden Zellen homogen
bleiben, mattglänzend und gelblich gefärbt sind. Die hervorstechende
Eigenschaft dieser „gelben Körper“ ist die Bildung von Protoplasma-
forlsätzen nach Art der amöboiden Zellen und das Eintreten con-
tractiler Bewegungen ven allerdings grosser Langsamkeit, aber auf-
fallenden Resultaten (contractile Pigmentkörper).
4) Das vierte Stadium besteht nun in der Verschmelzung dieser
beiden letzten Formen zu einer homogenen Masse, in der weder
Pigmentkörper noch Bacterien-Kolonien mehr vorhanden sind. Ein-
geleitet wird dieser Prozess durch die Ablösung erwachsener Bac-
terien von den Rändern der letzteren, die mit langsamer und viel-
fach unterbrochener Bewegung sich den gelben Körpern annähern,
z. Th. in ihre Substanz aufgehen, dann aber an ihrer Oberfläche zu
einer homogenen Plasmaschicht verschmelzen, in die endlich auch
die Pigmentkörper sich auflösen (Plasmaschicht.)
5) Von dieser letzteren kann nun von Neuem derselbe Ent-
wicklungsgang ausgehen, wie von den zuerst eingeführten Keimen.“
Culturen mit Diphtheritis - Bacterien gelangen ebenfalls und
zeigten sehr bemerkenswerthe Verschiedenheiten von den oben ge-
nannten, worüber später Ausführlicheres.
In der zweiten, kleineren Mittheilung werden als Beweis, dass
die Bacterien-Entwickelung Veränderung des Nährstoffes bedingt,
zwei Fälle mitgetheilt, wo in dem einen die liausenblasengallerte
eine Verminderung ihres Drehungsvermögens der Polarisationsebene
um 92% erlitt, in dem anderen aber sich 14,76% Kohlensäure ent-
wickelten. Es waren jedoch Veränderungen nicht in allen Fällen
zu constatiren.
Die dritte Abhandlung enthält ,, Rückblicke“ auf die Entwicke-
lung der Parasitenthiere. Es ist hervorzuheben, dass Kl. sich da-
gegen verwahrt, dass er die Wirkung der Schistomyceten als eine
rein mechanische ansehe; die constante Verschiedenheit der Wirkung
bei verschiedenen Krankheiten schliesse von vorn herein jede rein
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284
Ki.kb«, pathogene Schiatomyceten.
mechanische Erklärung: aus. In Bezug auf die Verschiedenheit der
Resultate, welche die Experimentatoren besonders mit septischen und
putriden Stoffen erhalten haben, wird auf die verschiedene Empfäng-
lichkeit sowohl verschiedener Thierspecies als auch verschiedener
Individuen derselben Species gegen dieselben Substanzen einerseits,
andererseits auf die verschiedene Wirksamkeit der argewendeten
Substanzen (z. B. bei den putriden je nach der Dauer der Fäulniss)
hingewiesen.
Was die Frage nach der pathogenen Bedeutung der Schisto-
myceten angebt, so hebt Kl. hervor, dass zwar im Munde etc. nor-
mal solche Organismen ohne Schaden für den Träger wohnen, dass
aber doch auch sie unter Umständen bei zu massenhafter Ent-
wickelung schädlich werden können, (Magenkatarrh), dass sie also
doch nicht so ganz gleichgültig sind. Die neuerdings wieder durch
Billboth und Tiegel vertretene Ansicht, dass die Schistomyceten
ein normaler Bestandtheil des Organismus seien, weist Kl. wegen
Mangelhaftigkeit der Untersuchungsmethoden als unbegründet zurück.
Er giebt zu, dass Bacterienkeime gelegentlich auch in normalen Or-
ganen vorhanden sein können, dass sie für gewöhnlich aber fehlen
da er an in Hausenbtascngallerte eingeschlossenen Gewebstheilen in
der Regel keine Bacterien sich entwickeln sah. Dass die Schistomy-
ceten nicht blos zufällige Begleiter der betreffenden Krankheiten
sind, scbliesst Kl. besonders aus dem bei den septischen Erkran-
kungen von ihm gelieferten Nachweis, dass die anatomischen Ver-
änderungen den Organismen Schritt für Schritt folgen.
Der vierte Artikel ist einer ausführlichen Darlegung der
Culturmetboden gewidmet, deren sich Kl. bei seinen Untersuchungen
bedient hat. Der ersten, der Cultur in zugescbmolzcnen Olasröhrcben,
ist schon oben gedacht worden. Es hat sich zunächst durch zahl-
reiche Culturen herausgestellt, dass sich zwar unter diesen Versuchs-
bedingungen Hyphomycetensporen zu Mycelien entwickeln können,
dass aber niemals aus Schistomyceten Hyphomyceten oder umgekehrt
entstehen. Es ist also erwiesen, „dass die Schistomyceten in keinem
Zusammenhänge mit den Hyphomyceten stehen“. Das Schlussresultat,
welches durch diese Culturen bei septischen Schistomyceten erreicht
wird, ist das, dass die Leimgallerte sich allmälig vollständig ver-
flüssigt und dass sich eine sehr grosse Zahl octaedrischer farbloser
Krystalle bilden, welche die grösste Aehnlichkeit mit den bekannten,
bei der Leucämie vorkommenden besitzen, mit denen sie jedoch nicht
vollständig in den Reactionen übereinstimmen. Die Schistomyceten
vermehren sich anfänglich sehr lebhaft, später aber verschwinden
sie wieder gänzlich. Sehr interessant ist ein Versuch, bei dem sich,
obgleich nur wenig Luft mit eingeschlossen war, nach 2 Jahren
7 Monaten ausser einer grossen Menge vou Schistomyceten eine
bedeutende Menge Gas entwickelt hat. Aus dem Befunde von kleinen
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Fcbbsikosr, zur Lehre vom Diabetes.
285
Gasbläschen mitten in der Gallerte in einiger Entfernung von den
oberflächlichen Alicroeoccenhaufen und neben kleinen Gruppen von
Micrococcen achliesst Kl., dass die Gasentwicklung an die Loslösung
der früher geschilderten beweglichen Bacterienform geknüpft ist,
welche, nachdem sie sich eine gewisse Strecke von ihrer Ursprungs-
stättc entfernt haben, sich flxiren und wiederum zu Mierococcen-
ballen umwandeln. Orth.
(Schluss folgt.)
P. Färb ringer, Zur Lehre vom Diabetes mellitus. Beobach-
tungen über einen mit hochgradiger Oxalurie uud Oxaloptyse
complicirten Fall von Diabetes mellitus mit eigenthümlichem
Verlauf, nebst Bemerkungen Uber die Erscheinungsform des
Oxalsäuren Kalks im HarilSedimeut. Aus der med. Klinik des Herrn
Geb. Rath Phikdrhch io Heidelberg. Deutsch. Arch f. klin. Med. XVI. S. 499.
Die in der Ueberschrift genannten Oxalsäure-Ausscheidungen
fanden sich bei einem 38jährigen, etwa seit 10 Monaten mit den
Erscheinungen der Zuckerruhr uud Katarrh beider Lungenspitzen
erkrankten Laudwirth. Die angeordnete vorherrschend animalische
Kost vertrug Pat. schlecht, besser dagegen eine sehr viel Vegeta-
bilien enthaltende gemischte Kost, bei welcher nutfallenderweise der
Zuckergehalt des Harns (nach Fehljng’s Methode bestimmt) ganz
beträchtlich sank, nämlich in 2 Tages von 300 auf 1 1 7 gm. täglich.
Während weniger Tage bestand dabei auch Gelbsucht ohne Ent-
färbung der Stühle, gleichzeitig zeigte sich Eiweiss im Harn
und zwar ziemlich viel, mit dem Schwinden der Gelbsucht nahm es
etwas ab, schwand jedoch nicht mehr vollständig bis zum Tode.
Dann trat Durchfall ein, Kräfteverfall und nach im Ganzen vier-
wöchentlicher Beobachtung plötzlicher Tod unter Krämpfen in den
Armen, Koma und verlangsamter tiufer Respiration bei anfangs er-
weiterten, später verengten Pupillen. In den letzten Tagen vor dem
Tode schwand, wie so oft, der Zucker aus dem Harn, während
gleichwohl die Menge des letzteren beträchtlich gesteigert war (über
5000 eem.). — Aus dem Leichenbefund ist hervorzuheben: In der
Spitze der linken Lunge eine faustgrosse Höhle mit einem fetzigen
grünsebwarzen geruchlosen Inhalt, in der Nachbarschaft ähnliche
kleinere Höhlen. In beiden Lungen ausserdem broncbiopueumonische
Heerde, in der linken ferner zahlreiche miliare Knötchen.
Nieren gross, blutreich, die geraden Harncanälchen in den Papillen-
spitzen dicht erfüllt von eiuer weissen glänzenden Masse, die sich
als aus verfetteten Epithelien bestehend erwies. Leber etwas klein,
sonst nicht abnorm. Pancreas ebenfalls klein, kurz und dünn, jedoch
mit deutlich acinösem Bau. Ependym des etwas weiten 4. Ventrikels
grau verfärbt, ebenso die Nachbarschaft des gleichfalls erweiterten
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286
Hbrboq. 8obibbbkrdsckbb.
Centralcanals. Die raicroscopische Untersuchung der Nervencentral-
theile, der beiden Gangl. cöliaca und Nervi splanchnici liess keine
Anomalie entdecken.
Die den erwähnten Heerden in der linken Lunge entnommenen
Massen zeigten bei der microscopischen Untersuchung reichliche
Entwickelung von Aspergillusfäden, dieselben wurden nebst
Fettsäurenadeln nachträglich in dem Auswurf vom letzten und vor-
letzten Tage (nicht in dem des vorhergehenden Tages) gefunden.
Der (Jehalt des Harns an Oxalsäure war anfangs während der
animalischen Kost ziemlich stark zu schätzen, mit Aenderung der
Nahrung sank er, um sich beim Eintreten der Gelbsucht wieder zu
erbeben (vergl. Schültzkn, Cbl. 1869, 272! Ref.), bei ihrem Ver-
schwinden zu sinken, endlich mit Eintreten des Durchfalls zu steigen
und bis zum Tode hoch zu bleiben. Die Ausscheidung der Oxal-
säure im Harn verhielt sich umgekehrt wie die des Zuckers, so dass
F. ein vicariirendes Verhältniss dieser beiden unvollständigen Ver-
krennungsproducte vermuthet (vergl. die Angabe des Ref. in
v. Zirmsskn's Fathol. XIII. 2. S. 163).
Das Erscheinen der Oxalatkr ystalle im Auswurf liess
keinen gesetzmässigen Gang erkennen. In den Stuhlentleerungcn,
im Schweiss und in der der Leiche entnommenen Galle Hessen sich
keine Krystalle auffinden.
In dem Anhang bespricht Vf. ausführlich, wie das Kalkoxalat
im Harn bei inicroscopischer Betrachtung nicht blos in Briefcouvert-
und Scmmelform, sondern je nach ihrer Lage und der Einstellung
des Objectifs mannigfache andere Erscheinungsweisen darbieten
kann. Senator-
W. Herzog, Ein Beitrag znr Kenn tn iss der Structur der
Sehnen. Hm & Brions'« ZeiUchr. f. An«t. I. S. 290.
An Querschnitten frischer gefrorener Achillessehnen vom Knlbe findet sich
eine eigentbnmlicbe Zeichnung von Feldern, die durch helle, auastomosirende
Linien getrennt werden (ausser der bekannten sternförmigen Zeichnung, die H. inji-
ciren konnte). Dadnrch wird jedes einzelne Fibrillenbfindel in eine grosse Menge
grösserer nod kleinerer Felder getbeilt. Die primären Fibrillenbündel sind nach
H. von einer überall deutlich hervortreteuden Scheide umgeben, die dieselben gana
nmsebeidet and gegen die anliegenden abgrenzt. Löwe.
P. Schieflerdecker, Asymmetrie der grauen Substanz des
Rückenmarks. Arch. f. micr. Allst. XII. 8 87.
8. bat gefunden, dass bei vollkommen gesundem Bückenmark und ohne dass
man während des Lebens irgend eine functioneile Störnng wahruebmeu kann, eine
nicht unbeträchtliche Asymmetrie der beiden Hälften der grauen Substans, sowohl
was Form als Lage anlaugt, Vorkommen kaun. Der erste Fall besieht sich auf
einen Hund, der zweite auf einen Menschen. In beiden war die Asymmetrie durch-
aus auf einzelne Wirbelabschuitte beschränkt, beim Hunde auf den Bereich des
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Eaoasssa. Hcwrrr. Volkmars. Dali.’ Asm.
287
2. Ccrvical wirbels nnd den 7. Dorsal Wirbels, beim Menschen anf den Bereich des
6. Cerrical Wirbels und des 4.-6. Dorsalwirbels. Boll (Rom).
H. Engesser, E&istirt eine Verschiedenheit in der Resetion
der Nerven gegen den galvanischen Strom, je nachdem die
Kette mit der Kathode oder Anode geschlossen oder geöffnet
Wird? PplCoob’s Arch. X. S. 147.
Da Hitiio bei Reizung* der Hirnrinde beobachtet bat, dass Kettenacblusa mit
der Kathode wirkaamer aei ala mit der Anode, unterauebte E. daa Verhalten an
blossgelegten Froschnerven und an menaebiieben Nerven bei unversehrten Haut-
decken, kooute aber keinen Unterschied zwischen beiden Electroden uachweiaen.
J. Roaenth&l.
F. Creswell Hewett, On the influence of altitude and pressnre
on the „vital capacity“ Of man. Brit. med. Jonrn. 187&. No. 778.
Hei 2 8chiff*officieren, welche vorher Jüngere Zeit sich geübt batten, in daa
Spirometer aussoathmen, untersuchte Vf. auf der Insel Madeira den Einfluss der
grösseren Erhebung über die Meeresfläche anf die vitale Capacität. Die Unter-
suchungen fandeu an 3 Tagen vor dem Frühstück (a) und vor dem Mittag (b) statt
and ergaben im Mittel aus je 3 Zahlen an Cubirzoll:
bei A
bei B
ßarom.
Temp. (Fahr.)
a 290,6
241,3
27,78
61
b 293,6
267,6
27,72
57
a 293,6
263,6
27,70
66
b 295,6
257,3
27,65
62
a 310,0
268,8
27,64
65
b 313,8
263,5
27,61
62
Da A vorher (anf der Meereshöhe) eine Capacität von im Mittel 326 Cubie-
zoll, B von 270 Cubiczoll gehabt hatte, ao acbliesst Vf., dass bei vermindertem
Luftdruck die Capacität zuerst vermindert wird, nach einigen Tagen aber wieder
sur Norm znrflckkehrt.
Senator.
R. Volkmann, Znr Behandlung des Hygroma praepatellare
mittels der Incision. Berlin, klin. Wochenschr. 1876. No. 8.
Die Bchleimbentelhygroms, zumal ihre bei Weitem häuflgste Form, des prä-
patellare Hygrom, deren Incision bisher nicht ohne Gefahr war, behandelt V. unter
Anwendung des antiaeptiseben Verbundes nach denselben Principien wie die Hy-
drocele nnd die Zwerehsackbygrome der Fingerflexoren, d. b. er incidirt den 8ack,
excidirt auch wohl ein Stück der vorderen Waod, räumt Brücken nnd Stränge
im Innern, sowie Beiskörper und Uerinnungsscbichten mit Scbeere nnd scharfem
Löffel ans und legt darüber einen comprimireuden Verband. Die Wände des
Scbleimbeutels verkleben meist unmittelbar und die Heilung erfolgt in kürzester
Zeit Selbst bei acuter eitriger oder gar phlegmonöser Bursitis lässt sich ein
solcher Erfolg erreichen. — Die chronischen Hygrome gewinnen später meist einen
fibrinösen Cfaaracter und erweisen sich die freien Reiskörper als Fibrinconcretionen,
die gestielten als Fibrinniederschläge nm Tbeile der aufgefaserten Sackwand.
E. Klister.
(i. v. Ball’ Armi, Halbseitige Verletzung des Rückenmarks.
Bayr. ärztl. Intelligeozbl. 1876. No. 48.
Nach eiuem Stich swischeo Wirbelsäule and linkem Schulterblatt war ein
lSjäbriger Knabe sofort ohne Bewusstseinsverlast za Boden gestürzt. Die Anfangs
in beobachtenden Erscheinungen von vollkommener Extremitätenläbmung batten
sich nach Ablauf von 1% — 2 Jahren soweit gebessert, dass die Oberextremitäten
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288
Mbrdkl. Foulih. TaRDIBO & Hocuin.
-1
durchaus frei waren. Dagegen fand man (die Narhe der Wunde lag in der Hohe
des 4. Brustwirbels) eine unvollständige Lähmung der linken unteren Ex trara itiit,
Hyp erilsthesio der Haut, erhaltene Sensibilität, Abschwächung des Kraftsinns, er-
höhte Reflexerregbarkeit (Vorhandensein des W kstphai. scheu Knie- und Fussphl
oomeus. Bef.), Atrophie der linkeu UnWextremität und, was diesen Fall vor
anderen auszeichnet, Anästhesie der linken (also auf der Seite der Verwundung
liegenden) Bauch-, Brust- und Rückenhälite. Rechts war keinerlei Motilitätsstörung,
aber Anästhesie der Unterextremität bis zur Scheukelbeuge. Bernhardt.
£. Mendel, Zur Therapie der Intermlttens larvata. Deutsch«
Zeitschr. f. pract. Med. 1875. No. 48. ,
Wo Chinin und Arsenik bei Bupraorbitalucuralgieu, welche auf miasmatische
Einflüsse zurück#« führt werden konnten, im 8ticbo liesseu, sah M. glänzende Er-
folge von der Application des uonstaoteu Stroms. (Anode am schmerzhaften Punkt,
Kathode h in Kieferwinkel; 8 — 10 Elemente, Sitzungen von 5—10 Minuten Dauer,
einige Male wiederholt). Bernhardt.
Foulis, Contributions to the pathology of tlie ovary. Edinburg.
. med. Journ. CCXL11I. S. 168
Im Gegensatz zu Wai.dkvkr lässt F. aus dem Keimepithel der Ovarien atleiu
die Eier sich entwickeln, die Zellen der Membraua granulosa dagegen aus den
Bindege webszelleu des Eierstocksstroma hervorgehen. Vf. hat wiederboleotliob
neben den aus UBAAF*scbeu Follikeln umstandenen Cysten solche anderen Ursprungs
gefunden, deren Epithel von den Biudegewebszellen abstammt. Die allgemeine uud
exeessive Proliferation der Bindegewebskörpercben führt dann auch wobl zu »ar-
comatösen Neubildungen des Ovarium, neben denen sich dann meist ebeusolche
auf dem Peritoneum eutwickelo. ln der die Ovnrieugeschwüiste umspülenden
Flüssigkeit hat F. sprossende Zellen gefunden, aus deren Gegenwart er auf die
Bösartigkeit der Geschwülste schloss, was sieb in 8 Fällen bestätigte. Solche
ascitische Flüssigkeit soll nach F. gewöhnlich maligne Tumoren umspülen: häufig
wird iu solchen Fällen nur ascitische Flüssigkeit entleert, da solche Tumoren meist
solid sind und auB Pu netionsöffn ungen nichts abfliesst. A. Mart in.
A. Tardieo et Z. Roussin, (Jas d'asphyxie par les vapeurs
Ilitreuse«. Auu. d’bjrg. publ. etc. 1876. 8. 816.
Eiu Fabrikarbeiter wurde iu einem mit salpetrig-sauren Dämpfeu angefüllten
Zimmer gefunden und starb bald darauf. Die Obduction ergab eiue heftige Ent*
züuduug des Eudocardium uud eine fast gänzliche Zerstörung der Lunge. Das
Gewebe der letzteren war au einzelnen Stellen so weich, dass es wie ein Gelee
zerfloss. Einige Tbeile der linken Lunge, welche die normale 8tructur erhalten
batten, zeigten eiue starke Cougestion und nahmen nach wiederholtem Waschen
mit lauem Wasser eine deutlich gelbe Farbe an. Ihr Gewebe, wie das in ihnen
enthaltene Blut batte eine stark saure Reaction und bei frischen Einschnitten liess
sieb ein Geruob nach salpetriger Säure deutlich wahrnebmeu. Endlich konnte die
chemische Untersuchung in den Lungen eiue beträchtliche Quantität freier Salpeter-
säure naebweisen, nicht aber iu anderen Organen. W Sauder.
Elusendungen fUr das Centralblau wolle mau an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) ltrammickatranse 84, und Professor Rosen thal, Erlangen, oder (unter Beisehluss) so
die Verlagshandlung, Berlin (N.-W«). unter den Linden 68, adreaeiren.
Verlag von August Hirschwald hi Berlin. — Druck von H. 8. Hermann ln Berlin.
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Wöchentlich •»mch*>ln«*n
1~* Bogen ;am Schluss*
d«a Jahrgang! Titel, Na-
men- and Sachraglnter
für die
Preia d«a Jahrgangs«
SO Mark; tu beziehen
durch alle Bucbhandlun-
gen and Poatanatalten.
Dr. J. Rosenthal,
Professor ln Erlangen.
Redigirt von
nnd
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
1876. 9*. April. No. 17.
■ nlialtt S pkck, Sauerstoffrerbraucb und Koblensäureansscheiduug dos Menschen
(Orig.-Mittb.). —
Do kn, Ursprung der Wirbeltbiere und Functions Wechsel. — Böhm, Beschleu-
:.igungsnerveii des Herzens. — Klkischrb; Ebstkin & Müllkh; Baum am«,
Hrenzcatechin im Harn. — Klkbb, pathogene Schistomyceten (Schluss). — Iklo,
Cysticercus BQbretiualis. — v. IJhisch, Leptotbrix als Ursache von Zungener*
kranknug. — Sanct, Fälle von Hirnerkrankung. — Pkkhirk, Wirkung des
Toxiresius und Digitaliresins. — Bia», Wirkung des Chloxalätbylins. —
dk 8i n 4tt, Milchdrüse der Neugeborenen. — Nicati & Tabchanopp, Menge
der Blutkörperchen unter verschiedenen Verhältnissen. — Brück*, inducireude
Muskelströme — Bkrnstkin, Höhe des Muskeltons — Caitani, Blutzucker der
Diabetiker. — Hussom, Verbindungen des Hämatins. — Ron ns, multiple Echino-
coccen. — v. Nussbaum, künstlicher Harnleiter. — Hiiihohhkko, Kreuzung der
Sehnerven fasern. — Fkbsr, Herum diaphragmatica. — M kttknhkim rb, Weichsel-
ropt — Sollkt, Lungensypliilis. — Lkvinhtein. Morphinmsucbt. — Tnos-
sos, Gelsemium gegen Nonralgieen. — Hprton, verhaltene Uteriublutung.
Untersuchungen über Sauerstoffverbrauch und Kohlensäureaus-
scheidung des Menschen.
Von SauitUlsratb Dr. Speck, Kreia-Ptajrsicus in Dilienliurg.
In den folgenden Zeilen lege ich die Hauptresultate von
Athemuntersuchungen, die ich in den Sommern 1874 und 1875 nach
der von mir im 10. ßd. der Schriften der Gesellschaft zur Beför-
derung der ges. Naturwissensch. zu Marburg 1871 veröffenilicbten
Melhode augestellt habe, kurz vor, da ich vorläufig keine Aussicht
habe, die Versuche zu einer grösseren Abhandlung zu verarbeiten,
und da sie auch noch nicht zu vollständigem Abschluss gelangt sind.
Die Untersuchungen erstrecken sich auf die Wirkung von Fett-
nahrung, Kaffee, Chinin, Spiritus und Wasser, und namentlich auf
die Veränderungen, welche der Atheniprocess durch Einathmen
kohDnsäurehaltiger, sauerstoffarmer und sauerstoffreicher Luft erleidet.
Bei den Versuchen mit Fettgenuss wurde Morgens früh von
4 — 51/* Uhr in 3 Portionen 40 — 50 gm. Butter genossen; um 6 Uhr
XIV. Jahrgang. i l i 19
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290 Rfeci, PmierstoffvorhrHoch und KohlonsKurFansaclu'iiiiing das Menschen.
wurden die Athemversuche angestellt. In einem Versuche nahm ich
4l/f Uhr und 5 Uhr 20 Minuten jo 10 gm. Chinin; 6V4 Uhr wurde
der Athem untersucht; dabei Schwindel und Ohrensausen, benom-
mener Kopf fast den ganzen Tag über. In den Versuchen 7 und
10 wurde ein Infus von 1 Lotli Kaffee getrunken. Bei No. 8 wurden
Abends vorher 500, Morgens 3, 5, 5'/j und 53/4 Uhr jo 250 ccm.
und bei No. 12 von 6s/4 — 7*/« Uhr in 6 Portionen h 250 ccm. Wasser
getrunken und bei No. 12 3 Esslöffel Brennspiritus mit Wasser ver-
dünnt von 7l/a — 7s/i Uhr genossen. Bei No. 14 wurde das Einatli-
men, bei No. 15 das Ausathmen soweit gehemmt, dass bei starker
Anstrengung der Atbemorgane gerado keine erhebliche Athemnoth
entstand.
Oie Versuche, bei denen kohlensäurehaltige, sauerstoffreiche
und sauerstoffarme Luft eingeatbmet wurde, bedürfen keiner weiteren
Speck, SanerstoüVerbrauch und ftablen»HnreaaMcheidnng den Menschen. 291
Erläuterung. Dio CO, wurde aus Kreide und Salzsäure, der O aus
aus cidorsaurein Kali gewonnen. In Versuch 18 und 19 wurde aus-
gesthmete Luft geathmet, die also nicht blos CO,, sondern auch
weniger O als die Atmosphäre enthielt. Um eine stark sauerstoff-
arme und «tickstoffreicheLuft herzustellen, blieb mir nichts anderes
übrig, als 1 — 6 Mal genthmete Luft durch Leiten durch Pulver von
frischem Actzkalk von ihrer Kohlensäure vollständig zu befreien.
Es gelang dies sehr leicht, während alle Versuche, der atmo-
sphärischen Luft O durch Absorption zu entziehen, ganz ungenügende
Resultate lieferten.
Ich t heile zunächst in tabellarischer Aufstellung und in chrono-
logischer Reihenfolge die einzelnen Versuche mit, deren Werthe auf
1 Minute Zeitdauer berechnet sind :
CO,
in
gm.
Die
bestel
C
CO,
bt aus
0
O für
Oxy-
dation
de»
H.
Dauer
des V©
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nieten
Luft
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de» absor-
birten 0 zum
O
d. CO,|d. HO
= 1000 :
M. 8.
0,647
0,149
0,398 |
0,000
8 2
07
996
869
131
normal
0,513
0,140
0,373
0,078
7 16
56
995
827
173
do
0,401
0,120
0,835 i
0,114
9 60
74
993
746
254
Fett
0,47t
0,128
0,343
0,116
9 12
05
989
747
253
do.
0,472
0,129
0,343
0,098
9 3
66
994
776
224
do.
0,690
0,161 i
0,429
0,031
7 10
60
1001
933
67
Chinin
0,582
0,159
0,423
0,060
6 63
46
1000
894
106
Kaffee
0,467
.0,126
0,334
0,072
9 2
04
1000
823
177
Wasser
0,407
0,127
0,340
0,057
9
07
996
867
143
normal
0,633
0,146
0,388
0,083
7 45
69
994
824
176
Kaffee
0,606
0,188
0,308
0,072
8 8
68
997
836
164
Spiritus
0,53«
0,147
0,392
0,062
8 33
7t
996
863
137
Wasser
0,420
0,114
0,305
0,088
9 16
79
993
776
224
19*
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No
Datum
Kitt-
geat
L
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Aus-
hmete
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Die
Lufl
O
• ingeathmete
t besteht aus
N I CO,
1
Die
Luf
°
ansgeftt
t bestell
N
hmete
t AUS
CO,
Im Körper
aufge-
uommeuer
0
ccm.j gm.
16.
1876.
M. U.
26/5 6Vi
6873
6827
1439
5431
16,89%
1153
, 79,79%
5447
,1 8,32%
227
i
286
0,410
16.
30/5 6
7213
7139
1511
6701
17,09%
1220
, 79,60° ,
5683
, 3,31%
236
291
0,417
17.
8/6 7
9181
9060
20,20%
1857
78,82%
7237
i 0,95%
87
, 16,94%
1534
, 79.17%
7173
3,89%
.352
323
0,462
18.
6/6 7
11347
11194
18,16%
i 2061
,78,96%
8960
i 2,88%
327
,115,59%
1 1745
, 79,58%
8909
4,83%
512
316
0,462
19.
10/6 6
11565
11459
17,97%
1 2078
78,92° u
9127
3.11%
360
J 15,56%
| 1 78.3
79,56%
9117
4,88%
559
295
0,424
20.
12/6 6
16193
15981
19.78%
3203
74.82%
12116
6,40%
775
17,89%
2859
76,07%
12157
6,04%
965
344
0,494
21.
17/6 6
25297
24817
19.41%
4910
73,37%
18561
7,22%
1826
17,89%
4440
74,76%
18553
7,35%
1824
470
0,674
22.
24/6 6
23734
23328
19,33%
4588
73,57%
17461
1 7,1u#/0!i7,mh%
1 1685 i 4171
74,80%
1 7449
7,32%
1707
417
0,598
23.
25/6 6
32464
31463
18,42%
5980
70.07%
22748
,11,51%
3737
17,54%
I 5519
72,26%
1 22735
10,20%
3209
461
0,610
24.
6/7 6%
9094
9045
23,73%
2158
76.27%
6936
19,96%
1806
76,88%
6954
3,16%
286
358
0,506
26.
6/7 6V4
8667
8576
27,91%
2419
72,09%
6248
23.89%
2049
72.93%
6524
3.18%
273
370
0,631
26.
7/7 5Vi
8619
8544
31,28%
2696
68.72%
5923
26,64%
2696
70,00%
6923
3,36%
287
420
0,602
27.
8/7 6
8650
8589
42,78%
369G
57,27%
4953
37,38%
3211
59,46#/o
5106
3,17%
2^2
485
0,696
28.
26/7 5*4
9745
9679
42,16%
4108
57,84%
5636
37,59%
3638
69,44° o
5753
2.97%
287
470
0,674
29.
29/7 6'/4
9299
9215
50,42%
4689
49,58%
4611
46.19%
4146°
51,69%
4763
3,12%
287
525
0,752
30.
31/7 5 yt
9476
9376
03,48%
6015
36,62%
3461
58,31%
6467
38,79%
36.37
2,90%
272
548
0,786
31.
4/8 6
9058
8988
20,50%
1857
79,60%
7201
1 7,09®/o
1536
79,80%
7174
3.11%
280
320
0,459
32.
9/8 6^4
11753
11719
20,58%
2419
79,42%
9334
17,77%
2082 1
79.39%
9304
2,84%
333
336
0,482
33.
18/8 6%
10984
10913
1 7,62%
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80,22%
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15.14%
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80.67%
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4,19%
457
272
0,416
84.
20/8 5
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10604
16,95%
1808
83,03%'
8858 1
0,02%
•»
13,88%
1472
83,03%
8804
3,09%
328
336
0,482
36 !
21/8 5
10489
10454
13,27%,
1392
86,73%!
9097
0
10,37%
1084
86,71%
9064
2,92%
305
308
0,441
36. i
23/8 t>y2
10805
10808
10,92% !
1180
89,08%
9625
8,60% !
930 |
88,55%
9570
2,85%
308
250
0.359
37. i
24/8 6V4
11118
11170
9,16% !
1018
>0,84%
10099
7,100/0,90,02%
793 10056
2,88%
322
225
0,323
88. !
26/8 6H
11318
;
11342
10,00°/J{
1132 |
>0,00%
10187
7,97% *
904 |
>9,13°, o
10109
2,90«/.
329
227
0,328
Digitized by Googl
Speck, Saueratoffverbraucb und Kohlens&ureauaacheidung dea Meuachen.
293
COt
in
Rfn.
Die
beste
C
CO,
bt aus
°
0 für
Oxy-
dation
des
H
Danai
dea V
Zahl
der
Athem
ziige
arsnobs
d. ein
aus>
geatb
ineteu
Loft
^erhkltnisa
: des absor-
birten 0 sum
O
d. CO,[d. HO
= 1000 :
M.
8.
0.447
0,122
8
40
42
994
793
207
0,466
0,127
0,339
8
45
48
813
187
normal
0,696
0,189
0,506
—0,044
4
33
33
987
1095
—95
1,066
0,289
0,776
-0,324
6
5
36
986
1717
1,103
0,301
0,802
-0,378
4
46
34
990
1891
1,903
0,619
1,384
-0,890
3
20
35
988
2802
-1802
3,596
0,981
2,615
-1,941
2
10
27
981
3880
—2880
3,366
0,918
2,448
— 1,850
3
20
28
983
4095
-3096
6,326
1,725
4,601
—3,991
1
16
969
7543
—6643
0,564
0,156
0,410
0,096
6
23
44
995
810
190
0,537
0,145
0,391
0,140
5
65
42
989
786
264
0,566
0,155
0,412
0,190
5
48
39
991
684
316
0,537
0,146
0,390
0,306
6
40
36
993
560
440
0,567
0,164
0,412
0,262
6
57
43
993
611
389
0,567
0,154
0,412
0,340
6
10
35
991
684
452
0,536
0,146
0,390
0,3%
6
10
36
989
4%
504
0,561
0,160
0,401
0,058
4
58
34
992
874
126
0,656
0,179
0,477
0,006
3
6
24
997
990
10
0,901
0,254
0,656
-0,240
8
4
16
994
1577
-677
0,646
0,176
0,470
0,012
6
46
994
975
25
0,600
0,164
0,437
0,004
5
45
44
997
991
9
0,607
0,166
0,441
—0,082
6
56
65
1000
1228
—228
0,634
0,173
0,461
—0,138
4
35
40
1006
1427
-427
0,648
0,177
0,471
—0,143
4
66
46
1002
1436
-436
Digitized by Google
294 Spkck, 8i»uer«toffvorbrauch und Koblouaäureiuittjcboiiiuiig dos Mensch#*-
Was zunächst die Zahlen für normales Atlunen betrifft , so
weichen diese gegen früher, 1871 uud 186G guwounuuc (vergl. Speck,
Untersuchungen über O-Verbrauoh und CO^-Ausscheidung in den
Schriften der Ges. zur Beförder. der ges. Naturwisschensch. zu Mar-
burg 1871 und Experimentelle Unters, über den Eiutiuss der Nah-
rung auf O-Verbraucb und C02-Ausscheidung, Arch. f. exper. Path.
u. Pharm. II. Bd. 6. Hft.), nicht so viel ab, dass die Unterschiede
nicht aus den Ernähruugs- und sonstigen Zuständen, die in so langen
Zwischenräumen nicht gleich bleiben, erklärlich wären.
Da die Versuche über Fettnahrung eine Ergänzung der er-
wähnten Untersuchungen Uber den Einfluss der Nahrung bilden, so
setze ich die ilauptmittelzahleu auch der früheren Versuche mit
hierher
Eiu-
Aus-
CO,
0
O
ausge-
geathmete Luft
schieden.
abaorbirt
für H.
7527
7483
0,619
0,618
0,068
1865 und 1866 zu verschied.
Tageszeiten vor uud uacb der
Mahlzeit
7038
7015
0,499
0,420
0,067
1871 Morgeus nüchtern.
8589
8550
0,530
0,454
0,069
1874 dcsgl.
7213
7139
0,466
0,417
0,078
1876 dusgl. (Vers. 16).
9017
9017
0,642
0,479
0,012
Zucker 1871
7751
7690
0,618
0,465
0,088
Fleisch 1871
7320
7203
0,468
0,450
0,110
Kett 1874
Trotz der weitauseiuanderliegenden Untersuchungszeiten geben
die Versuche ein bestimmtes Resultat:
1) Mit zunehmendem H-Gehalt der Nahrung nimmt die Menge
der ein- uud ausgeathmeton Luft ab; Nahrungsstoffe, welche wie
Zucker im Vcrhältniss zu ihrem O-Gehalt wenig H enthalten, be-
dingen eine stärkere Anstrengung der Athcmorgane, als solche mit
mehr H, wie die Fette.
2) Je mehr der C dem H gegenüber iu der Nahrung vorwiegt,
uui so mehr wird Luft ausgeathmet im Verhältnis zur eingcathmeten,
oder um so mehr nähert sich der Charactor des Athmens dem, den
ich früher den forcirten genannt habe. Es verhält sich nämlich die
ein- zur ausgeathmeten Luft wie 1000
zu 1000 bei Zucker,
zu 993 bei Fleisch,
zu 992 bei Fettnahrung.
3) Je mehr in der Nahrung der C gegenüber dem H vorwiegt,
um so mehr wird C02 ausgeschieden, uud um so mehr wird O auf-
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Sn», Ssuerstoffverbrauch und KoliIensKureausscheiduDg des Menschen. 295
genommen, und je reichhaltiger die Nahrung an H ist, um so weniger
bedarf der Körper 0.
4) Je reichhaltiger die Nahrung an H ist, um so mehr wird
von dem aufgenommeueu O zur Oxydation des H verwendet, so
dass vou 1000 Theilen O, welche der Körper auinimmt, verwandt
werden zur Oxydation
des C des H
973 27 bei Zucker,
811 139 bei Fleisch,
750 244 bei Fett,
ganz entsprechend der chemischon Zusammensetzung dieser Nahrungs-
mittel.
Oie Untersuchungen über Chinin-, Kaffee, Wasser- und Spiritus-
gebraucb ergaben kein klares Resultat. Es sind der Versuche auch
zu wenige, und die für Kaffee und Spiritus auch mit zu geringen
Mengen angestellt. Ich wage nicht, einen Schluss daraus zu zieheu.
Bei dem Chinin steht die Zahl für den zur Oxydation des H übrig-
bleibenden 0 ziemlich tief. Bei der erheblichen Wirkung, die das
Mittel auf mein Oesainmtbefiudeu ausgeübt hatte, erscheint die
Wirkung auf den Athemprocess jedenfalls als eine geringfügige.
Durch die Versuche 14 und 15 sollte ermittelt werden, ob ein
Uinderniss beim Einathmeu don Athem mehr oder weniger verändere,
als ein solches beim Ausathmou. Es wurde durch dieselbe enge
Köbre das eine Mal eiu-, das andere Mal ausgeathmet, so dass in
No. 14 das Ausathmen, in No. 15 das Einathmen ungehindert war. Ob-
wohl das Atlimen recht erschwert war, so wurde doch eine erheb-
liche Beschränkung des Athemprocesses, wie auch in früheren Unter-
suchungen (Speck, Die willkürlichen Veränderungen des Athem-
processes. Arch. d. Vereins f. Wissenschaft!. Heilk. Bd. III. No. 5.
S. 317) nicht erzielt. Es ist dabei jedoch zu beachten, dass der
entsprechende Normalversuch No. 16 aussergewöhnlich geringe
Werthu ergeben hat, und dass das angestrengte Atlimen bei Athem-
lienmiuug vermöge der stärkeren Muskclthätigkeit naturgemäss merk-
lich höhere Werthe ergeben müsste, als das normale. Die Be-
schränkung des Eiuathmens hat etwas stärker gewirkt, als die des
Ausathmens.
Sehr deutliche, übereinstimmende und bemerkenswerthe Resultate
ergaben die Einathmuugen kohlensäurehaltiger Luft. Die flaupt-
resultate sind hier übersichtlich zusammengestellt.
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296 Spkc'k, SauerslofFverbrauch und Koklenaäureaus.scheidung das Menschen.
pCt. CO,
Verhält-
der eiu-
Ein-
Aus-
Gin*
Aus-
Aufge-
nias der
ein-
geatb-
geatbmete Luft.
geatbmete CO*.
nommen
zurausge-
ath nieten
nieten
o
Luft.
Loft.
ccm.
gm.
= 1000 :
0,95
9181
9060
0,172
0,695
0,462
987
. 2,88
11347
11194
0,645
1,066
986
3,11
11565
11459
1,103
0,424
990
6,40
16193
16981
1,908
0,494
988
7,10
23734
23328
■
3,366
0,598
983
7,22
25297
24817
3,600
3,596
981
11,61
82464
31463
7,367
6,326
0,610
969
Das Athenen von Luit mit geringeren Kohlensäureprocenten
noch bis 5 und 6 pUt., kann minutenlang ohne besondere Belästigung
fortgesetzt werden.
Bei 11,51 pCt. indessen (Versuch 23) hatte ich alle Energie
nöthig, das Atbmen eine Minute lang auszuhalten. Schon der erste
Athemzug war unangenehm, bald trat benommener Kopf, Schweiss,
undeutliches Sehen und Zittern auf, so dass die nöthigen Aufzeich-
nungen mit unsicherer zitternder Hand gemacht wurden. Nach dom
Versuch bei Einathmen frischer Luft dauerte es mehrere Minuten,
bis ein einigermaassen behaglicher Zustand sich einstellte. Schwere
der Glieder, Unsicherheit der Hände dauerte über eine Viertelstunde.
Es war nicht das Gefühl der Athemnoth, welches die längere Fort-
setzung des Versuchs unmöglich machte, sondern die Erscheinungen
im Kopf und die Nähe des Punktes, das Bewusstsein zu verlieren.
Was zunächst auffallt, ist die ausserordentliche Steigerung der
Lungenthätigkeit durch die eingeatbmeto C02) die wohl therapeutisch
sich verwerthen liesse, namentlich in Verbindung mit comprimirter
Luft. — Mit der Steigeruug des COs-Gehaltes der Einathmungsluft
steigt stetig die Menge der ein- und ausgeathraeteu Luft so erheb-
lich, dass selbst bei einem Gehalt an COä (7,10 — 7,20 pCt.), wo ich
minutenlang noch athmen konnte, ein Luftquantum bewältigt wurde,
wie ich es sonst nur bei heftiger den Athern vehement in Anspruch
nehmender und fast beengend wirkender Körperanstreuguug er-
reichte. Eiue solche Luftmasse, wie sie bei 11,5 pCt. CO,, die
Lungen passireu muss, wird wohl auch bei der allerheftigsten Körper,
anstrengung mit keuchendem Athcm und klopfendem Puls nicht
erreicht. Diese Vermehrung der Einathmungsluft wird sowohl durch
Vermehrung der Zahl als auch der Tiefe der Athemzüge hervorge
bracht. Das Maximum der Tiefe scheint bei 7,2 pCt. CO*, dem
Punkt, wo ein- und ausgeathmete (J02 sich das Gleichgewicht halten-
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pp'Wt r- ~3"' ’
Aract, Sauerntoffvarbranch und K olil«n»;inre*n»scheidnng des Menschen. 297
erreicht zu sein, sie wächst wenigstens nicht mehr bei der weiteren
beträchtlichen Steigerung bis
auf 11,5 pCt.,
es wächst da nur noch
die Zahl der Athemzüge, wie
folgende Zusammensetzung zeigt.
No.
pCt. COa.
Zahl.
Tiefe.
17.
0,95
7,25
12660
* 18.
2,88
7,1
16023
19.
3,11
7,2
15158
20.
5,40
10,5
15222
21.
7,10
12,0
19778
22.
7,22
12,5
20300
23.
11,51
16,0
20290
Die Versuche
18 und 19
passen nicht
ganz in die Reihe, da
bei ihnen nicht bios der CO,-QehaIt der Einatlunungsluft vermehrt,
sondern auch deren O-Gehalt vermindert war. Es wirkt also noch
ein zweiter Factor mit, der bei den anderen Versuchen fehlt.
Die COj-Ausfuhr wächst mit dem Steigen des CO,-Gehaltes der
Einathmuugsluft, jedoch so, dass nie alle cingeathmete und produ-
cifte CO, ausgelührt wird. Es wird stets CO, im Körper zurückge-
balten, bis bei einem CO,-Gehalt der Einathmungsluft von 7,2 pCt.
ein- und ausgeathmete CO, gleichstehen, und alle im Körper produ-
cirte CO* zurückgehalten und bei einem Gehalt von 11,5 pCt. nicht
blos der producirte, sondern auch ein grosser Theil der eingeath-
meten 00* im Blut zurückgehalten wird.
Dass durch diese Ueberladung des Blutes mit CO* bis zu einem
gewissen Grade der Oxydationsprocoss keine Einbusso erleidet, be-
weist das Verhalten der SauerBtoffaufnahme. Diese wächst nämlich
genau mit der Zunahme des Proccntgehaltes der Einathmungsluft an
CO,. In die Reihe passen auch hier nicht die Versuche 18 und 19,
bei denen ausgeathmete Luft wieder cingeathmet wurde, aus dem
bereits angeführten Grunde der gleichzeitigen Verminderung des O-
üehalts. Diese vermehrte OAufnahme bei CO, haltiger Luft ist als
der Ausdruck eines durch die vermehrten Leistungen der Athem-
muskeln verstärkten Stoffverbrauchs und dadurch vermehrten Oxy-
dation zu betrachten.
Dass bei einem Uebermaass von CO, im Blute Störungen ein-
treten, wahrscheinlich wohl im Verhalten der Blutkörperchen, welche
die Sauerstoffaufnahme beeinträchtigen, beweist der Versuch 23, bei
dem die O-Aufnahme geringer ist, als bei Versuch 22, trotzdem»
dass bei ersterem die Athemthätigkeit viel stärker in Anspruch ge-
nommen wurde und viel grössere Luftmengen bewältigt wurden.
Entsprechend der im Körper zurückgehaltenen COt zeigt sich
das Volum der Ausgthmungsluft der Einathmungsluft gegenüber ver-
mindert bis zu einem Verhältnis von 1000 : 969. Dieselbe natür-
liche Erscheinung, die ich hier nur andeuten kann, wurde in früheren
Untersuchungen beobachtet, wo CO, im Blut zurückgehalten wurde,
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298 Spick, Sauerstoffrerbranch and Kohleneäureausscheidnng de« Menschen.
wenn das Blut, nachdem es durch die starke Ventilation des forcirten
Athmens an C02 verarmt war, sich in dein darauf folgenden spar-
samen Athmen wieder mit COs sättigte (Unters, über O-Verbraucb
u. COj-Ausscheid. Schriften d. Gesellsch. etc. 1871. S. 36).
Um den Einfluss eines verschiedenen Sauerstoffgehaltes der
Einathmungsluft beurtbeilen zu können, stelle ich hier die Haupt-
resultate der Versuche übersichtlich zusammen.
No.
pCt. O.
Auf
genom-
mener O.
Ausge-
athmete
CO,.
0 für
Oxydat
den H.
Eingeatli*
niete
Luft.
= 100 :
Eingeath-
niete
Luft.
37.
9,16
0,323
0,634
Bl
mm
11118
38.
10,00
0,328
0,648
ES9
11318
36.
10,92
0,359
0,607
—0,083
1000
36
13,27
0,441
0,004
997
10489
34.
16,96
0,482
0,646
0,012
994
10688
33.
17,62
0,416
31.
20,50
0,469
0,551
0,058
997
9058
32.
20,68
0,482
0,666
0,005
997
11753
24.
23,73
0,506
0,096
994
26.
27,91
0,631
0,140
989
8067
26.
31,28
0,602
0,190
991
8619
28.
42,16
0,674
0,667
0,262
993
9745
27.
42,73
0,696
0,537
0,306
993
8650
29.
60,42
0,752
0,567
991
9299
80.
68,48
0,786
0,636
989
9470
Aus dieser Reihe sind No. 33 und No. 32 zu streichen , da bei
der ersteren die Einathmungsluft 2,26°/o C02 enthielt, und da bei
der letzteren ein forcirtes Athmen stattfand, wie aus der hohen Zahl
für die eingeathmete Luft und aus dem Missverhältniss zwischen ein-
geathmetem 0 und ausgeschiedener C02 hervorgeht. Ein solch for-
cirtes Athmen stellt sich leicht ein, ohne dass es auffällig wird, wenn
an dem Athemapparat ein leicht zu überwindendes Hindernis*
(Reibung) eintritt. Sind diese beiden Beobachtungen ausgeschiedeu.
so ergiebt sich, dass die O Aufnahme stetig mit dem °/0-Gehalt der
Einathmungsluft von O zunimmt, und zwar von 9% bis zu 63%
um mehr als das Doppelte. Sie sinkt bis zu 9% merklich unter
die Norm und steigt bis zu 63% bedeutend darüber. Die ausgeathmete
COs dagegen bleibt durch diese Ab- und Zunahme des aufgenommen 0
ganz unberührt.
Die Vermehrung der CO*, welcher wir in dieser Versuchsreihe
bei Verminderung des O-Gehaltes der Einathmungsluft begegnen und
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ujerstoffverbrnnch and Kohlensäoresnsscheidnng des Menschen. 299
an der keine Gleichmässigkeit zu beobachten ist, ist die alleinige
Folge der vermehrten Athemthäligkeit. Denn wenn man die Zahlen
für die eingeathmete Luft und für die CO^-Ausscheidung graphisch
aufträgt, so verlaufen beide Curven ganz übereinstimmend. Die ver-
mehrte COj-Ausfuhr ist hier entweder das Product grösserer Thätig-
keit der Athemmuskeln, oder wahrscheinlicher stärkerer Ventilation
der Lungen, oder beider Einflüsse, ui d ganz unabhängig von dem
aufgenommenen O. Dass die eingeathmete Luft mit der Abnahme
des O der Einathmungsluft etwas zunimmt, ist bereits gesagt, sie
nimmt jedoch mit der Zunahme des O nicht entsprechend ab. Bei
der Unveränderlichkeit der COÄ-Ausscheid ung bei wechselndem O-Oehalt
der Einathmungsluft ist es in hohem Maasse unwahrscheinlich, dass
bei Vermehrung des O-Gehalts der Einathmungsluft die Oxydations-
processe im Körper energischer werden. Ich bin der Meinung, dass
das Blut nach den Gesetzen der Gasabsorption den O blos in Lösung
aufnimmt, um ihn bei Aenderung der Verhältnisse wieder abzugeben.
Denn es ist schwerlich anzunehmen, dass der ganze Oeberschuss
von O, der in der C08 nicht wiedererscheint und der dem O der
C0f gleichkomnien kann, zur Oxydation von H dienen sollte. Die
Körpertemperatur müsste dadurch stark erhöht werden. Die starke
Verminderung derO-Atifnahmc bei geringem O-Gehalt der EinathmungB-
luft würde bei gleichbloibender oder gar vermehrter COj-Ausfuhr
ebenfalls für gleichbleibende Oxydationsverhäitnisse sprechen, indem
io diesem Fall der gelöste 0 des Blutes verbraucht würde, und das
Blut an gelöstem O verarmte.
Jedenfalls, meine ich, können diese Verhältnisse nur für kurze
Zeiträume gelten, d. h. es muss sich ein Punkt finden lassen, wo
da» Blut mit O gesättigt ist, und wo das Blut allen gelösten 0 los
geworden ist. Bei meinen 5 — 6 Minuten dauernden Versuchen habe
ich diesen Sättigungspunkt nicht erreicht. Ich hoffe die Frage durch
einen grösseren Apparat erledigen zu können.
Das Verhältniss des aufgenommenen 0 zu dem, der in der COs
wiedererscheint, und dem, der zur Oxydation verwendet werden
könnte, ändert sich mit wachsender und fallender Oaufnahme ganz
gleichrnässig, so dass bei starker Verminderung der O-Aufnahme ein
erheblicher Theil des aufgenommenen O in der CO» fehlt, und im
entgegengesetzten Falle ein grosser Ueberschuss besteht, der den
gleichen Theil des in der COs ausgeschiedenen 0 erreichen kann
(Vord. 30). Werfen wir nun noch einen Blick auf die Verhältnisse
des ein- und ausgeathmeten Stickstoffs, so muss ich bekennen, dass
die Versuche hierin nicht die wünschenworthe Garantie leisten, da
der Stickstoff als Rest berechnet ist. Doch aber lässt sieb unzwei-
deutig erkennen, wie auch der N den Gesetzen der Gasabsorption
folgt, indem bei geringem N-Gehalt der Einathmungsluft das Blut
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300
Dorm, Ursprung der Wirbelthiere nnd Pnnctionswechsel.
N abgiebt und bei hohem N-Gebalt aufnimmt. Die Zahlenbelege sind
folgende :
pCt N.
36,6
49,6
67,2
67,87
70,0
72,1 '
73,4
ausgeatlimet.
j +176
+117
—13
1
+6
1 _8
* pCU N.
73,0
78,9
78,9
79,0
79,4
auegoatbmet.
—12
+41
+18
1 _ 04
— 10
—61
-30
pCt. N.
79,5
80,2
83,0
86,7
89,1
90,0
90,8
ausgeatlimet.
-27
—8
—64
—33
—66 j
-78
—44
Trotz der leicht begreiflichen Schwankungen, die sich hier be-
merklich machen, ist doch die Wirkung ersichtlich, die die grosse
Differenz zwischen 36.5% N. der Einathmungsluft und dem normalen
Gehalt der Luft 79%, ausübt, sie findot ihren Ausdruck in recht er-
heblichen Quantitäten ausgeschiedenen Stickstoffs. Diese Quantitäten
betragen bei einer Einathmungszeit von 5—9 Minuten (sie sind hier
alle auf 1 Minute berechnet) bis zu 900 ccm. In dem geringen
Abstaud von 79 bis 91% sind die Schwankungen so stark, dass die
stetig vermehrte Absorption des N. nicht klar bervortritt. Die Nab-
gäbe bei geringem Ngehalt der Einathmungsluft ist indessen zweifel-
los. Sie ist so bedeutend, dass sie auf einem Fallen der Methode
bei Weitem nicht mehr beruhen kann. Auch hier muss es für Auf-
nahme wie für Abgabe des N einen Sättigungspunkt geben, der sich
muss finden lassen, wenn man die Versuche etwas länger dauern
lässt ödes die Versuche so theilt, dass man mit zwei Apparaten un-
mittelbar nach einander untersucht.
A. Dorn, Der Ursprung der Wirbelthiere und das Princip
des Functionswechsels. Leip*ig. 1876. 8°. 87 stD. .
Gestützt auf die ursprüngliche Segmentirung des Nervensystems
der Wirbelthierembryonen glaubt D., dass die Wirbelthiere von An-
nelidenartigen Vorfahren abstammen. In diesem Fall müssten auch
die Wirbelthiere einmal einen Schlundring bosessen haben, denn in
den Vorhandensein dieser Bildung des Nervensystems beruht der
stärkste Unterschied beider Thiorgruppcn. Der Schlundring allein
macht bei den Anneliden die Nervenseite zum Bauch.
Gäbe es Wirbelthiere, deren Ösophagus auf dem Rücken aus-
mündete, so würde man wahrscheinlich diesen Rücken Bauch nennen.
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Dorn, Ursprung der Wirbelthiere und Functions wecbrel. 301
D. lässt nun die ursprüngliche Mundöffnung der Wirbelthiere in der
Fossa rhoraboidua des vierten Ventrikels gelegen sein. Eine öso-
phagusartige Einstülpung senkte sich von dieser Stelle au3 nach
innen gegen den Mitteldarm hin, um sich in der Weise des Vorder-
darms der Insectun- Embryonen mit dem Mitteldarm zu verbinden,
und die Vereiniguug der einzelnen Hohlräume des gesammten Darm-
canals herzustcllen. Diese Mundöffnung und der von ihr ausgehende
Ösophagus waren homolog mit den gleichen Organen der heutigen
Arthropoden und Anneliden. Die gegenwärtige Mundöffnung ist
eine neue Erwerbung, eine Umformung einer früheren Kiemenspalte.
Aus dieser Hypothese erklärt D. unter Andern den Umstand, dass
in der Medulla oblongata eine bedeutende Anzahl von Spinalnerven
zusamraenlaufeu, denn wenn mau das verlängerte Mark nur als Ana-
logon des Baucbmarkes der Anneliden betrachten darf, so ist es
noch theoretisches Postulat, dass aus diesem alten Bauchmark viele
Nerven entspringen. Ini weiteren Verfolg seiner Hypothese führt D.
die Kiemenspalten der Wirbeltliierembryonen und der Fische auf
die Segmental- Organe bei Würmern zurück und macht es wahr-
scheinlich, dass die ersten Wirbelthiere an allen Segmenten ihres
Körpers Kiemen besessen haben. Ein Thcil dieser Kiemen ist zu
Extremitäten (Flossen) geworden, deren Skelet aus der Umwandlung
des ursprünglichen centralen Kiemonknorpelskelets herzuleiten ist
Durch die Bewegungen der Kierneu musste eine, wenn auch anfäng-
lich geringe Hülfe für die Ortsbeweguug des Thieres entstehen, die»
je unabhängiger die Eigenbewegung der Kiemen wurde, um so ein-
flussreicher für das Steuern werden musste. Die vorderen Kiemen
rückten später in die Oeffnungen der Segmentalorgane, welche in
Communication mit der Darmhöhle getreten waren, hinein, die hinteren
Kiemen dagegen gingen zu Grunde, während ihre Musculatur zu*
gleich mit ihren Kiemenbögen noch heute als Rippen persistiren.
Somit ist das Achsenskelet nicht als das ursprüngliche Characteri-
sticon der Wirbelthiere anzuschen, vielmehr waren die Rippen früher
da als die Wirbel, * welche erst in Folge des Daseins der Rippen
entstanden sind. Noch ein Organ ausser den Rippen den Kiemen-
spalten und den Extremitäten ist aus einem Paar jener alten Anne-
lideukiemcn hervorgegangen zu denken, nehmlieb der Penis und die
Clitoris, was D. aus dem eigenthüinlichen Verhalten dieserGebilde bei
Schlangen- und Eidechsen-Emhryouen nachweist. Ebenso wie die
Mundöffnung aus verschmolzenen Sogroentalspalteu entstanden ist, so
auch der After. Während so D. versucht die Organe der höhern
Wirbelthiere aus den Organen des Annelidenkörpers herzuleiten,
stellt er zugleich für einige niedere Wirbelthierformen (Cyclostomen)
und für die Ascidien und den Amphioxus, die Theorie auf, dass
sie nicht Vorfahren der heutigen hohem Wirbelthiere darstellen,
sondern vielmehr aus einer Verkümmerung derselben hervorgegangen
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302
Böhm, BexcbleunigaugBiierven des Berxen*.
sind. Durch diese Annahme sucht D. es begreiflich zu machen, dass
z. B. bei den Tunicaten die Larven höher entwickelt sind, als die
ausgebildeten Thiere.
Um die vielen von D. theoretisch postulirten Umgestaltungen
zu erklären, stellt D. als neu das s. g. Prinzip des Funktionswechsels
auf. Jede Funktion eines Organs lässt sich zerlegen in eine Haupt-
funktion und eine Anzahl von Nebenfunktionen. Das Sinken der
Hauptfunktion und die Steigerung einer Nebenfunktion ändert die
Qesammtfunktion; die Nebenfunktion wird allmählig zur Hauptfunktion,
die Qesammtfunktion wird eine andere, und die Folge des ganzen
Prozesses ist die Umgestaltung des Organs. Löwe.
R. Böhm, Untersuchungen über den Nervus accelerator cordis
der Katze. Arcb. f exper. Patfa. etc. IV. 8. 255.
Bezüglich der anatomischen Verhältnisse dieses Nerven , die
Vf. eingehend bespricht und durch eine Figur illustrirt, bezüglich
der Technik der Präparation so wie einiger Bemerkungen über
Chloroformirung der Katzen muss auf das Original verwiesen werden,
und es sei hier nur hervorgehoben, dass der N. acccler. cord. sin.
wegen seines isolirten Verlaufs leichter zugänglich ist als der rechte,
der mit zahlreichen Fäserchen aus dem Qangl. stellst, entspringt und
alsbald mit dem N. Vagus und Recurrens communicirt, dafür aber
ist die Reizung des rechten Nerven von stärkerer Wirkung. Nach
100 Einzelversuchen beträgt der Zuwachs an Pulsen gewöhnlich
21 — 30 pCt., selten unter 10 oder über 40%. Wie bei Hunden und
Fröschen nach den Angaben von Schmiedeberg und Bowditch
zeigte auch bei den Katzen dieser Nerv ein auffallend langes Stadium
der latenten Reizung und eine ungewöhnlich geringe Erregbarkeit,
so dass zur Reizung sehr starke elektrische Ströme erforderlich und
mechanische Reize (Zug, Druck, Durchschneidung etc.) ganz wirkungs-
los waren (Letzteres steht im Widerspruch mit v. Bezold’s Angaben
bei Kaninchen). Andererseits sah Vf. an diesem Nerven keine Er-
müdung eintreten, selbst wenn er zwei Minuten hindurch mit nor-
malen Stromstärken behandelt worden war. Während der Accelator-
reizung werden die Pulsweileu etwas flacher; die Beschleunigung
selbst bleibt ziemlich weit hinter dem Maxiraum von Schlagzahl zu-
rück, welche das Katzenherz unter anderen Umständen (Ammoniak-
Barytvergiftung etc.) erreichen kann; sie ist bei chloroformirten
Thieren ein Wenig geringer als bei curarisirten und verhältnissmässig
sehr gering bei atropinisirten. Der Blutdruck wird kaum merklich
beeinflusst. Schiffer.
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Flkucüeb; Ebstsin & Müller; Baoharn, Brenzcatechiu im Harn. 303
B. Fleischer, lieber die Einwirkung der Salicylsäure auf den
Harn und das Yorkoimuen von Brenzkatechin. Berliner klinische
Wocheoachr. 1875. No. 30 n. 40.
Ebstein & J. Müller, Einige Bemerkungen Uber die Beaction
des Brenzkatechin mit Bezug auf das Vorkommen desselben
im menschlichen Harn. vmcHow'a Aicb. lxv. s. 394.
E. Baumann, lieber das Vorkommen von ^Brenzkatechin im
Harn. PrLfoiB'a Arcb. XII. S. 63.
F. fand, dass der nach Salicylsäuregebrauch entleerte Harn
häutig eine grüne bis braune Färbung zeigte, die indessen nicht auf
zersetztes Indican bezogen werden kann, wie Wolfberg will (S. 126);
in einer Reihe von Fällen dunkelte der Harn beim Stehen an der
Luft nach. Diese Erscheinung erinnerte an die von Fürbringer
beobachtete Ausscheidung von Alcapton, das F. später nach Kennt-
nissnahme der Angaben von Ebstein und Müller für Brenzkatechin
erklärte (Cbl. 1875873). In der That zeigte auch der von F. beobachtete
Harn starkes Reductionsvermögen für Metalloide und absorbirte, al-
kalisch gemacht, Sauerstoff; nur die ßraunfarbung nach Zusatz von
Ammoniak trat nicht ein. Es wurden nun 3000 Cc. des Salicyl-
säurebarns nach der von BÖDECKER angegebenen Methode auf Alcap-
ton verarbeitet, nur der Gebrauch von Alcohol vermieden, um nicht
in diesem häufig enthaltene reducirende Stoffe hineinzubringen (Ref.
bemerkt bei dieser Gelegenheit, dass die ersten Beobachtungen über
das häufige Vorkommen solcher Substanzen in käuflichem Alcobol
von Dr. G. Salomon und dem Ref. gemacht sind und sich wohl auf
dem Wege mündlicher Tradition fortgepflanzt haben). Die erhaltene
Lösung zeigte im Wesentlichen dieselbe Reaction. Der Versuch,
durch Sublimation Brenzkatechin darzustellen, fiel negativ aus. Aus
einem zur Zeit der Untersuchung gleichzeitig beobachteten, fast
sehwarzen, bei durclifallendeiu Licht grünen Harn, der gleichfalls die
Alcaptonreactionen gab, gelang es dem Vf. durch Ausziehen mit Al-
kohol und Aether und Sublimation des Rückstandes Brenzkatechin
in Krystallen zu erhalten. Salicylsäure war in diesem Falle nicht
angewendet. Vf. ist der Ansicht, dass dadurch die Deutung der
Reactionen des Salicylsäureharns auf Brenzkatechin zweifelhaft wird.
E. und M. wenden sich gegen eine Angabe F’s über die Reac-
tion des aus dem Harn erhaltenen Brenzkatechin mit Eisenchlorid.
Setzt man zu einer sehr schwachen Eisenchloridlösung Brenzkatechin,
so färbt sich die Lösung grün, aut Zusatz von Ammoniak violett und
bei Zusalz von Essigsäure wieder grün. F. beobachtete dagegen
eiue Violettfärbung seiner grüngefärbten Lösung beim Hinzufügen
von Essigsäure. E. und M. halten an ihrer Angabe fest und be-
schreiben noch zwei Modificationen dieser sehr leicht misslingenden
Reaction genau. B. hat die Dunkelfärbung an der Luft ganz regel-
mässig beim Pferdeharn beobachtet und konnte durch Ausschütteln
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304
Klbbs, pathogene Schistomyceten.
des frischen mit Essigsäure angesäuerten Harns, Verdunsten des
Aetbers, Fällung mit essigsaurem Blei und Zersetzung dieses Nieder-
schlags mit Schwefelwasserstoff eine Lösung herstellen, die alle Reac-
tionen des Brenzkatechin zeigte. Ausser dem präformirteu Brenz-
katechin enthält der Pferdeharn noch eine Brenzkatechin bildende
Substanz. Erwärmt man den durch Ausschütteln mit Aether nach
dem Ansäuern von Brenzkatechin befreiten Harn, so geht beim
Schütteln mit Aether aufs Neue Brenzkatechin in diesen über. —
Im Anschluss daran untersuchte Vf. auch menschlichen Harn auf
Brenzkatechin und fand es zwar nicht regelmässig, aber doch häufig
darin. Hunde lieferten bei Fleischfütterung kein Brenzkatechin.
Das Auftreten desselben scheint danach mit der Pfianzennahruug in
Zusammenhang zu stehen. Mit Rücksicht hierauf wurden verschiedene
pflanzliche Nahrungsmittel auf präformirtes Brenzkatechin untersucht.
Es zeigte sich, dass eine Substanz von den Reactionen des Brenz-
katechin weit verbreitet ist, es bleibt jedoch zweifelhaft, ob es sich
in der That immer um Brenzkatechin handelt. Aus einem Apfel-
wein, der die Eisenreaction am deutlichsten gab, konnte Vf. kein
Brenzkatechin darstellen, und die erhaltene Lösung, welche Brenz-
katechin in concentrirter Form enthalten sollte, zeigte auch abwei-
chende Reactionen. U. Salkowski.
Hiebs, pathogenen Scbistomyceten. (Schluss m s 286.).
Bei der Cultur von Diphtheritis-Organismen bildeten sieb gleich-
falls unter Verflüssigung des Leims die oben genannten Krystalle,
während die Scbistomyceten grosse, braune liallcD bildeten, die zu
kleinen, bewegungslosen Bacterien zerfielen, an denen eiue Weiter-
eutwickclnng nur andeutungsweise gesehen wurde, indem sich isolirte
oder in Ketten zusammenhängende grössere Sporen (Dauersporeu)
bildeten. Boi schlechtem (geringem) Ernäbrungsmaterial kam es
nur zur Bildung netzförmiger , feinkörniger (protoplasmaartiger)
Züge nebst kleinen Micrococcenballen; später blieben aber auch
Dauersporen und Krystalle übrig.
Es bilden übrigens nicht alle Scbistomyceten wie die oben ge-
nannten Micrococcenballen; andere liefern Bacterien, die mit lebhafter
und ausdauernder Bewegung (Vibrionen) begabt sind. Zum Unter-
schiede von den ersteren, den Microsporinen , nennt Kl. dieso
Monadinen.
Da wegen des Luftbedürfnisses der Scbistomyceten die seither
benutzten „geschlossenen Culturapparate“ nur unvollständige Resul-
tate liefern konnten , so construirte Kl. „offene Kulturappa-
rate“ d. h. solche, wo durch Watte hindurch eine Diffusion mit der
äusseren Luft möglich ist. Es zeigte sich, dass in solchen Apparaten
(die genauere Beschreibung s. im Original), wenn sie mit der nöthigen
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Ki khs, pathogene Schistomyceten.
305
Vorsicht zubereitet worden waren (zur Desinfection wird eine dünne
LösuDg von hypermangansauerem Kali verwendet), in der als Nalir-
material benutzten Hausenblaseugallcrte niemals spontane Entwick-
lung von Pilzvegetationen eintrat und dass, wenn bis zum 5. oder
ailerhöchstens 8. Tage Pilzvegetationen in geeigneten Lösungen nicht
anftraten, Keime solcher Organismen daselbst auch nicht vorhanden
waren. Wenn Organismen sich entwickelten, so geschah dies immer,
mochten ihre Keime nun impiantirt worden oder durch einen Fehler
bei der Zubereitung des Apparates hineingekommen sein, von einem,
respective mehroren Puncten aus, von wo die Vegetation radienartig
fortsebritt. Hieraus und aus dem Freibluiben gut zubereiteter Ap-
parate 8chliesst Kl., dass es eine Abiogenesis nicht gebe. — Bei
der Prüfung irgendwelcher Schistomyceten mit dem offenen Cultur-
apparat wurden immer mindestens 2 Apparate beschickt, von denen
der eine unberührt blieb, wahrend von dem andern weiter impiantirt
wurde. Es ergab sieb so das wichtige Resultat, dass die Art der
erzielten Formen in den Apparaten immer gleich war.
Eine dritto Form stellen endlich die „Objectträger-Culturen“ dar,
die es gestatten, eine continuirliche mikroskopische Beobachtung vor-
zunehmen, die aber auch, da sie geschlossen sind, nur die Anfänge
der Entwickelung zeigen. Der Apparat wird aus gewöl nlichen Ob-
jectträgern und Deckgläschän hergestellt, die durch einen Kitt, der
aus 1 Theil Wachs und 3 Theilen Colophonium besteht, luftdicht
verbunden werden. Als Nährflüssigkeit wurde meistens Eierweiss,
besonders von Taubeneiern, benutzt. Soll der Versuch ge.ingen, so
muss immer Luft mit eingeschlossen werden. Fs ist auch dieser
Apparat sehr gut geeignet, um zu beweisen, dass es keine Abioge-
nesis giebt, denn wenn ein Tropfen Eierweiss und 1 Tropfen Schis-
tomyceten enthaltende Flüssigkeiten so eingebraccht wurden, dass
sie sich nicht berührten, gab es niemals eine Entwickelung von
Organismen in dem Eierweiss, die sofort eintrat, wenn durch Schütteln
die beiden Tropfen zur Berührung gebracht wurden.
Die beiden letzten Abhandlungen beschäftigen sich mit der all-
gemeinen Morphologie und Systematik der Schistomyceten, sodann
mit der Morphologie und Biologie einzelner Formen. Die bekannte,
rein morphologische Eintheilung von Coiin ist nach Kl. um so
weniger genügend, als den Uebergängen einer Form iri die andere
nicht Rechnung getragen ist. Die Eintheilung darf überhaupt keine
morphologische sondern muss eine biologische sein. Danach sind
zunächst, wie schon vorher angedeutet, zwei Formen zu unterscheiden,
die Microsporinen und Monadinen, welche Kl. folgendermassen ebarak-
terisirt : a) Microsporinen: 1) Sehr kleine Mikrocuccen oder
Mikrosporen bilden im Ruhezustände scharf umgrenzte kuglige
Ballen, deren einzelne Elemente regelmässig in Reihen gelagert, von
nur geringen Gallert- oder Gliamassen umgeben werden. 2) Durch
XIY. Jahrgang. 20
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306
Kucbs, pathogene Schistomyceten.
Herauwachsen der peripherisch gelagerten Elemente zu kleinen, mit
geringen) Bewegungsvermögen versehenen ßacterien verbreiten sie
sich im geeigneten Nährboden bei Anwesenheit oft sehr geringer
Sauerstoffmengen. Sie dringen auch bei reichlicher Luftzufuhr mit
Vorliebe in die Tiefe des Nährbodens ein, sind also besonders geeignet,
in die Safträumc der Gewebe einzudringen und sich in den sauer-
stoffarmen Gewebssäften weiter zu entwickeln. Die Bacterienzustände
dieser Organismen sind von verschiedener Dauer und es werden hier-
durch sowohl die Arten, wie ihre pathogenen Eigenschaften bedingt.
3) Die höchste Entwickelung dieser Formen besteht in der Bildung
eines Rasens von parallelen, senkrecht zur Unterlage gestellten, un-
verzweigten Fädeu, welche bei den eiuen in flächenhafter Anordnung,
bei anderen als kugelige Massen erscheinen, deren Oberfläche ganz
und gar aus diesen Bildungen, der Kern gewöhnlich aus Mikrococcen-
Massen besteht. Die Fäden dringen als solche niemals in die Tiefe
ein, doch können auch in tieferen Thoilen des Organismus solche
Myeelherde gebildet werden. Bei weiterer Entwickelung zerfallen
diese Mycelfäden zu Micrococcenketten, die bei den einen sich wieder
in Micro8porenba!len umwandeln und an der Oberfläche des Mycels
in grossen Massen sich anhäufen, bei anderen haben die Mycelfäden
eine längere Dauer und bilden nur spärliche Mikrococcenketten.
4) Was die biologischen Verhältnisse der Mikrosporinen anbetrifft,
so entwickeln sie sich auch bei geringer Menge Sauerstoff, aber lang-
samer; ferner genügt zu ihrer vollständigen Ausbildung Hausenblasen-
gallerte und endlich werden sie erst durch eine Temperatur von
65 — 70° C. getödtet, wenn sie längere Zeit im zugeschmolzenen Glas-
rohr derselben ausgesetzt werden. Fäuluisserscheinungen, i. e. Ent-
wickelung stinkender Gase zeigen sie nicht, auch wenn sie in einem
fäulnissfähigen Medium sich entwickeln. Die Hausenblasengallerte
reagirt aber nach ihrer vollständigen Entwicklung stark alkalisch.
5) Als besondere Arten können bis jetzt das Microsporon septicum
dipbteriticum und M. oris bezeichnet werden, über welches letztere
weitere Mittheilungen für später in Aussicht gestellt werden, b) Mo-
n ad inen: 1) Aus ruheuden Mikrococcenmasscn, die selten scharf
begrenzte Ballen bilden, wie bei den Mikrosporineu, lösen sieh be-
wegliche Monaden und Vibrionen ab. Die ersteren, kugelige Körper
von gew'öhnlich etwas grösseren Dimensionen als die Mikrosporen,
führen äusserst lebhafte, meist kreisförmige oder wirbelnde Bewegungen
aus, welche lange andaucru. Während derselben wachsen sie zu
kurzen, dicken (2 — 3 : 1) Stäben aus. Unzweifelhaft Anden in
diesem Stadium auch Theilungen statt, wahrscheinlich auch Ver-
einigungen zweier Individuen zu einem (Copulation), wodurch schliess-
lich sehr lauge Fäden eutstehen können, welche sich in flachen
Schlangenlinien langsam weiter bewegen. 2) Es folgt nach einiger
Zeit ein Stadium der Ruhe, in welchem sich die Vibrionen der
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Klkbs, patbogeuo Schiatomveeteii.
307
Länge Dach an einander legen. Weiterhin Zerfällen die Stäbchen
za kugeligen Körpern, welche von einer relativ breiten Gallerthülle
umgeben sind und eine streng regelmässige Anordnung zeigen, und
Platten bilden, welche ganz auffallend an die Skulptur der Kiesel-
panzer des Pleurosigtna erinnern. 3) Pilzrasen, wie sie die Mikro-
sporinen bilden, hat Kl, nur ein einziges Mal bei einem Versuchs-
tier beobachtet. Die Monadinen entwickeln sich vorzugsweise an
freien, der Luft zugänglichen Oberflächen und dringen wenig in die
Tiefe ein. Sie verbreiten sich von der Implantationsstelle aus strahlen-
förmig in Form weisslicher oder grauer Ballen, die allmählig zu
unterbrochenen flächenartigen Massen zusamrnenfliessen, Auf Hausen-
blasengallerte wachsen sie nur unter den günstigsten Bedingungen,
besser auf Eierweiss. Die Reaction der Flüssigkeiten, in welchen
sie sich entwickeln ist eine sauere, schlägt aber am Ende der Ent-
wickelung in eine alkalische um. Bei der Entwickelung werden
eine reiche Menge übelriechender Gase gehildet. Manche der sog.
Fäulnissorganisinen , deren Formen durchaus nicht allo übercin-
stimroen, mögen hierher gehören. — Die Monadinen sterben sehr
leicht ab, sowohl durch Mangel an Sauerstoff, wie durch erhöhte
Temperatur (45° C. in geschlossenen Glasröhrchen 24 Stunden lang).
Es linden also die Monadinen viel beschränktere Lebensbedingungen
im Organismus als die Microsporinen, was freilich durch ihr viel
häufigeres Vorkommen ausserhalb des Organismus reichlich auf-
gewogen wird^ 5) Die Arten der Monadinen scheinen sehr zahlreich
und von grosser Bedeutung für die pathologischen Prozesse zu sein.
Es gehören hierher die Schistomyceten, welche Kl. bei croupöser
Pneumonie, Meningitis cerebro-spinalis, bei zahlreichen acuten Ent-
zündungen innerer Organe , namentlich bei acuter interstitieller
Nephritis und Combinationen derselben mit secundärer Klappen- und
Muskelaffection des Herzeus, ferner bei Rotz, sowie bei Erysipel,
Scharlach und Morbillen gefunden hat. — Es ergiebt sich aus dieser
Zusammenstellung, dass die Monadinen viel weniger zur Eiterung
führen, als die Microsporinen, sondern mehr zu schleichenden, zu inter-
stitieller Bindegewebsneubildung und Schrumpfung der Organe
tendirenden Entzündungen. Bei acuter Invasion treten in Folge
mechanischer C'irculationsstörungon sehr häufig capilläre Blutextra-
vasate auf, aber nicht miliare Abscesse, wie bei dem embolischen
Vorkommen von Microsporinen. Die anatomische Untersuchung
der Monadinen ist noch viel schwieriger als die der Microsporinen,
weil sie selten in grösseren Anhäufungen Vorkommen. Man muss
die Organe stets frisch untersuchen; trotzdem ist der Nachweis ihrer
Anwesenheit oft nur durch die Cultur möglich. Ausser den beiden
genannten Gattungen giebt es sehr wahrscheinlich noch andere, wie
die bei Recurrens vorkommenden Spirillen, die Milzbrandbacteridien,
20*
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308
Klsbs, pathogene Scbiatomyceteu.
wahrscheinlich auch von Kl. bei Syphilis beobachtete eigenartige
Organismen.
Von den besonderen Arten der Mikrosporinen werden ausführ-
ich das Microsporon diphtheriticurn behandelt. Zu den Untersuchungen
müssen möglichst frische und uncoruplicirtc Fälle ausgesucht werden.
In einem solchen unterschied man an senkrechten Durchschnitten
durch die mit einer diphterischen Platte versehenen Tonsille 3 Schichten
von denen die äusserste, schmale, in Hämatoxyliu lebhaft blau sich
färbende Schicht aus nahezu gleichlangen, (40 Mikromm.) , zur
Oberfläche senkrecht gestellten Pilzfäden bestand. Aus dem Befunde
von theils noch erhaltenen, theils mehr oder weniger zerstörten
cylinderförmigen Epithelzellen zwischen den Myeelf&den ist zu
schliessen, dass diese an die Stelle des von ihnen zerstörten Epitbe-
liums getreten sind, im Gegensatz zu den Leptothrixformen, welche
auf dem Epithel sich festsetzen, ohne dasselbe zu zerstören. Ausser-
dem sind diese stets büschelförmig angeordnet und erreichen eine
grössere Länge. Die zweite, 15 — 20 mal so dicke Schicht besteht
aus einem Faserstoifnetz, in dessen groben Maschen dicht am Mycel-
lagen und besouders gegen das Ceutrum der ganzen Pseudomembrcn
hin Micrococcenballen, weiter entfernt aber Ruudzellen eingelagert
sind. Die dritte Schicht endlich ist das von kleinzelligen Elementen
durchsetzte Parenchym der Tonsille, dessen zeitige Infiltration am
stärksten an der Oberfläche entwickelt ist, gegen die Tiefe hin all-
mahlig abnimmt. Micrococcen oder Pilzfäden waren hier ebenso
wenig wie iui Inhalt der Blutgefässe und in den benachbarten Mus-
keln zu finden. Dagegen fanden sich in der mit zahlreichen Hämor-
rhogien versehenen Pia zahlreiche Gefässe von Schichten kleiner
Pilzfäden umgobon ; ebenso lagen diese an mehreren Stellen in den
perivasculäreu Räumen der Hirnrinde, an anderen in kleinen zum
Theil mit Blut gefüllten Erweichungsberden um Gefasscben herum.
In den anderen Orgauen wurden keine umfangreicheren Pilzmeta-
staseu gefunden. Verf. glaubt, dass von den oberflächlichen Luft-
mycelien der Tonsille Mikrococcenroasscn zuerst in die Faserstoff-
lagen, dann in die Blutbabnen eindringen, mit dem Blut circuliren
und sich an besonders günstigen Localitöten an der Gefasswaud fest-
setzen, dieselbe durebdringen und sich in den perivascularen Räumen
des Gehirns und den Hohlräumen der Pia zu Pilzfäden entwickeln,
welche, indem sie sehr schnell heranwachsen, theils Erweichungen
der Hirnsubstanz und entzündliche Veränderungen, theils durch Com-
pression der Blutgefässe Hämorrhagie hervorrufen. — In frisch be-
reiteten Objektträgerculturen konnte innerhalb 4 Stunden das Wachs-
thum eines 34,4 Mikromm langen Fadens um 43 Mmm. beobachtet
werden. Später zerfielen die Faden in Ketten von Micrococcen, die
grösser waren, als jene iu dem Tonsillenbelag und sich lange Zeit
unverändert erhielten, aber entwickcluugsfäbig blieben! Dauersporen.
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Klkb», pathogene Schistomyceten.
309
Von solchen gingen in offenen Culturapparaten sehr bald Trübungen
aus, welche sich nach einigen Tagen in breite, zusammenhängende
Lager von gelblichen Massen umbildeten, während die Qallertc sich
verflüssigte. Impfungen mit den aus solchen Culturen herrührenden
Flüssigkeiten hatten bei Hunden sehr deletäre Folgen, wenn sie
direct in ’s Blut geschahen; beim Einbringen in die Bauchhöhle aber
bewirkten sie nur kurzes Fieber — und machten das Thier weniger
empfänglich für Impfungen in’s Blut. Das Blut der schnell ver-
storbenen Tbiere enthielt noben sehr zahlreichen und grossen Hämo-
globinkrystallcn zahlreiche, lebhaft bewegliche, oft zu zweien ver-
einigte Körperchen, welche bei starker Vergrösserung eine geringe
Verlängerung in einer Achse und schwache Krümmung nach einer
Längsseite erkennen lassen. Kl. schliesst aus seinen Versuchen,
„dass das Mikrosporon diphteriticum in demjenigen Entwicklungs-
Stadium, in welchem dasselbe aus kleinen, desaggregirten Körperchen
mit schwacher Beweglichkeit besteht, ein ausserordentlich intensives
Gift producirt, dessen Wirksamkeit aber durch die leichte Ausschei-
dung, (resp. Zerstörung) der Mikrococcen, sowie durch die Gewöh-
nung, resp. ein hoch gesteigertes Regulationsvermögen des inficirten
Organismus begrenzt wird.“ Die Gefahr der localen Diphtheritis-
atfectionen beruht demnach wahrscheinlich in der fortdauernden lm-
portation von Mikrococcen in die Blutbahn.
Die Untersuchung der Monadinen ist viel schwieriger, weil die-
selben, wie schon erwähnt, viel häufiger ausserhalb des Organismus
Vorkommen. Eine mit allen Cautelen vorgenomracne Untersuchung
der Hirnventrikolflüssigkcit hat gezeigt, dass dieselbe in manchen
Fällen frei von Schistomyceten war, dass sie in anderen Microsporinen,
in anderen Monadinen, in einzelnen auch beide enthielt. Die ersteren
bildeten bei septischen Prozessen den regelmässigen Befund, die
letzteren bei Pneumonie. Bei Tuberkulose war ein wechselnder Be-
fund, constant wurden nur Mikrosporinen bei tuberkulöser Ulceration
gefunden, woraus zu schliessen ist, dass die ulceröse Tuberkulose
durch septische Infection wirkt. Auch die Angaben von BlLLKOTH
(Coccobacteria etc.) lassen trotz der Fehlerhaftigkeit der angewendeten
Methode erkennen, dass septische Prozesse und Pneumonien das
Hauptcontingent derjenigen Prozesse bilden, in denen Schistomyceten
in der Pericord iatflüssigk eit gefunden wurden.
Was nun speciell die Pneumonie angeht, so hat dieselbe durch
die Constanz der begleitenden Milzschwellung sowie der parenchy-
matösen Veränderungen der Nieren und Leber, desgleichen durch
ihr öfteres herdweises Auftreten schon längst den Verdacht erregt,
eine Infectionskrankheit zu sein. Nachdem Vf. das coustante Vor-
kommen von Monadinen iD der Hirnventrikelflüssigkeit erkannt hatte,
wurde mit allen Cautelen des Bronchialsecret pneumonischer Lungen
untersucht und in vielen Fällen bewegliche Monaden (bewegliche
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310
Kleb«, pathogene Schistomyceten
Kügelchen) in anderen nur ruhende gefunden, in allen aber konnten
durch Cultur bewegliche gezüchtet werden. Schon nach 2 X 24 Stdn.
waren aus den schwärmenden Körperehen ruhende Stäbchenreiben
entstanden, die in Kugelmosaiken zu zerfallen begannen genau in
derselben Weise, wie es vorher im Allgemeinen geschildert worden
ist. Dass die Monadinen in den Körper eindringen, ist aus ihrem
Vorkommen in der Ventrikelflüssigkeit erwiesen und wurde bei Ver-
suchen durch ihr Vorkommen im Fiarn constatirt; sie setzen sich
aber auch an gewissen Orten im Körper fest und bewirken daselbst
Erkrankungen, wodurch die Combinationen verschiedener Erkran-
kungen entstehen. Schon früher hat Verf. Fälle gesehen, in denen
sich nach gewöhnlichen Pneuraonieen Hirnabscesse oder eiterige
Meningitis entwickelt hatte. Aber noch viel häufigere Combinationen
kommen zwischen Pneumonie, acuter hämorrhagischer Nephritis und
Herzkrankheiten vor und zwar in der Weise, dass bei länger be-
stehenden Klappenaffectionen des Herzens sich frische Pneumonieen
nicht hämorrh. Infarcte) und frische hämorrhagische Nephritis ent-
wickelt, oder umgekehrt eine ältere exacerbironde Nephritis zu
Klappenerkrankung und Pneumonie führt. Diese beiden Organe,
die Herzklappen und die Nieren, halten daher den Infectionsstoflf
am häufigsten fest und geht von hier aus die Verbreitung des letzteren
im Organismus vor sich, ln anderen Fällen bleiben die Lungen
frei und finden sich Combinationen von Herz- und Nierenaffectionen
mit solchen der Meningen und der äussern Haut. — Es werden nun
eine grössere Anzahl von Obductionsberichten nebst theilweiser An-
gabe der mikroskopischen Befunde zum Beweise des eben Gesagten
ausführlich mitgetheilt. Zur Beantwortung der Frage, wo die Ein-
trittsstellen der Monadinen in den Körper zu suchen sind , werden
noch einzelne Sectionsprotocolle mitgetheilt, aus denen hervorgeht,
dass ausser dem Respirations- auch der Verdauungsapparat und die
äussere Haut solche Eintrittsstellen sein können. Im Darm wurden
die Monadinen bei einer choleraartigen Erkrankung (asiatische Cb.
auszuschliessen) gefunden, an der Haut bei Erysipelas und Phleg-
mone. Kl. ist geneigt, Erysipel und Pneumonie denselben Orga-
nismen zur Last zu legen. Aber diesen Erkrankungsformen ist
bekanntermassen eine grosse locale Recidivirfäbigkeit eigenthümlicb,
welche Verf. nach seinen Beobachtungen mit einigem Recht dem
Verbleiben von Monadenkeimen in den erkrankten Organen glaubt zu-
schreiben zu können, welche in Folge einer neuerdings eintretenden
Reizung, resp. Circulationsströmung, von Neuem in Wirksamkeit
treten, wie die unbeweglich gewordenen Monadinen der Hirnventrikel-
flüssigkeit beweglich wurden und sich vermehrten, wenn sie mit
frischem Eierweiss zusammengebracht wurden.
Weiterhin werden nnn die Resultate einer Anzahl von Expe-
rimenten geschildert, aus denen hervorgeht, dass die Monadinen
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Ki.kbs, pathogene Scbistomycoten
311
im Gegensatz zu den Mikrosporinen nach Impfung in die Cornea
nur eine vorübergehende Affection bewirken, wenn nicht die Ver-
letzung sehr tief oder die Impfung sehr reichlich war. Auch dadurch
unterscheiden sie sich von jenen, dass sie in der Cornea in ausser-
ordentlich breiten, aber wenig dicken Zügen auftraten, welche nur
von wenigen übereinander gelagerten Körnerschichten gebildet wurden.
Ferner gelang es durch tiefere Impfung (Augenkammer, Blut etc.)
Veränderungen an inneren Organen zu erzeugen. So fand sich in
einem Falle eine monadistische Pneumonie, Pleuritis, Pricarditis und
Myocarditis; welche nach Injection von Bronchialsecret zweier Fälle
von Nephritis interatitialis in die vorderen Augenkammern entstanden
war. Ferner wurde die bemerkenswerthe Thatsachc constatirt, dass
Monadinen in der zweiten Generation eine Steigerung der Wirkung
zeigten, wie Davaine dieses für die septischen Mikrococcen nach-
gewiesen. Endlich wurde gezeigt, dass eine Erwärmung der mona-
dinenhaltigen Flüssigkeit auf 50° C. ihre Infectiosität vernichtet.
Diejenige Monadine, auf welche sich die seitherigen Angaben
bezogen (Monas pulmonale) zeigt folgende Charaktere: 1) Beweg-
liche, kuglige Monaden, von 0,5 p. Durchmesser , die zu Doppel-
körpern, Bimonaden, heranwachsen, wahrscheinlich auch durch Co-
pulation sich vergrössern. Aus diesen entstehen 2) Bewegliche Stäb-
chen von 2 — 10 mm. Länge mit schwankender, langsam spiraliger
Bewegung. 3) Längstheilung oder Aneinanderlagerung (?) derselben
mit ihren längeren Seiten, staffelförmige Anordnung ruhender Stäbchen,
4) Zerfall derselben zu heyrinartig angeordneten ruhenden Mona-
den, deren jedes von einer bellen Gallertzone umgeben ist. Bei
mangelhafterem Ernährungsinatorial, vorzugsweise im Körper dos
Wohnthiers, bilden sich 5) Kurze Ketten von 4—5 ruhenden Mo-
naden. — Als Unterabtheilungen betrachtet Kl. das Monas erysipe-
latosum und das M. haemorrhagicum. Letzteres wird bei einer
Affection Neugeborener gefunden, über welche Vf. schon früher an-
gegeben hat: 1) Es existirt bei Neugeborenen eine Mycose, welche
in der Entwickelung von Bacterien in den Blutbahnen besteht (schon
1 Stunde post mortem beobachtet). 2) Diese Entwickelung führt
bei Kindern mit kräftiger Circulation zu Blutungen (Haemophilia
neonatorum) 3) Da dieselbe mit bacterienhaltigcn Darmentleerungen
beginnt und die Darmgefässe mit diesen Organismen gefüllt sind,
so findet das Eindringen der letzteren wahrscheinlich vom Darme
her statt. Auch mit ihm konnten schnell tödtliche Infectionen er-
zeugt werden, bei welchen gleichfalls Blutungen sich einstellten. Es
ist also dieses Monas hauptsächlich gekennzeichnet durch die Bildung
ruhender Stäbchen innerhalb der Blutgefässe, wodurch Verstopfung der
letzteren und Blutungen hervorgebracht werden. — Eine fernere Ab-
teilung bildet das Monas morbillorum, eine andere das M. scarla-
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312
Ihlo, Cysticercus subretinallH. v. Umscn, Loptothrix.
''MB
tinosum, deren genauere Charakterisirung im Originale nachgelesen
werden möge.
Den Schluss bilden statistische Zusammenstellungen, aus welchen
das wichtige Ergebniss hervorgehoben werden soll, dass für die
beobachtete Zeit in Prag die Schistomycosen und zwar in erster
Linie die raonadistischen , in zweiter die septischen vorzugsweise
den Gang der tödtlichen Prozesse bestimmt haben. Orth.
R. Ihlo, Ein Fall von Cysticercus cellulosae subretinalis. d»»
Königsberg 1876. 22 Htn.
Bei einem 23 jährigen weiblichen Individuum wurde während
längerer Zeit eine Cysticercusblase an der Macula lutea des linken
Auges beobachtet, welche zuerst von der Retina sich überzogen dar-
stellte und nach Verlauf von l1/* Monaten durchbrach. Später war
an der Stelle der Macula eine Ellipse mit grossem horizontalem Durch-
messer von fast weisser bläulicher Farbe, sichtbar eingesäumt von
einem schmalen weissen Saume, an dessen Grenze sich einzelne Pig-
mentstücke fanden. Das Auge wurde wegen zu grosser Schmerz-
haftigkeit enucleirt und die von Prof. Nkuhann vorgenommene ana-
tomische Untersuchung ergab abgesehen von dem Vorhandensein der
Cysticercus-Blase und der aus Zellen und Bindegewebsfibrillen be-
stehenden Glaskörpertrübung eine dreischenkligc, narbig vertiefte
Stelle in der Gegend der Macula; die Netzhaut erschien hier in der
Breite von 2 — 3 mm. durchbrochen, und durch ein sehr festes,
faseriges Narbengewebe ersetzt, welches noch immer mit dem Glas-
körper verschmolzen war, nach aussen der Chorioidea locker adhä-
rirte. Zwischen Chorioidea und Sclera keine Verwachsung. Die an
die Narbe anstossenden Theiie der Retina waren kolbig verdickt,
etwas eingerollt, und es breitete sich unter ihnen das Narbengewebe
noch in flacher Schichte in der Breite, von einigen mm. aus. An
den beiden Durchbrnchsstelleu zeigte die Retina nur eine stärkere
Entwicklung des bindegewebigen Gerüstes, im Grunde der Grube
war das Pigmentepithel zerstört, im weiteren Umfang in fettiger Dege-
neration begriffen, und in der Choroidca eine »teile coutinnirliche Ein-
lagerung kleiner zelliger Elemente vorhanden. Michel (Erlangen}.
v. Ubisch, Ein Fall von lietheiligung der Leptotbrix buccalis
bei Erkrankung der Zunge. Berlin, kliu. Wochenschr. 1875. No. &2.
Ein sonst gesunder Mann in den 30. Jahren, starker Tabak-
raucher, der viel an Zahnschmerzen gelitten und alle Backenzähne
bis auf einen durch Extraction verloren hatte, bemerkte seit etwa
4 Jahren eine Beeinträchtigung der Functionen der Zunge, welche
im letzten Vierteljahre derartig an Intensität zugenomtnen hatte, dass
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SiNCT, Fälle von fliruerkniikuug.
313
die Beweglichkeit erschwert und dadurch zugleich die Oeglutition
und Phonation beeinträchtigt wurde. Die Verdauung war indessen
eine vollkommen normale. Die Zunge hatte sowohl im Breiteu- als
im Dickendurchmesser zugenommen, ihre Consistenz war derber als
im normalen Zustande. Die ganze Oberfläche ist von einem zu-
sammenhängenden, glänzenden, milchglassfarbigen Belag bedeckt,
welcher an der Spitze ziemlich dünn ist, nach hinten zu aber immer
mehr an Mächtigkeit zunimmt, so dass die Papillae circumvallatae
und die Balgdrüsen förmlich in dem- Belage eingebettet liegen.
Während auch die untere Zungenfläche mit einem ähnlichen Belage
bedeckt ist, sind die seitlichen Künder, an denen man deutlich die
Zahneindrücke bemerkt, frei von demselben. Zahnfleisch, weicher
und harter Gaumen, sowie die Tonsillen verhalten sich vollkommen
normal. Bei Entfernung der Beläge war die darunter liegende
Schleimhaut nicht rein, sondern der Belag schien in das Gewobe
förmlich eingebettet zu sein. Die mieroscopiscbe Untersuchung er-
gab, dass der Belag fast ganz aus Leptothrixmassen bestand. Die
microscopiscben Details, sowie die an diesen Pall geknüpften epi-
critischen Bemerkungen sind im Original nachzusehen. Der Diag-
nose entsprechend war die Therapie eine antiparasitäre. Einreibungen
der Zungenfläcbe mit 3pc. Carbolsäure, sowie Ausspülen des Mundes
mit einer schwächeren Lösung beseitigte in wenig Wochen nicht nur
den Belag, sondern auch die Anschwellung der Zunge. Die Beweg-
lichkeit derselben war vollständig wiedergekuhrt und dadurch auch
die Beschwerden beim Schlingen und Sprechen gehoben.
L. Rosentba).
P- Samt, Casuistische Mittheilungeu uns der psychiatrischen
Klinik des Herrn Prof. Westphal. Berlin, klm. Wocheusehr. 1875
No. io.
Der erste Fall betrift einen 45 jährigen Droschkenkutscher,
welcher wahrend des Lehens alle Zeichen einer Meningitis darbot
und bei welchem die Scclion keine Hirnhautentzündung, wohl aber
ein Aneurysma der rechten art. forsae Sylv. mit Massenhämorrhagie
im rechten Stirn- und Schlafenlappen darbot. Es bestand während
des Lebens Somnolenz, mit freien Momenten abwechselnd, Nacken-
starre und Hauthyperärstbesie. Nach zeitweilig auftrutenden An-
fällen von Bewu.xstseiusverlust wurde eine linksseitige Hemiplegie beo-
bachtet, ausserdem bestand eine conjugirte Augenabweichung nach
rechts bin, höchst wahrscheinlich auch eine linksseitige Gesichtsfeld-
heachränkung und eine deutliche neuritis optica dextra. Letztere
erklärte sich durch Anfüllung des Scheidenraums der rechten Seh-
nerven m it Blut, welches durch seinen Druck die Stauungspapille
veranlasst hatte, ein jedensfalls sehr selten beobachteter Entstehungs-
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314
Fkbbikk, Wirkung des Toxireuiua und Pigitalirefius.
moduH der Stauungspapille. Interessaul war uoch das ErgrifFeusein
auch der Orbicularäste des Facialis auf der linken Seite, trotz cen-
tralen Witzes der Heerde: nach Vf., (dem Ref. beistimmt) sitzen dann
diu lleerdu jenseits der grossen Ganglien im Hirnmantel und aui
häufigsten au der Hirnoberfläche. Was vielleicht vor der Diagnose
einer Meningitis hätte warnen können, war die andauernd niedrige
Temperatur, welche im Verlauf der Krankheit nur zweimal über 38°
gemessen wurde. —
Ein zweiter Fall (Tumor der linken vorderen Centralwindung)
betrifft einen 5U jährigen Arbeiter, welcher apbatisch, dement und
rechtsseitig gelähmt war. Der ophtbalmoscopischc Befund war nega-
tiv, dagegen linkerseits das Anschlägen an Stirn- und Schläfengegend
sehr schmerzhaft. Die gelähmte Seite war zugleich weniger sensibel,
als die linke unversehrte. Die Krankheit hatte vor Monaten mit
Zuckungen im rechten Arui und mit Bewustseinsvcrlust begonnen.
Die partiellen rechtsseitigen Couvulsionen wurden erst häufiger, ver-
loren sich dann und machten eiuer Paralyse Platz. Die Aphasie
trat erst ganz zuletzt ein. — Bei der Obduction fand man an Stelle
des oberen Drittels der linkeu vorderen Ceutralwindung an der Cou-
vexität und an der medialen Fläche fast in ihrem ganzen Antheil au
dem BüTz’scheu lobulus para-centralis (Cbl. 1874. No. 38) einem
kleinapfelgrossen Tumor (Gliom), der die Windungen der Umgebuug-
besonders die vordere Centralwindung unter sich, platt gedrückt
hatte und in die Markmasse der linken Hemisphäre hineinreichte,
ohne aber die Decke des Seitenventrikels zu erreichen: in der Um-
gebung Erweichung. Die grossen Ganglien links bis auf eine geringe
Schwellung intakt. Als wichtig ist hervorzuheben, dass trotz vor-
handener Hirntumors und durch diesen bedingten llirudruckes eine
neuritis optica fehlte. (Cf. Cbl. 1874. 383.) Bernhardt
Perrier, lieber die Wirkung des Toxiresins und des Digitali-
resins auf den thierisekeu Organismus. Arch. f. exper. Path. etc.
IV. 8. 191.
Auf Einspritzung von '/* Mgrm. Toxiresin tritt beim Frosch
zuerst heftige Steigerung, bald darauf aber allgemeine Abnahme der
Reflexurregbarkeit ein. Nach wenigen Minuten erscheinen unter er
neuter Zunahme der Reflexerregbarkeit klonische und tonische Krampf
Anfälle mit einem lähuiuugsartigen Zustande in den Zwischenzeiten ;
die Thätigkeit des Herzens nimmt ab und nach Verlauf von etwa
1 Stunde steht dasselbe in Diastole still und das Thier ist todt.
Durch Durchschneidung und Zerstörung der verschiedenen Partien
des Centralnervensystems wurde festgestellt, dass die Convulsioneu
von der mod. obl. ausgeben. Chloralhydrat und Chloroform haben
die Fähigkeit, diese Coovulsionen zu verhindern oder doch betracht-
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Bim/, Wirkung doa CLloxaliitlijliua.
315
lieh zu verzögern. Die auf die Convulsionen folgende, bei grossen
Dosen auch ohne dieselben eiutreteude Lähmung ist die Folge einer
directen Einwirkung des Toxiresins auf die quergestreiften Muskclti.
Zum grössten Tlieil auf dieselbe Ursaehe ist wahrscheinlich auch der
herabsetzende Einfluss des Giftes auf die llerztliätigkcit zurückzu-
führen ; doch scheint auch Vagusreizung mitzuwirken, da durch Atro-
pin eine kurz dauernde Beschleunigung der Fulsationeu des durch
Toxiresin vergifteten Herzens herboigeführt wird. Aelmlich wie bei
Fröschen wirkt das Gift auch bei Säugetliieren, nur dass es hier noch
Beschleunigung der Respiration bervorruft. — Die Wirkung des
Digitaiiresins ist qualitativ der des Toxiresius gleich und steht ihr
nur quantitativ etwas nach. — Die hier beschriebenen Giftwirk ungen
gleichen ganz denen des Fikrotoxins, wie sie Rokblb geschildert
hat und denen des Coriamyrtius (aus den Blättern von Corinna myr-
tifolia), dessen Wirkung auf Säugethicre Riban beschrieben hat,
während Vf. seine an Fröschen gewonnenen Versuchsergebuisso mit-
theilt. Von der Toxiresin Vergiftung unterscheidet sich die mit Coria-
myrtin hei Fröschen dadurch, dass die Thiere beim Beginu der
Convulsionen einen lauten Schrei ausstossen, indem die Bauchmuskeln
sich contrahireu und die aufgestaute Luft durch die «Stimmritze
pressen (vgl. Böhm : Barytsalze) und bei Säugethieren dadurch,
dass die Thiere erbrechen. Schiffer.
0. Binz, Ueber die Wirkungen eine» neuen synthetischen
AikäloidS. Arch. f. exp. l’atliol. etc. IV. 8. 340.
Das von Wallach als CI. Verbindung dargestollte, Ofreie als
Chloroxaläthyliu bezeichnet Alkaloid hat die Formel CgilsClN^.
Zu den pharmakologischen V'ersucheu diente eine wäsBi ige Lösung.
Bei Fröschen bewirkte dieselbe nach weuigen Minuten Lähmung der
motorischen und sensiblen Rüekenmarksganglien, später auch Läb-
uruDg der peripheren Nerven. Im GanzeD wirkt C6 sehr ähnlich
wie das Coniiu. Taucht mau in eiue 1 — 2 pCt. Lösung dos Alka-
loids einen Froschnerven, so ist nach etwa 5 Minuten die Erregbar-
koit der sensiblen Fasern vernichtet, die der motorischen hält sieb
etwas länger; auch die directo Muskelreizbarkeit erlischt unter der
unmittelbaren Einwirkung einer 2 pCt. Lösung. — Das Herz eines
vergifteten Frosches konnte auch durch starke elektrische Reizung
dos veuösen Sinus nicht mehr in seiner Thätigkeit gehemmt werden ;
in der That lähmt das Gift die peripherischen Vagusendeu und
bildet, wie weitere Versuche noch im Besonderen zeigten, einen
neuen Autagonisten zum Muscarin. Boi einem Kaninchen und bei
einer Katze war nach Injection von 0,25—0,3 grrn. des Alkaloids
Vagusreizung durch luductionsströmu ohne Wirkung auf das Herz.
Ein mydriatischer Effect konnte nicht constatirt werden. Bei einem
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316
dk 8iä£tf. Nickt! & Tauohasoff.
Kaninchen, das 0,5 von der Substanz subcutan erhalten hatte, konnte
dieselbe im Harn nachnewiesen werden, zugleich auch die Zeichen
einer intensiven Reizung der Nieren und der Blasenschleirnhaut.
Unter den toxischen Erscheinungen ist noch eine starke Abkühlung
hervorzuheben. Eine junge Katze, die eine Injection von 0,2 grm.
ca. 5 Stunden überlebte, zeigte einen Temperaturabfall von 37° C.
auf 26°. Schiffer.
l)e Sintfty , Recherche» sur la mamelle des enfants nouveau-nös.
Arcb. de pbysiol. etc. 1875 S. 291.
S. giebt eine sehr ausführliche Literaturübersicht über die — bekanntlich
vom Geschlecht unabhängige — Lactation des Neugeborenen nnd schliesst daran
die Darstellung eigener mikroskopischer Untersucbnugen mit folgenden Resultaten:
1) Die Milch, welche man von den Neugeborenen einige Tage uacb der Geburt aus
der Brustdrüse erhält, ist das Resultat eines wirklicbeu Secretionsvorgauges. 2. Der
anatomische und physiologische Zustand der Brustdrüse zeigt zu dieser Zeit die
allergrösste Aehnlicbkeit mit der milchgebenden Drüse des erwachsenen Weibes.
Boll (Rom).
W. Kicnti & J. Tarchauoff, Recherche» »ur le» Variation» du
nombre de» globule» blanc» dans le sang veiueux de l’oreille
du lapin »ou» l’iufluence de la »ection du Synipathique, de
la compression des veine» et de» excitatious inflammatoire»
(Travail du laboratoire d’histologie du College de France).
Arcb. de pbysiol. etc. 1875. 8. 514.
Nach einseitiger Darchscbneidung des Sympathicus fanden die Vff. mit Ma*
lahsbz's Zählmetbode die Anzahl der meisten Blutkörperchen in den Venen des
Kaninchenobres erheblich vermindert. Die Ursache dieser Verminderung glaubten
die Vff. darin zu Buden, dass in dem betreffenden Ohr das Blut reichlicher fliegst,
ohne jedoch gleichzeitig mehr Feuchtigkeit an die umgebende Luit abzugeben, da
die verdunstende Oberfläche kaum erheblich vergrössert ist. Es muss daher das
aus dem betreffenden Ohr zurückkehreudo venöse Blut weuiger conceotrirt erscheinen
i. e. weniger Blutkörperchen enthalten als das Blut des gesunden Ohres, ln der
That hat der Vergleich die Richtigkeit dieser Erklärung bestätigt: Wurden beide
Obren des Kaninchens geÜruisst und so die Wasserabgabe des Blutes an die um-
gebende Luft überhaupt ausgeschlossen, so glich die Differenz zwischen dem Blut-
körpergehalt beider Ohren sich vollständig aus.
Wurden die Venen allein oder gleichzeitig Arterien und Venen comprimirt,
so erfolgte zunächst eine beträchtliche Verminderung, später eine Vermehrung der
farblosen Blutkörperchen. Die Vff. erklären diesen Vorgang dabin, dass zuerst bei
der bestehendeu venösen Stase die farblosen Blutkörperchen der luneuwaod der
Gefässe ankleben. Die später auftretende Vermehrung beruht darauf, dass durch
die W'asserdampfung nud die gleichzeitig auftretende Oedembildung das Blut io
deu Gefässen sieb coucentrirt, alsdann lösen sich die farblosen Blutkörperchen
wieder von den Gefässwänden los und erscheinen mithin in dem ausfliessendeo
Blute zahlreicher als iu der Norm.
Die Eutzüudung vermag im Gehalt des Venenblutes die meisten Körperchen
ausserordeutlich zu vermehren. Gleichzeitig sind auch in dem Gesammtblut diese
Körpereben stark vermehrt. (Vgl. aMalasskz Cbl« 1876. 231). Boll (Rom).
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Brückb. Bkbrstbih. Cabtari.
317
Brücke, Heber die Wirkungeu den Muskelstroms auf einen
seenndären Stromkreis nnd über eine Eigenthümlichkeit von
Inductionsströmeu, die dnrch einen sehr schwachen primären
Strom inducirt worden sind. Wien. Acud. »Sitz. Her. 3 Abtb. LXXI
9. 13- -26.
Wenn B. den Strom eines Gastroknemius durch eine Spirale von Knpferdrah *
leitete, der mit einem Neusilberdraht zu einer Doppelspirale Aufgewickelt war. sot
konnte durch Schliessen und Oefinen des Mutkelstromkreises in der Neusilberspirale
ein Inductionsstrom erzeugt werden, der den Nerven eines stromprüfenden Schenkels
in erregen vermochte. War zwischen Gastrokuemius und Kupferspirale ein du
Boit’scher Schlüssel als Nebenschliessung eingeschaltet, so trat die Inductionswirkung
bei Oeffnnng des Schlüssels ein, nicht bei Schliessung. Dasselbe Ueberwiegen des
(durch Forträumen der Nebeuschliessuug bewirkten) Schliessungsinductionsstroms
beobachtet man auch au eiuero gewöhnlichen Inductorium, wenn durch Einschaltung
eines grossen Widerstands und einer guten Nebeuschliessuug zur primäreu Spirale
der Strom in dieser sehr geschwächt wird. [Der Unterschied erklärt sich durch das
Eingreifen des Kxtrastroms. Vgl. meine Elektricitätslehre für Mediciner, 2. Aufl.
S. 123 Anmerkung. Bef.] Wurde der stromgebeude Gastroknemius von seinem
Nerven aus tetanisirt, so gelang es durch seine negative Schwankung eine Reihe
von Indactionsstössen zu erzielen, die deu stromprüfendeu Schenkel in Tetanus ver*
setzten. 1. Roseuthal,
J. Berustein , lieber die Höhe des Muskeltons bei electrischer
nud chemischer Reizung. PBLCQEa’a Aren. xi. s. 191.
li f.i miioi.tk (Cbl. 1864,666 nud 1867,65) hat nachgt wiesen, dass Muskeln bei
nittelbarer oder unmittelbarer Reizung einen Ton geben, dessen Schwiugungszahl
der Zahl der Reize entspricht, während bei willkürlicher Erregung der Ton etwa
18—20 Schwingungen in der Sekunde entspricht. Um die obere Grenze festzustellen,
«eiche der Muskelton erreichen kann, machte B. Versuche mit seinem „acostixcbeu
Stromunterbrecher*1 (Cbl. 1871,613) an den Unterschenkeln von Kaninchen. Die
Töne e' 330 Schwingungen und gis’ = 418 S. gaben starke nnd gleich hohe
Miukeltöne; schwächer war der Ton bei cis" = 661 S. und noch leiser, aber deut-
lich wahrnehmbar der Ton fis“ == 748 S. Bei c“‘ = 1056 S. war kein deutlicher
Ton im Muskel zu hören, sondern unbestimmte Geräusche. Als mit dem letzten
Ton »tatt des Muskels der Nerv gereizt wurde, gab der Muskel wieder einen Ton,
der aber um eine Quinte oder Octave tiefer war, als der reizende. Die oberste
Grenze, bis zu welcher der Muskelton mit dem Ton '1er reizenden Feder zusammen-
fiel, lag bei b11 — 933 8. Bis y.u 300 Schwingungen etwa behielten die Muskel*
töne eine ganz gleichbleibende Stärke, dann aber nahmen sie bis zu jener obersten
Grenze an Stärke ab. Da nun die Dauer der negativeu Schwankung etwa ’/ioo Sec.
beträgt, so liegt es nahe, hier au einen Zusammenhang zu denken. — Bei chemischer
Kettung der Nerven hatte der Mnskelton ganz deu Charakter des bei willkürlicher
Znsammenziebuug auftretenden. Mau kann sich vorstcllen, dass die Nervenerregung
leichtesten in der Schwingungsform aufiritt, in welcher sie während des Lebens
erfolgt, wenn die Heizung coutinuirlich oder in unregelmässigen Intervallen erfolgt-
I. Rosenthal.
A. Cantani, lieber .den diabetischen ; Blutzucker. Moi.kschott'«
Unters. 1875. XI. S. 448.
Vf. bst gefunden, dass der im Blut diabetisch enthaltene Zucker sonst in
»llen Eigenschaften mit Traubenzucker übereiustimmt, aber ohne Einwirkung auf
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318
HcSSOfl. Rohdk. V. NpäshaTM. Hibschkkrq.
die Polarisatio nsebene ist, weder links noch rechts drehend. Die genauere Unter-
snohnng wurde in acht Fällen gemacht und zwar die 4 letzten vereinigt. C. erhielt
in diesem Falle aus dem Blut eine Flüssigkeit von 1,5% Zucker (nach dem
Titrina mit PEHLiNG'scbe Lösung), die sich optisch ganz unwirksam zeigte.
E. JSalkow*ki.
C. Hassen, Sur quelques rdnetious de l'liömoglobine et de ses
derives. Compt. rond. LXXXI. 8. 477.
Vf. beschreibt Verbindungen des Hämatins mit HJ nnd HBr, die der mit
Salzsäure ganz analog sind und auf durchaus analoge Weise gebildet werden,
nämlich durch Erhitzen von Blut mit Eisessig unter Znsatz von Jodkalium rwp.
Bromkalium; ferner mit Essigsäure, Oxalsäure, den fetten Säuren et»1. Alle diese
Angahon stützen sich nur auf microscopische Beobachtungen. Analysen der suppo-
nirten Verbindungen sind nicht ausgeführt, ihre Existenz erscheint danach sehr
zweifelhaft. Dies gilt in gleichem Maasse von den verschiedenen Krystallen, die
bei Einwirkung von borsaurem Natron und Eisessig, Ammoniumsuifid, Cyaniden
etc auftreten sollen. E. Salkowikl
B. Rohde, Ein Beitrag zur Casuistik multipler Echinococcen.
Arcli. d. Ilcilk. XVII. 8. 45. 13« P. V.
Ausser zahlreichen Echinococcen der Leber und der Milz fanden sich iu dem
mitgetheilten Falle mohrfaohe Blasen in der Lunge, welche durch die Expectors-
tion von Wandstücken intra vitam diagnosticirt werden konnten. Ausserdem ein
E.-8ack im Herzfloisch, mehrfache im Peritoneum, und zwar in zahlreiche*! stark
erweiterten Lymphgefässen desselben, wodurch sich der Fall dem von Viaciiow
(Wtirzb. VLFl. 1846) beschriebenen, bisher einzig dastehenden auschlicsst
Orawitx.
y. Nussbaum, Zwei klinische Mittheilungen. I. Bildung eines
künstlichen Harnleiters. Acr*ti. inteli. bi. is7«. No. 7.
Vf. hatte bei einer sehr schwierigen Ovariotomie das Unglück, deu r. Haru
eiter zu verletzen, so dass nach der Heilung eine Harnleiter - Brnehfistel zurück -
bliob, durch welche sich die Hälfte sämmtlichen Urins entleerte. Der in die vor-
her erweiterte Bauchwuude eingeführto Finger konstatirte, dass sich r. hoch oben
neben dem Uterus eine Art von Harnreservoir gebildet batte , welches durch den io
die Blase ciugefiihrten zweiten Zeigefinger nicht zu erreichen war, wohl aber durch i
einen männlichen Katheter Auf jenen im Harnreservoir befindlichen Finger stiess
nun Vf. von der Blase her einen gekrümmten Troicart ein und zog durch dessen ]
Canüle ein DrainAgerohr. an dessen oberem Ende ein Silberdraht befestigt war,
während am untern Ende ein Glasröbrcheu mit aufgebogeoem Rande steckte. Dieser
Rand sollte das Durcbschliipfen des Rohres verhindern, welches in dem neugöbil-
deten Canale lag, während der Silberdraht durch die alte Fistel hindurch nach
Aussen ging und auf dem Bauche befestigt war. Trotz dieser Einrichtung schlüpfte
das Drainrohr aus der Bauchwuude heraus, ebenso ein zweites Drainrohr, welches
so lang war, dass das eine Ende bis zur Bauchwuude reichte, das andere aus der
Harnröhre hervorhing. Es wurde nun nichts mehr eingeführt und suchte sich fortan
der Urin seinen Weg von seihst in die Blase, während die Bauchfistel langsam
zuheilte. k. Kiisfcr.
4. Hirschberg, Zur Semidccnssation der Nelinervenfasern im 1
Chiasma des Menschen. Vmcnow’* Arch. i.xiv. s. hg
Bei einem COjährigon Pat. war eine bilaterale rechtsseitige Hemianopsie mit ,
scharfer verticaler, von oben nach unten dicht neben dem Fixirpuukt verlaufender i
Trenuungsliuie ohne ophth. Befund und mit normaler centraler Sehschärfe vorhanden,
1
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Fhkrh. Mkttknhrimbr. Rom. kt.
319
I
IpSter trat Aphasie nnd rechtsseitige Hemiplegie hinter. Bei der Autopsie zeigte
lieh im linken Stirnlappen des Grosshirnen ein apfelgrosses Geschwulst (vasculiires
Glionarcom), der linke Tractus opticus war ;vor dem Chiasma merklich düuuer als
der rechte, unmittelbar liintor dem Chiasma war seine Breite links 4 — 4,/t mm.
rechts 5 — o*/4 mm. Die mikroskopische Untersuchuug lieferte kein entscheidendes
Resultat indem „der linke Tractus faserig war wie der rechte“. Verf. will sich von
der Existenz der nicht gekreuzten Fasciculi laterales ubersetigt haben.
Micliol. (Erlangen.)
A. Freer, Hernia diaphraginatica. Laucet 1870. I. No. 1.
Eine Irländerin hatte sich durch einen unglücklichen Sprung derart auf einer
Heugabel aufgespies&t, dass das Stielende der Gabel durch die Scheide 2 Fuss tiof
in den Bauch eingedrungeu war. Man fand zur Seite des Uteius eine Risswunde,
tos welcher Blnt hervorsickerte und durch welche mau 2 Finger in die Bauchhöhle
einfübren konnte. Ausserdem hatte die Kranke eine Rippe links gebrochen, und
es kam hier zur Entwickelung eines Hauteinphysems. Durch Tamponade brachte
man die Blntnug aus den Geschlechtstheilen zum Stehen, und gegen alle Erwartung
war die Kranke in wenigen Wochen fast völlig hergestellt. 16 Monate später
gebar sie ein kräftiges Kind. 3 Jahre später concipirte sie nochmals. Am Ende
dieser Schwangerschaft klagte sie über Schmerzen in der Seite, über Dyspnoe,
Uebelkeit und 8tuhlverstopfqug. Während der Geburt starb die Kranke. Bei der
Sectiou fand man in dem mnsculösen Titeil des Zwerchfells links von dem Centrum
tendineum ein rundliches Loch, durch welches das Colon transversum, ein Theil
des Duodenum, der ganze Magen und der grössere Theil des Netzes in die linke
Brusthöhle geschlüpft war. Die Eingeweide waren mit dem Rande des Loches
theilweise verwachsen. Dio linke Lunge war nach oben und hinten, das Herz stark
nach rechts gedrängt. Es wird die Vermnthung ausgesprochen, dass boi der ersten
Schwangerschaft Magen, Duodenum und Netz und bei der zweit'-ii Gravidität dio
übrigen Eingeweide in die Brusthöhle gedrängt wäreu. Am Uterus fand man eine
alte Narbe. Elchhorst.
C. Mettenlieimer, Zur Entstehung der weichselzopfartigen
Bildungen. Jahrb. f. Kinderheilk. N. F. IX. 149 -152.
M’s Fall lehrt, dass Plica polouica auch bei Beobachtung grosser Reinlichkeit
Be» kleinen Kindern entstehen kann, wenn letztere mit laugen, aber weichen Haaren
behaftet sind, am Hinterkopfe stark schwitzen und die Gewohnheit Imben, denselben
auf dem Kissen massig zu reiben. (Durch zu starkes Reiben werden bekanntlich
die Haare ganz abgescheuert.) Nur tägliches Kämmen (nicht Bürsten) kauu die
Verfiizuug der Haare verhindern. L. Rosonthal.
E. Rollet, Ueber Lnngensyphilis. Wien. med. i’russe. 1875. Ko. 47.
Als Symptome der Lungeusyphilis hebt R. die mehr oder weniger starke
Byspuoe, selbst Orthopnoe hervor, dazu Druck nnd Schwere auf der Brnst und
stechende Schmerzen bei tiefem Einatbmcn. Der Husten ist meist trocken, besonders
hei frischer Erkrankung, zuweilen mit blutigem Auswurf; später wird der Auswurf
dem bei Phthisikern ähnlich Fieber fehlt meist ganz. Die Perkussion zeigt eine
nianchmal scharf begrenzte, rund oder unregelmässig geformte Dämpfung, meist
>Q der roittiereu Thoraxregion, ein* oder beiderseitig, namentlich an der Vorder -
und Seitenfläche und zwischen den Schulterblättern. Die Angaben Qkandidieh’s,
das« unter 20 Fällen von Lungensyphilis 27 mal der Sitz im rechten, mittleren
hungenlappen sei, hält Vf. für noch nicht genügend erwiesen, dagegen ist das stete
Freibleiben der Lungenspitzen von grosser differentiell diagnostischer Wichtigkeit.
— Die Auskultation ergiebt fehlendes oder vermindertes unbestimmtes Athmon,
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320 Livimstri«. Thomios. Bübtow.
Hpäter die nämlichen Symptome wie Lungen phthise. Von grösster Bedeutung ist
die Anamnese, das gleichzeitige Vorhandensein konstitutionell syphilitischer Erschei-
nungen, Fehlen des Habitus phthisicus und Besserung unter dem Einfluss antisyphi-
litischer Kuren. C. Simon.
E. Levinstein, Di ■* Morphiumsacht. Berlin, kiin. Wochenschr. 1875.
No. 48.
Durch Jahre lang fortgesetzte und gesteigerte Selbstinjectionen von Morphium
treten chronische uud aknte Zustände ein, welche in somatischer and psychischer
Bestehung den Leiden der Alkoholisten gleichen Bei Entziehung des gewohnten,
zum Genuss- und Betäubungsmittel gewordenen Medicameuts können neben starkem
Erbrechen und anhaltenden Diarrhoeen eine gesteigerte Erregbarkeit des Nerven-
systems, Schwäche und Depression bis zum Collaps. Neuralgien. Sinnestäuschungen,
Aufregungs- und Angstzustände entstehen, welche bis zum Selbstmorde fahren
können. Nichts destoweniger räth L. bei der Behandlung die Entziehung de9 Mor-
phium cousequeut und den häufig betrügerischen Kranken gegenüber mit grosser
Wachsamkeit durchzufubren. Die anderweitige Behandlung ist roborireud und den
eintretenden Symptomen entsprechend. Die Prognose ergiebt sich daraus, dass L.
kaum 25 Procent geuesen sah. W. Sander.
Spencer Thomson, On the rapid relief of nenralgie pain.
Laue et 1875. 11. No. 19.
Vf. lobt die schmerzstillende Wirkung der Tinct. Geisern» serapervir. beson-
ders bei neuralgischen Affectiouen der Kiefer, speciell der Zähne und Alveolen.
Bei Neuralgien des ersten Trigemiuusastes oder anderer Nervengebiete fand Sp.
das Mittel wenig wirksam. Die bisher gegebenen Dosen sind nach ihm viel zu
kleiue; er verschreibt 20 Minims (1.0) der Tinktur pro Dose, nach jedes mal
l(/f Stunden zu wiederholen: kaum je wird eine dritte Gabe uöthig. Nur eiumal
sah Vf. bei einem Kranken, der 1,5 grra. auf einmal genommen, auf einige Stunden
Unsicherheit des Gesichtssinns sich einstelleu. Ausser den bekannten schmerz-
stillenden oder überhaupt als antineuralsgich in Gebrauch stehenden Mitteln empfiehlt
Sp. noch den Phosphor in Lösung. Bernhard.
J. Bor ton, On accidental concealed hemorrh&ge witli cases.
Übst. Jom n of Gr. Brit. etc. XXI. 1875. S. 437.
Bei einem Vergleich von 5 eigenen, ausführlich mitgetheilteu Beobachtungen
über den Erguss und die Verhaltung von Blut j zwischen Uterus und Placeuta mit
den ihm aus der Litteratur bekannten, fiel dem Vf. die Gleichheit der Symptome
in allen Fällen auf; plötzlicher Collaps, mit den Zeichen grosser Anaemie ohne Blut-
erguss nach Aussen, spannende Schmerzen im Leib, straffe Spannung der Eihäute.
Unter 20 Fällen licss sich 14 mal Erschütterung des Leibes als Ursache der cen-
tralen Ablösung der normal sitzende Placeuta uachweisen. B. empfiehlt, die Blase
erst dann zu sprengen, wenn die Wchenthätigkeit in Gang gekommen ist. BARaaa’scbe
Blasen empfiehlt er nur zur Auregung der Wehen anzuwenden. Die Entleerung
des Uterus soll nun mit Vorsicht beschleunigt werden, damit nicht eine gefahrdro-
hende Erschlaffung folge. Die Wendung verwirft Vf. wegen der Gefahr weiterer
vorzeitigen Placentalablösung. A. Martin.
Einsendungen für das Central bl ett wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) KrausnickstraMe 24. und Professor Koseotbal, Briangen, oder (anter Beisebiuss) afi
die Verlagshaudlung, Berlin (N.-WJ. unter den Linden 69, adreeeiren.
Verlag von Angust Hirsch wald In Berlin. — Druck von H. 8. Hermann in Berlin.
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ITSchftutMeh ersehe inan
!— * Bogen ;*m Hehl um*
de« Jahrgang* Titel, Ne
»fo- und Saehraglater
Centralblatt
für die
Preis de« Jahrgang«»
20 Mark; zu beziehen
durch eile Huchbandlun-
gen und Postenetalteo.
Dr. J. Rosenthal,
Professor ln Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Professor In Berlin.
1876. »®. April. No. 18
Inhalts Qi thqrns, zur Kenntims der Antimon« irkmig (Orig. Mittli.). —
Hit* io, Erwärmung der Extremitäten nach Grosshirnverletzung (Orig.-Mittb.). —
Lombroso, Behandlung von Hautkrankheiten mit Oel von verdorbenem Mais
(Orig. Mittb.). —
Bkbomeibtcr, Entwickelung des Coloboms. — Hermann, Polarisation und
Erregung im Nerven. — Hermann & Aebt, Fortpflanzungsgeschwindigkeit der
Erregung im Muskel. — Unoqaard, Frauen- und Thiermdcb. — Cossv &
Dejkhinb, Degeneration durchschnittener Nerven. — Leb kr, Augenerkrankung
beider Zuckerruhr. — Bowditch, Galvanopunctur eines Aortenaneurysma*. —
Hkmak, Pathogenese der Bleilähmungen. — Förstnkb, Psychosen in der
Schwangerschaft uud dem Wochenbett. — Kose kl, Arsen wirkung. —
Po ne bt, Nervenendigungen der Conjunctiva. — Molrsohott, Wirkung der
Galle auf Peptone. — Böhme. Nährwerth des Kalks für Pflanzen. — La bk hur,
Doppelmissgeburt. — Reich, Bau der Conjunctiva. — Gat, Krebs der Lunge. —
Hcsrmann, Wirkung des Meerswiebelextractes.
Zur Kenntniss der Autimonwirkongen.
Von C. (jlähtgens in Roatock.
In meiner Mittheilung über die Wirkungen deR Arsens auf den
Eiweissurasatz des Thierkörpers (Cbl. 1875, 529) ist die Vermulhitng
ausgesprochen worden, dass auch von den Präparaten des Antimons
ein steigender Einfluss auf die Zersetzung der stickstoffhaltigen
Körperbestandtheile erwartet werden dürfe. In der Tbat hat iru
August des vorigen Jahres der Stud. mcd. Schmarbeck durch einen,
im Laboratorium des hiesigen pharmacologisch<m Instituts ange*
stellten Versuch nachweisen können, dass die Einführung von
Brec h we i nst e i n in den Thierkörper die Menge der stickstoff-
haltigen Auswurfsstoffe in sehr bemerkenswerthem Grade vermehrt.
Das gleiche Resultat ist kürzlich von dem Stud med. Berg in
einem dem vorigen ähnlichen Versuche erhalten worden, in dem ich,
zur besseren Controle, die Bestimmung des Stickstoffgchalts der
Ausscheidungen — mit Ausnahme der nach der LiEBiG'sehen Titrir-
XIV JxItl'gHl'.g. 21
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322
GlnTGKna, Antimonwirknngen.
methode — selbst ausgeführt habe und während die ausführliche
Beschreibung dieser Untersuchungen, die in anderer Richtung fort-
gesetzt werden, an einem anderen Orte erfolgen soll, will ich die
bisher erhaltenen Zahlen hier veröffentlichen, da sie den ausreichen-
den Beweis enthalten dürften, dass dem Antimon, ebenso wie dem
Phosphor und dem Arsen, die Wirkung einer Steigerung der
Stickstoffausscheidung zukommt.
Als Versuchsobject diente in beiden Fällen derselbe dressirte
Hund, der während des ersten Versuches ungefähr 14 Kilo schwer
war und innerhalb der 6 Monate bis zum Beginne des zweiten
Versuchs ca. 4 Kilo an Körpergewicht gewonnen hatte. Diesem
Thiere wurde während der Dauer der Versuche alle Nahrung eut-
zogen und ihm täglich blos eine bestimmte Quantität von Wasser
mittelst einer Schlundsonde in den Magen eingeführt. Nach dem
Eintritte der dem liungcrzustande eigentümlichen gleichm&ssigen
Stickstoffausscheidung erfolgte an 2 Tagen die Einführung von
Brechweinstein (in den in der Tabelle verzeichneten Mengen und in
mehreren Darreichungen) und dann wurde die Beobachtung noch 3
resp. 4 Tage unter den frühereu Bedingungen fortgesetzt.
I. Versuch.
Ver-
BUChslAg
Einnahme.
Ausgabe.
Wasser
in ccm.
Brech*
Wein-
stein
in gm.
Harn
in ccm.
8pec.
Gew.
Stickstoff
8chwefel
saure.
Pbos
phor-
sSure.
nach
Likbio.
nach
SüKOKK.
1.
600
680
7,1
0,56
1,02
2.
»»
416
6,0
0,39
0,95
3.
»1
406
1,011
4,0
3,9
0,26
4.
>1
470
J ,009
3,9
3,8
6.
ff
460
1,009
8,4
3,3
0,23
0,76
6.
1»
475
1,006
3.4
3,1
0,23
7.
»»
485
1,007
3,3
3,1
0,20
0,66
8.
f»
530
1,007
*3,1
3,0
0,19
0,70
9.
ft
470
1,006
3,1
3.0
0,18
10.
ft
0,22
535
1,009
4,1
4,0
0,27
0,86
11.
*•
0,28
220
1,029
6,7
6,9
0,62
12.
•t
365
1,014
6,2
6,2
0,40
0.75
IS.
«t
490
|1,009
4,1
3,8
0,28
14.
460
1,007
3,0
2,9
0,21
0,63
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Hitzig, Erwärmnug der Extremitäten nach Grosshirnverletzung. 323
II. Versuch.
Ver-
suchs
Einnahme.
Ausgabe.
1
o
•C Ü
2 .5
CQ ®
in
gm.
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Stickstoff.
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Trockene
Excremente.
Stickstoff derselben
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ja
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O
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500
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1,014
5,8
5,7
0,43
0,72
7,2
6,1
*.
»»
760
1,008
4,7
4,6
0,38
7,2
H9
6,0
3.
►»
650
1.011
4,5
4,5
7,2
4,9
4.
7»
526
1,010
4,3
4,0
0,30
7,2
4,4
•5.
1»
0,22
176
1,034
4,8
4,7
0,50
3,5
m
4,9
*6.
1»
0,18
210
6,4
6,8
0,66
1,24
3,6
BW
7,0
7.
»«
685
1,017
9,2
9,6
0,74
1,08
3,6
0,2
9,8
8.
»♦
605
1.012
6,5
5,8
0,40
0,82
3,6
0,2
6,5
9.
»»
490
1,011
3,4
3,4
0,23
0,68
3,5
0.2
3,6
10.
*»
530
1,013
2.7
2,7
0,17
0.43
3.5
0,2
2,9
In dem Harne des 7. Tages der zweiten Versuchsreihe wurde
mittelst der BüNSKN’schen Methode zur Bestimmung des Harnstoffs
als 24stiindige Stiekstoffausscheidung gefunden: nach der ersten
Analyse 10,0, nach der zweiten 9,987 gm. Stickstoff.
lieber Erwärmung der Extremitäten nach Grosshirn Verletzungen.
Von Prof. E. Hitzig in Zürich.
Die im Cbl. No. 15 erschienene Mittheilung der Herren Eulenburg
und Landois über thermische Wirkungen der Grosshirnrinde über-
rascht mich bei einer einen genau gleichen Zweck nach einer iden-
tischen Methode verfolgenden Arbeit.
Anlässlich der in Reichert’ s & DU Bois-Rkymond’s Arch. 1874.
H. 4. zu einem Theile veröffentlichten Versuche beobachtete ich vor
uunmehr über 1% Jahren bereits die halbseitige Erwärmung nach
Hirnexstirpationen. Die Erwärmung ist nämlich so stark, dass man
sie ohne Weiteres durch das Gefühl wahrnehroen kann. Therrao-
metrische Messungen, welche ich damals nnstellte, gaben mir in-
dessen nicht hinreichend befriedigende Resultate. Zu der schon
damals in Aussicht genommenen thermoelectrischen Untersuchung
*) Wieder buttes Ei breclien.
21*
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ZIPIS^B
324 Lombbobo, BehBLdluDjf der Hautkrankheiten mit Oel von verdorbei
bin ich aber in Folge meiner Ueberaiodelung nach Zürich erst jetzt 1
gekommen.
Ich vermag demnach die Mittheilungen der Herren Eulenbubg
und Landois vorläufig in den zwei wichtigsten Punkten zu bestä-
tigen, nämlich 1) dass nach oberflächlichen Grosshirnverletzungen
erhebliche Temperatursteigerungen der gegenüberliegenden Extre-
mitäten eintreten und 2) dass in dieser Beziehung dieselbe Locaii-
sation herrscht, als es rücksichtlich der Bewegungen der Fall ist.
Behandlung der Eczemata und ('hlousinata mit Oel von
verdorbenem Mais.
Vorläufige Mittheilung von Prof. C. Lombroso.
1. Luise Spairani wird seit einem Jahre in Folge einer Ent-
bindung durch ein Muttennaal von dunkler Farbe, das sich gleich-
mässig über die ganze Stirne und Wangen ausdehnt, entstellt, das
sie mit verschiedenen Mitteln ohne Erfolg zu vertreiben suchte.
Wir wandten auf der ganzen linken Seite die Pinselung mit dem
rothen Oel täglich 1 Mal an, während die rechte Seite mit gesundem
ranzigem Maisöl behandelt wurde. Nach 3 Tagen war auf der
liuken Seite keine Spur mehr von dem Maal, auf der rechten da-
gegen zeigte die Haut eine gelbliche Farbe. Die Frau empfand
ein leichtes Beissen und Brennen au der mit dem rotheu Oel be-
handelten Stelle, später Kopfschmerz und das Gefühl eines den
Kopf beengenden Reifes, am dritten Tage Uebelkeit, Appetitlosig-
keit, Schmerz in den Füssen und Ohrensausen ; alle diese Erschei-
nungen aber hörten nach einigen allgemeinen Douchen auf und die
Frau weigerte sich entschieden, die Kur fortzusetzeo. Nach einigen
Tagen kam das Maal auf der rechteu Seite, d. h. auf der mit Oel
betupften, zum Vorschein; das auf der linken Seite dagegen blieb
vollständig geheilt. Es ist noch zu bemerken, dass eine durch
Ueberrascbung in dem linken Gesichtswinkel vorgenommene Pin-
selung die Färbung gänzlich entfernte. Obgleich sie dann die Kur
mit vcnctiauischer Seife fortsetzte, war die Heilung nach Ttägigen
Frictionen und Waschungen doch nicht so weit fortgeschritten, als
die mit dem ranzigen Oel.
2. Polloni v. Cortcolina, 18jährig, wahnsinnig, hat ein Eczema
aiu KicD, das vom 18. — 20. Juli mit aus verdorbenem Mais ge-
wonnenem Oei gesalbt wurde; am 19. zeigte sich einige Besserung;
am 20. kamen neben den vernarbenden neue Pusteln zum Vorschein;
am 23. war sie vollständig geheilt, nur an der kranken Stelle blieb
noch eioe röthliche Färbung zurück. Dieselbe weist auf den Wangen
zwei breite Streifen eines Chloasma auf. Nach 9täf;iger Kur ist sie
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Pshgwribtkr, Entwickelung des Coloboms.
325
auf der rechten Seite gänzlich geheilt und nur eine geringe Spur
davon bleibt auf der linken zurück.
Diese Heilart kann sich ganz unwirksam erweisen in jenen mit
Pigmentmangel gemischten Chloasmen, die sich bei einigen in vor-
gerücktem Stadium befindlichen Pellagröscn und Irrsinnigen zeigen
und deren ebaracteristisches Merkmal die mit weissen Flecken
dunkel gefärbte Pigmentirung ist (Vertiligo). Solches war der Fall
bei der wahnsinnigen Argentina, die an Gesicht und Hals Flecken
hatte, der pellagrosen ßattaglini mit Flecken auf der Stirne, der
bautkranken Lanterna mit Flecken auf Stirne und Wangen.
0. Bergmeister, Beitrag zur vergleichenden Embryologie des
Coloboms. Wien. Sitzuugeber. LXXI. 9 S.
B. machte unter Schenk’s Leitung Querschnitte snnkivcht auf
die optische Axe des Auges der Embryonen von Squalus Acanthias,
Mustclus vulgaris und Torpedo marmorata, um über die Entwicklung
des Processus falciformis Aufklärung zu erhalten. Es zeigte sich,
dass das Colobom zn einer Zeit erscheint, wo die Linse in die se-
cundäre Augenblase schon eingeschlosseu ist, als ein absolut enger
Spalt, der anfangs nur nach innen in der Nähe der spätem Eintritts-
stelle des Opticus den Durchtritt zölliger Elemente des mittleren Keim-
blatts gestattet, die sich von unten her in die Höhle der secundaren
Augenblase hineindrängen und sich dort am Boden des Glaskörperrauras
zu einer im Durchschnitte herzförmigen Zellenanhfiufung gruppiren.
Mit dem Wachsthum des Embryo erweitert sich das Colobom von
innen nach aussen, so dass im inneren Theil desselben bereits eine
breite Durchlassöffnung besteht, durch welche die Elemente des mitt-
leren Keimblattes in Form eines aus Zellen bestehenden Fortsatzes
in das Innere der secundären Augenblase bineinwuebern, wahrend
aussen in der Gegend des Linsenäquators der Spalt noch für den Durch-
tritt derselben zu eDg erscheint. Dennoch ist die Anlage des Sichel-
fortsatzes gegen die Linse zu gewachsen, zwar nicht unmittelbar von
unten nach oben durch das Colobom herein, sondern indem sich die
Zellenmassc von innen her über den noch engen äusseren Abschnitt
des Coloboms hinweg am Boden des Glaskörperrauras vorschiebt,
bevor noch das Colobom in der Gegend des Linsenäquators so weit
geöffnet ist, um auch an dieser Stelle dio dirccte Zcllenverbindung
nach Aussen mit dem mittleren Keiinblattc zu gestatten. Demnach
erfolgt die Ausbreitung der am inneren Ende des Coloboms eindrin-
genden Elemente des mittleren Keimblattes am Grunde der secun-
dären Augenblase ziemlich rasch nach allen Seiten hiu, wahrend dio
Ausbildung des zeitigen Verbindungsstieles langsamer und adäquat
der von Innen nach Aussen fortschreitenden Erweiterung des Colo-
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326
Huhaxn, Polarisation and Krrr^-uug im Nerven.
bonrts erfolgt. Soweit besteht eine völlige Analogie dieses Vorganges
mit der ersten Entwickelung des Pecten int Vogelauge, wie dieselbe
von Mibalkovics bis zum achten Tage der Bebrütung am Hühner-
embryo beobachtet wurde. Bei weiterer Entwicklung erreicht der
Zellenfortsatz bei den nächst älteren Embryonen von 3 — 3H cm.
Länge bereits den Aequator der Linse an ihrem unteren Umfange
und tritt mit der Kapsel in directen Zusammenhang, während das
Colobom auch an dieser Stelle — also jetzt in seiner ganzen Länge
— so weit ausgebildet ist, dass zwischen dessen von einander ab-
stehenden, aber noch nirgends faltig aufgekrttmmten Rändern der
Zellenfortsatz mit dem mittleren Keimblatte in directer Verbindung
steht. Darauf krümmen sieb, während der in den Glaskörperraum
vorrageude Zellenfortsatz des mittleren Keimblattes unter allgemeiner
Volumzunahme des Auges mehr in die Länge wächst, zu beiden
Seiten desselben die Spaltränder des Coloboms, d. b. die Uraschtags-
ränder der secundären Augenblase nach innen zu senkrecht auf und
bildeten so jederseits eine Falte, welche aus den beiden Lamellen
der Augenblase besteht, von denen die äussere sieb jetzt in das
Stratum pigmenti umzuwandeln beginnt, so dass man den dem Zellen-
fortsatze anliegenden Saum der Falte dunkel pigmentirt und direct
in die Zellenlage übergehen sieht. Obwohl diese faltenartigen Vor-
sprünge der Netzhautanlage zu beiden Seiten des Zellenfortsatze8
sich bis zum Linsenrande bin entwickelten, so konnte B. doch nie
einen directen Zusammenhang derselben mit der Linsenkapsel finden,
so dass B. beim Knorpelfische wenigstens die Netzhautfalten an den
Colobomrändern nicht so sehr für die embryologische Anlage als
vielmehr für den Ueberzug des eigentlichen mit der Linsenkapsel in
Zusammenhang stehenden vom mittleren Keimblatte stammenden
Sichclfortsatzes hält. Bei älteren Embryonen fand B. statt einer
meist 2 oder mehrere Netzbautfalten zu jeder Seite des Sichelfort-
satzes, welche so stark und parallel neben einander ausgebildet
waren, dass sie wobl kaum das Product der Schrumpfung des Bulbus
sein dürften.
Eine solche wiederholte Faltenbildung neben einander würde
nach den Beobachtungen der vergleichenden Anatomen ihr Analogon
bei den Eidechsen finden. Das Colobom findet nach innen seinen
Abschluss in der den Sehnerveneintritt umgebenden Netzhautfalte;
durch die ganze Länge desselben tritt der Sichelfortsatz, durch das
innere Ende die Sehnervenausstrahlung. Löwe.
L. Hermann, Fortgesetzte Untersuchungen über die Bezie-
hungen zwischen Polarisation und Erregung im Nerven.
Pri.üo*»'s Arcb. X. 8. 216.
Im Anschluss au frühere Untersuchungen (Cbl. 1873, 488 und 683)
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Hihush; Aut, Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erregung im Muskel. 327
«acht H. den von ihm aufgestellten Satz, dass die Erregung im
polarisirten Nerven beim Uebergang zu positiveren Stellen an In-
tensität zunimmt, beim Uebergang zu negativeren abnimmt, noch
sicherer zu stellen und weiter auszuführen. Der nach ihm unter
dem Einfluss der Erregung auftretende Zuwachs eines den Nerven
durcbfliessenden Stroms ist eine wirkliche Zunahme an electromo-
toriseber Kraft und nicht nur Folge einer Widerstandsverminderung,
denn eine solche Verminderung müsste von der Stärke des Mess-
»troms unabhängigen Werth haben, während der Widerstand schein-
bar um so weniger abnimmt, je stärker der Messstrom ist. Ebenso
bestätigt er die schon früher (s. Cbl. 1873, 684) von ihm beobachtete
Erscheinung, dass bei höheren Stromstärken des polarisirenden
Stroms die Erregung die Kathodenstelle nicht zu überschreiten ver-
mag. Je stärker der Heiz ist, desto grösserer Stromstärken bedarf
es zum Eintritt dieser Erscheinung; je länger die Nervenstrecke ist,
desto geringer kann die dazu nöthige Stromstärke sein (wobei na-
türlich der Einfluss des Widerstands der durchflossenen Nerven-
strecke berücksichtigt worden ist). Auch das Verhalten der Strom-
schwankung am QuRrschnittseode des Nerven uud bei totaler Reizung
der durchflossenen Strecke ergiebt sieb als übereinstimmend mit
jenem oben angeführten Satz. J. Roseutlml.
• —
L. Hermann, 1) Neue Messungen über die Fortpflanzungsge-
schwindigkeit der Erregung im Muskel. Pm-coi«’* Areh. x. s. 48.
2) Bemerkung zur Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erre-
gung im Muskel. Das. s eso.
Chr. Aeby, Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Beizung in
der quergestreiften Muskelfaser. Das s. 465.
Da Bernstein (Cbl. 1871, 612) einen viel höheren Werth für
die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizwelle im Muskel gefunden
hatte, als Aeby, Engklmann u. A. für die Contraclionswelle, so
nahm H. die Bestimmung der letzteren wieder auf, bediente sich
aber statt der graphischen Methode der electrischen Zeitmessung
und statt der von seinen Vorgängern benutzten Adductoren des
Oberschenkels der beiden aneinandergelcgten Sartorien, weil die
Adductoren durch schräg verlaufende Inscriptiones tendineae durch-
schnitten werden, die jedenfalls den Versuch eomplicireri müssen.
Der von Dü Bois-Reymond beschriebene „Frosch Unterbrecher“ (Cbl.
1863, 342) wurde so abgeändert, dass durch die Verdickung des
Muskels der zeitmessende Strom unterbrochen wurde; die Reizung
geschah gleichzeitig mit dein Schluss des zeitmessenden Stroms ab-
wechselnd zu beiden Seiten der Stelle, durch deren Verdickung die
StromunterbrechuDg erfolgte und zwar einerseits sehr nahe, anderer-
seits in grösserer Entfernung von dieser Stelle. Aus den Unter-
Digitized by Google
328
Lamggaard, Frauen- und Thiermilch.
schieden der so gefundenen Zeiten und der entsprechenden Entfer-
nungen ergab sieb als Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Leitung
iiu Muskel etwa 3 Meter in der Secunde (Max. 3,313, Min. 1,667,
Mittel 2,689 Meter; die höheren Zahlen sind als die richtigeren an-
zusehen, da die Geschwindigkeit im Verlauf der Versuche schnell
abnimmt). Einen bedeutenden Einfluss auf die Geschwindigkeit hat
die Temperatur.
An den Halsretractoren einer Testudo gräca fand H. eine ge-
ringere Leitungsgeschwindigkeit, nämlich 1,829 Meter.
Die an diese Arbeit sieh anknüpfende Polemik zwischen A.
und H. dreht sich um die F’rage, welche Bedeutung die Inscriptiones
tendineae an den Adductoren auf die frübereu Versuche gehabt
haben können. j. Kosentbal.
1
Alex. Langgaard , Vergleichende Untersuchungen über Frauen-,
Kuh- und Stutenmilch. Vmcuow’s Arcb. lxv. s. t.
L. bestätigt zunächst die Angaben Biedebt’s über das ver-
schiedene Verhalten von menschlicher zur Kuhmilch, sowie von dem
daraus dargestellten Casein zu verschiedenen Heagentien. Er hatte
ferner schon früher beobachtet, dass im Kumys Casein in F'orm
äusserst feiner F'locken enthalten ist und daraufhin Stutenmilch
näher untersucht. — Die Stutenmilch ist vou alkalischer Reaction,
die sich lange — 2 — 3 Tage — hält, dann aber in saure Reaction
umschlägt. — Die Milch gesteht dabei nicht, wie Kuhmilch, zu einer
gelatinösen Masse, sondern das Casein scheidet sich in feinen Flocken
aus. Verdünnte Säuren lallen das Casein gleichfalls, jedoch ist es
im geringsten Ueberschuss sehr leicht löslich, nur bei Milchsäure
schwerer. Das Casein der Kuhmilch fällt dagegen auf Säurezusatz
in derben, im Ueberschuss nur schwierig löslichen F'locken aus.
Alcohol und Tannin fällen auch das Casein der Stutenmilch voll-
ständig. Zur Darstellung des Caseins diente die F'ällung mit Alcohol
und Entfettung mit Aether, wie es Biedebt für die Frauenmilch
angegeheu hat. Man erhält so ein feines, lockeres, leicht gelbliches
Pulver, das bezüglich seiner Löslichkeit in Wasser dem mensch-
lichen Casein uachsteht, sich jedoch bedeutend leichter wie das Kuh-
casein löst. Eie wässrige Lösung ist leicht opalisirend, schäumt
beim Schütteln und reagirt neutral. Das (trockene) Casein wird fast
ebenso schnell verdaut, wie das aus Frauenmilch dargestellte. L.
weist auf die Möglichkeit hin, conservirte Präparate aus Stutenmilch
darzustelleu. e. Salkowski.
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■r-~'
Comt k Prjbri»«, Degeneration durchschnittener Nerven. o29
A. Cossy et J. Dejerine, Reellere lies sur la degene rescence des
nerfs s4par6s de lenrs centres trophiques (Trarail du Labo-
ratoire de pathologie experimentale et comparöe). Arch. de
pbysiol. etc. 1875. 8. 567.
Die Vff. haben sich bei ihren Versuchen über Nervendegene-
ration ausschliesslich des N. iscbiadicus erwachsener Meerschweinchen
bedient, den sie vom ersten bis zum 19. Tage nach der Durch -
schneiduDg täglich untersucht haben, ln Uebereinstimmung mit
Loxqet geben die Vff. an, dass die Erregbarkeit des peri-
pherischeu Abschnittes am zweiten Tage schon sehr herabgesetzt
und am dritten gänzlich erloschen ist. ln Bezug auf die normale
Structur der Nerven bestätigten die Vff. die Entdeckungen Ranvikk'b,
nur haben sie sich niemals von dem Vorhandensein der von R. an-
gegebenen Protoplasmaschicht zwischen Markscheide und SchwaNn’-
scher Scheide überzeugen können.
Bei den von ihrem Centrum getrennten Nerven treten die de-
generativen Veränderungen stets sehr viel schneller bei den feiuen
Nervenprimitivfasern als bei denjenigen stärkeren Kalibers ein,
welche die überwiegende Majorität im N. iscbiadicus und in den ge-
mischten Nerven überhaupt bilden. Nach 3 Tagen (also dann,
wann die physiologische Degeneration bereits vollständig einge-
treten iet) ist bei den stärkeren Nervenfasern wenigstens noch nichts
weiter nachzuweisen, als eine grosse Brüchigkeit des Axeucylinders
und vielleicht eine sehr geringe Schwellung der Kerne der Schwann’-
schen Scheide. Jedenfalls ist zu dieser Zeit noch nicht jene
starke Schwellung und Vergrösserung der Kerne ausgeprägt, welche
nach Ranvikk die active Veranlassung der Continuitätstrennung der
Nervenfasern und der Störung des physiologischen Leitungsver-
mögens sein soll. Diese von Ranvikk hervorgehobenen Verän-
derungen an den Kernen treten erst nach dem fünften Tage und
zwar gleichzeitig mit den characteristischen Veränderungen der
Markscheide ein. Eine Vermehrung der Kerne konnten die Vff.
erst gegen den 8. Tag nachweisen. Gegen den 12. Tag ist der
Axencylinder last in allen Nervenfasern verschwundeu. — Die Vff.
scbliessen hieraus, dass bei der Degeneration vom Centrum getrennter
Nerven die ersten pathologischen Veränderungen sich direct auf die
Substanz des Axencylinders beziehen, der brüchig wird und ein-
zelne Continuitätstrennungcn erleidet. Die von Ranvikk bervorge-
bobenen und auch von den Vff. constatirten Veränderungen der
Kerne der SCHVTANN’scheu Scheide haben nach ihnen nur die Be-
deutung einer secundären Störung, sind aber nicht die Ursache der
Continuitätstrennung des Axencylinders. Die Vff. sind daher ge-
neigt (im Sinne Wallek’s) einen positiv ernährenden und erhalten-
den, nicht (im Sinne von Claude Bernakd und Ranvikk) einen die
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330
Lsbeb, Augenerkranknngen bei der Zuckerrohr
m
Ernährungsvorgänge iu der Nervenfaier hemmenden Einfluss der
trophischen Nervencentra anzunehmen.
In dem centralen Nervenstumpf haben Vf?, niemals die von
Nkomans und Eichhorst (Cbl. 1874, 395) beschriebenen Verän-
derungen nacliweisen können. Boll (Rom).
Tb. Leber, lieber die Erkrankungen des Auges bei Diabetes
mellitus. V. Grake's Aroh. XXL 8. 206.
Nach einem geschichtlichen Ueberblick über die Erkrankungen
des Auges bei Diabetes mellitus erörtert L. zunächst die Netzhaut-
erkrankungen bei dieser Affection an der Hand einer Casuistik von
19 theils fremden, theils eigenen Beobachtungen und bezieht die-
selben zum Theil auf den Diabetes selbst als Ursache, zum Tbeil
auf eine durch ihn herbeigeführte Nephritis, oder auf beide gleich-
zeitig. Die Form der Nctzhauterkrankung besteht in einfachen
Blutungen, mitunter mit weissen Degenei atiotisheerden, häufig mit
Glaskörperblutungen complicirt, dann in apoplectiscber und der-
jenigen bei Morbus Brightii vollkommen gleichender Retinitis mit
Blutungen und weissen Flecken. Die Sebnervenerkrankungen bei
Diabetes theilen sich in Amblyopie ohne ophthalmoscopischen Be-
fund, wofür fremde und eigene Beobachtungen (4) angeführt werden,
und wobei die Form und Grad der Sehstörung sowie die Störung
des Farbensinns verschieden sich darstellte, ferner in Hemiopie und
Sehnervenatrophie. Ausser den bei den Netzhauterkrankungen er-
wähnten möglichen Entstehungsweisen kömmt hier noch eine dritte
hinzu, nämlich diejenige durch intracranielle Erkrankungen, in
welchem Falle die Cerebralaffection das Sehuervenleiden hervorrufen
könnte, bald in der Form eines directen Betroffenseins des Sehnerven
in seinem Verlauf oder Centrum durch den intracraniellen Process,
bald in einer durch den letzteren (gewöhnlich Tumor) bewirkten
Stauungsnenritis. Für das Auftreten des Sebnervenleideus als Folge
eines „primären“ Diabetes nimmt Vf. als pathologisch-anatomische
Ursache Blutaustritt und neuritische Degeneration mit Wahrschein-
lichkeit an. Weiter werden an der Hand des casuistischen Materials
Beobachtungen für 3 Kategorieen des Zusammenhangs der Amblyopie
mit Diabetes als Belege angeführt, nämlich: 1) Ob die Amblyopie
als Folge des Centralleidens dem Diabetes coordinirt, oder 2) als
Folge des Diabetes den Cerebralerscheinungen coordinirt, oder
3) als Folge eines durch Cerebralleiden entstandenen Diabetes anzu-
sehen ist. Die bei Weitem grössere Zahl der Fälle scheint aber dem
Vf. ohne erhebliche cerebrale Störungen zu verlaufen und direct
abhängig von einem idiopathischen Diabetes zu sein.
Von Accommodationslähmung und Mydriasis, sowie von Lähmung
der verschiedenen Augenmuskeln im Gefolge des Diabetes werden
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Bowditoh, öulvunopunotur einfs Aortenammrysmas-
331
eine Reihe von Fällen aus der Literatur citirt; wie bei dem Seh-
nervenleiden handelt es sich auch hier darum, ob die Augenmuskel-
lähmung als Folge des Diabetes oder von einem cerebralen Leiden
abhängig angesehen werden darf. Nach den vorhandenen Unter-
suchungen bezweifelt Vf. nicht, dass zuweilen Zucker in der
diabetischen Cataract vorkomme. Zum Schlüsse wird besonders darauf
aufmerksam gemacht, dass diabetische Sehnervenleideu bei voll-
kommener Abwesenheit jeglicher diabetischer Erscheinungen mit
Ausnahme der Störung des Sehvermögens Vorkommen können und
bei diabetischen Netzhautleiden die typischen Beschwerden des
Diabetes nicht vorhanden zu sein brauchen. Michel (Erlangen).
H. Bowditch, Thoracic aneurism treated by electrolysis, with
remarks thereupon. tioston med. Joum. 1876. No. s.
Bei einem 40jährigen Ingenieur versuchte man ein Aorten-
aneurysma durch Galvanopunctur zur Heilung zu bringen, welches
sich unterhalb der rechten Klavikel bis zur vierten rechten Kippe
als ein pulsirender Tumor sichtlich vorwölbte. Man stiess 3 Hohl-
nadeln in den Tumor ein, welche 1 */» Zoll tief eingesenkt wurden,
'/i Zoll von einander entfernt standen und mit dem -I- Fol einer
STÖHBBft’schen Batterie verbunden waren. Der — Pol endete in einer
breiten Platte und wurde auf die entsprechende Stelle linkerseits
gesetzt. Man schaltete von 0 — 15 Elemente ein und liess den Strom
14 Minuten lang hindurchgehen. Ein leichter Collaps nach Oeffnung
des Stromes wurde bald beseitigt, und der Kranke fühlte sich dann
nicht unbeträchtlich erleichtert. Bereits 3 Tage später war der
Tumor härter geworden.
Nach Verlauf von 6_/TageD unternahm man die Operation zum
(weiten Male. Dauer der Sitzung wiederum 14 Minuten. Zahl der
Elemente bis 28. Der Tumor wurde in den nächsten Tagen noch
fester, gab dem Gefühl nur undeutliche und tiefe Pulsation, fing dann
zu wachsen und zu schmerzen an. Der Pat. klagte über BusteD,
Athemnotb, asthmatische Anfälle, zeitweise über Scbluckbescbwerden
und ging 2 Monate später, nachdem sich noch eine Anschwellung
der unteren Extremitäten eingestellt batte, zu Grunde. Bei der
Autopsie fand man an der Aorta ascendens ein kindskopfgrosses
Aneurysma mit dicken Wandungen, welche letztere auf der Innen-
seite mit derben, geschichteten, thrombotischea Massen bedeckt war.
Die Einstichstellen der Nadeln konnte man nicht entdecken.
Zum Schluss stellt B. 37 Fälle aus der Literatur zusammen,
aus welchen sich 7 Beobachtungen von Heilung, 11 von Tod und 6
von Recidivcn finden, während bei den noch restirendeu 13 das
Endresultat unbekannt geblieben ist. (Vgl. S. 123). Eioliborst.
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332 Bemak, BleilShmmig. Ff m-raRii, Psychosen in der Schwangerschaft.
E. Remak, Zur Pathogenese der Bleilähtnungen. Dissert- Berlin.
1876. 66 Stu.
Unter den vom Vf. mitgetheilten Fällen von Bleilähmung ist
zunächst der vierte insofern von Interesse, als die Lähmung die
sonst intact bleibenden Mm. supinatores mitbetroffen hatte, ein höchst
seltenes und mit Sicherheit bisher kaum noch beachtetes Vorkommen.
Ausserdem aber waren von der Lähmung nicht nur die übrigen dem
Radialisgebiet angehörigen Muskeln ergriffen, sondern auch der
M. biceps und brachialis internus, Muskeln, welche mit dem Supi-
nator longus zusammen die Beugung des Ellenbogens bewirken.
Es sind also diejenigen Muskeln erkrankt, welche ohne Rücksicht
auf ihre Innervation durch diesen oder jenen Nerven functioneil zu-
8ammeugehören und synergisch Zusammenwirken.
Wie an den Oberextremitäten, so beobachtete R. auch in zwei
Fällen von Bieiintoxication, bei denen die Unterextremitäten mit-
litten, an diesen das Befallenwerden der Mm. peronei zusammen mit
den langen Zehenstreckern, bei Freibleiben des Tibialis anticus, ein
Verhalten, was er auch in einem Fall von spinaler Kinderlähmung
constatiren konnte. Aus diesen Beobachtungen und aus der Er-
fahrung über den bei der sogenannten spinalen Kinderlähmung und
der acuten spinalen Lähmung Erwachsener, von den Autoren über-
einstimmend iu die grauen Vordersäulen des Marks hineinverlegten
Sitz der Läsion glaubt Vf., obgleich ihm pathologisch-anatomische
Facta noch nicht zur Seite stehen, schliessen zu dürfen, dass die
den functioneil zusammengehörigen Muskeln entsprechenden Ganglien-
zellengruppen gemeinsam von den Veränderungon auch bei Blei-
lähmuug befallen werden, weil sie anatomisch zusammenliegen. Es
lägen nach ihm die Ursprungastellen der motorischen Ulnarisfasern
am tiefsten, höher die des Nv. medianus, musculocutaneus, axillaris
und radialis, „wenn auch im Besonderen einzelne Fasern aus rein
„topographischen Rücksichten in einer im Uebrigen Fasern anderen
„Ursprungs enthaltenden Nervenbahn verlaufen, wie z. B. der Ast
„des Supinator longus in der Bahn des Nv. radialis“. Bernhardt.
C. Fürstner, Ueber Schwangerschafts- und Puerperalpsychosen.
Arch. f. Fsycli. etc. V. 8. &05.
Bei Schwangeren kommt vorzugsweise die Melancholie vor, von
meist leichtem und günstigem Verlauf bei Auftreten in den ersten
Monaten, von schwererem und protrahirtem in den letzten Monaten
der Schwangerschaft. Für die eigentliche Puerperalpsychose ist hin-
gegen die Manie die vorherrschende Form, Melancholie die seltnere.
Beiden Formon spricht Vf. jede durch das Puerperium bedingte
Specificität ab, stellt ihnen aber eine besonders günstige Prognose.
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Kosh kl, Arsenwirkung:.
333
Die Frage, ob es überhaupt eine den Wöchnerinnen eigen-
tümliche Erkrankungsform gebe, bejaht Vf. Als characteristisches
Merkmal derselben betrachtet er ein acutes, intensives Einsetzen der
ersten Symptome, welches in Stunden und noch weniger Zeit zur
völligen Verwirrtheit mit stärkster motorischer Erregung anschwillt.
Dieser tobsüchtige Zustand hält selten länger als 3 Monate an,
zeichnet sich, wie auch der acute Aufang, durch äusserst lebhafte
Sinnestäuschungen aus und geht dann ziemlich plötzlich in ein ziem-
lich „stupides“ Stadium über. Letztere Bezeichnung trifft nur das
äussere Bild dieser Kranken. Sie nahmen dabei von ihrer Umge-
bung Notiz und hatten Affecte, theils durch Sinnestäuschungen, theils
durch äussere Vorgänge hervorgcrufen. Ganz plötzlich auftreteude
motorische Impulse, welche das stupide Verhalten unterbrechen,
werden durch Sinnestäuschungen erklärt.
Auf eine Gefühlshallucination im Bereich der Zunge führt Vf.
die Stummheit der Patientinnen zurück, welche später angaben, die
Zunge sei ihnen schwer, wie gelähmt gewesen. Die Reconvalesceuz
geht oft recht schnell, entsprechend dem Nachlass der Sinnes-
täuschungen.
Eine eben so oft vorkommende Abortivform dieser Kraukheit
zeigt nur das erste Stadium entwickelt und kanu nach 6—8 Wochen,
oboe ein stupides Stadium darzubieten, in Genesung übergehn.
Die Prognose sowohl der vollständigen als der abortiven Form
ist vorwiegend günstig zu stellen.
Vf. glaubt die in Rede stehende Form in keine der bekannten
Formen von Geistesstörung einreihen zu können und findet sie noch
am meisten den Zuständen von Verwirrtheit und tobsüchtiger Erre-
gung entsprechend, welche bei Epileptischen beobachtet werden.
Er schlägt den Namen „hallucinatorisches Irresein der Wöchnerinnen“
vor. Wernicke.
A. Rossel, Zur Kenntnis» der Arsen Wirkungen. Arcb. f. oxP. p«th.
etc. 1875. V. 8. 128. (Vergl. oben 8. 321. D. Red.)
Da vom Phosphor wiederholt nachgewiesen ist, dass es noben
der Verfettung gewisser Organe auch eine Steigerung der Stick-
stoffaustuhr bewirkt, liegt die Vcrmuthung nahe, dass auch Arsen
und Antimon, in toxischen Gaben verabreicht, das letztere thun(
weil sie dem Phosphor chemisch nahe stehen und auch wie jener
fettige Degeneration hervorrufen. Die bisher mit dem Arsen ange-
stellten Stoffwechsel versuche entscheiden die Frage nicht und Vf.
suchte sie daher in dem Laboratorium von Prof. Gäthqens mit Be-
zug auf das Arsen durch zwei an einem Hunde durchgefübrte Ver-
suchsreihen definitiv zu beantworten. In der ersten gab er Hem
1 inere, nachdem es zun« N-G leidige wicht gelangt wai, 6 luge nach
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334
PoüCET. MOL88CHOTT.
einander steigende Gaben von arsensaurem Natrium, indem er mit
0,03 pro die begann und bis zu 0,20 hinauf stieg. Es erfolgte eine
geringe Vermehrung der N-Ausfuhr, doch wurde in den letzten
Tagen das Ergebnis* durch Erbrechen gestört. Um dies unschäd-
lich zu machen, bekam das Thier in einer zweiten Versuchsreihe
ausser Wasser keine Nahrung. 10 Tage nacheinander wurden ihm
Natrium arsenicos. in Gaben von 0,10 — 0,25 eingedösst. Die N-Aus-
fnbr steigerte sieh von 3,3 und 4,4 gm. an den arsenfreien Hunger-
tagen auf 7 — 8 gm. und mehr an den Arsentagen. (Die Bestim-
mungen wurden nach LlKBlu und nach Skkukn ausgeführt und zeigen
in beiden Fällen nur geringe Differenzen). Vf. schliesst aus seinen
Zahlen, dass durch das Arsen iu toxischen Gaben die Eiweisszer-
setzung gesteigert wurde, jedoch ist zu bemerken, dass der Hund
bei einer iu den letzten Tagen ausgefiihrten Messung 40° C. im
Rectum zeigte. Der Harn euthielt in Folge der Giftzufuhr Eiweiss
und Galleufarbstoff und zuletzt auch Blut.
Aus dem ausführlichen von Prof. Ponfick herstammenden
Sectionsbericht ist hervorzuheben: Intensive Verfettung der graden
Canälchen in der Rindensubstanz der Niere und der Schlauchdrüsen
des Magens, besonders in ihren oberflächlichen Partien. Dagegen
normales Verhalten des Herzfleisches und der Lebersubstanz.
Schiffer.
F. Poncet, Recherchen critiques et lilstologiques sur la termi-
naison des nerfs dans la conjonctive. Arct,. d« physioiog. etc.
1875 8. 646.
P. schliesst sich der Ansicht Ciaccio's (Cbl. 1875, 919) an, dessen Resultate
er nnr in einigen Details besser präciairen an können erklärt. Er nimmt mit C.
in der Conjunctiva 3 verschiedene Modi der Nervenendigung an : 1) Ein im Binde-
gewebe gelegenes weitmaschiges Nerveunetz. 2) Die Kfucst'scben Endkolben,
deren Vorhandensein er gegen Aaaoi.o uud VValdkvrk aufrecht erhält. Wie C.
konnte auch P. Endkolben nachweisen in der oberen und äusseren Region der
Conjouctiva (vergl. 8- 265). 3) Am Limbus Corneae existiren im Epithel ver-
iweigte Zellen, welche P. mit den von L»Na*an*as im Rete Malpigbi beschriebenen
sternförmigen Zellen identificirt und gleichfalls für Nervenzellen bält. Sie lassen
sieb am schönsten demonstriren nach Anwendung von Osminm-Injectionen in das
Gewebe.
Den 8ch!uaa bilden interessante Bemerkungen über die qualitativ verschie-
dene Sensibilität der Conjunctiva, die mit einer stampfen Bleistiftspitse geprüft
wurde. Wo die Endkolben seltener sind, wird der Druck der Spitze viel leichter
ertragen, wie an den von Ciiccio and P. beschriebenen Stellen, an denen constant
ein grösserer Reichthum von Endkolben vorhanden zu eein scheint Boll (Rom).
J. Moleschott, Ueber die Einwirkung der Galle und ihrer
wichtigsten Bestandtheile auf Peptone. Molksohott’s Untersuch.
1876. XI. 8. 604.
Galle verursacht bekanntlich in Paptonlösnngen einen Niederschlag. Der-
selbe löst sich, wie Vf. gefunden hat, in einem Ueber.chnss von Galle wieder auf.
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Böhm, Labbohb. Kbich.
335
Durchschnittlich ist hierzu das 4— 6fache Vol. Galle erforderlich. Die Concen-
tration dar Peptonlösnng ist ohne erheblichen Einfluss dabei. Das Mueiu der Galle
ist an der Wiederauflösung nicht betheiligt: wenn man es durch Zusats von Salz-
säure ans fällt {dabei fällt auch Glycocholsäure aua! Bef.), daun nentraliairt resp.
alkalisch macht, so siud etwa 3,6 Vo). der so behandelten Galle aur WiederRuf-
lötuog des Niederschlages aus 1 Vol. Peptonlüsung erforderlich, weil mehr jedoch,
«renn die saure Beaction nicht vorher abgestumpt wurde. Auch krystallisirte
Rindergalle in Spctiger Lösung bewirkt in Peptonlösung einen Niederschlag nnd
derselbe löst sich gleichfalls im Ueberscbues wieder auf. Das Pepton war aus
Hühnereiweiss dargestellt, jedoch gilt von dem ans Fibrin erhaltenen dasselbe.
Bandegalle scheint aur Wiederauflösung des eibaltenen Niederschlages weniger
wirksam tu sein. B. Balkowski.
J. Böhm, Ueber den vegetabilischen Nährwerth der Kalksalze.
Wie». Sitsungsber. 1. LXXI. 8. 2S7.
Vf. legte sieh die Frage vor, ob auch die keimende Pflanae einen Zuschuss
von Salien erfordert oder ob diese in hinreichender Menge in den Cotyledouen
sathalten sind, entsprechend der Menge orgauisirten Gewebes, das aus dem Stärke-
mehl des 8amens bervorgebt. Zar Entsclisidaug derselben worden Bohnen
— Phaseol. multiflorue — in destillirtem Wasser gesogen mit der Vorsicht, dass
dis Kultur im Halbdunkel stattfand, so dass also eine Bildung organisirten Materials
nicht aus Kohlensäure, sondern ein aus der in den Cotyledonen enthaltenen Re-
servenahrang erfolgen konnte. Die Keimlinge starben ohne Ausnahme ab, bevor
dis Stärke io den Cotyledomen verbraucht war: ancb die Pflanze bedarf somit
eines Zuschusses von Salzen. Durch Versuche mit verschiedenen Salzen gelangte
Vf. au dem Resultat, dass die erforderliche Base der Kalk ist, der durch keine
andere ersetzt werden kann. E. Salkowskl.
Pasquel-Labrone, Observation snr an cas de monstre double
•atositaire. Union m<5d. 1876. No. 128.
Eine Frau von 38 Jahreu, Mutter von 9 wohlgebildeten Kindern, wurde vou
>wsi, in der ganzen Vorderfläche von Brnst und Bauch mit einander vereinigten
männlichen Früchten eutbuudeu, nachdem der gemeinschaftliche Durchtritt der
7 Köpfe dnreb Kepbalotripsie des einen möglich gemacht war. Die Verwachsung
liess beide Hälse, obere und untere Extremitäten frei; die Obduction ergab ein
Pehlen des Sternnm und eine demgemäss gemeinschaftliche Brusthöhle, welche
durch ein Diaphragma von einer ebeaso gemeinsamen Bauchhöhle abgeschlossen
war. In der Brusthöhle lagen 4 (alao 2 jeder Frucht ungehörige) wohlgebildete
Longen, und im gemeinsamen Pericard 2 mit einander verwachsene, durch
eine deutliche Rapbe getrennte Herzen. Die Bauchhöhle enthielt eine grosse
Leber nebst Gallenblase and eineu Magen, iu welchen jederseits ein besouderer
Oesophagus einmündete, während 2 Pylori den Weg zu 2 von einauder nuab-
hingigen nud gesondert ausmünilenden Tractns intestinales erüfifneten. Ueber die
Vsrtbeilung und den Lauf der Gallengänge zu den doppelt vorhandenen Zwölf-
fingerdärmen ist nichts erwähnt; ebenso entscheidet sich P. nicht über die Lebens-
fähigkeit der Früchte. Er nennt die Monstiosität einen „Dicdpbalo gaatro-tlrora-
delphe“. arawits.
Kelch, Zar Histologie der Conjunctiva des Menschen.
z. Galpz's Arch. XXL S. 1.
Dio oberste Epitbelsebicht der Conjunctiva, ungefähr 2 mm. vom freien Lid-
rat'd. «n bis anm Uebergang auf den Bulbus, besteht aus mehr oder weniger
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336
Gat. HrflEMANN-
cylimlrischeu Zellen, auf welche eine bfs zwei oder mehrere Schichten polyedri.cher
und rundlicher Zellen folgen. Vf. nimmt in der oberen Hälfte der Conjunctiva tarai
(des oberen Lidea) sowie in der unteren der Conjanctiva orbitalis das stellenweise
Vorkommen von einfachen und zusammengesetzten tnbnlösen Drüsen, sowie von
Papilleu an; ein solches von lymphatischen Follikeln wird geleugnet.
Michel (Erlangen).
G. W. Gay, A case of enccphaloid cancer of the lungs. Boston
med. Journ. XCIV. 1876. No. 1.
0. bespricht einen Fall von primärem Medullarkrehs der Lungen, welcher
einen 57jübrigeu Arzt betrifft. Die ersten Symptome begannen im Januar 1875,
und der Tod trat im November desselben Jahres ein. Unter den klinischen Er-
scheinungen traten besouders Fülle von Athemnoth in den Vordergrund. Uan
glaubte anfangs, es mit einer katarrhalischen Pneumonie des unteren Lappens
der linken Lunge in thun zu haben, au welcher sieh später eine bedeutende exsu-
dative Pleuritis hinsugesellte. Es wurdeu wiederholte Punctionen gomacht, doch
war die Erleichterung nur vorübergehend. Das Exsudat war nicht hämorrhagisch.
Bei der Autopsie fand man namentlich zahlreich in der linken, sparsamer in der
rechten Lunge Knoten, deren Grösse von der eines Miliartuberkels bis su derjenigen
einer Aprikose wechselte. Dieselben griffen auch auf die Pleura über und er-
wiesen sich bei der microscopiseben Untersuchung als Medullarcarcinom. Auch in
den Nieren traf man kleine Knötchen an. Ausserdem erschienen die Bronchial-
und einige Meseuterialerüsen carcinouiatös entartet Die beigefügten KeSexionen
enthalten nichts Originelles. (Vergl. Cbl. 1867, 411. Bef.) Eickhorst.
Th. Huseniann, Ein Beitrag zur Wirkung der Meerzwiebel.
Deutsche med. Wocheuschr. 1875. No. 11 — 13.
Die Resultate einer längeren Experimentalarbeit fasst Vf. tu folgenden Sätzen
sussmmeii :
1. Das Extractum scillae nach Vorschrift der Pharmacopcea Germanica be-
reitet, ist in seiner Wirkung auf den tbierischen Organismus ein recht constautes
Präparat. 2. Dasselbe wirkt auf die Innervation des Herzens und auf den Heri-
muskel genau in derselben Weise ein« wie dies Digitalin, Digitalein, Helleborein,
Antiariu, Thevetiu und überhaupt alle diejenigen Glycoside thun, welche wir als
Herzgifte zu bezeichnen pflegen. 3. Die diuretinche Wirkung des io Rede stehenden
Meerzwiebelextractes kann sich nur durch die mit der Aotion als Herzgift innig
verbundene Steigerung des Blutdrucks erklären, da dasselbe in keiner anderen
Richtung wirkt und namentlich weder eine locale Irritation im Tract, noch eine
bei der Elimination herrortretende reizende Wirkung auf die Nieren besitzt. 4. Die
Indicationeu und Coutraiudiratiouen des Meerzwiebelextractes als Autihydropicnm
gebraucht, sind von deneu der Digitalis uicbt wesentlich verschieden. 5. Expecto-
rirende Wirkung in Folge von Elimination von der Broochialschleimbaut kommt
dem Meerzwicbelextracte nicht zu. 6. Ebenso ist das Präparat kein Aotipyreticum,
erzeugt vielmehr constaut Steigeu der Temperatur in grösserem oder kleinerem
Maasse. 7. Das Scillitin des Handels kann wegen Unzuverlässigkeit seiner Wirkung,
welche eine genaue Dosirung unmöglich macht, nicht als Ersatzmittel des Extrac-
tum scillae empfohlen werden. Schiffer.
Einsendungen für das üontralbUtt wolle man au einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) Krausnlckstrassa 24, und Professor Rosenthal, Erlangen, oder (unter Belschloas) an
die Verlagshandlung, (teil ln (N.-WJ. unter deu Linden 68, adressiren.
Verlag von August Hirschwald tn Berlin. — Druck von H. S. Hermann In Berlin.
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I
Wöchentlich «nehelDeo
1— 2 Bogen ;io Schlupf
4*> Jahrgang« Titel, Na
n*D- und Suhrtflitor.
Centralblatt
fUr die
Preis de» jahrgange«
20 Merk; tu beziehen
darob eile Bucht) andlun-
gen and PoetanataJtea.
Dr. J. Bosenthal,
ProfeMor In Erlügen.
Redigirt von
nnd
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
1876.
«. tlai.
No. 19.
v. Mika lcovics, Entwickelung de. Hirnbalkens und Gewölbes
(Orig.-Mittb.). — Bozeolo, Verbreitung des Krebses in den Lympbdrfisen (Orig.-
Mittb.). —
Bahvibb, Ran der Blutkörperchen. — Stiblirq, Summation electriscber
Hautreize. — Tschibikw; Fobhteb, Eiweisner.-etzung. — Tittki., Blut-
schwiUeu. — Wbbeickk, Aphasie. — Lusk, Entstehung von Kindbettfieber. —
Fh.t, Hirnfaserung. — Colasanti, Einfluss der Kälte auf die Entwickelung
des Hübnereis. — Jolykt, Koblensäureausscheidung bei Morphium- und Curare-
Wirkung. — Lüttich, Gefässauomalien. — Maykh, Behandlung des varicosen
FassgescbwSr«. — Jacobs, Glycerin gegeu Zuckerrnbr. — Hibschbbko, sur
Kreuzung der Sehuervenfasern. — Mabtkbso n, salieylsaures Ammon als Ersatz
der Salicylsänre. —
Drnckfebler.
Die Entwickelung des Gehirnbalkens und des Gewölbes.
Vorläufige Mittheilung von Prof. Dr. V. V. Mtlittlkovics in Budapest
Die Entwicklung der vorderen Hirncommissur, des Balkens
and des Gewölbes beginnt an jener Stelle der Hemispbärenblasen,
die unmittelbar vor der Scblussplatte (Lamina terminalis) des dritten
Ventrikels liegt und vollzieht sich unter Betheiligung der Schluss-
platte selbst. Diese Platte entsteht am Boden des Zwischenhirns
von der hügelartig erhobenen Stelle der Sehnervenkreuzung und
biegt sich bogenförmig zwischen beiden Hemisphären nach oben,
um in der Höhe der jetzt noch weiten Foraraina Monroi in die ver-
dünnte Decke des Zwischenhirns (das werdende Epithel der Plexus
und Tela choroidea media) überzugehen ; sie ist nicht zu verwechseln
mit der Lamina cinerea terminalis des entwickelten Gehirns, indem
nur ihr unterster, unmittelbar vor dem Cbiasma gelegener Theil der
grauen Schlussplatte entspricht, der (ihrige (obere) Theil aber in die
Bildung der Säulchen des Gewölbes eingeiit. Bevor die Bildung
dieser Theilchen überhaupt noch im Gauge ist, reicht die embryonale
üimsichei in der Incisura pallii vorn bis an die Schlussplatte heran,
XIV. J Ahrgang. 22
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338 v. Min* LCOVici. Entwickflliin^ dn* Hirtibalken* und Gewebe«.
dann weiter rückwärts über der Sehhügelblase bis an deren Decke
und theilt sich da in 2 Schenkel, welche zwischen der Innenfläche
der Hemisphären (der sogen, sichelförmigen Platte Rkichbrt’s) und
der Aussenwand des Zwischenhirns bis an die Anheftungslinie der
sichelförmigen Platte an das Zwischenhirn herabziehen, resp. hier
die verdünnte Wand der Hemisphären in die Höhle des Seitenven-
trikels einstülpen. Aus dein bindegewebigen Fortsatz der Hirnsichel
wird das Bindegewebe, aus der eingestülpten Wand der Hemisphären
das Epithel der seitlichen Adergeflechte; eine angebliche Spalte an
der Einwucherurigsstelle der Adergeflechte findet sich zn keiner
Zeit, da das Epithel ein Product der verdünnten Hemisph&renwand
ist und init diesem (eigentlich dem Epithel der Seitenventrikel) stets
in continuirlichera Zusammenhänge bleibt. Von besonderem Interesse
ist für uns, dass au jenen Stellen, wo sich später der Balken und
die Qewölbesäulchen bilden, früher das mit weissen Blutgefässen
versehene embryonale Bindegewebe der Hirnsichel liegt.
Da die Verhältnisse der durchsichtigen Scheidewand im Gehirn
der Säuger verschieden von jenen des Menschen sind, indem nie
beiden Scpta der Säuger eine gemeinsame solide Masse vor dem
dritten Ventrikel bilden, in der die Säulchen des Gewölbes und das
Knie des Balkens wurzeln — also kein Veutriculus septi lucidi vor-
handen ist — , wird auch die Entwicklung dieser Theile, namentlich
des Septums, eine von der des Menschen etwas abweichende sein
müssen. Bei den untersuchten Säugern (Maus, Kaninchen, Katze,
Hund) war der Bildungsmodus ein folgender:
Jene Stelle der Hemisphärenwand, welche unmittelbar vor der
embryonalen Schlussplatte des 3. Ventrikels liegt, wird beiderseits
in einer beiläufig dreieckigen Ausdehnung (mit der Basis nach oben,
Spitze nach unten gerichtet) dicker, nähert sich jener der auderen
Seite und übt dadurch einen Druck auf den zwischengelegen' n Theil
der Hirnsichel; letztere atrophirt hier und es verwachsen nun die
Hemisphärenwände vor der Schlussplatte des 3. Ventrikels. Natür-
lich giebt die Schlussplatte während des Verwachsens der Hemi-
sphärenwande ihre Selbstständigkeit auf, resp. geht sie in die Bildung
der verwachsenen Stelle selbst ein ; nur ihr unterster, unmittelbar
vor dem Chiasma gelegener Theil bleibt dünn und wird zur Lamina
cinerea tcrminalis im entwickelten Gehirn. Durch das Verwachsen
der Hemisphären entstand an Stelle der dünnen Schlussplatte vor
dem 3. Ventrikel eine solide Masse: das Septum lucidum des Säuge-
tbierhirns („lucidum“ passt hier nicht). Anfangs besteht die ganze
Masse aus ebensolchen Zellen wie die Hemisphären, nur die Ver-
wachsungsstello sticht an gefärbten Schnitten als eine dunkle Linie
(Rest des Bindegewebes der Hirnsichel) stark hervor.
Doch bleibt dies nur kurze Zeit so. An Querschnitten etwas
älterer Embryonen sieht man schon zu beiden Seiten der Ver-
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fl
T. Mwalcovic«, Entwickelung 'l«-8 Hirnbalkens und Gewebe*.
339
wacbsungsfläche im hintern Tbeil der Septa 2 helle Streifen: die
Säulcben des Gewölbes. Vom Balken ist beim Erscheinen der
Säulchen noch keine Spur zu sehen, nichtsdestoweniger sind die
Fasern des Stabkranzes im Mantel der Hemisphären deutlich er-
kennbar, sic bilden sich also früher als die Balkenfasern. Erst wenn
die vordere Commissur, Gewölbe und Stabkranzfasern ausgebildet
sind, beginnt die Bildung des Balkens und zwar folgenderweise:
Bei 3 cm. langen Kaninchenembi'yonen entstehen im ver-
wachsenen Theil der Hemisphären, unmittelbar vor den Gewölbe-
säulchen quer verlaufende Nervenfasern, welche von hier in den
nicht verwachsenen Theil der Hemisphäreninnenwaud eiulcnken und
über den Seitenventrikeln mit den Fasern des Stabkranzes sich ver-
flechten. Es lässt sich wegen der kurzen Strecke nicht entscheiden,
ob die Bildung dieser Faser vom Stabkranz ausgeht oder in der
Medianebene beginnt, — sie sind gleich der ganzen Länge, nach an-
gelegt. Dass dieses Faserbündel nicht dem ganzen Balken, wie es
Herr Schmidt meint, sondern blos dem Knietheil entspricht, dürfte
schon daraus einleuchtend sein, weil es ganz vor dem 3. Ventrikel
liegt, obgleich die Hemisphären ihre relative Länge erreicht haben,
d. h. das ganze Zwischenhirn decken. Der über der Sehhügelblase
gelegene Tbeil des Balkens (Körper und Splenium) fehlt aber noch;
an dieser Stelle reicht die embryonale Hirnsichel bis an die Decke
des 3. Ventrikels heran.
Wenn einmal das Knie ausgebildet ist, dann schreitet die Bil-
dung des übrigen Tbeiles von hier aus nach rückwärts vor. In-
zwischen hat sich auch dur unterste Theil der sichelförmigen Platte
(nämlich der untere, unmittelbar über den seitlichen Adergeflechten
gelegene Saum der Heinisphäreninnenwand) in 2 weisse Markstränge:
den Körper und die Schenkel des Gewölbes difierenzirt. Nun ver-
wachsen die Innenwände der Hemisphären vom Knietheil des Balkens
ausgehend von vorn nach rückwärts in einer schmalen Zone zwischen
Gewölbe und Ammonfurche (eine Furche, die an der sichelförmigen
Platte über den Gewölbeschenkeln und mit diesem parallel bogen-
förmig zum Schläfelappen zieht) gerade so, wie das früher von den
Septa lucida beschrieben wurde. Es wird also auch der über dem
3. Ventrikel geiegeno Theil der Hirnsichel an der Verwachsungs-
stelle comprimirt und dadurch die eigentliehe Sichel s. str. von dem
über der Decke des 3. Ventrikels gelegenen Bindegewebe abge-
schnürt; letzteres wird dann zum Bindegewebe des Plexus und Tcla
choroidea media; — war demnach früher mit dem Bindegewebe der
Hirnsichel in continuirlichem Zusammenhang. In dem über dem
3. Ventrikel gelegenen Theil der verwachsenen Hemisphären bilden
sich dann die Nervenfasern des Balkenkörpers auf dieselbe Art,
wie dies früher vom Knietheil geschildert wurde.
22*
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340 v. Mihalcovics, Entwickelung des Hirnbalkens und Qewebes.
r '
1
Es bildet sich also zunächst die vordere Hirncoimnissur, dann
das Gewölbe, darauf das Knie und endlich der Körper des Balkens,
Entwicklungsreihen, welche im Thierreiche der Vollkommenheit ent-
sprechend erhalten sind. Vögel besitzen nur eine vordere Commissur,
die niedersten Säuger (Monotremata, Marsupialia) einen ganz kurzen
Balken vor dem 3. Ventrikel, der zweifelsohne nur dem Kuietheil
entspricht; Corpus und Splenium findet man nur bei höheren Säugern,
sie sind also spätere Erwerbe. Man kann einen gut ausgebildeten
Balken als das Erforderniss eines vollkommenen Uehirubaues hin-
stellen.
Auch Uber die Bedeutung des Balkens scheint mir die Ent-
wicklung einigen Aufschluss zu gewähren. Die meisten neueren
Autoreu beschreiben es als ein Commissureusy3tem identischer Ge-
biete der Hirnrinde, Gratiolet für eine grosse Durchkreuzungsstelle
des Stabkranzes, durch welche die Fasern aus einer Hemisphären-
rinde zum Hiruschenkel der anderen Hälfte gelaugen. Die Reihen-
folge der Entwicklung scheint mir letzterer Ansicht das Wort zu
sprechen. Es ist in den frühesten Entwickelungszuständen leicht zu
beobachten, dass die Bildung der Markstränge von Rückenmark
gegen das Gehirn vorschreitet; im verlängerten Mark sind fiüher
Nervenfasern da, als in den Gehirnschenkeln, dann sieht mau sie in
diesen und nachher erst ihre Fortsetzung in den Hemisphären. Erst
wenn die Stabkranzfasern gut ausgebildet sind, entwickelt sich die
erste Spur des Balkens und zwar anscheinend als eine Fort-
setzung der Fasern des Stabkranzes. Freilich könnte über den
Seitenventrikeln blos eine Durchfiechtung beider Fasersysteme statt-
finden, doch scheint mir in diesem schwierigen Fall die Reihenfolge
der Entwicklung eine besondere Beachtung zu verdienen, die ein
Vorschrciten von Rückenmark durch die Basisbahn zum Stabkranz
und Balken deutlich erkennen lässt. Endlich ist immerhin an die
Möglichkeit zu denken, dass im Balken ausser den Kreuzungslasern
Commissurenfasern enthalten sein können.
Beim menschlichen Embryo weicht die Entwicklung von
dieser Beschreibung darin ab, dass die Innenflächen der Hemisphären
vor der Schlussplatte des 3. Ventrikels blos am Rande eines drei-
eckigen Gebietes verwachsen; das nicht verwachsene Centrum des
Dreiecks verdünnt sich und wird zu den Septa lucida. Die Bildung
der Säulchen des Gewölbes findet im hintern (mit der Schlussplatte
verschmolzenen), die des Balkenknies im vorderen und oberen
Schenkel der verwachsenen Stelle statt. Sonst ist der weitere Bil-
dungsmodus dem der Säuger entsprechend. Die Bildung des Knies
beginnt im Anfang des 3. Monats und ist der Balken erst zu Anfang
des 4. Monats in seiner ganzen Länge ausgebildet.
Der 5. Ventrikel ist also nicht homolog den übrigen Gehirn-
ventrikein, wie dies schon Kölljker und Rkicuert richtig bemerkt
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Bozzolo, Verbreitung des Krebses in den Lymphdrüsen. 341
haben. Die eigentlichen Hirnventrikel sind Dependenzen der em-
bryonalen Medullarhöble, während der Ventriculus septi lucidi ein
abgekapselter Theil der Incisura pallii ist. Dementsprechend sind
die wahren Hirnventrikel mit echtem Epithel (Nervenepithel), das
sich überall nur an der Höhlenfiäche der embryonalen Medullarröhre
entwickelt, bedeckt, sie sind also epitheliale Räume; die Wand des
5. Ventrikels deckt Endothel, folglich ist dieser Winkel eine seröse
Spalte. Darum communicirt sie weder ursprünglich, noch später mit
den übrigen Ventrikeln.
leb enthalte mich hier der weiteren Ausführung dieser und
anderer, noch in Strassburg begonnener Untersuchungen über Ge-
hirnentwicklung, da deren ausführliche Publication in naher Aus-
sicht steht.
Heber die Verbreitung der Krebsneubildungen in den Lymph-
drüsen.
Von Br. Bozzolo, erster Assistent der med. Klinik za Turin.
Im Cbl. 1876, No. 12 hat Dr. Afanasikff die Resultate einiger
von ihm angestellten Beobachtungen veröffentlicht, die ich selbst
schon vor 2 Jabren so interessant und wichtig gefunden habe, dass
ich mich damals entschloss, sie eben deswegen im Osscrvatore,
la gazzetta delle cliniche di Toriuo, 1874, No. 20, dann
Ri vista di Medicina e Chirurg ia für 1874 vorläufig bekannt
zu machen. Ausführlich habe ich meine Untersuchen mit Abbildung
in der Annali Universali di Medicina 1876. No. 1 veröffent-
licht. Um Herrn AfanaSieff gegenüber meine Priorität zu wahren,
theile ich das Ergebniss meiner bereits 2 Jahre alten Veröffentlichung
hier mit.
„Um meine Zweifel über die Richtigkeit einiger jüngst erschie-
nenen Studien zu beseitigen, nach denen die secundären Krebs-
knoten der Lymphdrüsen aus einer Proliferation der bindegewebigen
Zellen der Drüsen herzuleiten sind, habe ich eine Reihe Beobach-
tungen angestellt über die in Folge von Pflasterkrebs vergrösserte
Lymphdrüse. Ich habe den PfUsterkrebs den anderen Ep ithelial-
neubildungen deshalb vorgezogen, weil seine Zellen von den die
LymphdrÜ8eu bildenden Elementen leicht zu erkennen sind. Ich
habe nun feststellen können, dass in den Lympl.drüsen die Krebs-
zellen zuerst in den Sinus der' Rindensubstanz auftreten, dass sie
sehr oft und schon im Anfang gut entwickelt und mit Hornsubstanz
reichlich infiltrirt erscheinen, und dass die Endothelzellen der Sinus
und die bindegewebigen Zellen, welche die Trabekeln des Reticulum
auskleiden, keine Zeichen von krebsiger Proliferation darbieten. —
Diese Thatsacben unterstützen die Meinung, dass die Krebselemente
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342
Bikvikh, Bau der Blutkörperchen.
zuerst durch die Lymphatica afferentiain die Drüsen trausportirt werden,
ganz unabhängig von jeder Proliferation der bindegewebigen Zellen
der Lymphdrüscn.“
Später (in den Annali Uuiversali di Medicina 1876) habe ich
Gelegenheit gehabt, zu bestätigen, dass ähnliche Thatsacheu auch iu
anderen Arten von Krebs, besonders des Uterus, mir mehrmals vor-
gekommen sind, und dass dergleichen Beobachtungen keine grosse
Schwierigkeit dar bieten, wenn man zum Studium solche Lymph-
drüsen wählt, in deneu die Veränderung in den ersten Stadien sich
findet.
Durch die fortgesetzte und wachsende Anhäufung und Ver-
mehrung der krebsigcn Elemente in den Lymphbahnen, werden diese
in der That enorm ausgedehnt, ihre Contouren verlieren sich und
das Parenchym selbst wird ergriffen, so dass inan endlich einen Punkt
trifft, in dem man nichts mehr von der früheren Architectur der Lyroph-
drüse erkennen kann, obwohl man bis zu einem relativ vorge-
schrittenen Stadium noch iin Stande ist, das System der Trabekelu,
obwohl vergrössert und verändert, wahrzunehmen.
L. Hauvier, Recherche» sur Ies Elements du saug. Archive» de
Pbysiol. etc. 1876. 8. 1.
I. K er n körperchen der rothen Blutkörperchen bei
den Amphibien. Die Kerne der Blutkörperchen des Frosches,
des Axolotl und des Proteus enthalten normal scharf begrenzte cha
racteristische Kernkörperchen. Beim Frosch ist gewöhnlich nur ein
einziges solches vorhanden; beim Axolotl -und noch mehr beim Proteus
finden sich nicht selten 2 — 3. Im frischen Zustande sind die Kern-
körperchen sehr schwer zu sehen: eine unfehlbare Methode, sie zur
Anschauung zu bringen, besteht darin, einen Tropfen Blut auf einem
Objectträger mit 2 — 3 Tropfen eines Gemisches von 1 Theil Alcohol
und 2 Theilen Wasser zu behandeln.
II. Membran der rothen Blutkörperchen. Um diese
zur Anschauung zu bringen, behandelt man eineu Tropfen Frosch-
blut mit verdünntem Alcohol und in Alcohol gelöstem Rosaniliu
Sulphat (Cbl. 1875, 746). Das Hämoglobin verbreitet sich im Plasma,
die Körperchen erscheinen hell und durchsichtig, ihre Kerne roth
gefärbt und granulirt. An der Peripherie der Körperchen wird eine
deutlich« doppeltcuntourirte Membran durch Färbung sichtbar ge-
macht. Während dieses Vorganges verlieren die Blutkörperchen
ihre normale Form. Verschiedene Erscheinungen, die bei der
di recte n microscopischen Beobachtung dieses Vorganges leicht zu
constatiren sind, beweisen, dass diese Membran aus einer sehr
weichen und nachgiebigen Substanz besteht; sie gewährt festen Kör-
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Stihung, Summntiou electriacher Hautreize. 343
perehen Durchtritt und schliesst sich nachher wieder, ohne dass
Sparen in ihr Zurückbleiben.
III. Kerne der farblosen Blutkörperchen. Nur die
kleineren farblosen Blutkörperchen haben sphärische Kerne; die
Kerne aller grösseren Leucocyten zeigen sehr unregelmässige Formen.
IV. Vermehrung der farblosen Blutkörperchen durch
Th ei lu ng (vergl. E. Klein, Cbl. 1870, 17) ist am besten an den
Leucocyten des Axolotl zu beobachten, welche grösser und durch-
sichtiger sind, als die aller anderen Thiere. R. beschreibt einen
derartigen Theilungsvorgang, welcher 3 Stunden und 20 Minuten in
Anspruch nahm. Während dieser ganzen Zeit zeigte das Protoplasma
die lebhaftesten amöboiden Bewegungen. Hingegen machten die
gleichzeitigen Veränderungen des Kerns durchaus einen passiven
Eindruck, als ob sie allein durch den mechanischen Einfluss der
Protoplasmabcwegungen hervorgebracht wurden. Bol) (Kom).
W. Stirling, Ueber die Summation electrischer Hautreize.
Ber. d Sücbs. Geselhch. d. Wias. Matb.-physik Kl. 1874. S. 372.
St. untersuchte unter Ludwig’s Leitung den Einfluss schnell
auf einander folgender Reize auf die Stärke und die Latenzdauer
ausgelöster Reflexe. Den Fröschen war das Gehirn und das Rücken-
mark bis unter den Abgang des Armgeflechts zerstört, die Reize
wurden der Pfote durch dünne Golddrähte zugeführt. Bei frequenter
ReizuDg (mittelst des WAGNBu’schcn Hammers oder einer Stimmgabel
von 1<X) Schwingungen in der Secunde) ist die Zeit der latenten
Reizung von der Reizstärke unabhängig, die Zuckungsgros.se aber
wechselt mit der Reizstärke. Künstliche Lufteinblasungeo in die
Lungen hatten keinen Einfluss auf die Reflexe. Bei weniger fre-
quenten Reizen (Intervalle von % — V 16 See.) war die Latenzzeit
geringer bei stärkeren Reizen als bei schwächeren. Als aber die
Schliessung«- und Oeffnuugsinductionsschläge annähernd gleich ge-
macht wurden, zeigte sich, da3s die Latenzdauer von der Reizstärke
nur unwesentlich beeinflusst wird; nur wenn die Reizstärke der
Unwirksamkeitsgrenze sich nähert, verlängert sich die Latenzzeit
erheblich. Auffälliger ist die Abhängigkeit der Latenzdauer von der
Frequenz der Reize; je grösser die Frequenz, desto kleiner ist die
Latenz bei gleichbleibender Reizstarke. Dabei ist bei seltenen
Reizen die Zahl der bis zu eintretender Wirkung nöthigen Reize
absolut grösser als bei Läufigeren Reizen. Selten erfolgende Reize
erfordern, um wirksam zu sein, bald starke Ströme, welche die Er-
regbarkeit schnell vernichten. Je häufiger die Reize auf einander
folgen, desto schwächere Reize genügen, um Reflexe hervorzurufen.
Alle Reizung aber, auch untermaximale, wirken stark ermüdend, um
■o mehr, je stärker sie sind. Bei passender Reiefolge aber können
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344
TacniKiBw; Forstes, Eiweiasxersettuug.
die Reflexwirkungen sich sumtniren, indem wahrscheinlich die erre-
gende Wirkung die ermüdende überwiegt. Einzelne Inductionsschläge
wirken nur, wenn sie eine bedeutend höhere Intensität haben; dem
Vf. erscheint cs wahrscheinlich, dass solche starke einzelne In-
ductionsstösse nicht als ein einfacher, sondern als ein zusammenge-
setzter Reiz aufzufassen seien, und er stellt den Satz auf: Reflexe
können nur durch wiederholte Anstösse der nervösen
CentreD ausgdöst werden. j. Roaenthal.
L. Tschieriew, Der tägliche Umsatz der verfütterten and
transfundirten Eiweisstoffe- Arbeiten d. pbysiot lustit. *u Leipug.
1876. 8. 292.
J. Förster, Beiträge zur Lehre von der Ei Weisszersetzung im
Thierkörper. Zeitachr. f. Biol. XI. S. 496.
T. hat die Frage cX|ierimentell untersucht, ob sich Blut ver-
schieden verhalt, wenn man es in die Venen und den Darmcanal
desselben Hundes eiuführt. Die Aufsammlung des Harns geschah
im Käfig; da bei dieser Versuchsanordnung die Abgrenzung der
Perioden etwas misslich ist, so wurden stets Perioden von je
3 Tagen gewählt, wodurch sich der mögliche Fehler sehr verkleinert.
Zur Stickstoff bestmimung in der Nahrung — Blut — sowie im Harn
und Faces diente anfangs die W ill- V a urenthapp sehe Methode,
später die DüMAS’sche, da Vf. sich davon überzeugte, dass die erstere
zu niedrige Werthe lieferte. Die Zahlen der ersten Versuchsreihe
sind felgende.
Stickstoff.
eigenem abgegeben im Harn
Periode
I.
Blut gefüttert
13,19
und Fäcea.
14,55
U
II.
„ transfundirt
19,09
6,85
III.
,, gefüttert
14,38
14,43
»
IV.
Keine Nahrung
0,0
4,65
V.
Blut transfundirt
18,53
10,60.
Das Resultat ist, wie man sicht, unzweifelhaft. Die Vermeh-
rung des Harnstoffs an den Transfusionstagen ist sehr unbedeutend
gegenüber der Zunahme an den Fütterungstageo. Die geringe
Ilarnsloffsteigcrung findet T. hauptsächlich in der mit der Bluttrans-
fusion verbundenen Wass'-rzufulir begründet; Vf. fand auch bei direct
darauf gerichtetem Versuche die Harnstoffausscheidung in hohem
Maasse von der Wasseraufuahme abhängig. Fobstkh bemerkt in
seiner Arbeit 1. c. zu diesem Ergebniss, dass diese Abhängigkeit
eine scheinbare und von der Art des liarnaufsammelns bedingt sei
(in der Thal muss man Zahlen, wie 0,51 N pro Tag bei 4,583 Kilo
Körpergewicht auffallend niedrig finden, auch bet Hunger). Der
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Tscmniaw; Fohstkb, Ei*»ei«9*»r*ei«ung. 345
'V.
Hand gab durch Verbluten aus den Carotiden 400 gm. Blut = 8,7
pCt. des Körpergewichtes, während man sonst nicht mehr, wie 5 pCt.
erhält. Ausserdem war das Blut auch reicher an Eiweiss ; es enthielt
4,21 gm. N in 100 ccm., normales Blut enthält höchstens 3,2 gm.
Ein zweiter Versuch wurde durch Erkrankung des Hundes
gestört, doch auch er ergab das Resultat, dass die Erhöhung der
Hirnstoffausscheidung geringer war.
Dieselbe Frage behandelt unabhängig von T. auch F., jedoch
von einem etwas anderen Gesichtspunkt aus.
Nach den VoiT’schen Lehren betheiligt sich bekanntlich das
Organeiweiss nur in geringem Grade am Stoffwechsel: der grösste
Theil des Harnstoffs stammt nicht von diesem, sondern von circu-
lirendem Eiweiss. F. stellte sich die Aufgabe, dem Körper ein
lebendes Gewebe einzu pflanzen, um direct zu erweisen, dass dieses
organisirte Eiweiss nicht zur Harnstoffbildung verwendet wird. Das
einzige lebende Gewebe, dass hier in Betracht kommt, ist natürlich
das Blut Die Versuche wurden an hungernden Hunden von
20 — 40 Kilo Gewicht mit allen durch die VoiT’schen Untersuchungen
festgestellten Cautelen in Betreff des Harnaufsammoln, Kothabgrenzen
etc. ausgeführt. In dem ersten Versuch betrug die Harnstoffaus-
Scheidung 17,5 — 14,3 — 11,6 gm. nach der Transfusion von 374 ccm.
Hundeblut 15,2 — 16,0 — 14 — 15,6 — 16,8 gm.j als der Hund
dann 375 gm. Fleisch erhielt 40,8 gm. — Der zweite Versuch ist
an einem grösseren Hund angestellt, der 611 gm. Blut iujicirt erhielt.
+
Die Ur-Ausscheidung betrug an den beiden der Transfusion vor-
hergehenden Tagen 15,9 — 14,1 gm., am Injectionstage 17,5, dann
16,8 — 16,7 — 16,3 gm. — Eiweiss trat in Folge der Transfusion
im Harn nicht auf — auch nicht in Spuren.
Die Harnstoffausscheidung stieg, wie man sieht, übereinstimmend
in beiden Versuchen nach der Transfusion nur in ganz geringem
Grade. Wären die mit dem Blut eingeführten Eiweissstoffe zer-
fallen, so hätte der Harnstoff im ersten Fall um 30 gm., im zweiten
um mehr als 40 gm. steigen müssen. Wurde nun aber eine der
mjicirten Blutmenge gleiche Menge von Eiweiss durch den Magen
zugeführt, so stieg die Harnstoffausscheidung im Verhältnis zur
Eiweisszufuhr. In ganz gleicher Weise wie der Harnstoff verhält
sich auch die Phosphorsäure in Versuch II. Während des Hungern«
ergiebt sich als mittleres Verhältnis« 1 Phosphorsäure zu 13 Harn-
stoff oder 6,07 N. Nach ßiSCUOKF ist dasselbe im Hunger 1 : 6,4 N.
-4"
Die Phosphor8äureaus8cheidung ist ebenso wenig wie die Ur-Aus-
scheidung gesteigert, oder doch nur unbeträchtlich.
Das geringe Ansteigen des Harnstoffs nach der Transfusion
lässt sich auf verschiedene Veise erklären. Es wäre möglich, dass
das Eiweiss des Blutserums allmählich zerfällt, doch sprechen da-
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346
Tuchikirw; Förster, Eiweisssersotxung-.
gegen manche Thatsachen (siehe das Original); 2 andere Gesichts-
punkte kommen noch in Betracht: 1) ist es nicht unwahrscheinlich,
dass die durch die Transfusion vermehrte Organmasse auch etwas
mehr Harnstoff liefern wird, sodann ist eine Harnstoffvermehrung
auch in Folge der Steigerung des Säftestroms zu erwarten, wie
nach dem Genuss von Kochsalz, Kaffee (Voit). In der That zeigte
sich bei dem Hund des Versuches I auch eine Harnstoffvermehrung
nach Injection von 300 ccm. 25pctiger Traubenzuckerlösung am
6. Tage und 350 ccm. lpctiger Kochsalzlösung am 9. Tage in die
Venen. Die betreffenden Zahlen für Ur sind: 10,6 — 10,1 — 12,5
— 17,9 — 12,0 — 13,3 — 18,6 — 11,4; für die Phosphorsäure
I, 05 — 1,11 — 2,39 — 0,94 — 1,02 — 1,63 — 0,93. Von den
injicirten 75 gm. Traubenzucker erschienen nur 11,9 gm. im Harn
wieder. — Gegen diese Resultate der Bluttransfusion könnte man
den Einwand erheben, dass das Eiweiss normaler Weise nicht un-
verändert, sondern nach seiner Umwandlung in Pepton zur Resorption
gelange; Eiweiss direct ins Blut gespritzt, in keinem Fall die geeig-
neten Bedingungen der Zersetzung finde. Injectionen von Blutserum
allein waren somit ein nothwendiges Correlat zu den Transfusions-
versuchen. Das verwendete Serum war von Pferdeblut, einige Tage
+
alt. Im ersten Versuch stieg die Ur-Menge von 9,8 und 10,3 gm. nach
Injection von 430 ccm. Serum auf 17,6 — 17,6 — 14,1 — 13,8 gm.
*4*
Im zweiten Versuch wurden 622 gm. Serum injicirt. Die Ur-Zahlen
sind: 18,1 — 18,1 — 22,7 — 37,9 — 34,0. Im dritten Versuch
wurden 950 ccm. Serum injicirt. Die Harnstoffzahlen sind folgende:
II, 4 - 11,0 — 11,3 - 9,7 — 21,2 — 23,4 - 15,9 — 12,3 -
42,2 (50 gm. Fleisch) — 76,3 (1660 gm. Fleisch) . — 53,4 (150 gm.
Knochen) — 13,9 (Hunger). 1660 gm. Fleich entsprachen 121 gra.
Harnstoff. Diese Quantität wurde nicht innerhalb der nächsten
24 Stunden entleert, sondern es fielen auf den 2. Tag noch 53 gm.
und selbst am 3. war die Hungerzahl noch nicht völlig erreicht
Diese Erscheinung rührte nicht voo verzögerter Resorption des
Fleisches im Darmcanal her, wie die Untersuchung des Kothes
zeigte. (Die Beobachtung steht nicht im Einklang mit der Lehre
Voit’s, dass die Wirkung einer Nahrung innerhalb der nächsten
24 Stunden abläuft — allerdings handelte es sich hier um ein etwas
heruntergekommenes Thier. Ref.). In einem vierten Versuch wurde
am 4. Hungertage 522 gm. Hundeblutserum injicirt (mit 30 gm.
+
Eiweiss). Die Ur-Menge betrug am Injectionstage 19,4 gm., am
darauf folgenden 13 gra.
Flüssiges Hühnereiweiss, in die Venen oder selbst unter die
Haut gespritzt, bewirkt nach früheren Beobachtungen, wie bekannt,
fast immer Albuminurie. Vf. vermutbete, dass auch das Eieralbumin
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Tittkl, Blutgeschwiilste. Wkhnickk.
347
wenigstens zum Theil im Körper zersetzt werden würde. In der
Tbat stieg bei einem hungernden Hunde nach Injection von 639,3 gm.
+
flüssigen Eiweisses die Ur von 18,5 auf 33,0 — 26,5 und sank dann
wieder auf 18,3. 53,3 gm. Eiweiss wurden im Harn ausgesehieden.
E. Salkowski.
UTittel, Eiu Fall von Hämathidrosis. Arch. a. Heiik.xvn. s.62.
Ein 20jähriger, kräftig gebauter Mensch aus gesunder Familie,
welcher als Kind Masern und Scharlach überstanden hatte, bemerkte
euerst im 12. Lebensjahre, dass im Gesicht, bei ungewöhnlicher
Blässe desselben, rothe scharf umschriebene Flecken ohne schmerz-
hafte Empfindung auftraten. Dabei war die Zunge geschwollen,
blauschwarz und schmerzhaft und das Sprechen beschwerlich, der
Stuhl grün-schwärzlich, der Haru eigenthümlich roth. Nach 8 Wochen,
während welcher heftiger Kopfschmerz bestand, kehrte Alles zur
Norm zurück. Eiu Jahr später will er während einer heftigen Ge-
müthserregung zum ersteu Mal ein Hervorquellen von Blutstropfen
aus der unverletzten Haut des linken Handrückens bemerkt haben,
was einige Tage gedauert habe, wobei er zugleich auffallend apa-
thisch gewesen sei. Später wiederholte sich dieses an verschiedenen
Stellen, namentlich an den Füssen, so dass die Strümpfe roth gefärbt
wurden. Vf. selbst hat 3 Mal derartige Blutungeu gesehen und
konnte an der Stirn und ganz besonders deutlich an der linken
Hohlhand das Hervorquellen der Blutstropfen aus den Mündungen
der Sehweissdrüsen beobachten, was auch von anderen Sachverstän-
digen bestätigt wurde. Dass es sieb wirklich um Blut handle, wurde
durch das Microscop bewiesen. Vor dem Eintreten der Blutung
empfand Pat. Benommenheit, Schwindel und Schlafsucht, dann
»chwollen die Hände und Füsse etwas an, der für gewöhnlich schon
langsame Puls ging während einer solchen Periode auf 40 herunter.
Im Uebrigen ist au den Organen keine Abnormität naebzu-
weisen und Pat. ist seit einem Jahre frei von Blutungen geblieben
uod bat seiner Militairpfitcht genügt.
Schliesslich führt Vf. noch mehrere ältere Fälle von Blut-
schwitzen aus der Literatur (vergl. Cbl. 1875, 511). Senator.
C. Wernicke, Der aphasische Symptomencomplex. Breslau 1874.
I. In einer physiologischen Einleitung begründet Vf.
zunächst seine Ansicht von dem Zustandekommen der spoutanen Be-
wegung. Dieselbe ist immer ein complicirter Act, zu welchem das
Zusammenwirken sowohl sensorischer als motorischer Kiudenpartieen
des Gehirns erforderlich ist. Erstere sind im Stirnhirn, letztere im
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348
Wkksickr, Aphasie.
Hinte rhaptsschläfehirn enthalten; die Berechtigung zu dieser Locali-
sation findet Vf. in den Arbeiten Meynkbt’s, Hitzig’s und Noth-
NAGEl’s. Die motorischen Stellen sind mit Bewegungsvorstellungeu
bevölkert; denn in den durch Ausschaltung motorischer liindenstcllen
von Hitzig und Nothnagel erzeugten Störungen des Muskelgefiihls
erblickt Vl. den Nachweis: dass dieselben Stellen der Hirnober-
fläche, deren Reizung Bewegungen auslöst, also im strengston Sinne
motorische Oentren, zugleich der Sitz des Muskelgefühls, der Vor-
stellung von dein Maasse und der Art der Muskelinnervation sind.
Die sensorischen Regionen des Gehirns bieten in der centralen Eudi-
gungsstätte der Sinnesnerven Deposita ihrer specifiscLen Erinnerungs-
bilder. Beide Regionen sind durch Theile des itu menschlichen
Gehirne sich entwickelten Associationssystemes verknüpft, so dass,
vermöge dieser praformirten Bahn, eine Erregung (ein Auftauchen)
von sensorischen Erinnerungsbildern bei genügender Stärke eine
Innervation von Bewegungsvorstellungen, resp. wenn die lutensitäl
des Erruugsvorganges zunimmt, eine Innervation der davon ausge-
henden centrifugalen Bahnen — die Bewegung selbst — bewirken
kann. Die beim Reflexvorgatig erfolgende Auslösung bestimmter
Bewegungen auf bestimmte Reize muss eine ähnlich beschränkte
Verknüpfung zwischen bestimmten Erinnerungsbildern einerseits und
Bewegungsvorstellungen andererseits zur Folge haben. Diu Inten-
sität des verlangenden Erregungsvorganges hängt also von der Zahl
oder der durch häufigen Gebrauch gesteigerten Wirksamkeit solcher
Associationen ab. Dadurch ist eine gewisse Auswahl der Bewe-
gungen möglich: der freie Wille.
II. Für die Sprachbewegungen, welche zu den erlernten,
bewussten Bewegungen gehören , muss ebenfalls eine derartige
innige Verknüpfung zwischen motorischen Stellen — den Deposita
der Spracbbewegungsvorstellungen und sensorischer — den Klang-
bildern der Worte, angenommen werdeu. Auch diese Verbindung
beruht ursprünglich auf einem Reflexmechanismus, durch welche der
gehörte Klang reflectoriscb Sprachbewegungen erzeugte. Später
wird die Sprachbewegung von den acustischen Erinnerungsbildern
der gehörten Worte innervirt. Auf diesem Vorgänge beruht das
Erlernen der Sprache, welches zunächst mit dem Begriffsinhalt des
Kiudes gar nichts zu thuu hat. Der motorische Theii des Sprach-,
actes ist in das Stiruhirn, der sensorische Theii in das Hinterhaupts-
schlufehirn zu verlegen. Da nun die klinische Erfahrung festgestellt
bat, dass Läsiou der BuoCA’schen Stelle (1. Stirnwindung) Aphasie
erzeugt, dass andererseits aber nicht von dieser Stelle allein, sondern
von der ganzen nächsten Umgebung der Sylvischen Grube und
dieser selbst Aphasie erzeugt werden kc i, so schliesst Vf., dass
wahrscheinlich die 1. Stirn windung das n «torische Centrum des
Sprachorganes darstelie, die Fortsetzung derselben in den Schläfe-
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Würsicks, Aphasie. 349
1. Schläfowindung, welche hier Hie nächste Umgebung
der F. S. bildet, das sensorische Spraclicentrum, den Ort der Klang-
bilder enthalte. Das beide Centren verbindende Associationssystem
vermuthet Vf. in einem Fasersystem , welches von der ganzen
1. Windung aus radiär nach der Inselrinde convergirt und zugleich
einen Beweis für die einheitliche Bedeutung des ganzen Gebietes
bildet. Der N. acusticus — die 1. Schläfewindung — die Fibrae
propriae der Inselgegend — die 1. Stirnwindung — endlich die beim
Sprechen benutzte centrifugale Bahn des Hirnsehenkelfusses stellen
«o die psychischen Reflexbogen dar, durch dessen Unterbrechung an
den verschiedensten Stellen Aphasie entstehen kann. Nach diesem
Schema construirt Vf. als wichtigste Formen 3 Arten der Aphasie:
eine sensorische, motorische und Leitungsaphasie oder eine Aphasie
der Stirn , der Schläfe- und der Inselgegend. Die sensorische —
Ausfall der Klangbilder — bietet folgende Erscheinungen. Der
Kranke erkennt die gesprochenen Wörter nicht wieder, er versteht
also das Gesprochene nicht; er kann eventuell Alles sprechen, ver-
wechselt aber oft die Wörter wogen Ausfall der Innervation von
Seiten des Klangbildes. Dass das Sprechen überhaupt noch möglich
ist, wird dadurch erklärt, dass, nachdem das Sprechen einmal erlernt
ist, der motorische Sprachapparat von den Begriffen aus, den wich-
tigsten Erinnerungsbildern der Gegenstände, inuervirt zu werden
pflegt. Bei der zweiten Form versteht der Kranke Alles, hat auch
einen unbeschränkten Wortschatz, verwechselt aber die Wörter.
Bei der dritten Form, der Leitungsaphasie, endlich ist das Ver-
ständnis« für die Sprache vollkommen erhalten, der Kranke bat
aber die zum Sprechen nöthigen Bewegungen verlernt, obwohl er
sonst Zunge und Lippe gut bewegen kann. Bei jeder Form wird
*uf die Beziehungen zur Alexie und Agraphie kurz eingegangen.
Die Asymbolie Finkki.nbubg's weist Vf. als eine Störuug der In-
telligenz nach, welche mit Unrecht für die Sprachstörung verant-
wortlich gemacht wird.
111. Auf die Benutzung der casuistiscben Literatur ver-
zichtet Vf. wegen der mangelnden Angaben über die zum Ein-
theilungsprincip benutzten Symptome und wegen der Mangelhaftigkeit
der meisten Sectionsbefcnde. Dagegen bringt er 10 selbst beob.
achtete und von seiner.! Standpunkt ans analysirte Fälle. 2 davon
sind besonders bemerkenswertb, da sie das Krankheitsbild der reinen
sensorischen Aphasie mit den oben geschilderten Kennzeichen boten.
Oie Section des einen Falles ergab isolirte Zerstörung der linken
1. Schläfewindung, des angrenzenden Randes der 2. Schl. w. und der
Anastomose zwischen beiden (des untereu Scheitelläppchens). Vf.
hebt hervor, dass das hier zuerst constatirte Vorkommen solcher
Fälle, zusammengehalten mit dem schon oft constatirtuu Vorkommen
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350
Lfik, Entstehung von Kindbettfieber. Fest.
der rein motorischen Form einen Beweis für die Richtigkeit seiner
Theorie abgebe. Bernhardt.
W. T. Lusk, The genesis of an epidemic of puerperal ferer.
Jutiru. of Obatetr. etc. VHI. No. 3 Nov. 1875.
Vf. beschreibt eine Epidemie von Wochenbetterkrankungen,
welche in der Uebarabtheilung des New York Bellevue- Hospital von
dem Ende 1873 bis Mitte Juni 1874 aufgetreten ist. Diese Epidemie
wüthete trotz Wechsel der Räume, Aerzte und Wärterinnen; während
anfänglich meist nur hohes Fieber bei den Kranken, peritonitische
Befunde bei den Autopsien notirt wurden, zeigten die Kranken und
Erliegenden der letzten Monate ausgesprochene Diphtheritis der Ge-
nitalien. Aus den gemachten Beobachtungen zieht Vf. 1) den
Schluss, dass die Wochenbetterkrankungen durch die Atmosphäre
allein verbreitet werden können ; er hält das für erwiesen durch die
Erfahrung, dass der einfache Wechsel der Räume den Gesundheits-
zustand gebessert habe, wenn auch nur sehr vorübergehend. Die i
auf der Höhe der Epidemie auftretenden diphtheritischen Beläge
beweisen dem Vf. den parasitären Ursprung der Krankheitserreger. J
2) Soll neben der genannten Form eine andere bestehen, welche
nicht direct durch ein Miasma veranlasst wird, aber duch im Stande
ist, die Atmosphäre zu vergiften. Dies soll bewiesen sein durch die
plötzliche Erkrankung einer Wöchnerin zur Zeit eines sonst günstigen
Gesundheitszustandes in den Räumen der Abtheilung. Die Autopsie
der betreffenden Patt, liess locale Läsionen nicht nachweisen; und
doch brach im Anschluss au diesen Full die Epidemie von Neuem
aus „unterhalten durch die geschäftigen Wöchnerinnen“. Durch die
Thätigkeit zweier Assistenten und deren unermüdliche Beaufsichti-
gung der Abtlieilung, durch Sorge für reine Wäsche, durch Ver-
werfung allgemein gebrauchter Utcusilien und Gebrauch von der-
gleichen immer nur für eine Wöchnerin, durch grosse Vorsicht beim
Touchiren u. s. w. wurde ein Stillstand der Epidemie herbeigefuhrt.
Es liegt deshalb wohl näher, an eine directe Uebertragnng vod
Krankheitserregern auch in dieser Epidemie zu denken, als die at-
mosphärische Luft auzuk lagen oder besondere Formen der Wocben-
bettserkranku iigen zu statuiren. a. Martin.
A. Frey, Casuistischer Beitrag zur Lehre ron der Hirn-
faserung. Arch. f. Psych. etc. VI. 8. 327.
Rin Mann mit den Symptomen einer genau localisirten cerebralen Pareae
starb bald nach Eintritt der Affection an Erysipels*. Die Section ergab in dem
sonst normalen Gehirn einen kleinen scharf umschriebenen Heord, mitten in der
weisxeu Substanz der rechten Hemisphäre in der Höhe der unteren Fläche des
Balkens zwischen N'ncleua candatus nach Innen und Fossa sylvii nach aosaen, an-
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CoLAS ANTI. JOLIIT. LÜTTICH MaVRR.
351
gefäbr in der Höhe des vorderen Drittels des Streifenhügels. Da die Psrese den
ganzen linken Arm, den Huken Mundwinkel (und die linke Zuugenbälfte) ergriffen
hatte, so müssen mn der Stelle des Erweichungsheerdes Fasern für die Inuervation
dieser Tbeile verlaufen. Löwe.
U. Colasanti, 1) I/influenza dell’ abbassameuta di temperatura
sullo syilnppu dell’ uoso di gallina. (LaborAt. d’Auat. e Fisiol. comp,
nella R. (Tniversitä di Koma III). Atti della R. Aceaderaia de Lincei. Ser. II. 2.
2) Uebor den Einfluss der Kälte auf die Entwickelungsfähig-
keit des Hühnereies. Rkich*rtt's & du Rois KsruuND's Arch. 187&.
8. 447.
C. hat Hühnereier in eine Kiiltemiechung gelegt und so sie 1 — 2 Stunden
einer Temperatur vou — 7 bis —10 Centigmden ausgesetat. Obwohl der Eiiuhalt
hierdurch in einen vollkommen festen Zustand übergefühlt wird, leidet der Keim
nicht im Geringsten durch die Teroperatureruiedriguug, sondern zeigt eine durchAas
unbeeinträchtigte Entwickelungsfähigkeit. Es steht dieses Factum im besten Ein-
klänge mit einer grossen Reihe anderer naturgeschichtlicher Thatsacben, welche
aimmtlicb zeigen, dass den Keimon der Organismen eine erheblich grössere Wider-
standsfähigkeit zukommt als den ausgebildeteu Organismen selbst. Bol) (Rom).
Jolyet, Du rapport entre la quantitd de l'acide carbonique
t*xcret<*e par le poumon ett*. Gate med. 1876. JSo. 7.
Vf. hat mit Hülfe von Methoden, die auf dem BKQHAOUT-RRisKT’sche Princip
basirt sind, die COa-Auascheidiing bei enrarisirten Thieren untersucht. Um den
Einfluss vou Muskelbewegungen auszaschliesseu, wurden die Tbiere in der Normal-
penode morphiuisirt. 2 Versuche ergaben: 1) Hund vou 8 Kilo gab in 1 Stunde:
a. morphinisirt 8979 ccm. COs, b. enrarisirt 2808 ccm. 2) Hund von 16 Kilo gab
iu 1 Stande: a. morphiuisirt 4270 ccm. COa, b. enrarisirt 2880 ccm. 6. SalkowskL
Lüttich, 2 practisch wichtige Oefässanomalien. Arch. d. Heilk
XVII S. 70.
Der erste Fall, eine Obliteration der Aorta in der Näbe des Ductus Botalli
fand sieb bei eiuem sonst ganz gesunden 26jährigen Manne, der an der Ruptur
eines Aneurysma dissecans der Aorta ased. plötzlich verstorben war. Der Ductns
Botalli war geschlossen, dicht hiuter ihm war die Aorta in der Länge von 1,2 cm.
in einen fibrösen Strang umgewandelt. Das Öirculationshinderniss ist durch starke
Erweiterung der Artt. mammariae intercostal. Subclaviae und Carotides compensirt
worden. Als Entstehungsursacbe nimmt L. die Fortsetzung eines Thrombus vom
Dnctus Botalli in das Lnmeu der Aorta an.
Der zweite Fall betrifft ein Aneurysma ductus arte r io« i Botalli, Thrombus-
bildnng im letzteren, Fortsetzung der Thrombose auf die Aorta und (mit Frei-
lassung einer 1 cm. langen Strecke), Iliacae coinra. sowie Hypogastrica dextr.
Das Aneurysma soll durch Störung in der Obliteration des Dnctus Botalli dnreh
irgend welche Circulationsanomalien herbeigeführt sein, welche die schon collabirten
und so weniger widerstandsfähigen Wände des Ductus erweiterten und au der schon
veränderten Intima Fibringerinnung und Tbrombusbildung ermöglicht hätten.
Grawits.
L. Mayer, Die Therapie des varicösen Fussgeschwürs. Deutsch«
Zeitschr. f prmet. Med. 1876. No. 9 n. 10.
M empfiehlt Ausschaben des Geschwfirsgrandes, Glättung der Ränder, Cir-
comcision und sntiseptisehen Verband. Die Varicositäten bekämpft er meistens nur
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362
Jacobs. Hisscbbkrq. Mabtsison. Druckfehler.
mit Schnür. trumpf nnd Bindeneinwicklnng; höchstens hält er die Unterbindung der
Vene unter entiseptiscben ('nuteten für erlaubt. B. K Otter.
J. Jacobs, Zur Behandlung des Diabetes mellitus mittelst
Glycerin. Virchow's Arcb. LXV. S. 4SI.
Vf. hat bei 2 Pat.. welche eine möglichst gleichmässige Kost genossen, unter
dem längeren Gebrauch von Glycerin nach Schcltzkn'* Vorschrift (Cbl. 1872, 684)
eine Abnahme der Zuckerausscheidung mit Zunahme des Körpergewichts nnd
Besserung des Allgemeinbefindens, jedoch nur vorübergehend, beobachtet. Im
ersten Fall sank die tägliche Zuckerausscheidung von 261,9 gm. (im Mittel aus
8 Tagen) in der 6. Woche des Glyceringebranchs auf durchscbnittlirh 71,7 gm. nnd
stieg dann wieder auf 144,2 gm. In dem «weiten Fall sank sie von durchschnitt-
lich 188,8 gm nach 4 Wochen auf 64,2 und stieg dann wieder auf 97,8 gm. Das
Mittel wurde im Ganzen sehr gut vertragen. Vf. betrachtet beide Fälle als schwere,
weil bei Ausschluss vegetabilischer Kost der eine eiu Mal au einem Tage 88,8 gm.,
der andere unter gleichen Umständen in 48 Ständen noch 82,5 — 83,8 gm. Zucker
entleerte und weil sich auf Zusatz von Salzsäure mm Urin keine Harnsäure
ausschied.
Merkwürdiger Weise stieg in beiden Fällen das spec. Gewicht des Harns
beim Fallen des Zuckergehalts und umgekehrt. Benetor.
J. Hirschberg, Zur Semidecussation der Sehnervenfasern im
Chiasma des Menschen. Viacnow’s Arch. i.xiv. s. im
Ein 60jäbriger Fabrikant klagte zeitweilig über die heftigsten linksseitigen
Stirn-Kopfschmerzen. Dazu gesellte sich eine Verlangsamung der Sprache, ausge-
sprochene bilaterale rechtsseitige Hemiopie (nach Vf. besser Hemianopsie), zuletzt
rechtsseitige Lähmung und Aphasie. Die Obduction erwies als Ursache der
während des Lebens beobachteten Erscheinungen eine resistente, apfelgrosse Ge-
schwulst (vascoläres Gliosarcom) im linken 8tirnlappen. Der linke Tractus opticus
war vor dem Chiama dünner als der rechte. Existirte auch beim Menschen, wie
bei einigen Wirbelthieren mit getrenntem Gesichtsfeld, eine totale Kreuzung der
Sehnerven im Chiasma, so hätte der Ileerd im linken Winkel das Chiasma genau
bis aur Medianebene sitzen oder sich 2 absolut symmetrische Heerde in beiden
Hiruhälften vorfiudeu müssen. Im Sinne der Semidecussation genügt ein die Leitung
im liuken Tractus opticus unterbrechender Heerd, wie ihn der vorliegende Befund
nachweist. Bernhardt
J. F. Marten son, Salicylsanres Ammon als Ersatz der Salle yl*
säure zum innerlichen Gebrauch, st. Petersbarg. med. Zeitechr. 1876.
S. 843.
Oes SmU, durch SXttigen von in Wasser verteilter RSure mit Ammooisk
oder koblens. Amnion leicht darstellbar, ist in Wasser and Alcohol leicht löslieb,
sfisslieh schmeckend nnd längere Zeit haltbar. 100 Tbeile enthalten nahest* 89 Sa
licylsüiire. Senator.
Druckfehler: S. 312 Z. 7 v. n. fehlt: „Ans der Poliklinik des Herrn
Prof. Lawta in Berlin.
Etuaendongen für da« Oentralblelt wolle man an einen der beiden Uersuageber: Prof. Seoater,
Berlin, (N.) Kraaanlckatraiiae 24, und ProfeMor Roten thal, Erlangen, oder (unter BeiaehiaMi an
die Verlegabend lang, Berlin (N.-WJ, nnter den Linden «8, edreaairen.
Verlag von Angnat Hlracbwald in Berlin. — l>ruck von H. 8. Hermann in Berlin.
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Mt /* r x
¥ /
WfckeotUeb erseheinen
1— 1 Bogen ;»m Sebltuse
da« Jahrgangs Titel, Ne-
uen- and Sachregister.
Centralblatt
für die
Preis de« Jahrgänge«
SO Mark; ca bestehen
daroh alle Buchhandlun-
gen and PoetaneUlten.
medicinischen Wissenschaften.
Dr. J. Bosenthal,
Profowor in Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Professor ln Berlin.
1876. «3. mal. No. 20.
Inhalts Lima*, Methode sur Umwandlung von Kohlenoxydhämoglobin in
Sauerstoff bätnoglobin (Orig.-Mittb.). — Fisch eh, Endigung der Muskeluerven
(Orig. Mittb.). — Hi l leb. Contagiuro der Kuhpocken (Orig.-Mittb.). —
Fxirbtag, Bildung der Haare. — SchÜternb krohr, Eiweisskörper. —
Abklrb, Zuckergehalt des Blutes. — Stricker; Rikss; Senator; Abramow-
«ki, Behandlung der Rbeumartbritis. — Kaposi; D&evfocs, Herpes Zoster. —
Tau abbia, ZerseUuug der Gewebe bei der Fäulniss. —
Robih, Beziehung uiederer Organismen zu Gührungen. — Alexander, Nerven
der Dura. — Zülkowsrv & König, Pflanzenfermente. — Schreiber, artificielle
Tuberculose. — Schaffer, laryngoscopiscbe Mittbeilungen. — G a irdskb] , Schlaf-
sucht und Chorea. — v. Masbabi, Embolie der Lungeuarterie nach dei Ebmaroh’-
schen Ein Wickelung. — Green ha loh, Entfernung von Gebärmuttergeschwülsten
durch das Glübeisen. —
Druckfehler.
Einfache Methode da» Kohleiioxydhämoglobin in Sauerstoff-
hämoglobin zu verwandeln.
Von Prof. C. Linuui io Berlin.
Bekanntlich ist es Eulenbebg und Donders gelungen, durch
anhaltendes Hindurehleiten von Sauerstoff bezw. atmosphärischer Luft
durch kohlenoxydhaltiges Blut, das Kohlenoxydhämoglobin wieder
in Sauerstoffhumoglobin zu verwandeln durch Verdrängung des
Kohlenoxyds, was durch blosses Schütteln des Blutes in einem
Reagenzglas nicht gelang. Es ist anzunehmen, dass der Grund dieses
Misslingen» darin liegt, dass auf diese Weise das Blut mit einem
abgeschlossenen Quantum Luft in Berührung kommt, und dessen
Sauerstoffgehalt nicht hinreicht, das vorhandene Kohlenoxyd zu eli-
miniren, so dass ein so behandeltes Blut seine durch das Koblen-
oxydhämoglobin bedingten spectroscopisuhen Eigenschaften behält.
Ich habe Blut, weiches von einem in Kohlendunst gestorbenen
Menschen entnommen war, und welches auch bei Zusetzung von
Schwefelammonium die beiden Streifen von D. und E. zeigte, wäh-
rend normales Blut reducirt wurde, folgendermaassen behandelt. In
einem Reagenzglas wurde da» lilut zur spectroscopisehen Unter-
XIV. Jahrgang. 23
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354
PiaCHBB, Endigung der Muskelnerven.
suchung hinreichend mit Wasser verdünnt, geschüttelt, alsdann in
ein anderes Reagenzglas übergegossen, wieder geschüttelt u. s. f.,
etwa eine halbe Stunde lang, und nunmehr nach Zusatz von
Schwefelammonium spectroscopisch untersucht. Jetzt zeigte sich,
dass dieses Blut sich verhielt, wie normales Blut: Es zeigte sich
zwischen D. und E. des Spectrums der Streif des reducirteu Sauer-
stoffhämoglobins.
Es erklärt sich hieraus, dass in dem Blute solcher Menschen,
welche aus der Kohlenoxydatraosphäre befreit, durch die Einwirkung
des Kohlenoxyds an Hirnaffection (Coma) zu Grunde gehen, das
Kohlenoxyd spectroscpoisch nicht mehr nachzuweisen ist, während
in allen Leichen von Menschen, welche in der Kohlenoxydatmosphäre
starben, das Kohlenoxyd stets nachweisbar ist. Es erklärt sich
durch die Thatsache des allmählichen Verdrängtwerdens des Kohlen-
oxyds gleichzeitig der Process der Wiederbelebung.
Da das von mir hier mitgetheilte Verfahren ein sehr einfaches
ist und überall leicht wiederholt werden kann, so gestatte ich mir,
dasselbe zu veröffentlichen.
Ueber die Endigung der Nerven im quergestreiften Muskel der
W irbelthiere.
Vorläufige Mittbeiluug vou E. Fischer, Stad. rer. nat.
J. Geklach hat bekanntlich in einigen vor Kurzem erschie-
nenen Publicationen die Ansicht aufgestellt, dass die Endigung der
Muskelnerven nicht, wie man früher angenommen, von Endplatten,
sondern von Netzen feinster Nervenfasern dargestellt sei, welche im
Iunern der Muskelfäden verlaufen (intravaginale Nervennetze) und
hierbei mit den isotropen Elementen der coutractilen Substanz wahr-
scheinlich Zusammenhängen (Sitzungsber. d. phys. med. Societät zu
Erlangen 1873. V. S. 97 und: D. Verhältnis d. Nerven zu den will-
kürlichen Muskeln d. Wirbelthiere. Leipzig 1874). Dieser Anschauung
vom terminalen Verhalten der Muskelnerven ist in jüngster Zeit
L. Geblach (Virchow’s Arch. XL VI) für den willkürlichen Muskel
beigetreten, während er für die Musculatur des Froschherzens Nerven-
fasernetze beschrieb, von denen das eine die Aluskclbündel, das
andere die Muskelzelien umspinnt; von dem letzteren Netz aus
sollen feine Nervenfasern in das Innere der Muskelzellen eindringen
können.
Ueber die Nervenendigung im willkürlichen Muskel habe ich
nun im Laboratorium von Prof. Koi.i.mann mittelst der von Herrn
Stud. med. Löwit erfundenen Goldmethode (Sitzungsber. d. Wien.
Academie. LXXI. Abth. III. S. 1) eine Reihe von Untersuchungen,
die sich über alle Klassen der Wirbelthiere erstreckten, angestellt,
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FrscBKH, Endigung der Moskelnerven.
355
and hierbei gefunden, dass bei den 3 ersten Klassen der Wirbel-
thiere die Endigung der motorischen Nerven mit Bestimmtheit stets
in Endplatten geschieht. Bei den Amphibien findet sich das termi-
nale Fasersystem, welches Kühne entdeckt und nach ihm eine Reihe
von Autoren in übereinstimmender Weise beschrieben haben; bei
den Fischen konnte ich leider nicht zu vollkommen sicheren Auf-
schlüssen über das terminale Verhalten der Nervenfasern gelangen.
Was nun die Endplatten betrifft, so habe ich Kühnk's Angaben über
den Bau derselben vollkommen bestätigen können, wonach die eigent-
lichen Endplatten, d. h. der äussere homogene Tbeil des Nerven-
hügels, von einer verzweigten Ausbreitung des Axencylinders ge-
bildet werden. Die durch Verzweigung resp. Theilung aus dem
Axency linder hervorgegangenen Terminalfasern enden, wie dies
schon W. Krause beschrieben hat, in verschieden geformten An-
schwellungen; nie setzen sie sich in feinere nach dem Innern der
Muskelfäden ausstrahlende Fasern fort. — Auch die Fasern, welche
beim Frosche die motorische Endausbreitung bilden, zeigen nach
den übereinstimmenden Resultaten der Methoden von Löwit, Cobn-
HEIM und Oerlach stets freie Enden und gehen ebenfalls nie in
feinere Fasern über. Nach diesen Befunden muss ich die Existenz
intravaginaler Nervennetze für den quergestreiften Muskel der Wir-
belthiere in Abrede stellen. Die Annahme derselben durch J. Geb-
lach erklärt sich in der Weise, dass O. Elemente der contractilen
Substanz, die sich in hervorstechender Weise mit Gold färben und
hierbei Fasern ähnlich werden, die ferner ein den feinen rosenkranz-
förmigen Nervenfasern ähnliches Verhalten zeigen und mauchmal in
Folge unregelmässigen Verlaufs auch netzförmig zusammenzuhängen
scheinen, mit Nervenfasern verwechselt hat.
Nachdem so das Vorhandensein bestimmter Endapparate für die
Muskeln der 4 ersten Wirbelthierklassen nachgewiesen war, ergab
noch der Vergleich der verschiedenen Endausbreitungen bei den
einzelnen Klassen unter einander und mit einigen bekannten That-
sacheu bei Wirbellosen, dass erstens als allgemeines Prinoip der
motorischen Nervenendigung eine Verbreiterung oder Anschwellung
des Axencylinders zu betrachten ist, die mit der contractilen Sub-
stanz in Berührung tritt, und dass zweitens die Endausbreitungen
der motorischen Nerven bei den höheren Klassen der Wirbelthiere
nur auf einer durch Verzweigung bedingten Coinplicatiou der Endi-
gung in einfachen Anschwellungen beruhen.
Was die Nervenendigung im Herzen anbelangt, über die ich,
der Angabe W. Kkause’s wegen, dass auch an den Muskelfasern
des Herzfleisches motorische Endplatten sich finden, einige Versuche
angestellt habe, so konnte ich nur das Vorhandensein massenhafter
netzförmig verbundener Nervenfasern im Herzen des Hundes (Ven-
trikel) constatircn, die, soviel ich gesehen, stets zwischen den
23*
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356
Bulbs, Contspium der Kubpocken.
Muskelfäden lagen. Ein Eindringen derselben in die letzteren konnte
nie nachgewiesen werden, und ist es wegen dieses Befunde» und
weil eine andere Art der Endigung nicht aufgefunden werden
konnte, nicht wahrscheinlich, dass den beschriebenen Nervennetzen
im Herzen die Bedeutung von Endnetzen zukomme.
Bezüglich der genaueren Beschreibung und Beweisführung ver-
weise ich auf meine Mittheilung, die ich in das Archiv f. micr. Ana-
tomie von M. Scholtze eingeschickt habe.
Untersuchungen über das Contaginm der Kuhpocken.
Von Dr. Arnold IliUcr, Assistenzarzt in Berlin.
Die m icro sco p i sc h e Untersuchung zahlreicher frischer
Lymphproben von 10 mit echten Pusteln behafteten älteren Personen
und 2 Kindern, zu verschiedenen Zeiten der Pockenentwickclung
vorgenommen, ergab A. als zufällige, inconstante Formbe-
standtheile: Epidermisschüppchen, Zellen des Kete Malpighi, häufig
gequollen und kernlos, und vereinzelte rothe Blutkörperchen; B. re-
gelmässige Bestandtheile: Lymphkörperchen, meist deutlich
gekörnt, Fragmente und Zerfallskörperchen derselben, Faserstoffge-
rinnsel, ferner amorphe, häufig leicht granulirt erscheinende Eiweiss-
concretionen verschiedener Örösse und endlich eine Anzahl „kleiner
Körnchen“ (Granulosa, Granulation») von verschiedener Herkunft
und Bedeutung, nämlich 1) eine Reihe dunkelglänzender, braunrother
Körperchen, welche sich bei genauer Prüfung als theils körniges,
theils krystallinisches Blutpigment ausweisen; sie finden sich na-
mentlich dann reichlich, wenn die Lymphe gelblich aussiebt, also
Farbstoff gelöst enthält; 2) eine meist spärlichere Anzahl verschieden
grosser, hellglänzender Kügelchen, welche bei Einwirkung vor. Kali-
lauge und Essigsäure persistiren und höchstwahrscheinlich fettiger
Natur sind ; 3) eine Gruppe blasser, opaker Körnchen von dem
Lichtbrechuugsvermögen des Protoplasmas farbloser Blutzellen, von
welchen ein Tbeil (a) durch Kalilauge 1 : 10, namentlich beim Er-
wärmen gelöst wird, also jedenfalls eiweissartiger Natur ist, der
andere (b) der Einwirkung genannter Reagentien widersteht und
pflanzlicher Natur zu sein sebeiut („Micrococcen“). Ich bemerke
hierzu ausdrücklich, dass eine exacte Diagnose dieser letzteren in
den meisten Fällen nicht möglich ist, man sich vielmehr immer,
wo es sich nur um vereinzelte Körnchen handelt und character-
istische Formen fehlen, mit einer auf dem Wege der Ausschliessuog
erlangten Wahrscheinlichkeitsdiagnose begnügen müssen wird.
Die Menge dieser Formbestandtheile ist sowohl in ihrem
Verhältniss zu einander, als auch zur Menge der Flüssigkeit erheb-
lichem Wechsel unterworfen und scheint von gewissen Zufälligkeiten
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Hillkb, CouUginm der Kuhpocken.
357
bei der Transsudation abzuhängen. Im Allgemeinen, kann man
sagen, nimmt die Zahl der Blutkörperchen und damit der „kleinen
Körnchen“ mit dem Eintritt der Eiterung, also etwa vom 4. — 5.
Tage des Bestehens der Probe an, zu. Alsdann können alle diese
Elemente in relativ reichlicher Menge in der Lymphe sich finden
und dieselben dennoch macroscopisch völlig klar erscheinen.
Ein besonderes Augenmerk wurde auf das Verhalten der al
Microorganismen gedeuteten Gebilde gerichtet. Es hat sieb
dabei ergeben, dass die von einzelnen Beobachtern (auch Nicht-
tnedicinern) ausgesprochene Ansicht, dass die Pockenlympbe als con-
stanten und wesentlichsten Bestandtheil „Micrococcen“ enthalte,
in dieser Ausdehnung jedenfalls unrichtig ist Nach dem Gesammt-
ergebniss meiner Untersuchungen werden Micrococcen in frischer
Lymphe nicht häufiger und nicht zahlreicher gefunden, als
auch sonst in subcutanea Flüssigkeitsansammlungen, z. B. in Ab-
scessen, in Erysipelblasen oder in den durch Verbrennung, Quet-
schung und Aetzung mittelst Cantharidentinctur erzeugten Haut-
blasen, namentlich wenn hier, wie in der Pocke, der
Blaseninbalt bereits 2, 3, 4, 5 — 7 Tage unter der Epi-
dermis stagnirt hatte. »
Ich fand Microorganismen in etwa */& der von mir untersuchten
Fälle; in über l/6 (d. h. in 11 von 48 Beobachtungen) waren sie
mit den gewöhnlichen Mitteln überhaupt nicht nachweisbar*). Ihre
Menge war in den positiven Fällen, selbst bei gleichem Alter der
Pocke, sehr wechselnd. Immer aber wurden sie mit zunehmendem
Alter der Pusteln reichlicher gefunden, und gerade am reichlichsten
gewöhnlich dann, wenn die Wirksamkeit der Lymphe schon wieder
abnimmt, d. h. im Stadium der Eintrocknung.
Die Form der Organismen ist in den ersten Tagen fast immer
die des unbewegten Monococcus; in späteren Tagen tritt neben
diesem auch mehrgliedriger Streptococcus, selten Mono- und Diplo-
bacteria auf. In Lymphe, welche unter Cautelen und ohne Zusatz
von Glycerin in Capillarröhrchcn aufbewahrt wird, tritt häufig keine
Vermehrung der Elemente mehr ein; dagegen konnte in einer von
den 3 so behandelten Röhrcht schon nach 9 Tagen deutliche
Trübung durch Bacterien Vegetation» n constatirt werden. Glycerin-
lymphe blieb bis jetzt in allen (etwa 16) Röhrchen, zum Theii
noch nach Monaten klar, wenn auch nicht immer wirksam.
Morphologische Verschiedenheiten zwischen den Micro-
coccen der Pockenlymphe und den in anderen Hautblasen oder den
bei der Fäulniss auftretenden Organismen waren nicht wahrzunehmen,
•) Ich besebeide mich natürlich in meinem Urtheil und sage objectiv: „nicht
nachweisbar“. Denn hier, wo es sieb nm die Constatirung einzelner kleinster
Körnchen vitaler Natur handelt, hat unsere Erkenntnis« sowohl nach der positiven,
wie nach der negativen Seite hin, offenbar ihre Grenzen,
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358
Hillbs, Contaginm der Kobpocken.
ebensowenig wie ein Unterschied zwischen den in wirksamer und in
unwirksamer Lymphe (und hier oft in reichlichster Menge)
gefundenen Micrococcen nachweisbar war.
Die Impfungen erstreckten sich auf ca. 740 Recruten und
12 Kinder, betrafen also grösstentheils Revaccinationen. Schon
aus diesem Grunde war es nothwendig, den Erfolg oder Nichterfolg
einer Impfung nicht nach einzelnen Resultaten, sondern immer nur
nach grossen Zahlen abzuurtheilen. Im Ganzen wurden, die Wieder-
holungen eingerechnet, 6840 Einzelimpfungen gemacht, davon
etwa die Hälfte für besondere Versuchszwecke. Ueber die Art der
Impfung, Erfolg derselben, frühere Impfungen und sonstige Bemer-
kungen bei der Besichtigung, gaben genaue, an Ort und Stelle ge-
führte Listen Auskunft.
1) Verhältniss der Micrococcen zur Wirksamkeit
der Lymphe. Zu diesem Zwecke wurden die zu den Versuchs-
reihen benutzten Lymphproben (meist Glycerinlyrophe) zuvor micro-
scopisch untersucht und der Gehalt an Micrococcen annähernd be-
stimmt, d. h. nicht numerisch — dies dürfte überhaupt unmöglich
sein — , sondern nach, durch Vergleichung mit anderen Proben ge-
wonnenen Urtheilen (vereinzelt, spärlich, ziemlich zahlreich, reichlich
u. s. w.). Es zeigte sich, dass der Grad der Wirksamkeit einer
Lymphe und der Gehalt an Micrococcen sich durchaus nicht
immer entsprechen. Lymphe, welche nur spärliche oder vielleicht
gar keine niederen Organismen enthielt, wurde bei der Impfung ge-
rrade so virulent gefunden, wie solche, in welche sie in reichlicher
Menge nachweisbar waren. Im Allgemeinen schien das Bestimmende
für den Grad der Contagiosität nicht die Menge der in der Lymphe
enthaltenen Micrococcen (oder überhaupt „kleinen Körnchen“) zu sein,
sondern die Zeit der Entwickelung der Pocke, um welche die
Lymphe entnommen war. Es wurde aber mit Beziehung hierauf
bereits erwähnt, dass gerade zu derjenigen Zeit, in welcher die
Wirksamkeit der Lymphe nach allgemeiner Erfahrung wieder ab-
nimmt, also jenseits des 7. oder 8. Tages, die Zahl der in der-
selben gefundenen Micrococcen gewöhnlich am grössten ist.
Umgekehrt kann Lymphe, in der sich keine Organismen
nachweisen lassen, ungemein virulent wirken. Sehr auffällig war
dies in folgender Reihe: Glycerinlymphe von einem Kinde, Verb,
etwa 1 : 1 (aus dem hiesigen Königl. Iinpf-Institut); die micro-
scopiscbe Untersuchung von 3 einzelnen Proben lioss, abgesehen
von ziemlich zahlreichen llämatoidinkörncben, keine Spur von Mi-
crococcen erkennen. Impfung mit dem Rest auf 6 Kinder, 36 Impf-
stiche, davon 30 vorzüglich entwickelte Pusteln. Diese
anscheinend völlig organismenfreie Lymphe gab also
nicht weniger als 88,8 pCt. positiver Resultate.
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Fkikbtaq, Bildung der Haare.
359
Im Ganzen haben die Versuche dieser Reihe zu dem Resultat
geführt, dass ein constautes Verhältnis zwischen der
Contagiosität der Pockanlympbe und der Anwesenheit
von Micrococcen nicht exiatirt.
2) Wirkung geschichteter Lymphe. 3 Röhrchen mit
frischer, unverdünnter Lymphe wurden senkrecht in eine Kälte-
mischung gesteckt, nach dem Gefrieren im warmen Zimmer langsam
wieder aufgethaut und dicht unterhalb der Mitte zerbrochen*). Mit
der oberen und mit der unteren Hälfte wurden dann je 20 resp.
12 Mann revaccinirt (2 Reihen). Es ergab die obere Schicht (aus
228 Einzelimpfungen) 41,4 pCt. positiver Resultate, die untere
63,8 pCt., — mithin eine etwas grössere Wirksamkeit auf Seiten
des körperchenreichen Antheils der Lymphe.
Hiernach scheint sich zu bestätigen, dass das wirksame Gift
an die festen Bestandtheiie in höheremMaasse gebunden
ist, als an die flüssigen, d. h. in dem Serum in dcluirtem
Zustande, dort io con centrirtem enthalten ist. Die Angabe
Chaüvkac’s, dass die Lymph f 1 üss igkeit unwirksam sei, vermag
ich nicht zu bestätigen. (Dieselbe entsprang einer Reihe von Dif-
fusionsversuchen, welche nicht beweiskräftig sind. Nach einem
bekannten pbysicalischen Gesetz von Okaham diffundircn gar nicht
einmal alle im Serum gelösten Stoffe, z. B. die Albuminate wenig
oder fast gar nicht, ferner die einzelnen diffusiblen Stoffe überhaupt
nicht gleichmässig. Das Diffusat der Lymphe enthält also immer
nur Fragmente derselben und auch diese in einer ganz verän-
derten Zusammensetzung. Zweitens beiindet sich das Diffusat in
einem Zustande der Verdünnung, welcher die Wirksamkeit des
Giftes erfabrungsgemäsu schwächt. Drittens sind auch chemische
Veränderungen bei dieser Procedur nicht ausgeschlossen**)). Filtra-
tionen von Glycerinlymphe durch Thoncylinder haben bei der ge-
ringen Quantität der Lymphe nicht ausgefübrt werden können.
(8chlu«s folgt.)
i. Feiertag, 1) Ueber die Bildung der Haare bei den Em-
bryonen der Säugethiere. 2) Die Bildung der Haare bei er-
wachsenen Menschen und Säugethieren. Dis«. Dorpat. 1 875.
F., ein Schüler Stikda’s, kommt zu folgenden Resultaten: Den
ersten Anstoss zur Bildung eines Haares giebt eine ZellenwucheruDg
der Epidermis; dadurch wird die Epidermis verdickt und es entsteht
*) Ein Böbrcben zersprang.
**) Vergl. die jüngsteu diesen Gegenstand betreffenden Verhandlungen der
Pariser Acaddmie de M^decine (Bullet 1876, No. 4 und 6), insbesondere Comb
8. 93—96).
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360
Fbirbtao, Bildung der Haare.
ein in die Cutis hineinwachsender Fortsatz — Haarkcitn. Einige
Haarkeime entstehen auf der Höhe eines Cutishöckers; dieses findet
statt bei der Bildung der allerersten Haarkeime, eine solche Höcker-
bildung findet aber nicht statt bei der Bildung der späteren Haar-
keime. Aus den von der Epidermis herstammenden Zellen (Haar-
keiroeo) wird der Haarschaft nebst den Haarscheiden (Wnrzelscheiden),
aus deD den Haarkeim umgebenden Bindegewebszellen der Cutis der
Haarbalg gebildet. Im Haarkeim tritt unter fortwährender Vermeh-
rung der Zellen allmählich eine Scheidung ein in einen centralen
und einen peripherischen Abschnitt. Die Diffcrenzirung wird ein-
geleitet durch ein allmähliches Längerwerden der Zellen des centralen
Theils und wird mit einer Verhornung der äussersten Schicht des
centralen Theils beschlossen. Die verhornten Zellen bilden einen
Kegelmantel, welcher den centralen Theil des Haarkeims von dem
peripherischen Theil scheidet. Die Zellen des peripherischen Theils
liefern das Material zur äussern Haarscheide; die Zellen des centralen
Theils liefern das Material für den Haarschaft und für die innere
Haarscheide. Die Entstehung der bindegewebigen Haarpapille fällt
nicht bei allen Thieren mit dem gleichen Stadium der Entwickelung
des Haarkeims zusammen. Im Allgemeinen bildet sich die Papille
Bpät; niemals ist die Papille bei der ersten Anlage des Haarkeims
sichtbar. Als erste Andeutung der Papille ist eine stärkere Zellen-
wucherung in der Cutis unter dem Fundus des Haarkeims zu er-
kennen. In der Folge wird durch die Zellenwucherung eine geringe
Wölbung am Fundus des Haarkeims hervorgebracht zu einer Zeit,
wo der Haarkeim schon eine beträchtliche Längenausdehnung be-
sitzt. Eine völlig ausgebildete Papille ist bei den meisten Thieren
erst bemerkbar, sobald eine völlige Differenzirung der einzelnen
Theile des neugebildeten Haares eingetreten ist.
Die Entstehung neuer Haare nach dem Modus der embryo-
nalen Bildung (primäre Haarbildung) ist nicht mit Sicherheit zu
con’statiren. Ihre Bildung erfolgt durch eine von den Zellen der
äussern Haarscheide ausgehende Wucherung. Durch die Wucherung
wird ein in die Cutis hineinragender Fortsatz erzeugt (secundärer
Haarkeim). Aus diesem Fortsatz (secundärer Haarkeim) entsteht in
gleicher Weise wie aus dem embryonalen primären Haarkeim Haar
und Haarscheide. Der Bildung des secundärcn Haarkeims geht eine
Atrophie der Papille des alten reifen Haares voraus. Es entsteht
niemals ein neues Haar auf der alten Papille, sondern für das neue
Haar wird eine neue Papille gebildet (Stjeda). F. kann sich der
Theorie der Schalthaarbildung Göttb’s nicht anschliessen. Löwe.
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ötzkwbbbgrb, Eiweinskorper
Abelkb, Zuckergehalt des Blotes.
361
P.Schfitzenberger, Reeherches sur la Constitution des raatiöres
klbtuninoides. Cooipt. rend. LXXXI. 6. 1108.
Sch. fangt die Resultate folgcndermanssen zusammen: 1) Alle
Eiweisssubstanzen liefern bei 150 — 200° mit Aetzbaryt erhitzt: Am-
moniak, Oxalsäure und Kohlensäure. Die Menge des Ammoniak
schwankt von 3,5 — 1,5 pCt. , ist indessen für dieselbe Eiweissart
constant. Die Menge der Säuren wechselt; Kohlensäure wird mit-
unter nur wenig gebildet, mitunter in gleicher Menge mit Oxalsäure.
2} Nach Entfernung des gelösten Ueberschusses von Aetzbaryt bleibt
Baryt in Form eines Salzes in Lösung und kann durch Schwefel-
säure gefallt werden. Die Menge des schwefelsauren Baryts beträgt
15 für 100 gm. Eiweiss. 3) Die Lösung, von schwefelsaurem Baryt
tbfiitrirt und destillirt, giebt Essigsäure und einen Rückstand, der
aus Amidosäure besteht von der ungefähren Formel CS7 Hlso Nu 08t.
Der Amidosäure gehören 3 Reihen an: 1. die Reihe Cn H,n -f ,NOf
Glycocollreihe. 2. Die Reibe C„ fL„ — iNOg Amylsäurereihe. 3. Die
Reihe C„ Hs„ — 7 NO* Asparaginsäurereihe. In der ersten Reibe
finden sich vorwiegend Substanzen mit 6, 5 und 4 Kohlenstoff — in
Spuren mit 7, und 3 Kohlenstoff. In der zweiten Reihe Substanzen
mit 6, 5 und 4 Kohlenstoff, in der dritten Reihe mit 5 und 4 Kohlen-
stoff. Die Zersetzung des Eiweiss erfolgt unter Aufnahme von
IS H,0 und kann annähernd durch folgende Formel ausgedrückt
werden: C„ Hlu N,„ 021 S + 18 H„0 = C02 + Cg H, 0* + C3 N* O,
+ 4NH,+ S + C67 HU2 N„ Oj,. (Auf die Rulle des Schwefels ist dabei
keine Rücksicht genommen. Ref.). E. Salkoweki.
M. Abeies, Der physiologische Zuckergehalt des Blutes. Wien.
med. Jahrb. 1876. S. 2«9.
A. fand bei Hunden im Blut aller Körperregionen Zucker in
nicht unbeträchtlicher Menge, durchschnittlich 0,05 pCt. Dieser
Zucker erwies sich als Traubenzucker durch die Reduction von
Kupferoxyd und Wisrauthoxyd, die ßährung mit Hefe, Recbtsdre-
bung und die Verbindung mit Kali, welche die Eigenschaften von
Zuckerkali hat. Zur quantitativen Bestimmung versuchte Vf. zuerst
die Gährung (mit Wäguug der gebildeten C02), verliess diese Me-
thode jedoch, als es sich zeigte, dass der Zucker in den aus dem
Blut (im Wesentlichen nach bekanntem Vorgang) dargestellten Ex-
tract nicht vollständig vergährte, wahrscheinlich wegen Mangel an
Salzen und stickstoffhaltigen Verbindungen. Vf. bestimmte dann
den Zucker nach Fehliko, jedoch wurde das Kupferoxydul nach
Ueberführung in Oxyd direct gewogen und daraus der Zucker be-
rechnet. In allen Fällen dienten beträchtliche Blutraengen — unge-
fähr 200 gm. — zur Zuckerbestimmung, so dass die gewonnenen
Resultate alles Zutrauen verdienen. Das arterielle Blut enthält durch-
schnittlich 0,047, das venöse 0,053 pCt. Zucker. Da^ Blut des
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362 Stbickbr; Bf bab; Sksatok; Abuamowski, Behandlung der Rheumarthrttii.
rechten Herzens, der Vena eava nach Aufnahme der Lebervene und
der Pfortader zeigen keinen wesentlichen Unterschied im Zucker-
gehalt: durchschnittlich betrug er immer 0,053 — 0,054 pCt. Der
normale Zuckergehalt lässt sich also nicht von der Leber ableiten
und es verdient in dieser Beziehung auch der grosse Oehalt des
Pfortaderblutes Beachtung, der von anderen Autoren in Abrede ge-
stellt wird (ausgenommen von Naunyn). Das Blut aus dem rechten
Herzen wurde in diesen Versuchen mit dem Katheter entnommen.
Einen Einfluss des Verhaltens des Thieres auf den Zuckergehalt,
wie ihn Pavy angiebt, konnte Vf. nicht finden. Die Angabe von
Bock und Hoffmann, dass nach Ausschaltung der Leber von der
Circulation der Zucker aus dem Blut verschwinde, prüfte Vf. durch
2 Versuche an Hunden, konnte sie jedoch nicht bestätigen. Der
Zuckergehalt des Herzblutes (rechts) betrug in dem einen Fall 0,04,
im andern 0,072 pCt. Auch Aderlassblut von einem gesunden
Menschen erwies sich zuckerhaltig. E. Salkowski.
F. Stricker, 1) lieber die Resultate der Behandlung der
Polyarthritis rheumatica mit Salicylsiiure. Berliner kiiu. Wochen-
sebrift. 1876. No. 1 n. 2. 2) Nachtrag. Das. No. 8.
L. Riess, Nachtrag zur innerlichen Anwendung der Salicyi-
sänre, insbesondere bei dem acuten Gelenkrheumatismus.
Das. No. 6.
H. Senator, lieber die Behandlung der Poiyarthritis rheu-
matica mit subcutanen Einspritzungen von Carbolsäure.
Nachschrift in Betreff der Salicylsänre. Da». No. 6.
M. Abraniowski, (Ans der Klinik des Herrn Geheimrath Prof.
Dr. Frerichs), Einiges über das Verhalten des acuten Ge-
lenkrheumatismus zum faradischen Strom. Da». No. 7.
Stb. berichtet über 14 Fälle von acutem Gelenkrheumatismus,
bei welchem die innerliche Darreichung der reinen pulverisirten Sa-
licylsäure eine erstaunlich schnelle Heilung zu Wege brachte. Er
verordneto das Mittel 0,5 — 1,0-stündlich in Oblate eingehüllt za
nehmen. Sämmtliclie Kranken waren nach Ablauf von 48 Stunden,
die meisten schon weit früher, nicht allein von der Steigerung ihrer
Eigenwärme, „sondern auch vollständig von den localen Erschei-
nungen, (I. h. der Schwellung, Röthung und besonders der Schmerz-
haftigkeit der Gelenke befreit“. Kein Kranker verbrauchte mehr
als 15,0 und keiner weniger als 5,0 des Medicamcntus. Vod Neben-
wirkungen werden Schweis-, Ohrensausen, Schwerhörigkeit und in
wenigen Fällen eine auffällig heitere Gemüthsstimmung erwähnt.
Die mehrfach vou Andereu beobachteten Aetzungen führt Stb. auf
Verunreinigungen des Präparates, namentlich mit Carbolsäure, zurück.
— Im Nachtrag betont Stk. hauptsächlich die Einleitung einer
Nach cur. Will man eine Wiederkehr der Gelenkentzündung ver-
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Stuckes; Ries«: Skis tos; Abssmowski, Behandlung der Kbanmarthriti«. 363
Wfllern, so hat man noch für weitere 8 Tage 1,5 — 2,5 Acid. salicyl.
pro die gebrauchen zu lassen. Bei Gelenkentzündungen in Folge
ron Tripper und Ruhr hatte die Salicylsäure keinen Effect. In
grossen Gaben, etwa zu 5,0 auf einmal gegeben, äusserte sie zwar
gleichfalls eine schnelle und günstige Wirkung, erregte jedoch
jedoch Brennen im Mund und Epigastrium. Die Entwicklung einer
cotnplicirenden Endocarditis scheint sie zu verhüten und eine schon
bestehende in der Weiterentwicklung aufzuhalten. In Rücksicht auf
die Sicherheit des Erfolges giebt Str. der reinen Salicylsäure vor
dem Natr. salicyl. bei Weitem den Vorzug.
R. bediente sich meist des Natr. salicyl. in einer grösseren
einmaligen Gabe, so oft die Körpertemperatur über 39° C. gestiegen
wir. Er erzielte regelmässig einen Temperaturabfall; auch die
Schmerzen in den Gelenken Hessen oft nach, kehrten jedoch in der
Regel bald wieder, und so schnelle und radicale Heilungen, wie sie
Str. angiebt, konnte R. nicht beobachten. Das Resultat blieb das-
selbe, als R. das Natr. salicyl. in kleinen wiederholten Gaben ver-
ordnete; und auch die Anwendung des pulvrisirten Acid. salicyl.
änderte nichts an dem Erfolg. Demnach hält R. das Acid. salicyl.
bei der Behandlung des acuten Gelenkrheumatismus für ein vorzüg-
liches Antipyreticum, gesteht aber sonst nur zu, dass dem Tem-
peraturabfall meist ein Nachlass der Gelenkaffection folge, und
dass es scheine, als ob bei früh zur Behandlung kommenden
Fällen die Krankheitsdauer abgekürzt werden könne.
S. dagegen sab sowohl bei Anwendung des Natr. salicyl. als
•ueb des Acid. salicyl. staunenswerthe[Erfolge auftreten und stimmt STR.
bei. Ausserdem hat S. früher in 25 Fällen die von Kunzk empfohlenen
lubcutanen Injectionen von Carbolsäure (Cbl. 1875, 479) versucht.
Er bediente sich 1 — 3pctiger Lösungen und iojicirte eine ganze
Spritze unter die Haut des erkrankten Gelenkes, wobei jedoch nicht
mehr als 3 Gelenke zu gleicher Zeit in Angriff genommen wurden.
Der Erfolg an den grösseren Gelenken war ziemlich constaDt, und es
Hessen Schmerzen und Anschwellung innerhalb der ersten Stunden
nach. Recidive und Complicationen konnte freilich diese Methode
nicht verhindern, und auch der Einfluss aut Temperatur und Schweiss
war kein auffallender. Ueble Nebenwirkungen wurden niemals
beobachtet, obwohl die Zahl der Injectionen innerhalb 24 Stunden
big 6 betrug.
A. behauptet im Gegensatz zu Drosdoff (Cbl. 1875, 259), dass
die electrocutaue Erregbarkeit über den erkrankten Gelenken er-
halten bleibt, fand aber in Uebereinstiui'uung mit ihm, dass die Be-
haudlung der Gelenke mit dem elcctrischen Pinsel die Schmerzen
schnell lindert und die Gelenke bald beweglich macht. Die Dauer
der Krankheit betrug in 20 Fällen durchschnittlich 10 Tage.
Eichborat.
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- r-yi-w w * ~
364 Kaposi; Dhevkock, Herpes Zoster.
M. Kaposi, 1) Zostor roddivus. Wien. m«d. Woelienschr. 1874. No. 38.
2) Beobachtung einer zweiten Recidive (dritter Ausbruch)
von Herpes Zoster brachialis. Dm. No. 22. 3) Dritte Recidive
(vierter Ausbruch), Da». No. 33. 4) Fünfter Ausbruch. Da».
1876. No. 1 0. 2. 5) Zur Aetiologie des Herpes Zoster. Wien»
med. Jabrh. 1876. No. 1,
F. Dreyfous, Contribution ü l’dtude de Fherpfcs. Ga», hebdom.
1876. No. 1
Der im Cbl. 1874, 668 geschilderte eigentümliche Fall, welchen
K. trotz seiner von allen bishor beobachteten Zosterfallen gänzlich
abweichenden Erscheinungen als einen Zoster anspricht, hat seitdem
ein Recidive gemacht, also auch hierdurch wieder einen beim Zoster
noch nie beobachteten Verlauf genommen. Genau 56 Tage nach
der letzten Eruption der ersten Erkrankung fand ein Rückfall auf
dem früher ergriffenen Hautgebiete statt, welcher der ersten Eruption
ganz analog war und ihr nur an Intensität und Dauer etwas nach-
stand. — Fünf und einen halben Monat später traten wiederum
ganz ähnliche Eruptionen auf dem rechten Vorderarm und in der
Ellenbeuge auf, welche bis zum 6. Tage Nachschübe machten. —
4 Monate nach der zweiten Eruption fand der dritte Rückfall statt,
3 Tage lang fanden Eruptionen statt; dann trockneten die Bläschen
ein und nach einigen Tagen war Alles geschwunden. Endlich fand
nach weiteren 4 Monaten eiu fünfter Ausbruch statt, welcher Schulter-
und Nackengegend zwischen 7. Hals- und 2. Brustwirbel und di«
vordere Brustgegend über der 5. und 6. Rippe betraf. Vf. sucht
die Fortsetzung des Processes über das Gebiet des 1. und 2.
Nerv, thorac. in das Gebiet des 3., 4. und 5. Nerveu durch eine
Fortpflanzung des irritirenden Processes nach der Längsaxe des
Rückenmarks und die Ausbreitung von der rechten zur linken
Körperhälfte durch die Ausbreitung nach der Querachse des Marks
zu erklären.
K. beobachtete ferner Herpes Zoster bei einem 54jährigen
Manne, welcher nach einigen Tagen in Folge einer Fausse route
pyämisch zu Grunde ging. Der Herpes sass rechts über dem Darm-
beinkamm mit diesem parallel laufend, etwa 1K Zoll von der Wir-
belsäule beginnend bis etwa 1 Zoll vor und über der Symphyse.
Entsprechend dem 4. und 5. Lendenwirbel fand sieh eine 1% Zoll
ausgedehnte Schwellung des Rückenmarks, ein Ueberquellen des
Marks am oberen Lendensegmente und massige Hyperämie der
Häute und des Markes. Die linksseitigen Ganglien erscheinen normal,
die rechten stark vergrössert, derb anzufühlen, schwer aus der Fett-
zellhülle auszuschälen. Sonst war in der Umgebung nichts Ab-
normes zu bemerken. Im Fettzellgewebe rings fanden sich zahl-
reiche freie IJämorrhagien. Um die Ganglienzellen fanden sich
strotzende, zum Theil varicöse Gefässe, auch stollenweis Hämorr-
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Tama»«ia, Zersetzung der Gewebe bei der F&dIdiss. 365
bagien. Die vorderen Wurzeln waren frei. Die Ganglienzellen
selbst waren verändert, oft fanden sich gelb bis schwarzbrauno
Pigmentkörner in denselben in grösserer Zahl als normal und ausser-
dem rothe Blutkörperchen eingelagert. Das Protoplasma war oft
erblasst, die Körnung verschwunden. Das 1., 2. und 3. Lumbal-
ganglion war vorwiegend, das letzte Brust-, das 4. und 5. Leuden-
ganglion weniger ergriffen. Vf. nimmt mit Recht an, dass diese
Ganglienerkrankung die Ursache des vorhandenen Zoster lumbo-in-
guinalis dexter gewesen sei, doch schliesst er auf Grund anderer
vorliegender Beobachtungen nicht aus, dass neben den Spinalganglien
auch die Nervencentren und die peripheren Nervenstämroe durch ihr
Erkranken Zoster bedingen können.
D. betrachtet mit Focknier den Herpes als eine Eruption,
welche mit Erkrankung der Nervenstämme oder der nervösen Cen-
tralorgane in Verbindung stebt. Bei Zoster ist dieser Zusammen-
hang klar; Eruption und Schmerz coincidiren local. Weniger klar
ist der Zusammenhang bei dem uterinen und vaginalen Herpes; hier
finden sich Schmerzen in den Lenden und im Hypogastrium. Ebenso
bei dem Herpes glandis, bei welchem häufig Schmerzen in den
Schenkeln vorhanden sein sollen. Endlich kann der Zusammenhang
ein ganz indirecter sein, so bei dem Herpes, welcher Fieber, Pneu-
monie, Gastrosen, Syphilis (?!) etc. begleitet. O. Simon.
Arrigo Tamassia, Morfologia dei tessuti in putrefazione,
ricerche sperimentali di medicina forensi. RivisU» aperim. etc. del
Prof. Livi. Reggio Emilie 1875.
Bei dem Studium faulender Gewebe beschränkte sich T. nicht
wie seine Vorgänger (Obfila, Devebgie, Rindfleisch, Falk) auf die
Untersuchung des Processes im Allgemeinen, sondern registrirte die
täglich durch die F&ulniss herbeigeführten Veränderungen bei Ge-
weben, welche tbeils den Einwirkungen des Wassers oder der Luft,
oder der Erde, oder des Urins ausgesetzt waren. Mit dieser Me-
thode lassen sich mit grösserer Sicherheit einige Fragen lösen,
welche über den Eintritt gewisser Fäulnisserscbeinungen vor Gericht
vorgelegt werden können. In Frage kommen das quergestreifte
Muskelgewebe, deren bindegewebige Scheiden, die Sehnen und das
Blut. Die Muskelfaser nimmt nach T. während des Faulens eine
gelbliche Färbung an, zeigt die Elemente der contractilen Substanzen
(die Discs Bowmann’s) näher aneinander gerückt, wird dann später
gelb und bat in sieb zerstreut viele gelbe Granulationen aufzuweisen,
welche zuerst das Liebt stark brechen, dann in immer kleinere
Formen zerfallen, um später ganz zu verschwinden. Diese Granu-
lationen seien die Sarkouselements Bowmann’s oder ihre Fragmente,
welche nach Verlust ihrer Zwischensubstanz frei geworden sind.
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366
Rohm
Nach 42 Tagen sind sie im Wasser ganz geschwunden, nach 37
Tagen in der Erde, nach 34 in der Luft, nach 30 im Urin und die
vollkommene Zerstörung tritt resp. am 18., 17., 15., 13. Tage ein.
Der Procegs beginnt im Sarcolemm zuerst mit einer inselförmigen
Trübung, tritt dann in längeren continuirlichen Zügen auf: die
schliesslich bestehende und in kleinste Fragmente aufgelöste Scheide
verschwindet zuletzt. Die bindegewebigen Theile bieten eine grössere
Widerstandsfähigkeit dar: auch sie trüben sich zuerst theilweise und
zerfallen dann in kleinste Fragmente. Zuerst ändert sich das weiche
Bindegewebe, dann das elastische, endlich das Sehnengewebe. Das
Bindegewebe verschwindet im Wasser am 42. Tage, das elastische
und Sehnengewebe erst am 75.: in der Erde, der Luft und dem
Urin verschwinden dieselben Gewebe zuerst am 3., 6. und 9.* Tage.
Die Angaben F.'s stimmen mit denen Devekoie’s und Obfila’s
überein. Das Blut zersetzt sich durch Fäulniss so, dass die ersten
Fragmente der Blutkügelchen weisslich, die späteren sehr klein und
dnnkel werden: die ersten stammen vom Stroma der Kügelchen, die
zweiten von der färbenden Substanz ab. In der Luft werden die
Blutkörperchen am 24. Tage zerstört, in einer Lösung von Wasser
und Ammoniak am 19. Tage. Der Autor fand in den ersten Tagen
zahlreiche Bacterien und Vibrionen, aber obgleich er diese Elemente
für den Process der Fäulniss für nothwendig erachtet, kann er doch
keine Beziehungen zwischeu diesen Organismen und den täglichen
Veränderungen der Gewebe feststullen. Bernhardt.
Ch. Kobin, Nur la nature des ferinentations en tant que phe-
nomfenes nutritifs desassimilateurs des plantes. Journal de
l’Anat. etc. 379—405.
Die cryptogamiscben Gäbrungen sind chemische Ernähruugsprocessc, ver-
bündet! mit V* ärmeproductionen. Es sind besondere Fälle vou Desass imilatioo.
Alles, was die Ernährung und die Entwickelung der Hefezellen beeinflusst, ändert
auch die Production von Alcohol und Kohlensäure in zuckerhaltigen Flüssigkeiten*
Die Unterscheidung zwischen microscopischen Aerobien und Anaerobien bat keine
Berechtigung, da die Aerobien auch in O-freier Atmosphäre fortkommeu und Fer-
mentationen bewirken, ln dieser Beziehung spielt der O keine andere Rolle, als
jede andere der Nährflüssigkeit zugesetzte Substanz, welche ja auch je nach ihrer
Quantität den Vegetation* process der cryptogamen Fermente beeinflusst. Niemals
zeigen sich in Flüssigkeiten mit Alcohol- oder Milchsäuiegähruug Infusorien, die-
selben kommen vielmehr nur thierischen Geweben zu, welche an offener Luft der
Fäulniss ausgesetzt, ihren Ammoniakgehait abgeben. Infusorien leben besonders
gern in Gewässern, welche sehr eiweissreich sind und an offener Luft stehen,
meistens begleitet von Cryptogamen. Kein Infusorium spielt die Holle eines Fer-
ments. Alle ergauisirten Fermente sind Pflauzenzellen, in deren lunerem die Gly-
cose zersetzt wird. Aus dem Auftreteu von Micrococcen in vollständig geschlossenen
Pflauzenzellen schliesst R. die Unmöglichkeit der Panpermisinus. Löwe.
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Ai.ru kdzr. Sat.kowskv & Koma. Scrbkibbb. 8ch1pp«b.
367
Ir. T. Alexander, Bemerkungen über die Nerven der Dura
mater. (Aus dem anatomischen Institut zu Strassburg.) Arcb. f. micr. Auat.
XI. 8. 231.
In der Dnra mater cerebralis und spinalis aller untersuchten Thiere lassen sich
durch die Goldchloridfärbuog zweierlei Arten von Nervenfasern nachweisen: Ge-
fässnerven und eigene Nerven des Duragewebes.
Die ersteren begleiten die kleinen Arterien und geben endlich marklose
Fäden au die Gefasswand ab, deren Endigung in der letzteren jedoch nicht zu er-
mitteln gelang. — Die eigenen Nerven der Dura gehen entweder von den stärkeren
Stämmen direct ab oder von den die Gefässe umgebenden Nerven. Unter wieder-
holter Theilung fasern sie sich in marklose Nervenfasern aus, welche untereinander
zu einem mitunter ganz engmascbigeu Netze verbunden sind. Dieses Netzwerk
liegt im Gewebe der Dura selbst und bat mit den Gefisseo nichts au thun. Ob es
sich hier um ein echtes Netzwerk bandelt oder um ein blosses Geflecht, konnte mit
Sicherheit nicht entschieden werden. Niemals war dieses Netzwerk so dicht wie in
der Cornea.
Ein Zusammenhang der Nervenfädeu mit den zeitigen Elementen der Dura
hat A. nicht an constatiren vermocht Boll (Rom).
K. Zulkowsky & E. König, Ueber den Character einiger unge-
formier Fermente, wie«. Sitzungsber. lxxi. s. 4ö9.
Die Vff. heben aus den mit Wa.ser oder Glycerin bereiteten Au«zÜ£en von
Malz, Runkelrüben, Möhren und lief« durch Schütteln mit Aether eine Substanz
gefallt, deren Auftreten bei der Fabricetion des Rohrzuckers schon seit einiger Zeit
bekannt ist: sie führt den Namen ..froaclilaicbartige Gallerte1' and scheiut nichts An-
deres wie Zeilenprotoplasma darzustellen. Die aus Malz und Hefe dargestellte, in
Wasaer aufqnellend, jedoch nicht lösliche Substanz zeigt fermentative Eigen-
schaften. E. SalkowskL
J. Schreiber, Zar Lehre von der artificiellen Tnberculose. Dis«.
Königsberg 1875.
S. hat an Kaninchen und Meerschweinchen Fütterungsversuche mit theils
frischer, theils gekochter Milch einer perlsüchtigen Kuh (nur während des Lebens
diagnosticirt) angestellt, aber in keinem Falle „konnte eine tuberculöse Erkrankung
irgend welchen Organes coustatirt werden“. Ein Theil der Thiere hatte einen
Magendarmcatarrb, den Vf. aber nicht von der Milch als solcher, sondern davon
ableitet, dass sie vor dem Genüsse häufig sauer geworden war. Orth.
M. SchäfTer, Laryngoscopische Mittheilungen. Deutsche xnedicin.
Wocbenschr. 1876. No. 9.
1) Stirnnbandzerreissung. Ein Tyroler Sänger mit Lnrynxcatarrh, der diescr-
Italb mit Solut. Argent. nitr. gepinselt wurde, saug trotz entgegenstehendem ärzt-
lichem Verbot. Plötzlich versagte ihm die Stimme vollständig. Die laryngo-
scopische Untersuchung zeigte das rechte wahre Stimmband in der Mitte quer
eingerissen. Die zerrissenen Enden, welche beim Intonireu leiebt flottirten, waren
glattrandig und boten ein Bild dar, als wenu inan in eine straff gespannte Sehne
mit einem scharfen Messer einen Einschnitt gemacht hätte. Die Waude heilte; es
blieb nar eine leichte Einbuchtung an ihrer Stelle. Pat. reiste ab, ehe er seine
volle Singstimme wieder erlangt hatte.
2) Eine Patientin mit rechtsseitigem Spitzencatarrh und fast vollständigem
Verlust des rechten Stimmbandes, benutzte um, allordiugs heiser, sprechen zu
können, als Ersata das geschwollene rechte Tascbeuband. Dasselbe war für das
wahre Stimmband gehalten worden. B. FränkoL
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368 Gatbdheb. Masbari. Grkbnhalgr. Druokfehler.
W. T. Gairdner, Remarks on a case of abnormal disposition
to sleep, alternated with choreic movement«. Brit med. Joam.
1875. No. 774.
Rio 18jähriges Mädchen zeigte zur Zeit der Beobachtung choreaartige Dreh-
bewegungen des Kopfe«, Zuckungen der linksseitigen Gesichtsmuscnlatur und der
rechten Oberextremität. Mitteu in ihren Beschäftigungen versinkt sie oft plötzlich
in einen tiefen Scblafzustand, aus welchem sie weder dureb das Qefühl der Nah-
rungsbedürftigkeit, noch durch den Drang zu den natürlichen Excretiouen auf-
wacht. Letztere hören für die Zeit des Schiefes auf, eines Schlafes, der mehrere
Male länger als 8 Tage hinter einander anbielt. Sie kann durch lautes Bufen ihres
Namens dicht an ihrem Ohr sofort erweckt werden: sie ist alsdann sofort im
▼ollsten Siune des Wortes wach, nicht schlaftrunken, geht unmittelbar an die ihr
geläufigen häuslichen Vorrichtungen, ohne über die lange Dauer ihres Schlafes
Kenntniss zu haben. Geisteskräfte iutact. Hinsichtlich der näheren Details der
interessanten Krankengeschichte, welche mit grösster Sorgfalt mitgetbeilt ist, muss
auf das Original verwiesen werden. Bernhardt.
J. v. Massari, Embolie der Lungenarterien in Folge Esmareh’-
sclter Einwickelung der unteren Extremitäten mit elastischen
Binden. Wien. med. Wocheuschr. 1875. No 48.
Die Einwicklang war bei einer Entbundenen gemacht, welche in Folge von
PJacenta prävia stark anämisch geworden war. und durch Analeptica uicbt genügend
restaurirt wurde. Die Zeichen der Anämie wichen auffallend schnell und traten
sofort wieder ein, als wegen heftiger Schmorten die Binden 2 Mal auf kurte Zeit
gelöst wurden. Als dieselben 32 Stunden post partum zum dritten Mal gelöst
wurden, trat plötzlich Collaps, Dyspnö, heftiges Herzklopfen und nach 2 Stunden,
obwohl die Binden wieder angelegt wurden, der Tod ein. Es fanden sich nun
3—4 mm. dicke, 1—2 cm. lange Gerinnsel in den Pulmonalarterien 3. Ordnung, und
ähnliche in den varicösen Vv. saphenae beider Oberschenkel. Vf. siebt die Ein-
wicklung als die Ursache der Gerinnselbildung an, und warnt deshalb vor ihrer
Anwendung bei varicösen Venen und vor dem langen Liegenlasseu der Binde.
v Ilaselberg.
R. Greeehalgh, Un the use of the actical cautery in the enu-
cleation of flbroid tnmors of the uterug. Obst Journ. of Or. Brit.
etc. XXXIII. 8. 617.
Nach 5 einschlägigen Beobachtungen empfiehlt Vf. die Zerstörung der erreich-
baren Theile von Myomen mittelst des Glübeisens; er betrachtet als besondere
Vortheile dieses schrittweisen Verfahrens, dass die Entfernung eine unblutige sei
und dass die die Geschwulst umgebenden Massen zu kräftigen Contractionen ange-
regt werden und so den Tumor bald weiter austreiben, dass wenu Jauchung •>***
trete daun die weitere Ausschälung leicht sei, falls uicbt dieselbe durch das Glatt-
eisen verhindert werde. — (Die mitgetheilten Fälle sprechen nicht gerade für die
empfohlene Methode, da 2 der Patt, starben, die eine an Perforatiousperitonitis, die
andere nn Embolie, während die übrigen 3 Krankengeschichten nur sehr flüchtig
mitgetbeilt siud. Kef.) A. Martin.
Druckfehler: S. 298 Rubrik 5 liess: Eiu- : Au&geatbmcter Luft = 1000:
8. 300 Z. 17 v. u. lies: Fehler st. Fallen.
Khifteodangeo für das Oentralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. 8enatori
Berlin, (N.) Krauftnickatrasae 24, und Professor KosenthaJ, Erlangen, oder (unter BeiaeblnMl
die Verlagshauilluog, Koriin (N.-WJ. unter den J.luden 68, adresairen.
Verlag von August iilrecbwald in Berlin. — Druck von H. 8. Hermann In Berlin.
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/
•r»*h*lnen
1— 8Boff»D ; am Schlüße
4M Jahrgang« Titel, Na
«•n and 8*ebr*fiRt*r
Centralblatt
fltr die
Prel* dM Jahrgang*»
SO Mark; tu baalehen
duroh alle Baolihandlun-
geu and Poetauatalteu.
Dr. J. Bosenthal,
Profeaeor In Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Profeeaor in Berlin.
1876.
»O. mal.
No. 2t
Inhal«. La ndoi.t, Vergrösseruug des aufrechten opbthalmoacopisubeu Bild««
(Ong.-Mitth.). — Nbftel, Beheudluug von Magenectesieen (Orig.-Mittb.). —
Hillrb. Coutegium der Kuhpocken (Orig. Mittb Schluss). —
▼. Ewktset. Endothel der DusCKHKT’schen Haut. — Cubschm anm, Verbültuiss
der balhcirkelföruiigeu Canäle zum Körpcrgloicbgewicht. — v. Kencki; Lirbkb-
mann, Stickstoff- und EiweissgeliBlt der Milch. — Lkopakdi, Mittheilungeu Aber
acute Exautbeme. — Likbbkicb, But/Ichloral. —
Eimeb, Bewegungen des Kernkörpercbeus. — de Giovanni, Coutractilität
der Capillaren. — Fineler, Pepsinwirkungeu. — Fabeb, Embolia der Art.
meseot. sup. — KbasKa, Ben»oe<Uure-Verband. — Treclich, Geschwür der
Speiseröhre uiit Durchbruch in die Pleura. — Röbneb, IIaskdow’scIic Krankheit
— Ringen dt Muhbell, Gelsemium sempcrrirens.
Die V er grösser uug des aufrechten ophthaliuoscopischen Bildes.
Vou Dr. E. Landolt in Paris.
Die Berechnung der Vergrösserung des aufrechten Bildes
lasst sich durch folgende Ueberlegung sehr vereinfachen:
Steht das Correctionsglas, dass ein Emmetrope zur Untersuchung
eines ametropischen Auges braucht, gerade im vorderen
Brennpunkte (</■') deB letzteren, d. b. 13 mtn. vou seiner Cornea
(was leicht möglich ist), so wird das Retinalbild, das der Uuter-
sucher vom Fundus des ametropischen Auges erhalt, gerade so
gross, wie das eines e m me t rop isc heu Auges; und letzteres ist
bekanntlich gleich der Grösse seines Objectes. — Wählt mau eine
Projectionsweite von 30 cm., so wird also die Vergrösserung des
aufrechten Bildes in allen Fällen eine zwanzigtache.
Die Richtigkeit obigen Satzes folgt einerseits aus der Formel,
die ich für die Grösse (ß) des Retinalbildes gegeben, welches der
emmetrope Untersucher von einem Objecte 1 des untersuchten Augen-
y» j.«
grundes erhält: ß »• ^ *), wo / “ Entfernung zwischen Knoten-
*) Le grossissement des images opbtbalmoscopiques.
S. 89. Formel 6* uud 8. 46. Formel 8*.
XIV. Jahrgang.
Paris obes Dblahaxb.
84
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370
Nittel, Behandlung von Magenectisieen.
punkt und Fernpunkt des untersuchten ametropischen Auges, y" »
Entfernung zwischen Knotenpunkt und Retina desselben Auges, g"
** Entfernung zwischen Knotenpunkt und Retina des mit dem Cor-
rectionsglas bewaffneten emmetropischen Auge des Untersuchers, g'
"■> Entfernung zwischen Knotenpunkt und Fernpunkt dieses corri-
girten Auges.
Unter der obigen Voraussetzung (Correctionsglas in <p‘) wird
nämlich:
/ und g' = oo
y" und g" ™ G" = 15 mm.,
also ß =■= 1 , also gleich der Qrösse des Objectes
und gleich für Ametropie wie für Emmetropie.
Andererseits kann man Dasselbe schon aus dem bekannten
Factum ableiten, dass das Retinalbild, welches irgend ein ame-
tropisches Auge, dessen Correctionsglas im f' steht, von einem
entfernten Objecte erhält, gleich ist dem des emmetropischen Auges.
Denn es muss also auch umgekehrt das Bild, welches die Retina
des also corrigirten Auges liefert, gleich sein dem der Retina des
emmetropischen Auges.
Die Behandlung der Magenectasien beim chronischen
Magencatarrli.
Vorläufig« Mittbciluug von Itr. Heftel in New-York.
Der Aufsatz des Herrn Dr. FürsTNER (Berlin, klin. Wochen-
schrift 1876, No. 11) über die Anwendung des Inductionsstromes bei
gewissen Formen der Magenerweiterung (hysterischer Natur) veran-
lasst mich zur folgenden Notiz. Seit mehr als 8 Jahren bediene ich
mich mit Erfolg des Inductionsstromes bei Bcbandlug von Magen-
ectasieen in Folge chronischer Magencatarrhe. Beide Electroden
(ziemlich breite Platten) werden stabil über dem erweiterten Magen
an dessen entferntesten Endtheilen, zuerst in horizontaler Richtung
applicirt, und mit minimaler Stromesstiirke angefangen. Der Strom
wird dann bis zum Maximum verstärkt, durch langsames Ueberein-
anderschieben der Rollen einige Secunden lang mit derselben Inten-
sität fliessen gelassen, und schliesslich wieder allmählich abgeschwächt
bis zum Verschwinden. Nach einer Pause von einigen Secunden
wird dieselbe Procedur 15 — 20 Mal nacheinander wiederholt. Dann
werden die Electroden an zwei anderen, vertical oder diametral ent-
ferntesten Partieen des erweiterten Magens aufgesetzt und der Strom
wieder in der geschilderten Weise 10 — 20 Mal abwechselnd verstärkt
und geschwächt durch das Uebereinanderscbieben und Entfernen der
Rollen.
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Hilles, Contsgium der Kubpoeken
371
Zuweilen lasse ich dieser Behaudlungsweise (meine „Methode
der an- und abschwellendeu Inductionsströme“) noch ein anderes
Verfahren folgen („Methode der tetanisirenden Inductionsströme“),
welches darin besteht, dass, während eine Electrode stabil applicirt
ist, die andere Electrode bei ganz übereinander geschobenen Köllen
plötzlich an die entgegengesetzte Magenpartie angedruckt wird,
einige Secundon lang gehalten und plötzlich entfernt wird, um nach
einigen Secunden wieder aufgesetzt zu werden, wobei dieses alter-
nirende plötzliche Andrücken nnd Abheben der zweiten Electrode
15 — 20 Mal wiederholt wird.
Die electrische Behandlung mittelst der einen oder beider com-
binirten Methoden wird täglich vorgenommen bis zum Verschwinden
der krankhaften Symptome.
In den meisten Fällen verbinde ich diese electrische Behand-
lung mit dem inneren Gebrauch autifermentativer Mittel (Chlor-
wasser, Thymol etc.) und lasse die Patienten ziemlich oft in belie-
bigen Quantitäten Wasser trinken. Dass dabei alle übrigen
diätetischen Maassregeln berücksichtigt werden müssen, versteht sich
von selbst.
Ausführliche Mittheilungen über diese und andere von mir an-
gewendete electrotherapcutisehe Methoden werde ich demnächst
an einer anderen Stelle veröffentlichen.
Untersuchungen über das Contagium der Kuhpocken.
Vou Dr. Arnold Hlller, AnMeteorarat in Berlin.
(flcbluss ku Seite 359.)
3) Ei n flu ss a n t i parasi tis c her Mittel. Die Schwierigkeit,
Micrococcen zu tödten, ohne die Albuminate (und ungeiormten Fer-
mente) zu modificiren, haftet auch dieser Versuchsreihe an. Die
meisten parasiticiden Mittel bewirkten Beides. Negative Erfolge
würden daher weder in dem einen (parasitären), noch in dem an-
dern (chemischen) Sinne etwas beweisen, und positive könnten
wieder Zweifel anregen, ob das parasiticide Mittel überhaupt wirk-
sam gewesen sei. Meine Erfahrungen hierüber sind folgende:
Gekochte Lymphe, mit oder ohne Glycerin, ist ausnahmslos
unwirksam. Schon ein Kochen von 10 Minuten bis 14 Stunde im
Wasserbade reicht hin, das Ferment zu zerstören.
Zusatz von Garbolsäure in titrirter Lösung in Mengen von
1 — l1/* pCt. hebt die Contagiosität der Pockenlymphe nicht auf,
schwächt sie jedoch (vergl. Michblson, Cbl. 1872, 414*)) erst bei
2 pCt. wird sie vollständig unwirksam. (Nach Hoppe-Seyleb ver-
*)
liehen.
Auch der EioSnss der unvertneidlicheu Verdünnung lat in Rechnung tu
84*
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872
Born, Cootagiuro der Kabpocken
mag schon 1 pCt. das Leben niederer Organismen aufzuheben und
erst 2 pCt. Fermentwirkungen au sistiren. Diese Angabe ist jedoch
nicht unbestritten).
Das einaige mir bis jetzt bekannte Mittel, welches die Vege-
tation der Microorganismen sicher hindert, ohne gleichzeitig Fer-
mente und Albuminate zu alteriren, ist das Glycerin (E. H. Müller»
Senator, Demauquay, Billkoth, Bouloumi£, Cbl. 1673, 84 und
1875, 711).
Ob es auch vorhandene Micrococcen tödtet, ist meines Wissens
nicht ermittelt. Gleichviel, wenn die Micrococcen einer Glycerin-
lymphe sich andauernd in einem Ueberschuss eines ihrer Vegetation
feindlichen Mittels befinden, so wird man zugeben müssen, dass
hier die Bedingungen für vegetative Lebensäusserungen derselben so
ungünstig als nur irgend möglich sind. Und dennoch lehren
die Erfahrungen mit der Glycerinlymphe die fast ungeschwächte
Wirksamkeit des darin enthaltenen Vaccineferments.
4) Einfluss der Verdünnung. Verdünnung mit Glycerin
im Verhältniss von 1:1 bis 1:2 lässt die Contagiosität der Lymphe
gewöhnlich (nicht immer) unvermindert. Darüber hinaus nimmt die
Wirksamkeit, d. h. sowohl die Zahl der echten Pusteln, als auch
die Vollkommenheit derselben, gradatim ab. Stärker verdünnte
Lymphe (1:8) gab schon eine relativ grosse Zahl sogeu. abortiver
Pocken*). Eine Verdünnung von 1 : 10 wurde in einer Versuchs-
reihe gänzlich unwirksam gefunden.
Im Allgemeinen ergab sieb als Regel, dass zur Erzeugung
echter Pusteln immer eine gewisse Concen tr ation des
Giftes erforderlich ist.
Verdünnung mit Wasser scheint weit höhere Grade zu ge-
statten. Wenigstens will Chauveau mit Lymphe 1 : 150 (I) noch
positive Resultate erzielt haben (Cbl. 1868, 232).
Statt des Glycerins kann mau bei Impfungen von Arm zu Arm
mit Vortheil frisches Blut zur Verdünnung verwenden, sofern man
es durch Zusatz von Glycerin, Kali carbon. u. A. vor Gerinnung
schützt. Eine Verdünnung von 1 : 15 gab noch positive Resultate,
eine solche von 1:20 schon nicht mehr**). (Versuche, das Vaccine-
ferment in Blut bei Körperwärme auch ausserhalb des Organiimus
zu reproduciren — wie dies Melsens und Jacobs für tbierische
*) Chadvssu giebt an, dass stark verdünnte Lymphe sehr spärlich, aber doch
immer gut entwickelte Pusteln erzeuge. Dies kauu nur darauf beruhen, dass
Cb. die abortiven (unvollkommenen) Pocken, die häufig am 8. Tage soboo
wieder zurückgebildet sind, garniebt zu Gesiebt bekommen oder nicht beachtet bat.
**) Diese Verhältnisse mögen bei (primären) Vacciaatiouen vielleicht noeb
günstiger eich gestalten.
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Hille«, Contadium der Kubpoeken.
37S
Flüssigkeiten, z. B. Frauenmilch angegeben*) — misslangen mir).
5) Einfluss der Verdichtung. Wie Verdünnung die
Wirksamkeit der Lymphe schwächt, so kann man umgekehrt durch
Verdichtung der Flüssigkeit die Contagiosität derselben erhöhen.
Man muss 3 Arten von Dichterwerden der Substanz unterscheiden :
erstens die Verdichtung in toto (Inspissation), ferner partielle
Verrichtungen des Eiweisses und Fibrin (Gerinnselbiidung, Con-
cretion) und drittens die substantielle Ausscheidung gelöster
Salze ( Krystallisation). Nur die beiden ersteren kommen hier
in Betracht.
Dieselbe Lymphe, welche bei der Impfung von Arm zu Arm
auf 54 Männer (324 Stiche) 51,2 pCt. guter Pusteln gegeben batte,
erzeugte, auf einem Uhrglase durch Verdunstung und theilweise Ge-
rinnung etwa auf die Hälfte des ursprünglichen Volumens reduoirt,
bei der Impfung auf 22 andere Personen nahezu 75 pCt. ent-
wickelter Pocken (ein für eine Revaccination immerhin günstiges
Resultat); sie hatte also an Wirksamkeit etwa um die Hälfte
zugenommen. Dasselbe beobachtet man sehr häufig bei Massen-
impfungen, wenn man z. B. frische unverdünnte Lymphe von einem
Uhrglase abimpft; die letzten 15—20 Individuen einer Serie von ca.
60 Personen (Recruten einer Compagnie) zeigen gewöhnlich einen
weit höheren Procentsatz, als die ersten 40. In 2 Reihen war mir
dies Missverhältniss so auffallend, dass ich, noch ehe ich den Einfluss
der Inspissation kannte, glaubte, hier nothwendig eine Verschieden-
heit der Lymphsorten annehmon zu müssen, was sich jedoch nicht
bestätigte. — G ly c er i nlympbe besitzt diese Eigenschaft nicht.
Faserstoff- und Ei w eissconcretionen bilden sich in
jeder unverdünnten Lymphe bei längerer Aufbewahrung; ebenso bei
der Verdunstung an freier Luft. Dass solche Gerinnsel bei der
Impfung „sehr wirksam“ sind, hat bereits Kebbr gezeigt (Cbl.
1868, 188), und habe ich in einigen Fällen vollkommen bestätigt ge-
funden. Bei disponirten Personen kann man auf diese Weise bis-
weilen Stich für Stieb gute Pusteln erzeugen. Diese potenzirte
Wirksamkeit kann nur so erklärt werden, dass das Gift den Ge-
rinnseln in concentrirtere m Zustande anbaftet, d. h. aus seiner
Lösung durch sich bildende Verdichtungen das Eiweiss mechanisch
mit niedergerissen wird, gerade so, wie wir das von einer Anzahl
physiologischer Fermente kennen. Diese Eigenschaft des Con-
tagiums ist wichtig; sie weist uns auf die Möglichkeit hin, das
Vaccineferment (ebenso wie jene physiologischen F er-
*) La Fresse m4d. balg. 1876, 8. 98 : 4 Tr. Lymphe mit 2 ecm. Frauen-
milch vermischt, 5 Tage lang bei 36—88° C. erhalten, gaben sehr gute Impf-
reanltate. — Könnte auch ebenso gnt auf einer wirksamen Verdünnung beruhen.
D
igmzco
Googl
374 Hillbb, Contagium der Kabpockeu.
mente) durch mechanisches Ausfällen mittel
nöser Niederschläge rein darzustellen (zu isoliren).
Auch vollkommen getrocknete Lymphe ist, wie schon Kebeb
und Pissin*) nachgewiesen, in hohem Grade wirksam. Diese
Eigenschaft kann man practisch verwerthen zu einer brauchbaren
und auch gewiss einfachen Methode der Co n se r vi r u n g des Pocken-
contagiums (Pissin). Krusten und Schorfe (die auf geöffneten
Pusteln sich bilden) gaben mir noch nach fast 2 Monaten, in Wasser
und Glycerin aufgeweicht, bei einer Nachimpfung gute Resultate.
Auch hygienisch ist diese Eigenschaff wichtig; sie beweist
uns die Möglichkeit der Umwandlung des ursprünglich (ixen Conta-
giums in ein Miasma. Partikelchen solcher Krusten und Schorfe
können, ebenso wie die mit Lymphe durchtränkten Leinwandfäser-
chen (vom Hemde) und EpidermisschUppchen offenbar mit Leichtig-
keit von der atmosphärischen Luft entführt und an entfernten Orten
wirksam werden. — Auch für die M e nsc he n pock e n darf man
bei dem ohne Zweifel ganz analogen Verhalten der beiderseitigen
Contagien, Aehnliches annehmen. Es spricht hierfür das interessante
Experiment von Küchenmeister, welcher einem Schöps das Hemde
eines Pockenkranken vorband und darnach am 5. Tage Krankheit
am 8. Tage deutliche Blatterneruption erfolgen sah. Im Einklang
hiermit lässt die als häufiges Initialsymptom der Blattern bekannte
variolöse Pharyngitis aus dem Umstande erklären, dass die
durch Mund und Nase eingeathmeten staubförmigen Partikelchem
der genannten Art an der stets schleimfeuchten Pharynxwand hängen
bleiben uud hier primo loco inficirend wirken**).
6) Impfungen mit Blut erfolgreich Vaccinirter in
allen Stadien der Entwickelung sowohl aus dem entzündeten Hof
der Pocke, als der gesunden Haut entnommen, mit oder ohne Zusatz
von Glycerin, endlich conservirt oder frisch vom Arm abgeimpft,
erwiesen sieb durchweg unwirksam. (In vereinzelt positiven
*) Verband! der Berlin med. Geselleeh. des J. 1874/76, 8. 26 u. ff. P. hat
darauf ein wirksames Verfahren der Impfung begründet, welches darin besteht,
die mit einem Elfenbeinspatel abgenommene, trocken eonservirte Lymphe in kleine
Kreusscbuitte einzustreichen.
**) Eine ätiologisch ioteressante, aber, wie es scheint, wenig bekannt ge-
wordene Beobachtung ist die von Scnsraa mitgetbeilte: „Uebertragung von
Pocken dnreb Transplantation im Prodromalstadium“ (D. militairärztl.
Zeitschr. 1872. No. 1 u.2). — Wer annimmt, dass dnsCoutagium der Blattern Micrococcen
seien, wird sogeben müssen, dass die Haut schon einige Tage vor der Eruption
von Micrococcen durchsetzt sei und zwar diffus. Das scheint mir jedoch mit den
bisberigeu histologischen Beobachtungen, x. B. von Wkigkbt (der gerade das
„circumscripta“ Auftreten in Pockenleicben betont), nicht übereinsnstimmen.
Hervorzubeben ans Wiiokbt’s Untersuchungen ist, dass die Micrococceu in einer
Beibe von Fällen gefunden worden, in einer andereu Reihe dagegen nicht, was
sehr schön dem wectnelvollen Anftreten derselben in Abscessen, Hantblasen, bei
Actieutzttndungeo und in anderen „circumscriptan“ Erkrankungeheerden entspricht.
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v. Ewbtskt, Endothel der DkSceMüT’sclien Heut
376
Fällen, hier gerade mit auffallend guten Resultaten, Hess sich eine
Beimischung von Lymphe aus der Pocke oder von Krusten nicht
ausschliessen.) Ebenso unwirksam erwies sich der frische Blasen-
inhalt (Hautblase) eines mit guten Pusteln behafteten Männes, am
7. Tage nach der Impfung.
Hieraus geht Zweierlei hervor, 1) dass in dem Blute resp.
dessen Transsudate das Vaccineferment nicht, oder
doch nicht in wirksamem Zustande, enthalten ist, und
2) dass höchst wahrscheinlich nicht das (strömende) Blut
selbst, sondern nur der locale Erkrankungsheerd der
Pocke Sitz der Fermentation und Reproduction des
Giftes ist.
Darnach wird man sich die Thatsacbe, dass bei der Impfung
doch stets der ganze Körper innerhalb etwa 12 Tagen durchseucht
wird, wohl so vorzustellen haben, dass das eigentliche Laboratorium
für diesen chemischen Vorgang die Pocke ist, während das Blut,
wie bei der Nutrition, die Rolle eines Transportmittels spielt, welches
die Rohstoffe zu-, die Producte abführt. Manche Beobachtungen,
z. B. die Mitdurchseuchung des Fötus (ohne Pocken) bei erfolg-
reicher Impfung der Mutter (Undkrhill*)) lassen sich dafür an-
führen.
Genauere Mittheilungen werde ich später folgen lassen.
Th. r. Ewetsky, lieber das Endothel der Membrana Descemet!.
Esxbtb.s Unters. 1875. Heft 3.
Durch MüLLER’sche Flüssigkeit, Goldchlorid und Silberbehand-
lung konnte sich E. überzeugen, dass die Endothelien nicht aus
polygonalen Zellen zusammengesetzt sind, sondern dass die einzelnen
Elemente ziemlich reichliche Fortsätze haben, mittelst welcher sie,
zum Theil mit einander anastomosirend, ein zierliches Netzwerk
bilden. Bei den von E. zu diesem Zweck untersuchten Thieren
(Frosch, Taube, Katze, Kalb) bestauden die Differenzen nur in den
mehr oder weniger reichlichen secundären Verästelungen und der
Anordnung der Fortsätze, da sie bei einigen mehr an der Peripherie,
bei anderen dagegen an der unteren Fläche der Zellen sich finden.
So besitzt der Frosch im Verhältniss zur Grösse der Zelle meist
dicke und kurze, die Taube längere, aber viel schmälere Fortsätze,
welche wie Stacheln den Zellen aufsitzen. Die langen und dünnen
Fortsätze der Taubenendotbelien verästeln sich auch nicht so stark,
wie beim Frosch. Deshalb bietet das mit Gold behandelte Endothel-
häutchen des ersten Thieres, von der Fläche betrachtet, ein eigen-
tümliches Bild, indem die hellen Kerne, nur von wenig Protoplasma
*) Archiv, mtäd. belg. 1876, Mars (3), S. 18«.
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376 ▼. EwrrsrfT, Endothel der DMOSMKT’acben Heut
umgeben, durch dicht neben einander liegende radiäre starre Linien
verbunden scheinen. Nur an der Peripherie der Froschhornbaut
findet man nicht selten Zellen, in welchen fast der ganze Zellleib
zur Bildung der Fortsätze verwendet wurde; die Zellen scheinen
dann fast nur aus einem Kern mit, von diesem abgehenden, langen
Ausläufern zu bestehen. Oie mit Silber (0,5 pCt.) eine Minute lang
imprägnirten und nachträglich mit Hämatoxylin gefärbten Endothelien
der Katze und des Kalbes zeigen von der Peripherie der Polygone
ausgehende feine sich verzweigende Fortsätze; im Profil gesehen,
bemerkt man leicht, dass dieselben nur an der Unterfläche der
Zellen vorhanden und die äusseren länger, wohl auch dicker als die
übrigen sind. Ebenso wie Ref. (und Tourneux, Robin’s Journal
1874. No. 1. Ref.) unterscheidet E. an den Endothelien seröser Häute
Platten und unter diesen gelegene Zellen, glaubt dagegen, dass für
die Membrana Oescemetii wenigstens Platten und Zellen nicht von
einander zu trennen seien, sondern als etwas Zusammengehöriges
betrachtet werden müssen, indem jeder Platte auch ein Protoplasma-
haufen mit Kern entspräche und ausserdem die Endothclhäute sich
leicht nach den Grenzen der Platten zerlegen Hessen. Gegen
Schweiqeb-Seidel’s Ansicht, dass die Corneazellen aus hellen kern-
haltigen Platten bestehen und die strahligen Körper (Hornhautkör-
pereben der Autoren) als eine amorphe Ei weisssubstanz (Kittsub-
stanz) gedeutet werden müssen, hebt E. hervor, dass es ihm nie
gelungen sei kernhaltige Platten zu isoliren, wohl aber solche ohne
Kerne, und dass es nicht sehr schwer sei, bei demselben Verfahren
plattenlose körnige, mit Kernen versehene Zellen zu erhalten. Ferner
konnte E. nicht die körnige Masse als Kittsubstanz aufifasseD, da er
bei der Regeneration der Endothelien oft genug sah, wie dieselbe sich
dabei activ betheiligt und zu gewissen Zeiten ohne Platten ist. Ebenso
würde es sich wahrscheinlich auch bei den Hornhautkörperchen ver-
halten, da sie den Endothelien nicht nur genetisch gleichwertbig
seien, sondern auch morphologisch nur in wenigen Punkten von
jenen abweichen, Um die Regeneration des Endothels zu studiren,
entfernte E. das Endothel mittelst eines unter etwas stumpfen
Winkel gekrümmten sehr feinen Glasstäbchens, dessen kürzeren, fein
ausgezogenen Arm er ohne Irisverletzungen in die vordere Augen-
kammer einführte, nachdem die Hornhaut mit einer Lancettnadel an
ihrer Peripherie vorsichtig durchstochen worden war. Nach der
Operation trat immer eine verschieden rasch verschwindende Cornea-
trübung ein. Die operirten Frösche wurden von Tag zu Tag unter-
sucht. An Goldchloridbildern konnte E. constatiren, dass im ersten
Stadium nach der Verletzung die den Substanzverlust umsäumenden
Zellen plattenlos und vielgestaltig sind, die Kerne meist eine deut-
liche Membran besitzen und keine oder nur eine geringe Proliferation
der Zellen zu bemerken ist Dieses Stadium dauert 1 — 2 Tage.
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VmUHd's’ d«r halbcirkeltormigen OnnXIe »um Körpergleieligewicht- 377
• • •
Im S. Stadium tritt eine rege Proliferation der Randzellen des De-
facte« ein. Die Proliferationszone besteht aus relativ kleinen von
grösseren hellen Platten bedeckten Zellen. Bei den proliferirenden
Endotbelien treiben die Kerne viellappige Fortsätze, wodurch sie
ihre Membran verlieren. In diesen Fortsätzen entstehen neue Kern-
körperchen, worauf dieselben sieh von dem alten abschnüren und
als neue weiter fortleben, immer aber entstehen die neuen Kerne
aus den alten, niemals frei. Wenn E. Glas- und Glimmerplättchen
in die vordere Augenkammer brachte, so überhäuteten sich dieselben
mit ein- und vielkernigen platten Zellen, welche wahrscheinlich nicht
von den Eiterkörperchen, sondern vom Irisgewebe abstammen. E.
kommt zu dem Schluss, dass ebenso wie an der Membrana Desce-
meti auch anderswo die regenerative Neubildung des Bindegewebes
nur durch die präexistirenden, sogenannten fixen Zellen der betref-
fenden Bindesubstanz erfolgt. Löwe.
H. CurRchmanu, lieber das Verhältniss der Halbcirkelcan&le
des Ohrlabyrinths zum Körpergleichgewicht. Arcb. f. Psycbiatr.
•te. V. 8. 458.
C.’s Versuche sind an Tauben angestellt. Die Anatomie der
betreffenden Gebilde und die Art des Operirens sind im Original
oachzuseben. — Nur das ist besonders liervorzuheben, dass C. unter
möglichster Schonung der Scbädelknochen und der knöchernen Bogen
nur die häutigen Canäle allein zu zerstören sich bemühte.
Ist nun auf einer Seite ein grösseres Stück des hori-
zontalen Bogens oder das ganze Gebilde zerstört, so bemerkt
man zunächst, so lange das Thier sieb ruhig verhält, nichts Beson-
deres: nur erscheinen sie träger und nicht im Stande zu fliegen.
Veranlasst man sie zum Laufen, so beschreiben sie einen Bogen
nach der verletzten Seite bin. Dabei sieht man Unregelmässigkeiten
im Gebrauch des Beines der linken Seite, welches ungeschickt auf-
gesetzt wird ; ebenso ungeschickt erscheinen die Tbiere beim Fressen.
Hinsichtlich der Stellung der Augen lässt sieb Abnormes nicht wahr-
nehmen. Bei weiterer Untersuchung zeigt sich nun die Muskel-
kraft auf der verletzten Seite durchaus unverletzt, nur die
Coordinationsfähigkeit erscheint einseitig beeinträchtigt.
Die besser coordinirten Muskeln der intacten Seite machen bei Be-
wegujgen ihr Uebergewicht geltend und drängen so das Thier der
kranken Seite zu. Ein innerer Impuls zu diesen Bewegungcu, ein
Zwang, besteht nicht.
Sind beiderseits die horizontalen Canäle zerstört, so
siebt man auch dant), während der Ruhe, ausser einer gewissen
Trägheit nichts Besonderes: bei Bewegungen aber beschreiben die
Thiere (welche in der Ruhe auch den Kopf ganz ruhig halten) Bogen
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378 CoiicnMiiia, Verhältnis» der helbcirkel förmigen Canäle zum Kiirpergleiebge wicht
bald nach der einen, bald nach der anderen Seite. Dann fängt auch
der Kopf an in horizontaler Richtung von einer Seite zur andern zu
schwanken. Nahrungsaufnahme ist unter diesem Umständen unmög-
lich. Abnorme Haltung und Bewegung des Kopfes uud die Gleich-
gewichtsstörungen des Rumpfes sind ooordinirt, nicht aber das Erstere
die Ursache des Zweiten. Die Flugfähigkeit so operirter Tauben
ist ganz verloren, die eigentliche Muskelkraft der Flügel aber un-
beeinträchtigt. Allgemein ausgediückt ist der Zustand derartig
operirter Thiere dadurch bedingt, dass ihr Gleichgewicht durch
Beeinträchtigung der Coordination in bestimmten Muskelpartieen
einen partiellen Ausfall erlitten hat und um die (ideale) verticale
Axe ein „labiles“ geworden ist. Das Gehör der Versuchstiere bleibt
übrigens intact. Hat man eine möglichst geringe Verletzung
eines horizontalen Bogens (einfache Durchschneidung) vorge-
nommen, so unterscheiden sich die Symptome nur gradweise von
denen bei schwerer Verletzung, sie können allmählich immer undeut-
licher werden und am Ende der ersten Woche ganz verschwunden
sein „die Thiere haben sich an den geringen Ausfall allmählich ge-
wöhnt“. Aber auch die schwersten Läsionen haben in der späteren
Zeit der Beobachtung eine theilweise Abänderung der ursprünglichen
Symptome zu erleiden, da secundfiro Veränderungen der unverletzten
Canäle neue Erscheinungen bewirken können.
Die Folgen der Verletzungen an den beiden verticalen
Canälen sind im Wesentlichen die gleichen. — Bei ausge-
dehnter Zerstörung der Canäle beiderseits sind die Thiere
in der Ruhe ausserordentlich träg, bei Bewegungen schwankt der
Rumpf bald nach vorn, bald nach hinten, sie laufen nicht im
Bogen, sondern laufen bald rapide nach vorn, bald ebenso rück
wärtB, überstürzen sich auch nach diesen Richtungen hin, da die
Gleichgewichtslage um die Queraxe aus einer stabilen zu einer
labilen geworden ist. Durch das Vorwärtslaufen wird instinctiv ver-
sucht, das Fallen nach vorn hin zu bindern. Bei diesen Locomo-
tionen pendelt der Kopf von oben nach unten; die von Goltz be-
schriebene eigenthümliche Kopfverdrehung kommt vor, ist aber nicht
constant und ist, wie Vf. nachweist, auf Nebenverletzungeu der Hirn-
häute oder des Kleinhirns zurückzuführen. Dass die Gleichgewichts-
störungen des Rumpfes nur Folgen der abnormeu Kopfstellung sein
sollen, wie Goltz annimmt, weist Vf. zurück, auch schon deshalb,
weil bei einseitiger Läsion der Canäle der Kopf von Bewegungs-
störungen verschont bleibt, während sie für den Rumpf in oharacter-
istischer Weise eintreten. Hervorzuhebon ist noch, dass nach doppel-
seitiger Verletzung des einen der beiden verticalen Canäle allmählich
in 2 Versuchen eine Abnahme der verschiedenen pathologischen Er-
scheinungen eintrat, was nach doppelseitiger Verletzung der horizon-
talen Bogengänge nie eintrat und vielleicht einen Schluss erlaubt
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▼. Nmcei; LnsniiEn, Stickstoff- mid Eiweisaeehitlt der Milch. 379
auf die vicariirend eintretenden Functionen des andern (intacten)
gleichwirkenden (verticalen) Canals.
Bei Verletzung nur eines verticalen Canals auf einer
Seite sind die Erscheinungen relativ gering. Kopf- und Körper-
haltung sind in der Ruhe normal, die des Kopfes ändert sich auch
bei Bewegungen nicht, die Flugfälligkeit ist relativ wenig beeinträch-
tigt, beim Laufen erscheint der Fuss der operirten Seite ungeschickt,
einige Thiere fallen auch nach vorn oder hinten, meist immer mit
einer gewissen Neigung, nach der Seite der Verletzung zu stürzen.
Die Erscheinungen können eich alle sehr frühe verwischen und ganz
verschwinden.
Sind auf einer Seite alle drei Canäle zerstört, so sieht
man wieder in der Ruhe wenig Abnormes, beim Laufen combiniren
sich Manhgebewegungen mit Schwankungen des Rumpfes nach vor-
und rückwärts.
Bei beiderseitiger Zerstörung aller drei Canäle sind
die Bewegungen ganz wirr und unregelmässig (Fallen nach vorn,
nach hinten, Manbgebewegungen nach links und rechts) und der
Kopf wird in ganz unregelmässiger Weise annähernd kreisförmig
weniger bewegt als geschleudert. Bei ruhigem Sitzen aber ist Kopf"
und Körperhaltung wieder normal; also selbst nach Zer-
störung all^r häutigen Canäle tritt kein völliger Ver-
lust des Körpergleichgewichts ein, ebenso wenig wie
das Gehör dadurch aufgehoben wird. Bernhardt.
X. v. Nencki, lieber den Stickstoff- und Eiweissgehalt der
Franen- und Kuhmilch. Her. d. deutsch, cbem. Ues. Vlll. S. 1046.
L. Liebermann, Leber den Stickstoff- nnd Eiweissgehalt der
Frauen- nnd Kuhmilch. Bitzungsber. d. Wien. Acad. LXX11, 2. Juni.
Beide Vff. sind zu ihren Untersuchungen durch die auffallende
Angabe Bbunnek’s veranlasst, dass die Milch bei der directen N-Be-
stiramung nach Domas 2 — 4,8 Mal soviel N giebt, als ihrem Eiweiss-
gehalt entspricht. N. hat im Verein mit Lachbnal 8 Proben unter-
sucht. Bei der Frauenmilch war die aus der N-Bestimmuug be-
rechnete Menge Eiweiss (a) (es ist hier darunter stets Casein und
Eiweiss zu verstehen) durchschnittlich in der Tbat erheblich höher,
wie die directe (b) bestimmte. Im Mittel wurde Eiweiss erhalten
bei a 2,53 pCt., bei b nur 1,41 pCt. Uebrigens aber ist, wie Vf.
angiebt, die Gewichtsbestimmung von Casein und Eiweiss in der
Frauenmilch kaum mit hinreichender Sicherheit ausführbar. Die
Kuhmilch gab bessere Uebereinstimmung. Die direct gefundenen
Zahlen sind 3,20 und 3,12 pCt. — durch die N-Bestimmung 3,14
und 3,14 pCt. Früher batte N. die Zahlen 3,94 und 3,85 gefunden.
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380 Liofasdi, Mittheilnngen über »ent« Eientbeme.
L. hat die verschiedenen zur Eiweissbestimmung in der Milch
empfohlenen Methoden genauer geprüft; es wurde jedesmal der N-
Gehalt des als Eiweiss gewogenen Körpers nach Dumas oder mit
Natronkalk bestimmt. — Kür die Methode von ßBUNNEB und Hoppe-
Skyuck ergab sich ein erhebliches Deficit gegenüber der directen
Stickstoffbestimmung in der getrockneten Milch, dagegen stimmte
die HAiDLKN’sche Methode vollständig mit der directen Bestimmung
des Stickstoffgehaltes überein. Die Ursache für das Deficit der
beiden ersten Methoden liegt in der unvollständigen Fällung des
Eiweiss. Die Filtrate geben mit Tanninlösug flockige Niederschläge;
aus diesen lässt sich das Tannin durch fortgesetzte Behandlung mit
heissem Alcohol entfernen und man erhält so einen mit getrocknetem
Eiweiss im äusseren Ansehen übereinstimmenden Körper, der auch
dieselbe Elementarzusammensetzung hat. Vf. versuchte das Qe-
ssmmteiweiss der Milch durch Tannin zu fällen, das für diesen Zweck
schon von Girqensobn benutzt ist — 20 gm. Tannin in 400 Alcohol
gelöst, 40 ccm. Essigsäure mit Wasser auf 1 Liter verdünnt. 20 ccm.
Milch mit 40 ccm. Wasser und 5 ccm. einer 18pctigen Kochsalzlösung
gemischt, werden allmählich bis zur vollständigen Ausfällung mit
kleinen Mengen Tanninlösung versetzt. Man lässt einige Stunden
stehen, prüft nochmals mit Tanninlösung, filtrirt, wäscht mit kaltem
Wasser, trocknet und bestimmt den N-Gebalt in diesem Niederschlag.
Derselbe stimmt mit dem N-Gehalt der eingetrockneten Milch über-
ein. Die zahlreichen Belege siehe im Original. — Im Ganzen sind
bei dieser Arbeit 9 Faralielbestimmungen des N-Gehaltes als Ammo-
niak und als Gas (nach Dumas) gemacht, regelmässig ergab sieb
bei der ersten Methode ein erhebliches Deficit, entsprechend den
Angaben von Seegen und Nowak. U. S&lkowaki.
G. Leopardi, Stadl ed osservazioni intorno di malati nella
clinica medica di Firenze, i 1875. (Esautemi. s. 162—248).
1) Morbilli. Hervorzuheben ist ein Fall von Masernrecidiv.
Ein 14jähriger Patient zeigte normale Masern, welche am 8. Tage
ab blassten; auch sank die Temperatur auf 37 und hielt sich auf
dieser Höhe bis zum Morgen des 16. Tages. Dann stieg die Tem-
peratur auf 40, Husten trat auf und am 19. Tage der Krankheit
überzog sich der Körper mit einem neuen confiuirenden Masern-
exauthem, welches bald in kleienförmige Abschuppung, wie das erste,
überging. Am 24. Tage der Krankheit verliess Pat. das Spital ganz
gesund.
2) Blattern. Die Incubation konnte in einigen Fällen auf
12 Tage festgasteilt werden. — In einem Falle fand sich, nachdem
die Abschuppung im Gange war, am 19. Tage der Erkrankung
Husten, Schnupfen und Temperatursteigerung ein und nach 3 Tagen
zeigte sich eine Maserneruption.
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Luanaioa, Biitylobloral.
381
3) Erysipel. Vf. betrachtet die Krankheit als eine Allge-
meinaffection des Körpers, welche den exanthematischen Krankheiten
verwandt ist. Die Fälle bieten nichts Besonderes, ebenso wie die
Beobachtungen über 4) Scharlach.
5) Miliaria. Vf. tritt für die Sonderexistenz dieser Krankheit
mit vollster Sicherheit ein und betont besonders den scharf begrenzten
Distriet ihres Auftretens in Frankreich, Nord und Mittelitalien und
dem südwestlichen Deutschland. Fr hält die Contagiosität derselben
und das epidemische Auftreten besonders im Frühjahr und Sommer
für erwieseu. Er beobachtete im letzten Lustrum 3 Fälle und be-
stätigt die allgemeine Ansicht der florentinischen Aerzte, dass die
Miliaria in Florenz in den letzten 10 — 12 Jahren selten geworden
ist. O. Simon
0. Liebreich, Heber das Butylchloral (früher als Crotoncbloral
bezeichnet). Deutsche med. Wochenscbr. 1877. No. 1.
Durch die Arbeiten von Krames und Pinne« ist erwiesen,
dass der früher als Crotoncbloral bezeichnet«.- Körper vielmehr als
das um 2 H reichere Butylchloral aufzufassen ist. Nach der be-
kannten Hypothese des Vf. würde diese Substanz in Berührung mit
den alkalischen Körpeiflüssigkeiten sich in folgender Weise urnsetzen:
C4H6C1,0 + 2 NaHO = NaCI + CO.HNa + C9H4CI,.
Die zunächst an Kaninchen studirte Wirkung prägt sich be-
sonders aus in einer Anästhesie des Kopfes; erst später erlischt auch
am übrigen Körper die Reflexerregbarkeit ; die Rcspirationsfrequenz
nimmt ab, ebenso die Pulszahl, doch beginnt jene Verminderung
zuerst und schliesslich steht die Athmung still, während das Herz
noch wenige Minuten weiter schlägt. Bei der Section findet man
die Lungen, den rechten Ventrikel und die Vorhöfe mit Blut über-
füllt, den linken Ventrikel dagegegen fast leer. Durch künstliche
Respiration kann man die Thiero bei sonst tödtlicher Butylchloral-
gabe (3 gm. einem Kaninchen innerlich) am Leben erhalten. In
dem als Paradigma mitgetheilten Versuch genügte eine 2%stündige
künstliche Respiration, um jede Gelähr zu beseitigen. Vf. fügt eine
schematische Zeichnung vom Ceutralnerveusystem und Herzen bei,
um die verschiedenen Angriffspunkte des Chlorais und des Butyl-
chlorals besser zu versinnlichen. Wurde das centrale Vagusende
emes mit Butylchloral Vergifteten, bereits respirationslosen Kaninchens
gereizt, so contrahirte sich das Zwerchfell nicht (Reizung des Phre-
nicus batte sofort Erfolg) während Vf. bei sonstiger tiefer Narcose
auf diesen Versuch stets einen positiven Erfolg anftreten sah. Die
Dauer der einzelnen Stadien der Butylchloralwirkung beträgt etwa
% von der beim Chloral beobachteten.
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382
Bimm. d* Giovzxxi.
Ueber die Wirkung auf den Menschen werden folgende Ver-
suche mitgetheilt:
Ein 4%jühriges Kind erhält, nachdem schon früher kleinere
Dosen erprobt waren, 2,5 gm. Butylebloral in Zuckerwasser. Bald
wird es vom Schlafe übermannt, kann zwar durch Kneifen oder
Stechen der Arme leicht geweckt werden, verfällt dann aber bald
wieder in Schlaf. Reizung der Cornea dagegen hat keinen Erfolg;
sie scheint ganz anästhetisch zu sein. Selbst wenn das Kind aus
dem Schlaf geweckt wird, zeigt sich die Cornea zunächst noch un-
empfindlich. Dagegen ist die Nasenscbleimhaut noch sensibel.
Bei Geisteskranken beobachtete Vf. nach 5 gm. Schlaf mit
Anästhesie, während die Patt, auf dem Stuhl sitzen blieben, so gut
war ihre Sensibilität und Reflexerregbarkeit sonst erhalten. Wider
Erwarten hat das Mittel, wenigstens nach den bisherigen Erfah-
rungen, beim Tic douloureux nur geringe Wirkung, indem es Dur
eine kurz dauernde Linderung der Schmerzen herbeiführt.
Als Verordnungsmodus empfiehlt L. Butyl. Chlor. Hydr. 6—10,
Glycerin 20, Aq. 130, wovon alle 5 Minuten 1 Esslöffel, wo möglich
nach der Mahlzeit. Reichlich Nacbjrinken. — Soll es zugleich als
als Hypnoticura dienen, so müssen 2 — 3 gm. verbraucht werden.
Schiffer.
Th. Eimer, Ueber amöboide Bewegungen des Kernkörperchens.
Arcb. f. micr. AnaL XI. S. 325.
E. beobachtete an den in indifferenten Flüssigkeiten untersuchten Keimdeeken
der Eier vom Wel« nnd Karpfen eigentümliche Bewegangserecheinungen. An
einem der 0,034 mm. groeeen Keimdecke erschien tu nächst eine uhrglasähnliche Er-
hebung. welche sich langsam zu einer bedeutenden zuletzt zipfelartig sich aoszie-
lienden Hervorragung vergrüsserte, wieder verkleinerte nnd verschwand. Dafär
trat an eiuer anderen Stelle des Keimäecks eine ähnliche Erhebung auf; andere
Male waren ihrer 3 nnd 4 gleichzeitig vorhanden, erscheinend nnd schwindend ioi
langsamen Wechsel. Zuweilen zeigten diese Erhebungen ein etwas helleres An!
sehen als die Hauptmasse des Keimdecks, wie wenn sie in Betiebnng auf die stoff-
liche Zusammensetzung von dieser verschieden wären, ähnlich den Fortsätsen von
Amöben oder jenen der farblosen Blutkörperchen.
In Folge des Andrsten« dieser Fortsätze an verschiedenen Stellen der Kngel-
oberääi-he beobachtete E. zuweilen Lageveräoderungen des ganzen Keimdecks nnd
teilweise Drehungen desselben, eine Wirkung der Störnug der Gleichgewichtslage
des in der düseigeu Masse des Keimbläschens schwebenden Körperchens.
Bott (Rom).
A. de Giovanni, Fatti concernenti la contrattilita dei vasi
capiilari sangnigni. La Bivisu clin. 1875. M«rzo.
In Folge von Beobacbtangen an CapillargefUssen, welche innerhalb «inet
entzündeten Bezirks liegen und bei denen er Ansstälpungen und Einziehungen ihrer
Wände zu beobachten Gelegenheit batte, kommt Vf. za dem Schluss, dass die Blut -
gefässcapillaren contractil sind, dass die Blutgefässcapillaren coutractil sind, dass
diese Contractil ität auf die Sarcodesnbstanz der die Capillaren zusaramensetzendeu
Wandungen zu beziehen sei, dass diese Coutractilität endlich des physiologischen
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Pmr.sit. Fabkr. Kbabia.
383
Gesetzen, welche die Zusammenziehungen der mit Muskelgewebe versehenen Ge-
ftase regelt, nicht unterworfen ist. Diese ContractilitHt der Capillaren ist G. ge-
neigt als ein pathologisches Phänomen aufzufassen. oder wenigstens als ein solches,
welches nur denjenigen Capiilaren znkommt, welche im embryonalen Entwicklungs-
sustaud oder unter pathologischen Verhältnissen (Eutzünduug) sich befinden.
Bernhardt.
D. Finkler, Ueber verschiedene Pepsinwirkungen. Pflüorb’s
Arcb. XI. S. 372.
Vf. beobachtete, dass bei der Verdauung von coagnlirtem Hfihnereiweiss mit
käuflichem Pepsin sich stets Syntonin (Mkissneb’s Parapepton) bildete und persi-
stirte, auch wenn die Digestion noch so lauge fortgesetzt wurde. Dos ausge-
waschene Syntonin löste sich bei erneuerter Digestion mit käuflichem Pepsin und
Salzsäure nicht auf. Dagegen war die Syntoninbildung nur vorübergehend, als die
VerdauungsflQssigkeit aus frischem Schweiuemsgen hergestellt wurde. Sobald alles
gelöst war, fand sich kein Syntonin mehr. (Das käufliche Pepsin ist offenbar völlig
unwirksam gewesen — es hat sich dabei nnr am die Salesanrewirkong gebandelt.
Ref.). E. Salkowski.
J. Faber, Die Embolie der Art. moscnteriaca superior. Deuuch.
Arch f. klin. Med. XVI. S. 527.
Ausser einer Tabelle, in welcher die bisher in der Literatur bekannt gewor-
denen Fälle von Embolie der Art. mesenteriaca sup. nach den von Gkbhardt und
Krssuacr. für ihre Diagnose angegebenen Gesichtspunkten znsammengestellt sind,
theilt F. 4 neue Fälle mit, bei denen jedesmal grössere Darmabscbuitte infarcirt
gefunden wurden Meist waren gleichzeitig auch Embolien anderer Arterien vor*
baudeu; der vierte, auch klinisch genau beobachtete Fall hatte intra vitara keine
sicheren Anhaltspunkte für die Diagnose der Embolie dargeboten.
Ueber das Zustandekommen der Infarcirung spricht sieb F. für die Cohm-
BKiM'sche Theorie der rückläufigen Venenstauung aus, und führt au, dass eine Ver-
stopfung des Hauptstammes der Art. mest sup. immer eine solche herbeiführe, da
diese Art insofern einer Endarterie gleicbstche, als ihre Anastomose» mit der weit
kleineren Art mest. inf. niemals zur Herstellung eines CollateralkreiMlaufes aus-
reichten. Die Anschoppung der V. mes. in dem Bezirk der verlegten Art. findet von
der Pfortader aus statt, und je höher der Druck in dieser ist, um so ausgiebiger
siod die Darmblutungen. Zum Beweise wurde einem Kaninchen die Art mest. sup.
dicht an der Abgaugsstelle aus der Aorta unterbunden, es trat massige Darrohlutug
ein; einem zweiten Kauinchen wurde ausser der Art mest. sup. noch ein Pfort
Äderast unterbunden, und so dt*r Druck iu dom frei bloibenden Pfortadergebiet er-
höht; das Thier starb iu kürzerer Zeit als das erste, dennoch war die Infarrtbildung
weit erheblicher, als bei jenem. Qrawltx.
Kraska, (Aus der Klinik des Herrn FroF. Volkmau» iu Halle).
Versuche iuit Benzoeverbänden. L>eut«cb« med. Wochei.achr. 187«.
No. io.
Die Benzoesäure wurde nach Analogie der Salicylstturepräparate in der Form
imprägnirter Jute und Watte, letztere io einem 4- und einem lOprocentigem Prä-
parate. zur Anwendung gezogeu. Die damit behandelten ca. 80 Wunden waren
durchweg leichterer Natur. Irgend welche Keaction trat in keiu^m Falle ein, acci-
dentelle Wundkrankheiten wurden nicht beobachtot Die Verbände wurden durch-
schnittlich nur alle 8 Tage gewechselt. Es fand sich stets ein ziemlich erheblicher
Geruch nach faulem Käse, meistens Eiterung und üppige Bacterienvegetationcn,
doch standen letztere durchaus nicht im gradeu Verhältnis« zur Intensität des Ge
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384 TmauLicit. Rösser Rinqbr & Mobibll.
raches und »ur Deutlichkeit der Ammoniakreaction io der Nähe der Wunde.
Kür leichtere Wunden glaubt demnach Vf. den Benzoeverbaud wegen eeioer
keit und Bequemlichkeit empfehlen zu können. E. Küster.
8. Treulich, Pyo-Pneumothorax ex ulcere ocsophagi. Prager
VierteljahrsHchr. CXXIX. 8. 132.
Ein 40jKhriger Arbeiter, geständiger Potator, klagte über Magcnschmersen^
Appetitmaugel und Erbrechen nach jeder Mahlzeit. Die Erscheinungen sollten vor
6 Tagen aufgetreten sein und wurden auf den Genuss eines harten Fleisebstücket
zurückgeführt, welches unverdaut im Mageu liegen geblieben sein sollte. Das Er*
brechen dauerte im Kraukenbause fort. Mau soudirte den Patienten und fand io
der Speiseröhre kein Hindernis», doch erbrach der Kranke darauf ein grosses
Fleiscbstück, welches 2 Zoll lang und % Zoll breit war- Bald bildeten sich die
Zeichen eines rechtsseitigen Pyopneumothorax, und der Pat. ging am 17. Krank-
heitstage zu Gruude. Die Section ergab einen Substanzverlust in der rechten
Oesophaguswand, welche 2 Zoll oberhalb der Cardia lag uud in die rechte Pleara-
hohle hineinführte. Vf. deutet den Fall in der Art, dass das Fleiscbstück zu einer
Entzündung, daun zu einer (Jlceration und diese wiederum zu eiuer Communioation
zwiscbeu Pleurahöhle und Oesophagus geführt habe (?). Elehhorst
B. Bonner, Beiträge zur Lehre vom Morbus llasedowll. Di»..
Breslau. 1875.
Unter den 6 vom Vf. sehr ausführlich mitgetbeilten Krankengeschichten
zeichnen sich 2 dadurch besonders aus (beide betreffeu Frauen), dass den eigent-
lichen Erscheinungen der oben genannten Krankheit längere Zeit die deutlichsten
Symph me einer Erkraukuug sympathischer Nervenbahnen voraufgingen, nämlich
Hemikranie und eine Neuralgia mesenterica oder Euteralgia (parozysmenartig auf-
tretende SchmerzaufKIle im Unterleib mit copiöseu Durchfällen einhergehend uud
plötzlich ungetrübtem Wohlsein Platz machend). Bei der oineu Kranken wurde
noch diitteus eine typisch (wie eine lutermitten») auftretende Urticaria beobachtet
Alle diese Symptome deuten nach den heutigen Anschauungen auf eine Erkrankung
des Sympathicus mit Entschiedenheit hin. Eine dritte Beobachtung ist dadurch
interessant, dass ein ausgesprochener Fall dieser Krankheit sich auf therapeutische
Maassuahmen wesentlich besserte and somit zu grösserer Vorsicht bei der Bear*
theiluug des Effects therapeutischer Maassregeln bei dieser Affectiou auffordert.
Bernhardt.
8. Ringer and W. Murrell , On üelseraium semperrirens. L.nct,
1875. II. No. 26.
Vff. »teilten ihre Versuche über die Wirkung dieses jetzt in Amerika so viel*
fach angewendeten Präparats au Fröschen au nud benutzteu zuerst einen wässerig*
spirituoseu Extract, später das vou M. Gkhuad dargestellte Alkaloid. Unter dem
Einfluss des Giftes verlieren die Frösche ihre reflectorische und willkürliche Erreg-
barkeit und erscheinen völlig gelähmt. Bei kleiner Dosis (6— 10 Tropfen des Ex-
tractes) können sie sich uacb mehreren Tagen wieder erholen, grössere Gaben sind
tödtlicb. Die Muskeln und motorischen Nerven bewahren ihre Erregbarkeit; die
Lähmung hat also ihren Sitz itn CentraJnervensystem. Schiffer.
Eilsendungen für da» Central blatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Benztor,
Berlin, (N.) Krausnickstraase X4, und Professor Roseuthel, Erlangen, oder (unter Belsehlus«) so
die Verlagshandluag, Berlin (N.-W.). unter den Linden 68, adressiren.
Verlag von August Hlrsohwald ln Berlin. — Druck von EL &. Hermann ln Berlin.
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Wöehonlllch «rache ln«n
I— SR offen; am Schlage
de« Jahrgang« TiUl, Na-
men- nnd S«ehr«gUter
Centralblatt
flir die
Prall de« Jabrfangea
90 Mark; au belieben
durch aUaBuchhaadiun-
gen and Poetanatallaa.
medizinischen Wissenschaften.
Dr. J, Bosenthal,
Professor In Erlangen.
Redigirt von
and
Dr. H. Senator,
Profswor in Berlin.
1876.
97. Mal.
No. 22.
Inhalt« Bkrnstkik, anlomatiscbe Erregung im Froschber.en (Orig.-Mittb.). —
SoTiSiOBt, Kei.ung und Exstirpation des Kleinbirus (Orig.-Mittb.). — Salo-
xon, Traubenzucker im Alcobol (Orig.-Mittb.). —
Skchu», Flimmerepitbel der Bauchhöhle beim Frosch. — EziskaRR, Wasser-
vardunstuog von der Haut — LccH.iuoRg, Glycogenbildnog io der Leber. —
S cn o ls. Eudotbelcarcinom. — oa Vincbntics, Chalaiion. — Löri. Stenosen
de» Larynx und der Trecbes. — Ewald, Operation pteuritUcher Exsudate. —
Erb, Lähmungen des Plexus brachiali». — Vajda, breite Condylome. —
Hess iso, Veränderungen im Centraluerveusystem bei abnormen ßildonga Vor-
gängen im Ei. — Löwit, Nerven der glatten Mnsculatnr. — PüTZRra, Abio-
geoese. — Külz, Voorl's Methode, im Harn Uallenaiture naehtuweisen. —
Cikbsy, zur Tbyrolomie. — Gbisslrr, Erbliudung bei Hydrocephaius. — ■
Matrr, Fremdkörper im Oesophagus. — Di ab asto pu los, Nephritis suppurativa.
— Stillkb, Melanurie als Krebssymptom. — Bidr, perniciose Intermittens. —
Pimard, Conlraindicationen der Wenduug. — Mills, oxal.aures Cerium. —
Mali na, Erkennung von Blutflecken.— Druckfehler.
Heber den Sitz der automatischen Erregung Im Frosehherzen.
Von i. Bernstein in Halle a./S.
Aus den Versuchen von Stannius, Biddeb, v. Bezold, Goltz
u. A. über die Pulsationen des Ftoschherzens hat sich die ziemlich
allgemeine Ueberzeugung Bahn gebrochen, dass die automatischen
Apparate desselben vorzugsweise in dem Hohlvenensinus gelegen
sind und dass von hier aus die nach der Herzspitze hin ablaui'ende
Contractionswelle eingeleitet werde.
Weniger Uebcrein.stimmung herrscht über die Function der in
den Vorhöfen und in dem Septum derselben mit den Vagusenden
zusammenhängenden nervösen Organe, die wir deshalb ausser Be-
tracht lassen wollen. Dagegen ist wiederum allgemein anerkannt
worden, dass in dem Ventrikel unterhalb der Atroventricularganglien
keine automatischen Apparate vorhanden sind, weil ein abgetrenntes
Stück desselben ohne einen nachweisbaren von Aussen her einwir-
kenden Reiz pulslos verharrt.
Demgegenüber wird in einer Arbeit aus dem physiologischen
XIV. Jahrgang. 26
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386
BtaiiSTCiN, automatische Erregung im Froschherzen.
Institut zu Leipzig*) „Lieber die chemischen Bedingungen für die
Entstehung des Herzschlages“ der Satz aufgestellt, „dass iui Be-
reich der Herzspitze ebenso gut wie in dem des Vor-
hofes und der unmittelbar an der Querfurche gelegenen
Kammertheiie automatische Erreger des Herzschlages
enthalten sind“.
Dieser Satz stützt sich auf die Beobachtung, dass die sogen.
Herzspitze (d. h. mindestens die untere Kammerhälfte) nicht immer
pulslos bleibt, sondern häufig kürzere und längere Zeit hindurch
pulsirt, wenn man Kanincbenblutserum oder bluthaltige 0,6pctige
CINa-Lösung hindurchleitet. Sehr oft aber vergebt bis zum Beginne
der Wirkung längere Zeit von 10 Minuten bis 1 Stunde.
Um zu entscheiden, ob im lebenden Organismus innerhalb der
Herzkammer automatische Erregung eine Rolle spielt, habe ich zu
ermitteln gesucht, ob unter möglichst normalen physiologischen Er-
nährungsbedingungen eine spontane Thatigkeit dieses Organes zu
Stande kommt. Es wird zu diesem Zwecke an einem lebenden
Frosche das Herz in bekannter Weise freigelegt und nun mit den
schmalen Branchen einer feinen Pincette die Kammer ungefähr in
ihrer Mitte so stark gequetscht, dass die Continuität des lebenden
Gewebes mit der Herzspitze dadurch ganz aufgehoben wird**). Nach
Aufhebung der Compression füllt sich die Herzspitze prall mit Blut
an und verharrt in Ruhe, während die obere Kammerhälfte fort-
pulsirt. Durch die ganz regelmässig erfolgenden Pulsationen aller
Herztheile oberhalb der Compression wird der Kreislauf des Blutes
im Körper, wie die Beobachtung des Capillarkreislaufes zeigt, in
hinreichendem Maasse unterhalten. Der Ventrikel füllt sich bei
jeder Pulsation mit einer genügenden Menge sauerstoffreichen Blutes
an und entleert eine gleiche Menge desselben in die Aorta. Iu
seiner Hoble findet eine dauernde Vermischung frischen und alten
Blutes statt, so dass die Herzspitze fortwährend frische Blutzufubr
empfängt. Trotzdem verharrt sie in Rübe und zeigt nur kleine
passive Bewegungen, namentlich eine geringe elastische Ausdehnung
bei der Systole der Kammerbasis. Reizt man die Oberfläche der
Herzspitze durch sanftes Streichen, so zieht sie sich energisch zu-
sammen und entleert ihren ganzen Inhalt, um sich mit neuem Blute
zu füllen. Aber auch diese frische Füllung übt gar keine erregende
Wirkung aus, vielmehr kann selbst bei stundenlanger Beobachtung
keine Spur einer Contraction wahrgenommen werden. Auch habe
*) Aus den Bericht der K. sächs. Ges. d. Wiss. 14. Nov. 1875, von Dr. Mn
boiowicz, vorgelegt von C. Ludwig.
**) Mid k«DD hierzu auch 2 der LäDge nach fest zusammengebundeue Strick-
nadeln verwenden, die man über den V'entrikel schiebt und fest zusammenpresst.
Eine Ligatur lässt sich nicht verwenden, da sie den Muskel durchschneidet
Digitized by
Nothsaqzl, Reitling und Exstirpation des Kleinhirns.
387
icb im Verlauf von 1 — 2 Tagen keinen Wiederbeginn der Pulsationen
beobachten können.
Man wird zugestehen, dass es für die Ernährung des Herzens
keine angemessenere Flüssigkeit gebeu kann, als das unveränderte
normale Froschblut, welches diese Function bei Weitem besser er-
füllen muss als Kaninchenblut oder dessen Bestaudtheile, man wird
ferner zugeben, dass normale, wenn auch etwas geschwächte Circu-
lation des Blutes eine bei Weitem bessere Bedingung für die Herz-
thätigkeit ist, als jede künstliche Durcl.leitung von Flüssigkeit oder
Füllung des Herzens, und dennoch übt das normale Froschblut in
v keiner Weise einen erregenden Einfluss auf die Herzkammer aus.
Ich glaube daher dem obigen tSatze gegenüber es fesstellen zu
müssen, dass unter normalen physiologischen Bedingungen
in der Herzkammer des Frosches keine automatische
Erregung stattfindet.
Die Pulsationen der Herzkammer, welche durch den Zufluss
von defibrinirtem Kaninchenblut Auftreten, dürfen ebenso wenig als
automatische betrachtet werden, als diejenigen, welche unter der
Einwirkung irgendwelcher chemischer Reize, wie verdünnter Säuren
und concentrirterer Salzlösungen u. s. w. entstehen, oder wie die-
jenigen, welche durch die Zuleitung eines constanten Stromes her-
vorgerufen werdeu. In beiden Fällen wirken continuirlich auslösende
Kräfte auf gewisse motorische Apparate des Herzmuskels ein und
erzeugen in ihm ein intermittirendes Freiwerden von Spannkraft.
Man darf daher nur behaupten, dass das deiibrinirte Kaninchenblut
resp. Säugethierblut ein chemischer Reiz für den Herzmuskel des
Frosches ist, während es zugleich die Eigenschaft besitzt, ihm Er-
nährungsmaterial zuzuführen. Letzteres erscheint keineswegs wunder-
bar, ersteres aber kann die ihm zugetheilte physiologische Bedeutung
nicht beanspruchen, wenn wir sehen, dass das normale Froschblut
jeder erregenden Eigenschaft auf die Herzkammer ermangelt*).
Zur Physiologie des Cerebellum.
Vorläufig« Mittheilung von l’rof. 11. \ othnilfrel in Jena.
Aus einer experimentellen Untersuchungsreihe über das Klein-
hirn des Kaninchens theile icb vorläufig folgende Ergebnisse mit:
1) Das Cerebellum ist mechanisch, durch minimale Nadelstiche,
erregbar.
*) Der Versuch des Herrn B. ist offenbar eine interessante Modifieatiou eines
ähnlichen Versuchs von Goltz (Unterbindung nnd Wiederlosung der Ligatur an der
Vorbof-Ventrikelgrenze), welchen icb in meiner Schrift: Bemerkungen über die
Thätigkeit der automatischen Nervenceutra 8. 24 augeführt und zu der gleicheu
Schlussfolgerung beautit habe. J. Rosenthal.
2&*
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388
Silohok, Traubenzucker im Alkohol.
2) Die betreffenden motorischen Erscheinungen können von
verschiedenen Stellen der Hemisphären und des Wurmes ausgelöst
werden; es ist dabei nicht erforderlich, dass die tieferen der Ein-
strahlung der Schenkel benachbarten Partieen durch den mechani-
schen Reiz getroffen werden.
3) Mechanische Reizung einer Hemisphäre des Cerebellum
ruft motorische Reizungserscheiuungcn erst auf derselben, dann auf
der anderen Körperseite hervor; dasselbe bewirkt die Verletzung
einer Seite des Wurmes. Reizung des Wurmes in der Mittellinie
producirt gleichzeitige doppelseitige motorische Phänomene.
4) Man kann a) eine Hemisphäre zum grössten Theil, oder
b) zwei Hemisphären zum grössten Theil, d. h. mit Ausnahme der
unmittelbaren Schenkeleinstrahlung, oder c) den ganzen vorderen
(frontalwarts) und oberen (dorsalwärts) Theil des Wurmes zerstören,
und das Tbier verräth tagelang hinterher nichts davon.
5) Zerstörung einer bestimmten Partie des Wurmes dagegen
erzeugt ausgeprägte motorische dauernde Störungen, die mit den von
Flodkens geschilderten übereinstimmen.
Die ausführliche Mittheilung wird demnächst erfolgen.
Uber das Vorkommen von Traubenzucker in den Rückständen
käuflicher Alkohole.
Von Dr< Georg Sulomon, Assistent der med. Klinik ca Berlin.
Bei Untersuchungen, welche auf den Nachweis von Zucker in
thierischen Flüssigkeiten und Geweben gerichtet waren, bin ich be-
reits vor längerer Zeit auf das Vorkommen von Kupferoxyd reduci-
renden Substanzen in Alkoholrückständen aufmerksam geworden.
Ich habe mich im Lauf der Zeit überzeugt, dass die fragliche
Verunreinigung eine keineswegs selteue ist. Man findet sie in den
Alkoholen der renommirtesten Fabrikeu (Kahlbaum, Gilka, Scueking)
und zwar, wie icb ausdrücklich bervorheben muss, in den besten
Sorten, die bei einem specitischen Gewicht von 92 — 95 % wasser-
belle Beschaffenheit und vollkommen reinen Geruch zeigen, zuweilen
sogar im absoluten Alkohol. Von 7500 Ccm. eines von Gilka bezogenen
anscheinend reinen Alkohols hinterblieb nach dem Destilliren ein
gelblicher syrupüser Rückstand von süssem Geschmack. Geringe
Mengen des Residuums ergaben, in Wasser gelöst, bei Anstellung
der TKOMMEB'schen Probe einen eiemlich erheblichen Niederschlag
von pulverigem rothen Kupferoxydul. Im Polarisationsapparat zeigte
die durch einen Tropfen Bleiessig entfärbte Lösung des Rückstandes
eine starke Recbtsdrebung (5,9 bei 17 Ccm. Flüssigkeit); die Gäh-
rungsprobe gelang sehr gut. Es war also in dem Alkohol Trauben-
zucker enthalten; die Gesammtmenge betrug der optischen Unter-
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NKruAim, Flimmerepitbel der Bauchhöhle beim Froseh.
389
Rucbang zufolge ca. 1 Grm., d. h. 0,13 Gmi. im Liter. Die Quelle
des Zuckers haben wir vermutblich in den zum Transport benutzten
hölzernen Fässern zu suchen, unter denen nach von mir eingezogenen
Erkundigungen manche früher zur Aufbewahrung von Liquauren
verwendete sieb befinden.
Die Kenntniss dieser Verunreinigung möchte gerade für die
medicinischen Chemiker deswegen nicht ohne Wichtigkeit sein, weil
sie den Alkohol als Hilfsmittel bei der Untersuchung von eiweiss-
haltigen Flüssigkeiten auf Zucker besonders häufig anzuwenden
pflegen. Ein Procentgebalt des Alkohols an Zucker wie der oben
erwähnte kann in solchen Fällen sehr wohl ein positives Resultat
Vortäuschen, wo in Wahrheit kein Zucker vorhanden ist. Nur durch
vorheriges Abdestilliren des Alkohols wären Irrthümer mit Sicherheit
zu vermeiden.
Meine Beobachtungen haben in Folge mündlicher Mittheilung
in dem Aufsatzo eines befreundeten Collegen*) kurze Erwähnung ge-
funden und sind von da aus in einige andere Arbeiten übergangen.
E. Neumanu, Die Beziehungen des Fliiumerepithels der Bauch-
höhle zum Eileiterepitbel beim Frosche. Anhang: Die
Drüsen der Froscheileiter (nach in Gemeinschaft mit H.
Grnnau Angestellten Untersuchungen). Arcb. f. mier. Anat xi.
8. 854.
Die bekannten kleinen dimmerepithelialen Inseln, welche sieb
auf dem Peritoneum des weiblichen Frosches vorfinden, haben neuer-
dings für die Lehre von den Epithelien und Endothelien eine sehr
principielle Wichtigkeit erlangt. Sie mussten als ein schwer zu deu-
tender Widerspruch gegen die von HlS vorgenommene Trennung
der Epithelien und Endothelien gelten, bis Waldeyer (Cbl. 170,
214) sie als eine dächcuhafte Fortsetzung der Genitalschleimhaut in
die Bauchhöhle auffasste und ihnen so einen mit dem echten Epithel
des Genitalapparates gemeinsamen Ursprung vindicirte — eine An-
schauung, welcher auch Rollett sich anschloss (Cbl. 1871, No. 20).
Gegen diese Vorstellung Waldeyer’s erhebt N. verschiedene
Einwände. Er liefert zunächst eine genaue Topographie des
Flimmerepithels in der Bauchhöhle weiblicher Frösche, aus welcher
hervorzuheben ist, dass auch die Leber eine fast vollständige
Flimmerdecke trägt, ein Umstand, der den bisherigen Untersuchern
entgangen war. Die Angabe Waldeyer’s, dass die Flimmerzellen
dem bindegewebigen Peritonealendothel aufgelagert seien, ist nicht
richtig: vielmehr steheD die Flimmerepitbelien vollkommen in Reih
*) Dr. K. Fleisches, Uslar den Einfluss der Balierlsäure auf den Harn ete.
Berlin, klin. Wocbeasobr. 1876. No. 39 u. 40.
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390
Ebisium, WasscrrerdtinAtung von der Haut.
r*m
und Glied mit deu flimmerlosen EDdothelien: nichts weist darauf
hin, dass die einen eine der anderen verschiedene Entwickelung
haben sollten.
In der That ergiebt das Studium der Entwickelung folgende
Resultate. Bei weiblichen Fröschen werden Bauchhöhle und Tuben-
aulagen ursprünglich von einem kurzcy lindrischen Epithel ausge-
kleidet. Dieses ursprünglich gleichartige Epithel nimmt dann in den
Tuben und in der Bauchhöhle verschiedene Formen an: in der Tube
gewinnt es den Character eines echten Schleimhautepithels und wird
theilweise flimmernd; in der Bauchhöhle flacht es sich ab und ge-
staltet sich zu einer platten endothelialen Zellenschicht. Bei jungen
weiblichen Fröschen sind in der Bauchhöhle nur diese abge-
platteten Endothclien vorhanden: erst zur Zeit der Ge-
schlechtsreife nehmen diese Endothelien eine mit dem Epithel
des vordersten Tubenabschnittos übereinstimmende Beschaffenheit an
und werden zu Flimmerzellen.
Auf Grund dieser Ausführungen leugnet N., dass in der Bauch-
höhle der Frösche ein wirklicher histiogenetischer Gegengensatz
zwischen Flimmerepithel und Endothel existirt. Er wendet sich
dann mit einigen Bemerkungen gegen den von HlS aufgestellten princi-
pielleu Gegensatz zwischen Epitbeiien und Endothelien, und würde
es vorziehen, mit Ranvier (<Jbl. 1871, 496) als Endothelien einfach
alle platten einschichtigen Zeillagen zu bezeichnen, an welchem Orte
des Körpers sie sich auch finden mögen und welches auch ihr Ur-
sprung sei.
In einem besonderen Anhänge behandelt N. die Drüsen der
Froscheileiter, deren mächtige scbleimbereitende Zellen er als Becher-
zellen auffasst. Boll (Rom).
F. Erismauu, Zur Physiologie der Wasserverdunstung von
der Haut. Zeitaobr. f. Uiol. XI, S. 1,
Vf. bat sich die Aufgabe gestellt, zu entscheiden, ob die
Wasserverdunstung von der Haut ein rein physikalischer oder ein
physiologischer Vorgang sei. Seine Versuchsresultate sprechen zu
Gunsten der letzteren Anschauung. E. studirte zunächst die Ver-
dunstung von der Oberfläche der todten Haut. Eine hufeisen-
förmig gebogene lange Trichterröhre, deren dünnes Ende das mit
dem Trichter versehene Ende weit überragte, wurde mit Wasser bis
zum Niveau der Trichteröffnung gefüllt und dann das zu unter-
suchende Hautstück über dem Trichter in der Weise festgebuuden,
dass die Epidermis nach oben, das Coriurn aber der Wasserfläche
zugekehrt war. Das dünne Ende wurde hierauf mit Kork ver-
schlossen und das Ganze zu Beginn und zu Ende der Versuchszeit
genau gewogen; die Differenz dieser Gewichte ergab die Ver-
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EgitniBR, Wa&serverdcmatung von der Hast.
391
dunstung. Auf die Grösse dieser zeigten sich von Einfluss: die
Körperstelle, der das Hautstück entnommen wurde, die Temperatur
und der Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Die Verdunstung von der
Haut der Fusssohle ist bei übrigens gleichen Umständen noch ein-
mal so stark als von der Haut des Bauches. Eine einfache Propor-
tionalität zwischen Temperaturhöbe und Wasserverdunstung existirt
nicht, sie nimmt mit der Temperatur progressiv zu; es hängt dies
wahrscheinlich mit der geringen relativen Feuchtigkeit der Luft bei
höherer Temperatur zusammen. Der Einfluss dieses Feucbtigkeits-
grades war überhaupt der bedeutendste von allen in Frage kommen-
den Potenzen. Vermehrte Ventilation und verstärkter Druck (her-
vorgerufen durch Injection in die Gefässe) zeigten sich wirkungslos.
— Bei einer gewissen Höhe des Wasserdruckes in der Röhre hob
sich die Epidermis bläschenförmig ab, wie schon Kraosk beobach-
tete; die Bläschen bilden sich immer zuerst um die Haarwurzeln
herum. — Der Widerstand, den das vou Epidermis entblösste Co-
rium dem Durchtritte des Wassers entgegensetzt, ist äusserst gering.
Versuche an ganzen Leichen angestellt bestätigten die an einzelnen
Hautstücken gemachten Beobachtungen. — An der Haut des lebenden
Körpers wurde mit Hilfe des kleinen Münchener Respirationsapparates
experimentirt; Versuchsobject war der Arm des Vf. Die relative
Feuchtigkeit der Luft zeigte sich wieder als der wichtigste äussere
Factor für die Wasserverdunstung von der Oberfläche des lebenden
Körpers; je trockener die Luft an und für sich ist, desto mehr
Wasser verdunstet. Höhere Temperatur begünstigt die Wasserver-
dunstung von der lebenden Haut; Verstärkung der Ventilation thut
dies in ganz auffallender Weise. Auch bei bekleidetem Arme waren
die Schwankungen in der Wasserabgabe sehr gross und von äusseren
Bedingungen in ähnlicher Weise abhängig wie beim nackten, je-
doch übt die Kleidung einen modificirenden Einfluss auf diese Be-
dingungen aus. Die Wasserverdunstung von der Oberfläche des
Körpers wird durch die Kleidung im Allgemeinen nicht gehemmt,
sondern eher etwas begünstigt, weil die Temperatur jener Luft,
welche die Haut unmittelbar berührt, höher ist als die Temperatur
der umgebenden, wodurch secundär jedenfalls auch die Temperatur
der Haut selbst etwas gesteigert wird. Die Vermehrung der Ver-
dunstung durch die Kleidung ist jedoch keine bedeutende, weil die
in der Zeiteinheit mit der Haut in unmittelbare Berührung kom-
mende Luftmenge vermindert und in Folge ihrer langsamen Bewe-
gung auch leichter mit Wasserdampf gesättigt wird. Stärkere
Füllung des Gefässsystems in Folge von Aufnahme einer grösseren
Menge heissen Getränks und des dadurch gesteigerten Blutdruckes
vermehrt die Wasserverdunstung von der Haut des lebenden Körpers
wesentlich. Arbeit vermehrt dieselbe auch bei Abwesenheit von
Schweiss nicht unerheblich. Vergleicht man die Verdunstungsgrössen
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392 iiiiCHiiioMi, Qlycogenbildnng in der Leber.
der todton und der lebenden Haut, 60 ergiebt sieb, dass die todte
höchstens V« — 7«, von dein Wasserdunstc liefert, der unter denselben
Umständen von der lebenden Uaut abgegeben wird. Auch uuter
den günstigsten Bedingungen bleibt die Wasserverdunstung von der
todten Haut weit hinter der Verdunstung von der lebenden zurück.
Auf dieses Resultat legt Vf. besonderes Gewicht und folgert daraus,
dass die vermehrte Verdunstung von der lebenden Haut ein Resultat
der Lcbensthätigkeit der Organe sei. Welchen Antheil die Epider-
miszcllen der Haut an der Wasserverdunstung nehmen, kann nach
E. noch nicht entschieden werden. Weitaus der grösste Theil des
durch die Haut abgegebenen Wasserdunstes soll den Schweissdrüsen
entstammen (Krause). Nimmt man ausserdem mit Reinhard an,
dass der Schweiss wenigstens zum grossen Theile von den Aus-
kleidungszellen der AusfUhrung8gänge aufgenommen wird, so würde
die verdunstende Oberfläche dadurch eine bedeutende Vergrösseruug
erfahren und dies würde es ermöglichen, dass unter günstigen Um-
ständen grosse Wassermengen ohne sichtbaren Schweisserguss von
der Hautoberfläcbe verdunsten. Die oben erwähnte reichliche Ver-
dunstung von der Fusssohio erklärt sieb leicht durch die grosse An-
zahl von Schweissdrüsen, die sich auf derselben vorfinden.
Möller (Erlangen).
B. Luchsinger, Experimentelle und kritische Beiträge zur
Physiologie und Pathologie des Glycogens. m»»ert zaricti. ms
8°. 93 Stil.
Die vorliegende Arbeit ist zum Theil eine Zusammenstellung
älterer eigener und fremder Beobachtungen, worüber auf Cbl. 1874,
153 etc. verwiesen wird. — Durch anhaltendes Hungern wird der
Glycogcngehalt der Leber auf ein Minimum reducirt, doch muss
nach Luchbinger die Hungerzeit bei Kaninchen mindestens 4 — 6 Tage
dauern. Bei einem kräftigen mit Kartoffeln und Weizen gut ge-
fütterten Kaninchen, das ab und zu noch Zuckerinjectionon erhalten
hatte, fand Vf. nach 2tägigem Hungern noch 0,513 Glycogeu. Vf.
bemängelt aus diesem Grunde auch die Versuche von Salomos, bei
denen die Hungerzeit nur 2H — 3 Tage betrug. (Dieser Einwurf
erscheint dem Ref. nicht gerechtfertigt. Nach zahlreichen Versuchen
erreicht der Glycogengehalt nach 2% — 3 Tagen Hunger niemals die
Zahl 0,15, sofern es sich um Kaninchen unter gewöhnlichen Ernäh-
rungsverbältnissen handelte). Aus der Leber von Hunden ver-
schwindet das Glycogeu erst nach 14 — 21tägigem Hungern. Sehr
reich an Glycogen ist, wie bekannt, die Leber der Winterfrösche.
L. fand Mitte November 0,32 und 0,27 gm., Ende December 0,19
und 0,22 gm.; es verschwindet hier erst gegen das Frühjahr. Aus
den Muskeln verschwindet das Glycogen schneller, wie aus der
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Scmti.z, Eadolhelciu-eiaora.
393
Leber; nach 2tägigetn Hungern ist es nicht mehr darin nachweisbar.
Dies Verhältnis gilt auch für Hunde, Katzen, Tauben und Frösche,
nur bei Hühnern verschwindet umgekehrt das Leberglycogen früher,
wie Wkisb beobachtet hat uud Vf. bestätigt. Nach Glycerinein-
spritzungen in den Magen findet sich auch in den Muskeln Glycogen,
wiewohl nicht constant; die Muskeln eines Hinterschenkels enthielten
0,26 gm. Auf Vorschlag von Hkkuank versuchte Vf. die Durch-
strömung der Leber eines Hungorhundes ausserhalb des Körpers
mit zuckerhaltigem Blut in der Hoffnung, dass sich auch unter
diesen Verhältnissen Glycogen bilden werde. Diese Bildung hatte
direct den Uebergaug von Zucker in das Anhydrid, das Glycogeu,
bewiesen. Die Versuche gelangen bis jetzt nicht io vollständig be-
weisender Form, iudessen kann man sie doch eher positiv wie
negativ nenneu. In einem Fall fand sich in der vorher voraussicht-
lich Glycogen-freien Leber nach der Durchströmung 0,327 Glycogen.
In einem anderen Fall wurde an einem Leberslück der Gehalt
vorher bestimmt; es fand sich vorher 0,6 pCt. Glycogen, nach der
Durchströmung 1,3 pCt. E. SalkowskL
R. Schulz, Das Endothelcarcinom. Arcb. a. Heiik. 1876. s. t.
Vf. vervollständigt mit der Aufstellung eines Endothelcarcinoms
die schon früher von ihm als Desmoidcarcinom (Cbl. 1874 Nr. 49)
beschriebene Gruppe krebsiger Neubildungen, welche sich gegenüber
den Epitbelkrebsen durch ihr Hervorgehen aus Geweben der Binde-
substanzen charakterisirt. ln drei Fällen fand S. die Geschwülste
in meist flächenartiger Ausbreitung von den Lymphgefissen der
Pleura (2 Fälle) und des Peritoneums (1 F.) ausgehend; der Bau
war ein alveolärer, der klinische Verlauf sprach für Krebs, in eiuem
Falle waren metastatische Geschwulstknoten in der Leber und den
Rückenmuskeln vorhanden. Histologisch unterscheiden sich diese,
in Form multipler Endotbelwucherungen in den Lymphbahnen ent-
stehenden Tumoren von Epithelcarcinomen, deren Zapfen sich in
Lymphgefässe vorschieben, dadurch, dass im letzteren Falle kein
Zusammenhang zwichen der ectasirten Lympbgefasswand und den
Zellen besteht, welche die Ausfüllungsmasse bilden, während im
ersteren die Wucherung und Schichtung des Wandungsendothels
die Stellung desselben, als Matrix der Inhaltszeiicn darthut. Als
Unterscheidungsmomente zwischen Endothelcarcinom and alveolärem
Sarkom betont S. das Gelasse tragende Stroma und den gefässlosen
Alveolen-Inhait der Krebse, gegenüber der gleichmässigen Gefäss-
vertheiinng auf die Alveolenzellen bei Sarkomen und zweitens den
innigen durch Fasern und Fortsätze vermittelten Zusammenhang
zwischen Sarkomzellen und Alveolenwand.
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394
ds VmcEHTtc«, Cbalaiion.
‘"1
Das Endothelcarcinom entsteht vorzugsweise, entsprechend der
reichlichen Verbreitung von Lymphgefässen, an Pleura, Peritoneum,
Arachnoidea, Dura, Lungen uud Haut. S. rechnet zu der von ihm
benannten Krebsform das Cylindroma Billroth’s, das Schleimcan-
croid Försteb’s, Cancroid mit hyaliner Degeneration Kösters, welche
die Neubildung in der hyalinen Degeneration ihrer Zellen beschrei-
ben, dann die plexiformen Angiome Waldeybb’s, welche sehr gefäss-
reiche Formen darstellen und eine grosse Zahl in der Literatur
bekannter einzelner Geschwulstfälle. Grawiu.
C. de Vincentics, Deila strnttura e genesi del calasion con
osservazioni sulla origine epitheliale delle cellule giganti.
Napoli 1876. 58 Stn.
Nach einer geschichtlichen Darstellung der Ansichten über das
Wesen des Chalazion beschreibt Verf. 11 Falle, von welchen 7 mit
dem entsprechenden Tbeil des Tarsus exstirpirt worden waren. Die
anatomischen Ergebnisse bestimmen Verf. das Chalazion als ein ein-
gekapseltes ßiesenzellen-Granulom anzusehen. Zunächst besteht das-
selbe aus einer peripheren fibrösen Kapsel und einer centralen
Granulationsmasse. Die Kapsel ist aus einer ausgedehnteren, den
grössten Tbeil der Geschwulst überziehenden Partie und aus einem
kleineren Theil zusammengesetzt, welche dem Tarsus selbst angehört.
Die erstere Partie, ungleich dick, enthält wenig elastische Fasern
und ist mehr oder weniger mit Zellen infiltrirt; in derselben befinden
sich manchmal Ueberbleibsel der MEiBOH’schen Drüsen mit oder ohne
fettigen Inhalt, und isolirte oder mit der grauen Centralmasse des
Tumors verbundene Zellennester. Verstärkt kann dieser Tbeil durch
Fasern des Muse, orbicularis werden, indem sie von fibrösen Binde-
geweben mit eingeschlossen werden. Der zweite oder tarsaie Theil
der Kapsel ist immer auch schon in einem sehr frühen Entwicklungs-
stadium in der Mitte verdünnt; bei weiterem Wacbsthum erscheint
diese Stelle gekrümmt und kann endlich perforirt werden. Das
Bindegewebe dieses Theiles der Kapsel zeigt zahlreiche Infiltrations-
heerde; die Ausführungsgänge der MEiBOü’schcn Drüsen erscheinen
nicht mehr geradlinig, die Follikel mit Sprossen versehen und manche
enthalten nebst Epithelzellen Riesenzellen. Die Follikel können auch
vollständig fehlen uud an ihrer Stelle sich mehr oder weniger
deutlich begrenzte Knoten finden, bestehend aus grossen epithel-
artigen Zellen und Riesenzellen , welche durch junges Bindegewebe
getrennt siud. Die graue Granulationsmasse erscheint im Centrum
gleichmässig, peripher in mehrere Knötchen durch Bindege webs-
septa getheilt. Es finden sich hier meisteutbeils runde Zellen mit
spärlichem Protoplasma und grossem Kern , in weit geringerer Zahl
Elemente von spindel- oder sternförmiger Gestalt mit einem oder
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r
Löst, Stenosen des Larynx nnd der Trachea.
395
mehreren, meist ovalen Körnen, in einigen Fällen Inseln epithelartig
tassebender Zellen und in der Nähe dieser Inseln Riesenzellen, welche
oft in ihrem Innern Fett enthalten sollen. In dem Granulations-
gewebe verzweigen sich Qefässe, weiche aus der Kapsel hervorgehen ;
aie haben sehr dünne Wandungen, oft ohne Adventitia, und ent-
halten zahlreiche farblose Blutkörperchen.
In Bezug auf die Genesis des Chalazion ist Verf. geneigt an-
zunebmen , dass in Folge einer primären Entzündung eines oder
mehrerer Follikel einer MElBOM’schen Drüse eino starke Zelleninfiltration
um dieselben stattfindet, welche zur Lockerung des fibrösen Gewebes
des Tarsus, zur vollständigen Abschnürung der Follikel führt; an-
fänglich wird die Kapsel vom eigentlichen Gewebe des Tarsus ge-
bildet, allmählich wird auch letzteres zum Granulom und durch neues
Bindegewebe ersetzt, welches von den benachbarten Theilen ausgeht.
Der Ursprung der Riesenzelleu wird in das Epithel der MElBOU’schen
Drüsen verlegt. Michel (Erlangen.)
E. Löri, Ueber Stenose des Larynx nnd der Trachea. Peetermed
ebir. Presse. 1875. No. 7.
Die Weite der Stenose ist bei der Schätzung der Gefährlichkeit
nicht allein maassgebend; es wird vielmehr nach vom Vf. angeführten
Gesetzen der Aerodyuamik der nothwendige Gasaustausch bei
gleichem Lumen der verengten Stelle um so schwerer von Statten
geben, je unebener ihre Wand und je länger dieselbe ist. — Um
deD Werth von Doppelstenosen kennen zu lernen, hat Vf. die Aus-
flussgesehwindigkeit von Wasser aus einem Rohre gemessen, in
welchem er zu variirende Widerstände anbraebte. Er folgert daraus,
dass Doppelstenosen bei demselben Lumen der stenosirten Stellen
um so schwerer sind, je weiter sie von einander abstehen.
ln- und Exspiration sind ziemlich gleichmässig behindert bei
straff gespannten Membranen, bei Verbreiterung eines oder beider
Stimmbänder, bei an ihrer Fläche breit aufsitzenden Neubildungen,
bei Lähmung der Crico-arytänoid. postici. Die Inspiration ist mehr
behindert wie die Exspiration, wenn die sie begrenzenden Wandungen
gegen einander oder die Schwellungen, Gebilde, Fremdkörper u. 8. w.
gegen die verengte Stelle, gewöhnlich also gegen die Glottis bin
aspirirt werden könneu. Da die Trachea bei der Inspiration kürzer
und weiter, bei der Exspiration länger und enger wird, so behindern
Stenosen der Trachea die Exspiration mehr wie die Inspiration. So
erklärt es sich, dass bei Stenosen des Laryux der Descensus
laryngis, das Einsinken der Halsgruben, der lutercostalräume
und der Gegend des Processus xiphoides stärker ist, als bei
Stenosen der Trachea. Auch kommt bei letzterem aus diesem
Grunde häufiger Emphysem der Lungen vor, als bei Larynxstenose.
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396 Ewald, Operation plenritiscber Exsudat«. Erb, Lähmungen de« Pie».
Doppelstenosen behindern gleichtnässig In- und Exspiration. Durch
Veränderung der Lage, durch Biegung des Halses etc. kann das
Lumen der Stenosen verändert werden, wie dies Kranke zu ihrer
Erleichterung instinctiv eu benutzen wissen. Indem Vf. dies weiter
ausführt, erwähnt er, dass Kranke sieb zuweilen auf den Kopf stellen,
wenn sie eineu Fremdkörper, eine an einem langen Stiele sitzende
Neubildung, eine lose Membran oder dergleichen in den Luftwegen
haben. Vf. giebt ausserdem eine durch reiche Casuistik geschmückte
Abhandlung über Aetiologie etc. der Keblkopfsstenose, welche im
Original nachzusehen ist. B. Franke].
C. A. Ewald, Zur operativen Behandlung pleuritischer Exsu-
date. Aon. d. Cbaritd- Krankenhauses. 1876. I. 8. 139.
Aus den in 15 Jahren (1860 — 1875) auf der FaEUtcas’schen Klinik
gesammelten Erfahrungen , welche ausführlich mit besonderer Rück-
sicht auf die Erfolge der operativen Eingriffe besprochen werden,
gelangt E. zu folgenden Schlusssätzen: 1) Seröse Pleuritiden sind
nur bei Indicatio vitalis vor der dritten Woche bu punctiren. 2) Durch
das Verfahren der Function unter Luftabschluss und mit vorgängiger
Desinficirung der Instrumente wird kein seröses Exsudat zu einem
eitrigen. 3) Es kann bei jeder Pleuritis nur durch Probepunction
mit Sicherheit festgeBtellt werden, ob dieselbe sorös oder eitrig ist.
4) Eitrige Exsudate sind so früh als möglich zu incidiren, nicht za
punctiren. 5) Eitrige incidirte Exsudate haben bei der gegen-
wärtigen Art der Behandlung (Incision im 6. Intercostalr. zwischen
Mammillar- und vorderer Axillar)., Ausspülen mit Desitificientien
1 — 2 Mal täglich, zu welchem Zweck die Wunde durch Catheter
offen gehalten, oder bei trotzdem eintretender Verengerung Resection
emer oder mehrerer Rippen) eine Mortalität von 50 — GO Proct.
6) Blutige Exsudate (d. h. solche, bei denen das Blut nicht erst im
Verlauf der Punction sich dem Exsudate beimengt in Folge der
starken, zur Zerreissuug führenden Gefässerweiterung) sind immer
durch maligne Neubildungen auf der Pleura bedingt. 7) Seröse Exsu-
date schiiessen das Vorkommen von Tuberculose und Krebs der
Pleura nicht aus. Senator.
W. Erb, Ueber eine eigenthbniliche Local i Kation von Läh-
mungen im Plexus brachial!». Verband], d. Heidelb. Naturbist. Med
Vereins. N. 8 1875. 8. 130.
Io einer Anzahl von Fällen von Lähmungen der oberen Extre-
mität fand Vf. eine auffallende Uebereinstimmung und Gruppirung
der gelähmten Muskeln. Die Lähmungen waren nicht ausschliesslich
in einem dem Plexus brachialis zugehörigen Ast localisirt, sondern
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le
Vuni, breite Condylom».
397
es waren Formen, in welchen gleichzeitig einzelne von ver-
schiedenen Aesten des Plexus (N. ulnaris ausgenommen) innervirte
Muskeln gelähmt waren. Und zwar waren es der M. deltoides,
biceps, braehialis internus, meist auch der Supinator longus, selteuer
der sup. brevis und das Medianusgebiet. Betheiligt waren hiernach
von Nerven der N. axillaris, der musculo - cutaneus, der radialis,
selten der N. roedianus, nie der N. ulnaris. Die lähmende Ursache
konnte in den mitgetheilten Fällen nicht dort ihren Sitz haben, wo
die vier Nervenstämrae schon gesondert verlaufen, sondern hoch oben
im Plexus, wahrscheinlich in einer oder in mehreren seiner Wurzeln.
Vorwiegend wird es der 5. und 6. Cervicalnerv sein, der liier in
Frage kommt. Aehnliche Erscheinungen beobachte E. wie Duchenne
bei sogenannten „Entbindungslähmungen“. Hier sind es meist der
M. deltoides, biceps, braehialis internus und der infraspinatus,
welche gelähmt sind. Die Mitbetheiligung letzteren Muskels macht
es wahrscheinlich, dass bei den schweren Entbindungen mit Wen-
dung und Extraction die bei Anwendung des „Prager Handgriffs,“
gabelförmig den Hals umfassenden Fitiger des Geburtshelfers durch
ihren Druck die betreffenden Wurzeln des plexus braehialis con-
primiren. (Cfr. Erb: Handbuch der Krankheiten des Nerven-
systems. II. pag. 509.) Bsrobsrdt.
Yajda, Beiträge zur Anatomie der syphilitischen Papeln der
Beschlechtstheile. Wieu. med. Jahrb. 1815, S. 309.
Die Untersuchungen betreffen die „nässenden Papeln“ oder sog
breiten Condylome und beziehen sich wesentlich auf die Vorgänge
im Reto Malpighii. Vf. fand die Kernkörperchen bei Caruiinförbuug
sehr lebhaft tingirt, ausserdem aber ganz ähnliche kleine, stark
tingirte Gebilde zwischen und auf den Stacheln intercellulär gelagert.
Er hielt diese Gebilde für Kerne oder Spaitgebilde von Kernen.
Au gewissen Stellen sind sowohl die Zellen als auch die Kerne und
deren Abkömmlinge vermehrt. Anstatt einer Retezolle finden sich
Haufen kleiner Zellen; an anderen Stellen sind Löcken im Retc-
gewebe, welche massenhaft mit kleinen tingirten Körpern ausgefUllt
sind, oder neben leeren Stellen Haufen der Körperchen enthalten.
Manchmal sind die einzelnen Retezellen von den interceliulären Kör-
pern förmlich emgerahmt oder es wird von kleineren Zellen ein
vollständiges Balkenwerk gebildet, in welchem die Retezellcn ruhen.
In der Cutis fand Vf. Zellenvermchrung. Den Anthcil der
Befasse konnte er zwar nicht ausschliessen, da einige Gefässendothelien
geschwollen waren und einmal um eine scheinbar normale Media ein
reichliches Zelleuinfiltrat lag; doch kann er Bi&SIadecki nicht bei-
stimmen, der den Gcfässveränderungen eine so grosse Bedeutung
boimisst. O. Simon.
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— '**■
398 Hckkino. Lüwit. Potzits. KCr.«. Czirnv.
C. D. Hnnking, Veränderungen im Central nerveusystem bei
abnormen liildnngsvorgängen im Ei. oesterr. Jahrb. t. Pädiatrik.
1875. 14 8 tu.
Uuter Anleitung Schenk’* machte H. mechanische Verlcttungen am sieb ent-
wickelnden Hühnerei Von den einzelnen Organen konnte das Centralnervensystem
am leichtesten in seirer Entwickelung gehemmt werden. uiwo
M. Löwit, Die Nerven der glatten Museulatur. (Aus dem hiatiolo-
giseben Institute der Anatomie au Prag.) Wiener acad. Sitaber. LXXI. 1875.
Abtb. III.
L .bat seine Untersuchungen fast ausschliesslich an der Blase der Amphibien uud
mittelst der Qoldmetbode angestellt. Die ihm eigeuthüiulicbe Modificatiou derselben
ist im Original nachiuleseu. In Uebereinstimmung mit der Mehrzahl der Autoren giebt
auch L. an, dass die das Iunervationsgeachäft besorgenden terminalen Nerven-
übrillen parallel mit der Längsrichtung der regelmässig aneinandergelagerten
Muskelzellen verlaufen. Jeder Muskelzellenreihe kommt im Allgemeinen eine eigene
Nervenendfibrille zu: „ein Zusammenhang zwischen Nerv und Muskel ist auf jeden
Fall vorhanden, muss aber nicht in der Länge der ganzen Reihe stattbaben; wo
Letzteres (? Ref.) aber nicht der Fall, da ist der Zusammenhang immer in der Oe-
gend des Muskelkerues vorhanden“. Somit ist dieser Tbeil als der physiologisch
wichtigste der Muskelzelle in Bezug auf ihre Innervation au beziehen; direct mit
dem Kerne hängt jedoch die Kndfibrille nie zusammen, soudorn nur mit der Muskel-
suhstanz in der Nähe des Kerns. „Von einer eigentlichen Nervenendigung in
der glatten Musculatnr kann also ohne Weiteres uicht geredet werden“ (L.). Die
Verbindung zwischen Nerv und Muskel scheint mehr in einer blossen innigen An-
einanderlagerung als in einer wirklichen Verschmelzung beider Substanzen zu be-
stehen. Doll (Rom).
F. Putzeys, lieber die Ablogenesis Huiziuga’s. Prtüaeaä Anh.
XI. 8. 387.
P. bat früher eine Erzeugung von Bacterien aus der Hoiziaoa'scbeu
Mischung nicht beobachten kiinuen, wenn er sie in Glasröhreu einschtnoU und diese
1 Stunde im Wasserbad erhitzte; H. will diese Vorsucbsanordnuog nicht gellea
lassen, da die Ursache des negativeu Erfolges in diesem Fall der Mangel an Sauer-
stoff sein könne. Vf. zeigt nun, dass ein solcher Sauerstoffmangel in der Tbat nicht
existirt. Wenn er die H.’scbo Mischung iu Glasröhren einscbloss uud auf 100*
1 Stunde lang erhitzte, so trat keine Entwicklung von Bacterien ein und doch zeigte
die Luft in den Röhren nach 12 Tagen einen Sauerstoffgehalt von 18,53 resp.
18,59 pCt. Auch als die Luft künstlich noch reicher an Sauerstoff gemacht wurde,
trat keine Bacterienbildung ein. Vf. führt die positiven Erfolge von H. bei der Er-
seuguug von Bacterien auf mangelnden Versohluss seiner Flüssigkeiten zurück.
K. Salkowskt
E. Külz, Ueber die Methode Vogel’s im Harn Gallensäure
nachzuweisen. Allgem. mod. Central -Zeitung. 1875. No. 57.
Die Methode V.’s besteht bekanntlich in Ausschütteln des nogesäuerten
Harns mit Chloroform: das Chloroform färbt sich mit Zocker und Schwefelsäure
violett Vf. fand, dase die Violettfärbuog auch mit Schwefelsäure allein eintritt,
was bei Galleusäuren uicht der Fall ist — die Deutung der Reaction ist also
zweifelhaft. E. Salkowskt
Czerny, Zur Thyrotomie. Wien. med. Wochenschr. 1876. No. 9, lü.
Ein 7jähriger Knabe, dessen Kehlkopf mit papillären Wucherungen erfüllt
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Geisslkr Mater. Diamartofulos. Stiller.
399
wir, wurde nach vergeblichen Veraachen einer endolaryugealen Therapie cunHchat
der tiefen Tracheotomie und 4 Monate später der Laryngo6s»ur unterworfen. Nach
Spaltung des Schildknorpels schob Vf. in die Tfflichea nach abwärts einen mit
Faden versehenen Schwamm, exstirpirte die Neubildungen mit Pincette und Scheere
und wasch die ganse Kehlkopfhohle mit einer äöpetigen, aiinrefreien Eisenchlorid-
lüeting ans. Die Anwpudnng dieser Flüssigkeit soll eine gewisse .Sicherheit gegen
Beeidive verschaffen, frok-he in der That 7 Monate später noch uicbt eiugetreten
waren. Die StimnAMMHfca'S'ch wieder her, blieb abor etwas rauh ond männlich.
E. Küster.
Geissler, IHötziiche Krltlindtiiu; bei Hydrocephalns. Archiv der
Beiik. xiv. umUm
Eia ö^jabriger Kumbe war plötzlich vollständig erblindet; oplitbalmoscopisch
Stauungspapillen, sonst hydrocephalischer Bau des Schädels und Gehirnsymptome.
Bei der Sectioo neigte sieb ausser einem chronischen Hydrocephalus die Viorhügel -
Regend in einen sfethlicben Brei zerfallen, das vordere Vierbügelpaar war noch
deutlich erkennbar, dagegäii die hintern Hügel und die Crura cerebelli ad corp.
quadr. in der erweichten Masse outergegaugen Michel (Erlangen).
W. Mayer, Zur Casuistik der Fremdkörper im Oesophagus.
Deutsch. Arch. f. klin. Med. XVII. S. 120.
Ein 1 Vi Jabr altes Kind verschluckte einen Österreichischen Kupferkreuzer,
welcher 0 Wochen im Oesophagus stecken blieb, ohne andere Beschwerden hervor-
Zurufen, als dass Schlucken von festfc# etwas grosseren Bissen unmöglich war.
Dann bekam es plötslich eclamptische Anfälle und starb 2 Tage nach dem ersten
Auftreten derselben. Die Müuzo von 2 cm. Durchmesser und 1% mm. Dicke fand
•ich bei der Section im Oesophagus aufrecht stehend eingeklemmt, entsprechend der
Höhe des 2 — 6. Trachealkuorpels. Nur au den Stellen, an welchen die Münse
anlag, war die Schleimhaut ulcerirt, sonst wurde uichts Abnormes gefunden.
*• L. Romenthal.
0. Diamuntopulos, Ein Fall von Nephritis suppurativa, wi.n.
med. Presse. 1876. No. 2.
Ein 40jähriger Mann empfand unmittelbar nach einer heftigen Erkältung
Harndrang und Schmerzen beim Urinlaasen. Der Urin wurde trübe. Es trat Fieber
ein. 0 Monate später bildete sich unter wiederholten Frösten eiue grosse Empfind-
lichkeit der linken Lendeugegcnd aus. Die beiden unteru Extremitäteu wurden
paretisch und diese Parese schwand erst, als sich aus eiuer in der Mitte zwischen
Rippenbogen und linken Darmbeinkamm gebildeten Oeffuung eiue grosse Menge
Eiters auf einmal entleert hatte. Seitdem sickerte aus der Fistel täglich 30—100,0
Eiter aus. Hectische Schweisse. Fröste. Kräfteverfall. Als die Fistel für
einige Zeit verlegt war, entleerte der Kranke im Urin grosse Eitermeugen. Eines
Tages wurden, nachdem pleuritische Erscheinungen vorhergegangen waren, grosse
Meogeu^lutigen Eiters ausgeworfen; noch läugere Zeit entleerte sich Eiter durch
die durch die Brouchien und deu Urin; doch genas der Kranke. D. nimmt
an, dass die Erkältuug zu eiuem Blaseukatarrh führte. Von der Blase aus pflanzte
•ich die Entzündung zur Niere fort, und es kam hier zur Ausbildung einer suppu-
rativen Nephritis. Der Eiter bahnte sich theils durch die Fistel direct nach Aussen,
tbeila durch Durchbruch iu den linkeu Harnleiter und in die linke Lunge einen Weg.
Eichhorst.
B. Stiller, Ueber Melanurie als Krebssymptom. Arch. f. kün. Med.
XVI. S. 414.
Der Harn einer U2jäbrigeu Frau, bei welcher eine etwa 1% Zoll im Durch-
messer haltende Geschwulst des rechten Leberlappens, nach den Beschwerden and
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400
Bin*. Putzen. Milli. Miliki*.
dem Terlanf in artheilen, krebsiger Natur, in fahlen war, wurde der Harn einige
Zeit nach dem Entleeren dunkelbraun. Dieselbe Färbnng liei* eich am f riechen
Harn durch ranchende BalpeterMnre ngl Chromeänre hervornifen. Nach einiger
Zeit leigte der Harn diesee Verhalten nicht^^H^ dann aber k'nri cor dem Tode
schliesst damit, auf een tneli-
notischei Carcinom der Leber mit Rlickeicht auf die ßer>h*chtnngen Son Kisilt n. A.
vorübergehend wieder während meluyrrer Ta
„ei Am J a _ F aL aa .a Dl! ..1. . ! .1. 4
—
Senator.
Bide, Fifcvre pernlcieusc larv^e. — upuplectique et
thoracique. — Ndvralgie purnlysie et Atrophie «onsecuUves
dans la zöne de nerf cnhitnl gauche. ’Pr* nee mud. jkt;., No fi‘. 2 .
Während de» Verlaufe» eitrtfi~ pernieftgen lnter^WB|^(mit Coma nnd
schweren Entzündungen der Brustem?? weide elnkergeheud) hatten sich bei einem
2&jährigen Mann ein Gefühl von Einpesehlafauaein in den beiden loteten Fingern
der linken Hand und schmerzhafte Emfifta^luugeii täugip ües,Berlauls des linken
Nv. ulnaris eingestellt. Einige Zeit spätst* erschienen Be ZwSfähenknoehenränme
der linken Hand, sowie die ganze linke obere Bxtremifflt magerer, als die ent-
sprechende rechte. Vf. ist mit seinem Chef, EwS^l geneigt, diese Störungen auf
die chronische Vergiftung des Organismus durch das Snmpfmiasma »nriiekzdjuhran.
— Bernhardt.
A. Pinard, Des contra-indieations de la Version dans les Prä-
sentation« de l’lpaule et les moyens qui penvent remplscer
cette Operation. Arch. gdn. 8ept. wi:>. s. 257. \
Vf. hält die Wendung für contraindicirt bei mangelhafter Erweiterung des
Collnm, bei Tiefstand des vorliegenden Kindstheils nach vergeblichen Wendung»-
versncheu resp. nach der Darreichung wohentreibender Mittel nnd endlich bei einer
Verkürsung der Conjugata nntor 7 cm. In diesen Eälleu soll die Embryotofflte
ansgeführt werden. _ A. Martin.
Mills, Oxalate of Cerinm. Pbilad. med. Times. 187&. No. 211-212.
Dien früher von Simpson empfohlene Salz preist Vf. aufs Nene wieder bei
verschiedenen Magenleiden an nnd besonders als oahesn untrügliches Mittel bei
der Nansea and dem Erbrechen Schwangerer. Er giebt es sn 1 — b grain für Er-
wachsene and % grain für Kinder. Schiffer.
Mal inin, Ueber die Erkennung des menschlichen und tlüerischen
Blntes in trockenen Flecken in gerichtlich- medicinischer Be-
ziehung. Viacuow’e Arch. LXV. S. 62S.
M. emptiehlt eine 32pctige Auflösung von Kali cansticmn aar Erkennang ein-
getrockneter menschlicher Blutkörperchen. Betrügt der Durchmesser der Blutkör-
perchen nach Einwirkung des Reagens weniger als 0,0000 mm., so kanu man ent-
scheiden. dass es kein Menschenblut ist, bei 0,0070 mm. oder mehr ist ^^■Vahr*
seheinlichkeit für Menschenbtiit, bei 0,0060—0,0070 ist es weder Zieg^^r noch
Hammel-, noch Ochsenblut, möglicher Weise aber Huude-, Schweine- oder Menschen-
bild. Löwe.
Druckfehler: 8. 384 Z. 13 ▼. n. lies: ohne therapeutische M. statt: auf.
Einsendungen für daa Central blatt wolle man an einen der beiden ileraoegeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) Krauanlckstraaae 24, and Professor Roeenthal, Erlangen, oder (unter BHeehlaee) eo
dl« Verlagsband lang, Berlin (N.-WJ, unter den Linden 68, adreesiren.
VorUg von August Htrsehwald ln Berlin. — Druck von H. 8. Hermann In Berlin.
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W8ch«otlieb «racheinen 0m g ■■ ■ JLJL f>ret" de« Jahrgang««
I— f Bogen; am ScbluMe I |OVl I I nl A | | -0 Mark; zu beziehen
de« Jahrgang* TI lei. Na- wH ^CwM tLr ftCw W W durch alle Buchhandlnn*
men and Sachregister. gen and Poetanst alten.
flir die
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, und Dr. H. Senator,
Professor ln Erlangen. Professor ln Berlin.
1876.
3. Juni.
No. 23.
Inhalts ▼. Thaniioffrr, histologische Mittheilungen (Orig.-Mitth.). — Gkdl,
Kinflus« der SalicyUäure und des salicylsmuren Natrons auf die Temperatur (Orig.-
Mittb.). —
ü 1 8 , Keimwall und parablastische Zellen. — Klkin, Bau der Milz. — Solt-
mann. Grosshirnfunctiouen der Neugeborenen. — Dko trchmann, Faserstoff. —
Tikdrmann, Entzündungen im Mediastinum. — Sachs, Hepatitis. — Alt,
Heilungsvorgaiig nach Iridectomie. — Mastis & Ruqr; Paiuot & Hobkht,
Harn und Niereu der Nougeboroueu. — Colli noworth, Extrauteriusehwanger-
scbaft. —
Ho Go an, Färbung histologischer Präparate. — Kür./., schwefelhaltige Körper
ira Harn. — Hamilton, künstliche Myelitis. — Oitni, Tubercnlose der Leber. —
8c n Olk in, Teraperatarvertbeilaug im Fieber. — Rkyhkk, künstlicher Kehlkopf.
— Bo ans lo w* k Y, Regeneration der Nervenenden in der Hornhaut. — Wbibz,
acute Spinallähmung. — v. Gbünkwald, künstliche Frühgeburt durch lnductions>
electricität. —
Druckfehler.
Histologische Xittheilungen.
Vou Prof. Dr. L. v. Thaulioffer.
Bis ich meine Arbeiten, welche ich am 10. Januar 1876 bei
der Ungar. Academie der Wissenschaften als Gast vorgelegt habe,
deutsch auch iui gauzen Umtange veröffentliche, sei es mir gestattet,
dieselben iu ihren Hauptzügen kurzgefasst hier mitzutheiien.
I. Die ersten Wege des Fettes.
1) Mit Höllensteinlösung (2 pCt.) imprägnirte Dünndarmzotten
sind von den Epithelzellen durch eine mit Kernen versehene Grund-
membran, die wahrscheinlich, — wie Debove angegeben hat — von
platten Endothelzellen gebildet wird, geschieden. 2) An der Grund-
Substanz der ZotteD, die mit Höllensteinlösung imprägnirt sind, sieht
man die mit einander communicirenden Saftraumnetze. 3) Diese
Saftraumnetze bilden mit Membranen versehene Canalsysteme. 4) Die
Knotenpunkte dieser Canalsysteme sind von den WALUEYEu’sehen
Bindegewebszellen gebildet. In den Netzknoten sichtbare, glänzende,
runde oder ovale Kerne, die mit spärlichem rundem oder mit Fort-
XIV. Jahrgang. 20
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402
v. Tiianiioppkr, histologische Mittheilungen.
sätzen versehenem Protoplasma umgeben sind, sind die Kerne dieser
platten Bindcgewebszelleu oder Endothelzellcn. 5) Die sternförmigen
Saft- oder Fettwege stehen mit den Hüllen der Zottenepithelzelleu
in directem Zusammenhänge und nehmen bei der Resorption die
Fettkügelchen von letzteren in sieh auf. 6) Diese den ersten Weg
des Fettes bildenden Canäle stehen mit den in der Mitte der Zotten
aufsteigenden Cbylusgefässen in direc.ter Communication. 7) Dieses
centrale Chylusgefäss ist kein wandungsloser Raum, sondern wie
schon v. Recklinghausen und Hts gezeigt haben, ein von endo-
thelialer Zellenbaut gebildeter Canal. 8) Der Weg des Fettes steht,
wie schon die Physiologie gefordert und Eimer behauptet hat, auch
bei solchen mit llöliensteinlösung imprägnirten Zotten, mit den Blut-
capillaren in directer Communication. 9) Ein Thuil der soge-
nannten Stroinakerne- oder -Zellen sind die Kerne grosser, platter,
epithelartiger Zellen, welelle die Nctzräuiue der Fettwege aus-
kleiden. 10) In Ueberosmiumsäure (1 pCt.) oder Höllensteinlösung
(2 pCt.) gelegte aber nicht reducirte Dünndarmzotten, die von der
Epithcldecke befreit und in Glycerin aufbewahrt sind, zeigen beim
lluude sehr schön neben den ßHÜCKK’schon Muskelelementen auch
die circularen .Muskelspindeln. 11) Das Centrum, welches die Be-
wegung der stäbchenartigen Protoplasmafortsätze der Düiindsriu-
zotteu-EpithelzclIen erregt, liegt im verlängerten Mark, bei Rana
esculenta in der Mittellinie der oberen Tlieile des Sinus rhomboidalis
(gleich uutcr dem Cerebcllum), während das Centrum, wo dto zum
Uberarm austretendcu Nervenstämme entspringen, in dem Rücken-
mark zwischen dem 4. und 5. Wirbel sich befindet.
Endlich erwähne ich noch, dass diese Bewegung der stäbchen-
artigen Protoplasmafortsätze am Besten bei Winterfröschen zu
sehen ist.
II. Die Saftcanaichcn der Ge fass wände.
Wenn die Lungo der Rana esculenta aufgeschlitzt, mit der
inneren Fläche aufgerichtet, mit Nadeln oder noch besser mit
Stacheln vom Igel auf eine Korkplatto ausgespannt bis 10 — 15 Mi-
nuten lang in 2pctigcr Nitras argent. • Lösung liegen gelassen und
diese dann in 2petiger Essigsäure den directen Sonnenstrahlen aus-
gesetzt wird: danu sieht man an Arterien, bei welchen man zuerst die
äussere Muskelhaut stellenweise mit Vorsicht entfernt hat, dass unter
dieser Haut mit einauder communicirende sternförmige Safträume
sich ausbroiten. — Diese Safträume sind aber nichts weniger, als
die von v. Recklinghausen bei der Bindesubstanz beschriebenen
Saftcanälcben. — Der Längendurchmesser dieser grösseren Saft-
räume ist = 0,02 — 0,022 mm., der kleineren 0,01 <) — 0,014 mm. Der
grössere Querdurcbmesser ist = 0,Ü08 mm., der kleinere 0,004 bis
0,006 mm.
’ f
(|
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Einfluss der Sulicylaüure und des »alieyld. Natrons anf die Temperatur.
403
Seitdem ich meiue diesbezüglichen Untersuchungen bei der
ungarischen Academie der Wissenschaft als Gast am 10. Januar 1876
publicirte, habe ich bei warmblütigen Thieren auch meine weiteren
Untersuchungen gemacht. Für diesen Zweck habe ich die grösseren
Gefässe vom Hunde und kleineren Katzen mit Gelatin-Höllenstcin-
lösung unter höherem Drucke injicirt und beide Enden abgebunden 5
einmal die Aorta, ein audermal die Venae cavae sind auf ähnliche
Weise präparirt und nach der Einspritzung die Stücke ira nassen
Leinwaudlappen 24 Stunden liegen gelassen worden. Nach dieser
Bearbeitung habe ich die Gefässe aufgeschnitten und die innere
Fläche nach auswärts gerichtet, in 2pctiger Essigsäurelösung einige
Stunden im Zimmer bei Licht stehen gelassen, und zwar bis dieselbe
braun wird. Nach dieser Manipulation macht man Flächenschnitte
an der Intima und noch weiter auswärts und untersucht die Schnitte
in Glycerin.
Bei solchem Verfahren sieht man an den Flächenschnitten in
mehreren Keihen die mit einander communicireuden weissen stern-
förmigen und äusserst zierlichen Saftcanälchen. liier und da sieht
mau auch gabelförmig getheilte, mit endothelialer Zeichnung ver-
sehene Lytnphgefässe, die mit den sternförmigen Saftcanälchen in
directem Zusammenhänge stehen.
Sehr interessant ist es, dass die Saftcanälchen, welche hier und
da grosse längliche endothelartige Kerne enthalten, stellenweise
gruppirt sind oder die einzelnen Gruppen mit einander ebenfalls in
(Jommunication stehen.
Nach meinen Untersuchungen kann ich auch mit Wahrschein-
lichkeit behaupten, dass die Saftcanälchen der Adventitia mit den
oben mitgetheilten im directun Zusammenhänge stehen.
Ueber den Einfluss der Salicytsäure und des salicylsauren
Natrons auf die normale Temperatur des Menschen.
(Aus der Krakauer medic. Klinik.) Von M. IJedl, Caud. raed.
Um den Einfluss der Saiicylsäure bezw. des salicylsauren
Natron auf die normale Temperatur zu prüfen, unternahm iob 12 Ver-
suche an 8 nicht fiebernden Individuen und ging dabei um so vor-
sichtiger zu Werke, als die bisher von FÜRBKINOEB und KÖHLER au
Thieren gemachten Versuche einander schrofl entgegenstehen, und
von den an Menschen unternommenen Versuchen nur die von Riess
ein positives, jene von Rieoel, BüSS und FÜHBRINGER hingegen ein
ganz negatives Resultat aufweisen. Einige Tage vor dem Versuche
wurde die Temperatur bei einer ganz gleiehmässigen Lebensweise
mittelst eines genauen GEtssLER’schen Thermometers 5 Mal täglich,
immer um dieselbe Stunde, tbeils in der Achselhöhle, theils in ano
20*
404
Hi), Keimwal) uud parablastiscbe Zellen.
bestimmt, wobei auf den vollkommenen Schluss der Achselhöhle und
auf die Befreiung des Mastdarms von Fäces geachtet, und das Ther-
mometer bis zum vollkommenen Stillstand der Quecksilbersäule
liegen gelassen wurde. Das Mittel wurde immer in den Morgen-
stunden gereicht, um die Schwankungen der Temperatur den ganzen
Tag hindurch beobachten zu können. Die Dosis betrug 5,0, nur in
2 Fällen bei jugendlichen Individuen 3,0 gm. Die Salicylsäure
wurde entweder als Pulver in Oblaten oder als Scbüttelmixtur mit
einem Glas Wasser, das Matrum salicylicum nur in Pulverform ge-
reicht. Das Präparat stammte von Mekck.
3 Versuche mit schwankendem Resultate abgerechnet, zeigte
sich unter den 9 zurückgebliebenen in 4 Versuchen eine Temperstur-
erniedrigung, in 3 Versuchen eine Verminderung der Tagesschwan-
kungen, so- dass die Temperatur mehr beständig war, und ähnlich
wie in den Versuchen JÜBGKNSEN’s mit Chinin, mehr die NeiguDg
zeigte, nach einer geraden Linie zu verlaufen; in 2 Versuchen war
der Erfolg ein negativer. Die temperaturerniedrigende Wirkung war
nur in einem Falle bedeutend (0,8® C. gegen die überhaupt niedrigste
Temperatur des Versuchsindividuums), in den übrigen 3 unbedeutend.
Indem ich hier nur noch auf die leicht zu übersehende Be-
merkung Fübbkinger’8, welche er übrigens eine anscheinend zu
fällige Erscheinung nennt, dass nämlich bei einigen Kaninchen die
Therinoroeterwerthe zwischen engeren Grenzen schwankten, aufmerk-
sam mache, bemerke ich, dass meine Arbeit ausführlich demnächst
in dem polnischen med. Wochenblatte „Medycyna“ erscheinen wird.
W. His, Der Keimwall des Hühnereies und die Entstehung
der parablastischen Zellen, iw & Bkaon*'* Zeitsebr. f. au»i. i. s. üw.
Um die Aufnahme weisser Dotter-Elemente in dem Kandtbeil
der Keimscbeibe nachzuweisen, empfiehlt H. im Hochsommer Hüb-
nerkoime von 18 bis 24 ständiger Bebrütung frisch von der untern
Fläche her in toto zu untersuchen. Keimballkugeln und interglobu-
läre Substanz lassen sich durch 12 -ständige Maceratiun in Kochsalz-
lösung von einander trennen. Hämatoxylin und Diamantfuchsiu
bestätigen ebenfalls, dass innerhalb der Area opaca helle Kugeln
einem zusammenhängenden uud gegen den Dotter sieb abschliessen-
den Protoplasma-Netzwerke eingetügt sind. Von der zweiten Hälfte
des 1. ßebrütungstages ab treten in den Kugeln des innern Keim-
walls abgegrenzte Hauten einer feinkörnigen Substanz auf, in welcher
weiterhin Flecke und Kerne wahrnehmbar werden. Daraus ent-
stehen dann Zellen, welche die Anlageu für das Blut und für die
endothelialen Getässröhren darstellen. Die Entstehung der neuen
Zellen im Innern der Dotterkugeln, kann mau nach H. so erklären,
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Klrin, Ran der Milz.
405
dass durch Zerfall grösserer Dotterkerno sich innerhalb der Koim-
wallkugeln Haufen von Dotterkörnorn bilden aus deren weiterer
Umbildung die neuen Zellen entstehen. Die Dotterkerne würden
sonach mit ihrem chemischen Material an der Bildung des neuen
Kerns und der neuen Zelle theilnehmen, nicht aber in morphologi-
scher Continuität mit den neuen Kernen stehen. Als Anhang giebt
H. die Notiz, dass im Innern von Protozoen (nassula, bursaria, stentor)
kernhaltige Zellen von der Grösse und dem Aussehen farbloser
Blutzelleu enthalten sind, welche körnige Farbstoffe von aussen in
sich auizunebmen vermögen. Löwe.
E. Klein, Observation» on the structure of tke spieen. Quart.
Jouru. of micr. sc 1875t 8. 363 —372. 1 Taf.
K. bat die Milz der Ratte, der Katze und des Hundes, des
Affen und Menschen untersucht. Die ersten drei genannten Thiere
zeigen im Bau der Milz grosse Uebereinstimmung, während andrerseits
Mensch und Affe zusammen eine Sonderstellung einnehmen. Die
Methode bestand darin, die frische Milz durch einen durch die A.
lienalis gesandten Strom halbprocentigcr Kochsalzlösung zu entblu-
ten, dann Osmiumskure von 1 : 1000 durch die Blutgefässe des Organs
zu treiben und endlich das so behandelte Organ in MÜLLBR'scben Flüs-
sigkeit zu erhärten. Die Schnitte wurden in Haematoxylin gefärbt.
Auf diese Weise konnte K. glatte Muskelfasern in der Milz aller
genannten Tbiere, sowohl in der Kapsel wie in den Trabekeln und
zwar in beträchtlich grösserer Menge nachweisen . als die Beschrei-
bungen früherer Autoren hätten erwarten lassen. Ueber das Grund-
gewebe der Milzpulpa bringt K. ganz neue Aufschlüsse bei. Das von
den Autoren beschriebene alveoläre Reliculum existirt nicht. Viel-
mehr stellt das Grundgowebe ein bienenwahenartiges Faserwerk
von Membranen dar, die nur im Profil gesehen, wie Fasern erschei-
nen. Dieses merabranöse Faserwerk schliesst in seiner Substanz
zahlreiche Kerne ein. An einzelnen Stellen gränzen sich um diese
Kerne einzelne Zellenterritorien ab, so dass das niembranöso Fach-
werk wie aus einzelnen flachen kernhaltigen Endothelien zusammen-
gesetzt erscheint.
In den von diesem membranösen Fachwerk begrenzten unregel-
mässig kugeligen und anastomosirenden Hohlräumen liegen in der
Regel einzelne oder mehrere rothe Blutkörperchen. Sehr häufig ragen
in diese Hohlräumo hinein knospenartige kernhaltige Vorsprünge des
Urundgewebes, welche oft nur mit einem dünneu Stiel an den letz-
teren festsitzen. K. nimmt an, dass diese kernhaltigen rundlichen
Protoplasmaknospcn sich vollkommen vom Grundgewebe ablösen und
als Lymphkörperchen dem Blutstrome beimischen können.
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406
Sot.TMANit, Grosshimfunctionen bei Neugeborenen.
Auf Grund dieser Beobachtungen, die in gleicher Weise in der
Milz des Hundes, wie des Menschen zu machen sind, schliesst sich
K. an die von W. Mokller, Fhey u. A. vertretene Ansicht an,
nach welcher die Venenwurzeln der Milz ein in das Milzparenchym
eingelassenes System von Hohlräumen darstellen. Boll (Rom).
0. Holtmann, Experimentelle Studien über die Functionen des
Grosshirns der Neugeborenen. Jaiirb. f. Kinderheim, ix. s uw. (vgi.
Cbl. 1875, 209).
Die Hauptverschiedenheiten des Gehirnbaus Erwachsener und
Neugeborener beziehen sich auf das Grosshirn, als Sitz des Willens
und der Intelligenz. S. experimentirte daher an neugeborenen Ka-
ninchen und Hunden (nach Hitzig’s Methode) um zu untersuchen,
ob die Bewegungen , welche von der Rindenschicht des Grosshirns
durch Willensimpulse ausgelöst werden auch bei Neugeborenen vor-
handen sind. Es wurde dabei zugleich festgestellt, dass das Abprä-
pariren der Dura Hehmerzen, aber keine Convulsionen hervorrief.
Es erwies sich, dass erst mit dem 10. Lebenstagc das „Centrum“
für die Vorderextremitäten gebildet war, (alle anderen fehlteu noch)
und zu dieser Zeit (den Gyrus prae- und postfrontalis nach aussen,
oberhalb und unterhalb des Sulcus cruciatus umkreisend) einen viel
grösseren Bezirk einnahm, als späterhin. Aehnliches zeigte sich
auch für den etwa am 13. Tage nach der Geburt auftretendeu
Hinterpfotenbezirk. Fast allmählich engen sich diese Proviuzen ein
und sind eventuell schon am 16. Tage gut begrenzt (z. B. das Cen-
trum für Vorder- Hinterpfote und Facialis). Jedenfalls sprechen hin-
sichtlich der frühzeitigen Entwicklung und Localisation der einzelnen
Ceutren individuelle und Raceneigenthümlichkciten mit.
Uebereinstimmend hiermit zeigten sich nach Zerstörung der
Riudengebiete innerhalb der ersten 10 Tage keine Erscheinungen
von Lähmung oder Ataxie. Auch wenn die Thiere am Leben er-
halten wurden, traten später nachweisbare Störungen nicht ein,
sogar dann nicht, wenn, was einmal gelang, einem Hunde beiderseits
die Rinde zerstört wurde. Dieses Thier zeigte sich nur im Alter
von 8 Wochen abnorm klein und plump, was auch bei den einseitig
operirten Hunden beobachtet wurde.
Um nun zu prüfen, ob auch die tiefer gelegenen Hirnprovinzen
bei Neugeborenen unerregbar seien oder nicht, führte Vf. gut isolirte
Carlsbader Nadeln in die tieferen Regionen ein und reizte zuerst
den Streifenhügel. Von hier aus gelang es nicht, Zuckungen hervor
zu rufen, wohl aber von den Faserzügen der capsula interna aus
und zwar nur Zuckungen der entgegengesetzten vorderen Extremität.
Der Reizpunkt hatte aber je nach dem Individuum und dem Alter
desselben eine wechselnde Lage, am sichersten war der Erfolg bei
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DErT»ciiM»KH, Faserstoff.
407
Reizung der Faserztige zwischen Seh- und Streifenhügel, auch zu
einer Zeit, wenn von der Rinde aus noch nichts erreicht
werden konnte. (Gegen Hermann Cbl. 1875. 838). — Indem wir,
was die nähere Besprechung der Vorgefundenen Fehler, ihre Deutung
und ihre Anwendung auf den Menschen betrifft, auf die ausführliche
Darstellung des Originals verweisen, heben wir hier noch Folgendes
hervor: Als den wahrscheinlichsten Grnnd des Nichterfolges der
Hirnrindenreizung bei Neugeborenen nimmt Vf. das Factum an, dass
die Fasern in so früher Zeit noch nicht überall von einer Mark-
scheide umkleidet, die Bahnen also noch nicht isolirt sind. Wie
mangelhaft ihre Gchirnthatigkeit, geht auch aus folgenden Experi-
ment dos Vf’s. hervor. Er exstirpirte einem neugeborenen Hunde
beide Hemispüren mit den Streifenhügeln und erhielt nur Seh- und
Vierhügel : alle vorher von dem Thiere ausgeführte Bewegungen
gingen unverändert auch nach der Operation von statten. — Einen
Beweis ferner, dass nach Exstirpation einer Hemisphäre die andere
vicariirend für diese verloren gegangene einzutreten vermag, kann
man aus folgendem Experiment S’s entnehmen: Einem 4 Tage alten
Hündchen wird die Rinde des ganzen Lohns präfrontalis, zum Theil
auch des postfrontalis links exstirpirt. Als nach einem Vierteljahr
das rechte Centrum für die Vorderextremitäten biosgelegt und
gereizt wurde, reagirte nicht allein die linke, sondern auch die
rechte Vorderpfote. — Nach gleichzeitiger, doppelseitiger Exstirpa-
tion der Vorderlappenrindo wird beim erwachsenen Hunde die
Störung nicht vollständig rückgängig. Möglicherweise tritt hier das
Kleinhirn als Ersatz für die verloren gegaugeno Rinde des Vorder-
lappens ein. Bernhardt.
R. Dentschmann , Beitrag zur Kenntniss des Blutfnserstoff.
PrLrOKa’s Arcb. XI. S. 619.
Digerirt man ausgewaschenes Fibrin auf dem Wasserbad mit
Natronlauge von 0,05 pCt. , so geht nach Vf. ein grösserer oder
geringerer Theil desselben in Lösung. Die Zeit und Vollständigkeit,
in welcher dieses geschieht, richtet sich nach der Thierspecies, aus
deren Blut das Fibrin abstammt. Die alkalische Lösung lässt sich
bis zu einer nur noch geringen Alkalesceuz mit Mineralsäucrn ver-
setzen, ohne dass eine Ausscheidung des Fibrins erfolgt, diese tritt
aber ein bei vollständiger Neutralisation. Ebenso erfolgt die Aus-
scheidung, wenn man die nur noch schwach alkalische Lösung mit
dem Natron oder Ammoniaksalz der Milchsäure, Buttersäure, Essig-
säure, Ameisensäure, Valeriansäure versetzt und zwar häufig in
derselben Weise, wie bei der späteren Gerinnung des Blutes, so dass
das ausgescliiedene Fibrin die Form des Gefässes, in dem es ent-
standen, wiedergiebt. Die Ausfällung des Fibrins erfolgt schon bei
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408
TiKmtMANN, Entzündungen im Mediaetinnm.
gewöhnlicher Temperatur, besser aber hei 40 Gr. ; am besten wirkt
dns essigsaure Ammoniak. Die angewcmh ten Lösungen enthielt 0,25
pCt. Ammoniak als Salz. Da die Alkalescenz des Blutes nach der
Entfernung desselben aus dem Körper stetig abnimmt und sich hier-
bei Fettsäure oder Milchsäure bilden, so hält es Vf. für sehr wohl
möglich, dass diese Salze bei der Gerinnung des Blutes eine Rolle
spielen. Für diese Vermuthung spricht die Thatsache, dass Blut,
in einem Gefäss aufgefangen, das etwas Essigsäure oder essigsaures
Ammoniak enthält, schneller gerinnt, wie Blut ohne solchen Zusatz.
Die Rcaction des Serums war dabei in allen Fällen alkalisch.
E. Salkowski.
H. Tiedemann, TJeber dio Ursaeheu und Wirkungen chronischer
entzündlicher Processe im Hediastinnm. Darnach. Arcu. t klm.
Med. XVI. S. 576.
Nach Aufzählung und Beschreibung von 21 Präparaten der
Kieler Sammlung fasst T. die Wirkungen chronischer Entzündungen
im Bereiche des Mediastinums dahin zusammen: 1) Auf den
Oesophagus. In der Wand desselben führt eine Schrumpfung
umliegender Theile häufig zu Divertikelbildung und zwar derart
dass die ganze Wand des Oesophagus, nicht etwa blos die Schleim-
haut, in die Ausstülpung eingeht. 2) Die Luftwege. Hier wird
der Bildung von Divertikeln durch die Resistenz der Wände, soweit
diese Knorpel tragen, Widerstand geleistet und nur in einem Falle,
wo die Knorpel defeet waren, hatte der Schrumpfuugszug die
Schleimhaut hervorzerren können. Meist sind Stenosen der Trachea
und der Bronchien, die bis zur Obliteration von Brouchial ästen füh-
ren können, die Folge der sich hier abspielenden Retractionsvorgänge.
3) Auf die Gefässe. Ausser der Aorta und der Pulmonalarterie
unterliegen alle grosse Gefässe Stenosirungen und Lageveränderungeu.
4) Auf die Nerven. Hier kommen nach T. nur die Nn. vagi in
Betracht, da die übrigen den Brustraum passirenden Nerven nicht,
iu deu Bereich schrumpfender Bronchial- und Trachcaldrüsen hinein-
gezogen werden können; er beobachtete in einem F'alle Lähmung
des I. Stimmbandes durch Compression des N. Laryng. inf.
Die Aetiologie anlangend, gehen die Schrumpfungen selten von
acuten, meist von chronischen Entzündungen der Lyraphdrüsen nach
chron. Bronchialreizungen aus. Auser der klinischen Darstellung
einzelner der oben aufgeführten (Jompressionserscheiuuugen giebt
Vf. am Schluss eine (Jebersicht über die Abscediruogen von Lymph-
drüsen und verschiedene Möglichkeiten ihres Durchbrucbs. Qrawfta.
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Sachs, Hepatitis.
409
Sachs (Cairo), Ueber die Hepatitis der lieissen Länder, die
darnach sich entwickelnden Leberabscesse und deren opera-
tive Behandlung. v. Lanoknukck’h Arch. XIX. 8. 235*
3i’> genau beobachtete Krankheitsfälle illustriren die wichtigeren
vom Vf. hervorgehobenen Behauptungen und Tiiatsachen. Bezüglich
der Aetiologie findet er, dass das weibliche Geschlecht nahezu immun
sei. Fr sucht ferner aus dem Collectivbegriff „hoisses Klima“
diejenigen Faktoren herauszuschälen, welche als nächste Ursache der
Erkrankung angesehen werden müssen. Er wiederlegt die Möglich-
keit einer Ansiedelung von Entozoen in der Leber und stellt dar,
dass die Oxydationsprozesse in kalten Ländern durch gemeinsame
Thätigkeit von Lunge, Muskeln und Leber geleistet werde, in heissen
Landern (speciell Egypten), wo die Lungen- und Muskelthätigkeit
nachweislich eine so minimale sei, wesentlich der Leber zutalle.
Diese übermässige Arbeitsleistung des Organs führe unendlich häutig
zu Leberhyperaemieen, welche, als praetiisponirendes Moment aufge-
fasst, nur noch eines Anstosses bedürften , um in Hepatitis überzu-
gehen. Diesen Anstoss findet S. in der gerade in Egypten durchaus
gebräuchlichen Einführung grosser Mengen stark reizender Ingesta.
Unhaltbar ist die Ansicht, dass die Leberabscesse aus der Ruhr sich
entwickeln, indem von den Dickdarmvcnen Eiter absorhirt und sammt
Thromben der Leber zugeführt werde. Vf. läugnet nicht, dass eine
Dysenterie der Hepatitis in vielen Fällen voranginge, wiederlegt aber
mit im Original nnclizusehenden Gründen den causalen /.usatnmon-
hang beider Erkrankungen.
Bezüglich der Symptomatologie wäre zunächst der cachektische,
allen schweren chronischen Erkrankungen eigenthuinlichc Habitus,
dann eine eigentümliche wächserne F'arbe der Haut und der Sklera
(Paleur icterique) hervuizuheben, dann Hervorwöibung der Leber-
gegend, zuweilen ein peritoneales Reibegeräusch und in fast allen
Fälleu eine gewisse Spannung der Bauchmusculatur. Wichtig ist
weiter zu wissen, dass acute entzündliche Leberanschwellungen zuerst
nach aufwärts sich entwickeln und erst später, wenn der Widerstand
von oben her einen bestimmten Grad erreicht hat, nach unten
zu sieh zeigen.
Von subjectiven Symptomen erscheint der rechtsseitige Schulter-
schmerz als das bedeutsamste (die interessanten Angaben über dessen
Ursaeheu s. im Original); dann stark ausgesprochene Schlaflosigkeit
und ein eigenthümlich pelziger, feuchter Zungenbelag. Die Bemer-
kungen über Symptome soiteus der Digestions- und Respiiations-
organe sowie über das Fieber s. im Orginal. — Eine ohne Exaudat-
bildung verlaufende Hepatitis heilt nicht selten ; ist aber einmal ein
Abscess vorhanden, so wird dieser sehr selten resorbirt, ebenso
selten eingekapselt; wird er nicht operativ entleert, so ist Durch-
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410
Alt, HeilnogBrorgang nach Iridectomie.
brtich in die Lunge, den Magen oder Darin, oder nach aussen der
gewöhnlichste Ausgang.
Die Unterscheidung zwischen pleuritischem Erguss, Echinococ-
cen, Tumoren der Leber einerseits und Hepatitis andererseits hält
S. für viel leichter als den Nachweis, ob in der entzündeten Leber
bereits operationsfähige Abscesse vorliegen. In dieser Beziehung ist
charakteristisch die Verminderung des vorher über das ganze Organ
verbreitet gewesenen Schmerzes und das Auftreten eines mehr dis
tincten, auf den Heerd localisirten Schmerzes. Sicherheit giebt indess
nur die Akidopeirastik. Die der Respiration isochronen Nadelaus-
schläge schützen zu gleicher Zeit vor Verwechslung mit einem Ab-
scess der Bauchdecken, wie solchen S. wiederholt in der Leber-
gegend sah.
Gegen die Leberhyperätnieen sind durch 3 — 4 Wochen die be-
kannten salinischcn Purgantien , gegen die schweren entzündlichen
Erscheinungen die energischsten antiphlogistiseheu Mittel (10 — 15
hirud. ad anum; grosse Vesicantien) in Anwendung zu ziehen. Die
Behandlung der Abscesse muss operativ sein.
Einfache und Doppelpunctiou des Sackes nach vorgängiger
Spaltung der oberflächlichen Bauchdecken und sehr vorsichtige Ent-
leerung des Inhalts haben S. die besten Resultate ergeben. Nach
geschehener Function den Troikart zurückzuzieben, ist fehlerhalt,
weil der Eiter leicht ins Cavuiu peritonei dringt Wilh. Koch.
Ad. Alt, Beiträge zur Kenntnis» der anatomischen Verhält-
nisse des Heilungsvorganges nach Iridectomie. Archiv tat
Augen* u. Olireuheilk, IV. 2. S. 239.
A. benutzte als Versuchsobjecte Kaninchen. Die normale Hei-
lung einer durch Iridectomie verursachten Iriswunde geht in zweierlei
Weise vor sich, und zwar ist die eine Art dadurch charakterisirt,
dass nie ein freier Wundrand angetroffen, der Irisstumpf sofort nach
der Operation mit Epithel üborkleidet erscheint, während bei der
zweiten Art ein langsames Hinüberwachsen der Epithelschichten über
den freien Lidrand beobachtet wird. Die Gründe für die verschie-
denen Heilungsvorgänge werden in der Schnittführung gesucht.
In Bezug auf das Verhalten der Gefässe war A. nicht im Stande,
etwas von einer Verbindung von Arterien und Venen nach ExNiiü
zu sehen.
Bei Iriseinheilung sind die Gefässe des eiugelagerten Irisstumples
im Zustande ausgesprochener Stauung; zwischen den einzelnen lie-
websfalten findet sich Fibringeriunsel. Ara 4. Tage sind in allen
durch die Operation getroffenen Theilen neue Gefässe mit Tendenz
zur Auastomosirung vorhanden, welche letztere nach 8 Tagen zwischen
Bämmtlichen Theilen ausgebreitet ist. Atu 4. Tage tritt ausserdem
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TW i'-.'t "
Marti* k Krott; Pahrot & Robert, Harn und Nieren der Neugeborenen. 411
zwischen den Gewebsfalten und auf der Oberfläche dos Prolapsus
iridis ein zaries Granulationsgewebe auf, das am 1?. Tage als ein
derbes fibrilläres Gewebe sich darstellt. Die Ueberwucherung der
Wunde geschieht grössteritheils mit Conjunctivalepithel, am 8. Tage
überzieht eine continuirliche Epithelschicht Cornea, Wunde nebst
Inhalt und Conjunctiva. Das Gewebe des Schnittrandes der Cornea
ist gequollen, mit eingewanderten Zellen erfüllt; letzteres ist in noch
reichlicherem Masse am Wundrande der Sclera vorhanden. Die
fixen Hornhautkörpurchuu sind aufgebläht, was nach 5 — 6 Tagen
wieder verschwindet, und Pigment wird in die Saftkanälchen einge-
schwemmt. Diese Einschwemmung steigert sich in den ersten 8 bis
12 Tagen und gegen Ende der 2. Woche scheinen die Pigmont-
moleküle zum grössten Theilo fixirt. Die Membrana Descemeti
quillt auffallend, die Schnittenden biegen 'sich nach aussen in die
Wunde um und stellenweise tritt eine Wucherung des Endothels auf.
An der scleralen Seite der Wunde ist sie häufig von ihrem Ansatz-
punkte von dem Corpus ciliare und der Sclera losgerissen oder mit
Corpu3 ciliare nach vorn und aussen gezogen; es erklärt sieb dies
aus der verschiedenen Menge des Blutextravasates, welches nicht
blos hinter die M. Descemetii, sondern auch tief in das Corpus ciliare
dringt. Michel (Erlangen.)
A. Martin & C. Buge, Ueber das Verhalten von Harn und
Nieren der Neugeborenen. Stuttgart 1875. 8°. 50 stn. und Zeitecbr. f.
Geburtsk. u. Krauuiikr. 1875.
J. Parrot & A. Robert, Ktudes pratiques sur l’urine normale
des nouveau-n6$. Arcb g<5». 1876. s. 129 u. s. 309.
Aus der ausführlichen Mittheilung von M. & R. ist zu dem
bereits (Cbl. 1875, 387) Veröffentlichten noch Folgendes nachzu-
tragen: Die Menge des Harns beträgt im Durchschnitt pro Kilo
Körpergewicht am 1. Tage 4,4 gm., am 9. oder 10. Tage 18,8 gm.,
obgleich das Körpergewicht selbst sich wenig oder garnicht bis zum
10. Tage verändert. In den ersten Tagen ist der Harn regelmässig
mehr oder weniger trübe, namentlich von Urateo, Schleim und
Epithelien; erst vom 5. Tage wurde er klar. Aus 19 an verschie-
denen Tagen mit dem Urin von Knaben gemachten Bestimmungen
wurden 0,93 pCt. feste Bes t an d t h ei le bei einem mittleren speo.
Gewicht von 1006 gefunden. Der Chlorgehalt des Morgenharns
betrug durchschnittlich 0,102 pCt., der de« Abendharns 0,042 pCt.
Eiweiss fand sich häutiger im Morgen-, als im Abendharn. Ein
Einfluss des G e b urt s v erl au fs auf die Ei w eissau ssc h e id un g
war gar nicht nachweisbar. Der Harnstoffgehalt betrug
im Mittel aus 87 Einzelbestimmungen 0,489 pCt. Pro Kilo Körper-
gewicht war er am 1. Tage 0,0205 und am 10. Tage 0,0919 gm.
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412 Marti« Se Rror; Parrot & Uorkht, Harn mid Nieren der Neugeborenen.
Abweichend von dem Verhalten bei Erwachsenen fällt bei Neuge-
borenen die stärkst« Harnstoffausscheidung auf den Vormittag, wie
Vff. vennuthen, vielleicht deshalti, weil dio Kinder früh am Morgen
atu meisten trinken. Harnsäure (durch Ausfallen mit Salzsäure
bestimmt) ist im Mittel aus 3 Untersuchungen (6. — 8. Tag) 0,0463 pCt-
enthalten, das Verhältnis» zum Harnstoff würde sich wie 1 : 14 be-
rechnen. Pho s p h or sän re war I Mal am 5. Tage zu 0,014 pCt.
und 2 Mal am 7. Tage bezw. U,t)89 und 0,032 pCt. gefunden.
Der Urin von Tod tg e boren eti war stets eiweisshaltig, was
zum Theil als Leichenerscheinung aufzufassen ist, während anderer-
seits der Zustand der Mutter (Nephritis, Eclatnpsie) und Circulations-
störungen von grossem Einflüsse sind. Die Vff. kommen aus ihren
Beobachtungen zu dem Schluss, dass die Nieren der Neuge-
borenen, die sich physiologisch in einem hyperbolisch-
catarrlialischen Zustand befinden, leieht in einen ent-
zündlichen Zustand gerathen können, und zwar in ein-
zelnen Fällen entschieden in Folge einer Erkrankung der
Mutter. Wie Pakrot, Cuakcelay u. A. sind die Vff. daher geneigt,
einen Theil der Ktämplo bei Kindern als urämische aufzufasseu.
Uebrigens findeu sich oft auch alle anderen Organe der Neuge-
borenen in einem hyperbolischen, leicht in Entzündung übergehenden
Zustande.
Nach P. & R. ist der Urin Neugeborener unmittelbar nach der
Entleerung meist farblos, seltner blassstrohfarben, an der Luft wird
er dunkler; nur die allererste Entleerung ist etwas stärker gefärbt.
Er ist in der Regel klar, nur ausnahmsweise trübe von Epithel der
Harnwege oder .Scheide oder von Harnsäure und zuweilen auch von
oxals. Kalk, welche beim Stehen austallen. Beides wird namentlich
bei Frühgeburten beobachtet. Spec. Gewicht ist vom 5. — 30. Tage
1003 — 100d, das der ersten Entleerung 1005 — 1006. Die 24stünd.
Menge vom 6. — 30. Tage können Vff. nur annähernd und zwar auf
150 — 300 ccm. angegeben, bei einer mittleren Milchaufnalime von
550 gm. täglich. Die am Morgen entleerte Menge betrug am
1. — 5. Tage 10 — 25 ccm., am 10.— -15. Tage 15 — 30 ccm., am 15.
bis 30. Tag« 20 — 30 ccm., am 30. — 150. Tage 25—35 ccm. Im Se-
diment haben die Vff. ab und zu auch Epithelieu der Harncauälchcn
in geringer Zahl, niemals aber Cylinder gefunden. Dio Reaction
fanden sie neutral, seltener ganz schwach sauer, so dass sie die saure
Reaction für die Folge einer fehlerhaften Ernährung, vielleicht auch
nur einer langen Abstinenz ansehen. Der Gehalt an Harnstoff
ist bei Kindern von 1 Tag bis zu 1 Monat mit einem Mittelgewicht
von 3850 gm. 0,303 pCt. und pro Tag und Kilo 0,23 gm. Im Ein-
zelnen fanden sie:
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Culling woHTii, Extrau teriuseh waugerschaft.
413
Mittel
Mittel
Alter.
Ge-
Harn-
«ns
Alter.
Ge-
Harn-
aus
wicht
stoff.
?
wicht.
stoff.
?
Tage.
gm.
pCt.
Hoch.
T a*e.
jrm.
pCt.
ßeob.
1
3725
0,705
3
5-9
3559
0,170
8
2
3331
0.467
6
10
3937
0,239
4
3
4117
0,438
3
lt-30
3560
0,273
16
3
3760
0,210
3
30- 150
4918
0.298
18
Ei weis« haben Vf. bei gesunden Kindern niemals Nachweisen
können, bei mehreren Frühgeburten ebenfalls nicht. Chlor fanden
sie bei Kindern von 3 — 30 Tagen zu 0,079 pCt., bei älteren Kindern
etwas mehr, als bei jüngeren. Der Gehalt an Phosphaten war
sehr wechselnd, ln 24 Stunden entleerten Kinder von 2 — 3 Tagen
45 gm. Urin mit 0,007 Phosphorsäure, Kinder von 10 Tagen 200 gm.
Urin mit 0,026, von 16 — 32 Tagen 300 gm. Urin mit 0,290 gm.
Phosphorsäure. Schwefelsäure, Kalk, Magnesia, Kali und Extractiv-
stoffe sind in geringen Mengen nachweisbar. Zucker wurde niemals
gefunden, auch nicht bei Kindern mit secernirenden Brustdrüsen.
Jede Abweichung von dem vorstehend als normal angegebenen
Verrhalten ist nach Vff. Zeichen einer vorhandenen oder bevorste-
henden Störung der Gesundheit. Im Besonderen kommt bei
„Oedem der Neugeborenen“ vor ein wenig gefärbter, saurer
Urin, der ein rothes glänzendes Sediment von Harnsäure und ciuen
geringen Uebersehuss von Harnstoff enthalt, ohne Eiweiss, ohne
Zucker umi sieh durch Salpetersäure nicht färbend, dagegen soll der
Athrepsie eigemhUralich sein ein gelber, saurer mehr oder weniger
eiweisshaltiger Harn, der Kupferoxyd (in der BAKUltSWlLL’schen
Lösung) reducirt, sich durch Salpetersäure rosa färbt und einen
Uebersehuss von Harnstoff und Phosphaten enthält. Senator.
Cullingworth, Case of extra- uterine fetation. obatetr. jouum.
XXXIV. 8. 660.
Die 26jährige Pat. hatte seit Beginn ihrer nur 2jährigen Ehe
über Unregelmässigkeit der Menses zu klagen. Nahezu 1 Jahr nach
der Hochzeit stellten sich plötzlich heftige Harnbesehwerden ein,
der Leibesumfang nahm zu, es zeigte sich Milch in den Brüsten,
auch wurden kindliche Bewegungen verspürt. Die Menses blieben
nahezu 8 Monate aus, um dann ab und zu in früher gewöhnter
Menge aufzutreten. Um diese Zeit traten auch wehenartige Schmerzen
auf, während das Allgemeinbefinden mehrero Wochen lang ein sehr
unbefriedigendes blieb. Ein Arzt erklärte um diese Zeit Pat. für
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Hooa*!i. Ki'i.ü. TIamii.tok.
schwanger mit einer lebenden aber schwach entwickelten Frucht.
2 Monate spater fand C. den Leib massig ausgedehnt durch einen
fluctuirenden Tumor von unebener Oberfläche, an dem keinerlei
Geräusche wahrnehmbar waren; die Brüste erschienen schlaff wie
bei einer Wöchnerin, der Scheidentheil klein und weich, die Sondirung
misslang; vor dem Cervix erscheint eine elastische, etwas bewegliche
Geschwulst. Erst nach Monatsfrist, als Fat. nach einer Erkältung
an einer heftigen Peritonitis erkrankte, trat sie in’s Hospital ein.
Der Tumor zeigte nun keine Fluctuation mehr, gab tympanitischen
Schall und liess einzelne kindlichen Theilen ähnliche Abschnitte er-
kennen. Hei hohem Fieber der Fat. wurde durch die Laparotomie
ein macerirter etwa 8 monatlicher Fötus aus dem mit faecal stinken-
den Gasen und einer geringen Menge gelblicher Jauche gefüllten
Sack entfernt. Die Placenta bestand aus wenigen, der vorderen
Sackwand fest adhärirenden Gewebsfetzen. Die Innenfläche des
Sackes war raub: sie wurde mit Jodtinctur ausgewaschen. 60 Stun-
den nach der Operation starb Fat.: schon 2 Tage vorher hatten sieb
unter heftigen Schmerzen kothige Entleerungen durch den Sack ein-
gestellt. Die sehr unvollständige Autopsie ergab nur eine feste
Adhaerenz des Sackes an die Organe des kleinen Beckens. A. Martin.
F. E. Hoggau, Neue Färbemethode für histologische Präparate.
Brit. med. Journ- Au g. 28. 1875.
Frau H. empfiehlt nach Behandlung der Objecto mit Wasser und Methyl*
nicohol die Schnitte in eine lpctige Losung von Eisenchlorid tu tbun uud nach
einigen Minuten mit etwas 2pctiger Pyrogallussäure zu übergiessen. So behandelte
Präparate sollen nicht blos Kerne und Kernkörperchen, sondern auch das Zellpro-
toplasina schön gefärbt zeigen. Löwe.
E. Külz, Ueber die schwefelhaltigen Körper des Harns, s. a.
1875.
Vf. beschreibt die Körper, welche für die vorliegende Frage in Betracht
kommen können; für den Menschenharn entscheidet er sich dahin, dass die 8nb
stanz, die mit Zink und Salzsäure HgS entwickelt, wahrscheinlich Rhodankalium ist,
das sich im Harn durch verdünntes Eisenchlorid Nachweisen lässt. Ausserdem
enthielt der Harn, wie Kef. nachgewieseu hat, noch eiuen andern schwefelhaltigen
Körper — eine schwefel- uud stickstoffhaltige Säure. — Taurin und Cystin konnte
Vf. im menschlichen und Rinderharn nicht finden. B. Salkowskl.
D. J. Hamilton, Ou Myelitis, being an experimental inqulry
into the pathological appearences of the same. Quart. Journ. of
micr. sc. 1875. S. 384,
H. hat die pathologische Histiologie au dem Rückenmark von Katzen studirt,
durch welches er einen Faden zog. Die Tbiere wurden nach 48 Stunden getödtet,
das Rückenmark erhärtet uud auf feinen carraingefärbten Querschnitten untersucht.
Aus der sehr ausführlichen Darstellung der Untersuchungsmethode ist hervorzu-
heben, dass H. die Theile bei möglichst niedriger Temperatur zu erhärten empfiehlt,
weil aoust leicht Fäulnisaveräuderungeu in dem Präparate auftreten.
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Obth. SciiOi.kin. Rktrkr.
415
Die eingreifendsten Veränderungen beschreibt II. an den Nervenfasern der
weissen Substanz, deren Axencyliuder in eiu?dlne erst spindelförmige und kugelige
Protoplasmastiicke zerfallen, die sich alsdann in „Mutterzellen“ verwandeln und
eine endogene Brnt vou Eiterkörperchen erzeugen sollen. — An den Nervenzellen
konnte H. nur die von Mkymeht sogenannte ödematöse Veränderung, aber niemals
Theiluugnerscheinungen wahrnehnieti. — Die Kerue der Neuroglia erschienen ver-
mehrt uud die Blutgefässe zeigten die gewöhnlichen entzündlichen Veränderungen
Boll (Rom).
J. Orth, Ueber localisirte Tuberculose der Leber. Virch. Arch.
LXVI. S. 113.
Vf beobachtete 2 Fälle, bei deren erstem als Theilerscheinung einer allge-
meinen Miliartuberculose und tu ben zahlreichen dUseminirten Tuberkeln der Leber
selbst, unabhängig von den Gallengängen mehrere grössere und ein wallnussgrosser
Knoten im rechten Leberlappen gefunden wurden, während in dein zweiten bei ge-
ringen Veränderungen anderer Organe neben einer tuberculösen Peritonitis, ausge-
dehnter Verkäsung der portalen und retroperitonealen LymphdrÜsen und nur ge-
ringer disseminirter Tuberculose der Leber selbst, ein mehrlappiger über faustgrosser
Tumor in der Leber sass. Der letzte, durch Confhicnz kleinster Kuötchen ent-
standen, wird von Gmllcugäugen durchzogen, deren Wandungen völlig iutact sind;
er ist im Zustande käsigen Zerfalles, bo dass Vf. AufSchnitten weder der Randzone
noch des umliegenden, den Tumor vou dem Lebergewebe trennenden Bindegewebes,
deutliche Zellen wahrnebmeu konnte. Dennoch liess die Zusammensetzung der
grösseren Käsemasse aus einer Unzahl kleinster rundlicher Heerdchen, deren
Zwischengewebe lymphoid« Zellen neben feinen faserigen Elementen zeigte, keiuen
Zweifel an der tubercnlösen Natur derselben zu; in dem portalen Bindegewebe
fauden sieb frische reticulirte Tuberkel. In der Frage, ob die Tuberculose der
Lymphdrüseu oder diejenige der Leber hier das Primäre sei, neigt »ich Vf. zur
letztere!) Ansicht hin, indem er den beschriebenen Tumor als gleichwertig den
Soiitärtuberkelu des Gehirns au die Seite stellt. Urawitz.
W. ScJhUlein , Leber das Verhalten der peripheren zur centralen
Temperatur im Fieber. Dias. Berlin 1876. und Virohow'» Arcb. LX VI.
8. 109.
Bei verschiedenen fieberhaften Krankheiten verglich Vf. die Temperatur einer
Achselhöhle mit der zwischen erster und zweiter Zehe, während die Krauken ruhig
im Bett unter leichter Decke lagen und die Zimmertemperatur meist zwischen
18 — 22° C. schwankte. Bei Gesundet), wo die Achselgrubentemperatur nahezu
constant bleibt, zeigte die Temperatur zwischen den Zehen beständige Schwankungen
ohne jede Regelmässigkeit. Ebenso wurden bei Typbus abdom , Peritonitis, Rheum-
arthrihs, Erysipela», Endometritis puerperalis, Miliartuberculose uud käsiger Pueu-
mouie fortwährende mit deueu in der Achselhöhle nicht übereinstimmende Schwan-
kungen der Temperatur gefunden. Bei croupöser Pneumonie dagegen und bei
Masern fand ein ziemlich gleicbmässiges Steigen der Hauttemperatur (zwischen den
Zehen) und der Achselhöhleutemperatur statt. Bei Schüttelfrost fiel Sinken jener
mit Steigen dieser zusammen. Senator.
Reyher, l)ie Laryugostrictur uud ihre Heilung durch den
künstlichen Kehlkopf. v. Lanobnurck’s Arch. XIX 8. 334.
Die Strictur wurde gespalten und nach ihrer vorläufigen Vernarbung mit
stetig au Volum zunehmenden Zinnkolben durch 6 Monate ununterbrochen in
Dehnuug erhalten. Als ihr Querschnitt 12 mm. ausmachte, kam der UussbmbaCbb’-
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416
BoooüLowiiKir. Wma*. v. GhI'Huwald. Druckfehler.
«che Apparat cur Verwendung, dessen Phonationscmiüla so dick bemessen wurde,
dnss sie rugleieh die Aufgabe einer dilatireuden Bougie übernahm. Willi. Koch.
Gr. Bogoslowsky, lieber Regeneration der terminalen Horn-
hautnerven. (Au* dem pathologische«} Institute in Zürich). Viacnow’s Arcb.
LXV. 8. 350.
Nach Abtragung von Ilornhautepithel (bei Kaninchen) in geringerer oder
grösserer Ausdehnung und Färbung mit Goldchlorid konnte coustatirt werden, dass
die Nerven nach vollkommer Ausfüllung des Epitheldefects sich ebenfalls regenerirt
zeigen, bei gehemmter Epithelrcgeneration niemals ausgebildote Fasern in dein De«
fecte gefunden werden und regenerirte runde Abschnitte der Kpitheldecke, welche
vor der Ueberhäutung bis zur Rbicbrkt BowMANN'schen Lamelle draugen und einen
Flachendurcbmesser von 4 — 5 mm. be6as*en, am 5. Tage nach der Operation eine
vollendete Regeneration der Nervenendgefleehte aufzuweisen habeu. Vf. spricht die
Ansicht aus, dass die ueuen Axenfibrilleu durch Aussprossen der noch vorhandenen
entstehen müssten. Michel (Erlangen).
C. Weisz, Ein Fall von acuter Spinallähinnng (Poliomyelitis
anterior acuta) hei Erwachsenen. Dis«. Breslau 1875.
Der vom Vf mitgetheilte einen früher gesunden 30jährigen Mann betreffende
Fall vou acuter spinaler Lähmung zeichnet sich vor deu übrigen bekannt gewor-
denen dadurch aus, dass nur die beiden Oberextrem itäten iu ihrer TotalitÜt
vou der Lähmung ergriffen waren, wäbreud die Uuterextremitäten intact blieben.
Im Uebrigen glich der Fall, was die Integrität der Sensibilität der Blaseu- und
Mastdarmmuscnlatur betrifft, deu schon bekannten (Cbl. J 874, 316). Die atrophischen
Muskeln schmerzten auf Druck und zeigten deutliche Entartnugsreaction. Bemer-
kenswert)) ist schliesslich noch der tieberhafte Beginn der Krankheit und die im
Laufe der Jahre uuter fortgesetzter electriscbor Behandlung fortschreitende Bes-
serung. Bernhardt.
0. v. Grünewald , Zwei Fülle von künstlicher durch lndnctions-
electricitat bewirkter Frühgeburt. Arcb. f. Gynsk. vm. 8. 478.
„2 flache Electroden vou 6—7 cm. im Durchmesser haltender Oberfläche,
arrairt mit dem Strome 2. Ordnung eines nr Bois-RKYUONi/schen Schlittenapparates,
der ho weit auseinander geschoben war, dass der erzeugte Strom unliihlbar isf
wurden iu einer Entfernung von 10—15 cm. au beiden Seiteu fest auf deo Fundus
uteri aufgesetzt“; — hierauf wurde der Schlitten langsam soweit vorgeschoben, als
die Schwangere es vertragen kouute. ln Einer Sitzung lies« G. die Electroden
5—6 Mal in Pausen von 3 — 5 MiuuUn, jedesmal 1 Minute lang liegen. Vor dem
Abnehmen wurde der Strom rasch abgeschwücht. Im ersteu Fall genügten 5, im
zweiten 3 Sitzungen zur Einleitung vou Weben, welche iu regelmäsaignter Weise
die Geburt herbeiführ tuu. ▼. tlasolberg.
L
Druckfehler; S. 283 Z. 7 v. o lies: rundliche statt unendliche.
Z. 4 v. u. lies: P ar as ite nth eorie. — S. 310 Z. 11 v. u. lies: Allen statt Aber.
— S. 311 Z. 20 v. n. lies: c hag r iu Artig augeurdneten. — S. 348 Z. 13 v. o. lies:
hoch statt sich. — S. 340 Z. 10 v. o. lies: deu statt die. Z. 23 v. o. lies:
Leitungnaphasie statt zweiten Form uud Z. 25: motorischen Aphasie statt
Leitung» Aphasie.
Einsendungen für da» Central blau wolle *uan an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) KrausnickAtraaae S4, und Professor Rosenthal, Erlangen, oder (unter BaisehloM) an
die Verl&imhsndl'ing, Berlin (N.-WJ. unter den Linden W, ad r es» i reu.
Verlag von August Hlreebwald ln Berlin. — Druck von H. 8. Hermann in Berlin.
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y
\s v
Wdcbtntlleb «mchelnen
I — l Botren ; »m 8chliiM«
Jahrgang« Titel, Na-
ro*n und 8tebra|lit«r
Gentralblatt
für die
Preis des Jahrganges
SO Mark; au beziehen
durch alle Buchbandlun-
gen und Poetamtnlteo.
Dr. J. Rosenthal,
Professor In Erlangen.
Redigirt von
and
Dr. BL Senator,
Professor in Berlin.
1876.
flO. Juni.
No. 24.
Inhalts Net mann, flimmernde Kiterzellen (Orig.-Mitth.). — Iülder, 8aft-
räume io der lebenden Hornbant (Orig.-Mitth.). — L aquf.it r, Anwendung des
Physostigmin bei Glaucom (Orig.-Mttlb.). —
Mo*so, Irisbewegung. — Pahciidtin, BnttersHuregiirung. — Dittkl, intraar-
tieuläre Verletzungen am Knie. — Lahdbbero; Hblpbrich; Knapp & Tcmm-
bull; Thomson & Knapp; Knapp; Lawson; Aonkw & End, Netzbautgliom.
— üt bois, Druck in der Harnblase. — Ingkumi.bw, Gewicht Neugeborener. —
Stumpf; Pilicibb; Cbaio, Jaborandi —
Sachs, Nerven der dehnen. — Goniakw, Nerven des Darmtractus. —
Baue kr, HöTTGKR'sche Zuckerprobe. — Hirschrkbg, peripher lineare Staar-
extraction. — Anders, putride Intoxication — Chabcot, MfcNifcaü’acbe Krank
beit. — * Gauasch, Pericystitis. — Witkowski, subcutauo Injection von
Digitalin.
lieber flimmernde Eiterzellen.
Von Prof. E. Neumann in Königiberg i. Pr.
Wird bei einem Frosche durch Application einiger Tropfen
einer schwachen Osmiunisiiurelösuug (!4 — H pCt.) ein katarrhalischer
Entzündungszustand in der Mund- und iiachenhöhle erzeugt, so ent-
hält nach 24 — 48 Stunden das Schleimhautsecret ausser zahlreichen,
in unverändertem Zustande abgestosseuen, leicht gebräunten Flimmer-
epithelien (und Becherzellen) und ausser aruoeboiden Zellen von der
gewöhnlichen Beschaffenheit der Eiterkörperchen eigentümliche
Zellen anderer Art, welche in Betreff ihrer Eigenschaften gewisser-
maassen zwischen Beiden in der Mitte stehen, indem sie mit den
Epithclien die Cilienhekleidung, mit den Eiterzellcn die Contractilität
ihrer Substanz gemeinsam haben, ln ihrer U rosse, ihrem starken
ülauze, ihrer Neiguug zur Vacuolenbildung, sowie in der Unsicht-
barkeit ihrer, wie es scheint, meist einzeln vorhandenen, runden
Kerne in frischem Zustande gleichen sie durchaus den übrigen
Eitcrzellen des Secrets und es lassen sich an ihnen dieselben Form-
veränderungen, wie an diesen, wenn auch vielleicht mit etwas ge-
XIV. Jahrgang. 27
Digitized b'
/ Google
418
'NunifANN. flimmernde Eiter*ollen.
ringerer Lebhaftigkeit vor sich gehend, verfolgen. Die Oilien be-
decken nicht die ganze Oberfläche der Körperchen, sondern bilden
entweder einen unvollständigen, höchstens die Hälfte der Peripherie
einnehmenden Strahlenkranz oder sie sind zu einem pinselartigen
Büschel zusammengedrängt. Stets sind sie ohne Basalsaum direct
dem Protoplasma eingepflanzt. Häufig sieht man die Zellen durch
das Spiel der Cilien in eine lebhafte rotirende Bewegung versetzt
und diese zeigen alsdann, so lange diese Bewegung andauert, eine
regelmässige runde Form; erst weun die Cilien zur Ruhe gekommen,
beginnen die amöboiden Formverändernngen.
Eigentümliche als rund oder bimförmig bezeichnete Flimmer-
zcllon sind in dem katarrhalischen Secrote der Nasen- (und Bron-
chial-) -Schleimhaut, soviel mir bekannt, borcits früher bemerkt
worden von Rindfleisch (Vircuow’s Archiv XXI. S. 500), von
Cornil und Ranviku (Manuel d’histologie pathol. S. 47, Ranvier
Traitö technique d’histol. S. 243) und von Brücke (Vorlesungen
über Physiologie I. S. 445). Rindfleisch betrachtet dieselben als
die abgeschnürten oberen Theile der ursprünglichen Epithelzellcn
und will in ihrem Innern endogen gebildete Eiterzellen wahrgenommen
haben, Cornil und HaNVIKK bezeichnen sie in einer kurzen Erläu-
terung einer Abbildung, auf welche im Texte nicht Bezug genommen
wird, als Eiterkörper „provenants bien uettement d’une segmeutation
des cellules cylindriques oinsi que le ruontrent ses cils vibratiles“.
Brücke endlich erklärt die fraglichen Gebilde für die ,, Zellenleiber
der Flimmerzellen, welche (mit den Cilien) aus ihrem dütcuförmigcn
Gehäuse herausgetroten sind“.
Ich selbst bin auf die Existenz derartiger Zellen zuerst auf-
merksam gemacht worden bei der Untersuchung des schleimig zähen
Inhalts einer snbeutauen Flimmercysto (Arch. d. Heilk. XVII.
S. 255) und es war mir schon damals nach dem ganzen Habitus der
Zellen ihre von den früheren Beobachtern nicht beachtete amöboide
Natur sehr wahrscheinlich geworden.
Wenn wir im Allgemeinen alle bei Entzündungspro?SMen auf-
tretenden „ein- oder mehrkernigeD, farblosen, mit ContractilirHund
dem Vermögen amöboider Formveränderungen begabten Zellen“'5^
Eiterkörperchen bezeichnen dürfen (ConNHEiM), so werden wir nach
obigem Befunde nicht anstehen, auch die beschriebenen flimmernden
Zellen den Eiterkörperchen zuzuzählen und in ihnen ein entscheidendes
Zeugniss für das noch immer bestrittene Vorkommen einer wirk-
lichen epithelialen Eiterung, welches freilich mit der Ansicht, dass
alle Eiterzellen aus den Blutgefässen stammen, nicht vereinbar ist,
zu erblicken.
Weitere Angaben über die Entwicklung dieser Elemente aus
dem ursprünglichen Flimmerepithel behalte ich mir für eine ausführ-
lichere Darstellung vor.
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Ihi.dfr, Saflräume in der lebenden Hornhaut.
419
Kiue die Existenz von Kuft räumen in der Hornhaut des lebenden
Frosches beweisende Beobachtung.
Von I)r. Illldor, Artt in Berlin.
Da es bislang nicht gelungen ist, durch Injeclion der Gefüsse
des Auges ein zusammenhängendes Caualsystein in der Hornhaut zu
demonstriren und Injcctiouen durch Einstich in die Hornhaut den
Einwurf künstlich gemachter Räume zulassen, so dürfte cs wohl ge-
stattet sein, eine Beobachtung an der Hornhaut des lebenden Frosches
mitzutheilen, die mir ein Beweis dafür zu sein scheint, dass in der
That in der Hornhaut eine .Saftströmung in präformirten Raumen
besteht.
Betrachtet man nämlich durch ein wagerecht aufgesteliles Mi-
croscop*) die Hornhaut eines curarisirten Frosches, dem man ein
etwa 3 mm. im Durchmesser haltendes, rundliches, mit Silberfolio
versehenes Spiegclchcn von dünnstem Glase durch einen Einschnitt
am oberen Rande der Hornhaut in die vordere Kammer geführt hat,
bei seitlicher, durch eine Linse verstärkter Beleuchtung in der Art,
dass das Licht so schräg auf das in der vorderen Kammer befind-
liche Spiegelchen fällt, dass es nicht in das Microscop refleelirt wird,
dagegen diejenigen Strahlen, welche auf die der Lichtquelle zuge-
wandte Seite der Hornhaut lallen, durch das .Microscop in das Auge
des Beobachters gelangen; so gewahrt man, sobald die vordere
Kammer sich wieder hergestellt hat, ein eigenlhümliches interessantes
Phänomen.
In dem fast dunkleu Gesichtsfelde beginnt ein Aufflackern und
Aufleuchten von zahlreichen Punkten und Linien, zu vergleichen nur
dem Leuchten der Sterne an einem klaren Winterabend. Das Auf-
leuchten ist momentan. So rasch aber, wie es au einer Stelle ver-
schwindet, beginnt es wieder an einer benachbarten und bald darauf
wieder an der vorhergehenden u. s. f. Zuweilen dehnt sich ein
leuchtender Punkt durch Entstehung von Zerstreuungskreisen zu
einer Scheibe aus, wie ein glänzender Tbautropfen, verweilt dann
etwas länger und verschwindet langsam wieder.
*) Schon vor längerer Zeit batte ich mir einen einfachen Träger für
das aus seiner Hülse ausgewogene Rohr meines Microscop» unfertigen lassen, hatte
aber nicht den gewünschten Erfolg, da ich bei der Einstellung des Focus auf die
Sicherheit meiner Hand angewiesen wnr und kleine Bewegungen dabei schwer ver-
meiden konnte. Durch die Demonstration des von Herrn Prof. Hüter zur Beob-
achtung des Kreislaufes in der Palpebra terfia des Kaninchens erfuudencn Apparates
auf dem Chirnrgen-Congress zu Berlin am 21. April d. J. angeregt, nahm ich meine
Untersuchungen wieder auf uud stellte mir nun durch Entfernung dos Objecttisches
und des Bpiegels, durch wagerechte Lagerung und Unterstützung des ausgezogeuen
oberen Tbeiles des Microscoprohrs durch ratiuen Träger den gewünschten Apparat
her, indem ich nun, wie bei der gewöhnlichen Aufstelluug des Microscops die Mi-
cromcterschraube derselben zur Einstellung benutzen konnte-
27*
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420
Ihi.dkr, Bnftrüumo in der lebenden Hornhaut.
Ich beobachtete dieses Phiinomen am 25. April Abends, be-
nutzte dazu das Licht einer hell brennenden Petroleumlampe und
ein kleines Microscop von Haktnack, bei 65facher Vergrösserung,
dessen Tisch und Spiegel ich entfernt hatte.
Das kleine iSpiegelcheu hatte ich in dio vordere Kammer ein-
geführt, um mit Sicherheit Lichterscheinungen von Seiten der Iris
fernzuhalten. Ich hatte nämlich schon vor längerer Zeit dieselbe
Erscheinung bei Betrachtung des Kreislaufes in der Iris des Frosches
beobachtet, bezog sie aber damals auf Lücken im Irisgowebe, welche
jo nachdem unter denselben blutkörperfreie oder -haltige Theile des
Blutes in den Capillarcn sich befänden, hell oder dunkel erschienen.
Nachdem ich mich nun durch den Versuch mittolst des einge-
führten Spiegels mit Sicherheit überzeugt hatte, dass das Phänomen
der Hornhaut zukomme und nicht der Iris, entfernte ich den Spiegel,
wartete, bis sich die vordere Kammer wieder hergesteilt hatte, und
gewahrte daun dasselbe Phänomen, und zwar am Deutlichsten auf
dem dunkeln Uruude der Pupille. '
Nun betrachtete ich auch das gesunde Auge, indem ich den
Focus, wie bei den vorhergehenden Beobachtungen, sorgfältig auf
diu hinter dem vordem Epithel der Hornhaut befindlichen Theile
derselben einstellte, fand aber nur eine Audeutung der Erscheinung;
Auf dein dunkeln Urunde der Pupille Hessen sieh nämlich
neben einer geringen Zahl von weisseu, stark Licht reHectirenden,
gebuckelten, in der tiestalt amöboiden Zellen gleichenden, die Orösse
der vorderen aber etwa um das Dreifache übertreffenden Körperchen,
und neben einer grösseren Zahl von mehr nebclartigeu Flecken un-
gefähr 10 — 12 verstreute leuchtende Pünktchen erkennen, die, nach-
dem sie eine Weile geleuchtet hatteu, abblassteu, verschwanden und
nach einer Weile wieder aufingen zu leuchten. — Die Circulatiou
in den Uetässeu der Nickhaut, die bis unter den unteren Pupillar-
rand herabgezogen war, und der Iris, war dabei sehr lebhaft.
Da es gewiss ist, dass das Phänomen der Hornhaut zukommt,
so ist anzunehmen, dass es sich um kleine Theile in derselben handle,
weiche, je nachdem das Licht sie im günstigen oder ungünstigen
Winkel trifft, Licht in das Auge des Beobachters reffectiren oder
nicht. Die Theile sind folglich als bewegliche zu deuten. Aus der
verschiedenartigen Gestalt ferner, die sie zeigen, als Pünktchen,
Linien und Scheibchen ist zu schliessen, dass sie flüssigen Stoffes
sind und ihre Uestalt durch ihre Umgebung erhalten. Es bewegt
sich also eine Flüssigkeit in den hinter dem vordereu Epithel befind-
lichen Schichten der Hornhaut. Da nun ferner nicht wohl anzunehmen
ist, dass binnen der kurzen Zeit der Üurarisirung und der Ein-
führung des Spiegels sich in der Hornhaut Bäume für eine strömende
Flüssigkeit gebildet haben; da der Eingriff ohne sichtbare Reaction
geblieben ist, die Hornhautwunde sich sofort geschlossen und eine
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Laqobob, Anweuduug des Physostigmiu bei Glnncom.
421
Wiederansammlung von Kammerwasser gestattet hat und durchaus
keine Gefässinjection am Rande der Hornhaut zu bemerken ist; da
ferner das Phänomen auch am gesunden Auge, wenn auch in abge-
schwächtem Maasse, sich zeigt, so bleibt nichts übrig, als sich für
die Präexistenz von Safträumen in der Hornhaut zu entscheiden, in
welchen eine Flüssigkeit circulirt, die unter den oben angegebenen
Umständen das eigentümliche Phänomen des Aufdackerns und Auf-
leuchtens von zahlreichen Pünktchen und Strichclchen hervorruft.
Ueber eine neue therapeutische Verwendung des Physostigmin.
Vorläufige Mittheilung von Prof. Laqticur in Strassburg i. K .
Die in den letzten Jahren von verschiedenen Seiten gemachte
Erfahrung, dass Atropin, in ein zu Glaucom prädisponirtes Auge
eingeträufelt, in demselben einen acuten Giaucomaufatl hervorzu-
bringen vermag, bat in mir den Gedanken angeregt, zu untersuchen,
ob das Calabaralkaloid sich nicht auch dem erhöhten intraocularen
Drucke gegenüber als der Antagonist des Atropins verhalten würde.
— Das Präparat, desseu ich mich bediente, ist das DüQCESSEr.’scho
Physostigmin*); es wurde von demselben eine M — Hpctige wässrige
Lösung bereitet, und täglich 3—4 Tropfen derselben in Zwischen-
räumen von 20 Minuten in den Conjunctivalsack eingeträufelt. Das
Mittel wurde in dieser Dosis 3 Wochen lang ohne irgewl welche
Beschwerden gut vertragen. *
Die Versuche, welche ich bei 5 Individuen mit Glaucoma siraplex
und in einem Falle von Secundärglaucom (in Folge von partieller
Linsenluxation) angestollt, haben nun ergeben, dass constant nach
einer 3 — 4tägigen Application eine deutliche Herab-
setzung dos pathologisch erhöhten Augendruckes ein*
tritt, welche bis zum 8. oder 10. Tage mehr und mehr zunimmt,
und mit welcher bei nicht erloschenem Sehvermögen eine ansehnliche
Verbesserung der Sehschärfe einhergeht. In dem Falle von Secun-
därglaucom wurde der Druck von über T + 2 völlig auf die Norm
zurückgeführt und seitdem auf dem normalen Niveau erhalten. —
Ob der Erfolg ein dauernder ist, kann nach den bisherigen Er-
fahrungen noch nicht versichert werdeu; jedenfalls steht soviel fest,
dass die druekvermindermle Wirkung des Mittels den Effect auf die
Pupille und den Accommodationsapparat hei Weitem überdauert.
Ain nicht glaucomatösen Menscbeiiauge sowie am normalen
Kaninchenauge habe ich nach wiederholten Physoatigmiuein-
träufelungen eine Veränderung des intraoeulären Druckes uicht con-
statiren können.
*) Unter der Bezeichnung Sulfate nentre d’Esdrino iu erwünschter Reinheit
an beziehen von der Pbarmacie V<Se, 42 Faubg. St. Denis in Paria.
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422
Mosso, Irisbewegung.
Die druckvermindernde Wirkung des Physostigmin im Glaucom
erklärt sich höchstwahrscheinlich durch eine dirccte Reizung der
glatten Muskelfasern der Choroidealg efässe. Haunack
und Witkowski'*) haben in einer soeben erschienenen Arbeit nach-
gewiesen, dass das Physostigmin auf eine grosse Zahl von querge-
streifteu und glatten Muskeln direct (ohne Vermittelung der Nerven-
endigungen) erregend wirke.
Demnach scheint mir die methodische, mehrere Wochen hindurch
fortgesetzte Physostigmiueinträullung indicirt: 1) In allen Fällen
von Glaucoma simplex, besonders in denjenigen, in welchen Iris
und Kammer keine Abnormität zeigen; denn hier ist erfahrungs-
gemiiss die iridectomio fast immer wirkungslos. 2) In allen Fällen
von Glaucom, in welcher) eine Iridectomie bereits ausgeführt worden
ist, aber nicht die gewünschte Entspannung hervorgebracht ist.
3) In denjenigen Fällen von Secundärglaucom, in welchen die Iris
nicht durch vordere oder hintere Synechien theilweiso fixirt ist.
Beim hämorrhagischen (ilaucom habe ich das Mittel in einem
Falle ohne Nutzen versucht.
A. Mosso, Hui moYimeuti idraulici doll’ iridc e still’ azione dei
me/./.i cho servano a dilatnre cd a restriugere la pupillu.
Accademia di niediciua di Torino. 1875.
Als hydraulische Bewegungen bezeichnet M. die Bewegungen
der Iris, die nur von der Füllung und der Entleerung der Iriage-
tü88e abhängig sind. Die Ergebnisse seiner Versuche schliessen sich
denen von GkOnhagen an, ohne die Möglichkeit von andern Bewe-
gungsarten zu bestreiten. Wenn man an einem Kaninchenkopf durch
die (Jarotiden zwei Tage nach dem Tode eine Kochsalzlösung (U,5 pCt.),
Serum oder defibrinirtes Blut unter einem hohen Druck cinspritzt,
tritt eine Veränderung der Pupille ein. Diu Pupille wird bald nach
dem Tode durch die Eintröpfelung einer Atropinlösung erweitert und
mit besondern Massregeln aufbewahrt.
Die hydraulischen Bewegungen hängen von der Anordnung der
Irisgefüsse ab. Leber (Cbl. 18G5. 503.) hat schon gezeigt, wie die
Arterien der Iris sämmtlich aus dem grossen Iriskranze entstehen
und in radiärer Richtung gegen den Pupillenraud verlaufen. Die
meisten biegen an demselben schliugenförmig um, um in die An-
fänge der Venen überzugehen.
Um nach der Anordnung der Irisgefüsse den Mechanismus der
hydraulischen Bewegungen zu erklären, hat Vf. oine künstliche Iris
aus einer dünnwandigen Kautschuk röhre, die auf einer Korkplatte
passend angeordnet ist, dargestellt. Die Windungen dieser Röhre
*) Arcb. f. exper. Palliol. u. Plarmakol. V. Bd. 8. 402.
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Pasciittin, Btitterimnregi'.ruug.
423
laufen zwischen zwei concentrischen Kreisen hin und her. Ara
äussern Kreise, der deui grossen Iriskranze entspricht, sind sie mit
Stecknadeln festgehalten; ara Pupillenrando sind sie frei. Mit dieser
Vorrichtung kann man zeigen, wie jeder Füllung der Gefasse eine
Verkleinerung des Pupillarkreises entspricht und wie mit jeder Ent-
leerung der Rohre die künstliche Pupille sich erweitert. Auf diese
Weise erklärt M. manche Bewegungen der Iris, die früher eine
ungenügende Erklärung durch Thätigkeit der Muskeln und der
Nerven fanden. — Jede Erweiterung der Gefässe erzeugt Myosis,
während die Zusammenziehung derselben von Mydriasis gefolgt
wird. — Diese Verhältnisse konnte M. am Menschen durch seinen
Plethysmograph bestätigen. M. hatte schon früher gefunden,
dass jede tiefe Einathraung von einer Zusaimneuziehung säraintlicher
Gefässe gefolgt wird. Wenn man durch ein Loch, das man in einer
Visitenkarte mit einer Stecknadel gemacht hat, eine weisse Wand
betrachtet, kann man die Bewegung der Iris an sich selbst sehen.
Durch diese einfache Methode konnte M. au sich selbst beobachten,
wie jede tiefe Eiuathmuug und jede Zus&uunenziehung der Gefässe
mit einer Erweiterung der Pupille verbunden ist.
Die Myosis hängt manchmal nur von der Lähmung der Gefässe
ab, und sie ist eiue beständige Erscheinung bei der Einwirkung von
Substanzen die, wie Chloroform, Aether, Chloral, Morphium u. s. w.
die Gefasse erweitern und Schlaf hervorbringen. Umgekehrt tritt
Mydriasis ein, jedesmal wenn eutweder durch Gifte oder durch
audere Bedingungen die Gefässe sich zusammenziehen.
Schliesslich hat M. gefunden, dass wenn die Pupille durch
electrische Reizung des Syrapathicus am Halse das Maximum der
Erweiterung erreicht hat, inan durch die electrische Reizung des
Oculoraotorius in der Schädelhöhlc oder durch ein intensives
Licht die Pupillo verengern kann, ohne jedoch das Minimum der-
selben zu erreichen. Umgekehrt wenn die Pupille durch die Wirkung
des Lichtes fast zum Verschwinden gebracht wird, kann sie durch
Reizung des Syrapathicus ein wenig erweitert werden, ohne an das
Maximum zu gelangen. J. Boseuthal.
V. Faschatin, Recherche» sur quelques espfcces de decomposi-
tions putrides. Arch. do physiol. otc. 1875. S. 773.
Vf. hat, von der Ansicht ausgehend, dass das normale Vor-
kommen der Buttersäuregärung im Darmcanal noch nicht hin-
reichend festgestellt ist, Versuche über deu Einfluss verschiedener
Ageutien auf dieselbe angestellt. Als Material diente ein frisch be-
reitetes Gemisch von 5 gm. milchsaurem Natron oder Kalk in 100
Wasser und 2 gm. Käse in 100 Wasser verrieben. Dieses Gemisch
wurde mit der zu prüfenden Flüssigkeit und zur Controle mit der
gleichen Menge destillirten Wassers versetzt. Als Maassstab für die
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424
Dittkl, intraarticulüre Verletzungen am Knie.
Intensität der Gärung diente die Menge der entwickelten Kohlen-
säure. — Speichel und natürlicher Magensaft vom Hunde wareu
ohne Einfluss. Salzsäure verzögert die Gärung bei 0,05 pCt., ver-
hindert bei 0,15 pCt. ; Milchsäure verzögert bei 0,15 pCt., verhindert
bei 0,45 pCt. Auch die kolilensauren Alkalien wirken störend und
zwar schon bei einem Gehalt von 0,18 pCt. Ein Gehalt an Gallo
wirkt sehr störend schou bei 1 — 2 ccm. Galle auf 100 ccm. Flüssig-
keit, ebenso auch gallensaure Salze. Vf. meint daher, dass die
Buttorsäuregarung im Darm nur bei Abschluss der Galle stattfinden
könne. Bei Mischungen der Ausgangsflüssigkeit mit wässrigem Aus-
zug von Riudcrpankrcas zeigte sich Gasentwicklung, die vorwiegend
aus Kohlensäure bestand; dieselbe ist jedoch nicht nothwendig auf
die Milchsäure zu beziehen, denn sie trat auch ein, als der milch-
saure Kalk ganz aus der Mischung fortgelassen wurde (vergl.
Kunkel und Hüfneb, Cbl. Iö75, S. 247). Im Anschluss daran
stellte P. Gäruugsversuche mit den Auszügen verschiedener Organe
und Gewebe au; das entwickelte Gas wechselte in Menge und Zu-
sammensetzung, stets prävalirte die Kohlensäure. VVogen der näheren
Details muss auf das Original verwiesen werden. E. Salkowrki.
Dittel, Stadien über das Zustandekommen iiitraarticuliirer
VerletzUllgeU am Kulegeleuk. Wien. mod. WocboiiSelir. 1870. No. 7. K.
K. Oefiellfccljaft. Sitzung vom 27. Januar.
Expeiimento an Leichen lieferten folgende Resultate: Forcirte
Beugung erzeugt keine Verletzung, weil die Berührung der Weicb-
theile am Ober- und Unterschenkel bald einen Damm setze. Ent-
fernt man die Weichtheilo, so rutt die gewaltsame Beugung stets
eine Ablösung des vordem Kreuzbandes von der Femoralinsertion
hervor; steigert man die Beugung durch Einlegen eines Keiles
zwischen Ober- und Unterschenkel, so reisst das genannte Band ganz
ab. — Gesteigerte Extensiou bis zur Extensionsflexion ruft eine
Eiubohrung der Condylen des Femurs in die der Tibia und bei jungen
Individuen eine Epiphysenablösuug hervor; zuletzt löst sich das
hintere Kreuzband von seiuer ribialiusonion. — Eine eigentüm-
liche klinische Beobachtung führte zu weiteren Versuchen. Ein
2:>jähriger Manu wurde bei einer Rauferei so auf die Strasse ge-
worfen, dass die Beine sich rückwärts kreuzten und das 1. über
dem r. lag und erhielt dann noch einen kräftigen Fusstritt auf die
I. Wade. Es fand sich ein bedeutender Haemarthrus vor, welcher
zur Punction Veranlassung gab; doch musste dieselbe in den nächsten
Tagen wegeu steter Wieder ansammluug dreimal wiederholt werden.
Antiseptische Erötfuong und Drainage des Gelenks, Vereiterung,
Amputation des Oberschenkels, Tod an Erschöpfung. Es fand sich
im 1. Knie das vordere Kreuzbaud von seiner untern Insertion derart
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Landsrfno; Hri.fiikich etc., Netziiautgliom.
425
abgerissen, dass an demselben eine längliche ßnnchensclieibe haften
geblieben war. Es lies» sich diese Verletzung experimentell erzeugen,
wenn bei gebeugter Extremität der Oberschenkel auf die Condylen
aufgestemmt und in die Kniekehle ein kräftiger Hieb geführt wurde.
Liess man in Flexionsstellnng die Gewalt vom Oberschenkel auf die
Tibia ein wirken, so riss da« hintere Kreuzband eine Knochenseheibe
von der Tibia ab. Als wichtigstes Moment für die Diagnose solcher
Verletzungen am Lebenden glaubt Vf. die reichliche Blutung und
deren Nachschübe anschen zu dürfen. tä. Küster.
M. Landsberg, Zur Casuistik des Netzhautglioms. v. Otur*'«
Arcb. XXI. 2. 8. 98.
Helfreich, Beitrag zur Lehre vom Olioma retinae Da», s. 236.
Taf. VI. a. VH.
H. Knapp & S. Turnbull, Ein Fall von Retinalgliom mit zahl-
reichen subperiostalen metastatischeu Geschwülsten. Archiv für
Augen- ti. Ghrenheilk. IV. 1. 8. 73.
J. Thomson & H. Knapp, Ein Fall von Retinalgliom, klinisch
ausgezeichnet durch Familienpriidisposition zu Gliom und
anatomisch durch die klar nachweisbare Entstehung der Neu-
bildung aus der inneren Körnerschicht, n»s. s. 79.
H. Knapp, Zwei Fälle von Retinalgliom. Da«. 2. 8. 202.
G. Lawson, Glioma of the retina. Lancet. is7ö. 1. No. 5.
0. R. Agnew & H. C. Eml, A ease of cousecutlve eniieleatioii
of both eyes for recurring glioma. Tr»u»act. of the Am*r. 0|>btb.
»oc. New- York. 1876. 8. 349.
M. L. tbeilt 2 Fälle von Enucleation gliomatöscr Bulbi ohne Recidiv
mit; in dem einen Falle dauerte die Beobachtungszeit nahezu 6 Jahre,
in dem anderen l*/4; hei dem letzteren hatte sich der pathologische
Proccss schon 4 mm. weit in die Substanz des Sehnerven fortge-
pflanzt, es fanden sich grössere. Wucherungen in den Gefässwänden,
Zerstörung der Septumscheide, „maiskolbenförmig“ wuchernde, das
Anfangsstück der Vena centralis mit Gliomzellen erfüllende Knoten.
Sofort nach der Geburt war bei einem im Alter von l1/» Jahren
verstorbenen Mädchen die Kleinheit beider Augen aufgefallen. H.
constatirte eine mangelhafte Entwickelung der Thalami optici, den
vollständigen Mangel des 2. Hirnnervenpaares, das Fehlen der
Retina und das Vorhandensein eines im retroleutieulösen Raume
gelegenen Tumors, dessen histologische Beschaffenheit den Typus
eines Gliosareoms entsprach. Es wird die Annahme wahrscheinlich
gemacht, dass die congenitale Microphthalmie durch die in der
2. Hälfte des Embryonallebens stattgefundene Netzhaütabhebung be-
dingt, der destructive Process dann in centripctaler Richtung fortge-
schritten sei, und die Retina gerade deswegen zur Matrix des Glio-
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426
Dcboi«, Druck in der Hirubliae.
sarcoms geworden sei, weil sie vorher von der Chorioidea sich ab-
gelöst hatte. In dem Falle von K. und T. hatten sich 4 Wochen
nach der Exstirpation bei einem 3jährigen Mädchen Kecidive ent-
wickelt, in der linken und rechten Schlüfengrube, in der Lambda-
und Froutalnaht etc., welche subperiostul entstanden, von zahlreichen
Osteophyten umgeben waren.
Eine hereditäre Disposition konnten Ph. und K. bei einem ljüh-
rigen Mädchen uachweisen, indem 5 Mitglieder der Familie an
Retinalgliom gestorben waren.
Kn. beobachtete bei einem 12jährigen Mädchen ein Gliom,
welches sich hauptsächlich in dem vorderen und besonders dem
ciliaren Abschnitt der Netzhaut entwickelt hatte. G. L. sah einen
Fall vou doppelseitigem Gliom der Retina bei einem männlichen
274jährigen Kinde; am linken Auge war die Erscheinung eines
abnormen Reflexes im 11. Monat aufgetreten, am rechten 3 — 4 Mo-
nate später. Ferner wurde von L ein mit Gliom behaftetes rechtes
Auge eines G wöchentlichen Kindes enueieirt, wobei die Ausdehnung
der Geschwulst zur Annnhme eines längeren Bestehens derselben,
als das Alter des Kindes betrug, Veranlassung wurde.
In dem von A. und E. beschriebenen Falle hatte sich zuerst
in dem Alter vou 7 Monaten ein gelber Reflex in dem linken Auge
gezeigt; 6 Monate nach der Enuclcation dieses Auges war die gleiche
Erscheinung auf dem rechten Auge eiugetretcn. Ungefähr 1 Jahr
nach dei Enuclcation des letzteren war das Allgemeinbefinden noch
ein befriedigendes. Michel. (Erlangen).
P. Dubols, lieber den Druck in der Harnblase. Douneii Arob. <
klin. Med. XVII. 8. 148.
D. maass die Höhe der Wassersäule oincs durch den Katheter
mit der Blase in Verbindung gesetzten Manometers, indem er die
Symphysen-llöhe als Nullpunkt anuahm. Da aber letzterer nicht
dem Blasenscheitel entspricht, weil dessen Höhe nach dem Fülluugs-
grade der Blase wechselt, so corrigirte er die abgelesenen Zahlen,
indem er an der Leiche (in der Rückenlage) bestimmte, um wieviel
der Scheitel der Blase bei verschiedenem Flüssigkeitsinhalt über
die Symphyse stieg, oder uuter ihr blieb und die so gefundenen
Werthe von jeneu Zahlen abzog oder zu ihnen hiuzuzählte. Danach
ergab sich, dass der Druck iu der Blase bei jedem Alter uud Ge-
schlecht sich nahezu gleich bleibt, nämlich 13 — 15 Cm Wasser (in
der Rückenlage). Bei der Inspiration, der aetiveu Exspiration, dann
im Stehen (Schatz) , hei Meteorismus steigt, wie der Intrabdoniinal-
druek, so auch der Druck in der Blase, bei passiver Exspiration
sinkt er. Jedoch ist er nicht ganz und gar von dem Druck im
Abdomen und den Nachbarorganen abhängig. Füllte Vf. Rectum
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Inoerslev, Gewicht Neugeborener.
427
und Blase mit Wasser und entleerte aus letzterer den Inha.lt stufen-
weise, so sank der Druck in der Bisse entsprechend, während er irn
Rectum annähernd gleich blieb. Die Spannung der elastischen und
niusculösen ßlnsenwand ist nämlich ebenfalls von Einfluss. Dies
zeigte sich z. B. in einem Fall von Ascites, wobei der Druck in
der Bauchhöhle 40 — 50, in der Blase 43 war, nach der Punution
dort auf 0, hier nur auf 21 — 25 sank, obgleich die Urinmenge sich
gleich blieb. Aehnliches zeigte sich in einem Fall von Blascnvorfall,
bei welchem der Abdomiualdruck fast ganz ausgeschlossen war.
Bei ßlasoncatarih, noch deutlicher aber bei adynamischen Zuständen
(Typhus, Pyaemic, Meningitis) oder KückenmarksalTectionen kann der
Blasendruck sehr stark, bis auf 0 sinken.
Dass ein negativer Druck in der Blase entstehen könne, davon
konnte sich D. nie überzeugen. Es können wohl Luftblasen in dem
Katheter oder den mit ihm in Verbindung stehenden Röhreu sich
faugeii und bei gewissen Bewegungen in die Blase aufsteigen, nicht
aber eigentlich eingesogen werden.
Ausführliche Tabellen dienen als Beleg für das Gesagte. Senator.
E. Ingorslev, ön the weight of new born children. Obstjouru.
of Gr. Blit. und Irol. XXXV u. XXXVI. 1876 8. 705.
Vf. hat von 3450 im Gebärhaus zu Kopenhagen gewogenen
Kindern die von FkankkniiäUSSUK.Hkckbb und M. DüNCAN mitgetheiltcn
Beobachtungen über die Gewichtsverhältnissc der Neugeborenen
controlirt. Seine Gewichto sind etwas höher als die von C. Martin
für Berlin berechneten (3330 für Knaben, 3220 für Mädelion), nämlich
3333,5. Das Gewicht nahm mit jeder späteren Schwangerschaft zn,
ohne dass, wie M. Dcncan will, «las 29. Lebensjahr der Mutter einen
Höhepunkt bezeichnet. Das erstgeborene Kind ist am schwersten,
weun es im 24. Lebensjahre der Mutter geboren wird, das zwritge-
borene im 27. Jahre, das dritte im 29. — 30. Jahre. Von 50 an der
Mutterbrust genährten Kindern nahmen 47 bis zum 3. Tag an Ge-
wicht ab, 23 von da au zu, vom 5. Tage an 33 u. s. w.j am 10.
Tage waren 30 Kinder schwerer als zur Zeit der Gehurt, nur 1
gleich schwer, 19 leichter. Der Gewichtsverlust der ersten Tage
betrug 6,88 pCt , also etwas mehr, als bisher angenommen wurde;
dabei war der Gewichtsverlust, entgegen den bisherigen Beobach-
tungen, bei Knaben relativ und absolut grösser als bei Mädchen.
Die Kinder der Erstgebärenden verloren 7,2 pCt., die der Multiparae
6,48 pCt., am 10 Tage hatten indes* die Kinder der Erstgebärenden
mehr zugenommeu, als die der Multiparae. Dio Kinder hatten um
so mehr an Gewicht verloren, je kleiner ihr resp. Geburtsgewicht
war.
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428
StcHpr; Pilicibb; Csaio, Jaborandi.
Nach des Vf. Beobachtung stand der Gewichtsverlust nicht in
Zusammenhang mit dem Nabdschnurabfall (WlNCKBL), cs erschien
vielmehr bedingt zu sein durch Umwand luugsprocesse in der Nahrung
und der Darmausleerung. Je eher die Kinder angelegt wurden,
um so mehr nahmen sie ab. Freilich betrug die Ausleerung per
anurn et urethrain nur die Hüllte des verlorenen Gewichtes.
Bei Krankheiten war die Gewichtsabnahme bedeutend.
A. Martin.
M. Stumpf, Untersuchungen über die Wirkung der Herba Ja-
borandi. Deutsch. Arcb. f. klin. Mud. XVI. 8. 265.
H. Pilicier, Contributiou a l’etude du Jaborandi. Di«. Bern. 1875
W. Craig, Note on Jaborandi. Ediub. Jour». istö. ccxlvii.
S. 698.
S. erstattet auf Grund von einigen 50 in der v. ZiKMSSEN'schen
Klinik in München an fieberloseu und fiebernden Kranken gemachten
sehr sorgfältigen Versuchen einen durchaus günstigen Bericht über
die Wirksamkeit der vielgeprüften Drogue. Sie war aus der Gehe-
schen Olficin in Dresden oder DuvKKNOis’schcn in Stuttgart bezogen;
benutzt wurden die Blätter und deren viel schwächer wirkende
Stengel u. z. stets als Infus von 5: 100 als einmalige Dosis. Der
Trank wurde kalt gereicht; die Versuchspersonen waren nur leicht
bedeckt. Uin diu Grösse der Abgaben durch Haut und Lungen
festzustclleu, wurden die Kranken vor Beginn des Versuchs und nach
Beendigung der Schweissseeretion gewogen und von der Differenz
das Gewicht des inzwischen abgegebenen Speichels abgezogen. Am
Tage des Versuchs, dem vorangehenden und folgenden wurde die
24stündige Harnincnge gemessen und ausserdem noch Pul», Respi-
ration und Temperatur (im Rectum) bestimmt. Bezüglich des
Schweisses gaben unter 50 Versuchen nur 2 ein negatives Resultat;
in den 44 Fällen, wo Gewichtsbestimmungen gemacht wurden,
schwankte die Abgabe durch Haut und Lungen allerdings zwischen
98 — 895 grin.; doch ergab sich als Mittel 474 grm. , während nach
Controlbestimmungen an einigen sonst genau gleich, behandelten «'‘her
jaborandifreien Individuum in der gleichen Zeit nur ein mittlerer
Verlust von 90 grm. constatirt wurde. Bei mehreren Personen, die
20 — 30 Min. in einem Kastendainpfbade verweilten und hernach
schwitzten, stellte sich für jene Abgaben ebenfalls 474 grm. als Mittel-
zahl heraus. Die vermehrte Speichelsecretion , die jedes Mal eintrat
und im Ganzen etwas länger anhielt als die Diaphorese — für diese
ergab sich eine mittlere Dauer von 2 St. 7 M. — für jene von 2
St. 18 M. — lieferte nach 39 Bestimmungen im Durchschnitt 258 grm.
(Min. 39. Max. 560.) Aus 6 im VotT’schen Laboratorium angestellten
Analysen geht hervor, dass in diesem Speichel der Gehalt an orga-
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Stumpf ; Pimcibr; G'baio, Juborindi.
429
nischen Bestandteilen und an Rhodankalium verringert, dagegen der
an Salzen in den meisten Köllen vermehrt war , so dass die Menge
der festen Bestandtheile im Ganzen nur wenig hinter der Norm zurück-
blieb, ja in einem Fall dieselbe sogar überstieg.
Ktwa V4 der Falle zeigten vermehrte Nasen- und Tiiränendrü-
sensecretion, die gewöhnlich zugleich auftraten; gesteigerte Bronchial-
secrcction, noch dazu in geringfügigem Maase, wurde nur 3 Mal
constatirt.
Ob eine quantitative Aenderung der Harnsccretion durch das
Jaborandi herbeigeführt wird, vermag Vf. nach seinen Ermittlungen
nicht mit Bestimmtheit zu beantworten, eine qualitative Veränderung
konnte nicht gefunden werden.
Fast ausnahmslos drückte das Jaborandi bei Fieberfreien, etwas
seltener bei Fiebernden die Temperatur herab bei jenen im Mittel
um 0,51° C. (Min. 0,1, Max. 1,3) bei diesen im Mittel um 0,7 (0,2 —
2,2). Häufig begann dies Sinken schon vor Eintritt des Schweiss-
stadiums (Erweiterung der Uautgefässc); dio Messung geschah im
Rectum. Der Puls war fast stets beschleunigt, die Respirationsfre-
quenz zwar oft erhöht, aber fast eben so oft vermindert.
Von unf ugenehmen Nebenwirkungen traten auch hier Uebelkeit
(in der Hälfte der Fälle) und etwas seltener Erbrechen hervor, ob-
wohl der Speichel grösstentheiis ausgeworfen wurde. Schlafsucht
und Kopfschmerz traten auch noch ziemlich häutig ein, wogegen
Harndrang nur 3 Mal beobachtet wurde.
Viel weniger günstig spricht sich P. über das Jaborandi aus,
namentlich betreffs des Hauptpunktes der diaphoretischen Wirkung,
die er gewöhnlich nur sehr massig fand. (Freilich machte er keine
Wägungen). Die Beobachtungen stammen aus der Berner Klinik,
das benutzte Präparat (Blätter) aus einer Pariser Officin. Der
Schweiss war erst sauer, später wurde er neutral und manchmal
leicht alkalisch. Die sialagoge Wirkung erfolgto fast ausnahmslos;
dem Secret fehlte das Rhodaukalium. — Dio Temperatur sank im
Verlauf von 2 — 3 Stunden um 0,3 — 1,0° C. — In deu meisten Fallen
ging diesem Abfall eine Periode von etwa V* ständiger Dauer voran,
in der die Temperatur um 0,2 — 0,5°, ja selbst um 1° C. stieg; jedoch
zeigte sich dies Ansteigen nur bei dem Thermometer in der
Achselhöhle nicht an dem im Rectum. Die Angaben über
die Nebenwirkungen sind die gewöhnlichen.
Diese Beobachtungen wurde durch Experimente an Thieren
ergänzt. Bei Kaninchen, Hunden und Katzen bewirkt das Jaborandi
vermehrte Speichel- und Thränensecretion und Diarrhöe mit gestei-
gerter Darmperistaltik. Bei den ersteren erscheint auch eine eigen-
tümliche milchartig« Secretion am inneren Augenwinkel (Hardkr-
sche Druse) bei den beiden letzteren Erbrechen , häufiges Uriniren
und Zittern. Grosse Dosen bringen bei Hunden und Katzen (bei
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430
Sachs. Goniakw.
jenen ein eonc. Jnfus von 15 — 20 Grm. Blättern, bei diesen von 6
Grm. in eine Vene injicirt; Kaninchen sind vorhultnissinüssig immun)
heftige Vergiftungserscheinnngen hervor und der Tod tritt in wenigen
Minuten unter Dyspnoe, starker Pulsverlangsamung und leichten Con-
vulsionen ein. Durch eine Magenfistel wurde bei Hunden unter dem
Einfluss des Jaborandi eine gesteigerte Secretion des Magensafts
beobachtet, auch wenn der Speichel nicht verschluckt wurde. Der
Antagonismus zwischen Atropin und Jaborandi zeigte sich in meh-
reren Versuchen in eclatanter Weise. Im Gegensatz zu Vulpian
fand Vf. bei Kaninchen nach JaboranJiiujection eine Abnahme der
Gallcnsecretion (Choledochusfistel). In Uebereinstimmung mit diesem
Forscher constatirte er bei Fröschen diastolischen Herzstillstand und
nicht blos, wenn dem Frosch Jaborandi injicirt war, sondern auch
wenn ein ausgeschnittenes Froschherz in ein Jaborandiinfus gelegt
war; Atropin hob diesen Stillstand auf. Vf. erblickt eine grosse
Aehnlichkoit in den Wirkungen von Jaborandi und Muscariu.
Aus der Note von C. ist hervorzuheben, dass er u. A. das aus
Jaborandi gewonnene Alkaloid Pilocarpin (bezogen von Macfarlan
in Edinburg) wirksam fand. Es ist halbflüssig, gelblich und in
Wasser löslich. Wie die saure Reaction, so fohlt ihm auch der
eigentümliche Geruch des Jaborandiinfuses. Ein grain dieser Sub-
stanz hat dieselbe Wirkung wie eine Drachme Blätter. Schiffer.
C. Sachs , Die Nerven der Sehnen. Rkichkbt’s & oc Bois’ Arch. 1875
8. 402.
8. beschreibt den Zutritt von Nervenntämmen zn einigen Sehneu de* Frosches,
des Salamanders, der Eidechse und der Man*. Bei letaterer beschränkt sich die
Nervenverbreitung gänzlich auf das an den Muskel grenzeude Gebiet der Sehnen.
Die Art und Weise der Endausbreitung des Nerven in der 8ehne besteht entweder
darin, das* sich der Nerv in ein feines Gestrüpp markloser Aestclion aullöst, oder
er zerfällt pinselförmig in eine Anzahl feiuer blasser kernführender Fasern, oder
auch er endigt in einem soliden Körnchen, das S. mit dem Namen ,,Sehnenend-
kolben“ bezeichnet. Um.
K. Goniaew, Die Nerven des Niihrungsschlauclies. Eine histio-
logische Studie. (Mitgetheilt von Prof. Arnstein in Kasan).
Arch. f. mikr. Anat. XI. S. 479.
A. Die Ganglien des Darmrohres. Ueber die Beziehungen des
zwischen der äusseren Läugsmuskelschicht und der Riugmuskelschicht des Darm-
robrs gelegenen AcKRBACn’scben Plexus mjentericus au dem MKissNKa’Nchen Plexus
submucosus konnte G. einen Faseraustausch uaebweisen, auf Grund dessen er sich
der Auffassung auncigt, dass diese beiden in der Mageudsrmwand gelegenen Ge-
flechte ein physiologisches Ganze bilden, dessen Theile nur räumlich auseinander-
gehalten werden und durch Anastomosen Zusammenhängen. In Bezug auf die
feinere 8tructur verhalten sich beide Geflechte ganz gleich.
Das Verhältnis der Nervenfasern zu den Ganglienzellen in diesen beiden
Plexus beschreibt 0. abweichend von übrlacii (Cbl. 1874, 147) Nach ihm ent-
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Brückf. TIirschhrro. Ardrrs.
431
springen die Nervenfädeu des Magen dar mgeflechte» au« don Ganglienzellen auf
zweierlei Art: 1) indem die Zellenfortsatzo in verschiedener Richtung ausstrahlcnd
durch Tbeilung und Verfeinerung zu Nervenfädeu werden, und 2) indem die in
einem Zellenfortsatz einer unipularen Zelle enthaltenen Fibrillen ius Ganglion ein*
treten and in einer Richtung weitergcheu.
B. Die Nervenendigungen in der Speiseröhre und im Magen des
Frosches. Von den Neivenfasern des Oesophagus endigt ein Theil im Epithel ,
wahrscheinlich zwischen und nicht in den einzelnen Epithelicn. Andere Nerven-
fasern umspinnen die Drüsen uud andere versorgen endlich die Gefilsse. An den
kleinen Arterien unterscheidet G ein weitmaschiges adventitielles von einem eng
mascliigen muscnlnren Netz. Letzteres fehlt in den kleinen Venen. Auch zwischen
nnd an den CapiliargefUsseu ist ein feines nervöses Endnetz ausgespannt, in welchem
stets geschlossene Maschen uud niemals freie knopfförmige Endigungen nachsti-
weisen sind. Ganz ähnlich verhalten Rieh im Magen die im Epithel, iu den Drfison
und an den GefHssen endigenden Nerven. Uober die Nervenendigung in der Mus-
cularis des Magens ist G au bestimmten Resultaten nicht gelaugt.
Sämmtliche Untersuchungen sind mit der Uoldraethode angestellt.
Boll (Kom).
E. Brücke, lieber eine neue Art, die Böttger’sclie Zuckerprobe
anznKteUeil. Wien a<*ad. Sitzungsber LXXll. 3. Juni.
Hei der BöTTOtaVicbcti Zuckerprobe mit Wismuth kann die Bildung von
schwarzem Bchwefelwismuth unter Umstünden Irrthümer veranlassen. Man ver-
meidet diese Möglichkeit nach Vf. in folgender Weise: Frisch gefälltes bas
Salpeters. Wismut hoxyd wird in einer heissen Jodkaliumlösung unter Zusatz von
Salzsäure gelöst; dieses Reagens dient gleichzeitig zur Ausfüllung der störenden
Substanzen und zur eigentlichen Reaction. Man säuert den zu untersuchenden
Harn mit Salzsäure an uud fällt ihn mit dem Reagens. Das Filtrat wird, nachdem
man sich davon überzeugt hat, dass die Fällung vollständig war, mit Kalilauge
übersättigt und mit dem eustandeneu weisseu Niederschlag von Wismuthoxydbydrat
erhitzt Ist der durch die Kalilauge entstandene weisse Niederschlag sehr erheb-
lich, so thut man gur, die Flüssigkeit mehr abzugiessen and nur etwas Niederschlag
mitzunehmen. Blut sowohl wie Hülmereiwoiss mit Wasser verdünnt uud dann in
der angegebenen Weise behandelt, gab eine geringe Schwarzfärbung, die jedoch iu
der Tbat auf Gegenwart von Zucker beruht; denu, wenn mau coagulirtes ausge-
waschenes Albumin in Kalilauge löst uud ebenso behandelt, tritt die Schwarz-
färbung nicht mehr ein. e. Salkowski.
J. Hirschberg, Ueber die peripher-lineare Staar-Extraction.
Berlin, kliu. Wocheuschr. 1870. No. 1.
Von 100 innerhalb dreier Jahre au 74 Individuen (bei 20 auf beiden Augen)
extrahirteu Cataracten waren die Resultate primär brauchbar iu 88, unbrauchbar in
7, null in 6 Füllen; seeuudär d. b. nach Nacboperationeu brauchbar in 93, unbrauch-
bar in 2 nnd null in 5 Fällen. Zur Abmessung der Länge des Schnittes empfiehlt
Vf. einen Zirkel von 11 mm. Sebneulänge. Michol (Erlangen).
E. Anders , Experimentelle iieiträge znr Kenntniss der causalen
Momente bei der putriden Intoxication. Uw.oruiio«. Dorpat mo.
(Petvisb. ined. Wocheuschr. 1876. No. ö).
A. faud, dass getrübte PASTKua'sche Lösung ihre septische Wirksamkeit durch
Zusatz von 8alicyl-, Benzoesäure oder Chlorwasser iu Mengen, welche die Fort-
pflanzuugsfähigkeit der Bacterien sicher vernichten, nicht einbüsst.
Das durch Thonzellen gewonnene, von Bacterien freie, Filtrat der trüben
PASTKC&’seben Lösung fand A. (wie Klbbs) wirksam, aber weniger, als den Rück-
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432
ChARCOT. GaI. LAACH. WlTKOWSKI.
stand. Letzterer verliert durch längeres Auswaschen mit H*0 seine Wirksamkeit.
A. schliesst daras, dass das Sepsiu «war dem Leibe der Bacterieu fest anhaftet,
aber mit ihrem Leben uud Stoffwechsel nichts zu thuu hat Senator.
Charcot, Du vertige de Menifero. — Traiteraent par le Sulfate
de quinine. Progrei mi5d. 1875. No. 50.
Seit 10 Jahren litt eine Frau an der sogen. „Mßmfcak’seben Krankheit44.
Ausser andauerndem Scbwindelgefüh) stellten sich zeitweise Anfälle ein, in welchen
unter dem Auftreten eines durchdringenden Pfeifens im Ohre die Pat. sich nach
vorn oder hinten geschleudert glaubte und die geringste äussere Bewegung sie zur
Verzweiflung brachte, insofern jede Fähigkeit ruhigen Orieutirens abhanden ge*
kommen war. Uebelkeiteu und Erbrechen endeten oft die Krisen. In dem Ge-
dauken durch grosse Gaben Chinin das subjective durch die Krankheit bedingte
Obreosauseu zu übertäuben durch das Uervorbringen des nach übermässigem
Cbiniugebrauch eintretenden Ohrensanseua gab Cu. durch 0 — 7 Woeben hindurch
— 1 gm. Chinin pro die und erzielte damit in 2 Fällen einen so glänzenden Er*
folg, dass die betreffenden Krauken mit sicherem Schritt allein umberzugeheu in
den Stand gesetzt wurden. Die vorher beobachtete Taubheit hatte sich nach deu
grossen Chiniudosen nicht gebessert, aber auch nicht verschlechtert. Bernhardt.
Gallascli, Pericystitis, Durchbruch des Exsudats in das Rectum,
Heilung. Jahrb. f. Kiuderbeilk. N. F. IX. S. 175.
Ein 12jöhriger Knabe erkrankte ohne nachweisliche Ursache an mehrmaligem
Erbrecben wässerigen Schleimes und dünnflüssiger Darmentleerungeu. Bei seiner
Aufuahme ins Spital war die Unternabelgegend bei Dnick und auch spontan schmerz-
haft. Nach einigen Tageu wurde der Leib etwas aufgetrieben, es trat ziemlich
heftiger Blasenkatarrb auf. Nach künstlicher Entleerung der Blase constatirt mau
unterhalb des Nabels eine dreiflngerbreite Dämpfung, welche uach rechts uud links
eine Bogenliuie bildet uud mit ihrer Couvezität uach aussen uud oben gegen die
Mitte des PorPART’scheti Bandes hei absteigt. Die Berührung dieser Stelle ist sehr
empfindlich, die Haut hervorgewölbt, Fluctuationen indessen nur undeutlich nach-
weisbar. Stuhlverstopfung und Tenesmns. Nachdem aus dem Anus ein Abgang
von trübem 8chleim bemerkt worden war, trat eines Morgens ein massenhafter
Ausfluss von dünnflässigem, etwas blutig tiugirtem, änsserst penetrant riechendem
Eiter auf, worauf sowohl die Schmerzhaftigkeit des Leibes, sowie die Dämpfung
schwanden und der Kranke schnell seiner Genesung entgegen ging. Das Fieber
war wahrend der ganzeu Krankheitsdauer ein sehr geringes. Nur bei der Aufnahme
war die Temperatur 39,4, sonst stieg sie nie über 38,4; der Puls überstieg niemals
06 Schläge und war stets kräftig, voll uud regelmässig. Letzterer Umstand und
die symmetrisch von der Medianlinie des Bauches nach beiden Seiten hin sieb aus-
breitende, die Blase im Bogen umgebende Dämpfung stellte die Diagnose gegen
dis Annahme einer acuten Peritonitis mit flüssigem abgesackteu Exsudat richtig.
- L Uotentbal.
Witkowski, Leber subcutane lujection von Digitalin. Deutsche*
Arcb. f. kliu. Med. XV1L S. 313.
Im Gegensatz zu Otto (Cbl. 1876, 16) konnte Vf. bei 4 Geisteskranken nach
subcutauer Digitalininjectiou am Applicationstage selbst keinerlei Folgen beobachten.
Am nächsten Tage zeigte sieb bei 2 Personen Fieber, als desseu Ursache sieb eine
lebhafte Entzündung an der Injectiousstelle ergab. Schiffer.
Eluttmi.lungpii für dz« Centralblatt wolle man an einen der beiden Herauegeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) Krauinlckttraue 24, und Profeaaor Roten thal, Erlangen, oder (anter BeltehluM) an
die Verlagtbandlung, Berlin (N.-W.), unter den Linden 68, adrettiren.
Verlag von Augntl Hlrachwald ln Berlin. — Druck von U. 8. Hermann ln Berlin.
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WöchftQlUch emchelnen
l— f Boffen ;»m SehloMs
de« Jahrgang« Titel, Na-
men- and Sachregister.
A </>■?■' l'T-
Centralblatt
flir die
Praia de« Jahrgänge«
SO Mark; in beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Poetanetalten.
medirinischen Wissenschaften.
Dr. J. Bosenthal,
Professor ln Erlangen.
Rodigirt yon
and
Dr. H. Senator,
Professor In Berlin.
1876. «7. Juni. No. 25.
Inhalts Krause, M. sternocleidomastoideus (Orig.-Mitth.). — Bernstein,
aotomatirtche Erregung de« Herzen« (Orig.-Mitth.). — K oll mann, Häutchenzellen
und Bindegewebe (Orig.-Mitth.). — Sch wahn, Jaborandi (Orig.-Mitth.). —
Hessin, Befrachtung und Entwicklung de9 Meerschweinchens und Kaninchens.
— Schulter, Lage der Ovarien. — Klein, normale und pathologische Ana-
tomie des Lymphsystems. — Steines, Erwärmung der Muskeln bei der Dehnung.
— Engklmann, Contractilität uud Doppelbrechung. — Bochkpontaink, Ge-
biroreisuug. — Vircrow, Eochoodrom. — Schmidt, Blutgerinnung. —
Wölfleb, Hydronephrose mit Nierendislocation. — Sinclair, Genese der er-
worbenen Kapselkatarakta. — Winkel, chy loser Ascites durch Parasiten. —
Kernig, Milzruptur. — Fischer, Galvanisation des Sympathicus. — Meter,
Veränderungen der Carotis bei Geisteskranken. — Heg ah, Exstirpation des Uterus
durch Laparotomie. — Binz, Wirkung ätherischer Oele. —
Poüchbt aud Lboopf, Färbung lebender Gewebe. — Köttner, Luogen-
epithel. — v. Gbnskb, Hecret der Kiiderbrustdrüse. — Bornhardt, Eiweiss-
bestimmang. — Birch -Hi rbc h feld t, Typhusnarben im Darm. — Willige,
Befund bei Hirnerschütteruog. — Rkyhrk, orthopädische Behandlung der Spon-
dylitis dors. — - Pick, Pharyngitis granulosa als Schluckhinderniss. — v. Petten-
kofkr, Choleraprophylaxe. — Bahkdt, Uebertragbarkeit des Typhus. — Fbet,
Hirnfaseruog. — Ed lehnen, Contagiosität der erblichen Lues. — Birnbaum,
Uterinuabt. — Pick, Amylnitrit.
Der M. sternodeidoinastoideua.
Von W. Krause, Professor in Güttingen.
Im Bewusstsein der Aerzte erscheinen die Verhältnisse des ge-
nannten Muskels wie seit Jahrhunderten feBtgestellt. Der ver-
gleichende Anatom bat zwar seine Bedenken, ob der Muskel mit
seiner Perforation und Versorgung durch den N. accessorius richtig
verstanden sei. Der Chirurg erinnert sich vielleicht, einmal von
einer Tenotomie Stkomuyeu’s (1838) gelesen zu haben, bei welcher
die gewünschte Heilung des Caput obstipum nicht eintrat, woran
einer Varietät des Muskels (Cleidoniastoideus secundus) die Schuld
beigeiuessen wurde. Und dem Anatomen wird es schliesslich auf-
fallen, dass die besten Handbücher sich iu 2 Gruppen sondern. Seit
Albik (1734) kennen die Einen*) die Insertion des M. sternocleido-
*) D. C. M.vkb, 1784; Lodes, 1788; Bcldkbbakdt, 1799; Sokmmkbiso, 1791;
XIV, Jabrgaug. 98
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434
Enteil, M. iternoclaidomutoldeai.
mastoideus an die Linea semicircuiaris superior oss. occipitis. Da-
gegen lässt eine andere Gruppe**) von Autoren den Muskel sich
ausschliesslich an den Processus mastoideus ansetzen. Lancier (1865)
nimmt eine vermittelnde Stellung ein, insofern die Insertion an die
Linea semicircuiaris superior als Varietät betrachtet zu werden
scheint; auch findet Langer, dass das Caput claviculare s. M. cleido-
mastoideus es ist, welches sieb daselbst anheftet, während Albin
(1734), Meckel (1816) und wahrscheinlich auch Heitzmann (1875)
dem Caput sternale s. M. sternomastoideus diese Insertionslinie zu-
schreiben.
In Wahrheit ist der M. sternocleidomastoideus ein Complex von
vier Muskeln, deren Ursprünge und Insertionen durch folgende Be-
zeichnungen leicht characterisirt werden können.
1. Portio sternoroastoidea entspringt am oberen Rande
des Sternum, inserirt sich an dem lateralen Umfang des Processus
mastoideus und dem angrenzenden Theil der Pars mastoidca oss.
temporum; ist das stärkste Theilstück mit dünnerer sehniger Spitzo
nach abwärts gerichtet.
2. Portio sterno-occipitalis entspringt lateralwärts dicht
neben der vorigen, ist dünn, oberflächlich gelegen, schlicsst sich
aufsteigend der dritten Portion an und inserirt sieb an das laterale
Ende der Linea semicircuiaris oss. occipitis, bis zur Insertion der
Portio sternomastoidea hinanreichend.
3. Portio cleido-occipitalis gehört dem bisher sog. Caput
claviculare an, entspringt an der Clavicula lateralwärts von dem
dreieckigen Spalt, welcher die beiden Ilauptursprünge des ganzen
Muskels sondert. Dieses Theilstück ist breiter oder schmaler, der
Regel nach in umgekehrtem Verhältniss zur Entwicklung der Portio
sterno-occipitalis und gewöhnlich breiter als letztere. Es liegt ober-
flächlich, vereinigt sich aufsteigend mit der letztgenannten Portion
und inserirt sich medianwärts neben derselben an die Linea semi-
circuiaris superior oss. occipitis meist bis an die Grenze zwischen
lateralem und mittlerem Drittheil derselben.
4. Portio cleidomastoidea ist die stärkste nächst der;
Portio sternomastoidea, entspringt breit unmittelbar hinter der Portio;
cleido-occipitalis von der Clavicula, verbirgt sich hinter der Portio
sternomastoidea, ist also am tiefsten gelegen, verwächst durch einen
sehnigen Streifen und heftet sich gemeinschaftlich mit derselben an.
zum Theil jedoch an die Spitze des Processus mastoideus.
J. F. Meckel, 1816; E. H. Weber, 1839; Tbeile, 1841; F. Arnold, 1844; Hule
1868; Holuibi, 1860; Eckhard, 1862; Lobchka, 1862; Sapfkt, 1869; Qdaim,
HorMABM, 1870; Cboteilhikb, 1871; Ueitzmau, 1876 u. A.
**) Monbo 111, 1825; C. Kraue, 1833; Hzrtl, 1846, 1859; H. Mbveb, 1861;
Arb» 1871 o. A.
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■’-TT-
BiDtrriM, »utomatliihe Err»£ang des Hertens. 435
Der N. accessorias durchbohrt die Portio cleidomastoidea
oder tritt zwischen dieser und der Portio sternomastoidea ein, ver-
läuft zwischen^ Portio cleido-occipitalis und cleidomastoidea, und tritt
zwischen letzteren beiden aus. Alle Portionen, auch die Portio
sterno-occipitalis erhalten gesonderte Nervenst&mmchen.
Bei Säugetbieren fehlt bald diese, bald jene Portion. So besitzt
der Dachs nur die Portio sternomastoidea und cleido-occipitalis, da-
gegen der Marder die Portio sterno-occipitalis und cleidomastoidea;
Lepus die Portio sternomastoidea und cleidomastoidea (S. meine
Anatomie des Kaninchens. 1868). — Die gewöhnlichen Varietäten
beim Menschen erklären sich leicht aus Isoiirung oder Fehlen ein-
zelner Portionen, resp. Ausdehnung der Portio cleido-occipitalis bis
zur Protuberantia occipitalia externa (W. KkaüSe). Sowohl die
Portio cleido-occipitalis als die sterno-occipitalis können sehr schwach
sein. Beide oder auch die Portio sternomastoidea können fehlen.
Oder die cleido-occipitalis oder die cleidomastoidea sind selbstständig
geworden. Reicht die Portio cleido-occipitalis auf der Clavicula weit
lateralwärts, so erscheint das von chirurgischem Interesse. — In dem
nebenstehenden Schema bezeichnet:
am Portio sternomastoidea.
so Portio sterno-occipitalis.
co Portio cleido-occipitalis.
cm Portio cleidomastoidea, welche tiefer gelegen und
punktirt ist. Die Portio sterno-occipitalis entspringt
bei s und endigt zwischen o und m.
Wie man sieht, zahlen die 4 Portionen statt der 8
Insertionspunkte, die sie haben könnten, deren nur &.
Denn die Portio cleidomastoidea und cleido-occipitalis sowie die
Portio sterno-occipitalis und sternomastoidea setzen sich unten, die
Portio cleidomastoidea und sternomastoidea dagegen oben gemein-
schaftlich an. Will man das Muskelconvolut nach seinen Ansätzen
benennen, so müsste es M. sterno-cleido-mastoideo-occipitalis heissen.
Besser würde lauten: M. quadrigeminus capitis.
Bemerkung zur Frage über die Automatic des Herzens.
Von J« Bernstein in Halle a. S.
Herr RosENTHAL hat die Freundlichkeit gehabt, in einer An-
merkung zu meiner MittbeiluDg im Cbl. No. 22 d. J. über den „Sitz
der automatischen Erregung im B'roschherzen“ zu erwähnen, dass
bereits von Herrn Goltz ein dem von mir beschriebenen ähnlicher
Versuch angestellt worden ist, in welchem eine um die Ventrikel-
grenze angelegte Ligatur wieder gelöst wurde. Dieser Versuch
konnte mir aber aus zwiefachem Grunde nicht dazu dienen, um die
Ü8*
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436
Bsrnstrin, automatische Errepmig des Herzens.
"T
MERUNOWlCZ’sehen Folgerungen beweiskräftig zu widerlegen. Denn
erstens giebt Goltz*) an, dass nach der Lösung der Ligatur der
Ventrikel häufig in grossen Pausen hin und wieder scheinbar spontan
eine Pulsation mache. Ich kann diese Erscheinung vollkommen be-
stätigen und habe sie auch auftreten sehen, wenn die Anlegung und
Wiederlösung einer Ligatur oder einfacher eine Quetschung nach
der angegebenen Art in der Mitte der beiden Vorhöfe stattfand.
Herr Rosenthal**) erklärt ihre Entstehung durch den in dem
strotzend angefüllten Ventrikel herrschenden Druck, der als Reiz auf
die Ganglien wirke. Doch wie diese Pulsation auch entstehen möge,
ihr Vorhandensein war jedenfalls für die von mir beabsichtigte Be-
weisführung nicht günstig, und es war daher nothwer.dig, die Atrio-
ventricularganglien gänzlich auszuschalten, indem die Comprcssion
des Herzens unterhalb derselben geschah.
Zweitens habe ich bei Wiederholung des GoLTz’schen Ver-
suches beobachtet, dass die Circulation des Blutes während der
Ventrikelruhe beträchtlich darniederliegt, weil die dünnwandigen
Vorhüfe nicht im Entferntesten im Staude sind, auch nur den dritten
Theil des Ventrikels durch erhöhte Thätigkeit zu ersetzen. Nur
kleine Quantitäten Blutes gelangen in die Aorten und in Folge
dessen färbt sich das Blut im linken Vorhof sehr bald dunkel. —
Nun wird aber in den Versuchen des Herrn MerüNOWICZ — und
nicht mit Unrecht — grosses Gewicht auf die Erneuerung O haltiger
Ernäbrungsfiüssigkeit in der Ventrikelhöhle gelegt; und um auch
diese Bedingung zu erfüllen, war es wiederum nothwendig, die
Compre9sion so anzubringen, dass das obere Drittel oder die obere
Hälfte der Herzkammer die Circulation in hinreichendem Maasse
erhielt.
Nun muss ich aber noch hervorheben, dass der von mir be-
schriebene Versuch keineswegs irgend einen Anspruch auf Neuheit
machen kann. Derselbe ist vielmehr, worauf ich cr9t nachträglich
aufmerksam geworden bin, fast in derselben Form von Herrn Hei-
denhain***) angestellt worden, indem er am obereu Drittel des Ven-
trikels eine Ligatur aniegte und sie wieder löste. Der Erfolg war
derselbe wie ich es später gesehen, das abgeschnürte Ventrikelstück
blieb in Diastole, und H. schliesst daraus ebenso wie ich es gethan,
dass das Blut die Substanz des Ventrikels nicht zu reizen vermöge.
Wenn ich nun zu dem H.’schen Versuch in etwas modificirter
Form auf selbstständigem Wege gelangt bin, so glaube ich, dass
seine Wiederholung und Bestätigung nicht unnütz gewesen ist; und
meine Absicht ist vollkommen erreicht, wenn dadurch die mühsam
*) Viucnow’8 Arcb. 1861. 8. 201 n. 202.
**) Uebcr die automat. Nerven contra. S. 24.
***) Dissert. Berlin 1804. 8. 47. — Herr Goltz erwähnt diesen Versuch am
Eude seiner Arbeit. I. c. 8. 217.
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Komm*»», HKutchemellen and Bindegewebe.
437
gewonnenen Ergebnisse anderer Forscher aufs Neue befestigt worden
sind. In Bezug auf die Theorie der automatischen Centra des
Herzens schliesse ich mich den Ausführungen des Herrn R08ENTUAL
(i. c.) vollständig an, und verweise hierüber auf meine Beobachtungen
über die Einwirkung des constanten electrischen Stromes auf das
Froschherz (Untersuchungen über den Erregungsvorgang u. s. w.
S. 225—227)*).
Häutchenzclleu und Bindegewebe.
Von Prof. Kolliiianii in München.
Die letzten Jahre lehrten eine überraschende Structur der
Bindegewebszelle kennen. Seit Ranvier die „Uellule plate“ zum
ersten Mal ausführlicher beschrieben, ist die ,, Häute hen zelle“
überall in der mit Fibrillen versehenen Biudesubstanz der Wirbel-
thiere nachgewiesen worden. Ich will hier nur an die Arbeiten von
Schweigger-Skidel, Schwalbe, Flkmming, Axel Key, 0. Retziüs,
Boi.l und Grünhagen erinnern, in denen alle Details über Form
und Beschaffenheit, man darf wohl sagen erschöpfend behandelt
sind. Waldeyer fasst in seiner Mitteilung: „Uebcr Bindegewebs-
zellen“ (Arch. f. rnicr. Anat. Bd. XI, 1875, S. 185) den Stand unserer
Kenntnisse mit folgenden Worten zusammen: Die Gruudform der
sogen. ßxen Bindegewebszellcu ist die eines zusammengesetzten
Plattensystems. Gewöhnlich tritt eine der Platten als dio dominirende
hervor, wir nennen sie die „Hauptplatte“; an diese sind stets eine
oder mehrere „Nebenplatten“, wie seitlich unter verschiedenem
Winkel abgehende Flügel, angesetzt. Die Peripherie der Haupt-
sowie der Nebenplatteu läuft stets in eine Anzahl feiner, faden-
förmiger Fortsätze aus. Es ist cndgiltig noch nicht entschieden,
wodurch die eben geschilderte Zellenform bedingt wird. Ranvier
denkt an einen ausdehnenden, nach verschiedenen Richtungen einer
Ebene wirkenden Zug durch das Wachsthum der Fibrillenbündel.
Durch eine Reihe histiologischcr Studien über die Bindesub-
stanz, namentlich der Mollusken, bin ich über diese Zellenformen zu
*) Dh ich mit Herrn Bkknstkin über die in Rede stehende Frage durchaus
einverstanden bin, so begnüge ich mich hier mit der Bemerkung, dass alle Bemü-
hungen, die Ursachen der Automatic des Herzens aufzuklaren, an die eigentlichen
automatischen Centra desselben d. h. die im Sinus venosos gelegenen Ganglien,
welche ich die RKMAK’scben Ganglien genannt habe, anknüpfen müssen. Solche
Bemühungen sind aber aussichtslos, so lange es nicht gelingt, das unversehrte Hers
zur Ruhe zu bringen, ohue die Lebenseigenschafteu der RKMAK’scheu Gauglien zu
gefährden. Der von mir angezogene Goi/rz’sche Versuch beweist, dass diese allein
im normalen Leben automatisch wirkeu. Der HBiDBNnAiN-BHKHSTKiN'sche Versuch
lehrt ans, dass die Veutrikelspitse durch normales Blut allein nicht erregt wird.
Rosen thal.
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438
KuLLMim, nUutchemelleD uud Bindegewebe.
einer völlig verschiedenen Auffassung gelangt, verschieden nicht
allein in Bezug auf die Entstehung der Form, sondern auch in Bezug
auf das Wesen der Häutchenzelle.
Meine abweichende Anschauung liegt darin, dass ich das
Häutchen als keinen Bestandtheil der Bindegewebszelle
betrachte; diese besteht vielmehr allerwärts aus einem Kern, um
den sich mehr oder weniger Protoplasma befindet, sowie sie zuletzt
M. Schultze beschrieben hat. Sie erscheint in 2 extremen Formen,
sowohl bei Wirbelloson als Wirbelthieren, entweder als Rundzelle,
namentlich bei den Gastropoden, oder als Spindel- oder Sternzello
mit einem oder mehreren Ausläufern.
Bei allen von mir untersuchten Wirbellosen liegen die Binde-
substanzzellen in oder auf einem Lager des bei diesen Klassen weit
verbreiteten und während des Lebens ganz oder zum grössten Theil
persistirenden Gallertgewebes. Wo diese embryonale Form der
Bindesubstanz nur theilweise fibrilläre Anordnung erkennen lässt,
wie bei den Gastropoden, bietet sich die günstigste Gelegenheit für
das Studium gerade dieser Seite der Bindegewebsfrago. Bei den
Cephalopodon liegt dann eine weitere Stufe vor, der fibrilläre Zerfall
der Grundsubstanz ist etwas weiter gediehen, aber noch nicht so-
weit, dass nicht die Zellen noch deutlich in oder auf einem Lager
des Gallertgewebes, also durch holle Zwischenschichten getrennt von
den Fibrillen zu sehen wären.
In dem Wirbelthierkörper kehrt dieselbe Erscheinung wieder.
Die embryonale Bindesubstanz, das Gallertgewebe ist zum weitaus
überwiegenden Theil in fibrilläres, leimgebendes Gewebe verwandelt,
ein Theil desselben bleibt aber, derber und resistenter geworden, als
Kittsubstanz der Fibrillen zurück, ferner als eine die
Fibrillenbündel ganz oder theilweis umhüllende Schichte
und gleichzeitig als Träger der Bindege we bs kör pereb e n.
Es ist auf diese vergleichend-histiologische Thatsache hin also wohl
mehr als wahrscheinlich, dass Kittsubstauz, umhüllende Schichten
und Platten ein Theil des embryonalen Gallertgewebes sind, das
auch bei dom Erwachsenen persistirt. Was die Kittsubstanz be-
trifft, so zeigt die vergleichende Iiistiologie, dass sie ursprünglich
ein Theil des Gallertgewebes ist. Ganz besonders deutlich ist dies
ebenfalls bei den Ccphalopoden, bei denen namentlich in der Haut
das Gallertgewebe zwischen den Fibrillen deutlich als Kittsubstanz
zu erkeunen ist. Den cntwicklungsgeschicbtlichen Nachweis, i. e.
das Gallertgewebe zwischen den Fibrillen und um die Fibrillenbündel
hat Rollet (Entwicklung dos Bindegewebes, Stkicker’s Handbuch)
unverkennbar dargestollt.
Alle Bindegewebszellon, Kern und Protoplasma, welche zwischen
Fibrillenbündeln zu finden sind, liegen in Spalträumen, welche von
Resten des embryonalen Gallertgewebes begrenzt Bind. Dass sie in
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¥**-
Kor.LMANs, Hüutchemellen and Bindegewebe.
439
Spalten liegen, hat heute nichts Auffallendes mehr. Die Angabe
v. Kkckmnghauskn's in Betreff der Bindegewebszcllen und der
Lympbgefässanfänge, denen sich Waldeyeb (in Gräfe & SÄMlSCH’s
Handbuch der Ophth.) vollkommen anschliesst, bestätigen in der
Hauptsache die frühere Lehre von den Interlamollarlücken. In den
Lücken der Cornea liegen, wie noch an vielen Stellen des Bindege-
webes: SebneD, Fascien, Haut etc., Kern und Protoplasma oft auf
verdickten Schichten des Gallertgewebes.
Die Platten, die Reste des Gallertgewebes im reifen Körper,
für Bestandteile des Zellkörpers zu erklären, hat manche Bedenken.
Man musste unter solchen Umständen 2 verschiedene Bindegewebs-
zellen constatiren, solche mit Platte und solche ohne Platte. Die
vergleichende Histiologie giebt uns aber hierfür keinen Anhaltspunkt.
Aber auch die Erfahrungen bei den Wirbelthieren berechtigen uns
nicht zu einer solchen Unterscheidung. Rundzellen und Spindel-
zellen finden sich im Embryonalzustande, wie noch später bei dem
erwachsenen bewirbelten Wesen, wenn man von dem aus dem
Gallertgewebe bervorgegangenen Anhänge absieht. Ferner ist es
für die Dauer unmöglich, die Deutung dieser Platten als einer Art
von Membran zurückzuhalten. Ursprünglich existiren diese Platten
doch nicht, sie treten später auf; es fehlt nicht an Beispielen, dass
Kerne und Protoplasma von diesen umschlossen sind, in ihnen liegen.
Dann wären diese Platten senile Veränderungen, was wieder nicht
stimmte mit der physiologischen Rolle der Bindegewebszellen. Ja
noch mehr, sind diese Platten ein Bestandtheil des Zellkörpers, dann
hat mit Recht Löwe schon eine der äussersten Consequenzen dieser
Lehre gezogen, wenn er verkündet, der Typus des Bindegewebes
ist nicht durch die Faser, sondern durch die Membran repräsentirt,
und alles Bindegewebe besteht aus Membranen ; denn in der That,
dann wird das Häutchen vor Allem in die Wagschaale falleu, und
zwar um so mehr, wenn den Zellen noch endotbeloider Cbaracter
zugeschrieben wird. Das Typische am fibrillären Bindegewebe wird
aber stets die Fibrille bleiben, weil sie dem Gewebe den Character
aufdrückt und nicht die Zelle. So hat das Gallertgewebe seine Be-
zeichnung erhalten von der Form der Zwischensubstanz, nicht aber
von der Zelle, so der Knochen, so der Knorpel.
Ich halte durch die neuesten Entdeckungen unsere Kenntnisse
über den Bau des fibrillären Bindegewebes, i. e. seiner Zwischen-
substanz, sehr wesentlich erweitert, der Typus der Bindegewebszelle
bleibt aber zunächst davon unberührt.
Die bedeutende Erweiterung unserer Kenntnisse liegt darin,
dass als Bestandtheil des fibrillären Bindegewebes überall auch noch
das Gallertgewebe naehgewiesen ist, ferner in dem Nachweis, dass
die fixen Zellen des Bindegewebes in und auf einem Lager des
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440
Sch WAHN; Jaborandi.
H
embryonalen Gallertgewebes ruhen, gerade wie in der frühesten Ent- -
wicklungsperiode.
Wie eingreifend diese Entdeckungen sich gestalten, lässt sich
am besten daraus ermessen, dass sie unsere Anschauungen über die
Entstehung der Fibrillen in eine ganz verschiedene Kichtung von
der eben herrschenden Lehre treiben. In jedem Fall, auch dann,
wenn meine Deutung der „Platten und Häutchen“ unrichtig sein
sollte, wird es fürderhin unmöglich, die Fibrillen und die elastischen
Fasern durch Umwandlung des Zellprotoplasmas entstehen zu lassen.
Wenn das Protoplasma der embryonalen Zelle sich zu einem von
den Fibrillen vollkommen verschiedenen, zu einem structurlosen, den
Sauren widerstehenden Häutchen umwandelt, ist doch nicht gleich-
zeitig auch die Umwandlung in Biudegewebsfibrillen denkbar.
Es tritt die Lehre von Henlk, vou Virchow uud Donders
wieder in ihr altes Recht ein, welche die Entstehung der Fibrillen
in die Zwischensubstanz verlegten. Für diese Lehre sprechen alle
vergleichend histiologischen Funde bei den Wirbellosen, soweit ich
dieselben untersucht, ja sie haben bei mir sogar die Uebcrzcugung
befestigt, dass auch die elastischen Fasern unabhängig von Zellen
entstehen.
Versuche über Jaboraudiwirkung.
Von Dr. Sch wahn, Oberstabsarzt in Qieasen.
In dem hiesigen physiologischen Institut habe ich eine Ver-
suchsreihe über Jaborandi angestellt, deron Einzelheiten später an
geeigneter Stelle zur Veröffentlichung kommen werden. Die er-
haltenen Ergebnisse, soweit sie das über Jaborandi Bekannte zu er-
gänzen geeignet sind, erlaube ich mir inzwischen in Folgendem vor-
zulegen :
1) Bei einem Hunde, dem die Chorda durchschnitten und das
obere Halsganglion mit dem angrenzenden Stück des Sympathicus
ausgeschnitten wurde, dauerte die vorher durch Jaborandi bewirkte
Vermehrung des Speichels der Unterkieferdrüse an und wurde durch
eine erneute Jaborandieinspritzung noch weiter gesteigert.
2) Bei Hunden wurde das aus einer eröffneten Vene der Unter-
kieferdrüse abiliessende Blut unter dem Einfluss der Jaborandi
lichter roth, nahm (um das 2 — Jfachc) iu seiner Menge zu UDd spritzte in
einem Fall. Dieser gesteigerte Blutabfluss aus der Vene wurde auch
nach durchschnittener Chorda beobachtet.
3) Bei Kaninchen trat eine reichliche stossweise Entleerung
von Kotbballen auf. Wurden die Bauchmuskeln so abgetrennt, dass
die Därme durch das unversehrte Bauchfell hiudurchschimmerten, so
wurden die vorher ruhig liegenden Därme, sowohl dicko als dünne,
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Hesse», Befrachtung and Entwicklung.
441
unmittelbar naoh Einverleibung der Jaborandi in eine stürmische
peristaltische Bewegung versetzt, die eine Stunde und länger anhielt
Die benützte Drogue war von Herrn Merck aus Darmstadt bezogen
und bestand aus lanzettlichen, glattraudigen, oleanderähnlichen
Blättern von verschiedener Grösse und deren runden Blattstielen.
Es wurde ein daraus bereiteter wässriger Aufguss (1 : 4,8) oder der
aus dem wässrigen Extract mit Hülfe von Alcohol hergestellte und
zur Trockne eingedampfte Auszug verwandt. Der letztere, eine
braune, aromatisch riechende, harzige, an der Luft zerfliessendo
Masse wurde in warmen Wassor gelöst (meist 0,025 : 1), filtrirt und
ebenso wie das Infus in die Drosselvene gespritzt. Von dem Auf-
guss wurden bei Kaninchen 6 — 7, bei Hunden 9 — 14 ccm., von dem
Extract bei Hunden 0,21 — 0,27, bei Kaninchen 0,12 — 0,15 gm. an-
gewandt.
V. Heusen, Beobachtungen über die Befruchtung und Ent-
wickelung des Kaninchens uud Meerschweinchens. His&Bkacsk’s
Zeitachr. f. Aimt. X. 8. 2X3 u. 353.
H. giebt an, dass man bei Kaninchen bei Vermeidung der Zeit
nach der Geburt sehr sicher auf der Befruchtung rechnen kann.
Die Eier fanden sich im gefüllten Follikel ohne constante Lagerung.
Die Ketinacula (Barry) konnte H. für das Kaninchen bestätigen aber
nicht für das Meerschweinchen. Die Zellen des Discus fand H. zum
Theil spindelförmig. Die Ausscheidung von Flüssigkeit, die Aus-
stossung eines Richtungskörpers, und die Contraction des Dotters
hat H. auch an unbefruchteten Eiern beobachtet. II. glaubt, dass
die starke Brunst den Austritt der Eier verzögere. Die Copulation
hebe vielleicht durch erschlaffende Wirkung jene Hemmnisse auf.
Bei einem Meerschweinchen, dessen Eier auf den Fimbrien ange-
troffen wurden, beobachtete H., dass die Fimbrien auf der Oberfläche
des Eierstocks unaufhörlich hin und her glitten ; wenn man sie abzog,
schlüpften sie gleich wieder hinauf. Unbefruchtete Eier nehmen im
Ende des Eileiters ein dunkles grünliches Aussehen au und werden bei
Kaninchen nicht so stark mit der accessorischen Schaalenmasse be-
deckt, wie die befruchteten. II. bestätigt die Thatsacbe, dass beim
Meerschweinchen nach der Copulation die Scheide mit einem Pfropf
von Samcnblaseusecret angefüllt ist. Der Pfropf wird bald ausge-
stossen. Ein Theil des Sperma liegt unmittelbar nach der Copula-
tion im cervix uteri. H. glaubt, dass von da an kleine Uterus-
Contrnctionen die Sperma-Stücke rasch vorwärts treiben. Er hat
nach 1 bis 2 Stunden Saamenfäden mehrfach im ersten Drittel der
Tuben angetrofien. 4% Stunden nach der Copulation war die
Schnelligkeit der Sperraatozoiden des Meerschweinchens in Uterus-
Flüssigkeit auf erwärmtem Objectglas gemessen 0,45 mm. in 23
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442
Hkbbik, Befrachtung and Entwicklung;.
Sekunden. Dio Zeit de» Eindringens der Spermatozoideu in das
Kanincheuei hat sich circa auf die 13. Stunde p. c. festsetzen lassen.
Bei einem Kaninchen von 1272 Stunden nach der Begattung wurden
6 Eier rasch aus den Tuben herausgebracht. Ueberall war der
Dotter zurückgezogen und in dem so entstandenen Raum fanden sich
Sperrnatozoiden in lebhafter aalartiger Bewegung. H. bat häufig
bemerkt, dass Saamenfäden, sei cs ganz, sei es nur mit dem Kopf
in dem Dotter sassen. In solchen, im Dotter sitzenden Spermato-
zoiden, war der Kopf nicht selten vergrössert und enthielt eine hüg-
lig körnige Masse, die sich von der Wand zurückgezogen hatte.
Nach H. ist die Befruchtung des Eies ein Vorgang für sieb, der
nicht unmittelbar mit der Weiterentwicklung desselben zusammeu-
hängt. Der Grundvorgang ist die Verschmelzung zweier bis dahin
getrennter Complexe organischer Substanzen. Sind diese Substanzen
aus sehr vollkommen ähnlichen (Inzucht) oder auch aus sehr ver-
schiedenen Säften (Bastardirung) entstanden, so bat der Vorgang
nur unvollkommen oder gar nicht den beabsichtigten Erfolg. Der
allgemeine Erfolg ist die Erhaltung der Species, welche durch die
geschlechtlich erzeugten Individuen sowohl vor zu beträchtlichen
Variationen, als auch, in sehr verschiedener Art, vor Todesursachen
geschützt wird. Der specielle Erfolg ist die Fernhaltung der Todes-
ursachen vom Keim und dessen Producten. Wenn das Ei die Grösse
eines halben mm. erreicht hat, zeigt es sich in einem Quadranten
innen von einer Lago etwas undurchsichtiger Zellen ausgekleidet,
welche so vertbeilt liegen, dass sie im Centrum dicht und zum Theil
mehrschichtig liegen, nach der Peripherie zu dagegen mehr und mehr
verstreut auftreten. Das Centrum dieses Keimbügels ist der Ort der
zukünftigen Keimscheibe. Zunächst findet eine diffuse Verbreitung
des Keimhügels statt, dann unter beträchtlicher Vcrgrösserung des
Eies ein Zusammenziehon desselben. Einstülpungs- Vorgänge Hessen
sich niemals wahrnehmon. Die Zellen des äusseru Keimblatts wur-
den sehr bald cylinderisch und trübe. Die beiden Blätter einer 6
Tage alten Keimscheibe Hessen sich leicht von einander trennen,
nur in der Mitte waren sie verwachsen. Bei der Uajwachsung des
Eies durch das innere Keimblatt senden die Zellen des letztem ra-
mificirte und anastomosirende Ausläufer ab, in derem Innern neue
Kerne entstehen. Die ganze Keimscheibe wandelt sich zum Embryo.
Eine Area pellucida konnte II. nicht finden. Die Area opaca ergiebt
sich als eine Umwachsung des Eies durch das mittlere Keimblatt
mit Verdickungen in der Nähe der Keimscheibe. Sobald die Keim-
scheibe beginnt eiförmig zu werden, ist das hintere Ende in der
Mittellinie etwas duukler und springt dort, namentlich von der Mitte
bis zum letzten Viertel, etwas vor. Dieser dunkle Streif persistirt
fortan, er rückt jedoch fortdauernd etwas nach hinten und setzt sieb
seitlich nicht scharf ab, sondern reicht dünner und durchsichtiger
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Schultz*, Lage der Ovarien.
443
werdend bis nahe an den Rand. Er ist der Primitivstreif, er ent-
spricht in manchen Stücken der Schilderung, welche Duksy fürs
Hühnchen von ihm gegeben hat. Nach Vorne bildet sich ein schei-
benförmiges Ende an ihm aus, welches H. als Knoten bezeichnet.
Letztere Bildung entwickelt sich gleichzeitig mit einer Rinne, welche
von ihm aus bis in die Nähe des Vorderrandes verläuft. Dieselbe
tritt zuerst als helle Grube dicht vor dem Primitivstreif auf, geht
dann aber rasch bis zum Vorderende hin. Sie bildet einen Theil
dessen, was die Autoren als Primitivrinne beschrieben haben, jedoch
man hat hierzu auch, sei es den Primitivstreifen selbst, sei es eine
kleine Längsrinne in diesem, die jedoch nur ganz im Anfang auf-
tritt und nicht so hell, überhaupt wenig markirt ist, gezogen. H.
schlägt daher vor, die Rinne bis zum Primitivstreif als primäre
Medullarrinne zu bezeichnen. In der That bildet man sie noch in
später Zeit als seichte Einbuchtung an Querschnitten des vorderen
Theils der Hedulla wieder. In dem vordersten Theil der Keim-
scheibe findet sich die Rinne nicht mehr, im Gegentheil ist das
ganze vordere Ende rings etwas verdickt, da sich dort das Herz
anlegt Um die Koimscheibe, am wenigsten vorne, am weitesten
hinaus hinten, entwickelt sich die Area opaca als Folge des Aus-
wachsens der Lagen des mittleren, und Trübung des äusseren Keim-
blatts. Aus Querschnitten durch derartige Keimscheiben ergiebt sieb,
dass am Vorderende eine schwache Längsrinne sich in beiden
Blätteru findet. Im breitesten Theile findet sich keine Rinne oder
Verdünnung, vielmehr eine schwache Verdickung. In der Mitte
zeigt sich eine flache rinnenförmig abgerundete Verdünnung des
aussern Blattes, dann zwischen 2 und 3 Drittel ein flacher Höcker.
Dahinter folgt dann eine nicht tiefe, aber ziemlich scharf einge-
sebnittene Rinne auf dem Primitivstrcifeu. Die Entstehung des mitt-
leren Keimblatts anlangend, so tritt dasselbe in dem vordem Theil
der Keimscheibe erst spät auf. Seitlich in der Nähe des Primitiv-
streifes wird das äussere Blatt wahrscheinlich mehrschichtig. In der
Mittellinie geht das obere Blatt wahrscheinlich vermittelst dicker
Ausläufer in die unter ihm liegenden Zellen des mittleren Blattes
über. Auch das innere Keimblatt, scheint in den Verwachsungs-
process mit einzugehen. Lüwe.
B. 8. Schnitze, Zur Kenntniss von der Lage der Eingeweide
im weiblichen Becken, areb. f. GynUcot. ix. s. 262.
Die normalen Ovarien liegen bei normal mit dem Fundus vorn
liegenden Uterus in der liegenden Frau mit ihrem langen fälschlich
so genannten frontalen Durchmesser in ganz überwiegend sagittaler
Richtung längs der Seitenwand des Beckens, das mediane, dem
Ligamentum ovarii entsprechende Ende vorn, das laterale, dem Li-
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444
K LBV, zur Anatomie des Lymphsystems.
T
gamentum infur.dibiilo-pelvicum entsprechende Ende hinten. Die
Abweichung von der sagittalcn Lage, wo eine solche stattfindet, ist
fast ausnahmslos die, dass die vorne liegenden, der Insertion nach
uterinen Enden ein wenig convergiren. Die einerseits tastenden
Fingerspitzen beider Hände treffen die Ovarien regelmässig in dieser
Lage an. Um das rechte Ovarium zu tasten, muss der Zeige- und
Mittelfinger der rechten, um das linke Ovarium zu tasten, dieselben
Finger der linken Hand per vaginam eingeführt werden. Die von
Aussen entgegentastenden Finger der anderen Hand werden zu dem
normal liegenden Ovarium durch den Rand des Psoas geleitet. Man
lässt den bereits fiectirt und nach Aussen rotirt liegenden Ober-
schenkel willkührlich etwas stärker flectiren und legt die Finger-
spitzen auf den Innenrand des sich spannenden Psoas, um sofort bei
dessen Erschlaffung den iu der Vagina liegenden Fingern entgegen
zu tasten. Nahe unter dem Innenrande des Psoas treffen die ein-
ander entgegentastenden Fingerspitzen das Ovarium, von den Seiten-
rändern des Uterus um etwa 2 cm. entfernt, nahe der Beckenwand,
mit ihrem langen Durchmesser ziemlich parallel der Längenaxe des
antevertirten Corpus Uteri. Löwe.
E. Klein, The Anatom y of th© lymphatic System. n Tim tnnK.
London 1875.
I. Normale Anatomie. Das Endothel der Lungenpleura
erscheint unter sehr verschiedener Form je nach den physiologischen
Zustäuden der Lunge, je nach den Phasen der Exspiration und In-
spiration. In dem letzteren Zustande, wo es eine weit grössere
Oberfläche zu bedecken hat, erscheinen seine einzelnen Zellen blass
und durchsichtig und gleichen in der Form flachen Platten. Hin-
gegen sind die Endothelien der Pleura einer in Exspiration befind-
lichen Lunge deutlich granulirt und ihre Formen sind polyedrisch
oder gar Cylinderepithelien ähnlich. Auch die Kerne dieser Endo-
thelien haben je nach den AthmungsphAsen eine verschiedene Form :
sphärisch io der Exspiration und abgeflacht in der Inspiration.
Die unterhalb der einfachen Endothelialschicht gelegene binde-
gewebige Matrix der Pleura pulmonalis stimmt ihrem Bau nach ganz
mit dem Bindegewebe der übrigen serösen Membranen (Cbl. 1875,
421) überein, von denen sie sich nur durch ihre grössere Feinheit
auszeichnet. Bei einzelnen Thieren (Hund, Katze) fand K. in der
Pleura pulmonalis sparsame feine Bündel glatter Muskelfasern; beim
Meerschweinchen entwickeln sich diese zu einer erheblichen Mächtig-
keit, so dass sie ein ziemlich regelmässiges Netz mit rhombischen
Maschen darstellen, welchem K. eine physiologische Mitwirkung bei
der respiratorischen Ausdehnung der Lunge zuschreibt.
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Ki.ktn, snr Anatomie des Lymphsystems.
445
In Bezug auf das Lymphgefässsystem der Pleura pulmoualis,
das am Besten bei Hunden oder sehr jungen Kindern untersucht
wird, bestätigt K. im Allgemeinen die Angaben der früheren Unter-
sueher Wywodzoff und Sikorsky. Die Lymphgefässe der Lungen-
oberfläche liegen unter der Pleuralmembran in den Furchen
zwischen den Lungenlüppchen, wo sie ein Netzwerk bilden. Die
Wurzeln dieses Netzwerkes liegen in den Septis zwischen den Al.
veolen; seine abführenden Lymphgefässe comrauniciren entweder mit
tieferen Lymphgefässen der Lunge oder — was meist der Fall ist —
ziehen getrennt gegen die Wurzel der Lunge, um in die Bronchial-
drüsen einzutreten. Mit dem serösen Hohlraum der Pleura stehen
die Lymphgefässe der Pleura pulraonalis durch Stomata in Verbin-
dung, welche in der Phase der Inspiration weit geöffnet sind und
während der Exspiration sich schliessen. Dieses hat zur Folge,
dass nur während der Inspiration Flüssigkeit aus der Pleurahöhle in
die subpleuralen Lymphgefässe übertreten kann, und dass während
der Exspiration die Entleerung der letzteren in die abführenden
Lymphgefässe stattfinden muss.
Ein zweites gleichfalls der Lunge angeböriges Lymphgefäss-
8ystem sind die ,,Peribronchialeu Lymphgefässe K.“. Sie bilden ein
dichtes Netz in der Adventitia der Bronchi und Broucbioli. Die
Wurzeln dieses Netzes liegen in dem submucösen und mucösen
Bindegewebe der Broncbialschleimhaut. In letzter Instanz ent-
stehen diese Wurzeln aus den theils von abgeplatteten Endothelzellen,
tbeils von verästelten Bindegewebskörperchen begrenzten Spalträumen
des Bindegewebes. Diese Spalträume und die sie begrenzenden
Bindegewebszellen durchsetzen sogar das Cylinderepithel der Bron-
chialschleimhaut und stellen so eine Communication zwischen dem
Lumen des Bronchus und dem peribronchialeu Lymphgefässsystem
her. Die Existenz dieser „intraepithelialen Bindegewebszellen" ist
besonders deutlich beim Kaninchen naebzuweisen. — Bei demselben
Thiere finden sich in der Wand der Bronchi nicht selten Lyroph-
follikel. Zahlreicher und derber noch als beim Kaninchen sind diese
lymphatischen Follikel beim Meerschweinchen.
Neben diesen beiden Kategorieen kommt dem Lungengewebe
endlich noch eine dritte Art von Lymphgefässen zu: die „Perivascu-
lären Lymphgefässe K.". Diese letzteren bleiben in der eigentlichen
Lungensubstanz, wo sie die Verästelungen der A. und V. pulraonalis
begleiten. Sie sind, dadurch ausgezeichnet, dass sie nicht selten,
namentlich in der Umgebung der Arterien, durch ein System mehr
unregelmässiger, sinusartiger, von Bindegewebszellen ausgekleideter
Lymphräume ersetzt werden können. Um die grösseren Blutgefässe
bilden diese perivasculären Lymphgefässe ein Netzwerk, dessen aus-
führende Stämme gegen die Wurzel der Lunge gerichtet sind.
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446
Ki. sm, ror Anatomie de» Lymphiystem»,
II. Pathologische Anatomie. 1) Bei der acuten Entzün-
dung Boden sich einzelne Gruppen der Endothelien activ entzündlich
verändert: sie gleichen ganz den von K. von den anderen serösen
Membranen beschriebenen Inseln keimenden (gerrninating) Endo-
theliums (Cbl. 1875, 421). Im Centrum einer derartigen Gruppe
findet sich regelmässig ein Lymphgcfässstoma. Bei der chronischen
Pleuritis ist diese Veränderung des Endothels in der Umgebung der
Stomata noch viel deutlicher ausgesprochen. Bei dor künstlichen
Tuberculose der Meerschweinchen bleibt diese Veränderung durchaus
nicht auf die Umgebung der Stomata beschränkt, sondern dehnt sich
auf grössere Flächen aus. Neben dieser Veränderung des Endothels
kann auch die eigentliche Substanz der Pleura pulmonalis patholo-
gische Zustände zeigen. Diese bestehen in der Verdickung der
Grundsubstanz der Pleura, in der Hypertrophie ihrer Muskeln und
in gewissen Veränderungen ihrer Lymphgefässe. Diese erscheinen
zunächst stark mit Lymphkörperchen iniiltrirt; später verwandeln sie
sich in derbe Stränge adenoiden Gewebes, welche die oberflächlichen
Lungenalveolen umgeben; die letzteren erscheinen dabei von einer
verkäsenden Inhaltsmasse angefüllt.
2) Bei künstlicher Tuberculose der Meerschweinchen lassen
sich, wenn der Process schon ziemlich weit vorgeschritten, in der
Lunge 3 verschiedene Kategorien entzündlicher Heerde unterscheiden:
Erstens mehr oder weniger deutlich begrenzte Knötchen, die mit der
Wand eines kleinen Bronchus in Verbindung stehen ; zweitens strang-
förmige Bildungen und drittens Knoten von konischer oder unregel-
mässiger Gestalt. Alle diese 3 Kategoricen zeigen ein eigentüm-
liches halbdurchsichtiges Aussehen. Nur die dritte Kategorie ist
einer käsigen Entartung fähig, die als eine Verdunkelung im Centrum
aufzutreten pflegt. — Die erste dieser 3 Kategorieen ist durchaus
identisch mit den normalen Lymphfollikein der Bronchialwand. In
der tubereuiösen Lunge sind sie sehr viel zahlreicher, als in der
normalen und vermehren sich in dem Maasso als der Process fort-
sebreitet. — Die zweite Kategorie ist exclusiv perivasculären Ur-
sprungs und besteht aus Wucherungen adenoiden Gewebes, welche
sich in dem Lumen der perivasculären Lymphgefässe bilden. Gleich-
zeitig mit der Bildung dieser perivasculären Massen adenoiden Ge-
webes findet eine Auflockerung und Verdünnung der von der ade-
noiden Wucherung allseitig umgebenen Biutgefässwandung statt, so
dass nicht selten die Wucherung das Gefässlumen unmittelbar zu
begrenzen scheint. — Die der dritten und letzten Kategorie ange-
hörigen Bildungen finden sich vorzugsweise in den oberflächlichen
Partieen der Lunge und sind rein katarrhalisch pneumonischen Ur-
sprungs. Das Microscop weist in ihnen verdickte Alveolarsepta und
zwischen diesen mehr oder minder weit in der Verkäsung fortge-
schrittenen Alveolarinhalt nach. Nach K. sind diese verkäsenden
Btrmkk, Erwärmung der Muskeln bei der Dehnung. 447
Massen, einschliesslich der in ihnen vorkommendon Riesenzellen, als
Producte des Alveolarepithels aufzufassen.
3) Die Behauptung von Bühl und Hering, dass die acuten
Miliartuberkeln der Lunge stets einer desquamativen Pneumonie ihre
Entstehung verdanken, lässt K. nur in sehr beschränktem Sinne
gelten: sehr viele Miliartuberkel der Lunge entsprechen in ihrem
Bau Riesenzellentuberkeln in verschiedenen Entwicklungsstadien.
Das netzförmige Gewebe dieser Tuborkel, in wolches die Ricscn-
zellen eingebettet sind, ist nach K. niemals echtes adenoides Gewebe
(Wagner, Bühl, Hering), sondern eine unregelmässige Ansammlung
länglicher Zellen. Die Riesenzellen selbst ist K. geneigt aus den
Alveolarepithelien abzuleiten, wenn er daneben auch die Möglich-
keit, dass sie aus farblosen Blutkörperchen entstehen (vgl. Ziegler,
Cbl. 1874, No. 51) offen lässt. Soll (Rom).
J. Steiner, lieber die Wärmeentwicklung bei Wiederaus-
dehnung des Muskels. Pfi.I)oeh’s Arcb. XI. 8. 196.
Der Nachweis einer Wärmeentwickelung bei der Wiederau a-
dehnung des Muskels ist mit grossen Schwierigkeiten verbunden,
weil es nicht möglich ist die Wärmemenge, welche durch die Zu-
sammenziehung selbst des unbelasteten Muskels entwickelt wird,
auszuscheiden, sie irgendwie „abzublenden.“ Es wird immer die
Wärmemenge gemessen, welche während einer gewissen Zeit frei
wird, in welche Zusammenziehung und Wiederausdehuung hinein-
fallen. St. führt den Nachweis , dass ein wärmebildender Process
während der Wiederausdehnung des Muskels statt hat, indem er
zeigt, dass die Gesammtmenge der entwickelten Wärme eine andere
wird, wenn der Muskel auf der Höbe seiner Contraction belastet
wird, dass sie mit steigender Belastung zunimmt. Wenn während
der Wiederausdehnung solche Einwirkungen auf den Muskel ge-
schehen, die notorisch die Intensität der Wärmeentwickelung reBpective
der chemischen Processe in dem thätigen Muskel beeinflussen und
damit ein positiver Effect erzielt wird, kann man mit Recht auf das
Statthaben von wärmebildenden Processen während der Wiederaus-
dehnung schliessen. — Die Versucbsanordnung ist im Kurzen folgende:
Der Muskel, welcher den Rahmen des Myograpbions hebt, schliesst,
wenn er das Maximum seiner Zusammenziehung erreicht hat, eine
Nebenschliessung, indem der Rahmen des Myographions die untere
Fläche des Halses eines Gewichtes berührt, welches auf einem
Eiaenti8chchen steht , das von dem Elektromagneten getragen
wird. Dadurch fällt das Eisentischchen ab ; das Gewicht
bleibt auf dem Myographionrahmon hängen und belastet den
Muskel von dem Momente ab, wo er sich auf der Höhe seiner Con-
traction befindet. Der Muskel liegt einer Tbermosäule genau an.
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448
EüOti.HANH, Contractilitfit and Doppelbrechung.
V
Die Belastung beginnt mit dem Maxiraum der Verkürzung, sie
währt also auch während des Tetanus. Um dem Einw&ude zu be-
gegnen das Plus der Wärmcentwickelung könnte vom Zeiträume
des Tetauus berrühren, wurde eine Reihe vod Versuchen mit Einzel-
Zuckungen angestellt; auch hier zeigte sich eine mit steigender Be-
lastung einhergehende Wärmezunahme. — Diese Temperaturzunahme
erreicht jedoch bald eine Grenze; in St’s Versuchen lag sie zwischen
60 und 100 gr. Sie kann nicht bloss eine solche der Dehnung des
Muskels sein; denn die Wärmeentwickelung durch einfache Dehnung
soll nach der Angabe der Autoren bei 200 — 300 gr. immer noch
Steigen. Möller (Erlangen.)
Th. W. Engelmann, Contractilität und Doppelbrechung. Pn-Oosa’«
Arcb. XI. S. 432.
E. zeigt, dass die ilaupturten der Bewegung, die willkürliche, die
rythmische und die arythmische an das Vorhandensein doppelbrechender
Elemente (Disdiaklasten in einem weiteren Sinne) gebunden sind. Seine
Untersuchungen erstrecken sich auf sehr verschiedene Thierklasseu.
Bei Hydra befindet Bich zwischen Eutoderui und Ektoderm eine aniso-
trope Schichte, so wirksam wie die doppelbrccbende Substanz der
quergestreiften Muskelfasern höherer Thiere. Als Träger dieser
Wirkung müssen die (von Ködlikek entdeckten) Längsmuskelfibrillen
batrachtet werden. E. hat contractilo Fibrillen im Stielmuskel von
Zoothainium arbuscula nachgewiesen. Sie verhalten sich wie
positiv doopelbrechende Elemente mit einer der Längsrichtung der
Fasern parallelen Axc. Um positive Resultate zu erhalten, ist es
nöthig Organe von nicht zu geringer Dicke zu untersuchen. Nach
Einschaltung eines Uypsblättchens und unter Anwendung einer sehr
guten Beleuchtung sieht man die Erscheinung auch im Stielmuskel
massig grosser Vor ticeilen. In der protoplasmatischen Schichte
des Leibes vieler Infusorien dicht unter der Cuticula finden sich
aber auch sogenannte Muskelfibriilen. Die Untersuchung auf Aniso.
tropie macht grosse Schwierigkeit wegen ihrer sehr geringen Dicke,
und weil die Cuticula selbst doppelbrecbend ist. Stentoriden
geben die besten Objecte. E. fand, dass das Protoplasma der Cor*
ticalschicbte, in welchen die Fibrillen liegen, Contractilität besitzt,
und zwar das Vermögen sieb parallel den Längsstreifeu der Cuticula
zu verkürzen. Dieses Protoplasma der Coi ticalschicbte ist doppel-
brechend. Die Myophanschicbte verschiedener grösserer Vorticei-
liuon hat dieselbe Wirkung auf den polarisirteu Lichtstrahl, die
neugebildeten Wimpern vom ersten Augenblicke ihres Sichtbarwer-
dens; Doppelbrechungsvermögen und Contractilität gehen also auch
bei der Entwickelung Hand in Hand. An den contractilen Saug-
fäden der Aci rieten gelang es E. nicht eine Doppelbrechung auf-
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BocntroRTAiKt, Oehirrireiiong.
449
zufinden, wahrscheinlich wegen der extrem geringen Dicke dieser
Fäden. Unter den Flimmerhaaren eignen sieb jene der grossen
Räderthiere und die grossen Cilien der adoralen Spiralen vieler In-
fusorien zum Nachweise der Auisotropie; an Schleimhäuten gelingt
dies schwieriger, am leichtesten noch an den grossen Cilien der
Kiemen von Bivalven. Spermatozoen in V» pCt. Kochsalz-
lösung untersucht zeigen Doppelbrechung; die (starren) Köpfe wirken
negativ, die Schwänze positiv in Bezug auf die Längsaxe. —
Das gewöhnliche contractile Protoplasma wie das der Arno eben,
der weissen Blutkörperchen, vieler Pflanzenzellen giebt keine Zei-
chen von Doppelbrechung. Dies rührt nach E. daher, weil es nur
in sehr dünnen Lagen vorkömmt, arm an festen Molekülen ist und
dass seine contractilen Moleküle im allgemeinen nicht wie die der
Flimmerhaare nach festen parallelen Axen geordnet, sondern schein-
bar regellos durcheinander gemengt sind. Ein Exemplar von
Actinosphaerium Eichhornii 0,5 mm. gross zeigte sich optisch
wirksam und zwar positiv in Bezug auf die Längsaxe der Proto-
plasmastrahlen. ln derselben Weise doppelbrecbend zeigten sich
auch die Muskelbälkcben aus dem Herzen eines Hühneretnbryo am
zweiten Tage der Bebrütung; die Querstreifen sind erst vom dritten
bis vierten Tage an bemerkbar. Willkürliche Muskelfasern sind
doppelbrechend zur Zeit, wo die erste Bewegung in ihnen beob-
achtet wird; von der Zeit an, wo die Querstreifung deutlich ist,
besteht auch das Doppelbrechungsvermögen in sehr merklichen
Grade. — Aus allen seinen Beobachtungen zieht Vf. folgende Schlüsse:
Contractilität, wo und in welcher Form sie auftreten möge, ist ge-
bunden an die Gegenwart doppelbrcchender, positiv einoxigur Tbeil-
chen, deren optische Axe mit der Dichtung der Verkürzung zusam-
menfallt. Ein merklicher Zeitunterschied im Auftreten von Contrac-
tilität und Doppelbrechung besteht nicht. Nur die doppclbrechenden
nicht aber die isotropen Schichten sind contraetil; die isotrope Sub-
stanz ist reizbar und Reiz leitend aber nicht contractil. Denkt man
sieb die contractilen doppelbrechenden Theilchen aus der Muskelfaser
resp. der Muskelfibrille entfernt, dann würde man ein Gebilde übrig
behalten, das in physiologischer Hinsicht von einem Nerven nicht
wesentlich abweicben würde. Auch die übrigen contractilen Sub-
stanzen kann man sich aus einer motorischen, doppelbrechenden und
aus einer die nervösen Functionen vermittelenden zusammengesetzt
denken. Möller (Erlengen.)
Bochefontaine, Contribution ä l’<5tude des phfinomönes produits
par ia faradisation de l’dcorce grise da cerveaa. — Points
sensibles; points qai determinent Ia diminution de la tension
arterielle. Oe*. m<5d. 1876. No. 62.
Wenn bei Hunden die Nv. vagi intaot, dagegen die oberen
XIV. Jahrgang. 29
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450
Vjscrow, Enchondrotn.
Halsganglien des Syxnpathicus exstirpirt waren, so erzielte B. durch
Faradisation der oberen äusseren Frontalwindung, vor und hinter
dem Sulcus cruciatus und von noch 2 anderen Punkten aus (?) eine
Vermehrung des Blutdrucks und der Herzschläge. — Waren aber
bei erhaltenen obersten Sympathicusganglien die Nv. vagi zwischen
der Schädelbasis und den vom Gangl. supeuium sympathici zu
ihnen tretenden Nervenfäden durchschnitten, so erhielt er durch
Reizung derselben Punkte an der Hirnobcrfläcbe eino sehr erhebliche
Blutdruckverminderung und eine Verlangsamung der Herzschläge:
die Reizung einzelner Punkte der Hirnoberfläche hatte also denselben
Effect, wie die des Nv. depressor von Cyon. In ähnlicher Weise
erhielt Vf. von 4 verschiedenen Punkten der Hirnoberfläche aus (?)
Milzcontractionen, von 6 verschiedenen Puukten Zusammenziehungen
der Därme: Vf. schliesst hieraus und aus der Analogie der Erschei-
nungen bei Reizungen peripherer Nerven sensibler Natur, durch
welche Aehnliches bedingt wird, dass an der Hirnoberfläche eine
unbestimmte Anzahl sensibler Punkte existirt, deren Reizung auf
die Endigungen cerebraler, centripetal leitender Fasern einwirkt.
Diese leiten den Reiz zu den Kernen grauer centraler Hirnrücken-
marksprovinzen, von denen aus derselbe dann erst auf der Bahn
centrifugaler Nerven die verschiedeneu Erscheinungen hervortreten
lässt.
Zur Stutze seiner Ansichten erwähnt Vf. zum Schluss noch die
Experimente BHOWN-SfcQUABD’s, dem es nicht gelang, durch Appli-
cation des Glüheisens auf die in der Rinde gelegenen „Centren“,
Bewegungen der Extremitäten hervorzurufen. Bernhardt.
R. Vircliow, lieber die Entstehung des Enchondroma und
seine Beziehungen zu der Ecchondrosis und der Exostosis
cartilaginea. Mooatsb, d. Berlin. Künigl. Acad, 1876. 8. 760.
Während schon J. Mukllek die Structur und das Wachsthum
der Knorpelgescbwülste sehr gut beschrieben hat, so fehlten doch
noch genauere Kenntnisse über ihre Entstehung. V. hat zuerst unter
der allgemeinen Gruppe der Chondrome die Ecchondrosen als directe
Auswüchse permanenter Knorpel von den Enchondromen, die durch
einen mit Aenderung des GewebstypuB verbundene Entwickelung
aus Bindegewebe hervorgehen, unterschieden. Allein auch für die
letztere Form, soweit sie an Knochen vorkommt, hat V. schon früher
die Hypothese aufgestellt, dass sie wenigstens häufig ihren Ursprung
aus Kuorpelinseln nehmen, welche durch unregelmässiges Wachsthum
des Epipbyscnknorpels abgesprengt werden und mitten im Knochen
liegen geblieben seien. Dasselbe gilt für die sog. Exostosis
cartilaginea, zu welcher auch die Exostosis multiplex zu rechnen ist,
da auch sie ursprünglich knorpelig ist und sich also genetisch gar nicht
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Sobmidt, Blutgerinnung.
451
von dem Enchondroma unterscheidet, in welcher Beziehung ein mit-
getheilter Fall von Bedeutung ist, bei welchem neben einer Exostos.
cartilag. spong. unter dem Kopf d. Humerus ein corticales Enchon-
droma in der Mitte der Diaphyse vorhanden war. Zur Stütze der
genannten Hypothese theilt nun V, einige Fälle von jugendlichen
Knochen mit, an denen man sehr unregelmässige Wucherungen des
Zwischenknorpels sieht, von denen einige Stücke schon ganz durch
Knochengewebe von der Hauptmasse getrennt sind, und einen von
einer erwachsenen Frau, bei der sich 4 cmtr. über der unteren Ge-
lenkfläche des Os femoris fast in der Axe des Knochens und ganz
isolirt ein etwas höckriges, maulbeerförmiges Knorpelstück von
etwas über 1 cm. im Durchmesser vorfand, dessen Länge so gonau
den Knorpelinseln der ersteren Fälle entspricht, das man nicht daran
zweifeln kann, dass hier wirklich ein solcher Rest des Primärknorpels
persistirt. In Bezug auf die Ursache der Persistenz und des gelegent-
lichen weiteren Wacbstbums wird auf den Mangel der Vascularisation
hingewiesen. Da aber jedes Mal die Persistenz durch eine unge-
wöhnliche und excedirende Wucherung im Primärknorpel einge-
leitet wird, so muss man annehmen, dass die Abweichung durch
einen Reiz hervorgerufen wird und also in die Gruppe der irritativen
Vorgänge zu stellen ist. Der Reiz kann verschiedener Art sein;
Rachitis, Syphilis, doch sind auch schon eine Zahl von Fällen erb-
licher Enchondrome und Exostosen bekanut. — V. glaubt also als
Regel aufstelleu zu können, dass das Enchondrom der Knochen von
Resten des Primärknorpels ausgeht, ohne die Möglichkeit einer an-
deren Entstehung direct leugnen zu wollen. Auch bei den nicht von
Knochen ausgehenden Enchondromen muss stets die Frage aufge-
worfen werden, ob und inwieweit dieselben etwa von aberrirten und
heterotopen Stücken primären Knorpels abgeleitet werden können.
So gibt es z. B. in der Nähe des (ihres, Wange, Kieferwinkel, selbst
ganz entfernt am Halse, Enchondrome, aus Netzknorpel gebildet, die
offenbar von aberrirten Stücken des Ohrknorpels herstammen (daher
abgesprengte auriculare Enchondrome). Doch ist eine solche Er-
klärung nicht für alle Enchondrome der Weichtheile anzu wenden
und es gibt hier sicher Formen, die aus Bindegewebe hervorgehen
(heteroplastische Enchondrome). Ortb.
Al. Schmidt, lieber die Beziehung der Faserstoffgerinnung zu
den farblosen Elementen des Blutes. II. Pflüok*’» Archiv, xi.
a. 6i&.
1) Ueber die Abstammung des Fibrinfermentes. — Es
lasst sich leicht zeigen, dass die rothon Blutkörperchen mit dem
Fibrinferment nichts zu thun haben: l)giebt es Flüssigkeiten, welche
ohne rothe Blutkörperchen zu enthalten, nach ihrer Entfernung aus
89*
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452
Schmidt, Blutgerinnung.
dem Körper gerinnen; aas dem Serum lässt sich dann durch Fällung
mit Alkohol etc. Fermentlösung darstellen 2) Pferdeblutplasma, von
den gesenkten rothen Blutkörperchen abgegoseen, enthält im Moment
der Trennung von den Blutkörperchen nur Spuren von Ferment,
trotzdem gerinnt dasselbe bei gewöhnlicher Temperatur und liefert
ein fermenthaltiges Serum. 3) Verwendet man zur Darstellung des
Fibrinfermentes gesenktes defibrinirtes Pferdeblut, so erhält man aus
den untern vorwiegend aus Blutkörperchen bestehenden Schichten
schwächer wirkende Lösungen, wie aus den oberen. Bei nicht
defibrinirtem Blut ist aus der unteren blutkörperchen reichen Schicht
überhaupt keine wirksame Fermentlösung darstellbar. Die Quellen
des Fibrinfermentes sind die farblosen Blutkörperchen: es ensteht
aus diesen nach Entfernung des Blutes aus dem Körper und tritt in
die Flüssigkeit über. Der Nachweis dafür lässt sich durch Filtration
des Plasmas führen. Fängt man Pferdeblut in einem in Eis stehen-
den Cylinder auf, lässt die Blutkörperchen absetzen und filtrirt das
Plasma, wenn seine Temperatur aui 0° gesunken ist, durch mehrfach
zusammengelegtes Filtrirpapier in einem Raum von 0°, so erhält man
ein völlig klares und körperchenfreies , meist etwas röthlich gefärbtes
Filtrat, welches nur eine äusserst geringe Neigung zur Faserstoff-
bildung zeigt. Setzt man je eine Probe fiitrirten und nicht fiitrirten
Plasmas der Zimmertemperatur aus, so gerinnt die erstere viel später,
wie die letztere und ausserdem beendigt sicL die Oerinnung sehr
langsam. Ein vollständiges Ausbleiben der Gerinnung ist deshalb
nicht zu erwarten, weil die Blutkörperchen sofort nach ihrer Ent-
fernung aus dem Körper anfangen Ferment zu bilden und dieser
Process nicht momentan durch Abkühlung unterdrückt werden kann.
Der Fermentgehalt der fiitrirten Flüssigkeit bleibt beim Stehen unge-
ändert, während der der nicht fiitrirten fortdauernd zunimmt. Dieser
Unterschied zwischen fiitrirten und nicht fiitrirten Plasma lässt sich
ziemlich vollständig beseitigen, wenn man das Plasma vor der
Filtration einige Minuten auf 10 — 20° erwärmt und dann erst ab-
kühlt. — Der Filtrirrückstand mit Wasser gewaschen, löst sich in
schwach alkalischer Flüssigkeit auf und stellt eine schwach opalisirende
Lösung von fibriuoplastischer Substanz dar, welcher nur Spuren von
Ferment anhängeu. Diesen Beobachtungen entsprechend gerinnen
Transsudate, welche durch farblose Elemente getrübt erscheinen,
regelmässig, während ganz klare Transsudate keine Neigung zu
spontaner Gerinnung zeigen, diese aber eintritt, bei Zusatz von
Ferment. Die Abhängigkeit der Gerinnung von den farblosen Blut-
körperchen läst sich auch dadurch zeigen, dass man Plasma mit
ungleicher Menge suspendirter farbloser Körperchen versetzt: die
mit der grösseren Menge versetzte Probe gerinnt weit schneller, wie
die andere. — Nimmt man 2 Proben desselben Plasmas und über-
lässt die eine sich selbst, während man in der Andern wiederholt
Schmidt, Blntgerionnng.
453
die Blutkörperchen durch Umrühren gleichmässig vertheilt, so ge-
rinnt zuerst die gesenkte Schicht in der ersten Probe, dann die
2te Probe und endlich, jedoch viel später auch die über den Gerinnsel
stehenden Flüssigkeit. Dieser Versuch zeigt, dass der Impuls zur
Gerinnung in der That von den Lymphkörperchen ausgeht. Die ge-
rinnungsbescbleunigende Wirkung des nicht krystallisirten Blutfarb-
stoffs tritt um so deutlicher hervor, je schwächer die Lösung an
Ferment ist, je langsamer sie also an sich ohne den Zusatz an Blut-
farbstoff gerinnt. Lösungen von krystallisirten) Blutfarbstoff üben
keine beschleunigende Wirkung aus.
2) lieber die Abstammung der fibr ino p las t isc he n
Substanz. Filtrirt man Plasma, wäscht den Rückstand mit Wasser
aus und behandelt ihn dann mit schwach alkalisch reagirendem Wasser,
so erhält man ein Filtrat, das beträchtliche Mengen fibrinoplastischer
Substanz in Lösung enthält Der Filterrückstand besteht nur aus
farblosen Blutkörperchen, auB denen somit fibrinoplastische Substanz
durch Auflösung ausgetreten ist. Der Einwand, dass der Filterrück-
stand bereits fibrinoplastische Substanz enthält, welche in keinem
Zusammenhang mit den farblosen Blutkörperchen steht, in Folge der
Abkühlung ausgesebieden, wird dadurch widerlegt, dass das ab-
filtrirte Plasma im Stande ist, binzugefügte fibrinoplastische Sub-
stanzen aufzulösen. Allerdings scheiden sich aus dem Plasma feine
Körnchen aus. Dieselben bestehen aber nicht aus fibrinoplastischer
Substanz, sondern sind Trümmer von zu Grunde gegangenen farb-
losen Blutkörperchen, diese sind stets dem Faserstoff beigemischt,
anfangs noch deutlich als solche erkennbar — in den spätem Stadien
der Gerinnung aber mehr und mehr verschwindend. Die farblosen
Blutkörperchen resp. ihre Zerfallsproducte tragen somit zum Gewicht
des Faserstoffs bei. Diese Thatsache lässt sich erweisen durch die
Bestimmung des Faserstoffgehaltes im filtrirten Plasma. Allerdings
erhält man nie ein vollständig von fibrinoplastischer Substanz freies
Filtrat, weil das Zerfallen von Blutkörperchen sieb nie vollständig
vermeiden lässt, indessen erhielt Vf. aus dem filtrirten Plasma nur
0,35—0,45 % Fibrin gegen 0,5 — 0,7 % aus dem nicht filtrirten. Die
Ausbeute von Fibrin im filtrirten Plasma lässt sich steigern, wenn
man aus den farblosen Elementen eine Lösung von fibrinoplastischer
Substanz herstellt und sie dem filtrirten Plasma hinznfügt. Der Unter-
schied in den Mengen des gelieferten Fibrins wird noch weit grösser,
wenn man das Plasma vor der Filtration mit dem 12 bis löfachen
Vol. Wasser mischt. Auch in diesem Fall wurde durch Zusatz
fibrinoplastischer Substanz die Faserstoffmenge wieder erhöht —
Bei 0° hält sich das mit dem 10 — löfachen Vol. Wasser verdünnte
Plasma unbegrenzt lange flüssig; die farblosen Blutkörperchen senken
sich rasch, sodass die darüber stehende Flüssigkeit nach 24 Stunden
abgegossen und die Blutkörperchen durch erneutes Aufgiessen von
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454
W o lt t kr , Hydronephroie mit Niereudiiilocation.
kaltem Wasser gereinigt werden können. Mischt man sie nach dem
Auswaschen oder besser noch die durch Kohlensäure oder Essigsäure
gefällte und in Wasser suspendirte fibrinoplastiache Substanz mit
einer fibrinogenen Flüssigkeit, so erfolgt eine äusserst langsame Ge-
rinnung, weil nur Spuren von Ferment vorhanden sind.
Es fragte sich nun, ob die farblosen Blutzellen auch fibrinogene
Substanz enthalten. Diese Frage ist für das Säugethierblut zu ver-
neinen: löst man die ausgewaschenen Zellen in schwachem Alkali
und setzt Fibrinferment hinzu, so tritt nie eine Gerinnung ein. Da-
gegen zeigt die aus den Zellen des Vogel- und Amphibienblutes ge-
wonnene Lösung allerdings stets eine spontane Gerinnung. — Näher
verfolgt sind diese Verhältnisse unter des Vf.’s Leitung von Semmek;
Vf. berichtet über die von diesem gemachten und von ihm selbst
vervollständigten Beobachtungen. Der Faserstoff des Amphibien-
blutes zeichnet sich durch seine grössere Löslichkeit in Alkalien
und Essigsäure aus, wird jedoch durch Waschen mit Wasser schwerer
löslich. Froschblut gerinnt sehr schnell, wird aber im Verlauf von
4 — 6 Stunden wieder vollständig flüssig, indem das Fibrin sich in
dem alkalisch reagirenden Serum auflöst. Lässt man in dem defi-
brinirten Blut die Blutkörperchen sich senken und giesst das Serum
ab, so erhalt man durch Wasserzusatz und Auflösung der Blutkör-
perchen eine neue Gerinnung, welche sich gleichfalls in einigen
Stunden wieder löst. Die Blutkörperchen des Frosches enthalten
also unzweifelhaft auch fibrinogene Substanz, ebenso die der Vögel.
Ob dieselbe aus den farblosen oder rothen Blutkörperchen stammt,
bleibt zweifelhaft; die Annahme, dass auch beim Säugethierblut
ähnliche Verhältnisse für die rothen Blutkörperchen bestehen, lässt
sich vor der Hand weder widerlegen, noch beweisen, e. s#lkow»ki.
A. Wölfler, Zur chirurgischen Pathologie der Nieren. LBecken-
abscess au» einer dislocirten Niere hervorgegangen (Pyone-
phrosis). I’nnction vom Reetum aus. Tod durch llrämie.
Wien. med. Woclienacbr 1876, No. 7, 8 o. 12.
Ein 45jähriger Arbeiter hatte seit 5 Tagen und 5 Nächten
keinen Tropfen Urin gelassen und auch durch den in die Blase
eingeführte Katheter wurde kein Urin entleert. 4 Finger breit über
der Symphyse fühlto man einen rundlichen Tumor, dessen Sitz hinter
den Darmschlingen tief in der Beckenhöhle gelegen war. Bei Ein-
führung der Hand in den Mastdarm constatirte man, dass dessen
rechte Wand durch einen fluctuirenden Tumor vorgedrängt war.
Bei der Punctien desselben entleerte Bich ein Liter dünnen, geruch-
losen Eiters, in welchem Harnstoff nachgewiesen wurde. In die
Punctionsöffnung wurde ein Drainrohr oingeführt. Unmittelbar nach
der Punction konnte auch aus der Blase Urin entleert werden.
SmcLAiB, Genese der erworbenen Kepselkstarskta. 456
Leider wurde das Drainrohr bei der Defiication ausgestossen und es
kehrten nun allmälig die alten Erscheinungen verbunden mit hohem
Fieber zurück. Da im Mastdarm keine rechte Prominenz mehr zu
fühlen war, so drang BlLLROTH von aussen gegen den Abscess vor,
indem er durch einen Schnitt über dem PoDPART’schen Band, analog
demjenigen zur Unterbindung der Uiaca externa, in3 retroperitoneale
Bindegewebe bis in die Gegend des Abscesses vordrang. Jetzt
wurde vom Mastdarm her ein Troicart bis in den Grund der äussern
Wunde vorgestossen und ein Drainrohr durchgezogen, dessen eines
Ende aus der Bauchwunde, dessen anderes Ende aus dem Mastdarm
hervorragte. Obwohl Eiter und Urin jetzt freien Abfluss batten,
starb doch der sehr collabirte Kranke noch am Abend desselben
Tages. — Die Section ergab, dass die r. Niere in einen grossen, vor
dem Promontorium gelegenen Sack umgewandelt war, welcher Eiter
und Harn enthielt. Dieser Sack charakterisirte sich als eine schon
seit der Geburt dislocirte Niere: 1) durch die Richtung des Hilus
nach vorn, 2) durch Anomalieen in Ursprung und Zahl der Arte-
rien, 3) durch Verkürzung des Harnleiters um 10 Cm. Vf. erklärt
den ganzen Verlauf nun so, dass die angeborne dislocirte Niere der
Hydronephrose verfallen sei, wie überhaupt dislocirte Nieren beson-
ders häufig zu krankhaften Processen zu disponiren scheinen und
dass erst spät sieb eine acute Pyelitis hinzugesellte, welche aur
Compression des andern Ureters und damit zur Urämie führte.
i E. Küster.
Julie Sinclair, Experimentelle Untersuchungen zur Genese
der erworbenen Kapsel-Katarakt, Di»s. Zürich. ih76.
Nachdem im I. Theil der vorstehenden, auf Hobner’s Veran-
lassung unternommenen Untersuchungen eine historische Darlegung der
Literatur stattgefunden hat, wird im II Theil zunächst der Nachweis
geliefert, dass die Liusenkapsel für Salzlösungen in hohem Grade
diffusionsfähig ist und ein Durchgang von geformten Bestandteilen
weder mit Diffusion noch durch Filtration stattfindet. Flüssigkeiten
filtriren auch nur bei sehr hohem Druck, wie er normaler Weise
wohl nie zu Stande kömmt. Indem weiter durch Injection von Blut,
Eiter, verdünnte kaust. Ammoniaklösung etc. in die vordere Kammer
eine chemische oder entzündliche Alteration der die Linse umge-
benden flüssigen Medien bewirkt wurde, zeigte sieb eine Ernährungs-
störung der Linse in den oberflächlichsten Schichten der polaren
Gebiete. Linsensubstanz und Kapselzellen zerfallen nach vorausge-
gangener Trübung und Quellung zu einer amorphen, gelatinösen,
später körnigen oder bröckligen Substanz. Dieser Vorgang wird
als das erste Stadium der Kapselstaarbildung, als das Stadium der
Degeneration, betrachtet. Früher oder später kommt es alsdann an
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456
Wineil, chjlöser Ascites dareh Parasiten. Kebkio.
der betreffenden Stelle zu einer Zellenproliferation, und dieser Vor-
gang wird als das zweite Stadium der Kapselstaarentwickelung, als
dasjenige der Regeneration, angesehen, die gauze Entwicklung des
Kapselstaars aber als entzündlicher Vorgang, wobei die Linsenkapsel
als nicht activ betheiligt und ihre Vorbuchtung, Faltung als unwesent-
licher secundärer Zustand erscheint. Micbel (Erlangen).
F. Winkel, Chylöser Ascites bewirkt durch Parasiten (Häma-
tOZOen). Deutsch. Arch. f. klio. Med. XVII. S. 303.
Bei einer 39jäbrigen Frau, welche lange in Surinam gelebt
hatte, entwickelte sich etwa 1 Jahr, nachdem sie von da nach
Deutschland zurückgekehrt war, Ascites, welcher durch die einge-
leitete Behandlung anfangs gebessert wurde, dann aber wieder zu-
nahm und die Punction nöthig machte. Hierbei wurden 2 Liter
einer buttermilcbäbnlichen Flüssigkeit entleert, in welcher das Mi-
kroskop eine Menge fadenförmiger sich lebhaft bewegen-
der Organismen von 0,2 Mm. Länge und 0,01 Mm. Breite auf-
wies. Sie hatten einen abgerundeten Kopf mit 4 — 5 Cilien und
einen scharf zugespitzten Schwanz. Pat. erholte sich anfangs, starb
aber später in ihrem Wohnorte, ohne dass Vf. sie wieder gesehen
hatte. Im Urin war nie eine Abnormität nachweisbar gewesen.
Die Menstruation trat regelmässig ein, obgleich Pat. in Folge des
Ascites einen Blasen- und Gebärmuttervorfall hatte. Nach der ersten
Punction trat eine straffe schmerzhafte Anschwellung des linken
Beins und besonders der Venenstränge auf, welche längere Zeit
anhielt.
W. weist auf die Aehnlichkeit des hier gefundenen Entozoons
mit den von Lewis bei Chylurie beobachteten Filarien (Cbl.
1873. 335 u. 480) hin und vermuthet, dass in jenem Falle Filarien
in den Darm und von da in die Lymphgefässe und das Peritoneum
gelangt seien. Wahrscheinlich waren sie auch im Blut enthalten und
haben vielleicht die Schwellung der Venen bedingt. Nach Mitthei-
lung der Pat. scheint ein dem ihrigen ähnliches Leiden in Surinam
nicht selten zu sein. Seimtor.
W. Kernig, Ein Fall von Milzrnptur mit glücklichem Ausgang.
St. Petersb. med. Zoitucbr. 1876. N. P. V. 8. 316.
Ein 33 jähriger Arzt erkrankte an einem recht schweren exan-
thematischen Typbus, welcher mit dem 18. Tage abgelaufen war;
die Milz, während der Erkrankung nur mässig geschwollen, war in
den letzten Tagen auf das normale Maass zurückgegangen. Während
der nun folgenden 17 Tage war das Befinden des Patienten, abge-
rechnet eine leichte traumatische Urethritis und consecutive
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Ksbrio, Miltruptur.
457
Cystitis, ein ziemlich gutes. In den darauf folgenden 11 Tagen er-
folgten io unregelmässigen Zeiträumen 4 starke Fieberanfälle (Tem-
peratur bis zu 40,5°), während welcher die Milz bedeutend, die Leber
mässig an Umfang zuoahmen , ib den fieberfreien Zeiten jedoch
wieder zurückgingen. Während des letzten Anfalles betrug die
Milzdämpfung 11 Cm. in der Breite und 21 Cm. in der Länge. In
Folge eines Diätfehlers trat an diesem Tage 10 maliges Erbrechen
auf und unmittelbar nach dem letzten Erbrechen lebhafte Schmerzen
in der Tiefe des Epigastriums und gleichzeitig die Zeichen eines
Ergusses in die Unterleibshöhle mit allen Symptomen einer inneren
Blutung. An die bisher bestandene Milzdämpfung, welche den
ßippenrand nicht überschritten hatte, schloss sich eine etwa hand-
grosse Dämpfung im linken Hypocboudrium, die mit erhöhter Resi-
stenz und massiger Druckempfindlichkeit verbunden war. Wenige
Stunden nachher reichte die Dämpfung bis zum Schambein abwärts,
später war auch der Schall auf der rechten Seite unterhalb des
Nabels gedämpft Der Unterleib war aufgetrieben, mässig gespannt;
die linke Seite war resistenter als die rechte und sichtbar aufge-
trieben; Zeichen von Peritonitis fehlten. Der Collaps erreichte einen
sehr hohen Grad. Die Temperatur ging auf 35,4 herab, Puls un-
fühlbar, fast vollständige Anurie. Behandlung: absolute Ruhe, Eis-
blase, Opium, Morphiuminjection, subcutane Injectionen von Campher,
Weinklystiere. Schon nach 24 Stunden begann Besserung einzutreten,
Puls und Temperatur hoben sich, die Dämpfung verlor an Umfang
erheblich; deutlich verkleinerte sich aber der Unterleib erst, nachdem
am 5. Tage nach dem Anfall spontan Leibesöffnung eingetreten war;
die vollständige Resorption des ergossenen Blutes wurde am 13.
Tage constatirt. Die Reconvalescenz wurde durch zwei pneumonische
Anfälle verzögert. Nach Eintritt vollständiger Genesung war die
Milz 6 Cm. breit und 15 Cm. lang.
Der geschilderte Symptomencomplex , der mit dem bei lethal
verlaufenen Milzrupturen beobachteten und beschriebenen überein-
stimmt, sichert die vom Vf. gestellte Diagnose; eine Möglichkeit der
Heilung wird von den Autoren zugeben; Vf. vindicirt sie dem Von
ihm eingeschlagenen Heilverfahren. Unklar bleibt die Natur jener
4 Fieberanfälle, welche der Ruptur voraufgegangen. Abgesehen
von Intermittens, welche hier auszuschliesseu ist, kann man an Recur-
rens oder Milzinfarct denken. Neigt man sich der ersteren Annahme
zu, so muss man zugeben, dass es jedenfalls ein eigentbümlicber Verlauf
von Febris recurrens war. Nimmt man einen Infarct an, der nach
exanthematischem Typhus mindestens zu den grössten Seltenheiten
gehört, so bleibt der Mangel peritonitischer Erscheinungen auffallend.
Man ist danu zu der Annahme gezwungen, dass entweder der Infarct
von der Ruptur nicht betroffen worden ist, oder aber dass die aus
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458
Fiscbui, Qalvanisatou des Sympathien«.
demselben sieb entleerenden Eiter- und Detritusmengen neben der
grossen Blutung nicht in Betracht kamen. L. ßoaontlial.
G. Fischer, Experimentelle Studien zur therapeutischeu Gal-
vanisation des Sympathien». Deutsch. Arch. f. kliu. Med. XVII. 8. 1.
Dio Untersuchungen des Vf.’s. sind an Pferden und Katzen ange-
stellt. An ersteren wurde untersucht, in welcher Art der Blutdruck
in den vom N. syrnp. innervirten äusseren Kopfarterien durch Electri-
sation des Halssympathicus beeinflusst würde. Das Manometer wurde
mit der A. maxiilaris interna in Verbindung gesetzt. (Die Technik
der Operationen, wie überhaupt die Versuchseinzelheiten siebe im
Original). Durch Faradisation -des Halssympathicus des
Pferdes gelingt es nun, den Blutdruck zu steigern und eine deutlich
nachweisbare Spannung der Arterienwandungen hervorzubringen,
hingegen erhielt Vf. für den constanten Strom fast negative
Befunde, nicht einmal VoLTA'sche Alternativen hatten irgend welchen
Erfolg.
Eine zweite Reibe von Versuchen wurde an Katzen angestellt;
da bei diesen Tbieren der Halssympathicus zwar mit dem N. vagus
und der A. carotis in einer bindegew ebigen Scheide zusammen
liegt, aber isolirt und leicht durch fast unblutige Präparation bloss-
zulegen ist. Es handelte sich um die Beobachtung der Iriscon-
tractioncn, wobei übrigens die für das Experiment nothwendige
Cbloroformirung der Thiere oft sehr störend wurde. (Cbl. 1874.
926.) Das Resultat war folgendes: Bei percutaner Anwendung des
Faradi’schen Stroms war eine Wirkung zwar nachweisbar , aber
sehr gering: Reizung des isolirten Nerven gab sehr deutliche
Reaction. Bei der galvanischen Reizung erhielt Vf. nur eine
Schliessungsreaction, meist gar keine: das vollständige Zuckungs-
gesetz konnte in einem Versuch nur dann beobachtet werden, als
der N. vagus gleichzeitig mit dem Sympathicus percutan oder bei
directer Reizung getroffen wurde. — Was die Beeinflussung der
Circulatiousvorgänge im Qehirn und seinen Häuten durch die
Galvanisation des Sympath. betrifft, so fand Vf. bei Katzen den
Hirndruck unter 8 Faradischen Reizversuehen fünfmal während der
Stromesdauer gesteigert, dreimal verringert, alle Schwankungen aber-
positive wie negative, höchst unbedeutend; bei der Galvanisation
unter 11 Versuchen viermal ein ganz minimales Steigen, dreimal gar
keine Veränderungen: eine Schlicssungs- oder Ooffnungsreaction
fand sich in der ganzen Versuchsreihe niemals. Auf die Puls-
Frequenz hatte die Galvanisation niemals eine nachweisbare Ein-
wirkung. Faradisation des Vagus steigert den Gehirndruck;
derselbe steigt auch bei der Galvanisation während der Stromes-
dauer langsam an, bei gleichzeitiger Faradisation von Vagus
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Maris, Verttndernngen der Carotis bei Geisteakranken.
459
und Sympatb. stieg unter 5 Versuchen der Hiradruck viermal und
zwar zweimal bedeutend. Bei doppelseitiger Faiadisation der
Nd. sympath. stieg der Druck rasch uud bedeutend an, um dann
noch während der Stromesdauer wieder zu sinken: jedesmal traten
dabei bei tiefster Narkose des Thieres klonische Krämpfe in den
Streckern der Hinterfüsse und denen des Rückens ein. Bernhardt.
L. Meyer, Ueber aneurysmatische Veränderungen der Carotis
interna Geisteskranker. Arcb. f. Psych. vi. 8. 84.
M. hält die Circulationsstöruugon des Gehirnes für einen her-
vorragenden Factor in der Hervorrufuug psychischer Störungen
Während man aber in dieser Hinsicht bisher nur das intracranielle
Gefässgebiet beachtet bat, wandte er seine Aufmerksamkeit der
Carotis interna zu, von der Ansicht ausgehend, dass langdauerndo
und intensive Störungen ihres peripheren Stromgebietes — der
Windungen des Grosshirns — auf diu Beschaffenheit des Stamm'
rohres zurück wirken mussten. Vf. hat dann auch in allen Fällen-
die er untersuchen konnte, die bezüglichen Veränderungen vorge-
funden. Iu den mitgetheilten 31 Beobachtungen wurden Erkrank-
ungen eines local scharf begrenzten Gebietes des Carotis interna
constatirt. Sie erstreckten sich von der Ursprungsstelle, diese fast
stet6 ringförmig umfassend, 8 mm. bis höchstens 1 cm. aufwärts und
endigten dort plötzlich, gleichfalls scharf abgesetzt. Nach oben hin
wurden diese Grenzen niemals überschritten, dagegen reichten sie
manchmal weiter nach unten, als geringfügige Alterationen der
Carotis communis.
Die Veränderungen entsprechen dem Processe der Arterio-
sclerose und zwar meist den späteren degonerntiven Stadien derselben
namentlich in der Form von ringförmigen Verkalkungen. Ausserdem
fand sich, vorzugsweise an dem unteren Hunde der veränderten
Stelle, eine Veränderung der Arterienwand , die sich auf mikro-
scopischen Schnitten durch einfache Verdünnung der Media bedingt
zeigte bei völliger Integrität der Intima. Dadurch wurden partielle Er-
weiterungen des Gefässrohres gebildet. Häufig aber zeigte sich die
ganze erkrankte Partie erweitert, und in 8 Fällen war es zur Bildung
förmlicher Aneurysmen gekommen, welche an Umfang die Carotis
communis erheblich übertrafen.
Bezüglich der Folgerungen und der Erklärung dieser Facta
muss auf das Original verwiesen werden. Weruicke.
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460
Hboab, Laparotomie. Bibi, Wirkung Hthoriscber Oele.
Hegar, Die Exstirpation grosser Fibromyome des Vterns
durch die Laparotomie und speciell durch die Ampntatio
Uteri supraraginalis. Berlin, klio. Wocbemehr. 1876. No. 18—14.
H. tbeilt 2 glücklich operirte Fälle mit. In dein ersten gab der
beginnende Zerfall eines der Aussenfläche des Uterus gestielt auf-
sitzenden Myoms Veranlassung zur radikalen Operation. Die gleich-
zeitig bestehende Schwangerschaft wurde im 6. Monat künstlich unter-
brochen, 5 Wochen später die Laparotomie gemacht. Das Myom
wird nach Versorgung mehrfacher Verwachsungen durch den Ekra-
seur abgetragen, dann der Uterus wegen bedeutender Dicke des
ecrasirten Stieles und wegen Vorhandenseins mehrerer kleiner Fibroide
im Uterus selbst in seinem supravaginalen Theiie nach zweifacher
Ligatur abgeschnitten, der Stumpf in der Bauchwunde fixirt. Nach
mehrfachen Störungen durch Verjauchung der Schnittfläche erfolgte
die Heilung in 4 Wochen. — In dem zweiten Fall bewogen rasches
Wachsthum eines intraparietalen Myoms und starke Blutungen zur
Operation. Das Myom iiess nur einen kleinen Tbeil des cervix frei,
der restirende Stumpf war daher sehr kurz und konnte nicht in der
Bauchwunde flxirt werden. Die abgetragene Ueschwulst wog 4
Kilogramm.
H. räth den Schnitt durch die Bauchwand genügend gross zu
machen, um die Geschwulst, event. nach Drehung um ihre Axe,
ohne Verkleinerung herausziehen zu können. Gelingt dies nicht, so
räth er, dieselbe nach Anlegung einer Ekraseurkette stückweise
abzu tragen. Die vielen Detail Vorschriften sind im Orginal nach-
zulesen. v. Haaelberg.
C. Binz, Ueber einige Wirkungen ätherischer Oele. Arob. f. **p.
Pmth. etc. V. 8. 10».
B. stellt einige Arbeiten seiner Schüler zusammen, deren Inhalt
Cbl. 1870, p. 467 u. 1874 p. 77 bereits wiedergegeben ist. Neu sind
die Versuche von H. Meykb über den Einfluss einiger ätherischer
Oele auf die Zahl der farblosen Zellen im Kreislauf. Sie knüpfen
an eine Arbeit von E. Hirt, (Müller’s Archiv 1856) an. Terpentbinöl,
Kampfer, Cymol, Baldrianöl, Zimmtöl und Fenchelöl, zu 5 — 15
Tropfen, der Kampfer zu 0,25 Grm., innerlich genommen, vermehren
die Zahl der in einem Tropfen Blut nach einer bestimmten Methode
gezählten weissen Zellen innerkalb 10 — 30 Min. bis zum Doppelten,
ln etwa 2 St. aber ist die Wirkung wieder verschwunden. Dieselbe
muss eine örtliche vom Magen aus sich geltend machende sein, weil
sie nicht zu Stande kommt, wenn das ätherische Oel subcutan (am
Arm) injicirt wird. — Pfeffermünzöl in der obigen Form und Gabe
ruft nicht die geringste Vermehrung der weissen Zellen in der Blut-
bahn hervor. Es ist das einzige ätherische Oel, das im Mund ein
PoncHtT k Lzoorv. KOttrsb. v. Ouut Robrrzbdt. 461
Gefühl von Kälte mit Zusammenziehen der Gefässe bewirkt. Auch
Weingeist (15 Ccm.) ist ohne genannten Effect, den dagegen ausser
mehrern ätherisch -öligen Tinctnren und Droguen auch der Aether
und Essig&ther darbietet. Die Versuche wurden nach gehöriger
Controlirung der Methode alle zu einer bestimmten Tageszeit (Nach-
mittags) angestellt. Vf. bezieht die Wirkung auf eine vorübergehende
Hyperämie der Lymphdriisen des Abdomens und besonders der Milz.
Schiffer.
Ponchet et Legoff, Sur la fixation du carmin de Cochenille
dans les Elements anatomiques vivants. G«. mdd. 1876. Ko. 52.
Nach Einführung von Cochenille Carmin in die Lympbaäoke von Fröschen
färbten sich besonders die Sehnen nnd die fibrösen Bestandtheile; dagegen blieben
die Epithelien der Mehrzahl nach ungefärbt. Ebensowenig nahmen Knochen,
Knorpel nnd nervöse Elemente den Farbstoff anf. Von letzterem nehmen P. nnd
L. an, dass er durch das alkalische Blntsernm in geringen Mengen gelöst werde.
Um.
Hüttner, Studien Uber das" Lungenepithel. Viacaow’s Arch. lxvi.
s. IS.
Die normale Laugenalveole bat nach K., einem Schüler Abrold's, sowohl
während des fötalen als nachfötalen Lebens einen Zellenbelag, der anmittelbar mit
dem des übrigen Bronchialbauins zusammenhängt, — die Longe hat keine ihr eigens
zukommende Form des Epithels, — alle Epithelformen sind in ihr vertreten. — der
jedesmalige Saum bestimmt Form and Grösse; die cnbisohe Zelle des embryonalen
Alveolus wird, ohne fettig au zerfallen, mit der ersten Athmung zu einer Pflaster-
zelle. Um.
Th. v. Genser, Untersuchungen des Secrets der Brustdrüse
eines neugeborenen Kindes. Jahrb. f. Kinderheiik. N. F. ix. s ieo.
Die Menge des zur Verfügung stehenden Secretes betrog etwa 3 gm. Die
Reaction der Flüssigkeit war auffallend stark alkalisch. Die microscopisehe Unter-
suchung zeigte Milchkörpercheu und Colostrumkörperehen. Die chemische Analyse
(der Gang ist im Original naehzusehen) ergab; Casein 6,67, Albumin 4,90, Milch-
zucker 9,66, Butter 14,56, Salze 8,26. Summa der festen Bestandtheile 42,96, also
Wasser 967,06. Unter den unorganischen Bestaudtheilen ist die Gegenwart von
Eisen bervorzuheben. E. 8alfcowskL
A. Bornhardt, Neue gewichtsanalytische Methode zur quanti-
tativen Bestimmung des Eiweiss im Harn. Deutsch. Arch. f. kiin.
Med. XVI. 8. 200.
Vf. hat früher zu diesem Zweck eine Methode angegeben, welche auf der
Differens des apec. Gewichts des eiweisshaltigen und enteiweissten Barns beruht,
sieb io der Folge jedoch selbst überzeugt, dass dieselbe bei geringerem Eiweisa-
gehalt oioht hinreichend zuverlässig ist Seine jetzige Methode unterscheidet zieh
dadurch von der allgemein üblichen, dass das Eiweiss nicht getrocknet, sondern
nach dem Auswaschen im feuchten Zustand in eiu feines Picnometer übertragen
wird. Da das Eiweiss ein höheres spec. Gewicht als das Wasser bat, nämlich
1,314, so muss das Picnometer eine Gewichtszunahme zeigen. Die Menge des
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BitCR-HiucnraLD. Willi««. Rbtbib Pick.
Eiweiss ersieht mio nach der Formel: x
d. 1,3X4
0,314 ’
wobei d die Different des
nur mit Wasser und des mit Wasser und Eiweiss gefüllten Pienometers bedeutet.
Vf. theilt Belaganalysen mit und giebt eine Buibe minutiöser Vorschriften für die
offenbar schwierige Technik der Uothode, die sich nicht im Auszug wiedergeben
lassen. E. BzlkowikL
Birch-Hirschfeld, Ueber das Verhalten typhöser Narben des
Darmes. Dcntsrb. Zeitscbr. f. pract. Mod. 1876. No. 3.
In einem Falle von geheiltem schwerem Abdominaltyphat, bei welchem
3 Monate spater der Tod durch käsige Pneumonie erfolgt war, fand Vf die stark
pigmentirten PsYKa’sehen Haufen von einer Zotten tragenden Schleimhaut fiber-
sogen, nud spricht sich wegen dieses Befundes für eine, wenn auch nicht ffir alle
Fälle sntreffende, Regeneration der Schleimhaut bei Typhusgeschwüren aus.
Qrawlu.
A. Willigt, Anatomischer Befund nach Hirnerschütterung.
Prager Vierteljahrsschr. CXXVII1.
Ein 13jähriger Knabe war beim Schlittschuhlaufen mit dem Hinterhaupt auf
das Eis gefallen ; nach 14tägigem Wohlbefinden entwickelten sieb Läbmungs-
erscheinungen ; Tod nach 6 Wochen. Im Pons findet sieb ein ausgedehnter Er-
weirbnugsbeerd, der sieb auf die Pedtmculi ad pontem erstreckt, von llämorrba-
gieen nur geringe Spuren zeigt, dagegen so starke Angiectasie, dass der Heerd ein
geflecktes dunkelrotbea Aussehen darbietet. Im ganzen Gehirn, besonders um den
Heerd herum, und ebenso im Rückenmark, fand W. Verfettung der Capillarendo-
thelien, und seltener der Eudotbolien kleinster Arterien and Venen, und nimmt au
dass diese Nntritionsstörung durch den Einfluss der Erschütterung auf die vasomo-
torischen Nerven entstanden sei, im Pons zu Erweiterung der Gefässe and seeuodär
zur Encephalitis und dem tödtlichen Ausgange Anlass gegeben habe arawliz.
Key her. Die Behandlung der Spondylitis dorsalis mit dem
Zug und Gegenzug. v. Lihobnbrck’s Arcb. xix s. 340.
Zur Heilung der dorsolutnbalen Spoodylitiden, welche für die Diatractions-
beliaudlung mit Ueftpflasterstreifen sieb nicht eignen, empfiehlt sieb ein von Dr.
RaocBFDsa in Petersburg construirter Apparat, dessen Princip es ist, die erkrankte
Wirbelsänlenpartie hoch su fixiren und köpf- und fuzswärts obere und nntere Körper-
hälfte mit den von ihnen selbst repräseutirton Gewiehtahöheu an den fixirten Theileu
ziehen zu lassen. Der Apparat besteht aus einem 30 cm. breiten Gurt, welcher
zwischen den Beitengallerieen des Bettes ausgespannt wird; auf ihm ruht der
kranke Wirhelsäulenabschnitt, der noch durch ein Paar breite, auf der vorderen
Burapfwaod vereinigte Flügel des Gurts fixirt wird.
Ueber den oberen und unteren Rand des Gürtels hängen die Körperteile,
welche durch uuterlegte Kissen nach Bedürfnis unterstützt werden. Die Wirkung
des Apparats ist eine schmerzstillende und eminent orthopädische. wun. Koch.
Pich, Geber ein durch Pharyngitis grannlosa bedingtes De-
glutionshinderniss. Allgem. med. Gentralzeitung. 1876. No. 4.
Anknüpfend an die Mittheilung Somhrbhbodt's (Cbl. 1875, 653) theilt P. einen
Fall mit, in dem sich zu einer ausgesprochenen Pharyngitis grannlosa ein 8chluck-
hinderuiss gesellte und nach Heilung derselben verschwand. Der Pah, ein 65 Jahr
alter Lehrer hatte in Folge des sich zwiseben Zungenrficken nnd Gaumen aus-
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V. PSTTMKOrKB. Barbis». Frit.
468
epaimcndcD sähen Schleimes das Gefühl einer „Haut im Mundo'1 und konnte feste
Speisen nur mühsam bis in den 8chlnnd bringen, von wo ans sie wieder reptirgi-
tirten. P. hält das Schluckhinderniss für einen Krampf der Constritores pharyu^s.
B. FrlakoL
v. Pcltenkofer, Die Cholera 1875 in Syrien und die Cholera-
prophylaxe in Europa. Zeitschr. f. Biol. XII. s. 102.
Da erfalirungsgemüss weder Quarantäne noch Desinfection etwas gegen die
Cholera vermögen, betont Vf. umsomehr die Nothwendigkeit einer sorgfältigen
Bodenreiniguug, wie sie am besten durch eine gnte Canalisirnng geschieht. Für
den Erfolg dieses Verfahrens spteeheo die von John Simon in seinem neunten
Report angeführten Beispiele, ferner die fast vollständige Immunität von Dauzig in
dem Cholerajabr 1873, nährend dio Seuche bis vor seine Tbore drang, u. A. m.
Zar Stütze seiner Ansicht von dem wesentlichen Einfluss der Bodens auf die Ver-
breitung der Cholera verweist Vf. auch hier anf das Verhalten der Cholera auf
Schiffen, wo sie während einer längeren Seereise fast regelmässig nach 3 — 4 Wochen
erlischt, wenn das Schiff nicht inzwischen einen neuen Infectiousbeerd berührt hat,
und auf die analoge Beobacbtuug, die man bei Karawanen während einer längeren
Wanderung durch die Wüste gemacht bat. Schiffer.
E. ßahrdt, Experimentelle Untersuchungen über die Ueber-
trngbarkelt des Typhus abdominalis auf Thiere. Arch.d.Heiik.
XVII. S. 156.
Wie BmcH-HiHscnFEODT (Cbl. 1874, 463) stellte auch B. Versuche an Kaninchen
nach 2 Methoden an. Eine Anzahl (10) erhielt die unverdünnten Excremente von
Typhuskrankeo aus der 3. Woche durch Schluudsonde eingeflüsst und zwar in der
verhältnissmäsaig sehr grossen Menge von 15—50 gm., entere auf einmal, letztere
fractionirt. In einer anderen Versuchsreihe wurden 4 Thiere in einem grossen
Thonoylinder gehalten, dessen Boden mit einem Gemisch von Sand und verhält-
mssmässig grossen Mengen von Typhnsexcremeoten (2—3 Liter) und zu oberst mit
einer Scbiobt Heu bedeckt war. In beiden Versuchsreihen wurde die Beobachtung
mehrere Wochen hindurch (gewöhnlich 6 — 8) fortgesetzt Das Resultat war durch-
aus negativ. Die meisten Thiere seigteu wohl Temperaturerböhuogeo, dieselben
waren jedoch fast stets nur von kurzer Dauer und gering, da sie die Norm (39,8° C.
im Rectum) selteu um 1° C. fiberstiegen. Dem entsprechend zeigten auch nur
wenige Thiere eine geringe Gewichtsabnahme, während die Mehrzahl an Gewicht
•unatim. Einige der mit Excrementen gefütterten Kaninchen batten Diarrhöen.
Der Sectionsbefund an mehreren getödteten Thiereu ergab ebenfalls keine eliaracter-
istiseben Veränderungen. Schiffer.
A. Frey, (Jasuistischer Beitrag zur Lebre von der Hirn-
faserung. Arcb. f. Psych. etc. VI. 8. 327.
Ein 42jäbriger an interstitieller Nephritis leidender Mann wnrde unter Auf-
treten von heftigen linksseitigen Stirnkopfschinerzen und lebhaftem Schwindelgefdbl
an der gesamtsten linken Oberextremität parotisch. Die linke Unterextremität,
sowie die gesamtste rechte Körperhälfte war frei. — der linke Mundwinkel stand
etwas tiefer als der rechte, die Zunge wich leicht nach links hin ab. Ein iuter-
enrrentes Gesicbtserysipel tödtete den Kranken. Ausser einer localisirten (golden-
grossen) doppelseitigen leichten Pacbymeniugitis auf der Höbe beider Scheitellappen
zeigte sich nnr im rechten Centrum Vieussenii, also in der weissen Markmasse, ein
aus 3 hintereinander liegenden, hanfkorugrossen Erweichnngsheerden bestehender
Heerd. Im Ganzen war die lädirto Stelle 12 mm. lang, 8 mm. breit, 3— 4 mm tief.
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464 Edi.rvsbs. Biaseera. Pica
Nirgends wurde von diesem Heerde weder die grane SnbsUnt der Rinde, noeb die
der Centralganglien erreicht. Der Horiaootalachnitt traf die rechte Hemisphäre io
der Höhe der unteren Fläche dea Balkens, der Frontaisebnitt die Stelle, wo der
Stamm der Foasa Sylvii eich in den boriaontalen und verticaien Ast apaltet. Ea
geht ans dieser Beobachtung also hervor, dass durch die lädirte Stelle im weiaaen
Mark rechts Fasern für die ganae linke Oberextremität den linken Mundwinkel
nnd vielleicht die Zange verlaufen müssen. Bernhardt.
Edlefsen, Casuistlscher Beitrag zur Frage von der Contagio*
Sität der hereditären Lnes. Berlin, klio. Wochenacbr. 1876. No. 5.
Vf. achliesst sich den Ausführungen von Casraar (Cbl. 1876, No. 6) über ,
die Contegioeität der hereditären Lnes an und führt einen Fall an, in welchem ein
Kind mit Lnes hered. behaftet, ein Geschwür an den kippen aeigte und bald darauf
die SOjäbrige Oroasmutter, welche sieb viel mit dem Kinde beschäftigte, an einem
aquamösen Syphilid erkrankte Eine Primäraffection wurde bei letalerer nicht ge-
funden. C. Simon.
Birnbaum, Drei Fälle von Uterinnaht. Deutsche med. Wocbenschr.
1876. No. 2.
B. führte die von Vsit (Beitr. sur Geburtsb. u. Gynäk. III. Verhandl. S. 46)
empfohlene Nabt der Uternswunde mit Catgntfäden S Mal aus. Die Blutung wurde
jedes Mal prompt gestillt nnd kräftige Nachwehon bewirkt. Eine der Operirten
genas, eine starb nach 21 Standen und die dritte nach 6 Tagen. Bei dieser lets-
teren waren von den 3 eingelegten Heften 2 ganz verachwunden, von dem dritten
nur noch der Kuoten vorhanden. Die Wunde blaffte noch etwas. Bei der uacb
21 Stuuden Verstorbenen klaffte die Wunde ebenfalls noch und die 7 Heftknoten
waren aufgelöst, die Wundränder lagen aber gut aneinander. Während die Blutung
also immer völlig gestillt wurde, scheint dem Vf. das Material für die sichere Ver-
einigung der Wunde bis an ihrer Verwachsung au wenig haltbar an sein.
v . Haselberg.
B. Pick, Zur physiologischen nnd therapeutischen Würdigung
des Amylnitrits. Deutsch Arcb. f. klin Med. XVII. 8. 129.
Zunächst richtet sich P. gegen die Angaben Filbhhb's. Er bestreitet, dass
die nach Inhalation des Aethers eintretende GeflUserweiterung in ihrer Ausdehnung
genau ausammenfällt mit der bei der Schamröthe beobachteten, vielmehr sab er
beim Menschen die Rüthung bis zur Leistengegend berabsteigen nnd auch beim
Kaninchen die Gefässe des Peritoneums nach Einathmung von Amylnitrit sioh er-
weitern. Ferner behauptet Vf., dass das Amylnitrit nicht das vasomotorische Centrum,
wie Filbhie meint, sondern den peripherischen vasomotorischen Apparat (ob Nerven
oder Muskeln bleibt unentschieden) lähmt Jedoch sind sowohl die kritischen Ein.
würfe, die Vf. gegen Filbhbk erbebt, wie die experimentellen Angaben, auf die er
seine eigene Ansicht stützt, zu einem kurzen Referat nicht geeignet Schliesslich
führt Vf. eine Anzahl neuer Beobachtungen von verschiedenen Aeraten an, die den
hoben therapeutischen Werth des in Rede stehenden Aethers dartbun sollen. Na-
mentlich haben sich danach die Inhalationen wirksam zur Conpirung epileptischer
Anfälle und bei den reinen Formen von Hemicranie erwiesen. 8eUffer.
Einsendungen für das OentralblaU wolle man an einen der beiden Ueranifeber: Prof. Senator,
Berlin, (1>.) Krananlekatrajae 14. nnd Professor Roeentbal, Erlangen, oder (unter Belaeblnes) an
die Verlagsbandlang, Berlin (S.-WJ, unter den 1. Inden 88, edreeelreu.
Verlag von Angnet Klrsehwald ln Berlin. — Druck von IL 8. Hermann tu Berlin.
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/ /
z
Wöchentlich erscheinen
I— I Boffpu ; am Schl um*
de« Jahrgangs Titel. Na-
uen- and Sachregister.
für die
Preis des Jahrganges
tO Mark ; so bestehen
durch alle ßuchhandlon •
gen and Postanstalten.
Dr. J. Rosenthal,
Profeuor tu ErUngea.
Kedigirt von
and
Dr. H. Senator,
Profeesor in Berlin.
1876. 94. Juni. No. 26.
Inhalt: Eich hobst, progressive peroieiöse Anämie (Orig.-Mittb.). —
v. Bknkdkn, Entwicklung des K«niuchens — Bbbckh, Gleicbgewicbtssinn. —
Falk, luauitiou. — ZiiLits, Verhalten der Pbosphorsäure tnm Stickstoff im Urin
— JiBD8.Li.8Kr, Wirkung des Chinins, —
Ahlfbld, Insertio velamontosa. — v. Bbchr, Riechepitbel. — Klkmbh-
SIEW1CB, Saccus pyloricas. — Stbickkb, Keratitis. — Bhamwkll, Ellbogen-
resectiou mit Verheilnng des dnrebaebnittenen N. ulnaris. — v. Oettihobm,
Folgen des Trachoms. — Kai so, pernieiöse Anämie. — M. Meybh. Bedeutung
schmerzhafter Druckpunkte der Wirbelsäule. — H i pptut, Ssmenentleerung bei
Gebangten.
lieber dWMHagnose der progressiven pernieiösen Anämie.
Von Prof. Dr. ined. Hermann Elchhorst in Jena.
In No. 100 der klinischen Vorträge aus der VoLKMANN’scben
Sammlung hat Prof. Qdikcke in Bern die pernieiöse Anämie zum
Gegenstand einer Besprechung gemacht. Ich habe mich seit über
2Jahren f&Jfteser Krankheit, welche in Norddeutschland überaus selten
ist, eingehend beschäftigt und das Beobachtungsmaterial vornehmlich als
Assistent auf der Abtheilung des Herrn Geh. Rathes Ekebichs in Berlin
gesammelt. In einer grösseren Arbeit, welche ich für die nächste Zeit
beabsichtige, werde ich den Nachweis führen, dass die Angaben
QüINCke’s in vieler Beziehung einer Erweiterung, in anderer dagegen
einer Berichtigung bedürftig sind.
Was das Resultat meiner Untersuchungen betrifft, so kommt
dasselbe darauf hinaus, dass sich der unter dom Namen der pro-
gressiven pernieiösen Anämie zusammengefasste Symptomencomplex
in früheren Stadien des Leidens absolut sicher diagnosticiren lässt.
Mari hat hierbei nicht auf klinische Erscheinungen, sondern auf ana-
tomische Veränderungen Rücksicht zu nehmen, und es sind die letz-
teren im Blute zu suchen. Man kann das Leiden kurzweg als eine
Erkrankung der rothen Blutkörperchen bezeichnen, welche sich ebenso
XIV. Jahrgang. 30
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466 Eiohbobst, progressive perniciöse Auttmie. ▼. Bsnkdbs.
leicht erkennen lässt wie etwa die Leukämie. Ich habe dieselbe bei
meinen 7 Kranken niemals vermisst, und habe sie vielfach meinen
Collegen demonstriren können.
Während ein Theil der rothen Blutkörperchen eine normale
Orösse besitzt und sich nur durch auffällige Blässe und geringe
Neigung zur Haken- und Qeldrollenbildung auszeichnet, findet man
unter ihnen andere, welcli^sofort durch ihre Kleinheit in die Augen
fallen. Letztere erreichen oft kaum den vierten Theil des Durch-
messers der ausgebildeten Körperchen. Dabei sind sie tiefer saturirt
gefärbt, und wenn man sie unter dem Deckgläscheu rollen lässt,
bemerkt man, dass bei der Profilansicht der biconcave Ausschnitt
mehr oder minder vollkommen geschwunden ist. Ihre Kleinheit geht
sogar soweit herab, dass viele von ihnen wie kleine, röthlich tingirte
Fetttröpfchen aussehen.
Es wurden viele Hunderte von Blutuntersuchungen an Gesunden
und bei Personen angestellt, welche an den mannigfachsten Krank-
heiten litten, wobei namentlich anämische und cachectische Zustände
Berücksichtigung fanden, und es konnten hier niemals ähnliche Ver-
änderungen nachgewiesen werden. Hat man zudem Gelegenheit, das
in Rede stehende Leiden in früheren Stadien zu beobachten und für
längere Zeit zu verfolgeu, so kann man sich davon überzeugen, dass
je mehr die Krankheit zum Ueblen fortschreitet, desto grösser die
Zahl der beschriebenen Fremdelemente wird, und ich habe eine
Beobachtung gesammelt, in welcher die Zahl der r^ptv intacten
Blutkörperchen gegeu Ende des Lehens eine ebenso grosse war als
diejenige, welche durch die feinen, röthlichen Tröpfchen repräsentirt
wurde.
Die weissen Blutkörperchen waren in allen Beobachtungen auf-
fallend sparsam, und ebenso fand man nur sehr kleine Mengen der
seit langer Zeit bekannten Protoplasmaklümpchen vor, Wie sie be-
kanntlich auch im Blute Gesunder sehr häutig angetroffen werden.
Nach alledem glaube ich berechtigt zu sein, den beschriebenen
Fund für die Diagnose der progressiven pernieiösen Anämie ver-
werten zu dürfen, und werde seiner Zeit zu zeigen versuchen, wie
weit derselbe geeignet ist, einen Aufschluss über die Natur dieser
Krankheit geben zu können.
E. van Beneden, La matnration de l’oeuf, la ftcondation, et
les prent ihres phases dn dhveloppemeut embryonale des
mammifhres, d’upres des recherches faites ehez le lapin.
Communication preliminaire. Bruxelles, f. Haykz j 875. 53 st».
I. Die Reifung des Eies. Die Keimblase des Kaninchen-
eies enthält ausser dem Kei mileck noch 2 — 3 Nebenkernkörperchen
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v. Bbhsden, Entwicklung des Kaninobens.
467
und eine granulirte Substanz, das Nucleo-plasma, welches nicht selten
netzförmig ai. geordnet ist. Bei der Keife des Eies geht das Keim-
bläschen an die Oberfläche des Dotters, wird elliptisch und plattet
sich gegen die Zona pellucida ab. Dann kann man im Dotter eine
Rinden- und eine Markmasse unterscheiden. Die liindt-nsubstanz
hellt sich bei Berührung des Keimbluschens auf und letzteres bildet
uuu eine biconvexe Linse (la lentille cicatriculaire). Sobald das
Keimbläschen die Zona pellucida berührt, legt sich der Keiiufleck
an jene Seite der Keimbläscbenhaut au, welche die Oberfläche des
Eies tangirt. Er plattet sieh ab und verbindet sich mit der Keim-
bläschenhaut. Dann breitet er sich zu einer Platte mit mittlerer
Verdickung aus (plaque uucleolaire.) Zugleich verdünnt sich die
Membran des Keimbläschens überall da, wo sie das cicatriculüre
Protoplasma berührt. Das Nucleoplasma und die Nebenkernkörper-
chen verschmelzen zu einer kernigen Substanz (corps uucleoplasmi-
que). Der flüssige Inhalt des Keimbläschen geht an das cicatrico-
laire Protoplasma und die uucleolaire Platte wird zu einein elliptischen
oder oder linsenförmigen Körperchen (corps nuclöolaire). Zugleich
werden zwei Ricblungsbläschen ausgeatosseu. Das eine ist das corps
nucläolaire, das andere ist corps nucldoplasmique. Die linsenförmige
Cicatricula wird körnig und verschmilzt nnt der Corticalis des Eies.
Der Dotter zieht eich zurück und stösat die pcrivitelline Flüssigkeit
aus, in welcher die Kichtungskörperchen schwimmen. Darauf nimmt
der Dotter w*t#ieruiu eine gleichförmige Beschaffenheit an. Alle
diese Vorgänge sind unabhängig von der Befruchtung. Sie voll-
ziehen sich schon im Eierstocke. Eine Eiweissschicht lagert sich
sowohl um das befruchtete, als um das unbotruchtete Ei.
II. Die Beiruchtuug. Niemals findet sieb ein befruchtetes
Ei iu einem OuAAF’schen Follikel. Die Spermatozoiden dringen
durch die Zona in das Innere des Eies in grosser Anzahl, sowohl
im Anfang der Entwickelung, als auch während der ganzen Dauer
der Furchung bis das Blastodcrm mehrere Millimeter im Durch-
messer erreicht. Sie liegen stets zwischen der Zona uud dem
Blastoderm. B. hat bis zu 20 Spermatozoiden auf dem opti-
schen Querschnitt eines Eies gesehen. Auch zwischen der Zona
uud der Eiweisschicht fiuden sich dieselben. Eine Mieropyle
konnte B. nicht entdecken. Niemals fand sich ein Spermato-
zoon im Innern des Dotters. Sehr häufig dagegen konute B. solche
sehen, deren Köpfe fest auf der Ubei fluche des Dotters hafteten.
Darnach glaubt B. , dass das VVeseu der Befruchtung iu der Ver-
bindung der Sperma-Subztanz mit der obcrfiuclilicben Schichte des
Dotters bestehe.
III. Bildung des ersten Kerns der ersten Furchungs-
zelle. Kurz nach der Befruchtung thcilt sich der Dotter in drei
Schichten, eine oberflächliche, eine intermediäre und eiue centrale.
30*
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468
v. Bbhkdkh, Entwicklung des Kaninchens
Um einen Kern zu bilden, verdichtet sich zuerst ein Punkt der
oberflächlichen Schicht. Dieser peripherische Pronucleus senkt sich
in die Tiefe, während im Innern des Eies zwei bis drei kleine Mas-
sen erscheinen, die sich sehr bald zu einem von vornherein central-
gelegenen Körper vereinigen. Darauf verschmilzt der peripherische
Pronucleus mit dem centralen. Beide foruiiren den ersten Furchungs-
kern. Es erscheint B. wahrscheinlich, dass der oberflächliche Pro-
nucleus vom Sperma stamme, der centrale dagegen ein Product
des Eies sei. Dann wäre der erste Eikern aus Verbindung männ-
licher und weiblicher Elemente bervorgegangen. An Fledermäusen,
die vor Beginn des Winterschlafes gefangen wurden, fanden sich die
weiblichen Gescblechtswege prall uiit Sperma angefüllt. Da die
Fledermäuse erst Mitte März nach Beendigung des Winterschlafes
ihre Entwickelung beginnen, so glaubt ß., dass derselbe Fall vor-
liege, den Bischöfe vom Reh berichtet bat, dass nämlich das Eichen
erst mehrere Monate nach der Befruchtung seine Entwickelung
anfängt.
IV. Die Furchung. Jede der beiden ersten Furchungszellen
bat zwei Kerne, einen kleineren und einen grösseren. Der Kleine
stammt von dem Kerne der I. Furchungszelle. B. nennt ihn den
abgeleiteten Vor-Kern (Pronucleus d6riv6). Im Gegensatz zu den
andern, den B. den Tochtervorkern nennt (Pronucleus engendr^).
Letzterer ist nur der Rest der klaren und homogenen Materie,
welche in der ersten Furcbungszelle an den beidep-rPolen des 1.
Furcbungskcrns zu derjenigen Zeit lag, in welcher der I. Furchungs-
kern die Spindelform angenommen hatte. Der abgeleitete Vorkern
vergrössert sich auf Kosten des Tochtervorkerns, den er schliesslich
ganz aufzehrt. Dadurch wird der abgeleitete Vorkern zum bleiben-
den Kern von jeder der beiden ersten Furchungszellen
Schon die beiden ersten Furchungszellen sind nicht gleichartig;
sie sind verschieden nach Grösse und Beschaffenheit. Die grössere
Furcbungszelle liefert die Elemente des äussern Keimblattes, die
kleineren die des inneren Keimblattes. B. nennt deshalb die ersten
Globe ectodermique, die zweite Globe entodermique. Bei der Vier-
theilung des Eies finden sich die Mittelpunkte sämratlicber 4 Zellen
nicht selten in einer Ebene. Manchmal aber auch stehen die Linien,
welche die Mittelpunkte der beiden Ectoderm- und der beiden En-
todermzelleo verbinden, sonkrecht auf einander. Bei der Achttheilung
liegen die 4 grossen Ectodermzellen in einer zweiten der ersten para-
lelleu Ebene. Die Linien, welche die Mittelpunkte der einander
entgegengesetzten Zellen in ein und derselben Ebene verbinden, stehen
senkrecht auf einander. Die 4 Verbindungslinien bilden zusammen
auf eine Fläche projicirt einen achtstrahligen Stern, dessen Strahlen
um je 45 Gr. auseinander stehen. Sehr bald gelangt eine der Ento-
dermzellen in den Mittelpunkt des Eies. Die 7 andern ordnen sich
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v. Rpnkdkn, Entwicklung des Kaninchens.
469
kugelschalenförmig um dieses neue Centrum. Die 4 Entodermzellen
bilden sodann eine Pyramide von 4 auf einander stehenden Kugeln,
welche von den 4 Ectodermzellen kaputzenartig umfasst werden.
Damit ist der Anfang zur Invagination gemacht. Die Ectodermzellen
theilen sich rascher als die Entodermzellen. So resultirt ein Für-
chungSBtadium in dem 8 kleine Ectodermkugeln 4 grosse Entoderm-
zellen umhüllen. Bei der Theilung in 16 Furcbungskugeln finden
sich nicht selten vier Zellen im Mittelpunkt des Eies. Bei der
Theilung in 24. Furchungszellen liegen 16. Ectodermzellen aussen.
Von da an theilen sich nicht alle Ectodermzellen gleichzeitig. Im
Stadium von 32 Furchungszellen cnaracterisirt sich schon deutlich
die Bildung der Metagastrula. 70 Stunden nach der Copulation be-
steht der Embryo aus einer peripherischen Schicht kleiner Zellen
und einer centralen Schicht grösserer. An einer Stelle der Ober-
fläche befindet sich eine Vertiefung. Hier unterbrechen 2 — 3 Ento-
dermzellen das peripherische Ectodermlager. Diese Iuvaginations-
stelle hält B, für homolog dem RüSCOM’schen After, oder den Blasto-
porus von Rat Lankester. Die Entodermzellen, welche an der
Invaginationsstelle das Ectodermlager unterbrechen, betrachtet B. für
Analoga des EcKEß’schen Pfropfes. Schliesslich bildet der Embryo
eine solide Zellenmasse, welche aus Ectoderm und Entoderm besteht.
Er besitzt einen Blastoporus und EcKEH’schen Entoderm pfropf. B.
nennt eine solche Form eine Metagastrula.
V. Bildung der Keim blase. Sowie das Ei in den Uterus
eingedrungen ist, bildet sich die Metagastrula in eine klare Keim-
blase um, welche am 4. bis 5. Tage einen Durchmesser von 8 — 9 mm.
erreicht. Nach 78 Stunden ist der Blastoporus verschwunden und
das Ectoderm ist zu einem überall geschlossenen ßlächen geworden,
das sich genau über die Entodermamasse herüberlegt. Bald darauf
bildet sich eine Spalte zwischen beiden Zelllagern. Nur an einem
Punkt bleiben Ectoderm und Entoderm noch vereinigt. Dieser
Punkt entspricht dem frühem Blastoporus. An Eiern von 90 Stun-
den ist die Spalte zwischen Ectoderm und Entoderm bereits zu einer
grossen Höhle geworden. Während sich die Ectodermblase aus-
breitet, plattet sich die Entodermmasse linsenförmig ab nnd breitet
sich immer weiter auf der Innenfläche des Ectoderms aus. Die
Stelle, wo im Ei Ectoderm — und Entodermzellen an einander
liegen, ist scheibenförmig und wird von B. Gastrodiscus genannt.
Die Höhle in der Keimblase der Säugethiere ist nach B. weder
der Furchungshöhle noch der primitiven Darmhöhle der Froschem-
bryonen analog. Sie ist etwas den Säugern Eigenthümliches und
wird von B. Blastodermhöhle genannt.
Nach 105—115 Stunden hat sich die bisher linsenförmige Ento-
dermzellenmasse des Gastrodiscus abgeplattet. Sie bildet eine dem
Ectoderm anliegende Zellbaut, die im Centrum des Gastrodiscus aus
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470
Bieokr, Gleiehgewichtssino.
zwei übereinander liegende Zellschichten besteht, während an der
Peripherie des Gastrodiscus kein vollständiges Zellenlager mehr ge-
troffen wird, sondern nur einzelne verstreute Zellen Vorkommen. Die
isolirten Entodermzellen wandern in Folge ihrer Amöboidität an der
Innenfläche des Ectoderms.
Nach 5 Tagen bildet das Entoderm ein geschlossenes einschich-
tiges Zellenlager. Im Centrum des Gastrodiscus ist das innere Blatt
durch eine kleine Schicht runder Zellen vom* Ectoderm getrennt.
Diese Zellen haben noch ganz den Charakter der Entodermzellen in
den früheren Stadien. Aus ihnen bildet sich das mittlere Keimblatt,
welches mithin aus dem Entoderm stammt. Später verbreitert sich
besonders stark nnd rasch das mittlere Keimblatt. Bei der Kern-
theilung verwischt sich zuerst der Contur des alten Kernes und wird
unregelmässig. Die Kernkörperchen verschwinden; es scheidet sieb
der Kernsaft von der Kernsubstanz, welche in der Mitte des Kernes
eine unregelmässige Anhäufung bildet. Der Kern wird oval und
verlängert sich, während der Saft sich an beiden Polen anhäuft und
die Kernsubstanz eine mittlere punktirte Platto bildet. Eine Längs-
streifung des Kernes in diesem Stadium läugnet B. Sich tbeilende
Zellen zeichnen sich durch Inbibitionsfähigkeit mit Farbstoffen aus.
Weiterhin wird der Kern spindel- und bandförmig. An seinen beiden
Polen häuft sich klare sehr fein granulirte Substanz auf, von der
aus die Strahlen der bekannten sternförmigen Figuren divergiren.
Die granulirte Mittelplatte des Kernes zerfällt in 2 sich nach beiden
Seiten entfernende, durch einige wenige sehr bald verschwindende
Fäden verbundene Seitenplatten. Während die Seitenplatten an die
Enden des Kernbandes rücken, fängt der Zellkörper an sich einzu-
schnüren. Die Seitenplatten werden zu den Kernen der Tochterzelle.
Löwe.
J. Brener, Beiträge zur Lehre vom statischen Sinne (Gleich-
gewichtsorgan, Testibniarapparat des Ohriabyriuths). Zweite
Mittheilung. Wien. mid. Jat.rb. 1875. 1.
ß. modifleirt Beine frühere Anschauung vom Functioniren des
Bogenapparates einigerinaassen (Cbl. 1874, 403). Ein länger dauern-
des Strömen der Endolymphe wird als unmöglich zugegeben, sie
soll aber durch ihr Trägheitsmoment bei jeder Beschleunigung, die
der Bogenapparat erfährt, auf die nervösen Endorgane der Am-
pulle, die Hörhaare, einen momentanen Druck ausüben und die
Gestalt dieser verändern. Man kann sich vorstellen, da38 die Hör-
haare nicht genügend elastisch sind, um nach einem momentanen
Stosse der Endolymphe augenblicklich wieder ihre frühere Gestalt
anzunebmen; sie bleiben so zu sagen verbogen nach der Richtung
des Stosses. Bei den gewöhnlichen kurzen Drehbewegungen folgt
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Bbsckb, Gleichgewicbteainn.
471
dem Stosse der Endolymphe in der einen Richtung beim BewegungB-
anfange alsbald der Stoss in der entgegengesetzten Richtung beim
Bewegungsschlus8e. Die noch verbogenen Haare werden durch
diesen Gegenstoss in die normale Stellung zurückgeführt. Dauert
die Bewegung des Kopfes gleichmiissig fort, so gewinnen die Haare
erst durch ihre eigene Elasticität langsam ihre ursprüngliche Gestalt
wieder; bis diese hergestellt ist, haben wir entsprechend und pro-
portional der Verbiegung derselben, also in abnehmender Intensität,
die Vorstellung einer Bewegung. Dauert eine Bewegung länger als
zum Ausgleich der Wirkung des Anfangsstosses erforderlich ist,
dann erfolgt nach dem Aufhören der Bewegung die Verdrückung
der Haare nach der entgegengesetzten Richtung, und wir haben dem
entsprechend die Empfindung einer der ursprünglichen entgegenge-
setzten Bewegung. Unter dem Einflüsse häufiger in derson3t unge-
wohnten Richtung erfolgender und nicht durch Gegenstoss compen-
sirter Endolymphestösse steigert sich allmählich die Elasticität der
Hörhaare, dieselben gewinnen rascher ihre normale Gestalt wieder,
und dem entsprechend nimmt die Dauer der Bewegungsnachempfin-
dung, des Schwindels, ab. — Aus den zahlreichen Versuchen B’a.
geht hervor, dass Vögel und Kaninchen bei wirklicher oder schein-
barer Drehung (Drehschwindel) Kopf- und Körperbewegungen zeigen,
welche mit ELODKHMS’schen Erscheinungen völlig identisch sind: die
FLODBENS’schen Erscheinungen sind nur Phänomene des Dreh-
schwindels. Wirbelthiore aller Klassen compensiren eine reelle
Drehung ihres Kopfes und die dadurch bedingte Verschiebung des
Gesichtsfeldes durch Bewegung der Augen oder des Kopfes. Die
compensirende Bewegung wird ausgelöst von den Tastnerven, von
der Retina und vom Vestibularapparate aus. Einseitige Exstirpation
des Vestibularapparates lässt die compensirende Bewegung fortbe-
stehen; auch ohne zu sehen werden von Tauben Drehungen nach
jeder Richtung mit corapensirenden Bewegungen beantwortet; der
nervöse Endapparat einer Ampulle empfindet also in seiner Ebene
Drehungen nach beiden Richtungen. Je zwei ungleichnamige verti-
cale Bogengänge stehen in derselben functioneilen Verhältnisse, wie
die zwei horizontalen. Die Ebenen, in welchen der Kopf durch die
Bogengänge orientirt ist, sind eine horizontale und zwei diagonale
senkrechte. Druckerhöhung in der Endolymphe ruft an allen Kanälen
Bewegungen in der Ebene des betreffenden Ganges und in der
Richtung vom Kanäle zur Ampulle hervor, mechanische Insultirung
Bewegungen in der Ebene des betreffenden Ganges und nach der
anderen Seite; ist dabei der häutige Gang eröffnet worden, so wird
die Richtung der Bewegungen nach kurzer Zeit umgekehrt und sie
erfolgt nach der verletzten Seite; eine Umkehrung bleibt aus, wenn
der Vestibularapparat der anderen Seite exstirpirt worden ist, die
Bewegungen erfolgen nur nach der Seite der Exstirpation. — Der
/
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472
M
Falk, Inauitiou.
Angabe Schklarewsky’s, dass im Cavum mesooticum Anhänge des
Kleinhirnes liegen, deren Verletzung die frontale Kopfverdrehung
verursachen soll, ist schon von Böttcher widersprochen worden;
bei Tauben hat sich auch Breuer überzeugt, dass solche Processus
cerebelli mesootici nicht vorhauden sind. Möller (Erlangen.)
Ferd. Aug. Falk, Physiologische Studien über die Aus-
leerungen des auf absolute Carenz gesetzten Hundes. Beiträg«
z. Physiol. Hygiene etc. herausgeg. v. Falk s«s. n. Kalk jcs. I. S. 1 — 129
Die sehr umfangreichen Untersuchungen beziehen sich auf
4 grosse lind 6 neugeborene Hunde, denen die Nahrung und auch das
Wasser vollsändig entzogen wurden. Die grösseren Hunde waren alle
weibliche, der Harn wurde durch Katheterisiren nach Ausführung der
von Falk sen. angegebenen Operation erbalten.
Das Allgemeinbefinden der Hunde zeigte beim Hungern tage*,
ja selbst wochenlang keine wesentliche Veränderung: die Thiere
verhielten sieb bis zum Tode ruhig — das Hungergeiübl schien
erloschen zu sein. In den späteren Stadien der Inamtion bildete sich
ein scbiafsücbtiger Zustand aus. Die Körperbewegungen wurden
schwierig und schliesslich unausführbar, während die Hunde auf An-
rufen noch reagirten. Kurze Zeit vor dem Tode wurde die Respi-
ration unregelmässig und stockte schliesslich, während die Herzpul-
sationen noch einige Minuten fortdauerten. Regelmässig zeigte sich
einige Tage oder Wochen vor dem Tode eitriges Secret im Con-
junctivalsack, von Entzündung der Sclera und Cornea abhängig.
Die Section zeigte natürlich äusserste Abmagerung, Unterhautbinde-
gewebe und Fett fast vollständig geschwunden; die Muskeln und
drüsigeu Organe atropbirt; im Magen und Darm eine kleine Menge
Flüssigkeit, erstere von saurer Reaction.
Die im Darm in geringer Menge enthaltene Flüssigkeit leitet
Vf. von dem Erguss der Galle ab. Die Körpertemperatur hielt sich
lange Zeit normal; erst am 2ten bis 3ten Tage vor dem Tode fiel
sie unter den normalen Werth — 37,0° C. — , um denn bis zum Ein-
tritt des Todes rasch und abzusinken. Die Abnahme des Körper-
gewichtes ist keine gleichmässige, sie ist Anfangs sehr erheblich,
bleibt dann einige Zeit stationär und wächst alsdaun wiederum. Der
tägliche absolute Verlust ist natürlich abhängig von der Grösse des
Thieres. Drückt man die tägliche Gewichtsabnahme in Procenten
des Körpergewichtes aus, so findet man diesen Werth um so höher,
je jünger das Thier. Hunde von 18 Stunden Alter (bei Beginn des
Versuches) vorloren täglich 8,57 °/ot von 117« — 157* Tagen 4,83 %;
von 1 Jahr 2,73 %i von 3 Jahren 1,77 %; von mehr als 3 Jahren
1,099 °/0. Dem entsprechend hielt der älteste Hund den Hunger-
«ustand am längsten aus, nämlich 61 Tage. Ganz junge Thiere
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Kal», Inanition.
473
sterben, wenn der Gewichtsverlust circa 25 pCt. beträgt, bei den
andern tritt der Tod eiu, wenn das Gewicht nur 47,73 pCt. im Durch-
schnitt abgenommen bat. Der 'Hungerzustand bedroht also um so
mehr das Leben, je jünger das Individuum.
Dieser Unterschied zwischen alten und jungen Thieren prägt
sich auch in der Quantität der Ausscheidungen aus. Während die
tägliche Harnmenge junger Hunde 12,82 ccm. für 1 kgm. Körper-
gewicht betrug, schied der älteste Hund nur 4,25 ccm. aus. Der
Harn war stets sauer, rotbgelb, von hohem spec. Gew. (1,027 — 1,060).
Auch die Harnstoffausscheidung ist bei jungen Hunden grösser; sie
betrug im Durchschnitt 1,466 grms. pro 1 kilo Körpergew. bei einem
Hund von 1 Jahr, bei den ältesten nur 0,432 grm. Nur bei diesen
sinkt der Harnstoff continuirlich ab, bei den andern Hunden zeigte
sich in einer gewissen Periode der Inanition ein nochmaliges An-
steigen. — Chloride waren bis zum Tode in quantitativ bestimmbarer
Menge im Harn enthalten, doch zeigte die Ausscheidung bei ver-
schiedenen Hunden bedeutende Verschiedenheiten. Es wurde bald
mehr Chlor entleert, als dem zersetzten Muskelfleiscb entspricht, bald
weniger. — Bei dem ältesten Hunde wurde auch an allen Tagen
die Schwefelsäure des Harns bestimmt, auch sie zeigte ein stetiges
Absinken entsprechend der Abnahme des Körpergewichts; den
Scbwefelgehalt des Hundefleisches bestimmte T. nach der Cabius’-
schen Methode im Mittel zu 0,655 SO, für 100 grms. frisches Fleisch.
Nach dieser Bestimmung sind nur 53,7 pCt. des Schwefels, der
durch den Fleischzerfall im Körper geliefert wird, in Form vou
Schwefelsäure im Harn erschienen. Die Differenz wird, jedoch
nicht ganz vollständig, durch den ausser der Schwefelsäure im Harn
noch enthaltenen Schwefel gedeckt, den Vf. gleichfalls täglich be-
stimmt hat. Auch dieser sinkt continuirlich bis zum Tode ab.
Aus dem Gesammtschwefelgebalt des Harns berechnet sich eine
Gesammtmenge von 4234 grms. zersetzten Muskelfleischs, während
der entleerte Harnstoff 5277 grms. ergiebt. Die Differenz wird da-
durch erklärlich, dass Vf. den Schwefelgehalt der Faeces nicht be-
rücksichtigt bat. Es knüpfen sich hieran einige Bemerkungen Uber
den „neutralen“ Schwefel de6 Harns, betreffs welcher auf das Ori-
ginal verwiesen wird. — Die Pbosphorsäureausscheidung zeigt die-
selbe Abhängigkeit vom Alter, wie die HarnstoffausscheiduDg. Die
tägliche Ausscheidung pro kgm. Körpergewicht betrug bei Hund I
(1 Jahr) im Mittel 0,1221 grms., bei dem alten Hund dagegen nur
0,0338 grms. Der Gang der Ausscheidung wird bei diesem durch
eine continuirlich abfallende Gurve ausgedrückt, bei Hund I dagegen
steigt sie schon vom 2ten Inanitionstage an und erreicht ihren Höhe-
punkt am lOten, um daun continuirlich abzufallen. Berechnet inan
bei Huud IV. aus der Pbosphorsäure die Menge des Fleisches, von
der sie geliefert ist — so ergeben sieb 5706 grms., während die
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474 Zclekr, Verhalten der PhospbortBnre *nm Stickstoff im Urin.
Harnstoffbestimmung nur zu 5287 grms. führt, (den N.-Gehalt des
Fleisches zu 3,58 pCt. gesetzt. (Vf. spricht sich über diese Differenz,
soviel Ref. sieht, nicht genauer aus; sie würde noch grösser erscheinen,
wenn Vf. den Phosphorsäuergehalt der Fäces bestimmt hätte, was
leider nicht geschehen ist. Nach Ansicht des Ref. weist dieses Plus
an Phosphorsäure auf die Consumption der Knochen hin, welche
vom Vf. nicht in Betracht gezogen ist.) Die Resultate der umfang-
reichen Untersuchungen sind in 47 Tabellen und 9 graphischen Dar-
stellungen niedergelegt resp. erläutert. E. Salkowski.
W. Ziilzer, Ueber das Verhältnis» der Phosphorsänre zum
Stickstoff im Urin. Virchow’» Arch. LXVl. 8. 22S u. 282 nnd Ber. d.
deutsch, cbem. Oes. 1875. 8. 1671.
Z. findet, dass die Pbosphorsäureausscheidung im Urin keines-
wegs immer der Stickstoffausscheidung parallel geht, wie im Allge-
meinen angenommen wird. Aus eigenen und fremden Untersuchungen
nämlich ergiebt sich: Beim Hund und der Katze ist bei reiner
Fleischfütterung das Verhältniss des N zur POs des Harns im
Mittel = 100 : 10,4 — 12,8. Bei Zusatz von Fett zum Fleisch
100 : 9,2 — 11,9. Bei Fleischfütterung nach vorausge-
gangenem Hungern war das Verhältniss 100 : 6,6 — 9,2; bei
Fütterung mit Kartoffeln steigt die POs auf 22,5 — 29,7 pCt. des
N’s, bei Fütterung mit Brod auf 21,6—29,7 pCt., mit Kartoffeln
und Fett auf 30,8 — 37,3 pCt., mit Kalbsgebirn auf 21,7 pCt.
Beim Hungern sinkt der relative Werth der P05 zuerst
(während 1 — 2 Tage), steigt dann 6—11 Tage lang, um dann wieder
etwas zu sinken, wobei er jedoch noch höher bleibt, wie bei Fleisch-
fütterung. Kurz vor dem Tode steigert sich die Menge nochmals
(Biddkr und Schmidt).
Ueber das Verhalten beim Menschen liegt eine grössere Zahl
von Untersuchungen vor, die Bich jedoch nicht gut mit einander
vergleichen lassen wegen der Verschiedenheiten, welche in der Diät,
den Alters- und sonstigen Verhältnissen dabei obwalteten. Am
häufigsten fand sich 17 — 20 pCt. Was den Einfluss der Tages-
zeiten betrifft, so ist die Verhältnisszahl Vormittags grösser, als
Nachmittags und in der Nacht fast so wie Nachmittags, jedoch mit
weit geringeren Schwankungen, offenbar macht sich der Einfluss der
Hauptmahlzeit in deu nächsten darauf folgenden Stunden am meisten
bemerklich. Das Alter anlangend, so ergab sich bei Säuglingen
die grösste Procentzahl (bis 58,5), mit zunehmendem Alter nimmt sie
ab, bis sie im Alter von 32 — 45 Jnhren (nach 3 Beobachtungen) den
kleinsten Stand erreicht (bis 8,7). Bei älteren Personen scheint sie
sich wieder etwas zu erheben.
Den Einfluss fieberhafter Krankheiten (Pneumonie,
Typhus exantb., recurrens, Variola, Intermittens etc. betreffend,
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Zölzsb, Verhalten der PboapboreSnre mm Stickstoff im Urin. 475
schlies8t Z. aus eignen und fremden Beobachtungen, dass während
der Fieberperiode relativ weniger Phosphor als der Durchschnitts-
menge entspricht, ausgescbieden wird, relativ am meisten in der Ent-
fieberungsmethode, dass ferner in der späteren Convalescenz-
periode die relative Menge der Säure wieder abnimmt. Die Fälle
von kurzem Fieberverlauf zeigen Z., dass die Verminderung der
Phosphate nicht von der geringeren Nahrungszufuhr abhängt. Mit
Ausnahme der ersten Fieberzeit entspricht der höheren Temperatur
ein geringerer und der postfebrilen ein gesteigerter relativer Werth
der Säure. Aus einigen an Affen angestellten Untersuchungen,
denen Blut und Dejectionen Cholerakranker in den Magen ge-
bracht war, und 2 fremden Beobachtungen (Bunt., Wyss), glaubt Z.
scbüessen zu dttrfen, dass hier der Urin fast genau das umgekehrte
Verhalten zeige, wie bei jenen fieberhaften Krankheiten, und dass
der niederen Körpertemperatur eine gesteigerte, der erhöhten eine
relativ verminderte Ausscheidung der Phosphorsäure entspreche.
Bei Diabetes mellitus ist die Verhältnisszabl sehr constant
und etwas niedriger als normal, nämlich meistens 13 — 15, etwa wie
bei reiner Fleischfütterung der Thiere; ähnlich ist es nach einer
Beobachtung von Pettenkofeb und Voit bei Leukämie, bei
ADDiSON’scher Krankheit ist nach Rosenstibn der Werth auffallend
gering (1,3 und 1,4), bei acuter gelber L ehe ratrop hi e fehlte
(1 Fall v. Fbebich8) die Säure ganz, bei Geisteskrankheiten
soll Bromkalium eine Steigerung der Phosphorsäureausscheidung aus-
üben (vergl. Mendel, Cbl. 1873, 831).
Morphium und Chloral in schlafmachenden Gaben erhöhen
den relativen Werth, ebenso scheint die Chloroformnarcose zu
wirken. Umgekehrt wirkte Strychnin, anscheinend auch A et her.
Alcohol bewirkte (bei einem Hunde) in kleineren nur aufregenden
Gaben eine Herabsetzung, in grösserer schlafmachender Menge eine
Steigerung des relativen Werthes. Chinin scheint keinen merk-
lichen Einfluss zu üben. Körperliche Arbeit erhöht wenigstens
in den nächst darauf folgenden Stunden den relativen Werth, ebenso
ein prolongirtes warmes Bad, während kalte Bader (von
6 Minuten) ihn herabsetzen. Abschluss der Luft bis zur Asphyxie
erhöhte ihn, während er bei kürzerer Dauer ihn verringerte.
Aus allen angeführten Beobachtungen kommt Z. zuletzt zu dem
Schluss, dass die Schwankungen in dem Verhältniss der Phosphor-
säure zum Stickstoff des Urins die Perioden der Steigerung und der
Herabsetzung des Stoffumsatzes im Nervengewebe bezeichnen und
dass „der allgemeine Stoffwechsel (des „Fleisches") abhängig ist von
der NerveDthätigkeit“. Senator.
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476
JuctALiusiT, Wirkung de« Chinin.
N. Jerusalininky , Ueber die physiologische Wirkung des
Chinin. Berlin, HihScrwald. 1875. 8°. 89 8»n.
In getbeiiten kleinen und mittleren Gaben (ä 1 — 5 gran) bewirkt
nach J. das Chinin bei Hunden (Kaninchen und Frösche fand er zu
diesen Versuchen wenig geeignet) stets eine Steigerung der Puls-
frequenz selbst bis zur Verdoppelung u. darüber. Schwankungen
kommen vor — jedoch niemals bis unter das normale Niveau. Erst
kurz vor dem Tode sinkt die Pulszahl rasch. Der Blutdruck hin-
gegen hat im Allgemeinen die Tendenz zu sinken, nur folgt unmit-
telbar nach jeder Injection eine kurze Periode wo er unter Schwan-
kungen mässig ansteigt; alsdann erst fällt er allmählich unter die
Norm jedoch nicht erheblich, so lange eben keine grossen Gaben
angewendet werden. Letztere (20 — 25 gran) machen den Druck
rasch sinken und meist direct, die Pulsfrequenz aber gewöhnlich
erst nach einer kurzen Erhöhung. Die Pulsbeschieunigung ist wie
besondere Versuche nach bekannten Methoden (Durchschneidung der
Vagi, des Rückenmarks in verschiedenen Höhen) ergeben, die Folge
einer Depression oder Lähmung des regulatorischen und Erregung
des excitomotorischen Nervensystems.
Das Verhalten des Blutdrucks — bei mittleren Dosen kurzes
zwischen 20 — 60 Minuten dauerndes Steigen, darauf Sinken trotz
erhöhter Pulsfrequenz — erklärt Vf. durch eine complicirte Nerven-
action. Das Steigen kommt danach zu Stande zunächst durch
Lähmung der regulatorischen und Reizung der vasomotorischen Ap-
parate. Für die Betheiligung de3 vasomotorischen Centrums in der
Medulla spricht, dass nach seiner Zerstörung jenes Steigen nur in sehr
viel geringerem Maasse zum Ausdruck kommt. Der Einfluss des Chinins
auf die Gefässe ergiebt sich aus directen Beobachtungen am Frosch
und besonders aus deu unten anzufdhrenden Versuchen an der Milz.
Auf die Erregung des vasomotorischen Centrums folgt sehr bald
Lähmung, die auch die peripherischen Gefässe, die excitomotorischen
Herzganglien und den Herzmuskel selbst befällt Für letztere An-
nahme spricht, dass das Herz nach grossen Dosen auf directe Reize
nicht mehr antwortet. Das hier geschilderte Verhalten gilt namentlich
für mittlere Gaben; nach kleinen tritt mehr die tonisirende, nach grossen
hauptsächlich die lähmende Wirkung zu Tage. Auch bei gesunden
Menschen sah Vf. nach mittleren Gaben (10 Gran) Pulsbeschleuni-
gung und stärkeren Herzschlag, der in einem Fall sioh zu Palpita-
tionen steigerte, eintreten. Die Drsacba der Widersprüche, die
zwischen diesen und den Angaben anderer Forscher bestehen, sucht
Vf. hauptsächlich in der Verschiedenheit der Versuchstiere.
Die Respiration wird durch kleinere Gaben stets beschleunigt,
durch grosse verlangsamt, unregelmässig mit rasch folgender Asphy-
xie. Diese Wirkung entsteht durch Affection des Respirationscentrums.
Die von einigen Autoren nach grossen Cbiningaben beobachtete
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JsucsALimiv, Wirkung des Chinins. 477
Lungenbyperämie und selbst Hämoptysis ist wahrscheinlich Folge der
durch Chinin herbeigeführten Lähmung des Gefässsystems.
Die Einwirkung auf die Temperatur war durchaus nicht be-
ständig. In den meisten Versuchen fiel sie zwar (in maximo um
1 '/« Gr.) in einigen jedoch, u. z. grade nach grossen Dosen, stieg sie
und in noch anderen schwankte sie um die Norm herum. Vf. er-
klärt diese Ergebnisse aus einer Einwirkung des Chinins auf nervöse
Wärmecentren. Nach einer grösseren Zahl von .Vor versuchen fand
er bei Durchscbneidung des Rückenmarks 1) zwischen 6. Hals- und
1. Brustwirbel erhebliche Steigerung der Temperatur (um 3 — 4 Gr.)
2) in der Gegend des zweiteu Brustwirbels umgekehrt erhebliches
Sinken der Temperatur und endfich 3) unter dem 2. Brustwirbel bis
zum 6. herab nur geringe Schwankungen um die Norm herum. Vf.
nimmt danach ein wärmeerregendes (gegenüber dem 2. Brustwirbel)
und ein wärmeregulirendes Centrum (zwischen 6. Hals- und 1. Brust-
wirbel) an, das durch trophische Nerven den Stoffwechsel beeinflusst.
Durch die wechselweise Beziehung des Chinins zu diesen beiden
Centren erklärt Vf. die Modificationen der Temperatur, die es her-
vorruft. Das Steigen nach grossen Dosen käme danach durch Läh-
mung des regulatorischen Centrums zu Stande.
Die Blutlaufsgeschwindigkeit (gemessen mit der LcDWiG’schen
Stromuhr) wird durch das Chinin erheblich verlangsamt; im Ver-
hältniss von 1: 2 u. m. Dieses Phänomen ist hauptsächlich der
Lähmung des vasomotorischen Centrums zuzuschreiben , denn nach
Zerstörung desselben vermochte das Chinin nur noch eine sehr
geringe Verlangsamung bervorzurufen. Daneben ist die Lähmung
der N. vagi (depressores? Ref.) und die Abschwächung der Herz-
tbätigkeit von verhältnissmässig geringem Effect.
Rücksichtlich der Wirkung des Chinins auf die weissen Blut-
zellen bestätigt Vf. die Angaben von Binz und Beinen Schülern.
Auch er beobachtete Aufhören der amöboiden Bewegungen und der
Emigration und Verminderung der Zahl dieser Elemente. Ferner
sah er, dass die nach der Chininapplication noch emigrirten Zeilen
fast ausnahmslos einkörnig waren, während vorher meist mehrkörnige
ausgetreten waren. Die rothen Zeilen sah Vf. wie Manasskin unter
dem Einfluss des Chinin grösser werden.
Ebenso konnte Vf. die Milzverkleinerung durch Chinin im
Anschluss an Mosleb durchaus bestätigen; das Organ wurde zu-
gleich derber, an der Oberfläche granulirt und in der Farbe heller.
Nach Durchschneidung der Milznerven (Plexus lieualis, oder Ganglion
semilunare oder N. splanchnicus) oder des Halsmarks, wonach stets
zunächst in Folge der Getässiäbmuug eine erhebliche Schwellung
der Milz sich zeigte, trat die Chininwirkung auch noch ein, aber in
schwächerem Grade. Sie hängt also in erster Reihe ab von dem
Einflüsse des Alkaloids auf die peripherischen Nerven- und Muskel-
478
Ahlvbld. v. Bronn. Klbmensibwicc.
eleinente des Milzgewebes in zweiter auf das splanchnische und
Centralnervensystem. Schiffer.
Ahifelil, Entstehung der Insertio velamentosa. Arch. r. Gynäcoi.
IX. 8. 329.
Die Eutstebungsart der lusertio velamentoaa ist eine doppelte: 1) Wenn io
eiuera Ei mit 2 Früchten beim Wacbsthume der Amniouhöhleu die beiden Atnuien
einander treffen, so muss nothwendigerweise die zwischen Chorioo und Amuion
liegende Flüssigkeit au der Berührungsstelle weggedrängt werden. Dabei sind die
Amnioublätter an dieser Stelle häufig fest verwachsen, so dass man sie später nur mit
M übe oder auch garnicht treuuen kann. Wird nun der Dotterstrang oder die Nabelblase
gerade zwischen die sich berührenden Aronionplatten gedrängt, so verwachsen diese
Organe mit dem gegenüberliegenden Amuion und verhindern das eigene Amnion an
der volleu Ausbreitung. Die Blutgefässe verlaufen dann velameutös zwischen beiden
Anmien. 2) Setzt ein Ei, welches später 2 Amoien enthält, sich so iu der Decidua
fest, dass nur eine Frucht durch ihre Gcfässe mit der Decidua serotina eine Pia-
ceuta bilden kann, so müssen die Arterien der anderen Frucht um das Amnion der
ersten Frucht herumgeben, damit sie an der Placeuta participiren. Löwe.
A. t. Brunn, Untersuchungen über das Riechepithel. Arch. f. micr.
Auat. XI. S. 455.
Vf. giebt eine sehr eingehende und ausführliche Beschreibung der beiden
von Max Bchcltzb in der Riechschleimbant aufgefundenen Zollenformeu und bringt
einige neue Details bei, welche den strengen Unterschied dieser beiden Zellenarten
besonders scharf hervortreteu lassen. Seine Resultate sind mithin leuou von Exnkb
(Cbl. 1871, No. 28; 1872, No. 55) diametral entgegengesetzt. Aach das vou Exnkb
beschriebene subepitheliale Netzwerk hat Vf. niemals zur Auscbauuug bringen
können. — Der freie Saum der Riechschleimhaut wird bei Säugetbicren vou einer
von den Enden der Riechzellen durchbohrten besonderen Membran gebildet, der
Membrana olfactoria, welche Vf. bereits früher in eiuer vorläufigen Mittheilung in
dieeeu Blättern beschrieben hat (Cbl. 1874, No. 45). Vf. hält diese Membran für
eine organische Bildung sui generis und verwahrt sich namentlich gegen die An-
nahme, dass sie nichts weiter als eine gerootieue Subleimschicht darstelle.
Bei den Riecbhaare tragenden Thieren (Frosch, Salamauder) hat Vf. diese
Membran niebt demonstriren können: er hält einen im Profil hellglänzenden Strich,
der über den Enden der haartragenden Riecbzellen verläuft, für den optischen
Durchschnitt eines der Membrana olfactoria der Säugethiere äquivalenten Gebildes.
Boll (Rom).
R. Klemensiewkz, Ueber den Succus pyloricus. Sitzungsber.
d. Wien. Acad- LXX1. 3. Märzheft.
Vf. versuchte am Pylorustheil des Magens Fisteln anzulegen, um dadurch
die viel discutirle Frage zu entscheiden, ob derselbe ein verdauendes 8ecret absou-
dert. Die ersten Versuche wurden nach der vou Tmby zur Isoliruug von einzelnen
Darmstücken »»gewendeten Methode aogestellt: der Pylorustheil isolirt, eröffnet
und die Fistel mit der Hautwunde vereinigt, andererseits Duodenum und Fundus
des Magens durch Nähte vereinigt. Die Operation glückte vollständig, die Ver-
wachsung des Fundus und Duodenums kam gut zu Staude, die Thiere gingen jedoch
regelmässig iu einigeu Tagen au Peritonitis zu Grunde. Vf. musste sich also auf
das in den ersten Tagen nach der Operation gelieferte Secret beschränken. Das-
selbe ist zähflüssig, gallertig, gelblich; io dünnen Schichten glasig, in dünnen trüb,
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Stsickkb. Bhamwkll. t. Obttinoen.
479
tod deutlich Alkalischer Reaction. Das spec. Gewicht betrug 1,01 — 1,09, der Gehalt
an festen Substanzen 1,878 — 2,049 — 1,65 pCt. ; es enthält etwas Eiweiss. Das Secret
ist bei seiner natürlichen Reaction ohne Einwirkung auf Fibrin; lost dieses aber,
sowie gekochtes Hübnereiweis» mit Leichtigkeit, sobald man es ansäuert. Ausser'
dem löst das Secret die collagene Substanz der Sehnen und führt Stärke in Zucker
über. Die verdauende Wirkung zeigte sich mindestens ebenso kräftig, oft stärker
wie die des Fundussecretes, das in einzelnen Fälleu aus einer gleichzeitig auge-
legten Fistel am Fundus ventr. erhalten wurde. Das Pylorusfor ment enthält
somit also Pepsin und ist sogar reicher daran, wie das Secret des Fundus.
Der Pylorustheil des Magen» setzt sich vom Fundus durch seine blässere Farbe
bestimmt ab; die Grenze ist nicht geradlinig, sondern sauft geschlängelt und liegt
bei kleinen Hunden an der obereu Curvatur 5, an der unteren 6 cm. vom Pyloru»
eutferut. Die sogen. Labdrüsen fehlen bekanntlich im Pylorustheil. K. Saikownkt.
S. Stricker, Weitere Untersuchungen über die Keratitis.
Wiener med. Jahrb. 1876. I.
Jn weiterer Ausführung früherer Mitteilungen (Cbl. 1875, 73) theilt S. mit,
das» mau durch Aetzen mit einem trockenen Stift von Kali caust. und nachheriger
Behandlung nach der dort angegebenen Methode ganz sicher bei jungen Katzen die
beschriebene Anschwellung der Hornhautzellen und ihrer Ausläuter sowie ihre Ab-
tbeiluug in kleinere Zelleuterritorieu beobachten könne. Er fand dabei, dass die
entzündliche Schwellung sowie die Eiterung sich dort abgreuzen, wo die lebenden
Zellen an die todten grenzen, was, wie er meint, gegen die Eiuwanderungstheorie
spricht, da kein Grund denkbar, weshalb die Wanderer nicht auch in die todte
Partbie einwauderten und diese zur Vereiteruug brächten. Da» eine Einwanderung
möglich, hat er durch Versuche nachgewiesen. Er fasst seine Anschauungen dabin
zusammen: 1) dass die Schwellung der verästigten Hornhautkörper das Wesen der
entzündlichen Schwellung, sowie des entzündlichen Infiltrates ausmacheu; 2) dass
das Infiltrat noch nicht die Eiterung bedeute, sondern eine Vorstufe derselben bilde,
eine Vorstufe, von der ans eine Rückkehr zur Norm durch Abscbwellung denkbar
ist. Infiltrirt ist das Gewebe mit dem noch ungeteilten Substrate der Eiterbildung.
Das Infiltrat kann eiterig zerfallen, es selbst ist aber im Anfänge noch nicht Eiter.
Schliesslich führt Vf. noch an, dass er auch innerhalb der Scheideu der durch deu
enttüudeteu Theil verlaufenden Nerven (und zwar nur soweit sie durch diesen
Theil verliefen) äbuliche Abtheilungen in kleine Formelemente wie von deu Horn*
hautzellen gesehen habe. Er steht nicht an, diese weuigsteus an kleineren Nerven
als eine Veränderung des Axeucylinders aufzufassen — ob es sich an dickeren nicht
auch darum oder nur um ein Eudothel handelt, kann er nicht ausschliessen. Orth.
J. P. Kramwell, Case of excision of the elbow-joint. Edinburgh
Med. Journ. March 1866. CCXLIX 1876 8. 817.
Der mitgetbeilte Fall ist nicht als Resectionsfall bemerkenswert!), sondern
wegen des Verlaufs einer aecidentellen Nervenverletzung. Es wurde nämlich
der Ulnaris durchschnitten, die Enden aber sofort durch eine Catgutnaht vereinigt.
Unmittelbar nach der Operation konnte weder eine 8ensibi!itäts noch Motilitäts-
störung constatirt werden und alle Functionen blieben dauernd ungestört. Vf.
glaubt, dass die Nervennabt, wenn prima intentio erfolgt, die Leitung im Nerven
ohne Weiteres wiederherzustelien im Stande sei E. Ktliter.
U. ?. Oettingen, Zur operativen Behandlung der Folgezustände
des Trachoms. Dorpat, med. Zeitsehr. VI. S. 1.
Unter den 10,376 Patienten der Dorpater Universitäts-Augenklinik während
der Jahre 1868—1874 befanden sieb nicht weniger als 5774 Trachomfälle. Für die
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480
Kbico. Merift Hitprot.
Folgeznstände war die Cantboplastik nur «eiten zn entbehren, nnd Vf. empfiehlt alt
Mudification derselben wenn möglich die Bindebaut am Canthäs externus zn
ectropioniren, sie mit einer spitzigen, auf der Kliicbe gebogenen Scbeere am Winkel
voo der Cntis abzulösen, nnd mit einigen snbconjnnctivalen Scheerenacbnitten bi«
zum Augapfel zn unterminiren; erst dann erfolgt Durchschneidung der Haut in
horizontaler Richtung in der gewöhnlichen Weise and Umsäumung. Beim Entropium
spasticum leistete die GxiLcaan'scbe Bäht vortreffliche Dienste, besonders in der
Verbindung mit der Exeision querelliptiseber Hautstücke innerhalb der Ein» und
Anssticbsponkte; die Faden wurden nach 4 Tagen entfernt Cilieudeviationen er-
forderten die Transplantation; bei muldenförmiger Verkrümmung des Tsrsus wurde
die SNKLLKa’sche Operation als die wirksamste erprobt und 96 Mal ausschliesslich
am oberen Lid ausgeführt Michel (Erlügen).
Krieg, Beitrag zur Casulstik der progressiven perniciösen
Anämie. Württemb. Corr.-Bl. 1875. No. 39.
Von den 3 Fällen betrifft der erste ein 48jähriges Weib, das seit 10 Jahren
gaoz gesund gewesen war und seit einem Jahre sich matt fühlte. In der letzten
Zeit vor dem Tode traten Petechien an den Unterextremitäten nnd Blutungen aus
dem Zahnfleisch, einmal auch eine Pleuritis auf. Die Temperatur war nie über
38,5° C. Die Section ergab ausser beträchtlicher Anämie der Organe Hämorrha-
gica im fettig degenerirten Hersfieiecbe, ein Kibrosarcotn an der Hirnbasis zwischen
Facialis und Acusticus rechterseits. Der 2. Fall ist der eines 62jAbriy >-•> Probstes,
die Sectiou konnte nicht gemacht werdet! ; der 8. der eines 45jährigen Kaufmanns,
in welchem die Section den gewöhnlichen negativen Befand gab. Senator.
M. Meyer, Heber die diagnostische und therapeutische Be-
deutung schmerzhafter Druckpunkte der Wirbeisänle. Berlin.
kliu.t Wochenschr. 1875, No. 57.
M. macht auf die bei vielen Neorosen sieb findenden schmersbaften
Druckpunte an den Proc. spin., noch häufiger an den Proc. transversi der Wir-
belsäule aufmerksam gemacht. Die verschiedensten anatomischen Processe (Pe-
riostitis, Nenritis, Drüsengeschwülste) liegen den an den betreffenden Pnnktcn
häufiger aufzufindenden Anschwellungen zn Grunde and bedingen die neurotischen
Ercheinungen, welche bei galvanischer Behandlung mit deu Schmerzpunkten und
mit der localen Schmerzhaftigkeit zwar langsam, aber sicher nud oft dauernd
schwinden*. Gewöhnlich wird der positive Pol eines mässig starken galvanischen
Stroms (Nadelablenkung 20°) auf die schmerzhafte Stelle, der negative auf das
Brustbein aufgesetzt nnd der Strom 5—10 Minuten lang durchgeleitet. Ausführliche
Krankengeschichten (über Neuralgie penis, Tabes, Chorea, Bescbiftigungsueuroaen,
Sohreibekrampf) erläutern das Gesagte. Bernhardt.
M. Huppert, lieber die Samenentleerung bei Erhängten.
Eulknbkbq’s Viert eljahrascbr. XXIV. 8. 237.
Den von Cabpkb n. A. erhobenen Zweifeln gegenüber konnte H., nachdem er
Saraeuergiessung in epileptischen Anfällen constatirt und mit der Athemuotb in
Verbindung gebracht hatte, auch bei Erhängten und anderweitig Erstickten eine
Entleerung von Samen nachweisen; jedoch tritt derselbe nur selten vor die Mündung
der Harnröhre, sondern bleibt in dieser verborgen. W. Sander.
Einsendungen für «lau Oentralblatt wolle man aa einen dar beiden Herausgeber: Prof. Senator
Berlin, (N.) Krausnlckstrasae 84, and Profeuor Rosenthal, Erlangen, oder (unter Baisehloas) an
die Verlagshandlung, Berlin (N.-W4. unter den Linden SB, adreesiren.
Verla* von August Hlraehwald ln Berlin. — Druck voa H. ö. Hermann ln Berlin.
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r4bim+
1 fWf ''r - ■ -
WScheutltch omchelnen
l— S Bugen ; am Schlugst*
4«« Jfthrf auga Titel, Ka-
men- und Saehreglatar.
Centralblatt
fiir die
Preis des Jahrganges
20 Mark; za beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Poetanstalten.
Dr. J. Rosenthal,
Professor in Erlangen.
Redigirt von
uud
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
1876. l. «lull. No. 27.
InliAlti Böhu und Hokkmann, Verbrau h von Kohlehydraten (Orig.-Mittb.). —
Bhdcr, Sublimat gegen Blenorrhoa urethrae (Urig.-Mittb.).
Hbinlkim , Thrauenröhrchen. — Öertoli, Hodencanälchen uud Samenzellen. —
Hüppe - Seit l kk , Gährung*processc. — Tntv, Entzündung. — Gussenbauer
und WiNiWAiiTKit, lie.ieition des Magens. — Friede mann, Senator, Iufectiöse
Kuocheneutzüuduiig. — Bahwinkki., zur Kenntuiss der Facmlislährauugen uud
der Function der Chorda. — Ckübk, Sclerodermie bei eiuem Säugling. —
Eliscbkh, zur Histologie der Muskelfasern des Uterus. — T abchanopp uud
Swakn, Gehalt des Milzbluts an weiasen Körperchen. — Kiri.z, zur Reaction der
Gallesäuren von Meerschweinchen. — Darwin, Verhalten der Gefä^se bei der
Entzündung. — Siqn<>l, Giftigkeit de.** Blutes getödteter Pferde. — Esmabch,
Behandlung tiefer Halscysten. — Schwkiookh, Augenklinik. — Lkw inski, Eiu-
flugs der Atkeuibeweguug auf pericardiale Reibegeräusche. — Morti, Behandlung
der Lues congenita mit Jodeisen. — Sutcoin, Wanderleben. — Volk kl, Hirn-
gesch willst. — Martin kau, Behandlung der Pityriasis capitis. — Rutrnbkrq,
Blasenspiegel beiin Weibe. — Pkl, SalicyUam oh Natron bei Intermittens. —
Köhnbobn, Chronische Digitalisvergiftung. __ __
Ueber deu Verbrauch der Kohlehydrate im thierischen
Organismus.
Von R. Böhm und F. A. HoflilUino, Professoren in Dorpat.
Zum experimentellen Studium der Bedeutung der Kohlehydrate
für den thierischen Stoffwechsel haben wir eine Reihe von Versuchen
an Katzen angestellt. Jede Katze besitzt je nach ihrem Ernährungs-
zustände einen gewissen Vurratb von Kohlehydrateu, von dessen
Grösse man sieh durch die quantitative Untersuchung des Blutes, der
Leber und der Muskeln eine befriedigende Vorstellung verschaffen
kann. Eine grössere Anzahl von Bestimmungen ergab, dass dieser
•Vorrath auch bei ausschliesslicher reichlicher Fleischuahrung bis zu
4,0 — 5,0 gm. pro Kilo Thier betragen kann. Nach einem dreitägigen
absoluten ilungerznstandc finden sich noch erhebliche Reste davon
vor. Es gelang uns nun, die Tbiere unter Versuebsbedingungen zu
setzen, unter welchen dieser gesammte Vorrath innerhalb 20 — 36
■Stunden bis auf die letzte Spur aufgebiaueht wurde.
Katzeu, welche man auf einem Operationsbrett tracheotoinirt hat,
gehen in diesem Zustande sieh selbst überlassen innerhalb 3b Stunden
zu Grunde, indem sie sieh bis auf ca. 20° C. in ano abkühlen. Die
Temperaturabnahme zeigte in allen Versuchen einen typischen Ver-
XIV. Jatirgaog. 8*
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482
Baccx, Sublimat gegen Blenorrhoea urethrea.
t»
lauf. Hüllt man ferner nicht tracheotomirte im Uebrigen ebenso auf-
gebundenen Katzen möglichst sorgfältig und dicht mit Watte ein, so
steigt während der ganzen Dauer des Versuchs die Innentemperatur
stetig. Auch diese Thiere gehen ohne sichtliche Ursachen innerhalb
ca. 36 Stunden zu Grunde. Die chemische Untersuchung des Blutes-
der Leber und der Muskeln, unmittelbar nach dein Tode vorge-
nommen, ergab, dass die genannten Organe sowohl der unter Ab-
kühlung als auch der unter Temperatursteigerung verendeten Ver-
suchstiere keine Spur von Kohlehydraten mehr enthielten.
Da nun, wie oben bemerkt, auch ein dreitägiger Ilungerzustand
den Kohlehydratvorrath gut gefütterter Thiere nicht aufzohrte, so
musste unter unseren Versuchsbedingungen ein vermehrter Verbrauch
dieser Stoffe stattgefunden haben. Dieser Verbrach ist in der Tbat
ein so rapider, dass auch von grossen Kohlehydratmengen, welche
man den Thieren während des Versuchs in’« Blut injicirt, nichts im
Harn ausgeschieden und nichts in den Organen aufgespeichert wird,
sondern auch hier nach dem Tode keine Kohlehydrate mehr gefunden
werden.
Dabei spielt das Nervensystem eine hervorragende Rolle; denn
Thiere, welche nach der Durchschneidung des Halsmarks abkühlen,
verbrauchen ihre Kohlehydrate nicht bis zum Tode, welcher in der
Regel sogar später erfolgt, als bei Katzen mit unversehrtem Rücken-
mark.
Da wir durch die Umstände zu einer längeren Unterbrechung
unserer Arbeit gezwungen sind, schien «3 uns geboten, diese Ergeb-
nisse vorläufig mitzutheilen. Die Beziehungen derselben zum Ge-
sammtstoffwechsel und zur Wärmeregulirung des Organismus darzu-
legen, wird die Aufgabe der ausführlichen Abhandlung sein, deren
Abschluss noch einige zeitraubende Versuchsreihen erfordert.
Der Sublimat als Heilmittel in der Blenorrhoea nrethrae.
Von Dr# Leopold Bruck ia Budapest.
In No. 11 der allgem. Wiener nied. Zeitung von 1873 erschien
von mir eine Mitteilung: ,,Ein Fall von syplul. Caries des rechten
Darmbeines“, welche mich zum Anhänger des Unistnus in der Lehre
von der Venerie bekehrte und bewog, mit dem Merc. corr. biehl. als
einem specifisch antisyphilitischen Medicament anfänglich eiu ver-
suchsweises, dann, als ich die überraschenden Erfolge wahrnahm,
ein planmftssiges Heilverfahren zuvörderst gegen die Blenorrhoea
urethrae einzuleiten, dessen Resultate in Kürze zusammengefasst
folgende sind: 1) Die Blenorrhoea urethrae ist wahrend 6 Wochen
ohne jedwede Complieationen — wie sie bei Injeetionen vorzukommen
pflegen — heilbar, und kann obengenanntes Mittel schon im sogen,
byperämiseben Stadium verabreicht werdeD. Der Ausfluss ist in den
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Budlcir, ThrHnenröhrcbon. Seutou, ITodencaniilcheu and Samenzellen. 483
ersten 10 Tagen auffallend profus, von da ab immer schwächer und
seröser; das Brennen in der Harnröhre erträglich, die Chorda raässig.
2) Während der Behandlung ist der Genuss der Spirituosen, des
Kaffee und der stark gewürzten Speisen zu meiden. 3) Purgantien
sind aiiszuschliessen, weil unnüthig während des Sublimatgebrauchs.
4) Gas Mittel verursacht manchmal Krämpfe im Magen und in den
Dünndärme» ; dann muss mit demselben einige Tage ausgesetzt
werden. 5) Bei H rz- und Lungenkranken ist der Sublimat nicht
anwendbar. Ich verabreiche ihn in Pillen, so dass ich die ersten
10 Tage 0,010 gm. in 20 Pillen nehmen lasse; die nächsten 20 Pillen
werden um je 2 cgm. verstärkt, in dem halben Zeiträume verab-
reicht u. 8. w.
H. Heinlein, Zur inaeroscopischen Anatomie der Thränen-
rührcheil. Din. Erlangen. 1»75.
H. giebt an, dass die Thränenröhrchen bei Kindern 5 — 6 mm.
lange Canälchen darstellen, welche bei Erwachsenen auf 7 — 8 mm.
sich verlängern. Dieselben verlaufen eiue kurze Strecke vertical,
krümmen sich dann, um in die horizontal geneigte Verlaufsrichtung
überzugeheu. Au der Umbiegungsstelle kommt eine kleine und
unmittelbar darauf eine grössere divertikelartige Ausstülpung vor.
Wegen der nachgiebigen Wandungen, welche die Thränencanälchen
besitzen, lässt sich durch den Zug des Aussenlides nach Aussen so-
wohl der Bogen, wie das verticale Stück in eine dem horizontalen
Stück nahezu gleiche Ebene bringen; auch dürfte dadurch der Ein-
gang in die beiden divertikelartigen Aussackungen verengert werdenf
was die Katheterisation der Thränencanälchen erleichtern wird. Die
äussere Wand der Thränencanälchen ist von einem Mantel querge-
streifter Muskelfaserzüge umgeben, von welchen die Mehrzahl in
ihrem Verlaufe die Richtung der Thränencanälchen selbst einhält.
Löwe.
E. Sertoli, Sulla struttura dei canalicoli seminiferi del testi-
culo studiata in rapporto allo sviluppo dei neinasperini. —
Seconda coniniunicazioue preveutiva. tu*, med. itai. Lombards 1875
No. 51. 8. ä. 7 8. 8“.
Im Anschluss an seine frühere Mittheilung (Cbl. 1872, No. 17)
th eilt S. die Resultate erneuter Untersuchungen über den Hoden der
Ratte mit. Im Innern der Hodencanälchen linden sich nach S.
4 verschiedene Arten von Zellen: 1) Keimzellen, 2) Samenzellen,
3) Kematublasten und 4) verästelte Zellen.
D ie Keimzellen Huden sich an der Peripherie der Hoden-
canälchen, wo sie die Membrana propria unmittelbar berühren und
eine einfache Schiebt, die Keimschicht S. bilden, in denjenigen
81*
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484
Srrtolt, Ro^pdc« ülclien u» »1 ^nm^mellen.
Abschnitten der Hodencanälchen, in denen die Bildung der Zoosper-
mien nahezu beendet ist, sind die Keimzellen kleine rundliche Ele-
mente mit geringem Protoplasma und verhältnissinässig sehr grossem
einfachen oder doppelten Kern. Sie sind zu 2 oder 3 in Nischen
gelegen, die zwischen den peripheren Fortsätzen der verästelten
Zellen und der Membrana propria ausgespart sind. — Diese Zellen
ändern ihren Standort in denjenigen Abschnitten der Hodencanälchen,
in denen die Bildung der Zoospermien eben von Frischem beginnen
soll. Sie rücken gegen das Centrum des Canälchens vor, wo sie zu
Samenzellen werden. An der Stelle, die sie verlassen haben, bilden
sich neue Keimzellen in Form höchst characteristischer sternförmiger
Zellen, welche nach S. bisher noch gänzlich unbeobachtet geblieben
sind und namentlich mit dem aus der Vereinigung der peripheren
Fortsätze der verästelten Zellen entstandenem „Keitnuetz“ v. Ebxer’s
nichts gemein haben sollen.
Die Samenzellen (die gewöhnlichen Hodenzellen der Autoren)
sind am zahlreichsten in derjenigen Abschnitten der Hodencanälchen
vorhanden, in denen die Zoospermien sich in den ersten und mitt-
leren Entwicklungsstadien befinden. Hier bilden sie mehrere con-
centrische Schichten. In den inneren Schichten sind die Elemente
am grössten: ihre Dimensionen nehmen ab nach der Peripherie zu,
wo die Uebergängo zu den Keimzellen nachweisbar sind, aus denen
Samenzellen hervorgehen.
Ebenso wie die Samenzellen aus den Keimzellen, gehen aus
den Samenzellen die Nematoblasten hervor, welche die Zuospermien
bilden. Diesen Vorgang schildert S. folgendcrmaassen: Zuerst ver-
schwindet das Kernkörperchen aus dem Kern und gleichzeitig tritt
neben dem Kern im Protoplasma ein Körperchen auf, welches S.
vermutungsweise als das ausgetretene Kernkörperchen in Anspruch
nimmt. Darauf beobachtet man an den Nematoblasten einen langen
feinen Faden, der selbstständige Bewegungen au«führt. Später riiekt
der Kern an denjenigen Pol der Zelle, welcher der Ansatzstelle des
Fadens gegenüberliegt und verursacht an dieser Stelle eine Auf-
treibung der Zelle. Gleichzeitig verschwindet das extranucleäre
Körperchen. Der Kern wird oval und sendet von seinem treien Pol
einen kleinen stachelförmigen Fortsatz aus, welcher sich allmählich
verlängert und hakenförmig krümmt. Dieser Fortsatz bildet später
den Kopf des Zoosperms. — Stets sind die Nematoblasten selbst-
ständige Elemente und niemals abgetrennte Stücke der verästelten
Zellen, wie v. Ebner annimmt.
In Bezug auf die verästelten Zellen wiederholt S. lediglich seine
früheren Angaben. Boll (Bom).
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Uoppb-Sevlbb, Gübrnngsproze'iae.
485
F. Hoppe-Seyler, tVber die Processe der Giihrung und ihre
Beziehung zum Leben des Organismus. PuLiio**’« Arch. xu. 8. 1.
I. Fermentative Umwandlungen von Anhydriden in
Hydrate. A. Die Ferinentwirkung entspricht der Wirkung ver-
dünnter Säure in der Siedehitze. 1) Umwandlung von Amylum in
Dextrin und Zucker, Glycogen in Traubenzucker; geschieht auch
durch Wasser allein bei ca. 170°. 2) Umwandlung von Rohrzucker in
Traubenzucker und Fruchtzucker. 3) Spaltung der Glycoside durch
Emulsin. (Das Salicin, Ilclicin, Arbutin etc.). Allen diesen Spal-
tungen ist gemeinschaftlich: die Aufnahme von Wasser, das Auf-
treten von Zucker — und zwar, wie es scheint, stets von Trauben-
zucker — und eines Körpers, der der sogen, aromatischen Reihe an-
gehört. Dieser Component kann Aenderungen in seiner Zusammen-
setzung durch Oxydation erleiden, ohne dass dadurch diu Eiuulsinl
Wirkung aufgehoben wird. So kann das Coniferin durch Oxydation
in Ztickervanillinsätire übergeführt werden, die jedoch auch noch der
Spaltung durch Emulsin unterliegt. Das Emulsin lässt sich für diese
Spaltungen nicht durch di&statisches Ferment ersetzen. 4) Spaltung
organischer Schwefel Verbindungen der Orurifercn in Zucker, Senföle
und Schwefelsäure durch Myrosin. Diese Spaltung, bei welcher die
Mitwirkung, aber nicht die Aufnahme von Wasser nachgewiesen ist,
kann mit geringer Aendcrung der Producte auch durch verdünnte
Säure und Alkalien lierbeigefiihrt werden. 5) Bildung von Pepton
aus Eiweiss durch Pepsin in schwach saurer Lösung. Die Mitwir-
kung von Wasser ist dieselbe, wie bei 4). Die Spaltung kann auch
Wasser von 170 — 180°, durch Kochen mit Säuren und Alkalien und
durch Fäulnis« bewirkt werden.
B. Die Ferment Wirkung entspricht der Wirkung von Alkali in
der Siedehitze. 1) Auflösung gemischter Aether, Fette u. s. w. in
Säure uud Alcohol durch Fäulnissfermente. 2) Spaltung von Amiden
(Harnstoff) in Säure und Ammoniak, vuu Hippursäure in Glycocol-
und Benzoesäure, Taurocholsäure in Taurin und Oholsäure. 3) Die
Zersetzung von Eiweiss, Leim, Chondrin olc. durch Fäuiniss. Das
angeblich fettspaltendc Ferment im Pankreassaft ist bisher nicht
isolirt. Faulende Stoffe enthalten ein Ferment, das Fette bei Gegen-
wart von CaCOj schnell spaltet.
II. Fe rrnentative Umwandlungen durch Wanderung
von Sauer8toffatomen nach dem einen Ende dos Molecüls
bei glei chzeit ig er Re d u c ti on dor anderen Seite. Hierher
gehört die Alcohol-, Milchsäure-, ßuttersäuregährung, die Gähruugen
des Glycerins, der Aepfelsäure und Weinsäure, die gesammten Fäul-
mssprocesse. Die Aufnahme von Wasser scheint zur Bildung der
Endproducte unnöthig, ist indessen doch stets vorhanden und zu-
gleich die Ursache der Wauderung des Sauerstoffs von den Wasser-
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486
Tmr, Entzündung.
Stoff- an die Kohlenstoffatome, welche für die grosso Klasse von
Processen das eigentlich Characteristische darstellt. — Gerade
diese Processe hat man mit dem Leben niederer Organismen
identificirt. Unzweifelhaft produciren dieselben Fermente, aber das
Ferment ist von ihnen trennbar, so gut, wie die Fermente der höhereu
Tbiere und Pflanzen. Lässt man Fibrin faulen und bringt es dann
mit Wasser und Ueberschuss an Aether in eine Flasche, so geht die
Fänlniss weiter: es bildet sich Globulin, Pepton, Leucin, Tyrosin,
Indol etc. Auch frisches ausgewaschenes Fibrin erleidet diese Ver-
änderung. Im Allgemeinen sind die Processe dieser zweiten Ilaupt-
categorie bisher wenig untersucht. Ein sehr lehrreiches Beispiel für
dieselben ist die Gahrung des ameisensauren Kalk unter dem Einfluss
von Kloakenschlamm. Eie 4pctige Lösung von arneisensaurem Kalk
entwickelt dabei CO, und H in dem Verhaltniss von 1 : 2. Die
Zerlegung entspricht der Gleichung (CHO,) ,Ca + 2 H,0 =
(CO;H),Ca + 2H, = CO, Ca + 11,0 + CO, + 2H,. Der p'rocess
besteht also in eiuer Anfügung von OH an C in Stelle von H. Auch
essigsaurer Kalk wird bei der Fäulniss zersetzt: es entwickelt sich
CO, und CH4 in dein Verhaltniss von 1 : 2. Die höheren Homologen
der Ameisensäure und Essigsäure unterliegen dieser Zersetzung nicht,
wohl aber die Substanzen, die neben Carboxyl noch CH, OH ent-
halten. — Alle Reductionswirkungen faulender Flüssigkeiten sind nur
secundäre Processe, hervorgerufen durch den Wasserstoff in statu
nascendi. Erfolgt die Fäulniss bei Gegenwart von Sauerstoff, so
unterbleibt nicht allein die Entwicklung von freiem H, sondern es
treten Oxydationsprocesse ein, die in nichts Anderem ihren Grund
haben können, als in der Zerreissung des Sauerstoffmolecüls durch
nascirenden Wasserstoff: So würde der Stoffwechsel als eine Kette
von Processen anzusehen zu sein, deren erster analog der Fäulniss
verläuft; bei Gegenwart von Sauerstoff entstehen dann Oxydations-
producte, an denen die Fermente neue Angriffspunkte Hilden, zur
weiteren Auflösung durch Eintritt von Wasser und Uebergang von
Sauerstoff in den Kohlenstoff. K. Salkowski.
G. Tllin, On Inflammation. Edinb. Journ. 1876. Not. bis 1876. April.
Die Untersuchungen Th’s über Entzündung gehen von einer
den Ideen Ranvikk’s nahe stehenden Auffassung der Structur des
Bindegewebes aus. Bezüglich der Cornea, welche die Hauptgrund-
lage seiner Studien bildet, ist seine Ansicht so abweichend von allen
bisher gangbaren Beschreibungen, dass seine Entzündungslehre ohne
die histologischen Details nicht verständlich ist. — T. fand bei An-
wendung vieler und complicirter Reagentien, welche im Original
einzuseben sind, Folgendes: Die Grundsubstanz der Hornhaut be-
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Tri«, Entzündung.
487
steht aus parallelen, homogenen Fibrillen von dem Durchmesser etwa
eines rothen Blutkörperchens. Er nennt sie Primärbündel. Jedes
derselben ist rings bedeckt von einer einfachen Lage schmaler läng-
licher Zellen, nach Art von Epithclien. Eine Anzahl so umkleideter
Primärbündel formiren ein Sccundärbündel, da3 seinerseits wiederum
von einer Lage mehr polygonaler und grösserer aber gleichfalls
platter Zellen umschlossen wird. Der Abschluss durch diesen Zellen-
mantel ist kein absoluter, da Injeetionsflüssigkeit zwischen den Zellen
durch dringt und sich zwischen den Prirnärbündeln künstliche Oänge
(ßowman's corneal tube*) bahnt. Die Secundärbüudel liegen nun zu
vielen neben einander, und stellen dünne, schon vom blossen Auge
wahrnehmbare Schichten dar, welche Th. geneigt ist als tertiäre
Bündel zu bezeichnen; zwischen je 2 solchen Lagern liegt eine zu-
sammenhängende Platte äusserst zarter grosser platter Epithelien
Ausserdem findet T. Spindelzellen und sternförmige Zellen in der
Coruea. Die ersten sind ganz kleine feine kernhaltige Gebilde mit
schmalem Protnplasmasaum um den Kern, welche an den Spitzen der
Spindeln durch feine Fortsätze mit einander Zusammenhängen und
reih'-uweise zwischen den Prirnärbündeln liegen. Die sternförmigen
Zellen dagegen, welche den bekannten Hornhautkörperchen der
Autoren entsprechen, liegen zwischen den Lamellen, welche durch
die Tertiärbündel formirt werden, sind bei weitem grösser und senden
ihre langen Fortsätze nach allen Richtungen durch die verschiedenen
Lamellen, wobei sie ihren Weg immer durch diejenigen Stellen
nehmen, au denen 3 der dachen epithelartigen Zellen zusaminen-
stossen, welche die Primär- und Secundärbüudel einscheiden. Ein
Zusammenhang dieser Ausläufer mit den Spindelzellen existirt nicht.
Schon normal finden sich, wenn mau die Coruea vou ihrer
Oberfläche durch das Epitln-I her ansieht, sowie auf Querschnitten in der
Tiefe Spalten in dem Gewebe, welche durch Auseinanderweicheu der
Secundär- resp. der Tertiärbündel entstellen sollen. — Wird uun
durch Arg. Ditr. oder Alkohol eine Reizung der Cornea ausgeübt, so
ist eine Erweiterung dieser Spalten, eine Füllung derselben mit
Serum die erste Folge, dann tritt eine chemische Veränderung der
Fibrillen ein, deren dünner Epithelbelag nun durch Goldchlorid ge-
färbt wird. Die späteren Veränderungen, welche diese so zu sagen
Belegzellen der Primär-, Secundär- und Tertiärbündel zeigen, sind
nur destructiver Natur; ihre Kerne theilen sich (meist nur einmal),
dann verschmelzen sie unter einander und mit den Zellen selbst zu
unkenntlichen glänzenden Partikeln,
Ebenso bemerkt T. nur regressive Veränderungen an den
SterDzellen ; die Ausläufer derselben bekommen von Strecke zu
Strecke Anschwellungen; sie zeifliessen darauf, und füllen die
feinen Kanälchen, in welchen sie liegen, nunmehr vollständig
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488
Tmn, Entzündung.
aus. — Die Hauptrolle bei der Entzündung fällt den Spindelzellen
zu. Sie schwellen an, werden deutlich sichtbar, au Präparaten, die
mit acid. Osrnic. behandelt wurden, stellen sie Säulen von beträcht-
licher Dicke dar, an denen die Stellen der Ausläufer nur durch
leichte Einschnürungen kenntlich sind, Kerne^und Zellsubstanz lassen
sich unschwer durch Färbung und Essigsäure sichtbar machen. In
höheren Graden der Entzündung tritt Kcrntheilung ein, deren Resultat
glänzende runde Körperchen sind, welche sich auf Osmiumsäure
gerade so färben wie rothe Blutkörperchen und welche deswegen als
gleichwertig mit solchen angesehen werden. Die von COHNHKIM
u. A. als „weisse Blutkörperchen in Spindelform“ oder „spiessartige
Figuren“ beschriebenen Elemente sind nichts als aufgeblähte resp.
geschrumpfte .Spindelzellen. Ausser ihnen kommen wirkliche farb-
lose Blutkörperchen hier vor, welche in Gruppen die weiteren Spalt-
räunte erfüllen und in Zügen zwischen Priinarbündeln liegen. Ueber
ihre Auswanderung folgt T. Cohnheim’s Lehre. Sie sind indes» nie
spindelförmig, meist rund, seltener keulenförmig, manchmal in
Theilung begriffen. In der Cornea von Kaninchen beobachtete der
Vf. nach einer Woche Theiluugun farbloser Blutkörperchen, bei
denen analog wie oben bei den Spindelzellen erwähnt, Formen auf-
treten, welche er nicht ansteht für rothe Blutkörperchen zu halten,
die aus den Kernen farbloser hervorgegangen sein sollen. Auf Grund
der verschiedenen Färbung nach Iiämatoxylin sah T. alle Ueber-
gänge von farblosen zu rothen Blutkörperchen im Blute des Menschen
und eines Mäuse-Fötus. Hiermit gewinnt Th. «lie Basis für seine
Theorie über die Gefässbildung und über die gewebsbildenden Pro-
cesse überhaupt. Die erste kommt so zu Stande, dass die zahl-
reichen neu gebildeten Kerne einer Reihe von Spindelzellen sich in
dem Zwischenraum zwischen den angrenzenden Primärbündeln an-
sammeln, die Zellen selbst gelten wahrscheinlich unter; dann tritt
eine Communication mit einer vorbeiziebenden Capillaie ein, die
Kerne sind jetzt rothe Blutkörperchen, und nachdem so der Kreis-
lauf hergestellt ist, wird die Gefässwand selbst gebildet. Fibrin-
niederschläge bilden das Substrat, farblose Blutkörperchen das
Endothel. Iu Bezug auf die Theorie der Gewebsneubildung im All-
gemeinen nimmt Thin an, dass sie statttinde durch Austritt von
Blutplasma und w. Blutkörperchen aus den bestehenden Gefässen.
Das Plasma organisirt sieh zur Grundsuhstanz (z tibrillärem Gewebe),
aus den farblosen Blutkörperchen gehen alle Arten von Zellen
(Spindel, Stern-, Epithelial-Zellen, glatte und quergestreifte Muskeln)
hervor. Ist einmal di« Differeuzirttng der indiflf renten Rundzelle er-
folgt, so ist ein Uebergang von einer Art in die andere, z. B. einer
Epithclzelle, in eine Spindelzcile nicht mehr möglich, obgleich sie
alle einerlei Ursprungs sind. In diesem Sinne, dass durch das
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OresKNBAi’KR und Winiwahtkh, Reseetion des Magens.
489
Zwischenstadinm indifferenter Zellen, nicht durch directe Zellen-
bildung aus fixen Gewebszellen neue Elemente entstehen, gilt auch
für ihn der Satz: omnis cellula e cellula. Grawits.
Gussenhauer (und Winiwarter), Die partielle Magen reseetion.
v. LAüaiNBEca's Arch. XIX. 8. 347.
Oie Arbeit sucht zunächst durch Thierexperimente zu ent-
scheiden, im wie fern die Operation technisch ausführbar ist und
Chancen auf Gelingen bietet und ermittelt auf Gruud der Sections-
protocolle des Wiener pathol. anat. Instituts die ungefähre Quote, der
Fälle, bei welchen ein solcher Eingriff indicirt sein konnte. Von
7 Hunden, denen der Pylorus in Ausdehnung von l1/» — 31/* Zol-
resecirt wurde, blieben 2 am Leben. Die spätere Suction zeigtel
eine feste narbige Verwachsung der Hchnittenden in Form eines
schmalen Ringes und das Fehlen jedwelcher Stenose. Die anderen
Thiere gingen an septischer Peritonitis zu Grunde, doch zeigte sich
auch bei ihnen, dass die .Magen- und Darinwände grosse Neigung
zur unmittelbaren Vereinigung haben, und dass der Tod rein auf
technische Fehler oder auf mangelhafte Ueberwachuog u. s. w. zu-
rückzuführen ist.
In operativer Hinsicht empfiehlt sich ein Schnitt vom Process
xiphoid. bis zuui Nabel in der Linea alba. Das Mesenterium des
zu excidirenden Stücks wird an seiner Insertion abgerissen und
danach das gewünschte Stück mit der Scheere herausgeschnitten,
während zu beiden Seiten Darm und Magen sorgfältigat comprimirt
werden. Einfache Knopf- oder Achternäthe umfassen die ganze
Dicke der Magenwand excl. deren Schleimhaut; Ein- und Ausstichs-
punkt an der Scrosa sind 2 — 3 Linien vom Wundrande entfernt.
Unterbindung der Goronarartcrieu verhindert die erste Vereinigung
nicht.
Bezüglich der Frage, wie oft die Operation ausgeführt werden
könnte, geben folgende Daten interessante Aufschlüsse.
Im Wiener allg. Krankenhause wurden zwischen 1817 — 1873
61,287 Sectiouen ausgeführt und 903 Fälle von Magenkrebs gefunden.
Unter letzteren ist das Pyloruscarcinoro 542 Mal vertreten; es kam
vor: im 2. Decennium 1 Mal, im 3. 22 Mal, im 4. 72 Mal, im 5.
146 Mal, im 6. 156 Mal, im 7. 113 Mal, iin 8. 27 Mal, im 9. 5 Mal.
Secundäre Geschwülste zeigten sich 572 Mal; bei den Pyloruscarei-
nomen fehlten sie 223 Mal. Verwachsungen des Pylorus mit der
Nachbarschaft bestanden in 370 Fällen.
Der ganze Pylorus war ergriffen 439 Mal, Pylorus und Duode-
num 26 Mal, Pylorus und ein benachbartes Magenstück 42 Mal,
Pylorus und die vordere Magenwand alleiu 11 Mal, die hintere 12 Mal,
die kleine f’urvatur 9 Mal, die grosse 3 Mal.
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490
Fbirdemamk, Senator, lulectiöse Knocbenentsündmig.
Den auf Experimente gestützten Vorschlag zur Exstirpation
der Pyloruscarcinome machte bereits Mkrrkm im Jaiire 1810 und
vor ihm ein amerikanischer Arzt unbekannten Namens. G. und W.
haben ihre Versuche ohne hiervon zu wissen ausgeführt. Wilh Koch.
L. Friedematin, Ein Fall von primärer infectiöser Osteomyelitis.
Merlin, k 1 in. Wo<*hen*chr. 1876. No. 6.
H. Senator, .Mittheilungen ans der inneren Station des Augusta-
Hospitals. Ein Fall von primärer infectiöser Knochenentzün-
dung. Das. No. 7
F. theilt die Krankengeschichte eines II jährigen Knaben mit,
welcher ohne direct nachweisbare Ursache mit Schmerzen im linken
Oberschenkel, namentlich am Knie erkrankte. 6 Tage später stellte
sich ein anhaltend hohes Fieber von gegen 40° C. ein; das Sensorium
wurde benommen und der Kranke bot das Aussehen eines Typhösen
dar, doch fehlte die Milzvergrösserung. Zu gleicher Zeit schwollen
die. beiden I’arotiden und die linke Submaxillardrüse an. Druck
auf den linken Oberschenkel rief stärkere Schmerzen als vordem
hervor. 4 Tage später bildete sich eine ödematöse Schwellung am
oberen Ende des linken Femur und über beiden Kniegelenken aus;
bald darauf entstanden auf der Bauchhaut eine Reihe kleiner Abscesse,
und atn 7. Tage nach dem Auftreten des typhösen Fiebers erfolgte
unter Coina der Tod. Bei der Section fand man die Markhöble des
linken Femur mit diffusen Eitermassen erfüllt. Diu Epipbyseuknorpel
waren theilweise untergegangen. Das Periost war am obern und
unteren Ende durch Eiter vom Knochen in weiter Ausdehnung ab-
gehoben. im linken Hüftgelenk Eiter, wahrscheinlich von einem
Durchbruch des subperiostalen Abscesse herrührend. Auch am
oberen Ende der rechten Tibia fand sich unter dem Periost Eiter-
ansammlung, wobei der Eiter zugleich ins rechte Kniegelenk einge-
drungen war. Bacterien enthielt der Eiter nicht.
Eine verwandte Beobachtung hat S. auf seiner Abtbeilung ge-
macht. Ein löjäbriges Mädchen wurde unter der Diagnose „typhöses
Fieber“ in das Hospital gebracht und bot so eharaeteristisebe Zeichen
des Abdomiiialiyplms dar (aufgetriebener Leib, Gurren, Milzver-
grosserung, hohes Fieber, Decubitus und einzelne verdächtige rothe
Haulfleekun), dass man auch hier vermuthete, es mit einem Typhus
abdominalis zu thun zu haben. Anamnestica fehlten gänzlich. Doch
fiel es auf, dass Bewegungen im rechten Fussgelenk schmerzhaft
waren, auch der innere Knöchel auf Druck schmerzte, und dass man
hier ein leichtes Oedem wahrnehmen konnte. Innerhalb weniger
Tage bildeten sich eine doppelseitige Pleuritis und eine Periearditis
au«, und die Patientin starb am 10. Tage des Spitalanfenthaltcs. Bei
der Autopsie fand man den Darmtractus last ganz intac:, jedenfalls
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BI&wihkkl, zur Kenntmis der FicialiaUtbmungon und der Function der Chorda. 491
lag hier kein typhöser Process vor und als Grund der Erkrankung
erkannte man eine primäre Osteomyelitis des unteren Endes der
rechten Tibia. Beim Einschneiden in diese Gegend entleerte sich
ein kleiner Tassenkopf voll von nicht üb' l riechendem Eiter
welcher den unteren Theil der Tibia umspülte und das Periost bis
zur Mitte des Knochens losgelöst hatte. Die Markhöhle der Tibia
war im unteren Theil diffus eitrig intilmrt. Im oberen Theil zeigte
das Mark eine starke Kötlning und enthielt dieseminirte Eiterheerde.
Auch in diesem Falle fanden sich im Eiter keine Bacterion.
S. weist auf die Schwierigkeiten der Diagnose hin und macht
darauf aufmerksam, dass wie hier die „typhösen Erscheinungen“
Folge der Osteomyelitis waren, so möglicher Weise auch ein Mal
umgekehrt eine Osteomyelitis im Gefolge von Typhus auftreten
könnte und es dann also nur durch die Anamnese und die Beobachtung
des Verlaufs möglich wäre, eine Diagnose zu stellen.
Eichhorst (Jena).
Fr. Bärwinkel, Kritisches zur Diflerentialdiaguose der Fa-
cialislähtuungen und Klinisches über die Chorda tympani.
Deutsch. Arcb. f. k I in. Med. XVH. 8. 122.
B. berichtet über einen Fall von schwerer Facialislähmung
(Entartungsi eaction) mit öeschmackstörungen an den vorderen zwei
Dritteln der betreffenden Zuugenhälfte, bei welcher die Mm. retra-
iientes des betreffenden Ohres auf den faradischen Reiz reagirten(
während alle übrigen Muskeln der gelähmten Gesichtsbälfte durch
die Faradisation nicht erregt werden konnten. Es spräche noch Vf.
dieser Fall, hei dem die lähmende Ursache oberhall> des Abgangs
der Chorda, also auch oberhalb des Abtrctens der Ohrmuscheläste
des Nv. facialis angenommen werden muss, gegen die Aufstellungen,
Ekb’s (Cbl. 1875, 483), dass in allen Fällen schwerer rheumatischer
Uesichtsnerveulähmuiig die Ohräste mit betheiligt würden und für
die Behauptung des Vf’s., dass an demselben Ort die Qualität des
compriinirendeu Agens eiue verschiedene sein könne, ein plastisches
für die schwere Form, ein seröses für die leichte. — (Der Fall wurde
erst 71/» Woche nach Beginn der Lähmung auf die Reaction der
Ohräste untersucht: diese reagirten auch noch schwächer, als die der
gesunden Seite, obgleicii active Beweglichkeit schon zurückgekehrt
war, immerhin ist also eine anfängliche Betheiligung auch der Obr-
muschelaste an der Lähmung nicht mit absoluter Sicherheit auszu-
schliesscn. Kef.).
Ferner beobachtete B. einen Kranken, bei welchem nach einem
Fall unter beträchtlicher Blutung aus dom linken Ohr sich eine
schwere linksseitige Facialislähmung eingestellt hatte. Das Ohr war
taub — es bestand subjectives durch die Anode de» constanten
Stroms zu dämpfendes Sausen, Gaum» nsegelläbmuug fehlte, ebenso
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492
Curau, ftclerodermie bei einem Säugling.
Geschniaeksstörungen. Die Hautsensibilität der linken Gesichtshälfte
war normal. Vf. glaubt den Sit® der Lähmung in das centralste
Stück des Felsenbeins verlegen zu müssen und damit einen Beweis
gegen die Annahme erbracht zu haben, dass die Chorda in dem
ccntraLteri Stück des Nv, Facialis zum Hirn gehe. ( Der Fall erscheint
Ref. nicht voll beweiskräftig: Untersucht wurde erst 4 Monate nach
Beginn der Lähmung; gleich zu Anfang bestand eine Verschlechte-
rung von Geschmack und Geruch und der Mund war sehr trocken.
F.s kann also bei dem Freibleiben der Gaumensegcläste die Läsion
des Facialis unterhalb des Gangl. geniculi ihren Sitz haben (Cbl.
1875, 759), denn offenbar waren zu Anfang Störungen vorhanden,
wie man sie auf Läsionen von Chorda- Fasern zurückführt.)
In einem dritten Fall halbseitiger Lähmung aller sensiblen
Fasern eines Nv. Trigem. und bei völligem Freisein des Nv. Facialis
landen sich tiefe Geschniacksstöruiigeu auf der betreffenden vorderen
Zungenhälfte. Fs ist dies ein positiver Beweis für den Verlauf der
Chorda-Fasern in der Bahn des Trigeminus. Bei einer neurotischen
Gesichtsatrophie endlich (beschränkt auf den II. Ast des Nv. Trigem.)
fand sich Sensibilität der Haut und Geschniaekscinpfindliehkeit der
betreffenden Zungenhälte intact. Bernhardt.
P. Cmse, Ein Fall von Sclerodermie (sogen. Scleroderina adul-
torum) bei einem Hällglillg. Peterab meil. Zeitschr. 1875 V. 4.
Der vorliegende Fall, welcher sich von dem Sklerema neona-
torum wesentlich unterscheidet, wurde in den ersten Lebenstagen
eines Säuglings beobachtet. Das Leiden begann auf den Wangen,
deren Haut glänzend geröthet, starr wurde. Innerhalb 4 Wochen
breitete sieh das Uebel über einen grossen Tlieil des Körpers aus.
Die Haut zeigte leistenartige Vorsprünge und war an diesen Stellen
verdickt, starr, hart, scharf gegen die gesunde Haut abgegrenzt,
schwer in Falten zu erheben. Aehnliche Stellen traten auf der
Schleimbaut des Mundes auf. Nach 4 Wochen begannen zuerst die
Wangen weicher zu werden, allmählich nahm an allen befallenen
Stellen Starrheit und Härte ah und nach ca. 14 Tagen waren fast
alle Erscheinungen geschwunden. In den letzten Tagen trat
Dämpfung und Knisterrasseln in der linken Lunge auf und das Kind
starb. Die Section konnte nicht gemacht worden. An der solero-
sirten ßauchhaut fand sich bei Druck auf eine Falte ein cropitirendes
Gefühl, wie dies von Köknkk auch hervorgehoben wurde. Den
letbalen Ausgang bringt Vf. nicht mit der Hautkrankheit in Zu-
sammenhang. Für die Aetiologie des Falles' ist bemerkenswert!),
dass das Kind, welches heimlich geboren war, in einem Abtritt bei
einer äusseren Temperatur von — 20® R. einige Stunden zugebracht
hatte. Das Kind wurde einer Amme übergeben ohne sonstige tbera-
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Emaciikr. Tarschanopp ».ikI 9 WA Pi«. Ki’i.z. Darwin.
493
pcutisclie Eingriffe, Ha Vf. der Ansicht ist, Hass Hie Sclerodermie
schon bei ihrer Entwicklung den Keim zur Resorption oder Atrophie
in sich trage, und ein wirksames Mittel bisher nicht b' kannt sei.
O. Simon.
J. Elischer, Beiträge zur feineren Auutotuie der Muskel fasern
deS UterUS. Arch. f. Gjruäc. IX. S. 10.
Nach K. Ui dio Strnctnr der glatten Muskelzellen keine homogen einfache,
sondern eine mehrschichtige uud endigen die Nerven nicht netzförmig an, sondern
direct in dem Muskelkerne, wo sie als kleinste Knötchen (Knöspcbeu) zu erkennen sind.
Löwe.
J. Tarcliauoff ©t A. Nwaen, Des globales blancs »laus 1© sang
des VaiSM-aUX de la rate. Arch. de phyniol. normale etc. 1875. 9. 324.
Aus dieser ausführlichen Mittheilung (Cbl. 1875, 620) ist hervorzuheben, dass
der von vielen Autoren angegebene Reichthum des normalen Milzvenen-
blutes an farblosen Blutkörperchen nicht existirt. Das Blut der Milzvenen
enthält fast stets weniger farblose Blutkörperchen als das Blut der Milzarterien.
Nur in einem einzigen Falle war in dem Milzveuenblut ein kleiuer Ueberschuss
farbloser Blutkörperchen nachweisbar. Jede Anschwellung der Milz hat eine Ver-
minderung dnr farblosen Körpereben d**a MiUvencnblutes zur unmittelbaren Folge.
Besonders beträchtlich ist diese Verminderung bei der in Folge der Durchschueiduug
der Nn. splanchoici nuftretciidau Milzschwellung. Untersucht man während einer
solchen durch die Durchschueiduug der N. splaucbuici gesetzten Milzausehweliung,
das Blut verschiedener GeftUsprovinJten des Körper-, so stellt sich eine fort-
schreitende Verarmung des Blutes im wciaseii Körperchen heraus, die erst dann
ihre Grenze findet, wenn sich eine Art Gleichgewicht hergestellt hat zwischen dem
Leucocytengehalt der Milzvene und der Arterien. Diese Verarmung des Blutes au
weissen Körperchen kann auf dreierlei Art erklärt werden: 1) Durch eine me-
chanische Anhäufung der Blutkörperchen in der Milz, 2) durch ihre Zerstörung im
Innern der Milz oder 3) durch ihre Verwandlung in roihe Blutkörperchen. Die
Versuche von Mai.aSsks und Picard würden für die grösser» Wahrscheinlichkeit des
letzten Falles sprechen.
Den Schluss der Abhandlung bilden kritische Bemerkungen über die Me-
thoden der früheren Untersuch er, welche einen grossen Reichthum des Milzveneu-
Hintes im faibloseu Körperchen behauptet haben. Auch die denen der Vff. wider-
sprechenden Angaben Moslrk*« über die Folgen der nach Seeiion Her No. splaucbnic
eintretenden Milzanschwellung erklären sich aus der Verschiedenheit der ange
wandtet! Methoden. Ball (Kam).
E. Külz, lieber ein© Yersuehsform SchiflPs, welche die Re-
sorption von (jullensiiure erweisen soll. 9 a 1875.
K. macht darauf aufmerksam, dass Meerschweinchengalle, wie jede andere,
die Pf.t tknkof kr’scIjc Reaktion giebt, die gegeutheihge Angabe Schipp’» falsch ist
und deshalb auch ein Versuch von ihm nicht beweiskräftig, in dem er Kiudergalle
Meerschweinchen in den Darm brachte. Die nach dieser lujection secernirte Galle
gab die P.'scbe Reaction und Schipp schloss daraus die Resorption der Kindergalle.
E. Salkowikt.
F. Darwin, On the primary rascular dllatation in acute in-
flammatiou. Jouru. of Anat. u. Pbysiol. X.
Auf Grund von Untersuchungen au der Zange und der Schwimmhaut des
Frosches entwickelt D. folgende Ansicht von der Eutzünduog: In der Gefässwand
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494
SlOMOt. Esmarch. Scbwkioobs. Lewihski.
sind hemmende Nervenfasern, deren Reizung die Erweiterung der Gefässe bewirkt.
In Ermangelung eiues anatomischen Nachweises derartiger Nervenendigungen resp.
Ganglien schreibt er den im Verlaufe von Gefässnerven öfter beobachteten Keruau*
Häufungen die physiologische Bedeutung von wirklichen Ganglieuzellen au. Die
Beobachtung, das« bei directer Application eines Reizes auf die Wand kleiner Ge«
fiisse die sogen, primäre Dilatation bald eintritt. bald ausbleibt, resp au ihrer Stelle
das Gefäss sieb enutrahirt, erklärt er durch die Annahme verschieden wirkeuder
Fasern in den vasomotorischen Nerven, welche säramtlich durch den Reiz getroffen
werdeu, und je nachdem die contrahii enden oder die diktatorischen stärker sind,
das eine Mal Coutraction, das andere Mal (active) Erweiterung der (Jefässwaudung
auslüsen. Granitz.
Signol, Sur l’ötat virulent du sang des chevaux sains morts
par assomement ou aspliyxie. compt. reud. lxxx:. k. me.
Blut von ciuem erschlagenen fassotnd) oder durch die gasigen Verbrennungs-
productu der Holzkohle erstickten Pferde, welches frühestens 16 Stunden nach dem
Tode entnommen wird, wirkt schnell tödtlich auf Ziegen und Hammel, denen es an
24 Tropfen eingeimpft wird. Weder Geruch noch Aussehen kennzeichnen solches
Blnt als faul, es enthalt jedoch die ßacteridnn, welche für den Milzbrand eigen«
thümlich gelten, obgleich es von offenbar nicht an Milzbrand erkrankten Tbieren
stammt Wird das Blut deu Pferdedieben zwischen 6% und 9% Stunden nach dem
Tode entnommen selbst bei höherer Temperatur, so wirkt es nicht tödtlich, wohl
über bringt es beträchtliche Abscesse hervor. Nur das Blnt der tief gelegenen,
nicht der oberflächlichen Venen wirkt tödtlich. Das Blut der durch die Impfung
erkrankteu Thi« re erlangt die kranktnacheode Eigenschaft erst uacb dem Tode
Senator.
Esmarch, Zur Behandlung der tiefen Atheromcysten des
MalSCS. v. I.angknbkck’ö Arch. XIX. S. 340.
Für diejenigen Formen, welche nur schwer oder mit Hinterlassung einer
entstellenden Narbe exstirpirbar sind, empfiehlt sich die Punction des Sackes, dessen
Ausspülung mit lpctiger Carbollösuug so lange bis die Lösung klar zurückfliesst
und dann die Injection einer Lcooi/scheu Lösung (Jod — Jodkali ca. 1,25 Aq.
destillat 30,0). welche nach einigen Minuten wieder herauszulasseu ist. Ist nach
6 — 8 Wocheu nicht erhebliche Verkleinerung eingetreteu, so wird dann die Operation
wiederholt. Nach Jahr pflegt dann die Cyste bis auf ein kleines Kuötchen ein*
geschrumpft zu sein. WUh. Koch.
Nchweigger, Augenklinik. (Operationsstatistik.) cbarit<5- Ann.
1876. 1. S. 549.
Mit Ausschluss aller Fälle von traumatischer oder complicirtcr Cataraet
wurdet) 48 periphere Linearextractioneu ausgeführt; 43 Fälle gaben ein gutes Re-
sultat, 3 gingen verloren, wovon 2 an eitriger Chorioiditis, welche aber einer 74-
jährigen Pat. in einer Sitzung mit normalem Operatiousverlauf operirt worden
waren; 2 werd n durch noch nicht ausgeführte Nachoperatioueu zu bessern sein.
An 25 Patt wurden 33 Iridectomieen ausgetührt ; die Teuotomie des Internus wurde
26 Mal, diejenige des Externus 2 Mal und Verlagerung des letztgenannten Muskels
7 Mal verrichtet- Michol (Erlangen).
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Liwihski. Mokti. SrrrniN. VStKtt..
495
Levinski, Ueber den Einfluss der Bespirationsbewegnngen
auf die Stärke pericarditischer Beibegeränsche. Berliner uiiu.
Wochenscbr. 1876. No. ö.
L. beschreibt einen Fall von Pericarditis bei einem lGjährigen Mädchen, bei
welchem im Gegensatz zu Scoda's und Tkaubk’s Angaben die Respiration das
Reiben verstärkte und ihm einen besonderen Character verlieb. Kine Erklärung
der Erscheinung wird nicht gegeben. Aus dem 8ectionsbefuud ist hervorzuheben,
dass der vordere Rand der ganzen linken Lange and derjenige des Oberlappens
der rechten Lunge mit dein Herzbeutel durch alte Biudegewebszüge verwachsen
waren, and dass die äussere, seitliche und hintere Herzbeutelfläche rechts und links
mit der gegenüberliegenden Pleura pulmoaalis verklebt war. Offeubar mussten
diese Verwachsungen die Excursionen der Lunge behindern und modificiren. Für
die Differentialdiaguose, ob ein Geräusch pericardialer oder endocardialer Natur sei,
kann die Beobachtung vou Nutzen sein, da ein endocardiales Geräusch bei freier
Beweglichkeit der Lunge mit jeder Inspiration schwächer wird, oder wenn der
vordere Rand der linken Lunge fixirt ist, nach Teaube inspiratorisch stärker gehört
wird. Elchhorst. (Jena)
A. Monti, Ueber die Behandlung der angeborenen Lues mit
Ferrum jodatum SaCCharatUin. Jabrb. f. Kinderbeilk. N. F. IX. S. 835.
Nur in denjeuigeu Fallen, wo Pericalom in mora ist, wie bei Larynxsteuose
in Folge specifischer Laryngitis wendet M. die Quecksilberpräparate au; in allen
übrigen Fällen bedient er sich des Ferrum jodatum seccbaratam, das von den
Kindern sehr gut vertragen wird und unter dessen Gebrauch die Anämie allmäh-
lich abnimmt. Die Dauer der Heilung ist eine etwas längere als beim Quecksilber*
gebrauch. L. Hosenthal.
W. Sutugin, Zur Casuistik der Wanderleber. Arcb. f. Gyn. vrn.
S. 631.
Eine ihrer Grösse, Form und Consistens nach als Leber auftufassende Ge-
schwulst sah S. bei einer 41jährigen seit 13 Jahren verheirateten Soldatenfrau,
welche ein Mal rechtzeitig 10 Jahre vorher eutbuudeu und später einmal im 3. Monat
abortirt hatte. Der obere Rand der Geschwulst ist 5 cm. von den rechten falschen
Rippen und 15 cm. von der Basis des Schwertfortsatzes entfernt, der untere reicht
bis sur Höhe der Spina ilei aut. sup. Die Stelle der normalen Leberdampfung
giebt tympanitischen Darmton. Senator.
A. Völkel, Beitrag zur Casuistik der Oehirngeschwttlste. Berlin
kliu. Wocbenschr. 1875. No 45.
Bei einem 9jährigeu Mädchen beobachtete Vf., ohne dass anamnestisch eine
genügende Ursache für die Erscheinungen aufzufinden war. Schielen dos liuken
Auges (Abducenslähmung), Schiefheit der linken Gexichtsbälfte, Abschwächung des
Gehörs links, zeitweilig heftige Schmerzen in der linken Kopfhälfte, Erbrechen,
später sich rapid wiederholende eclamptischo Anfälle. Dabei war bis zu den letzten
Tagen bin das Seusorium frei geblieben und Lähmungserscbeinungen an den Ex*
tremitäteu nicht zu beobachten. Nur ganz zuletzt hatten die Krämpfe, die linke
Körperbälfte frei lassend, die rechte allein betheiligt. Die Obductiou ergab eine
grosse Quantität seröser Flüssigkeit au der Basis cranii, an der linken Seite des
Pons eine bübnereigrosse, gallertige Geschwulst (Myxosarcom), ohne bestimmte
Grenzen in die Ponssubstauz oberflächlich eingehend. Pons, Med. obl., Cerebellum
sonst gesund. Bernhardt.
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496 Maktisraü. RrrKNR^uo. Pk». Konsum*.
L. M&rtineau, Du Traitement du Pityriasis capitis par les
Solutions chlorulles. Bnll. de Th£rap. XC. 8. 39.
Vf. lässt eine opctige wässrige Lösung von Chloralbydrat bei Pityr. cap.
auwrndon, von welcher 1—2 Esslöffel erwärmt und dann mit einem Schwamm auf
die Kopfhaut gcriebeu worden. Die Haut wird nicht abgetrocknet. Bald legt sich
das Jucken und die Abschuppung. Doch ist es rathsaro, die Waschongeu einen
Monat lang täglicli vorzunehmen. Bei ('omplicationen mit Erythem oder papulösem
Eczem wird Liquor hydr. bicblor. corros. 20 auf 100 Theile der obigen Lösung zu-
gesetzt. Nach Verschwinden der Complication kehrt Vf. zur ersten Vorschrift
zurück. O. Simon.
D. C. Ruteuberg, Ein Blasenspiegel beim Weibe. Deutsche
Zeitscbr. f. pract. Med. 1876. No. 7.
Nach Einführung eines SmON’schen Urethralspecnlnin kaun mau die sich vor
die hintere Oeffnnng legende Schleimhaut der Blase ziemlich gut sehn, allein bei
leerer Blase ist es nicht möglich, zu bestimmen, welchen Theil derselben mau ins
Gesichtsfeld b« kommt tt, versuchte deshalb die Blase dabei auaeudehuen, und zwar
durch Luft. Das Speculura wird vorn durch ein Fenster verschlossen, und durch
einen seitlich angebrachten Gnmmischlauch wird nun die BlAse aulgebläht. Um die
vordere Wand zu besichtigen, kann auch noch ein nach Analogie des Kehlkopf
Spiegels geformter Spiegel durch das Speculuin •■ingeführt werden. v Heselberg.
P. K. Pel, lieber die Wirkung des salicylsauren Natrons bei
Intcrmittens. Deutsch. Arch. f. kliu. Med. XVII. S. 314.
Von 13 auf der RosKNSTBia'schen Klinik iu Leiden mit Salicylsäure behan-
delten Intermitteusfällen genasen nur 3, während bei 6 gar keine und bei 4 eine
vorübergehende Heilwirkung beobachtet wurde. Die Dosis betrug 4 — 16 gm. mit
Natr. phosphor. oier bicarb. Beiläufig bemerkt fehlt bei de.i in Leiden beobach-
teten Interiuittfciiteii oft der Milztumor. Schiffer.
C. Köhnhorn , Üigitalisvergiftung. Kllexbkko’s Vierte ljahrsscbr. XXIV.
S. 278.
Um sich vom Militärdienste zu befreien, gebrauchten 2 junge Leute fort-
gesetzt die Blätter der Digitalis. Der eine von ihnen, der in etwas über 4 Wochen
13,7 gm. verbraucht hatte, starb plötzlich beim Aufrichten, nachdem er schon früher
beim Aufrichten in eine schwere Ohnmacht gefallen war. Die Krankheitserscheiunngen
bei beiden waren die eines schweren Magenkatarrhs, welche aber durch ihr hart-
näckiges Bestehen, durch dns schlechte Aussehen des Krankem durch Fieberlosigkeit
und die geringe, immer mehr abnehmende Pulsfrequenz auffällig wurden. Später
traten Schlingbeschwerden und kurz vor dem Tode Singaltus ein. Die Ohductioa
ergab Blutleere des Gehirns und der grossen Hlutleiter, dünnflüssiges Blut von
dunkler kirsebrother Karbe und Injection und tbcilweise Ecchymosen in der
Schleimhaut des Magens und Dünndarms; sonst keine Organerkraukuiig. Der
Nachweis des Giftes wurde sowohl auf chemischem Wege, als durch tnicroscopische
Bestimmung kleinster Partikel der Digitalisblätter im Mageninha.te geführt.
W. Sander.
£lu«endunK*n für da« Central hlatt wolle man an «Inen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) Krausnickatraas« S4. and Professor Roseuthal, Erlangen, oder (unter Belachloae) an
die Verlagshand lung, Berlin (N.-W.), unter den Linden HS, adresetren.
Verlag von August Hlraehwald ln Berlin. — Druck von H. S. Hermann in Berlin.
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WSchenÜIch «r« eh einen fL ■■ ■ ■ ■ ProU de« JahVfUge«
l-J? Bojen ;»m Scblume lllltl I I Mark: zu beziehen
rie» Jahrgang« Titel, Na- JUi wM CvJlpr JiCww w durch alle BuchhandluD*
men und 8aehrejl«ter. jen und Poatanst ulten.
fhr die
medicinischen Wissenschaften.
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, nnd Dr. H. Senator,
Profeaaor In Erlangen. Professor In Berlin.
1876. ». «luii. No. 28.
Inhalts Sc» wa i br, Knocbenwaehsthum. — Stroganow, Oxydationsprocesse
im Blute. — Krünlein, Herniologische Beobachtungen. — Samt, Epileptisches
Irresein. — Gbhlach, Nervenendigungen im Frowcbberzen. — Malt, Wirkung
des Broms auf Bilirubin. — Deescufkli», die künstlich erzeugte Pneumonie.
U. Schwalbe, lieber die Erniihrungskaniüe der Knochen und
das Knochenwachstlium. Zeitschrift f. An»t. u. Kotwickeloogsgesch. I.
8. 307.
S. nimmt an, dass das Periost interstitiell, der Knochen selbst
aber durch Anlagerung neuer Schichten von Seiten des Periosts, also
oppositionell wachst; folglich muss jede neu an den Knochen ange-
lagerte Schicht im Sinne der periostalen Verschiebung ebenfalls ver-
schoben sein. Die Spuren dieser Verschiebung der sich neu aubil-
denden gegen die bereits abgelagerte Knochenmasse, finden sich in
der Richtung der Ernährungskanäle und der Gefässkanäle. S. zeigt,
dass man aus einer bestimmten Lage und Richtung der Ernährungs-
kanAle auf ein bestimmtes Waclisthum der Diaphysenenden, schliesscu
kann und umgekehrt. Je nachdem das ursprüngliche Forameu nu-
tritinm in der durch das Längenwaciisthnm des oberen oder des un-
teren Diaphysonstückes beinflussten Zone liegt, muss die Richtung
des Ernährungskanales absteigend oder aufsteigend sein. Auch das
Mark wächst interstitiell und verschiobt sich in folge dessen auf der
Innenfläche der compacten Knochensubstanz in derselben Weise, wie
sich das Periost auf der Aussenfläche verschiebt. An den von der
Resorption nicht betroffenen Kndeu der Diaphyse beeinflusst es da-
her in dem Periost analoger Weise die Arehitectur der Spongiosa.
Es müssen natürlich die Architecturlinien des Markes im umgekehrten
Sinne gerichtet sein, wie die des Periost’s; also beim periostalen
Knochen vom neutralen Punkte aus fächerförmig schief nach Aussen,
beim Marke dagegen schief nach Innen gegen die Achse des Knochens.
Die Architecturlinien müssen um so schiefer gerichtet sein, je ent-
fernter sie vom neutralen Punkt entspringen. Mit der Bezeichnung
XIV. JklirgMug. 32
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45)8 N. Strooanow, Zur Kenntni*« de« Oxydiition«profe«*e* im Pinte.
„neutraler Punkt“ (besser wohl „neutrale Zone“) belegt S. diejenige
Stelle an der Peripherie der Diaphyae eines Röhrenknochens, an
welcher der entgegengesetzt gerichtete Waclisthumszug beider Epi-
physenknorpel sich genau neutratisirt. Loews.
N. Strogauow, Beiträge zur Erkenntnis de« Oxydutionsprocesses
im normalen und Erstick ungshlut. (Aus dem Uborat. von Horn-
Skyi.km ) Pfi.cmjku’s Archiv XII. S. 18
1) Zur Entscheidung der Frage, ob das Blut eines erstickenden
Thieros noch Oxyhaemoglobin enthalte, wurde die völlig isolirte
Jugularis oder Carotis von Kaninchen zwischen 2 Glasplatten gebracht
und soweit conprimirt dass eine spectroskopische Untersuchung möglich
war. Das Gelass wurde vor dem Contact mit der Luft geschützt.
Der zu dem Zweck angewendeto Apparat ist im Original beschrieben.
Eis ergab sich, dass das Blut stets, auch im Moment der letzten
Herzcontraction noch Oxyhaemoglobin enthält.
2) Ueber den Sauerstoffgehalt der Lungenluft hei der Erstickung.
Es wurde zunächst die Zusammensetzung der Luft eines abgeschlossenen
Raumes festgesti-llt, in dem Moment, wo das darin verweilende Thier
in Folge von Sauerstoffmangel (die OOg wurde absorbirt), asphyetisch
wurde, die Atheinbewegungen sistirten. Im Mittel von 4 Versuchen
betrug der O.-üehalt der Luft in diesem Augenblick 3,54% in guter
Uebereinstimmung mit früheren Angaben. Nimmt man an, dass das
Blut von dem Sauerstoffdieser Luft in den Lungen denselben Brucb-
tlieil aufgenommeu hat wie bei der normalen Athmung, so ergiebt
sich der Prozentgebalt der Lungenluft au Sauerstoff zu 2,73. —
Als 2tes Stadium betrachtet Vf. das völlige Aufhöreu aller
Athembewegung^n, die alsdann noch in den Lungen restirende Luft
wurde mittelst einer Art kleiner Quecksilberluftpuinpe ausgesogen.
Die Aualyse ergab im Mittel für diese Luft einen Sauerstoffgeb alt von
2,337. Wurde die Luft aus den Lungen erst nach Aufbören der
Herzbewegungen entnommen , so betrog ihr Sauerstoffgehalt nur
0,403 %> e8 war al80 fast »Her Sauerstoff bis auf Spuren aufgenommen,
vom Blut resorbirt.
3. Ueber die Fähigkeit des Erstickungsblutes, auch die letzten
Mengen Sauerstoff aus der Lungenluft aufzuneliinen. Erstickungs-
blut von einem Thier nach Schluss der Athembewegungen wurde
mit einem sehr sauerstoffarmen Oasgemenge geschüttelt und die Zu-
sammensetzung desselben alsdann festgestellt. Es ergab sich, dass
das Blut Sauerstoff auch atifniramt, auch wenn derselbe nur l%und
darunter im Gemenge beträgt Um festzustellen, ob diese lben Ver-
hältnisse auch für die Lungen gelten (was eigentlich schon durch die
früheren Versuche festgestellt ist — lief.), pumpte S. die Luft aus
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Kkusi.kij«, Heruiologixche Beobachtungen.
499
den Lungen nach Aufhören der Athcmbewegnngen aus und führte
andere Luft von bekannter Zusammensetzung ein. In der That ver-
schwand auch hierbei Sauerstoff aus der Luft. So betrug in einen)
Fall die Menge des mit der Luft eiugelührten Sauerstoff 1,289 Co,,
des rcstirendeu 0,747. Das Lungenblut nimmt also auch nach dem
Aufhören der Athcmbewcgungen noch Sauerstoff aus der Luft in die
Lungen auf, so dass in diesen nie Spuren von Sauerstoff verbleiben.
4. Ueber die Grösse des Oxydntionsproccsses im normalen und
Erstickungsblut. Zur Bestimmung dieses Werthes im Erstickungsblut
wurde dasselbe mit eiuem hinreichenden Vol. atmosphärischer Luft
geschüttelt und die Mcuge des rückständigen Sauerstoff bestimmt,
ebenso der Haemoglobingehalt. ht die Menge des aufgenoimneneu
O grösser, als dem Haemoglobingehalt entspricht, so muss 0 zur
Oxydation reducircuder Substanzen im Blut verbraucht sein. Da auch
das Erstickungsblut nie ganz frei von Sauerstoff ist — nach PpLUEOKK
l,7f> Vol.% — so muss diese Grösse au. h mit iu Rechnung gezogen
werden. Die Versuche wurden in derselben Art auch mit venösem
uud arteriellem Blut ausgefübrt. Auch das arterielle Blut nimmt dar-
nach, wie schon PplueGKB gefunden hat, noch Sauerstoff auf und zwar
1,066 bis 1,295 Cc. für 100 Ce. S. nimmt an, dass dass Blut bezüg-
lich seines Haeinoglobingehaltes ganz mit Sauerstoff gesättigt sei.
Das noch aufgenommene Plus wird somit zu Oxydationen verwendet.
Das veuöse Blut nimmt natürlich weit mehr Sauerstoff auf. Das
Erstickungsblut nimmt stets erheblich mehr Sauerstoff auf, als seinem
Haemoglobingehalt entspricht und zwar beträgt dieser üeberschuss
4,93 — 2,84 — 3,31 — 2,34 Cc. für 100 Cc. Blut. Nimmt mau hierzu
den iu ihm enthaltenen Sauerstoff =* 1,75 Vol. so gelangt
man zu dem Mittel 5,10 Vol. °/o<> als Ausdruck der im
Blut vorhandenen reducircndeu Substanzen. S. zieht dann Doch die
Menge des vom Blut allein zur Oxydation gebrauchten Sauerstoffes
= 1,18 Cc.“ ab und gelangt so zu der Zahl 3,927 Cc. Sauerstoff
(dieses Verfahren erscheint dem Ref. nicht ganz gerechtfertigt). Be-
züglich der Versuehsan Wendungen und der genauen Versuchsdateu
muss überall auf das Original verwiesen werden. E. Salkowiki.
Krönt ein, Herniologische Beobachtungen aus der v. Langen-
beck’scheu Klinik. Arcb. f. klio. Chir. XIX. 8. 408.
1. Hernia inguino-propcrito'icalis incarcerata
betrifft einen 54jahrigen Mann mit äusserer, congenitaler, rechtsseitiger .
Inguino-Scrotalbernie. Im Laufe der 27 Jahre, während welcher der-
selbe ein Bruchband getragen, hatte sich der Bruchsackhals von dem
inneren LcLtenriug abgelüst und ein Tlieil des Bruchsacks zwischen
dem Peritoneum und der Faseia traus versa iu der Richtung nach der
Fossa iliaca zu ausgestülpt. Dieser ausgestülpte Theil verwuchs dann
$2*
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501)
Saht, Epileptische Irreaeiueformen.
mit dem anliegenden Peritoneum und bildete so eine praeformirte
Brucbsacktasche, welche durch einen eigenen Bruchsaekbals mit dem
ursprünglichen ßruebsaek zusamraenbiug und Zusammen mit diesem
mittelst gemeinschaftlicher Ocffuung mit der Bauchhöhle communicirte.
— Bei Aufnahme des Pat. lag die incarcerirte Darntschliugc in der
Bruchsackausstülpuug und die Einklemmung hatte ihren Sitz in dem
dieser Umstülpung zukommeuden Bruchsackhalse. Die im Iuguinai-
kanal und Scrotuin belegeuc Schlinge war nicht oder doch erst se-
cuudär, durch diu in Folge der au eiuer weiter unten gelegenen
Stelle des Darmtractus bestehenden Einklemmung hervorgerufene
Stauung eingeklemmt und liess sich leicht reponiren. a
Vf. bespricht an der Hand der bekannten Stbeub Einsehen Arbeit
über Scheinreduetion die in der Literatur vorhandenen ähnlichen
Beobachtungen, betont, dass an der Cruralgegend ähnliche Verhält-
nisse Vorkommen und nimmt als Eutstehuügsmoinente au
1) mit StbeubeL rein mechanische, darin bestehend, dass unzweck-
mässiger Druck von ausseu diu gnuze Bruchgeschwulst zuriickdrängl,
das Bauchfell ablöst und in das gebildete Divertikel einen: Tbeil
des Bruchinhalts vorschiebt.
2) Auomalieen der Bildung des parietalen Bauchfells, Divertikel-
bildungen in der Nähe des inneren Leisten- oder Schenkelrings, wie
solche vielfach anatomisch nachgowiesen worden.
Die Parallelfälle sind lethal verlaufen, der Sitz der Einklemmung
wurde fast immer verkannt.
2. H. intostino-vesicalis scrotalis iucarcerata.
Detaillirte Geschichte einer Herniotomie, bei welcher nach Re-
position mehrerer Dünndarmschlingen die Blase im Bruchsacke gefun-
den uud reponirt wurde.
K. ist mit Vebdier der Ansicht, dass die H. vesicae inguinalis
erst post partum sich bildet und dass sie ganz allein bestehen kann,
meist aber in Combination mit Darm- oder Netzvorfall angetroffen
wird. Die Meinung, dass eine solche Hernie immer in einem beson-
deren Brucbsack sieb befände und dass sie in Folge von Verwach-
sungen mit dem Zellcngewebe des Scrotum stets irreponibel sei, gilt
für die Majorität der Fälle, aber nicht für alle. Willi. Koch.
P. Samt, Epileptische Irreseinsformen. Arcb. f. P»j»b. v. 8. 397.
VI. ß. 110.
S. sucht zu beweisen, dass die epileptischen Irreseinsformen als
wohl charakterisirbare klinische Krauklicitsbilder sich von dem Gros
der Psychosen abheben, so dass der erfahrene Irrenarzt, auch ohne
epileptische Antecedentien, in vielen Fällen die epileptische Natur des
Irreseins zu erkennen im Stande ist. Nach der Meinung des Rof.
ist ihm dies im Grossen uud Ganzen gelungen und ist diu Arbeit
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--v
Bäht, Epileptische Irreeeiosformeu. 501
als eine werthvolle Erweiterung der Lehre Morel/s und Fal.ret's
über das epileptische Irresein zu bezeichnen.
Je nach Dauer, Verlauf und dem Verhältnis« zum epileptischen
Anfall ordnet der Vf. «eine zahlreichen (über 40, zum Tlieil sehr aus-
führlich mitgetheilten) Fälle in 4 Hauptgruppen.
1. Das psy c hisch ep i le p t isch c Aequivalent. Einem kurz
dauernden*), von Prodromen eingeleiteten Paroxysinus höchster Er-
regung und Gcwaltthätigkeit folgt ein „postparoxysraelles“ Angst
Stadium von einigen Tagen, später partieller Erinucrungsdefeet.
4 Krankengeschichten zeigen den Uebergang dieser Form zum
petit mal.
2. Dasprotrahirte psychisch-epileptische Aequivalent
Ungewöhnlich rasch verlaufende Anfälle (einige Wochen bis etwa
2 Monate) von Geistesstörung mit charakterischem Inhalt (Gewalt-
tätigkeit, heftigste Angst, Grösscnvorslellungen) wiederholen sich in
bald kurzer ball 1 — 2 Jahren dauernden Intervallen. Sowohl die
Anfälle wie Intervalle sind reich an nervösen Symptomen.
3. Das chronisch protrahirte epileptische Irresein
unterscheidet sich von dem vorigen durch seine Dauer und kann
in Demenz übergehen. Es entwickelt sich auch aus der vorigen
Form. Der Inhalt ist hier mannigfacher: bald herrscht ein eigen-
tümlicher Stupor vor, bald ein Gemisch von ängstlichen mit Grössen-
delirien. Neigung zu höchster Gewalttätigkeit ist fast allen Fällen
eigen.
Für die Fälle dieser 3 Kategorien, die der Vf. unter dem Namen
der psychischen Aequivalente zusainmenfasst, fehlen epileptische Ati-
tecedentien in der Regel entweder vollkommen, oder sind doch nur
ganz vereinzelt vorhauden. Die einfachen Aequivalonte endeten
günstig, ebenso die recidivirenden der 2. Form. Das chronisch pro-
trahirte epileptische Irresein giebt eine zweifelhafte Prognose.
Während diese drei Formen verhältnissmässig selten sind, sind
die Fälle der folgenden Kategorie häufig:
4. Das acute postepileptische Irresein. Die meisten
Kianken zeigten einen „postepileptischen Stupor“ spezifischer Art
mit intercurrenten gewaltthätigen Handlungen und nachträglichem
Erinnerungsdefert, andere entsprechen dem FALRET’schen Bilde des
grand mal iutellecluel. In 2 Fällen beobachtete der Vf. eine post-
epileptische Mania-artige Erregung, die bald in Stupor überging, in
4 Fällen, alten Epileptikern (Fall 28—31) charakteristische religiöse
Delirien von „traumartiger Incohärcnz und Absurdität“, wieder mit
gewaltthätigeo Neigungen.
*1 Wenige Augenblicke bis mehrere Stunden.
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502 EllWI», SCHHÖTTKH, OiOMIIAHM, TKSXDHLKHBr HO , DWH, J«> *•«"»
Das po9tepileptische Irresein folgt in dei Regel den grossen
epileptischen Anfallen, mit Vorliebe den serienarlig auftretenden An-
fällen, es beginnt nicht unmittelbar nach den Anfällen, sondern oft
erst nach Tagen ; es giebt fast ausnahmslos eine günstige Prognose,
und zwar beträgt die durchschnittliche Dauer nur wenige läge.
Ara längsten, bis ungefähr 2 Wochen, dauert das räson.nrende Deli-
rium Falbkt’s. ... . . ,,, .
Diu Uebersicht über den reichen Inhalt der Arbeit wird übrigens
durch eine mangelhafte Anordnung des Stoffes sehr erschwert.
Wermcke.
L. Eisberg, Syphilitic Merubranoid Occluslon of the Kima
Glottidis. American Journal of Öyphilography an.t Dormatology. Januar
1874.
Schröttor, Mein Verfahren zur Heilung von Larynxstenosen.
Laryugol. Mittli. Wien 1875. S. 32.
Grossmann, lieber die Behandlung der Larynxstenose. 1,11
Pas.
W ien. med.
pal häutige
ankheit
eiben
klin. Wocbeuarlir. 1875. No. 26-
Trendelenburg, Bemerkungen zu vorstehendem Aufsatz
No. 38.
Dupuls, Methoden zur Beliandlu^SLder Larynxstenosen. Deutsch»
med. Worlteneehr. 1875. No. 9.
Jelenffy, Zur Therapie der LarynxverwiWÄ£Iinoen
Wocheuschr. 1876. No. 9 u. 10.
E. sind unter 270 Fällen von Larynxsyphilis 6
Verwachsungen der Rima glottidis vorgekommen. Diese
gehört der späteren Zeit der Syphilis au, aber die Knorpel
relativ frei. Denn nur zweimal war der freie Rand der Epiglottis
nichtet, zweimal angefrossen und einmal die Aryknorpc! erkranlc
Männer waren häufiger befallen, als Frauen und die Mehrzahl der
Individuen war jugendlich. Die Membran wird aus Narbe ngewebo
nach syphilitischen Ulcerationcn gebildet. Sie erscheint zunächst
immer am vorderen Vereinigungswinkel der Stimmbänder, das Laryn-
goscop sichert die Diagnose des membranöseu Verschlusses und unter-
scheidet diese Form der Larynxstenose von anderen nichtmembra-
nösen Verengerungen des Larynx, die bei Syphilis Vorkommen.. Auch
kann das Laryngoscop durch den Nachweis von characteristischen
Geschwüren und Narben oder den Ausschluss von Lupus und Tuberkeln
Hülfspunkic geben, um die syphilitische Form des tuembranösen
Glottis-Verschlusses von uichtsyphilitischen Formen dieses Zustandes
zu unterscheiden, welche angeboren und nach Verletzungen oder als
Folge der Tbyrotomie sich finden. Was die locale Behandlung an-
langi, so empfiehlt E. die Galvanokaustik, die er p r vias naturales
an wendet. Er giebt derselben vor dem Messer und der Thyrolomie,
welche er frül er versuchte, den Vorzug, weil di-: Wieder Verwachsung
der getrennten Mcmbrau nach Anwendung des Galvanokauters nicht
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T.arynzstenoten. Gsrlaoit,
508
vorkon;me. Der Galvanokauter muss meist mehrmals angewandt
werden. Ala Nachbehandlung wird Stimmgymnastik, Inhalationen von
Adstringentien und auch die Anwendung von Bougies empfohlen In
Fallen, in denen keine Tracheotomie gemacht war, wendet E, hohle
ßougies au, die oben und unten offen sind.
Sch. bat in 4 Fällen, in denen 3mal im Typhus und einmal
wegen idiopathischer Perichondritis die Tracheotomie gemacht war
und das Tragen der Canülc wegen Fortbestehens von Larynxstenose
dauernd uöthig wurde, versucht die Glottis durch Einlegen der
TKENDKLGN'BUUG’sclien Zinn-Hougies zu erweitern. Dieselben waren
so eingerichtet, das t sie festlagen und 24 Stunden und darüber im
Laryux liegen blieben. Es soll diese Methode immer, wenn auch
mit Unannehmlichkeiten vertragen werden. Die Theile gewinnen
ihre Beweglichkeit wieder, verlieren dagegen ihre Empfindlichkeit.
Die Larynxstrictur erweitert sich, doch lässt es Sehr, selbst unent-
schieden, ob soweit, dass dadurch das Tragen der Canüle über-
flüssig würde.
G. beschreibt Sch.’s Verfahren, wogegen T. seine Priorität
geltend macht. (Chi. 1872 S. 182.)
J. bezweckt die Inangriffnahme der Strictur von der trackeotomi-
seben Wundöffnung aus mit schneidenden Instrumenten und das
Einlegen eines metallenen Fähnchens zwischen die vorderen Stimm'
bands - Winkel , welches auf der Canüle befestigt wird. In einem
Falle, in welchem er dieses Instrument anwetiden wollte, und in dem
er Granulome der Trachea und des Larynx von unten her wegfitzte,
kam er nicht dazu, weil die Strictur auch ohne das heilte, nachdem
aus dem Ventriculus Morgagni hervorragende Hyperplasien entfernt
worden waren.
D. schlägt vor, die Strictur von der tracheotomischen Wundöffnung
aus durch hakenförmig gebogene Bougies zu dehnen und darauf von
unten ber in den Laryux eine Canüle einzuschieben oder zwei
Röhrchen anzulegen, die getrennt das eine in die Trachea, das andere
ju den Larynx cingeschoben und zu einer einzigen "Pförrnigeu Canüle
vereinigt werden. (Bougies und Röhren sind durch Abbildung ver-
deutlicht.) B. Fr&nkel.
L. Ferlach. Ueber die Nervenendigungen in der Musculatnr des
Froscliherzens. Vucho»'* Arch. LXvi s. i87.
Im Hermen des Fröscht*« kommen 3 Nervennetze vor: 1) der Grmidplexus,
welcher sieb ans gröberen und feineren Nervenstämmchen snssmmensetst und Oanglien-
sellen enthalt; S) des perimusculüre Netz, welches die einseinen Huskelbündel
umspinnt; es wird ron feineren Fasern gebildet, welche im Verlaufe and in den
Knotenpaukten des Netse9 Kerneiulegerungen zeigen; 3) das intrsmnseiilHre Nets,
das nur ans Nervenfibrillen besteht, welche im Innern des Muskel bündele zwischen
den Zellen verlaufen, und welche in das Innere der Muskelzellen eindringen können.
Loewt.
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504
Mai r. DKrarnni d.
R. Mal.v, lieber die Einwirkung von Brom auf Bilirubin.
Sitsnogb. der W. Aead. d. W. Bd. 1.XXII S. Octb.
Losungen von Bilirubin in Chloroform zeigen beim Hintubringei) von Brom
dieMelben Karbenveränderungeo wie bei der (•tneliii’erhen li-aetion mit SalpetersKure.
Trotzdem handelt es sich dabei nicht, wie man bisher amiahm, um Oxydationen,
sondern es entstehen, wie Vf. zeigt, bromhaltige Substanzen. Kineti Körper von con-
stanter Zusammensetzung erhielt M. durch allmäliges Zutupfen von Brom in Chloro-
form gelöst zu in Chloroform suspendirtem Bilirubin, bis die Orange -Farbe der
Lösung verschwunden war. Es scheidet sich hierbei ein schwarxblauer Körper aus,
der durch Auflösen von Alkohol und Füllung mit Wasser gi-reinigt wird. Derselbe
ist Tribrombilimbin Ci, Hw Br3 N4 04, wenn man die Formel des Bilirubin verdoppelt.
Das Tribrombilimbin löst sich mit schön blauer Farbe in Alkohol und Aether,
ist unlöslich in Wasser, es löst sich auch in Alkalien, die leicht zersetzend ein-
wirken unter Bildung von Bromuatrium und Biliverdin. Natnumamalgam führt
dasselbe iu Hydrobilirubin über; bei Anwendung von Aether zu Darstellung statt
Chloroform wurde es einmal krystalünisch in Form der Haeminkrystalle erhalten.
E. Salkowsky.
J. Dreschfeld, Experimental researches on the Pathology of
Pneumonia. Luncei 1876 Nr. 2.
Di« Experimente de« Vf. nehmen ihren Ausgangspunkt von der Ansicht Fhikd-
i.Isdxbs, dass bei künstlich erzeugter Pneumonie die in die Alveolen gesetzten Ituud-
telleu wesentlich ausge» änderte farblose Blutkörperchen «ein, während die allerdings
geschwollenen , grannlirteu und mchrkernigen Epithelzellen der Alveolarwaud eine
passive Rolle spi -len sollen. Dem gegenüber spricht sich V., welcher auf dem Wege
der doppelseitigen Vagusdurchschneidung, sowie in einer anderen Rxperimental-
reihe durch Injectiou von Argentmn nitr. bei Kanine.hen, Meerschweinen u. Huuden
Pneumonien hervorbraebte, dahin aus: dass das erste Stadium de« Prozesses (ra.
4 Standen nach der Operation) in einer actireu Wucherung der Alveolar-Epithel*
zellen besteht, welche anschwellen, bis zu 4 Kernen bekommen, and dann abge-
stossen werden.
Danach tritt active Hyperämie, Erweiternng and Schlängelung der interalveo-
laren Capillaren nnd Auswanderung farbloser Blutkörperchen ein.
Des Epithel unterliegt, wenn der Prozess der Proliferation beendet ist, einer
fettigen Metamorphose. Orzwtu.
ln Folge der Arbeitseinstellung der Setzer unserer
Drnckerei kann heute nur eine halbe Nummer ausgegeben
werden. Der Rest mit den Originalmittheilungen wird mit der
nächsten Nummer zusammen erscheinen. Die Verzögerung bitten
wir unsere Leser zu entschuldigen.
D. Red.
Blnaendnngen für da* Oentralblatt wolle man an einen der beiden Heraoageber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) Krannniekatra*** 84, and Profeeeor Roaenthal, Erlangen, oder (unter Belächln**} an
dl* Verlagahandlnng, Berlin (N.-W4. unter den I.tnden 6*. adreeslren.
Verlag von August Hlreehwald In Berlin. — Druck von H. 8. Hermann In Berlin.
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' o /
Wöchentlich erscheinen
1— 8Bo(fen ;am Schl na*«
des Jahrgangs Titel, Na-
men- and Sachregister.
Centralblatt
für die
Preis des Jahrgtnges
80 Mark; sa beziehen
durch alle Baehhandlun-
gen und Postamt altes.
Dr. J. Bosenthal,
Professor ln Erlangen.
Redigirt von
and
Dr. H. Senator,
Professor ln Berlin.
1876. 15. Juli. No. 29.
Inhalll Hüter, Febrile Störungen des Blutkreislaufs. (Orig. • Mitth). —
Schmidt, Wirkung erbitsler Fermente. (Orig. Mitth). —
Hkhtwio. Befruchtung und Wacbsthum des Eies — Tbih, Histologie des
Bindegewebes. — C ah, Geschmack afilsern der chorda tympani. — Kl.se, Zur
Physiologie des Sehens. — Harnsics, Albumin. — Hsidssbiicb, Schraubeo-
baeturie des Rückfalls -Typhus. — Schul tzs. Aneurysma der I. Wirbelarterie mit
Facialiskrampf
Renaut, Kuocbeugewebe. — Mo C.sTsy, Bau der Spinalganglien und Ner-
venfasern. — liocHsro s taine and CocTy, Erregbarkeit der Muskeln bei Koblen-
oxydvergiftung. — Kühler, Carbol-Jute-Verbaud. —
Die febrilen Störungen des Blutkreislaufs , mikroskopisch
beobachtet an der Palpebra tertia septisch- and pyämisch
inficirter Warmblüter.
Vorläufige Mittheilung von Professor Dr. t). Hilter.
Nachdem ich in dieser Zeitschrift (1872 Nr. 49) die Unter-
suchungen, welche ich mit Dr. Gkevelkb gemeinsam Uber die allge-
meinen Kreislaufstörungen nach septischer Infection am Frosch an-
gesteilt batte, veröffentlicht und auf Grund derselben eine neue
Fiebertheorie zu begründen versucht hatte (Cbl. 1873 Nr. 5 f.) legte
ich diese Theorie der systematischen Darstellung der Wundfieber
in meiner allgemeinen Chirurgie (1873 15. — 22. Cap.) zu Grund.
Diese Theorie, welche sich auf die für den Chirurgen wichtigsten
phlogistischen, d. b. durch entzündliche Vorgänge bedingte Fieber-
arten bezieht, ist, wie ich damals voraussab, auf grossen Wider-
stand getroffen; man hat sich nicht dazu verstehen wollen, von alt-
gewohnten Vorstellungen sich zu Gunsten einer Theorie zu be-
freien, welche ihre wesentlichste Stütze in Versuchen an einem kalt-
blütigen, jeder Eigentemperatur entbehrenden, zu einer febrilen Tem-
peraturerhöhung mithin unfähigen Thier suchte. Indem ich selbst
den Mangel maassgebender Versuche an Warmblütern fühlte und in
einigen hämatodynamiachen Untersuchungen an Hunden nur eine
unvollkommene Ergänzung zu jenen Versuchen am Frosch liefern
XIV. Jahrgang. 83
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506 Hötrb, Febrile Störungen de» Blutkreislaufs.
konnte, musste ich mich bescheiden, meine Fiebertheoric als eine
hypothetische hinzustellen. Endlich ist es mir jedoch gelungen, die
Methodik der mikroskopischen Untersuchung des lebendigen Kreis-
laufs an Warmblütern so zu vervollkommnen, dass ich thatsäcbliche
Beweise für das Zutreffende meiner Fiebertheorie durch Versuche
an Warmblütern liefern kann. Dr. Balser, Assistent am hiesigen
Universitäts-Krankenhaus fand an der Palpebra tertia der Kaninchen
und Schafe ein Territorium, welches ohne nennenswerthe Verletzung
die mikroskopische Beobachtung des Blutkreislaufs in genügender
Schärfe gestattet. Schon bei Gelegenheit des Chirurgencongresses,
welcher zu Ostern d. J. in Berlin stattfand, demonstrirte Dr. B. ge-
meinsam mit mir den physiologischen Kreislaufversuch. Inzwischen
sind wir durch pathologische Variationen des Versuchs zu einer
Reihe wichtiger Ergebnisse gelangt, unter welchen mir die Befunde
bei septischer und pyämischer Infection der Kaninchen und Schafe
von allgemeinster Bedeutung zu sein scheinen und deshalb hier kurz
mitgetheilt werden sollen.
Die Versuche wurden von Dr. Balser, Cand. med. Max Hof-
MKIER und mir gemeinsam augestellt und zwar die meisten an
grossen Kaninchen, einige an Lämmern. Die letzteren stellte uns
Herr Professor Dammann an der landwirtschaftlichen Akademie zu
Eldena zur Verfügung und sind wir demselben hierfür, wie für die
freundliche Unterstützung, welche er unseren Versuchen überhaupt
zu Theil werden liess, zu Dank verpflichtet. Die Fixation der
Köpfe geschah bei Kaninchen und Lämmern mittelst des Czer-
MAK’schen Kopfhalters. Die sonstige Technik der Versuche wird von Dr.
B. in dem jetzt im Drucke befindlichen I. Heft des VII. Bds. der deut-
schen Zeitschr. f. (Jhir. veröffentlicht werden. Jndem ich hier auf
diese Publication verweise, welche die Collegen in Stand setzen wird,
unsere Versucho zu wiederholen, bemerke ich nur noch, dass alle
Fehlerquellen, wie z. B. Narkose des Thiers, allzu starke Spannung
der Palpebra, Abknickung und Vertrocknung derselben, leicht ver-
mieden werden können und dass der physiologische Kreislauf in der
Palpebra tertia der Kaninchen und Schafe an Regelmässigkeit nichts
zu wünschen übrig lässt. Jedenfalls kann sich der Blutkreislauf des
Frosches mit dem Blutkreislauf des Kaninchens nicht messen. Um
so zweifelloser ist es, dass die zu beschreibenden Kreislaufstörungen
durch die Infection der Versuchsthiere ausschliesslich herbeigeführt
wurden.
Die Infectionen wurden in den meisten Fällen durch faulendes
Blut, in einigen Fällen durch frisch entleerten menschlichen Eiter
hergestellt und zwar wurden die inficirenden Flüssigkeiten bei den
Versuchstieren subcutan eingespritzt. Natürlich bedarf es einiger
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Hötei, Febril« Störungen de« Blutkreislauf».
507
Vorversuche, um die Quantität der inficirenden Flüssigkeit festzu-
stellen, welche zur Erzeugung des Fiebers nothwendig ist und welche
andrerseits das Thier nicht zu schnell tödtet. Es ist uns vorgekom-
roen, dass der Tod früher eintrat, als wir die beabsichtigte Unter-
suchung der Kreislaufstörung machen konnten; auch kam es vor,
dass die Untersuchung zufällig auf die Periode der prämortalen
Agonie fiel. Solche Untersuchungen haben selbstverständlich nur
eine relative Bedeutung. Die meisten Untersuchungen stellten wir
so an, dass die Thiere nach denselben noch mindestens einen, zu-
weilen auch noch mehrere Tage und selbst längere Zeit bis zu 14
Tagen lebten. Ich führe diesen Umstand zum Voraus an , damit
man nicht glaube, dass wir etwa Störungen gesehen hatten, welche
auf das Sinken der Herzkraft in der Agonie zu beziehen wären und
von uns falsch gedeutet sein könnten, ln mehreren Fällen haben
wir schon 12 — 20 Stunden nach der Infection, also bei an hebendem
Fieber die Untersuchung angestellt und doch schon die unverkenn-
baren Kreislaufstörungen des Fiebers beobachtet.
Die Kreislaufstörungen der septischen Infection
zeichnen sich aus durch globulöse Stasen in deD Capil-
laren und den kleinen Venen, d. h. durch eine Ausschal-
tung zahlreicher kleiner Blutgefässe aus dem Kreislauf^
wobei meistens die ausgeschalteten Qefässe mit dicht zu-
sammen g ed rä n gte n rothen Blutkörperchen gefüllt sind.
Alle Erscheinungen sind denjenigen analog, weiche ich früher am
Frosch beobachtete, udü variiren nur, wie mir scheint, entsprechend
den Unterschieden in der Grösse und Form der rothen Blutkör-
perchen und dem Unterschied der Herzkraft, welche wohl für das
warmblütige Thier als relativ grösser angenommen werden kann
Für die beginnende septische infection kann man bei dem Warm-
blüter entschiedener als beim Frosch erkennen, dass die Störungen
der rothen Blutkörperchen pradominiren. Im ersten Beginn sieht
man nur eine vorübergehende Störung in den Capillaren; es bilden
sich kleine Klumpen dicht zusammengeklebter rother Blutkörperchen
(ungefähr 3 bis 10 zusammen) und diese Klumpen sieht man oft
schneller, oft langsamer durch die Capillaren hindurebpassiren. Je
fortgeschrittener die lufection ist, desto häufiger und desto dauernder
kommt der Blutstrom in einzelnen Capillargebieten zum Stehen.
Mir scheint es keinem Zweifel zu unterliegen, dass diese Störung
nicht auf ein Sinken der Herzkraft bezogen werden kann; denn sie
entbehrt der Allgemeinheit und der Stetigkeit der Erscheinungen.
Man beobachtet dicht neben einem ausgeschalteten Capillargefäss
oder neben einer ausgeschalteten kleinen Vene ein anderes Capillar-
gefäss oder eine andere gleichgrosse Vene mit physiologisch schneller
88*
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508 HtiTSit, Febril« Störungen des ßlutkrnislaufs.
Circulation; diese Beobachtung spricht direct gegen die Auffassung,
als ob das Erlöschen der Circulation in einzelnen Gelassen von
einem Sinken der Herzkraft abhängig sei. Ferner müsste unter der
Voraussetzung eines bedeutenden Sinkens der Herzkraft die Stase
an der einzelnen Stelle mindestens gleich bleiben oder continuirlich
zunehmen. Statt dessen sieht man in dem einen Getässbezirk die
Stase zur Lösung kommen, während sie in einem anderen, bis dahin
intacten Gefässbezirk zur Entwickelung kommt. Die Lösung der
Stasen erfolgt bei dem Warmblüter im Durchschnitt etwas schneller
als bei dem Frosch, und oft gewährt es ein überraschendes Bild,
wenn ein ganzer cylindrischer Ausguss eines Capillarrohrs, aus ver-
klebten rothen Blutkörperchen bestehend, plötzlich aus dem Capillar-
rohr in die nächste Vene gepresst wird und durch diese in pfeil-
schneller Bewegung gegen das Herz hin in dem Blutstrom fortge-
rissen wird. Ebenso zierlich und schön ist das Bild, welches da-
durch entsteht, dass der Blutstrom in einer kleinen Arterie einen
Hauien zusanimengeklebter rother Blutkörperchen in ein Capillarge-
biet hinein wirft. Im Beginn der Infection sind die Klumpen klein
und weich und dann entsteht oft nur eine momentane Stockung in-
dem der Klumpen zerkleinert oder auch im Ganzen durch das Capil-
largebiet hindurchgepresst wird; bei länger andauernder und bei
schwerer Iufection führt ein solcher Klumpen oft zu mehr dauern-
der Störung. Doch siebt man niemals diese Klumpen rother Blut-
körperchen etwa wie grosse Emboli reitend auf der Theilungs-
stelle der Capillaren und kleinen Venen sitzen; die embolirten Klumpen
scheinen immer noch weich genug zu sein, um so in die Capil-
laren eingepresst zu werden, wie man eine halbweiche Injections-
massc etwa in die Capillaren durch ein anatomisches Injectionsver-
fahren einpressen kann. Wenn die Infection gegen die tödtliche
Akme steigt, so häufen sieb, neben einer ausgedehnten Stase der
Capillaren, in den kleinen Arterieu und Venen die Klumpen in
grosser Zahl und man siebt sie oft reihenweise in den Gefässen pas-
airen, indem die Klumpen dann oft durch Schichten von klarem
Plasma oder von einem, mit wenigen rothen und weissen Blutkör-
perchen gemischten Plasma getrennt laufen. Der Blutstrom macht
dann den Eindruck, als ob ein, aus unregelmässigen rothen und
weissen Querstreifen zusammengesetztes Band durch das Gefass bin-
durebgezogen würde.
Ich halte es für wahrscheinlich, dass die Stase und Klumpen -
bildung der rothen Blutkörperchen durch die Formveränderungen
derselben in dem von mir in der Allg. Chir. § 281 entwickelten
Sinn eingeleitet und bedingt wird. Ich glaube mich jetzt bei der
directen mikroskopischen Untersuchung davon überzeugt zu haben,
dass in den Blutgefässen bei septischer Infection l'ormveräuderto,
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HOtbb, Febrile Störungen des Blutkreislaufs.
509
sternförmige und stacheligo rothe Blutkörperchen kreisen. Zu den
mechanischen Störungen , welche der Lauf eines rothen Blutkörper-
chens vermöge der Umwandelung der runden Scheibe in eine eckige
Form erleiden kann, gesellen sich gewiss schon früh chemische Stö-
rungen, deren Schwerpunkt in den Beziehungen der Blutkörperchen
zum Plasma zu suchen ist. Vielleicht treten Gerinnungen des Stroma-
fibrins aus den rothen Blutkörperchen oder auch minimale Nieder-
schlage von Plasmafibrin um die sich zusammenballenden rothen
Blutkörperchen ein. Von besonderem Interesse ist noch der Farben-
unterschied, welcher zwischen den Schichten der im ausgeschalteten
Capillar ruhenden Blutkörperchen, resp. den in Arterien und Venen
cursirenden Klumpen auf der einen Seite und zwischen den in nor-
maler Weise circulirendcn einzelnen rothen Blutkörperchen stattfin-
det. Schon bei vorübergehender Stase erhält die Summe der ruhen-
den rothen Blutkörperchen eine dunkel blaurothe, stark venöse Fär-
bung, offenbar durch vermehrte Aufnahme von Kohlensäure aus den
Geweben, welcher eine vermehrte Abgabe von Sauerstoff parallel
gehen wird. Bei länger dauernder Stase mischt sich aber zu der
blaurothen Verfärbung ein bräunlicher Farbenton und so unterschei-
den sich auch die in den Venen cursirenden Klumpen meist durch
diese' bräunliche Färbung von dem übrigen venösen Blut. So schliesst
sich hier die chemische Störung unmittelbar an die mechanische an,
und es bedarf kaum der Erwähnung, dass auf Grund der von uns
beobachteten febrilen Kreislaufstörungen eine vermehrte Oxydation
der Gewebe, eine vermehrte Ausscheidung der Kohlensäure, ein ge-
steigerter Zerfall der rothen Blutkörperchen und andere wichtige
chemische Störungen des Fiebers leicht begreiflich werden.
Febrile, resp. septische Ecchytnosen wurden von uns mehrmals
beobachtet uud scheinen durch die Diapedesia einzelner rotber Blut-
körperchen bei venöscapiilarer Stase entstanden zu sein.
Ueber pyämische Infection haben wir nur eine kleinere Zahl
von Versuchen angestellt, indem wir frisch gewonnenen, möglichst
unzeisetzten Eiter vom Menschen beim Kaninchen subcutan injicirten.
Unsere Versuche beweisen, dass auch nach dem mikroskopischen
Bild der allgemeinen Kreislaufstörung die septikaemische von der
pyämischen Infection getrennt werden muss. Die pyämische
Infection kennzeichnet sich durch das Kreisen von klum-
pig zusammengeballten weissen Blutkör perchen im Kreis-
lauf und durch das Anhaften solitärer, zuweilen auch
gruppenweiss gestellter weisser Blutkörperchen an der
Innenwand der Capillaren und kleinen Venen. Die Kreis-
laufstörungen, welche hierdurch für die rothen Blutkörperchen be-
dingt werden, bestehen wieder in Ausschaltungen der Capillaren aus
dem Kreislauf, wobei dieselben zuweilen nur mit Plasma, häufiger
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510
■cbkidt, OitJT!*»’» Kibringerinnnngsverinch.
jedoch mit rothen Blutkörperchen gefüllt sind, ferner in Stenosirung
der kleinen Gefässe, wodurch der Kreislauf verzögert und der Strom
der rothen Blutkörperchen zuweilen in einem Gefiiss gleichsam gabe-
lig getheilt wird. Bei hochgradiger pyämischer Infection gegen das
tödtliche Ende hin sieht man ein ähnliches quergestreiftes Bild in
den etwas grösseren Gelassen, wie bei hochgradigrr Septikämie, d. h.
Gruppen von weissen und rothen Blutkörperchen, welche in bunter
Abwechselung durch die Gefässe pnsairen.
Mur eine bedenkliche Skepsis wird in den hier geschilderten
Störungen eine unbedeutende, nebensächliche Erscheinung des sep-
tischen und pyämischen Fiebers erkennen wollen. Ich bin der
Ansicht, dass in den beschriebenen Kreislaufstörungen,
welche durch Veränderungen der rothen und weissen
Blutkörperchen bedingt erscheinender Grundzug der sep-
tisch undpyämisch bedingten febrilen Ailgerneinstörung
gegeben ist. Wie weit diese Ansicht begründet ist, wird sich erst
entscheiden, wenn es uns gelingt, alle Fiebererscheinungen aus den
beschriebenen Kreislaufstörungen mit zwingen der Nothwcndigkeit ab'
zuleiten und andere Erklärungen der Fiebererscheinuugen auszu-
schliessen. Da wir im Wesentlichen nur eine Bestätigung der von
mir in meiner allgemeinen Chirurgie ausgeführten hypothetischen
Ansichten über das Wesen des Fiebers gefunden haben, so kann ich
auf diese frühere Arbeit schon verweisen, behalte mir aber auch eine
weitere Begründung der von mir aufgestellten Fiebertheorie für die
nächste Zukunft vor.
Herr Gand. med. Hofmeyer wird die Versucbsprotocolle, welche
sich auf die hier benutzten Versuche beziehen, demnächst ausführlich
publiciren. Greifswald, im Juni 1876.
Bemerkung zu Gautier’s Fibringerinnungsversuch.
Von Professor Al. Schmidt.
Gautikk giebt au, dass der im Vacucm erhaltene Rückstand
von Blut, dessen Gerinnung durch Zusatz von Kochsalzlösung be
bindert worden, bis 100° erhitzt werden könne, ohne seine Löslich-
keit zu verlieren und dass die Lösung, hinreichend verdünnt, wieder
gerinnt. — Dass die Fibringeneratoren im trocknen Zustande
durch eine Temperatur von 100° nicht wesentlich verändert werden,
ist nicht weiter auffallend; dieselbe Erfahrung macht man bekannt-
lich ja auch mit dem Albumin. Es frägt sich nur ob die GaüTIEB-
sche Beobachtung einen Schluss gestattet gegen die Auffassung der
Fibringerinnung als eines fermentativen Vorganges.
Dies ist offenbar nicht ohne Weiteres zulässig gegenüber der
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O. Hkbtwio. Befrachtung des tbierischen Eies.
511
Angabe von IIüfneb, dass ein andres thierisehes Ferment, das Pan-
kreasferment eine Temperatur von 100° ohne Veränderung ausiiält.
Zur Bestätigung dieser Angabe mögen die nachfolgenden Ver-
suche dienen , welche ich während eines kurzen Aufenthaltes in
Berlin im Laboratorium des Herrn Prof. Salkowski und in Gemein-
schaft mit demselben angestellt habe.
1, Pepsin (französisches, von MeüK in Dnrinstadt bezogen)
troeknes, mit Amyluin gemischtes Pulver, wurde eine Stunde lang
im Luftbade einer Temperatur von 110° ausgesetet, daun mit ver-
dünnter Salzsäure (0,25° 0) extrahirt und mit coagulirtcm salzarmem
Eialbumin geprüft. Es ergab sich, dass die verdauende Wirksam-
keit des Pepsins durch das Erhitzen durchaus keine Abnahme er-
litten hatte.
2, Staubtroeknes Pankreasferment wirkte, nachdem cs ®/4 Stun-
den lang im Luftbade einer Temperatur von 107° ausgesetzt ge-
wesen, auf Fibrin uicht schwächer als früher, ebenso nachdem es
noch weitere 5 Stunden bei 98° erhitzt worden. Eine zweite Por-
tion desselben pulverförmigen Fermentes erwies sich als vollkommen
wirksam, nachdem sie in einem trocknen lieagensglase 6/4 Stunden
lang in kochendem Wasser, eine dritte als ebenso wirksam, nachdem
sie 6/4 Stunden, gleichfalls in einem trocknen Hengensgiase, in einem
üelbade, in welchem die Temperatur zwischen 100 — 112° schwankte,
versenkt gewesen.*)
Diesen Beobachtungen entsprechend zeigte sich denn auch,
dass man das getrocknete und pulverisirte Alkoholcoagulum vou
Rinderblutserum anhaltend bis 110° erhitzen kann ohne das darin
enthaltene Fibrinferment zu zerstören. Das Wasserextrakt aus dem
erhitzten Pulver wirkte nicht schwächer gerinnungserzeugend als
das aus dem nicht erhitzten.
O. Hertwig. Beitrage zur Kenntnis« der Bildung, Befruchtung
und Theiluug des thierischen Eies. Morphoi. jahrb. 1 8. 347.
H. hat seine Beobachtungen an den Eiern des am Mittelmeer
gewöhnlichen Seeigels Troxopneustes lividus angestellt. Zur Reife-
zeit des Eies erleidet das Keimbläscheu eine regressive Metamorphose
und wird durch Contractionen des Protoplasma an die Dotterober-
tläche getrieben. Seine Membran löst sich auf, sein Inhalt zerfällt
und wird zuletzt, vom Dotter wieder resorbirt, der Keimfleck aber
scheint unverändert erhalten zu bleiben, in die Dotterrnasse selbst
hiucinzugclangen und zum bleibeudeu Kern des reifen befruchtungs-
fähigen Eies zu werden. Etwa fünf bis zehn Minuten nach der Ver-
mischung der Eier mit dem Sperma tritt im Dotter ganz nahe an
seiner Oberfläeho eine sehr kleine helle Stelle auf, aus welcher die
*) Selbst Erhitzen bis 130° (l'/t Stunde) hob die Wirksamkeit nicht auf; da-
gegen war eine bis 170® erhitzte Probe unwirksam. E. Saikowski.
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512
O. Hkrtwio. Befruchtung de« tbieriachen Eies.
Körnchen verschwunden sind. Die Dotterkörnchen in ihrer Umge-
bung gruppiren sich in einzelnen Reihen dicht hintereinander, diese
Reihen sind nach dem Mittelpunkt der hellen Stelle gerichtet, von
welcher sie wie Radien nach allen Seiten ausstrahlen. Anfänglich
ist diese Anordnung der Dotterkörnchen nur auf die nächste Umge-
bung des lichten Flecks beschränkt, je mehr dieser aber anwächst,
um so mehr verlängern sich die Radien und werden schärfer und
deutlicher. Auch in dem körnchenfreien Theil der Figur lässt sich
noch ein kleiner homogener Körper erkennen. Er besitzt fast die
gleiche Lichtbrechung wie das umgebende Protoplasma.
Einige Male sah H. von dem kleinen Körper noch eine zarte
Linie bis zur Eiperipherie reichen und sich hier in ein kurzes feines
Fädchen verlängern, welches in den freien Raum zwischen Dotter
und Eimembran hineinragte. H. sah den kleinen Körper mit deutlich
wahrnehmbarer Geschwindigkeit von der Eiperipherie Bich entferneni
in der Richtung nach dem Kern weiter in den Dotter eindringeD, am
Kern endlich anlangen und an denselben von einer Seite sich anlegen.
Während dessen setzte sich der Eikern gleichfalls in Bewegung, und
rückte näher nach der Eimitte zu. Doch war seiue Bewegung lang-
sam und konnte leicht übersehen werden. Aus Eiern, die U. mit
Reagentien behandelt hat, glaubt H. schliessen zu dürfen, dass endlich
eine Verschmelzung beider Körper stattfinde. Dann wäre der nach
der Befruchtung und unmittelbar vor der Furchung in der Eizelle
vorhandene einfache Kern, um welchen die Dotterkeimchen in Ra-
dien angeordnet sind, aus der Copulation zweier Kerne bervorge-
gangen. Den an der Eiperipherie auftretenden hellen kleinen Körper,
der sieb besonders mit Karmin stark imbibirt, glaubt H. als Kopf
eines eingedrungenen Spermatozoon deuten zu dürfen und schlägt des-
halb für den hellen Körper den Namen Spermakern vor. Der Ei-
kern wird dadurch zum Furchungskem, dass er sich mit dem
Spermakern vermischt. Es besteht vorübergehend in der Eizelle
ein hermaphroditi8cher Zustand, indem in einer gemeinsamen
Protoplasmamasse zwei mit verschiedenen Fähigkeiten versehene
geschlechtlich unterschiedene Kerne vorhanden sind. Um den Fur-
chungskern ordnet sich das Protoplasma wiederum bis zum Rand der
Dotterkugel radienartig. Der Kern umlagert sich mit einer Rinde
körnchenfreien Protoplasmas und verändert seine Gestalt amöboid.
Nach einiger Zeit führen die Formveränderungen am Kern zu einer
bleibenden Verlängerung desselben. Um die beiden Kernpole ordnet
sich der Dotter radienartig, so dass die Eizelle aus zwei kleinen
Saraenfiguren zu besteben scheint, zwischen welchen der Kern als
Verbindungsstück mitten inne liegt. Plötzlich verschwindet der Kern
für die Beobachtung im frischen Zustand. Dann sieht man im Ei-
centrum nabe bei einander zwei runde körnchenfreie Steilen, die durch
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Q. This. Anatomie der Gewebe.
513
einen schmalen körnchenfreien Streifen zusammengehalt en werden
der an der Stelle des früheren vacuolenartigen Kernes gelegen ist.
Der Streifen ist bügelförmig gekrümmt. Um jedes körnehenfreies
Ende sind die Dotterkörnchen in Radien angeordnet. Die Eiober-
fläche erhält zu dieser Zeit ebenfalls mannigfache Ein- und Ausbuch-
tungen, wird gestreckt und theilt sich schliesslich entsprechend den
beideD Samen in 2 Tochterzelleo. Während dessen rücken die Theile
der ilantelfigur auseinander. In dem Verbindungsstiel taucht plötz-
lich je ein heller Punkt auf; er wird zum Kern der Tochterzelleu.
Bei der Viertheilung erleidet der Kern weitere amöboide Veränderungen
in seiner Form, welche zu einer Streckung desselben fuhren. Es
wiederholt sich bei allen folgenden Thoilungen derselbe Vorgang.
Alle neu entstehenden Kerne der ersten Furchungsstadien sind von
gleicher Beschaffenheit wie der Kern der ersten Furchungskugel:
sie sind membranlos und aus einer gleichartigen homogenen Substanz
gebildet. Auch in ihrer Grösse stimmen sie nahezu überein. Rach
jeder neuen Eitheilung hat mithin eine beträchtliche Vermehrung der
Kerne stattgefunden. An Carminosmium Präparaten konnte nachge-
wiesen werden, dass der Kern niemals verschwindet, soudern nur im
frischen Zustande unsichtbar bleibt. Er nimmt bei der Verlängerung
eine deutliche Spindelform an, in deren Mitte eine Anzahl dunkeier,
geronnener in Carmin stärker gefärbter Fäden zu erkennen ist,
welche parallel zu seiner Längsaxe angeordnet sind. Im Hantel-
stadium ist der Kern bandförmig und hat in einiger Entfernung von
seinen Enden, da, wo das Band in den Kopf der Hantel eindringt
je einen verdickten und dunkel gefärbten Abschnitt. Wie die oben
beschriebene mittlere Verdichtungszone der Kernspindel, ist jeder
Abschnitt aus einzelnen parallelen Längsstäbchen zusammengesetzt.
Danach unterscheidet II. am Kernband ein Mittelstück, zwei seitliche
VerdichtUDgszonen und ein Endstück. Loewe.
G. Thin. On The Anatomy of the Conneetive Tia.sues. pro-
ceed. of tlie Koyal 8oc. 1875. Nr. 158.
Durchsichtige tbierische Gewebe, welehe man friscb in Humor
aqueus oder Blutserum einkittet, unterliegen einer Reihe von Ver-
änderungen, durch welche innerhalb weniger Tage sonst unsichtbare
anatomische Elemente deutlich werden. So treten nach 24 Stunden
die sternförmigen Hornhautkörperchen auf einem Horizontalschnitt
durch die Cornea in die Erscheinung. Sie bestehen aus einer scharf
begrenzten Protoplasmamasse, welche sich eine ganz kleine Strecke
weit in Fortsätze hinein verfolgen lässt. Der Kern ist flach, die
Fortsätze werden dicht hinter der Zelle sehr fein und bilden mit
den Fortsätzen anderer Zellen ein feines Netzwerk. Auch an Gold-
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514
G. Tniw. Anatomie der Gewebe.
Präparaten sieht man öfters feine dunkele Linien zwischen den Ker-
nen; sie entsprechen den in Humor aqueus sichtbaren Fortsätzen.
Sie sind umgebet) von den dunkel gefärbten Zügen, die bei Gold-
präparaten gewöhnlich sind und welche den Saftlücken der Cornea
entsprechen. (Corneal spaces.) Gleiche Bilder erhält man von der
Cornea nach Einlegung derselben für 5 — 10 Tage in eine 10%
Salzlösung. Auch die viereckigen länglichen Zellplatten, welche Th.
früher mit Kalilösung nachgewiesen hat, werden auf die erwähnte
Art und Weise sichtbar, am besten in Schrägschnitten aus denen
sie nach 2 — 5 Tagen einzeln oder reihenweis ausfallen. An der
Froschcornea kann man diese Zellplatten nicht selten den primären
Bündeln der Cornea anliegcn sehen. — Macerirt man Sehnen 3 — 5
Tage auf die angegebene VVeise, so siebt man Massen platter Zel-
len, entweder frei in der Flüssigkeit oder an der Kante des Präpa-
rats. In der Achillessehne des Frosches sind dieselben von 3 ver-
schiedenen Grössen, a) breite Zellen, dem durch Silber sichtbar zu
machenden Endothel entsprechend, b) kleinere viereckige Zellen,
ähnlich den Ranvier’schen; sie liegen in doppelten Lagen zwischen
den secundären und tertiären Bündeln, c) lange Zellplatten, ähnlich
den durch Kalilauge isolirbareu, welche die primären Bündel be-
decken. Man kann sehen, dass die an der Oberfläche der Sehne
liegenden Zellmassen ebenso wie die zwischen den secundären und
tertiären Bündeln vorhandenen aus einem doppelten Zelllager be-
stehen, welches durch ein dünnes und transparentes Medium zusam-
mengehalten wird. Das Perimysium und das Neurilemma werden
durch eine doppelte Lage 4 oder fleckiger Zellen gebildet, die eben-
falls durch eine transparente Kittsubstanz zusammengehalten werden.
Vom Neurilemma des Ischiadicus des Frosches kann man nach we-
nigen Stunden verzweigte Zellen von zweierlei Art nach oben dar-
gelegter Methode isoliren; die einen sind schmale Protoplasmamas-
sen, die sich nach beiden Enden in eine feine Faser verfolgen las-
sen, die andern senden zahlreiche sehr feine Fadchen nach allen
Richtungen ab. Manchmal entsendet eine Zelle an einer Seite nur
eine Faser, während sie an der andorn Seite in 2 Fasern ausläuft.
Die Bindegewebsfibrillen bilden gleichförmige flache Bänder, deren
Breite dem Durchmesser eines rothen Blutkörperchens gleichkommt.
Die Bindegewebsfibrillenbündcl liegen in der Kittsubstanz zwischen
den beiden Lagern flacher Zellen. In der Haut und in der Sehne
kann man nach mehrtägiger Maceration sehen, dass die oben be-
regten bandartigen Fibrillenbündel aus feinen scharf conturirten
Bindegewebsfasern bestehen. Die Fibrillenbündel, welcLe die Seh-
nen zusammensetzen sind denjenigen analog, welche sich auch im
Innern des Bindegewebes der Nerven Anden , nur dass sie in letzte-
rem Falle sehr schwach, im ersteren sehr stark sind. Die Fibril-
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Carl. Geacbmackitfaaftrn der chorda tympani.
515
ienbttndel der Cornea können durch Einlegen in Goldlösung von
Vj% > wozu man die. gleiche Quantität Eisessig gesetzt hat, deutlich
gemacht werden. Loewe.
C. A. Carl: Ein Beitrag zur Frage: Enthält die chorda tym-
pani CeschuiacksfasernV Arch. f. otuenbeiik. x. 8. 152.
Seit früher Jugend leidet Vf. an einer Entzündung des Mittel-
ohr’s, welche nach einem mit diphtheritiscber Rachenentzündung
combiuirten Scharlachfieber zurückgeblieben war. Das Trommelfell
fehlt fast ganz, die Schleimhaut der i.abyrinthwand der Paukenhöhle
befindet sich im Vernarbungszustande. Die Hörfäbigkeit ist sehr
herabgesetzt. Die Funktionen des nv. facialis und des n. trigemi-
nus sind vollkommen intakt. Die Sensibilität der vorderen zwei
Drittel der linken Zungenhälfte ist erhalten, ja auch durch Reizung
der chorda in der Paukenhöhle wird eine Empfindung von Prickeln
und Stechen auf eben jener vorderen Zungenseite hervorgerufen.
Dagegen ist die G esch mac k sein p fi nd I ich ke it der vorderen
zwei Drittel der linken Zungenhälfte vollkommen zerstört. Unter
Hinzunabme des Faktum’s, dass nach mechanischen Insulten der
chorda in der Paukenhöhle eine exquisite Speichelabsonderung aus
der linken caruncula salivalis beobachtet wurde, scheint dem Vf. die
Anschauung unmöglich, dass bei dem dünnen Querschnitt der chorda
gerade nur allein die Geschmacksfasern zerstört, die sensiblen und
secretorischen Fasern erhalten sein sollten. Er kommt vielmehr zu
dem Schluss, dass eine Läsion der chorda überhaupt nicht
vorliege. Dagegen existiren andere Nerven in der Paukenhöhle,
deren Zerstörung zugleich Gescbmacksvernichtung bedingen könnte.
Es sind dies die den plexus tympanicus zusammensetzenden Nerv-
chen. Vom gangl. petrosum des nv. glossopbaryngeus tritt durch
den canaliculus tympanicus ein Zweig in die Paukenhöhle und be-
gegnet hier Trigcminusästen, welche vom gang), oticum her durch
den petrosus superf. minor eintreten. Durch die chronische Erkran-
kung der Paukenhöhle wäre dieser plexus bei ihm zerstört. Da
aber andererseits durch klinische Beobachtungen ganz fest steht,
dass eine gewisse Summe schmeckender Fasern sicher in der Bahn
der chorda verläuft, so nimmt Vf. noch eine faktisch existirende Ver-
bindung des gangl. geniculatum nv. facialis mit dem plexus tympani-
cus zu Hülfe, jenem Knieganglion des Gesichtsnerven, zu welchem
sich durch den nv. petr. superf. minor ein Ast. vom gangl. sphenopalati
num des (II. Astes) nv. trigeminus hin begiebt. Der Weg also, auf
dem sich Vf. die Geschmacksfasern des vorderen Zungenabschnitts
zum Hirne verlaufend denkt, wäre der: Sie treten zuerst in den
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516
Exnhb. Theorie des Auges.
raimis ling. des Trigeminus ein und während nun der grössere Theil
derselben via gangl. oticum — petr. superf. rninor — plexus ty mp.
— gangl. petrosum zum glossopharyngeus gelangt, biegt ein vari-
abler Bruchtheil in die chorda ein, passirt so die Paukenhöhle, legt
sich dem nv. facialis an und zieht mit ihm centralwärts zum gangl.
geniculi; von hier aus strebt er als ram. communicans nv. fac. cum
plexu tymp. diesem zu und erreicht so zum zweiten mal in der Pau-
kenhöhle, gemeinschaftlich mit jener ersten vom gangl. oticum her-
kommenden Partie, den nv. glossopharyngeus. Schliesslich erwähnt
Vf. noch, dass die sensiblen Eindrücke bei Rt-izuug der chorda in
der Paukenhöhle, auf der entsprechenden Zungenseite, nur den
Zungenrand eiunehmen. Bernhardt.
8. Exner, Heber das Sehen von Bewegungen und die Theorie
des zusammengesetzten Auges, wiener Sitsgsb. lxxii. 3. Juli.
Nach E. giebt es eine Art des Erkenncns von Bewegungen,
welche nicht als Wahrnehmung sondern als eine Empfindung bezeichnet
werden muss. Versetzt man eine schwarze Scheibe, auf welcher ein
Durchmesser in Weiss gezogen ist, in Rotation, so dass sie sich mit
einer Winkelgeschwindigkeit dreht, die der des Minutenzeigers gleich
kommt, so erkennt man die Bewegung dadurch, dass der weisse Streifen
in verschiedenen Momenten in verschiedener Eage getroffen wird.
Steigert man die Winkelgeschwindigkeit, so kommt ein Moment, wo
sich der Eindruck wesentlich ändert; man glaubt die Beweguug zu
sehen, während man sie früher blos erschlossen hat. Das, wodurch
sich der zweite Eindruck vom ersten unterscheidet, lässt sich in keiner
Weise beschreiben mit nichts anderem vergleichen, trägt also den
Stempel der reinen Empfindung. An den peripherischen Netzbaut-
stelleu ist die Empfindlichkeit für Bewegung relativ sehr gross, für
Localisation sehr klein. In dem unteren äusseren Theile des Sehfeldes
erkennt mau noch Bewegung ohne die Begrenzung des Körpers zu
sehen, welcher sich bewegt. — Ein Faeettenauge fungirt nach Art
unserer peripherischen Netzhautstellen. Joh. Müller’» Theorie des
Facettenauges hält E. aufrecht; es entsteht im zusammengesetzten
Auge ein aufrechtes, mosaikartiges Bild der tiegenstände. Mehrere
Autoren geben an am tirunde des optischen Apparates eines Facetten-
augos, an der Steile des Eudes der Opticusfaser vollständige Bildchen
der tiegenstände gesehen zu haben, von jedem Elemente des zusammen-
gesetzten Auges soll ein solches, umgekehrtes Bildchen entworfen
werdeu. E. beweist, dass diese Angabe auf einer Täuschung beruht.
Ein Element des zusammengesetzten Auges besteht aus Corneafacette
und dem Krystallkegel; bei der Präparation lösen sich sämmtliche
Krystallkegel ab; die vou den Autoren gesehenen Bildchen wurden
(
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Hktbsiü«. Albumin. Hkidknbkich. Schraubenbacterie des RückfalUtypbus. 517
von den Corneafacetten allein entworfen ; es kommt ihnen keine andere
Bedeutung zu, wie jener. Bildchen, welche in der Höhe eines mikro-
skopischen Präparates entstehen, wenn man dasselbe mit dem Con-
densator beleuchtet. Im unversehrten Auge verhindert der Krystall-
kegel das Zustandekommen jener Bildchen. Die einzelnen optischen
Apparate dos Facettenauges vereinigen nur die Strahlen an der Spitze
des Krystallkegels. Durch diese Einrichtung des zusammengesetzten
Auges wird von der Lichtquelle ein weit grösserer Bruchtheil sämmt-
licherK onendigungen erregt als im menschlichen Auge; dadurch ist
das zusammengesetzte Auge im Vortheil beim Sehen von Bewegungen.
Möller (Erlangen).
A. Heynsius. Ueber das Albnmin und seine Verbindungen.
Pflusokb's Arch. XI. S. 624.
H. fasst die Resultate seiner Untersuchungen kurz zusammen :
1) Serum- und Eieralbumin geben Verbindungen mit Salzen der al-
kalischen Erden mit Alkalien und Sauren. 2) Die Verbindung mit
Salzen der alkalischen Erden, ist löslich im Wasser. Die Lösung
coagulirt beim Erhitzen; enthält sie gleichzeitig Salze (Kochsalz), so
ist eine 1 >here Temperatur zur Gerinnung erforderlich. 3) Die AI-
kalialbuminate unterscheiden sich nach der Stärke der Alkalilösung,
ihrer Temperatur und der Dauer der Einwirkung. Starke Alkalien
lösen das Albumin, fuhren es jedoch bald in die coagulirte Form
über; schwächere lösen es ebenfalls, die Umwandlung in die coagu-
lirte Form geschieht jedoch erst bei längerer Einwirkung. Sehr ge-
ringe Mengen bilden selbst beim Sieden nicht die coagulirte Form.
4) Die Acidalbumine unterscheiden sich gleichfalls nach der Concen-
tration der Säure, der Dauer der Einwirkung und der Tetoperatur.
Auch die Säuren führen das Eiweiss bald in die coagulirte Form
über und es gehen dafür dieselben -Sätze, wie beim Alkali. 5) Die
Wirkung der Alkalien und Säuren wird durch neutrale Salze behin-
dert, bei einem höheren Salzgehalt ist eine grössere Menge Alkali
resp. Säure zur Erzielung einer bestimmten Wirkung erforderlich.
Genuine salzhaltige Eiweisslösungen bilden daher beim Sieden ein Al-
kalialbuininat, aus dem das Albumin durch Säuren in löslicher Form
ausgeschieden wird, während ein genügender Alkalizusatz bei dialy-
sirtem salzarmen Eiweiss die Bildung der unlöslichen Modification be-
dingt. Das Serum und Eieralbumin sind in freiem Zustand, wiewohl
nicht coagulirt, in Wasser unlöslich. E. Salkowski.
L. Heideureich. Ueber die Schruubenbacterie des RUckfalls-
typllUS. Vorl. Mittb. Petersb. med. YVocbenschr. 1876. Nr. 1.
Bei allen Kecurrenskrankeu, die. Vf. in einigen Hospitälern
Moskaus und Petersburgs untersuchte, wurden die Obermeyer'schen
Spirillen angetroffen u. z. nur während der Fieberperiode. In ei-
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518
Schcltik. Linktseitiger Feeialiakrampf.
nigen Fallen jedoch Hessen sich diese Organismen in dem Reinissions-
stadinm schon mehrere Stunden (bis au 22) vor Eintritt des Relapses
bei noch normaler Temperatur naehweisen. Zwischen der Zahl der
Spirillen und der Dauer oder Intensität des Anfalls scheint ein Ver-
hältnis» nicht zu bestehen. Vor Eintritt des kritischen Abfalls ver-
schwanden die Organismen; wo sie scheinbar die Krise überdauerten,
bandelte es sich um eine Pseudokriso mit bald wieder eintretender
Steigerung der Temperatur. Niemals zeigteu sich die Spirillen nach
dem letzten Abfall, also zur Zeit der Keconvalescenz, auch dann
nicht, wenn sich an die Recurrens eine andere Krankheit z. B. Typh.
abdom , Erysipel, fac. unmittelbar anschloss. Im Blut einer Recur-
rensleiche gelang es dem Vf. ebenfalls die Spirillen, die jedoch keine
Bewegung zeigten, aufzufinden. Uebrigens zeigten sich dieselben
ebenso wie bei der gewöhnlichen Recurrens auch beim sog. biliösen
Typhus, was sehr für die Identität beider Krankheitsformen spricht.
Vf. stellte Versuche an über den Einfluss der Temperatur auf
die Lebensdauer der Spirobac-terien. Am längsten blieben sie bei
Zimmertemperatur von 15 — 22° 0. beweglich, nämlich bis su einer
Woche und darüber. Bei 37° (J. wurden sie schon nach 15 — 25
Stunden unbeweglich und etwa in der halben Zeit bei Temperaturen
die 40° C. erreichten. Bei niederer Temperatur (bis zu 6° 0.) hörten
die Bewegungen sehr schnell auf, kehrten jedoch wieder, wenn das
Präparat wieder in Zimmertemperatur gebracht wurde. Nur wenn
die Kälte sehr lange eingewirkt hatte, (3 Tage) blieben die Spirillen
für immer bewegungslos. Schiffer.
Fr. Schnitze: Linksseitiger Faeialiskraiupf in Folge eines Aneu-
rysma der arteria vertebral!« sinistra. v.hcnow’« Arcb. lxv. 8. as&.
Ein öüjäbiiger Phthisiker, welcher vor zehn Jahren eine schwe-
rere Verwundung am Hinterkopf erhalten hatte, litt einige Monate
vor seinem Tode au klonischen Krämpfen in der linksseitigen Ge-
sichtsinuskulatur (m. frontalis, Ohr- und Gaumensegelmuskeln ausge-
nommen). — Die Funktionsfälligkeit des linken nv. facialis war
ganz normal, Schmerzen bestanden nicht, ebensowenig Hessen sich
Druckpunkte autfiuden, von denen aus sieb die Zuckungen hätten
sistiren lassen. Die Obduktion ergab eine kirschkerngrosse aneurys-
matische Erweiterung der linken art. vertebralis, etwa V* Zoll vor
ihrer Einmündung in die art. basilaris. Das Aneurysma lag gerade
vor der Oeöiiuug des porus aeusticus internus auf dem Stamm des
linken nv. facialis uud aeusticus auf, es befaud sich iu der Furche
zwischen pous und Kleinhirn vor dessen Flockentbeii. Am nv.
facialis, seinen Asten, und den von ihm iunervirteu Muskeln, eben-
sowenig am nv. aeusticus konnten Veränderungen nachgewiesen werden,
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RkNANT. CiBTlIT.
519
(auch waren während des Lebens keine abnorme Sensationen des
Hörnervens beobachtet worden.) Am nv. facialis (Stamm bis zum
pes anserinus) fand Vf. bei genauerer mikroskopischer Unter-
suchung dieselben Veränderungen, wie sie von Westphal (Cbl. 1874.
892) für Bleilabmung charakteristisch am nv. radiaiis gefunden und
beschrieben wurden. Sie kommen aber nach Vf. auch bei gesunden
Individuen vor und lässt sich diesen eigenlhümlichen Faserbündeln eine
pathologische Bedeutung bestimmten Charakters nicht zusprechen. —
Bernhardt.
J. Renant. Recherche« anatomiqnes sur le tissn elastique
des o.s. ( Labor, d’histologie du College de France. )
Arch. de physiol. 1875. M. 63U.
R. beginnt seine Auseinandersetzungen mit einer sehr ausführlichen Be*
Schreibung de* Baues und der Enwickelung der laugen Röhrenknochen der
Vögel (tibia de« Huhnes). Im Allgemeinen findet R auch au den Knochen der
Vögel die von Ranvier (Cbl. 1874. 452.) als für die Histiogenese der Knochen
typisch beschriebenen Vorgänge wieder. Die langen Röhrenknochen der Vögel
bieten sehr grosse Analogieen mit den gleichen Knochen der Betrachter (S. Banvibr
1. c.) und werden am Besten als zwischen diesen und denen der Säugethiere in
der Mitte stehend betrachtet. — Die Substanz der Röhreuknocben zeigt bei er-
wachsenen Vögeln einen deutlich fasrigen Bau. Derselbe beruht auf dem grossen
Reichthnm Sh a rpk y 'sch er Fasern, aus denen — wie die verknöcherten Sehneu —
die Vogelknochen fast ausschliesslich zusammengesetzt erscheinen. Diese Fasern
sind am dicksten in der Nähe des Periost, im Centrum des Knochens sind sie er-
heblich dünner. — Die elastischen Fasern umgeben die SaARpitT*schen Fasern
Sie siud am reichlichsten vorhanden in der Peripherie der Knochen und werden
gegen das Ceutrum bin seltener. Alle diese histiologiscbeu Thatsachen werden
leicht durch die Entwickelongsgeschichte verständlich. Die langen Röhrenknochen
der Vögel entwickeln sich ebenso, wie die seeuudären Scbädelknochen nnd der
Unterkiefer der Säugethiere aus fibrösem Gewebe. Die fixen Zellen dieses Ge-
webes verwandeln sich direct iu Knochenkörperchen, die Bindegewebsböndel
werden zn S iiARPKr'scben Fasern, und die die Biudegewebsbundel begleitenden
elastischen Fasern werden als solche von der sich bildenden Kuochensubstanz
eingeschlossen.
Ein vorzügliches Object, diese histiologiscben Umwandlungen zu studiren,
bieten die Schädeldeekknocben des bebrüteten Hühnchens vom 20. Tage.
Boll (Rom).
J. Mc. Carthy, Some Romarks on spinal ganglia and nerve-
f Ibre.S. Quarterly journ. of Micr. Sc. 1875. s. 377.
Während die Augaben Über die Spinalgaoglienzelten des Hnndes nichts
Neues bieten, ist eiue Bemerkung über deu Bau der Nervenfasern hervorzuheben.
An mit einfach chromsaurem Ammoniak behandelten Nerven erscheint die Mark
scheide ans kleinen Stäbchen zusammengesetzt, die senkrecht zu der Axe der
Nervenfaser gerichtet sind. Die mitgetheilten Abbildungen von Nervenquer- und
Längsschnitten beweisen, dass dieser Structur eine sehr grosse Regelmässigkeit
zukommt, die au das Aussehen quergestreifter Muskeln erinnern kann. Mit der
von Frommakn, ürandhv u. A. beschriebenen nach Silberbehandluog auftretenden
QuersUreifang des Axencylinders ist diese Streifenbildung der Markscheide
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520
Bochefonttine, k Coutv. Köm.**.
nicht tu verwechselt). Dagegen macht Vf. darauf aufmerksam, dass Lactkemikk
(Cb). 1874 . 706.) eine an Osmiumpräparaten auftretende Btreifang der Markscheide
beschrieben bat. BoU (Kom).
Bochefontaine et Couty: Influence de l’oxyde de carbone sur
la duree de la coutractilite muscnlaire. Gaa. mdd. 1876. No. bo.
Io ihren Untersuchungen über die Dauer der Coutractilität der Muskel-
fasern bei durch Kohlenoxyd, Erstickung, Bulbusdurcbscbueidung. (' rkuUtions-
bemmuug getödteteu Tbierun fanden Vf., dass dieselbe durch das Kohenoxydblut
am längsten bewahrt blieb. Da Erstickungsblut nach Bkrt nur 1% Sauerstoff,
Kohlenoxydblut aber nach Cl. Bkrnard noch 3—4% Sauerstoff enthält, so war *
das oben erlangte Resultat nicht auf die bei der in Rede stehenden Vergiftung
des Blutes etwa langsamer oder weniger ausgiebig stattfindenden inneren
Oxydationsvorgüoge Eurückzuführen. Dio Vf. stützen sich daher in ihrer Erklärung
auf das Factum, dass der todte Muskel nicht allein auf Kosten des im Blute
si hon enthaltenen Sauerstoffs atbme, sondern hauptsächlich auf Kosten des in der
umgebenden Luft enthaltenen. Diese Atbmung führt der vergiftete Muskel mit
'seinem für diesen Zweck unbrauchbaren Blut nicht oder lauge nicht so energisch
aus, wie ein uuvergifteter, wodurch die Integrität seiner Bestandteile länger
erhalten bleibt. Bernhardt.
Köhler. Der Carbol-Jute-Verband. Deutsche ined. Wochouschr. 1S76.
No. 13.
Obgleich der Salicyl-Jute verband den LisTRB'schen Carbol-Gazeverband noch
an Billigkeit übertrifft, so bat er doch den Nachtbeil, dass er nicht uuter allen
Umständen die Sepsis verhindert. Nimmt man aber statt der gewöhnlich ver-
wandten 4proceutigen eine lOprocentige Jute, so wird der Verhau d wieder um
vieles kostspieliger. Auf der BARDEi.KBKiTschen Klinik ist deshalb der Versuch
gemacht worden, eine Carbol-Jute herzustellen und haben die Verbände mit diesem
Stoff in der That allen Anforderungen an einen streng autiseptiseben Verband
entsprochen Die Billigkeit desselben ist so gross, dass man t. B. eine Ober
schenkelamputation mit einem Kostenanfwaude von ca. 50 Pf. aur Heilung bringen
kann. Die Anfertigung der Carbol-Jute geschieht in folgender Weise: Aus der
rohen Jute werden rundliche Scheiben von ca. 15 Cm- Durchmesser, sogenanute
„Jntek neben“ gedreht und diese durch Pergamentpapier getrennt und eu einer
Säule geordnet in ein Gefass mit hprocentiger Carbotsäurelösung getban. Nach
einer Stunde wird die Säure abgegossen and anderweitig verwendet, während die
Kuchen mit einer 2procentigen Carbollösong übergossen werden, in welcher sie
bis zum Gebrauch liegen bleiben. Die Zutbaten an einem solchen Verbände sind
Protective and nasse Mullbinde und muss derselbe 2 mal am Tage mit einer
lVsproceotigcn Carbollösuog augefeuchtet werden. Der erste Verbaud schon kaun
daun 8 Tage und länger liegen bleiben. E. Kurner.
Eilsendungen für da« Central blatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N) Krausnickatrssse 84, and Professor Rosenthal, Erlangen, oder (unter Beisehluas) an
die Verlagshandlung, Berlin (N.-WJ. unter den Linden 68, adreasireu.
Verlag von Auguat Hlrsebwald in Berlin. — Druck von H. 8. Hermann In Berlin.
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rrr
IchwHllch emob einen
I— f Bogen; Am Schlojw«
<i«e Jahrgang« Titel, Na-
men- and Sachr«gl«ter
Centralblatt
für die
Prele de« Jahrgänge*
SO Merk; au beziehen
durch eile Buchbendlan-
gen and Poetenatalteo.
Dr. J. Rosenthal,
ProfoMor ln ErlUfrea.
Redigirt von
und
Or. H. Senator,
Profeeeor In Berlin.
1876. **. Juli. No. 30.
Inhalts Ha bti an, EntoteLuug vou Organismen in gekochten Flüssigkeiten
(Orig.-Mitth). — Flrsch, Knochcnresorption (Orig. Mitth). —
CoLOüiATTi, One Lupusgewebe. — Bbo wn-Ssquahd, Localisation von Hirn -
affectiouen. — Ki.ro, Farbenempfinduug bei indirectem Sehen. — v. Ins, Staub-
lunge. — Rajkwskt, Krebsentwicklung im Zwerchfell. — Rodmann, Epidemische
Lniigeuentzündung. — Eichhorst, Neuropatbol. Beobachtungen. — Catos,
KJeinbirngesch wulst.
Sztmkinwicz, Künstliche Missbildungen. — Rantier, Nerveoröhren. —
Lcchbinokr, Hemmung von Fermentbildungen. — Hock, AddnctionsperspectiT.
— Socolopf, Die acute Milsschwellong — Volkmann, Hydrocelenschnitt mit
antiseptiseber Nachbehandlung. — Winckbl, Erkrankungen der Vulva bei
Zuckerrubr. — Bonn, Ursache des Pemphigus neonatorum. — Oiommi, Klee-
tricität gegen Verstopfung — Qlikt, Erkrankung der Hirnrinde. — Keyks, Ein-
fluss der Quecksilberbebandlung auf die Blutkörperchen. — Babett, Menstruelle
Maetdarmblutuog. —
Untersuchungen über die physikalisch -chemische Gührungs-
theorie und die Bedingungen der Archibiosis in vorher
gekochten Flüssigkeiten.
Von Dr. H. ('harlton Bastian. Prof, der patholog. Anatomie an dem Universität,-
Collegium zu London.
Noch Niemand bat bis jetzt eine ausgesprochene Zersetzung des
Urins, welcher wenige Minuten gekocht und dann vor Verunreinigung
bewahrt wurde, bemerkt. Dies ist von den Anhängern der Keim-
Theorie so erklärt worden, dass die, die Zersetzung verursachenden
Organismen bei 212° F. (100° C) zerstört werden.
Im Folgenden sind einige Versuche mit Urin beschrieben, wobei
zwei chemische Stoffe, nämlich Kalilösung und Sauerstoff unter ganz
neuen Bedingungen, hei grosse)' Hitze, angewendet wurden. Beide
Stoffe sind als Erreger, wenn nicht als Beförderer vieler Gärungs-
prozesse bekannt.
Frühere Untersucher haben zur Hervorrufung der Gährung
niemals Temperaturen über 100° F (38° C) angewandt, die Tempe-
ratur war meist unter 77° F (25° C) obgleich allgemein eine Tempe-
ratur zwischen dieser und 95° F (35° 0) als die günstigste für die
Gährungsprozesse angesehen wird.
Anfangs August 1875 fand ich, dass einige gekochte Flüssig-
keiten, welche bei 77 — 86° F (25 — 30° C) unfruchtbar bliebeD, sich
sofort trübten und von Organismen wimmelten, wenn sie einer Tem-
XIV. Jahrgang. 84
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522
BibTiAN. PLysikalieeb-ctiemisclie OälinmgMheorie.
peratur von 1 15° F (46° C) ausgesetzt worden. Späterhin fand ich
die überraschende Thatsache , dass eine Temperatur bis zu 122° F
(50° C) bei manchen gährungsfähigen Flüssigkeiten zur Einleitung
der Gflhrung vortheilhaft ist. Früher thcilte ich die allgemeine An-
sicht, dass eine Temperatur über 100° F (38° C) für Gährungspro-
cesse eher schädlich, als günstig sei.
Um die ProbeÜüssigkeiten bei der genannten Temperatur zu
erhalten, wurden die diese enthaltende Gcfässe in die Luftkammer
eines Incubators, wie ihn die Physiker anwenden, gesetzt.
Kalilauge als Gährungsboförderer in gekochtem
Urin. Im Herbst 1875 angestellto Versuche ergaben, dass sowohl
Urin welcher in mit Baumwolle verschlossnen Flaschen aufgestullt,
als auch gekochter Urin nach Zusatz der Lauge bis zu fast neutraler
Reaction na<h wenigen Tagen unter starker Entwickelung von Orga-
nismen sich zersetzte, wahrend sonst ganz gleich behandelter saurer
Urin (ohne Kalizusatz) unfruchtbar blieb. Um den Einfluss der
Lauge uoch bestimmter zu erweisen, wurden eine Anzahl kleiner
Retorten mit gleichen Mengen Urins versehen und in jede eine feine
Glasröhre, welche so viel Lauge enthielt, als zur beinahe vollständigen
Neutralisirung nöthig war, gethan. Die Glasröhren wareD vorher an
einem Ende zu einer feinen Spitze ausgezogen, zugeschmolzen und
verschieden lange Zeit in siedendes Wasser getaucht worden. Der
Hals der so zubereiteten Retorten wurde ebenfalls ausgezogen und
während der Urin kochte, zugeschmolzen. Dann wurden sie, mit dem
Hals nach unten, 4 — 5 Minuten lang in siedendem Wasser erhalten.
Nach dem Erkalten wurden die Laugeröhrchen in allen Retorten mit
Ausnahme einer (zur Controlo dienenden) durch starke Erschütterung
zerbrochen und in der Luftkammer bis 50° C gehalten. Der Urin
in allen Retorten zersetzte sich unter Entwickelung von Bactericn,
nur der Urin in der Control-Retorte blieb klar und trübte sich erst,
wenn man ihn ebenso wie die anderen behandelte.
In einigen anderen ganz gleich angeordneten Versuchen wurde
vor dem Zerbrechen der Laugeröhrcben vermittelst eingeführter Platin-
Elektroden durch Elektrolyse Sauerstoff und Wasserstoff
aus dem gekochten Urin entwickelt. Schon nach 7 — 12 Stunden,
also viel schneller als im ungekochten, der Luft ausgesetzten Urin
ging bei 50° C dio Bactericncntwickeluug vor sich.
Bei den vorgenannten Versuchen zeigte sich, dass ein Urin
dossen Säuregrad nicht höher war, als einer Menge von 6 Tropfen
Lauge auf eine Unze (etwa 1,5 pCt.) entsprach , nach dem Kochen
auch ohne Zusatz von Lauge sich zersetzte. Ueberstieg die Säure
ciue Menge, welche 2 pCt. liqwor Kali entsprach, so trat in dom Urin
bei günstiger Temperatur allein keine Gäbrung ein. Dagegen trat
diese im Urin mit jedem Säuregehalt ein, unter dem Zusammenwirken
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Bastun. Physikalisch-« beimache GSbrnogsthenrie. 523
der Wärme und der Lauge. Manche Harne verloren während dos
Aufkochens an Säure (in Folge des Abscheidens saurer Phosphate)
und solche, 6 Minuten lang gekochte fermontirten in kürzerer Zeit,
als wenn sie nur 3 Minuten gekocht waren.
Die allgemeine Annahme, dass Bacterien und deren Keime ge-
tödtet werden , wenn sie 1 oder 2 Minuten einer Temperatur von
100° C ausgesetzt werden, ist noch neuerdings von Tyndall bestätigt
worden. In unsoren Versuchen müssen also die Organismen, welche
iu dem gährenden Urin bei 50° C erst auftreten , in demselben ent-
standen sein. Weun meine fernere Annahme, dass Bacterien und
deren Keime in sauron oder alkal ischen Flüssigkeiten boi fJO-- 70°C
getödtet werden, richtig ist, (Proc. of tho Royal Soe. 1875 Nr. 134
u. 145) dann würde das Fcrraentiren in dem neutrali sirten und ge-
kochten Urin einen weiteren Beweis gegen die ausschliessliche Keim-
theoriu und für die Archibiosis liefern. Die Angabe Pastkur's, dass
in neutralen Flüssigkeiten manche Bacterien eine Hitze von 100° O
überleben können, wird hinfällig gegenüber jenen Versuchen, in denen
der saure Urin gekocht und dann erst durch gekochte Kalilauge
neutralisirt wurde. Zur Erklärung dieser letzteren Versuche bieten
sich 3 Hypothesen. 1. Die gekochte Lauge könnte lebende
Keime erhalten. Diese sehr unwahrscheinliche Annahme wird da-
durch widerlegt, dass, wie ich neuerdings fand, die Lauge di« Fer-
mentation nur in einem bestimmten Verhältniss einleitet, welches von der
Säuerung abhängt. Enthielte sie die Keime, bo müsste schon ein Tropfen
in jeder beliebigen Menge zu ihrer Entwickelung hinreichen. 2. Die
Lauge könnte die in dem gekochten sauren Urin getödteten
Keime wieder lebensfähig machen. Damit wäre zunächst die
vorherige Annahme, dass durch Kochen in sauren Flüssigkeiten die
Bacterien getödtet worden, zurückgenommen. Abgesehen davon aber
wird diese Hypothese widerlegt durch Versuche, welche zeigen, dass
ein geringer Ueberschuss von Lauge die Gährung verhindert, während
selbst ein grosser Ueberschuss derselben die Weiterentwickelung und
das Wachsthuin von Bacterien, die schon im Urin vorhanden
sind, nicht hindert. Diese Hypothese fällt also Angesichts dieser That-
sache und der von Tyndall festgestgllten Thatsache, dass Bacterien
wenige Minuten der Siedbitze ausgesetzt, wirklich getödtet werden.
3. Die Lauge wirkt befruchtend, indem sie in einer Flüs-
sigkeit, welche frei von leben den Organismen und Keimen
ist, chemische fermentative Vorgänge einloiten hilft.
Denn wenn keine lebenden Organismen die Ursache sind, so muss sie
in chemischen Beziehungen zwischen der gekochten Lauge und dein
gekochten Urin gesucht worden. Alle unsere Experimente stimmen
mit dieser Hypothese.
Das Resultat diesor Fermentirung in gekochtem Urin oder einer
34*
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524
Flrsch. Physiologie H**r Knochen Resorption.
anderen zusammengesetzten organ. Substanz sind chemischo Produkte,
Gase etc., welche sich mit der Mutterflüssigkeit mischen, in welchem
gewisse unlösliche Produkte schliesslich auftreten, die sich uns als
Protoplasma- Punkte darstellen, d. h. als „lebendige“ Materie. Diese
entwickelt sich allmählich zu Bacterieu in einer oder andern Form.
Jene unlösliche PartikolcheD werden somit den lange gesuchten
Uebergang von „todter“ zu „lebendiger“ Materie und den Uebergang
von den chemischen zu den sog. „vitalen“ Vorgängen bilden.
Zur Physiologie der Knochen-Resorption.
Vorläufige Miltbeiluog von Dr. M. Flesch, Assistent an der Anatomie zu Würzburg.
Ausgehend von der Thatsache, dass kohlensaurer und phos-
phorsaurer Kalk in Wasser, welches freie Kohlensäure enthält, wenn
auch nur in geringer Menge, löslich sind, versuchte ich, durch Ein-
leiten von Kohlensäure in Wasser, in welchem Knochenpulver sus-
pendirt war, eine Lösung der in dem Knochen enthaltenen Kalksalze
herbeizuführen. Schon nach wenigen Stunden war es möglich, so-
wohl die Gegenwart von Kalksalzen als speciell auch von Phosphor-
säure in dem abfiltrirten Wasser nachzuweisen. Ausserdem ergab
die Xantboproteinreaction mit Sicherheit die Gegenwart geringer
Spuren ei weissartiger Substanz; es sei hierbei noch bemerkt, dass
während des Einleitens der Säure die Suspension auf dem Wasser-
bade zur Körpertemperatur erwärmt wurde.
Es ist hiermit der Beweis geliefert, dass — am todten
Knochen — eine Auflösung sämmtlichcr Bestandteile des
Knochens ohne Gegenwart irgend einer dessen Salze
zersetzenden Säure möglich ist; es findet durch die im
Ueber8chuss vorhandene freie Kohlensäure eine einfache Lösung der
kohlensauren wie der phosphorsauren Salze statt, ohne vorherige
chemische Umsetzung, wie bei den in der histologischen Technik
üblichen Entkalkungsmethodeo. Ob im Leben der gleiche Vorgang
bei der physiologischen und pathologischen Knochenresorption thä-
tig ist — wie Rindfleisch*) schon vor längerer Zeit hypothetisch
für die Osteomalacie als möglich angenommen hat — ist zwar
nicht erwiesen. Es liegt aber einerseits nichts vor, was dieser An-
nahme direckt zuwider liefe, db, wenn die Kalksalze überhaupt in
der Grundsuhstanz des Knochens chemisch gebunden sind, diese
Bindung jedenfalls nur eine äusserst lockere sein kann. Andrer-
seits aber scheint folgende Argumentation zu Gunsten unsrer Vcr-
mutbung zu sprechen. Wie KöLLIKER nachgewiesen hat, zeigen sich
überall, wo eine Resorption des Knochens stattfindet, vielkernige
Riesenzellen, sogenannte Osteoklasten. Diese Gebilde lassen sich
•) Lehrbuch der pathol. Gewebelehre. Cap. XVI.
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Coi.omiatti. Lupus vulgaris.
525
nun aber, wie Ziegleb*) gezeigt hat, experimentell produeiren, wenn
inan weisse Blutkörperchen zur Auswanderung in Räume veranlasst,
in welchen sie nicht die zu ihrer Ernährung normalerweise erfor-
derliche Beziehung zu den Saftbewegungen des Körpers vorfinden.
Wie Ziegleb*) dann weiter nachweist, können die Riesenzellen spä-
ter theils selbst zur Gefassbildung , theils nach einmal eingeleiteter
Circulation zum Aufbau anderer tiewebsbestandtheile verwandt wer-
werden. Jene mangelhafte Ernährung aber, die das erste Auftre-
ten der Riesenzelle bedingte, muss nach allen bisherigen Annahmen
mit einer Anhäufung von Kohlensäure Zusammentreffen. Demnach
wäre jedenfalls die Vermuthung zulässig, dass eine Stauung von
Kohlensäure es ist, die gleichzeitig die Auflösung der Kalksalze
und die Entstehung der Osteoklasten veranlasst. Die fast con-
ataute Anwesenheit der letzteren an Resorptionsstellen würde dem-
nach auf der gleichen Endursache wie der Resorptionsvorgang selbst
beruhen können, ohne dass wir noch eine specifische Thätigkeit für
die Riesenzelle zum Zwecke der Auflösung der Salze anzunehmen
hätten. Eine eingehendere Besprechung dieser Frage wird dem-
nächst an anderer Stelle folgen.
V. F. Colomiatti, Sullu natura e struttura del lupo volgare
(Dali’ Istit anat-path. di Torino.) Tomso 1875. 42 S. 8° t. Taf.
Um die pathologische flistiologie der verschiedenen Lupusfor-
men, speziell die Beziehungen des Lupus zu verwandten Erkrankun-
gen, wie zur Tuberculose der Haut festzustellen, hat C. eine ausge-
dehnte Reihe von Untersuchungen unternommen, denen ein ziemlich
reiches Material zu Grunde liegt: 1 — 4) Fälle von Lupus bypertro-
phicus des Gesichts, 5. 6.) Fälle von Lupus nodosus der Extremi-
täten, 7) Ulcerationeu des Gesichts auf syphilitischer Basis, S) Lupus
serpiginosus des Rumpfes und der Extremitäten (mit Syphilis) 9 — 11)
Fälle von Hauttubcrculose. C. stimmt den neueren Dermatologen
(Hebba, Neumann) bei, welche die verschiedenen in der älteren
Literatur verzeichneten Lupi nodosus, hypertrophicus, exfoliaus, exul-
cerans, serpiginosus u. s. w. nur als verschiedene Erscheinungsfor-
men oder Stadien ein und desselben pathologischen Processes be-
trachten. Pathologisch-histiologische Differenzen existiren in die-
sen verschiedenen Lupusformeu nicht. Dagegeu unterscheidet C. auf
Grund mikroskopischer Untersuchung den Lupus verus von dem
Pseudolupus. Dieser ist seinem Wesen nach identisch mit der Tu-
berculose der Haut, die jedoch durchaus nicht immer lupöse Formen
anzunehmen braucht. Histiologisch identisch, jedoch in ätiologischer
*) Cbl. 1874 8. 801, 913 und 1875 S. 752.
**) Untersuchungen über pathologische Bindegewebe und Gefitasueubildung.
Wüntburg 1876.
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526
Brown -SAquabd. Lokale Iran * dar Flirnaffectionon,
und herapeutischer Beziehung auseinander zu halten sind die bei-
den von C. unterschiedenen Unterabtheilungen des Pseudolupus:
Lupus syphiliticus und Lupus acrophulosus. Nach C. haben Frikd-
läkdkr’s Untersuchungen (Cbl. 1871. 502) keine echten Lupusformen
sondern Fälle von Lupus scrophulosus, d. b. von lupöser Tubercu-
lose der Haut zu Grunde gelegen.
Der wahre Lupus Cs. ist eine Neubildung auf bindegewebiger
Basis: sie tritt auf in Form von Knoten, die im Derma entstehen
und wiederum kleinere Knötchen in sich schliessen. Die ersteren
bestehen aus einem Reticulum ähnlich dem der Lymphdrüssensinus
welches von vielfachen Blutgefässen und Blutcapillaren durchzogen
wird und zahlreiche farblose Körperchen einschliesst. Die einzelnen
Knötchen, welche in diesen grösseren Knoten enthalten sind, werden
gebildet von einer etwas weitmaschigeren Fortsetzung des eben er-
wähnten Reticuium und — in überwiegendem Maasse — von epi-
thelioiden Zellen und einigen selteneren Riesenzellen. Weder die
epithelioiden Flemente noch die Riescnzellen haben jedoch zu dem
Reticulum andere als Continuitätsbeziehungeu: niemals besteht eine
Continutät zwischen den Balken des Reticulum und den Riesen-
zellen, wie dies im Tuberkel der Fall ist. Wesentlich auf diesen
Unterschied ist nach C. die histiologische Differentialdiagnose
zwischen Lupus verus und Pseudolupus zu begründen : Das Gewebe
des ersteren hat niemals tuberculösen Charakter, sondern zeigt viel-
mehr eine grosse Analogie mit der von ZiRar.RR (Cbl. 1874. S. 801.
913) in seinen Experimenten erhaltenen Neubilduug. — Bei dieser
wesentlichen Verschiedenheit der histiologischen Constitution des Lu-
pus verus und der tuberculösen Bildungen kann die äussere Aehn-
lichkeit, die mitunter zwischen diesen pathologischen Zuständen statt-
findet — die Knötchenform der Tuberkel und die Knötchen
im Lupus — nicht für ihre Uebereinstimmung geltend gemacht wer-
den, sondern Lupus und Tuberculose sind als zwei durchaus ver-
schiedene anatomische Kategorien zu betrachten. Boli (Rom).
Brovm-Sequard : 1) Des localisations cerebrales. — Ga*, m«Sd.
1876 Nr. 1-6.
*2) On the appearence of paralysis on the side of a lesion in
the brain. Laiicet 1876 I. Nr. 1 und 6.
ln der Socidtd de Biologie hat sich ein lebhafter Streit
zwischen Brown-S^QDAud und Charcot darüber erhoben, ob es mög-
lich sei, Hirnaffektionen zu localisiren. Bekanntlich hat gerade die
neueste Zeit die Tondenz, durch genauste Beobachtung auf der Kli-
nik und sorgsame Erhebung eines detaillirten und durch die neusten
Errungenschaften der feineren Hirnanatomie erleuchteten übductions-
berichtes, die Physiologie des Hirns zu fördern und dem experimen-
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Klco. Firbenempfindu'tg bei indirectem Sehen.
527
tirenden Physiologen zu Hülfe zu kommen. Bbown-SIsquabd be-
strebt sich neuerdings, jede Möglichkeit einer Lokalisation im Hirn
zu leugnen. Die Leser dieses Blattes müssen auf die Originalmit-
theilungen verwiesen werden, da es unmöglich ist, das in den ver-
schiedenen Diskussionen für und wider behauptete hier auszüglich
mitzutheilen. Folgendes sind die Haupteinwände Bb.-S’s. :
Er habe bei bestimmten Läsionen der Hirnoberfläche bei Thie-
ren stets Funktionsstörungen an den gleichseitigen Exterrnitäten be-
merkt; ausserdem habe er über 200 Fälle gesammelt, durch welche
bewiesen würde, dass nach Läsionen einer Hirnhälfte, dieselbe
Körperseitc gelähmt würde; dass man unmöglich überall in diesen
Fällen das Fehlen der Pyramidenkreuzung aunehmen könne, dass
Lähmung nicht die Folge von Zerstörung im „Centr um“ sei und von
Vernichtung leitender Organe, sondern dass es ein „in die Entfer-
nung ausgeübtes Irrtationsphänomen“ sei. Jede Hirnverletzung
könne diese hervorbringen und ebensowohl direkte, wie gekreuzte
Lähmung erzeugen. — (Cbl. 1875. 830.) — Bernhardt.
F. Klug. Ueber Farbenenipfindung bei indirectem Sehen
v. (jhakpkh Arch. XXI. 1. S. 281.
K. untersuchte mit Spectralfarben und bestätigte zunächst die
Beobachtungen, dass am weitesten vom golben Flecke Blau erkannt
wird, in geringerer Ausdehnung Grün und Gelb, dann Kotb und endlich
Orange. Violett geht mit schwer bestimmbarer Grenze schon nahe
am gelbeu Fleck in Blau über. Ueber den betreffenden Grenzpunkt
hinaus wird Orange Gelb, Roth Farblos, Gelb Grün, Grün und Blau
werden nur weniger intensiv, Violett wird hellblau. Die Fähigkeit, die
Farbe einer Fläche wahrzunebmen, ist in den Seitentheilen der Netz-
haut nicht scharf begrenzt, sondern erstreckt sich weiter mit der
Grösse der farbigen Fläche. Ausserdem hat die Form der letzteren
einen entscheidenden Einfluss, nur wenn sie eine solche ist, dass das
Bild auf Netzhautstellen von nahezu gleicher Farbenempfindlichkeit *
fällt, gewinnt auch die Farbenempfiodung an Ausdehnung. Im All-
gemeinen wird die Form des gesehenen Gegenstandes weiter im
horizontalen als im vertikalen Meridian erkannt, weiter an der äusseren
als an der inneren Seite der Netzhaut. Zwei Quadrate können im
blauen und violetten Licht unter einer grösseren Ablenkung von
der Sehlinie von einander unterschieden werden, als im farblosen
weissen. Der Grad der Ablenkung, welcher noch 2 Quadrate distinkt
wahrzunehmen erlaubt, ist abhängig von der Entfernung der beiden
Quadrate, aber nicht von ihrer Grösse. Die Farbenenipfindung wird
ferner noch durch die Lichtintensität der Fläche beeinflusst, indem
die Farbe eines Gegenstandes um so weiter von dem gelben Flecke
erkannt wird, je intensiver das Licht ist. Micliel (Erlangen).
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628
t. Ins. Untersuchungen über KieseUtaubiubeUtioa.
A. v. Ins, Experimentelle Untersuchungen über Kieseistaubinha-
lation. Dis«. Bern 1870. Arcbf exp. Patb. V. Heft 3.
Vf. IiesA im pathologischen Institute in Bern Hunde während
verschieden langer Zeit täglich 2 — 4 Stunden lang in einer künstlich
erzeugten Kieselstaubatmosphäre sieb aufhalten. Er fand, dass der
in die Alveolen gelangte Staub nicht etwa mechanisch sich in die
Lunge einbohrt, sondern dass er in den Alveolen von Zellen aufge-
nommen wird, welche höchstwahrscheinlich nichts Anderes sind, als
woisse Blutkörper, die unter dem Reiz der Fremdkörper aus den
Capiliaren der Alveolen ausgetreten sind. Von diesen Zellen wird
der Staub so rasch in das Lungengewebe getragen, dass z. B. bei einer
einmaligen Einathmung von Zinnober schon nach 5 Tagen nur noch
wenige Zinuoberzellen sich in den Alveolen fanden. Diese Einwan-
derung geschieht an den Septen der Alveolen, besonders da, wo
mehrere zusammenstossen, vielleicht durch eigentliche Poren. Das
normale Schicksal der in das Lungengewebe eingewanderten „Staub-
sellen“ scheint das zu sein, dass sie durch die Lymphgefässe direkt
in die Bronchialdrüsen abgeführt werden, in weichen sie schon wenige
Stunden nach der ersten Einathmung erscheinen. Es erfolgt aber
diese Ueberwanderung im Wesentlichen nur währeud der Inhalation ;
wird dieselbe nur 3 Wochen lang unterbrochen, so fehlen in den
Drüsen die Zeichen einer frischen Einwanderung. Die Ablagerung
der Staubzelien in dem Lungengewebe würde danach durch besondere,
allerdings fast constant vorkommende Bedingungen (vielleicht Alte-
ration der Lymphgefässe) veranlasst sein. Im Lungengewebe lagern
sich die Zellen überall im Stroma ab, zunächst da , wo dasselbe
etwas stärker entwickelt ist; in den Brouchialdrüsen treten sie, sobald
sie in die periphersten Lymphsinus gelangen, sehr rasch in die Fol-
likel ein und sind zuerst hier immer ganz peripher zu finden. Nach
und nach rücken sie in’s Centrum derselben und treten von da die
Wanderung in die Follikularsträngc an, in denen sie so langsam gegen
den Hilus hin vorrücken, dass sie auch nach 4 Monaten die Folliku-
larstränge des Hilus noch nicht erreicht haben. Die vorhandenen Lymph-
körper, von denen sie sich sehr leicht durch ihre bedeutende Grosse
unterscheiden, scheinen sie zu verdrängen. Während die normalen
Lungen nurSpuren von Kieselsäure enthalten, steigt die Menge derselben
bei den Staublungen bis auf 5 bis 17 pCt., je nach der Inhalations-
dauer. Aehnlich verhalten sich die Bronchialdrüsen. Der zweite
Hauptbestandtheil des Sandes, der kohlensaure Kalk, welcher gegen
10 pCt. des Sandes ausmacht, wird in die Lungen aufgenommen,
aber dort beständig vom kohlensäurehaltigem Blute aufgelöst und
fortgefübrt und zwar so rasch, dass 3 Wochen nach Aussetzen der
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Rajiwbkt. Kretnentivickluag. Rodmir». Laageoentzänclangen. 529
Inhalation schon wieder nur noch die normale, vielleicht in der le-
benden Lunge an Phoephorsäure gebundene Kalktneuge nachge-
wiesen werden konnte. Orth.
A. Rajewsky. Ueber secundäre Krebsentwicklung int Diaphragma.
(Ana dem patbol. Institut des Prof. v. Recklmghausen) Vibciiow's Arcb. LX VI
S. 154.
K. giebt eine eingehende theilweise modifioirte Beschreibung
der im Cbl. Nr. 34 1874 mitgetheilten Verbreitungsvorgiinge von
Krebsknoten durch die Lymphgefässe des Zwerchfells. Er spricht
sich hier mit Nachdruck für die Entstehung der Krebsknoten aus
einer Umwandlung der Lymphgeiässepithelien aus, da er beim Cy-
linderzellenkrebs auf quergeschnittenen Lymphgefässen deutlich die
Uebergänge der glatten zu cubischen und cylindrischen Zellen nach-
weisen konnte, andrerseits nichts fand, das auf Weiterwucherung
eingeschleppter Krebszellen hatte gedeutet werden können, weder
Entwicklung von Zellenhaufen ohne Betheiligung der Lymphgefäss-
epithelien noch eine Qruppirung der metastatischen Knoten in der
Peripherie des Infectionsherdes. Der Infectionsstoff (sei er flüssiger
oder zeitiger Natur) verbreitet sich gleichmassig durch die Lymph-
geiasse, an den ampullären Erweiterungen der Subserosa, wo der
Anschwellung der platten Zellen zu cylindrischen, sowie ihrer Proli-
feration am wenigsten Hindernisse im Wege stehen, kommt es zuerst
zur Knotenbildung, während die Lymphcapillaren aus Zügen von
Cylinderzellen bestehen, die hie und da in die durch Stauung dila-
tirten Saftkan&lchen hineinragen.
Ebenso findet R. die Anfänge des Colloidkrebses in einer Pro-
liferation des Lymphgefässepithelien. Diese verfallen dann der schlei-
migen Metamorphose. Apcb hier kommt es durch Stauung zur Er-
weiterung der Saftkanälchen, dann aber auch zur colloiden Entar-
tung der fixen Bindegewebszellen und der fibrillären Grundsubstanz,
durch deren Zerfall die anfänglichen cystischen Räume dieser
Krebsart entstehen. Qrawitz.
W. B. Rodinann, Endemie of Pytkogenic or Miasmafic-lnfectious
Pnenmonia, with Illustrative Cases. Amer. Journ. of the Med. Sc-
1876. CXLI. S 76.
R. beobachtete in einem überfüllten und schlecht verwalteten
Gefängniss zwei Endemien von Lungenentzündung, welche einen
miasmatischen Charakter hatten. Es wurden vornehmlich Gefangene
iu den Zellen der oberen Stockwerke von der Krankheit befallen.
Diese Zellen waren besonders eng, schmutzig und schlecht ventilirt.
In der Stadt und Umgegend kamen zur Zeit der Endemien keine
Erkrankungen an Pneumonien vor. Die Krankheit hatte eiuen sehr
pernieiösen Verlauf. Die Mortalität betrug das erste Mal 8%, das
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530
Eich hortt. NearopatlmlogUche Baobichtongen.
zweite Mal starben von 98 Erkrankten 25 Personen. Die gewöhn-
lichen Symptome der Lungenentzündung erreichten schnell einen
hohen und bedenklichen Grad. Meist war leichter Ikterus vorhanden.
Es traten bald Delirien auf. Die Stühle waren diarrhoisch und sehr
stinkend. Meist war die Pleura rniterkrankt und in 2 — 3 Fallen war
eitriges Exsudat vorhanden. In vielen Fallen erfolgte der Tod, ehe
es zu ausgebildeten örlichen Erscheinungen in der Lunge gekommen
war. Mit Vorliebe war der obere Lungenlappen erkrankt. Chinin wurde
als wirksamstes Mittel erprobt gefunden. R. betont, dass es sieb in
diesem Falle um eine durch ein Miasma bedingte Allgemeinerkran-
kung gehandelt habe, deren lokaler (iu gewissem Sinne nebensäch-
licher) Ausdruck der Erkrankung der Lunge gewesen sei. Eine
Contagiosität des Leidens stellt er in Abrede, (doch scheinen die ange-
brachten Argumente dem Ref. nicht beweisend. Vergl. auch Cbl.
1870. p. 31.) Eichborgt (Jena).
H. Eickhorst: Neuropathologische Beobachtungen. Charit^. Ann. 1.
1876. 8. 192.
I. Beiträge zur Lehre von der Apoplexie in dieRük-
keumarkssubstanz (li aematorayelia). — Etwa 12 Stunden
nach in normaler Weise beendeter Menstruation hatten sich oei
einer 28jährigen Frau unter dem Auftreten eines eigentümlichen
prickelnden Gefühls vom Nabel bis zu den Zehen im Laufe eines
Tages Lähmung der Beine, Urinbeschwerden, Schwächegefühl und
Schmerz im linken Arm eingestellt, auch der rechte Arm war nicht
ganz frei. Die Reflexerregbarkeit der Unterextremitäten war aufge-
hobeu. Die elektrische Erregbarkeit gegen den inducirten Strom
erhalten. — Innerhalb 5 Tagen verlief der Fall tödtlick. — Eine
mikroskopische Untersuchung des Marks gerade bei kurz verlaufenden
Fällen dieser Art ist desshalb von grosser Bedeutung, weil hier
primäre und secundäre Vorgänge (Blutung-Entzündung) noch am
leichtesten von einander getrennt gehalten werden können. Die
Obduktion zeigte nun 1 cm. oberhalb des untersten Endes des Marks
eine grau rothe Erweichung desselben auf einer Strecke von 4 Cm.
Auffällig roth war auch die graue Substanz des Dorsalmarks, erweicht,
wie im Lumbaltheil, auch in der Mitte des Dorsalmarks eine V* cm.
lange Strecke; linsengrosse Herde endlich fanden sich im unteren
Theile der Halsanschweilung. Ueborall erschien die Marksubstanz
grauroth und weich, auch weiter nach oben hin und bis ins Hirn
hinein. In den jüngsten Herden, die nicht älter als 24 Stunden sein
konnten, zeigten die Gefässe spindelförmige Aultreibungen, in den
kleinen Säcken lagen die Blutkörperchen dicht gedrängt, an einzelnen
Stellen waren die Gefässwäude geborsten und das Blut in dio Um-
gebung ausgetreten, nirgends aber waren die Kerne der Gefässwände
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Eicrrobot. Nenropstlinlogiarbe Beobachtungen.
531
vermehrt und von fettiger Degeneration fand sich keine Spur. Nur
in den älteren Herden des Lendentheils fanden sich Anfänge einer
fettigen Degeneration der Gefässkerne und der Gefässwand ; vermehrt
aber waren die Kerne, wie bei entzündeten Gefässen, auch liier nir-
gends. Es hatte also eine wirkliche Blutung in das Mark hinein
stattgefunden und nur in den älteren Herden zeigte sich der Beginn
einer secundären entzündlichen Veränderung der Nerven und Gliaele-
mente.
II. Ein bemerkena werther Erweichungsherd in der
Varolsbriicke in Folge von syphilitischer Entartung der
ar teria basilaris. — In einem apopletikforraen Anfall, der mit Be-
wusstlosigkeit von 3 Stunden Dauer einherging, stürzte eiue 47jährige
Frau plötzlich nieder, um mit einer vollkommneu rechtsseitigen Läh-
mung wieder zu sich zu kommen. Die Sprache war erschwert und
lallend, das Schlucken sehr behindert, der ganze Körper war nach
rechts gedreht, der Kopf nach rechts gewandt, die Augen conjugirt
nach rechts gerichtet. Die rechte Gesichtshalfte (nicht die linke) nahm
an der Lähmung Theil. Die rechtsseitigen Extremitäten- und Ge-
sichtsmuskeln reagirten auf beide Stromesarten in normaler Weise.
Die Patientin verschied in comatösem Zustand, nachdem die Körper-
temperatur den hohen Grad von 42,9° — 43®C erreicht hatte. — Der
Hauptbefund im Hirn war eine Erweichung der vorderen linken
Brückenhälfte, Ursache derselben eine Thrombose des vordersten
Endes der art. basilaris, deren Wandung verdickt und von fast knor-
peliger Härte war. In Bezug auf die mikroskopische Untersuchung
verweisen wir auf das Original: nur so viel sei hier erwähnt, dass
die Arterienerkrankung sich als eine der intima zugehörige Verän-
derung auswies und der „luetischen Affection“ der Uirnarterien
(Heubneu Cbl. 1875. 361.) zugerechnet werden musste. Der Herd
im pons war ein wahrer Erweichungsherd, der in der That nur die
vordere linke Brückenhälfte betraf und beide Kleinhirnschenkel
gänzlich frei liess. Interessant war für diesen Fall das Vorhandensein
von Hämorrhagien in der Magenschleimhaut und die Hyperämie der
rechteu Lunge (Cbl. 1874. 618.) sowie der Nachweis, dass Zerstö-
rungen der Brück ensubstauz bis an die hintere Hälfto derselben
reicbeu können, ehe eine gekreuzte Lähmung (hdmiplegie alterne)
zu kommen braucht. —
III. Ueber eine häufige Form von Zwangsbewegung
bei Erkrankungen des Gehirns. — Mit Berücksichtung der
Beobachtungen anderer Forscher hätte mau nach Vf. bei dem soeben
mitgethcilten Krankheitsfall aus der beobachteten Zwangslage der
Kranken, aus der Kopf- und Augenabwoichung schlicssen können,
dass dieselben für Zerstörung gewissor Faserzügo des pons charak-
teristisch scieu. Dass dem nicht so ist, beweist Vf. durch die Mit-
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532
Cato*. Geschwulst de« Cerebelloni. Szymkikwic'b.
theihmg mehrerer Beobachtungen, bei denen dasselbe Symptom
(Zwangslago und Zwangsbewegurig der Augen, des Kopfes und des
Körpers nach der gelähmten Seite bin) beobachtet wurde, auch wenn
der Krankheitsherd nicht im pons, sondern an der Rinde oder in der
grossen Ganglien des Grosshirns sass. Nach Vf. müsste inan von
jetzt an darauf achten, ob der Körper an der Zwangsstcllung Theil
nimmt oder nicht, im ersten Fall kann man den Sitz der Hirner-
krankung auf der der Drehungsrichtung entgegengesetzten, im letz-
teren Falle auf derselben Seite verrouthen. Bernhardt.
R. Caton: Notes on a case of tumour of the cerebellum. Lancet
1875 1L N. 18.
In der Leiche eines 28 jährigen Mannes fand man einen wall-
nussgrossen Tumor unterhalb der linken Kleinhirnhaifte, dem Pons
anliegend und unterhalb des nv. auditor. sinist, der über ihn wegiief.
In der art. cerebr. tned. befand sich über ihren ersten vorderen Ast
hinaus gehend ein kleiucr Embolus. Während des Lebens waren
die hauptsächlichsten Symptome gewesen: Pulsirende Schmerzen in
der Hinterhauptsgegend, klares Bewustseiu, aber grosse Empfind-
lichkeit gegen alle Sinneseindriickc. Ein Anfangs unstäter Gang
markirte sich später deutlicher, dazu eine grosse allgemeine körper-
liche Schwäche: Die Sehschärfe verminderte sich bis zu vollkom-
menen Verlust des Gesichtssinns (doppelseitige Stauungspapille und
Netzhauttrübung). Interessant und besonders hervorgehoben wird
vom Vf. die im Verlaufe der Krankheit sich entstellende
enorme VerlangsamungdesAkkomraodatiousaktes, sodass bei
dem Versuch, nach Fixirung eines Gegenstandes in 1 Fuss Entfernung
den Blick auf einen 50 Fuss entfernten zu richten, um ihn deutlich
zu sehen, eine Zeit von 3 Sekunden verlief. Die Augenbewegungen
waren normal. Gegen das Endo der Krankheit wurde das linke Ohr
taub. Bernhardt.
Nzynikiewirz. Beitrag zur Lehre von den künstlichen Missbil-
dungen am HUhnereie. Wieuer Sitsungsber. LXXII. 9 Sin.
8. , ein Schüler Scijkmk» verbuchte künstliche Missbildungen am Hiihnereic
dadurch zu erzeugen, dass er mit einem Grabstichel ein rundes Loch in der Kalk-
schaale ausbohrte, darauf die Schaalenbaut ausschnitt und den Embryo parallel
mit deu Primitivstreifeu verwundete. Hierauf ward dio gemachte runde Oeffnung
mit einem Deckgläschen bedeckt und mit Klcbewachs sorgfältig verschlossen. Das
so verwundete Ei wurde der weiteru künstlichen Bebrütung ausgesetzt. In den
meisten Fällen zeigte sich eine Missbildung am Keime, der sodann in mikroskopische
Querschnitte zerlegt wurde. Es fand sich, dass nach solchen Verwundungen im
Allgemeinen blasige Hohlränme gebildet werden, den Bluträumen analog, welche
durch (bre Ausbildung und Ausdehnung, zu einer mehr oder miuder vollständigen
Verdrängung »Iler normalen Stmettir führen. Löwe.
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Ka>vi»:r. Lim: h hi kg eh. Hock.
533
L. Knurier. Des tubes nerveux en T et de leurs relations avec
les cellules ganglionnaires. Comptes ronduM 30. 1875. Decbr.
ß. bat die Spinalganglien und da« Ganglion Ganeeri vom Kaninchen nach
interstitiellen Injeciioncn von Osmiumsaare untersucht und findet in Uebereinstimmung
mit den früheren Autoren, dass die Ganglienzellen unipolar sind. Während jedoch
die frühereu Autoren alle die von der Zelle entspringenden Nervenfasern entweder
nach dem Centrum oder noch der Peripherie verlaufen lassen, ist R. zu der Ueber-
seuguog gelangt, dass diese Faser nach einem mehr oder minder laugen und ge-
wundenen Verlauf sich in T Form an eine der Nerveufasern der hinteren Wurzel
inserirt und mit ihr verschmilzt. Diese Insertion fiudet stets im Niveau einer
RAHViK&'schon Einschnürung statt.
R. will nicht behaupten, dass die Fortsätze der unipolaren Zellen sämmtlich
in der beschriebenen Weise endigen. Doch hebt er hervor, dass man beim Zer-
supfen einer seusitiven Wurzel in der Höhe des Spinalganglions eine ganz
ausserordentlich grosse Anzahl dieser T förmigen Nervenfasern erhält. Auch machte
R. auf die Möglichkeit aufmerksam, dass die Fortsätze der unipolareu Ganglienzellen
sich nicht alle einzeln au einzelne Wnrzelfasern inseriren, sondern vielleicht sebou
vorher zu gemeinsamen Stämmen verschmelzen, die sich dann erst in T Form au
eine Wurzelfaser ansetzen. Boll (Rom).
B. Luchsinger. Experimentelle Hemmung einer Fermentwir-
kung. Pflügers Areb. XI. S. 503. (vgl. S. 271.)
L. hat früher beobachtet, dass nach subcutauer Ulyceriuiiijection (30 Cc. einer
40%igen Lösung) coustaut Haetuoglobiuurie auftritt. Da nach Tikokl die Auflö-
sung rother Blutkörperchen stets mit Freiwerden von Ferment verbunden ist, er-
wartete Vf. in dem Harn auch Zucker, fand ihn jedoch nicht. L. schloss daraus,
dass diu Einführung von Glycerin noch andere Momente in sich schliesse, welche
die 8achari£cation des Glycogetis hindern. Io der Tbat faud sich in der Leber
solcher Thiere stets ein beträchtlicher Glycogengehalt. Vf. schloss weiter, dass es
möglich sein müsste, auch das Auftreten von Diabetes bei der Piqüre oder Cu-
rarevergiftnug zu verhindern. Dies war in der That der Fall. Hatten die Thiere
schon Ilaemoglobinurie in Folge von Glycerin, so trat nach dem Zuckerstich kein
Zucker im Harn auf; umgekehrt war der Zuckerstich vorher ausgeführt, so kounte
der Zocker im Harn durch Glyceriniujection unter Auftreten von Haetnoglobin im
Haru zum Verschwinden gebracht werden. Stets zeigte die Leber p. m. noch einen
beträchtlichen Glycogengehalt : 0,78 — 1,12 gramru. Macht man einem Thier eine
Glyceriniujection, tüdtet es nach Eintritt der Hämoglobinurie und lässt es dann 10
Stunden bei 30—35° liegen, so zeigt die Leber noch einen beträchtlichen Glycogen-
gebalt, das Glycerin hemmt also auch die postmortale Fermontirung des Glycogons.
E. Salkowski.
I. Hock. Das Adductions-Perspectlv. Wiener med. Presse 1875. Nr. 40
und 41.
Emmetropeu stellen gewöhnlich ihr Opernglas auf 26" — 60", Uebersicbtige
auf eilte weitere Entfernung ein, schwach Myopische auf 12" — 20“, stärker Myo-
pische auf ihren Fernpuukt; durch die Stellung der Bohre sind aber die Augen zu
einer parzllelen Stellung genötbigt. Da das Gleichgewicht der innern und äussern
geraden Augenmuskeln individuell und nach der Kefractiou verschieden ist , treten
nnn Ermüdungserscheinungen ein, am so mehr, wenn die Operngläser eino su grosse
Pupillendistauce haben; in diesom Falle kommt nämlich noch die prismatische Wir-
kung des ans einem Concavglase bestehenden Oculares hinzu, indem nicht durch
die Mitte, sondern dnreh diu innern Bäuder der Gläser gesehen wird. Unter „Ad-
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534 SOKOLOPF, V Ol, KM AHN.
ductionsperffpectiv“’ verstellt H. ein solches, bei welchem die Blicklinien aus ihrer
psralleleu Richtung in eiue coovergeute gebracht werden. Am Kopfe des Iiistru-
ments wird ein Prisma mit der Kante nach innen eingesetzt; im Durchscbuitte wer-
den 2gradige adducireude Prismen für emmetropische Augen die uötkige Correc-
tiou geben; myopische brauchen schwächere, übersichtige stärkere. Michel.
N. SocoIofT, Zur Pathologie des acuten Milztumors. Vircbow’s Arch.
LXVI. 8. 171.
S. untersuchte iu 41 Füllen sogen, infectiöser Krankheiten (bes. Typhus, Pyaemie,
Puerperalfieber und Diphtherie) das Gewebe der geschwollenen Milz auf Micro-
coccen. In einigen (6) fand er dieselben npd zwar als verstopfende Massen der
Blutgefässe und im Pulpagewebe. Diese Milzen mit positivem Resultat entstamm-
ten den Füllen, in welchen die Infection noch frisch war, der tödtliche Ausgang in
den ersten Tagen der Krankheit noch nicht eingetreten war. Vf. vermuthet ans
dem Fehlen der Micrococcen in den älteren Füllen, dass dieselben anfangs vorhanden
gewesen seien, später aber geschwunden seien, während die Milzaffection fortbesteht.
Diese Frage sucht er auf experimentellem Wege durch Injection faulender Flüssig-
keit iu die Bauchhöhle und vena jugul. von Kaninchen zn entscheiden. Das Resultat
dieser Versuche war in allen Fällen eine Vergrösserung der Milz, aber nur dann,
wenn der Tod in den ersten 3—4 Tagen erfolgte, konnteu Micrococcen im Gewebe
derselben nachgewiesen werden. S. interpretirt die Einwirkung der Micrococcen
auf die Milsschwollung in doppelter Weise: 1) sollen sie durch ihr Wacbsthnrn
einen Entznnduugsreie für das Gewebe setzen, welcher Hyperaemie und Zellen-
neubildung zur Folge hat, 2) sollen sie durch die Verstopfung von Blutgefässen
eine Stauung und somit eine auf mechanischem Wege erzengte Volumszunahme
des Organes veranlassen. Der Modns ihres Verschwindens wird nicht näher erör-
tert, Vf. vergleicht den Vorgang dem analogen bei Erysipel und dem nnr auf die
Fieberanfälle beschränkten Auftreten der Spirillen im Blute Recurreuskranker.
Grzwtti.
K. Volkmann. Der Hydrocelenschnitt bei antiseptischer Nach-
behandlung. Berliner klin. Wocbenschr. 1876. No. 3.
Im Anschluss an seine schon früher gegebene Empfehlung der Behandlung
der Hydrocele durch Schnitt unter antiseptiBcber Nachbehandlung berichtet Vf.
über im Ganzen 17 einschlägige Beobachtungen. Die Operation wurde stets in
der Weise ausgeführt, dass nach sorgfältiger Desiuficirnng des Scrotnm und seiner
Umgebung, Abrasiren der Haare n. s. w. das Scrotnm vom Leistenringe bis zu
seiner Basis gespalten, die Höhle mit 3procentiger Carbollösuog energisch aus-
gewaschen und endlich die Scheidenbaut mit feinster 8eide in ganzem Umfange an
die Haut angenäht ward. Dann wird das Scrotnm schleifenförmig mit einer An-
zahl 3—4 Qnerfinger breiter Streifen 8- bis lOfacber Listergaze umgeben nnd
darüber ein grosses Verbandstüek in bekannter Anordnung, welches mit einem
8ch!itz zum Durchlässen des Penis versehen ist, mit Gazebinden fest an das
8crotum gedrückt. Die Binden müssen das Becken mit umfassen und alle
Höhlungen, die Inguinalfalten, der Damm n. s. w. mit Salicylwatte ansgepolstert
werden. Es erfolgt daun meistens eine primäre Verklebung der beideu Scheiden-
bantblätter, selbst bei schwartigen Verdickungen nnd Kalkablagerungen in den-
selben, sowie bei Haematocele. Aucb in einem Falle , in welchem der Hode ge-
spalten nnd 2 in demselben liegende Entzündungsherde ansgelöffelt wurden, er-
folgte die Heilnug ohne Zwischenfall. Eine örtliche Reaction trat nie ein, in
11 Fällen bestand einige Tage lang tnässiges Fieber. Die Heilnngsdaner betrug
im Mittel 10 Tage. E. Käst«.
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Winckkl. Boiin. Giommi.
535
F. Winekel. lieber die bei Diabetes mellitus verkommenden
Erkrankungen der äusseren Genitalien des Weibes. Deutsche
Ztschr f. pract. Med. 1876. No. 1.
Nach VV. kommen bei Diabetes an der Vulva 3 verschiedene Erkranknngs-
forrnen vorj: 1) Die einfache Mycosis in Form stecknadelkopfgrosser weiaser
Flecken, deren Pils, Leptomitue mit breitem Thallus, identisch mit dem von W. schon
froher bei der Mycosis vaginae gravidarum gefundenen ist, also nicht durch das Benet-
zen der Tbeile mit zuckerhaltigem Urin zur Eutwickelong gelang. 2) Die Fnrun-
cul osis labiorum. 3) Die phlegmonöse V ulvitis, die häufigste und schwerste Form,
die sich auf dem Damm und bis zum Kreuzbein bin ausbreiteu kann. Die Vulvitis
ist nicht immer mit Mycose verbunden, ist ein sehr frühzeitiges Symptom, das zu-
weilen dem nachweisbaren Auftreten vou Zocker im Harn vorangebt Zur örtlichen
Behandlung empfiehlt W. Bähungen mit Salicylsäure in wässriger Losung (1:300).
8euator.
Holm, Bedenken gegen die Contagiosität des Pemphigus acutus
neonatorum und seiue Abhängigkeit von der physiologischen
Hautabschuppuug in der ersten Lebenswoche. j«brb. f.Kiuderheiik.
N. F. IX. 8. 304.
Seine Bedenken gegen die Coutagiosität des Pemphigus neonatorum begründet
B. folgendermzssen: Oer Pemphigus tritt grösstentheils in der zweiteu Hälfte der
ersten Lebenswoche auf, also za einer Zeit, wo die Exfoliation der Epidermis statt-
findet. Da es nun nachgewiesen ist (Bills), dass an den Stellen, wo die Bekleidung
des Kindes der llaut fester auliegt (Nabelbinde) dioser physiologische Vorgang einen
pathologischen Charakter anoelimen kann, dass z. B. anstatt der kleienfürmigen Abschup-
pung der Haut eine solche in grossen Fetzen vorkommt, so liegt der Annahme auch
Nichts im Wege, dass die Haut sich zuweilen in Blasen abheben kann. Und be-
kanntlich treten die ersten Blasen gewöhnlich am Bauche anf. Ferner kann ein za
heisses Bad, wie B. in einem Falle beobachtet bat, sehr wohl die Ablösung der
Hant in Blasenform erzeugen and hieraus erklärt sich leicht die auffällige Erschei-
nung, dass alle von einer Hebamme entbundenen Kinder an Pemphigus erkranken,
während die von anderen Hebeamineu gepflegten davon befreit bleiben. Solche
Frauen benutzen kein Thermometer, obgleich ihre Hant den Temperatursinn einge-
bflsst hat. — Auch das gehäufte Vorkommen des Pemphigus iu einzelnen Gebäran-
stalten kann anf diese Ursache zurückgeführt werden. — Die sohr wenig beobach-
teten Fülle von Uebertragung dos Pemphigus von den Kindern auf die Mutter oder
die Geschwister erklärt B. dadurch, dass der aus der Pemphigusblase stammende
wässerige Inhalt einen Beiz auf die damit in BerShrnng gekommene Hautstelle aus-
geübt habe. L. RosenthzL
M. Giommi: Obstruction intestinale; emploi (lu courant induit;
guerison. Gat. med. 1876. Ab. 50 (Kacoglitore med. Novembre).
G. beobachtete einen sonst kräftigen 61jährigen Mann, welcher seit einigen
Wochen an totaler Obstrnction litt. Patient war schon sehr heruntergekommen; in
der Idee, es mit einer sehr bedeutenden Atonie der Darmwände zu tbun zu haben
applicirte G. einen starken inducirten Strom (die eine Electrode wurde ins Rectum
eingeführt, die andere auf die Baucbdecken in die Gegend des colon transveraum
aufgesetzt) mehreremale im Laufe zweier Tage, jedesmal 10—16 Minuten. Der
Erfolg war überraschend; nach starken Gasentleerungen folgten copiiöse Stühle and
nach wenigen Tagen wufde der Kranke geheilt eutlassen. Bernhardt.
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536
Gii.rt. Kktm. Barett.
{
V. GHky. Zur Pathologie der Grosshirnrinde. Deutsch. Areh. f.
kliu. Med. XVI. 8. 463.
Bei einem 15jährigen kränklichen, scrophulöseu Arbeiter beobachtete Vf.
zuerst Zuckungen in verschiedenen Muskelgruppen der linken Oberextremität, wel-
chen später eine gewisse Schwäche Plats machte. Die Zuckungen, (bei denen Be-
wusstseins verlast nicht eintrat) ergriffen allmählich die gesammte linksseitige (auch
Uesichta- und Rumpf-) Muskulatur. Später traten die Zuckungen vor den sich stets
deutlicher ausbildenden paretiscben Erscheinungen zurück. Schon während des Le-
bens wurde die Diagnose auf eine OberSächeuaffektion des rechten Stirn-Scheiteihiras
gestellt, zumal sich zur Vervollständigung dos Krankheitsbildeg noch ein genau in
der rechter. Scbläfenseite lokalisirter Kopfschmerz und Erbrechen hinzugesellt batte.
In der Tbat zeigte die Obduction eine einer käsigen Infiltration ähnliche Entartung
der Hirnrinde im Bereiche der beiden rechten gjti centrales, der anliegenden Tbeile
der drei Frontahvindungeu, des Klappdeckels, eines Theils des gyrus supramargi-
ualis und der oberen Parictalwinduug. Die Neubildung, wie sich später erwies, ein
Gliom, erstreckte sich von der Oberfläche de« Hirns gegen 1 — l'/t Ctm. in die Tiefe.
Die linke Hirnhälfte und die grossen Ganglien rechts waren normal. Bernhardt.
E. L. Keyes. The effect of small doses of mercury in modi-
fying tlie number of the red blood corpusdes in syphilis. A
Study of blood-counting with the heraatimfetre. Amer.joum. of
the med. sc. 1876. I.
Vf. behandelt die Lues mit kleiuen Gaben Quecksilber mindestens zwei Jahre
hindurch. Zur Zähluug der Blutkörperchen bedient er sich des Hämatimeters von
Hayzh und Machet. Er fand bei erwachsenen Männern im gesunden Zustande 6
Millionen rother Blutkörperchen in dem Cubikinillimeter Blut Auaemie ergab
selten weniger als 3 Mill., während besonders günstige Lebensbedinguugen über 6
Mill. ergaben. Merkur in grossen Dosen setzte die Zahl beträchtlich herunter, na
1 Mill. und mehr. 8ypbilis vermindert die Zahl der rothen Blutkörperobeu, wäbreud
kleine Doseu Merkur sie erhöben uud dauernd auf hoher Stufe erhalten. Ebenso
Merkur mit Jodgebraucb zusammen. Das Körpergewicht bei Thiereo wird durch
kleine Gaben Merkur erhöbt, dnrch grosse Gaben herabgesetzt Auch bei gesunden
Menschen ist Merkur in kleinen Gaben ein Tonicum uud vermehrt die Anzahl der
rothen Blutkörperchen. 0. blmon.
D. Barett. Un eas de menstruation supplementaire par lo rec-
tum -- 3 grosscsses. Eraooe Nr. 19 1876. (tbe London med.
record.)
Pat. eine durchaus woblgcbildete Person, verlor seit ihrer Pubertät genau
4wöchentlich Blut per rectum, jedesmal 3 — 4 Tage lang, ohne irgend welchen va-
ginalen Abgang. Die 3 von dem Vf. beobachteten Schwangerschaften und Gebur-
ten verliefen ohne alle Storungen. Sie stillte und war dann 15 Monate lang frei
von blutigen Abgängen, welche sich erst nach dem Absetten in der alten Weise
wieder eiustellten. A. Martin.
Ktnaendungen für du Geotrelblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof, öenator,
Berlin, (N.) Krausnlckstraaee 84, and Professor Rosenthal, Erlangen, oder (unter Beisehlues) an
die Verlagshandlung, Berlin (N.-W.), unter den Linden A3, adreaeiren.
Verlag von August Hlraehwald In Berlin. — Druck von H. 8. Hermann ln Berlin.
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Wöchentlich ereehetaen
1 — S Bogen; am Schloaae
de« Jahrgang« Titel, Na-
men- and Saohregleter.
fUr die
Frei« de« Jahrgänge«
<0 Mark; zn beziehen
dnreh alleBachhandlnn-
gen and Poeten* lallen.
Dr. J. Bosenthal,
Profmor in ErUngen.
Bedigirt von
and
Dr. H. Senator,
Profeaeor ln Berlin.
1876.
*9. Juli.
No. 31.
Inhalt, t. Wolekk.tkin, Wirkung der Hautreize aof die Nieren (Orig.-Mitth).
— Kahle« und üorii, Wirkung des Jaboraudi auf das Hers (Orig.-Mitth). —
Boioet, Entwicklung der Nerven. — Dittmbb, Doppelmisagebnrten. —
ii.r, Schulter- nud Hüftgelenk. — Baku, Nystagmus. — Stillibo, Prüfung
Farbenblinder. — Tbacbs, Casuistik. — Wbstphal, Casaistik.
Külz, loosit im Harn. — Hütbb, Kritisches. — Sbakspbabb, Ophthalmos-
eop. — Sou u kkbsodt, Neues 8pbygtnograpb. — Bihbb, Bau der Kabelschnar.
— Pts-Smith, Morbus Addisonii; Anämie idiopathica. — Hacsmans, Scheideu-
katarrh bei Neugeboreneo. — Köbbrlü, Ovariotomie bei einem 13jährigen Mäd-
chen. — Bi bobl, Salicyltänre. —
Druckfehler- B erichtigu ng.
Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung der Haut-
reize auf die Nierenabsonderung.
Vorläufige MittheUung von A. von Wolkcnstein. Ordiuator der Kinderklinik in
der k. k. Mediciniscbeu Akademie an 8t Petersburg.
Die Frage nach der Wirkung der Hautreise ist äusserst wich-
tig, da man häufig eine Menge Krankheiten zu beobachten Gelegen-
heit hat, welche gerade in einer Reizung der Haut ihren Ausdruck
finden und oft einen unverkennbaren Einfluss auf die Erkrankung der
Nieren ausüben. Schon 1870 suchte Baoinsky (s. Cbl., 1870 S. 497)
die Frage zu erledigen: „Beeinflusst nicht etwa die Reizung der
Hant die Eiweissausscheidung durch den Harn“? and erhielt dabei
positive Resultate.
Die von uns in dieser Richtung ansgeführten Versuche be-
ziehen sich auf Kaninchen, die wir in einen, speziell zu diesem
Zwecke hergerichteten, beinahe einen Meter langen und 25 Ctm.
breiten Glaskasten setzten. Der Boden des Kastens war etwas ab-
schüssig, und wir brachten daher, um das Hinabgleiten des Versuchs,
hieres auf der schiefen Ebene zu verhindern , auf dem Boden ein
hölzernes Gitter an, welches so dicht war, dass trockene Faeces auf
demselben zurückgohalten wurden. Nur Harn sickerte durch die
engen Zwischenräume des Gitterwerkes und floss über den schrägen
gläsernen Boden nach einer Oeffnung des Apparates, die unmittelbar
mit einem graduirten Glascylinder verbunden war. Der Harn wurde
XIV. Jahrgang. 8b
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538
Wor.KEHSTKiK. Wlrknng der Hatitreise.
zweimal täglich geschöpft. Vor jedem Versuche wurde das betref-
fende Kaninchen sorgfältig gewogen, hierauf in den Kasten gesetzt
und erhielt zweimal täglich frisches Gras (2 Pfd.) und Wasser. Drei
Tage hindurch blieb das Thier unbelästigt in dem Apparate, und
wurde nur die Analyse seines Harnes qualitativ und quantitativ ge-
macht. Am vierten Tage wurde es abermals gewogen. Hierauf
entfernten wir die Haare auf einer 25 Quadratcentimeter grossen
Hautstelle, trugen auf diese eines der zu prüfenden Reizmittel auf und
setzten den Versuch in der eben beschriebenen Weise fort. Sowohl
vor, als auch während des Versuches wurde zwei mal täglich die
Temperatur, der Puls und das Athmen des Kaninchens notirt. Die ange-
wendeten Miltei waren folgende: Jodtinctur, Unguentum Hydrargyri, Kali-
stibio-tartaric. (in Weingeist- und Wasserlösung), Ol. crotonis, Acid-
nitricum fumans, Acid. sulphuricum crudum, Acidum carbolicum cor-
ros., Acid. thymicum concentratum, Kali causticum solut., Ol. sinapis,
Mosen und andere, die Haut reizende oder zerstörende Manipula-
tionen. ,
Die Wirkung dieser Mittel war nicht immer constant; leichtere
Hautreize rufen Albuminurie leichten Grades hervor, welche schnell
nach Aussetzung der Insulte wieder verschwindet. Bei der Obduc-
tion waren in solchen Fällen die Nieren unverändert. Wurden jedoch
stärker wirkende Mittel angewendet, so erschien im Harn Eiweiss in
ziemlich beträchtlicher Menge, Epithelzellen aus den Harnkanälchen
und oft auch Harncylinder. Der anatomische Befund der Nieren
zeigte dann stets pathologische Veränderungen: die Harnkanälchen
angefüllt mit trübem feinkörnig zerfallenem Epithel, in welchem auch
nach Zusatz von Essigsäure keine Kerne zu entdecken waren, die
Glomeruli getrübt, lassen auch nach Behandlung mit Höllensteinlö-
sung nicht die Conturen ihrer Epithelsverkittung erkennen ; Kerne
in dem letzterem sind ebenfalls nicht sichtbar.
Die Niurenzellen trübe (durch parenchymatöse Entzündung).
Das Volumen der Nieren vergrössert, ihre Kapsel gespannt, glän-
zend, leicht abziehbar. Das Nierenparenchym von ^chmutzig-röth-
licher Farbe; die Gefässe desselben enthalten eine geringe Menge
farbloser Blutzellen. Die Kaninchen zeigten dabei Abmagerung, Ap*
petitverlust, Fieber. Der Tod erfolgte unter Erscheinungen von
.Krämpfen (wahrscheinlich durch Urämie.)
Ueberhaupt sahen wir bei unseren Versuchen — deren wir
mehr als 40 anstellten, die in ihren Resultaten einander völlig ähn-
lich waren — folgende Erscheinungen nach künstlicher Reizung der
Haut an den Tbieren auftreten: 1, Stets stieg die Temperatur schnell
an und blieb auf der erreichten Höhe, so lange die Eiweissausson-
derung vor sich ging und so lange wir die Reizung der Haut un-
terhielten. 2, Puls und Athmen waren beschleunigt. 3, Auf der
V
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WoLKEHflTHH. Wirkung der Hautreize.
539
Haut erschien eine entzündliche Reaction , Infiltration des Unterhaut-
zellgewebcs und s. w. 4, Die Menge des Harns nahm ab. 5, Ap-
petit und Durst fehlten. 6, An Harnstoff wurde beträchtlifch
mehr ausgeschieden , als vor der Operation. 7, An Chlor dagegen
weniger, und zwar war eine schnelle Abnahme dabei zu bemerken. Ge-
nas das Tbier, so nahm auch wieder die Quantität der Chloride im
Harne zu. 8, Das Körpergewicht sank ebenfalls, wobei die Kanin-
chen stark abmagerten. 9, Der Harn enthielt Eiweiss, zuweilen
auch Epithelzellen , Lymphkörperchen, Blut — bei Anwendung des
Collodium cautharidatum — und sogar Harncylinder und sogenann-
te Biutcylinder. Leichte Reize riefen nur einen äusserst geringen
Grad von Albuminurie hervor, daher der Harn sehr schwach ge-
trübt erschien. 10, Bei leichter Reizung findet man in den Nieren
ausser Hyperämie nichts Abnormes; bei starker dagegen beobachtete
man parenchymatöse Nervenentzündung. 11, Bei der letzteren Form
des Reizes sind alle inneren parenchymatösen Organe hyperämisch.
12, Salben, wie das unguont. Hydrargyri — verursachen sogar nicht
einmal Hyperämie der Nieren.
Wir halten dafür, dass die ganze Wirkung dieser reizenden
Mittel sich auf folgende Weise erklären lasse: Es ist bekannt,
dass der Uebertritt von Serumeiweiss aus den Blutgefässen in die
Harnkanälchen der Nieren in allen Fällen entweder auf eine ab-
norme Steigerung des Blutdrucks, oder auf eine veränderte Beschaf-
fenheit der Geiässwandungcn, oder auf eine Combination dieser bei-
den Factoren zurückgeführt werden mus3 (S. Bartels, Handbuch
der Speciell. Pathol. und Ther., von v. Ziemsser, IX., 1875). Also :
1) bekanntlich gelangen die Canthariden, von der Haut absorbirt,
ins Blut und bringen bei ihrer Elimination aus dem Organismus die
Erscheinungen der Albuminurie zu Stande. Eben dieselbe Wirkung
besitzt das Jod. Auch die Säuren mussten die allgemeinen Haut-
decken durebdringen (z. B. für Carbolsäure ist solches von Waldkn-
Ström naebgewiesen. S. Neues Jahrbuch der Pharmacie, T
XXXIV., S. 111.) und Gewebserkrankungen der Nieren und der Ge-
lässe hervorbringen. 2) Die graue Salbe wird gleichfalls resorbirt
und circulirt im Blute in Form von Albuminaten. Es wäre also
auch in diesem Falle Albuminurie zu erwarten, doch da die Queck-
silberalbummate lange im Organismus verbleiben, so ist unsere er-
folglose Prüfung des Harnes auf Eiweiss wahrscheinlich dem Um-
stande zuzuschreiben, dass das Quecksilber dann noch nicht eliminirt
wurde, als wir den Harn prüften. 3) Alle übrigen Mittel mussten
schon aus dem Grunde Albuminurie verursachen, weil sie Fieberer-
scheinungen zur Folge hatten, bei welchen constant eine parenchy-
matöse Erkrankung der Organe und Gefässe eintritt, und ausserdem
85*
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540 WoLKBiiiTEiR. Wirkung der Rautreiie.
die Albuminurie noch durch Zerfall der rothen Bluteellen be-
dingt wird.
Um die Reinheit unserer Versuche zu erhoben, schlugen wir
einen neuen Untersuchungsweg mit Hülfe des elektrischen Pinsels
ein, in der Meinung, dass dieses Reizmittel ausschliesslich nur die
Hautnerven insultire. Die Bedingungen, unter denen diese Versuche
ausgefübrt wurden, blieben genau dieselben wie früher: Die Entfer-
nung der Spiralen des DüBOlS-REYMOKD’schen Schlittenapparates be-
trug 1,5 Cent.; anfangs dauerte die Application des elektrischen
Pinsels 1 Minute lang 2mal täglich und erstreckte sich allmählich
bis auf 6 — 10 Minuten. Die hierdurch erzielten Ergebnisse waren
folgende:
1) Temperatur, Pulsfrequenz und Athmen waren gleich nach
der Reizung beträchtlich erhöht (die Temperatur bis 39,6°C.) wobei
es unmöglich war, die Puls- und Athmungsfrequenz genau zu bestim-
men ; nach 20 — 30 Minuten gingen die Erscheinungen allmählich zu-
rück und blieben alle Funktionen normal. 2) Die Menge des Har-
nes und des Harnstoffs war vermehrt und besonders bald nach der
Reizung. Der Harn wurde alle drei Stunden untersucht. Auch gleich
nach der Reizung ergab die Harnanalyse einen grösseren Oebalt an
Harnstoff und Abnahme der Chlorverbindungen. 3) Nach der Rei-
zung trat eine leichte Albuminurie ein, welche schon nach 3 — 6
Stunden spontan verschwand. 4) Lange andauernde Reizung (am
7—8 Tage nach dem Beginn des Versuches) bewirkte eine stärkere
Albuminurie, die 36 Stunden währte, obgleich in dieser Zeit jede
fernere Hautreizung unterblieb. Dabei boten die Kaninchen Erschei-
nungen der passiven Hyperämie dar, das heisst die Nieren in ihrem
Volumen vergrössert, blutreich, dunkel gefärbt von dem venösen
Blute, weich; die Ohren dagegen kalt und cyauotisch ebenso die
Pfoten.
Die Ursache der Albuminurie in diesem Falle muss man auf
folgende Weise erklären: Die Hautreize werden mittelst der sensiblen
Hautnerven auf die vasomotorischen Nerven übertragen, deren Site
im verlängerten Mark ist, und bewirken durch Vermittelung des vaso-
motorischen Centrums eine spastische Contraction der Geiasse. In
den Nieren wird dadurch der Blutdruck erhöht und in Folge dessen
transsudirt das Eisweis6 aus den Gefässen. Aus diesem Grunde wer-
den daher die Nieren, trotz vorhandener Albuminurie, bei leichteren
Arten des Reizes normal befunden. Verstärkt man nun die Intensität
des Reizes, so verursacht der dauernd erhöhte Blutdruck eine Erkran-
kung der Nierengefässe mit wesentlicher anatomischer Gewebs-
veränderung der letzteren und der Glomeruli. Dass an diesem Vor-
gänge die Hemmung der Hautperspiration keinen Autheil hatte, geht
aus dem Umstande hervor, dass die reizenden Substanzen mit einer
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’-F
Kahleb. Wirkung de« Jaborandi. 541
verbältnissraässig geringen (25 Quadrat Cm.) Hautfläche in Berührung
kamen und folglich nicht erheblich die Perspiration alteriren konnten.
Bekanntlich bringt eine Perspirationshemmung Albuminurie au Stande;
es ist demnach anzunebmen, dass Reizung der Haut ebenfalls — in
leichten Fällen Albuminurie, in schweren dagegen Erkrankung des
Nierenparenchyms hervorruft. Vielleicht ist auch bei künstlicher
Hemmung der Perspiration der Hautreiz das wirkende Moment.
Für die Fälle, wo die Albuminurie nach der Reizung lange
anhieit(durch die elektrischen Reize), lasse ich die ErklärungCoHNHEiM’s
(Neue Untersuchungen über die embol. Process., 1872, S. 47) zu, der
nachgewiesen hat, dass sogar eine kurze Zeit dauernde Unterbindung
der Nierengefässe , in Folge der Unterbrechung dor Blutcirculation
in diesem Organe, eine Erkrankung der Nierengefässe und des Nie-
renparenchyms veranlasse. Auch bei meinen Versuchen traten wahr-
scheinlich eben solche Stauungen ein, wie bei denen CoHNBElMS.
Kymographische Untersuchungen über Jaborandi.
Vorläufige Mittheilung von Dr. 0. Kahler, Assistent au der il. med. Klinik in Prag
und Dr. J. Soyka, Assistent am patliolog. anatom. Institute in Prag.
Die nur auf experimentellem Wege erreichbare Beantwortung
der Frage, ob die Schweisssecretion, welche beim Menschen der
Darreichung des Jaborandiinfuses folgt, abhängig sei von Gefäss-
nerven oder eigenen secretorischen Nerven*), dann das Wünschens-
werthe den Charakter der üblen Zufälle die während der Jaborandi-
wirkung mitunter eintreten**) , näher zu erforschen, endlich die
Andeutungen einer Herzwirkung dieser Drogue, welche die sphyg-
mographiscben Pulscurven***) ergeben, haben uns bewogen diese
Versuchsweise an Hunden und Kaninchen durchzuführen.
Das Präparat war Folia Jaborandi von Gehe in Dresden be-
zogen und durch Versuche an Menschen vielfach als sehr wirksam
befunden. Zu Injectionen in die Venen der Versuchsthiere wurde
benutzt ein Infusum fol. Jaborandi von 10 auf 150 per V* hör.
Die Versuchsergebnisse sind in gedrängter Kürze folgende: 1)
Kleine Dosen (5 Ccm.) injicirt machen unmittelbar eintretendes und
ziemlich rasch vorübergehendes Absinken des Blutdruckes. Dabei
findet sich gleichzeitig eintretende und schwindende Pulsbeschleunig-
ung. 2) Grössere Dosen (10 Ccm.) haben dieselbe aber nachhaltigere
Wirkung auf den Blutdruck, dagegen folgt auf die anfängliche ge-
ringe Pulsbeschleunigung beim Wiederansteigen des Blutdruckes
Pulsverlangsamung. Zugleich wird eine deutliche Zunahme der
*) Vclpub, Ga*, med. de Paris 1875. No. 7 Kiegkl, Bert. kl. Wocbs. No. 46.
Arch. f. ktin. Med. XVL 3. 4.
**) Bikgbl, ibid.
**•) ttnaiL, Berl. kiio. W. No. 6 n. 6. Kobcctsski, Wien. med. Presse 1876.
No. 45.
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542
Bodoit.' 'Entwicklung dar Nanran,
Pulswellen bemerklich. 3) Grosse Dosen (20 Ccm.) erzeugen ein
tiefes langdauerndes Absinken des Blutdruckes und unmittelbar damit
sich einstellende starke Pulsverlangsamung. Die Grössenzunabme
der Pulaexcursionen wird eine sehr bedeutende. 4) Mit der Grösse
der Dosis wächst die Dauer und Intensität der Erscheinungen, die
jedoch sämmtlich rückgängig werden. 5) Die Ursache der am mei-
sten hervortretenden Erscheinungen liegt mit Wahrscheinlichkeit in
einer Erregung der Vagusenden im Herzen. Dafür sprechen 6) das
unveränderte Eintreten der Erscheinungen nach beiderseitiger Vagus-
durchschneidung, und dann 7) das vollkommene Ausbleiben derselben
nach vollständiger Lähmung der Vagusenden im Herzen durch Atropin.
Es macht sich also hier der schon vielfach betonte Antagonismus zum
Atropin geltend. Bezüglich der Einzelheiten sowie des etwaigen
Einflusses des Jaborandi auf das vasomotorische Nervensystem ver-
weisen wir auf eine demnächst erscheinende ausführliche Arbeit.
Die Versuche wurden im Laboratorium des pathol. anatom.
Institutes zu Prag ausgeführt.
Ch. Bonget. Memoire sur le Developpement des Kerfs chez les
larves de Batraciens. Arch. de pbysioi. 1876. s. soi.
Zu dem Zeitpunkt, in dem die Kaulquappen dem Ei entschlüp-
fen, ist schon der der Hautsensibilität dienende Nervenapparat fer-
tig gebildet. Er besteht aus rosenkranzförmigen, oder varicöaen
Fibrillen, dio mit den Terminaliascrn derjenigen Nerven identisch
sind, welche beim Erwachsenen eine specielle Sensibilität vermitteln
(Nerven der Hornhaut, der Froscbzungc, Geruchsnerv, varicöse Fä-
den der Stäbchen etc.) Die nervösen Primitivfibrillen haben die-
selbe histologische Beschaffenheit, wie die Endfäden der Verzwei-
gungen der Nervenzellen in der grauen Substanz und wie die an-
gioplastischen Fäden R’s. Unter diesem Namen versteht R. die Fort-
sätze der Endothelzellen aus den capillaren Blut- und Lyraphgefäs-
sen (Cbl. 1875. 317.) Die Fibrillen stellen nicht blos nackte Axencylinder
dar; sie bestehen vielmehr immer schon aus einem axialen Fadchen,
das einem Axencylinder am erwachsenen Tbiere entspricht und aus
einer Protoplasmaschicbt, die diesen Axenfaden umhüllt. Die Kerne
entwickeln sich an Ort und Stelle aus Verdickungen der Protoplas-
maschicht; ebendaher stammt auch dio s.g. SCHWANN’sche Scheide.
In Folge der Vermehrung der au Ort und Stelle entstehenden Kerne
verdicken sich die Prirnitivfibrillen immer mehr. Mit einer Vermeh-
rung der Kerne vergesellschaftet sich auch eine Verdoppelung der
Fasern; dieselbe wird von einer Myelin-Infiltration in die Protoplas-
maschicht begleitet. So entstehen markhaitige Nervenfasern. Die-
jenigen Nervenfasern, welche sich nicht mit Myelin infiltriren, fahren
fort durch vuccessive Spaltung Zweige von 4 — 20 Nervenfasern zu
bilden. Pigmentirte oder auch pigmentlose Wanderzellen heften
Ditthkr. DoppelmiMgeburten.
548
eich auf der Oberfläche der Nervenfasern an, bedecken sie mit
ihren Fortsätzen und secerniren eine feine Haut, welche unter dem
Namen des Perineuriums die primitive Adventitialscheide der Ner-
ven bildet. Loewe.
A. Dittmer. Zur Lehre von den Doppelmissgeburtcn. Reichert » n.
du Bois’ Arcb. 1875» ti. I1L u. IV.
D. giebt eine systematische Aufstellung der verschiedenen For-
' men von Doppelmissgeburtcn mit vielfachen kritischen Bemerkungen
über die Nomenclatur derselben. Er fasst seine Resultate iu etwa
folgenden Sätzen zusammen:
Das Veritändniw der Entstehung der Doppelinissbildungen ist
nur möglich auf Grundlage der REiCHERT’schen Lehre von dem bila-
teral symmetrischen Bau des Wirbelthierorganismus. In demselben
existiren keine Axengebilde, sondern eine Medianebene, primäre und
secundäre Commissuren. Alle Doppelmonstren sind aus einem Ei
mit einfachem, ursprünglich ganz normalen Bildungsdotter hervorge-
gangen; sie entstehen durch einen paarig symmetrischen Keim-
trennungsprozess des letzteren, welcher entweder vom Kopf- oder
vom Schwanzende, oder von beiden zugleich ausgehen und die blatt-
artigen Anlagen verschieden tief trennen kann. Das Gesetz der bila-
teral symmetrischen Keimspaltung gilt auch für die Entwicklung der
so entstandenen Hälften, und kann, in diesen wiederum excedirend,
zur Bildung der dreiköpfigen und dreisebwänzigen Monstra führen.
Die aneinander liegenden Hälften von Doppelembryonen finden sich
häufig im Zustande secundiirer Atrophie oder Verkümmerung, wodurch
oft eine scheinbare Einfachheit vorgetäuscht wird (rudimentäre
Janusformen). Gemeinsame Bauch- und Rückenröhren entstehen durch
Verwachsung der Riuden- resp. Visceralbögen beider Embryonen; in
den Commissurlinien finden sich stets die normalen Commissurgebilde.
— Eine Quertbcilung des gefurchten Dotters hat, wenn sie überhaupt
vorkommt, Zwillingsbildung zur Folge; unvollkommene Quertbeilungen
sind nicht beobachtet worden. In einer geraden Linie liegende Dop-
pelembryonen sind ebenfalls durch paarig symmetrische Keimtrennung
entstanden, und durch Entwickelung der accessorischeu Hälften, Er-
hebung der am Kopf- und Schwanzende gemeinsamen Rückenplatten
und Ausbildung der Area vasculosa in eine gerade Linie gestellt.
Die bei dem Auftreten der Primitiv-Rinne erfolgende Einstellung des
Embryo mit seiner Längsaxo in die Queraxe des Eies erfolgt bei
einfachem wie bei dem in einer Linie liegenden Doppelembryo nach
bis jetzt noch unbekannten Gesetzen. Grawit».
Aeby. Beiträge zur Kenntnis» der Gelenke. Deutsche zeitachrift f-
Chir. VL 8. 354.
I. Ueber Form und Mechanik des Schultergelenkes
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544
Akst. Schüller- nnd Hüftgelenk.
beim Menschen. Dem Gelenk liegt in allen Fällen der Abschnitt
einer Kugel von 25,4 (21,0 — 30,5) Mm. im Mittel zu Grunde. In der
Pfanne tritt derselbe immer rein auf, im Kopf nur sehr ausnahms-
weise, denn die letztere Gelenkfläche ist meistens in der Richtung
ihres Meridians nach den Rändern hin eingebogen und zwar in */s
der Fälle medial und lateralwärts, in l/j derselben nur lateralwärts.
Die Werthe der Radien der Randzonen betragen im Mittel c. */* des
Hauptradius. Demnach ist die Form des Gelenkkopfs diejenige eines
den Rändern entlang in horizontaler Richtung zusammengedrückten
Kugelabschnitts. Niemals stossen die Randzonnn unmittelbar zusam-
men. Zwischen ihnen bleibt immer in individuell stark wechselnder
Breite ein Streifen der ursprünglichen Kugelfläche bestehen. Von
einem einfachen Ellipsoide kann daher niemals die Rede sein.
Der flauptdrehpunkt liegt im Mittel 4,6 (0,5 — 11,5) Mn», rnedian-
wärts von der Längsachse des Oberarms. So tritt bei der Rotation
desselben die Längsachse erst durch eine kurze Querachse mit dem
Drehpunkt in Verbindung und der Oberarm verhält sich demnach
wie ein Oberschenkel, nur in abgeschwächtem Maassc.
Das ursprüngliche Fehlen der lateralen Randzone beim Foetus,
während sie später stets vorhanden ist, beweist, dass derartige Ein-
griffe in die Kugelform nicht auf eine ursprüngliche Anlage, sondern
auf eine nachträgliche Umformung zu beziehen sind, als deren Ur-
sache die Muskeln angesprochen werden. Die Handzone muss in
diesem Sinne als Druckfigur aufgefasst werden.
Der Mechanismus des Schultergelenks ist der eines Kugelgelenks.
Die Kräfte, welche ihn in geregeltem Gang halten, sind : Die umgebenden
Weichtheile, Molccularattraction der Gelenkflächen und in unverhält-
nissmässig höherer Weise, als man bisher annimmt, der Luftdruck.
Die Kraft, womit die Gelenkflächen durch letzteren zusammengebalten
werden, ist selbst nach Entfernung der schützenden Weichtheile bis
auf den der Pfanne zunächst angrenzenden Kapselrest immer noch
so stark, dass eine vertikale Stellung des Armes zur Gelenkfläcbe
und die Berührung congruenter Gelenktbeile vorausgesetzt, sie immer
mehr als ausreicht, der Last des ganzen Armes das Gleichgewicht zu
halten. Werden die Gelenkflächen mehr tangential von einander ab-
gerissen, so reicht der Luftdruck nicht hin den Arm zu tragen und
gar nicht selten verschwindet sogar die Widerstandsfähigkeit des
Gelenks fast vollständig.
II. Die no rmale Umformung des Schulter- und Hüft-
gelenks beim Menschen und bei Säugethiere n. Ein Versuch
die von Fick aufgestellte Behauptung zu stützen, nach welcher die
endliche Formgestaltung der thierischen Organismen, speciell der Ge-
lenke auf mechanische Einflüsse zurückzuführen sei. A. benutzt zu
seiner Beweisführung die vergleichende Anatomie. Aus zahlreichen,
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Aist. Schulter- and Hüftgelenk.
645
sehr genauen Messungen an Schulter und Httfte der Menschen und
Säuger in den verschiedensten Altersperioden sieht er den Schluss,
dass die Gelenkköpfe aus der Kugelform hervorgehen und dass zwei
Momente deren Umformung bewirken : a) die indirecte Muskelwirkung
(d. i. die durch Muskelkraft in mehr oder weniger einseitig beschränkte
Bewegungen gezwungenen Gelenkkörper schleifen sieb an einander
ab), b) die directe Muskelwirkung (d. i. Druck der Muskeln auf die
nicht von der Pfanne bedeckten Gelenktheile). Ad a: stellt Vf. eine
Tabelle von zoologischen Gruppen nach der Aehnlicbkeit ihrer Gelenke
auf und constatirt einen dreifachen Typus: 1) Gelenkkörper, deren
Kugelform unverändert geblieben ist, 2) solche, deren Meridian kleiner
als der Aequator ist (verkQrztes Cycloid), 3) solche, deren Meridian
grösser als der Aequator ist (gestrecktes Cycloid).
Alle Thiere, deren Extremitäten eine höhere Kunstfertigkeit
entfalten, weisen die Kugel oder das verkürzte Cycloid auf; denen
jedoch, deren Extremitäten einfach die Rolle einer Stützvorrichtung
zukommt, ist das gestreckte Cycloid eigen. Ad b: die Druckwirkung
der Muskeln auf die nicht in der Pfanne verborgenen Theile des Ge-
lenkkopfs führt zur Bildung einer „Randzone“, innerhalb' welcher die
typischen Grundformen des Gelenks verändert ja völlig verwischt
werden können. Die Bedingungen für die Entstehung einer solchen
Zone sind für das Hüftgelenk höchst ungünstig und nur für gewisse
Foetalperioden, in denen der Kopf des Gelenks weniger geschützt
liegt, maassgebend. Im Schultergelenk hingegen, wo der Kopf bei
fast allen Thierklassen einen mächtig vorspringenden Knauf zwischen
Scapula und Oberarm bildet, resultiren aus diesem Moment typische
Abflachung am obern Umläng des Gelenkkopfs und an allen übrigen
Stellen Einroliung seiner Ränder mit vermehrter Krümmung nament-
lich in meridionaler Richtung. Wie diese Krümmungen durch die
späteren Bewegungen des Gelenks wieder ausgeglichen oder abge-
schwächt werden können und wie directe und indirecte Muskelwir-
kung unabhängig von einander zur Wirkung kommen oder zur ein-
fachen Resultante verschmelzen s. d. Original.
Der Zeitpunkt, in dem die Umformung der primären Gelenk-
anlage beginnt, ist jedenfalls ein verschiedener. Die indirecte Mus-
kelwirkung dürfte erst nach der Geburt zur Geltung kommen; die
directe Druckwirkung kann schon in der Foelalzeit beginnen.
III. Ueber die Bedeutung des Luftdrucks für den
Mecb anismus de’r Gelenke. Auch ohne hermetischen Schluss
der Weichtbeile oder wenigstens der Kapsel kommt der Luftdruck
zur Geltung, wenn nur die Gelenkflächen einander congrueDt anliegen
und in Fällen, wo die Pfanne sehr klein ist, durch einen ventilartig
wirkenden Kapselsaum die Differenz zwischen ihr und dem Gelenk-
kopf ausgeglichen wird. Unter diesen Cautelen trägt der Luftdruck
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546
Babr. NyaUgtno*.
noch immer mehr als das Gewicht der Extremität z. B. das Schulter-
gelenk das zweifache des Arms, das Ellcnbogengelenk den Vorderarm
mit Hand dreifach, das Handgelenk die Hand nicht ganz zweifach,
das Fussgelenk den Fuss siebenfach, das Hüftgelenk das Bein vier-
fach etc.
Doch aber bleibt beim Versuch in Folge schwer zu bestimmen
der Fehlerquellen die Tragkraft weit hinter der theoretisch berech-
neten zurück und es wird demnach wahrscheinlich, dass im Leben
der Luftdruck noch mehr leiste und dass eine Beeinträchtigung in
der Function der Gelenke schon durch mässige Herabsetzung des
Luftdrucks (entgegen Webkb) durchaus nicht stattfindet; erst
in einer Höhe von 6068 Meter (der höchste europäische Berg ist
4811 Meter hoch) versagt der Luftdruck den Gelenken die Unter-
stützung.
Die Molecuralattraction zwischen Kopf und Pfanne ist (entgegen
Rose) nicht hoch anzuschlagen. Tritt durch einen Bohrkanal Luft
zwischen Kopf und Pfanne so wird die Tragkraft des Gelenks auf-
gehoben, ‘um wiederzukehren, sobald der Bohrkanal geschlossen ist.
Ferner gleitet der durch übermässige Belastung aus der Pfanne
bervorgezogene Kopf bei Minderung der Belastung von selbst in die
frühere Stellung zurück, wo doch von Molecularattraction bei 1 Cm.
Entfernung keine Rede sein kann.
Unter Ausschluss des Luftdrucks beträgt die Molecularattrac-
tion zwischen Kopf und Pfanne, wenn man Wasser oder Synovia als
bindende Substanz benützt, nur wenige Gramme, noch nicht den
bundersten oder zweibundertsten Theil der Leistung des Luftdrucks.
Wilh Kocb.
Baer. Aus der Klinik des Prof. Dr. Foerster in Breslau.
Deutsche med. Wocheuschr. 1876. Nr. 13.
F. beobachtete 3 Fälle von „Nystagmus der Bergleute“ und
constatirte,dass das Auftreten desselben nicht mit Amblyopie oderHcme-
ralopie zusammen hange, dagegen die Gesichstfelder eine periphere
Beschränkung zeigen. Die Nystagtnusan falle treten nicht spontan
und mit periodischem Charakter auf, sondern nur bei Erhebung der
Blickebene. Bei einem bestimmten Grad derselben, welche als
„primäre Oscillationsgrenze“ bezeichnet wird, tritt dann eine vertikal
pendelnde Bewegung der Augen ein, welche immer heftiger wird, je
mehr man den Blick nach oben richten lässt. Diese Oscillations-
grenze kann durch verminderte Beleuchtung, heftige körperliche An-
strengung, durch schon vorangegangene Anfälle, sowie wahrscheinlich
auch durch Accomodationsanspannung berabgerückt werden. Geht man
mit dem Fixationsobject langsam nach unten, so hören die Oscilla-
tionen nicht bei jener Blickrichtung auf, bei der sie begonnen haben,
sondern diese muss die Horizontale noch um einen kleinen Winkel
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Bmuiio. Prüfung K»rb«nbliad«r. Ta*CB».>'CMul«tik.
547
nach unten überschreiten, ehe sie aufhören („secundäre Oscilla-
tionsgrenze“). Alle Gegenstände zeigen während der Dauer des
Nystgarous Scheinbewegungen. Die Behandlung mit Chinin, Jodka-
lium, subcutanen Strychninjectionen war ohne nachweisbaren Erfolg.
Micbel (Erlangen).
J. Stilling. Beiträge zur Lehre von den Farbenempfindungen.
Beilage! eft za d. klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XIII. 8. 44.
St. empfiehlt für die Untersuchung der Farbenblinden eine Prü-
fung, welche auf den Erscheinungen des Contrastes beruht, wie sie
die sog. farbigen Schatten zeigen , indem hierbei der Einfluss des
Urtheils für die zu prüfende Farbenempfindung völlig eliminirt werde.
Die Methode besteht darin, dass in ein dunkles Zimmer eine hell
brennende Lampe gebracht wird, deren Licht auf einen weissen, an
der Wand des Zimmers befestigten Papierbogen fällt; man hat als-
dann nur nothwendig, vor die Lampe farbige Glasplatten zu setzen
und einen schattengebenden Körper, am besten einen Bleistift, vor
den weissen Bogen zu halten. Sieht Jemand einen rothen Schatten,
wenn eil e grüne Glasplatte vor die Lampe gesetzt wird, und vice
versa, so empfiudet er sowohl grün wie rotli; ebenso wird er blau
und gelb empfinden , wenn er den gelben Schatten bei blauer Be-
leuchtung und umgekehrt sieht. Wenn Roth, Grün, Gelb, Blau als
Principalfarben betrachtet werden köonen, so wird mittels einer grü-
nen und blauen Glasplatte die normale Farbenernpfindlichkeit zu
eruiren sein. Für die Untersuchung von wirklich Farbenblinden
muss man aber doch eine grössere Anzahl farbiger Glasplatten be-
sitzen, und von den käuflichen Sorten sind 7 Plätten, nämlich Dun-
kelroth, Orange, Gelb, Grün, Dunkelgrün, Blau, Dunkelblau zu em-
pfehlen. St. untersuchte 25 Fälle von angeborner partieller Farben-
blindheit, welche fast sämmtlich ausserdem mittels Sortirung farbiger
Muster, und des Spectroskopes geprüft werden und stellt 2 Kate-
gorien derselben auf, nämlich die Roth- Grünblindheit und die Blau-
Gelbblindheit (4 Fälle). Die Untersuchungsresultate zeigten, dass
die Prüfung mittels deB Contrastes die sicherste Methode abgiebt,
dass sie geeignet ist, die Theorie von den 4 Grundfarben zu be-
festigen und eine Bestetigung resp. Ergänzung zu dem Satze zu bil-
den: Wo die eine Farbenempfindung vorhanden ist, da ist auch die
complementäre, wo aber die eine fehlt, ist das Gleiche bei der com-
plementären anzunehtnen. Micbel (Erlaugeu.)
Traube, Casulstische Beobachtungen. Aus der propädeut. Klinik.
Chariti-Aan. 1876 I. 8. 248.
1. Eigentümliche, denen der Angina pectoris ähnliche Anfälle,
deren mehrere innerhalb 24 Stunden beobachtet werden und Öfters
wiederkehrendes Erbrechen, wahrscheinlich durch Reizung des Vagus
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648
TbaCie, Cualitlk.
bedingt, in einem Falle von Aneurysma des aufsteigenden Schenkels
der Aorta. 2. Pneumonia dextra sup. von ungewöhnlich kurzer Dauer,
welche sich im Reconvalescenzstadium einer mit Endocarditis compli-
cirten Polyarthritis rheumat. entwickelt. Während der Pneumonie
trotz hoher Temperatur niedrige Pulsfrequenz. Als wahrscheinlichen
Grund dieses Contrastes betrachtet T. den Umstand, dass der durch die
vorangegangene fieberhafte Krankheit ermüdete und darum lang-
samer pulsirende Herzmuskel auf einen neuen Fieberanfall nicht so
reagirt, wie der Herzmuskel eines cachectischen Menschen, welcher
von einer fieberhaften Krankheit ergriffen wird und auffallend hohe
Pulsfrequenz zeigt. 3. Schneller Eintritt einer starken Digitalis-Wir-
kung a) unter dem Einfluss eines lauen Bades, b) unter dem^Einfluss
von zwei Eisblasen auf der Höhe einer Polyarthritis rheumatica.
4. Erweiterung der linken Herzkammer unter dem Einfluss einer
Störung des Lungengaswechsels (bei einem 41jährigen Säufer mit
diffusem Catarrh und einer ablaufeuden Pericarditis). 5. Interstitielle
Nephritis. Beginn der Krankheit mit Frost. Am Tage der Aufnahme,
13 Wochen nach Beginn der Krankheit exquisites Oedema pulmonum;
prompte Wirkung eines grossen Senfteiges, welcher den grösseren
Tbeil der vorderen Brustwand bedeckte. Reichliche Harnstoffaus-
sebeidung mit der Resorption bydropischer Ergüsse zusaramenfallend.
6. Pulsus paradoxus bei chron. Pericarditis, aber ohne Mediastinitis.
Die inspiratorische Erniedrigung des Pulses ist von einer Schwächung^
der Herztöne begleitet. Die Section ergab ein grosses dünnblutiges
Exsudat in dem stark verdickten, stellenweise knorpeligen Herzbeutel.
Den Pulsus paradoxus erklärt T. hier wie folgt: „bei gewöhnlichem
Verhalten des Herzbeutels kann eine noch so tiefe Inspiration keine
nennenswerthe Spannung desselben zu Stande bringen, jedenfalls keine,
welche gross genug wäre, der Contraction des Ventricularkcgels einen
wesentlichen Widerstand entgegen zu setzen. Ganz anders, wo, wie
hier, eine starke Verdickung des parietalen Blattes bei grosser Herz-
schwäche gegeben ist. Tritt unter solchen Bedingungen eine unge-
wöhnlich tiefe und kräftige Inspiration ein, so wird dieselbe den
verdickten Herzbeutel nur wenig auszudehnen vermögen; um so
grösser muss dann die durch die Dehnung bewirkte Spannung aus-
fallen. Die Spannung wird notwendiger Weise so gross werden wie
die des in starker Contraction begriffenen Zwerchfells. Ist der Herz-
muskel schwach, seine Leistungsfähigkeit durch Verkümmerung der
Musculatur so weit geschwunden, wie in unserem Falle, dann wird
begreiflich der Widerstand des mächtig gespannten Herzbeutels gross
genug werden, um dem Herzen nur eine winzige Zusammenziehung
zu gestatten, durch welche aus dem linken Ventikel nur so viel Blut
befördert werden kann, um einen eben noch wahrnehmbaren Puls zu
bewirken. Selbstverständlich kann unter Umständen diese Blutmenge
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Wkätfhac. C»sui»tik.
549
so gering werden, dass der Puls ganz ausfällt.“ (S. Cbl. 1875. 427.)
7. Pleuropneumonie durch übermässige Anstrengung des Respirations-
Apparates und nachfolgende starke Abkühlung desselben entstanden.
Dreitägiges freies Inter« all zwischen Einwirkung der Schädlichkeit
und dem Ausbruch der Krankheit. 8. Zu einem Erysipelas faciei ge-
sellt sich in Folge von Erkältung eine mit Endocarditis complicirte
Polyarthritis rheumatica. 9. Ein mit Morbilli behafteter Kranker
inficirt sich während dieser Krankheit mit variolösem Contagium
Dauer der Incubation 13 Tage. 10. Diffuse Nephritis, in deren Ver-
lauf sich Pericarditis und Pleuritis entwickelt. Kurz nach der Auf-
nahme starker asthmatischer Anfall durch eine diffuse Stauungspneu-
monie bedingt. Eigenthümliches Verhalten der linken Carotis und
Radialis, von dem pericardialen Exsudat abhängig. Abnorme Enge
dieser beiden Artt. und niedrigen Puls iu ihnen bat T. in mehreren
Fällen von Pericarditis bereits beobachtet. Die „Diffuse Stauunga-
Pneumonie,“ welche gewöhnlich mit acutom Lungenödem zusammen-
geworfen wird, unterscheidet sich von dieser durch das pneumonische
Sputum, von der fibrinösen Pneumonie durch das Fehlen des Fiebers
wenn uicht eine andere fieberhafte Affection dazutritt. Senator.
C. Westphal. Phychiatrische Klinik. Casoistlk. Charit* -Ann. 1876
Von den 6 Krankengeschichten sind folgende wegen des Sections-
befundcs bemerkenswertb : 1) Bei einer 51jährigen von Jugend auf
nervösen Person wurde ein Anfall von Dipsomanie beobachtet:
Tremor, Aengstlicbkeit, Unruhe, gesteigertes Durstgefühl, im Ganzen
ein dem Delirium tremens ähnliches Bild, aber ohne vorangegangenen
Alcohoi-Missbrauch. Beginn mit einem epileptischen Anfall. Später
entwickelten sich Kopfschmerzen, bellende Sprache, ziemlich plötzlicher
Verfall. Die Section ergab an der innern Fläche der an den
Schädel stark adhäreuten Dura multiple, meist kleine Tumoren auf-
sitzend, einige grössere (2 — 3 Cm. Durchmesser) an der Convexität
beider Hemisphären von erweichter Marksubstanz umgeben. Ausser-
dem ein 3 Mm. grosser Erweichungsheerd am vordem Ende des
Pons, zwischen die Anfänge der Subst. nigra eingelagert Etwas
weiter nach hinten dicht neben der Raphe beiderseits eine Anzahl
Hämorrbagien von Hirsekorngrösse. Alte strahlige Narben in der
Scheide, fraglich, ob Lues vorlag. Aelmliche dipsomanische Anfälle
hatte Patient schon zu einer Zeit gehabt, wo die Heerderkrankungen
noch nicht bestehen konnten.
2) Ein etwa 40jühriger Mann, vor 5 Jahren syphilitsch inficirt,
erkrankte nach voi aufgegangenen Kopfschmerzen untor epileptischen
Anfällen, welche sieb iu Serien von 6 — 12 mehrere Male wiederholten
und eine schubweise zunehmende, schliesslich vollständige Lähmung
der linken Extremitäten binterliessen. Sprache und Zunge waren nicht
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550
Ki'XE. Hör**.
betheiligt, dagegen der linke Facialis zuerst in den Mund-, dann auch
in den Stirnasten. Nach den Anfällen bestand meist Deviation des
Kopfes und der Augen nach rechts bin, später nach links, in der
Zwischenzeit steife Haltung des Kopfes, Beschränkung der Blickbe-
wegungen nach links hin, vorübergehend linksseitige Hemiopie.
Ophtalmoscopisch kein Befund^, Der Kranke zeigte dabei eine
eigentümliche Art von Geistesstörung: bei anscheinend ruhiger Ge-
müthslage und äusserlicber Besonnenheit wurden gelegentlich völlig
verwirrte und unorientirte Aeusserungen beobachtet. Ausserdem hielt
sich Patient für maltraitirt und wurde, namentlich gegen das Ende
hin gereizt und renitent. Tod nach 7 Monaten. Die Autopsie ergab
chronische fibröse Leptotneningilis der Convexität, Thrombose der
Art. basüaris und der rechten Art. fossae Sylvii, diffuse Encepbalo-
malacie der rechten Hemisphäre.
3) Bei einem 42jährigen Kaufmann ging der fünfte Anfall pe-
riodischer Manie plötzlich in ein Delirium acutum über, an welchem
Patient nach 12 Tagen starb. Die Section ergab links einen Blut-
erguss zwischen Dura und Schädel, rechts einen ausgebreiteten zwischen
Dura und Pia, mehrfache phlegmonöse Prozesse. Die Blutung war
hier nicht als Ursache des plötzlichen Umschlags anzusehen.
Wernicke.
E. Külz . Ueber das Auftreten von Inosit im Harn gesunder
Personen, s. a. 1875
Die Angabe von Straus«, (Cbl. 1872. 108.) dass Inosit im Harn Gesunder bei
übermässiger Wassersnfobr anftritt bat K. nach Versuchen an 6 Personen bestätigt
gefunden, sodass er den Satz aufstellt, dass Zufuhr von 6 Liter Flüssigkeit über der
gewobnbeitsmässigen Menge das Auftreten von Inosit bedingt. Die eingeffihrte Flüsstg-
keitsmenge schwankte in den Versuchen von 6 — 10% Liter, die Zeit der Einfuhr
derselben von 3% — 24 Stunden. Der entleerte Inosit betrug 0,4217 — 0,9134 Qrm.
Bei Diabetes insipidus ist Inosit nicht constant; Vf. selbst bat in einem Falle 20
Liter Harn vergeblich auf Inosit untersucht E. Salkowikl.
C. Hüter. Kritiseh-antikritische Wanderungen auf dem Gebiete
der jüngsten chirurgischen Tagesliteratur. Leipzig 1876. 8° 187 stn.
D. unterwirft mehrere Arbeiten, welche gegen seine auf den verschiedenen
Gebieten der allg. und spee. Chirurgie sieh bewegenden Untersuchungen erschienen
sind, einer antikritisrlien Besprechung und vertheidigt seine Ansichten iu den fol-
genden Capiteln: 1) Znr Frage über die histol. Verhältnisse der 8ynovialis. Eine
Antwort an Dr. Tim.masns. 2) Zur Kenntuiss des Genu valgum. Eine Antwort
an Dr. Girard. 31 Zur Anatomie und Aetiologio des Plattfusses und Klumpfasses.
Offene Antwort auf den offenen Brief von Prof. Dr. Hbbks. 4) Ueber meinen ln-
foctionsversuch sm Frosch. Eine Antwort an Dr. Cavarv und Dr. Gbbzubk. 6) Zur
Lehre der mechanischen Theorie der EntsGndnngs- und Fieberorregung. Eine Ant-
wort an Prof. Dr. Billroth, Dr. Hillrr und Andere. 6) Chirurgische Bemerkungen
iu C. Likbkbmbisteb s Handbuch der Pathologie und Therapie des Fiebers. 7) Die
antipyretische und die arterielle Transfasion. Eine Antwort an Dr. Butts, Dr.
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Srakrsprahe. SoHunsHonT. Hmza. Ptk-Smith.
551
NtUDönrn and Prof. Dr. Bili.roth. Da die Gegenstände dieser eine* kurzen Ans-
zuges nicht fähigen Abhandlungen im Cbl. besprochen sind, so wird hier nur H.'
Wunsch entsprechend, auf seine Erwiederungen hingewiesen. Senator.
0. E. Shakespeare. Description of a New Ophthalmoscope and Oph-
thalmometer, devised for (Jlinical Use and for Pliysiological
and Theraupeutic Investigation» upon Man and Animal». Amer
Journ. of med. sc. CXLI. S. 45.
Der von S angegebene Apparat, dessen ausführlichere Beschreibung im Ori-
ginal nachxusehen ist, besieht im Wesentlichen aus einer Metallstange, einem Be-
lencbtungsapparat, einer Stativen Conravlinse, Spiegelvorrichtungeu und einem dnrch
eine Schraube beweglichen Halter für Probebuchstaben etc.; durch Wegnahine oder
Hinznfügung der verschiedenen Bestandteile ist die ophtb. Untersuchung im auf-
rechten und umgekehrten Bilde, die Autopbthalmoskopie, die Bestimmung der Re-
fraction, die Messung des Krümmungsradius der Cornea nnd der vorderen Kammer
ermöglicht, unter anderm kann auch durch die HinzufSgung einer Camera lucida
eine Zeichnung der Details des Angenbintergrundes, durch diejenige einer Mikrome-
tervorrichtung die Bestimmung der Grösse der Gefässe des Augenhintergrundes etc.
stattfindeu. Michel [Erlange»].
J. Sommerbrodt. Ein neuer Sphygmograph und neue Beobach-
tungen an den Pnlscurven der Radialarterie. BresUu, 1876 8°
84 Stn. 1 Tfel.
Der neue Apparat, den S. zur Vermeidung der Druckfederwirkung, welche
ihm bei dem MsaaY'schen Bphygmograpbeo störend erschien, construirte, stellt eine
Modification des von Landois beschriebenen Angiugraphen dar. Der wesentlichste
Unterschied beider besteht darin, dass sich 8. des einarmigen Hebels anstatt des
zweiarmigen Hquilibrirten bedient und grössere Belsstung anwendet. Die Fixirnng
des Apparates geschieht in der gewöhnlichen Weise und wird noch durch 2 seit-
liche Stützeu vervollständigt, wodurch jede Verschiebung unmöglich gemacht wird.
Dnrch Pnlscurven, welche mit diesem Apparat gezeichnet sind, demonstrirt
Vf. den Einfluss der verschiedenen Belastung des Arterienrohres und ferner den
Kiufluss der Respiration auf den Puls nnd die Schwankungen des Blutdruckes in
prägnanter Weise. Hiedurch konnte er die Ansicht Wai.denbcros, dass dnrch die
Inspiration comprimirttr Luft der Druck im arteriellen System steigt, vollständig
bestätigen. Endlich fand Vf. noch die interessante Thatsache, dass sich an den
meisten Radislis Pulscurven vom gesunden Menschen im aufsteigenden Schenkel ein
oder zwei Wellenberge und Tbäler vorfinden, welche als graphischer Ausdruck der
Oscillationen, unter denen sieb die elastische Gefässwand aasdehnt, aufgefasst wer-
den müssen. Diese Oscillationswellen des Gefiissrobres sind auch im absteigenden
C'urveuscbeukel durchaus normale Erscheinongen. — Litten.
E. Hinze: lieber die Entstehungsweise des beim Galvanisiren
des Kopfes auftretenden Schwindels. St. Petersburg med. Ztscbr
1875 8. 295.
H. nimmt an, der galvanische Schwindel bernhe auf einer Reiznng der Bo-
gengänge, speciell d t Ampullarnerven. Es entstehe „vielleicht“ elektrolytisch eine
chemische Veränderung der Eudolympbe. Das Bewusstsein erhalte dadurch (?) eine
falsche Vorstellung von der Stellung des Kopfes and mittelbar der des Rumpfes:
es entstehe Schwindel. Bernhardt.
Pye-Smith. Klinische Mittheilnngen. Vircbov’s Arcb. lxv. s. 502.
1. Zur Casuistik des morbns Addisonii. Der Fall betrifft einen 14jährigen
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552
Hatisnaaa. Kübibl£. Ritc.su
Knaben, bei dem die Seetion geschrumpfte Nebennieren nachwies, die Ganglien und
die Nerven des Plexns solaris schienen unverändert su sein. — II. Zwei Fülle
von Anämia idiopathica. In dem einen bandelte es sich um einen 62jährigen
Bahnträger mit bedeutender Auümie, für welche sieb keine Ursache auftiuden liess
und die Seetion nichts Auffallendes als einige kleine, wahrscheinlich alte käsige
Infarcte in der Mila aufwies. Der sweite Patient war ein 47jlhriger Mann, bei dem
Phosphor 3 mal tüglich '/io grain eine vorübergebende Besserung hervorbrachte.
Auch hier schaffte die Seetion keine Aufklärung. Senator.
Hanssmann. lieber eine sehr frühe Entstehung von Katarrhen
der weiblichen Geschlechtsorgane. Beri. küo. wocbenschr. 1876. Nr. 6.
Bei 20 neugeborenen Mädchen fand Vf. 4 Mal wirklichen durch Anwesenheit
▼on SchleimkÖrpercben constatirten Scheidenkatarrh. Wahrscheinlich kann ein sol-
cher schon intrauterin entstehn; er kauu aber auch durch Uebertragung von der
mütterlichen auf die kindliche 8cheide während der Qebnrt hervorgerafen werden.
Da möglicherweise später menstruelle und hysterische Beschwerden daraus entstehn,
so darf die sofortige Behandlung solcher Katarrhe nicht versäumt werden.
v. Ham lb erg
D. Köberlä. Un cas d’ovariotomie chez une jenne Alle de 13
ans.- Accidents gastriques. Emploi de la pompe stomacale. France
Miä. Nr. 19 1876.
Die 13 Jahr eite Patientin hatte 3 Monate vor der Operation su menstrnirea
begonnen. Die ersten Menses waren profus, weniger reichlich die zweiten|; seit dem
nahm der Leibesumfang rapid in. K. entfernte einen multiloculüren Tumor
ohne Schwierigkeit, unterband den kurzen Stiel und schloss die Bzuchwtiude ohne
das PeritonSum einsnuäben. 8 Tage nach der Operation stellten sich Brechneigung
und Würgen, dann grünliches Erbrechen ein, während die Temperatur and Pulsfre-
quenz stieg. Die Application der Magenpnmpe und Ausspülung des Magens mit
warmem Wasser schafften sofort Erleichterung und wurden nach 10, nach 16 und
20 8tnnden mit demselben Erfolg wiederholt. Späterhin stellten sich Apbtben,
Nasenbluten and Ohrenlaufen ein. Diese Beschwerden währteu 10 — 12 Tage, dann
erholte sich die Patientin rasch; auch die Bauchwunde heilte nun ohne Störung
nachdem sie bis dahin sich nicht vereinigt batte. (Nach der Oasette Medicale de
8trassbonrg.) * Martin.
F. Riegel, lieber die innerliche Anwendung der Salicylsänre.
Beri. Klin. Wocbenschr 1876 Nr. 11 u. 16.
K. der sich sonst zn Gunsten der antifebrilen Wirkung der Salicylsänre aus-
spricht, fand, dass bei ihrer Anwendung die Typhen auffallend häufig recidivirten.
Einen Einfluss des Mittels auf die Dauer dieser Krankheit fand er nioht Aus
Vergleicbsversuchen mit Salicylsäure und halb ao grossen Gaben Chinin ergab sieb,
dass nach jener der Temperatnrabfall rascher eintritt und rascher vorübergeht als
nach Chinin. Bei Gesunden sah Vf. anf Salicylsänregaben bis sn 6 grm. eine Ver-
minderung der Eigentemperatur nicht erfolgen. gcUfiar.
Druckfehler. 8. 601 Z. 4 v. nuten lies: Moria-artige. — 8. 619 Z. 10 v.
oben lies: Kenant.
Einsendungen für du Gentralblcti wolle toen an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator
Berlin, (N.) Krauanlckatrajiae 84, and Profeaaor Roaenthml, Erlangen, oder (unter Belaehlnu) an
die Verlagahnndlang, Berlin (N.-W4. unter den Linden 68, adreaairen.
Verlag von Augnat Hiraehwald in Berlin. — Druck von H. 8. Hermann In Berlin.
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•*//
Wöchentlich eruch einen
1 — * Bofjen ;mm Schlosse
de« Jahrgang« Titel, Na-
men- and BachregJuter.
Centralblatt
uu,
medicinischen Wissenschaften.
Dr. J. Rosenthal,
Professor in Erlangen.
Redigirt von
Dr. H. Senator,
IVofUMr in Berlin.
1876.
5. August.
No. 32.
dB. Bi.lirfls.ireL N.tro.. lilur (UriK. MItlh).
uaskkli., Blutstrom der Muskeln (Örig.-Mittk). — & J
Betiebm,rd,rHI ^utwi®kTeIuo^ d" Kauinche« und Meerschweincbeneies. - Fok,
2 'VTlPfr ? ZU, d!" Saf kHnlilchen. -Bhow.-S^Dakd
T™* “ j H “ ‘d r Md.*k> pbenolbildende Sub»uinz i,u H»ru. - Hilles
mentbildunir "ej)t'ciim',che* u,ff- — Scheube, Harusätireausscheidung uod Sedi-
Sc“,r ff™«!«“* “r°P,h,8cli« L«hm>»'8 — K kk v, saluiorischer Keflexkrampf.-
ÜRKT' ^*MDOU»Y, Nerven krank hei ten. — Hambühokh Renomtmi. v i«d;
s"Jr,h -«—■* ■"
der Nieren.ch’rt! derNabe(f *"'>"■ ~ Bdciiwald und Litten, Veränderungen
KB»".?- 8..“, t ,l- " V‘ne; ~ Hbxdlofp, Endarteritis bei einem
«»Kl- ^ Hemeralopie. - ». Rkcss, Klimmeracotom. — Hansen eo-
- Fö..t««7 dInH^rt,SÜfn*r- ~ Geistesstörung nach Rbeumarth’ritis.
Une d ur0,n geB<m ““BeUBrweiteruug. — U A ng „ o >- n k h , Spon-
ScHi LTrv vb..UT Haooil'.!, Erkennung verschiedener f'leuraergii.se. —
Sti. - s ’ Ve",,,d')runK0D (1«8 Rückenmarks und der Nervenwnraeln bei Menin-
^den - p!cCr«tACHKS ll-- Sy-Pathicuaaffectiouen. - Boyek, Veitstanz mit Herz-
en!'ober AnfkUe gegew Nervenle,de“- - Bocheeonta.ne, Hervorruf, ,ng epi-
Wauaos B WVJ8r,;°°' Behandlung phagedäni.cher Geschwüre. -
KutaNc-hw^ H *, V0" “e^r‘naltefk'»e|‘ung,-n. - Oatüga, Chloral gegen
r useacnweiese. — Habdy und Bocatr ontaine , Wirkungen von Pilocaruus —
Von kess Aufbewahrung der Impflympbe. — Drnekfehler. g P
Ueber die angebliche Zerlegbarkeit des salicylsauren Natrons
durch die Kohlensäure des Blutes
Von 11. Köhler in Halle.
I« zwei sieh schnell folgenden Aufsätzen in deutscher und engli-
scher .Sprache*) betont Prof. Binz: dass man in der Debatte über
die Anwendung der Salieylsäure und des salicylsauren Natrons die
na li el iegeu d e ßctlieiligung eines wichtigen Factors, nämlich der in
unserem (lewebe fortwährend producirten Kohlensäure, von welcher
auch dass Blut ungeachtet seiner Alkaleszenz einen guten Theil in
freiem oder fortwährend dissociirendem Zustande enthalte, ausser
Acht gelassen habe. Da ferner 1% Natronsalicylatlösung, welche
beim Schütteln mit Aether nichts an diesen abgiebt, nach dein Durch-
leiten reiueu Kohlensäurengases bei gewöhnlichem Druck den 7. bis
10. liieil der in dem (durch Cü2 zersetzten) Salze enthaltenen
Saiicylsäure paribus condition, in den Aether übergehen lässt, so
unterliegt es iür Hru. B. keinem Zweifel, dass s aiicy Isau res Na-
*} Bucbnek's neues Repertorium der Pbarmasie XXV. 1876 p. 205 uud The
Fractitioner No. XtlVI. Juue p. 442, J876.
XIV. Jabrgaug. gg
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554
Körles. Zersetzung des Natrons durch Blut
tron durch die im Blute und den Geweben enthaltene
Kohlensäure im Status nascens beständig in Sal i cy 1 sä u re
und kohlensaures Natron zerlegt wird und somit als
Salicylsäure — analog dem Chinin — wirkt. Versuche mit
frisch aus der Ader entnommenem und unter Luftabschluss aufgefan-
genem Blute und ebenfalls unter Quecksilber zugefügter Natriumsa-
licylatlösung bat der genannte Autor indess nicht angesteilt. Mir
schienen dieselben gleichwohl für die Entscheidung der Frage erfor-
derlich, und gebe ich im Nachstehenden die Resultate derselben in
der Kürze wieder. Aus der SCHEKKiNO’schen Fabrik stammendes
Natriumsalicylat bester Qualität wurde mit kochendem Aether im
Wasserbadtrichter erschöpft; es ergab sich, dass der Aether keine
Spur freier Säure, aber auch keine bemerkenswerthe Menge Salicylat
aufgenommen hatte. Ferner überzeugte ich mich davon, dass aus
einer 1% Lösung genannten Salzes, wie B. richtig bemerkt, beim
Schütteln kein Natronsalz in Aether übergeht; bei Anwendung 2%
Lösung geschieht dieses jedoch, worauf einigermassen Gewicht zu
legen ist, in erheblichen Mengen (der Rückstand gab die Reaction
auf Eisen und binterlicss beim Glühen auf Platinblech, nachdem er
mit leuchtender Flamme verbrannt war, kohlensaures Natrou). Von
dem genannten, rein befundenen Salicylat wurde eine Auflösung im
Verhältniss von 1 : 100 Wasser dargestellt, ausgekocht und in einem
wohlverkorkten Kolben zu fernerem Gebrauch aufbewahrt. Ich con-
struirte mir hierauf folgenden spritzenartigen Apparat für das Auf-
faugen von Blut unter Luftabschluss; der Nicbtbesitz einer Geissleb’-
sehen Gas Luftpumpe wird dieses Vorgehen erklärbar machen. Ein
2U Cm. langes Rohr mit 45 Mm. Durchmesser von unzerbrechlichem
Glase wird oben durch einen paraffinirten gut passenden Kork luft-
dicht geschlossen, der Kork durchbohrt, mit einem im oberen Dritttheil
einen gut schliessendcn kleinen Glashahu enthaltenden, 14 Mm. weiten
Rohre, welches nicht in das Innere des Apparates vorragt, versehen,
der Kork möglichst einige Cm. weit nach Unten gedrückt und zum
Ucheifluss der überstehende Glasrand des oben mit einem Messing-
ringe umgebenen Röbrenendcs, aus dessen Mitte die Habnröhre vor-
ragt, mit Siegelwachs sorgfältig ausgegossen. Das untere Ende der
weiten unzerbrechlichen Glasröhre ist ebentalls mit einer breiten
Messingeinfassung, in welcher ein Gewinde eingearbeitet ist, umgeben
und schliesst nach Unten mit einer in angegebener Weise aufschraub-
baren Messinghülse, welche in der Mitte absichtlich eine weite Oeff-
nung hat, ab. Ehe die Hülse fest aufgeschraubt wird, schiebt man
einen gut gearbeiteten Pumpenstempel in der Weise- von Unten ein,
dass der eiserne Stiel des Stempels durch die Hülsenöffouug geht.
Nachdem dieser Stiel mit einem Gewicht, welches gerade ausreicht,
beim Hochziehen des Apparates den Stempel langsam nach Unten zu
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Kühles. Zersetinnp des Natrons dnrefa Blut. 555
drücken beschwert ist, wird der so vorbereitete Apparat, das Gewicht
nach Unten, in einen grösseren, bei 37° C erhaltenes Wasser abneh-
menden Cylinder von Glas gesetzt und nun wie folgt verfahren. Nach
Oeffnung des Glasbahns und geringem Heben des Apparates, so dass
das Gewicht den Stempel 3 Cm. nach Unten ziehen kann, zwischen
Stempel und Korkverschluss der Röhre also ein freier Raum bleibt,
wird von Oben her allmälig so viel Quecksilber eingefüllt, dass nicht
nur genannter Raum, sondern auch die Aufsatzröbre bis über dem
nun wieder zu schliessenden Hahn Quecksilber anstatt atmosphärischer
Luft enthält. An das Hahnrohr fügt man ein zweites weites Glasrohr,
welches 30 — 58 Cub.-Cm. der ausgekochten Salicyiatlösuug aufnimmt,
erst im rechten Winkel, etwas rund, gebogen und vorn ausgezogen
ist und nach Art der Carotiscanülen in einer knopfförmigen Verdickung
für den Ansatz des mit der in die Vena jugularis oder A. Carotis ein-
gebundenen Canüle communicirenden Gummischlauches endet, mittels
Kautschukverscblusses an.
Ist das Versuchsthier gehörig vorbereitet, das Wasser im äussern
Cylinder auf 37° C. gebracht, beiderseits die Carotiscantile in eine
Gabolcanüle und diese wieder durch Gummi Verschluss in das oberste,
knopfförmige Ende des den eben geschilderten Apparat abschliessen-
den, mit Salicyiatlösuug gefüllten Glasrohres kunstgerecht und luft-
dicht eingefügt, so werden die Klemmen an den Carotiden gelöst, der
Glasbabn am Apparat geöffnet und unter langsamem Heben des Ap-
parates der gegen die Athmosphäre durch Quecksilber genau abge-
schlossene Stempel durch das Gewicht nach Unten gezogen. Selbst-
verständlich tritt hierbei, indem der Apparat zugleich als Spritze
wirkt, Blut aus der V. jugularis oder Carotis in das mit Salicylat-
lösung gefüllte Rohr, passirt den Hahn und gelangt unter völligem
Luftabschluss in den als luftleer zu denkenden zwischen der Queck-
silberdecke des Stempels und dem ebenfalls luftdicht nach Oben
schliessenden Kork belegenen Raum. Gleichzeitig wird hierbei eine
innige Mischung des bei 37° erhaltenen Blutes mit Natriumsalicylat-
lösung bewirkt. Ist etwa das Volumen von 100 Cub.-Cm. Blut er-
reicht, so wird der Hahn abgeschlossen und kann durch vorsichtiges
Neigen des gesammteu, sonst in seiner Lage belassenen, aber mit
der Gefässcanüle nicht mehr communicirenden Apparates eiue noch
innigere Mischung von Blut und Salzlösung — immer bei 37° — be-
wirkt werden. Hierauf wird das lange Aufsatzrobr ganz entfernt,
das oberhalb des Glasbahns befindliche Röhrenstück mit Aether
gefüllt, eine ebenfalls genau [mit Aether gefüllte Ueberdruckspritze
mittelst Kautschuks aufgebunden, der Glashabn, bis an dessen unte-
ren Rand die Blutmiscbung stehen muss, wieder geöffnet, und wäh-
rend ein Assistent durch Heben des im Cylinder befindlichen Rohres
den Stempel nach Unten drückt, Aether eingespritzt. Ist dieses ge-
86*
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556 Kufir.Ea. Zersetzung des Natrons durch Blut.
schehen, so wird nach Entfernung der Spritze und bei geschlossenem
Hahn, der Apparat aus dem erwärmten Cylinder gehoben, das Ge-
wicht am Stempelstiele entfernt und nunmehr während der Hahn
oben und der Stempel unten hinreichend abschliesst, der Inhalt des
Spritzenapparates Heissig untereinander geschüttelt. Später wird der
Inhalt des gen. Apparates in einen oben verschliessbaren Scheide-
trichter gegeben und die Aetherschiehte für sich gesammelt.
Eine Reihe mit direct aus der Carotis oder V. jugularis von
Katzen oder grossen Kaninchen (Lapins) gelassenem, normalem Blute,
Natriumsalicyiat und schliesslich Aether angestellter Versuche ergab,
dass lOOCub.-Cm. bei Luftabschluss dem lebenden Thier
entnommenen und bei 37° erhaltenen Blutes nicht so viel
freie oder beständig im dissociircnden Zustande befind-
liche Kohlensäure (im Status nasccns) enthalten um auch
nur eine Spur Salicylsäure aus dem Sali cy lat frei zu
machen. Der Aetherriickstand des Blutes, offenbar aus eiuer fett-
artigen, leuchtend brennenden und Spuren von Alkali enthaltenden
Verbindung bestehend, war in kochendem Wasser ganz unlöslich
und gab die bekannte Reaction auf Eisenchlorid nicht.
Wurde dagegen anstatt normalem, Erstickungsblut ange-
wendet, so war im Aeiherauszuge stets Salicylsäure nachweislich, so
dass ich ein Uhrglus, mit nadelförmigen Krystallen dieser Säure
kranzartig besetzt, asservireu*) konnte.
Da nun Erstickungsblut unter physiologischen Bedingungen iui
Tbierkörper nicht circulirt, so beweisen meine Versuche, dass in der
Norm eine Zersetzung des in das Blut gelangenden salicylsauren
Natrons in freie Salicylsäure und Natriumcarbonat durch die im Blute
und iu den Geweben enthaltene CO* im Status nasccns nicht Platz
greift, diese Säure also als Factor bei der Salicylsäurewirkung (nb.
nach Einverleibung dieser Säure per os) ganz ruhig ausser
Acht gelassen werden kann.
Beiläufig bemerke ich schliesslich noch, dass ich die Versuche
von Fkskr und Fkikdbkugkr, welche im Aetherauszuge des Blutes
durch Salicylsäure nach Verlauf mehrerer Tage getödteter Thiere
diese Säure ohne zuvorige Ansäuerung des Blutes niemals uachzu-
weisen vermochten, fünfmal mit völlig übereinstimmendem Resultat
wiederholt habe und nach wie vor davon fest überzeugt bin, dass
Salicylsäure als solche nicht im Blute vorhanden ist, son-
dern als Salicylat, vorausgesetzt, dass das Ve rs uc hs thi er
nicht so enorm grosse, ( toxisch -letbale) Salicylgaben in
*) Diene Versuche beweisen gleichzeitig woj euch, dass die von mir befolgte
Methode recht wohl ausreichend war, freie Salicylsäure aufiutiudeu — wo sie vor-
handen war.
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Gaskei.l Bhitstrom der Muskeln.
557
schneller Aufeinanderfolge erhalten hat, dass es unter
heftigen, sich mehrfach wiederholenden Convulsionen
asphyctisch zu Grunde geht. Hier kann man aber eben sowohl
von Kohlensäure- wie von Sali cylaäure Vergiftung sprechen, und nur
hier trifft die Vorausberechnung von Binz zu, d. h. die im Blute an-
gehäulte CU2 zersetzt das gebildete Natriumsalicylat, so, dass freie
Salicylsaure (ohne Säurezusatz) mittels Aethers aus dem Blute
ausgesclüittelt werden kann. Die Details meiner Versuche werden
demnächst au einem andern Orte veröffentlicht werden.
Beobachtungen über deu Blutstrom im Muskel.
Vorläufig'.' Mittbeiluug von IV, II. (Jaskell, iu Cambridge.
Auf Veranlassung uud unter Leitung des Herrn Prof. Ludwig
in Leipzig habe ich Untersuchungen über den Blutstrom im ruhen-
den und tetanisirten Muskel angestellt und zwar im Wesentlichen
nach der Methode von Sadeek (Leipziger physioL Arb. 1869.)
Doch wurden die Ergebnisse zuverlässiger durch Verbesserungen an
dem Apparat, welcher zur Messung des ausströmenden Blutes diente
und durch Anwendung des Wassermanoraeters, durch welches die
absolute Höhe des Ausflusses gezeichnet werden konnte. Es ergab
sich Folgendes:
Abgesehen von dem plötzlichen Ansteigen des Blutdrucks im
Beginn des Tetanus, welcher die Folge des Drucks des Muskels auf
die Vene ist, zeigte sich auch eine starke Zunahme der in der Zeit-
einheit ausflicssenden Menge während dos Tetanus und nach Been-
digung desselben. Durchschneidung des Nerveu bewirkte stets eine
Zunahme der Ausflussmenge.
Mikroskopische Beobachtungen an dem hierzu sehr geeigneten
M. mylohyoideus des Frosches, welcher vorher curarisirt war, zeigten:
1, D urchsch n e id u ng de» Nerven verursacht immer eine Erwei-
terung der Arterien mit rascherer Strömung. Das Maximum der
Erweiterung wurde nach 20 — 30 Secuuden erreicht, worauf allmählich
eine Abnahme eintrat, so dass in wenigen Minuten die Norm wieder
erreicht war. In den ersten 9 — 10 Secunden nach der DurchschDei-
dung ist keine Veränderung in der Weite des Gefässes sowenig wie
eine Muskelzusammenziehung bemerkbar (Latenzperiode.) 2, Eine
ähnliche Wirkung haben chemische und mechanische Reize
(auch schon das Auflegen des Nerven auf die Electroden) nur ist
diese Wirkung meist von kürzerer Dauer. 3) Reizung des Ner-
ven durch den’ unterbrochenen electrisehen Strom, gleich-
viel ob er schwach oder stark, von kürzerer oder längerer Dauer
ist, ruft deutliche Gefässerweiterung und Beschleunigung des Stroni3
hervor, nur die Menge des verbrauchten Curare macht einen Unter-
schied in der zur Hervorrufung nöthigen Stärke des electrisehen
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558 Heimen. Entwicklung des Kaninchen- und Mrerschweincbeneies.
Stromes. In allen diesen Fällen gebt der Erweiterung immer eine
latente Periode voraus. Bei der Erweiterung siebt man das Geffcsa
vollgestopft mit Blutkörperchen, aber trotzdem eine starke Strömung
des Blutes. 4, Oie Erweiterung kann nicht beliebig lange
erhalten werden, denn wenn die Reizung (durch Electricität)
lange Zeit fortdauert, so tritt die Verengerung schon während ihrer
Dauer ein und nach dem Aufhören derselben verengt sich das Ge-
fäss bis unter die Norm, um erst allmählich zu dieser wieder zurück-
zukehren. 5, Zwei oder drei Inductionsscbläge in Zwischenräumen
von 5 Secunden verursachen Erweiterungen ganz gleicher Art. 6,
Wenn der Blutstrom im Muskel fast erloschen ist, die Gefässe bei-
nahe leer sind, so genügt eine Reizung mit dem Inductionsstrom,
welche keine Zuckung erregt, eine Beschleunigung des ßlutstroms
und Füllung der vorher leer gewesenen Capillaren hervorzubringen.
7, In einer anscheinend leeren, also wahrscheinlich nur Serum enthal-
tenden Arterie habe ich oft eine starke Erweiterung einige Se-
cunden vor dem Erscheinen der Blutkörperchen beobachtet.
8, Bei schwacher Curarevergiftung, wobei durch Nervenreizung deut-
licher Tetanus entsteht, sieht man gerade im Beginn desselben eine
Vorwärtsbewegung in den Venen, auf welche sofort eine voll-
ständige Stockung des ßlutstroms oder selbst eine rück-
läufige Bewegung folgt, während in den Arterien nur ganz
zuerst ein augenblicklicher Stoss erfolgt, dann aber das Blut stetig
fortfliesst. Der arterielle Strom wächst an, die kleineren Arterien
und Capillaren erweitern sich bis schliesslich noch während des Te-
tanus auch in den Venen das Blut zu fliessen beginnt, zuerst stoss-
weise, dann mehr und mehr zunehmend. Nach Aufhören des Teta-
nus nimmt der Strom allmählich wieder ab. In dem Augenblick,
wo der Tetanus nachlässt, erfährt das Blut in den Arterien wie in
den Venen wieder einen Ruck. 9, Alle genannten Erscheinungen
können auch in anderen Froschmuskeln beobachtet werden. —
Ein Theil der ausführlichen Mittheilung wird in Ludwig’s Ar-
beiten, die ausführliche in Homphbey and Tobneb’s Journal of ana-
tomy and physiology erscheinen.
v. llensen. Beobachtungen Aber die Befruchtung und Entwicke-
lung des Kaninchens und Meerschweinchens. ztechr. f. An»t.
and EntwickelungflgeBcb. 1. S. 353.
An der Bildung des mittleren Keimblatts der Säugethiere be-
theiligen sich oberes und unteres Keimblatt, wenn auch in differenter
Weise und mit verschieden grossen Massen. Der Mesoblast wächst
von seiner Entwickelungsstelle aus nach allen Seiten und bildet die
Area opaca sowie den Mesoblast im Vordertheil der Keimscbeibe
bis wenigstens nahe an den vordem Rand derselben. Der vor dem
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Hkhsbn. Entwicklung de« Kaninchen- und Meoracbweincbeneies. 559
Knoten liegende Tliril des Embryo wächst beträchtlich und der
Primitivstreif wird relativ, vielleicht sogar absolut kürzer. Vor ihm
bilden sich die Urwirbel. Dieser Prozess hä«gt mit einer starken
Zellwucherung im Knoten zusammen Unter Fortführung der primi-
tiven Medullarrinne nach hinten nähert sich das äussere Keimblatt
dem inneren. Die Zellenmasse, welche beide zuvor getrennt hielt,
macht Raum und die Blätter kommen dadurch in der Mittellinie zur
Berührung. Von der Seite her löst sich die Verbindung des mitt-
leren mit dem äussern Keimblatt, welche bis dahin im Primitivstreif
statt hatte. Dabei bleiben in dem äussern Keimblatt cylindrische
Zellen zurück. Am Kopfe findet sich an einer Stelle auch die Epi-
dermisplatte aus cyliudrischen Zellen aufgebaut. Daraus entsteht
das Labyrinth. Mit dem Freiwerden des mittleren Blattes erscheint
in ihm eine scharfe horizontale Trennungslinie, die proximal bis in
die Substänz der Urwirbel hineingreift, distal aber an der Periphe-
rie des Embryo sich in der noch ungetheilten mittleren Keimblatt-
masse verliert. Bei der ersten Urwirbelbildung entstehen zwei oder
drei querverlaufende Falten, welche, den Raum in der Längsrichtung
trennend, drei einzelne Urwirbelplatten erzeugen. Die ursprüngliche
mittlere Keimblatthöhle wird durch das Auftreten des WaLDEYKB-
schen Verbindungsstranges der Quere nach in 2 Abteilungen zer-
legt, nämlich Urwirbelböhle, und Pleuroperitoneal - Raum. Wäh-
rend sich das Mesoblast vom Epiblast löst, bildet sich, dieser Los-
lösung von der Seite her folgend, eine feine structurlose Membran,
die Membrana prima aus. Dieselbe liegt dem mittleren Keimblatt
dicht an ; zu keiner Zeit lassen sich Kerne oder Zellen in ihr er-
kennen. H. glaubt, dass sie wahrscheinlich vom äussern Keimblatt
ausgeschieden werde. Die Membran soll an Balsamschnitten kaum
zu erkennen sein. Die Chorda entsteht in der Mittellinie durch
Wucherung und teilweise Einbuchtung des Hypoblast. Die Herz-
anlagc ist wahrscheinlich streng bilateral als eine fast hufeisenför-
mige Verdickung, die bei Embryonen mit 2 Urwirbeln ira Vorder-
teil des mittleren Keimblatts lateral an den Urwirbeln gelegen ist.
Sehr bald entstehen im Verlaufe der Verdickung beiderseits spindel-
förmige Erweiterungen, die in ihrem Innern einen Kanal beherber-
gen. Mit der Bildung der Kopfdarmhöhle werden die beiden
Schläuche von vorn und von den Seiten her genähert und verschmel-
zen mit einander, wahrscheinlich von vorn her. Dann ist das Herz
ein aus drei unter einander communicirenden Hohlkugeln bestehen-
des Organ von welchem hinten seitlich die Venenschenkel abgehen.
Die erste Spur des Pericardialraums ist in einer Abtheilung des Coe-
loms zu suchen. Darunter liegen ein paar Zellen des Gefässblatts,
woraus das Endothel des Herzens entsteht, indem dieselben sieb zu
einem Kanal scbliessen. Dieser Kanal drängt die untere Wand des
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560 Hsaau. Entwicklung de« Kanineben- und Meerscbweincbeneiei.
Pericard’s vor siel, her und wird sehr bald von demselben umschlos-
sen. Bevor die beiden Herzschläuche sich vereinigen, haben sich
schon die beiden pripiitiven Pericardialräume verbunden. Aus dem
visceralen Blatt des Pericardiums geht die Herzmusculatur hervor.
Die Aorten sind in der Form von Endolhelröhrcn zunächst stark
seitlich gelagert um schliesslich in der Mittellinie zu verschmelzen.
Der Urnierengang entsteht durch eine solide leistenförmigo Ver-
dickung des Hornblatts beiderseits neben den mittleren Urwirbeln.
Die Nerven vermehren sich durch Tboilung, wachsen aber niemals
vom Mark aus bis zu ihrem Ende. Sobald die Trennung in dem
Primitivstreif erfolgt, siebt man feine Fädelten von der Medullarplatte
zu den Urwirbeln gehen, welche zuweilen deutlich von Medullazellen
entspringen und in Urwirbclzellen endigen. H. hält sie für embryo-
nale Nerven. Zur Bildung der Spinalganglien treten Zellen von den
hintern Theilen des Markes in den Raum zwischen Mark und Urt
wirbel um dort allmählig eine compacte Zellmasse zu bilden. Sie
bleiben durch Fäden mit dem Mark verbunden. Diese Fäden sind
die Nerven der hintern Wurzel. Das Rückenmark fasst H. als ein
einfach geschichtetes Epithel auf; darunter versteht H. jedoch nicht
eine einfache Lage von Zellen, sondern viele Zellen über einander,
welche dadurch als einfach characterisirt werden, dass jede Zelle zu-
nächst direct, später vermittelst Ausläuler an die Innen- und an die
Aussenfläche der Schicht stösst. Das Rückenmark besteht zuerst aus
undeutlich radiär angeordneten länglich runden Elementen. Darauf
entstehen spindelförmige Elemente in der mittlere Lage des Marks,
welche nach beiden Seiten hin Ausläufer senden. Beim Zerzupfen
zeigen sich feine ziemlich lange Faden , die für Nerven zu halten
sind und ausserdem etwas fussförmig gestaltete Fortsätze, die Radiär
fasern. Sehr bald legt sich die graue Substanz durch Umwandlung
der aussern Epithelzellen des Centralkanals in Form einer neugebil-
deten etwas durchsichtigen Zellunmasse an. Die Zellen des Rücken-
marks zerfallen sehr bald je nach Lage und vorliegender Richtung
der Ausläufer in zwei Gruppen. Die eine liegt dem Epithel dicht
an und sendet die Fasern in kreisförmiger Richtung um den Quer-
schnitt des Marks. Nach Aussen folgen unregelmässig gelagerte
Zellen, besonders stark angehäuft um die Eintrittsstellen der vordem
und hintern Wurzel. Noch mohr nach Aussen liegen die Vorder-
und die Seiteu6tränge. Die VorderBtränge legen sich als Reticuinm
an, welches dadurch entsteht, dass die Radiärfasern sieh durch
quere Aeste verbinden. Ursprünglich findet eine allseitige Cominu-
nication der Ausläufer der Nervenzellen statt; diese wird erst später
’n den einzelnen Linien je nach Bedarf stark entwickelt oder gelöst
und durch Atrophie zerstört. H. glaubt, dass embryonale Nerven-
körperchen und Radiärtasern zusammen genommen als Generatoren
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Vok. Beziehung der Blut- und Lymphgefässe.
561
von Nervenroasse aufzufassen sind. H. sehliesst mit einigen neuen
Beobachtungen über die Entwickelung des Meerscliweincheneies.
Loewe
P. FoA. lieber die Beziehung der Blut- und Lymphgefässe zum
Saftkanalsystem, vibcho*»'« Arch. LXV. s. 284.
F. erklärt die Figuren, welche man bei Injectioneo mit Berliner
Blau zwischen den Epithel-Zellen der Zungendrüsen erhält, für künst-
liche Spalten welche entstehen, indem die extravasirte Injectionsmasse
sich da sammelt, wo sie den geringeren Widerstand findet; d. h.
zwischen den weichen, noch nicht durch feste Kittsubstanz mit einan-
der verbundenen, tief liegenden Epithel-Zellen. Dagegen bestätigt
F. die AKKOLu’sche Angabe, dass Injeetionsmasse aus den Blutge-
fässen in die Saftkanälchen des Bindegewebes oindringen kann. Es
sei nicht nothwendig zur Erzielung dieses Resultats die Wandungen
der Blutgefässe durch vorhergängige Diapedesis von Blut-Elementen
durchgängig zu machen. Gegen die Behauptung, dass bei der durch
Circulationsstörungeu verursachten Diapedesis sich buckelförmige
Ausbuchtungen an den Gefässwäuden bilden, hebt F. hervor, dass in
der Existenz solcher Buckel kein Beweis für eine Veränderung der
Gefässwand liege, da dieselben sieb schon normal in gewissen Ge-
weben des Frosches finden. Die von Aknolo als Vorläufer der
Stomata betonten Stigmata hält F. für inconstante Bildungen, welehe-
dureli Behandlungen mit gewissen Flüssigkeiten in vermehrter Zahl
gebildet werden. F. glaubt, das3 zwischen den Endotbel-Zellen nicht
eine flüssige, sondern eine zellenartige Kitt Substanz existirt. Feste
Körnchen können an allen Stellen in die Kittsubstanz eintreten und
von da aus sehr leicht in die anstossenden Saftkanälchen gelangen.
Wenn F. auf das frische Centrum teudineuin des Diaphragma einen
Tropfen, in welchem feine Körnchen vou Zinnober oder chinesischer
Tusche suspendirt sind, träufelte, so sah er nach wenigen Augen-
blicken dieselbe Endothelzeichnung, wie bei der Anwendung von
Silbernitrat. Die feinen Körnchen sammeln sicli in allen Punkten,
der Kittsubstanz zwischen den Eudolhelzellen, so dass letztere dadurch
gezeichnet werden. Wusch F. mit Wasser ab, bald nach dem Auf-
träuleln, so verschwand Alles; wartete er jedoch eine halbe Stunde,
so konnte er das Zwerchfell waschen und mit Silbernitrat behandeln,
ohne die feinen Körperchen von der Kittsubstanz zu entfernen. Da-
durch zeigte sich, dass nach einem gewissen Zeitraum die feinen
Körperchen sieb in der Kittsubstanz der Eudothelzelien festgesetzt
batten. F. konnte das Experiment an dem Perieardium, Mesenterium
und an den serösen Häuten eines schmalen Muskels, eines Nerven
oder einer Sehne machen, aber die letztgenannten serösen Häutchen
waren so düuu, dass bei dem Abwaschen die ursprüngliche Gestaltuug
der Endothelzellen zerstört wurde. Wie in dem Diaphragma, so
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562
RuowN-SfeQüABD. Reiimig der Hirnrinde.
konnte F. auch zwischen den Muskel- und Nervenfasern, wenn die
Imprägnation iangdauernd war, die Saftkanäichen durch die serösen
Häute hiudurch mit feinen Körnchen füllen. Es entstand so eine
Füllung der Saftkanälchen in den Muskeln und Nerven gleich derje-
nigen, die an den serösen Häuten nachgewiesen worden ist. (RajewSKY.)
Auf gleiche Weise ist F. bei Anwendung von chinesischer Tusche
die Füllung der Saftkanäichen der Cutis nach Ablösung der Epidermis
gelungen. Ebenso hat F. die Hornhaut des Kaninchens behandelt
uud die Saftkanälchen derselben gefüllt. Loews.
Brown - Slqoard. Recherches snr l’excitabilitö des lobe» e<5r<5-
braux. Arch. de Phy«iol 1876. 8. 854.
Cauterisirt man mit einem weissglühendon Eisen die Hirnober-
fläche au Hunden und Kaninchen, so bemerkt man alsbald bemer-
kenswerthe Veränderungen am Auge derselben Seite (in des Vf.’s
Versuchen war es jedesraals die rechte Seite; dasselbe Experiment
links ausgeführt soll ganz andere (welche?) Erfolge haben!). — Die
Lider sind tbeilweise geschlossen, die Pupille verengt, die Conjunc-
tiva injicirt. Ebenso sieht man auch am Ohr, Gesicht, und der Na-
senhöhle derselben Seite die Zeichen einer Sympathicuslähmung. —
Constant von allen diesen Phänomenen ist allein die Verengerung der
Lidspalte. Ueberlebcn die Thiere das Experiment um einige Monate,
so findet man, wie nach Sympathicusdurchsclmeidung am Halse, eine
Atrophie des Auges derselben Seite, auf welcher die Hirnoberfläche
gebrannt war. Nur sehr selten weicht das Auge der verletzten Seite
nach innen hin ab, wie es Br.-S. nach Sympathicusdurchschneidung
oft beobachtet hat. Die Verletzung der Oberfläche des mittleren
Hirnlappens mittelst des Glüheisens bringt die beschriebenen Phäno-
mene am ehesten zur Anschauung, fast so auch die des Hinter-, weni-
ger die des Vorderlappens, am wenigsten die des lobus olf. Die
mehr medialwärts gelegenen Hirnpartien sind, für das Experiment
besser zu verwertbeD, als die lateralwürts gelegenen. Brennen der
weissen Hirnsubstanz vor oder über dem Seitenventrikel hat densel-
ben Erfolg; die Cauterisation des Bodens des Ventrikels bewirkt
zugleich Lähmung des Sympathicus und Lähmung oder Reizung des
N. oculoni. Da Verbrennungen oder Reizungen von Wunden der
Gesichts- und Schädeihaut dieselben Phänomene, wenn auch weniger
ausgeprägt, als die Verletzungen der Hirnoberfläche, bervorbringen
können, so neigt sich Vf. der Ansicht zu, dass es Reizungen von
Trigeminusendigungen an der Hirnoberfläche sind, welche reflectorisch
die Symphaticuslähmung veranlassen. Direct wurden durch sein
Verfahren etwaige Endigungen sympathischer Fäden auf der Gehirn-
oberfläche nicht gelähmt, da Abtragung der oberflächlichen Schichten
nie das Phänomen erzeugt und sich bei der Cauterisation auch nie
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Mdkk. Harn- Substanz. Hilikr. Putrides Gift.
563
Reizerscheinungen zeigen. Nie werden bei dem beschriebenen Ver-
fahren (Zerstörung der Fritsch-Hitzigschen Centra) Bewegungen der
gegenüberliegenden Extremitäten erzeugt. Bernhardt.
J. Munk: Zur Kenntniss der phenolbildenden Substanz im Harn.
■ Pfi.cobb’s Arch. XII. 9. 142.
Menschlicher Harn wurde zur Feststellung seines Gehaltes an
Phenol bildender Substanz mit verdünnter Schwefelsäure versetzt (1 Lit.
Harn 100 Cc. Säure), nach mehrstündigem Stehen auf dem Sandbad
destillirt, so lange als das Destillat noch durch Bromwasser getrübt
wurde und schliesslich das ganze Destillat bis zur bleibenden Gelb-
färbung mit Bromwasser versetzt. Das ausgeschiedene Tribromphenol
wurde mit bromhaltigem Wasser gewaschen, über Schwefelsäure ge-
trocknet und gewogen. Aus dem Harn von 24 Stunden wurde so
bei vorwiegend animalischer Kost 0,006 Tribromphenol erhalten.
Aus 1000 Cc. Pferdeharn wurde 5,214 Tribromphenol gewonnen, also
unverbältni8smässig mehr. Bei reichlichen Genuss von Vegetabilien
(Blätter- und Gurkensalat, Roth- und Blaubeeren) neben dem Fleisch
stieg die Phenolmenge auf das 3 — 8 fache. Vf. versuchte dann an
sich einige der sog. aromatischen Reihe angehörende Substanzen.
Schgltze und Naunyn haben angegeben, dass nach Einnahme von
Benzol Phenol im Harn erscheine. Bei dem Verfahren, das sie zum
Nachweis anwendeten (Dcstilliren des Harns mit Schwefelsäure) musste
die etwa vorhandene phenolbildende Substanz zerlegt werden, die
Versuche beweisen somit nicht direct die Gegenwart vom Phenol
imHarn. (Gegenüber der Angabe des Vf.’s, dass die Beobachtungen
von Sch. u. N. von keiner Seite bestätigt seien, darf Ref. wohl da-
ran erinnern, dass Steinauek nach Eingeben von Bromal das Auf-
treten von Bromphenol im Harn constatiren konnte. Auch hier war
allerdings der Harn mit Säure destillirt.) M. nahm 2,5 Grm. Benzol
p. d.; der darnach entleerte Harn gab, für sieb destillirt, ein klares
Destillat, frei von Benzol und Phenol; wurde dagegen mit Säure
destillirt, so enthielt der Harn weit mehr Phenol, wie vorher. Im
Maximum wurde aus dem Horn von 24 Stunden 0,101 Tribromphenol
erhalten. Nach Einnahme von Phenol war dio phenolbildende Sub-
stanz nicht vermehrt, dagegen fand sich, entsprechend den Angaben
von Nadnyn und Riess eine Vermehrung der Hippursäure im Harn.
E. Salkowski.
A. Hlller: 1) Ceber putrides Gift. Cbl. f. Chir. 1876 No. 10— 12 2)Ueber
extrahirbares septikämisches Gift. Da«. No. h-ib.
In der ersten Arbeit giebt H. einen kurzen Ueberblick über
die bisherigen Resultate der Experimente über septische Infection.
Aus den Versuchen mit ganzen Faulflüssigkeiten hebt er hervor,
dass die Wirkung derselben abhängig war von der Menge, ferner
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564
HlLl.tB. Putrides Gift
verschieden sich verhielt je nach der ursprünglichen Zusammensetzung
der faulendeu Substanz und je nach dem .Stadium der Zersetzung.
Blut und Eiter z. B. wirken gewöhnlich im Beginn der Fäulniss am
giftigsten, nehmen aber mit fortschreitender Decoraposition, trotz
reichlichster Entwickelung niederer Organismen, an Giftigkeit ab.
Alle diese Eigenschaften können nach il. nur auf die chemischen
Veränderungen faulender Stoffe bezogen werden. Ausserdem sei aber
die chemische Natur des putriden Giftes durch die Wirkung der Fil-
trate und Diffusate, durch die Experimente mit isolirten giftigen
Fäulnissproducten (Pandm, Weber, Bili.roth, Bergmann u. A.) und
vor Allem durch die Versuche mit stundenlang der Siedehitze ausge-
setzten oder mit Alcohol, Schwefelsäure und anderen organisinen-
feindlichen Mitteln behandelten putriden Stoffen positiv nachgewie-
sen. Aus letzteren gehe auch die Unabhängigkeit dieser Wiikung
von der Gegenwart und dem Eintritt lebender Organismen in das
Blut unzweifelhaft hervor. Bezüglich der parasitären Eigenschaften
dieser letzteren haben die Iijectionen mit isolirten und küustlich ge-
züchteten Sohizomyceten grösstentiieils die Unschädlichkeit derselben
ergeben; und diejenigen mit positivem Resultat sind aus mehrfachen
Gründen nicht unanfechtbar. Die gewöhnlich als Beweismittel für
den Parasitismus angeführten Impfungen mit bacterienhaltigeu Fil-
trirrückständen (Corneaimpfungen) beweisen nach H. in dieser Rich-
tung nichts, weil sie doppelsinnig sind; denn stets werden ausser
den Bakterien vorwiegencj feste Faulstoffe auf dem Filtrum zurück-
gehalten, welche nicht blos das Gift produciren und in concentrirterem
Zustande in sich enthalten, sondern auch bei der Uebertragung in
lebenden Geweben weiter faulen, mithin an und für sich intensiv
örtlich deletär wirken. Ihr Einfluss könne aber bei derartigen Impf-
versucheu um so weniger ausgeschlossen werden, als die Giftigkeit
der chemischen Fäulnissproducte erwiesen , die Schädlichkeit der
MicroorgaDismen dagegen zweifelhaft sei.
Um zu ermitteln, ob bei der Fäulniss tliieriscbcr Stoffe neben
den einfach chemisch wirkenden Fäulnissproducten („putrides
Gift“) .such giftige Fermente sich bilden, wie dies die Versuche
von Virchow, Stich, Thiebsch, 0. Weber, Hemmer u. A. wahr-
scheinlich machten, behandelte H. nach dem Beispiele Srnatob’s
(Chi. 1873, 84) einen faulenden Fleischautguss 24 St. lang mit Gly-
cerin, filtrirte und erhielt so einen völlig klaren, organismusfreien
Auszug, welcher unter Auderm geringe Mengen eines durch Hitze
fällbaren, durch Säuren und Alcohol nicht geriuuenden Eiweisskörpers
enthielt. Von diesem fauligen Glycerinauszug tödteten 3 Oubcm.
subcutan ein Kaninchen nach 5tägiger Incubatiou innerhalb 10 Tagen
unter den gewöhnlichen Erscheinungen; ein aus dem Blut des gefal-
lenen Thieres auf dieselbe Weise gewonnener Glycerinauszug ein
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Schkcbk. HariixUiireniiancboidang und Sediin^ntbilSmig
«weites Kaninchen in der Dosis von 1 Cubcm. nach 5 Tagen, ein
Glyccrinauszug aus Herzblut und Milz dieses Thieres ein drittes
Kaninchen in der Monge von ‘/s Cubcm. schon nach 50 Stunden
u. s. f. Von dem der X. Impfgeneration entnommenen Glycerinblut hatte
bereits 1 >0(> Tropfen genügt, binnen 52 Stunden den Tod des Ver-
suchstieres unter charakteristischen Erscheinungen herbeizuführen.
Somit handelt es sich hier um ein durch die Fäulniss des
Muskels gebildetes, in Wasser und Glycerin lösliches
ferme ntariig wirkendes Gift, welches, in das Blut leben-
der Thiere gebracht, eine specifische Krankheit (Scpti-
cämie) erzeugt und mit fo r t g e s e t z t e r Transmission seine
Wirksamkeit in erheblichem Grade steigert. Es stimmt
demnach dies Ferment in allen wesentlichen Eigenschaften mit dem
,,septicamisclien virus“ Davaine’s (Cbl. 1872, 007) überein.
Die vom Vf. dargestellten septischen Glycerinauszüge hielten
sich über 6 Monate lang, ohne an Wirksamkeit zu verlieren oder
Entwickelung niederer Organismen zu zeigen, eine Eigenschaft die
hier deshalb so angenehm ist, weil septicämisches Blut bekanntlich
sehr schnell fault und dadurch seine spocifischeu Eigenschaften ver-
liert. Dies Verfahren ermöglicht auch, Wochen lang mit demselben
Gift zu experimentiren und sowohl seine physiologischen Wirkungen,
wie seine chemischen Eigenschaften genauer zu prüfen. — Ausserdem
macht H. in der obigen Versuchsreihe auf die beaebtenswerthe Er'
sebeinung aufmerksam, wie hier oin ursprünglich ausserhalb des
Organismus (durch Fäulniss) gebildetes todtes Ferment innerhalb des
erkrankten Organismus reproducirt werde, d. h. sich in ein Con-
tagium um wan die.
Man muss also, wie schon DAVAlbE u. A. vermutheten, in ätio-
logischer Beziehung '£ Arten der septischen Infection unterscheiden,
1) die Ic horrhamie, die Vergiftung durch einfach chemisch wirkende
Fäuinissproducte (putrides Gift, putride Intoxication), und 2) die
Septicämie, die Vergiftung durch fermentartig wirkende Fäuiniss-
producte. Beide Formen sind beim Menschen, wegen des chemischen
Charakters der meisten Faulflüssigkeiten (Blut, Eiter, Brandjauche),
häutig nicht streng geschieden und dann nur graduell hinsichtlich der
Schwere der Symptome von einander zu trennen. Diesen beiden
reiht H. als eine dritte Form septischer lofection 3) die Pyämie
an, eine ätiologisch zwar nicht verschiedene, aber doch klinisch und
pathologisch anatomisch wohlcii&racterisirte Krankheit, welche künst-
lich bisher nicht zu erzeugen war. wilh. Kocb.
B. Scheube. Die Harnsilurcausseheidung und Sedimentbildung
bei eroupöser Pneumonie. Arch. a. Hciik. xvit. s i8&.
Vf. bestimmte die Harnsäure nach der gewöhnlichen alten Me-
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566
Scbeobk. Hsrnsäuresusscheiduog and Sodimentbildnng.
thode (Ausfällung durch HCl und Correction nach Zabelin), Urat-
sedimente wurden vorher durch etwas Natronlauge gelöst. Bei einem
26jäbrigen Pneumoniker betrug die tägliche Menge am 5. Krankheits-
tage 0,400, am 6. Tage 1,467 und am 8. Tage 1,325 Grm. bei einem
20jährigen Patieuten war die Ausscheidung der Säure und des Harn-
stoffs folgende: am 8. Tage: 49,57 Harnst. 1,549 Harns., am 9. Tage
mit Fieberabtail : 57,61 Harnst. 1,922 Harns., am 10. Tage: 63,13
Harnst. 1,772 Harns. Bei einem auderen 2üjähr. Pneumoniker wurde
gefunden am 5. Tag: 39,95 Harnst. 0,956 Harns., 7. Tag: (Fieber-
abfall) 50,84 und 0,958. 8. Tag: 56,78 und 1,117. 9. Tag: 43,28
und 0,735. 10. Tag: 37,87 und 0,598 Grm. Bei einem 25jährigen
Pneumoniker am 1. Tag: 32,2 und 0,572. 2. Tag: 36,7 und 0,638.
3. Tag: (Fieberabfall) 35,6 und 0,554. 4. Tag: 45,5 und 0,752 Grm.
Die Mengen der Harnsäure waren also namentlich in Anbe-
tracht der Nahrungsverhältnisse vermehrt und gingen denen des Harn-
stoffs parallel. Die epikritiscbe Zunahme beider Stoffe war auch
hier nachweisbar.
Das Verhältniss beider Stoffe zu einander schwankte bei 4
Patienten (20 — 25jährigeu Männern) im Mittel aus mehreren Tagen
zwischen 1: 32,5 und 1: 62,5. Wenn mehr Harnstoff ausgeschieden
wurde, so kam auf die gleiche Menge davon eine grössere Menge
Harnsäure, das Verhältniss dieser zu jenem wurde also kleiner, je
grösser die absolute Ausscheidung beider war. Aehnlich scheint
sich das Verhältniss auch in den bekannten Versuchen von RaNKB
gestaltet au haben mit Ausnahme der Ernährung mit rein vegetab.
Kost.
Um zu prüfen, ob die Ausscheidung der Uratsedimente aui
einer Zunahme des Säuregrades im Harn beruhe, bestimmte Vf.
diesen durch Titriren mit einer verdünnten Barytlösung von bekann-
tem Gehalt. Da dies aber zu niedrige VVerthe ergiebt, so wurde in
einigen anderen Fällen nach einer von Prof. Fkanz Hoffmann an-
gegebenen Methode der Harn vor der Titrirung mit Cblorbariumiö-
sung im Ueberschuss versetzt Es fand sich gar keine Abhängigkeit
der Sedimentbildung von den absoluten Mengen der Harnsäure
und des Säuregrades wohl aber von dem relativen Gehalt des
Harns au beideu und namentlich des Säuregrades. Die Menge der
Phospborsäure (im Ganzen) und des Säuregrades verliefen nicht
parallel, nur wenn die Phospborsäure der sauren Natronverbindung
überwiegt, hat sie auf die Sedimentbildung durch Zerlegung des
hariisauren Alkalis einen Einfluss (Cbl. 1867. 886). im Ganzen war
an Tagen des Fieberabfalls die Sedimentbiidung etwas häufiger, als
vor- und nachher, was nach Vf. dadurch bedingt ist, dass „die Ei-
weisszersetzung und daher auch die Harnsäureausscheidung vom Be-
ginn des Fiebers an steigt. Die Bedingungen zur Sedimentbiidung
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Lkydkn. Atrophische Lähmung.
567
sind in Folge dessen am Tage der Defervescenz günstiger als an
den vorhergehenden. Am Tage nach der Krisis nimmt zwar die
Harnsäureausscheidung noch mehr zu, aber gleichzeitig wird durch
die nun wieder eintretende Zufuhr von Speisen und alkalisch reagi-
renden Getränken der Säuregrad des Harns abgestumpft.1'
Senator.
£. Leyden. Beiträge zur pathologischen Anatomie der atrophi-
schen Lähmung der Kinder nnd der Erwachsenen. Arch. t
Psycb. VI. S. 271.
Den Ansichten Charcot’s über die Natur der Kinderlähmung
stehen die Befunde von Rogek und DamascuinO und Roth gegen-
über, nach welchen eine aculu disseminirte Myelitis vorzüglich der
grauen Substanz vorliegt. Vf. beweist durch 4 Fälle mit Seciiotis-
befunden, dass in der That dem klinischen Bilde der spinalen Kin-
derlähmung verschiedenartige Processe zu Grunde liegen, und
nur die acute Entstehung und der Sitz derselben allen Fällen gemein ist.
In dem 1. Fall, Atrophie des linken Beines, seit 60 Jahren be-
stehend, fand sich in dem linken Vorderhorn der Lendenanschwellung
ein scharf circumscripter Herd narbiger Substanz und atrophische
Wurzelbündel, ausserdem aber überraschender Weise 3 eben solche
nur kleinere, sclerotische Herde in dem rechten Vorderhorn der
Lenden- und beiden Vorderhörnern der Cervicalanschweliuug. Die
betroffenen Nervenstämme waren atrophisch mit Verdickung der Kap-
sel und interstitieller Neuritis. In den Muskeln des linken Beines
ergab sich der auffällige Befund einer interstitiellen fibrösen Myositis
Fall 2 und 3 ist Vf. geneigt als verschiedene Stadien desselben
Processus aufzufassen. Beide zeigten continuirliche von unten nach
oben an Intensität abnehmende Veränderungen. Bei einem Kinde
von 21 Monaten, seit einem Jahre an vorwiegender Atrophie des linken
Beines, geringerer des rechten und der Rumpfmuskeln leidend, fanden
sich durch den grössten Theil des Rückenmarkes hindurch, am dich-
testen allerdings im linken Vorderhorn der Lendenanscl wellung,
grosse, blasse, runde Zellen mit grossen Kern und scharfen Contu-
ren, von endothelartigem Charakter, welche in der grauen Substanz
der Vorder- und Seitenstränge die Nervenfasern zum Schwund ge-
bracht hatte. Denkt man sich diese Zellen fettig degencrirt, so
würden sie vollkommeti den bekannten Fettkörnchenzellen entsprechen
und eine Körnchenzellen-Myelitis darsteilen. Andererseits wird nach
Schwund dieser Zellen, welche Vf. als geschwollene Neurogliazellen
anspricht, ein Befund zu erwarten sein wie im folgenden Falle:
Diffuse Atrophie der grauen Substanz, vorwiegend der Vorderhörner,
mit reichlicher Ablagerung von Corpora amylacea bei fast vollstän-
diger Integrität der weissen Stränge.
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568
Prfv. Saltatorischer Reflexkrampf.
i
Der 4. Fall bietet auch dadurch ein besonderes Interesse, dass
er gekreuzte Lähmung mit Atrophie des rochten Beines und des linken
Armes zeigte. Die Obduction ergab disseminirte Selerose, in der
linken etwas geschrumpften Hälfte der Oblougata, im linken Seiten-
strang der Unlsanschwellung und dem rechten Seitenstrange der Len-
denanscbwellung. Eine Atrophie der Ganglienzellen war wol vor-
handen, aber nicht sehr auffällig.
Es sind also 3 verschiedene Processe, welche den 4 Fällen zu
Grunde liegen. Welcher davon der typische oder häutigste ist, ist
noch nicht zu entscheiden. Oefter scheint eine traumatische Veran-
lassung vorzuliegen, was der 'Vf. durch den ersten der hier vorge-
führten und noch einen weiteren Fall belegt.
Genügende Befunde von analogen Lähmungsformen Erwachsener
liegen noch nicht vor. Jedoch lässt sich wenigstens so viel tiach-
weisen, dass analoge kleine Erkrankungsherde, wie sie hei der spi-
nalen Kinderlähmung gefunden worden sind, auch im Rücken marke
Erwachsener Vorkommen. Vf. weist dies durch 2 Fälle nach, von
denen der zweite ausführlich initgotheilte zugleich eine ausgedehnte
Erkrankung peripherer Nervenstämme erkennen liess. Wernicke.
A. Frey. Ueber den saltatorisehen Reflexkrampf. Arch. f. Psycli.
etc. VL 8. 289.
Bei einem 70jährigen decrepiden Greise traten unter reissenden
Schmerzeu Schwäche und Steifigkeit erst in den Beinen, dann im
linken Arm auf. Später kam bei Bewegungen Zittern hinzu,
schliesslich bei activen und passiven Dehnungen der Beugemuscula-
tur des linken Oberarms und der Streck musculatur des rechten
Oberschenkels klonische Krämpfe, welche sich über alle 4 Extremi-
täten verbreiteten und sich erst allmählig beruhigten. Sobald sich
der Kranke auf den Boden stellt, treten saltatorische Krämpfe ein,
er wird durch eine sehr schnell und stossweise erfolgende Zuckung
beider Beiumuskeln hoch gehoben, sinkt zurück, um bei neuer Be-
rührung des Bodens aufs neue in die Höhe geschnellt zu werden.
Durch Hautreize lässt der Krampf sieb weder erregen, noch hemmen,
wohl aber wird er ausgelöst durch Spannungsveränderuugen der
Biceps- und Quadricepsiuusculatur (liuks resp. rechts) und unterdrückt
durch Druck auf eben jene Muskeln. Beim Liegen gehen die vom
linken Arm, resp. rechten Bein ausgehenden Krämpfe in ganz be-
stimmter Reihenfolge auf die anderen Extremitäten über, Kopf, Hals
und Rumpf bleiben frei. Sensibilitätsstörungen fehlten.
In der Besprechung dieses seines Falles erwähnt und bespricht
Vf. die von Bambkkgek und Guttmann beschriebenen Fälle ähn-
licher Art und kommt schliesslich zu dem Resultat, dass die Krämpfe
Reflexkrämpfe sind und auf einer erhöhten Reflexerregbarkeit des Rük-
kenmarks beruhen. In seinem Falle seien es die sensiblen Muskel-
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Dcbkt. Landoury, Nervenkrankheiten.
569
nerven, durch welche reflecforisch das Phänomen ausgelöst, resp. ge-
hemmt werden könne. Es seien verschiedene Arten von Rücken-
marksaffectionen, in welchen sich dieses Symptom finde, es mögeu oft
rein functioneile sein, (wie in den BAMBEBQEB-GcTTMANN’scheh Fällen,
wo in den Zwischenzeiten ganz normale Verhältnisse eintraten,) aber
auch tiefere, wirkliche myelitische Störungen, wie im vorliegenden
Fall, was aus den Contracturen, Paresen und Atrophien im linken
Arm und rechten Bein erschlossen werden könne. Bernbardt-
H. Duret: Accidents nerveux bizarres survenus sons l’influence
d’une vaste brülure. — Hemiplegie et hlmianesthäsie de la
sensibilitd commune et de la senslbilitd des Organes des sens.
Gaz. möd. 1876 No. 4.
landouzy: Note sur un cas d’hemianesthßsie sensorielle et ge-
nerale droite chez uu enfant de 12 ans; conrnlsions toniques
et cloulqneg, partielles et gen£ralis4es , spontanees et provo-
quees; gutfrison. u«8. No. i.
D. beobachtete einen Menschen, der sich im Rausch und im
Schlaf eine ausgedehnte Verbrennung der linken Oberextremität uud
der linken Thoraxhälfte zugezogen hatte. Am Ilten Tage nach dem
Unfall entdeckte man eine ziemlich vollständige Lähmung der linken
Körperhälfte und eine sehr erschwerte Sprache; zugleich zeigte sich
eben jene Hälfte des Körpers anästhetisch, ebenso die Schleimhäute
der Sinnesorgane und diese selbst (Gesicht, Geruch, Gehör, Geschmack,)
auf der linken Seite fast völlig functionslos. Unter mehrfachen Re-
cidiven besserte sich der Zustand des Kranken nach einigen Wochen
so, dass er von der Lähmung und Anästhesie fast geheilt entlassen
werden konnte. Vf. glaubt bei dem Kranken als Säufer athuromatöse
Arterien annehmen zu dürfen. Bei der vermehrten Coagulationsfähig-
keit, welche das Blut bei diffusen Verbrennungen annehmen soll,
habe sich eine Obliteration entweder der A. foss. Sylv. an ihrem
Ursprung oder der A. cerebr. post, durch einen Thrombus gebildet
und die hintersten Partien der inneren Kapsel zeitweilig ihrer nor-
malen Blutzufuhr beraubt. Von der Ischämie dieser Theile werden
dann die beobachteten Erscheinungen abhängig gemacht. (N. B. Pa-
tient war Epileptiker.)
L. beobachtete einen 12jährigen Knaben, von zweifelhafter he-
reditärer Praedisposition, der, abgesehen von verschiedenen klonischen
und tonischen Krampfanfällen, eine Schwäche der rechtsseitigen Ex-
tremitäten darbot. — Druck auf einzelne Nervenstämme oder auf die
Proc. spinosi löste jedesmal tonische oder klonische allgemeine oder
partielle Krämpfe aus. Die ganze rechte Körperhälfte, Haut, Schleim-
häute, Muskeln und Gelenke, ebenso die Sinnesorgane waren für die
verschiedenen Empfindungsqualitäten anäBthetisch. Nach einigen
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570
Hahbcbokb. Resorption von der Vagiualucbluimheut.
Wochen wurde der Knabe geheilt entlassen. — Die pathologisch-
anatomische Ursache dieser Erscheinungen wäre nach L. eine Ge-
schwulst, welche sich allmählich im Linsenkern der linken Hirnhälfte
entwickelt und durch Compression der vorderen und hinteren Ab-
teilungen der inneren Kapsel diese Partien zeitweilig ausser Function
gesetzt hätte. Der Tumor sei wahrscheinlich ein Tuberkel. (Ref.
kann sich mit dieser Erklärung aus hier nicht passend zu erörternden
Gründen nicht einverstanden erklären; auch bei Männern und Knaben
kommen Symptoroeucomplexe vor, welche wir nach dem heutigen
Wissen zur Hysterie zu rechnen haben, so wenig auch das Wesen
dieser letzteren Krankheit bis jetzt aufgeklärt ist.) Bernhardt.
E. Hamburger: Ueber die Resorption von Arzneistoffen durch
die Yagiualschleimhant. Prager Vierteljebrsehr. CXXX, 145.
Mit den verschiedenen Lösungen getränkte Wattetampons wur-
den in die Vagina gebracht, 24 Stunden liegen gelassen und der
mit dem Katheter entzogene Harn auf die Gegenwart der bezüg-
lichen Substanzen geprüft. Zu den Versuchen wurden benutzt: Jod-
kalium, Ferro- und Ferricyankaliuni) Salicylsäure, Brom- und Rho-
dankalium, Cblorlithium und mehrere Eisensalze. Alle diese Körper
konnten 2 — 3 Stunden nach Einführung und noch 24 Stunden nach
Entfernung des Tampons im Harn nachgewiesen werden. Das Fer-
ricyankalium erschien auch hier, grade wie bei Aufnahme vom Ma-
gen aus als Ferrosalz im Harn. Bekanntlich handelt es sich dabei
nicht um eine Reduction sondern um eine Zerlegung jenes Salzes
bei Gegenwart gewisser organischer Substanzen. H. nimmt eine
Reduction im Harn an durch Einwirkung der Harnsäure. — Das
Eisen konnte H. niemals in der Harnflüssigkeit auffinden ebenso-
wenig gelang ihm dies, in Uebereinstimmung mit Schroff nach inner-
icher Darreichung beim Menschen. Dagegen konnte er es stets in
der Harnasche nach weisen. Aus quantitativen Bestimmungen ergab
sich, dass die betreffenden Individuen während der Versuchszeit einen
etwas eisenreicheren Harn producirten, als normaler Weise. Doch
ist auch hier das Eisen, wie im normalen Harn, wahrscheinlich nicht
als einfaches Salz vorhanden, da es sich sonst bei dieser Menge
durch die so empfindliche Schwefelammoniumrcaction verrathen hätte.
Diese Reaction liess sich noch deutlich hervorrufen in einem Harn,
dem auf je 100 Cc. 0,00018 grm. Eisen zugesetzt waren. In den
obigen Versuchen war der Eisengehalt des Harns viel grösser und
doch versagte diese empfindliche Probe. Schifter.
J. Rossbaeh. Die physiologischen Wirkungen des Colchiein.
PrLbOEii's Arcb. XU. 8. 308.
Die auffallendste Erscheinung, die dieses Gift hervorruft, ist der
vollständige Verlust der Sensibilät durch Lähmung der peripherischen
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Rombacii. Colchicio. Sabink.
571
wie der centralen Nervenenden. Auch die Reflexerregbar keit ist
vernichtet. Dagegen bewahren die motorischen Nerven und die
Muskeln ihre normale Erregbarkeit bis zum Tode. Bei manchen
Tbieren geht der Lähmung ein Erregungsstadium voran, das sich
bei Fröschen bis zum Ausbruch von tetanischen Krämpfen steigern
kann. Der Kreislauf des Bluts wird durch das Gift nur wenig ge-
stört. Das Herz fährt fort zu pulsiren selbst nach eingetretener
Lähmung des Centrnlnervensystems. Der Blutdruck bleibt lange un-
verändert und sinkt erst bei Eintritt des Todes, ebenso tritt die
Lähmung der Hemmungsnerven des Herzens erst spät ein. Die Re-
spirationen werden allroählig seltener, bis völliger Stillstand eintritt,
so dass auf Lähmung des Athmungscentrums geschlossen werden
muss. — Bei den vergifteten Warmblütern und besonders bei den Kat-
zen zeigte sich die ganze Magen- und Darmschleimhaut geschwollen und
stark injicirt und im Darm häufig blutiger Schleim. Als Folge dieser
Wirkung bestanden intra vitam Diarrhöen, Erbrechen und kolikartige
Schmerzen. Es gelang nicht die Ursache der starken Gefässüber-
füllung aufzufinden. Die Fasern des Splanchnicus und Bauchvagus
waren nicht gelähmt. Auch die Nieren waren stark hyperämisch
und ihre Secretiou vermindert.
Die Wirkung des Colchicins tritt sehr langsam ein, der Tod er-
folgt erst nach mehreren Stunden. Merkwürdiger Weise hat, wie
schon Shboff fand, die Grösse der Gabe keineii erheblichen Einfluss
auf die Intensität oder Schnelligkeit der Intoxieation. Wenige Cen-
tigrantm, bei Katzen schon einige Milligramm, genügen um den Tod
berbeizuführen, der durch Stillstand der Respiration erfolgt, während
das Herz noch weiter schlägt. In diesem Stadium traten bei Kanin-
chen und Katzen manchmal tonische oder klonische Krämpfe auf,
dio Vf. als Erstickungskrämpfe ansieht. Kleinere als letbale Dosen
haben fast gar keine Wirkung.
Aus den bisherigen Versuchsergebnissen findet Vf. keinen An-
halt zu einer erspricsslichen therapeutischen Verwerlbung des Col-
chicin. Als locales Anaestheticum könnte es vielleicht gebraucht
werden; so braucht es Gebhardt zur Anästhesirung der Rachen- und
Kehlkopfschleimhaut. Schiffer.
G. H. Sabine. Notiz über den Ban der menschlichen Nabel-
schnur. Arcb. f. QynSc. IX. S. 311.
Querschnitte durch Nabelschnüren ausgetragener menschlicher Früchte lehren,
dass sich fast constant in d - »selben ein kleiner mit Epithel ausgekleideter Kaum
findet, der meist durch die ganze Länge der Schnur hindurch geht. Mau bemerkt
also auf dem Querschnitte ausser den bekannten Gefässlumina noch eine vierte Ein-
lagerung, und »war epithelialer Natur. Dieselbe ist meist etwas exceatriscb , näher
der Oberfläche gelegen, und erscheint bald mit deutlichem Lumen uud dann mit
mehrschichtigem Epithel ausgekleidet, bald als nahezu oblitorirter epithelialer Ka-
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Bdcbwaid & Litten. Hbtdlofp.
nal, den man nur »cbwer und nur an norgfältig tingirten Präparaten wahr nimmt.
Ana dem Cbaracter dea Epithel» ergiebt aicb, dass man es hier mit dem Beate des
Allantoisgangea au tbuu habe. Einen Rest des Ductns vitello-inteatinali» bat 8.
nicht auffinden können, ebensowenig Nerven. Low«.
A. Bachwald and M. Litten. Leber die Structurveräaderangen
der Niere nach Unterbindung ihrer Yeue. virehowa Arch. lxvi.
S. 145.
Vff. unterbanden bei Kaninchen nnd Hunden die (linke) Nierenvene aur Ent-
scheidung der Frage, ob durch blosse Stauung interstitielle Entzündung der Niere
hervorgerufen werden könnte. Bei Anwendung der antiseptischen Behandlung
überlebten die Thiere die Operation sum Theil 8 Wochen. Das Resultat war:
Stauung, Schwellung des Organs, Oedem, Baemorrhagien und Verfettung der Epi-
thelien besonders der Markaubstans, welche Erscheinungen, verbunden mit beträcht-
licher Volomssunahme bis sum 6. Tage andauerten. Von da ab nimmt die Orösse
und Sehwere unter ausgiebigem Zerfall sablreicber Harnkanälchen ab; die Glo-
meruli sind relativ woblerhalten. Es finden keinerlei Entzündung»- und
Wacherangsvorgänge statt.
Allmählich entwickeln sich weite Anaatomosen der Nierenkapselvenen mit den
Vv. Inmb., phrenieae nnd snpraren., aus denen nach der Auffassung der Vff. da-
durch ein Abfluss aus den Olomerulis stattfinden soll, dass schon normal swiscben
den Vasa efferentia nnd den Venae stellatae der Kapsel Verbindungen vorhanden
■eien, welche bei starker Druckerböbung sich erweitern und das Blat aus den Qlo-
mernlis mit Umgehung des Nierencapillarnetses direct der Kapsel sufübren können.
Grewits.
Heydloff. Ein Fall von Endarteriitis acuta der Aortenklappen
and der Aorta ascendens im Uindesalter. Deutsche Zt«chr. f. pr.
Med. 1876 No. 13.
Ein lljähriger, bis dahin stets gesunder Knabe erkrankte plötzlich unter allen
Erscheinungen einer linksseitigen Embolia Art. fossae Sy Ivii. Die Herzaction war
unregelmässig und verlangsamt, 62 in der Min. An der Herzspitze hörte man ein
die Systole überdauerndes blasendes Geräusch, das sich nach der Aorta zu verstärkte
und auch bei der Auscultation beider Carotiden sehr deutlich gehört wurde. Der
erste Pulmonalton wurde durch das Geräusch verdeckt, der zweite war rein. Der
Puls der linken Radialis voller als der der rechten, die Pulsation der rechten Ca-
rotis stäikcr als jene der linken. Frdmissemeut nirgends fühlbar. Einem etwa 6
Wochen später eingetretenen Anfall erlag das Kiud. Im linken Corpus striat und
Thalamus opt. fand sich ein gelber Erweichnngsherd, in der Art. fossae Sylvii ein
älterer Embolus; ausserdem lnfarcte der Milz. Die linke Herzkammer etwas stärker
als normal; an der Ventrikelfläche der leicht verdicktet! Aortenklappen sitzen einige
kleine blassrötbliche Vegetationen auf. Die Aorta ist dicht über den Klappen auf
eine Strecke weit verengt, hier and io den höher gelegenen Abschnitten der A. ascd.
mit zahlreichen, bis 1 Cm. laugen fiottireuden Vegetationen besetzt, welche nament-
lich dicht um die Ursprungsquellen der Anonyma und der beiden Carotis entwickelt
sind, so dass der Zugang zur 1. Carotis durch sie fast verlegt wird. Die übrigen
Gefässe sind intact.
Die Wucherungen stellten sieb mikroskopisch als ein frisches, der Intima auf-
liegendes Granulationsgewebe dar, mit stelleoweiser Fibrinabschueidung auf die
Oberfläche. Vielfach bestand kleinzellige Imfiltration der Intima ohne erheblicher
Verdickung derselben. Orawltz.
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Shei.i,. Rti’gs. Hassen. Vaillabd. FCrstsek. 573
Simeon Snell. On a peculiar appearance of the conjunctiva in
some cases of night-blindness. xbe Lnncet. i876. No. i.
S. beobachtete in Verbindung mit Hemeralopie im kindlichen Alter an der
Conjunctiva bulbi in der Nähe des Hornhautr^udes beiderseits einen schmalen, etwas
grauen, gläoienden und vier- oder dreieckigen Fleck, welcher aus einer Anzahl
kleiner, auf Druck verschwindender und mit der Conjuuctiva sich bewegender Bläs-
chen bestand; diese Flecken sollen mit dem Zuröckgehen der Hemeralopie ebenfalls
verschwinden, Ulehel (Erlangen).
A. v. Renas. Kasuistische Beiträge zur Kenntniss des Flim-
merscotoms. Wiener med. Presse 1876. No. 1 — 12.
Auf Grund von 19 beobachteten Fällen von Flimmeracotom stellt ß. 4 Typen
derselben auf, nämlich: 1) Auftreten eines flimmernden durchscheinenden oder un-
durchsichtigen Nebels, welcher das ganze Gesichtsfeld einnimmt, ohne merkbare
Begrenzung nach aussen. 2) ln einem uahe dem Centrum des Gesichtsfeldes gele-
gener Punkte erscheint ein trüber Fleck, welcher sieb mit einem leuchtenden, in
lebhaft flimmernder Bewegung befindlichen Zickzacklinie umgiebt, sie bildet entweder
einen geschlossenen Kreis oder einen nach einer Seite offenen B »gen. 3) Es treten
trübe oder leuchtende Flecken im Gesichtsfelde auf, flimmernd, ohue oder mit scharfer
aber nicht zickzackförmiger Bewegung. 4) Es ist wirkliche Ueraiopie ohne Flim-
mern, etc. vorhandeu. Michel (Erlangen).
E. Hansen. Ein Fall von isolirter Lähmung des Ulottisöffner
und relativer Heilung. Petersb. med. Wochenschrift 1876 No. 6.
fl. beschreibt eioen mit Narben an der Epiglottis nnd Schwellung der La-
rynxschleimhaut complicirten Kall von Paresis der M. crico-arytänoidei postici bei
einer constitutione!! syphilitischen Frau. Derselbe zeichnet sich vor dem bisher be-
schriebenen dadareb aas, dass er durch eine wiederholte luuuctionskur su einer
fast gänzlichen Heilung gelangte. B. Frinksl.
L. Vaillard. De l’aliänation mentale eonsßcutive an rhumatisme
articulaire algU. Uaz. Hebd. 1876. No. 3.
Ausser swei Füllen ans der älteren Literatur tbeilt V. iwei eigene Beobach-
tungen von acuter Bheumartliritia mit, 21jübrige Männer betreffend, in denen nach
Ablauf der Gelenkentzündungen psychische Störungen auftraten. Wie älteren Beobach-
tern fiel auch V. die gleichzeitig sich eiustelleudc starke Abmagerung auf. Beide
Fälle verliefen günstig. Senator.
C. Fiirstner. Ueber die Anwendung des Inductionsstromes bei
gewissen Formen der Mageuerweilernng. Berl. kliu. WocbeuBchrft
1876. No. 11.
* ln den 3 Fällen, welche jugendliche weibliche Personen mit neuropathischer
Disposition betreffen, war nach einem tiemlich starken Trauma auf die Mageuge-
geud heftige Gastralgie, verbunden mit Erweiterung des Mageus nnd Erbrechen
theils schleimiger, thetls blutiger Massen gefolgt. Später gesellten sich hinzu hyste-
risch-epileptische Krampfanfälle, denen jene Magenbeschwerdeu grössten theils als Pro-
drome vorangingen- Die Kegin epigaatrica war sehr empfindlich, bei Druck auf dieselbe
empfanden die Kranken eigentümliche Sensationen ähnlich denen, wie sie für das
Ovarium bekannt sind. Wahrend sich andere therapeutische Eiugriffe als erfolglos
erwiesen, brachte die Faradisatiou des Magens eine prompte und zum Theil längere
Zeit andauernde Besseruug aller Beschwerden hervor. (Die eine Electrode wurde
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574
Gang H OFNER. BaCCKLLI. ßcni’LTZg. SonOMACHB*.
auf das linke Hypochoudriom, die andere auf die Magengegend aufgesetzt und mit
starkem Drucke von der Cardia nach dem Pylorus zu in Absätzen fortbewegt )
Nach jeder Sitzung lies« sich durch die Percussion die Rückkehr des erweiterten
Magens auf seine normalen Grenzen nachweisen. Die Vermutbnng des Vf., dass
auch bei nicht auf hysterischer Basis beruhenden Mageuectasien durch die Anwen-
dung des intermittirendes Stromes therapeutische Erfolge erzielt werden köonen,
hat sich nach des Ref. und Anderer Erfahrung bisher nicht bestätigt. (S. Cbl. 1876 209»)
L. RoaenthaJ.
F. Ganghofner. Die spontane Herzdilatation nnd deren Folge-
ZUStiinde. Prager Vjhnscbr. CXXX. S. 1-54.
Q. coostatirt von Neuem du Vorkommen spontaner Dilatation des Herzens,
sowie relativer InanfBcieuzeu au sämmtlicbou Herzostien. Als Entstehungsbedingnng
für erstere weist er nanieutlich auf anämische und chlorotische Zustäude mit ange-
borener Enge der Aorta hin. Zur Illustratiou theilt er eine Krankengeschichte und
den Sertionsbefund eiues jungen Mädchens mit, bei dem intra vitam die Erscheinun-
gen eines Klappenfehlers neben Heraklopfeu und stenokardischeu Anfällen vorhanden
gewesen waren, und die Bection keinen Klappenfehler nachwies, sondern nur Dila-
tation des Herzens, Induration der Lunge», MiUiufaret, Venenstauungen neben einer
massigen Hypoplasie der Aorta. Litten.
Zur physiologischen Differenzial-Diagnostik der Pleura-Ergüsse.
Beobachtungen aus der med. Klinik v. Baccelli (Rom) Mitgetbeilt von Valbhtikkb.
B. empfiehlt eine nene Methode, welche directj Schlüsse gestattet auf den
Charak'er und das chemische Verhalten endopleuraler Ergüsse- Der Auscultirte
muss beim Sprecbea sein Gesicht nach einer Richtung weudeu, welche dem auscul-
tireuden Ohr möglichst diagonal durch die Mitte des Ergusses entgegengesetzt izt
Je dünnflüssiger, homogener der Erguss ist, desto leichter wird auch die Stimmvi-
bration fortgeleitet, u. z. hauptsächlich nach der Basis der Ansammlung zu. Die
Fortleitung der Btimmvibration wird in steigenden Grade durch Gerinnsel, Blutkörper,
Eiter gedämpft. Zur physikalischen Erklärung wird angegeben, dass Flüssigkeiten
im Gegensatz zu Gasen Töne um so leichter fortleiten, je homogener und specifisch
leichter sie sind, während die Schallwellen zwar schneller, aber weniger intensiv
durch dichtere und heterogene Fluida fortgepflanzt werden. Litten.
Fr. Schnitze. Ueber das Verhalten des Rückenmarks und der
Riickenmarksnerren wurzeln bei acuter Busilarmeningitis.
Bari. klin. Wocbenschr. 1876 Nr. 1 u. 2.
Vf bat in 3 genauer beschriebenen Füllen von theil* tuberculoser, theils ein-
facher Basilarmeuingitis eine genaue mikroskopische Untersuchung dei Häute des Marks,
dieses selbst sowie der in dasselbe ein • wie anch der austretenden Nervenwurzeln
vorgenommen und gefunden, dass durch Fortleitung des entzündlichen Prozesses von
den Hauten aus vermittelst der Gefässe auf die Nervenwurzeln und weiterhin durch
entzündliche Reizung dieser Wurzeln selbst oder des Röckeumarks die Symptome
der Muskelstarre und der Contractiouen, sowie die Hyperästhesien bervorgebracht
werden. Die ausführlich*» Darlegung der an den Häuten und Nervonwnrzelo zu
beobachtenden mikroscopiscben Veränderungen siehe im Original, besonders in der
Beschreibung des ersten Falles; die myelitischen Veränderungen des Marks selbst
sind im Verlauf der Darstellung des zweiten Falles auseiuaudergesetzt. Bernhardt
Schumacher II. Zur Therapie pathologischer Zustande im
Gebiete des HympathiCUS. Berl. kliu. Wochenschrift 1876 Nr. 3.
Eine 44jährige früher an Herxpalpilationen leidende Frau bekam nnter Ver-
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Botbr. Picrotoxin gegen Nervenleiden. Boohsbobiairb. WsisvloO. 575
minderung dieser Beschwerden nächtliche Anfälle von rechtsseitigem Kopfschmer«,
der vom Hinterkopf her nach vorn hin ausstrahlend mit Benschen im rechten Ohr
und mit Rütbung der ganzen rechten Gesichts-Kopfhälfte einherging. Nach frucht-
losen Versuchen mit vielen Heilmitteln (am besten hatte sich noch ein schwacher,
couetaot durch die Proc. mast geleiteter Strom bewährt), reichte Vf. das Extr, seca-
lis coruuti aquos. in Dosen von Anfangs 0,3, später 0,9 pro die. — Nach Ver-
brauch von 27 Qrm. (innerhalb einiger Wochen) war die Patieutin von ihren
migräneartigen Kopfschmerzen geheilt.
Später ging sie au den Folgen ihres Herzleidens zu Grunde. — Bernhardt
H. C. deBoyer: Note sur deux cas de chortSe cardiaque. Progrfei
mdd. 1876 No. 52.
ln dem einen Falle hatte ein lljähriges Mädchen schon im Jahre 1872 einen
6wöobentlicheu Choreaanfall durchgemacht, während dessen sich eine endocardisclie
Herzaffectiou entwickelt hatte. Nach 3 Jahren wurde sie wegen vorgeschrittenen
Herzleidens (InsufScienz der Mitralis, Incontioeuz der Aortenklappen, Stenose des-
selben Ostinms) wieder anfgenommen und verstarb im Hospital. Das Kind hatte
nie an Rheumatismus, nie an einer exanthematischen fieberhaften Krankheit gelitten.
Bei einem 2ten, 7jäbr. Mädchen hatten sich seit einem 2 Monate anhaltenden Chorea
anfall Herzpalpitationen eingestellt, an denen das Kind auch bei der «weiten, durch
eine neue Choreaattaque bedingten Aufnahme ins Krankeuhaus litt. Das Mädchen
zeigte die Symptome einer lusufficiena der Mitralis, aber auch hier waren die Aor-
tenklappen nicht ganz frei. Auch dieses Mädchen hatte vorher keinen Gelenkrheu-
matismus oder sonst eine acute fieberhafte Krankheit d irchgemacht. Neben der
liorzaSection wies hier die Obductiou ausserdem noch das Bestehen einer chroni-
schen Meningitis cerebralis uud einer frischeren Meningitis spiualis (am Halsthei!)
und in der Leodenanachwelluug Veränderungen der grauen Vordersäulen uud der
Vorderseitenstränge nach. Bernhardt.
De i’emploi de la picrotoxine dans le traitemeut de quelques
maladies de systöme nerveux. Gaz. m&ä. 1876 No. 61.
ln einem Falle von Paralysis labio glosso pharyngea sah Gobcer nach oinigou
subcutanen Injectionen von Pikrotoxiu (zu 1 Mgrm.) die besten Erfolge. Es bilden
sich an den lujectiousstellen kleine, harte, iudolente Tumoren, welche allmählich
wieder verschwinden. Ebenso lobt DcjaBDiR-BsAcuiiTZ die innerliche Darreichung
dieses Mittels zu *4 — 3 Mgrm. pro die bei Epilepsie. Gegeu Paralysis agitaus zeigte
«ich das Mittel uuwirkBam. Bernhardt.
Bochefontaine: Production d’attaques d’t'pilepsie pur le cha-
touillement de la peau de cou chez l’homme. Arch.dePhysioi.etc.
1876. 8. 884.
Es gelaug Vf. bei einem Epileptischen, bei welchem vollkommne mit unvoll-
kommnen Anfällen abwecbselteu durch Kitzeln des linken Ohrläppchens und der
benachbarten Nackengegend Anfälle auszulösen, (la einer Aumerkung zu dieser
Mittheilung weist Biowm-S&quahd auf seine mehrfacheu Beobachtungen nach dioier
Richtung bin.) Bernhardt.
G. E. Weisflog, Zur Behandlung phagedänischer Geschwüre.
VmcHow’fl Arch. LXVI. 8. 311 — 316.
Der Schmers bei phagedänischen Geschwüren soll sofort cessiren, wenn das
Geschwür io ein faradisireodes Bad eingetaucht wird. Ist letzteres nicht möglich,
so wird der Schmerz sehr herabgesetzt, wenn die nach der Wunde verlaufenden
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Wallacr. Obtäqa. Hardv & Bochxpohtaise. Yölkbbs.
rmm
Nerven faradisirt werden. Das Bad wird bergestellt, indem eine Elektrode des aof
das Miuimum eingestellten Inductiousapparates auf duu Boden des Gefässes (*. B.
eines Waschbeckens) gelegt wird, während der Kranke leise die andere Elektrode
berührt Die Schmerzen kehren zuerst häufig wieder, so dass der P. öfter sieb fa-
radisiren muss; nach 8 — 10 Tagen ist die Empfindiichkeit g*uz beseitigt Aeusser-
1 ich applicirt Vf. eine Salbe aus salpetersaurein Quecksilberoxydul (1: 50—60).
bei Dolores osteooopi soll dasselbe Präparat iu einer 1% Lösung sobeutan gute
Dienste leisten. Vf. rühmt im Allgemeinen die schmerzstillende Wirkang der Para-
diaatiou. O. Simon.
£. Wullace. A new mechanic&i treatment of irreducible flexion
of the uterus. Amerc. jouru. of med. sc. CXLI. S- 69.
Vf. schlägt vor, und will in eiuer Zahl von Fällen es erprobt haben, die sonst
nicht reducirbaren Uterusknickungen mit Pressschwammeiulagen zu beheben. Nach
sorgfältiger Ausscbliessuug von Ueizzustäoden in der Umgebung des Uterus beginnt
er 3 T.e» nach der Menstruation gekrümmte dünne Prosssubwämme von besonderer
Präparatioo einzulogen. Die Frauen liegen dabei zu Bett Nach 10 — 12 Stunden
wird revidirt und wenn keine Beschwerden aufgetreteu sind, bleibt der Schwamm
noch eben so lauge liegen. Danu wird eiu neuer Schwamm von grösserem Volumen
aber geringerer Biegung eingelegt, wenn keine Rcactiou eingetreten ist Unter der-
selben Bedingung wird sodauu ein dritter Schwamm eingelegt. Pat. bleibt darnach
noch 2 Tage liegen, darf zauäcbst keine schnürenden Röcke tragen. Die Knickung
soll meist schon durch eine solche Kur behoben sein; ist sie es nicht, so wird uaoh
einigen Tagen wieder eine eben solche Knr vorgenommen. Vf. bat nur 2 ungün.
stige Fälle dabei gesehen, doch entzieht sieb der ganze Vorschlag dadurch einer
speciellen Würdigung, dass die Details der Beobachtungen fehlen. A. Martin.
Ortäga: Du traitement des sueurs fdtides des pieds par les
Solutions de Chloral. Bull, de Th<Sr«p. 1876 xc. s. 173.
Vf. empfiehlt eiue l°/o Lösung von Chloralbydrat. Schiffer.
Hardy et Bochefontaine. Sur l’action physiologique des Pilocar-
pus piunatus et Filocarpus Simplex cultives en Europe. q.x.
uiöd. 1876 No. 16.
Das wässrige Infus aus Blättern dieser beiden im Jardin des plantes culti-
virten Pflauzen bewirkte iu die Venen von Hunden iojicirt Salivation. Sie gleichen
also in ihrer Wirkung dum iu Brasilien wachsenden Pilocarpus pinnatus. Schiffer.
Volkers. Ueber Vaccinelymphe und ihre Aufbewahrung. EcLKoauia'«
Vjbmohr. XXIV. S. 876.
V. empfiehlt als Keunteiohen einer noch wirksamen Lymphe den Faserstoff,
welcher sich bei der Gerinnung bildet and bei der Fäulnis« wieder aufgelöst wird.
So lange daher sich in der Lymphe noch ein Faserstoff* eriusel findet, so lange ist
dieselbe auch als wirksam anzusehen. Zu diesem Behufe muss freilich die Lymphe,
noch bevor sie geronnen ist, iu die Lyinphröhrcben gefallt werden. w. Sander.
Druckfehler. No 31 im Titel lies: Hinzk, Schwindel beim Galvanisiren.
Einsendungen für das Oentralblatt wolle inan an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator
Berlin, (N.) Krausnickstrasso M, and Professor Ilosenihal, Erlangen, oder (unter Beischlusa) an
die Verlagsbandlung, Berlin (N.-W.). unter den Linden «8, adreasiren.
Verlag von Augnst Hlraehwald in Berlin. — Druck von H. 8. Hermann ln Berlin.
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Wöchentlich eraeh einen
1 — f Bo^en ; am Schlüße
de« Jahrgang« Titel. Ne*
men- and Sachregister.
Centralblatt
flir die
PTel« de« Jahrgänge«
20 Merk; sd beziehen
durch elleBacbbendlun-
gen and Po*t*n«taltoB.
Dr. J. Bosenthal,
ProfeMor ln Erlangen.
Redigirt Ton
and
Dr. H. Senator,
Professor In Berlin.
1876. i9. August. No. 33*
Inhalt! Rdloax, Contraction und Innervation der Mil>. (Orig.-Mitth). — •
Lücids, Druckvcrmindernng durch Calabar. (Orig.-Mitth). —
van Bahbkii:, Entwicklung der ßatracbier. — Rajbwsky, Bestimmung des
Hämoglobin». — Kockol* Yasnopolsk y, Gäbrung der Leber. — Bkmnkt, Bruch
der Rippenknorpel. — Kbüsow, angoborues Staphylom. — Dübelt, Entstehung
de« Blasenkatarrhs. — Laüenstkin, Embolie der Aorta. — Nothhaokl, Reflex«
hemmung. — Tobbe», Doppelmiesbildung. — Moriqou & Ossi, Amygdalin.
A hl fbld, Bildung der Zwillioge. — Toubnkux & H kr mann, Seröses Epi-
thel. — Colasasti, Folgen der Durchscbneidung des Riechnerven. — Coa-
naillb, Nachweise des Caffeins. — Orüdlkr, Zur Chemie der Lungen. —
Litten, pathologisch anatomische Beobacbtungon. — Chiari, Sequestration des
Pancrea*. — Tbbndklknbübg, Antiseptischer Occlusivverband. — Fischer,
CarbolsUure bei Operationen an Zuckerkranken. — Bkknabd, Behandlung des
Rachitis.
Ueber die Uontractionen und die Innervation der Milz.
Vou l>r. Joliann Hulg&k aus Moskau.
Die in den letzten Jahren erschienenen Arbeiten über die Phy-
siologie der Milz veranlassen mich die Hauptergebnisse meiner in
Moskau unter Prof. A. Babcchin’s Leitung angestellten und schon
1872 in russischer Sprache veröffentlichten Untersuchungen über die
Contractionen und die Innervation der Milz hier in Kürze mitzu-
theilen.
Meine Versuche wurden an den durch die intravenale Mor-
phiuminjection narcotisirten und in einigen Fällen nachträglich noch
etwas chloroformirtcn Hunden angestellt. Der 3 — 5 Zoll (je nach
Bedürfnis) lauge Schnitt in der vorderen Bauchwand wurde längs
der linea alba ober- und unterhalb des Nabels geführt, IV, Zoll
über dem Nabel gegen das linke hypogastrium hin wurde senkrecht
zu dem oben genannten Längsschnitte und zwischen zwei Reihen
Massenligaturen, um Blutungen zu vermeiden, noch ein querer 3 — 4
Zoll langer Schnitt durch die Bauchwand angelegt, um die Milz be-
quemer aus der Bauchhöhle hcruusholcn zu können: so hatte man
die ganze Operation fast ohne Blutverlust durchfuhren können. Um
der Abkühlung und Austrocknung der Baucborgane vorzubeugen,
gebrauchte ich ein auf +38°C. erwärmtes künstliches Serum (Hüh-
nereiweiss, Kochsalz und dcstill. Wasser in gewissem Verhältnisse),
XIV. Jahrgang. 37
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r 9
578 Bcloak. Contrictioo und Innervation der Milt.
mit diesem wurde ein weicher Leinwandslappen benetzt, auf die
Bauchwunde und die Baucborgane gelegt und darüber mit trockenem,
Flanell bedeckt; vor dem Versuche au der Milz selbst wurde die
Baucbwunde jedesmal durch temporäre Nähte zosammengehalten
um den Bauchdruck so viel als möglich nicht zu alteriren. Als
Reiz bediente ich mich immer eines schwachen Inductiousstromes.
Die Untersuchung der die Milzgefässe umspinnenden Nerven
hat mir ergeben, dass dieselben zweierlei Art sind — centripetale
und centrifugale. Die Reizung des centralen Endes eines durch-
schnittenen ceutripetalen Nerven löst eine allgemeine starke Milzeou-
traction und dabei Schmerz (Stöhnen uud Erzittern des Thieres)
aus, nicht aber die Reizung des peripheren Endes desselben: dage-
gen die Reizung des centralen Endes eines centrifugalen Nerven
ruft keine sichtbaren Veränderungen in der Milz uud nur jene des
peripheren Endes des letzteren eine locale, dem Bezirke dieses Ner-
ven entsprechende Milzcontraction hei vor. Die Durchschneidung
eines centripetaien Nerven bewirkt keine Milzveränderung, solche
aber eines centrifugalen bewirkt eine circumscripte, locale Schwel-
lung und locales Blauwerden des Organes. Beim directen Anlegen
der Electroden auf die Milzoberfläche wird eine bloss auf die
Strecke zwischen den Electroden sich beschränkende Coutraction
ausgelöst.
Bei der localen, resp. genoralisirteu Coutraction der Milz lässt
sich folgender Typus beobachten: Anfangs wird die ganze Oberfläche,
resp. ein Thcil des Organes etwas blässer, hernach sofort kleinkör-
nig und mit der Zunahme des Stromes nimmt auch das Blässer- und
Körnigwerden desselben zu; die Milz wird dabei kleiner, härter und
zuletzt schiefergrau. Nach dem Einstellen des Reizes aber wird sie
Anfangs roth und dann allmählich glättet sie sich au der Oberfläche
aus und kehrt langsam zur Norm zurück. —
Um zu bestimmen, ob etwa die Menge weisser Blutkörperchen,
die aus der Milz per vena lienalis ausgeführt werden, durch die
Contraction, resp. Schwellung des Organes beeinflusst wiid, habe ich
die betreffenden Blutkörperchen in dem Blute der kleiueu aus dem
Hilus lienis austretendeu Milzveneu gezählt, zu welchem Zwecke ich
eine derselben neben dem Hilus durchschnitt, von dem ausflie3senden
Blute eine ganz kleine, doch aber ein- für allemale bestimmte Menge
mittelst einer kleinen mit einer bestimmten Quantität von indiffe-
renter (>/,% NaCl) Flüssigkeit gefüllten Spritze aufuabm, beide Flüs-
sigkeiten schnell und genau vermengte, von dieser Blutmischung
eine bestimmte Menge unter dem Microscopc ausbreitote uud dann
untersuchte, und dabei habe ich die Zählung vorgenoinmen beim
gewöhnlichen (nichtconCahirten) Zustande der Milz, bei der Contrac-
tion und bei der Schwellung derselben. Es wurde nun von mir
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Bcloak. Contraction and Innervation der Mil*.
579
durch die Probeversuche vorläufig festgestellt, dass der Gehalt klei-
ner Milzvenen an weissen Blutkörperchen gleich bleibt. Solche
Versuche haben mir ergeben, dass die Menge der aus der Milz per
vena lienalis austretenden weissen Blutkörperchen ihr Maximum
beim gewöhnlichen (nichtcontrahirten) Zustande der Milz erreicht,
dass dagegen diese Menge bei der Contraction abnimmt und ihr
Minimum bei der Schwellung des Organes zeigt; wenn aber die
vorher durch irgendwelche Bedingungen (z. B. durch die Unterbin-
dung der Stämmchen der V. lienalis) angeschwollene Milz zur Con-
traction gebracht wird, so steigt diese Menge bedeutend (Hirt fand
auch die Vermehrung der weissen Blutkörperchen im Milzvenenbluta
nach der Nahrungseinnahme.)
Die Milzcontractionen werden von verschiedenen Momenten be-
einflusst, und in dieser Beziehung habe ich folgendes gefunden: 1,
Sie werden durch Curare und langdauernde Narcose geschwächt
auch durch die starke Narcose wird die Milz welk, blau und zu-
letzt büsst sie ihre Contractionsfähigkeit gänzlich ein. 2, Die Ein-
spritzung von Chinin in die Venen bewirkt auch Contraction der
Miiz und dabei Vermehrung der weissen Blutkörperchen im Milzve-
□enblute. 3, Secalc coruutum bringt keine Contraction der Milz her-
vor, auch in grösseren Dosen, bei welchen gewöhnlich starke Darm-
und Uterusgefässcontractionen beobachtet werden. 4, Die Er-
stickung und überhaupt jede allmählich zunehmende Behinderung
des Gaswechsels im Blute bringt immer eine starke allgemeine Milz-
contractiou, sowie eiue allgemeine Uefässcontraction des Körpers zu
Stande. 5, Die Reizung des peripheren Stumpfes des N. vagosym-
pathicus in der mittleren und unteren Halsgegend ruft keine Milz-
contraction, solche aber des centralen Stumpfes desselben in der
Mittelhalsgegend eine starke Contraction des Organes hervor doch
jedesmal nur bei sehr starken Strömen, bei welchen sich schon Dia-
phragmakratnpf und Athmungsstillstand einstellt (eine sui geoeris
temporäre Erstickung). Eine noch stärkere Milzcontraction lässt
sich auch dann auslösen, wenn das centraie Ende des N. laryngeus
superior durch starke Ströme gereizt wird, wobei , wie bekannt, Re-
spirationsstillstand im Exspirationsstadium, bei Erschlaffung des Dia-
phragma sich einstellt. In beideu Fällen, wie man sieht, lässt sich
das ganze Phänomen bloss auf den behinderten Blutgaswechsel zu-
rückführen. 6, Reizung des ganglion semiiun&re ruft auch eine
starke und allgemeine Milzcontraction (bei Hunden und Kaninchen)
hervor. 7, Atmosphärische Luft allein übt keine Wirkung aut die
Milz aus, sofern nur dabei nicht Verdunstung und Abkühlung an der
Milzobertiäche stattfindet. —
Da durch Reizung dos ceDtrnlen Endes centripetaler Milzner-
ven immer eine allgemeine und starke Milzcontraction ausgelöst
37*
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580
Bcloak. Contraction und Innervation der Milz.
wurde, so dürfte dies Phänomen selbst als ein reflectorisches, von
einem irgendwogelegenen Reflexcentrum ausgelöstes angesehen wer-
den; da aber nach dem Durchschneiden der Nn. splanchnici (vor
ihrem Eintritte ins gangl. coeliacum) der obengenannte Reizungs-
effect immer ausblieb, so müsste man dieses Reflexcentrum nicht in
diesem Ganglion, sondern irgendwo höher, etwa in der Med. spinalis
suchen und zu diesem Zwecke wurde das Rückenmark in seiner gan-
zen Länge von oben nach unten hin auf den electrischen Reiz (mit-
telst feiner und starker in das Mark in der Mittellinie eingesteckter,
bis auf die Spitze und Kopf isolirter Stahlstecknadelu) geprüft
(die Technik selbst werde ich anderswo beschreiben): auf die
Weise reizte ich immer ein bestimmtes, einem bestimmten Nerven-
wurzelpaare entsprechendes Rückeumarksterritorium, nachdem ich
mich vorher überzeugt habe, dass das Nadeleinstecken in der Mit-
tellinie des Rückenmarkes allein, ohne electrischc Reizung, keine
Veränderungen in der Milz hervorruft. Bei diesen Versuchen habe
ich folgendes gefunden: 1, Reizung der Med. spinalis in der Höhe
der Membrana obturatoria atlantis posterior, wie in der Mittel- so
auch in den Seitenlinien, löst unter keiner Bedingung diu geringste
Milzcontraction aus (immer negative Resultate), die schwache Rei-
zung aber der dem Atlas entsprechenden Partie des Rückenmarkes
ruft sofort eine starke Contraction der ganzen Milz hervor. 2, Auch
nach der Durchschneidung der Med. spinalis in der Höhe der membr.
obturat atlantis posterior, d. h. unterhalb der Med. oblongata (bei
Curare und künstlicher Respiration), erhält man immer bei der Rei-
zung der centralen Enden contripetaler Milznerven eine ebensostarke
und allgemeine Milzcontraction, wie vor dem Durchschneiden des
Rückenmarkes: offenbar liegt also das Reflexcentrum der Milz un-
terhalb der Med. oblongata. 3, Auch bei der Reizung der unten ge-
legenen Partien des Rückenmarkes bis auf den 4. Halswirbel lasst
sich immer eine gleich starke Milzcontraction auslösen, vom 4. Hals-
wirbel ab wird die auszulösendu Contraction der Milz immer
schwächer und zwar desto mehr schwächer, je tiefer gelegene Par-
thien des Rückenmarkes gereizt werden. Vom 11. Brustwirbel ab
lässt sich keine Milzcontraction auslösen.
Darauf dürfte man etwa folgende Schlüsse gründen: 1, Im
oberen Theile der Med. spinalis, zwischen dem 1. und dem 4. Hals-
wirbel, liegt die Masse der Ganglienzeilen, die den Milzcoutractionen
vorsteht (das gesuchte „reflectorische und motorische Milzcentrum.“)
2) Unterhalb aber des i. Halswirbels sollen im Rückenmarke nur
die centripetalen und centrifugalen Milznerven verlaufen, deren Menge
nach unten zu, in Eolge des Austretens derselben in peripherische
Leitu ngs bahnen, immer mehr abnimmt. Unter dem Miizccntrum verstehe
ich nicht das der Muskelfasern von Milzgefässen, sondern das
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Leen*. Drnekverminderong durch Cslabsr.
581
der Miizmusculatur selbst (die Muskelfasern der Milzkapsel und der
Milztrabekeln) , die das wesentlichste bei der Contraction , resp.
Schwellung der Milz ausmacht. Es ist möglich, dass in dieses Milz-
musculaturcentrum sich auch die Milzgefässnerven, die von den oben
gelegenen Theilen (etwa von der med. oblongata) kommen, einmün-
den, wodurch auch erklärbar wäre eine gewöhnlich gleichzeitig ein-
tretende Contraction der Miizmusculatur und der Milzgefässe bei
centraler und peripherischer Reizung, sogar auch nach der Tren-
nung der Med. oblongata vom Rückenmarke; in den Grenzen des
Physiologischen aber läge auch die Möglichkeit der Separatcontrac-
tionen der Miizmusculatur und der Milzgefässe unter gewissen , uns
unbekannten Verhältnissen.
Ich forschte dann nach den peripherischen, die Milz mit dem
Centralnervensystem verbindenden Nervenleitern (N. vagus et Nn.
splanchnici) und fand, dass solche Leiter weder im Hals- noch im
Brusttheile des Vagus existiren. Die Reizung der Nn. splanchnici in
der Brusthöhle oberhalb des Diapragmas und unterhalb desselben er-
wies, dass die centripctalen und centrifugalen Milznerven ausschliess-
lich im N. 8pianchnicus major sinister verlaufen: die Reizung des pe-
ripheren Endes des genannten Nerven ruft eine anhaltende und
starke Contraction der ganzen Milz, solche aber des centralen Endes
desselben bloss Schmerz (Geschrei des Thieres) und nicht die ge-
ringste Contraction hervor. Nervi splanchnici der rechten Seite, wie
auch der N. splanchnicus rninor der linken bleiben immer wir-
kungslos.
Eine directe electrische Reizung (mittelst eines schwachen In-
ductionstromes) der einzelnen vorderen Wurzeln des Rückenmarkes
an der linken Seite hat gezeigt, dass man Milzcnntractionen von der
3. Brustwurzel ab bis zur 10. auslösen kann, obwohl schwach, doch
immer deutlich bemerkbar: die Reizung aber anderer vorderen Wur-
zeln (wie der höher — so auch der tiefergelegenen) gab auf der
linken Seite alle Male nur negative Resultate. Das heisst, die cen-
trifugalen Milz bahnen treten aus dem Rückenmarke getheilt, in meh-
reren (6 — 7) Wurzeln, weshalb auch die bei der Reizung jeder ein-
zelnen Wurzel auszulösende Contraction der Milz immer eine schwache
ist. —
Ueber die druckvermindernde Wirkung des Extractum
fabae Calabarensis.
von l>r. F. Lucius, Augeuant in Nürnberg.
Aus Dankbarkeit und tiefer Verehrung gegen meinen Lehrer
und früheren Chefarzt Herrn Geh. Med. Rath Dr. A. Weber in
Darmstadt, erlaube ich mir demselben durch folgende Zeilon die
Priorität zu wahren gegenüber der Mittheilung des Herrn Prof. LAQUEUB
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582
Locici. Druckverminderong durch Calabar.
im Centralblatte No. 22, „Ueber eine neue therapeutische Verwendung
des Physostigmin.“
Schon im September 1871 behandelte W. einen Börsenmakler
B. aus Frankfurt an Staphyloma totale des rechten Auges, bei welchem
durch den collossal gesteigerten intraocularen Druck ein kleiner Pro-
lapsus iridis entstanden war, mit Extract. fab. Calabar. (0,2 : 10,00
Glyc., später stärker), nachdem ein einmaliges Abtragen des Prolap-
sus nebst Druckverband nicht zum Ziele geführt hatten. Beim Ge-
brauche des Calabar machte nun W. die Beobachtung, dass nach
mehrmaligem Einträufeln desselben der intraoculare Druck um ein
Bedeutendes abnahm, und wurde nun dem intelligenten Patienten,
nachdem ihm der Unterschied im Drucke vor und nach der Ein-
träufelung deutlich fühlbar gemacht worden war , stündlich ein
Tropfen Calabar verordnet bis der Druck für den Patienten selbst
deutlich fühlbar nachgelassen hatte, bis der Bulbus matsch geworden
war. Unter dieser Behandlung schwand das ganze Staphylom
und es bildete sieb Phthisis anterior, die auch heute noch besteht,
ohne dass wieder Erhöhung des intraocularen Druckes eingetreten
wäre.
Durch diese Beobachtung angeregt wurde Calabar nun auch
bei tiefen Ulcerationen der Cornea, wo ein Durchbruch nahe bevor-
stand, lediglich als druckverminderndes Mittel statt des sonst allge-
mein angewandten Atropin, dnrehprobirt, wobei wir die Genugthuung
hatten, solche Geschwüre, theils durch obige Wirkuog , theils durch
lebhafte Vascularisation des Geschwürsgrundes und rasche Regene-
ration, in verhältnissmässig kurzer Zeit, mit bedeutend geringerer
Narbenbildung, heilen zu sehen.
Im Herbste 1873 wurde Calabar das erste Mal gegen Glaucom
angewendet, es finden sich aber leider keine genauen Notizen überden
Erfolg dieser Behandlung ; dagegen wurde im Juli 74 bei Schauspieler
B. in D. ein Glaucoma simplex chron. mit nicht unbedeutender Ge-
sicbtafeldeinschränkung und Herabsetzung der centralen Sehschärfe,
so dass nur mehr No. 2 JÄGER gelesen wurde, durch den methodischen
Gebrauch des Calabar soweit gebessert, als das Gesichtsfeld und
centrale Sehschärfe vollständig zur Norm zurückkehrten und, neueren
Nachrichten zu Folge, bis heute sich erhalten haben.
Durch meine Abreise nach Wien hatte ich leider keine Gelegen-
heit weitere Beobachtungen machen zu können, da mir dort die Zeit
zu physiologischen Versuchen fehlte. Jedoch habe ich Herrn Prof.
Exneu diese Beobachtungen mitgetheilt, wie auch die Herrn ProfF.
v. Arlt und Dr. Sattler nach dieser Richtung hin weitere Versuche
zu machen gebeten.
In meiner Praxis hier habe ich sehr viel mit Calabar experi-
mentirt, jedoch leider noch zu wenig Material, um eine grössere An-
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Bxmbkkf. Entwicklung der Batracbier.
583
zahl von Fällen ins Feld führen zu können. — Bei Hornhautulcera-
tionen, die ich alle, soweit die Iris bei dem Processe nicht engagirt
war, mit Calabar behandelt habe, habe ich durchweg äusserst gün-
stige Resultate erzielt. Allerdings wurde dabei je nach Bedürfniss
feuchte Wärme und eventuell Druckverband angewendet. Bei selbst
leichter Hyperaemie der Iris, bei träger Reaction derselben ist Ca-
labar contraindicirt. —
Bei Glaticoma absolutum, bei dem jeder operative Eingriff von
der Patientin abgeschlagen wurde, nützte der Gebrauch des Calabar
in so fern, als wenigstens die starken Ciliarneurosen vollständig
schwanden und der Patientin ein erquickender Schlaf, der selbst
durch starke Gaben von Chloral nicht zu erzielen war, verschafft
wurde.
Ein Staphyloma totale ist noch in Behandlung und kann ich
über den Erfolg der Calabar-Behandlung bis jetzt nur so viel refe-
riren, dasä der intraoculare Druck bereits gegen Abend immer ent-
schieden gesunken, dagegen Morgens vor Beginn der Einträuffungen
in alter Höhe anzutreffen ist. Jedoch ist das Staphylom selbst, daB
früher den Lidschluss durch seine Grösse verhinderte, entschieden
zurückgegangen, so dass die Lider jetzt bequem geschlossen werden
können.
Da ich weiss, dass Weber nach dieser Richtung hin noch weitere
Versuche und Beobachtungen gemacht bat, so hoffe ich, dass er
nächstens selbst mit einem Aufsatze der praktischen Ophthalmologie
einen längst schuldigen Dienst leistet, und wollen diese Zeilen eben-
falls nur als eine vorläufige Mittheilung betrachtet werden.
Ch. Tan Bambeke. Recherche» snr Pembryologie des Batraciens.
Bruxelles 1876 41 8tn.
Das für die Befruchtung reife Batrachierei zeigt eine nach den
Arten wechselnde schon von v. Bakr zuerst beschriebene Anordnung
des Pigments, das auf dem medianen Durchschnitt eine (bei der
Kröte z. B. nagelförmige) Figur bildet (la figure claviforme Bambeke).
Diese Figur zeigt den Weg an, welchen gewisse Theile des Keim-
bläschens bei ihrer Ausstossung einschlagen. Die untere Erweiterung
der nagelförmigen Figur entspricht der durch das Keimbläschen im
Moment seiues Unsichtbarwerdens eingenommene Lage; ihr oberes
Ende mündet am oberen Pol und stellt den Keimpunkt v. Baer's
oder die „Fovea germinativa“ (M. Schultze) dar. Nach dem Ver-
schwinden des Keimbläschens findet man am oberu Pol Spuren der
ausgestossenen Theile. Im Innern des Eies sind dagegen Hie Keim-
flecke nicht mehr aufzufinden. Es ist unmöglich zu bestimmen, welche
Theile des Keimbläschens ausgestossen werden und welche verbleiben.
Unmittelbar nach der Befruchtung enthält das Ei noch Spuren der
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584
Rijuwitr. Bestimmung de« Hämoglobins
nagelförmigen Figur. Ein Eikeru (Hertwig) oder ein centraler Vor-
kern (v. Bereden) sind nicht au entdecken. Der neue Kern ist der
Kern der ersten Furchungskugel. Er wandert von der Peripherie
gegen die Mitte des Eies zu und entsteht wahrscheinlich durch das
Eindringen eines Spermatozoon in den Dotter, dessen Weg durch
ein Dotterloch und eine Pigmentstrasse bezeichnet wird. Beim Vor-
dringen in den Dotter treibt der Kern der ersten Furchungskugel
die nagelförmige Figur in manchen Fällen vor sich her (Kröte), in
anderen nimmt er die Mitte der Erweiterung dieser Figur ein (Peio-
bates). Diese untere Erweiterung entspricht wahrscheinlich dem
Dotterkern Göttr’s, während der erste Furchungskern den Lebens-
keim Götte’s darstellt. Loewe.
Are. Rajewsky. Zar Frage über die quantitative Bestimmung
des Haemoglobingehaltes im Blnt. (Aus dem Labor, von Prof.
Hoppe-Seyler). Pflug«»’« Arcb. XU. 8. 7t.
Vf. verglich zuerst in grossen Reihen von Einzelbestimmungen
die colorimetische Methode der Haemoglobiubestimmung mit der
PßEYEa’schen. Die Fehler der ersteren betragen nur 0,42%; die
der letzteren 0,73%. Ausserdem kamen aber bei der letzteren mit-
unter auch grobe Fehler und Täuschungen vor, da die Methode bei
einer Reihe von Bestimmungen grosse Unsicherheit des Urtheils be-
wirkt. Die eolorimetrisebe Methode hat den Nachtheil, dass man
dabei stets frisches Haemoglobiu zur Herstellung der Vergleicbslösung
braucht. Vf. suchte nach einem Ersatz für das Haemoglobin und
fand ihn schliesslich in dem ftir histologische Zwecke so viel ge-
brauchten Pikrocarmin. Man vergleicht zuerst die Pikrocarminlösung
mit Haemoglobinlö8ung von bekanntem Gehalt und benutzt sie dann
als Vergleichslösung. Die Resultate waren sehr befriedigend; so
ergab sich bei einem Blut der Procentgehalt an Haemoglobin zu
15,68 — 15,31 — 15,75%. — Die Einzelbeobachtungen stimmen sonach
sehr gut mit einander überein. Die Lösung hält sich 4 Mouate ganz
unverändert, braucht also nur selten controlirt zu werden. — Vf.
nahm dann weiter hin statt der Gefässe mit planparallelen Wänden
hohle Prismen, die gegen einander verschoben werden konnten und
dann Flüssigkeitsschichten von verschiedener Dicke repräsentirten.
Er benutzte dieselbe in eigentümlicher Weise für die PREYEü'sche
Methode, worüber das Original zu vergleichen. Die Methode von
Brozeit (Ueberführung in Haeraatin und Ausschütteln mit Aetber)
fand Vf. einerseits zu umständlich anderseits nicht hinreichend scharf.
E. Sslkowski.
W. Konkol- Yasnopolsky. Ueber die Fermentation der Leber
unter Bildung von Indol. An» dem Laboratorium von Hoppe-
beyler. Pflcorr'« Arcb. XII. 8. 79.
K. brachte Leber und Muskeln in Wachs von 105®, über den
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KonKOL-YAMoruuHT. GKhriing: der Leber. Hkmkktt. Rippeukuorpelbrucb. 585
noch Terpentin gegossen wurde. Nach 14 — 20 Tagen zeigten sich
die Organe bei der Untersuchung übelriechend, erweicht, zerreisslich
und offenbar faulend. Als Zersetzungsprodukte konnten bei der Leber
Tyrosin und Pepton, bei den Muskeln Pepton, Indol, wenig Tyrosin
und Spuren von Essigsäure nachgewiesen werden. In der Leber und
den Muskeln fanden sich reichlich ßacterien, deren Keime somit schon
in den Organen präformirt gewesen sein müssen. Diese Beobachtung
stimmt mit denen Tjegel’s und Billboth’s überein und auch die viel-
fachen Angaben von BkcHAMP über Fermentationen in den Geweben
und die denselben zu Grunde liegende Mikrozymen erhalten dadurch
Bestätigung. An grösseren Mengen von Leberbrei wurden die Pro-
ducte bei der Fäulniss unter Luftabschluss näher untersucht, obne-
auf die Ausschliessung von Keimen besondere Rücksicht zu nehmen.
Die Producte sind im Wesentlichen dieselben, wie bei der Fäulnisa
unter Luftzutritt: Kohlensäure, Leucin, Tyrosin, Pepton; in einem
Versuch Indol. Die Menge des unzersetzten Eiweiss war sehr gering;
iD einem Fall nur 1,75 Grm. trocken an circa 1 Kilogr. frische Leber.
Die Fette waren vollständig zersetzt, Palmitinsäure und Stearinsäure
waren nachweissbar, Glycerin dagegen nicht. Die Mengen der ge-
bildeten fetten Säuren war stets nur gering. Asparaginsäure und
Glutaminsäure fanden sich nicht — vermuthlich sind sie unter NHa
Abgabe zerfallen. — Die Bildung von Indol tritt auch im wässrigen
Auszug von Pancreas bei 38 — 40 in einigen Tagen ein; bei Zusatz
von Alkali schon in 12 — 18 Stunden. Auch die Auszüge aus anderen
Organen geben alkalisch gemacht nach einigen Tagen Indol, das
bei fortgesetzter Fäulniss wieder zu verschwinden scheint. Ebenso
entsteht nach den Versuchen des Vf.’s Indol beim Erhitzen von
Fibrin mit Wasser auf 180° neben Tyrosin. E. 8alkowski.
E. H. Beimett. Fractnre of the costal cartilages. Dubiin.Journ.
1876, 41. 8. 193.
Die geringe Zahl der bisher veröffentlichten Fälle von Brüchen
der Rippenknorpel vermehrt B. um 6 neue Fälle. Er theilt diese
Brüche mit ilinzunahme der einschlägigen Literatur in 3 Gruppen:
1) Die frischen Fracturen, welche mit bedeutenden Nebenverletzungen
verbunden schnell zum Tode führen, 2) die geheilteD, durch directe
Gewalt erzeugten Fracturen, 3) die Brüche durch Muskelzug z. B.
beim Husten. — Die Degeneration der Rippenknorpel, welche ihrer
Ossification im spätem Alter vorangeht, muss nicht nur als eine prä-
dispouirende Ursache für Fracturen angesehen werden, da Brüche im
jugendlichen Alter sehr selten sind, sondern wirkt auch bestimmend
auf ihre Richtung, da die Trennung in den bei weitem meisten Fällen
eine quere, sehr selten eine schiefe ist d. h. der Bmch verläuft mit
seiner vordem Linie zwar völlig quer zur Längsachse, doch bildet
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586 KbPkow. Angebornea SUphylom. DmuLT. Bluenkatarrh.
' die Ebene des Bruches einen Winkel zu dem Diameter antero-poste-
rior. Dass schiefe Fracturcn demnach Vorkommen ist zweifellos,
obwohl mehrfach bestritlcn. Der üallus bildet sich in derselben
Weise wie bei Knochenbrüchen, indem der gebrochene Knorpel an
seiner Bildung Tbeil nimmt; nur ist die Production de6 Callus relativ
viel beschränkter und geht sehr viel langsamer vor sieb.
E. KSater.
Krükow. Zwei Fälle Ton angeborenem Hornhautstaphylom.
Beitrag zur Pathologie des Fötusauges, v. Ubä**’» Arcb. xxi. 2.
8. 213.
ln dem ersten Falle bandelte es sich um ein angebornes Stapby-
loma corneae racemosum bei einem l'/gjährigen Kind; als die innerste
Schichte des Staphyloms zeigte sich die Wand einer Cyste, welche aus
faserigem Bindegewebe bestand und mit den bindegewebigen Elementen
der Iris und des Corpus ciliare in Verbindung war, demnach in gewissem
Sinu als Iriscystu aufgefasst werden kann. Von besonderem Interesse
ist die bis jetzt noch nicht gemachte Beobachtung, dass die ganze
innere Fläche der Cyste mit Flimmerepithel ausgekleidet war.
Im zweiten Falle musste ebenfalls eine intrauteriue Entzündungs-
periode angenommen werden, um so mehr als an dem vorhandenen
Interocular- und Hornhautstaphylom an zwei Stellen eine stattgeh&bte
Durchbohrung der Cornea naebgewiesen werden konnte. Zugleich
fehlte die Linse, und es wird der Möglichkeit gedacht, dass dieselbe
durch eine der Oeffnungeu ausgetreten sein konnte. Das andere,
nämlich linke Auge zeigte einen Microphthalmus mit angeborner
Trübung der Cornea und Corectopie, von den Augen des älteren
Bruders zeigte das eine getrübte Hornhaut und mit ihr vet waebsene Iris,
das andere Microphthalmus und Microcornea. Die übrigen 4 jün-
geren Geschwister haben gut entwickelte normalsehende Augen.
Michel (Erlangen).
P. Dübelt. Ueber die Entstehung des Blasenkatarrhs. Arcb.f.
exp. I’atb ete. V. 8. 196.
Bei Hunden konnte D. einen Blasenkatarrh erzeugen durch
häutiges Einfuhren des Katheters, wobei diejenige Stelle der Blase,
mit welcher der Katheter in Berührung stand, sich besonders stark
gerötbet und von Epithel entblösst zeigte. Von Wichtigkeit hierbei ist,
dass bei Hunden wegen der stark gekrümmten Harnröhre die Ein-
führung des Katheters leicht eine Urethritis bewirkt. Einspritzungen
von gewöhnlicher oder durch conc. Schwefelsäure gereinigter Luft
waren ohne Einfluss. Auch Einspritzungen von Wasser mit gefaultem
Blut, oder Eiweiss riefen keine Entzündung hervor, sondern nur eine
Vermehiuug der schon vorher im Urin vorhandenen Bactcrieu, alka-
lische Reaction nahm der Harn dabei nie an. Dagegeu zeigten sich
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LArPNBrROPtt. Embolie der Aort*.
587
nach Einspritzungen von zersetztem Blut auch einige Eiterzellen im
Urin, welcher dabei öfters schwach alkalisch war. Nach Verletzung
der Blasenscbleimhaut (durch Troicart-Sticb) traten vorübergehend
Eiterkörperchen in dem dabei schwach alkalischen Urin auf. Wurde
dabei noch Luft eingetrieben, so war der Erfolg derselbe, dagegen
waren die Erscheinungen heftiger, wenn nach der Verletzung zer-
setztes Blut eiogespritzt wurde. Zersetzter Harn in die gesunde
Blase eingespritzt rief eine geringe Entzündung hervor, eine stärkere
wenn er in die verletzte Blase gespritzt wurde. Wurde die äussere
Fläche der Blase durch Jodtinctur, welche unter die ßauchhaut ge-
spritzt oder nach Ablösung derselben auf die Blase gepinselt wurde,
gereizt, so traten ebenfalls bald Eiterkörperchen im Urin auf, dieser
wurde jedoch hierbei nicht alkalisch.
Wurde die Urethra verengt durch ein Blei- oder Laminaria-
stäbchen, oder wurde sie unterbunden, so traten im Urin bald mehr,
bald weniger Eiterkörperchen auf. Die Blascnschleimhaut wurde
stark byperätnisck gefunden.
Durchschueidung des Rückenmarks zwischen 1. und 3. Lenden-
wirbel brachte bis zu dem am 3 Tage erfolgenden Tode keine Ver-
änderung in dem Urin hervor, dagegen traten Eiterkörperchen darin
auf, wenn nach der Rückenmarksdurchschneidung katheterisirt wurde.
In einem Falle wurde nur die rechte Seite des Rückenmarks durch-
schnitten und die Blase katheterisirt. Der Urin enthielt Eiterkör-
perchen und die Blase zeigte nach dein am 3 Tage erfolgten Tode
die linke Blasenhälfte schlaff und die hier verlaufenden Venen etwa
3 mal dicker, als auf der rechten, contrahirten Hälfte; zwischen bei-
den Hälften, besonders am Fundus einige Extravasate, links war die
Schleimhaut stellenweise ihres Epithels beraubt.
Quetschung des Rückenmarks durch eine Sonde hatte (ohne
Katheterisation) das Auftreten von Eiterkörperchen und Oallenfarb-
Stoff im Urin zur Folge. Senator.
C. Lauenstein. Ein Fall von Embolie der Aorta. Deutsch. Arcb.
t. kliu. Med. XVU. S. 242.
Eine 27 jährige Dienstmagd, die wiederholentlich Anfälle von
acutem Gelenkrheumatismus durchgemacht hatte, wurde mit einem
neuen .Anfall in das Krankenhaus aufgenommen. Beide Fuss- und
Kniegelenke waren befallen, später auch die rechte Schulter. Pat.
war am Morgen gewöhnlich fieberfrei, ln der ersten Zeit bestanden
die Zeichen einer Perikarditis, späterhiu blieben andauernd systolische
Geräusche über den Herzostien zurück, die über der Aorta am deut-
lichsten waren. Nach einiger Zeit bildeten sieb die Zeichen eines
Milziufarctes aus, und cs fiel dann eine umschriebene Dämpfung
rechts vom Brustbein im zweiten und dritten luterkostalraum auf,
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588
NoTinuan. Beflexbemmung.
die bei leiser Berührung sehr schmerzhaft war. Man meinte dieselbe
nicht auf ein Aneurysma am Anfang des Aortenbogens, sondern irr-
tümlicherweise auf einen Entzündungsprocess In dieser Gegend be-
ziehen zu müssen. An einem Morgen traten plötzlich heftige Schmerzen
in beiden Beinen ein. Der Puls in den Cruralarterien fehlt. Die
Extremitäten siod kühl, können nicht bewegt werden, und die Sen-
sibilität ist bis zum oberen Dritttheil beider Oberschenkel aufgehoben.
— Der zweite Aortenton wird klappend, Radialpuls stark gespannt.
Albuminurie. Sehr bald verfärben sich die Extremitäten rötkiieh
braun ; es bilden sich Blasen aus, weiche einen serösen, bräunlichen
Inhalt führen, uud es tritt nach vorhergegangenem Decubitus über dem
Kreuzbein und hochgradigem Marasmus der Tod ein. Bei der Sec-
tion findet man an der Theilungsstelle der Abdomiualaorta einen ad-
haerenten Embolus, welcher offenbar aus dem Aortenaneurysma l.er-
stammt, auch die Arteriae iliacae communes sind durch Gerinnsel
vestopft, uud auch weit in die rechte cruralis hinein setzt sich die
Thrombose fort. Zahlreiche Infarcte im Milz uud Mieren.
Eicbhont
H. Nothnagel. Beobachtungen Aber Reflexhemmnng. Arcb. f.
P»ycb. eto. VI. 8. 332.
Bei mehreren Rückenmarkskranken, welche das Symptom des
Knie-Fussphänomens (Patellarsebnenreflex) zeigten, konnte N. durch
Druck auf den N. cruralis oder ischiadicus derselben oder auch der
andern Seite das beiderseits bervorgerufene Phänomen beiderseits
zum Verschwinden bringen. Dass es sich hierbei nicht um Unter-
brechung des vom Rückenmark ausgehenden centrifugalen convulsivi-
seben Reizes durch den Druck auf den Nervenstamm handeln kann,
schliesst N. daraus, dass z. B. Druck auf den cruralis auch die Be-
wegungen im l8chiadicusgebiet hemmt und dass Druck auf einen
Nervenstamm des einen Beins, auch die Bewegungen des audren
hemmt. Es handelt sich vielmehr um einen centripetalen Reiz, indem
der Druck im Nervenstamm die Gesammtbeit der sensiblen Fasern
trifft: denn Einwirkungen auf die sensiblen Ausbreitungen des Nerven
in der Haut (electriscber Pinsel, starke Umschnürung der Extremität)
bleiben wirkungslos. Es bedarf also in diesen Fällen, wo Bewegungen
von einem pathologisch veränderten Rückenmark ausgeben, des ab-
norm starken, den Nervenstamm treffenden Reizes, um die Reflex-
hemraung zu bewirken, Da übrigens die galvanische Erregbarkeit
der Nervenstämme nicht erhöht war, trotzdem aber ein Druck aut
dieselben nicht nur Bewegungen hemmte, sondern auch solche aus-
löste, bo nimmt N. auch eine gesteigerte mechanische Erregbarkeit
der Stämme an. Bernhardt.
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Torbks. Doppelmissbildan^. Mohiooia Sc Ossi. Amygdalin. 589
Goniez Torres. Notieia de nn mönstruo compuesto, uutosüario,
sysomiano, xyshodyuio, segun le clasiflcacion de G. de St. Hi-
laire. El Aofiteatro anatomico espannol 1876. Märt 15. o. 35.
Eine gesunde Frau von 30 Jahren gebar am 28. Okt. 1875 ohne
jegliche Kunsthülfe, im Zwischenraum von einer Viertelstunde, zwei
Kopfe, denen ein einfacher Leib und schliesslich die Machgeburt
folgte. T. fand das nun 2 Monat alte Kind ira Ganzen wenig ent-
wickelt, die Köpfe klein aber gut gebildet, Haare blond, Haut weiss.
Hals und Schultern bieten nichts Merkwürdiges. An einer Hand ist
ein Doppeldaumen. Die beiden Brustkörbe neigen sich in stumpfem
Winkel zusammen, so dass die Gesichter in natürlicher Stellung sich
anschauen. Die Verbindung geschieht vorn mit dem Schwertfortsatz
und hinten mit dem Kreuzbein, von da an nach unten alles normal
wie bei einem einzigen männlichen Individuum. Von den Einge-
weiden scheinen ausser Lungen und Herz auch die des Bauches dop-
pelt bis auf Mastdarm und Blase; denn sie empfanden weder zu
gleicher Zeit das Mahrungsbedürfniss noch das der Dofäcation, ob-
schon in der Kegel zwei Defäcationen rasch auf einander folgten.
Obgleich die untere Hälfte des Körpers gemeinsam war, so war
die Empfindlichkeit doch doppelt, indi'tn Berührungen eines Beines
nur von dem entsprechenden Kopfe wahrgenommen wurden, während
solche auf der Mittellinie beiden zum Bewusstsein kam.
In Folge der häufigen Schaustellungen zog sich der eine Theii
eine capillüre Bronchitis zu, die dem andern nicht im Geringsten zu
alficiren schien; doch als der erstere am 15. Februar verschied, starb
auch der andere nach ungefähr 20 Minuten. Sentinou (Barcelona).
A. Moriggia e G. Ossi. L’amigdaliua. Sperienze fisio-tossico-
iogiche. Roma. 4» 1876 12 Sto.
Entgegen der allgemeinen Annahme finden die Vff., dass das
Amygdalin (ür sich allein giftig wirken kann jedoch nur bei
innerlicher Darreichung, nicht bei subcutaner Injection. Am stärksten
ist die Wirkung bei Kaninchen und Meerschweinchen, die durch
Gaben von 0,4 — 0,6 Grm. in 1 — 2 Stunden getödtet wurden. In
einigen Versuchen war die Substanz, um mit voller Sicherheit etwa
beigemischtes Emulsin auszuschlies3en, gekocht worden; der Erfolg
war derselbe. Hunde zeigten sich viel resistenter. Mach 1 — 2 Grm.
trat nur selten der Tod ein; gewöhnlich stellten sich nach mehreren
Stunden Erbrechen, Durchfälle und gesteigerte (Jrinsecretion, ferner
grosse Schwäche und Zittern ein; die Fäces batten den Blausäure-
geruch; nach 8 — 10 Stunden zeigte sich der normale Zustand. Frösche
litten gar nicht. Als Ursache des geschilderten Verhaltens nehmen
V ff. im Darm und besonders im Dickdarm eine Substanz an, die auf
das Amygdalin ganz so wirkt wie das Emulsin. Diese Substauz ist
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590
Ahlfeld. Tocbxbcx &jHbbbiia!I» Colasanti.
namentlich im Darm der Hcrbivoren vorhanden. Unterbindet man
bei Kaninchen oder Meerschweinchen die Pyloru8j>egend, so hat das
nun gereichte Amygdalin keine Wirkung mehr. Bei der Section der
vergifteten Thiere zeigte sich der Blausäuregerucb erst bei Eröffnung
des Darms und besonders des Dickdarms und dem entsprach auch
die (zweifelhafte. Ref.) Probe mit dem SCHÖNBKln’scbeo Keagenspa-
pier. Der Mageninhalt dieser l'biere verhielt sich inactiv gegen
Amygdalin, während der Inhalt des Dickdarms eine lebhafte und der
des Dünndarms eine schwächere Entwickelung von Blausäure ver-
anlasste. Bei dem Darm von Hunden war das Ergebnis» bald ne-
gativ bald positiv, aber auch im letzteren Falle schwächer als bei
den Grasfressern.
Wie der Magensaft verhielten sich auch menschlicher Speichel
und Ocbscngalle, ferner Bierhefe, Casein etc., während gekochter
frischer Eidotter und Kartoffcleiweiss auf das Amygdalin fermentativ
wirkten. Schiffer.
F. Ahlfeld, Beiträge zur Lehre von den Zwillingen. Arch. für
üynakol. IX. S. 96.
Aus der Tbatsache, dass in allen bisher beobachteten frühseitigen Uübncbeu-
resp. Gansdoppelmissbildtingcu ein gtonünsamer Fiuchthof gefunden wurde und
dass auch bei den Fischeiern, aut denen sieb eine Doppelmissbildung entwickelte,
die Anlagen mit einander verbunden waren scbliesst A. , dass aiie Doppelmissbil-
duogeu und alle Paarlinge in der frühesten Zeit ihrer Entwickelung eng mit ein-
ander in Verbindung stehen. Eine Durchsicht der Litteratur und eine Beschreibung
von 3 neuern weitern Fällen von Doppelmiisbilduugen an Hühnereiern ergiebt, dass
kein Fall einer frühseitigen Doppelfrucht beobachtet ist, in welchem die Früchte in
getrennten Frucbtböfen gelegen hätten. Auch bei Doppelmissbildungeu mit diver-
girenden Achsen findet sieb ein gemeinsamer Fruchthof, dieser bat aber eine ano-
male Form. Daraus schlisset A. auf eine Veränderung der Achsen. Es fand sich,
dass in allen Fällen, einen vielleicht ausgenommen, in denen die Frücht« mit deu
Körpern stark divergirten, die Köpfe aber noch vereinigt schienen, doch keine Ver-
einigung der Gehirnmassen vorhanden war. A. hält es für wahrscheinlich, dass das
Ei bereits vor der Befruchtung seine Qeschlecbtsbestimmung besitzt. Loewt.
F. Tourneux et G. Hcrrniaun, Rccherches sor quelques dpi-
thdliums plats dans la serie animale. joun>. de r*n>t. etc. 1876
8. 199.
Bei den Echinodermen, Anneliden, Crnstaceen, Mollusken und Wirbeltbieren
bildet das seröse Epithel eine geschlossene Lage ohue Lücken uud ohne 8toinata.
Die bestimmte Unterscheidung zwischen Epithel und Endothel existirt nicht, da
beide coutinuirlich in einander übergehen können. Loewe.
G. C'olasanti, 1) Kicerclie sopra la recisione del nervo olfattorio
delle rane. (L»i>or»t. d'Anat. a Fisiol. comparata della Universita di Roma II).
Athi della R. Aecademia dei Zincei. »Serie II. 2.
2) Untersuchungen über die Durchschneidnng des N. olfactorins
bei Fröschen. Bkichket'a und oc bois-rktmord’a Archiv. 1976. S. 469.
Iu den durch einen Schnitt vom Centrum getrennten peripheruchen Strecken
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s7TfT
CoBBAILLE- GaÜBLSB. LlTTlB. ChIARI.
591
lassen sich bis mm 90. Tage nach der Darchschneidnng keinerlei mikroskopische
Veränderungen nachweisen; namentlich fehlt jede Andeutung einer Zerstückelung
des Achsencyliuders, die bei durchschnittenen markhaltenen Nervenfasern beschrieben
wird. Ebenso unverändert wie die peripherischen Abschnitte bleiben nach der
Durcbschneiduag auch die Endorgaue des N. olfactorius. Als solche betrachtet C.
mit Pascbctir nud Cisorr (Cbl. 1874, 702 u. 689) gegen Eines (Cbi. 187) , 435.
1872, 877) ausschliesslich die M ScHüLTZB'schen Riochzellen; doch bestätigt er die
Angabe Eirrr’s, dass in der Riechschleimhaut des Frosches nicht bloss die Riech,
zellen sondern auch die indifferenten Zellen haartragende Zellen sind.
Boll (Rom).
A. Cornailie, Note sur le dosage de la cafdine et de la solubilitd
de cette substance. compt. rend. lxxxi. 8. 8i7.
Nach C. werden 6 Grm. feingepulverten Kaffee’s feucht mit 1 Grm. Magnesia
usta gemischt, nach 24 Stunden auf dem Waaserbad getrocknet, die grün gewordene
Masse mit Chloroform ausgekocht; der Chloroformauszug verdunstet Aus dem
Rückstand von Fett und Caffein wird letzteres durch Anskochen mit Wasser er-
halten; beim Verdampfen dieses Auszuges bleibt reines weisses Caffein zurück.
Da die Angaben über die Löslichkeitsverhältnisse desselben sehr schwankend sind,
hat Vf. Löslichkeitsbestimmnngen für eine Beihe von Flüssigkeiten ausgeführt. Am
leichtesten löslich ist es in Chloroform. 100 Th. desselben lÖ9en bei 15 — 17° 12,97 Th.,
beim Siedepunkt 19,02 Th. Wasser löst bei 15—17° nur 1,36 Tb., bei 65° dagegen
45,55 Tb. E. S&lkowski.
Grübler, Ueber die krystallisirendeu Bestandteile des Lungen-
saftes. Sitiungsb. der eücha. Acad. 1876.
Die Lungen vom Hände worden fein zerhackt und mit kaltem Wasser ex-
trabirt, dae Kxtract von Eiweiss befreit, eingedampft, zuerst mit Bleizucker, dann
das Filtrat von diesen Niederschlag mit Bleiessig gefällt. Das Filtrat vom Blei be-
freit and wieder eiugedampft. 1 lm Bleizuckerniederschlag fand sich Phosphorsäure,
Salzsäure, Kalk, Ammoniak, unbestimmte eiweissähnlicbe Stoffe. II. Im Bieiessig-
niederschlag: Harnsäure, Guanin, Inosit; Xanthin und Hypoxanthin zweifelhaft,
III. Die rcstirende Flüssigkeit ergab nur Leucin, Alkalisalze wie kioseisaure- eiaeu-
und natronhaltiges Albuminat, ferner leucinäbnlicbe Substanzen. Taurin fand sich
nicht. Die Lungen wurden ganz frisch in Alkohol zerkleinert: iu den eingeengten
alkoholischen Anszug liess sich phosphorbaitiges Fett (Lecithin) und Leucin er-
keunen. Tyrosin und Tannin fauden sieb nicht. E. Salkowzkt.
M. Litten, Pathologisch -anatomische Beobachtungen. Vibchow’b
Arch. LX VI. 8. 129.
L. beschreibt 1) einen Fall von schwerer Gicht zahlreicher Gelenke, bei dem
Amyloideutartong innerer Organe aufgetreten war, und bei dem eine enorme Ab-
lagerung harnsaurer Salze um die Knorpel und in die Weichtheile de« Larynx statt*
gefunden hatte; 2) eine ausgedehnte polypöse Wucherung der Ureterenscbleimbaut,
hervorgerufeo durch staguirende Nierencoucremente. Grawitz.
H. Chiari, Leber einen Fall von Sequestration des Pancreas
nach Perforation des Magens durch Llcera rotnnda. Wiener med
Wochenscbr. 1876. No. 13.
Vf. fand bei einer 54jährigen 8änferin, die schon seit 7 Jahren an Magen-
schmerzen etc. gelitten hatte, 2 nach der Bursa omentalis perforirende Magenge-
schwüre. Die Bursa war in eine grosse Jauchehöhle verwandelt uud communicirte
durch 5 Oeffuungen mit dem Jejunum, wo der Det'ect io der 8erosa grösser war
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592
TBKCDRIRVBrRO. FlSCrlKK. BkhNARD.
als derjenige in der Schleimhaut (Perforation ron aussen). Io der Jauchehöhle i*
frei nebst übelriechender schwärzlicher Flüssigkeit ein walzenförmiger, quergelagerter,
12 Cmtr. langer, an seiuem linken Ende kleinfiugcrdicker, an seinem rechten Ende
etwas dickerer (ie websfetzen, von bräunlich-schwarzer Farbe und leicht zerreiblich
in dem man aber noch deutliche Reste von Pancreasstrnctur nachweiseu konnte.
Der Ductns Wirsungiauus Hess sich 3 Cmtr. weit vom Darme aus verfolgen und
mündete dann, in eiu schwieliges Gewebe eingeschlossen, frei in die Jauohehöble
hinein. Die Arteria lienalis enthielt flüssiges Blut, die Vene einen missfarbigen
Thrombus. Sonstige Besto von Pancreas nirgends zu entdecken. Ortb.
Trendelenbnrg, Ein antiseptischer Occlusivvtrband. Cent™!bi. f.
Cbir. 1876. No. 9.
Der zunächst nur für kleine Absoesse und kleinere Wanden berechnete Ver-
band besteht aus einem nach oben offenen Guttaperchapapierhütchen, dessen 1 Cm.
breiter Rand auf die Hautdecke geklebt wird. Nach Füllung des Hötcbeus mit
Carbollösung und Incision in d«n Abscess wird ein doppelt durchbohrter Kautschuk-
pfropf mit 2 Glasröbrchen in die obere Oeffnuug des Hütchens eingebunden; an den
Röhrchen befindet sieb ein längerer und ein kürzerer Gummischlauch. Der kürzere
wird möglichst senkrecht gehalten, denn aus ihm soll die Luft entweichen. Der
längere hängt wie ein Heberarm in einer mit Carbollösung gefüllten Flasche, die
neben dem Bett etwas unter dem Niveau der Incisionswnnde steht. Je tiefer sie
gesenkt wird, um so mehr wird Eiter aus dem Abscess aspirirt. wiih. Koch.
U. Fischer. Feber den Matzen der Farbolsäurebehandlnng zur
Ermöglichung operativer Eingriffe bei Diabetikern. Deutsche
med. Wocbenscbr. 1876 No. 14.
Nachdem P. auf die grössere Häufigkeit des Diabetes iu der Neuzeit auf-
merksam gemacht und die Thatsache erwähnt hat, dass operative Eingriffe jeder
Art bei Diabetikern stets gefährlich sind, weil sich so leicht brandige Phlegmonen
entwickeln, empfiehlt er zur Verhütung dieser Gefahren die von Mülles and Ebstbin
angegebene Carbolsäurebehandlung Er lässt nämlich längere Zeit vor der Operation
0,3 Grm. pro die Carbolsäure innerlich nehmen and setzt diese Behandlung bis znr
völligen Heilung der Wunde fort Das Mittel nützt auch noch dann, wenn bei
verkanntem Diabetes sieb schon Phlegmonen eingestellt haben. Dieselben ver-
schwinden und der Zuckergehalt pflegt bedeutend zu sinken. Am wenigsten be-
währte sieb diese Therapie bei diabetischem Carbunkel. K. Küster.
Uernard (de Montbrun). De la eure du rachitisme par le iait
de chlenne Gaz. livbdom. 1876 No. 2.
Bei den Bewohnern von Montbrun-les-Bains, einem in derDauphind 500 Meter
hoch gelegenen Ort, pflegen die Frauen hauptsächlich um sich vor neuer Empfäng-
nis« zu schützen in Ermangelung von Säuglingen junge Hunde anzulegen. Diese
werden nach Vfs. Beobachtungen alle rachitisch, können aber durch Saugen an einer
Hündin wieder geheilt werden. Da hierdurch der Frauenmilch diejenige Bestaud-
tbeile zu fehlen scheinen, welche die Hundo vor der Rachitis bewahren, so bat er
rachitische Kinder von Hündinnen saugen lassen und damit in 7 Fällen 6 Mal einen
günstigen Erfolg erzielt. Senator.
ElaaendanzAn für da a Centralblatt wolle man an einen der beldco Herausgeber: Prof. Benator
Berlin, (N.) Krauanlekatnuiee 14, nnd Profeaeor Roaeothal, Erlangen, oder (unter Beiaehlna«) ec
die v. H Behandlung, Berlin (N.-W4- unter den Linden 68, adreaairan.
Verlag ron August Hlraebwald in Berlin. — Druck von EL 8. Hermann ln Berlin.
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Wöchentlich emchelneo
I— SBofao;am ÖchloM«
de« Jahrgang! Titel, Ne-
men and S*chr«g1«ter.
Centralblatt
für die
Pr«t« de« Jabrgnngat
HO Mark; zu beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen and Poatanstaltan.
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, Q d Dr. H. Senator,
Professor In Erlengen. Profeaeor In Berlin.
1876. 19. August. No. 34.
Inlmltl Baimqabten, Organisation des Thrombus (Orig. - Mittb). — Berns,
Zur Kritik der Fiebertheorie vou Hüter (Orig.* Mit th). —
Kassowitz, Vererbung der Syphilis. — Ponf ick, Befund nach ausgedehnten
Verbrennungen. —
Kühn, Geburtsverlauf bei einer Typhösen. — Lateran, Ueber Refleiläb-
mungen. — Köstlin, Grosser Gallenstein. — Sqoirr, Behandlung des Eczema. —
Mobton, Neurose im 4. Metatarso-Pbalangeal-Uelenk. — Stefami, Nerveuatrora im
Vagus. — Uikhcmbkkg; v. Hippel, Zur empiristiscben Theorie des Brbens. —
Meyer, Natrum lacticum. — Kaltenbach, Blaseucervicalfistel. — Bandkbson,
Gelseminum sempervireus. — Ohä, Zur Blutgerinnung. — v. Hahnes, Anophthalmus
congenitus. — Ä polart, Naseudoucbe gegen Fremdkörper. —
Veber die sog. Organisation des Thrombus.
Vud Dr. med. Pani Baumgarten, Pro.ector am patbol. Iuntitut der Universität
Königsberg.
Wenn man bei Kaninchen Arterien oder Venen unterbindet, so
zwar, dass man ein über zolllanges Stück vollständig frei präparirt
und dann dasselbe durch 2 Ligaturen plötzlich aus dem Kreisläufe
ausschaltet, so entwickelt sich, gleich viel ob in dem abgebuudcnen
Stücke sich ein Blutgerinnsel bildet oder nicht (das Blut kann bis
zum 12. — 15. Tage flüssig bleiben!) sowohl innerhalb der doppelt
ligirten Strecke als auch dicht ober- und unterhalb derselben eine
zeitige Neubildung auf der Innenhaut. Dieselbe stellt sieb auf Ar-
terienquerschnitten, (woselbst die Verhältnisse wegen der sehr mar-
kirten, glänzenden inneren elastischen Grenzmembran besonders durch*
sichtig sind) als eine Ausfüllung der Falicnbuchten der Lamina elaatica
interna mit (scheinbaren) grösseren und kleineren Kernen dar, über
weiche das wie abgehobene Endothel als contiuuirliches Zellenband
sieb wegbrückt. Im weiteren Verlaufe nimmt die Zelleumasse an
Ausdehnung zu, indem sie, das Lumen meist conceDtriscb verengend,
fortschreitet. Zugleich tritt eine Differenzirung der neu producirten
Elemente ein, indem die mehr nach dem Lumen zu gelegenen lang*
spind lieben Zellen sich in concentrischen Touren an einander ord-
nen, scheinbar eine neugebildete Gefässmuskelbaut darstellend (aber
keine Pikrinsäurereactiou !), während die nach aussen davon situirten
XIV. Jahrgang. 88
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594
BACMOiRTSH. Organisation des Thrombus.
slrabligen Zellkörper ein lockeres regellos geordnetes Netzwerk
reprftsentiren. Der Thrombus weicht, wie successive Querschnitte
lehren, in dem Masse, als die Wucherung zuniuunt, nach dem Innern
zurück, ohne dass je ein Zeichen zelliger Proliferation in
ihm sichtbar wird. Bis zu Stecknadelspitzgrösse kann sich das
ursprüngliche Lumen in der eben geschilderten Weise verengen, ohne
dass das Neuproduct weitere progressive Metamorphosen eingeht,
ohne dass namentlich Gelasse darin erscheinen!
Während dies in den mittleren Strecken des doppelt unterbun-
denen Stückes vor sich geht, hat da, wo der Ligaturfaden Intima
und Media sprengte und die von demselben umschnürte Adventitia
die einzige Gewebsbrücke zwischen den diesseits und jenseits der
Ligatur gelegenen Gefässstrecken bildet, Proliferation der autochtbo-
nen Elemente sei. auch Auswanderung stattgefunden. Gefässe neuer
Bildung — sogar kleine Arterien — treten in der Wucherung auf,
oft in nachweisbarem Zusammenhang mit den präexistenten Blutiöh-
ren des umgebenden Biudegewebes. Dieses gefässreiehe Granulations-
gewebe schiebt sich nun von der Unterbindungsstelle her in die
offene Gefässlichtung hinein und der Thrombus macht nun von oben
und unten gerade so Platz wie er es von den Seiten her von der
sich vergrös8ernden Intimawucherung thut. Und so kommt es nach
und nach zu einer vollständigen Ausfüllung des Lumens — an die
Stelle des Thrombus ist ein gefässreiches junges Bindegewebe ge-
treten, das anfangs auf Querschnitten noch recht schart eine peri-
phere gefa8sloso oder — arme Zone spindiiger und sternförmiger
Zellen und eine centrale gefässreiehe Rundzellenzone uuterscheideu
lässt. Später verwischt sich dies: es findet eine gegenseitige Durch-
wachsung der Substrate statt, die Gefässe ramificiren sich seitlich uud
anastomosiren durch die alte Media hindurch mit den Gefässen der
Nachbarschaft.
Während nun der Ursprung des gefässhaltigen Granulationsge-
webes durch jeden guten entsprechend geführten Längsschnitt be-
wiesen wird, unterliegt die Feststellung der Genese der Intimawucbe-
rung grösseren Schwierigkeiten.
Ich glaube ziemlich streng beweisen zu können, dass dieselbe
von dem EndotbeJium der Gefässe ausgebt.
1. Da die Intima der Gefässe des Calihers die ich zur Unter-
suchung benutzte, eine andere iu Betracht kommende Zellensubstanz
nicht besitzt, als das Endothel, so muss schon a priori dasselbe als
Matrix der neugebildeten Zellen gelten, falls abzuweisen ist, dass die-
selben etwa als Einwanderer anzusehen wären. Und dies ist in der
That möglich. — Ich halte es zunächst kaum für nöthig zu wider-
legen, dass die in dem Thrombus enthaltenen spärlichen weissen Blut-
körperchen die Quelle der neu entstehenden Elemente sein könnten.
Denn ebenso wenig, wie sie sich innerhalb jenes zu irgend etwas
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Bapmoabtrn. Organisation des Thrombus.
595
entwickeln, werden sie das Endothel durchsetzen und dann junge Brut
erzeugen. Zu keiner Zeit macht sich im Weiteren (mit Ausnahme
-der dicht am Ligaturknoten liegenden Bezirke) in der Media und
Adventitia der unterbundenen Gefässstrecke ein irgendwie nennens-
werthes Zeichen zelliger Proliferation oder Einwanderung geltend.
Ferner aber erweisen- sich, und das ist die Hauptsache! die ersten
Producte der Neoplasie als exquisit endotheliale Bildungen;
ist die Wucherung mehr vorgerückt, so isolirt man neben diesen —
grosse Spindelzellen mit oft sehr langen faserähnlichen Ausläufern,
Fibroblasten (NküMann); die scheinbare neue iritravasculäre Media
besteht aus nichts als solchen Fibroblasten. Von ersterer Zell-
gattung zu dieser finden sich nun vielfach beweisende
Uebergangsformen! Nie ist von den etwa vorhandenen Rund-
zellen auch nur eine Spur eines Ueberganges zu jenen Gebilden auf-
zufinden.
2. E 8 ist mir gelungen, evidente Veränderungen des
Endothels auf experi men tel lern Wege zu erzeugen. Be-
streicht man die Wand der unterbundenen Vene mit einer
reizenden Substanz, so bemerkt man schon nach 24 bis
48 Stunden eine völlige Form Umwandlung der Endothe-
lien: statt des schmalen blassen Endothelhäutchens be-
deckt jetzt ein Zellensaum die Wand, welcher alle äusse-
ren Qualitäten eines kubischen Endothels besitzt. Durch
dies Experiment ist unabweisbar dargethau, dass die Endothelien
sich durch einen Reiz in progressiver Richtung zu ver-
ändern vermögen. Rechnet man nun hinzu das häufige Vor-
kommen mehr- bis vielkerniger Endotbelformen, so wird man addendo
die Gründe bei 1. nicht bezweifeln dürfen, dass das Endotbelium der
Mutterboden der neuen Zellenanlage ist.
Ich fasse nach Allem das Ergebniss meiner Untersuchungen in
folgende Sätze zusammen.
1. Die sog. Organisation des rothen Thrombus (nur von diesem
spreche ich, nicht von dem gemischten oder weissen, dessen Genese
uns Zabx gelehrt hat) geschieht durch zwei von einander unabhängige
Processse
a) durch eine Wucherung des Gefässendothels,
b) durch eine an den Uuterbindungsstellen von aussen her
eindringende Gewebswucherung, der ich die Gefässneubil-
dung fast allein zuschreibe.
2. Die organisatorische Rolle des Blutgerinnsels ist =0; hie
und da in das Gewebe eingesprengte Pigmentmassen sind seine einzige
Hinterlassenschaft. Ersteres geht ausser dem Erwähnten auch dar-
aus hervor, dass die Vorgänge ihre volle soeben geschilderte Ent-
wicklung nehmen auch dann, wenn das Blut vollständig aus
der unterbundenen Strecke herausgelassen wird.
88*
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596
8*oms*rtrr. Organisation des Thrombus.
Seitdem ViRCHOW*) die Vermuthung ausgesprochen batte, dass
die eingesehlossenen weissen Blutkörperchen bei der Organisation der
Thromben eine Rolle spielen, war diese Ansicht trotz der Zweifel und
Gegengründe Foerster’s**! durch die Arbeiten von C. 0. Weber***),
BiLLROTHf) und Rindfleisch ff; die herrschende geworden. Dieselbe
wird zunächst bekämpft durch eine Versuchsreihe von BuBNOFFffi-),
welche auf dem schönen Experiment VON Recklinghausen’s fusste,
wonach Zinnoberkörnchon, die auf die Venenwand aufgostrichen wur-
den, nach einigen Tagen in den Gefässhäuten und im Innern des
Thrombus erscheinen; danach sollte die Hauptmasse der bei der Or-
ganisation auftretenden Zellen von der Gefässwand und den umliegen-
den Geweben geliefert werden. Noch in demselben Jahre erschienen
die Arbeiten von Waldeyeb*!) und THlERRCH**f), welche die Or-
ganisation des Thrombus, wenn auch nicht als Hauptthema behan-
delten. Beide kamen zu dem übereinstimmenden Resultat, dass das
Gefässepithel (Endothel) die Hauptrolle dabei spiele. Trotz neuer,
auf die Kemitnissnahme der beiden ebengenannten Arbeiten hin An-
gestellter Prüfungen, leugnet BuBNOFF***f) jede active Betheiligung
des Gefässepithels und bleibt auf seinem oben citirten Hauptsatz
stehen. Auch Billhoth+*) verhalt sich ablehnend gegen die Arbeit
von Thiersch und adoptirt im Allgemeinen die Aufstellung von
ßUBNOFF, gesteht aber auch den eingeschlossenen weissen Blut-
körperchen sowie den rothen und dem Faserstoff progressive Fähig-
keiten zu.
Gleichzeitig widerspricht er der Meinung von TSCHADSOFF ff*),
welcher die provisorische Organisation des Thrombus gänzlich leug-
net, dieselbe von der Gefässwand ausgehen lasst, grade dem Epithel
der Intima aber jede Betheiligung abspriebt (s. Referat ira Central-
blatt f. d. med. Wissensch. 1869. No. 30).
Rindfleisch sagt noch in der neuesten Auflage seines Hand-
*) Vibcrow, Ges. Abhandlungen zur wiaseneebft. Medh-in. S. 37.
**) Forbstrr, Handb. der spec. pathul. Ai stoinie. 18G3, 2. Aufl. 1863. 8. 737.
***) C. O. WhBKH, liandh. der allg. n. spec. Chirurgie von Pitra u. Billbotb.
1. Bd. I. Abtli. S. 141 ff.
f) Bii.lroth, Die allg. ebirurg. Pathologie u. Therapie.
tt) Kirdblkiscr, Lehrbuch der pathol. Gewebelehre. 1866. 8. 163 ff.
ttt) BfBBOrr, Ceutralblatt f. med. Wissenschaften. 1867. No. 48.
*t) Waldrvsr, Zur path. Anatomie der Wuudkrhtu. Vibchow's Areh. Bd. 40.
3. u. 4. Heft. 3. 379 spec. 8. 391.
**t) TuisascH, Handb. der allg. n. spec. Chirurgie vou Pitha u. Bilmoth.
1. Bd. II. Abtb. 2. Heft. S. 660 n. S. 656 ff.
**’t) Bibboff, Aus dem path. Institut zu Würzburg: Uebur die Organisation
des Thrombus. Viacuow'a Arch. 44. Bd. 4. Heft. 8. 462 ff.
t*J Bii.lbotm, Die allgem. Chirurg, Pathol. u. Therapie. 1869. 8. 116—121.
tt*) T»chacsoff, Lieber den Thrombus bei der Ligatur. Areb. t. kliu. Chi-
rurgie. IX. 184-221.
Digitized by Googll
Bai moartkn. OrgunisRtion des Thrombns.
507
buches (1875): „Neuerdings ist auch die Thrombusorganisation eine
Aufgabe der Wanderzellen geworden.“
Und doch war bereits in dem 2 Jahre früher erschienenen Hand-
buch von Cobnil und Ranvier*) eine Darstellung der Angelegen-
heit gegeben, welche zum Theil mit der meinen eongruent ist.
Da meine Arbeit völlig unabhängig von der Kenntnis« der Re-
sultate Cobnil’ 8 und Ranvier’s entstanden ist (dieselbe kam mir vor
ca. 14 Tagen zufällig zu Gesicht, als meine Untersuchungen in allen
Hauptpunkten abgeschlossen waren), so ist die Uebereinstimmung im
Interesse der Sache zu begrüssen. Im Uebrigen glaube ich die Frage
umfassender erledigt zu haben, als die französischen Forscher; denn
erstens gedenken sie des so wichtigen Faktors, der von aussen her
eindringenden Gewebswucherung gar nicht; ausserdem ist der endo-
thelialen Veränderungen nur kurz und ohne bildlichen Beweis Er
wähnung gethan und von den Uebergangsformen zwischen endothe-
lialen und bindegewebigen Faserzclleu wird daselbst nicht gehan-
delt u. s. w.
Im Laufe meiner Untersuchungen bin ich zu der Ueberzeugung
gekommen, dass die nach einfacher Unterbindung entstehende Intima-
wucherung histogenetisch vollständig iibereinstimmt mit derjenigen
die sich in einzelnen Krankheitsfällen (nach Heubner**) im Gefolge
der Syphilis, nach Friedlandsr auch ohne dies ätiologische Mo-
ment) an den Arterien des Gehirns ausbildet. Zwar findet man bei
letztgenannter Form eine sehr prononcirte Wucherung der beiden
ausseren Gefässhäute, welche bei ersterer in einem Beispiele durch-
aus fehlt (s. o.); dieser Umstand kann aber die beiden Processe nicht
anatomisch trenuen, da dieselbe Erscheinung bei jeder gewöhnlichen
Arteriitis obliterans (auf deren enorme Verbreitung bei den verschie-
densten pathologischen Processen uns Friedländer***) aufmerksam
gemacht hat und deren anatomische Identität mit der Hirnarterien-
syphilis er mit Recht betont) zu Tage tritt. Wir müssen daher zu-
geben, dass dieselben Veränderungen der Arterienintima, wie sie sich
innerhalb chronisch entzündeter Organe, in Neubildungen etc. viel-
leicht auch primiir bei Syphilis (an den Gehirnarterien) ausbilden,
auch auf dem Wege dos Experimentes, durch einen einfach trauma-
tischen Eingriff zu erzeugen sind.
Bezüglich alles Weiteren und Einzelnen verweise ich auf die
ausführliche Arbeit, die ich hoffe baldigst erscheinen zu lasson.
*1 Corsil und Rknvirr, Mauuel d'histologie pathol. 8 560 ff.
**) Hrobrer, Die luetische Erkrankung der Hiruarterien. t.eiprig 1874 —
Bacuoak-tes, Zur Hiriiarterierayphilis, Arcb. d. Heilkunde 1876. — Eichhorst, Neuro-
pathologiache Beobachtungen. S. 219 ff.
***) Krisdi.Xndkb, Ueber Arteriitis obliterans, Cbl. f. d. med. Wissenschftn.
1876. No. 4.
Königsberg 7. Juli 1876.
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598 Banns. Stromubr von Ludwig und die Fiebertbeorie von Büter.
Die Stromuhr von Ludwig und die Fiebertheorie tob Hüter,
Von Dr. A. W. C. Berus, Docent an der Universität zu Freiburg: im Breisgau.
Herr Prof. C. Hüter gab in seiner Allgemeinen Chirurgie*) die
Resultate einiger, wie er selbst sich ausdrilekt, unter der Meisterhand
Ludwiq’s ausgeführten Versuche mit der Stromuhr. Die Versuche
wurden ausgeführt zuerst bei den noch gesunden, nachher bei den
durch Einspritzungen von faulendem Blute septisch gewordenen, fie-
bernden Thieren. Die Stromuhr wurde von ihm nacheinander, ge-
wöhnlich mit einem Zwischenraum von 2 Tagen, in die beiden Ca-
rotiden eingeführt. Als Resultat fand er eine derartige, sogar um
das dreifache verlangsamte Blutcirculation bei den fiebernden Thieren,
dass er den Schlusssatz aufstellte: „der Beweis für die Circulation
einer sehr geringen Blutmenge während des Eiebers ist erbracht.“
Diese Theorie, wofür Hüter den Ausgangspunkt in der von ihm bei
Fröschen beobachteten globulösen Stase wähnte, hat er in No. 29
dieses Blattes zu begründen gesucht durch die Beobachtung desselben
Phänomens bei Warmblütern.
Indessen stellte ich im hiesigen physiologischen Institute, nicht
weil ich die Präeision der Btromubrversuche in Zweifel zog, sondern
weil ich erstens den Verdacht hatte, dass Hüteu’s Experimemalthiere
nicht nur fiebernde sondern agonisirende Thiere waren, und weil ich
zweitens die von Hüter gezogenen Schlüsse nicht unbedingt nnn<‘h-
men konnte, ebenfalls eine Versuchsreihe an, um Hütkr’s Befunde
zu prüfen.
Ich begann mit den von HÜTER versäumten Controlversuchen,
welche den Zweck hatten festzustellen, ob und welche Unterschiede
in der Stromgeschwindigkeit des Blutes sich zeigen möchten, wenn
man an zwei verschiedenen Tagen bei demselben gesunden Thiere
mit der Strorauhr die beiden Carotiden untersuchte.
Sodann machte ich die Versuche Hütkr’8 nach und gelangte
auf diesem Wege, und durch die in einem Schlussversuche sowohl
bei dem gesunden als bei dem fiebernden Thiere zu gleicher Zeit
vorgenommeneu Messung des Blutdruckes zu dem Resultate, dass
die HÜTER’sebe Angabe, die Circulation des Blutes sei während des
Fiebers um das dreifache verlangsamt, nicht richtig ist.
leb erhielt nämlich niemals eine solche Verlangsamung der Blut-
circulation wie sie Hüter beschreibt, ja ich besitze sogar zwei Ver-
suche, bei welchen in dem einen die Zeiten für die Füllung der Glas-
kugel beim gesunden und beim fiebernden Thiere gleich, und im
anderen am kranken Thier bei den ersten Drehungen kürzer waren
als beim gesunden.
Ich werde in Balde durch die detaillirte Mittheilung meiner Ver-
suche die näheren Beweise liefern.
*) 8eite 671-674.
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Kabsowitz. Vererbung der Syphilis.
599
M. K&ssowitz, Di<> Yererbung der Syphilis. Wien 1876. 137 8.
Vf. unterscheidet zwei Arten von Vererbung der Syphilis: die
durch die kranke Samen- oder Eizelle im Acte der Zeugung ver-
mittelte, die „Vererbung im eigentlichen Sinne“ und die durch
den Uebergang des syphilitischen Giftes aus der mütterlichen Circu-
lation in die fötale, die „Infoctio intra uterum“.
Was zunächst die letztere betrifft, so ist nach K., entgegen der
herrschenden Ansicht, die Ansteckung des Kindes durch die während
der Schwangerschaft acquirirtc Lues der Mutter unmöglich. Abge-
sehen von dem Umstande, dass fast sämmtliche Autoren die Ueber-
tragungsfähigkeit einer während der Schwangerschaft acquirirten Sy-
philis der Mutter überhaupt nur für- gewisse Monate der Gravidität
annehmen, ergiebt eine kritische Prüfung des vorliegenden literari-
schen Materials, dass kein einziger wohl constatirter Fall in der Li-
teratur existirt, wo ein Kiud, dessen beide Eltern bei der Zeugung
nicht syphilitisch waren, durch eine nachträgliche Infection der Mutter
während der Schwangerschaft selbst syphilitisch geworden und mit
den Erscheinungen der hereditären Lues geboren worden wäre. Nach
K’s eigenen Erfahrungen starben von 37 lebend und meist reif ge-
borenen Kindern, deren Mütter mit der grössten Wahrscheinlichkeit
erst im Verlauf der Gravidität inficirt worden waren, 19 im ersten,
6 im zweiten, 3 im dritten Monate sämmtlich ohne Zeichen der Sy-
philis, 7 blieben ganz gesund. Am eclatantesten ist das Iromunbleiben
des Kindes bei Infection der Mutter während der Gravidität in einem
Fall aus Vf. Beobachtung zu ersehen, wo Mann und Frau während
der 2. Schwangerschaft der letzteren (im 2. Monat) Bich inficiren, am
Ende dieser Schwangerschaft ein gesundes Kind geboren wird, von
da ab aber mehrere Todtgeburten und schliesslich die Geburt eines
syphilitischen Kindes erfolgten. Dagegen kann allerdings der Aus-
bruch der allgemeinen mütterlichen Syphilis als solcher, ohne das
Kind als Infection zu betreffen (durch das damit verbundene Fieber)
den Tod der Frucht, Abortus oder Frühgeburt veranlassen. Nie
aber überschreitet nach Obigem das syphilitische Gift
die Scheidewände des fötalen und mütterlichen Gcfäss-
systems in der Richtung von der Mutter zum Fötus.
Ganz dasselbe Gesetz gilt für die umgekehrte Rich-
tung, d. h. auch vom Fötus zur Mutter überschreitet das syphilitische
Gift nicht die Scheidewände des fötalen und mütterlichen Gefäss-
systems. Dies wird bewiesen durch die unzählige Male constatirte
Thatsache, dass ein syphilitisches Kind von einer Frau geboren wer-
den kann, ohne dass diese selbst syphilitisch zu sein braucht. Zur
Erhärtung dieses Factums führt Vf. aus seinem eigenen Beobachtungs-
kreise Zahlenverhältnisse an: von 76 Fällen, in denen die Erblich-
keit zweifellos bestimmt werden konnte, war 43 Mal die Mutter ganz
frei von Syphilis! Für die Richtigkeit des Satzes, dass die Mutter
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600
Kissovit*. Vererbung der Syphilis.
vom Vater her mit Syphilis behaftete Kinder gebären kann, ohne
selbst syphilitisch zu werden, spricht auch die vom Vf. gemachte
Erfahrung, dass ein syphilitischer Vater, nachdem er auf verschiedene
Aborten und Todtgeburten hin sich allein einer mercuricllen Cur
unterworfen hat, ein ganz gesundes Kind erzeugen kann, was natür-
lich nicht möglich wäre, wenn die nicl t behandelte Frau im Verlauf
ihrer Ehe resp. Schwangerschaften syphilitisch geworden wäre (cf.
Beob. 10). Dasselbe beweisen Fälle, wo Frauen, die mit syphiliti-
schen Männern verehelicht syphilitische Kinder geboren hatten, nach
dem Tode dieser Männer mit nicht syphilitischen in zweiter Ehe so-
fort gesunde Kinder erzeugten.
Wird die Frau im Verlaufe ihrer Schwangerschaft mit einer
syphilitischen Frucht wirklich selbst syphilitisch, so ist dies immer
nur Folge einer Infection vom Manne bzw. von aussen her (wobei
allerdings oft ein sehr rasches Verschwinden des Primäraffeetes vor-
ausgesetzt werden muss). Zuweilen ist die angeblich ohne voran-
gehende Primär- und Secundärerscbeinungen sofort tertiär eiusetzende
Syphilis der Frauen gar nicht als Syphilis anzusprechen, sondern als
Cachexie, welche durch die vorangehenden Aborten und Puerperien
acquirirt wurde. Eine Infection durch „Choc en retour“ (RicOHD^,
d. h. eine Uebertragung der Syphilis vom syphilitisch erzeugten Fötus
rückwärts auf die Mutter existirt nach K. nicht.
Vod den oben angeführten beiden Vererbungsmöglichkeiten bleibt
also nach Verwerfung der Möglichkeit einer Infectio intra uteruru nur
die „Vererbung im eigentlichen Sinne“ übrig, d b. die Ueber-
tragungderSyphilis aufdieFruchtdurch die specifische
Beschaffenheit der Fortpflanzungszellen der Eltern. Sie
geschieht einzig und allein durch den Act der Zeugung; Vater und
Mutter sind vollkommen gleich fähig zur Vererbung der Lues und
es genügt zum Zustandekommen derselben die Erkrankung eines der
beiden Eltern.
Diese Vererbungsfähigkeit, „die Zeugungssyphilis,“ ist nicht
an die mit den Latenzstadien abwechselnden Eruptionsperioden der
Syphilis gebunden, sondern sie ist constant während der ganzen Zeit
der Beherbergung des syphilitischen Virus im Körper vorhanden und
dauert noch wahrscheinlich über den letzten Ausbruch inficircnder
Symptome hinaus. Die Einzeldauer der Zeugungssypiiilis betreffend
so ergiebt sich aus den Tabellen des Vf.’s folgendes Zahlenverhältnisst
Io 119 syphilitischen Ehen wurdeu :
39 Mal 1 syph. Frucht 1 1 Mal 5 sypb. Früchte
29 „ 2 „ Früchte 8 „ 6 „ „
16 „ 3 „ ,, 3 „ 7 it >>
11 „ 4 „ „ .je 1 „ 9u.l0„ „
hintereinander erzeugt.
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Kassowit». Vererbung der 8/phiIia.
601
Die Zahl der Jahre, welche die Vererbungsfähigkeit in diesen
Fällen anbielt, betrug :
in
1 1 Fällen
14 „
8 „
15 „
13 „
6
Jahre
in
Fällen 8 Jahre
»» 3 „
10 „
.. 11 „
» 12 ,i
Aul dem Wege der Wahrscheinlichkeitsrechnung kommt Vf. zum
Schlüsse, dass ein Minimum von 14 Jahren und eine Durchschnitts-
ziffer von 10 Jahren bei einer spontan ablaufenden Syphilis als Dauer
der Vererbungsfähigkeit (wenigstens für seine Fälle) angenommen
werden dürfe.
Diese Berechnung wird nicht alterirt durch die auch vom Vf.
anerkannte Thatsacbo, dass bei ausgesprochen tertiärem Charakter
der Elternsyphilis nicht-syphilitische Kinder erzeugt werden können,
indem diese tertiären Symptome eben nur als Resultat emer durch
das — erloschene oder im Erlöschen begriffene — syphilitische Gift
hervorgerulenen Eigentümlichkeit, auf gewöhnliche Reize mit ab-
normer Zellwucherung zu reagiren, anzusehen sind. Die Vererbungs-
fähigkeit ist demnach unabhängig von dem Bestand tertiär syphiliti-
scher Affectionen der Eltern. Dagegen wird die Zeugungssyphilis
wesentlich beeinflusst durch eine gegen dieselbe gerichtete Queck-
silberbehandlung. Durch eine solche wird die Vererbungsfähigkeit
der Syphilis ganz unterdrückt oder bedeutend abgeschwächt, so dass
also im Anschluss an die Quecksilberrur entweder ganz gesunde
Kinder erzeugt werden oder wenigstens die bei denselben erschei-
nenden syphilitischen Symptome viel schwächer sind, als man der
Intensität oder richtiger gesagt dem Alter der Syphilis der Ver-
erbenden nach erwarten sollte.
Das letztangeführte MomeDt ist nämlich von ausserordentlicher
Wichtigkeit für die Stärke, mit welcher die syphilitischen Erschei-
nungen am Kinde sich geltend machen, ln dieser Beziehung herrscht
ein durchgreifendes, schon von früheren Autoren erwähntes, vom Vf.
iu allen Einzelheiten durch seine Beobachtungen bestätigtes Gesetz:
dass mit dem spontanen Ablauf der Syphilis des Ver-
erbenden eine graduelle Abschwächung der Intensität
der syphilitischen Vererbung einhergeht.
Diesem Gesetz zu Folge äussert sich die Vererbung der Sy-
philis bei recent syphilitischen Eltern peruieiöser, als bei schon längere
Zeit syphilitisch iuficirten und zwar zunächst in der Unter-
brechung der normalen Schwangerschaftsdauer, im Ein.
tritt des Abortus und der Frühgeburt. Nach Vf.’s eigenen Erfahrun-
gen trat dieses Ereigniss in 47% aller von ihm beobachteten syphi-
litischen Ehen ein, besonders in denen, wo die Mutter allein (80%)
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602
K«ssowits. Vererbung der Syphilis.
oder zugleich mit dem Vater (69%) syphilitisch war. Id den Fällen,
wo die sy pilitische Infection während der Ehe erfolgte, der Einfluss
auf die Zeugung also von Anfang an sicher beobachtet werden
konnte, folgten mit nur ganz wenigen Ausnahmen auf die gesunden
Kinder nach Eintritt der Infection eine oder mehrere Frühgeburten.
In den ersten Jahren nach der Ansteckung der Eltern ist die Pro-
gnose fast mit Sicherheit auf das Zustandekommen von Aborten zu
stellen und zwar erfolgen dieselben gewöhnlich nicht vereinzelt (in
56 Ehen nur 21 Mal), sondern gehäuft (bis 9), im Durchschnitt 2 bis
3 Mal in 1 Ehe. Im Ganzen wurden von 330 in syphilitischen Ehen
gezeugten Kindern 127 (ca. %) frühgeboren, während die übrigen
203 (ca. s/s) das normale Schwangerschaftsende erreichten. Von den
127 Frühgeburten erfolgten 31 vor Ablauf des 6., 48 im 7., 48 im
8. Sonnenmonate , die eigentlichen Aborten nahmen an Häuflgkeit
mit der Zahl der Schwangerschaftsmonate zu (so trat im 2. Monat
nur 2 Mal im 6. 11 Mal A bortos ein).
Als Ursache der frühzeitigen Unterbrechung der
Schwangerschaft sieht Vf. in erster Linie die Vererbung des Gifts
auf die Frucht an, dessen Wirkung, der Ausbruch der hereditären
Syphilis, das Kind tödtet bezw. frühzeitige Uteruscontractionen ver
anlasst und «war um so früher, je recenter das Virus der Vererben-
den, je intensiver also die Zeugungssyphilis ist. Wenn bei solchen
frühgeborenen Früchten häufig keine palpablen Erscheinungen der
Syphilis auf dem Sectionstisch nachzuweisen sind, so rührt dies nach
der Ansicht des Vf. daher, dass rer Tod der Frucht schon im pro-
dromalen Stadium der Lues erfolgte, welches durch schwere Altera-
tion des Allgemeinbefindens, Temperaturerhöhung etc, seine deletäre
Wirkung auf den Fötus geltend machte. In zweiter Linie kommt
erst die syphilitische Erkrankung der Mutter als Ursache der Ein-
leitung der Frühgeburt in Betracht und zwar kann das Eruptions-
fieber etc. und vielleicht auch die im Gegensatz zur Erkrankung der
fötalen Placenta (Frankel)*) seltene Erkrankung der Placenta ma-
terna Veranlassung zur Frühgeburt geben.
Erst nachdem einige Zeit nach der Infection des Vererbenden
verstrichen ist, hören die Aborten auf und werden lebensfähige Kin-
der geboren. In fast sämmtlichen Fällen des Vf.’s war letzteres erst
nach 3 Jahren, in mehr als der Hälfte erst nach 5 Jahren der Fall.
Unter den 330 in syphilitischen Ehen erzeugten Kiudern wurde ein
ganzes Drittln-il todtgeboren, 24% der lebend geborenen fiel der er-
erbten Dyskrasie in den ersten 6 Monaten zum Opfer und nur %
überlebten das erste Halbjahr.
*) Die Erkrankung der Placenta fötalia hat Kabsowite in zahlreichen Placeoten
von anzweifelhaft syphilitischen Früchten entweder gar nicht oder nur in beschränk-
tem Maasse gefunden. (Vgl. dagegen Frankel, Cbl.).
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Kasbowit*. Vererbung der Syphilis.
603
Wird ein lebensfälliges aus einer syphilitischen Ehe
stammendes Kind geboren, so sind die sichtbaren Erschei-
nungen der Syphilis entweder sofort bei der Geburt am
Kinde nachzu weisen, oder sie treten bei demselben erst
einige Zeit nach der Geburt auf, und zwar um so früher,
j e i n t en s i v e r d i e V erg i f t u n g d er Fr u c h t bei der Vererbung
war, speciell je näher dem Zeitpunkt der Infection des
Vererbenden die Zeugung stand, d. h. je nach der Intensität
der Infection des Fötus wird derselbe mit den deutlichen Zeichen
der Syphilis behaftet geboren und ist dann nur in sehr geringem
Maas*» lebensfähig, oder aber das Kind wird scheinbar gesund ge-
boren und erst nach einiger Zeit von einem syphilitischen Exanthem
befallen. Die Eruption dieses ersten specifischen Exanthems erfolgt
fast ausschliesslich im Verlauf der ersten 3 Monate (sehr selten etwas
später 4 — 41/» Monate, CaSPaky) und zwar in einer der Geburt um
so näher stehenden Zeit, je relativ frischer noch die Lues der Ver-
erbenden ist, je näher die Geburt des Kindes an dasjenige Stadium
der Zeugungssyphilis herantritt, in welchem nur Früh- und Todtge-
burten zu Stande kommen. So waren in 17 Fällen von 10 Kindern
mit Eruption des Pixanthems in der ersten Woehe 8 die ersten leben-
den Kinder nach vorausgegangenen Frühgeburten, von 13 Kindern
mit Eruption in der zweiten Woche 5 die ersten, 5 die zweiten leben-
den Kinder, von 24 Kindern mit Eruption in der zweiten Hälfte des
ersten Monats nur 7 die erstlebenden, 13 die zweitlebenden, von 27
Kindern mit Eruption im zweiten Monat 8 die ersten, 10 die zweiten,
5 die dritten, 3 die vierten lebenden Kinder, von 12 Kindern end-
lich mit Eruption des syphilitischen Exanthems im dritten Monat
waren nur noch 2 die ersten (und zwar nach einem Zwischenraum
von 5 — 7 Jahren nach der letzten Todtgeburt), 6 die zweiten, 4 die
dritten lebenden Kinder nach vorangegangenen Aborten.
Daraus folgt denn, dass der erst im 3. Lebensmonat erfolgende
Auabruch des Pixanthems als Zeichen des Erlöschens der Zeugungs-
syphilis angesehen werden kann und vollständige Gesundheit des
näcl stfolgenden Kindes entschieden hoffen lassen darf.
Das eben vorgeführte Gesetz von der graduellen Absebwäehung
der Intensität der syphilitischen Vererbung erfährt, wie schon ange-
geben, eine Modification durch gegen die Syphilis der Eltern unter-
nommene Quecksilbereuren. Die Wirkung derselben, die Sisticung
oder Abschwächung der Vererbung, ist indessen nicht immer definitiv,
besonders dann nicht, wenn die Cur in der recenten Periode ange-
wandt die Vererbungsfähigkeit unterdrückt hat. In solchen F'ällen
können dann scheinbar dem Intcnaitätsgesetz widersprechende Facta
sich ereignen, z. B. auf ein reifes syphilitisches Kind wieder eine
lebensunfähige Frühgeburt folgen u. Ae.
Die P’rage, ob dio Vererbung der Syphilis eine unbe-
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604
OftTH. Tod auch ausgedehnten schweren Verbrennungen.
dingte sei, bejaht K. gestützt auf seine Erfahrung, dass in 119 sy-
philitischen Ehen und 330 syphilitischen Einzelgeburten von ihm nie
die Geburt eines gesunden Kindes zwischen die Gehurten schwer
afficirter Früchte hineinfallend beobachtet wurde. Wenn hierbei die
Ursache der Vererbung häufiger auf der Seite des Vaters, als auf
derjenigen der Mutter zu suchen ist, so hat dies keine physiologi-
schen, sondern nur sociale Gründe, indem der Manu ungleich häutiger
mit vererbuugslähiger Syphilis iu die Ehe tritt, als die Frau. Ebenso
ist die Dauer der Vererbungsfähigkeit für beide Geschlechter gleich
gross; denn die anscheinend längere Dauer derselben beim Weib ist
ebenfalls nur durch sociale Verhältnisse bedingt, indem der Mann
gewöhnlich erst mehrere Jahre nach der Infeetion eine Ehe eingebt.
Von den Krankheiten, welche bei Kindern (früher) syphilitischer
Eltern zuweilen beobachtet und mit der elterlichen Lues in einen ge-
wissen (nicht aber direct erblichen) Zusammenhang gebracht werden
können, wie Scrophulose, Phthise und Khachitis, bat Vf. die letztere
unverhältnissmässig häufig bei hereditär syphilitischen Kindern beob-
achtet und er vermuthet daher, dass der rhaehitisehe Process im
Knochen durch ursprünglich specifische Vorgänge angeregt werde.
Trotzdem dürfe aber die Rbachitis keineswegs als eine andere Form
der Vererbung der Syphilis angesehen werden, welche letztere viel-
mehr immer nur die höchst charakteristischen Symptome der Lues
hereditaria herVorbringen könne.
Im Verlaufe der Abhandlung hat Vf. gestützt auf die entwickel-
ten Vererbungsverhältnisse der Lues auch eine Theorie von der
Natur des syphilitischen Giftes entwickelt. Es soll dasselbe
ein fixes, stets an morphotische Elemente des Organismus gebundenes
Ccntagium darstellen bezüglich des näheren Details muss indessen
auf das Original Ö. 72 — 77 verwiesen werden. Leubo (Erlangen).
Ponflck, lieber den Tod nach ausgedehnten schweren Verbren-
nungen. Berliner klin. Wochenschr. 1876. No. 17.
im Anschluss an 2 Fälle bespricht P. die durch ausgedehnte
Verbrennungen hervorgerufenen anatomischen Veränderungen der in-
neren Organe, von welchen vorzugsweise der Verdauungskanal und
die Nieren von Wichtigkeit sind. Das Auftreten von Duodeualge-
schwüren nach Verbrennungen ist bekannt Vf. fand nun iD seinem
ersten Falle (Tod nach 18 Stdn.) eine acute, den Magen und Darm
gleicbuiässig betheiiigende Entzündung, die mit einer höchst auffäl-
ligen Hyperplasie der folliculären Apparate, von denen die vergrös-
serten miiehweissen PEYEHseheu Haufen eine markige Beschaffenheit
hatten, die solitären Follikel vielfach Linsengrösse erreichten, ver-
bunden war und die im Magen, dem Duodenum und dem ganzen
Verlaufe des Colon einen hämorrhagischen Charakter angenommen
hatte, ln der Magen- und Duodenalschleimhaut fanden sich kleine
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1 ><■'
Körn. Lavkrak.
605
sog. hämorrhagische Erosionen, weiter abwärts im Dünndarm starke
Füllung der Gefässe, iin Co ec um und Colon sehr starke allgemeine
Schwellung und Röthung, welche letzt"re besonders lebhaft auf der
Höhe der Falten war, wo sie mehrfach einen hämorrhagischen Cha-
rakter annahn). Vf. leitet aus diesem Befunde in Berücksichtigung
ariderer Beobachtungen die Meinung ab, dass die durch Verbrennung
entstandenen Duodenalgeschwüre hämorrhagische seien und dass offen-
bar in Folge der Verbrennung im ganzen Verlaufe des Verdauungs-
tractus blutige Anschoppungen und entsprechende Geschwüre auf-
treten können, dass das Duodenum nur eine bevorzugte Localität zu
sein scheine. — In dem zweiten Falle (Tod nach 18 Stdn.) fand sich
neben allgemeiner Blutfülle der Brust- und Bauchorgane eine beson-
ders starke Füllung der Nierengefässe, eine theilweise Verfettung der
Epithelien der gewundenen Harnkanälchen, von denen einzelne mit
hyalinen Cylindern ausgefüllt waren. Diese fanden sich auch in sehr
grosser Menge in dem Harn, welcher sich ausserdem bei saurer Re-
action durch einen eigentümlichen intensiven Geruch auszeiebnete.
Es genügen also schon 18 Stunden, um eine Verbrennungsnephritis
mit ganz acuter Exsudation in d.cs Lumen der Harnkanälchen zu er-
zeugen — ein Befund , der jedenfalls für die Beurteilung der Sym-
ptome während des Lebens von Wichtigkeit ist. Ortb.
A. Kühn. Znr Aetiologie des Abdominaltyphus. Beobachtungen
und Studien. Deutsch. Arch. f. kliu. Med. XVII. S. 221.
Unter den mitgetti eil ten Fällen, die zuBiimmeo eine kleine Hziifepidemie bilden
befand Bich eine Schwangere, die am 6 Krankheitstage niederkain. Das vollkommen,
auBgetragvne Kind war ganz wohl und zeigte normale Temperatur, während die
Mutter 40° C und darüber hatte. Ueberhaupt war die Geburt auf den Verlauf de«
sehr schweren Typhus, dem die Mutter auch erlag kaum von Einflugs, während das
Kind, das noch dazu in den er*ten Tagen von der Mutter mehrmals angelegt worden
war, völlig gesund blieb und sich gut entwickelt hat. Die Darlegungen des Vf.
bezüglich der Aetiologie des Typhus sind zum Referat nicht geeignet.
Schiffer.
A. La voran. Observation de myllite centrale snbaigne compli-
qu6e de n<Sphrocystite et d’infection purulente. — Remarques
sur les paraplögles dites reflexes. Areb. de Puysioi. etc. 1875 s. 866.
Nach ausführlicher Mittheilung eines, einen 40jährigen Mann betreffenden
Kalles, bei dem die Symptome eines Blasenleidens lauge scheinbar die allein vor-
handenen waren und die Erscheinungen von Seiten des motoriacbeo Apparates fast
gans zurücktraten, der aber schliesslich mit dem Tode endete nud eine stark aus-
geprägte Myelitis des Deraolumbaltheils des Marks soigte, kommt Vf. tu dem Schluss,
dass die vou den Autoren als Reflexlähmungen anfgefassten Kälte meist wahre anato-
misch nachweisbare Rückenmarksaffectionen gewesen wäreu Die vom Harnapparat aus-
gehenden Erscheinungen können bis zum Tode bin das Interesse so in Anspruch
nehmen, dass uuVullkomtnne Lähmungen leicht übersehen and aurh später ohne
genaue anatomische, namentlich mikroscopische Untersuchung mit scheiubarem Recht
geleugnet werden könnten. Bernhardt.
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606
Küsti.iw. Sqcibk. Mohtom.
0. Eöstlin. Beschreibung eines grossen, durch den Darmkanal
abgegangenen Cholestearinsteines. Württemberg. med.Corr.-Bi. i876No 6.
Unter den Erscheinungen eines Heu«, wobei mau recht« vom Nabel einen
rundlichen Körper durch die Bauchdeckeu fühlen konnte, ging einer ca. 50 Jahr
alten Krau durch den Mastdarm ein Stein ab, deinen grösste Lauge 52 Mm., dessen
grösste Breite 32 Mm. betrug, worauf in wenigen 'l agen Reconvaleeceriz eintrat.
Der Stein, 19,4 Urin, schwer, bestand zu 94 pCt. aus Cholestearin, zu 6 pCt. aus
Gallenpigment, Pü6, CaO und MgO. — Verfasser Hisst es unentschieden, ob der
8teiu während de-* Anfalles auf dem gewöhnlichen Wege, durch den Ductus cysticus
und choledocbus, oder auf dem Wege einer anormalen Cominunicatiou aus der Gallen-
blase in das Duodenum übergetreten sei uud hier die Erscheinungen der Darmver-
schiiessungeu hervorgerufeu habe. Eine dritte Möglichkeit sei noch die, dass mehrere
einzelne Gallensteine uacb uud nach die Gallenblase verliessen, im Darm, vielleicht
in eiuem Divertikel, liegeu blieben und allmalig durch weitere Ablagerungen von
Cholestearin zu einem Coucremente zusammen wuchsen. Hierfür dürfte vielleicht
der Umstand sprechen, dass der Stein auf dem Durchschnitt nicht einen einzelnen
sondern zwei, sogar drei hintereinander liegende Kerne zeigte. — (Bei eiuem völlig
gesunden, etwas corpuieuteu Manne von 43 Jahren beobachtete Kef. den Abgang
eines 57 Mm. laugen nud 38 Mm. breiten, im tr ockene u Zustande 20 Grm. schwe-
ren wurstförmigeu Cholesterinsteines, welcher keine anderen Beschwerden, als zeit-
weiligen Tuuesmus wahrend zweier Tage verursacht hatte.) L. Hoseutbal.
B. Squire. Treatment of chronic eczema by giycerole of suba-
cetate of lead. Med. Time» 1876 Nr. 1343-1344
Vf. wendet im nässenden Stadium des chronischen Ec/em‘s eine Mischung von
Glycerin mit Plumbum subaceticum erfolgreich an uud zieht es der in Englaud
üblichen WiLsoa’scbeu und der in Deutschland augeweudeteu IlEBHA'scheu Salbe
vor. Man nimmt Plumbum aceticum 5, Htbargyrum 3i Glyceriu 20 und lässt dieses
eine halbe Stunde in einem kochendeu Glycerinbade unter stetem Kuhreu. Dann
wird in einer gebeizten Kammer filtrirt. Es bildet sich eine ganz klare Flüssigkeit,
von welcher man im Allgemeinen eineu Tbeil mit acht Tbeilen Glycerin verdünnen
lässt, um allmälig mit der Couceutratiou zu steigern Vor jeder ueueu Anwendung
wird die Haut mit einem weichen Schwamm uud Scifeuw&sser gewaschen.
O. Mmon.
Th. G. Morton, A pecnliar and painful affection of the fonrth
metatarso • phalangeal articnlation. Amer. Journ. of med. sc. CXLI.
1876. S. 37.
M. beobachtete 15 Mal eine eigentümliche uud bisher nicht beschriebene
Neurose im Melatarso Phalaugeal-Üeleiike der 4. Zehe und zwar 13 Mal bei Krauen,
2 Mal bei Mäuueru- ln unmittelbarem Anschluss au ein Trauma (8 Mal) oder in
Folge des Druckes der Knssbekleidnug (4 Mal), zuweilen auch ohne jede nachweis-
bare Ursache entwickelten sich im genanuteu Gelenk heftige, unregelmässig aufire-
teude Schmerzanfälle, durch welche die Kranken aufs äusserste gequält wurden.
Die Resectiou des Gelen ts führte in mehreren Fällen zur vollständigen Heilung. — -
M. erklärt das sonderbare Leideu aus den anatomischen Verhältnissen des Fusses.
Die Kopte der 3 ersten Metatarsalknocben stehen ungefähr in einer Ebene, der 4.
Metatarsus i t etwas kürzer, noch viel mehr der 5 , so dass sein Kopf etwa dem
Halse des 4. entspricht. Dabei sind die beiden letztgeuaunteu Knochen beweglich
und kauu zumal der 5. Metatarsus bei seitlichem Druck fast völlig unter den Hals
des 4. gesebobeu werden. Hier verlaufen aber die EndUste des äussereu Plantar-
nerven, welche dabei leicht gedrückt uud gequetscht werden können. Diese Er-
klärung wird unterstützt durch den Umstaud , dass die Patienten alle den besseren
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Stbfaiii. Hirschbkrg. Hipprl. Mrykr. Kai.trnbach.
607
Stünden angehurten, welche häufig so enges Schnhwerk tragen, dass schon dadurch
die falsche Stellung des 5. Metatarsus erzeugt wird. — ln frischen traumatischen
Fällen empfiehlt Vf. locale Hlutentziehungou und lange Bube, in veralteten Fällen
die Gelenkresection. E. Küster.
A. Stefan i, Sulla eccitazione del nervo vago. i.0 Sperimental. i87G.
S. A. 7 Sin.
St, hat die elektrischen Erscheinungen untersucht, die bei der Reizung des
N. vagus (von Hunden nud Kaninchen) anftreten und hat gefunden, dass im N. vagus
der Zustand der Erregung nicht von einer negativen sondern von einer positiven
Schwankung des Ne rveostromes begleitet wird. Die Untersuchung wurde mit
utipolariftirbaren Elektroden aber, wie es scheint, an einem nicht sehr empfindlichen
Galvanometer angestellt. (Vgl. übrigens M. 8chifp, Lehrb. der Physiologie. Ref.)
_____________ Boll (Rom).
J. Hirschberg, Eine Beobachtungsreihe zur empiristischen Theo-
rie des Sehens, v. Gh.*™’« Arch. xxi. 1. s 23.
A. v. Hippel, Beobachtungen an einem mit doppelseitigem Ca-
taract geborenen, erfolgreich operirten Kinde, d« 2. s. 101.
Bei beiden Beobachtungen bandelto es sich um angeborene beiderseitige Cata-
racte, in dem erstereu Falle um ein 7jähriges, in dem zweiten Falle um ein 4jährige«
Individuum. In ausführlicher Weise werden die Gesichtswahruehmungen der Be-
treffenden nach der Operation geschildert, und besonders in dem Falle vou Hiksch-
bkko als werthvoller Beleg für die empiristisclie Theorie angesehen
Michel (Krlangen).
Lotli. Meyer, Zur schlafmachenden Wirkung des Matrum lacticum.
Vikciiow’s Arch. LXV1. S. 120.
Subcutaiie Einspritzungen vou 0,6 Grm. milche. Natrons 1—2 Mal unter die
Haut brachten bei Kranken, die mehr oder weniger an Morphium gewöhnt waren,
keinen Schlaf hervor, dagegen oft heftige Schmerzen an der Einspritzungsstelle.
Bei iuuerlicher Anwendung von 10 — 16 Grm. und noch grössereu Mengen bis zu
50 Grm. in 24 Stauden trat bei Vielen Schlaf ein, so dass sie das Morphium theils
gar nicht, theils in geringeu Mengen daneben brauchten. Leichte Verdauungsstö-
rungen traten öfters ein, ebenso wie bei Anwendung reiuer Milchsäure, welche im
Uebrigen ganz ähnlich wirkte. Senator.
K. Kaltenbach, I)i recte r Verschluss einer Blasencervicaliistel.
Herl. kliu. Wochenscbrtt. 1876. No. 6.
Die Fistel war entstanden bei einer llpara, welche in Folge ungünstiger Ein-
stellung des grossen Kopfes 3 Tage lang gekreist hatte. Das Harnträutelo trat erst
nach 14 Tagen auf. Nachdem der Abgang von Harn aus dem Orif. uteri direct be-
obachtet, und durch Milchiujectiou in die Blase bewiesen war, dass die Fistel aus
dem Cervix nicht etwa iu einen Ureter führte, sondern direct in die Blase, wurde
der Cervix nach beiden Seiten gespalten, und dadurch die 3 Cm. über dem uutern
Rande der vordem Lippe befindliche liuseugrosse Oeffuung dem Auge zugänglich
gemacht Bei der Operation liess sich das Operationsfeld bis in das untere Drit-
tbeil der Scheide lierabziehen. Die Anfrischung wurde bewirkt durch Excision eines
vollstäudigeo, die ganze Wand des Cervix durchgreifenden Keils, die Oeffnung dann
durch 7 Drathnäbte mit allerdings grosser Mühe geschlossen. Entfernt wurden
letztere am 10v 16. uud 18. Tage. Die vollständige Heilung beweist, dass es auch
bei diesen hocbliegeudcu Fisteln möglich ist, den Scbeideuverschluss mit seinen un-
angenehmen Folgen zu vermeiden. v. llaselberg.
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608
Sarderior. 0r£. ▼. Harre». Apolart.
Bourdon Sanderson, On gelseminnm sempervirens. Lmoet 1876.
I. No 14.
Diene vorläufige Mittheilung beschäftigt sich mit dem Einfluss den Qelsemin-
extracts auf die Respiration. Die Bewegungen den Zwerchfells wurden durch ein
dem Rosknthai.’ sehen Phrenographen ganz ähnlichen Instrument aufgezeichnet.
Wenige Minuten nach Injection einer tödtlirhen Dosis in die Venen (6 Tropfen beim
Kaninchen) nimmt die Tiefe der Respiration tu. Dienen Erregungsstadi'ira dauert
jedoch nur kurte Zeit und es folgt Abnahme in der Frequent und der Tiefe der
Athmung. Im Allgemeinen schreitet die Abnahme allmählich immer weiter vor, nur
tritt inzwischen ein 8tadinm ein, wo die Contraction des Zwerchfells nicht in einem
Zuge, sondern in zwei durch eine Ruhepause getrennten Absätzen statlfindet. Vf-
meint, dass die erste Bewegung des Zwerchfells als automatische, die aweite als
spastische, wegen der gesteigerten Venoaitüt des Bluts aufxufassen sei. Kor* vor
dem Tode schwindet dies Phänomen und gewöhnlich erfolgt nach einigen seltenen,
kleinen Athemtügen Stillstand der Respiration, offenbar durch centrale Lähmung, da
Muskeln und peripherische Nerven noch erregbar sind. Schiffer.
Orö, De l’iufluence des arides snr la coagulation du sang.
Corap*. rend. LXXX1 8 833.
O. giebt an, dass man Hunden grössere Mengen Säuren und Alkohol ohne
Schaden in die Venen einspritsen kann: es treten dab« i nur vorübergehende Atbem-
beschworden auf, aber keine Coagulation. Die eiugespritzteu Süuremengeu waren:
20 — 26 Orm. Essig n.it Wasser verdünnt, 45 Grm. Schwefelsäure von 4,2 pCt,
100 Grm. Phospborsäure von 6 pCt., 120 Grm. Salpetersäure von 3,4 pCt. , Salt-
säure in derselben Menge. Alkohol vertrug das Thier 76 Oc. einer Mischung von
22 Alkohol nnd 78 Wasser. Vf. ist der Ansicht, dass sich dadarch der Therapie
eine weite Aussicht für die nur tu Säuren oder Alkohol löslicheu Substanzen eröffnet
namentlich bei Vergiftungen. B. Salkowski.
y. Hasner, Sechs Fälle von Anophthalmus congenitus. Prager
Vierte Ijschr. 1876, CXXX, p. 56.
Die 6 Falle werden kurt aufgeführt, es lag in keinem derselben eine Erer-
bung vou Vater oder Mutter vor. Obgleich sieb der Vf. nicht für eine bestimmte
ätiologische Erklärung entscheidet, ist er doch geneigt in der herabgesetzten Zeu-
gungtfähigkeit der Eltern eine Prädisposition für die vorliegende Anomalie zu sebeu.
Io zwei Fällen litten unter zahlreichen K indem immer das späteste, in einem das
sechste, in dem andern das neunte an Anophthalmus. Boi einem dritten war der
Vater ein physisch und geistig decrepides Individuum. Sämmtlicbe mit Auopbtbalmus
behaftete Personen waren Übrigens wohlgebildet. Qrawit*.
Apolant, Leber Entfernung fremder Körper aus der Nase.
Deutsche Ztschr. f. prakt. Med. 1876 No. 20.
A. empfiehlt auf eine Beobachtung und zwei Experimeute gestützt die Auweo
düng der Nasendoucbe zur Entfernung fremder Körper aus der Nase. Die Olive
wird in das Nasenloch der uicbt befalleneu Seite eingefübrt (cf. des Ref. Arbeit
über die Krankheiten der Nase, Zikushbn's Haudb. IV. p. 164). Als Douche be-
nutzt A. eine Spritze aus Kautschuk mit compressiblem Mittelstück. fi. Frankel.
Einsendungen für «Ins Üentralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator
Berlin. (N.) Krausnlckatrasee 84, und Professor Rosenthal, Erlangen, oder (unter Beischiass) an
die Verlagshandlnog, Berlin (N.-W.), unter den Linden 68, adresslren.
Verlag von August Hlrsebwald In Berlin. — Druck von H. 8. Hermann ln Berlin.
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Dii
Wöchentlich erscheinen
1 — > Bogen ; sm Schinase
de« Jahrgang! Titel, Na-
men- and Sachregister.
Centralblatt
flir die
l'rels de« jahrgaugei
20 Mark; an beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen and Poatanatnlten.
nedirinischen Wissenschaften.
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, d Dr. H. Senator,
Professor ln Erlangen. Professor ln Berlin.
1876, 96. August. No. 35.
Inhalt i 'f Schiri kw, Einfluss des Blutdrucks auf das Her* (Orig.- Mitth). —
Hirschbkrg, Laryugoscopie (Orig.-Mitth), —
Arnold, Kittsubstanz der Eudothelien. — G r ü t b n kr, ungeformte Fermente.
— Fi'BBHisQKH, Lnngeuraycose. — B ru ns, Blutgehalt der Extremitäteu. — Po sch,
Sehschärfe und Beleuchtung. — Führy-8nkthlagk; Pktbi; Wassilkwsry, Ei-
weisskörper des Harns. — Rikgrl und F rank, Einfluss verdichteter und verdünnter
Luft auf den Puls. — Vülpian, Einfluss der Faradisation bei Anftsthesieen. —
Goltdammer, Spioalapoplexie. — Fürstnkr, Cbloralvergiftung und Gliom der
Linsenkerne. — Lkw in, Erythema exsudativum. — Kobknstibn, Wirkung der
Adstriugentien auf die Gefksse. —
Gl£nakd; Gautikh, Zur Blutgerinnung. — Ebstein und Mülles, Leber-
ferment. — Willigk, Schädel difformittit. — Scho kn bork, Staphylorapbie. —
Fabkh, Bau der Iris. — Bosch, Seltene Humeru«luxatioueu. — Knapp, Carcinom
der Sebuerveuscbeide. — Boochaud, Verletzung des N. u Inaris — Hk noch,
Asthma dyspepticum. —
Einladung xur Naturforscher-Versammlung. —
lieber die Abhängigkeit des Herzrhythm us von den Blntdrnck-
schwankungen.
Von Dr. S. Tschlriew in 8t Petersburg.
lieber die unmittelbare Einwirkung des Blutdruckes auf den
Herzrhythmus sind die Angaben aller früherer Forscher ziemlich über-
einstimmend — alle fanden bei der Blutdrucksteigerung, nach Tren-
nung des Herzens vom Centralnervensystem, entweder Beschleunigung
des Herzschlages, oder Verlangsamung desselben, seltener unverän-
derte Schlagzahl des Herzens. Die Deutung dieser Erscheinungen
aber zeigt wenig Uebereinstimmendes.
In der letzten Zeit trifft man Untersuchungen (Knold, NäWROCKI),
in denen selbst der thatsäebliche Theil früherer Arbeiten in Abrede
gestellt wird.
Die deshalb von mir wieder aufgenommene experimentelle Prü-
fung ergab eine Bestätigung der voh früheren Forschern (LudwiQ,
Thiry, Bezold, E. und M. Oyon) ermittelten Thatsachen. Es ist
mir ferner gelungen, einige neue Erscheinungen zu ermitteln, und
zwar: eine sehr bedeutende und plötzliche Verlangsamung des Herz-
schlages bei der ßlutdrucksteigerung, sowohl nach der blossen Durch-
XI V. Jahrgang. 89
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610
Tscribiew, Einfluss des Blutdrucks auf das Hers.
sclmeidung mir der Halsnerven, als auch nach vollständiger Tren-
nung des Herzens vom Centralnervensystem; eine nachfolgende,
zuweilen sehr bedeutende Pulsbeschleunigung nach der Been-
digung der Blutdrucksteigerung bei dem Aufhören der Bauchaorta-
compression.
Die Schlüsse, zu denen ich auf Grund dieser meinen Unter-
suchungen gelangt bin, sind folgende: 1) Bedeutende und rasche ßlut-
druckschwanknngen können sogar den Rhythmus des isolirten Herzens
verändern. 2) Jede beträchtliche und rasche Bluidrucksteigerung ist
im Stande, sowohl den Hcrzhemmungsapparst, als auch die motori-
schen Ganglien des Herzens unmittelbar zu erregen, indem die Schlag-
zahl vermehrt oder vermindert wird, seltener unverändert bleibt.
3) Der si hliessliehe Charakter der Aenderungen des Herzrhythmus
während der Blutdrucksteigerung hängt von der gegenseitigen Wir-
kung beider erwähnten Erregungen ab. Denn es genügt schon eine
schwache Vagusreizung, um die Äusserungen einer maximalen des
N. accelerans vollkommen zu unterdrücken (BoWDITCH), so ist leicht
begreiflich, warum 4) in denjenigen Fallen, wo der Herzhemmungs-
apparat genügend entwickelt und erregbar ist, die Steigerung des
Blutdruckes meistentheils den Herzrhythmus verlangsamt, wobei die
angehäufte Erregung der motorischen Ganglien erst nach Beendigung
der Drucksteigerung zum Vorschein kommt, nämlich als nachfol-
gende Beschleunigung. Ist, umgekehrt, der Hemmungsapparat
schwach entwickelt und durch vorhergegangene Erregungen ermüdet
worden, dann tritt eine zuweilen sogar sehr beträchtliche Pulsbe-
schleunig'ing schon während des gesteigerten Blutdrucks ein. 5) Je
mehr die Beschleunigung des Herzschlages schon wahrend der Druek-
steigerung vorhanden war, desto geringer wird die nachfolgende ac-
celerirende Wirkung, und umgekehrt. 6) Das Herz empfängt vom
accelcratorischen Nervensystem aus ebenfalls eine beständige tonische
Erregung. Die centralen Endigungen dieses Systems sind im Stande
gleichfalls durch ßlutdrucksteigeruug, nicht aber durch Senkung des-
selben erregt zu werden. 7) Im normalen Zustand gesellt sich zu
diesem unmittelbaren Einflüsse noch ein mittelbarer: durch die Nn,
vagi und accelerantes. 8) Kleine Gabeu von Atropin lähmen die
peripherischen Endigungen der Nn. vagi, nicht aber den Herzbem-
mungsapparat selbst. 9) Der Pulsus bigeminus ist ein einfach
verlangsamter Puls, bei dem die Herzkammer sich pcristaltisch con-
trahiit. 10) Anakrotismus des Pulses, wie dies zum Beispiel bei
Iusufficienz der Aortenklappen und der Arteriensclerose der Kall ist,
ist der Ausdruck peristaltiscber Herzcontractionen, nicht der Elasti-
citätsscbwankungen der Gefässwandung.
Eine ausführliche Beschreibung dieser Versuche wird io einer
der specieilen physiologischen Zeitschriften erscheinen.
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ft
Hiksciibkko. Laryugoscopie. Ahnold, Kiltsnbstauz der Endotbelien. 611
Zur Laryngoseopie.
Von J. Hirschberg in Berlin.
Um das gespiegelte Bild des Kehlkopfs in seiner natürlichen
Lagerung zu erblicken, betrachtet man dasselbe durch ein recht-
winklig gleichschenkliges total retiectirendes Prisma mit nahezu hori-
zontaler Hypotenusenflaclie.
Wrgrösserung des Kehlkopfbildes haben verschiedene Forscher
(Wkkthheim, Türck, Weil u. A.) erzielt. Will man ein vt-rgrössertes
Bild dfR Kehlkopfes in natürlicher Lagerung und mit weitem Ge-
sichtsfeld gewinnen, so kann man ein für kurze Objectdistanz (I2'1)
eingerichtetes kleines astronomisches Fernrohr benutzen (Übjectiv
von 6, Oeular von 1“ Brennweite), welches hinter dem Objectiv ein
rechtwinklig gleichschenkliges Prisma mit vurticaler (sagittaler) Hypo-
tenusenfiiiolie enthält.
J. Arnold, Ueber die fiittsubstanz der Endotbelien. VlHCHOW’S
Arrb. LXVI. 8. 77.
A. beschreibt einen Apparat, mittelst dessen man im Stande ist
in einer gegebenen Zeit eine bestimmte Menge von Flüssigkeit zu
infundiren. Bei Infusion von indigsch wefelsaurem Natron in das Blut
des lebenden Frosches lagerte sieb dieser Farbstoff zwischen den
Enduthelzellcn des serösen Ueberzuges der Bauchwand, der Lunge,
der Blase, des Darmes sowie zwischen denjenigen des Mesenteriums,
der hintern Ilornhautfläche und der Lympbgefässe in Form von blauen
zackigen Linien ab, welche netzförmig sieh verbindend, helle Felder
urasäumen in denen die nicht, oder nur schwach gefärbten Endothel-
zellen gelegen sind. An den Blutgefässen ist die Endothelzeichnung
meistens keine so ausgedehnte. Die Entstehung der Zeichnungen
zwischen den Endothelzellen ist weder auf eine Function der Zellen,
noch auf eine Imbibition der zwischen den Zellen befindlichen Theile
zurüekziiführen. Es handelt sich vielmehr um eine einfache Ansamm-
lung des Farbstoffes zwischen den Zellen. Wurde der Farbstoff nicht
wie bei dem indigschwefelsaurem Natron als solcher cingeführt, son-
dern erst innerhalb der Gewebe gebildet, indem das eine Salz in
das Blut des lebenden Thieres gebracht war, das andere Salz aber
durch Irrigation des zu untersuchenden Theiles fortwährend neu hin-
zukam, so fand sich auch jetzt der Farbstoff hauptsächlich zwischen
den Endothelzellen abgelagert. Bei den Infusionen von Tuschemi-
sebungen in das Blut dringen die Körner derselben an der Stelle
zwischen den Endotbelzellen durch die Gefässwände und bewirken
so Zeichnungen des Endothels und Füllungen des Saftkanalsystemes.
Aus allen diesen Versuchen ergiebt sich, dass die in das Blut infun-
dirten körnigen Farbstoffe zwischen den Endothelzellen auftreten und
dass auf diese Weise nicht nur Kittleistenzeichnungen an diesen, son-
• • 89*
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612
GnftTZNBa, UDgeformte Fermente.
dem auch Füllungen des Saftkaualsystemes der perivaseulären Scheiden
und des angrenzenden Bindegewebes zu Stande kommen. A. glaubt,
dass die Verbindung der Endothelzellen eiue lose und der schmale
Baum zwischen ihnen mit einer flüssigen oder höchstens zähweichen
Substanz gefüllt ist, welche den Durchtritt körniger und gelöster
Farbstoffe ermöglicht, da<s aber die Erscheinung der zwischen den
Zellen gelegenen Häunie nach den Spannung*- und Diffusionsverhält-
nissen der endothelialen Membranen wechselt, die Lagerung der En-
dothelzellen zu einander somit eine veränderliche ist. Die Stigmata
sind eigentlich nichts anderes als stellenweise Verbreiterungen der
die Zwischenräume zwischen den Endothelzellen ausfallenden flüssigen
oder zähweichen Substanz. Loevre.
P. Grützner, Notizen über ungeformte Fermente im Säugethier-
Organismus. Pri.t)o«R’« Arcb. XU. S. 286.
i. Die Speicheldrüsen dos Hundes bilden nach Vf. kein sachari-
ficirendes Ferment. Man erhalt zwar bei längerer Digestion des ge-
mischten Speichels oder des Glyceriuauszuges der Drüsen mit Stärke-
kleister Zuckerreaction; solche Spuren eines diastatischen Fermentes
finden sich indessen in fast allen Theilen des Körpers. Die Speichel-
drüsen des Menschen und des Pßauzcnfressers enthalten dagegen un-
zweifelhaft ein diastatisches Ferment; beim Kaninchen ist die Parolis
weit reicher an Ferment, wie die Submaxillardrüae.
II. Die Bedeutung der ßKUNNtitt’scben Drüsen des Darms ist
lange zweifelhaft gewesen. Vf. fiudet die Zellen derselben von denen
der Pylorusdrüseu mikroskopisch nicht verschieden: in der That er-
hält man auch durch Extraction mit Glycerin oder Salzsäure von
0,1 pCt. pepsinhaltige Auszüge aus ihnen und zwar sind dieselben
reieher an Pepsin, wenn die Zellen hell und gross, als wenn sie trüb
aussehen. Ob das von den BEtUNNKK’schen Drüsen secemirtc Ferment
während des Lebens zur Wirkung gelangt, ist bei der alkalischen
Reaction im Darm allerdings zweifelhaft. — Diastatisches Ferment
ist in den BuUNNEtt’scben Drüsen nicht nachweisbar.
III. Der Oehalt des Paukreas an diaslatiscbem Ferment wech-
selt nach der Zeit, die seit der letzten Fütterung verstrichen ist.
Er ist am geringsten 6 Stunden nach der Nahrungsaufnahme, am
grössten 14 Stunden nach derselben. Der Oehalt an Ferment wurde
durch die Einwirkung des Glycerinextractos (10 Ürm. frisches Pan-
kreas und 100 Orm. Glyceriu) auf Stärkekleister festgesiellt uacb
Analogie der GHÜ.NQAGfctN'schen Methode zur Ermittelung des Pepsin-
gehaltes. Der Starkekleister befand sich auf Filtern und wurde mit
derselben Menge Glycerinextract (0,3 Grm.) übergossen; die Quan-
tität des in einer bestimmten Zeiteinheit gelieferten Filtrates lieferte
den Maassstab für die Wirksamkeit des Extractes. Die ersten bei
der Einwirkung des diastatischen Fermentes gelieferten Filtrate waren
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FFrbrisqrs, Langenisycoiie.
613
reich an Erythrodextrin (BrÜCke’s), arm an Zucker, die späteren ent-
hielten mehr Zucker. Weitere Versuche führten zu dem allgemeinen
Resultat, dass die Producte verschieden sind, je nach der Intensität
der Fermentwirkung. Je kleiner die Menge des Fermentes und je
kürzer seine Wirkung, desto mehr prävaiirt das Dextrin, im andern
Fall der Zucker. Dasselbe ergab sich für das Pepsin. Bei kleinen
Fermentmengen, kurzer Einwirkung etc. bildet sich vorwiegend Syn-
tonin, im andern Falle Pepton. Kohlcnsaures Natron hemmt schon
in einer Concentration von 0,5 — 1 pCt. die Pepsinwirkung. In bei-
den Fällen entstehen wiederum vorwiegend die Zwischenproducte:
Dextrin und Syntonin (Parapepton). (Vgl. übrigens Fintler, Cbl.
No. 21). Diese Beobachtungen, sowie zahlreiche ältere weisen dar-
auf hin, dass die ungeformten Fermente während der Thätigkeit ver-
braucht, zerstört werden. — Das fettspaltende Pankreasferment bot
der Untersuchung grössere Schwierigkeiten. — Zunächst zeigte es
sich, dass dasselbe sehr vergänglicher Natur ist. Die Glycerinauszüge
des Pankreas werden allmälig sauer und sowie dieses Stadium ein-
tritt ist die fettspaltende Wirkung aufgehoben. G. verwendete daher
später zur Extraction ein schwach alkalisches Glycerin. Die Drüse
zeigte sich 6 Stunden nach reichlicher Fütterung am ärmsten an Fett-
ferment; der Gehalt stieg bis zur 40. Stunde. Das fettspaltende Fer-
ment wirkt nur in alkalischer oder neutraler Lösung. Auch die
Speicheldrüsen geben weit wirksamere Extracte, wenn sie einige Zeit
an der Luft gelegen haben, als wenn man sie ganz frisch verarbeitet.
Analoge Beobachtungen liegen für das Pankreas von LlVKRsiDGK vor
(und Heidknhain), für die Leber von v. Wittich, Ebstein und Müller,
für das Labferment von Hammarsten. e. 8»ikow»ki.
Fürbringer, Beobachtangen über Lungenmycose beim Menschen.
Vjrchow's Arcb. LXVI. 8. 830.
Bei drei in kurzen Zwischenräumen einander folgenden Fällen
fand F. in gangränösen Herden der Lungen überaus reichliche Ent-
wicklung von Fadenpilzen. Der erste, schon (p. 285) refcrirte Fall
von Oxalurie und Oxaloptyse bei Diabetes mellitus bot eine sehr
üppige Wucherung eines der Gruppe der höhere’: Pilze angehören-
den Parasiten, des Aspergillus niger dar. Die Hyphen dieses Pilzes
waren in dichtester Verflechtung bis tief in das Lungengewebe ein-
gedrungen, so dass sie als dicke Wandschicht die central gelegene
Gangränhöhle umgaben. Die Quertheilungen der Fäden und die
einzelligen Fruchtträger mit ihren sterigraenbesetzten kolbigen An-
schwellungen lassen an der Classificirung des Pilzes keinen Zweifel.
Die Grösse der Conidien und die Dicke der Mycelfäden ist so va-
riabel, dass ihnen wohl nicht die von F. geschenkte Aufmerksamkeit
gebührt.
In beiden andern Fällen, der eine betrifft ein an Carcinom, der
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614 Bbch>, Blntgehalt der ExtreniitäteD.
andere ein an allgemeiner Cacbexie zu Grunde gegangenes Individuum,
batte sich in deu Wandsehicbten der gangränösen Lungenherde ein
Mucor, wahrscheinlich M. mucedo angesiedelt. Seine Hyphen bilde-
ten gleichfalls einen dichten Filz, aus dem an vieleD Stellen conidien-
bildende Fruchtträger in die freien Lungenalveolen hervorgewach-
sen sind.
ln dem Hauptschluss, welchen F. aus diesen Befunden zieht,
Bteht er in Ueberoinstimniung mit der von Vibchow (Arcb. Bd. IX)
ausgesprochenen Anschauung, dass die Schimmelentwicklung in der
Lunge als eine Secundäraffection, entstanden auf dein Boden eines
krankhaft veränderten Lungenparenchyms anzusehen sei. Für be-
sonders geeignet hält F. hämorrhagisch inültrirtes und nekrotisches
Lungengewebe, zumal, wenu (wie itn ersten Fall) ein „vermehrter“
Gehalt des Blutes an gährungsfähigem Zucker noch dazu kommt.
Acute Lungenaffectionen bei sonst gesunden und kräftigen Individuen
scheinen die Entwicklung von Lungenmycosen auszuschliesscn. Einen
ganz besonders schlechten Boden für die Keimung von Fadenpilzen
bieten üewebsherde, in welchen sieh eine putride, mit Baeterienent-
wicklung verbundene Zersetzuug etablirt hat. Gr»wit*.
P. Bru ns, Experimente über den Blutgehalt der menschlichen
Extremitäten mit Rücksicht auf die Esiuarch’sche Methode der
künstlichen Blutleere. Vmcnow’s Arch. lxvi. 8. 374.
Nach J. Rankb’s Untersuchungen an Thicren beträgt die Blut-
menge im Bewegungsapparat in Procenlcn des Organgewichtes nur
2,5%, die in deu Eingeweiden 20,9%, d. h. der Blutgehalt der Ex-
tremitäten in Procenten ihres Gewichtes (2,5) ist kaum halb so gross,
als dem Procentverhältriiss der Gesammtblutmenge zum Gesammt-
körpergewicht (5,6) entsprechen würde. — Vf. prüfte nun die Sache
am Menschen und zwar bei Gelegenheit von 5 Oberschenkelamputa-
tionen, indem er sich folgende zwei Fragen stellte: 1) Wird durch
die elastische Einwicklung alles Blut aus dem betreffenden Theile
entleert oder wie viel bleibt in denselben noch zurück? 2) Wie gross
ist die in eiuem gewissen Extremitätenabschnitte circulirende Blut-
menge? — Die Versuche geschahen in folgender Weise: Nachdem
einige passive Bewegungen mit dem Gliede vorgenommen, wurde
der Oberschenkel plötzlich sehr fest mit einem Kautschukschlauch
umschlungen, während der Absetzung alles Blut sorgfältig aufgefangen,
dann durch Umschnürung mit einer elastischen Binde aus dem am-
putirten Unterschenkel möglichst viel Blut ausgetrieben, welches eben-
falls gesammelt wurde, fernerhin die Gefässu mit einer 2procentigen
Kochsalzlösung ausgespritzt und endlich das zerhackte Glied noch
1 bis 2 Tage lang mit derselben Lösung extrahirt. Nachdem schon
vor der Operation der Hämoglobulingebalt des Blutes festgestellt war
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Posch, Sehschärfe und Beleuchtung
615
könnt« nun durch die quantitative Spectralanalyse nach Vierrott
der reelle Blutgehalt der verschiedenen Lösungen leicht bestimmt
werden. — Die Ergebnisse sind folgende: Die elastische Einwicko-
lung des Gliedes bewirkte keine vollständige Blutleere desselben,
sondern es blieben im Mittel 41 Ccm. Blut im Uuterschenke.1 zurück
oder anders ausgedrückt, es wurden 70% des Blutgehaltos verdräugt,
während 30% zurückblieben. In Betreff der zweiten Frage sind die
Versuche nicht ganz maassgebend, da Rie an pathologischen Fällen
ausgeführt wurden. Der Blutgehalt des Unterschenkels betrug im
Mittel 3,8% des Organgewichtes und würden dadurch die RANKB'schen
Versuche dahin bestätigt werden, dass auch beim Menschen der Blut-
gehalt der Extremitäten bedeutend geringer ist, als ihnen im Ver-
hältnis zu ihrem Gewichte bei gleichmässiger Blutvertheilung zu-
komraen würde. E Kastor.
A. Posch, Ueber Sehschärfe und Beleuchtung. Arck. f. Augen- u.
Ohrenheilk. V. 1. S. 14.
P. definirt die relative Sehschärfe durch diejenige Distanz, in
welcher das Object gleich gut gesehen wird. Als Object für die Prü-
fung der Sehschärfe wird ein System weisser, durch schwäre Zwi-
schenräume getrennter, paralleler Linien benützt, welche auf Scheiben,
deren Lage durch eine Befestigung in Distanzen auf einer Unterlage
von schwarzem Sammt leicht geändert werden konnte, aufgezeichnet
waren. Als Lichtquelle wurde die Laterna magica in der Weise auf-
gestellt, dass der au3tretende divergirende Lichtkegel an der gegen-
überstehenden Wand durch eine dunkle Fläche nufgefangen und die
Objecte in der Richtung der austretenden Strahlen in eine berechnete
Entfernung gebracht werden: der Beobachter näherte sich nun lang-
sam dem Objecte und suchte die Entfernung auf, in welcher er die
Lage der Linien des Objectes erkennen konnte. Ein Gehülfe batte
dann die Entfernung vom Scheitel des Lichtkegels bis zum Auge ab-
zumessen. Um aber eine Aenderung der Empfindlichkeit des Auges,
welche durch längeren Aufenthalt im Dunkeln eintritt, ganz auszu-
schliessen, wurde bei einer weiteren Methode die Lampe mit einer
Lichtintensität von 4 Normalkerzen oder Sonnenlicht gebraucht. Das
Object wurde in die gehörige Lage gebracht und die mit Löcher-
reihen versehene beleuchtete Linse in rasche Drehung versetzt, so
dass alle Objecte nebeneinander und zu gleicher Zeit beobachtet wer-
den konnten. Aus diesen Versuchen ging hervor, dass die Sehschärfe
ein wenig rascher wächst als der Logarithmus der Beleuchtungs-
stärke. Micbel (Erlaugen).
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616 FOBBr-SnETRLtoi; Pbtri; Wa«bilrw«kt, Eiweiaskörper des Harns.
Führy - Snethlage, Heber die Menge des Paraglobalin im Harne
bei Albuminurie. (Disa. Leyden 1876). Deutsch. Arcb. f. klin, Med. XVH.
8. 419.
J. Petri, Versuche zur Chemie des Ei weissharns. d;.s. Berlin 1876.
S. Wassilewsky, Ueber Eiweisskörper im Harn bei Scarlatina.
Peterab. med. Wocbenachr. 1876. No. 11.
F.-S. bestimmte nach Anleitung von Hkynsicb das Paraglobulin
des Harns durch Dialyse mit zinkoxydbaltigem Regenwasser; (Cbl.
1875. S. 649) wovon er zu 10O Ccm. Harn etwa 10 Liter, die alle
24 Stunden erneuert wurden, gebrauchte. Die Dialyse dauerte 4 bis
20, durchschnittlich 13 Tage. Dann wurde von dem Rückstand die
eine Hälfte abgedampft, gewogen und so die Menge des Gesaramt-
eiweisses bestimmt, die audere Hälfte filtrirt und durch Abdampfen
des Filtrats die Menge des gelösten Kiwcisses bestimmt. Mit Aus-
nahme eines Falles, in welchem die Eiweissmenge überhaupt nicht
zu bestimmen war, wurde stets Paraglobulin neben löslichem
Eiweiss gefunden. Uebrigens gelang es nie, ein salzfreies Ei-
weiss zu erhalten und Vf. hält daher mit Recht auch diese Methode,
welche er aber der gewöhnlichen und auch vom Rcf. (Cbl. 1875. S. 1^0)
angewandten vorzieht, nicht für genügend zur quantitativen Bestim-
mung der einzelnen Eiweisskörper. Trotzdem berechnet er in
den von ihm untersuchten Fällen (welche als chronische diffuse
Nephritis mit oder ohne Atrophie und amyloide Degeneration, blosse
amyloide Degeneration, acute Nephritis, febrile Albuminurie und
ßlasencatarrb bezeichnet Bind) die Procentzahlen der Eiweissstoffe
und findet sehr verschiedene Verhältnisse selbst in Fällen gleicher
Nierenaffcction, so dass er zu dem Schluss kommt, dass der Ueber-
gang von Eiweiss in den Harn nicht auf einer einfachen Transsuda-
tiou von Blutserum beruhe (wie Ref. 1. c.), dass mau aber weiter
keinerlei Schlüsse aus der Schätzung der Paraglobuliumenge im Harn
machen könne.
P. hat eine grosse Zahl eiweisshaltiger Urine nach den gewöhn-
lichen Methoden mit grosser Sorgfalt auf Globuline, Serumei-
weiss, Peptone und Mucin untersucht, ln den durch Verdünnen
mit Wasser und Durchleben von CU* getrübten Harneu konnte zu-
weilen noch durch Zusatz von sehr wenig 1 procent. Essigsäure eine
weitere Trübung hervorgerufen werden. Die untersuchtou 41 Fälle
sog. echter Albumiuurie werden bezeichnet als: Nephritis acuta: 9
(mit 1 Section), Nephritis chronica: 14, Amyloid: 13 (4 Sectionen),
diverse Affectionen: 5 (2 Sectionen). Hierbei fand P. (ausser dem
stets vorhandenen Serumalbumin) Globulin bei N. acuta 5 Mal, N.
chronica 4 Mal, Amyloid 2 Mal, Peptone bei N. acuta 7 Mal, chro-
nica 9 Mal, Amyloid 9 Mal. Nur Serumalbumin fand sich in
2 Fällen von N. acuta, 4 von N. chronica und iu 4 von Amyloid.
Wie Ref. fand auch P. die Menge der Globuline keineswegs von dem
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Rikgbl u. Fbask, Einfluss verdichteter a. verdünnter Loft auf den Puls. 617
Gesammtreichthum des Harns an Eiweiss abhängig, die Menge der
Peptone fand er ungefähr im Verbältniss zur Menge des Sernmeiweiss,
genauer zur Concentration der Lösungen in Bezug auf Serumeiwciss.
Itn Uebrigen glaubt P., dass die untersuchten Fälle nicht gauz rein,
d. b. nicht uncomplicirt waren.
Einige wenige Male wurden auf Mucin deutende Reactionen
erhalten, doch traten ähnliche auch nach gleicher Behandlung (Ver-
dünnen auf sp. G. ca. 1000 und Zusatz von 1 procent. Essigs.) auf.
Unter 5 Fällen von Cystitis erhielt P. 2 Mal keine Globuline, es
waren ziemlich frische Fälle, der Urin neutral oder schwach alka-
lisch. In detn schleimig-eitrigen Bodensatz konnte Mucin niemals mit
Sicherheit nachgewiesen werden.
W. untersuchte den Harn von 37 Scharlachpatienten, in allen
länd sich Eiweiss, jedoch oft nur vorübergehend .oder selbst nur in
einzelnen Tagesportionen, in anderen nicht. Peptone (in dem Al-
koholniederschlage des Harnes nachgewiesen) fanden sich stets, wenn
Sernmeiweiss vorhanden war und oft auch im eiweissfreien Harn.
Auf (Para) G Io b uli n wurde 8 Mal untersucht und zwar durch Ver-
dünnen mit Wasser und Einleiten von GO*, nachdem der Harn
zur Entfernung von Sernmeiweiss gekocht war. Zwei von
diesen 8 hallen waren „vollständig entwickelte Nephritis, 4 vorüber-
gehende Albuminurie, wo mikroskopisch Blut und Fibrincyliuder nicht
nachweisbar waren und 2 unter denselben Umständen, aber mit Blut
und Cylindern im Harn.'1 Nur in den 2 ersten und 2 letzten Fällen
wurden Globuline erhalten.
Die Alcohol u ieder sch läge wurden 6 Mal untersucht, 3 da-
von gaben keine Eiweissreactionen, enthielten aber ein Zucker
bildendes Ferment, während dieses in den 3 anderen Nieder-
schlägen mit Eiweissrcaction nur 1 Mal sich fand. Senator.
F. Riegel und Frank, Ueber den Einfluss der verdichteten und
verdünnten Luft auf den Puls. Deutecii. Arcb. f. kiiu. Med. xvii. s.401.
Zu den Versuchen wurden gesunde jugendliche Individuen mit
normalen Arterien benutzt, und die Pulskurve wahrend der Ein-
wirkung der verdünnten und verdichteten Luft an der Al t. rad. dextr.
aufgezeichnet. Die charakteristische Veränderung des Pulses trat ge-
wöhnlich erst nach einigen Secunden ein. Die Vf. kamen zu folgen-
den Resultaten: 1) Bei dem V alsalva’ sehen Versuch wird die
Wellenhöbe kleiner, die Pulsfrequenz nimmt etwas zu, die Rückstoss-
elevatiouen waebseu sehr beträchtlich, so dass der Puls exquisit dicrot
wird, während die Elasticitätselevatioueu undeutlich «erden. Diese
Veränderungen verstehen sieb leicht aus dem Gesetz, nach welchem
die Grösse der Elasticitätselevatioueu der Spannung eines ArterieD-
rohres direct und die Höhe der Rückstusselevationen ihr umgekehrt
proportional ist. 2) Bei dem MÜLLEit'schen Versuch (tiefe In-
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618
Vclpian, Einfln*» 4er Faredisetiou bei Anäetheeieen.
spiration bei geschlossener Mund- und Nasenhöhle) sind die Verän-
derungen nicht constant und so charakteristisch. Itn Allgemeinen
nehmen Höhe und Zahl des Pulses etwas zu, die Rückstossclevation
wird deutlicher, und die Elasticitätselevationen treteu mehr in den
Hintergrund (Abnahme der Spannung im Arterienrohr). 3) Die Ex-
spiration in comprimirter Luft entspricht dem VAE8ALVA’schen
Versuch und bewirkt demnach, . dass der Puls exquisit dicrot wird,
während zugleich die Höhe etwas abnimmt, und die Pulszahl steigt.
4) Hei der Inspiration von comprimirter Luft findet man Ab-
nahme der Pulsfrequenz, Wachsen der Höhe des Pulses, die Riick-
stosselevation wird sehr gross, und die Elasticitätselevationen treten
deutlicher hervor. Auch kann der Puls für einige Zeit ganz aus-
setzen. 5) Die Inspi r at ion von verdünnter Luft bewirkt, dass
der Puls kleiner wird; die Rückstosselevation tritt deutlicher hervor,
während die Elasticitätselevation undeutlicher erscheint. Zu gleicher
Zeit rückt die erste Elasticitätselevation dem Gipfel der Curve sehr
nahe. 6) Bei der Inspiration in verdünnter Luft nimmt die
Rückstosselevation an Grösse zu; der Puls wird kleiner und frequenter.
Eicbborst (Jena).
Vulpian, Oe l’inflnence qu’exerce la faradisation de la pean dans
certains cas d’anesthdsie cutanet“. Arcii. de Pbysioi. etc. 187&. s. 877.
Als V. bei einem halbseitig gelähmten und anästhetischen In-
dividuum (bei welchem eine Zerstörung des hinteren Theiles der in-
neren Kapsel angenommen werden musste) die Rückenfläche des un-
empfindlichen Vorderarms und der Hand mit dem elektrischen Pinsel
energisch reizte, kehrte nach einigen Minuten die Empfindlichkeit
wenigstens für gröbere Reize zurück. Dies geschah nicht allein in
loco, sondern überall an der gelähmten Körperhälfto zeigte sich die
Sensibilität zum grossen Theil retablirt. Dies dauerte etwa 7 Tage
an, um dann wieder abzunehmen und aufs Neue bei wiederholter
elektrischer Reizung zurückzukebren. Am merkwürdigsten aber er-
scheint das Faktum, dass bei demselben Kranken, welcher aphasiscb
war, auch das Wort artikulirter und das Wort- und Saeh-
gedächtniss nach der elektrischen peripheren Reizung
präciser geworden war.
Ebenso gelang es Vf. bei einigen Hysterischen (nicht bei allen)
und bei Tabischeu durch dasselbe Vorgehen die scheinbar erloschene
Empfindlichkeit der Haut bis zu einem gewissen Grade wieder wach-
zurufen. Interessant ist hierbei die Bemerkung, dass die bei Tabi-
schen häufig verlangsamte Perception der Empfindung sich nach der
Faradisaiion etwas verminderte, d. h. dass die Verspätung geringer
wurde. Bei Anästhesien in Folge von Erkrankung der peripheren
Nerven hat V. Aehuliches nie gesehen (auch nicht bei Bleikranken). —
Der Versuch gelingt also nur, wenn die Anästhesie eine Folge von
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G oltdamm er, Spinalspoplexie. FCbstsek, Chloraivergiftung etc. 619
Erkrankung centraler Nervonprovinzcn und wenn sie nicht absolut
ist: die theilweiso noch als leitungsfähig übrig gebliebenen Fasern
führen den starken Reiz zum Centrum hm: hier erregen sie die durch
den Krankheitsherd zwar nicht ganz zerstörten, aber in ihrer Func-
tion beeinträchtigten Gebilde und reissen sie gleichsam durch die
übermächtige Erschütterung aus ihrer temporären Betäubung. —
Bernhardt.
E. Goltdantmer, Ein Beitrag zur Lehre von der Hpinalapoplexie.
Vischow's Arch. LXVI 8. 1.
Ein bisher gesundes noch nicht menstruirtes 16 jähriges MädcheD
wurde plötzlich ohne Prodromalerscbeinungen von den heftigsten
Schmerzen im Rücken befallen, welchen sofort eine vollständige
Lähmung der Unterextremiläten und der Blase und vollkommne
Anästhesie dieser Theile folgte. Die Reflexbewegungen und die
elektrische Erregbarkeit der gelähmten Muskeln blieben bis zu ihrem
fast ein Jahr nach Beginn des Leidens erfolgenden Tode unverändert.
Man fand eine feste bindegewebige Narbe mit völligem Untergang
der nervösen Elemente in der grauen und weissen Substanz des
obersten Dorsalmarks, Hcimaloidinkrystalle und körniges Pigment
enthaltend, überall im Querschnitt des Marks 2 Cm. nach auf- und
abwärts Körnchenzellen und Untergang der nervösen Elemente, nach
aufwärts secundäre Degeneration der Hinter-, nach abwärts der Seiten-
stränge. Die graue Substanz ober und unterhalb der degenerirten
Partie ist ganz normal: dieses Verhalten derselben, so wie die In-
tactheit des gesammteu übrigen Rückenmarks (abgesehen von der
8ecundären Degeneration), der klinische Verlauf der Krankheit,
namentlich das apoplektiforme Einsetzen derselben, die erhaltenen
Reflexbewegungen und normale Erregbarkeit der gelähmten Ex-
tremitäten sprechen für eine Blutung in das Mark und gegen eine
hämorrhagische Myelitis.
Ob bei dem Mangel jeglichen Traumas und bei der Unver-
sehrtheit des Herzens und der Gelasse auf die Auffindung eines
erbsengrossen älteren Corpus luteum Werth gelegt und die Kata-
strophe wie von anderen Autoren, auf eine plötzliche Suppressio
mensium znrückgeführt werden kann, ist gerade hier, wo bis zum
Beginn des Leidens eine Menstruation überhaupt noch nie cingetreten
War, fraglich. Bernhardt.
C. Fürstner, Zur Casuistik der Chloralintoxication und Locali-
sation der Hirngeschwillste. Arch. f. p«yci>. etc vi- 8. 844.
Eine 30 jährige, roauiakaiischc Köchin, welche ohne nachtheilige
Folgen wiederholt Dosen von 4 Grm. Chloral genommen hatte, zeigte
während des Verlaufs ihrer Krankheit nach einer neuerdings ge-
nommenen Gabe von 2 Grm. Chloral alle Erscheinungen der schwersten
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620
Lswiv, Erythem« exsudativum.
Chloralintoxication (Erytheme der Haut, Lungenoedem, Gefühl
lähmungsartiger Schwäche, Lungenentzündung, Decubitus.) — Alle
diese Symptome zeigten sich erst nach einem im Folge des Mittels
erzielten ruhigen Schlaf: Als beachtenswert!» ist hervorzuheben, dass
auch diejenigen Folgen, welche sonst erst nach länger dauerndem
Chloralgebrauch beobachtet werden, (Schwäche, Decubitus) sieb in
diesem Fall nach einer einmaligen und zwar kleinen Dose ent-
wickelten. Veranlassung war vielleicht die allgemeine Kräfteabnahme,
wie sie sich nach so andauernder motorischer Unruhe und unregel-
mässiger (oft verweigerter) Nahrungsaufnahme ausbilden konnte.
Die Obduction zeigte ein beiderseitiges telangiec-
tatisches Gliom in beiden Linsenkernen und zwar war rechts
das ganze erste, zum Theil das zweite Gl'ed und weiter hinten auch
ein Theil der inneren Kapsel, links das ganze erste, theil weise auch
das zweite Glied ausgeschaltet. Trotzdem war von motorischer (und
sensibler) Lähmung während des Lebens nichts zu entdecken ge-
wesen. üb die langsame Entwickelung des Tumors, ob das Frei-
bleiben der grossen äusseren (3ten) Glieder der Linsenkerne beider-
seits, oder die Deckung des Ausfalls durch directe von der Hirn-
hautrinde zum Hirnscheukelfuss ziehende Fasern (Guddkn) die Ent-
stehung der Lähmungssymptome verhindert hat, lässt Vf. unent-
schieden. Bernhardt.
G. Lettin, Vorläufige Mittheilung über das Erythema exsudativum.
Borl. klm. VVocheuschr. 1876. No. 23.
Das Erythema exsud. ist nach Vf. eine vasomotorische Neurose
und durchläuft mehrere Entwickelungsphasen, deren erste durch die
bekannten Hauterscheinungen repräsentirt wird. In einer geringeren,
aber nicht ganz seltenen Anzahl von Fällen endet die Krankheit nicht
hiermit, sondern unter Fiebererscheinungen treten folgende Compli-
catiouen oder Fulgezustände auf: 1) unter rheumatoiden Schmerzen
bildet sich ein variolaartiger Pustelaussclilag; 2) in 5 Fällen bildeten
sieb entzündliche Affeclionen an Gelenken, mit seröser Transsudation,
welche resorbirt wurde oder mit eitriger Exsudation, welche zur An-
kylose führte. Es entsteht ein regulärer acuter Gelenkrheumatismus.
3) Entzündliche Affectionen des valvulären Endocardiums, welche zu
Desorganisationen der Herzklappen führen können. Vf. vermuthet,
dass ein Theil der bisher rätselhaften Fälle von valvulärer Endo-
carditis auf vorangegangenes Eryth. exsud. zu beziehen sei. Actio-
logisch bildet die Erkältung nur einen einzelnen Factor. Bei einer
grossen Zahl, besonders von Frauen steht eine Entzündung resp. 01-
ceration der Urethra in direktem Causaluexus zum Eryth. exsud., in-
dem die vasomotorischen Hautuerven reflectorisch erregt werden.
Auch die gonorrhoische Ophthalmie wird ähnlich öfters hervorgerufen
ohne directen Contact. Bei epidemischen» Auftreten des Eryth. ex-
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KoatRSTiaR, Wirkung der Adstringentien auf die Gef8s«e. 621
sud. scheint dasselbe durch ein flüchtiges Contagium hervorgerufen
au werden. O. Simon.
H. Rosenstirn, Untersuchungen über die örtliche Einwirkung
der sog. Adstringentia auf die Gefässe. Wür»b. pbys. med. Ver-
hdl*. 1876. IX. 8. 32.
R. prüfte die Lösungen von Arg. nitr., Plumb. acet., Acid. tann.,
gallic. und pyrogallic., Ferr. sesquichi. und Aluuten indem er sie auf
das Mesenterium curarisirter Frösche brachte und das Lumen der ge-
troffenen Gefässe mikrometrisch bestimmte. Am stfirksten verengend
auf die Gefässe wirkto das Arg. nitr., das in 1 — lOprocent. Lösung
angeweudet wurde. Die Beobachtung wurde oft durch die eintretende
Gewebstrübung gestört. Die Contractiou erstreckte sich in manchen
Fällen bis auf die Hälfte des Lumens sowohl bei Arterien als bei
Venen, auf ein geringeres Maass dagegen bei den Capillaren, sie
trat schon nach wenigen Secunden ein. Gewöhnlich erfolgte auch
Stockung des Blutlaufs in den betroffenen Gefiissen und zwar in den
Capillaren dauernd, iu den Arterien und Venen zuweilen vorüber-
gehend. Wider Erwarten hatte das Acid. tann. den grade entgegen-
gesetzten Effect. Unter seinem Einfluss erweiterten sich Arterien,
Venen und Capillaren selbst bis um die Hälfte ihres Lumens und
zeigten sich zugleich mit Blutkörperchen überfüllt. Die erweiterten
Gefässe verengten sich auf Application von Arg. nitr. sofort. Ganz
so wie Acid. tanu. wirken auch Acid. gallic. und pyrogallic. — Das
Plumb. acet. wirkt, jedoch in schwächerem Maasse als das Arg. nitr.,
verengend auf Arterien und Venen, während dies von den Capillaren
nicht constatirt werden konnte. Zuweilen erfolgte auch Stillstand der
Circulation. Fast regelmässig zeigten sich iu den Gefässen weisse
Coagula aus zusammungeballten, farblosen Blutzellen bestehend, die
sich oft an der Gefässwand festsetzten und dem Lumen ein rosen-
krauzähnhehes Aussehen verschafften. — Der Liq. ferr. sesquichi.
hatte in lOproceut. Lösung gar keinen Einfluss; in öOprocent. ver-
engerte er die Gefässe jedoch noch weniger als das Plumb. acet. —
Diese Verengerung beschränkte sich auf Arterien und Venen, wah-
rend die Capillaren sich erweiterten. Olt trat Coagulation und Ver-
färbung des Blutes in den Gefässen ein. — Die Versucbsresultate
mit Alaunlösung stimmten nicht mit einander überein. In einigen
Falleu wurden die Gefässe erweitert, in anderen verengert, in noch
auderen endlich bliebeu sie unverändert. In den Capillaren, beson-
ders in den kleineren trat oft Stillstand der Circulation ein.
Um retiectorische Vorgänge auszuschliessen wurde den Fröschen
die Wirbelsäule exstirpirt und das Herz abgebunden. Die locale
Wirkung der genannten Substanzen blieb aber unter diesen Umstän-
den uugeändert
Nach dieser Untersuchung schreibt Vf. nur dom Arg. nitr. und
622
Gl£rard. Gaetikb. Ebrtkir und Müller. Williok.
dem Plumb. acet. mit .Sicherheit eine adstrimjirende, d. h. die Ge-
webe contrAhirende Wirkung zu; wahrend dies beim Alaun und dem
Liq. ferr. sesquichl. zweifelhaft und bei der Gerbsauregruppe sicher
nicht der Fall ist. Schiffer.
Fr. G14nard, Sur le röle de l’acide carbonique dang le pheno-
mfme de la coagulation gpontaiWte du sang.
Arm. Gautier, Keponse ü la dernifcre Kote des Mss. Mathieu et
llrbaill etc. Compt. rend. LXXXI. S. 807.
Ol. beschreibt folgenden gegen die Theorie von Mathirü nnd Urraik ge
richteten Versuch. Die Jugularveue eine« Esel« wird an zwei Stollen unterbunden
nnd das Stück herau*geacbnitten, so dass es an beiden Enden geschlossen ist Als-
dann wird es zur Senkung der Blutkörperchen senkrecht anfgehäugt. Ist die Sen-
kung eingetreteu, so legt man zwischen Blutkörperchen und Plasma eine Ligatur
an, öffnet die untere Ligatur, Bisst die Blutkörperchen austreten, spült mit Wasser
ans und füllt das untere Stück mit CO*, schliesst es alsdann wieder und öffnet die
mittlere Ligatur: das Plasma gerinnt nicht, wohl aber wenn es aus dem Gefäss
entfernt wird. — Gautikk weist auf frühere Versuche vou ihm hin, welche gleich-
falls mit der Theorie von M. und (J. nicht au vereinigen sind. Blut von einem
Kochsalegehalt von ö pCt. gerinnt bei 8 — 10° nicht. Da« abfiitrirte Plasma kann
man im Vacutim eintrocknen, und selbst bei 100° trocknen; in Berührung mit viel
Wasser tritt immer noch Gerinnung ein. Auch das Eioleiten eines CO*-Strornea in
die Plasmalösung bewirkt keine Pibrinausscbeidung. E Salkowskl.
W. Ebstein und J. Müller, Heber den Einfluss der Säuren und
Alkalien auf das Leberferment, ber. d. deutsch, cbem. g. vm. s. 67t
Bei Aufbewahrung von Leberbrei in Carbolsäurelösuug geht, wie die Vff. fan-
den, der Uebergang von Glycogen in Zucker ungehindert vor sieb, während solche
Gemische nicht faulen, somit sehr geeignet sind, den Einfluss verschiedener Sub-
stanzen anf diese Fermentation au prüfeu. Nach den Versnoben der Vff. sind Salze
ohne Einfluss auf dieselbe. Alkalien verlangsamen sie noch stärker wie die Säuren.
Der Glycogengehalt eines 3 Tage lang in verdünnter Schwefelsäure (1 : 100) anfbe-
wahrten Leberbreies war noch derselbe, wie in der frischen Leber. Bei längerer
Einwirkung der Säure verliert auch nach der Neutralisation das Ferment au Wirk-
samkeit. Durch Trocknen der fein sertheiiten Leber, Extraction mit Glycerin, Fäl-
lung mit Alkohol und nochmalige Auflösung der Fällung in Glycerin erhielten die
Vff eine Fermentlösuug, welche Glycogen in Zucker nmwandelt, wiewohl langsam.
Auch in diesen Lösungen wirkt Sänretusata störend. Die Versuche darüber, ob
auch Kohlensäure eioeo störenden Einfluss bat, hatten kein sicheres Resultat.
E. SalkowskL.
A. Willigk, Synostotiscke Dolichocephali« und Schadeiskoliose.
Prager Vierteljicbr. 1876. CXXX. 8. 69.
Die sehr complicirten Wachsthumsauomalien des hier beschriebenen 8chädelt
beruhten auf einer prämaturen ßynostose der linken Coronaroabt, sowie der Ver-
bindungen des linken Jochbeines mit dem Schläfenbein nnd Oberkiefer. Der Zeit-
punkt, in welchen der Anlass au der Dolicliocepbaiie und der asymmetrischen Bil-
dung namentlich der beiden Stirn- und Schläfenbeine fällt, ist bekannt; das Indi-
viduum hatte im 2. Lebensjahre ein schweres Trauma durch Ueberfahreu erlitteo.
Der Vf. sucht nun die Verschiebungen nnd Ungleicbmässigkeiten des Schädels durch
zahlreiche Messungen (die nach der WKLCKüa’scben Methode ausgeführt wurden) in
Verbindung au setzen mit der im 2. Jahre erfolgten Läsion. Thatsachlicb kommt
4
i
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r. ■
623
Schoknborn. Fab kr. Bcsch. Knapp.
er durch Zugrundelegung der H«scni/schen Angaben Ober die Entwicklnngsver-
bültoNse wachsender Schädel zu dem Rückschlüsse, dass euch durch Reine Scbädel-
raessnng die anamoestisch wahrscheinliche Annahme bestätigt wird, dass die Zeit
der ersten Storung in das 2. Lebensjahr *u verlegen sei. Grawtte.
Schoenborn, Ueber eine neue Methode der Staphjlorraphie.
v. Lanokmik'k'h Arch. XIX. S. 627
Dieselbe besteht in Einheilung eines ca. 2 Cm. breiten, von der hinteren
Schlnndwand hergeuommenen Lappens zwischen die beiden Hälften des wundge-
machten Gaumensegel*. Die Spitso desselben hat möglichst hoch oben au der
Schlnndwand zu beginnen, damit sie nach Loslösung der Theile bequem bis zum
hinteren Hand de» harten Gaumens verzogen werden kann und ist uachber dreieckig
siizustutzen. Nach einer in dieser Weise mit Erfolg bei einer angeborenen Spalte
des weichen und harten Gaumens ausgeführten Operation boII der nasale Beiklang
der Stimme erheblich gemildert worden sein. Wilh. Koch.
G'. Faber, Der Bau der Iris des Menschen und der Wlrbelthiere.
Preisschrift. Leipzig 1876. VoGkl. 79 Seiten. 1 Tafel.
F. konnte auf der Vorderfläche der menschlichen Iris einen vollständigen En-
do thelöberzug demoustriren ; er hat ferner einen contiuuirlichen M. dilatator pupillae
und davon getrennt eine Batxif’scbe Basalmembran, sowie eine mehrschichtige Pig-
meutlage an d*>r Unterfläche der Iris und eine die Pigmentzeilen nach unten deckende
Eudothelscbicht nacbweisen können. Löwe.
4
Busch (Bonn), Seltnere Humerusluxationen. Arch. rar klm. Cbir.
XIX. 8. 400.
Eine Oberarmverrenkuug gleicher Art wie die zuerst von Macgaignr be-
schriebene sehr selteue Lux. aus -coracoidienne, bei welcher der nach oben vorn
dislocirte Kopf über dem Lig. coraco acromiale, nach iunen den Proc. coracoides
bedeckend, nach aussen dein inneren Rande des Acromioos entsprechend, nach oben
an die untere Schlüsselbeinfläche grenzend gefunden wird, gab B. die Veranlassung,
den Entstebuugsmechanismns dieser Verrenkung zu studiren. Leichenexperimente
lehrten, dass sie ei .treten kann, wenn: 1) ein sehr weiter Kapselriss, welcher die
ganze vordere und innere Kapselwaud trifft und die Subscapularinsertion lostreunt,
vorhanden ist and 2) der Proc. coracoides abgebrochen ist, mit dem kurzer Biceps-
kopf und M. coracobrachialis seitwärts abgleiten. —
Die Verrenkung des Oberarmes nach hinten sah B. 4 Mal, einmal bei einem
10jährigen Knaben, der beim Fortschlendern eines Stockes den Arm gewaltsam
nach vorn und in die Adductionsstellung führte.
Die durch directe Gewalt bervorgerufeneu Verrenkungen waren aubacromiale,
die auf Muskelactiou zurückzufübreuden Lux. iufraspiuatae.
(Einer der Fälle findet sich in den Würzburger Verhandlungen, im Arch. für
klio. Chirurgie, XI, p. 550 u. s. w. beschrieben und abgebildet. Ref.).
Aualog den anderweitig gemachten Erfahrungen gelang auch hier die Ein-
renkung leicht und mit den verschiedensten Methoden. Doch war die Neigung zu
Recidiven in zwei Fällen eine ganz ausgesprochene. — Willi. Koch.
H. Knapp, Ein Fall ron Carcinom der äusseren Seltnervenscheide,
eXStlrpJrt mit Erhaltung des BulbUS. Arch. C Angen- n. Obronbeilk.
IV. 2. 8. 209.
Bei einer 40jährigen Patientin waren die Erscheinungen eines tief gelegenen
Orbitaltum^rs aufgetreten, welcher in der Weise entfernt wurde, dass, nachdem man
zwischen Reet, euper. und intern, in die Conjnuctiva und tiefer eiugedrungen war,
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624
Bodciuud. Hkroch.
die Geschwulst so viel als möglich frei präparirt und ela men hierbei anf den Seh-
nerven kam, derselbe durchschnitten, sowie der Tumor nach verschiedenen Seh-
nervenschnitten weggenommen wurde. Die Geschwulst ging von der äusseren Seh-
nervenscheide aus und bot mikroskopisch das Bild des scirrhösen Carcinoma dar.
Als Folge der Operation seigten sich bedeutende Veränderungen in der Netzhaut;
3 Tage nach derselben erschien dieselbe als eine gleichmässige milchweis«e Fläche
ohne Sehnerven und Blutgefässe; erst am 4. Tage zeigten sich zwei kurze, dunkel«
rothe Streifen. Dieselben wurden dicker und länger, audere traten neben ihnen anf,
bis nach 14 Tagen das ganze Rotinaigefässsystem wieder gefällt war.
Michel (Erlangen).
J. B. Bouchand, Place da nerf cnbital. progris m<ä<J. 1876. No 3.
Eine 30jährige Krau hatte’ sich durch Fall auf Glasscherben eine tiefe Wunde
an der Ulnarseite des linken Handgelenks zngezogeu. Der N. ulnaris war durch-
trennt. Mit Uebergehnng der bekannteren dieser Verletzung folgenden Störungen
sei hier nur mitgetheilt, dass die Sensibilität an dem inneren Drittel der Hand, am
ganzen kleinen Finger und an der halben Innenseite des 4. erloschen war (Kälte,
Hitze. Druck, Berührung, Kitzel lösten an diesen Stellen nicht die geringste Sensa-
tion aus). Besonders aber betont Vf.? dass die Kranke wobl wusste, oh und wenn
ihre Muskeln sich zusammeuzogen, dass sie aber von der durch die MuskelcoDtrac-
tionen bewirkten Stellungsveränderungen des kleinen Fingers nicht die geringste
Vorstellung hatte. Passive Bewegungen des kleinen Fingers wurden gar nicht wahr-
genotnmen, die Widerstände, welche man seinen Bewegungen entgegensetzte, nicht
geschätzt Der „Muskelsini*“, meint Vf., sitzt also nicht im Muskel (diese, selbst
wenn sie neuesten Untersuchungen zufolge in ihnen selbst eudigende sensible Faseru
besitzen, föhlen nur, dass überhaupt eine Cnntraction stattfindet), sondern in den in
Bewegung versetzten Theilen (Haut, Unterhaut, Synovialis der Gelenke). Bernhardt
Henoch, Ueber Asthma dyspepticum. Beri. kim.woohengebr. is76.no.is.
Asthma dyspepticum nennt 11 eiuen durch Magen- oder Darmreitung (Indi-
gestion, Verstopfung) hervorgerufenen Complex von Symptomen, welcher hauptsäch-
lich in bedeutender Dyspuoe mit sehr frequentem oberflächlichem Athmen, Cyanose,
äussernt kleinem Puls uud Kohle der Extremitäten besteht, wobei die Circulations-
und Hespiratiousorgane bei der Untersuchung nicht das mindeste Abnorme darbie-
ten, die Magen- oder Bauchgegend dagegen enorm empfindlich ist. Die spontane
oder küustlicbe Entleerung des Magen* oder Darms hebt die bedrohlichen Erschei-
nungen mit einem Male auf.
Tbaubk, welcher einen der mitgetheilten Fälle mit H beobachtete, erklärt,
sieb auf die Versuche von 8. Mater und A. Pbibham (Cbl. 1873. 199) stützend, alle
Symptome als Reflexe einer Magenreizung: „durch deu vom Magen ausgehenden
Refiexreiz vasomotorischer Krampf in den kleinen Arterien, daher die Kälte der Ex-
tremitäten, der uufühlbare Pols, Stauung im Venensystem uud im rechten Herzen,
Cyauose, Anhäufung von Kohlensäure im Blute nnd dadurch bedingt die frequente
dyspnoetische Respiration.“ Dieser Erklärung schließet sich H. an. L. RosenthaL
Die 49. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte findet vom 18.
bis 24. S eptbr. d. J. in Hamburg statt. Mitglieder - oder Th ei Inehmer karten , die
zum unentgeldlichen Bezug je einer Damenkarte und zu bhhrpreisermässigungen
auf vielen Eisenbahnen berechtigen , sind gegen franco Einsendung von 12 M. an
„ das Anmeldebüreau der deutschen Naturforscher - Versammlung ” zu beziehen.
Einsendungen filr das Oentralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Pro f. Senator,
Berlin. (N.) Krananickstraaae 24, und Professor Koaeotbal, Erlangen, oder (unter BeiaeblussJ aa
die Verlagshandlung, Berlin (N-W.), unter den Linden 6b, edreoairen.
Verlag von August Htrsehwald ln Berlin. — Druck von 1L S. Hermann ln Berlin.
rr r
/
e ^
Wöchentlich erscheinen
1— S Bogen ;mm Schlaue
de« Jahrgänge Titel, Na-
aFD and Sacbregleter.
Centralblatt
für die
Preis de« Jahrgänge«
SO Mark; za beziehen
durch alle Buchbandlnu-
gen und Poetanstalten.
Dr. J. Rosenthal,
Professor ln Erlangen.
Redigirt von
and
Dr. H. Senator,
Professor ln Berlin.
1876. 9. September. No. 36,
luliulti W assilirfp, Veränderungen des Gehirns und der Herzganglieu bei
Lyssa (Orig.-Mittb.). — Fleischer, Scbuk*al der Salicylsäure im Organismus
(Orig.-Mitth.). —
Tait, Nabelstrang. — Schwalbb, Ganglienzellen. — Meyer, Urogenital*
systcm der Salacbier und Amphibien. — Ctom, Beziehungen des Acusticus zu den
Augenbewegungen. — Arloisq und Tripikr. rückläufige Empfindlichkeit sensibler
Nerven. — Kühne, Verdauungsfermeute. — Pavt, Muskelaustreuguug. — 8oyka,
Acidalbumin. — Lichtheim, Störungen des Lungenkreislaufs. — Bölling br,
Milzbrandbacterien. — Öknkrsich, pathologische Anatomie des Sympathicus —
Di tt kl, Prostatahypertropbie — Baum, Schädelfraetoren. — Schnllrr, Blick*
feld. — Benekk, Gelenkrheumatismus. — Jofphdy, Decubitus bei Gehirnleideu. —
Hamilton, Reflexparalyse. — Riesel, Herpes Zoster. — Heubach; Binz,
Chinin. —
Colo8 asti, Transfusion. — 1 Pitrbs, Muskelatrophie und descendirende Skle-
rose. — Dgjrrihk, Hirncyste. — Lbchartin und Brllamy, Fermentation von
Früchten. — v Kktsknstern, Cholestearin im Harn. — Lukomsky, Molluscum
contagiosum. — Riedel, Organisation des Thrombus. — Penzoldt, Entstehung
des Vesicnläratbmens. — Wintkrnitz, Ungewöhnliche Fieberform. — Klingbl-
höppkh; Stitzkb, Icterus epidemicos. — Hutchinson, Cheiro - Pompholyx. —
Mendel, Milchsäure als Schlafmittel. — v. Masnahi, Beckenfractur. — Olshao-
0 bn , Ovariotomie. — Berner, Spulwürmer aus dem Nabel. — Webb, 8elteue Hy-
sterieform. — Williams, menstruelles Eczera. — R alpe, Polyurie bei Aortenaneu-
rysma. — Berichtigung von Druckfehlern.
L eber die Veränderungen des Gehirns und der Herzganglien bei
der Lyssa.
(Vorläufige Mittheilung aus der Klinik des Herrn Prof. Botkill in St. Petersburg).
Von Ordinator Dr. Bf. Wassilielt
Zu unserer Untersuchung dienten uns das Gehirn und das Herz
einer in der Klinik an Lyssa verstorbenen 32 Jahre alten Beamten-
frau Marie K. Sie war am 9. Juli 1875 von einem Hunde in die
obere Lippe gebissen worden, wo eine hufeisenförmige Narbe zurück-
geblieben ist. Die ersten Symptome der Krankheit, allgemeine Un-
ruhe und Lebhaftigkeit, traten am 20. September auf. Am 22. früh
10 Uhr wurde sie in die Klinik aufgenommen; sie klagte über Hal-
lucinationen , über Unmöglichkeit Wasser nicht nur zu trinken, son-
dern sogar zu sehen. Um 2i/t Uhr Nachmittags, beim Versuch der
Krankeu Sauerstoff einzuathmen, brachen plötzlich klonische und to-
nische Krämpfe aus, und nur V , Stunde später gesellten sich inania-
XIV. Jahrgang. 4o
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626 WikasiLiirp, Veräuderungen des Gehirns und der Herzgsnglieu
knliscbe Delirien und Tobsucht hinzu. Während derselben bestattyp
unwillkürliche Koth- und Uriuentleeruug. ln der Nacht wurdeu die
Paroxysmeu schwacher und am 23. September, um 3VS Uhr nach
Mitternacht, verschied die Kranke unter Symptomen einer bedeuten-
den Herabsetzung der Herzthätigkeit.
Wir untersuchten mikroskopisch verschiedene Theile des Ge-
hirns, nämlich: die grossen Hemisphären, die Corpora striata, die
Thalami optici, den Pons Varolii, die Mcdulla oblongata und das
Kleinhirn. Vor der Untersuchung wurden diese Präparate erhärtet
(MÜLLER’scbe Flüssigkeit, 0,2% Chromsäurelösung, 2% Lösung von
doppcltchromsauren Kali, Spiritus vini), die daraus gemachten Schnitte
gefärbt (Carmin, Haematoxylin, Purpurin), und entweder in Glycerin
oder in einer Mischung von Terpeutiu und Canadabalsatn unter das
Mikroskop gebracht.
Die mikroskopische Unteisuehuug der erhärteten und gefärbten
Schnitte ergab uns folgende Veränderungen:
1) Einige Nervenzellen des verlängerten Markes erschienen ge-
trübt, undeutlich conturirt, ihr Kern undeutlich. Aehnliche nur uoch
stärkere Veränderungen beobachteten wir an einigen PoRKiNJK’schen
Zellen des Kleinhirns. 2) In dem interstitiellen Gewebe des Gehirnes
bemerkte man eine grosse Anhäufung von indifferenten runden Ele-
menten, von der Grösse weisaer Blutkörperchen, welche sehr
stark von Färbemitteln tingirt wurden. Diese Elemente (aller Wahr-
scheinlichkeit nach emigrirte weisse Blutkörperchen) lagen hauptsäch-
lich in den perivasculären Räumen oder in der Nähe derselben, ob-
gleich einige von ihnen zu Haufen gruppirt (6 — 10 an der Zahl),
auch entfernt von Gelassen in der Neuroglia vorkamen (proliferirte
Neurogliakerne?). Endlich kamen auch solche vor, die in den
pericellulären Räumen lagen, ja sogar in das Protoplasma der Nerven-
zellen hineingetreten waren (Kolessnikoff*). 3) Die Blutgefässe waren
stark ausgedehnt und mit Blutkörperchen überfüllt, ihr Endothel
stellenweise geschwollen ; hie und da kamen Gefässe vor, deren
Wände aus einer feinkörnigen, stark lichtbrechenden, gelblichen, we-
der in absolutem Alcohol, noch in Terpentin löslichen Substanz be-
standen. Die hervorragendste Erscheinung aber war die An-
wesenheit (hauptsächlich in der Rindenschichte der grossen Hemisphä-
ren) eiuer besonderen, in perivasculären Räumen befindlichen
mattglänzenden, stark lichtbrechenden Substanz. Zuweilen war diese
Substanz rings um ein Gelass so angehäuft, dass das Gefass im
Querschnitt wie von einem unregelmässigen Ringe umgeben erschien,
der einen so starken Druck auf dasselbe ausübte, dass es bedeutend
verengt wurde; in anderen Fällen lag diese (nach Benedict**) hya-
*) Centralbl. 187S. No. 50.
**) Vikchow’s Arcb. LX1V. 8. 887.
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Washii.isff, Veränderungen des Gehirns und der Herzganglien bei Lyssa. 627
loide) Substanz in kleinen Häufchen, welche manchmal bo regel-
mässig mn das Gefäss herum angeurdnet lagen, dass das Ganze sehr
an das Epithel erinnerte. Diese hyaloide Substanz wurde von keinem
Tinctionsmittel gefärbt, löste sich weder in starken Alkalien (kochen
mit Aetzkali), noch in starken Säuren (Essig-, Salzsäure); dasselbe
negative Resultat erhielt man bei Anwendung von Terpentin, Alcohol
und 3er Reaction auf die amyloide Substanz. In anderen Tbeilen
des Gehirnes waren die perivasculären Räume mehr oder weniger
erweitert.
Die Nervenganglien des menschlichen Herzens liegen, wie es
scheint, „fast ausschliessich in der Scheidewand der Vorkammern und
hier zum grössten Theil in ihrem oberen Abschnitte gerade über dem
Muskelriuge (Linibus), welcher die Fossa ovalis umgiebt, in dem pris-
matischen Raume, der durch Auseinanderweichen der Muskelbündel
der rechten und der linken Vorkammer gebildet wird1' etc. (N. Iwa-
NOWSKY*). Die Veränderungen dieser Knoten waren folgende:
1) Das Endotheliuin der die Nervenzellen umhüllenden Scheiden
war stellenweise geschwollen; im Innern der Scheiden und in dem
interstitiellen Gewebe der Ganglien kamen runde Elemente von der
Grösse eiues weissen Blutkörperchens vor. Die die Ganglien umgeben-
den Blutgefässe, die grossen Venenstämme ausgenommen, erschienen
meistens blutleer. 2) In den Nervenzellen selbst erschien das Pro-
toplasma mehr oder weniger getrübt, in Folge dessen wurden ihre
Kerne entweder undeutlich oder ganz unsichtbar; in einigen ZelleD
sah man eine Anhäufung eines feinkörnigen Pigments. Die hervor-
tretendste und nie fehlende Veränderung bestand aber darin, dass
die Nervenzellen die Scheide nicht vollständig ausfüllten, sondern
dass zwischen beiden ein freier Raum zurückblieb, durch welchen
nur Fortsätze der Nervenzellen zur Scheide sich hinzogen. (Ein ganz
identisches Bild beobachtete Lubjmoff**) an den Halsganglien des
Sympathien» bei Oedem, z. B. bei Herzkrankheiten).
Um die Frage zu entscheiden, ob in dem gegebenen Falle wirk-
lich ein Oedem existirte, oder ob diese freien Räume von der
Schrumpfung des Protoplasma der Nervenzellen herrührten, unter-
nahmen wir mit Hülfe des liARTNACK’scben Mikrometers eine Messung
der Nervenganglien und der Nervenzellen und verglichen diese Zahlen
mit Zahlen, welche der Herr Prosector N. Iwanowsky bei normalen
Ganglien gewonnen batte.
Meine Messung. Messung des Hrn. Dr. N. Iwanowsky.
Die Grösse der Ganglien im grössten Durchmesser:
0,75 — 2 Mm. 0,8 — 1,6 Mm.
*) Rcdkkw’s Journal (Petersburg). X. 1876.
**) Vibchow's Arcb. LXI. 8. 145, 192 u. 193.
40*
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•ignW
628 Flzibchkb, Schickaal der SalicylsKure im Orgaoisma«.
Die Grösse der Zellen im grössten Durchmesser:
0,03 — 0,055 Mm. 0,02 — 0,05 Mm.
Die Grösse der Scheiden im grössten Durchmesser:*)
0,06 — 0,095 Mm. 0,02 — 0,05 Mm.
Die Zahlen zeigen, dass die in Rede stehenden Raume zwischen
deu Nervenzellen und der dieselben umhüllenden Scheiden nicht von
einer Schrumpfung des Protoplasma, sondern von einer Erweiterung
der Scheiden herrühren, welche letztere nur durch Anhäufung einer
ödematösen Flüssigkeit zu Stande gebracht werden konnte. Dieser
ödematöse Zustand der Herzganglien muss, wie es scheint, nicht sel-
ten Vorkommen, da einerseits die anatomische Lage der Ganglien
mitten in einem fettreichen Zellgewebe, welches der Ausdehnung der
Scheiden unbedeutenden Widerstand leistet, anderseitig die Zahl der
die Ganglien netzförmig umgehenden Blutgefässe dieselben dazu
disponirt. —
Veber das Schicksal der Salleylsäure im thierischen
Organismus.
Von Dr. H. Fleischer, früher Assistenzarzt am stUdt. allgem. Krankenhaase za Berlin.
Bei der Discussion über das Schicksal der Salicylsäure im thie-
riseben Organismus haben sich vornehmlich drei verschiedene An-
sichten geltend gemacht: 1) Die innerlich genommene wird an die
Salze des BluteB gebunden und als salicylsaures Salz wieder aus dem
Organismus ausgeschieden. 2) Feser und Friedberger nehmen an,
dass die Salicylsäure sich im Blute mit den Albuminaten verbinde
und erst kurz vor der Ausscheidung nach der Zersetzung der Albu-
minate an die Blutsalze gebunden wird. Motivirt wird diese Hypo-
these durch den Hinweis, dass man aus dem Blute von Thieren, die
mit Salicylsäure behandelt waren, beim Ausschütteln mit Aether im
Rückstände niemals eine Salicylsäurereaction erhalte, während bei
etwaiger Gegenwart salicylsaurer Salze im Blut (die nach der An-
nahme genannter Autoren zum kleinen Theil löslich in Aether sind)
dieselbe eintreten müsse. Aus dem negativen Resultat schlossen sie,
dass alle Salicylsäure an Alburainate gebunden sei. 3) Binz schliesst
sich der ersten Ansicht an, glaubt aber, dass die in den Geweben
lrei werdende Kohlensäure im Stande sei, wieder Säure im Blut frei
zu machen. Beim Schütteln von 1% Lösung neutralen salicylsauren
Natrons erhielt er keinen wägbaren Aetherrückstand. Nach Einleiten
reiner Kohlensäure gelang es ihm aus derselben Lösung den 7. bis
10. Theil der Salicylsäure zu entbinden und in den Aether über-
zufiibren.
*) Bei der Messung der Scheide wurde ihre innere, den Zellen anliegende
Griinze in Betracht geuomroen.
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FLBiscnsa, Schicksal der Salicylsünre im Organismus.
629
Nach meinen Untersuchungen, welche grösstentheils in dem städt.
aligem. Krankenhause zu Berlin unter dem ßeirath und der Unter-
stützung des Herrn Director Dr. Riess ausgeführt wurden, scheinen
die letzten beiden Hypothesen doch noch der sicheren Begründung
zu entbehren.
Was die FESER-FBlEDBEKOEK’scbe Hypothese betrifft so habe
allerdings auch ich aus dem Blut mit Salicylsaure behandelter Thiere
niemals Salicylsaure resp. salicylsaures Natron ausschüttelu können.
Der Qrund dafür liegt wohl hauptsächlich darin, dass das reine neu-
trale salicylsaure Natron so zu sagen unlöslich in Aether ist. Beim
Schütteln einer Lösung von salicylsauren Natron mit Aether erhält
man keinen sichtbaren Rückstand, wohl aber schwache Salicylsäure-
reaction. Dieselbe rührt wahrscheinlich daher, dass der meist a priori
schwach saure Aether (oder neutraler Aether durch Aufnahme von
Kohlensäure aus der Luft beim Schütteln leicht sauer werdend) Spuren
von Salicylsäure aus dem unlöslichen Salz frei macht. Beim Schüt-
teln mit alkalischem Blut wird die Säure des Aetbers neutralisirt und
so erklärt sich das negative Resultat.
Gegen Salicylsäure-Albuminatverbindungen spricht auch der Um-
stand, dass es dem Vf. gelang aus Hühnereiweiss, welches mit einer
bestimmten Quantität Salicylsäure versetzt und längere Zeit bei Blut-
wärme digerirt worden war, nach vollständiger Entfernung der Albu-
minate durch Coagulation (ein Mal durch vorsichtiges Erwärmen —
das andere Mal durch Alcobol) und Filtration dieselbe Quantität Sa-
licylsfture mittelst der Titrir- und colorimetrischen Methode wieder
nachzuweisen. Auf der anderen Seite wurden die auf gleiche Weise
aus dem Blut mit Salicylsäure behandelter Thiere getrennten Blut-
albuminate mit starken Säuren behandelt, mit Kali gekocht (wodurch
die Salicylsäure nicht zersetzt wird) und wieder mit Säuren behan-
delt. Ebensowenig wie beim Sublimiren gelang es mir Spuren von
Salicylsäure zu gewinnen. — Dagegen konnte man in dem Filtrat
aus dem Blute stets Salicylsäureruaction nachweisen.
So interessant fernerhin die Versuche von Binz sind, so können
die Consequenzen vorerst noch nicht auf den Organismus Anwendung
finden. Binz hat auf die Coincidenz des Aetbers und der Kohlen-
säure gar kein Gewicht gelegt und allein letzterer das Vermögen zu-
geschrieben, Säure auszutreiben. Dass Kohlensäure aus dem Salz
Säure frei macht, ist unzweifelhaft, aber sie thut es nur bei Gegen-
wart von Aether, während sic ohne diesen wirkungslos bleibt. Lässt
man nach dem Finleiten von Kohlensäure die betreffende l°/9 Lösung
von snlicylsaurem Natron an der Luft stehen und schüttelt dann erst
mit Aether, so bekommt man keine Salicylsäurekrystalle im Rück-
stand. Ebensowenig erhält man nach längerem Einleitun von Kohlen-
säure (ohne Aether) beim vorsichtigen Abdunsten im Rückstand Sa-
licylsäure. In einer Lösung von salicylsaurem Natron in Alcohol tritt
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630
Tüt, N»bel»tr«ng.
bei Einleiten von Kohlensäure ebenfalls keine Entbindung von Säure
ein. Bringt man aber nach Einleiten der Kohlensäure sofort Aetlier
zu ein:r wässrigen Lösung, so gelingt es stets, wie Binz mittheilte,
reichliche Salicylsäurekrystalle im Aetherrückstand zu erhalten.
In gleicher Weise wie Kohlensäure wirkt Essigsäure, welche
für sich Salicylsäure nicht auszutreiben vermag, während essigsäure-
haltiger Aether (wie bekannt) dies thut. Dagegen treibt Salicylsäure
an sich Essigsäure aus ihren Salzen aus.
Nach den Untersuchungen des Vf.’s, welcher sich ganz der ersten
Ansicht anschliesst, ist im Blut niemals freie Salicylsäure nachweis-
bar, vielmehr wird dieselbe an die Blutsnlze gebunden, indem sie
wohl sich einerseits an die Stelle der Kohlensäure der kohlensauren
Salze setzt, andererseits das neutrale phosphorsaure Natron des Blutes
verändert.
Die Salicylsäure ist nämlich (nach meinen Untersuchungen) im
Stande, analog der Hippur- und Benzoesäure, dem neutralen phos-
phorsauren Salz Natron zu entziehen. Es entsteht so saures phos-
phorsaures Natron und salicylsaures Natron. Bei Ueberschuss von
Salicylsäure wird wahrscheinlich das gesaramte neutrale phosphorsaure
Natron in saures zerlegt. Umgekehrt findet bei allmählicher ConceD-
tration einer Lösung von saurem phosphorsauren Natron und salieyl-
saurem Natron eine Rückbildung von neutralem phosphorsauren Natron
und Salicylsäure statt.
Dies Verhalten ist um so interessanter, da Phosphorsäure Salicyl-
säure aus ihren Salzen mit Leichtigkeit austreibt.
Die Belege für diese Ansichten und die an dieselben sich knüpfen-
den Consequenzen in Bezug auf die antiseptische Wirkung der Sa-
licylsäure werden in extenso in nächster Zeit an einer andern Stelle
publicirt werden. (Vgl. Köhler: Cbl. 1876, 593. Red.)
Bonn, im Juli 1876.
Tait, On the umbilical cord. proc. c,f the Royal soc. xxm. s 498.
Auf experimentellem Wege kommt T. zu dem Resultat, dass die
Vene des Nabelstranges und nicht die beiden Arterien an der spiralen
Drehung Schuld sei. Diese Drehung müsse auf einem Mechanismus
der totalen Insertion beruhen. Eine ungleiche Ernährung des Nabel-
stranges liegt darin, dass in gleichen Räumen über der Vene 3 Ca-
pillaren gelagert sind, über den Arterien dagegen nur zwei. Die
Epitheldecke des Nabelstranges besteht aus einem einfachen Lager
polygonaler Zellen, die einer fibrillären Matrix aufsitzen. Das canali-
euläre Gewebe des Nabelstranges ist der Länge nach in 3 Säulen
getheilt. Ovale Kerne liegen in den Kanälen. Flüssigkeit passirt
durch die Kanäle leichter vom Fötus zur Placenta als umgekehrt.
Während der Injection fliessen die Iojectionsmassen fortwährend in
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Schwalbe, Ganglienzellen.
631
kleinen Strömen von Her Oberfläche ab. Die Kanäle sind sternför-
mig in der horizontalen und longitudinalen Richtung. Das canali-
culäre Gewebe endigt in 3 Kegeln, jeder für eine Längssäule des
Nabelstrangcs bestimmt. Löwe.
(». Schwall)«, Bemerkungen über die Kerne der Ganglienzellen.
Jenriscbe Zeitscbr. f. Naturw. X. 1870. S 25.
Wenn man frische, noch vollkommen durchsichtige Netzhaut
des Schafes vorsichtig, mit ihrer inneren Oberfläche nach oben, in
Humor vitreus auf dem Objectträger ausgebreitet hat, so gelingt es
leicht, in den peripheren, der Ora serrata benachbarten Partien die
Ganglienzellen im frischen Zustande scharf wahrzunehmen, da hier
die Nervenfaserlage auf dünne zerstreute Bündel reducirt ist. Man
erkennt in eine matt glänzende homogene Masse eingebettet runde
helle blecke, oie ausseben, als wären es mit Flüssigkeit erfüllte
Räume. Bei genauerer Untersuchung sieht man im Innern jedes
hellen Fleckes einen kreisrunden Kern mit allen Abzeichen eines
Ganglienzellenkcrns. Der ganze übrige Raum ist klar mit Ausnahme
eines kleinen Hofes feinkörniger Substanz um den Kern. Bei Zusatz
von Jodserum trübt sich der ganze durchsichtige Raum und erscheint
fein granulirt. Als Argument gegen die Auffassung der granulirten
Schiebt als nervös führt S. das völlig differente optische Verhalten
frischer Ganglienzellen und frischer granulirter Substanz an. Letztere
erscheint wie von zahllosen kleinen hellen Vacuolen durchsetzt. Die
glänzende homogene Substanz zwischen den Ganglienzellen lässt
keine. Spur von Formelementon erkennen und ist offenbar der Kitt-
substanz der Epithelien vergleichbar. Die Kerne der Ganglienzellen
der Retina besitzen eine Membran, deren Innenfläche mit kleinen
Hervorragungen besetzt ist. Manchmal führen sie ein zackiges mit
fadenförmigen Ausläufern versehenes Kernkörperchen. Dasselbe bo-
steht aus derselben Nucleolarsubstanz wie diu Kernmembran und deren
Excreseenzen. Beim ausgewachsenen Thiere sind die Differenzen
in der Grösse der Ganglienzellen verhältnissmässig geringe. Bei
jungen Thieren (Kalb) dagegen ausserordentlich gross und ebenso
verhalten sich die Kerne. Die kleinsten Kerne sind die jüngsten.
Sie sind ohne jede Spur von Kernkörpereben und bestehen aus einer
gleichmässig vertheilten granulirten Masse. Eine Differenzirung im
Kernmumbran- und Keruinbait ist nicht vorhanden. Die Substanz,
aus der die spätere Kernmembran und die Nucleoli bestehrn, ist
anfangs gleichmässig durch den ganzen Kern vertheilt UDd füllt den-
selben aus, indem sie von zahlreichen kleinen mit einer anderen
Masse erfüllten Vacuolen durchsetzt ist. Beim Wachthnm des Kernes
nimmt die Vacuolensubstanz zu, ohne dass eine wesentliche Zunahme
des anderen Kernbestandtheiles zu constatiren wäre. Die Folge
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632
Schwalb«. Gsnglieuzcllen.
davon ist, dass letzterer in verschiedene Portionen zerrissen wird,
von denen eine stets die Oberfläche des Kernes einninnnt, zur sogen.
Kernmcmbran wird, mit einer Anzahl zackiger Vorsprunge, den
wandständigen Kernkörperchen, in das Innere des Kernes hineinragt,
wahrend andere Portionen sich zu einem oder mehreren Nucleolis
Zusammenhalten. In dem Maasse, als die helle Substanz im Innern
des Kernes zunimmt, werden die inneren Prominenzen der Kern-
meinbran in Folge zunehmender Ausdehnung der letzteren immer
mehr verstreichen. Man kann also den ganzen Process als eine
Vacuolisirung auffassen, ähnlich wie sie in der Pflanzenzelle zur
Scheidung von Protoplasma und Zellsaft führt. An Ganglienzellen
anderer Localitaten (Vorderhörner des Rückenmarks vom Kaninchen
und Schwein, Ganglion Gasseri vom Kaninchen, Spinal- und sym-
pathische Ganglien vom Frosch) fehlt die Kernmembran und damit
auch die sogen, wandständigen Kernkörperchen (i. e. Verdickungen
der Kernmembran nach Innen). Der helle Kernsaft mit einem
vacuolenhaltigen Nucleolus grenzt unmittelbar an die Zellsubstanz.
Diese Beobachtungen von S. sprechen gegen die Angabe von
Ageubach, dass die Nucleoli aus dem Protoplasma der Zelle in dm
Kern cinwandern. Nach S. entstehen dieselben vielmehr ebenso wie
die Kernmembran aus der ursprünglichen Kernsubstauz, indem
letztere durch Ansammlung und Zunahme des hellen Kernsaftes io
mehrere Portionen zersprengt wird. Es findet ferner keine Zunahme
der Nucleolarsubstanz statt, sondern diese bleibt constant, nimmt also
beim Wachsthum des Kernes sogar relativ ab. Daher kommt es,
dass man in den Ganglienzellen entgegen AüEBBACB’s Angaben für
andere Zellkerne einen pluriuucleolären Zustand dem uninucleolären
vorausgehen sieht und dass letzterer sogar in einen anucleolären
übergehen kann, in welchem die gesammte Nucleolarsubstanz als
Kernmembran verwendet ist. S. kommt zu dein Schlüsse, dass
Aüekbach’s Angaben über Entstehung und Vermehrung der Nucleoli
nicht zu verallgemeinern sind. Im Körper der Spinalganglienzellen
des Frosches fanden sich 2 Substanzen vertheilt, von denen die eine
ein sehr zartes Netzwerk formirte, das von der Oberfläche des
wanduugsloscn Kernes bis zur Zelleuoberfläche reichte, während die
andere hellere die Mascheuräume ausfüllte. Die Substanz des Kern-
körperchens erwies sich optisch verschieden von jenen beiden Sub-
stanzen, dagegen schien der Kernsal't mit der Ausfüllungsmasse der
Maschenraume übereinzustimraen. Man hat somit drei Substanzen
in der Ganglienzelle zu unterscheiden: die Nucleolarsubstanz, den
Kernsaft (resp. Zellsalt) und die reticuläre Substanz. Die Anschauung
Max Schgltze’s von der fibrillären Beschaffenheit der Nervenzelle
beruht nach S. aut einer nicht zutreffenden Deutung der reticulären
Substanz. Schliesslich macht S. noch auf die Verschiedenheit der
Structur der Ganglienzellen an verschiedenen Localitaten aufmerksam.
Löwe.
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.T*» " •
Mhykb, Urogenitalsystem der Selacbier nud Amphibien.
633
F. Meyer, Beitrag zur Anatomie des Urogenitalsystems der
Selachier und Amphibien. ^itzungsber. der Leipzig. Naturforcb. Ge*.
1875. S. 38-44.
Die Entdeckung Spengel’s (Cbl. 1875, 369), dass in der Niere
der erwachsenen Amphibien offene mit der Peritonealhöhle communi-
cirende flimmernde Trichter Vorkommen, ist gleichzeitig und unab-
hängig auch von M. gemacht worden, nachdem bereits früher Wilh.
Mülleb in die Bauchhöhle einmündende mit Flimmerepithel ver-
sehene Canäle der sogen. Vornieren der Frosclilarven beschrieben
batte.
Ani Besten eignet sich zur Untersuchung dieser Wimpertrichter
Rana temporaria; bei Rana esculeuta stören die vielfachen Faltungen
der Niere. Die Trichter sind nur auf der ventralen Oberfläche der
Niere befindlich, die davon wie übersäet erscheint. Eine regelmässige
Anordnung der Stomata scheint nicht zu bestehen: oft siud sie in
Reihen angeordnet, oft an einzelnen Stellen mehr angebäuft als an
anderen, ihre Anzahl ist sehr bedeutend und vielfacheu Schwankungen
unterworfen. M. zählte auf drei einzelnen Niereu 195, 120, 150
Stomata.
Die Endothelzellen der Peritonealoberfläche werden in der Nähe
der Stomata plötzlich kleiner, so dass die Oeffnungen von einem
Kranze kleiner Endothelzellen umgeben und dadurch sehr leicht
wahrzunebmen sind. Diese kleinen Endothelzellen dringen noch in
die Mündung vor und gehen hier in das Flimmerepitbel der Canäle
über. Die Canäle verlaufen sehr häufig der ventralen Wand ziem-
lich parallel und dringen allmählich in die Tiefe. Einzelne dieser
Canäle konnte M. 0,25 mm. weit verfolgen; wie sie daun endigen,
ist ihm zu ermitteln bisher noch nicht gelungen.
Den von Semper bei Haifischen entdeckten „Segmentalorganen“
hat M. au erwachsenen weiblichen Exemplaren von Acanthias vul-
garis gleichfalls eine eingehende Untersuchung gewidmet. Injectionen
führten ihn zu dem Resultat, dass diese flimmernden Canäle nicht
mit den MALPlGBt’schen Körperchen und durch diese mit dem Harn-
leiter communiciren (Semper), sondern dass sie in einzelnen beson-
deren lymphdrüsenartigen Gebilden endigen, von denen auf der
ventralen Seite der Niere so viele wie Trichter vorhanden sind.
Weitere Details über die Segmentalorgane sind im Original nach-
zulesen.
Ob die Flimmertrichter der Amphibien wirklich den Segmental-
organen der Haifische homolog sind, muss vorderhand noch als sehr
zweifelhaft angesehen werden. Boll (Rom).
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634 Croa, Beciebuugeo des Acusticos an den Aogenbewegu
£. t’you, Les rapports physiologiques entre le nerf acoastiq
et l'appareil moteur de l’oeil. Ga*. med. 1876. No. n.
Die nach Verletzungen der halbzirkelförmigen Kanäle wahr-
nehmbaren Augenbewegungen sind die unmittelbare und directe
Folge dieses Eingriffs. Durch Reizung des Caualis horizontalis beim
Kaninchen wird das Auge derselben Seite nach rückwärts und unten
gerichtet, ebenso wie nach Reizung des vorderen Verticalcanals: die
Reizuug des hinteren Verticalcanals bewirkt eine Deviation des Auges
nach vorn und etwas nach oben. Stets zeigen sich dabei Bewegungen
am anderen Auge, aber im entgegengesetzten Sinn. Die Pupille des
Auges der gereizten Seite verengt sich: sie bleibt weit auf dem
anderen Auge. Die Bewegung der Augäpfel ist im Moment der
Reizung eine titanische unmittelbar nachher treten oscillatoriscbe
Bewegungen nach der entgegengesetzten Richtung hin ein; sie folgen
sich in einer Frequenz von 20—150 Mal in der Minute und dauern
kaum länger, als eine halbe Stunde.
Di' te oscillatorischen Bewegungen verschwinden nach Durch-
scbneidung des Nn. acusticus der entgegengesetzten Seite. Neue
Reizungen eines Canal, semicirc. bewirken nur tetanische Cotrac-
tionen der Augäpfel. —
Die Erregung eines N. acusticus bedingt starke Rollungen
beider Augen. Die Durchschneidung eines N. acusticus ruft eine
starke Deviation des Auges derselben Seite nach unten, des anderen
nach oben hervor. Nach Durchschneidung auch des zweiten N.
acusticus hört diese Deviation auf. Reizung des Hörnerven bei Ka-
ninchen bewirkt Rollbewegungen um die Lüngsaxe des Körpers, nach
der verletzten Seite hin, Zerstörung beider Nn. acustici bedingt ganz
unregelmässige Bewegungen. Ueberlebeu die Thiere die Doppel-
durchscbneidung der Hörnerven, so hören nach 6 — 10 Tagen diese
unregelmässigen Bewegungen auf: es bleibt nur eine gewisse Un-
sicherheit: die Thiere suchen gern Stützpunkte und bewegen sich
nur ungern von selbst. Setzt mau solche Kaninchen auf eine Ro-
tationsmaschine, so bemerkt man an ihnen die von POKKINJE und
Mach beschriebenen Erscheinungen, welche also nicht von Ver-
schiebung der Endolymphe abhängig gemacht werden dürfen, sondern
vielmehr von Circulationsstörungen in den am meisten von der Ro-
tationsaxe entfernt gelegenen intracraniellen Gelassen. Die Gleich-
gewichtsstörungen nach Kleinhirnverletzuugen lassen sich nach Vf.
grossentheils auf die Läsion der das Kleinhirn durchziehenden Acusti-
cusfaseru beziehen. Bernhardt.
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Arloino und Tripirb, rückläufige Empfindlichkeit sensibler Nerven. 635
Arloing et Tripier, Des condition» de la persistnnce de la sen-
sibilite dans le bout peripbdrique des nerfs sectionues. Arch.
de pby«. etc. 1870. S, 1],
In dieser ausführlichen, die Anatomie und Physiologie der ver-
schiedenen Hirn- und Rückenmarksnerven bei verschiedenen Thier-
gattungen berücksichtigenden Arbeit haben Vf. die Frage von der
rückläufigen Sensibilität der Nerven zu einem die verschiedenen
Behauptungen der verschiedensten Autoren in befriedigender Weise
vereinigenden Abschluss gebracht. Operirt wurde am Nv. facialis,
Nv. spinalis, trigerainus und den Extremitätennerven von Pferden,
Eseln, Hunden, Kaninchen und Katzen: Die Sensibilität des peripheren
Endes des absichtlich durchschnittnen Nerven wurde sofort und nach
Wochen untersucht, ebenso wurden nach dem Tode des Thieres die
peripheren und centralen Enden der lädirten Nerven nach bewährten
histologischen Uutersuchungsmethoden auf etwa erhaltene Fasern
(im peripheren Theil) und auf degenerirte (im centralen Theil)
durchforscht. Folgendes sind die Ergebnisse dieser Untersuchungen :
1, Der Nv. facialis uud spinalis der Einhufer und Nager besitzeu
ebenso, wie die der Fleischfresser rückläufige Sensibilität. 2, Um
sie zu finden muss man die am meisten peripher gelegenen
Stellen aufsuchen. 3, Das periphere Ende der Trigeminusäste ist
sensibel. Diese Sensibilität ist schwierig zu erweisen, aber sie be-
steht. 4, In allen Fällen verdankt das periphere Nervenende seine
Sensibilität Nervenfasern, deren Verbindung mit den trophischen und
percipirenden Centren nicht unterbrochen worden war. 5, Fehlen
diese Nervenröhren, so ist das periphere Ende unempfindlich. 6, Für
den Nn. facialis stammen diese Nerven aus dein Trigeminus; für die
rein sensiblen Nerven (Trigeminus) von den benachbarten Aesten lind
von den Nerven der anderen Seite; für die gemischten Nerven von
den benachbarten und homologen. 7, Diese rückläufigen Fasern
steigen in dem Nerven, zu dem sie sich begeben, mehr oder weniger
hoch (centralwärts) hinauf; ihre Zahl verringert sich von der Peri-
pherie nach dem Centrum hin. 8, Die Umkehr dieser Fasern voll-
zieht sich vorzugsweise an der Peripherie, kann aber auch vor (cen-
tralwärts von) dem Ende der Nerveu stattfindeu. 9, Alle Nerven be-
sitzen diese Sensibilität ihrer peripheren Enden, wenigstens bei den
Säugern. —
Alle diese Sätze gelten unbedingt und lassen sich in ihrer
Richtigkeit mit Sicherheit stets demonstriren, sobald man die Durch,
schneidung der Nerven hinreichend nach ihrem Ende zu (peripberie-
wärts) ausgeführt bat. Bernhardt.
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636
Kühne, Verdau ungwfermente.
W. Kühne, 1) lieber das Verhalten verschiedener organisirter
und sogen, ungeforinter Fermente. Verband). <1. naturhi*t. Ver. tu
Heidelberg, n. p. i. s. 190. 2) lieber das Trypsin (Enzym des
Pankreas), d««. s. 194.
1) K. schlägt vor, die uugcfurmten Fermente Enzyme, das
Ferment des Pankreas Trypsin zu nennen. Dasselbe wird durch
Zuzatz von Salicylsäure in seiner Wirkung nicht gehemmt, dieselbe
eignet sich sehr gut dazu, die specifischen verdauenden Wirkungen
des Pankreas getrennt von sonst oft nebenher laufenden Fäulniss-
wirkungen zu demonstriren. 800 gm. Rinderpankreas mit 4 gm. Sa-
licylsäure und 2 Liter Wasser bei 40° behandelt, zeigte keine Bac-
terien, keinen Indolgeruch, während die Drüsen schon nach einigen
Stunden gelöst waren. Abfiltrirte Proben verdauten kräftig. Schwefel-
säure und Salzsäure in gleichen Mengen äusserte nicht dieselbe
Wirkung, wohl aber auffallender Weise Essigsäure. — Die Salicyl-
säure hemmt auch die Pepsin Wirkung nicht, schützt Lösungen des-
selben vielmehr vor der Fäulniss. Pepsin zerstört das Trypsin in
seiner Wirkung, nicht umgekehrt das Pnnkreasferment Pepsin, da-
gegen wird dieses unwirksam durch alkalische Reaction. K. erklärt
so das gesteigerte Nahrungsbedürfniss von Hunden mit Gallenfisteln.
Normaler Weise wird das Pepsin durch den Erguss der Galle zerstört.
Fehlt der Gallenerguss, so gelaugt das Pepsin noch wirksam ins
Duodenum und stört die Pankreasverriauung.
2) Nach Heidenhain (s. S. 21) enthält das Pankreas nur Zy-
mogen; verreibt man dagegen nach K. ein lebensfrisebes Pnnkress
noch warm mit absoluten Alcohol und stellt dann aus der so behan-
delten Drüse bei 0 0 ein wässriges Extract dar, so ist dieses sofort
wirksam. Heidenhain’s Zymogen ist also ein auch durch Alcocol
spaltbarer Körper. — Fällt man das Drüsenextract (mit Glycerin
hergestellt? Ref.) wiederholt mit Alcohol und löst in Wasser, ver-
setzt dann die wässrige Lösung mit Essigsäure bis zu 1 pCt., so
fallt ein eiweissartiger Körper aus, den Vf. Leukoid nennt, das Filtrat
davon, wiederum mit Alcohol gefällt, giebt einen wesentlich aus
Trypsin bestehenden Niederschlag, über dessen vollständige Reindar-
stellung das Original zu vergleichen ist. Das Trypsin ist amorph,
durchsichtig, von schwach strohgelber Farbe, leicht löslich in Wasser.
Die Lösung hält sich, auch alkalisch gemacht, unverändert, eine
Bildung von Peptonen, Leucin, Tyrosin etc. findet nicht statt. Beim
einmaligen Aufkochen zerfallt es in coagulirtes Eiweiss und Pepton.
I11 wässriger Lösung löst das Trypsin Fibrin beim Erwärmen fast
momentan: in der Lösung sind Peptone, Autipcptone, Leucin, Ty-
rosin und der mit Br violett werdende Körper enthalten. Der Vor-
gang ist dabei der, dass zuerst Peptone entstehen, die von den durch
die Magenverdauung gebildeten nicht zu unterscheiden sind, und
dass diese dann Antipepton und die drei übrigen, meistens krystalli-
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Pitt, Muskelsnstrengnng. Sotki, Acidalbomiu.
637
sirbnren Zersetzungsprodiicte liefern. — Auf Stärke und Dextrin
wirkt Trypsin nicht ein; faulendes Ei'veiss und Raeterien enthalten
kein Trypsin und überhaupt kein die Alcoholbehandlung überste-
llendes Ferment. Im arteriellen Blut, den Speichesdrüsen und Lymph-
drüsen des Mesenteriums wurde gleichfalls kein Trypsin gefunden.
E. Salkowaki.
F. W. Pavy, The eflfect of prolonged mnscular exercise on the
System. Lancet. 1876. I. No. 9—13.
P. hat seine Beobachtungen über den Einfluss angestrengter
Muskel bewegungen an dem amerikanischen Schnellläufer Weston
angestellt. Derselbe — 37 Jahr alt, ca. 140 Pfund schwer — legte
109 ‘ f engl. Meilen in 24 Stunden zurück, ein anderes Mal 180 Meilen
in 48 Stunden, das dritte Mal 275 Meilen in 75 Stunden, endlich
450 Meilen in 6 aufeinander folgenden Tagen. Sein Befinden war
während des Marsches ein ganz normales, Puls mässig beschleunigt,
Temperatur wenig gesteigert. Von allen Tagen hat Vf. ganz aus-
führliche Harnanalysen gemacht, welche indessen im Ganzen wenig
lehren, da die Nahrung eine äusserst complicirte war, so dass von
einer annähernden Berechnung der Stickstoffeinnahme gar keine Rede
sein kann und in deu Vergleichstagen — solche liegen übrigens nur
für den letzten Marsch vor — durchaus nicht genau dieselbe Diät
geführt wurde. An 6, dem letzten Marsch vorangehenden Tagen be-
trug beispielsweise die Harnstoffausscheidung 39,76 Grm. — 40,82 —
31,80 — 48,95 — 45,76 — 52,05. Während des Marsches wurden
entleert: 69,53 — 79,61 — 81,40 — 67,98 — 61,95 — 63,95. Aebn-
liche Steigerung zeigen auch die anderen durch den Harn ausge-
schiedenen Substanzen. Die Zahlen für die Tage nach dem Marsch
sind : 58,42 Grm. — 32,19 — 51,54 — 37,65 — 40,61 — 35,82. Die
Harnmengen waren während des Marsches durchschnittlich etwas
grösser, wie vorher und nachher, stets von hohem spec. Gewicht und
saurer Reaction; die Acidität wurde durch die Körperanstrengung
jedenfalls nicht merklich gesteigert. Der von W. bei dem ersten
Marsch, 1 Stunde nach Vollendung desselbea entleerte Harn enthielt
etwas Albumin und ein Sediment von oxalsaurem Kalk, eine Menge
von hyalinen und granulirten Cylindern und Epithelzellen. Ein eng-
lischer Läufer, welcher den ersten Marsch gleichzeitig mit W. unter-
nahm, musste nach Ablauf von 15 Stunden, in denen er 65'/2 Meilen
gemacht batte, von der Fortsetzung des Marsches Abstand nehmen.
E. Sslltowski.
J. Soyka, Ueber das Verhältnis« des Acidalbumins zum Alkali-
albnmlnat. PrCoss’s Arch. XII. S. 347—378.
I. A) Als Unterschied zwischen Acidalbumin und Alkalial-
buminat wird von den Autoren angeführt, dass das Acidalbumin aus
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638
Hotka, Acidalbumin.
der alkalischen Lösung beim Neutralismen auch bei Gegenwart
von phosphorsaurem Natron gefällt wird, während die alkalische
Lösung des Albuminates beim Neutralisiren nicht gefallt wird, falls
die Lösung phosptiorsaure Walze enthält. Die Angabe ist schon
wegen der constant amphoteren Reaction des phosphorsauren Natrons
ungenau; auch finden sich widersprechende Angaben in der Literatur.
S. hat die Krage aufs Neue untersucht. Die Reaction der Flüssig-
keit wurde mit Hülfe der LiEBUEtcn'schen Platten geprüft.
B) Das Albuminat war aus Eiereiweiss dargestellt, gefällt und
gewaschen, in kohlensaurem Natron gelöst, das durch ein gleiches
Vol. Salzsäure von 0,1 pCt. genau neutralisirt wurde. Die Phosphat-
lösungen — sogen, neutrales phosphorsaures Natron — waren gleich-
falls äquivalent einer Salzsäure von 0,1 pCt. 5 ccm. der Albumiuat-
lösung konnten eben noch mit 2,1 ccm. der Salzsäure versetzt werden,
ohne «lass Ti Übung durch ausgeschiedenes Albuminat eintrat. Ver-
setzt mau die Lösung mit mehr phosphorsaurem Natron, so verträgt
sie einen grösseren Zusatz von Salzsäure. 5 ccm. der Lösung mit
1 ccm. der Phosphatlösung erforderte 0,9 ccm. Salzsäure mehr; bei
Zusatz von 2 ccm. 1,8 ccm., von 5 ccm. 4,5 ccm. Säure. Die Fällung
tritt also dann ein, wenn 9/10 des neutralen phosphorsauren Natron
in saures übergeführt sind, wenn das Verhältniss von Na,llP04 :
NaH,P04 =1:9 ist. Auch wenn man die Menge der Albuminat-
lösung variirt, ändert sich dieses Verhältniss nicht, ebensowenig bei
grösserer Concentratiou der Alburninatlösung. Eine alkalilche Al-
bumiriatlösung wird also bei Gegenwart von Phosphat so lange nicht
gefällt, bis auf 1 Mol. neutrales Phosphat mehr, wie 9 Mol. saures
Phosphat vorhanden sind.
C) Es wurde nun eine Lösung von saurem phosphorsaurem Kali
angewendet, die der Salzsäure 10 Mal äquivalent war. Die alkalische
Alburninatlösung wurde mit Salzsäure versetzt, so dass eine Trübung
noch nicht eintrat, dann mit gewöhnlichem phosphorsaurem Natron
und nun mit saurem phosphorsaurem. Die Fällung trat ein, sobald
das Verhältniss von 9 Mol. saurem Phosphat auf 1 Mol. neutrales
überschritten wurde.
D) Das zu den Versuchen mit Acidalbumin (Syntonin) dienende
Präparat war aus Eieralbumin durch Digestion mit Salzsäure von
0,1 pCt. und Fällen durch Neutralisiren dargestellt. Es wurde in
kohlensaurem Natron gelöst. 5 ccm. der Lösung konnten mit 1,7 ccm.
Salzsäure versetzt werden, ohne dass Fällung eintrat. Wurde zu der
Lösung vorher Natriurophosphat hinzugefügt, so konnte mehr Säure
zugesetzt werden bis zum Auftreten saurer Reaction, ohne eine
Fällung zu bewirken ; die Flüssigkeit enthält in diesem Falle 8 Mol.
Phosphat auf 1 Mol. neutrales; wird dieses Verhältniss nach dem
sauren Phosphat hin überschritten, indem der Flüssigkeit entweder
mehr Säure oder mehr saures Phosphat hinzugefügt wird, so tritt
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I. ich th kim, Störungen des Lungenkreislaufs.
639
Fällung ein. Das Verhalten des Acidalbumin ist also vollständig
dasselbe wie beim Alkalialbuminat. Auch die saure Lösung beider
zeigt ein gemeinsames Verhalten. Versetzt man die alkalische
Lösung mit soviel Säure, dass die Lösung eben wieder klar wird, so
entsteht beim Kochen ein flockiger Niederschlag; derselbe entsteht
dagegen nicht mehr, wenn man eine Spur Säure mehr hinzuge-
fügl hat.
II. Auch in allen anderen Reactionen stimmt das Alkali- und
Acidalbumin vollständig überein. Die alkalische Lösung beider giebt
mit Neutralsalzen Niederschläge, entweder schon in der Kälte, wenn
man das Salz in Substanz zusetst, oder erst in der Wärme bei Zu-
satz der Lösung; beide werden durch Alkohol uicht gefällt; die alko-
holischen Lösungen trüben sich bei Zusatz vou Salzen und von Aether.
Beide werden gefällt durch CO*, auch bei Gegenwart von phosphor-
saurem Natron, und durch Mineralsäuren, in einem Ueberschuss der-
selben sich wieder lösend; mit den Salzen der schweren Metalle
geben beide Eiweissarten Niederschläge. Das Acidalbumin in Kalk-
wasscr gelöst zeigt endlich aueh das eigentümliche Verhalten der
kalkhaltigen Lösung des Albuminats; beim Erwärmen entsteht ein
Niederschlag, der jedech nur einen Theil des Albumins enthält,
während ein anderer in Lösung bleibt. Das Verhalten vou beiden
Kiweissarten in saurer Lösung ist ebenfalls übereinstimmend. Diese
grosse Uebereinstimmung ist auch von anderen Autoren schon be-
merkt, ohne dass dieselben eine volle Identität annehmen. 8. steht
nicht an, dieses zu thun: es bandelt sich beide Mal um denselben
Körper, ein Mal in saurer, ein Mal in alkalischer Lösung, dem Vf.
den alten Namen Protein zu gcoen vorschlägt.
III. Damit ist nun nicht ausgeschlossen, dass es verschiedene
Proteine giebt. In der That findet Vf. bestimmte Unterschiede
zwischen dem Acidalbumin aus Eieralburain und aus Fleisch und
ebenso zwischen deu beiden Albuminaten. Aus den ersteren scheidet
sich das Albumin stets in Form einer milchweissen Trübung aus,
welche erst allmählich flockig wird, während die aus Fleisch er-
haltenen Lösungen beim Neutralisiren stets einen sofort grohflockigen
Niederschlag geben. Zu der gleicheu Ansicht von der Existenz ver-
schiedener Syntouine und Alkalialburainate war auch 0. Nasse ge-
kommen, doch lassen seine Versuche Bedenken zu. Die bisherigeu
Bestimmungen der specifischen Drehung sprechen gleichfalls dafür,
dass Alkalialbuminat und Acidalbumin identisch sind. e. Salkowaki.
L. Lichtheim, Die .Störungen des Lungenkreislaufs und ihr
Einfluss auf den Blutdruck. Berlin 1876.
Ausgebend von einer Reihe von Erscheinungen, welche mit der
allgemein gangbaren Anschauung, dass der Verschluss eines erbeb-
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640
Lichthkiu, Störungen des Lungenkreislaufs,
liehen Theils der Lungcuarterienbahn den Druck im Aortensystera
herabsetze, im Widerspruch stehen, stellte L. V7ersuche über den
Einfluss derartiger Störungen auf den Blutdruck au. Er faud, dass
die Unterbindung einer Lungenarterie den arteriellen Blutdruck un-
beeinflusst lässt, ja dass ausserdem noch die Hälfte der anderen
Lungenarterie durch Embolien oder durch Unterbindung ausgescbaltet
werden kann, ehe der Druck zu sinken beginnt. Dieses über-
raschende Resultat konnte nur so gedeutet werden, dass durch den
offen gebliebenen Rest der Gefässbahn dieselbe Blutmenge hindurch-
ging, wie vor der Operation durch die gesamrate Pulmonalarterie.
Es konnte dies bewirkt werden entweder durch Erweiterung der
offenen Bahnen, nach Wegfall gefassverengernder nervöser Einflüsse
oder durch Ansteigen des Drucks im rechten Herzen vor dem Hin-
dernisse uud die hieraus resultirende Blutstrombeschleunignng.
Bei Erörterung der ersten Möglichkeit theilt L. eine Reihe von
Versuchen über die Existenz und den Verlauf der Lungenvasomo-
toren mit. Er fand zunächst, dass der Blutdruck in der Lungen-
arterie innerhalb weiter Grenzen vom arteriellen Blutdruck unab-
hängig ist, dass derselbe insbesondere allen denjenigen Blutdruck-
senkungen im grossen Kreislauf nicht folgt, welche durch den Wegfall
vasomotorischer Einflüsse zu erklären sind. Die Halsniarkdurch-
schneidung ergab allerdings eine Drucksenkung in der Lungen-
arterie, die aber nach L. eine unabweisliche Folge der durch dieselbe
erzeugten sehr erheblichen ßlutstromveriangsamnng ist, und durch
alle Momente ausgeglichen wurde, welche den Blutstrom im grossen
Kreislauf beschleunigten. Hieraus schliesst L., dass die Lungenvaso-
motoren gar keinen oder einen sehr geringen Tonus besitzen. Er
fand ferner, dass die Lungengefässnerven auf reflectorischem Wege
unerregbar seien, wohl aber durch die directe Reizung der Medulla
oblongata, durch Athemsuspension, Strychninvergiftung oder durch
Faradisirung des Halsmarks.
Dass die Blutdrucksteigerung in der Lungenarterie, welche
durch die zuletzt genannten Eingriffe erreicht wurde, wirklich der
Ausdruck einer Erregung der Lungenvasomotoren und nicht ledig-
lich mit dem grossen Kreislauf fortgepflanzt ist, beweist L. durch
eine Reihe von Versuchen, welche im Original einzuseben Bind, und
von denen besonders der letzte beweisend ist, in dem durch Athem-
suspension eine Blutdrucksteigerung in der Lungenarterie erzielt
wurde, während der Druck im grossen Kreislauf gleichzeitig absank.
Was den Verlauf der Lungengefässnerven anlangt, so zeigt L.,
dass dieselben in der Bahn der Vagosympathici nicht verlaufen,
sondern dass sie ausschliesslich im Halsmark enthalten sind. Die
Reizung des peripheren Vagusstumpfs am atropinisirten Thiere blieb
ohne Einfluss auf den Druck in der Lungenarterie.
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Bollinoes, Milibrandbacterien.
641
Da nun auch nach Durchsehneidung des Halsraarks die Unter-
bindung einer Lungenarlerie ohne Einfluss auf den arteriellen Druck
blieb, so war damit die Möglichkeit einei Erweiterung der offen ge-
bliebenen Uefässbabnen auf nervösem Wege widerlegt, und es blieb
nur die zweite Erklärung übrig.
Der Nachweis einer Drucksteigerung vor dem Hinderniss war
nicht ohne Schwierigkeiten. Es zeigte sich, dass der Quecksilber-
noanoraeter für diese Druckschwankungen nicht empfindlich genug
war. Es gelang der Nachweis einer wenn auch geringen Druck-
steigerung jedoch mit Hilfe eines mit Sodalösung gefüllten Mano-
meters. Die grosse Dehnbarkeit und die geringe Dicke der Lungen-
arterienwand erklären, weshalb diese geringe Drucksteigerung ge-
nügt, um selbst eine erhebliche Verengerung des Strombetts zu
compensiren.
Da mithin selbst sehr ausgedehnte Einengungen des Pulmonal-
arterienbetts den arteriellen Druck unbeeinflusst lassen, sind diejenigen
Thatsachen, welche mit der im Eingänge erwähnten Auffassung im
Widerspruch »toben, leicht verständlich. Den druckerniedrigenden
Einfluss grosser pleuritischer Ergüsse erklärt Vf. durch den Druck,
welchen dieselben auf das Herz ausüben, durch die Comprossion und
die Verschiebung desselben.
Betreffs einer ausführlicheren Herstellung der letzten Erörter-
ungen muss auf das Original verwiesen werden. Litten.
0. Bollinger, lieber die Bedeutung der Milzbrandbacterien.
Deutliche Zeitschr. f. Thierrad. II, 341.
B. bestätigte durch initgetheilte Experimente die schon von
Brauell und Davaine gemachte Angabe, dass sowohl das Fruchtwasser
wie das Blut der Embryonen miizbrandkranker Thiere frei von Bacterien
ist und keine virulenten Eigenschaften besitzt, während das mütter-
liche Blut sehr virulent ist. (Es ist nur zu bedauern, dass von dem
bacteridienhaltigen wirksamen Blute der Mutter 2 Grm. subcutan
injicirt wurden, während von dem bacterienfreien fötalen Blute nur
ein mit demselben getränkter Faden unter die Haut eingezogen
wurde. Ref.). Es ist wohl kaum anzunebmen, dass das Milzbrand-
gift, wenn es neben den Bacterien noch in gelöstem Zustande oder
in fein moleculärer Form im mütterlichen Blute vorhanden wäre,
nicht durch die Placenta in das fötale Blut hineingelangen sollte, wie
es z. B. bei acuten Exanthemen, Pocken etc. der Fall ist, während
das Fehlen desselben leicht zu erklären ist, wenn man die Bacteridien
mit demselben identificirt. Obgleich es sehr wahrscheinlich ist, dass
durch die Bacteridien bedingt chemisch reizende and fiebererzeugende
Substanzen im inflcirten Organismus sich entwickeln, so glaubt B.
XIV. Jshrgaug, 4t
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Gexsssicb, pathologische Anatomie de« Sympathicus.
«loch nicht, dass in diesen Stoffen das eigentliche Gift zu suchen sei,
besonders weit sowohl durch Fäulniss als durch kurzes Kochen die
Wirksamkeit des Milzbrandgiftes vollkommen vernichtet wird, und
weil in denjenigen Fallen, wo anscheinend bacterienfreie Stoffe In-
fection bewirkten, aus dem Auftreten von Bacteridien in dem in-
ficirten Thiere auf das Vorhandensein der Keime in dem Impfstoffe
geschlossen werden müsse. Schliesslich sei noch erwähnt, dass B.
seine frühere Anschauung Uber die biologische Stellung der Bacte-
ridien (Cbl. 1872, 417) verlassen hat und dieselben nuu mit Cohn als
eine cigeue Bacillusart ansieht. Orth.
A. Genereich, Beitrag zur Anatomie und pathologischen Ana-
tomie der am sympathischen Bauchgeflechte des Menschen
befindlichen Pacini’schen Körperchen. Wiener medic. Jabrb, 1876.
8. 138.
G. untersuchte bei 82 Leichen an verschiedenen Krankheiten
verstorbener Individuen die Pacini’schen Körper des sympathischen
Bauchgeflechtes; er fand dieselbeu in 73 Fällen; ihre Grösse und
Anzahl war vom Geschlecht und der Krankheit unabhängig. Die
Grösse stand dagegen in einem annähernd constanten, proportionalen
Verhältnis zu dem Alter der Individuen. Bei Kindern und im
jugendlichen Alter betrug ihre Länge im Mittel 1,0 — 1,5 mm., ihre
Breite 0,5 — 1,0 mm., in den vorgerückteren Lebensperioden werden
sie um einiges grösser, die umfangreichsten, 3,6 mm. langen uud
2 — 3 mm. breiten fand er bei Leuten jenseits 50 Jahren. Die Be-
schreibung des anatomischen Baues scbliesst sieb genau an die von
Axel, Key & RetziüS gegebene. Die ganz grossen Formen der
Pacini’schen Körperchen, welche G. öfters bei älteren Individuen fand,
sind durch eine ödematöse Schwellung zu Stande gekommen ; für
diese8 0edem,das unabhängig von sonstigen hydropischen Schwellungen
(einmal bei einem Fall von Kohlenoxydvergiftung) beobachtet wurde,
nimmt Vf. eine locale Entstehungsursache an. Nach ihm findet eine
fibröse Verdickung der Kapsel statt, welche den Rücklauf des Blut-
und Lymphstromes beeinträchtigt und so die seröse Durchtränkung
der kleinen Organe bedingt. Da diese fibröse Verdickung besonders
oft im höheren Alter vorkommt, erklärt sich die in dieser Zeitperiode
beobachtete Grössenzunahme der Pacini’schen Körperchen.
An andereu pathologischen Veränderungen fand Vf. in einem
Falle Verkalkungsstellen in der Arterie des Stieles, sowie in deren
Aesten, ohne eine bemerkbare Abnormität an den Nerveneod-
apparaten; in einem zweiten Falle war der Stiel des Pacini’schen
Körperchens sowie der Innenkolben vollständig fettig degenerirt.
QrawiU.
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Dittkl, Prostatabypurtropliie. 64&
Dittel, Zur Behandlung der Hypertrophie der Vorsteherdrüse.
Wiener mcd. Wocbenschr. 1876. No. 22 — 25
Die Behandlung der Prostata- Hypertrophien kann zwei Wege
einschlagen. Entweder man wählt ein palliatives Verfahren, indem
man oberhalb der Symphyse dauernd eine Canüle in die Blase ein-
legt; oder man sucht das Grundleiden zu bekämpfen durch Verklei-
nerung der geschwollenen Drüse. — Für den ersten Weg, den hohen
Blasenstich, hat sich neuerdings Thompson ausgesprochen und zwar
weudet er eine eigentümliche Methode au. Er führt nämlich einen
gekrümmten, abgestutzten Katheter mit einem Obturator versehen in
die Blase ein, drängt ihn oberhalb der Symphyse gegen die Bauch-
wand und eröffnet die Blase mittelst eines kleinen Schnittes durch
die Linea alba und die Blasenwand, welcher eben nur den Katheter
durchtreten lässt. Nach Entfernung des Obturators wird nun in den
Katheter das zum Liegenbleiben bestimmte elastische Kohr eingeführt,
an der Baucbwand befestigt und der Katheter ausgezogen. — Vf.
spricht sich ebenfalls für den Blaseustich aus, den er schon lange an-
wendet und bedient sich dafür der alten Operalionsmethode mit-
telst des Fi.OUREKS’schen Troicarts, welche er für ungefährlicher hält
als den Schnitt. 4 — 6 Tage nach der Operation wird ein Nelaton'-
scher Katheter anstatt der silbernen Canüle in die Blasenwunde ge-
schoben und in folgender Weise festgehalten : Eine gefensterte Kaut-
schukplatte wird auf die Blasengegend gelegt und durch einen Becken-
riemen befestigt. Durch das Fenster wird der Katheter hindurchge-
führt und durch eine vor der Platte hindurchgestochene lange Insecten-
nadel flxirt, die Spitzen umgebogen uud durch einige Heftpflaster-
streifen an der Platte befestigt. Zur Noth kann man die Platte ent-
behren und die Bauchwand gegen deu Druck der Nadel durch unter-
gelegtes Heftpflaster schützen. Die auch von SociN empfohlene Punction
der Blase mit Aspiration des Urins verwirft Vf., da die Operation
mehrmals an einem Tage wiederholt werden müsste.
Der zweite Weg, die directe Verkleinerung der Drüse durch
Jodinjectionen ist von Heine betreten worden. Es können dabei sehr
leicht Täuschungen über die therapeutischen Erfolge Vorkommen, da
die Drüse sehr schwer zu messen und da dieselbe bei ihrem Gefäsa-
reichthum acuten Schwellungen, Oedemen ausgesetzt ist, welche bei
geeigneter Behandlung auch ohne injection verschwinden. Vier
mit Injectionen behandelte Fälle haben D. zu der Ueberzeugung
geführt, dass die Injection in die Prostata ein nicht ungefährlicher
und sehr unsicherer Versuch sei. E. Nüster.
4t»
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644
Bach, Sebädelfrsctnren.
W. Baum, Beitrag zur Lehre von den indirecteu Hehädelfracturen.
v. Lanofnbkck’b Arcb. XIX. S. 381.
Fracturen des Schädels, welche der an einer Stelle wirkenden
Gewalt gerade gegenüberliegen kommen, nicht vor. Alles was die
Casuistik über solche Brüche Beweiskräftiges Vorbringen zu können
meinte, lässt sich ebenso leicht widerlegon als die Hypothese, es
könnten dieselben durch Schwingungen oder eigentümliche Elastici-
täts Verhältnisse der Knochen erklärt werden. B. schlicsst aus Ver-
suchen, bei denen glattgeschliffene und mit Band bestreute Knochen
mittelst der Stimmgabel angesprochen wurden, dass am Schädel über-
haupt nur stehende Schwingungen Vorkommen, welche nach be-
kannten physikalischen Tbatsachen eine Continuitätstrennung zu er-
zeugen nicht im Stande sind. Ebenso wird die angeblich sehr grosse
Elasticität der Schädelknocben durch Cohnbtein’s und Vf. Versuche
nahezu hinfällig; sie kann auf alle Fälle Dicht vom Material sondern
höchstens von der Form derselben abgeleitet werden.
Um indirecte Brüche zu erzeugen bediente sich B. eines modi-
ficirten Schraubstocks. Bei Compression des occipito-frontalen Durch-
messers durch denselben bewegten sieb Stirn und Hinterhaupt um
eine frontale Achse und näherten sich mit ihren allein angegriffenen
unteren Segmenten einander während die Seitenwandbeine messbar
bald nach aussen bald nach innen verbogen wurden. Compression
des biparietalen Durchmessers bewirkte eine Rotation der unteren
seitlichen Schädelsegmente, welche sich zum Felsenbein verjüngen,
um eine sagittale Achse. Durch diesen Mechanismus kommen folgende
Formen indirecter Brüche zu Stande, in welche sich alle am Lebenden
zu beobachtenden einreihen lassen:
1. Die Schädelwand wird an einer Stelle centripetal einge-
drückt. Das Centrum dieser Stelle bleibt, falls es resistenter ist
als die Umgebung, intact, während an der Peripherie die Cohäsion
unter Entstehung meist kurzer und längslaufender Fissuren aufge-
hoben wird.
2. Der Länge nach verlaufende Fissuren, welche durchschnitt-
lich in der Nähe des durch den Uebergang vom Scheitel in die
Schläfe gebildeten Winkels liegen, resultiren aus der Compression
jedes der beiden Hauptdurchmesser. Ob zu ihrer Entstehung eine
einfache Gewalt ausreicht oder eine an zwei entgegengesetzten
Punkten angreifende nothwendig ist, bleibt unentschieden.
3. In der Frontalebene verlaufende Irradiationsfissuren, welche
sich von der Schläfe zur mittleren Schädelgrube erstreckten, bilden
das Resultat der Einkeilung der Stirnhälfte des Kopfes in die breitere
Hinterhauptshälfte und erfordern zwei in entgegengesetzter Richtung
treibende Gewalten.
Am Schädelgrund unterscheidet B. Irradiationsfissuren and
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»Schkillkb, Blickfeld.
645
iaolirte ßasisbriiche. Die ersteren sind directen oder iudirecten Ur-
sprungs. Im ersteren Falle beginnen sie als Sternbruch an der ge-
troffenen Stelle ; im andern erreichen sie den Scheitel nicht. Sie
entstehn entweder durch (Joropression des occipito-frontalen Durch-
messers und verlaufen dann von der Schläfe zur mittleren Schädel-
grube, oder sie zweigen sich von einer schon bestehenden Basis-
fraktur bei fortwirkendem Druck in beliebiger Richtung ab.
Die isolirten Basisbrüche beschreiben im Gegensatz zu deu
radiär gestellten Irradiationsfissuren eine mehr horizontale Fractur-
linie, entstehen durch die andrängende Gewalt der Halswirbelsäule
und bilden deu bekanten aus dem Clivus Blumenbachii, den Gelonk-
theilen des Hinterhauptbeins und den Spitzen der Feiseubeinpyramiden
zusammengesetzten Keil. Wilb. Koch.
Schneller, Stndien über das Blickfeld, v. GnirK’3 Arcb. xxi. 3. s. m.
S. bedient sich des FÖHSTER’achen Perimeters in der Weise,
dass ein Zahlenbrettchen vor demselben befestigt wird, sowie auf dem
Schlitten des Perimeterbogens kleine Schrift (Sneu.es I Vn — II).
Bei allem Stellungen des Bogens wird von 10 zu 10 Grad bestimmt,
wie weit der Schlitten verschoben werden darf, während die Schrift
buchstabenweise noch erkannt wird. Die Stelle, wo dies noch ge-
schieht, bezeichnet die Grenze des Blickfeldes. In gleicher Weise
kann dies an einer schwarzen, von der Mitte aus von weissen
Strichen radiär in Zwischenräumen von 10 zu 10 Grad getheiltea
Tafel geschehen. Die nach beiden Methoden gewonnenen Blickfelder
werden auf ZeichenOlätter übertragen; diejenigen für die peri-
metrisch erhaltenen Blickfelder zeigen concentrische Kreise, deren
Radien immer um gleich 5,454 mm. zunehmen (Vio der natürlichen
Grösse). Bei dem Tafelblickfeld werden die Entfernungen, in denen
LinieD, die unter gleichen Winkeln an einem Punkte immer weiter
nach aussen auf sic fallen, diese treffen, allmählich steigen und bei-
spielsweise daher bei 80 # 177,22 raro. betragen. Hervorragende
Thcile des Gesichts können durch ein- und abwärts brechende
Prismen in dem entsprechenden Radius eiiminirt. werden. Ist dies
der Fall, dann sind die eigentlichen Grenzen des Blickfeldes nahezu
Kreisfiguren. Gegenüber früheren Untersuchungen erscheint das
Blickfeld mehr nach oben gerichtet (49°). Mit zunehmender Er-
müdung werden die Grenzen des Blickfeldes enger; letzteres ist ferner
wesentlich eingeengt bei H, M und A 3. Beim myopischen Auge
fehlt die Einengung nach unten. Bei pathologischen Zuständen der
Muskeln findet das gemeinsame Blickfeld seine Grenze in derjenigen
Linie, in welcher die Doppelbilder beginneu. S. untersuchte vorher
die normale Neigung zur Convergenz und Divergenz bei der Bück-
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646
Rknrxk, Gelenkrheumatismus.
riehtung nach oben und unten, und fand bei Aufwärtsbewegung um
20 — 40 0 eine Divergenz von 2 — 2% °, bei Abwärtsbewegung um 16
bis 30° eine Convergenz von 2% — 3% °, umgekehrt auch zwischen
15° und 25° Convergenz eine Höhenabweichung von 2 — 5°. An
einer Reihe von Augenmuskellähmungen werden Doppelbilderlinien
und die betreffenden Einschränkungen des Blickfeldes dcmonstrirt
und daraus der Schluss gezogen, dass fast bei allen Stellungen der
Augen jeder Augenmuskel sich activ betheiligt. Beim Strabismus
ist in den meisten Fällen das Blickfeld nach der entsprechenden
Seite gar nicht oder nur wenig erweitert; die Ursache des Strabismus
wird daher der Schwäche des betreffenden Antagonisten zugeschrieben
und in diesem Sinne die Vorlagerung empfohlen, welche sich in der
Ausführung der VVECKER’schen anschliesst. Die Dosirung vor der
Knüpfung der Fäden wird in der Elevationsstellung bestimmt; der
Endeffect der Vorlagerung bei enggeschnürtem Faden pflegt in Bezug
auf Stellung des Auges 12H — 16° wirklicher Drehung, in Bezug auf
die Beweglichkeitsvermehrung nach der operirten Seite 10 — 12 0 zu
betragen. Bleibt eine Höhendifferenz zurück, so kann dieselbe durch
eineu Faden regulirt werden, der an zwei ca. 3 mm. von einander
entfernten Stellen dicht unter der Hornhaut ein- und ca. 6 mro.
tiefer in gleicher Entfernung von einander ausgeführt wird. Zur
Verstärkung der Wirkung kann dies auf dum anderen Auge ober-
halb der Hornhaut geschehen. Bei grösserer Höhendifferenz Rück-
lagerung des R. Superior. Michel (Erlangen).
Beneke, Zur Pathogenese des Gelenkrheumatismus. Berlin. Hin.
Wochenacbr. 1876. No. 12.
Von 223 in Bad Nauheim beobachteten Kranken wareu 109
männlich, 114 weiblich, unter 20 ausserdem im Londoner deutschen
Hospital (das aber vorzugsweise von männlichen Arbeitern bevölkert
ist) nur 3 weiblich. Von 214 Kranken, bei denen sich ein erster
acuter Anfall ermitteln liess, fiel dieser
zwischen 3. und 5. Lebensjahr bei 3 Männern und 1 Weib.
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Jorruov, Decubitus bei Gehirnleiden.
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In 214 Fällen konnten bestimmte ätiologische Momente ermittelt
werden und zwar: erbliche Anlage in 74 Fällen, als directe ver-
anlassende Ursachen ferner: Erkältung 11 Mal, Erschöpfun-
dureh rasch auf einander folgende Wochenbetten 2 Mal, geschlecht-
liche Excesse 10 Mal, Uterusleiden 3 Mal etc. — Als in ent-
fernterem Zusammenhang stehend wurden ermittelt: scrophulöse
Constitution (Abstammung von Phthisikern) in 14. Uterusleiden
in 23, schwere Wo ch e n be tt lei den (und Lactatio nimia) in 11,
Nervosität in 12, con st i tu t ioel le Schwäche in 6 Fällen. Dann
folgen Nervenleiden, iiberstandene acute Krankheiten, Gonorrhoe,
Blutungen u. dgl. in.
Den Einfluss aller dieser Momente findet B. in der Schwächung
der Nervensphäre, in Folge deren es zu einer gesteigerten Bildung
und Anhäufung organischer Säuren und einem relativen Mangel an
Kali kommt. Nur bei solchen Personen, bei welchen diese hier an-
gedeutete humorale Basis vorhanden ist werden die occasionellen Ur-
sachen die Rheumarthritis erzeugen. Für diese Anschauung spricht
nach B. auch die Thatsache, dass die Krankheit bei Pflanzenfressern
die ja mehr Kali und weniger Phosphorsäure einführen als Fleisch-
fresser, fast gar nicht vorkommt (?). Auch eine sehr Stickstoff- und
phosphorsäurereiche Nahrung soll, falls nicht gleichzeitig eine genügende
Menge von Kali (pflanzensaure Salze) eingeführt wird, die Disposi-
tion steigern. Demnach wäre zur Tilgung der Disposition ausser der
Stärkung des Nervensystems die Darreichung kalireicher Kost zu
empfehlen. * Senator.
A. Joffroy, Note sur l’eschare fessifcre et ses rapports avec les
lesions des lobes posterieurs des hßinisphöres cerebraux. Arch.
gdn. 1876. 8. 67.
Bildet sich bei einem Hemiplegischen sehr bald nach dem Insult
ein Decubitus auf der der gelähmten Seite ungehörigen Hinterbacke
aus, so ist dieses Zeichen nach Charcot (Cbl. 1868, 396) von der
übelsten Vorbedeutung. Vf. hat nun drei Fälle von Hirnerweichung
und einen Fall allgemeiner progressiver Paralyse beobachtet, in
welchen dieses .Symptom in exquisiter Weise sich ausbildete und wo
die Läsion in einem der Hinterhauptslappen deB Gehirnes angetroffen
wurde. In dem Fall von progressiver allgemeiner Paralyse waren
die Erscheinungen der Periencephalitis der Hinterhauptslappen sehr
ansgebildet. Auf eine Läsion gerade dieser Hirnregioneu glaubt also
Vf. das in Rede stehende Phänomen beziehen za dürfen. Die Stützen
für diese Ansicht J.’s scheinen dem Ref. noch nicht hinreichend be-
gründet — siebe die Auseinandersetzungen des Vf’s. im Original.
Nur das glauben wir hier noch hervorheben zu müssen, das J. einen
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Hamilton, Reflexparalyse
Werth darauf legt, dass die Läsionen nervöser Centren, welche tro-
phische Störungen der Haut itn Gefolge haben, stets den Stellen benach-
bart sind, welche den Functionen der Sensibilität vorstehen. So sah Vf.
in einem Fall, wo eine Hämorrhagie die Vormauer und einen Theil
des extraventriculären Kerns des Corp. Striatum zerstört hatte, nur
ein Erythem und eine sehr oberflächliche Hautexcoriation auf der
der gelähmten Seite angchörigen Hinterbacke, ln einem zweiten
Fall von Hämorrhagie erstreckte sich der Blutherd bis in den Occipi-
tallappen unter Zerstörung des Thal, optic. und es entwickelte sich
in wenigen Tagen auf der Hinterbacke der gelähmten Seite eine
ausgedehnte und tiefgehende Hautnekrose, ln beiden Fällen war
die Krankheitsdaucr eine gleiche, zehn Tage währende, gewesen. —
Bernhardt.
D. J. Hamilton, On reflex paralysls and urinary puraplegia.
Brit. and toreign med. chir. review. CXIV. S 440.
Vf. unterscheidet 1) eine wirkliche Reflexparalyse, bei welcher
nach dem Tode an der Medulla spinalis sich keine nachweisbaren
pathologischen Veränderungen vorfinden und welche entweder auf
einen zu lange ausgedehnten Gefässkrampf und dadurch bedingte
Anämie des Marks oder auf eine blosse Erschöpfung desselben zu-
rückzuführen ist, und 2) eine wirkliche Paraplegia urinaria, bei der
sich nachweisbare Veränderungen am Rückenmark vorfinden. Diese
letztere Form findet sich namentlich bei chronisch entzündlichen, mit
Eiterbildung einhergehenden Processen der harnleitendeu Wege. Für
letztere Form wird das Beispiel eines 47jährigen Mannes angeführt,
welcher früher an einem Tripper und neuerdings an verschiedenen*
etwas unklar beschriebenen Urinbeschwerden gelitten hatte. Derselbe
wurde innerhalb eines Zeitraumes von 10 — 14 Tagen von einer Para-
plegie befallen, von welcher er sich zuerst unter Sorgfältiger Behand-
lung seiner Blasenbeschwerden erholte, um später einem Rückfalle
zu erliegen. Die ('bduction ergab eine eitrige Pyelitis und Cystitis
und eine durch das ganze Rückenmark hin verbreiterte Erweiterung
und Tbrombosirung der kleinen Gefässe und conseeutive Erweicbungs-
proccsse im Mark. Das Nähere der Beschreibung siehe im Original.
Ein zweiter Fall dagegen handelt von einem an Tripper erkraukt
gewesenen Mann, der seit einigen Wochen an lebhaften Schmerzen
in der Lumbalgegend gelitten und eiue allmähliche Abnahme der
Kraft seiner Unterextremitäten bemerkt hatte. Derselbe wurde eines
Tages plötzlich total paraplegisch und musste katbeterisirt werden.
Sensibilität und Reflexaction war an den UDterextremitäten ver-
schwunden. Innerhalb 24 Stunden starb er. Man fand bei der
Section die Aorta atberomatös und am Anfangstbeil der Bauchaoita
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Kimm , Herpe» Zoster.
649
X
ein ziemlich grosses Aneurysma, welches die entsprechenden Wirbel-
körper schon crodirt hatte; indessen bestand keine Communication
mit dem Wirbelcanal. Das Mark selbst war nur abnorm blass, ira
Uebrigen konnte aber weder bei frischer Untersuchung noch später
nach der Erhärtung etwas Abnormes naebgewiesen werden. Nur
die nervösen Gefässe des Markes waren sehr gewunden und blut-
reich. Vl'. glaubt, dass der Druck des Aneurysmas auf die Nieren-
gefässe und Nerven und auf die grossen Sympathicusgeflechte im
Unterleib reflectorisch eine Anämie des Marks und damit die Krank-
heit herbeigefiihrt habe. Bemhsrdt.
0. Riesel, Zur Pathologie des Herpes Zoster. Deutliche med. Wochen-
schrift 187G. No. 23.
Im Anschlüsse an einen Fall von traumatischem Zoster bekämpit
Vf. die v. BÄBEtiSPRUNo’sche Theorie der Zostergenese durch Erkran-
kung trophischer Nerven. Bei einer 36jäl rigen etwas anämischen
Frau wurde nach ein^r Ex«tirpntinn der linker Mamma der linke
Arm auf ein Rosshaarkissen gelagert, wobei die wollene Randschnur
des Kissens den Oberarm, einige Finger breit über dem Condyl. in-
ternus drückte. Am nächsten Tage, während das Kissen lag, ent-
stand Schmerz auf der Volarseite des Unterarms, einen Tag daiauf
eine grosse Zahl quaddelartiger Infiltrationen, welche sieh uoch am
selbigen Tage in Zosterefflorescenzen verwandelten. Der weitere Ver-
lauf war normal. Vf. hebt zunächst hervor, dass das Trauma last
ausschliesslich den Stamm eines Hautnerven und zwar kurz nach
seinem Durchtritt durch die Fascie in das Unterhautbindcgewebe be-
trifft, und dass, ähnlich wie in zwei ßons’schen Fällen, ein kurzes
und leichtes Trauma den Zoster hervorrief. Daher zieht Vf. Ana-
logien zwischen diesem Fall und den tr&uinatischeu Lähmungen nach
Druck oder Quetschung motorischer Nerven, besonders am Arm.
Wie nach Quetschung der Nervenstämme , nach Ekb, der Entzüu-
dungsvorgaug läugs des Neuriletns sich bis in die feinstcu Verzwei-
gungen lortpflanzt und hier in die Muskelsubstanz übergeht, so nimmt
Vf. für den Zoster eine directc Fortleitung des Entzündungsvorganges
von dem Trauma längs des Neuriletns bis in die vom Zoster be-
fallenen Hautpartien an. Diesem Befunde entsprechen auch die
HAiGBT’schen Untersuchungen (Cbl. 1869. 89). Mithin ist Vf. gleich
Friedrkich der Ansicht, dass man auf die Störung angenommener
trophischer Nerven in diesen Fällen gar nicht zu recurriren brauche,
sondern es mit einer fortgeleiteten Neuritis zu thun habe. Zwar
scheint der KAPOSl’scbe Fall (Cbl. 1870. 364) die BÄRKNSPKüNU’sche
Annahme eines Zoster durch blosse Entzündung der Spinalganglien
zu bestätigen; allein in allen Fällen, in welchen, wie bei Wyss (Cbl.
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650
Hkcboch; Bis«, Chinin.
1872. 108), die peripheren Nerven genau untersucht wurden, fand
sich eine Fortleitung des Entzündungsvorganges längs der NerveD-
scheide. Zum Schluss macht Vf. auf die Seltenheit des Vorkommens
von Zoster bei Caries der Wirbel und namentlich der Halswirbel,
bei welchen eine Läsion der Ganglien gewiss häufig Vorkommen
muss, aufmerksam; ebenso bei Aneurysma der Carotis, bei welchem
eine Irritation des Halssyrapathicus kaum ausfdeibt. Alle diese Fälle
sprechen nach Vf. dagegen, dass eine Affection trophischer oder vaso-
motorischer Nerven dazu genüge, um einen Zoster hervorzurufen.
O Simon.
1) H. Heubach, Beiträge zur Pharmakodynamik des Chinins.
Arcb. f. exper. Pathoi. n. Phnnnskoi. v. s. i. 2) C. Binz, Literarische
Notizen zu vorstehendem Thema. Rb«n<u a. 38.
1) f ür die Mittheilung im Cbl. 1874, 673 werden hier die ein-
zelnen Versuche beigebracht. Gegenüber der Mittheilung Schroff’s
(Cbl. 1875, 768) hält H. seine früheren Angaben aufrecht, wonach
das Chinin lediglich durch Verlangsamung der Herzaction den Blut-
druck herabsetzt. In seinen Experimenten sah er nach mässigen
Cbirmidosen auf Reizung sensibler Nerven dieselbe Blntdrucksteigerung
eintreten, wie bei unvergifteten Thieren. Erst toxische direct in die
Gelasse injicirte Gaben bewirken Lähmung der Vasomotoren.
Danach fehlt den Versuchen, die fieberheilende Wirkung des
Chinins durch verminderte Reflexerregbarkeit vasomotorischer Apparate
zu erklären, der Boden.
Bei Bearbeitung der Frage nach dem Mechanismus der Ver-
giftung durch grosse Gaben Chinin ergab sich noch folgendes merk-
würdige Resultat: Katzen ertragen Morphin und Chinin, jedes allein,
ohne andere Folge als die der gewöhnlichen Depression, dort des
Sensoriums, hier der Temperatur. Giebt man aber beide Alkaloide
zusammen, so entstehen Krämpfe, die vom Mittelhirri ausgehen und
bald das Rückenmark ergreifen, im Ganzen den Krämpfen nach
Santonin (Cbl. 1875, 547) sehr ähnlich sind. — Die eingehende
Prüfung der localen Einwirkung einer ganz schwach basischen
Chininlösung auf die peripheren Nerven beim Frosch zeigte gegen-
über dem Controlexperiment zuerst ein langsameres Absinken der
Erregbarkeit, also eine relative Erhöhung, später schnelleres Ab-
sterben. Die Reizung wurde mit der HELMHOLTz’schen Modification
des Inductionsstromes bewirkt.
H. zieht aus allen vom Chinin gegenüber dem Nervensystem
bekannten Wirkungen den Schluss, dass sich hier nirgends ein Weg
zeige, der zu einer klaren Deutung der Antipyrese hinführe. Er
verweist dagegen auf eine neue von Pflüger zuerst gemachte Er-
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COLO»»!«T!. PlTBE».
651
fatirung, die abermals eine sehr deutliche Hemmung eines rein pro-
toplasrnatischen Oxydationsvorganges durch Chinin darthut. Bringt
man zu der phosphorescirenden Infusion von Seefischen eine Spur
Chinin, z. B. itn Verhältnis von 1 : 14,000, so tritt augenblicklich
Abnahme der Phosphorescenz, d. h. der lebhaften Oxydation der
zelligen Gebilde ein, durch deren fortwährende Verbrennung das
Lichtphänomen erzeugt wird. Chinin wirkte entschieden stärker ein
als Carbolsäure oder Strychnin. Ist, wie PFLÜGER anniimut, jene
Oxydation ein Vorbild des Ganges der Dinge im menschlichen Or-
ganismus, so folge daraus unabweisbar, dass auch ihre Hemmung
und Unterdrückung durch das Medicament zu Schlüssen direct ver-
wertet werden dürfe, die sich auf menschliche Zellen beziehen.
2) Aus den Notizen ß.’s, die sich besonders gegen JehdSALIMSKY
wenden und hauptsächlich des Vf. Versuche betreffend das Verhalten
des Organismus zum Chinin nach vorausgeschickter Lähmung der
Vasomotoren (Cbl. 1871, 668) in Schutz nehmen, sind als experi-
mentell die Versuche am Vagus des Kaninchens hervorzuheben.
Danach lassen grosse Gaben Chinin einen Stillstand des Herzens bei
electrischer Reizung des einen Vagus nicht mehr zu Stande kommen.
Ein Drittel bis ein Viertel der normalen Pulsschläge wird ungeachtet
dieses Reizes noch ausgeführt. Im Ganzen jedoch liegt dm Inten-
sität und Raschheit dieser Chininwirkung von der gleichnamigen des
Atropins ausserordentlich weit ab und besitzt vorläufig nur toxicolo-
gisches Interesse. Schiffer.
G. Colosanti, Studj sperimentali sulla trasfusione eterogenea
del sangue. Gioru. di tn«d. miliMre. 1876. S.-A. 40 Stn. 8°.
Um dem neuerdings in italienischen Spitälern um sich greifenden Missbrauch
der Lammbluttransfnsion entgegenzutreten hat C. diese historisch «kritische und ex-
perimeutello Studie über die heterogene Transfusion veröffentlicht. Oie Literatur
dieser Frage ist von Collr (1628), der zuerst die beterogeue Transfusion als thera-
peutisches Mittel in Vorschlag brachte, bis auf die neueste Zeit vollständig zusam-
mengestellt. Ans dem Studium der ältereu Literatur geht schon die Verweröichkeit
der heterogenen Transfnsion zweifellos hervor.
Die von C. mitgctbeilten eigenen, au Hunden und Kaninchen Angestellten Ex-
perimente stimmen in ihren Resultaten ganz mit deuen der neueren Untersncher
(Pohfick, Landois u. A.) überein. Stets Hessen sich an den operirteu Thieren die
von sämmtlicheu neueren Untersuchenden übereinstimmend beschriebenen pathologi-
schen Öymptome (Hämoglobinurie n. a. w.) und pathologisch- anatomischen Befunde
(Haemorrhagieen u. s. w.) nacbwei*6D. Boll (Hom).
Pitres, Atrophie mnsculaire consecutive A une scU;rose descen-
dante. Progr. m4d. 187G. No. 8.
Bei einer 79jährigen, seit langer Zeit bemiplegiscben Frau waren die gelähm-
ten Glieder Sitz einer Contractnr nnd einer Atrophie, welche sich an den Mm. inter-
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DEJKKtRX. LkCUARTIH & BsLLAMT. ▼. KRrSKRSTRRS.
osseis, dem Tbenar, den Vorderarm- und Scbultermuskeln derselben Seite bemerk -
licb macht*. Ein alter Blutberd nahm den vorderen Tbeil des recbten Linsenkeros
eia and batte eine grosse Partie der inneren Kapsel zerstört. Die secundäre De-
generation ging von dieser Stelle aus durch den rechten Hirnstiel und die rechte
Pyramide, ebenso wie durch die ganze Länge des linken Rückenmarkseitenstranges
Die atrophischen Muskeln waren schmal, gelblich und zum grossen Tbeil binde-
gewebig entartet. Im Mark nahm die Degeneration den bintereu Tbeil des linken
8eiteustrauges ein. Auf Schnitten durch die obere Partie der CervicalanscliWt-llaitg
con-tatirte man eine Sclerose de* linken Vorderbornes mit fast vollständiger Zer-
störung seiner grossen Nervenzellen, ln allen anderen Theilen des Mark* war die
graue Substanz vollkommen iutact. Bernhardt.
Dejerine, Note snr an cas d’atropliie d’un lobe cerebral, obserre
chez un eliien, avec atrophie secondaire du p^donenle et de Is
Pyramide correspondante. o«« m<5d. J876. No. 3.
Bei eiuem Hunde, dessen Motilität und Sensibilität während de* Lebens durch-
aus iutact erschien, faud Vf. nach dem Tode den grössten Tbeil der vordem recbten
Hirnhälfte durch eine mit wasserklarem Inhalt erfüllte Cyste ersetzt. Die gaute
rechte Hemisphäre reprMser.tirte kaum den dritten Tbeil der linken; Seh- und Streifen-
bügei derselben Seite waren iutact, die Markmasse aber nach ausseu von di-sen
Ganglien stark verschmälert Mit Ansuahme des (atrophischen) rechten Sehnerven
wareu alle übrigen Hirnnerven unversehrt. Der rechte Pedunculus cerebri war um
ein Dritte! kleiner, als der linke, dasselbe galt für die rechte BrÜckenhäifte und die
rechte Pyramide. — Das Rückenmark wurde nicht untersucht Bernhardt.
Lechartin et Bellumy, De la fermentation des fruits. Compt. reni
LXXXI. S. 1127.
Vff. finden im weiteren Verlaufe ihrer Untersuchungen, dass die Menge
der von Birnen beim Aufbewahren abgegebenen COt wechselt nach dem Zu-
stande der Reife, in dem man sie pflückt (unreife Früchte von einem gewissen
Zeitpunkt ab entwickeln mehr COt), und uach der Zeit, die zwischen dem Pflücken
und der Aufteilung des Versuches verläuft. Ein und dieselbn Sorte von Hirnen, in
demselben Zustand der Reife untersucht, liefert stets dieselbe Menge Kohlensäure:
nnd zwar pro 1 Grm. der Substanz 6,0—6,4 — 0,38 Cc. Kohlensäure. Die COt Ent-
wicklung läuft bei unreifen Früchten schneller ab, wie bei reifen und zeigt sich
auch an den Blättern der Kirschen etc. E. Salkowski.
V. v. KruNenstern, Zur Frage über das Cholesteariu. Vntcaow'i
Arcb. LXV. 8 410.
In der Literatur finden sich eiuzelne Angaben übet das Vorkommen von
Cholesteario im Harn, namentlich bei Schwangeren. Vf. untersachte deu Ilaru von
Schwangeren 22 Mal, vou Diabetikern 4 Mal, von Icterus 4 Mal, von Albuminurie
3 Mal, Ilaru nach reichlicher Mahlzeit 2 Mal auf Cholestearin , stets vergeblich.
Auch als Hunden täglich 0,045 — 0,05 Grm. Cholestearin in Keifenlüsung gelost in
die Venen eiugespritzt wurde, fand sich kein Cholestcariu im Harn (10 Mal unter-
sucht) Die Einspritzung von Cholestearin vei araachte keine Symptome, die eut-
gegenstehenden Angaben hierüber sind wohl alle auf die mangelhafte Lösung des
Cholestearin zurückzuführen. Wa- das Vorkommen le* Cholestearin im Harn be-
trifft, so ist früher wohl nicht sorgfältig genug auf d e AusMchliessung morphologi-
scher Elemente geachtet, welche natürlich Cholesteaiiu mit sich führen können.
E. Salkow.kJ
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Lckomsky. Riedel. Pfnzoldt Wintkhnitz.
653
lukomsky, Ueber Molluscum contagiosum, virohhw'« Arch. lxv. s. hs.
In der Beschreibung eiuc» Falles von Molluscum contagiosum, b« i dem sich
in der Bant des Penis 12 etwa erbsengrosse Knötchen fanden, schliefst sich L. der
Anffa^sung von Rktzics an, welcher die Neubildung nicht von den Balgdrfisen,
sondern vom Rete Malpighii ausgeb« n lässt Fr verfolgt die Entwickelung der sog.
Molluskenkörper von grossen, mit deutlichem Kern versehenen Zellen ans, welche
zwischen den Zellen des Rete liegen, in den tiefen Schichten zart und granulirt
sind, je weiter nach der Oberfläche, um so mehr die hornartige Beschaffenheit der
geschrumpften vielgestaltigen Molluskenkörper aunehmen. L. ist geneigt ans dem
Umstände, dass auch an anscheinend normalen Hautstellen Zelleuiuflltration tu der
Cutis bestand, den Process anf Eindringen indifferenter Ruudzellen in das Rete zu
beziehen, die Molluskenkörper demnach als amgewandelte Waudersellen anzusehen
(vgl. 8. 114). Gravrltz.
Riedel, Die Entwickelung der Narbe im Blutgefässe uacli der
Unterbindung. Deutsche Ztschr f. Cbir. VI. S. 459.
Auf Grund zahlreicher Experimente wird die Ansicht von Waldetbk und
Thikhsch bestätigt, dass in einer Reibe von Fällen der Verschloss der Arterie sicher
allein durch die Proliferation des Endothels zu Stande kommt. Meist geht damit
Hand in Hand die Neubildung von Bindegewebe ausserhalb ier elastischen Membran,
welches die letztere stellenweise durchbohrt und mit dem vom Endothel ausgehen-
den Gewebe io Verbindung tritt. Hieraus resultirt eine Art cavernöseo Gewebes,
welches namentlich gegen die Ligatur bin in seinen Wandungen ein mit den Ge-
fässen der Media cominuncirendes eigenes Gefässsystem trägt und sich schliesslich
in Folge stetiger Zunahme der bindegewebigen Elemente zur Narbe umwandelt.
Dieser Vorgang lässt sich an doppelt unterbundenen, bluterfüllten oder blutleeren
Gefasssiucken naebweisen.
Bei der gewöhnlichen Uoterbindang an nur einer Stelle scheint der Abschluss
des Lumens wesentlich ebenso bewerkstelligt zu werden. Nur maskirt die Gegen-
wart des massig vorhandenen Fibrins die Endothelwucheruug, hält sie vielleicht
mach anf. (s. Bai mgabtkx, No. 34). _ WUh. Koch.
F. Penzoltlt, Ein experimenteller Beitrag zur Lehre vom Vesi-
Cll Inrat hllien. Erlanger pbys. med. Stzber. 1876. 14. Febr.
Die Auffassung, dass das Vesiculärathmen eine Modification des bronchialen
in den grösseren Luftwegen entstehenden Athmuugsgeräusches sei, stützt P durch
folgenden Versuch. Hält man eine gut aufgeblasene Kalbslange fest an die Kebl-
kopfsgegend eines Mannes und anscultirt mit dem dicht aufgelegten Ohr während
tiefer Inspiration, so hört man, je nachdem dünnere oder dichtere Longcnschiehten
sich zwischen Ohr und Kehlkopf befinden, mehr oder weniger bauchendes, klang-
artiges oder sogar exquisites Vesiculärathmen. Wird statt durch Lunge durch ein
Stück Leber anscultirt, so hört mau immer das ausgeprägte Bronchialatbmen.
Senator.
W. Winternitz, Eine ungewöhnliche Fieberform. Wien. med. Presse.
1876. No. 17—18.
Ein 48 jähriger Mann litt seit 2 Jahren an Fieberanfälleo, welche täglich in
deD Nachmittagstanden mit Oppresiioo, Hustenreiz, leichtem Frösteln and Cyanose
begannen and- mit Hitae and Schweis* endigten. Das Allgemeinbefinden hatte trotz
der langen Dauer nnr wenig gelitten. Irgend welche Organveränderuogen waren
nicht nachweisbar. Mittelst seines Calorimeters (Cbl. 1875, 567) fand W. in der
Apyrexie Vormittags bei 36,9° Achsel- nnd 37,1° Rectum-Temp. eine Erwärmung des
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654
Ki.inoklhoppkh. Ktitzkm. Hptchisson.
60 Ccm. haltende!! Luftraumes in 10 Min. um 8,1° am Epigastrium, um 6,9° am Ober-
schenkel und um 6,3° au der Wade, im Mittel also au diesen 3 Haut*tellen um
7,1°. Nachmittags im Beginn des Anfalls, während die Temperatur in der Achsel
auf 37,2 und im Rectum auf 37,5 gestiegen war, betrug die Erwärmung des Calori-
meters au d«u 3 genannten Hautstellen bezw. 7,6°, 5,4° und 7,6°, also durchschnitt-
lich nur 5,9°. Die Temperatur der betreffenden Hautstellen betrug bei der ersten
Messung bezw. 37, 6, 33,7, 33,1, bei der zweiten 33,9, 33,0, 31,3. Die somit nachge-
wiesene Zurückhaltung von Wärme und die eigentümlichen im Beginn des Fiebers
auftretendeu Husteuparoxysmeu, bei deneu die IuspiratiQn besonders gehemmt schien,
liessen W. als primäre Ursache des ganzen Processc* eine Stüruug im Nervensystem
und zwar wahrscheinlich im Respiratiouscentrnm annehmen und dem entsprechend
lies» er im Beginn de» Anfalls Abreibungen des Körpers mit **iuem in Wasser von
10° getauchten Lakeii machen bis zur starken Heutröthung. Der Anfall wurde da-
durch coupirt und durch dieses 14 Tage iaog fortgesetzte Verfahren die Krankheit
schliesslich dauernd beseitigt. Senator.
Kliugelhö.Ter, lieitrag zuin Icterus epidemicus. Berl. kiiu. Woeheu-
scbrft. 1876. No. 6.
Stitzer. Heber Teterus epidemicus. Wien. raed. Pr...e. istg No. 13 — 17.
In Heuseuslamm bei Offeubaeh a. M., einem Ort mit 1300—1400 Einwohuern,
trat im Winter 1874/75 eine Gelbsucht - Epidemie auf, von der K. 35 Fälle beob-
achtete, sämmtlich Persouen über 20 Jahre betreffend. Die Gelbsucht trat meist
zu Magencatarrh, der damals ebenfalls ungewöhnlich häufig vorkam, hinzu und ver-
lief meist iu wenigen Tagen günstig; am meisteu litten noch Schwangere und Wöch-
nerinnen. Von erstereu wurden mehrere zu früh entbunden und eine starb.
fl. beobachtete im Juli 1875 bei 5 zu einer Familie gehörigen weiblichen Per-
Houen , welche längere Zeit den übelriechenden Ausdünstungen eines verstopften
Abflussrohres der Küche ausgesetzt waren, Gelbsucht mit Fiebererscheinungen (T«mp.
vou 37,9 — 39, 8°), gastrischen Beschwerden bei gallig gefärbten diarrboiacheu Stahlen
uud starke Benommenheit des Sensoriums. Nach etwa einer Woche nahmen die
Erscheinungen ab uud trat Kecotivalescetiz ein. Der Uriu enthielt Gallenfarbstoff,
Gallensäuren uud zuweileu Spureu vou Eiweiss und bei der mikroskopischen Unter-
suchung viele zerstörte roibe Blutkörperchen“, Scbleimkörpercbeu , Blaseuepithel
uud Bacterien.
Das ganze Kraukbeitsbild und die Entstehung maebt auf Vf. den Eindruck
einer Infection, keineswegs eines gtwöbnlieben Icterus catarrbalis, uud er möchte
sie an die Formen des Icterus gravis oder typhoides aureihen.
Eine ähnliche kleine Endemie aus anscheinend ähnlicher Veranlassung hat
8. im Juli und August 1874 bei 14 Soldaten iu Wetzlar beobachtet (Vgl. Cbl. 1872,
8. 303 und 1875, 8. 96). Senator.
J. Hutchinson, Citeiro-Pompholyx. L»ncet. i8tg. i. No. is.
Unter obigem Namen beschreibt Vf. eiu Leiden , welches Tilbcsy Fox schon
als Dysidrosis beschrieben bat. Meist bei Frauen im mittleren Lebensalter uud von
grosser nervöser Reizbarkeit treten symmetrisch an beiden Händen helle Bläschen
uud Blasen auf, welche tief liegen und Sagokörnern gleichen. Sie platzen oder wer-
den resorbirt, es folgt eiue leichte Desquamation und der Process ist vorüber, um
über kurz oder lang wiederzukehren. Fälle von 12, ja 30jähriger Bauer der Re-
cidive kommen vor. Locale Ursachen sind unbekannt, locale Mittel ohne Erfolg.
O. Simon.
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Mkndkl. v. Massaki. Olshackkk. Bebnkr.
655
£. Mendel, Die Milchsäure als Schlafmittel. Deutsche med. Wochen-
schrift. 1876. No. 17.
Vf. empfiehlt die Darreichung des Mittels in Klystieren. Br nahm hierzu 10
bis 20 Grm. der Säure , dio er mit Natron neutralisirte. Bei Agrypuieen, wie sie
bisweilen nach langen KrankbeiNznständen eintreteu , ferner bei erregten Geistes-
kranken sah er oft nach dieser Medication Schlaf eintreteu, während Chloral und
Morphium iu hoher Gabe nutzlos «»gewendet worden waren, lieble Folgen fehlten;
lediglich eine vorübergehende Steigerung der Urinsecretion lies» sich noch beob-
achten. Wo Schmerzen den Schlaf störten blieb die Milchsäure ohue Erfolg. Viel-
leicht wirkt das Mittel auch günstig auf die Beseitigung gewisser Psychosen. Vf.
ersählt eineu bezüglichen Fall. _____ Schiffer.
J. V. Massari, Fractura pelvis sub partu. Wiener med. Wochenscbr.
1876. No. 7.
Fine 41jährige Vllpara kam mit Eclampsie auf die SpÄTH'sche Klinik. Bei
der Untersuchung fielen zwei, in der Gegend der Tubercula ileo-pectiuea liegende
scharfkantige Knocheuspitzen auf, welche den Bcckenraum etwas verengten, ohne
dass die äussere Messung etwas Abweichendes ergeben hätte. Die mittelst Wendung
und Extractiou ausgeführte Entbindung bot keine Schwierigkeiten. Bei der Section
der nach 32 eclamptiscbeu Anfällen gestorbenen Kranken fanden sich beiderseits
die horizontalen Scbambeinäste nahe dem Tub. ileo-pectineum, ferner die absteigen-
den Schambeinäste au der Ueberga»g«*stelle in die aufsteigeudeu Sitzbeinäste frac-
tnrirt. Ausserdem zeigten die äussern Flächen beider Darmbein«cbaufeln einen je
6 Cm. langen Knocbeuspruug. Iu der Symphyse fand sich ein blutiger Brei. Osteo-
malacie war uicht vorhanden. Die Ursache der Fractureu konnte nur in einem
Fall vom Stuhl vornüber auf die Erde, während des ersten eclamptischen Anfalles,
gefunden werden. v. Iiaaelberg.
R. Olsbausen, lieber Anwendung der Drainage durch die Bauch-
höhle bei der Ovuriotouiie nubst Bericht über 25 Operationen.
Berl. kliu. Woche». ehr. 1876. No. 10 u. 11.
Auf Grund dieser 26 Fälle bekennt O. eich au der von Sims ausgesprochenen
Ansicht, dass die Gefahr der Ovariotomie iu der ausserordentlich leicht darauf fol-
genden Septicämie liege. Dem entsprechend müssen autiseptisebes Verfahren und
Drainage als beste Methoden erscheinen. Während 0. von 10 ohne Drainage und
ohne Carbolnebel Operirten 8 verlor, genasen von den folgenden 15, welche alle
bis auf einem leichten Fall mit Drainage und Carbol operirt wurden, 11. Aller-
dings kommt dies gute Besnltat vielleicht mit auf Kecbuaug günstigerer Aussen-
verhältnisse. v. Heselberg.
H. Berner, Entleerung von Spulwürmern aus dem Nabel. Bayer.
loteil -Bl. 1876. No. 23.
Ohne auffallende Erscheinungen entleerten sich aus einem zu einer Eiterblase
umge wandelten Nabel bei einem 4jährigen Kinde neben einigen Tropfen Eiter vier
lebende Spulwürmer. Die Oeffnuug heilte binnen wenigen Tagen. Vf. glaubt, dass
in diesem Falle das Rudiment des Ductus omphalo-eutericus noch durchgängig war,
dass sieb an der Eiumündungsstelle desselben in das Darmrobr ein Divertikel be-
fanden, in welchen die Würmer hinein geriethen und durch Auseinanderdrängen der
Bindegewebsfasern der Rudimente des Kabelbl&seugauges in deu Nabel gelaugten.
L. Koaenthal.
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656
Wbbb. Williams. Ralfe.
W. H. Webb, Case of hysteria simulatini; progressive loeomotor
Ataxia« Amer. Jonrn. of med. sc. CXLI. 8. 119.
Die 35jäbrige Patientin war aeit dem 14. Jahre verheirathet , batte 2 Monate
darnach angefangen zu raenstruiren, 8 ausgetragene Kinder geboren und mehrmals
abortirt, zuletzt wahrscheinlich künstlich im Mur* 1873. Darnach erkrankte sie
im Herbst 1873 unter vielfachem häuslichen Verdruss an Schlaflosigkeit und Auf-
regung, wurde menschenscheu, klagte dann über Schmerzen im Leibe, Brechneigung.
AU dann die Menses ausblieben, stellten sich intensivere Unterleibsbeschwerden ein,
so dass Patientin zeitweilig bettlägerig wurde. Zwei Monate darnach entwickelte
sich zunächst eine Paralyse der Arme nnd Finger, daun traten lancinirende Schmer-
zen längs der Wirbelsäule und in den Schenkeln auf, Gefühl von Zusammenschnü-
rung in der Brust und im Leibe; Pat. vermochte zwar im Bett die Beine zu be-
wegen, doch konnte sie nicht aufrecht stehen, die Beine erschienen unempfindlich,
steif und machten hahnentritt - ähnliche Bewegungen. Endlich trat L&hmung des
Blasensphincters hinzu, der Urin wurde eiweisshaltig, Puls klein, Temperatur erhöht,
die Hant schien trocken, fettarm; es entwickelten sich Gesichtsstürnngeu. Bei Ap-
plication der Batterie von Gaipfk zeigte »ich der rechte Arm fast ganz nnerapfiud-
licb, der linke war empfindlicher und lieg» leise Muskelcontractionen erkennen. —
Pat genas bei dem Qebrauch von Eisen , kalten Abreibungen und entsprechender
Pflege. *. Martin.
J. Williams, Intermittent eczcnta-dysmenorrhoea. Obst. Jonrn. of
Gr. Brit. & Irel. XXXV. 1876. S. 729.
Die nnn 27jährige Patientin will seit dem 11. Jahre an Fluor albus leiden;
der Abgang nahm im 14. Jahre in 4 wöchentlichen Intervallen an, im 17. Jahre traten
euer»! die Menses ein, unregelmässig, schmerzlos. Im lfi. Jahre entwickelte eich
eine rauhe Stelle zwischen Mittel- und Ringfinger der rechten Hand, welche inr
Zeit des Eintritts der Menstruation ganz verschwand. Im 18. Jahre bestand un-
unterbrochen blutiger Abgang ohne Schmerzen. Pat. erholte zieh auf dem Lande.
Im 21. Jahre atellten sich Schmerzen im Rficken und der Ovarialgegend ein bei
der Regel nnd nun trat jedesmal etwa 14 Tage vor der Menstruation ein Eczem
auf der rechten Hand auf, das Palma nnd Dorsum bedeckte und ebenso 4 Finger
überzog, lebhafte Beschwerden verursachte und nässte. 1 — 2 Tage vor der Regel
trocknet es ein ohne vollständig zn heilen. Di« Menses waren profas, schmerzhaft,
mit grosser Anämie verbanden. Bei längerem Arsenikgebrauch heilte das Eczem,
die Menses wurden regelmässig, weniger profus und schmerzlos. Vf. vermutbet als
Unache der Menstrualbeschwerden eine der an der Hand ähnliche Proruption eines
Eczems. A. Martin.
Ch. H. Ralfe, Two eases of aortic aneurism with inereased se-
cretion of urine. Lancet 1876. i. No. ».
Vf. beobachtete bei 2 Matrosen von bezw. 47 nnd 56 Jahren, welche beide
unterhalb der linken Clavicnla eine pulsirende Geschwulst, wahrscheinlich ein Aneu-
rysma des Aortenbogens batten, längere Zeit eine Über die Norm vermehrte Hfra-
aussebeiduug. Das spec. Gewicht betrug bei dem einen 1009 — 1013, bei dem an-
deren nach einer einmaligen Prüfung 1014, Eiweiss und Zucker waren im Hatu
nicht, HarnstoflP und Phosphorsaure in gewöhnliche Mengen nachweisbar. R. leitet
die Polyurie von Reizung des (linken) Vagus ab Senator.
Druckfehler: 8. 596 Z. 23 von oben lies: kubischen Epithels. — 8. 597 Z. 25
von oben lies: in reinen Beispielen.
Einsendungen für du Central bUtt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Pro f. Senator,
Berlin. (N.) Kraunnicksiraxse 84, and Professor Rosen thal, Erlangen, oder (unter Belseblusa) ss
die Verlaifsbandlonv, Berlin (N.-WJ, unter den Linden 68, adretsiren.
Verlag von August Hlrsehwald ln Berlin. — Druck von H. S. Hermann tn Berlin.
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Wöchentlich erschein«!!
1— * Bogen ; am Schlosse
de« Jahrgang« 'litel, Na-
men- and Baohregtater.
Centralblatt
gen and Poatanat&iten.
flir die
medicinischen Wissenschaften.
Dr. J. Bosenthal,
Profeaaor ln Erlügen.
Redigirt von
und
Dt. H. Senator,
ProfMaor in Berlin.
1876. 9. September. No. 37«
Inhalt! BicaiiiiTü, Knorpel, Knocben und Anilinfarbatoffe (Orig.-Mittb.). —
Elin, Zur Schlaf machenden Wirkung des Natrum lacticum (Orig.-Mittb.). —
Bott; Ciaccio; Hjsvui, Zur Anatomie des Torpedo. — Tieogl; Hbb-
Him, Zuckong-böbe des gereisten Muskels. — Rabl, Granulationsgewebe. —
Baomoagtbn, Lähmung mit Pilsbildnng im Blote. —
Tabchanote, Eintluns der Klectricität auf die rothen Blutkörperchen. —
Tieogl, Tetanisiren durch Inäuenz. — Hbhmann, Querwiderstand der Nerven.—
Hoevath, Abkühlung der Warmblüter. — Qihaid, Hydrocellnlose. — Nkglsen,
Degeneration der Oehirncapillareu. — W assilkwskt, Zur Lehre von deu insen-
siblen Ausgaben im Fieber. — Maas; Heine, Besectiooen des Kehlkopfs. — Woi-
kow, Zur Farbenlehre. — Bosenbach, Seltene auscoltatorische Phänomene. —
Ho bgb, Mediastinaltumor. —
Knorpel, Knochen und Anilinfarbstoffe.
Von Prosector Dr. med. Paul Baningarten in Königsberg.
Seitdem Corsil, Heschl, Jürgens die eigenthümliche Reaction
der Amyloidsubstanz auf gewisse Anilinfarbstoffe kennen gelehrt,
lag es nahe, auch den permanenten Knorpel auf diese Reaction zu
prüfen, da demselben wie Virchow gezeigt, die Eigenschaft inne-
wohnt, auf Jod gleich Amyloid zu reagiren. Daraufhin angestellte
Untersuchungen ergaben sowohl für den permanenten als auch für
den zur Ossification bestimmten oder in der Ossitication begriffenen
Knorpel negative oder unsichere Resultate, dagegen erreicht
man die überraschendsten Farbenunterschiede, wenn man
die gefürbteu Präparate für kurze Zeit einer verdünnten
Salzsäure aussetzt, Zeigt schon der frische hyaline Knorpel bei
dieser Bebandlungsweise Differenzen in der Färbuug seiner zeitigen
Elemente (einzelne violett - rosig, die meistea rein blau) so treten
an Präparaten die von der Epi-Diapbysengrenze eines in Holzessig
(+ CIH) decaleiuirten jugendlichen Röhrenknochens genommen sind,
höchst auffällige und constante Gegensätze in der Färbung der ver-
schiedenen, in die Zusammensetzung des erwähnten Gewebsterri-
toriums eingehenden Substanzen auf. Bringt man einen feinen
X.1V. Jahrgang. 42
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658
Biemqibts», Knorpel, Knochen und Anilinfarbstode.
Schnitt 2 — 5—10 Minuten in Leonhardi’s Tinte (Anilin violet), expo-
nirt ihn danach der C1H - Lösung (2 — 3 Tropfen auf ein Uhr-
schälchen Wasser) so lange, bis an ihm ein schon makroskopisch
ev. mit der Loupe sichtbarer Uebergang des blauen Farbentons in
einen violetten sich vollzogen hat, wäscht dann in Aqu. riest, gut
aus und untersucht in Glycerinum puruin, so erscheint: der Knorpel
bläulich bis schwach lila die verkalkte (seil, olim) Knorpelgrund-
Substanz violett bis rosig, der Knochen röthlich event. entfärbt,
das Markgewebe hellblau.
Die Präparate halten sich in Glycerin vortrefflich, sind aber
zum ßalsatnverschluss nicht recht geeignet, da Alkohol den Farb-
stoff ziemlich schnell extrahirt. Dagegen habe ich in dem Fuchsin
ein Mittel kennen gelernt, welches nicht nur Balsamkitt gestattet,
sondern auch noch schönere grellere Farbencontraste herstellt, wie
das Anilinviolett. Die Methode ist ganz dieselbe — nur darf man
C1H nicht in Wasser auswascheu, sondern muss dazu reines Glycerin
oder, wie gesagt Alkohol, absol. verwenden. Bringt man den ent-
wässerten Schnitt in Nelkenöl, dann in Balsam, so repräsentirt sich
constant folgendes Farbenspiel : Knorpel röthlich* blau oder nur
röthlich oder bläulich, verkalkte Knorpelgrundsubstanz tief himmel-
blau, Knochen roth (ev. entfärbt) alle Kerne, sowol die des Marks
als des Knorpels, caminroth. Hat man sehr intensiv gefärbt, so
wird auch der hyaline Knorpel blau, wodurch dann schon makros-
kopisch ein brillanter Gegensatz zwischen Epi- und Diaphyse ent-
steht.
Für das Studium pathologischer Processe — Rhachitis, Syphilis-
leistet diese Methode, welche alle anderen (Hämatoxylin, Carmio,
Hämatoxylin -f Carrnin) au Schnelligkeit und Glanz der Wirkung
weit übertrifft, vorzügliche Dienste. Für den Nachweis der ver-
kalkten Knorpelgrundsubstanz, deren Spur sieh an decaici-
nirten Präparaten verwischt, ist diu Methode besonders günstig,
denn diese erscheint immer in di r schönsten von der Umgebung grell
absteebendsten Farbe. Aber grade die localen Aberrationen, die
quanti- und qualitativen Veränderungen dieser Schicht spielen bei
den pathologischen Processen unserer üewebsproviuz die grösste
Rolle.
Ausführlicheres über Methode und Anwendung behalte ich mir
für eine grössere Arbeit vor.
Zur Schlaf machenden Wirknng das Natrum lacticum.
Von Dr. Erler, As*ist«nt»rtt der Kurm. Laad-Irren- Anstalt *u Neustadt- Ebtrswald'
In Cbl. 1875, No. 35 ist von W. Pkkyek das milchsaure Natron
als Schlafmittel u. a. auch für tobsüchtige Kranke empfohlen worden und
es sind dauu späterhin solche Versuche an maniaknlisch und melac
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Beleb, Zur SchUf machenden Wirkung des Natrum laoticum. 659
choliscb aufgeregten Patienten von £. Mendel in der Mehrzahl der
Fälle mit günstigem Resultat angestellt worden. Darauf hin habe
ich nun in unserer Anstalt an 7 weiblichen Patienten dies neue Mittel
geprüft, und zwar wurde es in einer Dosis von 12 — 20,0 in Zucker-
wasser entweder eine Stunde vor dem ersten Frühstück oder 2 Stunden
vor dem Abendbrod gereicht. Die Versuche wurden zum Theil bei
frischen Erkrankungsfällen, zum Theil bei bereits längere Zeit mit
anderen Hypnoticis behandelten Tobsüchtigen 10 — 20 Tage hindurch
fortgesetzt. Doch nur in einem einzigen Fall konnte mit einiger
Sicherheit ein positives Resultat angenommen werden. Es betraf
eine 8 Tage vor der Aufnahme erkrankte junge Melancholica mit
Schlaflosigkeit. Sie erhielt anfangs 24,0 Natr. lact., allmählich wurde
bis auf 36,0 pro die gestiegen. Aber auch hier ist der Erfolg immerhin
noch problematisch: denn obgleich Patientin die Nächte, abgesehen
von 2, wo sie wegen grosser Unruhe und Störung im Schlafsaal
isolirt werden musste, ruhig geschlafen batte, so blieb sie doch
während des Tages, besonders in den Vormittagsstunden, also zu
einer Zeit, in welcher am ehesten eine Ermüdung in Folge des am
Morgen gereichten Natr. lact. zu erwarten war, jammernd und klagend
im Bette oder lief unstät und gestikulirend im Zimmer umher, zerriss
ihre Kleider etc. Ferner steigerte sich nicht etwa der damalige
Exaltationszustand, nachdem nach 17tägigem Gebrauch das Mittel
ausgesetzt wurde, sondern hielt sich noch etliche Tage auf derselben
Höhe, um sodann ganz allmählich in den noch gegenwärtig beste-
henden psychischen Depressionszustaud überzugehen.
ln einem zweiten Fall, betreffend eine zum dritten Male in die
Anstalt aufgenommene maniakalisch aufgeregte Krauke, schien das
Natr. lact. von unzweifelhaftem Erfolge zu sein. Selbst hohe Mor-
phiumiujectionen waren nicht im Staude, die Erregung zu raässigen,
wurden deshalb nach und nach mehr reducirt und durch milclisaures
Natron ersetzt. Aufaugs konnte durch 21 — 30,0 pro die nur für die erste
Hälfte der Nacht und für die Vormittagsstuuden Ruhe erzielt werden;
nachdem aber 4 Tage später auf 36,0 — 40,0 gestiegen war, hörte
das Toben und Lärmen bald ganz auf und machte dein erträglichen
Zustand der Ruhe und Zufriedenheit Platz, so dass es möglich wurde,
die Pat. aus der Zelle in den Nähsaal zu versetzen. — Aber nach
kaum 6 Wochen trat ein neuer Paroxysmus von Tobsucht ein, welcher
ohne jede Medication ganz in derselben Weise und, vielleicht weil
überhaupt milderen Charakters, viel schneller verlief als der erste,
so dass es wohl zweifelhaft ist, ob mau jeoen günstigen Erfolg dem
Natr. lact. zuschreiben darf.
Von den übrigen ganz ohue Erfolg gebliebenen 5 Fällen han-
delte es sich bei zweien um schon längere Zeit bestehende, allen
Medicationeu trotzende Tobsucht. Die anderen 3 Fälle waren: eine
vorübergebende Erregung einer chronisch Verrückten, die 3 Wocheu
4a*
660 Boll; Cuccio; Rakvieh, Zur Aaatomie de« Torpedo
anbielt und auf Natr. lact. durchaus keinen Nachlass zeigte, ferner
eine noch frische Manie und endlich eine schon etwas ältere Melan-
cholie mit Erregungszuständen, die merkwürdiger Weise intermit-
tirend einen Tag um den andern aultraten, aber weder auf Natr. lact.
noch auf Chinin wichen, sondern einzig und allein durch Opium be-
seitigt werden konnten.
Aua den hier aufgezählten Versuchen, ebenso aus einer ganzen
Reihe ähnlicher vor meiner Anwesenheit in hiesiger Anstalt an männ-
lichen Individuen angestcllter, geht hervor, dass das miichsaure
Natron durchaus nicht im Stande ist, als Ermtidungs- oder Scblaf-
bereitungsmittel mit unseren bisher gebräuchlichen hierher gehörigen
Medicamenten zu rivalisiren, geschweige denn, dieselben zu ver-
drängen.
Noch sei erwähnt, dass unangenehme Nebenwirkungen bei den
Versuchs patienten nicht bemerkt worden sind. Das Präparat stammte
aus der Officiu von H. Merck — Darmstadt. .,
F. Boll, Nene Untersuchungen zur Anatomie tyju Physiologie
Ton Torpedo. Berl. *c«d. MonaUber. 11. Novbr. 1875. 8. 710-721.
G. Y. Ciaccio, Deila somiglianza tra la piastra elettrica e l’ec-
citomotoria della Torpedine e di alcune differenze che mostrano
nella struttura loro i segmenti interanulari deile tibrc nervee
che vanno all’ organo elettrico della stessa. Roadie, deir A«*d.
dolle scieme doll' Iuotituto di Bologna. 11. Novbr. 1875. 5 Stn.
L. Banrler, Kote sur les terminaisons nerreuses dans les iames
dlectriques de la torpiUe. Compt. rend. 20. Decbr. 1875.
Des Ref. Abhandlung zerfällt in folgende Abschnitte: 1) Ein-
wirkung der 2,5procentigen Kochsalzlösung auf die Ge-
webe von Torpedo. — Wie ftlr die Gewebe des Frosches eine
CINa- Lösung von 0,75 Procent, ist für Torpedo eine Lösung von
2,5 Procent als die physiologische zu betrachten, in der Muskeln und
Nerven ihre Erregbarkeit bewahren und die daher für die histio-
logische und physiologische Untersuchung von Torpedo dieselbe
Wichtigkeit hat, wie die unentbehrliche Kochsalzlösung von 0,75 Pro-
cent für die Untersuchung der Gewebe des Frosches. Bemerkens-
werth ist, dass die Concentration der die lebenden Gewebe von Tor-
pedo (und höchst wahrscheinlich auch anderer Seefische) durchträn-
kenden Kochsalzlösung nicht unerheblich hinter der des umgebenden
Mediums zurücksteht. (Das Wasser des Mittelmeeres enthält 3,0 bis
4,0 Procente Kochsalz).
2) Anatomie und Histiologie des elektrischen Lappens.
— Im Anschluss an die Arbeit Keichenheim’s (Cbl. 1874. No. 34)
hat Ref. die Untersuchung dos Lobus electricus nach der Stilung’-
schen Methode noch weiter ausgedehnt und auch zahlreiche Längs-
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Roll : Cucoio; Rarvibb, Zar Anatomie des Torpedo.
661
schnitte angefertigt. Die Combination von Quer- und Längsschnitten
gestattet die Anzahl der in dem elektrischen Centralorgan vereinigten
Ganglienzellen wenigstens annähernd zu berechnen. Das Resultat
dieser Rechnung ist, dass in dem elektrischen Centralorgan von Tor-
pedo jederseits etwa 53,760 Ganglienzellen enthalten sind, während
bei Malapterurus dasselbe Centralorgan bekanntlich von einer ein-
zigen colossalen Ganglienzelle repräsentirt wird. — Die Zahl der Gan-
glienzellen scheint sich bei ganz jungen und bei ganz alten Zitter-
rochen gleich zu bleiben: es ist mithin anzunohmen, dass im Leben
das Wachsthum des Lobus electricus nur durch Grössenzunahme aber
nicht durch Vermehrung der Ganglienzellen stattfindet. — Die Körper
der Ganglienzellen sind nicht abgeplattet, wie allgemein angegeben
wird, sondern vollkommene Kugeln, die nach allen Dimensionen des
Raumes eine gleichmässige Entwickelung zeigen. Ihr Kern ist eine
Blase mit einer deutlichen doppeltcontourirten Membran, die als solche
isolirbar ist und nicht selten Faltenbildnng zeigt. Die Substanz der
Ganglienzellen erscheint im frischen Zustande und bei Behandlung
mit den verschiedensten Reagentien granulirt: präformirte Fibrillen
existiren in ihr nicht. Allein bei Behandlung mit gewissen verdünn-
ten Chromsäurelösungen — und auch dann durchaus nicht immer —
treten in ihr Gerinnungsformen auf, welche ihr ein mehr oder minder
fibrilläres Ansehen geben können. Die Achsencylinderfortsätze der
Ganglienzellen zeigen die ihnen zugeschriebene fibrilläre Structur
gleichfalls nur bei Behandlung mit verdünnten Chromsäurelösungen.
In frischem Zustande erscheinen sie sehr blass und bestehen aus einer
sehr leicht zerfliesslichen, gleichmässig feinkörnigen Substanz, welche
in hohem Grade ähnlich ist der Substanz der Ganglienzellen, deren
directe Fortsetzung sie darstellt. Eine Verbindung des Acbsencylin-
derfortsatzes mit dem Kern der Gangliensetle (Kollmann) existirt
nicht. — Eine bisher noch nicht bekannte Tbatsache ist die, dass diese
Achsencylinderfortsätze in regelmässigen Abständen von 0,345 Mm.
blasse elliptische Kerne tragen, — wahrscheinlich die Reste der spin-
delförmigen Zellen, aus denen die Achsencylinder der Nervenfasern
hervorgehen. Ist diese Vermuthung über die Bedeutung dieser Kerne
richtig, so muss angenommen werden, dass die Nervenfaser sich nicht
durch Verlängerung einer einzigen spindelförmigen Zelle, sondern
einer verhältnissmässig grossen Anzahl von Zellen bildet.
3) Histiologie derNervi electrici vonTorpedo. — Ref.
bat die neuerdings von H. D. Schmidt und A. J. Laütermann (Cbl.
1874. No. 45) an den markhaltigen Nervenprimitivfasern entdeckten
Unterbrechungen genauer untersucht und abgebildet. Die beobach-
teten Eigenthümlichkeiten in dem Bilde der frischen Nervenfaser ge-
statten folgende Rückschlüsse auf die Natur der Markscheide: die
Markscheide bildet nicht, wie man bisher angenommen hat, ein zwi-
schen zwei RANViEü’schon Ringen vollkommen geschlossenes und aus
662
Boll; Ciaccio; Bahtiii, Zar Anatomie de* Torpedo.
einem einzigen Stücko bestehendes Rohr, sondern sie ist aufgebant
«ns einer Reihenfolge von 6 — 10 (im N. electricns von Torpedo, im
N. ischiadicus des Frosches 20 — 25, Ref.) selbstständigen, längeren
oder kürzeren Röhrenstücken von fast vollkommen regelmässiger Cy-
linderform, welche vollständig von einander getrennt sind (Markseg-
mente, Ref.). Diese Marksegraente sind an ihren Enden (wie Man-
schetten) in und über einander gesteckt. Im frischen Zustande er-
scheinen ihre zugeschärften Enden eiuander bis zu fast unmittelbarer
Berührung genähert; beim Absterben der Nervenfaser lockert sich
zunächst dieser feste Zusammenhang zwischen den an einander stos-
senden Marksegmenten; die letzteren verlieren ihre regelmässige Cy-
lindcrform, quellen auf und bilden bald jene allbekannten unregel-
mässigen und geschwungenen Figuren, welche bisher die Erkenntnis»
der wahren Structur der Markscheide verhindert haben. — Innerhalb
der noch unveränderten (in physiologischer Kochsalzlösung untersuch-
ten) Markscheide zeigen nicht selten die feinen blassen Körnchen,
welche die Substanz dos Achsencylinders bilden, eine deutliche Mole-
cularbewegung. Es spricht dieses Factum, wenn auch nicht direct
für die flüssige Beschaffenheit, so doch für den hohen Wasserreich-
tbum des Achsencylinders und jedenfalls auf das Bestimmteste gegen
seine Zusammensetzung aus präformirten Fibrillen.
4) Die Structur der elektrischen Platten von Torpedo.
— Gegen die vom Ref. (Cbl. 1874. No. 25) gegebene Darstellung des
Baues der elektrischen Platten hatte Ciaccio (Cbl. 1874. No. 56) ver-
schiedene Einwände veröffentlicht, namentlich der vom Ref. entdeckten
„Punktirung“ den Werth eines eigentümlichen Structurverhältnisses
bestritten. Ref. vermutete damals, dass die Opposition CiACCio's
gegen die „Punktirung“ nur darin ihren Grund haben könne, dass
es C. noch nicht gelungen sei, sich die volle, richtige Anschauung
des hier vorliegenden höchst delicaten Structurverhältnisses zu ver-
schaffen, Dass diese Vermuthung des Ref. richtig war, hat die in-
zwischen erfolgte Veröffentlichung einer zweiten Abhandlung CiACCio’s
(Cbl. 1876. 178) bewiesen, in welcher er die „Punktirung“ mit Ref.
als ein einzig in seiner Art dastehendes und höchst charakteristisches
Structurverhältniss betrachtet. Von allen früher erhobenen Einwän-
den hält C. in der zweiten Abhandlung nur einen einzigen aufrecht:
Nach ihm stellt das sog. KöLUKHR’sche Terminalnetz nicht, wie bis-
her alle Autoren und auch Ret. annabmen, ein wirklich geschlossenes
Netz, sondern eine Nervenverästelung mit unregelmässig geschlossenen
Maschen dar. Ref. hat sich von der vollkommenen Correctheit dieser
Auffassung CiACCio’s überzeugt.
5) Die Structur der motorischen Endplatten von Tor-
pedo. — Die Länge der motorischen Endplatten des Musculus sterno-
mandibularis von Torpedo beträgt im Mittel 0,085 Mm. Die in sie ^
eintretende Nervenprimitivfaser theilt sich zu wiederholten Malen und
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Bon.; Ciaccio; Ranvikr, Zur Anatomie des Torpedo.
663
gebt endlich in eine Verästelung feiner etwas abgeplatteter Fasern
über, die die grösste Aehnlichkeit mit dem sog. KÖLLiKEB'schen Ter-
minalnetz der elektrischen Platten bietet. Ganz ebenso wie in den
elektrischen Platten stellt in den motorischen Endplatten diese End-
verästelung kein wirklich geschlossenes Netz dar, sondern zeigt über-
all offene oder unvollkommen geschlossene MascheD und freie Enden
der Nervenfasern. Unter dieser Endverästelung ist auch in der mo-
torischen Endplatte eine Punktirung vorhanden, welche mit der der
elektrischen Platte durchaus identisch zu sein scheint.
6) Versuche mit Curare. — Ref., welcher früher die von
Armand Moreau und Märet beschriebenen Vergiftungssymptome nicht
constatiren konnte, weil er zu schwache Dosen angewandt hatte (z. B.
2 Grm. einer einprocentigen Lösung!), hat jetzt die Angaben der bei-
den französischen Autoren bestätigen können, nachdem er gleichfalls
die von ihnen angewandten colossalen Dosen (3 Grm. einer zwei-
procentigeu Lösung!) injicirte (vgl. hierüber J. Steiner, Cbl. 1876.
447, Ref.). Zuerst tritt Lähmung der motorischen Endplatten und
später der elektrischen Organe ein. Diese zeitliche Differenz kann
nicht als ein Argument gegen die Homologisirung der elektrischen
und der motorischen Platten geltend gemacht werden: denn es kann
durch das Gift sehr wohl die Action der einzelnen Platten bereits
unter den physiologisch wirksamen Schwellen werth hcrabgedrückt
sein, während die combinirte Action der zu einem elektrischen Organ
vereinigten Tausende von Platten noch physiologische Wirkungen
auszuüben fortfährt.
Die vorliegende neueste Abhandlung ClACCio’s hebt im Detail
die histiologischen Uebereinstimnmngon hervor, welche die elektri-
schen und die motorischen Emiptattuu von Torpedo zeigen. Nach C.
sind hierbei besonders folgende vier Punkte zu berücksichtigen:
1) Eigentümlichkeiten der Nervenprimitivfasem. — Die Nerven-
fasern, welche sich auf der unteren Fläche der elektrischen Platte
verästeln, besitzen alle ausser der SCHWAStj’schen Scheide noch eine
zweite äussere Scheide, die mit elliptischen Kernen ausgestattet ist.
Nach der Peripherie zu, bei den ganz feinen Nervenfasern verschmilzt
diese äussere Scheide mit der SCHWANN’schen Scheide und verliert
ihre Kerne, sodass die feinsten Nervenfasern nur noch eine einfache
Scheide besitzen, die den Achseucylinder umgiebt. — Eine ganz eben-
solche äussere kernhaltige Scheide besitzen auch die motorischen
Nervenfasern; diese Scheide verschmilzt nicht mit dem Sarkolemm,
sondern ist noch innerhalb der motorischen Endplatte selbst an den
stärkeren Verästelungen der Nervenfasern nachzuweisen.
2) Die Theilungen der Nervenprimitivfasem in der elektrischen
Platte gleichen ganz denen in den motorischen Endplatten.
3) Die Endigungsweise der Nerven in der motorischen Platte
stimmt durchaus überein mit der Endigung in den-elektrischen Platten,
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664
Tibobl; Hsbuahn, Zacknngshühe des gereisten Muskels.
wie sie ClACClO (Cbl. 1876. 173) zuletzt beschrieben bat. Die letzten
Ausläufer der Nervenfasern in der motorischen Endplatte haben den-
selben gewundenen Verlauf und dieselbe Bildung wie die letzten En-
den der elektrischen Nerven. Auch zeigen sie an ihrer unteren der
quergestreiften Muskelsubstanz zugekehrten Fläche eine „Punktirung“,
welche C. mit Ref. durchaus mit der der elektrischen Platten für
identisch hält.
4) Ebenso wie in der elektrischen Platte ist auch in der moto-
rischen Endplatte eine Zusammensetzung aus zwei Schichten, einem
„Nervenblatt“ und einer indifferenten Schicht nachzuweisen. Die
letztere, welche der quergestreiften Muakelsubstanz aulliegt, besteht
aus einer feinkörnigen Masse, in welche Kerne und feinste Fibrillen
eingebettet sind.
Den Schluss der Abhandlung C.’s bilden einige Bemerkungen
Uber die Kerne der Nervenfasern im elektrischen Organ. C. hat hier
das RANVlEu’sche Gesetz, wonach zwischen je zwei RANViEß’scben
Ringen stets nur ein einziger Kern vorhanden sein soll, nicht bestä-
tigen können.
Ranvieb hat die elektrischen Platten von Torpedo mit Osmium,
Goldchlorid und Silbernitrat behandelt und ist in Bezug auf die En-
digungsweise der Nerven zu ganz gleichen Resultaten gelangt, wis
Ciaccio und Ref. Bol] (Bom).
E. Tiegel, Ueber den Einfluss einiger willkürlicher Veränder-
lichen anf die Zuckungshöhe des nntermaximal gereizten
Mnskels. Bor. d. «gebe. Gos.-phyaik.-math. Kl. 1875. S. 81 — 130.
Derselbe, Die Znckungshöhe des Muskels als Function der Lastung.
PrLttOBR'« Arcb. XII. 8. 133 — 140.
L. Hermann, Ueber die Beziehungen zwischen Last und Hubhöhe.
Ebenda. XIII. 8. 369-370.
T. untersuchte im LüDWm’schen Laboratorium die Zuckungs-
höhe des untermaximal gereizten Muskels unter verschiede-
nen Umständen. Besondere Sorgfalt wurde auf möglichste Gleich-
artigkeit des Stromschlusses gewandt, was durch gleichmfissigen Fall
eines Platindrabts in die reiD erhaltene Oberfläche eines in capillarer
Röhre befindlichen Quecksilberfadens erzielt wurde. Zu den Ver-
suchen dienten die Muskeln der Tricepsgruppe oder die Gastrocne-
mien des Frosches. Die Thiere waren theils curarisirt, theils nicht;
ausserdem unterscheidet T. blutlose Muskeln, d. b. solche, die mit
0,5 pCt. NaCl-Lösung ausgespritzt waren, und bluthaltige; bei letz-
teren muss besondere Sorgfalt auf die Präparation verwandt werden,
um den Kreislauf im Muskel möglichst ungestört zu erbalten.
Der curarisirte, blutlose Muskel verhält sich gegen untermaxi-
male Reize ganz ähnlich wie dies Kboneckeb für maximale gefunden
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Tikokl; Hbrmahn, Zuckungsböho de» gereizten Muskete. 665
hat (Cbl. 1871, 339; 1872, 866). Wiederholte gleiche Reize geben
Zuckungen, deren Hubhöhen um stets gleiche Differenzen ab-
nehmen; die Differenzen sind jedoch für schwächere Reize grösser
(die Ermüdung ist schneller) als für maximale. Wechseln schwächere
und stärkere Reize ab, so erholt sich der Muskel während der
schwächeren Reize für die stärkeren. Je schneller die Reize aufein-
ander folgen, desto grösser ist die Ermüdung; sie ist unabhängig von
der Ueberlastung. — Wird der blutlose Muskel von seinem Nerven
aus gereizt, so tritt das sonderbare, schon von Fick beobachtete
Phänomen ein, dass bei einer gewissen mittleren Stromstärke keine
Zuckung erfolgt während geringere und grössere Stromstärken wirk-
sam sind. Von den geringsten Stromstärken anfangend und zu hö-
heren fortschreitend Bieht man dann erst keine Zuckungen, dann all-
mählich steigende, dann constant bleibende, dann abnehmende, dann
keine („das Intervall“), dann steigende, endlich constant bleibende.
Schaltet man in eine Reibe gleichstarker Reize einige stärkere ein,
so sieht man bei der Rückkehr zu den ersteren entweder einige hö-
here oder einige niedrigere Zuckungen, von welchen die Zuckungs-
höhe allmählich zur früheren Grösse zurückkehrt. Hierauf beruht es
auch, dass zuweilen ein Muskel mit Reizen, auf die er vorher nicht
reagirte, wieder Zuckungen giebt, wenn er inzwischen mit stärkeren
gereizt wurde. Eine Erhöhung der Reizwirkung kann ferner erzielt
werden, wenn man vorübergehend durch schnellere Reizfolge den
Muskel tetanisirt hat.
Ist der Muskel bluthaltig und curarisirt, so siebt man bei den
aufeinander folgenden Reizen den Muskel rüther werden, wobei die
Zuckungshöhen zunehmen, dann constant werden und erst nach 1000 bis
2000 Zuckungen langsam und stetig abzusinkeu anfangen. Dies er-
folgt aber nicht bei minimalen Reizen. Verstärkt man den Reiz, so
beginnt ein neues Ansteigen. Unvergiftete, direct gereizte, bluthaltige
Muskeln zeigen bei untermaximalen Reizen Abweichungen, bei mini-
malen und maximalen verhalten sie sich wie curarisirte. Dies zeigt
einen besonderen Einfluss des Bluts, von welchem der Muskel einen
Schutz gegen die Eingriffe der Reize erfährt und zugleich zu ver-
mehrter Leistung befähigt wird. Doch ist diese Wirkung des Bluts
keine unbegrenzte, sondern erschöpft sieb.
Um nun den Einfluss der Ueberlastung auf die Hubhöhe zu be-
stimmen, liess T. mittelst eines sehr leichten Hebels die Hubhöhen
in gleichen Abständen aufschreiben, überlastete dann mit zunehmen-
den Gewichten und fand, dass die Hubhöhen für gleiche Ueberlastungs-
zuwachse um gleiche Grössen abnahmen. Danach würde, wenn die
zu zwei Ueberlastungen gehörigen Hubhöhen gemessen wären, sich
berechnen lassen, wie gross die Hubhöhe ohne jedes Gewicht sein
und welches Gowicht der Muskel eben nicht mehr zu heben vermag
(das letztere ist das, was man sonst die Kraft dos Muskels zu nennen
666
Ra Ri-, GramiUtioDfigewebe.
pflegt; Kot’.). Auch folgt aus jener Voraussetzung, dass die vom
Muskel geleistete Arbeit genau bei der Hälfte dieses Gewichts ein
Maximum wird, und dass nach beiden Seiten von diesem mittleren
Gewicht hin die Arbeitsleistung für gleiche Gewichtszu- und abnah-
men um gleiche Werthe abnimmt. — Auch für den belasteten
Muakel liegen nach T. die oberen Enden der aufgezeichneten Hub-
höhen in einer geraden Linie, so lange der Muskel noch nicht mehr
als 150 bis 200 Zuckungen gemacht hat. Hat der Muskel bereits
eine grosse Arbeit geleistet, so wird die Verbindungslinie der Hub-
höhen nach unten concav. Eine Verlängerung des Muskels bei der
Reizung sah T. auch an sehr ermüdeten Muskeln nie, er spricht sich
daher gegen die Deutung der Zuckungserscheinungeu als elastische
aus, wie sie von Ed. Webek, L. Hebmann ii. A. dargestellt worden sind.
Hermann hat die TlEGEL’scben Versuche wiederholt und niemals
das von T. angegebene Verhalten beobachten können. Die Verbin-
dungslinie der obersten Punkte der aufgezeichneten Hubhöhen stellt
unter allen Umständen eine nach unten convexe Curve dar. Dass
diese die Dehnungscurve des unthätigen Muskels niemals schneidet,
spricht nicht gegen die Darstellung der Erscheinungen als elastische;
die Curven nähern sich einander asymptotisch, wie schon Eick dar-
gethau bat. J. Uosentbal.
J. Rabl, Das Granulationsgewebe und seine Bedeutung für die
Hcrophulosis. Wiener med. Jshrb. 1876. S. 157.
■Schon 1SC5 war R. zu der Ueherzeugung gekommen, dass fast
alle scropbulösen Abscesso und Geschwüre in letzter Reihe auf der
Bildung eines Gewebes beruhen, welches am meisten Aehniichkeit
mit dem Granulationsgewebe hat, welches Virchow als die Grund-
lage der syphilitischen, lupösen und leprösen Neubildungen nachge-
wiesen hat. Fortgesetzte Untersuchungen eines sehr reichhaltigen
Materiales haben R. überzeugt, dass die von Vikchow mit den Lymph-
geschwülsten zusammen behandelte Scrophulose ebenfalls in diese
Reibe gehört, „dass die weitaus grösste Zahl aller krankhaften Vor-
kommnisse der Scrophulose auf der Bildung von Granulationsgewebe
und dessen Entwicklungspoaseu beruht.“ Die charakteristische Eigen-
schaft dieses GranulationsgewebeB besteht daiin, dass in ihm alle
Formen der Bindegewebselemente, besonders aber die embryonalen
reichlich vertreten sind. Seine Hauptmasse bilden lymphoide Zellen
und diesen ähnliche, nur viel grössere, rundliche oder vielstrahlige
Zellen; daneben finden sich zahlreiche Prolifcratiousformen , mehr-
kernige Zellen, Zelltheilung und endogene Zellbildung, letztere be-
sonders häutig in Riescnzellen, welche einen constanten, ja oft einen
sehr beträchtlichen Bestandteil des scrophuiösen Granulationsgewebes'
bilden. Soine Anschauungen über die Riesenzellen fasst R. selbs
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R*bl, Gramilationsgewebe.
667
folgeodermassen zusammen: „1. Ein grosser Theil des scrophttlösen
Granulationsgewebes besteht ans grosszelligen, mit mehr als einem
Kerne versehenen Elementen. Diese stellen zum Theil weitere Knt-
wickelungsformen von Lympbzellen dar, sehr oft aber stammen sie
von Bindegewebszellen, Endothelien oder frei gewordenen Knochen-
zellen, die in Folge des entzündlichen Reizes zur Proliferation ge-
trieben wurden. Unter den Elementen beider Art gelangen einzelne
durch besonders reichliche Protoplasmaaufnahme, andere durch Ver-
einigung mit ihresgleichen zur besonderen Grösse und Form der
Riesenzellen, während eben dieser Protoplasmavorrath der reichlichen
Kernbildung Vorschub leistet Nach vollendeter Ausbildung zerfällt
die RiesenzeHe in lymphoide oder vielmehr in epitheiioide Zellen,
denen ebenfalls der Proliferationstrieb innewohnt. — 2. Riesenzellen
kommen in allen Entwickelungsstadien überall vor, wo sich scrophu-
löses Granulationsgewebe findet, sie sind aber ebensowenig ein unter-
scheidendes Merkmal der Scrophulose als des Miliai tuberkels ... sie
sind vielmehr nur eine der Bildungsweisen des krankhaft wuchernden
transitorischen Bindegewebes und daher überall nnzutreffen, wo in
diesem die wesentliche Gewebsveränderung besteht. ‘‘ — Ausser den
bisher genannten Zellcu finden sich in dem Granulationsgewebe Spindel-
zellen in verschiedenen Entwicklungsstadien, ferner elastische Fasern,
welche zum Theil Reste des durch das Granulationsgewebe ersetzten
Gewebes, zum Theil neugebildete sind, in welchem Falle sie dann
oft ganz so ansschen wi • die embryonalen F’ormen und noch deut-
lichen Zusammenhang mit Spindelzellen zeigen; endlich finden sich
Blutgefässe, zum Theil neuer Bildung, wobei aber den Riesenzellen
nur eine sehr untergeordnete Bedeutung zukommt (vgl. Bbodowski
und ZiEGLKB, Cbl. 1875. 752). — Es geht aus dem Mitgetheilten her-
vor, dass sich dieses Granulationsgewebe von dem normalen vor allem
durch seinen Reichthuni an grosszeiligen, protoplasmareichen Ele-
menten auszeichnet; „es stellt eine den Charakter der entzündlichen
Neubildung tragende Anhäufung solcher Brutzellen, einfacher lyra-
phoider Zellen und junger embryonaler Elemente der verschiedenen
Gestaltungsformen des Bindegewebes dar.“ — Die weitere Entwick-
lung des Granulationsgewebes ist eine zweifache: gewöhnlich erleidet
dasselbe sehr schnell einen käsigen Zerfall, der da, wo das Gewebe
in Knoteuform auftritt, immer zuerst im Centrum des Knotens vor
sich geht und bald krümelige, eiterartige Producte liefert (jüngere,
nicht völlig zerfallene Wucherungen), bald dickere, breiartige (alte,
vollkommen erweichte Granulome, bes. cachectischer Individuen), bald
feste, kartoffelartige (Verkäsung von Drüsen). Mikroskopisch bestehen
diese Massen aus glänzenden Körnchen uud Körnchenhaufen, freien
Kernen, Eiterzellen und anderen Zellen von verschiedener Grösse und
Form, welche theils „deutliche Zeichen der auty leiden Umwandlung
zeigen“, theils noch ganz wohl erhalten sind. Letztere fiudeo sieb
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668
Babl, Grsnnlstioosgewebe.
auch noch in ganz alten Käsemassen. Der zweite Entwicklungsweg
ist der der Organisation zu bleibendem Gewebe in der gewöhnlichen
Weise. —
Wie schon erwähnt kann das scrophulöse Granulationsgewebe
sowohl aus Bindegewebszellen wie aus Lympbzellen seinen Ursprung
nehmen. Der häufigste Vorgang ist der, dass durch locale Stauung
im Abfluss der Lymphe in Folge eines Reizes einige Lympbzellen
in abnorme Lebensbedingungen geratben und die oben geschilderten
Veränderungen der Proliferation durchmachen. Das oft sprungweise
Weiterkriecben des Processes wird durch das Weiterkriechen dieser
Zellen längs der interstitiellen Lymphbabnen und durch Infection
immer neuer Zellen bewirkt.
Nachdem nun sowohl fiir die scrophulösen Haut- und Schleim-
hautleiden, wozu auch ein Lupus scrophulosus gerechnet wird, als
auch für die Drüsenscrophulose und die scrophulöse Periostitis und
Caries der Nachweis geführt ist, dass bei allen die Bildung des oben
geschilderten Granulationsgewebes das Wesentliche ist, wird in Be-
zug auf die Aetiologie hervorgehoben, dass sowohl äussere Schäd-
lichkeiten, besonders verdorbene Luft der Wohnung und schlechte
und unzweckmässige Nahrung, als auch acute Exantheme und die
Vererbung von Wichtigkeit sind. Von letzterer giebt es 2 Formen:
Wiederholung des Entwicklungsganges des elterlichen im kindlichen
Organismus und die Uebertragung der im Momente der Zeugung
vorhandenen Krankheit der Eltern auf das Kind.
Nach alledem giebt R. folgende Definition der Scrophulöse:
„Die Scrophulöse ist eine bestimmte, eigenthümliche, nicht mit syphi-
litischer Infection direct zusammenhängende Beschaffenheit des ganzen
Körpers oder nur eines Theiles desselben, wegen welcher schon auf
relativ geringe Reize hin Entzündungen mit Bildung eines eigentüm-
lichen transitorischen Gewebes, des scrophulösen Granulationsgewebes,
zu Stande kommen, die ein zähes Beharrungsvermögen und eine aus-
gesprochene NeigUDg zu Reeidiven besitzen,“ Für die Beurtheilung
der Frage von dem Verhältnisse der Scrophulöse zur Tuberculose
stellt Vf. den Satz auf: „Die pbthisische Entzündung unterscheidet
sich in nichts von einer anderen scrophulösen Entzündung, die wir
an äusseren Tbeilen beobachten ; Zusammensetzung, Ausgang, ja selbst
die Heilungsvorgänge sind bei beiden gleich. Die Phthiaia ist somit
dem Begriffe der Scrophulöse einzureihen, sie ist eine der Formen,
in denen das scrophulöse Leiden auftreten kann und häufig auftritt.“
Schliesslich fasst er das Ergebniss seiner Abhandlung in folgende
zwei Sätze zusammen : „1. Die Scrophulöse ist die Gattung, in wel-
cher die Pbtbiais der inneren Organe in Form von Infiltration und
grösseren solitären käsigen Knoten, die sogenannte Tuberculose der
Lungen, der Bronchial- und Mesenterialdrüsen, der Hoden, des Ge-
hirns, der Nieren u. s. w. als klinisch zu sondernde Art enthalten
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Badmgabtm, Lähmung mit Pilibildang im Blut«.
669
ist, da sie ebenfalls als scropbulöse Entzündung aufgefasst werden
soll. — 2. Der Miliartuberculose liegt eine Resorptionskachexie in
Folge der Aufnahme von fettig -körnigem Detritus zu Grunde. Sie
ist eine acute Infectionskrankheit, die Folge und der Schlussact sol-
cher Krankheiten, deren Wesen auf der Bildung von Granulations-
gewebe beruht, also vorzüglich der Scrophulose im weiteren Sinne.“
Orth.
P. Bannigarten, Ein eigenthttmilcher Fall von Paralysie ascen-
dante aigue, mit Pilzbildnng im Blut. Arch. d. Heilte. xvil 8. 245.
Bei einem im Ganzen gesunden Mann stellte sich plötzlich eine
lähmungsartige Schwäche der Unterextremitäten ein, welche bald ab-
solut wurde, schnell auch die Arme betheiligte, Blase und Mastdarm
aber frei Hess. Innerhalb 6 Tagen führte die Krankheit zum Tode:
zuletzt waren Sensibilität und Reflexerregbarkeit an den Beinen
völlig erloschen: an den Armen war das Empfindungsvermögen sehr
herabgesetzt.
Bei der Obduction fand man die Hautoberfiäche unverändert:
die Untersuchung mit blossem Auge liess weder im Mark, noch im
Hirn die geringste Veränderung entdecken. Im Herzen war eine
bedeutende Imbibitionsröthe auffallend, am Unterlappen der /echten
Lunge fand sich eine schlaffe pneumonische Infiltration, die Milz war
in eine zerfliessliche, weisse Masse verwandelt: Zupfpräparate des
frischen Rückenmarks zeigten nirgends Anomalien des Gewebes.
Dagegen war das Blut aus den Coronararterien des Herzens voll
von Stäbchen und Fäden, ebenso die verschiedenen Parencbymsäfte.
Aus dem Rückenmark wurden durch Zerzupfen Gefässe isolirt, welche
mit Eiterkörperchen vollgestopft und von einer Zone der charakte-
ristischen Pilzfäden umgeben waren. Am erhärteten Rückenmarke
zeigte sich in die Spalte der vorderen Incisur, ins Gewebe der grauen
Substanz und der Commissuren eine hyaline, structurlose, glasigstarre
Masse eingelagert; offenbar musste sieb dieselbe in den perivasculären
Lymphräumen befinden. Im Hals- und Lendenmark war die Ver-
änderung am stärksten ausgeprägt: e3 war offenbar ein entzüudliches
Exsudat, welches zunächst in die perivasculären Lympbräume ergossen,
diese Grenzen später überschritten und mit Zerstörung eigentlicher
Marksubstanz in diesem selbst Platz gegriffen hatte. —
Für die acute auf- resp. absteigende Paralyse gab es bisher
keinen die Erscheinungen erklärenden Obductionsbefund: durch den
vorliegenden Fall ist zum ersten mal das Vorhandensein einer ex-
sudativen Myelitis nachgewiesen. Die Anwesenheit der Pilzgebilde
im Blute des Kranken, das Vorhandensein des Milzbrandes bei ei-
nigen Pferden, mit deren Fett sich der Verstorbene vor seiner Er-
krankung eingerieben, lassen Vf. vermutben, dass es sich hier um
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670
TiRCBAMorr. Tibobl. Hermann, Horvath.
eine Infection gehandelt habe, welche als Allgemeininfection ohne
den Vorgang der localen (Haut und Darm waren in diesen Falle
gesund) aufgetreten sei. Bernhardt.
J. Tarehanoff, Note sur l’effet de l’dlectrisatiou du sang des te-
tards sur le moureinent des granulations vitellines eoutenues
dans les globales rouges (Ttuvail fait au laboratoire d’histo-
logie du College de France). Arch. <i« pt^aioi. 1875. 8. 756.
T. hat gefundeu, dun* die rothen Blutkörperchen junger (2—4 Wochen alter)
Froschlarven im Inductionsstrome das PuitKKT’eche Phänomen zeigeu. Diese Blut-
körperchen enthalten dotterartige Granulationen, die iu der Norm Molecularbewegung
»eigen. Unter dem Einfluss eines elektrischen Stromes häufen sich alle Granulatio-
nen an dem einen Pole des Blutkörperchens an. Wird die Stromeerichtnng geän-
dert, so flndet die Anhäufung an dem entgegengesetzten Pole ststt. Nach beendigter
elektrischer Reizung kehren die Grauulationen sur Norm eurück und vertheilen sieb
gleichmUssig in der Substanz des Blutkörperchens T. schließet hieraus, dass bei
jungen Froschlarven die Grundsubstanz der rothen Blutkörperchen flüssig ist und
den Bewegungen der Granulationen keinen Widerstand entgegenznsetzen vermag.
Boll (Koro).
E. Tiegel, Ueber Tetanisireu durch Influenz. Bklüukk’.h Arch. XII
8. 141.
Eiu auf einer Glaaplatte liegender itromprfifender Froscliaclienkel kann in
beliebig^ Entfernung von 2 Kugeln featgestollt werden, cwiaclien denen die Funken
eine« Induotoriuina überacblagen. Iu einer bestimmten Entfernung tritt Tetanua auf,
«ohald der Nerv mit einer Nadel ableitend berührt wird. (Derartige Zuckungen
durch Induent bat Bef. nuter diesen und übnlichen Umstünden gleichfalls beob
achtet). J. Ko-fuih.!
L. Hermann, Der Querwiderstund der Nerven während der Er-
regUIlg. Pflöobr's Arch. XII. S. 151—156.
ln einer früheren Arbeit (Cbl. 1876, 326) hat H. darzathnu gesucht, dass der
unter dem Kiufluss der Erregung auftreteudo Zuwachs einen den Nerven durch
fliessenden Stromes von einem wahren Zuwachs und nicht von einer Widerstands-
abnahme berröbro. Er stützt diesen Beweis jetzt durch den Nachweis, dass der
Qnerwiderstand von 12 nebeneinander in einem geeigneten Raum gebrachten und
von einem Strom quer durchflossenen Nerven während der Erregung eine nur mini-
male scheinbare AboaLme erfährt, welche mau wohl auf eine genüge Längscompo-
nente des durchgeleiteten Stromes beziehen darf. j. Koacuthal.
A. Horvath, Zur Abkühlung der Warmblüter. Pfujgrb’s Arcb. xn.
8. 278—282.
Runde, Kaninchen and andere Thiere, dnreh Eintauchen in eiskaltes Wasser
abgekühlt, sterben gewöhnlich, wenn ihre Körpertemperatur auf 19° C. gesunken
ist. Sie bleiben aber selbst bis zur Abkühlung auf 5° Am Leben, wenn künstliche
Athmung unterhalten wird. Der Blutdruck sinkt dabei gewöhnlich auf Null, wobei
das Herz sehr langsam aber energisch schlägt; der Druck iu den Venou ist in die
sem Zustande meist ein sehr hoher, die Leber ist mit Blut überfüllt, das Blut ge-
rinnt dabei häufig in den Gefässen. Ausgeschnittene Herzen von jungen Hunden,
dnreh welche man Blut leitet, schlagen Stundcu laug und zwar schneller oder lang-
samer, je nach der Temperatur des durchgeleitcten Blutes. Während der Abküh-
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OlHiRD NkSL.BN. WaSSII.BWSKT
671
lung der Thiere sind alle Muskeln gelähmt, die glatten früher als die quergestreiften.
Bei der Wiedorerwärmung scheinen die Herzvagi gelähmt an sein. j. Kosemhal.
Airne Glrard, Note sur un dtfrivf' par hydratation de la Cellulose.
Compt. reod. LXXX1. 8. 1105.
Wenn Cellulose, die eine Spur Säure enthält, bei 100° getrocknet wird, so
zeigt sie eine ausserordentlich leichte Zerroisslichkeik Nach 0. beruht diese Ver-
änderung auf den Uebergang der Cellulose in einen neuen Körper von der Zusammen-
setzung C|2H«0|i, der aNo in der Mitte st-ht zwicchen Cellulose und Zuckfer, um
eiu Mol. reicher au Wasser ist, wie die Cellulose. Vf. nennt diese Substanz daher
Hydrocellulose. Sie kann auch dargestellt werden, indem mau gereinigte Baum-
wolle 12 Stunden in Schwefelsäure von 45°ßKAm£ liegen lässt und dann gnt ans-
wäscht. Die Hydrocellulose färbt sich, mehrere Tage auf 50° erhitzt, gelb, ihr Ge-
halt au Kohlenstoff nimmt ab, der au Sauerstoff zu, es findet also eiue Oxydation
an der Luft statt. Wäscht man sie alsdann mit Wasser, so geht in dieses eine
Kupferoxyd reducirende Substanz über. E. Salkowski.
Fr. Neelsen, Ueber eine eigenthümliche Degeneration der Hirn-
capillaren. Arcb. d. iieiik. xvii. s 119
N. wurde von E. Wagnkr auf eine Veränderung der Capillaren der Hirnrinde
aufmerksam gemacht, die in einer immer anf kleine Strecken der Gefasse beschränkten
glasigen Anschwellung besteht, meist seitliche Anschwellungen darstellt und mit ge-
ringer Verengerung des Capillarlumeus verbunden ist. Die Kerne sind durch Car-
inin- oder HUmatoxilinfärbiing deutlich zu machen und zeigen sich dann vorschrumpft
und verkrümmt, wie vertrocknet. Die glasige Substanz der veränderten Abschnitte
ist gegen verdünnte Salzsäure, Schwefelsäure und Essigsäure resistent, färbt sich
mit Salpetersäure gelb, hellt sich ohne Quellung in Aetzalkalien auf uud widersteht
lange der Fäulnis». Platin uud Gold färben dieselbe sehr intensiv.
Vf. hält die Degeneration für identisch mit der „waebsartigen Veränderung“
von LuBiuopr, der „colloiden“ Aäsdt's and der „glasigen“ Eppinqeb’s, welche von
den genannten Autoren als wichtiger anatomischer Befand bei Dementia paralytica
beschrieben worden ist. Uegeuüber der letzten Auffassung konnte N die fraglichen
Veränderungen bei zahlreichen Leichen verschiedenster Art, namentlich bei Phthisi-
kern naebweisen; sie findet sich bei Kindern seltener nnd verläuft ohne besondere
klinische Symptome, ln Bezug auf die Aetiologie ist Vf. geneigt aus dem häufigen
Vorkommen bei alten cachectischen, au Phthise oder Herzfehlern gestorbenen Indi-
viduen eine Blutstauung im Gehirn durch Herzschwäche oder mechanische Hinder-
nisse als die nächste Ursache der Capillardegeneration anzuseben. Orawitz.
S. Wossilewsky, Material zur Lehre vou den insensiblen Aus-
gaben int Fieber. Dias. Petersb. med. Wocbenschr. 1876. No. 20.
Untersuchungen au 12 fiebernden Kraukeu (Intormitteus, Pneumonie, Typhus
exautb. , Recurrens, Erysipelas, Scarlatina) führten zu folgenden Schlüssen: 1) Die
insensibleu Ausgaben und insbesondere die Wasserabgabe sind in der Periode der
Temperaturerhöhung, namentlich während des Frostes, am geringsten. 2) Znr Zeit
des Temperatnrabfalls vergrössern sich die Ausgaben bedeutend, entsprechend dem
Temperaturabfall. 3) ln der Krise und der ersten epikritischen Zeit erreichen sie
ihr Maximum uud nehmen dann allmählich ah. 4) Zur Zeit des hohen Temperatur-
Standes halten sich die Ausgaben zwischen denen der Erhöhung uud des beginnen-
den Abfalles. 5 ) Zur Zeit der fieberhaften Temperaturerhöhung bis zum Beginn
ihres Abfalles ist diu Monge der ioseusibleu Ausgaben uud auch die Wasserabgabe
durch die Haut klciuer als in der Norm. 6) Die Menge der insensiblen Ausgabeu
uud der Wasserabgabe durch die Haut sind umgekehrt proportional der Luftfeuch-
tigkeit (Vgl. Cbl. 1869, 413; 1873, 438; 1874, 247). Senator.
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672 Maas; Hnas. WoiROW. RoSEMBACH. llüBIB
Maas, Vollständige Exstirpation des Kehlkopfs, v. Langrnbeck’s Arch.
XIX. 8. 607.
Heine, Kesection des Kehlkopfs bei Larynxstenose. Das. s. &u.
M. operirte wegen eines Adeno-fibroma carcinomstosutn einen 57jHhrigen Po-
tator und verlor denselben, nach fast vollkommener Heilung der Operationswnnde,
am 14. Tage in Folge von Pneumonie des rechten untern Lungenlappena.
Heise entfernte wegen bocbgradigster Chondropericbondritis syphilitica, durch
welche die Kehlkopfsböble bis auf eine stecknadelkopfgrosse Oefihnng obliterirt war,
Bing- und Schildknorpel mit Zurücklassung der Epiglottis und der Giessbeckenknorpel
subperichondral. Der in den 20er Jahren stehende Patient starb ca. 11 Monate nach
der Operation in Folge vou Lues und Pbthisis. Er hatte schon vom 6. Tage an den
künstlichen Kehlkopf tragen und seit dem 12. Tage feste Speisen su sich nehmen
können. Er sprach auch ohne Apparat gana deutlich nnd vernehmlich, nur mit
etwas rauher und tonloser Stimme. wuh. Koch.
M. Woinow, Beiträge zur Farbenlehre, v. GrXpr « Arch. xxi. 1. s 223.
W. unterscheidet in der Netzhaut licht- und farbenempfindeade Elemente,
nur erstere sind in der Bussersteu Peripherie vorhanden. Von letzteren werden 4
unterschieden, nämlich roth-, gelb-, grün* und blauempfindende; sie überwiegen im
Ceotrum an Quantität ober die lichtempfindenden, während gegen die Peripherie
die Quantität der farbenempfindenden abuimmt. Roth und Grün, sowie Gelb und
Blau sind complementäre Grundempfiudungen. Bei verschiedenen Personen ist in
jedem Auge, ja sogar in jedem Meridian des Auges die Anordnung der Farbenele-
mente etwas verschieden. Michel (Erlangen).
Rosenbach, lieber einige seltener auftretende palpatorische nnd
auscultatorische Phänomene. Berl. klin. Wocbeoschr. 1876. No. 22U.23.
Unter anderen seiteneu auscultatorischen Phänomenen erwähut R. eines
„knackenden Geräusches über den Lungenspitzen“, welches neben reinem Vesiculär-
athmen zur Erscheinung kommt, niemals nach HusteustÖssen verschwindet und grosse
Aehnlichkeit mit klanglosem, kleinblasigeu Rasseln darbietet. Vf. weist nach, dass
dies Geräusch ein Muskelgeräusch ist uud seinen Grund in den respiratorischen Con-
tractionen des Muskels hat, auf welchem das Stethoskop anfruht. Io fraglichen
Fällen, bei welchen Verdacht auf Pbthisis vorliegt, würde dies Geräusch diagnostisch,
natürlich im negativen Sinn, zu verwertbeu sein. Litten.
Huber, Zur Casuistik der Mediastinaltumoren. Deusches Arch. für
klin. Med. XVII. S. 496.
H. beobachtete eineu nur llVzjäbrigen Knaben, welcher vor etwa Jahresfrist
am Husten erkrankt war und seit 3 Monaten an 8chweratbmigkeit litt. Die Haut-
venen des Thorax waren sehr erweitert. Der Brustkorb dehnte sich beim Athenen
nur wenig aus. Die Percnssiou auf dem Sternum ergab überall leeren Schall In
der Achselhöhle und Supraclaviculargrnbe Lympbdrfiseutumoren. Unter zunehmen-
der Athemnotli, welche sich zu dauernder Orthopnoe steigerte, erfolgte 3 Monate
nach Beginu äi Etlicher Behandlung der Tod Die Autopsie bestätigte die während
des Lebens gestellte Diagnose, indem ein umfangreiches Lymphosarcom das ganze
Mediastinum erfüllte und vom Jugalum bis zum Zwerchfell reichte. Der parietale
Herzbeutel war iu den Tumor eingebettet und bis zu 1,5 Cm. verdickt-
Eicbhorst (Jena).
Einsendungen für das Central blau wolle man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Berlin, (N.) KraunolckstraMe 24. und Profeaaor Roaenthal, Erlangen, oder (unter BeUebluaa) ao
die Verlagahandlung, Berlin (N.-WJ, unter den Linden 68, adreasiren.
Verlag von August Hlraebwald In Berlin. — Druck von EL 8. Hermann In Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
1 — * Bogen ; am Schlüsse
des Jahrgangs Titel, Ma-
nen- and Sachregister.
Centralblatt
für die
Preis des Jahrganges
20 Mark; so beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Poetanstalten.
medicioischen Wissenschaften.
Dr. J. Rosenthal,
Professor in Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
ProfMMr in Berlin.
1876. 16. September. No. 38«
Inhalli Li obi, Storungen der Bewegungsempfindung bei Kranken (Orig.-
Mitth.). —
Tieqel; Hermaih, Maekelcontractnr. — Bus, optische« and chemischoi
Verhalten von Eiweisssnbatanaen. — Um, Coloboma iridis et chorioideae. —
Schbbt-Bdcb, essentielle Anämie. — Stricks»; Fbäntbkl, klinische Mitthei-
lnogen. — Seilioji Clleb, Sclerose der Seitensträoge. — Tilbdby Fox, Mor-
phea. — Maybb uod Friedrich, Amylnitril. —
Bocobt, NerTenendigoogen bei Torpedo. — Fhatschkb, continnirlicbe and
langsame Nerveureiiung. — Chaovbad, unipolare Reizung. — Bloch, Fortpflan-
zungsgeschwindigkeit iu sensiblen Nerven. — Abzlks. saccbarificirende Ferment*. —
Gebbbb und BirOH-Hibschpbld, Endoearditis ulcerosa — Dittel, intraarti-
ealiire Knieverletzuogeu. — Ralfe, Urinuntersuchungen bei Intermitteos. — Ray-
mosd, Gelenkaffectiouen bei Tabes. — Biows-S£«casd, Erkrankungen der
Magenschleimhaut nach Hirnverletzungen. —
Heber Störungen der Bewegungsempilndung bei Kranken.
Von Professor W. Leube in Erlangen.
Angeregt durch die in der Zeitschrift für Biologie kürzlich er-
schienene Arbeit Viebobdt’s: „Ueber die Bewegungsemptindung“,
worin derselbe die Essentialität der Bewegungsempfindungen in nati-
vistiscliem Sinne nachzuweisen sucht, habe ich die Störungen der
Bewegungsetnpfindung bei Kranken einer eingehenderen Unter-
suchung unterzogen und bin dabei vorläufig zu folgenden Resultaten
gelangt:
Bewegt man bei Kranken mit abgeschwächter cutaner Sensibi-
lität aber vollständig intacter Intelligenz ein Stäbchen auf der ruhen-
den Körperoberfläche, so empfinden die Patienten bei geschlossenen
Augen diese auf ihrer Hautfläche stattfindeude Bewegung zum Theil
gar nicht als Bewegung oder als einfache punktförmige Berührung,
zum Theil haben sie wohl die Empfindung der Bewegung, aber die
Richtung dieser letzteren wird pervers wahrgenommen.
Um eine etwaige Verschiedenheit in der Intensität des mit der
Berührung verbundenen Drucks möglichst auszuschliessen und damit
eine Fehlerquelle bei der vergleichenden Beurtheilung der Empfind-
lichkeit verschiedener Individuen zu vermeiden, benutzte ich alsBe-
XIV. Jahrgang. 43
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Lf,ubf, Störungen der Bewegung.sempfindung bei Kranken.
674
rührungsstäbchen eine vorn geknöpfte, mit Handgriff verse
Uhrfeder, die auch als Electrode Zur Prüfung der Bewegungsempf
düng dienen kann. Die Führung des Strichs geschah gewöhn-
lich aus freier Hand in glcichmässig raschem Tempo; will man die
Geschwindigkeit der Bewegung des Uhrfederstäbchens noch gleich-
massiger und von der Hand des Untersuchenden unabhängig machen,
so kann man sich hierzu eines Apparates bedienen, der so einge-
richtet ist, dass das Uhrfederstäbchen durch ein über eine Rolle gehen-
des in einem bestimmten Zeitmoment fallendes Gewicht von einer
Stelle der Haut zu einer ander rasch hingezogen wird. Die im Fol-
genden angeführten Versuche sind ausnahmlos am Fussrücken an-
gestellt.
Eiu Gesunder empfindet Striche von */» Um. Länge
noch mit voller Sicherheit als Bewegung im Gegensatz
zu einer einfachen Berührung; erst wenn die Länge der Striche
unter ’/8 Cm. fällt, wird die Empfindung, die sie hervorrufen, nicht
mehr regelmässig als die einer Bewegung, sondern zum Theil als
schwankend zwischen der Empfindung einer einfachen Berührung und
der einer Bewegung angegeben. Bei einer Tabeskranken da-
gegen erzeugen Striche von 5 — 6 (!) Cm. Länge die letzt-
genannte zweifelhafte Em pfindung, d. h. sic werden bald als
Bewegung bald als Berührung erklärt. Macht man da, wo statt eines
Striches eine punktförmige Berührung empfunden wurde, entlang der
Linie, in welcher vorher der Strich geführt wurde, von einem Ende
des Strichverlaufs zum andern eine Anzahl punktförmiger Berührun-
gen (deren jede ca. V» Cm. von der andern entfernt ist), so empfindet
die Kranke nicht etwa nur an einer einzigen Stelle, sondern in der
Regel au mehreren Stellen die punktförmige Berührung: z. B. ein
6 Cm. langer Strich wird am Fussrücken als Punkt empfunden, bei
der nachträglichen Prüfung der Gegend dieses Strichverlaufs in obiger
Weise ergiebt sich 1, 1, 1, 1, 0, 0, 0, 0, 0 (wobei 0 nicht und 1 deutlich
empfundene Berührung bedeutet), in eiuem anderen Falle 1,0, 0,0, 1, 1,
0,1, 1,0,0.
Macht man auf der Haut eines Gesunden in buntem Wechsel
bald Querstriche bald Längsstriche, so ist derselbe über die Rich-
tung der Bewegun g jedenfalls nie im Unklaren, wenn die Länge
der Striche eine gewisse Grösse erreicht. Bei meinen Versuchen war
diese relative Grenze ungefähr 5 Cm.; bei 3 — 4 Cm. Länge wird
unter einer grösseren Anzahl von Längs- und Querstrichen die Be-
wegungsriebtung einzelner wenn auch allerdings nur weniger Striche
falsch angegeben. Die Zahl der falsch angegebenen wächst, wenn
die Länge der Striche nur 2 oder gar nur 1 Cm. beträgt, wie folgende
Beispiele zeigen.
Unter 34 Längs- und Querstrichen von 2 Cm. Länge (11 Quer-
und 23 Längsstrichen) wurden die Querstriche alle richtig als Quer-
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Leibe. Störungen der Beweguugtiempdndung bei Kranken.
675
striche, die Längsstriche dagegen zur Hälfte als Längsstriche, zur
andern Hälfte als Querstriche angegeben; bei einer Strichlänge von
3 Cm. wurden unter 25 Querstrichen 3 als Längsstriche, unter 24
Längsstrichen einer als Querstrich bezeichnet, unter 41 Längsstrichen
(23) und Querstrichen (18) von 5 Cm. Länge endlich keiner in ver-
kehrter Richtung gefühlt. Eine andere gesunde Versuchsperson mit
ganz intacter Hautempfindlichkeit nahm wahr:
bei eiuer Strichlänge von 1 Cm.
unter 27 Lstr. 15 als Lstr. 10 als Qstr. 2 als zweifelhaft i. d. Richtg.
„ 10 Qstr. 8 als Qstr. 2 als Lstr.
„ 37 Strichen im Ganzen 12 — 14 (also ca. Vs) falsch in der Richtg.;
bei einer Strichlänge von 2 Cm.
unter 26 Lstr. 22 als Lstr., 3 als Qstr. 1 zweifelhaft,
,, 16 Qstr. 12 als Qstr., 3 als Lstr. 1 zweifelhaft,
„ 42 Strichen im Ganzen 6 — 8, also ungefähr l/s falsch;
bei einer Strichlänge von 3 Cm.
unter 23 Lstr. 21 als Lstr., 2 als Qstr.
„ 31 Qstr. 26 als Qstr., 5 als Lstr.
„ 54 Strichen im Ganzen 7, also ungefähr l/s falsch;
bei einer Strichlänge von 4 Cm.
unter 27 Lstr. 24 als Lstr., 3 als Qstr.
„ 27 Qstr. 27 als Qstr.
„ 54 Strichen im Ganzen 3 also Vis falsch;
bei einer Strichläuge von 5 Cm.
unter 28 Lstr. 28 als Lstr.
„ 24 Qstr. 24 als Qtr.
,, 52 Strichen im Ganzen also keiner falsch.
Dieses letztgewonnene Resultat, dass bei einer Strichlänge von
5 Cm. die Richtung der Striche stets richtig wahrgenommen wird,
bestätigte sich auch weiterhin durch Versuche, indem von 400 an
andern 4 gesunden Personen ausgeführten Strichen bei keinem ein-
zigen die Richtung falsch percipirt wurde.
Um den Einfluss etwaiger Nachempfindungen und eine dadurch
bedingte Fehlerhaftigkeit in der Angabe der Strichrichtung festzu-
stellen, wurde in einer Reihe von Strichen zwischen jeden % — 1 Se-
cunde dauernden Strich eine Ruhepause von 30 Secundeu eingeschoben.
Bei dieser Versuchsanorduung ergab sich für je 10 Striche folgendes
Resultat :
bei l Cm. Länge wurde die Richtung 4 Mal richtig, 4 Mal fälsch, 2 Mal
„ 2 Cm.
J»
V V
zweifelhaft angegeben,
8 „ richtig, 1 Mal falsch, 1 Mal
„ 3 Cm.*)
»
» tf
zweifelhaft angegeben,
9 „ richtig, 1 Mal falsch,
*) unter
11 Strichen 1 Mal falsch.
43*
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676
Tiegel; Hebuaxn, Muikelcontnclar.
bei 4 Cm. LäDge wurde die Richtung 8 Mal richtig, 2 Mal falsch,
„ 5 Cm. „ „ „ 10 „ „ angegeben.
Jedenfalls scheinen danach bei Gesunden die oben angeführten
Zahlen durch Nachempfindungen nicht beeinflusst zu werden.
Während also vom Qesunden bei einer gewissen Länge der
Striche die Richtung derselben ausnahmslos, und wenn die Strich-
lange unter diese Grenze fällt, wenigstens in der grössten Mehrzahl
der Fälle richtig wahrgenommen wird, bilden falsche Angaben
der Strichrichtung bei einzelnen Kranken geradezu die
Regel, selbst wenn die Striche über 5 — 6 Cm. lang gemacht werden.
So wurden vop einer Tabeskrankeu unter 16, 5 — 6 Cm. langen
Längsstrichen nur 6 als Längsstriche wabrgenommen, 2 gar nicht
und 1 als Punkt empfunden, die übrigen 7 als Querstriche und zwar
mit solcher Bestimmtheit, dass dabei jedes Mal auch angegeben wurde,
ob der Pseudoquerstrich von Innen nach Aussen oder umgekehrt ver-
laufe (speciell 6 Mal von Innen nach Aussen, 1 Mal von Aussen nach
Innen). Von 19 Querstrichen wurden nur 8 als Querstriche wahrge-
nommen, 3 gar nicht, 1 als zweifelhaft, 5 als punktförmige Berüh-
rung empfunden, 2 impouirten als Längsstriche und zwar mit einem
Verlauf von oben nach unten.
Bei einem andern Patienten, welcher au einer Herderkrankung
des linken Hirnschenkels mit linksseitiger Ptosis und rechtsseitiger
Extremitätenlähmung leidet, dabei aber ein sehr intelligenter Mensch
ist, ergaben sich bz. der Wahrnehmung der Bewegungsricbtung fol-
gende Verhältnisse:
Während der Patient am linken Fussrücken die Strichrichtung
genau iiiblt und richtig angiebt, nimmt er am rechten Fussrücken
wahr: unter 17 Querstrichen nur 3 als Querstriche, 9 als Längsstriche,
5 als zweifelhaft; unter 15 5 — 6 Cm. langen Längsstrichen 6 als Längs-
striche, 5 als Querstriche, 2 als zweifelhaft, 2 gar nicht.
Um den störenden Einfluss von Nachempfindungen und verlang-
samter Leitung der sensiblen Bahnen auszuschliessen, wurde bei den
obigen mit Kranken angestellten Versuchen zwischen je 2 Strichen
eine Pause von l/» — 1 Minute eingeschoben.
E. Tiegel, Leber Mnskeleontraetur im Gegensatz zu Contraction.
PelCgeh's Arcb. XIII. 8. 71 — 83.
L. Hermann, Leber den Verkörznngsr fickstand der Muskeln.
Ebenda. S. 370—372.
E. Tiegel, Weitere Lntersuchungen über die Wirkung einzelner
Inductionsschläge anf den Skeletmuskel und seinen Nerven.
Ebenda. S. 272—284.
Unter „Muskelcontractur“ versteht T. die auch von andern hie
und da beobachtete Erscheinung, dass schwach belastete Muskelo
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Tiegel; Hebmask, Mntkelcootractur.
677
nach der Reizung nicht ihre ursprüngliche Länge wieder annehmen,
sondern etwas verkürzt bleiben. Sie tritt nach ihm an Winterfröscken
auf und zwar nur bei unmittelbarer Muskelreizung; wird in diesem
Zustand der Nerv gereizt, so erhält man nur minimale Zuckungen,
während die unmittelbare Reizung entsprechend höhere Zuckungen
giebt. üb die Circulation erhalten ist, hat keinen Einfluss; auch cu-
rarisirte und blutleere Muskeln zeigen die Erscheinung. Mit zuneh-
mender Stromstärke wächst die Contractur, von der Stromrichtuug
aber ist sie unabhängig; Oeffnungsinductionsschläge sind wirksamer
als Schliessuogsinduction8schläge. Die Contractur kann zuweilen so
erheblich sein, dass der Muskel nach der ersten Reizung sich gar
nicht wieder verlängert, die nächste Reizung bewirkt dann eine aber-
malige geringe Verkürzung, und so erreicht der Muskel durch eine
Reihe auf einander folgender Reize eine immer grössere Verkürzung,
auf welcher er einige Zeit bleibt, um sich dann langsam wieder zu
verlängern. Diese Erscheinung konnte T. jedoch nur kurze Zeit
während des März an Winterfröschen beobachten. Wird der Muskel
abwechseld mit geringeren und etwas grösseren Gewichten belastet,
so zeigt sich die Contractur deutlich nur bei dem ersterem und zu-
gleich erscheint die Elasticität des Muskels während der Contractur
verringert. Wurde der Muskel tetanisirt, so erreichte er nach einer
Secunde etwa seine volle Verkürzung; hört man auf zu tetanisiren,
so verlängert sich der Muskel sehr langsam, ohne zu seiner vollen
Länge zurückzukehren. Wurde er in diesem Zustand beiastet, so
wurde er stärker gedehnt als vor der Tetanisirung und blieb auch
nach der Entlastung etwas gedehnt. Als begünstigendes Moment für
den Eintritt aller dieser Erscheinungen ist wahrscheinlich Aufbewah-
rung in der Kälte anzusehen.
Hermann, welcher das Phänomen schon in seiner Inaugural-
dissertation beschrieben bat, glaubt es mit der sog. idiomusculären
Contraction und den durch Veratrin und andere Giften bewirkten
verlängerten Contractionen zusammenstellen zu sollen.
Um die Abhängigkeit der Hubhöhe von der Reizstärke noch
weiter festzustellen, schaltete T. in die secundäre Spirale des Schlitten-
inductoriums Flüssigkeitsrheostaten ein und reizte den Muskel bei
einer bestimmten Stellung der Spirale und durch Einstellung der
Rheostaten veränderten Reizstärken. Der Ermüdungsabfall der Hub-
höbe für einen bestimmten untermaximalen Reiz wurde festgestellt,
dann der Reiz durch Aenderung des Rheostaten stufenweise verrin-
gert und wieder verstärkt und zuletzt wieder die Reizungen mit dem
anfangs gewählten Reiz fortgesetzt. Der Gang der Ermüdungscurvo
wurde durch jene Unterbrechung nicht geändert. Während der letz-
tem aber nahm die Hubhöhe für jede eingeschaltete Widerstandsein-
beit um einen constanter. Werth ab und für jede wieder ausgeschaitete
Widerstandseinheit wieder um einen constanten Werth zu. Je grösser
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678 IIaa?, optisches und chemisches Verhalten von Eiweisssubstansen.
der eingeschaltete Widerstand, desto grösser war der in auf einander
folgenden Reizen auftretende Ermüdungsabfall, wie dies schon Kbox-
ECKKK für verschiedene Reizstärken gefunden hat. (Die von T. aus
dieser Wiederholung der KßONECKKK’scben Versuche — denn ob die
Reizstärke durch Verschiebung der Inductionsrolle oder durch Ein-
schaltung von Widerständen verändert wird, kann für den Muskel
gleichgültig sein — gezogene Folgerung, dass mit zunehmender Er-
müdung der Werth der einer gewissen Reizabnahme entsprechenden
Abnahme der Hubhöhe wachse, scheint dem Ref., da keine dies be-
weisenden Versuche vorliegen, unzulässig). Diese Abnahme ist in
der Regel kleiner bei geringerem Rollenabstand als bei grösserem,
immer kleiner für Oeffnungsinductidnsschläge als für Schliessungs-
inductionsschläge, auch wenn diese so gewählt werden, dass sie gleich
hohe Zuckungen geben. Genau gelten übrigens obige Satz nach T.
nur für den überlasteten Muskel, für den belasteten nur so lange,
als die Hubhöhe grösser ist als die durch die Belastung bewirkte
Dehnung.
Versuche mit Nervenreizung zeigten das schon in einer früheren
Arbeit (Cbl. 1876, 664) erwähnte „Intervall“ und zwar bei beiden
Stromesrichtungen. T. macht darauf aufmerksam, dass diese Erschei-
nung sich unter Umständen in die Untersuchung einmischen und zu
Täuschungen Veranlassung geben kann, z. B. bei Anwendung unpo-
larisirbarer Electroden, wenn diese durch Austrocknen oder dergleichen
ihren Widerstand ändern, oder bei Reizung unregelmässiger Leiter
(z. B. des Gehirns), wo dann die Erregung fernliegender Theile unter
Umständen stärker sein kaun als die zwischen den Electroden ge-
legener. Endlich empfiehlt er die Reizabstufung mittelst des Rbeo-
staten für Messungsversuche statt der üblichen Rollenverschiebung.
J. Roseutbal.
H. Haas, lieber das optische und chemische Verhalten einiger
Eiweisssubstanzen, insbesondere der dialysirten Albumine.
PrLt’osB’s Arcb. XII. 8. 378-410.
Vf. wurde durch die mangelnde Uebereinstimmung des, durch
Polarisation gefundenen, Eiweissgehaltes mit dem augenscheinlichen
Gehalt darauf geführt, die Drehung einiger Eiweissarten, sowie den
Einfluss von Salzen etc. darauf, näher zu untersuchen. Zur Fest-
stellung der spec. Drehung diente ein WiLD’sches Polaristrobometer.
Der Gehalt der Eiweisslösungen wurde durch Eintrocknen bestimmt
und der Aschengehalt in Abzug gebracht. — Die spec. Drehung von
Eieralbuminlösungen nahm beim Verdünnen entsprechend der Menge
des zugesetzten Wasser ab, wie auch Hoppe angegeben hatte. Auch
bei Verdünnung mit gewöhnlichem phosphorsauren Natron, sowie mit
saurem phosphorsauren Kali änderte sich die spec. Drehung des Al-
bumins nicht. Da die natürlichen Lösungen des Albumins aber einen
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Manz, Coloboma iridis et chorioideaa.
679
beträchtlichen Gehalt an Salzen haben, war es nöthig, die Versuche
mit salzfreien resp. möglichst salzarmen Lösungen zu wiederholen. —
Es gelang dem Vf. nun ebensowenig, wie einer Reihe von Beob-
achtern nach Schmidt — IIeynsius, Huizinga, Winogradoff — eine
salzfreie Albuminlösung herzustellen, trotzdem dass die Diffusion bis
auf 20 Tage ausgedehnt und bei einer Reihe von Versuchen die
Aussenflüssigkeit bis auf 40° erwärmt wurde. Bei diesem Verfahren
gelang es allerdings, die Chloride in 2 Tagen zu entfernen, das Ei-
weiss hinterliess beim Verkohlen aber immer noch Asche. Die er-
haltenen sehr salzarmen Eiweisslösungen trübten sich beim Verdün-
nen mit Wasser und gaben mit Essigsäure einen Niederschlag von
Globulin, welches also durch die Dialyse nicht vollständig entfernt
wird; sie verhielten sich beim Erhitzen zum Tlieil wie gewöhnliche
Eiweisslösuugen, zum Theil näherten sie sich dem von Aronstein
und Schmidt beschriebenen salzfreien Albumin : in den letzteren Fällen
war vor der Dialyse Essigsäure zur Ausscheidung alles dadurch Fäll-
baren hinzugesetzt. Der Aschengehalt betrug durchschnittlich noch
etwa 1 pCt., im Minimum aber 0,5 pCt. Die spec. Drehung des
Eieralbumins stellte sich nach 5 Versuchen auf — 38,08° (nach Hoppe-
Seyleb — 35,5°). Der Zusatz von verschiedenen Salzen, nämlich
Chlorkalium, Chlornatrium, Chlorcalcium, kohlensaurem und gewöhn-
lichem phosphorsauren Natron , saurem phosphorsauren Kali und
schwefelsaurer Magnesia ändert die spec. Drehung nicht; nur wenn
die Flüssigkeit suspendirtes Globulin enthält und dieses durch den
Salzzusatz in Lösung geht, steigt die spec. Drehung. — Aus Serum
gelang die Entfernung der Salze vollständiger, bis auf 0,167 pCt.
Das Verhalten dieser Lösung war von dem verdünnten Serums nicht
verschieden. Als Drehung ergab sich einmal — 55,75°, zweimal —
62°. — Globulin in NasCO( gelöst zeigte 59,75° Drehung. — Alkali-
albuminat, in Natronlauge gelöst, drehte nur 55°; ein Zusatz von
wenig Alkali steigerte vorübergehend die Drehung; bei Zusatz einer
grossen Menge nahm die Drehung sofort ab: bis auf — 16,75; das
Alkali hatte also zersetzend gewirkt. Neutralisirt man das Alkali
mit Schwefelsäure, so ist doch die Drehung geringer, wie bei einer
Lösung, die mit der entsprechenden Menge Natriurosulfat versetzt
wurde. — Endlich wurde noch von derselben Lösung dialysirten Eier-
albumins ein Theil in Alkalialbuminat übergeführt, der andere in
Säurealburainat; die spec. Drehung des ersteren betrug 62,2°, des
zweiten 63,12°, war also wohl dieselbe. Die Untersuchungen sind im
Laboratorium von Huppert ausgeführt. E. Salkowaki.
W. Manz, Anatomische Untersuchung eines Coloboma iridis et
chorioideae. Klio. Monatsbl. f. Angenheilk. XIV. S. 1.
Bei einem kleinen Kinde, welches wegen einer Conjunctivitis
auf die ophthalmologische Klinik in Rostock gebracht wurde und
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680
Schest-Bcch, essentielle Anämie.
2 Tage darauf an Convulsionen starb, fand sich auf beiden Augen
nach unten ein Colobom der Iris; eine ophthalmoskopische Unter-
suchung wurde nicht vorgenommen. Zu gleicher Zeit bestand noch
eine rechtsseitige Hasenscharte mit Oaumenspalte. M. untersuchte
beide Bulbi und constatirte zunächst am Boden derselben eine grosse,
pigmentlose Stelle von schaufelförmiger Gestalt; sie konnte als aus
2 Parthien, einer inneren und äusseren, bestehend angesehen werden.
Die innere von fast weisser Farbe beginnt etwas vor dem Aequator
und reicht bis zum Sehnerveneintritt, an dessen unterer Seite sie
eine von aussen sichtbare staphylom&töse Prominenz bildet. Die
äussere Zone des Coloboms, mehr gelblich gefärbt, verschmälert sich
bedeutend gegen das obere Ende, während sie gegen das Corpus
ciliare hin ungefähr die gleiche Breite behält. Von besonderem Inter-
esse ist das Resultat der mikroskopischen Untersuchung des Coloboms.
Unmittelbar auf der Sclerotica lag eine dünne .Schicht fibrillären
Bindegewebes, über dieser ein geschlossenes Plattenepithel, aus klei-
nen, kernhaltigen Elementen bestehend, von denen einzelne auch
Pigmentkürriehen enthielten. Dann folgten Blutgefässe in einem zahl*
reiche lymphoide Zellen enthaltenden lockeren Netzgewebe. Dazu
kam als unconstanter Befund das Vorkommen von Netzhautfrag-
menten, und zwar von Bruchstücken mit der bekannten Schichtung
von verschiedener Vollständigkeit; zwei Bestandiheile wurden aber
immer vermisst, nämlich das Pigmentepithel und die Opticusfasern,
überhaupt waren die inneren Schichten meistens sehr defect. Die
Veränderungen, welche die Retina beim Uebergaog in das colobo-
matöse Gebiet erfährt, bestehen in einer sehr bedeutenden Dicken-
abnahme, bedingt durch eine Verdünnung oder völlige Unterbrechung
einzelner Schichten. Das letztere geschieht mit Pigraentepithel, Stäb-
chen-, äusserer Körnerschicht und Limitans externa. Eine Verdickung
erleidet die Opticusschichte in so fern, als an die Stelle der Nerven-
fasern ein Gewebe netzförmigen Bindegewebes tritt. Was die Cho-
rioidea aniangt, so fehlt im Colobom die Choriocapillaris, auch treten
nur wenige Gefässe aus der Aderhaut iu das Colobom.
Michel (Erlangen).
Scheby-Buch, Zar Casuistik und Literatur der essentiellen An-
ämie mit tüdtlichem Ansgang. Deutsch Arcli. f. kliu. Med. XVII. S, 467.
1) Ein 48jähriger Former hatte vor einem Jahr mehrere Mouate
lang au umfangreichen Unterschenkelgeschwüren gelitten. Seitdem
will er ein blasses Aussehen behalten haben. Seit 5 Monaten ist er
bettlägerig und wird viel von Kopfschmerz, Ohrensausen und Schwindel-
anfällen geplagt. Auch sind die Zähne locker geworden , und seit
einigen Tagen hört und sieht er schlecht. Appetit gut. Patient
sieht wachsbleich aus. Milz wenig vergrössert. Auf den Netzhäuten
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Strickes; FhImtzki,, klinische Mittheiluogeo. 681
Hämorrhagien. Das Blut erscheint wässrig; farblose Blutkörperchen
nicht vermehrt, die rothen blass und häufig mit atnyloiden Fortsätzen
versehen. Sonst keine nachweisbare Veränderung. In den nächsten
3 Monaten schwindet der Appetit; es tritt mehrmals galliges Erbrechen
ein ; Patient wird völlig theilnahmlos. Tod unter Collapserscheinungen.
Bei der Section findet man eine rnässig vergrösserte Milz. Leber
lehmfarben, mit verwischter acinöser Zeichnung. Herzmuskel klein,
blass und fahl aussehend. (Die mikroskopische Untersuchung der
Orgaue wurde nicht gemacht). — 2) Eine 60 jährige Nähterin kommt
ohne sichere Anamnestica zur Aufnahme. Die Hautdecken und Schleim-
häute sehr blass. Milz massig vergrössert. Im Blut keine Vermeh-
rung farbloser Blutkörperchen, die rothen blass und klein. Sonst
keine nachweisbare Veränderung der Organe. Patientin delirirt an-
fänglich, wird dann aber apathisch; es stellen sich geringes Gedern
an Händen und Füssen und Skleralicterus ein; nach 14 Tagen Tod.
Aus dem Sectionsbefund ist hervorzuheben: Fettherz, Verfettung der
Nierenepithelieu und Leberzellen, frische Netzhauthümorrhagien ; im
Knochenmark zahlreiche Gruppen lymphoider Zellen. Im einem län-
geren Expose erklärt sich Vf. für den von Lebert vorgeschlagenen
Namen der essentiellen, nicht pernieiösen (Hierher) Anämie und stellt
aus der Literatur eine Reihe verwandter Beobachtungen zusammen.
Eichborst (Jena).
Stricker, 1) Einige Bemerknngen zur Typltus - Statistik der
Traube’schen Klinik. Cksritis-Atm. i. (1874). a 292. 2) (’asuistische
Beobehtungen. Das. s. soe.
Friintzel, Aus der Nebenabtheilung für innerlich kranke Männer
und Frauen des Charite-Krankenhauses. D*s. s. 337.
1) Die Mortalität im Jahre 1874 betrug 15,09 pCt. Die Behand-
lung bestand im ersten Stadium in Bädern von 28 — 18° R. zwei- bis
viermal täglich und daneben Eisblasen wenn die Temperatur (in der
Achsel; Ref.) über 39° stieg, Ernährung mit Milch, Eiern, Bouillon
und alcoholischem Getränk. Von den anderweitigen therapeutischen
Bemerkungen ist hervorzubeben, dass gegen bedeutenden Meteoris-
irms, zumal wenn derselbe seinen Sitz im Dickdarm hat, Entleerung
der Gase mittelst eines in den Darm eingeführten Rohres allenfalls
unter Zuhülfenahme eines leichten Druckes auf die Bauchdecken oder
der Aspiration empfohlen wird. Erst wenn dies Verfahren im Stich
lässt, soll man in dringenden Fällen mit einer PHAVAz’scheu Nadel
punktiren, ein Verfahren, das jedoch in Folge der oft sehr starken
Verdünnung der Darm wände und ihrer verminderten Elasticität nicht
ganz ungefärlich ist, wie zwei unter hinzugetretener Peritonitis tüdt-
licb verlaufene Fälle beweisen.
2) Die casuistischer] Beobachtungen sind 1) Nephritis intcrstitialis
im zweiten Stadium. Während bei reichlicher Diurese unter erhöhter
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682
Stricker; FbIntzel, klinische Mittheilungen.
Spannung im Aorteusystem heftige urämische Convulsionen auftret
fehlen dieselben trotz 14 tägiger fast völliger Anurie und hochgradiger
Hydrämie, als durch Herzverfettung ein Sinken des Blutdrucks her-
beigeführt war. Einige therapeutische Bemerkungen. 2) Pleuropneu-
monie dextra inf. Pulsus bigeminus. 3) Bleiintoxication mit doppel-
seitiger Neuroretinitis. Zahlreiche weisse Flecken im Bereich des
Sehnerven selbst und der angrenzenden Retina. Vollkommene Rück-
bildung dieser Affection. 4) Hepatitis mterstitialis. Rapider (tödt-
licher) Verlauf innerhalb 6 Wochen. Icterus und Retinalblutungen.
5) Drei Fälle von Tuberculosis, bei denen ante mortem Tuberkeln
der (Jhorioidea nachgewiesen werden konnten. Hierzu kommt nach-
träglich noch ein vierter Fall, in welchem bei täglicher Untersuchung
der Augen der erste Chorioidealtuberkel 5 Tage vor dein Tode ent-
deckt wurde, er hatte um sichtbar zu werden nur 12 Stunden ge-
braucht.
F.’s Mittheilungen betreffen 1) Typhus exanth., wovon 20 Fälle
behandelt wurden (Eisblasen auf den Kopf und bei Morgentemperatur
von 40° 0. Bäder von 20° R.) und 3 starben. F. erwähnt hierbei
einen schliesslich an Phthise verstorbenen Mann, der wiederholt in
einem als Infectionsheerd bekannten Hause übernachtet hatte, 1866
an Recurrens, 1868 an Typh. exanth. und 1872 wieder an Recurrens
erkrankt war. 2) Operative Behandlung des Meteorismus. Nach
Seinen in 11 Fällen gesammelten Erfahrungen räth F. zur Punktion
des Darmes nur bei gleichzeitiger Peritonitis, wo ohnehin nicht viel
zu verlieren ist und allenfalls die Athraungsstörung vermindert wer-
den kann, ln andereu Fällen kann, falls die Spannung gross ist, die
Punktion zu einem grösseren Darmri6s führen, falls die Spannung
gering ist, nichts genützt und nur geschadet sverden. 3) Einzelne
Fälle von Ileotyphus. Von diesen ist einer bemerkenswert!), in welchem
bei einem bis dahin sehr hoch fiebernden Kranken die Temperatur
am 9. Krankheitstage nach einem Sprung aus dem Fenster plötzlich
erheblich sank (von 41,2° auf 37,9°) und bis zur schnell eintretenden
Genesung niedrig blieb. 4) Delirien beim Rheumatismus art. acut,
haben nach F. ihre Ursache a) in Complication mit Del. tremens,
b) in übermässiger Temperatursteigerung, c) in einer acut sich aus-
bildenden Dehnung der Herzmuskulatur, namentlich des linken Ven-
trikels, wie sie F. in 4 Fällen nachwcisen konnte, wo sic auf keinen
palpablen anatomischen Veränderungen, namentlich nicht auf Verfet-
tung beruhte. In Folge dieser Dehnung gelangt nach F. nur eine
sehr geringe Menge Blut in das Aortensystem und es kommt in dem
durch den fieberhafteu Proeess ohnedies in seinen Functionen schon
beeinträchtigtem Gehirn zur Ischämie; d) in einer rasch eiutretenden
Verklebung beider Herzbeutelfläcben, wodurch ähnliche Verhältnisse,
wie in c), geschaffen werden. 5) Therapie de9 acuten Gelenkrheu-
matismus (nach Davik’s Methode). 6) Pulsus alternans bei einem
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.SerliokPli.eb, Sclerose der Seitenatränge.
683
grossen irn Verlauf eines acuten Gelenkrheumatismus entstandenen
pericardialen Exsudat (mit günstigem Ausgang). 7) Ein Puls hei
zwei Herzactionen (bei Stenose des Mitralostiums mit Insufficienz der
Aortenklappen). 8) Systolischer und diastolischer Ton bei der Cru-
ralis ohne hochgradige Insulficienz der Aortenklappen (der Doppel-
ton war liier dadurch bedingt, dass neben einer massigen Aortenin-
sufticienz zwei aneurysmatiscbe Erweiterungen der Aorta bestanden).
9) Temperaturerniedrigung bei Alcoholintoxication (in oinem Fall bis
auf 24,6° C. in der Achsel und dem Rectum, in dem anderen tödt-
lichen bis auf 23,8, vgl. Cbl. 1875, 911). 10) Durch Atropin erzielte
Heilresultate (bei übermässigen Sebweissen, vgl. Cbl. 1873, 798) und
in einem hartnäckigen Fall von Urticaria. Senator.
A. Seeligmüller, Einige seltenere Formen von Affectionen des
Rückenmarks. I. Sclerose der Seitenstränge des Rückenmarks
bei verschiedenen Kindern derselben Familie. Deutsche medic.
Wochenscbr. 1876. No. 16 u. 17.
Von ganz gesunden Eltern stammten 7 Kinder, von denen 3
ebenfalls ganz gesund, 4 in einer ähnlichen und ganz eigentümlichen
Art erkrankt waren. Die wesentlichen Symptome dieser Krankheit
waren eine primäre, allmählich sich entwickelnde, motorische
Schwäche, der erst später eine ausgedehnte, aber gleichmässig die
Muskeln befallende Atrophie folgte, eine permanente Contractur der
atrophischen und gelähmten Glieder, welche bei Druck und auf
Dehnung schmerztet, eine bedeutende Erhöhung der Sehneureflexe
und ein schliessliches Uebcrgreifen der Läbmungserscheinungen auf
vom Bulbus medullae entspringende Nerven. Das Irühera Vor-
handensein der Lähmung, der die Atrophie erst folgte, die Gleich-
müssigkeit der letzteren, welche nicht wie bei der progressiven Muskel-
atrophie hier und da vereinzelte Muskeln betraf, die Contracturen
und die erhöhten Sehnenreflexe, alles das sprach gegen die Annahme
einer progressiven Muskelatrophie. Vielmehr stimmt das Krankheits-
bild mit der zuerst von Charcot (Cbl. 1874. 490.) aufgestellten
Krankheitsform überein, welche von dem französischen Autor Sclörose
laterale amyotrophique genannt wurde und nach welchem als der
Sitz der Affection ursprünglich die Seitenstränge des Marks, mit
späterem Uebergreifen des Prozesses auf die Vordersäulen und die
Bulbusgebilde angesehen werden. Das Interesse der Beobachtung
liegt in der nahen Verwandtschaft der vier Kranken (ätiologisch ist
die Thatsache vielleicht von Bedeutung, dass die Mütter der beiden
Eltern rechte Schwestern waren) und der grossen Jugend derselben,
insofern die beiden ältesten Kinder (Schwestern) je 10 und 8 Jahre,
das dritte, ein Knabe 6% und das letzte, ein Mädchen, 17» Jahr
alt sind. — Die ausführlichen Krankengeschichten siehe im Original.
Bernhardt.
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684 Tilbcbt Fox, Morphem Miykb and Fmtoatcn, Amylnitrit.
Tllbury Fox, On morphaea (Addison’s Keloid). Lancet 1376.1. No. 34.
Während die deutsche Dermatologie mit dem Namen Morphaea
die bei Lepra auftreteuden weissen anästhetischen Flecke bezeichnet,
kennen die Engländer ein ähnliches Uebel, welches von dem Aus-
satze ganz unabhängig ist. Es handelt sich um kreisrunde weisse,
wie polirt aussehende Stellen, welche leicht erhaben sind und einen
röthlieben Rand haben, der stellenweise kleinste Bläschen trägt. Die
Flecke sind weniger empfindlich, als die gesunde Haut, manchmal
nahezu unempfindlich. Es handelt sich anatomisch um eine fibröse
Entartung der Haut, welche oft Drüsen, Gefässe und Nerven oblite-
rirt. Manchmal tritt vollständige Resorption ein, oder es bleibt dau-
ernde Atrophie zurück. Besonders wird Nacken, Brust, Abdomen,
Arme und Gesicht ergriffen. Meist tritt das Uebel einseitig, selten
symmetrisch auf. Es kommt bei zarten Frauen vor und ist manch-
mal ein frühes Stadium der Sklerodermie. Von Vitiligo unterscheidet
es sich durch den Rand und die Texturerkrankung, wahrend die als
Vitiligo bezeichnete Pigmentatropbie auf einer sonst ganz normalen
Haut sieh zeigt. Die Therapie ist eine rein roborirende. o. Simon.
S. Mayer und J. Friedrich, Ueber einige physiologische Wirkungen
des Amylnitrit. Arcb. f. exper. Fatbol. etc. V. S. 65.
Um die bekannten Fehlerquellen bei Einathmung durch die
Nase zu vermeiden, geschah die Application stets durch die Traeheal-
canüle und je nach der Dauer der Aufnahme der Dämpfe werden
schwache (4—60 Sec.) oder starke Dosen (über 1 Min.) unterschieden.
Wie Filehne beobachteten die Vff. stets eiue durch das Amylnitrit
hervorgerufene beträchtliche Vermehrung der Pulsfrequenz. Der Er-
klärung jenes Autors, wonach das Phänomen zu Staude kommt durch
eine Depression des Tonus der Vaguscentren schliessen sich die Vif.
ebenfalls an, indem sie zur Stütze noch einige neue Thatsachen an-
führen. So hört bei Hunden, die Amylnitrit erhalten haben, der
Unterschied in der Pulszahl wahrend der In- und Exspiration auf;
wenn ferner bei curarisirten Thieren durch Aussetzen der künstlichen
Athmung starke Verminderung der Herzschläge in Folge der durch
das dyspnoische Blut bewirkten Reizung der Vaguscentren eingetreten
ist und man nun eine geringe Quantität Amylnitrit in die Jugular-
vene injieirt, so nimmt die Herzfrequenz zu, als wären die Vagi durch-
schnitten. Grössere Mengen von Amylnitrit lahmen das Herz selbst.
Was die Blutdrucksenkung durch Amylnitrit angcht, so gelang
es den Vff. einen neuen Beweis für die Ansicht Lacdeb Bkuntons
beizubringen, dass das Mittel direct auf die Wandung der Gefässe
wirkt. Sie machten nämlich das Gehirn und die Medulla oblongata
durch die Abscbneidung der Biutzufuhr nach der Küssmaul-Tekseb-
schen Methode fuDctionsunfähig, so dass sämmtliche von diesen Centren
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Kococt.
685
vermittelten Reactionseracheinungen aufhörten. Wurde jetzt Amylnitrit
eingeblasen so sank der Blutdruck noch beträchtlich. Einen com-
plementären Versuch stellten Vff. an, um zu ermitteln, ob das Nitrit
auch auf die vasomotorischen Centren wirkt. Bei einem Kaninchen
wurden die zu- und abführenden Qefässe des Gehirns unterbunden,
nämlich die Art. subcl. dextr. und sinistr. und die beiden Vv. cavae
superiores, und darauf in die eine Carotis Amylnitrit eingespritzt, oder
damit beladenes Blut aus einer Arterie eines zweiten Kaninchens
transfundirt; der Abfluss wurde durch Anschneiden einer Vena cava
geschaffen. Bei diesen Versuchen trat ein Sinken des Blutdrucks
nicht ein, doch suspendiren die Vff. den entsprechenden Schluss weil
die Zahl der Versuche (3) eine zu geringe war.
Die Respiration sahen die Vff. nach massigen Dosen bedeutend
frequenter und tiefer, nach starken hingegen flach und sehr verlang-
samt werden. Es bandelt sich hierbei um eine directe Wirkung auf
das Athrnungscentrum. Dass die Aenderung in der Blutcircuiation
nicht jene dyspnoische Athmung hervorruft, beweist ein Versuch mit
Herabsetzung des Blutdrucks durch Reizung der Nn. depressores. In
diesem Fall tritt nur hie und da eine geringe Beschleunigung der
Athmung ein, obwohl die Blutdruckverminderung grösser ist, als
die durch Amylnitrit hervorgebrachtc.
Die durch das Mittel hervorgerufenen Krämpfe sind nicht Folge
der Circulationsänderung, sondern einer directen Reizung der betref-
fenden Hirnparthien. Das Rückenmark scheint hierbei nicht bethei-
ligt zu sein.
Nach längerer Einathmung der Aetberdämpfe geratben die Thiere
in einen Zustand wo der Blutdruck sehr niedrig, der Herzschlag und
die Atbembewegungen langsam aber regelmässig uud die peripheri-
schen Nerven sowie die Muskeln gut erregbar sind. Da dies Stadium
längere Zeit (bis zu einer Stunde) andauert, so wird es sich vielleicht
für manche Versuche verwerthen lassen. Schiffer.
Ch. Rouget, Sur les terminaisons nerveuses dann rappureil 61ec-
trique de la Torpille. Compt. reod. xxxii. s 917—919.
Diese Mittheilung R's ist gegen die auch vom Sef. vertretene Anschauung
Bahvibb's (Cbl. 1876, 664) gerichtet, nach welcher die Endverästeluug der Mo. elec-
trici io den electrischeo Platten von Torpedo ausnahmslos in freie Enden übergebt,
niemals aber die Form eines geschlossenen Netses (Kölmsbb, M. Schcltib) an-
nimmt. Ala sichere Methode, ein stets geschlossenes Mettwerk su demonstriren,
empfiehlt B. die Anwendung (coucentrirter) Silberoitratlöaungeu von 7 pCt. auf das
frische Gewebe.
Zum Schluss erörtert B. die Frage, ob Bbuab, der von Babvikb als Gewährs-
mann für die freie Endigung der eiectrischeu Merven berangesogen wird, seiner Zeit
(vor 16 Jahren) bereits mit ausreichenden optischen und technischen Hülfsmitteln
▼ersehen war, tun die betreffende Frage wirklich entscheiden in können. B. be-
streitet dies anf Grund der ungenauen Ansdrncksweise des BKuaa'schen Textes.
Bell (Rom).
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686
Fbatscher. Chatveac. Bloch.
C. Fratseher, Continuirliche und langsame Nervenreiznng. Hr
Zeitschr. f. Natur w. IX. S. J30.
Im Anschluß au die Verbuche von Hf.iszmann bat F. unter Pbeyer's Leitung
neue Versuche mit allmählich ansteigenden, chemischen und mechani-
schen Heizen an euthirnten und unverletzten Fröschen angestellt und
bei vorsichtigem Verfahren niemals sensible Heizung dabei erhalten. Auch die all-
mählich erfolgende Quetschung motorischer und sensibler Nerven bleibt wirkungslos.
Eine Wiederholung dt-r HKiNZMANs'schen Versuch« mit Veränderung der erwärmten
Hautoberfläche bestätigte die Angaben H.’s durchaus. j. Ko«emlui.
A. Chaureau, Oe l’excitation unipolaire des uerfs. Compt. rend
LXXX, 779, 824; LXXX1, 1038, 1193.
Cb. hat die Wirkung unipolarer electriscber Heizung genauer unter-
sucht. Auf einen blossgelegten oder von der Haut bedeckten Nerven wird die eiue
punktförmige Electrode aufgesetzt, während die andere io grosser Ausdehnung die
Körperoberfläche berührt. Oder auch die beiden punktförmigen Electroden werden
auf zwei verschiedene Nerven aufgesetzt Mit constauten Strömen von einer ge-
wissen Stärke ist die Wirkung auf die motorischen Nerven au beiden Polen gleich;
schwächere Ströme wirken am negativeu Pol stärker, stärkere am positiven Pol.
Auf sensible Nerveu wirkt umgekehrt der negative Pol starker Ströme mehr als der
positive. Die Wirkung des positiven Pols auf motorische Nerveu wächst mit Ver-
größerung der Stromstärke entweder proportional der letzteren oder mit etwas Ab-
nehmendem Verhältnis», die des negativeu Pols wächst anfangs, um dann wieder
abzunebmen; für sensible Nerven ist alles umgekehrt. Diene Aussagen beziehen rach
alle auf die Stromt-sschliessung. Die Oeffnuug schwacher Ströme ist am positiven
Pol zuerst wahrnehmbar, sie wachset* mit der Stromstärke bis zu einem Maximum
und nehmen dann wieder ab. Der negative Pol ist zur Oeffnungserregung viel
weuiger geeignet; ist sie eingetreten, so wächst sie mit der Stromstärke. Iuductiom-
ströme von geringer Intensität wirken nur am negativen Pol; bei Stromverstärkung
tritt auch am positiven Pol Wirkuug auf, beide werden bald gleich und bleiben so.
nur zuweilen siebt mau den positiven Pol etwas wirksamer werden. Die Höhe der
Zuckungen erreicht bald ein Maximum, über welches sie nicht hinausgeht, doch wer
deu die Coutractiouen bei weiterer Stromverstärkung zeitlich verlängert.
J. Kosenthal.
Bloch, Experiences sur la vitesse du courant nerveux sensitif
de l9 llOllime* Arcb. de physiol. 1875. No. ß.
13. bestimmte die Fortpflanzungsgesch win digkeit der Erregung io
den seusiblen Nerven mit einer Art von Scbeibenmyographion, an dessen Um-
fang ein Federeben befestigt war, dessen Anstreifen an der Haut als mechanischer |
Reiz wirkt, während eiue Bewegung des Zeigefingers deu empfundenen Heit mtr-
kirte. Er verwirft aber diese Methode als ganz unzuverlässig , weil darin Gewub*
nung uni Willkür eine Holle spiele. In der Tbat erhielt er bei Heizung der Hand |
kleinere Werthe als bei Heizung des Vorderarms und der Nasenspitze. Deshalb be-
nutzt er eine ganz andere Methode. Wenn dasselbe Federeben nacheinander die
zwei Zeigefinger berührte, uud das Zeitintervall verkürzt wurde, so schienen die
beiden Stöase zuletzt gleichzeitig zu sein. Diese Zeit nennt er die Persistentdauer
der Empfindung (wäbreud sie doch nur die Grenze der Empfindungsfähigkeit für
Zeitunterschiede ist; Ref.) und findet sie zu 7« Secunde. Wenn uun die Berührung
nicht zwei symmetrische Stellen trifft, so wird jenes Intervall grösser. Die Differenz
schiebt 13. auf die Forderung in den Nerven und findet als Geschwindigkeit deo
ungeheuren Werth vou 156 Meter iu der Secunde- J. itoienthst
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Ahflks. Gerber und Birch-IIirschprld. Dittel.
687
M. Abeies, Beitrag zur Lehre von den sacchariiiciremien Fer-
nienten Im thierischen Organismus, wiener med. Jatirb. 1876. 2.
(Vgl. Cbl. 187U, 84).
Vf. beobachtete in völlig zerkochtem und zuckerfreiem Leberbrei eine Neu*
bildung von Zucker, als er ihn über Nacht Stehen lies«. Durch Ausziehen der ge-
kochten Leber mit 8alicylsäurelösuug und Fällung mit Alcobol kounte Vf. das Fer-
ment weiter isoliren. Eine Glycogenlösung mit dem so erhaltenen Niederschlag 12
bis 24 Stunden in Berührung gelassen, ging vollständig in Zucker über. Die Wir-
kung wird beeinträchtigt durch die Gogeuwart von Alkalien — auch kohlensnuren
— , aufgehoben durch Kochen. Aoch gekochte Muskeln enthielten ein, jedoch weit
schwächer wirkendes Ferment. — Vf. constatirte weiterhin, dass Glycogon in die
Venen eingespritzt Auftreten von Zucker bewirkt, führt diese Erscheinung jedoch
auf die gleichseitige Wassereinführung surück. Für diese Deutung spricht, dass die
Menge des Zuckers dem eingeführten Glycogen nicht entspricht und dass subcutane
Einspritzung von Glycogen — iu einem Fall wenigstens — keine Glycosurie be-
wirkte. E. SalkowiLi.
Gerber und Birch-Hirschfeld, Ueber einen Fall von Endocarditis
ulcerosa und das Vorkommen von Bacterien bei dieser Krank-
heit. Arch. d. Heilk. XVII, S. 208.
Bei einem 16jährigen Mädchen entstand ein Furunkel auf dem Handrücken,
3 Wochen später eine rasch letal eudeude ulceröse Eudocarditis. In fast allen Or-
ganen faudeu sich kleine Herde, besonders iu den Glomerulis und den IlKNLE’scben
Schleifen, in denen sich Zoogloea und Kueelbacterien nacliweisen Hessen; der In-
fectionsherd lag am freien Rande der ulcerirten und mit dichtem Bacterienraseu be-
setzten Räude der Mitralis. Dass es sich hier nicht um Detritus handele, wie Hii.lkr
für dergleichen Fälle au nimmt, suchen Vff 1) durch die deutlich als solche erkenn-
bare Zoogloeamasso sowie die oft zu 10 au eiuander gereihten perlschnurartigen
Bacterienketten , 2) durch die Resistenz der fraglichen Köruchenhaufen gegen Alco-
bol, Aether und Kalilauge und 3) durch Impfversucbo darzuthuu. Spuren der Auf-
lagerung in die Cornea von Kanincbeu geimpft erzeugten in einem Falle Puuoph-
tbalmitis, in einem auderu Hypopyoukeratitis Die Polemik gegen die Hu.i.Ba’schen
Auffassungen berührt sonst nur die in dieser Frage schon öfters discutiiteu Argu-
mente. Grawltz.
L. Dittel, Leber intraarticuläre Verletzungen am Knie, wiener
med. Jahrb. 1875. 8. 319.
Die Kreuzbänder zerreissen niemals in ihrer Mitte, könneu aber durch ge.
waltsame, ihre functionelleu Grenzen überschreitende Bewegungen voa den Femur,
coudylen abgesprengt werden; durch Ueberstreckung das hintere, durch Ueberbeugung
das vordere. Die 8eitenbäuder können durch Hyperabduction oder llyperadductioo
zerrissen oder abgelüst werden, sowohl vom Femur als von der Tibia; im ersteren Falle
mit Abhebung einer Knocbeuscbaale, im letzteren mit Abhebung des entsprechenden
Meniskus. Sie bleiben intact bei jeueu lusulten, welche die Läsion der Kreuzbänder
erzeugen.
Bei gewaltsamer Verschiebung der stark gebeugten Tibia nach vorn lost sieb
das vordere Kreuzband vou der Tibiaiusertion uud nimmt dabei constant die Emi-
neutia intercondyloidea saramt der benachbarten Knochencorticalis mit. Verschie-
bung der gebeugten Tibia nach hinten bewirkt Abreiasung des hinteren Kreuzbandes
mit einem daran hängenden Kuochenstücke vou der Tibia.
Bei jugendlichen Individuen mit noch uicbt fertigem Knoobenwachsthum setzen
dieselben Gewalten nur Läsionen iu den Knorpelfugen bei Intacterhalluog des
Bandapparates.
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Ralfe. Raymond. Browm-S£qcard.
Die diagnostischen Bemerkungen und eine sehr seltene vorstehende Versuche
illnstrirende Krankengeschichte siebe im Original. Willi. Koch.
Ralfe, A case of tertian ague, with aualysis of arine of the
febrile and non -febrile days. Med. Times & 6». istg. i. n0. 1334.
Ein S3jäbr. Mann, seit einigen Tagen an Intermittens tertiana leidend, schied an
einem fieberfreien Tage ans: 2600 Cc. Urin mit .-Säure 1,01 (Oxalsäure? Ref.), Harn*
Stoff 60,4, Chlor 4,68, Schwefelsäure 1,8, Pbosphorsäure 2,3 Grm. An dem folgen*
den (Fieber-) Tage ergab sich folgendes Verhalten des Harns:
Zeit
Tempel.
Fabrenb.
Menge
Ccm.
Harn-
stoff.
Chlor.
i £
JE 4
u *
00
iL
J •
2 •
c.
Vor dem Anfall 4 — 7 '/* Uhr früh
Norm.
66
1,66
0,116
0,078
0,15
Frost 7'/.-8 Uhr 10 Min.
104,4
193
4,36
0,936
0,156
0,10
Hitze 8 Uhr 10 Min. bis 10 Uhr
106,0
78
1,86
0,874
0,046
0,09
Scbweiss 10 — 12 Ubr
103,8
60
1,68
0,144
0,102
0,08
Desgl. 12—4 Ohr 23 Min.
103,6
89
2,16
0,267
0,071
0,09
Remission bis 4 Ubr früh
98,6
86
1,19
0,127
0,034
0,11
Mittags (in der 5. Periode) genoss er ein wenig Fleisch; über die sonstige
Ernährung ist nichts bemerkt. Vom folgenden Tage ab nahm er Chinin und blieb
fieberfrei. Der nach dem Fiebertag gelassene Urin betrug 2380 Ccm., Säure 2,3.
Harnstoff 49,9, Chlor 7,8, Schwefelsäare 1,7 (?), Pbosphorsäure 2,6 Grm. Senator.
Raymond, Note sur les arthropathies de l’ataxie locomotrie«.
Ga«, mdd. 1876. No. 8.
Guter Vorzeigung einiger im Verlaufe der Tabes erkrankt gewesener Gelenke
und Knochen betont R. den hier zu beobachtenden Process der Atrophie», und der
Zerstörnng, welcher besonders die borvorspringendeu Tbeile betrifft. — Von
osteopbytiacben Auflagerungen ist diese Atrophie (wie z R. die gewöhnliche
Arthritis deformen») nicht begleitet: auch verlieren bei letzterer Aflection die ein-
zelnen Tbeile uicbt so gans nnd gar ibre Form, wie bei der tabiachen. Bei dieser
sind auch die Ligamente als solche verschwanden, dichtet Bindegewebe ist an ihre
8telle getreten; die den Knochen direct anliegenden Muskeln sind atropbirt nnd ent-
weder fibrös oder fettig entartet. Die Flüssigkeit in einem der erkrankten Gelenkt
bestand ans einem rüthlicben Serum, in welchem in geringer Anzahl weisse und
rothß Blntkörpercben und einige Hümatoidinkrystalle sieb befanden. Salpetersäure
nnd Hitze füllten Eiweiss in bedeutender Menge ans. Bernhardt
Brown- S^quard, Des alttfrations qui surviennent dans la mo-
qneuHß de l’estomac, cons6cuti?ement anx lesions cdräbrales.
Progr&s tndd. 1876. No. 8.
Erweichungen und Ulcerationen der Magenschleimhaut entstehen nach Ver-
letzungen des Corp. Striatum, der Hirnscbenkel oder dee Rückenmarke; HSmorrbsgieo
dagegen meist nur uscb Verletzung eines Punktes der Brücke, an der Insertioei-
•telle des mittleren Kleinhirnschenkels. Auch erfolgen die Hümorrbagieo nicht durch
Lähmung vasomotorischer Nerven: im Gegentheil es contrabiren sieb Arterien und
Venen, das Blut staut in deu Capillareu, welche dann zerreissen. Bernhardt
Einsendungen für da« Central bl aU wollt» man an einen der beiden Herausgeber: Prof. Senator,
Barlin, (N.) Krausnickstrawe S4, nnd Professor Rosenthal, Erlangen, oder (unter Belächln**) ■»
dla Verlagshandlnng, Berlin (N.-W4. unter den Linden 68, adressiren.
Verlag von Angnst Hirsch wald in Berlin. — Druck von H. 8. Harmann in Berlin.
Digilized by Googld
rT 'T r * •• -r
Wfiehentlteh erscheinen
1 — I Bogen ; im Schlaue
de« Jahrgang« Titel, Na-
men- and Seebreglxter.
Centralblatt
ftir die
Prel« de« Jahrgang««
>0 Merk; an beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen and Poetanst alten.
medicinischen Wissenschaften.
Dr. J. Rosenthal,
ProfeMor Id Erlügen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Profeieor In Berlin.
1876. 93. September. No. 39*
Inhaiti Fkindbro, Eioflu»» der Hautreize auf den Organismus (Orig.-Mitth.). —
Goloi, Structur de» Bulbus olfactorias. — Dmciiiel; Hornii.m, Car-
baminsäarc im Blut. — Banks, iDtraarticulärer Druck im Knie. — Israel, Fremd-
körper in der Paukenhöhle. — Flusch mann, obroniscbe Spitieupnenmonie der
Kinder. — Biembb, Argyrie. —
Scolosgboff, Nachweis von Arsenik in den Geweben. — Beil, angeborene
Pnlmonaleteoose. — Esoff, Uribilin im Harn. — Fbltz und Rittbb, Gallen-
farbstoffe und Galleneäuren im Blut und Urin. — Callsndbr, Wundbehandlung. —
Amburobr, Bedeutung des Alreolarepitbels im Spntum. — Cholsilkf, Lttb-
mnug im Woebenbett — Mauna», Convulsionen bei RuakenmarkaerkrRukuug. —
Dcncan, Dammriss. —
lieber mechanische, chemische und electrische Irritation der Haut
und ihren Einfluss auf den thierischen Organismus.
Vorläufige Mittbeilung von Dr. Feinberg aus Kowno, Russland.
Im Jahre 1873 veröffentlichte ich im VlRCHOw’schen Archive und
im Centralblatte desselben Jahres eine Abhandlung Uber Ueberfirnis-
sung der Thiere, in der ich die Anschauung geltend machte, dass
der Firniss einen Heiz auf die sensiblen Hautnerven austtbe, wodurch
Reflex auf die vasomotorischen Centren und Qefiisslähmung erfolge. —
Uro dieser Anschaung mehr Halt zu geben unternahm ich gleich
darauf eine Reihe von Experimenten mit Application chemisch - rei-
zender Stoffe auf die Cutis und mit Electricität. In allen diesen
Fällen bekam ich Krankheitsbilder und pathologisch-anatomische Lä-
sionen, die in nichts von denen nach Ueberiirnissungen differiren.
In der Mehrzahl der Fälle wurde vor Application der Heize die Tem-
peratur unter der Haut und im Rectum notirt und mit der nach er-
folgter Operation constatirten verglichen. In allen Fällen fand ich
die subcutane Temperatur um 1 — 2°, seltener um 0,6 — 0,8° niedriger
als die Rectaltemperatur. Die Reize, Ueberiirnissungen , chemisch-
reizende Stoffe, wie: spirituöse Einreibungen, Tinct. caps. anni, Sol.
arg. nitr , schwache und concentrirte Salzlösungen, deren Temperatur
XIV. Jahrgaug. 44
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690 Fkihukuo. Einfluss der Hautreite auf den Orgtniemm. ' '
der Hauttemperatur gleich harn, müssen je nach den ErschemiuN^H
zu denen sie Anlass geben, in drei Kategorieen getheilt werdap;
1) schwache, auf beschränkte Hautpartieen localisirte Reize, 2) mittel-
starke, welche grössere Hautflächen einnehmen und 3) intensive Ir-
ritationen, die die ganze Cutis affioiren.
Reize erster Kategorie bringen momentan eine Temperaturen
kung um mehrere Grade unter der gereizten Cutis hervor, die bald
einer Temperaturerhöhung Platz macht und mehrere Stunden anhält.
Die Temperatur aller anderen nicht gereizten Hautpartieen und die
Rectaltemperatur bleibt auf derselben Höhe, wie vor der Operation,
oder zeigt eine unbedeutende Senkung um einige Zehntel, eine Er-
scheinung, die bei geknebelteu oder längere Zeit festgehaltenen
Thieren sehr häufig ist. Die Respiration und Herzthätigkeit werden
beschleunigt. Sonst bietet das Thier nichts Abnormes dar, und nach
kurzer Zeit verschwinden auch diese Erscheinungen.
Reize zweiter Kategorie bringen constant Temperatursenkung um
mehrere Grade hervor, sowohl im Rectum als auch unter der Bant,
wobei die Differenz beider nicht selten verschwindet. Die Respira-
tion und Herzthätigkeit sind sehr beschleunigt; die Thiere liegen er-
schöpft, unbeweglich, oder machen fruchtlose Anstrengungen dec
Körper fortzubewegen. In den Rückenmuskeln werden fibrilläre
Zuckungen beobachtet. Nach verschieden langer Zeit, meistens nach
6 — 8 Stunden erfolgt Temperaturerhöhung im Rectum und unter der
Haut, wobei letztere nicht selten die Rectaltemperatur übersteigt oder
nur um 1 — 2 Zehntel niedriger sich herausstellt. Mit der Temperatar-
steigerung verschwinden alle krankhaften Erscheinungen des Thieres.
Manchmal aber, nach kürzerer oder längerer Zeit tritt wieder Tem-
peratursenkung ein, fast in allen Fällen mit Abnahme der Respira-
tionsfrequenz und gleich darauf ein Kräfteverfall mit zahlreichen
schweren krankhaften Erscheinungen, die bei den Reizen dritter Ka-
tegorie erwähnt werden sollen, und die zum Tode führen. Solcher
Collapsus tritt meistentheils nach partiellen Ueberfirnissungen und
mittelstarken chemischen Reizen ein, falls letztere eine ganze Körper-
hälfte einnehmen, oder längs der Wirbelsäule angebracht sind, sel-
tener nach electrischen Reizen.
Nach Reizen dritter Kategorie erfolgt augenblicklich ein starker
Kräfteverfall, die Temperatur unter der Cutis und im Rectum ist er-
heblich gesunken, die Motilität ist vollständig vernichtet, Hautsenn
bilität verringert oder aufgehoben, Muskelsinn, Refiexvermögen ver-
loren, Respirationsfrequenz gesunken, Herzthätigkeit gebrochen, alle
Excretionen aufgehoben. Dann kommen klonische und tonische
Krämpfe, nicht selten Tetanus; das Thier liegt in halb soporösem Zu-
stande. Die Anästhesie schlägt manchmal in partielle oder totale
Hyperästhesie um und die Reflexerregbarkeit wird übermässig ge-
steigert . Respiration und Temperatur nehmen stetig ab, nicht selten
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Feüibcrq, Einflu«« der Hsutreice anf den Organismus
691
tritt Cheyne-Stokes Respirationsphänomen auf, das Tbier collabirt
immer mehr. Der Harn sparsam, fast constant eiweisshaltig , der
Stuhl verstopft oder diarrhoisch und bei einer Temperatur von 22°
bis 20° C. tritt der Tod ein. —
Die pathologisch-anatomischen Veränderungen sind nach Ueber-
firnissungen der Thiere, chemisch-reizenden Stoffen und Electricitäts-
anwendung auf der Cutis vollständig identisch. Die subcutanea Ge-
fässe sind injicirt, manchmal ist Oedem vorhanden, Lungengefasse
von Blut strotzend , sehr häufig thrombosirt, die Pleura pulmonalis
manchmal von kleinen Eccbymosen durchsetzt. Herz dilatirt, Vor-
höfe mit schmierigem, schwarzem Blute strotzend erfüllt, enorm aus-
gedehnt; linker Ventrikel enthält wenig Blut und wenige kleine Ge-
rinnsel, das rechte Herz immer grössere Mengen schwarzen, mit Ge-
rinnseln untermischten Blutes, llerzsubstanz von injicirten Gefässen
durchzogen, Leber gross, blutreich; die interlobulären und Central-
venen dilatirt, die Zellen ineistentheils im Zustande trüber Schwellung.
Ma genschleimhaut von kleineren und grösseren Extravasaten durch-
setzt. Die .Mesenterialveuen von Blut strotzend, Schleimhaut des
Danncanals meistentheils catarrhaligch. Nieren sehr blutreich, Kapsel
leicht abstreifbar, Oberfläche gleichroässig dunkel gefärbt. Schnitt-
fläche zeigt Schwellung der CorticaLubstanz, Streifung derselben,
Prominenz der Glomeruli. Mikroskopische Untersuchung ergiebt:-
Hyperämie der zu- und abführenden Gefässe der Glomeruli, trübe
Schwellung der Epitlielien. Blase stark ausgedehnt, Schleimhaut in-
tact oder catarrhalisch. Muskeln und periphere Nerven von injicirten
Gefässen durchzogen. Meningen des Gehirns und Rückenmarks in-
jicirt, nicht selten auch die graue Substanz des Hirnmarks und der
Medulla ohlongata. —
Die Erklärung der geschilderten Ergebnisse kann nur geschehen
auf Grund der gegenwärtigen Anschauungen über die Wärmeregu-
lation im thierischen Organismus und der Untersuchungsresultate der
bewährtesten Forscher, die nacbgewiesen haben, dass Reizung sen-
sibler Nerven auf reflectorischera Wege Blutdrucksteigerung liervor-
rufe in Eolge einer Contraction der kleinsten Arterien. Nach Goltz,
Vdlpian, Schlesinger und Nussbaum sind die Gelässcentren längs
des ganzen Rückenmarks vertheilt; die Gefässe (Goltz, Ostboumoff,
Heidenhein, Gergens und Werber), mit Ganglien versehen, die durch
Vasomotoren und Hemmungsfasern mit den Gefässcentren im Rücken-
marke in Verbindung stehen. Die peripherischen Gefässganglien be-
sitzen die Fähigkeit den Gelässtonus auch nach Wegfall des Rücken-
marks noch theilweise zu erhalten; die Vasomotoren wirken im Sinne
einer Verstärkung des Gefässtonus, die Hemmungsfasern im Sinne
einer Schwächung desselben.
Trifft eiu schwacher Reiz eine beschränkte Hautpartie, so tritt
momentan eine Geffissvercngerung mit bald darauf folgender Dilata-
44*
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692
FnitagRQ, Einfluss der Hautreiie suf den Organismus.
tion der Gefässe an der gereisten Hautatelle ein, daher die augen-
blickliche Teraperatursenkung mit der bald darauf eintretenden Tetn-
peraturateigerung. Die Temperatur der nicht gereisten Hautpartieen
und die dea Rectum bleiben unverändert, was als Beweis gelten kann,
dass der Reis die peripheren Apparate getroffen, ohne auf die Cen-
tren im Rückenmarke sich reflectirt zu haben. Da bekanntlich die
Vasomotoren ihre Erregbarkeit leichter einbüssen, so treten bald die
Hemmungsfaaern in Function und erweitern die Getässe. Wirkt ein
mittelstarker Reiz auf eine grössere Hautfläche, so tritt eine Tempe-
ratursenkung um mehrere Grade ein unter der gereizten Cutis und
im Rectum. Die gesunkene Rectaltemperatur, die auf eine Contrac-
tion der kleinsten Arterien der Unterleibseingeweide deutet, kann nur
durch Reflexe auf die im Rückenmarke gelegenen Gcfässcentren ent-
standen sein. Da der Reiz in solchem Falle sowohl die Gefässgan-
glien als auch die Gefässcentren im Rückenmarks trifft, so muss der
Effect eine intense Gefässverengerung sein, die äusserlich, wahrschein-
lich auch innerlich, auf das gereizte Gebiet sieb beschränkt. Die
oberhalb oder unterhalb der gereizten Hautstellen gelegenen Haut-
partieen zeigen fast normale Temperatur. Mit dem Nachlasse des
Reizes in den Geffissccntren des Rückenmarks müssen die Hemmungs-
fasern das Uebergewicht erlangen, und Gefässdilatation mit Tempe-
raturerhöhung eintreten. Bei den Reizen dritter Kategorie, die die
ganze Haut treffen, werdeu alle Gefässcentren sehr stark gereizt
Die Temperatur unter der Haut und im Rectum sinkt sehr. Die
Gefässverengerung ist eine allgemeine geworden und der plötzliche
Eintritt derselben muss dem linken Herzventrikel unübersteiglicbe
Hindernisse bereiten, er wird inauificient. Gleichzeitig gesellt sich
eine unzureichende Blut- und Sauerstoffzufuhr zum Respirationscentrum
hinzu, wodurch seine Erregbarkeit sich verringert, die Respirations-
frequenz sich vermindert, bald Stase iu den Lungencapillaren eintritt
und die Leistungsfähigkeit des rechten Ventrikels auch herabgesetzt
wird. Die Herzthätigkeit muss erlahmen, die Stase eine allgemeine,
über alle Organe verbreitete werden. Bald tritt eine Kohlensäure-
intoxication ein, die bekanntlich einen Reiz für die vasomotorischen
Centren abgiebt, wodurch der Reizzustand derselben continuirlich
unterhalten wird. Die Erlahmung der Herzthätigkeit erfolgt nicht,
so lange es noch Gefässterritorieu giebt, in denen die Circulation
nicht gehemmt ist. Ist aber der Reiz ein permanenter, wie nach
Ueberfirnissungen, chemisch-reizenden Stoffen, die eine Körperhäifte
einnehmen, oder längs der Wirbelsäule angewendet wird, so erfolgt
nicht selten später eine Verbreitung der Irritation auf die noch intact
gebliebenen Gefässcentren und die Herzthätigkeit wird insuffleient
Letztere bringt hochgradige Stockung in allen Organen, nicht minder
in der Pfortader hervor, bedingt die Dilatation der interlobulären
und Centralvenen, die Extravasate auf der Magenschleimhaut und alle
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Goloi, Structnr des Bulbus olfactorius.
693
übrigen genannten Erscheinungen. Durch die Blutstockung in den
Nieren ist die Veränderung der Epithelien und die Albuminurie be-
dingt. Diese allgemeine Blutstase muss den Stoffwechsel fast voll-
ständig vernichten, die Wärmeproduction aufs Minimum berabsetzen,
daher die schnell fortschreitende Abkühlung der Thiere.
Die übermässige Reizung aller peripheren seusiblen Nerven
muss einerseits ihre Leistungsfähigkeit herabsetzen, andererseits eine
Hemmung der spinalen Reflexe bedingen; daher die vollkommene
oder unvollkommene Anästhesie, die verminderte oder aufgehobene
Reflexerregbarkeit, die Harnretention, Stuhlverstopfung etc. Später,
wenn die Acuität des Reizes abnimmt, schlägt die Anästhesie in to-
tale oder partielle Hyperästhesie um, die Reflexerregbarkeit steigt,
die Harnretention aber bleibt permanent. Wahrscheinlich sind die
Reflexcentren im Lendentbeile des Rückenmarks, die die Harnent-
leerung regnliren, erschöpfbarer als die übrigen, erholen sich nicht
so rasch, indess der Tod eintritt, oder die anfängliche Harnretention
wird später durch den halb-soporösen Zustand der Thiere unterhalten.
Die klonischen und tonischen Krämpfe können durch Verbreitung des
Reizes von der hintern Rückenmarkshälfte und den Oefässnervencen-
tren auf die motorische Hälfte bedingt sein, oder sind Folge der
Stase in den Gefäsaen der Meningen, manchmal auch der grauen
Substanz des Halsmarks und der Medulla oblongata. —
Alle diese Versuche sind an Kaninchen angestellt worden, deren
Organismus wenig widerstandsfähig ist, daher ich letztens die Ver-
suche beim Menschen und Hunde wiederholt habe. Das Ergebuiss
dieser noch geringen Zahl von Versuchen ist mit dem bei Kaninchen
übereinstimmend, nur dass bei Menschen, bei denen nur schwache
allgemeine oder partielle Reize angewendet werden können, wie leichte
Salzbäder von Hauttemperatur, spirituöse Einreibungen, Bepinselun-
gen beschränkter Hautstellen mit dem electriscben Pinsel, die initiale
Gefässcontraction von verschwindend kleiner Dauer ist und bald der
Temperaturerhöhung Platz macht. Beim Hunde aber ist die anfäng-
liche Gefässcontraction eine länger dauernde.
Ueber die Resultate von Anwendung mittelstarker und intenser
Reize beim Hunde kann ich noch nicht berichten.*)
C. Golgi, Sulla flna struttura dei Bulbi olfattorii.
1876. 8.-A. 23 Slo. 8°. 1 Taf.
Im Gegensätze zu den früheren Autoren (Clabke, Henle, Met-
KEBT), welche auf Querschnitten des Bulbus olfactorius 6 — 8 ver-
*) Mittlerweile iat ein junger Hand, bei dem starke Reise auf die Cutis an-
gewendet worden, mit dem Tode abgegangen und der Sectionabefund stimmt voll-
ständig mit dem bei Kauiocben fiberein.
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694
Qolo), Struotur des Baibus olfsctoria«.
schiedene Schichten unterschieden, erkennt 0. als durch wirkliche
histiologische Unterschiede berechtigt nur drei Schichten an, nämlich:
1) Eine dünne, äussere Schicht von weissgrauer Farbe, beste-
hend aus den Bündeln peripherer Nervenfasern des N. olfactorius,
welche vou der Lamina cribrosa aus in’s Parenchym der Bulbi ol-
factorii eindringen.
2) Eine mittlere Schicht grauer Substanz, ähnlich der grauen
Substanz der Hirnrinde; sie besteht gauz vorzugsweise aus sehr reich
verästelten Ganglienzellen und nur zum kleinsten Theil aus inter-
stitiellem Bindegewebe.
3) Eine innere Schiebt weisser Substanz, vorzugsweise gebildet
aus Nervenfaserbündeln, welche aus dein Tractus olfactorius hervor-
gehen und den Weg nach der grauen Substanz hin einschlagen.
Die erste Schicht G.’s bietet in ihrem Bau weiter nichts Eigen-
tbümlicbes. — Complicirter sind dagegen die anatomischen Verhält*
niese in der mittleren grauen Schicht. Diese wird nach der Peri-
pherie gegen die äussere Schicht bin begrenzt durch die mehr oder
minder regelmässig in einfacher und mitunter auch doppelter Lage
angeordneten Glomeruli oifactorii; nach dem Centrum (gegen die
dritte innere Schicht hin) wird sie abgegrenzt durch grosse Ganglien-
zellen, welche ganz ebenso wie die PüRKiNJE’schen Zellen des Klein-
hirns eine einfache Zone bilden. Zwischen dieser Zone und der aus
den Glomeruli oifactorii gebildeten peripheren Randzone wird die
ganze Dicke der mittleren Schicht noch von gangliösen Elenaenten
verschiedener Art bevölkert.
Ueber die nach Art der PuBKlNJE’schen Zellen an der Grenze
seiner zweiten und dritten Schicht in regelmässiger Reihe angeord-
neten grossen Ganglienzellen macht G. folgende Angaben: ihre Grösse
ist nicht unbeträchtlich, indem manche von ihnen den Dimensionen
der grössten Pyramidenzellen der grauen Hirnrinde nichts Dachgeben.
Ihre gewöhnliche Form ist ungefähr die eines unregelmässigen Drei-
ecks. Ausnahmslos sind sie so orientirt, dass der spitzeste Winkel
dieses Dreiecks gegen das Innere des Bulbus olfactorius gerichtet
ist. Dieser spitzeste Winkel verlängert sich in einen Achseucylinder-
fortsatz, während von der gegenüberliegenden Seite und Winkeln
verästelte Fortsätze ausgehen. Der Achsencylinderfortsatz erscheint
Stets platt und homogen und zeigt nicht weit von seinem Ursprünge
von der Zelle gewöhnlich eine leichte Einschnürung oder Krümmung;
niemals sah G. ihn sich in der charakteristischen Weise verästeln,
wie er es von dem Achsencylinderfortsatz der PuKKiNJK’schen Gan-
glienzellen beschrieben hat (Cbl. 1874, 694). Die verästelten Fort-
sätze sind 3 — 4 oder auch noch mehr an Zahl. Sie sind stets in ge-
rader oder schräger Linie nach der Peripherie des Bulbus gerichtet,
wo sie in die Glomeruli oifactorii eindringen. Indem sie die Dicke
der grauen Substanz durchsetzen, erleiden sie nur mitunter einige
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Goloi, Strnctur des Bulbus olfaetorius.
695
seltene Tbeilungen, sobald sie aber in die Glomeruli selber einge-
treten sind, folgen ihre Tbeilungen ausserordentlich schnell auf ein-
ander und bringen so ein höchst verwickeltes feines und elegantes
Flechtwerk hervor, das iin Innern des Glomerulus gelegen ist. Nie-
mals hat G. in der grauen Schicht Anastomosen verschiedener ver-
ästelter Fortsätze beobachtet. — Bei Thieren mit wenig entwickeltem
Geruchsorgan bilden diese grossen Zellen nur eine einfache Reihe
und befinden sich auch in ziemlicher Entfernung von einander. Bei
Thieren mit grösseren Bulbi olfactorii (Hund, Pferd, Rind) sind diese
Zellen nicht bloss viel dichter gestellt, sondern bilden mitunter auch
eine doppelte Reihe.
Oie zwischen den oben beschriebenen Zellen und den Glome-
ruli gelegene mittlere Zone der grauen Schicht wird von zwei Arten
von Nervenzellen bevölkert. G. unterscheidet 1) grosse unregelmässig
verstreute und 2) kleine peripherisch um die einzelnen Glomeruli an-
geordnete Zellen. Oie ersten grösseren Zellen sind sparsam an Zahl
und meistens ziemlich weit von einander entfernt; unter ihren Fort-
sätzen unterscheidet G. einen sog. Achsencylinderfortsatz, der gegen
das Centrum des Bulbus olfaetorius gerichtet ist und (ganz ebenso,
wie G. dies früher von dem „Achsencylinderfortsatz“ der Pyramiden-
zellen der Hirnrinde beschrieben bat) in seinem Verlaufe zahlreiche
Fibrillen abgiebt, von denen er einen Theil wenigstens mit Bestimmt-
heit bis in die Nervenfaserbündel des Tractus olfaetorius verfolgen
konnte, und ferner verästelte Fortsätze, welche ganz ebenso wie die
verästelten Fortsätze der oben beschriebenen grossen Zellen in den
Glomeruli olfactorii ihre Endschatt erreichen. Die zweite von G.
unterschiedene Kategorie von Nervenzellen gleicht an Form und
Grösse ganz den Ganglienzellen, welche die mittlere Schicht des Pes
hippocampi major einnehmen: sie haben einen ovalen Zellkörper,
dessen einer Pol sich in einen „Achsencylinderfortsatz“ verlängert,
während aus dem gegenüberstehenden 2 — 3 verästelte Fortsätze her-
vorgehen. Dieser letztere Pol ist constant gegen die Glomeruli orien-
tirt, in welche die verästelten Fortsätze eindringen, um in ihnen ein
feines Geflecht zu bilden, welches mit dem oben beschriebenen feinen
Flechtwerk verschmilzt.
Die Glomeruli olfactorii sind kugelige oder eiförmige Inseln von
feinkörnigem Aussehen und grauer Farbe; sie bilden die von Mey-
nert als ein besonderes Stratum glomerulosum unterschiedene peri-
phere Zone der mittleren grauen Schicht. Nach aussen und nach
den Seiten hin erscheinen sie schärfer begrenzt als nach innen , wo
sie gewöhnlich unmerkbar in die Hauptmasse der grauen Substanz
übergehen. In diese Glomeruli treten einmal von der Peripherie her
die Bündel der Oltäctoriusiasern ein. Im Innern des Glomerulus
theilen sich die einzelnen Olfactoriusfasern sehr reichlich, meist unter
rechten Winkeln und bilden ein im Innern des Glomerulus gelegenes
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696
DmcHtn.; HomsisTiu, CarbtmmsKars im Blut-
Netz, welches mit dem oben beschriebenen aus den verästelten Fort-
sätzen der Ganglienzellen hervorgegangenen Geflecht verschmilzt and
susammenfällt. Bemerkenswerth ist der Reichthum der Glomeruli an
sehr schön entwickelten ÖBiTBBB’schen Zellen.
Die dritte von G. angenommene aus weisser Substanz bestehende
Sobicht des Bulbus olfactorius unterscheidet sich von der übrigen
weissen Substanz der Centralorgane durch ihren Reichthum an kleinen
Ganglienzellen, die zum grössten Theil eine ausgeprägte Pyramiden-
form zeigen. Ausser diesen nervösen Zellen finden sieb in dies«
Schiebt ungewöhnlich zahlreiche DBlTEBS'sche Zellen. Die Nerven-
faserbündel, welche die Hauptmasse dieser Schicht ausmachen, sind
durch ihren verwickelten und sonderbar gewundenen Verlauf ausge-
zeichnet.
Den Schluss der Arbeit bilden physiologische Erörterungen und
sehr detaillirte Vorschriften über die angewandte Untersuchungsme-
thode (Behandlung mit 1 procentiger Silbernitratlösung nach vorherig«
Erhärtung in MßLLEB’scher Flüssigkeit). Boll (Rom).
Drechsel, Ueber die Oxydation von Ulycocoll, Lencin und Tyrosin,
sowie Ober das Vorkommen der Carbaminsänre im Bint. «ition gt-
ber. d. k. sKcba. Acad. d. Wieaonach. Math. -physik. Kl. 1876 u. Jonrn. f. pract
Cbem. N. K. X1IL
F. Hofmeister, Ueber den Nachweis der Carbaminsänre im Or-
ganismus. PfxCosa’e Areb. XII. S. 337—347.
D. hat Glycocoll, Leucin, Tyrosin und Eiweiss mit übermangan-
saurem Kali in unzureichender Menge oxydirt: er beobachtete, dass
das Filtrat von ausgeachiedenem Mangansuperoxyd kein Ammoniak
enthält, wohl aber nach dem Kochen oder längerem Stehen; dass es
ferner nach Ausfüllung mit salpetersaurem Kalk im Filtrat allmählich
eine Abscheidung von kohlensaurem Kalk gab. D. schliesst daraus,
dass bei dieser Oxydation ein Körper entsteht, der allmählich in Am-
moniak und Kohlensäure zerfällt. Ein solcher Körper kann nichts
Anderes sein, wie Carbaminsänre. D. fand weiter, dass sieb dies«
Körper auch bildete, als Ameisensäure in ammoniakalische Lösung
oxydirt wurde. Auf dieser Beobachtung fussend, suchte Vf. die Car-
baminsäure im Blutserum auf und konnte sie auch hier constatiren.
Vf. nimmt an, dass das carbaminsaure Natron in Harnstoff und koh-
lensaures Natron zerfällt, entsprechend einer ausserhalb des Organis-
mus stattfindenden Reaction. Der Vorgang der Harnstoffbildung wäre
demnach einfach der, dass das Eiweiss in die bekannten Spaltpro-
ducte zerfällt, diese zu Carbaminsaure oxydirt werden und letztere in
Harnstoff übergebt. Ausser der Carbaminsäure fand D. noch als
Oxydationsproducte Kohlensäure, Oxalsäure und Oxaminsäure, wie
achon von Enqel, angegeben ist.
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Rank*, intraarticolUrer Druck im Roi«.
697
H. hat die Angaben von O. einer kritischen Nachuntersuchung
unterworfen und kann danach die Gegenwart der Carbaminsäure
nicht als bewiesen gelten lassen. Was zunächst die allmähliche Bil-
dung von Ammoniak betrifft, so muss dieselbe auf die Ozaminsäure
bezogen werden, welche sich gleichfalls leicht unter Abgabe von Am-
moniak zersetzt Für die Kohlensäure ist aber von D. nicht nach-
gewiesen, dass sie erst in der Flüssigkeit allmählich entstanden, sie
kann vielmehr schon in derselben präformirt gewesen sein. H. ver-
setzte n. a. eine Lösung von verdünntem kohlensaurem Natron mit
Aetznatron, fällte mit überschüssigem Chlorcalcium und filtrirte nach
3 Stunden von dem entstandenen Niederschlag ab. Das Filtrat blieb,
48 Stunden in luftdicht verschlossenen Gefässen aufbewahrt, klar;
beim Erhitzen zum Kochen trübte es sich und schied kohlensauren
Kalk aus. Eine Lösung von Kalkhydrat ist somit im Stande, kohlen-
sauren Kalk in Lösung zu halten, und dio scheinbare Bildung von
Kohlensäure in den Filtraten von Drechsel ist nur auf die verlang-
samte Ausscheidung des kohlensauren Kalks zu beziehen. — Ebenso-
wenig kann der Nachweis der Carbaminsäure im Blut befriedigen;
der darauf untersuchte Niederschlag aus dem Blutserum enthielt Aetz
kalk, kohlensauren Kalk und organische, ohne Zweifel stickstoffhal-
tige Substanzen; beim Schütteln desselben mit Wasser musste mit
dem Aetzkalk auch kohlensaurer Kalk in Lösung gehen und sich
beim Erwärmen abscheiden. Die Entwicklung von Ammoniak aus
der Flüssigkeit erklärt sich hinlänglich durch die Abstammung des
Niederschlages. Eine Lösung von 1 Cc. einer etwa 2procentigeu Lö-
sung von Kalialbuminat mit kuhlensaurem Natron versetzt und nach
D. behandelt, zeigte ebenso Entwicklung von Kohlensäure und Am-
moniak, man müsste also auch in dieser Lösung Carbaminsäure an-
nehmen, wovon natürlich nicht die Rede sein kann. E. Satkowski.
Ranke, De pressione Intraarticulari genug experimentorum et
in cadarere et in vivo homine institutorum par» prior. Haiu
Saxonum X876.
Aus 7 Leichenexperimenten zieht R. folgende Schlüsse: 1. Gleiche
Flüssigkeitsmengen und volkommene Streckung vorausgesetzt bewirkt
Beugung des Kniegelenks zunächst eine Herabsetzung des intraarti-
cnlären Drucks. Vermehrung der Beugung führt dann zu Drucken,
welche den Anfangsdruck erheblich übersteigen. 2. Die Grösse des
Winkels, welche dem niedrigsten Druck entspricht, hängt zunächst
von der Beschaffenheit der Muskeln ab. Je rigider dieselben sind,
um so geringer ist der dem niedrigsten Binnendruck entsprechende
Winkel. 3. der intracapsuläre Druck steigt und fällt vom Nullpunkt
an gerechnet allmählich und mit kleinen Druckwerthen. 4. Der dem
niedrigsten Druck entsprechende Beugungswinkel ist in demselben
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698
IsiitEt, Fremdkörper in der Paukenhöhle.
Gelenk nicht von der Flüssigkeitsmenge und von der Anfangsdru
höhe abhängig, so dass z. B. bei Anfangsdruckhöhen von 1,2 — i
und 6 Cm. Hg. der niedrigste Druck jedesmal bei einem Winkel von
15® eintrat.
Am Lebenden wurden zunächst 6 blutige und 3 seröse Exsu-
date der Kniegelenkskapsel zum Theil in der Narcose punktirt Die
Resultate waren folgende: 1. Der Gelenkbinnendruck schwankte bei
Unversehrtheit der Bänder und Extensionsstellung zwischen 1,5 — 20,0
Cm. Hg. 2. Die Gelenkcapacität ist am grössten bei einem Beugungs-
winkel von 20—30°. Die Differenz zwischen diesen Werthen und
den bei vollkommener Streckung gewonnenen beträgt 0,5 — 11,0 Cm
Hg. 3. Der dem Mioimaldruck entsprechende Winkel hängt io dem-
selben Gelenk nicht von der Menge des Inhaltes desselben ab. 4. Der
intraarticuläre Druck verringert sich von der Extensionsstellung bis
zu der dem minimalen Druck correspondirenden Winkelstellung in
abnehmender Schnelligkeit. 5. Bei zunehmender Beugung geht der
Binnendruck mit wachsender Schnelligkeit Uber die Anfangswerthe.
6. Selbst erhebliche Veränderungen des Gelenks, wie z. B. Dehnung
oder Zerstörung der Seitenbänder scheinen an diesen Verhältnissen
wenig zu ändern. —
Bei zwei wegen eiterigen Ergusses punktirten Gelenken zeigte
sich der geringste Binnendruck bei 25—30°. Er entsprach 1,7 und
0,2 Cm. Hg. wahrend bei Extension 5,5 resp. 2,0 bei Beugung von
90° 14 Cm. und 6 Cm. Hg. erzielt wurden. —
Der Einfluss der Fussbewegungen auf den Kniebinuendruck
wurde an vier Lebenden untersucht. Danach mindert denselben die
Plantarflexion, während die Dorsalflexiou ihn erhöhte, so zwar, dass
die Abänderung bei Dorsalflexion erheblicher ist, als bei der plantaren.
Ueberhaupt werden aber die Differenzen um so grösser, je grösser
der anfängliche Druck im Kniegelenk ist.
Beugung im Hüftgelenk setzt den Druck im Kniegelenk um
ein Weniges herab.
Muskelcontractionen, welche von den Patienten theils willkürlich,
theils in der Narcose durch Faradisirung herrvorgerufen wurden,
mehrten den Binnendruck um 4—21 Cm. Hg.
Ueber die Technik der Versuche siehe das Original.
Wilb. Koch.
J. Israel, Ueber nervöse Erscheinungen, veranlasst durch einen
Fremdkörper ln der Paukenhöhle. Bert. ktin.Woohen«chr. me.No.tö.
Ein abgebrochener im Ohre stecken gebliebener Bleistiftknopf
hatte bei einem 20jährigen Individuum einen viele Tage anhaltenden
fieberhaften Zustand und verschiedene nervöse Krankheitserscheinun-
gen bewirkt. Während der Kopf und das linke kranke Ohr frei
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FLRlscHMANtr, chronische Rpitsenpneumonie der Kinder.
699
waren, klagte der Kranke über ziehende Schmerzen in verschiedenen
Körpertheilen: dort war auch die Haut gegen Berührungen sehr em-
pfindlich. An der dem erkrankten Ohr entsprechenden Seite waren
alle Erscheinungen stärker ausgeprägt: hier hatte sich auch eine
schwer zu überwindende Beugecontractur der Hand eingestellt. Die
linke Pupille war weiter als die rechte. Nach subcutaner Application
einer kleinen Dose Atropin verschwanden alle Erscheinungen und
blieben dauernd fort, als durch eine Operation (Lostrennung der Ohr-
muschel, Extraction des im Grunde der Paukenhöhle befindlichen
Knopfes) der Fremdkörper entfernt wurde. Vf. glaubt das Fieber
auf die zeitweilige Retention des Eiters in der Paukenhöhle, die ner-
vösen Erscheinungen in Anbetracht, dass sie auf der Seite des leiden-
den Ohrs am stärksten resp. allein ausgeprägt waren, dass sie nach
Atropiniujection sofort verschwanden und gänzlich durch die Extrac-
tion des Fremdkörpers geheilt wurden, als refiectorische und nicht
durch einen localen Process der nervösen Centren auf der linken Seite
bedingte ansehen zu müssen. Hinsichtlich der weitereu Ausführungen
uud der literarischen Notizen des Vf. siehe das Original. Bernhardt.
L. Fleisch mann, Zur chronischen Spitzenpnenuionie der Kinder.
(Vorläufige Mittheilung). Wiener med. Presse. 1876. No. 20.
Folgende Erscheinungen lenken nach F. die Vermuthung auf
beginnende oder bereits bestehende Spitzenpneumonie bei kleinen
Kindern, die oft durch die physikalische Untersuchung schwer er-
kennbar ist. Die Erscheinungen sind stets und sämmtlich einseitig
und entsprechen dem Sitz der afficirten Lunge. 1) Anschwellungen
der Lymphdrüsen des Halses, Nackens und der Unterkiefergegend
bei Ausschluss localer Ursachen. Die Drüsenschwellungen stehen in
geradem Verhältnis zur Ausbreitung der Lungeoaffection. Infiltra-
tionen der Drüsen vor und hinter dem Ohre stehen in keiner Bezie-
hung zu LungenerkrankungeD. 2) Hartnäckige, oft recidivirende
scrophulöse Conjunctivitiden, sowie einige Formen von Keratitis scro-
pbulosa unilateralis. 3) Recidivirende Eczeme einer Gesichts- oder
Kopfhälfte. 4) Gewisse Formen von Sympatbicus - Erkrankungen:
Blässe, Röthe, Süchtige Erytheme an Wangen und Schläfen, Druck-
erytheme. Hier sind cerebrale Erkrankungen, bei denen gleiche Er-
scheinungen auftreten, auszuschliessen. F. bat übrigens in mehreren
Fällen von Hirntuberkeln auf der gleichnamigen Seite gleichzeitig
Spitzeninfiltration gefunden. 5) Intermittirende Sympatbicusneurosen:
Rötbung und Erhöhung der Hauttemperatur der betreffenden Seite.
6) Neuralgien des Trigeminus, Neurosen des Oculomotorius und Vagus.
L, ioieotbal.
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700 Bimst, Argyrie.
B. Riemer, Ein Fall Ton Argyria (Fortsetzung). Arcb. d. Hsilk.Ädflf
8. 330. (Vgl. Cbl. 1876, 696)
In der Leber zeigen die Arterien eine nicht ganz feinkörnige
Silbereinlagerung, besonders in der Media und Adventitia. Die Kapsel
ist gleichmfis8ig mit feinen Körnchen bedeckt. Die Pfortaderverzwei-
gungen zeigen durch Confluenz entstandene schon makroskopisch
sichtbare Flecke und Striche von Silber. Die Capillaren sind durch-
aus silberfrei; dagegen ist in den interacinösen Gallengängen das
Silber dicht unter dem Epithel in Mengen angeh&uft. In bedeuten-
dem Maasse participirt die Gallenblase, und zwar sowohl die
Muskelbündel als das Bindegewebe der Schleimhaut. —
Die N e be nniere zeigt sich frei von Silber, nur die Kapsel ist
davon überzogen.
In der Milz führen Kapsel und Trabekelsystem gleichmftssig
vertheiltes Pigment, ebenso die kleinsten Arterien, während die eigent-
lichen lymphatischen Gewebstheile, die Pulpa und die MAtJ’tOBi’scben
Körperchen ganz frei sind. Es entspricht mithin der Milzbefund dem-
jenigen in den Lymphdrüsen.
Im Pancreas wie in den Speicheldrüsen sind die grösseren,
mit hohem Cylinderepithel ausgekleiduten Ausfuhrungsgänge der Drü-
senläppchen hauptsächlichster Sitz der Ablagerung, während die eigent-
lichen Acini ganz frei sind. Vf. nimmt an, dass hier eine fortwäh-
rende Ausscheidung des Silbers stattfindet, das sich dann im Ausfüh-
rungsgange niederschlägt.
An der Niere prägt sich die Argyrie nächst der Haut am
meisten aus. Die sämmtlicben Glomeruli sind durch starke Ablage-
rung in schwarze Flecke verwandelt. Das Pigment zeigt sieb hier
sehr grobkörnig. Die Bowif AN'schen Kapseln sind ganz frei, ebenso
die gewundenen Kanälchen und das interstitielle Gewebe der Rinde.
In der Marksubstanz sind die HKNLB’scben Schleifen viel stärker im-
prägnirt als die Sammelröhren. Das interstitielle Gewebe der Mark-
substanz ist, im Gegensatz zu der Rinde, stark betheiligt. Im Ureter
zeigt sich wieder die Epithelroembran als Hinderniss für den Durch-
tritt des Silbers, welches unter derselben stark angehäuft liegt und
sich in Muskeln und Bindegewebe überall zerstreut vorfindet. Am
Hoden findet sich reichliche Ablagerung, besonders an der Giund-
membran der Samenkanälchen, während die Epithelien silberlos sind.
Die Tunica albuginea und T. vaginalis propria sind ähnlich dem Peri-
toneum gleichmässig feinkörnig imprägnirt.
Der Respirationstractus ist im Ganzen wenig betheiligt.
In der Trachea ist das Bindegewebe der Mucosa, die glatten Muskel-
fasern und das Perichondrium spärlich durchsetzt. Die endoepitbe- i
liale Bindegewebsschicbt ist hier auffallender Weise frei, was Vf. da-
für zu sprechen scheint, dass durch die zahlreichen Schleimdrüsen
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Rimrs. Argyrie.
701
und durch die Becherzellen, welche ja an der Seeretion Theil neh-
men, das Silber nach aussen abgesondert ist. An der ganzen Lunge
zeigt sich nur am Perichondrium Silber; es muss also das Silber
überall die Lunge frei passiren. Die Pleura, welche im vorliegenden
Falle chronische Entzündung zeigte, war silberfrei.
Der Circulationsapparat endlich spielt bei der Argyrie
selbstverständlich eine sehr bedeutende Rolle, da durch seine Ver-
mittelung das aus dem Darm durch die Chylusbahnen eingemündete
Silber dem ganzen Organismus mitgetheilt wird. Das Myoeardium
zeigt grosse Silberkörnchen besonders im intermusculären Bindege-
webe, das Pericardium und Endocardium gleich den anderen serösen
Häuten feine glcicbmässige Einlagerung. Die Aorta, welche stark
atheromatös entartet ist, zeigt an diesen Stellen leicht graue Verfär-
bung, während an den dazwischen gelegenen vertiefteren Partien sehr
grosse Massen unregelmässiger Silberschollen liegen, wahrscheinlich
weil der Blutstrom weniger störend hier einwirkt. An der Pulmonal-
arterie ist die Versilberung viel geringer, als an der Aorta. Die
kleineren und kleinsten Arterien sind, wie bei den einzelnen Organen
erwähnt, alle mehr oder weniger stark betheiligt, während die Ca-
piilaren überall ganz silberfrei sind. Die kleinen Venen sind nur im
Darmcanal ergriffen, von grösseren Venen wurde die V. portarum
untersucht, welche eine feinkörnige Versilberung der Innenfläche er-
kennen Hess.
Im Anschluss giebt F. Küster den Augenbefund. In allen
bindegewebigen Theilen, mit Ausschluss des io den Nerven und der
Retina und der Cornea findet sich Silber in Gestalt kleiner runder
Körnchen. Je gefässreicher die Theile sind, desto zahlreicher tritt
das Pigment auf. Dagegen fehlt da3 Silber gänzlich in den nicht
direct von Gefässen aus ernährten Theilen, so in der Cornea, der
Linse, der Linsenkapsel, Zonula, Glaskörper, dem Epithel der Cornea
und Conjunctiva, ferner in den Nerven und der Retina, einschliess-
lich der Gefässe der letzteren. Es entspricht dies dem Mangel an
Silber in der nervösen Substanz und der Neuroglia der Centralorgane.
An der inneren Schicht der Subduralscheide des Opticus ist die Fär-
bung schon makroskopisch zu erkennen. Die Lider zeigen nichts
besonderes, in der Conjunctiva wurde eine deutlich stärkere Färbung
vermisst. — Zum Schluss hebt R. hervor, dass die Argyrie die bei-
nahe einzig dastehende Affection sei, bei welcher ein dem Körper
eingeführtes Medicament auf seinem Eindringen und Weiterschreiten
von Ort zu Ort zu verfolgen sei. O. Simon.
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702
ßcoLosoRorr. Bkil. Esorr. Feut* und Ritter.
D. Ncolosuboff, Sur la local isution de l’arsenic dans les
it la suite de l’usage des arsenicaux. Arch. de Phyiioi. 1875. 8.'
Die von So. cur Aufsuchung und Bestimmung des Arsenik in den Gew«
angewandte Methode war kurt folgende: Die Muskeln etc. worden zuerst mit
petersäure von 1,4 spec. Gew. erhitzt, alsdann etwa Vit d** Gewichtes des frischen
Gewebes reine Schwefelsäure hinzugefügt, bis cur Entwicklung von schwefliger
Säure erhitzt, tropfenweise Salpetersäure hinzugefügt, verkohlt und mit beissem
Wasser aufgenommen. Aus diesem Auszug wurde das Arsen durch Schwefelwasser-
stoff gefällt, das Schwefelarsen in Arsensänre übergeführt und dieses in den Marsh*-
schen Apparat gebracht. Die erhaltenen Ringe von metallischem Arsen worden ge-
wogen. Als Resultat ergab sich, dass sowohl bei der chronischen wie bei der acu-
ten Vergiftung die Centralorgaue des Nervensystems weit reicher an Arsen sind,
wie die gelähmten Muskeln und auch wie die Leber. Setzt man die in 100 Theilen
frischer Muskulatur enthaltene Arseumenge = 1, so betrug in einem Kall beim Hund
die Arsenmenge der Leber 10,8, im Gehirn 36,5, im Rflckeumark 37,3. Die absolote
Menge des metallischen Arsen betrug für 100 Grtn. frisches Rückenmark 9,33 Mgrm.
Die vou den Thieren vertragenen Mengen Arsenik (vjbcu'an oder mit der Nahrung)
waren sehr erheblich. In dem augeführteu Fall erhielt der Hund vom 28. Mai bis
1. Juni — 0,01 pro die; 1.— II. 0,02; 11.— 16. 0,04; 16.— 26. 0,08; 26. 0,150; 30. and
1. Juli 0,10 Arsenik mit der Kabruug. E. S&ikowikL
Beil, Ein Fall von angeborener Pulmonalstenose. Mitth. «». d.
IIosp. c. heil. Geist in Frankfurt a /M. Deutsch. Arch. f. kliu. Med. Bd. 17. S. 437
Bei eiuem 18Vt Jahre alten Uhrmacher, welcher an einem ausgedehnten Ab-
scesB des linken Thalamus opticus zu Grunde gegangeu war, fand sich am Herten
ein vollständiger Verschluss des Ostium pulmonale, nicht, wie die Ueberschrift be-
sagt, eine Stenose, ln dem Septum ventriculorum befiudet sich ein dreieckiges, für
einen Zeigefinger durchgängiges Loch, das in den linken Ventrikel zwischen rechter
und biuterer Aortenklappe nach der Aorta tu gerichtet einmündet Das rechte Hera
ist von normaler Weite und Dicke dor Wandungen, das linke eher etwas verdünnt
Der Ductus Botalli sehr weit, vou ihm aus gehen die beiden Hauptäste der Lungen-
arterie ab. Der eigentliche Stamm der Art. pulm. erscheint nach dem Herzen zo
als eine Verlängernug des rechten Pulmonalastes, er ist verengt, aber noch offea
bis zu der oben genannten Verschlussstelle unmittelbar an dem Ostium.
lutra vitam waren über dem Ostium pulmonale zwei lauggezogene Geräusche
hörbar geweseu; irgend welche Störungen, namentlich Cyanose waren niemals be-
merkt worden. Grawitz.
J. EsolF, Ueber Urobilin im Harn. (Aus dem Laboratorium von
HoPPE-SeYLEK). Pn.tiOKR'» Arcli. XII. S. 60.
Die Bemühungen des Vf. ’s die jAPK&'ache Methode zur Darstellung von Uro-
bilin aus dem Harn durch eine einfachere und namentlich mit besserer Ausbeute
verbundene zn ersetzen, fübrteu vorläufig zu keinem Resultat. — Von 39 Harnprobeo
zeigten nor 4 direct den Absorptiousstreif des Urobilin, in 35 trat er nach Zusats
von Säure auf. Nicht in jedem Harn hatte Säurezusatz diese Wirkung, doch gelang
die Darstellung einer urobiliobaltigeu Lösung stets durch Fällung mit Bleiessig und
Ausziehen des Niederschlages mit schwefelsäurehaltigem A leohol. e. s*lkow»ki
V. Feltz et E. Ritter, Be l’apparition des seis biliaires dans le
sang et les urines dlteriniuee par certaines formes d’empoi*
SOnnementS. Journ. de Pennt, et de la pbyeiol. 1S76. No. 1. 8. 91.
Wenn die Vff. Hunden in den Magen oder in das Blut araeuige SSnre, arsenig-
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Calludkb. Ambubozr.
703
saures Nalron, Brochweinstein , gefaultes Blut oder Phosphor brachten und zwar in
Gaben, welche sie nicht sofort, sondern erst nach einem oder mehreren Tagen und
zwar nach wiederholter Vergiftung tödteten, so fanden sie im Urin Gallenfarbstoffe
und Gallensäuren, letztere auch im Blot und zwar hier etwa 24 Stunden früher.
Bei schnell eintretendem Vergiftangstode fanden sie jene Stoffe nicht. Daraus und
weil ausserdem oft uocli galliges Erbrechen und gallige Stühle auftraten, acbliessen
dis Vff.. dass durch jene Gifte die Secretionen und zwar insbesondere die der Leber
angeregt werden, wodurch zwar einerseits eine Fortschaffung des Giftes bewirkt,
andererseits aber ein Uebermass von Gallensäuren und eine Vergiftung des Körpers
mit diesen erzeugt werde. Die Menge der Gallensäuren und demgemäss nach Vff.
die Anregung der Leberthätigkeit war nicht bei allen jenen Stoffen gleich, sondern
in der oben angeführten Reihenfolge abnehmend. Senator.
fallender, Lectures on clinical preeision. Reprinted from tim British
Medical Journal. London 1876. 24 Stn
Im Bartholomäus-Hospital sind in den letzten 4 Jahren 170 grössere Amputa-
tionen gemacht mit 20 Todesfällen = 11 Procent. Bpeeiell auf der Abtheilung C.’s
wurden innerhalb 5 Jahren 49 Amputationen ausgefÜhrt mit «3 Todesfällen = 6,12 Proc.
und kamen 66 complicirto Fmcturen zur Behandlung, welche sätnmtlicb genasen,
6 mit primärer Amputation. — Den Grund dieser erstaunlich günstigen Resultate
findet Vf in der genauen peinlichen Sorgfalt, die auf die Reinhaltung der Kranken-
zimmer und auf die Wundbehandlung verweudet wird. Letztere besteht in folgen-
dem Verfahren : Stillung der Blutung durch Torsion oder, weuu weniger Zeit vor-
handen, durch Unterbindung mit Catgut, Auswaschung der Wunde und ihrer Um-
gebung mit öprocentiger wässriger Carbolsäurelösung, Drainiruug derselben durch
Einlegen von Guttapercbastreifen in die Wundwinkel, Naht mit Silberdraht. Dann
-wird die Wunde mit 3 Lagen Liut bedeckt, welche in öliger Carbollösung (1 : 16)
getränkt worden, darüber ein Stück Guttapercha und endlich Watte gelegt und das
Ganze mittelst einer Binde befestigt. Unter das Glied wird Oaktim gethan, um die
Wundflüssigkeiten aufzufangen. Der Verband wird alle 24—48 Stunden gewechselt.
E. Küster.
Amburger, lieber divs Vorkommen und die Bedeutung des Al-
veolarepithels im Sputuill. Pctersb. med. Wochouschr. 1876 No. 12u.l3.
Bei der Untersuchung der Sputa von 42 an cronpöser Pneumonie Erkrankter
fand Vf. nur in 9 Fällen verfettete Alveolarepitbeiien, und zwar bei Individuen, bei
deneu der Nachweis zu führen war, das» sie schon früher an einer chronischen
Spitzenaffection gelitten hatten (in 8 Fällen). — Ferner untersuchte Vf. die Spnta
von 72 pbthisischen Kranken in den verschiedensten Stadien. Epithelfreies Sputum
batten 31 von ihnen (diese litten sämmtlich au interstitieller Pneumonie mit Schrnm-
pfnng). Bei den Uebrigen fanden sich verfettete Epithelien in verschiedener Mengo.
Unter diesen 41 mit Desquamation einhergehenden Lnngenkraukheiten befanden sieb
die verschiedensten Stadien chronischer Spitzenpneumonie. — Der Nachlass oder
das Anfhören der Desquamation bei normaler oder subnormaler Körpertemperatur
bedentet nach A. entweder den Uebergang in Cirrhose oder Stillstand der käsigen
Processe, bei hohem Fieber dagegen einen rapiden Zerfall des Lnugengewebes
(Ph. flnrida). — Bei reinem, nicht complicirten Broncbialcatarrh kommen Alveolar-
epithelien nicht vor, dagegen treten sie sehr häufig als Products inhalatorischer
Schädlichkeiten acf. In diesem letztem Fall sind sie stark pigmentirt. Hier bilden
sie durchaus kein Merkmal der Entzündung, sondern höchstens das einer parenchy-
matösen Reizung. Litten.
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704 CuoLUBt.iT. Miqrar. Dcrcar.
Ckolmeley, Case of paralysis after partnrition. ued.
1876. No. 1338.
Eine bi» zum 1. Weihuachtstage 1874 gesunde Frau erwachte au
gen ohne sich willkürlich in ihrem Bett bewegen tu können. Dieser Anfall
nur wenige Tage. In den ersten Tagen des Januar wurde sie too einem
trageneu Knaben durch Kunatbfllfe entbunden.
8ehr bald nachher wurde sie paraplegisch , der Urin floss unfreiwillig ab.
Während ihrer Monate langen Krankheit blieb die Lähmung der Beine bestehen: es
aeigte sich aber auch ausserdem Lähmung der linken Uesichtsbälfte und der linken
Obereitremität. Der rechte Arm war frei.
Die Obdoction erwies den Vorder- und Mittellappen der rechten Hemisphäre
erweicht und das rechte Corp. striat. sowie den Thal. opt. derselben Seite atrophirt
Der rechte SeiteuTeotrikel war dorch Flüssigkeit ausgedehnt. Die rechte Art. ee-
rebr. media enthielt einen alten, festhaftenden , mm Theil entfärbten Thrombus.
Ein frischerer befand sich in der Art. cerebr. anter. Die Lungen und das Hers
waren normal. Bernhardt.
Magnan, Kotes sur les attaques spinales öpileptiformes on con-
vulsives et apoplectiformes, arec elevation de temp^rature,
dans certaius cas de paralysie gön^rale. Ga*, mdd. 1876. No. 8.
Im Gegeosats au den rom Hirn ausgebendeu epileptiformen und apoplecti-
formen Anfällen der Paralytiker beschreibt M. einmal vom Rückenmark ausgehende
Conmlsionen, welche sich unter dem Bilde von Contracturen oder klonischen
Zuckungen »eigen, sodann apoplectiforme Anfälle, welche mit Einschlafen, Schwer-
werden und 8cbwäcbe der Glieder einbergehen. In allen diesen Fällen ist Tempe-
raturerhöhung bis tu 1° C. zu beobachten uud nie zeigen sich vom Hirn ausgehende
Symptome: das Bewusstsein bleibt erhalten und die Intelligent während und nach
den Anfällen dieselbe, wie sie vorher gewesen. Die erläuternden Beispiele siehe io
Original. Bernhardt.
M. Duncan, Remarks on tke insuitable and other lacerations of
the oriiiee of the vaglna and nearlt in primiparae. Obatetm.
Journ. XXXVII. 1876. 8. 40.
D. will die Verletxungeu des Dammes aobarf unterscheiden von denen des
Scbeideneinganges, wie er von dem Hymen und dem Uretbralwulst begrenzt wird.
Dieser Scbeideneingaog wird in der Regel bei der ersten Entbindung zerstört, so
dass nun die Vulva den Genitalcanal nach aussen abecbliesst- Die durch diese
Zerreissung bedingte Wunde, welche D. immer selbst bei erhaltenem Damme, ja
auch bei Erhaltung der hinteren Commissnr gefunden haben will, disponirt zur py-
ämischen Infection, ist der Einriss im vorderen Rand: tu profusen Blutungen. Erst
nachdem das Perinaeum stark gespannt ist, beginnt die Ausdehnuug des Scbeidea-
eingauges, die eine allseitige gleichmässige ist, nnd wenn uicbt eine ungewöhnliche
Dehnbarkeit der Gewebe vorliegt, mit dem Einreissen endet. Oft reiset dann di»
hintere Commissnr und der Damm mit ein. Am häufigsten liegt der Einriss hinten,
weil hier die schwächste Stelle des Scbeideneioganges , zuweilen finden sich aber
auch seitliche Risse, auch wohl mit Abhebnng von fetzigen Lappen, wenn die Tbeila
in circulärer Richtung abgelöst sind. Am misslichsten sind die Einrisse des vorderen
Randes der Blutungen wegen. — Die Aetiologie und Therapie ist die der Damm-
rupturen. A. Martin.
Einsendungen fltr das Oentralblatt wolle man an «tnen dar beiden Hereoegebar: Prot. Banaler,
Berlin. (N.) Krauenlekstrasse 14, and Professor Bosenthal, Erlangen, oder (unter Belaehlsae) aa
dt# Verlagshandlung, Berlin (N.-W4, unter den Linden tut, adressiren.
Varlag von Augnst HlraehwAld In Bortln. — Druck von H. S. Hermann ln Berlin.
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Wöchentlich «raebelneo
I— S Rogen ;am 8c bl um«
dM Jahrgangs Titel. Na-
men- and Racbreglater
Centralblatt
flir die
Preis des Jahrgänge«
>0 Mark; tu beziehen
durch alleBuchhandlojj-
gen and Poaiansialten.
Dr. J. Rosenthal,
Professor In Erlangen.
Ifodifprt von
and
Dr. H. Senator,
Professor ln Berlin.
1876. 30. September. NO. 40t
flnliAltS Drkscrpei.d, neue Tinctionsflü«si£keit für histologische Zwecke (Orig.-
Mitth.j. — Müldrnraübr, erste Aulage des Mittelohrs und des Trommelfells (Orig.-
Mitth.). —
Koch», traumatische Keratitis. — Wülflkh, angeborene Hydronephrose. —
Fohjrtt, Tiinbrometer. — Oanohopnkh und Phi brau, Verhalten des Harns bei
Melanose — Coththt, einseitige Gesichtsatrophie. — Labzi und Tbrkioi, Uuter-
auchnnjren Aber Sumpfmiasma. — Öciiwiso, SpondyloHstbesis. — Huskmann,
Thevetiu. —
Socoloff, Gallenhestandtbeile. — Schnabel, Folgekrankheiten der Iritis. —
Bübdkl. Bronchialstein. — Lkbkht, Aneurysma der Longenarterie. — DaBIgy,
gallensaures Natrou gegen Gallensteine. — Ndssbaum. Nervendehnung. — Roien*
hach, Neuralgien hei Ileotyphus. — Liouvii.lk und Dbbotk, hysterische Stimm-
bandlähmnng. — Mahtinkt, Osteomyelitis perniciosa. — Grimiraw, Pocken and
Cerebrospinalmeningitis. — Kalb, letaler Mercurialismus. — Albkktohi und Ci*
otto, Ausscheidung von Chiuin. — Chiaii, Lithopkdiumbildung. — Thomas,
Ovariotomie. —
Leber eine neue Tinctionsflüssigkeit für histologische Zwecke.
Von Dr. Julias Dreschfeld, Prof. d. puth, Anat., Osreus College, Manchester.
Ich möchte mir erlauben auf eine neue Färbefiussigkeit hinzu-
weisen, die vor allen bisherigen grosse Vortheile zu besitzen scheint. —
Die Flüssigkeit ist eine äusserst verdünnte, wässrige Lösung
des jetzt im Grossen dargestellten Eosin’s (1 Tb. Eosin auf 1000 bis
1500 Th. Wasser). Die Anwendungsweise ist äusserst einfach: die
feinen Schnitte, frisch oder am besten erhärtet, werden in die ver-
dünnte, sherry-gelbe, grün fluorescirende Lösung gebracht, verbleiben
darin nur 1 — l1/, Minuten, werden dann auf einige Secunden in mit
Essigsäure leicht angesäuertes Wasser gebracht und können nnn ent-
weder in Glycerin oder den anderen gebräuchlichen Menstruen unter-
sucht, oder in der bekannten Weise in Balsam eingeschlossen werden.
Man erhält auf diese Art schön rosa gefärbte Präparate, in
denen die histologischen Details mit vollendeter Klarheit und Deut-
lichkeit hervortreten. Da das Eosin die Eigenschaft besitzt besonders
die Kerngebilde zu färben, so lässt es sich überall da anwenden, wo
wir bis jetzt Garmin etc. angewandt haben, dabei bietet es noch die
folgenden Vortheile:
1) bedarf es nur einer wässrigen Lösung, die zu jeder Zeit darzu-
stellen ist, sich unverändert erhält und vollkommen klar und löslich bleibt
XIV. Jahrgaug. 45
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706 Dreschfuld, neue Tinctionsfliissigkeit für histologische Zwecke.
2) genügt schon die Zeit von i — 1% Minuten, um das Gewebe
vollkommen und durchgängig zu färben;
3) besitzt Eosin die Eigenschaft die Gewebe aufzubellen, so dass
selbst dicke Schnitte die histologischen Details in sehr netter Weise
zeigen und
4) werden die einzelnen Qewebstheile hübsch differenzirt, was
besonders bei Untersuchung von complicirten Geschwülsten äusserst
brauchbare Resultate liefert. —
Die beiden zuletzt angeführten Eigenschaften, die das Eosin vor
anderen Tinctionsmitteln auszeichnen, sind höchst wahrscheinlich der
Fluoreacenz, die das Eosin in hohem Grade besitzt, zuzuschreiben,
denu ein anderes Eosinpräparat, das Magdalared, wirkt in derselben
Weise und ist auch histologisch verwendbar, nur ist das Magdalared
leicht löslich in Alcohol. —
Fluorescin besitzt ähnliche Eigenschaften, jedoch lässt es das
Gewebe ungefärbt. —
Abgesehen von frischen Tumoren zeigte sieh mir das Eosin be-
sonders brauchbar bei Untersuchung des Nervengewebes, indem die
Kerne und Kernkörperchen der Ganglienzellen und die Achsencylin-
der der Nervenfasern hübsch rosa gefärbt erscheinen, während das
Bindegewebe viel tiefer tingirt wird und die Nervenscheiden gar
nicht gefärbt werden. Sehr nützlich erweist sich das Eosin in den
mikroskopischen Demonstrationscursen, wie ich aus eigener Erfahrung
bestätigen kann.
Zum Schlüsse möchte ich nur noch auf einige Punkte aufmerk-
sam machen. Um recht zierliche Präparate zu erhalten, muss die
Lösung sehr verdünnt sein und darf das Präparat nie länger als
lJ/a Minute in der Lösung verweilen. Ferner zeigen manche Gewebe,
wie z. B. Knorpel, wenn frisch untersucht, ihre histologische Structar
sehr hübsch, lassen sich aber nicht in Balsam einschlicssen , indem
das Eosin sich in absolutem Alcohol löst, während das bei Präpara-
ten, die in Alcohol oder Chromsäure erhärtet wurden, nicht der Fall
ist; viele andere Gewebe lassen sich jedoch auch in frischem Zu-
stande aufbewabren; warum das Eosin in dem einen Falle sich in
absolutem Alcohol löslich zeigte und in dem anderen nicht, vermochte
ich bis jetzt nicht zu erforschen.
Die erste Anlage des Mittelohrs und des Trommelfells.
Vorläufige Mittbeilung von Pr. Moldcnhuucr in Leipzig.
Bekanntlich ist man der Ansicht, dass das Mittelohr (Pauken-
höhle und Tuba), sowie der äussere Gebörgang aus dem Theil der
ersten Kiemenspalte hervorgehen, welcher bei der naebherigen Ver-
wachsung nicht mit zum Verschluss gelangt. Dieser offene Verbio-
dungsgang zwischen Vorderdarm und Aussenfläehe soll sehr bald, in-
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Moldbmhaceb, erste Anlage des Mittelobrs and des Trommelfells. 707
dem seine Wände an einer der äusseren Wandung nahen Stelle ver-
wachsen, wie durch eine Scheidewand, in zwei Abtheilungen getheilt
werden, von denen die grössere innere die Anlage der Paukenhöhle
und Tuba, die kleinere die des äusseren Gehörganges abgeben, die
Scheidewand aber das primitive Trommelfell darstellen soll.
Nach meinen vorzugsweise am Hühnchen Angestellten Unter-
suchungen bin ich im Stande einige nähere Mittheilungen über diese
Vorgänge zu machen. Hiernach scbliesst sich die erste Kiemenspalte
an ihrer äusseren Seite ebenso vollkommen, wie alle übrigen, nur
erfolgt die endliche Ausgleichung der kleinen Grube, die man bisher
als Anlage des äusseren Gehörganges ansah, verhältnissmässig spät
und wird dieser Vorgang unseren Blicken dadurch entzogen, dass die
äussere Haut sich zur Bildung des Gehörganges erhebend besonders
von vorn her in Gestalt einer Klappe diesen Theil der früheren
Spalte bedeckt.
Der äussere Gehörgang kann demnach entwickelungsge-
schichtlich nicht auf die erste Kiemenspalte zurückgefübrt werden,
sondern ist ein ursprünglich nur aus faltenförmigen Erhebungen der
äusseren Haut hervorgegangenes Gebilde.
Das Trommelfell betrachtete man bisher als eine innerhalb
der ersten Spalte entstandene Scheidewand und muss dasselbe jeden-
falls in seiner Anlage als ausserordentlich fein gedacht werden, denn
wie sollte sonst in dem ohnehin kurzen Canal noch Platz für Mittel-
ohr einerseits und Gehörgang andererseits gefunden werden. Auch
diese Vorstellung ist unrichtig. Denn entfernt man die über die
äussere Haut hervorragende Gehörgangsfalte, so findet man das
Trommelfell nicht in einer Vertiefung, sondern in gleichem Niveau
mit der umgebenden Gesichtswand und ist dasselbe als unmittelbare
Fortsetzung des letzteren zu betrachten. Auf dem Querschnitte er-
scheint das primitive Trommelfell nicht etwa als zarte Membran, son-
dern nimmt die ganze Dicke der Gesichtswand in Anspruch, welche
bei Verwachsung der Spalte sich zwischen Vorderdarm und Aussen-
fiä :he lagert. Die bekannte Neigung des Trommelfells ist schon jetzt
durch die nach vorn convergirende Richtung der seitlichen Gesichts-
wände bestimmt. Mit dieser Vorstellung harmonirt das Verhalten
des Trommelfells bei denjenigen Reptilien, denen ein äusserer Gehör-
gang fehlt und wo dasselbe frei zu Tage liegend als directe Fort-
setzung der Oesicht6wand zu betrachten ist.
Die Vorgänge, welche an der inneren Seite der Kiemenbögen
zur Anlage von Paukenhöhle und Tuba führen, sind folgende:
Schon zu einer Zeit, wo die Kiemenspalten noch geöffnet sind, er-
hebt sich an der inneren Seite des ersten Bogens nicht fern von
seiner Insertion an die Schädelbasis beiderseits ein Wulst, den ich
wegen seiner späteren Beziehung zum Gaumenapparat als Golliculus
palatinus bezeichnen möchte. Derselbe nimmt die ganze Breite des
45»
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708
Focus, traumatische Keratitis.
Bogens ein, indem er vom Oberkieferforisatz beginnend bis zur ersten
Spalte herabstreicbt. Durch das Entstehen dieses Wulstes wird zwi-
schen ihm und der hinteren Wand des Vorderdarmes eine Rinne ge-
bildet, deren unterer oder hinterer Theil, wie die weitere Entwick-
lung lehrt, als erste Anlage des Mittelohrs zu betrachten ist und der
daher als Sulcus tubotympanicus benannt werden kann. Denn nach-
dem die beiden ersten Bögen mit einander verwachsen sind, wird
die Rinne nicht etwa dadurch vertieft, dass zwischen den Bögen der
der Rinne benachbarte Abschnitt der Spalte sich offen erhält, son-
dern dadurch, dass die Wülste mehr und mehr nach dem Lumen des
Darmes vordrängend allmählich das dorsalwärts von ihnen gelegene
Stück desselben von dem übrigen Abschnitte trennen. Durch weitere
Wacbsthumsvorgänge wird die früher grosse, spaltförmige Communi-
cation der Tuben-Paukenhöhlenanlage mit dem Darm nach und nach
verengt und zuletzt bis auf eine kleine Oeffnung — die vordere
Tubenmündung — geschlossen. Dieselbe ist zwar in der Gegend
der früheren ersten Kiemenspalte gelegen, sie aber als unverschlossene
innere Mündung derselben auffassen zu wollen, ist nach meiner Dar-
stellung nicht statthaft.
E. Fuchs, Ueber die traumatische Keratitis. Viacnow s Arch. lxvl
8. 401.
F. stellte seine Untersuchungen an Fröschen an, in deren Horn-
haut er 2 durch ihre Gestalt verschiedene Zellenformen unterscheidet:
1) die dcndrokionen Zellen, welche mit ihren „baumförmig verästigten“
Ausläufern ganz das Bild des durch Silber darstellbaren Saftcanal-
systems wiedergeben, in welchem sie gelegen sind und welches ein
zwischen den Lamellen gelegenes, wandungsloses Höhlensystem dar-
stellt, welches in directer Communication mit den virtuellen Räumen
der intertibrillären Kittsubstanz steht, 2) die orthoklonen Zellen, deren
Leib (Protoplasmakörper) flach zwischen den Hornhautlamellen aus-
gebreitet liegt, während ihre „gerade verästigten“ Ausläufer (Proto-
plasmaleisten) ein Netzwerk bilden, dessen einzelne Bälkchen sich
unter rechten Winkeln vereinigen, entsprechend den Räumen, in
welchen sie liegen, nämlich den interflbrillären Spalten. Diese in
rechten Winkeln sich kreuzenden Liniensysterae der Protoplasma-
leisten sind nach Vf. häufig fälschlich für die interfibrilläre und inter-
fasciculäre Kittsubstanz erklärt worden. Die beiden genannten For-
men der Hornhautzellen stehen nicht in scharfem Gegensätze zu ein-
ander, sondern es giebt Uebergangsformen, ja es kann eine dendro-
klone Zelle sich in eine orthoklone umwandelu, indem ihr Protoplasma
das Saftcanalsystem verlässt und zwischen die Fibrillen eindringt,
ln ähnlicher Weise wie bei den Hornhautzellen wird auch bei den
eingewanderten oder in der Hornhaut entstandenen kleinen Rnndzellen
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Fccna, traumatische Keratitis.
709
die Gestalt wesentlich durch die Räume bedingt, in welchen sie
liegen: innerhalb der Saftcaaälcben erscheinen diese Zellen rund,
zwischen den Fibrillen spindelförmig (Spiesse) und zwar um so länger
und schmäler, je fester und derber das Gewebe ist. Wenn die Rund-
zellen in den Saftcanälchen liegen, so können sie leicht auf die Horn-
hautzellen gelangen, wobei es dann oft schwer ist, ihre Kerne von
Wuchernngsproducten der Kerne der Hornhautzellen zu unterscheiden,
besonders da beide sich durch ihre Kleinheit, ihr granulirtes Aus-
sehen und ihre dunkle Tinction (mit Goldchlorid) auszeichnen. Die
Unterscheidung ist dadurch gegeben, dass die gewucherten Kerne der
Hornhautzellen kein eigenes Protoplasma um sich haben, sondern im
Protoplasma der Mutterzelle liegen, während jene von einem mehr
oder minder deutlichen Protoplasmakörper umgeben sind.
Die Hornhautzellen können auf verschiedene Weise proliferiren:
1) Kernvermehrung durch Sprossung oder Theilung; die neugebil-
deten Kerne liegen in den Saftlücken , 2) Die Zellsubstanz dringt
innerhalb des Saftcanalsysteras vorwärts, gelangt in Verbindung mit
Nachbarzellen, breitet sich mit denselben zu einem Netze von breiten,
schlangenartig gewundenen Bändern aus, aus welchen sich durch Ab-
schnürung ebenfalls runde Kerne bilden, 3) einzelne oder sämmtliche
Protoplasmafortsätze dringen in interfibrilläre Spalten ein, so dass sie
in paralleler Richtung von dem Körper der Zelle ausgehen, schwellen
an ihren Enden an, erhalten hier durch endogene Bildung einen Kern
und werden durch Abtrennung selbständig. — An den Spiessen findet
sich Vermehrung der Kerne durch Knospung und Theilung. Noch
während der Kernvermehrung zeigen sich io der homogenen Grund-
substanz der Hornhaut neben den Spiessen zarte, lichtgraue Linien,
die den Spiessen parallel und nicht weiter, als deren Dicke beträgt,
von denselben entfernt gelegen sind; sie sind sehr fein grauuiirt und
entbehren eines scharfen Contours. Diese Gebilde bestellen aus Proto-
plasma, welches sich unter dem Einflüsse der Zellen aus dem circu-
lirenden Plasmastrome in ihrer Nähe anhäuft und so umwandelt, dass
es als feinkörnige Masse sichtbar wird. Durch fortgesetzte Anhäufung
vou Protoplasma nimmt ein solches Gebilde an Grösse zu und indem
nun ein Theilproduct des Kernes des benachbarten Sph'sses sieb mit
ihnen verbindet, entsteht ein neuer Spiess. Auf diese Weise entstehen
oft 3 — 4 neue Spiesse um einen alten herum.
I. Die traumatische Keratitis (Cbl. 1876, 113) wurde an Herbst-
fröschen durch Aetzuog mit glühenden Nadeln erzeugt. Bald nach
der Aetzung zeigte sich um das Aetzloch herum eine Vacuolen-
zone, in der nach 16 Stunden schon alle Zellen zerfallen waren, so
dass dieselbe bis auf ganz blasse Andeutungen der ehemaligen Zellen
durchsichtig war. Um diese Zone herum findet sich die Reizungs-
zoo e, in welcher die Zellen geschrumpft sind und ihre Ausläufer
eingezogen haben, später proliferiren und zwar noch zu einer Zeit,
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710
Fccr«, traumatische Keratitis.
wo Wanderzellen erst an der äusseren Peripherie der Hornhaut sicff
zeigen: primäre Proliferation. Dann folgt die Einwanderung (wie
die Proliferation vorzugsweise in den vorderen Lamellen), durch welche
etwa 20 — 100 Mal so viele Zellen geliefert werden als durch jene.
Die Bpiesse finden sich am dichtesten am äusseren Rande der Va-
cuolenzone (2. Tag). Nach wenigen Tagen sind alle diese Zellen
durch Auswanderung an die Oberfläche der Hornhaut aus dem Ge-
webe wieder verschwunden und dann ist also auch in der Reizungs-
zone nur noch die durchsichtige Grundsubstanz vorhanden. Reizungs-
und Vacuolenzone bilden nun zusammen den Aetzschorf, welcher
durch eine viel langsamer verlaufende „secundäre Proliferation“ der
benachbarten Zellen losgelöst wird. In dieser Zone der secun-
dären Proliferation unterscheidet man 2 Schichten, eine innere,
schmälere und zellenreichere und eine äussere breitere, zellenärmere.
Die Zellen sind durch den Plasmastrom aus der äusseren in die innere
geschwemmt worden, wie man noch an den übrig gebliebenen er-
kennt, deren Ausläufer durch die Wirkung des Stromes Bämmtlicb
nach dem Aetzloche zu gerichtet sind. In der inneren Zone beginnt
zuerst die Proliferation (Spiesse), welche zur Ablösung des Schorfes
nach verschieden langer Zeit fuhrt, worauf die Spiesse wieder ver-
schwinden, „ohne zur Ausfüllung des Snbstanzverlustes beigetragen
zu haben“.
II. Bei der Frühjahrs-Keratitis der Frösche findet man als wich-
tigsten Vorgang eine Einwanderung von Zellen, durch welche, wenn
sie gering ist, die Hornhautzellen nicht wesentlich alterirt werden.
In höheren Graden, bei welchen der Process von der Tiefe nach der
Oberfläche zu fortschreitet, können die Hornhautzellen erdrückt, zer-
stört oder zur Proliferation angeregt werden. Durch Auswanderung
an die Oberfläche verschwinden die eingewanderten resp. ueugebil-
deten Zellen wieder.
III. Versuche an ausgeschnittenen Hornhäuten hat Vf. ange-
stellt, um die beiden in obigen Versuchen fast stets gemeinsam vor-
handenen Processe getrennt zu untersuchen. Proliferation ohne Ein-
wanderung wurde erzielt, wenn die geätzte Hornhaut rein herausge-
scbnitten und in einer feuchten Kammer (am besten vordere Kammer
von Schweinsaugen) conservirt wurde. Die Proliferation ging dann
genau in derselben Weise wie in obigen Versuchen vor sich. Zur
Erzielung von Einwanderung ohne Proliferation wurden ausgeschnittene
Hornhäute in die Lymphsäcke von Fröschen eingebracht, doch zeigte
sich , dass die Einwanderung selbst als Reiz zur Proliferation der
Hornhautzellen wirkte, welche aber vermieden wurde, wenn die Horn-
häute vorher 5 Min. lang einer Temperatur von 70° C. ansgesetzt
wurden.
IV. Die Einwirkung mechanischer Traumen betreffend wurde
eruirt, dass geringere Traumen, wie z. B. Ritze auf der Oberfläche
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Wölfleb, angeborene Hydronephrose. Fobjktt, Timbrometer. 711
der Hornhaut, zunächst Gestaltveränderungen der Hornhautzellen ber-
beiführen, welche rein passiver Natur sind, aber mit dom Tode der
Zellen enden, worauf sich ein Entzündungsprocess gleicher Art, wie
der oben beschriebene, entwickelt. Orth.
A. Wölfler, Zur chirurgischen Pathologie der Nieren. II. An-
geborene rechtsseitige Hydronephrose. Heilung durch Punc-
tion mit nachfolgender Jodinjcction. Wiener med. Wocbeuschr. 1876.
No. 7—22.
Bei einem 13 jährigen Knaben fand sieb ein angeborener abge-
kapselter, deutlich fluctuirender Tumor des Unterleibes, welcher den
Bauch enorm vergrössert batte (Umfang 147 Cm., Proc. xipboid. bis
zur Symphyse 61 Cm.). Es wurde eine congenitale Hydronephrose
als sehr wahrscheinlich angenommen und eine Punction gemacht,
durch welche 1900 Cc. harnstoffhaltiger Flüssigkeit entleert wurden.
Später wurde die Punction wiederholt und darauf eine verdünnte Jod-
tinctur eingespritzt. Verlauf günstig. Diese Operation musste noch
einmal wiederholt werden, worauf definitive Heilung eintrat.
Das Vorkommen des Harnstoffs in hydronephritischen Säcken,
ungeachtet ihres langen Bestandes, ist nur aus der Persistenz eines
Theiles der Corticalsubstanz zu erklären. Dieser Körper ist nahezu
pathognomonisch für Hydronephrose, da die stets viel kleineren
Nierencysten nur ausnahmsweise denselben enthalten, ln Betreff der
Therapie plaidirt Vf. für möglichst frühzeitige Operation. Ist durch
Probepunction die Diagnose gesichert und die Flüssigkeit klar, so
lasse man Punction mit Jodinjection bald nachfolgen; ist die Flüssig-
keit eitrig, so mache man nach Simon’s Vorgänge die Doppelpunction
mit nachfolgender Incision. E. Köster.
E. H. Forjett, The Timbrometer. Med. Times & Gas. 1876. n0. 1366.
Unter „Timbrometrie“ versteht F. ein Verfahren, die Grenzen
innerer Organe durch Auscultation vibrirender Töne festzustellen.
Das „Timbrometer“, welches aus einem bogenförmigen Stückchen
weichen Stahls besieht, über das ein Catgutfaden gespannt ist, wird
mit einem seiner Enden auf das zu untersuchende Organ aufgesetzt
und mit der linken Hand fixirt, während die rechte die von Catgut
gebildete Seite in Schwingungen versetzt. Der so entstehende Ton
wird durch ein gewöhnliches Stethoskop, welches der Untersuchende
mit dem Kopf fixirt, auscultirt. Solide Organe geben einen hellen,
lufthaltige einen dumpfen Ton. Auf diese Weise kann man nach F.
genau die Grenzen jedes Organs, auch der sonst schwer zugänglichen,
z. B. der Nieren bestimmen. Ja man soll sogar die Form und Rich-
tung des Nierenbeckens bestimmen können (! Ref.). Da ferner jedes
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712 Gasohofsbb and Pkibham. Verhalten den Harns bei Melanose.
Organ seinen Eigenton giebt, «n gelingt es, die soliden Organe ganz
genau von einander abzugreneen, so die Milz von der Leber etc.
Auch gelang es dem Vf. die vier Herzhöhlen deutlich von einander
zu unterscheiden, Aneurysmen zu diagnosticiren u. s. w. Die Methode
soll besonders da angezeigt sein, wo die Percussion sehr schmerz-
haft ist. Litten.
F. Ganghofner und A. Pribram, Leber das Verhalten des Harne«
bei Melanosen, nach Beobachtungen anf Prof. Halla’s Klinik.
Prager Vierteljeebr. CXXX. 8. 77.
Eine 52 jährige Tagelöhnerin hatte sich 1 Jahr vor ihrer Auf-
nahme ein Muttermal an der linken Wade, welches nach Kratzen,
Aetzungen u. s. w. grösser geworden war, ausbrennen lassen; etwa
9 Monate später traten zuerst an der Narbe, dann an anderen Stellen
blauschwarze, schmerzlose verschiebbare Knoten auf, die auf dem
Kopf behaart waren. Ausserdem litt Pat. an Diarrhöen und Appetit-
losigkeit. Im weiteren Verlauf traten auch Geschwülste im Unterleib
auf und Pat. starb etwa 1 Jahr nachdem die ersten Knötchen sieb
gezeigt hatten. Die Bection ergab in der Haut, den Bauchmuskeln
und fast sämmtlicheu inneren Organen mehr oder weniger grosse
schwärzliche Knoten.
Der Harn batte während des Lebens wiederholt beim Stehen an
der Luft, sowie beim Behandeln mit Oxydationsmitteln (Chromsäure,
Salpetersäure) Schwärzung gezeigt und war deshalb von den Vff.
während 2 Monate untersucht worden. Hiernach und aus den frü-
heren Beobachtungen P.’s und Anderer kommen sie zu folgenden
Schlüssen: 1) Harn von Kranken mit melanotiscben Carcinomen ent-
hält gleichzeitig ein Cbromogen, das beim Zusatz von Oxydations-
mitteln oder an der Luft intensiv geschwärzt wird. 2) Auch wenn
der Process der melanotiscben Neubildung fortschreitet, kann das
Cbromogen vorübergehend schwinden. 3) Die relative Menge des
Chromogens schwankt im umgekehrten Verbältniss zur HarnmeDge,
4) dagegen in geradem Verbältniss zum spec. Gew. 5) Das Nacb-
weisbarwerden desselben ist unabhängig von der Körpertemperatur,
von Atbrnungsbindernissen und von Menge und Beschaffenheit der
Stuhlgänge. 6) In dem obigen (hierauf genauer untersuchten) Falle
war neben dem Chromogen noch bedeutende Indicanausscheidung
vorhanden. 7) Die Anwesenheit des Cbromogen stört den ludigo-
nachweis (mit Salzsäure und Chlor), letzterer wird erst durch Aus-
fällen, jenes (durch Kalk) deutlich. 6) Es ist unentschieden, ob das
bei melanotiscben Carcinomen im Harn ausgeschiedene Cbromogen
ein besonderes Pigment oder eines der gewöhnlichen Harnpigmente
in enormer Vermehrung darstellt, wahrscheinlich ist das erstere, denn
es lässt sich aus solchem Harn ein Farbstoff darstellen (durch Aus-
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Couutet, einseitige Gesichtsatropbie.
713
fäilen mit Kalk), der durch seine Resistenz gegen die gewöhnlichen
Lösungsmittel von den bekannten schwarzen Farbstoffen des Harns
abweicht.
Die Vff. sind geneigt anzunebmen, dass aus den Geschwülsten
schwarzes Pigment in die Blutbahn gelangt, aber irgendwo, wahr-
scheinlich in der Leber reducirt und in farbloses Chromogen umge-
waudelt wird und als solches in den Harn übergeht. Senator.
Conrtet, Atrophie unilaterale de la face. G». hebdom. 1876. No. ts.
Ein 22jähriger Soldat hatte in seiner Kindheit an epileptischen
Convuleioneu , später an neuralgischen Zahnschmerzen gelitten und
sich chronischer Bleiintoxication ausgesetzt. Trotzdem war er bis zu
seinem 15. Jahre von nervösen Zufällen frei geblieben. Damals zeigte
sich zuerst an der rechten Kinnseite ein kleiner, bläulicher, glatter
und glänzender Fleck io der Haut; die Haare fielen dort aus.
Nach und nach verbreiterte sich der Fleck über die ganze rechte
Gesichtshälfte; es traten rechtsseitige Gesichtsschmerzen hinzu, welche
sich mit einer Contractur des Unterkiefers und fibrillären Muskel-
zuckungen an der kranken Seite verbanden. Die sehr eingehende
Beschreibung der atropbirten Gesichtshälfte, sowie ihre Messungen im
Vergleich zur gesundeu Beite siehe im Original. Erwähnt sei noch,
dass Motilität und Sensibilität der rechten Gesichtshälfte normal waren.
Desgleichen war die electriscbe Erregbarkeit der Muskeln, die Ge-
schmacksempfindung auf der rechten atrophischen Zungenhalfte, so-
wie Thränen- und Speicbelsecretion rechts intact, nur die Schweiss-
excretion war an der rechten untern Gesichtshälfte erheblich vermin-
dert. Ausserdem zeigte die linke Gesichtshälfte normalen Bartwuchs,
die rechte war glatt Eine electrische Behandlung (mit inducirtem
und coustautem Strome) hatte keinen Erfolg. Bernhardt.
M. Lanzi e G. Terrigi, II Miasma palustre. I. M. Lanzi, II
Miasma palustre. II. G. Terrigi, Nuovi studj ed esperienze
sul Miasma palustre o sull’ agente febrigeuo. Hom»i876. 27 8.4°.
L., der sehr ausgedehnte Studien über die mikroskopische Fauua
und Flora der Sümpfe in der Römischen Campagna (bei Rom und
Ostia) sowie auch der Pontinischen Sümpfe unternommen hat, macht
auf einen eigentümlichen Befund an den io diesen Localitäten ge-
sammelten Algen aufmerksam, ln den Algenzellen finden sich dunkle
Körnchen eingesprengt in das Endochrom oder (bei don chlorophyll-
haltigen Aigeu) io das Chlorophyll. Diese bald einzelnen bald zu
kleineu Krumelchen vereinigten dunkelfarbenen Körnchen fanden sich
um so zahlreicher je weiter die betreffenden Algen schon im Ab-
sterben vorgeschritten waren. Schliesslich füllen diese schwarzen
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714
Larzi und Tkrbioi, Uutersucbunge!) über SumpfmiMm».
Granula die ganzen Algenzellen aus, die dann unter dem Mikroskop
nicht mehr grün sondern schwarz erscheinen. Gleichzeitig beginnen
die Algen zu stinken und gehen in Fäulnis» über. — Dieser von
L. in seinen Aquarien genau verfolgte Vorgang findet alljährlich in
der Römischen Campagne im Grossen statt. Im Winter bilden sich
allenthalben Sümpfe, die bald von einer reichen und im Frühling sich
stets sehr üppig entwickelnden Algenflora bevölkert werden. Im
Sommer ziohen die Wasser sich zurück und es werden grosse Ober-
flächen frei, die von einer continuirliclien Schicht faulender Algen
bedeckt sind: erst später bedecken sich diese Terrains mit pbanero-
gamen Landpflanzen. Gegen den Herbst sterben die Algen auch an
den vom Wasser noch bedeckt gebliebenen Stellen ab und der Boden
dieser seichten Sümpfe wird in eine Schicht fauligen Schlammes ver-
wandelt, in welchem das Mikroskop überall die Existenz der oben
erwähnten dunkelgefärbten Granula nachweist. Ausserdem finden sich
auch noch im Ueburfluss Bacterium terrao und Vibrio serpens, deren
Existenz L. jedoch nicht auf die Verwesung von PflanzentheileD, son-
dern von abgestorbenen Thieren zurückführt. — Auch in denjenigen
Stellen der Römischen Campagna, wo eigentliche Sümpfe nicht Vor-
kommen , wo aber dennoch die ausgesprochenste Malaria herrscht
(z. B. im oberen Tibertbal, wo auf 100 Kilometer Entfernung kein
Sumpf existirt), lassen sich allenthalben leicht die Bedingungen nach-
weisen, die zu einer ausgedehnten Verwesung von Pflanzentheilen
führen müssen. Auch wo eigentliche Sümpfe nicht existiren, stehen
im Frühling oft grosse Oberflächen unbebauten Landes (in Folge der
Tibertiberschwemmungen oder mächtiger Regengüsse) unter Wasser,
deren Vegetationsproducte, nachdem das Wasser im Sommer ver-
schwunden ist, alsbald in Verwesung übergehen.
Diese aus der Verwesung der Algen und anderen Pflanzentheilen
hervorgehenden dunkelgefärbten Granula sind nach der Ansicht von
L. fermentartiger Natur. Sie finden sich überall reichlic! in dem atmo-
sphärischen Staube der Campagna Romana oder sind doch aus diesem
durch Culturen zu einer reichlichen Entwicklung zu bringen. Nach
L. sind diese Granula identisch mit den pigmentirten Sphaerobacterien
Cohn's und dem Bacteridium brunneura Schroetek. Cultivirte L.
diese Granula, so entstanden meist Vegetationen von Monilia peni-
ciliata Fkik8.
Ganz gleiche Eigenschaften wie diese aus verwesenden Vege-
tabilien hervorgehenden fermentartigen Granula besitzen nun die Pig-
mentkörnchen, welche sich in der Leber und Milz solcher Individuen
finden, welche an Malariacachexie leiden. L. tritt ganz entschieden
für die Identität des sog. Malaria-Melanin’» der pathologischen Ana-
tomen mit den aus der Zersetzung verwesender Pflanzen hervorgehen-
den Granula ein. Es ist ihm gelungen, durch Culturen aus dem Pig-
ment melanämischer Lebern zooglöaartige Vegetationen zu züchten.
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Scbwiko, Spondyloliatheai«.
715
Um die Malaria der Römischen Campagna zu bekämpfen em-
pfiehlt L. die bessere Bewirtschaftung des Bodens, Ableitung der
grösseren Sümpfe, Drainage der feuchten Terrains, Anlegung von
Gehölzen und gründlichere Bestellung des Ackers. Von dem neuer-
dings zur Verbesserung der gesundheitlichen Verhältnisse der Römi-
schen Campagna so vielfach angepflanzten Eucalypbus globulus scheint
sich L. wenig zu versprechen, da der Baum nur in besonders ge-
schützten Orten ausdauert und also seine äusserste nördliche Grenze
in der Römischen Campagna bereits erreicht zu haben scheint.
T. hat die mikroskopische Untersuchung der verwesenden Algen
gemeinschaftlich mit L. angestellt. Ausserdem hat er noch eine Ver-
suchsreihe unternommen um diejenigen Desinfectantien zu ermitteln,
welche am wirksamsten diesen Verwesungsprocess und die Entwick-
lung des Bacteridium brunneum verhindern. Die angewandten Des-
infectantien waren: Schwefel, schwefelsaures Chinin, unterschwefel-
saures Natron, Kalk, Chlorkalk, Carbolsäure, Eisenvitriol, Arsenik,
übermangansaures Kali , Chloral. Am besten bewährten sieb von
diesen der Chlorkalk, dann der Kalk und das Chloral. Die übrigen
Desinfectantien erwiesen sich als mehr oder minder wirkungslos. Die
Wirkung derselben Desinfectantien auf die überall in dem atmosphä-
rischen Staube der Römischen Campagna (und zwar reichlicher in
Ostia und in den Pontinischen Sümpfen, als in Rom selbst) vorkom-
naenden Sporen und Mycelium-Fäden ist gleichfalls von T. besonders
studirt worden.
Um diesen atmosphärischen Staub zu sammeln stellte T. an den
verschiedenen Punkten der Campagna und der Stadt Aspiratoren und
Luftfiltrirapparate auf. — Besonderer Apparate bediente er sich, um
die verticale Erhebung der betreffenden Keime über die Oberfläche
des Sumpfbodens zu messen: er fand, dass sie sich bis zu einer Höhe
von 50 Centirnetern erbeben, wo sie mit grösster Leichtigkeit von
den über die Oberfläche der Sümpfe streichenden Winden aufgenora-
men und weitergetragen werden können.
In der Leber und Milz von Meerschweinchen, die längere Zeit
eine die betreffenden Organismen enthaltende Sumpfluft geathmet
hatten, fand T. sehr reichliches Malaria-Melanin. Boll (Bom).
K. Schwing, Neuer Fall von Spondylolisthesis. Prager Vierteljahr.
CXXXI. S. 1.
Die Diagnose wurde auf der Prager Hebamraenklinik an einer
30jährigen, zum ersten Mal schwangeren Person gestellt. Sattel-
förmige Einziehung oberhalb des Kreuzbeins, Hervortreten des letz-
teren, besonders mit seiner Basis, grosse Distanz der Sp. post, sup.,
flache Darmbeine, Hängebauch, geringe Beckenneigung und senk-
rechter Stand der Symphyse Hessen die Anomalie vermuthen. Ge-
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716
HraKMAKN, Tbevetin.
sicliert wurde die Diagnose durch die von Bkeisky und OlsbadIV
angegebenen Merkmale: der die Stelle des Promontoriums einneh-
mende, das kleine Becken dachförmig überragende Knochen setzt
sich scbarfwinklig gegen die vordere Kreuzbeinflache, sowie seit-
lich gegen die Kreuzbein fl ügel ab, und an dieser Stelle ist die
Pulsation der Art. iliaca comm. deutlich zu fühlen.
Die Entstehung wird auf eine im 25. Lebensjahr durch das
Heben einer schweren Last acquirirte Entzündung zurückgeführt
Pat. konnte danach 8 Tage lang nicht gehen und fühlte noch lange
Schmerz und Schwäche im Kreuz. Prof. v. Wkbeb, welcher die Conj.
vera auf 6,5 — 7 Cm. schätzt, leitete in der 36. Woche die Frühge-
burt ein. Der Kopf überwand deo Beckeneingang, musste aber aus
der Beckenhöhle wegen der Widerstände am Ausgang mit der Zange
entwickelt werden. Das Kind starb dabei, die Mutter machte ein
günstiges Wochenbett durch. v. Haselberg
Th. Husemann, lieber einige Herzgifte; zum Tlieil nach Ver-
suchen mit A. König. Arch. r. exper. Patb. etc. V. 8 228
Aus den Früchten einer in Ostindien wachsenden Strauchpflanze,
der Tbevetia neriifolia Jcss , zu den Apocyneen gehörig, hat OE VkU
ein Glycosid gewonnen, das von Blas in Löwen Tbevetin genannt
worden ist und die Formel CmHmOm erhalten hat. Beim Kochen
mit verdünnten Säuren spaltet es sich in Tbeveresin und ülycose.
Beide Substanzen das Tbevetin und Tbeveresin fand B. nach Ver-
suchen an Hunden stark giftig und von nahezu gleichartiger Wirkung.
Die Erscheinungen waren: Erbrechen, Diarrhöen, Speichelfluss, Mus-
kelzittern und grosse Muskelschwäche und Dyspnöe. Beim Theveresin
fehlten Diarrhöe und Speichelfluss.
Die Versuche von H. u. K. wurden an Fröschen und Kaninchen
angestellt. Bei letzteren fehlten Ptyalismus und Diarrhöe, dagegen
trat besonders bervor: Unregelmässiger und verlangsamter Puls, in
späteren Stadien heftige Dyspnöe und allmählich zunehmende Läh-
mung. Der Tod erfolgte ohne Convulsionen; das Herz stand still
während die Respiration noch audauerte. Bei der Section fand man
die Ventrikel gewöhnlich in Systole, bisweilen aber auch in Diastole.
Reizung des Herzens blieb unbeantwortet, während die Skeletmuskeln
noch reagirten wenn auch, wie es schien, schwächer Als normal. Die
Temperatur blieb unverändert. Beim Frosch genügen 1* — 3 Mgrm.
Tbevetin um Herzstillstand (gewöhnlich systolischen) bervorzurufen,
während die Respiration noch einige Zeit fortdauert. Die Erregbar-
keit des Herzens ist vernichtet, die der Skeletmuskeln herabgesetzt,
die Sensibilität oder Reflexerregbarkeit vollkommen erhalten. Die
Erscheinungen gleichen durchaus den bei Digitalmversucben beob-
achteten, auch das Tbevetin steigert den Effect der Vagusreizung.
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SoCOLOFF. SCHSABKL. ßCRDtt..
717
Atropin hat keinen Einfluss auf die Thevetinwirkung. An der In-
jectiensstolle wirkt das Gift entzündungserregend. Der abgespaltene
Paarling des Thevetins das Theveresin wirkt nach H. qualitativ und
quantitativ ganz ebenso wie das Qlycosid, Blas nahm an, dass das
Tbevetin durch die Magensäure in Theveresin und Zucker gespalten
werde; für die Versuche der Vff. trifft dies nicht zu, da sie sich
stets der BubcutADen Injection bedienten. Auch das Extr. scillae
spirit. gehört nach den Vff. zu den Herzgiften, indem es dem Digi-
talin durchaus ähnlich wirkt. Dem im Handel vorkommenden Scil-
litin scheinen die specifischen Bestandtheile der Scilla zu fehlen; es
wirkt nicht mehr auf das Herz und wie es scheint überhaupt nicht
toxisch. Schiffer.
>T. Socoloff, Beiträge zur Kenntnis» der menschlichen Galle.
(Aus dem Laboratorium von Hoppk-Seylbr'. PFLtjoKs’sArcb. XII. 8.54.
Die Untersuchungen schlossen sich an die Tkipamowskt’s (Cbl. 1875, 431) an
und betreffen 6 Fülle, in denen die Leber als gesund ansimehen war. Der Gehalt
dieser Gallen an gallensauren Salzen wechselte von 3,8 bis 9,8 pCt., die der Seifen
von 1,3 bis 2,08 pCt. Der Gehalt der palleusanren Salze an Schwefel variirte in
engen Grenzen von 1,18 bis 1,08 pCt, entsprechend einem Mittelwerth von 23,83 pCt
Taurocholsänre. In einem Fall von Peritonitis puerperalis mit tröber Schwellang
der Leber stieg derselbe auf 62,3 pCt , in einem andern von arayloider Degeneration
sank der Gebalt anf 8,9 pCt E. s*lko«akl.
J. Schnabel, Die Begleite- und Folgekrankheiten der Iritis. Arch.
f. Augen- u. Ohrenheilk. V. X. 8. 101.
Unter 180 Fällen von acuter Iritis konnte nur 9 Mal die Iritis als Recidiv
coostatirt werden, und S. ist daher der Ansicht, dass vorhandenen hinteren Synechien
in der Aetiologie der acuten Iritis unmöglich eine wichtige Stellung eingeräumt wer-
den könne. Die ophthalmoskopische Untersuchung der an Iritis Acuta erkrankten
Iudividuen wies, ganz gleichgültig, welches die Ursache der Iritis war, am häufigsten
eine Retinitis diffusa, welche die grösste Ähnlichkeit mit einer Retinitis specifica
darbot, nach, verbältnissmässig selten GlaskÖrpertrfibungen, am allerseltensten Ano-
malien im Bereich der Cborioidea. Nach Ablnuf der Iritis können die intraoculären
Complicationen sich rasch oder langsam zurückbilden; in einteluen Fällen führen
sie, in vollkommener Unabhängigkeit von dem Zustande, in welchem die Iris nach
der Entzündung geblieben, zur Atrophie der Retina und des Opticus, resp. zur Glas-
körperschrumpfnng und Netzhautahlösuog. Michel (Erlangen).
Burdel, G'alcul bronchique ayant donnft lieu ä des accfcs de fl £ vre
pernicieuse. Qas. de« hop. 1876. No &s.
Eine 57jährige Krau acquirirte eine Intermittens, welche in allen möglichen
Typen anftrat uud schliesslich einen perniciüsen Charakter annahm. Gleirhxeitig be-
stand heftiger Husten, für den die Untersuchung keinen Grand nacbwiea. Während
eines sehr heftigen Hustenparoxysmus wurde ein 11 Um. langes, cylindrisches Stein-
conerement ansgeworfeu, welches aus phosphor- und kohleusaurem Kalk bestand.
Von diesem Augenblick an verschwanden aämmtliche Symptome, und trat Patientin
in die Convalesceus ein. Vf. glanbt. dass dies Concrement aus einem Bronchus
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718 Lkukrt. Dabhst. v. N'msBAr«. Rosxhbach.
stammte und seinen Ursprung einer Haemoptysis verdankte, welche vor 22 Jahren
atatfgefnnden hatte. — Lines.
Lebert, Aneurysma der Lnngenarterie und rheumatische Ent-
zündung ihrer Klappen. Berl. klin. Worhenscbr. 1876. No. 20.
In der Leiche einer unter den Erscheinungen höchster Athemuoth verstorbenen
Frau fand Vf. den Dmfang der Pulmonalartcrie an ihrem Ursprung 11 Cm., wäh-
rend die Aorta nur 7 Cm. Umfang hatte. Daneben bestand eine ziemlich frische
nud ausgedehnte Endocarditis an den Pnlmonalklappen. Sieben Monate vor dem
Tode der Kranken batte sich ein acoter Gelenkrheumatismus entwickelt, welchem
bald Athemnoth folgte. — Es bandelte sich demnach am eine im späteren Leben
aeqnirirte nnd fast nnr auf das Ostium pulmonale beschränkte Endocarditis. Bei
der Schnelligkeit, mit welcher sich diese entwickelte, ist nicht anznnebmen, dass dis
Erweiterung der Art. pulm. Folge der Klappenerkrauknng war, vielmehr scheint
eine bereits vorhanden gewesene Erweiterung der Art pulm. dazu beigetragen xu
haben, die rheumatische Endocarditis an ihrem Ursprung und den entsprechenden
Klappen tu flxiren. Linen.
Win. C. Dabney, The nse of choleate of Soda to prerent the
formation of gali-stones. Amor. Jonrn. of med. sc CXL1I. S 410.
D. hat nach Schiff’» Empfehlung sur Auflösung des Cholestearins und Ver-
hütung der Gallensteinbildnng gallensaures Natron (2 mal täglich 6 Grain einigt
Wochen lang) mit günstigem Erfolg brauchen lassen. Senator.
v. Nussbaum, Nervendehnung bei centralem Leiden. Aersti. inteii-
Bl. 1876. No. 8.
Bei einem seit 11 Jahren in Folge eines Falles auf das Kreuzbein patap logi-
schen Manu hatten sich höchst störende klonische Krämpfe der gelähmten Unter-
extremitäten eingestellt Um von diesen den Kranken zu befreien, entblösste N. in
zwei 14 Tage auseinander liegenden Sitzungen jedesmal sowohl den N. cruralis in
der Schenkelbeuge als auch den Ischiadicus zwischen Trochanter and Taber isebh
and behandelte nach Li«TBE*scber Methode und mit gutem Heilerfolg die Wanden,
nachdem er theila vom Centrum her peripberiewärts, tbeils in umgekehrter Sichtung
starke Dehnungen der obeu genannten Nerven vorgenommen. Die Krämpfe waren
hiernach in der That beseitigt und der Kranke von jetzt ab im Stande, da» Bett ca
verlasseu und sich mit seinem gesunden Oberkörper auf Krücken fortsube wegen.
Ob das centrale Leiden in den peripheren Nerven Veränderungen gesetzt hatte,
welche durch die Dehnung hatten beseitigt werden köunen, oder ob die letztere so
anf den centralen Herd wirkte, dass von ihm keine Krämpfe mehr ausgelöst wur-
den, lasst Vf. unentschieden. Bernhardt.
0. Kosenbaeh, Die Neuralgien im Beginne des lleotyplius. Deutsch.
Arch. f. klin. Med. XVII. 8. 268.
K. berichtet über Neuralgien des Kopfes und Nackens in der 1. seltener im
Anfang der 2. Typbuswoche. Das paroxysmenweise Auftreten der Schmerzen, ihr
Verlauf in bestimmten Nervenbahnen (supra , infraorbitalis, Occipitalis magnusj, die
charakteristischen Druckpunkte im Verlauf dieser Nerven und an den Proc. spinosi
and trausversi der beideu 1. Halswirbel, die neben der Hyperalgesie in manchen
Fällen deutlich nachweisbare Hyperästhesie, endlich die vorwiegende Einseitigkeit
der Affectiou sprechen nach ihm für die wirklich neuralgische Natur. Die Schmerzen
sind durch eiu Vesicaus oft sehr schnell zu heben. Bernhardt.
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Liocville and Desore. Mahtiket. Grihsraw. Kalb. 719
Lionrille et Debove, Note sur nn cas de mutisme hyst^rique
sniri de gu^rison. Progris med. 1876. No. 9.
Bei einem 18jährigen hysterischen, hereditär prädisponirtcn Mädchen, welches
in Folge einer hysterischen Stimnibandlahmnng aphonisch nod schliesslich ganz stumm
geworden war, riefen die Vff. durch tiefen Drnck anf die Unterbauchgegend leb-
haften Schmer« in der Gegend der Ovarien nnd schliesslich einen ansgeprägten hy-
sterischen Anfall hervor. In diesem Anfall 6ng die Kranke seit langer Zeit zum
ersten Mal wieder an zu schreien und mit leiser Stimme zn sprechen. Die Wieder-
holung dieser Procednr brachte schliesslich die Sprache wieder, ohne dass damit,
was sich auch Vff. nicht verhehlen, die Neurose überhaupt gehoben worden wäre.
Bernhardt.
F. Mnrtinet, Ostdomytflite spontane du femur, infection puru-
lente, eruptlOll SeptiC&llique, lUOrt. Progres m<5d. 1876. No. 12.
Der Fall betraf einen 16jährigen kräftigen Menschen, welcher einige Tage
nach einer heftigen Erkältung erkrankt war nnd ansser starken Schmerzen im rech-
ten Hüftgelenk hohes Fieber uud typhöse Erscheinungen darbot. Am 7. Krankheit«-
tage erschien auf dem ganzen Körper ein Urticaria - ähnliches Exanthem und am
Tage darauf erfolgte der Tod. Es fand sich doppelseitige Pleuritis, metastatische
Abscesse in den Lungen, Pericarditi« und eitrige Osteomyelitis im oberen Tbeil des
linken Femur, woselbst das Periost gelockert nnd die benachbarten Muskeln leicht
eitrig infiltrirt waren. Femurkopf und Epiphysenknorpel gesund, dagegen das Ge-
lenk mit Eiter erfüllt; die Venae circumflexae Gerinnsel enthaltend, endlich im lin-
ken Ellbogeugelenk ebenfalls Eiter. — Vsrnboil macht noch besonders anf das Ex-
anthem aufmerksam, welches er als septicämiscbes und prognostisch absolut ungün-
stiges bezeichnet Senator.
Grimshaw, On an Outbreak of Small -pox; illustrating the Re-
lation between that Disease and Cerebro-Spinal- Meningitis.
The Dubl. Journ. LII1. S. 406.
G. verwahrt Bich gegen den von Collis erhobenen Einwand, dass die von
ihm als Complication von hämorrhagischen Pocken mit Cerebro. Spinal- Meningitis
mitgetbeilten Fälle (Cbl. 1873, 736) nnr Krankheiten der letztem Art gewesen seien
— durch die Mittheilung eines neuen Falles von hämorrhagischen Pocken, bei wel-
chem die Sectiou auch eine Meningitis der Couvexität nachwies nebst einem Exsudat
io den Meningeu der Cauda. wodurch auch die anstretenden Nerveustämme mir ein-
ander verklebt waren. Dass es sieb um wirkliche Pocken handelte, beweist Vf. da-
durch, dass sich mehrere Individuen, welche mit dem Verstorbenen iu demselben
Saal gelegen hatten, inficirten und nach 12 — 13 Tagen an Pocken erkrankten. Es
wird weiter hingewiesen auf die grosse Schwierigkeit der Differenzial- Diagnose zwi-
schen hämorrhagische» Pocken nnd der hämorrhagischen Form der Cerebro- Spiual-
Meuingitis (black M.). Da diese Fälle meist sehr frühzeitig letal eudeu, bevor noch
eine Exsudation in die Meningen stattgefundeo, so klärt selbst die Section in solcheu
Fällen die fragliche Erkrankung nicht auf. Litten.
0. Kalb, Ein Fall von letalem Mercurialismus. Dias. Erlangen 1876.
28 Stn.
Der in der Erlanger Klinik beobachtete au, der Fürther Spiegelfabrik zuge-
gangene Fall zeigte die gewöhnlichen Erscheinungen des chronischen Mercurialismus.
Der Tremor war so stark, dass Patient nicht geben konnte und gefüttert werden
musste. Die Temperatur hielt sioh zwischen 88 and 39° C. Die Behandlung bestand
in heissen Bädern von 40° C. mit nachfolgender Einwicklnng. Nach einigen Tagen
trat während einer solchen ein coilapsähnlicber Zustand ein mit einer Temperatur
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720
Albbrtoni und Ciotto. Chiiii. Thomas.
von 43° C. iro Rectum. Der Tremor wurde von nun ab Märker und artete
heftige Streckkrämpfe aus. die Temperatur blieb sehr hoch (bis su 42u) und am nlH
sten Tape erfolgte der Tod. Die Sectiou ergab nur mässige Hirnhyperämie
beginnende Pneumonie der unteren, rechten Longe. Mit letzterem Befund briojH*
Vf. die plötzliche Temperatursteigerung am Tage vor dem Tode in Zusammenbaus.'
Bei der chemischen Untersuchung fand sich in den Lungen reichlich, im Grbiri^
der Leber nnd den Knochen gar kein Quecksilber.
Vf. analysirt noch kurz 6 andere Fälle von letaler chronischer Quecksilber-
vergiftung, die alle aus Kgssmaul’s Werk: „Ueber den constitutionellen Mercuria-
lismus ond sein Verhftltniss sur constitutionellen Syphilis4,4 nnd zwei Fälle von acutem
Mercurialismug, die aus Schmidt's Jahrbüchern entnommen sind. Schiffer.
Albertoni et Ciotto, Sur les voies d'eliinination et d’action £Ie*-
tive de la quiniue. Bull. deTbdr. XC. 8. 360. (Uaz. med. italiaua prov. Venete).
Im Gegensatz su den bisherigen Angaben fanden die V fif. , dass das Chinin
innerlich gegeben in die Galle übergeht, wo es schon nach 2 — 3 Stunden nachge-
wiesen werden kann. Ist aber die Pfortader unterbunden, oder wird Chinin sub-
cutan oder in die Aorteubahn injicirt, so wird es durch den Harn ausgeschieden,
ohne in die Galle öberzntreten. .Schiffer
H. Chiari, Ein Fall von Lithopädiumbildung nach Berstung eines
rudimentär entwickelten, graviden, linken L'terushorues. u’,eu.
uied. Wochenschr. 1876. No, 24.
Bei der Obduction einer 60 Jahre alten Frau faud Cb. un Douglaks'schen
Raum ein Lithopädium, welches seiner Grösse nach einer 4 monatlichen Frucht ent-
sprach. Der Uterus uuicornis dextr. trug ein von der Mitte seines linkeu Randes
ausgehendes, zwischen den Falten des Lig. lat um sin. liegendes Anhängsel, welches
sich als li.ikes rudimeutäres Horn erwies. Dasselbe besteht aus einem 2 Cm. langes
ovalen Körperchen, welches nach aussen in die Tube übergeht, nach innen durch
einen soliden Strang mit dem rechten Uterushorn susaminenhängt. Dieses Körper-
chen besitzt im Iuuern eine Höhlung, und trägt an der hinteren Fläche eine strab-
lige, pigmentirte Narbe. Daraus scliliesst Vf., dass dieses rudimentäre Horn durch
Ueherwanderuug des Sperma oder des befruchteten Kies von der rechten Seit« her
geschwängert worden, und iro 4. Monat geplatzt ist. v. Haselberg
Gaillard Thomas, Double ovariotomy performed for the remova!
of solid ovarian tumours. — Transfusion of milk four days
after Operation. Am.r. Jonru. of med «c. CXU. 1876. S. 61.
Die 30jährige, durch ihr Leiden sehr heruntergekommene Pat. wurde unter
ungünstigen Aussichten der Operation unterworfen und beide Ovarien eutfernfi. beide
.Stiele versenkt. Die Tumoren erklärt Vf. für wahre Adenome der Oearieu. — Ala
am 4. Tage die Pat., welche fortwährend erbrach, moribund erscbieu, machte Th.
eine Trausfasion ^besser Infusion, Ref.) von 8% Unzen frischer Milch iu die Vena
mediana basilica. Nach einer Stunde trat Schüttelfrost ein, der Puls stieg auf 160,
die Temperatur auf 104° F. Einige Stunden später trat tiefer Schlaf ein und er-
folgte nun die Geuesuug ohne weiteren Zwischenfall in 3 Wochen. E. Küster.
D ruc k feh 1 er b e r ich tign up: S. 563 ZI. 27 v. ob. I. Brombeuzol st. BromaJ. —
8. 591 ZI. 16 v. unt. 1. Taurin Bt. Tannin. — 8. 624 ZI. 10 v. ob. I. Blase
du nerf. — 8. 652 ZI. 23 v. ob 1. Lee hart ier.
Einsendungen für da» Centralblau wolle mau au einen der beiden Herausgeber: Professor Senator.
Berlin (NW.) IlegelplaU *, und Professor Rosenthal, Erlangen, oder (unter Bcischlos*} aa die
Verlagahandluug, Berlin (NW.), unter den Linden 68, adressiren.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von II. 8. Hermann in Berlin.
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Digitized by Coogli
. n
r <* -
■Wöchentlich erscheinen
1—2 Bogen; am Schlüsse
des Jahrgangs Titel, Ka-
men- und Sachregister.
Centralblatt
fHr die
Preis des Jahrganges
20 Mark; tu beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Poatanstalten.
Dr. J. Rosenthal,
Professor in Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Professor in Berlin.
1876.
1. October. No. 41.
Inhallt Reich bn bach, Entwickelung des Flusskrebse* ( Orig.-Mitth.). —
Frkhkr, Wirkung der Fiugerstreckei . — Tillmamns, Lymphgefässe der
Gelenke. — Rührig, Milchabsonderung — Hüfnkk, Ausscheidung von Stickstoff
bei der Veraesuug. — ß izsozkho, pathologische Anatomie der Diphtbetiti*. —
G aihdhkk u. Kmoz, seltenes IlerzgerÜuscb. — Rorkxbach, Diagnose der Magen-
erweiterung. — Dkmmk, kliuUcher Bericht. — Martin, Lage des Uterus. —
Maiem, Missbildung des Herzens. — M o sculus, Harnstoffferment. — v. Go-
rdp-Bkbanrz, Pfittuzenferment. — Konjkoff, Glycogen. — Sonn kn hu hg, Cysto-
Adenom der Cruritlgegend. — Simon, Ssrcoui der Ulna. — Schüi.kk, Jahresbe-
richt. — Boüchct, Neurosen bei der zweiten Dentition. — Richkt, Verhalten der
Nerven bei der hysterischen Anästhesie. — Kkrino, Typhns mit Masern. — Ritter,
Dauer der Typbusgittwirksamkeit. — Yandkll, Exanthem durch Berührung von
Giftsumach. — M (Gut he, Zange bei unvollständig erweitertem Muttermund. —
Zeller, locale Wirkung des Atropin. — Kulischkh, Eindringen von 8toffen in
undichte Wasserleitungen. —
lieber die Entwicklungsgeschichte des Flusskrebses.
Vorläufige Mittbeiluog von Heinrich Reichenbach aus Frankfurt a./M., atud. rer. nat-
iu Leipzig.
Nach noch nicht veröffentlichten Untersuchungen meines Freun-
des Bkrthold HATSenEK in Linz, die theils schon im vorigen Jahre
angestellt wurden, tritt bei der Bildung des Bauchstranges der Lepi-
dopteren und des Lumbricus die Einstülpung einer medianen
Längsrinne auf.
Angeregt durch diese interessante Thatsache wollte ich dieselbe
auch bei unserem Flusskrebse constatiren und gelangte dabei noch
zu den nachfolgenden weiteren Resultaten. Es mögen meine Angaben
als Ergänzungen , beziehungsweise Berichtigungen der vorzüglichen
Arbeiten von Rathke*), Lereboullet**) und Bobketzkt***) ange-
sehen werden.
*) Untersuchung über die Bildung nnd Entwicklung des Flusskrebses von
Hbinrich Rathke. Leipzig 1829.
**) Recherche» d’Embryologie compar<$e sur le developpement du Brochet, de
la Perche et de l’Ecrevisse par A. Lrrrboullrt. Pari* 1862.
***) Russische Abhandlung über die Entwicklung von Astacus und Palaemon
•von N. öobbktzkv. Kiew 1873.
XIV. Jahrirang. 40
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722
Reichmkcr, Entwickelung des Flusskrebse*.
1) Auch bei dem Flusskrebs betheiligt sich bei der Bildtpg
des Bauchstranges eine mediane Längsrinne, welche sich später
segmentweise tief in die sich bildenden Gangiienmaasen eiD stülpt.
In ihrer Anlage besteht diese Längsrinoe schon kurz nach Entstehung
der rundlichen Scheitelplatten, in einem Stadium also, wo ausser dem
Primitivstreifen und der Gastrula noch keine weiteren DifFerenzirungen
stattgefunden haben. Die mediane Längsrinne bildet hier eine vorn
breitere, hinten allmählich schmäler werdende seichte Furche und
erstreckt sich von dem ovalen Primitivstreifen, durch dessen Längs-
richtung zugleich die Längsrichtung des Embryo fixirt ist, bis zu
den Scheitelplattenanlagen.
2) In der Mitte der kreisrunden Scheitelplatten entsteht schon
frühe eine rundliche seichte Vertiefung, aus concentrisch gestellten,
etwas grösseren Zellen bestehend. Die mittlere Partbie dieser Ver-
tiefung stülpt sich ein und schnürt sich ab. Bekanntlich neh-
men aus den Scheitelplatten die Augen ihren Ursprung. Aus der
Lage dieser Einstülpung kann man schliessen, dass sich die nach
Innen gedrungenen Ectodermzellen entweder an der Bildung des
nervösen oder des lichtbrechenden Apparates vom Auge be-
theiligen.
S) Der Gastrulamund schliesst sich vollständig. Der
SchliessungsprocesB besteht in einem Wuchern der seitlichen Mund-
ränder nach der Mitte und des vorderen Mundrandes nach hinten zu.
Die Schlusssteile liegt dicht hinter der Abdominalanlage. — After
und Hinterdarm entstehen durch Einstülpung des Ectodcrms etwas
vor der Schlussstelle der Gastrula.
4) Das Mesoderm nimmt seinen Ursprung aus dem Ento-
derra. Es tritt gleichzeitig mit der Bildung der Gastrula auf und
zwar in der Medianlinie der Embryonalanlage am vorderen Rand
des Gastrulamundes. — In noch ziemlich frühen Stadien schnüren
sich auch Mesodermzellen aus Regionen des Entoderms ab, die weiter
vom Gastrulamundrand entfernt liegen.
In Entwicklungsstadien, wo diu ersten Extremitäten sieb zu bil-
den anfangen, betheiligt sich die an der Bauchseite des Embryos
liegende Region des abgesebnürten Entoderms an der Bildung de«
Mesoderms in folgender Weise. Einer der meist in der Zwei- resp.
Dreizahl vorhandenen grossen Kerne dieser Entodermzellen zerfällt
in eine grössere Anzahl kleiner Stücke. Je 5 — 10 dieser Stücke um-
geben sich noch innerhalb der Entodermzellen mit kugligen Proto-
plasmamassen , welche als vielkernige Zellen zu deuten sind. Diese
Zellen wandern aus und verbreiten sich unterhalb des Entoderms
der Embryonalanlage, wo sie bald ziemlich weit nach vorn ansu-
treffen sind.
5) In dem Stadium mit drei Paar Extremitäten (Nauplius) sind
die durch Auswanderung aus dem Entoderm entstandenen Mesoderm-
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F*sbkb. Wirknnjf der Fingsntreeker.
723
elemente vorzugsweise in der Medianlinie unterhalb der sub 1. er-
wähnten Rinne aogehäuft und bilden hier einen im Allgemeinen
rundlichen Zellenstrang, der sich von der Anlage der Scheitel-
platten bis zur Abdomioalanlage erstreckt. In dem darauf folgenden
Stadium ist dieser mediane Zellenstrang verschwunden; die ihn zu-
sammensetzenden Zellen haben sich zerstreut und lassen sich von den
übrigen Mesodermelementen nicht mehr unterscheiden.
6) Die Entodermzellen nehmen die Dentoplasmaballen auf nach
Art fressender Arooeben. Das peripherisch angehäufte Protoplasma
dieser Zellen sendet pseudopodienartige Fortsätze aus; diese um-
fliessen allmählich die benachbarten Dentoplasmaballen, wodurch
letztere in das Innere der Eotodermzellen gelangen.
7) Die grüne Drüse entsteht durch Einstülpung des Ectoderms
in dem Stadium, wo eben die Anlagen der Maxillarfüsse sich zeigen.
8) Die Qeschlecbtsorgane liegen bei den eben ausgeschlüpf-
teq Tbieren unterhalb einer aus Mesodermelementen bestehenden
Wand, welche sich über dem Visceralraum befindet; rechts und links
verlaufen zwei Leberschläucbe mit deutlicher Mesodermbekleidung.
Die Anlage der Geschlechtsorgane bildet zwei längliche, in ihrer
Mitte auf eine kurze Strecke zusammenhängende Zellstränge, in deren
hinteren Theilen jedoch auf dem Querschnitt ein deutliches Lumen
bemerkbar ist. Auf einem etwas früheren Stadium befindet sich an
der entsprechenden Stelle eine Anhäufung von Mesodermzellen, so
dass auf eine Abstammung der Geschlechtsorgane vom Me-
soderm zu schliessen ist.
Ob und inwiefern die sub 1, 2, 5 und 6 erwähnten Vorgänge
und Verhältnisse mit den entsprechenden Entwicklungsvorgängen bei
den Wirbelthieren in Beziehung zu setzen sind, mag weiteren For-
schungen Vorbehalten werden.
Vorstehende Untersuchungen wurden unter Leitung des Herrn
Prof. Leuckart auf dessen zoologischem Laboratorium angestellt.
Ferber, Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung der
Fingerstrecker. Marburg SiUungsber 1876. No. 2.
F. experimentirte in Gemeinschaft mit Gasser an frischen Lei-
chen, so lange die electrische Muskelirritabilität noch erhalten war.
Die Prüfung des Extens. digit. comm. ergab a) bei vollkommener
Integrität der übrigen Muskeln: starke Streckung der Grund-, schwä-
chere der Mittel-, keine der Nagelphalanx, b) Bei Durchschneidung
der Interossei und Lumbricales: dasselbe. (In beiden Versuchen nur
ganz schwache Ströme), c) Bei derselben Anordnung wie unter b
und gleichzeitiger Anwendung eines sehr starken Stromes: ausser der
erwähnten Wirkung noch eine schwache Streckung der Nagelphalanx,
d) Bei Durchschneidung der Flexor, digit. subl. und prof.: dasselbe
46*
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724
Tu
is, Lymphgefässe der Gelenke.
Resultat wie bei c. Die Prüfung der Interossei ergab a) bei Integrität
der übrigen Muskeln: Beugung der Grundpbalanx, Streckung der
Mittel und Nagelphalanx, b) Bei durchschnittenem Extens. comm.:
dasselbe, c) Bei Durchschneidung der Lucnbricales: dasselbe, d) Bei
Durciischueidung des Flexor, digit. comm. subl. und prof.: dasselbe.
Die Prüfung der Lumbricales wurde vorgenommen bei eiuer Leiche,
deren Mittelfinger zwei Lumbricales batte, unter ähnlicher Anordnung
des Versuches wie vorhin dieselben Resultate. Die beiden Versuchs-
reihen beweisen, dass den Interosseis und den Lumbricalibus die ge-
meinschaftliche Aufgabe zufällt, die Grundphalanx zu beugen und
die beiden Endglieder zu strecken. Mit Bezug auf den letzteren
Punkt iat zu bemerken, dass die Stellung der Grundphalanx dabei
nicht wesentlich ist. Auch wenn man diese in gestreckter Haltung
fixirt, tritt die erwähnte Wirkung auf die Endphalangen auf. F.’s
Resultate auf klinische Fälle angewendet, ergeben 1) dass bei der
Bleilähmung trotz des Ausfalles der Wirkung des Extens. comm. lyif
die beiden Endglieder eine Streckung derselben sich leicht erklärt
durch die unversehrte Wirkung der Interossei und Lumbricales, welche
nach obigen Auseinandersetzungen den Hauptantheil selbst bei com-
binirter Muskelwirkung an der Streckung der Endpbalangen haben;
2) dass in den Fällen, -wo die Interossei gelähmt waren, das Unver-
mögen, die Endphalangen zu strecken, trotz erhaltener Wirkung des
Extens. comm., nach Obigem so zu erklären ist, dass einmal bei ge-
beugter Mittelpkalanx die zur Nagelphalanx gehenden Sehnen durch
Erschlaffen unwirksam sind und ferner, dass der relativ geringe Au-
theil, den der Extens. comm. an der Streckung der beiden vorderen
Phalangen hat, der Wirkung der antagonistischen Contraction der
Flexoren nicht gewachsen war. Loews.
H. Tillnianns, Die Lymphgefässe der Gelenke. Arch. f. mikr. An»t
XII. 8. 649— 664.
Um die Lymphgefässe der Gelenke zu injiciren hat T. nach
dem Vorschläge von C. Ludwig gelöste Farbstoffe in das Kniegelenk
eines frisch getödteten Hundes eingefübrt und durch Beugen und
Strecken der Extremität die Lymphwege der Synovialis zu füllen
versucht. Diese Methode, die bei den Sehnen und Fascien so gute
Dienste geleistet hat, hat bei den Gelenken niemals zu einer Injection
der Lymphgefässe geführt, so dass es scheinen will, als ob bezüg-
lich der Resorption an den Synovialmembranen andere Regeln gelten
als für die übrigen serösen Häute, an welchen man die offene Com-
munication der Lymphwege nachgewiesen hat. Dagegen gelang es
T. leicht an den Synovialmembranen von grösseren Thieren (Ochsen
und Pferden) durch Einstich von % pCt. Silberlösung oder mit ge-
Ic tem Berlinerblau ein ungemein reich verzweigtes weites Lymph-
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Tilluaiihs, Lympbgefliaae der Gelenke. 725
gefässnetz unter dem Endothelhäutchen und in der Tiefe im subsyno-
vialen Bindegewebe darzustellen.
Die oberflächlichsten Lymphgefässe der Synovialmembranen
liegen direct unter dem Endothelhäutcben und zwar unter den fein-
sten Blutcapillaren aber oberhalb der stärkeren arteriellen und ve-
nösen Verzweigungen. Ausdrücklich hebt T. hervor, dass auch die
Blutcapillaren unter dem Endothel liegen und nicht, wie andere
Autoren auf Grund von Siiberbildern angeben, nackt ohne Endothel-
bedeckung an der Synovialintima zu Tage treten. In den Gelenk-
zotten ist es T. nicht gelungen, Lymphgefässe nachzuweisen.
Die oberflächlichsten subendotheiialen Lymphhahnen wenden
Bich sodann als sehr weite Gefässe in das tiefer gelegene Bindege-
webe. Im subsynovialen Gewebe sind sie ungemein zahlreich, sehr
weit und umspinnen nicht selten die Blutgefässe. Von diesen weiten
tiefliegenden Lymphgefässen im Sebnengewebe geht zuweilen ein
anastomosirendes Netzwerk feinster Lymphspalten aus.
Bezüglich der allgemein topographischen Anordnung der Gelenk-
Lymphgefässe lässt sich die allgemeine Regel aufstellen, dass beson-
ders an allen Ansatzsteilen der Synovialmembran an den Knochen
und an Zwischenkuorpelscheiben die Einstich - Injection der Lymph-
wege relativ am leichtesten gelingt. An allen dünneren Partieen der
Synovialmembran dagegen ist die Darstellung der Lymphbahnen mit
den grössten Schwierigkeiten verbunden und gelingt nur in den sel-
tensten Fällen. — Weder in den unterliegenden Knochen noch in den
Knorpel dringen die Lymphgefässe der Synovialis ein.
. Die histiologische Zusammensetzung der Lymphgefässe studirte
T. nach vorheriger Verdauung der Gewebe in Pepsinlösung, bei
welcher Methode die einzelnen Endothelkerne iu der Lymphgefäss-
wandung gut hervortraten. Auch ergab sich durch diese Methode
ein merkwürdiger Aufschluss über das Verhältniss der Lymphgefäss-
wandung zum benachbarten Bindegewebe: es scheint, als ob die ela-
stischen Fasern des Bindegewebes direct mit den Endothelplatten des
Lymphrohrs in Verbindung ständen und so eine Befestigung der
Lymphgefässe an das umgebende Gewebe bersteilten, wie eine solche
bereits früher von Ludwig postulirt worden war. Es würde sich bei
einem derartigen Verhalten leicht begreifen, dass das Lumen des
Lymphgefässes durch die elastischen Fasern offen gehalten, ja er-
weitert wird, sobald das Sehnengewebe anschwillt.
Zum Schlüsse hat T. noch einmal versucht, eine Injection der
Lymphgefässe vom Gelenk aus zu erzielen, indem er als Injections-
flüssigkeit nicht eine wässrige farbige Lösung, sondern gefärbte nor-
male Gelenkflüssigkeit verwendete. Aber auch bei dieser Modifica-
tion wurde niemals eine Injection der Lymphgefässe der Synovial-
membran weder am lebenden noch am todten Tbiere erzielt: das
constante Resultat war eine diffuse Durchtränkung der an die Ge-
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726
BöbUO, Milchabsonderung
lenkhöhle grenzenden Gewebe mit den verschiedenen FarbataaMF
Einen farbigen Inhalt zeigten nur die gröberen aus dem Gelenk au§*
tretenden Lympbgefässstämmcben, niemals aber das feine dicht unter
dem Endothelhäutcben gelegene Lymphgefassnetz. Es scheint daher
aus diesen Versuchen hervorzugeben, als ob unter normalen Verhalt*
nissen der Gelenkinhalt durch die Gelenkbewegungen, oder am ruhen-
den Gelenk durch den erhöhten intraarticulären Druck mechanisch
in das Gewebe der Synovial me in b ran hineingepresst und dann erat
aus diesem durch die Lymphgefässe abgeführt werde. Boll (Bo®).
A. Röhrig, Experimentelle Untersuchungen über die Physiologie
der Milchabsonderung. Vtacnow's Arcb. lxvii. 8. 119.
Zu den Versuchen dienten Ziegen , denen eine Canüle durch
den Ausführungsgang des Euters bis zur Milchcysterne vorgeschoben
und mit einem Aspirator von geringem Druck verbunden wurde. In
die Verbindung wurde uoch ein Messrohr eingeschaltet. Unter diesen
Umstünden floss die Milch während der ganzen Versuchszeit, die bis
zu drei Stunden andauerte, mit grosser Gleichmässigkeit ab. In der
mitgetheilten Tabelle lieferte die Ziege alle 5 Minuten ca. 10 Tropfen;
nur nach heftigen Bewegungen steigerte sich die Secretion sehr er-
heblich. — Die Innervation des Ziegeneuters geschieht durch zwei
vom N. spermaticua extern, herstammende Aeste (Eckhard giebt nur
einen an), den Ramus medius und den R. infer. — der R. ant. kommt
hier nicht in Betracht. — Der R. infer. versorgt die Vasa pudenda
ext., der R. medius spaltet sich in drei Aeste, deren ersterer eben-
falls zu den Vasa pudenda geht, während der zweite als R. papillaris
zur Zitze hin verläuft und der dritte, der R. glandularis, die Wand
der Milchgänge und die Milchcysterne versorgt. Durchschneidaog
dieses R. glandularis oder des ganzen N. medius verlangsamt die
Milchsecretion in hohem Maasse, während electrische Reizung des
peripherischen Nervenstückes sie erheblich beschleunigt. Durcbschnei-
düng des R. papillaris (N. medii) bewirkt lediglich Erschlaffung, Rei-
zung des peripherischen Nervenstückes nur Erection der Brustwarze;
dagegen erhöht Reizung des centralen Nervenstückes die Milchsecretion
auf reflectorischem Wege. Aus verschiedenen Gründen hält es der
Vf. für wahrscheinlich, dass der R. glandularis kein Secretionsnerv,
sondern ein motorischer Nerv ist, der die contractilen Elemente der
Milchgänge tonisch innervirt. Die Section des R. inferior vermehrt
die Milchsecretion sehr bedeutend (bis auf das 20 fache); Reizung des
peripheren Stückes bringt sie zum Stillstand. Öieser vasomotorische
Nerv vermag somit bei Weitem die grössten Secretionsschwankungen
mit Bezug auf die Milch hervorzubringen. Entsprechend diesem Re-
sultat ergab sich auch, dass künstliche Aenderung des Gesammtbiot-
druckes die Absonderungsgrösse der Milch wesentlich beeinflusst
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Hßrsit, Ausscheidung von Stickstoff bei der Verwesnag. 727
Strychnin, Coffein, Digitalin, die den arteriellen Blutdruck steigttöi,
vermehrten auch die Milchsecretion nach vorangegangener Durch-
scbneidung der MilchdrQsennerven. Besonders erbeblich war diese
Vermehrung in den Strychninversuchen, nämlich bis auf das löfäöhfe
des Normalen. In noch weit höherem Maasse wurde die Milchsecre-
tion durch Jaborandi vergrössert. Besondere Versuche mit diesem
Mittel an Hunden ergaben, dass es den Blutdruck nach einer kurzen
Depression ziemlich beträchtlich erhöht. — Substauzen hingegen, die
den Blutdruck herabsetzen, vermindern auch die Milchproduction.
Chloralbydrat unterdrückte die Milchsecretion fast vollständig nahezu
für einen ganzen Tag. Merkwürdigerweise erfolgte bei diesem Gifte
eine mehrere Minuten (6 — 7) anhaltende beträchtliche Steigerung der
Lactation. Bromkalium und Atropin vermochten nur eine mässige
Herabsetzung der Drüsenthätigkeit zu bewirken.
Die obigen Versuche mit Nervendurchschneidung wurden an cu-
rarisirten Thieren gemacht. Völlige Bewegungslosigkeit trat erst eiü,
wenn 130 — 150 Mgrm. Curare ifa die Jugularvene injicirt warfcö.
1,2 Qrra. Morphium in gleicher Weise angewendet bewirkte keine
Narcose. Auch in den Blutdruckversuchen mussten verhältnissmässig
sehr grosse Qaben der aufgezählten Substabisen angewendet werden.
Nur Digitalin und Coffein machen davon eine Ausnahme. Es er-
weitern diese Thatsachen die alte Erfahrung über die Immunität der
Ziegen gegen gewisse Gifte.
Um die Abhängigkeit der Milchsecretion vom Blutdruck noch
genauer festzustellen, wurden weitere Versuche mit ßeihülfe des Ky-
mographions angeBtellt. Zur Erhöhung des Blutdrubke's diente Ath-
mungssuspension oder Reizung des centralen Vagusendes, äür Ernie-
drigung Apnoe oder Reizung des peripherischen Vagusstückes. Jeder
Erhöhung oder Erniedrigung der Blutdruckcurve ging die gleichd
Erscheinung in der Milchsecretion parallel. Vf. weist auf die Wich-
tigkeit seiner Versuche für therapeutische Maassnahmen, besonders
bei Galactorrhoe oder Agalactie hin. Schiffer.
G. Hüfner, 1) Ueber die Möglichkeit der Ausscheidung von freiem
Stickstoff bei der Verwesung stickstoffhaltiger organischer
Materie. Jour». f. ,»ract. ci.em. N. p. xiii. s. 292—315. 2) Ueber die
Zusammensetzung und den muthmaassllchen Ursprung eines
aus einem pyämischen Abscesse aufgefangenen Gases. Du.
8. 326-330.
Kunkel hat angegeben, dass bei der Pancreasverdauung freier
Stickstoff auftrete; von versclredenen Seiten fcird die Entstehung von
Stickstoff bei der Verwesung organischer stickstoffhaltiger Substanzen
als sicher angegeben. HüFNEB digerirte Fibrin mit Wasser und Sauer-
stoff wochenlang bei 40° unter Ausschluss von Bscterien. Das durch
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726
Hizzozkro, pathologische Anatomie der Üipbtbemi«-
Auspumpen gewonnene Gas enthielt in den ersten 5 Versuchen neben
Kohlensäure kleine Mengen von Stickstoff (statt Wasser wurde in des
Versuchen 4 und 5 40facb verdünnte Schwelfelsäure genommen). Io
3 folgenden Versuchen wurde noch 2 Qrm. Harnstoff hinzugefügt, die
Menge des Stickstoffs änderte sich dabei nicht. Da seine Menge
überhaupt immer nur sehr klein war, lag der Verdacht nahe, dass
das Auftreten desselben auf Versuchsfeldern beruht In 2 folgendes
Versuchen gelang es, durch eine Abänderung in der Versucbsanord-
nung den Stickstoff bis auf 1 pCt. zu vermindern. Das Verhältnis
des Stickstoffs zur Menge der gebildeten Kohlensäure ist ein gau
wechselndes, es schwankt von 1 : 2,62 bis 1 : 118,08; auch diese Be-
obachtung spricht datür, dass der Stickstoff nicht abgespalten ist,
sondern aus der Atmosphäre stammt. Als schliesslich zu dem Ver-
such Kölbchen verwendet wurden von nur 100 Cc. Inhalt, die sich
zum Aufsammeln des Gases ganz unter Quecksilber tauchen liessen,
• verschwand der Stickstoff vollständig. Das Gas bestand in einen
Fall aus 80,16 pCt. 0 und 19,84 CO*, im andern aus reinem Sauer-
stoff. —
Das Gas aus eiuera Abscess der Thoraxwand bei einer Pyämi-
schen bestand aus: 84,45 pCt. N, 14,5 0, 1,05C02+H*S. In allen bis-
her bekannten Analysen findet sich Sauerstoff, allerdings in wechseln-
der Menge; Vf. schliesst daraus, dass das Gas nicht an Ort und Stelle
producirt ist, sondern von aussen stammt. E. s»lkow»k>.
G. Bizzozero, Beiträge zur pathologischen Anatomie der Diph-
theritis. Wiener med. Jshrb. 1876. S. 807.
B. untersuchte während einer schweren Diphtberitis - Epidemie
in Mailand namentlich an den Leichen solcher Kinder, welche nn
der sog. septischen Form dieser Krankheit zu Grunde gegangeu waren,
die Milz, den Darm und die MesenterialdrÜBen. Er fand selbst in
solchen Milzen, welche makroskopisch durchaus keine Schwellung
gezeigt hatten, das dichte Venennetz der Pulpa reichlich mit rotben
Blutkörperchen angefüllt und dieselben inmitten der Streifen der
eigentlichen Milzpulpa eingedrungen. Die Hauptveränderung boten
die Malpighischen Körperchen dar, welche ganz constant in ihrem
Centrum Herde enthielten, in denen neben wenigen erhaltenen Zellen
eine ziemliche Menge feiner Fettkörnchen, zahlreiche in Essigsäure
lösliche Eiweisskörnchen und grosse kernhaltige Zeilen gefunden
wurden, welche bis zu 30 Mm. im Durchmesser hatten. Das Proto-
plasma dieser Zellen führt ausser Fett- und Albuminkörnchen eine
wechselnde Menge (2 — 4 — 10 und mehr) kleiner Kerne, mitunter von
einem leichten Protopiasmaschleier umhüllt; andere enthielten rotbe
Blutkörperchen oder gelbrothes körniges Pigment. Die Kerne sind
von dem eigenen Kern der Zelle deutlich dadurch unterschieden, ds«
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Gaihdnkm und Kkox, seltenes Herzg«*rnUNcli.
729
dieser durchsichtiger hell, mit einem Kernköi perchen versehen und
in der Peripherie der Zelle gelagert ist.
Ganz analoge Herde fand B. in den Bolitären und aggregirten
Follikeln des Darms bei (septischer) Diphtheritis und in den wenigen
Fällen, welche er darauf untersuchte, auch in den Mesenterialdrüsen.
Hier lagen sie im Gegensatz zu den Milz- und Darmfollikein nicht
im Centrum, sondern in der Peripherie der Lympbfollikel.
B. deutet diese Befunde dahin, dass nicht etwa eine freie endo-
gene Zellenbildung den vielkernigen Elementen ihre Entstehung ge-
geben hat, da die Kerne sämmtlich mehr oder minder Zerfailspro-
ducte repräsentirten, er glaubt vielmehr die fraglichen Gebilde von
contractiien Zellen ableiten zu müssen, welche die Beste zerfallener
Follikelzellen in sich aufgenommee haben. Die genannten herdweisen
Erkrankungen werden als durchaus constante Beobachtungen bei
Diphtheritis hingestellt, und B. geht so weit, in den lymphatischen
Organen die Hauptlocalisation der durch diese Krankheit hervorge-
brachten Gewebsveränderungen zu suchen. Die solitären Follikel
sind der Ort des ersten Angriffes; an Stellen, wo es zur sog. diph-
theritischen Entzündung kommt, wie in den Tonsillen, den Fauces,
dem Kehlkopf und den Submaxillardrüsen sind sie bereits zerstört und in
Detritus umgewandelt, während noch die Nacbbargewebe relativ in-
tact erscheinen.
Zwei von B. hieran angeknüpfte Fälle von Diphtheritis des
Magens ergaben bei der mikroskopischen Untersuchung Bilder ganz
entsprechend den fibrinösen Entzündungen der anderen .Schleimhäute.
Auch hier sind die Follikel am irühesten und am intensivsten von
dem Zerstörungsprocess ergriffen. Grawit*.
V. T. Gairdner and 1). N. Kuox, A case of anomalous cardiac
murmur. Brit. med. Jouru. 1876. No. 807.
Bei einer 40jährigen Kranken, welche keine Zeichen einer Herz-
erkrankung namentlich auch keine Cyanose darbot, fand sich ein bis
zum Tode fortbestehendes sehr lautes uud rauhes, weitverbreitetes
systolisches Geräusch, welches dem Ohr sehr nahe erschien. Dieses
hatte seine grösste Intensität am 3. linken Rippeuknorpel und war
in abnehmender Stärke über dem ganzen Herzen hörbar. Entspre-
chend dem Conus arteriosus des rechten Ventrikel und der Stelle der
grössten Intensität des Geräusches war Fremitus und Pulsation vor-
handen. Der 2. Pulmonalton erschien verstärkt, jedoch war eine Ver-
breiterung der Herzdämpfung nach keiner Seite hin nachweisbar.
Bei der Section fand sich weder eine Hypertrophie noch eine Muskel-
erkrankung des Herzens. Desgleichen war der Klappenapparat bis
auf eine functioneli nicht in Betracht kommende Anomalie an den
Pulmonalklappen durchaus intact. Dagegen fanden sich Verände-
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730
KosbnbaCh, Di»gno«e der M«gen«rw»iteraDg.
rungen an den grossen Gefässen. Während die Pulmoualarterie in
ihrem Anfangstheil etwas dilatirt, sonst aber gesund war, zeigte die
Aorta atheromatöse Veränderungen. Bei Gypsabgüssen, weiche Kkox
verfertigte, fand sich eine Verengerung des Aortenlumens dicht an
seinem Anfangstheil oberhalb der Klappen bis auf 2,3 engl. Zoll,
während der Durchmesser dicht unterhalb der Klappen bis auf 3,4"
erweitert war. Diese Erweiterung nahm nach abwärts noch au. Die
Vff. ziehen aus diesem Bectionsbefund den Schluss, dass es sich um
ein stenotisches Reibegeräusch gehandelt hätte, welches entweder da
durch zu Stande gekommen wäre, dass das Blut bei seinem Ueber-
tritt aus dem Ventrikel in die Aorta eine verengte Stelle zu passiren
hatte, oder dadurch, dass die erweiterte Aorta die hintere Wand der
Pulmonalarterie gegen die vordere angedrückt und auf diese Weise
eine Stenose der Art. pulm. erzeugt hätte. Als directe Todesursache
ergab sich ausgedehnte Carcinose. Litten.
0. Rosenbach, Zar Diagnose der Magenerweiternng. Dentacfa.med.
Woehemchr. 1876. No. 20 n. 21.
Neben der Voluraszunahme, die indessen nur in sehr weit vor-
geschrittenen Fällen mit Sicherheit nachweisbar ist, ist die Insufficienz
des Magens, d. h. der Verlust der Contractilität der Magenwände und
der Fähigkeit die Speisen aus dem Magen in den Darm zu befördern
eins der wichtigsten Symptome der Magenerweiterung. Da die In-
sufficienz der Dilatation vorangeht, so wären Zeichen, welche die be-
ginnende Insufficienz erkennen lassen von unschätzbarem Werthe für
die Diagnose des in Rede stehenden Krankbeitsprocesses. Vf. bat
ein Verfahren angegeben, welches allen Anforderungen zu entsprechen
scheint. Führt man nämlich eine Sonde in den Magen ein und ver-
bindet dieselbe mit einem Gebläse, wie solches sich an vielen Zer-
stäubungsapparaten befindet, so ist man im Stande auf leichte Weise
beliebig Luft in den Magen zu treiben. Befindet sich nun Flüssigkeit
im Magen und steht das Auge der Sonde unter dem Niveau derselben
so hört man beim Einblasen der Luft und gleichzeitigem Auscultireo
der Bauchwand „ein grossblasiges, feuchtes, oft metallisches Rasseln,
mit nachschallendem deutlichem Flüssigkeitsplätschern.“ Ist der Magen
von Flüssigkeit leer, oder steht das Sondeuauge oberhalb des Niveaus
des Wassers, oder aber ist die Sonde verstopft, so hört man nichts
oder ein zischendes Geräusch. Durch Eingicssen und Auspumpen von
bestimmten Quantitäten Wassers in den Magen und aus demselben
bei gleichzeitiger Anwendung obigen Experiments kann man über
die Ausdehnungs- und die Contractionsfäbigkeit des Magens Auf-
schlüsse erhalten, wobei auch die Länge des vor den Schneidezäbnen
befindlichen Sondenstücks als Maassstab dient. Von den Versucbs-
ergebnissen können hier nur einige, welche auf die Magenerweiterung
Digitized t , ■ J
Dann*, klinischer Bericht.
731
Bezug haben, angeführt und muss im Uebrigen auf das Original ver-
wiesen werden. 1) Bei Insufficienz der Magenmuskulatur genügt ein
dreistündiges Enthalten von Flttssigkeitsgenuss nicht, um dieselbe
vollständig aus dem Magen zu entfernen. Der Spiegel der Flüssig-
keit steht je nach dem Grade der Insufficienz nach einer gewissen
Zeit höher oder niedriger, je nach der Grösse der Austreibung in
den Darm, oder der bekanntlich auch gestörten Resorption im Magen.
2) Eine ziemliche Quantität Flüssigkeit (500 Cc.) bewirkt bei mitt-
lerem Niveaustande nur ein unbedeutendes Steigen derselben ; grössere
Quantitäten (1000 Cc.) bisweilen gar kein Steigen, sondern Gleich-
heit des Niveaus oder sogar ein Sinken, während bei Gesunden nur
ganz plötzliches Eingiessen so grosser Quantitäten nicht ein entspre-
chend hohes, aber doch stets ein Steigen bewirkte (acute Dilatation).
3) Sofortiges Auspumpen der eingegossenen Flüssigkeit bewirkt stets
eine bedeutende Niveauerniedrigung, die tiefer ist, als es der ausge-
pumpten Menge entspricht. L. Bosonth»!.
R. Demme, Dreizehnter med. Bericht über die Thätigkeit des
Jennerschen Kinderspitales in Bern im Laufe des Jahres 1875.
Bern 1876. 46 Stn. 8«.
Aus diesem Bericht heben wir hervor: 1) Paralysis essen-
tialis infantilis bei einem 3‘/fjährigen Mädchen, das an Broncho-
pneumonie starb. Es fand sich eine Reihe Hirsekorn - grosser mit
grünlich -gelber Flüssigkeit gefüllter Eiterherde zwischen den Faser-
massen der Vorderstränge, beziehungsweise der Vorderhörner des
Marks, etwa in der Höhe der Lendenanschwellung; ausserdem in deo
Vorderhörnern der Halsanschwellung eine sehr deutliche Atrophie der
multipolaren Ganglienzellen. — In einigen anderen und zwar frischen
Fällen dieser Krankheit wurden durch tägliche Einspritzung unter die
Haut von 1 — 1,5 Mgrm. Strychn. nitr. nebst Uebungen der gelähmten
Glieder sehr günstige Erfolge gewonnen. — 2) Phthisis pulmonum.
Hier wird in Uebereinstimmung mit Anderen das Fehlen des Fiebers,
der Nachtschweisse und selbst des Hustens bei ganz jungen Kindern
hervorgehoben. — 3) Von Sclerema neonatorum betraf ein Fall
ein 3 Wochen altes Mädchen, bei dem der Puls bis auf 40, die Tem-
peratur auf 32,5° C. sank. Die Leichenschau ergab ausgebreitete Ver-
fettung des Herzens, namentlich des rechten Ventrikels, atelectatische
Herde in den Lungen, beginnende Verfettung der Leber, Oedem des
Hirns und seiner Häute und Wasseransammlung in den Hirnhöhlen.
In einem anderen weniger weit gediehenen Falle erwiesen sich heisse
Sandbäder nützlich. — 4) Klonischer doppelseitiger Acces-
soriuskrampf wurde bei einem 3V*jährigen Knaben im Zusammen-
hang mit Spondylitis des 5. und 6. Halswirbels beobachtet. Letztere
hatte sich 4 Wochen vorher nach einem Fall entwickelt uud war
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732
Mastis, Lage du Uterus.
unter zweckmässiger Behandlung rückgängig geworden , als jene
Affection ziemlich plötzlich begann. Oie Nickbewegungen traten mehr-
mals täglich ohne nachweisbare Veranlassung ein, in einer Minute
10 bis 12 Mal. Nach Ruhigstellung der Wirbelsäule im Dr&btkorb
schwanden sie gänzlich. Die Spondylitis heilte ebenfalls nach meh-
reren Monaten. * Senator.
E. Martin, Ueber die physiologische Lage und Gestalt der Gebär-
mutter im lebenden Weibe. Zeitschr t. Gsbortsb. u. Freoenkr. L S. 37V
M. sucht von Neuem zu beweisen, dass die neuerdings wieder
von mehreren Autoren als normal hingestellte AnteHexio uteri, ausser
in physiologischen Uebergangsstadien, normaler Weise nicht vorkommt.
Abgesehen von diesen Perioden, fühlt man bei gesunden Frauen we-
der vor noch hinter dem Scheidenthei! den Fundus uteri, wenn man
ihn sich nicht etwa von aussen entgegendrückt. Vf. legt Gewicht
darauf, dass man die Frauen immer in gleicher Lage untersuchen
müsse, und dass in den meisten Fällen ein sicherer Aufschluss über
die Gestalt des Canales nur durch die Sonde zu erhalten sei. Eine
physiologische Anteflexion besteht zunächst im Kindesalter wegen der
grösseren Biegsamkeit des Uterus; dieselbe verschwindet allmählich
iu Folge der stärkeren Entwicklung der submucösen Schicht (Roki-
tansky), und bleibt nur besteben bei schwächlichen Mädchen. Uuter
8528 Frauen und Mädchen fand M. 2325 Mal Lageveränderungen,
während bei 3201, doch meist auch uterinkranken, erwachsenen Frauen
eine solche nicht nachznweisen war, so dass demnach eine Anteflexion
als Ausnahme und nicht als Regel angesehen werden muss. Die An-
gaben von Panas (unter 114 Frauen 40 Anteflexionen) sind unbrauch-
bar, weil man nicht erfährt, wieweit die 1 14 als gesund oder krauk
anzusehen waren.
In der Schwangerschaft findet man im 3. Monat iu der Regel
den Uterus antevertirt, wahrscheinlich in Folge jetzt eintretender
stärkerer Entwicklung der Ligg. rotunda. Hierbei macht M. darauf
aufmerksam, dass der Muttcrhalscanal nicht, wie in letzterer Zeit an-
genommen wird, immer bis zum Beginn der Wehen seine ursprüng-
liche Länge behalte, und seine Verkürzung nnr scheinbar sei, son-
dern dass bisweilen, wie er an der Lebenden und Todten gefunden
habe, der innere Muttermund schon Wochen lang vor der Entbin-
dung erweitert sein köone. Die Methoden der Messung des Cervi-
calcanales in der Schwangerschaft sind zu ungenau und unsicher.
Drittens besteht im Wochenbett mehrere Tage hindurch eine
Anteversio, weil das Promontorium den Fundus nach vorn drängt,
aber der Uterus ist nicht, wie Schuodkk und Biddeb behaupten,
flectirt, sondern die Sonde erweist den Canal (unter 70 normalen
Fällen 68 Mal) als gerade. Man muss dieselben Fälle während des
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Msitn. Mc9Cni.es. r. Oosop-Bbsarzz.
733
Wochenbettes wiederholt untersuchen und dabei berücksichtigen, dass
individuelle und augenblickliche Schwankungen in Gestalt und Grösse
des Organes Vorkommen. Die Täuschung io Betreff der angenom-
menen Anteflexion beruht darauf, dass die Wandung des Uterus ober-
halb des inneren Muttermundes plötzlich viel stärker wird, und darum
vor, aber auch ebenso hinter dem Scheidentheil als stark vor-
springender Wulst fühlbar wird. T. Haselberg.
R. Maier, Ueber eine complicirte Missbildung des Herzens.
ViRcimw’a Aich. LXVIl. S 46.
D*a Herz gehörte einem Neugeborenen an. das hui 6. Tage nach der Geburt,
nachdem e* bi* dahin Nu**er Welkheit nnd Kühle der Extremisten keine auffallen-
den Symptome dargehoten hatte, an wiederholten Haemoptysen utarb. E* fand sich
da« gante linke Her», namentlich der linke Vorhof Snanerat verkümmert nnd vor
da* rechte vorgerückt. Das rechte Her» war enorm erweitert. Es bestand durch
das Fehlen des Septnm atriorum ein gemeinsamer grosser Vorhof, dessen dem rech-
ten Herzen angehörende Abtbeilnng rHumlich bedeutend überwiegend war, während
die Vorbofsvenen, die Cavae sowie die Venae pulmon. in die vordere, dem linken
Atrium entsprechende kleinere Hälfte einmiindeten. Zwei venöse Ostien, ein weites
rechtes, ein enges schlitzförmiges linkes führten in den sweikammerigen Ventrikel.
Das Septnm ventriculorum war verkümmert 'vorhanden, die beiden an ihm ansitten-
den Klappenzipfel, der rechte der Mitralis und der linke der Tricospidalis fehlten.
Entsprechend der stärkeren Ansbildung des rechten Ventrikels ist die Art pulmon.
weiter als die Aorta. Der Blutreichthum des kleinen Kreislaufs musste über den
de« grossen überwiegen; er batte die LungenhKmorrhagien bervorgerufeti, als deren
Spuren mehrere frische Infarcte bei der Section gefunden wurden. Grawiu.
Musculus, Sur le fernient de I’urße. Compt. rend. lxxxii. s. 333.
Harn von au Blaseucetarrh Leidenden wird mit Alcobol versetzt, der Nieder-
schlag abfiltrirt, mit Alcohnl gewaschen nnd getrocknet Digerirt man das trockene
Pulver mit Wasser und filtrirt, so erhalt man ein anfangs trübes, später aber völlig
klares Filtrat, das frei ist von allen körperlichen Elementen. Diese Flüssigkeit führt
Harnstoff io kohlensanres Ammoniak über. 0,10 Grm. des Pulvers mit 60 Ce. Wasser
infundirt zersetzt im Lauf einer Stunde bei 36 — 40° 0,2 Grm. Harnetoff. Digerirt
man das Pulver mit O.lprocentiger Salzsäure, so wird es unwirksam, auch wenu man
die Säure wieder abstampft. Alkalien verzögern die Wirkung, beben sie jedoch
nicht anf. Die Sänre wirkt übrigens in derselben Weise auch auf Diastase ein.
Acetamid, Oxamid, Hippursänre, Harnsäure, Kreatin ti. s. w. werden von dem ge-
lösten Ferment nicht »ersetzt (Cbl. 1874, 388). E. öalkowjkl.
v. Gorup-Besanez, Weitere Beobachtungen über diastatische und
peptonbildende Fermente im Pflanzenreich. Ber. d. d. ch*m. Ges.
VIII. S. 1610.
Derartige Fermente fanden sich in den Samen von Cannabis indica, Linnm
nsifatissimnm nnd in der gekeimten Gerste. Fermeutfrei erwiesen eich Lupinensamen
und Secale cornutum. Durch wiederholte Fällung der Qlycerinauszüge mit äther-
haltigem Alcobol wurde das Wickenferment schneeweiss erhalten. Es war indessen
nicht möglich, dasselbe von einem bedeutenden Aschengehalt zu befreien; eine Be-
stimmung ergab einen Gehalt von 7,76 pCt. Der 8tickstoffgehalt des Fermentes be.
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734
Komaorr. Sohhisbiso. Smo«. Schölss.
trügt auffallender Weise nur 4,3 pCt Die verdauende Wirkung wurde durch die
Auflösung von gequollenem Fibrin fe«tge»tellL Die Lösung gab Peptoureaetioo.
K. üslkowskt.
N. Konjkoff, lieber den Einfluss gewisser Agentien auf die Menge
des Ulycogens der Leber, DIss. Petersburg 187«. 36 8 Bef. in Petersb
med Wocbenscbr 1876. No. 4.
Vf. kommt tu folgenden Schlössen: 1) In der normalen, einem lebenden Ka-
ninchen entnommenen Leber ist kein Zucker oder nur Spuren davon enthalten.
2) Bei bis dahin normal gefütterten Kaninchen verschwindet nach 4 tägigem Hungern
fast alles Glycogen der Leber. 3) Die Einführung von Bohr- oder Traubensucker
tn den Hagen voo Kaninchen bedingt schon nach 6 — 8 Stunden eine beträchtliche
Anhäufung voo Glycogen in der Leber. 4) Dies findet nicht statt bei Einführung
ebensolcher Mengen von ManuiL 5) Arsenige Sture, dem Futter beigemiecht, be-
dingt in grossen toxischen Gaben völliges Verschwinden, in kleinen beträchtliche
Verminderung des Leberglycogeos. 6) Die Einführung von Zocker bei gleichseitiger
Einwirkung arseniger Säure bewirkt keine Anhäufung von Glycogen. 1) Amylnitrit
nnd Nitrobensin bewirken gleich dem Arsenik ein Verschwinden des Leberglycogeni.
8) Die Einführung von Traubensacker bei gleichseitiger Einwirkung von Amylnitrit
bewirkt keine Vermehrung des Leberglycogens. 9) Vermulblieb steht die doreh
Amylnitrit bewirkte Znckeransscheidung im Harn in Besiehung zn den eben mitge-
theilten Tbatsnchen. , Senator.
Sonnenbarg, Grosses Cysto - Aüjnom der Crnrslgegend. Deutsche
Zeilschr. f. Chir. VII. 8. 40.
LCckr entfernte ans dem Triangnl. subinguin. einer 36jährigen kräftigen Frau
eine ohne Symptome heran gewachsene bewegliche Geschwulst voo lappigem Bsc
nnd prall elastischer Coosistens, welche als Flbrolipom reep. Sarcom angesprocbea
werden musste. Die nachberige Untersuchung ergab ein Cysto - Adenom. Da rou
weiter Retroversion und Fixation des Uterus, letatere bedingt durch einen sor Gegend
des 8chenkelcana)s verlaufenden Strang, fand und das linke Ovarium deutlich, vom
rechten aber keine Spur nachweisen konnte, musste mau snnehmeu, dass das rechte
Ovarium aum Schenkelcanal herausgetreten und im Brnohsack degenerirt sei.
Die Literatur scheint nur swei ähnliche Beobachtungen, nämlich die von Df-
aacx und Wctzbh sn enthalten. with. Koch.
F. Simon, Ueber einen Fall von myelogenem Sarcom der Ulna.
Diss. Berlin 1876.
Ein mannskopigrosses Sarcom des oberu Theiles der Ulna bei einer 28jährigcs
Frau wurde durch v. Lxkosnbkck vermittelst der Resection des Elleubogengelenks
beseitigt. Von der Ulua worden über 17 Cm., vom Humerus, desseu Knorpel ebene«
wie derjenige der Ulna serstört war, 6 Cm., vom Radius nur das Köpfchen wegge-
nommen. Bei antiseptischer Behandlung erfolgte die Heilung in 7 Wochen mit siem-
lieh gutem fuuctionellem Resultat. Der von einer dünnen Knocbeuschale umgebest
Turner bestand aus Spindel- und Randsellen mit aahlreicb eingestrenten vielkerniges
Bieseueellen. 6. KUner.
H. Sehöler, Jahresbericht über die Wirksamkeit der (früher
Ewers’schen) Augenklinik im Jahre 187». Berlin 1876. 56 stn
Die Ge«arnratzahl der ambulatorischen Kranken betrag 4367, Aufnahme in die
stationäre Klinik fanden 365 und die Zahl der größeren Operationen beiifferte «ick
auf 303, wovon 64 die Lin«*, 74 die Iris, 34 die Cornea, 69 die Lider. 64 die Mot-
kein betrafen nnd die äbrigen «ich auf Enncleationen (13), Exstirpationen, Trac#-
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Boccbct. Richet, Keuinq. Ritt«».
735
piantationen von Kaninchenbindehaut mit günstigem Erfolge, etc. rertheilten. In
27 Fällen v. Gslra’scher peripherer Linsenextraction bei reiner Alterskatarakt wurde
9 Mal „volle“ Sehschärfe erreicht, in einem Kalle ging das Auge verloren. S. em-
pfiehlt Jaboraudi für die opbthalmiatriaebe Praxis, besonders bei Processen auf lue-
tischer Grnudlage. Zorn Schlüsse wird ein Demonstrations-Augenspiegel beschrieben,
bei welchem ein planer oder concaver Spiegol in einen an der HinterflKche des
LiSBRBicR'schen Spiegels angebrachten Rahmen oder in die Gabel desselben einge-
schnben nnd 45° snr Flüche des letstoren geneigt wird Hiebe! (Erlangen).
Bouchut, t’ongestion e£r£brale et apoplexie vermineuse. — Isch-
ämie et hyperömie r^flexes de l’enclphaie. — Nßvroses de se-
COnde dentltlon. Ga«, des höp. 1876. No. 22.
B macht anf die Häufigkeit von Reflexneurosen während der «weiten Zahnung
aufmerksam nnd begründet dieselben durch das Missverhältnis der Grösse der Zähne
xn dem noch nicht ausgewachsenen Kiefer. Man findet in solchen Fällen eine un.
regelmässige Stellung der Zähne: die einen ragen über die anderen hervor, stehen
hinter einander, können wegen Persistena der Milcbxähne nicht durchbrechen n. s. w.
Ist der Process abgelanfen, so hören mit dem Nachlasse der Reizung die nervösen
Anfälle der verschiedensten Art auf, nnd darauf bin sind jene Angaben «n berich-
tigen: dass mit dem Eintritt der Pubertät Epilepsie, Chorea etc., die bisher bestan-
den, plötslich verschwinden. Nicht in dem Eintritt der Menses, sondern in dem
Nachlasse des Reises der Tigemiimsfasern ist die Heilung der Kraukbeit su suchen.
L. Rosesthal.
t'h. Riebet, Note snr l’£tat fonctionnel des nerfs dans l’henti-
anesth^sie hyst^riqne. Ga*, mdd. 1876. No. 9.
Stach R. bei halbseitig anästhetischen, hysterischen Frauenzimmern Nadeln
dorch die Haut, so fühlten sie nichts: leitete er aber einen electrischen Strom durch
die Nadeln, so empfanden eie einen lebhaften 8chmers, welcher anablieb, wenn die
in der Haut sitxeudeu Nadeln durch eine äussere Wärmequelle auch noeh so sehr
erhitzt worden. Bernhardt.
W. Keriug, Ein Fall von exanthematischem Typhus mit gleich-
zeitigen Masern. Petersb. med. Wocber.schr. 1876. No. 14.
1 in vorliegenden Fall, der mit Genesung endigte, trat die Complication mit
Morbilli ca. om 2. oder 3. Tage der typhösen Erkrankung anf. Das roseolöse Ex-
anthem wurde durch die Maserneruption verdeckt und konnte erst nach Ablauf der
letsteru, d. tu am 12. Krankbeitstag erkannt werden, um welche Zeit es bereits die
Umwandlung in Petechien durchgemacht hatte. Bitten.
Ritter, Zur Frage, wie lange bewahrt das Typhusgift »eine Wirk-
samkeit? Bert. klin. Wochenschr. 1876. No. 29.
Vf. benntste snr Lösung vorstehender Frage eine kleine Stubenepidemie, welche
in einem ganz isolirt stehenden Hanse sur Beobachtung kam. ln denselben zwei
Zimmern lagen vor 2 Jahren 11 Typhnskranke Die Wohnung ging nach längerer
Zeit in den Besitz zweier Ehepaare über, welche Ostern resp. Johanni* 1875 dort
eiozogen. in der aweiteu Hälfte des August fand eine Reparatnr des Hauses und
namentlich der in Frage stehenden Räume statt, welche sehr verwahrlost und
scbmutiig waren. Die Kranen betfaeiligten sich bei der Reinigung in gleicher Weise
wie die Männer. Anfang 8eptember erkrankten nnn sämmtliche vier Personen an
Abdominaltyphus. Da in der nächsten Umgebung des Hauses seit 20 Monaten kein
Typhnsfall vorgekommen war, nnd die Bewohuer desselben auch sonst keinen Ver-
kehr mit Typhuskranken unterhielten, so glaubt Vf., dass die Infection von dem
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736 Y.ndrm.. McGcih*. Zkllkr. Kuuirchrs.
•an der frflhern Epidemie stenimenden Typbangift lierr iil.rte, womit die
die in deu Winkeln lagernden Kebrichtmeeeen imprKguirt waren. Ks butte
des Typhu.gifi in diesem Keil 23 Monate lang seine inficirende Wirkung
Litton.
L. P. Yandell, Poison-oak ernption. Lonisville medicHl new». II. No. 29.
Vf. beobachtete tm hifacli Ausschüße durch Berührung des Rhus toxicodendroo
und konnte durch verschiedene Experimente die schädliche Einwirkung erhärten.
En entsteht eine Erysipelas-Hhnliche Affection, mit Bläscheubildung nnd Schwellung
der Haut. Nach dem Plataeu der Bläschen bilden sich Krusten. Der Ausschlag halt
gewöhnlich 7 — 10 Tage an, manchmal länger und schwindet immer schnell nach
Chiuiugebrauch in der bei Inter mitte iks üblichen Dosis. O. Simon.
E. Mctiuire, Gebrauch der Zange bei unvollständig erweitertem
Muttermund. Ob.tr. Jüuru. ot br. Br. liol. 187ti. S. ISS.
Vi. bcricütei über 3 Geburten bei welchen er nach dem Beispiel George Joptx*
stoh’s (vgl. VI. Clinical Report.) bei eben für 2 Finger durchgängigem Muttermund«
die Zauge angelegt hat. In allen 3 Fällen war angeblich der Erfolg ein sehr be-
friedigender, so dass McGlise das Wort „uodilatabei“ nur relativ aufgefasst haben
will. — Ref. kann in dieser Frage nur den bei der Discussion des JouNSToVscben
Berichtes in der Dubliuer Geburtshülfiichen Gesellschaft geäusserten Bedenken gegen
«iieses Verfahren heistimmen. Die tägliche Erfahrung lehrt, welche verhängniss-
volir o Folgen eine derartige Misshandlung des Orificium Uteri gewöhnlich mit «ich
bringt, so dass auch deraitigen glücklich verlaufenden Fällen gegenüber an der
alten Regel fesUuhalten ist, dass die Extraction der Frucht nur bei vollständiger
oder naiieau vollständiger Erweiterung des Muttermundes vorsunehmen sei. A. Martin.
A. Zeller, Versuche über die locale Wirkung des schwefelsauren
Atropins. Vihlhow'« An-h. LXVi. S. 384.
Atropiusulfat in % pCt ClNn • Flüssigkeit gelöst vernichtet nach einiger Zeit
die Bewegungen der weissen Blutkörperchen. Bei Irrigation der Froschsunge mit
einer Atropinlösung von 0,1 pCt. aufwärts erfolgt Erweiterung der kleinen Ajrterieu
mit Zunahme der Stromgeschwindigkeit, so dass Randstelluug und Auswanderung
der weissen Blutsellen unterdrückt wird. Diese Gefässerweiterung kommt nur local
nnd wie Vf. meint als specifische Atropiuwirkung su Stande. (Vielleicht handelt es
sich hierbei einfach am die von Lov6n am Orte der Ueisuug beobachtete Üefässer-
weiterung. Ref.). Schiffer.
Kalischer, Feber das Eindringen von Stoffen in undichte Wasser-
leitungen. Rkichkbt n. uu Bois-Rkvmohd's Arcb. 1875. b. 668.
’• f. beweist experimentell, dass selbst bei einem nur wenige Millimeter be-
tragenden Druck innerhalb einer undichten Röhre leicht diffuudireude Stoffe (Koch-
sais) von Ausseii nicht einsudriugen vermögeu. Dasselbe Resultat ergeben Drainage*
röhren aus gebranntem Ton mit ihren verhältnissmässig weiten Poren. In beiden
Fällen diffundirt bei fehlendem Druck das ClKa sehr leicht in den Rohreninbalt
Dagegen findet durch sehr enge Poren, wie sie z. B. unversehrten Holcröhren eigen
sind, die Diffusion bei einem Gegendruck statt, der sie bei gröberer Commanication
unmöglich macht. Je enger die Poren um so langsamer aber auch um so sicherer
erfolgt das Eindringen von Stofien selbst einem beträchtlichen Druck entgegen. Schife.
Einsendungen für da« Centralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Professor Senator,
Berlin (IfW.) Bauhofttr. 7 (am Hegelplats), und Professor Bosenthal, Erlangen, oder (unter Beischiaas) 1
an die Verlagshandlung, Berlin (NW.), unter den Linden 68, adressiren.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von !!. 8. Hermann in Berlin.
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Wöchentlich «rieheinen
1—2 Hoffen ; am .Schluss«
des Jahrgangs Titel, Na-
men- and Sachregister.
Centralblatt
fHr die
Preis de« Jahrganges
20 Mark; zu beziehen
durcu alle Buchhandlun-
gen und Postanstalten.
Dr. J. Rosenthal.
Professor ln Erlangen.
Rädigirt von
and
Dr. H. Senator,
Pro/esaor in Berlin.
1876. 14. Octoher. No. 42»
Inhctld Michel, rbirurginche Behandlung de» chron. Ohrcatarrhs (Orig.Mitth.).
Hkrhkxdöhpkb, Ausscheidung von Pepsin. — Kümsbach uud Qubllhobst,
vasomotorische Vagusfahei u. — Tappe ine k, Oxidation der Cholaäuie. — Cohn-
ii k i m und Litten, Circulationastürungen in der Leber. — Schnopbragkn, Hyper-
trophie der Aorteumtima. — Werke, Lidoperationeu. — Paquki. in. Neuer Therrao-
cauter. — Skohczewikt, Parudisatiou der Milz. — Fürst» kb, Albuminurie bei
Alcoholisten. — Löh lein, Verhalten des Herzens bei Hchwaugeren uud Wöchnerinnen.
Call und Kxnbr, zur Kenntoiss des GaAAp'scbeu Follikels. — Mcrütebk«
bkhgkh uud Boürorois, Coi.stitution leimarligcr Substanzen. — C mittenden,
zur Muskelcheraie. — Schulz, Pauzerkrebs. — Wkiss, Polyopia mouocularis. —
Hüth, Myositis ossifican«. — Lotzk, congenitaler Defect der Galleuausfübrunge-
gänge. — Cotti.k, masernartiges Exanthem bei Typbus. — Stkong, hartnäckige
Constipatiou. — Bourneville, Kälte gegen hysterische uud epileptische Anfälle.—
Föbstnkr, Electricität gegen Gaatrectasie. — ■ Schramm, diaphauoscopisene Luter-
suebungsmethode. — Buhkaut, Cotoriude und Cotoin. — Kol bk, Prüfung der
Salicylsäure.
La qu eur, Erwiderung. — Druckfehler.
Chirurgische Behandlung des chronischen Ohrcatarrhs.
Vorläufige Miitbeilimg vou Dr. Carl Michel in C'ölo.
Ein 20jähriges Mädchen consultirte mich wegen hochgradiger
Schwerhörigkeit, die nach und nach sich eingestellt und schon in der
Kinderzeit begonnen habe. Rechts verstand sie selbst die laut vor
dem Ohre gesprochenen Worte nicht, wenn sie auch hörte, dass ge-
sprochen oder gesungen wurde, desgleichen auch das Klingen des
Stahlcylinders von König (gß = 12,288). Uhr und Stimmgabel hörte
sie nur vom Knochen aus. Links war das Gehör besser und ver-
stand sie dicht am Ohre massig lautes Sprechen. Rauschen auf bei-
den Ohren. Trommelfelle normal, Tuben frei, kein Rasseln, wie die
Auscultation ergab.
Luftdouche und Anwendung des Apparates von Lucae im äusse-
ren Gehörgange brachten gar keine Aenderung. Es handelte sich
also um sog. trockenen chronischen Catarrh (progressive Schwerhörig-
keit). Trotz der schlechten Prognose machte ich den folgenden längst
geplanten Heilversueh.
Ich setzte einen spitzen Galvanocauter (knieförmig gebogen)
hinter den Hammergriff, nahe an dessen Ende, in der Mitte zwischen
dimiem und dem Troramelfellrande auf das Trommelfell uud Hess ihn
f J XIV. Jahrgang 47
N
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738 Micbkl, Chirurgische Behandlung de« chronischen Ohrcalarrh».
blitzschnell erglühen; sofort war das Trommelfell perforirt; ich ver-
grösserte das Loch, indem ich den Brenner noch einmal dicht da-
neben aufsetzte. Der Schmerz war sehr massig, doch wurde bald
darauf der Patientin für einige Augenblicke übel, hierauf Verstopfung
des Ohres mit Salicylw&tte. — Anderen Tages fast gar keine Re-
action; die der Oeffnung gegenüber liegende Paukenschleimhaut etwas
geröthet. Ain zweiten Tage tauchte ich die Spitze eines Silberdrahte«
in geschmolzenen inodificirten Höllenstein (Arg. nitr. 1 : Kali nitr. 3),
führte dieselbe durch die Perforation hiudurch nach hinten und oben
in die Paukenhöhle, in der Absicht, das ovale Fenster mit diesem
Aetzmittel zu erreichen — denn offenbar war, wie aus dem hoben
Grade der Taubheit hervorging, hier ein Schallieitungshmderniss vor-
handen. Der Schmerz ging in wenigen Augenblicken vorüber. Mehrere
Tage hintereinander verfuhr ich so; öfter gab Pat. an, dass beim
Touchiren das Rauscheu im Ohre sich veränderte, was mir ein Be-
weis zu sein scheint, dass der Steigbügel und das ovale Fenster er-
reicht worden waren. Am fünften Tage Röthe und Schwellung der
Paukensehleimhaut, wie die Prüfung mit der Sonde erwies. Pulsation
sichtbar; massiger serös-eitriger Ausfluss, Klopfen im Ohre, doch kein
Schmerz. Die nächsten vier Tage unterblieb die Aetzung und wurde
Lultdouche und Aussprilzen des Ohres mit Kali chloric. angewandt.
Am zehnten Tage hatte der Ausfluss aufgehört; die Pat. war nun
schon so an die Berührung gewöbut, dass ich mit einer feinen Koopf-
sonde, die V« Om. unter dem Knopfe stumpfwinklig gebogen war,
mehrere Maie längere Zeit in der Paukenhöhle herumtasten und
schliesslich den Steigbügel fühlen konnte. Während ich genau dar-
auf achtete, dass die Sonde nicht mit dem Obrtrichter in Berührung
kam, fühlte ich oben hinten in der Paukenhöhle, zwischen Trommei-
lell und Paukenwand eine feine dünue Leiste, die ich von vorn nach
hinten und umgekehrt eine Strecke weit betasten konnte. Ich armirte
nun die Sonde mit obiger Masse, führte sie durch die Oeffnung hin-
durch, brachte sie in dieselbe Lage wie vorhin, als ich den Steig-
bügel fühlte, drückte sanlt nach hinten, dem Gefühle nach in eine
Vertiefung und entfernte sogleich wieder das Instrument. Die Pat.
gab an, dass sie bei den Aufdrücken ein eigenthümlic-hes Klingen
vernommen habe. Unmittelbar darauf hörte sie etwas besser. Der
brennende Schmerz wurde nach einigen Augenblicken milder. Ein
ausgeprägter Erfolg lässt sieh, da Pat. erst vom 31./8. bis 10,9. 7b
in Behandlung ist, natürlich noch nicht erwarten, aber wie jener
auch Ausfallen mag, so zweifle ich nicht daran, dass durch dieses
Vei fahren manche bis jetzt unheilbare Taubheit geheilt oder gebessert
werden kann.
Bei grosser Empfindlichkeit des Trommelfells und der Pauken-
höhle kann inan einige Tage hindurch Uebungen anstellen durch Be-
rührung mit der Sonde; dann muss man Ueu Steigbügel, der ja «juer
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HKRHiNDoiirsR, AnMcheidang von Popsin.
Töt)
die Höhle durchscbneidet, auffinden ; das Promontorium sieht man ja
immer und gleitet die Sonde von diesem nach hinten und obeu in
die Vertiefung, worin sich das ovale Fenster befindet. Es können
auf diese Art starke Aetzungen local ausgefiihrt und selbst ältere
Bindegewebs- und Schleimbautwucberungen, welche sich an dieser
Stelle befinden und die Steigbügelplatte schwingungsunfähig machen,
zum Schmelzen gebracht werden. Auch hoffe ich mit einem Miniatur-
exemplar meines beweglichen Nasenrachenspiegels und unter Kalk-
lichtbeleuchtung die Gehörknöchelchen in der Paukenhöhle betrachten
zu können. —
Zur Perforation des Trommelfells eignet sich unstreitig die Gal-
vanocaustik (von Voltolini zuerst angewandt) am besten. Sie ruft
fast gar keine Reaction hervor, und man hat im Nu ein Loch ge-
brannt, das man beliebig vergrössern kann, während man mittelst
Schnitt oder Stich nur einen Spalt erhält. Vielleicht lässt sich eine
bis jetzt noch nicht erzielte dauernde Oeffnung im Trommelfell ber-
stellen, wenn die Oeffnung ganz in der Nähe des Randes angelegt
und das Trommelfell hier bis auf den Knochen verbrannt wird.
G. Herrendörfer, Physiologische und mikroskopische Unter-
suchungen über die Ausscheidung von Pepsin. Dissert. Kiioi^s-
berg 1876.
H. giebt an, dass die drei Vormägen von Wiederkäuern, von
denen cs nachgewiesen ist, dass sie keine Spur drüsenähnlicher Ele-
mente besitzen, dennocii ein verdauungskräftiges Ferment liefern.
Dies erklärt sich am Einfachsten durch Annahme der Intiltrations-
tbeorie, nach welcher das im Labmagen gebildete Pepsin in die Vor-
magen gelangt und dort von der Schleimhaut festgehalteii und ab-
sorbirt wird. Es ist aber auch die Möglichkeit vorhanden, dass das
Pepsin überall gebildet, aber nur im eigentlichen .Magensaft ausge-
schieden wird. Fenier giebt H. an, dass die sog. Belegzellen (Hül-
DKNHAIN) vom ersten Anfang einer künstlichen Digestion an, an Vo-
lumen verlieren, grobkörniger und undurchsichtiger werden, am Rande
wie ausgefressen erscheinen und am Ende der Digestion vollständig
den flauptzellen HeiiiknhaIN’s gleichen, so dass H. anzunohmen ge-
neigt ist, gerade die Belegzellen enthalten das Pepsin und geben
dieses beim Beginne jeder Verdauung ab, wobei sie dann collnbiren
und schliesslich vollständig zu Grunde gehen, während sich in den
verdauungsfreieo Zeiten neue Zellen in den Drüsenschläuchen bilden.
Da die Zellen des sog. Eberle’schen Häutchens bei eiugeleiteter künst-
licher Digestion ganz denselben Process des Zerfallens durchmacbeu,
wie die Belegzellen in den Drüsenschläucben der Magenschleimhaut
während der Verdauung, so muss man dieselben also auch hier als
die das verdauende Ferment absondernden Elemente ansehen, und
47*
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740 Rombich u Qi-kli hobst, »Momotor. Veguafasern. TtrrMBKB, Ory
es stellen also die HKIDKNHAI.sachen Hauptzellen nur eine
Metamorphose der ßelegzellen dar. Loe«
Rosahach und Quellhorst, Beiträge zur Physiologie des Vagus.
Verhulgo. d. physik. -rmd. Oe», in Wftriburif. IX. S. 13 — 31.
K. und Q. geben den Nachweis, dass im Bauchvagus vasomo-
torische Nervenfasern zu den Unterleibsorganeu verlaufen; durch ihre
Reizung wird eine Contraction der Unterleibsgefässe und dadurch
eine Erhöhung des Blutdruckes veranlasst. Um den ßauchvagus su
reizen wurden die Vertebralenden einiger Rippen seitlich von den
Dornfortsätzen der Wirbel resecirt und auf diese Weise ein Feoster
aus der Thoraxwand herausgeschnitten, die Vagi vom Oesophagus
abpräparirt, durchschnitten und das periphere Ende electrisch oder
mechanisch erregt. In beiden Fällen erfolgte eine bedeutende Er-
höhung des Blutdruckes in der Carotis und in der Cruraiis; die Puls-
frequenz blieb ungeändert. Wird einem Thiere blos der Halsv&go»
durchschnitten unJ durch Reizung des peripheren Endes ein Herz-
stillstand zuwege gebracht, dann tritt bekanntlich nach dem Auf-
hören der Reizung eine Erhöhung des Blutdruckes über die Norm
ein. Nach den Beobachtungen R.'s tritt diese Erhöhung auch dann
ein, wenn die Vaguscodigungen im Herzen durch eine massige Dosis
Atropin (0,004 Gr.) ausgeschaltet wurden, so dass die Vagusreizung
einen Herzstillstand nicht mehr bewirken kann, und zwar hier uc
mittelbar auf die Reizung. Diese Erhöhung des Blutdruckes rührt
nach R. und Q. in beiden Fällen her von der Reizung jener vaso-
motorischen Fasern, welche im Bauchvagus zu den Unterleibaorganeu
verlaufen; denn sie bleibt regelmässig aus, wenn die Baucbvagi durch-
schnitten sind. Möller (Eriaugeoj.
H. Tappeiner, Ueber die Oxydation der Cholsänre mit sanrem
chromsaarem Kali and Schwefelsäure. Zeu»ehr. f. Bioi. xn. s. so— 7t
Je 1 Gnu. Cholsäure wurde mit 10 Grm. chromsauren Kalis und
15 Grm. Schwefelsäure unter Zusatz von Wasser 6 — 8 Minuten ge-
kocht. Die Cholsäure verschwindet dabei allmählich und es scheidet
sich eine feste weisse Masse auf der Oberfläche der Flüssigkeit aus.
Dieselbe besteht aus einem Gemisch von Säuren, die sich durch
Ueberführung in die Barytsalze von einander trennen lassen. Mat.
erhält ein in Wasser leicht lösliches und ein darin unlösliches Salz,
a) Lösliches Barytsalz. Dasselbe zeigt die Eigenschaft, in heissem
Wasser schwerer löslich zu sein, wie in kaltem: wird die kalt ge-
sättigte Lösung zum Kochen erhitzt, so scheidet sich reichlich Baryt-
salz in reiuer Form aus. Aus diesem erhält man die Säure seihet ,
durch Zusatz von Salzsäure und Umkrystallisiren aus Alcohol in Form
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Cohnheim ocd Litten, CircnlationBBtÖrBDgen in der Leber.
741
einer weissen Masse, die aus mikroskopischen Prismen besteht. Die
Analysen führten zur Formel C40H60O„. Die Säure ist fünfbasisch.
b) Unlösliches Barytsalz. Aus diesem wurde durch Behandeln mit
Salzsäure und wiederholtes Urakrystallisiren aus Alcohol gleichfalls
eine feste weisse Masse erhalten, welche aus einem Oemenge von
fetten Säuren zu bestehen schien. Mit Hülfe der HglNTZ’schen Me-
thode der fractionirten Fällung gelang es, hieraus zwei SäureD dar-
austellen von dem Schmelzpunkt 55,0° und 67 ,0#. Die erste Säure
hat die Zusammensetzung Ct6HMOa, sie gehört also zu der Reihe der
fetten Säuren von der allgemeinen Formel CnH,nOs und zwar steht
sie zwischen der Myristinsäure und Palmitinsäure. Die zweite Säure
konnte noch nicht völlig rein dargestellt werden, als vorläufige For-
mel stellt Vf. CMH42Og auf. — In der Oxydationsflüssigkeit gelöst
fanden sich reichliche Mengen von Essigsäure und in sehr geringer
Menge eine zweite organische Säure. Die Analyse derselben, sowie
des Silbersalzes uud des Barytsalzes führte zur Formel C^H^O,,. —
Die Constitution der Gallensäuren scheint darnach eine sehr compli-
cirte zu sein. E. Salkowski.
J. Cohnheim and M. Litten, lieber Circulation&störungen in der
Leber. VimcHow’s Arcb. LXVI1. S. 168.
Die vorliegende experimentelle Arbeit gilt der Beantwortung
der Frage: welche Gefässe der Leber sind es, deren Verschluss die
bei der Cirrhose zur Beobachtung kommenden atrophischen Steilen
hervorbringt? Bei Selbstinjectionen mit giftfreiem Anilinblau, welche
angestellt wurden, nachdem die Art. hep. mit ihren Anastomosen
(Mes. sup. und coron. ventr. d.) durch Ligaturen aus der Circulation
ausgeschaltet waren, trat eine Blaufärbung des ganzen Capillarge-
bietes der Leberläppcben ein; nur die interlobularen Artt. blieben
frei. Dasselbe geschah, wenn die A. hep. statt durch Ligatur durch
ln}ection von Chromblei undurchgängig gemacht worden war. Unter-
banden Vff. dagegen vor der Anilininjection die Pfortader und liessen
die A. hep. offen, so färbte sich das die Gallengänge und die Aeste
der Interlobularveneu umspinnende Capillarnetz; hin und wieder auch
die peripheren Anfänge des Capillarsystems der Läppchen. Die gleich-
falls stellenweise eingetretene Füllung der Vv. centrl. beruhe auf
RUckstauung aus der V. cava her, wie sich herausstellt, wenn A. h.
und V. p. zugleich unterbunden werden. Daraus folgt: die Arterie
speist die Gefässe der Capsl. Gliss. , der Gallengänge und die Vasa
vasorum der V. p.; ihre Capillaren ergiessen sich in die interlobu*
lären Pfortaderäste. Directe Uebergänge der A. b. in intralobuläre
Vv. kommen entweder gar nicht, oder nur in ganz untergeordneter
Menge vor.
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742
flcRNorPHiOEN, Hvpartrophia der Aorteniotiro».
Durch diese Kreislaufseinrichtung erklärt es sich, dass eine
Thrombose der V. p. ohne wesentlichen Einfluss auf das Leberge-
webe bleibt, da die Art. dem Capillargebiet der V. p. immer noch
eine zur Gallenbildung ausreichende Menge Blut zuführt. Experi-
mente an Hunden, denen Wacbskügelchen von der V. mes. aus in
Aeste der V. p. injicirt wurden, zeigen, dass bei solchen künstlichen
Verstopfungen nach 14 Tagen keine bemerkenswerthen Gewebsver-
änderungen in den zugehörigen Leberabschnitten eintraten. — Anden
der vollständige Verschluss der A. h.: die Resultate früherer Experi-
mentatoren, welche nach Ligatur der A. h. keine Störungen in der
Function des Organs fanden, werden entkräftet durch den Nachweis
der Unmöglichkeit bei Hunden und Katzen alle Anatomosen der A.
h. abzusperren. Beim Kaninchen gelingt dies, wenn man hinter dem
Abgang der A. coron. ventr. d. den Faden anlegt. Die von der arte-
riellen Blutzufuhr ausgeschlossenen Abschnitte verfallen einer raschen
Necrose.
Somit bleibt nur die Annahme übrig, dass bei der Lebercir-
rhose das sich retrahirende Bindegewebe die Aeste der V. bep. com-
primirt, und dass der Verschluss dieser Gefässe den Untergang der
Leberzelien, die partielle Atrophie bedingt Grawiu.
F. Schnopfhagen, Ueber die hypertrophischen Verdickungen der
Intima der Aorta. 9iu*»b«. d. A«d. d. wi»«#o»cb. in w»n. 1375. lxxil
Ootober.
Sch. versteht unter dem genannten Processe jenen von Virchow
als Endocarditis chronica deformans bezeichneten. Was zunächst den
Sitz der jüngsten Erkrankungsherde angeht, so konnte SCH. die kleinen
Verdickungen mit Leichtigkeit von den äussersten Lamellen der In-
tima abziehen und selbst in jenen Fällen, wo nicht gerade die inner-
sten Lagen ergriffen waren, zeigte sich doch die äusserste, sog. ela-
stische Haut unbetheiligt. Vf. stellt deshalb den Hauptsatz auf: „die
Verdickung hat ihren Site in den streifigen Lagen der Innenhaut und
die übrige Intima, sowie eventuell auch die Media betheiligen sich
an dem Vorgänge erst in secundärer Weise, indem sie atrophiren
oder eine fettige Degeneration eingehen.“ Bei der mikroskopischen
Untersuchung fand Vf. in frischen Stadien in den obersten Schichten
die bekannten netzförmig unter einander zusammenhängenden Intima-
zellen in geringem Grade vergrössert, die Spalträume zwischen den-
selben mit einer staubförmigen körnigen Masse gefüllt, in welcher zu-
weilen, aber nicht immer, kleine Rundzellen und farbige Blutkörper-
ohen sich vorfanden.
Die staubförmige Masse hält Vf. für den Niederschlag einer im
Leben vorhandenen flüssigen Masse, durch deren Zunahme das gal*
lertige Aussehen der Verdickungen bedingt werde. In tieferen Schieb*
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Wkbbb, Lidopermtiooeu.
743
ten nahmen die Zellen an Volumen zu und wurden zugleich, sowohl
an den Ausläufern wie am Zellenleib, streifig, als wollten sie zu Fa-
sern zerfallen, während die Zwischenräume sich verbreiterten und mit
grösseren Mengen von Rundzellen, die sich gerne zu grösseren Haufen
zusammensetzten, gefüllt waren. In den tiefsten Lagen endlich, dicht
über den secundär verfetteten änssersten Lagen, waren die Zellen
wirklich zu Faserzügen zerfallen, welche ein mächtiges Maschenwerk
bildeten, dessen Zwischenräume mit Fettkörnchen und Fettkörnchen-
zellen erfüllt waren, welche aus den oben erwähnten Rundzellen her-
vorgegangen waren. Dieses ist die regelmässige Umwandlung dieser
Rundzellen, niemals produciren sie lebendes Qewebe, wie sie auch
nicht etwa aus Intiraazellen hervorgegangen sind. Es sind aus der
Aorta eingewanderte farblose Blutkörperchen, was man auch daran
erkennt, dass sie immer von einzelnen farbigen Körperchen begleitet
sind. Dass sie nicht aus den Vasa vasorum stammen schliesst Vf.
daraus, dass sie in der Media und den äussersten Intimalagen fehlen.
Es hat sich demnach dem Vf. nirgendwo eine Spur von Entzündung
gezeigt, sondern er hat nur gefunden, dass die normgemässe Ent-
wicklung streifiger Lagen, mit welchen die oben beschriebenen fase-
rigen Maschenwerke übereinstimmen, aus den verästigten Zellen
(v. Ebnes) hier in excedirender Weise vor sich geht, während die
in den Maschenräuraen auftretenden farblosen Blutkörperchen höch-
stens für den Zerfall der Verdickungen als wesentliches Vorkommniss
zu betrachten sind, und er nimmt daher die Berechtigung in An-
spruch, den Process mit Rokitansky und gegen Virchow als Hyper-
trophie zu bezeichnen. Ortb.
A. Weber, D’nn syst&me d’operations contre les blfepharites
chroniques. Anu. d-ocniut. lxxiv. a. 249.
W. unterscheidet drei Kategorien von Fällen, bei welchen, ohne
irgend welche Verengerung in den thränenableitenden Organen, ein
Hinderniss für den regelmässigen Thränenabfluss vorhanden ist. Die
häufigsten Fälle sind diejenigen mit Vernarbungen der Lidränder, wo-
bei die Spannung derselben eine gegenseitige Berührung der Tbränen-
punkte nur hei sehr heftigem Lidschlusse gestattet. W. excidirt nun
ein Längsoval, aus Haut und Muskel bestehend, zwischen der äusseren
Commissur und der Insertion des Lig. palpebral. an den Orbitalrand.
Nach Lockerung der Haut besonders nach unten und oben wird mit
einem spitzen Haken die Insertion des Ligamentum aufgesucht und
mit der Scbeere getrennt. Berühren sich alsdann die Lidränder noch
nicht ganz vollkommen, dann muss man, noch von dem Ligamentum
ausgehend die Fascia tarso-orbi.alis in grösserer oder geringerer Aus-
dehnung einscbneiden.
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744
Paquclm«, neuer Tbermocaüter.
Ist Neigung zu Entropium vorhanden, so verlegt man das zu ex-
cidirende Hautstück so nahe als möglich an die äussere Commissur
und lockert dann die Haut am unteren Lid bis zum Lidrand. In
der zweiten Kategorie von Fällen ist eine Relaxation der Lider vor-
handen, welche zu viel Haut zu besitzen scheinen, zugleich sind die
ßulbi gewöhnlich prominent, das Auge thrant beständig und der
Thränensack, erweitert, lässt etwas Schleim auspressen. Je nachdem
es sich darum handelt, eine Verkürzung des Lidrandes oder der
ganzen Lider zu bewirken, werden verschiedene Operationsmodifica-
tionen ausgeführt. Im ersteren Falle wird ein Halbmond, bestehend
aus Haut, Aponeurose und Sehne, an der äusseren Lidcomraissur ex-
cidirt, dessen Concavität nach innen sieht, und dessen Krümmung je
nach dem beabsichtigten Effect grösser oder geringer sein kann. Die
Vereinigung erfolgt in der ursprünglichen Richtung. Im zweiten
Falle werden, von der äusseren Lidcommissur angefangen, zwei Inci-
sionen (wie lang? Ref.) nach oben und uach unten geführt, so das«
ein nach aussen offener mehr oder weniger stumpfer Winkel entsteht;
von den Enden dieser Incisionen werden in gleicher Weise Schnitte
nach innen geführt, und dadurch ein Hautstück excidirt, welches ein
nach aussen offenes V darstellt und dessen Breite sich nach dem her-
vorzubringenden Effecte richtet. Io der dritten Kategorie von Fällen,
welche eine ^Steigerung de6 Zustandes der zweiten bilden, verbunden
mit einem Gesunkensein der äusseren Lidcommissur, wird ein Recht-
eck aus Haut, Muskel und Aponeurose an der äusseren CoiB<n'83ar
excidirt (wie gross? Ref.), und zwar mit vollständiger Schonung des
Ligaments; die Vereinigung wird in der Weise bewerkstelligt, d»63
der untere horizontale Wundrand an den äusseren verticalen und d7
innere verticale an den oberen horizontalen zu liegen kommt. Be.
geringeren Graden genügt auch ein dreieckiger Ausschnitt; der eine
Schnitt geht in horizontaler, der andere in verticaler Richtung von
der ausseren Commissur aus und die beiden Enden werden durch
einen nach aussen convexen Schnitt verbunden. In den geringsten
Graden wird eine ovaläre Hautportion in der Richtung nach aussen
und oben excidirt. Michel (Erlangen).
Paquelin, Sur uu nouveau therino - cautere inatant&nä et per-
manent fonctionnant avec Pessence minerale. Bull. g<n. a« Th«.
1870 8. 433.
Das Instrument, weiches überall an die Stelle des GlüheiseDS
oder des Galvanocauters treten kann, beruht in seiner Construction
auf der Eigenschaft des Platins, sobald dasselbe einen bestimmten
Wärmegrad erreicht hat, im Uontact mit einem Gemisch aus Luft
und den Dämpfen gewisser Koblenwasserstoffverbindungen augen-
blicklich glübeud zu werden. — Der Apparat besteht aus 3 Tbeilen:
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8eorcx«:,wsi.y, Faradisii'.ioi] der Milf.
745
dem Brenner, dem Gasrecipienten und dem Gebläse. Der Brenner
ist eine Platinkammer von beliebiger, für verschiedene Zwecke ver-
schiedener Form, deren Wandung die glühende Flache darstellt. In
dieselbe münden 2 concentrisehe Röhren, deren innere das Gas zu-
leitet, während die fiussere die Verbrennungsproducte abführt. Dieser
Brenner ist mit einein entsprechenden Handgriff versehen und steht
durch ein Kautschukrohr mit dem Gasrecipienten in Verbindung. Es
ist dies eine bis zur Hälfte mit irgend einer Kohlenwasserstoffver-
bindung, am besten mit dem käuflichen Petroleumäther (essence mi-
nerale), gefüllte Flasche, deren Korken durch 2 Rohre durchbohrt
ist, ein von dem Gebläse (2 Kautschukballons) kommendes, welches
die atmosphärische Luft zuleitet und ein Ableitungsrohr, welches das
Gasgemenge in die Platinkammer führt. Ist letztere an einer Spiritus-
flamme erwärmt, so braucht nur das Gebläse iu Thätigkeit gesetzt
zu werden, um Glühen hervorzubringen und zwar um so intensiver,
je schneller Gas zugefübrt wird. Die Flasche muss vor jedesmaligem
Gebrauch frisch gefüllt werdeu und genügen 100 Grra. Petroleum-
äther durchschnittlich für eine Operationsdauer von 21/» Stunden.
Das Instrument ist von M. Collin in Paris, Chakki&kb’s Nachfolger,
zu beziehen. E. Küster.
B.Skorc/.ewsky, Leber den Einfluss der Faradisation der Milzgegend
auf die Milztumoren und die Intermittensparoxysmen. wieo«
med. Wocheoscbr. 1876. No. 21 ff.
S. versuchte die oft geübte Methode, malarische Milztumoren,
welche er durch Lähmung der Vasomotoren (Plex. lienalis, semilu-
naris) entstanden ansieht, durch Faradisation zu verkleinern, von
Neuem, wobei er die Electroden in der Gegend des vorderen und
hinteren Milzrandes applicirte und die Intensität der Ströme gradatim
verstärkte. Jede Sitzung dauerte 15 — 20 Minuten. Die hierbei er-
haltenen Resultate waren folgende: der Inductionsstrom bewirkte fast
constant eine Volumsabnahme malarischer Milztumoren, und zwar
nimmt die Wirkung des faradischen Stromes mit jeder Sitzung ab,
so dass also die erste deu grössten und constantesten Erfolg bat.
Je weicher der Milztumor ist, desto eclatanter ist der Erfolg des Iu-
ductionsstromes. Dabei vermindert sich die Schmerzhaftigkeit des
Tumors und die vorher weiche Milz wird hart. Die durch die Fa-
radisation hervorgerufene Verkleinerung des Tumors nimmt in den
nächsten Tagen meist zu, tritt jedoch in seltenen Fällen erst 24 Stun-
den nach Application des electrischen Stromes in die Beobachtung^
Die von Botkin angegebene gleichzeitige Vergrösserung der Leber
konnte Vf. nicht constaliren. ln frischen Intermittensfällen traten zu-
weilen, wenn der Milztumor durch Faradisation kleiner geworden war
und die Paroxysmeu bereits aufgehört batten, unter dem Einfluss der
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746
FftftsTNPn, Albntninnrie bei Alcoholisten.
electrischen Behandlung wieder Reeidive auf. Die Wirkung der Fa-
radisation wurde durch Darreichung von Chinin wesentlich unterstützt
Der Einfluss der electrischen Behandlung auf die Intern) ittens-
paroxysmen ist kein constanter; während in 6 von 10 Fällen derselbe
ein günstiger zu sein schien, fehlte er in den übrigen 4 vollständig.
Vf. beobachtete ferner, dass sich während der F&radisation der Typus
der Paroxystnen änderte, indem die Anfälle ante- oder postponirten,
sich in einen Typus dupl. verwandelten u. s. w. Daneben beobachtete
er eine entschiedene Besserung des Allgemeinbefindens, sowie Ab-
nahme der Albuminurie und des Hydrops in einem Fall. Auch auf
die Blutbe8chafFenheit wirkt nach S. der faradische Strom während
des Bestehens einer Intermittens ein; so sah er die weissen Blutkörper
nach Anwendung des electrischen Stromes zunehmen und gleichzeitig
schwarzes Pigment im Blut auftreten, welches vorher nicht da ge-
wesen war. Dies alles zusammen zwingt den Vf. zu der Annahme,
„dass der Inductionsstrom durch Erregung der Milscontraction das
Malariacontagium aus der Milz entfernt." (Ref. konnte in gleicher
Weise ein fast constantes Kleinerwerden der Milztumoren bei An-
wendung dieser Methode, die er seit der BoTKlN’schen Publicatioo
1874 in einer grossen Zahl von Fällen geübt hat, nicht constatiren).
Litten.
I>. C. Fttrstner, Ueber Albuminurie bei Aleoholisten. Ar hi* ftr
Psychiatrie. 8 755.
Etwa 40 pCt. der von dem Vf. behandelten Deliranten litten an
transitorischer Albuminurie, und zwar ging bei einer Reihe von
Kranken der Eiweissgehalt der Intensität der Delirien parallel, wäh-
rend er bei anderen nur im Allgemeinen an den Ablauf des Deliriums
geknüpft schien. Von denjenigen Deliranten, welche zugleich an no-
torischen epileptischen Anfällen litten, hatten etwa 50 pCt. dieses
Symptom. Dies Zahlenverhältniss widerlegt die Ansicht Hcppebt’s,
der die Albuminurie als ein constantes Symptom des epileptischen
Insultes bezeichnet.
Bei chronischem Alcoholismus fand sich Albuminurie viel seltener,
nur ganz vereinzelt und zwar als geringe Trübuug bei Anstellung
der Probe kam sie bei Betrunkenen vor.
Wenn das Delirium tremens durch acute Krankheiten, wie Pneu-
monie, complicirt wird, so kann der Ursprung der Eiweissausscbei-
dung zweifelhaft sein. Es kommen aber auch Fälle vor, wo Deli-
ranten mit leicht getrübtem Harn während einer inzwischen acquirirten
Pneumonie klarer werden und dasselbe Quantum Eiweiss absondern,
mit der Krisis aber von Neuem delirireu und jetzt beträchtlich mehr
Eiweiss verlieren. Zwei Fälle hatten trotz der Complication mit Pneu-
monie keine Spur von Eiweiss. Drei Fälle, welche Nephritiker be-
Digitized by Google j
Lörleis, Verhalten daw Hertens hei Schwangeren und Wöchnerinnen. 747
trafen, zeigten während des Deliriums eine enorme Vermehrung, nach-
her dagegen wieder die alte Quantität der Eiweissausscheidung.
Von der vermehrten Muskelarbeit kann die Albuminurie nicht
hergeleitet werden, da auch ruhige Deliranten Eiweiss absondern.
Das transitorische Auftreten, der mikroskopische Befund des Urins,
endlich einige Sectionen solcher Fälle sprechen gegen das Vorhanden-
sein einer Nierenerkrankung.
Vf. entscheidet sich schliesslich für die Annahme einer vorüber-
gehenden Steigerung des arteriellen Gefässdruckes in den Nieren und
bringt dieselbe mit anderen für Hyperämie sprechenden Befunden bei
den Deliranten in Zusammenhang. Vielleicht ist auch an eine trans-
itorische Affeetion des CLAUDE - BERNARD’schen Ei weisscentrums in
der Medulla oblongata zu denken. Wornicka
H. Löhlein, Ueher das Verhalten des Herzens bei Schwangeren
and Wöchnerinnen. Zeiuchr. f. Geburtsh u. Frauaokrhto. 1. 8. 482.
Die Angabe Larcher’s, dass während der Schwangerschaft eine
Hypertrophie des linken Ventrikels in Folge grösserer Ansprüche an
das Herz erforderlich sei und sich auch wirklich ausbilde, ist von
Gerhard nahezu widerlegt, von anderen deutschen Autoren bezweifelt,
dagegen von Spieoelberg acceptirt worden als Grundlage einer
Theorie fiir den Einfluss der Schwangerschaft auf ein krankes Herz.
Da die Beweise französischer Autoren (Duckest, Blot und Dorozikz)
für Labcher’s Ansicht wegen ungenauer Angaben oder wegen Ver-
mengung gesuoder und kranker Frauen unbrauchbar sind, so unter-
warf der Vf. die Frage einer neuen Untersuchung. Er wog die
Herzen von 9 Wöchnerinnen, welche meist an Ruptura Uteri gestorben
waren, und fand als Mittel ein Gewicht von 245 Grm., welches einem
von Clendinnino berechneten Mittelgewicht des Herzens bei gesunden
Frauen entspricht. Blot fand im Mittel bei Wöchnerinnen 290,95 Grm.,
wahrscheinlich, weil er kranke Herzen nicht ausschloss, denn auch
Löhlein fand bei 6 Wöchnerinnen, welche an Nephritis gelitten hatten,
ein Mittel von 300,8 Grm. L. constatirte ferner, dass die klinischen
Erscheinungen der Hypertrophie des linken Ventrikels, Verstär-
kung des Herzstosses, des 1. Spitzen- und 2. Aortentones nur in sehr
seltenen Fällen und als Ausnahme Vorkommen. Auch die von
Larcher angezogenen teleologischen Beweise, dass Plethora und Com-
pression der Baucharterien vermehrte Arbeit des Herzens verlangten,
sind falsch, da erster« nach Ponfick, Wokm-Müller und Lesser die
Spannung nicht erhöbt, letztere auch bei Ovarialgeschwülsten vor-
kommt, ohne Herzhypertrophie zu veranlassen.
Die Verlangsamung des Pulses im Wochenbett sollte nach
Blot und Märet auf erhöhter Spannung im Aortensystem beruhen
und somit Larcher’s Theorie stützen. Sie ist aber überhaupt nicht
Digitized by Google
748
Call nnd Emm.
constant, erreicht, wenn sie vorkommt, ihr höchstes Stadium fast
immer erst zwischen dem 5. und 8. Tage (die geringste Zahl umer
Allen tand Vf. in 3 Fällen am 7. Tage), und endlich hat Fbitsch
bereits sphygmograpbisch nachgewiesen , dass die Spannung dabei
herabgesetzt ist. Vf. sieht die mangelhafte Ernährung der Wöchne-
rinnen in den ersten Tagen bei reichlichen Abgaben (an Milch,
Schweiss), vielleicht auch Innervationsstörungen als ihre Ursache an.
Herzgeräusche erscheinen nach L. häufiger erBt im Wochen-
bett, als schon in der Schwangerschaft, am deutlichsten am 3. bis
5. Tage als postsystolisches Blasen bei langsamem, aussetzendem
Pulse. Auch sie sind als Folge von Nutritionsstörungen (fettige Meta-
morphose?) anzusehen.
Da somit die Schwangerschaft keine Hypertrophie des linken
Ventrikels erzeugt, so verliert damit 8vibgkl.8EKG’s Theorie der Ge-
fährlichkeit der einzelnen Herzfehler ihre Ötütze. 8p. deducirt: da
in Folge der Einschaltung des Piacentarkreislaufes das linke Hers
hypertrophirt, so involviren die Aortenerkrankungen, weil sie die
Widerstände im Aortensystem noch vermehren, grosse Gefahr wah-
rend Schwangerschaft und Geburt; da ferner in Folge des plötzlichen
Ausfalls des Piacentarkreislaufes nach der Geburt der Druck in der
Aorta sinkt, derjenige im Lungenkreislauf (auch durch Herabtretea
des Zwerchfells) steigt, so werden die Fehler der Mitralis im Wochen-
bett gefährlich. L. folgert an der Hand zahlreicher Beobachtungen,
dass ein so ungleicher Einfluss der verschiedenen Fehler nicht be-
steht, und dass die einzige Veränderung der Circulation, welche sich
auch bei Herzfehlern bisweilen durch Dyspnoe und Hämoptoe kund
giebt, in vermehrtem Blutzufluss zu den Pulmonalbahnen nach der
Entbindung besteht. Die Art des Fehlers giebt somit während der
8cbwaogerschaft keinen andern Anhalt für die Therapie, als ausser-
halb derselben. Die künstliche Frühgeburt kann eventuell bei jeder
Art der Erkrankung erforderlich werden.
Endlich betont L. als ein wichtiges Moment, dass bei alten ab-
gelaufenen Processen an den Klappen durch das Wochenbett eine
grosse Neigung zur Recurrenz endocarditischer, eventuell perniciöser
Erkrankungen gesetzt werde. v. Baselberg.
E. L. Call und S. Exner, Zur Kenntnis des GraaTscheu Follikels
und des Corpus luteum beim Kaninchen. Wiener acad. Siugsbsr.
1876. Bd. LXXI. Abtb. III. 8.-A. 8 Sin. 1 Taf.
Id dem Follikelepithel der grosseren Gaaar'scben Follikel erwachsener Ka-
ninoben landen die V ff. eigentbumlicbe runde Zeilen, grösser wie die gewöhnliche*
Follikelepitbelien, von denen eie gans in derselben Weiee, wie das Ei vom Dixus
oopborus, radiär Qmgebec werden. Bisw«> _ aommen sie io nicht nobedenteb r
Aneabl in einem Gaaar’schen Folü vor- Sie fehlen in jungen Follikeln und treten
überhaupt erst dann r_., wenn eine deutliche Follikelböble entstanden ist. ln der
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ft«:n:*T*KSH*HOKH nnd Roraopni*. CfltTTKNnkd. Bchcis
74S)
Nachbarschaft de» Follikeleies fehlen sie gleichfalls Verrauthungs weise deuten die
Vff. diese Zellen al» junge Eier, wobei sie annehmen, dass der Process der Eibil-
düng, der an der Oberfläche des Ovariums nnd in den Eischläucben begonnen hat,
sich im Epithel des (ia* Absehen Follikels noch weiter fnrtaetst. Die hier sich bil-
denden neuen Eier würden erst lange nachdem das Follikelei ausgestossen ist ihre
Reife bekommen. Diese Deutung, gegen welche vom histiogenetiseben Standpunkte
aus principielle Ein wände nicht au erheben sind, würde auch noch das für sich
haben, dass sie anf eine neue Quelle der grossen Anzahl von Eiern hinweist, welche
die Kaninchen aus ihren kleineu Eierstöcken im Laufe ihres Lebens ausscheiden.
Die Umwandlung des GHAAP’nchen Follikels nach der Ansstossnng des Eies
lässt sich beim Kaninchen besser als bei irgend einem anderen Tbiere studiren. Sie
geht nach den Vff. in folgender Weise vor sich: In dem jungen Corpus luteum
nimmt die Epithelschicht des ehemaligen GsAAP'schen Follikels an Dicke zu und
drängt den blntigeti geronnenen Inhalt concentrisch zusammen. Dabei nehmen die
einzelnen Epithelzellen eine längliche Form an, stellen sich mit der Längsachse ra-
diär und verlieren das Vermögen sich mit Carmin stark zu färben. Dann tritt zwi-
schen diesen Zelleu Bindegewebe auf, welches ebenfalls radiär sich in 8trüugen
zwischen den Zellen vordrängt und wahrscheinlich von dem das Corpus luteum um-
gebenden Bindegewebe abstammt Gleichzeitig mit diesen ßindegewebszügen sind
auch schon einige Blutgefässe nachznweiseu. Das zuerst noch mit grannlirter Masse
ausgefüllte Lnmen wird immer klemer nnd schwindet endlich ganz nnd gar. indem
das Wachsthnm des sich ausbildenden Gewebes conceutrisch fortschreitet. So ent-
steht an Stelle des Corpus luteum ueugebildete normale Ovarialsnbstanz , welche
bald ihre bosondere Begrenzung verliert und in der übrigen Masse des Ovariums
atifgebt. Boll (Rom).
P. Schützenberger et A. Bourgeois, Recherche» sur la Constitution
des matteres coUagbnes. Compt r=ud. lxxxii, s. 202.
Die Mittbeiluiij? beucht sich auf Hauaenblaae, Ossein, Gelatine, Choudrin.
Alle diese Substanzen liefern beim Erhitaen mit Aetxbarvt nnd Wasser: Ammoniak,
Oxalsäure, Kohlensäure und ein Gemisch von AmidosMuren. Das Ammoniak siebt
an der Kohlensäure und Oxalsäure in demselben Verhältniss. wie im Harnstoff und
Oxamid. Die Zusammensetzung des Gemisches der Amidosäuren ist wechselnd je
nach der angeweudeten Substam. Choudrin liefert fast ftar kein Glvcocoll. Die
weiteren Details siebe im Original. K. Sslkow.ki.
N. H. Chitteuden, lieber Glycogen und Glyeoeoll In dem Muskel-
gewebe der Peeten inodians. Anual. d Chem. et Pharm. CLXXVIII.
8. 26t).
Vf. fand in dem Mittelmuskel der essbaren Kaminmuschel nud kaiipLächlich
bei der genannten Speciea ansehnliche Mengen Glycogen (1,98 — 2,43 pCt.) und Gly-
cocoll (0,39 — 0,71 pCt.). Letzteres ist bisher noch nicht im thierisohen Organismus
anfgefuiiden. E. Salkowakl.
Richard Schulz, Beitrag zur Lehre vom Panzerkrebs. Archiv der
Heilk XVII. S 385.
Vf. giebt eine kurze histologische Beschreibung von 4 Fällen des sog. „Cauoer
en cnirasseu. Er fand die brettartige Härte der Haut beruhend auf einer gleich-
massigen Einlagerung epithelialer Krebszelleu in die Interstitien der Bindegewebs-
fibrillen und Bündel der Cutis ohne active Betheiligung der M alpigh ischen
Schleimschicht oder der Tal gdrüseu. Er findet das Wesen des Panzerkrebses
darin begründet, dass von tiefer gelegenen Krebskuoten (Pleura, Lungen) Krebs-
zelle:. auf dem Wege der Lymphgefässe in die Haut gelangen, sich in den Inter*
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760
Wn»*. Htth. Lotte. Cottlk.
stitien zwischen den Biodegewebsfibrillen wuchernd verbreiten and durch die Stärke
und Gleichmkaeiffkeit der Infiltration die Härte bedingen. Grawitc.
L. Weis», Polyopia monocularis an einem Auge, dessen Horn*
haut abnorm gekrümmt ist (ein dem Keratoconus entgegen-
gesetztes Verhalten zeigt). ▼. Otirs’i Areb. xxi 2. s. 187.
lu dem beschriebenen Falle war die Differenz in der Grösse der Radien von
Mitte und Peripherie der Cornea eine ungewöhnlich grosse, die mittleren Partbieo
waren nach grossem (8,9 Mm.), die seitlichen nach kleinerem (7,0 Mm.) Radius ge-
krümmt. Michel (Erlasses).
Huth, Fall von Myositis ossificans. Allg. med. Ceniralztg. 1676. No. 41.
Ein im Mai 1872 geborener Knabe wurde zuerst uro Nenjahr 1874 von Härten
unter dem Kinn befallen, welche unter wechselnden Erscheinungen sich über eioea
grossen Theil der Körpermusknlatnr ausdehnten. Gegenwärtig sind die Muskeln der
Kopfscb warte verhärtet, sum Theil die Masseteren, ferner Nacken- und Halsmuskeln,
besonders die Kopfnicker, die Thoraxmusknlatur, die Lumbalmuskelo, einzelne Stellen
der Bauchmuskeln. Beide Schultergelenke sind völlig steif, während die Vorder-
er me gesund sind, ebenso ist die linke Hüft- und Oberscbeokelmuskulatur hart and
steif uud steht der linke Oberschenkel in rechtwinkliger Flexion zum Kumpfe. Im
Uebrigen ist das Kind völlig gesund und von einer für sein Alter bemerkenawerthec
Intelligenz. (Vgl. Cbl. 1874, 111). E. Küster.
Lotze, Fall von tödtiiehem Icterus in Folge congenitalen Defectes
der Gallenausführungsgänge. Bert küo. wochemchr. js7g. No 30.
Vf. beobachtete 5 Monate lang ein hochgradig icterisches Kind, welches bald
nach der Geburt icteri|ph geworden war und es bis zu seinem im 8. Monat erfol-
genden Tod auch blieb. Oer Urin enthielt fortwährend Gnllenfarbstoffe, während
die Fäces fast nie vollkommen entfärbt waren. Pulsfrequenz sowie Verdauung blie-
ben unverändert. Die Section ergab eine vergrosserte, stark icteriscb gefärbte, cir-
rbotische Leber mit Peribepatitis, daneben ein vollständiges Fehlen des Ouct cy stiem,
sowie Verkümmerung des gesammten Systems der Gallenaustührungsgänge. Der
rechte Duct. bepat. war eine Strecke weit in die Lebersubslanz hinein zu verfolgen,
während der linke sehr früh anfbörte. Die Gallenblase, welche au normaler Stalls
lag » war mit hellem Schleim gefüllt. Das Blutgefässsystem der Leber war normal
entwickelt. Vf. hält es für wahrscheinlich, dass es sich um eiue fötale Hemmung in
der Entwicklung der Kemakscben LebercyÜuder gebaudelt habe, wobei diese ur-
sprünglich soliden Gallengänge nicht ausgehöhlt wurden. Die Folge hiervon: der
gehemmte Gallenabfluss soll daun als Entsüudnngsreis gewirkt und die Cirrbos«
nebst der Perihepatitis hervorgerafen haben. Litten.
Wymlliani Cottle, The rasli of enteric fever. Tb« Lancet 187«. u. 8.
Ein 20jähriger Mann, welcher an Abdomiualtvphus litt, bot in der 1. Woche
der Erkrankung von Seiten der Haut folgeude Erscheinungen dar: Gesiebt, Stamm
und Extremitäten waren dicht bedeckt mit scharf umschriebenen, hell- oder dnutel-
rotben Blatteru (blotche»), welche sich leicht über das Niveau der übrigen Haut
erhoben. Zwischen den einzelnen Eruptionen war die letztere überall intact. Die
Grösse der Eruptioueu variirte von % — I" im Durchmesser. Dieselben feblteu voll-
ständig auf dem Kopf, unter den Knien und auf der Schleimhaut des Mundes Nach
kurzem Bestehen blasste das Exautbem ab uud hinterliess nur eine Verfärbung der
Haut, ohne dass es zur Desquamation der Haut kam. Am Ende der 1. Woche war
es fast verschwunden, und e- erschien jetrt das gewöhnliche Roseolaexantbem mit
heftigen Diarrhöen. Die Krankheit verlief in gewöhnlicher Weise und *-ndetc aut
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STBOKO. Bom*KVILLZ. KpHZTIIWl. Scil»*«IM.
751
Genvzune. Vf. macht darauf aufmerksam, dass die Form des Exanthems die grösste
Aeholicbkeit mit Masern batte, während der Verlauf der Krankbeit ein durchaus
verschiedener war. — Litten.
Tb. Strong, Sequel to the case of habituai coimtipation re-
portftd etC. Amer. Journ. of tbe med. sc. CXLII. S. 430.
Der an hartnäckiger Verstopfung leidende Pat., von welchem früher (Gbl. 1874,
968) berichtet wurde, starb, 28 Jahre alt, nachdem er in den letsten 1% Jahren alle
6—10 Tage, nnr ausnahmsweise alle Monate 1 Mal Stahlgang gehabt hatte. Seine
letxte Krankheit glich den früher beschriebenen Anfällen, kurz vor dem Tode stellte
sich Durchfall ein. An der Leiche war namentlich der weite Umfamr der unteren
Brnstbälfto auffallend; Baachdecken und Mesenterien sehr fetthaltig, Zwerchteil bis
1 Zoll äber die Brastwarzenhöbe gedrängt, Lungen comprimirt, Leber uud Milz
etwas vergrössert, sonst gesund, im Colon sehr viel flüssige Fäces, dasselbe hatte
6 Fass 3 Zoll Läuge uud 13 Zoll im Umfang, aeine Schleimhaut stark congestiooirt,
Magen gesund. (Vom übrigen Darm ist Nichts angegeben). Senator.
Bourneville, Compte rendu des Observation« recueillies ä la Sal-
petrige conceraant l’epilepsie. — De l’emploi de la glace. —
Progr. mdd. 1876. No. 12.
B. lobt die Anwendung der Külte (Eisblase) gegen die Anfälle Hysterischer.
Id anfänglich kurzen, später verlängerten Zeitrüumeu wird die Kälte auf die bei
Druck schmerzhafte Hegend des Unterleibes (meist die OvArialgegeod der einen oder
anderen Seite) applicirt Weniger Erfolg sab er bei Epileptischen, in deren Aofällen
Herspalpitationeu eins der quälendsten Symptome waren. Hier liess man die Kälte
auf die Prürordialgegend einwirken. Bernhardt.
C. Fürstner, lieber die Anwendung des lnductionsstromes bei
gewissen Formen der Magenerweiterung, n*ri. kiin. wocbcscir.
1876. No. 11.
Bei drei jugeudlicbeu weiblichen Individuell, vou denen nur da*« erste ohne
„nachweisbare“ Anlagen für Neuroseu war, beobachtete Vf. neben anderen Sympto-
men der Hysterie eine periodisch auftretende Anschwellung der Magengegeud und
Erweiterung des Magens. Bei allen dreien batte ein Trauma auf die opigastrisebe
Gegend eiugewirkt Durch percutane Anwendung des Inductiousstrome» wurde die
Magenmu»kiiUtur zur Coutraction gebracht, die Tympanie nud damit ein sehr lästiges
Symptom tbeils vorübergehend, theils dauerud beseitigt. Vf. empfiehlt diese Methode
auch für andeie Fälle von Erschlaffung der Magenwandungeu und von Magen-
ectasieu. Bernhardt
J. Schramm, lieber die diaphauoseopisehe Untersuchung der
weiblichen Beckenorgaue. Deutsche Zeitzcbr. t. pract Mail. 1876. No. 32.
Seit, hat das LAZAKitwiTscu’sche Diaphauoscop dadurch brauchbarer zu machen
versucht, dass er dasselbe mit einer Glasbülse umgab, durch welche eine perma-
nente Kaltwasserberiegelung zur Beseitigung der strahl enden Wanne des LencbtkÖrpers
ermöglicht wird. Als Lichtquelle diente eine ÜBRHK'r’scbe Batterie. Das Diaphauo-
scop wird in der Rückenlage eineefübrt, wahrend die Bauchdecken mittelst eines
Holzringes eingedrückt werdeu. Vf. bat die so frappanten Bilder, welche Lazark-
witsch beschreibt, nicht gesehen; nach seiner Meinung soll durch diese Methode be-
sonder» die Beschaffenheit des Bauchfells u::d der Blase untersucht werden können.
Auffällig war, dasn die Durchleuchtbarkeit der Gewebe bei wiederholtem Sebliesseu
der Kelle zuuahu). A. Martin.
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752
RniuctjiT. Koi.rnc. LAQrBr«.
Barkart, Cotorinde und Cotoin. Wurtemberg.
XLVI. No. 20.
Die unter dem Namen China Coto aus Bolivien importirte Rinde ist *ner»t
von v. Gikti. entweder pulverisirt oder als alcoholische Tinctur an^ewendet und
als ein ausgezeichnetes Antidiarrhoioum gegen verschiedene Formen von Diarrhöe
erprobt worden. Jedoch stehen der Anwendung dieser Präparate sehr unangenehme
Nebenwirkungen im Wege. Abgesehen von dem sehr schlechten Geschmack folgen
auch Magenbesch werden : wie heftiges Brennen, (Jebelkeit und selbst Erbrechen, so
dass die Kranken bald das Einnehmen verweigern. Nun hat Jobst in Stuttgart an*
der Cotoriede einen kristallinischen Körper, das Cotoin, dargestellt (CuH^O*), der
die specifiscbe antidiarrhoische Wirkung ohne jene üblen Nebeueigenschaften besitzt
Zunächst fand Vf., dass die subcutaue Injection selbst grosser CotoingabeD (bis so
1 Grm.) auf Kaninchen keinerlei Wirkung ünssert, weder Temperatur, Puls noch
Respiration u. s. w. beeinflusst. Reim Menschen wurde es iu wässriger Lösnng ge-
reicht und zwar 0,0f> — 0,08 auf lf»0 Grm. mit Zusatz einiger Tropfen Spir ; davon
stündlich 1 Esslöffel. Vf. theilt kurz II verschiedene Fälle von DarmcatarrS, dar-
unter auch Phthisiker, mit, die unter dieser Medication oft schon nach einigen Stun-
den, und höchstens nach wenigen Tagen ohne störende Nebenwirkungen geheilt
wurden. Schiffer.
H. Kolbe, Prüfung der Nalirylsäure auf Reinheit. Joum. f. pr»*t
(.'hum 1876- Nu. 11. 12 u. 13
Mmi löst etwa Yi Urin. des xu prüfenden Präparats in etwa der xebnfachex
starken Alcohols, giesst die klare Lösung iu ein LThr^las und lä-st hei ge-
wöhnlicher Lufttemperatur langsam verdunsten. Die dann zurückbleihende Salicyl-
säure bildet rings um den Rand des Uhrglases einen Rin? von schön efflorescirtex
Krystallaggregaten. Diese efflorescirto Masse ist rein weiss, wenn die Salicyltäure
ganz rein und urokrvstallisirt war, aber gelblich oder gelb bei der blos prxcipitirtes
Säure. Ist sie bräunlich oder braun, dann ist das Präparat, auch wenn es als Pulver
weiss und äusserlich rein erscheint, als schlecht xu verwerfen. Nach den Erfahrung
K.’s wird iu zahlreichen Apotheken an Stelle der krystallisirteu, die präripitirte und
oft grob verunreinigte Salicylsäure dispensirt. Schiffer.
In No. 33 de* Cbl.'s veröffentlicht Herr Dr. F. Lucius einen Artikel, is
welchem er die Priorität der Entdeckung der druckvermindemden Wirkung du
Physostigmin mir gegenüber für Herrn A. Weber in Darmstadt in Anspruch
nimmt. — So sehr ich mich freue, meine Angaben in No. 22 durch einen so aus-
gezeichneten forscher, wie Herr W., im Wesentlichen bestätigt zu finden, so i.-ox*
ich doch die Reclamation des Herrn L. durchaus nicht für begründet halten. Ich
könnte mich bezüglich der Prioritätsfrage begnügen, darauf hinzuweisen, dost
Herr W. über die betreffende Wirkung des Calabaralcaloids Nichts pubheirt hat
und dass mir von seinen Versuchen nicht das Geringste bekannt toar, teilt aber
zum Ueberfiuss noch hervorheben, dass Herr W. auf dem vorjährigen Heidelberger
Congress sich bei Gelegenheit der Debatte über die v. Weck ersehe Slaaroperatiem
ausführlich über die Wirkungen des Calabars ausgesprochen hat, ohne des druck-
vermindernden Effects mit einem Worte zu gedenken ('s. Klin. Monatsbl. f. . lugen
heilk. XIII. p. 381 u. 385). Prof. Dr. Lagueur - Strassburg.
Druckfehler: 8. 728 ZI. 20 v. o. lies 14,50. — 8. 736 ZI. 20 v. u. lies Kernig.
_ _ _____ __ _ _ I
Einsendungen für da« Centralblatt wolle man an eineu der beiden Herausgeber: Professor Staat«.
Berlin (NW.) BanhofWtr. 7 (an ilegelplati), and Profeuor Itoaenthal, Erlangen, oder (anter Beichte*;
an die Verlagahandlung, Berlin (NW.), unter den Linden 69, adrossiren.
Verlag vou Au just H Irsch m Id in Berlin. — Dfuok von II. S. Hermann in Berlin.
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f- '
\
Wöchentlich erscheinen
1—2 Bogren; am Schlüsse
des Jahrgang» Titel, Na-
men- und Sachregister.
Centralblatt
für die
Preis de» Jahrganges
20 Hark; zu beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Poatanstalten.
Dr. J. Rosenthal,
Professor in Erlangen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Professor In Berlin.
1876. 91. October. No. 43.
Iitlialti Msyeb, Einfluss der Schädelfortn auf die Richtung der Urosshirnwin-
dungeu (Orig.Mitth.). —
Ciaccio, Descemetsehe Membran und Bau des Maulwu» fsauges. — Hbrt-
wio, Einheit der Kernformen. — Exnkb; Pkbyer, zur Physiologie des Gehörs. —
Alex. Schmidt, zur Chemie des Eierelweiss und des Blutserums' — Ponfick,
Leukämie; Ruptur eines Aneurysma. — Vogt, Nervennath unu Nervendehnung. —
Ri kg kl; Grakfpner, PuIsua paradoxus. — Pithkb, HemianH'tliesie nach Gehirn,
apoplexie. — Bamhkroer; Hahrcrorr, lösliches Quecksilberalbuminat. —
Rollet, Sehnennerven. — Fick, quere Ner^endurchatrömung. — Hipprrt,
Nachweis des Paralbumins. — Hüfner, Sauerstoffmangel bei niederen Organismen. —
Manassriv, Recnrrensspirillen bei eiuer Zahnfistel. — Pflüg kr, Hyoscyamiu. —
Kusv, die „Spiralschnursägeu. — Küssnkr, Leukämie. — Jrsnkk und Reynolds,
Leucocyto.se bei Eiterungen. — Schivkn, lntermittens in Indien — Haykm, Nerven
der Ampatationsstnrapfe. — Heller, angeborene Cborea. — Frikdbbrger, Herpes
tonsuran*. — Binz, Zerlegbarkeit des salicylsauren Natrous. —
Druckfehler.
üeber den Einfluss der Schädelform auf die Richtung der
* Grosshirnwindungen.
Von Professor Ludwig Meyer in Güttingen.
Wündt (Physiol. Psychol. I. 95) hat, meines Wissens, zuerst
hervorgehoben, dass die, in verschiedenen Richtungen grössere oder
geringere, Wachsthurasenergie des Grosshirns von maassgebendem
Einflüsse auf die Richtung seiner Windungen sein müsse. Auf dem
Wege einer scharfsinnigen mathematischen Erörterung gelangt er zu
dem Resultate, dass die Aufrollung der Grosshirnoberfläche nur in
der Richtung des geringsten Widerstandes geschehen könne. Sei
diese Oberfläche in transversaler Richtung stärker gespannt, also bei
einer zur Dolicbocephalie führenden Wachsthumsenergie, so würde
die transversale Windungsrichtung vor wiegen, umgekehrt die longi-
tudinale. Eine nicht unerhebliche Zahl geeigneter Beobachtungen
hat mich nun überzeugt, dass die dolichocephale Form die Entwick-
lung der Windungen in der longitudinalen Richtung begünstigt, wäh-
rend die transversale mehr bei Brachycepbalie hervortritt. Eine ein-
fache Betrachtung erklärte unschwer, wie mir scheint, dieses Ver-
hältnisa. Der Widerstand, welchen die starre Schädelkapsel dem
wachsenden Gehirn entgecenstellt, resultirt in einem Druck auf letzteres
X’.V. Jnhr(tsii|f. 48
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754 Metbb, Einfluss der Schfldelform auf die Richtung der Grotshirnwindungeu.
und wird die sich vorwiegend ausdehnende Grosshirnoberfläche in
der Richtung des stärksten Druckes oder Widerstandes gefaltet
werden.
Dieses Gesetz gelangt selbstredend zu einem um so schärferen
Ausdrucke, je einseitiger der Widerstand der Schädelkapsel, wie das
unter verschiedenen pathologischen Verhältnissen eintreten kann, sich
geltend gemacht hat. Als Beispiel führe ich das Gehirn eines ex-
quisiten Craniuro progenenaeum an. Nach meinen Untersuchungen be-
ruht diese Deformität in erster Linie auf einer Wachsthumshemmung
des Hinterhauptsbeines in sagittaler Richtung, dem sich in zweiter
Linie ein Zurückbleiben des Schädels, namentlich der parieto-tempo-
ralen Gegend, in seiner Höhenentwicklung anschliesst (Arch. f. Psych.
I. p. 126). Dass bei der jungen, zum ersten Male und erst kurze
Zeit psychisch erkrankten Person beide internen Carotiden an ihrem
Beginne erheblich aneurysmatisch erweitert waren, spricht auch wohl
für die Dauer und Höhn des stattgehabten intracraniellen Druckes
(Arch. f. Psych. VI. p. 108).
Der Hinterhauptslappen war überaus dürftig entwickelt. Der
Zwickel batte nicht die Hälfte der normalen Grösse erreicht. Abge-
sehen von den kurzen Stirnwindungen, schien die Convexit&t des
Gehirns in vier breite transversale Windungen zu zerfallen. Wenn
schon die Abgrenzung der vorderen und hinteren Centralwinduug
durch vollständig durchlaufende Furchen ungewöhnlich genannt wer-
den muss, so ist die Existenz zweier weiterer postcentraler Furchen
entschieden abnorm. Die Interparietalfurche reducirte sich auf eine
schmale, die dritte abnorme Transversalwindung durchsetzende
Grube.
Fast noch bemerkenswerther erschien das Verhalten der ersten
TemporalwiDduug. Anfänglich kaum zu erkennen, erschien sie völlig
in die Fossa Sylvii bineingedrängt und in ihrem vorderen Drittheil
durch das hinabgedrückte Operculum von oben und den hinaufge-
schobenen Temporallappen völlig überdeckt; die Parallelfurche des
Temporallappens präsentirte sich in dieser Lage als directe Fort-
setzung der Sylvischen Spalte.
Innerhalb der letzten transversalen Furche, welche ihrer ganzen
Lage nach als eine über den ganzen Occipitallappen verlängerte
Fissura parielo- occipitalis aufgefasst werden muss, finden sich zwei
Windungen operculumartig überdeckt von dem hinteren Rande der
Furche. Bekanntlich bat man diese Ueberdeckung der beiden ersten
Uebergangswindungen Gratiolet’s am menschlichen Gehirne, welche
regelmässig an den Gehirnen gewisser Affen vorkommt, nicht nur
für die Descendenztheorie sondern selbst auf dem Gebiete der Moral-
psychologie verwerthen zu müssen geglaubt. Es ist unschwer zu be-
greifen, wie bei der Compression der Gehirnoberfläche in sagittaler
Richtung kleinere longitudinale Windungen in die Tiefe der trans-
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Ciaccio, Descemetscbe Membran und Ban des Maulwnrfsauges. 755
versalen Furchen gelangen. Es fanden sich in unserem Falle auch
in den übrigen transversalen Furchen vereinzelte Windungserhebungen
versteckt
G. V. Ciaccio, Osservazioni intorno alla Membrana del Descemet
e al mo endotelio con nna descrizione anatomica dell’ occhio
della Talpa europea. Memorie dell’ Accademia delle Science dell' Istitnto
di Bologna 8er. III. T. V. 1875. S.-A. 20 8. 4°. 2 Taf.
I. Ueber die DESCEMET’scbe Membran.
C. selbst stellt seine Resultate folgendermaassen zusammen:
1) trotz ihres homogenen Aussehens ist die DE8CEMBT’sche Mem-
bran zusammengesetzt aus äusserst feinen Fibrillen, die durch eine
besondere, sehr zähe Materie dicht zusamroengehaiten werden. Auch
enthält ihre Substanz (beim Menschen) mikroskopische Hohlräume,
mittelst deren die vordere Augenkammer mit dem Saftcanalsystem
der Cornea communicirt;
2) diesen in der Substanz der DESCEMET’schen Haut befindlichen
Hohlr&umen entsprechen feine Stomata, welche zwischen den einzelnen
Endothelien der DESCEMET’schen Membran nacbzuweisen sind;
3) bei eiteriger Infiltration der vorderen Augenkammer finden
sich mitunter Wanderzeileo in diese Hohlräume des DESCEMET’schen
Membran eingezwängt;
4) die Endothelzellen der Membrana Descemetii zeigen einen
complicirteren bau, als die Autoren ihnen bisher zugescbriebeu haben:
in der Umgebung des Kernes zeigt die Zellsubstanz deutlich eine Zu-
sammensetzung aus netzartig verflochtenen sehr feinen Fibrillen;
5) die diesen Endothelzellen zukomraende Fähigkeit zu amöboi-
den Bewegungen hat ihren Sitz sowohl im Kern wie in der diesen
umgebenden Zellsubstanz und zwar mehr in der letzteren als in dem
ersteren: besonders bei der Reizung oder Entzünduug der Cornea
zeigt die Zellsubstanz die augenfälligsten Gestaltveränderungen.
II. Ueber das Auge des Maulwurfs.
Die Cornea entbehrt der beiden Membranae elasticae; ihre Sub-
stantia propria erscheint auf Querschnitten sehr ähnlich wie die neu-
geborener Säugethiere. — Die Retina zeigt im Verhältnis zu der
Kleinheit des Augapfels eine sehr beträchtliche Entwicklung. Sie ist
aus denselben Schichten zusammengesetzt wie die Retina der anderen
Säugethiere. Die Opticusfaserschicbt ist nur sehr fein, dagegen die
Ganglienzellen- und die moleculäre Schicht relativ bedeutend. Die
MüLLEK’schen Radialfasern fehlen dieser Retina. (Ueber die Zusammen-
setzung der Stäbchen- und Zapfenscbicht macht C. keine Angaben.
Ref.) Die Papilla N. optici ist sehr stark ausgetieft. Die Art. cen-
tralis Retinae dringt von der Retina aus in den Glaskörper ein und
gelangt mit einigen ihrer Aeste sogar bis an die hintere Fläche der
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756 Heitwio, Einheit der Kernformen. Exhss ; Paine, *or Physiologie de* 6»Un-
Linse. — Die Linse ist verhältnissmässig gross and weicht durch
ihre beiden starken, fast höckerartigen Wölbungen sehr von der Linse
der übrigen Säugethiere ab.
Im Ganzen betrachtet würde das Auge des Maulwurfs seiner
geweblichen Zusammensetzung nach einem embryonalen Auge, der
Einrichtung seiner optischen Medien nach einem hochgradig myopen
Auge entsprechen. Bol) (Bom).
B. Hertwig, Beiträge zu einer einheitlichen Auffassung der ver-
schiedenen Kernformen. Morpbot. jairb u. s. es. 1 Tat.
Das Wichtigste am Kern und das für ihn Chaiakteristischste ist
die „Kernsubstanz“, ein Ei weisskörper, welcher, wenn er auch viel
Aehnliches mit dem Protoplasma besitzt, sich doch durch zahlreiche
Eigentümlichkeiten von ihm unterscheidet. Die Kernsubstans ist,
bei den einzelnen Kernen in verschiedenem Maasse, von einer Flüssig-
keit, dem Kernsaft durcbtränkt Die primitiven Kerne sind nichts
als nackte Klümpchen dieser Kernsubstans (Kerne des reifen uud
befruchteten Eies, der Fruchtzellen u. s. w.) Aus diesen primitiven
Kernformen leiten sich die Uebrigen durch folgende Differenzirungen
ab 1) indem sich oine Kernmembran entwickelt (Kei ne der Infusorien)
2) indem sich der Kernsaft und die eigentliche Kernsubstauz sondern,
wobei dann der Kernsaft unregelmässig im Kerne vertheilt wird uud
zahlreiche Vacuolen bildet oder sieb zwischen Kernmeaibran und
Kernsubstanz ausbreitet und so die Bildung von einem oder mehreren
Kernkörperchen veranlasst (bei den meisten thierischen und pflanz-
lichen Zellen), 3) indem ein ernährendes Protoplasmanetz durch die
Poren der Membran in die Kernhöhle eindringt und den von Kern-
saft erfüllten Hoblraum durchsetzt. Loewe.
8. Exner, Zur Lehre von den Gehörsempflndnngen. Pr löge«’» Areb.
XIII. 8. 228—253.
W. Preyer, Ueber die Grenzen der Tonwahrnehmnng. r»mi
pbysiol. Abh. 1. Hft. 8°. VI u. 72 Stn. Jens 1876.
Nach Helmholtz’s Annahme dient die Schnecke zur Wahrneh-
mung von Tönen, während die Geräusche durch die Nerven der Vor-
bofssäckchen und der Ampullen der Bogengänge zur Empfindung
kommen sollen. Nachdem nun aber die Ampullen und das ovale
Säckchen nach den Annahmen von Goltz, Bbeueb u. A. als Organ
für die Empfindung des Gleichgewichts in Anspruch genommen wer-
den, bliebe für die Geräusche nur das runde Säckchen übrig. E.
stellt nun die Frage, ob cs nicht denkbar sei, dass die Schnecken-
faseru, unbeschadet ihrer Function zur Aufnahme von regelmässigen
Schwingungen (Tönen und Klängen), dennoch gleichzeitig die Wabr-
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Eini; Pbeteb, tar Pbyiiologi« des Gehörs.
757
nehmung der Geräusche vermitteln könnten. Als Geräusch benutzt
er das Knistern eines electrischen Funkens, welcher nach TöPLER
wirklich nur eine einzige Luftwelle erzeugt. E. weist nun zuerst
nach, dass die regelmässigen Schwingungen eines durch eine Stimm*
gabsl angeregten Resonators eine gewisse Zeit brauchen, um die
Empfindung eines Tons von deutlicher Höhe hervorzurufen. Diese
Zeit war für einen Ton von 128 Schwingungen gleich 16,9 bis 17,1
Schwingungen, für dessen untere Octave doppelt so lang, also ent-
sprechend der gleichen Zahl von Schwingungen. Um das Maximum
der Empfindung zu bewirken, waren von dem höheren Ton 41 — 51,
von dem tieferen 38 — 46 Schwingungen nöthig. Es frägt sich nuD,
ob die einzige Schallwelle des electrischen Funkens stark genug ist,
eine Schneckenfaser in Erregung zu versetzen. In diesem Falle
müsste auch das Trommelfell durch den Funken stärker bewegt wer-
den als durch den Ton. Am Trommelfell aber lässt sich der Ver-
such anstellen, indem man ein Felsenbein so herrichtet, dass die
Paukenhöhle eine KÖNlG’sche Kapsel für ein empfindliches Flämm-
chen und das Trommelfell die manometrische Kapsel desselben bildet.
Derartige Versuche ergaben, dass die Tonwellen der Resonatoren das
Trommelfell stark erschütterten, während die Schallwellen des Funkens
es nicht merklich zu bewegen vermochten.
Danach würde es scheinen, als ob die Schneckenfasern unmög-
lich die Geräuschempfindung vermitteln könnten. Demgegenüber
macht aber E. auf eine Beobachtung aufmerksam, die von Seebeck
am SAVART’scben Rade, von ihm an electrischen Funken gemacht
wurde, dass nämlich das Intervall zweier oder mehrerer auf einander
folgender Geräusche deutlich die Empfindung einer bestimmten Ton-
höhe hervorrufe, ohne dass sie mit einer Tonemptindung zu verwech-
seln wäre. Ist also die Schnecke nicht zugleich Organ für die Ge-
räuschempfindung, so müsste es ein anderes Organ geben, das neben
der Qeräuschempfindung auch zugleich der Tonhöhonempfindung fähig,
aber nicht durch periodische Luftstösse erregbar wäre. Einfacher ist
es aber, anzunehmeD, dass die Schneckenfasern die Empfindung der
Geräusche (neben der Tonempfindung) vermitteln, und dies ist mög-
lich, wenn man noch die Annahme macht, dass die Erregung
der Schneckenfasern nicht blos von der Elongation der
ihnen mitgetheilten Schwingungen, sondern auch von
ihrer Geschwindigkeit abhänge. Die Welle, welche der elec-
trische Funke erzeugt, würde dann trotz seiner geringen Elongation
eine Erregung bewirken können, weil er eine sehr grosse Geschwin-
digkeit hat. Er muss, wie E. noch genauer durch Schwingungen
einer Feder erläutert, alle Schneckenfasern in Bewegung versetzen,
welche von ihrer Stimmung unabhängig uud dem einwirkenden plötz-
lichen Stosse conform sind. Damit stimmt es überein, dass alle sehr
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758 Exrrr; Prrteb, inr Pbyiiolofjie des Gehör«.
hoben und starken Töne stets den Eindruck eines schrillen Qeräuschs
machen.
P. hat in einer sehr ausführlichen Versuchsreihe die Grenzen
der Tonempfindung genauer bestimmt, als dies bisher geschehen war.
Für die tiefsten Töne gelangte er mit Hilfe metallner Zungen von
APPCN in Hanau zum Ziel. Lässt man die in einem Kasten aufrecht
stehenden Zungen ausklingen und legt in dem Augenblick, da alles
Dröhnen erlischt, die Ohrmuschel fest an die Holzwand des Kastens,
so hört man eiuen tiefen summenden Ton, der bei 24 Schwingungen
in der Secunde für alle Hörer noch deutlich einen musikalischen Cha-
rakter hat. Bei 14 Schwingungen in der Secunde ist der Charakter
des Tons undeutlich, unter dieser Zahl ist kein Ton wahrnehmbar.
Die untere Grenze liegt also zwischen 14 und 24 Schwingungen in
der Secunde. Eine absolute Zahl ist nicht anzugeben, da individuelle
Schwankungen Vorkommen. Bei 19 — 20 Schwingungen haben schon
viele, bei 23 — 24 Schwingungen alle Normalhörigen den Eindruck
eines Tons. P., der im Stande ist, seine Mm. tensor. tymp. willkür-
lich zusammenzuziehen, findet den dabei hörbaren Muskelton dem
Ton von 18 — 21 Schwingungen am ähnlichsten. Auch beim Zusam-
menklingen zweier Töne, welche 16 — 24 Schwebungen geben, hört
P. einen dem Muskelton ähnlichen Differenzton.
Um die obere Grenze zu finden, experimentirte P. mit Stahl-
stäben von KÖNIG) und Stimmgabeln von AppüN. Von den ersteren
gab mi9 (20,480 Schwingungen) noch einen leisen Ton, von den letz-
teren war evul (40,960 Schw.) noch hörbar. Bis zu cvn (16,384 Schw.)
ist der musikalische Charakter noch deutlich und die Intervalle, na-
mentlich die Octaven gut erkennbar, die höheren Töne bewirken
eigenthümliche schmerzhafte Empfindungen. Auch für die höchsten
Töne aber sind die Grenzen bei verschiedenen Personen ungleich, ds
manche sonst gut empfindliche Ohren schon für 10,000, ja für 12,000
Schwingungen taub sind.
Die Feinheit der Unterscheidung von Tonhöhen iit
natürlich noch wechselnder und besonders von der Uebung abhängig.
Zur Untersuchung diente ein Zungenapparat von Appun. Die Em-
pfindlichkeit ist am grössten bei mittleren Tonhöhen (innerhalb der
üblichen musikalischen Scale) und zwar grösser bei etwa 1000 Schwin-
gungen , wobei noch eine halbe Schwingung Differenz erkannt wer-
den kann, während 110 und 109,9 Schwingungen nicht mehr unter-
schieden werden konnten. Der Weber- FECHNEK’sche Satz (psycho-
physisches Gesetz) hat also für Tonhöhenunterschiede keine Geltung.
(Dieses war vorauszuseben, da Tonhöhenempfindungen nicht in der
Intensität verschiedene Empfindungen desselben Nerveu, sondern qua-
litativ verschiedene Empfindungen verschiedener Nerven, wenigstem
nach der allgemein angenommenen HELMHOLTz'schen Hypothese, ^ind.
Ref.) Am empfindlichsten ist die Unterscheidung für mittlere Ton-
Anei. Schmidt, zur Chemie des Eiereiweiss and des Blutserums. 759
lagen in der Qegend des a1 und cu, wo noch 7, Schwingung er-
kannt wird. Unterhalb und oberhalb jener Grenzen ist die Empfind-
lichkeit viel geringer, vielleicht nur in Folge mangelnder Uebung,
Ueber die Empfindlichkeit in der Beurtheilung von Inter-
vallen wurden gleichfalls Zungen benutzt, welche ihre Stimmung
am besten behalten. Bei der Quarte wurde eine Abweichung von
Vijo — Visu sicher erkannt, bei der Quinte schon 7goo> hei der kleinen
Sext etwa Viso» hei der grossen Sext Vioo für erhöhte, 7»oo für ver'
minderte, bei der grossen Terz etwa 7too> hei der kleinen Terz Vioo
bis V1501 hei der Oetave ist die Empfindlichkeit ungeheuer gross bei
höheren Tönen; sie beträgt hier V!00<„ für tiefere V500; für die grosse
Secunde etwa 7J00 — 7m- Alle diese Zahlen gelten für mittlere Ton-
lagen, für tiefere und höhere ist die Empfindlichkeit geringer.
Zum Schluss erörtert P. die Empfindlichkeit der Stille,
welche er für eine wahre Empfindung erklärt, analog der Empfindung
des Augenschwarz. j. Eosenthol.
Alex. Schmidt, Untersuchung des Eiereiweiss und des Blutserum
durch Dialyse. Beiträge *. Anatomie n. Physiologie, C. Ludwig gewidmet.
Leipzig 1876. 8 -A.
Vorliegende Abhandlung bildet eine Ergänzung und theilweise
Berichtigung der früher von Abonstein über das salzfreie Eiereiweiss
gemachten Angaben. Das zur Dialyse dienende Papier war gleich-
falls von DE LA Rue bezogen. Vf. bespricht zunächst (1.) das Dif-
fusat. — Dasselbe enthielt, wie bereits früher angegeben, kleine
Mengen von Eiweiss, einen stickstoffhaltigen organischen Körper,
Aschenbestandtbeile, und zwar nicht nur lösliche, sondern auch un-
lösliche. Die salzsaure Lösung der Asche wird durch Zusatz von
Ammoniak gefällt, das Filtrat davon enthält aber noch Kalk und
giebt bei Zusatz von oxalsaurem Ammoniak einen Niederschlag: in
der Asche ist also mehr Kalk enthalten, als der Phosphorsäure ent-
spricht, selbst bei Bildung von dreibasisch phosphoraaurem Kalk.
Die Asche des Blutserum, sowie des dialysirten Eiweiss verhält sich
ebenso: die unlösliche Asche wird durch die organischen stickstoff-
haltigen Substanzen in Lösung erhalten. — Unterbricht man die Dia-
lyse, nachdem der grösste Theil der löslichen Salze aus der Eiweiss-
lösung ausgetreten ist und sammelt die später erhaltenen Diffusate
gesondert, so enthalten diese überwiegend unlösliche Salze nebst or-
ganischer stickstoffhaltiger Substanz. Nur der Zusatz von den ersten
Antheileu des Diffusates zu der durch die Dialyse gereinigten Eiweiss-
lösung giebt derselben die Fähigkeit wieder, durch Siedehitze zu coa-
guliren; der Zusatz der späteren Diffusate ist in dieser Beziehung
wirkungslos. Es sind also die löslichen Salze, welche die Gerinnung
des Eiweisses herbeifübren. 2. Die fibrinoplastische Su bstanz.
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- 1
760 Alu. Schmidt, xur Chemie des Eiereiweiss and des Blutserums.
Während der Dialyse der Eiweisslösung scheidet sich in derselben
ein feinpulveriger Niederschlag von ffbrinoplastischer Substanz aus.
Derselbe ist allerdings schwerer löslich in verdünnter Natronlauge
und in Essigsäure, wie der durch Ansäuern des gewässerten Blut-
serum erhaltene, doch fallen solche Unterschiede bei der leichten
Aenderung der Löslichkeitsverhäitnisse nicht sehr ins Gewicht und
die Identität dieses Niederschlages mit fibrinoplastischer Substanz
wird vor Allem dadurch gesichert, dass derselbe, zu Blutplasma hin-
zugesetzt, die Menge des Fibrins vermehrt. Die Menge des Para-
globulin, auf diesem Wege abgeschieden, ergab sich so für 100 Cc.
Serum im Mittel von 8 Untersuchungen zu 0,887 Grm. Auch das
Eiereiweiss enthielt Paraglobulin, jedoch viel weniger — im Mittel
von 4 Versuchen 0,134 Grm. in 100 Cc. Eiereiweiss. 3. Das Serum '
und Eieralbumin. 100 Cc. Blutserum gaben an das Diffusat
0,752 — 0,805 — 0,796 — 0,772 — 0,754 — 0,793 Grm.; 100 Cc. Eier-
eiweiss 0,580 — 0,575 — 0,549 — 0,613 — 0,621 Grm. lösliche Salze
ab, Zahlen die mit älteren Analysen übereinstimmen. Die unlöslichen
Salze vollständig aus dem Eiweiss zu entfernen, gelang Scbmidt
nicht, doch ist ihre Menge so gering (wenige Milligramm für 25 Cc.
Serum), dass es mindestens sehr gezwungen erscheint, sie mit der :
Löslichkeit des Eiweiss in Beziehung zu bringen; viel wahrschein-
licher ist vielmehr, dass das Eiweiss an sich ein in Wasser löslicher
Körper ist. Was das Verhalten dieser völlig neutralen von löslichen
Salzen ganz freien Eiweisslösungen betrifft, so trüben sie sich aller-
dings beim Kochen, doch tritt eine Ausscheidung von geronnenem
Eiweiss nicht ein, wie man namentlich beim Verdünnen der erhitzten
Flüssigkeit bemerkt. Ein minimaler Zusatz von Essigsäure stellt die
Gerinnbarkeit wieder her, die Grenze wird aber sehr leicht über-
schritten, so dass nun die mit Essigsäure versetzte Lösung beim
Kochen klar bleibt. Der Zusatz von Kochsalz zu der reinen Eiweiss-
lösung stellt die Eigenschaften des ursprünglichen Eiweiss wieder her.
In Betreff des genauen Verhaltens vergleiche das Original. Die oben
erwähnte mit Essigsäure versetzte Lösung enthält nach dem Kochen
eine caseinartige Eiweisssubslanz. Dieselbe entsteht auch, weun inan
die reine Eiweisslösung mit Alkali versetzt und erhitzt oder längere
Zeit stehen lässt. Unterschiede zwischen dieser Säure und Alkali-
modification sind nicht wahrnehmbar. — Das Erhitzen ist auch aui
die salzfreie Eiweisslösung nicht ohne Einfluss: trocknet man die ge-
kochte Lösung im Vacuum über Schwefelsäure, so ist der Rückstand
im Wasser vollkommen unlöslich: er besitzt dabei das Volumen der
ursprünglichen Lösung und erscheint als poröse, äusserst leichte Masse:
gewissertnaassen ein Gerüst der Eiweisslösung. Vf. bezeichnet die
Veränderung, welche das Eiweiss beim Kochen in der salzfreieu Lö-
sung erfährt, als eine „unendliche Quellung“. — Durch Zusatz von
Alcohol wird eine ganz ähnliche Modification des Eiweiss bewirkt. —
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Ponfick, Leukämie; Ruptur eines Aneurysma
761
Bemerkenswert!) ist noch, dass reines rait 5 Vol. Wasser verdünntes
Eiereiweiss mit einigen Metallsalzen (Kupfer, Zink, Quecksilberchlo-
rid etc.) gar keinen Niederschlag giebt, mit anderen nur, wenn ihre
Menge sehr gross ist. Sicher gefällt wird sie von Platinchlorid, Sal-
petersäure, Gerbsäure und Essigsäure + Ferrocyankalium.
K. Sulkowaki.
Ponflck, Aus dem pathologisch-anatomischen Institut zu Rostock.
I. Weitere Beiträge zur Leukämie. II. Tod durch Ruptur
eines Aneurysmas der Arteria gastroepiploica dextra. Viscnow «
Arcb. LXVIL 8. 367.
Unter ausführlicher Mittheilung zweier Fälle bespricht P. in der
1. Abhandlung besonders die Frage, ob der Ausgangspunkt der
Leukämie immer im Knochenmarke zu suchen sei. Der erste Fall
ist ein vorzügliches Beispiel medullärer Leukämie; auch bei dem
zweiten sind dio pathologischen Veränderungen des Knochenmarkes
sehr viel bedeutender als diejenigen der Milz, trotzdem aber hält P.
denselben sicher für einen ursprünglich lienalen, weil sich die Leuk-
ämie an ein Trauma (Hufschlag) anscbloss, welches Pat. etwa l1/, Jahre
vor seinem Tode erlitten hatte (die subjectiven Symptome der leuk-
ämischen Erkrankung waren aber erst V* Jahr vor dem Tode auf-
getreten) und dessen Residuen in Form von Verwachsungen, fibrösen
Verdickungen der Kapsel etc. an der Milz, Leber, Diaphragma etc.
bei der Section gefunden wurden. Vf. weist darauf hin, dass viel-
leicht eben diese Perisplenitis etc. der weiteren Entwickelung des
leukämischen Processes in der Milz ungünstig waren, so dass sie
von dem Knochenmark gleichsam überholt werden konnte. Es fehl-
ten in diesem Falle gänzlich die sog. Uebergangsformen der Körper-
chen im Blute, ein neuer Beweis, dass diese durchaus nicht als ein
pathognomonisches Zeichen für medulläre Veränderungen angesehen
werden könnte, da eben ihre Abwesenheit nicht beweist, dass auch
diese fehlen. Derselbe Fall ist ferner noch höchst interessant durch
das Vorhandensein einer Reihe scharf umschriebener Herderkrankun-
gen im Knochenmarke, beruhend auf einem Blutergusse in das hyper-
plastische lympboide Gewebe. Diese hämorrhagischen Infarcte glei-
chen ganz den schon länger bekannten in der Milz und sind wie
diese der Ausdruck einer localen Steigerung der allgemeinen sym-
pathischen Affection des Knochenmarkes, Wirkungen einer allgemei-
nen, einer Blutkrankheit. Im Uebrigen gehören diese beiden Fälle
zu jenen, wo das Knochenmark ein Aussehen besitzt wie Himbeer-
gelee, welche als ein früheres Stadium jener anderen anzusehen sind,
wo in Folge der dichteren Infiltration mit jungen Zellen eine Isch-
ämie und in Folge dessen ein eiterartiges Aussehen des Markes be-
dingt wird.
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762 Voot, Nervennath u. Nervendehnung. Bikokl; Grakffmer, Patin» paradoxal.
In der zweiten Abhandlung wird als Unicum ein taubeneigrosse*
geplatztes Aneurysma der Art. gastroepiploica dextr. beschrieben
(neben mehreren kleineren), welches Vf. als ein emboliaches (CbL
1874, 185) nach weist, ausgegangen von einer ganz alten recurriren-
den Endocarditis mitralis, welche selbst nur geringe Störungen ver-
ursacht hat. Orth.
Vogt, Beitrag zur Neurochirurgie. Deauch* Zett«chr. f. cur. vii. 8. tu.
1. Die Nervennath. Die von Richet und Hüter zuerst em-
pfohlene indirecte Nervennath bezweckt mittelst einer nur das para-
neurotische Bindegewebe umfassenden Schlinge die Nervenstümpfe
gegen einander zu bringen, ohne diese selbst durch Stich oder Ein-
legen des Nathmaterials zu reizen. V. versuchte dieselbe mit Erfolg
bei einer Durchtrennung des Medianus und behauptet auf Grund von
Thierversuchen , dass auch sie eine Heilung per primam im eigent-
lichen Sinne nicht einzuleiten vermag, indess zur relativ schnellsten
Verwachsung und Wiederherstellung der Leitung desswegen führe,
weil wegen fehlenden Reizes der durch die Stümpfe gelegten Fäden
die unvermeidliche körnig -fettige Degeneration auf die Schnittenden
und deren nächste Umgebung beschränkt bleibt. — Sind directe So-
turen zur Erzielung einer genauen Berührung der Nervenenden durch-
aus nothwendig, so wähle man feinstes Material, etwa Catgut No. 0
und daneben die paraneurotische Nath. —
2. Die Nervenlösung und Nervendehnung. Die Lösung
des Plex. brachialis aus einer Callusmasse durch Resection des Ober-
armkopfes bewirkte bei einem 11jährigen Mädchen, welches nach
einer Doppelfractur am chirurgischen Halse die Fähigkeit activer Be-
wegungen und die Sensibilität vom Ellenbogen bis zu den Fingern
verloren hatte, eine allmähliche Rückkehr der Bewegungen und Em-
pfindungen. Der Schlusseffect blieb mangelhaft, weil Pat. sich der
Behandlung entzog.
Zwei weitere Krankengeschichten berichten von einer Functions-
abschwächnng des N. ulnaris in Folge von Einbettung desselben in
Narbengewebe. Das eine Mal wurde durch subcutane Discisioo der
Narbe, das zweite Mal durch Freilegung und Dehnung des Nerven
Besserung der Function erzielt. Wüb. Koeb.
Riegel, Ueber die respiratorischen Aendernngen des Pnlses nnd
den Pnlsns paradoxas. Bert. kli». Wocheuscbr. 1876. No. 26.
Graefiher, Pulsus paradoxus bei eitriger Pericarditis nnd doppel-
seitiger Pleuropneumonie. Bert. klin. Wochen»chr. 1876. No. 27.
R. weist zuerst nach, dass es bei hinreichend tiefer Athmung
“ Ph“" " I
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Pitrbe, Hemiftuiisthesie nach Gehirnapoplexie
763
Schwankungen des Blutdruckes auf sphygmographischem Wege dar-
zustellen. An derartigen Curven kann man sich ferner überzeugen,
dass jedesmal mit der Inspiration die Höhe der einzelnen Curve etwas
abnimmt, um während der Exspiration wieder zuzunehmen. Diese
Resultate erhielt R. bei zwei Kranken, die an geringfügiger frischer
Pericarditi8 (ohne Exsudat und Verdickung des Pericards) litten, nach
deren Ablauf die erwähnten respiratorischen Pulsveränderungen in glei-
cher Weise bestehen blieben. Da Vf. dieselben nicht auf die geringen
pericarditischen Störungen beziehen mochte, so untersuchte er eine
grosse Reihe von Pulscurven anderer zum Theil gesunder Individuen,
namentlich aber jugendlicher Reconvalescenten und wies nach, dass
auch bei diesen die analogen Pulsveränderungen während tiefer In-
spiration auftrcten, während sie bei ruhiger Athmung kaum ange-
deutet sind. Ausser in der Paradoxie bestanden diese Pulsverände-
rungen noch in einem Deutlicherwerden und Tieferrücken der Rück-
stos8wello und in einer Zunahme der Raschheit der Pulse während
der Inspiration. Zur Erklärung dieses „physiologischen Pulsus para-
doxus“ weist R. auf die Druckverbältnisso innerhalb des Thorax wäh-
rend der verschiedenen Athmungsphascn hin und wirft schliesslich
die Frage auf, ob in pathologischen Fällen der Art das Phänomen
auch schon bei oberflächlicher Athmung vorkäme. —
2) Ein 33jähriger Arbeiter erkrankte während eines Anfalles
von Delirium tremens an doppelseitiger Pneumonie, in deren Verlauf
eine eitrige Pericarditis hinzutrat. Gleichzeitig wurde während jeder
Inspiration ein Niedrigerwerden der Pulswelle an sämmtlichen der
Palpation zugänglichen Arterien constatirt, ohne dass dabei die Herz-
töne schwächer wurden, oder die Halsvenen anschwollen. Weiterhin
entwickelte sich noch ein doppelseitiger Pleuraerguss. Das beschriebene
Pulsphänomen blieb bis zum Tode, welcher am 21. Krankheitstag er-
folgte, constant. Bei der Section fanden sich ausser den in vita an-
genommenen Veränderungen noch straffe ringförmige Adhäsionen zwi-
schen dem Anfangstheil der Aorta (bis zur Umbiegungsstelle) und
dem Herzbeutel. Letzterer war mit beiden Lungenrftndern fest ver-
wachsen. G. ist der Ansicht, dass in diesem Fall die Verengerung
der Aorta, welche den paradoxen Puls zur Folge hatte, durch den
von den Lungen auf das Pericard ausgeübten Zug bewirkt wurde,
während das Herz durch pericarditische Veränderungen in seiner Wir-
kung geschwächt war. Litten.
A. Pit res, 8nr l’hlmianesthäsie d’origlue cf$r6brale et snr les
troubles de la vae qui l’accompagnent. Progr. m<sa. me. No. 29.
Bei einer 58jäbrigen, linksseitig hemiplegischeu Frau taud sich
die Sensibilität der Haut der gelähmten Seite in fast allen ihren Qua-
litäten bedeutend gegen die rechte Seite herabgesetzt. Dasselbe galt
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764
Bimbekoeb; Hahbcbobr, lösliches QnecksilberalbBmiDBt.
vom Geschmack auf der linken Zungen-, vom Geruchsvermögen der
linken Nasenhfilfta. Das linke Auge wich nach innen bin ab, nach
links hin waren die Bewegungen beider Augen beschränkt. Das
rechte Auge besass nur halbe Sehschärfe, die des linken war noch
mehr herabgesetzt. Die Gesichtsfelder beider Augen waren für weiss
und verhältnissmässig für die Farben concentrisch eingeengt Atrophie
und Neuritis der Nv. optici war nicht vorhanden. Auf Vertical- und
Transversalschnitten der rechten Hemisphäre sab man in der Mitte
des Thal, opticus einen mandelgrossen, ockerfarbenen Herd, der sich
nach oben hin verlängerte und ein Stück der Ventrikelfläche des
Sehhügels eingesunken erscheinen liesa ; der Nucl. caudatus war in
einer Ansdehnung von 2 Cm. zerstört, die innere Kapsel wurde von
dem Herde erreicht an der Vereinigungsstelle ihres hintersten mit
den drei vorderen Vierteln. Hier zeigte die innerste Partie des
Linsenkerns eine leicht gelbliche Färbung, war aber sonst intact
Die übrigen Theile der Hemisphäre, der Kopf des Nucl. caudatus,
ebenso die vorderen Zweidrittel der Kapsel, das Centr. ovale und
die Windungen waren ohne Verletzung. —
(Vgl. hierzu die Fälle des Ref: Berl. klin. Wochenschr. 1875,
September, und LaNDOLt’s, Progrö« m6d. 1875. S. 468). Bamhardt.
Bamberger, 1) Ueber hypodermatlsche Anwendung von lös-
lichem Qnecksllberalbaminat. Wiener med. Wocheoacbr. 1876. No. 11.
2) Nachträgliche Bemerkung über die Darstellung des lös-
lichen Quecksilberalbuminats. Du. No. u.
Hamburger, Bemerkungen zur Darstellung des lösliehen Qneck-
silberalbuminats. Du. No. 14.
B. schlägt zur Darstellung des obigen Präparats folgendes Ver-
fahren vor: Von den Membranen gereinigtes HUhnereiweiss wird mit
H,0 verdünnt und filtrirt. Die Filtration erfolgt leicht wenn zu dem
Eiweiss das vierfache Volumen an Wasser biozugefügt wird. Zu dem
Filtrat wird eine 5 procent. HgC)t-Lösung hinzugesetzt, der entstehende
Niederschlag duich IS — -ü pCt. NaCi-Lüsuug aufgelöst und nun erst
filtrirt. Es ist zweckmässig so viel HgCl, hinzuzusetzen bis alles Ei-
weiss gebunden ist, jedoch nicht mehr. Zur Bestimmung dieses Mo-
ments schlägt H. (im HoPPKRT’schen Laboratorium) vor das COyNa,
zu benutzen in derselben Weise wie bei der LiBBio’scben Harnatoff-
filtrirung. Zu einer bestimmten Menge von Eiweisslösung wird eine
Sublimatlösung von bekanntem Gehalt zugesetzt so lange bis der aus
dem Gemisch herausgehobene Probetropfen in dem Uhracbälchen mit
CO, Na, -Lösung sich gelb färbt. Zur Herstellung des Präparats rätb
dann H. 0,2 Cc. Sublimatlösung weniger zuzusetzen als die Rechnung
ergiebt. B. hält es für besser diesen Abzug nicht zu machen, son-
dern den Hg- Ueberschuss zu beseitigen durch nachträglichen vor-
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Rollst. Fick. Hopfest.
765
sichtigen Zusatz von Eiweisslösung genau bis zum Sättigungspunkt.
Dies so hergestellte Präparat enthält rechnungsgemäss 1 pCt. Subli-
mat, und fast genau dieselbe Queckailbermenge fand B. bei quanti-
tativer Bestimmung, ein Beweis, dass alles Sublimat in Quecksilber-
albuminat umgewandelt war. Diese 1-pCt. -Lösung ist zum Gebrauch
wegen der bequemen Dosirung zweckmässig. B. sah bei subcutanen
Injectionen keine von den unangenehmen Folgen wie bei Anwendung
von Sublimatlösung: Schmerzen, Entzündung etc. Der Heilerfolg trat
rasch ein. Salivation kam nicht vor. Im Harn liess sich das Hg
sehr bald nachweisen. Auch innerlich hat B. das Präparat längere
Zeit gegeben ohne .Störungen der Magenthätigkeit zu bemerken.
Schiffer.
A. Rollett, üeber einen Nerveuplexus und Nervenendigungen in
einer Sehne. Wiener ecad. Sitznngsber. LXXIII. Januar 1876.
Die Sehne des M. sterno-radialis dea Frosches erhält ganz conatant bei beiden
Geschlechtern nabe ihrem Insertionsende am Os autibrachii ein ansehnliches Ncrven-
stnmmcheu markhaltiger Fasern, welche im Innern der Sehne einen ziemlich reichen
Plexus bilden und schliesslich dort endigen.
Die Endigung der einzelnen Fasern geschieht nach wiederholten und in kur-
ten Intervallen auf einander folgenden dichotoniiscken Tbeilungen in eigeutbiimlicben
Gebilden, den sog. Nervenschollen (R.), welche mit den motorischen Endplatten der
quergestreiften Muskelfasern mannigfache Uebereinstimmungen zeigen. Wenn Sechs
(Cbl. 1876, 430), der das gleiche Untersucbnngsobject stndirte, diese Endignugsweise
verborgen blieb, so erklärt er dies daraus, dass Sachs sich nicht der vou ihm ange-
wandten Methoden (Ostuiumsäure 0,5 pCt. und HCl 1: 1000) sowie mancher bei der
Unterauchuug dieser Sehne nothwendigen Vorsicbtsmaassregeln bediente.
lieber die physiologische Bedeutung dieser Nervenendigungen lässt sich Be-
stimmtes nichts aussagen. Der Umstand, dass es R. nicht gelang, einen Reflex von
dieser Sehne ausxulösen, sebeiut dafür zu sprechen, dass hier centrifugale und nicht
sensible Nerven vorliegen. Boll (Rom).
A. Fick, lieber quere Nervendurchströinung. Arbeiten a. d. physioi.
Labor, d. Wflrzb. Hochschule. 8. 270 — 287.
Die Frsge, welchen Einfluss der Winkel, unter dem ein Nerv von einem elec-
trischen Strom getroffen wird, auf die Stärke der Erregung bat, wurde von F. von
Neuem untersucht. Ein Glaskästcben wurde mit 0,6 pCt. Kochsalzlösung gefällt, der
Nerv darüber gebrückt and der Strom der Länge nach durch das Kochsalz geleitet.
Es worden nun die Stromstärken bestimmt, welche bei verschiedenen Lagen des
Nerven zur Auslösung einer minimalen Zuckung nöthig waren, bestimmt. Um die
Länge der durchflossenen Nervenstrecke coostant zn erhalten, wnrde in einem Theil
der Versuche das Kästcheu mit einem dflnneu isolireudeo Deckel, der ein kreisrun-
des Loch hatte, bedeckt. Die Stromstärke als Ordinaten und die Winkel als Ab-
seissen gedacht ergab sich eine Curve, welche von der Cosinuscurvo nur unerheb-
lich abwich. j. Rosentbsl.
Huppert, Ueber den Nachweis des Paralbumins. Prag. med. woeben-
sobr. 1876. No. 17.
Vf. ertiiuert *n t.ütrlt- 1 df.ran, dass in neuerer Zeit wiedrrliolt an von dem
Ovuriiun durclian« entfernten Orten und u. A. auch in Asc tesflü^igkeit Paralbumin
y Google
766
HCriiEB. Manabszib. PflCuhh.
»ufgefuuden worden ist. Andererseits können die beiden von Spikqrlbkro angege-
benen Proben eebr leicht sn IrrthQmein führen: eine jede eiweissbaltige Flüssigkeit
liefert beim Verdünnen nnd Dnrcbleiten von CO, einen Niederschlag von Globulin,
der sieb ebenso verhüll wie das Paralbumin, eine jede liefert mit AJcohol einen
Niederschlag, der sich auch nach längerem Stehen unter AJcohol wenigstens tnm
Tbeil wieder in Wasser löst. Wenn dieses Verhalten beweisend sein soll, muss sich
der grösste Theil des Niederschlages in Wasser lösen. Als wirklich charakteristisch
für das Paralbnmin ist 1) sein Verhalten beim Kochen unter Zusatz von Essigslore
ansusehen. Bei einer Lösung von ßerumeiweiss gelingt es leicht, den Essigsüere-
susats so su treffen, dass beim Aufkocben sich alles Albumin in groben Flocken
aussebeidet und die Flfissigkeit klar wird; beim Paralbumin gelingt dies nicht. Ms f
man den SKnresuaats wählen wie man will, immer bleibt die Flüssigkeit milchig
trüb. 2) Bildet sich in einer paralbuminbaltigen Flüssigkeit Zucker wenn man bs
einige Zeit auf dem Wasserbad mit schwacher Salzsäure digerirt. Es genügt sehne
’/ioProcentige Salzsäure. Das Paralbumin ist aber, wie schon bemerkt, nach Vf.
nicht charakteristisch für Ovarialayaten, es kann sich auch in AsciteaSüsaigkeit und
in anderen Cysten finden. e. Salkovskt
G. Hüfner, Ueber eine neue einfache Versuchsform zur Ent-
scheidung der Frage, ob sich niedere Organismen bei Ab-
wesenheit von gasförmigem Sauerstoff entwickeln können. Jourt.
f. pract. Chem. N. F. XIII. S. 476.
Die zu dem Versuche benutzten langhalsigen Kolben hatten am Halse eieec
kleinen seitlichen Ansatz, in den ein Tropfen faulender Flüssigkeit gebracht wurde.
Der Kolben enthielt Fibrin and Wasser, die Lnft wurde durch starkes Kochen ent-
fernt, dann zugeschmoiseu. Nach dem Erkalten wurde durch Umkehren des Kolbens
die Fänlnissfiüssigkeit der übrigen Flüssigkeit zugemisebt Die Kolben 2 Wortes
bi i 30° aufbewahrt: das Fibrin zerfiel während dieser Zeit zu schwärzlichen, krüm-
ligen Massen. Der Kolben wurde ausgepumpt und das Oas analysirt; es bestand
im ersten Fall aus 67,34 pCt. CO, und 42,60 pCt. H; im zweiten ans 77,72 CO, nad
22,20 H. — Die Flüssigkeit batte einen sehr Übeln Geruch und enthielt tbeil» lebende
theils abgestorbene Bacterien. Es ist damit aufs Nene erwiesen, dass sich nieder»
Organismen bei Abwesenheit von gasförmigem Sauerstoff nicht allein zahlreich var-
mebren, sondern auch Arbeit leisten können. E. gilkowsAi
W. Manassein, Zur Lehre von der Spirochaete Obermeieri. Peterxh.
med. Wochenschr. 1878. No. 18.
Bei einer 34 Jahre alten Pat. entwickelte sich am rechten Oberkiefer eine
von der Wand der Highmorshöhle ansgebend« Cyste, nnd aus dieser dann eine
Fistel, die sich am Zahnfleisch nach aussen nnd oben vom Eckzahn öffnete. Bei
Druck auf die Geschwulst entleerte sieb erst ein Tropfen guten Eiters, welchem
etwas mehr flüssiger seröser Eiter folgte, welcher ausser Eiterkörperchen noch Chole-
stearinkrystalle sowie 8pirochaete in grösserer oder geringerer Menge enthielt. Ut
Zahnbelag, Speichel und Blnt der Pat. wnrde Spirochaete jedoch nicht gefunden.
Seaazor.
E. Pflüger, Hyoscyamin. Arch. f. Augen- u. Obrenheilk. V. 1. S. 18*.
Die an Menschen, Katzen und Kaninchen angesteliten Versuche lieferten da»
Resultat, dass das nach dem im chem. Handwörterbuch von Dämmer angegebenes
Verfahren bereitete Hyoscyamin ähnlich wirkt wie Atropin, aber rascher and ai-
halteoder die Pupille erweiteit als letzteres. Bei Injection von Hyoscyamiolörang
in die vordere Kammer von unmittelbar nach eingetretenem Tode exstirpirtea Ka-
ninchenaugen war der Erfolg durebgebends ein negativer. Michel ; Erliegen).
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KOST. KÜSSNER. Jsnrzr u. Reynolds. Scbiter.
767
Kusy, Ein billiger Ersatz der Jeffroy’schen Kettensäge, wiener
med. Presse. 1876. No. 32.
Die „Spiralschnarsäge“, welche Vf construirte, soll nicht nur gestatten nach
einer einaigen Richtung und gradlinig tu sägen, sondern beliebige Contouren aus
dem Knochen an schneiden. 8ie besteht 1) ans einem geschärften , schnnrfürmigen
Drahtgewinde von 2 Mm Dicke: der 8piralscbnur; 2) einer durch eratere durchan-
fädelnden Spannachnur, woan umsponnene Zithersaiten verwendbar sind. Sie soll
die Ausdehnung der beim Sägen angezogenen Spiralscbnnr verhindern. 3) Aus Griffen,
die aur Fixirnng nnd 8pannung der 8piral- und 8pannschnur dienen. E. Klister.
B. Küssner, Aus der med. Klinik des Hrn. Prof. Naunyn in
Königsberg. Zwei Fälle von Leukämie. Beri. kiio. Wochenschr.
1876. No. 9.
Der erste Fall betrifft eioe 46 jährige Frau, welche mit starkem Frost nnd
nachfolgender Hitse, die sich später bis anf 40,8° erhob, erkrankte, Milzschwellung
und 8törung des Sensoriams sowie Petechien anf der Hant and Blatnngen auf ver-
achiedenen Schleimhitnteu teigte and gegen Ende der 2. Krankheitswoche starb.
Das Blut hatte bei den in den letsten Tagen vorgenommenen Untersuchungen leuk-
ämische Beschaffenheit geteigt. Die Section ergab aasser verschiedenen Häraor-
rbagien eine chocoladenübnlicbe Färbung der Gerinnsel in den Herzhöhlen, Mila-
nnd Lebervergrössernng, eiteräbnliche Beschaffenheit des Knochenmarks und keine
VerXndernng im Darm.
ln dem zweiten Fall, einer lienal-myelogenen Leukämie bei einem 38jährigen
Manne erfolgte der Tod nnter Erscheinungen, welche denen einer Peritouitis glichen
und, wie die Section zeigte, von einem grossen Bluterguss iu die Muskeln und das
Unterhautgewebe des Abdomens bedingt waren. Senator.
Jenner and Reynolds, Leucocytosis with elevation of temperature;
deep-seated snppuration, diseharge of pns; recovery. Lanceti876.
II. No. 8.
Die Vf. weisen dnrcb eine Krsr.Hngescbicbte nach, dass bei Eiterungen eiue
Zunahme der weissen Blutkörper statt. Indet, welche aufhört und einem normalen
Verhältnis* Platz macht, sobald der Eiter freien Abfluss hat. Der Fall ist folgen-
der: Ein 17jäbriger Junge, welcher an Perityphlitis litt, bot eine auffallende Blässe
dar. Da dieselbe immer stärker wurde, untersuchte man das Blut und fand eine
bedeutende Vermehrung der weissen Blutkörper, welche beständig znnahm. Jsnkeb
diagnosticirte Lcucocytose trotz fehlenden Milztumors nnd Drüsenschwellungen. All-
mählich bildete sieb ein Abscess in der rechten Lumbargegend heran», welcher er-
öffnet wurde. Nach der Incision nahm die Anzahl der weissen Blntkörper rapid ab
nnd erreichte bald die Norm, während sieb das Aussehen and das Befinden des
Kranken wesentlich besserte. (Vgl. Apolant, Cbl. 1874, 302). Litten.
Scriven, Malarious and other fever« in Iudia. Lancet 1876. n. No. 6.
Vf. macht auf die Thatsache aufmerksam, dass iu Indien Intermittenten in
Cbolerajabren, besonders nach dem Erlöschen der letztem Epidemie, viel schwerer
nnd pernieiöser verlaufen, als gewöhnlich. Dabei traten gastrische Beschwerden be-
sonders in den Vordergrund. Ferner betont er die Schwierigkeiten in der Diffe-
renzial-Diagnose zwischen Intermittens and Cholera einerseits and Typhus anderer-
seits. Es kämen dort (Lahobg) Fälle von Intermittens vor, deren Paroxysmen genau
an dos 3. Stadium der Cholera erionerten, aber ohne Suppressio urinae verliefen.
Luftwechsel und Chinin heilten derartige Fälle gewöhnlich. Litten.
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768
H*r8M. Hillcr. Fbikdbirorh. Binz.
Hayern , LMous des nerfs des membres cousdcutiTes & l’ampu-
tatiOn. Progr. mii. 1876. No. 11.
Die Nerveu, welche Stümpfen amputirter Glieder angeboren, fand H. volumi-
nöser nnd härter, als anf der gesuuden Seite. Hauptsächlich kommt diese Volumens*
Vermehrung durch Wucherung der biodegewebigeu Elemente zu Stande: Dilaceratioas-
und Querschnittcpiäparate zeigten in geriuger Anzahl theils ganz normale Nerven-
fasern, tbeils in Bündeln angeordnete Nervenfasern von extremer Feinheit Vt
glaubt dauach, dass in den Stümpfen viele Nervenfasern (die, welche in dem an-
putirten Theil ihre Endigung fanden) degenerireu und 'nach einer gewiesen Zeit durch
ein kleines Bündel neugebildeter Nervenfasern ersetzt werden. Die Veränderung«!
erstrecken sich durch den ganzen Nerven hindurch. In der Discussion über dies«
Mittheilurig machte Cmabcot auf die Arbeit Wzstpbal’s aufmerksam (Cbl. 1874. 892).
der am Nv. radialis eines Bleikranken ähnliche Veränderungen beschrieb. Bernhard
Fr. Heller, Ein Fall von angeborener Chorea. Wien. med. W och so-
sehr. 1876. No. 19.
Unmittelbar nach der Geburt brachen bei einem vorzeitig geborenen Kind«
(in der Mitte des 8. Monats) chortaartige Krämpfe aus, welche nur während das
tief'ti-o Schlafes sistirten. Diese Affection sowohl wie ein allmählich auftretender
Na« i.uatnrrh. der nach einer Stunde mit geräuschvollem Niesen endete, wurde durch
kle i.e Gaben Chloral schliesslich gehoben, obgleich die Choreabewegungen , weaa
auc « in abnehmender Iutensität, bis zum Ende des 2. Lebeuamonat* auhielteo. Dt«
Kind ist zur Zeit 1% Jahr alt und ziemlich kräftig und gesund. Die Mutter ist etwa*
anämisch, soust gesund. Bernhardt
Friedberger, Herpes tonsurans bei einem Hunde mit lieber-
tragung auf den Menschen. Arcb. f. Thierheilk. 1876. 8. 86». 4 Abbild
Ein an Herpes tonsurans leidender Hund übertrug das Leiden auf -in Dienst-
mädchen und eiuen Knnbeu, die sich viel mit ihm abgaben. Impfungen vou des
Schuppen des Hundes auf 4 Menschen blieben erfolglos, ebenso bei Uebertragaog
auf einen Hund, während ein zweiter Hund nach 19 Tagen deutlichen Herpes tca-
surans zeigte. Versuche bei Katzen, Hühnern waren erfolglos, Impfung beim Ka-
uincheu gelang, und zwar wieder unter dem Hildo des Herpes tonsurans. Mikro-
skopisch fand Vf. stets Conidicu, meist Fäden und häufig Micrococcen io grosser
Zahl. Im Haarinneren waren nie Pilzfäden enthalten. O. Simor.
C. Binz, Die Zerlegbarkeit des salicylsanren Natrons. B*ri. küs.
Wochenschr. 1876. No. 27.
Behandelt man eine wässrige Lösung von salicylsaurem Natron mit COt and
Aetber so wird die 8alicylsäure frei und vom Aetber, in dem sie leichter löslich if?
als im Wasser, aufgenommen. Harn mit salicylsaurem Natron und COt versen:
widersteht der Fäulniss läuger, selbst um Wochen, als wenn er uur mit dem Saht
allein versetzt ist. Vf schliesst daraus, dass die« Salz durch CQt zerlegt wird and
nimmt nn, dass diese Zerlegung in den Körpergeweben ebenfalls stattfindet. Dia
freie Salicylaäure gehe dann an Stoffe, au denen sie grosse Affinität besitze, gewisse
Krankheitserreger. — (Vgl. gegen diese Ansicht Flkisohkb, d. Bl. No. 36). Schiffer.
Druckfehler: 8. 742 ZI. 18 v. o. lies: die interlobularen Aeete der V. port
- - * — .
Einsendungen für da» Centralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Professor Senator.
Berlin (NW.) Bauliofrtr. 7 (am Hegelplatz), und ProfetBor Roaenthal. Erlangen, oder (unter Detsrhlna» -
an die Verlagabandlung, Berlin (NW.), unter den Linden 68, adresslren.
Verlag von August ilimcbwahl in Berlin. — Druck von H. 8. He rm «du ln Berlin.
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ft rz i
Wöchentlich crechelnen
X— 2 Bogen; um Schlüsse
des Jebrgmnjfs Titel, Na-
men- and Sachregister.
Centralblatt
für die
Preis des Jahrganges
20 Mark; zu beziehen
durch alle Buchhandlan-
gen and Postanstalten.
medicinischen Wissenschaften.
Dr. J. Bosenthal,
Profowor in Erlügen.
Redigirt von
und
Dr. H. Senator,
Professor ln Berlin.
1876. 98. October. No. 44.
Inhaiti Webkb, Pilocnrpiora mariatieum (Orig.-Mittb.). —
v c la Valette St. Obobob, Spermatogene.e bei den Amphibien. —
Z IRQ leb, pathologische Gewebsneubildung. — Bericht des Rudolph - Spitgls. —
Rühbig, Hautreize. — Lürmann, Oesopbagusfistel. — Müller, Typhusepidemie.
— Vob», UebertragUDg der Syphilis durch Milch. — Fleck, Gärung. —
Fkrling, Beckenform beiin Fötus. — Co l,tuiatti, Kniegelenk. — Ows-
jabbiiow, Reflexe im Rückenmark und der Med. oblongata. — Raodlt, Einfluss
der CO. anf die Atbmung — Vogel, Status cribrosus des Gehirns. — Hras, Ob-
struetion durch eine Ovarialcyste. — Volkhanb, Myom der Harnblase. — Kais.
babbb, Näseln. — L.visii, aente Myelitis. —
Heber die Wirkung des Pilocarpium muriaticum.
Von Dr. Adolph Weber, Geb. Med.-Rath zu Darmstadt.
Nachdem ich mich in meiner ophtbalmologischen Praxis schon
geraume Zeit des Infuses von Folia Jaborandi mit grossem Erfolge
bedient hatte, erhielt ich im Mai dieses Jahres zu Versuchszwecken
von der MEBK’schen Fabrik ein Präparat unter der Bezeichnung Pilo-
carpium muriaticum, welches das Alkaloid der Jaborandi enthalten
sollte. Das Präparat stellt ein weisses durchsichtiges krystallinisches
Salz dar voo leicht bitterem, zusammenziehendem Geschmack und ist
in gleichen Theilen Wasser farblos löslich. Dasselbe wurde gewonnen
aus Pernambuco- Jaborandi, während das sog. Brasil- Jaborandi kein
Alkaloid enthalten soll. Die Ausbeute aus 100 Kilogramm Herb. Jabo-
randi ist 70 Gramm des salzsauren Salzes, wobei aber noch ein Theil
des Alkaloids in der Mutterlauge stecken bleibt, ein anderer Theil
bei der Fabrikation durch Zersetzung verloren gebt; beide Verluste
zusammen wurden von Merk auf 30 — 40 Gramm pro 100 Kilogramm
berechnet, worüber ich aber einige Zweifel nicht unterdrücken kann,
weil in diesem Falle die subcutane lnjection des reinen Alkaloidsalzes
nur etwa gleich stark wirkte wie ein Infus von der äquivalenten Menge
Jaborsndiblätter, was doch gegen die allgemeine Erfahrung über die
XIV. Jahrgang. 49
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770
W»er, Pilocarpium murinticum.
grössere Wirksamkeit subcutaner InjeetioneD von Alkaloiden gqHb-
über dem innerlichen Gebrauch der rohen Drogue verstösst. Tct
muss nämlich aus vielen Versuchen die Wirksamkeit von 1 Cc. 2 pro-
centiger salzsauren Pilocarpinlösung gleichsetzen einem Infus von
5 Grm. Fol. Jaborandi auf 120 Qrm. Wasser.
Die Versuche nun, welche ich mit dem von Merk mir über-
gebenen Pilocarpium muriaticum anstellte, sprechen dafür, dass es
diejenigen Eigenschaften besitzt, um derentwillen man das Jaborandi
in die ärztliche Praxis einführte, nämlich Erreguug starker Speichel-
und Schweisssecretion. —
Als erste und constanteste Wirkung, die selbst bei kleinen Dosen
(0,5 Cc. ‘/«procent. Lösung) nicht ausbleibt, giebt sich vermehrte
Speichelsecretion kund: sie tritt 3 — 5 Minuten nach der sab
cutanen Injection in den Oberarm ein und überdauert meist stunden-
lang die Schweisssecretion, seltener scbliesst auch sie mit derselben
ab, ja sie tritt nach Dosen ein, nach welchen eine vermehrte Schwei»*
secretion nicht zu constatiren ist. Mit der Stärke der Dose wächst die
Dauer der Salivation und die Quantität des abgesonderten Speichels.
Die Schweisssecretion, welche nur in ganz seltenen Fällen
und bei sehr geringen Dosen (0,5 Cc. einer V* procent. Lösung) aos-
bleibt, folgt der Speichelsecretion auf dem Fusse, seltener um 5 Mi-
nuten später; sie beginnt meist zuerst am Kopf, sich nach und nacb
über den ganzen Körper ausbreitend, nicht selten unter intensivem
Kältegefühl, so dass die Patienten mit den Zähnen klappern und
sich einzuhüllen wünschon. Die Dauer der Schweisssecretion ist
nach der Stärke der Dose etwas verschieden: bei unserer üblichen
Dosis, 1,00 Cc. einer 2 procent. Lösung, welche mir, wie oben ge-
sagt, einem Theo aus 5,00 Grm. Jaborandiblätter zu entsprechen
scheint, ist die Dauer im Durchschnitt 1 Stunde, wenn die Patienten
ausser Bett bleiben, kann aber durch Einbetten auf 2 — 3 Stuuden
prolongirt werden.
Eine geringe Pulsbeschleunigung von 5 — 10 Schlägen in
der Minute ist das Gewöhnlichste, jedoch vermindert sie sieb mit ab-
nehmender Schweisssecretion wieder bis zur Anfangsgeschwindigkeit.
Eine Temperatursteigerung von 0,5 — 1,0° ist schon seltener,
jedoch von uns selbst in dem Augenblick gefunden worden, wo über
intensives Frostgefübl geklagt wurde.
Das Gefühl grosser Hinfälligkeit, welches den Thee bei
den Patienten so rasch in Verruf gebracht hat, ist nur in Anwand-
lungen vorhanden und überdauert kaum die übrigen Wirkungen des
Pilocarpium , während es beim Thee meist noch 4 — 6 Stunden an-
hält. Bei beiden folgt aber ein Gefühl grosser Erleichterung und
Wohlbefindens.
Uebelkeit erzeugt es nur dann, wenn der Speichel nicht voll-
ständig herausbefördert wird; zum Erbrechen haben wir es aber
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WtBKB, Pilocsrpium muriaticaro 771
selbst bei den Patienten nicht kommen sehen, die nach Jaborandi-
Infus sich regelmässig übergaben.
Die beiden letzteren Vorzüge sind es vor Allem, weswegen wir
uns fast ausschliesslich der Pilucarpium-Injectionen statt des Thees
bedienen, welcher uns im Uebrigen sowohl betreffs der Intensität als
der Constanz der Wirkung durchaus befriedigte.
Die verengernde Wirkung auf die Pupille tritt erst
spät ein, überdauert aber alle übrigen Wirkungen im Durchschnitt
12 Stunden. Beim Einträufeln ins Auge selbst ist die Durchschnitts-
wirkung für 1 Tropfen einer 2 procent. Lösung: Beginn der Con-
traction 10 Minuten, Maximalcontraction 20 — 30 Minuten, Dauer der
Maximalcontraction 3 Stunden, Dauer einer merkbaren Verengerung
überhaupt 24 Stunden.
Gewichtsverlust nach einer 2 — 3stttndigen reichlichen Se-
cretionssteigerung im Durchschnitt 2 Kilogramm, jedoch wurde auch
einmal von mir 4 Kilogramm constatirt. —
Das Pilocarpium muriaticum wurde von uns hauptsächlich seiner
den Stoffwechsel mächtig anregenden Eigenschaften wegen ange-
wendet, während wir seine myotische Wirkung brach liegen Hessen,
da hierfür das Eserin alles Wünschenswerthe leistet. In ersterer In-
dicatiou glaube ich, dass kein Mittel ihm an die Seite zu stellen ist.
Wenn ich nun nach dieser allgemeinen Indication die Krank-
heiten, für welche es in Anwendung kam und stets kommen sollte,
auch nicht einzeln aufführen will, so möchte ich doch gerade eine
hervorheben, für welche ich es aufs Wärmste empfehlen muss, näm-
lich Glaskörpertrübungen nach chronischer Irido - chorioiditis: hier
haben wir nach 10— 12 maliger Anwendung einen Erfolg erzielt, wie
man ihn mit anderen Mitteln erst nach vielen Monaten erreicht.
Auch verpflichtet mich die Dankbarkeit gegen dieses Mittel eines
Falles zu gedenken, wo dasselbe geradezu von lebensrettender Be-
deutung war, besonders da jede andere Art der Anwendung als die
durch subcutane Irijection hier ausgeschlossen war. Es betraf dies
ein an Croup tracheotomirtes 3jäl.riges Kind, welches am 5. Tage
nach der Operation wegen Lungenödem im höchsten Stadium der
Asphyxie lag; es wurde 1 PRAVAZ’sehe Spritze 2 procent. Lösung in-
jicirt, dabei die Vorsicht getroffen, das Kind mit dem Kopfe tief und
so zur Seito zu legen, dass der Speichel leicht abfliessen konnte;
nach SVjStündigem ganz abundantem Schweiss und Salivation war
die Asphyxie geschwunden, der Kleine genas ohne Rückfall unter
rascher Abnahme des croupösen Processes, so dass am 10. Tage nach
der Operation die Canüle schon zeitweise entfernt und nach 3 Wochen
das Kind mit geheilter Halswunde entlassen werden konnte.
Die Injectionen sind vollständig schmerzlos und bleibt au Ort
und Stelle weder eine Anschwellung noch die geringste Empfindlich-
keit gegen Betastung zurück.
49»
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772 db la Valette 8t. Georof, 8permatogene«e bei den Am
Die Lösung hält sich, soweit unsere ßeobacbtungszeit reicht,
reinlicher Aufbewahrung vollständig klar und wirksam. —
Wenn das Pilocarpium, im Verhältnisse zu anderen Alcaloideo,
vielleicht theuer erscheinen mag, so kann man es in Betracht seiner
Wirksamkeit wohl nicht so nennen: eine effectvolle Einspritzung von
1 Cc. 2 procent. Lösung kommt auf ca. 50 Pfennig, wofür ein unter
Umständen gleich wirksames Dampfbad nicht herzustellen ist. —
Y. de la Valette St. George, Die Sperniatogenese bei den Amphibien.
Arcb. f. microsc. Aast. XII. S.-A. 31 8tu. 2 Tsf.
Vf. hat die Entwickelung der Sainenelemerte bei den Amphibien
von den Sommer- und Herbstmonaten an bis in den Februar einer
erneuten Untersuchung unterworfen und erörtert zunächst in aus-
führlicher Darlegung die Verhältnisse bei ßana temporaria. Die
Samenkanälchen des Frosches enthalten als wesentliches Formelement
die „Hodenkugeln“ oder Spermatocysten v. la V. St. G., cylindrische
Gebilde umhüllt von einer zarten kernhaltig ;n Membran. Die ein-
zelnen Spermatocysten werden durch ein im Innern des Samen-
kanälchen existirendes membranöses Fachwerk bindegewebiger Katar
von einander getreunt und abgegränzt Die dieses Facbwerk bildende
Membran bezeichnet Vf. als die Foliikelhaut.
Als jüngstes Stadium der Spermatocysten beschreibt Vf. eine
Zelle mit grossem runden Kerne und einer düunen Schiebt feinkör-
niger Zellsubstanz (Spermatogonie oder Ursarnenzelle v. la V'.) Ans
dieser, einer einzigen Zelle entsteht durch successive Kernvermehrung
und Theilung des Protoplasma die ganze Spermatocyste und zwar
sowohl ihre Membran als ihr Inhalt. Die ausgebildete Spermatocyste
enthält stets eine grössere Anzahl (über 20) von Zellen, welche Vf
als Samenzellen oder Spermatocyten bezeichnet.
Aus diesen Spermatocyten entstehen die Zoospermieen in folgen-
der Weise: Zuerst wird der Kern der Spermatocysten trübe und
granulirt; gleichzeitig zeigt sich lebhafte amöboide Bewegung. Darauf
wird der kugelige Kern hell und nimmt ein starkes Lichtbrechungsver-
mögen an. Die eine Hälfte ragt zuweilen aus dem Protoplasma
hervor; an der andern oft etwas abgeplatteten Fläche zieht sich dieses
in einen langen oft lebhaft bewegenden Faden aus. Zwischen Kern
und dem oberen Theilo dos Fadens sieht man unregelmässige Körn-
chen. Der Kern setzt sich nunmehr schärfer vom Protoplasma ab,
wird birncylinder- und zuletzt spindelförmig. Am jobern Ende des
Fadens lässt sich bis zur eingetretenen Verlängerung des Kerne«
ein anklebender Rest der Zellsubstanz erkennen. Hat das Zoosperm
seine definitive Gestalt erreicht, so gehen der aus dem Kern entstan-
dene Kopf und der aus dem Protoplasma gebildete Faden unmerklich
in einander über. Das Kopfende, mit einer feinen Spitze beginnend,
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Ziegler, pathologische Gewebsneubildung.
773
ist etwas dicker, als der unmessbar fein auslaufende viel längere
Faden und zuweilen hakenförmig umgebogen. Gin nach Kopf und
Faden hin deutlich abgegränztes Mitteistück lässt sich an den reifen
lebenden Samenkörpern mit voller Bestimmtheit durchaus nicht
constatiren.
Diese eben beschriebene Umwandlung der Samenzellen in
Zoospermien geht nur allein innerhalb der Cystenhaut vor sieb, und
zwar lassen alle zu einer Spermatocyste gehörigen Spermatocyten,
je nach dem Fortschritt ihrer Reife, dasselbe Stadium der Entwicke-
lung erkennen. Haben die Zoospermien ihre Reife erlangt, so liegen
sie in der Cystenbaut, eingebettet in eine durchsichtige gallerartige
Masse, welche als ein Rest unverbrauchten Protoplasmas zurück-
geblieben zu sein scheint. Eine Zeit lang, nachdem sie schon aus
der Cysto ausgetreten, bleiben sie mitunter noch zu Büscheln ver-
einigt, denen der obere Theil der Cystenmembran wie eine Kappe
ansitzt Leere Cysten sieht man, je i äher der Brunstzeit, desto
leichter, am häufigsten bei Fröschen kurz nach dem Laichen, auch
solche, welche noch ein Paar Samenfaden beherbergen, sowie einzelne,
welche als leichte Lfingsstreifung gewissermaassen den Abdruck des
ausgestossenen Zoospermieubündels zeigen.
Ebenso wie bei Rana temporaria gebt die Spermatogenese auch
bei Raua esculenta, Triton punctatus, Salamandra maculata, Bombinator
igneus und Bufo cinereus vor sich. Von diesen Amphibien giebt
der Hoden von Bombinator igneus die überzeugendsten Präparate
und empfiehlt Vf. daher die Unke den Nachuntersuchern als das bei
weitem günstigste Object. — Die Zoospermieen von Bufo cinereus
sind durch den Besitz von zwei Schwanzfaden ausgezeichnet, ein
Befund, der bisher aus dem Typus der Wirbelthiere noch nicht be-
kannt war, — Aus den Bemerkungen des Vf. über den sog. Hoden-
eierstock der Kröte ist hervorzubeben, dass an seinen Eiern sehr
deutlich die seit Balbiani von verschiedenen Histologen (Mktsciinikow,
Adebbaoh, Brandt, Eimer, O. Hertwiq, van Beneden) beobachteten
amöboiden Bewegungen der Keimfiecke wahrzunehmen sind.
Zum Schlüsse vergleicht Vf. seine Darstellung der Spermato-
genese der Amphibien mit den auf denselben Gegenstand bezüglichen
Angaben der anderen Autoren: Remak, AnkehmanN, Köllikeh,
Schweigqer Seidel, Ciaccio und Negmann; eine besonders ausführ-
liche kritische Widerlegung widmet er der Beschreibung NkcmaSN’s.
(Cbl. 1876, 269;. Boll (Kon,).
E. Ziegler, Untersuchungen über pathologische Bindegewebs-
und Gefässneubildung. Würaborg 1876. 8°. 100 Stu. 7 T»f,
Vorliegende Arbeit bildet eine Ergänzung der ira Cbl. 1875
p. 752 referirten. Z. hat das Schicksal der zwischen die Glasplättchen
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774
Zirolki, pathologische Gewebsneubildung.
eingewanderten Zellen bis zum 70. Tage verfolgt und dabei sowohl
Bindegewebs- als Gefässbildung beobachtet. Schon in der früheren
Arbeit bat Verf. die Umwandlung der farblosen Blutkörperchen in
grössere einkernige oder mehrkernige (Riesen-) Zellen (Bilduugszelieo),
sowie den Beginn einer Bildung von interstitiellem Gewebe in Form
eines Reticuluras beschrieben. In zwei Punkten hat seine damalige
Auffassung eine Aenderung erfahren: 1) das gen. Reticulum ist
keine bleibende, sondern nur eine mangelhafte Bildung, die schon
an der Grenze der regressiven Metamorphosen steht und später zu
Grunde geht. 2) Die Riesenzellen sind nicht ausschliesslich Gefäs»-
anlagen, sondern sie sind ein Bildungsmaterial sowohl für Gefasse
als für Bindegewebe, aber beides nicht mehr und nicht weniger als
die übrigen einkernigen Bildungszellen auch. Um auch die bei der
pathologischen Bindegewebsneubildung am lebenden Menschen sich
abspielenden Vorgänge in das Bereich seiner Betrachtungen ziehen
zu können, hat Verf. gesunde und fungöse Granulationen untersucht
und da er bei diesen im Princip dieselben Befunde hatte wie bei
seinen Plättehenpräparaten (worüber im Originale die Details nach-
gelesen weiden mögen), so kann er nun über die pathologischen
Bindegewebs und Gefässneubildung überhaupt folgende Angaben
machen. Die Bindegewebsentwickelung nimmt ihren Ursprung von
aufgewanderten farblosen Blutkörperchen, aber nicht in der Weise,
dass etwa dieselben sich direct in Spindelzellen und Fasern urawan-
delten, sondern so, dass sie zuerst zu ein- oder mehrkernigen Pro*
toplasmamassen verschmelzen, deren Kerne eine deutlichere Diffe-
lenzirung ihrer Tbeile zeigen und aus welchen dann erst wieder
Gefässe und Bindegewebe hervorgehen. Die ersten grossen Bilduug*-
zellen bekommen 1 — 2 Ausläufer, meist nach einer Richtung hin.
(spindelförmige und keulenförmige Zellen) mit welchen sie sich ver-
binden zu Zelienzügen, an welchen die spindelförmigen in der Con-
tinuität, die keulenförmigen am Ende oder auch seitlich ansitseo.
Indem die letzteren nun wieder Ausläufer bekommen, auch andere
mit ihnen in Verbindung treten, entsteht ein grossmaschiges Netz,
welches gleichsam eine Skizze für das ganze Gewebe abgibt. Was
weiter gebildet wird, schaltet sich entweder in die grossen Maschen
dieses Rahmens ein oder hält sich an den gegebenen Rahmen selbst
Was zunächst den letzteren angeht, so wandelt er sich direkt
iu ein Gefässnetz um, von dem aus durch Sprossenbildung die Ge-
fässbildung immer weiter schreitet. Die Sprossen sind theils Wuche-
rungs-Erzeugnisse der Gefässwandzelien, theils solche von ausserhalb
gelegenen Bildungszellen, die mit der Zellwand oder Sprossen der-
selben in Verbindung getreten sind. Die Sprossen wandeln sieb durch
Hoblwerden (uicbt immer vom Gefässlumen aus) in Gefässe um, so
dass also die GefässbilduDg wesentlich eine intracellulare ist, wenn-
gleich auch daneben noch eiue intercellulare Vorkommen mag.
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ZitOLia, pathologische Gewebaneubildnng. 775
Den ersten Punkt anlangend so bilden sich in den Zwischen-
räumen, während die Zahl der farblosen Blutkörperchen immer mehr
abnimmt, immer mehr grosse Bildungszellen, für deren Weiterent-
wickelung natürlich der Eintritt der Vascularisation einen kräftigen
Hebel abgibt. Die Bildungszellen verbinden sich zunächst unterein-
ander durch zahlreiche Fortsätze, während zwischen ihnen sich wieder
neue einschicben, und wandeln sich dann entweder direct durch
eine Differenzirung ihres Protoplasmas in Fasern um, ganz in der
von Boll (Cbl. 1872, 72) für das normale Bindegewebe angegebenen
Weise, indem das Protoplasma seine Körnung am Räude verliert,
oder sie bilden erst eine homogene Zwischensubstanz, aus welcher sich
dann erst secundär die Fasern hervorbilden. Bei den Glasplättchen-
präparaten war in Folge der reichlichen Bildung von Riesenzellen
die Bildung an manchen Stellen eine etwas complicirtere, indem sich
dieselben zuerst durch Differenzirung in kleine einkernige Zellen und
homogene Zwischensubstanz umbildeten, von denen dann aber die
Faserbildung in der oben angegebenen Weise besorgt wurde. Bei
der Faserbildung wird nicht das ganze Protoplasma der Zellen ver-
braucht sondern es bleiben kleine Reste (Kern mit Protoplasma)
übrig, welche als sog. fixe Zeilen des Narbengewebes persistiren.
Da die einzelnen Fasern bildenden Zellen mit einander Zusammen-
hängen, so werden die schliesslich hervorgehenden Faserbündel stets
dem Gebiete mehrerer Zellen entsprechen. Die grossen Bündel er-
halten an verschiedenen Stellen Lücken, aber nicht da, wo früher
die Grenzen der Bildungszellen waren, sondern da, wo die Reste
dieser Zellen liegen, so dass diese in die Spalträume des Bindege-
webes zu liegen kommen, wo sie der Aussenfläche der Fibrillen-
bünde] anliegen. Es geht also aus dieser Darstellung hervor, dass
die grossen Bildungszellen die eigentlichen Faserbildner sind, weshalb
Z. für dieselben den Namen der Fibroblasten gewählt bat, während
er die sog. Riesenzellen, welche im Grunde genommen auch nichts
weiter sind, als hypertrophische Fibroblasten bezeichnet.
In den „Schlussbetrachtungen“ bespricht Vf. zunächst das Ver-
hältnis zwischen den eben geschilderten Bildungsvorgängen und den-
jenigen, wie sie sich bei den tuberculösen Entzündungen finden, welche
nach ihm durch Entwickelung von Tuberkeln neben anderen Ent-
zündnngsproducten charakterisirt sind. Als Beispiel werden die
tuberculösen (fungösen) Granulationen angeführt, die sich von nor-
malen nur dadurch unterscheiden, dass die Bildungszellen im Allge-
meinen grösser und mehrkernig, rundlich und stärker gekörnt sind
und dass sie sowohl wie Gefäese und Gefässsprossen verfetten, alles
lediglich quantitative und qualitative Abweichungen in der Bildung und
Entwickelung stets vorkommender Zeilforraen. Daneben ist dann
noch eine besondere Gruppirung der kranken Bildungszellen zu
Tuberkeln vorhanden, welche stets in den gefässlosen Inseln zwischen
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776
Bericht des Kudolfopitala.
vaacularisirten Theilen liegen. „Hier häufen sich die pathologischen
Bildungszellen an, da sie nicht weiter verbraucht werden. Dass ihre
Anhäufung in Form rundlicher Knötchen erscheint, kann wohl darauf
zurückgefübrt werden, dass das umliegende Gewebe den sich ver-
grösaemden Haufen auf ein möglichst kleines Volumen zusammenzu-
drängen strebt. Dass in der Peripherie der Knötchen meist kleine
Rundzellen liegen, hängt wahrscheinlich mit einem mehr oder weniger
continuirlicben Nachschub neuer Rundzellen von Seiten der umgeben-
den Gefässe zusammen.“ Anders ist die Bildung der Tuberkelknötchen
da zu erklären, wo sie secundär auftreten (disseroinirte T.). Hier
sind sie meist „Perivasculitiden“ und stellen den Gesamrateffect der
Reizung dar, sind nicht mit anderen Entzündungsproducten verban-
den; sie sind hier also nichts weiter als ein kleiner Entzündungi-
herd, in welchem die zeitigen Elemente den gewöhnlichen Bildungs-
gang einschlagen, aber durch Mangel an Ernährung absterbeo,
verkäsen.
Unter den anatomischen Gründen der Tubcrkelbildung and
überhaupt des ganzen eigentümlichen Ablaufes der tuberculösen Ent-
zündungen muss wohl zuerst die mangelhafte Vascularisation ange-
führt werden. Allein wenn auch aus ihr die eigentbümlichen Ver-
änderungen, welche die Bildungszellen erleiden, erklärt werden können,
so ist sie selbst doch schon die Folge eines abnormen Verlaufes der
Entzündung. Die Ursache dieses mag zum Theil in örtlichen Ver-
hältnissen zu suchen sem, der Hauptsache nach ist sie aber jeden-
falls eine allgemeine, eine abnorme Diathese des Blutes und zwar
hier die sog. scrophulöse Diathese. Doch decken sich die Begriffe
scrophulüse Diathese und Tuberkulose nicht ganz, denn nicht aiie
Entzünd ungsproducte, welehe unter dem Einflüsse der scrophulösen
Diathese entstehen, sind tuberculöse und es können umgekehrt auch
Tuberkel ohne scrophulöse Diathese auf anderen Momenten basirend
entstehen: „Tuberkel ist ein anatomischer Begriff, Scrophulöse eia
klinischer.“ Orth.
Bericht der K. K. Krankenanstalt Rudolph -Stiftung in Wien
vom Jahre 1874. Wien 187&.
1) Cystenkropf. Injectionen von Jodtinctur etc. Ein
21 jähriger Mann trug eine Kropfcyste, welche, mit der PRiVaz’seben
Spritze punctirt, eine dunkelbraune dünne Flüssigkeit als Inhalt
zeigte. Mehrmalige Injection von Jodtinctur mit gieicheu Theilen
Wasser. Während die zwei ersten Injectionen gar keine Reaction
hervorriefen, Jrat nach der dritten eine acute Verjauchung der Cyste
ein, welche trotz Spaltung am dritten Tage in kurzer Zeit zum Tode
durch Pyämie führte. 2) Parenchymatöser Cystenkropf. Ein
26 jähriges Stubenmädchen trug eine seit Jahren entstandene ffuctu-
Digitized by Googi
Röhbio, Hautreize.
777
irende Geschwulst an der Vorderseite des Halses. Die Punction ent-
leerte zuerst eine dunkelbraune Flüssigkeit, dann hellrothes Blut.
Spaltung der Cyste, Unterbindung einiger Arterien des Balges, hart-
näckige Blutung aus einem Paranchyruknoten. Schliesslich stand die
Blutung durch Tamponade des Balges mit Eisenchlorid und Druck-
verbaud. Heilung. 3. Schuss Verletzung des Schädels' Bei
einem Selbstmordversuch hatte sich ein 35 jähriger Mann eine Re-
volverkugel in die Stirn geschossen, welche frei in der Stirnhöhle
lag und ohne Schwierigkeit extrahirt werden kennte. Nachdem der
Kranke anfänglich ziemlich klar und munter gewesen war, wurde er
am nächsten Tage unbesinnlich und starb 15 Stunden nach der Ver-
letzung. Bei der Scclion fand man die hintere Stirnwand in Stücke
zerbrochen und in die Dura mater hineingetrieben, das Gehirn mehrere
Linien tief in einen blutigen Brei verwandelt. 4) Kurzbändrige
Ankylose im Kniegelenk nach einer puerperalen eitrigen
GonitU. Der Fall ist bemerkenswert!], weil bei einem ohne besondere
Gewalt vorgenommenen Brisemeot die A. poplitea zerriss und Gangrän
des Unterschenkels eintrat. Es bildete sich aber kein Aneurysma
und konnte daher die Absetzung des Unterschenkels innerhalb des
rechtwinklig gebeugten Kniees erfolgen. E. Küster.
A. Rührig, Die Physiologie der Haut experimentell und kritisch
bearbeitet. Berlin 1876. 8°. 217 sto.
R. giebt eine ausführliche Zusammenstellung des über den Bau
und di« Function der Haut Bekannten unter Anführung eigener Un-
tersuchungen, deren grösster Theil bereits referirt ist (Cbl. 1871, 354.
1872, 510 u. 686. 1873, 734). Hinzuzufügen ist: 1) in Betreff des
Einflusses der Kalte und anderer Hautreize auf Atbmungs-
und Pulsfrequenz, dass wenn einem Kaninchen beide Ohren mit
Senfspiritus oder Crotonöl bestrichen wurden, die Zahl der Herz-
schläge bedeutend stigg (z. B. von 150 auf 230 in 2 Stunden), die
der Athemzüge aber sank (in 45 Minuten von 68 auf 16). Bei Ein-
wirkung stärkerer oder ausgedehnterer Reize sanken Puls- und Athera-
frequeoz gleichzeitig. Aus diesen Versuchen schliesst R. dass die
Hautreize nur einen hemmenden Einfluss auf die Athmung ausüben
und hält die Annahme einer periodischen oder einmaligen Erregung der
Athmung (z. ß. bei Neugeboienen) durch peripherischen Reiz (Kälte
etc.) für eine Verirrung. 2) Die Temperatur im Rectum von
Kaninchen sank bei Einwirkung sehr starker Hautreize,
während sie bei milderen mehr oder weniger stieg. (Fast
aämmtliche Thiere starbeD, insbesondere die mit starken Hautreizen be-
handelten schon in kurzer Zeit). Bei Kaninchen mit durchschnittenen
Vagis ging die Erkaltung nach Anwendung starker Hautreize oder
bei Wärmeentziehung schneller vor sich als bei Thieren mit erhaltenen
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778
LüsMAgit, Oeiopkagusfiital.
Vagis. Als Ergebniss dieser Beobachtungen stellt R. folgende Sä!
auf: „1 ) Die nach Extensität oder Intensität ihrer Einwirkung nlsschwa"
Hautreize zu bezeichnenden Agentien versetzen die peripheren Haut-
gefässe in den Zustand der Contraction, steigern allmählich mit den
wachsenden Stromwiderständen die Triebkräfte des Herzens nnd be-
dingen so eine gewisse Beschleunigung des Blutstroms (s. S. 609
ferner Cbl. 1874, 567 etc. Ref.). Wie die Gefässvereugerung die
Abfuhr yon Wärme an der Körperperipherie beschränkt, so wirkt
die gleichzeitig schwach herabgesetzte Athmungsfrequenz der raschen
Abkühlung des Blutes an der Lungenschleimhaut entgegen. Die ge-
meinsame Folge wird umsomehr eine Erhöhung der Innentemperatur
sein, als schwache Hautreize schon durch eine massige Steigerung
des Oxydationsprocesses die Wärmebildung anregen. 2) Die starken
Hautreize jeder Art begünstigen durch die periphere Gefasserscblaffung
die Wärmeabgabe von Seiten der Körperoberfläche und erniedrigen
dadurch die Eigenwärme in mehr oder weniger gefahrdrohenden
Weise. Bei einer gewissen Intensität ihrer Wirkung jedoch üben sie
eine proportionale Reiz Wirkung auf die Nervi vagi aus, verlangsamen
Puls und Kreislauf und werden, indem dazu noch die langsamere
Ventilation durch Aihmungsherabsetzung tritt und die Wärmepro-
duction durch Erhöhung des Verbrennungsprocesses eine successive
Steigerung erfährt, zu wichtigen Compensationsvorrichtungen, welche
bis auf einen gewissen Grad der äusseren Abkühlung entgegen wirken
können. 3) Mässig starke Hautreize schliessen sich in ihrem End-
resultat der Wirkung der starken Agentien au; doch geht dieser die
Symptomengruppe der schwachen Reizeffectc mit einem länger oder
kürzer anhaltendem Stadium der Erwärmung voraus“.
In einem Anhang bespricht Vf. die Wirksamkeit der auf die
Haut angewandten Arzeneimittel und der Bäder. Senator.
Lürmann, Ein Fall von üesophagusflstel mit seeundärer Bildung
eines Mediastinalabscesses. (Aus der Klinik von Prof. Bahtzus
in Kiel). Barl. klin. Wocbenscbr. 1876. No. 19.
Nach einer Angina faucium stellte sich bei einem 24 jährigen
Landmanne eine Anschwellung der linken Seite des Halses unter
heftigen Fiebererscheinungen, Schmerzen und Heiserkeit ein. Als
später noch Athemnoth hinzutrat und deutliche Fluctuation in der
Geschwulst fühlbar war, wurde diese incidirt und ca. '/* Liter stinken-
den Eiters entleert, worauf alle Beschwerden bis auf die Heiserkeit
nachliessen. Die Incisionswunde schloss sich indessen nicht und nach
14 Tagen sah man aus derselben Speisereste hervorkommen. Unter-
suchungen mit der Sonde durch die hart am inneren Rande der
Sternalportion des Kopfnickers belegene Fistelöffnung coustatirten,
dass man nach hinten weit nach abwärts in einen umfangreichen Hohl-
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Müller, Typhunepideime.
779
raum gelangte, der sich je nach AnfüIJung oder Entleerung, sei es
durch die äussere Fistelöffnung, oder spontan durch Eindringen der
genossenen Speisen aus dem Oesophagus durch matteren oder helle-
ren Percussionston ducumentirte und das Mediastinum posticum war.
(Näheres ist im Original nachzusehen). Auch die Communication des
Oesophagus mit der Abscesshöhle wurde nicht blos bei in den crste-
ren geleiteten Schlundsonde mittelst einer durch die äussere Fistel-
öffnung eingeführten Bleisonde durch den Contact constatirt, sondern
man konnte sogar mittelst reflectirten Lichtes die schwarze Farbe
der französischen Magensonde durch die Fistelöffnung in einer Aus-
dehnung von ca. 2 Cm. deutlich sehen, wobei auch gleichzeitig ein
Aufsteigen des Speichels neben der Sonde und Ueberfliessen des-
selben in die Abscesshöhle beobachtet wurde.
Ueber die Entstehung dieses höchst seltenen Krankheitsfalles
aussert sich Vf. dabin, dass wahrscheinlich durch einen Fremdkörper
(Knochensplitter) die Perforation der Speiseröhre verursacht worden
sei; nun habe sich der Eiter längs der Speiseröhre in die Tiefe ge-
senkt, habe das ganze Mediastinum posticum ausgefüllt und sei nach
oben durch die Apertura thoracis superior, dem Orte des geringsten
Widerstandes nach aussen durcbgebrocheu. Das von dem Kranken
behauptete und durch das Experiment (siehe Original) bewiesene Auf-
steigen der Speisen aus dem Magen nach der mindestens 20 Cm, von
der Cardia entfernten Coramunicationsstelle zwischen Oesophagus und
Abscesshöhle lässt sich durch eine Läsion der Fasern des linken N.
vagus durch den angesammclten Eiter oder durch bereits eingetretene
Heilungsvorgänge erklären, wodurch eine theilweise Paralyse der
Speiseröhre und des Magenroundes veranlasst worden sei, ähnlich wie
ja auch bei der gleichzeitig vorhandenen Lähmung des linken Stimm-
handes (die laryngoscopiscb nachgewiesen wurde) der N. recurrens
lädirt sein muss.
Die Behandlung bestand neben sorgfältiger Reinigung der Ab-
scesshöhle mit zum Theil desinficircnden Flüssigkeiten, besonders in
der geregelten Zuführung der Nahrung ausschliesslich durch eine
Schlundsonde. Der Hohlraum hat sich dabei allmählich derart ver-
kleinert, dass seine Capacität von 1 Liter bis auf 210 Cc. gesunken
ist. Der Versuch, den Verschluss der Fistel auf operativem Wege zu
ermöglichen, ist in Aussicht genommen. L. ßosentbal.
Müller, Schlussbericht über die Typhysepidemie in Eberbach,
O.-A. fiüuzelsau. Wiirtemb. mod. Corr.-B!. 1876. No. 10 u. 11.
In der vorliegenden Epidemie lässt sich die Abhängigkeit der
einzelnen Erkrankungen sehr gut von einer Infection durch ver-
dorbenes Trinkwasser herleiten, in dem an der Jaxt gelegenen
Dorf Eberbach, welches 365 Einwohner besitzt, erkrankten Ende
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780
Vo«», Uebertr*gnng der Syphilis darch Milch.
August 1874 an Typhus abd. 9 Personen, welche in 5 verschiedenen
Häusern wohnten. Es liess sich nachweisen, dass diese sämmtlich
ihr Trink- und Kochwasser aus demselben Brunnen bezogen hatten,
welcher sich bei der Untersuchung als im höchsten Grade verun-
reinigt erwies. Da sich inzwischen die Erkrankungsfälle mehrten,
so wurde eine Untersuchung sämmtlicher im Dorf vorhandenen 17
Brunnen vorgenomruen und dabei constatirt, dass 9 von ihnen ver-
unreinigtes und ungeniessbares Trinkwasser lieferten. Entsprechend
diesen ungünstigen Verhältnissen mehrten sich die Krankheitsfälle
der Art, dass sie Ende des Jahres schon 171 betrugen. Erst der
Sorgfalt der Aerete und Behörden gelang es, durch Schliessung der
Brunnen und andere hygienische Massregeln dem Umsichgreifen der
Krankheit Einhalt zu thun , welche jedoch erst im Mai 1875 voll-
ständig erlosch. Im Ganzen waren von den 365 Einwohnern der
Dorfes 202 d. h. 55,3 pCt. erkankt, von denen 21 d. h. 10 pCt.
starben. Der Charakter der Epidemie war ein schwerer.
In deutlich nachweisbaren Zusammenhang mit dieser Epidemie
standen zahlreiche Erkrankungen, welche an den ebenfalls an der
Jaxt gelegenen Nachbardörfern Büchenbach, Langenberg, Herrn-
thierbach und Mittelbach auftraten. 1) In Buchenbach erkranktes
von 663 Einwohnern 39 Personen, von denen 2 starben. Es liess
sich bei dieser beschränkten Epidemie nachweisen, dass die 4 ersten
Typhusfälle welche Anfang September 1874 auftraten, direct von
Eberbach eingeschleppt waren. 2) Langenberg. Hier erkrankten
15 Personen, von denen eine starb. Das Dorf ist 7 Kilometer von
Eberbacb entfernt und unterhält lebhaften Verkehr mit letzterem.
Die erste Erkrankung fand im August statt und muss ebenfalls aut
directe Einschleppung von Eberbacb zurückgeführt werden. 3) Herrn-
tbierbacb mit 10 Erkrankungen und 1 Todesfall. Das Dorf ist 1
Stunde von Eberbach entfernt und unterhielt nachweisbaren Verkehr
mit Eberbacher Typhuskranken. Die erste Erkrankung fand im
November statt. 4) Mittelbach mit 92 Einwohnern. Hier erkrankt«
nur 1 Familie, in welche ein typhuskrankus Kind von Eberbach
gebracht worden war. Anzahl der Erkrankten 5, Mortalität 0.
Erwähnenswerth erscheint noch, dass mit dem Erlöschen der
Typhusepidemie in Eberbach auch die kleineren Epidemien in des
Nachbardörfern ihr Eude erreicht batten. Litten.
R. Voss, Ist die Syphilis darch Milch übertragbar ? p«ter*b. mU
Wocbenschr. 1876. No. 28.
Vf. impfte drei Prostituirte mit der Milch einer syphilitischen
Frau. Die Frau litt an einem papulösen Syphilide, an Genitalien und
After fänden sieb nässende Schleimpapeln , die Brustdrüsen waren
gänzlich frei. Die Milch wurde durch Ausdrücken gewonnen und
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Fleck, Gärong.
781
eine PKAYAZ’schen Spritze voll den drei Prostituirten injieirt. Die
erste war syphilitisch, die Impfung (natürlich, Ref.) ohne Erfolg. Die
zweite litt an Urethritis und blieb gesund. Die dritte, 16 Jahr alt,
ist nie syphilitisch gewesen, kam den 16. September wegen Urethritis
in das Spital, am 27. wurde die Milch injieirt. Es bildete sich eine
grosse entzündliche Anschwellung (wie bei der ersten Patientin) welche
abscedirte und am 24. October geheilt war. Am 3. November (also
40 Tage nach der Impfung) bildete 6ich ein papulöser Ausschlag
rings um die Injectionsstelle und am 8. November zeigte auch der
übrige Körper ein maculo-papulöses Syphilid nebst Adenitis. Unter
Einreibungen schwanden die Symptome. Vf. hält mithin für erwiesen,
dass die Milch syphilitischer Individuen ebenso fähig ist Syphilis zu
erzeugen, wie das Blut. O. Simon.
H. Fleck, Die Fermente in ihrer Beziehung zur Gesundheits-
pflege. Ber. d. «gebt. Centralst f. Guuodbeitspfl. S.-A.
Vf. wiederholt zunächst den bereits vor 33 Jahren von Helmholtz
angestellten Versuch, gärungsfähige Flüssigkeit durch Hefe in
Gärung zu versetzen, welche von der Flüssigkeit durch eine Mem-
bran getrennt ist. Helmholtz benutzte als Membran tbierische
Blase und gelangte zu dem Resultat, dass die Flüssigkeit unter solcheu
Umständen nicht in Gärung übergeht, dass hierzu vielmehr der un-
mittelbare Contact mit den Hefezellen nothwendig ist. Fleck über-
band eine oben mit Watte verschlossene Glasröhre am unteren Ende mit
Pergamentpapier, tauchte dieses dann in Leimlösung, trocknete an
der Luft und erhitzte allmählig auf 150°. (Bei dieser Temperatur
verliert nämlich der Leim, wie Vf. gefunden hat, die Fähigkeit in
Wasser aufzuquellen) die Röhre wurde mit in voller Gärung befind-
lichem Most oder Bierwürze gefüllt und in ein Gefäss gestellt,
welches Most oder Bierwürze enthielt, durch Auskochen von etwa
darin befindlichen Keimen befreit. Regelmässig trat in dem äusseren
Gefäss Gärung ein — im Widerspruch mit Helmholtz — und es
waren Hefezellen in der Aussenfiüssigkeit nachweisbar. In den Con-
trollversuchen, bei denen das innere Rohr keine gärende Flüssig-
keit enthielt, trat niemals Gärung ein. Vf. kommt danach zu dem
Schluss, dass die äussere Flüssigkeit durch die Membran hierdurch
von der inneren inficirt wird, trotzdem Hefezellen selbst, auch bei
lebhaften Diffusionsstrom nicht im Stande sind, die Membran zu
durchdringen. Das negative Resultat von Helmholtz erklärt Vf.
dadurch, dass bei der VersuchsordnuDg desselben eine Diffusion der
gärenden Flüssigkeit zur gärungsfähigen nicht habe stattfinden
können. In der Tbat gaben Versuche, in der IlELMHOLTz'schen
Anordnung auch dem Vf. negative Resultate. — Durch Kochen ver-
liert die Hefe bekanntlich die Fähigkeit, Gärung zu erregen. Vf.
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Firuio. Colohiatti. OvfJZRIIIOW.
, . .
versuchte, ob dieselbe diese Eigenschaft vielleicht wiederoiSge,
wenn man sie in Lösung bringt. Dieses geschah mit Hülfe von
Kalilauge. Wurde diese Lösung in die mit Pergamentpapier ver-
schlossene Röhre gegossen und dieselbe alsdann in mit Weinsäure
versetzte Würze getaucht, so trat eine Trübung, Bildung von Essig-
säure, von Sacbaromyces cerevisiae, Mycodertna aceti und Milch-
säure bacterien ein. Vf. ist der Ansicht, dass diese Zellenformen
durch Urzeugung ohne Keim entstanden seien : er schreibt einen we-
sentlichen Antheil dabei dem (durch Baumwolle filtrirten) atmosphä-
rischen Sauerstoff und der Diffusion zu. Anders verhalte sich der
Schimmelpilz, der nur aus Keimen hervorgehe. F. spricht schliesslich
die Anschauung aus, dass die sog. zymotiseben Krankheiten nicht
auf Uebertragung von Keimen beruhen möchten, sondern auf abnormen
Zuständen normaler Fermente des Organismus. E. Salkowzki.
H. Fehling, Die Form des Beckens beim Fötus nnd Neugeborenen
und ihre Beziehung zu der beim Erwachsenen. Arcb. f. Gj-oikoi
x. s. 1.
Die Qaernpaonung des Fötalbeckens liegt in der urapröngliehen Anlart
nnd tritt schon sehr früh auf. Die Theorie ihrer Entstehung durch Rumpflastwü-
kung ist zum mindesten überflüssig. Geschlecbtsunterschiede am Fötalbecken sizd
meist schon vom 4. Monat an vorhanden , vollständig deutlich beim Neugeborenen.
Das Becken des Fötus nnd Neugeborenen seigt sowohl Qnerstrecknng als aoeh aus-
gesprochene I.ängskrümmong des Krensbeines. Die Aebnlichkeit dieser Quereireckncg
mit der beim rnchitiscben Kreuzbeine, sowie einige andere Ponkte sprechen dafür,
dass dieselbe bei dieser Beckenform ein Stehenbleiben auf fötaler Stofe bedeutet,
ebenso die spitswioklige Form der Incusura ischiadica. Loewe.
Y. F. Colomiatti, Contribnzione ailo stndio delie nrticulazioni.
Communicazione prerentiva. Giorn. della Actid. di nied. di Torioo. Jan. 1 S76
C. erörtert ausführlich eine histiologische Eigeuthümlichkcit des Kniegelenk*
(beim Meiischeu, Hund und Kaninchen), welche bereits wenn auch unvollständig
vou Tillxanms (Cbl. 1876, 41) beschrieben wurde: dass nämlich die innere Flicke
der Insertionssehne des M. quadriceps femoris in ziemlich grosser Ausdehnung ober-
halb und seitwärts vou der Patella nicht von der Synovielraembran überzogen wird. 1
An dieser Stelle existirt ein die freie Oberfläche der Sehne bekleidendes Knorpel-
gewebe von eigentümlicher Structor, welches grosse Aebnlichkeit zeigt mit den di«
freien Geleokeuden der Knochen überziehenden Hyalinknorpelu So wie bei diese«
sind die der Gelenkhöhle zunächst gelegenen Knorpelzellen nicht rund sondern stern-
förmig und mit oft anastomosirendeo längeren und kürzeren Fortsätzen ausgestattet.
Erst mehr iu der Tiefe Anden sieb rundliche nnd elliptische Knorpolzellen. An der ,
Grenze gegen die rundliche Sehnensubstans verlaufen in der hyalinen Zwiscbeasab-
stanz des Knorpels zahlreiche Biudegewebsfibrillen. Boll (Bom).
Owsjannikow, Ueber einen Unterschied in den reflectoriscbeB
Leistungen des verlängerten nnd des Rückenmarkes der Ka-
llincheil. Arb. d. Leipziger ptiysiol. Anst. 1874. S. 457.
Allgemeine Reflexe, d. b. solche, welche eine Leitung vou den Vorder- as/
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Bioclt. Vooil. Btxs.
783
die Hinterpfoten vorsussetzen and umgekehrt, bestehen noch, wenn die Oblongete
6 Mm. oberhalb der Spitze des Calamus scriptorins quer durchschnitten ist, dagegen
nur noch Srtiiohe, wenn der Schnitt 1 Mm. tiefer gemacht wird. Auch wenn der
Schnitt bis zur Mittellinie links 6 Mm., rechts 6 Mm. oberhalb der Spitze des Ca.
lamns angelegt wird, sind noch allgemeine Reflexe vorhanden, jedoch mit der Modi-
fieation, dass dann auf Reizung des linken Beines der rechte Arm stftrker zackt als
der linke.
Der Ort der allgemeinen Reflexe grenzt wahrscheinlich nicht unmittelbar an
die Mittellinie.
Gegen diese Localisation der allgemeinen Reflexe scheint die Erfahrung za
sprachen, dass nach Strjcboiovergiftung und Durrhsrbneidung des Markes unterhalb
des Calamus scriptorins durch beliebige sensible Reize allgemeiner Tetanus hervor-
gerufen werden kaun. Aber dieser Tetanus ist von den geordneten, je nach der
Reizatärke abgestuften Reflexbewegungen principiell verschieden. W.ralcke.
F. N\ Raonlt, Influence de I’acide carbonique snr la respiration
des animaux. Compt. rend. LXXXII. No. 19.
R. lieas Kaninchen mittelst einer Kantscbukkappe und MfLLKa'schen Ventilen
Gasgemenge mit steigendem Koblensäuregebalt atbmen und stellte die Menge der
unter diesen veränderten Bedingungen gebildeten Kohlensäure und des verbrauchten
8anerstoff fest. Der COt- Gehalt der Inspirationsluft stieg bis 23,2 pCt und «war
auf Kosten des Stickstoffs, dessen Menge also in dem erwäbnteu Gasgemenge nur
66,4 pCt. betrug bei 20,4 pCt. Sauerstoff. Jeder Atbmongsversuch dauerte 1% Stunden.
Im Mittel aller Versuche wurde bei einer COt- freien Iuspiratioosluft auf 100 Liter
derselben 2,3 Liter COt gebildet und 2,8 Liter O verbraucht; bei einem COf- Gebalt
der Inspirationsluft von 12,1 pCt. dagegen nur 0,9 Liter COt gebildet wird und 1,1 Liter
O verbraucht. Ein höherer CO*- Gebalt der Inspirationsluft verlangsamt also die
Oxydationsprocesse. Die Tbiere schienen nur beim höchsten COt- Gehalt alter irt,
verhielten sich sonst gans normal. E. Saikowski.
A. Vogel, Angeborener Etat criblü des Kleinhirns. Deutsch. Arcb.
f. klin. Med. XVII S. 331.
Ein neugeborenes Kätzchen, welches nach Vf. die ausgesprochensten Zeichen
Ton Ataxie darbot, zeigte die Rinde des Kleinhirns durchsetzt von 0,03 — 0,09 Mm.
weiten cystischen, von einer deutlichen, endothelbekleideten Wandung umgebenen
Hoblräumen, welche weder zu Gefässen noch zu Nerveuzellen in directer Beziehung
Ständern Ausserdem waren dio PcBKiNJs'scben Zellen sehr unregelmässig gelagert
and die moleculäre Schiebt von zahlreichen Körnern durchsetzt. Vf. glaubt, d&S3
es sich hier um ampulläre Ectasien der ViRctmw-His’scben, zwischen Adventitia und
den iuneren GefUsshäuten gelegenen Lymphniiime handele, die ihren Zusammenhang
mit den Gefässen grösstentheils verloren haben, und bezeichnet den Zustand vor-
läufig als Status cribrosu*, anerkennend, dass er vou dem gewöbulicb so genannten
Zustande verschieden sei. Orth.
Byan, Acute obstruction of the bowels in a patieut witli cystic
disease of the ovary; tapping the cyst; recovery. Dublin, joum.
of med. sc. 1876. LVI. S. 113.
Eine 30jährige Frau mit mässig grosser Ovarialcyste wurde von den Sym-
ptomen des Ileus befallen und zwar war der Sitz der Verengerung wahrscheinlich
die Gegend des S. romanum. Die Pnnction der Cyste krachte sofort Erleichterung,
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Volkmasi. Krishabrs. Lavera*.
doch dauerte et noch 4 Tage, bit selbstständig Stahlgang erfolgte. Dennoch glüht
Vf. die Obstruction dem Drucke der Eierstocksrysts tuscbreiben au mbiaen.
E. Küster.
Yolkmann, Exstirpation eines stark citronengrossen polypöses
Myoms ans der Harnblase, v. Larorrbrc«’« Arch. xix. s 682
Die Ezisten* und Beecbaffenbeit der Geschwulst, welche bei einem &4jähri;en,
an Blaaeublutongen, Strangarie und Iscbnrie leidenden Manne vorkam, konnte mit
Hülfe der Untersuchung fleischiger Gewebafraginente, die von Zeit zu Zeit durch die
Harnröhre abgingen, und der bimaouellen Palpation aicber gestellt werden Behufs
ihrer Entfernung mussten nach einander die ürethrotomie , die Epicyatomie und die
uublutige Abtrennung des Stiels vom Bissenscheitel in Anwendung gezogen werdes.
Dann est gelang ihre allmähliche Entwickelung aus der Blaseuwuude. Pat. «tsrt
an Vereiterung des Beckenzellgewebes. wilh. Koch.
M. Krishaber, Du Nasillement. Aon. des mal. de Tor. et du larynx. II.
S. 199.
K. führt aus, dass bei Offenbleiben des Isthmus pbaryngo - naaalis beim
Sprechen und Singen eine Luftverscbwendung zu Stande komme. Dies erküre
sieb daraus, dass im Normalen das Entweichen der Luft besonders von den Lippe»
geregelt werde, während dieselbe bei geöffnetem Isthmus pbaryngo-nasalis und hier
_durch gebildeter „Lnftkloake“ iu übermässiger Weise durch die Nase entweiche.
Dessbalb müssten die betreffenden Patienten häufiger inspiriren, wenn sie sprächen.
K. kann bei normal situirtem Velum 22 — 27 8ecundeu lang verständlich vorlerec.
ohne dabei zu respiriren, näselt er aber und lässt willkürlich sein Velum falleu, 10
ist er dieses nur 4 — 7 Secuudau lang im Stande. Aach die Kraft des exspiratori-
Lnftstroms ist im letzteren Palle verringert; K. kann ein vor den Mund gehaltesw
Liebt nicht auabiaaen, weun er sein Velnm fallen lässt, während er dies bei sorosi
erhaltenem Velum noch in einer Entfernung von 1 Meter kaun. n Frühst.
Laveran, In cas de myölite anterieure aigue (paralysie atrophiqw
spinale, paralysie infantile) chez l’adnlte. Progr. m<5d. 1876. so. 11
o. 12.
Nach einem Schlaf auf feuchtem Erdboden bemerkte ein sonst gesunder 23-
jähriger Hornist eine Lähmung seines rechten Arms, die in 24 Standen vollkommen
wurde: er ffiblte sieb aber sonst so wohl, dass er seinen Dienst weiter versah. Arr
Morgen des 3. Tages zeigte sich auch sein linkes Bein gelähmt Dabei war P*t
fieberlos, die Urin- und Stublexcretion ungestört, die Sensibilität der gelähmten
Theile durchaus erhalten: nur zeigten sieb in ihnen später wieder verschwindend*,
ziehende Schmerzen. Nach einem Monate war am rechten Arm nnd auch am linken
Bein eine messbare Volumeusabnahme zu constatiren: während aber die Läbmang
des linken Beins sich besserte, aueb die electriscbe Erregbarkeit der Muskeln vor*
handen war, blieb in der Mehrzahl der rechten Schulter- and Armmuskein die Läh-
mung constant und die Erregbarkeit der gelähmten Muskeln vernichtet. An eines
ans dem gelähmten rechten M. deltoideus ausgeschnittenen Moskelstfickcben ftna
L. die Querstreifimg fehlend und einen feinkörnigen Inhalt. Die Kerne und Gef«0*
zeigten keine Veränderung (Cbl. 1873, 316 u- a.). Bernhardt.
Eilsendungen für da» Centralblatt wolle man an einen der beiden Hcrausgober : Profcesor Sriitaf.
Berlin (NW.) Ilaahoftlr. 7 (am HegelpUta)« und Professor Hosenthal« Erlantren, oder (unter BeUrhhm)
an die Verlagshandlung, Berlin (NW.), unter den Linden 68, adresslren.
Verlag von August Hirschwrald in Berlin. — Druck von H. 8. Hermann tu Berilu.
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Wöchentlich erscheinen
1 — S Bogen ; am Schlüsse
des Jahrgangs Titel, Na-
men- und Sachregister-
Centralblatt
für die
Preis des Jahrganges
20 Hark; su beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanstalten.
medirinischen Wissenschaften.
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, and Dr. H. Senator,
Professor in Erlangen. Profewor ln Berlin.
1876. 4. November. No. 45.
IllHaltl Baum oa htkk, Itieaenzelleu bei Syphili* (Orig.-Mittb.). — Jvanowsk y,
parasitäre Knoten iu den Lunge« bei Variola (Orig.-Mittb.). — Nowinsky, Impfung
▼on Krebsgeschwülsten (Orig.-Mittb.). —
Köllikkk, Entwicklung des Säugethierembryoa. — Gasskh, Entwicklung
des Herzens beim Huhu. — Rossbach und Qukllhobst, vasomotorische Norveu
im Vagus. — Hsyhsiu», Albumin und seine Verbinduugen. — LöBiscp, Cyatiu-
urie. — M alashkz, Tuberkel des Hodens. — Bibsiadecki, leukämische Tumore«. —
Mabcokr, Scborfbeilung. — Kutbsbkbq, Gaumenuath. — Peyrot, Druck im
Thorax bei Exsudaten. — Talma, *ur Theorie des Rasseins. — Rosenbach, Per-
cussioussehall. — Broadbent; Richard so a; Schumacher; Schultz e; Grap f-
nbh; Bardkmikweb; Pollard; Peaks k, Salicylsäure und Salicio bei Rheuma-
tismus. — Mitchell und Bkrtolbt, Sensibilität nach Nervendurchschneidung. —
M ohr, Gehirn eines Veriäckten. — Cocty, Purpuraformen. — Hickh, Einfluss der
Blase auf die Lage des Uterus. — Richter; Fiedler; Lewi.nhtbin, Morpbiuin-
sucht. — Böhm and Skrck, Wirkung von Delphiuin und Stapbysagrin. —
Stiblino, zur Anatomie der Cutis des Hundes — Gütebuock, Gallenstein
iu der Harnblase. — Stolnikow, Eiweissbestimmung. — Külz, Iuosit im Harn. —
Salrowski; v. Nkncki, Bilduug von Indol und Indican. — 8alkowbki, Ver-
halten schwefelhaltiger Verbindungen im Körper. — Rüterberg, Abkühlung vom
Darm aus. — Nicoladomi, Luxation beider Vorderarmknocheu. — Wewer, Milz-
tumor bei syphilitischer Infectiou. — Gayat, ophthalmoskopische Pbäuomene nach
dem Tode. — Althaus, elektrolytische Behandlung von Geschwülsten. — Gbnimeb,
Rückenmark eines Amputirten. — Dowsb, Heilung einer Bulbärparalyee. — Albrbcht,
überzählige Semilunarklappen — Fayrer, neue Filaria sanguinis. — Grunmacu,
Polygraph. — Biddir, Tastbarkeit der Nabelschnur. — Martin, Catgutnath beim
Kaiserschnitt. — Zeller, locale Wirkung des Atropins. — Simpson, Cborea gra-
vidarum. — Bä le, chronische Digitalis Vergiftung. —
Riesenzellen und Syphilis.
Von Dr. Pani Baumgarten, Proeector sin palhol. Institut zu Königsberg i. Pr.
Die Riesenzelle ist bekanntlich ihres Nimbus als specifisch-histo-
logisches Kriterium des Tuberkels entkleidet. Ich muss es mir hier-
orts ersparen, aufzuzählen, wo und unter welchen Umständen die-
selben ausserhalb des Tuberkels gefunden wurden. Als noch nicht
beschrieben will ich nach eigener Beobachtung ihr reichliches
Vorkommen in echt typischer Ausbildung, in der Umgebung der
Seidenfäden des Gefässligaturknoten s erwähnen, wo sie inner-
halb eines, ziemlich stark gross-zeiligen, Granulationsgewebes liegen.
Diese meine Beobachtung schliesst sich an einestheils an die von
Heidenhain*), anderenteils an die von Alex. Jacobson**).
*) Ueber die Verfettung fremder Körper in der Bancbhüble lebender Thiere.
Dias. Breslau 1872.
**) Ueber das Vorkommen von Riesenzellen in gut granalirten Wanden. Viscnow’s
Arch. LXV. 8. 120.
XIV- Jahrgang. 60
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786 Baumgaktkw, Riesenzellen bei Syphilis.
Ferner fand ich ausgezeichnet schöne Riesenzellen in
tigen Excrescenzen der Wand eines sog. Ganglions, wo ibrjH
treten gebunden war an kleinste, reticulirte, grosszeilige KnötehjH
so dass ich den Fall als sog. locale Tuberkulose auffasse, worubsa
später an anderem Orte.
War nun auch festgestellt, dass die Bildung der RiesenzelUfl
durchaus nicht auf Tuberkel und tuberkulöse Processc beschräntB
war, so stand doch immerhin im Allgemeinen die Sache so, da!
einerseits auf ihren absoluten Mangel hin die Diagnose „Tuberkel!
urageworfen wurde (wie dies z. B. von Fhiedlandek*) in Bezug aul
die „Impftuberkulose“ des Meerschweinchens geschehen ist), odd
dass andererseits ein sehr reichliches Vorkommen in der typisch«!
(Lange ANS’schen) Formation stark für die Diagnose „Tuberkulose!
in die Wagschale fiel. Namentlich wichtig als histologische Kritt-riefl
blieben diese Gebilde den Producten der Syphilis gegenüber, wclcbfl
häufig (ich erinnere nur an die Syphilis des Hodens und Vorzug«
weise des Gehirns) makroskopisch oft schwer oder gar nicht vorfl
den gleichartigen tuberkulösen Neubildungen zu unterscheidet
sind. Weder ViKCHOW, Wagneb, noch andere hervorragende Unter!
Sucher des Gumma (Syphiloma) haben angegeben, dass eigene^
liehe Riesenzelien darin Vorkommen. Zwar führt Alex. Jacob!
son an, dass diese Gebilde auch beim „Gumma“ beobachtet seieql
ohne indessen zu bemerken, auf welche Quelle er diese seine Mit!
theilung stützt**).
Allerdings sind aus neuester Zeit einzelne Angaben betreffs der 3
Anwesenheit von Riesenzelien innerhalb syphilitischer Krankheitspro*!
ducte gemacht worden. Hierher gehört 1) die Mittheilung Rizzo*|
ZEBO’s***), welcher Riesenzelien in einem syphilitischen Fussgeschwün
beobachtete; die betreffende Kranke litt aber gleichzeitig an Tuber-1
kulose. Kurz danach veröffentlichte 2) Koste« in seinem bekanntes!
Aufsatz „Ueber locale Tuberkulose“, dass er Riesenzelien in einen!
syphilitischen Schanker der Nase und in einem vom Penis, in zahl*!
reichen „wahrscheinlich“ syphilitischen Ulcerationen des üarmcanaleil
angetroffen habe. Wie schon die Ueberschrift anzeigt, wurden aber!
hier die Riesenzelien nicht als Antheile der syphilitischen Gewebs- 1
Wucherung betrachtet, sondern auf eine gleichzeitige „locale Tuber*!
kulose“ bezogen. Ncuestens hat 3) GsiFFiNlf) 2 Fälle von Liebe«!
syphiliticus mikroskopisch untersucht und Riesenzellen dabei aufg*-l
•) Ueber locale Tubercnlose. Volkkani’s klio. Vorträge. No. 04.
**) Er lagt our (io einer Anmerkung) dass er selbst io einem Hautguaima - '
Nase Gebilde beobachtet habe, welche den Riesenzelien sehr ähnlich gewesen wirst I
nod fügt hinzu: „doch sind wir selbst von ihrer vollständigen Identität mit letzten*,]
noch nicht ganz überzengt“.
•*•) Cbl. 1873. No. 18.
f) Cbl. 1875. No. 85.
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Baomqabtbh, Hiesemellen bei (Syphilis. 787
fanden; auch hier sind dieselben an histologisch -echte submiliare
Tuberkel gebunden.
Erwähnung verdient hier endlich noch eine Bekanntgebung von
Hedbneb*), welcher in einem Fall von sog. luetischer Erkrankung
der Gehirnarterien reichliche Riesenzellen vorfand. Da aber diese
„luetische1' Arterienaffection anatomisch vollkommen identisch ist mit
der gewöhnlichen Arteriitis obliterans (siehe die Aufsätze von Fried-
länder**) und Baümgahten)***), bei welcher Riesenzellen ebenfalls
Vorkommen (ich selbst beobachtete einige Mal vielkernige Riesen-
zellen innerhalb der nach Unterbindung entstehender Jntima-
wucherung), so kaun Heubner’s Befund — vorläufig wenigstens —
nicht recht für unseren Gegenstand verwerthet werden.
Alles in Allem müssen wir sagen, dass bis jetzt das Vorhanden-
sein typischer Riesenzellen nur in der Hautsypbilis und in syphiliti-
schen Ulcerationen constatirt worden ist, und auch da nur in sporadi-
schen und theils zweideutigen, theils von den Autoren selbst auf (locale)
Tuberkulose bezogenen Beispielen, während dagegen fünlie eigent-
liche Gummigeschwulst, für die gummöse (syphilitische)
Entzündung innerer Organe eine öffentliche Notiz über
das Vorkommen typischer Riesenzellen darin, nicht vor-
liegt, und ich möchte mir, um den Stand der Frage durch ein Bei-
spiel zu erläutern, hier anzuführen erlauben, dass, als ich vorigen
Herbst im v. RfcX'KUNGHAUSKNscben Institute verweilte, ein Fall von
cerebralem Neoplasma zur Section kam, wo die Diagnose nach dem
ganzen Obductionsbilde auf Hirnlues (nicht Tuberkulose) gestellt
werden musste. Da sich aber bei der mikroskopischen Dissection
zahlreich wohlcbarakterisirte Riesenzellen vorfanden, so wurde die
Diagnose — quasi zurückgezogen — eben weil der reichlichere
Nachweis dieser Gebilde in Sypbilomen innerer Organe zur Zeit
noch ausstand.
Ich hatte nun Gelegenheit, einen aus bestimmten anderen Grün-
den exstirpirten syphilitischen Hoden frisch und genau zu unter-
suchen; der Process war noch in dem frühesten Stadium, Verkäsung
nur hie und da eingetreten u. s. w. Bezüglich alles Näheren muss
ich auf die ausführliche Mittheilung verweisen und erwähne nur so
viel, dass die makro- und mikroskopische Diagnose an zweifelsfreier
Sicherheit nichts zu wünschen übrig Hess. Innerhalb der syphiliti-
schen Infiltrate lagen nun schönste Riesenzellen, genau nach
LanöHans’ Beschreibung in reichlichster Menge. Ich
zählte oft 12 bis 16 in einem Gesichtsfeld! — (Habt NACK,
Objectiv 4).
*) Luetische Erkrankung der Hirnarterien. Monographie. Leisig 1874. Bei
spiel 49, Tsf. IV, Fig. 16.
**) Cbl. 1876, No. 4.
**•) Du. No. 34.
60*
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788
Jvabowskt, parasitäre Knoten in den Longen bei Variola.
Dieser exquisite Fall veranlasste mich, der Sache weiter nach
zu gehen. Ich untersuchte zunächst ein noch vorhandenes Präparat
der mikroskopischen Sammlung mit dem Etiquette: gummöse
Orchitis. Ich fand die Riesenzellen — wenn auch spärlich —
auf den ersten Schnitten. Sodann unterzog ich sechs, meist
gut conservirte, Fälle von den makroskopischen Spirituspräpa-
raten der Sammlung, welche mit „Gummiknoten, gummöse Orchitis
syphilitische interstitielle Orchitis“ bezeichnet waren (durch die Prof
v. Recklinghausen und E. Neumann). Unter diesen sechs Fällen
fand ich in dreien die Riesenzellen in prägnanter z w eifel-
loser Formation, oft recht reichlich — wenn auch nie so
reichlich wie in Fall 1. Ich bemerke, dass diese 3 positiven Fälle
diejenigen waren, wo weder Schwielenbildung noch Verkäsung eines
höheren Grad erreicht hatten.
Von Syphilomen anderer innerer Organe war mir ein frische«
oder frischeres Präparat bis jetzt nicht zur Hand. Zwei Fälle tos
Lebersyphilis aus der grossen Sammlung habe ich mit negativem En
folg untersucht; freilich waren die Gewebe wegen bereits eingeleitet«
Fäulniss für die feinere histologische Prüfung nicht recht geeignet
Ich sah daher von weiterem undankbarem Nacbsuchen ab und ver-
spare fernere bezügliche Forschung auf frisches Material. Vielleicht
betheiligen sich Fachgenossen, die in Betreff des letzteren glücklicher
situirt sind, als ich, an der Untersuchung.
Alle näheren Mittheilungen und Erörterungen des bereits Ge-
fundenen behalte ich mir vor.
Die parasitären Knoten in den Lnngen bei Variola.
Von Pi. Jvanowsky, Prosector der med. - chir. Acad. zu St. Petersburg.
Bei 14 Leichenöffnungen der an Variola in den 3 letzten Jahre»
Gestorbenen fanden wir 8 Mal in den Lungen kleine dissemicirte
Knoten, welche den Herden von acuter catarrhalischer Pneumonie
ähnlich waren. Diese Knoten, welche in nicht grosser Menge vor-
züglich in den beiden unteren Lungenlappen beobachtet wurden, sind
fest, von rother oder grauer Farbe, nicht grösser als eine Erb«.
Die mikroskopische Untersuchung rother Knoten zeigte, das« di«
Lungenalveolen mit, den weiBsen Blutkörperchen ähnlichen, in einen
dichten Netze von geronnenem Faserstoff liegenden Zellen gefüllt
waren. Ausser diesen Elementen wurde in vielen Lungenalveolen
eine grosse Menge rother Blutkörperchen bemerkt; ziemlich oft ssh
man auch grosse, runde oder polygonale Zellen mit trübem, körnigem
Protoplasma — das abgefallene und degenerirende Epithel. Die Ca-
pillargefässe der Alveolen sind stark ausgedehnt und mit Blut ge-
füllt. In dem Bindegewebe sind um die Gefasse in grösserer oder
kleinerer Menge zerstreute Zellen zu bemerken.
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Jvakowsky, parasitäre Knoten in den Longen bei Variola- 789
In den grauen Herden waren die feinen Blutgefässe meistens
leer, die Alveolen waren ebenso wie in den rothen Knoten mit Ex-
sudat dicht gefüllt, dagegen wurden in den Zellenelementen deutliche
Zeichen von regressiven Veränderungen bemerkt. Die Zellen er-
schienen nämlich trübe, körnig, mit undeutlichem Contur und ent-
hielten viele Fettkörnchen ; zwischen den Zellen befand sich statt
fibrinöser Netze eine feinkörnige Masse — das Product des Faser-
stoffzerfalles. Es fanden sich ausserdem noch andere Alveolen vor,
welche ausschliesslich mit feinkörnigem Zerfall, fast ohne Spuren von
Zellenelementen gefüllt waren. Mit Hilfe mikrochemischer Reactionen
konnte man sich überzeugen, dass der Zerfall aus Albumin und Pig-
mentkörncheu und feinsten Fetttröpfchen bestand. — In dem übrigen
Lungeugewebe, ausser den Knoten, waren nur die grösseren oder klei-
neren Grade des Oedems und Hyperämie zu bemerken; in manchen
Alveolen fanden sich abfallende und körnig entartete Epithelzellen.
Das beschriebene Bild der herdartigen Exsudation und Granu-
lationsentzüudung des Lungengewebes wurde an allen denjenigen
mikroskopischen Präparaten bemerkt, welche aus den peripherischen
Theilen der Knoten genommen waren. In den centralen Theilen der
Knoten konnte man inmitten der mit Exsudat verstopften Alveolen
solche finden, welche mit sehr feinen, gleichförmigen, ziemlich stark
lichtbrechenden Kügelchen gefüllt waren, welche entweder ohne jede
Ordnung eng an einander gedrängt waren, oder auch zuweilen sich
in einfachen Reihen in Form von kurzen Ketten lagerten. Diese
Gebilde füllten entweder die ganze Alveole aus oder nahmen nur den
centralen Theil ein, während an der Peripherie sich die Granulations-
zellen und die rothen Blutkörperchen befanden. Die eben beschrie-
benen feinen Kügelchen wurden sowohl in den rothen als auch in
den grauen Knoten beobachtet. In den letzteren sind sie besonders
scharf bei der Behandlung mit Essigsäure sichtbar. Es löst sich näm-
lich der grösste Theil der feinkörnigen Products des Exsudatzerfalls
auf; dabei verändern sich nicht die Gruppen der besagten Kügelchen.
Aether, Aetzlaugen und andere gewöhnliche Reagentien übten ebenso
wie Essigsäure keine bemerkbaren Veränderungen aus. Indifferent
auch verhielten sich die Kügelchengruppen zu färbenden Substanzen,
Jod ausgenommen, welches sie dunkelroth oder lichtblau färbte. Alles
dies berechtigt uns, diese Gebilde für Haufen niedriger pflanzlicher
Organismen zu halten, und zwar für Micrococcus-Colonien, identisch
mit den von Cohn, Hallieb, Klebs, Weigert, Zülzer u. A. in der
Pockenlymphe, in der Haut und in den inneren Organen gesehenen
(Micrococcus Variolae).
Die Füllung der Alveolen mit Exsudat, die Granulationsinfiltra-
tion und die Extravasate halten wir für reactive entzündliche Er-
scheinungen in der Umgebung von parasitären Herden. Die An-
wesenheit von Parasiten in den Höhlungen der Alveolen, aber nicht
790
Mowihskt, Impfung von Krebsgeschwülsten.
H
in dem Lungengewebe selbst lässt uns denken , dass sie dahin von
aussen durch Einathmen von pockengifttragender Luft eingebracbt
wurden; wenn wir dieses annehmen, so würden die von uns beschrie-
benen Knoten primitive Infectionsherde darstelien und zwar ganz
ähnliche den Pusteln, welche durch die Pockenimpfung auf der Haut
hervorgebracht werden. —
Zur Frage über die Impfung der krebsigen Geschwülste.
Vorläufige Miltheilung von Mstislawus Nowlnsky. (Aus dem »oochirurg. Ksbimt
des Prof. Wowohtzo»» iu Petersburg).
Im December 1875 habe ich die folgende Erfahrung mit der
Impfung des Krebses gemacht. Ich benutzte Stückchen eines Care,
medull. von der Nase eines Hundes. Von den Impfungen wurden 27
auf entzündeter und 15 auf normaler Haut gemacht. Jene hatten
alle negativen, von diesen aber 2 positiven Erfolg. Der eine dieser
Fälle war folgender: Auf dein Rücken wurde in eiue frische Haut-
wunde ein ca. 2 Mm. grosses Krebsstückchen eingepflanzt und die
Wunde wieder zugenäht. Sie heilte per primam int. Nach 14 Tagen
zeigte sich in der Narbe ein erbsengrosser Knoten, der ziemlich rasch
wuchs, so dass er aru 1. April, ca. 3 Monat nach der Impfung, die
Grösse einer welschen Nuss hatte. An der Oberfläche war er ulce-
rirt und höckerig. Am 4. Mai d. J. wurde der Hund getödtet. Die
hüglige, 37* Gm. im Durchmesser haltende Geschwulst war ziemlich
weich und auf dem Durchschnitt weiss. In der Reg. subclavicul. d.
war eine Lytnphdrüse stark angeschwolien. Die mikroskopische Unter-
suchung des ersten Hautknotens zeigte, dass die peripherische Schicht
aus dicht liegenden, polygonalen Zellen von epithelialem Charakter
und verschiedener Grösse bestand, welche das unterliegende Binde-
gewebe iufiltrirten. In den centralen Schichten wurden Alveolen von
verschiedener Grösse mit mehr oder weniger feinen Tuberkeln ge-
funden, welche von ähnlichen epithelialen Zellen erfüllt waren. Im
zweiten Knoten der lymphatischen Drüsen waren dieselben Bilder,
wie beim ersten Knoten. Deshalb habe ich auch in diesem Falle
eine ähnliche Structur der Geschwülste erhalten, wie bei demjenigen,
in welchem ich die kleinert Stückchen der krebsigen Geschwülste für
die Impfung genommen hatte, d. h. das Carcinoma medulläre.
Iu dem zweiten Fall entnahm ich für die Impfung Stückchen
der krebsigen Geschwulst aus dem ersten Knoten der vorjährigen
Versuche. Geimpft wurde an einem, drei Monate alten, jungen Hände,
welcher dann 17* Monate nach der Impfung an der Pestkrankheit
starb. Bei der Section des Cadavers fand sich in der Narbe, vo
die Impfung geschehen war, ein kleiner Knoten von der Grösse einer
Erbse, ohne metastatische Knötchen in anderen Organen. Bei der
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Kolliers, Entwicklung des SUugethierembryo». 791
mikroskopischen Untersuchung erhielt ich dann Präparate, welche für
das Carcinoma medulläre charakteristisch sind.
Aus diesem Experimenten ersieht man, dass wenn bei günstigen
Bedingungen die kleinen Stückchen der krebsigen Geschwülste unter
die Haut der Hunde versetzt werden, sie sich einimpfen. So ist die
Infection der krebsigen Neubildung unzweifelhaft. Die Versuche
sollen fortgesetzt und die ausführlichere Beschreibung später gegeben
werden.
A. Köllicker, Ueber die erste Entwicklung des Sängethierembryo.
Würzb. phyeic.-med. Verbaudlg. IS. 8. 98.
Die Keim blase, wie sie aus dem gefurchten Dotter bervorgeht,
besteht aus einer vollkommen geschlossenen äusseren einschichtigen
Lage (dem Ectoderma) und einer inneren, einschichtigen, scheiben-
förmigen Platte, die der äussern Blase da anliegt, wo später der
Fruchthof sich bildet. Diese Platte ist die Anlage des innern Keim-
blattes (des Entoderma). Diese Anlage des innern Blattes geht aus
dem zur Bildung des äusscreu Blattes der Keimblase nicht verwen-
deten inneren Reste der Furchungskugeln hervor, der zu einer Scheibe
sich ausbreitet und an einer Stelle dem äusseren Blatte sich anlegt.
Während diese scheibenförmige Anlage des innern Keimblattes in
der Fläche weiter wuchert und nach und nach ein vollständiges
inneres Blatt der Keimblase erzeugt, eusteht an der Stelle, wo die
Anlage des innern Blattes sich befand, der Fruchthof in Form eines
kreisförmigen und durchsichtigen Fleckes der Keimblase. Dieses
Bild wird einzig und allein bedingt durch eine Wucherung der Zellen
des äussern Keimblattes, welche, wachsend und sich vermehrend, an
dieser Slelle höher, schmäler und zahlreicher werden, ohne ihre An-
ordnung in einer einfachen Schicht aufzugeben, wogegen die Elemente
des innern Blattes am Fruchthofe keine nennenswerthe Veränderung
zeigen. Dem Gesagten zufolge ist das Primitivorgan, von dem die
Entwickelung des Säugethieres ausgebt, keine invaginirte eiuschichtige
Blase, keine Gastrula im Sinne Häckel’s sondern eine doppeiblättrige
ganz geschlossene Blase. Dasselbe behauptet K. nach seinen Erfah-
rungen für das Hühnchen, bei dem das Homolpgon der Keimblase
der Säugethiere die am 6. Tage von dem Ectoderma und Entoderma
gebildete, den Nahrungsdotter umschliessende Blase ist. Bevor diese
ächte Keimblase des Hühnchens gebildet ist, ist das Primitiv-
organ desselben eine doppeischichtige Scheibe, die Keimhaut, welche
in keiner Weise mit einer Blase verglichen werden kann. Die erste
Spur des Knmnchenembryo erscheint am hinteren spitzeren Ende
des bimförmig gewordenen Frucbthofes in Gestalt einer rundlichen
kleinen Verdickung. Diese bildet sieb allmählich, nach vorn sich
ausbreitend, zu einem länglichen Streifen mit einer Rinne, dem Pri-
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792
Köllikbi, Entwicklung des Säugethierembryos.
mitivstreifen und der Primitivrinne, um und vor diesem Streifen er-
erscheint dann, wie beim Hühnchen, die Rückenfurche mit den Rücken-
wülsten. Wie beim Hühnchen verdankt der Pricnitivstreifen von
seinem ersten Auftreten an seine Entstehung einer Wucherung des
Ectoderma in die Tiefe, aus weicher nach und nach das mittlere
Keimblatt hervorgeht, indem diese Wucherung allmählich nach allen
Seiten über den Primitivstreifen binauswächst. Ist einmal die Rücken-
furche und das Mesoderma gegeben, so geht die weitere Entwicke-
lung der Körperform im Wesentlichen wie beim Hühnchen vor sich
und ist nur Folgendes hervorzuheben: Die Medullarplatte am Kopfe
oder die Anlage des Gehirns erscheint als eine breite, auch von der
Fläche erkennbare schaufeliörmige Platte mit einer tiefeu schmalen
Rinne in der Mitte, die noch als flache Platte sich gliedert und ver-
hältnismässig spät zum Hirnrohre sich schliesst, nachdem schon langt
Urwirbel entstanden sind. Der Primitivstreiien erhält sich nur kursc
Zeit, nachdem die Rückenfurche und Embryonalanlage enstauden ist.
Die Herzanlage entsteht sehr früh bei Embryonen mit 3 — 5 Urwir-
beln und ist au Fläihenbildern in eigentümlicher Weise zu beiden
Seiten des Kopfes am äussersten Rande der Parietalzone des Em-
bryo in Gestalt zweier Röhren zu erkennen, die jede in einen läng-
lichen Hohlraum, die Parietalhöhle, «ingeschlossen sind. Langsam
wachsen mit der nach der Veutralseite sich krümmenden Parietalzonc
des Embryo diese doppelten Herzanlagen einander entgegen und
kommen ei st hei Embryonen mit etwa 11 Urwirbein in der Mitte der
Brustwand zur Vereinigung. An Querschnitten sieht man leicht, dass
jede ilerzhälfte in einem besonderen Spaltraume der SeiteDplstten
entsteht und aus einem Endothelrohre und einer dicken UmbälloLg
der Darmfaserplatte sich bildet. Von den innern Vorgängen, wie sie
an Quer- und Längsschnitten zu erkennen sind, erwähnt R. folgende:
Der Kaninchenembryo ditferenzirt sich inr Innern im Wesentlichen
wie der Hühnerembryo, nur besitzt er anfänglich keine Chorda, selbst
zu einer Zeit, wo schon Urwirbel, Seitooplatteu, Medular platte und
Hornblatt deutlich sind uud die Zahl der Urwirbel 6 — 8 beträgt,
so dass mithin (BaLFOCK Eiasmobranchier), die Medullarpl.-iiie anfäng-
lich an das Entoderma angrenzt. Hknsen, lässt die Chorda aus dem
Entoderma sich abschnüren, was Balfour für die genannten Fische
bestätigt und auch K. ist nicht abgeneigt, sich dieser Aunalinie sn-
zuscidiessen. Noch vor der vollendeten Verschmelzung des Hertens
ist übrigens die Chorda an der typischen stelle da und unterscheiden
sich Querschnitte solcher Embryonen in nichts Wesentlichem von
denen des Hühnchens. Die ersten Gefässe sind nichts als solide
Zelleustränge im Mesoderma und ihre centralen Zellen die ersten
Blutzellen. Den Angaben Götte's über die Blutbildung bei Säug*"
thierembryoneu scheint eine Verwechselung mit einer besonderen,
noch von Niemand erwähnten Verdickung der äussern Keimscbicht
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Gins er, Entwicklung des Hertens beim Huhn.
793
oder des Ectoderma des Kaninchens im Bereiche der Area opaca
zu Orunde zu liegen, welche später zu einem Theile der serösen
Hülle wird und an der Verbindung der Allantois-placenta mit dem
Uterus sich betheiligt. Die Allantois bildet sich, wie Längsschnitte
erkennen lassen beim Kaninchen genau so wie beim Hühnchen nach
Gasser, nur ist die bei ihrer Entstehung betbeiligte Wucherung des
Mesoderma ungemein viel grösser. Die Venae umbilicales sind früh
weit und als grosse Kanäle im Rande der seitlichen Leibeswände zu
finden. Die primitive Augeublase und die Gehörblase entstehen wie
beim Hühnchen, ebenso diu Mundöffnung. Das Herz ist an seinem
Vorhofstheile nicht nur hinten durch das Mesocardium posterius mit
der Darmwand, sondern auch seitlich durch zwei Mesocardia later, mit
der Seitenwand der Parietalhöhle, hier der seitlichen Leibeswand,
verwachsen, wodurch die Parietalhöhle in dieser Gegend abweichend
vom Hühnchen in drei Räume, zwei hintere und einen vorderen ge-
schieden wird, von denen die ersteren mit den zwei primitiven
Bauchhöhlen in Verbindung stehen. Am Vorhofe finden sieb äusserlich
Zotten. Das Amnion schliesst sich früh iu der Mitte des Rückens.
Die Kopfscheide desselben besteht nur aus dem Hornblatle und ebenso
die Koptkappe nur aus dem Darmdrüsenblatte. Mithin feLlt hier,
wie beim Hühnchen nach Hiss, das mittlere Keimblatt. Der Ur-
merengaug ist ursprünglich ein solider Strang und entsteht durch
Abschnürung aus dem Mesoderma. Die Urniere bildete sich aus
einer Wucherung der Mittelplatte, in der eine gegen die Peritoneal-
höhle sieb öffnende Höhlung (Trichter, Semper) nicht gesehen wurde.
Beim Hühnerembryo hat K. dagegen bestimmte Andeutungen solcher
Trichter gesehen, die später sich schlossen, sobald die Uruierenanlage
ganz von der Mittelplatte sich abschuürte. Loewe.
E. Gasser, Ueber Entstehung des Herzens beim Huhn. Sitzgsber.
d. Marburg. Ges. zur Belöideruug etc. 1876. No. 2.
Beim Huhn entsteht das Herz zu der Zeit, wenn vier bis fünf
Urwirbel vorhanden sind. Es ist von vornherein doppelt angelegt;
später wird zuerst die Muskelwand einfach, daim das Endothelrohr.
Die Herzbildung folgt rasch dem Erscheinen des 2. Stratum in der
untern Wand der Fovea cardiaca und der Bildung der Pleuroperi-
tonealhöhle daselbst nach. Die ersten Stadien der Herzentwickelung
zeigen sich in Form von Lücken zwischen Darmfaserblatt (Muskel-
wand des Herzens) und Darmdrüsenblau beiderseits in der vorderen
Wand der Fovea cardiaca und den den Eingang zu derselben be-
grenzenden Falten. Iu diesen Lücken liegen cbaracteristische Zellen
(Endothelzellen) anfangs vereinzelt, vereinigen aich bald zu einem
von der Muskel wand vielfach abstehenden Endothelrohr. Die Lücken
haben, sobald sie uuter einander verschmelzen, bei Betrachtung des
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794 Kossbacr und Qmr.moHST, vasomotorische Nerven im Vagi».
ganzen Embryo von der Bauchseite her, die Gestalt zweier Röhreu-
schenkel in Form eines X. Das Herz wird zu einem unpaaren
Schlauch dadurch, dass zuerst die Muskelwand, dann das Endothel-
rohr einfach wird. Loa»*.
Bossbach und Quellhorst, Beiträge zur Physiologie des Vagus.
Würzburger phjrs. roed. Verhdlgo. IX. 8. 13.
Gelegentlich einer anderen Untersuchung hatte R. beobachtet,
dass nach Atropinisirung die electrische Reizung des peripheren
Vagusstumpfes eine bedeutende Erhöhung des Blutdrucks in der Art
carotis zur Folge habe, eine Beobachtung, die von den Vff. auf ihre
wahre Ursache zurückgeführt werden sollte. Zur Erklärung jener
Drucksteigerung boten sich zwei Möglichkeiten: entweder es verlaufen
die biutdrucksteigernden Fasern in den Bronchialasten des Vagus,
deren Reizung Acnderungen des Lungenkreislaufes erzeugen oder die
Bahnen dieser Fasern liegen in den Chnrdae oesophageae des Vagtu
und verlaufen in ihnen zu den Unterleibsorganen, um dort veränderte
Zustände herbeizuführen.
In einer ersten Versuchsreihe wurde ein FlCK’sohes Federmano-
meter mit der Art. cruralis von Hunden in Verbindung gebracht uod
der Blutdruck bei Reizung des Bauchvagus beobachtet, weich letzterer
nach Resection zweier Rippen auf der linken Seite, wo der dem
Oesophagus anliegende Vagus leichter zu erreichen ist, erreicht werden
konnte; grösstentheils konnte hierbei eine beträchtliche Steigerung
des Druckes constatirt werden. Die Ursache dieser Steigerung musste
in den Geffissen der Unterleibsorgane zu suchen sein, deren Verhalten
unter dem Einfluss der Reizung des pheripheren Vagusstumpfes bei
curarisirten Kaninchen beobachtet wurde. Es zeigte sich jedesmal
bei der Reizung desselben neben lebhafter Bewegung des Magens
und Dünndarms eine mit blossem Auge sichtbare Verkleinerung der
Lichtung der Gefässe, und sichtbar pulsirende Arterien des Magens
und Dünndarms stellten bei der Reizung ihre Pulsationen ein.
Wurde in einer zweiten Versuchsreihe der periphere Vagusstumpf
gereizt, nachdem die Chordae oesoph. durchschnitten wareD, so trat mit
der Herabsetzung des Pulses auch nur Herabsetzung des Blutdruckes
ein, während letzterer in keinem Falle nach Beendigung des Reises
über seine vor der Reizung behauptete Höhe hinausgeht, wie dies ,
sonst nach erfolgter Vagusreizung der Fall ist. — Hatten die Vff.
endlich mit der Durchschneidung des Bauehvagus die Atropinisirung
des Thieres combinirt, so blieb sowohl Pulsbeschleunigung, wie Druck-
steigerung aus.
Es geht aus diesen Beobachtungen hervor, dass ausser in des
Splanchnicis auch im Hals- und Bauehvagus vasomotorische Nerven-
fasern zu den Unterleibsorganen verlaufen; die Blutdruckerhöbungi
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Himsio», Albumin und »eine Verbindungen.
795
welche man am normalen Thiere nach Auftreten des Vagusreizherz-
stilistandes und am atropinisirten Thiere unmittelbar auf Reizung des
Halsvagus beobachtet, ist Folge der Reizung dieser vasomotorischen
Fasern der Unterleibsorgane. j. Steiner (Erlangen).
A. Heynsius, Ueber Serumalbumin und Eieralbumin und ihre
Verbindungen. Pn.eo*R’s Arch. xu. s. M9-697.
Der erste Abschnitt der vorliegenden Abhandlung beschäftigt
sich mit der Frage, ob es möglich ist, Eiweisslösungen völlig von
Salzen zu befreien und ob es gelingt, durch Dialyse Ei weisslösungen her-
zustellen, welche beim Kochen nicht gerinnen. H. verneint beide Fragen.
Eine gewisse Menge unlöslicher Salze lasst sich nicht entfernen und
eine neutrale möglichst salzfreie Lösung wird beim Kochen trüb (dabei
ist hervorzuheben, dass Schmidt selbst die Unmöglichkeit, alle unlös-
lichen Salze zu entfernen, in seiner Publication in dem LcDWio’scben
Jubelbande hervorgehoben hat; s. Cbl. 1876, 759. Ref.). H. ist geneigt,
auch eine gewisse Menge löslicher Salze als stets in der Eiweisslösung
vorhanden anzunehmen; er weist darauf hin, dass die Alkalien sehr leicht
dem grösseren Theile nach unter die unlöslichen Salze gerathen können,
und hält die Aschenmenge, die Schmidt erhielt, für zu klein zur Ent-
scheidung dieser Frage. Was das Ausbleiben der Gerinnung bei den
gereinigten Lösungen betrifft, so leitet H. dasselbe von der nicht
vollkommenen Neutralität der Flüssigkeit ab und führt zum Beweise
für die Richtigkeit dieser Ansicht Versuche an, welche zeigen, wie
ausserordentlich geringfügig der Gehalt an Säure oder Alkali nur zu
sein brauche, um die Gerinnung zu verhindern, wie übrigens Schmidt
auch schon früher gezeigt hat. In Bezug auf das Verhalten voll-
kommen neutraler Lösungen macht SCHMIDT einen Unterschied
zwischen Gerinnung und Opalescenz, der von H. nicht anerkannt
wird. — H. ist der Ansicht, dass man kein Recht habe, das Albumin
eine in Wasser lösliche Eiweissart zu nennen, da man keine Lösung
herstelien kann, die nur Albumin und Eiwciss und nichts weiter ent-
hält; H. sieht vielmehr in der That das Albumin als mit phosphor-
saurem Kalk und Magnesia verbunden au und beschreibt folgende
Eigenschaften dieser Verbindung: 1) Dieselbe wird durch Säure und
Alkalien zersetzt, das Albumin bleibt dabei in Lösung und fällt beim
Neutralismen aus. 2) Sie reagirt sauer. 3) Die Verbindung wird
durch Erwärmen bereits bei niedriger Temperatur zum Theil zersetzt.
Das dabei sieb ausscheidende Albumin ist nicht coagulirt, denn es
löst sich beim Erkalten der Flüssigkeit wieder auf. 4) Vermischung
mit Neutralsalzen drückt die Temperatur, bei welcher Trübung eintritt,
in die Höbe. — -Einfluss der Alkalien auf Serum- und Eier-
albumin. — Heynsius unterscheidet 4 Grade der Löslichkeit des aus-
gefällten Albumins: 1) Löslichkeit in neutralen Salzen bei jedem
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796
Löbiicb, Cyatinufie.
Gebalt. 2) Bei mittlerem Gehalt. 3) In verdünnten Säuren und Al-
kalien. 4) In starken Säuren und Alkalien. Wenn mau dialysirtes
Eiweiss mit Alkali in steigender Menge kocht, so durchläuft das Al-
bumin alle diese Löslichkeitsgrade. Die Gegenwart von Salzen er-
schwert die Einwirkung des Alkalis auf das Eiweiss (vgl. Schmidt),
sodass grössere Quantitäten davon erforderlich sind, um dass Eiweiss
in Lösung zu erhalten, wie beim dyalisirten Eiweiss. Der Gehalt
des Blutserum an Alkali ist gross genug, um eine mit 9 Volum. W7asser
vermischte Lösung beim Erhitzen vollkommen klar bleibeu zu lassen.
Durch Kobleusäure oder andere schwache Säuren erhält man aus der
erkalteten Lösung einen Niederschlag, welcher in schwacher Koch-
salzlösung vollkommen löslich ist. — Einfluss der Säuren auf
Serum- und Eieralbumin. Derselbe ist dem der Akalien voll-
kommen gleich. Die Quantitäten von Säure, welche hinreichen,
um ein Kiarbleiben der Eiweisslösung beim Kochen zu bewirken
sind ausserordentlich gering. Die Coagulation des Albumins von
2 Cc. dialysirten Blutserum wird bei 10 facher Verdünnung verhin-
dert durch 2 Cc. einer l/ioo Normal Salzsäure oder Salpetersäure, durch
2,5 Cc. einer ebensolchen Schwefelsäure oder Phosphorsäure, 3 Cc.
Oxalsäure oder Essigsäure. Der auflösende Einfluss der Säure wird
durch Gegenwart von neutralen Salzeu beeinträchtigt, ebenso wie bei
den Alkalien. — Hieran kuüpft Vf. noch einige weitere Bemerkungen.
1) Durch Einleiten von Kohlensäure oder Ansäuern mit Essigsäure
nach 10 fachem Verdünnen erhält man aus Rinderblutserum nur etwa
0,8% Paraglobulin; weit mehr, nämlich bis 1,85% aus dialysirtem
Eiweiss und zwar scheidet sich ein Theil dann von selbst aus, ein
anderer fällt nach Säurezusatz. Die Ursache für diese Erscheinung
liegt dariD, dass das an Akalien gebundene Albumin des Serums auch
in Salzen sehr leicht löslich ist. 2) Die ganze Albuininmeoge
wird durch zinkhaltiges Wasser gefallt. 3) Das verschiedene Ver-
halten des dialysirten und nicht dialysirten Eiweiss zu Metaiisaleen,
das Schmidt beobachtet hat, führt Vf. auf die mehr oder weniger
vollständige Entfernung des an Alkali gebundenen Albumins zurück. —
In 5 umfangreichen Tabellen ist das Verhalten von Blutserum und
Hühnereiweias mit und ohne Kochsaizzusatz zu Säure von verschie-
dener Concentration erläutert. E. Salkowaki.
W. F. Löbisch, Chemische Untersuchung eines Falles von Cystin-
Urie. Oesterr. med. Jatirb. 1876. üett 1.
Der Fall betraf einen jungen Arzt von 24 Jahren aus Amerika
(Rhodes Island), der keine Krankheitserscheiunngen darbot ausser
Verdauungsbescbwerden. Das Cystin fand sich als Sediment und im
Harn gelöst. Zur quantitativen Bestimmung wurden 500 Cc. Harn
mit 20 Cc. Essigsäure versetzt, das Sediment nach 24 Stunden ab-
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Uaubsez, Tuberkel des Hodens.
797
filtrirt (es bestund aus Cystin, Harnsäure, oxalsauren Kalk und mit-
unter barnsaurem Natron), gewaschen und gewogen. Alsdann wurde
es nochmals angefeuchtet, mit etwas verdünnter Salzsäure das Cystin
gelöst, wieder getrocknet und gewogen. Die Differenz zwischen
beiden Wägungen wurde als Cystin in Rechnung gebracht. An 14
Tagen wurde die Harnmenge, spec. Gew. Harnstoff, Harnsäure und
Schwefelsäure bestimmt. Die Kost war dabei an 10 Tagen die ge-
wöhnliche gemischte, an 4 Tagen eine rein pflanzliche — eine Ver-
mehrung des Cystins war bei derselben nicht wahrnehmbar. Die Harn-
säure wurde nach dem Verfahren des Ref. durch doppelto Fällung
mit Salzsäure und Silberlösung bestimmt. In Mittel von 10 Tagen
ergaben sich folgende Werthe: Harnmenge 1296 Cc., Harnstoff 33,28,
Harnsäure 0,5445, Cystin 0,393, Schwefelsäure 2,439. Die Phosphor-
säure ergab sich an einem Tage zu 3,01 grm. Chlornatrium zu 11,08.
Die Zusammensetzung des Harns zeigt also keine Abweichung von
den normalen Verhältnissen. Die Entwicklung von Schwefelwasser-
stoff aus Cystin beim Zufügen von Zucker und Salzsäure (Gamgee)
konnte Vf. bestätigen, doch ist die Reaction direct für den Harn nicht
zu verwertben, da jeder Harn dabei Schwefelwasserstoff entwickelt.
E. Salkowski.
L. Malassez, Note snr le sifege et la structure des granulations
tnberculenses du testicule. Arcb. de pbysiol. etc. 1876. 8. 56.
Die Tuberkel des Hodens (sens. sfr.) können sich unter folgenden
verschiedenen Formen darstellen: 1) Einfache Knötchen (Granulations
primitives ou ölömentaires), welche der Oberfläche der Hodenkanälchen
aufsitzen, diese oft ganz umgebend, aber mit der Nachbarschaft keine
Verbindung eingehen, so dass sie mit Leichtigkeit mitsammt den
Canälchen aus der Hodensubstanz herausgezogen werden können.
Die Canälchen sind erweitert, ihre Wandungen und ihr epithelialer
Inhalt haben, nachdem sie stark gewuchert waren, eine fettig-körnige
Umwandlung erlitten. Man kann diese Tuberkel um so mehr mit
denjenigen der serösen Haut vergleichen, als sich auf der Oberfläche
der Canälchen durch Arg. nitr. eine Endothelzeichnung darstellen
lässt. 2) Zusammengesetzte Knötchen (Granulations composöes),
welche dadurch entstehen, dass ein einfaches Knötchen die nächstan-
stossenden Canälchen in Mitleidenschaft zieht, so dass man im Centrum
ein im Zerfall verschieden weit vorgeschrittenes Knötchen der ersten
Sorte, um dasselbe herum einen Kranz von entzündlich veränderten
Canälchen sieht. Besteht diese Veränderung in einer frischen Wuche-
rung der Wandungselemente und der Epithelzellen, so hat man es
a) mit granul. comp, recentes zu thun, ist dagegen das ganze Ca-
nälchen in einen fibrösen Strang verwandelt, so ist dadurch b) die
granul. comp, fibreuse bedingt. 3) Conglomerirte Knötchen (gr.
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798
Biesudxcki, leukämische Tumoren.
coDglomöröes) eustehen durch Zusammenfliessen mehrerer der vorher
genannter). Sind dies einfache Knötchen, so ensteht eine zusammen-
hängende Käsemasse, in welcher man die Reste von Canälcben wahr-
nimmt; sind es aber Knötchen der zweiten Art (frische oder fibröse),
so entsteht ein zusammengesetzteres Gebilde, indem die einzelnen
verkästen (primitiven) Tuberkel durch secundär veränderte Canälcben
getrennt sind. Die angegebenen verschiedenen Formen lind wie er-
sichtlich nicht in ihrem Wesen verschieden, sondern nur verschiedene
Entwickelungsstadien desselben Processes; die 1. Form fand sich in
den ersten 2 Monaten nach Beginn der Affection; 2a nach 2 Monaten,
2b. nach 8 — 12 Monaten; diejenigen der 3. Form sind noch älter.
Mit dem Alter steht, wie sich aus der Zusammensetzung leicht ergibt,
auch die Grösse der Knötchen in direetem Verhältniss. — Ucbrigens
giebt Verf. zu, dass es vielleicht auch noch andere Formen von
Hodentuberculose gäbe. Orth.
Biesiadecki, Leukämische Tumoren der Haut und des Darmes
mit einigen Bemerkungen über den leukämischen Process
selbst. (Aus der Experimentalklinik und dem pathol.-anat Institut
ZU Krakau). Wiener med. Jahrb. 1876. S. 288.
B. beschreibt einen Fall vod Leukämie, in welchem ausser sehr
erheblicher Vermehrung der farblosen Blutkörperchen uud starker
Schwellung der Milz, Leber und der Lymphdrüsen zahlreiche lym-
phatische Tumoren in der Maut entstanden waren. Dieselben bestanden
auf dem Durchschnitt aus einer markigen, weichen, gelblichgrauen
oder gelblich weissen blutarmen Masse, welche in kleinern Knoten
bloss die oberflächlichen, in grossem auch die tieferen Schichten des
Coriurn infiltrirt. Ueber denselben ist die Epidermis gespannt und
glatt, jedoch überall erhalten. In den grössten Knoten ragt die
markige GeschwuLtinasse bis in das suheutane Fettgewebe und ist
gegen die Nachbarschaft scharf abgesetzt, während die Grenze der
kleineren Knötchen verwischt erscheint. Mikroskopisch fand B.
hauptsächlich ruude, oft im Fettmetamorphose begriffene Zellen von
der Grösse der w. Blutkörpcrcheu , ausserdem verzweigte Biodege-
webszellen und grosse plattenförmige epitheloide Zellen.
Die farblosen Blutkörperchen zeigen ausser einer bemerkens-
werthen Grössenzunabme sehr vielfache regressive Metamorphosen,
Fettkörneheo; der Kern ist bläscbenartig, körnig, vergrößert; oft
enthält die Zelle mehrfache biäscbcoartige Gebilde. Dieselben Ver-
änderungen weisen die Zellen der Milz und der Lymphdrüsen auf.
Die Schwellung der ersteren beruht auf einer Zelleninfiltration des
die Arterien bis in ihre feinsten Verzweigungen begleitenden Binde-
gewebes, während das eigentliche Milzpareuchym atrophisch ist. Die
starke Schwellung der Leber dagegen wurde bedingt gefunden durch
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M* neos e, Schorfbeilung.
799
eine kolossale Anhäufung der Blutzellen in den Lebercapillaren bei
sonst ausgesprochener Atrophie der Leberzellen. Diese Befunde stellt
B. in Parallele zu der von V. RECKLINGHAUSEN und PONFICK gefundenen
Thatsache, dass die in die Blutbahn eingeführten Zinnoberkörneben
in dieselben Organe angeschwemmt werden, welche das Hauptdepot
der farblosen Blutkörperchen in der Leukämie bilden, in die Milz
die Leber, das Knochenmark und die Lymphdrüsen, während andre
Organe nur soweit betheiligt werden, als sie Sitz besonderer lo-
kaler Reizung sind. Da, so argumentirt B., die Veränderungen,
welche Milz und Lymphdrüsen darboten, lediglich regressiver Natur
waren, und nichts auf die Neubildung farbloser Blutkörperchen hin-
deutete, da die Letzteren offenbar pathologisch verändert erschienen,
da die Lymphdrüsen erst anzuschwellen begannen, als das Blut schon
wesentlich verändert und in der Haut die leukämischen Tumoren
gebildet waren, da endlich die Exstirpation der Milz bei Thieren
keine Alterationen der Blutbeschaffenheit hervorrufen konnte, wie sie
diesen als Primärleiden der Leukämie vorangehen und diese be-
dingen soll : so sei damit auch die Ansicht gerechtfertigt, dass die
Schwellung von Milz und Lymphdrüsen nicht bedingende Krankheits-
ursache, sondern Folgeerscheinungen der Leukämie sei welche den
Anschwellungen andrer Organe, wie Leber und Nieren völlig gleich-
sustellen wäre. Grswits.
Marcuse, Vergleichend experimentelle Untersuchungen über die
Schorfheilung. Deutsche Zeitschr. f. Cbir. VII. S. 48.
Legt man bei Meerschweinchen kleine Wunden an, welche die
Epitbehcbicht und die Hälfte der schwach vascularisirten Cutis durch-
setzen, so erzielt mau in 18 — 24 St. einen soliden Schorf, dessen
oberster, freier Theil, entgegen der Ansicht der Autoren nicht aus
eingetrockneten Secreten, sondern aus der oberflächlichsten Gewebs-
schicbt im necrotischen Zu3tand besteht. An letztere grenzt das übrige,
alle Charakteristika der Entzündung zeigende Cutisgewebe mit einer
besonders ausgesprochenen kleinzelligen Infiltration in der Linie, in
welcher späterhin die Demarcation zu Stande kommt. ,
Legt man derartige Wunden beim Menschen mit scharfem
Mes ser an, so bleibt auf der Oberfläche meist immer so viel Blut
etc. zurück, um einen die ganze Oberfläche überziehenden Schorf zu
bilden. Unter ihm folgt sofort das zellig-infiltrirte, lebendige Gewebe.
Hingegen gestalten sich die Verhältnisse wie beim Thier, so wie man
die Wunde mit stumpferen Instrumenten erzeugt und damit den Aus-
tritt der Gewebsflüssigkeiten hindert.
In dem häufigeren Zustandekommen der oberflächlichen Gewebs-
necrose glaubt M. den Grund suchen zu müssen, weshalb beim Thier
die Heilung unter dem Schorf so sicher zu Stande kommt. Eine
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800 Bctksseso, Qaomennabt
mit der Unterlage zunächst fest zusammenhängende Schicht nra»
die lebenden Gewebe offenbar mehr vor Reizen bewahren als Bist
und Lymphe, deren Cohärenz und Consistenz mit derjenigen des
Hautgewebes nicht verglichen werden kann. Wilb. Kod,
Ratenberg, Heber Ganinensp<naht and Erzielung einer rein«
(nicht näselnden) Sprache dnrch Vorlagerung der hinten
Schlundwand. Wiener med. Woebeoschr. 1876. No. 33—35.
Die Operationen zum Verschluss der Spalten im harten und
weichen Gaumen haben bisher das eigentliche Endziel derartiger
Eingriffe, Wiederherstellung einer normalen oder nahezu normalen
Sprache, nicht zu erreichen vermocht. Der Grund dafür liegt in dem
Umstande, dass das von vornherein insufficiente oder durch den Zug
der der Operation folgenden Längsnarbe insufficient geworden»
Gaumensegel die hintere Pharynxwand beim Sprechen nicht berührt,
so dass Luft durch die Nase entweicht und die Sprache näselnd bleibt
Zur Verhinderung dieses Uebelstandes schlug G. Simon seine ostale
Uranoplastik vor d. h. Mobilisirung der horizontalen Gaumenplattes
und Vereinigung derselben in der Mittellinie, so dass ein schädlicher
Zug nachträglich nicht stattfinden kann. Die Operation wurde bisher
nur an der Leiche geübt, setat aber auch genügend grosse Gaumet-
platten voraus, die nicht immer vorhanden sind. Andere Operateure
suchten den geschehenen Fehler zu verbessern entweder durch Ver-
längerung des Gaumensegels (Passavant, Mason, Whitebead, Schös-
bork) oder durch Annähen des Gaumensegels an die hintere Schlund-
wand mit Freilassung zweier seitlicher Lücken (PaSSAVANT's Gaumet-
segel - Schlundnaht). — Verf. schlägt nun zunächst rein theoretisch
vor, die Fehler durch Vorlagerung der hintern Scblundwand an ver
bessern. Von wie grossem Nutzen ein solches Verfahren sein könn»,
beweist eine Beobachtung von Panas, nach welcher ein Kranker mit
vollständiger Trennung des Gaumensegels gut sprechen und schlucket
konnte in Folge einer bedeutenden Hypertrophie des Constrictor
pharyngis superior, der sich in Form eines Wulstes nach vorn drängte.
Die Vorlagerung soll geschehen durch Herstellung einer */* — 1 Cm.
breiten halbringförmigen Narbe, weiche über die hintre Scblundwand
von einem Hamulus pterygoideus zum andern verläuft mit geringer
untrer Convexität. Dieselbe kann durch Excision oder Aetzung oder
mittelst des Galvanocauters hergestcllt werden, muss aber die Muskei-
lage schonen. Ara leichtesten würde sich die Operation bei noch
bestehender Spalte ausfuhren lassen. Die Prüfung des Wertbes der
Methode empfiehlt sich indessen am meisten bei Leuten mit operirten
Gaumenspalten aber insufficienten Gaumensegeln. E. Kibttr
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«T, Druck im Thorax bei Exsudaten. Talma, «ur Theorie des Rassenls. 801
Peyrot, Sur les tensions intra-thoraciqnes dang les öpanchements
de la plärre. Arch. g«5n. Juillet 1876.
P. fand den intrathoracischen Ueberdruck bei einem Patienten,
welcher in Folge einer perforirenden Echinococcuscyste einen
Pneumothorax bekommen hatte, auf der kranken Seite = 30 Mm. Hg.
Die Atberobewegungen hatten keine bedeutenden Schwankungen der
Hg-säule zur Folge. Nachdem man durch Aspiration ll/t Liter Ex-
sudates entfernt hatte, ging der Druck auf 12 Mm. herunter, und
es wurden die durch die Respiration bervorgerufenen Oscillationen
viel deutlicher.
Die Thatsache , dass bei pleuritischen Ergüssen der Umfang
beider Thoraxhälften gleich zu sein pflegt, obwohl die erkrankte
Seite dem Auge ausgedehnt erscheint, erklärt P. durch eine totale
Thoraxdeformation, welche ein schiefes Oval darstellt. An dieser
Deformität betheilige sich namentlich auch das Sternum, welches
sich nach der kranken Seite herüberschiebt, so dass z. B. der rechte
Sternalrand bei einem linksseitigen Exsudat der Mitte oder selbst
der linken Seite der Wirbelsäule entspricht. — Die Einwirkung
pleuritischer Ergüsse auf das Herz und die Mediastina anlangend,
constatirt der Verf. eine Drehung des Herzens um s'eine Längsaxe,
wodurch der rechte Ventrikel bei linksseitigen Exsudaten nach innen
und hinten gedreht wird. Die Trachea, der Lungenhilus, der Aorten-
bogen werden ebenfalls u. z. nach der gesunden Seite verdrängt, und
hierdurch wird auch die gesunde Lunge comprimirt. Ebenso wird
die Aorta, welche nicht ausweicben kann, comprimirt und desgl. der
Oesophagus, welcher ausserdem noch dislocirt wird. Diese Einwir-
kung der Pleuraergüsse auf die Organe des hintern Mediastinum
sind experimentell studirt und kommen intra vitam nur bei sehr schnell
wachsenden Ergüssen vor. Litten.
Talma, Beiträge znr Theorie des Basseins. Denucho» Arch. i. ki>o.
Med. XVIII. S. 83.
T. stellte sich die Aufgabe, nachzuweisen, wie das Rasseln und
zwar vorzugsweise das gurgelnde Rasselgeräusch (P. Niemeyer) zu
Stande käme. Der frühem Annahme gegenüber, nach welcher die
Rasselgeräusche dadurch erzeugt wurden, dass die Luft die in den
Bronchen vorhandene Flüssigkeit durchbricht, und die zerspringenden
Blasen der letzteren das Geräusch erzeugen, weist er durch das Ex-
periment nach, dass das Zerspringen der Blasen überhaupt kein
Geräusch erzeugt. Wenn er durch eine Röhre, welche tief in eine
Flüssigkeit eintauchte, Luft hindurchblies, so schwamm die dadurch
erzeugte Luftblase auf der Oberfläche der Flüssigkeit, während diese
letztere , welche durch die hineingeblasene Luft verdrängt wurde,
wieder zurückschnellt und gegen die in der Röhre befindliche Luft-
XIV. Jahrgang. 51
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802
Robbnbaob, Percussioosschall.
Bäule anscblicsst. Hierdurch wird die Luft der Röhre io Schwingungen
versetzt und die Höhe des dadurch gebildeten Geräusches (Gurgeln)
ist von den Dimensionen der Luftsäule abhängig. Das Zerspringen
der Blasen an der Oberfläche der Flüssigkeit erzeugt jedoch kein
Geräusch. Die Details der Untersuchung sind im Original nacbzu-
sehen. Verf. kommt zu dem Schluss, dass die Flüssigkeit Zungen
bildet, welche schwingen und in den die Lutt enthaltenden Röhret
secundäre Schwingungen erzeugen. Die Höbe der Rasselgeräusche
hängt unter andern von der Consistonz der Flüssigkeit ab; so wird
Gummilösung ein tieferes Rasseln erzeugen, als Wasser, da die
„Gummizungen'1 langsamer schwingen, als die „Wasserzungen“, und
deshalb in der Röhre tiefere Eigentöne erzeugen. Ferner wird die
SchallhÖhc abhängen von dem Lumen der Röhre, wodurch die Di-
mensionen der Zungen zunehmen. Dass Rasseln in grossen Bronchen
beispielsweise wird tiefer sein, als das in kleinen.
Ferner stellte T. Versuche an, um den physikalischen Grund de-
VesiculärathmenB zu ermitteln. Er trieb Luft durch einen langet,
gleichmäßig weiten Kautschukschlauch. Dabei wurde an der Ein-
fluss- und Ausflussöffnung ein blasendes Geräusch gehört udA eis
ebensolches, aber schwächeres, über der Mitte des Schlauches. Zur
Entscheidung der Frage, ob dieses letztere von den Enden fortge-
flanzt, oder an Ort und Stelle entstanden wäre, verengerte Verf. die
Ein- oder Ausflussöffnung, wodurch das Geräusch an dieser Stelle
sehr verstärkt wurde, während es in der Mitte schwächer gehört
wurde. Dies spricht für eine Entstehung des Geräusches an Ort neu
Stelle, und für eine Abhängigkeit desselben von der Strömungsge-
schwindigkeit. Dies Geräusch nun wird dadurch hervorgebracht
dass die Lufttbeilchen gegen einander wirken, nicht etwa durch dir
Reibung der Luft gegen die Röhren (Bronchen). Litten-
0. Rosenbach, Beitrag zur Lehre vom Percussionssehall de-
Thorax. Deutsches Arch. f. klin. Med. XVII. 8. 609.
R. findet mit anderen Autoren, dass der Percussionsschall hei
der Respirationsphase die Höhe wechselt und zwar mit jeder Inspi-
rationhöher und zugleich lauter wird, besonders deutlich über
den Lungenspitzen. Als Grund des Höhenwechsels sieht er die mit
der Athmung wechselnde Spannung der Tboraxtvandung an. Di
das Lungengewebe fast garnichts mit dem Phänomen zu thun hat
so folgert er, dass mau es auch nicht zu diagnostischen Zweckes
benutzen dürfe (im Gegensatz zu Dacosta). Uebrigens beobachtete
er seiner Ansicht entsprechend, dass bei Emphysem, käsiger Pneu-
monie, über Höhlen und geschrumpfter Lunge der respiratorische
Schallhöhenwechsel vorhanden war.
Die Anschauungen über den tympanitischen Schall fasst er wie
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Iroadbrnt; Richabduor; Schcuachkr etc., Salycilsäure bei Rheum«ti»mu8. 803
folgt zusammen : 1) Der tyrnpanitischo Schall entsteht in begrenzten
Räumen von gewisser Grösse durch Schwingung der in ihnen enthal-
tenen Luft. 2) Die Wahrnehmung desselben hängt ab von der
Durchgängigkeit der Wände für die Schallwelle von innen und
für dieselbe erregende Stösse von aussen. 3) Eigenschwingungen
der Wandung stören den tympanitischen Schall nicht, so lange für
einen genügenden Durchtritt der Schallwelle der eingeschlossenen
Luft nach aussen gesorgt ist. 4) Bei stark gespannten oder dichten
Wänden ist das Zustandekommen des tympanitischen Schalles um so
schwieriger, je gekrümmter die Flächen sind. 5) Beim Percutiren
gekrümmter Flächen wird die Intensität des Percussionsstosses abge-
schwächt, die innen befindliche Luft weniger erschüttert und das
Heraustreten der Schallwelle durch stärkere Reflexion gehindert.
Eichhorst (Jona).
1) Broadbent, Treatment of rhetimatic fever by salicyllc acid.
L.nret 1876. i. No. 15. 2) J. G. Richardson, Cantion in regard to
the treatment of acute rkeumatisnie with salicylie acid. Phiimi.
ined. Time». 1876. Mai 13- 3) Schumacher II., Klinische Mitthci-
lungen über Versuche mit Salicyisänre bei acutem Gelenk-
rheumatismus. Deutsche med. Wochensclir. 1876. No. 18. 4) Fr. ScllUltze,
Zur Wirkung der Salicyisänre auf den acuten Gelenkrheuma-
tismus. Memorab. f. pruct Aertte. 1876. 8. 162. a) W. Grilifuer, Zur
Salicylsäurebehandlung des Gelenkrheumatismus. Deutsche Zett-
«chr. f. pr. Med. 1876. No. 23. 6) Bardenhewer, Aus der Station des
Hrn. Prof. Obermeier im St. Johannes-Hospital zu Bonn. Die
Behandlung der Polyarthritis rheumat. mit Salicyisänre. Bert,
kün. WocheuRcbr. 1876. No. 26 7) J. Pollard, Rheumatic fever trea-
ted by Salicine. Brit. med. jou™. 1876. No. 810. 8) S. Pearse, Four
Gases of Rheumatisme treated by Salicine. (Under the care of
Dr. S. Ringer). d»s. —
B. (1.) konnte in 4 zum Theil schweren Fällen der Rheumar-
thritis die günstige Wirkung der Salicyisänre (7,5 — 20 Grain stünd-
lich, dann seltener) bestätigen. — R. (2.) hat in 3 von 4 Fällen gün-
stige Wirkung gesehen und weißt noch besonders auf die Bekämpfung
eines etwa eintretenden Collapses hin. — Sen. (3.) sah 3 genau nach
Strickkr’s Vorschrift (a. 8. 362) behandelte Fälle günstig verlaufen;
2 Mal traten Reoidive ein, bei denen die erneute Anwendung der
Säure sich auch günstig erwies. — Sch. (4.) sah unter 10 Fällen aus
der FKitcDREtCH’schen Klinik 8 Mal eine Beendigung der Krankheit
in 12—48 Stunden nach dem Beginne der Behandlung und zwar in
5 ohne Rocidiv, in 3 mit einem solchen, welches ebenfalls durch die
Säure rasch beseitigt wurde, in 1 Fall war die Wirkung unsicher,
L)ie Recidive wurde durch Fortgeorauch des Mittels in kleineren
bl*
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804 Mitcbill n. Bihtolit, Sensibilität nach Nervender
Gaben (3 Mal 1 Gm. pro die) nicht verhütet, wichen aber d«
Gaben. — Unter G.’s (5.) 21 Fällen waren 15 acute, 6 subacute.1
jenen heilten 7 bei stündlichen Gaben von 1 Grtn. Säure in 2 — 3 Tj
radical, in den übrigen 8 traten Recidive zum Theil mehrmals anf
trotz des Fortgebrauchs des Mittels. Auch in den subacuten Fällen,
worunter 2 bereits mehrere Wochen mit dem Pappverband behandelt
worden, wirkte das Mittel sehr günstig; 2 Mal traten deutliche Herz-
affectionen bei unausgesetztem Gebrauch der Säure auf. — B. (6.1 sah
in 5 Fällen schnelle Heilung und auch ein Fall von sog. rheumati-
schem Fieber ohne Gelenkaffection endete unter dem Gebrauch von
5 Grm. Säure in wenigen Tagen mit vollständiger Genesung. —
J. P. (7.) berichtet kurz über 1 mit Salicin (vgl. S. 240) erfolgreich
behandelten Fall und S. P. (8.) über 4 Fälle. Hier mussten 20 bii
30 Grains 2stündlich gereicht werden. Der Puls sank früher, als die
Temperatur, welche erst nach 8 Tagen normal wurde. Die Gelenk-
schmerzen Hessen durchschnittlich in 4 Tagen nach, Herzaffectioneri
wurden nicht verhütet und ausser Verstopfung keine unangenehme
Nebenwirkung beobachtet. Senator.
Weir Mitchell and M. Bertolet, Jieurotomy, with an examination
of the regenerated nerven and notes upon neural repair. Amt-
Jouro. of mud. sc. 1876. April. 8. 321.
Auloikg und Tkipikr haben bekanntlich nachgewiesen, da»,
wenn man von den verschiedenen Nerven einer IlundeextremiUt
alle durchscbncidet bis auf einen, die Sensibilität in der ganze
Klaue überall mehr oder weniger erhalten bleibt. Dasselbe ist nach i
M. auch beim Menschen der Fall, wie er es unter Mittheilung ge- j
nauer Krankengeschichten (Excision eines ziemlich grossen Stück-
von Nv. radialis und medianus in dem einen Fall, von Nv. u Inari*
und einem Hantast des Nv. radialis in den anderen) zu beweiseu such
Es gellt aus diesen Beschreibungen hervor, dass die Sensibilität ia
Verbreitungsbezirk eines excidirten Nerven sich sehr bald besser.-
und erholen kann und zwar auf einem anderen Wege, als dem der
einfachen Restitution und Neubildung von Fasern in dem incidirtes
Nervenstück, weil man die Wiederkehr der Empfindung auch dor:
beobachtet, wo die motorischen Antheile des Nerven sich sicher nief:,
wieder vereinigt haben , wie aus der andauernden Muskelatropbt
und deren absolute Reactionslosigkeit gegen die stärksten eiectrisches
Reize geschlossen werden muss.
Ausserdem geht aus des Vf.'s Fällen hervor, dass die Rückehr
der Sensibilität auf einem anderen, als dem directen Wege voc
Hyperalgesie begleitet sein kann.
Endlich kehren nicht alle Qualitäten der Empfindung in gleicher j
Weise wieder: während Schmerz- und Tastempfindung fast normv I
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Mchb, Oehirn eine« Verrflckteo.
805
werden können, bleibt das QefÜhl für Temperaturunterschiede oft
dauernd gestört oder wenigsten höchst unvollkommen; dasselbe gilt
manchmal auch für Berührung und Schmerz. —
Die Untersuchungen Bektolet’b über die regenerirten Nerven-
enden (welche er übrigens kaum von den normalen Nervengewebe
abweichend fand) bringen nichts wesentlich Neues. Bernhardt
Mahr, Anatomische Befunde bei einem Falle von Verrücktheit.
Arch. {. Pnych. VI. 8. 733.
Aus der mitgetheilten Krankengeschichte ergiebt sich eine ori-
ginäre Verrücktheit auf hereditärer Grundlage, ferner Schwäche und
Atrophie der rechten Extremitäten. Die ganze linke Hälfte des
Gehirns war verkleinert, am auffälligsten die linke Kleinbirnbälfte.
Die untere Fläche derselben zeigte der Zahl nach vermehrte jedoch
ganz unregelmässig gestellte Lamellen, was durch die Annahme er-
klärt wird, dass die Endlamellen nicht soweit wuchsen, um die übrigen
zu verdecken. Wegen der Formwidrigkeit der Details und da die-
selbe Seite von Gross- und Kleinhirn die betroffene war, Hess sich die
consecutive Atrophie des Kleinhirns ausschliesseu.
An der linken Grosshimhälfte fand sich eine bedeutende ßedu-
cirung aller Theile (auch des Stamrolappens) mit Ausnahme des Stirn-
lappens. Ferner zeigte sich der linke Tractus opticus, der rechte
Nv. opticus der rechte Tractus olfactorioriua verschmälert. Das linke
Corpus mamraillare fehlte anscheinend ganz. Der linke Acusticus
war verschmälert, die rechte Olive verkleinert. Querschnitte vom
Rückenmark zeigten keine Asymmetrie.
Die linke obere Stirnfurche communicirte mit der Centralfurche.
Letztere lag viel weiter rückwärts als die der rechten Seite. Der
linke Sulc. calloso-marginalis gelangte vor der Centralfurche an die
mediale Kante. Die linke Parieto-occipitalfurcbe mündete nicht in
die Calcarina dagegen die rechte Fissura calcarina in die Fissur«
hippocampi hin.
Die linke Schädelhälfte war in allen Dimensionen verkleinert,
an der Basis ganz besonders die hintere Schädelgrube. Die Pfeil-
naht sowie die Lineae semicirculares, prominirten stark über das Niveau,
letztere als Insertionsstellen der Musculi temporales waren unge-
wöhnlich hoch hinaufgerückt. Das rechte Foramen jugulare, der
linke Canaiis caroticus und das rechte Foramen opticum erwiesen
sich verengt. Aus diesem Verhalten der linken Gehirn- und Schädel-
hälfte schloss Vf. auf eine Abnormität der zuführenden Gefässe. In
der That fand sich die Carotis communis, namentlich aber die Carotis
interna sinistra sehr schmal. Nach den Untersuchungen von Gddden
(Unterbindung der Carotiden am Kanichen) genügt dieser Befund
um sämmtlicbe Veränderungen am Schädel zu erklären (ob auch
Codtv, Purpnraformen.
die des Gehirns? darüber spricht sich Vf. nicht klar aus). m
Einwurf, dass GuddeN beide Carotiden unterbunden habe, hier
nur eine verengt sei, begegnet der Vf. nachträglich durch die 4p
theilung, dass sich bei der Unterbindung einer Carotis coinmuini
nach mindestens 6 Wochen eine Verschmälerung der entsprechenden
Hälfte der Schädelbasis nachweisen lasse. Wernicke.
Couty, lStude sur une espfcce de pnrpura d’origine nerveuse.
Ose. faebd. 1876. No. 36—40.
Vf. beobachtete einen Fall von Purpura, welcher den zuerst voc
Henocb (Cbl. 1875, 267) beschriebenen Symptomencomplex: Purpura,
Gelenkanschwellung, Darmaffection zeigte. Es gelang ihm etwa ek
Dutzend analoger Fälle aus der Literatur zu sammeln. ln allen
zeichnete zeichnete sich die Eruption durch das Plötzliche ihres Auf-
tretens und den unregelmässigen Gang ihrer Entwicklung aus. Di«
gastro-intestinalen Störungen bestanden io Erbrechen und Koliken.
Das Erbrochene ist gallig und der Brechact ist stets von heftiges 1
Koliken begleitet. Der Leib ist empfindlich, der Stuhl häufiger so*
gehalten als diarrhöisch. Die Störnngeu setzen plötzlich ein und
hören ebenso plötzlich auf, oft nach zwei oder mehreren Stunden, manch-
mal, mit Unterbrechung, nach ein bis zwei Tagen. Als drittes Symptom
finden sich Hautödeme au den Gelenken oder an anderen Steiles,
seltener an ganzen Extremitäten oder universell. Die Anschwellungen
sind schmerzhaft, ohne jedoch gänzliche Immobilität zu setzen. Aach
hier ist plötzliches Eintreten und grosser Wechsel der Erscheinung
und des Ortes hervorzuheben. Oft ist das Oedem die erste Erschei-
nung der Krankheit, in anderen Fällen beginnt die Purpura oder die
Darmerscheinung.
Die verschiedenen AfTectionen stehen in keinem bestimmten In-
tensitätsverhältniss zu einander oder zur Gesammteffection. Vf. un-
terscheidet vier Formen der Purpura, je nachdem 1) dieselbe allein
erscheint, 2) mit Oedem und DarmcomplicationeD, 3) mit Oedemen
allein, 4) mit Darmerscheinungen allein auftritt. Viele Fälle, welche
als Peliesis rheumatica (pnrpura rheumatica) beschrieben sind, gehöree
nach Vf. nicht den rheumatischen Prozessen an, sondern gehöret-
in die dritte Kategorie. Aus den vielen anderen von Bütt, Willa>
und Anderen beschriebenen Arten der Purpura sind nur zwei als
gut abgogrenzt hervorzuben. Einmal der Morbus maculosa?
Werlhofii oder Purpura haemorrhagica primitive. Hier finden mul-
tiple Haemorhagien der Haut und Schleimhaut statt, welche progressiv
zunehmen und während der ganzen Krankheitsdauer persistireu. Der
allgemeine Zustand ist ein schwerer, es tritt plötzliche Adynamie und
schneller Tod ein. Zweitens die Purpura cachectica, zu weichen
die Purpura senilis gehört. Es ist dies eine secundäre Form der
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Coctv, Pnrparaformeo.
807
Purpura, welche sich häufig zum Typhus gesellt. Sie ist häufig durch
Leberaffectionen oder Erkrankungen der Milz bedingt. Einige Krank-
heiten, wie Meningitis cecebro-spinalis, Men. tuberculosa scheinen duroh
Vermittelung des Nervensystems auf die Capillaren der Haut zu
wirken, meist aber scheint eine Veränderung der Blutmasse selbst
oder der blutbereitenden Organe das primäre zu sein. Hierher ge-
hören auch, die Hämorrhagie bei Intermittenscachexie und chronischem
Chloralgebrauch.
Die eigentlichen anatomischen Läsionen dieser Formen der Pur-
pura sind noch ziemlich unbekannt. Wilson Fox konnte einmal
bei einer durch Syphilis bedingten Purpura amyloide Degeneration
der Hautgeiässe nachweisen, Ollivier und Ranvier bei leukämischer
Purpura Anhäufungen weisser Blutkörperchen in den Öefässen.
Bei dem Morbus maculosus und der secundären Purpura fehlen
die in obigen Fällen vorhandenen Oedeme und Darmerscheinungen.
Aber diese Krankheiten ergreifen nicht nur die Haut, sondern es
finden sich, besonders beim Morbus maculosus, von vornherein schwere
Veränderungen der Schleimhäute, Nieren, Lunge, etc., welche zu
deletären Hämorrhagien führen. Auch die Hauthämorrbagien sind in
beiden Reihen von Fälleu verschieden; beim Morb. macul. und der
secundären Purpura allmählich sich ausbildend, in den obigen Fällen
plötzlich entstehend und schnell ihr Maximum erreichend. In jenen
beiden Krankheiten trifft das Leiden geschwächte oder cachectische
Individuen ; die obigen Fälle betrafen stets gesunde Menschen, deren
Allgemeinzustand auch nicht wesentlich geschwächt wurde. Nur ganz
ausnahmsweise zog sich der Zustand in die Länge und wurde zur
ernstlichen Gefahr für die betroffenen Individuen.
Unterscheidet sich somit die hier besprochene Purpuraform
wesentlich von den beiden genannten Purpuraformen, so ist der Un-
terschied vom Scorbut ein noch ausgesprochenerer, indem bei letzterem
der Gang ein progressiver ist und schnell ein adynamiscber Zustand
sich ausbildet.
Die Untersuchung des Urins in den geschilderten Fällen ergab
leichte und inconsfaute Veränderungen, welche die Oedeme nicht er-
klärten. Da auch die übrigen Organe und das Blut in keiner Weise
eine Aufklärung über den Symptomencomplex geben, wurde per
exclusionem an einen nervösen Ursprung des Leidens gedacht.
In der That fühlt sich Vf. veranlasst, diese Form der Purpura als
eine nervöso aufzufassen. Dafür spricht ihn der unregelmässige Gang
der Umwicklung, das Variable der Erscheinungen, der geringe Ein-
fluss auf das Allgemeinbefinden. Da alle Erscheinungen eines cere-
bralen oder medullären Ursprungs fehlen, muss der Sympathicus der
Uraprungsheerd sein. In der That findet Vf. eine Verwandtschaft
der hier vorkomrnendeu Störungen mit anderen bekannten vasomo-
torischen Neurosen. So gleichen die Kolikanfälle den bei Atactiscben
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Hicn, Einfluss der Blase auf die Lage des Uterus.
808
vorkommenden „gastrischen Krisen“ und der Colica saturnina,
letztere Vulpian ja auch als eine vasomotorische, durch Einfluss
Bleis auf den Plexus solaris entstandene Neurose auffasst. Auch die
Oedeme kommen in ähnlicher Weise bei Ataxie, Bleiintoxicatioo,
und bei einer grossen Reihe nervöser Störungen vor. Oie Purpurs
selbst endlich vergleicht er den von Pakbot geschilderten neuro-
pathischen Hämatbidrosen. O. Simon.
Br. Hicks, On the displacement of the uteras by the distension
of the bl&dder as shown by Experiments on the dead bodj.
Obst. Journ. of Or. Brit & Iral. XLL S. 318.
Bei den zu diesen Experimenten benutzten Leichen wurden zum
Theil die Nieren vorher entfernt; die Blase wurde mittelst eines
Katheters gefüllt. In einigen Fällen zerriss die Blase schon bei
mässiger Spannung. In der Regel erfolgte die Ausdehnung der Blase
zunächst nach der hinteren Beckenwand zu — Die Leichen lagen
alle auf dem Rücken. — Dann er9t spannte sich der Fundus vesicae.
Bei mässiger Ausdehnung der Blase erschienen die Ligg. rot. meist
nicht gespannt. Der Uterus erschien in der Regel retrovertirt bei
Anfang der Experimente, die DouGLAS’sche Falte leer. H. selbst
anerkennt, dass diese Experimente nur einen beschränkten Werth
haben, weil der Einfluss der Musculatur und der Gefössfüllung dabei
nicht in Betracht kommt. Er zieht folgende Schlüsse aus seinen
Versuchen: 1) Die Blase dehnt sich zunächst nach hinten zu aas,
dann nach oben. Der Uterus wird bei geringer Füllung der Blase
retrovertirt, bei stärkerer wird die Retroversion gehoben; ist die Ver-
bindung zwischen Cervix und Blase eine sehr feste, so kommt es
zur Retroflexionbildung. 2) Ist das Rectum gefüllt, wenn die Blase
ausgedehnt wird, so steigt der Uterus aus dem Becken hervor und
steht perpendikulär auf den Beckeneingang. 3) Ist der vaginale Theil
der Blase erschlafft so wird dieser zunächst ausgedehnt und der Cervix
nach hinten gedrängt, dann auch das Corpus der hinteren Wand genähert
und endlich der ganze Uterus nach oben geschoben. 4) War der
Uterus vorher schon retrovertirt, so wird die Retroversion behoben,
wenn der vaginale Theil der Blase zuerst ausgedehnt wird.
Gegen diese Experimente wurde, als sie der Londoner geburtsh.
Ges. mitgetheilt wurdeD, besonders von Sp. Wells eingewendet, dass
solange als der Einfluss der Därme dabei ausser Acht gelassen, sie
für das Verhalten der Blase im lebenden Weibe keine Schlüsse zo-
lassei). A. Martin.
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Richter: Fiedle* ; Lewihutkis, Morpbiamaucbt Böhm u. Seeck, Wirkung; etc. 809
1) Sichter, Casuistik zum Morphinismus. Bert. kiin. wocbenacfar. 1876.
No. 28. 2) A. Fiedler, lieber Morphiumsucht. J»hreab*r. a. o«a. f.
Natur- UDd Heilkunde in Dresden. 1876/76. S. 173. 3) IiCWinStCin, Zur
Pathologie der acuten Morphium- und der acuten Chloralver-
giftungen. Berl. Mio. Wochenacbr. 1876. No. 27.
R. berichtet aus der psychiatrischen Klinik von Prof. L. Mf.YEB
über einen Fall von Morphinismus, wo der Monate lang fortgesetzte
Versuch der allmählichen Entwöhnung vom Morphium zu keinem Re-
sultat führte. Das plötzliche Aussetzeu der Injectionen, wie es Levin-
STEiN anräth, führte dann unter den bekannten Erscheinungen zu
dauernder Heilung.
F. erzählt in seinem Vortrage einen Fall bei dem die rasche
Entziehung des Morphiums letal endete. Eine Puella publica die an
Morphinismus litt, wurde nach der Aufnahme ins Krankenhaus sofort
auf die Dosis von 0,03 pro die, subcutan injicirt, gesetzt. Die Er-
scheinungen des Morphiumhungers traten mit grosser Heftigkeit ein;
am 3. Tage erfolgte ein tiefer Collaps, au dem die Pat. trotz ange-
wendeter Analeptica zu Grunde ging. Die Section ergab nur negative
Resultate.
Die Morphiumintoxication von L. betraf eine Dame, die irr-
thümlicber Weise 0,3 Morph, mur. subcutan bekommen hatte. L.
machte drei Injectionen von je 0,0015 Atropin und der Fall ver-
lief unter der weiteren Auwendung von Reizmitteln günstig. — Eine
andre Dame hatte in einem Conamen suicidii 20 — 24 grm. Cbloralby-
drat in Kapseln genommen. Da an eine Morphiumvergiftung ge-
glaubt wurde, gab man nur 0,0015 grm. Atropin. Sonst wurden nur
noch Reizmittel angewendet und die Kranke erholte sieb trotz der
enormen Dosis vollständig. In dem Morphiumharn fand sich eine
reducirende, rechts (drehende, im Chloralharn eine gärende und eben-
falls rechts drehende Substanz, die L. für Zucker hält in Anlehnung
an die Angaben von Merino, Musculcs u. A. Schiffer.
Böhm und Serck, Beiträge zur Kenntnis» der Alkaloide der
Stephanskörner (Delphiniom staphysagria). Arch. t. exp. Patb. v.
8. 311.
Die Untersuchung bat namentlich einige zweifelhafte oder überhaupt
noch unbekannte Punkte der Delphininwirkung im Auge. Die nach
der Vergiftung eintretende Paralyse geht von den motorischen Centren
aus, während die motorischen Nerven zunächst völlig erregbar bleiben;
erst nach Stunden büssen bei R. tempor. die Nu. iscbiadici ihre Erreg-
barkeit ein. Die für das Veratrin charakteristische verlangsamte
Muskeleuckuog konnten Vff. iro Gegensatz zu Weyland beim Del-
pbinin ebensowenig, wie bei den Giften der Aconitingruppe beobachten.
Dagegen ruft das Delphinin starke fibrilläre Zuckungen hervor. Die
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810 Böhm u. Serck, Wirkung vou Delphinin und ßtaphysagriii. Stirurg.
Sensibilität scheint es noch vor Eintritt der Paraiyse zu vernichten,
wenigstens gelingt es zu einer Zeit, wo spontane Bewegungen noch
ausgeführt werden, nicht mehr durch starke Reize Reflexe auszulösen.
Die Strychninwirkung wird durch nachfolgende Delpbiniuinjection
aufgehoben, die Delphininwirkung dagegen durch Strychnininjection
nur abgeschwächt.
Bei Süugethieren bemerkt man ausser den von B. schon früher
veröffentlichen Wirkungen nach Injection in die Vene — in diesem
Fall genügon 0,005 Grm. uni einen Kater rasch zu tödten — zunächst
Sinken dann aber bald rasches Steigen der Pulsfrequenz selbst bis
auf das doppelte. Bei schwachen Gaben erfolgt darauf Rückkehr
zur Norm, bei starken Abnahme der Schlagzahl bis zum diastolischen
Herzstillstand. Genau parallel hält sich der Blutdruck. Sind die Vagi
durchschnitten, so fehlt das vorübergehende Sinken. Im weitereu
Verlauf büssten diese Nerven ihre Erregbarkeit ein. Durch Reizung
der sensiblen Nerven gelingt es Anfangs den Blutdruck, freilich nur
mässig, zu steigern. Später ist dies garnicht mehr der Fall: Durch*
schneidung des Halsmarks äussert auf die beträchtliche Druck- und
Pulszahl-Steigerung keinen Einfluss. Die Respirationsfrequenz wird
durch Delphinin unter Verlängerung der Atbmungspausen sehr ver-
langsamt. Bei künstlicher Respiration miiBS zur letalen Wirkung die
Dosis des Gifts erheblich gesteigert werden, zmn Beweis, dass der
Tod zunächst durch Respirationslähmung erfolgt. Sind die Vagi durch-
schnitten worden, so tritt, wie beim Aconitin die Verlangsamung
nicht ein.
Das sog. Stapbysagrm unterscheidet sich vom Delphinin in
seiner Wirkung auf Frösche durch das Fehlen der fibrillären Zuckungen,
durch das viel schnellere Eintreten von Lähmung der peripherischen
Nerven, so dass die Thiere wie curarisirt erscheinen und endlich
durch das Fehlen jeder Wirkung auf das Herz. — Auf Säugethiere
wirkt das Staphysagrin nicht so giftig wie das Delphinin, um einen
Hund durch subcutane Injection zu tödten sind 0,2 — 0,3 Grm. nötbig.
Auch hier sind Respirationsstöruugen die wesentlichste Erscheinung,
der Tod erfolgt asphyctisch. Vom Delpbinio unterscheidet sich das
St. weiter durch das Fehlen der heftigen Convulsionen die entweder
garnicht oder nur schwach auftreten, ferner durch das Fehlen der
Wirkung auf Pulsfrequenz und Blutdruck. Auch das Grosshirn scheint
vom St. nicht zu leiden, während bei D.- Vergütung die Thiere in
einem comatös-soporösen Zustand sterben. — In saurer Lösung scheint
das Delphinin sich leicht zu verändern. Schiffer.
W. Stirling, Beiträge zur Anatomie der Cutis des Hundes, siet».
acad. Sitcgsber. Math.-phys. Kl. 1876. 8. 221—231. 2 Tsf.
Die vou St. cum Stadium der Haut äuge wandte Methode besteht darin, dass
ein ausgeschnittenes Stück der rasirten (iujioirteu oder uninjicirteo) Haut io atugw
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Gütkhbock. Stolhikow. Külz.
811
spanntem Zustande über einen starken Glasring festgebunden wird. So vorbereitet
wird die Haut in einen künstlichen Magensaft von 38 Ccntigraden versenkt; nach
4 — 6 Stunden wird das Präparat berausgeuommen, abgespült und in destillirtos
Wasser gebracht. In diesem quillt das Hautstück um das 4 — 6 fache seiner Dicke
anf und erreicht eine geeignete Coneistenz um iu Schnitte von beliebiger Feinheit
«erlegt werden zu können. Diese Schnitte sind durch einen hohen Grad vou Durch-
sichtigkeit ausgezeichnet.
Au den so bergestellten Präparaten hat 8t. ermittelt, dass die Cutis des
Hundes, analog der Cornea, aus vielfacheu Schichten übereinander gelegter Ge-
flechte gebildet wird, die durch die dazwischen gespannten elastischen Fäden in
ihrer Lage gehalten werden. Au zeiligeil Elementen im Bindegewebe unterscheidet
8t. Wanderzellen mit runden und ZellpUtten mit spindelförmigen Kernen. Die zu-
erst von Heidrnhain (Arbeiten des pbysiol. Instituts iu Breslau) beschriebene und
abgebildete „Querstreifung der Bindegew.bsbüudel“ wird auch von St. ausführlich
besprocbeu und richtig auf eine Ruozelung der Bündelscheide «urückgeführt.
Die Bemerkungen St.’s über die Blutgefässe, Scbweissdrüseu und Haarbälge
sind im Original nachzulesen. Boll (Rom).
L. Güterbock, Gaüensteineoncreniente in der Harnblase. VlHCHOW’s
Arcb. LXVI. 8. 273.
Die nach Zertrümmerung aus der Blase extrahirteu Steinconcremente stamm-
ten von einem 56jährigen weiblichen Individuum, bei dem andere Störungen, als
sie durch die Gegenwart der Concremente entstehen mussten, nicht beobachtet sind.
Naeh der von Scrcltzkn vorgenommenen Untersuchung bestanden sie zum grössten
Tbeil ans Cholesterin (durch die Elementaranalyse festgestellt) neben kleinen Mengen
Harnstoff, Kalkpbosphat und Gallenfarbstoff. Auch 0. Likbrkich constatirte Cholesterin
und Bilirubin in Krystallform, sowie eine Schicht von Harnsäure an der Oberfläche.
Der Harn enthielt, der Auamnese nach, unr Gallenfarbstoff; die chemische Unter-
suchung zeigte ihn frei von Cholesterin und Gallenbestaudtbeilen. Die entleerten
Concremente betrugen im Ganzen ca. 13 Grm. Nach ihrer Zusammensetzung sind
sie unzweifelhaft als Gallensteine zu bezeichnen. Ihre Grösse spricht gegen die
willkürliche Einführung durch die Harnröhre. Vf. citirt 2 Fälle von Gallensteinen
in der Harnblase aus der Literatur. Der eine ist durch die Section aufgeklärt. Es
fand sich nämlich eine zur Zeit der Section obliterirte Communication der Galleu-
blase mit der Harnblase durch den Uracbns, doch hatte sich in diesem Fall die
Communication durch zeitweise Entleerung von gallig gefärbtem Harn zn erkennen
gegeben. E. Salkowskt.
J. Stolnikow, Eine neue Methode für quantitative Eiweissbe-
stimmung iin Harn. Petersb med. Wocheiwchr. 1876 No. 12.
Der eiweisshaltige Harn wird mit Wasser verdünnt bis eine auf Salpetersäure
im Reagensglas gegossene Probe eben noch oiuen nach 40 Secunden auftretenden
weisslichen Ring giebt. Die Zahl der zur Verdünnung verbrauchten Wasservolumina
-f* den Volumen des Harns wird durch 260 dividirt, die erhaltene Zahl reprttsentirt
den Procentgehalt au Eiweiss Die Relation ist durch Gewicbtsbestimmungen fest-
gestellt. E. SaJkowaki.
Külz, Beiträge zur Kenntnis» des Inosits. Marburgs siuimgsber.
1876. No. 4.
Vf. fand Ioosit im normalen menschlichen und Kaninchen* Harn nicht, ebenso
wenig bei verschiedenen Erkrankungen, ausser Diabetes mellitus uud insipidus,
Albuminurie, und auch da nicht constant- Nach Einführung grösserer Mengen fand
flieh Inosit im Harn wieder: nach 30 Grm. 0,225 Grm., nach 60 Grm. 0,476 Grm. —
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812
8alcowiki; ▼. Neuen. Saleowsei.
Bei 15 Kaninchen wurden, nachdem die Leber dnreb 7 tägiges Hungern glycog«#-
frei gemacht war, wechselnde Mengen (7 — 30 Grm.) Inoait eingeführt ; in der Letal
fand aich kein Glycogen, der Ham enthielt ateta nachweisbare Mengen Inotit bis
ca 0,537 Grm. Alle Thiere bekamen mehr oder minder atarken Durchfall. — Drei
Versuche worden an Diabetikern angestellt. Bei dem eraten wnrde der Harn bei
Ansscblusa von Kohlenhydraten auekerfrei Nach Einnahme von 50 Grm. Inoait in
800 Cc. Wasser gelöst trat kein Zucker auf; 0,335 Inoait am näcbsteu Tage. — ln
einem 2. nud 3. Versncb blieb die Zuckerauaacheidung bei derselben gleicbmisaigen
Diät unverändert. Der Inositgehalt im Harn der nächsten 24 Standen betrug beim
2. 0,613 Grm., beim 3. 0,276 Grm. Bei der Untersuchung einer grossen Zahl von
Weinen fand K. regelmässig Inoait darin. K. Salkowaki.
E. Salkowski, 1) Ueber die Quelle des Indicans im Harn der
Fleischfresser. Ber. d. deutsch, cbem. Gea. ix. s. 138. 2) Ueber di«
Bildung des Indols. Das. s. 4os.
M. v. Nencki, Zar Geschichte des Indols und der Fänlnisspro-
cesse im thlerischen Organismns. Das. s. 295.
Nach N. bildet sich bei der Verdauung von Leim durch Pancreas kein Indol
— es musste demnach, wenn das im Darm gebildete Indol in der Tbat die einzig!
Quelle des Indicans ist, bei Fütterung mit Leim trots grosser Harnstoffmengen nur
sehr wenig Indiean im Harn ersebeiuen, während sonst beim Hand Ansacheidnog
von Harnstoff und Indiean ihren Mengenverhältnissen nach parallel gehen. S. bat
in Gemeinschaft mit G. Wkiss einen Versuch am Hnnde darüber angestellt. Dar
Hund, ca 20 Kilo schwer, schied am 2. — 5. Hungertag 10 — 11 Grm. Harnstoff und
4 — 5 Mgrm. Indigo aus. Di« Fütteruog mit Gelatine an den 3 folgenden Tagen
(pro Tag 150 Grm.) steigerte die Harnatoffansacheidung auf 52 Grm. pro Tag, wäh-
rend die Indigoaosscbeidung nur ca. 3 Mgrm. betrug; bei Fütterung mit Blutfibria
(ca. 600 Grm. feucht pro Tag) wurde ca. 42 Grm. Harnstoff und 16—17 Mgrm. I».
digo ausgeschieden. Der Versuch bestätigte also in der Tbat die Voraussetnung.
Die Ausscheidung von Indiean im Hunger spricht dafür, data sieb nach in den Ge-
weben Indol bilden kann.
N. macht darauf Aufmerksam, dass nach Versuchen von HOraaa, Krane und
ihm selbst das Indol kein Product der Pancreasverdauung selbst sei, sondern nur
eine Begleiterscheinung, durch die in den Verdauungsgemischen auftretenden Baete-
rien verursacht. Die Bildung von Indol beim Huuger brauche auch nicht auf dar
Wirkung ungeformter Fermente an beruhen.
8. hebt hervor, dass er dieseu letzteren Punkt in seiner Mittbeilung offen ge-
lassen habe, da er das Fehlen der Indolbildung bei der eigentlichen Pancreaaver-
dannng noch nicht als sicher constatirt anseben könne. Senaior.
E. Salkowski, Ueber Wirkung und Verhalten einiger schwefel-
haltigen organischen Verbindungen im thlerischen Organismus.
I. Th. Viacaow’s Arcb. LXVI. S. 815—330.
8. ging bei der Untersuchung von der Idee aus, dass das Verhalten schwefel-
haltiger Verbindungen vielleicht einiges Liebt auf die Art der Bindung des Schwefel«
in den Ei weisskörpern werfen könnte, insofern man alle die Biudungs weisen als im
Eiweias nicht möglich wird aussoblfessen können, in denen er giftige Wirkungen
entfaltet and der Oxydat'ou zugänglich ist. Der erste Theil handelt von dem Ver-
halten der Aetberschwef.lsäure, Amylschwefelsäure, äthylscbwefiige Säure, Isätheria-
aäure, Taurocarbamiusäure und Disutfätholsäure. Als allsotneine* Resultat ergab
sich: 1) schwefelhaltige Säuren der .etten Reihe, in deuen der Schwefel mit einem
oder 2 Bauerstoffatomeo zusamroenbängt, wirken nicht giftig. 2) Ist der Schwefel
mit beiden Affinitäten an 8auerstoff gebunden — die eigentlichen Aetbersäuran —
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RcTtaaao. Nicoladobi. Wewbs.
813
■o verändert eich die Substanz nicht beim Durchgang durch den Organismus; hängt
der Schwoful dagegen mit einer Affinität r n Kohlenstoff, so ist es von Ginfinss für
das Verhalten, ob der Kobienstoffkern eine Hydroxylgruppe (OH) enthält oder nicht.
Im erslaren Falle wird die Verbindung leicht ozydirt, im letzteren n:cht oder nnr
sparenweise. Ist die Hydroxylgruppe durch die Amidgrappe (NH,) ersetzt, so wird
dadurch das Verhalten in der früher beim Taurin erörterten Weise modificirt.
Senator.
D. Chr. Butenberg, lieber Abkühlung des Körpers vom Darme
aus. Deutsche med . Wochensehr. 1876. No. 19.
Nach der Simon- HROAR^cheu Methode brachte R. kaltes Wasser hoch in den
Darm ein und lieas es erst nach längerer Zeit, wenn er vermuthete, dass es bis auf
Körpertemperatur erwärmt sei, wieder ausfliessen. An sich selbst beobachtete er
nach dem Eingiesseu von % — Vs Liter Wasser vou 0° oder wenig wärmer, dass die
Temperatur der Mundhöhle sogleich um 1,1 — 1,5° C. sank und Vs — V* Stnude
später wieder stieg. Jn 2 vou 3 Vei suchen, bei denen der Thermometerstand alle
5 Minuten abgelesen wurde, aeigte sich ein dem Sinken vorhergehendes sehr ge-
ringes Steigen (um 0,05 °j. Bei zwei jungen Leuten, welche an Wechselfieber litten,
machte er im Hitzestadioro desselben Eingiessungeo. Dabei sank die Temperatur
in der Achselhöhle bei dem einen während 21/« Stunden von 41,1° auf 40,2°. bei
dem anderen während 2*/* Stunden von 39,7° auf 38,5°. R betrachtet diesen Abfall
reio als Folge der Wassereiogiessungen und sucht daraus die Grösse der Abkühlung
des Körpers zu berechnen. öcuator.
Mcoladoni, lieber incomplete Luxation beider Yorderarmknochen
nach aussen. Wiener med. Wocbeoscbr. 1876. No. 23—27.
Bei der incompleten Luxation nach aussen, d. h. der Dislocation der Incisura
somilunaris über den äusseren Rand der Trochlca hinaus und Einlagerung derselben
in die Furche zwischen Trochlca und Emiuentia capitata ist eine der wichtigsten
Coraplicationen die Abreissung des Cond. int. bumeri und Dislocation in die Tro-
chlea, so dass dadurch die Reposition absolut gehindert wird. Während Hütbb die
Abreissnng dieses Knochenvorsprunges der Einwirkung des Lig. laterale int zu-
schrieb, führt Vf. dieselbe auf den Einfluss der mächtigen, vom Cond. int. entsprin-
genden Muskelgruppe zurück, welche auch den abgebrochenen Knochen in seine
ungünstig« Lage hiueinzicht. Indessen scheint der Abriss sich nur bei Kindern in
der Epiphysenlinie des Condylus zu ereignen, wahrend der feste Knochen der Er-
wachsenen widersteht. Um den dislocirten Knochen aus dem Wege zu schaffen,
empfiehlt Vf. Beugung des Vorderarms mit nachfolgender Hyperextensioo der Hand,
wodurch die Flexoren erschlafft und der Condylus aus seiner Gefangenschaft be-
freit wird; dann die gewöhnlichen Repositionsmanöver. Unter antiseptischen Cau-
telen würde man im Nothfall das Knocbenstück exstirpiren dürfen. E. Küster.
Wewer, Ueber das Vorkommen des Milztumors bei frischer syphi-
litischer lnfection. Deutzch. Arch. f. kiin. Med. XVII. S. 459.
W. fand die Beobachtung Wkil’s bestätigt, dass sich im Verlauf der consti-
tationellcn Syphilis und zwar zu einer Zeit, in welcher sich nach einem Ulcus durum
die ersten Allgeroeinerscheinungen zeigen oder auch recidiviren, häufig ein Milstumor
allsbildet. Uut*r 79 Kranken fand er den friseben Milztumor 6 Mal vor, also bei
7,6 pCt. In drei Beobachtungen mit genauen Auamuesticis stellte er sich ein in der
8. — 12. Woche nach der lnfection, in der 5. — 10. Woche nach dem Auftritt der
Initialsklerose und in der 1 — 2. Woche nach den ersten Allgemeinerscheioungeo.
Unter einer antisypbilitiscben Behandlung ging er, wenn genügende Mengen Mercur
angeweudet wurden, alle Male zurück, und es waren hierzu meist 30 Iuunctionen
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814
Gavat. Altftacs. Gknzmkr. Dowsk.
zu 2,0 grauer Salbe ausreichend. Die Dauer de« Bestehens schwankte dabei zwi-
schen 4 — 8 Wochen. In den ersten Tagen der Behandlung nahm mitunter sein
Umfang zn, so dass offenbar ein gewisses Quantum Quecksilber in das Blut aufge-
nommen sein muss, ehe eine Rückbildung möglich ist. (Vgl. Cbl. 1874, 177).
Eichhonst (Jena).
J. Gayat, Phlnomtaes ophthalnioscopiques inroquäs comme signes
de la niort. Ann. d’ocnlint. LXXI1J. 8. 5.
G. spricht sich dahin aus, dass als ein sehr häufiges, aber nicht constantee
Phänomen ein nahezu vollständige* Verschwinden der Arterien und Venen der Be-
tina, soweit sie auf der Papille verlaufen, sich bei Todten nachweisen lasst. Bei
decapitirten Menschen und Thieren ist diese Erscheinung constant vorhanden. Manch-
mal finden sich auch Unterbrechungen der Blutsäulc, itäufiger in den Venen als in
den Arterien. In demselben Masse als die genannten Erscheinungen auftreten zeigt
die Retina eine vom Centrnm ausgehende Infiltration, welche sich rascher bei den
Decapitirten entwickelt Auch wurde in einzelnen Fällen das Erscheinen eines
rothen Fleckens an der Macula, gerade wie bei Embolie der Art central, retinae,
bemerkt; alle genannten ophthalmoscopiscben Phänomene sind aber nicht als absolut
sicheres Zeichen des Todes aufznfasseu. Michel (Erlangen).
J. Althans, Weitere Beobachtungen über die electroiytische Be-
handlung der Geschwülste. Berl. klin. Wocbemeljr. 1876. No. 16.
Von den durch die Klectrolyse zu beseitigenden Neubildungen braucht Nae-
vus je nach der Ausdehnung eine oder mehrere electroiytische Applicationen. Beide
Pole einer Batterie von 10 — 15 Danirlls werden als fixirte Nadeln in die Geschwulst
eingestos«en. Die Operation i«t unblutig, der Schmerz minimal, die Heilung in
weniger als 3 Wochen ohne Narbe vollendet. — Beim Cystenkropf fuhrt man
2—3 mit dem negativen Pol der Batterie verbundene Nadeln in die Geschwulst ein.
während die positive Schwammelectrode auf der Haut der Umgebung ruht; beim
hy pe r t ro phisc hen Kropf verbindet Vf. die Electrolyse mit Einspritzungen von
Jodtiuctur. Zur Zerstörung von Atheromen werden beide Pole (Nadeln) in die
Geschwulst eingestossen. — Weniger günstig sind die Erfahrungen von A. hei den
recurr: renden Fihroideu und bei krebsigen Geschwülsten: doch berichtet
Vf. von Schlaf und Appetit befördernden und den ganzen Organismus beruhigenden,
also sehr guten symptomatischen Erfolgen. Einige Krankengeschichten erläutern
das Mifgetheilte. Bernhardt
A. Genzmer, Veränderungen im Rückenmark eines Amputirten.
VirchowV Arch. LXVI. 9. 265.
Vf. untersuchte da» Rückenmark eines Mannes, welcher 30 Jahre vor »einem
Tode im unteren Drittel des rechten Oberschenkels ainputirt worden war. Im Conus
modullnri» fand sich keine Asymmetrie, wohl aber in der grössten Dicke der Lenden*
aiischwellung: schon im oberen Drittel war sie nicht mehr nachzuweisen. Die Ver-
änderung bestand in einer Verkleinerung der rechtsseitigen Vorderbörner uod eint*
auffallenden Verminderung der Ganglienzellen: auch waren die vorderen Wurzeln
dünner und weniger zahlreich, als auf der linken Soite. Structurauterschiede wor-
den weder an den Nervenröhren noch An den Ganglienzellen beobachtet. Mit Aus-
nahme der Obliteration des Centralcauales waren die übrigen Theile des Markes
intact. Bernhardt
Dowse, On bulhar paralysis. Med. Timea and Ga*. 1876. No. 1341
I). behandelte einen hereditär prädisponirten jungen Mann, der nach einer
Reihe heftiger epileptischer Anfälle im 16. Lebensjahre am gauzen Körper total ge-
lähmt wurde. Ansgenommen von dieser Lähmung blieben der 1., 2., 3., 4. und 6.
Digitized by Gßflgle
Ai. brecht. Favrkr. Grurmacr. Biddkr. Martin. 815
Hirnnerv (?). — Nach 4 Jahren kam der Kranke in die Behandlung D.’s. Die LHh-
ronng der Oberextremitäten war schon etwas gebessert: dagegen waren die Unter*
extromitäten absolut bewegungslos und bis nnf die Knochen abgemagert. Ausser-
dem waren alle Zeichen vollkommenster Bnlbärparalyse vorhanden (Unfähigkeit au
sprechen, Schlingbeschwerden, Stimmlosigkeit, mimische Unbeweglichkeit). Durch
conseqnente Anwendung eines schwachen constanten 8tromes und snbcutAne 8trychnin-
nnd Atropin - Injectionen wurde Pat. vollkommen bergestellt und präseutirte sieb
so einem grossen Kreise von Aerateu. Der Fall ist eben wegen dieser Heilung
eines so lange schon bestehenden und meist als unheilbar erklärten schweren Lei-
dens höchst beachtenswerte Bernhardt
Albrecht, Fünf Fälle von überzähligen Semilunarklappen am
Herzen. Petersh med. Wochenschr. 1876. No. 24.
Vf. berichtet über & Fälle überzähliger Semilunarklappen nm Herzen, welche
sieb zweimal an der Aorta und dreimal an der Pulmonalarterie fanden Die Anzahl
der Klappen betrug jedesmal 4, von denen 3 normal gross waren, während die vierte
bedeutend verkleinert erschien. Nur in 1 Fall waren 2 Pulmonalklappen halb so
gross, als die beiden andern. Litten.
Fayrer, On Filaria sanguinis hominis Aegyptiaca. Lancet. 1876 n. 9.
F. berichtet über ein Entozoon, welches Dr. 8onsino in dem Blut eineR jungen
Aegypters, der an Haematurie litt, entdeckt hat. Dasselbe bat grosse Aehnliehkeit
mit demjenigen Hacmatosoon, welches Lkwib (Cbl. 1873, 336) in dem Blut an Chyl-
nrie, Elephantiasis Arabnm, Lymphvaricen etc. leidender Personen in Calcutta ge-
funden hat, unterscheidet sich von ihm jedoch durch das Fehlen der äusseren Hülle.
Der Entdecker will es daher zum Unterschied von dem indischen Parasiten „Filaria
6anguinis hominis Aegyptiaca“ nennen. — Ausserdem entdeckte 8. ein Haematozoon
in dem Pfortaderblut eines jungen Stieres, welches er „Bilharzia bovis“ nennt und
in einer Mittbeilung an die Neapolitanische Academie genauer beschreibt. Litten.
Grunmach, Ueber den Polygraphen, ßeri xim. wochenschr. 1876. No. 33.
Vf. benutzte zu seinen sphygmographischen und cardtographischen Unter-
suchungen den von Maphicr und Mathikd angegebenen und von Waldenburg mo-
dificirten Polygraphen, welchen er selbst noch behufs seiner Untersuchungen ver-
änderte. Diese Veränderungen, deren Details »m Original nachzusehen sind, hatten
den Zweck, die Widerstände, welche die Feder bei der Uebertragung der Bewegungen
bis zum Schreibhehe) zu überwinden hat, zu reduciren. Die mit diesem Instrumeut
gezeichneten Normalcurven stimmen im Wesentlichen mit denen überein, welcbo
Lakdois gefunden bat. Litten.
E. Bidder, Ein Fall von Tastbarkeit der Nabelschnur durch die
Bauchdecken. Petersb. med. Wochenschr. 1876. No. 8.
Die Nabelschnur war in der Nähe des Nabels, quer über den Rücken des
Kindes verlaufend, zo fühlen, und in geringem Maas s 6 verschieblich. In Folge ab-
normer Kürze (höchstens 30 Cm.) streifte sie sich unter der Gehurt nicht ab, und
dna Kind wurde sterbend geboren. v. Haidberg.
Martin, Feber die Catgntnaht der Uterus wunde nach dem Kaiser-
schnitt. Berl. klin. Wocbenscbr. 1867. No. 28.
M. bnt dieselbe Erfahrung mit den CatgntnSbten gemacht, wie mehrere andere
Autoren, dass dieselben leicht nachgeben, die Knoten sieb von selbst auflösen, mit-
hin keine sichere Vereinigung der Wundründer erreicht wird. Er berichtet über
5 Kaiserschnitte, von welchen 4 den Tod herbeifilhrten. Unter diesen war nnr e:n-
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816
Zcllrb. 8im>»o». Bir.t.
mal die Wunde (66 Stauden post part.) gat verklebt, und lagen die
löst Io einem Fall war nur der äussere Sand der Wände verklebt, in
batte gar keine Verklebuug stattgefundeo. Oer wechselnde
Uterus erklärt es, dass das nachgiebige Material des Catgut für diese Nähte
das geeignete ist. t. Heselberg.
A. Zeller, Versuche über die locale Wirkung des Schwefelsäuren
Atropins. Vibchow's Arch. LXVI. 8. 384.
Dönue Va — 3 procent. wässrige Lösungen «eigen bei directer Einwirkung auf
Froschblut die ge wohnliche Wirkung de* destillirten Wassers, welche jedoch nicht
eintraft, wenn die Lösung (% pCt.) mit % oder % procent Kochsalzlösung auf*-
fertigt wurden. Dann trat jedoch bei den farblosen Blutkörperchen eine mit de;
Stärke der Atropinlösung zunehmende Verhinderung der amöboiden Bewegungen
hervor. Dasselbe konnte am lebenden Thiere nach der von Thoma (Cbl. 1876, 55;
angegebenen Methode constatirt werden, wobei jedoch zu bemerken ist, dass bei
Verletzungen der Froschzunge die Auswanderung farbloser Körpereben »war ver-
mindert aber selbst durch stärkere Lösungen nicht gänzlich aufgehoben werden
konnte. Die Wirkung auf die Gef&sse ist derart, dass die Arterien sich beträcht-
lich erweitern und dass eine starke Beschleunigung des ßlutstromes eintntt, welche
besonders in den nicht erweiterten Venen deutlich ist. Letztere Erscheinung kann
im Boden von Substanzver.nsten eine solche Bedeutung erreichen, dass dadurch die
Randstellung weisser BI itkörperchen ganz oder tbeilweise aufgehoben wird und eint
erhebliche Verminderung des Auswanderungsvorganges, d. b. der Eiterung eintritl
Sämmtliche Wirkungen sind auf den Ort der Application des Atropins beschränkt. Orth
A. E. Simpson, Notes on a fatal case of chorea gravidarum.
Obst. Joura. XXXVII. 1876. 8. 80.
Ein 20jähriges Milchmädchen hatte als Kind an Masern und Keuchhusten,
später mehrere Wochen hindurch au Rheumatismus gelitten. 8eit dem 17. Jahre
regelmässig doch schwach meostruirt, cessirte die Regel im Juli 1875, als Pat. ac
Scharlach und dann wieder an Rheumatismus erkrankte. Seitdem zeigte Pat- grosse
Erregbarkeit, doch keine sonstigen Folgeerscheinungen. Die Menses kehrten ic
September und October in der alten Weise wieder, daun trat Conception ein. Iffi
3. Schwangerschaftsmonat zeigten sich die ersten 8poren von Chorea, besonders za/
der linken Seite: sie steigerten sich rasch und am 9. März erfolgte der Tod unter
Delirien. Der Sectionabefund wer im Allgemeinen negativ. Die Dura war mit dem
Schädeldach fest verwachsen, inselweise verdickt au beiden Seiten der Mittellinie,
hier auch mit der Pia verwachsen; die subarachnoidealen Räume stark gefüllt mit
hellem Exsudat. Im rechten Ventrikel reichliche Flüssigkeit. A. Martin-
Balz, Chronische Digitalisvergiftung. Aua der WüNDERLiCHscben
Klinik. Arck f. Heilk. XVII. S. 468.
Eine mit hochgradiger Mitralstenose behaftete Frau hatte sieb dorch lang-
jährigen Gebrauch grosser Digitalisdosen so an das Mittel gewöhnt, dass sie ohne
dasselbe in den elendesten Zustand gerieth, der durch das Medicamcnt stets wie
zauberhaft beseitigt ward. So brauchte sie täglich des Morgens und des Abends je
0,3 Gnn. Digitalis und hat in 7 Jahren über 800 Grtn. von dem Präparat genommen.
Der hier beschriebene Fall bat die grösste Aehnlichkeit mit den au Morphiumnms
leidenden. SchiAar.
Einsendungen für da« Centralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Professor Senator,
Berlin (NW.) Banhofttr. 7 (am llegelplats), und Professor Bosenthal, Erlangen, oder (unter Beiictüoaa)
an die Vorlagshandlung, Berlin (NW.), nnter den Linden 68, adressiren.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von H. 8. Hermann in Berlin.
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/i
Wöchentlich erscheinen gmm _ ■ m «M a ■ ■ Pre!« de« Jahrgänge»
1—2 Bogen; am Schlüsse I ~ AV| | Inl A | | 20 Mark; za beziehen
dei Jahrgangs Titel, Na- fllaWACvlltl durch alle Buchbandlon-
men- und Sachregister. gen und Po«tan»talten.
für die
mcdicinischen Wissenschaften.
Dr. J. Bosenthal,
Profeuor ln Erlangen.
Kedigirt von
und
Dr. H. Senator,
Profeaaor in Berlin.
1876. fll. November. No. 46.
Inhalts Khadae, PfAnnenkoocben (Grig. Mittb. ). — Salkowiki, phenolbildende
Substanz im Harn bei Ileus (Orig.-Mittb.). —
Worosch i lofp, Verlauf der Leitungsbabuen im Lendenmark. — Jabiscr,
Blutasche. — Maier, Deciduorae. — Kappei.br und Happtkr, articulirter Waaaer-
glasverbaod. — Bamcel, Eigenwärme uud Fieber. — Boucbaud; Jka.i, Zur
Kenntniss der Tabes. —
Bochepontaink , Reflexe von der Dura. — Kclz, Traubenzucker im Harn. —
Champion und Pell kt, Basen in den organischen Aachen. — Hrschl, Hirn-
bämorrhagie bei Phosphorvergiftuug. — S piek kr, Reaection des Schultergelenka. —
Ollirr, Trepanation der Knochen.—- Strinitc, Masernepidemie. — Cornillon
und Bebtet, Wirkung der Alkalien bei Diabetes. — Schmid, Aneurysma der A.
mos. aup. — Bknkkr, Gallensteine, atheromatöso Entartung und Fettbildung. —
Browne, Feile in der Wirbelsäule. — Richter, Eiweiss im Harn Epileptischer. —
Marchand, spontane Lostrennung eines Uternsmyoms. —
Linke« Hüftbein de« Kanin-
chen« von vorn gegeben.
Ueber den Pfannenknochen.
Von Profeaaor Dr. W. Krause in OSMingen.
Zwischen Gegenbaur und mir besteht eine Differenz hinsicht-
lich der Bildung der Hüftgelenkspfanne beim Kaninchen. Ich hatte
nämlich angegeben (Anatomie des Kaninchens,
1868. S. 83), dass das laterale Ende des oberen
Schambeinastes den medialen Theil der Pfanne
bilde. NaehGEGENBAUB(Morpholog. Jahrb. Bd. II.
S. 234) wird sowohl bei Lepus timidus als beim
Kaninchen das Os pubis durch das Sitzbein von
der Antheilnahme an der Hüftpfanne ausge-
schlossen.
Beide Ansichten sind unrichtig und die Dif-
ferenz löst sich durch die Nachweisung eines
vierten Knochens im Beckengürtel, der Os ace-
tabuli, Pfannenknocben des Hüftgelenks,
genannt werden kann. Derselbe ist unregelmäs-
sig: länglich fünfseitig, doch annähernd cubiscb,
bei etwa vierteljährigen Kaninchen 2 — 3 Mm. gross
(s. Fig.), votf den übrigen drei Hüftbeinknochen
überall durch eine dünne Knorpelschicht getrennt und nach rnebr-
XIV. Jahrgang. 52
a O« acetabuü. (1 Ofl i 1 i um.
p Os pubis. ls Os ischil.
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818 Kbacbe, Pfanueukuocbeo.
tägiger Maceration leicht ablösbar. Seine freie
ebenfalls ttberknorpelt und bildet den medialen Abschnitt
lenkpfanne.
Ich habe den Pfannenknochen früher für eine Epiphyse des
Schambeins angesehen; Qegenbauk rechnet seine Masse zum Sitz-
bein (Sehambeinschenkel des Os ischii) und es ist nicht zu bezweifeln
dass derselbe beim Hasen früher mit dem letzteren Knochen als mit
dem Schambein verwächst. Sein Ossificatiouscentrum liegt der vor-
deren Fläche näher und zeigt sich beim etwa vierwöchentlichen Ka-
ninchen als isolirter rundlicher, 1 Mm. dicker Knochenkern.
Ist die hier gegebene Nachweisung eines vierten Elements im
Bcckengürtel, welches hier und da das Schambein vom Pfannenrande
abdrängen kann, an sich schon von allgemeinerem Interesse, so stei-
gert sich dies noch durch den Umstand, dass sein Vorkommen io
der Säugetbierreihe ohne Zweifel ein ganz allgemeines ist. Der Pfannen-
knochen findet sich bei Hylobates leuciscus, Cynocephalus porcarius,
Galeopithecus variegatus, Hydrochoerus capybara, Lepus timidas,
Sciurus vulgaris etc. (Die betreffenden Skelette verdanke ich der
Freundlichkeit des Herrn Prof. EhlebS in Göttingen). Offenbar ist
es zufällig, ob man bei irgend einem seltenen jungen Säugetbier ge-
rade das Entwicklungsstadium antrifft, in welchem der Pfannenknocbeo
deutlich hervortritt, auch mag seine zeitweise Existeuz mitunter io
sehr irüho Perioden fallen. Vielleicht hat schon Gegenbaub (1. c.
Taf. XIV, Fig. 5) bei Inuus das Os acetabuli gesehen und abgebildet;
er nennt dasselbe freilich ein verkalktes Knorpelstück. — Da beim
Kaninchen das Lig. teres vom Pfannenknochen (und zwar von dessea
unterem Ende) entspringt, so könnte man das Homologon des letz-
teren beim Menschen am vorderen unteren Ende der Fossa acetabuli
suchen wollen. Ersteres Verhalten ist jedoch wohl ohne tiefere Be-
deutung und in Wahrheit entspricht dem Os acetabuli die Epiphysis
ilei anterior oder der sog. zweite accessoriscbe Ossificationspunkt ac
der Pfanne. Diese Epiphyse tritt zwischen dem 6. — 12. Lebensjahre
auf, verschmilzt bis zum 18. Jahre und bildet an der Grenze zwischen
Scham- und Darmbein den Umfang des knöchernen Pfannenrandes
beim Menschen.
Uebor das Torkommen phenolbildender Substanz im Harn
bei Ileus.
VorlKnfige Mittbeilung von Prof. E. Salkowskl in Berlin.
Vor etwa 3 Monaten wurde mir durch die gütige Vermittlung
von Herrn Dr. Salohon Gelegenheit geboten, den Harn von einem
Falle von eitriger Peritonitis — mit den Erscheinungen des Ileus
intra vitam — zu untersuchen. Bei der Anstellung der Indicanreae-
tion mit Salzsäure und Chlorkalk fiel mir ein eigentümlicher Ge*
1
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SALiowsxr, pbenolbildendc Substan* im Barn bei Ileus.
819
rucli auf, der entschieden an Chlorphenol erinnerte. Darauf hin
destillirte ich eine Quantität Harn nach Zusatz von Salzsäure und
erhielt im Destillat durch Bromwasser reichliche Fällung. 200 Cc.
Harn gaben 0,0395 Niederschlag (über Schwefelsäure getrocknet.)
Die Gegenwart grösserer die Norm weit übersteigender Mengen Phe-
nolbildender Substanz war dadurch wahrscheinlich gemacht, weitere
Untersuchungen konnten jedoch nicht angestcllt werden, da die
Kranke inzwischen gestorben war.
Seitdem habe ich 3 weitere Fälle von Indicanvermehrung un-
tersuchen können, für deren gütige Ueberlassung ich Herrn Dr. RieSS,
Director des städtischen Krankenhauses, sowie Herr Dr. Litten zum
besten Dank verpflichtet bin. In allen diesen Fällen fanden sich
reichliche Mengen Phenol neben Indican. Die genaueren Daten sind
folgende:
I. Fall G. aus dem städtischen Krankenhaus. Peritonitis unter
dem Bild des Ileus verlaufend. — Harn vom 14. 600 Cc. sp. G. 1020.
Das Destillat (es ist hierunter stets verstanden nach dem Ansäuern
mit Salzsäure) färbt sich direct mit Eisenchlorid bläulich; eine kleine
Menge des Destillates mit Aether geschüttelt, der Aether verdunstet;
der Rückstand giebt mit Eisenchlorid intensiv blaue Färbung. —
Harn vom 15. 700 Cc. — 200 Cc. gaben 0,1985 Bromfällung. Bei
der Destillation mit Essigsäure ist im Destillat kein Phenol nachweis-
bar, sofort nachdem der Rückstand mit HCL. versetzt und weiter
destillirt ist. — Harn vom 16. 700 Cc. 200 Cc. gaben 0,2275 Brom-
fttllung. Harn vom 17. 200 Cc. gaben 0,3115 Fällung. An allen
diesen Tagen war der Harn reich an Indican. Beobachtung abge-
brochen.
II. Fall aus der FKERicns’scben Klinik (Dr. Litten.) Phthisis
pulmon. Akute Miliortuberkulose. Durchfälle. Harn vom 15. 800
Cc. Reicher Indicangehalt. 200 Cc. gaben 0,278 Bromfällung. Das
Destillat giebt direct Eisenchloridreaction. Harn vom 16. 1300 Cc.
schwache Indicanreaction. 0,0485 Bromfällung aus 200 Cc. Harn
vom 17. giebt keine wahrnehmbare Indicanreaction. Das Destillat
bleibt mit Bromwasser klar, nach längerer Zeit Spur von Trübung.
III. Fall aus der FKERtCHS’scben Klinik. Lymphosarcome im
Abdomen. Starke Indicanreaction, reichliche Fällung mit Brom.
Directe Eisenchloridreaction.
Unter pathologischen Verhältnissen findet sich also pbenolbil-
dende Substanz in einer die Norm weit übersteigenden Menge. Nach
J. Munk*) betragt die Bromfällung in der Norm bei gemischter Kost
etwa 4 Mgrin. pro Liter, hier berechnet sie sich im Maximum auf
1,5575 grms. —
*) PflCokr’s Aich. Ed. XII. 8. 144.
62*
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820
Siliowski, phenolbildende Substanz im Hern bei Heu«.
In allen diesen Fällen fällt der hohe Phenolgehalt
zusammen mit hohem Ind ican g e h alt ; er versch wiudet bis
auf ein Minimum, wenn das Indican verschwindet, es
besteht somit zwischen beiden Substanzen ein ursächlicher Zusam-
menhang, der schon durch das gleichzeitige Vorkommen im Pferile-
harn wahrscheinlich gemacht ist. Ob es sich auch hier um Pheool-
schwefelsäure handelt, die kürzlich von E. Baumann*) entdeckt und
als die pheBolbildcnde Substanz des Pferdeharns erkannt ist, lasst
sich noch nicht mit Bestimmtheit sagen , da die Säure bisher nicht
als solcho aus dem Ileusharn dargestellt ist, doch spricht für diese
Annahme die beträchtliche Vermehrung der gepaarten Schwefelsäure
im Harn. 100 Cc. vom Fall I (Harn am 15.) gaben nach Zusaü
von Cblorbaryum direct 0,689. Durch Kochen des Filtrates mit
Salzsäure wurden noch 0,129 grm. schwefelsaurer Baryt erhalte«
Verbältniss 1 : 5,3. 100 Cc. des Harns vom Fall II (den 15.) gäbet)
direct 0,755 grms., im Filtrat 0,217. Verhältniss 1 :3,5. Aus den Be-
stimmungen von Baumann berechnet sich als normal das Verhältnis«
1:22,8. Zum Theil mag die Vermehrung freilich auch auf deD hohe«
Indicangehait zu beziehen sein nach den Angaben von Bacmass.
Beiläufig sei hier noch auf die grossen absoluten Mengen von Schwe-
felsäure ind. der abspaitbaren in den Harnen biugewieren, die in
einer Ucbereinstimmung steht mit der schon vor einer Reihe von
Jahren von mir constatirten auffallend hohen Harnstoffausscheidung
hei Ileus, auch ohne Fieber. —
Was den Zusammenhang der beiden Substanzen betrifft, so ist
eine Reihe von Möglichkeiten denkbar, die noch experimentell geprüft
werden sollen, auf die ich daher nicht näher eingehen will. Erwähnen
will ich nur, dass auch nach Einspritzung von Indol beim Kaninchen
neben reichlicher Mengen Indicans Pheoolbildende Substanz in dem
vorher davon freien Harn aufzutreten scheint, der Harn eines Tages
gab 0,163 Bromfällung.
Schliesslich bemerke ich noch, dass es mir nach Kenntnissnabme
der soeben erschienenen Mittheilung von Baumann über die Kresv!-
scbwefelsäure**) sehr wahrscheinlich ist, dass es sich auch im vorliegen-
den Falle nicht allein um Phenol handelt, sondern auch — und viel-
leicht überwiegend — um Kresol. Schüttelt man das wässrige Destillat
mit Aetlier und verdunstet den ätherischen Auszug, so bleibt ein leicht
bräunlich gefärbtes Oel zurück, welches sehr schwer, zum Theil gast
unlöslich im Wasser ist. Auch die Reactionen sind etwas abweichend
von denen des Phenol. Zu genaueren Untersuchungen fehlt bisher
das Material, doch scheint nach den bisher vorliegenden'Beobachtuogcn
auch in diesem Punkt eine Uebereinstimmung mit dem Pferdebarn
*) PflCorb’s Arcb. Bd. XIII, 8. 285 u. ff.
**) Ber. d. d. ehern. G. 187fi No. 15.
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Woaoacmr.oFF, Verlauf der Leitangabahnen im Lendenmark. 821
stattzufinden. Die Bezeichnung „Phenol“-bildende Substanz ist daher
mehr als der Kürze halber gewählt zu betrachten.
Woroschiloff, Der Verlauf der motorischen und sensiblen Bahnen
durch das Lendenmark des Kaninchen, Siebs. scadem. Sitsungsber.
Math. pbys. Kl. v. 1874. Leipzig 1876. 8. 248.
Der Vf. untersuchte die Wirkungen partieller Durchschneidungen
des Markes in der Mitte des letzten Brustwirbels nach 3 Richtungen
hin. Einmal reizte er sensible Flächen — Ohr, Vorder- und Hinter-
pfote und beobachtete die Reflexbewegungen, dann zog er die Ver-
änderungen beim Sitzen, Laufen und Springen in Betracht, endlich
tetanisirte er das Halsmark nach Durchscbneidung unter dem Cala-
mus scriptorius.
1. Die Theile, welche in einem beschränkten Abschnitt ihrer
Länge quer durchschnitten werden können, ohne dass eine sichtbare
Einbusse in dem reflectorischen Zusammenhänge zwischen Vorder-
und Hinterextremitäten oder eine Störung im Sitzen, Laufen und
Springen eintritt, sind die weissen Hinter- und Vorderstränge und
die ganze graue Masse. Werden umgekehrt nur die Seitenstränge
durchschnitten, alles Uebrige erhalten, so werden damit säramtliche
Leitungen unterbrochen. Wenn auRser Hinterhörnern und Hinter-
strängen das hintere Fünftel der Seitenstränge durcbtrennt wird, so
erscheint die Streckbewegung der Beine im Gegensatz zur Beugung
beeinträchtigt. Sind dagegen ausser Vorder-Strängen und Hörnern
die nach vorn von der vorderen Commissur gelegenen Abschnitte
der Seitenatränge zerstört, so agiren beim Springen die Streckmus-
keln ungewöhnlich stark. Immerhin ist sehr überraschend, dass nach
Durchschneidung fast der ganzen vorderen Hälfte des Markes noch
so gute spontane Beweglichkeit restirt. Daraus geht hervor: Die
Bahnen, welche das Gehirn mit allen Nervenwurzeln verbinden, sind
in den Seitensträngen zu suchen.
2. Wird Alles bis auf einen Seitenstrang, z. B. den linken,
durchschnitten, so bringen starke Reize der linken Hinterpfote nur
schwache Bewegungen, schon schwache Reize der rechten Hinter-
pfote dagegen starke des Vorderkörpers hervor. An den Hinterpfoten
selbst erscheinen die Reflexe auf der durchschnittenen Seite erst nach
sehr starken, auf der vorderen schon nach schwachen Reizen. Nach
sensibler Reizung der Vorderpfoten sind die Reflexbewegungen auf
dem Hinterbein der verletzten Seite abgeschwächt. Bei willkürlichen
Bewegungen wird ausschliesslich die unverletzte Seite benutzt. Teta-
nisirung des Halsmarkes wirkt auf das linke Bein wie gewöhnlich,
dagegen auf das rechte nur vorübergehend und bei starken Strömen,
indem schwache mit denen des vorderen Beines coordinirte Bewegungen
eintreten. Aus diesen Versuchen geht hervor, dass jeder Seiten-
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822
WoBOaCHiLorp, Verlauf dar Leitungsbabnen im Lendei
sträng Reflex- und Bewegungen erzeugende Bahnen für beide
beine führt.
3. Es wurden nun nur Th eile eines Seitenstranges erhalten
oder zerstört. Ist nur die hintere Hälfte des rechten Seitenstranges
erhalten, so treten von der rechten Hinterpfote aus nur noch Reflexe
in beiden Beinen, selbst bei starken Reizen, auf, von der linken
Hinterpfote aus sind dagegen leicht Reflexe des Vorderkör pers »a
erhalten. Spontan und bei Tetanisirung des Halsmarkes wird das
linke Bein nicht innervirt. Ist nur die vordere Hälfte rechts erhalten,
so verhalten sich die Reflexe von den Hinterpfoten aus wie im vorher-
gehenden Falle. Von den Vorderpfoten aus wird nur das rechte Bein
reflcctorisch erregt. Spontan wird das rechte Bein nur beim Springen
benutzt. Durch Tetanisirung des Halsniarkes geräth das rechte Bein
in starke Beugung, das linke in Streckung. Ist nur das vorder*
Drittel rechts erhalten, so sind nur noch von der linken Hinter-
pfote aus Reflexbewegungen des Vorderkörpers und zwar ohne den
Anschein der Hyperästhesie zu erzielen. Reflexe von den Vordcr-
auf die Hinterextremitäten erfolgen nicht mehr. Die Tetanisirurg
bewirkt eine Bewegung des rechten Kniees.
Folgerungen: a) In allen Theilen des Seitenstranges sied
sensible und motorische Fasern gemischt vorhanden, b) Zur gekreut-
ten Hyperästhesie ist die Erhaltung des mittleren Drittels eine«
Seitenstranges erforderlich. Das hintere und vordere Drittel leitet
nur inässige Reflexbewegungen. (Aus den Versuchen geht ausserdem
hervor, dass letztere Tbeile nur gekreuzte centripetale Fasern
führen und nur das mittlere Drittel die centripetale Bahn für dis
gleichnamige Hinterextremität enthält. Ref.) c) Von den Vorder-
pfoten aus wird nur das Bein mit erhaltenem Seitenstrangtheil erregt,
jedoch muss mindestens die vordere Hälfte des Scitenstrangcs erhalten
sein. Sitzen und Springen, also die coordinirten Bewegungen sind
nur bei Intactheit des mittleren Drittels des Seitenstranges mit dem
betr. Bein noch möglich. Auch die Tetanisirung des Halsmarkei
bat nur in diesem Falle noch coordinirte Beugung und Streckung
zur Folge. Ist nur das vordere oder »hintere Drittel erhalten, so
bewirkt sie nur tetanische Zusammenziehung des betr. Beines. Leti-
terer Effect tritt — ausser, wenn nur das hintere Drittel erbaitea
ist — auch im anderen Beine ein. Tetanisircnde Fasern sind aiso
in jedem Seitenstrang für jedes Bein enthalten, d) Aus dem in
Vorstehenden enthaltenen Verlauf der centrifugalen Bahnen erklärt
sich, dass nur an der Hinterpfote der nicht ganz durchtrennten Seite
verstärkte Reflexe auftreten können. Als Reflexcentrum ist die Ob-
longata erwiesen, diese aber steht nur mit der Hinterpfote, die decs
erhaltenen Seiteustrange entspricht, noch durch eine centrifugale
Bahn in Verbindung. Daher können die allgemeinen Reflexe,
welche von der hyperästhetischen Hautpartie angeregt werden, our
Digitized by Go*gl J
WoBoscniLorr, Verlauf der Leitangsbaboea im Lendeumark.
823
an dem anderen Beine zur Geltung kommen. Die localen Reflexe
aber treten in der That beiderseits bei gleichen Reizstärken auf.
e) Der Eintritt der Ueberempfindlichkeit kann durch den Wegfall
einer Anzahl vou hemmenden Fasern erklärt werden, welche von
der Peripherie aus das Reflex-Centrum beeinflussen. Es müssten
dann beide Seiteostränge sowohl bemjnende als Reflexe auslösende
Fasern enthalten, erstere aber vorzugsweise dem gleichnamigen,
letztere dem gekreuzten Seitenstrange beigemischt sein.
4. Hieran schließen sich Versuche, bei denen die Zerlegung
des Markes von rechts nach links geschah. Wird beiderseits das
äussere Drittel der Seiteustränge ausgeschaltct, so verhält sich Moti-
lität und Sensibilität normal, nur werden die Fussgelenke nicht ge-
beugt. Wird der Seitenstrang rechts etwas weiter, links aber bis in
Nahe der Hörner durchschnitten, so verhält »ich das rechte Bein
normal, zeigt namentlich keine Bewegungsstörungen (die als Beispiel
beigegebene Taf. XIV. lässt hochgradige Asymmetrie der beiden
Markhälften erkennen. Ref.). Das linke Bein zeigt Hyperästhesie
und Bewegungsstörungen von Unterschenkel und Fuss, beim Teta-
nisiren bleiben dieselben unbewegt. Bleibt dagegen beiderseits nur
der äussere grössere Theil der Soitenstränge undurchschnitten, so er-
folgt beiderseits Hyperästhesie, die Beine bleiben in den Bauch ge-
zogen, können jedoch unter Umständen noch gebeugt und gestreckt
werden, Tetanisirurig bewirkt tetanisebe Beugung der Beine. Bleibt
nur dass äussere Drittel der Seitenstränge ungestört, so ist ausser der
Hyperästhesie Wegfall der coordinirten Bewegungen zu beobachten
und reflectoi isch sind vom Vorderkörper aus nur Zuckungen einzelner
Muskeln zu erreichen, während bei Tetnnisirung noch tetanische Beu-
gung der Beine eintritt. Betrifft die Zerstörung nur einen Seiten-
strang und zwar den grössten Theil desselben mit Erhaltung nur eiues
schmalen innersten und äussersten Saumes, so ist das betr. Bein
byperästhetiseb und beim Laufen oder Springen in Beugestellung
gelähmt; nach einigen Stunden kehren die coordinirten Bewegungen
wieder, bleiben jedoch durch eine auffallende Ermüdbarkeit beein-
trächtigt. Bei Tetanisirung ruht das Hüftgelenk, während Knie- und
Fussgelenk sich beugen. Folgerungen: An allen Orten der Seiten-
stränge sind sensible und motorische Bahnen gemischt Unter Berück-
sichtigung der sub 3) mitgetheilten Versuchsresultate lässt sich aber
specieller der Ort bestimmen, durch desseu Zerstörung Hyperästhesie
entsteht und die coordinirte Bewegung verschwindet; er umfasst etwas
weniger als die innere Hälfte des Seitenstranges. Ausserhalb dieses
Gebietes sind die motorischen Fasern derart vertheilf, dass die Mus-
keln des Unterschenkels und Fusses mehr gegen den Rand, die des
Oberschenkels mehr gegen die Mitte der Seitenstränge hin ihre Ver-
tretung finden. Jedoch ist hierbei zu bemerken, dass der Ausfall
■elbst von grösseren Stücken des Seitenstranges anscheinend keine
Digitized by Google
824 Julien, Blntaache.
Störungen macht, welche nachweislich motorische und sensible Lei-
tungsbahnen enthalten.
5. Die bevorzugte Stellung der Seitenstränge muss sich auch im
anatomischen Bau ausdrückcn. Bei Zugrundelegung der STlLLiKO’schec
Messungen lässt sich in dieser Hinsicht constatiren, dass die Seiteu-
stränge von unten nach oben gerade so wachsen, als ob sie Feiere
aus jedem neu hinzukommenden Nerven sammelten und dem Gehirn
zuflihrten. Die Hinter- und Vorderstränge dagegen erscheinen sas
2 Theilen zusammengesetzt, einem stetig anwaebsenden und einen
nach der Zahl der Wurzelfasern schwankenden, und zwar ist der
continuirlich wachsende Antheil in den hinteren grösser als in den
vorderen. (Diese Schlussfolgerungen sind inzwischen durch Flechsig
auf direct anatomischem Wege bestätigt worden. Ref.).
6. Schliesslich verweis’t der Vf. auf einige Befunde in der pati»
logischen Literatur. Weraieka
A. Jarisch, Untersuchungen über die Bestandteile der Asch t
des Blutes. OeBterr. med. Jahrb. 1876. Hft. 1. 8.-A. 26 Sto.
Vf. hat nach längerer Unterbrechung seine Arbeiten über die
Asche des Blutes nach den früher schon benutzten Methoden wieder
aufgenommen; abweichend ist nur die Herstellung der Asche durch
directes Verkohlen des in einer Porzellanachaale befindlichen Blutes
über der freien Flamme. Von normalem Menscbenblut sind 4 Analyser
ausgeführt (Venaesectionsblut aus der Vena mediana), eine von einen
Fall von croupöser Pneumonie. Im Mittel ergab sich folgende Zu-
sammensetzung der Asche:
Pneu-
monie
Mensch
normal
Pferd
Bind
Hand
normAl
1 Hacd
( fiebsrti
PboBphorsXureanbydrid .
8,61
8,82
8,38
4,98
12,74
12,71
ßchwefelsäureauliydrid . .
11,44
7,11
6,31
6,17
4,13
3,75
Chlor
28,63
30,74
28,63
36,12
32,47
33.32
Kali
22,92
26,55
29,48
10,74
3.96
3.11
Natron
28,06
24,11
21,15
37,44
43.40
*4,69
Kalk
1,24
0,9
1,08
1,15
1.99
1,11
Magnesia
0,52
0,53
0,60
0,18
0,68
0,4'
Eisenoxyd
7,03
8,16
9,62
CO, 1,30
9.24
CO, 2,97
8.64
8.«
Von normalem Pferdeblut wurden 3, von Rinderblut 2, tob
Hundeblut (normal) 4, endlich von fiebernden Hunden 5 Asches-
analysen gemacht. Das Fieber war durch Einspritzung von Ammo-
niak in die Lungen und Injection von Stärke in die Venen hercor-
gerufen. Die Bedenken, die Hoppe-Sevleb früher wegen Anwendung
von Porzellangefässen geäussert, hält Vf. nicht für begründet and
führt zum Beweis dafür einen Versuch an, bei dem Zucker mit pboi-
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Mairb, Deciduotoo. Kappeikb u. Happte«, articulirter Wassergtasverbaud. 825
pborsaurem Natron verkohlt wurde. Die Asche enthielt nur 0,0025
Kieselsäure. E. Salkowski.
B. Maier, Heber Geschwulstbildungen mit dem Bau des Decidua-
geWebeS. Vibcbow'b Arcb. LXVH. 8. 66
M. untersuchte 2 Geschwülste vom Uterus, deren eine bei einer
Schwangeren eine Placenta praevia vorgetäuscht hatte, und dann vor
der Geburt de» Kindes durch die ersten Wehen ausgestossen worden
war, während die andere, im Cervix Uteri gewucherte und einen völ-
ligen Abguss des letzteren darstellende Neubildung operativ entfernt
war. Beide Tumoren waren makroscopisch wie mikroscopisch Car-
cinomen nicht unähnlich, bei genauer Ansicht ergaben sie eine völ-
lige Uebereinstimmung ihres Baues mit dem Gewebe der Decidua.
Wie diese in ihren jüngsten Stadien, 60 zeigten auch die Geschwülste
die areoläre Structur, wobei Maschen wie Inhalt von Deciduazellen
gebildet wurden. Bindegewebe ist an einzelnen Stellen sehr reich-
lich, an andern wiederum fast gar nicht vorhanden und dem ent-
sprechend ist die ausschliesslich hieran gebundene Vcrtheilung der
Gefässo eine sehr ungleiche; am gefassreichsten sind die äusseren,
mit der Uterusinnenfläche verbundenen Partien. Das Bestehen einer
Schwangerschaft oder katameniale Reize sollen auf die Bildung
solcher „Deciduome“ einen fördernden Einfluss haben. Am Schlüsse
hebt Maieb die klinische und gynäkologische Bedeutung der Ge-
schwulst hervor, welche sowohl als Geburtshindernisse als auch ohne
diese Complication ein chirurgisches Eingreifen herausfordern
dürften. Grawita.
Sappeler und Haffter, Der articulirt-mobile Wasserglasverband
nnd seine Anwendung in der Orthopädie und Prothese. Deutsche
Zeitochr. f. Chir. VII. S. 129.
Der Wasserglasverband kann vermöge seiner Elasticität an be-
liebigen Stellen bis auf */s seiner Circumferenz unterbrochen und
so, unbeschadet seiner Dauerhaftigkeit, in beliebigem Umfang be-
weglich gemacht werden.
Am Fuss erreicht man dies durch spindelförmige Fenster an
der Vorderseite, deren Längsachse senkrecht zur Längsachse des
Unterschenkels steht. Je grösser die Winkel der Spindelspitzen
sind, desto grösser wird selbstverständlich die Beweglichkeit.
Soll das Kniegelenk bis zum rechten Winkel gebeugt werden,
so wird neben dem Fenster in der Kniekehle ein ebensolches auf der
Kniescheibe angelegt. Die seitlichen Pfeiler verstärkt man zweck-
mässig durch Kautschuk.
Ein Schutzapparat für das Hüftgelenk besteht aus einem Was-
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826
Samdel, Eigenwarme und Fieber.
serglasbeckengürtel, dessen Verbindung mit der die untere Extre-
mität umfassenden Kapsel eine Kautschukplatte vermittelt.
Der modificirte TAYLOK’sehe Apparat setzt sich zusammen aus
einer am Tuber ischii sich stützenden Kapsel für Ober- und Unter-
schenkel, an welcher eine Stahlschiene fixirt ist, die den Fuss über-
ragt. Befestigt man vor Anlegung des Verbandes am Unterschenkel
eine Heftpflasteransa, die nachher am horizontalen Theil der Schien«
mit Riemen aufgeschnallt wird, so kann man das Bein permanent
extendiren.
Nach dom Redressement des hochgradigen Pes valgus wird eia
aus Fournierspiinen verfertigter Keil an der Innenseite der Fusssoh!»
durch Wasserglastoaren befestigt. Zur Erhaltung der Supinations-
stellung kommen an die Innenseite des Unterschenkels Fourniere,
die nach der Sohle hin Umschlagen und durch ihre Federkraft des
äussern Fussrand nach unten ziehen.
Die weiteren Apparate für Kyphosen und Scoliosen etc., io
wie die Details über Anfertigung der Verbände s. im Original.
Wilh. Kocb.
S. Samuel, Ueber die Entstehung der Eigenwärme und des Fiebers.
Leipzig 1876. Vogel. 8°. 138 Sto.
Zur Prüfung des Antheils der Körpermuskulatur an der Bildung
der tbierischen Wärme stellte S. an Kaninchen zunächst Versuche u
mit Unterbindung beider Artt. subclaviae und femoralei.
Der Erfolg war ein sofortiges je nach der Aussentemperatur schnel-
leres oder langsameres Absinken der Temperatur im Rectum bis au!
20° C. und darunter, während bei Controlthieren, denen dieselbec
Verletzungen, wie sie zur Unterbindung nöthig sind, aber ohne leutere
selbst, beigebracht wurden, die Temperatur nur vorübergehend uo
einige Grade sank, dann aber sich hob und normal blieb. Wie die
Unterbindung wirkte auch die Durchschneidung der Plexus cer-
vicales, der Nn. ischiadici und crurales. Unterbindung and
Nervendurchschneidung zusammen waren Dicht wirksamer, als eine
von beiden. Wurde nur eine Femoralis oder Subclavia unterbunden,
so sank die Temperatur in den Muskeln dieser Seite stärker als aut
der gesunden Seite und im Rectum. Bei Durehscbneidung der Nerven
ferner fand S. den Wärraeabfall in der Muskulatur demjenigen im
Rectum vorausgehend (was jedoch aus dem S. 29 angeführten Bei-
spiel nicht zu ersehen ist; Ref.) und hieraus schliesst er, dass die
Erkaltung nicht einem durch Hyperämie erhöhteu Wärme Verlust iu-
geschrieben werden kann.
Wurden die Thiere behufs stärkerer Abkühlung in Eiswassef
gesetzt (nicht gefesselt, sondern nur bei den Versuchen heraus*#-
springen festgehalten), so erfolgte ebenfalls bei Ausschaltung der Ex-
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SiMi xL, Eigenwärme und Fieber. 827
tremitätenrauskulatur durch Unterbindung oder Nervendurchschneidung
die tödtliche Erkaltung schneller als ohne sie.
Wurden nicht gleichzeitig alle vier Extremitfitenarterien unter-
bunden, sondern erst ein Paar und nach 1 — 2 Tagen das andere, so
erfolgte kein so rapider Temperaturabfall, doch starben die Tbiere
rasch und zwar um so früher, je niedriger die Aussentemperatur und
je weniger der Collateralkreislauf entwickelt ist, doch tritt auch bei
niederer Temperatur immer erst ein Wiederansteigen der Temperatur
ein, ehe der Abfall erfolgt. Die Unterbindung eines Arterien paares
hat Fieber zur Folge, welches jedoch selbst, wenn man das Thier der
Kälte aussetzt, glücklich Uberstanden wird. Lässt man der Unterbin-
dung des einen Arterienpaares die des zweiten erst nach 8 Tagen
folgen, so kann Wärmeabfall und Tod Ausbleiben. Dass dieser Er-
folg von der Entwicklung des Collateralkreislaufs abhängt, beweist
die entgegengesetzte Wirkung der nach einander ausgeführten Ner-
venlähronngen, welche nicht vertragen werden, während die Tempe-
raturwirkungen der blos theilweisen Lähmung schnell ausgeglichen
werden.
Bei hoher Aussentemperatur tritt keine Erkaltung nach der
Unterbindung oder Nervendurchschneidung ein, sondern hohe Fieber-
temperatur (bis über 42°) und der Tod erfolgt später. Ganz gesunde
oder nur verwundete (ohne Unterbindung oder Nervendurchschnei-
dung) Thiere zeigten aber unter gleichen Verhältnissen eine weniger
beträchtliche Temperatursteigerung. Der Tod trat häutig in Folge
von Lungenentzündung auf, doch nicht in allen Fällen.
Bei der Bestimmung des Antheils der einzelnen Unter-
leibsorgane an der Wärmebildung ergab sich zunächst, dass
bei jungen Thieren schon die Freilegung und Ausbreitung der Därme
auf l/4 Stunde bei einer Aussentemperatur von 21° C. einen tödtlicben
Temperaturabfall hervorbrachte. Durchschneidung eines oder beider
Nn. splanchuici, Exstirpation der Plexus coeliaci, der Nebennieren,
Unterbindung der Aorta dicht unter dem Zwerchfell, sowie auch vor
der Theilungsstelle, Exstirpation der Nieren, Unterbindung beider
Nierenarterien oder der Harnleiter, Unterbindung des Darmes am
Colon desccndens, Perforation des Darmes hatten sämmtlich Tod unter
mehr oder weniger starker Abkühlung zur Folge, am meisten die
Exstirpation der Nebennieren und der Nieren. Die Wärme
der Ausseuluft zeigte sich hierbei von geringem Einfluss. Exstirpation
der Unterleibssympathici, der Milz oder Durchschneidung der Nv. vagi
unter dem For. oesophageum hatte keine Erkaltung zur Folge. Tren-
nung beider Vagi am Halse rief bei 20° Aussentemperatur in den
ersten Stunden geringes Sinken oder Steigen der Temperatur hervor,
welche dann bis zum Tode sank; bei kälterer Umgebung (0°) sank
sie sofort. Die Exstirpation grosser Leberpartieen liesc keine con-
Btante Wirkung erkennen.
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828
Sauorl, Eigenwärme und Fieber.
Die Wirkung der ArterienuDterbiudung oder Nervendur
düng an den Extremitäten auf die Temperatur findet nach
vollständige Analogie in derjenigen der ßfickeoioi
durcbschneid ung, welche letztere von ihm durch Ausschaltung der
Muskulatur aus der Wärmeproduction erklärt wird. Die von der Mus-
kulatur auch in der Hube gebildeten Umsatzstoffe sind es, deren definitive
Oxydation „im Blute“ das Heizmaterial bildet. Durch die Verbindung
der die Wärme b i i d u ng beherrschenden Nervencentren im Rücken-
mark mit denen, von welchen die Wärme ausgabe vorzugsweise ab-
hängt, ist die Harmonio zwischen Wärmeverlust und Wärmebildung
angebahnt.
Bei den angeführten Verletzungen der Unterleibsböhle dagegen
handelt es sich nach S. nicht um Ausschaltung stärkerer Wärmequellen,
sondern um deprcssorische Reflexwirkungen auf die Centralorgane
der Wärmebildung.
Die Eigenwärme im gesunden Zustande wird erhalten dadurch,
dass die Centren der gefässverengernden Nerven, welche den Ver-
lust von Wärme und die Centren der Muskelnerven, welche die Wärras-
bildung beherrschen, mit einander in Verbindung stehen, durch Kälte
erregt, durch Wärme erschlafft werden.
Kaninchen, bei welchen durch Einspritzung vou Petroleum unter
die Haut der Ohren Entzündung und Fieber verursacht war, ver-
hielten sich wie unversehrte Thiere: ihre Temperatur sank bei einem
7 — flstündigen Aufenthalt in einer Luft bei — 5° 0. höchstens um
wenige Zehntel eines Grades, nach Unterbindung der vier Extre-
mitätenarterien dagegen oder Durchschneidung der Nerven sank sie in
einer Luft von unter + 10° C. in wenigen Stunden beträchtlich und
trat der Tod ein. Aehniich verhielt es sich bei septischem (durch Ein-
spritzung von Muskcljauche bewirktem) Fieber. Durch Ausschaltung
grösserer Muskelmassen aus der Wärmeproduction verliert also auch
das Fieberthier seine Wärmeconstanz. — Die Besprechung der Fieber-
symptome und Fieberursachen, welche sich im Auszug nicht wieder-,
geben lässt, führt S. zu dem Schluss, dass die hervorragendsten
Fiebersymptome (erhöhte Temperatur- und Pulsfrequenz, Frost,
gewisse Veränderungen des Stoffwechsels) coordinirte Wirkungen
sind, nicht einzig und allein von der erhöhten Temperatur
abhängig, sondern Folge einer erhöhten Spannung der Wörmecentreo,
Herzcentren und vasomotorischen Centren durch vermehrte Bildung
ihrer physiologischen Reize im Blute. Der Fieberprocess ist im Wesent-
lichen überall der gleiche, es ist bei der Natur der Fieberursachen nicht
möglich für diesen in seinen grossen Zügen identischen Process spe-
oifische pyrogene Gifte als zu Grunde liegend anzunehmen. Senator.
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Boocrard; Jean, Ataxie. Bocbefohtaini. Kölz.
829
1) Bonchard, Alteration» humorales dans l’ataxie locomotrice.
ProBr. mtid. 1876. No. 24. 2) Jean, Ataxie locomotrice progressive.
Troubles ataxiques du cot4 du larynx et du pharynx. Ga«, hebd.
1876. No. 27.
1) B. macht auf den oft sauer reagirenden Speichel Tabischer
aufmerksam. Die Zähne werden dadurch häutig am Zahnfleisehsaum
cariös. Ausserdem beobachtete er eiuige Tage vor den „gastrischen
Krisen“, wie sie sich bei einzelnen Leidenden dieser Art finden, eine
Verminderung der Harnmenge und des Harnstodsgehalts neben dem
Auftreten von Eiweiss. Nach der „Krise“ verloren sich dann diese
abnormen Erscheinungen allmählich.
2) Eine 50jährige an Tabes leidende Frau hatte in ihrem letz-
ten Lebensjahre folgende Anfalle: Spontan oder beim Essen trat ein
rauher Stickhusten ein, mit eigenthümlich geräuschvollen In- und Ex-
spirationen; im Schlunde hatte sie ein heftiges Kitzelgefühl, Nahrungs-
mittel und Speichel wurden nur mit Mühe hinuntergeschluckt, die
Halsmuskeln waren spastisch contrahirt. Die Obduction erwies die
GoLi.’schen Stränge in ihrer Gesammtlänge grau degenorirt; die
hinteren radieulären Bündel der Hinterstränge ebenfalls grau, aber
nur in der Dorso-Lumbalpartie. Der linke Nv. vagus war atrophirt
und grau, der linke recurrens sehr dünn; da-i linke Stimmband und
der linke M. tbyreoaryten. dünn und atrophisch; degonerirt erschienen
auch die hinteren Pyramiden und die corp. rcstiformia und der linke
Nv. accessorius. Bernhardt.
Bochefontaine, Sur quelques particularitls des mouvements In-
dexes determin4s par l’excitation mecanique de la dure-mbre
erknienne. Compt. rend. lxxxiii. No. 6.
Wenn man bei einem Hunde die Dora mftter etwa in der Gegend des Mittel-
punkts der Hemisphäre mechanisch leicht reizt, so schliessen sich die gleichsoitigen
Angenlider. Bisweilen werden auch noch Oberlippe, Ohr nnd Nasenflügel der be-
treffenden Seite angezogen. Ist der Reiz stärker dann antworten auch die Extre-
mitätenmnskeln derselben Seite nnd bei noch weiterer Steigerung gerathen auch die
Muskeln auf der anderen Kürperhälfte in Bewegung, immer jedoch schwächer als
auf der Seite des Reizes. Ein ähnlicher Erfolg tritt gewöhnlich ein bei Reiznng
eines Punktes in der vorderen Partie der Dnra mater; reizt man dagegen nach
hinten oder nach auswärts von der oben bezeichneten Stelle, so antworten nur die
Rnmpfmnskeln, während die Lid- nnd Gesichtern nakeiu ruhig bleiben. Die Action
der gleichseitigen Rumpf- nnd Extremitäteumuskeln steht im Widersprach mit der
Kreuznng der Kasern an der Hu-n-R&ckenmarkgrense. Vf. vermag diesen Umstand
nicht atifznkiären. Uebrigens blieb das Resultat ungeändert, nachdem ein Theil der
grauen und weissen Hirnsubstans entfernt war. Schiffer.
E. Külz, Ist der Traubenzucker ein normaler Harnbestandtheiü
PvneogR’s Arch. XIII. 8. 269.
K. hat nicht weniger wie 100 Liter Harn von zwei gesnnden Arbeitern anf
Traubenzucker untersucht und zwar durch Fällung des Alcoholauszuges mit Blei-
essig nnd Ammoniak — mit negativen Resultat. Ebensowenig vermochte er Zucker
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830
Champion u. Prolet. Hucol. Spieker.
in anderen 100 Litern von fünf gesunden Individuen zu finden durch
des Harns mit Bleiessig and Ammoniak. E.
P. Cbamphion et H. Pellet, De la Substitution äquivalente
matteres minerales qui entrent dans la composition des
taux et des animaux. Compt. rend. Lxxxm. No. s
Vff. stellen die Ansicht auf, dass in der Asche von pflanzlichen and tbiari-
schen Theileu eine Base dnrch eine andere vertreten sein könne, abhängig von
äusseren Verhältnissen; diese Vertretung erfolge stets in Aequivalenten. Berechne
man daher, wieviel die in der Asche enthaltenen Basen 8äure brauchen, x B. Schwefel-
säure, so sei dh'se Zahl för die Asche einer Pflanzeuspecies coustant; und, da ferner
der Aschengehalt jeder Pflanzeuspecies anuuähernd constant sei, so erhalte mar
auch eine constaute Zahl, wenn man die Säure direct auf die Trockensubstanz be-
zieht, Die Asche des Tabaks entspricht stets 15,76 — 17,66 Schwefelsäure f&r 100 Tb.
trockenen Tabak.
Dasselbe gilt für animalische Substanzen, z. B. Fleisch und Eier. 100 Tk
trockene Muskelsubstanz entsprechen 58,8 — 64,1 Th. Schwefelsäure; 100 Tb. Eier
65,2 — 65,4 Theilen. B. Salkowiki.
Heschl, Phosphorvergiftung mit Hirnhämorrhagie. wiener mei
Wochenschr. 1876. No. 20.
Bei einem 19jährigen Arbeiter, bei welchem aus den allgemein verbreiteten
Hämorrhagien, den Verfettungen der Magendrüaen, Nieren, Leber, Muskeln eine
Phosphorvergiftung diagnosticirt worden war, deren Vorhandensein anch später
durch die Auamuese wahrscheinlich gemacht wurde, fand sich eine wallnnssgros»«
Hämorrbagie inmitten des Centruin semiovale der liuken Hemisphäre, als deren
nächste Ursache sich eine ausgedehnte Verfettung der Hirngefässe ergab. (Hef. bat
in Gemeinschaft mit Dr. Fürst« rh vor einem Jahre einen ganz ähnlichen Fall ros
einer 30jährigen ausseretx lieh Geschwängerten beobachtet, wolche plötzlich abortirte
und wegen rechtsseitiger Erscheinungen auf die Station für Krampfkranke gebracht
wurde. Obgleich eine Anamnese fehlte, stellte Hef. aus dem, dem eben angedeuteteo
ähnlichen Befund die Diagnose auf Phosphorvergiftung. Im Gehirn fanden sich zahl-
reiche Hämorrhagien in der Rinde, besonders am linken Frontallappen. FüasTxn
ist es gelungen, experimentell bei Händen durch subcutane Injection von Ol. phos-
phorat. Hirnbämorrhagieu zu erzeugen). OrtiL
G. Spieker, Der Axillarschnitt zur Resection des Schultergelenks
bei irreponibler Luxation nach B. v. Langenbeck. Di»*. Berlin lgre.
ln zwei Fällen von veralteter Scbulterluxation wurde der Oberarmkopf voo
der Achselhöhle her durch einen Längsschnitt freigelegt, welcher einmal vor deo
Gefässen am hintern Rande des M. coraco-brachialis, einmal hinter denselben ver-
lief, und der Oberarmkopf abgesägt. Die Wunden wurden genäht und modifieirt
antiseptiscb behandelt. Der erste Fall heilte, doch ist das Endresultat leider nieb
mitgetheilt, der zweite erlag der Prämie. E. Raster.
Ollier, Snr ia trlpanation des os dans les ‘diverses formes d’ost^o-
myelite. Compt. rend. LXXXIII. No. 7.
O. hält die Operation angezeigt bei allen chronischen, mit hartnäckiges
Schmerlen einhergehenden Formen nnd bei acuten dann, wenn mao die schwere
Allgemeinsymptome durch ergiebige Oeffnuug der Markhöble zn mildern hoffen darf.
Er selber trepanirte 19 Mal wegen chronischer (an welchen Stellen ist nicht
gesagt), einmal wegen acuter Osteomyelitis des Oberschenkels und verlor 3 Krank*
an Pyämie.
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Striniti. Cobsillo» u. Brütet. Scntiio.
831
Eiter in mehr abgtkapselteu Höhlen fand sich 8 Mal. In den übrigen Fällen
war das Mark theils fungös entartet und serös durchträukt, theils härter als normal,
sklerotisch und von Knochenbalkeu neuer Bildung durchzogen. Diese Verände-
rungen waren 7 Mal nicht umschrieben. wiih. Koch.
J. Steinitz, Die in Breslan herrschende Masernepidemie. Aiig.
med. Centr.Ztg. 1876. No. 36.
Während der diesjährigen Epidemie sah S. bei 3 Kindern im Alter von 3 bis
8 Jahren 2 Mal nach 14 Tagen und 1 Mal nach 3 Wochen nach vollständig abge-
laufener Erkrankung ein Masernrecidiv eintreten. Senator.
Cornillou et Bretet, De l’action des aicalius sur la glycose chez
leS diab^tiqneS. Progr. rm'd 1876. No. 7.
V ff. fanden die älteren Erfahrungen, dass kohlensaure Alkalien den Zocker
bei uiederer Temperatur (16 — 16° C.) nicht verändern, bestätigt, und ferner, dass
dieselben die diastatische Wirkung des Mund- und Bauchspeichels vermindern. Wenn
sie nämlich 2 Kolben mit gleichen Mengen trockener Stärke, Speichel und Wasser
und von denen der eine noch doppeltkohlensaurer Natron enthielt bei 40° digerirteD,
so enthielt das Filtrat von diesem zweiten Kolben viel weniger Zucker (nach Fkb-
xinq bestimmt) Als das des anderen, im Durchschnitt im Verhältnis» von 1 : 2,4. Noch
auffallender war der Unterschied bei Zusatz von einigen Tropfen Kalilösuug statt
Natron bicarbonicum. Zu den Versuchen mit Bauchspeichel wurde die Drüse fein zer-
hackt, mit dem doppelten Gewicht Wassers mehrmals ausgetogen, und die Colatur
benutzt. Vor der Zuckerbestimmung wurde die alkalische Probe mit Essigsäure
neutralisirt, aufgekoebt und üitrirt Die Versuche ergaben eiuen Unterschied zwi-
schen dem Baucbspeicbel des Ochsen und des Schweins, insoferu als bei letzterem
die Wirkung der Alkalien stärker hervortrat (1 : 3,69) als bei jenem (1 : 475). Senator.
G. Schniid, Aneurysma der Art. mesent. sup. ; Ruptur desselben.
Bluterguss in den Barmcanal und in die Bauchhöhle; Tod.
Bericht d. Rudolf-Stiftung. 1874. 8. 483.
Die 36jäbr. Petieutin litt seit % Jahr ao immer häufiger werdenden Schmerlen
im unteren Theil den Rückens, welche sich noch Aber den Unterleib verbreiteten.
Es stellte sich Appetitlosigkeit ein, wodurch die an und für sich schwächliche Pat.
immer mehr herunterkam. Zuweilen enthielten die Fäces Blut. Im Epigastrinm
hinter dem M. rectus sin. konnte man einen Tumor nachweiseu, welcher auf Druck
sehr empfindlich war; derselbe nahm allmählich immer mehr an und lies» ein deut*
liches Schwirren erkennen; bei der Auscnltatiou bürte man ein blasendes systolisches
Geräusch. Der Cruralpuls nicht verspätet. Die Schmerzen wurden immer heftiger
nnd traten psroxysraenweise auf. An der Stelle des Tumors wurden die Bauch*
decken allmählich hervorgewülbt. Unter zunehmendem Collapa trat der Tod ein.
Bei der Seclion fand mau in der Baucbhühle mehrere Pfunde flüssigen und
geronnenen Blutes. Unterhalb des Magens sass eine halbweicke, etwa apfelgrosse
runde Geschwulst, welche das Pancreas in seiner Mitte etwas einporgeboben hatte
und bis zum Duodenum reichte Unter der Ssrosa des Duodenum, sowie des An-
fangsthelis des Jejunum fanden sich grosse Biutwülste. Auch das Mesenterium war
hämorrhagisch suffuudirt. Die Geschwulst war ein Blutsack, welcher mit lockeren
Cruormasseu, sowie mit geschichteten Fibringerinuseln erfüllt war. Es fand sieb
eine Communication zwischen ihm and der Art. nies. inf. (sup.? Ref.). Das Aneu-
rysma war ao einer andern Stelle in das Duodenum perforirt. Die Aorta abd. zeigte
keine Veränderungen- Litten.
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832
Bzksre. Browrit. Richtrr. Mabchibd.
Beneke, (Jallensteinbildung, atlieromatöse Arterienentartang und
Fettbildung. Deutsches Arch. f. klin. Med. XVII. 8. 1.
B. constatirte, gestützt auf 376 Sectionsprotocolle, die häufige Coincidens voa
Gallensteinen mit atheromztöser Arterieodegeneration (ca 70 pCt.) und gesteigerter
Fettbildung, als deren genetisches Moment er eine reichlichere Cholesterin- csd
Gallenbildung annimmt (wodurch intensivere Fettresorption ermöglicht wird). Ferner
fand Vf., dass Fettstauungalebern einen ausserordentlich geringen Gehalt an Chole-
sterin besitzen, während sndererseits die Stauungsbyperäraien ein die Cholestermbil-
dung beförderndes Moment sind. B. hält es nun für möglich, dass das Choleeteria
eine Muttersnbstanz für Fettsäuren bildet und dass der reichliche Fettgehalt der Fett-
leber von jenem herstammt. Schliesslich betont Vf. noch das Vorkommen von ei-
cessiver Fettablsgernng im Omentnm, Mesenterium, den Nieren, Append. epipl. bsi
manchen Fällen schwerer chronischer Erkrankung, bei denen gleichseitig sehr kleine
Arteriendurchmesser gefunden werden. Liuea.
Browne, Case of impartion of a flle in the vertebral column.
Lauert. 1876. I. No. 13.
Während eines Falles auf ebener Erde war einem gesunden, kräftigen Mann
eine Feile in der Gegend des Proc. spin. des zweiten Lendenwirbels links von der
Mittellinie in den Rücken eingedrungen und abgebrochen. Ein fassbarer Tbeil der-
selben wurde eztrahirt: trotz aller Bemühungen konnte der Rest nicht hervorgehelt
werden. Wahrend mehr als 10 Tagen ging der Patient frei und ohne
alle Krankheitssymptome im Hospital einher: erst mit dem 12. Tage fing
er an zu fiebern, wurde comatös und starb. Bei der gerichtlichen Obdaction faud
man das abgebrochene Ende zwischen dem Proc. spin. des 1. und 2. Lendenwirbel«:
es hatte eine Richtung nach rechts und oben und nahm auf seinem Wege durch
den Vertebralcaual mehr als ein Drittel seiner Breite ein: dann durchbohrte es dea
Körper des 1. Lendenwirbels und ragte noch nach vorn hin % Zoll ober denselben
vor. Ein Stück Zeng war von der Feile auf diesen ganzen Weg bin mitgenommen
worden (aus dem Tascheufntter). —
Die Dura des bis zum 2. Lendenwirbel reichenden Marks war rechts ange-
rissen: Pia, Mark selbst und Nerven intact. Von Entzündung war an dieser Stelle
keine Spar zu bemerken. Die eigentliche Todesursache war bei dem hochfauligen
Zustand der Leiche nicht genau festzustellen. Bernhardt
Richter, Feber das Vorkommen von Eiweiss im Urin paralytisch
erkrankter Irren. Arch. f. p»ych. etc. vi. 8. 566.
Entgegen den Angabeu v. Kabkrac’r und Hdpfert's (Cbl. 1874, 316) faud Vf
im Harn paralytisch erkrankter Irren niemals, aueb nicht nach einem apoplektiforawn
Anfall Eiweiss. Wo dasselbe anftrete, stamme es von einer pathologisch verändertes
Niere oder vou den harnleitenden Wegen. BemhantL
F. Marchand, Spontane Losreissung und Geburt eines polypösen
Uterusmyoms. Vibchow’s Arch. LXVII. 8. 206.
Das gänsueigrosse Myom hatte mit einem 1,6 resp. 2,5 Cm. breiten Stiele sa
der vorderen Wand des Cervicalcanales gesessen. Beim Versuch der §ts»bleotle eräug
war es aus der Scheide gedrängt und abgerissen, ohne Spur von Eiterung oder Ver-
jauchung an der Rissstelle. v.
Einsendungen flir das Contralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber : Professor 5
Berlin (SW.) Banhofstr. 7 (am Hegelplatz), nnd Professor Rosenthal, Erlangen, oder (unter Beiac*-*'
an die Verlagshandlung:, Berlin (NW,), unter den Linden 68, adreesiren.
Verla« von August Hirsch wald in Berlin. — Druck von H. S. Hermann ln Berlin.
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Centralblatt lH£HE
gen and PostanjiUltcn.
für die
medirinischen Wissenschaften.
Kedigirt von
Dr. J. Rosenthal, uud Dr. H. Senator,
Professor in Erlangen. Professor in Berlin.
1876. iS. Movember. No. 47.
■Wöchentlich erscheinen
1—2 Bogen ; am Schlüsse
des Jahrgangs Titel, Na*
men- und Sachregister.
■ nhslli G aehtobns, Vermehrung der Stickstoffausscbeiduog durch Arsen (Orig.-
Mitth.). —
Matbb, Sympathicus. — Schmidt, Einfluss von Kochsalz auf Verdauung
und Gerinnung. — Klnkbl, Hchwefslansscbeidung durch Galle. — Vikchow,
Kuocheucyateu. — Winiwahteb, Fibro-Neurora des Arms. — Okitzki, Gaumeo*
bewegnngen. — Ma»tkb;dk Musst, pleuritische Symptome. — Behuiu, identische
Witbeweguugen. — Fiaur, Dermatitis exfoliativa. — Galloib u. Habov, Wirkung
vou Eryihropbloeum. — Fhbtmdtu, Schutzmittel gegen Cholera. —
P£an, Exstirpation der Milz — Bhksqhn, abnorme Blinder am Kehlkopf. —
Fbibs, Amblyopie nach Blutungen. — Beliosohn, Echiuococous der Leber. —
Kibmisbon, entzündliche Oedeme. — Pabsnski, embolisehe Darmgeschwüre. —
Stebn. spindelförmige Erweiterung des Oesophagus. — Kind, Längenwacbstbum
der Idioteo. — Kicket, Tetauusformeu. — Althaus, Nervenerscheinungen nach
Gonorrhoe. — Bell, Paraffinepitbeliem des Hodens. -- Salkowski, Mutterkorn. —
Kuban, fötaler Znstaud der Lungen trotz coustatirler Athmuug. —
lieber die Beschleunigung des Stickstoff-Kreislaufs durch Arsen-
Präparate.
Von C. Uuehtgens.
In dem jüngsten Hefte der Zeitschrift für Biologie (Bd. XII.
pag. 512) hat Or. H. v. Boeck den Einwurf wiederholt, den schon
früher Dr. J. FobSTKK (Zeitschr. f. Biologie, Bd. XI. pag. 522) gegen
die Berechtigung der Ansicht erhoben hatte, dass die Einverleibung
verhältnissmässig grosser ArseDgaben in den Thierkörper eine Stei-
gerung der Stickstoffausscheidung zur Folge habe (vergl. meine Mit-
theilung in dieser Zeitschrift 1875, pag. 529 und A. Kossel, Archiv
f. experimentelle Pathologie etc., Bd. V. pag. 128) und der bereits
von Salkowski bei Gelegenheit seines Referates (im Vikcuow-Hirsch’-
scben Jahresbericht für 1875, pag. 237) zurückgewiesen worden ist.
Indem v. Boeck die Frage aufwirft, ob die nach der Darreichung
grösserer Arsenmengen von uns beobachtete Steigerung des Eiweiss-
zerfalles als eine directe Arsenikwirkung zu betrachten, oder vielleicht
„auf einen durch den Versuch erst gesetzten anderen ursächlichen
Umstand zurückzuführen sei“, scheint ihm der letztere Schluss keines-
wegs unwahrscheinlich, da die längere Inanition bei unserem Ver-
XIV. Jahrgang 53
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834 GirflTOO», V rrme brang der Stickitoffaauehetdaag äzrch
sachsobjecte jenen Zustand erzeugt habe, welcher sieb beim hungern-
den Tbiere durch Vermehrung der Stickstoffausfuhr kennzeichnet.
Diesem Raisonnement will ich hier einen Versuch gegenüber-
stellen, den im vergangenen März der Stud. Berg auf meine Veran-
lassung angestellt hat, und der dazu bestimmt ist, in eine zusammea-
fassendere Arbeit aufgenommen zu werden.
Zu demselben diente ein vortreffllich dressirter Hund von un-
gefähr 18 Kilo Körpergewicht, dem für die Dauer von 9 Tagen alle
Nahrung entzogen und welchem blos eine bestimmte Quantität Wasser
mittelst der Schlundsonde in den Magen eingeführt wurde. Nachdem
die Stickstoffausscbeidong bereits am 3. Versuchstage auf diejenige
Cirösse gesunken war, die man nach früheren Versuchen als die dem
Hungerzustande des benutzten Individuums eigentümliche betrachtet
durfte, erhielt es an den 3 darauf folgenden Tagen Natriumarsenat
(in den in der Tabelle verzeichneten Mengen und in mehreren Gaben)
und dann wurde die Beobachtung noch 3 weitere Tage unter des
früheren Bedingungen fortgesetzt.
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1,015
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7,0
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—
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1,013
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5,0
3
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1,013
4,4
4,5
4.
0.1
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1,013
4,5
4,4
6
0.15
610
1,017
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5.3
5.4
6.
0,16
625
1,017
„ Hauer
6,1
5,8
Entleerung Ton 98,9
7.
680
1,009
sauer
5,0
6,0
feuchter = 1S.4ÖJ
8.
9.
—
470
465
1,010
1,011
”
3,1
3,8
3,3
8,7
trockener Eiere-
mente mit 0,79 Stick-
stoff.
In diesem Versuche sieht man die Steigerung der Stickstoffaos-
scheidung nach der Darreichung grösserer Arsengaben in einer so
frühen Periode eintreten, dass sie mit dem von Fobsteb and v. Boecs
beargwöhnten Zustande längere Zeit hungernder Thiere in gar keinen
Zusammenhang gebracht werden darf. Und zum deutlichen Beweise,
dass die Vermehrung der stickstoffhaltigen Auswurfsstoffe in der That
als eine Wirkung des eingeführten Arsenpräparats zu betrachten sei,
hat sie bereits am 2. Tage, nachdem die Verabreichung des Medica-
ments ausgesetzt worden ist, einer Stickstoffausscheidung Platz ge-
macht, die dem vorgerückteren Stadium eines gewöhnlichen Hunger-
versuebes entspricht.
Es hat die Vermehrung der Stickstoffausfuhr der bedeutend ge-
ringem Arsenmenge entsprechend, die man aus naheliegenden Grün-
den dem Versuchstiere während der Dauer von nur 3 Tagen ein-
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Matur. Sympathien». 835
verleibte, in diesem Falle die früher beobachtete Grösse freilich nicht
erreicht; aber sie ist nichtsdestoweniger nicht zu verkennen.
Dazu kommt der Umstand — der auffallender Weise von v. BOECK
ganz ausser Acht gelassen wird — , dass seit der Veröffentlichung
jenes ersten Versuches , gegen den er seine Einwendungen gerichtet
bat, in einer, wie mir scheint, nicht zu widerlegenden Weise, der
Beweis erbracht worden ist, dass nicht allein dem Phosphor, sondern
auch dem Antimon (vergl. meine Mittheilung in dieser Zeitschrift
1876, pag. 321) die Eigenschaft zukomrat, den Eiweissumsatz des
Thierkörpers (wie ich ausdrücklich bemerken will, ohne Erhöhung
seiner Temperatur) zu beschleunigen.
Wenn ich nun daran erinnere, dass ich keineswegs — wie es
sich v. Boeck vorzustellen scheint — in der Absicht die früheren
Stoffwechsel -Untersuchungen über Arsen zu controliren „die Sache
noch einmal aufgegriffen habe“ (1. c. pag. 513), sondern, nach der
richtigen Darstellung von Saukowski (1. c.), von dem Gesichtspunkte
der in chemischer und pathologisch-anatomischer Beziehung zwischen
dem Phosphor, dem Arsen und Antimon bestehenden Analogieen bei
diesen Untersuchungen geleitet worden bin (man vergl. meinen Artikel
in dieser Zeitschrift 1876, pag. 530), so werde ich mich nach wie
vor für berechtigt halten dürfen, die beobachtete Steigerung des Ei-
weisszerfalles als eine Arsenwirkung zu betrachten.
Rostock, den 12. October 1876.
S. Mayer, Die peripherische Nervenzelle und das sympathische
Nervensystem. Areh. f. Psych. etc. VI. S. 853.
M. bestätigt die Angaben von Neumann und Eichbobst über
die Regeneration durchschnittener oder gequetschter Nervenfasern.
Die dabei auftretenden neugebildeten Kerne leitet M. von dem um-
gebildeten Inhalt der Schwaun’sohen Scheide (Nervenmark und Aobsen-
cylinder) ab. Einzelne Portionen bleiben in dem bekannten Umbil-
dungsvorgang, wodurch die Differenzirung zwischen Achsencylinder
und Markscheide schwindet, zurück oder machen den Process in
etwas veränderter Art und Weise durch. Dadurch entstehen scharf
abgegrenzte ellyptische mit grossen Fettklumpen erfüllte Körper, die
schliesslich kernhaltig und gelbgrün gefärbt werden. Nach vollstän-
digem sehr allmählich erfolgendem Schwunde der letzten Reste von
fettiger Substanz stellen diese Körper die gewucherten Kerne (des
Neurilemms), wie sie bei dem Regenerationsvorgang der Nerven auf-
treten, dar. M. ist der Ansicht, dass die Kerne der Schwann’schen
Scheide der Nerven, sobald dieselben noch von einer Zone von Pro-
toplasma umgeben sind, unbedenklich als Nervenzellen aufzufassen
wären. Die Nerven der Sphäre der unwillkürlichen Functionen, welche
(glatte Muskulatur, Drüsen, Herz etc.) unter die Herrschaft des Nerven-
53*
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836 Schmidt, Einfluss von Kochsalz »uf Verdauung and Q<
systemes gestellt sind, zeigen eine starke Vermehrung ihrer IV
sowohl innerhalb der Organe selbst, als auch auf ihrem Wege vom
Cerebroppinaiorgane nach demselben. Diese Massevermehrung findet
ihren Ausdruck in dem Zerfalle von relativ breiten Fasern in Bündel
schmaler faseriger Elemente, die für längere oder kürzere Zeit ent-
weder marklos sind, oder sich im weiteren Verlaufe ihrer Entwick-
lung die Markscheide anbilden und dann die schmalen markhaltigeg
Fasern (sympathische Fasern von Biddkk und Volkmaxn) darstellen.
Bei diesem Processe der Vervielfältigung von Fasern bleiben immer
Portionen von Bildungssubstauz zurück, die in Fortsätze ausgezogen
erscheinen können; diese Portionen stellen nichts anderes dar, alt
die peripherischen Ganglienzellen. Unter eingreifenden verändertes
Bedingungen des Stoffwechsels können fasrige Elemente, die zu ge-
wissen physiologischen Verrichtungen bestimmt sind, ihre morpho-
logischen und chemischen Eigenschaften derart verändern, dass dat
Product dieser Veränderungen mit derjenigen Bildungsenergie begabt
erscheint, wie mau sie normal nur zu der Periode der embryonales
Entwicklung beobachtet. In diesem Zustande kann die veränderte
Substanz der alten Faser Anlass geben zur Bildung sowohl von neues
Fasern derselben Art, als auch von solchen Formationen, welche ber-
gebrachtermaassen als Zellen und freie Kerne bezeichnet werden.
Zur Bildung der letzeteren sind also nicht unter jeder Bedingung alt
solche existirende Zellen notbwendig. Die Entstehung von Zellker-
nen ist nicht durchaus geknüpft an die Existenz eines bereits vor-
handenen Kernes, aus dem die neuen durch Theilung und Zerklüf-
tung hervorgehen. Zellkerne scheinen vielmehr durch eine im Detail
noch nicht zu übersehende Differentiation frei in Zellenkörper est-
atehen zu können. Lo«<rs.
Alex. Schmidt, Ueber die Beziehung des Kochsalzes zn einiges
thierischen Fermentationsprocessen. Pvlüobs's Arch. xm. s. »$-
1. Die Gerinnung der Milch durch Lab. Befreit man des
Auszug- aus der Schleimhaut des Kalbsmagens (mit 0,25 procent. Salz-
säure bereitet) durch Dialyse von allen löslichen Salzen und ebenso
auch Milch, so tritt beim Zusammenmischeu der Flüssigkeiten (bei
17°) die Gerinnung, d. h. die Ausscheidung von Casein momentan
ein; bei etwas niedrigerer Temperatur — 15° — in 25 tiecunden.
Daraus geht hervor, dass die löslichen Salze, vor allem Kochsalz,
die Gerinnung der Milch durch Lab verzögern und erschweren.
2. Die Verdauung von Eiweisskörpern durch Pepsin
und Salzsäure. Bei Weitem leichter als das gewöhnlich benutzte
Fibrin (selbst als gequollenes) wird coagulirtes, salzfreies Eiweiss (am
dialysirtem dargestellt) von Magensaft gelöst. Auch das durch Er
hitzen von verdünntem Hülinereiweiss in Flocken ausgeschiedene Al-
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Schmidt, Einflusa von Kochsalz anf Verdauung und Gerinnung. 837
bumin wird viel schneller gelöst, als in der Eischaale geronnene«
Albumin. Dabei kommt nicht allein die Form der Ausscheidung in
Betracht, welche ja allerdings im ersteren Fall viel günstiger ist,
sondern vor Allem der Salzgehalt. Denn wenn man auch das fest
geronnene Albumin sehr fein mit Wasser verreibt, so bleibt es doch
weit schwerer verdaulich und die leichte Verdaulichkeit des flockigen
Fibrins wird durch einen geringen Kochsalzzusatz aufgehoben. Ein
Zusatz von 0,5 — 0,6 pCt. Kochsalz zu einem salzarmen Magensaft er-
höht die ceteris paribus zur Auflösung von Eiweiss nöthige Zeit auf
das 3 — lOfache. Der Versuch, direct nachzuweisen, dass ein künst-
licher Magensaft wirksamer wird, wenn man ihn durch Dialyse von
Salzen befreit, stösst auf die grosse Schwierigkeit, dass jede Pepsin-
lösung beim Dialysiren an Wirksamkeit verliert. Der Salzgehalt des
natürlichen Magensaftes ist übrigens so hoch — bei Hunden 0,47 bi«
0,64 pCt. — , dasB die verzögernde Wirkung desselben auch intra vitam
in Betracht kommt. Beiläufig erwähnt Vf. noch, dass Peptonlösungen
nur bei vorhandenem Salzgehalt von Gerbsäure gefällt werden und
dass der Pepsingebalt des Magens von Neugeborenen wohl geringer
ist, aber nicht ganz fehlend, wie Hammarsten angiebt.
3. Die Faserstoffgerinnung. Vf. hat früher nachgewiesen,
dass die Menge des aus einer Flüssigkeit erhaltenen Fibrin ceteri«
paribus mit der Menge der in ihr enthaltenen oder zugesetzten fibrino-
plastischen Substanz innerhalb einer gewissen Grenze wächst, Uber
diese hinaus aber abnimmt Vf. zeigt jetzt, das das Gleiche auch von
dem Salzgehalt der Flüssigkeit gilt. Die einfachste Versuchsanord-
nung, um dieses nachzu weisen, besteht darin, dass man Blutplasma
mit Wasser verdünnt: aus dem verdünnten Plasma scheidet sich dann
weniger Fibrin aus, wie aus dem unverdünnten, seine Menge wächst
aber bei Zusatz von Kochsalz und bei einem Gehalt der verdünnten
Flüssigkeit von 1 pCt Kochsalz ist sie fast ebenso gross, wie bei
normalem Plasma; bei einem Gehalt von 2 — 2,5 pCt. andererseits
liegt sie tief darunter und bei noch grösserem Gehalt bleibt das
Plasma überhaupt flüssig. Bei diesen und allen späteren Versuchern
in denen es sieb um quantitative Fibrinbestimmungen handelte, setzte
Vf. zu den Gerinnungsgemiscben einige Cc. Hämoglobinlösung. Die
Gerinnungszeit wird dadurch ausserordeutlich abgekürzt und es kann
nicht zu einer Wiederauflösung des Fasersoffes kommen, was ohne
Hämoglobinzusatz u. A. der Fall ist. Niemals aber bewirkt der
Kochsalzzusatz Gerinnung in einer Flüssigkeit, die nach Zusatz von
Fibrinferment allein nicht schon gerinnt Aus den früheren und den
vorliegenden Untersuchungen des Vf.'s folgt also, dass die Menge des
aus einer Flüssigkeit zu erhaltenden Faserstoffes von einer Reihe von
Bedingungen abhängig ist, nämlich von: 1) Gehalt an Fibrinregene-
ratoren, 2) Salzgehalt, 3) Alkaligehalt, 4) Temperatur. Der Einfluss
des Fermentgehaltes und Hämoglobingehaltes auf die Menge ist
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838
Kcneil, SchwefeUuascheiduDg durch die Gelle.
noch zweifelhaft. Es drängte sich nun naturgemäss die Frage
was an Stelle des Faserstoffes entsteht, wenn man die beiden Fibi
generatoren und Ferment ohne Gegenwart von Salzen zusammen*
bringt Zu den Versuchen wurde Pferdeblutplasma in der Kälte fiiltrirt,
mit 0,5 p. M. Aetznatron versetzt und dann der Dialyse unterworfen.
Der Zusatz von Aetznatron war noth wendig, um den Eintritt der
Gerinnung während der Dialyse zu verhindern. In einer so von
Salzen befreiten Flüssigkeit entsteht bei Zusatz von Fibrini'ermest
ein in Wasser unlösliches, nur in einem Alkaliüberschuss lösliche«
Product, das noch kein Faserstoff ist, aber bei Gegenwart neutraler
Salze in der alkalischen Lösung zu Faserstoff wird. In dieses Pro-
duct geht, sofern kein Alkaliüberschuss vorhanden ist, die ganze
Menge der in der Flüssigkeit enthaltenen globulinartigen Substauec
bis auf Spuren ein, so dass das Filtrat, mit Wasser verdünnt, beim
Durchleiten von Kohlensäure nur eine schwache Opalescenz giebt
Bezüglich der weiteren Erörterungen über den Einfluss concentrirter
Salzlösungen muss auf das Original verwiesen werden; es sei hier
nur bervorgehoben, dass concentrirte Salzlösungen der gerinnungt-
fähigen Flüssigkeiten vorneberein zugesetzt die Ausscheidung von
Fibrin allerdings gänzlich bindern; die alkalische Lösung des eben
erwähnten Umwandlungsproductes dagegen durch concentrirte Koch-
salzlösung sofort gefällt wird. Der dabei ausgesohiedene Faserstoff
weicht allerdings in seinen Eigenschaften etwas von dem gewöhnlichen
Faserstoff ab. — Setzt man zu Blutplasma kurz vor dem Eintritt der
Gerinnung Natron und zwar 2 — 3 p. M., so verwandelt sich die Flüs-
sigkeit in eine dickschleimige, fadenziehende Masse. — Betreffs der
weiteren theoretischen Betrachtungen muss wiederum das Original
verglichen werden: Schuidt ist geneigt, die Fibringerinnung *U
einen der Verdauung entgegengesetzten Process zu betrachten.
E. Salkowski.
A. Kunkel, Ueber das Verhältnis» der mit dem Eiweiss verzehrten
zn der durch die Galle aasgeschiedenen Schwefelmenge. s«k*
»cxd. Sitxgsber, Math.-phya. Tbeil. 1876. 8.-A.
Die bisher allein über diese Frage vorliegenden 3 Versuche von
C. Schmidt an Hunden mit Gallenflstein leiden an dem Uebelstande,
dass die Oaile nur einige Stunden hindurch aufgefangen und danach
für die ganze Periode berechnet wurde. Vf. fing die Galle während
der ganzen Versuchszeit in Kautschukbeutelo auf, die an der Canäle
der Gallenblasenfisteln befestigt waren. Da nach Hbidenbain schon
bei einem relativ geringen Gegendruck die secernirte Galle zurück-
staut und von den Lympfgefässen der Leber resorbirt wird, so musste |
Sorge getragen werden, jeden Widerstand baim Ausfliessen der Gsile j
au vermeiden. Vf. wählte daher starke Gummibeutel (Colpeuryntar),
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Vmcnow, KnochencystaD.
839
welche in zusammengepresstem Zustand auf die Canüle aufgebunden
wurden. (Von der Resorption der Galle durch die Lymphgetässe der
Leber bei Unterbindung des Ductus choledocbus überzeugte sich Vf.
beiläufig durch 5 Versuche. Vf. erhielt in denselben 206 — 165 —
367 — 530 — 365 Cc. Lymphe mit resp. 0,872 — 0,034 — 0,634 —
0,800 — 0,580 Gallensäuren). Die Methoden zur Bestimmung de*
Schwefelgehaltes der Nahrungsmittel sowie der Secrete weichen nicht
wesentlich von den üblichen ab und sind im Original nachzusehen. —
Bei der ersten Versuchsreihe diente als Nahrung Lammhlut und Kalbs-
blut in coagulirter Form. An 5 Tagen wurden mit dem Blut aufge-
nommen 3,245 Grm. Durch die Galle ausgeschieden 0,615, durch den
Koth 0,670. Da man annehmen muss, dass nach Ausschluss der Galle
vom Darm rer in den Fäces enthaltene Schwefel lediglich von un-
verdautem Eiweiss herrührt, so sind die 0,67 Grm. von dem Nah-
rungsschwefel abzuziehen, es wurden also resorbirt 2,575 Grm., hier-
von durch die Galle ausgeschieden: 0,615 = 23,8 pCt. Diese Zahl ist
indessen noch etwas zu hoch, da das Thier während des Versuches
um 460 Grm. abgenommen, also ausser der Nahrung noch schwefel-
haltige Körpersubstanz zersetzt hatte. Bei der 2. Reihe — Fleisch-
fütterung — wurden an 7 Tagen aufgenommen 7,9465, mit dem Koth
entleert 0,352, also resorbirt 7,594, mit der Galle ausgescbieden
1,115 Grm. = 14,7 pCt. In der 3. Reihe wurde Schwefel resorbirt
3,683 Grm., durch die Galle ausgeschieden 0,637 = 17,3 pCt. Für
die einzelnen Tage beider Reihen ergiebt sich die auffällige Erschei-
nung, dass der Gallenschwefel relativ zum aufgenommenen Schwefel
fortdauernd zunimmt. Für die 2. Reibe ist das pCt.-Verhältnias am
2. Tage der Fütterung 9,2, dann 7,7 — 9,6 — 12,7 — 21,3 — 30,2;
für die 3. Reihe 18,1 — 19,3 — 24,6. Da die Nahrungsaufnahme
namentlich bei der 2. Reihe in den letzten Tagen weit geringer war,
wie in den ersten, so würde daraus folgen, dass die Vermehrung der
Schwefelausfuhr durch die Galle nicht an demselben Tage der Ei-
weisszufuhr erfolgt, sondern erheblich später. Für den Harnschwefel
gestalten sich die Verhältnisse nach Vf. ähnlich. E. Salkowaki.
R. Virchow, Ueber die Bildung yon Knochencysten. Mon»t*ber. d.
Kgl. Acad. d. Wisseozcb. za Berlin. 1876. S. 369.
Als Ausgangspunkt seiner Untersuchung benutzte Vf. einen aus-
führlicher mitgetheilten Fall, wo sich bei einer 56jährigen Frau,
welche an multiplen metastatischen Riesenzellensarcomen in inneren
Organen nach Operation der grossen am Halse sitzenden Primärge-
schwulst gestorben war, eine mit den genannten Geschwulstbildungen
gar nicht in Zusammenhang stehende, dicht unter der oberen Epi-
physenlinie in der Diaphyse des rechten Oberarmes liegende, glatt-
wandige Cyste fand, von umgekehrt flaschenförmiger Gestalt, 37 Mm.
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840
Wimwi*T*it, Fibro-Nenrom de» Arm».
lang, am oberen dickeren Ende 16 Mm. breit, nach unten spitzrund-
lich zulaufend. Die Oberfläche zeigt besonders am oberen Ende
mehrere Vorsprünge und Ausbuchtungen, sie besitzt nirgends einen
Epitbeiüberzug und auch in den ihr aufliegenden gallertartigen Be-
schlägen keine zeitigen Körper. Ausser wenigen Fettkörnchen zeigte
sich in diesen ein aus steifen und mehr parallelen Fasern gebildeter
Filz, welcher nach Behandlung mit Essigsäure nicht ganz verschwand
und lebhaft an gewisse Faserknorpel erinnerte. Der übrige, flüssige
Inhalt wat bei dem Durcbsägen ausgeflossen. Die 0,5 — 0,8 Mm. dicke
Wandung, welche einen knorpelartigen Bau besitzt, stösst nach aussen
an einigen Stellen direct an Markgewebe, an anderen ist sie in Ver-
bindung mit theils knöchernen, theils faserknorpeligen, meist blatt-
artigen Fortsätzen, deren grösster, durchaus faserknorpeliger sich
40 Mm. weit von dem unteren Ende der Cyste aus durch die Knochen-
achse verfolgen lässt. An der medialen Seite der Cyste befanden
sich fast in der Achse des Knochens und in der Nähe der Epiphysen-
grenze eine Oruppe von hirse- bis hanfkorngrossen, bläulichen, aas
Netzknorpel bestehende Knötchen mitten im gelben Mark, welche den
Vf. zu der Ueberzeugung brachten, dass die Cyste selbst als ein
Neubildungs- and ihr Inhalt als ein Schmelzungsproduct chondroma-
töser Knoten anzusehen sei.
Hieran anschliessend bespricht Vf. die im Knochen vorkommen-
den sog. Cystenbildungen überhaupt und kommt zu dem Schlosse,
dass die Cystenbildung im Knochen nicht länger als selbstständige
Erscheinung iD der Pathologie steben bleiben darf, dass sie in kei-
nem Falle da9 Primäre und Wesentliche ist, dass vielmehr alle Fälle
dieser Art als Umbildungsproducte früher solider Neubildungen an-
zusehen sind. Wahrscheinlich stehen diese primären Neubildungen
stets innerhalb der typischen Gewebsformen , aus denen sieb der
Knochen entwickelt, und sie schwanken daher hauptsächlich zwischen
cbondromatösen und gigantocellular-sarcomatösen Formen. Orth.
Winiwarter, Plexiformes Fibro-Nenrom der Armnerven mit cir-
cnmscripter Hauthypertrophie und Sareomentwickelnng. Arth.
f. Hin. Cbir. XIX. 6. 696.
Ein 36jähriger Pole trägt seit seinem 3. Jahre an der Innen-
seite des linken Oberarmes eine kleine Geschwulst, zu der sich im
35. Jahre in der linken Schultergegend eine schnell wachsende Neu
bildung gesellte, die exstirpirt wurde. Sie recidivirte während die
ursprüngliche Geschwulst zu wachsen begann, so dass bei der Auf-
nahme in die BlLLKOTH’sche Klinik ein die Schulter und die äussere
Oberarmhälfte erfüllender Tumor nebst einer die ganze Regio bici-
pitalis einnehmenden Geschwulst vorhanden war, welche dem Ver-
lauf der Nerven und GefUsse folgte. Kleinere Geschwülste fände»
Digitized
GoogI<r
GssTzan, Gaumenbewegungen.
841
sich am Vorderarm und in den Bauebdeeken. Nach der Exstirpation
des Segments im Stile, bicipitalis trat Gangrän der Extremität und
der Tod des Pat. ein. Die sehr ausführlich mitgetheilte Untersuchung
des Arms ergab, dass der Nv. radialis und cutaneuB brachii ext. in
die Neubildung aufgegangen war, während die anderen grossen Arm-
nerven zwar um das 4 — 6fache ihres Volums verdickt, aber nicht in
organischem Zusammenhang mit der Geschwulst befunden wurden.
Nach der mikroskopischen Analyse der betbeiligten Gewebe müssen
zwei Erkrankungen auseinander gehalten werden ; einmal eine ganz
allmählich sich steigernde, auf Wucherung von Bindegewebe und
Nervenzellen beruhende Nervenverdickuog, dann wahre Sarcombildung
in den grossen Geschwülsten. Auf Grund der Untersuchung der Ge-
webselemente in nächster Nachbarschaft der Geschwülste darf die
Sarcombildung als vollkommen unabhängig von der Nervenhyper-
tropbie bezeichnet werden. Wilb. Kocb.
Gentzen, Beobachtungen am weichen Ganmen nach Entfernung
einer Geschwulst in der Augenhöhle. Di**. (Königsberg). Leipzig 1876.
Kass mb.
Wegen einer Geschwulst mussten bei einer 50 Jahre alten Frau
rechts die Augenlider, die obere Hälfte der Seitenwand der Nasen-
höhle mit den beiden oberen Muskeln, die obere Wandung des un-
teren, die obere Hälfte der Superficies facialis des Oberkiefers und
ein Tbeil des Jochbeines entfernt werden. In der so entstandenen
Höhle konnte die rechte Choane und ein Theil der Regio retronasalis
mit dem Velum direct eingeseben werden. G. benutzte den Fall,
um die Bewegungen des Velum zu beobachten und verwandte dazu
einen Fühlhebel, den er abbildet. Der kleinere Hebelarm wurde
mit seiner Endplatte auf das Velum gesetzt und der grössere zeichnete
die Bewegungen, die mit Hülfe des Schreibapparats des MABEY’scbeu
Sphygmographeo auch graphisch dargestellt wurden. Die Resultate
der Beobachtung sind folgende: Bei der Phonation trat die hintere
Pharynxwand in Form eines Querwulstes und nicht, wie MlCHEL an-
nimmt, von Längswülsten hervor. Beim Hervorbringen sämmtlicher
Buchstaben mit Ausnahme von m und n und den Vocalen mit Nasen-
toD legt sich der weiche Gaumen gegen diesen Wulst und findet so
ein vollständiger Abschluss der Nasenhöhle von der Mundhöhle statt.
Bei m und n bleibt das Gaumensegel unbewegt. Bei allen übrigen
Buchstaben hebt sich der weiche Gaumen und zwar am wenigsten
bei a, wo die Horizontalebene nicht erreicht wird ; bei h unbestimm-
bare Erhebung. Bei o und e steht das Gaumensegel über der Hori-
zontalen, es steigt weiter bei i, etwas höher bei u und den übrigen
Consonanten, die sich unter einander gar nicht unterscheiden. Die
von Czebmak abweichende Beobachtung, dass das Velum unter den
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842
Miete«; de Mcasr, pleuritlsche Symptome.
Vocaleo bei u am höchsten gehoben wird, wurde wiederholt coo-
trolirt. Höhe und Tiefe des Tons, sowie die Stärke des Anlauten«
bat auf die Erhebung des Velum keinen Einfluss. Bei r tritt eine
vibrirende Bewegung hervor.
Beim Schiuckact folgt auf ein kurzes Absteigen des Velum eine
Erhebung, die beim Leerschlucken am stärksten ist, und nun wieder
ein Absteigen unter die Ruhelage.
Eine Tafel Abbildungen der mit der graphischen Methode ge-
wonnenen Curven veranschaulicht die Beobachtungen. B. Frinkel.
1) Marten, Zwei nene Symptome plenritischer Verwachsungen.
Bert. klin. Wochenschr. 1876. No. 80. 2) De MllSSy, QuelqUCS COnsidf-
rations nonrelles sur la valeur de la pectoriloquie aphoniqoe
dans les Ipanchcmeuts plenranx. Union mäd. 1876. No. 106 u. 10?.
M. (1.) beobachtete bei sich selbst nach abgelaufener linkssei-
tiger Pleuropneumonie folgende Erscheinungen: 1) fühl- und sichtbare,
krampfartige Contractionen des oberen Theils des Oesophagus, welche
bei schnellen Grösseveränderungen des Magens (z. B. während des
Essens) auftraten, und die er von einer „Zerrung pleuritischer Ad-
härenzen an der Speiseröhre“ abhängig macht; 2) eine schnellende,
tiefe Inspiration, welche „mit einem plötzlichen Rucke eintritt und in
minutenlangen Fristen sich wiederholt“. Dieses Phänomen kam fast
ausschliesslich des Abends vor und nur dann, wenn Pat. auf der
linken Seite lag. Auch diese Erscheinung bringt M. mit den links-
seitigen pleuritiscben Adhäsionen in Zusammenhang. Beide Erschei-
nungen gingen nach 3monatlicher Dauer allmählich zurück.
de M. (2.) bestätigt die von Baccelli gemachten Angaben
(Cbl. 1876, 32) in Betreff der Auscultation der Stimme über pleuri-
tiscben Ergüssen und erläutert dieselben durch neue Beobachtungen.
Demnach soll die Flüsterstimme leichter udö vollständiger fortgeleitet
werden durch seröse, als durch eitrige Ergüsse. Ein sehr prägnantes
Beispiel dieser Art ist folgendes: Ein Kranker bot bei seiner Auf-
nahme sämmtlicho Erscheinungen einer ciufachen (serösen) Pleuritis
dar; die Flüsterstimme wurde auf der kranken Seite vollständig und
deutlich gehört. Als dann im weiteren Verlauf der Erkrankung ein
Erysipel hiuzutrat, verschwand jenes Symptom vollständig. Eine
darauf vorgenommene Punction ergab, dass das bis dahin seröse Ex-
sudat eitrig geworden war. (Ref. konnte sich von der Constaoz dieser
Erscheinung nicht überzeugen). Litte».
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Bickoeb, identische Mitbeweguugen. Finbt, Dermatitis exfoliativa. 843
0. Berger, Ueber identische Mitbewegnngen. Sitagaber. d. Breslauer
med. Ges. 1876. 18. Juni.
Vf. beobachtete bei einem 28jäbrigen, linksseitig gelähmten Pa-
tienten (derselbe war seit 4 Jahren leidend) die von Westpbal (Cbl.
1874, 555) zuerst beschriebenen identischen Mitbewegungen der ge-
lähmten Extremitäten (vorwiegend der Finger, weniger der Zehen)
bei aktiven Bewegungen der gesunden Glieder. In dem vorliegen-
den Falle war die gelähmte Oberextremität contracturirt und atro-
phirt: ausserdem erfolgten die Mitbewegungen, abweichend von den
W.’schen Beobachtungen, auch bei passiven oder durch elektrische
Reizung bewirkten Bewegungen der gesunden Extremitäten. Die
W.’sehe Erklärung des Phänomens (Zerstörung eines Theils des
Grosshirns (mit Ausschluss der grossen motorischen Ganglien in
frühester Lebenszeit) sei in diesem Falle nicht passend, da Patient
erst im 24. Lebensjahr erkrankt sei. Durch das Vorhandensein der
Atrophie der gelähmten Extremitäten werde man vielmehr veran-
lasst, daran zu denken, dass die absteigende secundäre Degeneration
der dem Hirnherd entgegengesetzten Seitenstrangbahn sich auf die
entsprechenden grauen Vorderhörner fortgepflanzt und diese in einen
Zustand erhöhter Reizbarkeit versetzt habe. Bernhardt.
J. M. Finny, Dermatitis exfoliativa or Pityriasis rubra. Dubi.
Jonrn. 1876. LI. 8. 234.
Als Charakteristika dieser seltenen Affection hebt Vf. die un-
geheure Menge und Grösse der Schuppen hervor, ferner das Ergrif-
fensein der gesammten Haut, selbst der Schleimhaut, den Mangel von
Jucken und feuchter Absonderung, die geringe Infiltration der Haut.
Mit Pebchekon lassen sich die chronischen Fälle und die acuten un-
terscheiden, welche letztere öfters mit Scarlatina zu verwechseln sind,
aber durch die mehrwöchentliche Dauer der Abschuppuug sich bald
aufklären. Der beobachtete Fall gehörte zu den chronischen und
betraf eine Frau, welche 15 Geburten überstanden hatte. Vor 20
Jahren bekam sie einen Rash, welchen sie seitdem nicht verlor, bis
sie fünf Jahre später durch Bäder befreit wurde. Nach vierjähriger
Immunität wurden Arme und Beine heftig ergriffen. Während früher
der Ausschlag nässte, ist er seit drei Jahren trocken
und schuppend und überzieht den ganzen Körper. Die Haut ist
rotb, auf Druck gelblich und mit grossen Schuppen besetzt, welche
sich leicht entfernen lassen. Die Augen sehen stark geröthet aus,
ebenso Nase und Lippen. Unter Diureticis und spater Arsen mit
Chinin sowie äusserer Salbenbehandlung trat Heilung ein. o. Simon.
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844
Gallois and Haidt, Wirkung von Errthrophloeam.
L.
Gallois et Hardy, Recherche» chimiques et physiologiqaes Ir
l’äcorce de Kantone (Erythrophloenm Gnineense) et sar l’Ery*
throphloenm Coaminga. Areb. de phyniol. norm. etc. 1876. 8. 194
Aus der Rinde des erstgenannten Baumes, die den Bewohnen]
Westafrikas zur Bereitung eines Pfeilgifts dient, gewannen die Vff.
als wirksames Princip ein in Wasser und in Alkohol leicht löslich««
Alkaloid, das Ery throph lein. Betreffs der Darstellung und der che-
mischen Eigenschaften des Präparats s. d. Orig. — 2 Mgrm. des
Giftes, einem Frosche subcutan injicirt, oder */* — 1 Mgrm. direct
aufs biosgelegte Herz gebracht, bewirken nach 5 — 8 Minuten Still-
stand des Herzens und zwar in Systole des Ventrikels und Diastole
der Atrien. Es gelingt dann nicht mehr das Here durch Reize aufi
Heue zur Contraction zu bringen; und ebensowenig durch Auftrio-
feln von Atropin. Auch wenn dieses zugleich mit dem Erythropbleie
injicirt worden ist, bleibt die Wirkung aufs Herz unverändert —
4 Mgrm. tödteten ein Meerschweinchen und 4 Ctgrra. einen mittel-
grossen Hund nach wenigen Stunden. Bei diesen Thieren treten,
offenbar bedingt durch die Kreislaufstörungen, heftige Dyspnoe und
allgemeine Convulsionen nach der Vergiftung ein. Das Herz war
diastolisch erweitert, schlaffwandig und mit Blut überfüllt. Die Puls-
frequenz nimmt beim Frosch nach der Vergiftung ab. Was da*
nähere Verhalten Her Circulation beim Warmblüter angeht, so haben
Vff. bez. Versuche an curarisirten Hunden gemacht mit graphischer
Darstellung von Blutdruck und Pulsbeschaffenheit, doch sind die be-
treffenden Angaben zu einem Referat nicht geeignet. So viel scheite
aus den mitgetheilten Protokollen hervorzugeben , dass der Druck sofort
nach der Vergiftung ansteigt und eine bedeutende Höhe erreicht um
erst unmittelbar vor dem Tode zu sinken, während die Frequenz de«
Pulses zunächst abnimmt, später aber ebenso wie die Form des Pul-
ses die grösste Unregelmässigkeit zeigt. Versuche über den Einfluß
auf die Herznerven fehlen. Auch die quergestreiften Skelettmuskelc
verlieren durch das Gift ihre (direkte) Erregbarkeit doch erst meh-
rere Stunden nach dem Herzstillstand (sc. beim Frosch.) Mit Pla-
tinchlorid bildet unsere Substanz ein krystallinisches Doppelsalz, das
dieselben giftigen Wirkungen hst.
Von Erythrophloeum Cuminga, das von den Sechellen her
stammt, prüften Vff. das Extract der Blätter und des Samens und
bekamen bei Fröschen dieselbe Wirkung wie von dem Rindenextract
des Erythrophloeum Guineense. — Die hier geschilderten Substanzen
würden also zu den wirksamsten Herzgiften und zwar zu der Digi-
talisgruppe gehören. Schiffer.
Fbktmüth, Schutzmittel gegen Cholera. PAan.
845
Freymuth, Giebt es ein praktisch bewährtes Schutzmittel gegen
die Cholera? Versuch zur Bettung der Haus-zu-Hausbesuche.
Berlin 1875. 71 8tn.
Die baieriscbe Regierung regte 1836 die Hausvisitationen an
und brachte sie in diesem Jahre gelegentlich der Epidemie zu Mitten-
walde zur Anwendung. Die damit hier und andererorten, namentlich
in England 1848/49 erlangten Resultate lassen sich dahin zusarnmen-
fassen, dass 1) mit dieser Maassregel ein stetiges, wenn auch nicht
immer schnelles Abnehraen der Epidemieeu, bisweilen ein brüsques
Aufbören derselben bemerkbar war und dass 2) eine Anzahl von Diar-
rhöeen zur Cholerazeit entdeckt uod geheilt wurde, von denen nur
ein verschwindend kleiner Theil in Cholera überging.
Die möglichst auf Grund von Thatsachen ventilirte Frage, ob
die Abnahme der Epidemie und die Entdeckung und Beseitigung der
Diarrhöe in ursächlichen Zusammenhang gebracht werden dürfte, be-
jaht F. auf Grund folgenden Raisonnements: Man weiss, dass epide-
misch verbreitete Diarrhöeen etc. der grossen Mehrzahl der Cholera-
epidemieen vorausgehen, dieselbe in ihrem ganzen Verlauf begleiten
sowie, dass fast jedes Individuum vor dem Aufalle gastrisch inhcirt
war. Die asiatische Cholera, welche die ihr voraufgehende Diarrhöe
nicht erzeugt, wol aber ihr folgen kann, ist nichts als eine speciiische
Modification der Diarrhöe, bervorgebracht durch ein zur Cholerazeit
vorhandenes Agens, den Cholerainfectionsstoff. Es gehören also zu
jedem einzelnen Cboieraaniälle und zu jeder Epidemie zwei coordinirte
Ursachen, die mit einander Zusammentreffen müssen, der Darmcatarrh
und das Choleragift. Altes was die Diarrhöe früh beseitigt, muss des-
halb als wirksamstes Gegenmittel gegen die Cholera betrachtet werden.
Die Betrachtungen, wie diese Lehre mit derjenigen der Con-
tagionisten und Miasmatiker sich vereinigen lasst sowie das am Schlüsse
des Büchelchens entworfene Regulativ für die Haus-zu-Hausbesuche
siehe im Original. Wilh. Koch.
Pcan, Hypertrophie de la rate. Troubles graves de la digestion,
de la respiration et de la circulation; douleurs insupportables;
Spleuotomie. GuCrisOIl. L’Union med. 1876. No. 89.
P. stelltu der Acaddmie de mddiciue zwei Kranke vor, au welchen er wegen
bedeutender Tumoren die Splenotomie gemacht hatte. Die erste Operation datirt
schon vom Jahre 1867; ea handelte sich um eiue grosse seröse Cysto der MiU.
Die zweite wurde im laufenden Jahre au einer 24jäbr. Kranken verrichtet, welche
in Folge einer enormen Hypertrophie des Organs au den heftigsteu Schmerzen und
Beschwerden litt. Der Operatiousverlauf war folgender: Schnitt in der Linea alba,
8 Cm. über dem Nabel beginnend, 6 Cm. über der Symphyse endend. Das grosse
Netz wird nach rechts zuruckgeschlagen, die Milz hervorgeboben, der Stiel mit einer
Masseuligatur versehen, abgeschuitten und in der Bauchwuude befestigt. Heilung
ohne wesentliche Zwischenfälle. E. Klister.
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846 Bbbsqik. Fntss. Sar-iosons. Kiamtaos.
M. Bresgen, Zur Syndesmologie des Kehlkopfs nebst einigen Be-
merkungen zur Diagnose und Behandlung der Lähmungen der
Glottis-Erweiterer. Vircho»’» Arcb. lxvii. s. 71.
B. beschreibt zwei abnorme, wahrscheinlich angeborene Bänder, die sieb du
eine als paariges, das andere als unpaarea Band an awei menschlichen Kekikopfea
fanden, über deren Besitzer intra vitam nichts bekannt ist Das paarige Baad tpaaul
sieb über den Mnsc. arytaenoideus transverana von der Cartilago arytaenoidea ssr
hinteren Fläche der Cartilago cricoidea. Das rechtsaeitige Band ist um 4 Mm. kürtet
als das linksseitige, wodurch der rechtsseitige Aryknorpel nach hinten Sbergebogu
wird und ein Bedeutendes seiner Bewegungsfühigkeit eiugebüsat bat. Am Csdarer
war die Glottis reapiratoria fest geschlossen, der rechte Aryknorpel hinter den link«
getreten. B. glaubt, dass bei behinderter Function der Glottis-Erweiterer, naebden
eine Lähmuug durch primäre Destruction der Nerven nnd Muskeln ausgeschlcwsci
werden kaun , au ein mechaniacbea Hinderniaa im Sinne seiner Beobachtang u
denken nnd demgemäss die abnormen Bandmassen tu dnrchschneiden sein würdet.
Das unpaare Baud des anderen Kehlkopfes gebt diagonal vor dem um 5 Ms
verk {irrten Muse, tbyreoideus sinister ber, von dem oberen inneren Insertiouspaekts
am Zungenbein autn unteren änsseren am Tbyreoidknorpel. Daa Zungenbein liegt
links vor den Schildknorpel geschoben, so dass letzterer mit aeinem oberen Raede
fast denjenigen des Zungenbeins erreicht. B. PriabeL
8. Fries, Beitrag zur Kenntniss der Amblyopieen nnd Amaurosen
nach Blutverlust. Dienert, Tübingen, and ansserordent). Beilage der khs.
Monatsbl. f. Angenbeilk. XIV. 8. 123.
F. giebt eine sehr sorgfältige literarische Zusammenstellnng des genanntes
Themas und bespricht an der Hand derselben den Antbeil der einzelnen Alters-
klassen, wonach das 5. Jahrzehnt das grösste Contingent stellt, ferner den ophthal-
moskopischen Befand, den Verlauf, die verschiedenen Erklärungsversuche etc. Vas
den in 96 Fällen beobachteten Arten der znr Sebstörung führenden BlutverisiSi
waren Blutnngen in den Intestinaitractns 34 Mal, solche ans dem Uterus und küsst-
liebe Blutentziehungen 24 Mal, Bpistazis 7 Mal, Blatangen aus Wanden 5 Mal, Hi.
moptoe and Urethralblntung je 1 Mal vertreten. 13 Fälle von den am Schlüsse be-
findlichen und mit kurzen Krankengeschichten versehenen 106 Beobachtangen sind
erstmals publicirt, und in ansfübrlicher Weise ein Fall von Urethralblutnng erwähnt
Michel (Brianzesl
M. Seligsohn, Ein Fall von Echinococcus hepatis. Beri. kl»
Wochenaebr. 1876. No. 9 — 10.
Der ausführlich mitgetheilte Fall, eine 39jährige Frau betreffend, ist, abge-
sehen von den diagnostischen Schwierigkeiten, welche er darbot, aoageseicboet erstes»
durch starken Icterns, weicher in den letzten 14 Tagen vorhanden war and • weites»
dadurch, dass swei Monate vor dem Auftreten des Icterns eine (nicht weiter unter-
suchte) Täuia durch den Gebrauch von Kousso entleert worden war. Den Icterus
ist 8. geneigt von einer Communication der Ecbinococcaseyate mit den Gallenwege*
beranleiten. Senator.
E. Kirmisson, Oedfeines inflammatoires des membres de nature
rhumatismales. Prugr. m<äd. mo. No. 12.
K. macht nach den Erfahrungen von Geros und unter Mittheilang zweier
Fälle aus dessen Abtheiluug anf die flüchtigen entsündlichen Oedeme aufmerksam,
welche auweilen ohne Veranlassung als selbstständiges Leiden auftreten, d b. na-
abbängig von einem benachbarten Entzündungsherd oder einer Thrombose und
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Parknski. Stern. Kind.
847
welch« er als Ausdruck der rheumatischen Diathese betrachtet, zumal wenn sie mit
rhenmatiacben Gelenkentzündungen abwechselo, wie in jenen beiden Fällen. Senator.
Parenski, lieber erabolische Darmgeschwüre. Wien.med.Jahrb.me.iu.
P. berichtet über 6 Fälle von Darmgeschwüren , welche er auf embolieeben
Ursprung znrückfübrt, ohne dafür mit Ausnahme des Falles No. 2 den vollen Be.
weis an liefern. Die Geschwüre sassen 2 Mal im untern Theil des Jejunum, 2 Mal
im Ueum und 1 Mal im Dünn- und Dickdarm zugleich. Daneben waren Hyper-
ämien, Bl sturjgen, necrotische und dipbtheritische Processe in der Schleimhaut der
Nachbarschaft vorhanden. Im 1. Fall war durch die Narbencontraetion dieser em-
boliscben {? Bef.) Geschwüre eine so hochgradige Stenose entstanden, drss die En-
terotomie ausgefübrt werden musste. Der Kranke erlag jedoch. In sämmtlicben
Fällen waren Veränderungen der Intima Aortae vorhanden. (Die von P. in der Li-
teratur vermissten Angaben finden sieb in den Arbeiten Pari'm's und des Ref.).
Litton.
Stern, Ein Fall von gleichmässiger Erweiterung des Oesophagus.
Arch. d. Heilk. XVII. &
Die Krankheit begann 9 Monate vor dem Tode mit Erbrechen. 8päter trat
dies Erbrechen ohne Torangegangeue Würgebewegungen, stets unabhängig von der
Nahrungsaufnahme jede Nacht ein. Das Erbrochene enthielt zuweilen Blut, niemals
Sarcine. Daneben bestand vollständig gute Verdauung. Bei der Section fand sich
der Oesophagus spindelförmig erweitert. Die grösste Ausdehnung erreichte er an
der Grenze des unteren und mittleren Drittels; hier betrug die Breite des aufge-
schnittenen Organs 12 Cm. An der Cardia verjüngte sich das Lumen wieder bis
zur normalen Weite, ln dem untern Theil desselben fanden sich „Sache, weissgraue
Plaques“ von 1 — 3 Linsengrösse. Der Magen ebenfalls ectatiecb. Die Wand des
Oesophagus beträchtlich verdickt; die Hauptmaasenzunahme iudess kam auf Rech-
nung der Schleimhaut, welche sich im Zustand starker „ulceröser Entzündung“ be.
fand. Im obern Theil faoden sich weder Epithel noch PapilleD, während im untern
necrotische Stellen mit solchen abwechselten, bei welchen das Epithel durch Ex-
sudatmasseu abgehoben und in Abstossung begriffen war. Die Aetiologie der vor-
liegenden Erkrankung, welche bisher 7 Mal beobachtet wurde, ist äusserst dunkel.
Io keinem der bekannten Fälle handelte es sich um eine Verengernug an der
Cardiamündang, wie gewöhnlich angenommen wird. Der Vf. versucht nun an der
Hand der veröffentlichten Fälle nachsuweisen, dass in einer Reibe derselben chro-
nische Entsünduogszustände vorhanden waren, welche Dilatation zur Folge batten,
In den andern möglicherweise eine primäre Paralyse des Organs angenommen wer-
den muss. Vielleicht spielt auob der Alcoholismus und die Syphilis eine Rolle io
der Aetiologie dieser Krankheit Litteo.
Kind, Ueber das Längen wachsth um der Idioten. Arch. f. Psych. etc.
Vt. 8. 447.
Das Längenwachstbum der Idioten, voo über 600 Idioten viele Jahre hindurch
gemessen, Hess eine Gesetzmässigkeit erkennen. Im Allgemeinen bleibt ee beträcht-
lich hinter dem normalen Wachsthum zurück; es ist aber auch verzögert, indem bei
den Idioten noch im 3. Decennium ein bedeutender Zuwachs eintritt, wo er normaler
Weise sehr gering ist. Von dem Durchschnittsverbalten weichen die epileptischen
Idioten nach dem Normalen bin ab, während die scrophalösen und rachitischen nach
der entgegengesetzten Seite bin neigen. Wird der Scbädelumfang berücksichtigt,
so stellt sich heraus, dass die mittelgrossen Köpfe dem Durchschnittsverhalten ent-
sprechen, die kleinen bedeutend darunter sinken, die grossen es übersteigen. Wendet
man auf die gefundenen Maasse den Satz an, dass normaler Weise ein bestimmtes
Verhältnis zwischen Scbädelumfang und Körperlänge existirt, se kommt man an
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848
Btcurr- Altham. Ball. Salbowsbi. Kawam.
dem frappanten Ergebuisa, daaa der Idioteuacbädel im Allgemeinen groaaer ist, tl»
er bei der geringen Körperl&nge vorauageaetzt werden kann. In Betreff der Pol{*-
rnngen und der intereaaauten Angaben Ober die Längeuentwicklung der Cretineo <m4
jugendlichen Verbrecher wird auf das Original verwieaen. Wvnick*.
Ch. Eichet, De deux formen differentes de tdtanns diagnostiquee>
par le pneumographe. Gar. mdd. xsts. No. u.
Mit Hilfe des Pneumographen glaubt Vf. zwei Formen des Tetanus entdeckt
su beben, deren wesentliches Unterscheidungsmerkmal darin liegt, dass bei der einen
rorwiegeud die Inspirationsmuskelu zur tetauischen Contractiou gelangen (die leichte»
Form), bei der anderen die exspiratoriscben Munkeln (die schwerere Form). — IX«
Tracheotomie oder sonst ein Heilverfahren, welches den krampfhaften Glottisschlu«
beseitigt, ist hier allein das einsige Rettung* mittel. Bernhardt
J. Althaus, Case of nervous disorder, consequent upon gonor-
rhoca. Med. Timea and Gar. 1876. No. 1345.
Nach einer Gonorrhoe batte ein 43jäbriger Manu eine chronische Entzüodon;
der Pars prostatica der Urethra surückbebalten, welche nicht alleiu an Ort asd
Stelle lebhafte »Schmerseu verursachte, sondern auch ßlaseuschwäcbe , Schmers ia
der Lendengegend, allgemeine Kräfteabnabine und eiue dauernd depriuiirte (iemütbi-
stimmuug bedingt batte. Durch die Applicatiou eines massig starken coDitaotts
Stromes (Anode am Damm, Kathode längs der Wirbelsäule) wurde der uaertr&f
liebe Zustand beseitigt. Bernhardt.
J. Bell, Paraffinepithelioma of the Serotun). Ediub. med. i<m
CCUV. 8. 136.
Vf. beobachtete zwei Fälle von Epitheliom des Hodeus in Folge von Parzfän-
dunst in P&raffinfabrikeo. Beide Kranke seigteu auch die bekaunteu Acneformeo
welche Para fin hervorruft. O. fiimo«.
E. Salkowski, lieber den wirksamen Bestandteil des Serale cor-
nutum. Bert. kliu. Wocheuscbr. 1876. No. 17.
8. sucht die Eiuwcuduugeu zurückzuweisen, welche Huch heim gegen die Al-
gäbe von Wkhnich gemacht bat, dass der wirksame Bestandtheil des Ergotins wahr-
scheinlich eine 8äure sei. Vou der von Bcchhkim angegebenen Aehnlicbkeit de«
wirksamen Princips mit thierischem Leim konnte Vf. sich nicht überzeugen. Die
Versuche des Vf.’s, die wirksame Substanz in reinerer Form dartustellen, führten rc
keinem befriedigenden Resultat; es wurde im besteu Fall ein gelb gefärbter Syrap
von saurer Reaction erhalten. D;e von Zweifel angegebene lähmende Einwirkocf
der Secale-Aussüge konnte S. bestätigen. Schiffs*.
Fr. Erman, Fötaler Znstand der Lungen bei neugeborenen Kin-
dern, die nach der Geburt lebten nnd schrieen. Viacaow’a Arctn
LXVI. S. 395.
Zwei im 8. Monat geborene und % Stunde nach der Geburt veratorbeue Cie-
der, deren Bewegungen und lautes Schreien sicher constatirt worden waren, bat;«.
Lungen, welche bei dem eineu vollständig, bei dem andern bis auf eiue ganz uobv
deutende Stelle luftleer und schwimmunfäbig waren. W. fandst.
Einsendungen fUr da« Centralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Professor Srnxto-.
Berlin (NW.) ttanhofstr. 7 (am Hegelplatz)* und Professor Itosenthal, Erlangen« oder (unter Beichte»
an die Verlagshandlung, Berlin (NW.), unter den Linden 68, adressiren.
Verlag rom August Hirschwald in Berlin. — Druck von H. S. Hermann in Berlin.
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Wöchentlich erscheinen
1—2 Bogen ; am Schlüsse
des Jahrgangs Titel, Na-
men- and Sachregister.
Centralblatt
für die
Preis des Jahrganges
20 Mark; za beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen and Postanstalten.
medicinischen Wissenschaften.
Redigirt von
Dr. J. Rosenthal, nnd Dr. H. Senator,
Professor in Erlangen. Professor ln Berlin.
1876. 95. November. No. 48.
Inhnlti S reo kn, WirkoDg der Fermente auf Glycogen (Orig.-Mittb.). — Fsa>-
woimiorr, Synthese de. Fette. (Orig.-Mittb.). —
Zoccbbkahdl, da. untre Baisdreieck. — Hai.., Wirkung der Milchsäure
auf die Knochen. — Ha« och, Kinderkrankheiten. — Pick; Fehbeb, progressive
Mu.kelatropbie. — Bockenhbimbb; Kbassowskt, Ovariotomie. — Lang, Lupus. —
Jobbet u. Riokabd, Wirkung des Amyluitrits auf Blut und Atbmuug. —
Scholt.k, Lage der Eingeweide. — Jacobson, Einfluss von Hautreizen
auf die Körpertemperatur. — 8alkowski, Bildung von Allantoin. — Rirdirqbb,
Knochencysten des Unterkiefers — FvlCokh, Augen von Lehrern. — Bbocabobl,
Einfluss von Diarrböeen auf das Blut. — Küssner, Leptothrix in der Blase. —
Häckbr, rheumatische Lähmungen. — Dawoskt, Uittel gegen Croup. — La-
CHAEEikRE, Crutonoel gegen Herpes tonsurans. — Hihe, Puerperalmanie. —
El ve rs, Phosphorvergiftung. —
Druckfehler.
Ueber die Umwandlung von Glycogen in Traubenzucker durch
Speichel- und Pancreasferment.
Von Prof. J. Seegen in Wien.
In allen chemischen und physiologischen Lehrbüchern findet
sich die Angabe, dass Glycogen durch Speichel- und Pancreasferment
rasch und vollständig in Traubenzucker umgewandelt werde.
Ich habe zahlreiche Beobachtungen gemacht, die mit dieser als
unzweifelhaft hingestellten Thatsache im Widerspruche stehen. Ich
hatte mir die Aufgabe gestellt zu untersuchen, ob Glycogene, welche
bei verschiedenartiger Ernährung der Thiere gewonnen wurden (Brod-
glycogen und Fleiscbglycogen) sich gegen diastatischo Fermente ver-
schieden verhalten , ob sie z. B. für die Umwandlung in Trauben-
zucker ungleiche Zeit in Anspruch nähmen.
Die Hunde, deren Lebern ich zur Glycogengewinnung benutzte,
waren ausschliesslich entweder mit Brod und Kartoffeln oder mit
Fleisch gefüttert. Das Glycogen wurde nach BhÜCKE’s Methode ge-
wonnen, auis sorgfältigste auf seine Reinheit (Anwesenheit von Stick
stoff und Ascbensalze) geprüft und aufs genaueste getrocknet, was
nebenbei gesagt für grössere Mengen sehr lange Zeit in Anspruch
nimmt. Eine gewogene Menge des getrockneten Glycogens wurde
XIV. Jahrgaag. 64
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850
8bborn, Wirkung der Fermente auf Olycogen.
» entweder mit
in Wasser gelöst, die opalisirende, milchige Losung
Speichel oder mit Pancreasextract versetzt. (Der Pancreasextract wsr
entweder ein frischer wässriger Extract oder ein nach Wittich dtr-
gestellter Glvcerinextract). Die Lösung stand in einem Zimmer dessen
Temperatur ungefähr 20° C. betrug, in einzelnen Versuchen auf einer
Ofenplatte, deren Temperatur 30 — 32° C. war. Schon nach kurzer
Zeit, etwa nach 10 Minuten, begann die opalisirende Lösung sieb zn
klären, und nach 1 Stunde ungefähr war sie wasserhell mit einigen
vom Speichel oder vom Pancreasextract herrührenden Klocken am
Boden.
Die vollständige Klärung der Lösung ist bekanntlich kein Be-
weis für die vollendete Umwandlung in Zucker, da das Glycogen
sich zuerst in Dextrin umsetzt, welches sich wasserhell löst.
Um sicher zu sein, dass weder Glycogen noch Dextrin mehr
vorhanden sei, prüfte ich mit Alcohol und mit Jodkaüumjodlösun:.
Ich bestimmte auch die Genauigkeitsgrenzen dieser zwei Reaetior.-
methoden und fand, dass eine Flüssigkeit, welche 0,2 pCt. Glycogen
enthielt, noch eine schöne Jodreaction gab, während die Aleoholre-
action eine schwache war, es bildete sich an der Berührungsfläche
der beiden Flüssigkeiten ein weisser Ring.
Meine mit Ferment versetzten Glycogenlösungen liess ich da-
nach 24 Stunden stehen, filtrirte und prüfte das Filtrat mit Jodkaliom-
jodlösung und mit Alcohol. Die erstgenannte Reaetion fiel immer
negativ aus. Mit Alcohol bildete sich fast immer ein weisser Ring-
Aus Besorgniss, er köunte doch von noch nicht ganz umgewandeltero
Dextrin berrühren, setze ich von neuem Ferment hinzu, Jiess aber
mals 24 Stunden stehen. Bei der abermaligen Prüfung mit Alcohol
war der weisse Ring meist intensiver, er rührt also unzweifelhaft von
den durch Alcohol gefällten Albuminaten der zugesetzten Fermente
her. Die filtrirte Flüssigkeit wurde nun mittelst einer titrirten Feh-
LlNG'schen Lösung auf ihren Zuckergehalt untersucht. Ich will von
den sehr zahlreichen mit dem von verschiedenen Thieren gewonnenen
Leberglycogen angestellten Versuchen nur einen als Beispiel arifübren:
1 Grm. Glycogen wird in Wasser gelöst mit Speichel versetst, danach 24 Stau-
den stehen gelassen. Die vollkommen waaserhelle Flüssigkeit wird tiltrirt, das Filtrat
betrügt 120 Cc. Zur Kednrtion von 6 Ce der FRnuso'schen Lösung wurden rer
braucht 17,6 Cc. der filtrirton Flüssigkeit. In dieser Menge sind also enthalten 50Mgrra.
Zucker, die ganze Flüssigkeit enthält demnach 0.342 Grm. Traubenzucker.
Der FlOssigkeitsrest wurde abermals mit Speichel versetzt, nach 24 Stoniso
filtrier und auf Zuckergehalt untersucht Ks reüueiren 17,6 Ce. dieser Flüssigst*
6 Cc. d er FrHLmo’schen Lösung. Es hat also eine weitere Umwandlung in Trstibes-
eucker nicht statt gehabt.
Alle meine Versuche ergaben dasselbe Resultat. Die Glycegeo-
lösung enthielt nach vollständig abgelaufener Fermen-
tation nur einen Bruchtheil des Traubenzuckers, welcher
entstehen sollte, wenn die ganze gelöste Glycogen meng«
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Prrfwoznjkofp, Synthese de« Fette«.
851
in Traubenzucker umgewandelt worden wäre. Der Bruch-
theil war verschieden, er schwankte von 34 — 41 pCt. wenn Speichel
als Ferment angewendet wurde, und er betrug 45 — 48 pCt. wenn
Pancreasextract als Ferment benutzt wurde.
Diese Thatsache steht unzweifelhaft fest, die Deutung kann eine
mehrfache Hein, es hat entweder sich das Glycogen nicht wie ange-
nommen wird in Traubenzucker umgewandelt, sondern in eine Zucker-
art, welche Kupferoxyd in einem anderen Verhältnisse reducirt, oder
es hat sich bei der Umsetzung des Glycogens neben Zucker noch
ein anderes Spaltungsproduct gebildet. Welche dieser Deutungen die
richtige sei, darüber sollen weitere Untersuchungen Aufschluss geben.
Znr Frage von der Synthese des Fettes.
Vorläufige Mitlheilung tob Dr. A, PerewOZnlkotT. (Aos dem physio!. Lshnratorinm
der med.-ebir. Acudemie in 81. Petersburg).
Bis jetzt hat Niemand bezweifelt, dass die durch Verseifung
des Fettes im Dünndarm sich bildenden Seifen durch dio Chylus-
und Blutgefässe resorbirt werden. RöHRIG aber, von der Ansicht
ausgehend, dass dio Natron- und Kaliseifen, im Blute Kalk und
Magnesia begegnend, sich in unlösliche kalkige und magnesinle ver-
wandeln, ist der Meinung, dass die ersteren sich ira Blute nicht be-
finden. Um sich davon zu überzeugen hat RöHRIG das Blut von
Hunden genau untersucht und keine Spuren von Seife gefunden.
Durch seine Untersuchungen will RöflRlG nicht die Folgerungen aus
den Experimenten von Radzik.JRWSKY, die da zeigten, dass fette
Seifen als Materiale der Synthese des Fettes dienen können, be-
streiten.
Kü’hnf, ist der Meinung, dass die Synthese des Fettes in den
Fettzellen entstehen könnte, Kadzikjkwsky aber, dass dieses auch
im Epithelium der Gedärme und in den Blutkörperchen stattfindet,
wofür er aber keine Facta citirt.
Nimmt man die Untersuchungen von RÖHRIG für bewiesen an,
so sollen die in den Gedärmen resorbirten Seifen dort verschwinden,
nachdem sie in andere Verbindungen getreten. Um dieses zu prüfen
habe ich eine Reihe von Experimenten unternommen, uxn zu unter-
suchen, ob die Synthese des Fettes aus Seifen und Glycerin im Darm-
epithelium und in den Zotten stattfindet.
Die Untersuchungen wurden an Hunden gemacht, die mit Ei-
weise, Glycerin und gewöhnlicher, von Fett durch mehrmalige Rei-
nigung in kochendem Aether befreiten Medicinalseife gefüttert wurden.
Anders noch wurde ein Gemisch von Seife und Glycerin m mittelbar
in den Dünndarm eingefübrt. Wegen der Uontrole wurden paraüe'” Ex-
perimente mit hungernden, Eiweiss fressenden und Fett fressenden
6 t*
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852
Zgcikbkahdl, du untre Helsdreieck.
Hunden, sowie auch mit solchen denen unmittelbar nur SeifenlÖsosg
ohne Glycerin in das Duodenum eingespritzt wurde, geübt. Eines
der Experimente beschreibe ich sogleich.
Den 3. September d. J. wurde einem Hunde von 13 Kilo Ge-
wicht, der 3‘/i Tag hungerte, in das Duodenum unter den Ductus
choledochus et pancreaticus 200 Cc. einer 4 Grm. Seife und 5 Grc.
Glycerin enthaltenden Lösung eingespritzt. Nach ll/i Stunden wurde
der Hund erstickt und sogleich untersucht.
Die Cbylusgefässe des Mesenteriums des Dünndarms sahen wie
gewöhnlich nach Fettnahrung aus. Aus der aus dem Ductus tbora-
cicus genommenen milchigen Flüssigkeit konnte man bei mikrosko-
pischer Untersuchung Fetttropfen in grosser Zahl und verschiedener
Grösse wahrnehmen. Einige Theile des frischen Dünndarms wurden
auf V4 Stunde in lproc. und V4proc. Lösung von Ueberosmiumsäure
oder in spirituöse Lösung von rad. Alkannae, welches das Fett in
Roth färbt, gelegt. Die mikroskopischen Präparate wurden durch
Zerzupfen von mit einer Scheere abgeschnittenen Zotten vorbereitet
und in Glycerin beobachtet.
In dem Gewebe der Zotten und den Epitheliaizellen waren
kleinere Fetttropfen, im Centralcanal des ersteren auch grössere zu
bemerken. Im Sehfeld waren freie Fetttropfen, die wahrscheinlich
aus dem Centralcanal während der Vorbereitung des Präparats her-
ausgetreten sind, was sich durch Aufhalten von Fett bei dem abge-
schnittenen Theil der Zotte beweisen lässt.
Diese Experimente bringen mich zu der Meinung, dass wie io
Darmepithelium so auch vielleicht im Gewebe der Zotten sieb aui
Seife und Glycerin Fette bilden.
Den chemischen Theil dieser Frage bearbeite ich jetzt und
werde ihn in einem der russischen medicinischen Journale veröffent-
lichen.
Die Präparate wurden dem Privatdocenten Dr. TakchaSOIT
demonstrirt.
E. Zuckerkandl, Beitrag zur descriptiren und topographischen
Anatomie des unteren Halsdreiecks. Zeitschr. f. Anat. u. Entwid-
laogsgesch. II. S. 54.
Als Scalenus minimus beschreibt Z. einen zum Spannen der
Pleura bestimmten hinter dem Scalcnua ant. gelegenen Muskel der
an den Querfortsätzen des 6. und 7. Halswirbels, oder nur an den)
des letzteren entspringt und seine mehr conBtante zweite Knochec-
anheftung am oberen Rande der 1. Rippe, hart neben dem vordem
Rippenhalter bat. Der Muskel ist in gut entwickelter Form halb so
stark, als ein wohl ausgebildeter Scalenus anticus, besitzt eine kurz«
Ursprungs- und Insertionssehne und präsentirt sich ohne weitere Pr»-
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ZOCK]
idl, das nntre Halsdreieck.
853
paration bei Entfernung des vorderen Rippenbalters; oder er ist so
schwach und oft noch schwächer als ein Musculus lumbricalis der
Hand oder des Fusses und häufig in eine so reichliche Lage von
Bindesubstanz gehüllt, dass man bei Durchtrennung des Scalenus an-
ticus nichts von ihm gewahr wird. Die gegen die 1. Rippe gerichtete
Sehne des Scalenus minimus ist ganz kurz, oder sie ist halb so lang
oder länger als der Muskelbauch, der Form nach cylindrisch, in
anderen Fällen wieder mehr aponeurotiscb, zuweilen selbst fächer-
förmig ausstrahlend. Die wichtigste Verbindung gebt der Scalenus
minimus mit der Pleura im unteren Halsdreieck ein. Mit dem Pleura-
kegel stehen im unteren Halsdreiecke bindegewebige Ausbreitungen
der Fascia praevertebralis und der tiefliegenden Halsaponeurose in
Verbindung, welche denselben an die Halswirbelsäule, an die um-
gebenden Eingeweide und an den Hals der 1. Rippe fixiren. Die
hintere Wand des Rippenfelles wird hauptsächlich an zwei Punkten
befestigt: einerseits an die vordere Seite der Halswirbeisäule, anderer-
seits an das Collum der 1. Rippe; den zwischen diesen zwei Punkten
gelegenen Theil der knöchernen Grundlage des Halses überspringt
die Pleura, und somit entsteht, zwischen dem mittleren Abschnitte
der hinteren Wand des Pleurakegols und der Wirbelsäule (das Köpf-
chen der 1. Rippe mit eingeschlossen), eine rundliche oder elliptische
Lücke, in deren Hintergründe man den Musculus longus colli ver-
laufen sieht und in welcher man das Ganglion tertium des Sympa-
thicus eingelagert findet und neben demselben lateral die Arteria
intercostalis suprema in den subpleuralen Brustraum eintreten sieht.
Einen in deutliche Bündel geschiedenen fibrösen Zug bemerkt man
von der Wirbelsäule, entsprechend dem 4. bis 7. Wirbel, herkommen
und mehr die Spitze des Pleurakegels einhüllen; einen zweiten Zug
von der vor der Trachea gelegenen Aponeurose, der mehr in die
untere Hälfte des Rippenfells ausstrahlt. Hierzu gesellt sich noch
häufig eine deutliche Organisation jenes Gewebes, welches den Kegel
an das erste Rippenbälschen heftet. Der von der Wirbelsäule stam-
mende Zug bildet die mediale Begrenzung der oben erwähnten Ge-
fäss- und Nervenlücke. Der M. scalenus minimus verläuft tangential
über den lateralen Theil des Pleurakegels von oben nach unten; des-
halb ist er der hauptsächlichste Spanner des Rippenfelles. Unter CO
von Z. untersuchten Leichen fehlte er 38 Mal. Wenn der Muskel
fehlt so treten zwei eigenthümliche Bindegewebselemente ein, um die
Leistung des ausgefallenen Muskels zu ersetzen. Diese Elemente sind
Bänder, welche Z. nach Ursprung und Iusertion Ligamentum costo-
pleuro-vertebrnle und Ligamentum costo-pleurale nennt. Loews.
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854 Heiss, Wirkung der Milchsäure auf die Knochen. Hehocb, K inderkTinkhsitin I
E. Heiss, Kann man durch Einführung Ton Milchsäure in den
Darm eines Thieres dem Knochen anorganische Bestandteile
entziehen? Zeit*cbr. t. Bioi. xii. s. ist.
Obige Frage ist bekanntlich vor Kurzem von Heitzmass in
bejahendem Sinne beantwortet worden, insofern H. angab dass durch
Milcbsäurefütterung oder Injectionen bei Pflanzenfressern Osteomalacre.
bei Fleischfressern zuerst Rachitis, dann Osteomalacie entstehe. Vf.
benutzte zu seinem Versuch einen 1 V» Jahr alten Hund von 4701 Grm.
Anfangsgewicht, der anfangs mit 120 Grm. Fleisch und 15 Grro. Speck,
später mit 150 Grm. Fleisch und 20 Grm. Speck unter täglicher Bei-
gabe von reiner Milchsäure gefüttert wurde. Die Milchsäuremeuge
betrug anfangs 1 — 2 Grm., später 4 — 6, endlich 9 — 10 t*rm. pro Tag.
Der Versuch dauerte vom iS. Juni 1874 bis 28. April 18 15; der Huad
erhielt während dieser 308 Tage im Ganzen 2286 Grm. Milchsäure.
Der Hund befand sich dauernd iu einem als Käfig dieneuden umge-
kehrten Scbwefelsäureballou mit abgesprengtem Boden. Harn uw
Koth wurden während der ganzen Zeit gesammelt. Bei der sa
28. April vorgenommenen Tödtung und Section erwiesen sich dir
Knochen durchaus normal, auch sonst war eiue irgend bemerken,
weribe Abnormität nicht vorhanden. Milchsäure fand sich in dem
öfters darauf untersuchten Harn nicht, oder doch nur in Spurre. —
Der anatomische Befund wird weiter gestützt durch die chemischen
Analysen. Der Kalk- und Magnesiagehalt des Blutes, der Muskeln
UDd der Knochen ergab sich als normal. Im Harn wurde während
der ganzen Zeit entleert 3,73 Kalk und 12,63 Grm. Magnesia, itc
Koth 9,99 Kalk und 16,87 Magnesia: im Ganzen also 13,72 Kalk und
29,50 Magnesia. Die Nahrung betrug 44 Kilo und 983 Grm. Rind-
fleisch und 5 Kilo 961 Grm. Speck; darin sind enthalten 13,21 Orm.
Kalk und 20,69 Magnesia. Die Uebereinatimmung mit der ausge-
führten Menge ist eine vollkommen genügende; es geht auch biersw
hervor, dass die Milchsäure dem Körper keinen Kalk entzogen bst-
Interessant sind die geringen Mengen von Kalk und Magnesia, dir
bei einem ausgewachsenen Fleischfresser den Bedarf decken; im vor-
liegenden Fall pro Tag 0,0429 Kalk ■= 0,03 pCt. des im Körper vor-
handenen Kalkes und 0,0671 Magnesia = 3 pCt. der vorhandenen
Magnesia. K. ßalkowiki.
Henoch, Ans der Kiuderklinib. Cbantd-Ano. i. m*. s. 557.
Krankheiten des Gehirns. 1) Ein Myxosarcom von der
mittleren Schädelgrube ausgegangen und nach Durchbrechung der
Lamina cribr. des Siebbeins in die linke Nasenhöhle hineingewuchert.
hatte während des Lebens Lähmung sämmtlicher linksseitiger Augen-
muskeln, doppelseitige Neuroretinitis und einen eitrigen Austlus»
aus der linken zuweilen schmerzhaften Nasenhöhle verur-
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HbxoCb, Kinderkrankheiten.
855
sacht. Auf die Bedeutung des letzteren, der dieselbe Beachtung ver-
dient, wie ein eitriger Ausfluss aus dem Ohr bei HirnafFectioneu
macht H. besonders aufmerksam. 2) Ein 11 jähriger Knabe, der nur
hin und wieder über Kopfschmerzen geklagt hatte, bekam etwa eine
Woche, nachdem er bei Ausbruch eines Feuers aus dem Bett ge-
sprungen und im Hemde über die Strasse gelaufen war, rechtsseitige
Ptosis und schwankenden Gang. Allmählich bildete sich motorisch«
Schwäche in allen Extremitäten ohne Ataxie aus, erschwertes Schlin-
gen und Sprechen bei freiem Sensorium, häufige Rotationen des Kopfes
nach links, grosse Unruhe. Tod in der S. Woche nach dem Auf-
treten der ersten Symptome. Es fand sich ein grosszeiliges Sa r com
in der Brücke, welches auch den linken Kleiuhirnschenkel
umfasste, sämmtliche Ventrikel erweitert, die Vierhügel plattge-
drückt, der Aquaed. Sylvii verlegt Bemerkenswerth ist hier uaoti
H. die lange Latenz der Geschwulst, welche erst nach dem 7 bis
8 Wochen vorher eaigetreteneu Ereignisa auffallendere Symptome her-
vorrief. 3) Ein wa 1 ln ussgros s er Tu b e r ke 1 i m mi tt ier e n Theil
des Kleinhirns neben tuberkulöser Basilarmeuiugitis und
kleineren Tuberkeln m beiden Hinterlappen des Gross-
hirns und vorgeschrittener Lungentuberkulose fand sich
bei einem 2jährigen Knaben, der an Necrose der Extremitätenknochen
behandelt worden war ohne ein Symptom einer Hiruerkrankung dar-
zubieten, bis plötzlich 6 Tage vor dein Tode epileptiforme Krampf«
und Sopor auftraten. 4) Ein kirschkerugrosser Tuberkel in
jedem Hinterlappen des Grosshirus, tuberkulöse Infiltra-
tion der Vierhüget, Brücke und des linken Kleitihirn-
schenkels hatten hei einem 9mouailiciieu Knaben Nichts weiter als
Paralyse des rechten Aoducens und Parese des rechten Facialis ver-
ursacht. 5) Atrophie der ersten und zweiten und in gerin-
gerem Grado der dritten Froutalwindung beider Hirn-
iappuu, des Balkens, Foruix und Septum pellucidum bei
einem 6jährigen Knaben. Derselbe hatte nach deu im 6. Lebens-
monate überstaudeuen Masern Krämpfe bekommen, die sieb seitdem
in immer grösseren Intervallen wiederholten. Im Liegen erschienen
beide Unterextremitäten starr, Kniegelenke etwas flectirt, Beuge- und
Streckmuskeln stark gespannt, Rotation in der Hüfte leicht ausführbar,
auch die Oberexiremitäteu, namentlich di« rechte in starrer Beuguog.
Beim Aufstellen des Pat. tritt Spitzfussstellung ein, wobei gleichzeitig
die Zehen stark extendirt wurden, daher Stehen und Gegen unmög-
lich war. Auch in deu Hand- und Fingergelenken geringe Gontractur
und choreaartige Bewegungen beim Greifen. Sprache stotternd, schwer
verständlich, Intelligenz abgeschwächt, Kopf- und Rumpfmuskulatur
normal. Starke Verkürzung und Atrophie der rechten Armknochen
und -Muskeln. 6)CongeuitaleMeuingo-Enccplialoceie, welch«
mehr als den doppelten Umfang des verkleinerten Kopfes betrug,
856
Hssocn, Kinderkrankheiten.
führte 3 Wochen nach der Gebart den Tod herbei. Der Sack ent
hielt den grössten Tbeil der Hinterlappen. Sämmtliche Organe .hattet
normal functionirt, nur war öfters Zucken in den Extremitäten- und
Augenmuskeln beobachtet, nachdem Probepunctionen gemacht waren,
welche vielleicht die ebenfalls gefundene Meningitis verursacht hatten.
7) Ein Fall von Meningitis tuberculosa bei einem 2jähriget
Knaben zeigte unter Anderm ein vollständiges Fehlen der Reflex-
Sensibilität der Conjuncti ven, während sie an anderen Stellen
durchaus erhalten war. 8) Cerebralsymptome beim Keuch-
husten. Bei einem 1jährigen Kinde mit Keuchhusten traten An-
fangs zu den Anfällen des letzteren epileptiforme Krämpfe hima.
später, indem sicli zugleich eine doppelseitige Bronchopneumonie in-
ferior entwickelte, Erscheinungen, die auf eine Basilarmeningitis deu-
teten. Es fand sich jedoch nur starke Hyperämie des Hirns und
seiner Häute und etwas Oedem der Pia. H. leitet das der Meningitis
ähnliche Krankheitsbild von der Koblensäureintoxication in Folge der
Hustenanfälle, des Glottiskrampfes und der Bronchopneumonie ab.
Krankheiten des Respirationsapparates. 1) Pneumo-
nia migrans bei einem 7jährigen Knaben vom linken Unter-
lappen bis zur Lungenspitze fortschreitend. Vier andere Fälle
von Pneumonie bei Kindern von 6 — 12 Jahren sind bemerkenswert!
durch das Auftreten charakteristischer Sputa. Von der Anwendung
kalter Bäder hat H. bei Pneumonie die gerühmten Vortheile nicht
gesehen, auch dem Chinin redet er nicht das Wort und verwirft es
entschieden bei starker gastrischer Complication. 2) Secuudire
oder Bronchopneumonie unter den Verhältnissen des Kracken
hauses von sehr schlechter Prognose. 3) Phthisis pulm. Wie be:
2. so namentlich auch hier wird oft subnormale Temperatur beob-
achtet. 4) Krankheiten der Pleura.
Infectionskrankheiteu. 1) Diphtherie. Herverfettung, oft
nur mikroskopisch nachweisbar, fand sich sehr häufig auch schon ic
einem sehr frühen Stadium, dagegen niemals die von BoüCHUT als
constant angegebene Endocarditis. In einem Fall trat nach der Tra-
cheotomie Pulsus aiternana auf. Die Section ergab die gewöhn-
liche Herzverfettung, an den Vagis nichts Abnormes. In Bezug auf
die Therapie hat sich keines von allen gepriesenen Mitteln bewährt
bei der diphtheritischen Lähmung war subcutana Strychniuein-
spritzung (2 Mgrm.) nützlich. 2) Scarlatina. Die Erfahrung, dasi
frische Wunden oder offene eiternde Schleimhautflächen die Aufnahme
des Scharlachgiftes sehr begünstigen, fand Bestätigung in 3 Fällen.
Das Exanthem brach etwa eine Woche nach der Operation aus. Io
Betreff der necrotisirenden („diphtheritischen“) Racbenaffection spricht
sich H., wie Ref. (Cbl. 1873, S. 76 und Volkmann's Sammig. klio.
Vortr. No. 78) dahin aus, dass sie mit derjenigen bei „Diphtherie*
(Synanche contag.; Ref.) nur anatomisch identisch, sonst aber tob
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Pich; Fehbeb, progressive Muskelatropbie.
857
ihr verschieden ist. — Chinin innerlich, wie subcutan war in schweren
Fällen ganz wirkungslos. 3) Ileotyphus. Bemerkenswerth ist das
Auftreten von Lary nxaffection in 2 Fällen und einer Verschwä-
rung der Cornea in einem Falle.
Krankheiten der Verdauuugsorgane. BEDNAR’sche Aphthen,
Parotitis, Diarrhöe und Brechdurchfall, Prolapsus ani, letzterer mit
bypodermatiBchen Einspritzungen von Strychnin oder Ergotin öfters
erfolgreich behandelt.
Syphilis (hereditaria und acquisita). — Gangrän. Senator.
I) A. Pick, Ueber einen Fall von progressiver Muskelatrophie.
Arch. f. Psych. etc. vi. 8. 682. 2) A. Ferber, Ueber einen Fall von
progressiver Muskelatrophie mit erhöhter Muskelreizbarkeit.
Das. 8. 839.
1) Ein Fall von 13jäbriger Dauer mit Beginn an den Unter-
extremitäten und ascendirendem Verlauf. Einzelne Muskelgruppen
der Unterextremitäten zeigten das klinische Bild der Pseudohyper-
trophie. Die Sectioti ergab Fettanhäufung im interstitiellen Gewebe
der Muskeln mit gleichzeitiger einfacher Atrophie der Muskelfasern.
Makroskopisch erschienen die am stärksten veränderten Muskeln gelb
gefärbt, wie blasses Fettgewebe und nur durch die Streifung erkenn-
bar, so die drei Glutaei, die Solei, Sartorius und Gracilis, der Ueo-
psoas. Auch das Zwerchfell war hochgradig degenerirt. Im Rücken-
mark fand sich die bekannte Atrophie der grossen Ganglienzellen
der Vorderhörner und im Lendenthoil ein zweiter accessorischer
Centralcanal. Die vorderen und hinteren Wurzeln und ein unter-
suchter N. ischiadicus waren normal. Im letzteren Umstand, sowie
in dem Fehlen aller Entzündungserscheinungen auch in der grauen
Substanz des Rückenmarkes erblickt Vf. den Nachweis, dass nicht
die Erkrankung der Muskeln, sondern die Atrophie der motorischen
Ganglienzellen das Primäre ist.
2) Bei einem Manne mit progressiver Muskelatrophie besonders
der linken Oberextremität zeigten einzelne der erkrankten Muskeln,
besonders Extensoren, das merkwürdige Verhalten, dass sie bei di-
recter faradischer und galvanischer Reizung schneller und energischer
als dieselben Muskeln der gesunden Seite reagirten. Abnorme Fein-
heit der Haut über den erkrankten Muskeln war nicht vorhanden,
ebenso wenig eine gesteigerte Reflexerregbarkeit. (Leider ist der
Leitungswiderstand an den betreffenden Hautstellen nicht direct durch
das Galvanometer festgestellt worden). Die Reizung von den Nerven
aus ergab für beide Stromesarten an beiden Seiten dieselben Ver-
hältnisse. Weruioke.
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858
BocKK»Hi!!MeR; K KAütjOWiKy, Ovariotornie. Lang, Lupus.
Bockeuheimer, Ein kleiner Beitrag zur Ovariotornie. Frankfurt a ju
1876. 8°. 37 «tu. Krassowsky, Zwei Fälle von Hysterotomie durch
den Bauchschuitt mit glücklichem Ausgang. Petersb. med. woct*«-
sehr. 1876. Np. 27.
Bei B. handelte es siel) uru eine multiloculäre Ovanaicyste bei
einer 43jälirigeu Patientin, welche mit dem Nets verwachsen war.
Der Bauclischnilt hatte eine Länge von 11 Cm. Die bei der Losung
der Adhäsion eingerissenen Netzpartliieu wurden mit Beidenfadeo
unterbunden, letztere zur Wunde hei ausgeleitet, der lange Stiel m
einen Klemmer geiegt. Verlaut- war günstig bis aut" eine von dem
unterbundenen Netzstück ausgehende Abscedirung, welche einen Ein-
stich durch die Bauchwand nüthig machte. Die Heilung erlitt weiter-
hin keine Störungen.
K.’s Patientinnen waren bezw. 31) und 38 Jahre alt. Die erste
mit einem vorher diugnosticirten Fibromyoma cysticum uteri, die
zweite mit einer Geschwulst, welche als Ovarialcyste aufgefasst wor-
den, welche aber nach Eröffnung der Bauchhöhle als eine grosse
Cyste erkannt werden konnte, die im breiten Mutterbande oder io
der Substanz des Uterus wurzelte. Da der Uterus auch sonst buch
mit verschiedenen Geschwülsten besetzt war, so wurde auch hier
durcii Hysterotomie alles Kranke auf einmal eulfernt. Die Kx>ur
pn.iou der ersten Gescb wulst war wegen zahlreicher Adhäsionen un-
geheuer schwer, es wurde sugar der Mastdarm ergriffen und musste
durch einige leine Nähte wieder geschlossen werden. Dauer der
Operation 4 Stunden. Uebrigeus war der Operationsiuadu* in bei-
den Fällen derselbe: Umschnürung des Uterus und der breiten Muuer-
bänder mit Draiitsclilingen unter Beibülfe des CiNrHA'r'seiieii serre-
Doeud, Drainage durch den DütJOLAä’selieu Baum, U.iuitsleuen samoji-
licher Ligaturenden aus der Bauchwunde, Befestigung des Uterus-
stumpfes in der Wuude mittelst zweier starker Acupressurnadelc,
welche durch denselben quer iiiudurciigestocheu wurden und üerea
Enden mit Gummirohr überzogen auf der Bucliwaud ruhten, eudtich
Naht der Baucbwuude. — Beide Kranken genaseu.- E. Küster.
Ed. Lang, Zur Histologie des Lupus (Willani). Gleichzeitig eia
Beitrag zur Lehre von den regressiven Metamorphosen. w**
med. Jsbrb. 1875. S. 237 u. 1876. S. 37.
Unterzieht man die Landpartien von Lupus eiuer genauen Unter-
suchung, so findet man nach Vf., dass Aus waehsungen des protoplu-
matischcn Rohrs der Capillareu, sowie auch der Adventitialelemeote
der kleinen Blut- und Lyrophgefässe den vernehmlichsten Ausgangs-
punkt für den Lupus abgeben. Nach einigem Bestehen vereinigen
sich die vielfach auswachsendeu Fortsätze zu einem Netze, von dessen
Balken zartgranulirtc, meinbrauartige Ausbreitungen oder auch buckel-
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L»no, Lnpua.
859
förmige Erhebungen, die ihrerseits wieder kernhaltig werden, neue
Fortsatze treiben, so dass das Maschenwerk immer feiner und ge-
füllter wird. Vf. nennt dies Lupusnetz oder Lupusgeflecht und unter-
scheidet die seltenere iniiltrirte Form desselben von der häutigeren
herdweise auftretenden. Erstere nimmt meist grosse Strecken ein,
indem sie das Gewebe gleichmässig durchsetzt. Oie zuerst regellos
verzweigten Lupuszellen nehmen beim weiteren Wachsthum die Form
in Zusammenhang stehender Granulatiouszellen an, worauf dann nach
längerem Bestehen eine degenerative Atrophie eintritt, welche au ge-
wissen Centren beginnt und centrifugal um sich greift.
Oer Herulupus zeichnet sich durch die Kleinheit und Menge
seiner Einzelherde aus. Oie Randzellen ziehen sich zu Spindeln ans
und umgeben den Herd in concentrischen Schichtungen. Die cen-
tralen Zeilen quellen auf und gleichet) bald fast den epithelialen Zellen.
Später treteu bräunliche vielkernige Gebilde im Centi uiu auf, endlich
Detritusmassen. Oie Umrandungen, welche sehr lange erhalten bleiben
und die einzelnen Herde trennen, verschwinden endlich ganz.
Vf. findet ferner ein Röbrcnnetz in der Peripherie des Knotens,
welches aus feinen parallel un-wachsenden Zellen besieht und Cir-
culationszwccken dient. Das Centrum des Knotens, welches der re-
gressiven Metamorphose aubeimfällt, zeigt keine Gefässe. Oie Ele-
mente der letzteren quellen nämlich ebenfalls auf, verwandeln sich
in eine opake Masse und sind noch lange an ihrer Anordnung er-
kennbar.
Das Gefässrietz, welches die Scbweissdrüsen umgiebt, wird zum
Ausgangspunkt von Lupusherden, ebenso aber die Knäuel selbst,
welche kolbenartig auswachson. Ebenso zeigen die Talgdrüsen Neu-
bildung und regressive Metamorphose. Das Rete Malpighii geräth
in Wucherung, oft den embryonalen Vorgängen ähnlich, in Zapfen-
forui, den Talg- und Scbweissdrüsen ähnlich. Auch die irn Corium
liegenden Zellen ihrerseits können, Fortsätze treibend, sich in die
Epithelialschicht verschieben und diu ganze Oberhaut durchsetzen,
welche mächtig verdickt erscheint. Nie fand Vf., dass Epithelien sich
zu Lupus transformirlen.
In deu vielkernigen Klumpen, welche übrigeus an den Zellen
der Oberhaut nur selten gefunden werden, sind öfters geschichtete
(HASSAL'sche) Körperchen vorhanden. Vf. nimmt auf Grund einer
Reihe von Bildern an, dass die geschichteten Körper zuerst da sind
und die in ihrer Nähe liegenden regressiv metainorphosirten Zellen
sich in Form von vielkernigen schaligen Masseu erst nachträglich an
dieselben anlegen.
Allmählich gelangen die zerfallenen Zellenmassen zur Resorption
und der übrige Theil des Lupuszellennetzes wird zu Bindegewebe.
Die geschichteten Körper sind schwer resorbirhar und bleiben lange,
ohne Reiz zu erzeugeu, im geheilten Lupus erhalten. Auch die Drüseu
Digitized by Google
860 Joltit u. Begnard, Wirkung den Amylnitrita «üf Blut and Athmaog.
machen neben dem eben geschilderten Nachwuchs Resorptionsvor-
gänge durch.
Wirft man die Frage auf, ob der Lupus mit Auspitz und Vibcbow
als eine Bindegewebsneubildung oder mit Rindfleisch als ein Adenom
anzusehen ist, so ist zwar Drüsenneubildung häufig und in den ver-
schiedensten Stadien und Bildern des Lupus zu finden, aber nicht
immer, und stets in viel geringerem Maasse als die Bindegewebs-
and Gcfässneubildung, welche entschieden den Vorrang einnehmec.
Die uuter dem Mikroskop zu beobachtenden Vorgänge beim Lupus
sind demnach folgendermaassen zu charakterisiren: Es sind Ernäh-
rungsstörungen, welche zu einem fortwährenden Entstehen und Ver-
gehen von Bindegewebe, Gefässen und epithelialen Bildungen führen.
Je nach dem Stadium dominiren die progressiven oder regressiven
Produete; der Zellenproliferation fällt die Hauptrolle zu; in den letzten
Stadien tritt neben Resorption auch Organisation von Zellen zu Binde-
gewebe auf, wodurch die lupöse Haut auch ohne Verschwärung ein
narbenartiges Aussehen gewinnt
Das Verhältniss des Epithels zum Papillarkörper ist besonders
bei dem Lupus hypertrophicus bemerkenswert!!. Hier findet sich zo-
erst Längenzunahme der Papillen und Vertiefung der interpapillären
Zapfen; dann beginnt der Papillarkörper, welcher sich mit einem
Lupuszellennetz erfüllt hat, die Umgebung zu überschreiten und zer-
klüftet sodann au seiner freien Fläche. Man kann somit mit Kaposi
von einem Lupus hypertrophicus papillaris sprechen. Selten verdichtet
sich das Epithel auf den Papillen derart, dass hauthornartige Bil-
dungen auf dem Lupus entstehen.
Zum Schluss vertritt Vf. noch einmal (cfr. Cbl. 1875, 540) seine
Ansicht, dass die vielkernigen Massen im Lupus (Riesenzellen) das
Resultat einer Degeneration sind, in welche eine kleinere oder grössere
Zahl von Zellen gerathen sind. Sie repräsentiren nach Vf. eine Mittel-
stufe zwischen einer Degeneration und einer nekrobiotischen Atrophie.
Für ihren degenerativen Charakter spricht noch besonders, dass sie
mit anderen Degenerationen in Combination treten; manchmal sind
sie von colioiden, brüchigen Massen umgeben, oder sie bergen Cor-
puscula amylacea. Bei Lupus finden sie sich da, wo die Haupter-
nährungsstörungen stattfinden, uämlich im Centrum. O. Simoo.
Jolyet et Regnard, Notes sur les modifleations apportles dass
les prodaits de la respiration et sur le sang par les inhalations
de nitrite d’amyle. Gu. mdd. de Paris. 1876. No. 29.
Wood hat angegeben, dass das durch Inhalation von Amyl-
nitrit dunkel gewordene arterielle Blut sieb beim Schütteln an der
Luft nicht aufhellt. Nach Bestätigung dieser Angabe haben die V£
im Anschluss daran eine Versuchsreihe Uber den Einfluss des Amyl-
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Joltbt □. Bbonbbd, Wirkung des Amylnitrits anf Blut and Athmnng. 861
nitrits auf den Gaswechsel des Bluts angestellt, deren wesentliche Re-
sultate in der folgenden Tabelle zusammengestellt sind.
COt-Ab-
gabe pro
0 - Auf-
nahme
pro
CO,
Gehalt des Blnts
4 Ö
■ri Ü
B %
'S -o
0
Ltr.
Ltr.
Quotient.
CO,
0
3 5
a ■
A. Hand = 13,850 Qrm.
norm»!
7,356
9.470
0,77
30,0
17,0
24,0
nach Einnthmg. v. Amyl-
nitrit
6,440
6,131
0,88
22,4
8,4
12,0
B. Hund = 13 Kilo,
normal
6,416
7,815
0,69
29,0
16,0
26,0
nach Einatbmg. v. Amyl-
nitrit
3,360
3,620
0,98
21,0
6,3
6,0
Der Hund A hatte nur so viel von den Dämpfen eingeatbmet
„wie man bei Kranken anzuwenden pflegt“, der Hund B dagegen so
viel, dass er bald nach Beendigung des Experiments starb.
Wie die Tabelle ergiebt ist die Abnahme des O-Verbrauches
grösser als die der CO, Production, so dass der Quotient
wächst und bei B fast 1 erreicht. Entsprechend der Eingangs er-
wähnten Angabe von Wood zeigt sich, dass das mit Amylnitrit im-
prägnirte Blut weniger O aufzuoehmen vermag als normales; im Ver-
such B ist diese Capacität bis auf 7* des ursprünglichen Werthes
gesunken, offenbar in Folge einer Modification des Hämoglobins.
Vff. haben weiter speciell vom Meerschweinchenblut festgestellt, dass
es wenn mit Amylnitrit imprägnirt, nicht mehr das Hämoglobin kry-
staliisirt auszuscheiden vermag. In solchem Blut sind die beiden nor-
malen Absorptionsstreifen erheblich abgeschwächt und es tritt ein
neuer hinzu ziemlich an der Stelle des Hämatinstreifens. Diese Mo-
dification des Hämoglobins ist jedoch keine andauernde; schon nach
24 Stunden zeigt es wieder normales spektroskopisches Verhalten
and absorbirt fast die normale Menge von 0. Diese Wiederher-
stellung des Bluts tritt sofort ein wenn man es mit etwas Alkali be-
handelt.
Wenn Vff. Blut in Gegenwart von Amylnitrit über Hg aufbe-
wahrten, so fanden sie dass das Blut in 24 Stunden abgegeben hatte
12 pCt. N, 2 pCt. CO, und nur Spuren von O. — Vff. behaupten
schliesslich, dass die meisten Nitrite auf das Blut und seinen Gas-
wechsel denselben Einfluss besitzen wie das Amylnitrit. Schiffer.
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862
Scnri.rx*. Jacoiwoh. Pai.«ow«ki. Riboikomi. PrLfoit».
B. Schnitze, Zar Kenntnis« von der Lage der Eingeweide im
weiblichen Becken. Arch. r. o.™«*. ix s. 262
Gegenüber der Darstellung Haukes (8. 70) behauptet 8., da** nach Unter-
suchnngeu an der Flehenden die Ovarieu mit ihrem langen Dnrchmesser in »agifUütr
Richtung läng* der Reitenwand de» Becken» liegen, und zwar mit dem medianes
Ende nach vorn. Da» Knssere Ende ist mittelst des Lig. infundibolo-pelvtcum tieav
lieb kurz An der Innenwand des Psoas angeheftet, und zwar, nach Leiche nbefandse,
nicht mehr als 2 Cm. vor dem Promontorium (senkrecht anf die Conjtig. projieirt).
Daraus erklärt es sich, dass bei der normalen Anteflexio nteri das innere Ende des
Ovarium nach voro gezogen wird, während das hintere fixirte hinten liegen bleibt
v. Hwelbcrf
L. Jacobson, lieber den Einfluss von Hautreizen anf die Körper-
temperatur. Virchow's Arch. LXVII. 8. 166
Hei Einwirkung eines beschränkten Hautreizes (elektrische Geissei oder Seof-
papier) beobachtete J. Folgendes: Während oder nomittelbar nach der Reizung sank
die Achsel temperatur bei 23 fieberlosen ntid bei 8 fiebernden Personen je 2 Mal,
in allen übrigen Fällen stieg sie; im Mastdarm dagegen wurde bei 18 Fieberlosso
10 Mal, bei vier Fiebernden aber niemals ein Sinken, dort nur 7 Mal, hier *2 Mal
Steigen beobachtet. Obeleich Letzteres mit den Angaben Hkidkahais^s (Cbl. 1872,469'
nnd des Ref. (Cbl. 1874, 252) über die erhöhte Gefässerregbarkeit im Fieber voll*
ständig im Einklang steht, glaubt J. doch keinen Werth daraut legen zu düifen, weil
die Schwankungen der Temperatur meist nnr geringfügig waren und auch dorefe
psychische Einflüsse öfters hervorgernfen wurden (was nach Ansicht des Ref. Nichte
gegen die erhöhte Erregbarkeit beweist). Senator.
E. Salkowski, Bildung von Allantoin ans Harnsäure im Thier
körper. Ber. d. deutsch, ehern. Ges. IX. 8. 719.
H hat das Verhalten von in den Darmcanal eingefübrter Harnsäure aufs Neos
untersucht und zwar zunächst an Hunden. Er bediente sich zur Eutscheidmi* der
Frage, ob die Harnsäure dabei Harnstoff bildet eines eigentümlichen der Br «am*
seben Methode zur Bestimmung des Harnstoffs nachgebildeten Verfahren'*, welch«
gestattet, mit Sicherheit zu entscheiden, ob eine vorliegende Flüssigkeit in der Tbat
Harnstoff enthält oder eine nahestehende Substanz, welche gleichfalls bei der Brasza*-
schen Beatimmnng zersetzt wird, betreffs deren anf das Original verwiesen werden
muss. Es ergab sich dadurch mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass sich aus der
Harnsäure Allantoin bilde, ln der That krystallisirten aus dem Harn nach dem
Eindampfen auf % — % des Volumeos ansehnliche Mengen Allantoin heran*. Ob
nebenher der Harnstoff eine Zunahme erfahren, kounte noch nicht entschieden werden.
Oxalsäure fand sich nur in sehr geringer Menge, Harnsäure in Spuren. Senator.
Riedinger, Beitrag zur Lehre von den Knochencysten des Unter-
kiefers. Verhandlgn. d. physik.- med. Ges. zu Würzbnrg. IX. S. 171.
K. beobachtete im linken Uuterhiefer eines 17jährigen Mädchens eine idobo-
loculKre, seiose Cyste, in deren Hoden sich der Weisheitazahn befand. Die Aus*
kleidnngsmembrAn bestand aus Bindegewebe, der flüssige Inhalt enthielt viel Chole-
etcarinkrystalle. E. Kßet«.
Pflüger, Untersuchung der Angen von 529 Lehrern. Kiin. Mon»t*-
bl. f. Angenbeillc. XIII. S. 324.
ln dem eidgenössischen Lehrer - Rekrntencnrs fand sich unter 529 Lehrern
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Rrofardil. KPrrrrr. HIckrr. Dawoirt.
863
21,2 pCt. Myopie, nnd zw ar waren unter 154 Welschsch weizern 14,3 pCt., nnd unter
375 Deutschschweizern 24.3 pCt. Kurzsichtige vorhanden. Michel (Erlangen).
Bronardel, De Pinfluence des purgations et de l’inanition snr
la proportlon des globales rorges contenns dans le sang. Union
mid. 1876. No. 110.
B. fand nach Stuhlentleerungen eine Zunahme der rothen Blntkörper bis zu
1% Millionen pro Cahicmillimeter nnd ebenfalls eine Zunahme des gewöhnlichen
Verhältnisses der rothen nnd weissen Blntkörper an Gunsten der ersteren. Die An-
gabe Roani’s, dass eine einfache Diarrhöe genüge, um die weissen Blutkörper au
vermehren, konnte er nicht bestätigen, sondern sah bald eine Zunahme, bald eine
Abnahme. Die Vermehrung der rothen Blntkörper bezieht er auf die Concentration
des Blutes, deren Wirkung vorübergehend ist, so dass am nächsten Tage schon
wieder die früheren Verhältnisse eintreten. Ganz denselben Einfluss hat Entziehung
der Nahrung, welche ebenfalls durch Eindicknng des Blutes die Zahl der rothen
Blntkörper erheblich vergrössert erscheinen lässt. Es versteht sich von selbst, dass
diese Vermehrung eine nnr relative ist. Litten.
B. Kiissner, Leptothrixirnehernngen ln der Harnblase. Beri. hiin.
Wochenachr. 1876. No. 20.
Diese Wnchemngen fanden sich in einem aum ersten Mal durch den Katheter
entleerten nnd stark sauren FTarn eine* an schwerem Diabetes leidenden 48jährigen
Mannes, welcher 48 Rtnnden später starb. Fn der Blase fanden sich ebenfalls Krü-
mel, die fast ausschliesslich ans Leptothrix bestanden. Renstor.
A. Häcker, Zur Kenntnis» der rheumatischen Lähmungen. Peter.b.
med. Wocbenschr. 1876. No. 10.
In Folge einer starken Erkältung hatte sich hei einem früher gesunden Mann
eine Dähmting der MnsknlAtur beider Rände nnd der Vorderarme eingestellt. Bei
der elektrischen Untersuchung zeigte sieb die faradische und galvanische Erregbar-
keit in den Muskeln beider Rände nnd der unteren % beider Unterarme an der
Flexorenseife sowohl hei dirpeter als hei indirekter Reizung, nnd an der Extensoren-
aeite bis znm Ansatzpunkt der Muskeln am Oberarm hin anfgehnhen. Dagegen war
die Sensibilität der gelähmten Partien darchans intact. Nach einer mehrwöchent-
liehen Behandlung mit dem constanten Strom kehrte die Reactionsfähigkeit der Mus-
keln auf den galvanischen Reiz fnie zeigte sich Entartnngsreaction) und all-
mählich anch fnr den faradischen nnd Willensreiz zurfick. — R. glaubt, dass die
Mnakeln direct von der Schädlichkeit afficirt worden sind fnicht die Nerven*f?tmme)
nnd betont die Möglichkeit, dass dasselbe anch hei der Poliomyelitis anterior aenta
genannten Krankheit der Fall sein könne. (Das hat Ref. schon vor 3 Jahren ver-
mutbet, Chi. 1874, 316). Bernhardt.
Dawosky, Ein in Vergessenheit gerathenes Mittel gegen Cronp.
Heilbronner Memorabilien, 1876. S. 366.
Dss vor etwa 30 Jahren zuerst empfohlene Verfahren besteht darin, dass die
Arme des erkrankten Kindes so tief als möglich in heisses Wasser getaucht werden,
während das Kind zugleich durch ein über seinen Kopf und das Wassergefäz* ge-
decktes Tuch gezwungen wird die warmen Dämpfe cinznathmen. Das Wasser muss
no heiss sein, als es eben ertragen wird ohne zn verhriihen. Die Prozedur wird so
lange fortgesetzt, bis die Arme intensiv roth nnd angeschwollen sind. Darauf wird
dn» Kind gut abgetrocknet und zu Bett gebracht. Gewöhnlich folgt nun starker
Schweiss nnd Verschwinden des Croupbustens. Jedoch muss dies ableitende Vor-
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864
LiCHiBii&ti. Him. Elfess.
fahren, da« D. nach einer langjährigen Erfahrung sehr rühmt, im Beginn der Krank-
heit, beim ersten Cronphosten, angewendet werden. Ist es schon snr Bildung rot
Membranen gekommen, dann leistet es nichts mehr. Scäiffe».
Ladreit de Lacharrifere, Note snr le traitement de la teigne ton-
surante par l’hnile de croton tigliom. Bnti. gdn. de Tbdr. ist«
15 aoiit.
Gegen Herpes tonsnrans des Kopfes verwendet Vf. CrotonöL Erst nick
24 Ständen entsteht ein pnstolüser Ausschlag mit Borkenbildnng- Beim Abweiefces
derselben folgen stets sehr viele Haare, manchmal das gante Haar; sodann erfolgt
bald die Heilung. Bei grosser Ansdehnung des Uebels werden immer nur kleinen
Partien eingerieben. Die Kur dauert 6 — 8 Wochen. O. Simon
Th. Whiteside Hirne, ßecurrent puerperal insanity. Obst. Jours
of Gr. Brit. etc. XXXVIII. 8. 85.
Eine kräftige Frau seigte 5 Tage nach der 3. Entbindung, welche 1% Jak;
nach der 2. erfolgte, die erateu 8;mptome von Manie, von denen sie erst sack
12 Monaten vollständig geheilt wurde Mach 1% Jahre langem Wohlbefinden kas
sie — also 2% Jabre nach der letsten Entbindung — ttim 4. Male nieder. Ast
Ende der 1. Woche des Puerperium erkrankte sie an Melancholie, die mit knrtes
Unterbrechungen 4 Monate lang dauerte. Die 5. Entbindung erfolgte 20 Mouak
nach der 4., nachdem die Frau wieder geistig und körperlich wohl gewesen. Ein«
Woche vor der Niederkunft wurde sie wieder melancholisch, genas aber schon
2 Wocheu nach der mittelst Forceps bewirkten Geburt- Wieder war sie 2 Jahr«
laug gesund, ln der 6. Schwangerschaft erkrankte sie 2 Woeben vor der Eotbio-
dung und genas von ihrer Melancholie 4 Woeben nach der Geburt. Zwei Jshie
später erfolgte die 7. Entbindung; wieder erkrankte sie an Manie 14 Tage vor dao
normalen Ende, doch batte sie schon seit Anfang der Schwangerschaft grosse üo-
rnhe geseigt, auch Zuckungen and vielfache Beängstigungen. Die Entbindung er-
folgte leicht, doch erschien Pat. hochgradig geschwächt nud erholte sich körperlich
sehr langsam, geistig trotz der sehr intensiven Manie in 3 Woben. A- Martin.
T. Elvers, Phosphorvergiftung. Nachweisung des Phosphors ii
einer ausgegrabeneu Leiche. Eclcsbshq's vierteischr. xxv. s. 20.
In dem mitgetheilten Falle gelang es, den gewöhnlichen Anschauungen eei-
gegen, noch 8 Wochen nach dem Tode in einer exhomirten Leiche den Phosphor
in Substanz im Inhalte des Darmcanals nachsuweisen, während er sieb im Msgez
niobt anffinden Hess. Der Phosphor gab sieb za erkeunea durch das Ersoheiasa
leuchtender Punkte au der Oberfläche der digerirten Flüssigkeit, durch das Brtunen
eines mit Silberlösung befeuchteten, den Dämpfen der Snbstanz ausgesetzteo Papiers,
dnreh das Leuchten der beim Kochen entwickelten Dämpfe, sowie durch das beim
jedesmaligen Scbfitteln des erhaltenen wässrigen Destillats mH dem Auftreten weisser
Nebel verbundene Leuchten. Die grosse Menge des eiugefübrten Giftes nnd sein«
Einhüllung in reichliche fetthaltige Substanzen erklären das Vorkommuiss.
W. Sander.
Druckfehler: S. 821 ZI 8 u ZI. 2 v. unten lies: anderen statt vorderen- —
S. 823 ZI. 22 v. u. lies: uns er stört
Einsendungen fUr da« Centralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Profcaaor Senator.
Berlin (NW.) Itanhofktr. 7 (am Hegelplatx), und Professor Hosentha). Erlangen, oder (unter Belachtem)
an die Verlagsbandlnng, Berlin (HW.), nnter den Linden 69, adresslren.
Verlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck vou H. 8. Hermann in Berlin.
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I
Wöchentlich er« ehe inen
1—2 Bogen ; am Schlüsse
de« Jahrgangs Titel, Na-
men- und Sachregister.
Centralblatt
für die
Pre ia des Jahrgange«
20 Hark; zn beziehen
durch alle Buchhandlun-
gen und Postanstalten.
Dr. J. Bosenthal,
Professor in Erlangen.
Radigirt von
nnd
Dr. H. Senator,
Profeuor In Berlin.
1876, 9. December. No. 49»
Inhlkltl Korkt, Zwischen markscheide der Nervenfasern (Orig.-Mitth.). — v. d. Vrl-
dss, gepaarte Schwefelsäuren im Harn (Urig. • Mitlh.). — Filehke, Wirkung des
Nitropentans, Nitroaethans und Nitromethans (Orig.-Mitth.). —
Fübstkeh, Reiiung der Hirnrinde. — Wkissokhber und Pebls, Fibrin-
oylinder nnd Mieroeocceu der Niere. — KCi.ej Zimmer; Pcrjesz; Ebsteih;
Jacob», Diabetes. — Hanot, Aneurysma des Aorteubogena und PnemnoDie. —
Chvostkb; Wassiljeff, Wanderleber nnd Waudermils. — Thomseh; Skelio-
möllbh, tonische Krämpfe. — Macdohai.d; Burky, Eclampsia parturientium. --
Böhm u. Be ho, Verhalten des Jods gegen Eiweiss und Wirkung von Jodiujectionen. —
Hammarstkk, Lactoprotein. — Brack, Nervennabt. — Rbacke, Operation
am Duodeonm. — Frlt», Wirkung des Fuchsins bei Albuminurie. — Flikt, Puls-
verlaugsamung. — Bhorks, Mittel gegen Intermitten». — Sciiöppel, Gallenstein. —
Eibenlohr, Typhu»iübmnng. — Seslioküllbk, Neuralgie de» N. cut. braebii
int. min. — v. Hablihoen, Epithelerkrankuugrii. — Bell, Tinct. ferr. chlor, bei
Erysipel. — Möller, Chloral bei Geburten. — F. lisch kr, Operation der Haema-
tometra. — Filissi, Wirkung des Moschns. —
Die Zwischemnarkscheide der markhaltigen Nervenfasern.
Vorläufige Mittheilung von Dr. J. H. Knhnt, Assistenzarzt der Augen-Klinik tu
Haideiberg,
Fortgesetzte Untersuchungen über den feineron Bau der mark-
haltigen Nervenfasern haben mich in den Stand gesetzt, die in den
Schriften von d. königl. Gesellschaft der Wissensch. u. d. G. A. Uni-
versität zu Göttingen No. 9 u. im Arcb. f. mikr. Anat. XIII. S. 426
gemachten Mittheilungen durch weitere Angaben wesentlich zu er-
gänzen. In Sonderheit ist es nunmehr gelungen, für die mit einer
gewissen Reserve behandelten Hohleylinder des Markes endgültige
Beweise ihrer Präexistenz beizubringen.
Isolirt man nämlich Dach der S. 452 des Arch. f. Mikr. XIII. an-
gegebenen Methode den Achsencylinder auf möglichst grosse Strecken,
dann impooirt in genau den Grenzen der Hohleylinder entsprechen-
den Entfernungen eine Conlinuitätsunterbrechung der Achsencylinder-
scheide. DieseUnterbrecbung, deren Grösse zwischen 0,0008 — 0,005Mm.
irn Mittel variirt, umfasst die ganze Peripherie des Achsencylinders,
und zeigt, wie das auch schon Taf. XVII. des Arch. f. mikr. Anat.
Fig. 1 1 d genau abgebildet worden ist, nicht selten eine Ueberstülpung
XIV. Jahrgang. bb
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866
Vm.de>, gepaarte Schwefelsäuren im Harn.
der Scheide nach der Richtung, nach welcher der Markntfifql
fernt wurde. Solch regelmässiges Vorkommen kann nur darin'!
Grund haben, dass an den Enden der Hohlcylinder ein festeil
sammenhang mit der Achsencylinderscheide besteht. Genaue
forschungen haben denn auch in der Tbat ergeben, dass überall I
scheu je zwei Hohlcylindern eine raembranöse, nur schwer iu iSF
ret.de .Scheidewand ausgespannt ist, die einerseits fest mit der Achictr
cylinderseheide verwachsen ist, andererseits zur Innenfläche der j
Schwann’schen Scheide zieht. Ob auch eine Verlöthung mit dieser
letzteren slatiflndet, bleibt um so fraglicher, als nicht selten bis I
0,007 Mm. die (Jonturen beider getrennt von einander deutlich n I
unterscheiden sind.
Bezüglich ihres Baues sowie ihres chemischen Verhallens i*
diese neue Membran — ich nenne sie ZwiacbeumarkscLeide — gau
analog der Scheide des Achsencylinders, weshalb ich auf diese Ter |
weise (Arch. f. Mikr. S. 451 — 453).
Schliesslich füge ich noch hinzu, dass die von mir zuerst S. 451 1
beschriebene und Tai. XVII. Fig. 15 h abgebildete Einschnürung eff j
Scheide des Achsencylinders ein regelmässiges Vorkommnis* ist utij
stets mit einer RANVlttu’schen Einschnürung der Schwanu’schen Scheid« i
coincidirt, wodurch die Zcllcnuatur der Nervenfasern erwiesen seal
dürfte.
Ueber die Ausscheidung der gepaarten Schwefelsäuren
im menschlichen Harn.
Von Dr. Reinhard von den Velden, 1. Aas.t.t. der wed. Klinik in Str&Mbnrg i td
1) Gepaarte Schwefelsäuren (Baumann*) sind ein con-l
stanter Bestaudtheil des normalen menschlichen Harnt
2) Ihre tägliche Ausscheidungsgrösse schwankt un&
normalen Verhältnissen je nach der Nahrung und der mehr odal
minder regen Vordauungsthätigkeit innerhalb weiterer Grenzen (C(61ü|
bis 0,0944 bei 30 Bestimmungen.)
3) Ziemlich constaut ist dagegen das Verhäitniss z wisch -
derjenigen Schwefelsäure, die in Form von Sulfaten uc4J
derjenigen, die in gepaarter Verbindung a usgescbie<K»j
wird. Bei 30 Bestimmungen fand sich im Mittel 1 : 0,1045 (Schwujl
kung 1 : 0,1442 - 1 : 0,0708).
4) Diese Proportionalität findet sich c. p. auch in solchen Urin«, I
in deuen einer der normalen Bestandteile auffallend prävalirt ( L rate, ■
Phosphate, Wasser) und in solchen, welche pathologische ßeimiicbwl
gen enthalten (Zucker, Albumen, Gallenbestandtheile).
*) Ber. d. d. chem. Oes. IX. 54. 1389. — Arch. f. Pbysiol. XIII. 286.
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PiLBiisr, Wirkung des Nitropentans, Nitrosethans und Nitromethans. 867
5) Vermehrt ist die Menge der gepaarten Schwefelsäuren in
denjenigen Urinen, bei welchen a) durch toxische oder therapeutische
Eingriffe ihr organischer Paarling im Körper gebildet worden ist
(Carbol, Salicin und viele andere der Benzolgruppe ungehörige Ver-
bindungen), und b) in denjenigen, welche durch Störung der Darnr-
funktiouen einen erhöhten Iudicangebalt besitzen (Incarceration, Peri-
tonitis, Koliken, Obstipation). S. a. JaffI:, Cbl. 1872, No. 2, 31 u. 32.
Näheres hierüber werde ich alsbaid an anderer Stelle veröffent-
lichen und behalte mir ausserdem weitere klinische Untersuchungen
über diesen Gegenstand vor. —
Vorstehende Arbeit ist grösstentheils im Laboratorium des
Herrn Professor Hoppe-Seylfr ausgefülirt worden.
Die physiologischen Wirkungen des Nitropentans, Nitroaethans
und Nitromethans.
Von Prof. Di. Wilhelm Filehne iu Erlangen.
In dem gestern (17. Novor.) ausgegeoenen Doppelhefte des Arcb.
f. exp. Path. u. Phannak. ist eine von G. Schadow unter Jollv’s
Leitung ausgefiihrte Untersuchung über die Wirkung des Nitropentans
veröffentlicht. Dies veranlasst mich zu folgender Mittheilung.
Seit Aufang Mai d. J. bin ich mit einer Untersuchung über die
Wirkungen der iu der Ueberscbrifi genannten Körper beschäftigt und
habe die allgemeinen Vergiftungsbilder sowie einige Details am 16. Juni
i. J. in der Sitzung des hiesigen rnedicinischeu Vereins vorgetragen.
Die von SCHADOW gegebene Schilderung der allgemeinen Ver-
»iftungserscheiuungeu bei Säugethieren kann ich im Grossen uud
3aiizen bestätigen. Meine übrigen Befunde weichen durchaus von
lenen Schadow’s ab oder beziehen sieb auf Dinge, welche Sch. nicht
n den Kreis seiner Untersuchungen gezogen hat. Einige wesent-
ichere thatsächliche Ermittelungen mögen hier angedeutet werden.
I. Bei Fröschen, die in einer Nitropentan- Atmosphäre gebracht
verden, sieht man 1) ein Stadium charakteristischer Unruhe, 2) dann
eichte Narcose mit Aufblähen der Lungen, 3) einen Tobsuchtsanfall,
1) mit daran sich anschliessendem Krampfanfall, der die grösste Achn-
icl.keit mit dem bei Pikrotoxinvergiftung beobachteter) hat, mit nach-
olgender Erschöpfung; Erholung; 5) bet weiterer Vergiftung: allge-
ueiuc Paralyse von Hirn und Rüekeumark; 6) schliesslich eine curare-
rtige Lähmung der intramusculären Nervenfasern. 7) Der Herzschlag
nd die Circulation bleiben im wesentlichen intact (Verlangsamung
um Schluss). Der sub 4) genannte Paroxysmus geht nicht von den
luskeln noch von den motorischen Nerven, noch vod dem Rücken-
iark, sondern wahrscbeinlicb von der Medulla oblongata aus.
II. Bei Kaninchen: Geeignete Curarisirung (nur motorische
ferveirendigungen gelähmt, Vaguseudigung intact): Blutdruckscurve
55*
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868 Filchrp, Wirkung des Nitropentar», Nitroaethsns und N’itromttbtu
des Kymograpbions steigt alsbald nach Einblasung von Nitropeflta-
dämpfen um ein geringes. Bald stärker; es scbliessen sieh periodisd»
Blutdrucksschwankungen jetzt an; die einzelne Periode von 10 — 15S«.
Dauer und beträchtlicher Höhe; ähnlich den TKAUBü’schen Blutdruck»-
Perioden. Der absteigende Schenkel ist steiler; auf ihm sind die Heu-
elevationen seltner und höher: Vagusdurchschneidung ändert nichts,
wohl aber Lähmung der Vagusendigungen (durch Atropin, Cortre is
grösserer Dosis); alsdann sind die Herzelevationen des absteigend«
Astes denen des aufsteigenden durchaus gleich und der absteigend;
Schenkel der Curvenperioden wird symmetrisch zum ansteigend«,
doch die Periodicität bleibt. Hieraus folgt: 1) die periodischen Schw«-
kungen sind unabhängig von der durch Vagusendenreizung vorls
bedingt gewesenen Herzschlagverlangsamung, während der steilen
Abfall der Curve der nicht atropinisirten Thiere hierauf zu bezieh«
ist; 2) die Periodicität ist unabhängig vom Herzen Oberhaupt und tä
Schwankungen im Arterientonus zu beziehen. Durchschneidut;
der beiden Depressores bringt die Periodicität zum Ver-
schwinden; der Druck bleibt nach dieser Durcbschneidun;
andauernd hoch und giebt am Kymographion eine Horizontale
mit aufgesetzten Herzelevationen. Die durch Nitropentao ver-
ursachten periodischen Schwankungen sind also nicht durch du
TüAUBK’sche Ermüdungstbeorie zu erklären; sie sind bedingt
durch die Interferenz zweier Erregungen, von denen
die ursprüngliche (durch Nitropentan hei beigeführte) einet
Zu 6 tan d (hohen Druck) schafft, der die zweite (Uepress»
erregung) her vorruft, welche ihrerseits die erste»
h e m m t (Depressorwirkung, Druckerniedrigung). Da diese Vorgin?
in Nervenzellen (Reflex) und Gefässmusculatur messbare Zeit in Ar
sprueb nehmen, so kommt es nicht zu einer Gleichgewichtsstellosf,
sondern zu fortwährendem Balanciren — zu periodischen Schwti
kungen. — Die TRAUBB’schen Perioden scheinen auf dem gleich«
Vorgänge zu beruhen. —
III. Nitroaethan und Nitromethan (letzteres hatte Hr. V. Metb
die Güte mir auf meine Bitte zu übersenden). Bei Fröschen: Direct;
auf Nerv oder Muskeln des lebenden Thieres gebracht: sofortige Läl-
mung und elektr. Unerregbarkeit. Resorbirt (subcutan oder aus de
Atmosphäre): es widerstehen peripher. Nerv (sens. und motor.) tm
Muskel, und namentlich Herz und Circulation am längsten. Zafi*
bei absoluter Munterkeit und im Uebrigen normalem Verhalten eat'
Analgesie der Haut, dann (resp. bei grösseren Dosen) allgemeine Ar I
algesie; Brennen und Kneifen durchaus ohne Aeusserung von Mi»
behagen ertragen, ebenso Reizung des Iscbiadicus mit stärksten l?
duetion8schlägen, — dabei Muskelsinn und Motilität intact. Dk*
Analgesie ist nur centralen Ursprungs. Bei stärkeren Dosen schließ
lieh vollständige Paralyse des Centralnervensystems, von der d>*
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FriiTxKB. Heizung d Hirnrinde. WsissomHkH u. Pkkls, Fibrincylinder etc. 869
Thiere sich nach 12 — 36 Stunden erholen könneD. (Bei Nitropentan-
vergiftung erholen sie sich oft zwar auch vollständig, gehen aber
öfters zu Grunde). Das Weitere und Genauere an anderer Stelle.
Erlangen, den 18. November 1876.
C. Fürstner, Experimenteller Beitrag zur elektrischen Reizung
der Hirnrinde. Arcb. f. PkjcIi. etc. vi. s. 719.
In Gemeinschaft mit dem verstorbenen Samt hat F. an Kanin-
chen und Hunden die Fkitsch- HiTZlo’schen und FERRiER’schen Ex-
perimente über die elektrische Reizung der Hirnrinde wiederholt.
Von ganz circuntscripten Stellen aus (deren Lage sich vielfach von
der von Ferrier angegebenen unterschied) sah Vf. beim Kaninchen
durch die Reizung ganz bestimmte Bewegungen einzelner Muskel-
gruppen erfolgen. Wie die anderen Experimentatoren beobachteten
auch 8. und F. nach den durch die Reizung eingetretenen Bewegungen
Nachbewegungen, besonders ausgeprägt im Facialisgebiet. Von den
zwischen den eigentlichen Ccntren gelegenen Rindcnpartien aus konn-
ten Vff. bei Hunden auf einzelne Gebiete beschränkte Muskelzuckungen
durch die Reizung erlangen: niemals aber griffen diese Rindenpartien
auf Zonen über, in denen überhaupt keine motorischen Centren nach-
zuweisen waren. Die einzelnen Contra nun zeigten ein verschiedenes
„Aosprechungsvermögen“; oft Hess sich von einzelnen Punkten aus
selbst mit relativ sehr starken Strömen gar kein Reizeffect bewirken.
Es spricht dies für die verschiedenartige Lagerung der Leitungs-
bahnen, die bald oberflächlicher, bald tiefer sich vorfinden, ausnahms-
weise so weit von der Oberfläche entfernt, dass der Reizeffect des
Stromes sie überhaupt nie erreichte. Bernhardt.
Weissgerber und Perls, Beiträge zur Kenntniss der Entstehung
der sog. Fibrincylinder nebst Bemerkungen über Mierococcen-
anhäufnngen in der liiere bei Blutstauung. Arcb f. exper. Patho).
VJ. 8. 113.
Auf Grund anatomischer Untersuchungen schliessen sich Vff. den-
jenigen Autoren an, welche die Harncylinder als Trans- oder Exsudate
aus dem Blute betrachten, denn sie fanden dieselben 1) fast stets, —
auch in den gewundenen Kanälchen, wo sie häufiger Vorkommen sollen
als vielfach angenommen wird, — von einem Kranze sehr wohl und
regelmässig erhaltener Epithelzellen umgeben; sie fanden sie 2) in
Nieren, wo die Epithelzellen überhaupt keine wesentliche Verände-
rung zeigten; sie sahen 3) zwar häufig zwischen den Cylindern und
den Epithelien ganz helle, ziemlich grosse Kugeln (Eiweiss oder
Schleimtropfon), konnten aber niemals Uebergänge zwischen diesen
und den Epithelien resp. Cylindern nachweisen, und sahen 4) den
Cylindern (auch in den Reactionen) ganz ähnliche Gerinnungsproducte
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870 Wbimqzrb** u. Pcrl«, Fibriacyliuder and Micrococcen der Kiere.
zwischen Epithelien und Tunica propria, ja in dem intertubulira
Gewebe (Lymphräume?).
Bei der experimentellen Prüfung der Frage erkannten sie it
Uebereinstiramung mit Anderen, das» eine totale Unterbindung der
Nierenvenon bei Kaninchen keine Bildung von Cylindern bewirkt,
wohl desswegen, weil dadurch überhaupt jeder Kreislauf in der Niers
gehindert und diese dadurch dem Untergang anheimgegeben wird.
Sobald sie. aber das Lumen der Venen nur verengerten, so dass zw»
eine Stauung aber keine Uutrechung des Kreislaufes entstand, diu
konnten sie einige Mal im Harn, stets aber in der Niere selbst zahl-
reiche homogene Cylinder nacbweisen und zwar reichten dieselbe
um so weiter nach der Rindenschicht, je mehr auch die Stauung va:
der Papille aus in diese hinein reichte. Die Cylinder wurden schai
in den ersten 24 Stunden nach der Einengung gefunden. Da in des-
jenigen Fällen, wo die Verengerung nur gering ausgefallen war ode
wo sie durch Collateralen compensirt wurde, keine Cylinder auttrm,
so kann deren Auftreten nicht etwa auf den durch die Operation ge
setzten Reiz bezogen werden, sondern muss von der Circulatiositü-
rung abhängig sein. Auch bei diesen Experimenten, wo die Cylinder
bildting erst im Beginne war, konnte keinerlei Zusammenhang zwi-
schen den Cylindern und den nur wenig körnig getrübten Epithelien.
welche auffällig gelockert waren, constatirt werden, es müssen des-
halb nach Vff. auch hier diese Gebilde als direct aus dem Bluts
stammend angesehen werden. Da demnach die Cylinder bei einfach»
Stauung Vorkommen, können sie nicht, wie Manche wollen, als Z<>ich«i
einer Nierenentzündung betrachtet werden, wenngleich es vielleicht
möglich ist, dass die venöse Hyperämie wenigstens den Anstoss n
einer Entzündung giebt und dass die Cylinder als Beginn eines mehr
entzündlichen Vorganges, wenn auch noch nicht als Symptom einer
Entzündung aufzufassen sind.
In fast allen Versuchen haben Vff., besonders in den Pyramide«,
aber auch in der Rinde, wenn hier Hyperämie bestand, Micrococc«
gefunden, in der Regel in kleinen Blutgefässen (jedoch nie in de*
Glomerulis), zuweilen auch in Harncanälchen; einigemal enthielt s>
gar daR peripher an der Ligaturstclle liegende Gerinnsel Mierococce*
Obne vorläufig weiter auf diesen Befund einzugehen, glauben Vff. dock
aussprechen zu dürfen . dass der Befund der Micrococcenanhäufucg
bei Veneneinengung definitiv die Anschauung widerlegt, nach welcher
man dies» Gebilde stets als das Resultat einer pathologischen Embobt-
oder richtiger einer Embolie pathologischer Gebilde zu deuten habe
Da es ihnen nicht gelang experimentell eine Bevorzugung der St*»
ungsniere in Bezug auf die Anhäufung von ius Blut gebrachten Farb-
stoffen oder Bacterien nachzuweisen, so neigen sie zu der Annaho*
einer localen Entstehung der Micrococcen bei der Phlebostenose hia
Orth.
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Külz; Zimmer; Purjesz; Erstein; Jacobs, Diabetes.
871
E. Külz, 1) Kann ln der schweren Form des Diabetes die Zucker-
ansfuhr durch vermehrte Zufuhr von Albuminateu gesteigert
werden l Ar. h. f. «xp p«th. etc. vi. s 140 2) Ueber den Blutzucker.
D<<. S. 143. K. Zimmer, Levulose im Harn eines Diabetikers,
Deut'Che mul. Woch-Misrhr. 1876. No. 28. S. Purjesz, Aus der Univer-
sitätsklinik des Hm. Prof. Wagner in Budapest. Beitrüge zur
Therapie des Diab. mell. p-ster m«.i.-.!ir Pre-s*. 1876. No. 23-24.
W. Ebstein, Zur Therapie des Diab. mell., insbesondere über
die Anwendung des salicylsauren Natrons bei demselben. Beri.
kn». Wo i , i87ß. No. 24. J. Jacobs, Ueber den Einfluss eiuiger
Mittel auf die Ausscheidung des Harns und seiner Bestandtheile
bei Diab. mell, vibchows Arcb. lxvii. s. 197.
Zur Beantwortung der obigen Frage (1) ernährte K. eineD Pat.
während mehrerer Tage ausser mit LiKBiG’schem Fleisehextraet, Koch-
salz uud Wasser nur mit (fett- und zuckerfreiem) Ca<-ein. Während
der 1. Beobachtuugsreihe genoss Pat. in 4 Tagen 1240 Om. Casein
und schied aus: 373,6 Om. Zucker, während der 2. genoss er in 5
Tagen 1480 Om. Casein und entleerte 441,9 Om. Zucker, so dass
die Frage in diesem Falle bejahend entschieden worden.
Der Angabe Cantani’s entgegen fand K.(2)den Blutzucker (S. 317)
bei 6 von ihm untersuchten Diabetikern immer rechtsdrehend.
Im Urin eines 29 J. alten Militairarztes, welcher seit einigen
Monaten die Zeichen der Zuckerruhr darbot, fand Z. bei öfterer
Untersuchung eine Ablenkung der Polarisationsebene nach links und
zwar bis zu 2,2 Proc., später im Verlaufe der Cur in Carlsbad immer
weniger. Der Harn batte ein hohes Oewicht (bis zu 1055), reducirte
Kupferoxyd deutlich und zeigte beim Titriren mit FlSHUNG'scher Lö-
sung hohen Zuckergehalt und zwar stets einen grösseren als der
Lioksdebung entsprach, nämlich bis zu 9,8 Proc. Es war also auch
rechtsdrehender (Trauben-) Zucker in überwiegender Menge vorhan-
den. Pat. genoss nur Fleicbspeisen , Eier, Bouillon, ungesiissten
schwarzen Kaffee, Wein und Mandelzwieback, nur am ersten Beob-
aebtungstage auch Spinat.
Da nach Fütterung mit Levulose (Fruchtzucker) eine Vermeh-
rung des I.eberglycogens gefunden wurde (Cbl. 1874, 153 u. 179),
aus letzterem aber nur Traubenzucker hervorgeht, so folgt daraus
dass die Levulose, welche im Harn auftritt, nicht zuvor in Leber-
glycogen übergegangen sein kann. Daraus schliesst Z. weiter, dass
es sich mit dem gleichzeitig ausgeschiedenen Traubenzucker ebenso
verhält und dass jede krankhafte Zucker&usscheidung überhaupt auf
dem Darniederliegen der Olycogenbildung in den Geweben beruht.
Die verschiedenen Formen des Diabetes erklärt er dadurch, dass
nicht bloss in der Leber, sondern auch in anderen Organen Glycogen
gebildet werde und die Störung der Olycogenbildung daher bald in
dem einen, bald in dem anderen Organen ihren Sitz haben könne.
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872
Hakot, Aneurysma de» Aortenbogens und Pneumonie.
In 2 leichten Fällen von Zuckerruhr wurde von P. Car bol-
säure (0,3 — 0,5 Qm. täglich) ohne jeden Nutzen gegeben. Milch-
säure (8 Gm. in 150 Wasser täglich) brachte in einem leichter
Falle die Zuckerausscheidung nach einer Woche zum Verschwindet
und setzte sie in einem schweren Falle erheblich herab.
E. sah bei 2 Pat., welche Carbolsäure (0,3 — 0,5 täglich) ohne
Erfolg gebraucht hatten, durch Natr. salicylicum (zu 5 — 10 Gm. täg-
lich in mehreren Portionen) theils beträchtliche Abnahme, tbeilä
gänzliches Schwinden des Harnzuckers. Durch Fortgebraucb klei-
nerer Gaben wurde die günstige Wirkung festgehaltcn.
Nach J. erwiesen sich Einathmungen von Sauerstoff mit ond
ohne den Gebrauch von Ferr. pulverisatum, ferner Wachholderbeeren,
Tannin und Ol. Terebinth. ozonisatura während längerer Beobach-
tungszeit ganz nutzlos. Senator.
V. Hanot, Du rspport entre l’an^vrysnie de la crosse de l’aortt
et la pneumonie cas4ense. Arch. *<5ner. 1876. Juillet (o. ff)
H. bestätigt durch statistische Angaben die von Stokks zuerst
bervorgehobene Thatsaolie, dass Aneurysmen des Aortenbogens ver-
hältnissmässig häufig mit Lungentuberkulose gemeinschaftlich vor-
kämen. Bei 42 an Aneurysma des Aortenbogens leidenden Kranken
konnte er 16 Mal eine Compliration mit tuberkulöser Phthisis oder
chronischen Pneumonien nachweisen. Er hält diese Veränderung der
Lungen für das Secundäre und ist geneigt, dieselben abhängig zu
machen von einem Reizzustand, in welchen die Lungen durch die
Compression des Vagus von Seiten des aneurysraatischen Sackes ver-
setzt werden. Für einen derartigen Zusammenhang zwischen Aneu-
rysmen und anderen Mudiastinaltumoren und Erkrankungen benach-
barter Nerven sprächen auch die Erfahrungen anderer Beobachter
Dr. Habebshon beobachtete bei einem Aneurysma der Aorta thorac.
rechtsseitige Pneumonie, welche er von dem Druck herleitet, welches
der rechte Vagus durch den Tumor zu erleiden hatte. In einem an-
deren Fall von Oesophaguskrebs beobachtete man eine ,, gangränöse
Pneumonie“, welclio ebenfalls durch Druck auf den Vagus erklärt
wird. Man muss in einigen Fällen annehmen, dass es sich um ähn-
liche Zustände handelt, wie bei der Vagusdurchschneidung, und da*
Speisetheilchen in die Lungen gelangen. Andererseits möchte H.
manche Fälle chronischer Lungeuerkrankung bei Mediastinahumoren
von wirklichen tropbischen Störungen abhängig machen, welche durch
Druck auf den Vagus erzeugt werden. Jedoch wirken solche Tu-
moren nicht ausschliesslich auf die pulmonalen Vagusfasern eiD, son-
dern cs können auch die laryngealen oder gastrischen Zweige in Mit-
leidenschaft gezogen werden. — ln seltenen Fällen entstehen auch
Erkrankungen der Lunge dadurch, dass die besagten Tumoren die
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Chvostek; Wassiljepf, Wanderleber und WaudermiU
873
Art. pulmon. cornprimiren. Namentlich sind es käsige Pneumonien,
welche in Frage kommen; hierbei würde allerdings der Beschränkung
des Blutzuflusses nur die Rolle zufallen, die Infiltrationen, welche
unter dem Einfluss der Vaguscompression erzeugt worden, zur Ver-
käsung zu bringen.
In ähnlicher Weise bringt H. die zuweilen das Aneurysma com-
plicirende Pericarditis in Zusammenhang mit dem Druck, welchen
der Tumor auf den Plexus cardiacus ausübt. Andererseits hält er
es für möglich, dass die Aortitis, welche manchem Aneurysma zu
Gruude liegt, durch Fortpflanzung der Entzündung auf den Herz-
beutel zu einer Pericarditis führen kann. Litten.
Chvostek, Ein Fall einer wandernden Leber. Wiener med. Presse.
1876. No. 26—29. Wassiljew, Ectopia hepatis et lienis. Petersb. med.
Wocbenschr. 1876. No. 30.
Die 53jährige Patientin Ch.’s, welche 12 Mal geboren hatte, litt
beständig an gastralgischen und dyspeptischen Beschwerden. Bei der
Untersuchung vermisste mau die normale Leberdämpfung, fand jedoch
einen bei Lageveränderungen beweglichen Tumor, welcher unterhalb
des rechten Rippenbogens anfing und mit seinem untern scharfen
Rand, an welchem man auch den Gallenblaseneinschnitt palpiren
konnte, bis ins Becken hinabreichle. Repositionsversuche gelangen
bei bochgelagertem Becken fast vollständig, so dass man den obern
Rand an der 7. Rippe naebweisen konnte. Die epigastrischen Venen
waren sehr stark ectasirt. In der Literatur sind bisher nur 7 Fälle
dieser Anomalie verzeichnet worden, welche sämrotlich bei Frauen
vorkamen und zwar stets nur bei solchen, die geboren und in einigen
Fällen enge Schnürbrüste getrauen hatten. Obductionsbefundo liegen
bisher nicht vor. In allen bisher beobachteten Fällen lag das trans-
locirte Organ einfach nach unten und etwas nach links von der nor-
malen Stelle. Einmal in den bekannten Fällen war gleichzeitig Wander-
milz und einmal Situs inversus der Unterleibsorgane vorhanden. Der
vorliegende Fall unterscheidet sich von den übrigen durch die grosse
Schmerzhaftigkeit der Leber. — Ein durch Zerrung und Verlänge-
rung der Gallenwege entstandener Icterus war 1 Mal vorhanden, im
vorliegenden Fall bestand nur leichte Gelbfärbung der Conjunctiven.
Zuweilen sind ferner kolikartige Schmerzen und Wasserbrechen vor-
handen. Therapeutisch versprechen elastische Leibbinden die grösste
Aussicht auf Erfolg.
W. beobachtete auf der BoTKlN’schen Klinik 3 Fälle von be-
weglicher Leber bei gleichzeitigem Vorhandensein von Wandermilz
und in 1 Fall ausserdem von Wanderniere. Bei einer Analyse seiner
eigenen und der übrigen beschriebenen Fälle kommt er zu folgenden
Resultaten: die bewegliche Leber kommt ebensowohl bei Männern,
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874
Thomskn; Serliomüller, tonische Krämpfe.
wie bei Weibern vor; ihre Entstehung wird begünstigt durch Hänge-
bauch, Lebervergrösserung, Reiten etc., aber nur bei abnorm ver-
längerten oder abnorm dehnbaren Bändern, oder endlich durch du
Vorhandensein eines RIesohepar. Therapeutisch wird die Faradisation
der geraden Bauchmuskeln empfohlen. Litten
1) J. Thomsen, Tonische Krämpfe in willkürlich bewegton Muskeln
in Folge von ererbter psychischer Disposition. Arrh f. p*?ct «t<.
vt. s. 702 2) A. Seeliguiüller, Tonische Krämpfe in willkürlich
bewegten Muskeln (Muskelhypertrophie!). Deutsche med. wocb«-
acbr 1876. No. 33 n. 34
Th. (1.) schildert eine noch nicht bekannte motorische Neurose,
die in plötzlich auftretender Unfähigkeit, gewisse gewohnte Bewegungen
überhaupt oder präcise auszuführen, besteht und durch psychische
Einflüsse, wie Verstimmung, Selbstbeobachtung etc. in Erscheinung
gerufen wird. Es erfolgt eine tonische Anspannung, krampfhafte Er-
starrung aller Gliedmassen (oder nur gewisser Muskelgruppen? Ret),
manchmal bis zu dem Grade, dass der Pat. bei vollem Bewusstsein
hinstürzt und sich erst nach einiger Zeit aufraffen kann. Dieser Zu-
stand tritt unter einem zuckenden, schmerzhaften Gefühle, wie von
einem elektrischen Schlage, ein (mit Epilepsie hat er nichts gemein),
niedrige Temperatur, Unwohlsein oder körperliche Erschöpfung be-
günstigen sein Zustandekommen. Bei geringerem Grade der Störung
wird doch die Bewegungsfähigkeit z. B. beim GaDgc so gestört, dass
derselbe dem eines Betrunkenen gleicht. Alle willkürlichen Muskeln,
vorzugsweise aber die Extensoren, sind der Affection unterworfen.
Die Sphincteren des Anus und der Blase bleiben davon frei. Da»
ursächliche Moment ist Heredität, und zwar weist dies der Vf. an
füüf Generationen seiner eigenen Familie nach. —
(2) Ein 22jähriger, von gesunden Filtern stammender Rekrut,
dessen eine Schwester an einer ähnlichen Affection wie er selbst und
zwar gleichfalls von Jugend auf litt, zeigte neben einer athletische«
Muskulatur eine abnorme Schwerfälligkeit in allen Bewegungen. Di*
Muskeln waren brettartig hart anzufühlen, zeigten auf mechanischen
und elektrischen Reiz idiomuskuläre, lange anhaltende Contraetionen
und spontane fibrilläre Zuckungen an Oberarm- und Schultermuskeln;
combinirte Bewegungen wurden zwar steif, langsam und mit Müh«
ausgeführt, doch war von einer Incoordination derselben nicht die
Rede. Die galvanische und israelische Erregbarkeit der Nerven und
Muskeln war normal, namentlich von Reactionen, wie sie bei der
Tetanie beobachtet worden sind, nichts zu bemerken. Vf. ist geneigt,
an eine der Lateralsklerose ähnlichen (als einer ererbten oder ange-
borenen Affection der Seitenstränge des Rückenmarks) zu denken.
Bernhardt
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Macdonai.d; Rcatr, Eclampsi* psrturientium.
875
A. Macdonald, Albuminnrin and pnerpcral eclampsia with nino
CaSCS. Obst. Jonrn. of Gr. Brit. & Irel. June-August. 1876. S. C. JlUSOy,
Puerperal eclampsia. Philsd. med Times. 1876. No. 227.
M. theilt seine 9 sehr ausführlich mitgelhoillen Fälle ein in
solche von Albuminurie ohne Eclampsie (3), in solche von Eclampsia
ohne Albuminurie (1) und solche von Albuminurie mit Eclampsie (5).
Vf. wirft den Geburtshelfern vor, dass sie im Allgemeinen dem Ver-
halten des Gehirns zu wenig Aufmerksamkeit schenken; in der Lite-
ratur seien die Gehirnbefunde sehr vernachlässigt gegenüber denen
der Nieren. Und doch führen die Beobachtungen von Anämie und
Oedem, von intraraeningealen Apoplexien, wie sie DuNCAN in den
Corpora stiiata und den Nachbartheilen neuerdings wiederholt ge-
sehen, im Verein mit der klinischen Beobachtung, dass besonders
solche Mittel wirksam sich zeigen, welche wie Chloral die kleinen
Arterien erweitern, den Vf. zu der Annahme einer Anämie der
grossen motorischen Centra während des Anfalls. In den Nachbar-
theilen sollen dabei als Folge der gestörten Respiration und Circu-
lation Congestionen entstehen, welche zu Apoplexien in derselben
führen. Unter den Einwendungen gegen die FREBiCHS’sche Theorie hält
M. d en für besonders wichtig, dass das Gift ein eigenartiges sein
müsse, da selbst kleine Blutentziehungen seine Wirkung wenn auch
nur zeitweilig paralysiren können. Die loxäniischc Theorie kann
höchstens die Prädisposition durch die alterirte Ernährung der Centra
erklären. Auch die TBAUBE’sche Theorie genügt ihm nicht für die
Fälle, in welchem keine Nephritis besteht, und so glaubt er, dass
den Veränderungen des Sympathicus eine grössere Bedeutung bei-
zulegen sei, als dies bisher geschehen. Indem er über Cohen hinaus-
geht- nimmt er an, dass vom Uterus aus eine Erregung und Rei-
zung nicht nur der Centralorgane stattfinde, sondern des gesamm-
ten vasomotorischen Nervensystems, durch welche der intravascu-
läre Druck erhöht wird. Als besondere Stütze dieser Anschauung
siebt er den harten, vollen und frequenten Puls der Eclamptischen
an. Dabei hält aber M. doch noch die Annahme einer individuellen
Prädisposition für nötbig zur Erklärung der Eclampsie. Die Prä-
disposition soll beruhen in einer Schwäche des Nervensystems, sei
sie angeboren oder erworben, besonders durch Nutritionsstörungen der
cerebralen Centra bei der durch Nephritis veränderen Hlutmisohung.
Eclampsie tritt dann auf, wenn sich eine cerebrale Anämie entwickelt,
mag sie bedingt sein durch die Nierenerkrankung oder durch Reflex-
krämpfe, welche vom Uterus ansgelöst werden.
Bei Besprechung der Therapie tritt er zunächst der bei den
Engländern herrschenden Abneigung, Opiate zu geben, entgegen. Die
Behandlung in geburtshülfliclier Beziehung soll in einer schonenden
Beendigung der Geburt bestehen, wenn dieselbe spontan sich ent-
wickelt, er verwirft die Einleitung der künstlichen Frühgeburt. Die
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87G Böim u. Ueno, V«rliklt-u d. Jods gegen Eiweins u. Wirkniig v. Jodinjertiai
Albuminurie ist durch leichte Diuretica und eine passende Diät, be-
sonders Milchdiät, zu bekämpfen. Der Aderlass ist auf die Fälle
von robusten Individuum zu beschränken und auf solche, bei denen
starke Congestionen bestehen. In der letzten Zeit hat er mit sehr
befriedigendem Erfolg Chloral gegeben.
Nach B.’s Ansicht ist die Eclampsie bedingt durch den Einfluss,
welchen die Schwangerschaft aut die Blutmischung und damit be-
sonders auf die Ernährung des Gehirns ausübt. Nach seiner, wie
es scheint, nicht gerade sehr ausgedehnten Erfahrung hält er fär
prognostisch besonders wichtig das Verhalten der Temperatur, dessen
andauerndes Steigcu er für sehr verhänguissvoll hält. Gegen die
Temperaturerhöhung soll desswegen auch die Therapie gerichtet sein.
Der durch sie horbeigeführten Verlangsamung der Herzaction und
der damit verbundenen Erniedrigung der Temperatur wegen empfiehlt
er Chloroform und Chloral, Veratrum viride, Digitalis, Aconit, kalte
Ucbcrgiessungcn, Drastica und Nauseosa. Auch die Entleerung des
Uterus soll wogen ihrer Temperatur erniedrigenden Wirkung aus-
geführt weiden. Piäventiv soll alles angewandt werden, was die
ßlutmischung bessert. A. Martin.
Böhm nnd Berg, Beiträge zur Pharmakologie des Jod. Arch. i
exp. Path. etc. V. 8. 329.
Im Anschluss an die Angaben von Maqkndie und Dukoy be-
stätigten die Vff. zunächst, dass das Eiweiss eine gewisse Menge von
Jod zu binden und zu entfärben vermag. Die Jodeiweislösung be-
wahrt die alkalische Reaction. Schon dies spricht dafür, dass sowohl
die Ansicht Mial.Hk’8, wonach das Jod sieh mit dem Alkali des Ei-
weisses verbinden soll, als auch die mehr verbreitete, wonach es
H Atome des Eiwcisses substituiren sollte, irrig ist. In dem letzteren
Falle wurde der nascirendc II jedenfalls Jli und damit saure Reaction
erzeugen. Durch Dialyse oder durch Coagulation, wenn man das
Coagulum sorgfältig auswäscht, kann man das Jod vom Eiweiss wie-
der trennen. Die Verbindung ist also offenbar eine sehr lockere,
wahrscheinlich nur mechanische. Das durch Dialyse oder Coagulation
frei gewordene Jod verbindet sieh mit den ebenfalls ausgeschiedenen
Alkalien des Eiweisses zu Joduren und Jodaten. Neutralisirte oder
durch Dialyse salzfrei gemachte Eiweisslösungen nehmen überhaupt
erheblich weniger Jod auf und werden durch seinen Zusatz sofort
sauer, wahrscheinlich durch Bildung von JH. Mit Jod übersättigte
und in Folge dessen gelbe Eisweisslösungen lassen gelbe Nieder-
schläge fallen, die aus coagulirtem Eiweiss bestehen. Dieselbe
Fähigkeit wie Eiweiss, Jod aufzunehmen ohne seine charakteristischen
Eigenschaften zu verlieren, besitzt auch das Hämoglobin. Auch Leim-
lösungen und Harn — dieser wegen seines Gehalts an Harnsäure —
absorbireu freies Jod.
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HtNMARSTBN. BhACI.
877
Um die Wirkung grosser Joddosen auf den thierischen Ofganis-
mu8 zu beobachten, wurde Hunden Jodnntriumlösung (bis 0,8 JNa
pro Kilo Hund) oder Jod-Jodnatriumlösung (0,07 freies J.) in die
Vene injicirt. In beiden Fällen waren die Symptome ziemlich gleich.
Eine vorwiegende Ausscheidung von J. durch den Magen, wie nach
Rosk beim Menschen, fand nicht statt, wohl aber durch den Harn,
der bei Injection LüGOL’scher Lösung blutig war. Nach 12 — 24 Stun-
den starben die Thiere. Die Scctiou ergab stets Lungenödem und
pleuritisches Exsudat, das nach Jodnatriuminjection klar, nach Jod-
Jodnatrium dagegen blutig tiugirt war. Die mikroskopische Unter-
suchung der Thiere ergab, dass die gewundenen Harncauülchen der
Rinde mit blutgefärbten Detrituskörnern oder mit Blutkörpcrchen-
Cylindern ausgefüllt waren. Je mehr man sich den Nierenpapillen
näherte, um so dichter lagen die Blutkörperchen-Cylinder, besonders
reichlich in den Sammelröhren. Das Epithel war überall intact,
ebenso die Capillaren, so dass Vff. eine Blutung per diapedesin an-
nehracn. In den Kapselraumen der Glomeruli zeigte sich keine Spur
eines Blutergusses, woraus Vff. eine Bestätigung der Heidrnhain-
schen Harnabsonderungs-Theorie erschlossen. — Eine Contraction
der kleineren Arterien, wie sie Rosr für den Mensehen behauptet,
konnten Vff. bei jodvergifteten Thieren nicht constatircn. Der Blut-
druck blieb ungeändert. Schiffer.
Olof Hammarsten, Om Lactoprotein. Nord. Med. Arkiv. Bd. vm. n. 2.
Millon und Cormaillb haben behauptet, des» in der Kuhmilch nach h'ällung
von Casein und Albumin noch eine dritte Eiweisssubstanz nachweisbar is>, die, aua-
gezeichnet iat durch ihre Uncoagnlabilität, lediglich durch Quecksilbernitrat fällbar
■ei. Neuerdings bat Biel diese Behauptung auch für Stutenmilch bestätigt. Vf. zeigt
nun dass das sog. Lactoprotein nichts ist als ein Gemisch von Casein, Acidslbumin und
wahrscheinlich auch Spuren von Pepton. Bei dem Verfahren von M. und C. können
geringe Mengen dieser Körper ans der Milch in die Molko übergehen, bez. neu ge-
bildet werden. Ob sich die Stutenmilch bez. der Kumys anders verhält, oder ob
auch Bist, sich getäuscht bat, lässt Vf. dahingestellt. (Vgl. Kühr», Lebrb. d. phys.
Chem S. 568. Ref.) Schiffer.
H. Braun, Nenroplastische Resection am N. medianus and N. ul-
narls. Deutsche Zeitschr. f. prakt. Med. 1876. No. 26.
Ein 20jübriger Bauer hatte einen 8tich io den rechten Oberarm erhalten,
welcher zur Lähmung des Vorderarms und der Hand, znmal an deren Beugeseite,
führte. Zehn Monate nach der Verletzung wurde er in die Heidelberger Klinik auf-
genommen und machte Prof. Simok die Nerrennabt in der Weise, dass die getrennten
Enden des N. medianus, uinaris und cutaneus internus major mit grosser Mühe anf-
gesuebt, angefrisebt uud durch einige Nähte mit feinster chinesischer Seide vereinigt
wurden. Es trat trotz antiseptisefaem Verband ziemlich reichliche Eiterung ein; die
Nähte konnten nach 6 Wochen entfernt werden. Erst etwa ein halbes Jahr nach
der Operation stellte sich Beweglichkeit der bisher gelähmten PiDger ein und kehrten
Motilität und Sensibilität nahezu zur Norm zurück, letztere später als die erstem.
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878
Bb.cne. Fkltz. Flirt. Bkokes.
Vf. empfiehlt im Anschluss hu diese Beobachtung die NervenD»bt auch in veraltetes
Fäll en. B. Küster.
W. Braune, lieber die operative Erreichbarkeit des Duodenum.
Ar -b. d Hellk 187R. S. 315.
Da der scuki echte Theil des Duodenums nur au der oberen Wand vom Peri-
toueum überzogen wird, wahrend die untere und innere Wand ausserhalb der Baacb-
fellhöhle liegt, so würde die operative Eröffnung desselben von hinten her ohne
Bauchfclleroffnung möglich sein. Hebungen au der Leiche ergaben folgendes Ope-
lationsverfahren als das geeignetste: An der rechten Kückenseitu trennt ein Schnitt
vom hintern rechten Darmboinstachel bis über die 12. Rippe hinauf Haut, Mm. !»-
tissiraus dor«i uud senatns postiens infer., Fascia lumbodorsalis und nach Einwärts*
drängung de* M. sacrolumbalis das unter demselben gelegene sehnige Blatt, darauf
den Quadratus lumborum. Nach Freilegung des untern Randes der rechten Niere
arbeitet man mit stampfen Instrumenten nach dem äusseru Psoas Rande, durch-
schneidet 12. fntercostalnerv und Arterie, sowie den N. ileohypogastricns, drängt
Ureter und Vena cava infer. uaeh einwärts, die Niere nach aufwärts und siebt non
an der Aiisaeuseite des Duodenums eine Peritonealfalte als Längswulst erscheinen,
an deren Innenseite inan einschneidet Die Wunde erreicht bedeutende Tiefe.
E. Küster.
J. Feltz, Effets de la fuchsine sur l’albuiuine renferm6e dang
les urines. Oa*. bebJ. 1876. No. 25.
Ans Anlass einer Mittheilung von Bkhokroh und Cloürt au die Soe. iuda-
strielle in Rouen, wonach hei einem au Albuminurie leidenden Manne unter dem
Gebrauch des Fuchsins das F.iweiss aus den) Harn geschwunden sein soll, wandte
F. dasselbe zu 1 — 1,5 Grm. bei einem Pat. mit Eiweissharu an und sab ebenfalls
eine Abnahme des Eiwuisses bis zum Verschwinden. (Ref. hat diese Wirkung nicht
bestätigt gefunden). Senator.
A. Flint, Des d&sordres fonctionnels du coeur, caractdrisls par
le ralentissement du pouls. Arch. «tf... Je mi.*. 1876. juiiieu
F. beobachtete rii e Ktib# von Fällen, in welchen die Pulsfrequenz zeitweise
beträchtlich (— auf 16 Hebläge iu der Minute) herabgesetzt war, ohne dass eine
Herzerkrankung vorhanden gewesen war* Dabei war der Puls mit Ausnahme eines
Falles durchaus regelmäßig. .Stets trat Heilung ein, nur zweimal blieb der Pols
verlangsamt ( — auf 40 Schläge), obschou die Patienten sieb sonst vollständig wohl
fühlten. Die *e Pulsvcrlnngs&mung kam zur Beobachtung je einmal bei Syphilis,
Husten mit Spasmus glottidis, nach abgelaufener Pneumonie, nach Erkältung, bei
Malariafieber uud endlich bei Indigestion. Selbstverständlich handelte es sich nie-
mals um Complicatiou mit Cerebralerkrankungen. Litten.
Brokes, Mittel gegen Intermittens. Deutsche zeitsebr. r. pr»kt. ued.
1876. No. 33.
Reines Kochsalz soll in einer reinen Pfanne so lange erhitzt werden, bis es
eine bräunliche Farbe angenommen hat. Mindestens ein Esslöffel davon für einen
erwachsenen Mann wird in einem Glase heissen Wassers gelöst und lauwarm auf
einmal getrunken und zwar bei tertianem oder qnartanem Typus morgens nüchtern
an dem Tage der auf den Fiebertag folgt, bei quotidianem 1 oder 2 Stunden nach
überstandeuem Fieber, ebenfalls bei durchaus nüchternem Magen. Wenn uacb
dem Einnahmen der Durst unerträglich wird, so ist ein wenig Wasser gestattet, sonst
aber muss in den nächsten 48 Stunden die strengste Diät beachtet werden. Bei
eintretendem Hurger ist uur etwas Hühner- oder schwache Fleischbrühe gestattet
Ebenso muss jede Erkältung sorgfältig vermieden werden. — B. bat dieses einfach#
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SCHUPPRL. ElSP.Nr.OnB. Sreliqmcllib. v. Harunokn.
879
Mittel in den sumpfigen Niederungen Ungarn« wie in den Tropenländern Amerika«
ale unfehlbar erprobt. Meist genügte einmalige Anwendung selten war eine ewei-
malige erforderlich. Schiffer.
Sehüppel, Bemerkungen zu der Geschickte eines grossen, durch
den Darmcanal abgegangeuen Cholesterinsteines in No. 6 d. Bl.
Wärtern*». Corr. Bl 1876. No. 11
Für Sch. ist es unzweifelhaft, dass der in Rede stehende Stein (s. No. 33) ein
Gallenstein gewesen, welcher sich in der Blase gebildet habe and dass derselbe
durch Hleeration und Perforation seines Behälters in den Darin übergegangen sei.
Eine Vereinigung mehrerer kleiner Gallensteine, welche die Gallenwege verlassen
haben, zu einem einzigen grossen Steine im Darmcanal könnte nnr dnreh Schleim
geschehen, welcher später verhärtet, niemals abi?r können im Darme neue Schichten
von Cholesterin und Gallen farbstoff abgesetzt werden. Nur in dem Falle dass der
Stein in einem Divertikel liegt, in welches zugleich die Galle aus dem Ductus cho-
ledochus einströmt, ist die Möglichkeit des Wachsthums desselben gegeben.
L. RoBentbal.
C. Eisenlohr, Zur Pathologie der Typhuslähmungen. Archiv für
Pajrch. »-tc. VI. K. 543.
Nach Ablauf eines Ileotypbus stellten sich bei einem 30 jährigen Schmied unter
erneutem Auftreten von Fieber seröse Pxsudationen in verschiedene Gelenke und
zugleich Schmerzen und Schwäche im linken Unterschenkel and Fuss ein. Eine
genaue elektrische Untersuchung der einzelnen Nervt-ngebiete des linken Be;ns erwies
eine die peripheren Nerven (Nn. peroneus und tibialis) in verschiedener Intensität in An-
spruch nehmende Störung (theils die Erscheinungen bei schweren peripher»*n Läh-
mungen, theils die bei den sog. Mittelformeu), welche höchst wahrscheinlich auf eine
ebenfalls seröse Exsndation in «las Neurilemm einzelner linksseitiger Ischiadicnsäste
zu beziehen war. Bernhardt.
A. Seeligmüller, Ein Fall von einer auf den N. eutaneus brachii
internus minor beschränkten Neuralgie. Arch f. p«ych. etc. u.s.575.
S 'it 7 Jahren litt eine 43jäbrign Krau an einem oft auftretenden, vom linken
Olecranon beginnenden, nach • hen zur Achselhöhle nnd Über den unteren Winkel
des linken Schulterblatts ansstrahlenden, eventuell b:s in die linke Brost hineiu-
sebiessenden Schmerz, welcher sich zeitweilig mit einem brennenden Gefühl in der
Achselhöhle verband. Diese Schmerzensbahn hielt sich genau innerhalb der Grenzen
des Verbreitungsbezirks des N. eutaneus internus minor (oder medialis nach Hbnlr),
eine bisher bei Brachialnenralgien noch nicht beobachtete Beschränkung. Die mehr-
malige Application des constanten Stromes (Anode am 01e *raoon, Kathode an den
auf Druck schmerzenden letzte n Hals- und oberen Brustwirbeln) brachte Heilung.
Bernhardt.
A. van Harlingen, A Coutribution to tlic patliology of Epithelium.
Amer. Jonrn. of med. sc. 1876. Juli. S. 41.
Bei Seborrboea capitis fand Vf. folgende Unterschiede der Epithelien im Ver-
gleich zur Seborrboea corporis: Bei ersterer färbten sich die Zellen stärker, ihr
Darchmesssur war grösser, der Inhalt weniger gekörnt, die Zelleugrenzen schärfer,
der Zellkern grösser uud deutlicher. — Bei Psoriasis sind die Schuppeu gelblicher
als bei Seborrhoe, sie sind trockener, zerreibharcr, niemals verfettet, meist kernlos.
— Bei Erzem sind die Zellen transparent, ohne fettigen Inhalt, sonst kernlos; die
Zollgrenzen sind unregelmässig. Vf. nimmt an, dass Psoriasis mehr die oberfläch-
lichsten Zellschichten, Eczetn tiefere Lagen betrifft, während die Heborrhoezellen aus
den Talgdrüseu stammen. O. Simon.
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880
Bell. Mulle». Klischee. Filkiink.
Ch. Bell, The treatment of ery sipelas by the muriated i
of irOH. Edinb. med. Journ. CCEIV. S. 97.
Vf. empfiehlt von Neuem auf das lebhafteste den Gebrauch der Tinctura I
oblorati gegen Erysipel.
O. Simon.
P. Müller, Ueber die Wirkung des Chloralhydrats bei normales
Geburten. Bert. kliu. Wochenschr. 1876. N'o. 26.
ln der Eröffnu ngsperiode waren Dosen von 4 Grm. erforderlich, um Schlaf
su ersielen; in der Austreibungsperiode genügten dieselben noch nicht Der Gebarts-
verlauf wurde uicbt beeinträchtigt, und eine Gefährdung des Kindes nicht wahrge-
nomeneu. r. Haeelbrrg.
J. Elischer, Heber Haemometra nach erworbener Atresie des
UterUS. Berl. klin. Wochensehr. 1876. No. 80.
E. theilt 3 Fälle aus der Breslauer gynäkologischen Klinik mit, in denen nach
der galvanocaustiscben Abtragung des Scheideutboils (l Mal wegen Carciuom. 2 Mai
wegen Elongation) sich ein nahezu vollständiger Verschluss des äusseren Mutter-
mundes entwickelt hatte- lu allen 3 Fallen war eine beträchtliche Ansammlung von
Blut entstanden; in dem einen Fall lag der faustgrosse Uterns vor den Genitalien.
Die Eröffnung geschah 2 Mai mittelst des Troikarts, 1 Mal, bei der Uuigenannten
Patientin, mit dem Messer. Die Troikartöffnungeu wurden nach mehreren Tagen
mit einem einfachen Bistonri erweitert. Die Operation wnrde in allen Fällen sar
Zeit der Menses vorgenannten; die 3 Frauen genasen ohne alle Reaotion. Dieses
den vielfachen Misserfolgen der Haemometraoperation gegenüber gewiss sehr be-
friedigende Resultat sieht E. bedingt durch die vorsiobtige Nachbehandlung, bei
welcher in den ersten Tagen nach der Operation alle Explorationen vermieden
wurden. a. itnrtm.
W. Filehne, Zur Wirkungsweise des Moschus. 9itsgsber. d. Erlang.
pbysik.-med. Ges. 1876. 3 Stn.
Moschus wurde nach einander erst mit Aetber, dann mit Alkohol, daun mit
Wasser, das mit Weinsäure schwach arigesäuert war nnd endlich mit sehr verdünnter
Natronlange ansgesogeu. Von all diesen Extracteu zeigten sieb nur der wässrig«
Auszug des eiugedampften Aieoholextrats und der saure Moschusanszog, der mit
Natr. bie. nentralisirt wurde, wirksam und zwar beide in gleicher Weise. — Du
Extract von 0,06 — 0,1 Urnt. Moschus einem Frosch iu den Lymphsack gespritat be-
wirkt nach mehreren Minuten Zuckungen von Muskelabschnitten oder ganzer Mus-
keln, die am Banche und den Augen beginnend sich bald anf den ganzen Körper
ansdebnen, so dass das Thier fortdauernd zuckt nnd rockt. Durchschneidung der |
motorischen Nerven unterdrückt die Erscheinung in den tugehörigen Moskeln nicht
wohl aber Unterbindung der znfiihrenden Arterienbahu vor der Vergiftung uud Vf.
nimmt daher an, dass die Substanz auf die motorischeo Nerven wirkt and swar
wahrscheinlich auf die intramuskulären Fasern. Stärkere Reize, z. B. Durchscbnei-
dong der Nervenstämme mit einer stampfen Scheere, unterdrücken die Zuckungen
für kurze Zeit; dasselbe vermag die WiHensaction des Tbieres, so das es geordnet#
Bewegungen wie normal ansffihrt. Beim Frosch wirkt die Snbstanz aufs Hers nicht,
wohl aber bei Warmblütern. Schiffer.
Einsendungen für das Centralblatt wolle man an einen der beiden Herausgeber: Professor Senate?,
Berlin (NW.) BaahofMr. 7 (am Hotelplatz), und Professor Kotenthal, Erlangen, oder (unter Beuchtest)
an die Verlagshandluag, Berlin (KW.), unter den Linden 68, adressireu.
▼erlag von August Hirschwald in Berlin. — Druck von H. 8. Uarmann in Berlin.
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. s \ 1/ ('& k /&.
Wöchentlich er« che inen
1— I Bogen; *m Schloss«
de« Jahrgang* Titel, Na-
men- and Sachregister.
Centralblatt
für die
Preis de« Jahrganges
SO Mark; ca beziehen
darch alle Bachhandlan-
gen and Postanstalten.
Dr. J. Bosenthal,
Professor io Erlangen.
Bedigirt von
and
Dr. H. Senator,
Professor In Berlin.
1876. 9. December. No. 50.
InhaHl Lausham», Bau den Zellkern» (Urig. - Mitth.). — Elischeb, Nerven
des Ovarioms (Orig.-Mitth.). —
Kadii, Vena basilica and Venen des Oberarms. — Adamkiewicz, Wärme-
Ökonomie. — B cm ob, Blotanalyse. — WoLrrmo, Glycogenbildnng. — Gisisn,
Entzündung des Knorpels. — Fsioel, Brncbeinklemmong. — SAdillot, Trepa-
nation. — Lebmahm, Adhäsion der Badestoffe an der Haut. — Kttsza; Motu;
LChmamn; Ltotataei-AtTtt; Boss; Koster; Maclaoam; Horrtms, Sali-
cylsäure nud Salicin. — Katsaos; ZtCHMiisTts, Cholera infantum. — LtrrtaTi,
Vorfall der MoaOAOHi'scben Ventrikel. — Dill’ Amiii, Durchbruch einer Caverne io
den Wirbelkanal. — Boisit nnd Foitcut, Gangrän bei allgemeiner Paralyse. —
Elbkm, Gebiruerkraukungen. — Gelfke, Hirnabscess. — Bolelbt; Habdt,
Herpes Zoster. — Toepfebd; Smith, Verschluss der Scheide. — Steirer, Cu-
rare. — Schiff, Pilzgifte. — Moldbnraobr, Paukenhöhle beim Fötus und Neu-
geborenen. —
Bunts und Clasbm, Nebenhöhlen der Nase. — Marte, Addnctoren des
Oberschenkels. — Zweifel, Bespiration des Fötus. — Bbwmow, Einfluss von
Bädern auf den Blutdruck. — Bcdxbi, Synthese der Eiweissstoffe im Tbierkörper. —
Bai erlacr br , schweflige Säure als Antisepticum. — Dien, Ausscheidung der
Kalisalze. — 8chCle, Mycosis des Gehirns. — Hkidenhaim, noblutige Heilung
▼oa Fisteln. — Volkmanr, Besection des Krensbeins. — Hisse, Schleimhaut-
Erysipel. — Oldoini, Spina bifida. — Boss, Cresotinsäure als Antipyreticum. —
Keetscht, Gasanalyse eines Pyopneumotborai. — Kotowtschicoff, roetamor-
pboeireudes Athemgeräunrb and Systolengeräusch der A. subclavia. — Leopold,
GefUssgeränscbe an der Leber. — Bertels, Btuchempyeme — Ollivirr, Poly-
urie bei Hämorrhagieen. — LA hau, Tetauie bei Typbus. — Fischer, Lähmungen
des N. radial»». — Zablodowski, Acne varioliformis. — Lespiac, Glycerin-Jod-
tioctur gegen Herpes. — Tait, Blasenscbeidenfistel. — W im d rlsch mi dt, Wirkung
des Butylcblorsls. — Dklpecr und Hillaibet, Gsschwürsbilduog bei Cbrom-
arbeitern. —
Druckfehler.
Zur Lehre von der Zusammensetzung des Kerns.
Von Prof. Theodor Langhang in Bern.
In dem soeben erschienenen Hefte des Archivs für mikrosko-
pische Anatomie (XIII., 3) findet sieb eine Arbeit von Flkmmino
über die Beschaffenheit des Zellkerns, worin derselbe — meines
Wissens als der Erste — ausführlich und gründlich die Frage er-
örtert, ob die in den letzten Jahren vielfach beschriebenen netzför-
migen Gebilde im Inneren des Kerns vitale Erscheinungen seien
oder erst in Folge des Absterbens des Kerns entstehen. Da er sich
gegen die letztere Annahme ausspriebt, so veranlasst mich dies zur
XtV. Jahrgang.
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882
Lahoham», Bad des Zellkerns.
ie eii er
Mittheilung einer Beobachtung, durch welche für die Kerne eii.er
ganz bestimmten Zellform ganz ähnliche Bilder als ein Glied in dem
postmortalen Zersetzungsprocess der Kernsubstanz nachgewieseo
werden.
Untersucht man die Zellen einer ganz frischen Decidua serotin*
des Menschen in dem noch warmen Blutserum eines eben getödtetec
Thieres, so sieht der durch einfachen Contur gegen das Protoplasma
scharf abgegrenzte Kern völlig homogen, glänzend aus, ohne eine
Spur von Kernkörperchen oder Körnchen, welche später so deut-
lich sind. Nach einem verschieden langen Zeitraum, — oder auch
bei Zusatz von Wasser und anderen Reagentien sofort — tritt eine
Scheidung seiner Masso in ihrer ganzen Ausdehnung gleichmässig
oder zuerst in den peripheren, später in den centralen Theileo in
eine da3 Licht stark und eine das Licht schwach brechende Sub-
stanz ein; letztere sammelt sich in sehr feinen, dicht gelegenen kng-
ligen Vacuolen an, so dass der Kern dadurch jenes schwammige,
reticuläre Aussehen erhält, welches wir an dem sterbenden Proto-
plasma vieler Zellen kennen gelernt haben. Die zwischen den Va-
cuolen liegenden Balken oder vielmehr Septa sind sehr zart, in den
ersten Stadien überall von gleicher Dicke; sie durchsetzen also du
Innere des Kerns ganz gleichmässig und gehen in die äussere schmale
Grenzschicht des Kerns — die „Kernraembran“ — über, welche aus
der gleichen stark lichtbrechenden glänzenden Substanz besteht. Du
Volum des Kerns ändert sich bei dem Auftreten der Vacuolen nicht.
Während an dem Protoplasma dies reticuläre Aussehen sich stunden
lang erhält, ja an den gehärteten Präparaten noch vielfach sichtbar
ist, verändert sich hier in der Regel da3 Bild rasch. Die Vacuolen
werden grösser, die Balken oder Septa zwischen ihnen düDner und
brechen durch, zunächst an der Peripherie direct an der Innenfläche
der dadurch selbstständig werdenden Kornmembran, später auch im
Inneren; ihre Masse zieht sich rasch auf wenige Knotenpunkte des
Reticulums zurück, welche kuglig anschwellen und an Lichtbrechungs-
vermögen zunehmen ; auch die meisten der anfänglich entstehenden
Knotenpunkte, die noch durch Septa miteinander verbunden sind und
also ein gröberes Reticulum, als das zuerst auftretende, darsteliec,
fliessen, den Balken des Reticulums folgend, mit benachbarten zu-
sammen, so dass schliesslich die stark lichtbrechende Substanz in
der Kernmembran und 1, 2 oder 3 glänzenden, dunkel contuirteE,
mehr oder weniger central gelegenen Kugeln, den Kernkörpercbec,
angesammelt ist. Die übrige Masse des Kerns wird von der schwach-
brechenden, wasserklaren Substanz gebildet, in der durch Fäulnis
oder Reagentien noch Trübungen, körnige Niederschläge entstehen
können. Der ganze Vorgang nimmt nur eine oder wenige Minuten
in Anspruch; bei dem bedeutenden Unterschied in dem Lichtbrechungs-
vermögen der beiden Substanzen ist seine Beobachtung an dem tnög-
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Lahors*.*, Bau des Zellkerns.
883
liebst frischen Objecte nicht schwer. Was die Consistenz der beiden
Substanzen anlangt, so ist dieselbe eine flüssige; das Zusammenflüssen
des Vacuoleninhalts nach dem Durchreissen der Septa, sowie die An-
nahme der Kugelgestalt von der anderen Seite, beweisen dies.
Von diesem eben beschriebenen Bilde siebt man dann und wann
Abweichungen, deren Bedingungen festzustellen mir nicht gelang.
So habe ich in manchen Fällen gesehen, wie das Reticulum längere
Zeit unverändert blieb oder nur insofern sieh änderte, als die peri-
pheren Vacuob'.n grösser wurden, zusammonflossen nnd der centrale
Tlieil des Reticulums so lange persi-tirte, als die Beobachtung fort-
gesetzt wurde. Ks bilden sich dann keine Kernkörperchen.*)
Es handelt sich also hier um eine postmortale Zersetzung; der
ursprünglich homogene Kern sondert sich in den „Kernsaft" — die
helle Substanz — und in die eigentliche „Kernsubstanz“, d. h. Kern-
membran sammt Kernkörpereben.
Obige Thatsachen sind mir schon seit einer Reihe von Jahren
bekannt. In der Hoffnung, ein allgemeineres Vorkommen dieser Er-
scheinung nachweisen zu können, habe ich mit ihrer Veröffentlichung
gezögert. Leider ist es mir trotz vielfacher Versuche nicht möglich
gewesen, an anderen Geweben das Gleiche zu constatiren. Viele
Zellen haben im lebenden Zustande ein so glänzendes Protoplasma,
dass der Kern dadurch verdeckt wird. Besondere Aufmerksamkeit
wandte ich den Zellen gewisser Geschwülste zu, namentlich von
Krebsen und Sarcomen, deren Kerne und Kernkörper sich oft durch
besondere Grösse auszeichnen; allein ich konnte, so frisch ich auch
die Geschwulst erhielt, immer das Vorhandensein der Kernkörper
constatiren. Ich bin daher durchaus nicht geneigt, meiner noch ver-
einzelten Beobachtung eine zu allgemeine Bedeutung beizulegen.
Nur mahnt dieselbe zunächst zu grosser Vorsicht bei allen Unter-
suchungen über diesen Gegenstand ; es dürfen dieselben offenbar nur
am lebenswarmen Objecte gemacht worden, wie dies auch von
Schwai.be und Flkmmim; geschah. Dass alle anderen Beobachtun-
gen nicht streng beweiskräftig sind, darin muss ich mit Flemmjng
überein stimmen. Auf die auffallende Analogie möchte ich noch hin-
weisen, welche zwischen meiner Beobachtung und den Angaben von
Schwalbe über den Ganglienzellenkern existirt (Jenaische Ztschr.
für Naturwissenschaft X., 33). Der Entwicklungsgang, welchen
Schwalbe für diesen construirt, entspricht vollständig dem, was ich
in wenigen Minuten an dem Kern der Deciduazellen sich abspielen
sah: Sehr möglich, dass der oben beschriebene Vorgang auch wäh-
rend des Lebens in der von diesem Forscher angenommenen Weise
*) Io den Kernen der glatten Muskelfasern, welche an der TrtnnuogsflUche
der Berotina sich fast immer vorfinden, sab ich ebenfalls das Reticnlum, jedoch
nicht in seiner Entstehung.
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Eliscbee, Nerven de« Overiumt.
sieb abspielt und dass nur die jugendliche Zelle einen völlig homo-
genen Kern besitzt, in der älteren dagegen Kernaaft und Kerosab-
stanz Bich von einander sondern.
Heber den Yerlanf and Endigungsweise der Nerven
im Ovarium.
Vorlänfige Mitthailung a. d. Institut f. Entwickelungageschichte (Prof. v. Michaleotio)
an ler Universität tn Budapest von Dr. Julius Elischer.
Während der anatomische Verlauf der Nerven des Ovariuros
auf Basis der Untersuchungen FhankknhäDSERs*) als festgestellt
betrachtet werden kann, fehlen über den feineren histologischen Be-
fund derselben Elemente bisher alle Details.
Die meisten Forscher sind über das Vorkommen im und das
Eintreten von Nervenfasern mit den Oefossen in den Hilus ovarü
nicht hinausgekoiumen, und so war es von vorueherein als sehr dank-
bare Aufgabe erschienen : die Nerven im Stroma aufzusucheu, und
deren Endigungen naebzugehen, — was ich bisher beim Kaninchen,
Schaf und der Kuh gethan habe.
Die sich hiebei als beste bewährende Methode war, die Erhär-
tung in 2proc. chromsaurem Amoniak (von kurzer Dauer), mit täglichem
Wechsel der Flüssigkeit, dann die Färbung mit Qoldcbloridna-
trium nach den Angaben Gkblach-Boll’s, endlich die Herstel-
lung von Zerzupfungspräparaten aus obiger Härtungsflüssigkeit.
Bei allen untersuchten Thieren treten sowohl in den Hilus
ovarii als auch vom Ligamentum ovarii proprium aus, in das Stroma
hinein mit den geschlängelten Gefassen feine Aeste markhaltiger
Nervenfasern. Von der Mitte des Hilus aus verzweigen sich diesel-
ben auf zweierlei Weise. Während der eine Zug als markhaltige
Faser bis zur Follikelschiclite der Peripherie in dichotomischer Ver-
zweigung hinanläuft und sich erst hier in ein immer feiner werden-
des sich gabelig theilendes Astwerk feinster markloser Fasern ver-
zweigt, die dann um die Follikel herum bald geradgestreckte, bald
aber krausgewundene Züge bilden — bleibt der andere als geschlun-
genes grobmaschiges Netz an und um die Gefasse sichtbar. Je
reifer die F ollikel d. i. je mächtiger seine Membrana granulosa, desto
deutlicher kann man die Einzeltheile des Follikels sehen u. z. bildet
sich in der Theca folliculi ein derbmaschiges, vielfach anastomosi-
rendes Netz noch ziemlich starker Fasern, aus denen sich ein lang-
gestrecktes, viel feinfaseriges Maschennetz an die periphere Schichte
der Membrana granulosa anlegt. Dieses letztere giebt durch Ver-
ästelungen ein dickes Netz ab, welches die Membrana granulosa um-
fasst und das als Nervennetz an den zahlreichen Knötchen und Va-
*) Uehrr die Nerven der Gebärmutter etc.
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KiDrr, Venm bwilic» ond Venen dea Oberarms.
885
ricositäten leiobt zu erkennen ist Schwieriger sind Stellen zu finden,
wo Aestcben dieses Netzes an die Zellen der membrana granulosa
herantreten.
Ich habe jedoch zu vielen — sich durch merkwürdige Fortsätze
und Anhänge auszeichnenden — Zellen der Membrana granulosa die
Nervenästchen an den Zellkern herantreten und in denselben ver-
schwinden gesehen.
Als passendstes Untersuchungsobject ist das Ovarium des
Schafes zu bezeichnen: bei genauer Einhaltung der Methode sind die
Nervennetze — wie ich sie oben skizzirt — ohne jede besondere
Mühe zu finden, besonders, wenn man in Nelkenöl die Schnitte von
den noch daranhaftenden Goldchloridniederschlägen mit einem feinen
Pinsel reinigt.
H. Kadyi, Einiges über die Vena basilica nnd die Venen des
Oberarmes. 7.eit»cbr. f. An»t n. Entwicklnng*gr*cb. II. S. 69.
Die Vena basilica ist als ein peripherer Venenzweig aufzufassen,
welcher in der Mitte des Oberarmes in die Vv. comitantes arteriae
brachialis münden soll. Da nun alsbald über der Mitte des Ober-
armes die Bildung einer Brachialvene beginnt, welche als eigentliches
Wurzelgefass der Axillarvene einen von der Arterie unabhängigen
Verlauf in die Achselhöhle nimmt, so steht Nichts im Wege, dass die
V. basilica zur Bildung dieser Vene mehr oder weniger beitrage oder
sogar ganz in dieselbe übergehe. Daraus erklärt sich, dass die älteren
Antoren diese Vene bis in die Achselhöhle hinaufgehen lassen, wo
sie die Achselvene bilden helfe; einige neuere dagegen (Henlb,
Hyrti, u. A.) sie schon in der Mitte des Oberarmes in die s. g.
tiefen Oberarmvenen, welche die Arteria brachialis begleiten, mUnden
lassen. Da unter allen Umständen, sei es, dass die V. basilica in
der Mitte des Oberarmes zu den sog. tiefen ßrachialvenen sich ge-
sellt oder nicht, im obersten Theile des Oberarmes ausser den die
Oberarmarterie begleitenden Venen eine immer ziemlich ansehnliche
Brachialvene sich findet, welche nicht neben der Arterie liegt, so
verdient dieser Umstand bei Unterbindung der Arteria biachialis im
obern Drittel des Oberarmes berücksichtigt zu werden. Die im
Sulcns bicipitalis medialis verlaufenden Gefasse und Nerven liegen
im obern Drittel des Oberarmes von der medialen Seite betrachtet
in zwei Schichten. In der oberflächlicheren findet man den N. cuta-
neus internus major und eine Brachialvene (welche jedoch nicht
nothwendig Fortzetzung der V. basilica ist); letztere liegt weiter
hinten gegen die Streckseite hin, als der Nerv. In der zweiten
Schichte liegt von der Beugeseite gegen die Streckseite hin gezählt:
der N. medianus, die Arteria brachialis mit ihren begleitenden Venen
and der N. ulnaris. Noch tiefer lateralwärts vom N. medianus und
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886
Adauzibwicz, Wärmeökonomie.
in einer dritten Schichte liegt der N. musculo cutaneus, welcher sich
bald im N. coraco- brachialis verbirgt. Die zweite Schichte wird von
der ersten nur zum Theile bedeckt, indem der N. medianus von der
Beugeseite ganz, der N. ulnaris von der Streckseite her zum Th eil
blosliegt. Der N. cutaneus internus liegt gerade auf der Art
brachialis imd ihrer venösen Begleitung, die Vene mehr hinten und
sie verdeckt mehr oder weniger den N. ulnaris. Die erste Schichte
wird von der zweiten durch eine Lage von Bindegewebe geschieden.
Nur die Vv. comitantes liegen der Art. brachialis dicht an und sind
mit ihr gewissermassen in eine gemeinsame Scheide eingeschlossen.
Will man also die Art. brachialis treffen, so muss man im Sulcus
bicipitalis zwischen dem N. medianus und N. cutaneus internus tu&jor
in die Tiefe dringen. Geht man hinter dem letzteren ein, so kommt
man erstens in eine unangenehme Berührung mit einer grosseren
Vene, welche hätte vermieden werden können, und zweitens gelangt
man, sobald man diese Vene verschiebt, auf den N. ulnaris; man
kommt zu weit nach hinten und findet schliesslich die Art. brachialis
erst dann, nachdem man alle Gebilde im Sulcus bicipitalis von ein-
ander losgelöst, fast präparirt hat. Namentlich darf man durch des
Anblick einer grossen Vene im Sulcus bicipitalis, welche gleich nact
dessen Eröffnung zum Vorschein kommt, Bich nicht verleiten lasses,
die Art. brachialis unter ihr zu suchen — denn diese Vene ist ge
wiss keine Comitans der Arterie, sondern liegt gewöhnlich sog«
ziemlich beträchtlich von ihr entfernt. Wenn man dagegen, nachdem
man den N. cutaneus internus nach hinten gezogen hat, zwischen ihm
und dem N. medianus eine Vene erblickt, so ist diese eine von des
Vv. comitantes und die Arterie liegt dicht neben ihr. Liegt der
N. medianus hinter der Arterie, was ziemlich häufig und zwar bei
Vorhandensein einer Art. profunda brachii consta nt vorkommt, so
hat diese V. brachialis zu dem N. medianus dieselbe Lage, wie soret
zur Arterie und ist in Folge dessen von der Brachialarterie and
ihren Vv. comitantes noch mehr entfernt. Wenn man also in einem
solchen Falle die Arteria brachialis unter dieser Vene sucht, so räch:
sich dieser Missgriff noch empfindlicher als bei normalen Fällen.
Loi*«.
A. Adamkiewicz, 1) Die Analogien znm Dulong-Petlt’sehen Ge-
setz bei Thieren. Beicrkrt’* u. do Bola - Rtm oxü'e Arcb. 1S75. S t4
2) Die Wärmeleitnng des Muskels. Ebenda. 8. 233. 3) Die me-
chanischen Principien der Homöothermie bei höheren Thlerea
und das Newton’sche Gesetz bei der Wärmeabgabe derselben.
Ebenda. 1876. 8. 248.
Die Homöothermie der sogenannten Warmblüter ist insofern
räthselhaft, als sie Gleichheit der Wärmebildung und Wärmeabgabe
voraussetzt, obgleich bekanntlich die Wärmeabgabe in dieser Thier-
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Adaukikwicz, Wärmeökoaonoie.
887
klasse ebenso grossen Schwankungen unterworfen ist, als es Ver-
schiedenheiten in der Grösse der Einzelwesen und Aendcrungen iu
den Temperaturen der Umgebung giebt. A. hält eine Zurückfübrung
der thieriscben Homöothermie auf mechanische Frincipien Air
möglich und geht dabei von der Thatsache aus, dass sie schwin-
det, wenn man durch Fesselung der Thiere die Muskeln aus der
Summe der Organleistungen ausschaltet: in diesem Falle nämlich
nimmt die Temperatur um viele Grade bis zum Eintritt des Todes
ab, wodurch auf der anderen Seite bewiesen ist, dass die normale
Funktion der Muskulatur eine der wichtigsten Stutzen jener Constanz
sein müsse. Die Muskeln, die während ihrer Thätigkeit sehr reich-
lich Wärme produciren, besitzen im thätigen Thierkörper eine relativ
sehr hohe Temperatur; da sie nun mit ihrer grossen Masse die Höh-
len des Körpers umschliessen , so kann die in letzteren producirte
Wärme nicht anders den Weg nach aussen finden, als dass sie zu
den hohen Temperaturen der Muskulatur ansteigt. Daher muss die
Temperaturconstanz der Thiere aufhören, wenn die Function der
Muskeln, also auch deren Wärmebilduug beschränkt ist. Daraus er-
klärt sich eine für das Leben sehr wichtige Thatsache, dass näm-
lich die Temperatur von innen bis zur Schichte der Muskeln sehr
wenig abfällt, während nach aussen von diesen, in der äussersten
Zone des Körpers, die Temperaturen sehr schnell zur Umgebung
abfallen. Treten Variationen der Temperatur in der Umgebung auf,
so nimmt nur die äusserste Körperzone mit ihrem jähen Abfall der
Temperaturen an jenen Schwankungen Theil, nicht aber die Musku-
latur, die nach Vf’e. Versuchen ein so schlechter Wärmeleiter ist
dass sie das Wasser in seiner grossen Unfähigkeit, Wärme zu leiten,
noch um das Doppelte übertrifft.
Wenn so die Homöothermie der Warmblüter ziemlich fest fun-
dirt ist, so genügen diese Einrichtungen doch nur so lange, als die
Grundbedingung der Temperaturconstanz, Gleichheit in der Bildung
und in der Abgabe der Wärme von Seiten der Körper erfüllt wird.
Da nun unsere Umgebung fortwährenden Schwankungen unterworfen
ist und da die Wärmeabgabe eines Körpers an seine Umgebung dem
NEWTON’schen Gesetze zu Folge von der Temperaturdifferenz
zwischen beiden abhängig ist, so müssen noch regulatorische Vor-
gänge eintreten, um die Homöothermie der höheren Thiere zu einer
vollkommenen zu machen. Solche Vorgänge sind zum Theil durch
die eintretende Abkühlung der Körperoberfläche gegeben, die beim
Sinken der Umgebungstemperatur eintritt und umgekehrt durch den
Eintritt einer Erwärmung der Oberfläche beim SteigeD der Tem-
peratur der Umgebung. Indess kann dieser Wechsel in den Tem-
peraturen der Haut allein diese Bedeutung deshalb nicht besitzen,
weil die Oberfläche des lebenden Körpers lange nicht so grosse Va-
rationen erfährt, als die Umgebung sie für gewöhnlich zeigt.
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Adavckwicx, Wirmeökonomie.
Es treten vielmehr zu diesen Temperaturvariationen der Hut
bedeutsame Modificationen des Wärmeemissionsvermögens der Hast
hinzu, die durch die eigentümlichen von den Temperaturveräude-
rungen der Haut bewirkten Circulationsverbfiltnisse des Blutes in der
Haut hervorgerufen werden. Da nun dies Wärmeemissionsvermögeo
der Haut von der Grösse der Oberfläche des in ihr strömendes
Blutes abhängt und diese durch die Erschlaffung oder Zusammec-
ziehuug der Hautgefässe bedingt ist, so muss bei warmer Umgebung
in Folge der Erweiterung der Hautgefässe das Wärmeemissionsver-
mögen zunehmen, also bei warmer Umgebung mehr Wärme abge-
geben werden und umgekehrt bei kalter Umgebung weniger Wärmt
abgegeben werden, obgleich die Temperaturdifferenz' zwischen Körper
und Umgebung und demnach dem NEWTOM’schen Gesetze zu Folge such
seine Wärmeabgabe grösser wurde, als normal; damit aber ist klar, dass
sie den für die Hoiuöothermie der Thierkörper aus dem Wechsel ihrer
Wärmeabgabe drohenden Gefahren im Sinne eines wirklich regulirendes
Factors entgegenarbeitet. (Vgl. Rosenthal, CbL 1872, 840). A. berech-
net, dass die Vorgänge der Circulstion die Wärmeabgabe der Körper-
obei fläche nur um 30 pCt. des normalen Verlustes erhöhen und am
25 pCt. verringern können, sie bilden den feineren Regulirungs-
mechanismus, während die gröbere Einstellung durch Muskelfunction,
Ernährung, Verdunstung geschieht. Denn der Zu wachs von Wärme,
welche den bei der kleinsten Temperaturdifferenz gegebenen sehr
kleinen Wärmeverlust der Körperoberfläcbe bis zur normalen Höhe
erbebt, müsste bis 122 pCt., die Beschränkung bei der grösstes
Temperaturdifferenz bis 66,6 pCt. des normalen Wärmeverlustes be-
tragen. Der Zuwachs, den die Circulation leisten kann, entspricht
also nur V« des zur Erhaltung der Temperaturconstanz nötbigen Be-
dürfnisses, dagegen die Einschränkung, die sie zu ersielen vermag,
der Hälfte. Wenn es nun wahr ist, dass der lebende Körper des
weit höheren Erfordernissen für die Vermeidung der Wärmestauong
durch natürliche Vorgänge ohne Zuhülfenahme einer „reactiven“
Kältebildung genügte, dann muss man auch consequenter Weise so-
nehmen, dass ein Bedürfuiss desselben, Wärme „reactiv“ zu bilden,
überhaupt gar nicht vorliegt. Durch die Vorgänge der Circulatkm
allein kann nach A's. Berechnung eine vollständige Compensirung der
durch die Schwankungen der Umgebungstemperatur bewirkten Aen-
derungen in der Wärmeabgabe erzielt werden, so lange die Tem-
peratur der Umgebung derjenigen der Körperoberfläche sich von 209
bis auf 15° nähert und von 20° bis auf 26,6° von ihr entfernt also
für ein Differenzintervall zwischen Körper und Umgebung von 11,6*.
Dies Resultat steht mit dem von Senator durch Beobachtung ge-
fundenen (Obi. 1868 S. 708 und 1869 S. 250) in guter Uebereia-
Stimmung. J. Steiner (Erlangen.)
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Bcsot, Blntaoaly««.
889
6. Bange, Zar quantitativen Analyse des Blutes. z*itsohr. t. Bioi.
XII. S. 191.
Vf. hat zunächst die Frage untersucht, ob Natron und Chlor in
den Blutkörperchen Vorkommen, von dem Gesichtspunkt aus, dass
die nachgewiesene Beschränkung derselben auf das Serum einen sehr
genauen Weg zur Bestimmung der Mengeverhältnisse der Blutkörper-
chen bieten würde. Es wurde jedesmal der Natron-, Kali- und Chlor-
gehalt bestimmt und zwar im defibrinirten Blut, im Serum und im
Blutkörperebenbrei. Die Trennung des Blutes in Serum und Blut-
körperchen wurde mittelst einer Centrifuge ausgeführt, die 1000 bis 1400
Umdrehungen in der Minute machte. Für Schweineblut ergab sich:
Kali
Natron
Cblor
Natron : Chlor
Serum 0,0273
0,4272
0,3611
1,183
Gesararatblut . . 0,2575
0,2406
0,2691
0,894
Blutkörperchen . 0,4363
0,0633
0,1676
0,378
Chlor und Natron nehmen also mit dem Serum ab; die relative
Menge des Chlors (im Verhältnis zum Natron) ist jedoch im ganzen
Blut grösser, wie im Serum; und in dem Blutkörperebenbrei wieder-
um grösser, wie im Blut; daraus folgt nothwendig, dass die Blut-
körperchen als solche Chlor enthalten. Unentschieden bleibt, ob sie
Natron enthalten, doch ist dieses bei der geringen Menge unwahr-
scheinlich. Berechnet man die Menge des Serums unter der An-
nahme, dass die Blutkörperchen kein Natron enthalten, so erhält
man 56,32 pCt. Serum. Vf. bestimmte nun in demselben Blut den
Eiweissgehalt des ganzen Blutes (+ Hämoglobin), des Serum, und
der durch wiederholtes Mischen mit Kochsalzlösung möglichst von
Serum befreiten Blutkörperchen. Auch das Absetzen der Blutkörper-
chen in der Kochsalzlösung wurde durch die Centrifuge in einer sehr
vollständigen Weise bewirkt. Auch aus diesen Daten lässt sich die
Menge des Serums berechnen: sie ergiebt sich so zu 56,57 pCt.
Daraus folgt, dass die obige Annahme in der That richtig, die Blut-
körperchen des Schweineblutes kein Natron enthalten. Dasselbe gilt
für das Pferdeblut: auch hier enthalten die Blutkörperchen Chlor,
aber kein Natron. Man kann also auch in diesem Blut die Menge
der Blutkörperchen durch eine Natronbestimmung im Blut und im
Serum feststellen. Anders sind die Verhältnisse des Rinderblutes.
Dasselbe enthält in Procenten:
Kali
Natron
Cblor
Natron .- Cblor
Serum 0,0254
0,4351
0,3717
1,17
Oesammtblut . . 0,0411
0,3631
0,3053
1,19
Blutkörperchen . 0,0516
0,2980
0,2459
1,21
Da die relative Menge des Natrons in den Blutkörperchen steigt,
so müssen die Blutkörperchen Natron enthalten; aus der Bestimmung
der Serummenge nach der oben angewendeten Methode folgt, dass
sie auch Chlor enthalten. — Ganz dasselbe ergiebt sich auch für
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Wolf»»««, Glycogenbllduug-
690
Hundeblut. — Es folgen alsdann die ausführlichen Analysen mit Be-
stimmung sömmtlicher Aschenbestandtheile im Serum und den Blut-
körperchen für Schweineblut, Rinderblut und Pferdeblut. In BetrdI
dieser, sowie der angewendeten Methode muss auf das Original ver-
wiesen werden. Im Schweine- und Rinderblut ist Kalk nur im Serum
enthalten. Die Körperchen sind also frei davon. Präformirte Schwefel-
säure findet sieb im Blut nur in sehr geringer, quantitativ nicht be
stimmbarer Menge. Die verschiedenen Blutarten zeigen ins Serum einen
nahezu constanten Oehalt an Natron und Kali (nur beim mensch-
lieben Blutserum ist der Kaligebalt etwas höher), während der Ge-
halt der Blutkörperchen wechselt und zwar Rinderblut- und Hnnde-
blutkörperchen mehr Natron, wie Kali enthalten. Die geringe Menge
Kali im Blutserum Ist Vf. geneigt, auf den Zerfall farbloser Blut-
körperchen zu beziehen. Aus den Versuchen von Kemmerich und
Verdeil folgert der Vf., dass bei einer kalireichen Nahrung die
Natronmenge des Serums abnitnmt, ohne entsprechende Vermehrung
der Kalunenge, die Kalimenge dagegen in den Blutkörperchen
Steigt. E. Sslkowski.
8. Wolffberg, Ueber den Ursprung und die Aufspeichernng des
Glycogens im thierischen Organismus. Zsüacfar. r. Bioi. xn. S «.
§ 1. Einleitung. Aus derselben sei die wenig beachtete Tbai-
Sache hervorgehoben, dass die Leber von im Winterschlaf getödteten
Murmelthieren verhältnissnaässig grosse Mengen Glycogen enthält, wie
Valentin und Aeby angegeben haben und VoiT bestätigen konnte.
Da die Thiere während dieser Zeit keine Nahrung aufnchnien, son-
dern von dem Elweiss und Fett ihres Körpers leben, ae geht daraas
hervor, dass dieses Glyeogeu aus Eiweiss oder Fett gebildet sein
muss. So wio wir jetzt wissen, dass das Fett bei einer Un Kohle-
hydraten reichen Nahrung nicht aus diesen selbst hervorgeht, sondern
aus dem Eiweiss (VoiT), so ist es auch wohl denkbar, dass das Gly-
cogen nicht direct aus den Kohlehydraten hervorgeht. — § 2. Ueber
die Bedingungen der Glycogenanhäufu ti g in den Organen.
Während die Eigenschaft der Kohlehydrate, Glycogen zu bildee,
durch zahlreiche Versuche festgestellt ist, erscheint die GlycogenbÜ-
dung aus gefüttertem Eiweiss immer noch der Controverse unterworfen.
Gegen den ersten Versuch von Cl. Bebnard, der Hunde 6 — 8 Monats
ausschliesslich mit Fleisch füttern liees und dann in der Leber noch
2 pCt. Zucker fand, ist der Einwand erhoben worden, dass mit dem
Fleisch vielleicht Glycogen eingefühlt ist. Gegen diese Möglichkeit
spricht indessen der Umstand, dass weder der DaHaSinhatt »och das
Pfortaderblut Zucker enthielt. In netterer Zeit sind positive Resultate
erhalten von Naonyn, negative von Dook und Locbsinsbb; Vf. weit*
'darauf hin, dass in diesen Fällen die Untersuchung det Leber M
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WoL*rssrto, Glycogenbildung.
891
spät nach der letzten Fütterung vorgenommun ist. W. benutzte zu
seinen Versuchen Hühner, die mit getrocknetem und pulverisirtem
Pferdefleisch, durchschnittlich 40—50 Grm. pro Tag, gefüttert wurden.
Die Fütterung umfasste 9 — 10 Tage. Es wurde Glycogen erhalten
a) in der Leber b) in den Pectorales
pCt absolute Menge pCt.
I. 1,56 0,446 0,251
II. 1,45 0,598 0,454
III. 0,145 0,102 0,211 17 Stunden nach der letz-
ten Fütterung getödtet.
IV. 0,22 0,041 0,162 do. 24 Stunden.
Es wird also bei einer Eiweissfütterung Glycogen gebildet und das-
selbe verschwindet sehr schnell beim Hungern. — §.3. Die bis-
herigen Hypothesen der Gly cogenbildung. In Betreff der
kritischen Besprechung der „Ersparnisstheorie“ und der Theorie der
„Anhydridbildung“ muss das Original verglichen werden; es sei hier
nur Folgendes daraus hervorgehoben. Vf. weist mit Recht die seit
Pavy’s Vorgang verbreitete Anschauung zurück, dass die Zucker-
bildung ein postmortaler Vorgang sei, eine Anschauung, die sich auf
die geringe Menge oder das gänzliche Fehlen von Zucker in der
frischen Leber stützt. Bei einem so leicht löslichen Körper sei es
ganz selbstverständlich, dass man ihn im gegebenen Moment immer
nur in Spuren findet. Für den directen Uebergang von Zucker in
Glycogen fehlt noch jeder stringente Beweis und wenn schon beim
Zucker die Anhydridbildung schwer denkbar ist, so ist dieses in
noch weit höherem Grade bei dem Glycerin, Eiweiss und Leim, bei
deren Zufuhr sich ja auch reichlich Glycogen findet. Die Ersparnisse
theorie sagt nicht etwa aus, das3 es genüge, irgend einen leicht
oxydirbaren Körper in die Circulation zu bringen, um eine Anhäufung
von Glycogen zu erhalten, sondern die eingeführte Substanz muss
die Eigenschaft haben, die Bedingungen der Zerlegung von Eiweiss
zu ändern. Die Glycogenbildung erfolgt nicht deshalb, weil durch
die zugeführte Substanz der Sauerstoff in Beschlag genommen wird,
welcher sonst das in der Leber befindliche Glycogen oxydirtj dann
müssten in der That Substanzen wie milchsaures Natron, weinsaures
Natron u. s. w. Glycogenbildung zur Folge haben. Diese Substanzen
zerfallen aber ohne dass dadurch die Bedingungen der Zerlegung des
Eiweiss oder Fett wesentlich geändert werden. Glycogen kann sich
nur aus Nahrungsstoffen bilden. — Was die leichte Oxydation des
Zuckers betrifft, so ist sie früher von Pettenkofer und Voit nach-
gewiesen und gegen die Versuche von Scberemetjkwski, welche das
Gegen theil darthun sollten, aufrecht erhalten. — §4. Die weiteren
Einwände gegen die Ersparnisstheorie. Man könnte gegen
dieselbe den Einwand erheben, dass dem Körper zugefübrtes Fett
gleichfalls eine Ersparniss bewirkt und doch keine Glycogenanhäufung.
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892
Quivn, Entißndung das Knorpel«.
Dagegen ist aber za erwidern, dass das Fett durchaas nicht so leicht
im Organismus zerfällt, wie die Kohlehydrate. Wenn gleichseitig
im Organismus Kohlehydrate und Fett disponibel sind, so werden
zunächst die Kohlehydrate verbraucht. — Die subcutanen Injeetionen
von Glycerin wirken nach Vf. deshalb sehr viel weniger glycogea-
bildend, weil das Glycerin nicht in so innige Berührung mit Zellea
tritt, wie bei Einführung in den Darm. — § 5. Versuch eine«
directen Beweises. PrttenkofeR und Voit haben nachgewiesen,
dass der Fettansatz bei Fütterung mit Fleisch uod Kohlehydrates
proportional ist der Menge des zersetzten Eiweisser. Vf. versuchte
nun, diesen Nachweis in ähnlicher Weise auch für das Glycogen zu
führen. In einer ersten Versuchsreihe erhielten die Versuchsthiere
— Hühner — Fleischpulver mit steigenden Mengen Zucker und zwar
30 — 40 — 60 — 90 Grm. pro Tag neben 20 Grm. Fleischpulver. Die
Glycogenmenge in der Leber betrug 0,107 — 0,375 — 1,441 — 1,757 Gra.
In der zweiten Versuchsreihe wurden jedem Thiere 60 Grm. Zucker
gegeben und steigende Mengen Eiweiss (Fleischpulver), nämlich 8 Gm.
30 — 30 und 50. Die Glycogenmengen betrugen 0,474—0,631 — 0,821—
1,84. Bei der gleichen Menge Zucker nimmt also das Glycogen
mit steigender Eiweissz ufuhr zu. Das Glycogen bildet sich
nach Vf. fortwährend im Organismus bei der Zersetzung des Eiweiss
als ein Zwischenproduct. Je nach den Bedingungen, welche gerade
im Organismus herrschen, wird dasselbe weiter zersetzt oder es häuft
sich in der Leber an. Das in einem gegebenen Augenblick in der
Leber befindliche Glycogen ist daher kein directer Ausdruck für die
Menge des gebildeten Glycogens. E- üalkewaki.
A. Genzmer, Ueber die Reactlon des hyalinen Knorpels anf Ent-
zftndnngsreize nnd die Vernarbung von Knorpelwunden nebst
einigen Bemerkungen zur Histologie des Hyalinknorpels.
VmcHow'« Areh. LX VII. S. 76.
G. wendet sich vorzugsweise gegen die Angaben von Hsit«-
MANN (Cbl. 1873, 477), indem er weder die von diesem beschriebenen
zackigen Fortsätze der Zellen, noch die die Zellen unter einander
verbindenden Luftcanälchen nachweisen konnte. Seine Entzündung»-
versucho hat Vf. an den Rippenknorpeln junger Kaninchen ange-
stellt, die er auf verschiedene Weise reizte. Er hat dabei im Wesent-
lichen die von Ewktsky (Cbl. 1875, 239) angegebenen Veränderun-
gen gefunden: eine Erweichung nebst faserigem Zerfall der Grund-
substanz und eine Atrophie der Zellen, welche allmählig vom Rande
des Reizdefectes in die umgehende Substanz vorschreitet und bi
einer Zeit, in der die Reparation des ursprünglichen Defects schon
fast vollendet ist, zum Schwund aller zeitigen Elemente in breiter
Zone gesteigert ist. 6 Wochen nach Application des Reizes findet
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I
Feiosl, Brucheinklemmung. SSdillot, Trepanation.
893
sich die atrophische Zone nicht mehr. Eine Vacuolenzone hat Vf.
nicht in der scharf abgegränzten Weise gesehen, wie Ewetzky, auch
war die lediglich durch Kernvermehrung und Zelltheilung m&rkirte
Proliferationszone, von der nach 14 Tagen noch keine Spur zur be-
merken war, nur deutlich in den jüngsten dem Perichondrium zu-
nächst liegenden Knorpelschichten, während in der Tiefe die Zellen
reactionslos und unverändert erschienen. Die Ausfüllung des Defectes
wurde wesentlich durch eine Wucherung des Perichondriums und
knorpelige Umwandlung des neugebildeten Gewebes bewirkt. Orth.
L. Feigel, Beitrag znr Aetiologie der Entstehung von Iucar-
cerationen der Gedärme im Bruchsacke, wiener msd. j«brb. 1876.
& 807.
ln dem ausführlich beschriebenen Falle hatte seit 13 Jahren
eine freie linksseitige Inguinalhernie bestanden, welche nach einer
acht Tage anhaltenden Diarrhöe plötzlich zu Einklemmungserschei-
nungen und bald zum lethalen Ausgang führte. Bei der Section
fanden sich zwei grosse Ausstülpungen (Divertikel) der Bruchsack-
wand, beide mehrkamtnerig und getrennt von einander durch ein
dünnes Septum, ln diesem letzteren war durch eine frische Zer-
reissung eine rundliche Oeffnung entstanden, durch welche eine
Darmschlinge von dem einen Divertikel in das andere durebgegiitten
war. In der Oeffnung hatte nun eine Incarceration jener Schlinge
stattgefunden, welche durch eine starke Kothanhäufung einen be-
trächtlichen Grad erreichte, schliesslich durch das Nachdrängen immer
neuer Darm- und Mesenteriummassen, welche immer wieder einge-
schnürt wurden, eine solche Annäherung der Einklemmungsstelle an
den Mesenterialansatz herbeiführte, dass der ganze Bruchsack um-
gestülpt wurde. Der mit der Pforte verwachsene Bruchsackhals war
an seiner Stelle verblieben, der Brucbsack selbst hatte sich von seiner
Umgebung, mit der er nur durch lockeres Bindegewebe zusammen-
gehangen, getrennt und war bis io die Nähe der Wirbelsäule zu
einem abgestumpften Kegel ausgezogen. Grawitz.
C. Sddillot» De la träpanatlon präventive, dans les fractures avec
däplacement d’esqullles de la table interne on vitree du eräne.
Compt. rend. [.XX XI II. 8. 566
Vf. empfiehlt auf Grund einer nicht unanfechtbaren Statistik,
welche auf 106 aus der Literatur zusammengestellten Fällen aufge-
bant ist, die Trepanation in alleu Splittorbrüchen der Glastafel. Nach
dieser Statistik ergiebt die besten Resultate die prophylaktische
Trepanation, welche noch vor dem Auftreten von Gehinerscheiuun-
gen gemacht wird, entschieden schlechtere die curativo Trepana-
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Leüiuxn, Adhäsion dar Bildestoffe an der Hast
894
tion zur Zeit des Auftretens von Gehirnerscheinungen oder
später, während von 29 nicht Trepanirten nur einer unvollki
gebeilt wurde. Die Schwierigkeit liegt nur in der Diagnose
solchen Bruches, besonders dann, wenn die äussere Tafel nur eina
Sprung zeigt oder nur contundirt ist. Die Schusscontusionen io
Schädels gemessen in dieser Hinsicht eines ganz besonders schlechte
Rufes. Vielleicht wird die Auscultation durch Percussion des Schidea
ein werthvolles HüHVmittel werden können; vorläufig aber empfiehl;
sich in allen zweifelhaften Fällen die explorative Trepanation
Ungünstigen Hospitalverhältnissen wird man dabei durch antisepti'
sehen Verbaud entgegen treten können; denn nur die Hospit&lverhäk-
nisse haben es verschuldet, dass die Trepanationsfrage in unser®
Jahrhundert so merkwürdige Abweichungen von den althergebrach-
ten Anschauungen aufzuweisen hat. Die moderne Chirurgie ist ist
dem Wege zu den Vorschriften des Hippocrates zurückzukehrer.
E. Kiuttr
£. Lehmann, Ueber Adhäsion der Badestoffe an der Haut, d»
Bonn 1876.
Nach einer ausführlichen Zusammenstellung der verschieden«
Ansichten über die Bedeutung der Haut beim Baden theilt L. fol-
gende Versuche mit. Er nahm während 6 Wochen 30 Thermalsool-
bäder in Rehme und einen Monat nach Beendigung derselben ein
Sitzbad von 15 Min. Dauer, dampfte das Wasser des letzteren ab
und konnte im Rückstand spectroskopisch Kalium, nicht aber Lithium
(nach Finkenkb enthielt die Thermalsoole 1873 in 1 Liter 0,0002
Chlorlithium. Ref.) nachweisen. Da ersteres möglicherweise aus dem
Schwciss und nicht aus dem Badewasser (wovon 1 Liter 0,226 KjSO,
enthält) stammen konnte, so nahm L. in zwei weiteren Versuchen js
8 Sitzbäder von 20 Liter Wasser, zu welchem bezw. 100 Grm. Chlor-
lithiura oder Chlorstroutium gesetzt waren, an 8 hinter einander fol-
genden Tagen. Jedes Bad hatte eine Temp. von 15 — 18° C. und ein;
Dauer vou 15 Minuten. Nach einer Woche wurde dann in einer,
zu den vorigen Versuchen nicht benutzten Wanne ein Abwaschung*-
bad mit gewöhnlichem oder Regenwasser genommen. In dem Ab-
dampf-Rückstände des letzteren iiess sich mit Bestimmtheit Lithium
bezw. Strontium spectroskopisch nachweisen. Diese Stoffe warer.
also aus den Bädern aufgenommen worden und halten 8 Tage auf der
Haut gehaftet. Dass dieselben unter Umständen noch länger *»f
ihr haften können, ist höchst wahrscheinlich. L. schliesst weiter
daraus, dass während des Bades keine Absorption von Stofes
durch die Haut erfolgt, hält es aber nicht für unmöglich, dass tob
haften gebliebenen Stoffen im Laufe der Zeit etwas aufgenoiutnen
wird. Es ist also zweifellos mit dom Mineralbadc die Berührung Iw
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"V"
Ki'xa»; Mokli; LfiaMiSN , Lsodeuhpi Aster; Bcm etc , 8slic,yUSur«. 895
in ihm enthaltenen Stoffe mit der Haut nicht abgeschlossen und die
Nachwirkung der Hader vielleicht auch darauf zurückzuführen. Es
folgt daraus, dass, wo es auf Erhaltung der Wirkung ankommt,
längere Zeit nach den Mineralbädern keine gewöhnlichen Bäder oder
„Wildbäder“, wie es häutig geschieht, genommen werden sollten,
sowie endlich, dass auch stoffärmere Quellen bei längerem Gebrauch
denselben Nutzen haben können, wie stoffreieliere Bäder, kürzere Zeit
genommen. Senator.
1) Cases of acut rheumatisme treated by Salicine and S&licylic
acld. Lauest 1876. ii. No 8. 2) C. F. Kunze, Ueber einige bisher
noch anbekannte Wirkungen des salicyls. Natrons. Deutsche Zeit-
achr. f. prakt. Med. 1876. No. 28. 3) Moeli, Zur Kenntuiss des Natr.
salicyl. Deutsches Arch. f. klio. Med. XVII 8. 592. 1) LÜriliann, Nur
eine kurze Bemerkung zur Wirkung des salicyls. Natrons.
Beri. klm. Wocheuscbr. 1876. No. 33. 5) Leonhardi • Aster jnn. , Bei-
träge zur Wirkung der Salicylsäurepräparate. Deutsche Zeitachr.
f. prakt. Med. 1876. No. 33. 6) C. E. Buss, lieber Ersatzmittel der
Salicylsäure bei innerlicher Anwendung. Berlin, kliu. Wochensehr.
1876. No 35 u. 36. 7) C. Küster, Salicylsäure gegen Fussschweisse.
Deutsche Zeitachr. f. prakt. Med. 1876. No 38. 8) T. Maclagan, The treat-
ment of acute rheumatisme by Salicine. Lauoet 1876. u. No. 18.
9) L. Hoffmann, Salicylsäure gegen Neuralgien. Beri. klio. Woche n-
sebr. 1876. No. 34.
1) Im allg. Krankeuhause zu Leeds wurde bei einer Anzahl von
Fällen acuter Rbeumarthritis Salicin unwirksam gefunden, während bei
Anwendung der Salicylsäure die Schmerzen binnen 24 Stunden be-
deutend nacbliesscn oder aufbörlen und das Fieber abfiel. In Betreff
der Pericarditis konnten keine Erfahrungen gesammelt werden, da
sie in fast allen Fällen schon vor Anwendung der Säure bestand.
Nur in einem mit Salicin behandelten Falle trat während des Ge-
brauchs desselben die Complication auf. — . M. (8.) dagegen hält auf
Grund neuer Eifahrungen (s. S. 241) seine Behauptung aufrecht,
dass Salicin in genügend grossen Gaben (10 — 30 grains 2stündlich)
die acute Rbeumarthritis schnell beseitigt und hier so sicher wirkt,
wie „Chinin bei Intermittens oder Ipecacuanha in der Ruhr.“ Einige
Krankengeschichten werden zum Beleg mitgetheilt. In Bezug auf
die Herzcomplicationen spricht er sich auf Grund seiner jetzt im
Gauzen 14 Fälle umfassenden Erfahrung, wovon 11 mit Salicin, die
übrigen mit Salicylsäure behandelt wurden, dahin aus, dass sie bei
frühzeitiger und dreister Anwendung dieser Mittel verhütet, oder
wenn schon vorhanden, aufgehalten werden könne und dass dieser
günstige Einfluss aulhöre, wenn die Temperatur auf die Norm gc-
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896
Kerns; liosu; Ltnsn; Lsoshssdi-Aitsi ; Bes» ete., Salieyltlare.
fallen sei. Ihre Anwendung schliesst übrigens nicht den Gebmdi
anderweitiger reaorbirender Mittel aus.
K. (2) empfiehlt das salicyls. Natron als schmeraatillendes Mittel
bei Gicht und Arthritis deformans. Nach M. (3) wurde der nach
dem Salicylat eintretende Temperaturabf&ll tiefer, wenn etwa 40 Mio.
nach dem Einnehmen um die Zeit des gewöhnlich auftretenden
Schweisses ein Bad (25° C.) gegeben wurde. Den Puls sab M. regel-
mässig parallel der Temperatur sinken. Auch die Form des Pulses
änderte sich und näherte sich der normalen, die starke Dicrotie nahm
ab und die Elasticitätsachwankungen traten wieder deutlich hervor. "
4) Ein mit Arthrit. defor. chroo. behaftetes Dienstmädchen be-
kam nach einer Gabe von 4,0 Grm. Natr. saiicyl. einen heftigen,
mit Schüttelfrost beginnenden Fieberanfall, der bei einer Temperatur
von Uber 40° C. etwa einen Tag anhielt. Zugleich traten die ge-
wöhnlichen Nebenwirkungen des Präparats sehr heftig und ausserdem
auch noch Oedem der oberen und unteren Extremitäten auf. Nach
mehrtägigen Intervallen wurde obige Gabe noch ewei Mal wiederholt;
das Resultat blieb das nämliche: Fieber so hoch wie früher und die
heftigen Nebenerscheinungen traten ein, um ohne jede Medication
nach Ablauf eines Tages wieder au schwinden.
5) Die nämliche Beobachtung machte L.-A. bei einem Typhösen,
der etwa 1 Stunde nach dem Einnehmen von 5 Grm. Natr. salic.
einen starken Schüttelfrost bekam, während dessen die Temperatur
steil anstieg, z. B. in 40 Min. von 39,5 auf 41,4. Nach einem weni-
ger steilen Abfall folgte dann die gewöhnliche durch das Mittel be-
wirkte Defervescena. Der gleiche Erfolg wurde bei demselben In-
dividuum 3 Mal beobachtet. — Von anderen seltenen Nebenerschei-
nungen sah Vf. einige Mal heftige Dyspnoe und iu einem Falle teu-
nisebe Starre des Rückens und der Extremitäten, endlich einmal vor-
übergehende Hämaturie. — Vf. empfiehlt die Salicylsäure auch pro-
phylaktisch aneuwenden, wenn bei Personen, die bereits an Gelenk-
rheumatismus gelitten haben, sich Prodromalsymptome wieder Beigen.
6) Ein Pulver von 1 Th. Salicylsäure, 2 Th. Talcum. präp. und
f Tb. Amyl. fand K. sehr wirksam gegen Fussschweisse, indem es
nicht nur den üblen Geruch beseitigte, sondern auch diu Schweiss-
secretion verminderte.
7) B. fand die antipyretische Wirkung des von Sekatos
(S. 241) empfohlenen Salicins nach einigen Beobachtungen geringer
als den des salicyls. Natrons.
9) H. empfiehlt die Salicylsäure in stündlichen Gaben von 0£
Grm. oder 2stündlich bis zum Verbrauch von 10 — 20 Dosen als vor-
aügliches Mittel gegen Neuralgieen, die sich auf Erkältung zurück-
führen lassen. SchiSer.
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Emsssoh; Zkchhkistir, Cholera infantum. LarraaTs, Vorfall etc. 897
£. W. Emerson, Some points in the pathology and treatment
of Cholera infantum. MassacbnlUt* med. soc. 1876. 13. June. Zech-
meister, Ein Beitrag zur Cholera infantum. Wiener med. Presse.
1876. No. 37.
Für das Zustandekommen der Symptome in der Cholera infantum
giebt E. folgende Erklärung: Die Einwirkung des Choleragiftes
findet zunächst an dem Orte seiner stärksten Concentrationen, auf der
Schleimhaut des Magens und Darms statt. Durch Reizung der Ganglien
entsteht zunächst localer Gefässkrampf, dem bald Gcfässparalyse folgt
in Folge temporärer Lähmung des Splanchnicus. Daher vermehrte
Trar.ssudation in den Verdauungscanal und verstärkte Peristaltik.
Letztere wird noch erhöht durch die vom Vf. gleichzeitig angenom-
mene Reizung des Vagus. Durch Aufnahme des Gifts in die Blut-
bahn: Krampf der peripheren Qefässc, Ansammlung des Bluts im
rechten Herzen und den PuImonalArterien. Die hierdurch bewirkte
Koblensäureanhäufung und verminderte Oxydation des Blutes ver-
mehrt ebenfalls die peristaltischen Bewegungen des Darms. Tritt
nun endlich durch Erschöpfung des zu lange gereizten Vagus Läh-
mung desselben ein, so entsteht Lähmung des Magens und Darm-
kanals, des linken Herzens, Hirnödein und Convnlsionen. — Diesen
Hypothesen entsprechend, empfiehlt Vf. die Anwendung heisser Bäder,
grosser Sinapismen, innerlich Eis oder Eiswasser, sowie Klystiere
■von schwachem Salzwasser. —
Unter den ätiologischen Momenten für die Cholera infantum er-
wähnt Z. der häufigen Unsitte, das mit Koth beschmutzte Kind mit
oder ohne die verunreinigte Windel in das Badewasser zu thun und
mit demselben Wasser den Mund der Kinder zu reinigen. L. Rosentbal.
Lefferts, A uuique case of prolapse of both ventricles of the
Iarynx. — Their remoYal by the Operation of tbyrotomy. —
Cure. Med. Record. New-York 1876. No. 291.
Während bisher der Vorfall der MoKGAONt’scben Ventrikel
nur als eine wahrscheinlich in der Agone entstandene Erscheinung
an der Leiche beobachtet worden ist, hat L. Gelegenheit gehabt,
diesen Process im Leben zu sehen und zu heilen. Er war wahr-
scheinlich durch Schwellung der Schleimhaut bei chronischem Catarrh
entstanden und bestand seit zwei Jahren, als der Patient in L.’s
Beobachtung kam. Ausser Heiserkeit hatte er in neuerer Zeit Er-
scheinungen von Kehlkopfsstenose gezeigt. L. bildet das laryngosco-
pisebe Bild ab. Auf der einen Seite giDg der Prolapsus wahrend
der Phonation in den Ventrikel zurück, während er auf der anderen
ausserhalb desselben persistirte. Die prolabirten Partien stellten
ovoide, von geschwollener Schleimhaut überzogene Geschwülste dar,
die aus den Ventrikeln hervortraten. Nach gemachter Thyrotomie
XIV. Jahrgang. 57
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898
Dai.l' Asm, Durchbrach einer Cererne in den Wirbelken*!
wurden dieselben mittelst der Scheere abgetragen und gelang die
Operation und Heilung aufs Vollständigste. Die von Dr. Maxs vor-
genommene pathologisch - anatomische Untersuchung der excidirten
Partien zeigte, dass dieselben aus hypertrophischer Schleimhaut be-
standen und bestätigte die Diagnose. B. Fr&ok«l
DalP Ariui, Durchbruch einer Caverne in den Wirbelcanal.
IrxtL Intell. Bl. 1876. No. 36.
Ein 20jäbriges, aus phthisiseber Familie stammendes Mädchen
litt seit September 1874 an Husten, Auswurf und Seitestechen. Mitte
October traten Schmerzen im rechten Arm und Rücken auf, an welch«
sich eine Lähmung des rechten Armes anschloss. Anfang Januar
1875 kamen Schmerzen im linken Arm hinzu, sowie Ameisenkriechen,
Zucken und Zittern am Rücken und den obern Extremitäten. In der
nächsten Zeit nahmen alle Erscheinungen zu, so dass Mitte Januar
vollständige Unbeweglichkeit der untern Extremitäten vorhanden war.
Es traten hektische Erscheinungen auf, sowie starke Abmagerung
der Arme. Am Abdomen war die Sensibilität vermindert Abweicben
der Uvula nach links. Die Brustwirbelsäule zeigt eine leichte Coo-
vexität nach links, der 2. Brustwirbel steht zurück, die 3 erster
Brustwirbel bei Druck schmerzhaft. Die rechte Fossa supraclavicaL
verstrichen, giebt tym panitischen Schall; Bronchialatbmen. Am obere
Rand des Cucullaris kann man durch Druck ein „Quatschen“ er-
zeugen, welches die Kranke bei Hustenstössen als „Rasseln“ selbst
wabrnimmt. Spitzenstoss normal, die Herzdämpfung ein wenig nach
rechts verbreitet; 2. Pulmonalton verstärkt Das Quatschen nahm
immer mehr zu und reichte biB zu den Dornfortsätzen, und nach
unten bis zum Angul. scapul. Im April d. J. ist in der rechtes
Lungenspitze eine Höhle deutlich nachweisbar. Von der 3. Ripp«
ab metallische Phänomene. Anasarca. Schlingbeschwerden. Albumi-
nurie. Unter Zunahme aller Erscheinungen, bes. der Dyspnoe, er
folgte der Tod Anfang Mai. Das Fieber hatte den Charakter der
continua remittens.
Bei der Section fanden sich an der hintern Wand des Wirbel-
canals Granulationen und Eiter; die Dura im obern Theil mit Granu-
lationen bedeckt. Die Processus transversi des 7., 6. und 4. Hals
wirbcls, sowie die Köpfchen der 3 obersten Rippen cariös und x. TL
necrotisch. — In der Regio suprascapul. eine mit Eiter gefüllte Höhl«,
welche sich zwischen Wirbelsäule und Muskulatur nach unten und
oben fortsetzt und mit der Caverne in Commanication steht. Du
Rückenmark im obern Theil sehr blass, in der Halsanschwellung
venös injicirt. Auf der Innenseite der Dura Verdickung und Injectios.
Die Vorderhörner in der Gegend des 2. Halswirbels eingesunken
und gelblich verfärbt; in der untern Hälfte der Halsanschwellung mit
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Bombst d. Poibcibä, GangrKn bei allgera. Paralyse. Elbes, Gohiroerkrankongen. 899
graugelblichen Herden durchsetzt. Aehnliche Veränderungen im
Bruettheil und dem untersten Theil des Marks. Decubitus.
Vf. macht die zuerst aufgetretenen Sensibilitäts- und Motilitäts-
Störungen abhängig von den raeningitischen Processen, während er
die späteren Lähmungserscheinungen auf die Herderkrankung im
Rückenmark zurückfuhrt. Litten.
H. Bonnet et Poincarl, Recherche» snr l’anatomie pathologique
et la natnre de la paralysie generale. Paris me. 124 sto. 22 Taf.
Der Umstand, dass in einigen Fällen von progressiver Paralyse
ohne bekannte Veranlassung Gangrän bald ganzer Gliedmaassen, bald
mehr in der Form des Decubitus auftrat, lenkte die Aufmerksamkeit
der Vff. auf den Sympathicus. Es fanden sich in den 6 daraufhin
untersuchten Fällen constant folgende Veränderungen. Erstens eine
stark dunkle Pigmentirung der Ganglienzellen, oft auch der benach-
barten Fettzellen. Zweitens Verarmung an Zellen und Vorwiegen
des Bindegewebes, endlich Ersatz ganzer Gruppen von Ganglien,
zellen durch Fettzellen. Die Cervicalganglien waren immer am
meisten afficirt. Daraus erklären sich die sonstigen anatomischen
Befunde als Folgezustände einer beeinträchtigten vasomotorischen
Innervation. Zu ihnen gehören die Befunde in den Grosshirnlappen:
Ansammlung von Fettgranulationen in den Nervenzellen, freie Fett-
anbäufungen im Gewebe und selbst im Lumen der Gefasse, anderer-
seits aber auch die fettigen Degenerationen anderer Organe, wie des
Herzmuskels, der Leber, der Nieren und die Verdünnung der Darm-
uod Magenwand.
Von der Methode ihrer histologischen Untersuchungen machen
die Vff. keine Mittheilung, so dass dahingestellt bleiben muss, in wie
weit die beigegebenen Zeichnungen vielleicht als Kunstproducte zu
betrachten sind. Wernicke.
R. Elben, Zwei Fälle von Gehirnkrankheiten, wflrtemb. Corr. -bi.
1876. No. 17.
Eine 55jährige Frau sank plötzlich unter Erbrechen und sehr
heftigem Schwindel um, verlor aber nicht das Bewusstsein. Das Er-
brechen und der Schwindel, welcher durch Kopfbewegungen ge-
steigert wurde, hielt unter zunehmender Schwäche, jedoch bei vollem
Bewusstsein, an. Nach 1% St. trat Somnolenz, nach 3 St. vollkom-
mene Bewusstlosigkeit ein. Nach 18 St. erfolgte der Tod. Im rechten
Kleinhirn fand sich, entsprechend seinem medialen und vorderen
Theile, ein wallnussgrosser apoplektischer Heerd. Derselbe war in
den 4. Ventrikel durchgebrochen, letzterer mit Blutgerinnseln erfüllt.
Die Gyri der Convexität waren abgeplattet. Die grösseren Arterien
76*
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900
Gcirsv, Hirnabscsae.
zeigten atheromatöse Einlagerungen. Für die Localisation der off»
bar apoplektiscben Affection sprach der äusserst markirte Schwinde!
und das Erbrechen beim Fehlen aller anderweitigen Heerderscbei-
nuogen. Der Zustand des Sensoriums entsprach dem allmählichen
Anwachsen des Hirndrucks.
Der 2. Fall betrifft einen 63j. Mann, welcher seit einigen Jahres
hin und wieder an Kopfschmerzen gelitten hatte. Nach 2tügifen
Klagen über Kopfschmerzen und Schwindel stellte sich grosse Schwiele
ein. Er wurde schlummersüchtig und sprach verwirft, Lähmung der
Beine trat ein. Nach weiteren 3 Tagen kam dazu eioe Lähman»
des rechten Armes, das Sensorium wurde besser, während die Kopf-
schmerzen jetzt wie im ganzen Krank heits verlauf andauerten. Dt;
linke Bein wurde wieder beweglich, so dass nunmehr eine recht*-
seitige Hemiplegie bestand. Weiterhin zeigten sich Contracturen der
rechten Extremitäten, Schmerzhaftigkeit bei passiven Bewegung«:
und leichte klonische Krämpfe im linken Arme. Der Zustand dt;
Sensoriums wechselte mehrmals zwischen Sopor, freieren Intervallen
und gänzlicher Bewuatlosigkeit. Nach 3 Wochen erfolgte der Tod.
Die Convexität beider Hemisphären wurde durch 2 pachymeningitiscbt
Säcke comprimirt, welche, an den dicksten Stellen etwa 2 Cm. hoch,
zusammen ungefähr ‘/i Liter Blut enthielten. Die Basis blieb fr«i.
Die Druckspuren waren an der linken Hemisphäre bedeutender. Für
Haematom sprach in diesem Falle der nicht localisirte Kopfschmerz,
das Schwanken in den allgemeinen (Druck-) Symptomen, weichet
wahrscheinlich durch Nachschübe der Blutung bedingt war, endlich
aber die doppelseitige Affection, da nach HUGOKNIN das Haematoo
meist doppelseitig vorkommt. Als ätiologisches Moment kam cor
das Alter in Betracht. ■ Wsrnick«.
Gelpke, Ein Fall von Hirnabscess. Arch. d. «eitk. 1876. 8. 4is.
Vier Tage nach einem an die rechte Seite des Kopfes erbe-
tenen Hufschlag stellten sich bei einem seither gesunden 26jährig»
Kutscher die Symptome einer allmählich von den linkeu Ober- taf
die Unterextremitäten fortschreitenden Lähmung ein, wobei auci
weiterhin die Sprache (Zungenlähmung) und die linke Gesichtshslftf
betheiligt wurde. Interessant war die Beobachtung einer wahrere
der Krankheit nachgewiesenen Störung des Muskelgefühls zuerst »r,
der linken Ober-, später auch an der gleichnamigen Unterextremilä'.
(Ueber passiv vorgenommene Lageveränderungen wusste der Krank«
keine Auskunft zu geben.) — Die Sensibilität der Haut für Beruh
rungen batte in massigem Grade abgenommen. Mit Uebergehan*
der Einzelerscheinungen, wie sie sich nach einer Operation (Entfer-
nung von Knochensplittern des eingedrückten rechten Scheitelbein*’
in einer vorübergehenden Besseruug aller Symptome kund gebet,
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t
Bdlklit; Haidt, Herpes Zoster. 901
berichten wir über die nach Eintritt des Todes gefundenen Verände-
rungen am Hirn, apeciell der Hirnrinde. Neben einer rechtsseitigen,
eitrigen Meningitis fand man den unteren Theil beider Centralwin-
dungen erweicht. In der ersten Centralwindung reichte der Herd
nach oben bis zur Wurzel der zweiten Stirnwindung; an der hinteren
Oetjfralwibdting erstreckte sich die ErWeiehuog bis zum Ursprung
der zweiten Hinterhauptswindung. Die während des Lebens beob-
achteten Lähmungserscheinungen am Oesicht und den Extremitäten
führt Vf. auf die afficirten Hirnrindenpartien zurück: die Sensibili-
tätsstörungen seien als Drucksymptome oder Folgen einer Affection
der Capsula interna aufzufassen, welche bei dem Vordringen der Eite-
rung in die Tiefe (Encephalitis im Centrum semiovale bis zum Balken
hin) sicher alterirt war; die Aufhebung des Muskelgefühls ist Vf.
geneigt durch die Hypothese zu erklären, dass die hintere Central-
windung Sitz des Muskelgefühls sei. Der letztere Hirntheil war im
vorliegenden Theil von der entzüdlichen Veränderung und Zerstörung
mit betroffen gewesen. '• «! Bernhardt.
• ■ • ■ . : ■ i . ’ . i. 'i i : • j : ' • . ; ■ . .
L. D. Bulkley, A clinical study on Herpes Zoster. Amor. juurn.
Jouro. of ined. 1876. Juljr. S. 21. Hardy, Du Zona. Q»>. des höp. 1876.
No. 103, 104.
B. beschreibt einen Zoster im Gebiete der rechten 5., 6. und 7.
Spinalnerven bei einem 73jährigen Manne, welcher auf derselben Seite
ein Lyinphosacrom des Halses gehabt hatte. Letzteres war durch
Arsengebraucb kurz vor dem Beginn des Zosters nahezu ganz ge-
schwunden. Vf. nimmt an, dass Druck oder Zerrung der Nerven-
stämme durch den Tumor den Zoster veranlasst habe. Vf. bezweifelt,
dass dem Zoster eine primäre Entzündung der Spinalganglicn zu
Grunde liege; er glaubt vielmehr, dass stets die Entzündung der-
selben eine fortgeleitete sei.
H. erwähnt einen Fall von Zona im Gebiete des Nerv, ischiadicus.
Der Ausschlag dauerte 20 Tage, es blieb eine Hyperästhesie zurück,
welche den P. am Gehen hinderte und so stark war, dass jede Be-
rührung die heftigsten Schmerzen verursachte. Vier bis sechs Wochen
nacb dem Beginne trat eine vollständige Lähmuug der Muskeln der
Wade und der äusseren Seite des Beines ein, wie bei der Kinder-
lähmung, welche bisher schon ein und ein halbes Jahr anhält und
noch nicht gauz geschwunden ist. —
Ein anderer seltener Fall betraf eine Dame, welche einen Zoster
des Stammes mit heftigem Gürtelschinerz hatte. H. nimmt an, dass
der Entzüudungsvorgang von den Wurzeln auf das Mark selbst über-
gegangen trat. In der That griffen die Schmerzen bald auf die
unteren Extremitäten über, dann auf die Arme, es kam Paralyse
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902
Tdbtferd; Smith, Verschloss der Scheide.
hinzu und zum Schluss Paralyse der Inspiratoren. Die Kranke ging
suffocatorisch zu Grunde unter Symptomen der Myelitis ascendeus.
O. Simon.
Fr. Tuefferd, Obligation du vagin. Uo. mdd. 1876. No. tos. J. 0. Smith,
Case of obstructive amenorrhoea. Br», med. Joum. 1876. No. 8i7.
T.'s Pat. batte, als sie am normalen Ende ihrer dritten Schwan-
gerschaft Weben bekommen, von ihrer Hebeamme trotz bestehender
Querlage, Secale erhalten; die hinzugerufenen Aerzte konnten die
Wendung nicht ausführen und entwickelten die Frucht durch die
Sectio caesarea. Einige Tage nach der Entbindung stellte sich Harn-
träufeln ein ; es entwickelte sich ein ausgedehnter Defect der Blases-
scheidewand, Nachdem seine Verschliessung vergeblich versucht
worden, wurde die Obiiteration der Scheide freilich auch mit unvoll-
ständigem Erfolg vorgenommen. Ungefähr ein Jahr nach der Ent-
bindung bildet sich ein Abscess im unteren Kaiserschnitts- Mundwin-
kel; nach der Incision desselben entleerten sich hierdurch die Menses,
diese Fistel blieb offen, ev. öffnete Pat. dieselbe mittelst einer Nadel.
Tr. bekam Pat. in diesem Zustand 1868 in Behandlung; er verschloss
die Scheide vollständig. Es stellte sich nun eine sehr beschwerliche
Cystitia ein, der Urin entleerte sich nur absatzweise, nach Jahresfrist
wurden 3 haselnussgrosse Steine entfernt. Pat. wurde ein wenig ge-
bessert, verweigerte indess bis 1875 alle weiteren Operationen; seit
1872 hatten die Menses cesairt, seit 1874 floss fortwährend blutiger
zersetzter Eiter ab. Nun wurde die Obliterationswunde wieder ge-
öffnet und ein 7,5 Cm. langer, 45 Grm. schwerer Stein entfernt, io
dessen Centrum eine mit aashaft stinkendem Eiter gefüllte bohnengros*
Höhle lag. Obwohl erleichtert, ging Pat. doch nach 5 Monaten
hektisch zu Grunde.
Ein 18jähriges Mädchen war noch nicht menstruirt, obwohl seil
dem 16. Jahre alle 3 Wochen heftige Schmerzen im Unterleib saf-
traten. S. constatirte bei der Pat. intensives Fieber, heftige Schmer-
zen im Schooss und Kreuz und eine bis zum Nabel reichende Ge-
schwulst im Abdomen. Die Scheide war durch eine muskulfa«
Scheidewand dicht hinter dem Hymen abgeschlossen. Diese WaoJ
wurde excidirt, die Höhle mit Carboistture ausgespritzt. Die ent-
leerten Massen — etwa V* Pint — waren bräunlich; dieselbe Flüssig-
keit entleerte sich in reichlicherer Menge am folgenden Tage als der
Tampon, welcher die Verwachsung verhindern sollte, entfernt wurde.
Am 3. Tage p. oper. entwickelte sich eine Bronchitis, an der di«
Pat. am 6. Tage starb. Section nicht erlaubt. A. Martin.
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Stiiksb, Curare. 903
J. Steiner, lieber die Wirkung des amerikanischen Pfeilgiftes
Curare. RBiCBBai'e u. du Boh-Rbybobd’# Arcb. 1875. S. 145—176
St. bestätigt die Angabe des Ref. und Boll’s von der hoben
Resistenz der Fisehe gegen Curare, findet aber, dass bei jungen
Fischen der Uebergang in der Wirkung von den empfindlichen Am-
phibien zu den Fischen kein so grosser ist, wie bei erwachsenen
Exemplaren. Im Verfolg dieser Untersuchung stellte sich heraus,
dass bei Aalen zu einer Zeit, wo die Reflexbewegungen in unge-
schwächter Stärke bestehen, und von weicher ab dieselben noch sehr
lange fortbestehen bleiben, schon eine centrale Functionsstörung
vorhanden ist; daraus folgt, dass bei Fischen der allein bisher be-
kannten peripheren Lähmung in viel früherer Zeit eine Lähmung des
Centralorgans der willkürlichen Bewegung voraufgeht. Durch Cura-
risirung von Aalen ausserhalb des Wassers wird weiter bewiesen,
dass ihre hohe Resitenz gegen Curare nicht, wie man gewollt hat,
auf der schnellen Ausscheidung des Giftes durch die Kiemen beruhen
könne. Krehse erliegen der lähmenden Wirkung des Giftes in gleicher
Weise, wie die höheren Thierclassen, nur noch in späterer Zeit, als
es selbst bei den Fischen der Fall ist.
Der electriscbe Nerv des electrischen Rochens Torpedo wird in
Bestätigung der gleichen Versuche von Makky, aber im Gegensatz
zu Boll, ebenfalls durch das Gift gelähmt, nur in einer noch späte-
ren Zeit, als die Lähmung der motorischen Nerven geschieht, nach-
dem lange vorher die centrale Lähmung auch hier eingetreten war.
(Bot-L, hatte die electrischen Rochen vollständig immun gegen Curare
erklärt; diese Angabe aber in Bestätigung der Versuche des Ref.
wieder zurückgenommen ; cfr. Berichte der Berliner Academie 1875,
Monat November. D. Ref.) Das Bild der Lähmung erhält man in
gleicher Weise bei den übrigen Rochen und den Haien.
Von grossem Interesse ist das Verhalten der Wirbellosen, Mol-
lusken, Seesterne, Holotliurien und Medusen gegen das Curare. Trotz
der Injection einer starken Dose des Giftes sieht man zunächst keine
Lähmungserscheinungen: alle Reflexbewegungen werden sehr prompt
ausgeführt; aber im Besitz der Kenntniss der centralen Lähmung bei
den Fischen wurde auch hier das Verhalten des Centrums beobachtet
und eine evidente Lähmung desselben gesehen; nur hält es schwer,
solche subjective Lebensäusserungen bei diesen tief stehenden Thieren
ausfindig zu machen. So z. B. ist beim Seestern diese Lähmung
nur dadurch zu erkennen, dass er in letzterem Falle in die Rücken-
lage gebracht, sich auf seine natürliche Bauchlage nicht wieder um-
wendet, eine Bewegung, die der unvergiftete Seestern unermüdlich
immer und immer wieder ausführt; dagegen ist periphere Lähmung
niemals gesehen worden. Nur die Medusen scheinen vom Curare
gar nicht angegriffen zu werden. Schiffer.
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904 8cHirr, Pilrgifte.
M. Schiff, Dell’ arrelenamento per fanglil. Santo di ana com-
luunicazione orale fatta alla Societä Medico-flsica di Firenze
nella sednta del 21 Maggio 1876. L,'imp«r«»ie. me s.-a. 5 fim.
Die alte, zum Theil noch jetzt verbreitete Ansicht, wonach den
einzelnen besonderen Giftpilzen auch eine besondere Symptomatologie
zukomme, hält vor einer sorgfältigen Analyse nicht Stich. Es muss
vielmehr angenommen werden, dass in verschiedenen Giftpilzen ein
einziges wesentliches giftiges Alkaloid, das von Schmiedebebg und
Koppe aus dem Fliegenpilz (Amanita muscaria) dargestellte Muscarin,
existire. Docli existiren höchstwahrscheinlich neben dem Muscarin
in den verschiedenen Giftpilzen noch andere schädliche Principien,
die je nach der Species variiren können: diese würden die Unter-
schiede erklären, welche in der Symptomatologie der einzelnen Ver-
giftungen Vorkommen.
Id Bezug auf die Wirkungen des reinen Muscarin bestätigt Sch
im Wesentlichen die bekannten Resultate von Schmiede beug. Der
reichliche Speichelfluss beruht wesentlich auf einer Vermehrung de*
Secrets des Gl. submaxillaris, weniger der Parotis. Dieses an Hun
den und Katzen constatirte Verhältniss kann jedoch nicht ohne Wei-
teres auf den Menschen übertragen werden, der in Bezug auf die
Speichelsecretion sich mehr den Herbivoren, speciell den Wieder-
käuern anscbliesst, an denen bisher noch nicht Experimente mit dem
Muscarin angestellt wurden. Die vermehrte Speichelsecretion dauert
übrigens nach Durclischueidung der Secretionsnerven noch fort. Dies
scheint dafür zu sprechen, dass das Gift auf die peripherischen Nerveo-
endurigeu wirkt.
Auf das Herz übt das Muscarin eine deprimirende Wirkung:
die Pulstationen werden gewöhnlich grösser und seltener. Bei sehr
kleinen Dosen lässt sich jedoch auch eine Periode beobachten, io
welcher der Herzschlag beschleunigt ist, und zwar ist die Dauer
dieser Periode uro so länger, je kleiner die angewandte Dosis war.
Mit der Verlangsamung des Herzschlages sinkt auch der Blutdruck;
doch scheint diese Erscheinung nicht so sehr von den seltenen Pulsa-
tionen als von der Erweiterung kleiner peripherischer Gefässc abzn-
hfingen. Auch die Energie der Respiration ist vermindert. Die
Drüsen des Verdauungskanals scheinen reichlicher zu secerniren;
ebenso sind die Darmbewegungen vermehrt. Ausserdem zeigen die
mitMuscarin vergifteten Thiere partielle Contractionen des Schwanzes
und der Hautmuskulatur. Reizt man an mit Musearin vergifteten
Thieren den N. vagus, so erfolgt der Herzstillstand schon bei ganz
ausserordentlich geringer Stromstärke.
Bei Vergiftung mit Fliegenpilzen treten ausser diesen eben be-
schriebenen, die Muscarinwirkung charakterisircnden Symptomen auch
noch andere Erscheinungen auf, die vom Centralnervensystem ah-
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Schiff, Pilzgifte. 905
hängen, auf welches das Muscarin keine directe Einwirkung BU
haben scheint.
Bei Vergiftung mit Aroanita muscaria werden ausser den durch
Muscarin bedingten Symptomen noch folgende Erscheinungen beob-
achtet': Unruhe des Thieres, Krämpfe, welche nicht selten auch die
Respirationsmuskeln ergreifen, Erweiterung oder auch Verengerung
der Pupille. Auch beim Menschen sind durch Vergiftung mit Fliegen-
pilzen diese Erscheinungen beobachtet worden, deren Ensemble der
Wirkung des Opiums oder Morphiums sehr ähnlich ist.
Die Respirationsstörungen treten bei der reinen Muscarinver-
giftung sehr viel energischer auf als bei der Vergiftung mit Fliegen-
pilzen. Vielleicht erklärt sich dieser Unterschied dadurch, dass im
ersteren Falle das Muscarin schneller resorbirt wird als im letzteren.
Zwischen der Wirkung der Giftsehwfinime und der der Calabar-
bohne scheint eine sehr grosse Analogie zu existiren. Nach Versuchen
von Sch. hat auch die letztere die Eigenthiimlichkcit, mit grosser
Leichtigkeit fibrilläre Muskelcontractionen hervorzurufen. Auch die
Accominodationsstörungen und die bald verengte, bald erweitertete
Pupille sind sowohl für die Vergiftung mit Fliegenschwämmen und
Muscarin, als auch für die mit Calabarbohne und Eserin charakte-
ristisch. Die constante Verengerung der Pupille tritt nur bei directer
Application von Calabar auf das Auge ein (Schmiedeberg, Scmfl ).
Wie schon Scumiedeberq hervorgehobeu hat, exislirt ein An-
tagonismus zwischen dem Pilzgift einerseits und dem Atropin, Daturin
und dem giftigen Prineip gewisser Solanaceen. Diesen Antagonis-
mus hat Rossbach mit Unrecht geleugnet. Es ist Sch. wiederholt
gelungen, durch Fliegenpilze vergiftete und fast schon sterbende
Thiere (wie Lauder Brunton vorgeschlagen hatte) durch Gaben von
Datura strammonium io Substanz oder in Alkoholextract oder auch
von Daturin am Leben zu erhalten.
Sch. hat die Wirkungen des Daturin an sich selber studirt und
gefunden, dass es den nach Pilzvergiftung beobachteten ganz ähn-
liche Gehirnerscheinuugeu hervorruft. Ausserdem setzt es die Urin-
secretion erheblich herab. Im Uebrigen sind jedoch die nach Genuss
von Datura auftretenden Symptome direct entgegengesetzt denen,
die nach Pilzvergiftung auftreten.
Nach allem diesen ist es wahrscheinlich, dass in den Gift-
schwämmen zwei verschiedene giftige Substanzen existiren: die eine,
das Muscarin, hat auf Circuiation, Respiration und die Seeretionen
eine der des Daturiu und Atropin direct entgegengesetzte Wirkung1;
die zweite Substanz wirkt auf das Centralnervensystem in ähnlicher
Weise wie das Atropin und Daturin. Da nun diese letzten Symptome
aber in der Regel von selbst wieder verschwinden, sobald nur die
Circuiation und die Sccretiooen wieder zur Norm zurückge kehl t sind,
so müssen Atropin und Daturin als wahre Gegengifte gegen Gift-
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906 Moldemhaorii, Paukenhöhle beim Fötue und Neugeborenen, Bsacaa
schwämme angesehen und in Fällen von Pilzvergiftung stets gegetm
werden. Boll (Bom>.
W. Moldenhauer, Das Verhalten der Paukenhöhle beim Fötas
und Neugeborenen und die Verwendbarkeit der Ohrenprobe flr
die gerichtliche Medicin. Arch. a. n«iik. xvii. s. 498
M. kam durch Untersuchung der Paukenhöhle bei Föten von
verschiednem Alter und bei Neugeborenen, welche theils einige Tag«
nach der Geburt gelebt hatten, theils schon vor oder während der-
selben gestorben waren, zu Resultaten, welche von den Angaben
früherer Autoren in wesentlichen Punkten abweichen, und welche
auch die frocnsische Bedeutung der Wkkden WENDT’schen Ohreo-
probe bedeutend modificiren. Er resumirt selbst die Ergebnisse der
Untersuchung in folgenden Sätzen: 1. Die Paukenhöhle erhält gleich
bei ihrer Anlage einen Ueberzug von Epithel; in der ersten Hälfte
der Schwangerschaft erscheint sie zwar mit Gallertgewebe vollstän-
dig erfüllt, doch lässt sich mikroskopisch in der Nähe des Trommel-
fells eine mit Epithel ausgekleidetc Höhle nachweisen. - 2. Dieses
Gallertgewebe wandelt sich in der zweiten Hälfte der Schwanger-
schaft allmählich zu einem lockeren Bindegewebe um, dessen freie
Schleimhautflächen durch die bestehende starke physiologische Schwel-
lung und Hyperämie dicht an einander liegen, so dass man vob
einem freien Lumen der Paukenhöhle nicht reden kann. 3. Die Bil-
dung eines Lumens findet nach der Geburt dadurch statt, dass nach
Eintreten der Athmung das in der Pauke gestaute Blut abfiiesst ued
die äussere Luft unter Begünstigung der Respiration den frei gewor-
denen Platz einnimmt. 4. Dieses Abschwellen der Schleimhaut er-
folgt für gewöhnlich ziemlich schnell, doch kann uuter Umstanden
der embryonale Zustand der PAukenschleimhaut noch mehrere Tage
während des extrauterinen Lebens fortbestehen. 5. Verhältnissmässig
selten sind schon intrauterin die Bedingungen für das Abschwellen
der Schleimhaut erfüllt und können dann Fruchtwasscrbestandthei!«
im Mittelohr gefunden werden. — In forensischer Beziehung ist be-
sonders zu betonen , dass das Vorhandensein eines ganz erhaltenes
Schleimhautpolstcrs nicht immer eine intra- oder extrauterine Ath-
mung aus.schliesst. w. Sender
W. Braune und F. E. Glasen, Die Nebenhöhlen der menschlichen
Nase in ihrer Bedeutung für den Mechanismus des Riechens.
Zeitschr. f. Anat. o. Eutwicklungsgescb. II. S. 1.
Beim Schnüffeln, Spüren, Schnobern tritt sogleich mit vermehrter Inepiratie*
eine Verengerung der Nasenlöcher ein, wodureb die Spannungeverminderong dar
Loft im Naaenraume und den Nebenhöhlen der Nase eine lehr grosse wird. Bei
dem Nacbströmen der allmählich eindringenden, das Gleichgewicht wieder herstak
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Mets«. Zweifel. Hkwsow. Rcdzii.
9Ü7
landen Lnft wird in Folge der Lage der Verbindungsgäoge der Nebenhöhlen der
Naie und wegen der nach aufwärts führenden Hicblung der Nasenlöcher die ge-
lammte Regio olfactoria beatrichen. Loewe.
H. Meyer, Die Adductorengruppe des Oberschenkels und die Art.
prOf. femoris. Zeitacbr. f. Anat. u. Eotwieklongigeicb. 11. S. 29.
Nach M. mnu man an dem U. addnctor magnns, denen oberate Partie ala
Adduct. minimal acbon früher getrennt wurde, noch awei Theile unterscheiden : eine
hintere Portion (Portio perforata) und eine rordere Portion, welche man mit Rück-
licht aof den unter ihrer Mitwirkung erzeugten Sehuenbogen dea „Schlitzes“ ala
Portio tendinoaa bezeichnen kann. Loewe.
Zweifel, Die Respiration des Fötns. Arcb. t. Gyuäkoi. ix. s. 291.
Z. wiea durch das Spektroskop nach, dass das Blut in den Nabelscbnnrge-
fäsaen die Absorptioosstreifvu des Oxyhämoglobins zeigt, also Sauerstoff enthält,
welcher ans dem Blute der Mutter stammen muss. Daun wiederholte er die Ver-
suche, den trächtigen Uterus zu eröffnen, und bei künstlicher Asphyxie zu beob-
achten, ob und wie bald das helle Blut der Nabelvene dunkel wird, mit der Vor-
sichtsmaassregel, dass die Thiere dabei im Korbsalzbade gehalten wurden. Br fand,
dass die Asphyxie nach dem Luftabschluss ungefähr eben so schnell auftrat, wie
beim geboreueu Tbiere. v. HaMlbeijt.
F. Rewnow, Heber den Einfluss von Bädern und Begiessnngen
verschiedener Temperatur auf den Blutdruck. (Dias. Petersburg).
Peten,b. med. Wochenacbr. 1876. No. 16.
An curarisirteu Hunden beobachtete Vf., dass Bäder von 30—35° C. von ge-
ringem Einfluss auf den Blutdruck sind, von über 35° uacb einer raseb vorüber-
gehenden Steigerung ein Siukeu des Druckes bewirken. Bleibt das Tbier nach dem
warmen Bade (von 35° aufwärts) in der Zimmertemperatur oder wird mit kaltem
Wasser begossen, so steigt der Blutdruck und macht dann einer nm so stärkeren
Senkung Platz, je niedriger die Temperatur des Begiessungswassers and je höher
die des Bades ist Bäder unter 30° C. steigern den Blutdruck, bis die Körpertem-
peratur zu sinken beginnt. Nach diesen Bädern fällt der Blutdruck. — Eine be-
ständige Erhöhung der Körperwärme bei Bädern von über 36° C. steigert deu Druck-
Durcbschneidung der Nu. vagi änderte iu der Wirkung der Bäder nichts, dagegen
trat nach Durchschneidnng des Halsmarks am 2. Wirbel eine Erniedrigung ein,
welche durch keinerlei Bäder oder ßegiessungeu sich änderte. Vf. schliesst daraus,
dass bei deu Blutdruckäuderuugen durch Bäder und Begiessungen durch die sen-
siblen Hantuerveu reflectorisch die vasomotorischen Centra erregt werden. Benator.
Rudzki, Die Synthese der Eiweissstoffe im thierischen Organismus.
Petersb. med. Wocbeiischr. 1876. No. 29.
Vf. bat Kauinchen bis an 7 Wochen lang mit einer nnr ans Kohlehydraten
nnd Fetten bestehenden, völlig eiweiasfreien Nahrung gefüttert. Stickstoff enthielt
dioae NahruDg bei 2 Tbieren in Form von LtBeio’sehem Fleiscbextract (80 Tb. Amylnm,
16 Exlract. carn., 6 Tb. Olivenöl), bei 2 in Form von Harnsäure (86 Tb. Amylnm,
6 Oel, 2 Asche, 8 Tb. Harnsäure). Das Controltbier erhielt 93 Stärke, 6 Oel nnd
2 pCt. Asche; dasselbe starb am 23. Tage. Vf. schliesst daraus, dass sieh aus Harn-
säure etc. und deu Kohlehydraten Eiweiss synthetisch im Körper gebildet habe;
das Controltbier wog im Beginne des Versuches 260 Grm. (!). — R. schliesst hieran
eine Theorie über die Zuckerrubr, welche entstehen soll dnreb eine St&rnug der.
jenigen Organe (Leber) oder Nervenbahnen, durch deren Tbätigkeit die Synthese
des Eiweisses aus Kohlehydraten und stickstoffhaltigen Zersetanngsproduoten be-
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908
BaIBBLACHEH. Düng. ScHÜLB. HkIDEXUAIZ.
dingt werde. In Folge davon müsste der nicht tur Eiweissbiidnng gebrauchte Zocker
nnd eine seiner Menge proportionale Menge von stickstoffhaltigen Zersetxmigspre-
dncten ausgeschieden werden. B. Salkowikl
Baier Jacher, Die schweflige Säure als Antisepticnm im Vergleich
mit der Saiicylsäure etc. Bayrisches inti. iuteii. bi. is7s No. ss— A.
Vf. kommt r.n folganleu Resultaten: 1) Die SO, (schweflige ^änre) wirkt an
stärksten auf Hefe ein; ihr zunächst steht ßalicylsäure; 2) Die SOt verhütet Schitt-
melhildung; in dieser Beziehung stobt ihr die Oarbolsänre am nächsten; 3) Emulsin
nnd Sjnaptase teigen grosse Widerstandsfähigkeit gegen anliseptischo Mittel, doch
lässt sich ihre Wirkung durch SO, vorzögern, unter gewissen Verhältnissen — b«i
grossen Mengen SO, und kleinen Mengen Ferment — ganz aufheben; 4) der Fiol-
nissproeess wird durch 80* verzögert. Vf. empfiehlt das Verbrennen von Schwefel'
cur Desinfection der Luft in geschlossenen Räumen und die locale Anwend mg ge-
löster schwefliger Säure bei Dipbtberitis etc. E. SalkowtkL
A. Dehn, lieber die Ausscheidung der Kalisalze. du>8. Eoatock ist«
Im Mittel von 7 Bestimmungen faud Dkhh eine Ausscheidung von 4,5 Grm.
KCl = 2,9 Grm. K,0 im Flarn pro Tag in Uabereinstimmung mit dem Ref., der
unter gewöhnlichen Ernäiirnngsverhältuissen 3,0 Grm. K,0 faud. Eine bedeuteode
Vermehrung kann durch kalireiche Nahrungsmittel bewirkt werden, namentlich durch
Fleischbrühe, Fleiecbextract, Kaffee (in einer Tasse immerhin nur 0,1 Grm. KCl; Ref.)
und Bier, wenn es in grösseren Quantitäten genossen wird. Die Menge dos ausge-
schiedenen Kali wird ferner gesteigert durch reichliches Wassertrinken. Das Ver*
hältniss zwischen Kalium und Natrium ist ein je nach der Er niibruDga weise sehr
wechselndes. — Wird ausser der gewöhnlichen Nahrung noch Cblorkalium eioge-
fübrt, so erscheint nicht nur die eingeführte Menge im Harn wieder, sondern ausser-
dem noch ein Plus, je loch ist die Ausscheiduug nicht immer in den ersten 24 Stan-
den beendigt, sondern 8ct*t sich unter Umständen noch am folgenden Tage fort
Auch das Chlornatrium erfährt eine Steigerung. — An 6 Tagen liess D. ein geiac-
des Individuum eine möglichst gleichmäßige Lebensweise führen mit nur einmaliger
Nahrungsaufnahme am Tage. Am 2. T»go wmden 2 Grm. KCl genommen, am x
ein Infus von 50 Grm. Kaffee, am 4 20 Grm. Fleischexfract (3,148 KCl enthaltend)
Die Harnstoffausscheidung war an diesen 3 Tagen ca. 4 Grm. höher, wie an den
früheren Tagen und am 6. — Die Aufnahme des Chlorkalium bewirkte Eingenom-
menheit des Kopfes, die in intensiven Kopfschmer« Überging. E Salkowakl
H. Schäle, Zur Mycosls des Gehirns. Vmcnow’s Arcb. lxvii. S 215
In dem mitget) eilten Kalle bandelt es »ich am ein malignes Erysipelas capiti«
bei einem Geisteskranken, der die Qowohnhoit batte, sieb mit allerlei altem, oft mH
den verdächtigsten unsauberen Staffen beschmutit-n Papier die Nase eu reibe«.
Hei der Section fand sieb eine phlegmonöse Araebnitis mit eitriger Phlebitis
and Periphlebitis der V. Kos». Sjrlv., sowie mehrfache frische Erweichungxberd» im
Corp. etriat nnd der Hirnrinde.
Die Hirugefässe waren auf grosse Strecken varicös nnd mit Baeterien veil-
gepfropft. Besonders bemerkenswert!) ist, dass Vf. in einzelnen Oefassen ancb Zweifel*
lese längere Fäden, theils frei ans dem abgerissenen Lumen heraosragend, theil.
zwilchen den xusammengebanten entfärbten Blutkörperchen eingefilzt wahrgenommee
hat. Gliederungen oder Sporenbildung war an denselben nicht nachweisbar. Orawttz
. i
Heldenhain, Ueber unblutige Heilung vou Fisteln. Beri. kBn.
Wocheuschr. 1876 No. 33.
H. führt in die Fistel einen aus einer grösseren Auxabl carbolisirter Dana -
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Volkmzki. Hihi. Olooibi. Ben.
909
(Miteo zusammengesetzten Strang ein , denen beide Enden aus den Fistelöffaungen
' berauabüngeu. Während die Catgntfäden der Resorption anheimfallen, soll die Hei-
Inug der Fistel erfolgen. Zwei Krankengeschichten Ober eine periartlculiire Fistel
am HSftgelenk nnd eine Mastdarmfistel dienen anr Erläuterung des Gesagten.
' " " ■ B. Küster.
B. Volk mann, Besection eines erheblichen Theile* des Kreuz-
beines durch dessen ganze Dicke hindnreh und mit Eröffnung
des Rückenmarkcanales wegen eines centralen Knochensarcoms
(Myeloid). Heilung. Deutsche med. Worbensobr. 1870. No. 24.
Der Tumor, eiu sebaliges, myelogenes Riessnsellensarcom, batte sieh bei einer
23jührigen Frau in der linken untern Hälfte des Kreutbeins entwickelt. Schnitt
am linken Kreutbeinrande von der Synebondrosis sacro-tllaca bis zur KretizbeiuSpitta,
Dnrcbmeisseiung des Knochens itn ganzen Umfange des Tumors, Loslöaung des abge-
meisselten Knochens vom Mastdarm. Unter autiseptisoher Behandlung erfolgte die
Bettung ohne Zwischenfall. Es blieb das Unvermögen zurfick den Urin so lange
wie vor der Operation zurüekzubalten. E. Küster.
F. Hesse, Einige Fälle von Schleimhaut -Erysipel. Deutsche med.
Wocbeuscbr. 1876. No. 26 o. 27.
Anf einem Krankensaale, in welchem 6chon früher Erysipele vorgekommen
waren, erkrankte ein mit Psoriasis behafteter Soldat, der zwischen zwei Erysipela-
tösen lag, unter Schüttelfrost au acuter Knt<sündun^ der Nasen* und Racbeimchleim-
haut. Acht Tage später bekam ein anderer an Trommellfellzerreissung leidender
Pat., der inewiseben das Heit eiues Erysipelalösen eingenommen hatte, eine acute
hochfebrile Angina. Bei einem dritten ging die Entiünduug vom Gesicht aus un-
mittelbar auf die Scbleimhaut der Nase und des Rachens Uber. Hilmsr verificirte
alle 3 Mal die Diagnose des Pbarynx-Eryaipels.
Aebnliche Beobachtungen theilten in der neueren Zeit v. Bhinckkn mit, vor
Jabren Vxacnow, Fried reich, Hillkb, in Frankreich Tbol'shkaü u. A. Die in meh-
reren Füllen gleichzeitig vorhandene Diphtherie betrachtet H. nur als eine einfache
Necrose in Folge der Heftigkeit der mfectiö.«eu Entzündung, wie eine solche beim
Erys. gangraenosum der Unsseetn Haut auch vorkommt. wiib. Koch.
St. Oldoini, Sopra an caso di idrorachite et sna guarigione col
mezzo della legature metallica. Lo Sperimentaie. xxxvui. s. 169.
Die Spina bifida f aas zwischen letztem Brost- und erstem Lendenwirbel. Ihr
Stie), der 5 Cm. im Umfang hatte, wurde mit einem dreifach zusarnmengelegten
Silberdrath ligirt, trotzdem sich eine relativ weite Communication zwischen der
Bückenmai kshöhle nnd dem vollkommen durchscheinenden extraspinalen Geschwulst-
aegment nachwoisen liess. Dieses wurde brandig und am 3 Tage mit der Scheere
entfernt. Am 6. Tage fiel die Ligatur von dem inzwischen verödeten Stiel. Allge-
meiustörungen waren nicht beobachtet worden. Rizzoli soll in ähnlichen FUlleu
unter Anwendung einer den Stiel fest einschnürenden Klammer prompte Heilungen
erzielt haben. Wlih. Koch.
C. E. Boss, Ueber die antipyretischen Wirkungen der Cresotin-
Sänre. Berl. klin. Wochenschr. 1876. No. 31. . ,
Das Nntronsalz der stark antiseptiscb wirkeudeo Cresotinshure (C’bl. 1873,
943) fand B. in einigen vorläufig mitgctheiltcn Beobachtungen ebenso wirksam zur
Herabsetzung der Fiebertemperatur, wie Chinin und Salicylsliure. Die wirksame
Gabe war 6 — 8 Grm. Ausser über schlechten Geschmack klagten die Pal. bei dem
Gebrauch des Mittels über keinerlei Uuauuebmlickkeiteo. Senator.
Diqitiz
ly Google
910
K RUTSCHT. KoTOWTBCHICOFP, LlOPOLD. BsKTELS.
F. Kretschy, Ans der med. Klinik des Hofrathes Prof. Duchek
in Wien. — Analyse eines Gases ans einem Pyopnenmothonx.
Wiener med. Wochenecbr. 1876. No. 32.
Du der 28jährigen Patientin wegen Erstickungagefahr ans dem linken Brost-
fellsack entzogene Gas enthielt in Proc. 77,130 N, 15,249 COt nebat geringen Mengte
SH,, endlich brennbare! Uae nnd twei Torwaltend Sumpfgas. Eine gana geringe
Menge Bauerstoff stammte Termutblicb ans dem bei der Aspiration angewandtes
Verbindungsschlaucb. Besäter.
Kotowtschicoff, 1) lieber das metamorphosirende Athmnngsge-
ränsch. 2) Ueber die Bedeutung des Systoiengeränsches der
Art. subclavia, das sich während der Exspiration verstärkt
Baier. Xrztt. Intell. Bl. 1876. No. 84
1) Bei einer an cronpüser Pneumonie des rechten Uuterlappens leidendes
Patientin wurde am Tage der Krisis nud während der nächsten Zeit unterhalb da
Angul. scapul. während der Inspiration Broncbialalhmen gehört, das bei rerstirkter
EinathmuDg in ein deutliches Stenosengeräusch überging (metamorpbosirendes Ast-
mungsgeräuscb, Skits). Während der Exspiration hörte man nur Bronehialatbmea
Nach swei Tagen war diese Erscheinung vorüber, und es erfolgte vollständige Re-
stitution. Vf. macht der Behauptung Skitz'b gegenüber, dass metamorphosiresfa
Athmen für das Vorhandensein von Cavernen spräche, darauf aufmerksam, dass ic
diesem Fall trotz des beschriebenen AthmungsgerKuscbe* sicher keine Hühle ver-
banden gewesen ist. —
2) K. konnte in einer Anzahl von Fällen die RÜHLB’scbe Beobachtung eis«
systolischen Oeränscbes über der Art. subclavia, welches in der äussern Hälfte dtr
Fossa supraclavicularis am deutlichsten zu hören ist und während der Exspiration
verstärkt wird, bei Verwachsung nnd Schrumpfung der Lungenspitzen bestätigte.
In einer anderen Reibe von Fällen, in welchen dies Geräusch ebenfalls stark aus-
geprägt war, konnte eine Erkrankung der Lungenspitzen nicht naebgewieseo wer-
den. Vf. kommt zu dem Resultat, dass die Auwesenbeit des RßHLz'schen Symptom
io eiuer Ausahl von Fällen für das Vorhandensein von Verwachsung und Sehrs®-
pfung der Lungenspitze spricht, dass aber dessen Abwesenheit durchaus nicht et»
Verwachsung der Lungenspitze ausscbliesst. Litte*
Leopold, Veber GefiissgerHusche bei Unterleibsgeschwülsten,
speciell bei einem Leberkrebs. Arci>. d. Heük. xvn. s. 6.
Vf. berichtet über einen sehr grossen Lebertumor, welcher intra vitam sdr
deutlich wahrnehmbare Gefässgeränsche von blasendem Charakter erkennen lim
die mit dem Puls der Kranken isochron waren. Der Tumor erwies sich bei ätr
Section als eiu „melanctischer Strablenkrebs“ („primäres melanotisches Endotbeliom“
wobei es zu ztarker Ablagcruug von P'gment in die Capillaren und Centralveast
gekommen war. Auf die hierdurch eutstaodene meobauische Cirenlationsstöruai
führt Vf. die Gefässgeräusche zurück uad verlegt dieselben nicht nur io die Arteriös,
sondern auch in die erweiterten Capillareu, da die Geräusche neben der stärker«
systolischen Betonung eiu cootiuuirlicbes Sauseu erkennen Hessen (Capillarpuil-
Es ist dies der erste conslatirte Fall vou Gefässgeräuscben in der Leber, uns»
E. Bertels, Zur Aetiologie und Behandlung der Bauchempyeme.
Petersb. med. Wocbeoschr. 1876. No. 11.
Ein ferneres Beispiel eiuer idiopathischen (rheumatischen) aenten diffusen Pari-
tonitis bei eiuein 9jährigen Kinde. Die Entleerung des Eiters wurde mittelst eis«
Schnittes in der Linea alba unterhalb des Nabels bewirkt, worauf schnelle Heilza,
erfolgte (Cbl. 1870, 219). L. R««u»i
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Ollivikb. Ltar.a Fiscbxb. Zablcuowski. Libpuu.
911
m-
A. Olli vier, De la polynrie et des Variation» de la qnantitd de
i’urle ä la suite de l’hdmorrhagie cdrdbrale. Arch. de Physiol. etc.
1876. 8. 86.
Wo auch im Hirn der hämorrhagische Herd sitzen mag (Hemisphären, Hirn-
stiele, Bracke), man beobachtet stets eine Polyurie Zuerst ist der Harn dunkel,
wird aber allmählich wasserhell, um dann langsam wieder dunkler zu werden, als
xo Anfang. Ebenso verringert sich erst allmählich die Harn stoffin enge und steigt
dann wieder. Die Verringerung geht mit der zu Anfang bei Hirnblutungen beob-
achteten Temperaturherabsetzong Hand in Hand. Die spätere Wiedervermehrung
ist mit der sodann stattfindenden erneuten Temperaturerhöhung ein ungünstiges pro-
gnostisches Zeichen. . Bernhardt.
H. Ldger, Tetanie dans le cours d’une fifcvre typhoide. La France
mdd. 1876. No. 45.
Ein früher gesunder 19jäbriger Mann zeigte zu Ende der 2. Woche eines
Heotyphua alle Erscheinungen der Tetanie. Druck auf Proc. spin. der Cervical-
wirbel war sehr empfindlich. Nach erschöpfenden Krankheiten sind die Erscheinun-
gen der Tetanie (eigenthümliche starre, andauernde und schmerzhafte Bollnog der
Hände nnd Finger, Cbl. 1874, 188, 336, 944) öfter beobaohtet: das Auftreten in der
8. Typhuswoche ist etwas relativ Seltenes. Bernhardt.
Fr. Fischer, Zur Lehre von den Lähmungen des N. radialis.
Deutsches Arcb. f. klin. Med. XVII. S. 392.
Ein früher gesunder Mann bemerkte plötzlich unter Auftreten starken
Sebwindelgefübis in der linken Kopfliälte eine Lähmung seiner rechten Hand. Trauma
oder rheumatische Einwirkung wird ausdrücklich geleugnet.
Nach Verlauf von 7 Wochen kam er in des Vf.'a Behandlung. Es zeigte sieb
eine Lähmung im Bereich des rechten N. radialis mit Einschluss der M. supin. und
mit Ausschluss deB M. triceps. — Da von der Oberschlüsselbeingrube aus mit Aus-
nahme des Triceps kein Muskel des Sadialisgebiets auf den elektrischen Strom re-
agirte, ebenso wenig von der Umschlagsstelle aus (wohl aber unterhalb dieses Punkte*
in einer Ausdehnung von 1)4 Zoll), so diagnosticirte Vf. trotz des räthselhsften Be-
ginns des Leidens das Vorhandensein einer peripheren Lähmung dos N. radialis (die
übrigen Armnerven und die Sensibilität im Badialisgebiet waren intact). — Die Läh-
mung erwies sich als zu den sog. „Mittelformen“ gehörig (von Bef. und Ebb be-
schrieben, Cbl. 1876, 483) und kam bei directer Application des constanten Stromes
auf die erkrankten Nervenstellen in kurzer Zeit zur Heilung. Bernhardt.
P. J. Zabludowski, Ein Fall von Acne varioliformis. Petersb. med.
Wochenschr. 1876. No. 27.
Z. beschreibt einen seltenen Fall aus der TaBNOwsxi'schen Klinik und glaubt,
dass die sonst nur an der Stirn localisirte Acne varioliformis Hebra hier universell
aufgetreten sei Die ganze Körperbaut war marmorirt mit Erythemen besetzt, welche
schuppten. Auf diesen Stellen finden sieb zahlreiche Pusteln von Linsen- bis Erbsen-
grösse, welche theils mit braunen Schorfen besetzt sind, theils trichterförmige Ver-
tiefungen zeigen. Die Pusteln sitzen auf einer erhöhten gerötheten Unterlage von
2 — 4 Mm. Weisse Narben zeigen sich au den Stellen früherer Pusteln. Eine Ein-
reibungskur war ohne Erfolg, dagegen schwand der Ausschlag unter Arsengebrauch,
warmen Bädern nnd Auflegen von Empl. Hydrargyri. O. Simon.
H. Lespian, De l’emploi du glyc6roI6 de teinture de jode et de
tannin dans la Trichophytie. Union med. me. No. 111.
In einer Epidemie von Herpes tousurans bei Hunden und Schweinen, in
welcher Vf. auch iuficirt wurde, erwies sich folgeude Vorschrift sehr erfolgreich.
Taunini 1,0, Tiuctura jodi 10,0 Glyceriui 20,0. Diese Flüesigkeit wird durch 4 Tage
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Tut. WlRDBLBCBMIDT. Dslpkcr u. Hillzirbt.
zweimal täglich eingepinaelt. An behaarten Thailen werden die Heere abgeiehzit-
*eu, die Stelle mit Glycerin erweicht und daun mH der Löaung bepineelt. Uegta
Farns war eie unwirksam; durch Zusatz von 1 Grm. Calomel wirkte sie in 13 Ttgn
heilend, ohne Epilation. O. Sinai
Lawson Tait, Case of Tesieo-Taginal flstnla. Obst Joum. of Gr. Bm.
and Irel. Aug. 1876.
Pat. hatte 1862 eine vaginale Litbotomie Überständern Im Verlauf visier tot
verschiedenen Chirurgen versuchten Operationen war die ganze Basis der Blase aal
ein grosses Stück Urethra verloren gegangen. T. gelang es auuächst die Blasen-
acbeidenwand wieder zu bilden, dann versuchte er die Urethra beraustellen. Vst
Operationen schlugeu fehl, sowohl bei Benutzung eingelegter Katheter als oks»
solche. Es wurde deshalb zunächst eiue neue Harnröhre mittelst eines Troiktrt»
in der linken Vaginalwand angelegt, möglichst weit ab von der alten. Die CeaS«
blieb liegen. Dann wurde die alte Harnröhre durch seitliche Lappeobildong bergs-
etellt. Diese Operation gelang vollständig. Am 16. Tage konnte die Caufile tat-
fern! werden aus der provisorischen Harnröhre, welche ohne Schwierigkeit »potrtat
hoiite, da ihre Blascnöffnung klappenförmig gebildet war. A. Maris
H. Windelschmidt, Experimentelle Untersuchungen über die Wir-
kung des Bntylchlorals beim Kaninchen. Dentacbe m#d. Woche*
sehr. 1876. No. 35.
Vf., der unter Prof. Ed.ssBCBa’» Leituug arbeitete, bestätigt durchaus di« kt-
gaben Libbbkich’s über die pharmakodyuamiacbe Wirkung des Mittels Mioiaai«
Dosen (0,02 subcutau) erhöhen die Respiratiouafrequrnz ziemlich beträchtlich, da
Pulsfrequenz nur wenig; kleine (von 0,2 an) vermindern die Athmangsiebl bedeu-
tend, lassen dagegen die Pulsationen unverändert and Betzen zugleich die Sensibi-
lität am Kopfe herab; schon bei geringer Steigerung der Gabe tritt ein hypnotischer
Zustand ein. Reflexe von der Coroea träge oder gauz fehlend, wäbreud sie aa
übrigen Körper noch erhalten bleiben. Erst bei grossen Dosen (vou 1,0 Grta. ec;
tritt völlige Narcose und Erlöschen der Reflexe am ganzen Körper ein, aber auch
in diesem Falle beginnt die Anästhesie am Kopte. Wenn sich das Thier wieder er
holt, ist die Reiheofolge umgekehrt, die Sensibilität im Bereich der Kopfnerreu kehrt
erst zuletzt wieder. Auch bei tödtlichen Gaben wird die Pulszahl nicht bedea-.eed
herabgesetzt, wogegen die Respiration rapid sinkt. Der Tod erfolgt durch RtJfi-
rationslähmung, während das Herz sich noch contrahirt. Betifftr
A. Delpech et Hillairet, Mämoire sur les accidents auxquels so»i
soumis ouvriers employffs it la fabrication des Chromates. Aar
d’byg. publ. etc. 1876. S. 193-233.
Nach ihren Untersuchungen kommen die Vf. zu dem Resultate, dass dis ha
der Fabrication des chromsauren , besonder» aber des doppeltchromsanren Kali be-
schäftigten Arbeiter io Folge der ätzenden Wirkung an Geschworen leiden, welche
sich au allen Stellen der Körptroberflftche entwickeln, wo kleine Stuckcl. eu ouer
concentrirte Lösungen jener Stoffe mit exeoriirter, vielleicht auch mit gesunder Ha;i
in Coutact kommen. Diese geschwurbildende Wirkung zeigt »ich ganz betende*«
an der Nssenscheideuw and, welche fast constant bei jenen Arbeitern durchbohrt ist
Von einigen Beobachtern werden auch asthmatische Anfälle und bedeutende, dec
syphilitischen ähnliche Ulcerationeu des Rachens erwähnt. Aber nie wurden, «
auffällig dies seiu mag, vou den Vff. Erscheinungen allgemeiner Vergiftung des Or-
ganismus hei den Arbeitern beobachtet. w . SAstisr.
Druckfehler: 8. 877 ZI. 11 v. o. lies: Niere» statt Thiere»
Einsendungen für da« Contralblatt wolle man an einen der beiden Heratugober: Profemor Naaiw.
Berlin (SW.) BanhofWtr. 7 (am Ifcpelplat*), und Profe«§or Kos. uthal, Krlaugtn. oder (unter IbeisAl«*
an die Vorlagahamltnng, Berlin (NW.), unter den Hoden 63, adreaslren.
Verlag von August Ulrscliwald in Berlin. — Druck von II. 8. Hermann la ßerlia-
1
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[ßSK l'f
m «||B « ■ ■ Frei* du Jmhryanjfe«
temraiDiatt izzzzsz
gen und Post Anstalten.
flir die
oiedicinischen Wissenschaften.
Redigirt von
Dr. J. Bosenthal, . Dr. H. Senator,
tID<l
Professor In Brlengen. Profenaor ln Berlin.
WOcbentheh erscheinen
1—2 Bogen ; am Schl uue
des Jahrgangs Tllel, Na-
men- und Sachregister.
1876. 16. December. No. 51t
Inhalt! Schmidt; Hanks; Klack, Gehörorgane niedrer Thiere. — v. Bah-
bkkk, Entwicklung der Knochenfi«che. — Holl, Anastomosen des Hypoglossn*. —
Stk in kb, Emulsionen und Fettresorption. — Puls, Eiweissbestimmung in Serum
and Milch. — Al. 8chmidt, Faserstoflfgerinnnng. — t. Vintkchgao und Dirtl,
Löslichkeit von Glycogou in Kali. — Bkodowskv, Geschwülste. — Kochkh;
Vogt, Nervendehnung bei Tetanus. — Rikgrl, »rhythmischer Puls. — Drjebink,
allgemeine Paralyse mit Pemphigusblasen. — v. Sighdnd; GbPnfkld, Queck-
ailberlösungen »n hypodermatischer Anwendung. — Cdbci, Wirkung des Aue-
rnonine. —
SoNfiKNBGBG, Wiederherstellung des Kreislaufes bei Unterbindungen —
Plate ap, Verdaunugsvorgäuge bei deu Insecten. — Uhlkh, Untersuchung durch
Kinder. — Pakbot, Knochenerkraukungen bei Syphilis und Rachitis. — Hock,
HornhauttÜtowirungen. — Hritlkr, Abdominaltyphus nach Typhus exantbematiem.
— Hrktzka, Gelseminm gegen Clavierspielkrampf. — Galbeowbki, Augenleiden
bei A phänischen. — Stkhn, Lupus erytheniatosus acutus. — Hagbnkb, Rachitis
und Tuberkulose beim Rind nach Hüttenraucbfutter —
O. Schmidt, Die Gehörorgane der Heuschrecken. Arcb. f. mikr. An«t.
XI. 8. 195.
J. Ranke, 1) Beiträge zu der Lehre yon den Uebergangs-Sinnes-
organen. Das Gehörorgan der Acridier und das Sehorgan der
Hirudineen. Zeit*chr. f. wi».. Zooi. xxv. s. 143. 2) Der Gehörvor-
gang und das Gehörorgan bei Pterotrachen. Dm Sappl.- HfL 8. 77.
G. Klaas, Das Gehörorgan der Heteropoden. Arcb. f. mikr. An*t
XU. 8. 193.
Die Gehörorgane der Heuschrecken sind von C. Th. v. SlRBOLD
entdeckt worden. In der Familie der Locustiden (Laubheusehrecken)
liegen sie in deu Schienen der Vorderbeine dicht unter dem Gelenke
des Oberschenkels und zeigen einen sehr complicirten Bau. Bei den'
Acridiern (Feldheuschrecken) liegen sie an einer ganz anderen Stelle
(an den Seiten des ersten Abdominalsegmentes) und sind sehr viel
einfacher gebaut.
Aus der Arbeit von O. Sch., welche sich eine reine morpholo-
gische Vergleichung der Gehörorgane dieser beiden Familien zum
Zwecke gesetzt hat, geht hervor, dass beide sich nur in den allge-
meinsten Umrissen vergleichen lassen. Bei beiden bilden allerdings
die Chitinbedeckungen troramelförmige Scheiben: aber gerade die
XIV. Jahrgang. 58
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914
8cbmdt; Riiiii; Klaus, Gehörorgan niedrer Thiere.
Endigungen der Hörnerven, die sog. Hörstifte, sind durchaus andere
bei den Acridiern wie bei den Locusten. Es kann daher fftr beide
Gehörorgane durchaus nicht eine gleiche Descendenz, eine wahre
Homologie angenommen werden; beide sind vielmehr als vollkomme&
unabhängig von einander entwickelt anzusehen.
R. hat vom rein physiologischen Gesichtspunkte aus das Gehör-
organ der Acridier untersucht. Er geht von der Idee aus, dass wie
bei den einfachsten animalen Organismen die Sinnesempfindungeo
gleichsam undifferenzirt im Sinne des Gemeingefübls enthalten sind,
so sich bei Entwickelung des Thierreicbes die specifischen Energien
der Sinnesnerven aus diesem bei den niedersten Wesen noch undiffe-
renzirten Gemeingefühl abspslten. Alle Sinnesorgane entwickeln sich
gleichsam aus einem neutralen Material. Man wird daher bei der
Vergleichnng der Sinnesorgane verschiedener Thiere auf Bildungen
stossen müssen, welche erst den Anfang einer schärferen Differenz!
ruog erkennen lassen, oder bei denen wenigstens der gemeinsame
Ausgangspunkt mit Organen einer anderen specifischen Energie noch
erkennbar ist.
Als ein erstes derartiges Beispiel betrachtet R. das Gehörorgso
der Acridier. Er stellt sich die Frage: in welcher Weise können die
SiBBOLo’schen Stäbchen mechanisch die Schallwellen des Trommelfelb
auf die Endfasern des Acusticus übertragen? und beantwortete sie
dahin, dass diese Uebertrsgung eine ganz directe ist, indem die
starren Stäbchen mit peripheren Ganglienzellen des N. acusticus m
unmittelbarer Verbindung stehen. So wird eine nervöse Erregung
in den Fasern der Gehörnerven rein mechanisch'hervorgernfen. Doch
können die so vermittelten Gehörsempfindungen nur von der ein-
fachsten Natur sein, da die SlBBOLD’schen Stäbchen unter sich völlig
identisch au sein scheinen und keinerlei Differenzen in Form und
Grösse zeigen. Es scheint das Gehörorgan der Acridier in der Tbat
nur im Stande zu seiD, eine einfache quantitativ verschiedene Schall-
empfindung hervorzurufen. R. bezeichnet daher das Ohr der Acri-
dier, dem differente TonempfinduDg abgeht und das auf eine einfache,
nur quantitative Schallempfindung reducirt ist, als ein „einfaches Ge-
hörorgan“, in demselben Sinne, in welchem wir ein „einfaches Auge“
dasjenige nennen, welches nur der Lichtempfindung, nicht aber der
Formen- und Farbenempfindung fähig ist. Dieses Gehörorgan ist
als ein Organ aufzufassen, das sich von den dem Tastsinn, der sen-
siblen Erregung durch allgemeine mechanische Reizung dienendes
Sinnesorganen noch wenig differenzirt hat.
Als ein zweites Beispiel für die Lehre von den Uebergangs-
sinnesorganen dienen R. die sogenannten Angen des Blutegels, in
Bezug auf deren Anatomie er die bekannten Angaben Lefdig's i
fast lediglich bestätigt. Das Resultat, zu welchem R. in Bezug sei
diese Sinnesorgane gelangt, ist, dass sie nicht nur bloss Gesichts-
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Schmidt; Rahki; Ki.ac«, Gehörorgan niedrer Tbiere.
915
empfindungen, sondern auch gleichzeitig Tast- und Geschmacksempfin-
dungen zu vermitteln geeignet sind. Das ist jedoch nicht so za ver-
stehen, als ob ein und dasselbe Organ drei wirklich gesonderten
specifischen Sinnesenergieen diene, sondern dass in der Empfindung
des Thieres diese drei Sinnesenergieen eben noch nicht geschieden
and aus dem neutralen Gemeingefahle abgespalten sind. In diesem
Sinne möchte R. sich dahin ausspreeben, dass die Gesichtsempfindung
des Blutegels, seinen Lebensbedingungen angepasst, noch etwas von
einer Tastempfindung und Geschmacksempfindung an sich trägt.
Hieran sich schliessende interessante Erörterungen über einen
vielleicht auch Doch beim Menschen bestehenden gewissen Zusammen-
hang zwischen den einzelnen Sinoesempfindungen sind im Original
nachzulesen.
Das wunderschöne Gehörorgan der Heteropoden, welches bisher
am eingehendsten vom Ref. untersucht worden war, ist gleichzeitig
vod R. und C. einer doppelten monographischen Bearbeitung unter-
zogen worden.
Ref. hatte in der kuglichen Gehörblase von Pterotracbea eine
der Eintrittsstelle des Hörnerven gegenüberliegende Macula acustica
nachgewiesen, ohne dass es ihm jedoch gelungen wäre, Genaueres
über die diese Macula zusammensetzenden Epithelzellen zu ermitteln.
Diese genaueren Angaben werden nunmehr von R. und C. beige-
bracht, die übereinstimmend im Centrum der Macula acustica eine
mächtige, urnenförmige, starre Hörhaare tragende „Centralzelle“
nachweisen. In ihren weiteren Angaben Uber den Bau der Macula
acustica und die diese zusammensetzenden Zellen differiren jedoch R.
und C. nicht unerheblich. In Bezug auf diese einzelnen Differenzen
muss jedoch auf die Originalarbeiten verwiesen werden.
Ausserhalb des Bereiches der Crista acustica enthält die Hör-
blase der Heteropoden grosse sternförmige Zellen, welche mächtige
Büschel starrer Haare tragen, die frei in das Lumen der Hörblase
lnneinragen und gegen den Otolithen gerichtet sind. Diese, den
sternförmigen Zellen aufsitzenden Haarbüschel zeigen höchst charak-
teristische Bewegnngserscheinungen, die zuerst von Ref. genauer be-
schrieben worden sind. R. und C. bestätigen durchweg die vom Ref.
gegebene Beschreibung, wollen jedoch nicht mit Ref. diese stern-
förmigen Zellen als Endzeilen des N. acusticus betrachten. R. hat
beobachtet, dass das Aufrichten der Haarbüschel gegen den Otolithen
normal als Wirkung eines stärkeren Schalles erfolgt. Dieser Vor-
gang hat nach R. jedoch mit der Gehörsempfiudung direct nichts
zu thun, sondern ist als ein Accomodationsvorgang aufzufassen. Durch
den stärkeren acustischen Reiz werden reflectorisch die contractilen
Bewegungsapparate der Haarbüschel erregt und durch das Aufrichten
der letzteren wird der Otolith blitzschnell gegen das acustiscbe
Organ gestossen.
68*
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T. Bambrkr, Entwicklung der Knochenfische.
Den Schluss der Abhandlung R.’s bilden aphoristische „Be-
merkungen über das Gehörorgan und den Vorgang der aeustiscbea
Erregung bei anderen Cephalopboren“. Boll (Rom).
Ch. van Bambeke, Recherche» snr I’embryologie des poissons
OS86I1X. Ber. d. Brüsseler Acad. Mim. cooron. et Mdm. des savents etratr
XL. Brüssel, F. Haykr, 1875. 66 Stn.
An Eiern von Tinea vulgaris, Lota vulgaris, Leuciscus rutila-
und Scardinius erythrophthalmus fand B., dass das zur Reife ge-
langte Kischei der Sitz verschiedener Contractilitätserschemungen
sei. Von diesen Erscheinungen gehören die einen der Cicatricula,
die anderen der Dotterkugcl an. Die Veränderungen an dem Pro-
toplasma der Cicatricula bestehen: a) Im Austreten von pseudopo-
diseben Verlängerungen, die von der unteren angewachsenen Fläch«
der Cicatricula ausgeben, woraus die Anreihung der Dotterelemente
an der Basis der Keimscheibe hervorgeht (Lebebodllet's disqs« j
huilcux); b) in Gestaltveränderungen des Keimscbeibe, die, bis zs
einer gewissen Grenze, an die ersten Phasen der Furchung erinnern
und denen häufig die Abschnürung von Plassontropfen von der Mas?«
des Discus folgt (Gemination). Die Contractionen der Dotterkugel
and die daraus sich ergebenden Oscillatious- oder Rotationsbewegun-
gen des Eies sind keine constante Erscheinung, ibr Vorhandensein
oder Fehlen hangt zweifellos von der mehr oder weniger fortgeschrit-
tenen Entwicklung und vielleicht von der Gegenwart oder dem Fehlen
der Protoplasmahülle um diese Dotterkugel ab. Diese verschiedenen
Veränderungen am Ei sind ganz unabhängig von der Befrachtung.
Ferner stellte sich heraus, dass wahrscheinlich bei allen Knochen-
fischen eine Furchungsböhle existire. Das befruchtete Ei der Knochen-
fische setzt sich frühzeitig (wahrscheinlich schon bei ßeginD der
Furchung) aus drei morphologisch getrennten Theilen zusammen,
nämlich: a) aus dem eigentlichen Keimhügel, welcher sich furcht;
b) aus einer Schicht, die von einem gröber gekörnten Protoplasma
als das des gefurchten Keimhügels ist, gebildet wird; diese Schicht
nimmt wahrscheinlich keinen Theil an der Zerklüftung und trennt
die gefurchte Keimscheibe von der Dotterkugel : es ist dies die inter
mediäre Schicht; c) schliesslich aus der Dotterkugel. Die inter-
mediäre Schicht nimmt, obwohl sie sich an der Furchung nicht be-
theiligt, directen Antheil an der embryonalen Bildung; sie bildet also
einen Theil des ßlastoderms und man kann sie nicht, nach dem Vor-
gänge Lekbboullet’s mit dem Nahrungsdotter vergleichen. Mac
unterscheidet in der intermediären Schicht einen peripherischen, dich-
teren Wulst und eine dünnere centrale Partie. Die Bildung der Keim-
blätter bei 'den Cyprinoiden resumirt B. folgendermaassen: Zuerst
erscheinen zwei primäre Keimblätter, die Analoga der beiden Blätter
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Holl, Anastomoson des ITypoglossua
917
der Gastrula, welche von Anfang an den morphologischen Gegensatz
zeigen, den man bei den meisten Thierarten zwischen diesen beiden
Blättern findet. Diese Blätter sind: 1. das primäre äussere Keim-
blatt (animales Keimblatt v. Baeb’s, — Exoderma oder Epiblast,
Huxley — Lamina dermalis, Haeckel); II. das primäre innere
Keimblatt (vegetatives Keimblatt v. Baeb's — Entoderma oder Hypo-
blast, HüXLEY — Lamina gastralis, Haeckel). Frühzeitig sieht man
von dem primären äussern Keimblatt eine einfache Zellschicht sich
trennen, die Urahüllungshaut (epidermoidale Schicht Vogt’s und
Lebebocllet’s — Deckschicht Göttk’s), ähnlich wie bei den Amphi-
bien. Der Rest des primären äusseren Keimblattes theilt sich seiner-
seits in zwei Blätter: 1. das Sinnesblatt (Stbickkb) [Lamina neuroder-
malis, erstes secundäres Keimblatt, Haeckel] und 2. das Mesoblast
oder Mesoderm. Aus diesem letzteren entstehen das zweite und (?)
dritte secundäre Keimblatt. Das primäre innere Keimblatt entspricht
dem vierten seeundären Keimblatt (Sehleimblatt Lebebodllet’s, La-
mina mycogastralis, Haeckel), und bildet entweder oder wirkt an
der Bildung des Gefössblattes v. Baer’s mit, d. h. des dritten secun-
dären Keimblattes. (Siehe beistehende Tabelle.)
1.
Aeuaseres primäres
Keimblatt (Animales1
Blatt, ▼. Hit«; Exoderm
oder Epiblast, Hoxlkt;
Lamina dermal., Haeckel).
b. primäres äus-
seres Keimblatt
UmhQllungshant (Epi-
dermoidalscbicbt, Voot.
Lkhsboullet, Deck-
schicht, Götte).
1. Sinnesblatt, Stbik-
, . . keb (Erstes secundäre«
Mittlere. Ke, m- Keimb|att HiKCKKL).
blatt (Meso-
derm) bildet das . 2te secundäre Keim-
end vielleicht bla,t’ HlE0"L’
das
II.
primäres inneres
blatt ( Entoderm )
das
und vielleicht das
8te secundäre Keim-
blatt, Haeckel.
4te secundäre Keim-
blatt, Haeckel.
Loews.
M. Holl, Beobachtungen über die Anastomosen des Nervus hypo*
glOSSUS. Zeitschr. f. Anat. u. Eutwickluiigsgesch. II. S. 82.
Der vordere Zweig des ersten N. cervicalis theilt sich, nach-
dem er zum innern Rande des Muse. rect. cap. lat. und zur vordem
Hälfte der Wirbelsäule gekommen ist, benannten Muskel mit einem
Aste innervirt und mit dem Sympathicus anastomosirt hat, in zwei
Stämmchen, ein oberes und ein unteres; das erstere tritt unter einem
rechten Winkel an den Hypoglossus heran und senkt sich in dessen
Scheide ein; das andere steigt ab und dieDt zur Verbindung mit dem
zweiten Cervicalis; dadurch wird meistens eine bogenförmige Ana-
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918
8tiihbb, Emulsionen and Fettresorption.
stomose gebildet, die eine erste Ansa cervicaiis darstellt. Derzweito
Halsnerv entsendet einen Ast hinauf zu dem in die Hypoglossus-
scheido eingetretenen Faden vom ersten Cervicaiis ; derselbe schmiegt
sieb enge an ihn, läuft medialwärts, tritt auch in die Scheide u
läuft, mehr oder weniger deutlich jsichtbar, am convexen Rande des
Zurgenfleischnerven herab, durchbricht an dessen Uebergang in den
horizontal verlaufenden Stamm die Scheide (nachdem er noch rot
seinem Austritte einen Faden, am Hypoglossus ziehend, gegen die
Medianlinie schickte), und erscheint als Nervus cervicaiis descenden»
auf der vorderen Peripherie der Vena jugularis interna. Er erzeugt
dann im weiteren Verlaufe mit den zweiten und dritten Cervicai-
nerven durch anastomotische Verbindungen die sogenannten Ans*«
cervicales und innervirt zugleich mit Nervenfäden benannter Cerri-
calstämme die Gruppe der Untersungenbeinmuskulatur. Vom Hypo-
glossus tritt kein Faden zu ihm und der Nervus cervicaiis descendens
ist in Folge dessen nicht aus dem Ramus descendens N. hypogloss
und Cervicalnerven gebildet (Henle). Häufig zieht der Cervicalnert
gar nicht in der Scheide des Hypoglossus herab; statt dessen steigt
benannter Nerv bei seinem Ursprünge vom zweiten Cervicaiis zust
erwähnten Ast des ersten Halsnerven auf, begleitet, an letzteren ge-
lagert, denselben bis zu seinem Eintritte in die Scheide, sendet aou
ein feines Filament hinein (das sich später von den Hypoglossusfaaerc
wieder absondert). Er selbst aber tritt gar nicht ein, sondern in
einem beträchtlichen Zwischenräume vom Hypoglossus entfernt, läuft
er parallel mit ihm herab, nähert sich ihm an dessen stärkster Cott-
vexität und ist an ihn durch Nerven gekettet, die vom zweiten oder
dritten Cervicaiis, oder gemeinsam aus beiden entspringend an diesen
absteigenden Aste aufsteigen, peripher in den horizontalen Antheil
des zwölften Hirnnerven eintreten, mit ihm eine Strecke am Neuri-
lemm eingeschlossen verlaufen und sich dann peripher (in Muskeln)
verzweigen. Man siebt an dergleichen Präparaten, wie der Nervu*
cervicaiis descendens abseit vom zwölften Hirnnerven seine eigene
Bahn zieht, und wie dieser Ramus einerseits nur hoch oben nnd an-
dererseits am convexen Rande mit ihm zusammenbängt Loe»e.
J. Steiner, Ueber Emulsionen; ihre Entstehung nnd ihr Werth
für die Resorption der neutralen Fette im Dünndarm. Reich««-’»
o. dd Bom-Bitmoho’s Arch. 1874. 8. 286—312.
Es war die Frage zu entscheiden, durch welche Kräfte der Dünn-
darm seine so überaus feine Emulsion zu Stande bringt, da die pen-
staltiscben Bewegungen desselben dafür kaum ausreichen dürften,
denn durch Vermengen von Fett und Galle allein kann ohne Be-
wegung niemals eine Emulsion bereitet werden. Zur Beantwortung
dieser Frage wurden zunächst eine Reihe von Flüssigkeiten auf ihre
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Stein ib, Emulsionen and Fettresorption
919
innere and äussere Reibung untersucht, wobei sich zeigte, dass Galle
and Gummi arabicum besonders eine grosso innere Reibung besitzen,
während die äussere Reibung der ersteren gegen Oel viel geringer
ist, als die des Gummi arabicums in wässriger Lösung. Das Zu-
standekommen einer Emulsion hängt offenbar ab von dem specifi-
scben Gewichte der zu emulgirenden Flüssigkeiten, ihrer inneren und
äusseren Reibung gegeneinander, der mechanischen Kraft, die aufge-
wendet wird und dem Massenverbältniss der beiden Flüssigkeiten
gegeneinander. Nur die beiden Reibungen sind der emulsionsberei-
tenden Fähigkeit umgekehrt, die anderen Factoren direct proportional.
Wir müssen aber bei einer Emulsion zwei Phasen unterscheiden:
neben der eben bestimmten emuisionsbereitenden Fähigkeit auch die
emulsionsconservirende; denn hört die Bewegung auf, so suchen die
Oeltropfen wieder zusammenzfliessen, was mehr oder weniger schnell
geschieht nach den Menstruen, mit denen man emulgirt bat. Dieser
letzteren emulsionsconservirenden Fähigkeit einer Flüssigkeit sind alle
Factoren direct aber der Differenz ihrer spec. Gewichte, umgekehrt
proportional.
Auf diese beiden Fähigkeiten hin sind durch Darstellung von
Emulsionen, welche mit einer kalorischen Maschine bewirkt wurden,
eine Reihe von Menstruen geprüft worden, wobei sich zeigte, dass die
geprüften Flüssigkeiten sich hinsichtlich ihres Wertbes als Emulgentia in
folgende aufsteigende Reihe bringen lassen: 1) unorganische Salze,
wie Kochsalz in verschiedenen Concentrationen, Kalialaun u. s. w.;
2) organische Salze, wie essig-, Weinstein- und milchsaures Natron;
3) Kohlehydrate, z. B. Traubenzucker 2—10 pCt., Rohrzucker 2 pCt.,
Gummi arab. von 2 — 10 pCt., Rohrzucker 10°; 4) Hühnereiweiss 1 pCt.
und 2 pCt., Galle und Seifen.
Es zeigt sich demnach, dass die Galle in der Tbat neben Hühner-
eiweiss und den Seifen eine hervorragende Fähigkeit zü emulgiren
besitzt, indess ist damit die Frage immer noch nicht beantwortet,
wie der Darm mit seinen geringen mechanischen Kräften ebenso gute
Emulsionen schafft, wie wir im Schüttelapparat es mit dem Aufwand
grosser mechanischer Arbeit erreichen. ,
Es wurden Hunden nach Ausschluss von Galle und pancreati-
schem Safte abgemessene Mengen von Leberthran und Rindergalle
in den Darm injicirt. Nach verschiedenen Zeiten wurden dieselben
getödtet, der Darminhalt auf die Güte der Emulsion untersucht, wo-
bei sich zeigt, dass 1) mit zunehmender Dünne der Emulgirung im
Dünndarm auch die Füllung der Chyluegefässe deutlicher wird und
2) dass ebenso mit der Zeit auch die Qualität der Emulsion zunimmt.
Vergleicht man diese Darmemulsion mit der von uns in der Schüttel-
flasche erzeugten, so zeigt sieb, dass wir in kürzerer Zeit eine bessere
und gleichmässigere Emulsion fertig bringen, d. b. was der Darm
an mechanischer Arbeit erspart, das setzt er an Zeit zu-
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920
Pou, Eiweiaabestimmung in Sernm and Milch.
Indess ist noch zu beantworten, ob der Darm vermöge irgend
einer specifischen Vorrichtung so feine Emulsionen trotz seiner ge-
ringen mechanischen Leistung zu Stande bringt; versuchen wir aber
in einer Flasche durch leichte Bewegung Oel zu emulgiren, so er-
halten wir ebenso eine ziemlich brauchbare Emulsion. WeDn wir
also bei unseren künstlichen Emulsionen viel Kraft zur Emulgirncg
aufwenden, so wollen wir damit Zeit sparen, während umgekehrt im
Darm mechanische Arbeit auf Kosten der Zeit erspart wird.
Was den Werth der Emulsion für die Resorption der neutrales
Fette im Dünndarm betrifft, so Iiess sich beobachten, dass mit der
besseren Qualität der Emulsion auch eine intensivere Füllung der
Chylusgefässe Hand in Hand geht, woraus zu schliessen ist, dass der
Resorption der neutralen Fette durchaus wohl eine Emulgirung der-
selben vorangehen muss. J. Roseotbal.
J. Puls, lieber quantitative Eiweissbestimmungen des Blutserum
und der Milch. Pn-Üoaa’ii Arch. XIIl. S. 176— 196
Für das Blutserum empfiehlt Vf. folgende Methode: Man ver-
setzt mit Essigsäure bis zur eben sauren Reaction, dann mit so viel
Alkohol, dass der Gehalt der Flüssigkeit an absolutem Alkohol 70 pCt.
beträgt, erhitzt zum Sieden, wäscht mit Alkohol von 70 pCt aas
(bei 10 Grm. Serum sind hierzu 150 — 200 Cc. Alkohol ndthig), dann
mit absolutem Alkohol und Aether. Durch Veraschen des Eiweiss
wird die Menge der darin enthaltenen Salze bestimmt und von dem
Gewicht des Eiweiss in Abzug gebracht. — Im alkoholischen Kiltrat
ist kein Eiweiss nachweisbar. Die aus demselben Serum erhaltenen
Eiweissmengen schwankten in 7 Versuchen zwischen 7,92 und 7,99 pCt
Zum Vergleich wurde Serum mit schwefelsaurem Natron gesättigt
und das Eiweiss durch Erhitzen etc. abgeschieden; die erhaltenen
Werthe sind im Mittel um 4,4 pCt. niedriger, wie die mit der Alkohol-
methode erhaltenen. Für die Kuhmilch verglich Vf. die Methode von
Brunner und von Hoppe Seyler mit der Alkoholfällung bei ein ond
derselben Quantität Milch. Die erste Methode ergab 0,86 — 1,81 — 2,06pCt.
Eiweiss, also wechselnde Werthe wegen der Löslichkeit des ausge-
fällten Casi-in; die zweite 3,23 und 3,18 pCt., die Alkoholfkllung end-
lich 3,43 und 3,40 pCt., also um 0,2 pCt. höher, wie die zweite Me-
thode. Durch besondere Versuche überzeugte sich Vf. von der Lös-
lickeit des Milchzuckers in Alkohol. Im Anschluss daran prüfte Vf
noch die Methoden für die Fettbestimraung in der Kuhmilch und zwar
wurde das Fett einerseits aus den bei der Fällung erhaltenen alko-
holisch-ätherischen Auszügen gewonnen (a), andererseits nach der
TROMMER’schen Methode (b), drittens durch Ausziehen des mit Essig-
säure gefällten Casein mit Aether nach Hoppe-Sevler (c). Alle drei
Methoden lieferten ganz nahe aneinanderliegende Werthe, die TbüB-
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rvr -
Schmidt, Euerstoügerinnung. t.Vistschq*c u. Dietl, Löslichkeit v. Glyco(fenetc. 921
HKK'sche Methode jedoch nur bei Anwendung grösserer Aethermengen.
— Besondere Schwierigkeiten macht bekanntlich die Bestimmung des
Eiweiss in der menschlichen Milch. Bei der BßüNNER’schen Methode
fand Vf. wiederum Eiweiss im Filtrat; die Resultate stimmten nur
dann unter einander überein, wenn die Milch deutlich angesäuert
wurde; gute Resultate gab die Alkoholfällung. Der Gesamroteiweiss-
gehalt der Milch (10V2 Monate dauernde Lactation) betrug nur 0,95 pCt.
E. Salkoweki.
Alex. Schmidt, Bemerkungen zu Olof Hammarsten’s Abhandlung:
Untersuchungen über die Faserstolfgerinnung. PruCagH’s Archi».
XIII. 8. 146—176.
Vf. verwahrt sich zunächst gegen die ihm von H. zugeschrie-
bene Gerinnungstheorie: „Der Faserstoff entsteht durch eine che-
mische Verbindung zweier Eiweisskörper, der fibrinoplastischen und
der hbrinogenen Substanz, welche unter Mitwirkung eines Fermentes
zu Stande kommt.“ Vf. bestreitet mit Entschiedenheit sich je mitr
solcher Bestimmtheit über den Gerinnungsprocess ausgesprochen zu
haben. Die Versuche, aus denen HaMMABSTKN die Entbehrlichkeit
der fibrinoplastischen Substanz zur Gerinnung abgeleitet hat, erklärt
Vf. durch die mangelnde Reinheit der hbrinogenen Substanz, welche
sich aus Blutplasma nicht ohne Beimischung von fibrinoplastischer
Substanz darstcllen lässt. — H. hatte ferner nachzuweisen gesucht,
dass die auch von ihm anerkannte Wirkung der fibrinoplastischen Sub-
stanz ersetzt werden könne durch Neutralismen der Mischung, durch Zu-
satz von Chlorcalcium und durch Casein, welches durch Berührung mit
Blutserum die Eigenschaft der Löslichkeit in Kochsalz erlangt hat.
Vf. stellt die Beweiskraft aller dieser Versuche in Abrede, weil H.
beim Zusatz von Fermentlösung stets fibrinoplastischer Substanz hin-
eingebracht habe. Die fibrinvermehrende Wirkung des Chlorcalci-
ums steht mit den Erfahrungen des Vfs. über die Wirkung der Salze
im Allgemeinen im Einklang, ebenso auch die Abstumpfung des Al-
kalis. Weder das Chlorcalcium jedoch, noch die Neutralisirung des
Gemisches kann den Zusatz fibrinoplastischer Substanz ersetzen. Dass
ein Zusatz von Casein zu einem Gerinnungsgemisch im Stande sei,
die .Menge des ausgeschiedenen Faserstoffs zu vermehren, stellt Vf.
entschieden in Abrede. Vf. hat eine ganze Reihe von Versuchen
angcstellt, jedoch nie eine Zunuhme im Gewicht des Faserstoffs be-
obachten können. E. üalkowski.
M. t. Yintschgau und M. J. Dietl, Ueber die Einwirkung warmer
Kalilösungen auf Glycogen. pflöqhh’b Arch. xm. 8. 253.
Die vieitacii zur Darstellung von Glycogen augewendete Methode
des Zerkochens der Organe mit Kalilauge beruht auf der stillechwei-
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922
BiODowisr, Geschwülste.
genden Voraussetzung, dass dasselbe von Kali chemisch nicht ange-
griffen wird (Aenderungen der physikalischsn Eigenschaften hat, TO
die Vff. erwähnen, schon Cl. Bernabd beobachtet). Diese Annahme
ist, wie die Vff. gefunden haben, irrig. Abgewogene Meng«
aschefreies Glycogen wurden mit Kalilauge von wechselnder Coneeo-
tration verschieden lange gekocht, dann mit Salzsäure ungesäuert
und mit Alkohol gefüllt. Die Menge desselben nahm bei Anwendung
von 1 — 3 pCt. Kalilauge und 2 — 3 ständigen Kochen bis zu 11,7 pCt-
ab. Auch schwächere Kalilauge von 0,098 — 0,288 pCt. bewirkt bä
nur viertelstQndigem Kochen eine Abnahme von 2 — 3 pCt. Itn wei-
tem Verlauf der Untersuchung machten die Vff. die Beobachtung,
dass bei Anwendung ganz schwacher Kalilauge und massigem Er-
hitzen die Menge des Glycogens einen Zuwachs erfährt, der mit der
Temperatur wächst, bis zu 2,5 pCt. Das wiedererhalteDe Glycogen
war ascbefrei, resp. es enthielt nicht mehr Asche, wie vor dem Ver-
such. Die Vff. bestreiten mit Entschiedenheit, dass die Gewichtszu-
nahme von einem analytischen Fehler herrührt, um somehr, als sie
constant ist und es nur eines etwas längeren Kochens bedarf, um u
Stelle der Gewichtszunahme eine Verminderung herbeizuführen.
E. Selkowski.
W. Brodowsky, Mittheilungen ans dem Laboratorium der patho-
logischen Anatomie zn Warschau. Vibcrow'b Arct. lxvii. s. m.
Der erste Fall ist eine Mischform von melanotischem Sarcom
und Carcinom des Auges; es fanden sich zahlreiche metastatiscbe
Knoten, namentlich solche von sarcomatösem Bau im Herzen, rau
carcinomatöse oder Mischformen in Leber und Nieren. In Präparates
der beiden letzten Organe sah Bk. directen Uebergang von Leber
zellen resp. Harnkanälchen zu Krebskörpern, andererseits auch selbst-
ständige Wucherung eingeschlepptcr Zellen. Er sagt: „fast kein Ge
webe, das in Berührung kam mit den aus der primären Neubildung
verschleppten Zellen, konnte sich ihrem Einfluss entziehen. Dieser
äusserte sich durch eine starke productive Tbätigkeit von anatomi-
schen Elementen der entsprechenden Gewebe. Und das Product dieser
Tbätigkeit hatte in gewissem Grade einige Eigentümlichkeiten so-
wohl des, so zu sagen befruchteten Bodens, als auch der befruchten-
den verschleppten Zellen, d. h. einerseits erzeugten epitheliale Zellen
des inficirten Gewebes die epithelialen Massen der secundären Knoten
(Leber, Nieren), Bindegewebszellen bindegewebige (resp. sarcomatösei
Theile der Knoten oder auch ganze secundäre Knoten (Herz, Lyropb-
drüsen); von den zu dieser Tbätigkeit anregenden anatomischen Ele-
menten erhielten andererseits die neuen Gewebe die Fähigkeit sieb
zu pigmentiren und zu wachsen. Der zweite Fall ist ein 12 Pfiuxi
schweres Myosarcom des Magens, das die Schleimhaut durchwachsen
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Kochkh: Voot, Nervendehnung bei Tetanus. Bibokl, arhythmetischer Pols. 923
und eine bandtellergrosse ulcerirte Fläche dargeboten hatte. Secun-
däre Myosarcome in der Leber. Drittens beschreibt Be. zahlreiche
Cysten von Erbsen- bis Hübnereigrösse in den Ovarien einer 50 Jahre
alten Frau. Die Innenfläche der Cysten war mit Flimmerepitbel aus-
gekleidet, welch letzteres Vf. für ein Derivat des Keimepithels der
OBAAF’schen Follikel hält. Grawiti.
Kocher, Tetanus rhenmaticus und seine Behandlung. Corr.-ßi. r.
Schweiler Aerzta. 1876. No. x7. Vogt, Nervendehnung bei trauma-
tischem Tetanus. Cbl. f. Chir. 1876. No. 40.
Ein Knabe hatte sich am 27. April einer starken Durchnässung
ausgesetzt. Am 28. traten rheumatische Schmerzen im Rumpf, am
1. Mai Tetanus ein. 16 Tage vor der Durchnässung hatte sich Pat.
eine rostige Gabel in die linke grosse Zehe gestossen; ein Fragment
derselben fand sich bei der Section in der fest vernarbten Wunde. —
Bei einem Gärtner, der sich 3 Tage vor Ausbruch des sehr acuten
Tetanus stark erkältet hatte, fand sich ebenfalls in der linken grossen
Zehe eine Kiefernadel. Behufs derNervendebnung wurden von K.
N. popliteus und tibial. post am 30. Juni 76 freigelegt. Der letztere
erscheint dicker als der erstere, an seiner Oberfläche homogen statt
gestreift und ungleichmässig dunkelrotb injicirt. Nach der Dehnung
erschlafft die gesammte Muskulatur des linken Beines, während die
des rechten sowie des Rumpfes ihre Spannung beibehält. Auch wur-
den die tetaniseben Anfälle etwas seltener. Der Tod erfolgte 4 Tage
nach der Operation. Der N. popliteus zeigte jetzt die gleichen Ver-
änderungen, wie früher der tibial. post.
Ein 63jähriger Maurer hatte sich Wunden in der rechten Hohl-
band und auf dem Handrücken zugezogen. Während die letzteren
noch granulirten, kam es zum Trismus und bereits am 9. September
zu heftigem Tetanus mit ausgesprochenem Opisthotonus, Starre der
unteren Extremitäten und intorcurrenten klonischen Krämpfen. Nach
3 Wochen Umschnitt V. die Narbenränder der Vola und des Hand-
rückens, hebelte sie von der Unterlage ab und dehnte den in toto
freigelegten Plex. bracbialis energisch in centripetaler und centrifugaler
Richtung. AU Pat. aus der Narcose erwachte, war der Tetanus ge-
schwunden und kehrte auch bis auf leichte am IS. September einmal
sich zeigende Nackenkrämpfe nicht wieder. Wilh. Koch.
F. Riegel, Zur Lehre von der arhythmlschen Herzthätigkeit.
Deutsches Arcb. f. klin. Med. XVIII. S. 94.
Bei einem 22 jährigen Pharmazeuten beobachtete R. in der Re-
convalescenz nach einer circumscripten Peritonitis eine eigenthümliche
Form des Pulsus alternans. Es fand zuerst eine steile und hohe
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924
DrjKKim, allgemeine Paralyse mit Pempbigasblaaen.
Ascension statt, der nur eine kurze Descensiönslinie folgte. Auf
halbem Wege wurde letztere von einer zweiten Ascension unter-
brochen, deren Gipfelpunkt in gleicher Höhe mit dem des erstes
Pulses lag. Die nun folgende Descension ist beträchtlich länger als
die erste und erreicht vollkommen die Curvenbasis; sie vertritt so-
gleich die eigentlich erforderliche Pause. Von den bisher publicirteo
Fällen unterscheidet sich der beschriebene Puls dadurch, dass die
Gipfelpunkte beider zugehöriger Pulse, nicht aber die Baseu
in einer Höhe lagen, während frühere Autoren das Umgekehrte ao-
gebcn. Bemerkenswerth ist, dass der Pulsus alternans nur während
eines einzigen Tages bestand und auch an diesem häufig in einen
ganz irregulären Puls überging, so dass zwischen diesen beiden For-
men eine enge Beziehung zu bestehen scheint. Eine Erklärung für
das Auftreten konnte nicht gefunden werden, jedenfalls war dem
Kranken Digitalis niemals gereicht worden. Auch die dem Pulsus
alternans von Traube beigelegte üble prognostische Bedeutung be-
wahrheitete sich nicht.
Eine ähnliche Beobachtung machte R. bei einem an chronischer
Myelitis behandelten Manne, und auch hier nahm der Pulsus alternans
häufig plötzlich die irreguläre Form an. Bei einer Frau, welche wäh-
rend eines acuten Gelenkrheumatismus eine Endocarditis acquirirt
hatte, wurde ein Pulsus alternans von der Form gezeichnet, dass sich
immer ein hoher und ein, niedriger Pul6 folgten, von denen jeder eine
eigene Gipfelhöhe und Basis besass. Während des Aufzeichnens trat
nicht selten an seine Stelle ein völlig regelmässiger Puls ein. (Vgl.
Cbl. 1872, 505; 1876, 682). Eicbhorst (Jods).
J. Dejerine, Paralysie gänlrale. — Troubles tropbiques cutaafc,
pempkigns. — Läsion» de la moelle et des exträmltäs nerveuses
pdriph£riques. Arcb. de pbyeiol. 1876. s. 317.
Bei einer 27 Jahre alten paralytischen Geisteskranken traten
einige Tage vor dem Tode auf beiden Vorderarmen etwa zehn 1 bis
2 Cm. grosse, mit einer citronengelben Flüssigkeit gefüllte Blasen
auf, denen später eine ähnliche Eruption an den Unterschenkeln folgte.
Die Obduction ergab ausser einer starken Vascularisation und Ver-
dickung der Pia über beiden Stirnlappen und einer Veränderung der
darunter liegenden Hirnrinde eine symmetrische Sklerose beider Seiten-
stränge des Rückenmarks. Während des Lebens wurde das Auftreten
von Zittern bei Bewegungen der einzelnen Glieder notirt. Die feinere
Untersuchung der im Unterhautbindegowebe verlaufenden Nerven an
den Stellen der Haut, an welchen die Pemphiguseruption beobachtet
worden war, ergab eine Degeneration einzelner Nerven, wie sie bei
schweren Schädigungen peripherer Nerven beobachtet worden ist-
(Die Myelinscheide in einzelne Fragmente zerfallen, oft nur in Tröpf-
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▼. Sigüdkd; OiSrfsld, QoeeksiIberlo«nnfjen *n hypodermatischer Anwendung. 925
eben übrig, die ScHWANN'sche Scheide zusammengesunken, der Achsen-
cylinder verschwanden; Kernvermehrung nicht deutlich). — Die graue
Substanz des Marks mit ihren Ganglienzellen, sowie die weissen
Hinterstränge waren intact. Bernhardt.
t. Sigmund, lieber subcutane Injection von Bicyanuretum Hy-
drargyri bei Syphilisformen, wiener med. woebenaebr. 1876. No. 37.
J. Grünfeld, Heber hypod. Injectionen von löslichem Queck-
silberalbuminat. Wiener med Presse 1876. No. 38.
Es wurde eine Lösung von 0,30 in 35,0 Wasser angewendet
und täglich 0,70, also 0,006 Hydr. bicyan. eingespritzt. Meist ge-
nügten im Mittel 17 Einspritzungen (0,10 — 0,15 H. b.), Schmerz und
Reaction an der Einspritzungsstelle war stets sehr gering. Einge-
spritzt wurde an den Seiten von Brust und Bauch, selten an Vorder-
und Rückseite. Die Einwirkung auf Mund- und Speicheldrüsen war
minimal. Schon nach der 2. Einspritzung war Hg im Urin nachzu-
weisen. Die besten Erfolge zeigten sich bei einfachen und leichten
Formen, welche schneller als sonst verliefen. Veraltete papulöse,
pustulöse und psoriatische Formen besserten sich nur langsam und
kamen meist zur Heilung in 4 — 6 Wochen; knotige Sklerosen, diph-
theritische Formen, papulöse Infiltrationen der Schleimhäute wurden
fast gar uicht beeinflusst.
Im Ganzen ist die Einwirkung etwas schwächer als die der
Sublimatinjectionen. Am besten wirkt Calomel, zu 0,05 — 0,10 jeden
4. Tag injicirt. Abseesse werden so vermieden und 6 — 8 Injectionen
genügen für die gewöhnlichen papulösen und pustulösen Formen.
GkÜNFELD hat die von Bahbergek (S. 764) empfohlene lOproc.
Sol. Hydrarg. aibuminati bei 10 männlichen ambulanten Kranken an-
gewendet. Täglich wurde 1 Grm. Lösung (= 0,01 Hydr. album.) in-
jicirt. Die Schmerzen und Indurationen waren sehr vorübergehend,
nie entstanden Abseesse. Vf. zieht diese Injectionen entschieden den
Sublimatinjectionen vor. O. Simon.
Curci, Azione delf anemonina soll’ organismo animale. Lo 8pe-
rimenUle 1876. XXXV1I1. No. 7.
Vf. experimentirte mit dem sog. Anernonin (Pulsatillencarapher)
oder mit dem wässrigen Auszug von Irischer Anemone pulsatilla
(getrocknete Pflanzen sind unwirksam). Beide Substanzen wurden
subcutan injicirt, das Anernonin in warmem Glycerin gelöst; in kal-
tem scheidet es sich wieder aus. Beide zeigten dieselbe Allgemein-
wirkung auf die Versuchstiere (Frösche, Mäuse, Ratten). Die 'filiere
gerietheu zunächst in einen schiafähnlichen Zustand und bewegten
sich nur auf äussere Anreize. Bei grösseren Gaben — etwa 5 Mgrrn.
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926 Cuscr, Wirkung des Anemonins. Sobsssbcro. Platbad. Übles.
ftir eine Ratte — und bei längerer Dauer der Vergiftung wird die
Betäubung tiefer, die Sensibilität der Cornea schwindet ganz, so dan
sie ohne Reflexbewegungen auszulösen berührt werden kann. Vom
ganzen übrigen Körper können auf sensible Reize Reflexe ausgelöit
werden, wenn auch träger als normal. An den Extremitäten, be-
sonders den hinteren sind die Flexoren zeitweise tetanisch contrahirt,
die Extensoren, wie es scheint, gelähmt, die Respirationsfrequene nimmt
ab, während das Herz unverändert weiterarbeitet, bis scblieaslicb der
Tod erfolgt. Die elektrische Erregbarkeit von Nerven und Muskels
ist erhalten. Local wirkt das Anemonin reizend. An Kaninchen miss-
langen die Versuche angeblich, weil bei der geringen Löslichkeit des
Anemonins nicht die genügende Menge injicirt zu werden vermochte.
Es ist noch nacheutragen , dass das Präparat auch gefässerweiterod
wirkt; bei den Versuchsfröschen wenigstens erschien die Schwimm-
haut stark injicirt und geröthet.
Vf. glaubt, dass das Anemonin zunächst auf das Gehirn wirkt
und in grossen Dosen auch auf Theile der Medulla oblong., wofür
ihm die veränderte Respiration und die erwähnteo Muskelkrämpfe
sprechen. Schiffer.
Sonnenbarg, Bemerkungen betreffend die Wiederherstellung des
Collnteralkreislaufs nach Unterbindung der Arterien in der
Continuität. Cbl. f. Cbir. 1876. No. 44.
Io die Art. femoral. cnmrisirter Bonde wnrde ein Manometer endständig ond
central wärta eingebunden and, nach Aufzeichnung der Pulse aofs Kymograpbion.
die Aorts unterhalb der Nieren entweder mit dem Finger zngedrfickt oder mittelst
Fadenschlinge emporgezogen. Der Blutdruck fiel langsam ab, ohne iodeas ganz m
verschwinden (Zahlenangaben fehlen; Ref.). Nach definitiver Unterbindung der Aorta
fiel der Druck von 110 Mm. Hg. auf 66 Mm. Bereite nach 300 See. begann er in-
des* sieb wieder zn beben and nach 700 Sec. kehrten auch die Pntse wieder. Wurde
das Manometer peripher und endständig eingebunden, so zeichneten sieb oOmittel-
bar danach Pulse auf and es bob sieb nach Aortenunterbindong der Druck, wenn-
gleich durchschnittlich auch nicht ganz so schnell, wie in der ersten Versncbtreiba
Ebenso kehrten die Pnlse wieder. wuh. Koch.
Plateau, Note sur les pMnomfenes de la digestion chez la Blatte
americaine (Periplancta americana L.). compt.rend. lxxxiii nvio.
Vf. hält an der früher von ihm gegebenen Schilderung der Verdau nngsvor-
gänge bei den Insecten fest. Die Nehrung gelangt zoerat in den Vormagen ood
nnterliegt der Einwirkung des meistens alkalischen Secretes der Speicheldrüsen,
welches das Stärkemehl in Zocker fiberfährt, alsdann in deD Mittelmagen, in dem
die Umwandlung des Eiweiss in Peptone und Emolgirnng der Fette stattfindet. Das
Secret desselben iet in der Regel alkalisch, nie saner. In dem Endabsebaitt da
Darmes mischt sieb den nicht resorbirbaren Antheileo der Nahrang das Secret der
Mi.u-iom'schen Drüsen bei, das lediglich ein Exeret darstellt E. SalkovaAL
J. B. Uhler, Little people as aids to diagnosis and treatment
Med. and chir. facnltj of Maryland. April. 1874.
U. schlägt vor, Körperhöhlen, in welobe die Hand des Arite* schwer oder
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Pabeot. Hock. Heitlbb. Hbbtbka. Oalbbowiki. 927
gar nicht ein- oder Vordringen kenn, Kinder oder Franen (Wärterinnen) mit schmalen
Händen nnter Leitung des Arttes untersuchen tu lassen. Senator.
J. Parrot, Les llsions osseuses de la Syphilis et rachitis. Arcb.
de Physiol. 1876. S. 133.
P., der hier nur eine makroskopische Darstellung der bei Syphilis und Ra-
chitis stir Beobachtung kommenden Knochenerkraokungen giebt, unterscheidet bei
der Syphilis vier Stadien: Im ersten findet er eine Lage subperiostealer Osteopbyt-
bildnngen an den Diaphyaen der Röhrenknochen, welche oft so stark ist, dass
die Dicke des Knochens dadurch anf das Doppelte vergrössert erscheint Der
Intermediärknorpel ist manchmal etwas verbreitert, sonst aber normal. Im 2. Sta-
dium tritt eine schleimige Atrophie (A. gdlatinlformel in der Spongiosa auf, welche
allmählich auf die festere Corticalis, auf die Verkatkungsione an den Epipbysenenden
and auf den Knorpel selber dbergroift, alle genannten Tbeile erweicht und in eine
gelbbräunliche weiche Masse verwandelt. Durch diese Erweichung wird eine hoch-
gradige Brüchigkeit bedingt und eine Lähmung, welche P. als „syphilitische Pseudo-
Paralyse der Neugeborenen1* beseichnet Das 3. Stadium charakterisirt sieb durch
eine excessive Markbildong, welche die Osteopbyten aubstituirt und in Form un-
regelmässiger Knötchen in der Vcrkalkungsschicht auftritt In noch älteren Fällen
bei längerer Lebensdauer der Kinder findet endlich die Umwandlung des neugebil-
deten subperiosteal und in dem Intermediärknorpel liegenden Markgewebes statt
und hiermit das 4. Stadium des Processes. Seine Beschreibung der Rachitis enthält
keine neuen Gesichtspunkte. Grawita.
j. Hock, Leber Hornhauttätowirungen nebst Bemerkungen über
die Aetiologie des Glancoms. Arch. f. Angen- u. Obrenbeilk. V. 1. 8. 90.
H. beobachtete bei einem 18jährigen Individuum 4 Stunden nach einer Täto-
wirung der Cornea das Auftreten eines Glancoms , das sich verschiedene Male bei
der erwähnten Manipulation wiederholte. Hiebe) (Erlangen).
Heitler, Auftreten von Abdominaltyphns nach Typhns exanthe-
matiens. Wiener med. Presse. 1876. No. 33.
H. erwähnt den vorliegenden Fall, um die Nichtidentität des Abdominal- nnd
exanthematischen Typhus tu beweisen. Ein 21 jähriger Mann, welcher im Wiener
allgem. Krankenhaus an exanthematischem Typhus behandelt und geheilt wurde,
kam 14 Tage nach seiner Entlassung mit allen Erscheinungen des eoteriacben Typbus
wieder. Zwischen beiden Erkrankungen lag nach des Kranken Angaben eine acht-
tägige Periode vollständigen Wohlbefindens. Die Möglichkeit einer Recidive wird
in Abrede gestellt. Litten.
£. Hertzka, Die Behandlung des Clavierspielkrampfs mit Gelse-
minm sempervirens. Petersb. med. ebir. Presse. 1876. No. 26.
Nachdem eich hydrotherapeutische and elektrische Kuren als unvermögend
erwiesen hatten, einen 22 jährigen Musiker vom „Clavierspielkrampf“ zu heilen, ge-
lang es Vf. seinen Kraukeu mittelst der Tinct. Gelsemii (3 mal täglich 8 Tropfen,
durch 3 Wochen hindurch) vollständig herzustellen. Bernhardt.
Galezowski, Etnde snr les amblyopies et les amauroses apha-
siqnes. Arch. gdn. 1876. Juin. 8. 641.
G. theilt di« bei Apbasischen an findenden Sebstörnngon io 3 Gruppen. Die
erste umsebiiesst die aphasisehe Amblyopie (ohne Veränderung dea nervösen 8eh-
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Wftabentheh «racfcetnen
1 — 1 Bogen ; tm Schlaue
de« Jahrgang* Titel, Ne-
md- and Sachregister.
Preis des Jahrganges
SO Mark; an besieh«
durch alle Bachhandlua-
gen und Poetanataltea .
ffor die
Dr. J. Bosenthal,
Professor in Erlangen.
Redigirt vod
and
Dr. BL Senator,
Profeeeor ln Berlin.
1876. 93. Deren» her. No. 52«
Die geehrten Abonnenten werden um recht-
zeitige Erneuerung des Abonnements für das Jahr
1877 ersucht, damit die Zusendung keine Unter-
brechung erleidet.
Inhalt» WsbkrLiel, Aquaeductus des Labyrinths (Orig.-Mittb.). — Bekediet,
Raubthiertypus am menschlichen Gehirn (Orig. Mitth.). —
Weigert, Tumoren der HirnauhMiige. — Wtosti, chirurgische Bemerkungen
über die Peritonealhöhle. — Badal, Optometer. — Okri, Tboracoceutese. —
Ekoesrer. multiple Sklerose der Nervencentren. — K i.bih wIchtbb, Harn im
Wochenbett. — Nscsass, Pemphigus. — BocHntiH, Piperin und Atropiu. —
G krstkr, Lymphgefässe des Hodens. — Kicvsiss. Contraction der Muskel,
faser. — DbVai., neue Biiure der Htutenmileh. — B u kdsch ne id sb, Vorstufen de»
Harnstoffs. — Thoua, Lupus. — Johnhton, Colotomie. — Brecht, Reflex in der
Umgebung der Macula. — Sch s itii.kb , Carbolsüure bei Pbthise. — Sossn-
bbudt, Epilepsie durch ein Fibrom des Kehlkopfs. — Srsai», Rachenhusten. —
Chahpiosos, Epilepsie durch Bronchialsteine. — Appenbodt, Morbus maculoaus
im ersten Lebensjahre. — Omver, Antagotiismns von Opium und Belladonna. —
Die Aquaeductus des Labyrinths.
Von Weber- Liel.
Auf experimentellem Wege an Präparaten von Gehörorganen
erwachsener Menschen ist mir der Nachweis gelungen:
1) dass der Aquaeductus cochieae die Verbindung der peri-
lymphatischen Räume des Labyrinths mit dem Arachnoidealraum
▼ermittelt. So wird z. ß. durch Aspiration vom geöffneten Caualia
semicircul. sup. aus unter besonderen Cautelen eine Lösung von Ber-
linerblau in die perilymphatischen Räume, diese vollständig füllend,
gesaugt, wenn man einige Tropfen der Lösung in die äussere trichter-
förmig weite Oeffnung des Aquaeductus cochieae gebracht hatte.
Schon im Jahre 1868 (M. f. O. No. 8) hatte ich den Zusammenhang
des Arachnoidealrauines mit dem Labyrinthe demonstrirt;
2) dass der Aquaeductus vestibuli die Verbindung der endo-
lymphatischen Räume des Labyrinths mit einem zwischen den
Blättern der Dura gelegenen Sacke, der indess nicht grade als Blind-
XIV. Jahrgang. 59
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930 Bri«dikt, Rsubthiertypu« am menschlichen GUM.
sack aufzufassen ist, herstellt. Durch das Experiment am
organ erwachsener Menschen werden bo die histiogenetisc*
legungen über den gedachten Zusammenhang (Böttcher, Ha8~
nur bestätigt, sondern auch erweitert.*)
Ausführliche Mittheilung der Experimente und der zugehöriges
anatomischen Untersuchungen folgt an anderer Stelle.
Der Raubthiertypus am menschlichen Gehirne.
Vorläufige Mittheiluug von Moriz Benedikt (Wien).
Eine grosse Lücke in der Descendeuzthuorie stellt die groue,
scheinbar qualitative Differenz zwischen dem Gehirne des Menschen
und jenem der Raubthiere dar. Weder die Embryologie noch die
vergleichende Anatomie haben bisher vermocht, eine Brücke zwischen
den Gehirnen beider psychologisch vielfach verwandter Arten «
schlagen. Ich glaube dass mir dies bei Gelegenheit des Studium«
der durch niedrige Organisation in allen möglichen Variationen au«
gezeichneten Verbrecher- Gehirne, welche geradezu als Rückftllt-
Gehirne anzusehen sind, gelungen sei.**)
Ich will, bevor ich über die Thatsacben berichte, zwei Sit»
vorausschicken. Nämlich erstens, dass der Embryo die Geschieht«
eines Organs nicht so erzählen müsse, wie sie sich wirklich tage
tragen hat, weil die einmal fixirten Veränderungen schon im Keim«
und in dessen individueller Entwicklung Ausdruck finden können.
Zweitens kann es scheinbar ganz secundäre Furchen geben, welch«
in einem früheren — historischen — Stadium Hauptfurchen waren,
bis durch Wucherung von den Rändern her dieselben beeinträchtigt
und abgeschuUrt wurden.
Das heisst mit anderen Worten: die durch die genannte Wuche-
rung entstandene graue Substanz ist in der Anlage schoD vorhanden,
und es kommt daher nur zur schwachen Entwicklung jener Forchen,
die selbstverständlich, zum Behufe der Ernährung des neu entstan-
denen Theiles, durch neue Furchen, oder durch stärkere Entwick-
lung anderer Furchen ersetzt werden müssen. Oder die Theile, welch«
jene Ernährungsspalten brauchen, bleibet« in der Entwicklung zurück
und gelangen daher nur zu einer verkümmerten Furche.
Die grosse Differenz im Stirntlieile der Gehirne des Mensch«
und der Raubthiere besteht dariu, dass letztere vier, erstere drei Ur-
windungen besitzen. Dieser Unterschied ist jedoch nur scheinbar.
Jeder Gehirn-Anatom kennt die kleinen Furchen, welche beim Mes-
*) Anmerkung-. Cfr. die diesbeaflglicben Angaben von Corcoso, Kn om
Rarere«, sowie die früher von Zccksskssdi. und mir bereit« publicirteo (V. I 0
Ko. 5. 8. 76. 1876).
**) tm Ganzen baba ich bi« jetit 17 «olcher Gehirne benütiL Die Publicaho«
In Form fine» Atlasse« ist in Vorbereiteng.
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Bkükdikt, Kaubthiertypns am menschlichen Gehirn.
931
echeD zwischen der 1. Stirufurchc und dem medialen Rande vorhan-
den sind. An einzelnen Gehirnen entwickeln sich dieselben
zu einer tiefen und mächtigen Furche, welche bis in den
obersten Theil des vorderen Centrallappens eindringen und
mit der sonst seichten Delle daselbst zusammenfliessen kann.
(Durch letzteren Umstand nähert sich das Aussehen dieses Theiles
des Centrallappens jenem der Affen).
Man si<ht daraus, dass die 1. Stirnwindung des Menschen
durch das Zusammenschmelzen der zwei ersten Urwindungen
des Raubthiers entstanden und dass die erstere verkümmert
ist. Demgemäss sind jene oben genannten kleinen Furchen als 1.,
die jetzt als 1. Stirnfurche bezeichnete als 2. und die jetzt als 2. be-
zeichnte als 3. Stirnfurche aufzufassen.
Dass die 1. Stirnwindung beim Menschen verkümmert, rührt
wahrscheinlich daher, dass dieselbe mit den Geruchsvorstellungen in
Verbindung steht.
An den Gehirnen von Epileptischen und Geisteskranken, und
bei Individuen aus encephalopathischen Familien dürfte dieser Be-
fund ebenfalls häufig sein.
Auch im Schläfen- Scheitel-Theile des menschlichen Gehirnes ist
der Vierwindungstypus leicht herzustellen. Beim Affen hängt an der
äusseren oberen Fläche das Schläfen-Scheitelhirn mit dem Hinter-
hauptslappen durch vier mehr oder minder gut cbarakterisirte Win-
dungszüge zusammen; am normalen Menschen-Gebiine lassen sie sich
durchaus nicht darstellen. An den Gehirnen meiner Sammlung sind
sie öfters schön ausgeprägt und die erste — als Aehnlichkeit mit
vielen Affen — sogar untergetaucht. Wie überhaupt bei den niedrig
organisirten Gehirnen, ist auch an diesen die Verbindung zwischen
dem 1. und 2. Schläfelappen einerseits und dem 2. Parietallappen
(incl. des Lobulus Tuberis) andererseits unterbrochen und diese Ver-
bindungsstücke inselartig von Furchen umgeben.*) Dabei liegt der
2. Schläfelappen dann meist zum ersten parallel. An so organisirten
Gehirnen überzeugt mau sich, dass der 2. der oben genannten, den
Plis da possage analogen, Windungszüge dem 2. Parietallappen, der
3. dem 1. und der 4. dem 2. Schläfelappen angehört, während der
1. dem 1. Scheitellappen entspricht. Man hat also für das Schläfen-
Sche itel-H irn den Vierwindungstypus durch zwei Scheitel-
und die zwei Schiäfelappen hergestellt.
Der wesentliche Unterschied zwischen Menschen- und Raubthier-
Hirn besteht darin, dass diese vier Windungen bei ersterem nicht
nach abwärts abbiegen, sondern nach rückwärts verlaufen und sich
nach einwärts Umschlagen.
") Dnrcli diese Trennungsfurchen and die nntergetauchten Verbindungsstücke
entsteht das, w es ich als Operculum parieto-temporale beschrieben bebe.
69*
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932
Wkiqbit, Tumoren der Hirnunhtnge.
Noch eine andere wichtige Thatsacbenreihe erzählen meine Ge-
hirne. Das Zusammenflüssen einer oder mehrerer der drei
centralen Längsfurchen (der RoLANDi’sc-hen, der praecentralen and
der interparietalen) mit der Fissura fossae Sylvii ist bei ihnen
so häufig, dass dieses Verhalten als Grundgedanke ihres Auf-
baues imponirt.
Als Typus würde für diese Gehirne die Fissura fossae Sy!»ii
eine fünfzeckige Furche darstellen, von welcher öfters durch Wuche-
rung grauer Substanz von den Rändern her die mittlere als Fisson
Rolandi, die zunächst stehende vordere als Fissura praecentralis and
die auf die mittlere nach hinten folgende als Fissura retrocentralij
(interparietalis) abgeschnürt würden. Hiermit ist aber eine weiters
Brücke zwischen den Gehirnen der Bi- und Quadrumanae einerseits
und andererseits jenen der anderen Thierwelt geschlagen.
Es wird sich nun umgekehrt fragen, ob das Gehirn der Raab-
und anderer Säugethiere einen wohl charakterisirten Hinter-
hauptslappen habe? Die anatomische Bejahung dieser Antwort
behalte ich mir für eine nächstfolgende Mittheilung bevor.
C. Weigert, Tumoren der Hirnanhänge. Viacaow’s Arch. lxv. s.sn
Der erste der hier beschriebenen Tumoren ist ein Teratom der
Zirbeldrüse, welches bei einem 14jährigen Knaben als einzige Krank-
heits- und Todesursache gefunden wurde. Def Tumor misst »agitul
und frontal 3,5 Cm., vertical 3 Cm., hängt mit der Zirbel in contiuno
zusammen, und hat die Vierhügel nicht von oben her comprimirt,
sondern hat sich von vorn und unten her derart gegen sie vorge-
schoben, dass sie, zu einer platten Kappe zusammengedrückt, seines
hintersten Abschnitten aufliegen.
Auf dem Durchschnitt zeigt die Neubildung zahlreiche, mit einer
eiweissreichen Flüssigkeit gefüllte Cysten, deren Wände mit schönem
Cylinderepithel ausgekleidet sind, und andere Cysten, welche Epidermis-
zellen, verkümmerte Haar- und Talgdrüsen enthalten und dem ent-
sprechend mehrschichtiges Plattenepithel, zum Theil auf PapilleD auf-
sitzend, als Wandüberzug tragen.
Das zwischeu den Cysten gelegene Gewebe besteht aus Binde-
gewebe, hyalinem Knorpel, Fett, glatteu Muskelfasern und Nerven.
Den Beginn der Geschwulstbildung legt W. in die Embryonalzeii,
die Bildung der Cysten ist er geneigt auf entartete Schweissdrüsen
zu beziehen.
Der zweite, als Struma pituitaria permagna aufgeführte Tumor
ist von mehr als Hühuereigrösse, liegt an der Stelle der Hypophysii;
von da ab seitlich und den Clivus abwärts sich unter der Dura mater
vorschicbend, hat er einerseita die betroffenen Knochen der Schädel-
basis- usurirt, andererseits einen starken Druck auf das Gehirn und
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Wioats, chirorginche Bemerkungen über die Peritonealhöhle. 933
die Nervi optici ausgeiibt. Mikroskopisch stellt er eine dem Rau der
Hypophysis durchaus analoge, nur gleichzeitig ödematöse Geweba-
inasse dar.
Drittens fand W. bei einer 64jfihrigen Frau, welche an tuber-
kulöser Pericarditis gelitten, sonst aber keine Tuberkeln in Lungen
oder anderen Organen gezeigt hatte, einen haselnussgrossen Gutnrni-
knoten der Hypophysis. Von dem Gewebe der letzteren waren nur
noch spärliche Reste in der Umgebung des Tumors vorhanden. Dass
der aus Rundzellen und Bindegewebe bestehende, vielfach verkäste
Knoten auf syphilitischer Grundlage entstanden , dafür spricht eine
gummöse Pharyngitis und Narben der Vagina.
Alle drei Geschwülste hatten Stauungspapille und Compressions*
erscheinungen, aufiallenderweise aber trotz ihrer medianen Lage haupt-
sächlich einseitige Störungen zur Folge gehabt. Grawitz.
G. Wegner, Chirurgische Bemerkungen über die Peritonealhöhle,
mit besonderer Berücksichtigung der Ovariotomie. Arcb. f. kiin.
Cbir. XX. 8. 61.
Wenn man die Ovariotomie als Paradigma für die Peritoneoto-
mien betrachtet, so reihen sich die Todesfälle, abgesehen von unge-
wöhnlichen Ereignissen wie Blutungen u. dergl. bei dieser Operation
in zwei Gruppen. Die erste Gruppe umfasst die Todesfälle unmittel-
bar nach dem operativen Eingriff oder wenige Stunden später, jeden-
falls innerhalb der ersten 24 Stunden; die zweite Gruppe enthält die
Todesfälle vom 2. bis ungefähr zum 14. Tage, welche durch Perito-
nitis veranlasst werden.
I. Die schnell der Operation folgenden Todesfälle werden ge-
wöhnlich auf Shock oder Collaps zurückgeführt. Es handelt sich da-
bei fast immer um Fälle, in welchen weite Oeffnung der Bauchhöhle
und langdauernde Blosslegung der Eingeweide nothwendig wurde.
Eröffnet man einem gefesselten Thiere, Kaninchen oder Hund, die
Bauchhöhle und setzt die vorgefallenen Darmschlingen einer Zimmer-
temperatur von 15 — 18° C. aus, wobei die Austrocknung der Ober-
fläche durch Aufträufeln einer Kochsalzlösung verhindert wird, so er-
folgt anfänglich sehr rapide, dann immer langsamer eine Abnahme
der Körpertemperatur, welche in 8 Stunden 15° betragen und damit
in den Tod übergehen kann. Dabei tritt nicht die Spur einer Peri-
tonitis auf, wohl aber neben der Abkühlung eine schnelle Lähmung
des Darmes und als secundäre Erscheinungen Herabsetzung der re-
spiratorischen und der Herzthätigkeit. Dass diese Erscheinungen
einzig und allein der Temperatur des umgebenden Mediums zuzu-
achreiben sind, geht aus zwei weiteren Experimenten hervor; denn
die Teroperaturherabsetzung und damit der Tod erfolgen nicht, wenn
man entsprechend warme Dämpfe auf die Darmscblmgen leitet, treten
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934 Wmher, chirurgische Bemerkungen über die Peritoneelbüble.
aber schnell und sicher dann ein, wenn man eine auf 16° temperirte
Kochsalzlösung mittelst eines Drainrohres die Bauchhöhle dauernd
bespülen lässt. Man kann dabei die Beobachtung machen, dass Kälte
die glatte Muskulatur lähmt, Wärme auf dieselbe erregend wirkt. —
Diese enorme Abkühlung erklärt sich zum grössesteu Tbeil einfach
durch Wärmevorlust von der Oberfläche der geöffneten Bauchhöhle
aus und zwar kommen dabei vier begünstigende Momente in Betracht:
1) die gro-se Flächenausdehnung des Peritoneums, welche der Ge-
sammtobei fläche des Körpers nahezu gleichkommt ; 2) der Mangel
jedes schützenden schlechten Wärmeleiters; 3) der grosse Gefäss-
reichthum und die deshalb hohe Eigentemperatur der intraperitouealen
Organe; 4) die feuchte Oberfläche der Sero.-a. — Es ist demnach
nicht nur möglich, sondern sogar sehr wahrscheinlich, dass bei lang-
dauernden Ovariotomieu die wirkliche Todesursache in der hochgra-
digen Abkühlung zu suchen ist. Ist das richtig, so würde man in
Zukunft daraut zu sehen haben, dass die Wärmeabgabe während der
Operation durch Operiren im warmen Zimmer, Einhüllung der Krac-
ken u. s. w. möglichst beschränkt oder durch dauernde Zuleitung ent-
sprechend warmer Dämpfe überhaupt verhindert würde.
II. Der zweite Theil der Arbeit beschäftigt sich zunächst mit
don physiologischen Verhältnissen der Bauchhöhle. Die normale Bauch-
höhle stellt einen grossen Binnenraum des Bindegewebes dar von der
schon früher erwähnten enormen Flächenausdebnung und begabt mit
einer Resorptionsfähigkeit, welche sie nächst dem Darmkanal zu dem
grössesten Resorptionsapparat des Köipers macht. Alles was über-
haupt resorbirbar ist, wird von der Bauchhöhle aus aufgenommen mit
solcher Schnelligkeit, dass ein Thier im Laufe einer Stunde 3,3 bis
8 pCt. seines Körpergewichtes, in 31 — II Stunden sein gesamuites
Körpergewicht, als Flüssigkeit gedacht, zu resorbiren im Stande ist
Auch Gase werden mit grosser Schnelligkeit msorbirt. Sind die io
die Bauchhöhle eingeführten Stoffe an sich unschädlich, so ruft ihr
Contact mit der Serosa absolut keine Entzündungserscheinungen her-
vor. Vf. hat Kaninchen Monate l«Dg mit atmosphärischer Luft, weich*
ins Peritoneum eingetrieben war, ad maximum aufgeblasen erbalten,
ohne dass die Thiere dabei sich krank zeigten. Handelt es sich aber
um giftige Substanzen, so erfolgt die Vergiftung fast mit derselben
Schnelligkeit, als wenn die Flüssigkeit direct ins Blut eingespritzt
worden wäre. Diese Resorption geht auf verschiedene Weise vor
sieb, durch Diffusion oder Endosmose der Peritonealflussigkeit in um-
gebende Blut- und Lymphgefässe, Filtration in das umgebende Binde-
gewebe in Folge des intraabdominalen Druckes, Aufnahme durch die
von v. Recklinghausen nachgewiesenen Stomata an der unteren Fläche
des Zwerchfells, welche unmittelbar mit den Lympbbahnen in Ver-
bindung stehen, endlich Aufnahme durch freie Wanderzellen. Alle
diese Wege werden am meisten nutzbar gemacht durch energische
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Wighbii, chirurgische Bemerkungen Ober die Peritonealhöhle. 935
Peristaltik des Darmes, welche die resorbirbaren Stoffe über die ganze
Serosa verbreitet. — Ebenso mächtig wie das Resorptionsvermögen
ist die Transsudationsfähigkeit des Peritoneums; doch halten sieh für
gewöhnlich beide Processe das Gleichgewicht uud überwiegt die Trans-
Budation nur hei gewissen krankhaften Processen. — Endlich ist eine
Eigentümlichkeit des Peritoneums seine grosse Plasticität, durch welche
es in den Stand gesetzt wird Fremdkörper abzukapseln und selbst
abgebundene Stücke der Ovarien und des Uterus mit einer ernähren-
den Kapsel zu umgeben.
So wenig nun aber auch die Luft an sich oder verschiedene
Flüssigkeiten einen schlimmen Einfluss auf das Peritoneum auszu-
üben vermögen, so deletär zeigen sich alle fäulnissfähigen Flüssig-
keiten, wenn sie vor ihrem Eindringen in die Bauchhöhle mit Luft
in Berührung waren oder mit Luft gepaart in die Bauchhöhle ver-
weilen. Sie verfallen der rapidesten Zersetzung und der Resorptions-
mechanistnus sorgt für schnelle Ueberfiibrung ins Blut und damit
flir das Entstehen acutester Septicämie. Dieselbe kann existiren auch
wenn die Bauchhöhle ganz leer ist, weil die septische Flüssigkeit vor
dem Tode vollständig resorbirt worden; und zwar werden mit der-
selben Leichtigkeit die löslichen Stoffe, als die körperlichen Elemente,
Micrococcen und Bacterien, aufgenornmen. Die letzteren scheinen in
ihrer Wirkung weniger schädlich zu sein, aL die chemisch löslichen
Stoffe, auf deren Eindringen in den Kreislauf allein die schweren
Störungen am Lebenden zu beziehen sind. Die Septicämie ist die
eigentliche Todesursache; die daneben gelegentlich auftretenden peri-
tonitiseben Erscheinungen spielen nur eine secundäre Rolle.
Der Wundverlauf nach Ovariotomie ist nach der Verschiedenheit
der Fälle ausserordentlich different. Während in günstigen Fällen
zahlreiche Operationen hintereinander ohne Zwischenfall zur Genesung
kommen, giebt es andere, welche die schwersten Gefahren für d<-n
Wundverlauf mit Noth wendigkeit herbeifübren müssen. Den Maass-
stab für die Beurtheilung der Gefahren geben ab die Grösse des
Tumors und die Beschaffenheit der Bauchwandungen. Je gtösser
ersterer, je geringer die Elasticität der Bauchdecken, desto grösser
ist der Wechsel in den abdominalen Spannungsveriiältnissen und wer-
den dadurch einerseits die Circulations- resp. Transsudationsverhält-
nisse in der Weise beeinflusst, dass ein acuter Ascites entsteht, an-
dererseits der Resorptionsraechnnismus gestört, so dass in der nächsten
Zeit die Resorption verlangsamt oder ganz aufgehoben wird. Das
Transsudat verfällt demnach der Fäulniss und damit ist das Schick-
sal der Operirten in den meisten Fällen besiegelt. Es sind nun ohne
chirurgisches Eingreifen drei Möglichkeiten denkbar: 1) die schnell
sich wiederherstellende Spannung des Abdomens führt zur Resorptiou
des zersetzten Transsudates, doch besitzt die Kranke noch Wider-
standskraft genug, um die schädlichen Folgen zu überwinden; 2) dis
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936
BiDiL, Optometer.
Hasse und Malignität des Secretes ist gross genug, um in kürzester
Zeit den Tod zu veranlassen; 3) ein Tbeil wird resorbirt, ein anderer
wirkt reizend auf das Peritoneum und bewirkt eine jauchige Perito-
nitis, weiche entweder tödtlieh endet oder bei beschränkter Verbrei-
tung und baldigem Durchbruch des Exsudates nach aussen zur Hei-
lung gelangen kann. — In allen Fällen aber li'-gt die Oefahr der
Operirten nicht in der Eröffnung der Bauchhöhle an sich, sondern
in dem Vorhandensein einer giftigen Flüssigkeit in derselben.
Demnach hat die Therapie eine dreifache Aufgabe: I) die Ver-
hinderung der Transsudation durch künstliche Wiederherstellung nor-
maler Spannungsverhältnisse, Anlegung eines Compressivverbande«,
elastischer Binden u. dergl. ; 2) die Verhütung der Zersetzung. Die
antiseptische Wundbehandlung hält Vf. nicht für ausreichend zur &
ifillutig dieser Indication und betrachtet demnach die Lösung dieser
Forderung noch als ein pium desiderium. 3) Die möglichst früh-
seitige und vollkommene Ableitung der Secrete geschieht am besten
durch die von Marion SiM8 empfohlene präventive Drainage durch
den DooSLAS’schen Raum, welche auch bei anderen Peritonitiden mit
Erguss in die Bauchhöhle sich empfehlen dürfte. E. KBator
Badal, Optombtre mätrique international. Aon. d'ocai. lxxv s. uh
Das Instrument besteht aus einem auf einem Fussgesteil beweg-
lichen Tubus von ca. 30 Mm. Länge. An dem einen Ende befindet
sich eine sehr kleine Ueffnung, und im Tubus selbst eine Convex-
linse von 0,063 Mm. Brennweite, welche von der genannten Ocffnung
in einer ihrer Brennweite gleichen Entfernung angebracht ist. Vor
dieser Linse bewegt sieb mit Hilfe einer Schraube ein zweiter in des
ersten eingeschobener Tubus, welcher eine matte Olastafel enthält
Dieselbe ist mit einer photographischen Nachbildung der Skeixes'-
seben Scbriftscalen versehen, deren Qrösse auf die Entfernung von
0,063 entsprechend reducirt ist, und zu gleicher Zeit transparent
Indem diese Probetalel sich in alle möglichen Entfernungen von der
Linse bringen lässt, handelt es sich bald um parallele bald um mehr
oder weniger convergente oder divergente Strahlen. Es können daher
die verschiedenen Refractionszustände, der Nahepunkt, die Brenn-
weite von Linsen bestimmt werden. Zur Feststellung des Astigma-
tismus dient eine vor der kleinen Oeffnung anzubringende stenopäische
Spalte mit entsprechender Qradeintheilung. Die Graduirung des ganzes
Instrumentes, welche sich auf dem zweiten Tubus befindet, ist der-
artig eingerichtet, dass sie die Herstellung einer Brillenscala voc
4- 15 bis — 20 nach dem vom Brüsseler medicinischen Congress as-
nomroenen metrischen System erlaubt, nach unserer Ausdrucksweise
von + i bis — — . Hiehel (Erl Ulf*» 1.
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Oaai, TborftcoceotMe. 937
B. Oerl, Die Thoracocentese durch Hohlnadelstich and Aspiration
bei seröser und eitriger Pleuritis. Stuttgart 1876. 183 St». 8°.
O. berichtet über 75 Fälle von Thoracocentese bei seröseu und
eitrigen Ergüssen, welche von 1874 — 76 auf der medicinischen Klinik
eu Basel ausgeführt wurden, und über die dabei gesammelten Erfah-
rungen. Die Punction wurde meist an der hinteren Fläche des Thorax,
in der Scapularlinie oder zwischen dieser und der Wirbelsäule aus-
geführt, und zwar in einem möglichst weit unten gelegenen Inter-
costalraum, gewöhnlich dem zwölften. Als Instrument diente der von
Dirülakot angegebene Aspirator. Der Widerstand, auf welchen
man häufig bei der Thoracocentese stösst, kann, abgesehen von Ge-
rinnselbildung und Vorlagerung der Lunge, darin seinen Grund haben,
dass die verdickte Pleura oder Adhäsionen eine Ausdehnung der
Lunge verhindern. Letztere können durch starke Aspiration zer-
rissen werden, wobei meist eine leichte Häraorrhagie eintritt. Der
Kranke empfindet dabei das Gefühl, als ob in seiner Brust etwas
platze. Es wird ein derartiger Fall mit Heilung mitgetheilt. Ist die
Lunge nicht ausdehnungsfähig, so wird bei fortgesetzter Aspiration
das Mediastinum auf der kranken Seite und das Diaphragma in die
Höhe gezogen. Bei forcirtem Zug sinkt die Brustwand ein, dagegen
kommt es nicht zur Ruptur der Pleura, es sei denn, dass hochgradige
Veränderungen vorhanden sind, z. B. Cavernen, welche dicht bis an
die Peripherie der Lunge reichen etc. Es ist daher bei der Aspira-
tion älterer Ergüsse rathsam , die Operation bei eintretender Steige-
rung der Widerstände abzubrechen, wenn phthisische Processe nach-
gewiesen sind, wenn sich dem Exsudat Blut beimischt, oder wenn
die Schmerzen sehr heftig werde». Bei grosse» und alten Ergüssen
räth Vf. auf einmal nicht mehr als 1500 Ce. zu entleeren. Die Frage,
in welchem Stadium der Krankheit man punctiren soll, beantwortet
Vf. dahin, dass man nach Ablauf des Fiebers, d. h. etwa nach Ende
der 3. Woche die Operation auszuführen berechtigt sei; dauert daa
Fieber nach dieser Zeit noch fort, so contraindicirt es die Punction
nicht. Unter den 75 ausgeführten Punctionen wurden 52 während
des fieberhaften Stadiums gemacht; bei 32 blieb Fiebertypus und
Fieberhöhe unverändert, in einem Fall stieg das Fieber sogar, und
in den übrigen verschwand es theils vollständig, theils zeitweise.
Allerdings waren bei weitem die meisten dieser Fälle mit anderen
fieberhaften Krankheiten complicirt. Es folgt daraus, dass das Fieber
bei der Wahl der Zeit, in welcher die Punction ausgeführt werden
soll, oftmals nicht in Betracht kommen kann. Die eitrige Umwand-
lung des Exsudates nach der Punction beobachtete Vf. in 2 Fällen,
in dem einen nach der 1., in dem anderen nach der 3. Punction.
Doch waren beide Fälle mit tuberkulöser Pbthisis complicirt und sind
daher nicht beweisend. Pneumothorax trat nur in einem Fall nach
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Ekomsm, multiple Sklerose der Nerreueentren.
der Auspumpung des Exsudates auf, uud zwar wiederholte sich der-
selbe öfters nach der Punction (sc. bei demselben Individuum), um
jedesmal ganz schnell zu verschwiuden. Die Lunge wurde bei der
Punction wiederholt angestochen, ohne dass es ernstere Folgen ge-
habt hätte. Einmal führte die Verletzung zu einer Haemoptoe, durch
welche unmittelbar nach der Operation 3 Esslöffel hellrothen Blutes
entleert wurden. In diesem Fall war die Exsudatschiebt so dünn ge-
wesen, dass die Nadel durch dieselbe in die Lunge gedrungen war.
In einem au deren Fall wurde eine pneumonisch infiltrirte Lunge as-
gestochen, die fälschlich für ein Exsudat gehalten worden war. Der
Irrthum war dadurch veranlasst worden, dass ein croupöses Gerinnsel
den llauptbronchus vollständig verstopfte, wodurch Athmungsgeräusch
sowohl als Stimmfremitus gänzlich aufgehoben waren. In einem 3. Fall
endlich wurde ein Tumor irrthümlich für ein Exsudat gehalten und
punctirt. Was die Entleerung der Empyeme durch Aspiration anbe-
trifft — eine Methode, die auf der Baseler Klinik geübt wurde —
so räth Vf. dazu, in einer Sitzung nicht mehr als 500 Cc. Eiter za
entleeren. Da die Lunge in diesen Fällen wegen der vorhandenen
Pleuraverdickung nicht vollständig ausdehnungsfähig ist, so wird die
Rrustwand und das Diaphragma in die kranke Seite hineingezogen
Aus diesem Grunde soll die Entleerung nicht lorcirt werden. Von
6 auf diese Weise behandelten Patienten sind 5 genesen. Unter diesen
war bei dreien je eine Punction nöthig, bei zweien gelang die Heilung
nach je 4—6 Aspirationen. l.itun.
H. Engesser, Beitrag znr Casnistik der mnltiplen Sklerose des
Gehirns und Rückenmarks. Deutsche« Arch. f. kliu. Med. xvil s 55«.
Der vom Vf. mitgetheiltc, eine 32jährige Frau betreffende Krank-
heitsfall weicht in manchen Beziehungen von dem Syraptomencomplei
ab, welchen man bisher als für die multiple Sklerose des Hirns und
Rückenmarks charakteristisch angesehen bat. Zunächst dauerte die
Krankheit von ihrem Beginn an bis zum letalen Ausgang nur 4 Jahre:
die Obductiou ergab eine exquisite Atrophie des Rückenmarks: di«
weiche, weisse, normale Markmasse war in den verschiedensten Par-
tien der Vorder , Seiten- und Hinterstränge durch eine graue, knorpel-
artige, glänzende Substanz ersetzt. Am meisten batten die Seiten-
stränge gelitten: von der Med. oblong, fanden sich die Pyramiden
und die linke Olive degeneriit, vereinzelte Herde auch in den Corp.
rest., im Pon», rechten Ped. cerebelli und der linken Kleinbirnhemi-
sphäre. Beide Tractus opt. waren bis zum Chiasma hin grau, ebenso
die Ursprünge d--s linken N. facialis und acnsticus. Im Uebrigcn war
das Hirn frei. (Den genaueren Befund, sowie die mikroskopisch«
Untersuchung siehe im Original). — Abweichend von dem gewöhn-
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KlsikwIchtib, Harn im Wochenbett.
939
liehen Bild der Krankheit war zunächst ihr Beginn in Armen und
Beinen zugleich: ausser der Amblyopie war Nystagmus nie zu con-
statiren und von den übrigen Hirnnerven nur im rechten Facialisgc-
biet eine leichte Parese zu bemerken. Es fehlten ferner die sonst so
charakteristischen Sprachstörungen (Scandiren) und vor allem das
namentlich von französischer Seite so besonders betonte Zittern der
Glieder bei Bewegungen. Ausserdem waren die Motilitätsstörungen
an den beiden Körperhälften ungleich, rechts viel starker ausgeprägt
als links, was sich auch durch die Herabsetzung der elektrischen Er-
regbarkeit für die rechte Seite kund gab im Gegensatz zu links, wo
anfangs eine entschieden erhöhte Erregbarkeit beobachtet wurde. Oie
Sensibilität blieb ebenfalls nicht ungestört, obgleich sich in ihrem
Verhalten öfter Schwankungen geltend machten, wie sie auch bei der
Motilität bald zum Besseren, bald zum Schlimmeren hin bemerkt
wurden. (Die genauere Krankengechichte siehe im Original). — Unter
Berücksichtigung der eben mitgetheilten Beobachtung ist die Frage
Leube’s (Jenenser Klinik, 1874) in der That gerechtfertigt, ob wir
überhaupt im Stande sind, der multiplen Sklerose, wie sie sich patho-
logisch-anatomisch darstellt, ein entsprechendes klinisches Bild gegen-
Uberzustellen. Bernhardt.
1. Kleinwikliter, Das Verhalten des Harnes im Verlaufe des nor-
malen Wochenbettes. Arch. f. Oynakol. IX. S. 870
K.’s Untersuchungen, im Ganzen 179, umfassten den 1. — 8. Wochen-
bettstag und ergaben: die Harnmenge ist in den ersten 24 Stunden
vermehrt (1325 Ccm. im Mittel), nach K. in Folge der veränderten
Druckverhältuisse im Gefüsasystem, vielleicht auch der psychischen
Einwirkung der Geburt. Vom 2. — 4. Tage sinkt die Menge in Folge
der beginnenden Milchabsonderung, der Schweisse und des Wochen-
flusses, darauf steigt nie wieder. Die 24stündige Harnstoffaus-
scheidung ist nahezu normal (26,5 Grm ), etwas vermindert am 1. bia
2. Tage nach der Geburt; die Kocbsalzausscheidung (14,0 Grm.)
ist normal und richtet sich nach der Harnmenge; diejenige der Phos-
phor säure läuft mit dem Harnstoff parallel, ist im Durchschnitt aus
allen 8 Tagen etwas vermindert (2,2 Grm.), am 1. Tage ist sie ge-
steigert (bis zu 2,5), am 2. und 3. Tage vermindert (bis 1,7), am
4. — 5. Tage wieder vermehrt (bis 2,3) um in den letzten 3 Tagen
wieder zu sinken. Das spec. Gew. des Harns beträgt im Mittel
1015 — 1016, seine Farbe anfangs blassgelb wird allmählich gelb.
Mit Zunahme des Alters der Wöchnerin sinken die täg-
lichen Mengen des Harns, des Kochsalzes und der Phosphorsäure,
seine Farbe wird dunkler, das Gewicht höher. Die absoluten Harn-
stoflmengen nehmen nur so lange zu, bis die Blüthe des Geschlecbts-
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940
MsüMAiia, Pemphigo*. Buch n uw, Piperin und Atropin.
lebe n 3 erreicht ist, jenseits dieser erfolgt ein Abfall, um so
höher das Alter ist, l—
Die Dauer der Wehenthätigkeit spricht sich nur in eiiH
vorübergehenden Steigerung der Harnmenge aus. Senator ”
J. Neumann, Beitrag zur Kenutniss des Pemphigus. Wiener oed
Jabrb. 1876. & 409.
Der seltene Fall betraf eine Dame, welche durch 4 Monate an
einer Blaseneruption litt und marastisch zu Grunde ging. Wo die
Blasen platzten, zeigte sieb eine dunkelroth gefärbte Excoriation;
einige Tage später begaunen im Centrum Wucherungen nach Art
der Condyloroata lata, welche immer mehr Zunahmen und glauben
machten, dass es sich um einen Fall von Framboösia syphilitica oder
Syphilis cutanea vegetans handle. Indessen waren alle antisypbiliti-
schen Mittel erfolglos und es bildete sich bald das Krankbeitsbdd
des Pemphigus foliaceus aus. Der Inhalt dor Blasen reagirte alka-
lisch und es fand sich Harnstoff in geringer Menge darin. Die
Krankheit war eingeleitet durch leichte anginöse Beschwerden, be-
dingt durch Efflorescenzen in der Mund- und Rachenhöbln.
Die mikroskopische Untersuchung ergab Papillen, welche io
Höhen- und Breitendurchmesser bedeutend vergrössert waren, uod
von erweiterten GefÄssschlingen durchzogen sind, die den grössten
Theil der Papillen einnehmen. Das Gewebe blutreich, durch Zellco-
infiltration auseinander gedrängt; die Cutisfasern geschwollen und ge-
lockert. Viel körniges Pigment überall frei und in Zellen. Haar-
bälge und Talgdrüsen sind vorhanden, Haare sammt Scheiden ber-
ausgelällcn Scliweissdrüson vergrössert, von braungelb gefärbten
Massen angefüllt. Die verhornte Epidermislage fehlt ganz und die
Zellen des Rete finden sich spärlich. O. Simon.
Buchheim, 1) Ueber die pharmakologische Gruppe des Piperins.
Arrb. f exp. p*tb. v. 8. 466. 2) lieber die pharmakologische Grupp«
des Atropins. Du. s. 468.
1) B. zählt zur Piperin-Gruppe fünf Körper: das Piperin, das
Chavicin, das Pyrethrin, das Benzopiperid und das Cumylpiperid, die
alle sich chemisch und in der Art ihrer geringen Wirkung auf des
Organismus sehr nahe stehen. Das Piperin ist die längst bekannte
aus dem Pfeffer darstellbare krystallinische Substanz, die beim Koches
in alkoholischer Kalilauge in Piperidin und Piperinsäure zerfällt. —
Chavicin (von Cbavica officinalis) nennt Vf. die bisher unter dem
Namen „scharfes Pfefferbarz“ neben dem Piperin aus dem Pfeffer ge-
wonnene amorphe Substanz, die sich vom Piperio durch ihre Bo-
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GurriB. Kackaii*.
941
krystallisirbarkoit und durch ihre leichtere Löslichkeit unterscheidet.
Dagegen zerfällt sie wie dieses bei gleicher Behandlung in Piperidin
und Chavicinsäure. — Das Pyrethrin aus der pfefferartig schmecken-
den Radix Pyrethri und wahrscheinlich auch aus der Parakresse,
Herba spilanthis, darstellbar, spaltet sich bei der oben erwähnten Be-
handlung in einen piperidinartigen Körper und in Pyrethrinsäure. —
Endlich zählt Vf. noch hierher die in der Natur bisher nicht be-
kannten von Cahouhs zuerst dargestellten zwei Stoffe: das Benzo-
piperid und das Cumylpiperid, die als zusammengesetzt aus Piperidin
und Beuzoö- bez. Cumylsaure zu betrachten sind. — Die hier aufge-
aählten fünf Körper können also aufgefasst werden als Piperidine, in
denen ein H-Atom durch einen Saureres! vertreten ist.
2) Das zweite Alkaloid der Belladonna, das Belladonnin, das
B. aus den bei der Atropinbereituug gebildeten Abfällen als harz-
ähnliche Masse gewann, spaltet sich beim Kochen iu alkoholischer
Kalilösung in Tropin und eine harzige Masse, von ihm als Bella-
donninsäure bezeichnet, analog der Spaltung des Atropins in Tropin
und Tropasäure. Durch Einwirkung von Benzoylcldorid auf Tropin
erhielt B. das Benzoyltropin in Krystallen, die den Atropinkrystailen
sehr ähnlich waren. Die von Schmiedebkro ausgelührte physiologische
Prüfung ergab, dass auf das Auge das Tropin gar nicht, das Bella-
donnin und das Benzoyltropin dem Atropin ähnlich wenn auch schwächer
wirken. Das stillstehende Muscarinherz bringen alle drei wieder zum
Schlagen; auch hier wirken das Benzoyltropin und das Belladonnin
etwas, das Tropin dagegen ganz erheblich schwächer als das Atropiu.
Eine vergleichende Untersuchung an Fröschen mit reinem, kry-
stallisirtem Hyoscyamin und der harzigen Mutterflüssigkeit, aus der
es dargestellt worden war, ergab, dass diese sehr lang andauernde
heftige Reflexkrämpfe hervorruft, jenes nicht. Es ist deshalb wahr-
scheinlich, dass im Bilsenkrautsamen neben dem Ilyoscyaiuin noch
ein zweites Alkaloid vorhauden ist, das sich vielleicht zum Hyoscy-
arain ebenso verhält, wie Belladonnin zum Atropin. Schiffer.
R. Gerster, lieber die Lymphgefässe des Hodens, zeitschr. f. Ar.«t.
n. Entwicklungsgesetz It. S. 36.
Nach Q. bilden die LymphgefUsso des Hodens ein in sich geschlossenes Qe-
fässnetz mit eigener Membran, das nirgends mit den Spaltränmen des interstitiellen
Hodengewebes in offener weiter Verbindnng stebe. Loews.
K. Kaufmann, lieber Contraction der Muskelfaser. Rkichkbt’s □.
DO Bois-Rstuond's Arcb. 1874 S. 273—285.
Zar Orientirang theilt der Vf. die drei Ansichten über die morphologische Ver-
änderung der Muskelfaser bei ihrer Znsammenziehnng mit: 1) Hanaus, Verkiirmng
im Lüngsdorchmesser mit proportionaler Breitenzanahrae sowohl der anisotropen,
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942
DutaL. Brbdschsbidbr. Troma.
wie der isotropen Substanz; 2) KftArsa, Verkürzung im Längsdurcbme
nähme der Höhe der isotropen und Gleiehbleiben der anisotropen Sub'tana,
gleichzeitiger Breitensunahme und Eintritt der Ma*kelkästchenflüssigkeit
die Muskelstäbchen; 3) Enorimann, DtMelbe mit Eintritt des Plasmas in diel
cylinder. Unter Leitung KHArsn's untersucht K. die Muskeln der Insecten Ca
nemoralis, Amara apricaria und Pygaera bocephala bei SOOfacber Vergrösserm ^
findet, dass die Muskelfaser während der Contractionen an Länge abnimmt undH
Querdnrchmesser breiter wird; dabei verliert indesa nur die isotrope Snbsi*Ds|
der Längsrichtung der Muskelfaser, während die anisotrope Substans in derselh
Richtung nicht verliert oder nur so geringfügig, dass dieser Verlust nicht mes«l
ist. Die Abbildung entspricht der Darstellung vollständig; also im Wesen tlir^^
eine Bestätigung der KaAüsa’schen Beschreibung.
K. reiht hieran noch eine Beobachtung von Kaarst, der nach lujectlon voo
Chloroform in die Art. fern, eiuea lebenden gesunden Kaninchens wacbaartige De-
generation der Oberschenkelmuskeln auftreten sah. J. 8tein*r
J. Dural, Sur an acide nouveau pröexistant dans le lait frais
de jument et nonimä acide öqniniqne. Joam. >'.« *ic. 1876
Das Aetl er ex traut der Stutenmilch enthält nach Vf. eine neue Säure, die in
Lösung geht, wenn man das Aetherexiract mit Wasser schüttelt und durch ein aa-
gefeuchtetes Filter filtrirt, welches das Fett surückhält Beim Verdampfen des Am*
enges bleibt eine syrnpöse Masse zurück, die nach Prvai. die reino SMnre darstelk
In der Milch soll dieselbe als Balz enthalten sein und zwar io Verbindung mit einexa
snsammengesetzten Ammoniak. E flalkownki
-4-
W. Bredschneider, Beiträge zur Kenntnis» der Vorstufen des Ur
and der Oxydation aromatischer Verbindungen im Thierkörper.
Diss. Königsberg 1876.
Vf. bat Hunde mit Leucin gefüttert, hauptsächlich in der Absicht, auf Zwischen-
stufen zwischen Leucin und Harnstoff zu untersuchen. Er erhielt in geringer Meog*
eine Bäure von 25 pCt. O und 6,0 pCt. H Gehalt, sonst keine chsrakterisirt^u Sub-
stanzen. Die Harustoffbestimmnugen in einer Versuchsreihe zeigten ein geringes
Anwachsen des Harnstoff«. Die Zahlen sind: 10,32-10.67 — 10,16 — 9,96 — 11,04-
11,44 — 9,96 — 10,42—10,12. Der Hund erhielt an zwei Tagen je 20 Orm. Leucia
(40 Grm. Leucin entsprechen 8,3 Grm. Ur — die Vermehrung betrug im ▼orliegeo-
den Fall nur etwa 2 % Grm ). — Die Versuche mit Aethylbenzo! führten au keines
bestimmten Resultat; Vf. glaubt die Bildung von Phenylessigsäure daraus anoebcc*a
au können. E. Salkow»ki
B. Thoma, Anatomische Untersuchungen über Lupus. Vi>cao«'>
Arch. LXV. 8 300.
Vf. theiit die Befände von 18 Fällen lupöser Erkrankungen der Haut e»4
stellenweise der Schleimhäute von Nsse und Rachen mit. Io sätnmtlichen Hacpt
pnnkten schliesst sich Th. den von Virchow in seinem Werke über Geschwölst#
niedergelegten Anschauungen an. Zum Schlüsse berührt er die Frage naeb 4*r
Entstehung der Riesenzellen und neigt sich der Annahme zu, dass dieselben eistf
regressiven Vorgänge, dem Zussmmenfiiesseu lymphoider Rundzellen ihren Urspraag
verdanken. Die Erörterung der anatomischen Details ist im Origiual einzosebss
Ormwtts-
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Johhbtoü. Brecht. Schnitzlkh. 8omm brbrodt.
943
Johnston, Notes of a case of abdominal seetion and colotomy
for intestinal obstruction. Dow. joum. of m«d. so. 1876. lvi. s. 149.
Bei eiuer llpara, die scbou während der Schwan gerstchaft an hartnäckigen
Constipationeo gelitten hatte, steigerten Hieb dieselben nach dem Wocheubett so,
dass sie durch kein Mittel fiberwunden werden konnten und der Leib tympauitisch
aufgetrieben wurde. Der ZustAnd wnrde so bedenklich, da*s J. sich au einer pro*
batorischen lncision in der Mittellinie des Bauches entschloss. Mau fand das Hin*
derniss im Colon transversum, brachte daher das Coeeum in- die Bauchwmide, er-
öffnete es und nähte es ein. Ans diesem künstlichen After entleerten sich zunächst
grosse Mengen flüssigen Kothen, dann 14 Tage später beginnend und lange Zeit
dauernd bedeutende Quantitäten harter Fäcalmassen mit PflAumeii*tetneii und Trau*
benkernen nebst Schalen, welche die Kranke früher in grossen Quantitäten verzehrt
au haben zngah. — Es dauerte 8 volle Monate, ehe der Stuhl wieder den natür-
lichen Weg nahm. Seitdem wird die Heilung des widernatürlichen Afters durch
Zusamaienzieheii mit Heftpflasterstreifeu angestreht f. Küster.
Brecht, Ueber den Reflex in der Umgebung der Macula, v. obi»b «
Arch. XXI. 2 S. I.
Indem Bh. von der Ansicht ausgeht, dass an Stelle der MaculA eine rande
oder qnerovale Delle sich befinde, finden die Glanzlosigkeit der Macula, sowie der
dieselbe umgebende silberglänzende Reflex eine Erklärung durch die eigenthümlicben
Reflex Verhältnisse , welche in einer solchen Grube oder Delle stattfinden; die Breite
des glänzenden Ringes wird als direct abhängig von dem Durchmesser der Pupille
angeseheu, und daher diese Zone bei der sehr engen Pupille etwas älterer Indivi-
duen gar nicht mehr als solche sichtbar werden. Mtchoi (Erlangen).
Schnitzler, Subcutane Injectionen von Carbolsänre gegen Phthise
und Tuberkulose. Wwo mcd. Presse. 1876. Xn. 32.
Vf. berichtet in einer „vorläufigen Mitlheilnng“ über die Wirkung von Carbol-
aäure - Injectionen bei Phthisikern. Unter dem Gebrauch der- eiben (täglich 1 bis
4 PmvAz’sche Spritzen einer 1- oder 2proc. Lösung) trat eine Besserung des hek-
tischen Fiebers ein; die nächtlichen Schweisse Hessen nach und zuweilen nahm so-
gar Husten und Auswurf ab. Litten.
Sommerbrodt, Ueber ein grosses Fibrom des Kehlkopfes als
Ursache von Epilepsie. Perl. klin. Woclenscbr. 1876. Xo. 39.
Bei einem Manne, der epileptische Anfälle gehabt hatte, die nach Exoision
einer Hantnarbe verschwanden, stellte sieb 18G7 Heiserkeit ein, als deren Ursache
1874 ein Fibrom des linken Stimmbandes erkannt wurde. Es stellte sich Dyspuoä
und häufige Epilepsie namentlich sur Nachtzeit ein. Im September 1876 wurde das
inzwischen erheblich gewachsene Fibrom entfernt, und seitdem — Pst. wurde noch
6 Monate beobachtet — ist die Epilepsie verschwunden S. nimmt einen ursäch-
lichen Zusammenhang zwischen der Epilepsie und dem Fibrom an. Oer Pat. Latte
eine Disposition der Medulla für Epilepsie. Oie Ansammlung von CO,, die in der
Rückenlage der durch die veränderte Stellung der Geachwnlst vermehrten Larynx-
atenose wegen erheblicher war, setzte einen Beiz der Vagusenden, der die Epilepsie
aaslöste. B Frankel.
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944
8r*utt. CnAarioNOH. imnon. Ourn.
6. Spanier, Zur Frage des Rachenhnstens. wieuer med. woekeosrtr.
1876. No. 32.
Die Frage , ob beim Meuseben Reifung der Rarhenscbleimhaat Bosten m-
meogen könne, bejaht Sr. aof Grund klinischer Beobachtungen, namentlich in eieta
Fall, WO die alleinige Berührung der hintern Kacheuwand wiederholt jenen ErW,
hatte, bis sich auletxt Gewöhnung an den Reis eioatellte. Zum Auftreten des Hsrteas
gehören allerdings gewisse pathologische Vorbedingungen, sei es abnorme Reitaag
der sensiblen oder abnorme Erregbarkeit der motorischen beim Husten in Betrübt
kommenden Apparate. Ssuwr.
Charpignon, Epilepsie par aclion rlflexe de caleuls bronchiqne*.
tiaz. de« höp. 1876 No. 64.
Eine junge Weisszeugnäherin litt an heftigen Bronchocatarrhen und häufiges
Husten; nach Verlauf einer gewiesen Zeit traten ausgebildete epileptische Anfalk
hinzu, ln einem sehr starken H untenan fall entleerte die Kranke eine baumformig
verzweigte, die Form der Bronchien und Bronchiolen deutlich reproducireuda wriite,
biegsame Bildung, an der man bei genauerer Untersuchung feinste, weiche Härcfcea
(Leinwandfäden) unterscheiden konnte, welche mit Salzeu imprügnirt waren. Dw
Husten schwand, desgleichen die epileptischen Aufalle: die Kranke ist seit der Ex-
peetoration 4 Jahre gesund geblieben. Bernhardt
J. Appenrodt, Zwei Fälle von Morbus macnlosns Werlhofli ln
ersten Lebensjahre. Deutsche med. Wochenschr. 1876. No. 39.
Vf. sab zwei Falle des im Büugliugsalter seltenen Morb« macnl Werlbofi,
deren einer letal verlief. Die Flecke entstanden and vergingen sehr plötzlich; sie
betrafen auch das Gesicht, welches sonnt meist frei bleibt. Der letale Fall verbat
unter dem Bilde einer septischen Iufectiou. Zuerst stellte sich Nasenbluten c&4
Erbrechen blutigen Schleimes ein. Die Eruption hielt nur 5 Tage an. Die Tempe-
ratur stieg am letzten Tage auf 39,7. Die Beetion ergab starke Schwellung der
Mescuterialdrüsen, Schwellung der solitären Follikel, markige Intiltratiou der Psret’*
scheu Plaques. Die Milz und Leber waren frei von Blutungen, die Nieren voo
zahlreichen Hämorrhagien durchsetzt. Die Ernübruugs- und Wobnangsverbkltniaa*
waren iu beiden Füllen gönstige. O. 8i«v»a.
Ch. A. Oliver, The effleaey of the Physiological Antagonism of
Opium and Belladonna in the Treatment of Poisonjng as shown
by an Analysis of 370 Cases. a mer. Jouru. of med. sc. CXLMI. S. S6-
Vf. hat aus der Casuistik 256 Fülle von Opium- und 114 Fülle von Bella*
donnavergiftnng eusammcngestellt, von denen je die Hälfte mit dem antagonistisches
Mittel, die Hülfte auf andere Weise behandelt wurde. Von 128 Opium Vergiftungen,
die mit Belladonna behandelt wurden, genasen 122 und starben 6; von den aof aa-
dere Weise behandelten genasen 94 und starben 34. Von den Belladonnavergiftetec
die mit Opium behandelt waren genasen 65 und starben 2; von den anders behan-
delten genasen 50 und starben 7. (Die Quellen und das Princip für die Auswahl
der Fälle sind nicht mitgetheilt Ref.). Sehlftr
Einsendungen für da« Centralblau wolle man an einen der beiden Herausgeber: Professur SrnsW,
Berlin (TfW.) Hanhofktr. 7 (am Hefrelplata), und Professor Kosen t ha I. Erlangen, oder (unter Beiachfeua*
an die Vcrlagshandlung, Berlin (NW.), unter den Linden 68, adresslren.
Verlag von Angust Hirschwald in Berlin. — Druck von H. 8. Hermann in Berit»
Digitized
50»} . V/t Vf -rT?r
Wöchentlich «reche Inen
1— t Bo*en ; am Schluss«
dea Jahrgangs Titel, Na-
men« and Sachregister.
Centralblatt
für die
Freie des Jahrgang««
90 Mark; in beziehen
durah alle Buchhandlun-
gen und Post anstalteu.
mcdicinischen Wissenschaften.
Dr. J. Rosenthal,
Professor io Erlangen.
Bedigirt von
and
Dr. H. Senator,
Profeasor in Berlin.
1876. 30. December. No. 53.
Die geehrten Abonnenten werden um recht-
zeitige Erneuerung des Abonnements für das Jahr
1877 ersucht, damit die Zusendung keine Unter-
brechung erleidet.
Inhalt! LiüOi.DOBrr, Qro.nhirnreizung beim Kreisch (Orig -Mittb ) —
Bkocr, Entwicklung des Unterkiefers. — Scholz, Entwicklung der Knorpel*
fische. — Schw.lbc, Lymphwege der Knochon. — Munk, Partialerregnng der
Nerven. — Bernstbin ii. Stkirkk, Fortpflanzung der Contrartion und negativen
Schwankung im Sängnthiermaskel. — Stevawi, Athmnng and Blatdrack. — K8l*
d. Erbrich», Leberglycogen — Bicsisi, gepaarte Schwefeleknren. — Zieoi.fr.
amyloide Tumoren. — Mikclicz, Dermoide am Kopfe. — Kuss; Jcbasz, Kebl-
kopfuntersiirbnng. —
Badwaskr, Anlage der Chorda. — Bcdqr, Lymphwege der Knochen. —
Mf hp, Schleim im Harn. — Uhbais, Dissociation des doppeltkohlensauren Natrons. —
Morfac-Mahhont, Anksthetica. — Allis, Kascia lata and Scheokelbrfiche- —
Stbka TriKLD, Ectopia tarsi. — Hpsck, lutermittens und LeukKmie. — JoLiPa-
bcrorb, Intermitteus larvata. — Fritschr, Situs perversns. — Mahchamd. In-
cubation von Variola nnd Sesrlatina. — Qbasset, Meningitis. — Dibclafoy, Kalt-
waaserinjectlonen bei Bhenmatismus. —
Druckfehler.
lieber die elektrische Erregbarkeit der Grosshirnhemisphären
beim Frosche.
Vorläufige Mittbeilung von Dr. Oscar LangentlorfT, Assistent am physiologischen
Laboratorium in Königsberg.
Eine Reihe von Versuchen, die von mir über die elektrische
Erregbarkeit des grossen Gehirns des Frosches angestellt worden
sind, bat mich bis jetzt zu folgenden Ergebnissen geführt:
1) Durch Reizung mit schwachen constanten oder discontinuir-
lichen Strömen lassen sich von gewissen Theilen der Grosshirnhemi-
spbaren des Frosches Bewegungen der Körpermuskulatur auslösen.
2) Dieselben betreffen bei gleichzeitiger Reizung beider Halb-
kugeln alle vier Extremitäten und einige Muskeln des Rumpfes. Bei
einseitiger Reizung erfolgen Bewegungen am Rumpfe und an den
Extremitäten der entgegengesetzten Seite.
XIV. Jahrgang. 60
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946 Baoci, Entwicklung du Unterkiefer».
. . ..
3) Die „reizbare Zone“ liegt im parietalen Abschnitte der Hoh*
spb&ren. Reizung der übrigen Theile des Grosshirns ist, wenn maa
sich auf schwache Ströme beschränkt, ohne Erfolg.
4) Nach vollständiger Abtrennung des grossen Gehirns von des
weiter rückwärts gelegenen Tbeilen des Gentraloervensyatems rar-
schwinden die Erfolge der Hemispbärenreizung.
5) Aethernarcose hebt die elektrische Erregbarkeit des Grou-
hirns auf. Dagegen wird dieselbe durch völlige Entblutung des Fro-
sches niebt beeinträchtigt.
6) Es giebt eine Stelle am unversehrten Schädel des Frosche»,
durch deren elektrische Reizung völlig dieselben Wirkungen erzielt
werden, wie durch directe Application des Stromes auf die Hemi-
sphären derselben Seite. Diese Stelle liegt zwischen Paukenfell und
Auge, und ist leicht kenntlich an einer nath- ähnlichen, gewöhnlich
dunkel gezeichneten Linie, welche Auge und Ohr verbindet. —
Ich bin gegenwärtig noch mit der weiteren Ausführung diese»
Gegenstandes beschäftigt; doch hoffe ich in kurzer Zeit die Ergeb-
nisse meiner Versuche ausführlich mittbeilen zu können.
J. Brock, Ueber die Entwicklung des Unterkiefers der Säage-
thiere. Zeitachr. f. wi»i. Zool. XXVII. 8. 287.
Der Unterkiefer wird beim Schwein als eine schwach gebogeee
periostale Lamelle angelegt, an der sich noch keine einzelnen Theile
erkennen lassen. An dieser Lamelle entwickelt sich an der Stelle,
welche dem späteren Angulus entspricht, von den Zellen des Perioatc»
aus eine Knorpelmasse. Wo dieser Knorpel an die primäre Lamelle
stösst, verknöchert er metaplastiscb und geht durch den von ihm ge-
bildeten Knochen ohne scharfe Grenze in den periostalen über. Durch
Vergrösseruog nach oben, hinten und unten bildet dieser Knorpel des
Condylus, den hinteren Theil des aufsteigenden Astes und den An-
gulus, die primäre periostale Lamelle bildet den Proc. coronoid., dec
vorderen Theil des aufsteigenden Astes und das Mittelstück d«s
Körpers. Der Knorpel verknöchert noch während der Fötalperiode
vollständig und zwar so, dass erst der mittlere Theil desselben bia
auf einen schmalen Streifen am hinteren Rande, dann der Angulu»
und endlich der Gelenkkopf verschwinden. Der Typus dieser Ver-
knöcherung ist an den Rändern der raetaplaatiscbo Steelzoff’s, ic
der Mitte ein modificirt endochöndraler, später wird der letztere der
allein herrschende. Resorptionen treten ausser den rein auf die Er-
weiterung der Zahnrinne beschränkten erst an der vorderen, daun
an der medianen und endlich an der lateralen Seite des ansteigen-
den Astes auf. Lotwr.
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•r
Bchcli, Entwicklung der Knorpelfische. Bcrwalbs, Ljmphwege der Knocben. 947
A. Schulz, Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Knorpelfische.
Arch f. mikr. Anat. XXII. 3.
Die Befruchtung des Torpedoeies erfolgt in dem der Eileiter-
drüse entsprechenden Abschnitt des Oviductes. Mit der Befruchtung
scheidet sich ein Tbeil des sog. Bildungsdotters als eigentlicher Keim
ab, auf dem allein die Furchung beschränkt bleibt. Ausser den auch
an anderen Wirbeithiereiern beobachteten Bewegungen des Ei- und
Keimprotoplaema kommt am Torpedokeim noch eine mit der Furchung
stetig fortschreitende Formveränderung vor, bei welcher der anfangs
linsenförmige Keim allmählich in eine mehr oder weniger vollkommene
Kugelgestalt übergeht, ohne jedoch dabei an Oesammtraasse zu- oder
abzunehmen. Zu Ende der Furchung treten in dem die untersten
Furchungszellen begrenzenden Dotter eine Reibe von freien Kernen
auf, welche aus Theilung oder Sprossung der Furchungszellenkerne
bervorgegangen sind. Dieselben werden durch Schmelzung der an-
grenzenden Dotterelemente zu secundären Keimzellen. Ein Ueber-
greifen der Furchung vom Keim auf den Dotter muss bei der Genesis
dieser Zellen ausgeschlossen werden. Bei der Bildung der Keim-
schichten geht der grössere Theil der primären oder Furchungszellen
in das obere Keimblatt über, während der Rest derselben an der
oberen Fläche der unteren vorherrschend aus secundären Keimzellen
gebildeten Keimzellenschicht anzutreffen ist. Letztere theilt sich im
embryonalen Keimabschnitt in das mittlere und untere Keimblatt.
Die Chorda entsteht aus einer Verschmelzung der oberen mit der
unteren Keimzellenschicht, wobei letztere in dem der Chordaanlage
entsprechenden Abschnitt Elemente des mittleren Keimblattes führt.
Das embryonale Blut stammt von den secundären Keimzellen. Losw».
G. Schwalbe, Ueber die Lymphwege der Knochen. Zeitsebr. t. Anat.
u, Entwicklungswege)!. II. S. 131.
Von wirklichen Lympbgefässen kann nur in den äussersten
Lagen des Periosts und auf dessen Oberfläche die Rede sein. Es
findet sich dagegen in der lockeren die äussere und die innere Periost-
lage verbindenden Schicht ein System mit echten Lymphgefässen
communicirender Spalten und diese stehen wieder durch feine spalt-
förmige, dem Laufe der Bindegewebsbündel parallele Saftkanälchen
mit den engen oder weiten Räumen zwischen Periost und Knochen-
oberfläche in Verbindung. Für die Auffassung der subperiostalen
Ränme als Lymphräuine scheint ausser den Injectionsresultaten die
Tbatsache zu sprechen, dass sich an vielen Stellen leicht eine con-
tinuirliche Endothelauskleidung nachweisen lässt. Dies hat Sch. wenig-
stens für die jene Räume begrenzende Oberfläche der Diaphyse (Femur
und Tibia vom Kaninchen^ mit aller Sicherheit coii9tatirt, weniger
sicher für die Innenfläche des Periosts. Diese Endothelüberzüge sind
offenbar als die letzten Reste der osteogenen Schicht des Periosts
GO*
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948
Men, PartitlerregHog- des Narren.
anzusehen; die Osteoplasten sind nach dem Aufhören der ossificatori-
schon Thätigkeit zu Endotheizelien geworden. Sch. findet in der com-
pacten Knocbensubstanz ein System von Saftbanttlchen, den Knochen-
körperchen und ihren Ausläufern entsprechend, die entweder direct
auf der äusseren und auch auf der inneren Oberfläche der Compects
mit Lymphspalten in Verbindung stehen oder durch Vermittlung in
den HAVERS’schen Kanälchen enthaltener perivasculärer Räume. Ausser-
dem beschreibt Sch. perimyeläre Räume. Diese sind an den Stellen,
wo sowohl Knochenbildung als Resorption ihren Abschluss gefunden
haben, von Endothel ausgekleidet, von welchem eine Lage auf der
Oberfläche des Markes, eine andere auf der der letzteren zugekebrten
inneren Fläche des Knochens sich befindet. Wo noch Knocbenbii-
dung besteht existiren die perimyelären Räume überhaupt noch nicht.
Knochenresorption scheint jedoch ihre Existenz nicht auszuscbliessen;
in diesem Falle ist wahrscheinlich das Endothelbäutchen der inneren
Knochenfische durch eine Osteoklastenschicht ersetzt (vgl. S. 958). !*>«*«.
H. Munk, Ueber Partialerregung des Nerven, keichkbt'. u. DC Bon
Kbvuond'h Arch. 1875. 8. 41—45.
Schon früher hat M. nachgewiesen, dass die verschiedenen Fa-
sern eines Nerven, der in gewöhnlicher Weise mit zwei Stellen seines
Verlaufes den Elektroden eines constanten Stromes aufgelagert ist,
sehr verschieden durchströmt sind und zwar so, dass sich mit der
Entfernung von den Elektroden die Zahl der Strorafäden, die Dichte
u. s. w. in sehr verschiedener Weise ändern. So kommt es, dass bei
anscheinend gleicher Durchströmnng die zu den Nervenfasern ge-
hörigen Muskeln sich sehr verschieden verhalten, so dass man auf
Reizung des Ischiadicusnerven des Frosches bald Beugung, bald
Streckung des Fusses und der Zehen erhalten kann. Dabei zeigt
sich, dass in diesem Nerven die Nervenfasern, deren Muskeln Beu-
gung des Fusses und der Zehen herbeifübren , vorzugsweise an der
inneren, dagegen die Fasern, deren Muskeln Fuss und Zeheu strecken,
vorzugsweise an der äusseren Seite des Nervenstammes gelegen sind.
Es hängt demnach der Erfolg der Reizung des Nerven auf die
Muskeln davon ab, welche Fasern des Nervenstammes eben zunächst
den Elektroden aufliegen und wie stark der angewendete coostante
Strom, der sich dem entsprechend in dem Stamme ausbreitet, ist, so
dass ein einfaches Umlegen des Nerven bei gleicher Stromstärke eine
andere Muskelgruppe zur Thätigkeit veranlassen kann, ein Versuch,
der sich leicht jeder Zeit auBführen lässt. Damit sind früher vielfach
bemängelte Versuche von J. W. Ritte« rehabilitirt und deren Rich-
tigkeit, aber auch ihre falsche Deutung gezeigt.
Diese Beobachtungen sind von Werth für die specielle Nerven-
physiologie, wo häufig Nervenstämme gereizt werden, deren Fasse
mehrfache Functionen zukommen. Mau muss daher besonders bei
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Berimtrin n. Strireb, Fortpflanzong d. Contraction n. negRtiron Schwankung etc. 949
differirenden Resultaten auf diese Art der Auflagerung des Nerven
ROeksicht nehmen. J. Steiner (Erlangen).
J. Bernstein und J. Steiner, Ueber die Fortpflanzung der Con-
traction und der negativen Schwankung im Sängethiermuskel.
Kkjcrbbt'8 u. dd Boib-Rbtmohd’s Arcb. 1876. S. 628.
Oie Uebereinstimmung in der Geschwindigkeit der Contraction
und der negativen Schwankung des Froschmuskels forderten zu glei-
chen Versuchen am Säugethiermuskel auf. Die Versuche über die
Geschwindigkeit der Contraction wurden am M. sternomastoideus des
curarisirten Hundes ausgeführt, der am sternalen Ende nbgeschnitten
(der Muskel wird am centralen Ende durch eine dort eintretende
Arterie ernährt) in einen Trog von Guttapercha zu liegen kommt,
der mit Elektroden zur Reizung versehen ist. Auf dem Muskel reitet
ein Bügel, dessen unteres Ende mit einem Zeichenhebel versehen ist,
der auf der vorbeischnellenden Scheibe des DD Bois'schen Federmyogra-
phions schreibt. (Es ist die Methode, die J. Bernstein schon früher
angewendet hat). Man erhält mit diesem Myographion zwar nur die
halben Curven, indess reichen sie schon zur Bestimmung der Fort-
pflanzungsgeschwindigkeit aus. Um aber auch die ganzen Curven
zu erhalten, wurde das nach dem Vorbiide des HELMBOLTZ’schen
Myographioos von Volkmann construirte Myographion benutzt. End-
lich wurde eine dritte Versuchsreihe mit dem MAREt’schen Polygra-
phen ausgeführt. Hier reitet ebenfalls ein Bügel auf dem Muskel,
der aber sein zweites Ende nach oben kehrend die Kautschukmem-
bran der MARET'schen Trommel eindrückt und damit Verdichtungen
und Verdünnungen in derselben hervorruft, die sich durch einen
Gummischlauch zu einer zweiten Trommel fortpflanzen, auf weiche rein
Zeichenhebel diese Bewegungen dem rotirenden Cylinder aufschreibt.
Alle drei Methoden führten zu dem Resultat, dass die Fort-
pflanzungsgeschwindigkeit ungefähr zwischen 3 und 4 Metern für die
Secande schwanke, also im Mittel 31/* Meter betrage, doch ist die-
selbe aus verschiedenen Gründen wohl auf 4 — 5 Meter zu schätzen.
Das Stadium der latenten Reizung ist in einem Falle etwa zu 0,017,
in einem anderen zu 0,028 Sec. ermittelt worden, weicht also nicht
wesentlich von dem des Froschmuskels ab. Dagegen fällt die Dauer
der Contractionswelle (0,27 — 0,49") viel höher als beim Frosch aus;
indess lässt sich durch Versuche am unversehrten Sternocleidomastoi-
deus des Kaninchens zeigen, dass sich diese letzteren Werthe den
gleichen Werthen beim Frosche sehr nähern, woraus zu schliessen
ist, dass jene grossen Werthe des Huodemuskcls auf die abnormen
Ernährungsbedingungen, unter denen sich derselbe befindet, zurück-
zuführen sind.
Der Bestimmung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der nega-
tiven Schwankung stellten sich bedeutende Schwierigkeiten in den
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950
Snrui, Atbmong and Blutdruck.
Weg; zwei gelangen« Versuche am Kamnchenmuskel gaben Werth«
von 2 — 5 Meter für die Secunde. Bei Reizung vom Nerven ans giebt
der M. gastrocnemius im Gänsen dieselben qualitativen und quanti-
tativen Erscheinungen, wie der des Frosches, j. steiaer (BrUagea}.
A. Stefan!, Influenza della Bespirazione sulla press ione del sangne.
Coinumeasione fatta al XU CoDgrewo degli Scieoiiati io Palarm« 1876. 8 8tn 4*.
St.’s Angaben fallen suin Theil zusammen mit den von SCHIFF
erhaltenen Resultaten (Cbl. 1872, 757), sum Theil erweitern sie die-
selben.
An curarisirten Hunden wurde die künstliche Respiration ein-
geleitet und dann die Carotis mit dem Kymographion in Verbindung
gesetzt, wobei stets die bekannten normalen Kymographion - Curven
erhalten wurden. Wurde dann die künstliche Respiration plötzlich
unterbrochen, so liess sich ausnahmslos eine erhebliche Erhöhung des
Blutdrucks (zwischen 110 und 194 Mm. Quecksilber) nach weisen, die
jedoch nicht immer unmittelbar nach Unterbrechung der Athmung
sondern mitunter erst nach einer kürzeren oder längeren Zwischen-
pause eintritt. Diese zeitliche Differenz bängt, wie schon Scbiff ge-
funden hat, von der grösseren oder geringeren Menge des Sauerstoffs
ab, welche im Momente der Respirationsuoterbrechung im Blute vor
handen ist; die Erhöhung des Blutdruckes tritt um so später auf, je
mehr O im Blute vorhanden ist, und umgekehrt.
Die Analyse der Kymographion - Curven ergiebt zunächst die
Thatsache, dass die Erhöhung des Blutdrucks nicht durch eine schräge
ansteigende gerade sondern durch eine wellenförmige Linie aasge-
drückt wird. Diese Thatsache ist insofern richtig, als sie unwider-
leglich beweist, dass Blutdruckschwankungen unabhängig von jeder
mechanischen Einwirkung der Respiration Vorkommen können. —
Ferner ergiebt die Untersuchung der Curven, dass mit der Erhöhung
des Blutdrucks die Anzahl der Pulsschläge sich vermindert, währeod
die einzelnen Pulsationen ausgiebiger werden. Diese Erscheinung
beruht auf einer Erregung des Vaguscentrums: denn sie tritt nicht
mehr ein, wenn beide Vagi durchschnitten werden. — Nimmt mau
später die unterbrochene Respiration wieder auf, so sinkt der Blut-
druck wieder auf sein altes Niveau und es stellt sich auch die ur-
sprüngliche Anzahl und Ausgiebigkeit der Herzschläge wieder her.
Vf. erklärt diese Erscheinungen in völliger Uebereinstimmung
mit der Theorie von Scbiff (Cbl. 1872, 758) über die Ursache der
respiratorischen Osciilationen des Blutdrucks. Er wiederholte seinen
Versuch an Hunden, bei denen nach dem Vorgänge von A. V. Bbzold
das vasomotorische Centrum durch Durchschneidung des Halsmarks
gelähmt war (vgl. hierüber SCBIFF, Cbl. 1873, 4). Wie alle seine
Vorgänger constatirte auch Vf. nach diesem Eingriff ein stetiges Sinken
des Blutdrucks. Unterbrach Vf. in diesem Zustande des T bi eres dis
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*
951
Külz d. Fimichs, Leberglycogen.
künstliche Respiration, so erhob sich der Blutdruck nach einiger Zeit
wieder beträchtlich, während die Herzschläge gleichzeitig weniger
zahlreich aber ausgiebiger wurden. Es ist jedoch bei Thieren mit
durchschnittenem Halsmark die Erhöhung des Blutdrucks, welche auf
die Respirationsunterbrecbung folgt, niemals so erheblich wie bei
Thieren mit intactem Nervensystem; sie kann bei jenen sogar ganz
ausbleiben, wenn nicht gleichzeitig mit dem Halsmark beide Vagi
durchschnitten wurden. War dieses jedoch der Fall, so erhält man
stets eine Erhöhung des Blutdrucks, jedoch ohne gleichzeitige Ver-
änderung in der Zahl und Ausgiebigkeit der Pulsationen.
Hieraus geht hervor, dass die im Gefolge der Respirationsunter-
brechung auftretende Erhöhung des Blutdrucks auch unabhängig von
der Action des vasomotorischen Centrums stattfindet, jedoch lange
nicht in dem Maasse, wie wenn dieses Centrum noch wirksam ist.
Es ist daher anzunehmen, dass die nach der Respirationsunterbrechung
im Blute auftretende chemische Veränderung ausser auf das vasomo-
torische Centrum der Medulla oblongata auch direct auf die Herz-
ganglien einwirkt. Durch besondere Controlversuche hat Vf. sich
überzeugt, dass die nach den Angaben von Gobtz und Nussbaum
im Rückenmark gelegenen kleinen vasomotorischen Centra ohne Ein-
fluss auf die fragliche Erscheinung sind. Ebenso wurde in beson-
deren Versuchen das in der Medulla oblongata gelegene Innervations-
centrmr» des Herzens eliminirt, indem den Thieren beide Vagi und
Sympathici am Halse durchschnitten wurden. Da auch bei diesen
Thieren noch sich die Erhöhung de3 Blutdrucks nach Unterbrechung
der künstlichen Respiration einstellte, bleibt keine andere Annahme
mehr übrig, als dass die im Herzen selbst gelegenen Ganglien durch
die betreffende Veränderung des Blutes erregt werden.
Zum Schlüsse hebt Vf. die Wichtigkeit der künstlichen Respi-
ration bei frischen Apoplexieen hervor, indem sie einerseits dazu
beitragen kann, das durch den Druck auf das Athmungscentrum be-
drohte Leben zu verlängern, andererseits durch Herabsetzung des
Blutdrucks einem weiteren Blutergiessen Einhalt thut. Boll (Rom).
1) E. Külz, Zur Kenntniss des menschlichen Leberglycogens.
Pri.tors’n Areb. XIII. S. 267
2) E. Külz und E. Frerichs, Ueber den Einfluss der Unterbindung
des Ductus choledochus auf den Glycogengehalt der Leber.
Das. S. 460.
1) K. erhielt aus etwa dem 10. Theil der Leber eines Diabeti-
kers neben Zucker 0,685 Grm. Glycogen, trotzdem die Section erst
12 Stunden nach dem Tode stattfand, und 34 Stunden vor dem Tode
die letzte Nahrung aufgenommen war. Das Glycogen zeigte die nor-
malen Eigenschaften. Der daraus durch Kochen mit verdünnter Salz-
säure erhaltene Zucker drehte rechts und war gärungsfähig.
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952
Bicmanr, gepaarte Schwefelsäuren.
2) Bei 3 Meerschweinchen betrug der Glycogengehalt nach Unter-
bindung des Ductus choledoehus 0,088 — 0,1—0,112 Grm.; bei einem
Controlthiere 0,356 Grm. — Aus Kaninchenleber wurde nach der
Unterbindung (Dauer derselben 17 — 29 Stunden) erhalten: 0,095 —
0,053 — 0,115 — 0,123 —0,088; es ergiebt sich daraus eine beträchtliche
Abnahme des Glycogens. Der Harn sämrollicher Thiere enthielt Blut-
farbstoff, Eiweiss und Gallenfarbstoff, dagegen keinen Zucker, wie
V. WlTTlCH angiebt. In einer folgenden Versuchsreihe Hessen die
Vff. die Kaninchen erst 6 Tage hungern, unterbanden den Ductus
choledoehus und spritzten dann Zuckerlösung ein, um zu sebeu, ob
unter diesen Verhältnissen auch die Bildung aus zugeführtem Material
aufhört. Die erhaltenen Glycogenraengen waren: 0,069 — 0,039 —
0,079 — 0,115 — 0,066 Grm. Auch wenn man gut genährten Thieren
ohne vorangehende Hungerperiode den Ductus choledoehus unterbindet
und dann Zucker einfährt ist der Glycogengebalt der Leber gering;
0,135 und 0,076 Grm. E. 8»lko»«ki.
E. Baumann, Ueber gepaarte Schwefelsäuren im Organismus.
PflCokk's Arcb. XIII. 8. 285-309.
Der Harn der Säugethiere enthält ausser Schwefelsäure coch
verschiedene Substanzen, aus denen sich bei Einwirkung von Mineral-
säuren Schwefelsäure abspaltet, die somit als gepaarte Schwefel-
säuren bezeichnet werden müssen. Die Menge derselben ist am
grössten im Pferdeharn, geringer im Kaninchenharn und noch ge-
ringer im Harn des Menschen und Hundes. Im Pferdeharn kann
die durch Zersetzung entstehende Schwefelsäure die präformirte fast
um das Vierfache an Menge übertreffen; im Kaninchenharn betrug
die neugebildete Schwefelsäure etwa ‘/u der präformirten. Als solche
gepaarten Säuren hat B. bis jetzt 3 erkannt: die sog. Phenol-, Brenz-
katechin- und Indigo-bildende Substanz.
1. Die Phenol-bildende Substanz. Lässt man den zum
Syrup verdunsteten weingeistigen Auszug von eingedampftem Pferde-
harn in der Winterkälte einige Zeit stehen, so scheiden sich bald
Krystallblätchen als glänzende Flitter aus, die durch Absaugen, Ab-
pressen und Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt werden können.
Man erhält so perlmutterglänzendo weisse Krystallblättchen, die das
Kaliunisalz einer schwefelhaltigen Säure darstellen; dieses ist die so
lauge gesuchte phcnolbildeude Substanz des Pferdeharns. Die Analyse
ergab die Zusammensetzung der Phonolsulfosäure. Es konnte nun
{OH
SO K °^er
die der Aetherschwefelsäure entsprechende Phenylsehwefelsäure von der
CHI
Formel ^ 5 >S04, die bisher nicht bekaunt war. Es kann nicht
zweifelhalt sein, dass es sich um die letztere Säure handelt. Dafür
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Baumass, gepaarte Schwefelsäuren.
953
spricht vor Allem die mangelnde Färbung bei Zusatz von Eisen-
chlorid zur Lösung und die Unmöglichkeit durch Einwirkung von
Jodmethyl eine methylirte Säure darzustellen: es findet dabei viel-
mehr eine Zersetzung in Schwefelsäure« Kali und Phenol statt und
das Jodmethyl bleibt unangegriffen. — Das trockene Salz mit con-
centrirter Salzsäure übergossen zersetzt sich in der Kälte völlig in
Phenol und Schwefelsäure; ebenso die Lösung beim Erwärmen mit
HCl. Erhitzt man das Salz allmählich, so entweicht Phenol und der
Rückstand besteht fast nur aus saurem schwefelsaurem Kali. Rei
längerem Erhitzen auf 170 — 180° verwandelt sich das Kaliumsalz in
das Kaliumsalz einer neuen Säure um, die mit Eisenschlorid eine
blauviolette Farhenreaction giebt. — Nach dem Eingeben von Phenol
beim Menschen zeigt sich die Menge der gepaarten Schwefelsäure im
Harn sehr vermehrt, auf das 10 — löfacbe; der Harn giebt für sich
destillirt kein Phenol, sondern erst nach Zusatz von Salzsäure. In
dem Harn eines Hundes fand sich in 100 Cc. 0,262 Schwefelsäure
präformirt (a), 0,006 gepaart (b). Nach dem Einpinsein des Rückens
mit Phenol betrug in 100 Cc. a: 0,004, b: 0,190. Der Harn war
18 Stunden nach der Vergiftung entleert. — Daraus gebt hervor, dass
eingoführtes Phenol im Körper in Phenylschwefelsäure (iber-
geht. In der That gelang es auch aus dem Harn von chirurgisch
Kranken, dio äusserlich mit Phenol behandelt wurden, phenylschweful-
saures Kalium in Substanz abzuscheiden. Dasselbe gab bei der Ana-
lyse sofort stimmende Werthe. Bezüglich der Bildung der Säure aus
Phenol fragte es sich nun, ob das Phenol sich direct an fertig ge-
bildete Schwefelsäure anlagern oder ob zur Bildung nur beim Zerfall
von Eiweiss entstehende Schwefelsäure dienen kann, sowie an welchem
Ort im Organismus die Verbindung erfolgt. Beim Eingeben von
schwefelsaurem Natron unter gleichzeitiger Anwendung von Phenol
wurden im Harn nur wenig schwefelsaure Salze entleert; die Haupt-
raeDge der Schwefelsäure des eingeführten schwefelsauren Natrons fand
sich als Phenylschwefelsäure, das Phenol verbindet sich also
mit präformirter Schwefelsäure. Das Blut enthielt kurze Zeit
nach der Phenolvergiftung (*/* St.) erhebliche Mengen freies Phenol,
geringere vou phenolbildender Substanz; später ändert sich dieses
Verhältnias; in der Leber fanden sich stets grosse Mengen pheuol-
gebender Substanz. Zwei Stunden nach der Vergiftung wurde aus
100 Grm. Blut 0,039 Tribromphenol erhalten, aus 100 Leber 0,737 Grm.
In normaler Leber fand sich kein Phenol, in 4 Liter Pferdeblut
Spuren. In dem Destillationsrückstand des Blutes und der Leber
wurden nur sehr geringe Mengen Schwefelsäure gefunden: es exi stirt
also noch eine zweite phenolbildende Substanz, die nach
grossen Gaben von Phenol auch iro Harn vorkommt. So betrug in
einem Versuche am Hunde das Verhältniss der gepaarten Schwefel-
säure zum ausgeschiedenen Phenol 1 : 2,2. In den Nieren des Thieres
Bahn am, f«p**rt« JBob«*f»I*#ur«n.
»54
war dieses Verhältnis 1 : 2,5, io der Leber 1 : 13,5. — Die Phenyl»
Schwefelsäure selbst ist nicht giftig: 2,6 Grui. Kaliumsalz brachten
beim Kaninchen keine Wirkung hervor; da sich die Säure aus ein-
geführtem schwefelsaurer» Natron bildet, so ist dieses ein directes
chemisches Antidot bei Phenolvergiftung.
2. Brenekatecbinschwefelsäure. Dem früher hierüber Mk-
getheilten ist noch binzusufügen, dass auch nach Kingeben von 2 Qia
Brenzkatechin beim Hund die Menge der präforroirten Schwefelsäure
ab-, die der nicht präformirten sunahtn. Der Harn gab mit Essig-
säure angesäuert an Aetber nur geringe Mengen Brenzkatechin ab,
reichliche nach dem Ansäuern mit Salzsäure. Ein analoges Verhalten
Beigen andere Phenole, namentlich auch Glucoside, e. B. Salicin.
3. Ueber Indican. Die beiden bis jetzt bekannten Quellen
der Iodigebildung sind: 1) gewisse Pflanzen, 2) der Harn der Säuge-
thiere. — Die Auszüge der Blätter von Isatis tinctoria, die nach Schuss
Indican enthalten, geben mit Salzsäure und Chlorkalk eine Ausschei-
dung von Indigo, wenn auch der Chlorkalksusatz hier vorsichtiger
bemessen wird, wie beim Harn; Vf. nahm conceatrirte Salzsäure,
welche auf 100 Ce. 1 — 2 Tropfen Chlorkalklösung enthielt. Eie
wesentlicher Unterschied dieses Pflanzenindicans von dem Indicsz
des Harns liegt in der äusserst leichten Zersetzbarkeit desselben durch
Alkalien, während das Harnindican ohne Schaden mit ätzenden Al-
kalien gekocht werden kann. Bei der Zersetaung der Indicanlösunge»
mit Säuren trat stets Scfawelfelsäure auf, dadurch wurde die Vermutbuag
nahe gelegt, dass dasselbe gleichfalls eine gepaarte Schwefelsäure
sei: dieselbe wird bewiesen durch Versuche mit eingeftthrtem Indol
Es steigt auch hiernach die Menge der gepaarten .Schwefelsäure er-
heblich unter reichlichem Gehalt des Harns an Indican. — Zur Dar-
stellung von Indican aus Harn beschreibt Vf. ein« neue Methode,
worüber das Original zu vergleichen. Eine Abspaltung von Zucker
heim Behandeln des Indicans mit Säure findet nicht statt, dasselbe
ist also kein Glucosid.
4. Ueber das Verhalten des Terpentinöls im Organismus.
Im Pierdeharn entstehen bei Einwirkung von Salzsäure ausser Schwefel-
säure und Phenol noch andere flüchtige Körper, die vom Phenol ge-
trennt einen an ätherische Oflle erinnernden Geruch besitzen. Vf.
stellte darauf hin einen Versuch mit Terpentinöl an. Normaler Ham
gab in 100 Cc. 0,102 a — Schwefelsäure und 0,007 ib — Schwefel-
säure ==1:14, nach dem Einreiben von Terpentinöl 0,017 a — Schwefel-
säure und 0,088 b — Schwefelsäure = 1:0,2. Der Harn batte keines
Terpentingerucb , doch trat dieser hervor beim Erwärmen mit Ssl»
säure. Die Terpene sind in Nahruugs- und Genussmitteln sehr ver-
breitet, ihr Uebergang in gepaarte Schwefelsäure hat daher ein be-
sonderes Interesse. K. Salkowän.
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Zibql», »myloide Tumoren. Mikdlic*, Dermoide am Kopfe. 955
E. Ziegler, Amyloide Tumorbildung in der Zange and dem Kehl-
kopf. Ein Beitrag zur Lehre Ton der amyloiden Degeneration,
Viacnow'e Areh. LXV. S. 873.
Ein 67j&hrigcr Mann, bei dessen Section eine strablige Narbe
der Leber den Verdacht auf Syphilis erregte, trug in dem hinteren
Abschnitt seiner Zunge sowie im Larynx eine grosse Anzahl sehr
derber, bis haaelnussgrosser Knoten. Auf Durchschnitten glich das
Aussehen derselben dem Gefüge von Buchenholz, war sehr hart und
liess schon dem blossen Auge einen directen UebergaDg der Muskel-
faserung in das fremde Gewebe erkennen. Die Epitheldecke der
Zunge war hervorgewölbt, aber nirgends durch den Knoten durch-
brochen. Jodzusatz brachte die deutlichste Amyloidreaction der derben
Massen zum Vorschein. — Mikroskopisch ergab sich, dass keine
amyloide Entartung einer gummösen Neubildung vorlag, sondern
dass quergestreifte Muskelfasern, Fettzellen und Bindogewebe direct
an die übrigens scharf von ihnen zu unterscheidenden amyloiden
Schollen angrenzten. Am stärksten war die Veränderung in den
kleineren Arterien, in den Capillaren des Fettgewebes und den Mem-
branae propr. der Schleimdrüsen.
Sämmtliche übrigen Organe waren frei von Amyloid, nur fand
sich eine solche locale Degeneration in den Arterien der Lebernarbe.
Z. hält dafür, dass Gewebstbeile, welche Sitz alter abgelaufener
Entzündungen sind, zu amyloider Degeneration prädisponirt sind und
dass im beschriebenen Falle mit Wahrscheinlichkeit strahlige (syphi-
litische) Narben den Ausgangspunkt für die Bildung der Knoten ab-
gegeben haben. Die Untersuchung anderer syphilitischer Lebern mit
narbiger Oberfläche ergab thels locale Amyloidentartung des Narben-
gewebes, theils des ganzen Organes. Z. spricht sieb daher für die
Theorie aus, dass die gestörte Circulation zur Ablagerung von Ei-
weisskörpern Veranlassung giebt, wie sie unter gewissen anderen
Umständen zur Ablagerung von Kalksalzen führt. Dass eine wirk-
liche Infiltration mit der amyloiden Substanz von aussen und nicht
eine Transformation der Gewebe vorliegt, dafür führt Vf. an, dass
er nirgends Uebergänge von normalen Zellen zu Amyloidscholien,
sondern stets scharfe Grenzen zwischen beiden gesehen habe, welche
durchaus als Verdrängtwerden der Gewebstbeile durch Einlagerung
der fremden Massen gedeutet werden müssten. Granits.
J. Mikulicz, Mittheilungen ans der k. k. Universitätsklinik de«
Hrn. Prof. Billroth in Wien. Beitrag zur Genese der Dermoide
am Kopfe. Wie Der med. Woehenachr. 1876. No. 39-44.
Der Fall, welcher M. zu weiteren Untersuchungen Anlass bot,
betraf ein 19jäbriges Mädchen mit einer seit 2 Jahren entwickelten,
wallnussgrossen Geschwulst in der rechten Unterkieferhälfte, während
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956
Mtscucs, Dermoide am Kopfe.
übrigens die Zähne vollzählig and nahezu gesund vorhanden waren.
Beim Einschneiden von der Mundschleimhaut aus fand sich im Knochen
eine mit Epithelialzellen, Fett und Cholestearin gefüllte Dermoidcyste,
deren Wand aus einer äusseren ßindegewebsschicht und einer inneren
Eipithelialzellenschicht zusammengesetzt war. Die Heilung erfolgte
ohne Zwischenfall. — Diese, wahrscheinlich ein Unicum darstellende
Beobachtung giebt dem Vf. Gelegenheit zu einer Studie über die
Entstehung der Dermoide am Kopf, insbesondere der Dermoide io
Kopfknochen, in welchen bisher ausschliesslich unter allen Skelett-
knochen Dermoide beobachtet worden. Nachdem auseinandergesetzt,
dass Unterschiede, wie sie sich in der Ferlgeschwulst einerseits und
in der haar- und drtisenhaltigen Dermoidcyste andererseits präsentiren,
sich durch Verschiedenheiten in der materiellen Ernährung und in
dem Widerstande von Seiten des umgebenden Gewebes erklären lassen,
führt Vf. die Entstehung von Dermoiden überhaupt auf den histio-
logischen Grundsatz zurück: „Epithel entsteht nur dort, wo bereits
Epithel vorhanden ist“, d. b. also, Epithel entsteht gelegentlich auch
aus Bindegewebe. Es ist das eine Erweiterung des bisher herrschen-
den Lehrsatzes: „Epithel entsteht nur aus Epithel.“ Auf Grund dieser
Anschauung kann man drei Entstehungsarten für Dermoide unter-
scheiden: 1) Abschnürung bei der Schliessung der Leibeshöhle in der
Mittellinie des Körpers (sublinguale und mediastinale Dermoide); 2) Ab-
schnürung bei der Schliessung von Hohlgängen und Spalten, welche
während einer Zeit des Fötallebens mit Epithel bekleidet sind (seit*
liehe Dermoide des Halses); 3) abnorme Einstülpungen von Epidermis.
Hierher gehören die meisten Dermoide des Schädels, welche demnach
im Wesentlichen als congenitale Missbildungen zu betrachten sind,
während die übrigen nur Abweichungen physiologischer Vorgänge
darstellen.
Betrachtet man die Dermoide am Kopf im Einzelnen, so sind
die Gruppe der Dermoide im Gehörorgan und dessen Umgebung als
überzählige Ausstülpungen und Abschnürungen des primären Laby-
rinths zu betrachten, welche übrigens gelegentlich auch in die Schädet-
höhle gelangen können. Möglich ist es indessen auch, dass sie ge-
legentlich Abschnürungen des oberen Kiemenganges darstellen. Die
Dermoide iro Auge finden ihre Erklärung in der Einstülpung des
Hornblattes zum Zwecke der Linsenanlage; auch die so häufigen Der-
moide am oberen Augenlid und auf dem Stirnbein gehören hierher.
Die Dermoide der Iris entstehen zuweilen in so deutlichem Zusammen-
hang mit einer Verwundung, dass man annehmen muss, erst dorch
letztere sei der Keim zur Neubildung implantirt worden. Die Der-
moide der Nasenwurzel können Abschnürungen von den ßiechgrübcben
oder Abschnürungen bei Gelegenheit der Verschmelzung des Stirn-
fortsatzes mit den Oberkieferfortsätzen darstellen. Die Dermoide der
grossen Fontanelle und am Hinterhaupt entstehen aus abnormen Ab-
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Klemm ; Jczasi, Kehlkopfuntersochung
957
Schnürungen, welche allerdings an die typische Entwicklung des Ge-
hirns geknüpft sind und daher auch typische Fundorte besitzen. End-
lich die Dermoide der Kiefer können, wenn sie nicht in der Mittel-
linie liegen, nur auf Abschnürungen bei Gelegenheit der Zahnbildung
aurückgeführt werden und zwar wird am häufigsten ein überzähliger
Zahnkeim, wie im mitgetheilten Falle, Anlass zur Degeneration geben.
Meistens entsteht allerdings auf diese Weisa eine follikuläre Cyste
aus dem Zabnsäckchen und hat man sich daher zu erinnern, dass der
Zabnkeim aus einer bindegewebigen und einer epithelialen (Schmelz-
keim) Anlage besteht. Es scheint, als ob letzterer bei beginnender
Degeneration gleichsam erdrückt würde und daraus erklärt sich die
grosse Seltenheit der Kieferdermoide gegenüber der Häufigkeit der
follikulären Cysten. E. Köster.
Klemm, Ein neues Terfahren zur Untersuchung der Stimmband-
Erkrankung. Arch. d. Heiik. xviu. s. 368 o. 616. A. Jurasz, Ueber
das Aufrechtstellen und Fixiren des Kehldeckels während la-
ryngoskopischer Untersuchung und Operationen. Berliner kim.
Wochenachr. 1876. No. 30.
K. bat Versuche gemacht, die zeigen, dass die in einem rotiren-
den Spiegel gesehenen Flammenbilder einer empfindlichen Gasflamme
augenfällige Bilder von dem Zustandekommen der verschiedenen
Grade von Heiserkeit geben. Er erblickt deshalb in der empfind-
lichen Flamme ein Mittel zur Differentialdiagnose der verschiedenen
Formen von Heiserkeit. Die Configuration der Spitze der einzelnen
Zacken, die Tiefe des Einschnittes zwischen zwei Zacken, die Regel-
mässigkeit des ganzen Bildes geben Anhaltspunkte, um über den
Grad der zu Grunde liegenden Störung ein Urtheil zu gewinnen.
Der Apparat zeichnet die Schwingungen der kranken Stimmbänder
als deutlich begrenzte Figuren, welche die Wirkung der anatomi-
schen Störung viel vollkommener veranschaulichen, als es der Kehl-
kopfspiegel vermag. Die Art der anatomischen Störung wird durch
jene Methode nicht angezeigt. K. bildet Flammenbilder gesunder und
kranker Stimmen (für welchen Vocal? Ref.) ab.
J. zieht zur Aufrechtstellung der Epiglottis einen Faden durch
das Ligamentum glosso - epiglotticum medium und lässt diesen
event. vom Pat. selbst anspaunen. Der Faden wird mittelst einer
Nadel eingelegt, die an einem Stahlstiel sitzt, welcher an seinem Ende
fast unter einem rechten Winkel gebogen ist, dann auf der anderen
Seite mittelst einer Pincette gefasst und vorgezogen. Die Operation
ist schmerzlos, verursacht kein Würgen und Husten und hat keine
üblen Folgen. B. Frankel.
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958
Rtowtin Broot. Mfcso. Uuin.
J. Radwaner, lieber die erste Anlage der €horda dorsalis. wi«.
acad. Sitsongsber. LXXIII. 8.
Entsprechend den Angehen von v. Michalsowic» lässt R. bei der Forelle die
Cborde ena dem oberen Keimblett gebildet «erden. Aneaerdem beacbreibt R. eines
Zeicbeuapperet, den aicb Jedermann vermittelst einea DeckglJUcbens leicht selbst
hersteilen kann. Wenn man nämlich ein Deckgläacben unter einem etwas apitaea
Winkel mittelst einea Stflckcbens Wachs auf dem Objectiv befestigt und hinter dat
Deckgläschen in einiger Entfernung sur Abblendung des Lichtes eine schwane Tafel
anfstellt, so hat man sieb auf die einfachste Weise eiue das Bild total reBectireode
Spiegelfläche bergestellt, welche dieselben Dienste leistet, wie die bekannten Cameras
lucidae vermittelst einet Prismas. Locwe.
A. Badge, Die Lymphwnrzeln der Knochen. Areb. f mikroek. Amt
XIII. S. 87.
B. hat gefunden, dass in deu feinsten HsvKMs'iscben Kanälchen die Blntge-
liisse von perivasc.olären Lymphräumen umgeben sind, denen eine besondere der
Innenwand des Havaas'iscben Kanales anhaftende Endothelbekleidong sokonuot
Diese perivascnlären Lymphräume staben einerseits in directer Verbindung mit den
Lymphgefäßen des Periosts, andererseit mit den sternförmigen Knochenböhlen. Die
letzteren lassen sieb von den erstsren aus mit Injectionsmassen ansf&llan. B. nimmt
daher an, dass die Lympbwurseln der Knochen in den Knocbenböhlen gelegen sind
und dass die Lymphe im Knochen durch die Knochenböhlen io die perivascolireu
Bäume der Hsvass'iacben Kanälchen und von diesen io die periostalen Lymphriumt
sieb ergiesst (vgl. 8. 948). Soll (Born).
C. M4hu, De la non- existente du mucus de l’arine. Buii gen, dt
tbdr. 1876. XCI. S. 161.
Die im normalen Harn nach einigem Stehen auftretende Trübung besteht Bach
H. nicht aus Schleim, wie man in der Regel annimmt, sondern aus Epithelialcellse
der Blase und Detritus von Epithelien; beim Weibe ausserdem aus Epitbelien dar
Vagina und Eiterzellen. Muein findet sich weder in dieser Trübung, noch in ge-
löster Form im Harn. Die übrigen Erörterungen beziehen sich auf das Verhaltes
des Harns, wenn derselbe Eiter oder noch nur irgend erheblichere Meogen von farb-
losen Elementen onthält; ein solcher Harn trübt sieb, nachdem er vorher filtrirt war,
bei Zusats von Essigsäure io der Kälte. Diese Trübung rührt nach Vf von dsa
in ihm enthaltenen Pyin her. (Der Name „Pyin“ ist im Allgemeinen aufgegebea,
es handelt sich nm einen dem Myosin ähnlichen Eiweisskörper. Ref.). Schon bc
leichten Reisuugen der Blase giebt Essigsäure eine Trübung, dagegen nicht bei nor-
malem Harn. E. tüükomki
T. Urbain, De la dissociation da bicarbouate de soude ä la tem-
pgrature de 100 degr4s; röponse & M. A. Gautier, compt. r*ni
LXXXUl. No. 10.
Gsutibk batte beobachtet, dass doppeltkohlensaures Natron bei längerem Er-
hitzen zwischen 100 nnd 115° seine Kohlensäure vollständig verliert, und daraus ge-
schlossen, dass aueb vorher getrocknetes Plasma, wenn mau es einige Zeit bei dieser
Temperatur hält, kein koblensaores Natron mehr enthalten könne. Die Vff. erklären
diese Annahme für unrichtig. Die Zersetzung des doppeitkohiensauren Natron in dar
Wärme ist ein Dissociationsprocess: er erfolgt kaum merklich beim Erhitzen unter
Abschluss der Luft. Ebenso wenig erfolgt die Zersetzung, wenn das kobieitsaan
Natron, wie dieses heim Plasma der Fall ist, allseitig von Eiweiss umhüllt ist Aaok
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Moiz.r-Msawotrr. Alu*. Snutrnt». Bcacc. Jouniacian. 959
wann nun Lösungen von doppeltfceblensaorem Natron mit Biwawslösung mischt, eia-
troe innen lässt und alsdann bai 100* erhitzt, wird kaioa Kohlensäure abgegeben.
K. Salkowskl.
Moreau -Marmont, Remarques sur l’emploi et le choix des an*
esthdsiques en Chirurgie dentaire. g««. des bdp. 1876 No. 88 u. 89
Für Zabnoperatioaan giebt Vf. ante» den AattstbeticU dam Stfckstoffoxjdui
oder Lachgas, welches sich durch seine relatire Ungefäbrlichkeit ansseiohnet, den
Vorsag. Nach einer Statistik von Dänin kommen nämlich auf Narooseo dnrcb Chloro-
form 6S Todesfälle auf 158860 = 1 : 8873, durch Aether 4 auf »2815 = 1 : 23203,
durak Lnstgas 3 auf 300000 = 1 : 100000, wobei einer der letstgenaunten Todesfälle
noch einem Zufall, uämlicb dom Hineingerathen eiues Korks iD die Luftwege, zu-
anachrelben ist. Vf. versucht auch sine tbeoretisebe Erklärung von der geringeren
Gefährlichkeit des Stickstoffoxyduls gegenüber Chloroform und Aetber en geben und
hofft übrigens, dass auch in der Chirurgie für kleinere Operationen das Stickstoff-
oxydul stärkere Verwendung finden wird als bisher. E. Küster.
0. H. Aliis, The fascia lata; its use in standing at rest; its
ralue in the diagnosis of fraeture of the neck of the femur.
PhiUrd. med. Times. 1876. No. 229.
Dia Patnsia lata ist während des Stehens in ibreu stärkeren Tbeilen, nament-
lich also an der Anssenseite oberhalb des Kniegelenks und oberhalb des grossen
Trochanters, nach Art eines breiten Stbnenbandes fest angespannt nnd kann nnr
mit Aufwand einiger Kraft nach innen, gegen das Femur bin, eingedrückt werden.
Bsi Fractura colli femoris bat sie diese Eigenschaft eingebüsst. Man kann daun
bei aufrechter Stellung des Krauken und symmetrischer Haltung der Füsse die Weirh-
tbeile an den besagten Stellen leicht nach inneu verschieben, während dies auf der
gesunden Seite schwieriger ist. Wilh. Kock.
3. F. Streatfleld, Ectopia tarsi: a case of congenital misplacement
of the eyelide of one eye. Ophtb. bosp. rep. vm. 1. s. 39.
St. beschreibt einen Fall von einer schiefen, nasalwärts gerichteten Lage dar
Lidspalte der rechten Seite, welche als angeboren angesehen werden mnss; an der
Stalle des oberen Tbräoenpunktes befand sieh zugleich eine Spalte, dem Thränea-
kanälehen entsprechend. Sonstige Missbildungen waren nicht vorhandeu; der Re-
fractiousznstand beider Angen war ein hypermetropiscber. anf dem rechten Auge
Wär derselbe mit Amblyopie coniplieirt. Wichel (Brlugei).
E. Bnrck, lieber das Yerhältniss der Intermittens zur Leukämie.
Diss. Erlangen 1876.
Eine 33jabrige Tagelöhnerfrau, welche im 16. Jahre an Intermittens tert. ge-
litten batte und mit Leukaemin lienalis (et lympbatica) auf die Erlanger Klinik kam,
neigte regelmässig Mittags gerioge Temperaturerhöhungen mit nachfolgendem Schweiss.
Unter dem Gebrauch von Chin sulf. (0,5 täglich 2 Mal) warde der Typus unregel-
mässiger und nahm die Milz in ihrer Längenansdehnnng ab, und zwar in der drei-
wöchentlichen Beobachtnngszeit um 4 Cm. Die geschwollene Leber blieb unver-
ändert, ebenso das Verhältnis der rotben und weissen Blotkörperohen. Die Menge
des Urins war im Mittel aus den Beobachtungen einer Woche 1200 Cc. , sein spec.
Gew. 1024, Gehalt an Harnstoff 27,7 Grm., an Harnsäure 1,54. — Senator.
Jnlinsburger, Beiträge zur Casuistik der Intermittens larvata.
Berl. klin. Woebenscr. 1876. No. 30 u. 31.
Im ersten der 3 von J. beobachteten Fälle, bei eiuera 4 jährigen Kinde, waien
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960
Famcm. Mirceund. GaattaT. Di«bla»ot.
neben der Milzacbwellung Brecbparoxyamen vorhanden, welche ohne voran gegangen e
Nausea auftraten und auweilen von Fiebersteigeruugen begleitet waren, ln den bei.
den anderen Fällen, welche ebenfalla mit Milaanachwellnng einbergingen, wer *t
Intermittens durch paycbiache Alterationen larvirt. Alle 8 wurden durch Chinin oad
Arsen geheilt. Die angeknfipften Reflexionen bieten kein weiteren Interesse. ~“
Fritsche, Ein Fall ton Situs Tiscerum perversus. BerL «io. wocbeu-
acbr. 1876. No. 34.
Vf. beobachtete einen Fall von vollständiger Tranapoaition der Eingeweide
bei einem 30jäbrigen Mädchen mit rechtsseitiger Skoliose. Es wird besonders her-
vorgahoben, dass die Pat. rechtsbündig war. Litten.
Marchand, Incubation von Variola und Scarlatina- Beri. küo. Wocbeo-
scbr. 1876. So. 28.
Ein Scharlacbkranker, welcher 24 Standen lang mit einem Pockenkrank»!
suBamroen gelegen hatte, erkrankte nach Ablanf des 10. Tages an Variola, so dass
die IncubstiODsdauer in diesem Fall genau 10 . 24 Stunden betragen batte. Bei
einem andern Kranken betrug die Iocubation der Scarlatina genau 3 Tage. Liuas
J. Grasset, Loealisations c£r£brales. — Mäningite: paralysie li-
mitee de la paupifere supörieure gauche; lösion ä I’extr4rait4
de la scissure parallele, Observation et r^flexions. Progrt, bä
1876 No. 22.
Bei einem in Folge von Converitätsmeningitis verstorbenen 26jÄbrigen Man-
schet! beobachtete man ausser den gewöhnlichen Erscheinungen eine nur auf das
linke obere Lid beschränkte Lähmung. Bei der Obduction fand man di« Prodaett
einer diffuseu Meningitis an der Oberfläche beider Hemisphären: rechts an der Ober-
fläche einen besonders gerötheten Fleck, in dessen Bereich die Exsndation beaondeit
stark und die darunter liegende Hirnrindeupartie ausserordentlich viel blutreicher
als die übrigen Tbeilo war. Das übrige Hirn bot nichts besonderes; namentlich f
die Basis and die Umgebung der Nn. oculom. ganz frei. Die betreffende Stelle be-
fand sich am Ende der oberen Schläfenfurcbe (scissure parallele), ohne aber das
Gyrus angularis (pli courbe) zu erreichen. Sie reitet anf den die obere Schlä/«-
fnrcbe umgrenzenden Windungen io einer Ausdehnung von 1^ Qua d rate« ntimeter*
Bernhardt.
JLes injections sons - coutauees d’eau froide contre la dooleur,
spfkialement dans le rhumatisme articnlaire aign. Gaa. des bdp.
1876. No. 99.
Seit mehreren Jahren werden besonders von Dibulapoy bei Gelenkrheuma-
tismus 8ii heute n ö lujectionen von Wasser nod xwar an mehreren Stollen um du
afficirto Gelenk herum je etwa 10 Tropfen gemacht. Der Erfolg ist ein aaegeamch*
neter. Die Schmerzen lassen nach und die Kranken vermögen die aflicirten l>«-
lenke zu bewegen; ja bisweilen wurde dnreh das einfache Verfahren der Rheuma-
tismus gänzlich geheilt. Auch gegen Muskelrheumatisraus, Ischias etc. eoll sieh d«
Mittel bewährt heben. Schi*».
Druckfehler: S. 892 ZI. 10 von uuten lies: Saflkaniilcheu etatt Luftkanilchaa.
Einsendungen für d» Centralblau wolle man an einen der beiden Herausgeber : Profewor Senil«.
Berlin (KW.* Hanhofttr. 7 (am UegrIpUti), und Professor Rosenthal. Erlangen, oder (unter BerndM
an die Verlagahaudlung, Berltn (NW.), unter den Linden 6*. adremdren.
Verlag Ton Angu,t Hirschwald In Berlin. — Druck von U. S. Hermann tu Berlin.
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Namen -Register.
(Die stark gedruckten Zahlen bezeichnen Origiual-Mitlbeilungen).
A.
Abele» 84, |rtl, »87.
Abramonski 362.
Adamkiewic» 168. 886.
Aeby, C. 94.
Aeby, Chr. 327, 648.
Afana.tew 212.
Agiiew 425.
Ahlfeld 24. 141. 478, 69fl,
Albertoui 720.
Albreclit 815.
Alexander 397
Allia 962,
Alt 410.
Altbaue 814. 848.
Amburger 703.
Andere 431
Andereoti 123.
Apolant 808.
Appenrodt 944.
Arloing 160, 836.
v. dall' Armi 287.
Arndt, K. 93, 141,
Arnold 150, 611.
Asper 146.
Aaerbacii, L. 1,
Aufrecht 222.
B.
Baccelli 674.
Badal 936.
Baer 646.
Bärwinkel 186, 491.
Bäle 816.
Bahret 463.
Baierlacher 908.
Ballmann 275.
Balogh Ü1L
▼an Bambcke 583, 916,
▼. Baraberger 764.
Bardenhewer 803.
Barett 536.
Barie 219. 240.
Barnes SO.
Bastian 521.
Baum 644.
Baumann 303. 952.
Baumgarten 593, 657, 669, 785.
Beardeley 191.
Bticbamp 222.
Beil 702.
Bell 143, 848j 880.
Bellamy 652.
van Boneden 466.
Benedikt 930
Beneke 646, 832»
▼. ßenike 64»
Bennett 585»
Berg 876.
Berger 843.
Bergeret 94»
Bergraeister 326.
Bernard (de Montbran) 592.
Berner 665.
Berns 598.
Bernstein 3TL 385, 435, 949.
Bertels 910.
Bertolet 804.
Bidder, E. 815.
Bido 400.
Biesiadecki 798.
Billroth 255.
Binz 315, 460. 650, 768.
Birch* Hirschfeld 462, 687.
Birnbaum 464.
Bizsozero 114, 728.
Blanc 19L
Bl^ssig U,
Bloch m 686»
Block 189*
Blumenstock 52»
Blyth 31*
Bochefont&ine 449, 520. 575, 576, 829,
Bockeuheimer 858.
Boeck 272.
Bogoslowsky 416.
Böhm 302, 335, 48L 809, 826*
XIV. Jahrgang.
t
61
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Namenregister.
9fi 2
Bohn 635.
Bull 660,
Bolliuger 254. 641.
Honnet 899.
Bornhardt 481.
Botschet'olikHroflf 8L
Bouchaud 624.
Bnuchard 829.
Houchut 735
Hourreret 139.
Bourgeois 749.
Bourneville 751 .
Hnwditcli 33 1 .
de BoVcr 575.
Bozr.olo 341.
Bramwell 479.
Braun 877.
Braune 878, 906.
Brecht 943.
Brcdschneider 942.
Bresgen 846.
Bretet 831,
Breuer 47ü.
Hroadbent 803.
Bruck 946.
Brochin 95.
Brodow ky 922
Br ke- am
Bronnrdel 863.
Brown 144. 190.
Browne 832
Brown Slquard 626. 662, 688.
Bruck
Bifieke .ML 431.
v. Brunn 207, 476.
Bruus 614.
Bryck 235.
tuchlieiin 940.
Buchholte 154.
BnehwaM 572
Bodge 21« 958.
Bulgak 577.
Bulkley 9ilL
Bull 6L
Bunge 889.
Burdel 717
Burk 959.
Hurkardl 752.
Burton 32LL
Busch (Bonn) 623.
Hin*« J 875.
Buss 895 9<)9.
Bütschli 172.
c.
Cadge 190.
Calberla 1 17.
ChB lAiL
McCall Anderson 123.
Callan 143.
fallender 703
CantHui 3 1 7.
Cai;iH 55.
Carl 615
McCarthy 519.
Caspar? 10L 220.
Caton 532.
Caaeneuve 174.
Champion 830.
Charcot 236, 432
Charpignon 944.
Cbauveau 686.
Cheever 16.
Cbiari 691, 720
Chittenden 749.
Cholroeley 704.
Chvoatek 56, 823.
Ciaccio 173, 660, 166.
Ciotto 720.
Clapham 192.
Glasen 906.
Cohnheim 60, 174, 741.
Col&santi SM, 590, 651.
Coloroiatti 525. 782.
McConuell ü!L
Cornaille 691.
Coruil 266. 271.
Cor nillon 831.
Cossy 329.
Cottle 160.
Courtot 713.
Couty 620, 806.
Craig 428
Creighton 217.
Crnse 492.
Cullingworih 29, 413.
Cure» 925.
Cursclimann 377.
Cnrtiss 96.
Cyon 634.
Caerny 86. 398.
D.
Dabuey 718.
Dali’ Armi 287. 898.
Darwin 493.
Dawosky 863.
Debovc 719.
Dehn 908.
Dejeriue 329. 652, 924.
Delpecb 912.
Derame 731.
Desnos 219.
Despr5s 16.
Deutsch 4_L
Deutschmann 407.
van Deventer 208.
Diamautopulos 399.
Dickiuson 185.
Dietl 16, 921.
Dieulatoy 960.
Dititivsen 167.
Dittel 424, 643, 687.
Dittmer 343.
Dorn 300.
Dowse 814.
Drechsel 696.
Dreschfold 504. 705.
Dreyfous 304.
Drosdoff ML
Dübelt 586
Dubois, P. 426
zed by Google
Digiti;
Namenregister.
963
Dabring 237.
Dnjardin-ßeanmetz 575.
Duncan 160. 704.
Dopny 03, 502.
Dnrante 142.
Duret 669.
Dural 942.
£.
Ebertb 14.
Ebstein 303. 622, 871.
Eckhard 273.
Edlefseo 464.
Eichhorst 246, 465, 580.
Eimer 382.
Eisenlohr 879.
Elben 899.
Elischer 493, 880, 884.
Eisberg: 502
Elvers 864.
Emerson 897.
End 425.
Engel 141 .
v. Engelhardt 5L
Engelmann 448.
Engesser 287. 938.
Erb 54, 186, 369.
Erismann 390.
Erler 231, ß58.
Erman 848.
Esmarch 494.
Esoflf 7Q2.
Eulenburg 260.
Ewald, A. 12, 369.
v. Ewetxky 375.
Exner 279, 516* 748, 156.
F.
Faber 383, 623.
Falk 472.
Fayrer 815.
Febling 191. 782.
Feiertag 359.
Feigel 893.
Feinberg 6Hi).
Fellner lftL
Fell. 24, 702. 818.
Ferber 723. 8äi
Fick 166,
Fiedler 809.
Filehne 867, 880.
Finny 843.
Finkler 383.
Fiseber, A. 91.
Fischer, E. 354.
Fischer, Fr. m. 2M. 91L
Fiseber, G. 458.
Fischer. IL 592.
Fleck 7&L
Fleischer 303, 628.
Fleischt 278.
Fleischmann 699.
Flescb 524.
Flint SUL
Foä m, 56L
Forjett Ul.
Förster 144, 344.
Fnulie 288.
Fox 684,
Frank 262, 612.
Friinkel, A. 184.
Fräntael 681.
Fratscher 686.
Freer 319.
Freise 238.
Frerichs 951.
Freund 239.
Frey 350. 463. 668.
Freymntb 845.
Friedberger 768.
Friedemann 490.
Friedlüuder, C. 6ii.
Friedrich 684.
Fries 846.
Fritscbe 960.
Fuchs 113, 108.
Führy 8netblage 616.
FBrbringer 285, 613.
Fürstner 332, 573, 619, 746, 761, 869.
G.
Gähtgens 321, 833.
Gairdner 368, 729.
Galexowaki 927.
Gallasch 432.
Gallois 844.
Ganghofner 674, 712.
Gaskell 557.
Gasser 79.3.
Gautier 622.
Gay .3.36.
Gayat 814.
Gay et 28a
Gedl 403.
Qegeubaur 125.
Geissler .399.
Gelpke 9QQ,
Genersicb 642
v. Genser 461.
Gentseu 841
Oentmer 814. 892.
Gerbe 30.
Gerber 687.
Gerlach, L. 503.
Gerster 941.
Giommi 635.
de Giovanni .382.
Girard 671.
G14nard 622.
Gliky 53fL
Goexe 04.
Golgi 138, 093.
Goltdammer 204. 619.
Gombault 236.
Goniacw 430.
v. Gorup ßesanes 733.
Gosselin 208.
Gräffner 702. 803.
Grasset 960.
Greenhalgk 368.
Grimshaw 719.
61*
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964
Namenregister.
Grossmann 602»
Grübler 69L
v. Grünewald 13* 416,
Grünfeld 926>
Grün mach 815,
Grütsner 612.
Gubler 575.
Gnibout 20,
McGuire 736.
Gusseubauer 265, 489.
Güterbock, L. 811«
Gottmann, P. 78,
H.
Haas 149, ßlg,
Hücker 863,
H affte r 825.
Hamburger 670, 764-
Hamilton 414. G48.
Hammarsteu 249, 82L
Hauot 872.
Hansen 573«
Hardy £16* 844* ÄQL
van Harlingen 829*
Harnack 268,
Hartog 82,
Hartsen 4L
Harz 27L 22L
v. Hasner 608.
Hasse TiL
Haubner 928
Haussmaun 552«
Ilayem 268.
Hedler 224.
Hegar 460.
Heidcnhaiu, R 21.
Heidenhain 9Q8.
Heidenreicb 517.
Heimaim *25.
Heine 672.
Heinlein 483.
Heitler 922,
Heiss 854.
Helfreich 425.
Heller 268«
Hempe! 127,
Henoeh 624, 854,
Henrat 223.
Hensen 441, 558«
llermHim, L. 31* 326,
Herrendörfer 739-
llerrmann. G. 596.
327.
Hertwig 511. 756-
Ilertzka 027-
Herzog 286.
Hesclil 266* 839«
Hesse 909,
Heubach 656,
Hewett 287,
Heydloff 572»
Heymann, P. 60*
Heynold 238.
Heynsius 80, 517,
295.
Hicks 808.
Hilger 66
llillairet 912*
664.
670, 626,
Hitler 34. 91, 866. 871, 563,
Hirne 864.
Hinze 651.
▼. Hippel 607.
Hirschberg 40* 62* IM, 318, 352, 431*
607. 611.
His 192, 464,
Hitsig 323.
Hock 5Mi 922,
Hoffmann 4SI, 895.
Hofmeister 696.
Hoggan 414.
Holl 912,
Hoppe Seyler 486.
Hörschelmann 260.
Horwath 626,
Huber 622,
Hüfner 15* 727* 166,
Huizinga 266.
Huuking 398.
Huppert 480, 265,
Husemaun 336, 716,
Hussou 318.
Hutchinson 237, 654,
Huth 760.
Hüter 505* 556.
i dli
Jacobs 352. 871.
Jacobson, L. 862,
Jacobson, M. 142«
Jariscli 824.
Jastrowita 96,
Jeau 829,
Jelenffy 562,
Jerusalimsky 476«
Jenner 767.
Iblder 419«
Ihlow 312,
Ingertdev 427.
v. Ins 528.
Johannseu 9L
Johnston 943.
Joflfroy 642,
Jolyet 361, 866«
Israel 698,
Juliusburger 959*
Jurasz 952,
Jörge us 266»
Ivanowsky 288*
K.
Kadyi 885,
Kahler 32, atL
Kaiser 219.
Kalb 219*
Kaltenbach 607»
Kaposi 364
Kappeler 825,
Kassowitz 599.
Kaufmann 941.
Kehrer 52,
Kelp 192*
Kel.fch 16L
Kernig 456, 235,
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Namenregister.
965
Keyes 536,
Kidd 110=
Kind 847.
King 126.
Kirmisson 846.
Klans 613.
Kleba 282. 304.
Klein 165, 188, 406, 444.
Kleinwkchter 939.
Klemensiewics 478.
Klemm 159. 957.
Klingelhöffer 654.
Klug E 527.
Knapp, H, 426. 623.
v. Knieriem 254.
Knies 215.
Knox 729.
Köberld 552.
Kocber 923.
Köhler 161, IM. 620, 652.
Köbnhorn 496.
Kolbe 752.
v. Kölliker 791.
Kollmann 168, 437.
König 222, 367.
Königatein 79.
Kassel 333.
Köster lflfL
Köstlin 606.
Konjkoff 734.
Kotowtscbicoff 910.
Koukol-Yasnopolsky 584.
Kraska 383.
Krastowsky 858.
Krause 84. 438. 812.
Kretachy 910.
Krieg 480.
Krönlein 182, 499.
Krisbaber 784.
Krukow 586.
v. Krnsenstern 652,
Kühn 271, 606,
Kflbne 636.
Kubot 865.
Kalischer 736.
Kunkel 838
Knute 895.
Kalt 398. 414. 498. 550, 811, 829.
Kupffer 134.
Küeaner 767, 868.
Küster 6, 895,
Kuey 167=
Küttner 461.
L.
Labonlb&ne 62, 143.
Labroue 335.
Lacbarri£re 864.
Ladreit 864.
Lencereeux 224.
Landois SflQ.
Landolt 239, 869.
Landouay 569.
Landsberg 425.
Laug 858.
Lange 207, 240.
Langendorff 945.
Langgaard 328.
Laugbans 188, SSI.
Lauai 713
Laqueur 421, 762.
Lateran 605, 784.
Lawson 425.
Laneostein 271, 587.
Layeoek 127.
Leber 330.
Lebert 718.
Lechartier 652.
Lefferta 897.
Ldger 911.
Legoflf 79, 461.
Lebmann 208. 894.
Leo 143.
Leonbardi-Aster 896.
Leonpacber 191.
Leopardi 380.
Leopold 910.
Lespiau 911.
Lesser 95.
Letterieb 24.
Leube 678.
Levinstein 320, 809.
Lewin, G, 620.
Lewin, G. 362, 620.
Lewinski 195.
Leydeu 63, 567.
Licbtheim 639.
Lieberkühn 101.
Liebermann 207, 238. 379.
Liebreich 381.
Liman 363.
Lionville 719.
Litten 174, 572, 591, 141=
Löbisch 726=
Lochner 157.
Löhlein 747.
Lombroso 228. 324.
Longwortb 263.
Löri 395.
Lotte 760.
Löwit 398.
Lnbimoff 1 12.
Lncbsin^er 392 , 633.
Lucios 581
951. Lübe 187.
Lokomsky 653.
Lürmaou 778, 325.
Lusk 360.
Lüttich 351.
DL
Haas 672.
Hacdonald 221. 875.
Maclagan 826.
Magnan 704.
Hagnna, H. 62,
Maier, B. 733, 825.
Halasset 200, 79T.
Malinin 400=
Haly 504,
Manaaseln 766,
Manfredi 114.
Mana 679.
Maragliano 27.
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Namenregister.
asfi
Marchand 832. 960.
Marcuae 799.
Markwald 119.
Markwort 16.
Marmd 97.
Marten 842.
Martenson 362.
Martin 411. 732. 816.
Martinaaa 496.
Martinet 719.
▼. Massari 368, 666.
Maurin 63.
Mayer, L. 861.
Mayer, 8. 684. 836.
Mayer, W. 399.
Mdbo 968.
Mendel 288. 656.
▼ . Meriog 160.
Merkel 263.
Mettenbeimer 319.
Meyer, B. 151.
Meyer, Frits 20, 633.
Meyer, H. 907.
Meyer, L. 469, 768.
Meyer, Lotb. 607.
Meyer, M. 480.
Moyerowits 74.
Michel, C. 7SL
v, Mibalkowics 6, 337.
Mikulicz 956.
Mille 400.
Mitchell 804.
Model 62.
Moeli 896.
Moldeobauer 706. 906.
Moleschott 334.
Monin 246.
Monti 265. 495.
Moreao-Marmont 959
Moriggia 589.
Mortou 606.
Moseo 422.
Motschutkoffaky 193.
Müller, J. 303, 622.
Müller 779, 880.
Mubr 805.
Muok, Li. 948.
Munk, Jm. 85. 221. 663.
McMnnn 223.
Mnrrell 384.
Musculus 733,
de Moisy 842.
N.
Nagel 226.
Nasse, O. 72.
Nathan 204.
Nawrocki 7JL
Neelaeo 671.
Nefftel 370.
r. Nencki 379. 812.
Neomann, B. 30, 269, 889. 417.
Neumann, J. 90, 940.
Nieati 69, 316.
Nicoladoni 61, 813.
Nieden 222.
Nothnagel 387, 688.
Nowak 22.
Nowintky 790.
▼. Nussbaum 318, 718.
0.
Oeri 932.
v. Oettiogen 479.
Ogeton 144.
Oldoinl 909.
Oliver 944.
Ollier 830.
Ollivier 911.
Olsbansen 63, 666.
Ord 608-
Ortdga 676.
Orth 416.
Osler 142.
Ossi 689.
ott yra, 128.
Otto 16.
Owsjannikow 782.
P.
Paquelin 744.
Pareuski 847.
Parrot 411, 927.
Pascbotio 423.
Paaquel-Labroue 336.
Pnezkowski 64.
Pauli 265.
Pavy 637.
Pawlinoff 62,
Payue 271.
Pdan 846.
Pearse 803.
Pel 496.
Pellet 830.
Peuzoldt 653.
Perewoznikoff 851.
Perls 139, 869.
Perrier 314.
Petri 616,
v. Petteukofer 80, 463.
Peyrot 801.
Pflug 15.
Pflüger, E. 106, 131
Pflüger 766, 862.
Pick 462, 464, 861
Pierret 32.
Pilicier 428.
Pioard 400.
Pitrea 661, 763,
Plateau 926.
v. Platen 131
Plenk 31.
Poincard 69, 899.
Pollard 802.
Poufick 604, 761.
Poncet 112, 334.
Porter 111,
Posch 616.
Pouchet 30, 461.
Preyer 766.
Pribram 712,
Puls 920.
Pupier 111.
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Namenregister.
967
Porjesz 8IL
Potieys 398.
Pye- Smith 661.
Q-
Quellhorst 740, 794.
Quincke 88.
B.
Bubi fißfi.
Rabutean 169.
Radwaner 958.
Rajewsky 169, 189. 629. 684.
Ralfe 688.
Rauke 697, 913,
de Ranse 144.
Ranvier 342, 633, 660.
Raoult 783.
Räuber 129, 243, 256, 367.
Raymond 688
Raynaud 217
Regoard 860.
Kehn 139.
Reich 336.
Reichart 136.
Reichenbach 721.
Remak 332.
Renaut 111, 619.
v. Reusa 573.
Rewuow 907.
Reyher 264, 416, 482.
Reynolds 767.
Ricbardsou 111, BOB.
Bichet 112, 735, 848-
Bicbter 809, 832.
Riedel 663.
Riedinger 169, 862.
Riegel 53, 272, 652, 617, 762, 923.
Riemer 700.
Riesel 649.
Riesa 204. 362.
Ringer 384.
Rinke 240.
Bisel 122.
Bitter 24. 702. 786.
Rivington 222.
Robert 411.
Robin 110, 366.
Bodmauu 629.
Robde 318.
Böhrig 726, TU.
Rollet!, A. 766.
Bollett, E 319.
Rose 76.
Rosenbach 5, 190, 223, 672, 718, Z30, 802.
Rosenstirn 621.
Römer 384.
Rossbacb 670, 740, 794.
Rotbhaupt 98.
Rooget 642. 886.
Roussin 288.
Bndzki 907.
Rüge 411.
Rotenberg 31, 496, 800. 813.
Ryan 783.
s.
Sabine 671.
Sachs (Cairo) 409.
Sachs, C. 4M
Salkowski 812, 818, 848, 882.
Salomon 140. 388.
Samt 313. 600.
8amuel 826.
Sanderson, Burdon 608
Scb&fer 126.
Schaffer 367.
SchebyBacb 680.
Scheib 143.
Scheube 665.
Scbiefferdecker 286.
Schiess üemoseus 77.
Schiff 118, 804.
Schleich 42.
Scbmid, 6. 831.
Schmidt, Alex. 10, 202 , 461. 610 , 769
836. 92L
Schmidt, O. 913.
Schnabel 717.
Schneider, A. 33.
Schneller 645.
Schnitzler 943.
Scbnopfbagen 742.
Schöler 734.
8chöuborn 623.
Schramm 761.
Schreiber 367.
Scbrötter 502.
Schule 908.
ScbUlein 416.
Schulin 214.
Schüller 209,
Scbultze, B. 8 443.
8cbultze, B. 862.
Bcbnltze, Fr. 169, 618, 574, 803,
Schul» 393, 749, 84Z.
Schumacher LL 674. 803.
Schüppel 879.
SchützeDberger 381. 749.
Schwab» 440.
Schwalbe 497, 631, 847,
Schweigger 194.
Schwing 716.
Scolomboff 702.
Scriven 767.
Sddillot 893.
Seegen 22, 849.
Seeligmüller 688, 874, 879.
Seligsobn 846.
Senator 91, 241, 361 490.
Senftleben 121.
Serck 809.
Sertoli 483.
Shakespeare 661 .
Shearer 63.
8hewen 127.
Sidlo 62.
v. Sigmund 926.
Signol 494.
Simou, F. 734.
Simpson 816.
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Namenregister.
afis
Sinclair, Julie 455.
de Sindty 110. 316.
Skorciewaky 746.
Smith 902.
Snell 573.
ßocoloff 534, 11 7,
Socolosuboff 702.
Soltmann 406.
Sommerbrodt 551, 943.
Soonenbiirg 734, 926.
Soyka 54L 637.
Spamer 9ll.
Speck 288.
Spencer Welle 128,
Spieker 630.
Squire 606.
Steeger 31.
fitefani 607, 950.
Steiner 447, 903, 918, 949.
Steinilz 831.
Stern 847, 928.
Steudener 116.
Stewart 223
Stieda 42.
Stiller 219, 329.
Stilling 547.
Stirling 343, 810.
Stitaer 654.
Stokes 30.
Stoluikow 811.
Streatfield 959.
8trelzoff 12,
8tricker 362, 419, SSL
StroganofF 126, 498.
Strong 751,
Strümpell 232, 235.
Stumpf 428.
Stutzer 141.
Sutugin 495.
Swain 493.
Bzymkiewica 532.
T.
Tait 680, 212,
Talma SOL
Tamassia 365
Tappeiner 740.
Tarcbanoff 270. 816, 493. 610
Tardieu 288,
Taylor 111, 127.
Terrigi 713.
*. Tbanhoffer 401.
Thin 486, 613
Thoma 942.
Thomas 720.
Tbomaen 874.
Thomson 320, 425.
Tiederoann 408.
Tiegel 664, 670, 673
Tillaux 232.
Tiilmaona 724.
Tittel 347.
Torrea 589.
Toorneaua 79, 590.
Traube 547.
Treitel 147.
Trendelenbnrg 602, 692.
Treulich 384.
Tripier 160, 635.
Troiaier 32.
Tachiriew 344, 609.
Turnbull 425.
Tuefferd 202,
u.
v. Ubisch 312.
Dbler 923
Uoderbill 253
Urbain 253
T.
Vaillard 513
Vajda 327.
Valentiner 574.
de la Valette St. Qeorge 772.
▼. den Velden 866.
Vierordt 216.
de Vincenties 394.
▼. Vintachgau 921.
Vircbow 450, 839.
Vogel 783
Vogt 762, 923.
Völkel~495.
Volkere 573
Volkmann, A. W. 223
Volkmanu, B. 176, 287, 634, 784, 203
Voea 780.
Vulpian 618.
w.
Waldeyer 43
Wallace 676.
Wassilewsky 616, 671.
Waasilieff 626, 873.
Webb 663
Weber, A. 743 769.
Weber-Liel 17, 989.
y. Wecker 95.
Wegner 933.
Wegacheider 47.
Weigert 932.
Weisflog 575.
Weiake 270.
Weias 166, 416, 750.
Weisagerber 869.
Welcher 103.
Wells 128.
Wernber 26.
Wernicke 158, 253 347.
Westphal 549.
Wewer 813.
Wilhite 127.
William* 104, 239, 663
Willigk 1887462, 622.
Windelscbmidt 912.
Winiwarter 489. 840.
Winkel 466, 633
Winogradoff 266,
Winter 223
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Nnmenregirter.
969
Winternit* 653.
Witkoweki 432.
v. Witticb 4ö.
Woinow 672.
Wolffberg 126, 82Ü.
Wolffhügel 58.
Wölfler 454, 711.
▼. Wolkenntein 687.
Woroschiloff 621.
T.
Yandell 736.
z.
Zabladowüki 911.
Zsnfsl 233.
Zechmeister 897.
Zeller 736. 816.
Ziegler 773, 954.
Zimmer 971.
Zimmermann 204.
Zuckerkandl 852.
Zülaer 474.
Zulkowsky 367.
Zweifel 907.
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Sack-Register,
A.
Abiogenesis 398, 621.
Abscesse, Gasentwickelung 143; A. der
Leber -109.
Abkühlung der Warmblüter 670; vom
Darme atta 813.
Acidalbumin 637.
Acne varioliformi8 911.
Aconitin, Wirkung auf das Herz 108.
Addiaon’ache Krankheit 651.
Adductionaperapectiv 633.
Adstringentia, örtliche Einwirkung auf
die Gelasse 621.
After, künstlicher 943.
Albumin und seine Verbindungen 617.
637, 678, 795; bei Diabetes 871.
Albuminurie 616; der Alkobolisten 746;
Fuchsin gegen 378.
Alkalien, Einfluss auf Blutkörperchen
111; bei Diabetes 831.
Alkaloide der Stepbanskörner (Delphinium
ataphysagria) 899.
Alkohol 169, 388.
Alkoholisten 746.
Allantoin, aus Harnsäure gebildet 862.
Alveolarepithel im Sputum 703.
Amanitin 268.
Amaurose 846.
Amblyopie 31, 289, 846.
Amenorrhoea 902.
Ammon, salicylsaures als Ersatz der 8a-
licylsäure 362.
Amphibien U7, 772.
Amputation, Oberschenkel 80j Verän-
derung im Rückenmark nach 814.
Amygdalin 16, 689.
Amylnitrit, bei Melancholie und See-
krankheit 192; phys. u. therap. unter-
sucht 464, 684, 860.
Amyloiddegeneration, amyloide Tumoren
955.
Amyloidreaction 266.
Anämie, progressive perniciöse 465, 480;
idiopathische 651; essentielle 680.
Anästhesie 618, 735.
Anemonin, Wirkung 925.
Anäatbetica 959.
Aneurysma 60, 123, 190: retrobulbäres
222; Aortae 331, 666, 872: der Carot
int. bei Geisteskranken 459: der linken
Wirbelarterie mit Kacialiskrampf 518;
der Lungenarterie 718; der Arterie
mesenterica sup. 831 ; des Aortenbogens,
Zusammenhang mit Pneumonie 872.
Anilinfarbstoffe, Reaction der Gewebe auf
657.
Anophthalmus congenitus 608.
Antimon, Wirkungen 321.
Antiseptica 79, 154. 908.
Antiseptische Wundheilung 176. 182. 592,
Annren 33.
Aortenaneurysma 123, 331, 872, 656.
Aphasie 63, 34Zj 222.
Apomorphin 64.
Apoplexie in die Rückenmarkssubstanz
530,
Archibiosis s. Abiogeuese.
Argyria 700.
Arsen 333; Nachweis in Geweben 702;
Vermehrung der Stickstoffausscheidnng
833.
Arterien s. Gefässe.
Arteriitis obliterans 65.
Arthropathie s. Gelenkleiden.
Asche des Blutes 824.
Aschen, organische 830.
Ascites 275; chylöser 466.
Asparaginsäure 254.
Aspergillnsläden 285.
Asthma dyspepticum 624.
Astragalus, Fractur u. Luxation 15.
Atheromcysten, am Halse 494, 814.
Athmung, Capacität, beeinflusst von der
Höhe 287; Einfluss der Kohlensäure
783; Geräusche 801, 910; beim Foetni
907: Beziehung zum Blutdruck 950.
Atmosphäre 58.
Atrophie, progressive 32, 219, 236, 857;
des Gesichts 713.
Atropin 224, 736, 816, 940.
Ausführungsgänge 110, 239.
Auge 30, 31, 40, 59, 62 ; Scleraextrzctiosen.
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Sachregister.
971
Staarextractionen 77, 95^ Nerren 79;
Thränenkarunkel 111 ; Keratitis 113,
479, 708: Pupillenerweiterung 118;
Hornhautaffection nach Trig. - Durch-
schneidung 121 : Nystagmus 127, 646 ;
Ganglion opthallm. 136; Einfluss auf
den thierischen Stoffwechsel 137 ; Neger-
kinder 143; Flüssigkeitsströmung 215;
Störung des Sehvermögens 217 : pul-
sirende Geschwulst 222; Circulations-
phaenomen der Hornhaut 225; hyste-
rische Amblyopie 239 : Conjunctivaend-
zellen 263; Sehnervennpparat 279;
Cysticercus 312: ßemideeussation der
Sehnerven fasern 3 18. 352 ; Erkrankungen
hei Diabetes 330: Nervenendigungen der
Conjunctiva 334: Berechnung der Ver-
grösserung des aufrechten ophthalmos-
copischcn Bildes 370: Membrana Des-
cemeti 376. 753: plötzliche Erblindung
bei Hydrocephalus 399: Regeneration
der terminalen Horuhautnerven 416 ;
Saftränme in der Hornhaut des leben-
den Frosches 419 : Irisbewegnng 422;
Netzhautgliom 495; Kapselkatarakte
455; Trachom 479; Thränonröhrchen
483; Operationsstatistik 495; Theorie
des zusammengesetzten Auges 516:
Farbenempfindung bei indirectem
Sehen 627; Untersuchung Farben-
blinder 547; Hemeralopie 673: Flim-
merscotom 673: Hornhautstahpylom,
Foetusauge 586: Anophthalmus con-
genitus 608; Sehschärfe und Beleuch-
tung 615: Bau der Iris 623; Car-
cinom der äusseren Sehuervenscheide
623: Beziehung des N. acusticus zu den
Augenbewegungen 634: Farbenlehre
672 : Colobom der Iris 679; Iritis 717;
Polyopia monocularis 760; Statistisches
734; ophthalmoscopische Phaenomene
als Zeichen des Todes 814; Amblyopie
nach Blutverlust 846: Myopie bei
Lehrern 862; Melanotisches Parcom
u. Carcinom 922; Hornhanttätowirungen
927: Augenleiden bei Aphasiscben 927i;
Reflex in der Umgebung der Macula 943.
Auscultatorische Phaenomene 672, 712,
729, 802. 210.
Automatische Erregung im Froschherzen
386, 435.
Belladonna, Antagonismus zu Opium 944.
Benzoeverbände 383.
Bewegungsempfindung hei Kranken 673.
Bezoare des Pferdes und Rindes 271.
Bicyanuretnm Hydrargyri bei Syphilis
925.
Bilirubin 504.
Bindegewebe 43, 437, 513; Neubildung
773.
Bindehaut s. Conjunctiva.
Blasencatarrh, Entstehung 686.
Blasencervicalfistel 607.
Blasendivertikel und Blasensteine 190.
Blasenscheidenfistel 912.
Rlasenspiegel beim Weibe 496,
Blattern s. Variola.
Bleivergiftung 224, 262. 332,
Blenorrhoea urethrae 482.
Blickfeld- Messung 184, 645.
Blut, chemisch. UL 12, 81, UL 142, 158,
202. 316. 318. 354. 361. 407, 45L 498,
584. 696, 759, 824. 889; Pathol. 761, 815
Blut, Bildung 30, 200. 207.
Blutdruck, Einfluss auf die Häufigkeit
der Herzschläge ZJL 609, bei Störungen
im Lungenkreislauf 639. Einfluss der
Bäder 907; Beziehung zur Respiration
950
Blutflecken, Erkennung 400.
Blntgehalt der Extremitäten 614.
Blutkreislauf, Störungen, bei septischer
Infection 505; in den Lungen 639 ;
Wiederherstellung nach Unterbindung
926
Blutkörperchen 316, 342, 536, 670.
Blntschwitzeu 347.
Blutserum, Eiweissbestimmung 220.
Blutung, des Uterus 320.
Brenzkatechin 303, 954.
Brom, seine Einwirkung auf Bilirnbin 604.
Bronchialstein 717. 944t
Brüche s. Fracturen u. Hernien.
Brustdrüse. Neugeborner 461.
Brustkasten, s. Thorax.
Brustkrebs ISO.
Bulbärparalyse, geheilt 816.
Bursae phrenico-hepaticae 207.
Buttersäuregährung 423
Butylchloral 381, 912.
c.
B.
Bacillus anthracis 277.
Bacterien 154, 209, 277, 517, 641, Zfifi.
Bäder, Adhäsion der Badestoffe an der
Haut 894; Einfluss auf den Blutdruck
907
Balggeschwulst, mit Drüseninfection 55.
Basedow'sche Krankheit 384.
Basen in den organischen Aachen 830.
Batrachier, Embryologie 583.
Becken 782; Lage der Eingeweide 70.
266; Fractnr 665.
Befruchtung des Kaninchens und Meer-
schweinchens 441, 466, 558.
Caffein 591.
Calabarbohne 582.
Calcanens 143
Capillaren, Contractiliiät 382: Degene-
ration im Gehirne 671.
Carbaminsänre im Blute 696.
Carbol-Jute-Vcrband 520.
Carbolsäurebehaudlung bei Diabetikeru
592; Injection gegen Phthise u. Tuber-
cnlose 943.
Carcinoma 126, 180, 212, 216, HL 341,
393. 629, 623. 749, 790. 910. 922.
Casuistik 547, 549.
Cataract, angeborner doppelseitiger 607.
Catgatnaht 815.
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Sachregister.
äi2
Caverne, der Lunge, Durchbruch in den
Wirbelcanal HOB.
Cerebellum s. Kleinhirn.
Cerium. oxalsaures 400.
Chalazion 394.
Cheiro-Pompholyx 654.
Chiasma N. optici Sä, 318.
Chinin 432, 476, 650, 72ü.
Chloasmata 324.
Chloral, gegen Fussschweiss 576; Intoxi-
cation 619: bei normalen Geburten SSO,
Chloroformuarkose 119. 959.
Cholecyanin 80,
Cholera, in Syrien 468: Schutzmittel
gegen 845. infantum H97.
Cholestearin im Harn 632.
Choletelin 80, 207.
Cholsäure 740.
Chorda dorsalis 6, 958.
Chorda tympaui, Klinisches 491 ; Ge-
schmacksfuscrn 315
Chorea 138, 185. 368, 575: congenita 768;
gravidarum 816.
Cicatricula der Fischeier 30.
Circulationsstörungen 671, 639. 741.
Colchicin, phys. Wirkung 570.
Collateralkreislauf 926.
Colobom 326, 679
Colotomie 943.
Condylome, breite 397.
Conjunctiva, Nervenendigungen 334;
Histol. 336 : lJemoralopie 573.
Constipation 731.
Contagiosität 107: der Pocken 356. 371.
hered. Syphilis 464: Syphilis 780.
Contractilität, der Capillaren 382; Muskel -
Substanz 448.
Contraction der Muskelfasern 941 ; Fort-
pflanzung der Contraction und der neg.
Schwankung im Muskel 949
Contractur 676.
Conrulsionen bei Rückenmarks - Erkran-
kung 704.
Cotorinde und Cotoin 732.
Cresotinsäure, antipyretische Wirkung
909
Crotoncbloral s. Butylcbloral.
Crotonöl gegen Herpes tonsurans 864.
Cronp, Mittel gegen 863.
Curare, Wirkung 903.
Cutis des Hundes, Anatomie 810.
Cyste MO, 494, 652, 783, 839, 862
Cystoadenom 734.
Cystenkropf 776, 814.
Cystinurie 796.
D.
Darm, typhöse Narben im 462: Leukä-
mische Tumoren 798: embolische Ge-
schwüre 847; operative Erreichbarkeit
des Duodenum 878; künstlicher After
943.
Darmconcremente 27L
Deciduome 823.
Decubitus, bei Gehirnleiden 647.
Deformität des Schädels 622.
Deglutitionshinderniss, bedingt durch
Pharyngitis granulöse 462
Delphinin RIO.
Dentition, zweite 735.
Dermatitis herpetiformis 90, exfoliativa
843.
Dermoide, am Kopfe, genese 935
Desquamativpneumonie 222.
Diabetes 62, 121, 223, 213. 283, 311. 330,
352, 535, 592, SSL SIL
Diät (Fieber) 4L
Dialyse 10, 265, 678, 759.
Diaphragma, secundäreKrebsentwickelnng
529.
Diarrhöen, Einfluss auf das Blut 863
Dickdarm 1 19.
Digitalis-Vergiftung 496: chronische Ver-
giftung 816.
Digitalin 16^ subcutan 4.32.
Dioptrik des Auges 49.
Dipktberitis 728. 856; der Iropfwunden 94
Dissociation 958
Distoma 69,
Doppelbrechung 448.
Dottergang. Persistenz in der Nabelschnur
1AL
Drillingsgeburt 160.
Druck a. d. Hacken 16,
Druckpuncte, schmerzhafte, der Wirbel-
säule 480.
Duodenum, operative Erreichbarkeit 878.
Dura mater 367. 829.
Dysmenorrhoea 96
£.
Echinococcen, multiple 318; hepatis 846.
Ecbinococceufliissigkeit 221.
Ecbinodermen 60.
Eclampsia parturientium 875.
Ectopia tarsi 959.
Eczema, Behandlung 324 , 606; men-
struelles 656.
Ei 80j abnorme Bildungsvorgänge 389:
vom Kaninchen 466: Entwickelung,
Befruchtung uud Theiluug 51 1 : Unter-
suchung des Eiweisses durch Dialyi«
759.
Eigenwärme 826.
Eileiter, Epithel 389.
Eisen, Ausscheidung 16 ; Einfluss auf Er-
nährung 159; Eihäute £4.
Eiterkörperchen 94,
Eitersellen, flimmernde 418.
Eiweissbestimmung, quantitative des
Blutserums und der Milch 920.
Eiweissstoffe 10, 22, 265, 344, 36L 4SL
616. 637, 678. 746, 759. 795. 811, 836:
Synthese im Organismus 907.
Electrische Organe 173.
Electrische Ströme, gegen Geleokrhee-
matismus 363; gegen Magenectasie
370; bei künstlicher Einleitung der
Frühgeburt 416; gegen Verstopfung äSi;
bei phagedäuiseben Geschwüren 575;
Einfluss auf die rothen Blutkörperchen
670; gegen Geschwülste 814.
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fr
Sachregister.
973
Elephantiasis Arabum 126.
Embolie der Lungenarterien 174; nach
der Esmarch’schen Eiuwickelung 368:
der A. mesenterica 383 ; der Aorta 587.
Embryo des Säugethieres 791.
Emmetropisches Auge 1CL
Empfindung bei Kranken 673.
Empyem, des Bauches 219, 910.
Emulsin 15.
Emulsionen, Entstehung und Werth für
die Fettresorption 918,
Encephalitis diffusa 28.
Enchondrom 450.
Endarteriitis acuta 572.
Endocarditis 208: ulcerosa 687.
Endometritis G3.
Endotheloarcinom 393.
Endothelien 611.
Endotbeliom 139.
Entozoen 815
Entwickelungsgeschichte fi, 33, 42, 64,
101, 110, 116, 117. 129. 153, 214, 246.
254, 269. 300, 325. 338, 351, 359. 398.
404, 441, 466, 478, 510, 542, 553. 583.
706. HL 79L 793, 9üfL 946j 9£7, 958,
Entzündung 57, 61, 142, 113, 191, 219,
222. 408, 486. 493,
Epidemie 144, 18L 468, 681, 729, 83L 845.
Epidermis 167.
Epilepsie 63, 240, 501, 943; Hervorrufen
von Anfällen 575 : durch Kehlkopf-
fibrora 943, durch Bronchialsteine 944.
Epithelien 150, 389, 478. 590; Erkran-
kungen 879.
Epitheliom 271, 4151, 848,
Erblindung, plötzliche bei Hydrocephalus
399.
Ergotin, wirksamer Bestandtheil 848.
Erhängter, Sameneutleerung 480.
Ernährung 159. 235, 335.
Erstickung 288. 498.
Erysipel 381, 880. 91)9.
Erythema exsudativum 620.
Erythrophloeum, Wirkung 844.
Exantheme acute 380, 750, 735 ; durch
Berührung des Rhus toxicodendron 736 ;
Masern 83 1 .
Exophthalmus 222.
Exsudate, pleuritische, operativ behandelt
396. 574.
Extrauterinschwangerschaft 413
Extremitäten, Blutgehalt 614.
F.
Faha ealabarica. druck vermindernde Wir-
kung 582.
Facialiskrumpf, linksseitiger 518.
Facialislühnmng 491.
Färbemethode, neue für histol. Präparate
414; mit Cochenille Carrain 461; Knor-
pel und Knochen 657; neue Färbe-
flüssigkeit 705.
Faradisation 870, 535; bei Anaestbesie
618; bei Milztumoreu 745.
Farbenblindheit , Untcrsuchungsmethode
ML
Farbenempfindung, bei indirectem Sehen
527.
Farbenlehre 672.
Fascia lata nach Fracturen 959,
Faserstoff 202, 249, 407, 451. 510; Ge-
rinnung 837, 921, Cylinder 869.
Fäulniss, der Gewebe 365; im thierischen
Organismus 812.
Feile in der Wirbelsäule 832.
Fenster, rundes 1L
Fermente, ungeformtc 15* 72, 367. 612,
636; organisirte 366; erhitzte 510;
zuckerbildeude 687 ; im Harnstoff 733;
Beziehung zur Gesundheitspflege 781 ;
Wirkung auf Glycogen 849.
Fermentbildung, experimentelle Hemmung
533; der Leber 585; von Früchten 652 ;
im Pflanzenreiche 733.
Ferri chlor&ti Tiuctura gegen Erysipel
8 HO.
Fett, die ersten Wege desselben 402;
Resorption 918; Synthese 851.
Fettbildung in Folge reichlicher Gallen-
bildung 832.
Fettembolie nach Knochenverletzung fifi .
Fibrin s. Faserstoff.
Fibrom 239, 943.
Fibromyome des Uterus 460.
Fibro- Neurom des Armes 840.
Fieber 57] Salicylsäure 91* 204, 193, 415,
505; Theorie 598* 826* 653* All
Fieberdiät 4L
Fieberhafte Störungen des Blutkreislaufes
606.
Filaria sanguinis 815.
Fiugerstrecker 723.
Fisteln 52* 95* 607. 766. 778; unblutige
Heilung 908. 912.
Fliegenpilz-Alkaloide 268.
Flimroerscotom 573.
Flusskrebs, Entwickelung 721.
Foetus 110* Ul* 782, 906* 90L
Follikel, Graaf scher 748.
Fracturen 15* 126, 159, 685. 644, 655, 959.
Fremdkörper, Taschenmesser im Oeso-
phagus 255 ; in der Paukenhöhle 698.
Frühgeburt, künstlich bewirkt durch In-
ductionselectricität 410.
Fuchsin, bei Albuminurie 878.
Functiouswechsel 300.
Furchuug 466.
Fass, Doppelbildung AL
Fussschweiss, Chloral dagegen empfohlen
576; Salicylsäure gegen 896.
o.
Galle 334. 717; Schwefelausscheidung 838.
Gallenblase, Anatomie 4L
Gallenbronchialfistel 6L
Gallenfarbstoff, Nachweis im Harn 5, 702.
Gallengang, Unterbindung 24, Pefect 750.
Gallensäure, Nachweis im Harn 389. 702;
Nachweis der Gallensänreresorption 493.
Gallensaures Natron gegen Gallensteine
m
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974 Sachregister.
Gallenstein 69, 606, 718, 811 ; Bildung
832. 879.
Galvanische Ströme, fäulnisswidrige Wir-
kung 79j Reaction der Nerven 287 ;
auf den Sympathien» 458.
Galvanopuuctur 123, 331.
Ganglien, des Rückenmarks 93j 619.
Ganglienzellen, Kerne der Gill.
Ganglion optithalmicum 136.
G&ngraen, hei allgemeiner Paralyse 899.
Gärung 366. 486, 62 1 1 der Leber 584.
Gase, Analyse aus einem Pneumothorax
910
Gasentwickelung 143.
Gaumeubewegungen. nach Entfernung
einer Geschwulst der Augenhöhle 841.
Gaumenspaltuaht mit Erzielung reiner
Sprache 800.
Gefänse: Arterien 5L 65; Stichwunden
76; Aneurysma 123. 322. 1 90 ; Arteria
coronaria cordis 133: Entzündung 142;
Embolie 174, 383: Stenose d« r A. pul-
monalis 156. 702; Wandungen 158:
Eudocarditis ulcerosa an der A. pulmo-
nalis 208 : Verbindung der Blut- und
Lympbbahnen 270; Stenose des conus
arteriosus Aortae 271 : Lymphgefasse
277; practisch wichtige Anomalien 351 ;
ContractilitUt der Capillaieu 382; Saft-
kanälchen der Gefdsswände 403; auea-
rysmatische Veränderungen der Carotis
int. bei Geisteskranken 459: Verhalten
bei Entzündung 493; Aneurysma der
Art. vertebralia mit Facialiskrampf 518;
Beziehung der Blut- und Lymphgefäße
zu den Saftkanälchen 561; Eudarteriitis
acuta 572 ; Embolie der Aorta 587 ;
Organisation des Thrombus 598; ört-
liche Einwirkung der sog. Adstringentia
621 ; Aneurysma der Luugeuarterie 718;
Ly mphge lasse der Gelenke 724; hyper-
trophische Verdickung der Intima der
Aorta 742: Gefässneubildung 773; Aneu-
rysma der Art. rneseuterica superior
831 ; atheromatöse Arterieucutartung
832; Aneurysma des Aortenbogen», Be-
ziehung zur käsigen Pneumonie 872;
Systolengeräusch der Art. subclavia,
Gelassgeräusche bei Unterleibs - Ge-
sell wülsten 910: Wiederherstellung des
Kreisläufe» nach Unterbindungen 926;
Lymphgefässe des Hodens 941.
Gehirn : Urwindungssystem 158 ; Neubil-
dung 224 ; Sarkom 240; Erkrankung
der inneren Kapsel 253 ; Vasomotorische
Apparate der Rinde 260 ; Erkrankung
316; Verletzungen des Grosshirn» 323 ;
Entwickelung des Balkens und (»e-
wölbes 338 : Hirufaserung 350. 468;
Nerven der dura mater 367 ; Functionen
des Grossbirn» der Neugeborueu 4o6 ;
Heizung 449: Erschütterung 462; Ge-
schwülste 496; Localiairung der Ge-
hiruufiectioneu 626 : Syphilitischer Er-
weichungsherd 531 ; Kleiuhirngesch wulst
633 ; Erkrankung der Grosshirnrinde
536 ; Reizung der Gehirnrinde 662, 869;
Veränderungen bei Lyssa 625; Gehirn-
leiden mit Decubitus 647 ; Cyrte 655;
Degeneration der Capillaren 671; Ver-
letzung 688; Einfluss der SchHdelfenn
auf die Windungen 753; Apoplexie mit
Heminnaesthesie 763; Angeborner Etat
crible de» Kleinhirns 783; bei Ver-
rückten 805; Reflexe von der dura mater
829; Hirubämorrhogieu nach Phospbor-
vergiftung 830 ; Myosarcom 854; Sarcom i
im Pons, Tuberkeln, Atrophie. Meniago-
Kncepl alocele, Meningitis tuberculosa,
Symptome bei Keuchhusten 855, 866;
Ilerderkraukungen 899: Abscess äiü;
Mycosis 908; Raubthiertypuü am
menschlichen Gehirne 936 ; Tumoren
der Hirnanhänge 932; multiple Sclero«
938; Reizung des Grosahinis beie
Frosche 945.
GehÖi etnpfindung 279. 756.
Gehörorgane der Heuschrecken il ändert* I
niederer Thiere 913.
Geisteskranke. Sectionabefand 459.
Gelbsucht s. Icterus.
Gelenke« Knorpel 254; intraariiculir*
Verletzung 424. Mechanik 343; Bianca-
druck 697 ; Lymphgefässe 724 ;
83LL
Gelenkleiden, bei Tabes 139, 143 22
606, 646. 688. 1TL
Gelenkrheumatismus 143. 362, £!£, 8ö$.
895 9611
Gelsemium sempervirens 128, 32iL 5H
6i 8 : gegen Klavierspielkrampf 92L
Genitalien, Erkrankungen bei Diahrt* ■
mellitus de» Weibes 535.
Geräusche am Thorax 801. 910; an G«
fasse u 910.
Gerinnung, des Bluts 902, 249. 43L ilk
608. 6-2. 837; der Milch LL
Geschmacksnerven 515.
Geschlechtsorgane. Lage 10, 25<L ^
intrauterine Entstehung von Catarrhcc
der Scheide 652 ; der Selachier w<*
Amphibien 633; Graaf scher Follikel
748; diaphauoHcopischc Untersuchung
151; Lageveränderung 808.
Geschwülste 15, 24, 26. 55. 114
189, 190. 217. 222, 223, 239. 24Ö, 5*1
222. 288j 341, 368, 392, 450. 4öL
529. 532, 552. 623, ÜM, 672. 3L TN
79(>. 79». 814. 826, 832 844. 845,
855. 85», 922, 932, 943, 955
Geschwüre, varicöse» Fuaageschwur d&L
384 ; phagedänische 575: emboli«k
Darmgeschwüre 842; beiChroniArbeitfrs
912.
Gesichtsatrophie, einseitige 713.
Gesichtsfeldmessung 184. 255.
Gewicht, Knocheu 1 12.
Gift, putrides, septikämisches 563; Hen
gifte 716, 844; Typhusgift 735; i
gift 9< »4 ; amerikanisches Pfeilgift W®
Giftigkeit des Blutes getödteter Pfcd*
494
Glaucom 421.
Gleichgewicht des Körpers, Beziehoif o
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Sachregister. 97fS
den halbcirkelförmigen Kanälen 377.
4m
Glioma retinae 425.
Glottiserweiterer, gelähmt 846.
Glottisstenose 62.
Glöheisen, bei Rückenmarksaffection 140;
bei Gebärmuttergeschwülsten 368.
Glycerin 273; bei Diabetes 352.
Glycerin-Jod-Tinctur gegen Herpes ton-
surans 911,
Glycocoll 141. 696. 749.
Glycogen 84* 392, 749. 734, 849, Ursprung
und Aufspeicherung in der Leber 890;
Löslichkeit in Kali 921 ; in der Leber
nach Unterbindung des duct chole-
dochus 951.
Glycosurie 127.
Gonitis, eitrige puerperale 777.
Gonorrhoe, mit Nervenerscheinungen 848.
Grain inecen. Kohfasern 141 .
Grauulationsgewebe 666.
Grundluft, der Wüste 80; Diffusion in
Wohnränmc 144.
H,
Haare, Bildung bei den Säugethier-
embryonen 359.
Hacken, Schmerzhaftigkeit durch Druck 16.
Haemathidrosis 347.
Haematin 174. 318.
Haematoblaste n 30.
Haematometra 880.
Haematomvelia 530.
Hämoglobin 31; Kohlenoxydhaemoglobin
in Sauerstoffhaemoglobin zu verwandeln
353 : Bestimmung des H. im Blute 584.
Hals, Topographie 852.
Halscysteu, tiefe 494.
Harn: Gallenfarbstoff im 5j Indigoaus-
Scheidung nach Salicylsäuregebrauch
126; links drehende Substanz 149;
Sauerstoffbestimmung 238; bei Rinder-
pest 245 ; Xanthin und Harnsäure 270;
Sedimente 285; bei Pneumouia crouposa
565; Einwirkung der Salicylsäure 303;
Gallensäure im 389; Neugrbomer 411 ;
schwefelhaltige Körper im 414; Methode,
das Eiweiss zu bestimmen 461 ; Ver-
halten der Phosphorsäure 474; Secretion
auf Hautreize 540; Inosit im gesunden
IL 550; pbenolbildende Substanz im
563, 818, 953 ; Paraglobulin im 616 ;
Cholestearin im 652; bei Iutermittens
688; Urobilin im 702; Gallenfarbstoffe
und Galleusäuren 102; bei Melanose
712; Eiweiss bei Alkoholisten 746;
Cyssiu 796; Eiweissbestimmung 811;
Indican im 812, 954; Traubenzucker
im normalen Harn 830; Eiweiss
im Harn paralytisch erkrankter Irren
832; gepaarte Schwefelsäuren im 866,
952; Verhalten im Verlaufe des nor-
malen Wochenbettes 939; Mucin im
normalen IL 958.
Harnblase, Druck in der 426; Catarrh
566 ; Myom 784; Eintluss auf die Lage
des Uterus 808; Gallensteiuconcremente
in 811 ; Leptotbrix 863.
Harnleiter, künstlich gebildet 318.
Harnröhre 3L
Harnsäure 862.
Harnstoff, Production bei Steigerung der
Körpertemperatur 49, in der Leber 85.
Ferment 733; Vorstufen des 942.
Haut, Blasenbildung 66^ Cutis 810;
Wasserverdunstung 390; Physiologie
777; Leukämische Tumoren 798.
Hautkrankheit, seltene (Dermatitis circum-
scripta her pet i form is) 90j Haemathi-
drosis 347; Pemphigus neonatorum 535;
bei Diabetes 535 ; Eczema 606 ; Ery-
thema exsudativum 620; Herpes zoster
901, 346. 649 ; Morphea 684; iL tonsu-
rans 768. 864 ; Purpuraformen 806 ;
Dermatitis exfoliativa *43 ; Acne varioli-
formis 011 ; Lupus erythematosus 928;
Pemphigus foliaceus 939.
Häutchenzellen 437.
Hautreize, clectrische 343; Wirknng auf
die Nierenabsonderuug 537 ; Wirkung
auf den Organismus 689, 777, 862.
Heerderkrankungen 253
Heiserkeit 159.
Hemeralopie 573.
Hemianaesthesie 763.
Hemiplegie %, 253.
Hepatitis 239, 409.
Hernien 61, 122, 319, 499; Incarceration
823.
Herpes, zoster 364, 649, 901 ; tonsurans,
Uebertragnng vom Hunde auf den
Menschen 768; Crotonoel gegen EL
tonsurans 864, 911.
Herz, ungleichzeitige Contraction beider
Kammern 53j 7lj Kranzarterien 133;
amyloide Degeneration 266; automa-
« tische Erregung 385; Anatomie 4.35;
Nervenendigungen beim Frosche 603;
spontane Dilatation 574; Rythmus, ab-
hängig von Blutdruckschwankungen
609; Veränderung der Herzganglien
bei Lyssa 625; Herzgifto 716 , 844;
seltenes Herzgeräusch 729; Missbildung
733 ; Entstehung beim Huhn 793; über-
zählige Somilunarklappen 815; aryth-
misebe Uerzthätigkeit 923.
Hirnanhängc 6, Tumoren 932.
Hitzschlag 106.
Hode, Tnberculose 797; Paraffinepithe-
liom 848. Lymphgefässe 941
Hodenkanälchen 483.
Hornhaut, Nerven 79i -Körperchen 79;
Sphaerobacterien bei Eutzündung 99;
Keratitis träum. 113, 479, 708; nach
Trigeminus-Durchschneiduug 121 ; Rand
221 ; pathalog. 225; Regeneration der
terminalen Nerven 416; Safträume beim
Frosche 419; Keratitis 479; Staphylom
586; Tätowirungen 927.
Hornhautzellen IL
Hubhöhe 664.
Hühnerei, Einfluss d. Kalte auf dessen Ent-
wickelungsfähigkeit 351 ; Keimwall 404.
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976
Sachregister.
Hydatidenmole 128.
Hydrobilirubin 2Q7-
Hydrocelenschmtt bei antiseptischer Nach-
behandlung 534.
Hydrocellulose 671.
Hydrocephalus 399
Bydronephrose 464. 711»
Hygroma praepatellare 282.
Hyoscyamin 266.
Hysterie, seltene Form 656, Kälte gegen
26L
Hysterotomie 858.
J (i).
Jaborandi 127, 272, 429, 440, 541, 769.
Icterus 5, 95, 654, 750, 846,
Idioten, Längenwachsthum 846.
Ileotypbus 857. 879.
Ileus 818.
Impfbarkeit typhöser Fieber 193.
Impflymphe, Aufbewahrung 576.
Impfpusteln, anomale Entwickelung 34i
356.
Impfung, krebsiger Geschwülste 799.
Inanition 412.
Indican im Ham, Quelle 812, 820, 954.
Indigausscheiduug, durch den Harn 126.
Indol 584, 612,
Inductionsstrom, bei Mageuerweiterung
573. TAL
Influenz, Tetanus bewirkend 670,
Infusorien, Conjugatiou 172.
Injuction snbcutane 223.
Inosit, im gesuuden Harn 650, 812, 954.
Insertio volamcutosa 478.
Intermittens 91; Verhältnis« zur Leu-
kämie 959, larvata 288, 959; perniciöse
400; Wirkung des salicyls. Natrons 496 ;
Harn 688; Faradisation bei 745; in
Indien 767; Mittel gegen 878.
Intoxication mit Phosphor 160. 830, 8fi4,
224; putride 431 ; durch Digitalis 816,
496; mit Chloral 619, 809; Morphium
809; mit Phenol 954.
Inunctionscur 32.
Jod, Wirkung 786.
Jodeisen, bei Lnes congenita 495.
Jodinjection 711. Wirkung 876.
Irideetomie, Heiluugsvorgang nach 410.
Iris, Bau 623; Colobora 680; Iritis 717 ;
Bewegung 422.
Irradiation 186.
Irresein, epileptisches 501.
Irritation der Haut 637, 343, 689, 777,
862.
K.
Kaiserschnitt, Catgutuaht 816, 9Q2.
Kalisalze. Ausscheidung 908.
Kalk 222; K. -Salze, deren Nährwerth 335.
Kälte gegen Hysterie und epileptische
Anfälle 751.
Kaltwasserinjection hei Gelenkrheumatis-
mus 960.
Kapsel-Cataract 455.
Karolyse 2,
Kaukasus, Mineralwasser 249,
Kehlkopf s. Larynx.
Keimblase 101. 469.
Keratitis centrale 74 ; traumatica 113.479,
708.
Kern s. Zellkern.
Kernkörperchen, Bewegung 119.
Keuchhusten, Cerebralsymptome bei 356.
Kieselstanbinhalationea 528.
Kindbettfieber s. Puerperalfieber.
Kinderkrankheiten 854.
Kindestödtung 64.
Kittsubstanz 160, 158, 61L
Klappen 208 ; überzählige 815.
Kleinhirn 387; Geschwulst 533.
Kloake 163.
Kniegelenk, intraarticuläre Verletzungen
424, 687; intraarticulärer Druck 697;
kurzbäudrige Ankylose 777 ; angeborene
Luxation 111 ; histologische Eirentbüm-
licbkeit 782.
Knochen, Entwickelung 42, 116; Lymph-
wege 947, 9581 Gewicht 112; Wachs-
thum 116. 214, 497, Atrophie 219;
Festigkeit 243. 2571 Erkrankung 490,
927 ; Ernährungscanäle 497 ; Gewebe
519, 658; Resorption 524 ; Trepanation
830; Cysten 839, 862: Entziehung anor-
ganischer Bestandteile durch Milch-
säure 854: Sarkom 999.
Knochenfische, Entwickelung 916.
Knorpel, Reaction auf Auilinfarbstoffe
657: Entzündung 892.
Knorpelfische, Entwickelung 947,
Kochsalz, Beziehung zu tbierischen Fer-
mentationsprocessen 836.
Kohlehydrate-Verbrauch im thieriseben
Organismus 481.
Kohlenoxyd, im Blut 353; Einfluss auf
Muskclerregbarkeit 520.
Kohlensäure 80, 230, 289; Ausscheidung
bei Morphium- und Curarewirkuag
351; Einfluss auf die Athmung 783,
Körpergewicht, Neugeborener 427 ; Ab-
nahme 771.
Körperwärme 230. 232, 239, 260. 323, 6x9,
813.
Kräntpfe 127, 731, 927j Facialiskratnpf
518; saltatorischer Reflexkrampf 568
tonischer in Folge Heredität ALL
Kraukenspeise 235.
Kreuzbeinresection 909.
Krebs s. Oarcinom.
Kritisches über Chirurgie 550-S
L.
Lactoprotein 877.
Lähmung, Vagus 54; Rückenmark 1861
halbseitige 96; bei Phimose 191 ; im
Plexus brachialis 396 : des Facialis 491;
atrophische Lähmung der Kinder und
Erwachsenen 567 ; L, des Glottisöffners
573; Reflexlähmungeu 695. 648; mit
Pilzbildung im Blute 669 ; im Wochen-
bett 704; des Stimmbandes bei Hysterie
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Sachregister.
977
710 ; essentielle Kinderlähmung 731 :
rheumatische 803: nach lleotjphus 879;
des N. radialis 9U ; allgemeine L mit
Pemphigusblasen 924.
Laparotomie 413. 400.
Larynx, künstlicher 415: Verwachsungen
502; Untersuchung 011, 957 : Resection
672: Hyudesmologie , Lähmung der
Glottiserweiterer 846; Vorfall der Mor-
GAGxi’sehen Ventrtkel 897; Fibrom 943;
amyloide Tumoren 955.
Larynxstenose 255. 395, 502.
Larynxstrictur 415.
Leber 82, 85^ 188. 207: melanotisches
Endotheliom 189 ; pathologisches 239;
Lymphgefas.se 277: Hepatitis der heissen
Länder 409; Tubercnlose 415; Wander-
leber 495, 873; Fermentation 585, 622;
Circulationsstörung 741; Glycogenbil-
dung 734. 890; Echinococcus 846 : Ge-
fässgeränsche bei Krebs der Leber 910:
Leberglycogen 951 : Glycogengehalt
nach Unterbindung des Ductus chole-
dochus 951.
Leberatrophie acute 139.
Leberentzündung acute 191.
Leguminosen 236-
Leberluugcnfistel 96.
Leimgebeude Substanzen 749.
Lepra anaesthetica 188.
Leptothrix, buccalis 313; in der Harn-
blase 836.
Leucin 696.
Leucoctonin 1Q8.
Leucocystose bei Eiterungen 767.
Leukämie 761, 767, 798.
Licht, farbiges 62.
Lidoperatiouen 743.
Lithopaedium 720.
Lochien 5 2»
Lues s. Syphilis.
Luft, Koblensänregehalt 80; verdünnt und
verdichtet auf den Puls wirkend 617.
Luftdrück, Bedeutung für den Mechanis-
mus der Gelenke 543.
Luftgeschwulst am Warzenfortsatz 26.
Lungen 222, 239; Syphilis 319; Epithel
461. 505; Staublunge 528; Lungen-
entzündungen mit miasmatischem Cha-
rakter 529: krystallisirende Bestand-
theile des Lungensaftes 591; Mycosis
613; Störung des Kreislaufes 639 : Ve-
siculärathmen G53; Aneurysma der
Lungenarterie 718: parasitäre Knoten
bei Variola 788; fötaler Zustand trotz
constatirtor Athmung 858; Durchbruch
einer Caverne in den Wirbelkanal 898.
Lupus erythematosus acutus 928.
Lupusgewebe 625. 858, 942.
Luxationen l_öj 111, 623. 813, 830.
Lymphe 277: Pockenlymphe 356, 371, 576.
Lymphbahnen 270, 277, 444, 561, 724,
941. 947, 953.
•Lymphdrüsen 212. 34L
Lyssa 625.
M.
Magen, Ectasien, Behandlung 370, 673,
730. 751 : Huccus pyloriens 4~8 ; par-
tielle Kesection 489: Erkrankung der
Schleimhaut nach Gehirnvorletzungen
688: Myosarcom 922.
Mai«, verdorbener 228.
Malaria in Indien 767.
Manie im Puerperium 864.
Maaernepidemie 831.
Mastdarmhlutung, menstruelle 536.
Mediastinum, chronisch entzündliche Pro-
ccsse 408; Tumor 672: Abscess, Folge
einer Fistel 776.
Medulla oblongata, reflectorische Leistung
782.
Meerzwiebel, Wirkung 336.
Melanose 712.
Melnnurie als Krebssymptoin 399, 712.
Membrana Pescemeuti 375, 753.
Membrana tympani seeuudaria UL
Meni&re'scbe Krankheit 432.
Meningitis 574: cerebrospinalis 719. 960.
Menstruation 256.
Menstruelles Eczem 666.
Menstruelle Darmblutung 536.
Mercurialismus letal 719.
Miasma 713.
Micrococcenanhäufungen in der Niere 869.
Microzymen 222.
Milch 10, 32i inficirte 187. 245; Neuge-
borener 316, 328 379: Physiologische»
726 ; der Kuh 379 : der Frauen 379: Ge-
rinnung 836 : Eiweissbestimmnng 920:
der Stute 942.
Miliaria 380.
Milchsäure als Hypnoticum 655: Injection
854; s. a. Natrium lact.
Milz, Bau 406; Ruptur mit glücklichem
Ausgang 456 ■ Gehalt des Milzblutes
an weissen Blutkörperchen 493: Schwel-
lung 496, 745: acuter Tumor 534: In-
nervatiou 577: Tumor bei syphilitischer
Infection 813: Exstirpation wegen Tu-
moren 815: Wandermilz 873.
Milzbrand 277 ; Bacterieu 64L
Milzcnntraction 577; ihre Beziehung zur
Leber 8L
Mineralwasser 240.
Missbildungen, künstliche am Hühnerei
632; des Herzens 733.
Missgeburt, doppelte 335, 543. 589.
Mitbewegungen, identische 843.
Molluscum contagiosum 114. 272, 653.
Morbilli 380.
Morbus Brightii 232.
Morbus maculoaus Werlhofii 944.
Morphaea 684.
Morphiumsucht 320. 809.
Morphinismus 809.
Moschus, Wirkung 880.
Mucin. im Harn 1158.
Miiller’sche Gänge 33.
Muskel, anatomisch, 103. 125, 354, 398,
433. 493, 723, 907; physiologisch 117,
62
XIV. Jahrgang.
äI8
Suchregister.
151. 322, älL 327, i*L 118, 520, 557,
637, 670, 749, 94J, 949; pathologisch
32. 60, 180, 236, 651, 664, 750, 357,
874.
Muskelanstrengung 637.
Muskelsarkom, congenitales, querge-
streiftes ö£L
Muskelton, Höhe 317.
Mutterband, Cyste 240.
Mycosis, pulmonum 613; cerebri 908.
Myelitis, künstliche 414; acute 184.
Myeloid 9QSL
Myom 784, 832.
Myosarcom des Magens 922.
Myositis ossificans 750
Myzosarcom im Gehirn 854.
N.
Nabelschnur 141, 571, 630, 815.
Naevus 814.
Nagel 238.
Nahrungsmittel 235.
Nahrungsschlauch. Nerven 430.
Näseln 784.
Nase, Nebenhöhlen 906.
Naht, der Nerven 479, 762, 878; Catgut-
naht beim Kaiserschnitt 815.
Narben, typhöse im Darme 462.
Natrium bicarbonicum, Dissociation 958.
Natrium lacticum 607, 658.
Negerkinder 143,
Nephritis suppurativa 399.
Nerven. Vaguslähmung 54, 59j Ent-
wickelung bei Amphibieu und Repti-
lien 117 ; Durchscbueidung des Trige-
minus 121 ; Reaction markhaltiger
Fasern 147 ; Durchscbueidung bei Neu-
ralgie 160; der Epidermis 167 1
schmerzhafte Affectionen 186; Zellen-
anastomosen 188 ; Emptindungszone des
Sebnervenappnrats 279; Reaction gegen
die Electroden 287 ; Nervus accelorator
cordis 300; Semidecussation der Seh-
nervenfasern 318, 352; Polarisation nach
Erregung 326 ; Degeneration und
Durchschneidung 329; Endigungeu in
der Conjuuctiva 334; Endigungen im
quergestreiften Muskel 364; der Dura
mater 367; der glatten Muskulatur 398;
Regeueration der terminalen Hornhaut-
nerren 416; der Sehnen 430; des
Nahrungsschlauches 430: Nervennaht
479, 762; Facinl.slähmung 491 ; Endi-
gungen im Fros.hherzen 503; Ge-
schtnacksnerven der Chorda tympani
515; Nervenfasern 519; Nervenröhren
633; Entwickelung 542; Nervenkrank-
heiten 569. Verhalten hei acuter Basi-
larmeningitis 574; Sympathicus-
affectionen 575; N. der Milz 677 ;
Durchschueidung des Olfactorius 590;
Nervenstiom im Vagus 606; Verletzung
des N. ulnariB 624; N. acusticus 634;
rückläufige Empfindlichkeit sensibler
Nerven 635; Querwiderstand während
der I rregung 670; Endigungeu bei
Torpedo 685: Reizung 686 : Ptructur
des Bulbus olfactorius 693; Dehnung
718. 762; Endigungen in einer Sehne
765 ; quere Nervendurchströmung 765;
N. der Amputationsstümpfe 768; Ver-
halten hei der hysterischen Anaesthesie
735; Sensibilität nach Dnrchschneidong
804; die peripherische Nervenzelle und
das sympathische Nervensystem 835;
Fibro-Neurom des Armes 840; Zwischeu-
marksebeide der Nervenfasern 866;
Nervennaht 878 : N. im Ovarium Sst.
Anastomosen des N. hypoglossus 917;
Nervendehnung bei traumatischem Te-
tanus 923; Partialerregung des Nerven
94«.
Neubildungen 212, 224, 773.
Neugeborene 127, 316, 4'»C. 411,427,461.
635. 552.
Neunaugen 20.
Neuralgie 320; bei lleotyphus 718; des
cut, brachii int. min. 879.
Neurosen 56, 208. 255, 606. 735.
Niere, physiologisch 45, 411, 537, 57t:
pathologisch 50, 96, 184, 232, 271, 399,
454, 711, 869.
Niere, von Petromyzon 20.
Nitroaethan, Nitromethan, Nitropentan.
physiologische Wirkungen 867.
Nucleoli IIP.
Nystagmus 127; bei Bergleuten 546.
0.
Oedeme, entzündliche 846.
Oele, ätherische, Wirkung 460.
Oesophagus, Taschenmesser im 265: Ge-
schwür 384; Fremdkörper im 399;
Fistel 778; gleichmässige Erweiterung
847.
Oesophagotomie 255.
Ohr: Pbyliologisches 17, 57, 233, 377;
Gleichgewichtsorgan 377, 470; Fremd-
kürper in der Paukenhöhle 698; Ge-
hörempfindung 766; Paukenhöhle beim
Foetus 906; die Aquaeductus des La-
byrinths 929; Pathologisches 698, 737.
Ohrenprobe 57, 144, 906
Ophthalmoskop 551
Opium, Antagonismus zu Belladonna S44.
Optometer 936-
Organismen, im Blut 142, 154, 209, 117,
282, 304. 312; beim Gänrngsproccase
366, 521 ; bei Rückfallstyphus 517;
Entstehung in gekochten Flüssigkeiten
621 ; hei Abwesenheit von Sauerstoff
766.
Osteoklase 180
Osteomyelitis 490. 719.
Ostitis 208, 490.
Ovarien 110; Geschwülste 288; Gaaar -
scher Follikel und Corpus luteum 748;
Cyste 783, 858, 922; Nerven 881,
Ovariotomie 652, 720, 868, 933 ; wieder-
holte 128,
Oxalurie 285.
Ozaloptyse 285.
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Sachregister.
aia
Oxydation von Glycocoll, Leucin und
Tyrosin 696.
Oxydation im normalen und Erstickungs-
blut 438.
Ozaena IRQ.
Ozon 68.
P.
Pactxt'sche Körperchen 125, 141. <142.
Pancreas 21_, 264: Sequestration 591;
Enzym 636 ; Ferment HM.
Paraeentese 8iL
Parnglobuliu im Harne bei Albuminurie
616.
Panzerkrebs 749.
Paralbumin 238 ; Nachweis 765
Paralyse s. Lähmung.
Parasitäre Knoten in den Lungen bei
Variola 7 RR.
Parasiten, Ursache von Ascites 456. 846.
Partialerregung des Nerven 948.
Paukeuhöhle, Fremdkörper in 698; beim
Fötus 906
Pemphigus 56] acutus neonatorum, dessen
Contügioaität 535 ; neben Paralyse 924 ;
P. foliaceus 940.
Pepsin, Wirkungen 383; Ausscheidung
739.
Peptone 334
Percussionsscball des Thorax 809.
Fericarditis, Reibegeräuschc 495.
Pericystitis 432.
Peritonealhöhle, Chirurgisches 933.
Peritonitis chronica 219.
Petromyzon 20.
Pfannenknochen 817.
Pferdeblut giftig 494.
Phagedänische Geschwüre, Behandlung
575.
Pharyngitis granulosa 462.
Pharyngotornia subhyoidea 190.
Pharynxerysipel 909.
Phenolbildende Substanz im Harn 663,
RI 8-
Phimose 191.
Phlegmone, perihernioese 61.
Phosphorcscenz 105.
Phosphorvergiftung, acute 160; mit Hirn-
hämorrhagie 830; Nachweis 864.
Phthisis, pulmonum 239, 731, 866, 943.
Physostigmin 421: Anwendung bei Glau-
com 421.
Picrotoxin gegen Nervenleiden 575.
Pilocarpium muriaticum 769.
Pilocarpus, Wirkung 576.
Pilze 209, 222, 277, 613. §69, 863,
Piperin 940.
Pityriasis capitis 496; rubra 843.
Plastik 800.
Pleura. Ergüsse 574; Tboracocentese 937;
Druck im Thorax 801.
Pleuritische Symptome 842.
Pneumonie, 3L 222. 504, 529, 566, 699,
703. 872; migrans 856.
Pneumopericaraium traumaticum 191.
Pneumothorax, Gasanalyse bei 910.
Pocken s. Variola.
Polarisation, im Nerven 326.
Poliomyelitis anterior acuta 416.
Polyarthritis rheumatica 362.
Polygraph 815.
Polyopia monocnlaris 750.
Polypöses Myom des Uterus 832.
Polyurie 127; bei Aortenaneurysma 656;
bei Hämorrhagieu 911.
Progressive Muskelatrophie 32, 112. 236,
83L
Propylamin 143.
Prostata, Hypertrophie 643.
Protoplasma, Ditferenzirung in den Zellen
135.
Prurigo hietnalis 237.
Pseudoparaplegie 223.
Psychiatrische Krankengeschichten 542.
Psychose 315, 332, 511L
Psychische Processe 279.
Puls 27] ahnorme Verlangsamung 87.
878: bei Paralytikern 96; Kurven der
Radialarterie 551; Einfluss verdichteter
und verdünnter Luft 617 ; respira-
torische Aenderungen 762 sphygmo-
grnpbische Untersuchung mit dem Po-
lygraph 815; Pulsus alternans 923.
Puerperalfieber, Genese 350.
Puerperalpsychoss 332.
Punction bei pleuritischen Exsudateu
396 : bei Nierenabscess 453 ; bei Ilydro-
nephrose 711 ; des Thorax 937.
Pupillenerweiterung 118-
Purpura 223; I'ormen 807.
Putrides Gift 565.
Pyümie 605, 565.
Pylorus, Saft 478.
Pyopneumothorax 384.
Q*
Quecksilberbehandlnng, Einfluss auf die
Blutkörperchen 536; hypodermatische
Anwendung von QueckBilberalbuminat
764. 925.
B.
Rachenhasten 944.
Rachitis 180, 592. 927; beim Rinde nach
Hüttenrauchfutter 928.
Reflexe 782; von der dura mater 829.
Reflexhemmung 688.
Reffexkrämpfe, saltatorische 568.
Reflexlähmungen 605. 648.
Regenbogenhaut s. Iris.
Reibegeränsche pericarditische beeinflusst
von den Respirationsbewegungen 495.
Reptilien 117.
Reinfection. syphilitische 220
Resection, partielle des Magens 489; des
Kehlkopfs 672; des Schultergelenkes
830; am Kreuzbein 909
Resorption 119; am Zwerchfell 189; des
Knochens 524; durch die Vaginal-
schleimbant 570.
Respiration s. Athmung.
62*
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Suchregister.
980
Retina 59j Gliom 4*25.
Rbeumartbritis, Behandlung 362. 646. 803,
9612,
Uhus toxicodendron 736.
Riechen, Mechanismus 906.
Riechepithcl 478.
Riechnerven, Durchschneidung 590; Struc-
tur des Bulbus olfactorius 693.
Riesenzellen 142; bei Syphilis 785.
Rinderpest 245
Rippenknorpelfractur 585.
Rotz n_L 254,
Rückeumark, Nerven 79j Veutriculus ter-
minal is 84j Ganglien 93j acute Affection
140; traumatische Erweichung 157;
aecundäre Degeneration 169; Lähmung
186, 416: Nervenzellenanastomosen 188;
Entwickelung 246; Asymmetrie d grauen
Subst. 286 ; halbseitige Verletzung 287;
saltatoriscbe Reflexkrämpfe 568 ; Apo-
plexie 619: Sclerose 653 ; seltene Aflfec-
tionsform 688; Convulaioneu bei R.-
Erkrankungen 7< »4; refleetorische Lei-
stungen 782: Veränderungen bei einem
Amputirten 814; Verlauf der Leitungs-
bahuen im Leudenmark bei Kauinchen
821 ; multiple Sclerose 938.
Rückenmarks - Erkrankung 54* 140, 157.
188. 653. 688. 704. 784.
Rundzellensarkom 190.
s.
Sacraltumor, mit Bewegungen 24,
Saftcanalsystem 50 1 .
ßalicin 241* 803, 895.
Salicylsäure, antifebrile Wirkung 91j
Veränderung der Indigoausscheidung
126; salicylsaures Natron 161. 496; für
geburtshilfliche Zwecke 191 ; physio-
logisch untersucht 195, 204. 241. 303.
628; salicylsaures Ammon als Ersatz
352 ; hei Gelenkrheumatismus 362. 803;
Einfluss auf die Normaltemperatur 403;
Klinisches 552. 803. 895; Zersetzung
des salicylsauren Natrons durch Blut
553; Prüfung auf Reinheit 752; Zer-
legbarkeit des salicylsauren Natrons 768.
8amenentlcerung bei Erhängten 480
Samenzellen 483.
Sarcom 95, 143; des Schlundes 190; im
Gehirn 240, 855 ; der Ulna 734.
Sauerstoff, im Harn 238; Verbrauch 289;
Haemoglobin 353.
Säugethiere, Entwickelung des Embryo
193,
Säuglinge, Verdauung der 47.
Scarlatina 616, 856; lucubation 960.
Schädel. Entwicklung 6; Scoliose 622;
Fractur 644; Einfluss auf die Gross-
hirnwindungen 763; Trepanation 893.
Schenkelhalsbruch 159.
Schilddrüse 59, 271.
Schistomyceten 279, 304.
Schlafsucht 368.
Schleimbeutelhygrome 287.
Schleimhäute, Uterus 104; Erysipel 909.
Schliewener Kind 24.
Schlund, Sarkom 190; Operation 800.
8chorfheilung 799.
Schraubenbacterie des Rückfallstyphus
517.
Schnltcrgelenkresection 830. .
Schussverletz uug des Schädels 777.
Schwangerschaft, retro - uterine 29j mR
Psychose 332; extrauterine 413; Ver-
halten drs Herzens bei 747; mit Chorea
816; Manie 864.
Schwefelaussclieiduug durch die Galle 83£L
Schwefelhaltige Verbiuduugen im thie-
rischen Organismus 812.
Schweflige Säure als Autisepticum 9» tS.
Schwefelsäuren, gepaarte, im normalen
Harn 866; im Organismus 952.
Sch weissdrüsen 200; Serretion nach Ge-
brauch von Pilocarpinm 769.
Schwindel 432; galvanischer 551.
Scilla 336.
Scleraextractionen LL
Sclerema neonatorum 731.
Sclerodermie bei einem Säuglinge 492.
Sclerose der Arterien 51* der Seiten-
stränge des Rückenmarks 55* 112. 652.
688. 938; der Centralorgane 218. 652.
938.
Scoliose 96Q.
Scrophulosis 666, 776.
Secale comutum, wirksamer Bestandtbeil
848.
Sedimentbildung im Harn bei croupöser
Pneumonie 565; Cystin 796.
Sehen 516. 6<>7.
Sehnen 286; Nerven derselben 430.
Sehschärfe 615.
Sehvermögen 217.
Sensibilität nach Nervendurchschneidung
804.
Sensible Nerven 635.
Septische Infeclion 505, 565.
Serum des Bluts 10, 920; der Milch 10.
Situs viscerum perversus mit rechtsseitiger
Scoliose 900-
Somuftmbulismus 112.
Spalthildung, angeboren 62.
Spectrulaualyse 216,
Speichel, Secretion nach Gebrauch von
Pilocarpium muriaticum 770; Wirkung
des Fermentes uuf Glycogen 849.
Spermatogenese bei den Amphibien 772.
Spermatozoiden 269.
Spina bitida 909.
Spiralschnursäge 767.
Spirochaete bei einer Zahnfistel 766.
Sphaerobacterien 99.
Sphygmograph, neuer 551.
Sphygmographische Untersuchung 815.
Spirillum rosaceum 188.
Splenotomie 845.
Spondylitis cervicAlis 181; dorsalis 462.
Spondylolisthesis 715.
Sprache reine, nach Gaumenspaltenopera-
tion 800.
Spulwürmer 665.
Sputum 223; Alveolarepithol im 703.
Sachregister.
981
Staarextractionen 77, 431
Staphylom der Hornhaut 587.
8taphylorrnpbie 623.
Staphysagrin 810.
Staublunge 698
Steatomu multiple 66,
Steine der Blase 1 ‘JU ; des Darmes 271 ;
der «alle 879; 62, 606, 822, 718j des
Bronchus 717. 944
Stenose der Pulmonalarterie 156, 702;
Aortae 271; des Larynx 255, 395: der
Trachea 395
Steissbein, Fibrom 239.
Sterilität 13, Ü6.
Stichwunden, der Gefässe 78
Stickstoff, Ausscheidung 22, bei Ver-
wesung 727 ; vermehrt durch Arsen 833.
Stimm bandcätarrh 159.
Stimmbandläbmung 719.
Stimmbaudzerrcissung 387
Stirnbein, Bruch 1211.
Stoffwechsel 230, 344, 473, 481 ; im Fieber
871
Stromuhr von Ludwig 598
Struma 15.
Strychnin, Injectionen bei Amblyopie 31 ;
im verdorbenen Mais 228
Stutenmilch, neue Saure in 949
Sublimat gegen Blenorrhoa urethrae 489
Sumpftieber 107.
Sumpfiniasma 7)3
Sympathicus Z8. 101 112, 458, 675, 642,
835. 899
Synovialmembran 954
Syphilis 29, 107, 114, 178, 220, 319, 397,
464, 495, 536, 673, 599, 780, 785, 813,
926, 927.
T.
Tabes 139, 688, 829
Tastorgane 146, 263,
Taxus baccata, Taxin 92,
Temperatur, des Körpers 49, 217, 230;
bei Phthisis 239; von Gehirnhemis;
pliüren ausgehende Einflüsse 260, 323,
periphere und centrale im Fieber 416.
Abkühlung 670: Steigerung nach Poli-
carpi um gebrauch 770; vom Darm aus
abgekühlt 813; uach Hautreizung 882.
Terpentinöl, Verhalten im Organismus
954. 6
Tetanie 188; bei Typhus 21L
Tetanisiren durch Influeenz 870.
Tetanus, Formen 848, 922.
Thermocauter, neuer 744
Thoracoeentcse, durch Hohlnadelstich' 222,
Thorax, Paracentcse 80; Mechanik 228;
Druck bei plenritischen Exsudaten 801 •
Percussion 809
ThrSncnkarnnkel, luetisch HL
Thrünenröhrchen 483.
Thrombus, Organisation 593. 853.
Thyrotomie 143, 398.
Todeszeichen, ophthalmoacopische Phä-
nomene 814.
Tonwahrnehmung, Grenzen 756.
Torpedo 660; Nervenendigungen 885.
Trachea, Stenose 395.
Trachom 479
Transfusion 851
Transsudate 60, 88.
Traubenzucker im Alkohol 388; im nor-
malen Harn 829 ; aus Glycogen durch
Speichel- und Pancreasferment 850.
Trepanation der Knochen 830. 893.
Trigeminus, Durchschneidung 12L
Trinkwassor 144
Trismus, noscentium 127.
Trypsin 338
Tuba Eustacliii 233.
Tuberculose, artificielle 367, der Leber
415; Ursache 776, 786; des Hodens
797; des Gehirns 855: beim Rinde, nach
Hüttenrauchfuttcr 928: Carbolsäure-
injection gegen 943.
Tumoren s. Geschwülste.
Tunicsten 80.
Tympanitischer 8chall 802
Typhus, recurrens 517; abdominalis 605,
867, 927 : maseruartiges Exanthem 750,
735; Lähmungen 879; Tetanie bei 91 1.
Epidemie durch Trinkwasser 144;
durch inticirtc Milch 187; Impfbarkeit
193; Narben im Darme 462 : Ueber-
tragbarkeit auf Thiere 468; Statistik
681, 122.
Tyrosin 696.
u.
Unterkiefer, Entwickelung heim Süuge-
thiere 946.
Untersuchung durch Kinder oder Frauen
927; neues Verfahren zur Untersuchung
der Stimmbaud-Erkrankungen 957.
Uraemie 232, 454.
Uranoplastik ostale 800.
Urin s. Harn.
Urobilin im Harn 702.
Urodelen 33.
Urogenitalsystem der Selachier u. Amphi-
bien 633,
Urticaria 144
Urwindungssystem 158.
Uterus 63, 103; Schleimhaut 104. 256;
doppelter 160; Blutung320; Geschwülste
368; Fibromyome 460; Uterinnaht 464;
Muskelfasern 493 ; Krankheiten als Ur-
sache der Sterilität 13] Flexionen, Be-
handlung 576; Beratung eines graviden
Uterushornes 720; physiologische Lage
und Gestalt 732; Einfluss der Blase
auf die Lage 808; Gescbwulsthildungen
mit dem Bau des Deciduagewebes 825;
8pontane Losreissung eines Myoms 832,
Y.
Vagina, Verschluss 63, 901; frühe Catarrhe
662; Resorption von Arzneistoffen durch
deren Schleimhaut 57 )■
Vagus, Lähmung 63] Tumor bei Diabetes
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982
Sachregister.
223; Nervenstrom 606; Physiologie
740. 7M.
Varicen, Therapie 351.
Variola 34j Coutagium 356. 371, 380.
719, 788; Incubation 960.
Venen des Armes, Anatomisches 885.
Ventriculus terminalia d. Rückenmarks 84*
Verbandmethoden 176. 182, 209. 520. 592,
703. 825.
Verbrennungen, ausgedehnte 604.
Verdauung, bei Säuglingen 47* 119. 254;
Fermente 636: der Eiweisskörper durch
Pepsin und Salzsäure 836; Glycogen
849; Fett 861 ; Krankheiten der Ver-
dAuungsorgane 857; bei deulnsecten926.
Verdunstung der Haut 390.
Vererbung künstlich erworbener Eigen-
schaften 93] der Syphilis 599.
Vergiftung s. Iutoxication.
Verrücktheit, Sectiousbefund 805.
Verstopfung, durch Electricität geheilt
535; in Folge eines Ovarialcyste 783.
Verwesende Organismen 105; Verwesung
7 '27.
Vesieulärathmen, Entstehung 663, 802.
Vogelzungen 145.
w.
Waehsthum, Längen waehsthum der Idioten
«47.
Warzenfortsatz, Spalte im 2fL
Wärmebildung 827.
Wärmeentwickelung bei Wiederausdeh-
nnng des Muskels 447.
Wärmeleitung des Muskels 886.
Wftrmeökonomie 886.
Wasserglasvcrband, articulirter 825.
Wasserleitung, undichte, Eindringen von
Stoffen 736.
Wassersucht 27 f»
Weichselzopf 319.
Wendung, conlraindicirt 409.
Wespenstich 144.
Wirbelsaite 6.
Wirbelsäule, schmerzhafte Druckpunkte
480: Feile in dieselbe eingedrungen 832,
Wirbelthiere, Ursprung 300.
Winterschlaf 94.
Wochenbett 127: Lähmung 704: Harn im
938.
WolfTsche Gänge 33.
Wundbehandlung s. Verbandmethoden
Wunden 142. 182.
Wärmer 655
X.
Xanthin, im Harn 270.
z.
Zahnfistel Zfifi.
Zange, Gebrauch bei unvollständig er-
weitertem Muttermund 736.
Zellen 43, 74, 93, 110, 134_; Zelltheilung
172. 188, 207; amoeboide Bewegungen
der Kernkörperchen 382: Häutchen-
zellen 437; peripherische Nervenzellen
835; Riesenzellen 142. 785.
Zellkern, Vermehrung Ij Wesen IMj
Bau 882.
Zersetzung der Gewebe bei Fäulnis« 36Ü.
Zucker, im Blut 12, 318. 361. 871: i®
normalen Harn 829; vgl. a. Diabetes.
Zuckerbildende Fermente 687.
Zuckerprobe, Böttcher'sche neue Art 43L
Zuckerruhr s. Diabetes.
Zuckerstich 273,
Zuckungshöhe des Muskels 664.
Zungenerkrankung 312.
Zwangsbewegungeii 532.
Zwerchfell, Resorption 189.
Zwillinge 590,
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Verzeichnis« der Original- Mittheilungen.
Beit«
Zur Lehre von der Vermehrung der Zellkerne. Von Leopold Auerbach,
Professor io Breslau 1
Zur Untersuchung des Harns auf Oalleufarbstoff. Von Dr. Ottomar Bosen-
bach. Assistenzarzt der med. Kliuik au Jena 6
7,nr Function der Membran dea runden Fensters (Membrana tympaui secun-
daria). Von Dr. Weber- Liel, Docent fflr Ohrenheilkunde in Berlin.
(Aus dem physikalischen Laboratorium der Universität) 17
Ueber die Nieren der Flussneuuaugen (Petromyzon fluviatilis). VonFritzMeyer
in Leipzig
Ueber die Müller'sehen Gänge der Urodelen und Aunren. Von A. Schneider 33
Anomalien in der Entwickelung ron Impfpusteln. Von Dr. Arnold Hiller,
Assistenzarzt in Berlin . . . , . , , , = . . , ■ . . , . . S4
Zur Dioptrik des Auges. 11. Die Lange des emmetropischen Auges, Von
J. Hirschberg 40
Ueber Fieberdiüt. Von Dr. F. A. Hartsen in Cannes 41
Ueber Arteriitis oblilerans. Von Dr. Carl FriedlSnder, Privatdocent und
Assistent am pathologischen Institut zu Strasabnrg i. E 65
Die Milzcoutraction und ihre Beziehung zur Leber während der Miltnerven-
Heizung. Von Dr. Drosdoff und Dr. D o t sehe ts chk ar o ff. (Aus der
Klinik des Herrn Prof. Botkin) gl
Verbreitung des Glycogens im thierischen Organismng. Vorläufige Mittheilnng
Ton Dr. M. Aheles, prakt. Arzt in Csrlsbad Kd
Taxin, das giftige Alkaloid der Blätter und Samen von Taxuz baccata L. Von
Prof. Dr. Wilb. Marmd in Göttingen 97
Bpbürobacterien in der entzündeten Hornhaut. Ton Coloman Balogh, o, ö.
Professor an der Universität zu Budapest 99
Ueber Keratitis tranmatica. Vorläufige Mittheilung von Dr. Ernst Fuchs in
Wien na
Ueber Mollnscum contaglosom. Von Dr. G. Biztotero. Prof, in Turin und
Dr. G. Manfred!, Prof, in Modena 114
Ueber die Bedeulnng Pander’s in der Entwickelnngsgeschichte. Von Prof.
A. Räuber in Leipzig 129
Zur Theorie des Blntstioms in der Art, coronaria cordia. Von Dr. Ferd. King,
Assistent der Physiologie und Privatdocent tu Budapest 133
Die Tastorgane in Vogelzungen. Von O.Asper 145
Eine neue Reaction der markhaltigen Nerrenfasern, Von Dr. Tb. Treitel aus
Königsberg i. Pr 14T
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fl34
Verzeichmaa der Origiralmittlieilungen.
Seit«
Eine linksdrehende Substanz im normalen Ham. Von Pr- Hermann ilaas,
Assistent an der 1. ined. Klinik iu Prag 149
Salicylsäure und salicylsauros Natron physiologisch untersucht. Von H. Köhler,
Halle 161 und 195
Beitrag tur Kenntnis* der Nerven der Oberhaut. Vou Dr. J. G, Ditlevaen in
Köngens Lyngby bei Kopenhagen 167
Zur Lehre Tun der secundären Degeneration des Rückenmarks. Vorläufige Mit-
theilung von Pr. Fried r. Sch ult ze iu Heidelberg 169
Berichtigung. Von W. His .192
Experimentelle Stadien über die Iropfbarkeit typhöser Fieber, Vorläufige Mit«
theilung v«>n Dr. Mötsch utkoff«ky, Ordiuator am Stadthospital tu
Odessa 193
Berichtigung. Von E. Salkowski SOS
Zar Frage der Bacterien Vegetation unter dem Lister’schen Verbände. Vor»
läufige Mittheilung von Dr. M. Schüller, Privatdocent und Assistenz-
arzt an der Chirurg. Klinik tu Greifswald 209
Ueber die Entwickelung der Krebs- Neubildungen in den Lymphdrflsen. Vor»
läufige Mitthednog ans dem pathol. -anat. Inetitule des Prof. Ru d new
in St. Petersburg. Von Dr. Afauaasiew 212
Ein pathologisches Circulatiousphänomen iu der Hornhaut. Von Prof. A. Nagel
und Dr. Heimann 225
Die giftigen (strychninartigen?') Substanzen des verdorbenen Mais. Vorläufige
Mitteilung von Prof. C. Lombroso. (Aus d. Rivteta clin. 1875.) . . 228
Daa 8alicin, ein Ersatzmittel fttr Salicylsäure. Von H. Senator 241
Elaaticitat und Festigkeit der Knochen. Von A. Räuber 213 und 257
Ueber die Milch und den Harn einer mit Rinderpest befallenen Kuh, welche
sich in der zootherapeutischen Klinik von Prof. Boroduliu befand. Von
Consta» tin Monin in St. Petersburg. (Aus dem Laboratorium des
Prof. 8a bei in) . 245
Zur Aufklärung. Von A. Räuber . . 256
Ueber thermische, von den Grossbirnhemispbären ausgehende Einflüsse (vaso-
motorische Apparate der Grosshirnrinde). Vorläufige Mitteilung von
Prof. Dr. Eulen borg und Prof. Dr. Landois in Greifswald .... 260
Macht die sobcutane Injection von Glycer n den Zuckerstich uu wirksam? Von
C. Eckhard in Giessen . . . . . * . . * . . . * . A t III
Eia Fall von Ascites adiposus. Von Dr. H. Ball mann in Qraa 276
Zur Kenntnis« der sog, Milr.brandbacterien (Bacterium anthracicum Bollingcr;
Bacillus anthracis Cohn). Von Dr. C. O. Hart, Privatdocent in München 277
Uotersncbnngen über Sanerstoffverbraucb und Koblensäureausscbeiduug des
Menschen. Von Sanitatsratb Dr 8peck, Kreis -Phyaicus in Dillenburg 289
Zur Kenntniss der Antimonwirknngen. Von C. Qähtgens iu Rostock . . - 321
Ueber Erwärmung der Extremitäten Dach Grosshirnverletzongen. Von Prof.
E. Hitzig in Zürich 323
Behandlung der Fczcmata und Chloasmnta mit Oel von verdorbenem Mais.
Vorläufige Mittheilung vou Prof. C. Lombroso 325
Die Entwickelung des Gehirnbalkens und des Gewölbes. Vorläufige Mittbeilung
von Prof. Dr. V. v. MihalkovicB in Budapest 337
Ueber die Verbreitung der Krebs - Nenbildungen in den Lymphdrüsen. Von
Dr. Bozzolo, erster Assistent der med. Klinik zu Turin $41
Einfache Methode das Kohlenoxydhämoglobiu in Sauerstoffhämoglobin tn rer»
wandeln. Vou Prof. C. Li mau in Berlin . . . . . . . . . . . $$$
Ueber die Endigung der Nerven im quergestreiften Muskel der Wirbeltbiere.
Vorläufige Mittheilung von E. Fischer, 8tnd. rer. nat. ...... $45
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Verzeichnis« der Origioalmittbeilnngen.
985
Sette
Unteraoebongen über daa Contegium der Kubpocken. Von Dr. Arnold Hiller,
Assistenzarzt in Berlin 366 und 371
Pie Vergrässerupg de« aufrechten opbtbalmoacopiachen Bilde». Von Dr. E. L an -
dolt io Paria . . . * * * * * :
Die Behandlung der Magenectasien beim chronischen Magencatarrh. Vorläufige
Mittheilung von Dr. Neftel in New-York 370
Ueber den Sita der automatischen Erregung im Froscbhersen. Von J. Bern»
atein in Halle a/8 385
Zur Physiologie dea Cerebellum. Vorläufige Mittheilung von Prof. H. Noth-
nagel in Jena 387
Ueber dag Vorkommen vqb Traubenzucker in den RdckstSadeo käuflicher Al-
kohole. Von Dr. Georg Salomoo, Assistent der med. Klinik zu Berlin «388
Histologische Mitteilungen. Von Prof. Dr. L. v. Thanboffer 401
Ueber den Einfiuss der Salicylsäure und des salicylsauren Natrons auf die nor-
male Temperatur dea Menschen. Von M. Gedl, Cand. med. (Aua der
Krakauer med. Klinik) 403
Ueber flimmernde Eitergellen. Von Prof. E. Neumann in Königsberg i. Pr. 417
Eine die Eiigteus yqh Safträiimen in der Hornhaut dea lebenden Frosches be-
weisende Beobachtung. Von Dr. Ihlder, Arzt in Berlin 417
Ueber eine neue therapeutische Verwendung des Physostigmin. Vorläufige Mit»
tbeilung von Prof. Laqueur in Strassburg i. E 421
Der M. sternocleidomastoideus. Von W. Krause, Professor in Göttingen . « 433
Bemerkung sur Frage über die Autonomie dea Hertens. Von J. Bernstein
in Halle a./8 485
Hautchenzellen und Bindegewebe. Von Prof. Kollmanu in München . . . 437
Versuche über Jaborandi Wirkung. Von Dr. Sch wahn, Oberstabsarzt in Giessen 440
Ueber die Diagnose der progressiven perniciösen Anämie. Von Prof. Dr. med.
Hermane Eickhorst in Jqb* • : : . = * , , « . , : * . : 465
Ueber den Verbrauch der Kohlehydrate im thierischep Organismus. Von R. Böhm
und F. A. Hoffmann, Professoren iu Dorpat 481
Der Sublimat als Heilmittel in der Blenorrhoea urethrae. Von Dr. Leopold
Bruck in Budapest 482
Die febrilen Störungen des Blutkreislaufs, mikroskopisch beobachtet an der
Palpebra tertia septisch und pyämisch inficirter Warmblüter. Vorläufige
Mitteilung von Professor Dr. C. B fiter 505
Bemerkung tu Qautier’s Fibringerinnungsversuch. Von Prof. Alex. Schmidt 510
Untersuchungen über die physikalisch ohemiacbe Gährungstheorie uud die Be-
dingungen der Archibiosia in vorher gekochten Flüssigkeiten. Von Dr.
Charlton Bastian, Prof, der pathol. Anatomie an dem Universität»-
Collegium zu London 621
Zur Physiologie der Knochen • Resorption. Vorläufige Mitteilung von Dr.
M. Fleach, Assistent an der Anatomie gu Würzburg 524
Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung der Hautreiie auf die Nieren-
absondernng. Vorläufige Mitteilung toq A. y. Wolkenstein, Qrdinator
der Kinderklinik in der k. k. med. Academie tu St. Petersburg . . . 637
Kymographische Untersuchungen über Jaborandi. Vorläufige Mitteilung von
Dr. O. Kahler, Assistent an der 2. med. Klinik in Prag und Dr. J. Soyk a,
Assistent am pathol.-anat. Institute iu Prag 541
Ueber die angebliche Zerlegbarkeit des salicylsauren Natrons durch die Kohlen*
säure des Blutes. Von H. Köhler in Halle . . * . . . , . . . * 553
Beobachtungen über den Blutstrom im Muskel. Vorläufige Mittheilung von
W. H. Qaskell in Cambridge 657
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Verseicbniss der Origioalmittheilungen.
Ueber dia Contractionen und die InnerTation der Mils. Von Dr. Johann Bnl-
gak aus Moskau 577
Peber die druck vermindernde Wirkung des Estractum fabae Calabarensis. Von
Dr. F. Lucius, Augenarzt in Nürnberg 581
Ueber die sog. Organisation des Thrombus. Von Dr. med. Paul Baumgarten,
Prosector am patbol. Institut der Universität Königsberg 693
Die Stromnhr von Ludwig und die Fiebertheorie von Hfiter. Von Dr. A. W.
C. Berns, Docent an der Universität so Freibnrg im Breisgau . . . 698
Ueber die Abhängigkeit des Herirb.ythmua von den Blutdruckscbwankungen.
Von Dr. S. Tsebiriew in Bt. Petersburg 609
Zur Laryngoscopie. Von J. Hirse bberg in Berlin 611
Ueber die Veränderungen des Gehirns und der Hereganglien bei der Lyssa.
Vorläufige Mittheiluug aus der Klinik des Herrn Prof. B o tkin in 8t Peters-
burg. Von Ordinator Dr. N. Wassilieff ... 625
U eher das Schicksal der Salicylsäure im thieriacben Organismus. Von Dr- R. Flei-
scher, früher Assistensarst am städt. allgem. Krank euhause tu Berlin 628
Knorpel. Knochen und Anilinfarbstoffe. Von Prosector Dr. med. Pani Baum-
garten in Königsberg . . . 667
Zur 8cblaf machenden Wirkung des Natrnm lacticnm. Von Dr. Erl er, Assi-
frtensarrt der Kurm. Land Irren Anstalt tu NeuBtadt-Eberswalde . . .
Ueber Störungen der Bewegungsempfindung bei Kranken Von Prof. W. Lenbe
in Erlangen 675
Ueber mechanische, chemische und elektrische Irritatiou der Haut nnd ihren
Einfluss auf den Ibieriscben Organismus. Vorläufige Mittheilung von Dr.
Feinberg aus Kowno, Russland 689
Ueber eine neue Tinctionsflusslgkeit für histologische Zwecke. Von Dr. Jul ins
Drescbfeld, Professor der patbol. Anatomie, Owens College, Manchester 706
Die erste Anlage des Mittelohra und des Trommelfells. Vorläufige Mittheilnng
von Dr. Moldenbauer in Leipsig 706
Ueber die Entwickelungsgeschichte des Flusskrebses. Vorläufige Mittheilnng
von Heinrich Reichenbach aus Frankfurt a./M.. stud. rer, nat. in
Leipsig 791
Chirurgische Behandlung des chronischen Obrkatarrbs. Vorläufige Mittheilnng
von Dr. Carl Michel in Cöln 7S7
Erwiderung. Von Professor Dr. Laqneur in Btrassburg i. E 759
Ueber den Einfluss der 8chädelform auf die Richtung der Grosshirnwindungen.
Von Professor Ludwig Meyer in QOttingen 753
Ueber die Wirkung des Pilocarpium muriatienm. Von Dr. Adolph Weber,
Geh. Me<L-Rath tu Darmstadt . , . , , , . , . . . , , , , , 7fi9
Eieaensellen und 8yphilis. Von Dr. Pani Baumgarten, Prosector am patbol
Insitut an Königsberg i. Pr. 785
Die parasitären Knoten in deu Lungen bei Variola. Von N. 1 vanowsky, Pro-
sector der med.-chir. Acad. «n 8t. Petersburg 788
Zur Frage über die Impfung der krebsigen Geschwülste. Vorläufige Mittheilnng
von Mstielawne Nowinsky. (Aus dem zoochirnrg. Kabinet des Prof.
Wowonsoft in Petersburg) 790
Ueber den Pfannenknochen. Von Professor Dr. W. Krause in Güttingen. . 817
Ueber daa Vorkommen von phenolbildender Bubstans im Harn bei Heus. Vor-
läufige Mittheilnng von Professor E, Salkowski in Berlin 818
Ueber die Beschleunigung des Stickstoff-Kreislaufs durch Arsen-Präparate. Yen
C. Qaehtgens 893
Ueber die Umwandlung von Glycogen in Tranbensncker durch Speichel- nnd
Pancreasferment. Von Prof. J. Beegen in Wien W
Vcrmaicbnise dar Originslmitthaiiangan. 987
Salta
Znr Frage tob dar Synthese das Fettaa. Vorllufiga Mitthallang ron Dr. A. Pa-
rawoapikoff. (An» dam phygiol. Laboratorium dar med.-ehir. Acadamia
in 8t Petersbnrg) \ 851
Dia Zwigchonmarhschaida dar marhbaltigao Nervenfasern. Vorlänfiga Mittei-
lung tod Dr. J. H. Kuhnt, Assistenzarst dar Augenklinik »o Heidelberg 865
Debar dia Ausscbaidnng der gepasrten Sohwefela&nran im menschlichen Harn.
Von Dr. B» inhard ron dan Valdon, 1. Assistant dar mcd. Klinik in
Strassbnrg i. E 868
Dia Physiologie eben Wirknngan da« Nitropantans, Nitroacthans und Nitromethans.
Von Prof, Dr. Wilhalm Filabna in Erlangen 867
Zor Labra Ton dar Zusammensetsung daa Kerne. Von Prof, Theodor Lang.
hsna in Barn 881
Daher den Verlauf und Endigungsweise der Narren im Ovarium. Vorlänfiga
Miltheilnng «na dem Inatitnt fBr Entwickelnngageachiebta (Prof. t Mi-
halkovic») an der Universität zu Budapest von Dr. Julius Eliachar 884
Dar Aqnacductns daa Labyrinth». Von Weber-Lial 989
Dar Baubthiartypus am menschlichen Gehirne. Vorläufige Mitteilung ron
Moria B e nedik t (Wien) 930
Daher die elektrische Erregbarkeit der Grosshirnberoisphllren beim Frosch«.
Vorläufige Mittbeilnng wo Dr. Ogcar Langendorff, Aoaiatent am
hypgiol. Laboratorium in Königsberg 946
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