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Full text of "Centralblatt für die medicinischen Wissenschaften"

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Centralblatt 

für  die 

ö'  o ( 'y  / 

medicinischen  Wissenschaften. 


Kedijfirt  von 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Professor  in  Erlaaft«. 


and 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


Vierzehnter  Jahrgang  1876. 


BERLIN. 

Verlag  von  August  Hirschwald 

Unter  den  Linden  68. 


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1««  Jahrgang«  Titel.  Ne* 
ajfD-  and  Saehregitter. 


Centralblatt 

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Pr  ei«  de«  Jahrgang*# 
20  Mark;  su  bestehen 
durch  alle  Bucbbandlun* 
gen  und  Poetanatalte&j 


medicinischen  Wissenschaften. 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  und  Dr.  H.  Senator, 

Profeaaor  ln  Erlangen.  Professor  ln  Berlin. 


1876.  f.  Januar.  No.  1* 


Inhalts  Auerbach,  Vermehrung  der  Zellkerne  (Orig. -Mittb).  — Rohen  - 
bach,  Untersuchung  des  Uaras  auf  (Jalleufarbstoff  (Orig.- Mittb.).  — 

v.  M i ua  lko  wi  cs,  Wirbelsaite  und  Hirnanbang.  — Schmidt,  Uoteraucbungea 
aber  Eiweies. — Ewald,  Zucker  im  Blute  eines  gesunden  Menschen.  — v.  GbÜke* 
waldt,  Ursachen  der  Sterilität.  — 

Maus  wobt  & HCknkh,  uogeforrote  Feimeute.  — Pflug,  Struma  congenita. 
— Chkbvkh,  Verrenkung  des  Astragalus.  — - Dbspb&s,  Hackenscbmera.  — 
Die tl,  Ausscheidung  des  Eisens.  — Otto,  fiebererregende  Wirkung  des  Di* 
gitalin. 


Zur  Lehre  von  der  Vermehrung  der  Zellkerne. 

Von  Leopold  Auerbach,  Professor  io  Breslau. 

Die  Mittheiiung,  welche  kürzlich  Mayzkl  (1875  No.  50  dieses 
Blattes)  veröffentlichte,  beweist  von  Neuem,  wie  rasch  zoo-  und  selbst 
phyiohistologisehe  Entdeckungen  auch  auf  solchen  Forschungsfeldern, 
welche  dem  medicinischen  Interesse  näher  liegen,  furchtbar  werden 
können.  Mayzkl's  Angaben  berühren  indessen  nur  ein  Glied  in 
einer  complicirten  Kette  von  Erscheinungen  ohne  Rücksicht  auf  die 
anderen  Glieder  derselben  und  ohne  Rücksicht  auf  gewisse  in  der 
Anschauungsweise  des  ganzen  Processes  bervorgetretene  Gegensätze. 
Es  dürfte  daher  eine  Onentirung  Uber  die  Sachlage  am  Platze  sein, 
und  möchte  ich  zugleich  die  Gelegenheit  benutzen,  um  gegenüber 
gewissen  in  dieser  Sache  gegen  meine  Ansichten  erhobenen  Einwen- 
dungen vorläufig  meinen  Standpunkt  zu  wahren. 

Seitdem  ich  im  zweiten  Hefte  meiner  „Organologischen 
Studien“*)  ausser  einer  Reihe  neuer,  die  Entstehung  der  ersten  Kerne 
im  befruchteten  Ei  betreffender  Thatsachen  unter  dem  Namen  der 
palingenetischen  Kernvermehruug  einen  mit  sehr  merkwürdigen  Er- 

*)  Breslau  1874,  bei  Morgenstern,  besprochen  im  Cbl.  1875,  No.  16,  wo 
indessen  mein  UDtersuciiUngsvcrfahren  nicht  richtig  dargestellt  ist.  Durch  Ab- 
warten der  Verdunstung  würde  die  beste  Zeit  verloren  gehen. 

XIV.  Jahrgang.  1 


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2 


Ac&bbacb,  Vermehrung  der  Zellkerne. 


scheinungen  verlaufenden  Procosa  beschrieben  habe,  welcher  meiner 
Auffassung  nach  in  seinem  Resultate  auf  Auflösung  des  alten 
(Karyolyse)  und  Neubildung  junger  Kerne  hinausläuft,  sind  zwar 
meine  Angaben  in  den  meisten  Punkten  mehrfach  bestätigt  worden, 
jedoch  ist  in  die  Weiterentwickelung  dieser  Angelegenheit  ein  neues 
Moment  hineingekommen  durch  die  Mittbeilungen  einer  Reihe  an- 
derer Forscher,  welche  bei  entsprechenden  Vorgängen  theils  in 
Eiern  niederer  Thiere,  theils  in  anderen  thierischen  und  pflanzlichen 
Zellen  mit  grosser  Uebereinstimmung  ein  eigeuthümliches,  von  mir 
früher  nicht  bemerktes  ätructurverhältniss  ermittelt  haben.  Es 
waren  in  rascher  Folge  auf  botanischem  Gebiete  Tschistiakoff*) 
und  Strasbcjrger**),  auf  zoologischem  Bütschli***)  und  Stras- 
BühGER**),  neuerdings  auch  in  einer  sehr  schönen  Untersuchung 
Oscar  HKRTWiof)  und,  wie  oben  erwähnt,  Mayzel,  welche  im 
Centrum  gewisser,  in  der  Vorbereitung  zur  Theiluug  begriffener 
Zellen  einen  anfangs  spindelförmigen,  dann  tonnen-  und  weiterhin 
walzen-  oder  bandförmigen,  immer  aber  fein  längsgestreiften  und 
mit  dichteren,  allmählich  sich  verschiebenden  Querzonen  versehenen 
Körper  entdeckten,  Erscheinungen,  von  deren  Vorkommen  ich  mich 
inzwischen  ebenfalls  übezeugt  habe.  Tschistiakoff  nennt  diesen 
Körper  Pronucleus  und  macht  über  seine  Entstehung  und  Weitcr- 
entwickelung  verschiedenartige,  zum  Theil  dunkle  und  unter  sich 
nicht  übereinstimmende  Angaben,  bezeichnet  übrigens  in  seiner 
neuesten  Arbeitff)  den  ganzen  Process  als  Theiluug  des  Zellkerns. 
Alle  anderen  genannten  Autoren  hingegen  sehen  in  dem  gestreiften 
Gebilde  einfach  den  in  seiner  Form  und  Structur  umgewandelten 
Mutterkernfff)  und  lassen  durch  Theilung  derselben  die  Tochter- 
kerne hervorgehen. 

Es  kamen  demnach  die  erwähnten  Forscher  trotz  mehrfacher 
anderweitiger  Uebereinstimmung  mit  meinen  Befunden  und  sum  Theil 
eingehender  Berücksichtigung  meiner  Erörterungen  dennoch  in  der 
Hauptfrage  zu  einem  dem  meinigen  ganz  widersprechenden  Er- 
gebnisse. 

Es  ist  also  ein  Gegensatz  vorhanden,  welcher  noch  nicht  zum 
Austrag  gebracht  ist.  So  scharf  derselbe  übrigens  erscheint,  so 
dürfte  doch  eine  Vereinbarung  der  Thatsachen  unter  einer  gemein- 
samen Auffassung  nicht  ferne  liegen.  Und  zwar  glaubte  ich  auf 

*)  Botan.  Zeitung.  1876.  No.  1 — 7. 

**)  Ueber  Zellbildung  and  Zelltbeilung.  Jeus  1876. 

**•)  Zeitschr.  f.  wies.  Z0ol.  1876.  ßd.  XXV.  8.  201—213  u.  8.  «6-441. 
t)  Horpbol.  Jahrb.  Bd.  I.  & 347  -434. 
tt)  Pbisosrkim’s  Jahrb.  Bd.  X. 

ttt)  BCtscbli  bat  dieselbe  Meinung  sogar  von  meiner  ganzen  karyolytisclien 
Figur,  obwohl  er  andererseits  andeutet,  dass  er  biosiohtlicb  der  Strahlen  sich  „der 
von  Aoibbach  geäusserteu  Ansicht  iu  gewisser  Weise  auschliess  e“.  L.  o.  S.  428. 


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Acirracr,  Vermehrung  der  Zellkerne. 


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Grund  meiner  bisherigen  Studien  in  solchen]  Sinne  gefunden  zu 
haben,  dass  die  neuerlich  entdeckten  Erscheinungen  den  von  mir 
angenommenen  Process  der  Karyolyse  nicht  umstossen , sondern 
vielmehr  einen  vollständigeren,  an  einem  Punkte  tiefer  vordringenden 
Einblick  in  diesen  Process  vermitteln.  Hier  kann  ich  freilich  nur 
in  Kürze  meine  Ansicht  bezeichnen  und  begründen,  und  zwar  fol- 
gendermaassen. 

I.  Der  bewusste  längsstreifige  Körper  ist  nicht  der 
Mutterkern,  sondern  der  Mitteltheil  der  von  mir  soge- 
nannten karyoly tischen  Figur,  also  ein  Product  der 
Vermischung  der  eigentlichen  Kernsubstanz  mit  dem 
umgebenden  Protoplasma.  D*e  Gründe  für  diese  Auffassung 
liegen  in  folgenden  Umständen : 

1)  Besagter  Körper  hat  meist  ein  grösseres,  zuweilen  viel 
grösseres  Volumen  als  der  ursprüngliche  Kern.  Dies  gebt  schon 
aus  der  Betrachtung  der  Abbildungen  Bütschli’s,  StraSBURQEb’s 
und  Hebtwio’s  hervor,  wahrend  Mayzel  ausdrücklich  die  vergleichs- 
weise sehr  bedeutende  Grösse  dieser  von  ihm  als  Kerne  bezeichneten 
Gebilde  hervorhebt.  Auch  nach  Tschistiakoff  wird  der  Pronucleus 
zuweilen  sehr  gross. 

2)  Er  hat  nach  übereinstimmenden  Angaben  nicht  eine  scharfe, 
sondern  sehr  verschwommene  Begrenzung,  was  begreiflicher  Weise 
nach  meiner  Ansicht  sehr  erklärlich  ist. 

3)  Erst  nachdem  der  alte  Kern  verschwunden  erscheint,  wird 
das  gestreifte  Gebilde  darstellbar.  Auch  dann  ist  letzteres  im  natür- 
lichen Zustande  von  dem  umgebenden  Protoplasma  durchaus  nicht 
zu  unterscheiden  und  überhaupt  unsichtbar,  oder  es  erscheint  höchstens 
als  ein  unbestimmt  begrenzter,  etwas  hellerer  Fleck.  Erst  durch 
Behandlung  mit  differenten  Cbemicalien  wird  eine  Differenzirung  in 
seiner  Substanz  deutlich  gemacht  und  damit  diese  centrale  Region 
aus  der  homogenen  Umgebung  hervorgehoben.  Die  jetzt  kenntlich 
werdende  Structur  ist  aber  der  optische  Ausdruck  einerseits  von  ge- 
setzmässigen  Formverhältnissen,  unter  welchen  die  Vermischung  und 
später  wieder  die  Trennung  der  beiderlei  Substanzen  vor  sich  geht, 
von  Ungleichmässigkeiten  der  Vertheilung  derselben,  wie  sie  im 
Anfänge  und  gegen  das  Ende  des  Processes  natürlicher  Weise  vor- 
handen sein  müssen,  vielleicht  aber  auch  in  dem  mittleren  Zeiträume 
in  gewissem  Grade  sich  erhalten*),  andererseits  derjenigen  Molecular- 
verschiebungen,  welche  mit  der  fortschreitenden  Längsstreckung  des 
Ganzen  Zusammenhängen.  Im  Besonderen  bildet  sieb  gegen  das 
Ende  des  Processes  in  der  Aequatorialebene,  durch  Auspressen  des 

*)  Dieselbe  Deutung  ist  aneb  anwendbar  aut  die  Tinctionsbilder , welche 
Flkmmino  von  sieb  furchenden  Eiern  erbalten  bat.  Vergl.  seine  aosgezeichneten 
„Stadien  in  der  Entwickelaogsgeecbiahte  der  Najaden"  Sitaber.  d.  Wiener  Acad. 
Bd.  LXXI.  Tat  Ilt  Fig.  S.  (1876). 

1* 


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4 


Art.RBtcH,  Vermehrung  der  Zellkerne. 


Kernsaftes  nach  den  beiden  Polen  hin,  eine  dichtere  Schiebt;  diese 
bleibt  bestehen  and  verhindert  als  Scheidewand  das  Znsammen- 
fliessen  der  beiden  jungen  Kerne,  welche  nach  meinen,  von  Hbrtwiq 
bestätigten  Beobachtungen  in  diesem  Mittelstiel  der  Figur  ziemlich 
nahe  bei  einander  auftauchen,  und  enthält  zugleich  in  sich  die 
Trennungsebene  der  Tochterzellen. 

4)  Dass  der  streifige  Körper  nicht  ausschliesslich,  ja  nicht 
einmal  vorzugsweise  aus  Kernsubstanzen  besteht,  zeigt  sich  auch 
dadurch,  dass  seine  Hauptmasse  gar  nicht  in  die  Bildung  der  jungen 
Kerne  eingeht.  Damit  komme  ich  auf  den  zweiten  Hauptpunkt. 

II.  Die  jungen  Kerne  entstehen  nicht  durch  Theilung 
eines  Mutterkerns.  Die  Beobachtung  lehrt  nämlich,  dass  die 
Substanz  des  streifigen  Wesens  nicht  in  der  Bildung  der  jungen 
Kerne  aufgeht,  dass  vielmehr  letztere  nur  an  den  Polen  jenes  Ge- 
bildes als  2 relativ  kleine,  kuglige,  im  natürlichen  Zustande  helle 
und  homogene  Körper  sich  differenziren,  zuweilen  deutlich  aus 
kleineren  Tröpfchen  zusammenfliessend,  also  als  Ansammlungen 
einer  vorher  vertheilt  gewesenen  Substanz  sich  darstellend. 
Der  grössere  Rest  des  bewussten  Gebildes  aber  geht  nicht  in  die 
neuen  Kerne,  sondern  als  Constituens  des  protoplasmatischeu  Zellen- 
leibes in  diesen  über  und  kommt  zum  Tbeil  sogar  an  die  Peripherie 
der  Tochterzellen  zu  liegen,  wo  er  bei  Pflanzen  die  Cellulosemorabran 
mit  bilden  hilft.  Wäre  also  auch  der  streifige  Körper  wirklich  der 
Mutterkern,  so  läge  meines  Erachtens  dennoch  keine  Kerntheilung 
im  morphologischen  Sinne  vor.  Ausserdem  aber  sind  diese  Verhält- 
nisse wohl  geeignet,  meine  schon  aus  den  anderen,  oben  betonten 
Punkten  gezogene  Scblussfolge  noch  mehr  zu  bekräftigen,  dass  der 
streifige  Körper  ein  aus  den  Kernsubstanzen  und  dem  von  den 
Seiten  her  eingedrungenen  Zellprotoplasma  combinirtcs  Gebilde  ist, 
also  ein  integrirender  Bestandtbeil,  und  zwar,  wie  es  scheint,  bei 
manchen  Zellen  der  massigste  Theil  der  karyolytischen  Figur. 

Gewiss  werden  zur  völligen  nnd  sicheren  Aufklärung  dieser 
wichtigen  Vorgänge  noch  viele  mühsame  Untersuchungen  nötbig  sein, 
wie  sie  ja  auch  anscheinend  von  allen  Seiten  lebhaft  im  Gange  sind. 
Bei  diesen  Bemühungen  dürften  aber  die  obigen  Bemerkungen  einige 
Berücksichtigung  verdienen.  Sie  sollen  darauf  aufmerksam  machen, 
dass  die  Annahmen  einer  Karyolyse  und  einer  Neubil- 
dung der  Kerne  auch  jetzt  noch  ihre  Berechtigung  haben 
und  sogar  in  den  neuerlich  ermittelten  Thatsachen  weitere  Stützen 
finden  können.  Letztere  bilden  aber  jedenfalls  einen  sehr  erfreu- 
lichen Fortschritt. 


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Bonxsioa,  Untersuchung«»  den  Heros  euf  Oellenfsrbstoff. 


5 • 


Zur  Untersuchung  des  Harns  auf  Gallenfarbstoff. 

Voo  Dr.  Otto  mar  Roseubach,  Asaiatenserst  der  med.  Klinik  tu  Jene. 

Es  ist  bekanntlich  sehr  schwer,  sowohl  durch  die  gebräuchliche 
GMELiNscbe  Reaction  als  auch  durch  die  BttüCKB’sche  Methode 
(Schwefelsäure  und  Salpetersäure)  Gallenfarbstoff  im  Urin  nacbzu- 
weiaen,  da  jedes  stärkere  Schütteln  des  Glases,  das  nicht  vorsichtig 
genug  erfolgende  Hineingiessen  der  Säure  ein  deutlich  sichtbares 
Farbenspiel  verhindert,  da  ferner  die  auftretenden  Farbenringe,  na- 
mentlich der  allein  wichtige  grüne,  zu  schnell  verschwinden,  und  da 
ein  zu  dunkler  Urin  überhaupt  oft  jedes  Farbenspiel  vermissen 
lässt.  (Bei  vielen  Urinen  Icterischer  erhält  man  überhaupt  beiläufig 
bemerkt  nur  eine  braune  oder  braunrotbe  Färbung  [Indicanreaction]). 
Namentlich  zur  Coilegiendemonstration  sind  die  gewöhnlichen  Reac- 
tiouen  wegen  ihrer  oftmals  geringen  Prägnanz  und  kurzen  Dauer 
kaum  zu  verwerthen.  Wenn  ich  mir  aus  diesen  Gründen  eine  neue 
Modifikation  der  Pigmentreaction  zu  geben  erlaube,  so  hoffe  ich 
damit  eine  namentlich  für  Demonstration,  aber  auch  für  andere 
Zwecke  brauchbare  Probe  zu  liefern. 

Lässt  man  icterischen  Harn  durch  gewöhnliches  weisaes  Filtrir- 
papier  filtriren,  so  färbt  sich  dies  intensiv  gelb  bis  braun.  Tropft 
man  nun  auf  die  Innenfiäche  dieses  so  veränderten  Papiers  (d.  h. 
auf  die  der  Flüssigkeit  zugewandt  gewesene  Seite)  mit  einem  Glas- 
stabe einen  Tropfen  concentrirter,  wenig  (fast  gar  nicht)  rauchender 
Salpetersäure,  so  wird  die  betupfte  Stelle  gelb,  dann  gelbrotb,  am 
Rande  schön  violett;  an  der  Peripherie  bildet  sich  ein  intensiv 
blauer  Ring  und  an  diesen  scbliesst  sieh  sogleich  ein  immer  deut- 
licher werdender,  zuletzt  smaragdgrüner  Kreis.  Am  besten  ist  es, 
das  Papier  in  feuchtem  Zustande,  ohne  es  nach  dem  Filtriren  erst 
trocknen  zu  lassen,  zu  betupfen,  da  die  Reaction  dadurch  etwas 
intensiver  erscheint.  Lässt  man  den  Tropfen  Salpetersäure  über  die 
Innenfläche  des  Filters  herablaufen,  so  zeigt  sich  eine  längliche 
Figur,  die  auf  das  Schönste  alle  Farbenveränderungeu  zeigt,  deren 
unterer  Theil  jedoch,  entsprechend  der  von  oben  nach  unten  zuneh- 
menden stärkeren  Tingirung  des  Filters,  eine  deutlichere  Farbeo- 
reaction  zeigt  als  der  obere.  Je  weiter  nach  dem  engeren  Ende  des 
Filters  zu  man  die  Probe  anstellt,  desto  schöner  ist,  entsprechend 
der  grösseren  dort  imbibirten  Farbstoffmenge,  der  Farbenwechsel. 
Die  Farben  bleiben  neben  einander  sehr  lange,  bisweilen  stunden- 
lang, bestehen  und  lassen  sich  also  gut  demonstriren.  Im  durch- 
fallenden Lichte  treten  die  gefärbten  Partien  bisweilen  auffallend 
distinct  hervor,  namentlich  der  Ring.  Selbst  bei  ziemlich  bedeutender 
Verdünnung  des  icterischen  Harns  lässt  sich  das  Farbenspiel  deut- 
lich erkennen,  doch  natürlich  in  bedeutend  geringerer  Intensität. 
Tancbt  man  Fliesspapier  in  icterischen  Urin  nur  ein,  und  betupft 


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6 


▼.  MiHiUtowicB,  Wirbelsaite  uud  Hiruanbaug. 


darin  mit  Salpetersäure,  so  ist  die  Reaction  nicht  so  prägnant,  ent- 
sprechend der  geringeren  Menge  des  imbibirten  resp.  niedergefallenen 
Farbstoffes,  ja  der  grüne  Ring  fehlt  meist  ganz. 

Lässt  man  das  mit  Galleufarbstoff  imprägnirte  Filter  völlig 
trocknen  und  versucht  nach  einigen  Tagen  wiederum  die  Reaction 
durch  Betupfen  mit  schwach  rauchender,  Salpetersäure  hervorzu- 
rufen, so  bildet  sich  nur  ein  rotber  Fleck  und  um  diesen  ein  ver- 
waschener mattblauer  Ring.  Befeuchtet  man  jetzt  eine  Stelle  des 
Filters  mit  destillirtem  Wasser  uud  tropft  nun  auf  die  befeuchtete 
Stelle  Salpetersäure,  so  bildet  sich  ein  prachtvoll  smaragdgrüner 
Fleck,  dessen  Centrum  sich  bald  blau  färbt  und  endlich  entsteht  in 
der  Mitte  eine  rothviolette  Färbung,  so  dass  wir  hier  ein  Farbenspiel 
in  umgekehrter  Reihenfolge  vor  uns  haben,  erst  grün,  dann  blau, 
endlich  violett. 

Io  farbstoffreichen,  aber  nicht  icterischen  Urinen  lässt  sich  das 
Farbenspiel  nicht  zeigen. 

Eine  weitere  Untersuchung  und  Verwerthung  dieser  Reaction 
nach  einer  anderen  Richtung  hin  behalte  ich  mir  vor. 


v.  Mlbalkowlcs,  Wirbelsaite  und  üirnanhang.  Arcb.  f.  mier.  An«t.  . 

XI.  8.  389. 

Vf.’s  Bemerkungen  über  die  Hypophyse  sind  nur  eine  weitere 
Ausführung  seiner  vorläufigen  Mittheilungen  (Cbl.  1874,  241).  Was 
die  Chorda  anbetrifft,  so  glaubt  v.  M.,  dass  die  Wirbelsaite  wahr- 
scheinlich ein  Epithelgebilde  ist,  dessen  Elemente  durch  Vermittelung 
des  Axenstranges  aus  dem  äussern  Keimblatt  abstammen.  Dafür 
spricht  unter  Anderem  ihre  scharfe  Trennuug  von  den  Gebilden  des 
mittleren  Keimblattes,  die  sich  auch  später  immer  erhält,  die  glas- 
helle Scheide,  wie  man  sie  überall  an  der  Grenze  zwischen  Binde- 
gewebe und  Epithclien  antrifft,  der  gänzliche  Mangel  einer  Intercellu- 
larfiüssigkeit,  die  eigentümlichen  Formumwandlungen  der  Chorda- 
zellen und  endlich  die  einem  degenerativen  Prozesse  ähnliche 
Umwandlung  des  Zellinhaltes. 

Welche  Bedeutung  ein  derartig  getrenntes,  von  den  Elementen 
des  Mesoblasts  umwachsenes  Gebilde  besitzen  mag,  da  es  selbst  bei 
der  Wirbelbildung  gar  nicht  interessirt  ist,  darüber  giebt  die  ver- 
gleichende Anatomie  Aufschluss.  Es  ist  ein  Erbstück  von  unseren 
Ahnen,  das  im  Laufe  der  Vervollkommnung  für  höhere  Wirbelthiere 
überflüssig  geworden  ist.  — Je  niederer  ein  Wirbelthier,  um  so 
stärker  ist  seine  Chorda,  bei  den  wirbellosen  Ascidien  mag  sie  eine 
feste  Körperaxe  mehr  oder  weniger  ersetzen.  Wenn  die  Wirbelsaite 
überhaupt  noch  eine  Bedeutung  hat,  so  muss  diese  in  den  frühesten 
Entwickelungsstadien  gesucht  werden , wo  der  weiche  Embryonal- 


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v.  MnuLnowic»,  Wirbelsaite  and  Hlrnaobaog. 


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körper  eine  centrale  Axe,  um  die  sich  die  Primitivorgane  symme- 
trisch anlagern,  nothwendig  hat.  Die  Wirbelsaite  gelangt  nur  darum 
in  das  Innere  der  Wirbelkörper,  weil  sich  die  Wirbelsäule  als  (Stütz- 
pfeiler des  Körpers,  nach  der  bilateralen  Ausbildung  der  Organe, 
in  der  Axe  des  Körpers  anlagert,  und  nicht,  weil  irgend  welcher 
Zusammenhang  bei  der  Bildung  der  Wirbelsäule  mit  der  der  Chorda 
statt  findet. 

Die  Wirbelsaite  erreicht  nie  das  vordere  Leibesende,  sie  endet 
immer  dahinter  am  Boden  des  Vorderhirnbläscbens  conisch  sich  zu- 
spitzend. Der  davor  liegende  Theil  der  Schädelbasis,  der  Sphenoeth- 
moidaitheil,  ist  also  gleich  von  Anfang  an  gegeben  und  besteht  aus 
spärlich  zerstreuten  spindelartigen  Zellen  zwischen  Hornblatt  und 
Vorderhirnbläschen. 

Während  der  Ausbildung  der  Kopfbeuge  wird  das  vordere  Ende 
der  Chorda  auch  gebogen,  und  sie  erstreckt  sich  jetzt,  das  blinde 
Ende  des  Vorderdarms  umkreisend,  im  obersten  Theil  der  Rücken- 
haut,  bis  ans  Hornblatt.  — Das  Anliegen  des  Cbordaendes  an  das 
Hornblatt  erhält  sieb  so  lange,  bis  die  Hypophysentasche  ansgebildet 
ist  und  ihr  Ende  zieht  sich  während  dessen  in  Folge  der  Dehnung 
zu  einer  feinen  Spitze  aus.  Letztere  atrophirt  dann  im  Bindegewebe 
gänzlich  und  die  Chorda  endet  jetzt  abgerundet  am  Perichondrium 
der  Satteigrube.  Während  der  Rückbildung  der  Kopfbeuge  krümmt 
sich  der  vordere  hakenförmig  gebogene  Theil  der  Chorda  nach  auf- 
wärts, so  dass  die  Chorda  jetzt  eine  S-artige  Biegung  hinter  dem 
Hypophysensäckchen  beschreibt.  — Indessen  bildet  sich  auch  die 
Chordascbeide  als  eine  feste,  homogene  Hülle  um  den  Chordastrang 
aus,  entstehend  aus  aufgehellten  uod  verschweissten  Bindegewebs- 
zellen. Sie  ist  schon  zu  einer  Zeit  vorhanden , wo  die  Schädelbasis 
noch  ganz  bindegewebig  ist. 

Der  Spheno-occipitalknorpel  legt  sich  bei  Kaninchenembryonen 
(bei  Rindsembryonen  liegt  die  Chorda  ganz  im  Spheno-occipital- 
knorpel darin)  um  die  Chordascheide  derartig  an , dass  letztere  an 
der  unteren  Fläche  des  Knorpels  mit  dem  Perichondrium  immer  in 
Berührung  bleibt,  nur  das  vordere  Chordaende  wird  vom  Knorpel 
ganz  aufgenommen,  sie  beschreibt  darin  zwei  stärkere  wellenförmige 
Biegungen  und  endet  am  Perichondrium  der  Sattelgrube  abgerundet. 
Nun  verdickt  sich  die  Wirbelsaite  durch  Aufhellung  und  Vergrösse- 
rung  ihrer  Zellen  an  der  Stelle  der  zweiten  Biegung  zu  einer, 
manchmal  zu  zwei  dachen  Scheiben,  während  ihr  vorderstes  Ende 
fadenförmig  zugespitzt,  unweit  des  Perichondriums,  in  der  Inter- 
cellularsnbstanz  des  Knorpels  endet.  Hier  sind  die  Zeilen  platt,  in 
der  Längenaxe  des  Organs  gelagert.  Der  dem  Perichondrium  an- 
liegende Theil  der  Chorda  atrophirt  bei  der  Verknöcherung  des 
Hinterbauptbeinkörpers,  der  vordere  Theil  erhält  sich  aber  noch 
lange,  weil  sich  der  Knochenkern  des  hinteren  Keilbeinkörpers  vor 


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y.  Mibaiwowic«,  Wirbelfxit«  nni!  Rirn*nh»np 


der  Wirbelsaite  anlegt.  Die  quorgestellte  Scheibe  — wenn  nur  eine 
vorhanden  ist  — entspricht  der  spätereo  Synchnndrosis  spbeno-occi- 
pitaiis.  Diese  Stelle  ist  morphologisch  einem  Zwischenwirbelgeleuk 
gleichwerthig. 

Der  chordahaltige  und  der  chordalose  Theil  ist  ein  späterer 
Erwerb,  der  sich  erst  mit  der  Ausbildung  der  Grosshirnlappen,  Seh- 
und  Geruchsorgane  aus  dem  älteren  chordahaltigen  Theil  hervor- 
gebildet hat  und  so  als  prävertebraler  dem  älteren  vertebralen  Ab- 
schnitt gegenüber  zu  stellen  ist.  Obgleich  nun  der  prävertebale 
Schädeltheil  als  ein  späterer  Erwerb  zu  betrachten  ist,  findet  man 
dessen  Anlage  bei  der  Bildung  des  Wirbelthierembryo  — zwar  nur 
in  Rudimenten  — dennoch  gleich  von  Anfang  an  gegeben  und  v.  M. 
kann  iu  dieser  Beziehung  Dcrsy  nicht  zustimmen,  wenn  er  den 
Spheno-etbmoidalthei!  erst  bei  der  Einstellung  der  Kopfbeuge  durch 
Beugung  des  vorderen  Schädeltheils  über  den  angeblichen  Chorda- 
knopf nach  abwärts  vorwachsen  lässt,  v.  M.  stützt  seine  Ansicht 
durch  Folgendes:  Die  Anlage  des  Vorderhirnbläschens  liegt  in  ihren 
Seitenwänden  den  Anlagen  der  Augenblasen  gleich  von  Anfang  an, 
resp.  die  ganze  Seitenwand  des  eben  gebildeten  Vorderhirn bläschens 
geht  in  die  Bildung  der  primären  Augenblasen  über,  indem  die  Ab- 
schnürung von  hinten  und  oben,  und  nicht  von  vorn  und  unten  her 
erfolgt.  Ist  dies  richtig,  wovon  man  sich  durch  Verfolgung  der 
Bildung  der  primären  Augenblasen  leicht  überzeugen  kann , dann 
folgt  als  zweiter  Schluss,  dass  die  Verbindungsbrücke  an  der  Basis 
der  eben  beginnenden  Ausbuchtungen  der  Stelle  des  späteren  Cbiasma 
n.  opticorum  entspricht,  also  einer  Stelle,  die  vor  dem  Spheno-occipi- 
taltheil  der  Schädelbasis  sich  befindet,  und  unter  sich  die  sehr 
schwachen  Anlagen  des  Spheno-ethmoidaltheils  liegen  hat.  Letztere 
ist  also  schon  bei  der  ersten  Abgliederung  des  embryonalen  Medullar- 
rohrs  in  die  drei  primitiven  Hirnabtheilungen  gegeben.  — Daraus 
folgt,  dass,  obgleich  der  Sphcuo-ethmoidaltheii  als  ein  späterer  Erwerb 
anzusehen  ist,  dieser  Erwerb  doch  schon  seit  uralter  Zeit  dem  Spheno- 
occipitalthcil  langsam  zugelegt  wurde,  bis  er  in  die  bleibenden  An- 
lagen des  Wirbelthierleibes  überging.  Wenn  man  beim  Ampbioxus 
keinen  dem  Spheno-ethrooidaltheil  des  Kopfes  bomodynamen  Theil 
findet,  so  beweist  dies  eben  nur,  dass  liier  die  Formation  des  Kopfes 
auf  der  niedersten  Stufe  der  Wirbelthierbildung  stehen  geblie- 
ben ist. 

Ist  die  Chorda  wirklich  nur  ein  Erbstück  von  den  Urwirbel- 
thieren,  dessen  Ausdehnung  die  Länge  des  ursprünglichen  Wirbel- 
thierleibes anzeigt,  dann  giebt  sie  einen  Schlüssel  zur  Lösung  der 
Frage  der  Schädelwirbeltheorie,  sie  giebt  den  bedeutendsten  Wink, 
bis  wie  weit  man  im  Schädel  Wirbelrudimente  zu  suchen  hat.  Das 
Ende  der  Chorda  markirt  das  Ende  des  aus  der  Concrescenz  von 
einer  gewissen  Summe  von  Wirbeln  aufgebauten  Schädeltheils,  was 


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T.  MtnAiKOWim,  Wirbelitnite  and  Hirnaohsng. 


9 


davor  liegt,  lässt  gar  keinen  Vergleich  mit  Wirbelsegoaenten  zu  , ist 
aus  dem  chordahaltigen  Schädeltheil  hervorgewachsen  und  hat  sich 
durch  Anpassung  an  neue  Verhältnisse  (Grosshirnlappen  Seh  und 
Gerucbsorgane)  aus  jenem  heraus  differenzirt.  v.  M.  glaubt  bei  der 
Lösung  dieser  Frage  von  der  Chorda  den  Haupt-  und  dabei  auch 
den  einfachsten  Aufschluss  erwarten  zu  können,  einen  mindestens 
ebenso  bedeutungsvollen,  als  durch  die  Vergleichung  der  Kopfnerven 
mit  Spinalnerven.  Bei  letzteren  liegen  die  Verhältnisse  durch  die 
verschiedensten  Verschiebungen  weniger  klar  zu  Tage,  während  die 
Chorda  im  Laufe  der  Ontogenie  ihre  ursprünglichen  Verhältnisse 
reiner  gewahrt  hat.  Wenn  man  weiss,  es  gehöre  zum  Charakteristi- 
kum eines  jeden  Wirbels  oder  Wirbel  gleichwerthigen  Stückes,  dass 
es  entweder  für  immer  oder  wenigstens  während  der  Entwickelung 
von  der  Chorda  durchsetzt  ist,  so  ist  man  berechtigt,  die  chorda- 
haltigen  Schädeltheile  als  aus  Wirbelanlagen  hervorgegangene  zu 
betrachten,  trotzdem,  dass  hier  im  Laufe  der  Entwickelung  keine 
Segmeutirung  wahrzunehmen  ist  Uebrigens  ist  der  Segmentirung 
selbst  zur  Definition  eines  Wirbels  kein  all  zu  grosses  Gewicht  bei- 
zumessen. Die  ganze  Wirbelsäule  ist  nach  der  ersten  Anlage  der 
definitiven  Wirbel  ein  continuirlicher  Stab,  in  der  die  Segmentirung 
erst  später  auftritt  und  die  Bestimmung  der  Wirbelzahl  kann  zu 
dieser  Zeit  nur  durch  die  Zahl  der  Urwirbel,  eigentlich  durch  die 
Zahl  der  daraus' hervorgehenden  Nerven  und  tiefen  Rückenmuskeln 
gegeben  werden.  Ist  das  Verhalten  der  letzteren  in  den  rippen- 
gleich wertiiigen  Stücken  des  Schädels  eine  eben  solche,  wie  in  der 
Wirbelsäule,  und  ist  dazu  der  solide  Stab  in  einem  Theile  des 
Schädels  von  der  Chorda  durchzogen,  dann  liegt  gar  keine  Schwierig- 
keit vor,  auch  diesen  Tbeil  der  Schädelbasis  Wirbeln  gleichwerthig 
zu  erachten,  mag  sie  aus  einer  Concrescenz  von  einzelnen 
Wirbeln  entstanden,  oder  überhaupt  gar  nie  segmentirt  ge- 
wesen sein. 

Man  muss  also  am  Schädel  1)  den  Spheno-etbmoidaltheil  als 
den  später  erworbenen  und  aus  keinen  Wirbelanlagen  entstandenen, 
vom  2)  Spheno-occipitaltheil,  dem  älteren  und  aus  Wirbeln  gleich- 
werthigen Stücken  gebildeten  wohl  unterscheiden.  Wenn  man  zu 
diesem  Schluss  unter  anderen  Belägen  das  Vorhandensein  der  Chorda 
an  der  Schädelbasis  verwurthen  kann,  so  giebt  diese  doch  keinen 
Aufschluss  darüber,  aus  wie  viel  Wirbeln  gleichwerthigen  Stücken 
sich  der  Spheno-occipitaitheil  aufgebaut  bat.  Von  den  charakteristi- 
schen Anschwellungen  zwischen  je  2 Wirbelkörpern  in  der  Wirbel- 
säule haben  sich  im  vertebralen  Tbeil  der  Schädelbasis  bei  Säugo- 
thieren  nur  eine,  in  Ausnahmsfällen  zwei  erhalten.  Wenn  Gegenbaub 
die  minimale  Zahl  der  im  vertebralen  Theil  eingogangenen  Wirbel 
nach  Vergleichung  der  Hirnnerven  mit  Spinalnerven  und  uach  der 
Zahl  der  Kiemeubögeu  bei  Selachiern  auf  9 angiebt,  so  sieht  man 


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10 


Schmidt,  Untersuchungen  Aber  Eiweiss. 


davon  bei  Säugethieren  durch  die  Chorda  nur  noch  mehr  zwei, 
höchstens  3 angedeutet.  Auch  hier  mag  eine  fortwährende  Reduction 
der  Chordascheiben  stattgefunden  haben,  bis  dass  die  Zahl  auf  2 — 3 
herabgesunken  ist. 

Eine  andere  Frage  ist  die,  wie  weit  bei  den  niedersten  Wirbel- 
thieren  der  von  der  Chorda  durchsetzte  kiementragende  Theil  des 
Körpers  eine  Vergleichung  mit  dem  Hals  und  Kopf  der  höheren 
Wirbelthiere  zulässt.  Ist  die  Chorda  ein  Erbstück,  das  im  Laufe  der 
Ontogenie  an  Länge  weder  zu-  noch  abgenommen  hat,  dann  müssen 
auch  die  niedersten  Wirbelthiere  einen  dem  Kopftheil  homodynamen 
Körpertheil  besitzen.  Sind  diese  Viscoralbögen  der  höheren  Wirbel- 
thiere den  Kiemenbögen  des  Amphioxus  gleichwerthig,  wovon  abzu- 
gehen trotz  der  grösseren  Zahl  beim  Amphioxus  kein  Qrund  vor- 
handen ist,  dann  muss  auch  der  kiementragende  Theil  des  Amphioxus- 
körpers  dem  entsprechenden  Körpertheile  der  höheren  Wirbelthiere 
homodynam  sein.  Da  dieser  Körpertheil  des  Amphioxus  von  der 
Chorda  ganz  durchzogen  ist,  so  kaun  man  dessen  vorderen  Theil 
(der  hintere  wäre  dem  Halse  gleichwerthig,  dessen  Grenze  gegen 
den  Kopf  zu  nicht  anzugeben  ist)  als  Vorläufer  des  Spheno  occipital- 
theils  der  höheren  Wirbelthiere  betrachten.  Dabei  ist  natürlich  nur 
die  Anlage  der  Schädelbasis,  und  nicht  die  der  ganzen  Schädel- 
kapsel als  gegeben  zu  erachten.  Auch  dieser  Vergleich  giebt  einen 
Belag  dafür,  dass  der  vertebrale  Theil  des  Kopfes  der  ältere,  der 
ursprüngliche  und  der  prävertebrale  Theil  als  eine  spätere  Bil- 
dung aufzufassen  ist.  Löwe. 


Alex.  Schmidt,  Weitere  Untersuchungen  des  Blutserum,  des 
Eiereiweiss  und  der  Milch  durch  Dialyse  mittelst  geleimten 

Papiers.  PrLÜciKK’s  Arch.  XI.  1. 

Vf.  macht  zunächst  die  sehr  überraschende  Mittheilung,  dass 
das  von  ihm  benutzte  sogen,  englische  Pergamentpapier  kein  Per- 
gamentpapier, sondern  eine  mit  besonderer  Sorgfalt  hergestellte  Sorte 
gewöhnlichen  mit  Alaun  und  Leim  geleimten  Schreibpapiers  ist. 
100  gm.  des  Papiers  geben  an  kochendes  Wasser  im  Mittel  4,11  gm. 
Leim,  0,64  Kalialaun  und  0,79  andere  lösliche  Salze  ab.  Sehr  viel 
geringer  sind  die  Quantitäten  au  Leim  und  Alaun,  welche  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  in  die  alkalisch  reagironden  Eiweisslösungen 
oder  in  die  Diffusate  übertreten,  so  dass  diese  Verunreinigungen 
garnicht  in  Betracht  kommen.  Vf.  zieht  es  jetzt  vor,  das  de  la  Rce'- 
sche  Papier  durch  Extraction  mit  verdünnter  Salzsäure  und  Wasser 
zu  reinigen  und  dann  selbst  mit  einem  dünnen  Leimüborzug  zu  ver- 
sehen. Hierzu  geuügt  kurzes  Verweilen  in  einer  lpctigen  Leim- 
lösung. — Weiterhin  giebt  Schm,  die  von  ihm  befolgte  Methode  zur 
Bestimmung  des  Eiweiss  in  Blutserum  etc.  au.  Das  Blutserum  wird 


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Schmidt,  Untersnebungen  über  Eiweis». 


11 


neutralisirt,  mit  dem  lOfächen  Volumen  starken  Alcohols  gefüllt, 
24  Stunden  stehen  gelassen,  dann  gekocht,  abtiltrirt,  das  Goagulum 
mit  einem  Gemisch  von  10  Theilen  Alcohol  und  1 Theil  Wasser, 
dann  mit  absolutem  Alcohol,  endlich  mit  Aether  gewaschen.  Die 
löslichen  Salze,  die  in  der  Flüssigkeit  waren,  bleiben  dabei  gelöst, 
das  Eiweisscoagulum  enthält  nur  die  unlöslichen  Erdphosphate.  — 
Die  Quantität  des  durch  das  Papier  hindurchtretendeu  Eiweiss  ist 
bei  Verwendung  von  geleimtem  Papier  nicht  unbeträchtlich:  dauert 
die  Dialyse  2 — 3 Tage,  so  kann  bei  sehr  häutigem  Wechsel  des 
Wassers  der  grössere  Theil  des  Eiweiss  ins  Diffusat  übergehen. 
Nach  diesen  Vorbemerkungen  bespricht  Vf.  1)  das  Blutserum 
und  Eiereiweiss,  2)  die  Milch. 

1)  Dialysirt  man  verdünntes  Serum  oder  Lösungen  von  Hühner- 
eiweiss,  so  tritt  zuerst  ein  Stadium  ein,  in  dem  die  Lösung  beim 
Kochen  nicht  mehr  gerinnt  — sie  reagirt  indessen  alkalisch  und 
enthalt  noch  Spuren  von  Salzen.  Im  weiteren  Verlauf  der  Dialyse 
wird  die  Reaction  neutral,  die  Eiweisslösung  ist  frei  von  löslichen 
Salzen  und  hinterlässt  beim  Verbrennen  nur  Erdpbosphate.  Unter- 
wirft man  eine  angesäuerte  Lösung  der  Dialyse,  so  bleibt  sie  noch 
eine  Zeit  lang  gerinnungsfähig,  wenn  auch  schon  alle  Salze  aus  ihr 
entfernt  sind,  und  zwar  so  lange,  bis  auch  die  letzte  Spur  Säure 
ausgetreten  ist.  Die  Menge  der  im  Eiweiss  noch  enthaltenen  Erd- 
pbosphate nimmt  mit  der  Dauer  der  Dialyse  fortdauernd  ab  und 
zwar  nicht  nur  absolut,  sondern  auch  relativ  zur  Menge  des  Eiweiss 
— bis  auf  0,194  pCt.  des  Eiweiss.  Der  gelöste  Zustand  des  Eiweiss 
bängt  also  weder  von  dem  Alkaligehalt  noch  von  dem  Gehalt  an 
Erdphosphateu  ab  — das  Eiweiss  ist  vielmehr  ein  an  sich 
in  Wasser  löslicher  Körper.  Die  Erdphosphate  treten  iu  das 
Diffusat  über  in  Verbindung  mit  einem  stickstoffhaltigen  organischen 
Körper  und  bleiben  nach  Entfernung  des  ins  Diffusat  übergegangenen 
Eiweiss  in  Lösung. 

2)  Milch.  Den  früheren  Mittheilungen  des  Vf.  über  diesen  Ge- 

genstand wird  hier  noch  hinzugefügt,  dass  die  Säuerung  der  Milch- 
diffusate  auch  bei  Verwendung  von  alaunfreiem  Papier  eintritt,  also 
nicht  von  der  Gegenwart  dieses  abhängt,  in  manchen  Fällen  aber 
überhaupt  ausbleibt.  Ein  gewisser  Antbeil  der  Diffusatc  unterliegt 
der  Säuerung  überhaupt  nicht:  sammelt  man  nämlich  nach  Entfer- 

nung aller  löslichen  Salze  und  des  Milchzuckers  die  nun  erhaltenen 
Diffusatc  gesondert,  so  erhält  man  eine  Flüssigkeit,  welche  neben 
Erdpbosphaten  nur  noch  gewisse  organische  Substanzen  enthält  uud 
keine  Neigung  zum  Sauerwerden  zeigt.  Ebenso  wie  das  Albumin 
tritt  auch  das  Casein  zum  Theil  durch  das  Papier  hindurch.  Sehr 
eigenthümiieh  verhält  sich  die  durch  Dialyse  gereinigte  Milch  zu 
Lab.  Anfangs  nämlich  steigt  die  Gerinnungsfähigkeit  der  Milch 
durch  Lab,  d.  h.  die  Gerinnung  tritt  bei  niedrigerer  Temperatur  ein 


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Ewald,  Zucker  im  Hinte  einer  gemindert  Menschen. 


und  zwar  ist  die  Ursache  dieser  Erscheinung  die  Entfernung  der 
Alkalisalze,  welche  der  Gerinnung  entgegenwirkeu  — bei  weiterem 
Fortgang  der  Dialyse  dagegen  wird  die  Milch  ganz  unfähig,  durch 
Lab  zu  gerinnen  — es  muss  also  durch  Dialyse  ein  Körper  aus- 
treten, welcher  die  Labgerinnung  vermittelt.  Die  Gerinn- 
barkeit durch  Lab  kann  wieder  hergestellt  werden  durch  Zusatz  von 
Diffusat  zur  Milcb,  jedoch  wirken  in  dieser  Hinsicht  nur  die  Diffusate 
von  während  der  Dialyse  sauer  gewordener  Milch:  eine  spontane 
Säuerung  des  Diffusates  reicht  hierzu  nicht  aus. 

Zum  Schluss  wendet  sich  Vf.  gegen  Heynsics,  welcher  den 
Mangel  der  Gerinnbarkeit  der  SCHMiDTscben  Eiweisslösungen  auf 
ihren  Alkaligebalt  zurückzuführen  gesucht  hat.  Vf.  erwidert  da- 
gegen, dass  HEYN8IDS  überhaupt  keine  ganz  salzfreien  Lösungen  in 
Händen  gehabt  habe  und  dass  vollkommen  neutrale  Lösungen  von 
Eiweiss,  wenn  sie  von  Salzen  frei  sind,  gleichfalls  beim  Kochen  und 
Alcohoizusatz  nicht  gerinnen.  e.  äalkowski. 


A,  Ewald,  Nachweis  von  Zucker  im  Blute  eines  gesunden 

Menschen  durch  Reduction,  Gährung  und  Drehung.  Beri  kitn. 

Woehenachr.  1875.  No.  61  o.  62*) 

Der  Nachweis  von  Zucker  im  Blute  des  gesunden  Menschen, 
bisher  nur  aus  dem  Vorhandensein  eines  reducirenden  Körpers  ge- 
schlossen, wurde  mit  dem  Blute  eines  durch  Ruptur  der  Arteria 
pulmonalis  entstandenen  und  von  augenblicklichem  Tode  gefolgten 
Hämothorax  geliefert.  Es  gelang  durch  Behandlung  mit  absolutem 
Alcohol,  Bleizucker  u.  s.  w.  nach  den  üblichen  Methoden  ein  wäss- 
riges Extract,  welches  Reduction,  Gährung  und  Rechtsdrehung  zeigte, 
darzustellen.  Das  Blut  stammte  von  einem  jungen,  gesunden,  durch 
Quetschung  inmitten  der  Arbeit  verletztem  Manne.  Gleichzeitig  wird 
gezeigt,  dass  die  Angaben  Bouchardat’s,  die  Zersetzung  des  Blut- 
zuckers kurz  nach  dem  Tode  betreffend,  nur  für  höhere  Temperaturen 
Geltung  haben  und  eine  frühere  Angabe  E.’s,  nach  welcher  der  bei 
Nitrobenzolvergiftung  im  Harn  auftretende  Körper  Zucker  sei  (Cbl. 
1873,  819),  berichtigt,  v.  Mebing  hatte  bei  Wiederholung  dieser 
Versuche  zwar  das  ausgezeichnete  Reductionsverraögen,  aber  nicht 
die  gährende  Eigenschaft  der  fraglichen  Substanz  constatiren  können 
und  gefunden,  dass  dieselbe  linksdrehend  ist.  Hiervon  hat  sich  E. 
bei  gemeinsamer  Prüfung  der  MEBiNG’schen  Angaben  überzeugt  und 

*)  Mit  Rücksicht  auf  die  Mittheiluug  des  Herrn  v.  Mzbino  (Cbl.  1876,  No.  66) 
macht  uns  Herr  Ewald  du:  auf  aufmerksam,  dass  obige  Abhandlung,  genau  in  ihrem 
jetzigen  Wortlaut,  bereits  vor  4 Wochen  in  den  Händen  der  Redaction  der  Barl, 
klin.  Wochenschrift  gewesen  und  nur  anfällig  in  2 Theile  gespalten  ist.  Herrn 
v,  Mebiho's  Mittheiluug  giDg  der  Redactioo  erst  nach  dam  Erscheinen  des 
1.  Tbeils  zu.  D.  Red. 


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▼.  Q*6MiW4LD,  SterilitRt  geaulilechtskraokur  Frauen. 


13 


glaubt  fr  über  durch  eine  in  Verbindung  mit  den  alkalischen  Salzen 
des  Harns  aus  sich  selbst  gährendo  Hefe  getäuscht  worden  zu  3ain. 
Durch  genaue  Prüfung  des  Curare-,  Piquure-,  Aroylnitrit-  und  Milch- 
säure-Diabetes  wurde  das  Auftreten  von  Zucker  bei  diesen  Formen 
aaf’s  Neue  sicher  gestellt.  Senator. 


0.  v.  Grüne wald,  Veber  die  Sterilität  Geschlechtskranker 

Frauen.  Arch.  f.  Gynäk.  VIII.  S.  414. 

Die  Behinderung  der  Conception,  der  Vereinigung  von  Sperma 
und  Ovulum  spielt  unter  den  Ursachen  der  Sterilität  eine  sehr  unter- 
geordnete Rolle.  Angesichts  der  rechtwinkligen  Stellung  von  Uterus 
und  Vagina  zu  einander,  der  grossen  Hindernisse,  welche  der  Fort- 
bewegung der  Sperinatozoen  in  den  Genitalien  vieler  sehr  frucht- 
barer Thiere,  entgegenzustehen  scheinen,  kann  die  Vereinigung  des 
Spermas  mit  dem  Ei  nur  durch  selbstständige  Locomotion  der  Sper- 
matozoon bewerkstelligt  gedacht  werden.  Darum  aber  giebt  es  für 
den  Eintritt  des  Sperma  absolut  kein  mechanisches  Hinder- 
niss ausser  wirklichen  Atresien.  Fast  ausschliesslich  sieht  G. 
deshalb  die  Ursachen  der  Sterilität  in  der  durch  Krankheit  seiner 
Gewebe  herbeigeführten  Unfähigkeit  des  Uterus,  die  Bebrütung  des 
befruchteten  Eies  zu  Ende  zu  führen.  Diese  Ansicht  wird  unter 
Berücksichtigung  der  verschiedenen  Krankheitsformen  in  klarer, 
überzeugender  Weise  durchgeführt.  Unter  900  geschlechtsreifen,  in 
ehelichem  Verkehr  lebenden  uterinkranken  Frauen  waren  50  steril, 
und  in  über  50  pCt  bestand  die  Krankheit  in  entzündlichen  Affec- 
tionen.  Bekanntlich  wird  die  Schwangerschaft  auch  durch  andere 
acute  Erkrankungen  oft  unterbrochen,  ja  es  ist  sogar  wahrscheinlich, 
dass  solche  sowohl,  als  auch  chronische  Aligeineinerkrankuugen 
schon  auf  die  Entwickelungsfähigkeit  des  Eies  störend  eiuwirken 
können. 

Bei  der  Endometritis  ist  der  Cervix  meist  weiter  als  ge- 
wöhnlich, die  Menstruation  nicht  gestört,  das  Secret  für  die  Sperraa- 
tozoen  ebensowenig  gefährlich,  wie  z.  B.  bei  Carcinoma  uteri;  aber 
die  Krankheit  führt  doch  zur  Sterilität,  sobald  der  grösste  Theil  der 
Mucosa  (des  Corpus  uteri)  ergriffen  ist,  und  sicher  dann,  wenn 
schliesslich  das  Bindegewebe  zerstört  und  in  ein  dünnes  Biudege- 
webslager  verwandelt  ist.  Die  oft  bei  Schwangeren  gefundenen, 
schon  aus  der  Zeit  vor  der  Conception  stammenden  katarrhalischen 
Geschwüre  beweisen,  dass  das  Secret  die  Spurmatozoen  nicht 
tödtefe. 

Die  Mesometritis  hindert  die  Bebrütung  je  nach  dem 
Maasse  ihrer  Ausbreitung  mehr  oder  weniger,  während  die  Secretion 
hier  unbedeutend  ist,  und  eine  mechanische  Behinderung  nicht 
existirt  Am  häufigsten  ist  sie  die  Folge  von  Entbindungen,  und 


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14 


v.  GaüüRWAt.D,  Sterilität  geeohlechtakraoker  Frauen. 


daher  erklärt  es  sich,  dass  viele  der  hieran  leidenden  Frauen  schon 
nach  einer  Gravidität  steril  geworden  sind.  Während  von  den  durch 
Endometritis  steril  gewordenen  8,4  pCt.  geheilt  wurden,  concipirten 
von  den  mit  chronischer  Metritis  behafteten  nur  3,1  pCt. 

Para-  und  Perimetritis,  die  häufigen  Complicationen  Anderer 
Entzündungsformen  konnten  bei  10  pCt.  aller  sterilen  Frauen  als 
alleinige  Ursache  angesehen  werden.  Auch  siejwirken  störend  auf 
die  Ernährung  der  Gewebe  und  auf  die  Lagerung  der  Organe.  Sie 
beginneu  oft  schon  in  den  ersten  Wochen  der  Ehe  und  machen  oft 
Reeidive.  Der  Sitz  des  Exsudats  ist  wahrscheinlich  von  grösserem 
Einfluss  als  die  Grösse.  Dass  selbst  nach  langem  Bestehen  der- 
selben und  nach  langer  Sterilität  wieder  regelmässige  Schwanger- 
schaft eintreten  kann,  erklärt  sich  vielleicht  durch  allmähliche  Ent- 
wickelung eines  collateralen  Kreislaufs. 

Stenose  des  äusseren  Muttermundes  bestehen  niemals  genuin- 
idiopathisch,  sondern  6ind  ebenso  wie  die  unregelmässigen  Gestal- 
tungen der  Port.  vag.  (konische  Form)  Folgen  früherer  Entzündungen 
(Bindegewebshyperplasie,  Endometritis  mit  Conglutinationen,  Lagever- 
ändernngen),  und  nur  diese  letzteren  bewirken  die  so  oft  dabei  be- 
stehende Unfruchtbarkeit.  Die  Spaltung  heilt  die  Ernährungssörung, 
und  damit  (aber  selten)  auch  die  Sterilität. 

Malformationen  des  Cervix  entwickeln  sich  immer  durch 
katarrhalische  oder  Entzündungsvorgänge. 

In  Betreff  der  Schädlichkeit  der  Flexionen  steht  Vf.  auf 
Scanzoni's  Standpunkt.  Die  Sonde  dringt  fast  immer  ohne  Gewalt 
über  die  Knickungsstelle,  und  darum  ist  anzunehmen,  dass  der  Weg 
den  Spermatozoen  auch  nicht  versperrt  ist.  Conception  ist  darum 
hierbei  nichts  Seltenes.  Die  orthopädische  Behandlung  kann  anfäng- 
lich die  Ernährungsstörung  heben,  liefert  aber  selten  ein  gutes  Re- 
sultat. Intrauterinstifte  führen  bei  langem  Liegen  wohl  sicher  zu 
Endometritis  und  Verödung  der  Schleimhaut. 

Neubildungen  bindern  nicht,  so  lange  sie  local  beschränkt 
sind  und  die  Schleimhaut  nicht  besonders  in  Mitleidenschaft  gezogen 
haben.  Da  sie  letzteres  bei  langem  Bestehn  aber  immer  thun,  und 
ihre  Entfernung  meist  erst  nach  langem  Bestehn  vorgenommen  wird, 
so  tritt  nach  derselben  Schwangerschaft  fast  niemals  ein. 

Da  alle  diese  Erkrankungen  danu  am  störendsten  eiuwirken 
müssen,  wenn  an  die  Uterinschleimhaut  die  grössten  Ansprüche  für 
die  Anheftung  und  Ernährung  des  befruchteten  Eies  gemacht  werden, 
also  im  3. — 4.  Monat,  so  ist  es  erklärlich,  dass  um  diese  Zeit  die 
meisten  Aborte  eintreten,  dass  aber  auch  der  Abort  so  leicht  ein 
habitueller  wird.  v.  Haselberg. 


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Mabkwort  i HfjrxKK.  Prtco.  Chkrvrr. 


15 


E.  Markwort  & 6.  Hüfner,  lieber  ungeformte  Fermente  und 
ihre  Wirkungen.  Yierte  Abhandlung,  lieber  den  Einfluss 
der  Zeit  u.  s.  w.  auf  die  Menge  des  von  Emulsin  zersetzten 
Amygdalin.  Joiiro.  f.  pr.  Cb.  n.  v.  xi.  194—209. 

Die  Menge  des  bei  der  Einwirkung  von  Emulsin  nnf  Amygdalin  entstehenden 
Zucker»  bildet  eitlen  bequemen  Maassstab  für  die  Intensität  des  Processes.  Die  Vff. 
haben  mit  Benutzung  desselben  den  Einfluss  verschiedener  Momente  auf  diesen 
Fermenlationsvorgaug  festgestellt.  Die  Intensität  des  Processes  wächst  darnach 
proportional  der  Zeit  und  der  Temperatur  bis  etwa  50 — 51°,  nimmt  dann  wieder  ab. 
Dies«  Abnahme  hängt  von  der  Einwirkung  der  Temperatur  auf  die  Fermentlösung 
selbst  ab.  Wird  diese  — die  Emulsinlüsung  — vor  der  Mischuug  mit  dem  Amyg- 
dalin einige  Zeit  auf  60°  erwärmt,  so  bleibt  nie  noch  wirksam;  sie  nimmt  ab,  wenn 
die  Erwärmung  bis  70°  steigt,  wird  bei  90°  vernichtet.  Mit  zunehraeuder  Concen- 
tration  der  Lösnng  des  Emulsin  steigt  die  Grösse  des  Umsatzes,  ebenso  mit  wacb- 
sender  Concentration  der  Amygdalinlösung,  jedoch  nimmt  dieselbe  ab,  wenn  die 
Concentration  mehr  wie  G pCt.  beträgt.  Bei  der  Einwirknng  von  Diastase  auf 
Amylnm  beschränkt  nach  älteren  Versuchen  von  Schwarzer  auch  ein  zu  grosser 
Zusatz  von  Diastase  die  Zuckerbildung.  (Dem  Kef.  scheinen  die  mitgetheillen  Ver- 
suche alle  an  dem  priucipiellen  Fehler  zu  leiden,  dass  die  angewendeten  Mengen 
▼iel  zu  klein  siud.  Die  zu  Schlüssen  benutzten  Zahlen  liegen  entweder  noch  in 
den  Fehlergrenzen  oder  so  nahe  derselben,  dass  sie  mit  einer  grossen  Unsicherheit 
behaftet  sind).  E.  SalkowikL 

Pflug,  Struma  congenita.  Deutcbo  Zeitsehr.  f.  Thieriuedic.  I.  S.  349. 

Wie  beim  Menschen,  so  kommt  anch  bei  Tbiereo,  besonders  Schafen  und 
Ziegen,  congenitaler  Kropf  vor,  seltener  hereditär,  häufiger  enzootisch;  derselbe  ist 
meistens  ein  adenomatöser  und  die  Neubildung  von  Drüseubläsclieu  und  -Läppchen 
gebt  in  der  Weise  vor  sich,  dass  von  der  Wjuid  vorhandener  Follikel  kleiue  mit 
Epithel  bekleidetete  Zapfen  in  das  Lumen  hiueinwachsen,  welche  sich  später  ver- 
ästeln und  grosse  banmformige  Papillen  bilden  können.  Indem  nun  die  Aeste  der- 
selben untereinander  oder  mit  der  Follikel  wand  verwachsen,  werden  neue  Drüseu- 
bläscben  gebildet,  deren  Lumen  anfänglich  noch  mit  demjenigen  des  ursprünglichen 
Bläschens  zusammenhängt,  sich  aber  später  gänzlich  at^fchliesst,  wobei  die  es  er- 
füllende Colloidmasse  mit  abgeschnürt  wird.  Durch  ueue  Secrction  von  Colloid- 
raasse  wird  das  Bläschen  immer  grösser  und  es  kanu  nun  von  seiner  Wandung  aus 
wiederum  die  Bildung  von  papillöseu  Wucherungen  und  dio  Abschnürung  neuer 
Bläschen  n.  s.  w.  entstehen.  Vf.  meint,  dass  auch  die  sogen,  eingesenkten  Drüsen- 
gewebskröpfe  (Struma  cystica  pareucbymatosa)  nach  Obigem  in  der  Weise  zu  er- 
klären seien,  dass  die  die  Cyste  Ansfüllende  Drüsenmasse  eine  solche  papillöse 
Wucherung  darstelle.  Orth. 

D.  W.  Cheever,  Dislocatiou  of  tke  astragalus.  Boston  med.  and 

surg.  Jonrn.  1875.  26.  Aug. 

Durch  einen  Fall  aus  12  Fuss  Höhe,  wobei  der  linke  Fuss  auf  einen  Ziegelsteiu 
auftrat,  erlitt  ein  Zimmerraaun  eine  Fractur  des  Halses  des  Astragalns  mit  Luxation  des 
Körpers  nach  innen  und  unten.  Trotz  der  Durchschiieidung  aller  gespannten 
Sahnen  erwies  sich  die  Reposition  als  unmöglich.  Mau  entschloss  sich  daher  zu 
einem  exspectativen  Verhalten  nnd  nachdem  das  am  meisten  gespannte  Hautstück 
sich  brandig  abgestossen  batte,  erfolgte  die  Heilung  in  der  Weise,  dass  Pat.  nach 
& Monaten  an  einem  Stock  gehen  konnte.  — Ans  diesem  Falle  und  der  Durch- 
sicht der  einschlägigen  Literatur  zieht  Vf  den  Schluss,  dass  Abwarten  bei  ähn- 
lichen Verletzungen  stets  der  sofortigen  Exstirpation  des  Astragalus  vorzuziehen 
•ei.  E.  Küster. 


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16 


Duraia.  Dktl.  Ott  o. 


Desprfes,  Contnsion  profonde  de  talon  par  contpression.  L’Uuion 

mdd.  1875.  No.  73. 

Bei  Leoteo,  welche  durch  ihren  Beruf  gezwungen  sind,  viel  zu  gehen,  noch 
mehr  bei  denen,  welche  lenge  hinter  einander  stehen  mfissan,  findet  sich  oft  ein 
8chmerz  in  dem  einen  oder  anderen  Hacken,  je  nachdem  sieb  die  ermüdeten 
Menschen  mehr  auf  dem  einen  oder  anderen  Kusse  stützen.  Kuhn,  Tragen  einer 
Kantschuksoble,  am  besten  Aenderung  des  Berufs,  führt  au  baldiger  Heilung.  Vf. 
beobachtete  die  Affection  bei  mehreren  Polizisten  (Qardiens  de  la  paix).  Nicht 
die  Haut  oder  das  Periost,  sondern  vorwiegend  das  subentaue  Fettpolster  des 
Hackens  soll  nach  Vf.  durch  den  dauernden  Druck  leiden.  Bernhardt. 

J.  Dietl,  Experimentelle  Studien  über  die  Ausscheidung  des 

Eisens.  Wien.  Sitzungsber.  LXXl.  1876.  III.  Mai. 

Zu  dem  Versuch  diente  ein  etwa  6,6  Kilo  aebwerer  Hund,  der  eine  möglichst 
eiaenarme  Nahrung  erhielt  — sie  ganz  eisenfrei  zu  machen  gelang  nicht.  — In 
27  Tagen  nahm  das  Thier  ein  39,6  mgm.  Eisen  und  gab  ab  89,8  mgm.,  so  dass  es 
in  dieser  Zeit  60,3  mgm.  Eisen  von  seinem  Eisenvorratb  einbttsste.  Die  Ausschei- 
dung vertheilt«  sieb  in  der  ganzen  Zeit  ziemlich  gleichmassig  anf  die  einzelnen 
Tage;  im  Durchschnitt  betrag  sie  pro  Tag  3,326  mgm.  gegenüber  einer  Einnahme 
vou  1,462  mgm.  Der  Harn  enthielt  nur  Sparen  von  Eisen,  etwa  1 .76  mgm.  auf 
den  Liter,  täglich  wurde  eia  Wenig  über  100  ocm.  Harn  entleer);  .die  Hauptmenge 
des  Eisens  wurde  mit  dem  Koth  ausgesebieden,  der  durchschnittlich  0,06  pCt-  Eisen 
enthielt.  Als  Quelle  des  Eisens  in  den  Excreten  ist  offenbar  die  eisenreiche  Gelle 
anzusehen,  die  diesen  Stoff  wiederum  aus  dem  Blut  bezieht.  In  dem  vorliegenden 
Versnch  entspricht  der  tägliche  Eisenverluat  0,444  gm.  Hämoglobin,  so  dass  eiue 
längere  Fortsetzung  des  Versuchs  voraussichtlich  ein  sehr  erhebliches  Deficit  au 
Blutfarbstoff  ergeben  hätte. 

Nach  der  erwähnten  Versacbsperiode  wurden  dem  Thier  an  2 Tagen  eine 
sehr  eiseureiche  Kost  in  Form  eines  Eisenalbnminats  gereicht.  Der  eisenarme  flnnd 
schied  aber  das  überschüssige  Eisen  völlig  wieder  aus,  ohne  den  erlittenen  Verlast 
zu  decken.  In  der  entsprechenden  btägigen  Versuchsperiode  hatte  er  empfangen 
116  mgm.  Eisen  und  abgegeben  114.6  mgm.  Schiffer. 

A.  Otto,  Ueber  die  physiologische  Wirkung  des  Digitalin. 

Deutsch.  Arch.  f.  klin.  Med.  XVI.  8.  140. 

Nach  den  Beobachtungen  O.'s  ist  das  Digitalin  ein  in  hohem  Grade  Fieber 
erregendes  Mittel.  0,002  gm.  subcutan  iujicirt,  bewirkten  bei  Epileptikern  aber 
auch  bei  Gesunden  nach  mebrereu  (4—6)  Stunden  eiueu  Frostanfall  und  eiu  Stei- 
gerung der  Temperatur  bis  auf  40°  C.  und  darüber,  ln  gleichem  Maasse  stieg  die 
Pulsfrequenz.  Die  Papillen  erweiterten  sich  und  blieben  in  diesem  Zustand  bis 
zum  beginnenden  Abfall  der  Temperatur.  Dagegen  sank  die  Menge  und  das  epe- 
cifische  Gewicht  des  Harns  unter  die  Norm.  Innerhalb  10  Stunden  etwa  erreichte, 
der  Anfall  seine  Höhe,  worauf  ein  ungefähr  ebenso  langes  8tadium  der  Defer- 
vescenz  folgte,  wobei  die  Temperatur  häufig  einen  subnormalen  Stand  erreichte. 
Auch  bei  Darreichung  von  0,006  gm.  per  os  trat  derselbe  Effect  ein.  Das  Prä- 
parat war  von  Mkkck.  — Bezüglich  der  theoretischen  Schlussfolgerungen  ans 
diesen  merkwürdigen  Thatsacben  wird  auf  das  Original  verwiesen.  Schiffer. 


Einsendungen  Ihr  das  Oentralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N  J Krananlekatraaae  *4,  und  Profeseor  Boaanthal,  Erlangen,  oder  (unter  Belscblnse)  an 
die  Vertagabnodlung,  Berlin  (N.-WJ.  unter  den  Linden  68,  adreulren. 


Verlag  von  Augnat  Htracbwald  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  S.  Hermann  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
1—1  Bogen ; am  Sch  1dm« 
Je»  Jahrgang!  Titel,  Na- 
men- und  Sachregister. 


Centralblatt 

flir  die 


Preis  des  Jahrgänge« 
20  Mark;  su  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen and  Postens tnltcu. 


medicinischen  Wissenschaften. 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  uQd  Dr.  H.  Senator, 

Professor  ln  Erlangen.  Professor  in  Berlin. 


1876.  S.  Januar.  No.  2. 


Inhalt!  Webkh-Libl,  Function  der  Membran  de.  runden  Fenster.  (Orig. 
Mitth.).  — Meter  , Nieren  der  Flnssneanaogeo  (Orig.-Mitth.).  — 

BsiDBitH.iR,  enr  Kenntnis,  des  Pancreas.  — Skboeb  & N'owack,  Aus- 
scheidung von  Stickstoff.  — Ahltkld,  angeborener  Sacraltnmor  mit  spontanen 
Bewegungen.  — Feltz  h Bitteb,  Verschloss  des  Dnctna  cboledochua.  — 
Wusati,  Loftgeschwulst  über  dem  Warxenfortsatz.  — Mab.gli.ro,  dicroter 
uod  polycroter  Puls  — Qaybt,  merkwürdige  tiirnerkraukung.  — Qoibobt,  bös- 
artige galopirende  Syphilia.  — C olli  so  wo  bt  h , ßetro-uteriu-8obwangoracbaft.  — 
Obbbb,  Bildung  der  Cicatricola.  — Neckar»,  Hämatoblasten,  — Pocchst» 
Einfluss  des  Augeu Verschlusses  auf  das  Sehvermögen.  — Hkhuann  (Stesqkb), 
rar  Kenntniss  des  Hämoglobins.  — Rctskbebg,  Anlegung  einer  weiblichen  Harn- 
röhre. — Plese,  Behandlung  der  Amblyopie.  — Blyth,  infectiöse  Lungen- 
entzflndung.  — Pierbbt  & Tboisibb,  progressive  Mnskelatropbie.  — Kahles, 
Verhalten  der  Milch  bei  der  Scbmiercnr.  — 

Anzeige,  betreffend  den  internationalen  tned  Congress  in  Philadelphia.  — 
Druckfehler. 


Zur  Function  der  Membran  des  runden  Fensters  (Membrana 
tympaui  secundaria). 

Von  Dr.  Weber-Llel,  Docent  f.  Ohrenheilk.  in  Berlin. 

(Ans  dem  pbysiealiseben  Laboratorium  der  Universität.) 

Es  ist  durch  Burnett’s  Experimente  (vor  einigen  Jahren  unter 
der  Leitung  von  Geh.-Rath  Helmboltz  im  pbys.  Laboratorium  unter- 
nommen) gezeigt  worden  und  meine  Control- Versuche  haben  es  be- 
stätigt, dass  bei  Schallzuleitung  durch  den  äusseren  Gehürgang  die 
hierbei  bewirkten  Excursionen  der  Gehörknöchelchen  durch  die 
Labyrinthflüssigkeit  auf  die  Membran  des  runden  Fensters  über- 
tragen werden. 

Es  besteht  aber  noch  Verschiedenheit  der  Meinungen  darüber, 
ob  die  Membraua  tyrup.  secundaria  auch  direct  bei  der  Ueberleitung 
der  Schallwellen  vom  Trommelfell  auf’s  Labyrinth  betbeiligt  sei.  Die 
Experimente,  welche  s.  Z.  Job.  Müllek  zur  Entscheidung  dieser 
Frage  am  Phantom  (MüLLEB’sche  Flasche)  anstellte,  schienen  dieselbe 
zu  bejahen,  während  die  von  Schmiedekam  unter  Hknsen’s  Leitung 

XIV.  Jahrgang.  2 

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18 


Wkbib-Lki-,  Function  der  Membran  de«  runden  Fensters. 


nach  ähnlicher  Methode  unternommenen  Versuche  in  verneinendem 
Sinne  ausfielen. 

Ich  hatte  vor  einiger  Zeit  Gelegenheit  das  rechtsseitige  Gehör- 
organ einer  Frau  zu  untersuchen,  die  linkerseits  ganz  taub  gewesen 
war,  rechterseits  aber  noch  die  lauten , ihr  in’s  Ohr  gesprochenen 
Worte  hatte  verstehen  können.  Die  Section  wies  u.  A.  vollständige 
Synostose  des  stapos  im  ovalen  Fenster  nach,  das  ruude  Fenster  und 
die  Membra  desselben  zeigte  keine  Anomalien.  Wie  geschah  hier 
die  Ueberleitung  der  Schallschwingungen  auf  das  Labyrinth?  Poutzek 
nahm  für  solche  Fälle  an,  dass  die  Schallwellen  durch  die  Kopf- 
knochen  zum  Labyrinth  gelangen,  und  dass  die  auf  die  Labyrinth- 
flüssigkeit übertragene  Bewegung  am  runden  Fenster  einen  Ausweg 
finde.  Von  anderer  Seite  wurde  die  Annahme  geltend  gemacht,  dass 
für  das  Sprachverständniss,  d.  h.  für  in  der  Luft  fortschreitende  und 
auf  die  Kopfknochen  übergehende  Schallwellen  die  Membran  des 
runden  Fensters  nothwendig  sei.  VOLTOLINI  sprach  sich  dahin  aus, 
dass  bei  Synostose  der  Steigbügelsvorhofs-Verbindung  die  Schall- 
wellen durch  das  Trommelfell  auf  die  Luft  der  Trommelhöhle  und 
von  dieser  auf  die  Membrana  tympani  secundaria  übertragen 
würden. 

Versuche  an  Ohrpräparaten  zur  sicheren  Beantwortung  dieser 
Streit-Frage  sind  noch  nicht  gemacht.  Ich  führte  dieselben  aus  an  9 
frischen  Ohrpräparaten;  wovon  7 menchlichen  Leichen,  eiues  dem  Kalb 
und  eines  vom  Pferde  entnommen  waren.  Die  Experimente  wurden 
in  der  Weise  angestellt,  dass  ich  zunächst  an  dem  jedesmaligen 
Präparat  den  Boden  der  Paukenhöhle  und  soviel  der  hinteren  Wand 
von  den  Mastoldalzellen  her  entfernte,  um  die  Membran  in  der  Tiefe 
des  runden  Fensters  frei  übersehen  zu  können.  Als  Tonquellen 
dienten  theils  Orgelpfeifen,  theils  die  menschliche  Stimme.  Die 
Pfeifen  waren  an  ihrem  oberen  offenen  Ende  mit  einer  in  der  Mitte 
durchbohrten  Platte  gedeckt,  in  welche  eine  kurze  Glasröhre  endete. 
Diese  letztere  verband  ich  durch  einen  Gummischlauch  von  8 cm. 
Weite  mit  einer  in  den  äusseren  Gehörgang  des  Präparates  einge- 
kitteten, gleich  weiten  Glasröhre.  Die  Pfeifen  wurden  durch  einen 
mit  Windkasten  versehenen  Blasebalg  zum  Tönen  gebracht.  Der 
Grundton  der  Pfeiffen  hatte  c.  180,  210  und  540  Schwingungen  i.  d 
Sec.  Das  Präparat  wurde  fest  in  ein  Stativ  eingeschraubt  und  ge- 
stützt in  verschiedenen  Lagen  gebracht,  so  dass  mit  dem  Microscop 
(Lin.  Vergrösserung  40)  die  Fenstermembran  unter  verschiedenen 
Winkeln  leicht  zu  beobachten  war,  während  ich  durch  eine  Linse 
das  Licht  einer  Petroleumlampe  auf  dasselbe  concentrirte.  Diente 
die  Stimme  als  Tonquelle,  so  wurde  das  mit  einem  weiten  Ansatz- 
stück versehene  Ansatzstück  des  Gummiscblauches  an  den  Mund  ge- 
setzt. Traten  nun  Schwingungen  ein,  so  mussten  die  das  Licht  stark 
brechenden  Amylumkörnchen,  womit  die  interessirenden  Theile  des 


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Wcsig-Llst.,  Function  der  Membran  dee  runden  Fenster«  . 


19 


Präparates  leicht  bestäubt  waren,  oder  die  kleinen  Lichtreflexe  der 
feuchten  Membran  Excursionen  zeigen,  deren  Weite  und  Richtung 
durch  eine  im  Microscop  angebrachtes  Micrometer  bestimmt  werden 
konnte. 

Es  ergab  sich  nun  bei  der  Beobachtung  zuvörderst  die  Rich- 
tigkeit der  erwäimten  von  BUßNETT  gewonnenen  Resultate. 

1)  Wenn  man  jetzt  das  Ambos-Steigbügel-Gelenk  trennte,  den 
Ambos  etwas  seitlich  dislocirte  und  danach  die  Paukenhöhle  an  ihrer 
offen  gelegten  Seite  durch  ein  eingekittetes  Deckgläschen  fest  schloss, 
während  die  Tuba  E.  nur  eben  wie  angelehnt  offen  gehalten  wurde 
— und  nun  die  microscopische  Beobachtung  der  Fenster-Membran 
durch  das  Deckgläschen  hindurch  geschah,  so  zeigte  sich  fa6t  aus- 
nahmslos, dass  auch  unter  dieseu  Umständen  während  des  Antönens 
der  Pfeifen  oder  während  des  Singens  tieferer  Töne  die  Amylum- 
körnchen  oder  die  Licbtreflexe  der  Membran  Excursionen  machten, 
die  kaum  geringer  ausfielen  (1H:2)  als  vor  der  Trennung  des 
Ambossteigbügel-Gelenkes;  diese  Excursionen  konnten  aber  nur  an 
gewissen  Stellen  der  Membrana  tymp.  secundaria  wahrgenommen 
werden.  Sie  blieben  aus,  wenn  die  Paukenhöhle  wieder  geöffnet 
worden  war.  Am  Steigbügelköpfchen  und  Schenkel  waren  nur 
in  2 Fällen  gleicher  Zeit  die  Andeutung  einer  Bewegung  zu 
sehen. 

2)  Verdünnte  oder  verdichtete  man  an  denselben  Präparaten 
mit  geschlossener  Paukenhöhle  und  getrenntem  Ambos-Steigbügel- 
Gelenk  die  Luft  der  Paukenhöhle  per  Tubam  nur  schwächer,  so 
bemerkte  man  keiue  Veränderung  in  der  Weite  und  Richtung  der 
Excursionen;  dieselben  blieben  aber  aus  bei  so  zunehmender  Luft- 
verdichtung eher  bei  den  hohen  als  bei  den  tiefen  Tönen. 

3)  An  einer  Reihe  der  Präparate  wurde,  um  die  Ueberleitung 
der  Schallwellen  vom  ovalen  Fenster  her  auf  die  Membrana  tympani 
secundaria  ganz  auszuschliessen,  das  Labyrinth  geöffnet  und  der 
Vorbof  von  der  hinteren  Seite  biosgelegt.  Wenn  jetzt  die  Labyrinth- 
flüssigkeit ausgelaufen  war,  konnte  während  der  vom  Trommelfell 
her  zugeleiteten  Schallschwingungen  keine  Excursion  an  der  Fenster- 
Membran  mehr  wahrgenommen  werden.  Es  musste  dieser  negative 
Befund  aber  auf  den  von  Seiten  der  Labyrinthflüssigkeit  verloren 
gegangenen  Druck  bezogen  werden.  Deun  wenn  man  die  Schnecke 
von  der  Tubenseite  her  queer  durchsägte,  ein  entsprechend  dünnes 
Glasröhrchen  in  die  queer  durchschnittene  Scala  tympani  einsetzte, 
letztere  dann  wie  das  Glasröhrchen  in  verschiedener  Höhe  mit 
Wasser  füllte,  wodurch  wieder  ein  gewisser  Druck  auf  die  Labyrintb- 
seite  der  Membran  ausgeübt  wurde  und  wenn  man  nun  die  Pauken- 
höhle wieder  schloss,  so  traten  beim  Tönen  der  Pfeifen  oder  beim 
Singen  die  Excursionen  sofort  wieder  in  Erscheinung. 


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20 


Mktbb,  Nieren  der  Flnssneunaugen. 


4)  Wurde  bei  einigen  Präparaten  eine  Glasröhre  dem  Sehläfe- 
bein  aufgekittet  und  leitete  inan  durch  diese  (bei  unverletztem  Laby- 
rinth) mittelst  eines  Cautschukschlauches  die  Scballschwingungen 
den  Kopfknochen  zu,  so  waren  ebensowenig  bei  offener  wie  bei 
geschlossener  Paukenhöhle  irgend  welche  Excursionen  wahrzu- 
nehmen. 

Der  Ausfall  dieser  Untersuchungen*)  beweist,  dass  die  Membran 
des  runden  Fensters  auch  vom  Trommelfelle  her  durch  die  Luft- 
leitung der  Paukenhöhle  in  Schwingungen  versetzt  wird. 


Ueber  die  Nieren  der  Flussneunaugen  (Petromyzon  fluviatilis). 

Von  Fritz  Meyer  io  Leipeig. 

Ueber  die  Nieren  der  Flussneunaugen  liegen,  meines  Wissens, 
abgesehen  von  kleinen  Bemerkungen,  keine  histologischen  Unter- 
suchungen vor,  obgleich  dieselben  für  die  vergleichende  Anatomie 
und  Entwickelungsgeschichte  von  der  höchsten  Bedeutung  sind.  Es 
sei  mir  gestattet  hier  kurz  die  wichtigsten  Thatsachen  zu  veröffent- 
lichen. Ich  werde  an  anderer  Stelle  näher  auf  die  vergleichende 
Betrachtung  eingehen  und  die  nöthigen  Zeichnungen  beifügen. 

Bei  den  Neunaugen  hat  jede  der  beiden  Nieren  nur 
einen  ungefähr  9 cm.  langen  Glomerulus.  — Von  der  Aorta 
descendes  treten  auf  die  ventrale  Seite  der  ungefähr  9—10  cm. 
langen  Niere  in  unregelmässigen  Abständen  von  3 — 6 mm.  einzelne 
Gefässe,  welche,  nachdem  sich  dieselben  entweder  nicht,  oder  in 
2 — 4 Aeste  getheilt  haben,  auf  der  Mitte  der  ventralen  Seite  der 
Niere  wieder  zu  einem  Gefäss  vereinigen.  Dieses  verläuft  vom 
vorderen  bis  zum  hinteren  Ende  der  Niere,  dieser  zwar  eingesenkt 
aber  nicht  auf  seiner  ventralen  Seite  von  Nierenparenchym  bedeckt. 
Dieses  auf  der  ventralen  Seite  der  Niere  verlaufende  Gefäss  sendet 
nach  den  Seiten  und  nach  dem  Rücken  zu  zahlreiche  kleinere  Go- 
fässe,  welche  ein  Wundernetz  bilden  und  ca.  0,25  mm.  nach  den 
angegebenen  Richtungen  Vordringen.  Dieses  Wundernetz  bildet  den 
Glomerulus.  Wir  finden  auf  jeder  Niere  also  nur  einen  9 cm.  langen 
und  0,25  mm.  breiten  und  tiefen  Glomerulus,  dessen  Kapsel  nur  auf 
beiden  Seiten  und  dorsalwärts  vom  Nierenparenchym  begrenzt,  auf 
der  ventralen  Seite  dagegen  nur  vom  Bauchfell  bedeckt  wird.  Den 
Gefässen  des  Glomerulus  ist  eine  Endothelschicht  aufgelagert,  auch 
die  Kapsel  ist  innen  mit  einer  solchen  ausgekleidet. 

Von  der  Kapsel  nehmen  nach  den  Seiten  und  nach  dem  Rücken 
zu  die  Harnkanälchen  ihren  Anfang.  Auf  jedem  Querschnitt  sieht 

*)  Anm.  Ad  dieser  Stelle  siod  nur  die  allgemeinen  Daten  gegeben;  ausführ- 
lichere Mittheilungen  euch  über  anderweitige  Untersachnngen  über  das  Verbalten 
der  Membrana  tymp  secundaria  folgen  an  anderer  Stelle. 


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HMDsmum,  tur  Ronutniis  des  Pancreas. 


21 


man  3 — 5.  Die  Harnkanälchen  beginnen  mit  einer  mit  Flimmer- 
epithel versehenen,  trichterförmigen  Erweiterung,  welche  in  einen 
mit  Cylinderepithel  ausgestatteten  gewundenen  Canal  übergeht.  Ueber- 
haupt  lässt  sich  der  Verlauf  der  Harnkanälchen  in  ähnlicher  Weise 
constatiren,  wie  wir  denselben  bei  den  höheren  Wirbelthieren  finden,  . 
doch  ist  die  Ausbildung  der  einzelnen  Abtbeilungen  je  nach  dem 
Ursprung  in  der  Kapsel  eine  verschiedene.  Diejenigen  Harnkanäl- 
chen, welche  an  der  medialen  Seite  der  Kapsel  entspringen,  bilden 
lange  HENLE'scbe  Schleifen,  welche  sich  fast  über  die  ganze  dorsale 
Seite  der  Niere  erstrecken,  so  dass  hier  eine  Schleife  neben  der 
anderen  liegt;  dagegen  finden  |wir  die  Schleifen  bei  den  Harn- 
kanälchen, welche  auf  der  dorsalen  und  lateralen  Seite  der  Kapsel 
entspringen,  bedeutend  kürzer,  so  dass  es  oft  schwer  wird,  sich  von 
der  Existenz  derselben  zu  überzeugen,  immerhin  sind  dieselben  aber 
naebzuweisen.  Vor  der  Ausmündung  in  den  Harnleiter  findet  eine 
Vereinigung  mehrerer  Kanäle  zu  Sammelröhren  Statt;  diese  münden 
jedoch  nicht  direct  in  den  Harnleiter,  sondern  machen  erst  wieder 
eine  kurze  Biegung  nach  rückwärts  uro  jetzt  erst  in  den  Harn- 
leiter einzumünden.  Der  Letztere  verläuft  auf  einer  Abflachung  des 
äusseren  ventralen  Randes  der  Niere. 

Bei  Petromyzon  Planen  fand  ich  keine  abweichenden  Ver- 
hältnisse. 

Für  die  Phylogenie  ist  es  wichtig,  das  die  Olomeruli  der 
Selachier  sich  leicht  auf  den  Qlomerulus  der  Cyclostomen  zurück- 
fuhren lassen. 

Wahrscheinlich  ist  es,  dass  die  in  die  Bauchhöhle  mündenden 
Trichter  der  Atnphibieoniere  und  der  Vomiere  der  Cyclostonen 
homologe  Bildungen  der  aus  der  Bowman’schen  Kapsel  entspringen- 
den Harnkanälchen  der  Urnieren  sind. 


B.  Heidenhain,  Beiträge  zur  Kenntnis«  des  Pancreas.  Pflöge»’« 

Areb.  X.  687-682. 

H.  konnte  an  den  Zellen  des  Pancreas  folgende  sich  ausein- 
ander entwickelnde  Zustände  in  den  verschiedenen  Verdauungsstadien 
betrachten:  1.  Hungerzustand.  Die  körnige  Innenzone  nimmt  den 
grösseren,  die  homogene  Aussenzone  den  kleineren  Theil  der  Zellen 
ein.  2.  Erste  Verdauungsperiode,  innerhalb  deren  die  lebhafteste 
Absonderung  stattfindet.  Verkleinerung  der  gesummten  Zellen  durch 
Verbrauch  der  körnigen  Innenzone,  daneben  Ansatz  neuen  Materials 
an  die  Aussenzone,  so  dass  diese  sich  vergrössert.  3.  Zweite  Ver- 
dauungsperiode,  während  deren  die  Absonderung  sinkt  und  zum 
Stillstände  gelangt.  Neubildung  der  körnigen  Innenzone  auf  Kosten 
der  homogenen  Aussenzone,  äusserste  Verkleinerung  der  letzteren, 
Vergrös8erung  der  gesammten  Zellen.  4.  Bei  längerem  Hungern  all- 


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22 


Seigin  A Nowak,  Ausarbeidung  von  .Stickstoff, 


mähliche  Zunahme  der  letzteren  bis  zu  der  ursprünglichen  Ausdehnung, 
dabei  geringe  Verkleinerung  der  Innenzone.  — An  den  Zellen  findet 
also  während  ihrer  physiologischen  Tbätigkeit  ein  fortwährender 
Wandel  statt.  Stoffverbrauch  innen , Stoffansatz  aussen.  Innen  Um- 
wandlung der  Körnchen  in  Secretbestandtheile,  aussen  Verwendung 
des  Ernährungsmaterials  zur  Bildung  der  homogenen  Substanz,  die 
sich  ihrerseits  wieder  in  körnige  Masse  umsetzt.  Das  Gesammtbiid 
der  Zelle  hängt  von  der  relativen  Geschwindigkeit  ab,  mit  der  sieb 
diese  Processe  vollziehen.  In  der  ersten  Veränderungsperiode  findet 
schneller  Verbrauch  innen  und  schneller  Ansatz  aussen  statt;  in  der 
zweiten  Periode  vollzieht  sich  die  lebhafteste  Veränderung  an  der 
Grenze  der  Innen-  und  Aussenzone,  indem  die  Substanz  der  letzteren 
sich  in  die  der  ersteren  umwandelt.  Während  des  Hungerzustandes 
ist  der  Verbrauch  ein  minimaler,  der  Ansatz  ein  ebenfalls  langsamer, 
er  macht  sich  aber  doch  in  der  sichtbaren  Verbreitung  der  fast  ganz 
geschwundenen  Aussenzone  merklich  geltend.  Diesen  histologischen 
Veränderungen  entsprechend , ergab  sich  aus  den  chemischen  und 
vivisectorischen  Resultaten  H.’s,  dass  in  der  lebenden  Drüsenzelle 
zunächst  nicht  fertiges  Pancreatin  (Eiweissferment  des  Pancreas), 
sondern  nur  ein  eigenthümlicher  Mutterkörper  desselben  vorräthig 
ist,  und  unter  gewissen  Bedingungen  Pancreatin  frei  werden  lässt. 
Dieser  Mutterkörper,  von  H.  Zymogen  genannt,  stellt  wahrscheinlich 
eine  Verbindung  des  Pancreatins  mit  einem  Albuminate  dar.  Mit 
reichlicher  Absonderung  der  Drüse  sinkt  ihr  Zymogengehalt,  um 
sich  während  der  Ruhe  des  Organs  wieder  zu  regeneriren.  Dieser 
Regenerations-Process  tritt  an  einer  Drüse  mit  permanenter  Fistel, 
sobald  die  Secretiou  continuirlich  geworden  ist,  nicht  mehr  in  ge- 
nügendem Masse  ein. 

Ferner  liess  sich  zeigen,  dass  von  dem  verlängerten  Marke  aus, 
die  Wasserabsonderung  der  Drüse  beeinflusst  werden  kann,  auch 
wurde  es  durch  H.’s  Versuche  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich, 
dass  die  Ausscheidung  der  festen  Bestandtbeile  der  Drüsenzelle  und 
die  des  Wassers  nicht  Hand  in  Hand  geben,  sondern  jede  für  sich 
unter  directem  Nerveueinflusse  stehen.  Die  Bildung  des  Pancreatins 
ist  mit  complicirten  Umsetzungen  in  der  absondernden  Zelle  ver- 
bunden, bei  weichen  die  Entwickelung  freier  Säure  eine  Rolle  spielt. 

Löwe. 


J.  Seegen  & J.  Nowak,  Versuche  über  die  Ausscheidung  von 
Stickstoff  ans  den  im  Körper  umgesetzten  Eiweissstoffen. 

SiUuogsber.  d.  Wien.  Akad.  d.  Wiseeuscb.  1875.  LXXI.  3.  Abtb. 

Die  Vff.  haben  anknüpfend  an  die  Arbeiten  von  ReGNAüLT  und 
Reiset  die  Exhalationsproducte  auf  das  Vorhandensein  von  Stickstoff 
geprüft  und  zwar  mit  einem  besonderen  im  Original  beschriebenen 


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Skkokn  4 Nowak,  Ausscheidung  von  Stickstoff.  23 

Apparat.  Die  Versuche  wurden  angestellt  au  Hunden,  an  einer 
KaUe  und  an  einem  Hahn. 

Die  Versuche  2 und  3 an  noch  im  Wachsen  begriffenen  Hunden 
angeateilt  gaben  keine  uder  nur  eine  minimale  Vermehrung  der 
Stickstoffausscheidung,  ln  dem  Versuch  I mit  einem  ausgewachsenen 
Hunde  war  der  ätickstoffgehalt  in  dem  Aufenthaitsraum  des  Tbieres 
von  79,1  pCt.  auf  80  gestiegen  und  in  dem  Versuche  4,  gleichfalls 
mit  einem  ausgewachsenen  Hunde  angestellt,  war  der  Stickstoffgehalt 
ron  79,2  auf  84,6  pCt.  gestiegen,  ln  dem  letztgenannten  Versuche  war 
das  Thier  zu  Ende  des  Versuches  sehr  unwohl  und  atbmete  nicht 
normal. 

Der  Versuch  5 mit  einer  ausgewachsenen  Katze  dauerte 
tO  Stunden.  Der  Stickstoff  im  Apparate  war  von  78,6  auf  82,3  pCt. 
gestiegen.  Die  Versuche  6,  7 und  8 Bind  mit  einem  1200  gm. 
schweren  Hahne  angestellt,  ln  Versuch  6,  welcher  24  Stunden 
dauerte,  stieg  der  Stickstoffgehalt  von  79,1  auf  80,2.  In  Versuch  7, 
welcher  30  Stunden  dauerte,  war  der  Anfangsstickstoff  79,2,  das 
Endgas  enthielt  82,6  pCt.  und  im  Versuch  8,  welcher  40  Stunden 
dauerte,  enthielt  das  Anfangsgas  79,2  und  das  Endgas  82,8  pCt. 
Stickstoff. 

Wiewohl  die  Bestimmung  der  absoluten  Grösse  der  Stickstoff- 
ausscheidung zum  Verhältnisse  der  Nahrung  u.  s.  f.  weiterer  Ver- 
suchen Vorbehalten  bleibt,  versuchen  es  die  Vff.  aus  einigen  der  vor- 
liegenden Versuche  eine  annähernde  Vorstellung  über  die  Menge 
des  durch  die  Exbalation  ausgeschiedenen  Stickstoffes  zu  geben. 
Die  Katze  z.  B.  hatte  deu  Atmosphärenstickstoff  um  ein  Plus  von 
3,8  pCt.  vermehrt.  Die  Grösse  des  Luftraumes,  in  welchem  das 
Thier  eich  befand,  betrug  ca.  20  Litres,  das  Stickstoffplus,  welches 
das  Thier  aus  seinem  eigenen  Leibe  ausgeschieden  hatte,  war 
760  ccm.  •=  0,950  gm.  Der  Hahn  hat  im  Versuch  7 ein  Stickstoffplus 
von  3,4  pCt.  geliefert.  Der  Luftraum  war  bei  diesem  Versuche  auf 
12  Litres  eingeengt,  der  ausgeschiedene  Stickstoff  beträgt  408  ccm.  = 
0,510  gm.  Diese  Mengen  sind  mit  Rücksicht  auf  den  Umsatz  der 
kleinen  Thiere  gewiss  nicht  unbeträchtlich. 

Pkttknkofku  batte  gegenüber  deu  Versuchen  von  Regnault 
und  Reiset,  welche  ein  gleiches  Resultat  lieferten,  den  Einwurf  er- 
hoben, dass  sie  es  versäumt  haben,  den  wichtigen  Controlversuch  an- 
zustellen,  stickstofffreie  Körper  im  Versuchsraume  zu  verbrennen 
und  das  Eudgas  zu  analysiren.  S.  & N.  haben  dieser  Forderung 
Rechnung  getragen  und  in  ihrem  Apparate  mehrere  Verbrennungs- 
versuche mit  Alcohol  angestellt,  ln  beiden  Versuchen  war  das  Re- 
sultat ein  negatives,  das  Endgafc  war  in  seinem  ätickstoffgehalt  dem 
Anfangsgase  vollkommen  gleich.  j.  Roientbal. 


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24 


ABLrsLO,  angeborener  Sacraltnmor,  Kar.rz  & Rittes. 


Fr.  Ahlfeld,  Ein  zweites  Scbliewener  Kind;  ein  neuer  Fall 
von  anabhängigen  Bewegungen  in  einem  angeborenen  Sacral- 
tnmor.  Areb.  f.  Gyn.  VIII.  280. 

Ein  am  8.  April  1875  in  Gohlis  geborenes  Mädchen  trägt  am 
Steissende  eine  Geschwulst,  die  aus  2 durch  eine  seichte  Einschnü- 
rung von  einander  abgegrenzten  Hälften,  besteht,  einer  oberen,  von 
normaler  Haut  bedeckten,  dereu  Inhalt  durchscheinend  und  flüssig 
ist,  und  einer  unteren,  in  weicher  man  neben  gefüllten  Cysteuräuroen 
barte  Tbeile  nachweisen  kann,  ohne  jedoch  bestimmte,  einem  zweiten 
Fötus  angehöreude  Glieder  zu  erkennen.  Die  Haut  des  unteren 
Tumors  ist  stark  geröthet,  mit  langen  Wollhaaren  besetzt;  die  Pal- 
pation weist  strangförmige  Verbindungen  zwischen  ihm  und  dem 
Steissbeine  nach.  Von  der  Trennungsfurube  der  beiden  Tumoren 
gehen  bald  regelmässig,  bald  unregelmässig  wiederkehrende,  häufig 
längere  Zeit  hindurch  rhythmische  Zuckungen  aus,  die  sich  zumeist 
in  Wellenform  in  der  Oberfläche  der  beiden  Tumoren,  namentlich 
des  unteren,  fortsetzen.  Doch  ist  dies  nicht  das  einzige  Bewegungs- 
centrum, sondern  ganz  unerwartet,  macht  bisweilen  eine  nahegelegene 
andere  Stelle  ebenfalls  Zuckungen.  Diese  Bewegungen  sind  von 
Respiration,  von  Herzcontraction,  Ruhe  und  Bewegung  des  Kindes 
durchaus  unabhängig.  Ein  Zusammenhang  des  Tumors  mit  dem 
Rückenmarkskanal  scheint  nicht  zu  besteben. 

A.  hält  die  Geschwulst  für  einen  verkümmerten  Fötus,  der 
seinen  primären  Anheftungspunkt  an  der  LuscBKA’schen  Steissdrüse 
hatte  und  mit  letzterer  durch  die  durchzufühlenden  Stränge  zusam- 
menh≯  seine  harten  Theile  würden  also  Beckentheilen  entsprechen, 
eine  stark  verdünnte  umschriebene  Stelle  der  untern  Geschwulsthälfte 
vielleicht  einem  After;  die  stark  geröthete  Haut  würde  gleichfalls 
dem  Parasiten  angehören,  während  die  normale,  die  obere  Cyste  be- 
deckende Haut  dem  reifen  Kinde  zukäme. 

Betreffs  der  Bewegungen  pflichtet  der  Vf.  der  bei  dem 
Schliewener  Kinde  von  VisCHOW  und  v.  Lakgbnbeck  ausgesproche- 
nen Vermuthung  bei,  dass  sie  von  Muskelfasern  ausgehen,  welche 
unter  der  Oberfläche  der  Geschwulst  gelegen  sein  müssen  und  nicht 
von  einem  eingeschlossenen  2.  Fötus  herrübren.  Grswiu. 


V.  Feltz  et  H.  Ritter,  De  la  ligatore  du  canal  eholldoque  et 
parallele  entre  len  donnees  experimentales  et  les  donnern 
ciiuiques.  Jouru.  de  l'anat.  etc.  1876.  8.  406. 

In  Fortsetzung  früherer  Versuche  (Cbl.  1874,  814)  unterbanden 
die  Vtf.  den  Ductus  choledochus  und  machten  Blutuntersuchungen, 
deren  Ergebnisse  in  folgender  Tabelle  zusammengestellt  sind. 


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Filti  k Rittes,  Verschluss  des  Ductus  choledocbns. 


25 


No. 

I Lebensdauer 
nach  d.  Unterb. 

Fett  und  Cholesterin 
p.  Mille. 

Gallensäuren. 

1. 

3V,  Tag 

1,85 

zwischen  V1000 — s/iooo 

2. 

5 „ 

2,05 

über  2 i ooo 

3. 

10  „ 

1,40  davon  Chol.  0,101 

'Aooo 

4. 

27»  „ 

1|33  „ ii  0,25 

7iooo 

5. 

27*  „ 

1,07  „ „ 0,34 

über  3/100o 

6. 

30  „ 

0,71  „ „ 0,034 

7,000— 4 KXH),  Spuren 

von  Galienfarbstoff 

7. 

27*  „ 

6,50 

über  7l000 

8. 

2V«  » 

1,75  „ „ 0,38 

Viooo  7,000 

9. 

8 „ 

1,90  „ „ 0,50 

10/,ooo  l7,ooo>  Spuren 

von  Gallenfarbstoff. 

Oie  Hunde  der  7 ersten  Versuche  waren  mit  Suppen,  die  der 
3 letzten  mit  viel  Pferdefleisch  und  Brod  gefüttert  worden.  Zum 
Vergleich  untersuchten  sie  das  Blut  nicht  operirter  ebenso  gefütterter 
Hunde  und  fanden  bei  der  ersten  Fütterungsart  in  2 Untersuchungen 
0,919  und  0,976,  bei  der  zweiten  1,07  p.  Mille  (die  Vff.  schreiben 
bald  pro  1000  bald  pro  100  Cholesterin),  niemals  Gallensäuren. 
Die  quantitative  Bestimmung  der  letzteren  geschah  colorimetrisch  mti 
Hülfe  der  PETTENKOFEH’schen  Probe  und  einer  Gallensäurelösung  von 
bekanntem  Oehalt. 

Im  Urin  war  der  Gallenfarbstoff  stets  nachzuweisen , bevor 
eine  icteriscbe  Färbung  (der  Coujunctiven)  eintrat.  In  der  Leber 
fand  sich  körnige  Fmtartung  der  Zellen  und  Abstossung  des  Epithels 
der  Gallengefässe ; die  Nieren,  Muskelu  und  das  Nervensystem 
zeigten  keine  Veränderungen.  Oie  Zunahme  des  Fettes  im  Blute 
ist  nach  den  Vff.  höchstwahrscheinlich  auf  die  Einwirkung  der  Salze 
der  Galle  (Gallensäuren.  Ref.)  zu  schieben. 

In  den  früheren  Versuchen  mit  Einspritzung  von  Gallenbe- 
standtheilen  waren  die  bekannten  schweren  Zufälle,  die  Blutergüsse 
und  nervösen  Störungen,  die  Dünnflüssigkeit  des  Blutes,  die  Ab- 
nahme seiner  rothen  und  Zunahme  seiner  weisscn  Körperchen  und 
die  verminderte  Fähigkeit  Sauerstoff  aufzunehmen,  viel  starker  aus- 
gesprochen, offenbar  weil  dabei  in  kurzer  Zeit  eine  grössere  Menge 
von  Gallenbestandtheilen  ins  Blut  kommen,  als  bei  der  Unterbindung, 
bei  welcher  allmählich  auch  eine  Abnahme  der  Gallenbildung  ein- 
tritt.  Aehnlich  erklären  die  Vff.  den  verschiedenen  Verlauf  von  mit 
Gelbsucht  einhergehenden  Krankheiten  aus  der  verminderten  oder 
unverminderten  oder  gar  verstärkten  Bildung  von  Galle  neben 
der  Resorption  derselben.  In  letzterem  Fall,  der  unter  Anderem 
z.  B.  bei  Metallvergiftungen  stattbaben  soll,  treteu  die  Erscheinungen 
des  Icterus  gravis  auf.  Senator. 


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26 


WaaKnia,  Loftguchwnl»t  Aber  dem  WsrienforUat* 


Wernher,  Enorme  Lnftgeschwulst  durch  spontane  Dehiscene 
der  Zellen  des  Warzenfortsatzes  entstanden.  Heilung  nach 
Tierjähriger  Dauer.  Deutsch.  Zeitechr.  f.  Chir.  in. 

Nach  heftigem  Niessen  batte  aich  vor  4 Jahren  bei  einem 
20jährigen  Weber  ein  taubeneigrosser  Tumor  über  dem  rechten 
Warzenfortsatz  ohne  Schmerz  gebildet.  Druck  brachte  die  Geschwulst 
momentan  zurück,  sie  kehrte  aber  sofort  bei  der  Exspiration  wieder. 
Nach  langsamen  Wachsthum  bis  zur  Faustgrösse  konnte  die  Ge- 
schwulst nur  noch  durch  Druck  verkleinert,  aber  nicht  mehr  völlig 
reponirt  werden. 

Bei  der  Untersuchung  reichte  die  colossale  Geschwulst  über 
die  ganze  rechte  Kopfhälfte;  sie  war  flach  mit  breiter  Basis,  die 
Oberfläche  uneben,  grossböckerig,  in  3 grössere,  flach  abgerundete 
Hügel  getheilt,  von  welchen  der  steilste  über  dem  Hinterhaupt  lag, 
ein  mehr  flacher  den  Scheitel  deckte.  Abhebung  der  Haut  des 
Tumors  vom  Knochen  l1/* — 2".  Sonst,  Haut  normal.  Völlige 

Schmerzlosigkeit  des  Tumors  bei  Druck,  wobei  sich  der  Inhalt  nach 
allen  Seiten  treiben  liess.  Warzenfortsatz  seiner  ganzen  Lange  nach 
gespalten  fühlbar.  In  die  dreieckige,  nach  unten  spitz  zulaufeude 
Spalte  liess  sich  fast  die  ganze  Länge  einer  Phalanx  eindrücken. 
Percussion  überall  sonor.  Bei  abwechselnder  Compression  hörte 
man  mit  aufgelegtem  Ohr,  ein  schönes  Blasebalggeräusch,  aber 
nirgends  emphysematosen  Crepitus.  Schwellung  und  Prallerwerden  des 
Tumors  beim  Niessen  und  beim  Valsava'schen  Versuch.  Langsamer 
kaum  merkliche  Verkleinerung  des  Tumors  bei  Compression,  dabei 
Gefühl  des  Kranken  als  ob  Luft  in  den  Rachen,  ausströme  mit 
mehrmaligen  Atbembesehwerden.  Keine  sichtbaren  Verände- 
rungen am  Ohr.  Gehörschärfe  etwas  abgestumpft,  auf  der  kranken 
Seite  Compressiv verband  ohne  bleibende  Wirkung,  erleichterte^ 
aber  die  nähere  Untersuchung,  welche  die  obigen  Angaben  be- 
stätigte. Während  des  Zurückdrängens  der  Luft  häufiges  Gasauf- 
stossen,  aber  keine  Respirationsbescbwerden.  Die  12  tägige  Com- 
pression hatte  selbst  nach  vorheriger  Entfernung  der  Luft  mittelst 
eines  Explorationstroicart  keinen  Erfolg. 

Hiernach  wurde  versucht,  durch  Erzeugung  adhäsiver  Ent- 
zündung , die  Communicationsoffnuug  und  den  Höhlenraum  zu 
schliesseu.  Rings  um  die  Spalte  im  Warzenfortsatz  wurde  ein  kleiner 
Theil  des  Tumors  durch  Fingerdruck  abgesperrt  und  in  den  abge- 
sperrten Raum  Jodtinctur  eingespritzt.  Die  drei  ersten  Einspritzungen 
brachten  nur  Verkleinerung  der  Geschwulst  zu  Stande,  erst  die  letzte 
Injection  in  den  obersten,  unmittelbar  über  dem  Scheitel  gelegene, 
noch  Luft  enthaltende  Theil  des  Tumors  brachte  völlige  Heilung, 
die  durch  Druckverband  noch  unterstützt  worden  war. 

Moos  (Heidelberg). 


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Mi»iOLU»o,  dicroter  und  polyrroter  Puls. 


27 


E.  Maragliano,  II  dlcrotismo  ed  il  policrotismo.  studi  »perimenuii. 

Bologna  1876.  69  Stn. 

Die  Untersuchungen  M.'s  sind  mittelst  des  MABET’schen 
Spbygmograpben,  welcher  noch  ein  wenig  modificirt  wurde,  theils 
an  elastischen  oder  starrwandigen  Röhren  ausgel'Qbrt.  Nach  einer 
geschichtlichen  Darstellung  versucht  M.  darzuthun,  dass  der  Dicro- 
tismus  und  Polycrotismus  dem  Pulse  als  solchem  zukotnme  und  nicht 
etwa  in  Bedingungen  seinen  Grund  haben,  welche  ausserhalb  desselben, 
beispielsweise  in  einer  fehlerhaften  Beschaffenheit  des  Instrumentes 
gelegen  seien.  Der  dicrote  oder  polycrote  Cbaracter  einer  Puls- 
curve  bleibt  bei  einer  Person  im  Wesentlichen  vollkommen  derselbe, 
mag  man  das  Instrument  genau  auf  eine  Arterie  aufsetzen  oder  es 
ihr  seitlich  appliciren,  den  Zeichenhebel  fest  oder  lose  Anziehen,  den 
Arm  erheben  oder  senken,  die  Respiration  frei  vom  Willen  oder  sie 
während  der  Ein-  oder  Ausathmung  sistiren  lassen,  und  nur  stürmische 
körperliche  Bewegungen  ändern  in  etwas  die  Gestalt  einer  Pulscurve. 

Die  secundären  Erhebungen  der  Pulswelle  hängen  nicht  vom 
Herzen  ab,  denn  wenn  man  bei  einem  und  demselben  Individuum 
an  den  verschiedenen  Körperarterien  Pulse  zeichnet,  so  zeigt  sie  ein 
Theil  derselben  in  mehr  oder  minder  ausgesprochener  Weise,  während 
sie  dem  anderen  vollkommen  fehlen  können. 

An  elastischen  Röhren,  welche  mit  einer  Pumpe  in  Verbindung 
gesetzt  werden,  lässt  sich  der  Nachweis  führen,  dass  die  Erscheinung 
des  Dicrotismus  und  Polycrotismus  sofort  zu  Tage  tritt,  wenn  man 
die  Ausflussöffnung  des  Rohres  genügend  verengt.  Ausserdem 
nimmt  die  Erscheinung  um  so  mehr  zu,  je  kräftiger  der  Stempel 
vorgetrieben  wird.  Genau  dieselben  Erfahrungen  kann  man  am 
Menschen  machen.  Compression  von  Arterien,  auch  von  entfernteren 
Schlagadern,  lassen  den  Dicrotismus  und  Polycrotismus  eines  Pulses 
sehr  viel  deutlicher  zum  Vorschein  kommen.  Man  lasse  die  Hand 
zur  Faust  ballen  und  vermehre  damit  die  Widerstände  für  den  Blut- 
druck in  der  Radialarterie,  und  man  wird  in  ihr  den  Dicrotismus 
des  Pulses  deutlicher  finden.  Im  Gegensatz  dazu  lässt  sich  an  ge- 
schwächten Personen,  au  Reconvaleszenten,  bei  welchen  das  Herz 
mit  geringer  Energie  arbeitet,  zeigen,  dass  ein  Puls,  welcher  in  der 
Rückenlage  dicrot  ist,  seinen  Dicrotismus  verliert,  sobald  man  den 
Kranken  sich  aufrichten  lässt.  Der  Dicrotismus  des  Pulses  ist  also 
eine  Function  des  intravasculären  Druckes. 

Auch  Versuche  an  starrwandigen  Röhren  führen  den  Vf.  zu 
dem  Resultat,  dass  die  Gefässwand  niemals  den  Dicrotismus  her- 
vor ruft,  dass  sie  denselben  aber  modificiren  kann  und  falls  sie 
elastisch  ist,  seine  Fortpflanzung  begünstigt. 

Aus  allen  seinen  Versuchen  zieht  M.  folgende  Schlüsse: 
1)  Der  Dicrotismus  und  Polycrotismus  werden  durch  secundäre 
Weilen  in  centripetaler  Richtung  hervorgebracht.  2)  Diese  Wellen 


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28 


Gatit,  merkwürdige  Hirnerkranknag. 


entstehen  entweder,  wenn  der  Blutabfluss  behindert  ist,  oder  wenn 
der  intravasculäre  Druck  steigt,  oder  wenn  die  Energie  und  Schnel- 
ligkeit der  Herzaction  wächst.  3)  Der  Dicrotismus  und  Polycro- 
tisraus  bilden  locale  Erscheinungen  einzelner  Gefässe  und  kommen 
nicht  allen  Zweigen  des  gesamraten  Arterienbaucs  gleicbmässig  zu. 
4)  Die  Elasticität  der  Arterien wandung  hat  keinen  Einfluss  auf  die 
Eutstebung  der  secundären  Elevationen.  5)  Die  Arterienwan- 
dungen pflanzen  die  Erscheinung  fort  und  lassen  sie  fühlbar  werden. 
6)  Je  grösser  die  Elasticität  der  Arterienwandung  ist,  desto  leichter 
lassen  sich  die  secundären  Wellen  fühlen  und  graphisch  darstellen. 

Eichhorst 


Gayet , Affection  enclphalique  (enc£phalite  diffuse  probable). 

Arcb.  de  pbjsiol.  etc.  1876.  341 — 351. 

Nach  einem  plötzlichen  Schreck  hatte  sieb  bei  einem  28 jährigen 
Mann  folgender  Zustand  eingestellt,  welcher  nach  mehrmonatlicher 
Dauer  schliesslich  einen  tödtlichcu  Ausgang  nahm.  Das  Initialsymptom 
war  ein  Strabismus  divergens  (unvollkommene  Lähmung  beider 
Nv.  oculomot).  Die  Intelligenz  blieb  bis  zum  Tode  intact,  wurde 
aber  oft  beeinträchtigt  durch  eine  unbezwingliche  Schlafsucht,  welche 
bis  zum  Lebensende  hin  dauernd  zunahm.  Während  die  Sensibilität 
ungestört  blieb,  war  die  motorische  Sphäre  theils  durch  die  be- 
täubende Schlafsucht,  theils  durch  eine  factische,  die  rechte  Seite 
betreffende  LähmuDg  betroffen,  eine  Lähmung,  welche  in  unerklärter 
Weise  sich  zeitweilig  besserte  oder  verschlimmerte.  Die  Secretionen 
gingen  regelmässig  von  StatteD.  Temperatur  war  nie  über  38,5, 
der  Urin  ist  leider  nicht  genau  genug  untersucht;  der  der  Leiche 
entnommene  enthielt  weder  Eiweiss,  noch  Zucker.  Die  Obduction 
zeigte  eine  enorme  Röthung  und  Erweichung  der  oberen  Etagen 
beider  Hirnstiele,  des  aquaed.  Sylvii  und  seiner  Umgebung,  der 
beiderseitigen  subst.  nigr.  pedunc,  der  crura  cerebelli  ad  emin.  quadrig., 
und  beider  thalam.  optici.  — 

In  der  Epikrise  zu  diesem  interessanten  Fall  erwähnt  Vf.  der 
Meinungen  verschiedener  Autoren  von  der  Wichtigkeit  der  thal.  opt. 
in  Betreff  ihrer  Function  der  Ausarbeitung  sensibler  und  sensitiver 
Eindrücke,  ihre  durch  die  Krankheit  behinderte  Thätigkeit  erklärt 
vielleicht  die  Schlafsucht  Die  Gedanken  des  Vf.'s  über  den  Einfluss 
der  forcirten,  durch  die  Oculomotoriuslähmung  bedingten  Augen- 
stellung auf  das  Zustandekommen  der  Schlafsucht,  über  das  Fehlen 
der  Zwaugsbewegungen  bei  offenbarer  Läsion  der  sonst  dieses 
Phänomen  bewirkenden  Theilc,  siche  im  Original.  Bernhardt. 


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Grtsocr,  galopirende  Syphilis.  Colukowobth,  Retro-uterin-Scliwaogerscheft  29 

£.  Guiboat,  De  la  syphilis  maligne  galopante.  Union  mit.  i8?&. 

No.  61,  62. 

G.  beschreibt  2 Falle  von  Rupia  syphilitica,  welche  mit  allge- 
meiner Kachexie  einhergehen.  Die  Kranken  haben  starkes  Fieber, 
Decubitus  und  Schlaflosigkeit.  Beide  Fälle,  ein  Mann  und  ein 
Mädchen  im  Alter  von  25  bis  30  Jahren,  haben  vor  9 Wochen  die 
Primäraffection  gehabt.  — Die  bösartige  galopirende  Syphilis  kann 
als  primitive  oder  als  tardive  Erscheinung  auftreten.  Im  ersteren 
Falle  ist  sie  die  echte  Allgemeinerscheinung  der  Lues  ohne  jeden 
vorhergehenden  Ausschlag,  im  zweiten  Falle  erscheint  sie  nach  ver- 
schiedenen, normal  verlaufenden  Exanthemen,  plötzlich  unter  bedeu- 
tenden allgemeinen  Störungen.  In  beiden  Fällen  sind  mangelnde 
Behandlung,  schlechte  Hygiene  und  Verschlechterung  des  allgemeinen 
Kräftezustandes,  besonders  durch  Excesse,  Entbehrungen  und  Stra- 
patzen  die  Veranlassung. 

In  den  vorliegenden  Fällen  lagen  ähnliche  Gründe  für  das 
Mädchen  vor,  welche  übrigens  schon  als  erste  Erscheinung  der 
Infection  einen  phagedänischen  Schanker  gehabt  hatte.  Der  junge 
Mann  dagegen  ist  sehr  robust  gewesen  und  von  vornherein  lege 
artis  behandelt.  Hier  muss  eine  besondere  Idiosyncrasie  oder  ein 
abnormes  Quantum  aufgenommenen  syphilitischen  Virus  (??)  ver- 
mutbet werden. 

Die  Diagnose  ist  in  allen  Fällen  eine  ernste,  selbst  quoad  vitam.  — 
Die  Therapie  muss  eine  sehr  vorsichtige  sein.  Sofortige  Anwendung 
von  Mercur  oder  Jod  sind  contraindicirt  durch  die  allgemeine 
Schwäche  und  das  Fieber.  Zunächst  sind  gute  Luft,  aromatische 
Bäder,  Klystiere,  Wein,  Fleisch  etc.  angezeigt,  Strychnin  vor  den 
Mahlzeiten.  Sobald  die  Kräfte  gehoben  und  das  Fieber  vermindert 
ist,  wird  5 Decigr.  Jodkali  zuerst  bei  einer,  dann  bei  zwei,  endlich 
bei  allen  drei  Mahlzeiten  gegeben,  daneben  Hydrg.  jod.  Hav.  0,03 
einmal  täglich,  oder  Einreibungen  und  Schwefelbäder.  — Nach  zwei 
Monaten  waren  beide  Fälle  unter  dieser  Behandlung  geheilt,  o.  Simon. 


Uullingworth,  fase  of  retro-  uterine  fetation.  Obet  Jonrn.  of 
Qr.  Brit.  etc.  XXXI.  1076.  S.  448. 

Bei  einer  36  jährigen  Nullipara,  die  seit  9 Monaten  ihre  Regel 
vermisste,  seitdem  unter  Zunahme  des  Leibesumfangs  paroxysmen- 
artige  Schmerzen  im  Unterbauch  gehabt  und  2 Mal  blutige  Flüssig- 
keit aus  der  Scheide  verloren  hatte,  wurde  ein  Tumor  gefunden,  der 
bis  über  den  Nabel  reichte,  mit  dem  der  Uterus  nicht  verbunden  zu 
sein  schien.  Das  Allgemeinbefinden  der  Pat.  verschlechterte  sich 
mehr  und  mehr,  so  dass  am  25.  April  eine  Probepunction  des  für 
eine  vereiternde  Ovarialcyste  gehaltenen  Tumors  vorgenommen  wurde. 
Es  entleerte  sich  eine  dunkelrotbe,  trübe,  schwach  alkalische  Flüssig- 


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30 


Gämse.  Nkbm»»*.  Pocchbt. 


keit,  welche  Eiter  UDd  Blutkörperchen  enthielt  7 Tage  später  wurde 
zur  Incision  geschritten  und  nun  in  den  grossen  Hohlraum  die  Ueber- 
reste  eines  verfaulenden  Fötus  gefunden,  von  ungefähr  3 cm.  Länge, 
dessen  Eingeweide  in  eine  breiige  Masse  umgewandelt  waren.  Von 
Placenta  und  Nabelstrang  war  keine  Spur  mehr  aufzufinden.  Nach 
Reinigung  des  EiBackes  wurde  die  Bauchwunde,  an  der  die  Oeffnung 
jenes  rings  herum  fast  adhaerent  war,  bis  auf  eine  kleine  zur 
Ausspülung  bestimmte  Oeffnung  geschlossen.  Pat.  starb  5 Tage 
später. 

Bei  der  Autopsie  erschien  das  Netz  der  Aussenwand  des  Ei- 
sackes fast  adhaerent.  Der  Sack  war  15  cm.  lang  und  ebenso  breit, 
seine  Wandungen  stellenweise  sehr  dünn.  Auch  die  Blase  war  fest 
mit  dem  Sack  verwachsen.  Der  etwas  verlängerte  Uterus  zeigte 
einen  kleinen,  dem  Fundus  adhaerirenden  Polypen;  das  ganze  Organ 
war  etwas  nach  rechts  verdrängt,  durch  den  von  links  mit  ihm  ver- 
wachsenen Eisack.  Beide  Ovarien  und  die  rechte  Tube  normal. 
Die  linke  Tube,  welche  in  ganzer  Ausdehnung  in  der  Eisackwand 
verlief,  war  etwa  l)i  cm.  vom  uterinen  Ende  entfernt  obliterirt. 
Eine  kleine  Oeffnung  in  der  Innenwand  des  Sacks  legte  es  nahe 
anzunehmen,  dass  hier  eine  Communication  zwichen  dem  Tuben- 
lumen und  der  Eihöhle  bestanden.  Auch  auf  dem  Secirtisch  wurde, 
wie  eB  scheint,  der  Sitz  der  Placenta  nicht  aufgefunden,  a.  Martin. 


M.  Z.  Gerbe,  Da  liea  ot'i  sc  forme  la  cicatricule  chez  les  poissons 
ossenx.  Journ.  de  l'Anat.  1875.  S.  32». 

Bei  den  Knorpelfischen  ist  die  Cicetrioula  schon  im  Eierstocksei  sichtbar| 
während  sie  bei  den  Knochenfischen  erat  nach  dem  Legen  der  Eier  erscheint.  Die 
Furebung  der  Fischeier  ist  unabhängig  von  der  Befruchtung,  nur  geht  bei  unbe- 
fruchteten Eiern  die  schwächer  entwickelte  Cicatricule  sehr  bald  zu  Grunde.  Die 
Cicatricula  zeigt  sich  an  Knochenfischen  immer  der  Micropyle  gegenüber.  Wenn 
die  Eier  ins  Wasser  fallen,  dringt  Wasser  zwischen  Zone  pellucida  and  Eiinbalt 
hinein  uud  löst  den  Dotter  ganz  von  der  Schaala  ab.  Der  Dotter  frei  geworden, 
schwimmt  in  der  Flüssigkeit  und  macht  eine  Drehung,  durch  welche  die  Cicatricula 
schliesslich  ganz  von  der  Micropyle  abgedrängt  wird.  lüws. 

E.  Neuniann,  Die  Ueitzmauu’scheu  Hiimatoblasten.  Arcb.  f.  miur. 

Anat  XI.  8.  16». 

N.  widmet  der  neuerdings  von  C.  Hkitzmann  (Cbl.  1873,  477,  623)  aufge* 
stellten  abenteuerlichen  Theorie  der  Blutbildong  aus  den  sogen.  Hkraatoblasteu 
eine  sehr  ausführliche  Widerlegung  und  hebt  besonders  hervor,  dass  die  Hkxts- 
MAHK’schen  Hämatoblasteu  — was  sie  auch  sein  mögen  — mit  den  von  M.  io  dem 
Knocbeumarke  aufgefuudeneu  Entwicklungsstufen  von  rotbeu  Blutkörperchen 
Nichts  gemein  haben.  Boll  (Rom). 

Pouchet,  Exp6rience  snr  la  vue  de  chien.  Union mdd.  1876.  No.». 

P.  bat  einem  Hunde  sofort  nach  dessen  Gebart  das  linke  Auge  durch  eins 
Lidnabt  verschlossen.  Hach  Verlauf  einer  bestimmten  Zeit  (wie  lauge?)  wurde  das 


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HnMunt.  Kctxhbsio.  Pun.  Blttr.  31 

reckte  geschlossen,  das  linke  geöffnet:  des  Auge  wer  durchens  normal  und 

fonctionifäbig.  Bernhardt. 

L.  Hermann,  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis»  des  Hämoglobins 
nach  Versuchen  von  Stad.  med.  Th.  Steeger.  Pflöo»r’s  Archiv. 

1876.  X.  86-89. 

Nach  den  Beobachtungen  von  Lothar  Mkvkr,  Pflöge«  nnd  Zostx  kann  man 
«nt  mit  Säore  versetztem  Blut  den  Saueretoffgehalt  den  Hämoglobin  nur  xum 
kleinsten  Theil  durch  Auspampen  erhalten.  Die  Ursache  dieser  Erscheinung  liegt 
m der  Zersetzung  des  Hämoglobins,  bei  welcher  der  Sauerstoff  von  einem  Zer- 
setsungeproduct  festgebnndeu  wird.  Zn  dem  Zweck  wnrde  arterielles  Blut  in 
eioen  Kolben  mit  heissem  Wasser  (80— 9<P)  geleitet,  der  mit  dem  Vacnum  in  Ver- 
bindung Stand.  Es  wnrde  nnr  etwa  % des  darin  enthaltenen  Sauerstoffs  durch 
Anspnmpen  erhalten.  Es  fragte  sich  nun,  ob  nur  der  Sauerstoff  dieses  Verhalten 
seige,  von  den  Spaltnngsproducten  in  Beschlag  genommen  an  werden  oder  auch 
andere  Gase,  die  Verbindungen  mit  Hämoglobin  bilden.  Zur  Entscheidung  dieser 
Frage  wurde  in  deueelben  Kolben  mit  Kohlenoxyd  and  in  einem  Versuch  mit 
Stickoxyd  gesättigtes  Blut  geleitet.  Von  dem  ersteren  wurden  nur  1,7  resp.  1,8  Vol. 
pCt.  Kohlenoxyd  erhalten,  von  dem  letzteren  4,9  Vol.  pCt  Stickoxyd  ond  Sauer- 
stoff. Auch  diese  Gase  werden  also  bei  der  schnellen  Zersetzung  des  Hämoglobin 
von  den  Spaltungsprodncten  gebunden.  E.  Balkowzki. 

C.  Rutenberg,  lieber  Functionslosigkeit  der  weiblichen  Harn- 
röhre und  Anlegung  einer  neuen  über  der  Symphyse.  Wien.  med. 

Wocbenschr.  1876.  No.  37. 

Bei  Zerstörung  oder  unbeilbsrer  Lähmung  des  Blasenschliessmuskels  räth 
Vf.  die  Blase  über  der  Symphyse  zu  eröffnen,  die  Fistel  offen  tu  erhalten  and  die 
Harnröhre  operativ  völlig  an  schließen.  Der  Harn  kann  dann  nnr  in  vornSberge- 
beugter  Stellung  oder  mittelst  eines  weichen  Katheters  entleert  werden.  Um  den 
Urin  aber  unter  allen  Umständen  eurückzuhalteu,  ist  es  rathsam,  eine  entsprechende 
Platte  tragen  au  lassen.  K.  Köster. 

F.  Plenk,  Bericht  über  die  k.  k.  Augenklinik  der  Universität 
zu  Innsbruck  für  das  Studienjahr  1872/73.  Ber.  d.  uatnrw.  med. 

Vereines  io  Innsbruck.  1874.  8.  77. 

Die  Zahl  der  behandelten  Kranken  betrug  761,  von  diesen  wurden  600  im 
Ambulatorium,  261  in  der  Anstalt  behandelt  Die  Zahl  der  Operationen  betrag 
175.  Aue  7 mit  sabcutanen  Strycbniniojectionen  behandelten  Fällen  wird  das  Re- 
sultat gezogen,  dass  bei  Amblyopia  intoxicatoria  ohne  Einengung  des  Gesichts- 
feldes nnd  mit  negativem  Augenspiegelbefand  Besserung  eintritt  and  zwar  schon 
nach  den  ersten  3 Injectionen,  während  spätere  selten  verbessern.  Die  Dauer  der 
Besserung  ist  eine  zufriedenstellende.  Bei  Zeichen  von  Atrophie  findet  nie  eine 
dauernde  Hebung  des  Sehvermögens  statt.  Michel  (Erlangen). 

Wynter  Blyth,  Au  infectious  form  of  pneumonie.  Lancet.  187&. 
1L  No.  12. 

B.  betont,  dass  gewisse  Formen  von  Pneumonie,  wie  schon  Griksinqbb  be- 
schrieben bat,  einen  ausgesprochenen  infectiösen  Character  zeigen  nnd  über  mehr 
oder  minder  grosse  Landdistricte  epidemisch  auftreten.  Er  selbst  bat  eine  solche 
Epidemie  beobachtet  und  von  Anderen  Berichte  erhalten.  Die  Krankheit  pflegte 
unter  bedenklichen  nnd  stürmischen  Erscheinungen  aufsutreten.  Die  Kranken 
kLagteu  über  Schmerzen  im  Kopf,  im  Rücken  nnd  in  den  Extremitäten  und  boten 


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32  PiKHRtr  k Tribipr.  Ksiilzr.  Anzeige.  Druckfehler 

häufig  bemorkenswerthe  Hirnsyroptome  dar.  Um  die  Infectiösität  der  Krankheit 
uachzuweiseo,  werden  mehrere  Beiepiele  (meist  einer  fremden  Praxis  entlehnt)  an- 
geführt. So  pflegte  eine  junge  Frau  ihren  au  Lungenentzündung  erkrankten 
Vater.  Sehr  bald  wurde  sie  von  derselben  Krankheit  befallen  nnd  steckte  dann 
ihren  Gatten  an.  Auch  dnrch  Mittelpersonen  kann  das  Gift  übertragen  werden. 
In  der  Familie  eines  Landnirthes  waren  mehrere  Personen  erkrankt  Die  Dienst- 
magd  verreiste  eu  ihrer  Schwester  nnd  sehr  bald  brach  auoh  in  deren  Behausung 
die  Lungenentzündung  aus 

Vf.  vermnthet,  dass  ein  Gift  im  Blutstrom  kreisend  den  ganzen  Organismus 
iuficirt,  aber  hauptsächlich  zu  localen  krankhaften  Veränderungen  in  den  Lungen 
Veranlassung  giebt.  Eiohhorst. 

Pierret  et  Troisier,  Note  sur  deux  cas  d'atrophie  muscalaire 

progressive.  Arch.  de  physiol.  eto.  1875.  8.  286. 

2 Fülle  vou  progressiver  Muskelatrophie  waren  von  den  Vff.  beobachtet  und 
nach  letalem  Ausgang  der  Krankheit  obducirt  worden.  Die  sehr  detaillirteu 
Krankengeschichten  siehe  im  Original.  Auch  hinsichtlich  der  Befunde  am  Central- 
nervensystem and  den  Muskeln,  sowie  an  den  peripheren  Nerven,  desgleichen  hin- 
sichtlich der  microscopischen  Untersuchung  verweisen  wir  auf  das  Original,  um  so 
eher,  als  allmählich  diese  Befunde  sich  häufen  und  wiederholt  besprochen  and 
referirt  sind.  Es  fand  sich  im  Wesentlichen:  disseminirte  Muskelatrophie  mit  Er- 

haltung der  Querstreifuug  der  Fibrillen  und  ohne  fettige  Degeneration,  Atrophie 
der  vordereu  Rückenmarkswnrzeln,  Atrophie,  eventuell  vollkommener  ächwund 
einer  grosseu  Anzahl  von  Ganglienzellen  in  den  Vorderhörnern  des  Bückenmarks. 

Bernhardt. 

0.  Kahler,  Untersuchungen  der  Milch  von  Frauen  während 
der  Inunctionscur.  Prager  Vierteljahrsschr.  CXXVII.  39—46. 

Vf.  untersuchte  die  Milch  vou  2 syphilitischen  Müttern,  welche  der  Kinrei- 
bungscur  unterworfen  wurden  und  fand  anch  nicht  eine  8pur  von  Quecksilber  in 
derselben.  Die  positiven  Angaben,  welche  bei  Tbiereu  gewonnen  waren,  führt  er 
auf  Irrthümer  der  Methode  zurück,  indem  wahrscheiulicb  Verunreinigung  der 
electrolysirten  Flüssigkeit  aus  der  Batterie  selbst  «taufend.  Fälle,  in  denen  bei 
Mercurialismus  Mercur  in  der  Milch  auftrat,  konnte  er  nicht  prüfen.  Das  Gedeihen 
der  sonst  unbehandelten  Kinder,  wolcbe  von  einreibenden  Ammen  genährt  wurden, 
führt  er  auf  die  zweckmässige  Ernährung  zurück,  da  ein  Uebergang  von  Hg  durch 
die  Milch  nach  seinen  Untersuchungen  anszuschliessen  ist.  O.  Simon. 


Korn  4. — fl.  September  1876  wird  in  Philadelphia  ein  internationaler 
mediciniecher  Congrees  atatlfinden,  zu  welchem  Delegirte  der  mediciniechen 
Gesellschaften  aller  Länder  geladen  werden.  Nähere  Auskunft  ertheilen  für 
Nicht- Amerikaner  die  Herren:  Richard  J.  Dungliton  814  N.  16th  Street 

und  R.  M.  Bertolet  113  S.  Broad  Street  in  Philadelphia. 


Druckfehler:  8.  18  Z.  21  v.  u.  lies:  500  st.  50  u.  Z.  9 v.  u.  lies:  die 
Schleimhaut  zerstört. 


Einsendungen  für  das  Centralblau  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prot.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Krausnickstrasse  *4,  nnd  Professor  Bosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Beisehloaa)  an 
die  Verlagihandlung,  Berlin  (H-WJ,  unter  den  Lieden  88,  ad  raset  reo. 

Verlag  vou  August  Hlrscbwald  in  Berlin.  — liruck  von  H.  S.  Hermann  In  Berlin. 


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Wl«h«sttSeh  *r»eA  einen 
1—1  Bogen ; am  Sehlueee 
4M  Jahrgang*  Titel,  Na- 
ata-  and  Baahreglatar. 


Prale  da*  Jahrgänge« 

10  Mark;  tu  bectaheo 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen and  Poetenetelt— . 

für  die 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  Qnd  Dr.  H.  Senator, 

Prafeeaor  ta  Brlangan.  ProCeeeor  In  Berlin. 


1876. 


15.  Januar. 


No.  3. 


Inhalt!  Sch.xeidks,  die  Mi)LLBH’scben  Gänge  der  Urodelen  and  Anuren  (Orig. 
Mittb.).  — Hili.«»,  Anomalien  in  der  Entwicklung  von  Impfpusteln  (Orig.-Mittb.). 

— HiaecHBiia,  die  Liege  des  emmetrapiaohen  Auges  (Orig.-Mittb.).  — H.itm, 
Fieberdilt  (Orig.-Mittb.).  — 

Dbct.cb,  Gcfiisae  der  Gallenblase.  — Stieda,  Entwicklung  und  Wacb.tbnm 
dar  Knochen.  — W .ldiiib,  Bindegewebs.ellen.  — v.  Wittich,  Niereuabson- 
dernng.  — WisacBiisia,  Verdauung  bei  ßäuglingen.  — Bcsliich,  Harnatoff- 
auaacbeidung  bei  erhöhter  Körpertemperatur.  — Cobhhbih,  Muskelaarkom  der 
Niere.  — r.  Eisilisdt,  Arteriosclerose.  — La  b o o lb  £ » e,  Gallenbroncbial- 
fietel.  — LiTDia,  nngleicbaeitige  Coutractiou  beider  Herskammern.  — Rieqbl, 
Vagusllhmung.  — Eae,  Rückenmarkaerkranknng  (Sklerose  der  Seitenstrloge, 
Chabcot). — Caiafi,  multiple  Bteatome.  — Chvostek,  Pemphigus  bei  Rflckeu- 
marksleideu.  — Kbhbib,  EotBÖndung  durch  Loi.-hialsecret.  — BlombbStock, 
Obrenprobe.  — WoltsCbl,  Oaonbeetimmuug.  — 

Poi.caie,  Nerven  der  Schilddrüse.  — Nicati,  Anordnung  der  Nerven  im 
Cbiaama  und  der  Retina.  — Buess,  chemische  Notiten.  — McCoxhell,  neues 
Distoma.  — Hethasn,  Aneurysma  am  Sinus  Valsalvae.  — Bull,  Doppelbildung 
das  Fusaea.  — N tco  ladohi,  periherniöse  Phlegmone.  — Maobcs,  farbiges  Liebt. 

— Hibbchbbbo,  aogeborene  Spaltbildong  im  menschlichen  Auge.  — Sidlo, 
Olottisstenoee.  — Piwmorr,  Diabetes.  — Modbl,  Exeisiou  eines  wandernden 
Gallenstein..  — Sh babsb,  Epilepsie  mit  Aphasie.  — Macrir,  Verschluss  der 
Vagina.  — Olsbacssh,  byperplasirende  Endometritis. — r.  Rbbizb,  Verhaltnng 
der  Eihlute  bei  dar  Geburt.  — Passcowsbi,  Wirkung  des  Apomorpbius.  — 
Goasa,  Kindestödtung. 


Heber  die  Müller’schen  Gänge  der  Urodelen  and  Anuren. 

Von  A.  Schneider. 

Seit  den  Untersuchungen  vou  Mahcosen,  v.  Leydig  und 
v,  Wittich  nimmt  men  allgemein  an,  dass  den  Urodelen  and 
ADuren  die  MüLLKR’Bchen  Gänge  fehlen,  and  dass  ihre  Tuben  aus 
den  WoLFr’schen  Gängen  entstehen.  Es  lässt  sich  aber  naebweiseo, 
dass  sie  die  MaLLEB’sclien  Gänge  auch  besitzen.  Was  zuerst  die 
Urodelen  anbetiifft,  so  erhalten  sieb  bei  denselben  die  MGLLER’schen 
Gänge  während  einer  langen  Periode  des  Larvenlebens.  Sie  be- 
ginnen am  Vorderende  des  WoLFF’scben  Ganges  neben  dem  Knäuel, 
begleiten  den  WoLFF'schen  Gang  und  münden  in  denselben  einige 
Millimeter  vom  After  entfernt.  Wenn  die  Kiemen  schwinden,  bleibt 
beim  Männchen  nur  die  vordere  Strecke  des  Müller’ sehen  Ganges 

XIV.  Jahrgang.  3 

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34  Scmsidsb,  di«  M0u.*«’*eheu  Gänge  der  Urodelen  und  Anuren.  Hill«. 

bis  zum  ersten  Harncanälchen  erhalten,  wahrend  heim  Weibchen 
der  MÜLLER'sche  Gang  zur  Tuba  wird.  Der  vordere  Theil  des 
WoLFF’scben  Ganges  bis  zucu  ersten  Harncanälchen  wird  in  beiden 
Geschlechtern  resorbirt.  Allein  beim  Männchen  bleibt  nicht  selten 
auch  diese  Strecke  theilweise  erhalten,  v.  Leyuig  hat  bereits  die 
Beobachtung  gemacht,  dass  der  Strang,  welcher  beim  M&nncheu  den 
Harnsamencanal  nach  vorn  fortzusotzen  scheint,  nicht  mit  dem  Canal 
Zusammenhänge 

Bei  den  Fröschen  liegt  der  vordere  Theil  des  WoLFF’schen 
Ganges,  welcher  vom  eigentlichen  WoLFF’schen  Körper  bis  zum 
Knäuel  reicht,  an  dem  Schenkel  der  Aorta  und  beschreibt  der 
Aorta  und  dem  Sympatbicus  folgend  einen  Bogen.  Wenn  die  Vor- 
derextremitäten der  Larve  freigeworden  sind,  noch  ehe  der  Larven- 
mund schwindet,  beginnt  der  WOLFF’sche  Gang  an  dieser  Stelle  sich 
von  der  Aorta  zu  entfernen  und  liegt  schliesslich  in  der  Sehne  seines 
früheren  Bogens.  Gleichzeitig  bilden  sich  um  den  WoLFF'schen 
Gang  junge  Zellen.  Während  nun  die  vordere  Strecke  des 
WoLFF’schen  Ganges  schwindet,  entsteht  aus  den  jungen  Zellen  der 
Mülleb' sehe  Gang.  An  dieser  vorderen  Strecke  sieht  man  den 
MüLLER'schen  und  WoLFF'schen  Gang  niemals  neben  einauder  ent- 
wickelt. Die  weiteren  Schicksale  des  MüLLER’schen  und  WoLFF’schen 
Ganges  kann  man  sich  leicht  denken.  Der  wimpernde  Canal,  der 
sich  bei  den  Männchen  an  der  Stelle  (der  Tuba)  findet,  ist  der 
Best  des  MüLLER'schen  Ganges,  v.  Lkyüig  hat  das  Vorkommen 
desselben  sehr  genau  bei  einer  grossen  Reihe  von  Anuren  be- 
schrieben. 

In  Bezug  auf  die  Mündung  der  Harncsnälchen  in  die  Cloake 
will  ich  bemerken,  dass  dieselbe  sich  bei  den  Urodelen  und  Anuren 
sehr  verschieden  verhält  und  eine  Menge  merkwürdiger  Einzelheiten 
gana  übersehen  worden  sind.  Bei  den  Weibchen  der  Urodelen  tritt 
c.  B.  jederseits  ein  WOLFF’scber  Gang  in  die  Cioake,  nachdem  er 
alle  Harncanälcben  aufgenommen,  hei  den  Männchen  treten  aber  die 
Harnleiter  einzeln  weun  auch  nebeneinander  in  dieselbe. 

Giessen  im  December  187&. 


Anomalien  in  der  Entwickelung  von  Impfpusteln. 

Vod  Dr.  Arnold  Hilter,  Assistentin!  in  Berlin. 

Im  Anschluss  an  eine  kürzlich  von  Wiehen  gemachte  Mittei- 
lung über  ungleicbzeitige  Entwickelung  gleichzeitig 
geimpfter  Kuhpocken  (Vihchow’s  Areb.  LXIV.  S.  294)  berichte 
ich  über  eine  Anzahl  analoger  Beobachtungen,  die  ich  innerhalb 
der  letzten  Wochen  bei  der  Revaccinatiou  von  etwa  700  kräftige*1 


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Hulks,  Anomalien  in  der  Entwicklung  von  Impfpusteln.  35 

jungen  Männern  (Recruten  des  Gardecorps)  zu  machen  Gelegenheit 
hatte*). 

1)  Ungleichzeitige  Eruption  der  P ock  en  p us  te  In  bei 
gleichzeitiger  einmaliger  Impfung.  4 Fälle. 

Hkiszkk,  geimpft  am  13.  November  mit  9 Tage  alter  Glycerin- 
lymphe vom  Kinde  (1  : 5),  6 Stiche.  Am  20.  November  3 regel- 
mässig entwickelte  Pusteln,  sonst  nichts.  Am  28.  November  (nach 
15  Tagen)  5 gut  entwickelte  Pusteln;  davon  2 angeblich  seit  5 Tagen 
entstanden,  die  3 älteren  im  Eintrocknen  begriffen. 

Weseseb,  am  13.  November  geimpft  mit  9 Tage  alter  Glycerin- 
lymphe  (1  : 2),  die  mit  der  gleichen  Menge  frischen  Blutes  verdünnt 
wurde.  Am  23.  November  5 gute  Pusteln;  der  6.  Stich  nur  leicht 
geröthet  und  papulös.  Am  28.  November  6 typische  Pockenpusteln, 
von  denen  5 bereits  verschonten. 

Riep,  im  Jahre  1868  mit  Erfolg  revaccinirt.  Geimpft  am 
19.  November  mit  Glycerin  blut  (1  : 1)  aus  der  3 Tage  alten 
Pocke  eines  Impflings.  Am  23.  November  nur  1 Impfstelle  entzündet 
und  papulös;  atu  28.  November  (nach  9 Tagen)  zeigen  sämratliche 
6 Impfstiche  voll  entwickelte  Pockenpusteln.  Davon  1 angeblich 
«eit  5 Tagen,  die  übrigen  seit  3 resp.  2 Tagen  entstanden. 

Emgklhahdt,  geimpft  am  14.  November  mit  10  Tage  alter 
ölycorinlymphe  (1  : 4),  6 Stiche.  Am  20.  November  4 regelmässige 
Pusteln,  an  den  übrigen  Stichen  keine  Veränderung.  Am  26.  No- 
vember noch  eine  frische  Pocke  dazu,  letztere  angeblich  seit  3 Tagen 
entstanden. 

2)  Erste  Impfung  erfolglos,  zweite  Impfung  von  Erfolg 
und  gleichzeitige  Entwickelung  von  Pusteln  auf  der 
ersten  Impfstelle.  3 Fälle. 

Rouby,  am  14.  November  mit  10  Tage  alter  Glycerinlymphe 
geimpft,  6 Stiche  auf  dem  rechten  Oberarm.  Am  20.  November 
noch  keine  Spur  von  Pustelbildung;  Impfung  wiederholt,  6 Stiche 
auf  dem  linken  Oberarm.  Am  26.  November  2 gut  entwickelte 
Pocken,  davon  eine  auf  der  letzteren,  eine  auf  der  früheren  Impf- 
stelle. 

Asmus,  am  14.  November  desgl.  Am  20.  November  kein  Erfolg 
sichtbar;  Impfung  wiederholt,  6 Stiche  auf  dem  linken  Arm  mit 
direct  vom  Impfling  entnommener  Lymphe.  Am  26.  November  finden 
sich  links  4 gut  entwickelte  Pusteln,  rechts  sind  2 alte  Impfstiche 
gleichfalls  pustulös  geworden,  davon  eine  Pocke  erst  frisch  im  Ent- 
stehen. 

Bbaun,  am  14.  November  Impfung  rechts  mit  derselben  Lymphe 
am  20.  November  nichts.  Impfung  links  wiederholt,  6 Stiche.  — 

*)  Sanmitiiche  Leute  befinden  sieb  im  Alter  t wischen  19  und  21  Jahren  und 
"ind  (bis  auf  Riep,  der  im  Jahre  1868  revaccinirt  wurde)  (»eit  der  Kiudheit  nicht 
wieder  geimpft. 

3* 


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36 


Hillkb,  Anomalieu  in  der  Entwickelung  von  Impfpusteln. 


Am  26.  November  links  nichts;  rechts  (nach  12  Tagen)  1 deutlich 
entwickelte  Pocke.  (Am  5.  Deeember  noch  derselbe  Befund). 

In  diesen  Fällen  ist  der  nachträgliche  Erfolg  auf  der  urston 
Impfstelle  offenbar  nicht  von  der  zweiten,  sondern  noch  von  der 
ersten  Impfung  abhängig  und  beruht  nur  auf  einer  Späterentwicke- 
lung der  Pusteln.  Dies  erwies  sich  mir  daraus,  dass  von  20  auf 
beiden  Armen  zugleich  geimpften  Leuten,  und  zwar  rechts  mit  Vac- 
cinalymphe,  links  ohne  Lymphe  (mit  einer  Absccsslancette),  bei 
keinem  Einzigen  sich  Pusteln  auf  dem  linken  Arm  entwickelten, 
sondern  immer  nur  rechts. 

3)  Erster  Erfolg  unvollständig,  Impfung  wiederholt 
und  nunmehr  reife  Pustelentwickelung  auf  beiden  Impf- 
stellen. 3 Fälle. 

KkÜOER,  geimpft  am  14.  November  mit  Glycerinlyraphe  rechts, 
6 Stiche.  Am  20.  November  3 undeutliche  Pocken  (d.  h.  verschorfte 
Papeln  auf  matt  entzündetem  Grunde);  Impfung  links  wiederholt  — 
Am  26.  November  links  4,  rechts  5 gut  entwickelte  Pusteln 
(von  den  letzteren  3 aus  den  ursprünglichen  Papeln  hervorgegangen). 

Bialy,  geimpft  am  14.  November  rechts,  nach  6 Tagen  2 un- 
vollkommene Pocken;  Impfung  links  wiederholt.  Nach  12  Tagen 
2 typische  Pockenpusteln,  eine  links,  eine  rechts. 

Bbauscb,  desgl.  Am  20.  November  rechts  1 unvollständige, 
im  Vertrocknen  begriffene  Pocke;  links  wiederholt.  Am  26.  No- 
vember 2 deutliche  Pusteln,  eine  links,  eine  rechts.  (Ara  5.  De- 
cember  dasselbe). 

In  diesen  Fällen  scheint  ein  begünstigender  Einfluss  der  zweiten 
Impfung  auf  die  Entwickelung  der  ersten  verkümmerten  Pusteln 
unverkennbar,  falls  man  nicht  auch  hier  eine  Späteutwickelung  an 
nehmen  will.  Dass  ein  solcher  Vorgang  jedenfalls  nicht  häufig  ist 
zeigten  ca.  60  andere  Fälle,  in  denen,  nach  Ausweis  der  Listen,  aus 
gleichem  Gruude  die  Impfung  wiederholt  werden  musste,  und  in 
welchen  stets  nur  Pustelbildung  auf  der  letzten  Impfstelle  erfolgte. 

Uebrigens  zeigte  sich  auch  hier,  dass  der  fehlende  oder  unvoll- 
kommene Erfolg  einer  einmaligen  Revaccination  noch  nicht  deu 
Schluss  gestattet,  dass  das  Individuum  unempfänglich  soi  für  die 
Pockenimpfung.  Es  ist  mir  höchst  auffallend  gewesen,  dass  Lymphe, 
die  bei  40  anderen  Personen  sich  als  durchaus  wirksam  erwies,  bei 
10  andereu  mit  der  gleichen  Sorgfalt  Geimpften  wirkungslos  blieb, 
während  hier  die  Impfung  mit  einer  anderen  Lymphe,  8 Tage  später 
ausgefübrt,  von  gutem  Erfolge  war.  Solche  Erfahrungen,  die  gewiss 
jeder  Arzt  bestätigen  kann,  haben  mich  wiederholt  veranlasst,  mir 
die  Frage  vorzulegen:  Ist  es  möglich,  dass  ein  Individuum,  welches 
heute  sich  unempfänglich  für  die  Revaccination  zeigt,  nach  6 Tagen 
schon  für  dieselbe  empfänglich  wird?  Oder  existiron  vielleicht  in 
der  Qualität  der  Lymphe  verschiedener  Impflinge  gewisse  indivi- 


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Hilles,  Anomalien  in  der  Entwickelung  von  Impfpusteln.  37 

duelle  Verschiedenheiten,  in  ganz  ähnlicher  Weise,  wie  solche 
zwischen  der  Lymphe  der  einzelnen  Thierspecies  existiren? 

4)  Erste  Impfung  von  Erfolg,  zweite  Impfung, 
5—7  Tage  später  ausgeführt,  gleichfalls  von  Erfolg. 

Bekanntlich  gehen  die  Ansichten  der  Autoren  darüber  ausein- 
ander, wieviel  Pusteln  erforderlich  seien,  um  der  Impfung  die  ge- 
wünschte Schutzkraft  zu  verleihen.  Nach  den  vorliegenden  Erfah- 
rungen, die  Külknbkrg*)  gesammelt  hat,  lasst  sich  die  Frage  dahin 
beantworten,  dass  allerdings  selbst  eine  spärliche  Zahl  von  Pusteln 
den  Zweck  vollkommen  zu  erfüllen  vermag,  dass  jedoch  dio  Dauer 
der  Sehut '.kraft  mit  der  geringeren  Zahl  der  Impfpusteln  (im  Durch- 
schnitt unter  5;  abnimmt. 

Jenen  Zweifeln  entspricht  die  in  der  Armee  ziemlich  ver- 
breitete Tradition,  Mannschaften,  bei  denen  die  Zahl  der  ent- 
wickelten Kuhpocken  weniger  als  3 beträgt,  als  nicht  vollständig 
durchseucht  zu  betrachten  und  deshalb  noch  einmal  zu  impfen. 
Diesem  Gebrauch  verdanke  ich  die  einschlägigen  Beobachtungen. 
— Ich  habe  27  Fälle  als  hier  verwerthbar  zusammungestellt.  In 
sammtlichen  war  es  innerhalb  der  ersten  Woche  zur  Entwickelung 
vun  1 — 3 typischen  Pusteln  gekommen;  die  Impfung  wurde 
am  5.  (10  Mal)  und  7.  Tage  (17  Mal)  auf  dem  anderen  Arm  wie- 
derholt. Bei  diesen  27  Recruteu  wurde  noch  14  Mal  ein 
zweiter  positiver  Erfolg  erzielt,  und  zwar  6 Mal  4 Pusteln 
und  darüber,  8 Mal  weniger  als  4. 

Vergleichsweise  wurde  bei  12  anderen,  ebenfalls  mit  Erfolg 
revacciuirteu  Leuten  die  Impfung  am  15.  resp.  16.  Tage  nachher 
wiederholt,  also  zu  einer  Zeit,  wo  die  ersterzeugten  Pusteln  bereits 
verseborften.  In  diesen  Fällen  zeigte  sich  die  Nachimpfung  kein 
einziges  Mal  wirksam. 

Diese  Beobachtungen  bestätigen  die  schon  von  Bbycb"**)  im 
Jahre  1802  mitgetheiite  Erfahrung,  dass  man  durch  Wiederholung 
der  Impfung  nach  dem  6.  Tage  derselben,  bevor  sich  an  der  Pocke 
der  Ilof  ausgebildet  habe,  immer  noch  neue  Pusteln  erzeugen  könne. 
Im  Einklang  damit  hat  auch  Sacco  durch  genaue  Versuche  nachge- 
wiesen,  dass  die  Schutzkraft  der  Vaccine  erst  zwischen  dem  11. 
und  13.  Tage  nach  der  Vaccination  eintritt,  eine  Erfahrung,  die 
durch  Beobachtungen  am  Krankenbett  (Blatternerkrankung  während 
und  unmittelbar  nach  erfolgreicher  Impfung)  vielfach  bestätigt  wird. 

5)  Entwickelung  von  Pockenpusteln  neben  der  Impf- 
stelle. 2 Fälle. 

*)  H.  Eclknbebo  , „(Jeber  die  notliwendige  Znbl  der  Pusteln  bei  der  Vac 
ciimtion  und  Revaccinatiou“.  Viertoljalimscbr.  f.  ger.  Med.  1873.  Bd.  19.  8.  173. 

**)  Bares,  Practical  ubservatious  ou  tbe  iuoculation  of  cowpox.  Edin- 
burgh. 1802. 


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38 


Hill»,  Anomalien  in  der  Entwickelung  von  Impfpusteln. 


Mkyhoekek,  geimpft  am  2ü.  November  von  Arm  zu  Arm 
6 Stiche  rechts.  Am  26.  November  nichts;  Impfung  wiederholt.  — 
Am  3.  December  5 regelmässige  Pusteln,  davon  1 ausserhalb  des 
Vierecks  der  gemachten  Impfstiche  und  1K  cm.  von  der  nächsten 
Pocke  entfernt.  Diese  letztere  war  bläschenförmig,  ohne  ausge- 
sprochenen Nabel*)  und  ohne  mit  der  Loupe  erkennbare  Stichstelle ; 
der  Inhalt  war  eiterig,  die  aussickernde  Lymphe  bei  der  Impfung 
auf  5 seit  der  Kindheit  nicht  revaccinirten  Recruten  3 Mal  von 
positivem  Erfolg. 

Westerfeld,  am  13.  November  mit  9 Tage  alter  Giyccrin- 
lymphe  geimpft,  6 Stiche  auf  den  rechten  Oberarm.  Am  28.  No- 
vember 7 entwickelte  Pusteln,  davon  1 auf  der  Innenseite  des 
Oberarms,  3 cm.  von  der  nächsten  Pocke  entfernt.  Beschaffenheit 
wie  bei  der  ersten ; Impfung  hier  nicht  ausgeführt. 

Ein  dritter  Fall  wurde  mir  noch  (nebst  dem  erstgenannten) 
durch  Herrn  Dr.  v.  Kries  zugestellt.  Hier  wies  die  Loupe  indess 
deutlich  den  Einstich  nach;  übrigens  kam  es  nicht  zur  reifen 
Pustelbildung. 

Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  es  sich  in  den  beiden  Fällen 
um  eine  Uebertragung  des  Giftes  von  den  Impfstellen  durch  die 
Fingernägel  handelt.  Beide  Leute  gaben  wenigstens  zu,  sich  des 
Nachts  wegen  unerträglichen  Juckens  häutig  gekratzt  zu  haben- 
Bei  dem  Einem  waren  noch  deutliche,  mit  blutigem  Schorf  bedeckte 
Striemen  sichtbar. 

6)  Erfolgreiche  Impfung  auf  Acne-  (und  Psoriasis-) 
fl  ecke. 

John,  am  14.  November  mit  10  Tage  alter  Glycerin  ly  mphe  vom 
Kinde  (1  : 4)  geimpft,  6 Stiche  in  die  gesunde  Haut  des  rechten 
Arms.  Reichliche  Acne  besonders  auf  Hals,  Schulter  und  Rücken. 
— Am  20.  November  kein  Erfolg  sichtbar;  Impfung  wiederholt  mit 
der  Lymphe  vom  Arm  eines  Impflings,  und  zwar  4 Stiche  in  die 
gesunde  Haut  des  linken  Oberarms,  4 Stiche  in  Acnepapeln 
der  Schulter  und  des  Rückens.  — Am  26.  November  2 reife 
Pusteln,  eine  auf  dem  Schulterblatt,  eine  auf  der  Schulterhöhe;  an 
den  Stichen  des  Oberarms  keine  Veränderung. 

In  einem  anderen  Falle  kam  es  von  mehreren  auf  Psoriasis- 
flecke geimpften  Stichen  zur  Entwickelung  von  circurascripten  Papeln 

*)  Die  Bildung  des  Nabels  auf  der  Impfpustel  kommt  necb  Simon  bekannt- 
lich dadurch  an  Stande,  dass  in  Folge  des  Einstichs  die  Epidermis  au  dieser  Stelle 
mit  dem  Corinm  verklebt,  oder,  genauer  aosgedrifekt,  dass  die  Verklebung  (Ver- 
narbung) gewöhnlich  früher  erfolgt,  als  die  Abhebung  der  Epidermis  sur  Vehikel 
und  Pustel.  Bei  länglichen  Schnitten  ist  die  erlangte  Pustel,  wie  bekannt,  rinnen- 
förmig. — Mitbin  lässt  sieh  das  Fehlen  des  Nabels  als  ein  Argument  aoffihreii, 
dass  ein  Einstich  hier  nicht  stattgefunden. 


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Hillu,  Anomalien  in  der  Entwickelung  Ton  Impfpusteln. 


39 


mit  Bläschenbildung  an  der  Spitze,  während  die  Impfung  auf  die 
gesunde  Haut  2 Mal  erfolglos  war. 

7)  Erfolgreiche  Impfung  im  Prodromalstadium  des 
lleotyphus. 

Einjähriger  Dr.  L.  wurde  am  24.  April  1875  revaccinirt, 
8 Stiebe  in  den  rechten  Oberarm.  3 Tage  darauf  klagte  er  über 
Kopfweh,  Abgeschlagenheit  und  Frösteln;  von  den  Impfstichen  sind 
5 leicht  geröthet  und  papulös.  — Am  29.  April  zeigen  4 Stiebe 
Neigung  zur  Pustelbildung  (Bläschen  mit  entzündetem  Hof);  das 
Allgemeinbefinden  nach  Darreichung  von  Chinin  nicht  viel  besser. 
— Am  2.  Mai  4 deutliche  Pusteln.  Pat.  fiebert,  klagte  über 
grosse  Hinfälligkeit  und  Kopfweh;  leichte  Diarrhöe,  Zunge  trocken 
und  belegt.  — Am  5.  Mai:  Pat.  hat  seit  dem  2.  Mai  das  Bett  nicht 
mehr  verlassen.  Dio  Pusteln  sehen  schlaff  aus,  sind  jedoch  immer 
noch  deutlich;  Haut  rings  herum  diffus  geröthet.  Die  objective  Un- 
tersuchung ergiebt  Milztumor,  Gastro-Intestinalcatarrh,  einzelne  Ro- 
seolaflecke auf  dom  Abdomen,  lebhaftes  Fieber.  — Am  8.  Mai  sind 
die  Pusteln  verseborft,  Roseola  auf  Brust  und  Unterleib  sehr  reichlich 
and  ungewöhnlich  deutlich  (fast  papulös).  Die  übrigen  Typhus- 
symptome dieselben.  — Die  Krankheit  verlief  in  der  Folge  als  ein 
mittelschwerer  Heotypfaus  und  endete  nach  4 — 5 Wochen  in  Ge- 
nesung. 

Dass  Typhus  und  Pocken  neben  einander  ein  und  dasselbe 
Individuum  befallen  können,  sich  also  gegenseitig  nicht  ausschiiessen, 
lehrt  der  interessante  Fall  von  Simon  in  Hamburg*).  In  England 
sollen  nach  Eichhohst**)  ähnliche  Beobachtungen  gemacht  worden 
sein,  ln  Frankreich,  wo  1870/71  TyphuB  und  Pocken  vielfach  epi- 
demisch neben  einander  hergingen , sind  derartige  Fälle,  wie  es 
scheint,  nicht  bekannt  geworden;  doch  macht  Simon  darauf  aufmerk- 
sam, dass  ihm  die  ungewöhnlich  hartnäckige  Roseola  beim  lleotyphus 
wiederholt  aufgefallen  sei.  — Uebrigeus  sind  Fälle  von  gleichzeitigem 
Auftreten  zweier  Infectionskrankheiten,  und  zumal  zweier  acuten 
Exantheme  an  einem  Individuum  in  letzter  Zeit  häufiger  mitgetbeilt 
worden  (Montt,  Steiner,  Thomas,  Eichhobst).  Gerade  Typbus 
scheint  in  Bezug  auf  Geselligkeit  mit  anderen  Infectionen  einen  her- 
vorragenden Platz  einzuuehmen.  lleotyphus  neben  constitutioneiler 
Syphilis  wird  häufiger  beobachtet  (z.  B.  in  der  hiesigen  Cbarit4). 
Kestbven  theilte  ferner  einen  Fall  von  Typbus  und  Masern  mit, 
ElCBBOBST  einen  solchen  von  Typbus  mit  Scarlatina. 

*)  Ta.  Simon,  „Ein  Fall  gleichzeitigen  Verlauf»  von  Variola  und  Typbns“ 
Berlin,  klin.  Wochenschr  1875,  No.  16. 

*•)  Eickhorst,  „lieber  das  Verhältnis»  der  acutcu  Exantheme  und  dar 
acuten  Infactiouakrankbeiten  unter  und  gegen  einander“.  Deutsche  Zeitschr  f.  praet 
Mal  1876.  No.  16. 


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40 


HmscRüKtia,  die  Lenge  du«  emmetropieehen  Auge». 


Solche  Beobachtungen  beweisen,  dass  der  alte  Satz,  dass  eine 
Infection  die  andere  ausschliesse,  in  dieser  Allgemeinheit 
jedenfalls  nicht  richtig  ist,  sondern  für  gewisse  Krankheiten  sehr 
wohl  Ausnahmen  erleiden  kann. 


Zur  Dioptrik  des  Auges. 

II.  Die  Länge  des  emmetropischen  Auges. 

Von  J.  Hirsch berg. 

Die  verschiedene  Einstellung  (Fernpunktsdistanz)  der 
individuellen  menschlichen  Augen  scheint  in  der  grossen  Mehrzahl 
aller  Fälle  nicht  von  Verschiedenheiten  in  den  Brechungsexponenten 
der  Augenruedieti*),  ebensowenig  von  Verschiedenheiten  der  Krümmung 
der  brechenden  Flächen,  sondern  wesentlich  von  Differenzen 
der  Axenlänge  abzuhangen.  (Donders,  Kefract  p.  77,  1864). 
Es  ist  von  Wichtigkeit  die  Sehaxenlänge  solcher  Augen,  deren 
Brecbzustand  mit  dem  Opbtalmoscop  objeetiv  bestimmt  worden, 
direct  zu  messen**),  was  bisher  noch  nicht  ausgeführt  ist.  Am 
25.  October  d.  J.  fand  ich  bei  einer  49jährigen  Frau  Glaucoma 
chronicum  absolutum  des  rechten  Auges,  die  brechenden 
Medieu  vollkommen  klar,  die  Papilla  optica  tief  kesselformig  excavirt. 
Mit  concav  zehn  sah  ich  (bei  Myopie  Vn)  aus  möglichster  Annähe- 
rung im  aufrechten  Bilde  den  lateralen  Hand  der  Papilla  optica  voll- 
kommen deutlich,  mit  concav  5 den  Grund  der  Excavation.  Das 
untersuchte  Auge  war  also  nahezu  emmetropiscb,  da  ich  — 10,  bei 
Erschlaffung  meiner  Accomodation,  zur  Correction  brauche,  um  den 
Grund  eines  emmetropischen  Auges  zu  untersuchen.  Am  10.  De- 
cember  d.  J.  kehrte  die  Patieutin  wieder  mit  glaucomatöser  Entzün- 
dung des  erblindeten  Augapfels,  weiche  die  Enucleation  erheischte. 
Die  Sehaxenlänge  des  Auges  beträgt  23,75  mm.,  also  von  der 
Vorderfläche  der  Hornbaut  bis  zur  lichtempfindlichen  Schicht  der 
Netzhaut  ungefähr  23  mm.  Prof.  0.  Becker  (Patb.  des 
Linsensyst.  p.  434,  1875)  hat  durch  objective  Untersuchung  des 
emmetropisch-aphakischun  Auges  die  Länge  der  optischen  Axo  des- 
selben auf  23,86  min.  berechnet,  was  mit  meiner  Messung  genügend 
übereinstimmt,  und  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  der  ent- 
sprechende Werth  (22,23  mm.)  in  dem  schematischen  Auge  von 
Listing  und  Hklmboltz  (Physich  Optik,  1856)  etwas  zu  klein  ist 
Uebrigens  möchte  ich  darauf  hinweisen,  dass  bereits  E.  von  Jüqer 
(Einstellungen  des  dioptr.  Apparates  1861,  p.  14)  die  Axe  der  Augen 
Erwachsener  incl.  8elera)  im  Durschschnitt  (an  80  Augen)  auf 
24,3  mm.  festgestellt  hat.  Danach  ist  die  bisher  nur  durch  Berecb- 

♦)  Vergl.  Cbl.  1874,  No.  18. 

•*)  Eboada  Ko.  «9. 


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- . 7y 


Habt**»,  Fieberdiät. 


Dictsch,  Oefäaae  der  Gallenblase. 


41 


nnng  bekannte  Brennweite  der  abgeflacbten  Linse  des  lebenden 
Auges  nicht  mehr  auf  44  mm.  sondern  auf  fast  54  mm.  anzusetzen. 
(Becker  1.  c.) 

Bei  einem  73jährigen  Manne  war  eine  Krebsgeschwulst  des 
Unterlides  auf  den  linken  Augapfel  übergegangen.  Ich  fand  nach 
Atropinmydriasis  S = V*o>  wegen  leichter  Hornhautaffection, 
H <=  1 jo  functionell  wie  opbtalmoseopiscb,  und  nach  der  Enucleation 
(18.  December  1875)  die  Sebaxenlänge  des  frischen  Bulbus  (incl. 
Sclera)  gleich  23  mm.  (Noch  niemals  ist  ein  Auge,  dessen  Hyper- 
metropie  im  Leben  optometrisch  bestimmt  war,  nach  dem  Tode 
genau  gemessen  worden.  Prof.  O.  Becker,  ZeüENüer’s  Monatsbl.  1874, 
p.  408). 


Ueber  Fieberdiät. 

Von  Dr.  F.  A.  Hartsen  io  Cannes. 

Veranlasst  durch  die  wichtigen  Mittheilungen  von  Senator  er- 
lauben wir  uns,  auf  die  Bedeutung  der  Trauben,  als  Nahrungs- 
mittel für  F ieberkranke,  aufmerksam  zu  machen.  In  den  Trauben 
besitzen  wir  eine  Nahrung,  welche  eine  bedeutende  Menge  von 
Kohlenhydraten  neben  einem  reichlichen  Vorrath  an  Kalisalz  ent- 
hält, eine  Nahrung,  welche  nicht  reizt,  sondern  im  Gegentheil  be- 
ruhigend wirkt,  und  bei  gestörter  Verdauung  (z.  B.  Durchfall  aus 
Dyspepsie)  schätzbare  Dienste  zu  leisten  vermag. 

Wenn  wir  den  Gehalt  an  Kohlenhydraten  bei  den  Trauben  her- 
vorheben, so  dürfen  wir  die  organischen  Säuren,  namentlich 
die  Weinsteinsäure,  nicht  mit  Stillschweigen  übergeben.  Es  ist  nämlich 
unsere  Ueberzeugung,  dass  die  ernährende  Wirkung  der  organischen 
Säuren  zn  sehr  vernachlässigt  wird.  Es  ist  ja  bekannt,  dass  dieselben 
im  Blute  zu  Kohlensäure  verbrannt  werden,  und  dass  deren  Salze 
als  kohlensaure  Salze  in  den  Harn  übergeben.  Vielleicht  würden 
zweckmässige  Untersuchungen  sogar  ergeben,  dass  unter  Umständen 
die  organischen  Säuren  in  Fett  verwandelt  werden.  Wir  glauben 
uns  also  berechtigt,  den  organischen  Säuren  neben  den  Kohlen- 
hydraten eine  Stelle  unter  den  Nahrungsmitteln  zu  gewähren. 

Wo  frische  Trauben  nicht  zu  haben  sind,  wären  vielleicht 
dieselben  durch  getrocknete  Trauben  oder  durch  verdünnten  Wein 
zu  ersetzen. 


M.  Deutsch,  Ueber  die  Anatomie  der  Gallenblase,  du*  Berlin. 

1875. 

Die  Lymphgefässe  der  Gallenblase  bilden  nach  D.,  der  bei 
Virchow  gearbeitet  hat,  in  der  Mucosa  ein  breitmaschiges  Netz  von 


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42  Sticda';  Sticlco »»,  Entwickluug  und  Wachathum  dar  Kuocheu. 


unregelmässiger  Anordnung  mit  Ausbuchtungen;  bald  führen  sie  ein 
Blutgefäss  zwischen  sieb,  bald  bilden  sie  eine  Ueberbrückung  über 
die  letzteren.  Die  Lymphgefässe  der  Mucosa  communiciren  mit 
feinen  Stämmcheu,  die  ihr  Netz  in  der  Serosa  haben,  die  sich  end- 
lich uiit  den  Lymphgi-fässen  der  Leber  vereinigen.  Injectionen  in 
die  Blutgefässe  von  Kaninchen  ergaben,  dass  bei  diesen  Thieren 
ausser  der  Arteria  cystica  noch  3 andere  Aeste  von  der  Leber  her 
in  das  Qewebe  der  Gallenblase  (in  die  Subseroaa)  eindringen.  Von 
diesen  3 Aesten  versorgt  der  längste  die  linke  Hälfte  der  Gallen- 
blase und  tbeilweise  den  Fundus,  der  zweite  dünnere  Ast  verläuft 
am  vorderen  Rande,  der  dritte  endlich,  welcher  fast  so  dick  ist  wie 
die  Arteria  cystica,  ist  für  die  rechte  Seite  des  Körpers  der  Gallen- 
blase bestimmt.  Die  Hauptarterie  (Art.  cystica),  sowie  die  Seiten- 
äste  anastomosiren  nicht  selten  unter  einauder.  Beim  Meerschweinchen 
gelangt  die  Hauptnahrung  der  Gallenblase  durch  die  Arteria  cystica, 
welche  sich  fast  über  die  ganze  Oberfläche  verzweigt;  nur  ein 
kleiner  Theil  der  Blase  gegen  den  Fundus  hin  erhält  seine  Aeste 
von  der  Leber.  Lew*. 

L.  Stleda,  Studien  Aber  die  Entwickelung  der  Knochen  nnd 
des  Knochengewebes.  Ar<h.  r.  micr  An»t.  xi.  s.  236. 

Z.  J.  Strelzoff,  l'eber  Knochenwach  stimm.  Eine  Erwiderung 
an  A.  V.  Kölliker.  Ebenda  XI.  8.  33. 

Schon  früher  (Cbl.  1873,  603)  hat  St.  den  Nachweis  zu  führea 
gesucht,  dass  das  Knochengewobe  genetisch  niemals  vom  Knorpel- 
gewebe abzuleiten  sei,  auch  nicht  in  den  knorpelig  präformirten 
Skeletttheilen.  In  diesen  hat  das  Knorpelgewebe  nur  eine  provi- 
sorische Bedeutung;  es  atrophirt  und  an  seine  Stelle  tritt  das  neu- 
gebildete Knocbengewebe. 

In  dem  ersten  Abschnitt  der  vorliegenden  Abhandlung  nimmt 
St.  diesen  Gesichtspunkt  wieder  auf  und  weist  nach,  wie  derselbe 
in  der  neueren  Literatur  zur  fast  allgemeinen  Anerkennung  gelangt  ist. 

Der  zweite  Abschnitt  beschäftigt  sich  mit  der  Prüfung  der  An- 
sichten Stkelzoff’s  (Cbl.  1872,449,  1873,273),  namentlich  mit  Bezug 
auf  den  Ossificationstypus  des  Unterkiefers  und  der  Spina  scapulae. 
Diese  Ansichten  werden  als  unbegründet  zurückgewiesen.  Der 
knöcherne  Unterkiefer  entsteht  in  seinen  ersten  Anfängen  unab- 
hängig  vom  MgCKKi/schen  Knorpel  auf  bindegewebiger  Grundlage. 
Wo  im  weiteren  Verlauf  der  Entwickelung  das  Knochengewebe  mit 
dem  Gewebe  des  MECKEL'schen  Knorpels  zusammenBtösst,  da  geht 
das  letztere  durch  Atrophie  zu  Grunde  und  au  seine  Stelle  tritt  neu- 
gebildetes Knochengewebe.  Ebensowenig  wie  der  MECKEL’scbe 
Knorpel  selbst  haben  gewisse  andere  in  der  Uuterkieferanlage  auf- 
tretende Knorpelmaasen  (accessoriscbe  Knorpelkerne  St.)  eine  directe 


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Waldbyka,  Bindogewöba»«lien 


43 


Beziehung  zu  dem  an  ihrer  Stelle  sich  entwickelnden  Kooebenge- 
webe:  auch  sie  besitzen  gleichfalls  nur  eine  provisorische  Bedeutung. 
Ganz  ebenso  wie  der  Unterkiefer  verhält  sich  nach  St. 's  Unter- 
suchungen das  Schulterblatt.  St.  zieht  hieraus  den  Schluss,  dass  es 
gar  keinen  uietaplastischeu  eartilagioösen  Ossificationstypus  im  Sinne 
Stk.'s  giebt. 

Im  letzten  Abschnitt  behandelt  St.  die  Frage  nach  der 
Existenz  einer  normalen  Resorption  des  Knochengewebes  bei  Wachs, 
thuru  der  Knochen,  die  nach  der  Entdeckung  von  KöLLIKER.  (Cbl 
1872,  3&3,  1873,  326,  662)  bekanntlich  durch  die  sogen.  Osteoklasten 
zu  Stande  kommen  soll.  Stk.  (Untersuchungen  aus  dem  Zflricher 
pathol.  Institut  I.  1873)  bat  gegen  Köllikkr  eine  durch  die  Osteo- 
klasten bewirkte  normale  Resorption  des  Knocbengewebes  überhaupt 
geleugnet,  Köllikkr  die  Kritik  Stils  mit  einer  Antikritik  (Knochen - 
resorptioii  und  interstitielles  Knochenwachsthum.  Würzb.  Verband). 
1873)  der  STR.'schen  Untersuchungen  über  Knochen wachsthum  beant- 
wortet In  dieser  Differenz  stellt  sich  St.  ausschliesslich  auf  Seite 
von  Köllikeb. 

Stb.  beharrt  in  seiner  neuesten  gegen  die  letzte  KÖLLtKER’sche 
Antikritik  gerichteten  sehr  ausführlichen  Abhandlung  durchaus  auf 
seinem  alten  Standpunkt,  indem  er  einerseits  die  Angaben  Kölliker’s 
über  eine  im  wachsenden  Knochen  stattfindeode  normale  Resorption  zu 
entkräften  trachtet,  andererseits  seine  eigene  die  Expansionsfähigkeit 
des  Knochengewebes  zur  Grundlage  habende  Theorie  des  Knochen- 
waebsthums  gegen  Köllikkr  vertheidigt  und  weiter  ausbiidet.  Die 
sehr  verwickelten  Details  der  Beweistührung  eignen  sich  nicht  zum 
Auszug.  Boll  (Rom). 


W.  Waldeyer,  Ueber  Bindegewebszelle,,.  Aroh  f-  »>icr.  Aoatomi« 
ZI.  8.  176. 

I.  Die  sogenannten  platten  Zellen  des  fibrillären 
Bindegewebes.  Unter  dieser  Bezeichnung  fasst  W.  die  Zellen 
des  lockeren  fibrillären  Bindegewebes  und  des  geformten  fibrillären 
Bindegewebes  der  Sehnen  und  der  fibrösen  Häute  zusammen.  Die 
Sehnenzellen  stellen  keine  einfachen  rechtwinkligen  Platten  dar, 
sondern  sind  compücirte  Gebilde,  die  am  Besten  als  , zusammengesetzte 
Platten*'  bezeichnet  und  mit  der  Form  eines  Schaufelrades  verglichen 
werden  können.  Eiue  klare  Vorstellung  von  der  Form  dieser  Zellen 
gewinnt  man  auch  auf  folgende  Weise:  Man  öffne  ein  Buch  derart, 
dass  man  seine  Blätter  in  4 — 5 — 6 Gruppen  auseinanderbält,  die 
unter  verschiedenen  Winkeln  aufeinanderstossen ; das  Ganze  macht 
dann  im  Grossen  ungefähr  denselben  Eindruck,  wie  eine  Sehnenzelle 
im  Kleinen.  Man  bat  es  also  nicht  mit  einer  Platte  zu  tbuu,  sondern 
mit  mehreren,  die  in  verschiedener  Weise  unregelmässig  an  einaudor 


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44 


Waldbteb,  Bindegeweb»*6llon. 


gefügt  sind.  An  den  Rändern  sind  diese  Platten  nicht  geradlinig 
abgeschnitten,  sondern  laufen  in  zahlreiche  feine  Fäden,  oft  von 
beträchtlicher  LäDge,  aus,  die  bei  zwei  benachbarten  Zellen  auch 
unter  einander  organisch  verwachsen  sein  (anastomosiren)  können.  — 
Ganz  ebenso  wie  die  Sehnenzellen  verhalten  sich  die  sogenannten 
fixen  Zellen  der  fibrösen  Häute  und  auch  des  lockeren  Bindegewebes. 
In  der  That  sind  diese  Zellen  weder  einfache  kernhaltige  Platten 
noch  Spindeln,  sondern  „zusammengesetzte  Platten",  deren  eine,  die 
„Hauptplatte  W.",  für  gewöhnlich  den  Kern  tragt.  Die  übrigen 
Platten  sind  weniger  umfangreich  und  erscheinen  wie  kleinere  Flügel, 
die  unter  spitzem  oder  nahezu  rechtem  Winkel  an  die  Hauptplatte 
aDgesetzt  sind,  und  die  ihrerseits,  ebenso  wie  die  Ränder  der  Haupt- 
platte,  in  viele  kleine  fadenförmige  Fortsätze  auslaufon.  Wo  Binde- 
gewebsfibrillenbündel  vorhanden  sind,  schmiegen  diese  sich  in  die 
Hohlkehlen  ein,  welche  zwischen  zwei  aneinanderstehenden  Platten 
oder  Flügeln  bestehen.  Niemals  liegen  jedoch  die  Zellen  den  Bündeln 
selbst  unmittelbar  an,  sondern  sind  durch  eine  mehr  oder  minder 
stark  entwickelte  intcrfasciculäre  resp.  inlerlamelläre  Kittsubstanz 
von  der  eigentlichen  Fibrillenmasse  getrennt,  so  dass  die  Zellen  selbst 
wieder  in  Hohlräume  dieser  Kittsubstanz  (Safträume  von  Reckling- 
hausen) eingesargt  sind.  — Der  „elastische  Streifen“  des  Ref.  stellt 
nach  W.  nichts  anders  vor,  als  die  Kantenansicht  einer  Nebenplatte. 
(Vgl.  Ran  vier,  Cbl.  1875,  20.) 

II.  Die  fixen  Hornhautzellen.  An  einer  anderen  Stelle 
(Gbaefe  und  Sämisch,  Handbuch  der  Augenheilkunde)  hat  W.  die 
Hornhautzellen  als  platte  Körper  beschrieben,  welche  um  den  Kern 
noch  eine  deutlich  nachweisbare  Menge  von  feinkörnigem  Protoplasma 
besitzen,  gegen  die  Peripherie  aber  in  eine  mehr  homogene  Platte 
auslaufen,  an  der  deutliche  Fortsätze  auftreten,  die  mit  denen  be- 
nachbarter Zellen  zum  Theil  verschmelzen,  zum  Theil  frei  enden,  so 
dass  bei  Weitem  nicht  alle  Saftkanälchen  mit  Fortsätzen  der  Horn- 
hautzellen ausgefüllt  sind.  Dieser  Darstellung  fügte  W.  jetzt  nach- 
träglich die  Angabe  hinzu,  dass  auch  die  Hornhautzellen  ebenso  wie 
die  Sehnen-  und  Bindegewebszellen  mit  zarten  Nebenplatten  besetzt 
sind.  Die  Kerne  liegen  im  Centrum,  nabe  der  Vereinigungsstelle 
der  Platten;  letztere  selbst  — meist  2 — 3 Nebenplatten  an  einer 
Hauptplatte  — werden  an  den  Bändern  ganz  dünn  und  schleierartig, 
und  sind  dort  mit  Fortsätzen,  wie  mit  franzenförmigen  Anhängen 
versehen.  — Details  über  die  Kerne  der  Hauptzellen  sind  im  Original 
nacbzulesen. 

III.  Grosse  protoplasmareiche  Bin degewebszelien. 
Ausser  den  platten  Zellen  kommt  im  Bindegewebe  eine  wenn  auch 
nicht  der  Zahl,  so  doch  der  Verbreitung  nach  ebenso  wichtige 
Gruppe  von  Zellen  vor:  grosse,  mehr  rundliche,  protoplasmareiche 
Zellen  (Embryonalzellen  des  Bindegewebes  oder  Piasmazellen  W.). 


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v.  Wimen,  Niereunbaonderang. 


45 


Sie  finden  sich  sporadisch  im  Untorhautbindegewebe  und  in  allen 
fibrösen  und  serösen  Häuten,  meist  in  der  Nähe  von  Blutgefässen. 
Von  den  Wanderzellen  unterscheiden  sie  Bicb  durch  die  grösseren 
Dimensionen  und  durch  die  Abwesenheit  der  amöboiden  Bewegungen. 
Gewisse  eigentümliche  Zellengruppen,  deren  histiologische  Bedeutung 
bisher  unklar  war,  sind  nach  W.  nichts  anderes  als  Anhäufungen 
dieser  Plasmazellen.  W.  rechnet  zu  dieser  Kategorie:  1)  die  Zellen 
der  sog.  ZwischenBiibstanz  des  Hodens,  2)  die  Zellen  der  Steissdrüse, 
3)  die  Zellen  der  Carotidendrüse,  4)  grosse  runde  Zellen,  welohe 
nicht  selten  als  adventitiellcr  Belag  an  den  Hirngefässen  gefunden 
werden,  5)  die  Zellen  der  Nebenniere,  6)  die  Zellen  des  Corpus 
luteum,  7)  die  sogenannten  Decidua-  oder  Serotina- Zellen  der 
Placenta.  — Charakteristisch  für  diese  Zeitformen  ist,  dass  sie  stets 
dicht  um  die  Blutgefässe  angeerdnet  erscheinen,  welche  sie  wie 
Scheiden  bekleiden.  W.  schlägt  daher  für  sie  den  Namen  des 
„perivasculären  Zellengewebes“  vor.  Boll  (Kom). 


v.  Wittich,  Beiträge  zur  Physiologie  der  Nieren.  Arch.  f.  raicr 

Aunt.  XI.  S.  75. 

Injicirt  man  einem  Kaninchen  5 ctm.  einer  Lösung  von 
Carminatnmoniak  in  die  V.  jugularis  (nach  dem  Vorgänge  von 
Chkczonssczewsky)  und  lässt  etwa  15  Minuten  bis  zum  Tode  ver- 
gehen, so  findet  man  nicht  nur  die  freigelegten  Ureteren,  sondern 
meistens  auch  die  Blase  bereits  mit  rothem  Secrete  erfüllt.  Die 
roicroscopi8che  Untersuchung  der  in  saurem  Alkohol  erhärteten 
Präparate  ergiebt  Folgendes:  Die  Oberfläche  des  Glomeruli  ist  fast 
ausnahmslos  diffus  geröthet,  und  einzelne  körnige  Ausscheidungen 
unregelmässiger  Form  lagern  auf  ihnen;  von  einer  intensiveren 
Färbung  der  Kerne  der  Gefässknäuel  oder  der  sie  bedeckenden 
Zellenschicht  ist  Nichts  vorhanden.  Zwischen  den  Glomeruli  und 
ihrer  Kapsel  befindet  sich  ein  ungefärbter  Raum,  die  Epitbelien  der 
letzteren  sind  nirgends  imbibirt.  Die  Lumina  der  gewundenen 
Harnkanälchen  sind  fast  durchweg  mit  carminhaltigen  Massen  er- 
füllt, ihre  Zellen  jedoch  stets  farblos.  Die  Saramelröhren  sind  meist 
stark  mit  Carmin  gefüllt.  — Es  ergiebt  sich  aus  diesen  Beobach- 
tungen (was  auch  schon  CHBZONSZCZEWSKy  angegeben  hat),  dass 
die  Ausscheidung  des  Carmins  ziemlich  gleichmä3sig  in  den  Kap- 
selu  der  Glomeruli  beginnt  und  von  hier  aus  die  ausgeschiedenen 
Massen  ohne  directe  Betheiligung  der  Drüsenzellen  in  die  Tubuli 
contorti  und  dann  weiter  in  die  Tubuli  recti  vorrücken. 

Durch  besondere  Versuche  hat  v.  W.  nachgewiosen,  dass  schon 
40—50  tiecunden  nach  der  Carmininjection  in  die  V.  juguralis  die 
erste  carmingcfärbte  Harn  welle  aus  dem  Nierenbecken  in  den 
Ureter  eintritt.  Dagegen  verfliessen  7 Tage  darüber  bis  ein 


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t.  WiTTtcH,  Nierenabsonderang. 


Kaninchen  die  injicirten  5 Decigramm  Carmin  bin  aut'  die  letzte 
Spur  durch  die  Nieren  ausgeschiedeu  hat.  Versuche  mit  Carmin- 
injection  an  Tauben  ergaben  ausnahmslos:  Ansammlung  des 

Carmins  im  Lumen  der  Kanälchen,  während  die  ersten  Anhäufungen 
der  eigentlichen  Harnbestandtheile,  der  harnsauren  Salze  in  den 
Drüsenzellen  selbst  erfolgt. 

Es  besteht  also  ein  merkwürdiger  Unterschied  in  dem  Ver- 
halten der  Niere  znm  Carminammoniak  und  zum  indigschwefel- 
saurem  Natron,  welches  letztere,  wie  Heidknhain  (Cbl.  1874,  360) 
gefunden  hat  und  v.  W.  bestätigt,  durch  die  Zellen  der  gewundenen 
Harncanftlchen  ausgeschieden  wird.  Combiuirte  Injectionen  bei- 
der Farbstoffe  Hessen  diese  Differenz  auf  das  Deutlichste  ber- 
vortreten,  ohne  jedoch  ihre  Ursache  aufklären  zu  können. 

Veranlasst  durch  das  Bedenken,  dass  bei  der  Injection  durch 
die  plötzlich  in  das  Blut  eingeführte  grosse  Farbestoffmenge 
pathologische  Verhältnisse  gesetzt  würden,  hat  v.  W.  diese 
Methode  verlassen  und  die  Farbstoff lösungen  durch  die  Lunge  ein- 
geführt,  über  welche  von  ihm  bereits  in  diesen  Blättern  (Cbl.  1874, 
914)  auseinandergesetzte  Methode  er  eine  Reihe  interessanter 
Details  beibringt.  Doch  vermochten  auch  die  nach  dieser  Methode 
angestellten  Untersuchungen  die  Frage  nach  der  Ursache  des  ver- 
schiedenen Verhaltens  des  Carminammoniaks  und  des  indig- 
schwefelsauren  Natrons  nicht  der  Lösung  näher  zu  bringen.  Für  das 
Carminammoniak  gab  die  neue  Methode  ganz  gleiche  Resultate  wie 
die  directe  Einführung  in  das  Blut;  hingegen  war  bei  Einführung 
des  indigschwefelsauren  Natrons  durch  die  Trachea  ein  Nachtheil 
gegen  die  erste  Methode  nicht  zu  verkennen,  indem  der  Farbstoff 
nur  spurweise  in  den  Drüsenzellen  nachzuweisen  war.  Sehr 
demonstrativ  erwies  sich  dagegen  die  neue  Methode  in  einer  anderen 
Beziehung:  das  schon  früher  von  v.  W.  behauptete  ungleichzeitige 
Functioniren  einzelner  Partieen  der  gewundenen  Canälchen  war  gerade 
durch  diese  Methode  besonders  überzeugend  nachzuweisen. 

Zum  Schlüsse  macht  v.  W.  darauf  aufmerksam,  dass  aus  der 
negativen  Thatsache  des  Ungefärbtbleibens  der  Zellen  der  Tubuli 
contorti  nach  der  Carmininjection  immer  noch  keineswegs  mit 
Sicherheit  zu  schliessen  ist,  dass  diese  Zellen  sich  an  der  Ausschei- 
dung des  Carmins  gar  nicht  betheiligen.  Man  weiss  seit  Geblach, 
dass  an  lebenden  Zellen  das  Carmin  gar  nicht  haftet:  es  wäre  mit- 
hin nicht  unmöglich,  dass  das  Carmin  in  der  That  ebenso  wie  das 
indigscbwefelsaure  Natron  die  Zellen  der  Tubuli  contorti  durchsetzt, 
aber  nicht  in  ihuen  fixirt  wird.  Dann  müsste  man  aber  für  das 
indigschwefelsaure  Natron  die  entgegengesetzte  Eigentümlichkeit 
nachweisen,  nämlich  dass  es  sich  schon  in  dem  Protoplasma  lebender 
Zellen  niederzuschlagen  im  Stande  ist.  Bol!  (Bom). 


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Wwmcrkidkh,  Verdauung  bai  Säuglingen  47 

H.  Wegscheider,  Veber  die  normale  Verdauung  bei  Säuglingen. 

Berlin  1876.  32  Stn 

Oie  Arbeit,  die  sich  im  Wesentlichen  auf  die  Fäces  besieht, 
zerfällt  in  6 Abschnitte,  von  denen  der  erste,  der  sich  mit  der  Li- 
teratur beschäftigt,  hier  Übergängen  werden  kann. 

II.  Beschaffung  des  Materials,  Sammlung  und  Vor- 
untersuchung. Die  Fäces  stammten  im  Allgemeinen  von  Kindern 
von  2 — 3 Monaten,  die  ausser  Mutterraich  Nichts  erhielten  — sie 
wurden  ohne  Wasser  von  den  Wiudeln  in  gut  schliessende  Gläser 
gebracht,  um  die  Verdunstung  zu  verhüten.  Die  Farbe  der  De- 
jectionen  von  gesunden  Kindern  ist  eigelb  bis  grüngelb,  die  Reaction 
stets  sauer,  die  Consistenz  sehr  wechselnd  von  fast  trocken  bis  zu 
dünnflüssiger  Beschaffenheit,  der  Geruch  niemals  stinkend,  sondern 
dem  der  sauren  Milch  ähnlich.  Stets  fanden  sich  darin  weissliche 
fibrinäbnliche  Flocken.  Microscopisuh  findet  man  vereinzelte  Epithel- 
zellen, feine  Härchen,  Fettsäurekrystalle.  Cholesterin  und  Bilirubin 
waren  nicht  nachzuweisen. 

III.  Reste  der  Nahrung.  Als  solche  sind  in  diesem  Fall 
EiweiBS  resp.  Casein,  Fette  und  Zucker  zu  bezeichnen.  Extrahirt 
man  die  Fäces  mit  Wasser  oder  verdünnter  Essigsäure  oder  ver- 
dünnter Salzsäure,  und  filtrirt  — die  Filtration  geht  wegen  des  Ge- 
haltes an  Mucin  sehr  langsam  vor  sich  — so  zeigt  das  Filtrat  mit 
Natronlauge  und  Kupfersulfat  violette  Färbung,  die  beim  Erhitzen 
durch  Reduction  von  Kupferoxyd  in  Gelb  übergebt.  Da  Eiweiss  in 
dieser  Flüssigkeit  nicht  nachgewiesen  werden  konnte  (kein  Nieder- 
schlag mit  Essigsäure  und  Ferrocyankaliuro)  bezieht  Vf.  die  Violett- 
färbung mit  alkalischer  Kupferlösung  auf  Spuren  von  Peptonen. 
Die  erwähnten  weisslichen  Flocken  bestehen  aus  Fetten  mit  geringen, 
bei  der  Behandlung  mit  Acthor  Alcohol  bleibende  Resten,  wahr- 
scheinlich Epitbeiien  des  Darms.  Zur  genauen  Untersuchung  der 
Fette  wurde  eine  grössere  Quantität  Fäces  mit  Alcohol  und  Aetber 
extrahirt,  der  beim  Verdunsten  beider  bleibende  Rückstand  verseift 
und  eine  Trennung  der  Fettsäuren  versucht:  sie  bestanden  aus 
Palmitinsäure,  Stearinsäure  und  Oleinsäure.  Zucker  wurde  nicht  in 
irgend  nennenswerther  Menge  gefunden. 

IV.  Reste  der  Secrete  des  Darmcanals  sind  in  ziemlich 

erheblicher  Menge  in  den  Dejectionen  enthalten.  1)  Die  Gegenwart 
von  Mucin  wird  schon  durch  die  zähen,  glasigen  Klumpen  ange- 
zeigt, welche  bald  mehr  bald  minder  reichlich  beigemischt  sind. 
Der  Nachweis  desselben  geschieht  in  wässriger  Lösung  durch  Essig- 
säurezusatz:  es  entsteht  dabei  ein  im  Ueberschuss  unlöslicher  Nie- 

derschlag. Beim  Kochen  mit  verdünnter  Schwefelsäure  entsteht  ein 
stark  reducirender  Körper.  2)  Gallenfarbstoff  war  leicht  in  den 
Fäces  nachweisbar,  theils  in  freiem  Zustande,  theils  an  Basen  ge- 


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48 


WsaaCBKlDEB,  Verdauung  bei  Säuglingen. 


bunden.  Bei  Her  Isoliruug  ging  ein  Theil  des  vorhandenen  Bilirubins 
in  Biliverdin  über.  In  diarrhoischem  Stuhl  konnte  Biliverdin  prafor- 
mirt  nauhgewiesen  werden.  3)  Urobilin  liess  sich  meistens  neben 
Gallenfarbstoff  nachweisen.  Vf.  erwähnt  bei  dieser  Gelegenheit  das 
Verfahren,  das  er  anwendete,  um  in  einem  ieterisehen  Harn  Urobilin 
neben  Gallenfarbstoff  nachzuweisen.  Der  Harn  wurde  zu  diesem 
Zweck  mit  Kalkmilch  gefällt,  riltrirt.  Das  Filtrat  zeigte  nach  dem 
Ansäuern  mit  Essigsäure  den  jAFFE’schen  Absorptionsstreifeil.  Der 
Gallunfarbstoff  verschwand  allmählich,  der  Urobilingehalt  blieb  un- 
verändert. 4)  Im  Alcoholauszug  der  Dejectionen  war  Cholsäure  im 
freieD  Zustand  nachweisbar.  5)  Cholesterin  fand  sich  in  nicht  unbe- 
trächtlicher Menge.  Was  seine  Abstammung  betrifft,  so  hält  Vf.  den 
alleinigen  Ursprung  aus  den  Gallenbestandtheilen  nicht  für  erwiesen. 

V.  Umwand) u ngsproducte  der  Nahrungsstoffe  und 
der  Secrete.  Vergeblich  wurde  auf  Leucin  und  Tyrosin  unter- 
sucht; die  Untersuchung  auf  Harnstoff  wurde  unterlassen,  weil  sich 
Beimengungen  von  Harn  zu  den  Fäces  nicht  sicher  ausschliessen 
Hessen.  Von  besonderem  Interesse  ist  die  Frage  nach  der  Natur 
der  freien  Säure  der  Excremente.  Es  konnte  nmit  Wahrscheinlichkeit 
Milchsäure,  hühore  Glieder  der  flüchtigen  fetten  Säuren,  Palmitin- 
säure und  Stearinsäure  nachge wiesen  werden.  In  erheblicher  Menge 
finden  sich  Seifen  (Kalk  und  Magnesia)  in  der  Dejcction  und  cs 
geht  auf  diesem  Wege  stets  ein  Theil  des  Nahrungsfettes  verloren. 
Im  Wasserextract  resp.  schwach  sauren  Extract  der  Fäces  fanden 
sich  Spuren  von  diastatischem  und  Pankreasferment,  dagegen  fehlt 
das  Pepsin-  und  das  Rohrzucker  invertirende  Ferment. 

VI.  Quantitative  Zusammensetzung  der  Fäces.  Es 

sind  10  ausführliche  Analysen  mitgetheilt,  betreffs  deren  indessen  auf 
das  Original  verwiesen  werden  muss.  — Am  Schluss  hat  Vf.  die 
Sätze  zusammeugestnllt,  die  sich  aus  seinen  Untersuchungen  für  die 
Lehre  vou  der  Verdauung  des  Säuglings  ergebeu.  Das  Wichtigste 
davon  sei  hier  noch  hei  vorgehoben:  1)  Die  in  der  Milch  enthaltenen 
Eiweissstoffe  werden  vollständig  resorbirt.  2)  Der  sogen.  Milch- 
detritus  ist  nicht  Casein,  sondern  im  Wesentlichen  Fett,  daneben 
wahrscheinlich  Dnrmepithelien.  3)  Die  Fette  werden  nicht  voll- 
ständig resorbirt  — oin  Theil  wird  als  Seife,  ein  Theil  als  freie  fette 
Säure,  vielleicht  auch  als  unverändertes  Fett  ausgeschieden.  4)  Neben 
dem  Urobilin  findet  sich  auch  unverändertes  Bilirubin.  Bei  leichter 
Erkrankung  des  Darms  findet  sich  Biliverdin.  5)  Das  Cholesterin 
zeigt  kein  characteristisches  Verhalten.  6)  Vou  Fermenten  sind  in 
geringer  Menge  nachweisbar:  diastatisebes  und  Pankreasferment 

- es  fehlt  Pepsin.  K.  Salkow.ki. 


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>S cbleicr,  Hirn^toffunsscheidnni;  bei  erhöhter  Körpertemperatur. 


49 


6.  Schleich,  lieber  das  Verhalten  der  HarnstoffproducUou  bei 
künstlicher  Steigerung  der  Körpertemperatur.  Arcb.  f.  exp. 

P»tb.  etc.  IV.  S.  82 

Vor  den  eigentlichen  Versuchen  stellte  Sch.  7 vergleichende 
Prüfungen  der  Harnstoff-  (Stickstoff-)  -Bestimmungen  nach  Hüfner, 
Liebig  und  VoiT-Sefgen  an.  Im  Vergleich  mit  letzterer  ergab 
Hüfnkr’s  Verfahren  stets  zu  wenig  an  und  zwar  auf  Harnstoff  be- 
rechnet etwa  10  pCt. ; Liebig's  Verfahren  ergab  ebenfalls,  aber  nur 
um  etwa  5 pCt.  im  Mittel,  zu  niedrige  Werthe. 

Die  Versuche  selbst  stellte  Vf.  au  sich  und  an  2 Männern  an, 
von  denen  der  eine  an  beginnender  progressiver  Muskelatrophie,  der 
andere  an  Eczema  scabiosurn  litt.  Die  Steigerung  der  (in  der 
Mundhöhle  gemessenen)  Körpertemperatur  wurde  durch  Bäder  von 
38 — 42,5°  C.  bewirkt  und  zwar  nachdem  durch  längere  Zeit  gleich- 
mässige  Ernährung  Stickstoffgleichgewicht  erreicht  war.  (Der  Stick- 
stoff der  Einnahmen  wurde  nicht  direct  bestimmt,  sondern  nach  be- 
kannten Angaben  über  die  Zusammensetzung  der  Nahrungsmittel  be- 
rechnet). In  der  Versuchsreihe  I betrug  vor  den  Bädern  die  tägliche 
Menge  des  Harns  1460 — 2040  ccm.,  des  Harnstoffs  (Hüfner)  37,04 
bis  43,59  gm.,  dagegen  nach  einem  lstündigen  Bade  in  der  Mittags- 
zeit, wobei  die  Mundtemperatur  39,5°  erreichte  1400  ccm.  mit 
45,41  gm.  Harnstoff  und  am  folgenden  Tage  (ohne  Bad)  1455  tcm. 
mit  47,13  gm.  In  den  dann  folgenden  Tagen  sank  die  Harnstoff- 
menge auf  37,0,  37,38,  37,18  und  hob  sich  unter  dem  Einfluss  von 
warmen  Bädern  an  3 hintereinander  folgenden  Tagen  auf  48,71,  54,86 
und  45,6  gm.  Die  höchste  Mundtemperatur  war  39,7°. 

In  der  Versuchsreihe  II  stieg  die  Harnstoffmenge  nach  2 an  einem 
Tage  genommenen  Bädern  von  zusammen  55  Minuten  Dauer,  wobei  die 
Mundtemperatur  39,9°  war  von  39,08  gm.  im  Mittel  aus  deu  vorherge- 
henden Tagen  auf  43,07  und  am  darauffolgenden  Tage  auf  49,19. 
Die  Bestimmung  nach  Liebig  ergab  am  Tage  der  Temperaturstei- 
gerung eine  grössere  Abweichung  von  den  nach  Hüfner  gefundenen 
ZablcD,  als  sonst,  vielleicht  weil  die  au3$er  dem  Harnstoff  im  Harn 
befindlichen  N-haltigen  Körper,  die  bei  dem  LiKBia’schen  Verfahren 
als  Harnstoff  gerechnet  werden,  auch  in  grösseren  Mengen  ausge- 
schieden wurden. 

In  Versuchsreihe  III  war  die  mittlere  Harnstoffmenge  vor  den 
Bädern  40,8  gm.  (nach  HüENRk),  an  dem  Versuchstagc  mit  2 Bädern 
von  zusammen  94  Minuten  Dauer,  wobei  die  höchste  Mundtemperatur 
38,8°  war,  50,74,  am  Tage  darauf  45,57  und  an  dem  dann  folgenden 
Tage  noch  44,45  gm.  Auch  hier  verhielten  sich  die  Differenzen 
nach  Liebig's  Verfahren  ähnlich  wie  vorher. 

In  Versuchsreihe  IV  betrug  die  mittlere  Harnstoffmenge  (nach 
HüFNKB)  vorher:  34,51  gm.,  dann  an  einem  Tage  mit  2 Bädern  (zu- 
sammen 91  Minuten,  höchste  Mundtemperatur  39,6°)  28,53,  am  fol- 

XIV.  Jahrgang.  4 


50 


Conasnn,  Miukelsareom  der  Niere 


genden  Tage  (mit  einem  Bade  von  20  Minuten,  Mundtemperatur  38,5°) 
43,39  und  an  den  2 späteren  Tagen  bezw.  38,69  und  38,14  gm.). 

In  Versuchsreihe  V wurden  vorher  iro  Mittel  ausgescbieden: 
30,85  nach  Hüfner  (32,2  nach  Liebig,  33,5  nach  Seegkn)  am  Tage 
mit  einem  Bade  (von  47  Minuten  Dauer,  höchste  Mundtemperatur 
39,05)  37,09  (37,62  nach  L.,  39,05  nach  S.),  am  folgenden  Tage  mit 
einem  Bade  (von  43  Minuten  Dauer,  höchste  Mundtemperatur  39,5°) 
37,2  (38,4  nach  L.,  39,96  nach  S ).  Am  Tage  darauf  31,93. 

In  Versuchsreihe  VI  war  die  mittlere  Harnstoffausscheidung 
vorher  33,45  (Hüfner),  dann  wurde  ein  Bad  von  30  Minuten  Dauer 
genommen  (höchste  Mundtemperatur  39,6°)  und  38,5  ausgeschieden 
und  am  Tage  darauf  noch  41,47.  Nach  einigen  Tagen  wieder  ein 
Bad  von  42  Minuten  Dauer  (höchste  Mundtemperatur  39,3°)  mit 
41,28  gm.  und  am  folgenden  Tage  37,63  gm.  Harnstoff. 

In  allen  Versuchen  wurde  also  übereinstimmend  eine  bedeutende 
Steigerung  der  Stickstoffausscheidung  am  Tage  mit  Bädern  und  noch 
am  folgenden  oder  3.  Tage  beobachtet.  Auf  diese  Vermehrung 
folgte  immer  eine  etwas  verminderte  Stickstoffausgabo  offenbar,  weil 
nach  dem  vorangegangeneu  stärkeren  Eiweisszerfall  ein  Ausata 
stickstoffhaltigen  Materials  stattfindet.  Henator. 


J.  Cohnheim,  Congenitales  quergestreiftes  Muskelsarcom  der 
Nieren.  Vi»cbow'»  Arcb.  lxv.  s.  64. 

Das  hier  beschriebene  Präparat  stammt  von  einem  l*/4  Jahre 
alten  Kinde  und  hatte  in  3 Monaten  eine  solche  Ausdehnung  er- 
reicht, dass  bei  der  Obduction  fast  die  ganze  Bauchhöhle  von  dem 
der  linken  Niere  angehörenden  Tumor  ungefüllt  war.  Derselbe 
zeigte  ein  grobböckeriges,  gelapptes  Gefüge;  an  seinem  rechten 
Längsrande  fast  als  zungenförmiges  Anhängsel  einen  Rest,  etwa  die 
Hälfto,  der  erhaltenen  Nierensubstanz  auf,  mit  dem  Tumor  von 
einer  gemeinschaftlichen  derben,  aber  leicht  abziehbaren  Kapsel 
umschlossen. 

Das  Gewebe  des  Tumors  ist  theils  dem  medullärer  Osteosarkome 
theils  demjenigen  von  Fibroroyonen  des  Uterus  an  Aussehen  und 
(Jonsistenz  vergleichbar.  Ein  etwa  Taubenei  grosser  markiger  Ge- 
schwulstknoten hat  seinen  Sitz  in  der  rechten  Niere.  Die  micros- 
copische  Untersuchung  erweist  die  Hauptmasse  der  Neubildung  als 
bestehend  aus  langen  schmalen,  vielfach  zu  Bündeln  angeordneten 
und  sich  unter  einander  verfilzenden  Muskelfasern  mit  zierlicher 
Querstreifung.  Die  medullären  Knoten  bestehen  aus  reinem  Rund- 
zcllensarkom-Gewebc,  und  zwischen  diesem  und  dem  fertigen 
Muskelgewebe  lassen  sich  mehrfach  Uebergfinge  nachweisen.  Die 
Grenze  des  Tumors  gegen  das  normale  Gewebe  wird  ziemlich  scharf 
von  streifigem  Bindegewebe  gebildet. 


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v.  Ekokliiasdi,  Arterionclerone. 


51 


In  Bezug  auf  die  Aetiologie  nimmt  C.  ein  vitium  primae  for- 
mationis  an  und  ist  geneigt  aus  dem  Umstande,  dass  im  Embryo 
die  Anlage  des  Urogenitalapparats  den  Urwirbelplatteu  räumlich 
nabe  liegt,  auf  eine  fehlerhafte  Abschnürung  zu  schliessen,  welche 
einige  Muskelkeime  in  den  Bereich  der  Urnierenanlage  mit  hinüber- 
genonmien  haben  dürfte.  Urawit*. 


Ji.  ?. Engelhardt,  Zur  Pathologie  der  Arteriosclerosis.  Rens»»'» 

Jooru.  f.  norm.  u.  patbol.  Histol.  etc.  (Russisch).  1873.  (Verspätet). 

E.  hat  20  Falle,  welche  die  verschiedenen  Entwickelungsstufen 
der  Sclerosis  der  Aorta  dargeboten  haben,  unter  Leitung  von  Prof. 
ßüDNEW  untersucht  und  ist  dabei  zu  folgenden  Resultaten  ge- 
kommen : 

Die  Entwickelung  der  Verdickungen  und  der  Platten  auf  der 
inneren  Oberfläche  der  Aorta  bängt  von  zwei  vollkommen  verschie- 
denen pathologischen  Prozessen  ab:  a)  von  der  vasculären  Ent- 
zündung und  b)  von  der  gefässlosen,  parenchymatösen  Entzündung 
der  Intima  der  Aorta. 

Die  erstere  Entzündung  ist  stets  die  Folge  von  Verletzungen 
der  Gefasswand,  und  zwar  besteht  dieso  Verletzung  in  der  Bildung 
von  microscopischen  die  Media  allmählich  von  aussen  nach  innen 
durchdringenden  Rissen,  wobei  die  vaseuiäre  Entzündung  zuerst  in 
der  Adventitia  zu  Stande  kommt,  dann  verbreitet  sie  sich  dem 
Risse  folgend  in  die  Media  hinein  und  endlich  entwickelt  sie  sich 
besonders  in  der  Intima,  wo  die  Producte  dieser  Entzündung,  d.  h 
die  Granulationselemente,  durch  ihre  Proliferation  und  weitere  Ent- 
wickelnng  die  bedeutenden  Verdickungen  der  Intima  der  Aorta  bil- 
den. Sowohl  die  runden  Granulationselemente,  als  auch  die  alten 
aus  den  ersteren  entwickelten  spindelartigen  Elemente  der  Verdickung 
sind  die  aus  den  neugebildeten  Blutgefässen  emigrirten  weissen 
Blutkörperchen.  Die  Grösse  der  Platten  ist  der  Menge  ihrer  Gefässe 
proportional.  Die  Form  derselben  hängt  vod  der  Richtung  der  in 
den  Platten  entwickelten  Blutgefässe  ab.  Die  zum  Lumen  der  Aorta 
senkrechte  Richtung  der  letzteren  bewirkt  die  Bildung  der  dicken 
und  kurzen  Platteu ; die,  welche  eine  der  Länge  nach  fortlaufende 
Richtung  haben,  die  Bildung  längerer  und  dünnerer  Platten.  Der 
Verlauf  dieser  Entzündung  der  Aorta  ist  doppelt:  progressiv  und 
regressiv.  Im  ersten  Falle  kommt  die  Bildung  von  dauerhaftem, 
fibrösem  Gewebe  zu  Stande;  im  zweiten  Falle  erfahren  die  Producte 
der  Entzündung  mehr  oder  weniger  schnell  die  Veränderungen  der 
regressiven  Metamorphose,  nämlich:  fettige,  atheromatöse  Entartung 
und  Verkalkung.  Der  regressive  Verlauf  fiudet  sich  seltener  als  der 
progressive.  In  beiden  Fällen  kommt  es  in  den  neugebildeten  Uo- 
fässen  zur  Bildung  von  Thromben,  welche  ganz  aus  Pigment- 

4* 


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52 


LABorLB&KK,  Qallenbronchialßstel. 


körnchen,  sehr  selten  aus  Fettkörnchen  bostohen,  und  welche  eine 
Oblitcration  zur  Folge  haben.  Im  crBtcn  Falle  aber  ist  die  Bil- 
dung der  Thrombose  die  consccutive,  im  zweiten  die  primäre  Er- 
scheinung. 

Die  zweite  zur  Verdickung  der  Intima  führende  Form  der  Ent- 
zündung der  Aorta  ohne  Bcthciligung  der  Gefässe  giobt  sich  aus- 
schliesslich durch  Proliferation  der  örtlichen  Bindegewebszollen  der 
Intima  zu  erkennen.  Diese  Form  führt  öfter  und  schneller  als 
dio  erste  zur  fettigen  Entartung.  In  dieser  Form  betheiligen  sich 
die  Media  und  Adventitia  nicht  activ;  zuweilen  aber  wird  die  Media 
mit  in  dem  regressiven  Prozess  hineingezogen;  zuweilen  auch  sieht 
man  in  der  Adventitia  die  Injection  und  Neubildung  der  Blutgefässe 
und  das  Auftreten  von  Granulationselementen;  dieser  active  Process 
aber  greift  nicht  über  von  der  Adventitia  in  die  Media  und  ist  blos 
das  Resultat  der  Reaction  der  atheromatösen,  in  hohem  Grade  ent- 
wickelten Processe  der  Intima.  Stroganow  (Petersburg). 


Eabmilböiie,  Memoire  sur  une  espfcce  de  fistule  biliaire,  uon 
encore  decrite,  et  qu’on  pent  appeler  hepato-bronchiqoe,  ou 
bronehe-hlpatique.  Uoiou  m«5d.  1875.  No.  99,  tot. 

Ein  46jähriger  Bürstenmacher,  starker  Weintrinker  aber  stets 
gesund,  nahm  am  4.  October  1874  eine  beträchtliche  Quantität  Bier 
zu  sicli  und  warf  am  folgenden  Tage  grüne  und  sehr  bittere  Massen 
aus,  die  er  als  Galle  sofort  erkannte.  Der  Auswurf  wurde  bald 
reichlicher  und  behielt  Monate  lang  seine  characteristische  Be- 
schaffenheit bei.  Der  Kranke  fieberte  nicht,  hatte  guten  Appetit, 
blieb  bei  Kräften  und  empfand  keine  besonderen  Beschwerden,  nur 
störte  nicht  selten  die  übermässige  Expectoration  den  Schlaf.  Bei 
der  Untersuchung  am  14.  März  1875  fand  man  die  inueren  Organe 
gesund,  nur  Hess  sich  eine  geringfügige  Vergrösserung  der  Leber 
nachweisen.  Der  reichliche  Auswurf  bestand  vorwiegend  aus  viscider 
Galle,  dagegen  waren  Urin  und  Stuhl  gallenfrei.  Wiederholentlich 
beobachtete  man,  dass  etwa  der  Mitte  der  rechten  Lungcnwurzel 
entsprechend  an  einer  umschriebenen  Stelle  leichte  Dämpfung  und 
reichliche  grossblasige  Rasselgeräusche  auftreten,  welche  verschwanden, 
sobald  eine  ergiebige  Expectoration  erfolgt  war.  Man  diagnosticirte 
eine  Verbindung  zwischen  einem  grösseren  Gallengang,  der  convexen 
Leberoberfläche  und  den  Bronchialwegen  der  rechten  Lunge,  deren 
Ursache  unaufgeklärt  blieb.  Ilydatiden  und  Leberabscesse  konnten 
ausgeschlossen  werden.  Gegen  Endo  des  Monats  April  wurde  das 
Sputum  sparsamer  und  gallenärmcr  und  Anfang  Mai  verliess  der 
Pat.,  ohne  dass  man  eine  besondere  Therapie  unternommen  hätte, 
als  geheilt  das  Krankenhaus.  Eichborat. 


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Letdbn,  nugleicbzeitig«  Contraciiou  beider  Herzkammern.  Riioel.  53 

E.  Leyden,  2 neue  Fälle  von  ungleichzeitiger  Contraction 
beider  Herzkammern.  Viacaow'a  Arch.  lxv.  8.  153. 

L.  theilt  2 neue  Krarikenbeobaclitungon  mit  (s.  Cbl.  1868,  749), 
in  denen  eine  ungleichzeitige  Contraction  beider  Herzkammern  nach- 
gewiesen  werden  konnte.  Beide  Patt,  litten  an  einer  hochgradigen 
Insufficienz  der  Mitralklappe  mit  erheblicher  Hypertrophie  und  Dila- 
tation des  rechten  Ventrikels,  und  der  erste  von  ihnen  bot  ausserdem 
»och  die  Zeichen  ^einer  ausgesprochenen  Schlussunfähigkeit  der 
Tricuspidalkiappe  dar.  Am  deutlichsten  waren  die  Erscheinungen 
bei  dem  ersten  Kranken,  einem  44jährigen  Zimmerraann.  Schon  bei 
der  Betrachtung  der  Herzgegend  sah  man  eine  diffuse  Erschütterung 
in  2 Absätzen  erfolgen.  Wurde  der  Spitzeustoss  palpirt,  so  fühlte 
mtu  ihn  2 Male  schnell  hinter  einander  anschlagen,  worauf  dann 
fine  längere  Pause  (die  Diastole)  folgte.  Mit  dem  ersten  Spitzen- 
stoss  erschien  der  Puls  in  den  Körperarterien,  zu  gleicher  Zeit  nahm 
das  Lebervolumen  zu,  auch  sah  man  sich  die  grösseren  Halsvenen 
füllen.  Der  zweite  Spitzeustoss  dagegen  rief  in  dom  Arteriensystem 
gar  keine  Erscheinung  hervor,  während  sich  die  Leber-  und  Hals- 
venen 2um  Zeiten  Male  füllten.  Offenbar  war  also  an  diesem 
zweiten  Spitzeustoss  der  rechte  Ventrikol  allein  betheiligt.  Sehr  an- 
schaulich sind  die  Curven,  welche  L.  seiner  Abhandlung  beigefügt 
bat.  Uebrigens  verschwand  das  Phänomen  bei  beschleunigter  Herz- 
action. 

Die  Erscheinung,  dass  alle  3 Kranken  an  hochgradiger  Mitral- 
klappeninsuffieienz  litten,  führt  den  Vf.  dazu,  die  Erklärung  der  Er- 
scheinung in  mechanischen  Verhältnissen  zu  suchen.  Wenn  die 
Scblussfähigkcit  der  Mitralklappe  fast  gleich  Null  ist,  wird  das  Blut 
bei  jeder  Contraction  des  Herzens  aus  der  linken  Kammer  durch 
den  Vorhof  und  die  Pulmonarvenen  hindurch  bis  zu  den  Capillaren 
der  Lunge  als  rückläufige  Welle  zurückströmen  können,  in  ähnlicher 
Weise  also,  wie  bei  einer  Tricuspidalklappeninsufficienz  der  Venen- 
puls zu  Stande  kommt.  Dieser  abnorm  grosse  Widerstand  pflanzt 
sich  durch  die  Pulmonararterie  zum  rechten  Ventrikel  fort,  so  dass 
dieser  nicht  im  Stande  ist,  ihn  durch  eine  einmalige  Contraction  voll- 
kommen zu  überwinden.  Auf  diese  Weise  tritt  der  rechte  Ventrikel 
gewissermaassen  compensalorisch  noch  mit  einer  zweiten  Contraction 
«in.  L.  meint,  dass  die  in  Rede  stehende  Erscheinung  häufiger  vor- 
komme, als  man  nach  der  Zahl  der  bisherigen  Beobachtungen  ver- 
muthen  sollte,  uud  glaubt,  dass  viele  Fälle  von  sogen,  frustraner 
Herzcontraction  hierher  zu  rechnen  seieu.  Eichborat. 


R-  Riegel,  lieber  Vagusiähmuilg.  Barl.  klin.  Woclcnscbr.  1875.  No.  81. 

Bei  einem  53jährigen  Manne,  welcher  über  Kurzathmigkeit  und 
Herzklopfen,  besonders  hei  Anstrengungen  klagte,  wies  die  Uuter- 


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54 


fiiKOBL,  Vtguiilübinang  Ebb,  ROvkaninsrkserkritiikung. 


suchung  an  den  Lungen,  abgegeben  von  massigen  bronchitiscbcu 
Erscheinungen  nichts  besonderes  nach.  Die  Respiration  war  der 
Zahl  und  dem  Typus  nach  normal.  Dagegen  war  die  Herzthätig- 
bei  schwachem  Herzstoss  ungemein  beschleunigt,  164  Schläge  in  der 
Minute,  der  Puls  klein,  oft  kaum  fühlbar,  die  Herzdämpfung  nur 
unbedeutend  im  Querdurchmesser  vergrössert,  die  Töne  schwach, 
aber  rein.  Die  Körpertemperatur  war  normal.  Patient  starb,  nach- 
dem sich  in  den  letzten  Tagen  des  Lebens  kleinere  Dämpfungsherde 
in  den  hinteren  Lungenabschnitten  entwickelt  hatten.  Ausser  ver- 
schiedenen Lungeninfarkten  wies  die  Obduction  eine  Einbettung  des 
linken  N.  vagus  unterhalb  des  Abganges  des  N.  recurrens  in  eine 
Lymphdrüse  nach.  Der  Nerv  erschien  atrophisch  und  zeigte  unter 
dem  Microscop  nach  abwärts  hin  schmale  Nervenbündel,  mit  in 
Form  feiner  Fettkörucben  getrübten  Fasern.  Der  rechte  N.  vagus 
nebst  recurrens  waren  intact.  Aus  Tbierexperinienten  erhielt  Vf.  die 
Bestätigung,  dass  schon  nach  einseitiger  Vagusdurchschneidung  Puls- 
bcschleunigung  eintritt,  während  die  verlangsamte  und  vertiefte 
Respiration  erst  nach  doppelseitiger  Durchtrennung  sich  eiustellt.  — 
Das  Herz  war  im  vorliegenden  Falle,  abgesehen  von  ^iner  massigen 
Erweiterung  beider  Kammern  und  einer  Hypertrophie  der  Ventrikel- 
wände, normal.  Bernhardt. 

W.  Erb,  Ueber  eineu  wenig  bekannten  spinalen  Symptomen- 

coinplex.  Berlin,  kliu.  Wocheoictir.  1875.  No.  2$ 

Vt.  hatte  Gelegenheit  eine  Reihe  von  Kranken  zu  beobachten, 
welche  folgende  charakteristischen  Symptome  darboteu.  Das  sich 
stets  langsam  entwickelnde  (chronische)  Leiden  beginnt  unter  Auf- 
treten abnormer  Sensationen  in  den  Beinen  oder  im  Kreuz  mit 
motorischer  Schwäche  der  Beine  und  verschlimmert  sich,  ohne  je 
wirkliche  Störungen  der  Sensibilität,  der  Urinexcretion , oder  Ab- 
schwärhuug  der  Potenz  zu  bedingen,  im  Laufe  von  Monaten  und 
Jahren.  Die  Kranken  schleppen  dann  die  Füsse  und  schreiten  in 
Folge  einer  refLetorischen  Spannung  der  Wadeninuskeln , sich 
hüpfend  bei  jedem  Schritt  erhebend,  auf  den  Zehen  einher.  Von 
Ataxie  ist  dabei  keine  Rede,  doch  siud  Bewegungen,  auch  im  Liegen, 
langsam  und  steif.  Das  Stehen  auch  bei  Augenschluss  und  zusam- 
mengesetzten Füssen  ist  sicher.  Die  schon  Anfangs  deutlich  hier 
und  da  zu  fühlenden  Muskelspannungen  werden  später  zu  wirklichen 
(Joutracturen,  auf  die  oberen  Extremitäten  geht  das  Leiden  selten 
über.  Während  die  Hautreflexe  ganz  normal  geschehen,  sind  die 
Sehneureflexe  (über  welche  Vf.  an  anderer  Stelle  berichtet  und  über 
welche  an  anderer  Stelle  auch  referirt  wurde)  enorm  gesteigert  und 
zwar  nicht  nur  an  dem  Lig.  patellae  und  der  Quadriceps-  und  Achilles- 
sehne, soudern  auch  an  anderen  Sehnen,  auch  der  Oberextremitäteu. 


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jP^r^pBpjPP*’ 

Caairi,  multiple  8te*tome  55 

Die  Blasen-,  Genital-  und  Hirnfunctionen,  sowie  das  Allgemeinbefinden 
sind  meist  vollkommen  gut.  „Cs  handelt  sich  also  um  eine  allmählich 
aanehmende  Parese  mit  Muskelspannungen,  mit  Refiexcontractionen 
mit  auffallend  gesteigerten  Sehnenreflexen  bei  völligem  Fehlen  aller 
Sensibilitätsstörungen,  Ernährungsstörungen  und  der  Blasenschwäche.“ 
Ais  wahrscheinlich  spricht  Vf.  es  aus,  dass  seine  Krankheitsfälle  au 
denjenigen  Affectionen  gehören,  welche  von  CllABCOT  als  auf  primärer, 
symmetrischer  Sklerose  der  Seitenstränge  beruhend,  beschrieben 
werden.  Die  Prognose  der  Fälle  ist  mässig  günstig.  Die  Behand- 
lung war  meist  eine  galvanotberapeutische  (constanter  Strom  längs 
der  Wirbelsäule);  eine  Besserung  trat  dabei  wenn  überhaupt  ziem- 
lich schnell  ein.  Bernhardt. 

Carafi,  Observation  snr  nn  cas  de  stdatonies  ganglionnaires 
par  infection  ä la  suite  dn  traltement  d’une  loupe  du  coir 
ehevelu  par  les  caustiqnes.  La  Kraue«  mdd.  1876.  No.  es. 

Wie  bei  malignen  Tumoren  eine  Infection  der  Drüsen  statt- 
findet, so  scheint,  aus  vorliegendem  Falle  zu  sobliessen,  ein  solches 
Vorkommniss  auch  bei  gewöhnlichen  ßalggescbwüisten  möglich.  Bei 
einer  40jährigen  Frau  wurde  im  April  73  eine  kirschgrosse  Balg- 
geschwulst auf  dem  Kopfe  geätzt.  Nachdem  der  Aetzschorf  sich 
lüste,  bildeten  sich  rings  Fleischwärzchen,  welche  immer  mehr  Zu- 
nahmen und  ein  fungöses  Aussehen  gewannen,  ähnlich  einem 
Caocroide.  Eine  Chlorziokpaste  wurde  im  April  1874  applicirt  und 
nach  einem  Monat  war  die  Stelle  vollständig  rein  vernarbt.  Bis 
sum  Februar  1875  war  die  Frau  gesund;  jetzt  bemerkte  sie  mehrere 
Knoten  am  üalse  und  bald  stellten  sich  Schmerzen  daselbst  ein, 
welche  sehr  heftig  wurden.  Unter  Cataplasmen  wurde  die  Haut 
roth  und  gespannt,  die  Diagnose  wurde  auf  eine  Polyadenitis  der 
Parotis  und  Cervicaldrüsen  gestellt  und  eine  Incision  vorgt- nommen. 
Sowohl  die  macroscopischc  als  auch  die  microsoopische  Betrachtung 
ergab,  dass  der  Inhalt  der  Drüsen  vollständig  dem  der  Sebumcysten 
glich.  Er  bestand  aus  Epithelion,  Cholesterin  und  Fett.  Es  wurde 
nun  eine  grössere  Incision  gemacht,  wobei  sich  ergab,  dass  keine 
Talginfiltration  vorlag,  sondern  jede  einzelne  Drüse  von  Talg  erfüllt 
war.  Es  wurde  Chlorzink  in  die  entstaudene  Höhle  eingeführt  und 
nachdem  der  Aetzschorf  abgefallen  war,  fanden  sich  in  dem  abge- 
sonderten Eiter  stets  reichliche  Talgmassen.  Die  Ränder  der  Wunde 
waren  cancroidartig  gewulstet.  Ein  Erysipel  und  eine  unvollständige 
Facialisparalyse  stellten  sich  ein,  letztere  durch  Erkrankung  des 
Facialisstammes  innerhalb  der  Parotis  bedingt,  worauf  die  Kranke 
das  Spital  verliess. 

Vf.  nimmt  aD,  dass  nach  der  Operation  der  Balggeschwulst  eine 
ßeproduction  gleicher  Geschwülste  in  deu  Lymphdriisen  der  zuge- 


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56 


CnvorrEK,  Pemphigus  bei  Rückeimiarkaleideu. 


hörigen  Lymphgefiisse  staltgefnnden  habe.  Ricbet  will  einen  gleichen 
Kn II  bei  einem  Greise  früher  beobachtet  haben.  O.  Simo». 


Fr.  Chvostek , Weitere  Beiträge  zu  den  vahomotorischeu  und 
trophischen  Neurosen.  Blasenbildung  an  der  Haut  (Pem- 
phigus). Wien,  med  Wochensehr.  1875.  No.  32—85 

im  Anschluss  an  die  früher  bekannt  gewordenen  Fälle  von 
Blasenbildung  in  Folge  von  Erkrankungen  des  peripheren  Nerven- 
systems, theilt  Vf.  einige  Fälle  mit,  in  welchen  ein  Rückenmarks- 
leiden der  Blasenbildung  vorausging.  Der  1.  Fall  zeigt  einen  Ppiu 
phigus  der  rechten  Hand  und  des  rechten  Vorderarms  bei  vorhande- 
ner Spinalaffection.  Bei  einer  44jährigen  Wittwe  trat  Empfindungs- 
losigkeit des  rechten  Armes  bis  zum  Ellenbogen  auf  und  bald 
darauf  Blasenbildung  an  den  Fingerspitzen,  dann  an  der  Hand  und 
dem  Vorderarm.  Die  Blasen  waren  von  halber  Erdbeergrösse  und 
folgten  sich  sehr  schnei).  Die  unteren  Extremitäten  wurden  schwach, 
die  Füsse  wurden  gegen  leichtere  Berührung  unempfindlich. 

P.  schwankt  bei  aneinandergesetzten  Füssen  und  taumelt  bei  ge- 
schlossenen Augen.  Die  vordere  Partie  der  r.  Brusthälfte  ist  über- 
empfindlich. Unter  eleetrischer  Behandlung  trat  Besserung  der 
Sensibilität  ein  und  diu  Pemphiguseruption  hörte  auf.  — Vf.  nimmt 
an,  dass  es  sich  um  eine  chronische  Myelitis  handle  und  dass  der 
Pemphigus  direct  von  dem  Nervenleiden  abhängig  sei,  denn  derselbe 
trat  unmittelbar  nach  dem  Auftreten  der  Gcfüblsabstumpfung  auf; 
er  befiel  nur  diejenigen  Stellen,  welche  am  meisten  anästhetisch  und 
analgetisch  waren  und  verschwand  mit  der  Besserung  des  Nerven- 
leidens. 

Der  zweite  Fall  betrifft  einen  55jährigen  Schifferknecht,  welcher 
kurz  nach  einer  Durclmässung  Rückenschmerzen  bekam  und  para- 
plegiscii  wurde.  Neben  Bewegungsstörungen  der  unteren  Extremi- 
täten trat  Lähmung  der  Sphinctcren  des  Arms  und  der  Harnblase 
auf.  Eine  Woche  später  entstand  Decubitus  am  Kreuzbcim  und 
gleich  darauf  bildeten  sieb  am  rechten  Unterschenkel  vorn  drei 
Blasen  von  Haselnussgrösse,  diese  wuchsen  und  nach  vielen  Tagen 
wurde  ihr- Grund  gangränös.  Sodann  entwickelte  sich  Oedem,  das 
allmählich  stieg,  es  traten  Schüttelfröste  auf  uud  P.  ging  septicämisch 
zu  Grunde.  Die  Section  ergab  gelbe  Erweichungsheerde  der 
Seitenstränge  im  unteren  Brustsegmente.  — Auch  hier  nimmt  Vf. 
eine  vasomotoriseh-trophischa  Störung  an,  welche  vom  Rückenmarks- 
leiden ausging  und  zu  Pemphigus  führte. 

in  dem  dritteu  Falle  ist  der  Zusammenhang  zwischen  Nerven- 
leiden und  Blasenbildung  ein  sehr  lockerer.  Bei  einem  30jährigen 
Ingenieur,  welcher  raaasslos  onanirtc,  stellte  sich  Spcrmatorrhoe  und 
Impotenz  ein,  sowie  bedeutende  psychische  Störungen.  Während  der 

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Iisub,  EnUüiiduug  durch  Lochialsccrcl.  Blumknstock,  Ohreuprobe.  57 


Rtickbildung  dieser  Störungen  unter  eleetriseher  Behandlung,  traten 
»orübergehend  Blasenbildungen  an  der  Haut  beider  Unterschenkel 

auf.  O Himon- 


F.  A.  Kehrer,  Versuche  über  Entzündung  und  Fieber  erregende 

Wirkungen  der  Lochien.  Beitr.  z.  vergleich,  u.  exp.  Oeburt.sk.  Giessen. 

1875.  8.  1. 

In  Uebereinstimmung  mit  Rokitansky  jln.  fand  K.,  dass  suh- 
cutane  Injection  der  Lochien  gesunder  Wöchnerinnen  bei  Ka- 
ninchen immer  ausgedehnte  Entündung  und  Vereiterung  des  Zellen- 
gewebes machte,  dass  die  Lochien  späterer  Tage  grössere  Abcessc 
machten,  welche  sich  in  nichts  von  den  durch  putride  Lochien 
froherer  Tage  verursachten  unterschieden.  Die  Lochien  des  4.  bis 
6.  Tages  tödteten  die  Thiere  unter  Erscheinungen  der  Inanitiou. 
Oie  Temperatur  steigerte  sich  immer  etwas,  war  aber  schwankend, 
und  sank  vor  dem  Tode  bedeutend.  Bei  Impfungen,  an  den  Schen- 
keln der  Wöchnerinnen  selbst,  machten  die  Lochien  vom  3.  Tage 
an  immer  eine  Entzündung  der  Impfstelle.  — Aus  dieser  phlogo- 
genen Eigenschaft  normaler  Lochien  erklärt  sich  die  regelmässige 
Umwandlung  der  Scbleimbautrisse  im  Geschwüre  und  das  häufige 
Wandfieber  der  Entbundenen.  Wenn  trotz  dem  nicht  Alle  fiebern, 
so  liegt  der  Grund  darin,  dass  zu  der  Zeit,  wo  die  LocIiicd  die 
phlogogene  Eigenschaft  annehmen  am  2 .,  3.  Tage,  die  Wunden  be- 
reits grauuliren,  resp.  sich  überhäuten.  Für  die  Praxis  folgt  aus 
diesen  Resultaten,  dass  die  Lochien  jeder  Wöchnerin  für  gefährlich 
anzusehen  sind,  dass  ferner  jeder  Eingriff  im  Wochenbett  (Unter- 
suchung, Entfernung  von  Placentai  testen)  welche  Scbleimbautrisse 
wieder  trennen  könnte,  zu  vermeiden  ist,  und  dass  jedesmal  eine 
schnelle  Verheilung  der  Wunden  (durch  Verbaridmittel  mit  Terpen- 
tinöl) anzustreben  ist.  v.  Hn»elberg. 


L.  Blumenstock,  Die  Wreden-Wendt’sche  Ohrenprobe  nnd 
Ihre  Bedeutung  in  foro.  Wien.  med.  Wochen* ehr.  No.  40  — 44. 

Durch  18  selbst  gemachte  Beobachtungen  und  eingehende 
Erörterung  der  verschiedenen  Verhältnisse,  welche  das  Mittelohr  bei 
frischen  und  faaltodten  raacerirten  Föten,  bei  intrauterinem  Athmon, 
bei  Neugeborenen,  welche  gar  nicht  oder  nur  kurze  Zeit  nach  der 
Geburt  geathmet  haben,  darbieten  kann,  kommt  B.  zu  dem  .Schlüsse, 
daäs  die  Ohreuprobe  weder  der  Mängel  der  Lungeuprohe  entbehrt, 
noch  die  ihr  nachgerühmten  Vorzüge  vor  dieser  in  dem  Grade  hat, 
wie  aie  ihr  namentlich  von  Wunden  zugeschriubcn  wurde.  Dagegen 
findet  Vf.  zum  Schlüsse  in  den  folgenden  Fällen  einen  grossen  prac- 
tischen  Nutzen  der  Ohrenprobe:  1)  die  Ohrenprobe  wird  zwar  nie 


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58 


WoLmCeiL,  OionbMtimmang. 


die  Lungenprobe  zu  ersetzen  vermögen,  sie  wird  aber  sehr  oft  die 
Resultate  der  letzteren  ergänzen  und  speciell  bestimmen  können, 
ob  das  lebendig  geborene  Kind  kräftig  geathmet  babe,  also  nicht 
etwa  nach  den  ersten  Athemzügen  gestorben  ist.  Ein  grösserer 
Spielraum  muss  der  Ohren  probe  bei  der  Frage  eingeräumt  werden, 
wodurch  das  Kind  während  oder  gleich  nach  der  Geburt  gestorben 
ist.  Eine  der  häufigsten  Ursachen  des  frühzeitigen  Todes  ist  be- 
kanntlich die  vorzeitige  Unterbrechung  der  Placentarrespiration 
während  des  Geburtsactes,  als  deren  unmittelbare  Folge  vorzeitige 
mit  Aspiration  von  Fruchtwasser  verbundene  Athembewegungen, 
darauf  Asphyxie  und  Erstickungstod  entweder  vor  oder  bald  nach 
beendigter  Geburt  anzusehen  sind.  In  solchen  Fällen  werden  wir 
in  den  Paukenhöhlen  flüssigen  Inhalt  und  in  diesem  Fruchtwasser- 
bestandtheile  finden,  somit  die  Todesursache  bestimmt  nacbweisen 
können,  ein  Nachweis,  der  durch  die  Untersuchung  der  Athmungs- 
organe  allein  nieht  immer  möglich  ist.  Im  Zusammenhänge  mit  der 
Aspiration  des  Fruchtwassers  steht  nach  den  Erfahrungen  von 
Wreden,  Wkndt  und  Hoefmann  einerseits  die  eitrige  Entzündung 
des  Mittelohrs,  andererseits  Ateiectase  und  Entzüudung  der  Lungen. 
Die  Constatirung  von  Fruchtwasserbestandtheilen  in  der  Pauken- 
höhle wird  somit  auch  in  solchen  Fällen  den  Beweis  liefern,  dass 
vorzeitige  Unterbrechung  der  Placentarrespiration  die  Ursache  war, 
wesshalb  das  Kind  entweder  während  der  Geburt  zu  Grunde  ging 
oder  scheintodt  zur  Welt  kam  und  bald  nach  der  Geburt  starb. 
2.  Gelaugt  das  lebendig  geborene  Kind  unmittelbar  nach  der  Geburt 
in  ein  flüssiges  Medium  oder  in  Cloakenjauche,  so  wird  die  Unter- 
suchung der  Paukenhöhlen  bestimmter  als  jene  der  Respirations- 
oder Verdatiungsorgaue  fremde  Körper  anifinden  lassen,  die  auf 
stattgebabte  Aspiration  des  das  Kind  umgebenden  Mediums  hin- 
weisen.  3.  Die  Untersuchung  der  Paukenhöhlen  wird  auch  (nach 
Hofmann)  für  die  Diagnose  des  Ertrinkungstodes  bei  Erwachsenen 
von  Bedeutung  sein,  da  ein  Eindringen  von  Flüssigkeit  in  die 
Paukenhöhle  bei  todt  ms  Wasser  gelangten  Körpern  nicht  statt- 
findet. Freilich  müsste  hierbei  die  Unversehrtheit  des  Trommel- 
fells zuvor  constatirt  werden.  4.  Endlich  dürfte  die  Untersuchung 
der  Paukenhöhlen  auch  in  manchen  Fällen  von  Kunstfeblern  ihre 
Verwerthung  finden,  und  zwar  Behufs  des  Nachweises,  ob  etwa  die 
Beschleunigung  der  Geburt  angezeigt  war  und  ob  durch  Fahr- 
lässigkeit der  Tod  des  Kindes  verschuldet  wurde.  W.  S*oder. 


li.  Wolffhügel,  L eber  den  sanitären  Werth  des  atmosphärischen 

OzOnS.  Zeitschr.  f.  ßiol.  XI.  S.  408. 

Zum  Nachweis  des  Ozons  bedieut  sich  Vf.  des  ScHÖNBEiNschen 
Reagens  trotz  der  ihm  anhaftenden  Mängel  u.  z.  in  der  Weise,  dass 


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PotSCiBfc.  Nicati. 


59 


er  ein  geschwärztes  Glasrohr  mit  dem  präparirten  Papierstreifen  an 
einer  ruhigen  schattigen  Stelle  exponirt  und  durch  Aspiration  in 
einer  gewissen  Zeit  ein  bestimmtes  Luftquantum  hindurchsaugt  (pro 
Stunde  50  Ltr).  So  wird  wenigstens  der  Einäuse  zweier  wesent- 
licher Fehlerquellen  der  Luftströmungen  und  des  Sonnenlichts  ausge- 
schlossen. Bei  länger  dauernden  Versuchen  wird  das  Reagens  erneuert; 
einmal  weil  bei  höheren  Reactionsstufen  feinere  Unterschiede  im  Far- 
benton  wenig  hervortreten  und  dann  weil  durch  Abdunstung  von  Jod 
bei  längerer  Dauer  des  Versuchs  ein  schwächerer  Reactionsgrad  vor- 
getäuscht werden  kann.*) 

Vf.  bestätigte  die  oft  gemachte  Angabe,  dass  in  Wohuräumen 
selbst  bei  starker  Ventilation  Ozon  gar  nicht  oder  nur  iu  Spuren 
vorhanden  sei,  so  dass  es  bald  wieder  verschwinde,  wenn  es  aus 
einer  besonderen  Quelle  z.  ß.  durch  Aetherverdünstung  entwickelt 
worden  ist.  Offenbar  wird  das  Ozon  zur  Oxydation  organischer 
Staubtheile  verbraucht.  Eine  ozonlmltige  Luft  wurde  desoeonisirt 
wenn  sie  durch  eine  Strassenstaub  enthaltende  Röhre  strich.  Diese 
Wirkung  blieb  aus,  wenn  der  Strassenstaub  vorher  geglüht  war. 
(Jebrigens  erwies  sich,  dass  auch,  geglühter  Mörtel  in  dickeren 
Schichten  (3 — 4 ctm.)  der  doch  für  Luft  permeabel  ist,  das  Ozon 
nicht  durchlässt,  ohne  dass;  Vf.  den  Grund  hiervon  aufgefunden 
bat.  Auch  iD  der  Bodenluft  hat  Vf.  den  Mangel  des  Ozons  noch 
besonders  nachgewiesen.  Schliesslich  verspricht  Vf.  künftige  Mit- 
tbeilungen über  die  Frage  ob  das  Ozon  im  Stande  sei,  Krankheits- 
stoffe zu  zerstören.  Schiffer. 


M.  Poincar^,  Note  sur  Pinnervation  de  la  glande  thyroide. 

Jonrn.  de  l'enat.  1876  8.  471 

P.  beschreibt  zahlreiche  mit  eigenen  Ganglien  versehene  Nervennetse  ans 
dar  menschlichen  Thyreoidea  nach  Maeerationspräparaten.  Lümt. 

W.  Nicati,  ltecherches  nur  le  mode  de  distribution  de»  flbres 
nerveuses  dans  le»  nerfs  optique»  et  daus  la  Rltine  (Travail 
de  laboratoire  d’histologie  du  collbge  de  France).  Arch.  d« 

physiol.  etc.  1876.  S.  521. 

I.  Anordnung  der  Nervenfasern  zwischen  dem  Chiasma  nnd 
der  Papilla  N.  optioi.  Lanoebhans  (Untersuchungen  über  Petromyzon  Planeri) 
ond  Schwalbe  (Grafe  9t  SammiCh,  Handbuch  der  gesammteu  Augonheilkuude)  haben 
neuerdings,  der  erste  bei  Petromyzon,  der  zweite  bei  Vögeln  eigentümliche  An- 
ordnungen der  Nervenfasern  in  der  Papilla  N.  optici  beschrieben.  N.  inacht  darauf 
aufmerksam,  dass,  um  diese  Verhältnisse  zu  studireu.  es  absolut  notwendig  ist,  bei 

*)  Trotz  dieser  Cautelan  haften  der  Oiouo  scopie  noch  so  viele  Fehlerquellen 
an  (Färbung  des  Reagens  durch  Wasserstoffsuperoiyd , salpetrige  Saure  nnd 
INtehtige  organische  Säuren,  Entfärbung  durch  Schwefelwasserstoff  u.  s.  w.),  dass 
osonometriache  Bestimmungen  im  Freien  jeder  Zuverlässigkeit  entbehren 


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60 


Hü.gkr.  MoOonnell.  FIkvmann. 


Thier eii  mit  spaltfÖrnriger  Papille  Präparate  von  3 verschiedenen  SchiiittrichLungon 
anzufortigen,  nämlich  1)  Schnitte  parallel  der  Nerveuaxo  und  im  Sinne  der  Pa 
piliunbreite  (Horizontalecbuittö),  2)  Schnitte  parallel  der  Nerveuaxo  und  im  Sinne 
der  Papilleulänge  (VerticalscbnStie)  und  3J  Schnitt«  im  Sinne  der  Papillenbreite 
aber  schräg  zur  Nerveuaxe. 

Untersucht  man  so  die  versebiedeuen  Wirbelthierclasseu , so  stellt  sich 
heraus,  dass  allein  bei  deu  Saugethiereu  die  in  Biiudel  ahgetheilten  Fasern  des 
N.  opticus  vom  Cbtasma  bis  zur  Papille  genau  parallel  verlaufen  und  sieb  nicht 
kreuzen,  dass  hingegen  bei  Vögeln,  Batrachiern  und  Knochenfischen  die  den 
N.  opticus  zusammensetzeuden  Bündel  sich  in  eine  einzeilige  Reihe  auordneu  und 
in  dieser  eiuo  vollkommene  Kreuzung  darstolleu 

11.  Anordnung  der  Nervenfasern  in  der  Retina  selbst.  Beim 
Frosch  gehen  von  jeder  Seite  der  »pnltfönuigen  Papille  etwa  10  Hauptbundei  aus, 
welche  sich  in  der  Art  verüstelu,  dass  der  Verbreituugsbezirk  jedes  einzelnen 
Blindeis  ein  Dreieck  darstellt,  dessen  Basis  an  der  Ora  s rrata  und  dessen  Spitze 
au  der  Papilla  N.  optici  liegt 

Für  deu  Menschen  reproducirt  N.  die  Angaben  Micrkl’s  (Cbl.  1875,  5G4). 

Boll  (Rom). 

A.  Hilger,  1)  Ein  Beitrag  zur  chemischen  Zusammensetzung 
der  Transsudate.  2)  Zar  Kenntniss  der  Mineralbestandtheile 
der  Echiuoderineu  und  Tuuicatea.  Pflcgkh  s Arch.  x.  211 -215. 

1)  Es  handelte  sich  um  Ovari&lcystenflüssigkcit.  Hervorzuheben  ist  der 
Gehalt  an  fibriubildenden  Substanzen  und  Harnstoff,  Fehlen  von  Muciu.  Unter  den 
Balzen  überwog  das  Kochsalz. 

2)  Aus  dem  Körper  mul  Mantel  der  Tunicaten  konnte  durch  verdünnte 

Salzsäure  schwefelsaurer  und  phosphorsaurer  Kalk,  kleine  Mengen  Kieselsäure, 
Spuren  von  Chlornatrium  und  Eisen  ausgezogen  werden.  Die  Haut  von  Holothurieu 
gab  an  Wasser  und  verdünnte  Salzsäure  ab:  Kochsalz,  schwefelsaures  Natron, 

Schwefelsäuren  Kalk,  kohlensauren  Kalk  und  Magnesia,  phosphorsauren  Kalk, 
Kieselsäure,  Eisenoxyd  Die  Haut  enthielt  4,41—6,549  pCt  Asche,  ln  100  Tbeilen 
derselben  waren  6 384  in  Wasser  löslich,  93,632  unlöslich.  E.  Salkowski. 

McConnell,  Kcmarks  on  the  anutomy  and  pathological  relations 

of  a new  species  of  liver-fluke.  The  Lauest  1875.  No.  8.  3 Abb. 

Bei  einem  Chinesen  fand  Vf.  in  deu  Galleugängen  der  Leber  zahlreiche 
(über  30)  Exemplare  eines  Distoma.  welches  sich  von  den  beiden  Formen  des  D. 
hepaticum  und  lanceolatnm  wesentlich  unterscheidet.  Es  steht  an  Grosse  zwischen 
den  beiden  und  ist  relai.v  t»c?.imJur  als  da*  D.  bepat  ; der  obere  Sauguapf  ist 
breiter  als  der  tiukre;  die  Oberfläche  ist  glatt,  der  Verdauungscaual  nicht  verzweigt, 
erstreckt  sich  bis  fast  zum  Bcliwnnzeiidu  j die  männlichen  Geschlechtsorgane  (1  oder 
2 kugelige  Hoden)  liegen  itn  hinteren  Drittel  des  Körpers  unter  deu  weiblichen 
und  stehen  in  Verbindung  mit  einem  eigenthümlicheu  Gebilde  (Koceptaculum 
nemiuis?);  die  weiblichen  Geschlechtsorgane  liegen  im  vorderen  und  mittleren 
Drittel  des  Körpers  über  den  männlichen;  die  Eier  sind  kleiner  als  die  der  beiden 
anderen  ('/W'  X Visse“)*  Orth. 

P.  Hey  mann,  Ueber  Insufficienz  der  Aortenklappen,  verursacht 
durch  Aneurysma  am  Sinus  Yalsalvae.  Di»».  Berlin  1874 

Im  Anschluss  an  einen  seihst  beobachteten  und  untersuchten  Fall  von 
Aorteoklappun-lnsufficieiiz  iu  Folge  von  Aneurysma  am  Siuus  Valsalvae  giebt  Vf. 
eiue  sorgfältige  Zusammenstellung  der  bekannten  Fälle  von  Aneurysma  am  Siuus 


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Bru..  Nicolaoohi. 


61 


(109,  eigentliche  intravalvuiärc  89)  neh.it  ihren  Folgen,  sowie  eine  (Jeher* 
«icfct  über  die  historische  Entwickelung  der  Lehre  von  den  Klappenfehlern  nud 
tpeciell  vou  der  losufficienz.  In  dem  initgctheilten  Fülle  fand  sieb  neben  nllge- 
neiner  Anämie,  einem  chronischen  Magengeschwüre,  erheblicher  Vergrößerung  des 
Herzen*  und  Verfettung  seiner  Musculatur  und  sklerotischen  Verdickungen  der 
Aortenintima  an  der  Steile,  wo  die  Sinus  der  vorderen  und  rechten  Klappe  zusara- 
neDstossen,  eine  mehr  in  dem  Bereiche  der  vorderen  Klappe  liegende,  über  die 
KiappenansaUlinie  iu  die  Aorta  hineinreicheude  und  16  mm.  im  Durchmesser 
haltende  CLffnung  in  der  Wand  der  Arterie,  die  iu  einem  3,4  ccm.  haltenden  an- 
enrjsmatischen  Sack  hineinführte.  Derselbe  hat  die  Kichtung  nach  uuteu  uud 
vom,  zom  grössten  Theile  in  das  Septum  ventrieuiorum  hinein  genommen  und  Bisst 
io  seiner  Wandung  die  3 Häute  der  Aorta  noch  wohl  erkennen.  Er  enthält  wenig 
altes  Fibrin,  meist  frische  Coagula.  Der  gemeinsame  obere  Ansatz  der  beiden  he* 
troffen en  Klappen,  der  sonst  ganz  normal  ist,  liegt  an  der  durch  das  Aneurysma 
▼orgeschobeueu  Arterien  wand  und  ist,  da  diese  Wand  je  nach  der  mit  Herzactiou 
iDMmmeubängenden  Füllung  dos  Aneurysmas  ihre  Stellung  äudert,  ebenfalls  be- 
weglich, woraus  Vf.  die  im  Leben  diagnosticirte  InsufÖciens  ableitet.  Orth. 


Bull,  A case  of  bifurcuted  foot  with  eieren  toes.  Boston  med. 

»ud  surg.  Journ.  1875.  No.  11. 

Der  Fall  betrifft  eine  Missbildung  des  linken  Fasses  bei  einem  sonst  wohl- 
fe bildeten  Mädchen,  das  im  Mai  1875  geboren  wurde.  Der  Fersentheil  des  Kusses 
i*l  einfach,  während  der  in  starker  Varo-equinus-Stellung  befindliche  Vorderthoil 
derart  doppelt  ist,  dass  einem  an  normalem  Orte  sitzeodon,  mit  5 normalen  Zehen 
betteten  Kusse  an  der  PiantArseite  vom  Anfang  der  Metatarialkooche»  an  ein 
zweiter  Fuss  Planta  gegen  Planta  gekehrt,  gegeiiübersteht,  so  dass  zwischen  deu 
Plar.tsrfiächen  beider  ein  bis  zum  Mittelfuss  reichender  .Spalt  ist.  Der  Appendix 
trägt  6 wohlgebildete  verschieden  lauge  Zehen,  jedoch  ohne  Hallux;  ihm  gehoreu 
»nscheinend  einzelne  eigene  Tarsalknochen  au;  au  den  Bewegungen  seines  an 
normaler  Stolle  befindlichen  Antagonisten  nimmt  er  nicht  Theil.  Der  Unterschenkel 
der  linken  Seite  ist  stärker  als  der  rechte.  Vf  legt  am  Schlüsse  einen  Werth 
darauf,  dass  bei  der  bei  Weitem  überwiegenden  Anzahl  vou  Missbildungen  die  linke 
K«»te,  fast  nie  die  rechte,  die  entweder  allein  oder  bei  Doppelmissbilduugeu  die 
nULrkstafficirte  Seite  sei.  Or&witc. 


C.  Mcoladoui,  Periherniöse  Phlegmone,  ein  Beitrag  zur 
Lehre  von  dem  entzündeten  Bruche.  Wiener  med.  Wocheuschr. 
1875.  No.  36  ii.  30. 

Im  Anschluss  au  2 Beobachtungen  vou  Pblegmouen  iu  der  unmittelbareu 
Umgebung  grosser  alter  Bruchsäcke  bespricht  Vf.  etwas  genauer  diese  ,,peri- 
tarbiöüen*'  Eiterungen.  Deu  Ausgangspunkt  derselben  bildet  immer  eiue  Hernia 
inflimir.ata,  eine  exsudative  Peritouitis  des  Brucbsackes.  Dass  ohne  Eiterbildung 
innerhalb  des  letaleren  die  Entzündung  sich  auf  die  Umgebung  desselben  fort- 
pflanzen  nnd  hier  zur  Eiterung  fähreu  kaun,  wird  begreiflich,  wenn  man  an  analoge 
Kraehtinungeu  An  anderen  Körperstellen  denkt,  au  die  Abscesse  iu  der  Umgebung 
entzündeter  Qeb  nke,  entzündeter  Sehnenscheiden  und  Schleimbeutel,  bei  Osteo- 
“Jelitiß  q.  s.  w.  Die  Wege,  auf  deuen  diese  Fortleitung  geschieht,  sind  die 
Lymphgefäsae,  deren  histiologische  Verhältnisse  am  Brnchsackperitoneum  allerdings 
bw  jetst  uoch  nicht  gonau  bekannt  sind.  E.  KtlsUr. 


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62  Macao«.  HiuacHaKKo  Siolo  Pawiinorr.  Modil. 

H.  Magnus,  Die  Bedeutung  des  farbigen  Lichtes  für  das 
gesunde  und  kranke  Auge.  Kin  Beitrag  zu  einer  rationellen 
Lichtdiät.  Leipxig  1875.  4G  9. 

Sieb  stützend  auf  die  hinsichtlich  der  physiologischen  Bedeutung  der  ver- 
schiedenen farbigen  homog neu  ,, Lichter“  für  das  gesunde  Auge  bekannten  That- 
sachen,  empfiehlt  M.  für  den  localen  Sabnts  der  Macula  lutea  das  blaue  oder  violette 
Liebt  wegen  der  hier  stattfindeuden  Absorption  durch  die  diffnsc  gelbliche  Färbung 
derselben,  für  die  übrige  Eetina  dagegen  Rauchglas,  weil  in  letzterem  Falle  bei 
jedem  monoehrometrisebem  Liebt  immer  nur  der  eine  oder  andere  Reizfactor 
eliminirt  wird.  Michsi  (Erlangen;.  • 

J.  Hirschberg,  Einige  Beobachtungen  Uber  angeborene  Spalt- 
bildung im  menschlichen  Auge.  v.  Qaars'»  Arch.  xxi.  s.  179. 

Aua  den  hier  roitgetbeiltua  Beobachtungen  ist  diejenige  eiues  Coloboma 
retinae  et  cborroidea»  central.  (Drityoohisma  centr.)  hervorznhebeu.  Nach  innen 
und  ein  wenig  nach  oben  von  der  Papille  nnd  awar  ca.  Papillendurchmesser 
entfernt,  befand  sich  im  umgekehrten  Bilde  eiue  weisse  elliptische  Figur,  in  der 
Breite  und  Höbe  von  ca.  3 Papilleudurchtnessern,  und  von  schwarzem  Pigment  ein- 
gefasst. Der  Grund  war  sehr  bedeutend  vertieft,  und  eine  eigentümliche  und 
reieblicbe  Vascularisation  hier  sichtbar,  bei  welcher  besonders  das  spärliche  Hin- 
übertreten  von  Netshautgefässen  auffallend  war.  Das  Sehvermögen  war  Sn  CC  in 
16';  entsprechend  dem  Defect  in  der  Netzhaut  wurde  ein  paracentrisches  Scotom 
eonstatirt  Michel  (Erlangen). 

Sidlo,  Glottisstenosc  io  Folge  von  Lähmung  der  Glottiser- 
weiterer und  Catheterismus  des  Larynx.  Wien.  med.  Wochensobr. 
1876.  Na  86  a.  87. 

ln  diesem  Pell»,  in  dem  schliesslich  bei  der  luspiretiau  nur  ein  linearer 
Spalt  noch  übrig  geblieben  war,  wandte  S.  die  Catbeterisation  des  Larynx  an,  die 
86  Mal  wiederholt  wurde.  Sie  hatte  einen  so  günstigen  Erfolg,  dass  die  vor. 
bandene  Erstickungsgefahr  schwand,  im  Wachen  selbst  bei  massiger  Bewegung 
kein,  sondern  nur  noch  im  Schlaf  ein  massiger  Stridor  sieb  xeigte.  b.  Frankel, 

Pawliuoff,  Zur  Frage  von  der  Zuckerharuruhr.  Viacnow»  Arch 

LXIV.  382-393. 

P.  stellt  sich  vor,  dass  Ei  weis*  nur  im  arteriellen  Blut  verbrennt,  weil  hier 
keine  leichter  ozydablen  Stoffe,  welche  den  .Sauerstoff  für  sieb  iu  Beschlag  nehmen, 
wie  im  Capillar-  und  Venenblut  vorhanden  seien.  Diese  leichter  oxydirbareu  Stoffe 
werden  vom  Muskel  durch  Umsetzung  des  Zockers  (in  Milchsäure  etc.)  geliefert. 
Im  Diabetes  sei  diese  Umsetzung  gebindert,  daher  könne  mehr  Kiweis»  zu  Harn 
stoff  verbrennen,  während  der  nicht  verbrauchte  Zucker  ausgesebieden  werde. 
Durch  Einführung  von  Milchsäure,  ebenso  wie  des  im  Körper  auch  leicht  ver- 
brennenden Glycerins,  könnten  die  Eiweissstoffe  vor  der  Oxydation  geschützt 
und  dem  Körper  eine  gewisse  Menge  von  Spannkräften,  die  ihm  im  Zucker  ver- 
loren geben,  erhalten  werden.  Auch  durch  Alkalien  werde  die  Oxydation  ge- 
steigert. Senator. 

A.  Model,  Exci8ion  eines  wandernden  Galleusteins.  Bayer,  »nti. 

lutelligenxbl.  1876.  No  41. 

M.  extrahirte  einer  Frau  uacb  Erweiterung  einer  ungemein  kleinen  Fintel. 
Öffnung  einen  gröMtentheil«  au»  Cholentearin  bestehenden  Gallenstein  von  der 
SrSsie  einer  Mo»catno»s.  Der  Stein  lag  iu  der  Bauchwand  in  einer  fast  vmllnus» 


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ShBSRBR.  Mrübir.  Olshsosbm. 


63 


pomo  von  glatter  •erosa-ähnlicher  Membran  aasgekleideten  Bühle,  von  einem 
raich! icheu . fadeatiebendeo,  schwach  gelblich  gefärbten  und  theil weise  fast  durch- 
»iebtigen  Schleime  amhfillt.  Eine  Communicaliou  mit  der  Gallenblase  lies*  sich 
eicht  entdecken.  Die  vorher  lange  Zeit  bestandenen  heftigen  Schmerlen  waren 
dereb  die  Operation  behoben,  naeh  & Wochen  war  die  Fistel  geschlossen. 

L.  Roae&thal. 

6.  Shearer,  Enlargemeiit  of  the  pineal  gland  and  sclerosis  of 
thc  brain  in  a case  of  chronic  epiiepsy  with  ameutia  and 

aphasia.  Edinb.  med.  Journ.  1876.  297. 

Ein  seit  seiner  frühesten  Jagend  epileptisches,  dementes  Mädchen,  welches 
iear  in  den  beiden  ersten  Lebensjahren  reden  in  lernen  anfing,  später  aber  absolut 
■o  sprechen  unfähig  war,  starb  in  ihrem  16.  Lebensjahre  nach  einem  Anfall  im 
Cooia.  Das  Schädeldach  war  normal  gebaut,  die  Hirnhäute  gesund,  nicht  mit  ein- 
ssder  verwachsen,  das  Hirn  gut  ausgebildet,  aber  fester  ansoffihlen,  trockener  als 
gewöhnlich,  lederartig  derb,  von  der  Consisteu*  gekochten  Eiweisses.  Die  Zirbel - 
drüse  war  vergrössert,  von  der  Grösse  einer  Haselnuss.  ~ Die  übrigen  Gehirn- 
sbeile  waren  gesund  Bernhardt. 

i.  Maurin,  {Separation  du  Tagin  et  du  col  de  l’uterus  par  uue 
cloibon  inter- utero -vaginale.  übe.  bebd,  1875.  No  29. 

Bei  einer  üppigen  22jährigen  Maurin,  welche  seit  dem  12.  Jahre  ohne  Be- 
Khaerden  meustrnirte  nnd  trott  längerer  Ehe  nicht  conipirt  hatte,  fand  Vf.  das 
obere  Viertel  der  Scheide  durch  eine  von  5 engen  Oeffunugen  durchbrochene  qnere 
Scheidewand  abgeschlossen : Die  Sonde  dringt  darob  diese  Oeffnuugen  noch 

1 — t cm  weit  vor.  Dnreh  Palpation  vom  Rectum  aus  lässt  sich  der  Uterus  hinter 
der  Scheidenwand  nachweiseu.  Nach  Spaltung  der  Brfickeu  zwischen  den  Oeff- 
•sogen  mit  der  Scbeere  wurde  die  geringe  Ulutnng  aus  den  dfinuen  Wuudfiäcben 
mittelst  verdünntem  Liq.  ferri  gestillt.  — Der  Verband  wurde  10  Tage  lang  täglich 
«neuert,  dann  trat  die  Menstrnation  ein,  nach  welcher  Pat.  geheilt  entlaseeu 
sorde.  — Die  8chleimbaut  des  durch  die  Operation  blossgelegteu  oberen  Scheiden- 
Viertels  teigte  sieh  lebhaft  gerOtbet,  die  Portio  vaginalis  wenig  entwickelt,  uach 
vorn  gerichtet.  — Vf.  nimmt  an,  dass  die  Stenose  dureb  Verschwärung  entstanden 
•si,  sie  Pat  im  12.  Lebenajabre  die  Pocken  fiberstand;  freilich  fehlten  damals  alle 
Symptome  von  Erkrankung  der  Scheide.  — Die  Frage,  ob  dieses  Septum  ange- 
boren sei,  wird  nicht  erörtert.  A.  Martin. 

B.  (Hahausen , Uebtjr  chronische,  hyperplusirende  Endometritis 
des  Corpus  Uteri.  Arch.  f.  Uyo  VIII.  97—188. 

Der  Vf.  macht  von  Neuem  aufmerksam  auf  eine  vou  R&crmur,  Nälator  und 
•ndren  Franaosen  schon  vor  Jahren  beschriebene  Form  der  Endometritis,  welohe 
m einer  auf  die  Uternsböble  beschränkten  starken  Hyperplasie  der  Schleimhaut 
führt.  Sie  äussert  sieb  klinisch  nur  durch  unregelmässige  starke  Blutungen  ohne 
•eitere  Ausflüsse.  Necb  Dilatation  der  Hohle  durch  Pressschwamm  findet  mau 
dieselbe  anstapesirt  durch  weiche  schwammige  Massen  vou  mehr  oder  weniger 
bjpsrlmiscbem  transparentem  Aussehen;  das  Microscop  erweist  sie  als  stark  hy- 
psrtropbirte  Schleimhaut  mit  Vermebruug  aller  ihrer  Elemente  und  einer  mässigen 
Dilatation  der  Drfisenlumina.  Microscopisch  sind  sie  su  verwechseln  mit  den 
Mollnsken  des  Corpus  Uteri  (Viacnow),  welche  jedoch  vorzugsweise  eus  cystisch 
dilatirteu  Drüsen  bestehen , und  mit  dem  Sarconi  der  Schleimhaut.  Ihre  Erkennung 
<a  Leben  wird  dadurch  erschwert,  dass  uaeb  Dilatation  durch  Pressschwamm  oder 
Lsaiaaria  die  erkrankte  Schleimhaut  comprimirt,  ihre  Unebenheiten  ausgeglichen 
•>»d;  aber  auch  dann  findet  der  Fiuger  sie  sicher  im  Fundus.  Zu  ihrer  Heilung 


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64 


t.  Bknikr.  P nssKOwaai.  Goaia. 


empfiehlt  0.  dringend  da«  Ausechaben  mit  Sine’  Cnrette  all  gefahrlos  and  sicher, 
tnr  Verhütung  von  Kecidiven  nachfolgende  Aetr.ung  mit  Jodtinctnr.  9 innerhalb 
der  lotsten  3 Jahre  beobachtete  und  mit  der  Curette  behandelte  Fälle  dienen  als 
Belege.  v.  Heselberg. 


v.  Benike,  Ueber  Verhaltung  der  Eihäute  bei  der  Geburt. 

’/jk itschr.  f.  Oebnrtsb.  n.  FiautsukraukU,  L 91 — 96. 


Du  Verhaltung  von  Chorionresten  dieselben  Folgen  haben  kann,  wie  die- 
jenigen von  Placentarresteu  (heftige  Kopfwehen,  Blutungen,  mangelhafte  Rückbil- 
dung, Bnpsis  und  fibrinöse  Polypen),  so  wird  seit  5 Jahren  in  der  Berliner  Entbin- 
dungsanstalt ein  verhaltenes  Stfiek  Cborioo  jedesmal  sofort  nach  Geburt  der 
PlAcenta  in  Chloroformuarcose  gelöst  nnd  ist  der  Verlauf  des  Wochenbettes  ein 
relativ  guosti^er  gewesen.  Bei  1700  Geburten  wurde  das  Chorioo  44  Mal  (1  : 38) 
verhalten,  24  Mal  ganc,  20  Mal  partiell,  30  Mal  waren  fikebeuartige  Adhärenzen, 
sehr  selten  war  Innervation  die  Ursache.  Der  Grund  zur  Adhärenz  ist  nach  B.  au 
suchen  in  mangelhafter  Involution  der  Decidua,  in  der  Bildung  von  Placentae 
spuriae,  Faserstoffablagörung  auf  dem  Choriou  oder  Eudometritis.  Erst-  und  Mehr- 
gebäreude  waren  der  Anomalie  in  gleicher  Häufigkeit  ausgeaeUt.  v.  HaseltMrg. 


Paszkowski,  Beiträge  zur  physiologischen  Wirkung  des  salz- 
sauren  Apomorphins.  Frzegiad  iek»r»ki  34-36.  i875. 

Vf.  hatte  durch  mehrere  in  der  Klinik  des  Prof.  Koacxvaaai  angestellto 
Versuche  über  die  Wirkung  des  salxsaaren  Apomorphins  an  Gesunden  sieb  über- 
seugt,  dass  zu  kleine  Dosen  von  salesaorem  Apomorphin  ebenso  verderblich 
wirken  als  zu  grosse  und,  dass  die  deletäre  Wirkung  dieses  Mittels  überhaupt  beim 
Ausbleiben  des  Brechactes  su  Tage  tritt.  Er  erklärt  dies  ans  dem  anta- 
gonistischen Verhältnisse,  in  welchem  das  Brechceatrum  su  den  motorischen  und 
respiratorischen  Centren  verbleibe;  der  Brecbact,  das  Resultat  der  Reisung  des 
Brecbceutrnms,  wirke  beruhigend  auf  die  durch  das  Apomorphin  ebenfalls  gereisten 
motorischen  und  respiratorischeu  Centren. 

Bei  kleinen  uicbt  brecheuerregeudeu  Dosen  fehlte  die  Dilation  der  Pupillen 
in  keinem  Kalle,  weshalb  K.  geneigt  ist,  die  primäre  Wirknng  des  salssaureu 
Apomorphins  anf  den  Sympatbicus  surücksufähreo ; aas  der  Blutscbwaukung  erklärt 
er  die  seenndäre  Wirkung  auf  das  Brechcentrum  und  deo  Vagus. 

J.  Zielewicc  (Posen). 


Uoeze,  Kindestödtung  durch  vorgehaltenes  Meconitun.  Em.s»»*no’i 

Vierteljahrsschr.  1876.  XXil.  363—977. 

lu  diesem  Falle  ergab  die  Obduction  des  reifen  und  gelebt  habenden  Kiudea 
die  Zeichen  des  Erstickungstodes:  Blutüberfüllung  in  den  Lungen  und  im  Herten, 
sowie  iu  der  Schleimhaut  des  Kehlkopfes,  schaumigen  Inhalt  in  der  Luftröhre  und 
den  Bronchien,  Hyperämie  in  der  Scbädelhöhle.  Ausserdem  fand  sich  Meconium 
in  reichlicher  Menge  in  den  Luftwegen  und  im  Verdaunugseanale.  Zahlreiche  Haut- 
abschürfungen und  Verleitungen  im  Gesichte  liesseu  erkennen,  dass  das  Kind  durch 
Vorbalteu  von  Meconium  vor  die  Respirationsüffnungen  erstickt  worden  sei. 

W.  Stader. 


Klneeodongen  Air  dru  Centrslblatt  wolle  mu  aa  einen  der  beiden  Herauegeber:  Prof.  Senator, 
Berlin.  (N.)  Kren. nirb. trenne  24,  and  Profeeeor  Roeentbsl,  Erlangen,  oder  (unter  Betaehlnae)  na 
die  Veriagebandlung,  Berlin  (N.-WJ,  unter  den  Linden  68,  mdreeeireb. 


Verlag  von  Aegnet  Hlreebwnld  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  S.  Hermann  In  Berlin. 


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WfatoBÜloh  «r»eh  einen 

1— t Bogen ; am  Sehloiae 
4m  Jahrraofi  Titel,  Ne* 
■eo-  nnd  Snebrofieter. 


Preis  des  Jahrgang  eg 

SO  Merk;  so  bestehen 
durch  elleBachbeodlan- 
gen  and  Poetenst eiten. 

für  die 


Redigirt  von 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Profeeeor  in  Erlengen. 


Dr.  H.  Senator, 

Profeeeor  In  Berlin. 


1876. 


99.  Januar. 


No.  4. 


Inhalt!  FiudlIid»,  Arteriitis  obliterans  (Orig.-Mittb.).  — 

Hesse,  Lage  der  weiblichen  Geschlechtsorgane  — Ntwiocil,  Einfluss  das 
Blutdrucks  auf  die  Häufigkeit  der  Herisohlgge.  — Nasan,  Fermentwirkongen.  — 
Mitibowitu;  Ebiith,  Keratitis.  — Boas,  Stichwunden  der  Gefässa.  — 
8ch  iess-Ge»  osbcs;  Blbbsig,  Staaroperation.  — Odits.si,  Affeotion  das 
Halssympntbicus.  — 

Tocihbux  ft  le  Gorr,  Nerven  des  Röckenmarks.  — KSmisiteir,  Nerven 
der  Hornhaut.  — Bloch,  fäulnisswidrige  Wirkung  galvaniacher  Ströme.  — 
Harmes,  Cbolecyanin  und  Choletelin.  — Stoisb,  Oberscbenkelampntation.  — 
Bsaass,  Paracentese  des  Thorax.  — v.  PiTimorii,  Grundlnft  der  Wfiste. 


" Veber  Arteriitis  obliterans. 

Von  Dr.  Carl  Friedländer, 

Privatdoeent  und  Assistent  am  pathologiachen  Institut  au  Straaaburg  i.  E. 

In  den  folgenden  Zeilen  erlaube  ich  mir,  die  Aufmerksamkeit 
der  Fachgenossen  auf  eine  äusserst  verbreitete  Affection  des  Arte- 
riensystemes  zu  lenken,  welche  bisher  fast  unbekannt  geblieben  ist, 

1.  Es  handelt  sich  um  die  Entstehung  eines  sehr  zellenreichen 
Bindegewebes  innerhalb  der  Intima  der  mittleren  und  kleineren  Ar- 
terien, welche  zu  einer  Verengerung  des  Lumens  derselben,  schliess- 
lich zu  vollständiger  Ausfüllung  des  Lumens  mit  festem  Material, 
zur  Obliteration  führt. 

2.  Die  Affection  beginnt  im  acuten  Stadium  mit  einer  Wu- 
cherung kleiner  dichtgedrängter  Rundzellen  zwischen  der  innersten 
elastischen  Lamelle  und  dem  Endothel.  Weiterhin  nehmen  die  Zellen 
an  Grösse  zu,  eine  grössere  oder  geringere  Menge  von  Intercelluiar- 
subst&nz  tritt  auf,  das  Gewebe  bekommt  den  Character  des  Granu- 
lationsgewebes oder  auch  des  Schleimgewebes  (indess  keine  Mucin- 
reaction);  auch  Gefässe  neuer  Bildung  kommen  darin  zu  Stande,  oft 
sogar  kleine  Arterien,  durch  reichliche  Ringmuskelfasern  unzweifel- 
haft als  solche  gekennzeichnet. 

XIV.  Jahrgang.  6 


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Frirdlasprb,  Arteriitis  obliteran?. 


3.  Die  Wucherung  geht  entweder  an  allen  Punkten  der  Peri- 
pherie gleichmässig  vor  sich,  so  dass  eine  concentrisch  fortschrei- 
tende Verengerung  der  Lichtung  entsteht,  oder  aber  von  einer  Seite 
her  mit  besonderer  Intensität;  auf  dem  Querschnitt  erhält  dadurch 
die  Wucberungssehicht  die  Form  eines  Meniscus  (Mondsichel).  Das 
Lumen  wird  dabei  einseitig  verengert  und  erhält  eine  excentrische, 
oft  ganz  peripherische  Lage. 

4.  Den  Habitus  des  Granulationsgowebcs  behält  die  Wu- 
cherungsschicht entweder  für  längere  Zeit,  oder  aber  sie  geht  über 
in  ein  derbes,  unter  Umständen  vollkommen  sclerotisches  Bindege- 
webe von  der  Art,  wie  wir  es  in  den  festen  Fibromen  vorfinden. 
Und  zwar  geschieht  dies  überall  da,  wo  aussen,  um  die  Arterie 
herum  sclerosirende,  indurative  Processe  Platz  greifen,  also  besonders 
bei  Schwielen-  und  Schwartcnbildungen , in  cal lösen  Geschwürs- 
rändern, bei  der  chronischen  Metritis  etc.  Entsprechend  der  ein- 
tretenden Schrumpfung  wird  die  Gefässwand  in  Falten  gelegt. 

Die  Musculatur  der  Gefässwand  wird  in  den  letzterwähnten 
Fällen  oft  ganz  und  gar  durch  Bindegewebe  ersetzt,  so  dass  die  Ab- 
grenzung der  Arterie  wesentlich  nur  noch  durch  die  elastischen  La- 
mellen, namentlich  diejenigen  der  Intima,  deutlich  wird.  In  anderen 
Fällen  geht  die  Wandung  im  Ganzen  eine  Umwandlung  in  eine 
eigenthümliche,  homogene,  leicht  glänzende  Substanz  ein,  in  welcher 
auch  die  elastischen  Lamellen,  wie  cs  scheint  unter  Aufquellen,  ver- 
schwinden. Die  homogene  Substanz  enthält  nur  wenige  oder  gar 
keine  zeitigen  Elemente  und  ist  gegen  Säuren  etc.  resistent.  Weiter- 
hin habe  ich  auch  gleichmässigc  Verkäsung  der  artcriitischen  Wu- 
cherung beobachtet,  und  zwar  in  Arterien,  die  in  der  Wand  käsiger 
Abscesse  gelegen  waren.  Dagegen  tritt  fettige  oder  kalkige  Dege- 
neration der  Elemente,  wie  bei  dem  atheromatösen  Proccss,  nicht 
ein,  oder  doch  nur  ganz  ausnahmsweise. 

5.  Man  dar!  demnach  als  allgemeines  Gesetz  anfstcilcn,  dass 
die  Wandelemente  der  Arterien  an  den  Zuständen  ihrer  Umgebung, 
also  au  der  grossen  Gruppe  der  „interstitiellen“  Pro- 
cesse auch  ihrerseits  regen  Antlieil  nehmen.  Jo  nachdem  in  dem 
die  Gefässe  tragenden  interstitiellen  Gewebe  acute  Entzündung 
(seil.  Ansammlung  kleiner  Hundzellen)  oder  Bildung  von  Granula- 
tionsgewe.be  (bei  chronischer  Entzündung)  oder  Induration,  oder 
endlich  Verkäsung  ststtfiudet,  spielen  sich  auch  die  entsprechenden 
Processe  ab  in  der  Artet  ienwand  selbst,  und  zwar  specieli  in  den 
Wucherungen  der  Intima. 

6.  Dagegen  kommt  die  Arteriitis  obliterans  nur  selten  primär 
vor.  Z.  B.  die  von  Heubnek  in  seiner  bekannten  Monographie  aus- 
führlich beschriebene  „luetische  Erkrankung  der  Gchirnarterien“, 
(welche  eine  typische  Arteriitis  obliterans  ist  und  anatomisch  durch- 
aus keine  specifisch-sy politischen  Eigenschaften  darbietet;  auch  ätio- 


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Frikdi.ähdeb,  Arteriitis  obliterans. 


G7 


logisch  ist  sie  keineswegs  auf  Syphilis  allein  beschränkt),  kommt  in 
der  Thal  in  einzelnen  Fällen,  wie  es  scheint  primär  an  der  Arterie 
Ki  Stande  (vergl.  z.  B.  den  schönen  Fall  von  Baumqarten),  während 
sie  allerdings  in  anderen  Fällen,  und  wohl  in  der  Mehrzahl,  im  Ge- 
folge von  Meningitis  oder  von  Neubildungen  auftritt.  Dio  Folgezu- 
stiinde  dieser  Affection  sind  von  Heubkek  sehr  sorgfältig  und  genau 
studirt  worden,  so  dass  ich  seinen  Angaben  in  dieser  Hinsicht  nichts 
hinzuzufügen  habe. 

7.  Für  primäre  Arterienprocesse  haben  wir  dann  diejenigen 
Vorgänge  anzusehen,  welche  bei  der  normalen  Verschliessung  von 
Arterien  beobachtet  werden,  nämlich  bei  der  Verschliessung  des 
Ductus  Botalli  und  der  Nabelarterien.  Diese  Obliteration 
kommt  nicht  etwa  auf  dem  Wege  der  Thrombose  zu  Stande,  was 
oft  unrichtiger  Weise  gelehrt  wird,  sondern  wesentlich  durch  Wu- 
cherung der  Arterienwände  selbst,  wie  dies  bereits  durch  frühere 
Untersucher  festgestellt  ist,  und  zwar  speciell  durch  die  geschilderte 
Wucherung  der  Intima.  Wir  haben  somit  einen  gut  ausgeprägten 
„physiologischen  Typus“  für  die  in  Rede  stehende  Affection. 

8.  Während  nun  die  Endarteriitis  obliterans  bei  den  intersti- 
tiellen Kntzündungsprocesseu  der  meisten  auderen  Organe  eine  mehr 
oder  weniger  hervortretende  Rolle  spielt,  so  ist  ihr  Vorkommen  bei 
den  Zuständen  der  Lunge  von  ganz  besonderer  Bedeutung.  Nicht 
nur,  dass  sie  bei  den  eigentlich  indurativen  Processen,  bei  narbigen 
Bronchectasen  etc.  vollkommen  regelmässig  und  in  hochgradigster 
Ausbildung  angetroffen  wird,  sie  stellt  auch  ein  sehr  wichtiges  Glied 
in  der  Kette  derjenigen  Vorgänge  dar,  die  der  Lungenphthisis 
tu  Grunde  liegen.  Es  ist  fast  unmöglich,  einen  Fall  von  Lungen- 
phthise genauer  zu  untersuchen,  ohne  von  der  grossen  Zahl  der  auf 
diese  Weise  ganz  oder  fast  ganz  aus  dem  Kreisläufe  ausgeschalteten 
Arterien  frappirt  zu  werden.  Und  zwar  bezieht  sich  dies  nicht  etwa 
nur  auf  die  nahe  an  den  Ulcerationsfiächen,  den  Cavernen,  gele- 
genen Theile,  in  denen  man  schon  seit  lange  die  'in  solide  Stränge 
umgewandelten  Arterien  kennt  (man  hält  dieselben  gewöhnlich  für 
folgezustände  von  Thrombose,  während  sie  in  der  That  wesentlich 
nur  auf  endarteritischer  Obliteration  ohne  vorgängige  Thrombose 
beruhen),  sondern  sehr  häufig,  fast  constant,  findet  man  die  endar- 
teritische  Wucherung  bereits  in  den  frischen,  lobulären  und  lobären 
Entzündungen,  welche  dann  weiterhin  zu  den  phtbisiseben  Zuständen 
fuhren.  Bekanntlich  findet  sich  ja  bei  diesen  Entzündungen,  wie 
Bohl  hervorgehoben  bat,  stets  schon  sehr  früh  eine  deutliche  Be- 
teiligung, Wucherung  des  interstitiellen  Gewebes  der  Lungen. 

9.  Auch  bei  experimentell  erzeugten,  der  Phthise 
analogen  Erkrankungen  von  Tbieren  (Lungenaffection  von 
Kaninchen  nach  der  Durchscbneidung  der  N.  laryngei  inferiores)  tritt 
die  Arterienaffection  bereits  in  den  ersten  Tagen,  schon  nach 

6* 

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FiikdlIndkb,  Arteriitis  obliterena. 


40  Stunden,  in  die  Erscheinung  und  lässt  sich  hier  sehr  gut  vou 
ihren  ersten  Anfängen  an  verfolgen ; an  geeigneter  Stelle  wird  das 
Nähere  darüber  berichtet  werden. 

10.  Jedenfalls  drängt  sich  bei  diesen  Befunden  sofort  der 
Gedanke  auf,  dass  die  endarteritische  Wucherung,  vermittelst  der 
durch  sie  gesetzten  arteriellen  Ischämie  der  betreffenden  Parthien, 
einen  wesentlichen  Antheil  an  dem  malignen  Verlauf  dieser  Processe 
nehmen  müssen.  Dass  dieselbe  Wucherung  auch  in  directester  Be- 
ziehung zu  der  Drucksteigerung  im  System  der  Pulmonalarterie,  zu 
der  bei  der  Phthisis  so  häufig  auftretenden  Dilatation  und  Hyper- 
trophie des  rechten  Herzens  und  deren  Folgezuständen  steht,  ist 
selbstverständlich. 

11.  Weiter  verdient  hervorgehoben  zu  werden,  dass  auch 
innerhalb  von  Tumoren  verschiedener  Art  sowie  in  der  Umgebung 
derselben  die  obliterirende  Arteriitis  sehr  regelmässig  gefunden  wird. 
Schon  bei  einfachen  Granulationswucherungen,  dann  bei  den 
gummösen  Gewächsen,  sehr  gewöhnlich  bei  der  Tuberculose  mit  be- 
gleitenden chronischen  Entzündungs-  oder  Ulcerationsprocessen, 
seltener  scheint  sie  bei  den  Sarcomen  zu  sein;  dagegen  wieder 
regelmässig  zu  beobachten  bei  Fibromen,  am  mächtigsten  bei  der 
Elephantiasis,  hier  oft  schon  macroscopisch  mit  grosser  Evidenz  zu 
sehen.  Auch  bei  den  Krebsen  kommt  sie  in  grosser  Ausdehnung 
vor,  namentlich  da,  wo  die  bindegewebigen  Elemente  stärker  ent- 
wickelt sind,  also  besonders  bei  den  ticirrben. 

12.  Was  nun  die  Herkunft  der  Zellen  betrifft,  aus  denen  die 
Wucherung  der  Intima  in  den  ersten  Stadien  besteht,  so  ist  sofort 
klar,  dass  dieselben  einen  dreifachen  Ursprung  haben  können: 

a)  Vom  Endothel  her  (denn  andere  zeliige  Elemente  sind  we- 
nigstens bei  kleineren  Arterien  in  der  Intima  fast  gar  nicht  ent- 
halten); man  müsste  annehmen,  dass  die  Endolhelzelien  junge  Brut 
erzeugten  und  nach  unten  hin  absetzten,  während  sie  selbst  dabei 
stets  als  continuirliche  Schicht  in  voller  Integrität  erhalten 
würden  (Kerntheilung  an  den  Endothelien,  d.  h.  mehrkernige  Formen, 
sogar  eigentliche  Kieseuzellen,  habe  ich  mehrfach  beobachtet). 

b)  Vom  Arterienblut  her  könnten  Elemente  zwischen  die  En- 
dothelzellen  eindringen. 

c)  Von  aus  der  Adventia,  resp.  den  Vasa  vasorum  herstam- 
menden Wanderzellen. 

Möglicherweise  treten  alle  3 Modi  in  Wirksamkeit;  nach  Ana- 
logie zu  schliessen,  dürfte  der  drittgenannte  jedenfalls  eine  wesent- 
liche Rolle  spielen.  Hierfür  sprechen  auch  einige  directe  Befunde, 
auf  die  hier  nicht  -naher  eiugegangen  werden  kann.  Ich  will  nur 
erwähnen,  dass  stets  da,  wo  Wucherungen  der  Intima  gefunden 
werden,  auch  in  der  Adventitia  Zellenanhäufungen  Vorkommen. 


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Frisdi-Ihdsb,  Arteriitis  nbliterens. 


69 


13.  Die  Endarteriitis  obliterans  zeigt  in  ihrem  ganzen  Ver- 
laufe die  vollkommenste  Uebereinstimmung  mit  den  Processen  bei 
der  Orga  ni  s a t ion  der  Thromben.  Ein  organisirter  Thrombus 
oder  genauer  gesprochen  das  Gewebe,  welches  an  Stelle  eines 
früheren  Thrombus  nach  einigen  Wochen  gefunden  wird,  kann  mit 
einem  durch  obliterirende  Endoarteriitis  resp.  Endophlebitis  ver- 
stopften Gelass  die  grösste  Aehnlichkeit  haben.  Meist  allerdings 
erkennt  tnan  an  dem  rcstirenden  Pigment  den  früheren  Thrombus, 
indessen,  wenn  wir  von  dieser  entschieden  unwesentlichen  Zuthat 
absehen,  oder  wenn  wir  Fälle  ins  Auge  fassen,  in  denen  das 
Pigment  schon  von  vorn  herein  fehlt,  wie  bei  den  weissen  Thromben 
(Zab.n'I,  so  ist  nur  in  Beziehung  auf  den  allerersten  Beginn  ein  we- 
sentlicher Unterschied  zwischen  beiden  Processen  nachzuweisen. 

Man  darf  danach  die  Hypothese  aufstellen,  dass  die  Orga- 
nisation der  Thromben  durch  einen  der  obliterirenden 
Arteriitis  resp.  Phlebitis  analogen  Vorgang  zustande 
komme. 

.Sehr  lehrreich  sind  in  dieser  Beziehung  die  Verhältnisse  der 
Arterien  und  Venen,  an  der  Placen  t ars te I le  des  Uterus  post 
partum.  Unmittelbar  nach  der  Geburt  findet  man  den  einen  Theil 
derselben  fast  leer,  collabirt,  einen  anderen  Theil  mit  flüssigem  Blute 
und  einen  dritten  Theil  mit  geronnenem  Blute  und  thrombotischem 
Material  erfüllt.  In  allen  3 Fällen  kommt  der  Obliterations-  resp. 
Organigationsprocess,  so  weit  man  sehen  kann,  in  allen  wesentlichen 
Punkten  auf  vollkommen  identische  Weise  zu  Stande  (vergl.  des  Vf. 
„Untersuchungen  über  den  Uterus“). 

14.  Schliesslich  habe  ich  zu  bemerken,  dass  auch  an  den 
Venen  bei  interstitiellen  Entzündungen  etc.  oft  genug  ähnliche 
Obliterationszustände  beobachtet  werden,  obwohl  nicht  mit  derselben 
Regelmässigkeit,  wie  bei  den  Arterien.  Auch  ist  die  Uonstatirung 
dieser  Verhältnisse  an  den  Venen  oft  schwieriger,  als  bei  den  Ar. 
terien,  weil  die  Venenintima  wegen  der  geringen  Entwickelung  ihrer 
elastischen  Elemente  viel  weniger  deutlich  abgegrenzt  erscheint,  als 
die  der  Arterien.  Uebrigens  kommen  bei  den  Venen  viel  häufiger 
Complicationen  mit  Thrombose  zu  Stande. 

15.  Dagegen  findet  sieb  interessanter  Weise  ein  ähnlicher 

Obliterationsvorgang  vermittelst  Bindegewebsneubildung  auch  im 
Innern  von  epitheltragenden  Lamellen,  und  zwar  meist  nach  vor- 
gängiger  Zerstörung  der  Epithelzellen.  Die  Bedingungen  sind  an- 
scheinend dieselben:  interstitielle  Wucherungsprocesse  in  der  Um- 

gebung. Es  kommt  dies  nicht  selten  an  den  kleineren  Bronchien  in 
Fällen  von  chronischer  indurativer  Pneumonie  zur  Beobachtung; 
ausserdem  auch  an  Drüsenausfübrungsgängen,  nämlich  an  den  Milch- 
csDilen  in  Fällen  von  scirrhösen  Brustdrüsenkrebsen,  sowie  bei  ein- 
fach fibromatösen  und  chronisch-entzündlichen  Zuständen  der  Mamma. 


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Habbc,  Lage  der  weibliseben  Geschlechtsorgane. 


Eine  ausführliche  Mittbeilung  hoffe  ich  im  Laufe  der  nächsten 
Monate  geben  zu  können. 


C.  Hasse,  Beobachtungen  über  die  Lage  der  Eingeweide  im 
weiblichen  Beckeneingang.  Arch.  f.  Gynäc.  1875.  8.  402. 

Die  frische  Leiche  eines  35jührigen  normal  gebauten  Frauen- 
zimmers wurde  im  aufrechten  Stande  dem  Gefrieren  ausgesetzt  und 
dieselbe  darauf  oberhalb  des  Nabels  in  einer  dem  Beckcneingangc 
parallelen  Ebene  durchschnitten.  Die  Gedärme  waren  nicht  voll- 
ständig durchfroren.  Unter  sorgfältiger  Fixation  des  unteren  Körper- 
teiles in  aufrechter  Stellung  wurden  die  Darmschlingen  sucessive 
abgebunden,  durchschnitten  und  lagenweise  entfernt,  dabei  sorg- 
fältig Acht  gegeben,  dass  keine  Verschiebungen  des  Peritoneum 
parietale  stattiämlen.  Nachdem  dieselben  nun  bis  in  den  Bereich 
des  grossen  Beckens  entfernt  waren,  wurde  die  vordere  Baucbwand 
zwischen  den  Spinae  anteriores  mittelst  eines  Schnittes,  der  etwas 
oberhalb  des  Ligamentum  Poupartii  und  der  Syrapbysis  verlief,  ent- 
fernt und  nach  der  Durcbschneidung  das  Peritoneum  sorgfältig  an 
den  Resten  der  Baucbwand  fixirt  und  dem  Auslaufen  des  Harnes 
aus  der  an  der  Spitze  angeschnittenen  Blase  sofort  ein  Ziel  gesetzt. 
Darauf  wurden  die  Reste  der  Dünndarmschiingen,  vou  deneu  eine 
in  das  Cavum  Douglasii  hineinragte,  aus  dem  Bereiche  des  grossen 
und  kleinen  Beckens  entfernt,  sofort  der  sich  darbietenden  Situs 
bildlich  fixirt  und  darauf  unter  genauer  Beobachtung  der  Dimen- 
sionen sämmtlicher  Theile  speciell  ausgeführt.  Bei  der  Schilderung 
der  -Lageverhältnisse  der  Eingeweide  des  weiblichen  Beckens  im 
aufrechten  Stande  nimmt  H.  als  Norm  einen  mittleren  Füllungs- 
zustand  der  Blase  und  des  Mastdarms  an.  Es  ergiebt  sich,  das  in 

diesem  Zustande  die  Längsaxen  der  beiden  Ovarien  von  hinten 

medianwärts  nach  vorn  lateralwärts  gerichtet  sind  und  somit  mit  der 
Queraxe  des  Gebärrauttergrundes  einen  nach  vorne  und  aussen 
offenen  Winkel  bildeo.  Es  berührt  der  mediane  Rand  des 

Eierstocks  nicht  blos  den  Aussenrand  des  Fundus  utori  son- 

dern zugleich  die  llinterfläche  desselben.  Die  Ovarien  wer- 
den durch  das  Ligamentum  infundibulo-pelvicum  vor  der  Ver- 
schiebung nach  innen  und  hinter  den  Uterus  bewahrt.  Dies  Band 
verbindet  das  Infundibulum  tubac  und  somit  auch  das  üvarium  mit 
der  Mitte  der  seitlichen  Wand  des  Beckeneinganges  und  indem  es 
an  der  Oberfläche  des  breiten  Mutterbandes  halbmondförmig  vor- 
springt, bildet  es  eine  vordere  und  eine  hintere  Vertiefung.  Die 
Fossa  paravesicalis  und  das  Cavum  Douglasii  laterale.  Median- 
wärts werden  diese  beiden  Hauptvertiefungen  am  breiten  Mutter- 
bande durch  das  Ligamentum  ovarii  getrennt.  Die  Ovarien  liegen 


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Fawnocat,  Einfluss  das  Blutdrucks  anf  die  RKußgkeit  der  Herzschläge.  71 

somit  auf  der  sebiofen  Ebene  des  breiten  Mutterbandes,  das  von  der 
seitlichen  Beckenwand  nach  abwärts  Segen  die  Mitte  des  Beckeu- 
einganges  gerichtet  und  nach  hinten  zugleich  ein  wenig  abschüssig 
ist.  Sobald  der  Körper  sich  horizontal  lagert,  wird  der  Eierstock 
mit  seinem  medianen  Rande  gegen  die  iSynehoudrosis  getrieben, 
somit  nach  hinten  und  innen,  während  sein  äusserer  Rand  nach  vorn 
aussen  sieht,  uud  seine  hintere  ebene  Fläche  der  seitlichen  Becken- 
wand sieb  ausclimiegt.  Dabei  ist  dann  das  Ligamentum  infundibulo- 
pelvieum  und  das  Ligamentum  ovarii  gespannt.  H.  giebt  an,  dass 
in  manchen  Fällen  die  Eierstöke  auch  an  der  vorderen  Beckenwand 
liegen.  Aus  dein  Umstande,  dass  bei  dor  Lage  an  der  seitlichen 
Beckenwand  das  Ligamentum  ovarii  gespannt  ist,  schliesst  H.,  dass 
im  Pubertätsalter  die  Eierstöcke  sich  unter  uoriualen  Verhältnissen 
nicht  in  den  grossen  Beckenraum  begeben  können.  Die  Eileiter 
liegen  beim  aufrechten  Stehen  ebenfalls  im  kleinen  Becken  in  der 
Fossa  paravesicalis  am  vordem  obern  Rande  des  Eierstocks.  Die 
eigentliche  Tuba  ist  wie  eine  Krause  zusammengefaltet  und  liegt  vor 
dem  Ligamentum  infiiudibulopelvicum,  Die  Tuba  dreht  sich  um 
iure  zwei  Befestigungspunkte,  (der  Anhaftungsstelle  an  den  Fundus 
utcri  und  den  Ort  der  Befestigung  der  Fimbria  ovarica  an  den 
Eierstock),  demnach  um  die  transversale  Axe  von  vorn  nach  hinten 
so,  dass  sie  sich  mit  ihrem  Mesenterium,  welches  vor  dem  Ovarium 
auUteigt,  über  die  hintere,  obere  Flüche  des  Eiorstockes  wie  eine 
Kappe  hinüberlegt,  denselben  ganz  überdeckt  und  somit  eine  voll- 
ständige Tasche,  Bursa  ovarica,  um  ihu  herum  bildet.  Die  obere, 
hintere  Fläche  wird  somit  vollkommen  von  dem  eigentlichen  Cavum 
abdominis  abgeschlossen,  oder  besser,  es  wird  um  die  obere  hintere 
Fläche  des  Eierstoeks  durch  die  Ueberlagerung  von  Seiten  der  Tuba 
und  deren  Mesenterium  ein  Nebenraum  des  Cavutn  peritoneale,  und 
»war  ein  Spaltraum  mit  capillärer,  seröser  Fiüssigkeitsschicbt  ge- 
schaffen, an  dessen  äusserem  Ende  das  Ostium  abdominale  tubae 
mit  dem  Infundibulum  uud  den  gegen  das  Tubenlumen  schlagen- 
den Fliiumerepithelien  sich  befindet.  Die  Flirameerbewegung  wäre 
vielleicht  itu  Stande,  eine  gegen  das  Tubonoriticium  gerichtete  Bewe- 
gung der  capillären  Flüssigkeitsschicht  iu  der  Bursa  ovarica  her- 
vorzurufen, die  sich  dann  Körperchen,  wie  den  an  der  hinteren 
oberen  Fläche  des  Eierstockes  zum  Vorschein  kommenden  Eiern 
mittheileu  könnte,  und  so  Hesse  sich  dass  sichere  Hineingelangen 
eiues  Eies  in  den  Eileiter  erklären.  Loewe. 


F.  Nawrocki,  Ueber  den  Einfluss  des  Blutdrucks  auf  die 
Häufigkeit  der  Herzschläge,  «eitr.  * Auat  u.  Pii/siol  Peetgabe  f. 
C,  Linwia.  S.  205—221. 

Das  Resultat  dieser  Untersuchung  ist  folgendes:  Wenn  sämmt- 


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72 


Natts,  Fermentwirkungen. 


liehe  zum  Herzen  tretende  Nerven  durchschnitten  sind,  so  wird  die 
Pulsfrequenz  von  Veränderungen  des  Blutdrucks  durchaus  unab- 
hängig (im  Wesentlichen  übereinstimmmend  mit  den  Befunden 
Knoll’s,  Wobm  Mueli.er’s  (s.  Cbl.  1874,  568  und  853);  dagegen 
nimmt  die  Kraft  der  einzelnen  Systolen  mit  steigendem  Blutdruck  zu 
resp.  ist  bei  niedrigerem  Drucke  geringer.  Boi  erhaltenen 
Vagis  fand  N.  ebenso  wie  Bernstein,  Asp,  Knoll,  eine  Ver- 
minderung der  Frequenz,  sobald  der  Druck  gesteigert  wird,  eine 
Beschleunigung  bei  sinkendem  Blutdrucke.  Bei  allen  diesen 
Versuchen  ist  es  für  die  Frequenz  überall  gleichgiltig,  ob  die  be- 
schleunigenden Nerven  erhalten  sind  oder  nicht. 

Um  die  iu  diesen  Experimenten  öfters  auttretenden  Unregel- 
mässigkeiten, welche  offenbar  die  widersprechenden  Angaben 
früherer  Autoren  verursacht  hatten,  statistisch  zu  eliminiren,  hat  N. 
diesbezügliche  Versuche  in  sehr  grosser  Zahl,  nämlich  an  400  Thieren 
(Hunden,  Katzen,  Kaninchen)  angestellt. 

Diese  Versuche  zerfallen  in  drei  Reiben:  I.  Versuche  mit 

vollständig  von  äusseren  Nerveneinflüssen  befreiten  Herzen:  Hals- 
mark, Vagi,  Depressores  und  Hals  Sympatbicus  durchschnitten. 
(Die  Durchschneidung  letzterer  Nerven  ist,  wie  N.  findet,  eigentlich 
überflüssig,  da  der  Hai  s-Sympathicus  nach  N.  keine  beschleunigenden 
oder  sonstige  regulatorische  Nerven  für  das  Herz  enthält).  II.  Mit 
Erhaltung  der  beschleunigenden  Nerven;  Halsmark  (und  Brust- 
Sympathicus)  intact;  Vagi  und  Brustmark  in  der  einen  Reihe  eben- 
falls intact,  in  einer  anderen  durchachuittcn.  III.  Mit  erhaltenen 
Vagis,  und  zwar  a)  an  Tbieren  mit  unversehrten  Nerven,  b)  mit 
Ausschaltung  der  beschleunigenden  Nerven  (Durchschncidung  des 
Halsmarks). 

Die  Steigerung  des  Blutdrucka  wurde  herbeigeführt:  Durch 
Compression  der  Aorta  ohne  Eröffnung  der  Bauchhöhle  (wie  im 
STENSON’schen  Versuche  wird  eine  Schlinge  von  aussen  her  vor  der 
Aorte  vorbeigeführt,  so  dass  diese  gegen  die  Wirbelsäule  geschnürt 
werden  konnte);  ferner  durch  Reizung  scnsibiler  Nerven;  durch 
Transfusion  defibriuirten  Blutes  derselben  Specics;  in  Versuchen, 
bei  denen  das  Brustmark  getrennt  war,  wurde  eine  Blutdrucksteige- 
rung auch  durch  elektrische  Reizung  des  peripherischen  Mark- 
abschnitts veranlasst.  Die  Herabsetzung  des  Drucks  wurde  einer- 
seits durch  Nachlass  der  vorgenannten  drucksteigernden  Eingriffe 
erreicht,  anderseits  durch  Reizung  des  Depressor,  Durcbschneidung 
der  Splancbnici,  Blutungen.  Filehn«  (Erlangen). 


0.  Nasse,  Untersuchungen  über  die  ungeformten  Fermente. 

Prctloai'«  Arcb.  XI.  8.  138. 

Vf.  ging  bei  seinen  Untersuchungen  von  der  zuerst  von 


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Nami,  Fermeutwirkuugen. 


73 


du  BoI8-Rbthond  ausgesprochenen  Thatsachu  aus,  dass  die  Salze  der 
Alkslien  die  Säuerung  des  Muskels  hindern ; er  stellte  sifch  die 
Aufgabe,  die  Wirksamkeit  verschiedener  Salze  nach  dieser  Rich- 
tusg  festzustellen,  in  der  Idee,  dass  dieselbe  abhängig  sein  würde 
tod  dem  Anziehungsvermögen  der  Salze  für  Wasser.  Als  Maass  für 
dieses  betrachtet  Vf.  die  Dampfspannung  die  Lösung,  die  für  eine 
Reihe  von  Salzen  durch  Untersuchungen  von  Wüllnbk  festgestellt 
ist.  Durch  Kochsalzlösung  entblutete  Froschmuskeln  wurden  mit 
dem  betreffenden  Salz  verrieben,  noch  weiter  mit  Salzlösung 
verdünnt,  filtrirt,  das  Filtrat  mit  Lakmus  blau  gefärbt  und  nun  der 
Eintritt  der  spontanen  Säuerung  beobachtet.  Die  Versuche  zeigten  die 
erwartete  Gesetzmässigkeit  nicht,  wohl  aber  zeigten  sich  Differenzen, 
die  zu  genaueren  Untersuchungen  aufforderten.  Diese  wurden  an 
anderen  Fermentationsvorgängen  ausgeführt,  und  zwar  zunächst 
mit  der  Einwirkung  von  Speichel  auf  Stärke.  Bei  Verwendung 
von  Kochsalzlösung  fiel  die  Zuckerbildung  bei  einem  gewissen  Ge- 
balt an  Na  CI  (3,85  %)  stärker  aus,  als  ohne  Kochsalz,  bei  höherem 
Gehalt  schwächer.  Die  Invertisirung  von  Rohrzucker  durch  verdünnte 
S0(H,  wurde  durch  verschiedene  Salze  in  verschiedenen  Concen- 
trationen,  nur  gehemmt,  durch  keins  gefördert.  — Ausgedehntere  Ver- 
suche wurden  angestellt  mit  der  Inversion  des  Rohrzuckers  durch  das 
iovertirende  Ferment  der  Hefe,  dem  Speichel,  Pankrcasferrnent  und 
der  Diastase  in  der  Einwirkung  auf  Amylum.  Die  augewendeten 
S»lzc  sind  die  Sulfate,  Nitrate  und  Chloride,  des  Kalium,  Natrium 
uod  Ammonium.  Bei  der  Inversion  des  Rohrzuckers  wurden  auch 
die  Salze  der  alkalischen  Erden  verwendet.  Das  gemeinsame  Re- 
sultat lässt  sich  etwa  folgendermaassen  formuiiren.  1)  Die  Salze 
haben  einen  nachweisbaren  Einfluss  auf  die  Menge  des  Fermon- 
tationsproductes  bald  nach  der  positiven  bald  nach  der  negativen 
Seite.  2)  Für  die  Art  des  Einflusses,  ob  positiv  oder  negativ  und 
die  Grösse  desselben  sind  bestimmend:  a)  die  Natur  des  Salzes, 
b)  seine  Concentration,  c)  die  Art  der  Fermeutation.  Ein  und  das- 
selbe Salz  kann  bald  hemmend  bald  befördernd  wirken.  Im  Allge- 
meinen wirken  die  Ammoniaksalze  am  stärksten  befördernd,  das 
^blorkalium  am  stärksten  hemmend.  Die  grösste  Wirkung  ergab 
»ich  bei  der  Inversion  von  Zucker  durch  Hefeferment:  schwcfel- 
s»ures  Ammoniak  steigerte  in  einer  Concentratiou  von  8,33  % die 
Wirkung  von  100  auf  306.  Da  die  Wirkung  der  Salze  verschieden 
181  bei  verschiedenen  Vorgängen,  so  gebt  daraus  hervor,  dass  die 
^ettnente  selbst  dadurch  beeinflusst  werden.  — Eine  Wiederholung 
(*er  Versuche  an  Muskeln  mit  4°/otigen  Salzlösungen  ergab  jetzt, 
einige  Salze  die  Säuerung  verzögern,  andere  dagegen  beför- 
‘kfn.  Hemmend  wirkten  NajS04,  Na  NOg,  Na  CI  und  KCl.,  beför- 
^ernd  KNOs  und  KäSÜ4.  — Versuche  mit  Alkaloiden  bei  denselben 
bermeutationsprozessen  zeigen,  dass  auch  hier  nicht  nur  Hemmungen 

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74 


Mkitkbowite;  Ehprtm,  Keratitis. 


sundern  auch  Beförderung  des  Processea  vorkommt,  besonders 
wirksam  waren  Curare,  Morphium  und  Veratrin  in  Lösungen  von 
1 p.  M.  Das  invertirende  Ferment  der  Hefe  wurde  am  stärksten 
von  den  Alkaloiden  beeinflusst.  Die  Kigensehatt  der  Fermente,  in 
ganz  bestimmter  Weise  auf  zugeaotzte  fremdartige  Substanzan  zu 
reagiren,  bietet  ein  Mittel,  die  verschiedenen  zuekerbildenden  Fer- 
mente von  einander  zu  unterscheiden.  E.  S»lkowski. 


Th.  Meyerowitz,  Microscoplsche  Untersuchungen  über  die 
nonualeu  Hornhautzellen  und  deren  Veriiuderuiigeu  bei  der 
traumatischen  Keratitis.  Künaberg.  1875.  so  st», 

t'.  J.  Eberth , Die  centrale  Keratitis.  Untersuchung»;»  «us  dem  patb. 

lost,  io  Zürich.  1875.  8.  105. 

M.  bat  unter  Leitung  von  Necmann  die  Hornhaut  von  Fröschen 
sowohl  im  gesunden  wie  (durch  Chlorzink  und  Schwefelsäure  nach 
Böttcher,  Glüheisen)  entzündeten  Zustande  untersucht  und  als  beste 
Methode  die  Färbung  mit  Häiuotoxylin  nach  vorgängiger  Färbung  iu 
MüLLER’scber  Flüssigkeit  und  die  naebberigo  Zerlegung  iu  mehrere 
Schichten  empfohlen.  Die  normalen  Verhältnisse  anlangend,  betrach- 
tet Vf.  die  s.  g.  sternförmigen  Hornliautzelleu  als  platte  Protoplasma- 
körper, welche  nach  verschiedenen  Richtungen  protoplasinatiseho 
Hauptausläufer  und  von  diesen  wieder  Nebenausläufer  entsenden. 
Die  Zellen  liegen  in  präformirten  grösseren  Hoblräumen  (Saftlücken) 
die  Ausläufer  iu  kleinen  (Saftkanälchen),  welche  sie  aber  beide  nicht 
ganz  ausfüllcn. 

Sowohl  bei  der  inducirten  wie  bei  der  traumatischen  Keratitis 
hat  Vf.  active  Veränderungen  der  Hornhautzellen  gefunden,  die  er 
selbst  fulgeudermassen  zusammenfasst:  1)  Vergrösserung  der  Zellen 
und  Ausläufer,  2)  Umwandlung  der  sternförmigen  Zellen  zu  regel- 
mässig geformten  Protoplasmaklumpen  durch  Zurückzichcn  der 
Ausläufer  in  den  Zellenleib,  beginnende  Kerntheilung,  3)  Aus- 
gesprochene Kerntheiluug,  Verkleinerung  der  Protoplasmaballen 
durch  partielle  Abschnürung,  4)  Auftreten  der  scharf  begrenzten 
kleinen,  freien,  runden  und  spindclföruiigen  Zellen  in  den  Saft- 
lückcn  an  Stelle  der  mehrkernigen  Protoplasmaballen.  — Die  Auf- 
fassung dieser  Protoplasmaklumpen  als  zusammengeflossen«  farblose 
Blutkörperchen  nach  Key  und  WaM.IS  weist  Vf.  von  der  Hand, 
1)  weil  er  niemals  ein  solches  Zusammcnlaufen,  auch  wenn  noch 
so  viele  Zellen  nebencinauderlagen,  gesehen  hat,  2)  weil  dann  nicht 
die  Kerne  so,  wie  sie  es  thun,  in  der  Mitte  zusammenliegen  könnten 
und  3)  weil  die  Gestalt  der  Kerne  eine  andere  ist  (gross,  rund),  als 
bei  den  Eiterkörperchen. 

Iu  Bezug  auf  die  eine  Entstellungsweise  der  Eiterkörperchen 
stimmt  also  M.  mit  Böttcher  überein,  dagegen  kann  er  dessen  Be- 


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Mbykrowitz;  Ebkrtr,  Keratitis. 


75 


hauptung,  dass  einzelne  abgeschnürte  Protoplasmaklümpcben,  sei  es 
von  den  Ausläufern,  sei  es  von  den  Zellen  selbst,  zu  selbstständigen 
Zellen  sich  umwaudeln  könnten,  nicht  bestätigen.  Die  Erklärung 
von  Ebebth,  dass  die  Proliferation  der  Hornhautzellen  nicht  der 
Entzündung,  sondern  der  Regeneration  angehören,  halt  er  gegenüber 
seinen  Beobachtungen  fiir  unrichtig,  um  so  mehr  als  die  Grenze, 
welche  E.  zwischen  acuter  Entzündung  und  Regeneration  ziehe,  eine 
rein  willkürliche  sei. 

E.  vertbeidigt  Böttcher  gegenüber  die  COHNHElM’schc  Er- 
klärung der  centralen  eiterigen  Keratis  durch  Einwanderung  der 
Eiterkörperchen  vom  Conjunctivalsack  her.  Sehr  instructiv  ist  die 
Erscheinung  bei  Zinnoberfröschen,  wo  nach  der  centralen  Aetzung 
fast  gleichzeitig  eine  Anhäufung  zinnoberhaltiger  VVandei zellen  im 
Aetzbezirk  und  dessen  Nachbarschaft  wie  auch  am  Hornhautrand 
eintritt,  während  die  intermediäre  Zone  noch  kurze  Zeit  frei  von 
gefärbten  Wanderzellen  bleibt.  E.  weist  darauf  hin,  dass  zwischen 
den  Säugern  (Katze,  Kaninchen)  einerseits  und  Vögeln  (Tauben) 
sowie  Fröschen  andererseits,  ein  wesentlicher  Unterschied  in  der 
Reaction  auf  centrale  Aetzung  besteht;  bei  letzteren  bildet  sieb  eine 
überwiegend  periphere  Keratitis  mit  oder  oft  ohne  centrale,  bei 
ersteren  unter  den  gleichen  Bedingungen  eine  rein  centrale,  obgleich 
hier  wie  dort  die  Veränderungen  der  eigentlichen  Hornhautsubstanz 
in  der  Umgebung  des  Aetzbezirks  die  gleichen  sind.  Es  lässt  sich 
diese  Verschiedenheit  daraus  erklären,  dass  wegen  der  geringeren 
Entwickelung  der  Conjunctiva  beim  Frosch  die  Bedingungen  für  eine 
lebhafte  Eiterimmigration  von  ihr  aus  viel  ungünstiger  sind  wie  dort. 
Bei  der  Taube  freilich  ist  die  Schwellung  der  Conjunctiva  nach 
Aetzung  im  Gegentheil  sehr  stark  und  die  Zahl  der  Eiterkörperchen 
im  Conjunctivalsecret  sehr  gross,  allein  hier  ist  die  Cornea  von  viel 
festerem,  derberem  Geftige,  besonders  in  den  vorderen  Schichten, 
so  dass  den  von  vorn  her  einwandernden  Zellen  viel  mehr  Wider- 
stand als  bei  den  Säugern  geleistet  wird.  Dass  die  fehlende  oder 
nur  geringe  Entwickelung  der  Keratitis  bei  diesen  Thieren  nicht 
etwa  von  geringerer  Lebensenergie  der  Hornhautzellen  abhängt, 
geht  daraus  hervor,  dass  dieselben  sehr  lebhafte  regenerative  Pro- 
iiferationszustände  zeigen.  — Abgesehen  von  diesen  Klasseneigen- 
thümlichkeiteu  ist  die  Hauptbedingung  für  die  centrale  Entzündung 
das  rasche  Erscheinen  einer  grossen  Zahl  von  Eiterkörperchen 
in  der  Conjuctivalflüssigkeit,  deswegen  ist  die  durch  chemische 
Körper  bewirkte  Entzündung  immer  heftiger  als  die  durch  Traumen 
bewirkte,  entsprechend  dem  grösseren  Gehalt  der  Conjuctival- 
flüssigkeit  an  Wanderzcllen;  ein  weiteres  Moment  ist  die 
durch  Ablösung  des  verschorften  Epithels  und  Corneagewebes 
bewirkte  Bloslegung  und  Verletzung  der  Hornbautsubstauz,  daher 
bat  auch  beim  Frosch  nicht,  wie  Böttcher  behauptet,  die  starke, 


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76 


Ros*,  Stichwunden  der  OefKsne. 


sondern  die  schwache  Aetzung  eine  reine  Randkeratitis  zur  Folge 
und  die  centrale  K.  kommt  nicht  durch  eine  schwache,  sondern  viel- 
mehr durch  eine  starke  Cauterisetion  noch  vor  der  unvermeidlichen 
Kandkcratitis  zu  Stande.  — Da  bei  der  centralen  K.  die  Eiterung 
an  der  Oberfläche  beginnt,  so  könnte  man  an  die  Epithelzelleu  als 
eitererzeugende  Zellen  denkon,  al'oiri  diese  wuchern  zwar  im 
Umkreis  der  durch  das  Cauterium  inortiflcirten  Partieen,  aber  sie 
producircn  keinen  Eiter,  genau  so  wie  die  Hornhautzellen,  von  denen 
E.  nach  wie  vor  annimmt,  dass  sie  eine  homologe,  nur  der  Regene- 
ration dienende  Proliteration  zeigen,  die  allerdings  oft  schon  sehr 
bald  nach  der  Aetzung  beginnt.  Die  Ursache  für  diese  activen 
Veränderungen  kann  diroct  in  dem  Irritamcnt  gegeben  sein,  aber  doch 
sind  diese  deshalb  uocli  keine  entzündlichen,  denn  die  Irritation  an 
sieb  ist  noch  nicht  die  Entzündung.  Ortb. 


E.  Rose,  Feber  Stichwunden  der  Oberschenkelgefasse  und  ihre 
sicherste  Behandlung.  Volk***»-»  Sammi.  kim.  Vortr.  No.  92. 

Wälirend  bei  Arterienwunden  lange  Zeit  die  HuNTER’scbe 
Continuitfttsunterbindung  das  Feld  beherrschte  und  späterhin  diesel- 
ben wenigstens  als  Voract  für  die  örtliche  Ligatur  von  den  be- 
deutendsten chirurgischen  Autoritäten  empfohlen  wurde,  hält  Rose 
sie  für  ein  ausserordentlich  unzuverlässiges  Hülfsmittel,  da  sio  die 
Blutung  aus  der  Stichöffnung  zuweilen  nicht  einmal  vorübergehend 
zu  stillen  vermag.  Volle  Sicherheit  gewährt  nur  die  doppelte 
Unterbindung  oberhalb  und  unterhalb  der  Verletzung,  und  zwar 
nicht  blos  bei  frischen,  sondern  auch  in  eiternden  Wunden.  Die 
Schwierigkeiten  dieser  Operation  sind  bei  vielen  nicht  so  gross,  als 
sie  von  mancher  Seite  z.  B.  von  Neudörfkk  dargestellt  worden.  Am 
besten  verfährt  man  folgendermassen:  Trägt  der  Verlotzte  schon 
einen  provisorischen  Verband,  so  verstärke  man  denselben  vor 
Freilegung  der  Wunde  zunächst  oberhalb  oder  unterhalb  der 
Stichöffnung,  ebenso  wenn  noch  kein  Verband  angelegt  ist.  Dazu 
benutzt  R.  entweder  den  EsMARCu'schen  Schlauch  oder  noch  lieber 
ein  Schraubenturniquct,  weil  dieses  sich  nach  Bediirfniss  lüften  oder 
stärker  anziehen  lässt.  Liegt  die  Artcrienwunde  dicht  am 
PouPART’schen  Bande,  so  ist  oberhalb  natürlich  nur  die  Digital- 
compression  auf  dem  horizontalen  Schambeinast  möglich.  Aber  für 
eine  sichere  provisorische  Blutstillung  genügen  diese  Mittel 
meistens  nicht.  Sicherheit  gewährt  einzig  und  allein  der  in  die 
Wunde  eingeführte  Zeigefinger  der  linken  Hand,  welcher  seinen 
Platz  bis  zur  Vollendung  der  Ligaturen  nur  verlassen  darf,  um 
zeitweilig  die  Wunde  controliren  zu  können.  Ist  die  Hautwunde 
für  den  Finger  zu  eng,  so  muss  sic  erweitert  werden ; daun  werden 
neben  dem  Finger  die  Gewebe  schichtenweise  gespalten.  Verläuft 


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ScRtEM-OiMDiroa;  Blmbio,  Stasroperstion. 


77 


der  Stichkanal  sehr  schräg,  so  muss  er  ebenfalls  in  ganzer  Lange 
gespalten  werden,  um  die  Arterie  zugängig  zu  machen.  Ist  die- 
selbe freigelegt,  so  wird  zuerst  um  das  obere,  daun  um  das  untere 
Ende  eine  Ligatur  gelegt  und  dieselbe  geknüpft.  Es  kann  nun 
immer  noch  eine  Blutung  erfolgen,  wenn  zwischen  den  beiden 
Uoterbindungsfädeu  ein  Ast  in  das  Artcrieorohr  einmündet.  Deshalb 
wird  die  Wunde  sorgfältig  von  allen  anhaftenden  Coagulis  gesäubert 
und  das  verletzte  Zwischenstück  exstirpirt.  Beide  Arterienenden 
sieben  sich  zurück  und  die  Verhältnisse  sind  nun  klar  zu  übersehen. 
Ein  etwa  noch  spritzender  Ast  wird  ebenfalls  gefasst  und  isolirt 
unterbunden. 

Dies  Verfahren  empfiehlt  sieb  nicht  nur  bei  zweifelloser  Ver- 
letzung grosser  Arterienstämme,  sondern  auch  in  allen  zweifelhaften 
Fällen  um  so  mehr,  da  die  Erfahrung  lehrt,  dass  auch  Verletzung 
kleinerer  üefässstämine  gelegentlich  den  Verblutungstod  herbei- 
führen  kann.  Niemals  soll  mau  sich  auf  das  Abwarten  verlegen, 
da  plötzliche  Nachblutungen  von  solcher  Heftigkeit  eintreten  können, 
dass  der  Tod  nicht  mehr  abzuwenden  ist.  Das  Messer  wird  hier 
überall  erst  die  Diagnose  sicher  stellen. 

Besonders  ungünstig  sind  natürlich  die  Verhältnisse , weun 
neben  der  Arterie  die  Vena  femoralis  verletzt  ist.  Nach  kritischer 
Sichtung  des  gegen  dies  Ereignis»  empfohlenen  Verhaltungsmass- 
regeln  kommt  R.  zu  dem  Schluss,  dass  die  doppelte  Unterbindung 
auch  der  Vene  neben  der  der  Arterie  das  einzig  sichere  Verfahren 
if<t,  wenn  die  Tamponaude  sich  als  unzureichend  erweist.  Ein 
günstig  verlaufener  Krankheitsfall,  in  welchem  Vf.  nach  Stichver- 
letzung beide  Ueiasse  unterband,  erläutert  diese  Anschauung.  Auch 
nach  Amputationen  pflegt  R.  stets  die  Vene  mit  zu  unterbinden 
und  bestreitet,  dass  dies  Verfahren  die  Entstehung  der  Pyämien  be- 
günstige. E.  Küster. 


Schiess-Uemuseus,  Kurzer  Bericht  über  200  Seleralextractiönen. 

v.  GsIfb's  äreb.  XXI.  8.  47. 

Blessig,  Bericht  Uber  die  iu  den  Jahren  18G9— 1875  in  der 
St.  Petersburger  Augenheilanstalt  ausgefdhrten  Staarextrac. 

tionen.  st.  Petersburg,  med.  Zeitschr.  V.  8.  225. 

Beim  ersten  Hundert  der  Seleralextractiönen  war  in  83  pCt. 
ein  primäres  Heilungsresultat  vorhanden,  6 pCt.  bedurften  einer 
Nacboperation,  in  11  pCt.  trat  ein  negativer  Erfolg  ein.  In  78  pUt. 
der  primär  mit  Erfolg  Operirten  schwankte  das  Sehvermögen  zwi- 
schen */*  und  V,0-  Beim  zweiten  Hundert  wurde  ein  gutes  Resultat 
in  90  pCt.  erzielt,  iu  8 pCt.  ein  ungünstiges,  bei  2 pCt.  war  eine 
Nacboperation  nothwendig. 


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78 


Gdttmin*,  ASectiou  <le«  Flalsaympatbicns. 


Der  Erfolg  der  Operation  wurde  am  häufigsten  durch  Panoph- 
talmitis,  dann  durch  chron.  Iridochoriciditis  und  Blutungen  ver- 
eitelt. 

B.’s  Bericht  umfasst  42G  Staarextractionen,  wovon  372  auf  den 
peripheren  Linearschnitt,  35  auf  den  Lappenschnitt  im  Scleralbord 
und  19  auf  die  alte  lineare  Extractionsmcthodo  fallen.  Nach  Abzug 
von  23  complicirten  Fällen  stellten  sich  die  Verluste  bei  dem  peri- 
pheron  Linearschnitt  auf  5,73  pCt.  Hornhauteiterung,  3,40  pCt. 
iridochoroiditische  Vorgänge  und  25  pCt.  intraoculäre  Blutung.  In 
der  Zusammenstellung  des  erzielten  Sehvermögens  kommen  Finger- 
zählen auf  121  mit  2,86  pCt.,  auf  weniger  als  121  in  5,73  pCt., 
Pupillarabschluss  mit  guter  quantitativer  Lichtempfindung  mit 
2,00  pCt.,  schlechte  Lichtempfindung  mit  9,45  pCt.  und  Fälle  mit 
normalem  Heilverlauf  und  Complitationen,  die  nur  die  S.  beeinfluss- 
ten mit  3,43  pCt.  Zu  erwähnen  ist  diu  einmalige  Beobachtung  einer 
sympathischen  Erkrankung  des  anderen  Auges. 

ln  den  35  nach  der  jACOBSON’schen  Methode  ausgeführten 
Operationen  stellten  sich  die  Verluste  auf  17,01  pCt.,  bedingt  durch 
Iriochorioiditis  und  Hornhautvereiterung.  Auch  hier  trat*  einmal 
sympathische  Aficction  des  nicht  operirten  Auges  ein.  Zum  Schlüsse 
zeigt  eine  Vergleichung  der  seit  1860  erzielten  Resultate  beim 
Bogenschnitt  in  der  Hornhaut  (163  Fälle)  17,7  pCt.  heilbare  und 
unheilbare  Nichterfolge  und  12,3  pCt.  Hornhauteiterungen,  beim  Bo- 
gensebniit  im  Scleralbord  (119  Fälle)  10,8  pCt.  und  6,8  pCt.,  bei  der 
peripheren  Linealextraction  (379  Fälle)  13,2  pCt.  und  5,6  pCt. 

Michel  (Erlangen). 


P.  (luttmann,  Zur  Pathologie  des  Halssympathicus.  Bert,  klm 

VVocbeiiKlir.  1875.  No.  32. 

Bei  einem  44jährigen  tuberkulösen  Manne  beobachtete  O.  eine 
auf  die  linke  Oesichtshälftc  beschränkte,  höchstens  noch  die  linke 
Hals-  und  Nackenfläche  einnehmende  Schweisssecretion  bei  jeder 
selbst  massigen,  körperlichen  Anstrengung.  Dabei  rötbete  sich  die 
linke  Oesichtsbälfte,  besonders  das  linke  Ohr  und  stieg  die  Tempe- 
ratur im  linken  äusseren  QehÖrgang  einige  Zehntel  Uber  die  im 
rechten.  Trophische  Störungen  wurden  links  nicht  bemerkt,  da- 
gegen deutliche  Störungen  im  Verhalten  des  linken  Auges.  Dasselbe 
prominirte,  war  übrigens  frei  beweglich,  zeigte  eine  stärkere  Injec- 
tion  der  Conjuctiva  und  thränte  zeitweilig  leichter,  als  die  rechte. 
Die  linko  Pupille  war  weiter,  als  die  rechte,  reagirte  übrigens  auf 
Licbtreiz.  Das  Sehvermögen  war  normal.  Dieser  Fall  ist  einmal 
wegen  der  abnormen  Schweisssecretion  auf  nur  einer  Oesichtsbälfte 
von  Interesse,  sodann  deshalb,  weil  die  Erscheinungen  vasomotori- 
scher Natur,  soweit  sie  vom  Sympathicus  abhängig  zu  machen  sind, 


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Toornrcx  & r.R  Ooff.  Kömnrrüis.  Br-ocn. 


79 


auf  eine  LSlimnnp  der  entRpmchenden  Fasern  liindeuten,  wUhrend 
die  ociilnptipillärcn  Erscheinungen  als  Folgen  eines  Heizzustandes 
der  betreffende»  Fasern  aufgclasst  werden  müssen.  Das  Gebiet  dos 
linken  N.  facialis,  trigeminus  und  oculomotorius  (keine  Accomodi- 
tionsstürung)  war  durchaus  iutnct.  Es  bestand  eine  geringe 
Empfindlichkeit  auf  Druck  in  der  Gegend  des  linken  Halssympathi- 
cus,  vielleicht  die  Andeutung  eines  chronisch  entzündlichen  Zu- 
standes dieses  Nervenstranges.  Bernhardt. 


F.  Tourneux  et  R.  le  Goff,  Note  nur  les  etmngleinents  des 
tubes  uerveux  de  ia  moelle  epimere.  Jo»™,  <i«  ('Anatomie.  1875. 
403—404. 

Vff.  rogen  die  Hüllen  von  einem  frischen  Ochsenrückenmark  Ab,  wuschen 
die  entblösate  Oberfläche  des  Rückenmarkes  sorgfältig  nnd  tanckteu  sie  einige 
Rtnuden  lang  in  Silberlüsung  von  1 — 1000.  Dann  säuberten  sie  von  Neuem  die 
Oberfläche  mit  destillirtem  Wasser  und  brachten  das  Präparat  in  gewöhnlichen 
Spiritus,  der  nach  oberflächlicher  Erhärtung  grosse  Stücke  der  Peripherie  trennen 
liess,  welche  in  Glycerin  oder  Dammarlack  untersucht  wurden.  An  gelungenen 
Präparaten  zeigte  sich  zwischen  den  Nervenröhren  ein  Silberniederschlag,  dor  den 
Röhren  das  Ansehen  langer  durch  schwarze  Zwischenräume  getrennter  Zellen  gab. 
Denselben  Anblick  boten  auch  die  Nerven  des  Pferdeschwanzes  und  die  aller 
Rückenmarkswarzeln  iu  ihrem  Bubarachnoidealen  Verlauf  dar.  Längslinien  und 
Querlinien  trennten  die  einzelnen  Nervenröhren.  Die  Längslinien  lagen  zwischen 
den  Röhren,  die  Querlinien  entsprachen  schwarzen  Scheiben,  welche  das  Myelin  in 
ebenso  viele  Segmente  abtbeilen.  Auch  die  lateinischen  Kreuze  fandeo  sich 
manchmal  auf  Silberbehaudluug  an  den  Rückeuinarksröbreu.  Lüwe. 

L.  Körnigstem,  Das  Verhüt  tuiss  der  Nerveu  zu  den  Hornhaut- 
körperchen. (Aus  den»  physiol.  Institute  der  Wieuer  Univera.).  Wien.  acad. 
Nitaber.  LXXI.  Abth.  UI.  1876.  6 Stn. 

K.  tnacerirt  die  mit  Chlorgold  gefärbte  Hornhaut  des  Frosches  24  Stunden 
lang  in  einer  Flüssigkeit,  die  aus  gleichen  Theilen  Wasser  und  käuflicher  Chlor- 
wasserstoffsäure  und  etwas  Glycerin  zusammengesetzt  ist  Die  ganze  Cornea  zer- 
fällt in  ihre  histiologiscbeu  Elemente : die  isolirten  Horuhautkörperchen  schwimmen 
im  Gesichtsfelde,  bald  sich  auf  die  Kante  legend,  bald  ihre  Fläche  zeigend,  herum, 
die  feinste  Verästelung  ihrer  Fortsätze  mit  klarster  Deutlichkeit  erkennen  lassend. 
Sowohl  Nervenbündel  als  feinste  Nervenfasern  sind  erhalten,  in  ihrer  Färbung  noch 
•ebener  als  vor  der  Maceratiou.  Man  sieht  Convolute  von  Hornbautkörperchen 
mit  Nerven  verfilzt.  — Je  gelungener  die  Goldfärbung,  desto  leichter  nnd  schöner 
ist  auch  die  Isoliruug 

An  diesen  Präparaten  bat  K.  niemals  Nervenfasern  in  das  Hornhautkör- 
perchen direct  übergehen,  geschweige  deun  io  dem  Kernkörperchen  endigen  sehen, 
wenn  es  ihm  auch  öfter  gelang,  den  Zusammenhang  einer  Nervenfaser  mit  einem 
Fortsatze  des  Hornbautkörperchens  zu  demonstrireu.  (Der  hier  von  K.  statuirte 
Gegensats  zwischen  „directem  Ueborgang“  und  „Zusammenhang*4  ist  Ref.  uover- 
stündlich)  Boll  (Rom). 

Bloch,  Conservation  de  In  viamle  pur  les  courunts  continus. 

Ga*,  mäd.  1876.  No.  33. 

Ein  Stück  Fleisch,  welches  G Tago  den  atmosphärischen  Einflüssen  ausge- 
aetzt,  dabei  aber  von  einem  conRtanteu  Strom  durchflossen  war,  blieb  in  der  Farbe 


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80 


Hetwsios.  8toees  Rarnrs.  v.  Prttrnkoerr. 


unverändert  und  geruchlos,  während  eio  andere«  ebenso  grosse*  und  dickes  Stück, 
welches  einfach  so  liegen  blieb,  nach  derselben  Zeit  in  Fäulnis«  übergegangen  war. 
Vf.  verspricht  weitere  Experimente  hierüber  zu  veröffentlichen.  Bernhardt. 

A.  Heynsius,  lieber  Cholecyanin  und  Choletelin.  p»a;o*B«  Aicb. 

X.  246  -260. 

Gegenüber  den  Angaben  von  Mal?  bleibt  H.  dabei,  dass  des  durch  Behänd 
luug  von  Bilirubin  mit  Natriumamalgam  entstehende  Urobilin  und  das  dnrch 
schwache  Oxydationsmittel  aus  dem  Cholecyanin  entstehende  Choletelin  identisch 
seien,  wie  Storvis  augiebt.  ln  beiden  Fällen  handle  es  sich  um  Spaltuogsproducte 
der  Gallenfarbstoffe,  welche  nicht  uothwendig  Rmlactious*  oder  Oxydationsprodacte 
dar«  teilen.  Auf  die  von  Malv  gefundenen  Unterschiede  in  ,der  Eletnentarznsam- 
roensetzung  glaubt  H.  kein  Gewicht  legen  su  müssen,  da  die  Reinheit  der  analy- 
sirten  Producte  zweifelhaft  sei.  E.  8alkowskL 

W.  Stokes,  On  supra-condyloid  amputation  of  the  thigli. 

Dublin  Journ.  of  med.  so.  1876.  Aug.  8.  97. 

Die  Idee  bei  Oberscbenkelempatetionen  im  Bereich  der  Condylen  eaf  die 
HKgeflMche  des  Femur  die  angefrischte  Patella  za  beilea  und  dadurch  dem  Stampf 
eine  ganz  besondere  Brauchbarkeit  zu  verleihen,  hat  verschiedene  Operationsmodi- 
ficationen  hervorgerufen,  geknüpft  an  die  Namen  Vklpcso,  (iBirrt  nnd  Kizzoli. 
Doch  leiden  dieselben  an  dem  gemeinsamen  Kehler,  dase  di«  Patella  in  Folge  des 
Zuges  des  gespannteu  Quadriceps  so  leicht  ihre  Stelle  auf  dem  Femur  verlässt. 
Vf.  begegnet  dieser  Schwierigkeit  dadurch,  dass  er  1)  etwas  höher  wie  gewöhnlich, 
d.  b.  oicbt  im  Bereiche,  sondern  oberhalb  der  Condylen  den  Kuoeheu  dnrcbslgt, 
2)  die  beiden  Knochen  durch  eine  Catgut-Naht  aneinander  befestigt.  E Küster. 

H.  Barne»,  Some  reniarks  on  paracentesis  of  the  ehest. 

Practitiouer  1876.  Septbr. 

B.  empfiehlt  iu  Fällen  von  Pleuritis,  iD  denen  die  gebräuchlichen  inneren 
Mittel  keiae  Resorption  herbeiführen,  die  wiederholte  Punctio  thoracic  und  theilt 
6 Krankengeschichten  mit,  in  deneu  diese  Heilung  zu  Wege  brachten.  Die  Patt, 
litten  tbeils  an  acuter  oder  chronischer  seröser,  tbeils  an  eitriger  Pleuritis.  Ia  dem 
einen  Fall  machte  man  im  Verlauf  vou  8 Monaten  12  Punctioneu,  in  Zwischen- 
räumen vou  8—14  Tagen.  Die  augebäDgten  Bemerkungen  enthalten  nichts  Neuea 

________  Eichhorn. 

v.  Pettenkofer,  Ueber  den  Kohlensäuregehalt  der  Loft  in  der 
lybischen  Wüste  über  und  unter  der  Bodenoberfläche.  Zeitscbr. 
f.  Biol.  XI.  S.  879. 

Die  an  Ort  und  Stelle  gesammelte  Luft  war  in  zugescbmolzeneu  Glasröhren 
nach  München  gebracht  worden.  Die  Analyse  ergab  für  die  vegetationslose  Wüst« 
eine  fast  völlige  Uebereiustiinmung  im  Kohlensäuregehalt  twischeu  atmosphärischer 
und  Gruudluft  (% — 1%  Meter  unter  der  Oberfläche),  nämlich  4—6  Zehntausend, 
theile.  Dagegen  enthielt  die  aus  einem  Palmengarten  in  der  Wüste  stammende 
Grundluft  in  10,000  Tbeilen  über  31  Volum.  Kohlensäure.  Offenbar  ist  demnach 
der  Reicbthum  unserer  Bodenlnft  an  diesem  Gase  der  Verwesung  organischer  Stoffe 
iuauBcbreiben.  Schiffer. 


Bloaentlungau  filr  Um  Ueniraiblalt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Krauanickstrasu  *4.  und  Profeaaor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Beiaehlnas)  an 
die  Verlagsbandlung,  Berlin  (K-W'O  unter  den  Linden  Sh,  edrewiren. 


Verlag  von  August  Hlrsehwald  Iu  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  In  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
1 — 8 Bofyen  ; am  Sehlmw* 
4««  Jahrgang«  Titel,  Na- 
me«- and  SechreglfttAr 


Gentralblatt 

fllr  die 


Prel«  de«  Jahrganges 
80  Mark ; tu  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Poetanstalt««. 


Redigirt  von 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Professor  In  Erlangen. 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  In  Berlin. 


1876.  99.  Januar.  No.  5« 


■ nhalli  Drosdoff  4 Bot.cb  ktrchk  ab  off,  Beziehungen  von  Milz  und 
Leber  (Orig.  Mlttb.).  — Abklkb,  Glycogen  in  Lnnge,  Mil»  und  Niere  (Orig.- 
Mittb.).  — 

Kticu,  Veutriculua  terminali»  dos  Rückenmarks.  — Munk,  Harnstoffgehalt 
der  Leber. — Ozkhry,  Fettembolie. — IIartoq,  abnorme  Pulsverlangsamung.  — 
Qoisckk,  fetthaltige  Transsudate.  — Nkdkarr,  Dermatitis  herpotiformis.  — 
Jon.sNita;  Hii.i.  kr:  Fibcrhr,  antifobrile  Wirkung  der  Salicylsäure.  — 

Ahrdt,  Spinalganglien.  — Dspor,  Vererbung  künstlich  erworbener  Eigen- 
schaften. — A ist,  Zusammensetzung  der  Organe  ira  Winterschlaf.  — L kt»  kr  icr, 
Diphtherie  von  Impfwnoden  — Bkrorrbt,  Eiterkörperchen.  — Lksbkb,  Sar- 
coma  periosteale  humeri.  — v.  Wkcksr,  Slaarextraction.  — Brochin,  Wander- 
niere, Icterus  und  Leber-Lnngenfistel.  — Jastrowitz,  Diagnose  der  Hemi- 
plegicen.  — Cubtiss,  Sterilität  und  Dysmenorrhoe.  — Rothhacpt,  Pulsformen 
bei  Paralytikern. 


Die  Milzcontraction  and  ihre  Beziehung  zur  Leber  während  der 
Milznerven-Reizung. 

Von  Dr.  Drosdoff  und  Dr.  BotschetochkarolL 
(Aua  der  Klinik  des  Herrn  Prof.  Botkih.) 

Die  Beobachtung  des  Prof.  Botkin  (Cbl.  1875,  58),  dass  die 
Leber  bei  Kranken  sich  vergrössert,  wenn  die  Milz  unter  dem  Ein- 
fluss des  Inductionsstroms  sich  zusammenzieht,  hat  uns  zu  Unter- 
suchungen an  Thieren  über  diese  Beziehungen  der  Leber  zur  Milz 
veranlasst.  In  technischer  Beziehung  folgten  wir  hierbei  den  An- 
gaben Bulqak’s*),  in  dessen  Experimenten  die  Milz  zugänglich  und 
wenig  gereizt  durch  fremde  Einflüsse  während  der  Operation  ist. 
Einem  narcotisirten  Hund  öffneten  wir  den  Bauch  durch  einen  lon- 
gitudinalen und  einen  Querschnitt.  Der  erste  verlief  längs  der  Linea 
alba,  der  zweite  zwischen  2 vorher  gemachten  Näthen  etwas  über 
dem  Nabel  rechts  und  links  von  der  Linea  alba.  Auf  diese  Weise 
legten  wir  fast  ohne  Blutverlust  zu  gleicher  Zeit  die  Milz  und  die 

*)  Einfluss  der  Milz  auf  die  Bildung  von  Formelementen.  Dissert.  1872. 

XIV.  Jahrgang.  0 


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82  Drosdoff  4 Botsohrtscukbroff,  BexiehoDgen  von  Mil*  und  Leber. 

Leber  blos.  Dann  wickelten  wir  sorgfältig  die  Milz  in  das  Mesen- 
terium ein  und  zogen  sie  durch  ilie  linke  Hälfte  der  Queröffnung 
heraus.  Diese  lläute,  welche  uns  als  Ueberzug  der  Milz  dienten, 
haben  wir  beständig  mit  warmem  Wasser  benetzt.  Dann  wurde  die 
Milz  mit  den  Därmen  etwas  nach  links  geschoben  und  so  konnten 
wir  mit  Leichtigkeit  Gefftsse  und  Nerven  finden  und  die  letzten 
leicht  von  den  begleitenden  Arterien  der  Milz  isolireu.  Die  Nerven 
wurden  unterbunden  und  durchschnitten.  Dann  fing  die  Milz  an 
sich  zu  vergrössern.  Die  Reizung  der  peripherischen  Abschnitte 
dieser  Nerven  brachte  Contraction  der  Milz  hervor. 

Die  Stärke  der  Contractionen  wie  der  Milzschwellung  wurden 
aus  den  linearen  Messungen  geschätzt. 

i)a  das  Herausziehen  der  Leber  nicht  ohne  Nachtheil  geschehen 
konnte,  so  beschränkten  wir  uns  bei  der  Unmöglichkeit  sie  genau 
zu  messen,  darauf,  ihre  Farbe,  Grösse,  Ränder  und  Consistenz  zu 
beobachten  während  des  einen  oder  anderen  Zustandes  der  Milz. 

Ausserdem  beobachteten  wir  noch  die  Blutmenge  im  System 
der  V.  porta.  Hierzu  bedienten  wir  uns  eines  Manometers,  das  wir 
in  die  V.  lienalis  einführten  und  dessen  Schwankungen  uns  die  nö- 
thigen  Angaben  lieferten. 

Die  Experimente  haben  uns  nun  zu  folgenden  Resultaten  geführt: 
1)  Bei  Durchschneidung  der  Nerven  des  Fl.  lienalis  vergrössert 
sich  die  Milz  in  alleu  ihren  Durchmessern  um  einige  Centimeter  und 
bei  der  Reizung  des  peripheren  Abschnittes  verkleinert  sie  sich,  wie 
aus  folgenden  Zahlen  ersichtlich  ist. 


Normale  Milz. 

Die  Nerven 
sind 

durchschnitten. 

Reizung  des 
peripher. 
Abschnitt. 

= ä 

Breite 

cm. 

Länge 

cm. 

Breite 

cm. 

o 

fcX)  . 

S i 

Breite 

cm. 

vordere 

hintere 

vordere 

hintere 

vordere 

hintere 

12 

3,0 

4,0 

17 

4,5 

5,5 

11 

2,5 

3yt) 

2)  Wenn  die  Contraction  der  Milz  bei  Reizung  des  peripheren 
Abschnittes  angefangen  hat,  so  schwillt  die  Leber  an.  Die  Leber- 
läppchen sind  scharf  contourirt,  die  Färbung  wird  röther,  die  Ränder 
abgerundeter,  das  Gewebe  härter.  Beim  Abschwellen  der  Milz  wird 
dann  die  Leber  wieder  kleiner,  ihre  Ränder  schärfer,  die  Läppchen 
verwischt,  das  Gewebe  weich. 

3)  Wenn  man  während  der  Milzanschwellung  mit  einer  dünnen 
Nadel  in  die  Leber  sticht,  so  fliesst  fast  gar  kein  Blut  aus ; sobald 


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Daotoorr  & BorecnimonSAnorF,  Beziehungen  von  Milz  und  Leber.  83 


aber  die  Milz  ihre  Contraction  bei  Reizung  ihrer  Nerven  mit  einem 
Indnctionsstrom  beginnt,  fliesst  das  Blut  aus  derselben  Stichöffnung 
in  der  Leber  fast  gänzlich  aus. 

4)  Nach  jeder  Milzcontraction  nimmt  der  Gehalt  der  weissen 
Blutkörperchen  in  der  Leber  zu,  wie  es  sich  aus  einer  Zählung  der 
Körperchen  in  Blutstropfen  zeigte,  die  wir  aus  der  Stich- 
öffming  während  des  Schwellungs-  und  Contractionszustandes  der 
Milz  entnahmen.  Als  Beispiel  führen  wir  die  folgenden  Zahlen  an. 


Blut  aus  der  Leber  während 

Blut  aus  der  Leber  während 

Milzansch  wellung. 

Milzcontraction. 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

Zahl  der 

rothen 

weissen 

rothen 

weissen 

Blutkörperchen. 

Blutkörperchen. 

Blutkörperchen. 

Blutkörperchen. 

200 

1 

500 

5 

300 

1 

2 

400 

0 

2 

300 

1 

1 

550 

2 

600 

2 

1700  : 

5 

2764  : 

12 

340  : 

I 

226  : 

I 

Dies  stimmt  mit  den  letzten  Angaben  von  Tabchanoff  und 
SwÄN*)  überein,  nach  denen  die  geschwollene  Milz  grosse  Massen 
von  weissen  Blutkörperchen  in  sich  zurückhält.  Augenscheinlich  ist 
es,  dass  die  Milz  bei  der  Contraction  die  in  ihr  zurückgehaltenen 
weissen  Blutkörperchen  in  die  Leber  und  den  Kreislauf  ausführt. 

5)  Werden  die  Nerven  der  Milz  gereizt,  so  hebt  sich  das 
Quecksilber  des  Manometers  in  der  V.  lienalis  entsprechend  der  Zu- 
sammenziehung  der  Milz  immer  mehr,  wie  folgende  Tabelle  zeigt 


Zeit  vom  Anfang  der 
Nervenreizung. 

H — 20  Minut. 

noch  5 „ 

- 15  „ 

— 20  „ 


Höhe  der  Quecksilbersäule  im 
Manometer. 

9.4  mm. 

10.4  „ 

11.4  „ 

12,3  „ 


6)  Hört  man  mit  der  Reizung  des  Milznerven  auf,  so  fällt  der 
Druck  in  der  V.  lienalis  sogleich  auf  das  ursprüngliche  Niveau,  auf 
dem  er  sich  während  der  Milzschwellung  befand,  bevor  noch  die 
Milz  eine  merkliche  Veränderung  in  ihrer  Grösse  darbietet,  welche 


*)  Arcb.  d»  phyziot.  norm,  et  patli.  1876.  S.  324. 


6* 


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34  ABti.es.  Kbicse,  Ventricnlu»  tonnioaHs  des  Rückenmarks. 

vielmehr  erst  einige  Minuten  nach  Aufhören  der  Reizung  auftritt. 
Dies  beweist,  dass  die  Contraction  und  Schwellung  der  Milz  nicht 
nur  einem  vasomotorischen  Einflüsse  zuzuschreiben  ist,  sondern  dass 
hier  andere  musculüsc  Elemente,  Gewebe  des  Organs,  mitwirken, 
deren  Vorhandensein  MOllkr  und  andere  Histologen  uachgewiesen 
haben. 

7)  Die  Unterbindung  der  ein-  und  austretenden  Milzgefässe  hebt 
die  Fähigkeit  der  Milz,  anzuschwellen  und  Rieh  zusammenzuziohen, 
nicht  ganz  auf,  sondern  setzt  sie  nur  beträchtlich  herab. 

9)  Die  Schwellung  und  die  Contraction  der  Milz  ist  weniger 
intensiv,  wenn  die  Arterien  allein  unterbunden  sind  und  der  Blutzu- 
fluss  zur  Milz  abgesperrt  ist. 

9)  Die  Unterbindung  der  Milzvenen  allein  macht,  dass  unter 
den  genannten  Bedingungen  die  Milz  stärker  schwillt,  aber  sich 
nicht  so  stark  contrahirt,  wie  ohne  Venenunterbindung. 


Verbreitung  des  Glycogens  im  thierischen  Organismus. 

Vorläufige  Mitteilung  von  Ilr.  M.  Abele»,  pr.  Arzt  in  CarUhnd. 

Im  nicht  embryonalen  Thierkörper  wurde,  soweit  mir  bekannt, 
Glycogen  bisher  ausser  in  der  Leber  und  den  quergestreiften  Muskeln, 
bisher  nur  an  sehr  wenigen  Stellen  naehgewiesen.  Ich  habe  gefunden 
dass  die  normale  Milz,  sowie  die  Lunge  und  Niere  von  Hun- 
den, die  ich  drei  Tage  vor  dem  Versuche  mit  Brot  gefüttert  hatte,  Gly- 
cogen enthalten.  Weiteres  hierüber  sowie  über  das  allgemeine 
physiologische  und  chemische  Verhalten  des  Glycogens  werde  ich 
später  veröffentlichen. 


W.  Krause,  Der  Ventriculus  terminalis  des  Rückenmarks. 

Arch.  f.  mier.  Aoat.  XI.  S.  216. 

Es  giebt  einen  fünften  Ventrikel  der  Contralorgane,  wenn  man 
den  der  Medulla  oblongata  als  V.  quart.  bezeichnet.  Der  fünfte 
liegt  am  unteren  Ende  des  Conus  mcdullaris  und  kann  Ventriculus 
terminalis  des  Rückenmarks  genannt  werden. 

Anatomie.  — K.  beschreibt  ausführlich,  wie  beim  Menschen 
die  im  oberen  Theile  des  Fiiutn  torminalo  noch  rein  cylinderische 
Höhle  des  Centralkanals  sich  in  die  verhältnissmässig  mächtige 
spaltförmige  Höhlung  des  V.  terminalis  fortsetzt.  Der  V.  terminalis 
ist  in  allen  Lebensaltern  vorhanden;  gegen  das  40.  Lebensjahr  be- 
ginnt er  öfters  zu  obiiteriren.  Hieran  schliesst  K.  Bemerkungen 
über  die  Obliteration  des  menschlichen  Centralkanals  und  über  den 
beim  Menschen  gleichfalls  stets  obliterirt  gefundenen  Ventriculus 
lobi  olfactorii.  — K.  bespricht  die  Varietäten  und  wendet  sich  znr 


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Mink,  HarnstoffgehaU  der  Leber. 


85 


vergleichenden  Anatomie.  Bei  den  (geschwänzten)  Säugo- 
tbieren  rückt  der  V.  terminalis  mehr  gegen  die  vordere  Fläche  des 
Rückenmarks.  Beim  Menschen  sind  die  den  Hintersträngen  ent- 
sprechenden Partien  der  weissen  Substanz  sm  Ventrikel  sehr  dünn; 
bei  den  Säugethieren  erscheinen  sie  deshalb  dicker,  weil  hier  noch 
mehr  sensible  die  Haut  dos  Schwanzes  versorgende  Nervenfasern 
vorhanden  sind.  — Nicht  zu  verwechseln  ist  der  V.  terminalis  mit 
dem  Sinus  rhomboidalis  der  Vögel.  Letzterer  liegt  im  Sacralmark 
(nicht  im  Conus  ruedullaris),  enthält  einen  geschlossenen  Contral- 
kaual  und  ist  überhaupt  nichts  weiter  als  das  enorm  verdickte 
gallertige  Bindegewebe  des  Septum  longitudiuale  posterius. 

Entwickelungsgeschichte.  — Wahrscheinlich  ist  der 
V.  terminalis  als  persistirender  Rust  des  unteren  Endes  vom  Sinus 
rhomboidalis  der  Säugethier-Embryoncn  zu  betrachten. 

Historisches.  — Nach  der  Auffindung  des  V.  terminalis  ist 
auch  die  letzte  der  angenommenen  Communicationen  zwischen  cen- 
traler Gehirn-  und  Rückenmarks- Höhle  und  Subarachnoidalraum 
als  Kunstproduct  dargethan,  wie  es  mit  den  Foram.  Bichati  und 
Magcndii  schon  früher  geschehen  war:  die  aus  dem  embryo- 
nalen Centralkanal  sich  entwickelnden  Räume  sind  allseitig  ge- 
schlossen. 

Es  folgt:  Functionen  und  Un  ters uc h u ng  sme  t h o den.  — 
K beschreibt  ein  neues  Mikrotom  mit  maschineumässiger  von  der 
Führung  durch  die  menschliche  Hand  völlig  unabhängiger  Schuitt- 
führung.  Boll  (Rom). 


Im.  Xank,  lieber  die  Harnstoffbildung  in  der  Leber  etc. 

PrLCGuTs  Arcb.  XI.  S.  41. 

Vf.  hat  vergleichende  Untersuchungen  des  Harnstoffgehaltes  im 
Blut  und  der  Leber  desselben  Thieres  angestellt.  Der  Harnstoff  wurde 
aus  dem  Blut-  resp.  Leberextract  zuerst  durch  Fällung  mit 
LlEBto’scher  Lösung  abgeschieden;  dieser  Niederschlag  mit  H2S 
zersetzt  und  im  Filtrat  alsdann  nach  der  BüNßEN’scben  Methode 
durch  Erhitzen  mit  Chlorbaryum  und  Ammonniak  der  Harnstoff  be- 
stimmt. Die  Leber  wurde  mit  Alkohol  verrieben,  sonst  wie  beim 
Blut  verfahren.  Die  erhaltenen  Zahlen  sind  folgende: 


Blut 

Leber 

Hund 

I.  0,053  pCt. 

0,039  pCt. 

do. 

11.  0,052 

0,046 

do. 

III.  0,024 

0,020  (Kleiner  Hund,  2 Tage 

do. 

IV.  0,041 

0,030  vorher  Blutenlziehung) 

Bei  Versuch  IV.  waren  die  Extractivstoffe  aus  der  Flüssigkeit 
durch  Fällen  mit  Bleiessig  entfernt.  In  allen  Fällen  war  also  der 
Harnstoffgebalt  der  Leber  geringer,  wie  der  dos  Blutes,  es  liegt 


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86 


CtKiuT,  Fettembolie. 


somit  kein  Grund  vor,  die  Leber  als  Stätte  der  Harnstoff biidung 
anzusehen.  Eines  besonderen  Nachweises  bedurfte  es  noch,  dass 
nicht  auch  andere  Substanzen  durch  die  ammoniakalische  Chlor- 
baryumlösuug  zersetzt  werden  konnten  , somit  die  Harnstoffzahl 
fälschlich  zu  hoch  ausfiel.  Eine  Reibe  von  Substanzen  liess  sich 
ausschliessen , weil  sie  in  der  der  Zersetzung  unterworfenen 
Flüssigkeit  nicht  enthalten  sein  konnten.  Nur  das  Kreatioiu  kommt 
hier  in  Betracht,  doch  ist  seine  Menge  im  Blut  sehr  gering,  so  dass 
mau  es  für  normale  Verhältnisse  kaum  zu  berücksichtigen  braucht; 
anders  in  Fällen,  wo  Harnstoff bestimmungen  nach  experimenteller 
Unterdrückung  der  Harusecrction  oder  in  urämischen  Zuständen 
ausgefübrt  werden  sollen:  Vf.  empfiehlt,  alsdann  im  alkoholischen 
Auszug  das  Kreatinin  durch  Chlorzink  zu  fällen  und  das  Filtrat 
zur  Harnstoff bestimmung  zu  verwenden.  e.  Saikownki. 


V.  Czerny,  Uebor  die  klinische  Bedeutung  der  Fettembolie. 

Berl.  kliu.  Wocbenscbr.  1875.  No.  44  u.  45. 

Nach  einfachen  Knochenbrüchcn  werden  gelegentlich  plötzliche 
Todesfälle  beobachtet , welche  als  Shok , Delirium  traurnaticum 
u.  s.  w.  aufgefasst  worden  sind,  ohne  dass  die  Symptome  völlig 
zutreffend  genannt  werden  können.  Seit  der  Entdeckung  der  Fett- 
embolie der  Lungen  durch  Zenkkh  und  E.  Waqnek  und  seit  der 
Arbeit  von  F.  Busch  über  Fetterabolie  hat  man  wohl  hier  und  da 
solche  Fälle  auf  Fettembolie  zurückgeführt,  doch  hat  die  Affection 
eine  klinische  Verwerthung  bisher  noch  nicht  gefunden.  Ein  vom 
Verf.  genau  beobachteter  Fall  ist  deshalb  von  hervorragender  Bedeu- 
tung. Ein  32jähriger,  kräftiger  Maurer  batte  sich  durch  Fall  vom 
Gerüst  eine  einfache  Oberschenkelfractur  zugezogen.  Am  nächsten 
Tage  hatte  der  Kranke  Temperaturen  von  39,3*  Morgens  und  39,7° 
Abends,  war  dabei  auffallend  unempfindlich,  übrigens  aber  klar;  in 
der  Nacht  stellte  sich  Coma,  Lungenödem  und  Cyanose  ein  und 
am  nächsten  Morgen  erfolgte  der  Tod.  Bei  der  Section  fand  man 
die  Lungen  in  ihren  hintern  Abschnitten  verdichtet,  übrigens  aber 
lufthaltig,  viel  schaumige  Flüssigkeit  entleerend.  Die  microscopische 
Untersuchung  zeigte  die  kleineren  Arterien  und  Oapillaren  der  Lunge 
mit  klarem,  flüssigem  Fett  gefüllt,  Fett  auch  in  der  Pulmonalarterie 
und  der  Schenkelvene.  Macroscopisch  war  Fett  nur  in  dem  Extra- 
vasate der  Bruchstelle  zu  sehen.  Endlich  fanden  sieh  Fettembolien 
auch  in  den  kleineren  Gehirngefässen. 

Experimente  an  Hunden,  welche  Verf.  zur  Controle  anstellte, 
ergeben,  dass  die  Symptome  der  Fettembolie  sehr  wechselnd  sein 
können.  Man  wird  daher  bei  der  Diagnose  auf  die  Gelegenheits- 
ursachen Rücksicht  zu  nehmen  haben.  Von  wesentlicher  Bedeutung 
für  den  Verlauf  scheint  sie  bisher  nur  bei  Knochenverletzungen  und 


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H»«roo,  abnorme  PnlsverleogsamunK. 


87 


vielleicht  bei  Osteomyelitis  gewesen  zu  sein.  Die  Fettaufnahme 
erfolgt  hauptsächlich  durch  die  Venen  und  zwar  nur  in  den  ersten 
Stunden  nach  der  Verletzung.  Man  wird  daher  an  Fettembolie  bei 
solchen  Knochenverletzungen  zu  denken  haben,  bei  welchen  ohne 
sonstige  Veranlassung  in  den  ersten  Tagen  eine  rapide  Verschlim- 
merung des  Befindens  durch  Circulationsstörungcn  in  den  Lungen 
und  in  zweiter  Linie  in  den  Capillarbezirken  des  grossen  Kreis- 
laufs eintritt.  £ Kauer. 


W.  Hartog,  Ueber  abnorme  Verlangsamung  der  Putafraiuenz. 

Dissert.  Berlin  1876. 

H.  beobachtete  auf  der  TKAUBB'scheu  Klinik  eineu  üOjahrigcn 
Arbeiter,  welcher  6 Jahre  zuvor  an  heftigen  Magcuscbmerzeu  gelitten 
hatte  und  seitdem  Anfälle  von  Bewusstlosigkeit  ohne  Zuckungen 
bekam,  die  einige  Minuten  dauerten.  Später  soll  eine  Zeit  lang  das 
Bewusstsein  bei  den  Anfallen  erbalten  gewesen  sein,  die  Respiration 
setzte  während  derselben  ganz  aus,  von  Puls  und  Herztönen  ist 
Nichts  zu  hören,  starke  Cyanoae,  starrer  Oesichisausdruck,  Schaum 
vor  dem  Munde  treten  auf  und  erst  durch  künstliche  Respiration  und 
starke  Reize  kommt  Pat.  wieder  zu  sich. 

ln  einer  anfallsfreien  Zeit  ergab  die  Untersuchung  an  der 
Herzspitze  ein  lautes  systolisches  Geräusch,  einen  deutlichen 
diastolischen  Ton,  an  den  sich  ein  schwach  hauchendes  Geräusch 
anschliesst , dasselbe  über  der  Pulmonalis,  über  der  Aorta  ist  das 
systolische  Geräusch  weit  deutlicher.  In  den  Carotiden  lautes 
systol.  Geräusch  und  di&stol.  Ton,  in  der  Cruralis  2 Töne,  von 
denen  der  der  Diastole  entsprechende  schwächer  ist.  Herz-  und  Puls- 
schlag  erfolgte  20  Mal  in  der  Minute,  Radialis  geschlängelt,  eng, 
von  mittlerer  Spannung  und  Wellenhöhe.  Leberdämpfung  stark 
vergröasert,  der  sonstige  Befund  ist  nicht  bemerkenswert!). 

Im  Beginn  des  Anfalles  wurde  ein  Aussetzen  des  Pulses  bis  zu 
mehreren  Secunden  beobachtet,  gegen  Ende  des  Anfalls  folgten  zwei 
systolische  Contractionen  schnell  aufeinander  und  ebenso  mehrere 
kurze  Inspirationen.  Ein  anderes  Mal  beobachtete  man  zuerst  ein 
Zusammenfallen  der  vorher  stark  gefüllten  Art.  radialis,  die  Puls- 
welle wurde  niedriger  und  setzte  ganz  aus;  es  stellten  sich  immer 
tiefere  Respirationen  ein,  Cyanose,  Erweiterung  der  Pupillen.  Nach 
25  bis  28  Secunden  trat  wieder  ein  Puls  auf,  der  allmälig  kräftiger 
wurde  und  sich  auf  30 — 36  in  der  Minute  erhob. 

Nach  und  nach  trat  Oedem  und  Ascites  ein,  Pat.  wurde  comatös, 
die  Respiration  stockte  zeitweise  ganz  und  kehrte  endlich  gar  nicht 
mehr  wieder.  Diagnose  des  Leichenbefundes  lautet:  Hypertrophia 
et  dilatatio  cordis,  emphysema,  oodeina  et  hyperämia  pulmonum 
endocarditis  chronica,  deformans.  Hepatitis  interstitialis  partialis, 


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88 


Qcixckb,  fetthaltige  Traagaudate. 


superficialis,  catarrhus  chronicus  ductus  bilifori.  Gastrcntritis 
hämorrhagica  recens  et  chronica  catarrhalis.  Hypcrplasia  et  indura- 
tio  lienis.  Nepiirtis  interstitialis  chronica  cystica.  Oedetna  glottidis. 

Die  Art.  coronar.  waren  sehr  weit,  aber  gesund,  die  Gefässe 
an  der  Hirnbasis  weit  und  klaffend,  ihre  Wandung  verdickt.  Pan 
creas  auffallend  schlaff  und  weich.  (Vgl.  Cbl.  1875,  671.)  Senator 


H.  Quincke,  Heber  fetthaltige  Transsudate.  Deutsch.  Arcb.  f.  kiio. 

Med.  XVI.  8.  122. 

I.  Chyluserguss  in  seröse  Höhlen,  Hydrops  chylosus. 
Einen  solchen  beobachtete  Vf.  bei  einem  50jährigen,  dem  Trunk  erge- 
benen Knecht,  welcher  übergefahren  war  und  einen  rechtseitigen 
Pleuraerguss  bekommen  hatte,  der  sich  vom  4.  Tage  ab  auch  luft- 
haltig erwies.  Die  am  10.  Tage  durch  Punction  und  Aussaugeu 
entleerte  Flüssigkeit  (1800  ccm.)  hatte,  nachdem  sich  das  Anfangs 
beigemischte  Blut  abgeschieden  hatte,  ein  milchähnliches  Aussehen. 
Die  Erscheinungen  des  Pneumothorax  nahmen  ab,  und  verschwanden 
vom  12.  Tage  ab  ganz.  Von  der  Punctionsstelle  aus  breitete  sich 
ein  schmerzhaftes  Oedem  aus,  welches  durch  Einstich  eine  ganz 
ähnliche  Flüssigkeit  entleerte.  Durch  zwei  folgende  Punctiouen 
(von  3200  und  1000  ccm.)  wurde  eine  ähnliche  Flüssigkeit  entleert. 
Mach  der  letzteren  am  10.  Tage  starb  Pat.  unter  zunehmendem  Coliaps. 
Die  Leichenöffnung  licss  im  linken  Pleurasack  noch  etwa  7000  ccm. 
derselben  Flüssigkeit  finden,  die  Lunge  atclectatisch,  aber  ohne  jede 
Verletzung.  Im  Peritoneum  etwa  150  ccm.  ähnlicher  Flüssigkeit. 
Die  Flüssigkeiten  zeigten  bei  der  microsc.  Untersuchung  fein  ver- 
thcilte  Fettkörnchen  und  spärliche  Lymphkörpcr,  sie  waren  geruch- 
los, alkalisch,  mit  einem  spec.  Gew.  von  1016—1020.  Bei  leichtem 
Ansäuern  entstand  eine  flockige  Ausscheidung,  beim  Kochen  und 
Ansäuern  ein  massenhaftes  weisses  Gerinnsel,  von  dpm  sich  eine 
klare  Flüssigkeit  abfÜtriren  liess,  die  nur  bei  der  ersten  Probe 
(nach  der  ersten  Punction)  Kupferoxyd  in  alkalischer  Lösung  beim 
Kochen  reducirte,  nicht  aber  in  der  Kälte.  Beim  Stehcu  mit  Chlor- 
calciumlösung schied  das  Filtrat  keinen  Niederschlag  (von  Seifen)  ab. 

Nach  einem  zuckerbildenden  Ferment  wurde  in  der  3.  Punc- 
tionsflü8sigkeit  mit  Erfolg  gesucht.  In  den  beiden  letzten,  nicht  blut- 
haltigen  Punctionsflüssigkeiten,  schieden  sich  später  sparsame,  lockere 
Gerinnsel  ab. 

Durch  Zusatz  von  Natronlauge  und  Schütteln  mit  Aether  wurde 
die  Flüssigkeit  klar,  das  so  extrahirte  Fett  (über  1 pCt.)  war  das 
erste  Mal  gelb  und  bei  25°  c.  vollkommen  flüssig,  [das  andere  Mal 
mehr  weisslieh  und  erst  bei  36— 40°  c.  flüssig,  ebenso  das  3.  Mal. 
Q.  vermuthet  eine  Zcrreissung  des  Ductus  thoracicus  oder  eines  in 
ihn  mündenden  grösseren  Lymphgefässcs,  dessen  Inhalt  sich  durch 


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Qt’iNCKF,  fetthaltige  Trauesudate. 


89 


Lyrapbgcfässe  und  Bindegewebspalten  unter  Mitbülfe  des  negativen 
Drucks  in  der  Pleurahöhle  sich  in  letztere  ergoss.  An  der  Leiche 
konnte  eine  Zerreissung  nicht  nachgewiesen  werden,  das  Endstück 
des  Duct.  thor.  enthielt  goronneues  Blut.  Wie  die  Zerreissung  zu 
Stande  gekommen,  bleibt  unklar,  ebenso  das  Auftreten  von  Gas  in 
der  Pleurahöhle  vom  4 — 12  Tage.  Den  Befund  chylöser  Flüssigkeit  in 
den  Bauch,  ist  Q.  geneigt  aus  LyrapbgefÜssanastomosen  zwischen 
Bauch-  und  Brusthöhle  zu  erklären,  die  Verschiedenheit  der  in  den 
Flüssigkeiten  gefundenen  Fette  aus  den  verschiedenen  Ernährungs- 
Verhältnissen,  da  die  erste  Punction  am  Tage  nach  der  Aufnahme 
ins  Spital  gemacht  wurde.  Die  Menge  der  Chylusproduction  schlägt 
Q.  nach  dem  Ergebniss  der  zweiten  Punction  auf  mindestens  3200  ccm. 
in  48  Stunden  an. 

Ein  zweiter  Fall  betraf  eine  30jährige  Patientin,  deren  Vater 
und  zwei  Geschwister  an  Elephantiasis  gelitten  haben  und  bei  der 
sich  seit  10 — 15  Jahren  Oedern  der  Beine  und  des  Vorderarms  und 
zuletzt  Ascites  entwickelt  hatte.  Der  letztere  wurde  sechs  Mal 
punctirt,  bis  der  Tod  durch  Erschöpfung  erfolgte.  Die  cntleerteu 
Flüssigkeiten  sahen  wie  Milch  aus,  waren  geruchlos,  alkalisch,  von 
1013 — lOlti  sp.  G.,  bildeten  beim  Stehen  eine  Rahmschicht  und 
verhielten  sich  microscopisch  wie  Chylus.  Nach  Zusatz  von  Natrou 
wurden  sie  durch  Schütteln  mit  Aether  klar,  der  letztere  entzog  ein 
Mal  1,68  ein  ander  Mal  1,87  pCt.  Fett,  welchos  bei  41°  ganz  flüssig 
wurde  und  bei  bez.  28  und  23°  erstarrte.  Die  von  Fett  und  Eiweiss 
befreite  Flüssigkeit  reducirte  Kupferoxyd  in  alkalischer  Lösung  nur 
beim  Kochen.  — Die  Section  der  sehr  faulen  Leiche  wies  in  der 
Bauchhöhle  eine  grosse  MeDge  chylusähnlicher  Flüssigkeit  nach,  die 
Serosa  stellenweise  verdickt  und  getrübt  und  die  Darmschlingen  ver- 
klebt. Etwa  2 — 3 Meter  über  der  Colonklappe  beginnt  eine  sehr 
dichte  Injection  der  Chylusgefässc  die  bis  an  das  Duodenum 
reicht,  daneben  finden  sich  grössere  rundliche  Flecke  (Chylusextra- 
vasate).  Derselbe  Befund  zeigt  sich  auf  der  geschwollenen  Schleim- 
haut und  in  der  Submucosa  des  ganzen  Dünndarms,  Mesenterial- 
drusen klein,  Duct.  thorac.  ohne  Abnormität.  Das  Minderuiss  für 
den  Chylusstrom  kaun  nur  in  einer  entzündlichen  Verdickung  der 
beiden  Blätter  des  Mesenteriums  gefunden  werden,  ln  der  rechten 
Pleurahöhle  etwa  ein  Liter  röthlicher  Flüssigkeit  mit  milchweisseu 
Flocken;  der  übrige  Befund  ohne  Interesse. 

1L  Hydrops  adiposus,  fetthaltigen  Erguss  in  die  Bauch- 
höhle, beobachtet  Q.  bei  einer  33jabrigen  Frau,  deren  Section  einen 
primären  Peritonealkrebs  (mit  Fortpflanzung  auf  dio  Plcurae 
costal.  und  pulmonal  und  Infection  der  Punctionsstclle  am  Unterleib) 
ergab.  Der  Fettgehalt  rührte  hier  von  den  fettig  degenerirten  Krebs- 
zellen her,  und  verlieh  der , Flüssigkeit  ein  molkiges  Ansehen.  In 
einem  andern,  von  Prof.  Fkiedkkich  beobachteten  Fall,  den  Q.  mit- 


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90 


Nidmirh,  Dermatitis  herpetiformis. 


theilt,  war  eine  tuberculöse  Peritonitis  bei  einem  12jährigen 
Mädchen  die  Ursache  eines  Ascites  mit  milcbähnlichein  Erguss  und 
dieselbe  Ursache  vcrmuthe)  Q.  in  einem  Falle  von  ^scites  bei  einem 
10jährigen  Mädchen,  das  nach  Scharlach  an  Diarrhöen  und  Leib- 
scbmerzen  erkrankt  war  und  boi  welchem  die  l’unction  ebenfalls 
eine  milchliche  fetthaltige  Flüssigkeit  entleerte.  Senator. 


I.  Nenmann,  lieber  eine  seltene  Hautkrankheit  (Dermatitis 
circumscripta  herpetiformis).  Vierteljabraachr.  f.  Dermat.  etc.  187fi. 
S.  41. 

Vf.  beobachtet  9 Fälle  einer  bisher  noch  unbeschriebenen  Haut- 
krankheit, welche  mit  Psoriasis  vulgaris  und  Lichen  exaudativus  ruber 
Aehnlichkeit  hat,  sieb  aber  doch  als  wesentlich  von  beiden  verschie- 
dener Morbus  sui  generis  charakterisirt.  Die  Krankheit  beginnt  mit 
hanfkorngrossen,  blassgerötheten,  im  Centrum  bläulichweiss  gefärbten 
Efflorescenzen,  von  welchen  sich  Röthung  und  Infiltration  langsam 
peripher  verbreitet,  so  dass  zur  Bildung  eines  groschengrossen 
Flecks  mehrere  Monate  gehören.  An  den  Eruptionen  sind  punkt- 
förmig zuerst  bläulich,  später  mattweiss  gefärbte  Punkte  sichtbar. 
Die  Efflorescenzen  werden  thalergross;  die  Mitte  ist  gleichförmig 
roth,  die  Peripherie  zeigt  die  punktförmigen  Entfärbungen.  Die 
Haut  ist  beträchtlich  verdickt;  die  Efflorescenzen  stehen  getrennt, 
oder  confiuiren  zu  Scheiben  oder  Gyris.  Allmählich  nimmt  die 
Schuppenmenge  beträchlich  zu  und  es  finden  sich  braune  festan- 
baftende  Lagen  von  Schuppen.  Allmählich  nimmt  das  Infiltrat  ab, 
und  es  bleibt  ein  dunkelpigroentirter  Fleck  zurück.  Die  Krankheit 
kann  Jahre  andauern , wobei  unter  stets  sehr  heftigem  Jucken 
Efflorescenzen  schwinden  und  neue  aufschiessen.  Es  bleiben  weiche, 
nicht  narbige,  pigmentirte  Stellen  zurück. 

Die  Anatomie  des  Leidens  wird  am  besten  in  den  ausgezeich- 
neten Tafeln  im  Original  eingesehen.  Hervorzuheben  ist  eine  Massen- 
zunahme der  Epidermis  uud  des  Rete.  Die  Papillen  sind  vergrössert. 
die  Gefäsaschlingen  verbreitert,  die  Arrectores  pilorutn  hypertrophisch. 
Am  auffallendsten  sind  die  Veränderungen  der  Schweissdrüsen,  wel- 
chen die  hervorgebobenen  weissen  Punkte  entsprechen.  Die  Wan- 
dungen derselben  sind  verbreitert,  die  Enchymzellen  vermehrt  und 
rings  finden  sich  körnige  Wucherungen.  In  den  Drüsenkuäuetn 
finden  sich  opake  colloide  Zellen,  ln  den  späteren  Stadien  wird 
der  Schweissdrüsengang  mit  nur  harten  Zellen  ausgefüllt,  dann 
finden  sich  hier,  wie  im  ganzen  Cutisgewebe  zerstreut  pigmentirte 
Zellen  und  diffuses  Pingment.  N.  fasst  daher  die  Krankheit  als  eine 
circumscripte,  vorzugsweise  den  Papillarkörper  betreffende,  mit  wesent- 
licher Betbeiiigung  der  Schweissdrüsen,  verlaufende  Entzündung  auf. 


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JoHtKHsm;  Hillir  ; Fmcrrr,  antifobrile  Wirkung  der  SulicyUIore.  91 


Aus  den  Krankengescbicbten  der  neun  Fälle,  welche  8 Männer 
und  1 Frau  betrafen,  ist  bervorzuheben,  dass  der  jüngste  Patient 
22  Jahre  alt  war,  der  älteste  57  Jahre  alt.  Alle  waren  sonst  gesunde 
Personen.  Ein  Kranker  litt  an  chronischem  Magenkatarrh  und  giebt 
an,  dass  mit  der  Steigerung  desselben  auch  die  Zahl  der  Efflorescen- 
zen  wachse.  Recidive  des  Leidens  wurden  nicht  beobachtet.  Hals-, 
Gesicht-  und  Kopfhaut,  waren  stets  frei  von  Effloresceuzen,  während 
Rucken  und  Extremitäten  stark  ergriffen  waren.  — Die  Therapie 
bestand  in  Abreibungen  mit  Schmierseife,  Einthcerung,  dauerte  aber 
meist  mehrere  Monate  bis  zur  Heilung.  O.  Simon. 


Ch.H.  Johannsen , lieber  die  antifebrile  Wirkung  der  Salicyl säure. 

l)i*s.  Berlin  1875. 

A.  Hiller,  Leber  die  tleberwidrigen  Eigenschaften  der  Salicyl- 
säure  beim  Wechselfieber.  Deutsch.  Aich.  f.  RI  in.  Med.  XVI.  8.  614 
A.  Fischer,  Zur  antipyretischen  Wirkung  der  Salicylsäure 
und  des  salicylsanren  Natrons.  Oaotsob.'Zoitscbr.  f.  pr«ct.  Med.  i875. 

No.  13. 

J.  tbcilt  die  Erfahrungen  mit,  welche  mit  Salicylsäure  auf  der 
unter  Prof.  Sknatok’s  Leitung  stehenden  Station  und  Poliklinik  des 
Augusta-Hospitals  gemacht  wurden  (Vgl.  Senator,  Berliner  kliu. 
Wochenschr.  1875  No.  36  Sitzungsber.)  Von  15  In  term  ittens- 
tällen  wurden  8 geheilt,  6 blieben  aus  der  Behandlung  und  ohne 
Nachricht  über  den  Erfolg,  1 widerstand  und  wurde  durch  Chinin 
gebeilt.  Da  jedoch  mit  Ausnahme  von  2 Patienten  alle  andern  in 
der  Poliklinik  behandelt  wurden,  so  konnten  bei  den  Berliner  Ver- 
hältnissen nur  Wenige  längere  Zeit  im  Auge  behalten 

werden.  Die  Säure  wurde  in  Pulver  oder  in  1 — 2 proceu- 
tiger  wässeriger  Lösung  mit  Zusatz  vod  Glycerin  gegeben. 
In  letzterer  Form,  die  namentlich  für  Kinder  empfeblenswerther 
ist,  muss  die  Arznei  vor  dem  Gebrauch  erwärmt  werden.  Die  auf 
ein  Mal  oder  in  kurzer  Zeit  verbrauchten  Dosen  schwankten  zwi- 
schen 1H — 3 grm.  — Sehr  unsicher  wirkte  das  Mittel  bei  dem  hec- 
tischen  Fieber  der  Phthisiker,  wovon  J.  4 Fälle  mittheilt.  Durch 
Dosen  von  allerdings  nur  2 grm.  wurde  die  Temperatur  meist  nur 
um  einige  Zehntel,  seltener  um  1°  C.  herabgedrückt.  Der  Erfolg 
war  zudem  stets  ein  rasch  vorübergehender. 

H.  bestätigt  nach  seineD  an  Soldaten  gemachten  Erfahrungen 
zunächst  dass  I n term it  tens  durch  Salicylsäure  geheilt  werden  könne. 
Dieser  günstige  Erfolg  trat  in  7 Fällen  ein  nach  einem  Verbrauch 
von  12 — 28  grm.  der  Saure;  zur  Coupirung  des  nächsten  Fieber- 
anfalles genügten  gewöhnlich  3 — 5 grm.  Alle  diese  Fälle  jedoch 
waren  leichte  und  primäre;  bei  schwereren  oder  rocidivirtcn  Inter- 
miitenten  liess  das  Mittel  im  Stieb,  trotzdem  einzelne  von  den  fünf 


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92  Jobihkskh;  Hiller;  Fischer.  «utifebrile  Wirkung  der  SalicylsKore. 

hierher  zählenden  Kranken  nach  und  nach  bis  zu  100  grm.  von  dem 
Mittel  verbraucht  hatten.  Es  folgte  wohl  nach  grossen  Dosen  eine 
Unterbrechung  der  Krankheit ; nach  wenigen  Tagen  aber  recidivirte 
sie  wieder  und  wurde  dann  stets  durch  Chinin  dauernd  beseitigt. 
Auch  in  den  günstigen  Fällen  ist  die  Dauer  der  Cur  mit  Salicyl- 
säure  im  Vergleich  zu  der  mit  Chinin  eine  sehr  lange,  da  die  Säure 
erst  in  zehnfacher  und  nicht,  wie  ßuss  behauptet,  in  zweifacher 
Menge  diesem  bewährten  Mittel  äquivalent  ist.  Dazu  stehen  noch 
besondere  Schwierigkeiten  der  Medication  mit  Salicylsfture  im 
Wege.  Im  Wasser  nimmt  sie  sich  ziemlich  leicht,  wegen  ihrer  ge- 
ringen Löslichkeit  jedoch  (3  pro  Mille  in  kaltem  Wasser)  sind  um 
die  erforderliche  Dosis  einzuvcrleiben  mehrere  Liter  der  Lösung  pro 
die  zu  verbrauchen,  was  abgesehen  von  allen  anderen  Unannehm- 
lichkeiten eine  gesteigerte  Diurese  und  somit  eine  rasche  Elimination 
des  Mittels  aus  dem  Körper  bedingt,  so  dass  es  wahrscheinlich  gar 
nicht  zur  vollen  Wirkung  kommt.  In  der  That  beobachtete  Vf. 

einen  besserenJErfolg,  wenn  er  es  in  Pulverform  oder  in  alkoholi- 
scher Lösung  (Ac.  salic.  10.  Spir.  vin.  15.  Glycer.  120)  anwandte; 
dieser  Medication  stand  jedoch  wieder  der  scheussliche  Geschmack, 
Uebelkeit  und  häufig  auch  Erbrechen  — besonders  nach  der  alko- 
holischen Lösung  — vor  Allem  aber  die  Gefahr,  die  Schleimhaut 
des  Digestionstractus  anzuätzen,  im  Wego.  In  3 Fällen,  wo  Vf.  das 
Mittel  in  einem  Clysma  gab,  folgten  heftige  Schmerzen  am  Mast- 
darm und  Diarrhöe,  letztere  in  einem  Falle  sogar  blutig.  Was 
endlich  den  Preis  angeht,  so  stellt  sich  der  auch  für  Salicylsäure 
ungünstig  im  Vergleich  zum  Chinin;  denn  das  Preisverhältniss  dieser 
beiden  Mittel  ist  etwa  wie  1 : 6,  während  sich  ihr  Verbrauch  um 
gleiche  Wirkung  zu  erzielen  selbst  in  günstigen  Fällen  (s.  oben) 
wie  1 : 10  stellt,  ganz  abgesehen  davon,  dass  die  Salicylsäurecur  länger 
dauert.  Von  der  Anwendung  der  Säure  bei  Typhen  stand  VI.  nach 
einigen  wenigen  Versuchen  wegen  der  unangenehmen  Nebenwirkun- 
gen auf  den  Digestionsapparat  später  gänzlich  ab. 

F.  berichtet  aus  dem  Dresdner  Stadtkrankenhaus  über  den 
Erfolg  der  in  der  Aufschrift  genannten  Mittel  zunächst  beim  Typhus 
nach  einem  Material  von  23  Fällen.  Sie  wurden  mit  der  Anwen- 
dung von  Bädern  combinirt,  so  oft  die  Temperatur  .39,5.  überstieg. 
Stets  wurde  mit  der  Medication  des  Abends  begonnen  und  zwar 
zwoi  Mal  kurz  nach  einander  je  1 — 3 grm.  und  in  gleicher  Weise 
am  nächsten  Morgen  fortgefahren.  Vf.  betont  diesen  Modus  als  den 
erfolgreichsten.  Die  Säure  wurde  in  Pulverform  (in  Oblaten)  ver- 
abreicht; ätzende  Wirkungen  hat  Vf.  weder  am  Krankenbett  noch 
am  Secirtisch  beobachtet;  fast  stets  erfolgte  nach  der  ersten  Dosis 
eine  starke  Schwcisssecretion  und  häufig  Ohrensausen  und  Schwer- 
hörigkeit. Erbrechen  »ah  Vf.  selten,  dagegen  2 Mal  Collaps  nach 
4 und  nach  6 grm.  Antipyretisch  ebenso  wirksam  wie  die  Säure 


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Abüdt.  Derer. 


93 


find  F.  das  aalicyUaure  Natron,  das  in  Lösung  sonst  aber  in  gleicher 
Weise  wie  die  .Säuro  gebraucht  wurde. 

Dem  Chinin  gegenüber  findet  F.  beide  Präparate  erst  in  G bis 
8facher  Menge  äquivalent.  4 Mal  trat  Darmblutung  ein  (davon 
2 lethal)  und  einmal  fand  man  bei  einer  Section  in  der  Serosa  des 
Darms,  im  Netz  etc.  ausgedehnte  Hämorrhagieen;  in  keinem  dieser 
Fälle  jedoch  zeigten  sich  auf  der  Magen-  oder  Darmschleimhaut 
Erosionen  oder  Ecchymosen  (abgesehen  vod  den  Typbengeschwüren), 
so  dass  ein  Zusammenhang  dieser  schweren  Symptome  mit  der 
Mediation  dahingestellt  bleiben  muss.  Wie  MoELil(Cbl.  1875,925)  giebt 
anch  Vf.  dem  Salz  vor  der  Säure  bei  Weitem  der  Vorzug.  Was 
die  Anwendung  der  neuen  Antipyreticums  in  anderen  fieberhaften 
Krankheiten  augeht,  so  schien  es  dem  Vf.  besonders  bei  croupöser 
Pneumonie  recht  wirksam.  Freilich  stieg  die  Temperatur  nach  einem 
so  erzielten  Abtall  meist  wieder  sehr  rasch  an.  Von  zwei  Inter- 
mitterisfällen  wurde  einer  geheilt,  nachdem  er  im  Ganzen  14  grm. 
Salicylsäure  verbraucht  hatte.  Schiffer. 


R.  Arndt,  Untersuchungen  über  die  Uanglienkörper  der  Spinal- 
ganglien. Arck.  f.  inicr.  Anal.  XL  8 140. 

Die  Grundform  der  Spinalganglieuzclien  int  die  einer  unregelmässigen , mehr 
oder  weniger  flachen  Scheibe.  Sie  sind  zum  Wenigsten  bipolar.  A.  glaubt 
des«  auch  multipolare  Spiualgauglieozelleu  existiren  und  zwar  solche,  welche  nebeu 
twei  stärkeren  und  leicht  bemerkbaren  Fortsätzen  noch  eine  Auzahl  teiuerer  aus- 
resden,  die  jedoch  sehr  leicht  abgerissen  oder  übersehen  werden.  Von  der  Existenz 
unipolarer  Spinalganglieuzellen  hat  A.  sich  nicht  mit  Sicherheit  Qberaeugen  können; 
zach  er  findet,  wie  die  früheren  Untersncber,  die  unipolaren  Formen  in  allen  Prä- 
paraten am  zahlreichsten  vertreten,  hält  jedoch  dafür,  dass  wenigstens  in  der 
grossen  Mehrzahl  der  Fälle  ein  zweiter  Fortsatz  abgerissen  wurde.  Die  apolaren 
Körper,  welche  nsch  A.  in  der  That  in  den  Spinalganglien  Vorkommen,  hält  er  für 
Resoltate  einer  auomalen  Entwickelung. 

Die  beiden  Hanptfortsätze  des  Ganglienkörpers , durch  welche  seiue  Bipo- 
larität  bedingt  wird,  entspringen  für  gewöhnlich  sehr  uahe  bei  einander.  In  vielen 
Fällen  tritt  jeder  Fortsatz  für  sich  von  der  Uanglienzelle  ab,  eingescbloaseu  in  eiue 
besondere  Scheide,  welche  er  als  Fortsetiung  der  Kapsel  mitgenommen  bat.  ln 
•öderen  Fällen  nähern  sich  die  beiden  Fortsätze  und  treten  iu  derselben  Scheide 
Tereinigt  vom  Körper  ab.  Sie  sind  fast  stets  schon  an  ihrer  Ursprungastelle  mark- 
lultig;  doch  hat  A.  auch  nrsprüuglicb  marklose  Fortsätze  beobachtet. 

Früher  (Cbl.  1874.  Nr.  36)  bat  A.  ausführliche  Angaben  über  die  feinere 
fitrnctnr  der  Substanz  der  Ganglienzellen  des  Sympathicu*  gemacht.  Aebnlicbe  An- 
gaben macht  er  jetzt  über  die  Substanz  der  Spinalganglienaelien.  Diese  sowie  die 
daran  sich  knüpfenden  theoretischen  Erörterungen  sind  im  Original  uacbzuleaeo. 

BoH  (Rom). 

E.  Dupuy,  Transmission  des  altärations  artifleieiies  ä deux 

cdneratlons.  Gaz.  raöd.  1876.  No.  33. 

Vf.  eeigte  der  Gesellschaft  für  Biologie  zn  Paris  Meerschweinchen , weiche 
die  nach  Dnrcbschneidung  des  Ualssyropatbicus  eigentümlichen  Bnlbnsverändernngen 


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94 


Aebt.  LRTznttCH.  Bphqkrrt. 


darbnten.  Oie»«  Meerschweinchen  »tammten  von  Eltern,  welche  selbst  wieder  von 
ihren  einst  operirten  Eltern  diese  Eigenthümliubkeit  geerbt  betten.  Es  war  also 
hier  eine  Uebertragung  einer  künstlich  gesetaten  pathologischen  Eigentümlichkeit 
in  das  r weite  Olied  in  beobachten.  Bernhardt. 

C.  Aeby,  Ueber  den  Einfluss  des  Winterschlafes  auf  die  Zu- 
sammensetzung der  verschiedenen  Organe  des  Körpers. 

Arch.  f.  exp.  Patb.  111.  181—184. 

Oie  Untersuchung  besieht  sich  auf  Murmelthiere  in  2 Perioden  des  Winter- 
schlafes — tum  Vergleich  diente  ein  Kaninchen.  Der  Wassergehalt  der  Gewebe 
und  Organe  wurde  doreb  Trocknen  bei  140°,  der  Aschengehalt  durch  einfaches  Glühen 
der  getrockneten  Substauten  bestimmt.  Das  Resultat  ist  folgendes:  1)  Oer  Körper 
verliert  fortdauernd  Wasser,  als  Folge  die  Harnsecretion  und  Wasserabgabe  durch 
Haut  und  Lunge.  Am  grössten  ist  der  Wasserverlust  des  Blutes,  dann  der  Mus- 
keln — Gehirn  und  Milt  geben  kein  Wasser  ab.  2)  Der  Aschengehalt  des  Trocken- 
riiekatandes  sinkt  bei  Muskeln  und  Blut  — er  steigt  dagegen  bei  Gehirn,  Milt  und 
Leber  — es  findet  also  eine  Ueberführnug  von  Mineralbestaudtlieilen  aus  Blut  und 
Muskeln  in  diese  OrgaDe  statt.  3)  Bei  längerem  Winterschlaf  findet  eine  auffallend 
reichliche  Glycogenbildung  in  der  Leber  statt.  E.  Salkowskl. 

L.  Letzerich,  Ein  Fall  von  Diphtherie  der  Impfwundeu,  all- 
gemeine Diphtherie,  Tod,  nebst  einem  Versuch  zur  Beant- 
wortung der  Frage:  Wie  verhält  sich  Hchntzpockenlymphe 
nach  der  Infection  mit  Diphtherieorgaiiismen  in  ihrer 
Wirkung  auf  den  thierischen  Körper.  ViacHow1»  Arcb.  lxiu. 
8.  178—188. 

13  Tage  nach  der  Impfung  mit  Vaccina  war  bei  einem  Kinde  suerst  dipbtbe- 
ritischer  Beleg  der  bis  dahin  gant  normalen  Pockenpustelu  entstanden,  dann  schnell 
um  sieh  greifende  erysipelatöse  Röthe,  Oedeme,  allgemeiner  Icterus  und  Tod 
am  12.  Tage  der  Krankheit,  am  25.  nach  der  Impfung.  Oie  Sectioo  ergab  An- 
ffillnng  geradetu  aller  Organe  mit  Micrococcen,  über  deren  Grnppirung  in  den 
eintelnen  Geweben  besser  das  Original  oachsusebeu  ist;  es  sei  nur  erwähnt,  dass 
die  Miltpulpa  „wie  eine,  alle  Stadien  der  niederen  Pilzgebilde  enthaltene  Emulsion 
erschien“,  und  dass  Capillaren  und  selbst  grössere  Gefässe,  namentlich  Venen  „von 
den  Orgauismen  durchgefresseu  und  mit  Bacterien  und  dichten  Micrococcenkolonien 
streckenweise  dicht  angefüllt  waren.“  Dass  dio  Infection  mit  Diphtherie-Orgauisineo 
nicht  bei  der  Vaccination  sondern  später  — es  war  zurZeit  Diphtherilis- Epidemie  — 
erfolgt  sei,  erschliesst  L.  aus  der  für  Diphtherie  tu  laugen  Incubationadauer  und 
aus  einem  Versuch,  bei  welchem  sich  aus  einem  Gemisch  von  Pockenlymphe  mit 
Dipbtberiepilsen  die  specifischen  Eigenschaften  der  ersteren  erloschen  leigten,  so 
dass  die  vorgenommene  Impfnng  bei  einem  Kaninchen  nur  Diphtherie  erzeugte. 

Ausserdem  bereichert  L.  die  Mykologie  um  einen  Vacciuepilt,  welcher  die 
Eigentümlichkeit  besitzt,  in  seiner  Nährflüssigkeit,  der  PockeuI;mphe  „niemals“ 
in  grossen  Quantitäten  aufzutreten,  während  er  sich  in  demselben  Medium  mit 
einigen  Luftblasen  «wischen  dem  Objectträger  und  Deckglase  in  einigen  Tagen  tu 
den  schönsten  Bacterieukolonien  entwickelt.  Orswiu. 

Bergeret,  Composition  dn  pus  et  mode  de  formation  des  leu- 
cocytes  dn  pus.  Jouro.  de  l'Anat  1876.  8.  334. 

Das  Eiterserum  und  die  jungeu  Leucocyten  enthalten  stet»  eine  gewisse 
Menge  beweglicher  Körperehen,  deren  Quantität  um  so  grösser  ist,  je  stinkender 


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Lrhser.  t.  Wkokkh.  Ranen  t». 


95 


d«r  Eiter.  Im  Eiter  beider  Absceese  sind  die  Körperchen  sehr  zahlreich  vertreten, 
während  sie  in  dem  kalter  fast  fehlen.  Nach  4 — 5 Tagen  sind  auch  alle  Körper* 
cbeo  aas  dem  Eiter  heisser  Abscesse  bewegungslos  geworden  und  bilden  im  Serum 
amorphe  Massen.  Die  Eiterkörperchen  entstehen  aus  dem  Schleim,  was  sich  beson- 
ders schön  an  der  Scbleimlage  demonstriren  lässt,  welche  nach  Application  eines 
Blason pflasters  auf  die  Haut  an  der  UnterBKche  der  Epidermis  entsteht.  Dieser 
Schleim  zerfällt  nach  3tägiger  Aufbewahrung  unter  dem  Deckglas  vollständig  iu 
Eitorkörperchen  (also  Genese  ans  einem  nngeformteu  Blastem).  Die  jungen 
Lencocyten  unterscheiden  sich  von  den  alten  hauptsächlich  durch  die  Fähigkeit, 
leicht  und  schnell  in  Wasser  aufzuquellen.  — Den  Schluss  der  Abhandlung  bildeu 
Bofloxionen  aber  die  Uumöglicbkeit,  die  panspermistische  Theorie  auf  die  vorlie- 
genden Körperchen  aiizuwenden,  wegen  deren  auf  das  Original  verwiesen  werden 

***'  Löwe. 

i.  Lesser,  Ein  Fall  von  Sarcoma  periosteale  humeri.  inang.-Dis». 

icrlin  1875. 

L.  beschreibt  ein  in  der  v.  L.KOKMBXCK'schen  Klinik  beobachtetes  Sarcom  des 
Ho ice ras  bei  einem  16  jährigen  Knaben,  dessen  Heilung  durch  Exarticulation  des 
Oberinn»,  freilich  vergeblich,  versucht  wurde.  Der  Fall  ist  dadurch  merkwürdig, 
das.  weder  der  Epiphysen-  noch  der  Gelenkknorpel  von  der  Neubildung  verschont 
(.blieben  and  dass  fernerhin  das  über  dem  von  Geschwulstmassen  durchwachsenen 
Tbeii  des  Humerus  liegende  Knocbenstück  nekrotisch  geworden  war.  — Der  Knabe 
starb  an  schnellen  localen  und  allgemeinen  Recidiven.  E.  Ktuter. 

De  Wecker,  Sur  uu  nouveau  proeödä  op&ratoire  de  la  cataracte 
(extraction  ä lambeau  p6ripherique).  Paris  1875  und  Aunaies 
d’ocolietique.  LXXIII.  8.  264. 

W.  macht  einen  Lappeuscbnitt  von  4 mm.  Höhe  und  einer  BA*is  von  11,32mm. 
&acb  oben  in  der  Schero-cornealgrenze,  (die  Breite  des  verweudeten  Messers  beträgt 
das  Doppelte  derjenigen  eines  Lioealmessers)  und  nach  Eröffnung  der  Kapsel  mit 
einem  gewöhnlichen  Cystitom  wird  die  Entbindung  der  Linse  mittels  des  unteren 
Lides  und  gleichzeitiger  Zurückdrängung  der  oberen  Wundlefze  und  der  peripheren 
Jrisinsertion  durch  einen  Kautschukspatel  bewerkstelligt.  Den  Jrisprolaps  bringt 
Quui  mit  dem  gleichen  Instrument  zurück,  und  träufelt  alsdann  Eserin  ein,  was 
bsd  im  BedÜrfnissfalle  1 bis  2 Standen  nach  der  Operation  wiederholen  kann. 

Michel  (Krlangen). 

Ketopie  du  rein  droit,  suivie  de  päritonlte  et  d’accidents  hepa- 
tiques  (ictfere).  — lettre  consfSeutif  b I’obliteration  du  caual 
ckoledoque  eomprime  par  le  rein.  — Fistule  hepato-brou- 
ehique.  Gas.  des  höp.  1876.  No.  116. 

Bkochiü  theilt  2 neue  Beobachtungen  aus  frauiSsischeu  Krankenhäusern 
jedoch  sehr  lückenhaft  mit  und  ohne  Sektionsbefund : Eine  junge  Frau  sog  sich 
wahrscheinlich  io  Folge  eines  kurx  vorbergegaugenen  Wochenbettes  eine  Ektopbie 
der  rechten  Niere  so,  welche  man  an  dem  untern  Leberende  fühlen  konnte-  Diese 
Oislocation  gab  su  einer  cireumscripteu  Peritonitis  und  Hepatitis  Veranlassung, 
»sich»  Ulsters  von  Ikterus  gefolgt  war.  Die  peritouitisehen  Erscheinungen  gingen 
auf  örtliche  Anwendung  der  Kälte  zurück,  während  Hepatitis  und  Ikterus  noch  fort- 
hestehen.  B.  nimmt  Veranlassung,  im  Anschluss  au  diesen  Fall  die  Symptome  der 
Wanderniere  zusammensnstellen.  Die  andere  Beobachtung  betrifft  eine  Frau,  welche 
mit  einem  Leberecbinococcus  auf  die  Abtbeilung  aufgeuommeo  wurde.  Man  puoctirUi 
die  Cyste  und  entleerte  ungefähr  eiu  Liter  Flüssigkeit  aus  ihr.  Die  Patientin  fühlte 
sieh  wohl  und  verlies,  das  Hospital.  Nach  Ablauf  eines  Monates  kehrte  sie  jedoch 


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96 


JaSTROWITZ.  CtJRTtSS.  BoTHRiUrT. 


wiederum  in  dieselbe  zurück,  weil  eich  heftiges  Erbrechen  eingestellt  hatte.  Die 
Leber  war  so  erheblich  vergrössert,  dass  sie  bis  in  die  Foasa  iliaca  reichte.  Nach 
einer  abermaligeu  Pnnktirnng  kehrte  die  Leber  fast  auf  das  normale  Volumen  zu- 
rück und  das  Eibrechen  bürte  auf.  Zu  gleicher  Zeit  stellte  sieb  eine  reich  Expae- 
toration  ein,  wobei  der  Auswurf  durch  Galle  tingirt  war.  Hinten  rechte  fand  man 
an  dem  Thorax  leicht  gedämpften  Schall  und  KaaselgerKusche,  welche  nach  der 
Expectoration  geringer  wurden.  Es  hatte  sich  also  eine  Fistel  zwischen  Leber  und 
Lunge  ausgebildet.  Elchborat. 

M.  Jastrowitz,  Beitrag  zur  Pathologie  der  Hemiplegien.  Beri. 

klin.  Wochenschr.  1875.  No.  31. 

Drückt  man  bei  Hemiplegischon  den  N.  sapbenas  maior  dort,  wo  er  hand- 
breit über  dem  cond.  int.  fern,  in  der  Furche  zwischen  dem  Innenrande  des  Sartorius 
und  Vastus  internus  verläuft,  so  steigt  der  Hode  snf  der  gelähmten  Seite  nicht  iu 
die  Höhe,  während  anf  der  gesunden  der  ReÜex  gewöhnlich  stärker  als  normal 
aasgelöst  wird.  Man  hat  dadurch,  wenigstens  so  weit  es  sich  um  Männer  handelt 
eine  Handhabe  gewonnen  für  die  Diagnose,  welche  bei  mit  tieferem  Coma  eiuher- 
gehenden  Hemiplegien  und  bei  allgemeiner  Resolution  der  Glieder  in  Betreff  des 
Sitzes  der  Lähmung  oft  sehr  schwierig  werden  kaum  Da  nun  der  M.  cremaster , 
der  Hodenheber,  aus  Bündeln  der  Bauchmuskeln  besteht,  so  kann  man,  wenn 
namentlich  tiefere  Sensibilitätsstörnngen  fehlen,  das  Fehlen  des  Creraosterreflexea 
für  die  Diagnose  einer  Parese  resp.  Paralyse  der  Rumpfniusculatur  überhaupt 
vei  Wenden.  Bernhardt. 

J.  R.  (Jurtiss,  Thirteeu  cases  of  sterility  and  dysmenorrhoea 
causetl  by  abuornialities  of  the  uterus,  treated  by  bilateral 
iUCisiOU  of  the  Cervix  Uteri.  The  med.  and  surg.  reporter.  XXXUJ. 
No.  1. 

In  den  13  Füllen  fand  Vf.  die  Sterilität  oder  Dysmenorrhoe  oder  beide 
bedingt  durch  couische  Form  des  Cervix,  Enge  dea  Cervicalcanali  und  Uetroflexion, 
bei  Abwesenheit  aller  Beizzustündo.  Durch  die  8pzllung  des  Cervicalcanals  und 
des  Süsseren  Muttermundes  wurden  in  allen  13  Füllen  die  Beschwerden  dauernd 
behoben.  Vf.  operirt  am  6.  Tage  nach  der  Kegel,  und  schneidet  im  SiMs'schen 
Speculum  vom  Os  intsrnom  beiderseits  nach  aoasen  bis  zur  Vaginalinsertion.  Dio 
Wunde  wird  mit  Carboiglycerin  benetat,  darnnter  ein  Üpiumglyeerin-Tampon 
gelegt.  Dieser  Verband  wird  am  4.  Tage  erneuert,  dann  jeden  zweiten  Tag  bis  zur 
lleberhSutung  der  WundSScheu.  (Vergl.  E.  Martins  Verfahren  der  Hysterotomie 
iu  der  MtRTtM-FasBKHDZR'schen  Zeitschrift  für  Geburtshülfe  und  Frauenkrankheiten. 
Bd.  I.  Oft.  1.  8.  100.).  A. 

F.  R.  Rotkkaupt,  Die  Pulsformen  der  Paralysis  progredient». 

Dissert.  Erlangen  1874. 

B.  bestätigt  die  Beobachtungen  Wolvf's  über  die  Pubcurven  bei  Geistes, 
kranken.  Speciell  scbliesst  er  aus  den  bei  6 Paralytikern  nufgouommenen  Curven, 
dass  als  ein  constantes  Symptom  der  Paralyse  eine  Lübmung  des  vasomotorischen 
Nervensystems  sieb  eiustellt,  welche  zuerst  in  leichtem  Grade  beginnt,  dem  Verlaufe 
der  Krankheit  parallel  sieb  stärker  entwickelt  und . bis  za  vollkommener  Lähmung , 
fortsebreitet-  w.  Sander. 

Binsendungon  fllr  das  Central  blatt  wolle  man  an  einen  dar  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator 
Berlin,  (N.)  Krausnickstrasse  *4,  und  Profeeoor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Belsehluas)  an 
die  Verlagshandlang,  Berlin  (N.-W<).  unter  den  Linden  88,  adressiren. 

Verlag  von  Aognat  Hirschwald  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  ln  Berlin. 


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Wik»  «tlleit  «ruebaiorD 
1 — t Boren ; am  Schlüße 
4««  Jahrgang«  Titel,  Na- 

mm  and  8acbregi«ter 

fllr  die 


Preis  den  Jahrgänge« 
SO  Mark;  sn  bestehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen and  Poetanstalten. 


medicinischen  Wissenschaften. 


Redigirt  von 


Dr.  J.  Bosenthal,  nd  Dr.  H.  Senator, 

Profmor  I»  Erl»m»n.  ProfMAor  Io  Berits. 


1876.  -».  Februar. 


No.  6. 


Der  heutigen  No.  liegen  Titel,  Namen-  und  Sachregister 
des  Jahrgangs  1875  bei. 


iMhwlil  Mtgici,  Taiiu  (Orig.-Mitlh.).  — Bnoan,  Spbärobacterien  und  Ke- 
ratitis (Orig.-Mitth.),  — 

Libbsrkübn,  Keimblase  dar  Säugethiere.  — Wbicsbi,  Myologiscke».  — 
Willi,  ms,  Uterusschleimhaut.  — Pflöobb,  Phospboreseeuz.  — Kösteh,  Hitz- 
srblag.  — Kni. sch,  Sumpffieber.  — Casfabv,  Coutagiosilut  hereditärer  Syphilis 
— Lewis;  Ott,  Aconitin  und  Leucoctouiu-  — 

ob  Siüinr,  Ovarien  de»  Fötus.  — Rohis,  Ausfilhruug.gäuge  — Kidd,  Be- 
wegung der  Kernkörpercheii.  — Pdpikk,  Einfluss  der  Alkalien  auf  die  Zahl  der 
Blutkörperchen.  — Rbhact,  Kotz.  — Richards os  St  Portkb,  angeborue  Kuie- 
gelenkluxatiouen. — Tay  loh,  luetische  Erkraukuug  der  Tbräueukariuikeln.  — 
LcBiNorr,  progressive  Muskelatrophie  und  Selerose  der  Seitensträuge. — R ich  kt, 
Somnambulismus.  — Pobcbt,  Kuocheugewicbt  der  beiden  Körperhäifteu.  — 
Aureige,  betreffend  den  internationalen  ärztlichen  Cougress  zu  Genf. 


Taxin,  das  giftige  Alkaloid  der  Blätter  and  Samen  von  Taxus 

baccata  L. 

Von  Prof.  l)r.  Willi.  Mannd  in  Gottiiigon. 

Obgleich  wohl  constatirte  Vergiftungen  durch  die  Beeren  von 
T axiis  baccata  aus  früheren  und  auch  aus  neuester  Zeit  (vergl. 

Th.  Hosemann’s  Referat  pag.  489  im  Jahresb.  v.  Vikchow  und 
Hirsch  pro  1874)  vorliegen,  wird  die  Giftigkeit  der  Früchte  und 
Sameu  der  Eibe  von  vielen  Seiten  bestritten,  wahrend  die  intensiv 
toxische  Wirkung  fast  allen  übrigen  Theilen  des  Strauches  rusp. 

Baumes  allgemein  anerkannt  ist.  Aus  den  wiederholt,  aber  meist 
vergeblich  auf  ibre  wirksamen  Hestandtheile  untersuchten  Taxus- 
blattern bat  Lucas  drei  Gran  eines  Körpers  isolirt,  den  er  Taxin 
nennt  und  von  dem  er  einzelne  chemische  Reactionen  angiebt. 

Dieses  Taxin  ist  seitdem  weder  chemisch  noch  pharmacologisch  unter- 
sucht worden.  Locas  benutzte  (vergl.  A.  und  Th.  Husemakn  die 
Pflanzen  Stoffe  pag.  488)  zu  seiner  Darstellung  im  Wesentlichen  das 
XIV.  Jahrgang.  7 

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98 


Mimik,  Taxin. 


von  STAS8  zum  Nachweis*  von  Alkaloiden  angegebene  Verfahren. 

Mittelst  desselben  ist  os  nicht  möglich,  aus  den  reifen  Samen  dos 
Taxus  ein  giftiges  IVincip  zu  gewinnen,  und  auch  für  die  Isolirung 
aus  den  Blattern  erweist  sich  dasselbe  als  unzweckmässig,  weil  es 
nur  mit  sehr  erheblichem  Verlust  zu  einem  unreinen  Product  führt. 

Einfacher  und  zur  Darstellung  des  giftigen  Bestandtbeils  sowohl  aus 
den  Blättern  wie  den  Samen  geeignet  erweist  sich  folgendes  Ver- 
fahren. Das  zu  untersuchende  Material,  gepulverte  Blätter  oder 
Samen,  wird  wiederholt  mit  Aether  ausgezogen,  von  den  vereinigten 
Auszügen  der  Aether  abdestillirt  und  der  Rückstand  — bei  den  Blät* 
tern  hauptsächlich  ein  grünes,  eigentümlich  aromatisch  riechendes 
und  scharf  schmeckendes  Harz,  bei  den  Samen  reichliche  Mengen 
fettes  Oel  — wiederholt  mit  anges&uertero,  etwas  erwärmtem  Wasser 
geschüttelt.  Das  von  dem  Rückstände  getrennte  Wasser  wird  durch 
ein  nasses  Doppeltilter  gegeben  und  aus  dem  klaren,  farblosen 
Filtrat  durch  Ammon  oder  fixes  Alkali  das  in  schneeweissen,  volu- 
minösen Flocken  sich  ausscheidende  Taxin  gefällt.  Gewaschen  und 
über  Schwefelsäure  getrocknet,  bildet  es  ein  weisses,  krystallinisches, 
kaum  in  deatillirtem,  ziemlich  leicht  in  angesäuertem  Wasser,  sehr 
leicht  in  Alkohol,  Äther,  Chloroform,  Benzol,  Schwefelkohlenstoff 
— nicht  in  Petroleumäther  — lösliches,  geruchloses,  sehr  bitter 
schmeckendes  Pulver.  Reine  concentrirte  Schwefelsäure  färbt  es 
rotb;  Salpetersäure,  Salzsäure  und  Phosphorsäure  lösen  es  ohne 
Farbenveränderung.  Mit  den  meisten  für  Alkaloide  charakteristi- 
schen Reagentien  — Gerbsäure,  Phosphormolybdänsäure,  Kalium- 
quecksilberjodid, Kaliumkadmiurajodid,  Kaliumwismutbjodid,  Jodjod 
kalium,  Kaliumsilbercyanid,  Kaliumbrichromat,  Pikrinsäure  — giebt  es  iu 
saurer  Lösung  amorphe  Niederschläge.  Platincblorid,  Goldchlorid, 
Quecksilberchlorid,  Kaliumplatincyanür  geben  keine  Fällung.  Mit 
den  gebräuchlicheren  Säuren  vereinigt  es  sich  nicht  zu  krystallisirten 
Salzen.  Es  ist  stickstoffhaltig  (mit  frisch  geglühtem  Natronkalk  er- 
hitzt entwickelt  es  reichlich  Ammontak)  schmilzt  schon  bei  80°  C., 
verbrennt,  stärker  erhitzt,  ohne  Rückstand.  Das  Taxin  ist  in  den 
Blättern  sehr  viel  reichlicher  enthalten  als  in  den  Samen.  Seine 
toxische  Wirkung  stimmt  nach  Versuchen  an  Kalt-  und  Warm- 
blütern, welche  ich  zum  Theil  in  Gemeinschaft  mit  Herrn  Borcbkks  in 
dem  hiesigen  unter  meiner  Direction  stehenden  pharmacoiogischen 
Universitäts-Institut  angestellt  habe,  ganz  überein  mit  derjenigen  der 
wässrigen,  alkoholischen  und  ätherischen  Blätterauszüge,  wenn  die 
letzteren  wie  die  schwach  angesäuerte,  wässrige  Lösung  des  aus  den 
Samen  oder  Blättern  dargcstellten  Taxin  subcutan  applicirt  oder  in 
das  Blut  injicirt  werden.  Unter  die  Rückenhaut  gespritzt  tödten 
5 — 9 mgrm.  Frösche  innerhalb  mehrerer  Stunden.  In  die  Von.  jugul. 
ext.  injicirt  wirken  15—25  mgrm.  auf  Kaninchen  von  2—3  Kilo 
innerhalb  5 — 10  Minuten  und  30 — 50  mgrm.  auf  Katzen  von  2,5  bis 

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Baloqii,  SphUrobactorien  und  Keratitis. 


99 


4 Kilo  innerhalb  15—20  Minuten  lethal.  Selbst  bei  der  Letzteren 
kann  der  rechte  Ventrikel  und  Vorbof  bisweilen  noch  8 Stunden 
p.  mortem  spontane  Contractionen  zeigen. 

Die  negativen  Resultate,  welche  andere  Pharmaeologen  bei 
Experimenten  mit  Samenextracten  erhalten  haben,  erklären  sich 
wobl  daraus,  dass  der  Samen  an  wässrige  Auszüge  kaum  Taxin  ab- 
giebt  und  dass  das  in  alkoholischen  und  ätherischen  Extracten  reich 
lieh  entbaltene  fette  Oel  einerseits  die  Resorption  des  in  den  Samen 
ohnehin  spärlich  vorhandenen  Taxin  erschwert,  anderseits  dessen 
Elimination  per  anutn  beschleunigt. 

Die  ausführliche  Mittheilung  sowohl  der  chemischen  Untersuchung 
wie  der  pharmacologischen  Experimente  beabsichtige  ich,  sobald  Herr 
Borchkrs  seine  Dissertation  wird  veröffentlicht  haben,  an  anderer 
Stelle  folgen  zu  lassen. 


Sphilrobacterien  in  der  entzündeten  Hornhaut. 

Von  Coloman  ßalogh,  o.  ö.  Professor  an  der  Universität  zu  Budapest. 

Ich  vollfübrte  zahlreiche  Versuche  an  Kaninchen,  um  den  Ein- 
fluss zu  studieren,  welchen  die  Durcbscbneidung  des  OASSBR'schen 
Ganglions  auf  die  Entzündung  des  Auges  ausübt.  Ich  untersuchte 
ferner  die  Veränderungen,  welche  an  dem  Auge  erscheinen,  wenn 
bei  ungestörter  Sensibilität  desselben  eine  Facialislähmung  vorhanden 
ist,  oder  wenn  die  Augenlider  ausgeschnitten  sind,  oder  wenn  die 
letzteren  mittelst  Nähte  auseinander  gezogen,  die  Lidspalte  offen  ge- 
halten wird  und  wenigstens  ein  Theil  der  Augenmuskeln  durchge- 
sebnitten,  das  Auge  unbeweglich  ist. 

Ich  fand,  dass  bei  durcbgeschnittenem  Ganglion  Gasseri  die 
Entzündung  und  die  Vereiterung  der  Cornea  nie  ausblieb,  und  zwar 
auch  dann  nicht,  wenn  der  Sympathicusstamm  am  Halse  gleichzeitig 
durcbgeschnitten,  oder  das  oberste  Ganglion  ausgeschnitten  war. 
Ferner,  wenn  ich  nach  der  Durchschneidung  des  Ganglion  Gasseri 
die  Augenlieder  mittelst  Kopfnähte  mit  einander  vereinigte,  gelang  es 
mir  immer  die  Entzündung  des  Auges  — den  SNRULEN’schen  Ver- 
suchen entsprechend  — hintanzuhaltou,  dieselbe  trat  aber  alsogleich 
ein,  wenn  die  Nahte  entfernt  wurden.  Ausserdem  gelang  es  mir  die 
bereits  vorhandene  CorneaentzünduDg  zu  schwächen  und  den  Ver- 
lauf abzukürzen,  wenn  ich  die  Augenlieder  zusaturaennähte.  Bei  der 
Anlegung  der  Nähte  beobachtete  ich  bloss  die  Vorsicht,  die  seidenen 
Faden  der  Nähte  zwischen  der  Haut  und  dem  Allgenlidknorpel 
durchzuziehen,  um  hierdurch  einer  Reizung  der  Cornea  und  Conjunc- 
tiva  durch  dieselben  vorzubeugen. 

Die  Zahl  der  Fälle,  in  welchen  die  Durchschneidung  des  Gang- 
lion Gasseri  vollkommen  gelang,  ist  neun.  Die  Obduction  fand 

: : . 7* 

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100 


B*Loan,  Sphärol.aetericn  und  Keratitis. 

immer  ailsogleich  nach  dem  Tode  statt.  Ich  untersuchte  auch  die 
Veränderungen,  welche  der  Trigeminus  erlitt.  Wenn  das  Thier  die 
Durchscbncidung  des  Ganglions  6 — 8 oder  mehr  Tage  über- 
lebte, so  waren  die  Trigeminusröhren  sowohl  vor  «vie  hinter  der 
Durchschneidungsstelle  des  Ganglions  degenerirt;  die  doppelten  Gon- 
touren verschwanden,  der  Röhreninhalt  war  ganz  gieichmässig  ge- 
worden und  fing  an  sich  hie  und  da,  vorzüglich  aber  in  dem  cen- 
tralen Stumpf  in  wirkliche  viereckige  Stücke  zu  spalten.  Die  Gaug- 
lienzellen waren  ohne  Ausnahme  im  Zerfall  begriffen. 

Bei  der  Versuchsweise,  wo  ich  den  Nervus  facialis  aus  seinem 
Schläfenbeinkanal  herausriss,  wurden  die  Augenlider  der  ent- 
sprechenden Seite  gelähmt,  und  die  Lidspalte  blieb  offen,  während 
der  Augapfel  bei  unversehrten  Muskeln  in  stetiger  Bewegung  be- 
griffen war. 

In  solchen  Fällen  entzündete  sich  das  Auge  nicht,  und  war 
selbst  uach  mehreren  Wochen  ganz  normal;  als  ich  aber  die  Nick- 
haut hervorzog,  und  an  die  Haut  der  Nase  auuähte,  entzündete  sich 
dieselbe  in  den  nächsten  24  Stunden  und  sonderte  sohr  bald  Liter 
in  grosser  Menge  ab.  Der  Eiter  benetzte  die  Cornea,  und  dort,  wo 
die  angeschwollene  Nickhaut  und  die  Hornhaut  einander  berührten, 
erweichte  sich  das  Epithelium  des  letzteren  und  löste  sich  ab.  Von 
der  so  entstandenen  Erosion  ausgehend,  entzündete  sich  die  Cornea 
mit  einem  gerade  solchen  Verlaufe,  den  wir  nach  der  Durchscbneidung 
des  Trigeminus  beobachten  können. 

In  denjenigen  Fällen,  iu  welchen  ich  die  Augenlider  und  die 
Nickhaut  abgeschnitten  hatte,  und  die  Conjunctiva  mit  der  äusseren 
Haut  sorgfältig  zusammennähte,  blieb  die  Cornea  tagelang  ganz  bell 
und  gesund,  wenn  die  Muskeln  des  Bulbus  unbeschädigt  waren.  Als 
aber  sich  ereignete,  dass  in  der  Umgebung  der  einen  oder  der  an- 
deren Nabt  eine  Entzündung  und  Eiterung  eintrat,  fand  ebenfalls 
an  der  Steile,  an  welcher  das  eiternde  Gewebe  die  Hornhaut  berührte, 
eine  Loslösung  des  Epitheliums  des  letzteren  statt,  von  wo  sieb  die 
Entzündung  auf  die  ganze  Hornhaut  ausbreitete. 

Ich  erwähne  noch  ein  Kaninchen,  auf  dessen  Augen  schwefelige 
Säure  in  Gasform  einwirkte.  Die  Conjunctivae  au  den  beiden  Augen 
wurden  stark  geröthet,  während,  die  Cornea  sich  trübte.  Das  Thier 
lebte  über  drei  Wochen  und  die  Conjunctiva  erzeugte  Eiter  fort- 
während in  grosser  Menge;  die  Cornea  wurde  infiltirirt  und  es  ent- 
stand ausserdem  Hypopyon. 

In  allen  diesen  Fällen  untersuchte  ich  die  Cornea  mit  einem 
Microscop  von  Beibebt  & Kkafft,  und  wenn  ich  das  Objectiv  Vllb. 
und  Ocular  II  benutzte,  konute  ich  das  Vorhandensein  von  Sphacro- 
bacterien  ganz  deutlich  bestimmen.  Wenn  ich  Essigsäure  zu  dem 
Präparat  zusetzte,  dann  erhellte  sich  des  Gewebe  und  die  genaunten 
Organismen  wurdeu  noch  in  grösserer  Menge  sichtbar,  ferner  wider- 


1 


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LitBERKfoi«,  Keimblue  der  Sltugethiere. 


101 


standen  sie  ganz  vortrefflich  der  Einwirkung  von  Kalilauge.  Zur 
Untersuchung  der  Cornea  bediente  ich  mich  ganz  dünner  Schnitte, 
die  ich  mit  einem  ReEB’schen  Staarmesser  sowohl  von  lebenden  wie 
von  todten  Thieren  gewann. 

Die  Sphaerobacterien  heften  sich  der  Cornea  an,  vorzüglich 
an  solchen  Stellen,  an  welchen  Risse  in  dem  Epithelium  auf  irgend 
eine  Weise,  oder  Loslösungen  der  Zellen  derselben  zu  Stande  kamen,  und 
diese  Algen  drängen  sich  das  erste  Mal  zwischen  die  Epithelial- 
schichten hinein,  wo  sie  sich  vermehren,  massenhafte  Colonien  bilden 
und  ganze  Plaques  von  Zellen  von  einander  trennen.  Später  gelan- 
gen die  Bacterien  tiefer  in  die  Cornea  und  nisten  sich  in  den  inter- 
fibrillären Spalten  ein;  ferner  kommen  sie  zu  den  Corneazelien, 
legen  sich  denselben  an,  und  zuletzt  begeben  sie  sich  in  das  Innere 
deB  Protoplasmas  derselben.  Das  Protoplasma  der  Corneazellen  schwillt 
an  und  zwar  manchmal  riesenhaft,  und  vermehrt  sich  theils  durch 
Theilung  theils  durch  Knospenbildung,  wohei  Eiter  entsteht. 

Nach  meinen,  in  der  Kürze  geschilderten  Beobachtungen  muss 
ich  J.  C.  Ebkrth  (Cbl.  1873,  Nr.  19  u.  32;  Untersuchungen  aus  d. 
pathol.  Institut  zu  Zürich,  2.  Heft)  darin  beistimmen,  dass  bei  trau- 
matischen Entzündungen  der  Cornea,  und  ganz  speciell  bei  Keratitis 
nach  Durcbschneidung  des  Ganglion  Gasseri  die  Bacterien  eine 
sehr  wesentliche  Rolle  spielen. 

Es  ist  höchst  wahrscheinlich,  dass  die  Durchschneidung  jenes 
Ganglions  die  Augenentzündung  nur  dadurch  befördert,  dass  dieselbe 
zu  irgend  einer  Beschädigung  des  Hornhautepithels  führt,  und  dieses 
wieder  das  Anhaften,  ferner  das  Eindringen  der  Bacterien  in  das 
Gewebe  begünstigt. 


K.  Lieberkühn,  Ueber  die  Keimblase  der  Näugethiere.  Mw-burger 

8itinngi»ber.  1875.  8.  60. 

L.  beschreibt  die  Keimblasen  von  Maulwürfen  in  ganz  jungen 
Stadien.  Dieselben  bestehen  peripherisch  aus  einer  einfachen  Lage 
platter,  kernführender  Spindeln,  welche  sich  gegen  den  vorsprin- 
genden Frucbthof  mit  einer  scharten  ausgezackten  Linie  abgrenzen. 
Nachdem  diese  Keimblasen  in  Müller’scher  Flüssigkeit  und  in  Alcobol 
gehärtet  waren,  gelang  es  Querschnitte  daraus  anzufertigen.  Es  zeigte 
sich,  dass  die  Zellen  dos  Fruchthofes  zwei  Lagen  bilden,  eine  obere 
mehrschichtige,  aus  nahezu  kugeligen  Zellen  gebildete  und  eine  untere 
äusserst  dünne,  aus  langgezogenen  Spindeln  bestehende.  — An  einem 
etwas  älteren  Ei  sind  vorne  schon  drei  Blätter  zu  unterscheiden; 
das  obere  besteht  aus'  radiär  gestellten  Zellen,  das  mittlere  aus  rund- 
lichen, das  innere  bub  platten.  An  den  hintern  Abschnitten  des- 
selben Eies  ist  das  zellige  Material  des  obern  Blattes  dasselbe,  aber 
zwischen  dem  mittleren  und  unteren  existirt  keine  warnehmbare 


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102 


Likbibkühs,  KeimbUse  der  Sängetliiere. 


Abgrenzung,  es  sind  die  Uebergänge  von  den  rundlichen  Zellen  zu 
den  platten  ganz  ullmäblicb.  Ein  noch  weiter  hinten  entnommener 
Querschnitt  zeigt  wohl  schon  eine  radiäre  Anordnung  der  Zellen  des 
oberon  Blattes,  aber  doch  noch  keine  scharfe  Abgrenzung  derselben 
gegen  das  darunter  befindliche  Mesoderm.  Peripherisch  besteht  die 
Keimblase  nur  aus  einer  einfachen  Lage  von  Zellen,  weiche  in  ihrem 
Aussehen  mit  denen  des  Entoderm  übereinstimmen.  — 

An  Keimblasen,  in  welchen  noch  keine  Spur  von  Blättern  auf- 
getreten ist,  findet  man  die  Embryonalflocken  immer  nur  aus  dicht 
bei  einauderstehenden,  kernhaltigen,  mit  amöbenartigen  Fortsätzen  ver- 
sehenen Protoplasmamassen  bestehend.  — Der  Fruchthof  der  Säuge- 
tbiere  würde  somit  iu  folgenden  wohl  characterisirten  Stadien  beobach- 
tet sein:  1)  Er  besteht  aus  körnerhaltigem  Protoplasma,  in  welchem 
Kern  bei  Kern  liegt.  — 2)  Der  Fruchthof  besitzt  zwei  scharf  gegen 
einander  abgegrenzte  Lagen,  die  obere  stärkere  besteht  auB  kleinen 
kugligen,  bei  und  über  einanderliegenden  Zellen,  die  untere  aus  einer 
einfachen  Lage  von  platten.  3)  Der  Fruchthof  lässt  3 Strata  unter- 
scheiden: das  Ektoderm  setzt  sich  aus  radiär  gestellten  Zellen 
zusammen,  wie  beim  Hühnerembryo  im  entsprechenden  Stadium  der 
Entwickelung,  das  Mesoderm  aus  mehr  kugeligen.  Die  untere 
Schicht  der  platten  zeigt  keinen  Unterschied  gegen  früher;  in  dem 
hinteren  Theil  der  Anlage  ist  die  obere  noch  nicht  gegen  die  mitt- 
lere abgegrenzt,  die  radiären  Zeilen  gehen  allmählich  in  kuglige 
über,  aber  gegen  die  dritte  Schicht  hin,  werden  diese  ganz  allmäh- 
lich platt,  so,  dass  auch  hier  eine  Abgrenzung  noch  nicht  existirt.  — 
Wenn  man  voraussetzt,  dass  zur  Zeit,  wo  zwei  Schichten  bereits 
vorbanden  sind,  jede  nur  in  sich  wächst,  so  wäre  in  der  obern  die 
Anlage  für  das  nachherige  Ektoderm  und  Mesoderm.  Es  würde 
damit  dieselbe  Auflassung  für  das  Blastoderma  des  Säugethiereis 
gegeben  sein,  zu  welcher  KöLLICKEB  und  H.  VlKC'HOW  durch  ihre 
Arbeiten  über  die  Entwickelung  der  Keimblätter  im  Hübnerei 
gelangten. 

An  20  Tage  alten  Koimblasen  einer  Hündin  bildete  das  erste 
Blatt  eine  tiefe  Einsenkung  in  das  darunter  liegende  und  bestand 
aus  radiär  gestellten  Zellen.  — Das  mittlere  Blatt  war  zu  den  Seiten 
der  Primitivrinne  auffallend  dick,  an  ihrem  Boden  sah  man  nur  eine 
einfache  Zellenlage,  während  man  zu  den  Seiten  drei  oder  vier 
übereinander  zählte.  Darunter  befand  sich  die  einfache  Schicht  des 
Entoderms.  Das  Entoderm,  welches  sich  au  den  meisten  Schnitten 
losgelöst  hatte,  erschien  auf  dem  Querschnitt  als  eine  Reihe  langge- 
zogener Spindeln,  von  der  Fläche  aus  sah  man  seine  characteristischen 
platten  Zellen  mit  deutlicher  oder  verschwindender  Abgrenzung.  — 
Von  einer  Chorda  war  nichts  zu  beobachten. 

An  etwas  weiter  entwickelten  Maulwurfsembryoncn  (von  U/s 
mrntr.)  waren  die  Rückenwülste  noch  nicht  zum  Schluss  des  Central- 


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Welch  ek,  Myologisclies. 


103 


nervenrohres  zusammen  getreten,  dagegen  war  das  Amnion  bereits 
geschlossen.  Die  Epitbelscbicht  demselben  erschien  als  unmittelbare 
Fortsetzung  der  Rückeuwülste  und  das  Ektoderm  bildete  sonach 
einmal  das  noch  nicht  geschlossene  Centraloervenrohr  und  ein  grosses 
aber  breites  und  geschlossenes  Rohr  für  das  Amnion;  die  Höhle  des 
letzteren  setzto  sich  also  in  die  Rinne  des  Centralnervensystems 
ununterbrochen  fort.  Die  Hauptplatte  des  Amnion  war  gleichfalls 
geschlossen  und  sotzte  sich  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  scharf  gegen 
die  Epithelschicht  desselben  ab.  Die  Urwirbelplatte  bildete  eine 
Erhebung  neben  dem  Centralnervensystem  und  unter  demselben 
erschien  nahezu  vierseitig  begrenzt,  die  Chorda.  Unterhalb  dieser 
lag  das  Entoderm,  eine  einfache  Lage  platter  Zellen.  An  dem 
hintern  Ende  des  Körpers  klaffte  das  Centrainervenrohr  noch  viel 
mehr,  man  erkaunte  schon  mittelst  der  Lupe  seiue  breite  Spalte. 
Auch  an  Querschnitten  aus  Embryonen  einer  viel  späteren  Zeit  z.  B. 
bei  einem  Rindsembryo  ruit  bereits  entwickelten  Visceralbögen  und 
am  Oberkieferfortsatz,  war  das  Centrainervenrohr  in  dem  hinteren 
Theile  des  Körpers  in  weiter  offener  Communication  mit  der  Höhle 
des  Amnion  und  gegen  das  Ende  hatten  sich  die  Rückenwülste 
kaum  erhoben. 

Wenn  man  ein  Stück  des  in  Alkohol  erhärteten  Uterus  eines 
nicht  trächtigen  Maulwurfs  in  Nelkenöl  durchsichtig  macht  und  in 
Canadabalsam  so  einbettet,  dass  die  Schleimhautfläche  nach  oben 
gekehrt  ist,  so  erkennt  man  schon  mit  schwachen  Linseu  die  vereinzelt 
stehenden  Uterindrüsen.  Behandelt  man  ein  Stück  Uterus  von 
einem  trächtigen  Maulwurf  ebenso,  und  zwar  von  der  Gegend,  wo 
eben  die  Chorionzotten  aufgetreten  sind,  so  erkennt  man  die  Drüsen- 
öffnungen  sogleich  wieder,  indem  sie  nur  weiter  auseinanderstehen 
uud  unterscheidet  davon  leicht  eine  ungleich  grössere  Zahl  von 
anderen  Oeffnungen,  in  welchen  die  Chorionzotten  stecken.  Man 
sieht  noch  deutlicher  den  Unterschied,  wenn  die  Zotten  herausgezogen 
sind.  Die  Chorionzotten  wachsen  also  auch  hier  nicht  in  die  Unterin- 
drüsen hinein,  ebensowenig  wie  beim  Menschen  nach  Kundbat. 

Löwe. 


H.  Welcker,  Beiträge  zur  Myologie.  hi»  & Bbacss  » Zeitscbr.  t.  An«t. 

I.  S.  173 — 204. 

Laufen  zwei  nach  Lage  und  Wirkung  verwandte  Muskeln  neben- 
einander, so  lösen  sich  häufig  von  dem  Bauche  des  einen  Muskels 
Fasern  ab,  um  sich  dem  andern  Muskel  zuzugesellen.  Dieses  ötruc- 
tur-Verbältuiss  nennt  W.  conjugatio  musculorum  und  führt  darauf 
zahlreiche  Varietäten  einzelner  Muskeln  zurück.  W.  nimmt  für  Hand 
wie  für  Fuss  vier  Mm.  intcrossei  externi  s.  bicipites,  sowie  drei  in- 
terni  s.  simplices  an,  deren  erstere  an  die  Grundphalangen  der  drei 


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104 


WilliamS)  UteruMchleimhaut. 


inneren  Finger  inseriren,  dies  aber  mit  dem  Unterschiede,  dass  an 
der  Hand  der  dritte  Finger,  am  Fusse  der  zweite  zwei  bicipites 
trägt.  Es  besitzt  mithin  an  der  Hand  der  Zeigefinger  den  1.  biceps 
und  den  1.  volaris,  der  Mittelfinger  die  beiden  folgenden  bicipites; 
während  an  dem  Fusse  der  2.  Zehe  zwei  bicipites  zufallen,  die 
Mittelzehe  aber  den  1.  plantaris  und  den  3.  biceps  erhält.  Eine 
ganze  Reihe  von  Muskeln  verhalten  sich  zum  2.  Finger  der  Hand 
genau  so  wie  ihre  Homologen  zum  1.  Finger  des  Fusses.  W.  sieht 
den  Grund  dafür  darin,  dass  den  das  Vorderende  der  Extremitäten 
bewegenden  Muskeln  nicht  der  bewegliche  Daumen  sondern  der 
feste  Zeigefingerrand  des  Hand-Skeletts  ähnliche  Bedingungen  bietet, 
wie  ihren  Analogis  der  Grosszehenrand  des  Fusses.  Die  Verlegung 
der  Muskeln  von  einem  Finger  auf  den  andern,  beruhe  wohl  auf 
einer  Anpassung  behufs  des  Gebrauches.  Zur  Darstellung  des  Pla- 
tysma myoides  durchschneidet  W.  die  Haut  längs  des  Unterkiefer- 
randes  und  führt  zwei  weitere  Hautschnitte  längs  des  medialen  und 
lateralen  Randes  des  Muskels.  Präparirt  man  den  durch  diese  drei 
Schnitte  umgränzten  Hautlappen  nuch  abwärts  sorgfältig  vom  Pla- 
tysma los,  so  sieht  man  , dass  der  Muskel  sich  in  die  Bindegewebs- 
bündel  des  Coriums  unterhalb  der  Clavicula  einsenkt.  Lewa 


J.  Williams,  On  the  Structure  of  the  Mueous  Membrane  of  the 

Uterus  and  its  periodical  Changes.  tl«  obstetricai  jourual.  1876. 

No.  23  u.  2*.  681—696  u.  763-767. 

Um  die  Veränderungen  darzustellen,  welche  an  der  Uterin- 
schleimhaut zwischen  je  2 Menstruationen  ablaufen,  hat  W.  12  Gebär- 
mtitter  von  Frauen,  die  in  verschiedenenen  Stadien  der  intermen- 
strualen  Periode  gestorben  waren,  untersucht.  Er  kommt  zu  dem 
Resultat,  dass  der  Uterus  sich  niemals  in  einem  Ruhestadium  befindet; 
fortwährend  verändert  sich  seine  Schleimhaut,  um  entweder  die 
Schwangerschaft  vorzubereiten,  oder  um  das  unbefruchtete  Ei  aus 
dem  Organismus  zu  entfernen.  Wenn  man  überhaupt  ein  Ruhesta- 
dium der  Gebärmutter  annehmen  wollte,  so  könnte  man  darunter 
nur  die  Zeit  der  Blutung  verstehn,  da  nur  während  der  Periode 
sich  die  Schleimhaut  nicht  in  Proliferation  (sondern  in  fettiger  Dege- 
neration) befindet.  Aus  der  Untersuchung  der  Uteri  in  der  Mitte 
der  interkatamenialen  Periode  ergiebt  sich,  dass  die  fettige  Degene- 
ration der  Schleimhaut  an  der  Oberfläche  derselben  und  in  der 
Nähe  des  Orificium  internum  beginnt,  und  dass  sie  von  da  aus  über 
die  ganze  Innenfläche,  so  wie  über  die  ganze  Dicke  der  Schleimhaut 
sich  ausbreitet.  W.  glaubt  diese  fettige  Degeneration  als  die  Ursache 
der  Blutung  ansprechen  zu  müssen,  hält  es  aber  für  wahrscheinlich, 
dass  ausserdem  der  Bluterguss  selbst  noch  durch  eine  active  Muskel- 
contraction  bewirkt  werde.  Durch  die  Muskelcontraction  werde 


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PrLi  okr,  Phosphorescenz. 


105 


nämlich  eine  grössere  Blutmenge  in  die  oberflächlich  gelegenen 
(iefässe  getrieben.  Diese  könnten,  da  ihre  Wände  fettig  degenerirt 
seien,  dem  erhöhten  Blutdruck  nur  schwer  widerstehen.  So  käme 
es  bald  zu  einem  reichlichen  Transsudat,  durch  welches  die  Epithe- 
lien  abgestossen  würden.  Die  reichliche  Epithelialabschuppung 
führe  jene  Schleimabsonderung  herbei,  welche  dem  Bluterguss  um 
einige  Stundon  vorangeht.  Endlich  könnten  die  erweichten  und  fettig 
degenerirten  Oefässwände  dem  durch  die  immer  stärker  werdende 
Muskelcontraction  immer  mehr  andrängeuden  Blute  nicht  mehr  wider- 
stehen. Die  Hämorrhagie  beginne  am  innern  Muttermunde  und 
schreite  der  Fläche  nach  gegen  den  Fundus  und  in  die  Tiefe  gegen 
die  Muscularis  fort.  In  drei  bis  acht  Tagen  ist  die  ganze  Schleim- 
haut abgestossen.  Während  aber  die  Schleimhaut  am  Fundus  Uteri 
noch  abgeschuppt  werde,  beginne  sie  am  Os  uteri  internum  sich 
wieder  zu  regeneriren.  Schon  am  dritten  Tag  nach  dem  AufhöreD 
der  Katamenien  seien  die  unteren  Zweidrittel  der  Schleimhaut  rege- 
nerirt  und  vier  Tage  später  befinde  sich  auch  am  Fundus  eine, 
anfangs  noch  dünue  Lage  Epithels  Allmählich  werde  die  Mucosa 
immer  dicker  und  es  erscheine  eine  deutliche  Trennungslinie  zwischen 
ihr  und  der  Muscularis.  Danach  erklärt  W.  die  Katamenien  für 
eine  moleculäre  Desintegration  der  Mucosa  des  Corpus  uteri,  welche 
von  einer  Hämorrhagie  gefolgt  werde.  Löwe. 


E.  Pflüger,  Heber  die  Phosphorescenz  verwesender  Organismen. 

Pflcoib’s  Arch.  XI.  222—263, 

P.  hat  die  Phospboresccnzerscheinungen  verwesender  Organis- 
men an  Seefischen  studirt.  Wenn  man  einen  Seefisch  mit  3 pro- 
centiger  Kochsalzlösung  an  einem  kühlen  Ort  stehen  lässt,  so  wird 
er  in  einigen  Tagen  mit  woissem  Licht  leuchten;  zur  deutlichen 
'Wahrnehmung  der  Erscheinung  ist  absolute  Dunkelheit  der  Umge- 
bung erforderlich.  Der  leuchtende  Fisch  ist  mit  einem  Schleiin- 
überzug  bedeckt:  kratzt  man  diesen  ab,  so  verschwindet  an  dieser 
Stelle  die  Lichtentwicklnng,  während  andererseits  alle  Gegen- 
stände, die  mit  dem  Schleim  in  Berührung  kommen,  selbst  leuch- 
tend werden.  Auf  Süsswasserfischen  kommt  eine  spontane  Phosphor- 
escenz  nie  oder  doch  sehr  selten  vor,  doch  lässt  sie  sich  von  See- 
fischen auf  mit  Kochsalzlösung  benetzte  Süsswassertische  über- 
tragen. Die  Phosphorescenz  verbreitet  sieh  alsdann  allmählich  im 
Lauf  einiger  Tage  von  der  inficirten  Stelle  aus  über  den  ganzen 
Körper  des  Fisches;  auch  hier  ist  der  Eintritt  des  Leuchtens  an 
die  Entwicklung  des  erwähnten  Schleimüberzuges  geknüpft.  Das 
Leuchten  ist  an  die  Gegenwart  freien  Sauerstoffs  gebunden:  es  hört 
auf,  sobald  dieser  an  einer  Stelle  verbraucht  ist,  ohne  dass  neuer 
binzutreten  kann ; Siedehitze  zerstört  das  Leuchten  unwiederbring- 


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106 


KijlTH,  HiUschlajj. 


"II 


lieh,  ebenso  alle  starken  chemischen  Agentien,  Säuren  und  Alkalien, 
die  Metallsalzc,  Alkohol,  Chinin,  Blausäure,  concentrirte  Salz- 
lösungen, dagegen  wird  es  befördert  durch  verdünnte  Lösungen 
neutraler  Alkalisalze.  Das  Wasser,  in  welchem  die  Fische  liegen, 
wird  gleichfalls  leuchtend,  namentlich  auf  der  Oberfläche;  auch  hier 
ist  die  Lichtentwicklung  wiederum  an  die  Gegenwart  von  Schleim 
geknüpft.  Filtrirt  man  dieses  Wasser,  so  ist  das  Filtrat  zwar  auch 
leuchtend,  der  Filtrerückstand  aber  noch  stärker  und  gewisse 
Papiersorten  von  hinreichender  Dichte  geben  ein  nicht  leuchtendes 
Filtrat.  Alle  diese  Thatsachen  machen  es  sehr  wahrscheinlich,  dass 
dieser  „Schleim“  aus  Organismen  besteht,  wenn  auch  die  früheren 
Beobachter  die  Organisation  dieses  stets  constatirtcn  Schleims  in 
Abrede  stellen  Vf.  konnte  sich  dann  überzeugen,  dass  der  Schleim 
in  der  That  aus  Organismen  besteht,  die  grössteutbeila  zu  den 
Schieomyceten  gehören.  So  erklären  sich  die  Bedingnngen,  au 
welche  das  Leuchten  geknüpft  ist  — seine  Uebertragbarkeit  etc. 
Im  Anschluss  daran  erwähnt  Vf.  noch  einige  Beobachtungen  über 
leuchtenden  Harn,  leuchtenden  Schweiss,  die  wohl  alle  auf  Ent- 
wicklung  von  Organismen  zurückzuführen  sind.  Auch  für  das  leuch- 
tende Holz  konnte  der  Nachweis  geführt  werden,  dass  verschiedene 
Infusorien  auf  ihm  schmarotzen,  und  die  Bedingungen  für  das  Be- 
stehen resp.  Aufhüren  des  Leuchtens  ähnliche  sind,  wie  bei  den 
Seefischen.  Man  muss  sich  danach  vorstcllen,  dass  bei  diesen 
kleinsten  Organismen  die  Oxydation  so  energisch  erfolgt,  dass  sie 
die  der  Verbrennung  unterliegenden  Atomgruppen  in  Glühhitze  ver- 
setzt. Salkowski. 


K.  Köster,  Zur  Pathologie  des  Hitzschlagen.  Berliner  kliuitcbe 
Wochenechr.  1876.  No.  34. 

Bei  einem  an  Hitzschlag  verstorbenen  Soldaten  fand  Verf. 
folgenden  Leichenbefund:  Bluterguss  iu  das  Ganglion  supremum 

des  rechten  Halssympathicus;  das  Ganglion  war  bis  auf  das  Doppelte 
seines  Volumens  angeschwollen,  seine  Nervenfasern  auseinanderge- 
drängt und  zertrümmert.  Kleinere  Hämorrhagien  fanden  sich  im 
unteren,  grössere  im  oberen  Thcil  des  rechten  Syrapathicus.  ln  und 
um  beide  Nn.  vagi  befanden  sich  Blutergüsse,  ebenso  in  den  Schei- 
den beider  Nn.  pbrenici,  die  Stellen  an  den  Vagi  waren  geschwollen; 
in  beiden  Carotiden  am  unteren  Ilalstheile  sah  man  Hämorrhagien  in 
den  Gefäss8cheiden.  Das  Hirn -war  leicht  hypeiämisch,  unter  dem 
Ependym  des  linken  Ventrikels  traten  mehrere  kleine  Ecchymosen 
hervor.  Die  Lungen  standen  in  Exspirationsstellung,  der  rechte 
untere  Lappen  war  hämorrhagisch  infiltrirt,  das  Blut  in  den  Gefässen 
und  im  Herzen  dunkelflüssig.  Unter  Pcri-  und  Endocard  des  linken 
Ventrikels  befanden  sich  Ecchymosen.  Einen  sehr  ähnlichen  Befund 


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, Surnpffiubcr.  C&.pabt,  Contagiositiit  horeditürer  Syphilis.  107 


ilt  Verf.  noch  von  einer  todt  aufgefundeuen  syphilitischen  Frau 
mit,  bei  der  indessen  übermässige  Temperaturerhöhung  die  Todes- 
ursache nicht  gewesen  sein  konnte.  Verf.  macht  künftige  Beobachter 
auf  etwaige  Störungen  des  vasomotorischen  und  respiratorischen 
Nervensystems  aufmerksam,  welche  sich  nach  diesem  Befund  während 
des  Lebens  in  prägnanter  Weise  bei  durch  llitz6chlag  Erkrankten 
müssen  ausbilden  können.  Bernhardt. 


1.  Ketsch,  Kontribution  ä l'anatomie  pathologiqne  des  nialadies 
paiustres  endemiques.  Arch.  de  pbysioi.  etc.  187&.  s.  ooo. 

Die  hier  mitgetbcilten  Beobachtungen  siud  itn  Militairhospital 
zu  Philippe villu  während  einer  heftigen  Sumpffieberepedemie  an 
1181  Kranken  angestellt  worden,  und  ergeben:  1)  Verminderung  der 
Blutkörperchen,  (der  rotben  und  weissen)  auf  V5  bis  Vio  der  nor- 
malen Anzahl.  Die  Abnahme  ist  besonders  tapide  im  Beginn  des 
ersten  Fieberanfalles,  dauert  dann,  etwas  geringer  werdend,  aber 
stetig  an,  bis  mit  dem  Eintritt  mehrtägiger  Fieberpausen  kleine 
Schwankungen,  und  dann  langsame  Zunahme  der  Blutkörperchen 
die  Heilung  einleiten.  2)  Eine  beträchtliche  Grössenzunahme  der 
rothen  Blutkörperchen.  Die  zahlreichen  Messungen  sind  im  Original 
nachzusehen.  3)  Melanaemie.  Dieselbe  ist  constant  bei  den  perni- 
ziösen Fiebern,  und  hier,  da  die  pigmentführenden  Zellen  auch  in 
den  peripherischen  Gefüssen  gefunden  werden,  von  diagnostischer 
Bedeutung.  Gewöhnlich,  weDn  nicht  immer,  trifft  man  das  Pigment 
bei  den  Malaria-L'achexieen,  namentlich  im  Gewebe  der  Milz,  der 
Leber  und  des  Knochenmarkes  abgelagert. 

Das  Pigment  selbst  ist  meist  an  Zellen  gebunden,  und  kommt 
nur  im  Milz-  und  Lebcrvenenblute  frei  vor;  auch  hier  aber  über- 
wiegend in  Zellen,  die  z.  Th.  so  stark  pigmentirt  sind,  dass  erst 
das  künstliche  Hervortreten  des  Kernes  die  Zellennatur  der  schwar- 
zen Schollen  und  Klumpen  ans  Licht  bringen  muss.  Nebeu  wirkli- 
chem Pigment  führen  einzelne  Zellen  Brockel  uud  Fragmente  rother 
Blutkörperchen.  K.  sieht  nicht  die  Milz  als  die  Bildungsstelle  des 
Farbstoffes  an,  soudern  glaubt,  dass  derselbe  in  gelöster  Form  im 
Blute  circulire  und  sich  in  den  farblosen  Blutzellen  niederschlage ; 
das  vorwiegende  Vorkommen  im  Milz-  und  Pfortaderblut  erklärt  er 
durch  die  dort  langsamer  vorsichgebende  Circulation.  .Schliesslich 
wird  ein  Tbeil  des  Pigments  ausgeschieden,  ein  Tlieil  im  Gewebe 
8er  Milz  und  Leber  deponirt.  Grawit*. 


i-  läspary,  Ueber  die  Contagiositiit  der  hereditären  .Syphilis. 

Berlio.  klio.  Wocheoscbr.  1875.  No.  41. 

Gegenüber  Günzbuhg's  Angaben,  dass  hereditäre  Lues  nicht 


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108 


Lewin  ; Ott,  Aconitin  und  Lycoctouin. 


contagiös  sei,  bringt  Vf.  einige , die  Contagiosität  sicherstellehde 
Thatsachen  bei.  Eine  kräftige  Arbeiterfrau,  wolche  zwei  gesunde 
Kinder  geboren  und  genährt  hatte,  nahm  ein  uneheliches  Kind  an 
die  Brust.  Dieses,  acht  Tage  alt,  hatte  Ausschlag  am  Anus  und 
Mund;  es  wurde  Syphilis  constatirt.  Während  sie  das  Kind  nährte, 
bekam  sie  eine  Wunde  an  der  Brust,  dann  Roseola  syphilitica.  Sie 
gebar  nach  einem  Jahre  ein  syphilitisches  Kind.  — In  einem  zweiten 
Falle  beobachtete  Vf.  ein  Kind,  welches  gleich  nach  der  Geburt  an 
Ausschlag  erkrankt  war  und  wegen  Syphilis  heriditaria  mit  Sublimat- 
bädern behandelt  wurde.  Scheinbar  gesund  wurde  das  Kind  im 
Aller  von  7 Monaten  einer  Frau  zum  Säugen  übergeben.  Diese  be- 
merkte bald  wunde  Stellen  an  der  Innenfläche  der  Schenkel  des 
Kindes,  drei  Monate  später  bildete  sich  eiue  Schrund  • an  der  linken 
Brustwarze  der  Frau,  die  den  Character  des  HüSTEH’schen  Schankers 
annabm.  Es  stellten  sich  alle  Erscheinungen  der  constitutioneilen 
Lues  ein  und  später  wurde  die  UebertragUDg  der  Krankheit  auf  den 
Mann  und  das  eigene  Kind  dor  Frau  von  Anfang  au  beobachtet.  — 
In  einem  dritten  Falle  endlich  wurde  eine  Frau,  welche  bis  dahiD, 
ebenso  wie  ihr  Mann  und  ihr  Kin  1 gesund  war,  von  einem  Kinde 
inficirt,  dessen  hereditäre  Lues  der  Vf.  vorher  constatirt  hatte.  Die 
Frau  bekam  während  der  Beobachtung  des  Vf.  eine  Scierose  der 
Mamma,  consecutive  Schwellung  der  Axiilardrüscn  und  bald  darauf 
ein  papulo-8quamösea  Syphilid.  Auf  Grund  dieser  Fälle  erklärt  Vf. 
die  Contagiosität  hereditäres  Lues  für  erwiesen  und  die  entgegen- 
stehende GüNZBURQ’sche  Anschauung  für  irrig  und  gefährlich. 

0.  Simon. 


1)  L.  Lewin,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Wirkung 
des  Acouitin  auf  das  Here,  iw  Berlin  1875.  5t  stn. 

2)  J.  Ott,  Physiologiciil  action  of  Lycoctonia.  Philad.  med.  Tune« 
1875.  No.  206. 

L.  benutzte  deutsches  amorphes  Aconitin,  das  er  in  Wasser 
unter  Zusatz  einiger  Tropfen  Salzsäure  löste  Die  Versuche  an 
Fröschen  bestätigten  nur  die  bekannten  Angaben.  Die  Herzcontrac- 
tionen  wurden  zuerst  seltener,  dann  unregelmüsig  und  hörten  nach 
1 — 2 Stunden  ganz  aut;  bisweilen  folgte  auf  das  erste  Sinken  ein 
vorübergeliendes  Steigen  der  Pulsfrequenz.  Direct  in  eine  lpCt. 
Aconitinlösung  gebracht  hörte  das  llerz  bald  zu  schlagen  auf.  Die 
motorischen  Nerven  wurden  nach  schwachen  Vergütungen  (0,015) 
weniger  erregbar,  nach  stärkern  (0,025)  erlahmten  sie  ganz. 

Bei  Meerschweinchen  und  Kaninchen  (die  Dosis  schwankte 
von  0,03 — 0,1)  bewirkte  das  Gift:  Vermehrung  der  Secretionen 
(Speichel,  Thränen  und  Harn)  heftige  und  lang  andauernde  Dyspnoe, 
die  Vf.  auf  eine  Reizung  des  Athmungscentrums  bezieht,  und  Ver- 


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W " ' 

Lf.wik;  Orr,  Acouitin  uud  Lyooctonin.  109 

änderungen  der  Pulszahl,  die,  wie  das  ja  alle  Experimentatoren  von 
diesem  Gilt  angeben,  sehr  unregelmässig  verlaufen.  In  den  meisten  Ful- 
len nahm  die  Pulsfrequenz  zuerst  bedeutend  ab  um  dann  vor  dem 
Tode  noch  einmal,  jedoch  nicht  mehr  bis  zur  früheren  Höhe  anzu- 
steigeti.  Bisweilen  jedoch  stieg  sie  sofort  nach  der  Injection  und 
fiel  dann  allmählich  bis  zur  eiutreteuden  Herzlähmung  ab.  Die 
Herzfasern  des  Vagus  wurden  durch  das  Gift  häufig  gelähmt,  bisweilen 
blieben  sie  erregbar.  Durchschneidung  dieser  Nerven  vor  der  Ver- 
giftung änderte  die  Reaction  des  Herzens  auf  das  Gift  nicht  wesent- 
lich. Wurde  die  Hemmuugsfunction  des  Vagus  durch  Atropin  aus- 
geschaltet,  so  folgte  auf  die  Aconitinjection  erst  ein  kurzes  Steigen, 
dann  Sinken  der  Pulsfrequenz  bis  zum  Tode. 

Vf.  kommt  nach  seinen  Versuchen  zu  dem  Resultat,  dass  das 
Aconitin  auf  die  in  der  Med.  obl.  gelegenen  Centren  der  Herz- 
ioerv-ation  gar  nicht,  sondern  lediglich  auf  die  peripherischen  im 
Herzen  gelegenen  Nervenapparate  wirke.  Es  lähme  zunächst  die 
motorischen  Ganglien,  wirke  aber  ausserdem  noch  auf  die  peripheri- 
schen Vagusendigungcn,  indem  es  sie  entweder  längere  Zeit  reizt 
oder  sofort  lähmt.  Mit  dieser  letzteren  Alternative,  die  von 
individuellen  Einflüssen  beherrscht  werden  kann,  hänge  die  Ver- 
schiedenheit der  Aconitinwirkung  auf  die  Pulsfrequenz  zusammen. 

Ucbrigens  gelang  es  dem  Vf.  bei  sonst  lethalen  jedoch  nicht 
gar  zu  grossen  Dosen  stets  die  Thiere  während  vieler  Stunden  fort- 
gesetzter künstlicher  Respiration  am  Leben  zu  erhalten;  est  ist  dem- 
nach wahrscheinlich,  das»  durch  Aconit  Vergiftete  bei  genügender 
Ausdauer  gerettet  werden  können. 

2.  0.  benutzte  zu  seinen  Versuchen  das  krystallisirtc  Lycoctonin 
aus  der  TßOMSDOKPF’schen  Oftiein  (Aconit.  Lycoctonum,  eine  gelbe 
Varietät  des  Sturmhuts,  Ref.).  Die  Wirkung  auf  Frösche  war  ganz 
curareaartig.  Doseu  vou  0,05—0,1  subcutau  iujieirt,  bewirkten  in 
den  meisten  Fällen  vollständige  Lähmung,  seltener  eine  blosse  Ver- 
minderung der  Erregbarkeit  der  motorischen  Nerven,  während  die 
sensibeln  Bahnen  und  die  Nervencentren  leistungsfähig  blieben,  wie 
durch  das  bekannte  Verfahren,  ein  Glied  durch  Unterbindung  seiner 
Arterien  von  der  Vergiftung  auszuschliessen,  nachgewiesen  wurde. 
Die  Pulsationen  des  Herzeus  dauerten  nach  der  Lähmung  des  Kör- 
pers fort.  Die  Muskeln  selbst  blieben  erregbar  und  ihre  Zuckungs- 
kurven von  normalem  nicht  etwa  gedehntem  Verlauf.  Kaninchen 
bekommen  nach  Injection  von  0,1  grin.  in  die  Blutgefässe  sehr  bald 
heftige  Dysnoe,  G’onvulsioncn  und  Pupillenerweitcruugeu  und  gehen 
iu  wenigen  Minuten  durch  Respiratiouslähmung  zu  Grunde.  Das 
Herz  schlägt  weiter.  Eine  besondere  Versuchsreihe  ergab  jedoch, 
dass  die  Pulstreqcnz  und  der  Blutdruck  nach  der  Vergiftung  abneh- 
meu.  Vorhergehende  Intoxication  mit  Atropin  (Lähmung  der  periph. 
Vagusenden)  ändert  dieso  Wirkung  nicht.  Grosse  Gaben  von 


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110 


db  Rin^ty.  Robi».  Kidd. 


Lycoctonin  (0,5  grm.  in  die  Vene)  lähmen  die  Vagusnerven,  wäh- 
rend kleinere  (0,1— 0,2)  diesen  Effect  nicht  haben.  Das  vasomotori- 
sche Centrum  bleibt  nach  ziemlich  grossen  i’iabcn  (bis  zu  0,4  grrn.) 
noch  erregbar  sowohl  durch  directe  Reizung  als  auch  durch 
indirecte  zunächst  auf  einen  sensibeln  Nerven  oder  auf  den  N.  de- 
pressor  gerichtete.  Nach  Durehschncidung  des  Rückenmarkes,  des 
Vagus  und  Sympathicus  bewirkt  daa  Lycoctonin  wie  früher,  Herab- 
setzung der  Pulsfrequenz  und  des  Blutdrucks.  Da  das  Gift  den  Mus- 
kel selbst  nicht  angreift,  so  bleibt  nur  übrig  anzunehrnen,  dass  cs 
auf  die  motorischen  Herzganglien  wirkt.  Auf  kleine  Dosen  folgt  un- 
mittelbar nach  der  lnjection  ein  Stadium,  wo  Pulszahl  und  Blutdruck 
in  unregelmässiger  Weise  auf  und  nieder  schwanken,  ein  „Delirium 
cordis.“  Man  könnte  annehmen,  dass  dieser  Zustand  entstehe  durch 
eine  intermittirende  Thätigkeit  der  intracardialcn  Vagusenden,  jedoch 
tritt  die  Erscheinung  auch  an  atropinisirten  Thieren  ein.  Man 
müsste  danach  schlicssen  entweder,  dass  das  Atropin  nicht  alle 
Herzfasern  der  Vagus  lähmt,  oder  dass  das  Lycoctonin  eine 
antagonistische  Wirkung  hat.  Eine  Entscheidung  zu  geben  ist  Vf. 
nicht  itn  Stande.  Vom  Aconitin  unterscheidet  sich  das  Lycoctonin, 
insofern  es  schwächer  wirkt,  so  dass  stärkere  Gaben  erforderlich 
sind,  und  insofern  es  zunächst  die  Athmungs-  und  nicht  die  Herz- 
thätigkeit  lähmt  (S.  Cbl.  1871.  843.)  Schiffer. 


De  Sin^ty,  Recherche»  sur  l’OTaire  du  foetus  et  de  l’enfant 
nouveau-ufi.  Arrh.  du  phy».  etc  1876.  S.  601—614. 

8.  kommt  tu  dem  Resultate,  dass  keim  Neugeborenen  ein  Vegetation«- 
Aufiriob  in  den  eigentlichen  Geschlechtsorganen  sowohl  »Is  auch  in  den  Brust- 
drüsen vor  sich  geht.  Als  Resultat  dieses  lebhafteren,  aber  sur  Zeit  der  Geburt 
physiologischen  Stoffwechsels  müssen  die  bei  Neugeboreuen  so  häutigen  Cysten  der 
Ora  «Pechen  Follikel  betrachtet  werden.  Ldwe. 

Ch.  Rubin,  Not«  sur  la  (onstitutions  des  conduits  excrctours 
eu  g<}n£ral.  Journ.  de  l’Anat.  1876.  432-43». 

Der  Bau  der  Ausfübrungswege  bietet  itn  Allgemeinen  folgende  Eigenthfimlicii- 
keiteu:  Auf  einer  sehr  dünnen  hyalinen  kernlosen  Lage  ruht  direct  das  Epithel 

auf  Darunter  befindet  sich  ein  engmaschiges,  aus  feiueu  verzweigten  häufig  ana- 
stomosireuden  elastischen  Kasern  gebildetes  Netz,  das  der  Hauptbestandtheil  der 
Kaualwand  ist  und  durch  welches  die  Falten  der  Wandung  bedingt  werden. 

Löwe. 

P.  Kidd , übservations  ou  spontaneous  movement  of  Nucleoli. 

Quart-  Journ.  of  micr.  scieuce.  1876.  S-  133. 

Zwischen  den  Wimperzellen,  welche  die  Oberfläche  der  Mundhöhle  de» 
Frosches  bekleiden,  kommen  wimperlose  Zellen  von  epithelialem  Character  vor, 
welche  K.  als  junge  Epitln  lialzellen  in  Anspruch  nimmt.  An  den  grossen  Kern- 
körperchen  dieser  Zellen  konnte  K.  spoutaue  Bewegungserscheinnngen , Treiben 
von  Fortsätzen  n.  s.  w.  beobachten.  Die  Untersuchung  fand  in  einem  Tropfen 
Humor  aqueus  bei  einer  Temperatur  von  39  Ceutigraden  statt.  Soll  (Rom). 


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Pl'rlRR.  RtJlfT.  RtCBABUSOR  & PoRTSR.  TkTt.OR.  111 

A.  Pnpier,  Action  des  alcalins  snr  la  coiuposition  du  sang  etc. 

Cotnpt.  rand.  LXXX.  8.  1146—1149. 

Vf.  fQbrt  gegen  die  Behauptung,  dui  der  Qebreneb  von  Alkalien  eine  Ver- 
minderung der  Blutkörperchen  bewirke,  zunächst  eine  Keobnobtang  an  einem  Mann 
Ton  47  Jahren  ao.  Derselbe  nimmt  seit  28  Jahren  täglich  im  Minimum  16  bis 
20  Omi.  Natr.  bicarb.  und  ist  dabei  eher  plethorisch,  nie  anämisch.  Die  Zahl  der 
Blutkörperchen  nach  der  Methode  von  Malassrz  bestimmt,  betrügt  5,406,000  (iu 
1 Ccmillim),  während  die  normale  Zahl  nur  4,600,000  ist.  — Bin  Hund  erhielt  inner- 
halb eines  Monates  87  Grms.  Natr.  bicarb  in  Form  des  Mineralwassers  von  Vichy 
(17  Liter),  sein  Körpergewicht  nahm  dabei  nicht  ab  — Die  Zahl  der  Blutkörperchen 
stieg  von  4,239,000  auf  5,910,000,  und  Biel  nach  Aussetzung  des  Natrons  in 
20  Tagen  wieder  auf  4,480,000.  Dasselbe  Ergebnfss  hatte  ein  zweiter  Versuch  an 
einem  andern  Hund,  ebenso  an  jungen  HOhuern , wenn  die  Differenz  hier  auch 
nicht  so  gross  war,  wie  an  Kaninchen.  B.  Salkowakl. 

J.  Reuant,  Sur  les  lesious  anatomiques  de  la  morve  dquine, 
aigue  et  chronique.  Compt.  rend.  1875.  8.  411. 

Die  Kotzherde  (Kotztuberkel)  in  der  Lunge  bestehen  in  frischem  Zustaude 
an«  einem  kleinen,  um  einen  Broncbiolus  gelegenen  acuten  Entzündungsherd  (An- 
fAllung  der  Lungenalveolcu  mit  embryonalen  Zellen),  welcher  selbst  von  älteren 
Hämorrbagieu,  diese  aber  von  frischeren  umgebeu  sind.  Später  tritt  im  Centrum  fettige 
Degeneration  und  endlich  wirkliche  Verkäsung  ein,  während  tu  der  Umgebung  eine 
chronische  interstitielle  Pneumonie  Plats  greift.  Im  Wesentlichen  Shnlicher  Natur 
sind  die  Veränderungen  an  anderen  Orten  (Schleimhäuten  etc.)  und  R.  rechnet 
den  Rota  mit  der  l’yämie,  der  Tnberculose  und  den  Syphilis  zu  eiuer  auatomischen 
Gruppe  von  Infektionskrankheiten,  die  als  gemeinsamen  Cbaracter  die  Production 
knötchenförmiger  Entzündungen  zeigen  und  eine  ausgesprochene  Neignng  zur  Ver- 
käsung besitzen.  Orth. 

Richardson  and  Porter,  Two  cuses  of  congenital  dislocation  of 

Ute  knee-joint.  i 'he  Boston  raed.  and  surg.-journ.  16.  Septbr.  1875. 

ln  dein  ersten  Kalle  bandelte  es  sieb  am  eine  congenitale  Luxation  des 
Unterschenkels  nach  vorn  mit  Rotation  nach  aussen,  io  dem  zweiten  um  ein  so 
hochgradiges  Genu  recurvatum , dass  die  Vorderflächen  des  Ober*  und  Unter* 
Schenkels  fast  parallel  aufeinander  lageu.  Beide  Dislocationen  kounten  ohne  grosse 
Mühe  reducirt  nnd  durch  entspreebeude  Verbände  in  normaler  Stellung  gehalten 
werden.  Nach  einigen  Wochen  war  dauernde  Heilung  erzielt,  wenngleich  in  dem 
zweiten  Falle  eine  Erschlaffung  des  Baudapparates  übrig  blieb.  — Derartige 
congenitale  Luxationen  im  Knie  scheinen  ausserordentlich  selten  zu  seiu. 

E.  KtUter. 

K.  W.  Taylor,  On  syphihtic  ailections  of  tbe  lacrymal  appa- 
ratus,  with  observations  upon  a peculiar  syphilitic  lesion  of 
the  caruueles.  Amer.  Journ.  of  med.  sc.  C.XXXV111.  8.  365. 

Bei  2 männlichen  Individuen  wurde  nach  längere  Zeit  vorausgegangeuen 
Erscheinungen  cou6titutioneller  Syphilis  eine  Schwellung  beider  Caruukelu  von 
ziemlicher  Derbheit  und  stärkerer  Röthung,  ohne  Geschwürbilduug  oder  objectiven 
Symptome,  beobachtet,  was  T.  für  eine  gummöse  Infiltration  ansiebt.  In  dem  einen 
Kalle  wurden  die  Cürunkeln  wegen  irrthümlicher  Aunahme  eines  Canoroids  exstirpirt ; 
io  dem  andern  Falle  brachte  eine  autisyphilitisebe  Behandlung  die  Schwellung  zu* 
rück  und  au  ihre  Stelle  trat  eine  bedeutende  Atrophie.  Michel  (Erlangen). 


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112 


LcBiuorr.  Richbt.  Poncet.  Anieige. 


A.  Lubimoff,  Recherche*«  nur  l’4tut  da  Systeme  nerveux  sym* 
puthique,  da  ns  uu  cas  d’atrophie  musculaire  progressive 
spinale  protopathique  et  daus  uu  cas  de  scldrose  laterale 
aiuyotrophique.  Arcb.  de  pliyatol.  norm.  etc.  1874.  S.  889. 

i ii  dou  beiden  in  der  Ueberacbrift  gcuanuten  Füllen  bat  L.  da*  sympathische 
Nervensystem  im  Wesentlichen  durchaus  unverändert  gefunden.  Bernhardt. 


Ch.  Riebet,  l)u  sonmaiubulisme  provoque.  Jouru.  de  l'anat.  etc* 
1876.  S.  348-378. 

Vf.  bat  seine  Versuche  an  ungefähr  viersig  (darunter  2 männlichen)  Personell 
augestellt  und  scbliesst  in  ausführlicher  Erörterung  schon  mit  Rücksicht  auf  die 
Zahl  und  auf  die  Uebereinstiminuug  der  Erscheinungen  jeden  Verdacht  der  Simu- 
lation aus.  Er  kommt  zu  folgenden  Schlüssen:  1)  Man  kauu  durch  sogenanute 

„magnetische  Striche“  sowie  durch  Fixiren  eines  glänzenden  Gegenstandes  und 
durch  audere  empirische,  aber  noch  wenig  bekauute  uud  unzuverlässige  Proceduren 
eine  eiugenthumliche,  dem  Souambulismus  analoge  Neurose  bervorrufen.  2)  Die- 
selbe ist  beim  ersten  Male  schwer  herbeizufübreu,  erscheint  aber  fast  immer)  wenn 
man  das  Verfahren  mehrmals  wiederholt.  Ist  sie  erst  einmal  eiugetreten,  daun 
ist  es  sehr  leicht,  sie  wieder  zu  erzeugen.  3)  Alle  Erscheinungen,  welche  man 
dabei  beobachtet,  lassen  sich  durch  bekauute  physiologische  uud  phychologische 
Thatsachen  erklären,  und  werden  auch  bei  einigen  Intoxicationen  (Alkohol,  Chloro- 
form, Haschisch)  uud  bei  verschiedeueu  Nervenkrankheiten  (Hysterie,  Epilepsie) 
mehr  oder  weniger  ausgesprochen  beobachtet.  4)  Besonders  characteristische  Er- 
scheinungen siud  Halluciuatioueu , welche  man  heivorrufeu  kann,  so  oft  mau  will, 
und  ein  ganz  automatisches  Handeln  (automatisme  complet)  dergestalt,  dass  die 
eiugeschläforte  Person  dem  Willen  ihrer  Umgebung  unterworfen  ist  und  Scusatiouou 
empfindet,  von  denen  man  ihr  spricht.  W.  Sander. 

Poncet,  Note  sur  le  poids  comparatif  des  os  des  membres 
superieurs;  appiieatiou  de  ces  reclierckes  & la  medeciue 

legale.  Uaz.  hebdom.  1875.  No.  36. 

Die  Frage,  ob  ein  Individuum  bei  Lebzeiten  rechts*  oder  linkshändig  war, 
kann  durch  Vergleichung  des  Gewichtes  der  Knochen  der  oberen  Extremitäten  ent- 
schieden werden.  Bei  18  als  rechtsbündig  bekannten  Personen  fand  sich  iui  Mittel 
eiu  Unterschied  von  17  Gramm  zu  Gunsten  der  rechten  «Seite;  dagegen  wogeu  bei 
einer  32  Jahre  alteu  linkshändigen  Frau  die  Knochen  dos  liuken  Armes  17,  bei 
einem  oben  sulchen  7 Jahre  alt' n Mädchen  3 Gramm  mehr,  als  die  des  rechten 
Armes.  Dieser  Unterschied  ist  hei  der  Geburt  noch  nicht  vorhanden,  entwickelt 
sich  erst  nach  einigen  Jahren  und  ist  im  mittleren  Alter  am  grössten,  während  er 
später  wieder  abnimmt.  Diese  Beobachtungen  waren  in  einem  Falle  entscheidend 
für  die  Frage,  ob  Mord  oder  Selbstmord  vorliegt.  W.  Sander. 


Der  internationale  med.  Congress  wird  in  Genf  vom  9.  Iris  16.  September 
tagen.  Alle  darauf  bezüglichen  Mittheilungen  sind  bis  zum  1.  Juni  an  Dr. 
Prevost  zu  richten. 


Biusendonfreu  fttr  da«  Oentralbiatt  wolle  mau  an  einen  der  beiden  Herausgeber : Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Kransnickatraase  24.  und  Professor  Roseothal,  Erlangen,  oder  (unter  BeitchluM)  an 
die  Verlagsband«  ang,  Benin  (N  -W.).  unter  den  Linden  68,  adreutren. 


Verlag  von  Auguit  Hirschwald  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  tu  Berlin. 


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W&chsntlich  «raebalaan  Ji  ■ JI  Ji  Prel*  de«  Jahrgang©* 

l— S Bogen  ;»m  Schinne  I ”AV1|  V^l|  Inlll  ■ | 20  Mark;  tu  beziehen 

da«  Jftbrgtotr«  Titel,  Na  VUwA  CwMHr  MwVwW  durch  alle  Buchbandlun* 

oro  und  Sacbreelxter  geu  und  Poetanttalten. 

für  die 

medicinischen  Wissenschaften. 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  uQd  Dr.  H.  Senator, 

Profciaor  in  Erlangen.  Professor  in  Berlin. 


1876. 


19.  Februar. 


No.  7. 


Inhalt.  Fuchs,  Keratitis  traumatica  (Orig.-Mittb.).  — Bibzozbbo  & M*>- 
r.iDi,  Molluscum  contagiosum  (Orig.-Mitth. ).  — 

St.cdrh ks,  Kuoehenentwicklung  und  Knocbauwacbsthum.  — CtLBiatn 
Entwicklung  der  Nerven  uud  (juergestreifteu  Muskeln.  — Foü  & Schiff,  Pu- 
pillenerweitcruug  bei  seusiblen  Erregungen.  — Miaiwun,  Resorption  und  Ver- 
dauung im  Dickdarm.  — Sanfti. krsn,  HoruhautverUndorung  nach  Trigeminus- 
dnrehsebneidung.  — Kim,  Hernia  abdominalis  intercostalis.  — Ahdssson 
Fisch  sb,  Galvanopunctur  bei  Aortenaneurysma.  — 

Geqkmbsus,  M.  omobyoideus.  — Schafs  b,  PaciRt'sche  Körperchen.  — 
Woltbbhq,  Indigoansscbeidung  nach  Salicylsduregebraucb.  — Stiiooarow, 
Elephantiasis  und  Krebs. — Kino,  Bruche  des  Stirnbeins.  — Tay  lob,  Nystagmus 
bei  Bergarbeitern.  — Laycock,  Jaborandi  bei  Polyurie.  — IIbmfel,  Glyeosurie 
im  Wochenbett  — Wilhitk,  Trismus  neonatorum.  — Hiikwrn,  Hydatidenmole 
— Stricks  Wblls,  wiederholte  Ovariotontie  bei  deoseiben  Patientinnen  — 
Ott,  Wirkung  der  Gelsemia  sempervirens. 


Heber  Keratitis  traumatica. 

Vorläufige  Mitteilung  von  Dr.  Ernst  Fuchs  iu  Wien. 

Die  Untersucher  der  circumscripten  traumatischen  Keratitis 
theilen  sich  bezüglich  ihrer  Ansichten  in  zwei  Lager.  Die  Einen 
[Cohnheim1)  Axel  Key  und  Wallis*),  Talma*)  und  jüngst 
Eberth4)]  betrachten  als  nächste  Folge  des  gesetzten  Entzündungs- 
reizes  die  Einwanderung  weisser  Blutzellen  in  die  Hornhaut,  die 
Auderen  [Stbickeb*),  Böttchkk*)  u.  s.  w.]  sehen  das  Zeichen  der 
beginnenden  Entzündung  in  der  Proliferation  der  Hornhaut,  während 
jede  der  beiden  Prteie  n das  von  der  anderen  Seite  bervorgehobene 
Moment  geradezu  in  Abrede  stellt.  Nur  darüber  war  man  einig, 
dass  die  nächste  Folge  des  entzündungserregenden  Reizes  eine  zei- 
tige Infiltration  uni  den  Aetzschorff  herum  sei,  und  dass  erst  spät 


')  Virchow’s  Arcli.  XL.  8.  1 nnd  LX1.  8.  289.  - *)  Das.  LV.  8.  296.  — 
*)  v.  GbXtk's  Arch.  18.  Jahrg.  2.  Abtb.  8.  1 — *)  Uutersnebungeu  ans  d.  pathol- 
lost.  zu  Zürich.  2.  Heit.  1874.  — *}  Stuickkh  und  Nosbis,  Studien  aus  d.  Inst.  f. 
experimentelle  Patbol.  1870.  8.  1.  Stbicbrr,  Med.  Jahrb.  d.  Geseltscb.  d.  Aerite 
in  Wien.  1874.  UI.  n.  IV.  Heft.  8.  377.  — *)  Vibciiow’s  Arcb.  Bd.  LVIII,  8.  362. 

LXU.  S.  (69.  LXIV.  8.  423. 

XIV.  Jahrgang.  8 


114 


Focus,  Keratitis  traumatita.  BizsntiRo  k Msrfskdi. 


[nach  Eberth  *)  von  der  4.  Woohe  angefangen j die  Reparations- 
processe  folgen. 

Meine  Untersuchungen  liaben  mich  nun  Folgendes  gelehrt* 
Wenn  man  von  der  Herkunft  der  Zellen  spricht,  welcbo  die  Horn- 
haut nach  der  Application  eine«  Entzündungsreizes  infiltriren,  so 
so  muss  man  (was  bisher  von  keiner  Seite  geschehen  ist)  vor  Allem 
an  dieser  Infiltration  selbst  zwei  Perioden  unterscheiden.  Die  erste 
Periode  erstreckt  sich  bei  Herbstfröschen  vom  ersten  bis  zum  dritten 
Tage  nach'  der  Aetzung  und  besteht  in  der  bekannten  Anhäufung 
von  Zellen  in  der  von  Böttcher  sogenannten  Rcizungszone.  Diese 
Zellen  verdanken  constant  zwei  Quellen  ihren  Ursprung,  nämlich  der 
Einwanderung  von  Aussen  und  der  Proliferation  der  Hornhautzellen. 
Erstere  liefert  das  Hauptkontingent,  doch  fehlt  letztere  ebenfalls  in 
keinem  Falle.  Diese  erste  Periode  der  Infiltration  endet  damit,  dass 
alle  Zellen  an  die  Oberfläche  der  Hornhaut  wandern  und  in  das 
ßindehautsecret  gelangen,  so  dass  am  dritten  Tage  nach  der  Aetzung 
die  Hornhaut  nahezu  oder  gänzlich  frei  von  neuen  zeitigen  Elemen- 
ten ist.  Von  diesem  Augenblicke  an  beginnt  aber  die  zweite  Periode 
sich  langsam  vorzubereiten.  Ich  nenne  dieselbe  die  Periode  der 
seeuudären  Proliferation,  weil  die  zeitige  Infiltration,  die  in  dieser 
Periode  auftritt,  einzig  und  allein  durch  Proliferation  der  fixen  Horn- 
hautzellen zu  Stande  kommt.  Dieselbe  führt  zur  Abstossung  des 
Schorfes,  aber  nicht  zur  Ausfüllung  des  durch  die  Aetzung  gesetzten 
Substanzverlustes.  Sie  ist  daher  auch  nicht  zu  verwechseln  mit  dem 
von  Eberth**)  beschriebene!)  Auswachsen  der  Ilorubautzellen,  welches 
bestimmt  ist,  den  Substanzverlust  anszufüllen,  sondern  steht  vielmehr 
in  der  Mitte  zwischen  der  entzündlichen  Infiltration  und  den  Ge- 
websveränderungen, welche  zur  Restitutio  ad  integrum  führen. 


lieber  Molluscum  contagiosum. 

Von  Dr.  0.  Btzzozero,  Prof,  in  Turin  und  Dr.  Ji.  Manfred),  Prof,  in  Modena. 

In  einigen  kleineren  Mittheiiungen  (Rendiconti  del  R.  Istituto 
Lombarde  Juni  1870,  Mai  1872,  Februar  1874)  und  in  einer  mit 
Abbildungen  versehenen  Abhandlung  (Rivista  Clinica  di  Bologna  1871) 
haben  wir  die  Resultate  der  von  uns  über  den  Bau  und  die  Ent- 
wicklung des  Molluscum  contagiosum  angestellten  Beobachtungen  ver- 
öffentlicht***). Auf  ein  verbältnissmässig  reiches  Material  gestützt 
(ungefähr  15  Fälle)  haben  wir  zunächst  nachgewiesen,  dass  die 
sogenannten  Molluscum-Kugeln  oder  -Körper  sich  im  Innern  der 
Epithelialzellen  durch  eine  eigentümliche  Umwandlung  eines  Theils 

*)  and  *•)  L.  c.  8.  42. 

**•)  In  sshlreicben  Zeitschriften  wurde  darüber  rsferirt;  t.  B.  im  Centralblatt 

I87J,  8.  527  and  ausführlicher  im  Archiv  für  Dermatologie  ond  Sjpbili«. 


Bmtoimo  ft  Makfsrdi,  Molluscum  contagiosum. 


115 


ihres  Protoplasmas  entwickeln;  bei  diesem  Process  wird  der  Kern 
von  der  sieh  vergrösserndett  Kugel  nach  der  Peripherie  geschoben, 
wahrend  die  Kindenschichten  des  Protoplasmas  der  physiologischen 
Verhornung  unterliegen;  dann  dass  die  kleineren  Molluscuraläppchen 
nicht,  wie  allgemein  angenommen,  den  Haarfollikeln  oder  den  Talg- 
drüsen ihren  Ursprung  verdanken,  sondern  durch  eine  Hyperplasie 
und  eigentümliche  Umwandlung  der  das  MALPlQHl’sche  Netz  zu- 
sammensetzenden  Zellen  erzeugt  werden.  — Nun  wird  in  einer 
kürzlich  erschienenen  Arbeit  (Vikch.  Arcb.  LXV.  Hft.  2)  W.  Lu- 
komskv’s,  dem  unsere  früheren  Arbeiten  ganz  unbekannt  scheinen, 
dieser  Gegenstand  neuerdings  behandelt*). 

Bezüglich  des  anatomischen  Ausgangspunktes  der  Krankheit 
werden  von  Luromsky  unsere  Beobachtungen  bestätigt,  indem  er  an- 
nitnmt,  dass  die  Neubildung  als  eine  Affection  der  MALPiGHt’schen 
Schicht  aufzufassen  sei.  — Was  dagegen  die  Entwicklung  der 
Moliuscumkugel  betrifft,  weicht  er  von  uns  ab,  in  so  fern  er  die  anato- 
mischen Verhältnisse  zwischen  den  Epithelialzellen  und  den  Kugeln 
nicht  richtig  erkannt  hat,  und  daher  die  Hypothese  aufstellt,  diese 
letzteren  rührten  von  einer  eigentümlichen  Umwandlung  der  grossen 
Wariderzellen  her,  welche  vom  Corion  ausgehend,  sich  zwischen  den 
Epithelialzolien  infiltriren. 

Dieser  Ansicht  können  wir  nicht  beitreten,  und  zwar  vorzüg- 
lich aus  folgenden  Gründen:  1)  An  Durchschnitten  von  erhärteten 
Stücken  (Doppelchrorosaur.  Kali,  dann  Alcohol),  und  besser  noch 
von  frischen  Stücken  lässt  sich  leicht  nachweisen,  dass  die  Kugeln 
im  Innern  der  Epithelialzellen  entstehen;  diese  letzteren  erkennt 
man  als  solche  an  ihrem  Kern,  der  denen  der  Nachbarzellen  völlig 
gleich  ist,  und  an  dem  acharfen,  nicht  selten  mit  den  charakteristi- 
schen Stacheln  oder  Riffen  versehenen  Contur.  2)  Im  Gegensatz  zu 
Ldkomsky’s  Behauptung  enthalten  die  Kugeln  niemals  Kerne.  Der 
ursprüngliche  epitheliale  Kern  wird  gegen  die  Pberipherie  der  Zelle 
geschoben,  so  dass  er,  je  nach  seiner  Lage,  bald  seitlich  bald 
oberhalb  der  Kugel  erscheint;  das  erklärt  den  Irrthum  von 
LuKOMSRY , der  in  jungen  Kugeln  bisweilen  Kerne  gesehen  zu  haben 
glaubt.  3)  Die  Kugeln  verbleiben  einige  Zeit  im  Inneren  der 
Epilhelialzellcu,  auch  wenn  diese  schon  die  hornige  Infiltration  er- 
litten haben.  Bei  der  Zcrzupfuug  von  frischen,  gehörig  mit  einer 
Lösung  von  Aetzkali  behandelten  Stücken,  sieht  man  häufig  ange- 
sch wollene,  verhornte  Epithcliaizellen,  die  eine  Kugel  enthalten;  und 
indem  man  das  Element  im  Gesichtsfelde  des  Microscopes  hin 
und  her  rollen  lässt,  überzeugt  man  sich  leicht,  dass  die  Kugel 

•)  Ausser  Betrachtung  lassen  wir  die  Arbeit  von  Bokck  (Vierteljahrsschrift 
ffir  Dermatol  und  Syphilis  1876),  welche  nichts  mehr  als  die  Wiederholung  einiger 
von  uns  vor  6 Jahren  veröffentlichten  Resultate  ist. 

8* 


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116 


Steodinkb,  Knoclieneutwiekluiip  und  Rnocheuwachathum. 


wirklich  in  der  Epithelialzelle  eingeschlosäcu,  und  nicht  etwa  bloss 
in  dieselbe  eingestlilpt  ist. 

Unserer  Meinung  zufolge  ist  daher  das  Molluscum  contagiosum 
eine  eigentümliche  Neubildung  von  rein  epithelialem  Charakter. 


F.  Steudener,  Beitrüge  zur  Lehre  you  der  Kuochenentwicke- 
lung  und  dem  Knochenwachsthume.  Abhandi.  d.  uaturf.  u«s.  tu 
Balle.  XIII.  1876. 

St.  bestätigt  die  von  Stkelzoff  gefundene  Thatsache,  dass  gegen 
die  Mitte  eines  Röhrenknochens  zu  die  endochondrale  Knocbenschicht 
weniger  mächtig  sei,  als  gegen  die  Epiphyse,  doch  folgert  er  daraus 
im  Gegensatz  zu  Stkelzoff,  dass  der  Knochen  durch  Apposition 
und  Resorption  wachse,  indem  immer  dickere  Knorpelschciben  zur 
endochondraien  Knochenbildung  kämen.  Gegen  die  STKELZOFF'sche 
Annahme  sind  auch  alle  anderen  Ausführungen  St.’s  gerichtet.  Die- 
selben betreffen  das  Wachsthum  der  Phalangen,  der  Rippen,  des 
Schulterblattes  und  des  Unterkiefers.  An  all  diesen  Knochen  weist 
St.  ein  fortwährendes  Verschwinden  der  perichondralen  sowohl,  wie 
der  endochoral  gebildeten  Knochenbalken  nach,  das  an  denjenigen 
Flächen  des  Knochens  stattfindet,  an  denen  ein  solches  von  vorn- 
herein zu  vermuthen  ist.  So  schwindet  z.  B.  an  den  Rippen  alles 
Dasjenige,  wa9  an  der  innere  Seite  gelegen  ist,  sodass  schliesslich 
eine  Rippe  in  einem  grossen  Theil  ihrer  Länge  nur  noch  aus  dem 
von  dem  Periost  der  Aussenfläche  gelieferten  Knochen  besteht,  wäh- 
rend der  von  dem  Periost  der  Innenfläche  und  von  dem  Knorpel 
gelieferte  Antheil  fast  ganz  resorbirt  ist. 

Wenn  St.  die  Abstände  zweier  Knochenkörporcheu  in  ver- 
schieden alten  Knochen  maass,  so  fand  sich,  dass  in  den  älteren 
Knochenbälkchen  die  Knochenkörperchen  naher  an  einander  stehen, 
als  in  den  jüngeren.  Die  gegenteilige  Angabe  Strklzoff’s  erklärt 
St.  dadurch,  dass  Stkelzoff  nicht  die  Entfernung  der  Centren 
zweier  Knochenkörperchen,  sondern  zweier  Enden  von  Knochen- 
körperchen gemessen  hat.  Diese  sind  aber  an  alten  Knochen  des- 
halb weiter  von  einander  entfernt,  weil  mit  dem  Wachsthum  des 
Embryos  sich  ein  Theil  des  Protoplasmas  der  Knochenzelle  fort- 
während in  Knochensubstanz  umwandelt.  Gegen  die  Erklärung  der 
aplastiscben  Flächen  Strklzoff’s  wendet  St.  ein,  dass  an  einzelnen 
Stellen  pericbondrales  Knochengevvebe  direct  an  das  Periost  stösst. 
Dies  seien  Stellen,  an  denen  früher,  wie  St.  sich  hat  überzeugen 
können , die  perichondrale  Knochenschicht  ebenfalls  vorhanden 
gewesen  war.  (Hkuberqkk.)  Lüwe. 


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Calbrri.a,  Eu'wicklimg  der  Nerven  und  quergestreiften  Muskeln. 


117 


E.  Calberla,  Studien  über  die  Entwickelung  der  quergestreiften 

Muskeln  und  Nerven  der  Amphibien  und  Reptilien.  Archiv  far 

micr.  Amt.  XI.  S.  442. 

Die  Keimzellen,  aus  denen  bei  deu  Froschlarven  die  Muskel- 
fasern hervorgehen,  sind  lange  zellenähnliche  Gebilde,  Protopiasma- 
balken,  die  keine  scharfe  Begränziuig  besitzen.  Anfangs  enthalten 
sie  noch  zahlreiche  Furchungskugeln,  eingebettet  in  ein  sehr  fein- 
körniges Protoplasma.  Gegen  das  Ende  des  4.  Tages  verschwinden 
die  Furchungskugeln  und  es  tritt  ein  scharf  begränzter,  matter  Kern 
auf,  derselbe  vergrössert  sich  und  bildet  oft  eine  Hervorragung  am 
Rande  der  Muskelbildungszelle.  Am  Beginn  des  5.  Tages  sieht  man 
an  dem  eiuen  Rande  der  Zelle  eine  Anzahl  glänzender  Körnchen, 
noch  vollkommen  regellos  angeordnet.  Von  der  Mitte  dieses  Tages 
bemerkt  man,  dass  diese  Körnchen  sich  in  einer  geraden  Reihe  an 
dem  einen  Rande  der  Zelle  angeordnet  haben.  Noch  ist  keine 
Querstreifuug  vorhanden.  Eine  oder  zwei  Stunden  darauf  hat 
sich  neben  jedes  dieser  in  einer  Reihe  angeordneten  Körnchen  ein 
»weites  gruppirt.  Sie  treten  dicht  zusammen  und  die  Querstreifung 
ist  da.  — Vom  6.  und  7.  Tage  an  beginnen  die  Muskelbildungs- 
teilen, die  nach  aussen  noch  keine  scharte  Begrenzung  besitzen,  sich 
*u  mehreren  zusammenzulagern.  Am  8.  Tage  haben  sich  5,  6 und 
mehr  solcher  Muskelprimitivzelien  vereinigt  und  bilden  zusammen- 
hängende Zellencomplexe,  welche  C.  als  die  Primitivbundei  der 
Autoren  betrachtet,  die  nach  ihm  also  nicht  durch  unvollständige 
/idltheilung  (Remak)  soudern  durch  Verschmelzung  mehrerer  Zellen 
entstanden  zu  denkeu  sind.  Vom  15.  Tage  an  gelingt  der  Nach- 
weis eines  den  Zeliencomplex  umhüllenden  Sarkolemmaschlauches, 
»■‘leben  C.  als  eine  Cuticularbildung  betrachtet. 

Die  Bildung  der  peripherischen  Nervenfasern  kommt  bei  der 
Froschlarve  dadurch  zu  Stande,  dass  vom  Centralorgan  auswaebsende 
Nerveufibrillen  sich  mit  ursprünglich  den  ßindege webszellen  gleich- 
wertigen Zellen  verbinden,  wobei  die  Fortsätze  der  letzteren  an 
Ort  und  Stelle  in  Nervenfasern  umgewandelt  werden.  Die  Nerven- 
bildungszellen  sind  hellglänzende,  vielstrahlige  Elemente,  die  z.  Z. 
durch  ihre  Protoplasmafortsätze  mit  einander  Zusammenhängen. 
Diese  Zellen  verlieren  sehr  schuell  ihre  Grösse,  dagegen  werden  die 
verbindenden  Fasern  breiter.  Die  Bildung  der  Markscheide  geht 
von  den  kernhaltigen  (Jentren  der  Nervenbildungszcllen  aus.  Die 
äussere  Schicht  dieser  Zellen  nebst  dem  Kern  bildet  die  ScnwANN’sche 
Scheide  nebst  dem  zwischen  je  zwei  RanvierVIiüd  Ringen  nach- 
weisbaren einfachen  Kcruo  der  SCHWANN’schen  Scheide. 

Als  die  Anlage  der  Endigung  der  Nerven  im  Muskel 
beobachtete  O.  gewi»se  helle,  an  der  Aussenseite  des  Priinitiv- 
biindels  gelegene  Massen,  die  mit  den  Norvenfasern  in  Verbindung 
stehen  und  schon  am  14.  Tage  nach  der  Furchung  liachzuweisen 


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118  Fol  k Scairr,  PupilUner Weiterung  bei  sensiblen  Erregungen. 


lind.  Mit  diesen  Massen  stehen  in  Continuität  gewisse  innerhalb  der 
Muskelsubstans  selbst  gelegene  hellglänzenden  Kerne. 

Die  Untersuchungsmetboden  sind  im  Original  nachzulesen. 

Bol)  (Born). 


P.  Fol  & M.  Schiff,  La  pnpilla  come  estesiometre.  L'imP»r»i.ie 
XIV.  1874.  No.  20-22. 

Bekanntlich  haben  Lcowio’s  Schüler  (Mjkschkb,  Dittmak)  in 
den  Veränderungen  des  Blutdrucks  ein  sicheres  Reagens  fUr  die  be- 
stehende Sensibilität  finden  wollen.  Hiergegen  machen  die  Vff. 
geltend,  dass  die  bei  Erregung  sensibler  Nerven  stattfindenden  Ver- 
änderungen des  Blutdrucks,  wenn  sie  auch  als  das  Resultat  eines 
Reflexvorganges  angesehen  werden  müssen,  doch  noch  keineswegs 
beweisen,  dass  die  Erregung  der  sensiblen  Nerven  in  der  That  wirk- 
lich eine  Schmerzempfindung  ausgelöst  habe. 

Ein  Reagens,  welches  sicherer  als  die  Erhöhung  des  Blutdrucks 
das  Bestehen  der  Sensibilität  anzeigt,  ist  die  Pupille.  Bei  curarisir- 
ten  und  künstlich  respirirenden  Hunden  uud  Katzen  bringt  jede  Er- 
regung sensibler  Nerven  eine  Erweiterung  der  Pupille  hervor.  Diese 
Erweiterung  findet  auch  dann  statt,  wenn  die  betreffende  Erregung 
nicht  schmerzhaft  ist,  sondern  einer  einfachen  Tastempfindung  ent- 
spricht. Die  einfache  Berührung  einer  Hautpartie  genügt  schon, 
eine  Erweiterung  der  Pupille  bervorzurufen ; drückt  man  die  anfäng- 
lich blos  berührte  Hautpartie,  so  erweitert  sich  die  Pupille  noch 
mehr.  Jedesmal  bringt  eine  einfache  Berührung  irgend  einer  Stelle 
eine  wenn  auch  leichte  und  flüchtige  Dilatation  der  Pupille  hervor. 

Die  Vff.  haben  sich  daher  dieses  Reagens  bedient,  um  die 
Sensibilität  der  verschiedenen  Körpertheile  zu  prüfen.  Sie  sind  zu 
den  Resultaten  gelangt,  dass  im  Organismus  kein  einziges  Organ 
oder  Qewebe  existirt,  dem  nicht  eine  Sensibilität  in  diesem  Sinne 
sukäme,  wenn  auch  bei  manchen  von  einer  eigentlichen  Scbmerz- 
empfiodung  nicht  die  Rede  sein  kann,  die  einzige  Ausnahme  von 
dieser  Regel  macht  das  von  den  Hintersträngen  entblösste  Rücken- 
mark. 

Im  Vergleich  mit  dem  Luowio’schen  Reagens  des  Blutdrucks 
bietet  die  Pupille  folgende  Vorzüge:  1)  Ihre  Erweiterung  findet  be- 
reits statt  nach  einer  ganz  schnell  vorübergehenden  Reizung,  welche 
den  Blutdruck  nicht  verändert.  2)  Schon  eine  schwache  Tastempfin- 
dung, welche  gleichfalls  ohne  Einfluss  auf  den  Blutdruck  ist,  bringt 
stets  eine  Erweiterung  der  Pupille  hervor;  3)  Bei  der  Erweiterung 
der  Pupille  kann  man  wirklich  sicher  sein,  dass  in  der  That  ein  cere- 
braler Eropfiodungsvorgang  stattgefunden  hat,  während  dia  Verände- 
rungen des  Blutdrucks  auch  auf  solche  Reizungen  folgen,  deren 
Wirkungen  sich  im  Rückenmark  oder  im  verlängerten  Mark  ver- 


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Makkwald,  Reaorption  und  VcrdAuung  iis  Dickdarm. 


119 


lieren,  ohne  wirklich  im  Gehirn  zum  Bewusstsein  zu  komtneD.  — 
Den  Beweis  für  diese  letztere  Behauptung  finden  die  Vff.  in  der 
Thstsache,  dass  die  elektrische  Heizung  der  grauen  Substanz  oder 
der  vorderen  oder  Seitenstränge  des  Rückenmarks  wohl  eine 
Vermehrung  des  Blutdrucks,  aber  keiue  Erweiterung  der  Pupille 
bervorbringt.  Der  Reflex  von  den  sensiblen  Nerven  auf  die  motori- 
«eben  findet  im  Rückenmark,  der  auf  die  Pupille  im  Gehirn  statt. 
Darcbscbneid et  man  das  verlängerte  Mark  unterhalb  der  Varols- 
brücke,  so  bringt  die  Reizung  des  ischiadicus  wohl  noch  eine  Erwei- 
terung der  Gefässe  aber  nicht  mehr  eine  Erweiterung  der  Pupille 
hervor. 

Nach  diesen  physiologischen  Erörterungen  über  die  Bedeutung 
der  Pupillenerweiterung,  werden  die  Angaben  von  Budin  (Obi.  1874. 
926.)  über  das  Verhalten  der  Pupille  in  der  Chloroformnarkose 
einer  Diskussion  unterzogen.  Nach  Budin  soll  die  vollständige 
Anästhesie  durch  eine  verengte  und  durch  keinen  Reiz  zu  erwei- 
ternde Pupille  charakterisirt  sein  und  Budin  räth,  dieses  Zeichen 
abzuwarten,  ehe  man  mit  der  Operation  beginnen  soll.  Die  Vff. 
machen  hiergegen  geltend,  dass  diese  Reactionslosigkeit  der  Pupille 
erst  nach  sehr  lauge  dauernder  Chloroformirung,  erst  nach  eingetre- 
tener vollständiger  Bewegungslosigkeit,  ja  manchmal  überhaupt  gar 
nicht  eintritt.  Es  ist  aber  gewiss  nicht  zu  empfehlen,  stets  die 
Cbloroformnarkose  soweit  zu  treiben.  Andrerseits  weisen  zahllose 
chirurgische  Erfahrungen  darauf  hin,  dass  die  schmerzhaftesten 
Operationen  bereits  zu  einer  Zeit  der  Narkose  nicht  mehr  empfunden 
wurden,  in  welcher  noch  Muskelbewegungen  bestanden  und  in 
welcher  die  Pupille  noch  vollkommen  reagirte.  Dieser  scheinbare 
Widerspruch  findet  6eine  Erklärung  darin,  dass  in  diesen  Fällen  die 
Scbroerzempfindung  bereits  erloschen  war,  während  die  Tastempfin- 
dung noch  fortbestand. 

Die  BuDiN'sche  Vorschrift,  mit  der  Operation  bis  zum  Eintritt 
der  Reactionslosigkeit  der  Pupille  zu  warten,  ist  daher  durchaus  zu 
verwerfen,  da  sie  den  Patienten  nutzlos  einer  die  Oefabr  des  Chloro- 
formtodes mit  sich  bringenden  übermässig  langen  Narkose  aussetzt. 

Den  Schluss  der  Abhandlung  bilden  vergleichende  Bemerkun- 
gen Uber  Aether,  Chloroform  und  Cbloral.  Boll  (Rom.) 


X.  Markwald.  Leber  Verdauung  und  Resorption  im  Dickdarm 

des  Menschen.  Vihchow’»  Arcb.  L.XIV.  8.  50&. 

Oie  Untersuchungen  des  Vf s.  beziehen  sich  auf  einen  Fall  von  Anus 
praeternaturalis  in  Folge  einer  gangränös  gewordenen  eingeklemmten 
Hernie  an  der  Uebergangsstelle  des  Coecurns  in  das  Colon  ascendens. 
Oie  Eingangsöffnung  in  den  Dickdarm  war  von  der  Ausgangs- 
öffnuog  des  Dünndarms  vollständig  getrennt,  die  Schleimhaut  des 


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120 


Markwald,  Reaorption  und  Verdauung  im  Diekdarm. 


Dickdarms  von  normaler  Beschaffenheit ; der  Dickdarm  seiner  gan- 
zen Länge  den  Versuchen  zugänglich.  Die  Temperatur  des  Dick- 
darms betrug  37,6°  C.,  die  Peristaltik  war  sehr  rege.  Pat.  war 
49  Jahre  alt,  von  zartem  Körperbau,  jedoch  von  gutem  Allgemein- 
befinden. 

A.  Lieber  das  zuckerbildende  Ferment  des  Dickdarms. 
Schwämme  wurden,  an  Fädeu  befestigt,  in  das  obere  Ende  des  Dick- 
darms cingebracht  und  2 Stunden  lang  darin  gelassen;  in  dieser 
Zeit  waren  sie  15 — 25  ctm.  weit  in  deu  Darm  eingerückt.  Der  durch 
Auspresseu  gewonnene  Darmsaft,  eine  etwas  zähe,  wenig  getrübte 
Flüssigkeit  von  stark  alkalischer  Rcaction  und  geringem  Eiweiss- 
gebalt bildete  aus  Stärkekleister  bei  40°  keinen  Zucker  oder 
höchstens  Spureu.  Stärkekleister,  in  üazebeutel  eingeschlossen  und 
in  den  Dickdarm  gebracht,  zeigte  nach  4 — 6 Stunden  gleichfalls  keine 
Zuckerbildung. 

B.  Verdauungsversucbe.  1)  Fibrin  wurde  in  den  Dickdarm 
eingetührt,  theils  frei,  theils  in  Beutel  eingeschlossen,  von  denen  der 
eine  20  Tage  im  Darm  verweilte.  Die  Menge  des  Fibrins  nahm 
erheblich  ab;  als  Umsetzuugsproducte  desselben  fanden  sich  im 
Darroinhalt  Peptone,  Tyrosin,  Indol;  daneben  war  die  Masse  durch- 
setzt mit  Bacterien.  Vf.  fasst  den  ganzen  Vorgang  als  Fäulniss  auf. 
Die  Abnahme  des  Qewichts  geht  aus  folgendem  Versuch  hervor: 
Eine  Quantität  Fibrin,  entsprechend  4,738  Trockenrückstand,  wurde 
2ti  Stunden  im  Darm  gelassen.  Der  Trockenrückstand  betrug  nach 
dieser  Zeit  0,733,  somit  waren  84  % gelöst.  2)  Geronnenes  Hühner- 
eiweiss  nahm  ebenfalls  erheblich  an  Gewicht  ab;  die  Gewichts- 
abnahme nahm  mit  der  Länge  der  Zeit  nicht  proportional  zu.  Sie 
betrug  nach  24  Stunden  54  pCt.,  nach  46  St.  60  pCt,  nach  72  St. 
55,2  pCt.  Die  Producte  waren  dieselben  wie  beim  Fibrin.  Wurden 
grössere  Quantitäten  Eiweiss,  z.  B.  181,818  grm.,  in  den  Darm  ein- 
geführt, so  war  die  Gewichtsabnahme  nicht  so  bedeutend ; sie  betrug 
im  angeführten  Falle  30,4  pCt.  Den  Eintritt  der  Resorption  von 
Eiweiss  versuchte  Vf.  durch  Stickstoff bestimmungen  im  Harn  naeh- 
zuweiseu,  Pat.  befand  sich  im  Stickstoffgleichgewicbt;  kam  jetzt  eine 
irgend  erhebliche  Quantität  Eiweiss  vom  Dickdarm  zur  Resorption, 
so  musste  sich  dieser  Vorgaog  nothwendig  in  einer  Vermehrung  des 
des  N.-Gebaltea  im  Harn  bemerklich  machen.  Es  wurden  3 Versuche 
in  dieser  Richtung  angestelit,  nur  in  einem  trat  eine  Zunahme  ein. 
Die  Zahlen  dieser  Versuche  sind : 12,3688  grm.  N — 12,2728  — 
12,3488  — Einführung  von  c.  22  grm.  N.  in  Form  von  Eiweiss 
Buccessive  12,3496  — 14,9052  — 12,1256.  — Der  Harn  des  zweiten 
Versuchstages  zeigte  hier  eine  Zunahme  von  c.  2,6  grm.  im 
N.-Gehalt.  Der  Ausfall  dieser  Versuche  — die  späte  Resorption  — 
spricht  gleichfalls  dafür,  dass  es  sich  hier  nicht  um  normale  Ver- 
dauung, sondern  um  Fäulniss  handelt. 


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Sesrri  sn*!t,  Hornlmntvf rSniierinie  nach  Trigemin'isdnrchschtiAidiiiig'  121 

C.  Resorptionsversuehe.  I)  Wasser  wurde  vom  Diekdarm 
resnrbirt,  indessen  langsam;  zur  Resorption  von  2b0  Co.  Wasser  sind 
mindestens  12  Stunden  erforderlich.  2)  Peptonlösung.  Pat.  befand 
sich  wieder  im  N-Gleichgewicbt ; die  N-Zunahtne  im  Harn  nach  Ein- 
führung von  Pepton  sollte  die  stattgefundene  Resorption  anzeigen. 
Die  Peptone  waren  aus  Fibrin  dargestellt.  In  2 Versuchen  erwiesen 
sich  die  eingefüiirten  Peptonlösungen  stark  reizend,  erregten  heftige 
Peristaltik,  Resorption  war  nicht  nachweisbar.  3)  Ebenso  negativ 
war  das  Ergebnies  bei  flüssigem  Hühnereiweiss,  theils  rein,  theils 
mit  Kochsalz  gemischt,  in  4 Versuchsreihen.  Für  die  normalen  Vor- 
gänge schliesst  Vf.  daraus,  dass  die  Resorption  im  Diekdarm  eine 
ziemlich  langsame  ist  und  nur  bei  Anwesenheit  geringer  Flüssigkeits- 
mengen stattfindet.  Hauptsächlich  wird  Wasser  resorbirt;  Peptone, 
wenn  'sie  sieb  in  geringer  Menge  im  Dickdarm  finden  ; in  grosser 
Alenge  reizen  sie  den  Darm  und  bewirken  Diarrhoe.  Flüssiges  Ei- 
weiss  wird  nicht  resorbirt.  Dass  die  Dickdarmtliätigkeit  ohne 
wesentliche  Störung  des  Allgemeinbefindens  entbehrt  werden  kann, 
geht  aus  dem  benutzten  Fall  hervor;  der  Krauke  befindet  sich 
2V»  Jahr  nach  Bestehen  der  Fistel  noch  durchaus  wohl.  — Schliess- 
lich giebt  Vf.  die  Beschreibung  einer  Operaciousmethode  zur  Anle- 
gung von  Düiindaruitistclu  beim  Hunde  dicht  oberhalb  der  Jleocöcal- 
klappe.  Von  duu  zur  kiiust liehen  Ernährung  per  anum  empfohlenen 
Präpaiateu  spricht  sich  Vf.  für  die  Fleisch-Paukreasklystiere  aus. 

E.  Salkowski 


Senftleben,  l'eber  die  Ursachen  und  das  Wesen  der  nach  der 

Durchschneid ung  des  Trigeminus  anftretenden  Hornhaut- 

affet'tiOn.  Vibchow's  Arcli.  LXV.  8.  69. 

Die  Dufthsclmcidung  des  Trigeminus  in  seinem  Verlaufe  au 
der  Schädelbasis  hei  Kaninchen  hatte  stets,  auch  wenn  kleinere 
oder  grössere  Partien  des  Nervenstammes  stehen  gebliebeu  waren, 
nach  10 — 12  Stunden  eine  deutliche  circumscripte  Trübung  der 
Hornhaut  zur  Folge,  sobald  das  Auge  ohne  Schutz  gelassen  wurde. 
Diese  Trübung  erreichte  nie  den  Rand  der  Hornhaut;  erst  uach 
ein'gcn  Stuuden  begann  von  diesem  aus  eine  allmählich  naeh  innen 
fortschreitende  nebelartige  diffuse  (secundäre)  Trübung.  Die  Ur- 
s*che  für  die  primäre  Trübung  ist  nicht  die  durch  Sistiruug  des 
Litlschlages  begünstigte  Verdunstung,  denn  wenn  die  Augen  sofort 
mit  einem  groben  Oefloeht  (Pfeifemleckel)  geschützt  wurden,  trat  keiue 
Veränderung  ein;  sie  ist  auch  nicht  in  gewissen  trophischcn  Nerven- 
fasern  im  Trigeminus  zu  suchen,  denn  das  kranke  Auge  reagirt  auf 
(Reiche  Reize  ebenso  wie  das  gesunde  und  zeigt  an  sich  weder  in 
Hezug  auf  die  Entstehung  der  Affection  noch  in  Bezug  auf  den  Ver- 
W «ino  Verschiedenheit  von  dem  gesunden  Auge,  bei  welchem 


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122 


Kim'L,  Herni*  abdominalis  iutercostalia- 


durch  traumatische  Reize  (Einnähen  eines  Holzspabnes  in  das  Lid) 
genau  dieselben  Affectionen  mit  demselben  Verlaufe  erzeugt  werden 
konnten ; es  ist  vielmehr  die  Affection  lediglich  auf  traumatische 
Einwirkungen,  denen  das  anästhetische  Auge  fortwährend  ausgesetzt 
ist,  zurtickzuführen,  und  bleibt  deshalb  auch  aus,  sobald  das  Auge 
von  vornherein  dagegen  geschätzt  wird. 

Die  micioscopische  Untersuchung  sowohl  der  durch  Trigeminus- 
durchschneidung  wie  der  durch  directe  mechanische  Reizung  erzeug- 
ten Hornhautveränderungen  hat  ergeben,  dass  die  primäre  circum- 
scriptc  Trübung  nicht  durch  eine  Entzändung  (d.  h.  Eiterung)  son- 
dern durch  eine  circumscripte  nach  allen  Seiten  der  Peripherie  scharf 
von  der  normalen  Umgebung  abgegrenzte,  nach  der  Richtung  in  die 
Tiefe  aber  nicht  so  scharf  und  durch  eine  wellenförmig  gekrümmte 
Linie  abgegrenzte  Necrose  bewirkt  wird,  die  sich  besonders  durch 
ein  Undeutlichwerden  und  endliches  (nach  24  Stunden)  Verschwin- 
den der  Hornhautzellen  (und  der  Epithelzellen)  documentirt.  Durch 
diese  Necrose  wird  erst  secundär  eine  eiterige  Entzündung  erregt, 
als  deren  Ausdruck  die  durch  einwandernde  Blutkörperchen  erzeugte 
diffuse  secundäre  Randtrübung  erscheint.  Die  Zellen  dringen  nicht 
in  die  neurotische  Partie  ein,  sondern  sammeln  sich  am  Rande  und 
lösen  dieselbe  vollständig  aus,  so  dass  ein  Substanzverlust  entsteht, 
der  aber  bald,  wenn  weitere  traumatische  Einwirkungen  verhindert 
werden,  sich  überhäutet.  Dass  die  primäre  Affection  eine  Necrose 
sei,  wurde  auch  noch  durch  das  Verhalten  gegen  Gallenfarbstoflf 
bewiesen,  der  die  necrotischen  Theile  färbt,  die  lebenden  nicht. 

Die  gleichzeitige  Exstirpation  des  oberen  Sympatbicusganglion  s 
ist  von  keinerlei  Einfluss  auf  das  Zustandekommen  uud  den  Verlauf 
der  nach  der  Trigeminus-Durchschneiduog  auftretenden  Hornhaut- 
affection.  Orth. 


0.  Risel,  Ein  Fall  von  Hernia  abdominalis  intercostalis. 

Deutsche  Zoitschr.  f.  Cbir.  VI.  8.  306. 

An  der  linken  unteren  Thoraxcircumferenz  eines  35jährigen 
Mannes  sitzen  zwei  Bruchgeschwülste,  deren  Pforteu  durch  ovale,  von 
einander  getrennte  Oeflfnungen  im  sternalen  Eude  des  siebenten  und 
sechsten  Intercostalraums  gebildet  werden.  Die  untere  ist  von  Netz- 
massen, die  obere  wahrscheinlich  von  einem  Theil  der  vorderen 
Magenwand  erfüllt.  Sie  datiren  von  einem  vor  7 Monaten  unter- 
nommenen Selbstmordversuch,  bei  welchem  sich  der  Krauke  7 im 
Durchschnitt  je  2 cm.  lange  penetrirende  Schnittwunden  an  den  be- 
zeichnetcn  Stellen  beibrachte,  aus  deren  tiefster  ein  apfelgrosses 
Stück  Netz  prolabirte,  die  im  übrigen  aber  ohne  alle  Complicationen 
prima  verheilten  und  sich  erst  danach  allmählich  licrnienartig  her- 
hervorstülpten. 


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Ardkiroi;  PiecBER,  Galvaunpnnctnr  bei  Aortenaneurysma.  123 

Penetrirende  Wunden  iin  Bereiche  des  6.  und  7.  Intercostal- 
raumes  müssen  bei  gewöhnlichen  anatomischen  Verhältnissen  zunächst 
den  unteren  Pleuraraum  (Tbaübe’s  halbmondförmigen  Rauin)  und 
die  Zwerchfellzacken  durchdringen,  ehe  sie  das  Abdomen  eröffnen, 
und  werden  meist  wohl  nur  zur  Entstehung  einer  Hernia  diaphrag- 
mstica  (Einschnitt  eines  Eingeweides  in  den  Pleuraraum)  führen, 
da  im  Momente  der  Veränderung  die  in  den  Pleuraraum  stürzende 
Luft  die  Contiguität  der  Wunden  in  Brustwand  und  Zwerchfell  sofort 
stört.  Nur  bei  ungewöhnlichem  Hochstand  der  unteren  Pleura- 
grsnze  oder  pathologischer  Obliteration  des  spaltförmigen  untern 
Tlieils  des  Pleurasackes  ist  der  Vorfall  des  Eingeweides  bis  unter 
die  äussere  Haut  erleichtert.  Die  relative  Seltenheit  der  letzten 

Momente  erklärt  die  Seltenheit  der  hem.  intercostalis  diaphrag- 
matica  an  dieser  Stelle.  R.  kann  seiner  Beobachtung  aus  der 
Literatur  nur  zwei  ähnliche  an  die  Seite  stellet)  (s.  Ckuveilhieb 
Atlaa  Lief.  21  und  Cloquet  Journal  v.  Meci.ard  1819  Bd.  6). 

Wilh  Koeb. 


Xe  Call  Anderson,  The  treatment  of  aneurism  of  the  aorta  by 
means  of  galvanopunctnre.  Bnt.  mod.  j«nrn.  1875.  No.  773. 

Fr.  Fischer,  Ein  Fall  von  Aortenaneurysma  behandelt  mit  der 
Gahanopunctur  nach  Cinlselli.  (Aua  der  Klinik  des  Prof.  PfUSDRXiCH 
in  Heidelberg).  Berlin,  klio.  Wocheuscbr.  1876.  No.  45  u.  46. 

Der  erste  Fall  A’s  betraf  einen  36jährigen  Mann,  an  welchem 
die  Galvanopunctur  4 mal  gemacht  wurde.  Die  Zeitintervalle 
«wischen  den  einzelnen  Sitzungen  schwankten  von  14  Tagen  bis 
über  zwei  Monate.  Man  stiess  den  positiven  Pol  in  den 
Aneurysmasack  hinein,  während  der  negative  in  der  Nähe  des 
®r»ten  auf  die  Aussenflai  he  des  Thorax  gesetzt  wurde,  indem  man  noch 
»wischen  ihm  und  Haut  einen  in  Salzlösung  getauchten  Schwamm 
Gioscbob.  Es  wurde  eine  Stöb REü’sche  Batterie  mit  grossen  Platten 
benutzt,  von  welcher  man  eine  halbe  Stunde  lang  einen  Strom  von  4 
Und  die  nächste  halbe  Stunde  einen  solchen  von  6 Elemente»  ein- 
!thaltete.  Wahrend  des  Geschlosseuseins  der  Kette  empfand  der 
Kranke  keine  Unbequemlichkeit.  Nach  dem  Hinausziehen  der  Electrode 
•lullten  sich  leichte  Schmerzen  in  dem  aneurysroatischcn  Tumor 
zwischen  den  Schulterblättern  und  im  Rücken  ein,  welche  nach  An- 
wendung kalter  Umschläge  schnell  schwanden.  Einmal  erfolgte  aus 
der  Stichöffnung  eine  nicht  unbedeutende  Blutung.  Als  der  Pat. 
»uf  Verlangen  das  Hospital  verüess,  war  der  Tumor  verkleinert  und 
tuhhe  sich  hart  an.  Die  subjectiven  Beschwerden,  namentlich  be- 
drohliche Schluckbeschwcrdcn,  welche  zeitweise  sogar  eine  künstliche 
Ernährung  per  anum  erfordert  hatten,  waren  geringer  geworden. 

Der  zweite  Fall  betrifft  eine  4ljahrige  Frau,  bei  welcher  die- 


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124 


Ahdkmoh:  KmcHm,  Galvanopnurtur  bei  Aortenaneurysma. 


selbe  Art  der  Galvanopunctur  eine  ähnliche  günstige  Wirkung  batte. 
Die  Kranke  ging  in  Folge  körperlicher  Strapazen  I1/*  Jahre  später 
zu  Grunde  und  bei  der  Autopsie  fand  man  die  Wand  des 
Aneurysmas  mit  dicken  Fibrinmassen  bedeckt. 

Den  Schluss  der  kleinen  Abhandlung  bildeu  allgemeine  Kegeln. 
A.  empfiehlt  bei  Anwendung  der  Galvanopunctur  Elemente  mit 
grossen  PlAttenpaaren.  Man  greife  die  Zahl  der  Elemente  nicht  zu 
hoch,  da  sonst  plötzlicher  Tod  eintreten  kann.  Mau  führe  nur  den 
positiven  Fol  in  das  Aneurysma  ein,  weil  die  Gerinsei,  welche 
sich  am  negativen  Pol  festsetzen,  sehr  locker  sind  und  leicht  zu 
Embolie  Veranlassung  geben.  Die  Nadel,  in  welche  der  positive  Pol 
ausläuft,  muss  scharf  sein , wird  am  besten  bis  zur  Spitze 
isolirt  und  wird  gut  eingeölt  in  den  Sack  hineingestosson.  Die 
Zahl  der  Sitzungen  uud  der  Zeitraum  zwischen  den  einzelnen  von 
ihnen  bängt  von  der  Individualität  des  Falles  ab. 

F.  berichtet  über  einen  31jährigen  Matrosen,  welcher  am 
21.  Mai  74  mit  einem  Aneurysma  in  der  Klinik  aufgenommen 
wurde,  welches  au  der  Aorta  ascendens  und  am  Aortabogen  sitzen 
musste,  und  sich  unterhalb  der  rechten  Clavicula  in  Gestalt  eines 
gänseeigrossen  pulsirendcn  Tumors  zwischen  erster  bis  dritter  rechten 
Rippe  sichtlich  verwölbte.  Der  Kranke  litt  an  Anfällen  heftiger 
Athemnoth,  an  Schlingbeschwerden  und  an  Schmerzen,  welche  von 
der  linken  Schulter  zum  Hinterhaupte  ausstrahlten.  Währeud  der 
klinischen  Beobachtung  verbanden  sich  die  Anfälle  von  Lufthunger 
mit  Bewusstseinstörungen  und  mit  epileptischen  Zuckungen  in  den 
Muskeln  der  Extremitäten  und  des  Rumpfes.  Am  15.  Juni  wurde 
genau  nach  Cixiselm’s  Vorschrift  eine  Electropunetur  gemacht. 
Es  wurde  eine  STÖHREn'sche  Plattenbatterie  benutzt,  und  der  Strom 
23  Minuten  laug  geschlossen.  Bereits  wenige  Stuuden  nach  der 
Operation  wurden  die  Athem-  uud  Sehluckbescbwerdeu  geriuger, 
dagegen  nahmen  die  Schmerzen  sehr  erheblich  zu. 

Einige  Zeit  später  konnte  man  auch  eiue  Verkleinerung  des 
Aneurysmas  naebweisen. 

Endo  Juli  wurde  die  Dyspnö  wiederum  sehr  beträchtlich.  Das 
Aneurysma  fing  au  zu  wachsen,  uud  man  machte  am  13.  August 
zum  zweiten  Male  eine  Electropunetur.  Dauer  der  Sitzung  30 
Minuten.  Grosse  Schmerzen  während  des  Geschlossenseins  der 
Kette.  Die  Operation  hatte  dieses  Mal  keinen  glücklichen  Erfolg. 
Dio  Athemnoth  blieb  bestehen.  Der  anourysmatiseho  Tumor  dehnte 
sich  mehr  und  mehr  aus  und  wurde  schmerzhaft.  Die  neuralgischen 
Schmerzen  breitoten  sich  von  der  linken  Seite  auf  den  rechten  Arm, 
auf  die  rechte  Brust-  uud  Halsseitc  aus.  Auch  die  Schlingbe- 
schwerden wurden  grösser.  Am  10.  September  ging  der  Patient  an 
Athemnoth  zn  Grunde,  und  die  Autopsie  bestätigte  die  währeud  des 
Lebens  gestellte  Diagnose. 


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GbQSKBAVK.  ScHÄPKRi 


125 


Vf.  betont,  dass  man  die  Klectropunetiir  empfohlen  habe,  um 
entweder  ein  Aouurysmi  vollkommen  zu  heilen,  und  um  die  durch 
dasselbe  gesetzten  Beschwerden  zu  verringern.  DeCkistoforis  legte 
besonders  darauf  grosses  Gewicht,  dass  die  neuralgischen  Schmerzen 
bald  aufzuhören  pflegen.  Im  vorliegenden  Fall  nahmen  dagegen  die 
Schmerzen  erheblich  zu.  Zum  Schluss  stellt  F.  die  bisher  beobach- 
teten Falle  zusammen,  welche  meist  der  italienischen  oder  englischen 
Literatur  angehören.  Eichhurst. 


C.  tiegeubaur,  Heber  den  Musculus  omohyoi'deus  und  seine 
Selilüsselbeinverbindurg.  Morph  j»t,rh.  i 8.  243. 

Der  Omohyoideus,  Stcruobyoideus  und  Sternothyreo'ideus  gehören  nach  G.  zu 
einer  einzigen  Muskeigruppe  (beim  Menschen).  In  niederen  Ziistäudeu  erstreckt 
■ich  der  Ursprung  dieser  Muskelgruppe  continuirlich  vom  Sternalgebiete  aus  über 
di«  Clavicula  und  setzt  sich  von  da  auf  die  Scapula  fort  (Reptilien).  Durch  eiue 
Sooderung  der  einzelnen  Portionen  dieser  Mnskelgruppe  entstehen  discrete,  als 
Storno  , Cloido-  und  Omo  byodeus  unterschiedene  Muskeln.  Der  meint  dem  Omo- 
byoideus  sich  anschliessende  Cleidohyo'ideus  findet  sich  als  die  häufigste  Varietät 
des  Omohyoidcna  beim  Menschen.  Aus  der  Rückbildung  des  Cleidohyo'ideus  erklärt 
sieb  die  Entstehung  der  den  Omohyoi'deus  an  die  Clavicula  befestigenden  Pnscie 
and  ihrer  Faserung.  Löwe.  * 

E.  Schäfer,  The  structure  of  the  l’acinian  Corpuscles  consi- 
dered  witli  reference  to  the  liomologies  of  the  several  parts 

coniposing  thcill.  Quart.  Jouru.  of  raicrosc.  sc.  1876.  XV.  8.  135. 

Dia  Terininalfa'.er  de.  P.cisi'sibeii  Körperchen»  der  Katze  zeigt  eine  fibrilläre 
Strnctur.  Die  Endanschwellnng,  in  welcher  »ie  culetzt  endigt,  ist  an  Gemalt  und 
Grösse  sehr  veränderlich,  bald  einfach  rundlich  bald  unregelmässiger  mit  spitzen 
Kortsfitzen.  Ihre  Substanz  ist  granulirt  oder  homogen  und  dann  stark  lichtbrechend : 
vielleicht  hat  die  letztere  Eigenschaft  ihren  Grttnd  in  der  Anwesenheit  von  Myelin. 
Ist  die  Endanschwellnng  besonders  gras«,  so  kann  sie  einen  klaren  runden  Kern 
mit  deutlichem  Kernkörperrhen  enthalten  (Jacobowitsch,  Ciaccio),  der  gewöhnlich 
dorch  die  grannlirte  Masse  der  Endanschwellnng  verdeckt  wird.  Die  Anwesenheit 
dieses  Kerns  ist  jedoch  durchaus  kein  häufiges  Vorkommniss.  — Die  Terminal- 
faser  zeigt  mitunter  Sparen  einer  Markscheide,  niemals  jedoch  eine  8cnwANn'sche 
8c  beide. 

An  dein  Innenkolben  ist  an  manchen  Körperchen  wenigstens  ganz  deutlich 
eine  innere  kernlose  homogene  Schicht  von  einer  äusseren  kernhaltigen  an  unter- 
eeheideo.  — In  Bezug  auf  die  Strnctur  der  Kapsel  bestätigt  8.  itn  Allgemeinen  die 
Angaben  von  Kar  und  Kktzips  (Cbl.  1874,  No.  3). 

In  den  PACiat'schen  Körperchen  sind  alle  die  wesentlichen  Bestandteile 
einer  Nervenfaser  nachiuweisen.  Der  Axencylinder  wird  zur  Terminalfaser.  Die 
Markscheide  ist  nicht  selten  wenigstens  spurweise  zwischen  Tertninalfaser  und 
Iunenkolben  nachxnweisen.  Die  8CHWAifs’sclie  Scheide  verliert  sich  auf  der  Aussen- 
fläche  de*  Innenkolben.  Die  Substanz  des  Innenkolbens,  welcher  mithin  zwischen 
BciiWAaa'scher  Scheide  und  Markscheide  liegend  su  denken  ist,  entspricht  der 
feineu  Protoplasmascbicht,  welche  in  der  inarkbaltigeu  Nervenfaser  zwischen 
ScnwAHa'scber  Scheide  und  Markscheide  gelegen  ist.  Bell  (Rem). 


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126 


WoivRBiin.  SiH'ioinow.  Kino. 


1 


S.  Wolfberg,  Ueber  die  Veränderung  der  Indigo-Ausscheidung 
durch  den  Harn  bei  innerlichem  Gebrauch  [der  Salicylsäure. 

Deutsch.  Arcb.  f.  klin.  Med.  XV.  403— 408. 

Vf.  beobachtete  an  dem  nach  Gebrauch  von  Salicylsäure  entleerten  Harn 
eine  grünliche,  selbst  olivengrüne  Färbung  und  führt  dieselbe  auf  reichen  Gehalt 
an  Indican  zurück  (von  dem  also  ein  Tbeil  schon  zersetzt  wäre.  Kef.).  Versetzt 
man  den  Harn  mit  Salzsäure  und  Chlorwasser  und  filtrirt,  so  bleibt  auf  dem  Filter 
eine  ansehnliche  Menge  Indigo  zurück.  Vf.  ist  der  Ansicht,  dass  sich  beim  Zu- 
sammentreffen von  Salicylsäure  und  Glycocoll  im  Körper  ausser  Salicylsäure  auch 
eine  Substanz  von  der  Formel  C,H,NO,  bilde,  «reiche  nur  H,0  abzugehen  brauche, 
um  in  Oxindol  liberzugeben.  Vom  Oxiodol  ist  es  bekannt,  dass  es  den  Indican- 
gehalt  vermehrt.  Für  die  erwähnte  Umsetzung  giebt  Vf.  folgende  Formel: 
Salizylsäure.  Glycocoll.  Oxindol  -|-  11,0.  Koblens.  Wasser. 

OH  CH, . NH,  CH,NH, 

C.H,  + | = C,H4  < + CO,  + H,0. 

COOH  COOH  COOH 

Den  iio- malen  Gehalt  an  Indican  leitet  Vf.  von  der  wahrscheinlich  neben  der 
Benzoesäure  im  Körper  vorkommenden  Oxybeiizoesäure  ab.  (Vgl.  Chi.  1876,  667). 

E.  SalkowskL 

Stroganow,  Ueber  eine  Complication  von  Elephantiasis  Arabum 
mit  Krebs  und  über  die  Entwicklung  des  letzteren.  (Aus  dem 

pathologischen  Institut  zu  Strassbnrg.)  Vibohow’s  Arcb.  LXV.  8.  47. 

Bei  einem  auf  dem  Boden  einer  Elephantiasis  Arabum  entstandenen  Car- 
cinom  fand  S.  die  Lymphgefässe  auf  grosse  Strecken  erweitert,  in  ein  dickbalkiges 
Netx  umgewandelt,  dessen  Balken  nichts  als  Epithelien  enthielten.  Von  dem  Rete 
Malpighii  konnte  er  Epithe.lzapfen,  oder  um  den  W*i.DRVKa'schen  Ansdruck  tu  ge- 
brauchen, Krebskörper  in  das  darunter  liegende  Cutisgewebe  verfolgen,  welche 
mehrfach  in  die  epithelerftiltten  Lymphgefässe  übergingen. 

Ein  fernerer  unmittelbarer  Zusammenhang  der  Lymphgefässstränge  wurde 
beobachtet  mit  den  tiefer  im  Bindegewebe  liegenden  Krebskörperu  und  dem  Epithel 
der  sonst  unveränderten  Ansführuugsgänge  der  Sehweissdrüsen.  Nach  der  Inter- 
pretation des  Vf.’s,  der  sieh  mit  Nachdruck  gegen  die  THmseciiCOB!Hi.-W*i.D*»s«'- 
sehe  Theorie  ausspriebt,  ist  das  die  Lymphgefässe  prall  erfüllende  Epithel  amge- 
wandeltes Endothel  der  Lyropbgefässwandungen  und  hier  liegt  für  ihn  der  Aus- 
gangspunkt des  Krebses.  Die  im  Bindegewebe  liegenden  isnlirten  Krebskörper  sind 
nach  seiner  Auffassung  aus  Wandersellen  entstanden,  nnd  an  den  8tellen,  wo  die 
Kpitbelzapfeu  mit  dem  Rete  Malpigbi  Zusammenhängen,  sind  sie  ebeu  so  stark  ge- 
wackelt, dass  sie  die  präexistircuden  Epitbullagen  erreicht  haben.  Ein«  Wucherung 
der  normalen  Epithelzellen  findet  nicht  statt.  Grasrlu. 

Kelbnrne  King,  Two  cases  of  punetnred  fracture  of  the  frontal 
bone  treated  by  trephining  and  resulting  one  in  total  the 
other  in  partial  l088  of  vi8ion.  Brit.  med.  Journ.  September  26,  1876. 

Vf.  beobachtete  2 Fälle  von  punktförmigen  Brüchen  dea  Stirnbeins,  beide 
durch  directo  Traumen  entstanden,  den  einen  mit,  den  anderen  ohne  äusaere  Ver- 
letzung. Bei  beiden  nötbigten  schwere  Hirnsymptome  zur  Anwendung  des  Trepans 
und  dabei  fand  sich  die  Gla6tafel  in  weiter  Ausdehnung  gebrochen  und  gesplittert. 
In  dem  einen  Falle  bildete  aicli  Diplopie  auf  beiden  Augen,  auch  wenn  das  andern 
Auge  geschlossen  war,  es  entstand  eine  Protrusion  des  rechten  Bulbus,  Aufbruch 
eines  Abscesses,  endlich  vollständige  Erblindung  auf  beiden  Augen  durch  8eb- 
nervenatrophie.  In  dom  ersteren  Falle  waren  zunächst  Lähmungen  auch  der  Ex- 
tremitäten vorhanden.  Blutergüsse  io  beide  Retinae  wurden  resorbirt,  doch  folgten 
auf  dem  einen  Auge  ebenfalls  äebnervenatropbie. 


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Tatlor.  Latoock.  Hkxfri..  Wilhitr.  Sbrwr».  127 

K.  »cliliemt  hieran  die  Bemerkung,  da«»  derartige  Fractnren  gane  besondere 
Aufmerksamkeit  und  bei  dem  ersten  Auftreten  von  Hirnsymptomen  den  Trepan  er- 
heischen.   B.  K Unter. 

Bell  Taylor,  Observations  on  miner’s  nystagmus:  a nerv- 
dlsease.  Lancet  1875.  I.  No.  XXIV. 

T.  findet  den  Nystagmus  bei  Kohlenbergwerksarbeitern,  was  er  irrthümlicher- 
■sise  (s.  Scrhötrr,  klin.  Mouatabl.  f.  Angenheilk.  1871,  S.  135)  alt  ein  noch  unbe- 
kanntes Vorkommen  darstellt,  als  N.  horiaoutalis  und  rotatorius  entwickelt,  und 
tsar  bei  Erwachsenen  ohne  irgend  welche  Seh-  oder  Allgemeinstdrung;  mit  Aen- 
derung  der  Beschäftigung  verschwindet  derselbe.  Michel  (Erlangen). 

T.  Laycock,  Benefleial  use  of  jaborandi  in  cases  of  diabetes 
insipidus  or  polydipsia.  Lancet  1876.  II.  No.  7. 

in  2 Fälle»  von  Polyurie  bewirkte  ein  Aufguss  von  Jaborandi  (1  auf  48) 
mehrmals  täglich  zu  einem  Esslöffel  genommen,  Verminderung  der  Harnoenge,  die 
sonst  trockene  Haut  wurde  dabei  feucht,  die  Speicheldrüsen  wurden  in  geringem 
Grade  angeregt.  Bemerke  nswerth  ist  noch,  dass]  der  eine  Patient  eine  Atrophie 
des  rechten  Sehnerven,  der  andere  früher  syphilitisch  gewesene  Patient  ein  Sta- 
pbyloma  posticum  hatte.  Senator. 

A.  Henipel , Die  Glycosnrie  im  Wochenbette.  Arch.  t.  Uyuäkoi. 

- VIII.  313  - 326. 

Auf  Prof.  Spiboblbbro's  Veranlassung  bat  H.  bei  einer  Anxabl  von  Wöch- 
nerinnen den  Harn  auf  Zucker  (mittels  Ti  tri  rang  nach  Fbri.ino,  nötigenfalls 
nach  vorgängiger  Ausfüllung  des  Eiweisses)  bestimmt  und  gefunden  1)  dass  der 
Zocker  in  durch  die  gewöhnlicheu  Methoden  nachweisbarer  Menge  xuerst  bei  stär- 
kerer Secretion  der  Milchdrüsen  auftritt,  2)  dass  der  Zuckergehalt  des  Harns  um 
to  grösser  ist,  je  besser  die  Drüseu  entwickelt  sind  und  3)  das  die  Zuckermenge 
steigt  bei  längerer  Stauung  des  Secrets  in  den  Drüsen.  Die  höchste  beobachtete 
24atündige  Menge  betrug  17,28  Grm.  in  1260  Ccm.  Harn.  (Vgl.  Chi.  1873  2&6.  etc.) 

Senator. 

Ph.  A.  Wilhite,  Trismus  u&scentium.  Amer.  Jouru.  of  tbe  med.  sc. 
April  1875.  375-387. 

Mario*  Sims  hat  vor  langer  Zeit  den  Trismus  neonatorum  für  eine  Krankheit 
ceotralen  Ursprungs  erklärt,  abhängig  von  einem  mechanisch  auf  die  Med.  oblong, 
and  ihre  Nerven  ausgeübten  Druck.  Dieser  Druck  wird  bedingt  durch  eine  Ein* 
«SrtslageruDg  des  Os  occip.,  weiche  oft  ihrer  Geringfügigkeit  wegen  nur  schwer 
entdeckt  wird.  Diese  Dislocation  sei  ein  physiologischer  Zustand  während  der  Ge- 
bart, Halte  sie  später  längere  Zeit  an,  so  bewirke  sie  Trismus,  der  sofort  anf- 
böre,  wenn  durch  Lageänderung  der  Druck  auf  die  Schädelbasis  uachlasse.  W.  hat* 
dieses  io  vielen  von  ihm  beobachteten,  im  Origiual  ausführlich  roitgetheilten  Fällen 
durchaus  bestätigt  gefnndeu:  er  schliesst  sich  in  jeder  Bexiebung  jener  Ausführung 
*o,  empfiehlt  die  seitliche  Lagerung  oder  die  Bauchlage  des  Säuglings  und  hat  in 
Dicht  weuigen  Fällen  der  acuten  Krankheit  und  des  chronischen  Siechthums  der 
Bloglioge  (Trismoid)  die  besten  Erfolge  damit  erzielt.  Bernhardt 


A.  Shewen,  Oase  of  recurring  hydatidiform  Mole.  Brit  med. 

Jo&ra.  1876.  No,  760, 

Die  53  Jahre  eite  Put  bette  9 Kinder  geboren,  de,  letrte  iu  ihrem  40.  Jahre 
ia  siebenten  Scbwangenscbaftemonat  wer  todt  and  in  einem  Zueteud  von  extremer 


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128 


Spbnckr  Wkm.3.  Ott. 


Abmaßpnini»  zur  Well  gekommen.  Zwei  Jahre  darnach  stellte  sieh  ein  contiimir* 
lieber  Abfluss  mdi  der  Scheide  ein,  der  nach  zweimonatlicher  Dauer  mit  dem  Abgang 
einer  grossen  Masse  eines  fleischigen  Gebildes  endete,  nachdem  die  Pat.  sehr  vco 
Kräften  gekommen  war,  zuletzt  durch  reichliche  Mutungen.  Pat.  beschreibt  die 
Masse  als  bestehend  aus  zahllosen  Bläschen,  die  wie  an  Fäden  mit  einander  zn 
sntnineuhingen  Pat.  erholte  sich,  menstrnirte  von  neuern,  jedoch  unregelmässig 
Nach  weiteren  2 Jahren  abortirte  Pat  ohne  bO'Oiiderc  Erscheinungen.  Die  Hegel 
wurde  nun  sehr  unregelmässig  bis  zum  63.  Lebensjahre.  Nun  stellte  sich  wieder 
ein  allgemeines  Uebelbefinden  ein,  während  sie  stossweise  grosse  Mengen  übel- 
riechender, wasserähnlicher,  ah  und  zu  fleischig  aussehender  Ma«s»n  verlor.  Nachdem 
das  ungefähr  6 Monate  gedauert,  ging  ein  ganzes  Nachtgeschirr  voll  Blut  nnd 
fleischiger  Gebilde  ab,  welche  sich  als  Hydatidenmole  erkennen  Hessen.  Hrewkm 
kam  erst  nach  der  Ausstossuug  hinzu  nud  fand  den  Uterus  gut  znrückgebildet. 
Pat.  erholte  sich  rasch  A.  Martin. 


T.  Spencer  Wells,  On  the  perfomance  of  ovariotomy  trice  on 
the  Same  patient.  T.  ob»t.  jonrn.  of  Or.  Brit  otc.  XXVIII.  243 

Unter  710  Ovaiiotomien  hatte  8p.  W.  an  6 Patienten  die  Operation  tarn 
zweiten  Male  vollzogen,  nm  die  inzwischen  erkrankten  znrückgelassenen  Ovarien 
zu  entfernen.  Unter  diesen  6 gerieten  4.  In  dem  letzten  hier  berichteten  Falle 
wurde  Pat.  zuerst  6 Jahre  zuvor  von  ein-r  rasch  gewachsenen  Cyste  des  linken 
Ovarium  befreit.  Diese  (’ystc  hatte  ausgedehnte  Adhärenzen  mit  der  vorderen 
Bauchwand  und  dem  Netz;  der  Stiel  wurde  in  2 Hälften  unterbunden  und  ebeuso 
versenkt  wie  verschiedene  Netcligaturen.  Damals  enthielt  da*  rechte  Ovarium  eine 
orangegrosse  Cyste,  welche  incidirt  und  entleert  wurde;  da  der  Rest  des  Ovarium 
gesund  erschien,  so  wurde  er  ebenfalls  wieder  versenkt.  Die  Kecouvalescens  war 
anfängPch  durch  Schmeraen  im  Ltibe  und  Erbrechen  gestört,  dann  aber  eine 
günstige.  Nach  4 Jahren  vou  Euphorie  bei  regelmässig»  r Menstruation  stellten  sich 
»Schmerzen  auffallender  Weise  in  der  linken  Seite  ein  unter  allmählicher  Zunahme 
des  Leibesumfangs.  Die  Cyste  wuchs  laugsam,  so  dass  sie  erat  nach  Jahresfrist 
die  Eutferoung  iudicirte.  Die  Incision  wurde  % Zoll  nach  rechts  von  der  alten 
Wunde  gemacht;  das  Nett  adhHiirte  in  geringer  Ausdehnung  der  alten  Narbe,  die 
Cyste  selbst  war  ringsum  frei  und  leicht  zu  entfernen.  Die  alten  Uuterbitidungs- 
fäden  waren  am  »Stumpf  des  linken  Ovarium  noch  deutlich  sichtbar.  Die  Genesung 
erfolgte  ohue  Storung.  A.  Martin. 

Ott,  Physiologlcal  action  of  Uelsemia.  Phiind.  mci  Time».  1876. 
No.  196. 

Nach  eigenen  Experimenten  au  Fröschen  und  Kaninchen  nud  nach  Heobach. 
tungen  am  Menschen,  die  O.  aus  amerikanischen  Berichten  zusammcustellt,  fasst  er 
die  Wirkung  der  Gelsemia  iu  folgende  Sätze  zusammen:  1)  Bei  Fröschen  bewirkt 

es  zunäch>t  Lähmung  der  sensiblen  und  später  der  motoiischeu  Rückenmarks, 
ganglien;  bei  Warmblütern  ist  die  Zeitfolge  eine  umgekehrte.  2)  Es  vermindrte  die 
Pulsfrequenz  und  den  Blutdruck  durch  Lähmung  der  motorischen  Herzganglieu  and 
Erschlaffung  der  kleinen  Arterien.  3)  Es  setzt  die  Respiratiousfrequeuz  herab  doreb 
Einwirkung  auf  den  Noedvital.  4)  Et  erniedrigt  die  Temperatur  und  &)  erweitert 
die  Pupille.  Schiffer. 


Rlateiidung«*n  für  da«  O.nuafblatt  wolle  mau  an  einen  der  beiden  Herausgeber ; Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Kr*uanlck«traa*e  *4.  und  Profeeaor  Ko«*otha),  Brianzen,  oder  (unter  Helaetila«*)  ata 
die  Veriaffahandlung.  Berlin  (N.-Wd  unter  den  Linden  68,  adreeeiren. 

Verlag  von  Auf  ,a6t  türeebwald  in  Berlin.  — Druck  von  U.  &.  Hermann  ln  Berlin. 


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W(kh*ntllch  erscheinen 
t — f Bogen ; am  Schhusc 
de«  Jahrfünft«  Titel,  Ka- 
men and  Baebregister. 


Centralblatt 

flir  die 


Preis  de«  Jahrganges 
80  Mark ; zu  bezlohen 
durch  alle  Buch  h an  «Hun- 
gen and  Poetanstalten. 


mcdicinischen  Wissenschaften. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  In  Erlangen. 


Redigirt  von 


und 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876, 


19.  Februar. 


No.  8. 


Inhalt!  Bi  derb,  Bedeutung  Pandkr’b  in  der  Entwicklungsgeschichte  (Orig.- 
Mitth.).  — Ki.co,  Blutstrom  in  der  A.  coronsri«  cordis  (Orig.-Mitth.).  — 

Krrtris,  Differemirnng  des  Protoplasmas  in  den  Zellen.  — Bricsiht, 
Ganglion  ophtlialmieum.  — FriNta;  v.  Puts»,  Einfluss  des  Auges  auf  den 
Stoffwechsel  — Goi.oi,  anatomischer  Befund  hei  Choroa.  — Bsus;  Puans, 
Leberatrophie.  — Bodicmit,  tielenkleiden  bei  Tabes.  — Salomon,  Heilung 
einer  schworen  Lähmung  durch  das  Glfihciseu.  — 

Aiilpfi.  d,  Persistena  des  Dottergangs.  — Arndt,  PACCiM'sche  Körperchen.— 
Eso  kl,  Glycocoll.  — Sreuss,  Uohfaser  der  Gramineen. — Oslrr,  Organismen 
im  Blut  — Jacobson,  Biesenaelleu  in  grannlirenden  Wanden.  — Dckantb, 
Entzündung  der  Uefüsse.  — Bill,  Sshe's  Operation  mit  Erhaltung  des  Periosts 
de.  Calbaneus.  — Callas,  Augen  von  Negerkindern.  — Lau,  Propylamin  bei 
Gelenkrheumatismus-  — Lauoui. siai,  Gasentwicklung  in  geschlossenen  Ab- 
sceasen.  — Bensen,  endolaryngeale  Entfernung  eines  grossen  Sarcom»  — 
Bioss,  Typhnsepidemie  durch  Triukwosser.  — Kasss,  Urticaria  nach  Wespen- 
stich — Fokrtkr,  Diffusion  der  Gruiidluft  in  Wohnriiume. — Ogston,  Wrrdkn's 
Ofarenprobe. 


lieber  tlio  Hoden  tun«  l’ander’s  in  der  Entwicklungsgeschichte. 

Von  Prof.  V.  Räuber  in  Leipzig. 

Die  denkwürdigen  Untersuchungen  Pandek's  über  die  Ent- 
wicklung des  Hühnchens,  zum  Theil  in  seiner  Dissertation,  zum 
wichtigeren  Theil  in  seinen  „Beiträgen  zur  Entwickelungsgeschiclitc 
des  Hühnchens  im  Ei“  niedergelegt,  pflegen  zur  gegenwärtigen  Zeit 
Dur  mehr  einen  sehr  kleinen  Leserkreis  anzuzichen.  Der  Einfluss 
der  Forschungen  seines  unmittelbaren  Nachfolgers,  Kaki,  Eknst  v.  Bäu, 
auf  das  Erblühen  der  jugendlichen  Disciplin  erlangte  bald  eine  solche 
Macht,  dass  die  Arbeiten  seines  Vorgängers,  anscheinend  nach  allen 
Richtungen  überflügelt,  in  zunehmende  Vergessenheit  goriethon.  Ist 
doch  ausserdem  das  ßedUrl'niss,  sich  in  der  immer  rascher  wachsenden 
neueren  Literatur  dieses  Gebietes  auf  dem  Laufenden  zu  erhalten, 
ein  näher  liegendes  und  dringenderes,  so  dass  oft  nur  die  Aus- 
führung speciellcr  Arbeiten  zu  genauerer  Fühlung  mit  jenen  älteren 
Schriftwerken  auffordert  und  nicht  rnohr  gestattet,  sie  blos  rasch  zu 
durchblättern. 

XIV.  Jahrgang.  9 

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130 


RirsKR,  Bedeutung  P»ndk»'h  in  der  Kiitwicklimgegeschichte. 


Mau  begnügt  eich  in  der  Regel  damit,  bei  PaNDEB  zu  finden 
oder  über  ihn  zu  erfahren,  dass  er  zuerst  die  folgenschwere  Blätter- 
bild ung  im  Hühnerkeim  entdeckt  habe.  Die  Keimhaut  des 
Hühnchens  besteht,  wie  er  angiebt,  zu  einer  gewissen  Zeit  ihres 
Wachsthums  aus  2 gänzlich  verschiedenen  Blättern,  die  gegen  die 
12.  Bebrütungsstunde  von  einander  getrennt  werden  können.  Die 
äussere  Lamelle  ist  dünn,  glatt  und  durchsichtig;  die  innere  aber 
dicker,  körnig  und  undurchsichtig.  Er  nannte  darum  die  äussere 
Lamelle  das  seröse,  die  innere  das  ächlcimblatt,  wahrend  gegen- 
wärtig die  topographische  Bezeichnung  in  den  Vordergrund  getreten 
ist,  freilich  mit  viel  tieferem  Sinn,  seitdem  der  Eurchungsprocess 
erkannt  und  eine  vergleichende  Entwicklungsgeschichte  geschaffen 
wurde,  die  damals  ja  noch  fehlte. 

Aber  noch  eine  andere  Entdeckung  ist  an  den  Namen  Pandkr’s 
geknüpft,  welche,  weit  entfernt  hinter  der  Tragweite  seines  Fundes 
der  Blätterbildung  zurückzustehen,  sehr  wohl  sich  dazu  eignet,  seine 
Bedeutung  in  neuem  Lichte  erscheinen  zu  lassen.  Seine  beideu 
Schriften,  insbesondere  seine  ,. Beiträge“,  lesen  sich  nicht  nur  auch 
heutzutage  noch  angenehm,  sondern  es  spricht  aus  ihnen  zu  uns  ein 
durch  die  Ursprünglichkeit  seiner  Anschauung  ausgezeichneter,  von 
allem  Scheine  abgezogener,  seiner  Sache  innig  ergebener  Geist.  Ja 
es  gewährt  einen  anmuthenden  Reiz,  den  vorstrebenden  Gedanken- 
gang seiuer  letzten  Schrift  nach  den  wichtigsten  Zielen  ausgreifen 
zu  sehen.  In  einer  Zeit,  die  mehr  und  mehr  in  der  Entwicklung 
und  dem  Leben  dos  Individuums  das  tiefgreifende  Walten  chemisch- 
physikalischer Vorgänge  erkennt,  ist  es  gobührend,  daran  zu  er- 
innern, dass  von  Pandrk  schon  vor  nahezu  einem  haibon  Jahrhundert 
die  mechanische  Entstehungsweise  der  individuellen  Körper- 
gcstalt  durch  Faltung,  Spaltung  und  Verwachsung  der  Keim- 
blätter nicht  blos  geahnt,  sondern  mit  aller  Bestimmtheit  angeschaut, 
mit  vollem  Bewusstsein  dargestellt  und  zur  Erklärung  der  fertigen 
Körpergestalt  verwendet  worden  ist. 

Der  Ausführung  dieses  Gedankens  ist  seine  ganze  Schrift  ge- 
widmet. Nur  einige  allgemeine  Betrachtungen  mögen  jedoch  hier 
aus  derselben  erwähnt  werden. 

„Mit  der  Bildung  der  Keimhaut  ist  zugleich  die  ganzo  Entwick- 
lung des  Hühnchens  im  Eie  begründet,  welche  von  nun  an  rastlos 
fortschreitend  nur  auf  diese  sich  bezieht;  denn  was  auch  immer 
Merkwürdiges  in  der  Folge  sich  zutragen  mag,  so  ist  es  nie  für 
etwas  Anderes  als  eine  Metamorphose  dieser  mit  unerschöpflicher 
Fülle  des  Bildungstriebes  begabten  Membran  und  ihrer  Blätter  an- 
zusehen. Von  ibr  strahlt  das  Leben  nach  allen  Richtungen  aus;  auf 
sie  zieht  es  wieder  sich  concentrirend  zurück.  Die  gesararaten  Dar- 
stellungen des  lebenden  Thiers  und  seiuer  Tbeile  aus  der  Keimhaut 
lassen  sich  alle  auf  zwei  Momente  zuriiekfübren : entweder  es  ent- 


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I 


Radius,  Bedeutung  Pisnss’*  in  der  Entwicklungsgeschichte. 


181 


wickeln  sich  aa  ihr  die  bedeutungsvollen  Keime  des  Blut-  und 
Nervensystems,  als  die  beiden  Systeme,  durch  welche  der  individuell 
werdende  Lebeosprocess  fortgeführt  werden  soll,  oder  sie  selbst 
bildet  allein  durch  den  einfachen  Mechanismus  des 
Faltens  den  Leib  und  die  Eingeweide  des  Thiers.  Ein 
zarter  Faden  setzt  sich  als  Kückenmark  an  ihr  au,  und  kaum  ist 
dieses  geschehen,  so  schlägt  sie  die  ersten  Falten,  welche  selbst  dem 
Rückenmark  den  Sitz  anweisen  mussten,  als  Hülle  über  das  kostbare 
Fädchen,  auf  diese  Weise  die  erste  Grundlage  des  Leibes  bildend. 
Hierauf  geht  sie  in  neue  Falten  über,  welche  im  Gegensätze  mit  den 
ersten,  die  Bauch-  und  Brusthöhle  mit  Inhalt  gestalten.  Und  zum 
dritten  Male  sendet  sie  Falten  aus,  um  den  aus  ihr  und  durch  sie 
gebildeten  Fötus  in  passende  Hüllen  einzuwickeln.  Daher  es  denn 
Niemand  befremden  mag,  wenn  im  Verlaufe  unserer  Erzählung  so 
viel  von  Falten  mid  Umschlagen  die  Rede  ist.“  „Beiträge“  S.  G. 

Man  wird  von  der  damaligen  Zeit  nicht  verlangen  können,  dass 
sie  alle  Einzelheiten  der  Beobachtung  bereits  hätte  macheu  oder 
überall  die  richtige  Auslegung  derselben  hätte  finden  sollen.  Werden 
ja  doch  selbst  viele  Beobachtungen  der  Jetztzeit  uud  ihre  Ausle- 
gungen wenigstens  im  Licht  der  Zukunft  gewiss  oft  nicht  als  voll- 
kommen erscheinen. 

So  beobachtet  Pandek  zwar  richtig  die  Erhebung  der  von 
Bar  später  sogenannten  Rückcnplatten  und  nennt  sie  Primitiv- 
falten,  kennt  auch  deren  Kräuselung,  fasst  aber  ihr  Verhältniss 
zur  Rttckenmarksentwicklung  noch  nicht  richtig  auf.  Selbst  die 
Entstehung  des  Herzens  u.  s.  w.  leitet  er  von  Faltenbildung  ab. 

Die  Faltungen  selbst  denkt  er  sich  hervorgegangen  aus 
Spannungen  der  Keimhaut  in  Folge  des  Wachstbums  der  letzteren. 
Denn  er  sagt  an  einer  anderen  Stelle  (Beiträge  S.  40): 

„Ehe  wir  zur  Erklärung  der  nun  folgenden  Figuren  über- 
gehen, durch  welche  wir  versucht  haben,  die  Metamorphose  der 
Keimhäute  zum  Embryo  vermittelst  fingirter  Durchschnitte  anschau- 
lich zu  machen,  müssen  wir  unsere  Leser  erinnern,  dass  sie  sich,  wo 
von  den  Faltungen  der  Häute  die  Rede  ist,  nicht  leblose  Membranen 
vorstellen,  deren  mechanisch  gebildete  Falten  nothwendig  sich  über 
die  ganze  Fläche  verbreiten,  ohne  sich  auf  einen  bestimmten  Raum 
beschränken  zu  lassen;  denn  dieses  müsste  unvermeidlich  zu  irrigen 
Ansichten  führen.  Die  die  Metamorphose  der  Häute  bedingenden 
Falten  sind  vielmehr  selbst  organischen  Ursprungs  und  bilden  sich 
an  dem  gehörigen  Orte,  sei’s  nun  durch  Vergrösserung  der 
dort  schon  vorhandenen,  oder  durch  ein  Hinzutreten 
neuer  Kügelchen,  obno  dass  dadurch  der  übrige  Thcil  der  Keim- 
häute verändert  würde.“ 

Es  braucht  kaum  bemorkt  zu  werden,  dass  unter  dem  Namen 
Kügelchen  unsere  Zullen  gemeint  sind. 

#* 


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132 


Riimra,  Bedcntnng  PasdkrV  in  der  Kntwicklongugeactiiehte. 


v.  Bär  verhielt  sich  ablehnend  gegen  die  PANUER'sche  Theorie. 
„Sie  gaben  mir  Licht“,  sagt  er  von  den  „Beiträgen“  in  der  Vorrede 
seines  Werkes  über  Entwicklung  der  Thiere,  „aber  das  Faltensystem 
wollte  mir  durchaus  nicht  Zusagen  — die  Faltungen  glaubte  ich  als 
Abschnürungen  auffassen  zu  müssen.“ 

Rathkk  und  KöLLIKER  huldigen  bekanntlich  einer  mechanischen 
Entstehungsweise  der  Hirnkrümmungen , indem  sie  dieselben  von 
dem  Ueberwiegen  des  Waehsthums  des  Medullarrohrs  gegenüber  den 
unterliegenden  Gebilden  ableiten. 

Das  mechanische  Entwicklungsprincip  ist  bekanntlich  von 
W.  His  der  neueren  Zeit  wieder  zum  Bewusstsein  gebracht  worden. 
Wiewohl  ganz  auf  PANDER’schem  Boden  stehend  und  von  dessen  An- 
schauungsweise getränkt,  gedenkt  er  derselben  in  seiner  Entwick- 
lungsgeschichte des  Hühnchens  im  Ei  nur  beiläufig  in  einer  kleinen 
kaum  2 Zeilen  umfassenden  Note.  Gleichwohl  wird  Pander,  wo 
vom  Mechanismus  der  Entwicklung  die  Rede  ist,  nur  an  hervorra- 
gender, erster  Stelle  seinen  Platz  finden  können. 

KowalkvSRY  (siehe  dessen  embryologische  Studien  an  Würmern 
und  Arthropoden)  nähert  sich  einer  mechanischen  Auffassung  der 
Entwicklung  der  Wirbellosen  insoferne,  als  er  bei  der  Ver- 
gleichung der  Entwicklung  des  Euaxcs  mit  den  Lumbricinecn 
die  Umwachsung  der  grossen  Entodermzellen  durch  das  Ectoderm 
und  die  Einstülpung  des  unteren  Blattes  nur  als  verschiedene 
Extreme,  als  Stufen  eines  und  desselben  Processes  ansieht.  Denn 
er  findet,  dass  die  Einstülpung  doch  nur  dann  möglich  sei,  wenn  die 
Zellen  der  oberen  Hälfte  sich  stark  vermehren  und  einen  grösseren 
Raum  bedecken  und  die  sich  einstülpenden  wenig  oder  garnicht  sich 
vermehren. 

Von  ScHWENßKNKR  wird  der  Versuch  gemacht,  auch  die 
Pflanzenentwicklung  in  mechanischem  Sinn  darzustellen. 

Eine  ganz  andere,  gewiss  berechtigte,  in  vieler  Hinsicht  wich- 
tigste Frage  ist  die,  welche  die  Ursachen  der  Verschiedenheiten 
und  Aehnlichkeiten  innerhalb  der  zahlreichen  Entwicklungsmecha- 
nismen erwägt,  die  in  der  grossen  Thierreihe  vorliegen.  Diese  Frage 
wird  häufig  missverstanden  und  falsche  Vorstellungen  von  derselben 
führen  bei  Lösungsversuchen,  wie  Ernst  Hackel  betont  hat  (siehe 
dessen  „Ziele  und  Wege  der  heutigen  Entwicklungsgeschichte“),  all- 
zuleicht zu  einer  Petitio  principii.  Die  Verschiedenheiten  der  ein- 
zelnen Entwicklungsraechanismen  lassen  sich  nicht  durch  die  Ver- 
schiedenheiten der  einzelnen  Entwicklungsmechanismen  erklären,  das 
dürfte  klar  sein.  Diese  Frage  gedenke  ich  in  meiner  Schrift  über 
die  erste  Entwicklung  der  Vögel  (Huhn,  Taube,  Ente),  sowie  der 
Säugethiere  (Kaninchen)  näher  zu  treten,  davon  ausgehend,  dass  ich 
•n  den  beiden  höchsten  Entwicklungsformen  eine  Gastrula  delamina- 


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Hu’o,  BluUtroiu  in  der  d.  corouaria  cordis.  133 

toria,  die  jedoch  auf  die  invaginatorische  Form  derselben  zurück- 
führbar  ist,  erkenne. 


Zur  Theorie  des  ßlutstrom«  in  der  Art.  coronaria  cordi«. 

Von  Dr.  Ferd.  kl&g,  Assistent  der  Physiologie  und  Privatdocent  zu  Budapest 

ln  dem  14.  Band  der  Sitzungsberichte  der  K.  Acadeiuie  der 
Wissenschaften  math.-naturwiss.  Classe,  Artikel  „Physiologische  Be- 
merkungen über  die  Arteria  corouaria  eordiB1'  sagt  Brücke:  „Die 
Capillareu  werden  durch  die  Contractionen  des  Herzmuskels  bis 
zum  Verschwinden  zusammeugedrückt“.  Allein  es  ist  mir  nicht  be- 
kannt, dass  diese  Behauptung  von  Brücke  oder  von  sonst  Jemandem 
auch  bewiesen  worden  wäre,  und  doch  dürfte  die  vorgelegte  Frage 
auf  diese  Weise  eudgiltig  zu  erledigen  sein.  Einer  Aufforderung 
meines  Lehrers,  Herrn  Prof.  JeNDRÜSSIK,  Folge  gebend,  machte  ich 
daher  die  nachstehenden  Versuche: 

Die  Herzen  zweier  Frösche  wurden  aus  der  Brust  gehoben, 
blieben  jedoch  in  ungestörtem  Zusammenhang  mit  ihren  Gelassen 
und  konnten  ihre  rhythmischen  Bewegungen  frei  verrichten  ; dann 
unterband  ich  das  eine  Herz  in  seiner  Systole,  das  zweite  während 
der  Diastole.  Den  zur  Unterbindung  geeignetsten  Zeitpunkt  trifft 
mau,  nach  etwas  Hebung  und  einiger  Beobachtung  der  rhythmischen 
Function  des  betreffenden  Herzens,  ganz  leicht.  Die  nachher  aus- 
geschnittenen Herzen  gab  ich  in  verdünnte  Schwefelsäure,  damit  das 
Blut  in  denselben  gerinne.  Die  Schnitte,  welche  die  noch  etwas  ge- 
trockneten Herzen  ergaben,  zeigen  unter  dem  Microscop  eine  auf- 
fallende Verschiedenheit.  Die  Musculatur  dos  in  seiner  Function 
während  der  Diastole  sistirten  Herzeus  ist  reich  an  Blut,  während 
das  zur  Zeit  der  Systole  unterbundene  Herz  blos  in  deu  äussersten 
Schichten  seiner  Wandung  Blutspuren  zeigt.  Das  Herz  presst  also 
während  seiner  Contractiou  das  in  seiner  Muskulatur  enthaltene  Blut 
hinaus  und  nimmt  dasselbe  im  erschlafften  Zustande  wieder  auf. 

Diese  Beobachtung  beweist  aber  noch  nicht,  dass  auch  da,  wo 
es  Kranzschlagadern  giebt  — bekanntlich  hat  die  Musculatur  des 
Froschherzens  keine  Gefässe,  sondern  einen  cavernösen  Muskelbuu 
— die  Captllargefässe  des  Herzens  während  der  Diastolo  und  nicht 
während  dei  Systole  mit  Blut  augefüllt  werden.  Daher  unternahm 
ich  denselben  Versuch  auch  an  Kaninchen.  Da  bei  diesem  jedoch 
mit  dem  Oeffnen  der  Brust  zugleich  auch  die  Athmung  stillsieht, 
ferner  das  entblösste  Herz  rasche  und  schwache  Schläge  zu  machen 
pflegt,  konnte  auch  der  bei  dem  Frosch  leicht  ausführbare  Versuch 
hier  nicht  so  einfach  bewerkstelligt  werden.  Um  in  der  ßlutcircula- 
tion  keine  Störung  zu  veranlassen  und  um  durch  die  fortgesetzte 
Athmung  das  Thier  am  Leben  zu  erhalten,  wurde  bei  dem  Kaninchen 


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134 


Kupvpkb,  Differcuzirung  des  rrotopUamu«  iu  den  Zellen. 


die  Luftröhre  präparirt  und  mit  der  Eröffnung  des  Bruskorbes  zu- 
gleich die  künstliche  Athinung  eingeleitet;  letztere  mit  dem  Wasser- 
trommclgebläse,  wie  es  zuerst  von  Högyes  zu  diosoin  Zweck  benutzt 
worden  ist.  Ferner  prüparirte  ich  beide  Lungentnagcnnerven,  öffnete 
den  Brustkorb  des  Thieres,  hob  das  Herz  heraus  und  führte  den 
zum  Unterbinden  bestimmten  Seideufaden  zwischen  Ventrikel  und 
Vorhöfen  um  das  Herz.  Nun  wurden  die  beiden  Vagi  auf  die  ent- 
sprechenden Eloctroden  gegeben,  um,  durch  Inductionsschläge  gereizt, 
das  Herz  in  eine  langsame  und  kräftige  Action  zu  versetzen,  bei 
welcher  dasselbe  im  gewünschten  Momente  unterbunden  werden 
könnte. 

Die  Unterbindung  gelingt  während  der  Diastole  ganz  leicht, 
schwieriger  während  der  Systole.  Dass  dieselbe  jedoch  im  ge- 
wünschten Zeitinoment  geschehen,  ersieht  man  aus  dem  Ueberfüllt- 
sein  der  nerzventrikel  mit  Blut,  bezüglich  aus  deren  Blutleere. 

Die  Blutung  ist  im  Ganzen  eine  geringe,  die  Art.  mammalia 
interna  allein  verlangt  grössere  Beachtung. 

Nach  der  Unterbindung  hielt  ich  das  ausgeschnittene  Herz  — 
wie  früher  das  Froschherz  — eine  Zeit  lang  iu  verdünnte  Schwefel- 
säure, um  so  durch  das  geronnene  Blut  in  den  Herzgefässen  eine 
natürliche  Injoction  zu  erhalten.  An  dünnen  Schnitten,  welche  von 
so  behandelten  Herzen  gewonnen  waren,  kanu  man  schon  mit  freiem 
Auge  einen  Unterschied  im  Blutgehalt  wahrnehmen.  Dio  Gel'ässe 
des  während  der  Diastole  unterbundenen  Herzens  sind  in  allen 
Schichten  der  Musculatur  blutreich,  besonders  auffallend  gross  ist 
der  Blutgehalt  in  den  Capillaren  nahe  der  Herzspitze,  während  die 
Gefässe  an  der  ilerzbasis  an  Blut  viel  ärmer  erscheinen.  Betrachten 
wir  das  zur  Zeit  der  Systole  unterbundene  Herz,  dann  finden  wir 
wohl  in  den  oberflächlich  liegenden  Gefässen  Blut,  allein  die  etwas 
tiefer  gelegenen  Gefässe  führen  schon  kaum  Spuren  desselben,  uud 
nahe  der  Herzspitze  entnommene  Schnitte  findet  man  beinahe  ganz 
blutleer. 

Nach  diesen  Versuchen  drückt  in  der  That  die  kräftige  Hcrz- 
contraction  die  Capillaren  der  Art  zusammen,  dass  das  Blut  aus  den 
eigenen  Gelassen  des  Herzens  weichen  muss,  während  es  bei  der 
Diastole  in  dieselben  frei  fliessen  kann. 


C.  Kupffer,  lieber  die  üiflerenzirung  des  Protoplasma  an  den 
Zellen  tbierischer  Gewebe,  s.  a.  m«i  is7ö.  13  st». 

K.  war  im  Stande,  durch  Injectiou  von  den  Gallcnwegcn  aus 
Präparate  aus  der  Kaninchenleber  zu  gewinnen,  die  den  Farbstoff 
innerhalb  der  Leberzellen  in  regelmässigen  kleinen  Portionen  auf- 
weisen; auch  kounte  K.  die  Wege  verfolgen,  welche  von  den  Gallen- 


irr  '* 

Ki'rrrKB,  Oiffereusirung  des  Protoplasmas  in  den  Zellen. 


135 


capiliaren  aus  io  das  Innere  der  Zellen  bineinführcn.  Entsprechende 
Resultate  gaben  auch  natürliche  Injectionen  der  Gallenwege  durch 
Farbstoffe  nach  der  Methodo  von  CHßOKSZCZGWSKY.  Ausserdem 
aber  fand  sich  auch  der  Farbstoff  selbst  innerhalb  der  Zellen 
(Leberzellen  des  Frosches)  in  feinen  netzförmigen  Zügen  oder  in  ge- 
streckten vereinzelten  Fäden.  Daraus  schliesst  K.,  dass  die  Leber- 
zellen des  Frosches  aus  2 deutlich  von  einander  unterscheidbaren 
Substanzen  bestehen,  die  eine  ist  hyalin,  überwiegt  der  Masse  nach 
und  ist  die  eigentlich  formbediogende  Grundsubstauz,  die  andere  ist 
spärlicher,  feinkörnig  fibrillär  und  in  die  ersteren  eingebettet.  Die 
hyaline  Substanz  bezeichnet  K.  mit  „Paraplasma",  für  die  andere 
behält  er  den  alten  Namen  „Protoplasma"  hei.  Die  Gesammter- 
scheinung  der  als  Protoplasma  bezeichneten  Substanz  giebt  im 
Kleinen  das  Bild  eines  Pseudopodiennetzes,  dessen  wechselnde  Ge- 
staltung wahrscheinlich  durch  Contractilität  bedingt  ist.  ln  der 
That  konnte  K.  an  frischen  Zellen  in  der  feuchten  Kammer  Bewe- 
gungen, wenn  auch  sehr  langsam,  an  den  in  das  Paraplasma  einge- 
lagerten Protoplasmafaden  beobachten.  Durch  sehr  verdünnte  Salz- 
säure, lOpctige  Kochsalzlösung,  Essigsäure  und  durch  die  gebräuch- 
lichen Tinctionsmittel  Hessen  sich  Verschiedenheiten  in  der 
chemischen  Constitution  beider  die  Leberzelle  constituirende  Sub- 
stanzen nachweisen. 

Auch  die  Odontohlasten  zeigen  ganz  Aehuliches,  nämlich  eine 
Einlagerung  feinkörnig  fibrillärer  Substanz  in  eine  hyaline  Grund- 
masse.  Die  hyaline  Grundsubstanz  überwiegt  beträchtlich  am  peri- 
pheren Eude  und  nimmt  da  eine  Zone  von  wechselnder  Breite  ein, 
ohne  sich  scharf  gegen  den  centralen  Theil  der  Zelle  abzugrenzen. 
Die  feinkörnig  fibrilläre  Substanz  umgiebt  den  Kern,  hat  dann  vor 
dem  Kern,  d.  h.  peripherisch  von  demselben,  ihre  stärkste  Ansamm- 
lung und  strahlt  von  dort  in  Fäden  und  Netzen  von  sehr  wechseln- 
der Entwickelung  aus.  Gegen  das  mehr  hyaline  periphere  Ende 
werdon  die  Fäden  gestreckter,  parallel  und  können  diesem  Theile 
ein  gestricheltes  Aussehen  verleihen.  Gegen  das  Dentin  schliessen 
die  Zeilen  mit  einem  meist  deutlich  sichtbaren,  wenn  auch  schmalen 
Cuticularsaum  ab,  den  die  Dentinfortsätze  der  Zellen,  die  Zahnfasern, 
durchsetzen.  Die  hyaline  Zone  gehört  also  unbedingt  noch  zur  Zelle. 
Der  körnig  fibrilläre  Theil  der  Zellen  erscheint  sehr  wechselnd  in 
seiner  Gestaltung,  bald  stark  contrahirt,  so  dass  der  byaline  Theil 
breit  ist  und  nur  wenige,  schwer  zu  entdeckende  feine  Fädchen  führt, 
bald  in  deutlichen  Zügen  der  Fäden,  bis  an  die  Cuticula  sich  vor- 
streckend. K.  zweifelt  nicht  daran,  dass  solche  Fädchen  auch  in  die 
Zabufasern  eindringen,  die  aber  überwiegend  aus  der  hyalinen  Sub- 
stanz bestehen.  Den  von  Hkidicnhain  an  den  Epithelien  der  ge- 
wundenen Harncanälchen  nachgewiesenen  Aufbau  aus  Stäbchen 
fasst  K.  dahin  auf,  dass  die  in  Rede  stehenden  Zellen  aus  2 Sub- 


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136 


Ukichaht,  Ganglion  ophtlialniicum. 


stanzen  besteheu,  einer  centralen  protoplasinatischcu,  in  engster  Be- 
ziehung zum  Kern  stehenden,  fein  granulirten,  und  einer  äusseren 
mehr  hyalinen.  Ersterc  sendet  zahlreiche,  unter  sich  und  der  Axe 
der  Zelle  parallele  Fortsätze  gegen  beide  Enden,  namentlich  aber 
gegen  das  äussere  (centrale,  der  Propria  der  llarncanäle  aufsitzende) 
Ende  aus,  die  die  hyaline  Substanz  durchsetzen  und  so  eine  Spalt- 
barkeit dieser  Substanz  in  longitudinale,  Stäbchen  ähnliche,  Stücke 
prädisponiren.  Je  nachdem  dieses  Verhältnis  mehr  oder  weniger 
ausgeprägt  ist,  d.  b.  je  nachdem  die  hyaline  Substanz  reichlicher 
oder  spärlicher  ist  und  die  sie  durchsetzenden  Protoplasmafortsätze 
mehr  oder  weniger  entwickelt  sind,  wird  die  Stäbchenstruetur 
scluirfer  hervortreten  oder  zurückstehen.  Eine  ganz  ähnliche  Structur 
fand  B.  an  den  Zellen  der  MALPlOUt’schen  Gefässe  vieler  Insecten. 

Löwe. 


M.  Reichart , Beitrug  zur  Anatomie  des  Ganglion  ophthal- 
mienm.  München  1875. 

Unter  Bischoff’s  uud  Rüdinoeu’s  Leitung  untersuchte  R.  das 
Ganglion  ophthalmicum;  nach  einem  historischen  Ucbei  blick  und 
einer  Beschreibung  der  Untersuchungsmethode,  wobei  das  Hauptge- 
wicht darauf  gelegt  wird,  dass  man  an  Objecten,  welche  längere  Zeit 
in  Weingeist  aufbewahrt  wurden,  die  Untersuchung  mittels  optischer 
Hilfsmittel  austührt,  wird  die  etwas  verschiedene  Gestalt  uud  Grösse 
des  Ganglions  hervorgehoben;  von  der  Beschreibung  der  Wurzeln 
ist  zu  erwähnen,  dass  das  Vorkommen  einer  langen  Wurzel  als 
Ausnahme  zu  betrachten  ist,  dass  dagegen  mehrere  sensible  Wurzeln 
Vorkommen;  cs  existirt  meist  nicht  eine  einzige  vasomotorische 
Wurzel,  Bondorn  zunächst  gehen  eine  ganz  geringe  Anzahl  feiner 
Fädchen  vom  carotischen  Geflechte  zwischen  N.  oculomotor.  und  den 
langen  Wurzeln  des  Ganglions  zur  hinteren  Kante  desselben,  die 
grössere  Zahl  von  sympathischen  Fasern  erhält  aber  das  Ganglion 
mit  der  Bahn  dos  Oculomotorius,  ferner  sind  eine  weitere  Quelle  die 
langen  Wurzeln  des  Ganglions.  Ausserdem  giebt  es  feine  sympa- 
thische Ncrvenfäden,  weiche,  ohne  mit  dein  Ganglion  in  Verbindung 
zu  treten,  über  dasselbe  hinwegziehen  und  zu  den  Uiliaruerven  ge- 
langen. An  den  letzteren  sind  hie  und  da  in  der  Nähe  des  Ganglions 
Ganglieuzellen-Anhäufungen  zu  seheu.  ln  allen  beobachteten  Fällen 
(30)  war  eine  Anastomosis  regressiva  vorhanden,  constant  gingen 
vom  Ganglion  2 — 3 Nervenfasern  ab,  welche  sich  um  eine  in  der 
Nähe  gelogene  Art.  ciliar,  postic.  horurnschlangen  und  zum  Gentrum 
zurückkehrend  sich  in  einem  der  dickeren  Ciliarnerven  oder  im 
Ganglion  selbst  verloren.  Nervenfasern,  welche,  ohne  sich  mit 
Ganglienzellen  zu  verbinden,  das  Ganglion  durchsetzten,  wurden 
nicht  beobachtet.  Michel  (Erlangen) 


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Pri-i  OKB;  v,  Platkm,  Hindus»  de«  Auge»  auf  deu  Stoffwechsel.  137 


0.  t.  Platen,  Ueber  den  Einfluss  des  Auges  auf  den  thierlschen 
Stoffwechsel.  Pflüorh'»  Areh.  xi.  272-891.  Einleitung  zu  dieser 
Abhandlung  von  E.  Pflüger.  Ebenda».  203-272. 

FflÜQER  ist  der  Ansicht,  dass  der  Erregungszustand  des  Ge- 
hirns, den  wir  „Wachsein“  nennen,  wenigstens  zum  Thoil  durch 
Summation  der  Sinnenreize  unterhalten  wird,  dass  ferner  der  wache 
Zustand  des  Gehirns  eine  continuirliche  Heizung  fast  aller  centri- 
fugaler  Nerven , also  eine  Steigerung  des  Stoffwechsels  bedingt. 
Eine  Reihe  von  Thatsachcn  lassen  sich  zur  Stütze  dieser  Anschauung 
aufiibren : das  schnelle  Ansteigen  der  Temperatur  des  Winter- 

scbläfers,  wenn  er  durch  starke  Reize  geweckt  wird,  die  Abnahme 
der  COt-Production  im  Schlaf,  die  Abnahme  derselben  bei  Einwir- 
kung von  Curare,  endlich  die  Anhäufung  von  Arbeitskraft  während 
des  Schlafes,  die  durch  einfache  Ruhe  nicht  so  schnell  erreicht 
werden  kann.  Von  diesem  Gesichtspunkt  aus  erscheint  es  möglich, 
durch  Abhaltung  jeder  Reizung  der  Retina  durch  das  Licht  allein 
schon  eine  merkliche  Abnahme  der  (JOa-Produotion  zu  urzielen.  Die 
in  dieser  Richtung  vorliegenden  Versuche  von  M0LK.8CHOTT  sind, 
wie  Vf.  nachweist,  nicht  beweisend,  weil  die  vorausgesetzte  Un- 
empfindlichkeit der  Retiua  nicht  erreicht  war;  ebensowenig  ent- 
scheidend eiu  Versuch  von  POTT.  Vf.  veraulasste  daher  v.  Platen, 
Versuche  über  diese  Frage  anzustcllen.  Dieselben  wurden  an  tra- 
cheotomirteu  Kaninchen  mit  Hülfe  des  RüiiidQ-ZUNTz’scheu  Respira- 
tionsapparates (Cbl.  187 1,354)  ausgeführt.  Die  Kaninchen  athmen  dabei 
reinenSauerstoff,  dessen  Verbrauch  direct  abgeleseu  wird;  die  CO* 
wird  durch  Kalilauge  absorbirt  uud  aus  dieser  durch  Auspumpen  nach 
Ausäuern  mit  Schwefelsäure  oder  Pliosphorsätire  gewonnen  und  ge- 
messen. Um  das  Licht  von  den  Augen  abzuhalten,  wurden  Holz- 
ringe  vor  die  Augen  geklebt,  in  welche  Gläser  eingesetzt  waren ; 
durch  Aufschrauben  eines  Deckels  auf  die  Fassung  konnte  das 
Licht  abgeschlossen  werden.  Jede  Periode  „Hell  oder  Dunkel“ 
dauerte  etwa  20 — 30  Minuten;  die  Perioden  wechselten  mehrmals 
ab  und  es  wurde  bald  mit  der  einen,  bald  mit  der  anderen  be- 
gonnen. Abgesehen  von  einigen  Abweichungen  war  die  Sauerstoff- 
auioahmc  und  Kohlensäureabgabe  in  der  Thal  im  Hellen  grösser 
wie  im  Dunkuln. 

Von  8 Tbicreu  wurde  in  1 Minute  im  Mittel: 

im  Dunkeln  im  Hellen 

Sauerstoff  aufgenommen:  120,465  ccm.  140,665  = 100  : 116, 

Kohlensäure  abgegeben:  85,635  97,96  *=  100  : 114. 

E.  Salkowflki. 


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138 


Goi.gi,  anatomischer  Befund  bei  Chorea. 


C.  Golgi,  Nulle  alterazioni  degli  orgaui  eentrali  liervosi  in  an 

caso  di  corea  geaticolatoria  associata  ad  alieuazione  mentale. 

Rivist»  Oliuic»  1874. 

ln  der  Einleitung  macht  G.  auf  die  verschiedenen  Thatsacben 
aufmerksam,  welche  auf  einen  centralen  Ursprung  der  Chorea  hiuzu- 
weisen  scheinen:  1)  Heredität  der  Chorea.  2)  Hereditäres  Verhält- 

niss  der  Chorea  zu  anderen  Erkrankungen  der  Centralorgane. 
3)  Entstehung  der  Chorea  durch  psychische  Ursachen.  Neben  diesen 
3 Thatsachen  verdienen  diejenigen  Fälle  von  Chorea  besondere 
Beachtung,  in  denen  sich  psychische  zu  den  Motilitätsstörungen  hin- 
zugesellen.  In  der  That  ergiebt  eine  Uebersicht  der  Literatur,  dass 
die  überwiegende  Mehrzahl  der  Pathologen  der  Chorea  einen  cen- 
tralen Ursprung  zuschrcibt.  Auch  waren  in  der  Mehrzahl  der  zur 
Scction  gekommenen  Fälle  Veränderungen  der  Centralorgane  nach- 
zuweisen, allerdings  so  verschiedenartiger  Natur,  dass  bisher  ein  be- 
stimmtes Abhängigkeitsvcrhältniss  zwischen  der  Chorea  und  irgend 
einem  bestimmten  anatomischen  Nervencentrum  nicht  nachzu- 
weisen war. 

Der  von  G.  mitgetheilte  Fall  bezieht  sich  auf  einen  von  einer 
hysterischen  Mutter  geborenen  Mann,  der  im  Alter  von  42  Jahren 
an  Lungenentzündung  verstarb.  In  der  Jugend  hatten  die  üblichen 
Excesse  in  Bacho  et  Venerc  stattgefunden.  Im  Alter  von  32  Jahren 
trat  die  Chorea  auf,  bei  ihrem  ßeginu  von  einem  Zustand  mania- 
kalischer  Aufregung  begleitet.  In  den  ersten  2 — 3 Jahren  kommen 
noch  Perioden  völliger  Remission  sowohl  der  motorischen  wie  der 
psychischen  Symptome  vor.  Später  blieben  diese  Remissionen  aus 
und  die  Motilitätsstörungen  wurden  chronisch;  ebenso  entwickelte 
sich  ein  chronischer  Zustand  von  Geistesschwäche,  Unfähigkeit  eine 
geregelte  Unterhaltung  zu  führen,  Schwierigkeit  in  der  Articulation 
der  Worte  u.  s.  w.  Ein  Jahr  vor  seinem  Tode  stellten  sich  furi- 
bunde  Delirien  ein,  Verfolgungswahn,  Nahrungsverweigerung,  Ge- 
hässigkeit u.  s.  w.  Im  Alter  von  42  Jahren  erlag  Pat.  einer  acuteu 
Pneumonie. 

Die  Autopsie  ergab:  Eine  dicke  Pseudomembran  überzieht 
die  ganze  rechte  Hemisphäre.  Die  Pia  matcr  ist  im  Allgemeinen 
stark  verdickt.  Die  Stirn-  und  Schläfenwiudungen  zeigen  einen 
mittleren  Grad  vou  Atrophie:  ihre  Ganglienzellen  sind  sklerotisch, 

atrophisch  oder  fettig-pigmeutirt  entartet.  Die  Ganglienzellen  der 
Corpora  ebenso  wie  die  grossen  PuüKiKJE'schen  Ganglienzellen  des 
Cerebelluui  sind  kalkig  degenerirt.  Diu  Hinterstränge  und  Seiten- 
stränge des  Rückenmarks  zeigen  eine  secundäre  absteigende  Sklerose. 

In  den  epikritischen  Bemerkungen  macht  G.  auf  die  hohe 
Aehulichkeit  aufmerksam , welche  der  anatomische  Befund  dieses 
Falles  mit  der  pathologischen  Anatomie  der  Dementia  paralytica 
zeigte  (vergl.  z.  B.  Lubimoff,  Cbl.  1873,  No.  45).  Auch  in  diesem 


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Ruhm;  Pibi.ii,  Leberatropliio.  Hoi'rcbkbt,  Geleokleideu  bei  Tabes.  139 

Falle  war,  wie  in  der  Dementia  paralytica,  in  der  Hirnrinde  das 
iuterstitielle  Bindegewebe  vermehrt,  während  die  Ganglienzellen  de- 
gmerirt  waren.  — Besonders  merkwürdig  ist  die  kalkige  Entartung 
der  PuuKlNJE’schen  Zellen:  eine  solche  wurde  bisher  allein  von 

Roth  in  einem  Erweichungsheerde  beschrieben.  In  dem  Falle  von 
G.  war  die  kalkige  Entartung  nicht  wie  sic  gewöhnlich  gefunden 
wird,  auf  einen  Heerd  beschränkt,  sondern  hatte  einen  durchaus 
diffusen  Character,  indem  sie  hier  und  da  einzelne  Zellen  oder  auch 
gar  nur  einzelne  Zellenfortsätze  ergriffen  hatte.  Holl  (Rom). 


H.  Kehn,  Acute  Leberatrophie  bei  einem  Kinde  von  2'/«  Jahren. 
Perls,  Section  und  histologischer  Nachtrag.  Berliner  klinische 

Wocbenschr.  1875.  No.  48. 

Ans  diesem  im  Leben  nur  kurze  Zeit  beobachteten  Falle  ist 
hervorzubeben,  dass  im  Urin  Harnstoff  in  anscheinend  normaler 
Menge,  ferner  Gallenfarbstoff,  aber  weder  Eiweiss,  noch  Leucin 
oder  Tyrosin  oder  Gallensäuren  nachweisbar  waren.  Aus  dem 
Sectionsbefuud  ist  bemerkenswert!!,  dass  die  Milz  nicht  vergrössert 
war  und  die  Leber,  deren  Gewicht  231  gm.  betrug,  Zonen  der 
gelben  und  rothen  Atrophie  in  allmählichem  Uebergang  zu  einander 
zeigte.  Die  microscopischc  Untersuchung  ergab  in  beiden  Zonen 
uoch  erkennbare  aber  ausserordentlich  kleine  Leberzellen,  welche  in 
der  rotheu,  von  fettigem  Detritus  freien  Zone  deutlicher  hervortraten 
und  zahlreiche  den  Gallencapillaren  ähnliche  Schlauche  bildeten 
(vgl.  Cbl.  1873,  184  etc.).  Für  Wucherung  und  Neubildung  sprcchendo 
Bilder  fand  F.  nirgends,  auch  interstitielle  Wuchorungsprocesse  waren 
nicht  vorhanden.  Dass  es  sich  nur  um  Degeneration  und  nicht  um 
Fettinfiltration  handle,  beweist  auch  der  von  P.  bestimmte  Fettgehalt 
(vergl.  Cbl.  1873,  No.  51).  100  Theile  der  frischen  Lebersubstanz 

gabeu  nämlich  7,6  Fett  (Aethorextract)  und  nur  15,5  fettfreie  feste  Stoffe, 
während  eine  starke  Fettleber  eines  K jährigen  Kindes  19,5  pCt.  Fett 
und  18,4  fettfreie  feste  Stoffe  und  2 normale  fettarme  Lebern  Er- 
wachsener bezw.  2 UDd  3,4  Fett  und  20,7  und  19,5  fettfreie  feste 
Stoffe  ergaben.  Es  war  sonach  in  jenem  Fall  eine  Zunahme  des 
Fettes  nur  auf  Kosten  der  festen  Stoffe,  nicht  wie  bei  Fettinültratiou 
auch  auf  Kosten  des  Wassers  erfolgt.  Seuator. 


Koamret,  Arthropathie  dan«  nn  ca»  d’ataxie  locomotrice. 

Progrks  rntld.  1875  No.  41. 

Bei  einer  46jährigen,  au  Tabes  dorsalis  leidenden  Frau,  beider 
die  Section  auch  in  der  Tbat  eine  graue  Dcgeneratiou  der  Hinter- 
stränge  und  Atrophie  der  hintereu  Nervenwurzelu  nachwies,  batte 
Bich  ziemlich  plötzlich  eine  in  wenigen  Stunden  ihre  grösste  Höbe 


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140  Sai.omosv,  Heilung  einer  schweren  Lähmung  durch  da»  (Jlülieiaen. 

erreichende  Anschwellung  der  linken  Hinterbacke  und  des  ganzen 
linken  Oberschenkels  eingestellt.  Letzterer  erschien  etwas  verkürzt 
und  nach  aussen  rotirt.  Das  linke  Knie  zeigte  sich  erst  3 Tage  vor 
dem  Tode  angeschwollen.  Die  Kranke  starb  unter  hohem  Fieber: 
noch  vor  dem  Tode  hatte  man  von  der  Vagina  aus  und  von  aussen 
'her  eine  Anschwellung  in  der  linken  Fossa  iliaca  und  die  Anwesen- 
heit von  Eiter  in  der  linken  Psoasscheide  uachweisen  können.  Im 
linkou  Hüftgelenk  fand  man  reichlich  Eiter  ergossen.  Die  Kapsel 
fand  mau  nach  hinten  und  nach  vorn  durchbohrt,  Eiter  war  zwischen 
die  Muskelbündel  der  Min.  glutaei,  in  die  Scheide  des  Psoas  und 
zwischen  die  Bündel  des  M.  iliacus  im  Becken  intiltrirt.  Hinten  und 
aussen  am  Bande  der  (Javitas  condyloidea  fanden  sich  Kalkconcretioueu 
an  und  in  der  Kapsel  selbst.  Der  Pfaunenrand  war  an  mehreren 
Stellen  erodirt.  Der  Kopf  und  zwei  Drittel  des  Halses  des  Femur 
waren  verschwunden,  das  Femur  war  auf  das  Hüftbein  nach  hiuten 
hin  luxirt.  Das  Kniegelenk  war  voll  Eiter,  die  Knorpel,  speciell  der 
Patella,  stellenweise  erodirt;  das  rechte  Hüftgelenk  war  gesund, 
ebenso  der  linke  Nv.  ischiadicus. 

Ueber  diesen  Fall  erhob  sich  in  der  anatomischen  Qesellschaft 
zu  Paris  eine  sehr  lebhafte  Discussion.  Vf.  und  Charcot,  welche 
zugeben,  dass  das  Vorhandensein  von  Eiter  in  den  atficirten  Gelen- 
ken zu  den  Seltenheiten  bei  der  im  Verlaufe  der  Tabes  vorkommen- 
den Arthropathie  gehört,  rechnen  den  besprochenen  Fall  trotzdem 
hierher.  (Cbl.  1873.  720.  1874.  528.)  Bernhardt 


Salomo»,  Schnelle  Heilung  einer  schweren  acuten  Rücken- 
marksatt’ection  unter  Anwendung  des  (Hüheisens.  Corresp.-Bl. 
der  Hretl.  Vereine  in  Rheinland  etc.  1876.  No.  16. 

Innerhalb  weniger  Tage  war  bei  einem  bis  dahin  'gesunden 
24jährigen  Mädchen  eine  allmählich  von  unten  nach  oben  fortschrei- 
tende Lähmung  der  Extremitäten  und  des  Kumpfes  cingetreten. 
Trotz  der  Theilnahme  der  Nac.kenmuskeln  an  der  Lähmung  blieb 
das  Zwerchfell  und  die  respiratorische  Brustmusculatur  unversehrt. 
Neben  der  Lähmung  war  zugleich  eiue  weitverbreitete.  Anästhesie 
aufgetreten,  die  sich  über  Extremitäten,  Rumpf,  Hals  und  Nacken 
erstreckte,  auch  die  Zunge  sogar  betheiligte  und  vom  Gesicht  nur 
die  Stirn  und  die  behaarte  Kopfhaut  frei  liess.  Nur  tiefer  Druck 
auf  die  Wirbelsäule  war  empfindlich,  nicht  aber  die  Application  des 
Ulülicisena,  welches  zu  beiden  Seiten  der  ganzen  Rückenwirbelsäuie 
angewandt  wurde.  Schon  nach  2 Stunden  war  der  Zustand  erheb- 
lich verändert  uud  schon  nach  2 Tagen  war  die  Sensibilität  normal, 
nur  an  den  Unterextremitäten  hatte  sich  eine  gewisse  Hyperästhesie 
eingestellt.  Die  Bewegungen  waren  alle  zwar  schwach,  aber  frei. 
— Nach  etwa  14  Tagen  war  die  Heilung  vollkommen:  die  Blasen- 


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Ahi.fei.d.  Ahrdt.  Engel.  Stützer. 


141 


and  Mastdarmfunctionen  waren  stets  nur  in  ganz  geringer  Weise 
gestört  gewesen. 

Vf.  rechnet  diesen  Fall  zu  den  sogenannten  „acuten  aufstei- 
genden Paralysen“;  abweichend  von  dem  gewöhnlichen  Verhalten 
war  die  tiefe  in  diesem  Fall  beobachtete  Anästhesie  und  das  Frei- 
bleiben der  Rcspirationsmusculatur,  so  dass  der  Verdacht  auf  eine 
hysterische  Form  der  Paralyse  wohl  aultauchen  konnte.  Die  rasche 
Besserung  nach  Application  des  Glüheisens  findet  übrigens  ihr  Ana- 
logon in  der  Heilung  des  Collegen  Lbvy,  der  an  derselben  Krank- 
heit leidend,  durch  dasselbe  Mittel,  wie  er  selbst  ruittheilt,  geheilt 
wurde  (Cbl.  1874,  171).  Interessant  war  im  vorliegenden  Fall  noch 
die  Lähmung  der  vasomotorischen  Fasern  des  Halssympathicus,  bei 
Freibleiben  der  oculo-pupillären  Fasern,  was  im  Original  genauer 
nschz  u lesen.  Bernhardt. 


Ahlfeld,  lieber  die  Persistenz  des  Dotterganges  in  der  Nabel- 
schnur reifer  Früchte.  Arcb.  f.  Gyniicol.  1875.  s.  584. 

Der  Dotterstrang  findet  sich  nahezu  in  jeder  Nabelschnur,  meistens  ist  er  auf 
g-fürbten  Querschnitten  mit  blossem  Auge  bemerkbar;  er  hisst  sich  durch  die 
gtuze  Nabelschnur  verfolgen,  eutweder  vollständig  obliterirt  oder  als  eiu  Hoblgang. 
Er  liegt  stets  gleich  weit  von  beiden  Arterien  nach  dem  Centrum  der  8chnnr  zu. 
ln  der  sich  au  den  Vortrag  reihenden  Discussion  erklären  Zini  und  Rüok  die  (Je- 
bilde, die  A.  für  den  Dottergang  hält*  hir  die  obliterirto  Allantois.  Löwe. 

B.  Arndt,  Was  sind  die  Pacini’schen  Körperchen?  Virc».  Arch. 
LXV.  8.  120. 

A.  beschreibt  an  den  Arterien  des  Mesocolons  von  Katzenembryonen  kleine 
Aontfilpnngen  der  Adventitia  als  erste  Aulage  Dacini 'scher  Körperchen.  In 
manche  Ausstülpung  tritt  auch  ein  Divertikel  des  Gefässes  selbst  hinein.  Indem 
diene  bereits  mit  Nerven  versehenen  An« wüchse  lang  gestielt  werden,  entfernen  sie 
sich  von  den  (Jefässen,  von  denen  sie  sich  schliesslich  abschnfireu.  Sie  nmgeben 
sieb  mit  den  bekannten  Hüllen  und  stellen  dann  ein  fertiges  Körpereben  dar.  Dar- 
nach ist  also  ein  PACXNi’sches  Körpereben  durch  eine  Umbildung  eines  Gefäss- 
nerreuendes  entstanden.  Löwe. 


R.  Engel,  Nur  les  caractfcres  du  glycocolle.  Compt.rend.LXXx. 

8.  1168. 

Nach  E.  färbt  sich  eine  Lösung  von  Glycocoll  durch  Eiscnchlorid  intensiv 
roth.  Die  Färbung  verschwindet  beim  Zusatz  von  Sänren.  Setzt  man  zur  Lösung 
einen  Tropfen  Phenol  and  alsduuu  nntcrchlorigsanrcs  Natron,  so  wird  die  Flüssig- 
keit blau.  B.  Saikowaki. 

A.  Stutzer,  Die  Rohfaser  der  Gramineen.  Di*n.  Göttin*«»  1876. 

M.  ibsn kr  und  Shkpakd  haben  nachgewiestin,  dass  na<*h  Fütterung  mit  sogen. 
Rohfaaer  (durch  Auskocheu  von  Gras  mit  verschiedenen  Lösungsmitteln  erhalten)« 
die  aus  Cellalose  und  incraetirender  Substanz  besteht,  reichlich  llippursäurö  im  Harn 
auftritt  Die  Hippursäurebildnng  hängt  von  der  incriistirendeu  Substanz  ab,  da  sie 
oacb  Fütterung  mit  Cellulose  nicht  ein  tritt.  Vf.  versuchte  durch  Eiu  Wirkung  vou 


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142 


Osi.rb  Jacob«  om  Dithantk. 


Oxydationsmitteln  nnd  verdünnter  8chwefel*änre  Rnbstanien  aus  der  Oruppe  der 
aromatischen  Substanzen  au»  Kolifaser  darzustellen,  jedoch  durchaus  vergeblich,  so 
dass  eine  Erklärung  für  die  Hippursänrebildung  dadurch  nicht  gewonnen  ist 

E.  Nalkowski. 

W.  Osler,  An  acconnt  of  certain  orsjanisms  ocenrring  in  tlie 

liquor  saiucuillis.  Proceed.  of  the  Royal  Soc.  1874.  XXII.  8.  391. 

Di«  vou  M.  Schultzk  entdeckten  KÖrncbenbildnngen  im  Blute  (Vgl.  Cbl 
1873,  577)  bilden  »ich  ausser  heim  Menschen  auch  noch  bei  Katzen,  Kaninchen, 
Hunden,  Meerschweinchen,  Kotten  und  Hühnorembryoneu.  Besonders  reichlich  und 
gross  bilden  sie  sich  im  Blute  neugeborener  Ratteu.  — Wasser  macht  die  ciuzelue» 
sie  zusammensetzenden  Elementarkörnchen  mächtig  aufquollen;  verdünnte  Essig- 
säure macht  sie  deutlicher,  während  vei  dünnte  Alkalien  sie  schnell  auf  lösen. 

Wird  ein  derartige  Kiirnchenbildungen  enthaltendes  Bluttröpfchen  mit  Serum 
oder  CINa  von  % pCt.  verdünnt  (im  unverdünnten  Hinte  gelingt  das  Experiment 
nicht!)  und  bei  37  Centigraden  erhalten,  so  strecken  sich  alsbald  aus  der  Ober- 
fluche  der  Körnchenbildnug  ganz  kleine  Fäserchen,  welche  bald  darauf  ein«  heftige 
vibrirende  Bewegung  annchmeu  und  sich  endlich  von  der  Masso  abtreimen  und  frei 
in  der  Flüssigkeit  bewegen.  Diese  ausserordentlich  kleinen  Fäserchen  gleichen 
bald  Zoospermieen,  bald  Stäbchen,  bald  dünnen  Ruthen;  auch  kommen  Pormeu  mit 
3 oder  mehr  Schwänzen  vor. 

Eine  Beziehung  dieser  Bildungen  zu  Bacterien  nachzuwoisen  ist  O.  nicht  ge- 
lungen. Boll  (Rom). 

M.  Jacobson,  lieber  das  Vorkommen  von  Riesenwellen,  in  gut 
granulirenden  Wunden  der  Weichtheile  beim  Menschen.  Visen. 

Arcb.  LXV.  8.  120. 

Die  Rieseuzellen  butten  niemals  randständige,  sondern  immer  durch  die  ganze 
Zellsnbstanz  zerstreute  Kerne.  Ausser  Rieseuzellen  fanden  sich  auch  zwischen  den 
Granulationssellen  grössere,  den  epitheloiden  oder  endotholoideii  Zellen  der  Autoren 
gleichende  Zellen.  Orth. 

Durante,  Htndi  gperimentali  sulla  inflammazioue  dolle  pareti 
vasali  o rapporti  tra  iulianunazionc  doll’  intinia  c la  coagu- 
lawione  del  sangue.  187&.  8.  a 3t  sto. 

Vf.  ist  durch  experimentelle  Untersuchungen  über  acute  Entzündungen  der 
Gefässwände  zu  dem  Resultat  gelangt,  dass  die  Anfänge  einer  solchen  nicht  von 
den  innersten  Schichten  der  Media,  sondern  von  der  Intima  ausgeben.  Letztere 
wird  ernährt  nicht  durch  directe  Diffusion  von  dem  innerhalb  des  Gefäasus  krei- 
senden Blute,  sondern  von  den  die  Adventitia  und  Media  versorgenden  Vasa  va- 
sorum.  Auf  künstliche  Heize  einer  Arterie  z.  B.  durch  glühende  Nadeln  antwortet 
die  Intima  mit  einer  Proliferation  ihrer  Eudotheliou,  und  diese  ist  es,  welche  erst 
secundttr  eine  Gerinnung  des  Blutes,  eine  Thrombose  ermöglicht  Die  Gerinnung 
des  Blutes  innerhalb  der  Gefäss wände  hängt  nach  D.  nicht  von  der  Integrität 
der  letzteren  als  solcher,  nicht  vou  Circnlationshindernissen  wie  bei  Aneurysma 
ab,  sondern  von  einer  entzündlichen  Wucherung  der  Endothelien  der  Intima. 
So  erklärt  es  sich  seiner  Ansicht  nach,  dass  Ranhigkeiteu,  Kalkplatten,  sogar 
atheromatöse  Geschwüre  der  Aorta  nicht  zu  Coagulationeu  des  Blutes  Anlass 
geben,  und  dass  die  Unterbindungen  sclerosirter  Arterien  nicht  zu  der  gewünschten 
Thrombusbildung  führen,  da  an  den  genannten  Stellen  das  Endothel  zn  Grunde  ge- 
gangen ist.  Der  Wucherung  der  Endothelien  schreibt  er  die  Bildung  fibrino* 
plastischer  Substanz  zu,  und  erst  auf  dem  Umwege  der  Intimareizung  ist  ein  in 


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Bku..  Oai.lan.  Lro.  Laruiti.r^nr.  Sohbch. 


143 


die  GetAssbahn  eingeführter  Fremdkörper  im  Stande  Thrombnsbildung  hervorzn- 
rufeo.  Grawltz. 

J.  Bell,  Synie's  Operation  modiltcd  and  improved  by  saving 
the  periosteum  of  the  ns  cnlcis.  Brit.  med.  Jour«.  i«76.  No.  770. 

Die  Vortheile  der  PiROGOPR’scben  Operation  ohne  die  (lefahr  der  Wiederkehr 
der  Krankheit  bietet  eine  Modification  der  Amputation  nach  Svmk  mit  Abstreifung 
d«  Perioste*  vom  Calcaneu*  im  Bereich  des  Hackenlappens.  10  so  operirte  Falle 
gaben  vorzügliche  Stümpfe,  trotzdem  dass  in  dem  einen  Falle  eine  Nachblutung 
wn  5.  Tage  die  erste  Vereinigung  gestört  hatte.  E.  Küster. 

A.  t'allan,  Examination  of  coloured  school  cliildren’s  eyes. 

Amer.  Jouru.  of  med.  sc.  CXXXVIIl.  Ü.  331. 

Die  Untersucbong  der  Augen  von  457  Negerkuabeu  und  Mädchen  in  2 Schalen 
ergab  431  Eminetropen  und  Hypermetropen  (94  pCt.),  nur  12  Myopen  (2,6  pCt.) 
und  14  Amblyopen  (3  pCt.).  Die  Amblyopie  war  tbeila  von  Astigmatismus,  theils 
too  Hornhaut  decken  abhängig.  Von  den  erwähnten  431  zeigten  67  pCt.  facultative 
Hvpermetropie  und  73  pCt.  normale  Sehschärfe.  Nach  der  ophtbalmoscopischon 
Prüfung  gestaltete  sich  die  Refraction  hei  983  anwesenden  Emmetropeu  in  der 
Weise,  dass  90,6  pCt.  sich  als  Hypermotropeu  und  9,4  pCt.  als  Emmetropen  er- 
wiesen. Michel  (Erlangen). 

Leo,  Beitrag  zur  Kenntnis»  der  Wirkung  des  Propylamins 
gegen  acuten  Gelenkrheumatismus,  Heriiu.  kii».  WuchenM-.hr.  is75. 
So.  42. 

Auch  L.  sah  von  PropylHroiu  in  einer  grossen  Reihe  von  rheumatischer 
Polv Arthritis  günstige  Erfolge  und  schiebt  die  entgegonstehenden  Beobachtungen 
Anderer  auf  die  Ungleichartigkeit  und  Unbeständigkeit  des  Präparats.  Senator. 

A.  LaboulbtMie,  Du  brnit  de  flnetnation  hydroaerique  it  timbre 
nu'tallique  per^n  dans  les  tnmeurs  abdominales.  Arch.  g<Su<Sr. 

1875.  8.  267. 

L.  vertritt  die  Ansicht,  dass  sich  in  abgeschlossenen  Eiterhöhlen,  welche 
nicht  mit  der  Luft  commnuicireu,  spontan  Qas  entwickeln  könne.  So  beobachtete 
er  eine  50jährige  Frau  mit  einem  abgekapselten  eitrigen  Exsudat  der  Bauchhöhle, 
bei  welcher  man  nach  einiger  Zeit  die  Entwicklung  von  Gas  innerhalb  des  Eiter - 
heerdos  nachweisen  konnte.  Eine  andere  Kranke  litt  an  einer  Ovariencyste,  welche 
10  Mal  punctirt  war.  Geraume  Zeit  nach  der  lotsten  Punction  kam  es  zur 
Gasentwicklung  innerhalb  der  Cyste,  deren  Inhalt  su  gleicher  Zeit  eine  eitrige  Be- 
schaffenheit angenommen  hatte. 

ln  beiden  Fällen  konnto  man  die  Gasentwicklung  physikalisch  nachweisen. 
Bei  energischen  Erschütterungen  mit  den  Häudcn  vernahm  man  ein  der  snccussio 
Hippocratu  gleichendes  plätscherndes  Geräusch,  welches,  wenn  man  das  Ohr  ein 
wenig  dem  Bauche  näherte,  einen  exquisit  metallischen  Beiklang  hatte,  wie  wenn 
man  eine  zur  Hälfte  gefüllte  Karaffe  hin  und  her  schüttelt.  Vorher  hatte  dieses 
Geräusch  nicht  bestanden  nnd  man  kounte  es  viele  Tage  lang  hervorrufen. 

Eichhorn!. 

Sehech , Endolaryngeale  Methode  oder  Thyrotomie  ? Deutsches 
Arch.  f.  klio.  Med.  XVI.  8.  236. 

Vf.  (heilt  einen  Fall  mit,  in  dem  es  gelang,  ein  gefährliches  Sarcom,  welches 
den  Kehlkopfseingang  und  einen  Theil  des  Pharynx  vollkommen  ausfüllte,  im 
Qoerdnrchmesser  von  liuks  nach  rechts  34  mm.,  von  vorne  nach  hinten  29  mm. 


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144 


ßaoww.  Raube.  Forste«,  Oostos 


’ ! 


and  von  oben  nach  unten  31  min.  maaas,  und  in  sehr  betrHchtlicbcr  Ausdehnung 
der  ganten  linken  oberhalb  der  Stimmritzo  gelegenen  Kehlkopfspartie  mit  Ausnahme 
der  Epiglottis  aufsaes,  auf  eudolaryngealem  Wege  vermittelst  der  galvanocaustiscben 
Schlinge  za  entfernen.  Er  schliesBt  daraus,  dass  die  Indicationen  für  die  Tbyro- 
tomie  noch  mehr  eingeschränkt  worden  müssen,  dass  namentlich  die  cndolaryngeale 
Methode  auch  bei  sehr  beträchtlicher  Grösse  des  Tumors,  bei  breiter  Basis  des. 
selben  uud  trotz,  der  Unmöglichkeit,  die  Insertioosstelle  dem  Auge  sichtbar  an 
machen,  versucht  werden  müsse,  obgleich  manche  Autoren  diese  Umstände  als 
Zeichen  betrachten,  die  die  Thyrotomie  unvermeidlich  machen.  B.  Friakol. 

W.  Brown,  Typhoid  fever  — Infection  frora  drinking- 

water.  Philad.  ruedic.  Times.  1876.  No.  208. 

Vf.  kommt  bezüglich  einer  in  der  Mansfield-8clmle  ansgebrochenen  Typhus - 
epidemie  zu  dem  in  der  Aufschrift  ansgesprochenen  Rcblnss,  weil  Wasser  eines  in 
der  Nähe  des  Rchulhauses  befindlichen  von  den  Schülern  benutzten  Brunnens  reich 
an  organischer  Materie  war,  die  nach  den  Angabon  des  Vf.  einem  in  der  Nähe  be- 
findlichen Abtrittscanal  ihren  Ursprung  zu  verdanken  batte.  Andere  Beweise 
fehlen,  Schiffer. 

F.  de  Banse,  PiqAre  d’une  guepe  dann  l'oesophage,  Muivie  de 
ph&nomfenes  göneraux  et  d'nne  eruptiou  conflnente  d'urti- 

caire.  Gaz.  in d d . 1875.  No.  38. 

Bei  Gennas  eines  Glases  Bier  verschluckte  ein  Herr  eine  Wespe  und  fühlte 
gleich  darauf  einen  Stich  unterhalb  der  Thyreoidea  rechts  im  Oesopbagns.  Es  ent- 
stand erst  am  Halse,  dann  am  übrigen  Körper  Urticaria,  besonders  in  der  Nähe  des 
Halses.  O Simon. 

J.  Förster,  Untersuchungen  Aber  den  Zusammenhang  der  Loft 
in  Boden  nnd  Wohnungen.  Zeitschr.  f.  Bioi.  xi.  's.  392. 

F.  fand  iu  einem  Wobnhnuse,  dessen  Keller  mit  gährendem  Most  gefüllt  war 
in  der  Ziramerluft  sowohl  im  Erdgeschoss  als  im  ersten  Stockwerk  3—6  Mal  so 
grosse  COg-Mengen,  als  der  Norm  entspricht.  Die  CO*  Menge  stieg  noch  ein 
wenig,  wenn  die  Ventilation  der  Räume  durch  Heizung  befördert  wurde.  Vf.  benntzt 
seine  Analysen  zu  dem  wohl  unbestreitbaren  Schluss,  dass  ein  Theil  der  ßodengasc 
in  unsere  Wohnräume  dringt  und  erblickt  darin  eine  Stütze  der  pKTTBNKOPRa’schc» 
InfectioDshypothese.  Schiffer. 

F.  Ogston,  Memorandum  on  the  prcsence  of  air  in  the  middle 

Car  SIS  a 8ign  of  live  birtll.  Itrit.  aml  for.  mud.  chir.  rowiew.  CXJl. 
S.  445. 

O.  kann  sich  nach  seinen  Beobachtungen  der  Ansicht  Wrkpfn*«  nicht  an- 
schliessen,  dass  das  Vorhandensein  von  Luft  im  Mittelohre  ein  Oriterium  für  das 
Geathmethaben  ist  Bei  0 Kindern,  welche  einige  Wochen  nach  der  Geburt  starben, 
fand  sich  meist  ausser  Luft  auch  Flüssigkeit  in  den  Pankeuhöhlen,  bei  einem 
davon  waren  dieselben  nur  mit  Flüssigkeit  angefüllt.  Unter  9 Neugeborenen  fand 
sieb  nur  in  3 Fällen  Luft  in  den  Paukenhöhlen,  obgleich  sie  alle  (mit  Ausnahme 
eines  einzigen  todtgeborenen  Kindes)  der  Lungenprobe  nach  geathmet  hatten. 

W.  Sander. 


F.lnsendnngen  dir  Haft  (Jeotralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator. 
Berlin,  (N.)  Krausnickatra*se  ?4,  nnd  Profeesor  Roeenthal,  Erlangen,  oder  (unter  BeleehlnM)  an 
die  Verlagnhandlnng,  Berlin  (N.-WJ.  nnter  den  Tdnden  SS.  adrenelren. 


Verlag;  von  Ang.ntl  lllrsehwald  in  Berlin.  — I>mrk  von  H.  8.  Hermann  In  Berlin. 


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Preis  des  Jahrganges 
20  Mark;  xa  beziehen 
durch  alleBuchbaadlun- 
gen  und  Poetanataltea. 


VfBchantlich  enob  einen 
1— f Bogen: am  Schluss« 
des  Jahrgangs  Titel,  Na* 

Deo  und  Sachregister. 

für  die 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  in  Erlangen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Profeasor  in  Berlin. 


1876. 


96.  Februar. 


No.  9. 


Inhalt!  Aspbh,  Tastorgaoe  iu  Vogelznugen  (Orig.-MiUh.).  — Tbbitbl, 
Eeaction  der  markbaltigen  Nerven fasern  (Orig.-Mitth-).  — Haaa,  linksdrebende 
Substanz  im  normalen  Harn  (Orig.-Mittb.).  — 

Absold,  Kittxub.tani  der  Epithelien.  — Marne,  quergestreifte  Muskeln.  — 
Fbllhbb,  Entwicklung  der  Kloake.  — Bocrhoi.z,  Antiseptica  und  Baoterien.  — 
Kliih,  Histologie  der  Scbafpocken.  — Waise,  Stenose  der  Pulmonararterien.  — 
Lochnkb,  traumatische  Rückenmarkserweichung.  — 

Webriokb,  Oebirnwindungeo.  — Koust.il,  Verhalten  der  Blutkörperchen 
bei  Wasserzusatz.  — Adisiiiwici,  Kittschichten  iu  den  Gefüsswandnngen.  — 
R.sotbau,  Einfluss  des  Eisens  auf  die  Ernährung.  — Bajiw.it,  Alcobol  im 
Organismus.  — Rianiaoaa,  Entstehung  der  Scbenkelbalabrflcbe.  — Klemm,  Ur- 
sachen der  Heiserkeit.  — v.  Merino,  Phospborvergiftnng.  — Abloino  Sc 
Ttirixa,  Nervendurchschneidung  bei  Neoralgieen.  — Uuscts,  doppelter  Uterue 
■it  Drillingsgeburt. 


Die  Tastorgane  in  Yogelznngen. 

Von  U.  Asper. 

Prof.  Fk.  Merkel  in  Rostock  studirte  Nervenendigungen  in  der 
Haut  höherer  Wirbelthiere  der  Vögel  und  Sauger.  Er  untersuchte 
besonders  die  Wachshaut  des  Vogelschnabels  und  die  Vogelzungen. 
— Namentlich  war  es  die  Ente,  welche  in  ihrer  Wachshaut  des 
Schnabels  und  ihrer  Zunge  bis  dahin  ganz  unbekannte  zellige  Ge- 
bilde aufwies,  zu  welchen  stets  mit  grosser  Deutlichkeit  Nerven  heran- 
iraten. 

Ich  habe  im  Laboratorium  des  Herrn  Prof  Dr.  Frey  diese 
Verhältnisse  nachuntersucht.  Vor  allem  Wurde  wieder  die  Enten- 
zunge als  ein  von  Merkel  mit  Recht  gerühmtes  Object  benutzt.  Sie 
wurde  in  Osmiumsäure  (Ueberosmiumsäure)  eingelegt  und  nachher 
in  absolutem  Alkohol  erhärtet. 

Wie  Merkel  angiebt,  sind  diese  eigentümlichen  Tastkörperchen 
an  feinen  Schnitten  besonders  durch  die  weichen  Papillen  der  Enten- 
zange mit  Leichtigkeit  zu  beobachten. 

XIV.  Jahrgang.  10 


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146 


Aspkb,  Tastorgsne  in  Vogelsongen. 


Was  zunächst  ihre  Lage  in  der  Haut  selbst  anbetrifft,  so  sind 
die  meisten  unmittelbar  unter  dem  Epithel  gelegen,  nur  wenige  fand 
ich  etwas  tiefer.  Dagegen  wurden  Fälle  beobachtet,  wo  sie  selbst 
iD  die  Epitheliallage  vorzurücken  schienen;  wenigstens  waren  mehr- 
mals die  deutlichsten  Nervenfasern  mitten  in  derselben  sichtbar. 
Fast  ebenso  reichlich  wie  jene  MERKEL'schen  Tastapparate  finden 
sich  sehr  schöne  Pacinische  Körperchen.  Da  Prof.  Merkel  gerade 
über  diesen  Gegenstand  eine  weitere  Abhandlung  in  Aussicht  stellt, 
so  habe  ich  nichts  weiter  darüber  zu  bemerken. 

In  keinem  meiner  Schnitte  konnte  ich  jedoch  etwas  von  Mer- 
KEl’s  sogenannten  Tastzellen,  den  einfachsten  dieser  Gebilde,  wahr- 
nehmen. Vielleicht  sind  dieselben  in  der  Kntcnzunge  verhältniss- 
mässig  seltene  Vorkommnisse  oder  sie  liegen  besonders  in  der  Wachs- 
haut dieses  Vogels,  welche  ich  nicht  untersucht  habe. 

Dagegen  waren  die  Zwillingstastzellen  oft  sehr  schön  zu  sehen. 
Die  meisten  zeigten  recht  hübsche  runde  bläschenförmige  Kerne  mit 
meistens  einem  Kernkörperchen;  je  zwei  aneinandergelagerte  sind 
von  einer  bindegewebigen  Kapsel  umschlossen.' 

Dass  die  schön  ovale  Zwillingstastzelle  wirklich  aus  zwei  auf- 
einandergelegten  abgeplatteten  zeitigen  Elementen  besteht,  beweist 
nicht  blos  das  Vorkommen  zweier  Kerne,  sondern  auch  eine  immer 
deutlich  sichtbare,  durch  Osmiumsäure  sich  schwarz  färbende  Tren- 
nungslinie, welche  sich  bei  tieferer  Einstellung  als  der  optische  Aus- 
druck einer  durchgehend  schwarz  gefärbten  Scheidewand  erwies. 
Merkel  hält  diese  Schicht  für  die  zwischen  beiden  Zellen  sich  ver- 
breiternde Nervenfaser.  Es  glückte  mir  indessen  leider  nie,  bei 
einer  solchen  Zwillingstastzelle  sicher  zu  constatiren,  dass  diese  Tren- 
nungsschicht wirklich  die  Verbreiterung  der  herantretenden  Nerven- 
faser sei.  Allerdings  sah  ich  oft  die  Nervenfaser  in  Berührung  mit 
einer  der  beiden  Zellen,  aber  niemals  konnte  ich  sie  bis  in  jene 
trennende  Schicht  mit  voller  Sicherheit  verfolgen.  Ob  diese  also 
wirklich  die  sich  verbreiternde  und  verflachende  Nervenfaser  oder 
vielleicht  eine  blosse  Fettschicht  ist,  die  durch  Osmiumsäure  eben- 
falls schwarz  gefärbt  werden  müsste,  wäre  wohl  schwer  zu  ent- 
scheiden. — 

Fast  ebenso  häuflg,  wie  die  Zwillingstastzellen  finden  sich 
Merkel’s  einfache  Tastkörperchen.  Bei  einem  derselben  schien  es 
nun  wirklich,  wie  Merkel  angiebt,  dass  die  herantretende  Nerven- 
faser zwischen  jede  der  einzelnen  Zellen  ein  zartes  Aestchen  abgebe. 
Das  betreffende  Tastkörperchen  bestand  aus  vier  Zellen ; die  Nerven- 
faser trat  scbeidenlos  in  das  Gebilde  ein  und  zeigte  dann  wenigstens 
zwei  kleine  Aestchen,  die  gabelförmig  sich  von  der  eigentlichen 
Faser  abzweigten.  Der  weitere  Verlauf  der  Faser  selbst  konnte 
nicht  verfolgt  werden. 


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Tbkitkl,  Reactiou  der  raitrkbaltigei)  Nervenfasern. 


147 


Von  zusammengesetzten  Tastkörperchen  zeigte  mir  die  Enten- 
zunge bisher  nichts. 

Verschiedene  Zwiliingstastzellen  und  einfache  Tastkörperchen 
wurden  gemessen  und  ergaben  folgende  Grösse: 

Länge  Breite 

L 0,0385  Mm.  0,0350  Mm. 

II.  0,0350  „ 0,0210  „ - 


Einfache  Tastkörperchen 


Zwiliingstastzellen 


I.  0,0665  Mm.  0,0420  Mm. 

II.  0,0560  „ 0,0420  „ 

III.  0,0350  „ 0,0245  „ 

Ausser  der  Entenzunge  untersuchte  ich  das  gleiche  Organ  des 
Schwans.  Ich  erwartete  dieselben  Gebilde  wie  bei  der  Ente,  fand 
mich  aber  getäuscht.  An  keiner  Stelle  dieser. Zunge  gelang  es,  auch 
nur  eine  Spur  eines  Tastkörperchens  zu  entdecken.  Die  Auffindung 
derselben  war  ohnediess  erschwert,  da  ich  dieses  Object  bloss  in  ab- 
solutem Alkohol  erhärtet  hatte. 

Eine  in  Osmiumsäure  präparirte  Zunge  der  Krähe  gab  ebenso 
wenig  ein  günstiges  Resultat,  obsebon  ich  die  einzelnen  Schnitte  be- 
sonders sorgfältig  durchmusterte,  um  wenigstens  jene  von  Merket. 
beschriebenen  kleinen  Tastzellen  der  Singvögel  zu  entdecken. 

Verschiedene  andere  Vogelzungen  lieferten  ebenfalls  keine  be- 
zeichnenden Anschauungen,  so  dass  also  die  hübschen  Tastkörperchen 
der  Ente  (oder  Gans)  vielleicht  als  ein  vereinzeltes  Vorkommniss  er- 
scheinen dürften. 

Meiner  f jht  nach  ist  die  Ermittelung  dieses  höchst  interessan- 
ten Gegen,  ..des  jedenfalls  mit  grossen  Schwierigkeiten  verbunden. 
Möge  einer  .neiner  Nachfolger  glücklicher  sein. 

Zürich,  den  15.  Januar  1876. 


Eine  neue  Reaction  der  markhaltigen  Nervenfasern. 

Ton  Dr.  Th.  Treitel  ans  Königsberg  i.  Pr. 

Bei  pathologisch-anatomischen  Untersuchungen  des  Auges,  die 
ich  unter  der  gütigen  Leitung  von  Herrn  Prof.  Leber  anstellte,  lernte 
ich  eine  auffallende  Eigenschaft  einiger  An  i lin  far  bs  toffe 
kennen,  die  meines  Wissens  bis  jetzt  noch  nicht  bekannt  ist. 
Fuchsin,  Anilinblau,  und  das  von  JÜRGENS  (Virch.  Arcb.  Band 
XXV  pag.  189)  empfohlene  Jodvioiett  tingiren  die  markbal- 
tige  Nervensubstanz  sehr  intensiv,  während  sie  die  degene- 
rirteu  Nerven  viel  schwächer,  das  Bindegewebe  überhaupt  nicht 
färben.  Wenn  auch  diese  Farbstoffe  das  Goldchlorid  als  Reagens 
auf  normale  Nervensubstanz  nicht  ganz  zu  ersetzen  vermögen,  so 
dürften  sie  doch  nicht  ohne  Vortheil  da  angewandt  werden,  wo  es 

>0» 


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148 


Tukitül,  Resctiou  dar  mKrkhaltigen  Nei  veufaaern. 


darauf  ankommt,  schnell  die  raarkhaltige  Nervensubstanz  zur  deut- 
lichen Anschauung  zu  bringen,  denn  man  kann  mit  ihnen  inner- 
halb einiger  Minuten  ein  brauchbares  Präparat  herstellen.  Dazu 
kommt  noch,  dass  das  Goldchlorid  an  lange  in  MüLLERscher  Flüssig- 
keit erhärteten  Nerven  nicht  verwerlhet  werden  kann,  da  es  von 
ihnen  nicht  mehr  reducirt  wird;  die  genannten  Anilinfarbstoffe, 
welche  die  nervösen  Theile  tingiren,  habe  ich  selbst  an  solchen 
mit  Erfolg  gebraucht,  die  drei  Jahre  in  MÜLUCü’scber  Flüssigkeit  con- 
servirt  worden  waren. 

Das  genauere  Verfahren  ist  folgendes:  Man  legt  z.  B.  einen 
möglichst  feinen  Querschnitt  eines  partiell  degenerirten  N.  opticus  un- 
gefähr eine  Minute  lang  in  eine  sehr  stark  verdünnte  Jodviolett- 
Lösung,  die  einen  Tropfen  einer  einprocentigen  Lösung  dieses  Farb- 
stoffs auf  je  ein  Ccml.  aq.  dest.  enthält.  Das  Präparat  wird  dann 
sorgfältig  in  aq.  destiil.  ausgespült  und  zur  mikroskopischen  Unter- 
suchung in  Glycerin  eingebettet.  Hierbei  bietet  sich  nun  ein  sehr 
zierliches  Bild  dar:  die  normalen  Nervenbündel  treten  in  lebhaft 
blauvioletter  Farbe  neben  den  hellgelb  erscheinenden  Bindegewebs- 
balken  sehr  deutlich  hervor,  die  degenerirten  Theile  zeigen  ebenfalls 
eine  violette  Tinktion,  jedoch  von  bedeutend  geringerer  Intensität 
als  die  roarkhaltigen.  Die  Gefässwandungeu  erscheinen  meist  hell- 
violett und  können  in  den  sie  umschliessenden  ßindegewebszügen  bei 
aufmerksamer  Betrachtung  erkannt  werden.  Was  die  Kerne  anbe- 
trifft, so  halte  ich  es  für  einen  Vorzug,  dass  sie  bei  der  genannten 
Behandlungsweise  fast  coustant  ungefärbt  bleiben;  nur  in  sehr 
wenigen  Fällen  nahmen  einige  von  ihnen  eine  blasse  Tinction  an. 

Bei  längerer  Einwirkung  der  stark  verdünnten  oder  bei  An- 
wendung einer  etwas  concentrirten  Lösung  kann  man  die  Gefäss- 
wandungen  und  die  Kerne  intensiv  färben.  Bei  Untersuchungen  von 
grau  degenerirter  Nervensubstanz  ist  jedoch  das  beschriebene  Ver- 
fahren desshalb  vorzuziehen,  weil  man  mit  den  gewöhnlichen 
schwachen  Vergrösseruugen  intensiv  gefärbte  Kerne  und  uormalc 
Theile  der  Nervenbündel  leicht  verwechseln  und  so  einen  zu  ge- 
ringen Grad  von  Atrophie  annehmen  kann. 

Nach  fast  10  Minuten  langer  Einwirkung  der  stark  verdünnten 
Jodviolett- Lösung  blieb  die  ScHWANN’sche  Scheide  an  frischen,  dem 
Frosche  entnommenen  Nerven  fast  ganz  ungefärbt;  die  Axcncyliuder 
eines  erhärteten  menschlichen  Rückenmarks  nahmen  eine  Färbung 
an,  deren  Intensität  von  der  Dauer  der  Einwirkung  abhing,  aber 
stets  relativ  gering  blieb;  am  stärksten  wurde  die  Markscheide 
tiogirt. 

Eine  gesättigte  wässrige  Fuchsin-,  und  eine  sehr  schwache  al- 
koholische Lösung  von  Anilinblau  färben  nach  einer  Einwirkung 
von  1 — Ü Minuten  die  normale  Nervensubstanz  intensiv  rotli,  fast 
purpur,  beziehungsweise  dunkel  gruublau,  die  degeuerirte  in  dem 


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Haas,  link  «drehende  Sabstnnr  im  normalen  Harn.  149 

selben  Ton,  aber  weniger  stark,  während  die  Bindesubstanz  hell 
gelblich  erscheint;  die  Kerne  werden  dabei  nicht  tingirt. 

Leider  lassen  sich  die  betreffenden  Präparate,  wenigstens  die 
mit  Jodviolett  gefärbten,  nicht,  in  Firniss  aufheben,  da  bei  der  Be- 
handlung mit  Alkohol  und  Terpentinöl  Entfärbung  eintritt;  über  die 
Erhaltung  der  Tinction  an  Glycerinpräparaten  lässt  sich  bis  jetzt 
noch  kein  Urtheil  abgeben.  — Ob  andere  Aniiiufarbstoffe  ähnliche 
Eigenschaften,  wie  die  genannten,  besitzen,  habu  ich  bis  jetzt  noch 
sicht  versucht. 


Eine  linksdrehende  Hubstanz  im  normalen  Harn. 

Von  llr.  Hermann  Haas,  Assistent  an  der  1.  ined.  Klinik  iu  Prag. 

Die  Angabe  von  Dr.  v.  Mering  (Cbl.  1875,  No.  55),  dass  im 
Harn  von  Kaninchen,  welche  mit  Nitrobenzol  vergiftet  worden  sind, 
eine  lioksdrehende  Substanz  auftritt,  veranlasst  mich  zu  folgender 
Mittheiluug:  Eiweiss-  und  zuckerfreier  Harn  vom  Menschen  wendet 

Hei  saurer  Reaction  constant,  unabhängig  vom  Alter  und  Geschlecht, 
Lebensweise  und  Gesundheitszustand  die  Ebene  des  polarisirteu 
Lichtes  nach  links  ab.  Unter  sehr  vielen  Harnen,  welche  ich 
untersucht  habe,  hat  nur  einmal  der  Morgenharn  eines  6jährigen 
Mädchens  diese  Eigenschaft  nicht  besessen,  während  sich  der  au 
demselben  Nachmittage  von  dem  Kinde  gelassene  Harn  wieder  als 
imksdrehend  erwies.  Die  Drehung  des  frischen  Harnes  ist  eine  so 
geringe,  dass  sie  jedenfalls  wegen  der  Eigeufärbuug  dos  Harnes  bei 
der  Untersuchung  mit  dem  VENTZKE-SoLEll/schen  Apparate  der 
Wahrnehmung  schlechterdings  entgeht.  Mit  dem  \Vu.D'schen  Polari- 
strobometer wurde  im  1 Deciineter  langen  Rohre  eine  Drehung  von 
-3'  bis  — 10'  beobachtet.  Der  Nachtharn  dreht  weniger  stark  als 
der  Nachmittagsharn. 

Ueber  die  Eigenschaften  der  drehenden  Substauz  habe  ich  bis 
jetzt  Folgendes  ermittelt:  Die  Substanz  zeigt  ihre  drehenden  Eigen- 

schaften in  saurer,  neutraler  und  alkalischer  Lösung.  Macht  man 
jedoch  den  Harn  durch  Ammoniak  oder  kohlensaures  Natron  stark 
alkalisch,  so  wird  die  Flüssigkeit  optisch  inactiv,  auch  wenn  sie 
zuvor  entsprechend  eingedanipft  worden.  In  den  eventuell  dabei 
entstandenen  Niederschlägen  ist  die  Substanz  nicht  enthalten.  Säuert 
mau  die  Lösuugcu  (eventuell  Filtrate)  wieder  an,  so  drehen  sie 
wieder  links. 

Die  Substanz  ist  nicht  flüchtig.  Dampft  man  den  Harn  ein, 
so  nimmt  die  Stärke  der  Drehung  mit  der  Coucenlration  zu.  Das 
Destillat  ist  optisch  inactiv. 

Alcohol  nimmt  aus  dem  zur  Syrupconsisteuz  eiugedamptten 
Harne  die  drehende  Substanz  auf. 


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150 


Abhold,  KitUnbatan*  der  Endothelien. 


Tbierkohle  hält  beim  Entfärben  der  eingedampften  Harne  durch 
Filtration  einen  Theil  der  drehenden  Sustanz  zurück.  Ein  solcher 
eingedampfter  Harn,  welcher  nach  theilweiser  Entfärbung  mit  basisch 
essigsaurem  Blei  eine  Drehung  von  —21,7'  zeigte,  drohte  nach 
6maligem  Filtriren  durch  Kohle  — 12, 5‘,  nach  12maligem  F’iitriren 
— 9,8'.  Durch  destillirtes  Wasser  lässt  sich  die  drehende  Substanz 
wieder  aus  der  Kohle  auswaschen.  Das  Waschwasser  zeigte  eine 
Drehung  von  — 2,9'. 

Basisch  essigsaures  Blei  fällt  die  Substanz  nicht;  man  kann 
sich  desselben  ebenso  wie  der  Thierkohle  zum  Entfärben  der  Harne 
bedienen  und  diese  so  der  Untersuchung  durch  den  Apparat  von 
Vkntzkk-Soleil  zugänglich  machen. 

Fällt  man  aus  e:ncr  mit  Bleiessig  versetzten  Lösung  der  Sub- 
stanz das  überschüssig.  Blei  mit  Ammoniak  oder  mit  Schwefelsäure 
aus,  so  wird  auch  die  drehende  Substanz  mit  niedergeschlagen ; das 
Filtrat  zeigt  keine  Drehung  mehr.  Zerlegt  man  den  in  Wasser 
suspendirten  Bleiniederschlag  mit  Schwefelwasserstoff,  so  geht  gleich- 
wohl die  drehende  Substanz  nicht  in  Lösung.  Siedendes  Wasser, 
noch  leichter  aber  Alcohol,  nimmt  dagegen  aus  dem  Schwefclblei 
eine  Substanz  auf,  welche  nun  rechts  dreht. 

Die  aus  dem  Schwefelblei  gewonnenen  Lösungen  lösen  nach 
dem  Zusatze  von  Natronlauge  viel  Kupferoxyd,  ohne  es  in  der 
Wärme  zu  reduciren  und  färben  sich  mit  Salpetersäure  und  Natron- 
lauge braungetb. 

Ich  werde  diese  im  med.  ehern.  Laboratorium  unserer  Univer- 
sität ausgeführten  Versuche  zur  Isolirung  dieses  Harnbcstainltheils 
fortsetzen  und  behalte  mir  die  weitere  Untersuchung  aus- 
drücklich vor. 


J.  Arnold,  lieber  die  Kittsnbstanz  der  Epithelien.  Virch.  Arch. 

LXIV.  8.  203. 

Bei  Gelegenheit  von  Injectionen  in  das  Blut-  und  Lymphgetäss- 
system  machte  A.  die  Wahrnehmung,  dass  an  vielen  mit  Epithel 
überkleideten  Häuten  (dos  Gaumens,  der  Zunge,  des  Darmes,  der 
Schwimmhaut  etc.)  die  Injectiousmasse  in  der  Richluug  der  zwischen 
den  Epithelzellen  gelegenen  Kittsubstanz  vordriugt  und  dass  auf 
diese  Weise  eine  mehr  oder  weniger  flächenartig  ausgedehnte  Zeich- 
nung zu  Stande  kommt,  welche  aus  regelmässig  netzförmig  ange- 
ordneten an  der  Stelle  der  Kittleisten  gelegenen  blauen  Linien  be- 
steht, zwischen  denen  je  eine  Epithelzelle  gelegen  ist.  Zu  densel- 
ben Zeichnungen  gelangte  Thoma,  wenn  er  in  das  Blut  indig- 
schwefelsaures  Natron  infundirte.  Die  anatomischen  Resultate  der 
mit  Thoma  gemeinsam  ausgefübrten  Untersuchung  fasst  A.  zusammeo, 
während  Th.  über  den  physiologischen  Theil  berichtet.  An  der  ein- 


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Mkyku,  quergestreifte  Muskeln. 


151 


schichtigen  Epithelialbekleidung  der  papilientragenden  Fläche  der 
Froschzunge  findet  sich  zwischen  den  Epithelzellen  eine  flüssige  oder 
tähweiche  Masse,  welche  deren  seitlichen  und  basalen  Theil  um- 
giebt,  ferner  konnte  deren  Zusammenhang  mit  einer  im  Saftkanal- 
system der  Schleimhaut  gelegenen  Substanz  nachgewiesen  werden, 
endlich  drang  bei  Ausspritzungen  der  Blutgefässe  die  lojections- 
ms3.se  durch  das  Saftkanalsystem  der  Schleimhaut  zu  deren 
Oberfläche  und  verbreitet  sich  zwischen  den  Epithelzeileu  an  der 
Stelle  der  sogenannten  Kittleisten  so  regelmässig,  dass  an  Flächen- 
bilderu  netzförmige  Zeichnungen  zu  Stande  kamen,  während  man 
an  Durchschnitten  die  Localisirung  dieser  Netze  in  den  Kittleisten 
und  ihren  Zusammenhang  mit  dem  injicirten  Saftkanalsystem  der 
Schleimhaut  und  der  im  Gefäss  gelegenen  Injectionsmasse  nach- 
weiseu  konnte.  Auch  an  der  glatten  Fläche  der  Froschzunge 
erhielt  A.  das  gleiche  Resultat.  Die  Drüsen  der  Froschzunge 
erwiesen  sich  mit  einem  einschichtigeu,  nicht  wimpernden,  eylindri- 
s-'hen  Epithel  ausgestattet.  Zwischen  den  Zelleu  derselben  ist  eine 
lichte  Substanz  gelegen,  welche  dieselben  an  der  Basis  umgiebt, 
dagegen  die  Stellen,  an  denen  die  Zellen  der  Membrana  propria 
aufsitzen,  frei  lässt,  so  dass  eine  netzförmige  Anordnung  der  auf  der 
Membrana  propria  gelegenen  Kittsubstanz  zu  Stande  kommt.  Bei 
der  Injection  der  Blutgefässe  tritt  die  Injectionsmasse  aus  diesen  in 
das  Saftkanalsystem  des  den  Drü-sensehlauch  umhüllenden  Binde- 
gewebes aus.  Ausserdem  dringt  aber  die  Injectionsmasse  zwischen 
den  Epithelien  vor  und  kommen  dadurch  Zeichnungen  zu  Stande, 
die  iu  ihrer  Gonfiguration  den  an  dem  nicht  injicirten  Präparate 
nachweisbaren  Theilen  der  Kittsubstanz  entsprechen.  Auch  am  ge- 
schichteten wimpernden  Epithel  konnte  A.  die  Existenz  einer  zwischen 
den  Zellen  befindlichen  Substanz  und  das  Eintreten  der  InjectionB- 
uiasse  vom  Gefäss  aus  durch  das  Saftkanalsystem  der  Schleimhaut 
zwischen  die  Epithelzellen  nachweiscn.  A.  kommt  zu  dem  Resultat, 
dass  auch  bei  deu  Drüsen  das  intraalveoläre  Gerüst  und  das  auf 
Membrana  propria  gelegene  Bälkchennetz  als  ein  zusammenhängen- 
des Ganze  betrachtet  werden  müsse,  dem  die  Bestimmung  zukommt, 
das  tragende  Gerüst  für  die  Drüsenzellen  abzugeben,  das  aber 
ausserdem  die  Bahnen  darstellt,  iu  denen  das  der  Zelle  zuzufübrende 
Ernahrungsmaterial  sieb  findet.  Löwe. 


E.  Meyer,  Ueber  rothe  und  blasse  quergestreifte  Muskeln. 

RticasHT's  ft  dc  Bois’»  Arcb.  1875.  S.  217. 

M.  fand,  dass  die  Primitivbündel  des  rothon  Semitendinosus 
deutlich  dicker  waren,  als  die  Fasern  des  blassen  Adductor.  Wäh- 
rend auf  dem  Längsschnitt  10  Fasern  des  Seruitondinosus  im  Ge- 


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152 


Mktkh,  quergestreifte  Muskeln 


sichtsfelde  lagen,  kamen  vom  Adductor  16—20  darauf.  Die  Korne 
der  Fasern  des  rothen  Semitendinosus  waren  bei  Weitem  zahlreicher 
und  breiter,  als  die  des  blassen  Adductor.  Bei  jenem  kommen 
5 Kerne  auf  jeden  Faserquerschnitt,  beim  Adductor  nur  2.  Auch 
zeichnen  sich  die  Capillaren  des  Semitendinosus  durch  kleine  An- 
eurysmenbildungen aus.  Es  lag  die  Vermuthung  nahe,  dass  alle 
rothen  Muskeln  des  Kaninchens  denselben  Bau  wie  der  Semitendi- 
nosus  hätten;  doch  bestätigte  sich  dieses  nicht.  Dadurch  war  be- 
wiesen, dass  der  Grund  der  Verschiedenheit  des  Semitendinosus  vom 
Adductor  nicht  derselbe  sei,  welcher  den  Unterschied  der  rothen  und 
weissen  Muskeln  des  Kaninchens  überhaupt  bedinge.  Es  müsse  sich 
um  besondere  Beziehungen  des  Semitendinosus  zum  Adductor 
handeln,  welche  zwischen  letzterem  und  den  übrigen  rothen  Muskeln 
nicht  statttiuden.  Derartige  Beziehungen  konnten  aber  nur  in 
Factoren  liegen,  welche  nicht  allein  beim  Kaninchen  vorhanden  sind, 
sondern  der  gauzen  Familie  der  Nager  angehören.  Es  fand  sich( 
dass  die  Verschiedenheit  des  Semitendinosus  und  Adductor  des  Ka- 
ninchens nicht  zugleich  besondere  Eigentbümlichkcit  aller  Nager  sei, 
sie  findet  sich  nur  noch  beim  Meerschweinchen  Da  nun  Kaninchen 
und  Meerschweinchen  den  anderen  Nagern  gegenüber  das  Gemein- 
same haben,  dass  sie  nicht  wild  leben,  sondern  gezüchtet  werden,  so 
glaubt  M.  den  Grund  der  theilweisen  Farbenveränderung  der  Muskeln 
in  der  vermöge  der  Züchtung  mangelndeu  Bewegung  der  Thoile 
suchen  zu  dürfen.  Von  diesem  Gesichtspunkt  aus  musste  sich  nach- 
weisen  lassen,  ob  nicht  noch  andere  Thiere,  welche  einen  ähnlichen 
Züchtungsprocess  durchgemacht  haben,  Farbenunterschiede  zeigen. 
In  der  That  finden  sich  beim  Haushuhn  ähnliche  Verhältnisse,  na- 
mentlich was  den  Unterschied  der  blassen  und  rothen  Muskelfasern 
anbetrifft.  Electrische  Reizungen  ergaben,  dass  der  Semitendinosus 
des  Kaninchens  schon  unter  Umständen  in  völligen  Tetanus  über 
geht,  unter  denen  der  Adductor  noch  deutliches  Zittern  erkennen 
lässt.  (M.  inacht  bei  dieser  Gelegenheit  darauf  aufmerksam,  dass 
sich  in  der  ersten  Mittheiluug  Ranvier’s  über  den  gleichen  Gegen- 
stand wahrscheinlich  ein  Druckfehler  eingeschlichen  hat,  indem 
Ranvier  überall  Secundc  statt  Minute  schreibt).  Ucbrigens  ist  die 
physiologische  Reaction  keine  den  rothen  Muskeln  des  Kaninchens 
allgemein  zukommende,  sondern  nur  dem  Semitendinosus  eigenthüm- 
lieh.  Der  Semitendinosus  muss  also  eine  Verwendungsweise  haben, 
welche  von  der  der  der  übrigen  Muskeln  des  Kaninchens  abweicht 
und  glaubt  M.,  dass  dieser  Muskel  wegen  seiner  beständigen  Be- 
schäftigung und  Anspannung  beim  lebenden  Kanineben  die  Fähigkeit 
verloren  hat,  rasch  aus  einem  Zustand  in  den  andern  überzugehen. 
Mithin  werden  die  Divergenzen  zwischen  blassen  und  rothen  Muskeln 
zum  Theil  erst  durch  verschiedenen  Gebrauch  derselben  erworben 


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Fei.lukr,  Entwickelung  der  Cloake. 


153 


und  sind  bei  verschiedenen  Hausthieren  erst  vermöge  der  Züchtung 
und  mangelnder  Bewegung  hervorgerulen.  Löwe. 


L Fellner,  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Entwickelung  der 

Kloake.  Wiener  äitsnngsber.  LXXI.  11  8. 

F.,  ein  Schüler  Schexk’s,  kommt  zu  dem  Resultat,  dass  bei 
den  Knochenfischen  derjenige  Abschnitt  des  Darmendes,  welchen 
man  allgemein  als  die  Kloake  auflasst,  weder  vom  äussern  noch  vom 
innern  Keimblatte  allein,  noch  von  beiden  zusammen  ausgekleidet 
ist,  sondern  die  Auskleidung  der  Kloake  besteht  aus  Epithelial- 
Rebilden,  die  dem  Darmdrüsen  blatte  und  den»  mutorisch-gcrminativeu 
Blatte  angehören.  Jede  dieser  Zellenlagen,  wie  sie  aus  dem  ent- 
sprechenden Keimblatte  stammen,  kleidet  nur  einen  bestimmten  Ab- 
schnitt der  Kloake  aus,  ohne  dass  eine  Uebereinanclerlagerutig  von 
Zellen  zu  Stande  käme,  wodurch  man  ein  Incinandergreifen  der  ver- 
schiedenen Strata  von  auskleidenden  Elementen  beobachten  könnte. 
Dagegen  sicht  man  während  eines  bestimmten  Zeitabschnitts  in  der 
Entwickelung,  dass  die  beiden  Zellenlagen  aneiuanderstossen.  Die 
Grenze,  wo  sie  sich  berühren,  ist  dadurch  auffällig,  dass  jene  Ge- 
bilde, die  dem  Darmdrüsenblatte  entstammen,  als  Cylinderepithelien 
höher  sind,  als  die  Elemente  des  mittleren  Keimblattes.  Während 
früherer  Entwicklungsstadien  ist  an  der  Grenze  der  beiden  erwähn- 
ten Zellenlagen  eine  Verengerung  des  Lumens  sichtbar,  indess 
später,  bei  stattgehabter  Formänderung  der  Kloake,  die  Verengerung 
schwindet.  Dagegen  ist  die  Grenze,  selbst  bei  geschwundener  Ver- 
engerung, noch  immer  erkennbar.  Man  kaun  mit  Rücksicht  auf 
die  Epithelauskleidnng  und  deren  Abstammung  aus  der  Kcimanlage 
w der  Kloake  — (der  Vereinigungsstelle  des  Darmtractus  mit  dem 
Urogenitalsystero)  — Anfangs  zwei  gesonderte  Regionen  unterschei- 
den. Die  eine  enthält  das  Epithel  des  Darmdrüsenblattes  und  bildet 
eine  Fortsetzung  des  Darmtractus.  F.  bezeichnet  dieselbe  als  Regio 
intestinalis.  Die  andere  stellt  die  Fortsetzung  der  auskleidenden 
Elemente  der  WOLFF’sehen  Gänge  dar  und  bezeichnet  F.  sie  als 
Regio  urogenitalis  der  Kloake.  Der  erstere  Abschnitt  liegt  ventral, 
der  letztere  dorsal.  Die  Regio  intestinalis  bildet  den  kleineren,  die 
Regio  urogenitalis  den  grösseren  Abschnitt  der  Kloake.  Bei  den 
Knorpelfischen  (Torpedo  marin.,  Mustelus  vulgaris)  kann  Vf.  nach- 
weisen,  dass  der  urogenitale  Abschnitt  der  Kloake  in  « er  Papille 
verborgen  liegt.  Jene  Stelle,  an  welcher  die  (länge  ausmünden, 
kann  als  die  Grenze  zwischen  Urogenitalregion  und  Intestinalrcgion 
der  Kloake  bezeichnet  werden.  Den  Anus  sah  F.  in  derselben  Weise 
sich  entwickeln  wie  Gasser  und  Bornhaupt  denselben  beim 
Hühnchen  beschrieben  haben.  Man  sieht  uämlich,  dass  das  innere 
und  äussere  Keimblatt  sich  an  einer  unscheinbaren  Stelle  berühren, 


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154 


Bochhols,  Antineptic«  und  Bacterien. 


bei  vollständigem  Schwunde  des  mittleren  Keimblattes  an  dieser 
Stelle.  Ein  stattgehabter  Durchbruch  der  sich  berührenden  Zellen- 
massen bringt  das  äussere  und  innere  Keimblatt  mit  einander  in 
directon  Zusammenhang,  worauf  die  Bildung  des  Anus  als  vollendet 
zu  bctrachteu  ist.  LOne. 


L.  Buch  holt/.,  Antiseptica  und  Bacterien.  Arcb.  f.  oiper.  Patboi. 
etc.  IV.  S.  1. 

Die  bisher  über  den  Einfluss  antiseptischer  Mittel  auf  Bactcrien- 
ent wicklung  Angestellten  Untersuchungen  leiden  nach  Vf.  1)  an  dem 
Fehler,  dass  die  Entwicklung  anderer  Pilze,  welche  theilweise  den 
Bacterien  feindlich  sind  — Schimmelpilze  — nicht  ausgeschlossen  war, 

2)  dass  ein  zu  complicirtes  Material  als  Medium  zur  Entwicklung 
der  Bacterien  angewendet  und  endlich,  dass  als  Criterium  für  die 
Einwirkung  des  Mittels  die  Bewegungsfähigkeit  der  Bacterien  ange- 
nommen wurde.  Die  Annahme  ist  aber  unstatthaft,  da  die  Bewe- 
gung fast  erloschen  sein  kann,  ohne  dass  das  Leben,  die  Fort- 
pflanzungsfähigkeit Schaden  gelitten  hat.  Vf.  wählte  in  seinen  Ver- 
suchen als  Medium  für  die  Bacterien  PASTKUß'sche  Lösung  in  einer 
noch  etwas  vereinfachten  Form  (100  ccm.  Wasser,  10  gm.  Rohr- 
zucker, 1 gm.  weinsaures  Ammoniak,  0,5  phosphors.  Kali).  Andere 
Organismen  als  die  gewünschten  wurden  dadurch  ausgeschlossen, 
dass  die  Flüssigkeit  frei  von  Keimen  angewendet,  mit  den  betreffenden 
Bacterien  geimpft  und  dann  Zutritt  anderer  Keime  durch  Abschluss 
verhindert  wurde.  Das  Ausgangsmaterial  erhielt  Vf.,  indem  er  ge- 
wöhnlichen Rauchtaback  mit  destillirtem  Wasser  übergoss:  nach  \ 

einigen  Tagen  trat  in  dieser  Flüssigkeit  reichlich  Micrococcus  und 
Microbacterium  auf.  Vf.  stellte  Versuche  in  2 Richtungen  an  : 

1)  Wurden  die  betreffenden  antiseptischen  Mittel  in  Lösung  zu  einer 
reichlich  mit  Bacterien  erfüllten  Flüssigkeit  gesetzt  und  festgostellt, 
wie  gross  der  Zusatz  gemacht  werden  müsse,  damit  die  in  ihr  ent- 
haltenen Bacterien  das  Fortpflanzungsvermögen  einbüssen.  Zu  diesem 
Zweck  wurden  Tropfen  des  Gemisches  mit  den  nöthigen  Cautelen  zu 
Nährflüssigkeit  binzugesetzt.  2)  Wurde  Nährflüssigkeit  mit  wech- 
selnden Mengen  der  Antiseptica  versetzt  und  alsdann  mit  einigen 
Tropfen  des  bacterienhaltigen  Tabackinfuses  gemischt.  Ob  Bacterien- 
ent wicklung  eintrat  oder  nicht,  erschlieast  Vf.  daraus,  dass  sich  in 
ersterem  Fall  die  früher  klare  Flüssigkeit  trübte,  in  letzterem  nicht. 
Viele  der  Mittel  wurden  nach  beiden  Richtungen  geprüft:  regel- 

mässig ergab  sich  dabei,  dass  mehr  des  Antisepticum  nötbig  war, 
um  die  Bacterien  zu  lödten,  als  um  die  Entwickelung  zugesetzter  zu 
verhindern,  nur  die  Schwefelsäure  erfordert  im  letzteren  Fall  sogar 
etwas  mehr. 


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Ki.uk,  Histologie  der  Schafpocken. 


155 


Mit  Fortl&ssung  einiger  weniger  wichtigen  Mittel  ergiebt  sich 
folgende  Tabelle: 


ßacterienent  wicklung 
hindern 

bei  1 : 

Fortpflanzungs- 
vermögen vernichten 

bei  1 : 

Sublimat 

20000 

Chlor 

25000 

Thymol 

2000 

Jod 

5000 

Benzoesaurea  Natron 

2000 

Brom 

3333,3 

Kreosot 

1000 

Schweflige  Säure 

666,6 

Benzoesäure 

1000 

Salieylsäurc 

312,5 

Salicylaäure 

666,6 

Benzoesäure 

250 

do.  Natronsalz 

250 

Thymol 

200 

Car  boisäure 

200 

Schwefelsäure 

161,3 

Chinin 

200 

Kreosot 

100 

Schwefelsäure 

151,5 

Carbolsäure 

25 

Borsäure 

133,3 

Alcohol 

4,5 

Kupfervitriol 

133,3 

Salzsäure 

50 

Alcohol 

50 

Der  Einfluss  dieser  Mittel  in  der  angegebenen  Conoenlratiun 
gilt  natürlich  nur  für  die  in  PASTKUK’seher  Lösung  befindlichen 
Bacterien.  E.  Salkowski. 


Kleis,  On  the  pathology  of  sheep-pox.  Quart.  Journ.  of  micr.  ae. 

1875.  8.  229-243. 

K.  bat  gesunden  Schafen  Schafpockengift  (thcils  unverdünnt, 
theils  mit  halbprocentiger  Kochsalzlösung  verdünnt)  tropfenweise 
mittelst  einer  PßAVAZ’schen  Spritze  an  verschiedenen  Stellen  unter 
die  Haut  injicirt  und  die  in  Folge  davon  entstehenden  (primären) 
Pockenpusteln  in  ihren  verschiedenen  Stadien  microscopiseb  unter- 
sucht. Auch  gelang  es  K.  an  denselben  Schafen  eine  allgemeine 
Pockeneruption  hervorzubriugen,  wenn  er  mit  Kochsalzlösung  ver- 
dünntes Schafpockengift  in  die  Vena  rnammaria  externa  injicirt. 
Wurde  diese  Injection  gleichzeitig  mit  der  subcutanen  Inoculation 
vorgenommen,  so  erschienen  die  (primäreti)  Inoeulationspocken  am 
3.,  die  ersten  (secundären)  Pocken  der  Aligemeineruption  am  6.  Tage. 
Ebenso  wie  die  primären  wurden  die  secundären  Pockenpusteln  mi- 
cruscopisch  untersucht. 

K.  beschreibt  zunächst  die  geformten  Bestandteile,  die  er  in 
dem  ursprünglich  angewandten  (ans  Breslau  von  CüUN  bezogenen) 
Schafpockengift  nachweisen  konnte.  In  gleicher  Weise  beschreibt  er 
dann  die  microscopischen  Bestandteile  der  Lymphe  aus  den  durch 
dieses  Gift  erzeugten  Pockenpusteln.  Als  Resultat  dieser  beiden 


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156 


Wemb,  Stenose  der  PulraonarArterten. 


Untersuchungen  ergiebt  sieb,  dass  als  das  characteristische  Form- 
eleiuent  der  activcn  Schafpockenlympho  kleine  sphäroidc  Körperchen 
von  starkem  Lichtbrcchungsvermögeu  anzuseheu  sind,  welche  ent- 
weder eiuzeln  oder  zu  Ketten  angeordnet  Vorkommen  können. 

Die  in  Folge  der  Inoculation  stattfiodende  Entwickelung  der 
primären  Pocke  zerfällt  naturgeruäss  in  3 Stadien.  Das  erste 

Stadium  ist  characterisirt  durch  die  Verdickung  der  Haut,  welche 
oberhalb  eines  schnell  sich  vergrössernden  aber  stets  wohlbegrenzten 
Bezirks  stattfindet,  ln  dem  zweiten  Stadium  bilden  sich  in  dem 
Rete  Malpighi  blasige  Höhlungen  (die  sogen.  Zellen  der  älteren 
Autoren),  welche  eine  klare  Flüssigkeit  enthalten,  in  der  früher  oder 
spater  vegetabilische  Formclementu  aus  dem  Pockcugifl  zur  Ent- 
wickelung gelangen.  In  dem  dritten  Stadium  füllen  sich  diese 
Höhlungen  mit  Eiterkörperchen  au. 

Der  Process  beginnt  in  dem  Rete  Malpighi  und  in  dem  Papillar- 
körper der  Haut.  In  dem  erstcren  werden  die  Zellen  grösser  und 
erscheinen  deutlicher  begrenzt;  ihre  Kerne  zeigen  gleichfalls  ent- 
sprechende Veränderungen.  Im  Papillarkörper  scheinen  die  Papillen 
vergrössert  und  es  prolifcriren  die  Endothelien  ihrer  Blutcapillarcu. 
Darauf  erweitern  sich  die  Lymphgcfässe  der  Haut,  ihre  Wandungen 
werden  deutlicher  und  in  ihrem  Innern  treten  Wanderzellcn  und  ein 
coagulirtem  Plasma  ähnliches  Material  auf.  Am  dritten  Tage  nach 
dem  ersten  Erscheinen  der  Pocke  wird  dieses  Material  der  Sitz 
einer  lebhaften  Vegetation  des  Pockengiftes  und  das  ganze  Material 
wird  in  eiue  filzartige  Masse  von  (einen  Filamenten  u.  s.  w.  ver- 
wandelt. Während  diese  Veräudesungon  in  den  Lymphgefässen  der 
Cutis  vor  sich  gehen,  beginnt  auch  die  Blasenbildung  im  Rete  Mal- 
pighi.  Diese  Blasen  nehmen  immer  mehr  und  mehr  an  Grösse  zu, 
um  endlich  zu  coufluireu  uud  grössere  seröse  Höhlungen  zu  bilden, 
in  denen  daun  ganz  ähnliche  Vegetationen  wie  in  den  Lymphge- 
fässen aultreten.  Den  Schluss  des  Processes  bildet  die  Vereiterung 
der  ganzen  Pocke. 

Die  (seeuudären)  Pocken  der  Allgemeiueruption  zeigen  das 
gleiche  anatomische  Verhalten  wie  die  (primären)  Inoculationspocken, 
mit  nur  untergeordneten  Verschiedenheiten,  die  im  Oiiginal  nachzu- 
luseu  sind.  Boll  (Rum) 


S.  Wciss,  Ueber  einen  Fall  von  angeborener  Stenose  der  Pnl* 

inonalartcrie.  Duell.  Arch.  f.  kirn  Med.  XVI.  8.  379. 

Die  Beobachtung  betrifft  einen  sechsjährigen  Knaben,  welcher 
wärend  des  Lebeus  die  tür  Pulmonalssteriose  charakteristischen  Krank- 
heitszeichen darbot.  Bei  der  Sektion  fand  man  folgende  überaus 
interessanten  Veränderungen:  Der  rechte  Ventrikel  erheblich  dilatirt 
uud  bypertophirt.  Die  Aorta  zeigte  ein  auffällig  weites  Lumeu,  ebeu 


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Locnisi,  traumatische  Riiokurimarkserweicbung.  157 

wie  bei  einem  Erwachsenen.  Das  forainen  ovale  ist  etwa  I Cm.  im 
Durchmesser,  doch  wird  nie  grössere  Hälfte  der  Oeffnung  durch 
eine  halbmondförmige  Membran  gedeckt.  Das  septum  ventriculoruiu 
wölbt  sich  in  den  linken  Vertrikel  hinein,  schliesst  aber  oben  mit 
dnera  halbmondförmigen  Wulst  ab,  so  dass  hier  eine  Communication 
zwischen  rechter  und  Imker  Herzkammer  besteht.  Oberhalb  dieser 
Verbindung  findet  sich  das  Ostiuiu  der  Aorta,  welche  letztere  nur 
zunt  kleinem  Theil,  dem  linken,  zum  grösseren  dem  rechten  Ven- 
trikel angehört.  Ein  conus  arteria  pulmonalis  ist  kaum  vorhanden. 
Man  findet  an  seiner  Stelle  eine  kleine  Oeffnung,  tim  welche  das 
Endokard  getrübt  lind  verdickt  ist,  und  durch  welche  man  nur  eine 
feine  Horste  in  die  Pulinoualartcrie  verschieben  kann.  Die  arteria 
pulmonalis  besitzt  zwei,  aber  ziemlich  grosse  Klappen.  Die  Pultno- 
naiarterie  und  ihre  Aeste  sind  weit.  Der  duettts  Bot&lli  erschien 
fast  vollkommen  geschlossen.  Die  Füllung  der  Lumgen  mit  Blut 
musste  naturgemass  von  der  Aorta  aus  vor  sich  gehen,  konnte  aber 
nicht  durch  Vermittlung  des  doctus  Bolalli  zu  Stande  kommen.  Sie 
geschah  von  einer  umfangreichen  anomalen  Arterie  aus,  welche  links- 
seiw  dicht  über  dein  Zwerchfell  ihren  Anfang  nahm  und  der  linken 
Lunge  zustrebte.  Sie  drang  von  hinten  und  unten  an  der  Basis  des 
Lingenkegels  iu  deu  untern  linken  Lungenlappen  ein  und  bildete 
hier  ein  Gefüssne.tz  weiter  Arterien.  Mit  ihnen  schienen  Eudäste  der 
linken  Pulmonalarterie  zu  anastamosiren,  so  dass  von  hier  aus  das 
Blut  rückläufig  iu  die  übrigen  Lungenpartien  und  auch  in  die  rechte 
Lunge  hineinströmen  konnte.  Eichborst 


Lockner,  Zwei  Fälle  traumatischer  Rückenmarks- Erweichung 
ohne  äussere  Verletzung.  Bayer.  int  bi.  i87&.  No.  12. 

Ein  Ü3jäliriger  Mann  fiel  mit  dem  Kücken  gegen  einen  Stein 
aufschlagend  zu  Boden.  Er  konnte  noch  eine  V*  Stunde  weiten 
Weg  zurück  legen,  aber  trotz  grossen  Harndrangs  kein  Wasser  lassen. 
Spater  träufelte  der  Urin  ab;  trotzdem  musste  aber  während  der 
vier  Wochen  dauernden  Krankheit  dauernd  catheterisirt  werden. 
Ausser  verschiedenen  hier  weniger  intercssirenden  Urgauveränderuu- 
gen  fand  sich  in  der  Leiche  bei  intacten  Kückeum ukshäuteti  eine 
breiige  Erweichung  des  Rückenmarks  in  seiner  ganzen  dem  8 — 9 
Brustwirbel  entsprechenden  Dicke. 

Ein  35jiihriger  kräftiger  Mann  ging  bei  Blatteis  einige  Stein- 
Kufen  in  seinen  Hof  hinab  und  wurde  kurz  darauf  todt  liegend  ge- 
tunden.  Am  Hiuterkopf  fand  man  eine  3 Cm.  lange  Hautwunde. 
An  mehreren  Stellen  der  Hirnpia  befanden  sich  Hämorrhagien,  eine 
erbsengros.se  Stelle  der  grauen  Substanz  des  rechten  Vorderlappcns 
*ar  blanroth  gefärbt.  Das  Gewebe  der  Med.  obl.  war  weich,  mit 
»tecknadelknopfgrossen  Blutextravasaten  durchsetzt.  Das  Rüeken- 


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158 


Wcbhicrx.  K<ili.msnr.  Adameirwicz. 


« 


mark  in  der  Höhe  de*  6.  Halswirbels  von  rechts  und  hinten  her 
quer  eingeritsscn,  sodsss  mehr  als  die  Hälfte  des  Marks  durchtrennt 
war.  Das  Gewebe  erschien  hier  breiiß  weich  und  der  Stelle  ent- 
sprechend fand  sich  ein  massiger  Bluterguss  in  den  Riickenmarks- 
häuten.  Auch  das  Zellgewebe  im  hinteren  Thoraxraurn  auf  der 
Vorderseite  der  Wirbelsäule  war  mehrfach  mit  Blut  dnrchtränkt.  Die 
Wirbel  waren  intact.  Bernhardt. 


C.  Wernicke,  Das  Urwimlungssystem  des  menschlichen  Gehirns. 

Areb.  f.  Paych.  otc.  VI.  8.  298. 

Auf  Grund  der  Untersuchung  von  Affengehirnen  macht  W.  auf  eine  den  vor- 
dem ansteigenden  Schenkel  der  zweiten  Scbläfewiudung  von  hinten  begrenzende 
Furche  aufmerksam.  Sie  entspricht  der  vorderen  Occipitalfurche  des  Affengebims 
und  stellt  die  Grenze  zwischen  Stirn  und  Hinterbauptslappen  dar.  Auch  zwischen 
Occipital-  und  Schlüfelappe»  findet  sich  eine  der  uotern  Occipitalfurche  der  Affen 
aualoge  Grenze  an  der  menschlichen  Convexität.  In  diesen  Grenzen  ist  dann  der 
Hinterhauptslappen  etwa  von  derselben  relativen  Grösse  wie  beim  Orang  nud 
Chimpanse,  also  durchaus  nicht  verkümmert.  W.  macht  anf  die  Bedeutung  der 
IJeherbröckungen  gewisser  Furchen,  die  Am  Affengebirae  constant  sind,  aufmerksam, 
namentlich  seien  mehrfache  Ueberbrückuogen  der  Interparietalfurche  sichere  Zeichen 
einer  hoch  stehenden  Gebimentwicklung.  Löwe. 

Kollmann,  Ueber  den  Einfluss  des  Wassers  auf  die  rothen 
Blutkörperchen  des  Frosches.  München,  aead.sitaungsber.  ih73  s.  348. 

Läuft  mau  Froschblut  iu  ein  halb  mit  Wasser  gefülltes  Uhrschälcbeu  tropfen, 
so  schrumpfen  die  Blutkörperchen  zusammen  nnd  verharren  mehrere  Tage  im  Zu- 
stande der  Schrumpfung.  Sehr  häufig  geschieht  dies  so,  dass  der  Farbstoff  nach  dem 
Centrum  zurückgedrängt  ist  uud  nur  gelbliche  Strahlen  gegen  den  bellen  Rand  ge- 
richtet sind.  K.  erklärt  diese  eigentümliche  Erscheinung  durch  die  Annahme  einer 
Gerinnung  des  eiweissartigen  Stromas  der  Blutkörperchen  bei  der  Berührung  mit 
Wasser.  Löwe. 


A.  Adamkiewicz,  Kittschichten  in  den  Wandnngen  der  Gefässe. 

Arch.  f.  inicr.  Auat.  XI.  8.  282. 

Nach  Silberimprägnation  frischer  Arterien  oder  Venen  vom  Kaninchen  tritt 
der  Regel  nach  auf  der  Innenfläche  der  Gefässe  unter  der  bekannten  Moaaik  der 
Endothelien  noch  ein  zweite«  Lager  brauner  Silberlinien  auf.  Sie  durebzieben  ala 
dicht  gedrängte  Streifen  die  Qefäsawand  in  der  Tiefe  und  beben  sieb  um  ao 
schärfer  gegen  die  Zeichnung  der  Endothelien  ab,  ala  aie  deren  znr  Gefässaxe 
IKngageatellten  ovalen  Felder  faat  rechtwinklig  krenzen.  Die  groaae  Mannigfaltig, 
keit  ihrer  C onfiguration  gestattet  aie  nnr  ala  unvollkommene,  regellose  and  lang- 
masebige  Netze  zn  beschreiben,  die  durch  eine  spitzwinklige  Verzweigung  der 
braunen  Stränge  entstehen  und  sehr  schmalen,  langgedrehten  nnd  unregelmäsaig 
begrenzten  Quersonen  zwiachen  ihren  dnnklen  Einfassungen  Raum  lassen. 

Am  besten  gelingt  die  Darstellung  dieser  Zeichnungen  an  den  grossen, 
weniger  gut  an  den  kleineren  Gefässen,  besser  an  den  Arterien  als  an  den  Venen. 

Die  Lage  dieser  Silbernetze  ist,  wie  A.  durch  Zerznpfnng  ermittelt  hat, 
(wischen  der  Tnuica  mnscnlaris  und  der  Membrana  fenestrata.  Es  sind  Gerin- 
nungen erzeugt  durch  das  Silbersals  in  einer  hier  befindlichen  eiweisshaltigen 
Schicht,  die  als  Kitt  die  elastische  Membran  mit  der  benachbarten  Media  verklebt. 


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pg&p*.  •* 


RaBUTKAU.  Rajswsky  Rhdinqrr.  Klemm. 


159 


Die  groBfte  Beständigkeit  in  der  Anordnung  und  Querstellung  dieser  Silberalbninin- 
fUden  erklärt  A.  n ns  der  natürlichen  Tendenz  ausgeschnittener  Gefässe,  sich  vor- 
süglicb  der  Länge  nach  zu  verkürzen.  Boll  (Rom). 

Rahuteau,  De  l’action  da  Ter  nur  lu  nutritiou.  Compte»  rendus. 
LXXX.  1169. 


B.  führte  an  16  Tagen  eine  möglichst  gleiche  Diät;  in  der  mittleren  Periode 
Ton  5 Tagen  nahm  er  0,12  Eisenchlorür  pro  Tag.  Im  Mittel  wurden  für  die  Harn- 
meuge  etc.  folgende  Zahlen  erhalten: 


Harnmenge. 

Acidität. 

Feste  Substanzen. 

Harnstoff. 

I.  Periode 

1319  ccm 

1,37 

49,41 

18,07 

*•  „ 

1230 

1,69 

52,51 

20,23 

*•  „ 

1223 

1,49 

51,74 

18,22. 

Die  Schlussfolgerungen  ergebe 

en  sich  von 

selbst. 

E.  Salkowskl. 

Are.  Rajewsky,  lieber  da»  Vorkommen  von  Alcokol  im  Or- 
ganismus. PflI'ueb’s  Arch.  IX.  S.  122. 

Vf.  versuchte  den  Verbleib  eiugespritzten  Alcobols  festznstellen  nod  bediente 
sich  zum  Nachweis  von  Alcohol  im  Destillat  der  betreffenden  Gewebe  der  Likben'- 
seben  Jodoformreaction.  Ks  stellte  sieb  bald  heraus,  dass  diese  Reaction  für  den 
beabsichtigten  Zweck  nicht  brauchbar  sei,  da  die  Destillate  aller  Organe  und  Ge- 
webe auch  im  normalen  Zustand  Jodoform  geben.  Das  Destillat  aus  einer  grösseren 
Menge  Pferdefleisch,  wiederholt  rectificirt,  bildet  an  der  Luft  Aldehyd;  es  scheint 
also  Alcohol  in  den  Geweben  präformirt  zu  sein  oder  sich  bei  der  Destillation  zn 
bilden.  E.  Salkowskl. 


Riedinger,  Zur  Aetiologie  der  Schenkelhalsfracturen.  Centmibi. 

f.  Cbir.  1875.  No.  52. 

R.  giebt  einen  casuistiscben  Belag  für  die  Ansicht,  dass  viele  Fracturen  des 
Schenkelhalses  an  seiner  Insertion  in  den  Trochanter  nicht  durch  Gewalten  ent- 
stehen, die  entweder  in  der  Richtung  des  Schenkelhalses  oder  der  Fotnurdiaphyxe 
wirken,  sondern  Rissbrüche  sind,  bei  denen  durch  Auspauneu  des  Lig.  Bertiui, 
Rückwärtsbeugeu  dtt  Stammes  nnfl  Auswärtsrollen  des  Scheukels  die  Linea  inter- 
trochanterica  abgezogen  wird. 

Ein  60jäbriger  Beamter  rutscht  auf  der  Strasse  aus,  sucht  durch  starkes 
Ruckwärtsbengen  des  Oberkörpers  das  Gleichgewicht  zu  erhalten,  fallt  auf  die 
linke  Seite  nnd  acquirirt  eine  rechtsseitig  extracapsuläre  Schenkelbalsfractur, 
für  deren  Entstehung  eben  nur  die  angeführten  Momente  geltend  gemacht  werden 
können.  Wllh.  Koch. 

Klemm,  Das  Verhalten  der  Heiserkeit  zur  anatomischen  Ur- 
sache beim  Stirn  in  bandcatarrh  und  seine  Prognose.  Archiv  der 

Hailk.  XVI.  8.  423. 

K.  glaubt,  d..s  in  gewissen  Fällen  ein  Missverhältnis  zwischen  dem  Qrade 
der  Heiserkeit  nnd  der  durch  das  Laryngoscop  sichtbaren  Veränderung  im  Kehl- 
kopf bestehe.  Die  Heiserkeit  sei  starker,  wie  es  die  sichtbaren  Veränderungen  er- 
warten Messen  nnd  müsse  durch  Mitbetheiligung  der  Nerven  erklärt  werden  1)  gegen 
Ende  gewisser  Formen  des  primären  Catsrrhs,  2)  bei  manchen  Formen  des  chro- 
nischen Catarrbs,  3)  aber  — nnd  hierauf  legt  Vf.  besonderen  Nachdrnck  — als 
Vorläufer  der  Lnngenphthise  und  während  des  Verlaufs  der  Pbthisis  pulmonum. 
Was  die  Therapie  anlangt,  so  empfiehlt  er  gegen  Pbthisis  das  Tragen  eines  Respi- 
rators, der  mit  dnreh  Carbolsänre  zn  befeuchtender  Watte  gefüttert  ist.  B.  Fränksl. 


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160 


▼.  Merino,  Abloirg  Sl  Tbipibb.  Duncan. 


Deutsche 


v.  Mering,  Ein  Fall  von  acuter  Phosphorvergiftung, 

Zeitachr.  f.  pract.  Med  1875.  No.  45. 

Ans  dieser  eine  22jährige  Patientin  der  FRKitiCHs’schen  Klinik  betreffenden 
Beobachtung  ist  hervorzubeben,  dass  in  dem  vom  3,  zum  4.  Tage  nach  der  Ver- 
giftung in  24  Stunden  eutleerteu  Barn  (1200  ccm.)  20,5  gm.  Harnstoff  nnd  1,34 
Harnsäure,  aber  weder  FleischmilchsHure,  noch  peptouartige  Stoffe,  noch  Leucin 
nnd  Tyrosin  gefunden  wurden  (Vgl.  Cbl.  1871,  619).  Der  Urin  war  in  der  ganzen 
ßeobachtnngszeit  bis  zum  Tode  frei  von  Zucker,  obgleich  Pat  über  200  gm. 
Traubenzucker  eingenommen  batte  und  gab  keine  deutliche  Gallenfarbstoffreaction. 
lu  dein  alcoholkcheu  Leberextract  konnte  kein  Zucker  oaebgewiesen  werden. 

In  einem  anderen  Fall  von  Phospborvergiftaog  enthielt  der  Harn  Fleiseh- 
milcbsäure,  aber  wenig  Harnstoff.  .Senator 


Arloing  et  L.  Tripier,  De»  sections  nerveuses  dans  les  uevralgies. 

Gaz.  bebdorn.  1875  No.  35. 

Kann  man  bei  einer  Neuralgie  durch  starke  Compression  eines  „schmerzhaften 
Punktes“  den  Schmerz  auf  beben,  so  kann  man  mit  Recht  erwarten,  dass  eine  Durch 
sebneidung  der  Nerven  sämmtliche  direkten  nnd  indirecten  (recurrirenden)  von  be- 
nachbarten Nervengebieten  her  einstrablenden  Aeste  treffen  und  so  zur  Heilnug 
führen  wird.  Hort  der  Schmerz  aber  nicht  auf,  so  kann  der  8itz  der  Affection 
höher  nach  den  Centren  zu  oder  in  ihnen  selbst  gelegen  sein,  oder  die  Affection 
sitzt  in  den  Ana«tomosen  (den  recurrirenden  Aestun).  — Dies  wird  man  zu  scbliesseu 
berechtigt  sein,  wenn  stärkerer  auf  die  benachbarten  Nervenäste  ausgeübter  Drnck 
den  Schmerz  versebwiuden  macht.  Man  bat  also  eventuell  nicht  nur  die  Durch - 
sebueidung  eines  (des  eben  subjectiv  schmerzenden),  sondern  auch  aller  benach- 
barten sensiblen  Nerven  vorzuuehmen.  Bernhardt. 

A.  Du  neun,  A cast*  of  triplets  complicated  with  dupl«  uterus. 

Brit.  med.  Journ.  1876.  No.  768. 

Die  betreffende  Frau,  FÜnfgebäreude,  rief  im  9.  Schwangerscbaftsmonat  deo 
Vf.  wogen  ihres  ungewöhnlich  grossen  Leibesumfangs  und  des  beschwerlichen 
Hängebauchs.  Der  Fundus  uteri  war  durch  eine  bis  mm  Beckeneingang  herab  zu 
verfolgende  sagittale  Furche,  etwas  nach  links  von  der  Mittellinie,  iu  2 ungleiche 
Hälften  getbeilt,  von  deuen  die  linke  die  grössere  zu  sein  schien.  Beide  Hälften 
waren  unabhängig  vou  einander  zu  bewegen,  in  beiden  waren  Herztöne.  — Bald 
darnach  stellten  sich  Weben  ein;  es  wurde  sehr  rasch  ein  erstes  Kind  ,,von  etwa 

6 Pfund"  in  Scbädellage  geboren,  10  Miuuteu  später  ein  zweites  in  Steisslage 
„etwas  unter  6 Pfund“,  beides  Mädchen  mit  „doppelter“  Placenta,  die  bald  spootau 
ausgestosseu  wurde.  Der  rechtsseitige  Tumor  erschien  nun  leer  und  gut  zusam- 
mengezogen,  der  liuksseitige  dräugte  alsbald  unter  lebhaften  „Nacbweheu“  herab 
und  kam  fast  hinter  jenem  zu  liegen.  6 Stundet)  später  wurde  nach  kurzer  Ge- 
burtsarbeit das  dritte  Kind,  ein  Mädchen,  in  Scbädellage  geboren,  es  wog  mehr  als 

7 Pfund.  Die  Placenta  folgte  spontan  Beide  Uterushälften  contrabirten  sieb  gut, 
das  Wochenbett  verlief  normal.  Längere  Zeit  darnach  war  der  Muttermund  als 
eine  breite  Furche  sichtbar,  über  der  unmittel  bar  das  trennende  Septum  wahrzu- 
nehmen  war.  Auch  die  Sonde  kounte  in  beide  Hälften  eingeführt  werden. 

A.  Martin. 


Binaandungen  fttr  da«  Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herauageber:  Prof.  Senator,  9 
Berlin,  (N.)  Kratutnickstraaae  24,  und  Profeaaor  Rosenlbai,  Briangen,  oder  (unter  Beiackluaa)  an 
die  Verlagabandlang,  Berlin  (N.W.)  unter  den  Linden  68,  adreaairen. 

Verlag  von  Auguat  Ilirachwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  B.  Hermann  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erecbeineo 
l— 9 Bogen : am  Schlüsse 
des  Jahrgang*  Titel,  Na- 
men- and  Sachregister. 


Centralblatt 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
SO  Hark;  sa  beziehen 
durch  alle  Bachbandlan- 
gen and  P ostans t alten« 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Professor  in  Erlangen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876.  4.  IVIfirz.  No.  10. 


Inhalts  Köhler,  S&licylsHure  und  Halicylsauros  Natron  (Orig.-Mittb.).  — 
Ditlsvskn,  Nerven  der  Überbaut  (Orig.-Mittb.).  — Schultze,  seeuudäre  De- 
generation des  Rückenmark*  (Orig.-Mittb.).  — 

Bütschli,  Zelltheilung.  — Cuccio,  electriscbe  Organe.  — Cazbneuvb, 
Hämatin.  — Cohn  heim  & Litten,  Embolie  der  Lnngenarterien.  — Volk- 
bann,  cbirargische  Beitrüge.  — Krön  lein,  offene  und  autiseptische  Wundbe- 
handlung. — Hihbchbkro,  Gesichts-  und  Blickfeldmessung.  — Frankel,  Harn- 
stoffausscheidung bei  Nephritis.  — Dickinson,  Chorea.  — Erb,  acute  Spinal- 
IXbmung.  — Barwinkkl,  Irradiation  bei  Nenritis.  — Lübk,  Typhuaepidemi© 
durch  Milcbgenusft.  — 

Kl  bin,  Spirillum  rosacoum.  — Willige,  Anastomosen  von  Nervenzellen.  — 
Socolopp,  Oallensccretioo.  — Langhans,  Tetanie  und  Lepra  anästbetica.  — 
H*jß  W8KT,  Resorption  am  Zwerchfell.  — Block,  melanotiscbes  Endotbeliom 
der  Leber.  — Rosenbach,  Rundzellcnsaicom  des  Schlundes.  — Cadgb,  Blasen- 
divertikel nnd  Blasen* toiue.  — Brown,  Aneurysma  der  Femoralis.  — Leon* 
pacbrr,  Pncnmopericardium  tramnaticum.  — Blanc,  acute  Leberentzündung.  — 
Bear  Dai.  uv,  Lähmungen  bei  Phimose.  — Fehling,  SalicylsUure  für  geburts- 
hilfliche Zwecke.  — Kelp,  Amylnitrit  bei  Melancholie.  — Clapham,  Amylnitrit 
bei  Seekrankheit.  — 

II  is,  Berichtigung. 


Salicylsäure  und  salicylsaures  Natron  physiologisch  untersucht. 

Von  II.  Kollier,  llnlle. 

Nicht  sowohl  das  Aufsehen,  welclios  die  Salicylsäureprfiparate 
gegenwärtig  in  Kreisen  der  Praetiker  machen,  oder  der  mit  Ani- 
mosität geführte  Streit  über  den  therapeutischen  Werth*)  oder  Un- 
worth derselben,  als  die  experimentelle  Entscheidung  der  theoretisch 
wichtigen  Frage,  ob  einem  an  tifermentati  ve  und  anti- 

*)  Versuche  über  die  hemmende  Wirkung,  welche  die  Salicylsänre  Fermenten 
gegenüber  iinssert,  hübe  ich  nicht  augostellt  nnd  will  zur  Ergänzung  der  von 
anderen  Beobachtern  über  diesen  tiegenstand  mitgetheilten  nur  boiläufig  bemerken, 
dass  von  mir  während  der  Sommermonate  im  Leipziger  Institnt  dnreb  Anlegung 
von  Pankreasfisteln  bei  Hunden  gewonnener  paukreatischer  Saft,  trotzdem  er  tage- 
lang im  Wasserbado  hei  37°  C.  erhalten  wurde,  mit  Salicylaänre  versetzt  noch 
nach  14  Tagen  keine  Spnr  von  Fänlniss  und  Schwcfelwasser.toffentwicklung  wahr- 
nehmen  lies.. 

XIV.  Jahrgang.  11 

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162 


K5m.BR,  Siilicylflliure  und  »alicylsmircs  Natron. 


»■ 


septische  Wirkungen  nicht  besitzenden  Mittel,  wie  dem 
Natron  salicylicum  (Kolbe,  Neubauer),  die  von  verschiedenen 
Klinikern  hervorgehobenen  und  gerühmten  antipyre- 
tischen Eigenschaften  in  der  That  zukommon  oder  nicht, 
hat  mich  zu  den  im  Nachstehenden  kurz  wiedergegebenen  vergleichen- 
den Versuchen  über  die  physiologischen  Wirkungen  der  Salicylsäure 
und  des  salicylsauren  Natrons  veranlasst.  Wiewohl  von  mehreren 
Seiten  derartige  Versuche  aunoncirt  worden  waren,  sind  solche  meines 
Wissens  doch  bisher  von  Niemand  veröffentlicht  worden,  und  konnte 
somit  es  nicht  Ausbleiben,  dass  über  die  genannten  Wirkungen  die 
widersprechendsten  Angaben  gemacht  wurden.  Nach  dem  Einen 
sollte  es  überhaupt  unmöglich  sein,  Versuchstiere  durch  Salicylsäure 
oder  das  Natronsalicylat  zu  tödten,  während  nach  Anderen,  insbe- 
sondere Ferer  und  Friedbergek,  die  Salicylsäurepräparate  den  von 
genannten  Autoren  auch  durch  den  Sectionsbefund  constatirten  Tod 
durch  Asphyxie  herbeizuführen  vermögen.  Als  internes  Antisepticum 
(so  zu  sagen)  verlor  die  Salicylsäure  sehr  an  Ansehen,  nachdem  die 
Münchener  Professoren  nachgewiescn  hatten,  dass  die  Salicylsäuro 
garnicht  als  solche,  sondern,  wie  sie  annahmen,  als  Eiweiss-  oder 
wie  SALKOWSKY  und  die  meisten  Andern  vermutheten,  als  Natron- 
verbindung in  das  Blut  übergeht  und  entfernte  Wirkungen  her- 
vorbringt. 

Die  geringe  antiseptisebe  Wirkung  der  freien  Salicylsäure 
wurde  von  F.  und  F.  daraus  zu  erklären  gesucht,  dass  nur  ein 
kleiner  oder  minimaler,  uicht  an  Eiweiss  oder  Natron  gebundener 
und  somit  als  freie  Säure  aus  den  ersten  Wegen  in  die  Blutbahn 
gelangender  Theil  der  selbst  in  grossen  Mengen  per  os  beigebraebten 
Salicylsäure  überhaupt  zur  Wirkung  gelange.  Versuche  von  Zim- 
mermann an  künstlich  septicämiseh  gemachten  und  mit  grossen 
Gaben  Salicylsäure  versehenen  Versuchsthieren  schienen  diese  An- 
nahme zu  stützen;  leider  verleiteten  sic  den  Vf.  zu  dem  freilich  ent- 
schuldbaren Fehlschlüsse,  dass  salicylsaurcs  Natron,  weil  es  nicht  an- 
tiseptisch wirke,  auch  jeder  fieberwidrigen  Kraft  haar  sei.  So  nahe 
dieses  auch  zu  liegen  schien,  wurden  gleichwohl  Versuche  darüber, 
ob  direct  ins  Blut  gespritzte  Salicylsäure  einer-  und  saiicyisaures 
Natron  anderseits  identische  oder  differente  Wirkungen  auf  die 
vitalen  Functionen  äussern,  bisher  von  Niemand  angestellt.  Derar- 
tige Experimente  mussten  aber  die  Richtigkeit  oder  Unrichtigkeit 
aller  oben  erwähnten  Hypothesen  bis  zur  Evidenz  klarlegen.  Aus 
den  von  mir  nach  cxacten  Methoden  gewonnenen  einschlägigen  Ver- 
suchsresultaten werden  sich  daher  nicht  nur  die  physiologischen  Wir- 
kungen der  Salicylsäurepräparate  ergeben,  sondern  es  wird  auch 
an  der  Unrichtigkeit  der  bisher  aus  theoretischen 
Gründen  über  die  Unwirksamkeit  des  Natronsalicylats 


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Koni.üB,  Salicylniiare  und  salicylsanres  Natron. 


163 


der  Salicylsänre  gegenüber  gehegten  Meinung  kein 
Zweifel  übrig  bleiben.  Unter  den  vitalen  Functionen  modificiren 
die  Salicylsäure  und  das  salicylsaure  Natron 

A.  die  Kreislaufsfunctionen. 

Einspritzungen  der  genannten  Präparate  direct  ins  Blut  oder 
Beibringung  derselben  führten  zur  Sicherstellung  folgender  That- 
saclien.  Anlangend 

I.  Einspritzungen  von  reiner  Salicylsäure  (1  : 300) 
in  die  Jugularvene,  so  ergaben  sich  folgende  Veränderungen: 

1)  Die  mittelst  des  Schreibmanometers  auf  der  endloson  Papier- 
rolle aufgezeichnete  Blutdruckcurve  lässt  ein  allmähliches,  seiner 
Dauer  und  Intensität  nach  der  Menge  der  eingespritzten  Salicylsäure 
proportionales  Absinken  erkennen.  Werden  grössere  Mengen  (z.  B. 
7 ccm.)  Kaninchen  in  kurzen  Absätzen  in  die  Jugularvene  injicirt, 
so  fällt  der  Blutdruck  schnell  bis  fast  auf  die  Abscisse  ab,  hebt  sich, 
während  die  enorm  hohen  und  retardirten  Pulswellen  die  zwei-  und 
dreizipfelige  Form  der  die  Erstickungscurven  characterisirenden 
zeigen,  aufs  Neue  bis  etwa  auf  die  Hälfte  der  normalen  Höhe,  um, 
nachdem  die  während  dieser  Epoche  nie  fehlenden  Krämpfe  vorüber- 
gegangen sind,  abermals  und  zwar  diesmal  bis  zur  Abscisse  abzu- 
sinken,  womit  bei  Einverleibung  ausreichend  grosser  Gaben  die 
Scene  schliesst.  Curven  von  Kaninchen,  denen  grosse  Mengen 
Cblorallösung  schnell  in  die  Jugularis  gespritzt  worden  sind,  gleichen 
den  nach  analoger  Application  von  Salicylsäure  erhaltenen  in  allen 
Punkten  so,  dass  sie  von  ersteren  nicht  zu  unterscheiden  sind.  Nach 
Beibringung  kleinerer  Mengen  findet  allmähliche  Restitutio  ad  inte- 
grum statt  und  erst  wenn  die  lethal  toxische  Dosis  erreicht  ist,  tritt 
dauerndes  Absinken  ein. 

2)  Dieses  Absinken  des  Blutdrucks  kommt  auch  nach  vor  der 
Salicylsäureinjectinn  bewirkter  Durchschneidung  beider  Depressores, 
beider  Vagi  und  des  Halsmarkes  zur  Beobachtung.  Seine  Ursache 
muss  somit  im  Herzen  selbst,  bez.  in  den  daselbst  befindlichen 
gangliösen  Apparaten  oder  in  Mitleidenschaft  der  Herzmuseulatur 
begründet  sein. 

Die  Differenz  zwischen  dem  Stande  der  Quecksilbersäule  im 
Manometer  vor  und  nach  der  Salicylsäureeinspritzung  (4 — 7 ccm.) 
beträgt,  der  injicirten  Salicylsäuremenge  entsprechend: 

a.  bei  intacten  Nerven:  10 — 44  mm.  Hg. 

im  Mittel  aus  11  Beobachtungen  25,7  mm.  Hg. 

b.  nach  Durchschneidung  beider  Depressores  und 
Sympathien  8 — 34  mm.  Hg. 

im  Mittel  aus  3 Beobachtungen  19  mm.  Hg. 

c.  nach  Durcbschneidung  beider  Vagi:  37 — 44  mm.  Hg. 

im  Mittel  aus  5 Beobachtungen  41,4  mm.  Hg. 

ll* 


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164 


Köri.kb,  Salicylsäure  und  salicylsaures  Natron. 


d.  nach  Discision  des  Rückenmarks  zwischen  Occiput 
und  Atlas  10 — 20  mm.  Hg. 

im  Mittel  aus  6 Beobachtungen  17  mm.  Hg*). 

Dieses  Absinken  des  Blutdrucks  war  von  besonderer  Pulsre- 
tardation  bis  auf  die  Hälfte  der  normalen  Zahl  und  Höherwerden 
der  Pulswelle  bis  auf  das  20fache  und  mehr  begleitet.  Zur  Zeit  der 
grössten  Pulsretardation  war  die  Pulswello  constant  am  höchsten. 
Der  Herzvagus  wird  erst  spät  — kurz  vor  dem  Tode  — unerregbar. 

War  hiermit  nachgewiesen,  dass  als  solche  in  die  Blutbahn  ge- 
langende Salicylsäure  die  genannten  vitalen  Functionen  nicht  uner- 
heblich modificirt,  so  lag  die  weitere  Frage  nahe,  ob  auch  nach  In- 
jection  grosser  Mengen  von  Salicylsäurelösung  per  os  ein  entspre- 
chender Effect  zu  erreichen  sei.  Es  wurden  daher 

II.  Injectionen  von  Salicylsäure  (1:800)  durch  einen 
in  den  Oesophagus  vom  Halse  her  eingebundenen  weib- 
lichen Katheter  in  den  Magen  an  Kaninchen  und  einem  kleinen 
Hunde  ausgeführt.  Dieselben  blieben  völlig  erfolglos,  und 
sowohl  das  Absinken  des  Blutdrucks  als  das  Höherwerden  der 
Pulswelle  und  die  Pulsretardation  fielen  fort.  Nur  die  später  zu  er- 
wähnende Verlangsamung  der  Athmung  kam  schliesslich  zur  Beob 
achtnng.  Ein  geringer  Temperaturabfall  war  höchst  wahrscheinlich 
auf  Rechnung  der  Fesselung  der  Kaninchen  in  Rückenlage  zu  setzeu. 
Wenn  hiernach  selbst  bei  kleinen  Versuchstieren  sich  die  per  os 
beigebrachte  Salicylsäure  in  Lösung  physiologisch  unwirksam  erweist, 
so  ist  damit  zwar  noch  nicht  bewiesen,  dass  dieses  auch  wenn  grosse 
Mengen  in  Substanz  eingeführt  worden  der  Fall  sein  muss;  allein 
es  verdient  wohl  besonders  hervorgehoben  zu  werden,  dass  unter 
den  angegebenen  Bedingungen  die  freie  Säure  soviel  Alkali  im 
Darmsafte  vorfinden  wird,  dass  sic  notwendiger  Weise  in  das  Na- 
triumsalz übergeführt  und  als  solches  rosorbirt  werden  muss.  Es 
würde  sich  sonach  hierbei  lediglich  — Einbringung  ausreichend 
grosser  Mengen  von  Salicylsäure  vorausgesetzt  — um  die  Wirkung 
des  aus  dieser  hervorgegangenon  Natriumsalieylates  handeln  und 
kein  Grund  vorliegen,  letzteres  nicht  direct  zu  appliciren.  Fand 
diese  Voraussetzung  bereits  jn  der  nach  FeSer  und  FrikdberqkK 
mit  Aether  nicht  zu  effeetuirenden  Extraction  der  .Salicylsäure  als 
solcher  aus  dem  Rückstände  des  Blutes  eine  wesentliche  Stütze,  so 
musste  sie  durch  den  Nachweis,  dass  in  das  Blut  injicirtes  oder  nach 
der  Beibringung  per  os  resorbirtes  und  in  die  Blutbahn  gelangtes 

*)  Auch  die  Möglichkeit,  dass  das  oben  erwähnte  Absinken  des  Seitendrncks 
von  centraler  oder  peripherer  Gefässnervenlähmung  bedingt  sein  könne,  habe  ich 
nicht  ausser  Acht  gelassen.  Versuche  nu  der  Froschachwimmhant  (nach  Curari- 
sirnng)  ansgeführt,  bewiesen  indessen,  dass  eine  Dilation  der  Scbwiinmhaiitcapillaren 
während  oder  nach  der  Injcction  von  Salicylsäure  in  die  Banchvone  überhaupt 
nicht  au  Stande  kommt 


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KOblrb,  SalicylsUure  und  salicyUaares  Natron.  165 

Katriumsalicylat  analoge  bez.  dieselben  Modificationen  der  vitalen 
Functionen  hervorruft,  wie  die  ins  Blut  gespritzte  Salicylsäurelösung 
(1 : 300)  zur  Gewissheit  erhoben  werden.  Um  hierüber  schlüssig  zu 
werden,  wurden 

III.  Injectionen  von  salicylsaurem  Natron  in  Lösung 
verschiedener  Concentration  direct  in  die  Jugularvene 
ausgeführt.  Es  wurde  mit  einer  Salicylatlösung  von  jedenfalls  grosser 
Verdünnung  begonnen,  indem  die  zur  Tödtung  eines  Kaninchens  von 
2 Kilo  bei  Injection  in  die  V.  jugularis  ausreichende  Menge  von 
0,35  gm.  Salicylsäure  in  104  ccm.  Wasser  gelöst,  vorsichtig  mit 
soviel  Natronlauge,  dass  schwach  alkalische  Reaction  eintrat,  versetzt 
und  diese  Solution,  in  welcher  von  Gegenwart  freier  Salicylsäure 
jedenfalls  nicht  die  Rede  sein  konnte,  in  Portionen  von  5 — 7 ccm. 
einem  Kaninchen  in  dio  Jugularis  allmählich  eingespritzt  wurde- 
Erst  war  im  Verhalten  der  Kymographioncurve  gar  keine  Aenderung 
bemerklicb  und  erst  nachdem  % der  genannten  Lösung  beigebracht 
worden  waren,  konnte,  während  die  Zahl  der  Athemzüge  unabänder- 
lich 24  in  30  Secunden  blieb,  ein  geringes  Absinken  des  Blutdrucks 
um  12  mm.  Hg  liebst  Höherwerden  der  Pulswelle  und  Pulsretardation 
constatirt  werden.  Wenn  auch  bei  der  bedeutenden  Verdünnung 
(die  Lösung  entsprach  etwa  1 : 300)  der  Solution  wenig  in  die 
Augen  springend,  waren  doch  immerhin  durch  salicylsäurefreie  Sali- 
cylatlösung bei  directer  Einverleibung  in  das  Blut  Modificationen 
der  Kreislaufsfunctioneu  zu  Wege  gebracht  werden,  welche  keinen 
Zweifel  darüber  aufkomiuen  liessen,  dass  das  jedenfalls  nicht  — wie 
bisher  angenommen  wurde  — gänzlich  unwirksame  salicylsaure 
Natron  bei  Application  grösserer  Mengen  und  concentrirterer  Lösungen 
intensivere  Veränderungen  der  Circulation  und  sehr  wahrscheinlich 
auch  der  Respiration  und  Wärmevortheilung  hervorrufen  würde- 
Die  im  Nachstehenden  in  nuce  wiedergegebenen  Resultate  einschlä- 
giger Versuche  an  Kaninchen  und  Hunden  beweisen  iD  der  That 
nicht  nur  zur  Evidenz,  dass  dem  Körpergewicht  und  der  Gattung 
der  Versuchstiere  adäquat  gegriffene  grössere  Mengen  reinen  sali- 
cylsauren  Natrons  auf  Puls  und  Blutdruck  genau  so  wirken,  wie 
unter  I.  von  der  direct  ins  Blut  eingeführten  Salicylsäure  (1  : 300) 
angegeben  worden  ist,  sondern  auch  die  Grenzen  der  Concentrations- 
grade,  innerhalb  welcher  diese  Wirkungen  bei  Hunden  und  Kaninchen 
zur  Geltung  gelangen,  inarkiren.  Es  betrug  bei 


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166  Köhler,  ßalicylsSure  und  aallcylaauree  Natron. 


a)  intacten  Nerven. 


bei  Kaninchen  von 
2 Kilo 

I.  Pt 

n.  in  der  Norm 

llsiahl  in  30"'  1 II  das  Ab- 

b.  nach  Injection  von  i ainkeu  de« 
Natr.  salicyl.  Blutdruck«. 

1.  lujectiou 

131 

7 ccm.  1 : 30 
85 

81  mm.  Ug. 

2.  » 

II 

7 ccm.  1 : 30 
93 

87  ,i  ,, 

8.  „ 

II 

10  ccm.  1 : 30 
63 
32 

^8  n ii 

8-  » 

II 

7 ccm.  1 , 30 
56 
30 

28  „ „ 

6.  „ 

II 

10  ccm.  1 : 30 
53 
45 

^8  ti  i, 

«. 

II 

7 ccm.  1 : 30 
35 

37  „ 

Kaninchen  von  1,6  Kilo 

7 ccm.  1 : 90 

29  „ 

2.  Injection 

10  ccm.  1 : 90 

12  „ 

Kaninchen  von  2 Kilo 

122 

10  ccm.  1 : 120 
47 

= 0 

do. 

122 

13  ccm.  1 : 240 
47 

= 0 

Hund  von  2%  Kilo 

72 

10  ccm.  1 : 70 
52 

58  it  u 

do.  2.  Injection 

72 

8 ccm.  1 : 70 

47 

88  ii  » 

do.  3.  „ 

72 

5 ccm.  1 : 80 
40 

20  „ „ 

do.  4.  „ 

72 

10  ccm.  1 : 90 
36 

= 0 

Hund  von  6%  Kilo 
(morphiniairt) 

64 

7 ccm.  1 : 60 
51 

H „ „ 

2.  Injection 

1» 

5 ccm.  1 : 60 
53 

88  M it 

8.  „ 

II 

5 ccm.  1 : 60 
53 

12  „ „ 

8.  „ 

II 

10  ccm.  1 : 60 
51 

20  }•  ii 

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Ditlkvhkn,  Nerven  der  Oberbaut. 


167 


b)  nach  Vagusdurchschneidung 


Derselbe  Huml 

54 

10  ccm.  1:5 
59 

50  mm.  Hg 

(5)  2.  Injection 

1» 

10  ccm.  1 : 5 
56;  dann  51 

56  .»  .< 

(1)  3. 

1» 

10  ccm.  1 : 10 
77 

49  „ „ 

<*)  4. 

: 

i> 

10  ccm.  1 : 10 
77 

46  ,,  „ 

(3)  5. 

l» 

10  ccm.  1 : 10 

80 

38  „ ti 

6. 

f 

10  ccm.  1 : 30 
69-64 

54  „ „ 

Zur  Erklärung  der  Bezeichnung  (5)  2.,  (1)  3.  etc.  Injection  der 
ersten  Spalte  der  letzten  Abtheilung  (Vagusdurchschneidung)  ist  in 
Erinnerung  zu  bringen,  dass  die  eingeklamraerten  Zahlen  dem  Gang 
der  Einspritzungen,  wie  sie  au  dem  Hunde  vorgenommen  wurden, 
entspreche!),  währeud  in  der  Tabelle  die  Versuchsrcsultate  nach  den 
Conccntrationsgraden  der  Lösungen  angeordnet  sind. 

(Schluss  folgt.) 


Beitrag  zur  Kenntnis»  der  Nerven  der  Oberhaut. 

Von  Dr.  J.  0.  Dltlcvsen  iu  Kuugeus  Lyugby  bei  Kopenhagen 

Die  lange,  jährlich  wachsende  Reihe  der  Untersuchungen  über 
uervöse  Elemente  in  den  Epithclien  hat  zwar  in  einigen  Punkten 
eine  immer  grössere  Uebereinstimmung  der  Ansichten  verschiedener 
Forscher  herbeigeftihrt,  in  anderen  dagegen  scheint  noch  keine 
gegenseitige  Annäherung  baldige  Erledigung  zu  versprechen.  Letz- 
teres gilt  ohne  Zweifel  von  den  Untersuchungen  über  die  nervösen 
Elemente  in  der  Oberhaut  der  allgemeinen  äusseren  Hautdecken. 

Ein  jeder  Beitrag  zur  Lösung  der  Räthsel,  welche  dieses  Pro- 
blem in  sich  schliesst,  dürfte  daher  willkommen  sein,  und  in  dieser 
Hoffnung  erlaube  ich  mir,  einige  Resultate,  welche  ich  bei  Durcb- 
niusterung  einer  Froschhaut  erreichte,  hier  in  Kürze  mitzutheilen. 

Oie  Haut  des  Frosches  ist,  wie  bekannt,  sehr  reich  an  senk- 
rechten  Fasern,  welche  von  dem  mit  einem  reichen  Nervennetze  ver- 
sehenen Unterhautzellgewebe  senkrecht  durch  sammtliche  Schichten 
Lederhaut  bis  zur  obersten  Grenze  derselben  aufsteigen.  Diese 
Fasern  oder  Faserbündel  enthalten  ausser  Bindegewebe,  inconstanten 
elastischen  Fasern  und  Muskelzellen  stets  Nerven.  Verfolgen  wir 
nun  <Jie  letzteren,  so  sehen  wir,  dass  sie  (ich  sehe  hier  gänzlich  von 


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168 


Druvseh,  Narren  der  Oberbeat 


denjenigen  Nerven  ab,  welche  sich  schon  in  den  tieferen  Lagen  der 
Lederbaut  abzweigen)  dicht  an  der  oberen  Grenze  der  Lederhaut  senk- 
recht aus  der  bindegewebigen  Scheide  direct  in  die  Oberhaut  als  ein 
cylindriscbes  Bündel  markloser  kernführender  Fasern  emporstreben. 

Dies  Bündel  steigt  senkrecht  aufwärts  bis  zur  Hornschicht.  An 
seiner  Austrittsstelle  aus  der  Lederhaut  ist  diese  oft  etwas  trichter- 
förmig vertieft,  und  eine  kleinere  Vertiefung  ähnlicher  Art  befindet 
sich  sehr  oft  gleichfalls  an  derjenigen  Stelle  der  Oberhaut,  wo  das 
Nervenbündel  deren  Hornschicht  erreicht.  Bei  schwächerer  Ver- 
grosserung  hat  es  den  Anschein,  als  ob  die  obere  Endfläche  des  cy  lin- 
drischen Nervenbündels  sich  direct  an  der  Unterfläche  der  Hornschicht 
inserirte. 

Dem  ist  aber  nicht  so,  wie  wir  sogleich  sehen  werden.  Gehen 
wir  nämlich  zu  stärkeren  Linsen  (z.  B.  Hartnack  No.  VIII.)  Uber, 
so  beobachten  wir  folgende  weitere  Einzelheiten  im  Bau  des  Nerven- 
bündels: Die  einzelnen  marklosen  Fasern,  aus  denen  es  besteht,  bie- 
gen sich  in  der  Oberhaut  unter  einer  schwach  S förmigen  Krümmung 
aus-  und  aufwärts  um  jede  mit  einer  Terminalzelle  zu  endigen,  und 
zwar  so,  dass  die  peripherischen  Fasern  zuerst,  also  in  den  unteren 
Schichten  der  Oberbaut,  die  weiter  nach  Innen  gelegenen  höher  hin- 
auf, in  den  mittleren  Lagen  derselben,  die  ganz  centralen  endlich 
zuletzt,  also  erst  in  den  beiden  Hornschichten,  ihr  Endo  errreichen. 

Erinnern  wir  uns  jetzt  daran,  dass  die  unteren  Schichten  der 
Oberhaut  aus  senkrechten,  verlängerten,  die  mittleren  aus  rundlichen 
oder  querovalen  und  die  Hornschichten  endlich  aus  platten  Zellen 
bestehen,  und  fügen  wir  hinzu,  dass  die  nervösen  Terminalzellcn  in 
den  verschiedenen  Schichten  der  Oberhaut  in  Lage  und  Form  den 
eigentlichen  Oberhautzellen  nicht  wenig  ähneln,  so  wird  es  begreif- 
lich, dass  diese  interessanten  Structur Verhältnisse  den  Beobachtern 
bis  jetzt  gänzlich  entgangen  sind.  Die  peripherischen,  also  untersten, 
Terminalzellen,  stehen  nämlich  fast  senkrecht  auf  der  Oberfläche  der 
Lederhaut  nur  ein  wenig  schräg  aufwärts  gekehrt,  und  sind  spiess-  oder 
meisseiförmig,  die  mittleren  biegen  sich  mehr  auswärts  und  ibreConturcu 
sind  (abgesehen  von  dem  Ende,  welches  in  den  centralen  Ausläufer 
übergeht)  mehr  breit  abgerundet,  blattförmig;  die  obersten  endlich 
biegen  unter  fast  rechten  Winkeln  von  den  Nervenfasern  ab,  und 
streben  horizontal  auswärts.  Letztere  sind  überdies  ganz  flach,  mit 
einer  Fläche  auf-,  mit  der  andern  abwärts  gekehrt,  wie  die  sie  um- 
gebenden Hornzellen,  an  deren  Ränder  sie  sich  anlegen.  Dem  Bau 
der  Hornschicht  gemäss  sind  die  nächstoberstcu  Terminalzellcn, 
welche  sich  an  die  tiefere  Schicht  der  Hornzellen  anschliesscn,  auch 
nicht  so  flach,  als  die  obersten. 

Das  obere  Ende  des  Nervenbündels  heftet  sich  also  nicht,  wie 
es  bei  geringeren  Vergrösserungen  don  Anschein  hatte,  an  die  Unter- 
fläche der  Hornschicht,  sondern  geht  durch  letztere  gerade  hindurch 


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Schultzb,  »ecundttre  Degeneration  des  Rückenmarks. 


169 


bis  zur  freien  äusseren  Fläche  der  Haut,  indem  seine  Terminalzellen, 
welche  ja  die  obere  Endfläche  des  cylindrischen  Bündels  ausmachen, 
sich  ganz  in  die  äusserste  Hornschicht  einfügen,  und  deren  Zellen  voll- 
kommen gleichen. 

Auf  Flächen8chnitten  der  Oberhaut  sehen  wir  nun  die  Quer- 
schnitte der  cylindrischen  Nervenzellenbündel  in  derselben  als 
grössere  Kreise  welche  mit  den  unregelmässigen,  bald  mehr  poly- 
gonalen, bald  mehr  rundlichen,  geradlinigen  (nicht  gezackten) 
Querschnitten  der  Terminalzellen  angefüllt  sind.  — An  Schnitten 
von  halbmacerirten  Präparaten  gelingt  es  endlich,  die  gewöhnlichen 
Oberhautzellen  wegzupinseln  und  so  das  Nervenbündel  aufsitzend  zu 
beobachten  (namentlich  die  unteren  palisadenartigen  Terminalzellen 
haften  off  hartnäckig  an  den  Nerven) ; und  man  gewahrt  hier  schöner 
uod  sicherer  als  an  irgend  einer  anderen  mir  bekannten  Localität 
den  continuirlichen  Zusammenhang  der  einzelnen  Zellen  mit  den  ein- 
zelnen Nervenfasern,  und  verfolgt  diese  letzteren  in  die  tieferen 
Schichten  der  Lederhaut. 

Diese  Nerven-End-Apparate  sind  über  die  ganze  Haut  des 
Frosches  verbreitet  (namentlich  an  der  Rückenfläche)  und  sind  ohne 
Zweifel  die  Organe  des  allgemeinen  Hautgefühls. 

Die  ausführlichere,  vou  den  nöthigen  Abbildungen  begleitete 
Auseinandersetzung  vorstehender  Beobachtungen  gedenke  ich  bald 
anderorts  zu  veröffentlichen. 


Zur  Lehre  von  der  secuiidären  Degeneration  des  Rückenmarkes. 

Vorläufige  Mittheiluug  von  Dr.  Friedr.  Schnitze  in  Heidelberg. 

I.  In  dem  Rückenmarke  eines  an  Hydrocephalu  s chroni 
intern,  gestorbenen  27*  jährigen  Kindes,  bei  welchem  sich  3 
Monate  nach  der  Geburt  die  Erscheinungen  eines  zu  erheblicher 
Grösse  anwachsenden  Wasserkopfes  (grösster  Durchmesser  dessel- 
ben quer  über  den  Tub.  pariet.  und  frontal,  gemessen  = 76  Cm.) 
eingestellt  batten,  fand  sich  bei  makroskopischer  und  mikroskopischer 
Untersuchung,  dass  eine  von  oben  nach  unten  an  Ausdehnung  im 
Querschnitt  abnehmende,  sich  durch  die  ganze  Medulla  spinalis  er- 
streckende Degeneration  der  Seitenstränge  vorhanden  war, 
die  völlig  den  typischen  Sitz  und  die  typische  Form  hatte,  wie  man 
diese  Herde  nach  Zerstörungen  oder  tiefgreifenden  Affectionen  der 
motorischen  Centralapparate  im  Gehirn  zu  sehen  gewohnt  ist.  Im 
Hals-  und  Dorsaltheile  zeigten  sich  auch  die  Vorderstränge  zum  Theil 
an  der  Degeneration  beiheiligt;  die  Hinterstränge  und  die  graue 
Substanz  waren  frei,  der  Centralcanal  oblitcrirt. 

Die  degenerirten  Partien  zeigten  an  dem  frischen  Rücken- 
marke eine  deutlich, graue  Verfärbung,  welche  in  der  Mülle  »'sehen 


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170 


BcnrLTzü,  oecundäro  Degeneration  des  Rürkencnarkf. 


Flüssigkeit  einen  nur  schwach  gelblichen  Ton  erhielt,  der  sich 
nur  wenig  und  stellenweise  sehr  undeutlich  von  der  Färbung  der 
normal  gebliebenen  Partien  unterschied.  In  Carinin  trat  tief  rothe 
Tinction  der  pathologisch  veränderten  Abschnitte  ein,  und  die 
mikroskopische  Untersuchung  ergab,  dass  anstatt  des  normalen  Ge- 
webes ein  sehr  dichtes  Netz  von  sehr  feinen  Bindegewebsfasern  vor- 
handen war,  das  mit  zahlreichen  rundlichen  Kernen  durchsetzt  ist 
(die  Kerne  am  deutlichsten  an  Haematoxylinpräparaten  kenntlich; 
ihre  Anzahl  auf  gleichem  Querschnitt  gegenüber  den  normal  geblie- 
benen Partien  entschieden  vermehrt).  Eine  wellige  Zeichnung  der 
Bindegewebsfasern  auf  Längsschnitten  nicht  vorhanden;  DElTEBS’sche 
Zellen  nicht  deutlich  isolirbar.  Nur  wenige  restirende  Axencylinder 
und  Afa  rkscheiden  in  dem  sclerosirtcn  Gewebe  sichtbar.  Keine  Körn- 
chenhaufen und  Körnchenzellen;  Gefässe  nicht  fettig  degenerirt. 

Die  Pyramiden  abgeflacht,  in  der  gleichen  Weise  verändert 
wie  die  Seitenstränge;  nur  lassen  sich  viel  mehr  Nervenfasern  mit 
ihren  Axencylindern  naehweisen  als  in  den  letzteren.  Es  lässt  sich 
die  Degeneration  durch  den  Pons  hindurch  bis  in  die  Pedunculi 
cerebri  hinein  verfolgen.  Die  grossen  motorischen  Gehirnganglien 
plattgedrückt,  ohne  wesentliche  nachweisbare  Veränderungen.  Die 
makroskopischen  Veränderungen  des  Gehirns  die  gewöhnlichen: 
enorme  Ausdehnung  der  vier  Gchirnventrikel  mit  entsprechender 
Compression  der  Gehiinsubstanz;  starke  Verdickung  des  Ependyms. 

Am  naturgemässesten  erscheint  die  gefundene  Veränderung  nach 
Analogie  <jer  secundären  Degeneration  nach  Affection  der  motorischen 
Centralapparate  des  Gehirns  erklärbar;  immerhin  bleibt  die  Mög- 
lichkeit offen,  dass  schon  in  sehr  frühen  Stadien  der  Entwicklung 
des  Centralnervensysterns  die  motorischen  Bahnen  nicht  die  normale 
Entwicklungswege  erfahren  haben  und  zugleich  mit  dom  Beginne 
der  hydrocephalischen  Veränderungen  degenerirten.  Für  die  letztere 
Anschüttung  scheint  der  Befund  sub  No.  2 zu  sprechen. 

Das  Kind  batte  bei  Lebzeiten  Erscheinungen  von  Contractur 
und  vermehrter  Spannung  der  Extremitätenmuskeln,  ausserdem  sehr 
häufig  eintretenden  Tremor  derselben  dargeboten.  (Zusammenhang 
dieser  Erscheinungen  mit  der  Seitenstrnngdegeucration?) 

II.  i'ei  der  Untersuchung  des  Rückenmarkes  eines  öOjährigen 
weiblichen  Individuums,  welches  an  Ependymitis  chron.  int.  mit  Hy- 
drocephalus  internus  zu  Grunde  gegangen  war  (Dauer  der  Affec- 
tion nach  den  klinischen  Erscheinungen  etwa  ein  Jahr,  Dauer  schwe- 
rer Lähmungssymptome  bis  zum  Tode  etwa  4 Wochen),  fand  ich 
von  derartigen  Degenerationen  in  den  Seitensträngen  und  in  den 
Pyramiden  Nichts  vor.  Die  genannten  Theile  und  das  Rückenmark 
überhaupt  zeigten  sich  intact  (auch  bei  mikroskopischer  genauer 
Untersuchung).  Der  Hauptunterschied  in  dem  makroskopischen 
pathologisch-anatomischen  Befunde  gegenüber  demjenigen  im  erateren 


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Scnri/rzK,  secniidiird  Degeueratiou  des  Rückenmarkn. 


171 


Falle  war  der,  dass  hier  die  ebenfalls  erhebliche  Ausdehnung  der 
Gehimhnhlen,  welche  zu  Atrophie  des  Balkens  und  zu  förmlicher 
Blasenbildung  an  dem  vorgewölbten,  stark  atrophirten  mittleren 
Tlieile  der  Basis  des  Gehirns  an  der  Stelle  des  Intundibulum  geführt 
hatte,  sich  nicht  auf  den  4.  Ventrikel  miterstreckte,  da  der  Aqua* 
dactus  Sylvii  obliterirt  gefunden  wurde.  — 

III.  Eine  höchst  eigentümliche  und  bisher,  soweit  mir  die 
betreffende  Literatur  bekannt  ist,  noch  nicht  beobachtete  Degene- 
rationsform des  Rückenmarks  fand  ich  in  der  Medulla  spinalis  eines 
30jährigen  Mannes,  welcher  an  einem  Sarcom  des  vorderen  Ab- 
schnittes des  Gehirnbalkens  zu  Grunde  gegangen  war.  Von  den 
Krankheitserscheinungen  sei  hier  nur  erwähnt,  dass  das  betreffende 
Individuum  erst  etwa  2 Monate  vor  seinem  Tode  die  ersten  Be- 
schwerden, welche  auf  eine  Erkrankung  hinwiesen,  gespürt  hatte, 
and  dass  sowohl  vor  dieser  Zeit  als  auch  während  der  letzten  2 Mo- 
nate seines  Lebens  Ataxie  der  oberen  und  unteren  Extremitäten  nicht 
au  bemerken  war  *). 

Es  zeigte  sich  nämlich  an  dem  wohlgehärteten  Rückeumarko 
eine  scharf  abgegrenzte,  genau  markirte  Degeneration  der  Fa  sei  - 
cuii  cuneati  der  Hinterstränge.  Die  GoLL’schen  Stränge,  so- 
wie die  grauen  Hinterhörncr  des  Halstheils  waren  völlig  intact;  die 
gelblich  verfärbten  Abschnitte  der  degenerirten  lateralen  Partien 
der  Hinterstränge  Hessen  sich  noch  bis  in  das  untere  Dorsalmark 
verfolgen,  in  welchem  zwei  sehr  schmale  Streifen  dicht  neben  den 
Hinterhörnern  und  parallel  mit  denselben  dahinziehend  die  äussersten 
Grenzen  der  Degeneration  markirten ; in  der  Lendenanschwellung 
verhielten  sich  auch  die  Hinterstränge  völlig  normal. 

Obwohl  sich  die  genannten  Partien  in  der  MÜLLEK’schen 
Flüssigkeit  gelblich  verfärbt  batten,  zeigten  sie  bei  Carmintinction 
doch  keineswegs  eine  dunklere  Färbung.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung ergab:  Fehlen  des  grösseren  Theiles  sämmtlicher 
Axencylinder  in  den  Fasciculi  cuneatif  erhebliche  Atrophie 
der  restirenden.  Das  Nervenmark  zum  grössten  Theile  vor- 
handen; die  Neuroglia  nicht  deutlich  vermehrt.  Auch  an  Purpurin- 
präparaten keine  zweifellose  Vermehrung  der  Kerne  sichtbar.  Keine 
KtSmchenbaufen ; keine  Corpora  amylacea;  keine  fettige  Degeneration 
der  Gefässe.  Die  ÖOLL’scken  Stränge  völlig  normal,  ebenso 
die  graue  Substanz. 

Es  zeigten  sich  also  gerade  diejenigen  Partien  der  Hinter- 
•tränge  bei  einer  Cerebralaffection  degenerirt,  welche  bei  der  auf- 
»feigenden  Degeneration  bei  spinalen  Erkrankungen  stots  frei- 
gefunden worden.  Inwieweit  die  vorliegende  Gebirnerkrankung  mit 

*)  Genauere  Angaben  über  Krankbeifaverlauf  and  pathologisch-histologischen 
Befand  sowohl  in  Bezug  auf  diesen,  als  in  Bezug  auf  die  beiden  vorher  erwähnten 
Pille  heliaüt-  ich  mir  für  einen  andern  Ort  vor. 


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172 


Bßwcm.i,  Zelltheilung. 


dem  Rückenmarksbefund  in  Verbindung  steht,  bleibt  weiterer  Unter- 
suchung und  Erörterung  Vorbehalten. 


0.  Bfitsehli,  Vorläufige  Mittheilung  einiger  Resultate  von 
Studien  Uber  die  Conjugation  der  Infusorien  und  Zelltheilung. 

KSlukkr's  and  ▼.  Suboi.p’r  Ztschr.  XXV.  S.  426. 

Bei  der  Theilung  der  grossen  Keimzellen  des  Hudens,  von 
Blatta  germanica  entsteht  ein  spindelförmiger  Körper , dessen 
Mitte  von  dunkeln  glänzenden  Körnern  eingenommen  wird,  von 
denen  feine  Fasern  nach  den  Enden  des  Körpers  verlaufen.  Die 
Entstehung  des  spindelförmigen  Körpers  ist  auf  eine  Umwandlung 
des  gesammten  Kerns  zurückzuführen.  Der  Kern  büsst  seine  Hülle  und 
einen  Theil  seines  Saftes  ein,  so  dass  sich  sein  Volumen  bedeutend 
verringert.  Bei  weiter  fortschreitender  Theilung  rückt  die  aequa- 
toriale  Körnerzone  an  die  Enden  des  spindelförmigen  Körpers, 
bleibt  aber  durch  Fasern,  die  den  Körper  durchziehen,  verbunden. 
Jetzt  bemerkt  man  häufig  recht  deutlich  radiäre  Strahlung  im  Zellen- 
protoplasma um  die  jetzt  von  den  dunkeln  Körnermassen  erfüllten 
Enden  des  spindelförmigen  Körpers.  Darauf  beginnt  die  Einschnü- 
rung des  Protoplasmas  der  Zelle  in  einer  zur  Kernaze  senkrechten 
Ebene.  Der  Kern  streckt  sich  noch  mehr,  so  dass  er  bandförmig 
erscheint.  Die  Enden  des  Bandes  bilden  die  dunkelen  Körner,  die 
sich  nun  nahe  dem  Centrum  der  neugebildeten  Zellen  befinden, 
so  dass  die  beiden  neu  gebildeten  Zellen  eigentlich  nur  noch 
durch  den  Kern  zusaromengehalten  werden.  In  seiner  Mittel- 
region wird  der  Kern  nun  dünner,  so  dass  seine  Fasern  nach  den 
Enden  etwas  auseinanderlaufen  und  nun  beginnt  eigentlich  die  Bil- 
dung der  neuen  Kerne  der  Tochterzellen,  indem  sich  zuerst  nur  ein 
sehr  kleiner  und  unscheinbarer,  heller,  von  Flüssigkeit  erfüllter 
Raum  um  die  dunkelen  Körnermassen  der  Kernenden  bildet,  der 
mehr  und  mehr  wächst,  »während  der  Faserstrang,  der  die  so  aus 
den  Enden  hervorwachsenden  Kerne  verbindet,  sich  mehr  und  mehr 
verschmächtigt.  Die  dunkelen  Körner  gehen  in  das  innere  der 
neueren  Kerne  über.  Sie  sind  die  Kernkörper.  Sind  auf  solche 
Weise  durch  diese  Flüssigkeitsansamrolung  um  die  dunkelenen  Kör- 
ner des  ehemaligen  spindelförmigen  Körpers,  die  jetzt  die  jungen  Kerne 
der  Tochterzellen  geworden  sind,  schon  nahezu  oder  vollständig  aus- 
gebildet, so  hängen  dieselben  nichts  desto  weniger  noch  durch  die 
Fasern,  die  man  zuweilen  deutlich  noch  von  dem  dunkelen  Kör- 
nern, (jetzt  Kernkörporn  der  jungen  Kerne)  entspringen  sieht,  zu- 
sammen. B.  meint,  dass  diese  eigentümliche  Erscheinung  der  Ver- 
bindung zweier  nahezu  ausgebildctcr  Korne  durch  Fasern,  die  ihre 
schlies8liche  Endigung  in  den  Kernkörpern  finden,  vielleicht  zur  Auf- 
klärung der  so  vielfach  gemachten  Beobachtung  von  der  Endigung 


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Cuccio,  eUctriicbe  Organe. 


173 


feinster  Nerventibrillen  in  den  Kernkörpereben  beitragen  könne. 
Auch  die  sonst  schon  völlig  von  einander  geschiedenen  Tochterzellen 
werden  noch  eine  Zeit  lang  vermittelst  dieser  Fasern  zusammenge- 
halten.  Denselben  Vorgang  konnte  B.  auch  an  den  embryonalen 
rothen  Blutkörperchen  des  Huhnes  constatiren.  Löwe. 


0.  T.  Ciaccio,  Intorno  all’  intima  tessitura  deil’  organo  elettrico 
deile  Torpedine  (Torpedo  narze  Ilisso  e Torpedo  Galranii 
Bonap.).  Kuove  Usservazioni.  Lo  Spallanzaki,  Km»u  di  Scieme 
Med.  e oatur.  1876.  XIII. 

In  einer  Mittheilung  (Cbl.  1874,  885)  hatte  C.  einige  Bemer- 
kungen über  die  von  Ref.  entdeckte  Punktirung  der  elektrischen 
Platten  gemacht.  Ref.  hatten  in  dem  damals  gegebenen  Referate 
dom  Zweifel  Ausduck  gegeben,  ob  C.  damals  wirklich  schon  die 
mikroskopische  Wahrnehmung  der  Punktirung  geglückt  sei.  Dass 
dieser  Zweifel  des  Ref.  berechtigt  war,  ergiebt  sich  aus  der  vorlie- 
genden Veröffentlichung,  welche  auf  durchaus  neuen  in  Viareggio 
vorgenommenen  Untersuchungen  basirt  und  die  Berichtigung  der 
ersten  Mittheilung  zum  wesentlichsten  Zweck  hat.  Nach  dieser  jetzt 
an  gauz  frischem  Material  vorgenommenen  Untersuchungen  hat  sich 
C.  von  der  Existenz  der  Punktirung  überzeugt  und  betrachtet  die- 
selben mit  Ref.  als  ein  einzig  in  seiner  Art  dastehendes  und  höchst 
cbaracteristisches  Stucturverhältniss. 

Neu  sind  die  Angaben  C.’s  über  den  Bau  des  sog.  Kölli- 
KERscben  Terminalnetzes.  Dasselbe  besteht  aus  nackten  Axencylin- 
dem,  die  sich  bald  verbreitern,  bald  versebmälern,  bald  sieb  mit 
anderen  vereinigen,  bald  mit  freien  Spitzen  aufhören.  Das  KÖLLI- 
KERscben  Terminalnetz  ist  kein  eigentliches  regelmässiges  Netz  mit 
Balken  von  constanter  Dicke  und  mit  Maschen  von  constanter  Form, 
wie  es  bisher  von  allen  Forschern  beschrieben  und  abgebildet  wurde, 
sondern  es  ist  eine  netzartige  Bildung  (intreccio  retiforme),  deren 
-laschen  durchaus  nicht  regelmässig  geschlossen  sind.  (Ref.  schliesst 
tick  diesen  Angaben  C.’s  durchaus  an).  In  Bezug  auf  die  Beziehung 
der  Punktirung  zu  dem  KÖLUKERschon  Netz  bestätigt  C.  die  An- 
gaben des  Ref. 

Uie  runden  Kerne  der  elektrischen  Platten  lässt  C.  jetzt  im 
Widerspruche  mit  seiner  früheren  Mittheilung  und  in  Uebereinstim- 
uiung  mit  Ref.  in  der  indifferenten  Schicht  (Gefässschicht  C.)  und 
"icbt  mehr  in  der  Nervensehicht  gelegen  sein.  Wegen  der  Angaben 
uber  die  Blutgefässe  des  elektrischen  Organs  muss  auf  das  Origiual 
v®rwie*en  werden.  Boll  (Rom). 


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174 


C*tiH8DTt>  Hiimstin.  ConNRKiii  k Littbh. 


P.  Cazenenve,  Becherches  sur  l’h6matine.  Jon™,  d«  r»n»t.  et«. 

1876.  8.  309. 

C.  giebt  zunächst  ein  Verfahren  zur  Darstellung  von  Hämatin 
an,  das  schneller  zum  Ziel  führen  soll,  als  das  von  Hoppe.  Man 
lässt  Blutkörperchen  in  bekannter  Weise  in  3pctiger  Kochsalzlösung 
absitzen,  schüttelt  den  feuchten  Brei  mit  dem  doppelten  Vol.  Acther 
(welcher  Scala?  Ref.l  zur  Auflösung  der  Blutkörperchen  und  Coagu- 
lation  (der  Aether  muss  dazu  aleoholhaltig  sein),  extruhirt  das  Coa- 
gulum  mit  oxalsäurehaltigem  Aether  — auf  1 Liter  Blut  1 Liter 
Aether  und  20  gm.  Oxalsäure.  Das  Hämatin  geht  dabei  vollständig 
in  Lösung  über:  neutralisirt  man  dieselbe  vorsichtig  mit  ammonhal- 
tigem Aether,  so  fällt  das  Hämatin  flockig  aus.  Es  wird  nach 
24  Stunden  gesammelt,  mit  Aether,  Alcohol  und  Wasser  gewaschen, 
event.  dann  wieder  mit  Alcohol  und  Aether.  Die  Eigenschaften  des 
so  erhaltenen  Hämatins  stimmen  mit  den  Angaben  Hoppe’s  darüber 
überein.  — Schüttelt  man  das  noch  feuchte  und  mit  Aether  ge- 
waschene Hämatin  mit  salzsäurehaltigem  Aether,  so  löst  es  sich  mit 
brauner  Farbe  auf:  die  Farbe  der  Lösung  wird  bald  blasser  und 

es  scheidet  sich  salzsaures  Hämatin  in  zierlichen,  sehr  zerbrechlichen 
Krystallen  aus,  doch  ist  es  schwer,  nach  diesem  Verfahren  ein 
reines  Product  zu  erhalten,  da  ein  Thcil  des  Hämatins  sehr  leicht 
der  Einwirkung  der  Salzsäure  entgeht.  Zur  Darstellung  ist  daher 
ein  anderes  Verfahren  mehr  geeignet:  50  ccm.  der  sauren  ätherischen 
Häraatinlösung  (siehe  oben  die  Darstellung)  versetzt  man  mit 
5 Tropfen  Aether,  der  mit  HCl-Gas  gesättigt  ist  und  giesst  die 
Lösung  auf  200  ccm.  in  einem  Kölbchen  befindliches  Wasser,  An 
der  Berührungszone  beider  Flüssigkeiten  bilden  sich  allmählich  in 
~ 24  Stunden  Krystalle  von  salzsaurem  Hämatin.  Das  bromwasscr- 
stoff  und  jodwasserstnffsaure  Hämatin  ist  dem  salzsauren  in  seiner 
Eigenschaft  ganz  ähnlich.  Die  Verbindungen  werden  auf  analoge 
Weise  erhalten.  Alle  Versuche,  Verbindungen  des  Hämatins  mit  or- 
ganischen Säuren  zu  erhalten,  waren  vergeblich.  k.  Salkowki. 

J.  Cohnheini  & M.  Litten,  Veber  die  Folgen  der  Embolie  der 
Lungenarterien.  Virchow’»  Arcb.  lxv.  8.  99. 

Die  Vff.  brachten  Paraffinstückchen  in  die  Vena  jugul.  von 
Kaninchen  und  Hunden  und  erzeugten  dadurch  sehr  vollständige 
Embolien  der  Lungenarterien,  da  Paraffin  bei  Blutwärme  noch  so 
weich  ist,  dass  es  sich  der  Configuration  des  tiefässlumens  sehr 
schön  adaptirt;  die  Pröpfe  sassen  fast  jedesmal  reitend  auf,  und  hin- 
ter ihnen  fehlten  niemals  fibrinöse  Thromben.  Meistens  fehlte  in 
dem  dahinterliegenden  Lungeutheile  jegliche  Veränderung,  zuweilen 
aber  wurde  complet  blutige  Infarcirung  beobachtet,  wobei  sich  die 

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Comniikih  & Littbn,  Emboli»  d«r  Lungaimrterten. 


175 


Herde  nur  durch  ihre  weniger  scherte  Begrenzung  von  den  hämorrha- 
gischen Infarctcn  beim  Menschen  unterschieden. 

Zur  Erklärung  dieser  ungleichmässigen  Befunde  und  des 
Zustandekommens  der  Infarcte  ist  eine  genaue  Keuntniss  der 
normalen  Kreislaufsverhältnisse  der  Lunge  erforderlich,  die  sich  Vff. 
zunächst  durch  natürliche  .Selbstinjection  mit  einer  Aufschwemmung 
von  chromsaurem  Bleioxyd  verschafften.  Es  zeigte  sich,  dass  nach 
Embolisirung  von  Lungeuarterion,  mochte  dadurch  eine  Infarciruug 
bewirkt  worden  sein,  oder  nicht,  niemals  Bleisalzpartikel  in  denjenigen 
Lungenabschnitt  gelangten,  welcher  jenseits  der  obturirten  Artorien- 
stelle  gelegen  war.  Es  geht  daraus  die  Richtigkeit  der  schon  früher 
von  Rindfleisch  ausgesprochenen  Behauptung  hervor,  dass  die 
arteriellen  Verästelungen  der  Pulmonulis  nirgend  mit  einander 
anastomosiren,  dass  sie  also  Endarterien  sind. 

Das  Verhältnis  der  Bronchialarterien  zu  dom  Lungenparenchyme 
wurde  in  der  Weise  untersucht,  dass  bei  Kaninchen  oder  bei  Hun- 
den, wo  es  schwieriger  ist,  nach  Resectiou  von  Rippen  die  Pulmo- 
nal» unterbunden  und  darauf  eine  natürliche  Injection  sammtlicher 
öefisse  mit  einer  wässerigen  Lösung  von  giftfreiem  Anilinldau 
(1  Th.  in  600 — Th.  V*  pCt.  Kochsalzlösung)  ausgcfiihrt  wurde.  Aus 
dieser  Lösung  fällt  ein  Theil  des  Farbstoffs  am  und  bewirkt  Ver- 
stoffung  von  Capillaren,  man  darf  deshalb  nicht  in  Venen  injicireu, 
weil  die  Thiere  sonst  an  Verstopfung  von  Lungengefässcn  zu  Grunde 
gehen.  Vff.  injicirten  recht  langsam  in  eine  Arteria  femoralis  und 
es  wurden  so  50 — 150  ccra.  ganz  gut  vertragen.  Es  entstand  eine 
vollständige  und,  weil  der  Farbstoff  nicht  diffundirt,  sehr  reine 
Injection  sammtlicher  Organe,  — nur  die  Lunge,  deren  Art.  pulm. 
zugebunden  war,  blieb  absolut  blass  und  ungefärbt  mit  Ausnahme 
der  Bronchialwandungen,  deren  blaue  Färbung  vollständig  mit  der- 
jenigen der  anderen  Seite  übereinstimmte.  Anastomosen  zwischen 
deo  Bronchialarterien  und  den  Pulmonalarterien  oder  ihren  Capilla- 
ven  existiren  also  nicht. 

Wenn  nun  demnach  weder  die  Bronchialarterien  (wenigstens 
tiir  den  Anfang,  ehe  ein  Collateralkreislauf  sich  gebildet  bat)  noch 
die  benachbarten  Aeste  eines  verstopften  Lungenartcricnastes,  dem 
vod  diesem  versorgten  Parenchym  Blut  zufübren  können,  so  ist  die 
Unversehrtheit  dieses  nur  daraus  zu  erklären,  dass  von  benachbarten 
Copillaren  Blut  in  dasselbe  gelangt.  In  der  Tbat  konnten  Vf.  wenn  sie 
m obigen  Versuchen  statt  der  Ligatur  der  Pulinunalis  eine  Embolieirung 
kleinerer  Aeste  bewirkten,  in  mehreren  Fällen  geringe  Mengen  des 
blauen  Farbstoffs  in  den  hinter  dem  Embolus  liegenden  Parenchyra- 
eapillaren  nachweisen.  Hs  musste  also  bier  eine,  wenn  auch  noch  so 
geringe  Circuiation  bestanden  haben,  was  auch  daraus  hervorging, 
dass  von  t|er  blossgelegten  Lunge  saimutliclie  Theilo  gleichinassig 
getärbt  waren,  dass  aber  aus  den  unversehrten  Blut  in  grosser 


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176 


Volkmars,  chirurgische  Beiträge. 


Menge,  aus  den  embolisirten  nur  spärlich  auf  Schnittflächen  heraus- 
floss. Erst  wenn  dieser  geringe  Strom  aufhört,  tritt  durch  rückläufige 
Blutbewegung  von  den  Venen  her  Anschoppung  und  Diapedeae  d.  h. 
Infarctbildung  auf.  Die  Bedingungen,  welche  das  Zustandekommen 
derselben  begünstigen,  sind  demnach  1)  ein  abnorme  Schwäche  des 
Capillarstroms,  2)  abnorm  grosse  Widerstände  in  den  Lungen- 
Venen.  Das  erstere  findet  statt  bei  multiplen  Embolien,  daher  der 
häufige  Befund  verstopfter  Arterien  ohne  anatomische  Folgen  neben 
einem  hämorrhagischen  Infarct,  ferner  bei  Schwäche  des  rechten 
Herzens,  daher  die  Häufigkeit  der  Infarcte  bei  Embolien  in  Folge 
von  Parietalthromben  des  rechten  Herzens,  das  zweite  ist  gegeben 
bei  linksseitigen  Klappenfehlern,  wobei  durch  locale  Thrombose  der 
Arterien  oder  selbst  nur  durch  hochgradige  Veränderungen  ihrer 
Wandung  Infarctbildung  entstehen  kann. 

Es  sind  übrigens  multiple  Embolien  der  Pulmonalarterien,  auch 
wenn  sie  nicht  grosse  Infarctbildung  bedingen,  doch  sehr  gefährlich, 
weil  die  hinter  dem  Embolus  bestehende  geringe  Circulation  zwar 
hinreiebt,  das  Parenehym,  welches  ja  aus  wenig  ernährungsbedürftigem 
Qewebe  bestobt,  zu  ernähren,  aber  nicht,  um  die  Arterialisation 
einer  genügenden  Blutmenge  zu  bewirken. 

Die  Beobachtungen,  dass  der  Infarct  nicht  dicht  hinter  dem 
Embolus  beginnt,  sondern  durch  eino  Zone  lufthaltigen  Gewebes  von 
diesem  getrennt  ist,  ist  so  zu  erklären,  dass  der  collaterale  Capillar- 
strom  zwar  noch  genügt  hat,  die  hart  angrenzenden  aber  nicht  mehr, 
die  entferntesten  Gefässbezirke  mit  Blut  zn  speisen.  Ortb. 

R.  Volkmann,  Beiträge  znr  Chirurgie,  anschliessend  an  einen 
Bericht  Uber  die  Thätigkeit  der  chirurgischen  Universitäts- 
Klinik  zu  Halle  im  Jahre  1873.  Leipsig  1876. 

Die  Gesammtsumme  der  im  Jahre  1873  in  der  Halle’schen  Kli- 
nik behandeltee  Kranken  beträgt  3351;  von  diesen  wurden  2799 
poliklinisch,  552  klinisch  behandelt.  Von  letzteren  starben  51,  also 
9,23  pCt. 

Der  Besprechung  der  Krankheitsfälle  ist  ein  Aufsatz  voran- 
geschickt: Ucber  den  antiseptischen  Heilungsprozess  der 
Wunden,  verbunden  mit  einer  Uebersicht  über  die  Resultate  der 
im  Laufe  von  15  Monaten  mit  diesem  Verband  behandelten  schwe- 
ren Verletzungen  und  grossem  Operationen.  Sodann  erfolgt  eine 
Besprechung  des  dem  LlKTEB'schen  Verband  eigenthümlichen  Modus 
der  Wundbeilung.  Bei  Anwendung  desselben  auf  frische  Wunden 
fällt  das  Reinigungsstadium  fort,  es  tritt  weder  Röthung  noch  Schwel- 
lung der  Wundränder  auf,  die  Granulationsbildung  setzte  viel  später 
als  gewöhnlich,  zuweilen  erst  am  10.  Tage  ein,  die  Wundsecrete 
bleiben  geruchlos  und  sind  wenig  eiterig,  zuweilen  nur  serös  oder 

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▼olkmahh,  chirurgische  Beiträg«. 


177 


schleimig.  Selbst  brandig  gewordene  Hautlappen  können  sich  ohne 
jeden  Geruch  abstossen.  Dass  die  Wunde  ausfallende  Blutcoagulum 
bleibt  Tage  lang  unverändert  liegen,  es  wird  schliesslich  durch  die 
Granulation  verzehrt  oder  wesentlich  verkleinert,  abgestossen  oder  es 
schrumpft  zu  einer  Art  von  Scborf  ein,  unter  welcher  die  Verkle- 
bung erfolgt.  (Oder  es  organisirt  sieb.  Ref.).  Die  Neigung  zur 
prima  intentio  ist  sehr  gross  und  zwar  erfolgt  nicht  nur  die  Verkle- 
bung der  Wundränder,  sondern  ausgedehnte  Flächenverklebungen, 
vorausgesetzt,  dass  die  Flächen  in  genauen  Contact  gebracht  werden. 
Um  dies  zu  erreichen,  muss  auf  die  entsprechenden  Stellen  ein  be- 
sonders starker  Druck  auageiibt  werden  durch  untergelegte  carboli- 
sirte  Schwämme,  zusammengelegte  Gazebäusche  u.  s.  w.  Dieser 
Druck  bat  durchaus  keine  nachtbeiligen  Folgen,  wenn  nur  der  Ab- 
fluss in  der  ersten  Zeit  durch  eingelegte  Drainröhren  gesichert 
ist.  Dieser  eigentbümliche  Heilungsverlauf  macht  sieb  in  Bezug  auf 

3 Dinge  besonders  geltend:  auf  Schmerz,  Fieber  und  Heilungsdauer. 
Schmerz  pflegt  in  so  behandelten  Wunden  kaum  vorhanden  zu  sein. 
Auch  das  Fieber  fehlt  entweder  ganz  oder  beschränkt  sich  auf 
ein  kurzes,  initiales  Reactionsfieber.  Die  Heilungsdauer  wird  wesent- 
lich abgekürzt.  Die  Technik  der  LlSTER'schen  Verbandes  kann  nach 
den  zahlreichen  Publicationen  der  neuesten  Zeit  als  bekannt  voraus- 
gesetzt werden.  Was  die  Theorie  desselben  anlangt,  so  hält  V.  die 
Bacterienfrage  zur  Zeit  noch  für  eine  offene,  glaubt  aber  allerdings 
dass  es  irgendwelche  in  der  Luft  suspendirte  organische  Körper 
seien,  deren  Eindringen  in  die  Wunden  die  Eiterung  zu  Wege 
bringt.  — 

Beim  Uebergang  zum  specielien  Theil  des  Werkes  mag  vorweg 
bemerkt  werden,  dass  in  Betreff  der  Casuistik  auf  die  Arbeit  selber 
verwiesen  werden  muss,  während  das  Referat  nur  die  zahlreich  ein- 
gestreuten Abhandlungen  berücksichtigen  kaun. 

I.  Accidentelle  Wundkrankheiten  und  Syphilis. 
1)  Erysipele  wurden  32 mal  bei  30  Kranken  beobachtet;  davon 
starben  6 und  zwar  5 anPyämie,  welche  sich  nach  Abheilung  des  Erysipels 
entwickelte,  ln  3 Fällen  wurden  erysipelatöse  Gelenkvereiterungen 
beobachtet.  In  Bezug  auf  die  Therapie  empfiehlt  V.  von  neuem  Be- 
rieselungen mit  einer  Lösung  von  Argent.  nitr.  (1  : 8)  auf  die  durch 
Sodalösung  vorher  völlig  entfettete  Haut,  welche  möglichst  weit  über 
die  Grenze  der  sichtbaren  Erkrankung  hinaus  augestrichen  werden 
muss.  2)  Pyämie  wurde  12  mal  beobachtet.  9 mal  entwickelte  sie 
sich  in  der  Klinik,  3 mal  wurden  die  Kranken  pyämisch  iuficirt  von 
ausserhalb  eingebracht.  Nur  einmal  trat  Pyämie  bei  einem  von  An- 
fang an  antiseptisch  behandelten  Kranken  auf.  3)  Septichämie  kam 
2 mal  bei  poliklinisch  behandelten  Kranken  in  der  traumatischen, 

4 mal  bei  klinischen  Kranken  in  der  nicht  traumatischen  Form  vor. 
4)  Tetanus,  1 Fall  bei  Oberschenkelamputation. 

XIV.  Jahrgang.  12 


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178 


VmKMAüii,  chirurgische  Beiträge- 


Syphilis.  Verf.  empfiehlt  dringend  die  energische  locale  Be- 
handlung aller  syphilitischen  Ulcerationen,  mit  welcher  er  zuweilen 
ohne  jede  allgemeine  Therapie  ausgekommen  ist.  Kr  zieht  daraus 
den  Schluss,  dass  cs  syphilitische  Ulcerationen  bei  nicht  mehr 
Syphilitischen  geben  kann,  und  sieht  den  Grund  der  nicht  erfolgen- 
den Heilung  in  der  für  die  Vernarbung  völlig  ungeeigneteu  Beschaffen- 
heit der  pathologischen  Gewebe  im  Geschwürsgrunde.  Die  Therapie 
besteht  in  sehr  energischen  Aetzungen  mit  dem  Lapis-Stifte,  welche 
zuweilen  bei  einmaliger  Anwendung  die  Ulceration  zum  Stillstand 
bringt,  in  Ausschabungen  mit  dem  scharfeu  Löffel,  Anwendung  des 
Messers,  der  Scheere  und  bei  Knochenaffeetion*n  auch  des  Meisseis. 
Der  Zweck  aller  dieser  Eingriffe  ist,  wenn  irgend  möglich,  Abtra- 
gung der  kranken  Gewebe  bis  auf  den  gesunden  Grund. 

II.  Krankheiten  d er  E x trem i tft  te n.  Zahlreiche  Fülle  von 
subcutanen  O b ers  e henk  elfrac ture n geben  Verf.  Anlass  auf  die 
Vorzüge  der  Behandlung  mit  Gewichtsexteusion  zurückzukomtnen. 
Er  sieht  dieselben  in  einer  ungemein  raschen  und  voluminösen  Callus- 
bildung,  sowie  in  der  sichern  Vermeidung  starker  Verkürzungen. 
Immerhin  sind  die  Vorzüge  nur  bei  gewissen  Verletzungen  besonders 
deutlich,  nämlich  bei  sehr  schiefen  Brüchen  und  Brüchen  im  obern 
Drittel,  bei  letztem  um  so  mebr,  je  mehr  das  obere  Fragment  zur 
Abductionsstellung  neigt.  Endlich  indiciren  eine  sehr  starke  Ober- 
schenkelmusculatur  sowie  Brüche  mit  Hautwunden,  Abschürfungen 
u.  s.  w.  die  Extensionsbehandlung.  Sehr  günstig  sind  die  Resultate 
bei  den  mittelst  des  LiSTEB’ache»  Verbandes  behandelten  cotnpli- 
cirten  Eracturen.  Von  15  conservativ  behandelten  Fällen  starb 
nämlich  keiner.  Ein  Nachth<  il  dieser  Verbandmethode  ist  freilich 
die  dabei  sehr  erschwerte  Anwendung  des  Gypsverbandes.  Verf. 
zieht  es  deshalb  vor,  die  verletzten  Glieder  in  Halbrinnon  von  Blech 
mit  Tförmiger  HackcnstUtze  zu  lagern  und  dieselben  bei  jedem  Ver- 
bandwechsel heben  zu  lassen.  — Als  typisch  beschreibt  V.  eine  Ab- 
reissuugsfract  ur  des  untern  Endes  der  Tibia,  welche  bei 
forcirter  Abduction  und  Pronation  des  Fusses  mit  oder  ohne  Fractur 
der  Fibula  dann  zu  Stande  kommt,  wenn  die  Bandverbindung  zwi- 
schen Tibia  und  Fibula  sich  unnachgiebiger  zeigt  als  der  Knochen; 
das  auf  diese  Weise  von  der  Tibia  abgerissene  Stück  hat  immer 
Keiltörm,  die  Bruchlinie  verläuft  sehr  steil. 

Das  Herausbrechen  von  Fracturnekrosen  aus  der  De- 
■narcationshnie  vor  vollendeter  Lösung  des  Sequesters  findet  uoeb 
einmal  eine  kurze  Empfehlung.  — 152  Fälle  von  Hand-  und 
Fingerverletzungen  führten  unter  antiseptischer  Behandlung  nicht 
ein  einziges  Mal  zu  progredienten  Eiterungen;  dagegen  starben  von 
20  Verletzungen  des  vordersten  Abschnittes  des  Fusses  2 an  Pyämie. 
— Gelcnkcontusioiicn  mit  Blutergüssen  in  die  Kapsel  wurdeo 
2 mal  (am  Knie)  mit  Punctiou  und  Aussaugen  des  Blutes  mittelst  der 


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Voi.k  mann,  Phirurgi«che  Beitrüge. 


179 


Saugspritze  behandelt.  Die  kleine  Operation  ist  unter  aseptischen 
Cautelen  ungefährlich.  — Die  Os t e o my el i tji  s ncula  spontanea 
sielit  V.  gleich  Lücke  als  eine  Infectionskrankheit  an,  welche  eine 
gewisse  Verwandschaft  mit  dem  acuten  Gelenkrheumatismus  hat,  mit 
welchem  sie  in  der  Multiplicität  der  Localisationen,  sow.e  in  der 
Neigung  zu  complieatorischen  Entzündungen  innerer  Organe  über- 
einstimmt. Die  Aehnlichkeit  kann  so  gross  werden,  dass  eine 
Different ialdiagnosu  unmöglich  ist.  (Könnte  denn  nicht  diese  Form  der 
Osteomyelitis  nur  Symptom  besonders  schwerer  Formen  des  akuten 
Gelenkrheumatismus  sein?  Ref).  Neben  diesen  schwersten  Formen 
kommen  übrigens  leichtere  in  allen  Abstufungen  vor.  In  en 

Granulationen,  welche  das  Knochenmark  bei  Spina  ventosa  er 
setzen,  hat  V.  miliare  Tuberkel  gefunden.  - Gelenkcaries  wird 
zunächst  immer  mit  Ausschabung  der  erkrankten  Knoehenstellen 
und  Drainage  behandelt.  Caries  des  Ellenbogengelenks  bei  Kindern 
erfordert  die  Resection  nur  bei  directester  Lebensgefahr.  Auch  bet 
acuten  Eiterungen  im  Kniegelenk  sind  Incisionen  in’s  Gelenk  und 
quere  Drainage  unter  antiseptischein  Verbände  ein  vorzügliches 
Mittel,  welches  selbst  in  anscheinend  verzweifelten  Fällen  zuweilen 
noch  zur  lleiiung  mit  Beweglichkeit  führt.  — Sechs  Fälle  von 
Sehnenscheiden- Hygromen  mit  Reiskörperchen  geben  Veran- 
lassung zur  genauem  Besprechung  dieser  sonderbaren  Krankheit. 
Während  dieselben  sonst  der  Therapie  wenig  zugängig  waren,  sind 
sic  seit  Einführung  der  antiseptischen  Behandlung  sicher  und  ohne 
Gefahren  heilbar  geworden  und  zwar  durch  Doppelincision,  Aus- 
räumung der  freien  und  wandsländigen  Reiskörperchen  und  Durcli- 
leguog  eines  Drainrohres.  Unter  den  mitgetheilten  hallen  ist  be- 
sonders wichtig  und  interessant  einer,  in  welchem  nach  mehrjährigem 
Bestehen  eines  Hygroms  der  Extensorensehnen  des  rechten  Mittel- 
fingers eine  Ruptur  dieser  Sehne  erfolgte.  Nach  Aufschneiden  des 
Sackes  fand  sich  die  Sehne  an  beiden  Enden  völlig  ausgefasert, 
theils  in  Form  einfach  faserigen  Bindegewebes,  theils  in  form  eines 
zierlich  verästelten  und  mit  kolbigen  Anhängseln  versehenen  Bäum- 
chens. Letztere  bestanden  aus  einem  centralen  Bindegewebsfaden 
umgeben  von  einer  dicken  Fibrinauflagerung.  Auch  die  Sackwand 
zeigte  einen  ähnlichen  Process.  Ein  Thoil  ihrer  Anhängsel  mag  als 
Zottenwucherung  (Hygroma  proliferum,  VlBCnow)  «ufzutüssen  sein; 
im  Wesentlichen  aber  handelt  es  sich  um  einen  Auffaserungsprozess 
mit  Fibrinniuderschlägeu.  Verf.  erklärt  demnach  einen  Tbeil  der 
Reiskörperchen  als  Concremente,  einen  andern  Tlicil  als  durch 
äussere  Gerinnungsschichten  und  durch  eingelagerte  Albuminate  auf- 
geqnollene  Zotten,  Bindegewebsfasern,  Sehnenbündel  u.  dergl.  Sehr 
merkwürdig  sind  2 fernere  Beobachtungen,  eine  von  freien  R"is- 
körpern  im  Kniegelenk,  eine  zweite  von  albuminöser  Infiltration  der 

Gelenkkapseln  und  Muskeln  zu  unorganisirten,  bis  zolldicken  Schwär- 
r 1 0* 


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180 


Volkmar«,  chirurgisch»  Beiträge. 


ten  nebst  Höhlenbildung  mit  freien  Körpern  in  und  zwischen  den 
Muskeln.  — Gewisse  Arten  von  M uskelcontraeturen  fasst  V. 
als  rein  eicatricielle  auf.  Sie  zeichnen  sich  aus  durch  die  Rigidität* 
mit  der  sie  sich  entwickeln,  durch  die  Grosse  der  durch  sie  erzeug- 
ten mechanischen  Effecte  und  durch  die  bedeutenden  Widerstände, 
welche  sie  ihrer  Beseitigung  entgenstellten.  Als  Paradigma  diene 
eine  nach  einem  Abscess  der  Lumbalgegend  entstandene  Contractur 
des  M.  saurolumbalis,  welche  eine  schwere  Scoliosis  lumbalia  erzeugt 
hatte;  Heilung  nach  Durchschneidung  des  Muskels.  — Rachitische 
wiuklige  Verkrümmungen  des  Unterschenkels  bei  Kindern,  wurde 
mit  gutem  Erfolge  der  Osteo  klas  e unterworfen;  doch  gelingt  die- 
selbe mit  einiger  Leichtigkeit  nur  bis  zum  Ende  des  3.  Jahres;  nach 
Beendigung  des  4.  Jahres  gelingt  das  Zerbrechen  nicht  mehr,  son- 
dern bleibt  nur  noch  die  Osteotomie  übrig.  2 Fälle  von  Osteo- 
tomia  subtrocbanterica  bei  schweren  Flexions-  und  Adduetions- 
contracturen  im  Hüftgelenk  führten  zu  sehr  guten  functionellen  Re- 
sultaten. 

IV.  Krankheiten  des  Gesiebtes,  der  Nase-  und  Mund- 
höhle. 21  Fälle  von  Ozaena  wurden  durch  energische  locale,  zu- 
weilen verbunden  mit  allgemeiner  Behandlung,  meist  schnell  zur 
Heilung  gebrucht.  Die  locale  Behandlung  bestand  in  Ausschabung 
der  Nasenhöhle  mittelst  des  scharfen  Löffels,  welcher  sämmtliche 
Borken,  schwammige  Granulationen  und  kranke  Knochen  herausbe- 
fördert und  die  Nasenhöhle  in  eine  relativ  einfache  Wundffäche  ver- 
wandelt. Nochfolgende  Aetzung  mit  dem  Höllensteinstifte,  Verband 
mit  Carbolwatte.  In  seltenen  Fällen  ist  man  geuöthigt,  um  sich  einen 
bequemeren  Zugang  zur  Naseuhöhle  zu  verschaffen,  Oberlippe  und 
Nase  vom  Munde  her  abzupräpariren  und  nach  oben  zu  schlagen 
(Verfahren  von  Rosas). 

VI.  Krankheiten  der  Brust  und  des  Thorax.  Für  die 
Aetiologie  der  Brustkrebse  spielen  in  einer  nicht  geringen  Zahl 
von  Fällen  entzündliche,  hyperplastische  oder  katarrhalische  Zustände 
am  seccrnirendcn  Parenchym  eine  grosse  Rolle.  Besonders  deutlich 
wird  dies  zuweilen  bei  jüngern  Frauen  im  Zusammenhänge  mit  der 
Gravidität  und  der  Lactation,  so  dass  man  in  manchen  Fällen 
geradezu  von  einer  Mastitis  carcinomatosa  reden  könnte.  — Die 
Verbreitungswege  der  Carcinome  sind  die  Lymphbahnen;  nur  ganz 
ausnahmsweise  tritt  auch  das  Blut  als  Träger  der  lnfectionselcmente  auf. 
Kaum  noch  zu  erklären  sind  bis  jetzt  diejenigen  Fälle,  in  welchen 
bei  freier  Achs  lhölile  sich  neben  Brustkrebs  Krebse  innerer  Organe, 
zumal  der  Leber  entwickeln.  Mau  muss  dabei  an  eine  directe  Pio- 
pagation  der  Krebselemeute  durch  die  Brustwaud  liindurch  denken, 
obwohl  deren  spontane  Beweglichkeit  bisher  noch  nicht  erwiesen  ist. 
Gewisse  Unregelmässigkeiten  z.  B.  Erkrankung  der  Achseldrüsen 
der  entgegengesetzten  Seite,  erklären  sich  aus  der  wechselnde  An- 


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Volkmars,  chirnrgische  Beitrüge. 


181 


Ordnung  der  Lyruphgefässe  der  Brusstwand,  deren  Quellgebiete  ge- 
legentlich über  die  Mittellinie  hinübergreifen.  Auch  ist  die  Be- 
grenzung der  Brustdrüse  keineswegs  eine  schiefe;  es  kommen 
sogar  Lobuli  aberrantes  an  Stellen  vor,  welche  der  eigent- 
lichen Drüse  ziemlich  fern  sind.  Die  Operation  soll  stets  so 
frühzeitig  und  so  ausgedehnt  wie  möglich  unternommen  werden;  auch 
io  den  Fällen,  in  welchen  die  Operation  das  Auftreten  von  Recidiven 
nicht  hindert,  scheint  dieselben  nach  den  bisherigen  Erfahrungen 
wenigstens  das  Leben  zu  verlängern.  Die  Operation  führt  V.  stets 
mit  Wegnahme  der  ganzen  bedeckenden  Haut  aus  und  die  Aus- 
räumurg  der  Achselhöhle  mit  Wegnahme  der  gesammten  Axillar- 
fettes. Nachdem  die  tiefe  Axillarfascie  am  Rande  des  Pectoralis 
major  und  Latissiraus  dorsi  freigelegt  und  gespalten  ist,  dringt  er  in 
die  Achselhöhle  zunächst  mit  dem  Messer,  dann  mit  der  geschlosse- 
nen sturapfspitzigen  Scheere  und  den  Fingern  ein,  wobei  zunächst  die 
Acbselvene  freipräparirt  und  immer  im  Auge  behalten  werden  muss.  — 
Für  die  Nachbehandlung  empfiehlt  sich  ein  genau  schliessender  und 
coropriinirender  antiseptischer  Occlusivverband. 

VII.  Krankheiten  der  Rückengegend  und  der  Wir- 
belsäule. Spondylitis  cervicalis.  Man  kann  2 Hauptformen 
dieser  Affection  unterscheiden,  welche  dem  entzündlichen  Caput 
obstipum  der  altern  Chirurgen  und  der  Spondylarthrokace  entsprechen 
und  von  denen  die  erstere  auf  entzündliche  Processe  in  den  lateralen 
Gelenken,  die  letztere  auf  Erkrankungen  der  Wirbelkörper  und  der 
Intervertebralknorpel  zu  beziehen  ist.  Bei  beiden  Formen  leistet  die 
Gewichtsextension  Vorzügliches,  so  lange  es  noch  nicht  zur  Eiterung 
gekommen  ist.  Selbst  die  schwersten  Gibbus-Bildungen  können  mit 
ihrer  Hilfe  oft  noch  vollständig  beseitigt  werden  und  die  schmerz- 
haitesten Rotationscontracturen  werden  dauernd  geheilt.  Die  Exten- 
sion geschieht  an  der  Gi.tSSON’schen  Schwinge  oder  an  Heftpflaster- 
streifen; den  Gegenzug  übt  das  Körpergewicht  aus.  — Bei  Spon- 
dylitis der  Brust-  oder  Lend  enwi  rbelsäule  ist  die  Extension 
bei  weitem  unsicherer.  Senkungsabscesse  werden  unter  antiseptischen 
Cautelen  weit  eröffnet  und  heilen  zuweilen  aus. 

XI.  Krankheiten  der  Harnorgane.  Als  zweckmässigste 
Form  der  Lithotomic  bei  Männern  empfiehlt  Verf.  dringend  den 
ALURTON’schen  Medianschnitt. 

XII.  Krankheiten  der  Geschlechtsorgane.  Uebor 
Th  eer-Parraffin-  und  Russkrebs.  Die  Arbeiter  in  den  um 
Halle  häufigen  Theer-Paraffin-  und  Photogenfabriken,  besonders  die- 
jenigen,  welche  mit  den  flüssigen  oder  breiigen  Fabrikationspro- 
dneten  in  fortwährender  Berührung  kommen,  werden  von  einer 
juckenden  Hantaffection  befallen,  welche  sie  selber  als  Theerkrätze 
bezeichnen.  Dieselbe  ist  charakterisirt  durch  eine  vermehrte  An- 
bildtmg  der  Epidermis  und  eine  gesteigerte  Thätigkeil  der  Talg- 


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Kröklkin,  offene  nod  Aittiseptische  Wundbehandlung. 


drüsen,  welch  lelzterc  zur  Bildung  seborrhoischer  Schilder  und 
Krusten  führt.  Uebrigens  sind  die  gröberen  Formen  der  Affection 
sehr  verschieden.  — Namentlich  das  Serotum  wird  früh  befallen 
und  es  kommt  hier  bei  fortgesetzter  Reizung  zur  Bildung  papillärer 
Wucherungen,  aus  welchen  sich  allmftlig  Hornkrebse  entwickeln. 
Diese  Krebse  sind  mit  den  von  englischen  Autoren  häufig  beschrie- 
benen Schornsteinfegerkrebsen  in  Parallele  zu  stellen,  welche  den 
reizenden  Eigenschaften  des  Kusses  ihre  Entstehung  verdanken;  nur 
erfolgt  die  Entwicklung  des  Paraffinkrebse*,  entsprechend  den  reizen- 
deren Eigenschaften  des  Paraffins,  schneller  als  die  des  Russkrebses. 
Der  Sitz  an  den  untern  Parthien  des  Scrotums  mit  vorwiegender  Ent- 
wicklung nach  dem  Damm  hin,  sowie  eine  relative  Gutartigkeit  bei 
nicht  zu  später  Operation  haben  Theer-  und  Russkrebs  mit  einander 
gemein.  E Küster 


Krönlein,  Offene  und  antiseptische  Wundbehandlung.  Eine 
vergleichende  Zusammenstellung  der  mit  diesen  Methoden 
der  Wundbehandlung  an  den  Kliniken  zu  Zürich,  Leipzig 
und  Halle  erzielten  Resultate.  Arch.  t.  klin.  Chir.  xix.  s.  l. 

Der  Vergleich  beschrankt  sich  auf  die  grösseren  Amputationen 
der  Extremitäten,  dis  conäervativ  behandelten  complicirten  Fracturen 
der  Röhrenknochen  der  Extremitäten  und  auf  die  Mammaexstirpa- 
tionen. Ausserdem  verbreitet  er  sich  über  das  Vorkommen  der 
wichtigsten  accideutellcn  Wundkrankheiten,  soweit  dieselben  in  den 
Zeiträumen  auftraten,  iu  welchen  die  oben  augeführton  Methoden  der 
Wundbehandlung  geübt  worden  sind. 

Bezüglich  der  Amputationen  an  den  Extremitäten  er- 
geben tabellarisch  geordnete  Uebersicbtnn  bei  der  antiscptischen 
Methode  der  Nachbehandlung  eine  Mortalität  von  30  pOt.,  bei  der 
offenen  eine  solche  von  20  pCt.  Dabei  beträgt  die  Zahl  der  trau- 
matischen Amputationen  in  den  beiderseitigen  Statistiken  ungefähr 
die  Hälfte  aller  Fälle,  so  dass  hierin  ebenso  wenig  wie  in  etwaigen 
Differenzen  des  Geschlechts  oder  Alters  der  Unterschied  in  der 
Sterblichkeit  begründet  sein  kann.  Dasselbe  möchte  von  der  rela- 
tiven Schwere  der  einzelnen  zur  Amputation  drängenden  Verletzungen 
und  namentlich  auch  von  der  Ausdehnung  des  Conservirens  in  beiden 
Lagern  gelten,  da  bei  der  antiseptischen  Methode  51  pCt.  sin» un- 
liebe Fälle  complicirtcr  Brüche,  bei  der  offenen  dagegen  nur 
29,4  pCt.  derselben  aroputirt  resp.  exarticulirt  wurden.  Es  kann  nach 
K.  demnach  nur  der  Methode  derNachbebandlung  zugeschrieben 
werden,  dass  die  Amputationsresultate  bei  offener  Wundbehandlung 
bessere  sind,  obwohl  dem  Gebiete  der  conscrvirenden  Behandlung 
hier  sehr  viel  weitere  Grenzen  als  bei  der  antiscptischen  Methode 
gezogen  worden  sind.  Für  eine  Vergleichungsstatistik  conservativ 


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Kbunucis.  offene  and  mitiseptiscbe  Wundbehandlung. 


183 


behandelter  complicirter  Knochenbräche  können  vorläufig 
nur  die  Unteischenkelfracturen  verwertbet  werden.  13  antiseptisch 
behandelten  Fällen  mit  0 Todten  stehen  31  offen  behandelte  mit  9 
Todesfällen  gegenüber.  Der  Ausschlag  zu  Ungunsten  der  offenen 
Methode  wird  zum  Theil  wenigstens  durch  Altersverhältnisse  erklärt, 
insofern  von  den  13  antiseptisch  behandelten  Füllen  nur  2 in  das 
5.  Altersdecennium  reichten,  während  von  den  offen  Behandelten 
nicht  weniger  als  12  im  Alter  zwischen  50 — 70  Jahren  standen. 

Weitere  Tabellen  zeigen,  dass  bei  Durchführung  der  offenen 
Wundbehandlung  63,7  pCt.  sämmtlicher  complicirten  Fracturen 
conservativ  behandelt  sind,  gegenüber  blos  39,5  bei  antisep- 
tischer Wundbehandlung,  dass  ferner  bei  ersterer  nur  29,4  pCt.,  bei 
letzterer  dagegen  51,1  pCt.  amputirt  resp.  cxarticulirt  wurden.  Auch 
bleiben  für  die  offene  Behandlung  6,8  pCt.  aller  Fälle,  für  die  anti- 
septische 9,3  pCt.  derselben,  in  welchen  die  Oelenkresection  ausge- 
flibrt  werden  musste. 

Von  22  Frauen,  die  wegen  M am  mac  arcinoms  operirt  wurden, 
und  bei  denen  cs  18  Mal  zur  Ausräumung  der  Achselhöhle  kam, 
starben  unter  offener  Wundbehandlung  3;  von  13  antiseptisch  be- 
handelten (mit  8maiiger  Ausräumung  der  Axilla)  5. 

Gegen  pyämische  und  septicümische  Infection  bieten 
beide  Methoden  verglichen  mit  früheren  wohl  einen  wesentlichen 
jedoch  keinen  vollständigen  Schutz;  gegen  das  Auftreten  und  Um- 
sichgreifen des  Erysipels  haben  beide  sich  so  gut  wie  erfolglos 
erwiesen.  (Die  Zahlen  siehe  im  Original). 

K.  hebt  hervor,  dass  bei  den  antiseptisch  behandelten  und  ge- 
heilten Amputirten  die  Heilungsfrist  bedeutend  kürzer  ist,  als  bei 
offener  Wundbehandlung,  fast  im  Verhältniss  wie  1 : 2. 

Auch  quoad  functionem  möchte  die  antiscptische  Methode  vor- 
anstehen, insofern  bei  ihr  Heilungen  per  prirnam  öfter  erzielt  worden, 
die  prima  reunio  aber  unter  allen  Arten  von  Wundheilung  den  An- 
fordernngen  der  Kunst  am  meisten  entspricht,  in  specie  auch  die 
schönsten  uud  functionstiichtigsten  Amputationsstümpfe  liefert.  Anal- 
gesie und  fieberfreier  Verlauf  können  in  gleicher  Weise  als  Vorzug 
dsr  offenen  sowohl  als  auch  der  antiseptischen  Methode  hervorge- 
hoben werden. 

Die  toxischen  Wirkungen  des  LiSTEu’scheu  Verbandes  beseitigt 
die  TmERSCH'sche  Modification  desselben.  Eben  dieselbe  verspricht, 
wenn  sie  auch  noch  kostspieliger  ist  als  die  offene  Wundbehandlung, 
2—3  Mal  billiger  zu  werden  als  der  LlSTER’sche  Carboiverband. 

Ueber  die  Weite  der  Grenzen,  innerhalb  welcher  die  eine  oder 
andere  der  besprochenen  Behandlungsweiseu  zulässig  und  anwendbar 
sind,  fehlen  noch  die  Detailuntersuchungen.  Wilb.  Kocb. 


>y  Goog 


184  Hisschbkro,  Gesichts-  und  Blickfeldmeasiing.  FbXkkel,  Ilarnstoffnimcheiilany. 

J.  Hirschberg,  1)  Zur  Gesichtsfeld messung.  Areb.  f.  Augen-  u. 

Ohrenheilk.  IV.  8.  268.  2)  lieber  Blickfeldmessung.  DRselbst  8.  273. 

Indem  H.t  wie  dies  anderweitig  schon  geschehen,  darauf  auf- 
merksam macht,  dass,  wenn  das  Gesichtsfeld  von  der  Kugelfiäche 
durch  senkrechte  Projection  auf  die  Ebene  des  Papiers  übertragen 
wird,  die  Radien  der  Parallelkreise  nicht  proportional  den  Grad- 
zahlen, sondern  den  Sinus  derselben  sind,  wird  zur  bequemen  Re- 
gistrirung  empfohlen,  die  Endpunkte  der  Meridiane  (12)  mit 
römischen  Ziffern  zu  bezeichnen,  und  zwar  in  derselben  Reihenfolge 
wie  die  Ziffern  einer  Uhr.  Man  erhält  die  centrale  (radiale)  Pro- 
jection direct  bei  der  Campimetrie;  bei  der  Perimetrie  ist  die  ortho- 
graphische (senkrechte)  zur  Notirung  des  Resultates  im  Allgemeinen 
vorzuziehen. 

Eine  vollkommene  Analogie  der  Gesichtsfeldmessung  mit  der 
Blickfeldmessung  stellt  H.  dadurch  her,  dass  er  zur  Messung  der 
Diplopie  zunächst  ein  Coordinatensystera  anwendet,  während  der 
Patient  bei  senkrechter  Frontalebene  und  unverrückter  Kopfhaltung 
mit  einem  rothen  Glase  vor  dem  einen  Auge  versehen  nach  einer 
Kerzenäamme  blickt,  welche  der  Untersucher  successive  vor  die 
Hauptpunkte  des  Coordinatensystems  bringt.  Es  wird  ferner 
mittels  eines  nach  dem  Princip  von  Cartkk’b  Perimeter  construirten 
Blickfeldmessers,  wobei  der  Krümmungsradius  des  graduirten  Armes 
1 Meter  beträgt,  bis  40°  geht  und  in  0°,  10°,  20°  und  40°  Neben- 
arme von  20°  Länge  und  einem  Radius  von  1 Meter  trägt,  die 
existirende  Diplopie  in  Graden  der  Kugel  gemessen.  Eine  beweg» 
liehe  Lichtffainme  läuft  vor  dem  Hauptarm,  der  Nullpunkt  desselben 
ist  1,16  Meter  über  den  Fussbodon  befestigt,  der  Arm  kann  in  be- 
liebiger Neigung  gegen  den  Horizont,  die  Nebenarme  ebenso  gegen 
den  Hauptarm  festgestellt  werden.  Michel  (Erlangen). 


A.  Frankel,  Zur  Pathologie  der  Nieren.  Berlio.  Hin.  Wocbenscbr. 

1876.  No.  43,  44- 

Bei  einem  an  diffuser  Nephritis  im  2.  Stadium  leidenden 
49jährigen  Mann  verglich  F.  die  Ausgabe  von  Stickstoff  im  Harn 
mit  der  Einnahme  in  der  Nahrung.  Die  letztere  wurde  aus  Control- 
bestimmungen  des  Harns  eines  anderen  in  gleicher  Weise  ernährten 
Mannes  gleich  24,99  gm.  Harnstoff  gefunden  (wobei  der  in  den 
Fäces  enthaltende  N.  unberücksichtigt  ist).  Im  Mittel  entleerte  nun 
jener  Pat.  an  12  Tagen,  zu  einer  Zeit,  wo  die  vorher  geschwundenen 
Oedeme  wieder  eingetreten  waren  (!),  22,32  Harnstoff  (nach  Liebio 
im  enteiweis8ten  Harn  bestimmt.  Die  Gcsammtstickstoffaus- 
schcidung  war  wegen  des  Eiweissgehaltes  natürlich  noch  grösser 
und  betrug  im  Mittel  aus  5 Verbrennungen  mit  Natronkalk  täglich 


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DiCKnrson,  Chorea. 


186 


-f*  * 

11,38  N = 24,38  U,  also  ziemlich  genau  soviel,  als  dem  eingeführten 
N entspricht.  — Hieraus  schliesst  F.,  dass  Pat.  sich  in  Bezug  auf 
seinen  N-Kreislauf  gerade  ebenso,  wie  ein  längere  Zeit  mit  der 
gleichen  Nahrung  ernährter  Gesunder,  der  sich  im  Zustand  des  N- 
Gleicbgewichts  befindet,  verhalten,  nur  mit  dem  Unterschied,  dass 
ein  geringer  Bruciitheil  seiner  N-haltigen  Einnahmen  unverändert 
und  unzersetzt,  als  Eiweiss,  seinen  Körper  verlassen  habe  und  ferner, 
dass  von  einer  Verminderung  der  Harnstoffausscheidung  und  einer 
dem  entsprechenden  Anhäufung  dieses  Zersetzungsproductes  im 
Körper,  wie  dieselbe  als  characteristisch  für  die  floride  Nieren- 
entzündung in  den  Lehrbüchorn  allgemein  beschrieben  wird,  hier  be- 
stimmt nicht  die  Rede  sei.  Er  erklärt  jenes  Fortbestehen  einer 
„normalen  Harnstoffausscheidung“  dadurch,  dass  noch  eine  genügende 
Menge  secernirender  Drüsenelemente  in  den  erkrankten  Nieren 
functionsfähig  sei,  da  die  Nierenepithelien,  wie  aus  den  grossen  durch 
die  Nahrung  bervorzurufenden  Schwankungen  der  Harnstoffausschei- 
dung hervorgehe,  überhaupt  sehr  grossen  Anforderungen  an  ihre 
Leistungsfähigkeit  gewachsen  seien,  daher  der  Untergang  einer 
grösseren  Menge  Parenchyms  leicht  ausgeglichen  werden  könne. 
(Ref.  hält  die  Schlüsse  F.'s  nicht  für  berechtigt,  denn  da  bekanntlich 
alle  hydropischen  Transsudate  und  insbesondere  diejenigen  bei  Ne- 
phritikern  Harnstoff  enthalten,  so  ist  schon  dadurch  allein  eine  Zu- 
rückhaltung von  Harnstoff  im  Körper  gegeben;  durch  diese  erst 
werden  vielleicht  im  obigen  Fall  die  an  der  täglichen  Menge  durch- 
schnittlich fehlenden  2,7  gm.  Harnstoff  gedeckt  und  dazu  kommt 
erst  noch  der  in  Form  von  Eiweiss  entleerte  N).  Senator. 


H.  Dickinson,  Pathology  of  Chorea.  Lancet  1875.  H.  No.  te 

In  eiuem  Vortrag  über  Veitstanz  entwickelte  Vf.  seine  Ansich- 
ten über  das  Wesen  dieser  Krankheit,  welche,  wie  die  spätere  von 
Bkoadbent,  H.  Jackson  und  West  durchgeführte  Discussion  be- 
wies, von  den  herrschenden  Ansichten  abweicht.  (Siehe  das  Origi- 
nal). D.  hatte  Gelegenheit,  7 Obductionen  von  an  Chorea  Verstor- 
benen, meist  jugendlichen  Individuen  zu  machen.  Im  Hirn  und  im 
Rückenmark  fand  er  eine  starke  arterielle  und  venöse  Hyperämio, 
wn  meisten  ausgebildet  in  den  Corp.  striat.  und  dem  Rückenmark, 
stets  beiderseitig  an  symmetrischen  Stellen.  Neben  den  Hyperämien 
fand  er  kleine  Hämorrhagieen  in  der  unmittelbaren  Umgebung  der 
Gefässe,  mit  Zerstörung  der  Hirnsubstanz,  im  Mark  waren  die 
Hinter-  und  Seitenpartieen  der  grauen  Substanz  zumeist  betheiligt. 
Ra  bandelt  sich  nach  ihm  nicht  um  embolische,  sondern  um  rein 
byperämischc  Processe,  deren  Ursache  eben  die  „rheumatische“  oder 
eine  „nervöse“  Reizung  sei.  Nicht  immer  sei  Endocarditis  voraus- 


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186  Ebb,  acute  Spinallähmuug.  Bärwibkki.,  Irradiation  bei  Neuritis. 


gegangen:  auch  das  Umgekehrte  sei  oft  der  Fall  und  .die  Endocar- 
ditis  eine  Folge  der  Chorea,  vielleicht  hervorgerufen  durch  die  un- 
regelmässigen Muskelbewegungcn  des  Herzens  und  diu  dadurch  be- 
dingten Circulationsstörungen , specicll  bei  der  durch  die  Mitral- 
klappen geregelten  Blutbewegung.  Bernhardt. 


W.  Erb,  Ueber  acute  Spinallähmung  (Poliomyelitis  anterior 
acuta)  bei  Erwachsenen  nnd  über  verwandte  spinale  Er- 
krankungen. Arch.  f.  Paych  etc.  V.  8.  7B8. 

In  dieser  Arbeit  theilt  Vf.  zunächst  3 Fälle  von  der  zuerst 
von  Duchenne  unter  dem  Namen  „Paralysie  generale  spinale  antö- 
rieuro  aigue  de  l’adulto“  beschriebenen  Krankheit  mit,  von  welcher 
schon  früher  in  Deutschland  Buispiele  berichtet  wurden.  Alle  3 Fälle 
hatten  das  Characteristische,  dass  in  kurzer  Zeit  dio  Musculatur 
beider  Untcrextremitäten  in  verschiedeuer  Intensität  uud  Ausdehnung 
von  der  Lähmung  ergriffen  wurden,  bei  gänzlichem  Mangel  von 
Scnsibilitätsstöruugen,  bei  Freibleiben  der  exeretoriseben  und  ge- 
schlechtlichen Functionen  und  gänzlichem  Mangel  tropbischer  Stö- 
rungen der  Haut.  Die  Erregbarkeit  der  betroffenen  Muskeln  war 
vermindert  oder  erloschen  und  zeigte  die  characteristische  Ent- 
artungsreaction.  Wie  seine  Vorgänger  betont  auch  E.  die  Aehulich- 
keit  dieser  Fälle  mit  den  bei  der  sogenannten  „spinalen  Kinder- 
lähmung“ beobachteten  Erscheinungen  und  ist  mit  den  französischen 
Autoren  und  mit  Kussmaul  geneigt,  die  pathologisch-anatomische 
Grundlage  des  Leidens  in  einer  acuten  Entzündung  der  grauen  Vor- 
dcrsäulen  des  Marks  zu  suchen  (Poliomyelitis  anterior  acuta). 

Des  Weiteren  wird  ein  Fall  von  der  chronischen  (nach  Du- 
chenne-Kussmaul.  subacuten)  Form  dieser  Affccfion  mitgetheilt,  und 
im  Anschluss  an  2 andere  Fälle  von  Rückenmarkserkrankung  (bei 
dem  einen  bandelte  es  sich  wahrscheinlich  um  eine  spontane  Blutung 
in  das  Mark,  bei  dem  andern  um  ein  Trauma)  »uf  die  Schwierig- 
keit, eventuell  Auf  die  Möglichkeit  einer  differentiellen  Diagnose  des 
Genaueren  hiDgewicsen.  Eine  sechste  Beobachtung  bei  einem  Er- 
wachsenen ist  insofern  von  Interesse,  ala  durch  sie  das  Vorkommen 
der  Lähmung  einer  Oberextremität  als  hauptsächlichstes  Symptom 
einer  acuten  Spinallähmung  auf’s  Deutlichste  illustrirt  wird. 

Bernhardt. 


Fr.  Bärwiiikel,  Die  Bedeutung  der  centripetalen  Irradiation 
bei  schmerzhuften  Afl'ectioneii  der  Nervenstämme.  Deutsches 

Arch.  f.  kliu.  Med.  XVI.  8.  186. 

Bei  verschiedenen  Formen  von  neuralgischen  Affcctionen  fand  Vf. 
im  Gegensatz  zu  der  Mehrzahl  der  bisherigen  Beobachter,  dass  die  Aus- 


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Lube,  Typhusepidemie  durch  Milch. 


187 


breitung  der  Schmerzen  theils  spontan,  theils  auf  Druck  nicht  allein  in 
die  Peripherie  hinein  au-strahlen,  sondern  auch  einen  centripetalen  Ver- 
lauf nehmen  kann.  Es  waren  dies  Fälle,  in  welchen  uebeu  dem 
ausstrahlenden  auch  ein  constantur  localer  Druckschmerz  bestand, 
der  nur  von  einer  Einwirkung  auf  die  Nervi  nervorum,  d.  h.  auf 
die  im  Neurilemm  endenden  Nerven  abgeleitet  werden  konnte.  Es 
ist  nach  Vf.  die«  vielleicht  als  eine  Irradiationserscheinung  aufzu- 
iässen:  es  fänden  die  Nervi  nervorum,  je  hoher  oben  sie  am 

Nervenstamm  endeten,  auch  um  so  höher  in  dor  Ganglicnzeileusäulc 
ihre  Endigung,  so  dass,  da  die  Leitung  des  Reizes  von  der  Ein- 
mündungsstelle der  direct  gereizten  peripheren  Faser  im  Marko  bis 
zu  den  einzelnen  Zellen  eine  zwar  nur  minimale,  aber  doch  fühlbar 
verschiedene  Zeit  brauche,  so  eine  centripetal  fortschreitende  Erre- 
gung vorgetäusebt  würde. 

Vf.  glaubt  dieses  Symptom  als  diagnostisches  Unterscheidungs- 
merkmal zwischen  Neuralgie  und  Neuritis  verwertheu  zu  können,  so 
dass,  wo  eine  centripetalc  Irradiation  besteht,  es  sich  um  eine  Neu- 
ritis handeln  würde.  Bernhardt. 


Lübe,  Eine  Typhnsepidemie  durch  iniieirte  Milch  verbreitet. 

Allgem.  Zeitscbr.  f.  Epidemie!.  1875.  S.  298. 

In  dem  Städtchen  Plön  brach  plötzlich  im  August  1874  eine 
leichte  Typbusepidemie  aus,  dje  sich  im  Ganzen  auf  24  Personen 
erstreckte.  Die  erste  Erkrankung  begann  am  21.  August,  die  letzte 
am  26.  September.  Für  den  in  der  Aufachrift  ausgesprochenen  Zu- 
sammenhang führt  Vf.  Folgendes  zum  Beweis  an:  Die  Epidemie 

war  von  Anfang  au  über  die  ganze  Stadt  ausgedehnt,  obwohl  dio 
Lage-  upd  Grund wasser Verhältnisse  und  auch  das  Trink wasser  in 
dcu  einzelnen  Stadttheilcn  sehr  verschieden  sind.  Von  den  24  Er- 
krankten hatten  21  nach  landesüblicher  Sitte  rohe  Milch  genossen, 
die  von  ein  und  demselben  Meierhofe  stammte.  Auf  diesem  Hofe 
befand  sich  einem  Düngerhaufen  benachbart  ein  Brunnen,  dessen 
Wasser  nach  chemischer  und  micro?copischer  Untersuchung  stark 
mit  organischer  Materie  verunreinigt  war.  Dieses  Wasser  wurde 
zuin  Reinigen  der  Milchgefässe  benutzt.  (Ob  auch  zur  Verdünnung 
der  Milch  schien  dem  Vf.  nach  Lage  der  Verhältnisse  sehr  unwahr- 
scheinlich). Vf.  meint  nun,  dass  aus  diesem  Brunnen  Typhuskeime 
iu  die  Milch  hineingelangtcn.  Woher  sie  zur  Zeit  in  den  Brunnen 
gekommen  waren,  darüber  liess  sich  Nichts  ermitteln.  Allerdings 
kanten  auf  dem  Meicrbofe  selbst  4 Typhusfäile  vor  (in  dm'  obigen 
Zahl  mitiubegriffen),  aber  sie  begannen  gleichzeitig  oder  gar  später 
wie  die  in  der  Stadt  herrschenden.  Nachdem  der  Gebraucli  der  ver- 
dächtigen Milch  aufgehört  hatte  (6.  September)  kamen  nur  noch 


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188 


KlRIH.  WlLLIOK.  SoOOLOPP.  LaHOHJiHS. 


3 Erkrankungen  vor;  eine  davon  betraf  ein  Kind,  das  ausnahms- 
weise noch  weiter  mit  jener  Milch  in  rohem  Zustande  genährt 
worden  war.  Schiffer. 


E.  Klein,  Note  on  a plnk-eoloured  Spirillum  (Spirillum  rosa- 

saceum).  Quarterly  Journ.  of  micr.  so.  1875.  8.  381. 

Ende  December  1874  untersuchte  K.  microseopisch  beilgelbe  Fitcalmassen 
eines  Felles  von  Enteritis  und  fand  in  ihnen  Micrococcen,  Zoogloea  and  Bscterien. 
Die  Fiicslmasseu  blieben  in  einer  Flasche  mit  Wasser  stehen,  auf  deren  Boden  sie 
ein  Sediment  bildeten.  Im  April  1876  fand  K.  dieses  Sediment  mit  einer  dünnen 
rosafarbigen  Vegetation  überzogen.  Mitte  Juni  hatte  diese  Vegetation  eine  tief  rotbe 
Farbe  angenommen.  Die  microsoopiscbe  Untersuchung  ergab,  dass  die  gante  Ve- 
getation aus  Zoogloeamassen  von  Spirillum  nndula  Cork  bestand.  Die  eiutelnen 
Spirillumindividuen  zeigten  eine  dunkelrotbe  Farbe,  während  die  sie  einbettende 
Substanz  völlig  farblos  erschien.  Boll  (Rom). 

A.  Wiliigk,  Nervonzelleininastomosen  im  Bäckenmarke.  Visen. 

Arch.  LXIV.  S.  163. 

W.'  beschreibt  4 Beobachtungen  von  nnsweifelliaften  Anastomosen  der  Nerven- 
zellen aus  einem  erkraukten  Bückenmark  (Embolie),  welche  er  theils  auf  einen  im 
Fortscbreiten  begriffenen  Theilnngsvorgang,  theils  auf  ursprüngliche  Aulage  zurflck- 
ffibrt.  Uebrigens  betont  W.,  dass  man  es  hierbei  unzweifelhaft  mit  normalen  Ver- 
hältnissen zu  tliun  habe,  die  nur  im  erkraukten  Bückenmark  wegen  der  geringen 
Sklerose  der  intergangliären  Substanz  leichter  tu  überschauen  waren.  Löwe. 

N.  SocolofF,  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Leberseeretion. 

Pflcger’s  Arch.  XI  S.  166. 

Hcppkbt  und  Schipp  haben  sich  dahin  ausgesprochen,  dass  ins  Blot  direct 
oder  vom  Darm  aus  eiugeführte  Gallensäure  tum  grossen  Tbeil  durch  die  Leber 
wieder  ausgeschieden  werde.  Vf.  hat  Versuche  darüber  an  einen  grossen  Hund 
mit  Gallenfistel  augestellt,  dem  Lösungen  von  glycocholsanrem  Natron  in  die  Vena 
jugularis  (0,4  gm.  und  0,8  gm.)  und  in  den  Magen  (1  und  2 gm.)  eingeftihrt  wurden 
Vor  nnd  nach  der  Injection  wurde  in  je  % Stunde  und  twar  4 Mal  hintereinander 
die  Menge  der  Galle  und  ihr  Gehalt  an  Gallensäure  bestimmt.  Wenn  auch  die 
Menge  der  Galle  in  einseinen  Fällen  tunahm,  so  konnte  eine  Vermehrung  der 
Gallensäure  nicht  constatirt  werden  ; auch  fand  sich  in  der  entleerten  Galle  keine 
Glycocholsäore.  Vf.  spricht  sich  danach  gegen  die  Angaben  von  TToppkbt  und 
Schipp  ans.  Die  Vermehrung  der  Secretion  kann  nicht  auf  die  Zufuhr  von  Wasser 
zurückgefübrt  werden,  man  muss  vielmehr  eine  specifisob  reitende  Wirknng  der 
galleusauren  Salze  annehmen.  k.  saikow*u. 

Langhaus,  Zur  t'asuistik  der  BUckcnmarksaffectionen  (Tetanie 
nnd  Lepra  anästlietica).  Vmcnow’s  Arch.  lxiv.  s.  169. 

In  einem  Fall  von  Tetanie  bei  einer  48jährigen  Frau  nach  lang  andauernden 
Diarrhöen  (chronischer  Dysenterie)  entstanden,  faud  L.  in  den  grösseren  Arterien 
und  Venon  dor  vorderen  Commissur  des  KUckenmarks  gleichmässige  hochgradig« 
Verdickung  der  Adventitia,  an  deu  kleineren  Acsteu  in  den  Vorderbörnern  theils 
Ansammlung  lymphoider  Zellen  in  und  um  die  Adventitia,  theils  rundliche  oder 
spindelförmige  Anschwellungen  derselben.  Die  Vordickungen  bestanden  aus  fibril- 
lärem, in  den  kleinen  Knoten  anch  aus  retienlirtem  Bindegewebe.  Hauptsitz  der 
Veränderung  ist  die  Halasnscbwolluug,  von  dieser  auf-  uud  abwärts  fand  sich  Er- 


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Rajrwrky.  Block.  189 

»eittranjj  and  Pigmentirung  der  perivaaculäreu  LymphrUumo  and  Austritt  von 
rollen  Blutkörperchen  in  dieselben. 

Bei  der  Section  eines  40jübrigen  Mannes,  der  seit  2 Jahren  an  Lepra  au- 
litbetica  beider  Hände  and  der  nuteraten  Tbeile  der  Vorderarme  gelitten  batte, 
lud  L.  ausgedehnte  Erweichung  der  grauen  Commissur,  Ci.*BRK’achen  Säulen  und 
Hinterbörner  des  Rückenmarks  im  Bereich  der  llalsanscbwellung  und  iu  geringerem 
Grade  der  Lendenanschwellnng.  Die  peripheren  Nerven,  namentlich  dio  Nu.  uluares, 
•eigen  keine  Zellen  Wucherung  um  die  Primitivbfindel,  wohl  aber  Verdickung  des 
Pari-  und  Endoueuriums,  Schwnnd  der  Markscheide  bei  erhaltenem  Axencylinder. 
L.  ist  danach  geneigt,  den  Ursprung  der  Lepra  anästhetlca  in  Veränderungen  des 
Böckeurnarks  tu  Bncben.  Orawltt. 

A.  Rajewsky,  Ueber  Resorption  am  menschlichen  Zwerchfell 
bei  verschiedenen  Zuständen.  Vibchow'»  Arch.  lxiv.  s.  186. 

Es  wurde  dos  der  Leiche  entnommene  Zwerchfell  ohne  Spannung  über  einen 
Trichter  oder  auch  einfach  auf  einen  Teller  gelegt  and  die  BauchSäche  mit  einer 
diiunen  Schicht  einer  Lösung  von  Tusche  in  Salzwasser  oder  Milch  begossen.  Es 
ergab  sich:  1)  Dass  das  menschliche  Diaphragma  die  Fähigkeit  hat,  Flüssigkeiten 
und  darin  suspeudirte  Partikelchon  aufzusaugen,  wie  v.  Rbckmnghacisk*  vom 
Kzoincbenzwercbfell  gezeigt  hat.  2)  Das  mensoblicbo  Zwerchfell  erlangt,  wenn  es 
durch  entzündliche  Processe  verändert  ist,  eiue  grössere  Fähigkeit,  Flüssigkeiten 
die  mit  ihm  in  Berührung  kommen,  seine  UahneD  passiren  au  lassen.  3)  Au  solchen 
entttiadeten  Diaphragmen  erhält  mau  unter  dem  minimalsten  Drucke  eiue  Injection 
des  Baftcanalsystems,  welche  als  dio  natürlichste  zu  betrachten  ist.  So  hergestellto 
Präpaiate  beweisen,  dass  die  Saftcauälchen  mit  den  Lymphcapillaren  in  Verbindung 
stehen,  dass  sie  ferner  nicht  beliebige  Räume  oder  Spalten  sind,  sondern  besondere 
Canälcheo,  die  im  lockeren  Bindegewebe  eingegraben  sind.  4)  Entfernung  des 
Eodotbels  der  Serosa  auf  natürlichem  (durch  Entzündung)  oder  künstlichem  Wege 
erüffoet  neue  Bahueu  für  deu  Durchgang  der  Flüssigkeiten,  nämlich  die  Saftcanäl- 
eben,  welche  an  der  freien  Oberfläche  der  Serosa  beginoen  5)  Es  lasseu  sich  von 
der  Serosa  nnr  kleine  Lymphgefässstämuicbeu  in  dos  snbseröse  Fettgewebe  ver- 
folgen, woselbst  diese  durch  eiu  Netzwerk  feinster  Lymphcapillaren  verbunden 
werden,  in  dessen  Maschen  je  eine  Fettzelle  gelegen  ist.  Orth. 

C.  0.  Block,  Heber  ein  primäres  melanotisches  Endotheliom 
der  Leber.  Arch.  d.  lieiik.  xvi.  s.  412. 

Eine  4£jitbrige  Frau,  Blondine,  litt  an  einem  als  Carciuom  diagnosticirtcu 
Lebartamor.  Der  Urin  batte  einige  Zeit  vor  dem  Todo  ein  chokoladenfarbenes 
Aussehen,  bedingt  durch  Eiweiss,  Pigmentschollen  und  rotho  Blutkörperchen.  Die 
Leber  erwies  sich  enorm  vergrössert,  12  Kilo  schwor,  von  theilweise  höckerig  ge- 
^ppter  Oberfläche,  blauschwarzer,  durch  mehr  oder  wenigor  zahlreiche  eingestreute 
Keller©  Partieen  bis  grauweisser  Farbe;  das  interacinuso  Bindegewebe  und  die 
Lytnpbgefdsswandaugeu  der  Kapsel  verdickt. 

Oie  Grundfarbe  des  Leberdurchsclmitts  war  blauschwarz,  in  den  abhängigen 
Abschnitten  gleichmäßig , oben  von  miliaren  bis  kirschkerugrossen  hellen  Ein- 
mengungen durchsetzt;  ein  faustgrosser  blauschwarzer  Knoten  liegt  inmitten  dieser 

gesprenkelten  Gewebsmasse  nur  durch  seine  Farbenverschiedenheit  abgegrenzt, 
^geschlossen.  Unter  dein  Endo-  und  Pericard  und  im  linken  Nierenbecken  Anden 
ilcb  kleine  melanotiscbe  Knoten.  Die  Geschwulst  bestand  aus  stark  pigmentirten 
und  gewucherten  Zellen  der  Capillarmembraneu;  auch  in  der  Wand  einer  Central- 
Ve,,e  fand  sich  Pigraentirung  einer  Endothelzelle;  die  Capillaren  selbst,  sowie 
kleinere  Centralvenen  waren  mehr  oder  minder  mit  Pigment  vollgepfropft  and  zum 
Theil  ectasirt  durch  pigmentirte  Zellensohollen.  Dadureh  waren  zahllose  Gefftsse 


190 


Robbrbach.  Cadqb.  Brows. 


undurchgHiigigf  geworden,  die  Leberzellen  atrophirt  und  ganze  Gewebsabschoitte 
bestanden  aus  den  in  der  oben  beschriebenen  Weise  veränderten  Knoten,  welche  von 
neugebildeteiu  Bindegewebe  umgeben  worden.  Die  zuführenden  Gofässe  waren 
pigmeutfrei,  die  Milz  normal.  Die  metastatischen  Knoteu  ergaben  Pigmentumwand- 
lung der  Endothelien  und  Ausstopfung  der  Capillaren  durch  die  gauee  Herzmus- 
culatur,  pigmentirte  Spindelzellen,  von  Bindegewebe  omgeben,  io  dem  Nierentumor. 

Qrawlu. 

J.  Rosenbach,  Ein  Fall  von  Rimdzellensarcont  des  Schlundes, 
welches  durch  die  Pharyngotomia  subhyoidea  entfernt  wird. 

Berlin,  klin.  WocheOschr.  1875.  No.  38  n.  39. 

Wegen  eine*  weichen  Rundzellensarcoms  im  untern  Tlieile  des  Pharynx 
machte  B’atv  in  der  Göttinger  Klinik  dir  Pharyngotomia  snblioidea,  die  siebente 
bisher  bekannt  gewordene  Operation  dieser  ÄVt.  Einige  Tage  vorher  war  die  obere 
Tracheotomie  ansgefütirt,  unmittelbar  vor  der  Operation  wurde  eine  Tainponrauüle 
in  die  Trachealwunde  gelegt  und  ausserdem  bei  hängendem  Kopfe  operirt.  Dis 
Exstirpation  gelang,  die  äussere  Wunde  wurde  vernäht  und  die  Heilung  erfolgte 
ohne  Zwischenfälle.  E.  Küster. 


>V.  Cadge,  Sacculation  of  and  stone  in  the  bladder.  Brit.  Med. 

Journ.  1875.  No.  770. 

VC.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  bei  Prostatabypertrophie  alter  Leute, 
welche  zu  Hypertrophie  der  Blasenwand  mit  Blasenerweiternng  geführt  bat,  die 
Divertikelbilduug  ein  ziemlich  häufiges  Ereigniss  sei.  Wird  in  einer  solchen  Blase 
die  Lithothripaie  auagcffihrt,  so  droht  dem  Kranken  eine  doppelte  Gefahr.  lat 
nämlich  der  Divertikel  in  unmittelbarem  Contact  mit  dem  Bauchfell,  so  können  die 
in  denselben  gerathenden  Steintrümmer  eine  EntxQndung  hervorrufen,  welche  sieb 
schnell  auf  das  Bauchfell  fortpflanst.  Aber  auch  bei  günstiger  gelegenen  Diver- 
tikeln erzeugen  die  Steintriimmer  eine  chronische  Cystitia,  wachsen  wiederum  xu 
grösseren  Steinen  an,  welche  mit  dem  Lithothriptor  nicht  gefasst  werden  können 
und  führen  so  tu  dauerndem  Siechthum  und  baldigem  Tode.  Es  ist  deshalb  unter 
allen  Umständen  besser  sofort  die  Lithotomie  xu  machen,  sobald  ein  solcher  Zu- 
stand erkannt  ist;  nur  bietet  die  Diagnose  bedeutende  Schwierigkeiten.  Deshalb 
rnth  Vf.  cor  Lithotomie,  anch  wo  nur  ein  Verdacht  auf  Blasendirertikel  entsteht 

B.  Küster. 

Buckminster  Brown,  Feinoral  aneurism  cured  by  direct  coiu- 

preSfiion.  Boston  med.  and  sarg.  Journ.  1875.  No.  17. 

Bei  einem  38jäbrigen,  an  allgemeiner  Atberose  leidenden  Manne,  der  dicht 
unter  dem  PocpABT'schen  Bande  ein  3%"  im  Dnrchmesser  haltendes  Pemoratan- 
eurysma  trug,  kam  die  directe  Compression  von  October  1863  bis  Juli  1864  ohne 
Unterbrechung  iu  der  Weise  zur  Anwendung,  dass  die  ersten  4 Wochen  10—15- 
ptündige  Scbrotbeutel,  nachher  12— 24pfiindige  Kanonenkugeln  aufgelegt  wurden. 
Nur  2—3  Stunden  täglich  trat  an  Stelle  derselben  eiu  Eisbeutel.  Die  Geschwulst 
wurde  danach  kleiner  und  härter,  pulsirte  weniger  und  liess  sich  in  der  Folge 
durch  eine  Compressionsbandage  so  im  Wachstbum  zurückgebalten,  dass  der  Kranke 
bis  su  seinem  1875  an  allgemeiner  Peritonitis  erfolgenden  Tode  seinen  Beschäfti- 
gungen nachstehen  konnte. 

Die  von  H.  Beack  gemachte  Section  orgab  einen  darch  Fibringeriansel  voll- 
kommen erfüllten  Sack,  eine  Obliteration  der  sehr  verschmälerten  lliaca  externa 
und  einen  Abschluss  der  Eiomöudungsstelle  der  Art.  femoralis  und  profunde  femoris 
in  das  Aneurysma.  Die  lliaca  interna  and  deren  Zweige  waren  am  das  2— 3fache 
de«  gewöhnlichen  Volums  erweitert.  Sie  wenigstens  führten  dem  Bebenkel  Blut  an 
durch  Anastomosen  mit  tief  zwischen  die  Musculatur  desselben  verlaufenden 


LttONPZCREI.  Bl.ZNC.  Kkardsi.rv.  Fermko. 


191 


Zweigen,  welche  ihrerseits  vorwiegend  {in  die  vom  An.  entfernteren  Abschnitte  der 
Profondt  fomoris  einmändoten.  With.  Koch. 


Leonpacher,  Pneumopericardiuiu  trauiuaticum.  Bayer.  Intel). -bi. 

1875.  No  44. 

L.  fand  bei  einem  36jHbrigen  Dlenstknecht,  welcher  einige  Standen  vorher 
ron  eben)  Heuboden  gefallen  and  mit  der  Ilinterflüche  des  Körpers  anfgeschlagen 
**r,  die  Zeichen  des  Pneuinopericardinm  mit  geringem,  wahrscheinlich  blutigem 
Ergoss  im  Herzbeutel.  Ausserdem  hörte  man  in  einer  Entfernnug  von  1 Muter 
rom  Krankenbett  zwei  eigenth&mlicb  gluckende,  hrodelude  Tune,  wto  wenn  man 
FISasigkest  aus  einer  Klasrhe  entleert.  Der  erstere  von  ihnen  war  der  kürzere  und 
fiel  mit  dem  Spitzenstoss  des  Herzens  der  Zeit  nach  zusammen,  der  zweite  dauerte 
stets  langer.  Jedoch  wurde  nicht  jede  Herzcontraction  von  den  auffälligen 
Tönen  begleitet.  Druck  auf  die  Pericardialgegend  liess  sie  deutlicher  hervortreten. 
Ctbrigens  ergab  eine  geuanere  Auscnltatiou,  dass  sie  mit  den  Herztönen  nicht  zn- 
simmenbingen.  2 Tage  später  waren  sie  verschwunden.  Es  bildeten  sieh  dfe  SSt- 
Kbeinnngen  einer  reiuen  Pericarditis  und  linksseitigen  Pleuritis  heraus.  Der  Kranke 
genas  rollkommen.  Vf.  snpponirt  Ruptur  der  Lunge,  welch«  mit  dem  Pericard 
»«wachsen  war,  nnd  Luftaustritt  aus  derselben  in  den  Herzbeutel,  wobei  die  nach- 
fewiesene  Trunksucht  und  dadurch  bedingte  Brüchigkeit  der  Gewebe  eine  Prädis- 
position  abgegeben  haben  mag.  (Vgl.  Stozks,  Krankheiten  des  Herzens  8.  19.  Ref.). 

Etcbhorst. 

H.  Blanc,  Case  of  acute  congestion  and  intiamniatiou  of  the 
llver ; rapide  increase  of  size;  employment  of  aspirator,  follo- 
wcd  by  connideruble  and  prompt  retraction  of  the  liver.  Lancet. 
1875.  II.  No.  13. 

Bei  einem  48jährigen  Hindi»,  welebor  wegen  Intermittens  ,ins  Hospital  aufge- 
oommen  wurde,  entwickelte  sieh  bald  uacb  der  Aufnahme  eine  beträchtliche  schmerz- 
hafte Leberznschwellnng.  Es  wurde  mittelst  des  PoTsot'schen  Aspirators  an  der 
prominirendsten  Stelle  eine  Pnnction  gemacht  nnd  ungefähr  30  gm.  schwarzen 
Blotes  aspirirt,  dem  uur  wenige  Eiterkörperchen  beigesellt  waren,  worauf  in  Wenigen 
Tagen  der  Tumor  beträchtlich  abnahm.  Bei  der  Section  hrfittfä  sftfh  die  bereits 
rsrosrbte  Wnnde  in'  der  Leber  mehrere  Zoll  höher,  als  die  entsprechende  Haut- 
*oade.  Zeichen  von  friacher  Entzündung,  etwa  durch  die  Operation  bedingt, 
*»»en  in  der  Leber  nicht  zn  constatiren.  L.Uoionth»!. 

('•  E.  BeardStey,  Phimosal  paraplegia.  Med.  and  sorg,  report.  1875 
XXXlll  No.  8. 

Bei  verschiedenen  Individuen  jüngeren  Alters  (zwischen  1 nnd  14  Jahren) 
Beobachtete  Vf.  cigenthümliche  nervöse  Zustände,  welche  ihren  ITauptkusdruck 
f*"den  in  einer  mehr  oder  weniger  ausgebildeten  Lähmung  der  Unterextremitäten 
ln  oft  sich  wiederholenden  Krampfanfällen  and  Abnahme  der  geistigen  Fähigkeiten; 
* ***'  gelang  es  durch  Operation  der  vorhandenen  uud  lange  Zeit  übersehenen 
Phimose  den  peripheren  Rais  zu  entfernen,  ein  freie»  Oriniren  zn  ermöglichen  und 
10  '»  kurzer  Zeit  aHe  krankhaften  Erscheinungen  to  beseitigen.  Bernhardt. 

Eehling,  Veber  Anwendung  der  Salicylsäure  für  geburts- 
Eftlfliehe  Zwecke.  Arch.  f.  oynäc.  vul  8.  298. 

Die  eeit  einem  Jahre  auf  der  Cscofi’schen  Klinik  gemachten  Versuche  mit 
* ''El’äure  haben  ein  günstiges  Resultat  geliefert.  Puerporalgeschwüre  der 
Osseren  Genitalien  wurden  mit  einem  Gemisch  von  Salicylsänre  1 und  Amylum  5 

oot;  danach  reinigten  sich  die  Wanden  schnell  und  heilten  bald.  Sobald  sieb 


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192 


KtLP.  Clapbah.  Hu,  Berichtigung. 


fötider  Ansfluss  und  Fieber  einstellte,  also  auch  Läsioneu  des  Cervix  auznnehmeu 
waren,  wurden  täglich  4 — 8 Vaginaldoncben  von  Salicylsäurelüsung  (1  : 600  bis 
1 : 1000)  angewandt.  Hierbei  war  iu  der  Kegel  bald  Abfall  des  Fiebers  nnd 
Besserung  des  Wochenflusses  tu  bemerken.  Bei  beidon  Applicationsweiseu  war 
nach  einigen  Tagen  die  Aufnahme  in  den  Organismus  dnrch  Nachweis  der  Salicyl - 
süure  im  Urin  tn  constatire».  Einige  Zeit  hindurch  wurden  Stäubungen  von  Car- 
bolsaure  während  der  Entbindung  gemacht,  jedoch  bald  wieder  aufgugeben,  weil 
sieb  ungewöhnlich  oft  Nachblutungen  eiostellten.  v.  llatelberg. 


Help,  Amyl nitrit.  Deutsch.  Arch.  f.  klin.  Med.  XV.  8.  602. 

Vf.  hat  das  Amylnitrit  in  Dosen  von  6 Tropfen  2 — 4 Mal  täglich  von  5 mit 
Melancholie  stupide  behafteten  Patienten  (3  Männern,  2 Frauen)  einathmeu  lassen, 
ohue  dass  auf  den  psychischen  Zustand  der  Kranken  der  geringste  Erfolg  ausgeübt 
wurde.  Bernhardt. 


Clapham,  Nitrit«  of  amyl  in  Sea-sickness.  i.ancet  1876.  No.  8. 

Vf.  empfiehlt  3 Tropfen  vou  dem  Aelher  auf  ein  Tneh  zu  giessen  und  zur 
Einathmung  recht  nahe  vor  die  Nase  zu  halten  und  zwar  am  Besten,  wenn  Er- 
brechen schon  einmal  erfolgt  ist  und  der  Pat.  zu  Bett  liegt.  Fast  stets  genügt  eine 
einzige  solche  Dosis.  Vou  124  Seekranken  will  Vf.  auf  seinen  Fahrten  über  den 
grossen  Ocean  121  völlig  von  dem  Uebel  befreit  haben.  — Bei  dor  Section  eines 
Seekranken,  der  durch  Zufall  einen  plötzlichen  Tod  gefunden  batte,  zeigten  sieb 
die  Röckeumarksgefässe  strotzend  gefüllt  mit  Blot  nnd  Vf.  betrachtet  daher  mit 
Chapmaü  Hyperämie  dieses  Organs  als  Ursache  der  Seekrankheit  Schiffer. 


Berichtigung. 

In  No.  8 dieses  Blattet  (S.  132J  wird  durch  Prof.  A.  Rauher  von  mir 
getagt:  „Wiewohl  ganz  auf  Pander  schein  Boden  stehend,  und  von  dessen  An- 
schauungsweise getränkt,  gedenkt  er  derselben  in  seiner  Entwicklungsgeschichte 
des  Hühnchens  im  Ei  nur  beiläufig  in  einer  kleinen,  kaum  2 Zeilen  umfassen- 
den Note“. 

Diese  Behauptung  ist  thalsächlich  unrichtig.  In  meiner  Unter- 
suchung wird  S.  46  u.  47  Pander  ein  besonderer,  etwa  */*  Seite  umfassender 
Abschnitt  des  historischen  Resume's  gewidmet.  Es  tnird  darin  alles  Wesentliche 
mitgetheilt,  was  Ref.  Räuber  in  seinem  Aufsätze  reproducirt  hat.  U.  A.  steht 
daselbst  der  folgende  Satz  als  Pander's  Ansicht:  „In  Folge  einer  Reihe  von 

Faltungen  entwickelt  sich  aus  dem  serösen  Heck  der  Kopf,  die  äussere  Hand 
des  Leibes,  der  Brust,  des  Bauches,  des  Beckens  und  das  Amnion“. 

S.  56  komme  ich,  und  diesmal  allerdings  nur  in  einer  Note,  auf  Pander 
zurück.  Die  Note  lautet:  „Die  Vorstellung,  dass  die  Körperbildung  als  ein 

Fxltungsprocess  anzusehen  sei,  ist  wohl  durch  Pander  am  schärfsten  ausge- 
sprochen worden,  bei  v.  Bär  tritt  sie  schon  weit  weniger  in  den  Vordergrund, 
und  später  hat  sie  sich  noch  mehr  vencischt“.  Merkwürdig  erscheint  in  der 
Hinsicht  die  gegen  Reichert  gerichtete  Stelle  bei  R.  Wagner,  Lehrb.  d.  Ph. 
Niemanden  wird  es  einfallen,  sich  die  3 Blätter  der  Keimhaut  wie  die  Blätter 
eines  Buches  zu  denken.  Niemand  wird  der  mechanischen  Vorstellung  huldigen, 
als  entstände  der  Embryo  durch  eine  Fhltenbildung  dieser  3 Blätter“. 

Leipzig,  den  26.  Februar  1876.  W.  His. 


BiiueDdangen  fUr  du  Oentralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senat or^ 
Berlin,  (N.)  Kran  uni  ekitra««e  S4,  und  Profeaaor  Ronenthal,  Erlangen»  oder  (unter  Beiectünu)  an 
die  Verlagahandlung,  Berlin  (N.-Ws).  unter  den  Linden  68,  adreeslren. 


Verlag  von  August  Hirechwald  In  Berlin. 


Orock  von  TI.  8.  Hermann  In  Berlin. 


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WBetantlkh  enchatoeo 
l-fBcgeo;am  Schinne 
4m  Jahrgang«  Titel,  Na- 
m#n  and  .Sachregister. 


Gentralblatt 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Mark;  au  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  PostansUlten. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  ln  Erlangen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876.  II.  IHSrz. 


No.  lL 


Inhaiti  Mo  TiCHtmormr,  Impfbsrkeit  typhöser  Fieber  (Orig.-Mitth.).  — 
Koiu.ua,  Salicylsäure  und  aalicylsanrea  Natron  (Orig.-Mittb.  Schluss.).  — 

Höbscb e lh a h n , Scbweissdrüseti.  — Mala»sez,  Hlutmeuge.  — Sciimiut 
FuentofFgeriouuug.  — Buss;  Ooltdus»;  Nathan;  Z immsbm  . na.  S»li 
cylsäore.  — 

T.  Brunn,  Barsae  phreuico-liepaticae.  — Liebe«  bann,  Cboletelin  und  Hydro- 
bilirobin.  — Lange,  Veränderungen  des  Blut«  im  Lympbsack  des  Frosche».  — 
Oossblin,  Ostitis  mit  Neuralgie.  — Lehmann  & v.  Devrnter,  Kudoenrdi tis 
ulcerosa  «n  den  Klappen  der  Lungenarterie.  — 

Saleowski,  Berichtigung.  — Druckfehler. 


Gxpeciiuentelle  Studien  über  die  Impfbarkeit  typhöser  Fieber. 

Vorläufige  Mittheilnug  von  Dr*  MotscIlutkofTsky  9 OrdiiiMtor  am  StadÜiogpital 
, au  Odessa. 

In  den  letzten  3 Jahren,  im  Verlauf  welcher  der  Typhus  ab- 
dominalis, petcchialis  und  die  Febris  recurrens  wiederbolenllich  zu 
schwereren  Epidemien  anwuchsen,  habe  ich  Gelegenheit  genommen, 
mich  mit  der  Frage  über  die  Impfbarkeit  der  typhösen  Fieber  ein- 
gehender zu  beschäftigen.  — Angeregt  zu  diesen  Untersuchungen 
wurde  ich  durch  eine  von  Dr.  Münch,  unserem  verehrten  Pro- 
sector,  an  sich  selbst  ausgcübto  und  mit  Erfolg  gekrönte  Impfung 
mit  dem  Blute  eines  Recurrenskranken  (Moskauer  Zoitschr.  russ. 
1874,  No.  1). 

Meine  Experimente  machte  ich  1)  an  Menschen,  die  sich  gut- 
willig zu  ihnen  hergaben,  und  2)  an  Thieren:  Affen,  Kaninchen, 

Hunden  und  Katzen.  — Die  Ergebnisse  erlaube  icit  mir  in  Fol- 
gendem niederzulegen : 

Wiederholt  ausgefiihrte  Impfungen  von  abdominellem  und 
Petechialtyphus  gelangen  nie,  weder  au  Menschen  noch  an 
Thieren.  — Die  Febris  recurrens  lässt  sich  sehr  leicht  dem  gesunden 
menschlichen  Körper  einimpfen.  Die  Impfungen  an  Thieren  blieben 
ganz  erfolglos. 

XIV.  Jahrgang.  13 


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194 


MoTiCHDTKorrtEY,  ImpfburkeiJ  typbüssr  Fieber. 


Als  Impfstoff  erwies  sich  nur  das  Blut  als  tauglich,  während 
wiederholte  Impfungen  mit  Milch,  Schweiss,  Hain,  Speichel,  Excre- 
menten  erfolglos  blieben. 

Die  Impfung  gelang  nur  dann,  wenn  das  Blut  dem  Patienten 
während  eines  Anfalls,  ganz  gleich  des  wievielten,  entnommen  war. 
Die  Impfung  mit  dem  Blute  apyretischer  Kranken  gab  nur  negative 
Resultate. 

Wenn  das  Blut  während  des  Anfalls  entnommen  war,  so  ge- 
langen die  Impfungen  einerlei,  ob  unter  dem  Microscop  sich  Spirillen 
naebweisen  Hessen  oder  nicht.  Z.  B.  in  den  ersten  Stunden  des 
beginnenden  Anfalls. 

Die  durch  künstliche  Impfung  hervorgerufene  Febris  recurrens 
unterscheidet  sich  von  der  durch  sonstige  Ansteckung  acquirirten 
Febris  recurrens  in  garnichts;  weder  dem  klinischen  Bilde  nach, 
noch  nach  der  Stärke,  der  Dauer  und  der  Zahl  der  Anfälle. 

Die  durch  Impfung  hervorgerufene  Febris  recurrens  liefert 
von  hier  aus  wieder  frischen  Impfstoff,  wobei  sich  jedoch  die  von 
Davaink  für  den  Eiter  aufgestellte  Theorie,  dass  der  Impfstoff  in  seiner 
Ansteckungsfäbigkeit  mit  jeder  weiteren  Impfung  potenzirt  werde, 
nicht  bestätigt  gefunden  hat. 

Aus  dem  Impfstoff  der  Febris  recurrens  entwickelt  sich  aus- 
schliesslich nur  Febris  recurrens  und  keine  andere  Form  aus  der 
Gruppe  der  Infectionskrankheiten. 

Das  von  der  Recurrens  biliosa  eingeimpfte  Blut  erzeugt  nur 
eine  Febris  recurrens,  nicht  aber  wieder  eine  biliosa. 

Die  Incubationszeit  dauerte  nie  weniger  als  5 und  nie  mehr 
als  8 Tage. 

Die  Dauer  der  Apyrexie  entsprach  annähernd  der  Dauer  der 
Incubationszeit. 

Die  Impfung  mit  Blut  aus  der  Incubationszeit  eines  Geimpften 
blieb  erfolglos. 

Die  Menge  des  eingeimpften  Blutes  hatte  keinen  Einfluss  weder 
auf  die  Dauer  der  Incubation  noch  auf  die  Intensität  der  Anfälle. 

Das  einem  Menschen  10  Wochen  nach  Ueberstehuug  des  letzten 
(vierten)  Anfalls  eingeimpfte  Blut  erzeugte  keine  Febris  recurrens. 

2 Tage  altes,  in  einem  zugeschmolzenen  Capiilarröhrchen  bis 
+ 10#  R.  aufbewahrtes  Blut  gab  positive  Resultate  — die  Spirillen 
hatten  in  diesem  Fall  ihre  Beweglichkeit  nicht  verloren. 

Impfung  mit  zu  gleichen  Theilen  in  wässriger  0,lpctiger  salz- 
saurer Chininlösung  verdünntem  Blute  gelang  vollständig;  die  Spi- 
rillen verloren  unmittelbar  nach  obiger  Vermischung  ihre  Beweg- 
lichkeit. 

10  Theile  Blut  verdünnt  mit  1 Thoil  60°  Spiritus  gaben  bei  der 
Impfung  negative  Resultate;  auch  in  diesem  Fall  hatten  die  Spirillen 
unmittelbar  nach  der  Vermischung  ihre  Beweglichkeit  verloren. 


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Kühlih,  Salicylsiiure  uud  salicylsaures  Natron. 


195 


Von  den  geimpften  Personen  hat  Niemand  den  Versuch  mit 
irgendwelchem  anhaltendem  Leiden,  geschweige  denn  mit  dem  Lehen 
bezahlt. 

Ein  grosser  Theil  meiner  Experimente  ist  in  Gegenwart  von 
mehreren  meiner  Collegen  gemacht  worden. 

Eine  genaue  Beschreibung  meiner  Untersuchungen  werde  ich 
in  nächster  Zeit  in  den  Druck  geben 


Salicylsäure  und  salicylsaures  Natron  physiologisch  untersucht. 

Von  H.  Köhler,  Halle. 

(Schluäi»  au  Seite  167.) 

Ergab  sich  mit  unantastbarer  Gewissheit  aus  Vorstehendem, 
dass  salicylsaures  Natron,  wenn  es  in  nusreichend  con- 
centrirter  Lösung  (1  : 90  bei  Kaninchen  von  1% — 2 Kilo,  1 : 80 
bei  kleinen  und  1 : 60  bei  grossen  Hunden)  und  genügenden 
Mengen  in  die  Biutbahn  gespritzt  wird,  eine  bedeu- 
tende, von  Absinken  des  Blutdrucks  und  Höherwerden 
der  Pulswelle  begleitete  Pulsretardation  bedingt,  bez. 
in  dieser  Richtung  genau  so  wie  ins  Blut  gespritzte  reine  Snlicyl- 
säure  (1  : 300)  wirkt,  so  musste,  um  ein  endgültiges  Kriterium  für 
den  eventuellen  therapeutischen  Werth  des  salicylsaurcn  Natrons  zu 
gewinnen,  schliesslich  noch  die  Frage,  ob  letzteres  in  mehr  oder 
weniger  concentrirter  Lösung  auch  bei  Application  per  os  die  Cir- 
cuiatlon,  Respiration' und  Wärmevortheilung  modificirt^  oder  sich  — 
was  von  Vornherein  unwahrscheinlich  war  — der  Salieylsäure  analog 
von  den  ersten  Wegen  aus  in  der  genannten  Richtung  indifferent 
verhält,  gelöst  werden.  Die  einschlägigen  Versuche 

IV.  salicylsaures  Natron  durch  einen  in  den  Oeso- 
phagus eingebundenen  Katheter  in  den  Magen  zu 
spritzen,  ergaben  bezüglich  dor  Wirksamkeit  dieses 
Präparates  positive  und  in  hohem  Grade  merkwürdige 
liesultate,  welche  jeden  Zweifel  darüber  beseitigen  müssen,  dass 
das  der  antiseptiseben  Wirkungen  bare  Natrousalz,  sofern  es  auch 
vom  Magen  aus  den  Puls  und  die  Athemzüge  retardirt,  den  Blut- 
druck herabsetzt  und  die  Temperatur  erheblich  absinken  macht,  vor 
der  Salieylsäure  um  so  mehr  den  Vorzug  verdient,  als  es 
seiner  grossen  Löslichkeit  in  WaBser  wegen  nicht  nur  in  grossen 
Mengen  leicht  beigebracht  werden  kann,  sondern  auch  selbst  in  con- 
centrirter Lösung  (1  : 30),  da  es  nicht  widerlich  salzig,  sondern 
süsslich  (wenigstens  nach-)  schmeckt,  weit  besser  als  Salicylsiiure 
— vom  Chinin  und  dessen  Salzen  ganz  abgesehen  — zu  nehmen 
ist.  Die  Energie  der  Wirkung  des  Natronsalzes  erhellte  mit  Evidenz 
aus  folgendem  Versuche:  Einem  Kaninchen  von  2 Kilo,  welches 

J3* 


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196 


KStiLti,  SalicylsHurs  ouJ  talleylisaru  Natron. 


einen  mittlen  Blutdruck  von  124  und  eine  Pulsfrequenz  von  122  in 
30"'  hatte,  wurden  26  ccm.  Natronsalicylatlösung  (1  : 30)  ziemlich 
schnell  in  den  Mageu  gespritzt;  alsbald  stieg  der  Blutdruck  (Reizung 
der  sensiblen  Magennerven)  auf  154  an,  während  die  Pulsfrequenz 
auf  56  und  später  auf  49  in  30'"  absank,  um  (der  Blutdruck!)  sehr 
rapid  auf  112  und  weiter  abzufallen.  Die  Atbmung  hörte,  wie  die 
Feder  am  MABEY’scben  Tambour  durch  eine  grade  Linie  notirte, 
ganz  auf;  die  Pulswellen  wurden  hoch,  dreizackig  und  ganz  wie  bei 
Erstickungscurven  beschaffen,  und  nachdem  die  Krämpfe  vorüber 
waren,  wurden  die  Pulswellen  immer  kleiner,  dor  Puls  immer  fre- 
quenter und  der  Druck  mit  Eintritt  des  Todes  gleich  Null.  Eine 
Lösung  des  Natronsalicylats  1 : 30  ist  also  (zu  26  ccm.)  selbst  per 
os  applicirt,  für  Kaninchen  von  2 Kilo  eine  lethal-toxische.  Es 
wurde  ferner  injicirt 

a.  Lösung  von  1 : 60  (10  ccm.) 

Kaninchen  mit  normaler  Pulsfrequenz  von  122  in  30'";  danach  sank 

1)  die  Pulszahl  (auf  die  erste  Injection)  nicht  ab  (wohl  aber 
nach  mehrfacher  Wiederholung!),  während 

2)  der  Blutdruck  um  24  mm.  Quecksilber  abnahm. 

b.  Lösung  von  1 : 120  (10  ccm.); 

bei  demselben  Kaninchen  sank  hiernach  die  Pulsfrequenz  auf  57  in 
30'",  während  ein  Absinken  des  Blutdrucks  nicht  stattfand; 

c.  Lösung  von  1 : 240  (10  ccm.)  hatte  denselben  Erfolg 
wie  b). 

Eine  Auflösung  von  salicylsaurem  Natron  1 : 60  wird  also  für 
Kaninchen  von  2 Kilo  genügen,  um  vom  Magen  aus  dieselben  Mo- 
dificationen  der  vitalen  Functionen  hervorzurufen,  wie  eine  Lösung 
des  Salicylats  1 : 90  von  der  Vena  jugularis  aus.  Für  Hunde  wird 
die  Dosis  per  os- entsprechend  zu  erhöhen  sein  und  für  noch  grössere 
Warmblüter  und  den  Menschen  wird  in  erhöhtem  Maasse  dasselbe 
gelten.  Ausser  den  Kreislaufsfunctionen  wird  aber 


B.  Die  Atbmung 

durch  Salicylsäure  und  salicylsaures  Natron  sehr  erheblich  beeinflusst, 
bez.  retardirt  und  beim  Natronsalze  solange,  als  die 
Injection  in  die  Vene  dauert,  ehe  es  zur  Verlangsamung 
kommt,  vorübergehend  beschleunigt.  Nach  Durch- 
schneidung der  Vagi  wird  die  bereits  durch  Salicylsäure 
oder  salicylsaures  Natron  bedingte  Retardation  der 
Athemzüge  noch  ausgesprochener,  zum  Beweise  dafür,  dass 
durch  die  genannten  Substanzen  die  Leitung  in  den  sensiblen 
Baiinen,  sehr  wahrscheinlich  in  den  Vagusästen  der  Lunge 
herabgesetzt  oder  unterbrochen  wird  und  dass  diese  Unterbrechung 
der  Vagi  ihren  Culminationspunkt  erreicht.  Nachstehende  Tabelle 


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Köhlkb,  Salicylalnre  und  aalicyleanreR  Natron.  197 


wird,  wie  ich  hoffe,  dos  eben  Angegebene  in  genügender  Weise 
klar  legen. 

a)  Nerven  intact. 


SalicyUäure : in  den  Magen 

Salicylsaurcs  Natron : in 

den  Magen 

Normale 

Zabl  dor  Alhero- 

Normale 

1 Zabl  der 

Athem- 

Zabl  der 

ccm. 

edge  nach  Salicyl- 

Zabl  der 

ccm. 

| zflge  nach  Salicyl- 

Atliemtüge. 

■äureeiuspriUung. 

Athemzüge. 

aSnreeinapritzung. 

38  in  30"' 

13 

35-33 

35  in  30'" 

26 

15 

in  30"' 

43 

26 

Kaninchen 

(1 : 60) 

60 

26 

2 Kilo 

120 

23 

Kaiiinchon 
2 Kilo 

130 

19 

(1:60) 

in  die  V.  jugular. 

45  in  30'" 

7 

45  in  30"' 

in  die  V.  jugular. 

17 

24 

41  „ 
39 

II 

*» 

3«  iu  30'" 

10 

22 

danach  27 

17 

22 

31 

32 

«t 

23 

Kaniucben 

22 

24 

13 

19 

2 Kilo 

Kaninchen 

41 

34 

11 

21 

2 Kilo 

46 

| 17  ia  30'" 

(1 : 60) 

in  die  V.jugular. 

1 

2 

halbe 

halbe  - 

Minut. 

5’ 

Minut. 

36  iu  30"' 

7 

32 

g 

32 

14 

32 

OD 

26-24 

19 

17*) 

o 

19 

26 

11*) 

es 

a. 

17-13 

32 

17*) 

® 

s 

16-15 

Kaninchen 

42 

16*) 

13—8 

1H  Kilo 

(1 : 70) 

in  die  V.jugular. 

33  in  30'" 

18 

(1 : 80) 

15 

6 

20 

(1:90) 

Hund2%Kilo 

9 

16 

(1:60) 

in  die  V.jugular. 

35  in  30'" 

7 

15 

dann  17 

5 

20 

„ 13 

Hund  von 

5 

19 

,,  19 

6 % Kilo 

*)  Nach  Tortteggehender  Beschleunigung  wKhrend  der  Iujeotiou  auf  30—32 
in  30". 


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1 98 


Kümi.k«,  SalicylsHuro  und  »»licylsnuros  Natron. 


b)  Dopressores  und  Sympathici  d ur  cbschnitton: 
(in  die  V.  jugularis) 

Salicy lsäure  (1  : 300)  Kaninchen 

K.  vor  der  Injcction  2 Kilo.  ft.  nach  der  Injection. 

34  Athemzüge  (Mittel  aus  19  Atherazüge  in  30"'. 

3 Beob.)  in  30'". 

c)  Vagi  durchschnitten: 

(in  die  V.  jugularis) 


Salicylsäurc  (1  : 

300) 

Salicylsaures  Natron 

Normalo 
Zahl  der 
Athcumüge. 

38 

Zahl  nach 
Durchgehn, 
des  1 Vagus 

Zahl  nach 
Durchscbn. 
des  2.  Vagus 

Normalo 
Zahl  der 
Athemsüge. 

(1  : 30) 
ccm. 

Athemzüge  nach 
Durchschneidung 
beider  Vagi  und 
Injection. 

20 

15 

35  in  30"' 

26  : 

10.  9.  9.  9.  9.  8.  je 

(Mitte)  aus  3 

(Mittel  »us  6 

in  30"'  (52  in  3 

Beobacht.) 

Beobacht.) 

M i n.) 

36  : 

9 in  30"' 

Hund  von 

(t  : 5) 

9 in  30"' 

Kaninchen 

von  2 Kilo 

6%  Kilo 

lOccm. 

7 in  SO'" 

Aus  dem  Vorstehenden  orgiobt  sich  in  überzeugendster  Weise, 
dass  sowohl  Salicylsäurc  als  salicylsaures  Natron  Ketardation  der 
Athtmmg  bedingen  und  dieser  Effect  nach  Durchschncidung  der 
Vagi  zunimmt. 

U.  Die  Veränderungen  der  Körpertemperatur 

uach  Einverleibung  von  Salicylsäurc  oder  salicy Isaurem  Natron, 
dürfen  ein  besonderes  Interesse  beanspruchen.  Nach  Einverlei- 
bung beider  Mittel  sinkt  die  Temperatur  bedeutend  ab; 
sofern  das  Natron  salicylicum,  welches  ohne  antiseptischc  Wirkungen 
zu  äussern,  diese  Eigenschaft  in  ausgesprochenstem  Maasse  tboilt, 
das  Antipyreticuni  der  Zukunft  werden  dürfte,  erscheinen  mir  die 
auf  dieses  bezüglichen  mit  dem  am  Krankenbett  (Beibringung  von 
einer  oder  zwei  5 gm. -Dosen)  gesammelten,  genau  übereinstimmenden, 
physiologischen  Beobachtungen  an  Thioren  (welche  ich  leicht  ver- 
mehren könnte)  von  besonderer  Wichtigkeit*). 


*)  Kofcru  dein  Natr.  salicylicum  die  Kraft,  kleinste  gähruug-  und  faulüias- 
vermittcliidc  Organismen  in  ihrer  Thiitigkuit  zu  hemmen,  abgeht,  wird  os  hierbei 
nur  um  ciuo  in  der  itespiratious-  lind  Circulatiousbeschraukuug  begründete  ver- 
minderte Wärmeproductiou  sich  haudeln  kunuon. 


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Kürlkr,  Salicylsinre  und  salicylsaures  Natron.  199 


Kaninchen  von  2 Kilo. 


Normale 

Temperatur. 

Temperatur 
nach  dem 
Aufbinden. 

Injicirte  ccm. 
salicyleaures  Natron. 

Temperatur 
nacli  der 
Injection. 

Temperntor 
korz  vor 
dem  Tode. 

1. 

37,6 

36,2 

26  ccm.  1 : 30 

in  den  Magen 

34,6 

34,0 

2. 

38.2 

37,5 

26  ccm.  1 : 60 
in  die  V.  jugnlaris 

35,2 

33,5 

3. 

38,4 

.37,6 

» 26  ccm.  1 : 60 

in  Portionen  xu 
6 — 7 ccm.  in  die  Vene 

35,6 

34,2 

4 

37,6 

36,4 

26  cem.  1 : 60 
wie  bei  3. 

34,2 

33,8 

Oie  temperaturher&bsetzende  Wirkung  des  salicyl- 
sauren  Natrons  ist  somit  eine  intensive  und  sichere. 

Wenn  kleine  Mengen  Salicylsäure  per  os  beigebracht  dieselbe  nicht 
hervorriefen,  so  war  nicht  der  Uebergang  von  zu  wenig  Salicylsfiuro 
iu  das  Blut,  sondern  die  Bildung  von  zu  wenig  salicylsaurem  Natron, 
in  welches  die  in  den  Darmcanal  eingeführte  Säure,  um  wirksam  zu 
werden,  verwandelt  werden  mus3  (gegen  Feser  und  Friedberoek) 
daran  Schuld. 

Mit  Zimmebmann’s  Versuchsresultaten  stehen  die  meinigen  nur 
sch» mbar  in  Widerspruch;  dass  das  salicylsaure  Natron,  in  welches 
die  in  den  Organismus  gelangende  Salicylsäure  notbwendig  über- 
gehen muss,  nicht  antiseptisch  wirkt,  haben  Kolbe  und  Neubauer 
läng  st  nachgewiesen ; wie  also  sollte  das  genannte,  selbst  in  grossen 
^u.gen  beigebracbte  Mittel  Septicämie  beseitigen?  Der  mit  so 
'tvAer  Emphase  verkündigte  Satz,  dass  antipyretische  und  antisep- 
tische Wirkung  identisch  sei,  ist  eben  am  salicylsauren  Natron, 
welches  beim  Typhus,  wie  zuverlässige,  hierorts  gemachte  Beobach- 
achtungen lehren,  auf  24  Stunden  und  länger  die  Temperatur  (den 
obigen  an  Kauinchen  gewonnenen  Daten  conform)  herabsetzt,  der 
Jauchevergiftung  dagegen  nicht  vorzubeugen  vermag,  zu  Schanden 
geworden.  Die  Nichtbeeinflussung  des  Gehirns  durch  dasselbe,  die 
niemals  zur  Beobachtung  kommende  Hervorrufung  von  Reizung  der 
Magun.  und  Darmschleimhaut  und  der  Nieren  nach  der  Beibringung 
des  Salicylats  und  die  sowohl  Bäder  als  Chinin  an  Sicherheit  und 
Nachhaltigkeit  bei  Weitem  übertreffende  temperaturherabsetzende 
Wirkung  desselben  stempeln  das  Natron  salicylicum  zu  demjenigen 
Antipyredcum,  welchem  in  der  modernen  Therapeutik  die  grösste 
Zukunft  zu  prophezeien  sein  dürfte.  Auch  ich  habe  bei  einigen  20 

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200 


HüRBCtiKLUjiKR,  Scbwoissdrüsen.  Malas>ei. 


Obductionen  dor  mit  Salicylsäurepräparaten  behandelten  Verauobs- 
tliicre  weder  im  Magen,  noch  im  Darm,  noch  in  den  Nieren  eine 
Spur  von  Hyperämie  angetroffen.  Die  nach  Beibringung  toxischer 
Dosen  ante  mortem  zu  beobachtenden  Krämpfe  wird  Niemand  fiir 
etwas  Anderes,  als  für  Erstickungskrämpfe  erklären.  Vermehrung 
der  Harnsecretion,  welche  hiesige  Praktiker  an  mit  dem  Natronsalzc 
behandelten  Typhuskranken  wahrnahmen,  ist  mir  bei  meinen  Ver- 
suchstieren niemals  vorgekommen. 


E.  Hörschelmaun,  Anatomische  Untersuchungen  über  die 
Schweissdrüsen  des  Menschen.  inang.-Diu.  Dorpat.  1875. 

Schweissdrüsen  kommen  nach  li.,  einem  Schüler  Stieda’s,  an 
allen  Körperteilen  vor  (gegen  die  bisherigen  Angaben  auch  an  der 
concaven  Seite  der  Ohrmuschel,  wo  sie  früher  vermisst  wurden).  Nie 
theilen  sich  an  den  grossen  Drüsen  (der  Achselhöhle)  die  Drüseu- 
schläuche  dichotomiscb.  Der  Durchmesser  des  Ausführungsgangs 
ist  stets  enger  als  der  des  Drüsenschlauches.  Das  Stratum  Malpigbii 
senkt  sich  in  Form  eines  kegelförmigen  Fortsatzes  zwischen  2 Pa- 
pillen in  die  Cutis  hinein,  dem  Ausführungsgang  entgegen.  »Sobald 
sich  beide  erreichen,  beginnt  der  Ausfübrungsgang  seine  korkzieher- 
artigen  Windungen.  H.  unterscheidet  kleine  und  grosso  Schweiss- 
drüsen. Bei  letzteren  wechseln  enge  mit  weiten  Drüsenschläuchen 
ab,  wahrend  sie  bei  den  kleinen  Drüsen  im  ganzen  Verlaufe  gleich 
bleiben.  Muskeln  finden  sich  an  allen  Schweissdrüsen  mit  Ausnahme 
derer  der  Scheitelhaut.  Sie  liegen  immor  dicht  unter  dem  Epithel. 
Die  Epithclzellen  sind  polyedrisch,  das  Basalende  derselben  ist 
häufig  gezackt.  Eine  Cuticula  kommt  an  ihnen  biswoilen  vor.  Das 
Epithel  im  Ausführungsgange  besteht  bei  den  kleinen  Drüsen  immer 
aus  einer  mindestens  zweifachen  Zellschicht,  wolche  nach  oben  an 
Mächtigkeit  zunimmt.  Die  innerste  Zelllago  trägt  constant  eine 
Cuticula.  Löwe. 


L.  Malassez,  Recherche»  »ur  quelques  Variation»,  que  presente 
la  masse  totale  du  sang  (Travail  du  laboratoire  d'histologie 
du  Colli'ge  de  France).  Arcb.  a«  Physioi.  etc.  187ö.  s.  aei. 

Unter  „Blutkörpercbencapacität“  (Capacitd  globulaire)  versteht 

M.  einen  Quotienten,  der  erhalten  wird,  wenn  man  die  nach  M.’s 
vierter  Methode  (Cbl.  1875,  825)  bestimmte  absolute  Anzahl  der 
Blutkörperchen  durch  das  in  Gramm  ausgedrückte  Gewicht  des 
Thi  orcs  dividirt.  Ein  Kaninchen  von  2450  gm.  Gewicht  hat  919,450 
Millionen  Blutkörperchen  und  dementsprechend  eine  Blutkörperchen- 
capacität  von  3 <3  Millionen.  — Unter  „Blutkörperchenreicbtbum“ 


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Malamkz,  Blutmeng«. 


201 


(Ricbcssc  globulaire)  versteht  M.  die  Anzahl  Blutkörperchen,  welche 
in  einem  Cubiktnillimetcr  Blut  Vorkommen. 

Verfolgt  man  diese  beiden  Grössen  durch  die  Thierreihe,  so 
crgiebt  sich,  dass  die  Blulkörperchencapacität  am  grössten  ist  bei 
den  Säugethieren  (Fledermaus:  630  Millionen,  Kaninchen:  373  Mil- 
lionen); im  Allgemeinen  geringer  als  bei  den  Säugethieren  ist  sie  bei 
den  Vögeln.  Sehr  entschieden  nimmt  sie  ab  bei  den  Knochenfischen 
und  noch  mehr  bei  den  Knorpelfischen  und  den  Batracbiern  (Torpedo 
2,6  Millionen,  Frosch  17  Millionen,  Proteus  2 Millionen,  Axolotl 
1,4  Millionen).  Auch  der  Blutkörperchenreichthum  nimmt  in  der 
Tbierreihe  in  derselben  Richtung  ab  wie  die  Blutkörperchcncapa- 
cilat;  doch  gehen  beide  Curven  nicht  parallel,  indem  die  letztere 
schneller  sinkt  als  die  erstere.  Diese  geringere  Abnahme  des  Blut- 
körperchenreichthums hat  zur  Folge,  dass  die  stärkere  Abnahme  der 
Blutkörperchencapacität  ausgeglichen  und  in  gewissem  Sinne  com* 
pensirt  wird. 

Wenn  bei  den  niederen  Thicren  sowohl  Blutkörperchonreich- 
tbum  wie  Blutkörperchencapacität  geringer  sind,  so  sind  dafür  die 
Dimensionen  der  Blutkörperchen  viel  beträchtlicher.  Man  könnte 
aunebmen,  dass  dadurch  die  geringere  Anzahl  ausgeglichen  würde. 
Dem  ist  jedoch  nach  M.  nicht  so:  die  niederen  Thiere  bleiben  unter 
allen  Umständen  im  Nacbtbcil  und  haben  eine  geringere  Blutmenge 
als  die  höheren  Thiere. 

Ueber  den  Einfluss  des  Alters  auf  diese  Zablengrösscn  bat  M. 
ausgedehnte  Untersuchungen  an  Kaninchen,  Ratten,  Meerschweinchen, 
Uunden,  Katzen,  Hühnerembryonen  und  Froschlarven  angestcllt.  Bei 
den  Säugethieren  ist  es  Regel,  dass  sowohl  Blutkörperchencapacität 
wie  Blutkörperchenreichtbum  zunächst  nach  der  Geburt  steigen  und 
iu  der  dritten  oder  vierten  Lebenswoche  ihren  Höhepunkt  erreichen; 
dann  beginnen  sie  wieder  zu  fallen  und  sinken  bis  unter  den  Aus- 
gangspunkt. Bei  erwachsenen  Thieren  scheinen  beide  Grössen 
wieder  sehr  erheblich  gestiegen.  — Bei  dem  Hühnchen  variirt  die 
Blutkörperchencapacität  während  der  ganzen  Bebrütungszeit  fast 
garniebt;  nach  der  Geburt  sinkt  sie  sehr  erheblich;  beim  Erwach- 
senen steigt  sie  wieder,  ohne  jedoch  die  Höhe  des  embryonalen  Zu- 
standes wieder  zu  erreichen. 

Untersuchungen  an  Thieren  in  verschiedenen  hygienischen  Zu- 
ständen der  Abmagerung,  Mast  u.  s.  w.  ergaben  als  allgemeines  Ro- 
sultat, dass  die  Blutkörperchencapacität  stets  abnimmt,  wonn  die  hy- 
gienischen Bedingungen  weniger  gut  sind  oder  der  Allgemoinzu- 
Bland  sich  in  irgend  einer  Weise  verschlimmert. 

Ein  Fall  von  Transfusion,  bei  welchem  M.  den  Blutkörperchcn- 
reichthum  sowohl  des  Trauslundirten,  wie  desjenigen,  der  das  Blut 
hergab,  bestimmen  konnte,  wird  von  M.  dazu  benutzt,  bei  beiden  Personen 
die  Blutmenge  zu  berechnen.  Das  Genauere  der  Berechnung  ist 


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202 


Schmidt,  FHscritoflgeriiiuung. 


im  Original  nachzulesen.  Für  den  Transfundirton  orgiebt  dio  Rech- 
nung die  Rlutmcnga  = 1 70  des  Körpergewichts;  lür  den  anderen 
wurde  dio  Blutraonge  = V9  bestimmt,  weleho  Zahl  genau  mit  der 
von  Lehmann  und  E.  Wbbkr,  Welcher  und  Bischöfe  angegebenen 
Grösse  übereinstimmt.  Boll  (Rom). 


Alex.  Schmidt,  Ueber  die  Beziehung  der  Faserstoffgerinnnng 
zu  den  körperlichen  Elementen  des  Blntes.  I.  Theil.  Die 
Faserstoilgerinnnng.  Prt.eo»«’s  Arcb.  xi.  8.  29 1. 

Die  künstliche  Bildung  von  Fibrin  aus  seinen  beiden  Genera- 
toren (und  dem  Fibrinferment,  welches  der  Regel  nach  der  fibrino- 
piastischen  Substanz  anhaftet)  pflegt  nur  dann  gut  zu  gelingen,  wenn 
oino  der  beiden  Substanzen  in  ihrer  natürlichen  Lösung  angewendet 
wird,  dagegen  auszubleiben  oder  sehr  spärlich  einzutreten,  wenn 
man  beide  Körper  in  schwacher  Natronlauge  gelöst  mit  einander 
vermischt.  Diese  Beobachtung  bildet  den  Ausgangspunkt  der  neuen 
Untersuchungen  von  S.  Vf.  fand  im  Verlauf  derselben,  dass  die 
Gegenwart  von  neutralen  Salzen  zur  Fibrinbildung  erforderlich  ist, 
gerade  so  wie  zur  Gerinnung  des  Eiweiss  in  höherer  Temperatur. 
Entfernt  man  aus  2 Flüssigkeiten,  welche,  zusammengemischt,  Faser- 
stoff geben,  die  löslichen  Salze  durch  Dialyse,  bringt  die  dabei  aus- 
geschiedeuen  Niederschläge  (fibrinbildende  Substanzen)  durch  einen 
minimalen  Zusatz  von  Natronlauge  in  Lösung  und  mischt  nun  die 
beiden  Flüssigkeiten,  so  tritt  eine  Fibrinbildung  nicht  ein.  Setzt 
man  aber  ausserdem  noch  eines  der  Diffusate,  stark  eingedampft, 
hinzu,  so  scheidet  sich  Fibrin  aus.  Denselben  Effect  erreicht  mau 
durch  Zusatz  von  Kochsalzlösung  in  der  Menge,  dass  der  Gehalt 
der  Flüssigkeit  etwa  0,8 — 1 pCt.  beträgt.  Zur  Bildung  von  Fibrin 
ist  also  ein  gewisser  relativer  Salzgehalt  erforderlich  und  so  erklärt 
es  sich  auch,  dass  Körperflüssigkeiten  nach  dem  Verdünnen  mit 
Wasser  weniger  Fibrin  geben.  Pericardialflüssigkeit  gab  0,132  pCt. 
Fibrin,  mit  dom  gleichen  Vol.  Wasser  verdünnt  dagegen  nur  0,083 
pCt.  Pferdeblutplasma  gab  0,726  pCt.,  mit  V»  Vol.  Wasser  0,689 
pUt.,  mit  Vj  Vol.  Wasser  0,617  pCt.  Verdünnt  man  das  Plasma 
mit  10 — 12  Vol.  Wasser,  so  erfolgt  nur  sehr  langsam  eine  ganz 
unbedeutende  Faserstoffausscheidung;  bringt  man  dagegen  durch 
Zusatz  von  Kochsalz  die  Flüssigkeit  auf  1 pCt.  Kochsalzgebalt,  so 
erhält  man  dio  normale  Menge.  Auch  einige  Salze  wirken,  wie 
bereits  bekannt,  in  diesei  Richtung:  durch  Zusatz  von  1 Theil  Lösung 
von  schwefelsaurer  Magnesia  von  25  pCt.  zu  3 — 4 Theilen  Blut  oder 
Plasma  gelingt  es,  die  Gerinnung  vollständig  aufzuhcbcu;  Kochsalz- 
lösung bebt  diese  Wiikung  theilweisu  wieder  auf.  Bei  der  Dialyse 
fibringebeuder  Körperflüssigkeiten  scheiden  sich  die  wirksamen  Sub- 
stanzen vollständig  in  unlöslicher  Form  aus,  so  dass  die  filtrirten 


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Schmidt,  Fusorslotfgeriimuiig.  203 

Flüssigkeiten  unter  Kochsalzzusatz  kein  Fibrin  geben,  wohl  aber  die 
io  schwacher  Natronlauge  gelösten  Filterrückstände. 

Vf.  geht  sodann  auf  die  Frage  ein,  wie  man  sich  Lösungen 
verschafft,  welche  nur  einen  der  3 Factoren  der  Fibrinbildung  ent- 
halten. 1)  Das  Fibrinferrnent.  Das  früher  bereits  angegebene  Ver- 
fahren ist  in  einem  Funkt  zu  corrigiren:  man  muss  den  Alcobol 

sehr  lange,  3 — 4 Monate  auf  das  Eiweisscoagulum  einwirken  lassen; 
thut  man  das  nicht,  so  enthält  die  Fermentlösung  auch  fibrino- 
plastische  Substanz,  kann  also  in  Flüssigkeiten  Gerinnung  bewirken, 
welche  nur  fibrinogene  Substanz  enthält.  2)  Fibrinogene  Substanzen. 
Flüssigkeiten,  welche  nur  diese  Substanz  enthalten,  sind  häutiger, 
als  Vf.  früher  angegeben  hat:  namentlich  gehört  hierher  die  Peri- 
cardialflüssigkeit  des  Pferdes  und  die  Hydrocelenflüssigkeit.  3)  Die 
übrinoplastische  Substanz  stellt  man  am  besten  aus  Eieralbumin  dar, 
welches  nur  höchst  selten  Spuren  von  Ferment  enthält.  Entfernt  man 
aus  demselben  die  Salze  durch  rasches  Dialysiren,  so  scheidet  sich 
die  fibrinoplastische  Substanz  unlöslich  aus;  sie  wird  mit  Wasser  ge- 
waschen und  in  Substanz  oder  gelöst  verwendet.  Mat  man  sich 
diese  3 Substanzen  verschafft,  so  kann  man  sich  von  der  Nothweu- 
digkeit  aller  3 zur  Gerinnung  leicht  überzeugen.  Die  Gerinnung 
erfolgt  bei  neutraler,  schwach  alkalischer  und  schwach  saurer  Reac- 
tion;  eine  merklich  saure  Ruaction  verhindert  sie  ganz.  Die  Menge 
des  erhaltenen  Fibrin  hängt  von  der  Temperatur  ab.  Die  physi- 
kalischen Eigenschaften  des  Fibrins  hängen  namentlich  von  der 
Schnelligkeit  der  Ausscheidung  ab:  ist  diese  sehr  langsam,  so  sind 

die  Qerinnsel  sehr  locker,  zerfallen  leicht  und  lösen  sich  auch 
meistens  im  Laufe  von  24  Stunden  wieder  auf,  so  dass  sie  der  Beob- 
achtung  ganz  entgehen  können.  — Ein  weiterer  Abschnitt  handelt 
von  der  Abhängigkeit  der  Eibrinmenge  von  der  Menge  der  zugo 
atzten  fihriuoplastisehen  Substanz.  Zu  gleichen  Mengeu  Traussudat 
eder  Blutplasma  — wenn  nöthig  vorher  durch  Filtriren  bei  0°  von 
Erblosen  Blutkörperchen  befreit  — wurden  wechselnde  Mengen 
r einer  ausgofällter  hbrinoplastischer  Substanz  in  fester  Form  oder  in 
Natron  gelöst,  hinzugesetzt  und  der  entstandene  Faserstoff  nach 
-4  »Stunden  abtiltrirt,  mit  Wasser,  Alcobol,  Aetlier  gewaschen,  ge- 
trocknet und  gewogen.  Zur  Beförderung  der  Gerinnung  wurdo  iu 
dcu  späteren  Versuchen  eine  kleine  Menge  gelösten,  amorphen  Blut- 
lorbstoffs  hinzugesetzt.  Es  zeigte  sich,  dass  bis  zu  einer  gewissen 
Grenze  hin  die  Monge  des  Fibrins  mit  der  Monge  der  zugesotzten 
“hrinoplastischen  Substanz  stieg,  jedoch  nicht  direct  proportional 
derselben.  Setzt  man  zuviel  fibriuoplastische  Substauz  hinzu,  so  tritt 
keine  ordentliche  Gerinnung  mehr  ein.  Als  Beispiel  diene  Versuch  II. 
Hydrocelenflüssigkeit  frei  von  hbrinoplastischer  Substanz: 


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204 


KikM;  Gui.tdammkk  ; Nathan;  Zimnkrmann,  SalioyUtture. 


Zugesetzte 

Erhaltenes 

fibriuu 

plast.  Subst.  (f.) 

Fibrin  (F.) 

F/f. 

1. 

0,462 

0,087 

0,19 

2. 

0,924 

0,098 

0,11 

3. 

1,386 

0,106 

0,08 

4. 

1,848 

0,116 

0,06. 

Der  Zusatz  von  Hämoglobin  beschleunigt  die  Ausscheidung  des 
Fibriiis,  trägt  jedoch  nichts  zur  Vermehrung  der  Menge  desselben 
bei.  Lösungen  von  Fibrinfernient,  in  die  V.  jugularis  des  lebenden 
Thieres  gespritzt,  bewirkten  keine  Gerinnung,  trotzdem  das  Blut  in 
der  ersten  Zeit  erhebliche  Mengen  Ferment  nachweisbar  enthielt  und 
dasselbe  in  24  Stunden  noch  nicht  ganz  geschwunden  war.  Daraus 
geht  hervor,  dass  der  lebende  Organismus  das  Fibrinfermeut  allmäh- 
lich zerstört,  seine  Wirkungen  aber,  so  lange  es  besteht,  auf  irgend 
eine  Weise  paralysirt.  — S.  336 — 369  wird  von  Entgegnungen  au 
Eichwald,  Gohup-Besankz  und  Heynsiub  eingenommen,  betreffs 
deren  auf  das  Original  verwiesen  werden  muss.  E.  Satkowski. 


L.  Kiess,  Ueber  die  innerliche  Anwendung  der  Salicylsäure. 

Beil.  klin.  Wochennchr.  1875.  No.  50  u.  61. 

Goltdammer , Zur  inneren  Anwendung  der  Salicylsänre.  Da*eib*t 

1876.  No.  4. 

A.  Nathan,  Ueber  die  Bedeutung  des  Natron  saiicylicum  als 
Antipyrcticum.  Di»«.  Kiel.  1876. 

Zimmermann , Ein  Beitrag  zur  Kenntnis»  der  antifebrilen 
Wirksamkeit  der  Salicylsäure.  Arch.  f.  «*p.  p»th.  etc.  1875.  s.  248. 

I.  K. , der  seine  Erfahrungen  auf  mehr  als  400  Beobach- 
tungen stützt,  benutzte  nur  kurze  Zeit  die  reine  Salicylsäure,  in  der 
überwiegenden  Mehrzahl  dagegen  das  salicylsäure  Natron,  und  zwar 
in  der  Weise,  dass  5 gm.  Salicylsäure  in  einer  Lösung  von  phos- 
phorsaurem oder  kohlensaurem  Natron  auf  ein  Mal  verabreicht 
wurden.  Diese  Dosis  wurde  selten  überschritten,  bei  Kindern  ge- 
nügte die  Hälfte.  Zunächst  zeigte  sieb,  dass  diese  Qabe  auch  bei 
Ficborlosen  die  Temperatur  berabsetzte.  Nach  23  Versuchen  go- 
schah  dies  im  Mittel  um  0,9°  C.  in  4 — 6 Stunden;  die  Pulszahl  blieb 
unverändert. 

Bei  Fiebernden  betrug  der  Abfall  2,  3,  ja  selbst  5 und  6°  und 
oft  schon  nach  1 — 2 Stunden.  Die  Wirkung  war  um  so  geringer 
und  kürzer,  je  intensiver  der  fieberhafte  Process  und  besonders 
schwach  bei  lethalem  Ausgang  in  den  letzten  Tagen  der  Krankheit, 
so  dass  man  den  Grad  der  Wirksamkeit  zu  prognostischen  Schlüssen 
verwerthen  kann. 

In  günstigen  Fällen  wurde  die  frühere  Toinper-iturhöhe  erst 
nach  24  Stunden  erreicht.  Besonders  prägnant  zeigten  sieb  diese 


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Bum;  Goltuammk;  Kathan;  Ziumkruakr;  8»licyl«Uur#. 


205 


Resultate  beim  Ueotyphus,  wovon  2C0  Fälle  — darunter  209  frische  — 
mit  Salicylsäure  behandelt  wurden.  So  wie  die  2stündlicb  gemessene 
Temperatur  über  39°  C.  stieg,  wurde  die  oben  bemessene  Gabe  ge- 
reicht. Die  erste  Dosis  hatte  bisweilen  keinen  genügenden  Erfolg; 
doch  trat  er  -dann  bei  den  späteren  in  durchschlagender  Weise 
hervor.  Bei  mittelschweren  Fällen  war  gewöhnlich  alle  24  Stunden 
eine  Gäbe  erforderlich;  ja  von  der  Mitte  oder  dem  Endo  der  zweiten 
Woche  ab  sogar  nur  nach  je  36 — 48  Sluuden.  Von  der  3.  Woche 
au  stieg  die  Temperatur  überhaupt  selten  auf  Uber  38°  C.,  so  dass 
meist  8— 10  Gaben  genügten,  um  einen  solchen  Typhus  auf  nahezu 
normaler  Temperatur  zu  erhalten.  Auffallender  Weise  blieb 
die  Pulsfrequenz  unbeeinflusst,  so  dass  sie  oft  auf  120  und 
mehr  Schlägen  sich  hielt,  während  die  Temperatur  auf  37  und  selbst 
30“  C.  herabgedrückt  war.  Dagegen  wurde  der  Puls  oft  unter  der 
Uedicstion  kräftiger  und  zeigte  auch  nicht  so  constaut  die  exquisite 
Dicrotie  des  Typhuspulses. 

Beschwerden  nach  dem  Einnehmen  wurden  nur  selten  beob- 
achtet; sie  bestanden  in  Eingenommenheit  des  Kopfes,  Ohrensausen, 
Flimmern  vor  den  Augen.  Einige  Mal  traten  psychische  Aufregungs- 
austaode  ein.  Erbrechen  war  sehr  soltcu  und  Collapscrschcinungen 
wurdeu  nur  3 Mal  (2  Phthisiker  und  1 Pneumoniker)  constatirt.  Sehr 
häufig  folgte  Schweiss,  bisweilen  in  profuser  Weise. 

Io  den  schwereren  und  den  mit  starken  Cerebralerscheinungen 
complicirten  Fällen  wurden  Bäder  mit  der  Salicylsiiure  combinirt 
und  ea  zeigte  sieb,  dass  unter  diesen  Umstünden  die  autipyretische 
Wirkung  der  Bäder  grösser  und  nachhaltiger  war,  als  wenn  sie  allein 
angewendet  wurden. 

Obwohl  die  sonstigen  Typhussymptome  trotz  des  Temperatur- 
abfalls  gewöhnlich  weiter  bestanden,  ergab  sich  doch  im  Allgemeinen 
eine  Abkürzung  der  Krankheitsdauer  unter  der  neuen  Behandlung. 
Bei  164  früh  aufgenoinmenen  günstig  verlaufenen  Fällen  ergiebt 
aich  eine  mittlere  Dauer  des  Ficberstadiums  von  13,1  Tagen.  Der 
Character  der  Epidemie  war  ein  sehr  pernieiöser,  die  Sterblichkeit 
•ehr  gross.  Von  deu  260  Fällen  starben  63,  d.  i.  24,2  pCt.  Selbst- 
verständlich berechtigen  diese  aus  einer  einzelnen  Epidemie  resul- 
■iremlcn  Zahlen  nicht  zu  ungünstigen  Schlüssen  auf  die  Medication. 

Die  Harustoffausschoidung  scheint  mit  der  Temperatur  abzu- 
iiebmen ; doch  fehlen  dem  Vf.  zunächst  noch  entscheidende  Ergeb- 
nisse. 

Von  anderen  acuten  Krankheiten  wurde  die  antifebrile  Wirkung 
«er  Salicylsäure  als  erprobt  gefunden:  bei  croupöser  Pneumonie 

(35  meist  schwere  Fälle,  von  denen  11  starben),  bei  Erisypclas 
Fälle)  und  besonders  bei  acutem  Gelenkrheumatismus  (15  Fälle). 
Hier  schien  das  Mittel  mehr  als  blos  symptomatisch  zu  wirken. 
Nicht  blos  die  Temperatur  — unter  starkem  Schweiss  — auch  die 


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206  Riw*;  Goltdammrh;  Nathan;  Xiumeruann,  SalioylnUnre. 

Schmerzen  nahmen  ab,  und  von  jenen  15  Fällen  wurde  bei  4 nach 
einer  einmaligen  und  bei  3 nach  einer  zweimaligen  Gabe  dauernde 
Besserung  erzielt. 

Von  chronischen  fieberhaften  Erkrankungen  wurde  die  Salicyl- 
säurc  u.  A.  in  32  Fällen  von  Phthise  mit  gutem  Erfolge  angewendet. 
Wie  auch  Andere  fanden,  war  die  Wirkung  sicherer,  wenn  das  Mc- 
dicament  im  Stadium  des  natürlichen  Temperaturabfails  gegeben 
wurde.  Bei  Interraittens  war  der  Effect  der  Salicylsäure  ein  durch- 
aus unsicherer.  Von  9 Fällen  wurden  2 sofort,  2 nach  wiederholten 
Gaben  geheilt;  in  dem  Rest  von  5 Fällen  wurde  das  Fieber  durch 
Chinin  — je  1 — 2 gm.  — sofort  beseitigt. 

Bei  den  zahlreichen  Obductionen  konnte  niemals  eine  der  Sa- 
licylsäure zuzuschreibende  Läsion  constatirt  werden,  namentlich 
weder  Uleorationen  noch  Erosionen  an  der  Schleimhaut  des  Ver- 
dauungstractus. 

II.  G.,  der  in  Bethanien  anfangs  reine  Salicylsäure  ange- 
wendet hatte,  faud  bei  der  Obduction  eines  Falles  von  Miliartuber- 
culose,  der  im  Ganzen  12  gm.  verbraucht  hatte,  auf  der  Schleimhaut 
des  Magens  % Dutzend  erbsengrosser  Geschwüre.  Später  benutzte 
er  ausschliesslich  das  Salz  in  der  vou  R.  angegebenen  Form  und 
Quantität.  In  den  ersten  2 Wochen  des  Typbus  sind  die  Abend- 
dosen die  wirksamsten ; im  Rcmissionsstadium,  wo  überhaupt  kleinere 
Dosen  zu  genügen  pflegen,  kann  man  es  zweckmässiger  Weise  des 
Morgens  geben , um  der  abendlichen  Exacerbation  vorzubeugen. 
Uober  Puls  und  Schweiss  stimmen  die  Erfahrungen  ganz  mit  denen 
von  R.  überein. 

Von  unangenehmen  Nebenwirkungen  hebt  G.  besonders  die 
Collap8erscheinungen  hervor.  In  leichtem  Grade  kommen  sie  öfter 
zur  Beobachtung;  in  einem  Fall  von  Miliartuberculosc,  wo  nach 
5 gm.  die  Temperatur  bis  zur  Norm  herabging,  war  der  Collaps  so 
stark,  dass  der  Kranke  sich  nur  schwer  wieder  erholte  und  in  einem 
anderen  Fall,  einem  schweren  Typhus  der  5.  Woche,  ging  die  Kranke 
nach  der  gleichen  Gabe  während  des  Collapses  zu  Grunde.  Bei 
schwacher  lierzthätigkeit  ist  daher  grosse  Vorsicht  indicirt.  Von 
den  56  mit  Salicylsäure  behandelten  Typhusfällen  starben  7 (davon 
3 mit  Oberlappenpneumonie).  Eiue  Abkürzung  der  Krankheits- 
dauer durch  die  neue  Behandlung  konnte  Vf.  nicht  wahrnehmen. 

III.  N.  erstattet  über  die  antipyretische  Wirksamkeit  des  Natr. 
salicyl.  nach  Beobachtungen  in  9 Typhusfällen  einen  sehr  günstigen 
Bericht.  Er  gab  bis  zu  8 gm.  auf  einmal  und  schickte  bisweilen 
dieser  Dosis  schon  nach  2 Stunden  eine  halb  so  grosse  nach,  ohne 
Nachtheile  einzuernten.  Er  beobachtete  auch  einen  sehr  erheblichen 
Einfluss  des  Mcdicamcutes  auf  Puls  uud  Respiration;  ersterer  nahm 
erheblich  in  der  Frequenz  ab  und  wurde  zugleich  kräftiger  und 
auch  dio  Zahl  der  letzteren  sank  bedeutend,  fast  auf  die  Norm. 


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Bhmn.  Likburuisn.  Lahor 


207 


IV.  Z.  fand  in  einigen  Versuchen,  die  im  pharmacologischen 
Institut  zu  Greifswald  angestellt  wurden,  dass  bei  fiebernden  Kanin- 
chen — nach  Injection  fauler  Flüssigkeiten  — die  Salicylsäure  sub- 
cutan  oder  per  os  angewendet  sehr  schwach  und  oft  garnicht  anti- 
pyretisch wirkt.  Schiffer. 


A.  t.  Brunn,  Die  Bursae  phrenico - hepatiea  anterior  und 

posterior.  His’  & Bbacnk'a  Zeitachr.  I.  Haft  3 u.  4. 

B.  giebt  an,  dass  in  den  Leichen  Erwachsener  das  Lig.  trianguläre  sinistrum 
hepatis  mit  seinem  linken  Rande  nicht  senkrecht  in  die  Höhe  geht,  sondern  sich  oft 
10-12  cm.  weit  nach  links  hiuzieht  Dieses  lange  Band  entsteht  dadurch,  dass 
Oer  beim  Fötos  in  das  linke  Hypochondrium  hineinreicheude  Theil  der  Leber  beim 
Eraacbseuen  atropbirt  und  nur  die  Baucbfellttbertüge  bestehen  bleiben.  Das 
eigentliche  Ligamentum  trianguläre  sitst  dann  auf  der  oberen  Fläche  dieses  Bandes, 
senkrecht  nach  oben  gebend,  auf.  Durch  Verklebung  der  freieu  Ränder  der  bori- 
tontnlen  Platte  des  Bandes  mit  dem  Baucbftsllüberzuge  des  Zwerchfells  können  ans 
diesen  beiden  Furchen  Taschen  entstehen,  welche  H.  als  Bursa  phrenico-hepatica 
uterior  und  posterior  bezeichnet.  Die  vordere  fand  sieb  unter  34  Leichen  31  Mai, 
die  hintere  2 Mal.  Löwe. 

L Liebermann,  Ueber  Choletelin  und  Uydrobilirubin.  PflDokr’* 

Arcb.  XI.  8.  180. 

Entgegen  der  allgemeinen  Annahme  halten  bekanntlich  Bmravis  und  Hrynsius 
tn  der  Identität  dieser  beiden  Körper  fest,  trotzdem  der  eine  durch  Ksductiou,  der 
endere  durch  Oxydation  aus  dem  Bilirubin  entsteht.  Sie  sind  der  Ansicht,  dass  cs 
sieb  in  beiden  Fällen  um  Spaltuugsprocesse  handle,  bei  denen  die  Oxydation  resp. 
Hednction  keine  directe  Rolle  spiele.  Dem  Vf.  ist  rinn  der  Nachweis  gelungen, 
dus  man  aus  dem  Bilirubin  95,1  pCt.  Hydrobiliruhin  erhiilt  und  zwar  nicht  eben- 
soviel, aber  doch  72,1  pCt.  Choletelin,  iu  beiden  Fällen  also  von  dem  Auftreten 
eines  anderen  Spaltungsproductes  in  erheblicher  Menge  nicht  die  Rede  sein  kann. 
Es  ist  ihm  ferner  gelungen,  Choletelin  wiederum  in  Hydrobilirnbin  iiberzuftihreu 
und  umgekehrt.  Berücksichtigt  man  die  grosse  Verschiedenheit  der  Bpectraleigen- 
sehafisn  (Viibobdt)  für  die  verschiedene  Elementarznsammcnsetzung  (Maly),  so 
kann  die  Frage  wobt  als  endgültig  zu  Gunsten  der  Nlchtideutität  entschieden  be- 
trachtet werden.  E.  Salkowiki. 

0.  Lange,  Ueber  die  Entstehung  der  blutkörperhaltigen  Zelten 
und  die  Metamorphosen  des  Blutes  im  Lymphsack  des 

FrOSClieS.  Aus  dem  pathol.  Institut  zu  Heidelberg.  Viacuow’s  Arob.  LV. 

8.  27-J$. 

Hs  wurde  aus  der  Aorta  eines  Frosche»  durch  eine  Glase  au  ule  direct  Blot 
in  den  Lymphsack  eines  anderen  Frosches  überpe führt:  die  Veränderungen  dieses 

Blutes  wurden  vom  2.  Tage  bis  anr  5.  Woche  beobachtet;  die  Metamorphosen  der 
Blutkörperchen  beziehen  sieb  einmal  auf  ungleichmässige  VertheUuug  des  Hämo- 
globin» bei  Erhaltung  der  normalen  Form,  zweitens  auf  Zunahme  des  Farbstoffes 
unter  Veränderung  der  Form  resp.  Verkleiueruug  der  Blutkörperchen,  endlich  auf 
/•erklü/tnng  der  Elemente  ohne  Aeuderung  der  Tinction.  Auch  Vacuolenbildung 
moerbtlb  der  rotheu  Blutkörperchen  wurde  mitunter  gesehen.  Von  den  bei  dein 
Vcrtuch  cur  Beobachtung  kommenden  blulkörpercbenbaltigen  Zellen  unterscheidet 
Vf.  3 Formen:  1)  Zellen  mit  allen  Eigenschaften  farbloser  Blutkörperchen  mit  ver- 
einzelten rotheu  oder  Bruchstücken  von  solchen.  2)  Grössere  Formen,  eiuo  ke- 


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208  Qonin.iN.  Lehmann  & tan  Dktnntah.  8ai.kowsmi,  Berichtigung.  Druckfehler 

träcbtlichere  Anzahl  rother  Blutkörperchen  enthaltend,  die  umgeben  eind  ran  einen 
■chmalen  Protopleamaseum,  ohne  Bewegungsertcheinnngen.  Ihre  Entstehnng  wirt 
au«  der  Conglomeration  rother  Blutkörperchen  hergeleitet.  3)  Noch  grössere  Eie 
mente  mit  relativ  wenig  rothen  Blutkörperchen  im  Innern,  ihnen  kommen  lebhafte 
amöboide  Bewegungen  au,  eie  sollen  entstanden  sein  durch  Confluenz  mehrerer 
farbloser  und  Aufnahme  von  rothen  Blutkörperchen.  Orawitr. 

Lössel  in,  Sur  les  faux  abefcs  des  os  longs  et  l’ostelte  h forme 
nlvralgique  qui  les  accompagne  ou  les  slmule.  »uii.  de  l’acad 

de  möd.  1875.  No.  40. 

Nachdem  O.’s  eigene  Beobachtungen  mitgetbeilt  und  17  weitere  ans  der 
Literatur  ausammengesteilt  hat,  faset  er  den  Inhalt  seiner  Arbeit  in  folgenden 
Siitzen  tusammeu:  1)  Lange  Böhrenknochen,  welche  durch  eine  alte  Ostitis  ver- 
dichtet worden,  sind  zuweilen  der  Sitz  von  Höhlen,  welche  keine  Abscesse  und  von 
neuralgischen  Schmerzen,  welche  nicht  immer  an  die  Gegenwart  solcher  Höhlen 
gebunden  sind.  2)  Die  neuralgische  Form  der  Ostitis  kann  selbst  ohne  einen  zu- 
fälligen Hoblraum  existiren,  doch  erfordert  sie  immer  die  Anwesenheit  einer  Hyper- 
ostose durch  alte  Ostitis.  3)  Die  Trepanation  des  Knochens  kann  in  solchen  Fällen 
Fällen  nützlich  sein  und  verursacht  in  einem  verdichteten  Knochen  nur  geringe 
Oefabren.  B.  Küster. 

W.  Lehmann  & J.  Tan  Deventer,  Ein  Fall  Ton  Endocurditis 
ulcerosa  an  der  Arteria  pulmonalis.  Berlin,  kiin.  Wochenschr.  187&. 
No.  49. 

Ein  46jähriger  Arbeiter  war  unter  den  Erscheinungen  einer  rechtsseitigen 
Lungenentzündung  erkraukt,  welche  sich  nach  einigen  Tagen  zur  Hesolution  anzn- 
schicken  schien.  Bald  hob  sich  jedoch  wieder  das  Fieber  und  es  traten  zu  gleicher 
Zeit  die  Zeichen  eines  rechtsseitigen  pleuritischen  Ergusses  auf.  In  der  vierten 
Krankheitawocbe  punktirte  man  den  Kranken  und  entleerte  dabei  600  ccm.  einer 
eitrigen,  übelriechenden  Flüssigkeit.  Wegen  hochgradiger  Atbemuoth  wurde  wenige 
Tage  später  die  Operation  noch  einmal  unternommen,  doch  ging  der  Kranke  danach 
bald  zu  Grunde.  Neben  den  su  erwartenden  Veränderungen  fand  man  bei  der 
Autopsie  eine  ausgedehnte  Endocarditia  nur  an  den  Klappen  der  Lungenarterie. 
Im  Blute,  in  dem  pleuritischen  Exsudat  und  auf  den  ulcerirten  Klappen  traf  man 
zahlreiche  runde,  glänzende  Körnchen  an,  von  denen  os  die  VfL  unentschieden  sein 
lassen,  ob  sie  pflanzliche  Organismen  oder  körniger  Detritus  gewesen  seien. 
Während  des  Lebens  waren  übrigens  am  Hersen  keine  Veränderungen  nachzu- 
weisen  gewesen.  Eichhorn. 


Berichtigung. 

Die  von  mir  Cbl.  1875,  S.  685  gemachte  Bemerkung,  dass  v.  Wittich 
auf  den  Zuckergehalt  der  Galle  au/merktam  gemacht  habe,  beruht  auf  einem  Ver- 
sehen meinerseits,  v.  1K.  hat  darauf  hingewiesen,  dass  normale  Galle  ein  zucker- 
bildendes Ferment,  aber  keinen  Zucker  enthält.  E.  Salkowski. 


Druckfehler:  S.  174  Z.  6 v.  o.  lies:  Aether  von  .'tG*. 


Einsendungen  für  das  OentralblaU  wolle  men  so  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator. 
Berlin,  (N.)  Krsunlcketresse  Xi,  and  Professor  Koteotbel,  Erlenzen,  oder  (unter  Bsleehluee)  an 
die  Terlszebsndlnaz,  Berlin  (N.-Wö  unter  den  Linden  SN,  sdreaelrea. 


Verlag  von  August  Hlrsabwald  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  ta  Berlin. 


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Wöchentlich  ©rgrhetnen 
t— S Bogen; Am  Schlaue 
de*  Jahrgang*  Titel,  Na- 
men- and  Saebregtater. 


Centralblatt 

ftir  die 


Pref«  de«  Jahrgänge« 
SO  Mark;  tu  belieben 
durch  alle  Bachhandlan- 
gen and  PoetauBl  alten 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Profouor  In  Erlangen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876. 


«8.  IVIfirz.  NO.  12. 


Inhalt  I SonduiB,  Bacterien  unter  LlSTIB'.chem  Verband  (Orig.-Mittb.).  — 
AnN.8i.rF,  Krebeneubiidung  io  Lyuiphdrüeeu  (Orig.-Miuli .).  — 

8c  Kr  li  n,  Wachstbum  der  Röhrenknochen.  — Knies,  Flüssigkeitsströmungen 
im  lebenden  Ange.  — Viebobdt,  Spectralanalysen.  — Crriohton,  Metastasen 
maligner  Tnmoren.  — K.rsicD,  Gesiehtsstürungen  bei  TemperatnrTerSnderQngen.  — 
Desnos  & Babi&,  Atrophie  nach  peripherer  Verletanng.  — Stiller;  Kaisaa, 
Peritonitis  und  Bancbempyem.  — Caspabt,  «yphilitisclie  Reinfection.  — 

Macdonald,  Cornearand.  — Munk,  EcbinoeoccenflSssigkeit.  — Bächamp, 
Mieroxymen.  — Köxiu,  Substitution  de«  Knochenkalks.  — Äupbkcht,  Lungen* 
entaündnng.  — N i e n e N ; Rivinoton,  Carotismiterbindung  gegen  pnlsirende  A ugen- 
gesehwiilste. — Mo  Monn,  Purpnra  und  Gelenkaffectionen.  — Rosrn  ia  ch.  grünes 
Spatnm.  — Hrnrat,  Befand  bei  Diabetes.  — Stkwabt,  eigenthümliche  Psendo- 
paraplegie.  — Winter,  Neubilduug  im  kleinen  Gehirn.  — Hidlsi,  Atropinver- 
giftong.  — Labcbbraux,  Bleivergiftung  durch  Kenerzenglunten. 


Zur  Frage  der  Bacterienvegetatio»  unter  dem  Lister’schen 

Verbände. 

VorlSnfigo  Mittbeil nng  von  Dr«  M«  SchMlcr,  Privatdoccnt  and  Assutenzarift  an  der 
chirarg.  Klinik  zu  Greifswald. 

Veranlasst  durch  die  Mittheilungen  II.  Rakke’s  (Cbl.  1874, 

No.  13;  und  mündliche  Mittheilung)  über  den  von  ihm  gelieferten 
Nachweis  von  Bacterien  unter  dem  LiSTER’schen  Verbände,  habe  ich 
von  der  Zeit  au,  seitdem  auf  der  Greifswalder  chirurgischen  Klinik 
der  von  Thiebscii  nach  Ljster’s  Principien  angegebene  Saiicyl- 
Jute- Verband  angewandt  worden  ist,  d.  i.  vom  September  1875 
ab,  diesen  interessanten  Gegenstand  gleichfalls  eingehend  verfolgt. 

Doch  verband  ich  mit  der  microscopischen  Untersuchung  der  Wund- 
secrete  stets  noch  ein  Verfahren,  welches  meines  Erachtens  wesent- 
lich, wenn  nicht  ausschliesslich,  den  Werth  und  die  Bedeutung  des 
microscopischen  Befundes  sichcrstellt,  was  mir  um  so  dringlicher 
erschien,  als  es  auch  dem  geübtesten  Kenner  der  Bacterien  oft  genug 
schwierig  sein  möchte,  durch  das  Microscop  allein,  im  Einzelfalle 
aus  dem  Vorhandensein  vereinzelter  Körnchen  oder  gar  eines  De- 
tritus von  Körnchen,  Zcllbröcke.ln,  Kettkörnchen  etc.  den  positiven 
Nachweis  von  Bacterien  zu  liefern. 

XIV.  Jahrgang.  M 

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210 


ScrCllkr,  Htcterien  unter  dem  LiSTKR’aclien  Verbände. 


Das  von  mir  stets  neben  der  microscopischon  Untersuchung 
geübte  Verfahren  war  folgendes.  Von  jeder  während  des  Verband- 
wechsels von  der  Innenfläche  der  Protective  oder  aus  der  Drainröhre 
entnommenen  Secretprobe  wurde  ein  Tropfen  in  ein  Reagenzglas 
eingelassen,  welches  vorher  unter  exacter  Beobachtung  der  be- 
kanntermaassen  dabei  erforderlichen  Cautelen  mit  etwa  20  ccm. 
BEKGMANN'scher  Nährflüssigkeit  gefüllt  worden  war,  um  so  die  etwa 
in  den  Wundsecreten  vorhandenen  Bacterien  zu  „züchten“.  Dabei 
gelangte  ich  zu  einigen  etwas  abweichenden  Ergebnissen,  welche  ich 
hier  mit  dem  Vorbehalt  späterer  ausführlicher  Veröffentlichung  kurz 
mittbeilen  will. 

1.  In  vielen  derjenigen  Fälle,  welche  unter  dem  Thiersch- 
Ll8TEB’8cben  Verbände  durchaus  fieberlos  verliefen,  ent- 
wickelten sich  aus  den  entnommenen  Wundsecretproben 
keine  Bacterien.  Die  BEKGMANN’sche  Flüssigkeit  blieb,  obwohl 
sich  die  damit  gefüllten  Reagenzgläser  dauernd  in  einem  mindestens 
1 8°  R.  warmen  Raume  befanden,  wochenlang  klar  und  ohne 
Trübung.  Bacterienvegetationen  waren  darin  nicht  nachzuweisen. 

2.  In  anderen  gleich  gut  verlaufenden  Fällen  trat  erst  nach 
8 — 10  Tagen  eine  schwache  Trübung  der  Nährflüssigkeit  ein, 
welche  sich  als  eine  ungemein  spärliche  Bacterienentwicklung 
auswies;  während  Controlversuche  mit  Eiter  von  anderen  (nicht 
nach  THIER8CH-L18TER  verbundenen)  Wunden,  zu  gleicher  Zeit,  mit 
gleicher  Quantität  und  auf  gleiche  Weise  angestellt,  regelmässig 
schon  am  zweiten  Tage  eine  deutliche,  bald  intensiver  werdende 
Bacterientrübung  der  Nährflüssigkeit  ergaben. 

3.  In  einer  Anzahl  von  Fällen,  in  welchen  der  applicirte 
THiBRSCH-LlSTEB’sche  Verband  augenscheinlich  unzulänglich  war, 
theils  wegen  Mangelhaftigkeit  der  Anlage,  theils  aus  Ursachen, 
welche  in  den  Wundverhältnissen  selber  lagen  (z.  B.  bei  Amputation 
wegen  diffuser  Phlegmone,  bei  Resection  wegen  acuter  oder  chro- 
nischer Gelenkeiterungen,  bei  Necrosenoperationen  etc.),  traten  sehr 
rasch  Bacterientrübungen  ein.  In  diesen  Fällen  waren  auch  schou 
in  den  microscopisch  untersuchten  Wundsecretproben  reichliche 
Massen  Bacterien  in  gegliederten  Formen  nachzuweisen.  Manche 
dieser  Patienten  fieberten. 

4.  In  allen  Fällen,  wo  von  fiebernden  Patienten  Wundse- 
crete  entnommen  wurden,  trat  regelmässig  — vorausgesetzt,  dass  das 
Fieber  durch  Resorptiou  der  Wundsecrete  und  nicht  anderweitig 
bedingt  war  — sehr  rasch  eine  mehr  oder  minder  starke 
Bacterientrübung  in  der  Nährflüssigkeit  ein. 

5.  In  der  Mehrzahl  dieser  Fälle  verringerte  sich  in  der 
Folge  die  Bacterientrübung  der  nach  der  Sistirung  des 
Fiebers  entnommenen  Proben  und  blieb  später  in  einigen 
ganz  aus. 


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Schlu.es,  Bacterien  unter  dem  LisTEa’schen  Verbände. 


211 


Aus  diesen  vorläufigen  Ergebnissen  meiner  Untersuchungen, 
welche  noch  fortgesetzt  werden  und  jetzt,  wo  wir  die  Technik  dieses 
immerhin  nicht  leichten  Verband  verfahrene  in  allen  Details  mehr 
und  mehr  sicher  zu  beherrschen  gelernt  haben,  hoffentlich  noch  be- 
friedigender ausfallen  werden,  glaube  ich  mich  zu  dem  Ausspruche 
berechtigt,  dass  es  bei  diesem  Verbau  dverfahren  in  der 
That  möglich  ist,  die  Wunden  vollständig  frei  von 
Bacterien  zu  erhalten.  - Dass  das  in  allen  Fällen,  wo  wir  bisher 
den  TuiEBSCH-LtSTER’schen  Verband  angewendet  haben,  in  der  Folge 
möglich  sein  wird,  bezweifle  ich.  Denn  in  den  Fällen,  in  welchen 
Bacterien  schon  vor  unserem  Eingreifen  die  Gewebe  im  Umkreise 
einer  Wunde,  Phlegmone  oder  Eiterhöble  infiltrirt  haben,  wird  selbst 
die  vollendetste  Technik  dieses  Verbandverfahrens  dieselben  nicht 
immer  gauz,  vielleicht  überhaupt  nicht  eliminiren  können.  Das 
Verbands  verfahren  verhindert  daun  wohl  den  Zutritt  der  Bacterien 
von  aussen  — falls  cs  exact  gehandhabt  wurde  — aber  nicht 
die  Importation  derselben  mit  den  Wundsecroten  aus 
den  vorher  schon  mit  Bacterien  durchsetzten  Geweben. 
Dass  aber  eine  solche  Importation  aus  don  Geweben  mit  den  Wund- 
secreten  stattfinden  kann,  ist  mir  unzweifelhaft;  sehen  wir  doch  auch 
Farbstoffkörnchen  (Zinnober),  welche  Thieren  in  das  Blut  oder  die 
Lymphbahnen  injicirt  waren , ebenfalls  auf  der  Oberfläche  von 
Wunden  zugleich  mit  den  Wuudsecreten  ausgeschieden  werden. 

Andererseits  wird  aber  die  Bedeutung,  welche  man  noch  von 
mancher  Seite  dem  thatsäcblichen  Vorkommen  von  Bacterien  auf 
granulirenden  Wunden  auch  unter  dem  LlSTKft’schen  Verbände 
und  den  Beziehungen  dieses  Vorkommens  zu  den  accidentellen 
Wundkrankheiten  beilegt,  sicher  überschätzt.  Dieses  Vorkommen 
von  Bacterien  auf  granulirenden  Wunden,  auch  unter 
dem  LiSTEu’schen  Verbände  beweist  an  sich  weder  etwas 
für  noch  gegen  den  causalen  Zusammenhang  der  ßac- 
terien  mit  den  accidentellen  Wund  k rankh e i ten.  Die  Be- 
ziehungen der  Bacterien  zu  letzteren  beginnen  erst  von  dem  Mo- 
mente, wenn  sie  die  Gewebe  durchdringen,  wogegen  bekanntlich 
die  gesunden  Granulationen,  wie  man  sie  besonders  auch  unter 
dem  LläTER’schen  Verbände  sieht,  einen  ausgezeichneten 
Schutz  geben.  — Uebrigens  scheint,  wie  aus  meinen  Versuchs- 
ergebnissen (No.  2)  hervorgeht,  der  LlSTER’sche  Verband  auch  dann 
die  Bacterien  in  ihrer  Entwicklungsfähigkeit  zu  beschränken,  also 
relativ  unschädlich  zu  machen*). 

Soviel  vorläufig!  Eine  eingehende  Besprechung  dieser  Dinge 

*)  Das  Gesagte  trifft  auch  für  die  soeben  veröffentlichte  Arbeit  von  E.  Fucheb, 
,,Der  LisTKa'sche  Verband  und  die  Orgauianien  unter  demaelbou“  (Deutsche  Zeitschr 
l.  Chir.  VI.  S.  320)  zu. 

U* 


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212  ArtNASurp,  Krebsneukildnog  in  Lymphdrfiaan. 

wird  sieb  erst  lohnen,  wenn  ich  meine  Untersuchungen  Uber  diesen 
Gegenstand  zum  Abschluss  gebracht  habe. 


lieber  die  Entwickelung  der  Krebs-Neubildungen  in  den 
Lymphdrüsen. 

Vorläufige  Mittheilung  bub  dem  pathol.-anatom.  Institute  des  Prof.  Rcdbsw  in 
8t  Petersburg.  Von  Dr.  Afiuiasslew. 

Um  die  Widersprüche,  welche  über  die  primäre  Entwickelung 
der  Krebse  bestehen,  zu  entscheiden,  muss  man  eine  Reihe  Unter- 
suchungen verschiedener  von  Krebse  befallener  Organe  und  Gewebe 
vornehmen,  und  bei  diesen  Untersuchungen  die  Verhältnisse  der 
protoplasmatischen  Elemente  zu  den  Krebsknoten  genau  verfolgen. 
In  dieser  Hinsicht  haben  wir,  was  die  Gewebe  der  Lymphdrüsen 
anbelangt,  Forschungen  unternommen  und  dabei  folgende  Resultate 
erhalten. 

Vor  dem  Erscheinen  der  metastatiBchen  Elemente  in  dem  Ge- 
webe der  Lymphdrüse,  bleibt  diese  entweder  ganz  unverändert,  oder 
es  erscheinen  in  ihr  entzündliche  Veränderungen  und  überhaupt 
Zeichen  der  Reizung,  welche  sich  durch  Hyperämie  der  Gefässe, 
Schwellung  und  Proliferation  der  iympboiden  Elemente  und  des  En- 
dotheliums  der  Sinuse  äussert.  ln  F'olge  der  Schwellung  erscheinen 
diese  Zellenelemente  in  ihrem  Volumen  vergrössert  und  ihr  Proto- 
plasma feinkörnig,  ßei  einer  oberflächlichen  und  einseitigen  Beob- 
achtung kann  man  diese  Elemente  für  krebsige  halten  und  auf  diese 
Weise  verschiedene  Uebcrgangsstufen  der  lymphoiden  Zellen  in 
Krebskörpurrhcn  annehmen.  Untersucht  man  aber  genauer  und  ver- 
gleicht derartige  Präparate  mit  Präparaten  aus  Lymphdrüsen  bei 
Typhus  und  dergleichen  Processen,  so  überzeugt  man  sich,  dass  in 
diesen  Fällen  nur  Bedingungen  für  die  Reizung  der  Lymplidrüsen- 
gewebe,  nicht  aber  für  ihre  specitische  Umwandlung  in  Krebsele- 
mente existiren.  Dieses  wird  um  so  mehr  unwiderleglich,  da  ein 
solcher  Zustand  des  Gewebes  der  Lymphdrüsen  nur  in  den  Fällen 
vorkommt,  wo  man  in  primären  Geschwülsten  Eiterung,  Zerfall  und 
Verschwärung  antrifft;  wo  aber  die  primären  Knoten  nicht  als  Ur- 
sprungsstelle  der  einfachen  Reizung  dienen  konnten,  bleibt  das  Gewebe 
der  Lymphdrüsen  unverändert.  Untersucht  man  das  Gewebe  der 
Lymphdrüse,  nachdem  in  derselben  schon  metastatische  Krebsheerde 
aufgetreten  sind,  so  erscheint  ihre  Anlage  in  Form  von  kleinen 
Gruppen  epithelialer  Zellen  mit  grossen,  scharf  conturirten  Kernen 
und  Kernkörperchen  in  verschiedenen  Stadien  der  Proliferation ; 
stellenweise  gruppiren  sich  die  Krebseleraete  nicht  in  Form  eines 
Knotens,  sondern  in  Form  von  langen,  sich  verzweigenden  Figuren, 
welche  man  mit  grösster  Wahrscheinlichkeit  für  Thromben  der 


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Afanasjhff,  Krebsnenbildung  in  Lymphdrfiaen. 


213 


Lympbgänge  mit  Krebszellen  halten  kann;  was  das  eigentliche 
Lymphgewebe  anbetrifft,  so  bemerken  wir  stellenweise  Hyperämie 
der  Gefässe;  die  lymphoiden  Elemente  selbst,  sowohl  die  nächsten  als 
auch  die  entfernt  von  den  Krebsmetastasen  gelegenen,  bleiben  intact; 
die  Heerde  der  epithelialen  Zellen  sind  entweder  gerade  in  der  Mitte 
im  Lymphgewebe  gelegen  oder  von  demselben  durch  eine  dünne 
Schicht  des  jungen  Bindegewebes  getrennt;  die  erste  Form  entspricht 
dem  metastatischen  Epithelialkrebs,  die  zweite  den  Metastasen  ver- 
schiedener Formen  des  einfachen  Krebses  (Cancer  vulgaris).  Dieses 
indifferente  Verhalten  des  lymphatischen  Gewebes  gegen  die  Krebs- 
knoten kann  man  nicht  so  prägnant  in  Drüsen  beobachten,  welche 
den  obenerwähnten  Erscheinungen  der  Reizung  anheimfallen,  ehe 
noch  in  ihnen  die  Krebsmetastasen  erschienen  Bind. 

In  den  weiteren  Stufen  der  Entwickelung  des  Krebses  nimmt 
die  Zahl  und  die  Grösse  der  Krebsknoten  im  Gewebe  der  Lyroph- 
drüsen  immer  mehr  und  mehr  zu;  an  der  Peripherie  dieser  Knoten, 
sowie  auch  in  den  nicht  angegriffenen  Tbeilen  der  Lymphdrüsen 
entwickelt  sieb  junges  Bindegewebe,  dessen  Entwickelungsstätte  die 
Granulationselemente  sind,  welche  anfangs  neben  den  hyperämischen 
Gefassen  erscheinen.  Der  Wuchs  der  Krebsmassen  wird  gewöhnlich 
von  einem  Entztindungsprocess  sowohl  in  der  Drüse  selbst  als  auch 
in  deren  Kapsel  und  in  dem  umgebenden  Zellgewebe  begleitet;  die 
Blutgefässe  sind  hyperämiscb,  ihre  Adventitia  verdickt;  längs  den 
Trsbekeln  und  an  der  Peripherie  der  Krebsknoten  entwickelt  sich 
Bindegewebe.  Durch  die  Vermehrung  des  Bindegewebes  und  der 
Krebsknoten  erleiden  die  Elemente  der  Lymphdrüsen  einen  Druck 
und  fangen  an  körnig  zu  degeneriren  und  zu  zerfallen;  in  Fällen 
aber,  wo  die  Bildung  der  epithelialen  Elemente  rasch  und  die  Ent- 
wickelung des  Bindegewebes  nur  langsam  vor  sich  geht,  kommt  die 
Zerstörung  des  Lymphgowebes  nicht  in  Folge  der  interstitiellen  Ent- 
zündung, sondern  durch  die  Vcrgrösserung  der  epithelialen  Heerde 
zu  Stando.  Auf  diese  Weise  wird  das  Lymphgewebe  bei  Metastasen 
der  Epithelialkrebse  vorzüglich  durch  VergrösseruDg  der  Epithelial- 
knoten verdrängt,  so  dass  zwischen  dou  Krebsmassen  Theite  des 
Lymphgewebes  Vorkommen  und  die  epithelialen  Elemente  neben  den 
lymphoiden  vorgefunden  werden;  das  Verdrängen  des  Lymphge- 
webes bei  der  Vergrösserung  der  Metastasen  an  gewöhnlichen 
Krebsen  (Cancer  vulgaris)  wird  durch  die  Entwickelung  des  Binde- 
gewebes an  der  Peripherie  der  Krebsknoten  sowohl  als  auch  im  Ge- 
webe der  Lymphdrüsen  selbst  zu  Stande  gebracht. 


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214  Schcmr,  Wachlthum  der  Rölirenknocbea. 

C.  Schalin,  Ueber  das  WachsUiuni  der  Röhrenknochen.  Mar 

bnrger  Sitzungaber.  1875.  No.  8. 

Wenn  S.  die  Oberarmknochen  eiues  Kaninehonfötus  von 
5—6  cm.  Längo  und  eines  neugeborenen  Kaninchens  in  sagittaler 
Richtung  in  Längsschnitte  zerlegte,  so  sah  er  an  solchen  Präparaten, 
die  genau  aus  der  Mitte  des  endochondralen  Knochenkernes  ent- 
nommen sind,  Folgendes: 

In  dem  kleineren  Präparate,  welches  eine  Länge  von  7 tnm. 
besitzt,  ist  die  periostale  Orundschicht  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung 
zu  erkennen;  sie  begrenzt  einen  biscuitförmigen  Raum,  der  sich  von 
einer  in  der  Mitte  des  Knochens  gelegenen,  engsten  Stelle  nach 
beiden  Seiten  hin  gleichmässig  verbreitert.  In  dem  grösseren  Prä- 
parate verhält  die  periostale  Grundschicht  sich  ganz  ebenso,  nur  ist 
sie  in  der  Mitte  der  einen  Seite  durch  einen  Substanzverlust  unter- 
brochen, welcher  sich  von  der  engsten  Stelle  aus  nach  beiden  Seiten 
hin  ziemlich  gleich  weit  erstreckt. 

Wenn  S.  mit  Hälfe  der  Camera  lucida  den  Contur  der  pe- 
riostalen Grundschicht  der  beiden  Präparate  bei  derselben  Vergrös- 
serung  nachzeichnete  und  den  in  dem  grösseren  Bilde  vorhandenen 
Defect  durch  einfache  Verlängerung  der  noch  erhaltenen  Reste  der 
Grundschicht  ergänzte,  so  ergab  sich,  dass  in  beiden  Präparaten  der 
Durchmesser  der  engsten  Stelle  derselbe  ist.  Ferner  sind  aber  auch 
alle  auf  derselben  Seite  und  in  gleicher  Entfernung  davon  gelegenen 
Durchmesser  in  beiden  Präparaten  annähernd  gleich.  Durch  Ex- 
pansion kann  somit  das  grössere  Präparat  nicht  aus  dem  kleineren 
entstanden  sein,  da  ja  alsdann  sämmtliche  Durchmesser  desselben 
über  doppelt  so  gross  sein  müssten,  als  die  entsprechenden  des 
kleinen.  Es  hat  vielmehr  nur  Anlagerung  an  den  Enden  stattge- 
funden, ohne  dass  sich  der  mittlere  Theil  gleichzeitig  vergrössert 
hätte.  /' 

Demnach  entsprachen  sich  in  beiden  Präparaten  solche  Quer- 
schnitte des  endochondralen  Knochenkernes,  welche  gleichen  Durch- 
messer haben  und  auf  derselben  Seite  der  engsten  Steile  liegen,  so 
dass  S.,  wenn  er  die  weitere  Entwickelung  einer  beliebigen  Stelle 
des  kleineren  Knochens  untersuchen  wollte,  in  dem  grösseren  Knochen 
diejenige  aufsuchte,  an  welcher  der  endochondrale  Knoehenkern  den- 
selben Durchmesser  hat.  Wenn  S.  die  beiden  Abbildungen  solcher 
Stellen  auf  einander  legte,  war  immer  das,  was  sich  deckte,  das  sich 
in  der  Entwickelung  des  Knochens  Entsprechende. 

S.  zerlegte  deshalb  zwei  15  und  21  mm.  lange  Oberarmknochen 
von  Schweineembryonen  in  consecutive  Querschnitte  und  verglich 
mehrere,  sich  solcherart  entsprechende  Stellen  mit  einander. 

An  dem  jüngeren  Präparate  fand  S.  viele  ein-  und  mehr- 
buchtige  Granulationsräume,  begrenzt  von  den  Resten  der  Knorpel- 
substanz und  einer  dünnen  Schicht  neugebildeter  Knochensubstanz ; 


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i 

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i 


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Knirs,  Fltissigkeitsatrörnuugen  im  lobondeo  Organismus. 


215 


an  dem  älteren  weniger  und  grössere  Räume,  getrennt  durch 
Koochenbalken,  welche  noch  zahlreiche  Reste  von  Knorpelgrundsub- 
stanz einschliessen. 

Aus  der  Verringerung  der  Zahl  der  Granulationsräume  und  aus 
der  unveränderten  Gestalt  der  Knorpelreste  schliesst  S.,  dass  kein 
expansives,  sondern  nur  ein  appositionelles  Knochenwachsthum 
atattfinde. 

Wenn  S.  durch  die  Mitte  des  endochondralen  Knochenkerns 
eines  Röhrenknochens  einen  Längsschnitt  legte,  so  fand  sieb,  dass 
die  Balken  des  periostalen  Knochens,  je  weiter  nach  aussen,  desto 
kürzer  wurden.  Aus  diesem  Umstande  folgt,  dass  sie  nicht  parallel 
der  Oberfläche  des  Knochens  verlaufen,  sondern  sich  unter  einem 
sehr  spitzen  Winkel  mit  derselben  kreuzen.  Wenn  S.  nun  einen 
solchen  Schnitt  mit  einem  ebensolchen  eines  längeren  Exemplars 
desselben  Knochens  verglich,  so  sah  S.  hier  dasselbe  V erhältniss, 
nur  hatten  die  Schichten  an  Zahl  und  an  Länge  zugenommen. 
Wenn  S.  jetzt  von  dem  grösseren  Knochen  eine  Abbildung  machte 
und  in  derselben  Alles  rotb  färbte,  was  gegen  den  Status  quo  des 
kleineren  Präparates  neugebildet  war  und  dieses  in  der  Zeichnung 
durch  Ergänzung  noch  mehrmals  mit  anderen  Farben  wiederholte, 
dann  entsprach  das,  was  thatsächlich  beim  Dickcnwachsthum  appo- 
nirt  wurde,  vollständig  dem  appositionellen  Schema,  wie  es  zuerst 
von  Hävers  beschrieben  wurde.  Wenn  S.  sich  die  solcherart  er- 
haltenen Schichten  um  den  ganzen  Knochen  herum  bezeichnet  vor- 
teilte, erhielt  er  eine  Reihe  von  Hohlcylindcrn,  von  denen  immer 
der  nächste  länger  und  weiter  war,  als  der  vorhergehende  und  den- 
selben einkapselte  (FIavers).  Löwe. 


M-  Knies,  Zur  Lehre  von  den  Flilssigkeitsströraungen  im 
lebenden  Auge  und  in  den  Geweben  überhaupt.  Vibch.  Arcb. 
hXv.  S.  401. 

K.  brachte  1 — 2 Tropfen  Ferrocyankaliumlösung  vorsichtig  in 
den  Glaskörperraura  eines  lebenden  Kaninchens.  Nach  1 — 4 Stunden 
WUrdo  das  Versuchsthier  gotödtet  und  durch  Einlegen  der  sofort 
ails8eschnittonen  Augen  in  Eisenchloridlösung  eino  Ausfüllung  von 
^erHner  Blau  von  denjenigen  Stellen  erreicht,  wohin  das  Blutlaugeo- 
saU  gedrungen  war.  Es  zeigte  sich  als  Hauptbefund,  dass  eine 
h-ittleiste  zwischen  2 Endothelzellenreihen  der  Descemeti  sehen 
^Rtöbran  in  einem  Ringe  continuirlich  um  die  ganze  Cornea  tief 
^ttkelblau  gefärbt  war.  Bei  Meridionalschnitten  ging  dann  eine 
scharfe  Linie  durch  die  eigentliche  Membran  hindurch  in  die  Horn- 
haut über  und  bog  nach  hinten  in  die  Sclera  ab.  Hier  verlief  sio 
1wiacjlen  mittlerem  und  innerem  Drittel  derselben  und  verschwand 
hinter  dem  Aequator  bulbi  allmählich.  Vf.  schliesst,  dass  im  Augen- 


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216  Viirosdt,  8peclr»l»n»!y*en. 

inncrn  eine  allgemeine  Flüssigkeitsströraung  von  hinten  nach  vorne 
besteht,  die  sich  auch  innerhalb  der  Linse  nackweisen  lässt.  Die 
Ernährungsflüssigkeit  für  die  Linse  hat  vorher  den  Glaskörper 
passirt,  entspricht  also  in  ihrer  Strömung  dem  Verlaufe  der  fötalen 
Arteria  hyaloidea;  Träger  derselben  ist  die  Zwischensubstanz.  Die 
Ernährung  der  Cornea  geschieht  von  der  vorderen  Kammer  aus  unter 
Vermittelung  der  Kitt-  und  Intercellularsubstanz.  Das  Kammerwasser 
ist  ein  Gemisch  von  Transsudat  des  Ciliarkörpers  mit  Flüssigkeit, 
die  vorher  schon  sämmtliche  Theile  des  inneren  Auges  durcbströmt 
hat.  Ftir  das  Kammerwasser  besteht  ein  doppelter  Abflussweg: 
einmal  durch  die  Cornea  nach  dem  subconjunctivalen  Gewebe, 
zweitens  vom  FoNTANA’schen  Kaum  aus  durch  die  Substanz  der  Sclera. 
Die  Punction  der  vorderen  Kammer  wirkt  beschleunigend  auf  den 
Stoffwechsel  im  Augeninnern,  in  specie  der  Linse.  Die  Intercellular- 
substanz ist  auch  im  Allgemeinen  als  Träger  der  Ernäbrungsflüssig- 
keit  für  Parenchym-  und  Bindegewebszellen  anzusehen.  Löwe. 


K.  Vierordt,  Physiologische  Spectralanalysen.  (Koruetxaug.) 
Zeitsehr.  f.  Biol.  XI.  S.  187.  (S.  Cb).  1875,  639). 

VI.  Die  Indigoblauschwefelsäure  absorbirt  das  äusserste  Roth 
am  wenigsten,  den  Spectralbfzirk  C66D — C90D  am  stärksten:  78  Mal 
stärker  als  die  Region  A — a.  Von  C^D  sinkt  die  Absorption  wieder 
continuirlich  bis  zum  violetten  Ende  des  Spectrum. 

VII.  Das  Indigoblau  konnte  nicht  in  Form  einer  eigentlichen 
Lösung  angewendet  werden.  Wenn  man  Indigoblau  mit  Eisenvitriol 
und  Kalk  reducirt,  die  so  erhaltene  Lösung  von  Indigoweiss  stark 
verdünnt  und  durch  Stehenlassen  an  der  Luft  sich  wieder  bläuen 
lässt,  so  erhält  man  eine  anscheinend  ganz  klare  blaue  Lösung,  iu 
der  auch  durch  das  Microscop  keine  festen  Partikel  entdeckt  werden 
können.  Nichtsdestoweniger  handelt  es  sich  dabei  doch  nur  um  eine 
Art  feinster  Suspension:  eine  solche  „Lösung“  erscheint  weniger 
intensiv  gefärbt  und  weniger  rein  blau,  als  eine  Lösung  von  Indigo- 
blauschwefelsäure von  gleichem  Gehalt.  Das  Spectrum  zeigt  in  den 
einzelnen  Regionen  nur  sehr  geringe  Unterschiede  der  Lichtab- 
sorption: an  der  Stelle  des  Maximums  (im  Rotb)  ist  die  Absorption 
3 Mal  grösser,  als  an  der  Stelle  des  Minimum.  Die  Unterschiede 
lassen  sich  folgendermaassen  zusammenfassen: 

Indigoblau.  Indigoblau- 
schwefelsäure. 

Maximale  Absorptionsdifferenz  3fach  78fach 

Stelle  geringster  Absorption  im  Blau  im  Roth 

Absorptionsstreifen  2,  das  stärkste  1 in  Orange. 

in  Roth 


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Cbeiortos,  Meta* taten  maligner  Tumoren.  Rayraod.  217 

VIII.  Wenn  man  2 Finger  fest  au  einander  presst  und  die 
Grenzlinie  vor  den  Spalt  des  Spectralapparates  bringt,  so  erhält 
man  die  Hämoglobinstreifen.  Diese  Beobachtung  ist  wohl  schon 
bekannt;  von  Interesse  ist  das  Auftreten  des  Streifen  von  reducirtem 
Hämoglobin,  wenn  man  die  Finger  durch  Kautschuk  ringe  zus&mmen- 
schnürt,  so  dass  die  Circulation  unterbrochen  ist.  E.  Salkowski. 


Creighton,  Anatomical  Research  towards  the  Aetiology  of 

Cancer.  Reports  of  tbe  med.  oftie.  London  1874.  S.  95 

Ausgehend  von  der  Beobachtung,  dass  in  der  Umgebung  se- 
cundärer  Lebergeschwülste  (Carcinome,  Sarcome,  Lymphome)  vielfach 
vacuolenhaltige  Zellen  (Physaliphoren,  ViBCHOw)  Vorkommen,  welche 
Vf.  auf  endogene  Zelienbildung  bezieht,  sucht  er  den  Nachweis  zu 
führen,  dass  zunächst  die  Metastasen  maligner  Tumoren  auf  diesem 
Modus  der  Zellenneubildung  beruhen.  Er  sah  Uebergänge  der  Leber- 
zellen in  solche  vacuolentragende  und  andererseits  Uebergänge  dieser 
zu  Geschwulstzellen.  Bei  einem  Sarcom  beobachtete  er  vielkernige 
Riesenzellen  und  lässt  auch  diese  durch  Verschwinden  resp.  Beiseite- 
rücken des  Leberzellenkernes,  Auftreten  von  Vacuolen  im  Zellinhalte 
und  schliessliche  Umwandlung  der  klaren  Vacuolenflüssigkeit  in  gra- 
nulirtes  Protoplasma  entstehen.  Ferner  kann  fibrilläres  sowie  ade- 
noides Bindegewebe  auf  dem  Wege  endogener  Zellenbildung  hervor- 
gehen. Die  Infection  von  der  primären  Neubildung  aus  und  die 
histologische  Abhängigkeit  der  secundären  Tumoren  von  der  ersteren 
vergleicht  er  die  Einwirkung  der  Spermatozoen  auf  das  Ei,  ohne, 
wenigstens  in  der  vorliegenden  Arbeit,  auf  die  Entwickelung  des 
Stromas  einzugeben.  Schliesslich  theilt  C.  auch  bei  der  Entstehung 
primärer  Geschwülste,  namentlich  der  Mammacarcinome  der  endo- 
genen Zellenbildung  eine  hervorragende  Rolle  zu,  und  glaubt  in  ihr 
das  Moment  sehen  zu  müssen,  das  Waldevkb  u.  A.  gegenüber  der 
einfachen  Hyperplasie  mit  atypisch  zu  bezeichnen  pflegen.  Orawits. 


M.  Raynaud , De  quelques  troubles  de  la  Vision  life  aux  mo- 
difleations  de  la  teraperature.  Arcb.  g4a.  im.  s.  513. 

M.  beobachtete  einen  26jährigen  Glasarbeiter,  welcher  von 
Jugend  auf  in  heissen  Räumen  vor  flammenden  Oefen  gearbeitet 
hatte  und  vor  1%  Jahren  plötzlich  einen  Schwindelanfall  ohne  Verlust 
des  Bewusstseins  bekam,  wonach  eiue  Lähmung  des  rechten  Beins 
zurückblieb.  Diese  besserte  sich  nach  einigen  Tagen.  Einen  Monat 
später  verspürte  er  eine  Abnahme  des  Sehvermögens  namentlich  auf 
dem  linken  Auge,  übrigens  ohne  sonstige  Erscheinungen  uDd  diese 
blieb  nach  anfänglicher  kurzdauernder  Besserung  bestehen  bis  zum 
Eintritt  ins  Hospital.  Hier  constatirte  mau  eine  Schwerfälligkeit 


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218 


Raynadd,  Geaiebtsstörongen  bei  Temperatu rstär ungen 


beim  Ooheti,  aber  keine  Ataxie,  keine  Störung  der  Sensibilität  nach 
irgend  einer  Richtung  hin,  ausserdem  klagte  Pat.  über  Schwere  im 
Kopf  und  öfteres  Schmerzen  desselben,  wobei  die  Röthe  im  Gesicht 
stärker  als  gewöhnlich  hervorzutreten  pflegte,  über  Schwierigkeit 
beim  Harnlassen  und  Abnahme  des  Geschlechtstriebes.  Oie  übrigen 
Organe  functionirten  normal. 

Die  Störung  des  Sehvermögens  trat  in  warmer  Umgebung 
(Zimmer,  Bett)  viel  stärker  hervor  als  in  kalter,  und  als 
Pat.  im  Sommer  ein  Flussbad  nahm,  war  das  Sehver- 
mögen während  desselben  und  noch  V*  Stunde  s'päter 
vollständig  normal,  so  dass  Pat.  von  nun  an  täglich  10—12  Mal 
den  Kopf  in  kaltes  Wasser  tauchte,  immer  mit  demselben  guten 
Erfolg.  R.  giebt  an,  dass  Pat.  vor  einem  kalten  Bade  kaum  No.  6 
der  GRÄFEschen  (?)  Scala  (0,75  mm.),  am  Ende  desselben  aber  sogar 
in  der  dunkleren  Badezelle  noch  No.  2 (0,2  mm.)  lesen  konnte. 
Auch  das  Unterscheidungsvermögen  für  Farben,  welches  in  der 
Wärme  fast  ganz  fehlte,  kehrte  im  kalten  Bade  zurück.  — Die 
Spiegeluntersuchung  ergab  in  der  Wärme  auf  dem  rechten  (besseren) 
Auge  eine  geringe  Hyperämie  der  Papille  und  nicht  constant,  aber 
doch  oft  recht  deutlich  wahrnehmbare  Pulsation  eines  der  Retinalar- 
terienäste, auf  dem  linken  Auge  erscheint  die  Papille  weiss  und  perl- 
mutterartig glänzend,  die  Gefässe  sehr  eng.  In  oder  unmittelbar 
nach  dem  Bade  scheint  die  rechte  Papille  weniger  blutreich,  die 
Arterien  enger  und  nicht  pulsirend,  auf  dem  linken  wird  die  Papille 
weniger  weiss  und  glänzend,  mehr  rosig  gefärbt  wahrgonommen.  In 
der  Wärme  sieht  das  linke  Auge  in  14  cm.  Entfernung  mit  -+■  10 
No.  4 („Gräfe“),  mit  + 8 No.  3 und  mit  + 6 No.  2.  — Die  Verän- 
derung des  Sehvermögens  und  Augenhintergrundes  unter  dem  Ein- 
fluss der  Kälte  und  Wärme  (welche  auch  von  Galezowski  constatirt  • 
wurde),  zeigten  sich  auch,  als  Pat.  an  Scharlach  erkrankte. 

Nach  verschiedenen  vergeblichen  therapeutischen  Versuchen 
besserte  sich  endlich  der  Gesichtssinn  und  das  ganze  Befinden  des 
Pat.  unter  dem  Gebrauch  von  Schwefelbädern.  Die  starke  Röthe 
des  Gesichts  machte  der  normalen  Färbung  Platz  und  die  Spiegcl- 
untersuchung  ergab  eine  stärkere  Färbung  der  linken  Papille,  welche 
jedoch  noch  nicht  so  stark  gefärbt  ist,  wie  die  normal  aussehende 
rechte. 

Der  Verdacht  auf  Simulation  ist  nach  R.  vollständig  ausge- 
schlossen. Er  vermuthet,  dass  es  sich  um  eine  beginnende  insel- 
förmigo  Sclerose  der  Centralorgane  mit  beginnender  Atrophie 
der  Sehnerven  handle.  Bei  Contraction  der  Hautgefässe  unter  dem 
Einfluss  der  Kälte  trat  eine  Hyperämie  der  Retinalgefässa  und  um- 
gekehrt bei  Erweiterung  jener,  wie  namentlich  beim  Scharlach,  eine 
Verengerung  dieser  ein.  Senator. 


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Dmaos  & Babi£,  Atrophie.  8tiu.*k;  Kiismi.  Peritonitis  and  lisucli empyum  219 

Desnos  et  E.  Barie,  Note  sur  un  cas  d'atrophie  generale  du 
memhre  droit  eonsC'cntiv©  ä un  trnunmtisnie.  Progr.  mdd.  187&. 
No.  40. 

Ein  vorher  gesunder  Mann  hatte  durch  ein  Wagenrad,  welches 
über  den  rechten  Fussriicken  gegangen  war,  eine  starke  Contusion 
dieser  Gegend  erlitten.  Obgleich  hinkend,  konnte  er  doch  schon 
wenige  Tage  nachher  seinen  Geschäften  wieder  nachgehen.  Nach 
Verlauf  von  15  Monaten  bemerkte  er,  dass  sein  ganzes  rechtes  Bein 
magerer  und  kürzer  wurde,  als  das  linke  und  dass  der  Umfang  der 
rechten  Wade  und  des  rechten  Oberschenkels  (namentlich  die  Mus- 
colatur  der  Hinterseite)  beträchtlich  gegen  links  vermindert  war.  Die 
rechte  Hinterbacke  war  deutlich  flacher,  als  die  linke.  Das  rechte 
Bein  ermüdete  schneller  beim  Gehen:  sonst  zeigte  der  Gang,  abge- 
sehen vom  Hinken,  nichts  Besonderes.  Sensibilitätsstörungen  fehlten. 

Die  Beugungen  der  Zehen  und  des  Knies  rechts  waren  zeit- 
weilig schmerzhaft,  ebenso  Ad-  oder  Abductionsbewegungen  der 
Oberschenkel.  Am  Fnssrücken  war  Krankhaftes  nicht  weiter  zu 
bemerken.  Am  Fuss  und  dem  unteren  Drittel  der  Wade  hatte  der 
Kranke  oft  ein  Gefühl  von  Kälte  und  Kriebeln;  während  an  Haaren 
und  Nägeln  nichts  Besonderes  zu  bemerken  war,  erschien  die  Haut 
um  die  Wade  vielleicht  etwas  glatter;  die  electrische  Erregbarkeit, 
besonders  der  an  der  Hinterseite  des  rechten  Oberschenkels  gelegenen 
Muskeln,  war  etwas  vermindert. 

Hautäste  des  Nv.  ischiadicus  hatten  hier  eine  schwere  Ver- 
letzung erlitten:  der  sich  entwickelnde  chronisch  entzündliche  Process 
batte  sich  nach  oben  zu  fortgesetzt  und  eine  Veränderung  des 
Nervenkerns  des  Nv.  ischiadicus  in  der  grauen  Rückenmarkssubstanz 
bewirkt.  Die  motorischen  Nerven  selbst  waren  dann  nach  den 
Autoren,  welche  vorwiegend  Vulpjan  folgen,  als  die  Leiter  trophischer 
Einflüsse  auf  die  Muskeln  in  Mitleidenschaft  gezogen  und  hatten  die 
atrophischen  Zustände  hervorgerufen.  Als  beachtenswert!»  wird  das 
Fehlen  von  Hautentzündungen  hervorgehoben,  ganz  besonders  aber 
die  sich  auch  auf  das  Knochengerüst  beziehende  Atrophie. 

Bernhardt. 


B.  Stiller,  Ueber  chronische  Peritonitis.  Deutsch.  Areh.  f.  kiiu. 
Med.  XVI.  8.  407. 

F.  F.  Kaiser,  Ueber  die  operative  Behandlung  der  Baueh- 

empyeme.  Ebenda  XVII.  8.  74.  u.  Din.  Freiburg.  1875. 

Als  Beweis  dafür,  dass  chronische  allgemeine  Peritonitiden, 
welche  weder  auf  dyscrasischer  Grundlage  beruhen,  noch  sich  aus 
einer  acuten  diffusen  Bauchfellentzündung  entwickeln,  zur  Beobach- 
tung gelangen,  führt  St.  folgenden  Fall  an,  bei  dem  freilich  die 
Entzündung  des  Bauchfells  nur  ein  secundärer  Process  war,  fortge- 


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220 


Caspait,  syphilitisch«  Reinfection. 


leitet  von  der  Pleura  mittels  des  Zwerchfells:  Ein  18jähriger  junger 
Mann  wurde  mit  einem  schon  in  der  Aufsaugung  begriffenen  rechts- 
seitigen pleuritischen  Exsudat  in  das  Spital  aufgenommen.  Er  war 
fieberfrei  und  wurde  nach  einigen  Woeben  bedeutend  gebessert  ent- 
lassen. Kurze  Zeit  darauf  stellte  er  sich  wieder  ein  mit  erneuten 
Schmerzen,  diffusem  Bronchialkatarrh  und  massigem  Fieber,  nur  ein 
Mal  stieg  die  Temperatur  am  Abend  auf  39,5,  um  am  anderen 
Morgen  auf  die  Norm  herabzusinken  und  fortwährend  normal  zu 
bleiben.  Bald  nach  Aufhören  des  Fiebers  klagte  Pat.  über  heftige 
Schmerzen  im  rechten  Epigastriura ; die  Schmerzen  breiten  sich  all- 
mählich weiter  aus,  so  dass  in  kurzer  Zeit  der  ganze  Bauch  auf 
Druck  empfindlich  ist.  Deutliche  Fluctuationen,  gedämpfter  Per- 
cussionsschall vervollständigten  das  Bild.  Die  Erscheinungen  lassen 
allmählich  nach  und  nach  Verlauf  einiger  Woeben  verlässt  der 
Kranke  geheilt  die  Austait.  Auch  das  pleuritische  Exsudat  war 
während  der  Zeit  völlig  geschwunden. 

K.  empfiehlt  auf  Grund  einer  ausführlich  mitgetheilten  Beob- 
achtung die  Punction  der  Bauchwand  bei  diffuser  (oder  auch  par- 
tieller) eitriger  Peritonitis.  Die  von  ihm  aus  der  Literatur  zusam- 
mengesteliten  Erfahrungen  über  die  operative  Behandlung  der 
Baucbempyeme  lauten  ebenfalls  fast  durchgängig  günstig.  Als  Indi- 
cation  zur  Operation  gelten:  1)  Drohende  Erstickungsgefahr,  hoch- 

gradige Dyspnoe;  2)  das  Empyema  necessitatis  (in  den  meisten 
Fällen  Hervorwölbung  des  Nabels);  3)  zögernde  Resorption  nach 
Ablauf  des  acuten  Stadiums.  Zur  vollständigen  Entleeruug  des 
Eiters  genügt  die  einfache  Punction  nicht;  man  mache  daher  eine 
genügend  grosse  Oeffnung  mittels  des  Messers,  halte  die  Oeffnung 
bis  zum  vollständigen  Versiegen  der  Eiterung  offen  (Einlegen  von 
Draiuagerohren)  und  spritze  die  Höhle  bei  länger  dauernder  Eiterung 
oder  bei  Zersetzung  des  Eiters  durch  reizende  Mittel  aus.  Am 
besten  hat  sich  die  Jodkaliumlösung  bewährt  (vgl.  Cbl.  1875,  512) 

L.  Rosentbel. 


J.  Caspary,  Ueber  syphilitische  Reinfection.  Deutsch«  mediein. 

Woclienschr.  1876.  No.  7. 

Veranlasst  durch  die  Mittheilung  Gascoyen's  (s.  Cbl.  1875, 
No.  17)  führt  C.  drei  eigene  Erfahrungen  über  syphilitische  Rein- 
fection an: 

1)  Ein  aus  phthisischer  Familie  stammender  Mann  „hatte  nach 
mehrjährigen  Leiden  an  Syphilis,  u.  A.  schwerer  Iritis,  1867  in 
Aachen  eine  vielwöcbontliche  Cur  durchgemacht  und  war  seither  frei 
von  Lues“.  Im  Jahre  1869  beobachtete  C.  bei  demselben  ein  indu- 
rirtes  Geschwür,  dem  sich  bald  Leistendrüseninfiltrationen,  Adcnitis 


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Macdoiuld.  Mim*.  221 

univemlis,  maculöses  Syphilid  anachlosson.  Die  Erscheinungen  bildeten 
sieb  nach  20  Subiiroatinjeetionen  zurück. 

2)  Ein  40jähriger  Mann  hatte  vor  13  Jahren  einen  barten 
Schanker  acquirirt,  dem  Ulcerationen  im  Schlunde,  Condylome  am 
Anus,  Hautausschläge  folgten.  Nach  2 Inunctionscuren  blieb  er  frei, 
heirathete,  hatte  gesunde  Kinder.  1875  fand  Vf.  eine  Sclerose,  der 
papulöse  Eruptionen,  Drüseninfiltrationen,  Erosionen  der  Tonsillen 
folgten.  Nach  15  Einreibungen  Heilung. 

3)  Ein  sehr  kräftiger  Mann  consultirte  Vf.  im  Sommer  1871 
wegen  eines  indurirten  Ulcus,  Drüseninfiltrationen,  maculo-papulösen 
Exanthems.  Diese  Erscheinungen  schwanden  unter  Schmier-  und 
Schwitzcuren.  Im  August  *1875  sah  ihn  Vf.  wieder  und  fand  ein 
heilendes  indurirtes  Geschwür,  Drüseninfiltrationen,  maculo-papulösen 
Ausschlag,  Erosionen  am  weichen  Gaumen.  Pat.  will  nach  einem 
Anfangs  Mai  1875  vollzogenen  Beischlaf  ein  Geschwür  bemerkt 
haben,  Ende  Juli  seien  herumziehende  Gelenkschmerzen,  am  3.  August 
der  Ausschlag  aufgetreten. 

Aus  der  vorhandenen  Casuistik  will  Vf.  diejenigen  Fälle  aus- 
schliessen,  in  welchen  als  Symptom  der  Reinfection  nur  eiu  indu- 
rirtes Geschwür  und  benachbarte  Drüsenschwellungen  angeführt 
werden.  Es  müssen  noch  weitere  unzweifelhafte  Folgeerscheinungen, 
wie  Adenitis  universalis  oder  Exantheme  hinzu  kommen,  um  die 
Diagnose  der  Reinfection  zu  sichern.  O.  Simon. 


i.  D.  Macdonald,  On  the  Anatomy  of  tke  border  of  tlie 
posterior  elastic  lamina  of  the  Cornea,  in  relation  to  the 
fibrous  tissue  of  the  Ligamentum  Iridis  pectinatnm.  Quarteriy 

Journ.  of  micr.  sc.  1876.  8.  226. 

Im  Ange  des  Schafe«  lässt  es  sich  deutlich  naebweisen,  dass  die  Pfeiler  des 
Iriigewebes,  welche  sieb  am  Corneafalz  iuseriren , die  Lamina  elastica  posterior 
durchbohren  und  an  ihrer  vorderen  Oberfiäche  einen  wunderschönen  fibrösen  Plexns 
bilden.  Die  Lamina  elastica  posterior  schickt  ihrerseits  Fortsätze  ihrer  8ub*tanz 
»ui,  welche  die  am  Cornealfalz  sich  inserirendeu  Irispfeiler  scheidenartig  umgeben. 
Durch  diese  Anordnnng  wird  die  Grenzzone  der  Lumina  elastica  posterior  (Membrana 
Bescemetii)  an  die  Grnndsubstanz  der  Cornea  gleichsam  angenagelt.  M.  meint, 
dass  diese  Befestigung  wesentlich  dazu  beitrage,  Ablösungen  der  DascsücT'schen 
Membran  vod  der  hinteren  Corneafläcbe  zn  verbitten.  (Die  Bemerkungen  von 
Iwtzorr  k Rollbtt  [Cbl.  1869,  870]  scheinen  M.  nicht  bekanut  gewesen  zn  sein). 

Bol)  (Rom). 

J.  Munk,  Ueber  die  chemische  Zusammensetzung  der  Echino- 

coecenfliissigkeit.  Viacnow's  Arcb.  LXIII.  S.  560. 

Die  untersuchte  Echinococcenflüssigkeit  war  farblos,  leicht  opalisirend,  von 
zentraler  Reaction,  1012  spec.  Gew.  8ie  enthielt  98,426  Wasser  und  1,574  pCt 
festen  Rückstand  nnd  «war  0,968  Ascbe,  0,606  organische  Sabatanz.  Der  Gehalt 
an  Zucker  betrug  0,06  pCt.,  Glycogen  war  nicht  nachweisbar.  Von  organischen 
Bsstaadtbeilen  fand  sieb  ausserdem  noch  Harnstoff,  Kreatin  nnd  mit  Wahracheiu- 


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222 


Iikcnzup.  Köziu.  AirazciiT.  Niedfn;  Hivinoton. 


lichkeit  Beruzteiusäure.  Oie  Aacbe  bestand  vorwiegend  aas  Cbiornatriam,  nar 
sehr  geringer  Menge  war  Pbosphorsäure  vertreten.  E.  Szlkow.kL 


J.  Ilechump,  Des  microcymas  et  de  leurs  fonetious  aux 
difftrents  äges  d’un  intime  etre.  Compt.  rend.  lxxxi.  8.  226. 

Aus  Muskelfleisch  erhält  man  nach  H.  Microzyroon  dnrcb  Oigeriren  mit 
Wasser  und  Salzsäure  von  1 p.  M.  Der  dabei  bleibende  Rückstand,  mit  Wasser 
gewaschen,  wirkt  sacbarisireud  auf  Stärke  nnd  enthält  freie  und  zusammenhängende 
Microzymen.  — Digerirt  man  Gewebe  des  erwachsenen  Tbieres,  unmittelbar  nach 
dem  Tode  eutuommeu,  mit  Stärkemehl  bei  30— 40“,  so  tritt  Zuckerbiidung  ein 
— mit  Rohrzucker  Bildung  von  Invertzucker,  — das  Gehirn  äussert  nur  sehr 
schwache  Wirkung.  Der  Rohrzucker  geht  mitunter  in  schleunige  Gährung  über. 
Anders  beim  Fötus.  Die  Organe  desselben  wirken  äusserst  schwach  aut  Stärke, 
dagegen  besser  auf  Rohrzucker;  das  Gehirn  zeigt  eiue  Ausnahme;  es  ist  beim  Fötus 
wirksamer,  wie  beim  Erwachsenen  E.  Szlkow.kL 


J.  König,  Zur  Frage  der  Substitution  des  Kalkes  in  den 
Knochen.  Zeitschr.  f.  Biol.  XI.  s.  306. 

K.  hält  seine  Angaben  gegenüber  den  Entwürfen  Wkiskb's  in  Betreff  des 
Nachweises  von  Stroutian  in  den  Knochen  seiner  Versucbsthiere  fest.  E.  ftalkowtk! 

K.  Aufrecht,  Die  gemeine  Lungenentzündung  und  die  BuhPsche 
Desquamativ- Pneumonie.  Deutsche  Zeitschrift  für  pract.  Medic.  1676 
No.  44  u.  45. 

Abweichend  von  Buhl  (Cbl.  1873,  358)  erkennt  A.  allen  Arten  der  Lungen 
entzündung  nur  dessen  erste,  wesentlich  von  den  Alveolarepitbelien  ausgehende 
Entatebungsweise  zu  und  belegt  sie  seinerseits  mit  dem  Namen  der  parenchymatösen. 
Nach  A.  beginnt  die  genuine  Pneumonie  mit  Wacheruug  und  Desquamation  der 
Kpitbelien,  dazu  kommt  die  seröse  Traussudatiou  und  die  Hyperämie,  welche  das 
Stadium  der  Auscboppuug  characterisirt.  Hiermit  ist  die  parenchymatöse  Eutzün- 
dung  auf  der  Acme  angelangt,  das  Stadium  der  rotben  Hepatisation  ist  nichts  ab 
eine  Hämorrbagie,  bervorgebraebt  durch  die  Eutblössung  der  Lungeneapillareu  von 
dem  Alveolarepithel,  sie  kann  eintreten  und  kann  fehlen,  in  dem  ersteu  Falle 
werden  die  rotheu  Blutkürpercheu  durch  die  nun  folgende  Auswauderuug  farbloser 
Blutkörperchen  verdrängt,  war  die  intermediäre  Hämorrbagie  nicht  eingetretou,  so 
schliesst  sich  das  Stadium  der  Exsudatiou  unmittelbar  au  das  Engonement  an.  Das 
Eude  dieser  „exsudativen  Entzündung"  mag  wohl  durch  die  Krise  genau  begrenzt 
seiu.  Eiue  desquamative  Pueumouie  als  einen  för  sich  bestehenden,  von  der  ge- 
nuinen Pneumonie  unterschiedenen  und  wohl  cbaracterisirteu  Kraukheitsproces* 
erkennt  A.  nicht  an,  genuine,  asthenische  und  desquamative  Pneumonie  sind  nach 
ihm  anatomisch  gleiche  Processe,  nur  ihre  Verlaufsweise  ist  eine  verschiedene  uud 
demgemäss  auch  ihre  Ausgänge.  Qrawitz. 

Moden , Ein  Fall  von  retrobulbärem  Aneurysma  mit  starkem 
Exophthalmus.  K!iu.  Monatzlil.  f.  Augetiheilk.  1875.  8.  38. 

W.  fiivington,  Puisating  tumor  of  the  eye.  m cd.  Times  and 

Gaz.  1875.  No.  1296. 

Nachdem  eine  Comprcssion  die  Carotis  sinistra  während  10  Wochen  8 — 10 
Btnnden  lang  des  Tage«  keinen  Erfolg  bewirkt  hatte,  wurde  in  N.’s  Fall  durch  die 
Uuterbiudung  der  linken  Carotis  bedeutende  Besserung  erzielt;  16  Woeben  nach 
der  Unterbindung  zeigte  der  linke  Bulbus  eine  Prominens  von  1*'~1V*"'»  die  Pul* 
sation  nnd  das  Schwirren  in  der  betreffenden  Orbita  war  bi«  anf  ein  leicht  sausende« 
Geräusch  vollständig  tum  8tillftaud  gekommen,  die  Beweglichkeit  nach  ausson  und 


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Mo  Mcns.  Rosknbach.  Hbnkat.  Stzwabt. 


223 


oben  Doch  nicht  vollkommen  wiederhergestellt.  Das  Sehvermögen  hatte  niemals 
Störungen  gezeigt;  der  Exophthalmus  war  24  Standen,  nachdem  durch  ein  sich  los- 
lösendes  Kohlenstück  der  Scliüdel  schwur  getroffen  war,  beobachtet  worden. 

In  R.'s  Fall  hatte  die  Unterbindung  der  linken  Carotis  den  Erfolg,  dass  von 
einer  pulsirendcu  Geschwulst  in  der  linken  Augenhöhle  nur  ein  leichtes  Gerliusch 
surnckblieb;  die  Cornea  zeigte  aber  eiuige  Tage  nach  der  Unterbindung  Gescbwürs- 
bildnng.  Die  Atfectiuu  war  6 Wochen  nach  einer  Basisfractur  aufgetreten. 

Michel  (Erlangen). 

Ch.  A.  Mac  Munn , Cast*  of  cerebral  rheuiuatisme,  purpura, 
intense  * neuralgia,  accompanied  by  incrcase  of  teuiperalure 
during  the  paroxysmus,  treated  by  chloral  aud  bromide  of 

potassiam.  Dublin  Journ.  1876.  October.  S.  299. 

Ein  zarter  lOjähriger  Knabe  bekam  unter  Fiobererscheinungen  Purpuraflecke 
auf  Brost,  Bauch,  Hand-  uud  Kussgelunken  und  hatte  einen  schwach  eiweisshaltigen, 
ao  Braten  reichen  Harn  von  1,031  spec.  Gew.  Am  6.  Krankheitstage  stieg  die 
Temperatur  auf  101  — 102  F.,  Puls  auf  160 — 170  und  furibuude  Delirien  brachen  ans 
abwechselnd  mit  Coma.  Gleichzeitig  schwollen  Kniee,  Hand-  und  Fussgelenke 
schmerzhaft  an.  ln  den  folgenden  Tagen  schwankte  die  Temperatur  zwischen  09,6 
uud  104,6«  die  Cerebralerscheinungen  und  Gelenkatfectioneu  Hessen  nach,  der  Knabe 
erholte  sich  jedoch  trotz  aller  Pflege  sehr  wenig  Nach  läugerer  Zeit  wurde  eine 
Andeutung  von  Chorea  an  ihm  wabrgenommen.  Am  Herzen  bestand  eine  Zeit  lang 
ein  systolisches  Geräusch  au  der  Spitze.  Senator. 

0.  Roseubach,  Ueber  eine  ueue  Art  von  grasgrünem  Sputum. 

Berlin,  klin.  Wocheuacbr.  1876.  No-  48. 

Der  Auawurf  eiuea  Asthmatikers  oabni  nach  24etüudigem  Stoben  eine 
{raagrüne  Farbe  au,  die  durch  Entwicklung  grün  gefärbter  Sporen  und  Sporeu- 
haufen  bedingt  war.  Säuren,  Aether  uud  Alcobol  wareu  ohne  Einfluss,  während 
Kalilauge  aie  intensiver  hervortreten  liess.  Einige  Tropfen  des  grüneu  Sputums 
einem  anderen  Auawurf  biuzugefügt,  Hessen  auch  in  diesem  nach  einiger  Zeit  ein 
graues  Colorit  zum  Vorschein  kommen.  Auch  auf  Milcb  Hessen  sich  die  Sporen 
übertragen  und  fortzüchten.  Eichhurst. 

H.  Heurat,  Diabfete;  tuiueur  sur  le  trajet  du  pneumogastrique. 

Gzz  hebdom.  1875.  No.  35. 

Eio  bis  zum  Beginn  seiner  letzten,  2 Jahre  dauerndeu  Krankheit  gosuuder, 
hereditär  io  keiner  Weise  prädispouirter  Mauu  wurde  ohne  nachweisbare  Ursache 
diabetisch  und  starb  nach  2 Jahren.  Das  Hauptergebnis*  der  Obductiou  war  die 
Auffiudung  eines  baselnussgrossen  Tumors  am  rechteu  Nv.  vagus,  da  wo  er  den 
Hilos  der  Lunge  kreuzt.  Seine  Oberfläche  war  böckrig,  umgeben  war  er  von 
einer  barten  Schale,  welche  saudige  Grauulatiouen  uud  etwas  käsiges  Material  eiu- 
tchloas.  Der  Nervenstamm  verlor  sich  vollkommen  in  dieser  Oberfläche,  er  verliess 
die  Geschwulst  mit  geschmälertem  Volumen:  erst  einige  Centimeter  weiter  abwärts 
wurde  dasselbe  wieder  normal.  Genauere  histologische  Untersuchungen  der  Ge- 
schwulst und  des  Nerveu  fehlen.  Bernhardt. 

T.  Grainger  Stewart,  Note  of  a new  form  of  pseudoparaplegia. 

The  Lnncet.  1876.  II.  No.  12. 

Die  einzelneu  Symptome  des  nach  Vf.  neuen“  und  von  ibm  bei  einem 
35jährigen  Menu  beobachteten  Leidens  bestandeu  in  eiuer  ungewöhnlichen  Erreg- 
barkeit der  motorischen  Gebilde  der  Uuterextremitäten  bei  völliger  Integrität  der 
sensiblen  Sphäre.  Die  freien  willkürlichen  Bewegungen  wurden  verhindert  durch 
gleich  starke  Cootractioueu  der  Antagonisteu  uud  durch  gewaltsame  Contractioneu 


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224 


WiRTfiR.  Hkdlbr.  Lanckbbadx. 


aller  UDterextremitäteumuskeln  bei  selbst  leichter  peripherer  Reizung.  Vf. 
eine  chronische  Entzündung  der  Vorderseitenstr&uge  dos  Rückenmarks  annehmen 
an  dürfen.  Die  Conturen  beider  Papillen,  vorwiegend  des  rechten  Auges,  waren 
etwas  undeutlich  und  verwischt,  das  Caliber  der  Retinalgefässe  verringert  (Cbl. 
1874,  12).  Bernhardt. 


Winter,  Ein  Fall  von  Neubildung  im  kleinen  Gehirn.  Berlin. 

k 1 in  Wocheuscbr.  1876.  No.  37. 

Ein  24jäbriger  früher  gesunder  Kürassier  (nnr  im  18.  Lebensjahre  wollte  er 
4 epileptische  Anfälle  überstanden  haben)  wnrde  wogen  periodisch-  auftretender 
Schmerzen  im  Nacken  und  Hinterkopf  ins  Larareth  aufgenommen.  Er  erbrach 
während  seines  dortigen  Aufenthalts  mehrere  Mal,  schrie  auch  zeitweilig  während 
des  Schlafes  laut  auf  Eines  Morgens  wurde  er  todt  in  seinem  Bette  gefunden. 
Die  Section  erwies  eine  cystische  Geschwulst  ausgebend  von  der  Pia  mater,  welche 
suerst  die  rechte  Hälfte  des  Kleinhirns  erweicht  nnd  zerstört,  danach  sich  nach  der 
Med.  oblongata  fortgepflanzt,  sie  zur  Seite  geschoben  nnd  zur  Atrophie  gebracht 
hatte.  Trotz  dieses  Befundes  nnd  des  Vorhandenseins  eines  bedeutenden  Hydrops 
sämmtücber  Ventrikel  waren  während  des  Lebens  absolut  keine  anderen,  als  die 
oben  erwähnten  Erscheinungen  zu  eruiren  gewesen,  ein  vorher  bei  Vorhandensein 
von  Kleinhirntumoren  kaum  je  beobachtetes  Verhalten.  Bernhardt. 


H edler,  Ein  Fall  von  Atropin-Intoxication.  Borl.  klin.  Wocbenschr. 
1875.  No.  34. 

Ein  1 '•ijiüirigO!  Kind  trank  eine  nicht  näher  aiizngebende  Menge  von  Atiopin- 
lösung  (jedenfalls  weniger  als  0,03  Atrop.  sulpli ).  Erst  nach  4 Stunden  traten  die 
ersten  Vergiftungssymptome  ein,  bestehend  in  leichten  Zuckungen  der  Extremitäten, 
beschleunigter  Pulsation  und  Respiration  nnd  Schlingbeschwerden.  Trotz  des  inner- 
lichen Verbrauchs  von  0,01  Morph,  in  4 Tbeilgabeu  steigerten  sieb  die  Erschei- 
nungen rasch  zu  bedrohlicher  Hübo.  Die  Anfangs  seltenen  und  schwachen 
Zuckungen  gingen  in  heftige  klonische  und  tonische  Krämpfe  über,  der  Puls  wurde 
unzählbar  and  Halluciuationon  traten  ein.  Jetzt  wurde  2 Mal  bald  nach  einander 
jo  0,005  gm.  Morph,  subcotan  injicirt  Der  Erfolg  war  ein  eclatantcr;  das  Kind 
verüel  bald  bis  zum  nächsten  Morgen  in  Schlaf  und  befand  sich  nach  2 Tagen,  in 
denen  sielt  noch  leiohte  Zeichen  der  Atropinvergiftung  äusserten,  in  normalem 
Znstaud.  Das  Morphium  hatte  keinerlei  Schaden  gestiftet.  — Dio  Pupillen  waren 
während  der  ganzen  Vergiftung  nur  mUtelweit,  im  Einklang  damit,  dass  bei  kleinen 
Kindern  eine  vollständige  Erweiterung  durch  Atropin  nicht  zu  erzielen  ist. 

Schiffer. 

E.  Laucereaux,  Note  sur  l’intoxication  saturuine  determinoe 
par  la  fabrication  du  cordon-briquet  ou  nKtahe-briquet.  Am.. 

d’byg.  publ.  1875.  8.  339. 

L.  behandelte  eine  au  Kolik  und  anderen  Erscheinungen  chronischer  Bleiver- 
giftung leidende  Frau,  welche  bei  eiuem  Posameutier  bei  der  Aufertiguug  der 
bräunlich  gelbeu  Feuerschnüre  oder  Lunten  für  Tascbenfeuerzeuge  beschäftigt  war. 
Wie  sieb  herausstellte,  wird  die  zu  solchen  benutzte  Wolle  des  gleichmässigeren 
Brennens  wegen  mit  chromsaurem  Blei  behandelt,  und  so  bietet  diese  Industrie  eine 
bisher  übersehene  Quelle  von  Bleivergiftung.  W.  Sander. 


Binsendungeo  für  das  Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Kraasniekstrasse  24.  und  Professor  Rosenthal,  Briangen,  oder  (unter  R risch  lasst  an 
die  Verlagshandlnng,  Berlin  (N.-We).  unter  den  Linden  68.  adressiren 


Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  in  Berlin. 


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i *•  i>- k / -% 


Wöchentlich  erscheinen  J» ■■  ■ JLJl  Prel*  de«  Jahrganges 

I—  1 Bogen  ;am  Schlüsse  I^AV1|  I Ol  ^ II  **  Mark.:  tu  beziehen 

de«  Jahrgang* Titel. Na-  CwlKf  Jl%V  wtl  durch  alle Huchhandlon- 

men  und  Sachregister.  gen  und  Poetanstalten. 

für  die 

m<Mli(‘inisclteii  Wissenschaften. 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  Dr.  H.  Senator, 

Profcaaor  ln  Erlangen.  Profeeeor  in  Berlin. 


1876. 


*5.  fflUii-z.  No.  13. 


■ nhalli  Nagel  & Hkimann,  pathologisches  Circulationsphänomen  der  Horn- 
haut (Orig.  Mitth.).  — Lombboso,  giftige  8toffe  aus  verdorbenem  Mais  (Orig.- 
Mitth).  — 

Volkhahn,  Mechanik  der  Bippetibewegung.  — Eri.kb,  Kohlensäureabgabe 
und  Körperwärme.  — H r s i)  s pkll,  Uriimie  und  Körpertemperatur.  — Zaifal, 
Racbenmöudung  der  Tuba.  — StbCmpkll,  Nährwertli  der  Leguminosen.  — 
Cbahcot  & Oombaült,  progressive  Muskelatrophie.  — D oh  bi  ho;  Hutchih- 
loit,  Prurigo  biemaiis.  — 

Hbvnold,  Histologie  des  Nagels.  — Likrkrmasn,  Paralbumin.  — Fkeihk, 
Bestimmung  des  Sauerstoffs  im  Harn.  — Tillaux,  Fibrom  des  Steissbeins.  — 
Landolt,  hysterische  Amblyopie.  — Williams,  Verhalten  der  Temperatur  bei 
Lungenschwindsucht.  — Faktum,  Anomalie  der  Gallengäuge.  — Riskb,  Hervor- 
rnfnng  epileptischer  Anfälle.  — Bahi£,  Sarcom  im  Gehirn,  Cysto  de»  breiten 
Mutterbandes.  — Lahor,  Mineralbäder  des  Kaukasus. 


Ein  pathologisches  Circulationsphänomeu  in  der  Hornhaut. 

Vou  Prof.  A.  Nagel  und  Dr.  Heimnuii. 

ln  der  Tübinger  Augenklinik  kamen  in  letzter  Zeit  kurz  hinter- 
einander 2 Fälle  eines  eigentümlichen  Circulationspbünomens  in  der 
Hornhaut  zur  Beobachtung,  wie  solches  unseres  Wissens  noch  nicht 
bekannt  ist.  Da  die  Anatomie  der  Ilornha  it  so  viele  Forscher  ver- 
schiedener Richtungen  beschäftigt,  erlauben  wir  uns,  eine  kurze 
Mittheilung  an  dieser  Stelle  zu  geben,  Genaueres  uus  für  ein  oph- 
tbalmologisches  Journal  vorbehaltend. 

In  der  im  Uebrigeo  durchsichtigen  Hornhaut  wurde  zeitweise 
an  einer  bestimmten  Stelle  — in  beiden  Fällen  in  der  Nähe  des 
unteren  Randes  — ein  Blutfleck  sichtbar,  dessen  Form  und  Grösse 
vielfach  wechselte  bis  zum  völligen  Verschwiuden.  Von  wirklichem 
Blutextravasat,  das  in  der  Cornea,  von  Fällen  mit  Gefässncubildung 
abgesehen,  sehr  selten  vorkommt,  wurde  im  November  v.  J.  ein 
Beispiel  beobachtet,  wo  in  der  Heilungsperiode  . nach  eiuer  Nach- 
staat Operation  sich  am  äusseren  Rande  der  Hornhaut  in  den  tieferen 
Schichten  ein  interlamcllärer  halbmondförmiger  Bluterguss  bildete, 
XIV.  Jahrgang.  1( 


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226  Naoel  & Hkiminn,  pEtholoeiAches  CircuUtionspliänomen  der  Horuhant. 


welcher  Monate  lang  in  fast  unverändertem  Zustande  verharrte.  Ganz 
anders  verhielt  sieh  der  Blutflecken  in  den  beiden  sogleich  zu  erwäh- 
nenden Fällen.  Bei  genauerer  Betrachtung,  mit  der  Loupc  und  mit 
dem  Corncalmicroseop,  liess  sich  der  in  duu  tiefsten  Schichten  nahe 
der  hinteren  Waud  der  Hornhaut  gelegene  rothe  Fleck  in  ein  System 
von  blutführenden  Canälen  auflösen,  welcly,  dicht  gedrängt  und  von 
gleickmä8siger  Stärke,  einen  im  Ganzen  radialen  Verlauf,  wenig 
Krümmungen  und  Anastoniosen  zeigten.  Der  Blutfleck  erstreckte 
sich  meistens  bis  an  den  Sclcralrand,  ohne  dass  jedoch  eine  Verbin- 
dung mit  den  Geffissen  der  Conjunctiva  sichtbar  war,  die  Zufluss- 
quelle musste  in  der  Tiefe  liegen.  Bisweilen  jedoch  sab  man  den 
Flecken  inselförmig,  vom  Scleralrande  durch  einen  1 — 2 mm.  breiten, 
soweit  mit  blossem  Auge  zu  erkunneu  war,  gelässloscn  Zwischenraum 
geschieden.  Der  Wechsel  in  der  Gestalt  und  Grösse  des  rothen 
Fleckens  ging  zuweilen  unter  uusereu  Augen  in  Minuten,  ja  in  Se- 
cundcn  vor  sich.  Die  zur  Untersuchung  erforderlichen  Manipula- 
tionen, die  Bewegungen  des  Kopfes  und  das  Offenhalten  der  Lider 
schienen  das  Verschwinden  zu  befördern.  War  der  Flecken  ver- 
schwunden, so  war  die  Stelle  vollkommen  klar,  von  üefässen  oder 
Canälen  keine  Spur  zu  entdecken. 

Der  erste  der  beiden  Fälle  betraf  einen  60jährigen  decrepiden, 
an  chronischem  Bronchialkatarrh  mit  reichlicher  Secretion  leidenden 
Tagelöhner,  welchem  als  Vorbereitung  zu  künftiger  Extraction  der 
zur  Zeit  noch  nicht  reifen  Cataraete  in  beiden  Augen  eine  Irideetomie 
uach  oben  gemacht  worden  war.  Auf  die  ganz  normale  Operation 

folgte  in  beiden  Augen  Lidödem,  Chemosis,  starke  schleimig-seröse 

Secretion  der  Conjunctiva  bei  schwach  getrübter  Cornea.  Wahrend 
unter  Gebrauch  von  Wein  und  Cbinincollyrion  diese  nach  einfacher 
Irideetomie  ganz  ungewöhnlichen  Erscheinungen  rasch  abnahmen, 
zeigte  sich  am  5.  Tage  nach  der  Operation  in  der  wieder  gauz 
durchsichtig  gewordenen  rechten  Cornea  der  beschriebene  rothe 
Fleck  und  erschien  während  der  nächsten  3 Tage  wiederholt  für 
kürzere  oder  längere  Zeit.  Durch  längere,  stark  vornübergebeugte 
Haltung  des  Kopfes  konnte  das  Erscheinen,  durch  Aufreehthalten 
des  Kopfes  das  Verswclunden  des  Blutfleckens  betördert  werden. 
Vom  10.  Tage  an  war  von  dem  Flecken  nichts  mehr  zu  sehen. 

Der  zweite  Fall  betraf  ein  17jähriges  Mädchen,  welches  vor 
einigen  Wochen  eine  schwere  acute  Krankheit  überstanden  hatte, 
nach  den  darüber  erhaltenen  Nachrichten  eine  Cerebrospinalmeoingitis 
(ausgebrochen  am  6.  Januar).  Nach  dem  Erwachen  aus  mehrtägiger 
Bewusstlosigkeit  waren  beide  Augen  stark  geröthet,  das  rechte  Auge 
seit  dem  5.  Tage  der  Krankheit  völlig  erblindet  durch  exsudative 
Iridochorioiditis,  deren  Products  sich  durch  einen  weiss  gelblichen 
Schimmer  aus  der  Tiefe  des  Augängrundes  kuudgaben.  An  diesem 
erblindeten  Auge,  welches  bei  starker  injuction  und  verminderter 


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NiaiL  & risiMANi,  imtbologiscbos  Circnlationspliiinoinen  der  Hornlmat.  227 


Spannung  (T — 2)  eine  vollkommen  klare  Hornhaut  hatte,  wurde  der 
veränderliche  Blutflecken  wahrgenommen,  zu  dem  sich  jedoch  noch 
eine  weitere  merkwürdige  Erscheinung  hinzugcsellte.  Nachdem  vom 
25. — 27.  Januar  das  beschriebene  wechselnde  Aussehen  des  Blut- 
fleckens  am  unteren  Rande  verfolgt  worden  war,  war  am  28.  Morgens 
der  Blutfleck  verschwunden  und  an  seiner  Stelle  sah  man  einen 
gelblich  weissen  Kleck , einer  tief  liegenden  eitrigen  Infiltration 
gleichend.  Auch  die  übrige  Cornea  war  leicht  ditfus  getrübt,  so 
dass  man  den  Eindruck  beginnender  Hornhautstippuration  erhielt. 
Bmnen  V4  Stunde  hatte  der  Eieck  seine  Gestalt  völlig  geändert,  man 
sah  jetzt  eine  schmale  weisse  Sichel  am  unteren  Uornhautrande, 
welche  täuschend  wie  ein  kleines  Hypopyon  aussab.  Auch  diese 
Sichel  verschwand  dann  vor  unseren  Augen,  und  ein  solches  Spiel 
wiederholte  9ieh  öfters.  Die  vorher  klare  Pupille  erschien  jetzt  etwas 
getrübt,  in  der  Mitte  derselben  sah  man  ein  sehr  zartes  durch- 
scheinendes, etwas  bewegliches  Flöckchen,  welches  mit  der  stereo- 
scopischeti  Loupe  betrachtet,  von  der  vorderen  Kapsel  bis  beinahe 
an  die  hintere  Hornhautwand  zu  reichen  schien,  dem  Anschein  nach 
ein  kleines  Lymphcoagulum.  Das  Hornhautinfiitrat  war  bald  für 
kürzere,  bald  für  längere  Zeit,  bald  in  grösserer,  bald  in  geringerer 
Ausdehnung  sichtbar.  Auf  sanftes  Streichen  mit  dem  Lide  über  die 
Cornea  wurde  das  Infiltrat  dünner  und  zerfiel  daun  in  kleine  Fleck- 
cbeu  oder  Linien.  Am  29.  Januar  war  wieder  blutige  Infiltration 
sichtbar  und  zwar  neben  der  gelblichen.  I 'er  Fleck  bot  nun  ein 
sehr  wechselndes  Aussehen,  bald  roth,  bald  gelb,  bald  zur  Hälfte 
roth  zur  Hälfte  gelb,  bald  roth  mit  gelblichem  Saume,  bald  alles  klar. 
Dieser  Wechsel  dauerte  bis  zum  31.  Januar.  Von  da  an  blieb  die 
Cornea  klar,  auch  von  der  Flocke  io  der  Pupille  war  nichts  mehr  zu 
sehen;  die  conjunctivale  Injection  hatte  mittlerweile  erheblich  abge- 
nonimen,  die  Spannung  des  Auges  sich  ein  wenig  gehoben,  sonst 
war  der  Zustand  der  gleiche,  das  Auge  ohne  Lichtschein. 

Von  neugebildeten  Gelassen  der  Cornea  kann  in  den  beschrie- 
benen Fällen  nicht  die  Rede  sein,  auch  von  früher  dagewesenen 
Hornhautaffectionen,  welche  solche  zurückgrlass.n  haben  könnten, 
war  nichts  zu  erfahren.  Es  kann  nur  angeuomm  n werden,  dass  das 
in  der  Hornhaut  bestehende  Oanalsystcni  durch  partielle  Erweiterung 
und  abnorme  Druckverhältnisse  für  gefärbte  und  farblose  Blutkör- 
perchen vorübergehend  wegsam  geworden  ist.  Andeutungen  jenes 
Canalsystems  in  der  Hornhautsubstanz  werden  bekanntlich  bei  be- 
ginnender Infiltration,  bei  Eitersenkungen  etc.  oft  wahrgetiommen. 
Wenn  die  Canäle,  wie  man  jetzt  wohl  gewöhnlich  annimmt,  der  Ab- 
führung der  Lymphe  dienen,  so  wäre  für  die  mitgetbeilten  Fälle 
eine  Umkehr  der  Stromesrichtung  vorauszusetzen.  Diese  Fälle,  zu- 
samraengehalten  mit  manchen  anderen  pathologischen  Erfahrungen, 
scheinen  uns  jedoch  darauf  hinzuweisen,  die  Frage  nach  Canälen 

16* 


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228 


Lombboüo,  giftige  Stoffe  ans  verdorbenem  Mais. 

mit  coDtripetaler  Stromesrichtung  noch  nicht  als  ganz  abgethan  zu 
betrachten. 


Die  giftigen  (strychninartigen?)  Substanzen  des  verdorbenen 

Hals. 

Vorläufige  Mitteilung  von  l’rof.  C.  Lombroso.  (Aus  d.  ßiviata  clin.  1876). 

In  einer  früheren  Mittbeilung  (Rondiconti  del  R.  Jstituto  Lom- 
bardo  1872),  zeigte  ich  bereits  an,  dass  Prof.  DüPKä  und  ich  aus  der 
Tinctur  von  verdorbenem  Mais  ein  in  Alkohol  lösliches  Oel,  das  einige 
giftige  und  officinelle  Erscheinungen  entwickelte,  sowie  eiue  giftige 
Substanz,  die  alkaloidische  Eigenschalten  aulwies,  isolirt  hatten.  Nach 
neueren  Untersuchungen  desselben  Oeles  und  derselben  gütigen  Sub- 
stanz, deren  Ausscheidung  Hr.  Ritter  C.  Uba  nach  nicht  geringen 
Mühen  und  Unkosten  mit  ausgezeichnetem  Erfolge  zu  Stande  brachte, 
gelang  es  Hru.  Professor  Bkugnatelli  einen  Körper  auszuseheiden, 
der  alle  chemischen  und  beinahe  alle  physiologischen  Eigenschaften  des 
Strychnins  aufweist.  Da  jedoch  bei  Fröschen  die  durch  das  Oel  hervorge- 
brachten Erscheinungen  obgleich  tetanisch,  doch  immer  von  Narkose 
und  Varesis  begleitet  sind;  da  dasselbe  bei  Hühnern  nach  längerem 
Gebrauch  nur  l’soesis,  Convulsionen  des  Kopfes  und  eine  Neigung 
rückwärts  zu  gehen  erzeugt;  da  die  giftige  Substanz  bei  denselben 
Hübnern  in  wenigen  Minuten  deu  Tod  nach  vorausgegangener  Para- 
lyse der  Glieder  und  clonischen  Convulsionen  verursacht,  bei  den  Akri- 
den  und  LokuBten  (Heuschrecken)  nach  voransgegangener  Paralyse 
der  Fühlhörner  und  der  Füsse,  bei  Fischen  nach  Paresis  und  Betäubung, 
bei  weissen  Ratten  und  der  Mus  silvaticus  nach  Paralyse  der  vorderen 
Glieder,  nach  Erscheinungen  also,  die  dem  Strychnin  nicht  wesentlich 
sind,  so  verinuthete  ich,  dass  eine  andere  narkotische  oder  paraly- 
tische  Erscheinungen  erzeugende  Substanz  vorhanden  sein  müsse.  \ 
Wir  setzten  nun  die  Untersuchungen  fort,  indem  wir  den  mit  t 
Alkohol  behandelte  Mais  mit  Wasser  behandelten  und  erhielten  einen 
Körper,  den  wir  wässeriges  Extrakt  heissen  wollen;  es  zeigt  dasselbe 
durchaus  keine  strychnischeu  Eigenschaften,  bewirkt  aber  Narkose 
oder  Tod  unter  clonischen  Convulsionen.  Beide  Stoffe  wirken  ätzend 
auf  die  Gewebe. 


A.  W.  Volk  mann,  Zur  Mechanik  des  Brustkastens.  Uis&bbaorb’s 

Zeitscbr.  f.  Annt  I.  S.  145. 

Zur  Bestimmung  der  Drehachsen  der  Rippen  wurde  die  Leiche 
eines  kräftigen  Mannes  mit  freigelegten  Rippen  auf  einem  Stuhle 
mit  hoher  senkrechter  Lehne  in  aufrechter  Richtung  zum  Sitzen  ge- 
bracht und  mittelst  Stricken  unverrückbar  befestigt.  In  einer  Knt- 


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Volkmins,  Mechanik  der  Bippenbewegang. 


229 


fcrnung  von  ungefähr  8 Fuss  von  der  Leiehe,  halb  vor,  halb  neben 
ihr  sass  der  Beobachter,  einen  Tisch  vor  sich,  auf  dessen  Platte  eine 
Visirlinie  verzeichnet  war,  worin  ein  Diopter  und  ein  Bleiloth  ange- 
bracht war.  Auf  die  Rippe,  deren  Achse  bestimmt  werden  sollte, 
klebte  V.  eine  Marke,  dann  wurde  die  auf  dem  Stuhle  sitzende 
Leiche  so  gestellt,  dass  die  Marke  in  die  Visirlinie  zu  liegen  kam, 
worauf  Athembewegungen  hervorgebracht  wurden.  Es  wurde  nun 
die  Stellung  der  Leiche  so  lange  verändert,  bis  diejenige  Situation 
herausgefunden  war,  in  der  bei  den  Athembewegungen  die  vorhin 
erwähnte  Marke  beim  Ein-  und  Ausathmen  in  der  Visirlinie  verblieb. 
Wurde  dann  eine  Linie  rechtwinklig  auf  die  auf  der  Tischplatte  ver- 
zcichnete  Visirlinie  gezogen,  so  war  diese  Linie  offenbar  der  Rich- 
tung der  gesuchten  Drehachse  parallel  und  es  konnte  durch  eine 
dritte,  der  Medianebene  parallele  und  die  gefundene  Drehachse 
schneidende  Linie  sehr  leicht  der  Winkel  gefunden  werden,  den  die 
Drehachse  mit  der  Mittelebene  einsehliesst.  Es  ergab  sich,  dass  die 
Drehachsen  der  Rippen  höchst  angenähert  in  Horizontalebenen  liegen 
und  von  Hinten  und  Aussen  nach  Innen  und  Vorn  verlaufen.  Dabei 
werden^  ihre  Kreuzungswinkel  mit  der  Medianebene  von  Oben  nach 
Unten  auffallend  kleiner.  Da  die  Drehachsen  der  Rippen  weder 
eine  rein  frontale  npeh  eine  rein  sagittale  Lage  haben,  so  muss  mit 
der  Hebung  der  Rippen  zugleich  eine  Verbreiterung  des  Brustkastens 
verbunden  sein.  Die  oberen  Rippen  dienen  vorwiegend  der  Ver- 
tiefung, die  unteren  der  Verbreiterung  des  Thorax.  Da  die 
knöchernen  Rippen  durch  die  ungleiche  Lage  der  Drehachsen  zu 
verschiedenen,  und  durch  ihre  Verbindungen  mit  dem  Brustbeine 
zu  gleichzeitigen  und  gleichartigen  Bewegungen  genöthigt  werden, 
so  müssen  in  den  nachgiebigen  Knorpeln  Torsionen  entstehen, 
Spannungen,  die,  obschon  von  vornherein  verschieden  nach  Art  und 
Grösse,  doch  zu  einer  elastischen  Ausgleichung  gelangen  müssen,  so 
dass  eine  bestimmte  Widerstandsgrösse  entsteht,  welche  die  Bewe- 
gungen des  Brustkastens  im  Ganzen  behindert.  Da  jeder  Punkt 
einer  Rippe,  so  weit  die  Bewegung  dieser  von  ihrem  Cbarnier  ab- 
hängt,  sich  im  Kreise  um  deren  Drehachse  bewegt,  so  kann  die 
Grösse  und  Geschwindigkeit  der  Bewegung  an  verschiedenen  Punkten 
der  Rippen  nicht  dieselbe  sein,  vielmehr  müssen  beide  sich  verhalten 
wie  die  Radii  vectores  der  betreffenden  Punkte,  d.  h.  wie  deren 
senkrechte  Abstände  von  der  Drehachse.  In  Anbetracht,  dass  die 
Rippe  einen  Bogen,  ihre  Drehachse  dagegen  eine  Gerade  darstellt, 
müssen  die  Radii  vectores,  vom  Rippenhaise  an  bis  zum  Brustbeine, 
eine  Zc-itlang  wachsen  und  nachmals  wieder  abnehmen.  Die  Bewe- 
gungen des  Brustkastens  Jkönnen  nicht  einfache  Consequenzen  der 
Achsendrehung  der  Rippen  sein.  Denn  da  die  Drehachsen  sich 
kreuzen,  indem  sie  von  der  rechten  Körperhälfte  zur  linken  und  um- 
gekehrt von  der  linken  zur  rechten  sich  fortsetzen,  so  ist  einleuch - 


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230 


Kileu,  KolileDsäureabpabe  und  Körperwärme. 


tend,  dass  wenn  es  sich  einfach  um  Achsendrehung  handelte,  mehr 
als  der  halbe  Rippenriug  um  eine  Achse  rotiren  müsste.  Um  die 
Achse  der  rechten  Rippe,  beispielsweise,  müssten  auch  das  Brustbein 
und  die  Knorpel  der  linken  Körperhälfte,  und  um  die  Achse  einer 
linken  Rippe  gleichermaassen  das  Brustbein  und  die  Knorpel  der 
rechten  Körperhälfte  rotiren,  also  dieselben  Körpertheile  in  entgegen- 
gesetztem Sinne.  Die  Auswärtsbewegung  der  Rippen  bedingt  eine 
Verlängerung  der  Knorpel,  welche  sie  an  das  Brustbein  heften. 
Diese  Verlängerung  beruht  auf  einer  Abflachung  der  bogenförmigen 
Krümmung  der  Knorpel  und  findet  sich  nur  bei  den  Rippen  von 
der  dritten  oder  vierten  an.  Im  weiteren  Verfolg  der  Untersuchung 
begründet  V.  die  vorstehenden  Behaupfuugen  durch  das  Calcul  und 
kommt  dabei  zu  dem  Resultat,  dass  die  Bewegungen  des  Brustbeins 
kleiner  als  die  der  Rippen  sind,  was  sich  aus  den  Principien  einer 
einfachen  Gradführung  ergiebi.  Löwe. 


U.  Erlcr,  lieber  das  Yerhiiltniss  der  Kohlensäureabgabe  zum 
Wechsel  der  Körperwärme.  Dienert.  Königsberg.  1875. 

Als  Versuchstiere  dienten  Kaninchen,  denen  eine  Knutschuck- 
kappe über  die  Schnauze  gezogen  war.  Die  Athmung  geschah  mit 
Hilfe  der  .Müu.KK’schen  Veutilvorrichtung  und  zwar  ging  der  Exspi- 
rationsstrorn  durch  einen  GEiSSLEK’schon  Kaliapparat,  dessen  Ge- 
wichtszunahme am  Ende  des  Versuches  die  Menge  dor  aufgenommenen 
CO,  angab.  Vor  diesem  Apparat  war  noch  ein  Kölbchen  mit  Aetz- 
barytlösung  angebracht  — eine  eintretende  Trübung  zeigte  eine 
etwaige  unvollständige  Resorption  der  (JOa  durch  den  Kaliapparat 
an.  ln  manchen  Fällen,  wo  das  Respirationshinderniss  zu  gross  er- 
schien, wurde  der  Apparat  noch  mit  einem  Aspirator  verbunden. 

I.  CO, -Abgabe  irn  gefesselten  Zustand.  Bei  jedem  Thiere 
wurde  zunächst  die  00,-Abgabe  im  freien  Zustande  in  mehreren 
Perioden  von  je  10  Minuten  bestimmt,  alsdann  in  gefesseltem,  wieder 
in  je  10  Minuten,  mehrmals  hintereinander.  Im  Durchschnitt  er- 
gaben sieb  folgende  Zahlen  für  die  COs-Abgabe. 

CO,  in  10  Minuten. 


frei  gefesselt 

No.  1.  0,050  gro.  0,042  gm. 

No.  2.  0,074  0,059 

No.  3.  0,045  0,029 

No.  4.  0,050  0,031 

No.  5.  0,045  0,022 


Das  Gewicht  der  Kaninchen  bewegte  sich  zwischen  1020  und 
1372  gm.  Die  Schwankungen  in  den  Werthen  sind  ziemlich  erheb- 


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Km, Mi,  KohlemmureabgRbe  und  Körperwärme.  231 

lieh,  in  jedem  Fall  aber  nimmt  die  CO,-Abgabo  beim  Fesseln  ab 
and  gleichzeitig  sinkt  auch  die  Körpertemperatur. 

III.  CO,-Abgabe  im  gelahmten  Zustande.  Derselbe  wurde 
herbeigeführt  durch  Abtrennung  des  Kückenmarks.  Die  Temperatur 
stieg  darnach  nicht,  sank  vielmehr  ausnahmslos  und  conti uuirlich  ab, 
wie  dies  schon  früher  mehrfach  beobachtet  worden  ist.  In  3 Ver- 
suchen waren  die  Durchschnittszahlen  folgende: 

CO,  in  10  Minuten, 
normal  gelähmt 

No.  1.  0,046  gm.  0,008  gm. 

No.  2.  0,074  0,017 

No.  3.  0,091  0,016 

III.  CO, -Abgabo  bei  künstlicher  Abkühlung.  Die  Thiere 

wurden  zu  dem  Zweck  in  einen  doppelwandigen,  mit  Eis  gefüllten 
Zinkkasten  gesetzt.  Die  dadurch  erreicht'  n Körpertemperaturen  sind 
mit  in  folgende  Tabelle  anfgenommen. 

Niedrigste  Körper-  CO,  in  10  Minuten, 
temperatur.  normal  abgekiihlt 

No.  1.  32,4  0,049  gm.  0,024  gm. 

No.  2.  32,7  0,039  0,014 

No.  3.  33,6  0,034  0,016 

No.  4.  34,4  0,061  0,028 

No.  5.  33.2  0,039  0,016 

IV.  Erhöhte  Körpertemperatur.  Der  zu  den  vorigen  Versuchen 
gebrauchte  Kasten  wurde  statt  inis  Eis  mit  warmem  Wasser  gefüllt. 
Die  Kohlensäureabgabe  steigt  mit  dem  Beginne  der  Erhöhung  der 
Körpertemperatur,  sinkt  jedoch  wieder,  sobald  die  Thiere  Dyspnoe 
bekommen,  was  in  den  vorliegenden  Versuchen  meistens  bei  39,4° 
eintrat.  Ist  die  Umgebungstemperatur  sehr  hoch,  so  tritt  die  Dyspnoe 
so  früh  ein,  dass  eine  Vermehrung  der  CU,  nicht  zu  constatiren  ist; 
da  die  Thiere  zum  Zweck  des  Versuches  gefesselt  werden  müssen, 
so  nimmt  im  Anfänge  des  Versuches  die  COs  gegenüber  dem  Nor- 
malzustand noch  etwas  ah. 

V.  Schliesslich  untersuchte  Vf.  noch  die  CO,-Abgabe  bei  Her- 

absetzung der  Körpertemperatur  mit  Ueberziehung  der  Haut  mit 
Delfin  liss.  Auch  hier  sank  die  CO,  Ausscheidung  und  gleichzeitig 
damit  die  Temperatur.  Im  Durchschnitt  von  allen  Versuchen  betrug 
die  CO,  Ausscheidung  normal  0,033,  gefirnisst  0,013.  Die  Tem- 
peratur war  dabei  im  Durchschnitt  auf  32,3  herabgesetzt;  danach 
stehen  also  die  Kohlensäureabgabe  und  Körpertemperatur  in  directer 
Abhängigkeit  von  einander.  E.  Salkowaki. 


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232 


StrCmpkli.,  Urämie  tind  Kürpertemperalnr. 


A.  Strümpell,  Bemerkungen  über  «He  Urämie  und  ihren  Ein- 
fluss auf  die  Körpertemperatur  beim  primären  Morbus  Brightii. 

Areh.  d.  Heilk.  XVII.  8.  36. 

Unter  den  im  Leipziger  Jacobshospitalc  in  den  Jahren  1850 
bis  1874  beobachteten  Fällen  von  „Morbus  Brightii“  fanden  sich, 
nach  Ausschluss  aller  mit  Lungenschwindsucht  oder  sonstigen  Zehr- 
krankheiten complieirten  Fälle,  117  chronische  und  54  mehr  acut 
verlaufene.  Von  ersteren  traten  bei  32,  von  letzteren  bei  18  sogen, 
urämische  Erscheinungen  auf.  Das  Geschlecht  schien  ohne  Einfluss 
auf  deren  Auftroten  zu  sein.  Den  Einfluss  des  Alters  zeigt  folgende 
Tabelle  über  167  Fälle. 


Alter. 

Gesammt- 

zahl. 

Ohne 

Urämie. 

Mit 

Urämie. 

Davon 

tödtlieh. 

Nicht 

tödtlieh. 

Jahre. 

1-10 

1 

1 

0 

0 

0 

11—20 

25 

16 

• 9 

0 

9 

21-30 

42 

34 

8 

6 

2 

31—40 

36 

22 

14 

6 

8 

41—50 

28 

16 

12 

8 

4 

51-60 

17 

16 

1 

1 

0 

61—70 

15 

13 

2 

2 

0 

71-80 

3 

2 

1 

1 

0 

167 

120 

47 

24 

23 

Die  genüge  Zahl  der  Fälle  in  den  ersten  10  Jahren  ist  nicht 
maassgebend,  da  in  das  Hospital  überhaupt  wenig  Kinder  aufge- 
nomrnen  werden.  Nach  dem  50.  Jahre  ist  die  Urämie  zwar  selten 
aber  von  schlimmer  prognostischer  Bedeutung,  umgekehrt  ist  es  vor 
dem  20.  Jahre. 

Von  17  Urämiefällen  bei  chronischem  Nierenleiden,  deren 
Section  gemacht  wurde,  kommen  11  auf  geschrumpfte,  6 auf  ge- 
schwollene Nieren.  Da  bei  ersteren  die  Harnmengo  gewöhnlich 
nicht  vermindert  ist,  selbst  vor  Ausbruch  der  Urämie,  so  hält  Vf. 
die  Vermuthung  für  berechtigt,  dass  gerade  bei  Schfumpfniere  nicht 
die  mangelhafte  Ausscheidung  von  liarnbestandtheilen,  ronderu  Ge- 
hirnödem (nach  Traube)  die  Urämie  bedinge. 

Die  Temperatur  zeigt  fast  immer  Erhebungen  über  die  Norm 
wenigstens  in  den  Abendstunden,  übrigens  aber  kein  regelmässiges 
Verhalten,  zuweilen  wurden  stärkere  Eihcbungcu  (bis  41,5°)  mit 
Frost  und  nachfolgendem  Schweiss  beobachtet.  ' Jede  bedeutende  Ab- 
weichung von  der  Norm  nach  oben  oder  unten  ist  bei  Urämie  in 
prognostischer  Beziehung  ungünstiger,  als  normale  Temperatur. 

Senator. 


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ZATPAf.,  Rachenmiindunf?  der  Tuha. 


233 


Zaufal,  Die  normalen  Bewegungen  der  R»cheninHndung  der 

Eastachi'SClieil  Röhre.  1)  Arcb.  f.  Ohrentieilk.  IX.  3.  138  ff.  2)  x.  8.  19  ff. 

2)  Besichtigung  der  Pharyngcalmündung  der  Eustachischen 

Rohre  durch  die  normale  Nase.  Vorläufige  Mittiieiiung.  B«j«r.  Br«ti. 

Intelligeuzbl.  1875.  No.  24. 

Vf.  betont,  dass  die  Beobachtung  des  Spiels  des  Ostium  pha- 
ryngeum  der  Tuba  Eustachii  im  phnryngoscopischen  Bilde  und  bei 
ausgebi  eiteten  Zerstörungen  des  harten  und  weichen  Gaumens  einen 
Rückschluss  auf  ihre  normale  Action  nicht  gestatte.  Bei  der  pha- 
ryDgoscopiscben  Untersuchung  werden  durch  das  nothwendige  Her- 
abdrücken des  Zungengrundes  die  Spannungsverhältnisse  des  weichen 
Gaumens,  der  Modus  des  Schlingactes,  der  Intonation  und  Respiration 
wesentlich  alterirt  und  zugleich  durch  das  Spiel  des  weichen 
Gaumens  und  durch  das  Auftreten  einer  queren  Falte  an  dem  Tuben- 
wulste eine  detaillirte  Iospection  des  eigentlichen  Ostiums  vom  Rachen 
aus  erschwert  resp.  unmöglich. 

Bei  ausgebreiteten  Zerstörungen  des  harten  uud  weichen 
Gaumens  erleiden  die  Angriffspunkte  der  Gaumen-,  Tuben-  und 
Rachenmusculatur  derartige  Verschiebungen,  dass  ein  normaler  Effect 
ihrer  Tbätigkeit  auf  das  Tubenostium  ganz  unmöglich  ist.  Diese 
Fehlerquellen  der  Beobachtung  mit  ihren  Gonsequenzeu  fallen  aus, 
wenn  man,  wie  Vf.  es  zuerst  gethan,  die  Nase  mit  dem  oberen  und 
mittleren  NaseDgang  zur  Untersuchung  benutzt,  bei  deren  abnormer 
Weite  es  gelingen  kann,  einen  langen  und  breiten  Trichter  bis  in 
die  Choauen  durchzuführen.  Unter  diesen  Verhältnissen  untersucht 
Vf.  mit  einem  7 cm.  langen  Trichter,  der  an  seinem  dünneren  Ende 
7 mm.,  an  seinem  breiteren  Ende  2 cm.  breit  ist  oder  mit  einem 
innen  blankpolirten  Ohrtrichter.  Neuerdings  (s.  oben  vorläufige  Mit- 
tbeiluDg),  ist  es  dem  Vf.  gelungen,  auch  bei  normaler  Weite  des 
nuteren  Nasenganges  und  normaler  Entwicklung  der  unteren  Nasen- 
muschel  die  Tubenmündung  sichtbar  zu  machen.  Er  führt  nämlich 
einen  langen,  runden,  innen  blankpolirten  .Metalltrichter  bis  zum 
Ostium  pharyngeum  der  Tuba  vor.  Bei  der  Einführung  hält  man 
sich  dicht  an  dem  Boden  der  Naseuhöhle,  womöglich  unter  die  con- 
cave  Krümmung  der  unteren  Muschel,  bei  welchem  Verfahren  aller- 
dings die  knöchernen  und  knorpligen  Hervorragungen  der  Nasen- 
scheidewand unüberwindliche  Hindernisse  bieten  können.  Sonstigo 
Zufälle  sind  nicht  schlimmer,  als  bei  der  Einführung  des  Kathe- 
ters. Die  Beleuchtung  geschieht  mit  Kehlkopf-  oder  Ohrenrefluctoren, 
bei  Sonnen-  oder  Gaslicht.  Uebrigens  eignen  sich  am  besten  Fälle 
mit  angeborenem  Mangel  oder  rudimentärer  Entwicklung  der  unteren 
Nasenmuschel  mit  Zusammenfliessen  des  unteren  und  mittleren  Nasen- 
gangs in  einen  Gang,  welche  Befunde  nach  Vf.  nicht  so  selten  sind 
und  sich  nft  schon  durch  eine  eigeuthümliche  Bildung  des  knöchernen 
und  knorpligen  Nasendaches  scharf  kennzeichnen. 


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234 


Zatpal,  Rachenmöudnog  der  Tuba. 


Die  ersten  Beobachtungen  über  die  Bewegungserscheinungen 
au  der  Schlundöffnung  der  Tuba  machte  Z bei  einem  32jährigen 
Weibe,  bei  dem  beiderseits  die  untere  Nasenmusehel  fehlte  (sonst 
Alles  normal)  an  dem  linken  Ost.  tubac. 

Das  vordere  hakenförmige  Ende  des  Tubenwulstes  geht  in 
eine  senkrechte  uach  abwärts  ziehende,  niedere,  ziemlich  scharfe, 
glatte  und  straffe  Falte  über,  die  Z.  Hakenfalte  (Pliea  salpingo- 
palatina  Tourtual’s)  nennt  und  welche  in  die  glatte  gelblich  weisse 
Schleimhaut  des  weichen  Gaumens  übergeht. 

Das  untere  Ende  des  Tubenwulstes  liegt  nach  aussen  um  und 
verliert  sich  hinter  der  Hakenfalte.  Der  convexe  Theil  des  Hakens 
verliert  sich  in  der  Schleimbaut  des  Daches  vom  Cavum  pharyngo- 
nasale.  Zwischen  Wulst  und  Hakenfalte  bleibt  ein  schmaler  senk- 
rechter Spalt.  Bei  der  Beleuchtung  von  vorn  wirft  der  Tuben wulst 
einen  starken  Schlagschatten  auf  die  hintere  Rachenwand,  wodurch 
die  RoSENMÜLLKR’schc  Grube  markirt  wird.  Im  ruhenden  Zustande 
sieht  man  nur  die  vordere  Partie  der  oberen  Fläche  des  weichen 
Gaumens,  die  hintere  Hälfte  sieht  man  steil  nach  hinten  und  unten 
abfallen,  wenn  man  das  innere  Ende  des  Trichters  stark  senkt. 

Bei  ruhigem  und  forcirtem  Athmcn  durch  die  Nase  sind 
keine  Veränderungen  wahrnehmbar.  Bei  ruhigen  und  forcirten  In- 
und  Exspirationen  bei  halb  geöffnetem  Munde  wurde  nur  bei 
der  Exspiration  eine  Bewegung  (welche?  s.  bei  der  Beschreibung 
bei  der  Phonation)  des  unteren  Wulstendes  beobachtet.  Bei  der  In- 
tonation des  Vocales  a macht  der  Tubenwulst  eine  bedeutende  Ex- 
cursion  nach  einwärts  und  hinten,  so  dass  die  Rosenmülleb’ sehe 
Grube  fast  völlig  verschwindet  und  der  Wulst  der  hinteren  Rachen- 
wand anzuliegen  scheint.  Dabei  erweitert  sich  das  Ost  Tubae  nach 
unten,  so  dass  der  Raum  zwischen  dem  Wulst  und  der  von  ihm 
nachgezogenen  Hakenfalte  12 — 14  mm.  beträgt.  Die  hintere  Hälfte 
des  weichen  Gaumens  hebt  sich,  bisher  nicht  sichtbar,  von  der  Seite 
her  sich  anspannend,  jetzt  in  die  Ebene  des  harten  Gaumens  empor. 
Der  Boden  des  Ost.  Tubae  bildet  dabei  eine  glatte  dreieckige 
Membran,  deren  Basis  nach  dem  weichen  Gaumen,  die  Spitze  nach 
dem  Tubencanal  zu  sich  verliert. 

Gleiche  Bewegungen  bemerkte  Z.  beim  Anschlägen  des  i und 
e,  weniger  stark  bei  o und  u.  Bei  der  Intonation  der  Consonanten 
entsprechen  die  Bewegungen  dem  begleitenden  Vocal  und  sind  am 
schwächsten  bei  m und  n. 

Beim  Schlingacte  erfolgen  die  beschriebenen  Bewegungen 
ganz  so  wie  beim  Intoniren  des  a,  nur  sind  sie  noch  energischer. 
Ausserdem  wird  die  Hakenfalte  dabei  straff  gespannt,  so  dass  im 
Momente  des  Hinabschluckens  eine  Abflachung  mit  momentan  nach- 
folgendem scharfkantigem  Hervorschnellen  sichtbar  ist.  Der  Boden 


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Ptbömphll,  Nährwerth  der  Leguminosen. 


235 


des  entfalteten  Ostiums  höhlt  sich  von  vorn  nach  hinten  flachrinnen- 
förmig  aus.  Der  Haken  bleibt  auch  hier  ruhig. 

Bei  starkem  Senkon  des  Unterkiefers  rückt  das  untere 
VVulstende  nach  aussen  und  kehrt  bei  Hebung  des  Unterkiefers 
wieder  zur  Ruhe  zurück.  Dasselbe  geschieht  im  schwächeren  Grade 
beim  Vor-  und  Zurüekzieben  der  Zunge.  Beim  kräftigen  Abwärts- 
drücken des  Zungengrundes  spannt  sich  die  Hakenfalte  stärker. 

Während  des  SchlingacteB  vermisste  Z.  Bewegungen  am 
Ostium  sowie  die  Bildung  eines,  dem  sich  entfaltenden  weichen 
Gaumen  eutgcgentretenden  Querwulstes  au  der  hinteren  Wand. 

Bei  der  Imitation  des  positiven  VALSALVA’schen  Versuches  be- 
wegte sich  die  untere  Hälfte  des  Wulstes  etwas  nach  aussen  und 
beträchtlich  nach  vorn  und  schmiegte  sich  dem  unteren  Ende  der 
flakeufalte  an,  und  nahm  im  Momente  des  Nachlasses  der  Exspira- 
tionsbewegung ihre  frühere  (Ruhe)  Lage  wieder  ein. 

Bemerkenswerth  ist  noch,  dass  isolirta  und  gleichzeitige  (mit 
der  gabcligen  Electrode)  vorgenommene  Reizung  des  M.  Constrictor 
pharyngis,  des  M.  palato  pharyngis  und  der  Muskeln  im  weichen 
Gaumen  trotz  energischer  Contractioneu  keine  Bewegungen  am 
Ostium  phar.  zu  Stande  brachte ! 

Der  zweite  Aufsatz  reproducirt  im  Wesentlichen  die  früher  ge- 
machten Angaben  und  illustrirt  dieselben  durch  14  Abbildungen. 

Der  dritte  Aufsatz  beschäftigt  sich  vorzugsweise  mit  Geschicht- 
lichem. Bei  pathologischen  Fällen  sahen  schon  BlDDEtt,  Schuh» 

Voltolini  und  Michel  vor»  der  Nase  aus  den  Tubenwulst.  Volto- 
lim auch  in  normalen  Fällen.  Ja  Michel  sah  und  beschrieb  bereits 
im  Jahre  1873  die  Bewegungen  des  Tubenwulstes  bei  der  Phonation 
und  beim  Schlingen.  „Was  Michel  für  eine  simple  Schleimhaut- 
falte  hält,  ist  offenbar  der  Levatorwnlst‘1. 

Alles  Uebrige  ist  im  Original  nachzulesen.  Moos  (Heidelberg). 

A.  Strümpell,  Ueber  den  Niihrwertli  der  Leguminosen  und 
ihre  Bedeutung  als  Krankenspeise.  Deutsch.  Arch.  i.  kiin.  Med. 
XVII.  S.  108. 

Das  fein  vertheilte  Leguminosenmehl,  wie  es  von  IIaktenstein 
in  2 Sorten  vertrieben  wird  (vergl.  auch  Cbl.  1872,  399)  enthielt  in 
100  Theilen  bezw.  89,9  und  89,0  Trockensubstanz  und  zwar 


Stick- 

Kohle- 

Magne- 

Phos- 

Stoff. 

Eiwciss. 

hydr. 

Fette. 

Salze. 

Kalk. 

si&. 

phors. 

I 

33 

21,28 

61,6 

0,03 

0,12 

0,85 

m 

14,19 

76,4 

0,9 

2,06 

0,03 

0,1 

0,73 

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236  Ciurcot  k Gombaci.t,  progressive  Mnskelntrophle. 

Um  den  täglichen  mittleren  Bedarf  eines  Menschen  zu  decken, 
wären  also  von  I etwa  600  gm.  nöthig,  welche  in  Suppenform  kaum 
zu  bewältigen  wären.  Vf.  genoss  sie  in  Form  von  Kuchen  (mit  ge- 
wogenen Mengen  Ei,  Butter  und  Milch  zubereitet)  und  zwar  in  vier 
Tagen  875  gm.  = 28,9  Stickstoff,  wozu  noch  von  der  übrigen 
Nahrung  8 gm.  kommen,  also  zusammen  36,9  gni.  Stickstoff. 
Der  von  dieser  Nahrung  gelieferte,  genau  abgcgrenzte  Koth,  dessen 
Menge  277,8  gm.  betrug,  enthielt  47,6  gm.  Trockensubstanz  mit 
3,04  Stickstoff  und  8,33  Salzen.  Es  sind  also  nur  8,2  pCt.  des 
eingeführten  N nicht  resorbirt,  was  einer  Ausnutzung  desselben  wie 
bei  Fleischnahrung  fast  gleich  kommt,  während  von  gewöhnlichem 
Brod  weit  mehr  unbenutzt  bleibt. 

Zum  Vergleich  genoss  Vf.  250  gm.  reiner,  aber  nicht  gemahlener 
Linsen,  welche  erst  in  Wasser  gequollen  und  dann  gekocht  waren. 
Sie  enthielten,  wie  a ns  der  Bestimmung  einer  Probe  hervorging, 
223,5  Trockensubstanz  mit  8,7  N und  lieferten  im  Koth  3,5  N,  also 
beinahe  40  pCt.  Dabei  fand  Vf.,  dass  während  bekanntlich  in 
kalkhaltigem  Wasser  die  Linsen  nicht  weich  gekocht  werden 
können,  weil  sie  sehr  wenig  Wasser  aufnehmen,  dies  bei  Wasser, 
welches  Schwefels.  Magnesia  enthielt,  nicht  der  Fall  war. 

Vf.  empfiehlt  hiernach  das  Leguminosenraebl  in  Suppenform, 
am  besten  mit  Milch  gekocht,  als  Krankenspeis«.  Senator. 


Charcot  et  Gombault,  Note  sur  tut  cas  d’atrophie  musculaire 
progressive  spinale  proto-pathique.  (Type  Dcoh«nnk-Arav).  Arcb 
de  physiol.  etc.  1875  No.  5. 

Vf.  hatte  Gelegenheit,  einen  lange  währenden  Fall  von  „pro- 
gressiver Muskelatrophie“,  wie  wir  in  Deutschland  die  Krankheit 
nennen,  zu  obduciren.  Das  Leiden  hatte  im  Verlauf  von  mehr  als 
12  Jahren  zu  einem  Schwund  der  Mehrzahl  der  Oberextrcmit&ten 
und  Schultermuskeln  einer  zur  Zeit  des  Todes  etwa  50jährigen  Frau 
geführt.  Die  Unterextremitäten  waren  im  Wesentlichen  verschont 
geblieben.  Die  sehr  ausführlich  mitgetheilte  Untersuchung  des 
Nerven-  und  Muskelsystems  ergab  im  Wesentlichen  Folgendes:  Das 
Grosshirn,  Kleinhirn, ' die  Brücke  und  das  verlängerte  Mark  mit 
seinen  Nervenkernen  waren  ohne  Veränderung.  Tief  verän- 
dert fand  sich  die  graue  Substanz  des  Cervical-  uud  Dorsalmarks, 
vorn  unteren  Theil  der  Halsanschwellung  au  nach  auf-  und  abwärts 
itlmählich  abnehmend.  Die  Nervenzellen  und  die  die  grauen  Vorder- 
hörner nach  allen  Richtungen  durchziehenden  Nervenfasern  waren 
verschwunden:  das  Capillargefässsystem  dieser  Theile  enorm  ent- 
wickelt, die  Wandungen  der  kleineren  und  grösseren  Gelasse  ver- 
dickt. Der  Lumbalthei!  des  Marks  und  die  Seitenstränge  desselben 
normal.  In  der  Cervical-  und  Dorsalregion  waren  die  den  austre- 


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Dohbirq;  Hutchinson,  Prurigo  hiemalis. 


237 


tenden  vorderen  Wurzeln  benachbarten  Mnrkstollen  sklerosirt;  ihre 
Veränderung  richtete  sich  nach  der  Intensität  der  Veränderung  in 
den  grauen  Hörnern.  Die  dort  noch  etwa  vorhandenen  Ganglien- 
sellen waren  enorm  verkleinert,  ohne  Fortsätze,  an  Pigment  reicher 
als  normal,  aber  noch  Kern  und  Kernkörperchen  enthaltend.  Die 
Vorderwurzeln  der  Cervicalregion  waren  atrophisch:  leere,  oft  mit 

grossen  Kernen  gefüllte  Scheiden  waren  an  die  Stelle  des  normalen 
Fibrilluninhaltes  getreten.  Die  hinteren  Wurzeln  erschienen  normal. 
Von  den  peripheren  Nerven  wurden  ein  Nv.  phrenicus  und  einige 
Interco8talnerven  untersucht:  mehr  als  zwei  Drittel  der  Nervenröhren 
(nach  Untersuchung  gehärteter  Querschnitte)  waren  verschwunden, 
wie  es  schien  durch  denselben  Process,  wie  er  nach  peripher  ein- 
wirkenden Traumen  zum  Schwund  der  Fibrillen  führt.  Die  Mehr- 
zahl der  Muskeln  am  Schultergürtel  und  den  Oberextremitäten  war 
atrophisch : es  haudeltc  sich  um  einfache  Atrophie  der  Primitivbündel, 
ohue  jede  gröbere  Veränderung  der  Faser,  ohne  irgend  welche  über- 
mässige Entwicklung  des  iuterfibrillären  Fettgewebes. 

Vf.  halten  an  dem  von  ihnen  vertretenen  und  in  im  Original 
näher  näher  eiuzusehender  Weise  an  dem  Standpunkt  fest,  für  die 
„progressive  Muskelatrophie“  oder  wie  das  Leiden  von  ihnen  be- 
nannt wird,  „protopathische  Muskelatrophie“  oJer  Tephromyelitis 
parenchymalosa  chronica,  die  Atfectiou  der  grauen  Rückenmarks- 
substanz als  das  Primäre  des  Krankheitsprocesses  auzunehmen. 

Bernhardt. 


Dali  ring,  Pruritus  hiemalis,  an  undescribed  form  of  Pruritus. 

Piiiladeipb.  mod.  Times.  1ö74.  No.  115. 

J.  Hutchinson,  Ou  Winter  Prurigo,  not.  med.  Journ.  1875.  No.  782. 

D.  bezeichnet  mit  Pruritus  hiemalis  eine  eigenthüinliche  Irrita- 
bilität der  Haut,  welche  stets  im  Winter  oder  Herbst  auftritt,  um  mit 
Beginn  der  warmen  Jahreszeit  zu  sebwiuden.  Besonders  jucken  die 
übeischeukel,  dann  Unterschenkel  und  Arme.  Der  Stamm  ist  nur 
selten  betroffen,  Gesicht,  Kopf  und  Hände  sind  stets  ganz  frei.  Die 
Patt,  sind  am  Tage  meist  vom  Jucken  gauz  unbehelligt,  aber  beim 
Zubettegehcn  des  Abends  stellt  sich  der  heiligste  Hautreiz  ein  und 
hält  bis  zum  Einschlafen  an.  Meist  kratzen  die  Patt.  Abends  stark, 
besonders  am  Oberschenkel  und  bewirken  dadurch  zahlreiche  Kratz- 
etfiorescenzen,  welche  die  einzige  sichtbare  Veränderung  auf  der 
Haut  bilden.  Primäre  Symptome,  welche  dem  Jucken  vorausgehen 
oder  dasselbe  begleiten,  sind  nicht  zu  coustatireu.  Das  Leiden  be- 
fallt jedes  Alter  und  Geschlecht.  Ausser  dem  Einfluss  der  Jahres- 
zeit ist  Vf.  kein  ätiologisches  Moment  bekannt.  Es  scheint  eine  rein 
functiouelle  Störung  der  Haut  zu  sein  und  ist  daher  unter  die  Neu- 
rosen der  Haut  zu  zählen. 


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288 


Hkynold.  Likhu'.mann.  Fkkisr. 


H.  bezeichnet  dasselbe  Uebel  als  Winter-Prurigo;  er  hebt  die 
grosse  Hartnäckigkeit  des  Leidens  hervor,  und  ist  gleich  1).  ausser 
Stande,  wirksam  dagegen  einzuschreiten.  (Das  Uebel  ist  unter  dem 
Namen  Pruritus  hiemalis  im  Jahre  1844  von  Handschuh  [Allgem. 
Zeitsehr.  f.  Chirurg.  No.  23]  treffend  geschildert  worden.  Die  beiden 
neueren  Autoren,  welchen  die  HANDSCHUH’sche  Arbeit  nicht  bekannt 
ist,  bringen  nichts  Neues  darüber  bei.)  O.  Simon. 


H.  Heynold,  Beitrag  zur  Histologie  und  Genese  des  Nagels. 

Viirchow’s  Arch.  LXV.  8.  270. 

Da«  Stratum  cornenm  setzt  sich  an  der  hinteren  Wurzel  des  Nagels  ein  Stuck 
auf  der  utngeschlagenen  Haut  fort  und  endigt  nach  hinten  keilförmig  mit  einer 
scharfen  Spitze.  Die  LANGFHRANs’scbe  Grenzschicht  reicht  genau  bis  zur  letzten 
Spitze  des  Stratum  cornenm.  Das  Rete  der  Haut  des  Fingerrückens  geht  conti- 
nnirlicb  in  das  der  Papillen  der  Nagelmatrix  über.  Soweit  der  untere  Theil  des 
Nagels  dem  Nagelbett  dicht  aufliegt,  zeigt  sich  keine  Spur  der  LANORHHAHa’schen 
Grenzschicht.  Soweit  die  Lunula  reicht,  geht  das  Rete  allmählich  io  die  Nagel- 
Substanz  üher  und  beide  hängen  innig  zusammen.  Jenseits  der  Lunula  nach  vorne 
greifen  die  grossen  Cylinderzellen  des  Rete  unregelmässig  iu  die  eigentliche  Nagel- 
Substanz  ein.  Am  freien  Rande  des  Nagels  schiebt  sich  das  Stratum  cornenm  bis 
zu  der  Stelle^  wo  am  lebenden  Nagel  die  rothe  Färbung  beginut  und  setzt  sich  noch 
eine  kleine  Strecke  auf  den  unteren  Rand  der  freien  Nagelfläche  fort.  Auch  hier 
reicht  die  characteristische  Grenzschicht  nur  bis  zum  Hand  des  Bettes  L6we. 

L.  Liebermann,  Ueber  Paralbumin.  Arch.  r.  »per.  Pathoi.  etc.  m. 

8.  436. 

Der  durch  Punctiou  entleerte  Inhalt  einer  Kyste  des  Halses  (wahrscheinlich 
Strumacyste)  zeigte  dem  Vf.  ein  ähnliches  Verhalten,  wie  Ovarioncystenflüssigkeit: 

1)  Fällung  bei  Zusatz  von  Alcohol  und  Wiederauflösung  bei  Wasserzusatz; 

2)  milchige  Trübung  beim  Kochen;  3)  keine  Fällung  durch  Essigsäure.  Die  Haupt- 
masse der  Flüssigkeit  wurde  zur  näheren  Untersuchung  mit  Essigsäure  neutralisirt 
und  mit  dem  doppelten  Volumen  Alcohol  gefällt;  nach  12stündigem  Stehen  abfiltrirt, 
ahgepreast,  in  Wasser  vertheilt  : beim  häufigem  Umschütteln  ging  der  grösste  Theil 
in  Lösung.  Die  Lösung  zeigte  das  Verhalten  vou  Paralbumin.  Nach  dem  Er- 
wärmeu  mit  Schwefelsäure  zeigte  sie  reducireude  Wirkung  auf  Kupferoxyd.  Ein 
Theil  der  Lösung  wurde  wiederholt  mit  Alcohol  gefallt  und  aufs  Neue  in  Wasser 
gelöst  — es  konnte  nichts  Anderes,  wie  Paralbumin  erhalten  werden.  Vf.  betrachtet 
danach  Paralbamiu%iücbt  als  characteristisob  für  Ovarialcysten.  r.  Salkowskt. 

1).  Preise,  D’un  nouveau  proc4de  pour  le  dosage  de  Poxygfene 
libre  dans  l’urine.  Comp».  reDd.  lxxxl  s.  229. 

Das  empfobleue  Verfahren  beruht  auf  der  Absorpliou  von  Sauerstoff  durch 
Pyrogallussäure  iu  ammoniakalischer  Lösung  Der  Harn  wird  mit  Pyrogallussäure 
versetzt,  durch  eine  Schicht  Terpentinöl  von  der  Luft  abgeschlossen  und  alsdann 
Ammoniak  hinzugesetzt:  die  Flüssigkeit  färbt  sich  bräunlich  durch  Oxydation  der 

Pyrogallussäure.  Durch  Redoction  mit  Zinnchlorürlösung  wird  sie  wieder  entfärbt. 
Die  Menge  des  verbrauchten  Ziunchlorür  giebt  den  Maaasstab  für  die  Quantität  der 
oxydirten  Pyrogallussäure.  Die  Zinnchlorürlösnng  enthält  1,4  gm.  Zinocblorür  in 
100  ccm.  Diese  Quantität  entspricht  2 mgm.  Pyrogallussäure.  Für  die  Berechnung 
des  Sauerstoffs  aus  der  oxydirten  Pyrogallussäure  stützt  sich  Vf.  auf  eine  Angabe 


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Tii.laüx.  Lakdolt.  Wii.uahs.  FaRmn. 


239 


vod  Dokbkrk  in  kr,  nach  der  1 gm.  Pyrogalluseäure  in  ammoniakaliscber  Lösung 
in  aoimomakalischer  Lösung  2 Go  ccm.  Sauerstoff  absorbirt.  B.  galkowaki. 

Tillaux,  Turneur  flbreuso  du  bassin  chez  Fhomme.  Bullet,  de 
Thdrap.  LXXX1X.  S-  474. 

T.  exstirpirte  bei  einem  Manne  von  47  Jahreu  eine  sehr  umfangreiche  Ge- 
Acbwnlat,  welche  theils  ins  Becken  hineiuragte,  tbeils  ins  Cavum  ischio-rectale  vor- 
sprang und  den  Stuhlgang  aufs  Aeussetste  erschwerte.  Der  Stiel  sasa  an  der  Vor- 
derseite de*  Steiasbeines  fest.  Die  Geschwulst  war  fibröser  Natur.  E.  Küster. 


E.  Landolt,  De  l’amblyopie  hyst<5rique.  Arch.  de  Pbysioi.  1875. 
8.  624. 

Aus  6 untersuchten  Fällen  von  Hystero-Epilepsie  stellt  Vf.  4 verschiedene 
Categorieeu  zusammen  in  Bezug  anf  das  ophthalmoscopische  Verhalten  des  Augen- 
bintergrundes  und  die  Verhältnisse  der  Fuuclionsstöruugeu.  ln  der  ersteu  Categorie 
ist  das  Gesichtsfeld  des  Auges  der  gesunden  Seite  conceiitrisch  verengt,  die  Seh- 
schärfe, die  Farbenperceptiou  und  das  Gesichtsfeld  des  Auges  der  kraukeu  Seite 
dagegen  wesentlich  gestört  Xu  der  zweiten  Categorie  sind  die  letzteren  Symptome 
noch  starker  entwickelt  und  beginnt  auch  das  Auge  der  gesunden  Seite  in  gleicher 
Weise  Veränderungen  zu  zeigen.  In  der  dritten  Categorie  von  Fälleu  wurden  aber 
ophthelmoscopische  Veränderungen  in  der  Form  einer  Gefasserweitcrung  und  serösen 
Exaudation  sichtbar,  nachdem  die  Functionen  schou  eine  bedeutende  Einbusse  er- 
litten hatten.  In  der  vierten  Categorie  tritt  eiue  partielle  Atrophie  beider  Sehnerveu 
auf  (nur  einmal  beobachtet).  Die  Symptome  von  Seiten  des  Auges  können  sich 
übrigens  zugleich  mit  der  Affection  entwickeln,  stärker  werden  uud  mit  derselben 
verschwinden.  Michel  (Erlangen). 

Th.  Williams,  On  the  temperature  of  phthisis  pulinonalis  aud 
ou  the  Tarioux  eonditions  iniluencing  it.  Med.  Cliirg.  Trausact. 
LVlll.  1876. 

Auf  Grund  zahlreicher  TYmperaturbeobacbtuogen  tbeilt  W.  die  Phthisis  pul- 
monum in  3 Stadien  hin  uud  das  erste  und  dritte  noch  in  2 Unterabtheilungen,  je 
nachdem  sie  acut  (active)  oder  chronisch  (quiescent)  verlaufen,  so  dass  raau  also 
im  Ganzen  5 Abtbeilungen  zu  unterscheiden  hat.  Das  1.  Stadium  entspricht  der 
beginnenden  Phthise;  im  2.  stellen  sich  die  Zeichen  beginnender  uud  im  3.  die- 
jenigen der  vollendeten  Caverneubildung  ein.  Diese  Stadien  sind  nach  W.  an  der 
Temperaturcurve  zu  erkennen.  Die  Form  der  Curve  ist  im  Original  dargestellt 
and  daselbst  naebzusebeu.  Eichhorat. 


Freund,  Ein  Fall  von  congenitaler  interstitieller  Hepatitis 
mit  Anomalie  der  GallenausfUhrungsgänge.  Jabrb.f.  Kiuderheilk. 

N.  F.  IX.  8.  178. 

Ein  Zwilliugskiud  wurde  einige  Tage  nach  der  Geburt  ioteriecb,  die  Gelb- 
färbung nahm  immer  mehr  au,  der  Harn  war  reich  an  Gallenfarbstoffen,  wahrend 
die  Fäces  niemals  irgend  eiue  Spur  von  galliger  Färbung  zeigten.  Die  Leber  war 
mäasig  geschwellt,  durch  die  dünnen  Bauchdecken  konnte  die  Gallenblase  niemals 
gefühlt  werden.  Nach  54  Jahr  ging  das  Kind  zn  Grunde.  Bei  der  Section  fand 
sieb  die  Leber  cirrhotUch,  ferner:  „In  der  Fossa  pro  vesica  fellea  statt  der  Gallen- 
blase ein  ea.  1%  cm.  langer  nud  % cm.  weiter,  blinddarmformiger  Schlauch  mit 
awei  leichten,  die  ganze  Ciremnfereuz  umfassenden,  sanduhrförmigen  Einschnürungen. 
Derselbe  entleert  bei  der  Eröffffuug  einige  Tropfeu  einer  wasserhellen  klebrigen 
Flüssigkeit.  Nach  rückwärts  verfolgt  läuft  dieser  Schlauch  iu  eiueu  soliden  etwa 
*4  mm.  dicken  weissen  Bindegewebsstrang  aus,  der  sich  nabe  der  Fossa  transversa 


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240  Rinkr.  B*K!&.  Lahor. 

hepatis  in  das  Lig.  hepatico-duodenale  verliert.  Eine  Lichtang  io  diesem  Strange 
ist  weder  durch  eine  von  dem  geöffneten  Schlauche  aus  eiugefiihrte  borstenartige 
Sonde,  noch  auf  dem  Durchschnitte  des  Stranges  selbst  aufzufiuden.  Von  einem 
Ductus  hepaticus  oder  Ductus  cboledochus  ist  auch  bei  der  sorgfältigsten  Priipa- 
ratiou  nichts  au  entdecken“.  L.  Rosenthal. 


Rinke,  Zur  Lehre  von  der  Epilepsie.  Berlin,  klin.  wochenschr.  is76. 
No.  37. 

Ein  Soldat,  Recoovalescent  von  einem  Typhus,  bekam  allabendlich  epilep- 
tische Anfälle.  R.  versuchte  nun  analog  dem  Experiment  von  Bhown-Se^l abd 
(Heilung  der  Hals  Nackenhaut  bei  epileptisch  gemachten  Meerschweinchen)  bei 
seinem  Pat.  Anfälle  ausculosen,  was  in  der  That  durch  den  Heia  eines  auf  die  Haut 
zwischen  Ai.  lovator  scupula  und  sternocl.  tn.  gelegten  Senfteiges  gelang.  Das 
Experiment  gelang  auch  später  noch,  als  der  Pat.  während  des  Gebrauchs  vou 
Brorokalium  Monate  laug  von  spontanen  Anfällen  frei  geblieben  war.  Bernhardt. 

E.  llurie,  Narcome  du  veutricule  inoyen;  tunieur  cousiderable 
de  rubdoaien,  fonaee  pur  uu  kysle  iuteratitiel  du  ligameut 
large;  diiliculles  du  diaguoatic.  o««.  uitid.  1876.  No.  du. 

Bei  einer  öOjährigen  Frau,  die  in  einem  bedenklichen  Zustand  körperlicher 
und  geistiger  Schwäche  sum  Pitidspital  gebracht  wordeu  war,  wurde  u.  A.  ein  deu 
Leib  stark  auadebuendi-r  Tumor  gefunden.  Kings  neben  und  über  demselben  Hess 
sich  tympamtischer  Schall  uachweiseu;  Uterus  iu  gewöhnlicher  Lage.  Die  Puuctioa 
entleerte  3*4  Litte  einer  duukelblaurotheu  Flüssigkeit,  iu  der  sich  sofort  Cholo- 
steariuplattchen  bemerkbar  machten.  Ausser  diesen  enthielt  sie  microscopiscb  nach- 
weisbar massenhafte  Lymphkürpercbeu.  Bei  Aetherzusatz  traten  Tyrosiukrystalle 
hervor.  Spec.  Gew.  1,040,  alkalische  Keaction.  Aogesäuert,  mit  schwefelsaurem 
Natron  gesättigt  und  filtrirt,  hisst  die  KlÜsugkait  beim  Erhitzen  Albumin  ausfälleu, 
die  PaiTBNaorua'^che  ProLe  ergieht  das  Vorhatideuseiu  von  CbolaUäure.  — Nach 
kurzer  Erholung  starb  Pat.  — Im  3.  Ventrikel  lag  ein  kastaniungrosses  Sarcom. 
Von  dem  rechten  Hypochondrium  aus  ragte  eine  mannakopfgrosse  Uyste  iu  die 
Bauchhöhle  hinein,  die  vom  rechten  breiten  Mutterband  ausgeht,  in  dessen  Blätter 
eingebettet.  Ihre  überdache  war  mit  dem  Uterus  verwachscu,  diu  Cysteuwandu  ngen 
ziemlich  resistent.  Die  Tube  zog  über  sie  hinweg,  ohne  sich  in  sie  zu  offnen.  Das 
rechte  Ovarium  gesuud.  A.  Martini 

<J.  Lange,  Die  Mineralwasser  des  Kaukasus.  Riga.  i87&.  ioi8to.  8*. 

L.  sucht  die  Aufmerksamkeit  auf  die  wenig  gekannten  und  namentlich  durch 
ihre  gegenseitige  Lage  in  seltener  Weise  bevorzugten  Mineralquellen  im  Kaukasus 
zu  lenken.  Es  handelt  sich  um  4 unter  dem  44.  Breiten-  und  dem  GO.  Läugengrade 
gelegene  Gruppen  von  Quelleu  und  zwar  die  Sehwetelthermen  von  Paitigorsk,  die 
Eisenquellen  von  Shelesuowodsk  mit  eiuer  Temperatur  von  16 — 42°  C.  die 
alkalischen  Kochsalz,  Jod  und  Eisen  führenden  Quelleu  von  Esaentuki  und  die 
kohleusäurehaltigen  Quellen  von  Kislowodsk,  die  alle  uur  weuige  Kilometer  von 
einander  eotfe.nt  sind.  Ausserdem  sind  noch  eine  Bittersalzquelle  und  Seen  mit 
scbwofel  oder  salzhaltigem  Wasser  vorhanden.  Auf  weitere  Details  kann  hier  nicht 
eiugegaugeu  werden.  Schiffer. 


Einsendungen  für  du  Central  blau  wolle  man  an  eineu  dar  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator 
Berlin,  (N.)  Krausuickstrasse  24,  und  Professor  Honen  t ha),  Erlangen,  oder  (unter  Beischluss)  an 
die  Verlagshaodlung,  Berlin  (N.-W.)  unter  den  Linden  66,  adressiren. 


Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  ln  Berlin. 


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Üleh  erscheinen 
)—>  Bogen  ;am  Schl  um#- 
1 teJfthrfffcogi  Titel,  Na- 
• and  Sacbr«fJ«ter. 


Centralblatt 

für  die 


Prell  des  Jahrgänge! 
20  Hark;  ca  beziehen 
durch  alle  Bachhandlnn- 
gen  und  Poetanatalten. 


Dt.  J.  Bosenthal, 

Professor  in  Erlangen. 


Redigirt  von 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876.  1.  April.  No.  14. 


Inhalt!  Senator,  S.licin  «1«  Ersatzmittel  für  BalicyUäure  (Orig.-Mittb.).  — 
Raubbr,  Elaglieität  nnd  Festigkeit  der  Knochen  (Orig.-Mitth.).  — Most«,  Milch 
und  Harn  einer  mit  Rinderpest  befallenen  Kuh  (Orig.-Mitth  ).  — 

Eiohhorht,  Entwicklung  des  menschlichen  Rückenmark*.  — Harmarstbn, 
FaseratoSgeriunnng.  — Frank,  Veränderungen  am  CirculatioDsapparat  bei  Blei- 
kolik. — WsaatcKK,  Erkrankung  der  inneren  Kapsel.  — 

Kkthkb,  Gclenkknorpel  und  Synovialbaut.  — v.  Knikrikm,  Asparaginsänre 
»n.  Weizenkleber.  — Bouisoks,  Kotzimpfung.  — Gussknhaoeh,  Oeeopbago- 
tomie.  — Padui,  zur  Lehre  vom  Gesichtsfeld.  — Mohti,  Divertikel  des  Oeso- 
phagus mit  Lungenstenose.  — Fi.cheh,  Neuritis.  — Underhill,  Beschaffenheit 
der  Gebärmutterschieimbant  in  der  Menstrnation.  — 

Rabber,  Aufklärung.  — Druckfehler. 


Das  Saliciu,  ein  Ersatzmittel  für  Salicylsäure. 

Von  H.  Senator. 

Eine  so  eben  erschienene  Mittheilung  MaCL.agan’s  (TheLancet  1876, 
No.  10  u.  U.  vom  4.  u.  11. März)  über  sehr  günstige  Erfolge,  welche  er  bei 
der  Behandlung  des  acuten  Gelenkrheumatismus  mit  Salicin  erhalten 
tat,  veranlasst  mich,  schon  jetzt  vorläufig  das  Folgende  über  die  thera- 
peutische Anwendung  des  Salicins  mitzutbeilen.  M.  kam  auf  die 
Anwendung  des  Mittels  durch  die  Ansicht,  dass  jene  Krankheit  eine 
Verwandtschaft  mit  Malaria  intermittens  habe.  — Die  Richtigkeit 
dieser  Ansicht,  welche  wohl  zuerst  an  das  Chinin,  als  das  eigentliche 
Heilmittel  gegen  Malaria,  hätte  denken  lasseu  müssen,  mag  dahinge- 
stellt bleiben;  vielleicht  war  es  MaclagaN  bekannt,  dass  das  Chinin, 
Wle  so  viele  andere  Mittel,  bereits  vielfach  gegen  acute  Rheumar- 
tbritis  mit  sehr  wechselndem  Erfolge  angewandt  worden  ist.  Immer- 
hio  bleibt  es  sein  Verdienst,  auf  das  seit  lange  vergessene  Salicin 
zuerst  wieder  Öffentlich  hingewiesen  zu  haben. 

Ich  selbst  bin  bereits  vor  mehreren  Monaten,  sobald  als  ich 
uueh  von  den  therapeutischen  Erfolgen  der  innerlich  angewandten 
SaliCy|S£ure  überzeugt  hatte,  auf  Versuche  mit  Salicin  geführt 
XlV.  Jahrgang.  1® 


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242 


Sssator,  Sallein  als  Ersatzmittel  für  SaliuylsUuro, 


worden,  freilich  durch  einen  ganz  anderen  und,  wie  ich  glaube, 
mehr  berechtigten  Gedankengang  geleitet,  als  Maclaoan.  Da  es 
nämlich  keinem  Zweifel  unterliegen  kann,  dass  die  Salicylsäure  erst 
nach  Aufnahme  in  das  Blut  ihre  therapeutische  Wirksamkeit  ent- 
faltet und  da  durch  die  Untersuchungen  von  Ranke,  Lehmann, 
Laveran  und  Millon  dargethan  ist,  dass  Salicin,  direct  oder 
durch  den  Magen  in  das  Blut  des  menschlichen  und  thierischen 
Organismus  gebracht,  ganz  oder  zum  grossen  Theil  in  Salicyl- 
säure  übergebt,  so  lag  es  nahe,  diese  interessante  theoretische 
Erfahrung  practiscb  für  die  Therapie  zu  verwerthen  und  den  kranken 
Körper  selbst  sich  das  Heilmittel  bereiten  zu  lassen,  von  welchem  in 
statu  nascunti  vielleicht  noch  günstigere  Wirkungen  erwartet  werden 
durften,  als  wenn  es  erst  den  Weg  durch  den  Verdauuugseanal 
nehmen  musste. 

Nach  meinen  bisherigen  Beobachtungen  haben  sich  diese  Vor- 
aussetzungen vollständig  bestätigt.  Das  Salicin,  zu  2,5 — 6 gm. 
verabreicht,  setzt  in  fieberhaften  Krankheiten  die  Tem- 
peratur ebenso  sicher  herab  wie  die  Salicy lsäur e.  Die 
Krankheiten,  in  denen  ich  es  bisher  angewandt  habe,  sind  Parame- 
tritis,  Typhus  abdominalis  und  Phthisis  pulmonum.  Die  Wirkung 
des  Salicius  auf  Rheumarthritis  habe  ich  bisher  nicht  erproben  können, 
da  mein  erster  Vorrath  an  Salicin,  welches  seit  langer  Zeit  nicht 
mehr  ofhcinell  und  daher  nur  in  geringen  Mengen  zu  erhalten  ist, 
durch  Versuche  bei  anderen  Krankheiten  und  bei  Gesunden  erschöpft 
war,  als  die  specifischen  Erfolge  der  Salicylsäure  bei  jener  Krank- 
heit bekannt  wurden  uud  da  augenblicklich  die  Rheumarthritis  hier 
in  Berlin  wieder  seltener  geworden  ist,  so  dass  ich  jetzt  auf  meiner 
Abtheilung  keinen  frischen  Fall  davon  habe.  Nach  den  ßeobacb- 
achtungen  MaCLAGAn's  ist  aber  garnicht  zu  zweifeln,  dass  dem  Sa- 
licin auch  diese  Wirkung  der  Salicylsäure  zukommt. 

Das  Salicin  hat  keine  jener  unangenehmen  Nebenwirkungen 
(Kratzen,  Würgen  etc.),  wie  die  Salicylsäure,  schmeckt  bitter,  lässt 
sich  aber  als  Pulver  mit  Zucker  oder  Oelzucker  ganz  gut,  noch 
besser  in  Oblaten  oder  Pillen  und  auch  in  Lösung  nehmen.  Sein 
Preis  ist  selbst  jetzt,  wo  es  wenig  dargestellt  wird,  noch  etwas  ge- 
ringer, als  der  der  Salicylsäure  und  deren  Salze.  Da  es  aber  aus 
den  überall  vorkommenden  Weiden  und  Pappeln  leicht  gewonnen 
werden  kann,  so  wird  es  bei  grösserem  Verbrauch  ohne  Zweifel  weit 
billiger,  als  die  Salicylsäure  zu  haben  sein. 

Dass  das  Salicin  als  antiseptisches  Mittel  (also  für  den 
äusseren  Gebrauch)  die  Salicylsäure  nicht  ersetzen  kann,  hat  Kolbb 
(Journ.  f.  pract.  Chem.  N.  F.  XI.  S.  9)  nachgewiesen. 


■ 


1 


J 


J 

I 

I 


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Baubrr,  RUsticitKt  and  Festigkeit  der  Knochen. 


243 


Elasticität  and  Festigkeit  der  Knochen. 

Von  A.  Räuber. 

Die  auffallend  vernachlässigte  Stellung,  welche  unter  den 
Körpern,  die  bis  jetzt  der  Gegenstand  von  Untersuchungen  über 
Elasticität  und  Festigkeit  gewesen  sind,  die  llauptstützorgane  des 
Wirbelthierkörpers,  die  KnocheD,  einnehmen,  veranlasste  mich, 
den  genannten  Eigenschaften  der  letzteren  meine  Aufmerksamkeit 
am  so  mehr  zuzuwenden,  als  eine  reiche  Ausbeute  erwartet  werden 
durfte.  Nicht  die  Vermuthung  grosser  Widerstandskräfte,  die  der 
beständige  merkwürdig  gefahrlose  Gebrauch  der  Knochen  im  Leben 
hinreichend  begründet,  genügt  dem  wissenschaftlichen  Denken, 
sondern  die  Gesetze  ihrer  Widerstandskraft  sind  zu  ermitteln  und  in 
Zahlen  auszudrücken. 

Ihre  Widerstandskraft  ist  wesentlich  abhängig  1)  von  der 
Substanz,  aus  welcher  die  Knochen  bestehen,  in  der  Art,  dass  ein 
anderes  Material  eine  geänderte  Form  der  Knochen  bedingen  würde; 
und  2)  von  der  Form,  in  welcher  die  Substanz  zur  Verwendung 
gelangt,  sei  es  hinsichtlich  des  microscopischen  Baues  oder  der  Ge- 
stalt des  ganzen  Knochens.  Es  handelt  sich  aber  nicht  allein  darum, 
die  Knochenform  als  etwas  Gegebenes  aufzufasseu  und  mit  ihr  und 
der  Kenutniss  der  Elasticität  und  Festigkeit  der  Substanz  die 
Leistungsfähigkeit  der  einzelnen  Knochen  zu  untersuchen,  sondern  in 
höherem  Grade  darum,  aus  der  Kenntniss  der  Kräfte,  von  welchen 
die  Knochen  bei  ihrer  Leistung  in  Anspruch  genommen  werden, 
und  mit  der  Kenntniss  der  Kräfte  der  Substanz,  aus  der  sie  gebildet 
sind,  immer  tiefer  in  das  Verstünduiss  der  Kuochenformen  selbst  ein- 
sudringen. Denn  es  unterliegt  keinem  Zweifel  mehr,  dass  wir  die 
Knochenformen  um  so  besser  werden  begreifen  lernen,  je  weiter  wir 
in  der  Anwendung  mechanischer  Gesetze  auf  ihre  Erklärung  Vor- 
gehen. 

Ich  begann  meine  Untersuchungen  mit  der  Bestimmung  der 
rück  wirken  de  n Festigkeit  und  habe  ich  hierüber  schon  einige 
Mittheilungen  gemacht  Es  zeigte  sich  aber  bald  die  Nothwendig- 
keit,  auch  die  übrigen  Festigkeitsarten  in  das  Bereich  zu  ziehen, 
wenn  das  Gewonnene  nicht  Bruchstück  bleiben  sollte.  So  folgte  die 
Prüfung  der  Biegungsverbältnisse,  der  Schub-  und  Tor- 
sionsfe  s tigk  ei  t.  Ueber  die  genannten  Festigkeitsarten  lagen 
noch  keine  früheren  Angaben  vor.  Bestimmungen  der  absoluten 
Festigkeit,  die  schon  bearbeitet  worden  war,  konnten  aber  um  so 
weniger  übergangen  werden,  als  die  vorbaudenen  Angaben  (Mcs- 
SCHEnbbokk,  Bevcw,  Wehtheim)  in  ihren  Werthen  beträchtlich  von 
einander  abstehen. 

Es  folgen  hier  die  Hauptergebnisse  meiner  Untersuchungen, 
die  icb  meiner  demnächst  erscheinenden  ausführlichen  Schrift  über 

16* 


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244 


SiCRKR,  Elssticität  und  Festigkeit  der  Knochen. 


diesen  Gegenstand  entnehme.  Das  spec.  Gewicht  der  frischen  Com- 
pacta  des  Oberschenkel-  und  Schienbeins  eines  30jährigen  Mannes 
betrug  1901,  einer  56jährigen  Frau  = 1825,  einer  Katze  = 2101, 
eines  Kalbes  = 1889,  eines  Rindes  = 2024,  eines  Hausschweins  = 
1965,  eines  Wildschweins  = 2060.  Das  spec.  Gewicht  frischer  Spon- 
giosa der  menschlichen  Oberschenkelknorren  war  = 1197,  eines 
frischen  Fischwirbels  (Wels)  = 1584,  eines  menschlichen  Rippen- 
knorpels = 1112.  Austrocknung  frischer  Knochenstäbchen  vermin- 
dert deren  Dimensionen.  Stäbchen  von  8 cm.  Länge  schrumpften 
um  ü — H mm.  Frische  Schädel  haben  einen  grösseren  Rauminhalt 
als  getrocknete  (s.  H.  Welcher,  Wachsthum  und  Bau  des  Schädels). 

Die  „Knochenhöhlen“  sind  nicht  lufthaltig,  sondern  enthalten 
Zellen.  Der  Rauminhalt  der  Knobhenhöhlen  und  Knochencanälchen 
der  Compacta  verhält  sich  zu  dem  der  Grundsubstanz  annähernd 
wie  1 : 16.  Der  Rauminhalt  der  Gefässcanäle  beträgt  ‘/so  der 
Knochensubstanz.  Die  nichttragkrältige  Knochensubstanz  ist  dem- 
nach etwa  7u  des  Volums  der  Compacta.  Die  umfassenden  und 
HAVERsischen  Lamellensystems  stellen  Hoblsäulen  dar  mit  allen  me- 
chanischen Eigenschaften  solcher. — Ein  Querschliff  vom  Mitteistüek 
des  menschlichen  Oberschenkelbeins  zeigte  gegen  3200,  einer  des 
Schienbeins  2500  HavERSische  Säulen.  Die  nächste  Auskleidung  der 
HAVERsischen  Canäle  ist  eine  endotheliale.  Sie  begrenzt,  wie  ich  es 
vorläufig  auffasse,  circumvascuiäre  Lymphcanäle.  Die  Mitte  wird 
wird  von  einem  oder  mehreren  Blutgefässen  eingenommen.  — Die 
Venae  nutritiae  besitzen  inuerhalb  derselben  keine  Muscularis  als 
besondere  Wandschicht.  — Die  umfassenden  Lamellen  werden 
an  vielen  Ansatzstellen  starker  Sehnen  und  Bänder  durchbrochen, 
mit  Blosslegung  und  Umgestaltung  HAVERsischer  Säulen  zu  reichge- 
zackten Ursprungsfeldern  der  Sehnen  und  Bänder.  Deren  Ursprung 
wirkt  auf  das  Gefüge  der  Compacta  an  mehreren  Orten  dadurch 
noch  tiefgreifender,  dass  sie  hier  in  eine  starkmaschige  Spongiosa 
sich  auflöst,  mit  dem  Erfolge  besserer  Verwerthuug  der  elastischen 
Kräfte  des  Knochens.  — Die  Festigkeit  der  Sehnenverbindung 
mit  dem  Knochen  hängt  ab  von  der  Grösse  der  Verbindungs- 
fläche,  die  nach  den  Grenzen  uud  den  Unebenheiten  der  Fläche  sich 
abmisst,  von  der  zahlreichen  Gegenwart  SHARPEy’scber  Fasern,  von 
Schlingenbildung,  vom  Luftdruck.  — Die  typische  Belastung 
der  Extremitätenknocben  und  nächste  Ursache  ihrer  Architectur  ist 
die  Spannung  ihrer  Musculatur. 

(Schlau  folgt.) 


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Mona,  Milch  und  Harn  einer  mit  Rinderpest  befallenen  Ruh.  245 


lieber  die  Milch  nnd  den  Harn  einer  mit  Rinderpest  befallenen 

Kuh,  welche  sich  in  der  zootherapeutischen  Klinik  von 
Prof.  Borodulin  befand. 

(Aue  dem  Laboratorium  des  Prof.  8ibblir.) 

Von  Constantin  Honin  iu  St.  Petersburg. 

Ara  23.  Januar  1875  wurde  der  zootherapcutiscben  Klinik  der 
medico-chirurgischen  Acaderaie  eine  mit  Rinderpest  befallene  Kub 
«geführt,  welche  den  Tag  darauf  Abends  fiel.  Von  dieser  Kuh 
wurden  im  Verlauf  von  24  Stunden  fünf  Portionen  Milch  abgeraelkt, 
welche  im  chemischen  Laboratorium  des  Herrn  Prof.  Sabelin  einer 
chemischen  Analyse  unterworfen  waren.  Ausserdem  wurde  im  Harn 
derselben  Kub  die  Quantität  de3  Harnstoffs  und  der  Chlorsalze  genau 
constatirt.  Die  Rinderpest  der  Kub  wurde  durch  die  klinische  Be- 
handlung nach  dem  Verhalten  der  Krankheit,  sowie  auch  nach  der 
pathologisch-anatomischen  Section  statuirt. 

In  der  Milch  wurde:  1)  Das  Fett  durch  Zusatz  einer  lOpctigen 
Aetznatronlösung  zur  Milch  vermittelst  Aether  erhalten.  2)  Das  Casein 
setzte  sich  durch  Behandeln  mit  Essigsäure  und  Einleiten  von 
Kohlensäure  ab.  3)  Das  Albumin  wurde  durch  Kochen  der  von 
Casein  abfiltrirten  Flüssigkeit,  4)  der  Zucker  durch  die  Fkhling’- 
sche  Flüssigkeit,  5)  die  Asche  durch  Glühen  der  eingedampften 
Milch  im  Piatintigel  bestimmt. 

Im  Harn  wurde  bestimmt  1)  der  Harnstoff  nach  Liebig,  2)  die 
Chloridsalze  nach  Pbibuam.  Es  ergab  sich: 


Monat 

In  der 

Die 

Das 

Gewicht 

Auf  100  ccm.  kommen  gm. 

Menge 

ccm. 

1 1 

1 

und  Datum 

Zwischenzeit 

von 

100  ccm. 

Fett 

Albnmi 

Casein 

Zucker 

® 

Ja 

0 

«0 

< 

Den  23.  Januar 
3 Ohr  am 
Tage 

Stunden 

79») 

106,7 

3,760 

0,800 

8,950 

3,422 

1,260 

7 Uhr  Abends 

4 

98 

106,2 

2,260 

0,540 

10,650 

8,860 

1,180 

11  UhrXachts 

4 

44 

100,2 

1,770 

0,850 

8,220 

0,462 

1,260 

154  Uhr  „ 

254 

16  j 

98,5 

2,215 

0,480 

9,226 

•*> 

1,540 

Den  24.  Januar 
2J4  Uhr  am 
Tage 

13 

29) 

*)  Einige  Ständen,  bevor  die  Kuh  ins  Klinikum  geführt  war,  ist  vom  Be- 
litser  über  eine  Flasche  Milcb  abgemelkt  worden. 

**)  Das  ganze  Filtrat  von  Casein,  Albumin  nnd  Fett  war  verbraucht ; die 
Fiauzs'scbe  Flüssigkeit  aber  nur  von  der  blauen  Farbe,  welche  sogleich  ins  Grün- 
liebe überging.  Von  der  FEHLiNO'schen  Flüssigkeit  waren  nur  2 ccm.  genommen 
worden. 


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246 


Eicnhomt,  Entwicklung  des  menschlichen  Röckonmark«. 


Der  Urin  hatte  ein  spec.  Gewicht  von  1030,  enthielt  2,64  pCt 
Harnstoff,  0,45  pCt.  Chlor,  sowie  Albumin  und  Gallenfarbstoff. 

Obgleich  man  wohl  keine  positiven  Schlüsse  aus  diesem  ein- 
zelnen Falle  ziehen  kann,  so  ersehen  wir  dennoch  aus  der  Tabelle1 

1)  Dass  die  Menge  der  Milch  fast  stündlich  um  die  Hälfte  abuahm. 

2)  Dass  das  Gewicht  derselben  nach  einem  bestimmten  Maass  ab- 
nahm. 3)  Dass  die  Meuge  des  Zuckers  ebenfalls  bedeutend  sank, 
bis  fast  auf  0.  4)  Dass  das  Fett  sich  bedeutend  verminderte.  5)  Die 
Asche  sieb  aber  vermehrte. 


H.  Eichhorst,  Ueber  die  Entwickelung  des  menschlichen 
Rückenmarks  nnd  seiner  Formelemente.  Viacaow’s  Arch.  i.xiv. 

8.  426. 

Die  graue  Substanz  des  Rückenmarks  zeichnet  sich  im  3.  Monat 
durch  einen  grossen  Reichthum  dicht  an  einander  liegender  Kerne 
aus,  welche  farblosen  Blutkörperchen  gleichen  und  sich  im  weiteren 
Verlauf  ebensowohl  zu  Bindegewebszellcn  und  Blutgefässen,  als  auch 
zu  Nervenzellen  entwickeln.  An  Isolationspräparaten  erkennt  man, 
dass  die  Kerne  3 — 5 gröbere  Granula  und  einen  stark  lichtbrechenden 
Randsaum  besitzen.  Sie  sind  in  den  Vordurhörnern  am  grössten,  in  der 
Substautia  gelatinöse  am  kleinsten.  Wenn  diese  Bildungszellen  sieb 
zu  Ganglien- Zellen  ausbilden,  so  verlieren  sie  alle  Granula  bis  auf 
eins,  das  zukünftige  KernkörpercheD.  Ihr  Körpur  klärt  sich,  der 
glänzende  Randcontur  schwindet  allmählich.  Unter  fortwährender 
Grössenzunahme  tritt  eine  feinkörnige  Trübung  rings  um  das  Kern- 
körperchen auf,  welche  allmählich  zu  einem  concentrischen  Ringe,  dem 
Contur  des  definitiven  Kernes,  wird.  Indem  nun  vom  Neuen  eine 
sehr  feine  Granulirung  des  Zellenleibes  auftritt,  beginnt  das  Gebilde 
Fortsätze  zu  treiben,  zuerst  immer  nur  einen  einzigen,  später  mehrere, 
die  sich  anfangs  in  ihrem  Aussehen  nicht  unter  einander  unterscheiden. 
Im  fünften  Monat  tritt  zuerst  an  den  Fortsätzen  die  fibrilläre  Struc- 
tur  auf,  welche  Streifung  sich  später  über  den  ganzen  Zellenleib 
ausbreitet.  Zu  derselben  Zeit  bildet  sich  unter  den  bis  dahin  gleich- 
artigen Ganglienzellen -Fortsätzen  eine  Differenzirung  aus.  Sie  be- 
ginnen mit  Ausnahme  einer  einzigen  feinere  Seitensprossen  zu  treiben, 
während  der  unverästelte  Fortsatz  in  einiger  Entfernung  vom  Zellen- 
leib einen  doppelten  Randcontur  erhält.  Eine  Vermehrung  der  Zellen 
durch  Theilung  hält  E.  für  unwahrscheinlich. 

Die  weissen  Rückenmarkstrange  lassen  am  Ende  des  3.  Monats 
3 Schichten  von  der  grauen  Substanz  bis  zur  Peripherie  erkennen. 
E.  bezeichnet  dieselben  in  Erinnerung  an  die  Schichten  des  sich 
bildenden  Knochens  als  Schicht  der  sich  richtenden  Zellen,  als  Ueber- 
gangszotie  und  als  eigentliche  Nervenfaserschicht  und  folgert  daraus, 
dass  einmal  die  Bilduug  neuer  Nervenfasern  mit  dem  dritten  Monat 


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Eichhorst,  Entwicklung  des  menschlichen  Rückenmarks. 


247 


noch  nicht  abgeschlossen  ist  und  dass  ferner  die  jungen  Fasern  von 
Innen  nach  Aussen  angelegt  werden.  Wenn  die  oben  erwähnten 
runden  kernartigen  Bildungs-Elemente  des  embryonalen  Rückenmarks 
sich  zu  Nervenfasern  umbilden,  so  nehmen  sie  da,  wo  der  Anfang 
der  Schicht  der  sich  richtenden  Zellen  zu  setzen  wäre,  eine  Spindel- 
fora) an,  deren  Längsdurcbmesser  mit  der  Längsachse  des  Rücken- 
marks zusammenfällt.  Jemehr  man  sich  von  der  grauen  Substanz 
entfernt,  um  so  häufiger  stösst  man  auf  Bilder,  auf  denen  die  läng- 
lichen Kerne  von  beiden  Polen  aus  feine  Fortsätze  aussenden.  In 
der  an  die  Schicht  der  sich  richtenden  Zellen  nach  Aussen  anstos- 
senden  Uebergangszone  finden  sich  fascrartige  Bildungen  mit  regel- 
mässig wiederkebrenden  spindelförmigen  Auftreibungen,  bedingt  durch 
Kerne.  Diese  Kerne  treten  weiter  und  weiter  auseinander  und  ziehen 
dabei  die  Anfangs  solideren  und  dickeren  Schaltstücke  immer  mehr 
in  die  Länge.  Bemerkenswerth  ist,  dass  die  Fasern  in  diesem  Sta- 
dium eine  auffallende  Starrheit  besitzen  und  ganz  gleichmässig  fort- 
laufen. Da,  wo  diese  Zone  die  eigentliche  Schicht  der  Nervenfasern 
berührt,  sind  die  Kerne  nicht  mehr  in  den  Verlauf  der  Fasern  einge- 
schaltet, sondern  denselben  nur  seitlich  aufgeklebt.  In  der  dritten 
Schiebt  endlich  ist  die  Faser  kernfrei  geworden  und  hat  sich  mit 
einer  krümlich  körnigen  Masse,  dem  Anfang  einer  Markscheiden- 
bildung, umgeben.  Mit  dem  vierten  Monat  gewinnt  die  Markscheide 
ihr  characteristisches  Aussehen.  Die  Markscheidenbildung  beginnt 
in  den  äusseren  Partien  der  Hinterstränge  und  gebt  sodann  auf  die  Vorder- 
stränge über,  während  sie  in  den  Seitenstrfingen  und  in  den  Gou/schen 
Keilsträngen  erst  später  auftritt.  Die  Bildung  der  Markscheiden  wird 
durch  eine  Verfettung  der  interfibrillären  Substanz  eingeleitet, 
deren  Fetttröpfchen  später  zu  einem  Fettmantel  um  jede  Faser  Zu- 
sammenflüssen. Die  Kerne,  welche  ursprünglich  zur  Bildung  der 
Nervenfasern  zusammentreten,  sich  aber  später  ablösen,  geben  die 
Veranlassung,  dass  sich  die  feinkörnige  Zwischen  Substanz  zwischen 
je  2 Fasern  in  der  Verlängerung  der  Pole  der  Kerne  rings  um  jede 
Faser  abscheidet  und  ihr  nach  vorhergegangener  chemischer  Um- 
wandlung als  Markmantel  angehört.  Sobald  der  Achsencylinder  einen 
Markmantel  erhält,  verliert  er  seine  Starrheit  und  erhält  eine  ausge- 
sprochene Neigung  zur  Bildung  von  Varicositäten.  Die  ursprüngliche 
Substanz  des  Achsencylinders  geht  mit  der  Bildung  der  Markscheide 
eine  Verflüssigung  ein.  Der  Modus  der  Gefassbildung  ist  nach  E. 
im  Rückenmark  überall  derselbe,  wie  man  ihn  auch  in  andern  Organen 
antrifft.  Die  Lympbscbeiden  lässt  E.  von  deu  Venen  und  von  den 
Arterien  her  anfangs  nur  längs  der  nächst  liegenden  Capillaren  und 
nur  in  der  grauen  Substanz  fortkriechen,  sich  einander  entgegenwachsen 
und  mit  einander  verschmelzen.  Erst  am  Ende  des  fünften  Monats 
beginnt  die  Lymphscheidenbildung  in  der  weissen  Su  bstanz.  Die  Art  und 


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248 


Eichhorbt,  Entwicklung  des  menschlichen  Rückenmarks. 


Weise,  in  welcher  sich  die  Lymphseheiden  entwickeln,  besteht  darin, 
dass  sich  an  die  nackte  Oefässwand  Ruudzcllen  anlegen,  welche 
späterhin  länglich  elliptisch  auswachseu  und  an  beiden  Enden  längere 
Fortsätze  aussenden.  Die  letzteren  verwachsen  zunächst  an  ihren 
äussersten  Enden  mit  der  Geiasswand  und  kriechen  längs  dieser  so 
lange  fort,  bis  sie  mit  ähnlichen  Fortsätzen  zusammenstossen  nnd  mit 
diesen  verschmelzen.  Die  Neuroglia,  die  E.  aus  Zellen  und  Inter- 
cellular-Substanz  bestehen  lässt,  enthält  zuerst  jene  Kerne,  welche 
bei  der  Bildung  der  Nervenfasern  betheiligt  waren  und  sich  später 
losgelöst  hatten.  Diese  Kerne  werden  in  der  spätem  Zeit  leicht  daran 
erkannt,  dass  sie  eine  gewisse  Trägheit  in  ihrer  Entwickelung  und 
Dur  spärliche  Fortsatzbildung  erkennen  lassen.  Die  eigentlichen  Binde- 
gewebszellen , welche  der  Neuroglia  der  weissen  Substanz  das 
characteristische  Gepräge  aufdrücken,  sind  am  Ende  des  dritten 
Foetalmonates  noch  nicht  in  der  weissen  Substanz  vorhanden  und 
werden  erst  im  folgenden  Monate  in  dieselbe  aus  den  Gelassen  hin- 
eingetragen. Man  nimmt  zu  dieser  Zeit  wahr,  dass  runde  Kerne  in 
Form  der  embryonalen  Bildungszellen  oder  farbloser  Blutkörperchen 
in  die  interfibrilläre  Molecularsubstanz  eindringen  und  sich  hier 
zwischen  die  einzelnen  Fasern  legen,  während  die  Zwischensubstanz 
selbst  wieder  an  Breite  etwas  zunimmt.  Die  embryonalen  Gliazellen 
bilden  anfangs  freie  Körner.  Sie  nehrneu  niemals  direct  den  späteren 
complicirten  Bau  an,  sondern  gehen  zuvor  eine  Fettmetamorpbose 
ein,  bei  welcher  sie  das  bekannte  Aussehen  der  Fettkörnchenzellen 
annehmen.  Nachdem  die  freien  Giiakerne  die  Fettmetamorphose 
überstanden  haben,  ändern  Bie  ihr  Aussehen,  indem  ihr  Zellenleib 
nicht  mehr  grob  granulirt,  sondern  sehr  feinkörnig  und  fast  homogen 
erscheint.  Hierbei  nehmen  sie  öfters  eine  langgestreckte  elliptische 
Form  an.  Mit  dem  5.  Monate  sprossen  Fortsätze  hervor,  wodurch 
die  definitive  Form  gegeben  ist.  Das  Bindegewebe  der  grauen 
Substanz  wird  aus  nicht  eingewanderten  Elementen  anfgebaut.  Die 
Fettkörnchenzellen  sollen  dazu  dienen,  das  Fett  für  die  Markscheide 

j,  ' 

herbeizuschaffen;  sobald  sie  dasselbe  abgegeben  haben,  nehmen  sie 
wieder  ihren  Entwicklungsgang  zu  Bindegewebszeilen  auf.  Die 
Epithelien  des  Centralcanals  besitzen  zuerst  noch  keine  Flimmer- 
Haare,  letztere  entwickeln  sich,  indem  sich  zunächst  an  dem  centralen 
Ende  der  Zelle  ein  breiter  gestrichelter  Saum  zeigt,  durch  dessen 
Poren  das  Zellprotoplasma  in  Gestalt  von  Haaren  durchwächst  Die 
peripheren  Fortsätze  der  embryonaleu  Epithelzellen  stehen  in  Ver- 
bindung mit  den  Bindegewebszeilen  der  Pia.  Den  Schluss  macht 
eine  Tabelle  über  das  Wachsthum  des  Rückenmarks  in  den  einzelnen 
Monaten.  L&wa. 


Hammarbtiv*,  Faserstoffgerinnung. 


249 


Olof  Hamuiarsten,  Untersuchungen  über  die  Faserstoffge- 

rinnung.  6.  A.  Not.  act.  aoc.  ftcieot.  Upaal.  Ser.  III.  X.  4«.  1876.  130  Stn. 

Den  Ausgangspunkt  der  Untersuchung  des  Verfassers  bildete 
die  Beobachtung,  dass  der  Zusatz  von  Chlorcalcium  zur  Hydrocelon- 
fliisjigkeit  (welche  gleichzeitig  mit  Fibrinferment  versetzt  war),  1)  die 
Gerinnung  wesentlich  beschleunigt  2)  aber  auch  die  Menge  des  aus- 
geschiedenen  Faserstoffs  erheblich  vermehrt,  wie  die  Wägung 
mit  Berücksichtigung  der  Asche  des  Fibrins  zeigte.  So  stieg  die 
Menge  des  erhaltenen  Fibrins  von  0,05 — 0,027 — 0,00  grm.  auf  resp. 
0,089  - 0,057  — 0,047  grm.  Vf.  kam  dadurch  naturgemäss  zu 
der  Frage,  ob  nicht  das  Paraglobulin  vielleicht  einfach  in  derselben 
Weise  wirke,  wie  Chlorcaliumzusatz,  ob  also  die  SCHMiDT’scbe  Theorie 
der  hibringerinnung,  welche  eine  chemische  Verbindung  des  Fibrino- 
gens mit  dem  Paraglobulin  annimmt,  nicht  entbehrt  werden  könne. 
Zur  Entscheidung  dieser  Frage  hat  Vf.  eine  grosse  Anzahl  von 
Versuchen  angestellt.  Was  die  Anordnung  des  Stoffes  betrifft,  so 
zerfällt  die  Arbeit  in  2 Hauptabschnitte  und  jeder  derselben  in  eine 
Reihe  von  Paragraphen. 

1.  Entsteht  der  Faserstoff  durch  die  chemische  Vereinigung 
zweier  Eiweisse,  der  flbrinogenen  und  der  tibrinoplastischen  Substanz? 
Aus  der  Einleitung  zu  diesem  Abschnitt  ist  noch  nachzuholen,  dass 
die  Untersuchung  von  Hydrocelenfiüssigkeit  ausging  und  31  Fälle 
betrifft.  Von  diesen  31  von  Schmidt  als  meistens  „paraglobulinfrei“ 
angegebenen  Flüssigkeiten  gerannen  6 spontan  innerhalb  der  ersten 
24  Stunden,  6 andere  im  Verlauf  einiger  Tage,  19  nicht  spontan;  von 
diesen  aber  10  nach  Zusatz  von  Fermentlösung,  5 nach  Zusatz  von 
ferment  und  flbrinoplastischer  Substanz,  4 überhaupt  nicht.  Die 
Fermentlösung  war  nach  der  Angabe  Schmidt's  durch  Extraction 
des  getrockneten  Alkoholcoagulums  von  Blutserum  mit  Wasser  darge- 
•tellt.  Die  Ausdrücke  „Paraglobulin"  und  „fibrinoplastische  Substanz“ 
"erden  vom  Vf.  stets  als  gleichbedeutend  gebraucht.  Nachdem 
festgestellt  hatte,  dass  das  Chorcalcium  ebenso  gut  fibrino- 
plastische  Substanz  genannt  werden  kann,  wie  das  Paraglobulin, 
fragte  es  sich,  ob  nicht  auch  noch  andere  Substanzen  ebenso  wirken. 
Vf.  versuchte  zuerst  das  Casein,  das  durch  wiederholte  Auf- 
lösung in  schwacher  Natronlauge,  Filtration  und  Wiederffillung  mit 
Essigsäure  von  Fett  und  Milchzucker  befreit  war.  Dasselbe  wurde 
10  Wasser  suspendirt,  die  Hydrocelenfiüssigkeit  zugesetzt  — ein  Ein- 
fluss auf  die  Gerinnung  war  jedoch  nicht  wahrzunehmen.  In  der  Idee, 

die  Art  der  Vertheilung  des  Caseins  hierbei  von  Einfluss  sein 
önnte,  stellte  Vf.  nun  folgenden  Versuch  an.  Pferdeblutserum  wurde 
mü  9 vol.  Wasser  verdünut,  durch  Zusatz  von  Essigsäure  das  Para- 
globulin  gefällt  nach  24  ständigem  Stehen  filtrirt.  Das  als  paraglo- 
ulinfrei  erkannte  Serum  wurde  nun  mit  der  alkalischen  Caseinlösung 
vermischt  und  dieses  durch  Essigsäurezusatz  wieder  gefällt.  Der  so 


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250  HiMMAMTäil,  F»*«r»toff(rerinnnng. 

gewonnene  Niederschlag,  der  sich  in  Berührung  mit  der  Luft  in  eine 
klebrige  selbst  syrupös  zerfliasende  Masse  verwandelt,  ist  in  NaCI- 
Lösung  von  1 — 7%  leicht  und  klar  löslich.  Dieses  Casein  wirkt 
ebenso,  wie  Paraglobulin,  es  beschleunigt  die  Gerinnung  und  vermehrt 
die  Menge  des  Fibrins.  Man  könnte  noch  zweifeln,  ob  das  Casein 
noch  in  seinen  wesentlichen  Eigenschaften  unverändert  sei:  Das  ist 

indessen  der  Fall.  Die  neutrale  Lösung  in  Kochsalz  gerinnt  bei 
Zusatz  von  Lab,  dagegen  ist  es  allerdings  sehr  wahrscheinlich,  dass 
es  bei  der  angegebenen  Bchandlung?rait  gewissen  Serumbestandtheilen 
verunreinigt  wird.  So  sind  cs  also  jetzt  schon  3 Substanzen,  welche 
die  Gerinnung  befördern  — es  handelte  sich  nun  darum,  dass  diesen 
3 Substanzen  Gemeinsame  zu  finden.  Zu  diesem  Zweck  war  es 
nothwendig,  auf  die  Bedingnngen  der  Gerinnung  näher  einzugehen  und 
zwar  womöglich  mit  reinen  Materialien,  reinem  Fibrinogen, Ferment  und 
Paraglobulin.  Zur  Darstellung  von  Fibrinogen  wendet  Vf.  folgendes 
Verfahren  an:  Pferdeblut  wird  in  Gefässen  aufgefangen,  die  zu  l/s 

mit  concentrirter  Lösung  von  schwefelsaurer  Magnesia  gefüllt  sind, 
sodass  die  Mischung  1 Vol.  Salzlösung  auf  4 Vol.  Blut  enthält  und 
nach  mehrtägigem  Stehen  filtrirt.  Das  klare  mitunter  etwas  röthlich 
gefärbte  Filtrat  versetzt  man  mit  dem  gleichen  Vol.  concentrirter 
NaCI-Lösung  und  fällt  dadurch  das  Fibrinogen  aus.  Ueber  die  weitere 
Reinigung  vergl.  das  Original.  Zur  Anwendung  kam  eine  wässrige 
Fibrinogenlösung,  die  etwa  1 pCt.  NaCl.  enthält.  Diese  Lösung  ge- 
rinnt spontan  nicht,  wohl  aber  auf  Zusatz  von  Fibrinferment.  Von 
sehr  grosser  Wichtigkeit  ist  natürlich  der  Nachweis  das  diese  Fibri- 
nogenlösung kein  Paraglobulin  enthält,  und  trotz  Abwesenheit  des- 
selben gerinnt  Dieser  Nachweis  lässt  sich  durch  Einträgen  von  ge- 
pulvertem Kochsalz  in  die  Flüssigkeit  führen:  es  tritt  dadurch  eine 
so  vollständige  Ausfällung  ein,  dass  kein  Eiweiss  nachzuweisen  ist, 
was  bei  Gegenwart  von  Paraglobulin  stets  der  Fall  ist,  wie  besondere 
Versuche  zeigten. 

Der  zweite  Theil  der  Abhandlung  S.  62 — 130  beschäftigt  sich 
mit  der  Erklärung  des  Einflusses,  den  ein  Paraglobulinzusatz  auf  die 
Schnelligkeit  der  Gerinnung  und  die  Menge  des  Fibrins  hat. 

Al.  Schmidt  bat  bereits  bemerkt,  dass  man  aus  stark  alkalisch 
reagirenden  Flüssigkeiten  weniger  Fibrin  erhält,  wie  aus  schwächer 
alkalischen  und  die  Menge  desselben  durch  Neutralisation  gesteigert 
werden  kann;  jedoch  erhält  man  unter  diesen  Verhältnissen  nicht 
alles  Fibrin,  da  ein  Theil  desselben  wiederum  durch  das  bei  der 
Neutralisation  entstandene  Salz  in  Lösung  gehalten  wird  und  bei 
einem  gewissen  Gehalt  an  Alkali  bat  Säurezusatz  keine  Wirkung 
mehr,  weil  alles  entstehende  Fibrin  gelöst  bleibt.  Manche  Hydro- 
celenflüssigkeiten  mit  sehr  geringem  Gehalt  von  Fibrinogen  geben 
tür  sich  (nach  Fermentzusatz)  keine  Gerinnung,  wohl  aber  wenn 
man  sie  vorher  neutralisirt  bat.  Der  Einfluss  der  Alkalescenz  muss 


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Hahhabbter,  Fueratoffgermnang. 


251 


sich  natürlich  bei  fibrinarmen  Flüssigkeiten  weit  stärker  geltend 
machen,  wie  bei  fibrinreicben,  da  die  Quantität  des  durch  das  Alkali 
in  Lösung  gehaltenen  Fibrins  eine  absolute  Zahl  darstcllt  — bei 
fibrinreichen  Flüssigkeiten  wird  die  durch  Neutralisation  erreichte 
Vermehrung  des  Fibrins  relativ  viel  unbeträchtlicher  sein,  wie  bei 
fibrinreichen.  Die  Alkalien  und  Salze  wirken  weder  auf  das  Ferment 
noch  auf  das  Fibrinogen  ein,  da  man  ja  bei  Aenderung  der  Bedin- 
gungen, z.  B.  Neutralisirnng  aus  derselben  vorher  nicht  gerinnenden 
Flüssigkeit  Fibrinausscheidung  bekommt,  sondern  sie  halten  das 
Fibrin  in  Lösung.  — Aus  reinen  neutralen  Lösungen  einmal  ausge- 
schiedenes Fibrin  ist  allerdings  nach  gründlichem  Auswaschen,  in 
Salzen  und  Alkalien  unlöslich,  das  aus  alkalischen  Lösungen  ausge- 
schiedene Fibrin  hat  dagegen  ein  gallertiges  geqollenes  Aussehen 
und  löst  sich  bei  längerem  Stehen  in  der  Flüssigkeit,  in  der  es  ent- 
standen ist,  wieder  auf.  Von  derselben  neutralen  Fibrinogenlösung 
wurde,  nach  Zusatz  von  Ferment,  die  eine  Hälfte  mit  etwas  sehr  ver- 
dünnter Natronlauge  versetzt  (A),  die  andere  ohne  Zusatz  gelassen 
(B).  B gerann  nach  30  Minuten,  A erst  nach  3 — 4 Stunden.  Nach 
Verlauf  von  31  Stunden  war  der  Faserstoff  in  B unverändert  ge- 
blieben, in  A hatte  er  sich  vollständig  wieder  aufgelöst.  Der  Faser- 
stoff von  B löste  sich,  ausgewaschen,  in  Alkali  nicht  auf.  Das  Fibrin 
geht  dabei  in  einen  paraglobulinartigen  Körper  Uber,  der  mit  dem 
Paraglobulin  alle  Löslicbkeitsverhältnisse  theilt  und  auch  Gerinnung 
in  Fibrinogenlösung  verursacht.  Man  erhält  ihn,  wie  das  Paraglo- 
bulin, durch  starkes  Verdünnen  der  Flüssigkeit  A und  Einleiten  von 
CO].  Ganz  dasselbe  lässt  sich  für  die  Salze  zeigen;  bei  hinreichen- 
dem Salzgehalt  tritt  keine  Ausscheidung  von  Fibrin  ein,  jedoch  ist 
das  Fibrin  gebildet  und  einfach  in  der  Flüssigkeit  gelöst:  versetzt 

man  sie  mit  dem  gleichen  Vol.  concentrirter  NaCl-Lösung  oder  ver- 
dünnt man  sie  hinreichend  mit  Wasser,  so  scheidet  sich  das  Fibrin 
ab.  Man  kann  diese  Modification,  welche  man  in  der  salzreichen 
Flüssigkeit  annehmen  muss,  mit  dem  Namen  „lösliches  Fibrin“  be- 
zeichnen. — Auf  Grund  dieser  Beobachtungen  sucht  nun  Vf.  die 
Rolle  des  Chlorcalciums  des  Paraglobulins  und  des  löslichen  Caseins 
zu  erklären.  Die  Wirkung  des  Chlorcalciums  beruht  wahrscheinlich 
darauf,  dass  es  sich  mit  dem  freien  (kohlensauren)  Alkali  umsetzt 
unter  Bildung  von  koblensaurem  Kalk  und  Chlorkalium.  Die  Wir- 
kung ist  also  ganz  analog  der  der  Säure.  Die  Wirkung  des  Para- 
globulins ist  der  der  Säure  noch  mehr  analog.  Das  Paraglobulin 
nimmt  nach  Vf.  das  Alkali  und  Salze  für  sieb  in  Beschlag,  beseitigt 
also  den  störenden  Einfluss,  den  diese  auf  die  Gerinnung  haben; 
ausserdem  wirkt  es  auch  durch  den  ihm  stets  anhaftenden  Gehalt  an 
Ferment.  In  ähnlicher  Weise,  wie  das  Paraglobulin  wirkt  auch  das 
durch  Serumbcstandtheile  verunreinigte  Casein.  Vf.  vermuthet,  dass 
diese  Verunreinigung  nichts  Anderes,  wie  Lecithin  sein  möchte. 

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252  Fbiiik,  Veränderungen  am  Circulationeapparat  bei  RIeikolik. 

/ 

Dafür  spricht,  dass  auch  Vitellin  die  Gerinnung  sehr  beschleunigt. 
In  einem  besonderen  Abschnitt  untersucht  Vf.,  wie  die  von  Schmidt 
angegebenen  fundamentalen  Beobachtungen  auf  Gruud  der  neu  ge- 
wonnenen Anschauungen  erklärt  werden  können;  es  muss  in  dieser 
Beziehung  sowie  überhaupt  in  Betreff  zahlreicher  Versuchdetails  auf 
die  Abhandlung  selbst  verwiesen  werden;  aus  den  Schlussbemer- 
kungen sei  noch  hervorgehoben,  dass  bei  der  Fibringerinnung  aus 
dem  Fibrinogen  neben  dem  Fibrin  stets  ein  löslicher  Eiweisskörper 
entsteht,  über  den  Vf.  indessen  noch  kciue  weitere  Angaben  machen 
kann.  Danach  könnte  die  Fibrinbildung  als  Spaltungsprocess  auf- 
gefasst werden,  und  es  wäre  so  auch  die  Möglichkeit  eines  Ver- 
ständnisses für  die  Wirkung  des  Fermentes  gewonnen.  E.  Salkowski. 


A.  Frank,  Ueber  die  Veränderungen  am  Circulationsapparate 
bei  ßieikolik.  Deutsch,  Arch.  f.  kiin.  Med.  XVI.  8 423. 

In  82  Fällen  von  Bleikolik  konnte  F.  folgende  Veränderungen 
am  Circuiationsapparat  nachweisen:  1)  Der  Herzstoss  war  in 
30  Fällen  ungewöhnlich  schwach,  in  9 verstärkt,  in  43  annähernd 
normal.  2)  Der  zweite  Aortenton  zeigte  bei  22  Kranken  eine 
bemerkenswerthe  Verstärkung  und  7 Male  hatte  er  eine  deutlich 
metallische  Beschaffenheit.  3)  Systolische  Geräusche  fanden 
sich  am  Herzen  nur  2 Male  und  verschwanden  in  der  Reconvalescenz. 
4)  Der  Radialpuls  ändert  sich  und  nimmt  eine  für  Bleikolik  cha- 
racteristische  Form  an.  Der  aufsteigende  Curvenschenkel  geht  steil 
und  ununterbrochen  in  die  Höhe.  Der  absteigende  Schenkel  da- 
gegen zeigt  einen  sehr  langsamen  Abfall,  insbesondere  des  relativ 
verlängerten  Endstückes.  Daneben  ist  der  Puls  katadicrot  oder 
katatricrot.  Die  Grossascension  der  Rückstossclevation  von  den 
Semilunarklappen  her  ist  sehr  klein,  während  die  erste  secundäro 
Ascension  oder  Elasticitätselevation  sehr  ausgeprägt  ist.  Auch  rückt 
die  letztere  dem  Scheitel  der  Curve  sehr  nahe,  und  in  exquisiten 
Fällen  bemerkt  man  eine  aus  2 Haken  zusammengesetzte  Gipfel- 
kuppe. Der  Puls  nimmt  wiederum  allmählich  eine  normale  Form 
an,  sobald  die  Kranken  längere  Zeit  genesen  sind. 

Die  Veränderung  des  Pulses  erklärt  F.  durch  eine  Erhöhung 
des  Gefässtonus,  welche  unter  dem  Einfluss  der  Bleivergiftung  zu 
Stande  komme.  Dabei  soll  nicht  eine  directe  Einwirkung  auf  die 
Gefässmuskeln,  sondern  auf  die  vasomotorischen  Nerven  stattfinden, 
wobei  es  unentschieden  gelassen  wird,  ob  der  Angriffspunkt  des  Me- 
talles  in  dem  vasomotorischen  Centrum  oder  in  den  peripheren 
Bahnen  zu  suchen  sei.  Ein  ähnlichen  Einfluss  des  Bleis  auf  die 
Baucharterien  soll  den  Grund  für  die  Kolikschmerzen  abgeben.  Dem- 
entsprechend konnte  Vf.  die  Kolikschmerzen  für  einige  Zeit  mindern, 
wenn  er  durch  Einathmung  von  Amylnitrit  die  Gefässe  zur  Dilata- 


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Weuiick«,  Erkrankung  der  inneren  Kapsel. 


253 


tion  brachte.  Eine  dauernde  Beseitigung  des  Anfalles  konnte 
durch  das  Mittel  nicht  erzielt  werden.  Eichhorst. 


C.  Wemieke,  Erkrankung  der  inneren  Kapsel.  Ein  Beitrag 
zur  Diagnose  der  Ueerderkrankungen.  Brest««  i87r>. 

Eine  böjährigo  Frau  tiel  plötziicii  ohne  Bewusstseinsverlust  auf 
der  Strasse  um  und  zeigte  sofort  eine  vollkommene  rechtsseitige 
Hemiplegie.  Oonvulsionen  und  andere  schwere  Hirnerscheinungen 
fehlten.  Die  motorische  Lähmung  der  Extremitäten  war  eine  voll- 
kommene, der  Hypoglosaus,  die  Augenmuscuiatur  der  gelähmten 
Körperhälfte,  ebenso  wie  deren  Sensibilität  waren  intact.  Aphasie 
oder  Anarthrie  fehlten.  — Im  Laufe  der  Zeit  zeigte  sieb  bei  elec- 
Irischer  Behandlung  eine  relative  Besserung  in  der  Beweglichkeit 
der  oberen  Extremität,  während  die  untere  absolut  bewegungslos 
blieb.  Die  electriscbe  Erregbarkeit  der  betroffenen  Muskelo  erschien 
gegen  die  der  anderen  Seite  herabgesetzt.  Bei  dem  Fehlen  jedes 
tpoplectischen  Insults  schloss  Vf.  die  Anwesenheit  eines  grösseren 
Heerdes  aus,  und  bei  dem  lieberwiegen  der  Lähmung  an  der 
unteren  Extremität,  bei  dem  Freibleiben  des  Mundfacialis  und  der 
Zunge  wurde  auch  eine  Affection  des  Linsenkernes  zurückgewieBen. 
Bei  der  anzunebmendeu  Kleinheit  des  Heerdes  (Fehlen  des  apoplec- 
tischen  Insults)  konnte  er  auch  uicht  centralwärta  vom  Liusenkern 
gesucht  werden,  spinale  Hemiplegie  war  durch  den  Mangel  der  ge- 
kreuzten Anästhesie,  Verletzung  der  Med.  oblongata  oder  des  Pons 
durch  das  Intactbleiben  der  Hirnnerven  auszu6cbliessen.  Auch  der 
Hin, scheukel  konnte  bei  dem  Fehlen  jeglicher  Lähmungserscheinungen 
von  Seiten  des  Nv.  oculoinotorius,  bei  dem  Mangel  einer  Affection 
des  Tractus  opticus  und  jeglicher  Seusibilitätsstörung  der  gelähmten 
Beite  nicht  Sitz  des  Heerdes  sein.  Dieser  musste  also  schliesslich 
in  der  inneren  Kapsel  sitzen,  was  die  Übductioa  denn  auch  bestä- 
tigte. Denn  abgesehen  von  einer  eitrigen  Meningitis  und  den  von 
dieser  abhängigen  Veränderungen  der  Hirnsubstanz  (diese  Affeetion 
konnte  der  Natur  der  Sache  nach  erst  in  den  letzten  Tagen  aufge- 
treten sein)  fand  sich  bei  Querschnitten  durch  die  Stamragangiien 
in  der  Ebene  des  Tuberc.  ant.  des  Sehhttgels  das  dritte  Glied  des 
Linseokerns  auf  eine  Strecke  von  1%  cm.  erweicht  und  braunrotb. 
Kineo  Centimeter  nach  vorn  war  die  lädirte  Stelle  schon  aus  dem 
Linsenkern  heraus  und  in  die  innere  Kapsel  zwischen  Linsenkern 
und  Nucl.  caudatus  hineingerückt.  Es  befand  sich  dort  ein  erbsen- 
grosser, käsiger  Heerd,  von  harter,  kalkiger  Gonsisteuz  (verkalkter 
Cysticercus)  umgeben  von  einer  schmalen  Erweichungszone,  an  der 
Grenze  zwischen  zweitem  und  drittem  Glied  des  Linsenkernes  in  der 
inneren  Kapsel  gelegen.  — Die  genauere  anatomische  Auseinander- 
setzung des  Vf.’s  siebe  im  Original.  Bernhardt. 


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254 


Riyhki.  y.  Ksibrikm.  Roz.mrobh. 


C.  Reyher,  ön  the  cartilages  and  synovial  membranes 

JOintS.  Journ.  of  Auat.  and  Physiol.  VIII. 

Frühere  Untersuchungen : Ueber  die  Veränderungen  der  Gelenke  bei  dauern- 
der Ruhe  (Cbl.  1874,  135)  führten  R.  dazu,  sich  die  Frage  vorzulegeu,  ob  die  sog. 
Randzone  (Ansatzzone)  der  Synovialmembran  entwickelungsgescbichtlich  durch  eio 
Hineinwachsen  der  Synovialis  zwischen  die  beiden  Kuorpelflächen  entsteht  oder  ob 
sie  sich  an  Ort  und  Stelle  durch  Veränderung  des  ursprünglich  knorpeligen  Ge- 
webes bildet. 

Diese  Frage  zu  entscheiden  bat  R die  verschiedensten  fötalen  Gelenke  aas 
den  verschiedensten  Stadien  untersucht.  Es  stellte  sich  dabei  heraus,  dass  die 
letztere  Annahme  die  richtige  ist  Die  sogen.  Randcone  der  Synovialmembran  geht 
aus  demselben  embryonalen  Gewebe  hervor,  aus  welchem  auch  die  sich  berührenden 
knorpeligeu  Theile  der  GeleukoberÜäche  bilden.  Dieses  embryonale  Gewebe  hat 
zunächst  überall  einen  epitheloiden  Character.  An  denjenigen  Stellen  der  Gelenk- 
oberfläche, die  in  beständiger  Berührung  sind,  entsteht  zwischen  diesen  epitheloideo 
Stellen  Zwischensubstanz,  die  Zellen  rücken  auseinander,  werden  zuerst  unregel- 
mässig sternförmig  und  später  rundlich,  bis  sie  echten  hyalinen  Kuorpeltellen 
gleichen.  Dasselbe  epitheloide  Gewebe  verwandelt  sich  an  denjenigen  Stellen,  die 
der  Randzone  der  Synovialmembran  entsprechen,  in  echtes  Bindegewebe  mit  stern- 
förmigen Körperchen. 

Aus  den  Bemerkungen  über  die  Histiologie  der  embryonalen  Synovialmembran 
ist  bervorzubebeo,  dass  R.  die  Existenz  einer  besonderen  die  Gefässe  überziehenden 
oberflächlichen  Zelle  »schiebt  (Lamdzekt,  Albkht)  leugnet.  Boll  (Rom). 

W.  v.  Knieriem,  Asparaginsänrc,  ein  Product  der  künstlichen 
Verdauung  von  Weizenkleber  durch  die  Pankreasdrüse.  Zeiuchr. 

f.  Biol.  XI.  S.  198. 

Ein«  grossere  Quantität  Weisenkleber  wurde  durch  Pankreas  verdaut,  die 
Peptone,  Leucin  und  Tyrosin  möglichst  abgeschieden  und  die  Flüssigkeit  alsdann 
mit  Kupferoxydbydrat  gekocht,  von  dem  erhebliche  Quantitiiten  in  Losung  gingen. 
Aus  dem  Filtrat  konnte  ein  Gemisch  von  Asparaginsäere  and  glutaminsaurem 
Kupfer  erhalten  werden.  Die  weiteren  Details  darüber  müssen  im  Original  nach- 
gesehen werden;  beide  Sauren  sind  durch  Analysen  sicher  gestellt.  Da  Vf.  nach- 
gewiesen  hat,  dass  die  Asparaginsäure  bei  Einführung  in  den  Körper  Harnstoff 
giebt,  so  ist  dieselbe  als  normales  Zwischeuproduct  aur  tlarnstoffbildung  au  be- 
trachten. E.  ij.lkow.ki. 

Bollinger,  Beiträge  zur  experimentellen  und  vergleichenden 
Pathologie  des  Botzes.  Deutsche  Zeitscbr.  f.  Thiermed.  11.  S.  76. 

B.  impfte  1)  ein  Kaninchen  an  beiden  Ohren,  2)  eine  Ziege  durch  Injection 
in  die  Bauchhöhle  mit  Kotleiter  und  constatirte,  dass  unabhängig  von  der  Ein- 
fübrnngsstelle  des  Giftes  bei  beiden  Tbieren  nach  112  resp.  66  Tagen  allgemeine 
lnfectiun  stattgefondeu  batte,  deren  Scblussact  beide  Male  Botaeruptionea  auf  der 
Naaenachleimbaut  bildeten.  Es  ist  demnach  die  Infection  mit  dem  Hotsgifte  weder 
an  diese  Schleimhaut  gebunden,  noch  muss  dieselbe  nothwendig  die  auerst  ergriffene 
Stelle  sein,  es  können  vielmehr  innere  Organe  längst  Sita  der  Erkrankung  aeio, 
ehe  die  Nasenachleimbaut  befallen  wird,  und  derartige  Fälle  meint  B-,  aind  es, 
welche  bisher  au  der  Annahme  einer  mehrwöcbentlicbeu  ja  mehrmonatliehen  loea- 
bationsdaaer  des  Hottes  geführt  haben.  Auch  in  dieser  Periode  anscheinender 
Latena  ist  die  Krankheit  durch  einen  „volatilen“  Infectionsstoff  (der  dem  „festen“ 
des  Nasensecrets  gegenübersteht)  übertragbar. 

ln  der  Frage  über  das  Verhältniss  des  Botaes  aur  Tabercolose  entscheidet 
lieb  B.  für  die  völlige  Unabhängigkeit  und  SpeeifitiU  beider  Proceaae,  da  lmpfver- 


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GüSSKBBSOB».  PsOLI.  Monn.  Fischkb. 


255 


rocke  mH  den  Prodncten  der  einen  Krankheit  immer  nnr  diese,  nie  die  andere  her- 
Vorbringen. 

Für  Inncnlationen  mit  rotzigem  resp.  des  Rotzes  verdächtigem  Secret,  «reiche 
er  zur  Fe»t«tellung  der  Diegnoee  empfiehlt,  hält  er  das  Kaninchen,  die  Ziege  ond 
das  Schaf  für  gleich  geeignet.  Die  Uebertragungsversucbe  mittelst  Blut  kranker 
Tbiere  blieben  erfolglos.  Qrawttz, 

Gassenhauer  (BiUroth  & Bryck),  Extraction  eines  grossen 
Taschenmessers  aus  dem  Oesophagus  durch  Oesophagotomie. 

Deutsche  med.  Wocbenscbr.  1876.  No.  2 u.  3. 

Das  Messer  «rar  «rabrscheinlich  bei  einem  Selbstmordversuche  in  den  Rachen 
geratheu  ond  konute  nur  an  einem  Tbeil  seiner  Klinge  erfasst  «rerdeo,  die  in  der 
linken  Schinndtasche  seitlich  von  der  Epiglottis  eingekeilt  sass.  Nach  vergeblichen 
Entbindung* versuchen  durch  den  Mund  begann  Barca  die  Pharyngotomie  sub- 
bjoides,  während  welcher  das  Messer  tiefer  in  die  Speiseröhre  glitt  30  Stunden 
■päter  vollfübrte  Billboth  den  Oesophagusschnitt  in  typischer  Weise.  Die  Ex- 
traction des  Messers,  dessen  Klinge  zum  Heft  rechtwinklig  stand,  dessen  Winkel 
steh  oben,  dessen  Klinge  nach  links,  dessen  Heft  nach  nnten  rechts  gewendet  war, 
gelang  nur  sehr  schwer  nnd  nach  Etablirung  einer  Wunde,  welche  vom  Rachen 
bis  «um  Schlüsselbein  reichte.  Pat  starb  am  10.  Tage,  als  die  Wunde  sich  bereits 
gereinigt  batte,  an  den  Folgen  einer  alten,  nacb  der  Operation  acuter  verlaufenden 
Phthise.  Witt.  Koch. 


R.  Pauli,  Beiträge  zur  Lehre  vom  Gesichtsfelde.  München  1875. 

P.  tbeilt  nach  einer  längeren  Einleitung  über  die  Bestimmung  des  Gesichts* 
feldes  den  genauen  ophtkalmoncopischen  Befund  und  das  mittels  des  FöRSTBR'scben 
Perimeters  constatirte  Verhalten  des  Gesichtsfeldes  in  30  beobachteten  Fällen  ver- 
schiedenartiger Erkrankungen  der  Chorioidea,  Retina  und  des  Opticus  mit;  das 
Material  stammte  aus  der  RoTHucnD’scben  Klinik.  Am  Schlüsse  findet  sich  ein 
ausführliches  Literaturverseichuiss.  Michel  (Erlangen). 

A.  Konti,  Ein  Fall  von  Laryngostenose , bedingt  dnrch  einen 
In  einem  Oesophagus- Divertikel  gelagerten  fremden  Körper. 

Jahrb.  f.  Kioderheilk.  IX.  S.  168. 

Ein  1 Jahr  altes  Kind  hatte  unbemerkt  ein  Siegelstock  verschluckt,  das  bis 
>n  dem  in  der  sechsten  Woche  danach  erfolgten  Tode  die  Erscheinungen  der 
Laryiixstenose  mit  seitweilig,  namentlich  in  der  Nacht  anftretenden  Eistickunge- 
snfälloo  verursachte.  M.,  der  das  Kind  in  den  leisten  10  Lebenstagen  beobachtete, 
batte  die  Wabrscheiolicbkeitsdiagnose  auf  einen  Fremdkörper  im  Oesophagus  ge- 
stellt, aber  einen  solchen  trotz  aller  Bemühung  nicht  nachweisen  können.  Das 
Kind  konnte  scblncken.  Beim  Tode  fand  sieb  der  8iegelstock  in  einem  rechts- 
seitigen Divertikel  des  Oesophagus,  in  der  Höhe  des  3.  Halswirbels  mit  der  Platte 
gsgeu  die  Wirbelsäule  gelagert,  während  die  Spitze  des  Qriffs  den  unteren  Rand 
nnd  den  inneren  Winkel  des  8childknorpels  berührte.  M.  bildet  den  Oesophagus 
nnd  das  messingene  Petschaft  in  der  Lage  sowohl,  wie  isolirt  ab.  B.  Frfcnkel. 

Franz  Fischer,  Zwei  Fälle  von  Neuritis.  Berlin,  klm.  wochenscbr. 

1876.  Nu.  32  u.  33. 

In  2 Fällen  vou  entzündlicher  Affection  des  Nv.  median,  bei  2 Frauen  bat 
Yf.  mit  dem  günstigsten  Erfolge,  was  die  Milderung  der  Schmerzen  zn  Anfang  und 
die  endliche  Heilung  des  Leidens  betraf,  den  constanten  Strom  angewendet.  Es 
wurde  über  den  schmerzhaften  Punkt  im  ersten  Fall  (nnd  zwar  war  dies  der 


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256 


UiDzamLL.  Radbeb,  AufklSrnng. 


spindelförmig  verdickte  Nerven-  (Mediauus-]  -sträng  an  der  Beugeseit«  des  rechten 
Vorderarms)  die  Anode  applicirt  und  ein  Strom  von  10  Elementen  der  Stöbbbb’- 
scben  Plattenbatterie  stabil  dnrchgeleitet  Die  au  Anfang  für  beide  Stromesarten 
nachweisbare  erhöhte  Erregbarkeit  der  erkrankten  Nerven  verlor  sich  im  Laufe  der 
Behandlung.  Diese  Patientiu,  sowie  die  andere  (siebe  die  Krankengeschichte  im 
Original)  worden  unter  dieser  Behandlung  geheilt.  Vf.  betoot  zum  Schluss  die 
katalytische  Wirkung  des  constanten  Stroms,  unter  der  die  angescbwollene  Stelle 
des  Nv.  mediauus  in  seinem  ersten  Fall  verschwand.  Bernhardt. 

Cli.  £.  Underhili,  Note  on  the  uterine  rnucous  inerabrane  of  a 
woman  who  died  immediateiy  after  menstruation.  Ediub.  med. 

Journ.  lCXLUI.  S.  132. 

Die  38  Jahr  alte  Frau,  welche  vor  mehreren  Jahren  ihr  6.  Kind  geboren, 
starb  apoplectisch,  nachdem  sie  kaum  aufgebört  hatte  zn  menstrniren,  im  Rausch. 
Der  Uterus  war  3 engl.  Zoll  lang,  seine  Wand  l'/s  Zoll  dick  am  innern  Mutter- 
mund, etwas  mehr  am  Fundus.  Der  Innenfläche  adliärirte  eine  dunkelfarbige  weiche 
Masse.  Im  rechten  Ovarium  waren  die  Reste  vom  Corp.  luteum  bemerkbar,  daneben, 
am  linken  Rand  des  Eierstocks,  ein  stark  vorspringeudes  falsches.  Das  gante 
Ovarium  war  2 Zoll  lang.  Das  frische  Corp.  lutenm  ist  rund,  7«  Zoll  im  Durch- 
messer, enthält  ein  schwarzes  Coagulum,  die  begrenzenden  Schichten  sind  an  der 
Peripherie  zarter  als  im  Centrnm.  Das  linke  Ovarium  adbärirt  der  Tuba  und  ist 
pi  Biudegewebssüge  eingebettet  An  dem  gehärteten  Uterus  fehlt  die  oberfläch- 
liche ächicht  der  Schleimhaut.  Auf  nnd  in  der  blossliegeuden  Schicht  liegen 
massenhafte  Utriculardrüsen,  welche  in  verschiedener  Richtung  getroffen  sind.  Diese 
Drüsen  erstrecken  sich  weit  in  die  Uteruswaud  hiuein.  Die  ganze  Wand  war  reichlich  mit 
Blutgefässen  versehen,  dereu  grössere  Stämme  in  der  äusseren  Schicht  verliefen. 
Die  Drüsen  waren  massenhafter  in  der  Nabe  des  Fundus  als  in  der  (legend  des 
Orific.  Uteri  interuum.  A.  Martin. 


Zur  Aufklärung. 

In  meinem  Aufsalz  (CU.  1876,  No.  8)  bemerkte  ich  kurz,  dass  W.  Eis 
der  Anschauungsweise  P anders  über  den  Entwicklungsmodus  des  Huhns  nur  in 
einer  /deinen  Note  gedenke.  Eine  Entgegnung  von  II.  (C 'bl.  No.  11 J besagt,  er 
widme  P.  vielmehr  7g  Seite  und  jene  Note.  Jene  Seite  bringt  aber  nur  einen 
einzigen  bezüglichen  Satz  über  mehrere  Falten.  Vieser  Satz  ist  aber  noch  viel 
ungeeigneter,  das  VerhäUniss  von  ü.  zu  P.  auszudrücken,  als  jene  an  entschei- 
dender Stelle  allein  vorhandene  Note. 

Es  handelt  sich  bei  P.  nicht  um  einigt  Falten,  sondern  nach  seiner  aus- 
drücklichen Auseinandersetzung  um  sein  Programm,  um  eine  Entwicklungstheorie. 
Nach  ihr  geht  die  Körperform  hervor  theils  aus  Wucherung,  theils  aus  dem  Me- 
chanismus des  Haltens,  die  Fallen  aus  Keimscheibenwachsthum.  Weder  in  Jenem 
U.  schein  Satz  noch  in  jener  Note  ist  die  Theorie  so  gewürdigt,  wie  sie  als  erste 
ihrer  Art  einerseits,  andererseits  aber  besonders  durch  ihre  ausserordentliche 
Verwandtschaft  mit  den  Angaben  von  Eis  selbst  sehr  berechtigt  war.  Sie  muss 
also  von  anderer  Seite  gewürdigt  werden.  Ich  finde  am  Hühnchen  und  anderen 
Vögeln  eine  Bestätigung  von  F.'s  Th.orie  und  kann  es  darum  nicht  bedauern, 
für  ihn  eingetreten  zu  sein.  A.  Räuber. 


Druckfehler:  S.  233  Z.  4 v.  o.  lies:  Prager  Int.  Blatt;  8.  234  Z.  10  v.  o. 
„biegt“  um, 

Einsendungen  filr  das  Oentrslbiatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Krauanlokstrasse  *4,  und  Profeseor  Bosentbal,  Erlangen,  oder  (unter  Belseblnss)  aa 
die  Verlagshandlung.  Berlin  (N.-WJ,  unter  den  Linden  SS.  adreselren. 

Varia*  von  Angnst  Hlrsehwald  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  ln  Berlin. 


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W6th* ntltcb  erscheinen 
1—  S Bogen;  am  Schlüsse 
4m  Jfthrgioga  TU*),  Na- 
■w»-  od(J  Sieh  regi  ater. 


Centralblatt 

für  die 


Preis  de*  Jahrgänge* 
20  Mark;  an  beziehen 
durch  alle  Bnchhaadluo* 
gen  und  Poataimtalten. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Profowor  In  Erlügen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876.  8.  April.  No.  15. 


Inhalt!  Raebsr,  Elasticit&t  and  Festigkeit  der  Knochen  (Urig.-Mittli,  Schluss). 
— Edlenbohg  & Landoih,  thermische  Wirkungen  der  Grosshirnrinde  (Orig.- 
Mitth.).  - 

Mkhkel;  Lonowohth,  Tastsellen  und  Endsellen  der  Conjuuctivn  — 
HcizisgajWinoobadoff,  salzfreies  Eiweiss.  — Cobnil;  Hbsch  i. ; Ji’BQBNS, 
Amyloidreaction.  — H.bi.ci,  Fliegeupilznlkaloide-  — 

Nrümann,  Entwickelung  der  Spermatezoiden.  — Tabchanoff,  Verbindung 
der  Blut-  und  Lymphbahnen.  — Wkiskb,  Xanthin  und  Uarnsdure  beim  Schaf.  — 
Haag,  Bezoarateiue.  — Cobnil,  Epitheliom  der  Schilddrüse.  — 1javhk,  erbliche 
lrideremie,  Microphthelmos  und  Nystagmus.  — Kühn,  Niereucarcinum.  — Ladkn- 
stbib,  Stenose  des  Con.  art.  aortao. — Böses,  Molluscum. — Ribgei.,  Jaborandi. 


Elasticität  und  Festigkeit  der  Knochen. 

Von  A.  Räuber. 

(Schluss  au  Seite  244.) 

Das  Extremitätenskelett  lässt  sich  nach  seiner  Gestalt  und 
Lage  auffassen  als  eine  Gruppe  von  Gegenresultirenden,  deren  Com- 
ponenten  durch  antagonistische  Muskelkräfte  gegeben  sind.  Die  Ge- 
staltung der  Wirbelsäule  einschliesslich  des  Schädels  wird  dagegen 
ausser  von  den  Muskeln  noch  von  dem  Centralnerven-  und  Darm- 
system, nicht  gesetzt,  sondern  beeinflusst.  Das  Verhältnis  des 
Knochengewichtes  einer  Extremität  zu  ihrem  Muskelgewicbt  zeigt 
bei  verschiedenen  Species  sehr  grosse  Unterschiede.  Die  Kraft- 
leistung eines  Knochens  ist  eben  nicht  nach  der  Masse  allein, 
sondern  ausserdem  nach  der  Form  ihrer  Verwendung  zu  beur- 
teilen. Die  Tibia  einer  gelähmten  Extremität  wog  193,  die  der 
nicht  gelähmten  Seite  281  gm. 

Die  Elasticitäts-  und  Festigkeitsverhältnisse  des  hyalinen 
Knorpels  gestatten  nicht  die  Ausbildung  langer,  einem  schwanken- 
den Druck  ausgesetzter  Säulen.  Auf  diesen  Umstand  ist  die  Ge- 
lenkbildung zurückzuführen.  Ohne  Knorpel  oder  ein  mecha- 
nisches Aeqnivalent  derselben  keine  wahre  Gclenkbilduug. 

XIV.  Jahrgang.  17 

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258 


Bacbkb,  Elastieität  ood  Festigkeit  der  Knocken. 


Die  absolute  Festigkeit  der  frischen,  normal  warmen  mensch- 
lichen Compacta  im  mittleren  Alter  schwankte  zwischen  9,25  und 

1241—^—:  die  rückwirkende  zwischen  12,56  und  16,8.  Die 
’ □mm. 

rückwirkende  übertrifft  also  die  absolute.  Letztere  steht  der  des 
Messings  nahe;  erstere  übertrifft  die  von  Holz,  Granit  und  Blei  etwa 
um  das  Doppelte.  Austrocknung  vermehrt,  Krwärmung  vermindert 
die  Festigkeit.  Im  Alter  nimmt  die  absolute  Festigkeit  mehr  ab  als 
die  rückwirkende.  Jene  Abnahme  der  absoluten  Festigkeit  be- 
dingt die  grössere  Brüchigkeit  der  Knochen  älterer  Personen  gegen- 
über einwirkenoen  Biegungsgewalten. 

Die  frische  Compacta  des  Kalbes  besass  8,93  absolute,  12, 2ö 
rückwirkende  Festigkeit,  die  des  Rindes  11,46  absolute,  13,31  rück-t 
wirkende  Festigkeit,  die  trockene  des  Hausschweins  7,3  absolute 
11,73  rückwirkende  Festigkeit,  die  trockene  des  Wildschweins  10,21) 
absolute,  14,71  rückwirkende  Festigkeit. 

Frische  Spongiosa  eines  menschlichen  Lendenwirbels  hatte  0,84, 
des  Oberschenkelknorpels  0,96  rückwirkende  Festigkeit.  Die  trockne 
Compacta  des  Schienbeins  vom  Rinde  zeigte  in  einem  Falle  17,91, 
calcinirt  5,96,  entkalkt  2,72  rückwirkende  Festigkeit.  Die  absolute 
des  entkalkten  betrug  1,51.  Menschlicher  Rippenknorpel  hatte  1,57 
rückwirkende,  0,17  absolute  Festigkeit.  Der  Elasticitätsmod  u I 

K ‘MD. 

des  Knochenknorpels  (nach  Dehnungsversuchen)  = 3,888  » der 

des  Rippenknorpels  = 0,875. 

Die  zur  Längsaxe  des  Knochens  parallele  Druckrichtung  ergiebt 
den  höchsten  Festigkeitsmodul.  Die  mit  beiden  Horizontalaxen 
parallele,  den  Faserverlauf  senkrecht  treffende  Druckrichtung  giebt 
niedrigere,  aber  unter  sich  nicht  abweichende  Werthe.  Längere 
Dauer  einer  Belastung  wirkt  einem  höheren  Gewicht  gleich.  — 

Der  Elasticitätsmodul  der  frischen  warmen  Compacta  des  Ober- 
schenkelbeins eines  46jäbrigen  Mannes  war  1982 — 2099,  des  Schien- 
beins = 1871 — 2041;  des  Oberschenkelbeins  des  Rindes  = 2532 

□mm. 

Trocknung  und  Abkühlung  erhöbt  den  Elasticitätsmodul. 

Biegungen  nach  beiden  Horizontalaxen  oberflächlicher  oder 
tiefer  gelegener  Substanz  verschiedener  menschlicher  Knochen  zeigen 
unter  sich  keine  constanten  Unterschiede.  Der  Elasticitätsmodul 
des  Knochens  ist  der  doppelte  des  Holzes  und  % desjenigen  des 
Messings.  Die  Biegungen  sind  den  Belastungen  proportional  bis 
jenseits  der  Elasticitätsgrenze.  Die  Elasticitätsgrenze  des  na- 
türlichen Zustandes  wird  erreicht  durch  eine  Belastung,  welche 
zwischen  dem  1.  und  2.  Viertel  des  Bruchgewichtes  liegt.  Auf  den 
Verlauf  der  elastischen  Nachwirkung  haben  Erschütterungen 
einon  sehr  bedeutenden  Einfluss,  sei  cs  in  Bezug  auf  ihre  vor 

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lUrBBB,  ElutieiUt  und  Fettigkeit  der  Knochen. 


259 


schreitende  oder  rückgängige  Phase.  Auf  den  Verlauf  der  elasti schon 
Nachwirkung  und  den  Eintritt  des  Rückstandes  ist  die  Be- 
lastung sdauer  von  grosser  Wirkung.  Langdauernde  Belastung 
gefährdet  und  stört  die  Integrität  des  Knochens  bereits  durch  Ge- 
wichte, die  bei  kurzer  Einwirkung  nicht  einmal  die  Elasticitätsgrenze 
überschreiten. 

Der  Festigkeitsmodul  der  Abscheerung  (Schubfestigkeit)  der 
Compacta  beträgt  bei  der  zur  Faser  senkrechten  Druckricbtung  = 
11,85,  bei  parallel  der  Faser  laufender  Druckrichtung  dagegen  nur 
= 5,03.  Da  bei  einem  der  Biegung  unterworfenen  Körper  die 
Schubspannung  in  der  neutralen  Axe  ihren  höchsten  Werth  er- 
reicht, so  würden  Verschiebungen  am  Knochen  entsprechend  jener 
Axe  frühzeitig  eintreten,  wenn  er  nicht  bohl  wäre,  so  dass  der 
grössere  Querschnitt  Biegungen  besser  widerstehen  kann.  Auch  von 
dieser  Seite  ergiebt  sieb  also  ein  Nutzen  der  Bildung  hohlcylin- 
d rischer  Knochenformen. 

Die  Torsi ousfestigkeit  der  Compacta  betrug  im  Mittel  aus 
4 Versuchen  8,  im  höchsten  Fall  9,307;  die  des  Ripponknorpels  0,239. 

Die  Strebfestigkeit  eines  Parallelepipedes  von  45  mm.  Länge, 
quadratischem  Querschnitt  von  3 mm.  Seite,  aus  dem  Oberschenkel- 
bein eines  33jährigen  Mannes,  betrug  im  Mittel  108  kgm. ; die  rück- 
wirkende Festigkeit  von  Würfeln  desselben  Knochens,  von  3 mm. 
Kante,  war  150  kgm.  Die  Stäbchen  ertrugen  also  bei  15maliger 
Länge  gegen  % weniger  Gewicht  als  die  Würfel.  Vom  ganzen 
Oberschenkelbein  der  Katze  wurde  der  Schenkelhals  abgesprengt 
mit  142,5  kgm.  Das  Mittelstück  desselben  Knochens,  von  6 cm. 
Länge,  ertrug  260  kgm.  Periost  und  Muskeln  sind  als  „Führungen“ 
von  günstigem  Einfluss  auf  die  Strebfestigkeit  der  Knochen. 

Die  Diaphyse  des  menschlichen  Oberschenkelbeins  zerreisst  bei 
einer  Zugbelastung  von  5607  kgm.  Derselbe  Knochen,  als  regel- 
mässiger gerader  Uohlcylinder  gedacht,  von  45  cm.  Länge,  14  mm. 
äusserem  und  6 mm.  innerem  Halbmesser,  würde  bei  Ausschluss 
seitlicher  Biegung  zerdrückt  durch  7787  kgm.;  sind  seitliche  Bie- 
gungen möglich  (Beanspruchung  auf  Strebfestigkeit),  durch  etwa  % 
dieses  Werthes.  Derselbe  Knochen,  horizontal  gelagert,  zur  Hälfte 
befestigt,  20  cm.  frei  vorragend,  bricht  durch  eine  das  freie  Ende 
ergreifende  Belattung  von  383  kgm. 

Der  wirkliche  Röhrenknochen  unterscheidet  sich  von  dem  eben 
benützten  schematischen  in  Hinsicht  der  Krümmungen  seiner  Längen- 
axe  und  hinsichtlich  der  Querschnittsänderungen  in  verschiedenen 
"Höhen.  Die  Aufblätterung  und  der  Substauzverbrauch  überwiegt  in 
der  Regel  an  einem  Ende.  Der  Form  und  Leistung  nach  ergiebt 
sieb  hieraus  eine  Annäherung  an  Körper  von  gleicher  Streb- 
oder Zerknickungsfestigkeit,  in  welchen  ein  sogenannter  ge- 
fährlicher Querschnitt  nicht  besteht.  Ein  gelährlicher  Querschnitt 

17* 


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260  En.ENBCBQ  & Limdois,  tbermiacbe  Wirkungen  der  Grosahirerinde. 

wird  aber  an  mehreren  Knochen  hervorgebracht  durch  die  bekannten 
Krümmungen  der  Längenaxe,  die  als  Rankenlinie  (Wirbelsäule)  oder 
Abschnitte  einer  solchen  (Tibia  u.  s.  w.)  aufgefasst  werden  können. 

Die  „Bruchsicherheit“  ist  immerhin  sehr  beträchtlich,  wie  nur 
selten  bei  Maschinen,  dies  ergiebt  das  Verhältniss  des  Körperge- 
wichtes zur  Strebfestigkeit  und  zur  einfachen  rückwirkenden  Festig- 
keit der  Knochen. 

Das  häufige  Vorkommen  elliptischer  und  dreiseitiger 
Querschnittsformen  an  Röhrenknochen  ist  nicht  zufällig,  sondern  be- 
gründbar. Ihre  Verwendung  beruht  auf  Materialablagerung  am 
günstigsten  Platze  und  lässt  sich  zurückführen  auf  den  überwiegenden 
Einfluss  der  zur  Druckrichtung  parallelen  Dimension  (=  Dicke)  auf 
die  Biegungsfestigkeit.  Ist  dagegen  die  kleinere  Dimension  parallel 
zur  Biegungsebeuo  gestellt,  so  liegen  entweder  mehrere  Knochen 
nebeneinander,  oder  eine  stärkere  Federung  ist  die  unmittelbare 
Folge. 


Heber  thermische,  von  den  Grosshirnhemisphären  ausgehende 
Einflüsse  (vasomotorische  Apparate  der  Grosshirnrinde). 

Vorläufige  Mittheilung  von  Prof.  Ur.  Eulenburg  und  Prof.  Dr.  Laudols  in 

Greifswald. 

Die  im  Folgenden  referirten  Versuche  wurden  insgesammt  an 
Hunden  angestellt,  und  zwar  sind  besonders  jüngere  Tbiere  zu  den- 
selben geeignet.  Die  Temperaturbestimmungen  wurden,  soweit  es 
sich  um  Ermittelungen  während  der  Operation  und  unmittelbar  nach 
derselben  handelte,  grösstentheils  auf  thermoelectrischem  Wege  vor- 
genommen, mittelst  eines  MElSSNEB-MEYEHSTEiti’schen  Electrogal- 
vanometers,  welches  nicht  nur  vermöge  seiner  Empfindlichkeit  die 
Wahrnehmung  selbst  minimaler  Temperaturdifferenzen  ermöglicht, 
sondern  auch,  wegen  der  prompten  Einstellung  des  Magneteu,  den 
Temperaturveränderungen  in  den  Geweben  bei  noch  so  schnellem 
Wechsel  derselben  mit  wahrhaft  graphischer  Genauigkeit  zu  folgen 
gestattet.  Als  thermoelectrische  Elemente  dienten  zwei  gefirnisste 
DuTKOCHET’sche  Nadeln;  dieselben  wurden  behufs  vergleichender 
Messungen  unter  die  Haut  beider  Vorder-  oder  beider  Hinterpfoten 
eingelührt,  oder  es  wurde  auch  nur  die  eine  Nadel  unter  die  Haut 
eingeführt,  wahrend  die  andere  einer  constanten  Wärmequelle  aus- 
gesetzt blieb.  — Die  weiteren  Temperaturbestimmungen  bei  den 
längere  Zeit  hindurch  beobachteten  Tbieren  wurden  durch  tbermo- 
metrische  Messung  an  den  betreffenden  Extremitäten  gewonnen. 

ln  denjenigen  Versuchen,  wobei  eine  sofortige  functionelle  Ver- 
nichtung einzelner  Abschnitte  der  Rindenoberfläche  beabsichtigt  war, 
wurden  die  (meist  tief  chloroformirten)  Thiere  trepanirt,  das  Schädel- 
dach uöthiguufalls  mit  der  Hublineisselzauge  weiter  eröffnet,  die  Ge- 


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Eclssbcro  & Ijahdoi»,  thermisch«  Wirkungen  der  Großhirnrinde.  261 

hirnobcrflächo  blossgelegt  und  mit  rothglühonden  Kupferdrathen  in 
einer  Tiefe  von  1 — 1 % mm.  zerstört.  Wo  es  sich  dagegen  zunächst 
uro  eine  locaiisirte  Reizung  einzelner  Rindenbezirke  handelte,  wurden 
die  Thiere  zum  Theil  nach  blossgeiegter  Gehirnoberfläche  durch 
Infusion  in  eine  Halsvene  curarisirt,  tracheotomirt,  und  der  künst- 
lichen Respiration  unterworfen ; die  Reizung  wurde  durch  lnductions- 
ströme  bewirkt,  zwei  feine  Platindräbte  dienten  als  Electroden.  Zum 
Theil  wurde  auch  statt  der  Trepanation  das  Schädeldach  nur  mittelst 
Pfriemen  an  zwei  benachbarten  Stellen  in  Form  feiner  Spaltöffnungen 
perforirt,  durch  welche  die  beiden  Zuleitungsdrähte  bis  auf  die  Ge- 
birnoberfiäche  hindurchgeführt  wurden.  In  einzelnen  Fällen  wurde 
auch  der  Effect  der  Reizung  an  nicht  curarisirten  Thieren  vergleichs- 
weise geprüft.  — Die  Gehirne  der  Versucbsthiere  kamen  sowohl  vor 
wie  nach  dem  Erhärten  (in  Alcohol)  zur  Untersuchung. 

Die  wesentlichen  Resultate  waren  folgende: 

1)  Zerstörung  gewisser,  der  Scheitelregion  entsprechender 
Rindenbezirke  des  Vorderhirns  beim  Hunde  bewirkt  sofort  eine 
beträchtliche  Steigerung  der  Temperatur  in  beiden 
contralateralen  Extremitäten.  Die  Temperaturzunahme  tritt 
unmittelbar  nach  gelungener  Zerstörung  der  betreffenden  Rinden- 
oberfläche ein,  oft  noch  vor  dem  Erwachen  der  Thiere  aus  der 
Chloroformnarcose,  vor  Ausführung  irgendwelcher  spontanen  Bewe- 
gungen. Die  Zunahme  kann  unmittelbar  nach  der  Operation  5 — 7°  C. 
betragen,  in  anderen  Fällen  nur  1% — 2°;  auch  ist  dieselbe  bald  im 
Vorderbein,  bald  im  Hinterbein  mehr  ausgesprochen,  was  offenbar 
von  Lage  und  Umfang  der  zerstörten  Rindenoberfläche,  sowie  von 
der  mehr  oder  minder  gleich mässigen  Intensität  der  Zerstörung  ab- ' 
hängt.  (Bei  entsprechend  beschränktem  Umfange  der  letzteren  kann 
sogar,  durch  die  begleitende  Reizung  angrenzender  Rindenbezirke, 
neben  der  Erwärmung  des  Vorderbeins  eine  geringe  Abkühlung  des 
entsprechenden  Hinterbeins,  und  vice  versa,  vorübergehend  be- 
stehen). 

2)  Der  in  Betracht  kommende  Rindenabschnitt  wird  jederseits 
nach  vorn  ziemlich  genau  begrenzt  durch  den  Sulcus  cruciatus ; er 
umfasst  besonders  den  hinteren  und  seitlichen  Theil  der  zu  einem 
hakenförmigen  Gyrus  vereinigten  Windungen,  welche  der  vorderen 
Centralwindnng  des  Menschen-  und  Afiengebirns  zu  entsprechen 
scheinen  (vierte  Urwindung;  Gyrus  postfrontalis,  nach  Owen).  Die 
thermisch  wirksamen  Bezirke  für  Vorder-  und  Hinterbein  sind  räum- 
lich von  einander  trennbar;  der  Bezirk  für  das  Vorderbein  liegt 
etwas  mehr  nach  vorn  und  nach  aussen,  unmittelbar  dem  lateralen 
Ende  des  Sulcus  cruciatus  benachbart.  Zerstörung  des  supersyl- 
vischen  Gyrus  oder  anderer,  noch  weiter  nach  aussen  und  hinten 
gelegener  Rindenabscbnitte  ist  bei  genügender  Isolirung  thermisch 
unwirksam. 


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262  EulknbDBQ  & Lahdois,  thermische  Wirkuugen  der  Grosshirnrinde. 


3)  In  den  erfolgreichen  Fällen  werden  in  der  Regel  alsbald 
nach  dem  Erwachen  der  Thiere  aus  der  Cbloroformnarcose  Störungen 
der  Motilität  und  des  Muskelbewusstseins  in  den  contralateralen  Ex- 
tremitäten beobachtet,  je  nachdem  die  von  Hitzig  und  Fkitsch 
nachgewiesenen  motorischen  Bezirke  für  Vorder-  und  Hinterbein  mehr 
oder  weniger  in  Mitleidenschaft  gezogen  sind.  Gewöhnlich  zeigt 
sich  nach  der  Operation  etwas  erschwerte  Fortbewegung  durch 
unsicheres  oder  unzweckmässiges  Aufsetzen  der  betheiligten  Glied- 
maassen,  zuweilen  auch  Neigung  zum  Fallen  nach  der,  der  Ver- 
letzung gegenüberliegenden  Seite  durch  Ausrutschen  der  Pfote  u.  s.  w. 
— ein  Zeichen,  dass  die  thermisch  wirksamen  Abschnitte  der  Ge- 
hirnoberfläche in  der  Nachbarschaft  der  correspondirenden  moto- 
rischen Rinden  bezirke  gelegen  sein  müssen. 

4)  Die  Ternperaturzunahme  ist  fast  in  allen  Fällen  noch  längere 
Zeit  nach  der  Verletzung  deutlich  ausgesprochen,  wenn  auch  mit 
erheblichen  graduellen  Schwankungen.  Zuweilen  ist  dieselbe  noch 
am  Ende  der  dritten  Woche  nachweisbar  und  fast  so  stark  wie  un- 
mittelbar nach  der  Operation.  In  der  Regel  kommt  dagegen  schon 
vom  zweiten  oder  dritten  Tage  ab  eine  allmähliche  Ausgleichung  zu 
Stande,  ja  es  kann  sogar  vorübergehend  eine  kleine  Differenz  im 
entgegengesetzten  Sinne  eintreten.  — Die  begleitenden  Störungen 
der  Motilität  und  des  Muskelbewusstseins  sind  gewöhnlich  in  den 
nächstfolgenden  Tagen  noch  ebenfalls,  wenn  auch  minder  deutlich, 
bemerkbar. 

5)  Localisirte  electrische  Reizung  der  erwähnten  Rindenbezirke 
bewirkt,  wenn  dieselbe  mit  hinreichend  schwachen  Strömen  ausge- 
führt  wird,  eine  auf  thermoelectriscbem  Wege  nachweisbare,  geringe 
und  vorübergehende  Abkühlung  (um  0,2 — 0,6°  C.)  in  den  contra- 
lateralen Extremitäten.  Diese  Temperaturverminderung  kann  sowohl 
an  curarisirten,  wie  an  nicht  curarisirten  Thieren  zur  Erscheinung 
kommen.  Wird  die  Reizung  mit  stärkeren  Strömen  ausgeführt  oder 
längere  Zeit  unterhalten,  so  ist  eine  constante  Temperaturabnahme 
nicht  zu  erzielen;  an  die  Stelle  derselben  treten  entweder  unregel- 
mässige Oscillationen  der  Scala,  oder  es  kommt  sogar  zu  einer  ge- 
ringen Temperatursteigerung,  welche  je  nach  Umständen  die  Reizuug 
selbst  um  kürzere  oder  längere  Zeit  überdauert.  — Reizung  anderer, 
mehr  nach  vorn  oder  nach  hinten  und  aussen  gelegenen  Abschnitte 
der  Rindenoberöäche  ist  bei  Anwendung  schwacher  Ströme  und  ge- 
nügender Isolirung  thermisch  erfolglos. 

6)  Reizung  oder  Zerstörung  des  Lumbalmarks,  sowie  auch  der 
peripherischen  Nervenstämme  (Ischiadicus)  hat,  wenn  dieselbe  längere 
Zeit  nach  Zerstörung  der  erwähnten  Rindenbezirke  und  nach  ge- 
schehener Temperaturausgleicbung  vorgenommen  wird,  noch  die  ge- 
wöhnlichen thermischen  Veränderungen  in  den  Hinterextremitäten 
zur  Folge. 


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Mbbiel;  Lonowobth,  Taitzellen  und  Endzeilen  der  Conjunctiv»  263 


Was  die  Deutung  dieser  Erscheinungen  anbelangt,  so  versparen 
wir  eine  eingehende  Erörterung  derselben,  im  Zusammenhänge  mit 
anderweitigen  Befunden,  auf  den  Schluss  einer  grösseren  Arbeit, 
welche  die  thermischen  Wirkungen  verschiedenartiger  Eingriffe  am 
Nervenapparate  zum  Gegenstände  hat  und  deren  erste  Abtheilung 
in  Vibchow’s  Archiv  demnächst  publicirt  werden  wird.  Hier  sei 
einstweilen  nur  bemerkt,  dass  es  sich  nach  unserer,  mit  bekannten 
anatomischen  und  physiologischen  Thatsachen  wohl  vereinbaren  An- 
schauung um  vasomotorische,  in  der  Rindenoberfläche  selbst 
belegene  Apparate  handelt,  von  denen  anzunehmen  ist,  dass  sie 
zum  Theil  centrale  Endigungen  der  im  Pedunculus  cerebri 
verlaufenden  Gefässnerven  darstellen  — und  welche  vielleicht 
einerseits  der  Uebertragung  psychischer  Einflüsse  auf  die  vasomo- 
torischen Bahnen,  andererseits  auch  dem  Bewusstwerden  localer 
Temperatur-  und  Circulationsveränderuugen,  durch  Vermittelung  asso- 
ciatorischer  Rindensysteme,  zu  dienen  bestimmt  sind. 


F.  Merkel,  Tastzellen  und  Tastkörperchen  bei  den  Hausthieren 

und  beim  Menschen.  Arcb.  f.  micr.  Aust  xi.  s.  636. 

L.  R.  Longworth,  Ueber  die  Endzeilen  der  Conjunctiva.  (Au« 

dem  austom.  Institute  zu  Straiaburg).  Ebenda  8.  653. 

Die  Ursache,  weshalb  bisher  so  wenig  sichere  Resultate  über 
die  Endigung  der  Hautnerven  gewonnen  wurden,  findet  M.  in  der 
ungünstigen  Auswahl  der  bisherigen  Untersuchungsobjecte  (Mensch, 
Kaninchen).  Sehr  viel  leichter  sind  die  typischen  anatomischen 
Verhältnisse  bei  den  Schwimmvögeln  (Ente,  Gans)  zu  ermitteln; 
später  gelang  dann  auch  die  Auffindung  analoger  Verhältnisse  bei 
den  Säugetbieren. 

Die  Resultate  M.’s  lassen  sich  folgendermaassen  zusammenfassen : 
Die  einfachste  Form  der  tastempfindenden  Organe  sind  blasenförmige 
Zellen  mit  hellem  Kerne,  in  deren  Protoplasma  sich  eine  marklose 
Nervenfaser  einsenkt  (Tastzellen  M.).  Sie  stellen  terminale  Ganglien- 
zellen dar,  die  jedoch  nicht  identisch  sind  mit  den  bisher  (z.  B.  von 
Langerhans,  Cbl.  1868,  No.  52)  beschriebenen  terminalen  Ganglien. 
Diese  Tastzellen  können  sich  2 und  2 zusammenlagern,  indem  sie 
sich  mit  ihren  Breitseiten  aneinanderlegen  und  von  einer  gemein- 
samen faserigen  Bindegewebshülle  umgeben  sind  („Zwillingstastzellen“ 

M. ).  Auch  sie  werden  von  einer  einzigen  Nervenfaser  versorgt, 
welche  zwischen  die  beiden  Zellen  eindringt  und  sich  in  ihnen  ver- 
liert. Wenn  sich  mehr  als  2 Tastzellen  in  einer  Kapsel  vereinigt 
finden,  ist  ein  „einfaches  Tastkörperchen  (M.)“  zu  Stande  ge- 
kommen. Auch  dieses  wird  nur  von  einer  einzigen  dunkelrandigen 
Nervenfaser  versorgt,  welche  beim  Eintritt  in  das  Körperchen  die 
Markscheide  ab  wirft  und  dann  an  jede  Zelle  ein  zweites  Aestchen 


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264  Mbhiki.  ; Lokowobtb,  T*«t*ell»n  no<1  Endiellen  der  Conjunctiva. 

abgiebt.  Treten  mehrere  solcher  einfacher  Tastkörperchen  in  engere 
Verbindung,  so  entsteht  ein  „zusammengesetztes  Tastkörperchen“  (M.), 
welches  nun  natürlich  so  viele  Nervenfasern  enthält,  als  einfache 
Tastkörperchen  in  ihm  enthalten  sind. 

Es  ist  also  eine  Reihe  von  principiell  durchaus  gleichwertigen 
Organen  in  der  Haut  vorhanden,  welche  sich  jedoch  in  ihrer  Grup- 
pirung  sowohl  gegenseitig  als  auch  in  Bezug  auf  andere  Gewebs- 
theile,  aus  denen  sich  die  Haut  auf  baut,  verschieden  verhalton 
können.  — Neben  dieser  Kategorie  existirt  in  der  Haut  jedoch  noch 
eine  zweite,  von  der  ersteren  durchaus  verschiedene  Gruppe  von 
Nervenendigungen.  Die  freien  Endigungen  (Endkolben  und  Vater’- 
schen  Körperchen),  die  M.  in  einer  späteren  Abhandlung  zu  be- 
sprechen sich  vorbehält. 

Aus  dem  Detail  der  vorliegenden  M.’schen  Abhandlung  ist  her- 
vorzuheben, dass  die  Tastzellen  bei  den  Vögeln  in  der  Cutis,  jedoch 
nicht  weit  von  der  Basis  des  Epithels  gelegen  sind.  Bei  der  Ente 
und  Gans  stehen  sie  au  Grösse  den  Zellen  der  Spinalganglien  nicht 
nach,  mit  denen  sie  überhaupt  die  grösste  Analogie  zeigen.  Die 
Stellen,  an  denen  sie  am  leichtesten  und  reichlichsten  nachzuweisen 
sind,  sind  die  Wachshaut  des  Schnabels  und  die  Zunge.  Besonders 
in  der  letzteren  sind  die  deutlichsten  Uebergänge  von  den  kleinsten 
einfachen  Tastzellen  bis  zu  den  zusammengesetzten  Tastkörperchen 
nachzuweisen.  Bei  der  Taube  ist  nicht  selten  zu  beobachten,  dass 
die  Tastzellen  aus  der  Cutis  sich  erhebend  in  das  Epithel  vorrücken. 
Sie  ragen  dann  entweder  nur  zur  Hälfte  ihres  Körpers  in  das  Stratum 
mucosum  hinein  oder  befinden  sich  ganz  in  demselben,  von  den 
Epithelzellen  so  vollkommen  umschlossen,  dass  nur  noch  ein  schmaler 
Stiel,  nämlich  der  eintretende  Nerv,  die  Verbindung  mit  der  Cutis 
aufrecht  erhält.  Dieses  Verhältnis  bildet  den  Ueberg&ng  zu  dem 
Vorkommen  der  Tastzellen  bei  den  Säugethieren.  Im  Schweinsrüssel 
liegen  die  Tastzellen  durchweg  in  der  Epidermis.  In  den  Tasthaaren 
liegen  die  Tastzellen  im  Epithel  der  Wurzelscheide.  Auch  überall 
sonst,  an  der  Lippe,  den  Augenlidern,  der  Vola  manua,  der  Planta 
pedis,  an  den  Ohren,  am  Schwänze  u.  s.  w.  liegen  die  Tastzellen 
stets  in  der  Epidermis.  Beim  Menschen  findet  wieder  eine  theil- 
weise  Rückkehr  zum  Typus  der  Vögel  statt,  indem  hier  die  aus 
Tastzellen  zusammengesetzten  Tastkörperchen  wieder  in  der  Cutis 
gelegen  sind  und  auch  die  einzelnen  Tastzellen  sowohl  in  der  Epi- 
dermis wie  in  der  Cutis  liegen  können. 

In  ausführlicher  Darstellung  weist  M.  die  Vorstellung  zurück, 
als  ob  seine  Tastzelien  mit  den  von  Langkrhans  entdeckten  stern- 
förmigen Zellen  in  der  Epidermis  identisch  wären.  Die  Tastzellen 
sind  niemals  sternförmig.  Die  Zellen  von  Langerhans  betrachtet 
M.  mit  Palladino  als  theils  pigmentirte,  theils  unpigmentirte  in  das 
Epithel  eingedrungene  Bindegewebskörpercben. 


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Htizinoa;  Winoghadopf,  salzfreies  Eiweins. 


265 


Id  der  Arbeit  seines  Schülers  L.,  welcher  er  einen  eigenen 
Zusatz  beifügte,  revocirt  Wai,i>kyeb  zunächst  die  von  ihm  neulich 
(Handbuch  der  gesaromten  Augenheilkunde  I)  aufgestellte  Behaup- 
tung, dass  in  der  menschlichen  Conjunctiva  die  von  Kkause  be- 
schriebenen Endkolben  nicht  existiren.  (Vergl.  Ponckt,  Referat  in  einer 
nächsten  No.).  L.  knüpft  hieran  verschiedene  Details  über  die  Structur 
der  Endkolben  in  der  Conjunctiva  der  Säugethiere  und  des  Menschen. 
Bei  den  ersteren  sind  die  Endkolben  oval  und  gleichen  ganz  kleinen 
PäCtSi’schen  Körpereben.  Bei  den  rundlichen  End  kolben  des 
Menschen  hingegen  ist  die  ganze  Masse  des  sogen.  Innenkolbens  aus 
eng  an  einander  gelagerten  kernhaltigen  Zellen  zusammengesetzt, 
ganz  wie  nach  der  obigen  Darstellung  M.’s  die  Tastkörperchen.  Die 
Endkolben  des  Menschen  würden  daher  Tastkörperchen,  die  der 
Säugethiere  PAClNi’schen  Körperchen  entsprechen.  Boll  (Rom). 


D.  Hulzinga,  Zar  Darstellung  des  dialysirten  Eiweiss.  Pn-flo«»'» 

Arcb.  XI.  8.  398 

A.  Winogradoff,  L eber  Darstellung  und  Eigenschaften  salzfreier 
Eiweisslösungen.  Da«,  s.  eos. 

H-  beschreibt  zunächst  eine  neue  Vorrichtung  für  dialytiacbo 
Versuche.  Man  schneidet  aus  einer  Hartgummiplatte  von  5 mm. 
Dicke  oblonge  Rahmen  von  circa  1 cm.  Breite  und  beklebt  diese 
aut  beiden  Seiten  mit  Pergamentpapier  (mit  Ausnahme  des  oberen 
Randes.)  Zur  Befestigung  dient  sog.  Chromatleim,  welcher  durch 
Einwirkung  des  Tageslichtes  unlöslich  wird  (10  Grms.  Gelatine, 
50  Wasser,  0,5  Grm.  Kali  bichromic.)  Man  erhält  so  sehr  flache 
Behälter  (Cuvetten),  die  oben  offen  sind.  Nach  der  Anfertigung 
wird  der  Apparat  einige  Stunden  dem  Tageslicht  ausgesetzt,  dann 
durch  Eingiessen  von  Wasser  auf  seine  Dichtigkeit  geprüft  und 
schliesslich  durch  Einlegen  in  Wasser  das  überschüssige  ebromaaure 
Kali  entfernt.  Will  man  den  Apparat  zur  Dialyse  brauchen,  so 
giesst  man  die  Auflösung  oder  die  sonst  zu  dialysirende  Flüssigkeit 
hinein  und  hängt  den  Apparat  frei  im  Wasser  auf.  Eine  weitere 
Verbesserung  von  H.  besteht  darin,  dass  er  einen  eontinuirlichen 
Wasserstrom  durch  dass  äussere  GefÜss  leitet  und  zwar  mit  Hülfe 
einer  selbsttbätigen , im  Original  nachzusehenden  Hebervorrichtung. 
Eiweisslösungen,  in  diesem  Apparat  dialysirt,  zeigten  nach  Verlauf 
von  48  Stunden  die  Eigenschaften  der  SCHMiDT’scben  salzfreien 
Eiweisslösungen,  allein  sie  waren  nicht  vollständig  aschefrei;  das 
Albumin  hinterliess  0,35 — 0,58%  *n  Wasser  unlösliche  Asche.  Bei 
Zusatz  sehr  verdünnter  Essigsäure  erlangte  diese  Eiweisslösung  ihre 
Coaguiirbarkeit  durch  Erhitzung  wieder.  Die  Grösse  des  hierzu  er- 
forderten Zusatzes  Bteht  in  keinem  directen  Verhältniss  zur  Menge 
des  Eiweiss.  Zusatz  von  mehr  Essigsäure  hebt  die  Coaguiirbarkeit 


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266  Cohn ii,  ; Hhschi.;  Ji'ROKNi,  Amvloidreaction. 

durch  Erhitzen  wieder  auf.  — Das  durch  Dialyse  gereinigte  Eiweiss 
zeigt  einen  deutlich  süssen  Geschmack.  Verfasser  empfiehlt  schliess- 
lich Cbrornatleim  mit  Glycerinzusatz  zum  Einschliessen  mikrosko- 
pischer Präparate  (10  Grins.  Gelatine,  100  Wasser,  10  Cc.  Glycerin, 
1 Grm.  Grm.  Kali  bichromic).  — 

Die  unabhängig  von  H.  im  Laboratorium  des  Ref.  gemachten 
Beobachtungen  Winogbadoff’s  zeigen  in  manchen  Punkten  eine 
beraerkenswerthe  Uebereinstimmung  mit  denen  H’s.  Es  kamen  hier 
die  gewöhnlichen  Diffusionsapparate  zur  Verwendung,  jedoch  z.  Th. 
auch  die  Dialyse  in  strömendem  Wasser.  Auch  in  diesen  Versuchen 
zeigten  die  durch  Dialyse  gereinigten  Eiweisslösungen  das  von 
Schmidt  angegebene  Verhalten,  aber  sie  waren  nicht  aschenfrei. 
Durch  Essigsäurezusatz  und  Erhitzen  zum  Kochen  konnte  sämrat- 
liches  Albumin  aus  der  Lösung  abgeschieden  werden.  Auch  im 
besten  Fall  betrug  der  Aschengehalt  auf  trockenes  Albumin  bezogen 
immer  noch  1,32 — 1,29—0,81%,  Werthe,  die  allerdings  etwas  höher 
sind,  als  die  von  HuiZlNGA.  Der  Aschengehalt  ist  stets  einerseits 
im  Coagulum,  andrerseits  im  Filtrat  desselben  bestimmt,  natürlich 
decken  sich  diese  Bestimmungen  nicht  vollständig  mit  den  Bezeich 
nungen  „lösliche“  und  „unlösliche“  Balze,  da  auch  sogenannte  un- 
lösliche Salze  beim  Coaguliren  von  Eiweiss  ins  Filtrat  übergehen. 
Regelmässig  diffundirt  ein  beträchtlicher  Tbeil  des  Eiweiss;  in  einem 
Fall  sogar  % desselben,  so  dass  nur  V4  in  der  inneren  Zelle  blieb. 
Das  angewendete  Papier  war  meistens  das  von  Schmidt  eingeführte 
uneigentlich  Pergamentpapier  benannte.  Gewöhnliches  deutsches 
Pergamentpapier  zeigte  sich  ebenso  wirksam.  e.  Salkowaki. 


V.  Cornil,  Note  sur  la  dfigenöresceiico  amyioide  des  Organes 
ötndiöe  au  moyen  de  rßactifs  nouveaux.  Arch.  de  piiys.  etc.  ims. 
67I-6S9. 

Hesckl,  1)  Eine  hübsche  it  vista-Reaction  auf  amyloid  dege- 
nerirte  Gewebe.  Wiener  mcd.  wochonsdir.  i87B.  No.  32.  2)  Nachweis 
aniyloider  Degeneration  in  der  Uerzmuscnlatnr.  Daselbst  1876 

No.  2. 

R.  Jürgens,  Eine  neue  Reaction  auf  Amyloidkörper.  Vibcho*’« 

Arob.  LXV.  S.  18». 

Die  genannten  Autoren  haben  unabhängig  von  einander  ein 
neues  Reagens  auf  amyloid  degenerirte  Körpertheilc  gefunden, 
welches  sowohl  an  frischen  wie  gehärteten  Präparaten  anwendbar 
ist  und  sich  vor  dem  seither  gebrauchten  Jod  durch  seino  Schärfe 
und  Dauerhaftigkeit  in  Glycerin,  FAKKANT’sche  Lösung  (H.)  aus- 
zeichnet. Die  amyloiden  Theiie  färben  sich  schön  roth,  nicht  amyioide 
blau.  H.  benutzt  die  violette  Schreibtinte  von  Leonuabdi  in  Dresden, 
C.  und  J.  reines  Metbylanilin. 


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Cornil;  Hesciil;  Jcrokns,  Amyloidreaction. 


267 


C.  macht  einige  genauere  Angaben  über  amyloide  Degeneration 
der  Nieren,  Leber  und  Milz.  In  der  Niere  degeneriren  zuerst  die 
Schlingen  der  Glomeruli,  dann  die  grösseren  Arterien,  von  diesen 
zuerst  die  Intima  mit  Ausschluss  der  Endothelien.  Ausser  den  Ge- 
fässwandungen  fand  C.  Degeneration  des  Bindegewebes  und  der 
Tunica  propria,  nicht  der  Bindegewebs-  und  Epithelzellen  und  der 
Gallertcylinder.  In  3 Lebern  waren  nur  Gefässe  und  zwar  entweder 
Capillaren  allein  oder  auch  Lebervene  und  Pfortader,  nicht  die  Zellen 
entartet;  in  der  Sagomilz  die  ZelleD,  das  Reticulura  und  die  Capillar- 
wandungen  der  Follikel,  nicht  immer  die  Arterienwandung;  in  der 
Schiokeumilz  die  Venenwandungen  und  zum  Theil  das  Reticulum 
sowie  farblose  Zellen  der  Pulpa. 

H.  hat  in  der  Herzwand  ausser  Amyloid  der  Gofässwandungeu 
und  des  Bindegewebes,  welches  ähnlich  wie  die  Fettdegeneration 
beerdweise  vertheilt  war,  eine  zwischen  den  Primitivbündeln  vorhan- 
dene amyloide  Zwiscbensubstanz  gefunden,  welche  zarte,  etwas  lose, 
oft  unvollständige  und  verschieden  dicke  Hüllen  um  die  unversehrten 
Muskelfasern  bildete  und  in  welcher  keine  Spur  von  Kernen  zu 
seben  war.  An  der  Skelettmusculatur  fehlte  jede  Veränderung.  H. 
meint,  dass,  da  der  Herzmusculatur  ein  Sarcolemma  fehlt,  die 
amyloiden  Hüllen  der  Muskelbündel  nicht  auf  der  gleichnamigen  Ent- 
artung von  Sarcolemma,  sondern  auf  einer  Neubildung  und  zwar, 
wie  der  Mangel  aller  Textur  zeigt,  auf  Neubildung  von  nichtzelligem, 
sondern  exsudativem  Ursprünge  (Gefässe?  Muskelbündel?)  beruhen 
müsse,  eine  Ansicht,  die  er  schon  längst  auch  für  die  gleiche  Dege- 
neration der  Leber  gehabt  hat. 

J.  theilt  gleichfalls  einige  besondere  Beobachtungen  mit,  von 
denen  in  Bezug  auf  die  chemische  Beschaffenheit  der  Amyloidsub- 
stanz diejenige  wichtig  ist,  dass  rohe  Stärke  sich  nicht,  gekochte  und 
Cellulosemembranen  sich  blau  färbten.  Prostataconcretionen  sowie 
Corpora  amyloidea  aus  einer  emphysematosen  Lunge  gaben  zum 
Theil  nur  partielle  Aroyloidreaction,  rothes  Centrum  und  blaue  Rand- 
schiebt, die  oft  allmählich  in  Roth  überging.  Am  Herzen  hat  J. 
nicht  nur  die  Gefässe  und  theilweise  auch  die  Musculatur,  sondern 
auch  die  thrombotischen  Auflagerungen  auf  einer  entzündeten  Mitral- 
klappe partiell  amyloid  entartet  gefunden,  letztere  so,  dass  mau 
deutlich  einen  allmählichen  Uebergang  von  der  blauen  in  die  rothe 
Farbe  erkennen  konnte.  Bei  der  Gefässentartung  tritt  nach  J.  das 
Amyloid  immer  zuerst  in  der  Media  auf;  an  den  Nieren  waren  ausser 
den  Gelässen  auch  die  Tunicae  propriae  und  die  Epithelzellen  ent- 
artet, und  endlich  fanden  sich  auch  amyloide  Cylinder.  Letztere 
beiden  konnten  in  2 Fällen  schon  14  Tage  vor  dem  Tode  im  Harn 
nachgewiesen  werden.  Ortb. 


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268 


Hahnack,  Fli‘>genpilzslk*lnide. 


E.  Harnack,  Untersuchungen  über  Fliegenpilz- Alkaloide.  Arcb. 

f.  exp.  Pstb.  etc.  IV.  8-  168. 

Nach  Entdeckung  des  Muscaritis  (Cbl.  1861',  725)  machte 
Schmikdkbekg  die  Erfahrung,  dass  bei  Darstellung  desselben  aus 
Fliegenschwämmen  nicht  ein  chemisch  einheitlicher  Körper,  sondern 
dass  neben  dem  Muscarin  ein  diesem  in  physikalischer  Hinsicht  sehr 
ähnliches  aber  unwirksames  Alkaloid  gewonnen  wird  und  dass  wahr- 
scheinlich noch  weitere  ähnliche  Basen  in  dem  rohen  „Muscarin“ 
vorhanden  sind.  Von  dieser  Erfahrung  ausgehend  beschäftigt  sich 
die  vorstehende  Arbeit  besonders  mit  den  chemischen  Eigenschaften 
der  Fliegenschwammalkaloide.  Die  Trennung  der  neuen  Base,  für 
die  Vf.  den  Namen  Ara  an itin  wieder  einfuhrt,  vom  Muscarin,  geschah 
am  einfachsten  in  folgender  Weise.  Die  in  dem  Fliegenpilzextract 
enthaltenen  Basen  wurden  in  salzsaure  .Salze  übergeführt  und  aus 
krystallisirt.  Darauf  wurden  die  Krystalle  auf  Fliesspapier  gebracht. 
Das  reiDe  salzsaure  Muscarin,  als  das  leichter  zerfliessliche,  zieht  in 
das  Papier  ein,  während  die  Krystalle  des  Amanitinsalzes  erhalten 
bleiben.  Das  letztere  wird  nun  durch  mehrfache  Wiederholung 
dieses  einfachen  Verfahrens  in  reinem  Zustande  gewonnen.  Um 
jedoch  auch  das  Muscarin  rein  zu  gewinnen,  wurden  die  salzsauren 
Basen  durch  tioldchlorid  in  Oolddoppelsalze  übergeführt.  Die 
Trennung  geschieht  dann  auf  Grund  der  leichteren  Löslichkeit  des 
Muscarindoppelsalzes  in  Wasser.  Aus  dem  Salz  wurde  das  Muscarin 
in  bekannter  Weise  rein  gewonnenen.  Es  bildet  unregelmässige  sehr 
zerfliessliche  Krystalle,  giebt  mit  COt  ein  alkalisch  reagirendes,  mit 
stärkeren  Säuren  neutrale  Salze  und  verhält  sich  überhaupt  ganz 
ähnlich  wie  das  alte  unter  dem  Namen  Muscarin  cursirende  Gemenge, 
da  das  Am  an  itin  in  seinen  chemischen  Eigenschaften  dem  Muscarin 
sehr  nahe  steht.  — Zur  analytischen  Untersuchung  wurde  wegen 
der  leichten  Zerfliesslichkeit  des  freien  Mtiscarins  und  seiner  ein- 
fachen Salze  ebenfalls  das  salzsaure  Muscarin-Goldchlorid  benutzt- 
Die  für  dasselbe  gefundene  Formel  lautet:  CsHuNO„Cl  -+-  AuCljj 
möglicher  Weise  muss  die  Zahl  der  H-Atome  noch  etwas  reducirt 
werden.  Das  Muscarin  hat  danach  eine  sehr  einfache  und  der  des 
Oxyneurin  ähnliche  Formel. 

In  ph&rmacolugischer  Hinsicht  bemerkt  Vf.,  dass  das  sonst 
sehr  wirksame  Extract  getrockneter  Schwämme  auf  atropinisirte 
Tbiere  keinerlei  toxische  Wirkung  mehr  ausübt.  Es  ist  demnach  iu 
diesem  Extract  wie  es  scheint  von  giftigen  Substanzen  nur  das  Mus- 
carin  vorhanden.  Von  der  Chlorverbindung  dieses  Alkaloids  ge- 
nügten übrigens  7*o — V*o  mgm.  (=  Vao — */«  fre‘en  Muscarins),  um 
ein  Froscbherz  in  diastolischen  Stillstand  zu  versetzen.  Für  die 
Fliegen  ist  übrigens  das  Muscarin  unschädlich,  ebenso  das  Extract 
getrockneter  Schwämme.  Das  für  die  Fliegen  verderbliche  Gift  ist 


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Nickihi. 


269 


demoacb  nur  in  den  irischen  Schwämmen  enthalten  und  geht  beim 
Trocknen  in  irgend  einer  Weise  verloren. 

Genau  nach  derselben  Methode  wie  für  das  Muscarin  wurde 
such  für  das  Amanitin  aus  der  Analyse  des  Golddoppelsalzes  die 
Formel:  C6HuNOC1  + AuCls  gefuuden,  wobei  bezüglich  der  H- 
Atome  die  oben  gemachte  Reservation  hier  zu  wiederholen  ist. 

Die  empirische  Formel  des  Muscarins  stimmt  genau  überein 
mit  der  des  Betains  oder  Oxyneurins;  doch  ist  jede  Indentität  von 
vorn  herein  ausgeschlossen,  da  das  Betain  unschädlich  ist  und  neutral 
resgirt,  das  Muscarin  dagegen  giftig  und  stark  alkalisch  ist.  — Die 
Formel  des  Amanitins  stimmt  genau  überein  mit  der  des  Cholins 
and  nach  dem  Vf.  sind  beide  Körper  in  der  That  identisch,  da  sie 
beim  Erhitzen  dieselben  Zersetzungsproducte  (Trimethylamin,  eine 
flüchtige  O-haltige  Base  u.  A.)  liefern.  (Wegen  Begründung  dieser 
Behauptung  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden).  Danach 
würde  das  Amauitin  als  Trimethyloxäthylammoniumoxydhydrat  auf- 

|=lCH»)s 

tnfassen  und  seine  Formel  zu  schreiben  sein  N { — Cjt^HO.  Mit 

1 — HO 

dieser  Annahme  stimmen  jedoch  dieOxydationsversuche  des  Vf.  nicht  gut 
überein.  DasCholin  geht  durch  Oxydationsmittel  in  das  um  einO  reichere 
Betain  oder  Oxyneurin  über;  wurde  nun  reines  Amanitin  mit  über- 
mangansaurem Kali  oder  Chromsäure  behandelt,  so  fand  in  manchen 
Fällen  eine  theilweise  Umwandlung  in  Muscarin  statt  (durch  die 
physiologische  Reaction  festgestellt);  iu  vielen  Fällen  freilich  trat 
dieses  Resultat  nicht  ein  und  stets  blieb  diese  Umwandlung  auf  einen 
kleinen  Thei)  beschränkt.  Eine  befriedigende  Aufklärung  bleibt 
einer  späteren  Arbeit  Vorbehalten. 

Aus  dem  rohen  Muscariu  erhält  man  durch  Behandeln  mit  Jod- 
wasserstoff und  Entfernen  des  Jods  durch  kohlensaures  Silber  noch 
einen  unwirksamen,  neutralen  Körper,  der  sich  fast  wie  eine  Base 
verhält  und  als  dessen  Formel:  CeH,sNOs,  C1H,  AuCls  ermittelt 
warde.  Er  würde  also  wohl  als  höher  oxydirt,  allerdings  auch  C- 
reicher,  in  dieselbe  Reihe  gehören  wie  Amanitin  und  Muscarin. 

Schiffer. 


E.  Keitmann,  Untersuchungen  über  die  Entwickelung  der 

KpermatOZOiden.  Arcb.  f.  micr.  Auat.  XI.  S.  292. 

1.  Die  Entwickelungsvorgänge  bei  Raua  temporaria.  — (Vgl.  Cbl. 
1868,  No.  24).  Mit  Rücksicht  auf  die  inzwischen  durch  v.  Ebmbk  em  S&ugethier- 
boden  geschaffene  Terminologie  (Cbl.  1871,  342)  führt  N.  nunmehr  für  die  schon 
trüber  ausführlich  beschriebenen  Zeilen  mit  länglichen  ovalen  Kernen,  aus  denen 
die  Samenfäden  hervorgehen,  die  Bezeichnung  der  Spermatoblasten  ein.  8peciell 
verwahrt  N.  seine  Beobachtungen  gegen  die  ihm  neuerdings  von  v.  la  Vai.kttk 
3r.  Utosoz  (Cbl.  1874,  No.  66)  gemachte  Unterstellung,  als  ob  seine  von  denen 
des  letztgenannten  Forschers  so  sehr  abweichenden  Resultate  in  der  Anwendung 


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270  TiRcnANorp.  Wrisik. 

entstellender  Rzzgenticn  begründet  wären.  Nach  N.  möchte  der  Grand 
Differenzen  vielmehr  in  der  Wahl  einer  verschiedenen  Jahreszeit  za  suchen  sein. 

2.  Die  Entw  ickelnngs  Vorgänge  bei  der  Ratte.  — (Chi.  1872,  No.  56). 

N.  schliesst  sich  im  Allgemeinen  an  die  von  v.  Ebrkb  (Chi.  1871,  342)  gegebeue 
Darstellung  an,  welche  er  gegenüber  den  von  Mrbrrl  und  Bkrtoli  gemachten  Ein* 
wänden  iu  Schutz  nimmt  (Cbl.  1871,  No.  35;  1872,  No.  17  und  63).  Principiell 
übereinstimmend  mit  den  Kntwickelungsvorgäugen  im  Hoden  der  Ratte  fand  N.  die 
Spermatoblastenbildung  beim  Hunde  und  Kaninchen.  Wenn  neuerdings  v.  Mihal- 
kovics  (Cbl.  1874,  No.  39)  diese  Verhältnisse  derartig  erkennen  konnte,  dass  er 
sowohl  das  Keimuetz  v.  Ehnrbs  wie  die  8tiitzaellen  Srrtoli’s  und  Mkrkki.'s  für 
Kunstproducte  erklären  zu  müssen  glaubt,  so  erklärt  sich  dies  vielleicht  aas  der 
geringen  Entwickelung,  welche  das  Keimnetz  und  die  Spennatohlasteu  gerade  in 
den  von  v.  M.  vorzugsweise  untersuchten  Hoden  des  Katers  und  des  Ebers  zeigen. 

3.  Das  Epithel  des  Nebenhodens.  — N.  macht  auf  bisher  unbekaunte 

Aehnlicbkeiteo  und  Uebereinstimmungeu  aufmerksam,  welche  das  Epithel  des  Neben- 
hodens als  eiue  Modification  des  Epithels  der  eigentlichen  secernirenden  Hoden- 
schlauche  erscheinen  lassen.  Boll  (Rom). 

J.  Tarchanoff,  Des  pretendus  cannnx  qui  feraient  communi- 
quer  les  vaisseaux  sauguins  et  lyniphatiques  (Travail  du 
laboratoire  d’histologie  du  College  du  France).  Archive«  de 

Physich  normale  etc.  1875.  9.  281. 

T.  versucht  die  früher  schon  oft  und  in  neuerer  Zeit  besonders  von  J.  Askoi.d 
behauptete  Existena  präformirter  Verbindungswege  zwischen  den  Blnteapiliaren  and 
Lyinpbcap  illareu  durch  eine  Specialuntorsucbung  zu  widerlegen.  Zunächst  macht 
er  darauf  aufmerksam,  dass  die  Theorie  auf  zwei  Voraussetzungen  beruht,  nämlich 
erstens,  dass  die  Stomata  der  Blutgefässe  als  normale  Bildungen  existiren,  und 
zweitens,  dass  die  Zellen  des  Bindegewebes  durchgängige  plasmatische  Höhlungen 
darsteilen.  Die  Richtigkeit  dieser  beiden  Voraussetaungeu  ist  aber  mehr  als 
sweifelbaft. 

Die  directe  Wiederholung  von  Ahrold’ö  Versnoben  (Cbl.  1875,  382)  bat  T. 
gana  entgegengesetzte  Resultate  ergeben,  lnjection  von  Berlinerblau  in  die 
Sebenkelarterie  eines  Frosches,  dem  dnreh  Unterbindung  der  V.  femoralis  eine 
mehrtägige  venöse  Stase  erzeugt  war,  lässt  zwar  in  der  Schwimmhaut  allenthalben 
Injectionsmasse  ans  den  Blutgefässen  austreten.  Ancb  bildet  diese  aasgetretene 
Injectionsmasse  nicht  selten  netzförmige  Figuren,  wie  Arnold  beschrieben  bat 
Diese  beruhen  jedoch  einzig  and  allein  auf  der  Anwesenheit  von  Blutextravasaten, 
zwischen  deren  einzelnen  Blutkörperchen  die  Injectionsmasse  sich  vertheilt  und  so 
eiue  netzförmige  Anordnung  zeigt.  Eine  lnjection  der  sternförmigen  Pigmentzellen  1 
findet  niemals  statt.  Boll  (Kob). 

H.  Weiske,  Xanthin  and  Harnsäure  im  Harn  eines  kranken 
Mckafbockes.  Zeitscbr.  1.  Biol.  XI.  S.  254. 

Der  Harn  stammte  von  einem  an  Leukämie  leidenden  Schaf  bock:  er  reagirte  I 

stark  sauer,  war  lehmig  trübe.  Das  Sediment  gab  nicht,  wie  erwartet  wurde,  I 

Harnsäurereaction,  sondern  die  Reaction  der  Xanthiukörper  mit  Salpetersäure  und 
Kalilauge;  das  8ediment  löste  sieb  ferner  nicht  nur  in  Kalilauge,  sondern  aueh  in 
Ammoniak,  Essigsäure  and  Salzsäure.  Nach  4— ötägigem  Stehen  hatte  sieb  der 
Character  des  Sedimentes  wesentlich  verändert;  es  zeigte  jetzt  das  Verhalten  von  I 
Harnsäure;  bei  Behandlung  mit  Natronlauge  schied  sieb  barnsaures;  Natron  und 
oxalsaurer  Kalk  aus.  Vf.  ist  der  Meinung,  dass  sich  das  Xanthin  im  Harn  sn  I 
Harnsäure  oxydirt  and  ein  Tbeil  dieser  in  Oxalsäure  übergogangon  sei.  (Ref.  hält 
die  Deutung,  dass  nachträglich  langsam  ausgeschiedene  harnsaure  Salze  das  Xanthin 


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271 


i 

Hinz.  CoHHtr..  Tsyf.  Kühn.  Lackaatfin 

verdickt  haben,  für  ungleich  wahrscheinlicher).  Zwei  weitere  untersuchte  Ilarn- 
proben  enthielten  kein  Xanthin.  K.  tialkowtki. 

0.  0.  Harz,  Beiträge  zur  Kenntnis»*  der  Pflanzenbezoure  des 
Pferdes  und  Kindes.  Deutsche  Zeitscbr.  f.  Thiermed.  I.  S.  593. 

Vf.  weist  zunächst  darauf  hin,  dass  den  Pflanzen  reuten  als  Kestandtheile  der 
Darmconcremeote  oder  sogen.  Bezoare  bisher  zu  wenig  Aufmerksamkeit  geschenkt 
iü  Vf.  unterauebte  10  Bezoare  vom  Pferd  und  3 vorn  Uiud,  deren  Grundlage 
Coavolnte  von  Pfianzenhaaren  bildeten.  Sie  enthielten  55,4  reap.  53,04  resp.  89,54 
organische  Substanz;  von  den  unorganischen  Bestandtheileu  bildete  die  Hanptmengo 
phosphorsaure  Ammoumagnesia.  E.  Salkowakl. 

t'ornil,  Hur  1«  ddveloppement  de  l’dpithdliome  du  corps  thyroide. 

Arch.  de  Pbysiol.  etc.  1875.  S.  659. 

Die  beschriebene  Geschwulst  war  nach  Ueberfahreu  des  Halses  bei  einem 
70jährigen  Manne  im  Zeiträume  von  5 Wochen  im  linken  Lappen  der  Thyreoidea 
ootstauden.  C.  fand  starke  Dilatation  der  Follikel,  entstanden  durch  Vergrösserung 
der  normalen  Epitbelien  zu  grosseu  Cylinderzellen  und  Proliferation  derselben,  bei 
geringer  Keruwucherung  des  Bindegewebes,  ln  der  Peripherie  des  Tumors  bestand 
Infiltration  des  Bindegewebes  mit  grosseu  Rundzellcn,  welche  die  Wand  des  Oeso- 
phagus polypenartig  vordrängte.  Der  Aasgang  der  Gftsch wulst  von  den  Epitbelien 
hei  geringer  Betheiligung  des  Bindegewebes  lässt  C.  die  Neubildung  als  eine  Ueber- 
gaogsforrn  zwischen  Carcinom  und  Epitheliom  erscheinen.  Grawltz. 

Paye.  Laucet.  1874.  II.  No.  6. 

P.  fand  bei  einem  15jährigen  Mädchen  eine  wahre  vollständige  Irideremie 
beider  Augen,  Micropbtbalmus  ond  Nystagmus  rotstorias,  die  gleichen  Abweichnngeu 
hei  der  Mutter,  der  ältesten  Schwester  and  deren  Tochter,  so  dass  durch  3 Gene- 
rationen das  Uebel  vorbandeu  war.  Vater  und  Mutter  waren  nicht  verwandt. 

• Michel  (Erlangen). 

Kühn,  Das  primäre  Nierencarcinoiu  im  Kimlesalter.  Zwei  neue 
Beobachtungen.  Deutsch.  Arch.  t.  klm.  Med.  XVI.  8.  306. 

Die  erste  Beobachtung  betrifft  ein  djäbriges  Mädchen,  dessen  linke  Niere  von 
einem  Mednllarcarcinom  eingenommen  und  zerstört  war  Die  Oescbwnlst  hatte  ein 
üewicht  von  mindestens  4 Kilo,  ln  der  linken  Lunge  fanden  sich  metastatiBche 
Knoten.  In  dem  zweiten  Fall  hatte  sich  ebenfalls  ein  Medullarcarciuom  in  der 
linken  Niere  eines  8jährigen  Mädchens  entwickelt  und  war  es  zu  Metastasen  in  der 
Leber  gekommen.  Bemerkenswerth  war  hier  schon  im  Beginn  des  Leidens  eine 
reichliche  Entwickelung  der  YVollbaare,  und  in  der  Schamgegend  und  den  Achsel- 
gruben ein  Haarwuchs  wie  beim  Beginn  der  Pubertätseutwickelung,  ferner  Schleim- 
Abfluss  aus  der  Vagina.  Der  Haarwuchs  nahm  im  Verlauf  noch  mehr  zu,  die  de- 
uitalien  zeigten  bald  eine  Entwickelung  wie  bei  einem  ausgewachsene!)  Mädclieu 
und  der  frühe  r zarte  weisse  Teint  des  Kindes  wurde  viel  dunkler.  Der  Congeations- 
instand  und  die  vorzeitige  Entwickelung  der  Genitalien  erklären  sieb  wohl  daraus  > 
dsss,  wie  die  Sectiou  zeigte,  die  beiden  Artt.  spormat.  intern.  ungewöhnlich  stark 
entwickelt  waren.  — Erbliche  Anlage  war  in  beiden  Fällen  nicht  vorhanden. 

.Senator. 

0.  Lauenstein,  Ein  Fall  von  Stenose  dos  Conus  arteriosus 

ttortae.  Deutlich.  Arcb.  f.  klin.  Med  XVI.  8.  374. 

Bei  einem  38jührigeu  Arbeiter,  welcher  klinisch  die  Zeichen  einer  Verengerung 
de*  Aortenostinras  dargeboten  hatte,  fand  L.  bei  der  8ectiun,  dass  die  Semiliinar~ 


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272 


Bobce.  Ribogi. 


klappen  der  Aorta  annähernd  intact  waren.  Die  Verengerung  war  dnreli  eine 
derbe  Membran  herbeigefülirt,  welche  sich  }£  ccm.  unterhalb  der  Semi- 
lnnarklappen  wie  ein  Diaphragma  rings  um  den  ersten  Aortananfang,  also  Ober 
den  Conus  arteriosus  aortae  ansspannte.  Etwa  in  ihrer  Mitte  hatte  die  Membran 
eine  Oeffnung  von  1 ccm.  Durchmesser,  durch  welche  dem  arteriellen  ßlutstrom 
der  Abfluss  aus  dem  linken  Ventrikel  in  die  Aorta  gestattet  war.  Vf.  konnte  in 
der  Literatur  keiueo  ähnlichen  Fall  anffindeu,  erinnert  aber  an  eine  verwandte 
Beobachtung  Dittmch’s,  wo  die  Verengerung  den  Conus  arteriosus  pnlmonalis 
betraf  (Frag.  Vierteljahrsscbr.  1849,  Bd.  2).  Kiebhorst. 

Cäsar  Boeck,  lieber  Molluscum  contagiosum  und  die  söge* 
nannten  Molluscumkörper,  vierteijahrsschr.  f.  Derm.  etc.  187&.  s.  2.8. 

Während  Kktzicb  die  im  Warteninhalt  des  Molluscum  contagiosum  sich 
findenden  „Moiluscumkörper“  fflr  eine  dem  menschlichen  Organismus  gauz  fremde 
Bildung  hält,  glaubt  Vibchow  bekanntlich,  dass  sie  epidermoidale,  vielleicht  durch 
einen  endogenen  Process  hervorgegangene  Bildungen  sind.  Deu  genetischen  Zu- 
sammenhang, welchen  Vibchow  uicht  zu  sehen  vermochte,  glaubt  Vf.  beobachtet  an 
haben.  Er  fand  bei  Untersuchung  von  Verticalschnitten  tu  unterst  einige  Schichten 
normaler  Retezeilen;  dann  findet  sieb  um  den  Zellkern  ein  glänzender  Saum,  der 
in  anderen  Zellen  breiter  wird;  endlich  finden  sieb  Zelleu,  welche  in  toto  eigen- 
thömlich  glänzen.  Diesa  sind  dann  grösser  und  rundlich  oval  geworden;  bisweilen 
ist  hier  der  Kern  noch  deutlich  za  sehen.  Dies  sind  junge  Moilnscumzellen.  Rüber 
in  der  Warze  finden  sich  nur  ältere  Moilnscumzellen  und  in  diesen  ist  ein  Kern 
nie  sichtbar.  Nach  Vf.  sind  also  die  sogen.  Moiluscumkörper  nichts  Anderes,  als  in 
eigentümlicher  Weise  veränderte  Epidermiszellen  und  sie  geben  ans  einer  aucces- 
siven  Metamorphose  des  Zelleuprotopiasmas  hervor,  welche  Umwandlung  cooataat 
in  der  nächsten  Umgebung  des  Zelleukerns  beginnt.  O.  Simen. 

F.  Riegel,  lieber  Jaborandi.  Berliu.  klin.  Wochensckr.  1876.  No.46n.47. 

Nach  &0  neuen  Beobachtungen  (s.  Cbl.  *1875,  No.  23)  spricht  sich  K.  durchaus 
für  die  schweißtreibende  Wirkung  des  Jaboraudi  aus.  Mit  dieser  hält  die  sialagoge 
Wirkung  in  der  Regel  gleichen  Schritt,  dagegen  konnte  Vf.  Zunahme  der  Bronchial* 
und  der  Tbränensecretiou  nicht  wahruehmeo.  Erbrechen  trat  in  fast  in'  der  Hälfte 
der  Fälle  ein;  bei  Anderen  zeigte  sich  wenigstens  Uebelkeit  oder  Siogultos;  nur 
Wenige  bliebeu  auch  davon  frei.  Diese  Erscheinungen  konnten  auch,  wenn  die 
Patt  deu  Speichel  nicht  verschluckten,  nicht  gänzlich  uuterdrückt  werden.  Hers* 
klopfen,  Kopfschmerz,  Sehstörungen  traten  nur  in  vereinzelten  Pälleu  auf,  Harn- 
drang und  auffallendes  Erblassen  (1.  c.  No.  18)  etwas  häufiger.  Die  Harnmeuge 
fand  R.  in  den  ersten  4 Stunden  nach  Einnahme  des  Jaborandi  gegen  die  gleiche 
Periode  am  vorhergehenden  Tage  etwas  gesteigert,  später  aber  wieder  vermindert, 
so  dass  am  Jaboranditage  die  üarnmenge  überhaupt  eine  geringere  war  als  sonst 
unter  den  gleichen  Eruäbruugs  Verhältnissen.  Der  Puls  ist  bald  nach  dem  Ein* 
nehmen  voller  und  frequenter,  im  weiteren  Verlauf  aber  wird  er  sehr  oft  auffallend 
klein  unter  Blässe  des  Gesichts  und  subjectivem  Kältegefühl. 

Den  Antagonismus  zwischen  Atropin  und  Jaborandi  (1.  c.  No.  36)  konnte 
auch  {Vf.  bestätigen.  Bei  der  therapeutisebeu  Verwendung  des  Jaborandi  mahnt 
Vf.  wegen  der  Nebenwirkungen  zur  Vorsicht;  bei  Hydrops  in  Folge  von  Her*- 
oder  Nierenkrankheiten  perhorrescirt  er  das  Mittel  wegen  seiuer  Schwächung  der 
Herstbätigkeit  gänzlich.  öchiffer. 


Kloaendungen  Pbr  du  Centralblatt  wolle  naan  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof,  Senator, 
Berlin,  (N.)  Krauanlokatraaae  24,  und  Profeeeor  Roaentbal,  Erlangen,  oder  (unter  Beiseblaas)  an 
die  Verlagahandlung,  Berlin  (N.-WJ.  unter  den  Linden  6ft,  adrcaslren. 

Verlag  von  Auguat  HIraebwald  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  in  Berlin. 

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Wöchentlich  ©r*cbelnen  0tm  m « ft  ■ **re,B  dM  Jahrgang©« 

1— f Bogen;  um  .Sch  Io  wie  H I 1%  I II  ■ ■ XU  Mark;  zu  beziehen 

de*  Jahrgangs  Titel,  Na-  |^f  dMmPJLCwllW  durch  alle  Buchbandlas- 

men-  and  Maehragfutor  <«□  and  Poetnnatalten. 

für  die 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Profeaaor  ln  Erlangen. 


Redigirt  von 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Profeeeor  ln  Berlin. 


1876.  15.  April.  No.  16. 


flltlialCl  Eckhard,  Einfluss  von  Qlyceriiieiuflpritzuugen  auf  den  Zuekerstich 
(Orig.- Mitth.). — Ballmann,  Ascites  adiposus  (Orig.  Mitth.). — Hahz,  Milzbrand- 
bacterieu  (Orig.  Mitth.).  — 

Fi.  ki  sc  hl;  Bcdok,  Lymphe  der  Leber.  — Ein  re,  Beiträge  znr  Paycho- 
physik.  — Kleb»,  pathogene  Kchistomyceten.  — Fürbrinqkr,  zur  Lehre  vom 
Diabetes.  — 

Hehzoq,  Bau  der  Sehnen.  — Schirppkrd kckrb,  Asymetrie  der  grauen 
Rückeumarkssuhntaiiz.  — Enokbber,  Keactiou  der  Nerven  gegen  die  Electroden. 
— Hb  w btt,  Eiufluns  der  Hohe  auf  die  Atlimungscapacität.  — Volkmann,  Be- 
handlung der  Hygroma  präpatellare.  — Dai.l'  Aitui,  halbseitige  Kückenmarks- 
verleUung.  — M kn  dkl,  coustanter  Strom  bei  IntermitteiiH  larvata.  — Foulis, 
Kntwickelnuv  vou  Ovarialgeseh  wüUten.  — Takdibo  und  Ko  cs  sin,  Erstickung 
durch  salpetrige  Säuren. 


Macht  di«  sabcutane  Injection  von  Glycerin  den  Zackerstich 

unwirksam  i 

Von  C.  Eckhard  in  Giessen. 

Herr  LüCHSINGKU*)  hat  die  Angabe  gemacht,  dass  die  subcutane 
Injection  von  Glycerin  bei  Kaninchen  Häniogiobiuurie  erzeuge  und 
während  des  Bestehens  der  letzteren  den  durch  Piqftre  oder  Curare 
zu  erwartenden  Diabetes  nicht  eintreten  lasse.  Ich  habe  die  Ver- 
suche, auf  welche  Herr  LucHSlN’GEti  diesen  Ausspruch  stützt,  theil- 
weise  mit  folgenden  Ergebnissen  wiederholt.  Herr  Luchsingeh 
injicirte  in  einer  ersten  Versuchsreihe  30  ccm.  einer  Glycermlösung, 
die  40  Volumprocente  Glycerin  enthielt,  Kaninchen  unter  die  Haut. 

Nach  ungefähr  einer  Stunde  erhielt  er  einen  von  gelöstem  Hämo- 
globin blutigen  Harn.  Eine  Stunde  später  führte  er  den  Diabetes- 
stich aus  und  fand  nunmehr  den  Harn  noch  zuckerfrei  und 
zwar  durch  mehrere  Stunden  hindurch.  Aus  diesem  Versuchs- 
resultat in  Verbindung  mit  der  weiteren  Erfahrung,  dass  die  Leber 
der  später  getödteten  Thiere  keine  wesentliche  Verarmung  an  Gly- 

*)  Experimentell»  Hemmung  einer  Eermentwirkung  des  lebenden  Tbieres. 
P.lCqkb’s  Areb.  XI.  S.  603. 

XIV.  Jahrgang.  18 

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274  Eckbabd,  Einfluss  von  GlycerineinspriUungen  auf  den  Zuckerstich. 


1 


cogen  zeigte,  schloss  er,  dass  das  Glycerin  die  im  Körper  vor  sich 
gehende  fermentirende  Wirkung,  die  auf  das  Glyeogen  ausgeübt 
werde,  aufhebe.  Ich  lasse  mich  nicht  darauf  ein,  hier  zu  unter- 
suchen, wie  sicher  diese  Schlussfolgerung  stehen  würde,  wenn  die 
Thatsache  gesichert  wäre,  auch  nicht  darauf,  welcher  Erfolg  wohl 
aus  den  bekannten  Eigenschaften  des  Glycerins  bezüglich  der  Fer- 
mente bei  einer  Glycerininjection  für  den  Diabetesstich  als  wahr- 
scheinlich abzuleiten  wäre.  Vielmehr  will  ich  mittheilen,  dass  die 
Tbatsacben  nicht  feststehen,  auf  welche  Lgchsinger  seine  An- 
schauung gründet.  In  einer  Anzahl  von  Versuchen,  in  denen  ich 
das  Glycerin  in  der  Verdünnung  und  in  der  Menge  wie  Herr  Luch- 
SIKGER  injicirte  und  dann  eine  oder  zwei  Stunden  später,  wenn  die 
Hämoglobinurie*)  im  Gange  war,  den  Diabetesstich  ausiührte,  er- 
zeugte dieser  deutlich  und  reichlich  Zucker  im  Harn.  Den  Zucker 
selbst  habe  ich  theils  durch  F&HUNG’sche  Lösung,  nachdem  ich,  wie 
Herr  Luchsinger,  die  Ei  weisskörper  durch  Kochen  mit  schwefel- 
saurem Natron  entfernt  hatte,  theils  durch  Gährung  des  Harns  nach- 
gewiesen. Ich  habe  auch  Portionen  vod  Harn  in  das  chemische 
Laboratorium  gegeben,  mit  der  Bitte,  ihn  auf  Zucker  zu  unter- 
suchen. Es  lief  die  ganz  bestimmte  Antwort  ein,  dass  Zucker  in 
den  übersendeten  Harnproben  enthalten  sei.  Dabei  handelte  es  sich 
in  mehreren  Fällen  nicht  uro  Spuren,  sondern  um  Mengen,  die  ohne 
Anstand  quantitativ  hätten  bestimmt  werden  können.  In  einem 
Falle  habe  ich  den  Zucker  noch  5 Stunden,  während  welcher  Zeit 
die  Hämoglobinurie  noch  fortbestand,  in  reichlicher  Menge  gefunden 
und  es  wäre  nicht  schwer  gewesen,  ihn  noch  nach  längerer  Zeit 
nachzuweisen.  Ich  füge  noch  hinzu,  dass  in  den  meisten  Fällen,  in 
denen  ich  nach  der  Glycerininjection  durch  die  Piqüre  Zucker  in 
den  Harn  überführte,  auch  die  oft  den  Diabetes  begleitende  Polyurie 
sich  einstellte.  Heber  diesen  Punkt  hat  Herr  Luchsinger  keine 
Angabe  gemacht.  Ich  kann  nicht  mit  Bestimmtheit  angeben,  weiches 
der  Grund  davon  ist,  dass  Herr  Luchsinger  zu  einem  anderen  Re- 
sultat als  ich  gekommen  ist.  Fast  möchte  ich  vermuthen,  dass  er  in 
den  Tücken  des  Diabetesstiches  zu  suchen  ist.  Wer  öfter  die  Piqüre 
ausgeführt  hat,  wird  sagen  müssen,  dass  es  unmöglich  ist,  in  einem 
bestimmten  Versuche  mit  Gewissheit  den  Eintritt  des  Diabetes  voraus 
zu  verkündigen.  Ich  habe  mir  einige  Uebung  in  der  Anstellung 
dieses  Versuches  erworben,  aber  wenn  ich  ihn  eine  Zeit  lang  nicht 
ausgeführt  habe,  schlägt  er  mir  bei  einer  neuen, Versuchsreihe  im 
Anfänge  einige  Mal  fehl.  Auch  diesmal,  bei  Thieren,  die  eine  Gly- 
cerininjection erhalten  hatten,  ist  mir  dies  ein  paar  Mal  vorge- 
kommen. Aber,  da  diesen  negativen  Erfolgen  Beispiele  von  tadel- 
freiem  Diabetes  gegenuberstehen  uud  sich  das  Verhältniss  der  wirk- 

■')  Diese  schöne  Beobachtung  bestStige  ich  also. 


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Ballmank,  Ascites  adiposus. 


275 


sannen  Piqüren  zu  den  unwirksamen  so  stellt,  wie  es  auch  bei 
Thieren  ohne  Glycerininjection  vorkommt,  so  muss  ich  daraus  ab- 
leiten, dass  die  letztere  den  Diabetesstich  nicht  unwirksam  macht. 
Ob  sie  etwa  einigen  Einfluss  habe,  dies  zu  entscheiden,  habe  ich 
keine  Versuche  angestellt. 

Nach  diesen  Wahrnehmungen  habe  ich  mich  nicht  veranlasst 
gesehen,  die  beiden  anderen  Versuchsreihen  des  Herrn  LUCHSINGER 
zu  wiederholen.  Die  zweite  bestand  darin,  dass  er  die  Injection  der 
Glycerinlösung  erst  dann  ausfübrte,  wenn  sich  der  Diabetesstich 
wirksam  gezeigt  hatte.  Er  glaubt  gefunden  zu  haben,  dass  in  Folge 
der  Glycerininjection  der  Zucker  rascher,  als  ohne  eine  solche  ab- 
nehme. Eine  Beweisführung  dieser  Art  kann  ich  nicht  für  über- 
zeugend halten,  denn  ich  habe  mich  bei  den  vielen  Diabetesstichen, 
die  ich  ausgeführt  habe,  sattsam  überzeugt,  dass  die  Dauer  und  die 
Art  des  Verschwindens  des  Diabetes  so  mannigfach  variiren,  dass 
eine  Schlussfolgerung,  wie  sie  Herr  Luchsinger  vorscblägt,  sehr 
trügerisch  ist.  Derselben  Ausstellung  unterliegt  die  dritte  Versuchs- 
reihe, Herr  Lucbsinger  behauptet,  dass  auch  der  durch  Curare  er- 
zeugte Diabetes  nicht  auftrete,  wenn  vorher  Glycerin  injicirt  werde. 
Der  Diabetes  nach  Curare  ist  aber  ebensowohl  eine  sehr  wandel- 
bare Erscheinung.  Für  jedes  Individuum  existirt  eine  gewisse  Dosis 
und  eine  gewisse  Zeit,  innerhalb  derer  der  Diabetes  mehr  oder 
minder  ausgesprochen  auftritt.  Die  crstere  bewegt  sich  allerdings 
in  einer  gewissen  Breite,  aber  wegen  der  Verschiedenheit  des  Prä- 
parates und  der  Thiere  ist  man  nicht  sicher,  dass  eine  gewisse 
Menge  Curare,  die  man  einem  Thiere  einverleibt,  innerhalb  einer 
gewissen  Zeit  Diabetes  erzeugen  müsse.  Die  letztere  namentlich 
wechselt  sehr  merklich.  Ueber  diese  Eigenschaften  des  Curare- 
diabetes  kann  meines  Erachtens  gar  kein  Zweifel  sein.  Wie  hätte 
es  sich  auch  ereignen  können,  dass  man  früher  den  Diabetes  nach 
Curare  sogar  leugnete.  Wenn  dem  aber  nicht  so  ist,  dann  muss 
man  es  für  bedenklich  halten,  zu  sagen,  dass  wenn  bei  einer  üly- 
cerininjection  in  Folge  von  Curare  kein  Diabetes  eintritt,  die  erstere 
die  Schuld  habe.  leb  habe  mich  aber  überhaupt  zu  dieser  kleinen 
Mittheilung  entschlossen,  um  Vorsicht  für  die  Annahme  der  Vor- 
stellung zu  empfehlen,  zu  welcher  die  Ueberschrift  des  Aufsatzes 
des  Herrn  LoCHSJNGER  Veranlassung  geben  kann. 


Ein  Fall  von  Ascites  adiposus. 

Vou  Dr.  H.  Ball  mann  in  Grai. 

Prof.  Quincke  hat  in  seiner  Arbeit  „Ueber  fetthaltige  Trans- 
sudate“ (Cbl.  187(j,  88)  die  durch  Beimischung  von  Chylus  entstan- 
denen, von  solchen  die  arm  an  intacten  Zellelementen  sind,  unter- 

18* 


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276 


Ballh^mh,  Ascites  »diposus. 


-rr— 


schieden,  und  letztere  Formen  unter  dem  Titel  „Hydrops  adiposus“ 
zusanimengefasst.  — Der  Umstand,  dass  Analysen  dieser  an  sich 
nicht  häutigen  Form  nur  in  geringer  Zahl  publicirt  sind,  bestimmt 
mich  .zur  Mittheilung  des  von  mir  beobachteten  Falles.  Derselbe 
betrifft  eine  89  Jahre  alte  Frau,  die  wegen  Ascites  auf  die  Abtheilung 
des  Herrn  Prof.  Körner  aufgenommen  wurde.  Seit  längerer  Zeit 
war  die  Menstruation  sehr  unregelmässig,  die  Beschwerden,  die  durch 
die  Ansammlung  der  Flüssigkeit  in  der  Bauchhöhle  veranlasst  waren, 
hatten  zugenommen.  Als  endlich  wegen  Athemnoth  zur  Punction 
geschritten  werden  musste,  entleerten  sich  8530  ccm.  eines  milchig 
aussehenden  Transsudates.  Die  schon  damals  sehr  herabgekommene 
Kranke  starb  einen  Monat  nach  der  Punction  an  Erschöpfung.  — 
Bei  der  Necroscopie  zeigten  sich  sämmtiiehe  Baucheingeweide  unter- 
einander verlöthet.  Durch  die  Art  der  Anheftung  waren  in  den 
beiden  Seitengegenden  der  Bauchhöhle  Bäume  gebildet,  von  denen 
der  rechtsseitige  mit  serös-eitrigem  Exsudat,  der  linksseitige  mit 
einer  graulich- weissen  Flüssigkeit,  welche  der  durch  Punction  ent- 
leerten wesentlich  glich,  erfüllt  war.  Das  Peritoneum  war  mit  hirse- 
bis  hanfkorngrossen  Tuberkeln  dicht  übersät.  Ueber  die  Entstehung 
und  Bedeutung  des  milchigen  Transsudates  waren  durch  die  Autopsie 
keine  weiteren  Aulschlüsse  zu  erhalten. 

Die  Punctionsflüssigkeit,  welche  ich  der  Analyse  unterwarf, 
konnte  ihrem  Aussehen  nach  für  Milch  gehalten  werden.  Sie  hatte 
einen  schwach  bläulichen  Schimmer,  war  übrigens  wenig  pellucid, 
so  dass  durch  eine  1 cm.  dicke  Schicht  das  Licht  einer  Stearin- 
kerze schon  iu  2 Metern  Distanz  unsichtbar  war.  Die  Flüssigkeit 
roch  fade,  reagirte  deutlich  alkalisch  und  hatte  das  spec.  Gewicht 
1,0185  (mit  der  WESTPHAL’scbeu  Wage  bestimmt).  Unter  dem  Mi- 
croscope  waren  keine  zölligen  Elemente  zu  sehen,  sondern  nur  kleine 
amorphe  Körnchen,  die  sehr  schön  die  BßOWN'sche  Molecularbewe- 
gung  zeigten.  Grössere  Fetttröpfchen  (wie  etwa  Milchkügelchen) 
waren  nicht  vorhanden.  Wurde  eine  Portion  der  Flüssigkeit  mit 
Aether  geschüttelt,  so  schied  sich  nach  längerem  Stehen  die  schwach 
gelblich  gefärbte  Atherschicht  von  einer  ziemlich  klaren,  nur  noch 
opalescirenden  Schicht.  Nachdem  die  ursprüngliche  Punctionsflüssig- 
keit einige  Tage  gestanden  hatte,  war  auf  der  Oberfläche  eiue 
ziemlich  hohe  Schicht  von  rahmähnlicher  Consistenz  und  ähnlichem 
Aussehen  ausgeschieden.  Dieser  rahmartige  Ueberzug  bildete  sich 
noch  schneller  und  deutlicher,  wenn  man  die  ursprüngliche  Flüssig- 
keit mit  dem  doppelten  Volum  Wasser  verdünnt  hatte. 

Die  Analyse  (nur  mit  geringen  Abänderungen  nach  Hoppk- 
Seylkk’s  Methode  ausgelülnt)  ergab  nachstehende  Zahlen-.  In 
100  Theilen  Punctionsflüssigkeit  waren  enthalten:  Wasser  88,2526, 
feste  Stoffe  11,7474,  darunler  Eiweiss  6,086,  Fette  4,231,  Cholesterin 


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Harz,  Miltbrandbacterien.  277 

0,091,  Lecithin  0,096,  anorganische  Salze  1,022.  In  Alcohol  lösliche 
Extractivstoffe  0,053,  in  Wasser  lösliche  Extractivstoffe  0,169. 

Das  Transsudat  ist  sehr  reich  an  festen  Stoffen,  namentlich  an 
Fett.  Auf  Zucker,  Harnstoff,  Milch-  und  Bernsteinsäure  wurde  ver- 
gebens geprüft.  Das  Eiweiss  war  der  Hauptmasse  nach  Serumeiweiss, 
mit  einer  sehr  geringen  Menge  von  einem  zu  Hoppe-Seyler’s  Glo- 
bulinen  gehörenden  Albumin. 

Der  vorliegende  Fall  scheint  dem  von  Prof.  Friedreich  beob- 
achteten (von  Quincke  angegebenen)  am  nächsten  zu  stehn.  Ausser 
den  von  Klebs  und  LÜCKE  mitgethcilten  Fällen  gehört  hierher  der 
von  Beboeret  de  St.  Leger  unter  dem  N'amcu  Ascite  buileuse 
im  Journ.  d.  Anat.  et  Phys.  1873,  S.  586  pubiieirte.  Er  betrifft  ein 
tuberculöses  Mädchen,  bei  welchem  gleichzeitig  Tuberculose  der 
Lungen  bestand.  Die  Punctionsflüssigkeit  glich  dem  Ansebn  nach 
der  Milch,  war  von  neutraler  Reaction  und  hatte  das  spec.  Gewicht 
1,007.  Unter  dem  Microscop  nahm  man  neben  kleinen  und  grösseren 
Fetttroplen  keine  organisirten  Elemente  wahr.  Die  Analyse  ergab 
16,7  p.  m.  Fett,  das  Eiweissquantum,  nur  als  beträchtlich  augegeben, 
ist  nicht  genauer  bestimmt  worden.  Ein  älterer  Fall  endlich  ist 
noch  unter  dem  Art.  Ascites  im  Diction.  Eucyclop.  des  Sciences  inöd. 
beschrieben. 

Die  vorliegende  Analyse  ist  im  Laboratorium  des  Herrn  Prof. 
K.  B.  Hohmann,  unter  dessen  gütiger  Aufsicht,  ausgeführt. 


Zur  Kenntnis»  der  sogenannten  Milzbrnndbacterien. 
(Bacterinm  antbracicnm  Bollinger;  Bacillus  anthrads  Cohn). 

Von  Dr.  C.  O.  Harz,  Privatdocent  io  München. 

Die  von  Pollender  zuerst  gesehenen  und  nach  ihm  als  Pöllen- 
DER’sche  Körperchon  bezeichncteu  Gebilde  sind  seitdem  von  Brauell 
als  Vibrionen  gedeutet,  von  Leisering,  Franz  Müller,  Anacker  und 
besonders  Davaine  genauer  untersucht  worden.  Davaine,  L.  Frank 
und  L.  Hoffmann  betrachteten  sie  als  den  Fäulnissbacterien  nahe 
verwandt.  Bollinger  glaubt,  dass  ihre  Wirkung  auf  die  energische 
Anziehung  von  Sauerstoff  zurückzuführen  sei,  wodurch  sie  den 
Blutkörperchen  Sauerstoff  entziehen  und  so  Dyspnoe,  Convulsiouen 
u.  s.  w.  bervorrufen.  F.  CoHN  endlich  erklärt,  dass  sie  nicht  zur 
Gattung  Bacterium,  sondern  zu  Bacillus  zu  rechnen  sind. 

Meine  Untersuchungen  haben  mich  zu  folgenden  abweichenden 
Ansichten  geführt:  1)  Die  Milzbrandstäbeben  nehmen  niemals  Be- 

wegung an.  2)  Einschnürungen  derselben  lassen  sich  auf  keine 
Weise,  weder  durch  Behandeln  mit  Wasser,  noch  mit  Glycerin  oder 
andere  Mittel  erzeugen.  3)  Ein  Zerfallen  der  Stäbchen  in  Micro- 
coccus  oder  ähnliche  Zellchon  findet  niemals  statt.  4)  Von  den 


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278 


Flzischl;  Bdosk,  Lymphe  der  Leber. 


Fäulnissbacterien  sind  die  Milzbrandstäbchen  auf  den  ersteu  Blick 
zu  unterscheiden.  5)  Bacterien,  Micrococceu,  Vibrionen,  Bacillen 
oder  ähnliche,  dem  Protistenreiche  ungehörige  Organismen  kommen 
im  Milzbrandblute  nicht  vor.  6)  Mit  den  beim  Milzbrände,  beson- 
ders bei  Pferden,  Ratten,  Katzen  häutig  auftretenden  Blutkrystallen 
sind  die  Milzbraudstäbchen  nicht  zu  verwechseln.  7)  Da  die  soge- 
nannten Milzbrandbacterien  keine  organisirteu  Gebilde  sind , so 
können  sie  für  die  Aetiologie  und  die  Erklärung  der  Symptome 
nicht  in  dem  von  Davaine  u.  A.  angenommenen  Sinne  verwertbet 
werden. 


£.  Fleischt,  Von  der  Lymphe  und  den  LyinpligePässen  der 

Leber.  Leipziger  physiol.  Arbeiten.  1874.  IX.  8.  24 

A.  Badge,  Neue  Mittheiluugen  über  die  Lymphgefüsse  der 
Leber.  Das.  187&.  x. 

Unterbindet  man  an  einem  lebenden  Hunde  den  Ductus  chole- 
dochus,  so  lässt  sich  kurze  Zeit  darauf  in  den  aus  der  Porta  hepatis 
in  die  Cisterna  chyli  gehenden  Lympbgefässen  eine  gelbliche  Lymphe 
nacbweisen  (Ludwig).  F.  bat  in  dieser  Lymphe  Gallensäuren  nach- 
gewiesen, während  das  Blut  gleichzeitig  von  Gallensäuren  frei  war. 
Hieraus  schliesst  F.,  dass  d^e  Galle,  wenn  ihre  natürlichen  Durch- 
flusswege verstopft  sind,  in'  die  Lymphbahnen  der  Leber  und  von 
da  aus  schliesslich  durch  den  Ductus  tboracicus  in  das  Blut  Über- 
tritt. Um  nun  die  Wege  zu  ermitteln,  durch  welche  dieser  Ueber- 
tritt  geschieht,  spritzte  F.  durch  den  Gallengang  von  Kaninchen 
eine  Auflösung  von  Alkanna  in  Terpentinöl  und  es  gelang,  diese  bei 
einem  Drucke  von  25  mm.  Hg.  in  die  Lymphgefässe  übertreten  zu 
sehen.  Dasselbe  gelang  mit  einer  Auflösung  von  Asphalt  in  Chloro- 
form bei  einem  Drucke  von  mindestens  30  mm.  Hg.  In  beiden 
Fällen  findet  der  Uebertritt  aus  dem  einen  Canalsystem  in  das  ändere 
durch  die  Substanz  der  Leberzellen  statt. 

Die  Bemerkungen  F.s  über  das  Bindegewebe  der  Leber  sowie 
über  die  Frage,  ob  den  feinsten  Gallencapillaren  eine  eigene  Mem- 
bran zukommt  oder  ob  sie  nur  Furchen  zwischen  den  Leberzellen 
darstellen,  sind  im  Original  nachzulesen. 

B.  zieht  in  Betreff  der  perivasculären  Lymphräume  der  Leber 
aus  seinen  vielfach  modificirten  Injectionsversuchcn  folgende  Schlüsse: 
In  der  Leber  ist  ein  geschlossenes  System  von  Lymphgefässen, 
welches  in  engster  Beziehung  zu  den  venösen  Blutgefässen  steht. 
Im  Läppchen  sind  einfache  Lymphscheiden  um  die  ßlutcapillaren 
herum,  die  eine  directe  Berührung  von  Leberzellen  und  Blut  hindern, 
so  dass  der  Austausch  zwischen  beiden  nur  durch  die  Lymphe  ver- 
mittelt werden  kann.  Wie  die  Blutcapillaren  an  der  Grenze  der 


Gxkkb,  Beiträge  rar  Peyehopbyeik. 


279 


Läppchen  sich  zu  grösseren  Stämmen  vereinigen,  so  gehen  auch  die 
Lymphscheiden  in  Lymphgefasse  über,  die  in  den  Venenwandungen 
gelegen  sind,  um  sich  von  dort  aus  durch  Vermittelung  der  inter- 
lobulären  resp.  umspinnenden  und  der  peritonealen  nach  oben  in  die 
des  Zwerchfells,  nach  unten  in  die  am  Hilus  gelegenen  zu  ergiessen. 

Boll  (Rom). 


S.  Einer,  Experimentelle  Untersuchung  der  einfachsten  psy- 
chischen Processe.  — Der  persönlichen  Gleichung  zweiter 
Theil.  PflPoiih's  Arcb.  xi.  403—432.  Die  Emp’flndungszone  des 
Sehnerv enapparates.  D«*.  s.  ösi-603.  (Vgl.  cbi.  1874, 742). 

Zwei  aufeinanderfolgende  Reize,  die  auf  ein  Sinnesorgan  wirken, 
werden  nur  dann  als  ungleichzeitige  erkannt,  wenn  die  Zeit,  welche 
zwischen  dem  Auftreten  beider  liegt,  nicht  unter  eine  bestimmte 
Grösse  sinkt.  Die  eben  noch  wahrnehmbare  Zeitdifferenz  zwischen 
zwei  Sinneseindrücken  bezeichnet  E.  als  ,, kleinste  Differenz". 
Die  kleinste  Differenz  wird  verschieden  ausfallen,  jenachdem  die 
Sinneseindrücke  nacheinander  dieselben  Sinneselemente  treffen,  oder 
analoge  Elemente  eines  paarigen  Sinnesorganes  und  endlich  Elemente 
verschiedener  Sinnesorgane.  Die  Zeitdifferenz,  welche  nöthig  ist  um 
die  Ungleichzeitigkeit  zweier  Eindrücke  zu  erkennen,  ist  nicht  ver- 
schieden von. jener  Zeit,  welche  erforderlich  ist  um  zu  erkennen, 
welcher  der  Reize  der  erste,  welcher  der  zweite  ist. 

I.  Gesichtssinn.  Die  kleinste  Differenz  bei  Reizung  der- 
selben Netzhautelemente  ist  schon  mehrfach  erörtert  worden.  Sie  be- 
tragt cca.  7«  Sec.  nach  den  Versuchen  an  PLATKAü’scben  Scheiben; 
bei  electrischer  Reizung  derselben  Opticusfasern  ist  diese  Zeit  kleiner 
als  V*o  Sec.  Die  Anordnung  war  so  getroffen,  dass  centrale  Partien 
der  Netzhaut  in  den  Bereich  grösster  Stromesdicbte  fielen;  wenn  der 
NEEF’sche  Hammer  des  Inductionsapparates  60  Schwingungen  in  der 
Sec.  maehte,  war  der  Lichteindruck  noch  immer  kein  continuirlicher. 
Daraus  folgt  auch,  dass  die  Opticusfasern  weniger  träge  sind  wie 
die  Retina.  — Bei  verschiedenen  Netzhautelementen  verhält  sich  die 
Peripherie  anders  als  das  Centrum.  Zwei  Stellen  des  Centrums, 
0,011  Mm.  voneinander  entfernt,  wurden  durch  Licht  von  einem  elec- 
trischen  Punkte  gereizt,  die  kleinste  Differenz  betrug  0,044  Sec.  Ent- 
fernte sich  der  [kurzsichtige]  Beobachter  so  weit,  das  die  Zerstreu- 
ungskreise der  Funken  übereinander  griffen,  so  betrug  die  kleinste 
Differenz  bei  übrigens  ganz  unveränderter  Versuchsanordnung  nur 
0,015  Sec.,  weil  man  in  diesem  Falle  den  Eindruck  einer  Bewegung  erhält 
und  die  Richtung  einer  solchen  viel  genauer  erkennt  als  das  frühere 
Auftreten  eines  Funkens.  Die  Wahrnehmung  von  Bewegung  muss 
also  bei  Untersuchung  dieser  kleinsten  Differenz  ausgeschlossen  werden; 
eine  Blickbewegung  während  der  Beobachtung  macht,  dass  die 


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280  Exhcb,  Beitrüge  mr  Psychophymk. 

beiden  Signale  gegeneinander  verschoben  erscheinen  und  bestimmte 
den  Beobachter,  aut'  eine  zeitliche  Differenz  zwischen  beiden  zu 
schliessen,  — Von  der  Grösse  der  Netzhautbilder,  von  der  Entfernung 
derselben  auf  der  Netzhaut  ist  die  kleinste  Differenz  unabhängig  und 
innerhalb  gewisser  Gränzen  auch  unabhängig  von  der  Intensität  des 
einwirkenden  Lichtes.  — Für  die  Peripherie  war  beim  angegebenen 
geringen  Abstande  der  Netzhautbilder  eine  scheinbare  Bewegnng 
nicht  zu  vermeiden.  Lag  das  eine  Netzhautbild  3 Mm.  oberhalb,  das 
andere  ebensoviel  unterhalb  der  fovea  centralis,  dann  war  die  kleinste 
Differenz  0,055  Sec.  bei  seitlicher  Fixation  0,049  Sec.  Wurde  eines 
der  beiden  Signale  als  Fixationspunkt  gewählt,  so  ergab  sich  als 
kleinste  Differenz  zwischen  Netzhautcentrura  und  einer  6 Mm.  davon 
entfernten  Netzhautstelle  = 0,076  Sec.,  fixirte  der  Beobachter  mit 
beiden  Augen  den  Spalt  eines  Schirmes  der  vor  den  Signalen 
stand  und  jedem  Auge  einen  Funken  verdeckte,  dann  war  die  kleinste 
Differenz  = 0,017  Sec.;  eine  sebeiubare  Bewegung  wurde  wahrge- 
nommen. 

II.  Gehörsinn.  Schwebungen  sind  Intermissionen,  welche 
eine  ganze  Gruppe  empfindender  Elemente  uns  zukommen  lässt. 
Hei-MHOLTZ  giebt  an,  die  Schwebungen  zwischen  h“‘  und  c“*‘  noch 
zu  hören;  es  sind  132  in  der  Secunde;  die  kleinste  Differenz  würde 
also  0,0075  Sec.  sein.  Da  aber  in  diesem  Falle  16  wenn  auch  zum 
Theil  sehr  schwache  Schwingungen  des  Trommelfells  zwischen  zwei 
Pausen  fallen,  vermuthete  E.,  dass  die  Zeit  bei  vollständigen  Pausen 
im  Mitschwingen  eine  noch  kleinere  sein  könnte.  Ein  SAVAttT’sches 
Rad  mit  blos  3 nebeneinander  stehenden  Zähnen,  welche  gegen  einen 
Blechstreifen  schlugen,  wurde  mit  immer  grösserer  Geschwindigkeit 
gedreht,  bis  der  Doppelschlag  in  einem  einfachen  zusammenschmolz; 
aus  der  Grenzgeschwindigkeit  wurde  die  kleinste  Differenz  für  zwei 
kurz  dauernde  Reizstösse  zu  0,002  Sec.  berechnet.  Das  Knistern 
zweier  electrischer  Funken  wurde  getrennt  gehört,  sobald  zwischen 
ihrem  Auftreten  mehr  als  0,002  Sec.  lagen.  — Die  kleinste  Differenz 
für  verschiedene  Elemente  desselben  Ohres  liegt  unter  0,1  Sec.  weil 
nach  Helmholtz  Triller  noch  ganz  gut  klingen,  wenn  8—10  Anschläge 
in  der  Sec.  gemacht  werden.  E.  verrnuthet  dass  auch  hier  eine 
wesentlich  andere  kleinste  Differenz  gefunden  würde,  wenn  die  beiden 
Töne  nur  je  einmal  angeschlagen  würden.  — Die  kleinste  Differenz 
für  beide  Ohren  ist  = 0,064  Sec.  Zwei  Kautschukballons  wurden 
durch  je  eine  elastische  Feder  nacheinander  angeschlagen;  diese 
Ballons  hatten  Schläuche,  welche  mit  einem  Ansatzstücke  gut  in  den 
Gehörgang  passten ; beide  Federn  wurden  durch  ein  Pendel  ausgelöst 
— Bezüglich  des  Tastsinnes,  des  Geschmacks  und  des  Geruches 
verweist  E.  auf  die  Angaben  anderer  Autoren. 

III.  Kleinste  Differenz  zwischen  ungleichen  Sinnes- 
organen. Als  Signal  für  das  Auge  wurde  ein  elektrischer  Funken 


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Exneb,  Beiträge  *nr  Payehophyeik 


281 


benutzt,  für  das  Ohr  ein  Glockenschlag.  Wenn  gleichzeitig  auf 
Auge  und  Ohr  je  ein  Sinneseindruck  erfolgt,  wird  der  Gehörsein- 
druck früher  empfunden  als  der  Gesichtseindruck ; die  kleinste  Diffe- 
renz beträgt  für  E.  0,16  Sec.  für  den  Fall,  dass  der  Gesichtseindruck 
dem  Gehörseindrtick  voraugeht;  für  den  entgegengesetzten  0,06  Sec. 
Auch  gegen  die  Tastempfindung  erleidet  die  Gesiehtsempfindung 
eine  Verzögerung;  die  kleinste  Differenz  ist  für  den  Fall,  dass  die 
Tastempfindung  vorausgeht;  0,053,  wenn  die  Tastempfindung  nach- 
folgt 0,071  Sec.  Die  angegebenen  Zahlen  gelten  natürlich  nicht  für 
alle  Individuen. 

ln  einer  folgenden  Abhandlung  zeigt  Vf.,  dass  die  materiellen 
Veränderungen,  welche  den  verschiedenen  Gesichtsenipfiudungen 
[den  Nachbildern,  dem  Zitterlichte  tt.  s.  w.]  zu  Grunde  liegen,  nicht 
in  einem  und  demselben  Orte  des  Scbnerveoapparates  vor  sich  gehen; 
E.  theilt  den  Sehnervenapparat  in  Empfindungszonen ; eine  Empfin- 
dungszone  ist  der  Ort  an  dem  eine  Empfindungsform  des  Sehsinnes 
entsteht.  (Vgl.  hierüber  Cbl.  1873,  552.)  Durch  elektrische  Reizung 
der  Opticusfasern  kann  gezeigt  werden,  dass  das  positiv  gleiebge- 
färbte  Nachbild  in  der  Retina  ahlaufen  muss,  somit  laufen  alle  Nach- 
bilder io  der  Retina  selbst  ab;  die  Netzhaut  zerfällt  in  zwei  Empfin- 
dungsznDen.  Diesen  muss  noch  eine  dritte  Zone  hinzugefügt  werden, 
um  das  Phänomen  der  elliptischen  Lichtstreifen  (Purkinje)  zu  erklären, 
«eiche  man  erblickt,  wenn  man  im  Dunkeln  eine  glühende  Kohle 
ansiebt;  sie  fällt  mit  der  anatomischen  Nervenfaserschicht  zusammen. 
Das  Phänomen  selbst  rührt  nach  E.  von  einem  Uebertreten  der  Erregung 
einer  Bahn  auf  die  andere  her.  Die  Veränderungen,  welche  die 
Flimmerempfindung  hervorrufen,  haben  ihren  Platz  in  jener  Zone, 
wo  das  positiv  gleich  gefärbte  Nachbild  abläuft.  — Es  giebt  eine 
beiden  Augen  gemeinsame  Empfindungszone,  wie  schon  Brücke  ge- 
zeigt  hat.  Bietet  man  dem  rechten  und  dem  linken  Auge  gleich- 
zeitig verschiedene  Farben,  so  sehen  viele  Beobachter  Mischfarben; 
die  Mischfarbe  kann  bewusster  Weise  aus  den  ursprünglichen  Farben 
nicht  zusammengesetzt  werden;  der  Ort,  an  welchem  die  Leitungen 
eine  Wechselwirkung  der  in  ihnen  verlaufenden  Erregungen  ermög- 
lichen, muss  als  Ursprung  einer  Empfindungsform  eine  Eraptindungs- 
zone  genannt  werden.  Vom  tbatsächlichen  Eintritt  der  möglichen 
physiologischen  Wechselwirkung  zwischen  den  Bahnen  beider  Augen 
hängt  es  ab,  ob  wir  Wettstreit  der  Sehfelder  oder  Mischfarbe  sehen. 
~ Das  Erkennen  einer  nicht  gar  zu  langsamen  Bewegung  beruht 
nach  E.  auf  einer  Empfindung  nicht  auf  einer  Wahrnehmuog  und 
kommt  in  einer  beiden  Augen  gemeinschaftlichen  Zone  zu  Stande. 
Ein  binoculares  Stroboscop  so  eingerichtet,  dass  die  Bilder  abwech- 
selnd nur  mit  einem  Auge  gesehen  werdeu,  gibt  dieselbe  Bewegungs- 
zotpfindung,  welche  man  erhält,  wenn  nur  ein  Auge  das  Bild  in 
allen  jenen  Lagen  sieht.  An  einem  anderen  Orte  zeigte  Vf.,  dass 


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282 


Kun,  pathogene  Bchistorovceten. 


die  Bewegungsempfindung  das  Resultat  der  Erregungen  sind,  welche 
in  mindestens  2 Bahnen  ablaufen,  die  an  und  für  sich  Empfindungs- 
formen ganz  anderer  Art  liefern;  da  in  unserem  Falle  diese  Bahnen 
in  verschiedenen  Augen  liegen,  so  müssen  dieselben,  um  dieser  neuen 
Empfindungsform  als  Ursprung  dienen  zu  können,  irgendwo  in 
Wechselwirkung  treten;  diese  Bewegungsempfindungen  kommen  somit 
in  einer  gemeinsamen  Zone  zu  Stande.  Die  Wechselwirkung  in 
dieser  gemeinsamen  Empfindungszone  findet  statt  zwischen  jeder 
Stelle  eines  Auges  mit  ihrer  identischen  Stelle  und  deren  nächster 
Umgebung  im  anderen  Auge.  — Für  den  Sitz  der  Gedächtnissbilder 
ist  eine  zweite  gemeinsame  Zone  anzunehmen,  weil  man  im  Gedäch- 
nissbilde  einen  Wettstreit  der  Sehfelder  nicht  willkürlich  hervor- 
rufen  kann.  Es  giebt  somit  fünf  Empfindungszonen  des  Sehnerven- 
apparates, unter  diesen  zwei  gemeinsame.  Möller. 


E.  Klebs,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  pathogenen  Sebistomy- 

Ceten.  Arch.  f.  exper.  Psthol.  etc.  I.  8.  31.  IV.  8.  409.  ff. 

In  dem  ersten  dieser  Aufsätze,  der  schon  im  Februar  1873  er- 
schienen ist,  geht  K.  davon  aus,  dass  das  Vorkommen  der  Schistomy- 
ceten  wenigstens  für  die  septischen  Erkrankungen  und  für  den  Milz- 
brand nicht  mehr  zweifelhaft  sein  könne  und  legt  sieb  nun  zuerst  die 
Frage  vor,  ob  diese  Gebilde  im  gesunden  Körper  schon  vorhanden 
oder  von  aussen  in  denselben  hineingekommen  seien.  Verschiedene 
Untersucher  haben  sich  für  die  erste  Alternative  entschieden,  allein 
Kl.  konnte  niemals  in  dem  Blut,  welches  er  gesunden  lebenden 
Thieren  durch  Einführen  einer  geschlossenen,  reinen  Glasröhre  und 
Abbrechen  der  Spitze  im  Herzen  aus  diesem  entnommen  hatte,  die 
Entwickelung  der  Bacterieu  beobachten,  während  auf  dieselbe  Weise 
gewonnenes  und  (im  zugcschmolzenen  Röhrchen)  conservirtes  Blut 
von  solchen  Hunden,  denen  vorher  faulende  Flüssigkeiten  eingespritzt 
worden  waren,  reichliche  Bacterien  Entwickelung  zeigte. 

Die  Gebilde  müssen  also  von  aussen  in  den  Körper  hineinge- 
kommen  sein  und  eB  fragt  sieb  nur,  ob  man  sie  als  Organismen  an- 
sehen  dürfe.  Der  sicherste  Beweis  dafür  ist  der  Nachweis  ihrer  Pro- 
liferationsfähigkeit. Kl.  hat  in  besonderen  Apparaten,  deren  Con- 
struction  im  Original  nachgelesen  werden  möge,  zuerst  die  Ent- 
wickelung des  Microsporon  septicum  unter  dem  Microscope  Schritt 
für  Schritt  verfolgt  und  mit  Sicherheit  seine  organische  Natur  nach- 
gewiesen. Es  hat  sich  gezeigt,  dass  die  Organismen  zu  ihrer  Ent- 
wickelung atmosphärische  Luft  nöthig  hatten,  und  es  gestalteten  sich 
in  geschlossenen  Glaskästen,  welche  ausser  der  Nährflüssigkeit  (Leim- 
gallerte) Luft  enthielten,  folgendermassen: 

,,1)  Der  Prozess  der  Proliferation  geht  von  der  stäbchenai  tigen 
unbeweglichen  Körperform  aus,  den  Bacterien,  welche  sich  wabr- 


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Klubs,  pathogene  Scbistomyceten. 


283 


8cbeiniich  nur  in  der  Längsachse  spalten.  Fortgesetzte  derartige 
Tbeilungen  erzeugen  Gruppen  von  jisolirten,  pinselartig  oder  radiär 
oder  in  Querreihen  angeordneten  Bacterien  (Bacteriengrnppen) 

2)  Geht  die  Theilung  lebhafter  vor  sich,  so  verschwinden  in 
den  Gruppen  die  einzelnen  Bacterien,  es  entsteht  eine  körnige  Masse, 
die  zuerst  eine  zackige  Form  besitzt,  dann  unter  raschem  Wachs- 
thum sich  in  unendliche  Ballen  zerspaltet,  während  die  Enden  des 
Körpers  noch  spitzig  zulaufen.  Auch  scheinen  jetzt  schon  solche 
Ballen  sich  ganz  und  gar  von  der  Hauptmasse  loszulösen,  oder  sie 
entstehen  aus  kleineren  abgelösten  Keimen  (körnige  Plasmaballen). 

3)  Mit  der  Vergrösserung  und  fortgesetzten  Theilung  dieser 
letzteren  tritt  eine  Differenzirung  ihres  Inhalts  ein,  indem  die  einen 
sich  immer  deutlicher  zu  Bacterien-Colonien  umgestalten,  während 
die  anderen,  kleineren  und  spärlicher  auftretenden  Zellen  homogen 
bleiben,  mattglänzend  und  gelblich  gefärbt  sind.  Die  hervorstechende 
Eigenschaft  dieser  „gelben  Körper“  ist  die  Bildung  von  Protoplasma- 
forlsätzen nach  Art  der  amöboiden  Zellen  und  das  Eintreten  con- 
tractiler  Bewegungen  ven  allerdings  grosser  Langsamkeit,  aber  auf- 
fallenden Resultaten  (contractile  Pigmentkörper). 

4)  Das  vierte  Stadium  besteht  nun  in  der  Verschmelzung  dieser 
beiden  letzten  Formen  zu  einer  homogenen  Masse,  in  der  weder 
Pigmentkörper  noch  Bacterien-Kolonien  mehr  vorhanden  sind.  Ein- 
geleitet wird  dieser  Prozess  durch  die  Ablösung  erwachsener  Bac- 
terien von  den  Rändern  der  letzteren,  die  mit  langsamer  und  viel- 
fach unterbrochener  Bewegung  sich  den  gelben  Körpern  annähern, 
z.  Th.  in  ihre  Substanz  aufgehen,  dann  aber  an  ihrer  Oberfläche  zu 
einer  homogenen  Plasmaschicht  verschmelzen,  in  die  endlich  auch 
die  Pigmentkörper  sich  auflösen  (Plasmaschicht.) 

5)  Von  dieser  letzteren  kann  nun  von  Neuem  derselbe  Ent- 
wicklungsgang ausgehen,  wie  von  den  zuerst  eingeführten  Keimen.“ 

Culturen  mit  Diphtheritis  - Bacterien  gelangen  ebenfalls  und 
zeigten  sehr  bemerkenswerthe  Verschiedenheiten  von  den  oben  ge- 
nannten, worüber  später  Ausführlicheres. 

In  der  zweiten,  kleineren  Mittheilung  werden  als  Beweis,  dass 
die  Bacterien-Entwickelung  Veränderung  des  Nährstoffes  bedingt, 
zwei  Fälle  mitgetheilt,  wo  in  dem  einen  die  liausenblasengallerte 
eine  Verminderung  ihres  Drehungsvermögens  der  Polarisationsebene 
um  92%  erlitt,  in  dem  anderen  aber  sich  14,76%  Kohlensäure  ent- 
wickelten. Es  waren  jedoch  Veränderungen  nicht  in  allen  Fällen 
zu  constatiren. 

Die  dritte  Abhandlung  enthält  ,, Rückblicke“  auf  die  Entwicke- 
lung der  Parasitenthiere.  Es  ist  hervorzuheben,  dass  Kl.  sich  da- 
gegen verwahrt,  dass  er  die  Wirkung  der  Schistomyceten  als  eine 
rein  mechanische  ansehe;  die  constante  Verschiedenheit  der  Wirkung 
bei  verschiedenen  Krankheiten  schliesse  von  vorn  herein  jede  rein 


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284 


Ki.kb«,  pathogene  Schiatomyceten. 


mechanische  Erklärung:  aus.  In  Bezug  auf  die  Verschiedenheit  der 
Resultate,  welche  die  Experimentatoren  besonders  mit  septischen  und 
putriden  Stoffen  erhalten  haben,  wird  auf  die  verschiedene  Empfäng- 
lichkeit sowohl  verschiedener  Thierspecies  als  auch  verschiedener 
Individuen  derselben  Species  gegen  dieselben  Substanzen  einerseits, 
andererseits  auf  die  verschiedene  Wirksamkeit  der  argewendeten 
Substanzen  (z.  B.  bei  den  putriden  je  nach  der  Dauer  der  Fäulniss) 
hingewiesen. 

Was  die  Frage  nach  der  pathogenen  Bedeutung  der  Schisto- 
myceten angebt,  so  hebt  Kl.  hervor,  dass  zwar  im  Munde  etc.  nor- 
mal solche  Organismen  ohne  Schaden  für  den  Träger  wohnen,  dass 
aber  doch  auch  sie  unter  Umständen  bei  zu  massenhafter  Ent- 
wickelung schädlich  werden  können,  (Magenkatarrh),  dass  sie  also 
doch  nicht  so  ganz  gleichgültig  sind.  Die  neuerdings  wieder  durch 
Billboth  und  Tiegel  vertretene  Ansicht,  dass  die  Schistomyceten 
ein  normaler  Bestandtheil  des  Organismus  seien,  weist  Kl.  wegen 
Mangelhaftigkeit  der  Untersuchungsmethoden  als  unbegründet  zurück. 
Er  giebt  zu,  dass  Bacterienkeime  gelegentlich  auch  in  normalen  Or- 
ganen vorhanden  sein  können,  dass  sie  für  gewöhnlich  aber  fehlen 
da  er  an  in  Hausenbtascngallerte  eingeschlossenen  Gewebstheilen  in 
der  Regel  keine  Bacterien  sich  entwickeln  sah.  Dass  die  Schistomy- 
ceten nicht  blos  zufällige  Begleiter  der  betreffenden  Krankheiten 
sind,  scbliesst  Kl.  besonders  aus  dem  bei  den  septischen  Erkran- 
kungen von  ihm  gelieferten  Nachweis,  dass  die  anatomischen  Ver- 
änderungen den  Organismen  Schritt  für  Schritt  folgen. 

Der  vierte  Artikel  ist  einer  ausführlichen  Darlegung  der 
Culturmetboden  gewidmet,  deren  sich  Kl.  bei  seinen  Untersuchungen 
bedient  hat.  Der  ersten,  der  Cultur  in  zugescbmolzcnen  Olasröhrcben, 
ist  schon  oben  gedacht  worden.  Es  hat  sich  zunächst  durch  zahl- 
reiche Culturen  herausgestellt,  dass  sich  zwar  unter  diesen  Versuchs- 
bedingungen Hyphomycetensporen  zu  Mycelien  entwickeln  können, 
dass  aber  niemals  aus  Schistomyceten  Hyphomyceten  oder  umgekehrt 
entstehen.  Es  ist  also  erwiesen,  „dass  die  Schistomyceten  in  keinem 
Zusammenhänge  mit  den  Hyphomyceten  stehen“.  Das  Schlussresultat, 
welches  durch  diese  Culturen  bei  septischen  Schistomyceten  erreicht 
wird,  ist  das,  dass  die  Leimgallerte  sich  allmälig  vollständig  ver- 
flüssigt und  dass  sich  eine  sehr  grosse  Zahl  octaedrischer  farbloser 
Krystalle  bilden,  welche  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  den  bekannten, 
bei  der  Leucämie  vorkommenden  besitzen,  mit  denen  sie  jedoch  nicht 
vollständig  in  den  Reactionen  übereinstimmen.  Die  Schistomyceten 
vermehren  sich  anfänglich  sehr  lebhaft,  später  aber  verschwinden 
sie  wieder  gänzlich.  Sehr  interessant  ist  ein  Versuch,  bei  dem  sich, 
obgleich  nur  wenig  Luft  mit  eingeschlossen  war,  nach  2 Jahren 
7 Monaten  ausser  einer  grossen  Menge  vou  Schistomyceten  eine 
bedeutende  Menge  Gas  entwickelt  hat.  Aus  dem  Befunde  von  kleinen 


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Fcbbsikosr,  zur  Lehre  vom  Diabetes. 


285 


Gasbläschen  mitten  in  der  Gallerte  in  einiger  Entfernung  von  den 
oberflächlichen  Alicroeoccenhaufen  und  neben  kleinen  Gruppen  von 
Micrococcen  achliesst  Kl.,  dass  die  Gasentwicklung  an  die  Loslösung 
der  früher  geschilderten  beweglichen  Bacterienform  geknüpft  ist, 
welche,  nachdem  sie  sich  eine  gewisse  Strecke  von  ihrer  Ursprungs- 
stättc  entfernt  haben,  sich  flxiren  und  wiederum  zu  Mierococcen- 
ballen  umwandeln.  Orth. 

(Schluss  folgt.) 


P.  Färb  ringer,  Zur  Lehre  vom  Diabetes  mellitus.  Beobach- 
tungen über  einen  mit  hochgradiger  Oxalurie  uud  Oxaloptyse 
complicirten  Fall  von  Diabetes  mellitus  mit  eigenthümlichem 
Verlauf,  nebst  Bemerkungen  Uber  die  Erscheinungsform  des 
Oxalsäuren  Kalks  im  HarilSedimeut.  Aus  der  med.  Klinik  des  Herrn 
Geb.  Rath  Phikdrhch  io  Heidelberg.  Deutsch.  Arch  f.  klin.  Med.  XVI.  S.  499. 

Die  in  der  Ueberschrift  genannten  Oxalsäure-Ausscheidungen 
fanden  sich  bei  einem  38jährigen,  etwa  seit  10  Monaten  mit  den 
Erscheinungen  der  Zuckerruhr  uud  Katarrh  beider  Lungenspitzen 
erkrankten  Laudwirth.  Die  angeordnete  vorherrschend  animalische 
Kost  vertrug  Pat.  schlecht,  besser  dagegen  eine  sehr  viel  Vegeta- 
bilien  enthaltende  gemischte  Kost,  bei  welcher  nutfallenderweise  der 
Zuckergehalt  des  Harns  (nach  Fehljng’s  Methode  bestimmt)  ganz 
beträchtlich  sank,  nämlich  in  2 Tages  von  300  auf  1 1 7 gm.  täglich. 
Während  weniger  Tage  bestand  dabei  auch  Gelbsucht  ohne  Ent- 
färbung der  Stühle,  gleichzeitig  zeigte  sich  Eiweiss  im  Harn 
und  zwar  ziemlich  viel,  mit  dem  Schwinden  der  Gelbsucht  nahm  es 
etwas  ab,  schwand  jedoch  nicht  mehr  vollständig  bis  zum  Tode. 
Dann  trat  Durchfall  ein,  Kräfteverfall  und  nach  im  Ganzen  vier- 
wöchentlicher Beobachtung  plötzlicher  Tod  unter  Krämpfen  in  den 
Armen,  Koma  und  verlangsamter  tiufer  Respiration  bei  anfangs  er- 
weiterten, später  verengten  Pupillen.  In  den  letzten  Tagen  vor  dem 
Tode  schwand,  wie  so  oft,  der  Zucker  aus  dem  Harn,  während 
gleichwohl  die  Menge  des  letzteren  beträchtlich  gesteigert  war  (über 
5000  eem.).  — Aus  dem  Leichenbefund  ist  hervorzuheben:  In  der 

Spitze  der  linken  Lunge  eine  faustgrosse  Höhle  mit  einem  fetzigen 
grünsebwarzen  geruchlosen  Inhalt,  in  der  Nachbarschaft  ähnliche 
kleinere  Höhlen.  In  beiden  Lungen  ausserdem  broncbiopueumonische 
Heerde,  in  der  linken  ferner  zahlreiche  miliare  Knötchen. 
Nieren  gross,  blutreich,  die  geraden  Harncanälchen  in  den  Papillen- 
spitzen dicht  erfüllt  von  eiuer  weissen  glänzenden  Masse,  die  sich 
als  aus  verfetteten  Epithelien  bestehend  erwies.  Leber  etwas  klein, 
sonst  nicht  abnorm.  Pancreas  ebenfalls  klein,  kurz  und  dünn,  jedoch 
mit  deutlich  acinösem  Bau.  Ependym  des  etwas  weiten  4.  Ventrikels 
grau  verfärbt,  ebenso  die  Nachbarschaft  des  gleichfalls  erweiterten 


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286 


Hbrboq.  8obibbbkrdsckbb. 


Centralcanals.  Die  raicroscopische  Untersuchung  der  Nervencentral- 
theile,  der  beiden  Gangl.  cöliaca  und  Nervi  splanchnici  liess  keine 
Anomalie  entdecken. 

Die  den  erwähnten  Heerden  in  der  linken  Lunge  entnommenen 
Massen  zeigten  bei  der  microscopischen  Untersuchung  reichliche 
Entwickelung  von  Aspergillusfäden,  dieselben  wurden  nebst 
Fettsäurenadeln  nachträglich  in  dem  Auswurf  vom  letzten  und  vor- 
letzten Tage  (nicht  in  dem  des  vorhergehenden  Tages)  gefunden. 

Der  (Jehalt  des  Harns  an  Oxalsäure  war  anfangs  während  der 
animalischen  Kost  ziemlich  stark  zu  schätzen,  mit  Aenderung  der 
Nahrung  sank  er,  um  sich  beim  Eintreten  der  Gelbsucht  wieder  zu 
erbeben  (vergl.  Schültzkn,  Cbl.  1869,  272!  Ref.),  bei  ihrem  Ver- 
schwinden zu  sinken,  endlich  mit  Eintreten  des  Durchfalls  zu  steigen 
und  bis  zum  Tode  hoch  zu  bleiben.  Die  Ausscheidung  der  Oxal- 
säure im  Harn  verhielt  sich  umgekehrt  wie  die  des  Zuckers,  so  dass 
F.  ein  vicariirendes  Verhältniss  dieser  beiden  unvollständigen  Ver- 
krennungsproducte  vermuthet  (vergl.  die  Angabe  des  Ref.  in 
v.  Zirmsskn's  Fathol.  XIII.  2.  S.  163). 

Das  Erscheinen  der  Oxalatkr ystalle  im  Auswurf  liess 
keinen  gesetzmässigen  Gang  erkennen.  In  den  Stuhlentleerungcn, 
im  Schweiss  und  in  der  der  Leiche  entnommenen  Galle  Hessen  sich 
keine  Krystalle  auffinden. 

In  dem  Anhang  bespricht  Vf.  ausführlich,  wie  das  Kalkoxalat 
im  Harn  bei  inicroscopischer  Betrachtung  nicht  blos  in  Briefcouvert- 
und  Scmmelform,  sondern  je  nach  ihrer  Lage  und  der  Einstellung 
des  Objectifs  mannigfache  andere  Erscheinungsweisen  darbieten 
kann.  Senator- 


W.  Herzog,  Ein  Beitrag  znr  Kenn tn iss  der  Structur  der 

Sehnen.  Hm  & Brions'«  ZeiUchr.  f.  An«t.  I.  S.  290. 

An  Querschnitten  frischer  gefrorener  Achillessehnen  vom  Knlbe  findet  sich 
eine  eigentbnmlicbe  Zeichnung  von  Feldern,  die  durch  helle,  auastomosirende 
Linien  getrennt  werden  (ausser  der  bekannten  sternförmigen  Zeichnung,  die  H.  inji- 
ciren  konnte).  Dadnrch  wird  jedes  einzelne  Fibrillenbfindel  in  eine  grosse  Menge 
grösserer  nod  kleinerer  Felder  getbeilt.  Die  primären  Fibrillenbündel  sind  nach 
H.  von  einer  überall  deutlich  hervortreteuden  Scheide  umgeben,  die  dieselben  gana 
nmsebeidet  and  gegen  die  anliegenden  abgrenzt.  Löwe. 

P.  Schieflerdecker,  Asymmetrie  der  grauen  Substanz  des 

Rückenmarks.  Arch.  f.  micr.  Allst.  XII.  8 87. 

8.  bat  gefunden,  dass  bei  vollkommen  gesundem  Bückenmark  und  ohne  dass 
man  während  des  Lebens  irgend  eine  functioneile  Störnng  wahruebmeu  kann,  eine 
nicht  unbeträchtliche  Asymmetrie  der  beiden  Hälften  der  grauen  Substans,  sowohl 
was  Form  als  Lage  anlaugt,  Vorkommen  kaun.  Der  erste  Fall  besieht  sich  auf 
einen  Hund,  der  zweite  auf  einen  Menschen.  In  beiden  war  die  Asymmetrie  durch- 
aus auf  einzelne  Wirbelabschuitte  beschränkt,  beim  Hunde  auf  den  Bereich  des 


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Eaoasssa.  Hcwrrr.  Volkmars.  Dali.’  Asm. 


287 


2.  Ccrvical  wirbels  nnd  den  7.  Dorsal  Wirbels,  beim  Menschen  anf  den  Bereich  des 
6.  Cerrical Wirbels  und  des  4.-6.  Dorsalwirbels.  Boll  (Rom). 


H.  Engesser,  E&istirt  eine  Verschiedenheit  in  der  Resetion 
der  Nerven  gegen  den  galvanischen  Strom,  je  nachdem  die 
Kette  mit  der  Kathode  oder  Anode  geschlossen  oder  geöffnet 

Wird?  PplCoob’s  Arch.  X.  S.  147. 

Da  Hitiio  bei  Reizung*  der  Hirnrinde  beobachtet  bat,  dass  Kettenacblusa  mit 
der  Kathode  wirkaamer  aei  ala  mit  der  Anode,  unterauebte  E.  daa  Verhalten  an 
blossgelegten  Froschnerven  und  an  menaebiieben  Nerven  bei  unversehrten  Haut- 
decken, kooute  aber  keinen  Unterschied  zwischen  beiden  Electroden  uachweiaen. 

J.  Roaenth&l. 


F.  Creswell  Hewett,  On  the  influence  of  altitude  and  pressnre 
on  the  „vital  capacity“  Of  man.  Brit.  med.  Jonrn.  187&.  No.  778. 


Hei  2 8chiff*officieren,  welche  vorher  Jüngere  Zeit  sich  geübt  batten,  in  daa 
Spirometer  aussoathmen,  untersuchte  Vf.  auf  der  Insel  Madeira  den  Einfluss  der 
grösseren  Erhebung  über  die  Meeresfläche  anf  die  vitale  Capacität.  Die  Unter- 
suchungen fandeu  an  3 Tagen  vor  dem  Frühstück  (a)  und  vor  dem  Mittag  (b)  statt 
and  ergaben  im  Mittel  aus  je  3 Zahlen  an  Cubirzoll: 


bei  A 

bei  B 

ßarom. 

Temp.  (Fahr.) 

a 290,6 

241,3 

27,78 

61 

b 293,6 

267,6 

27,72 

57 

a 293,6 

263,6 

27,70 

66 

b 295,6 

257,3 

27,65 

62 

a 310,0 

268,8 

27,64 

65 

b 313,8 

263,5 

27,61 

62 

Da  A vorher  (anf  der  Meereshöhe)  eine  Capacität  von  im  Mittel  326  Cubie- 
zoll,  B von  270  Cubiczoll  gehabt  hatte,  ao  acbliesst  Vf.,  dass  bei  vermindertem 
Luftdruck  die  Capacität  zuerst  vermindert  wird,  nach  einigen  Tagen  aber  wieder 


sur  Norm  znrflckkehrt. 


Senator. 


R.  Volkmann,  Znr  Behandlung  des  Hygroma  praepatellare 
mittels  der  Incision.  Berlin,  klin.  Wochenschr.  1876.  No.  8. 

Die  Bchleimbentelhygroms,  zumal  ihre  bei  Weitem  häuflgste  Form,  des  prä- 
patellare  Hygrom,  deren  Incision  bisher  nicht  ohne  Gefahr  war,  behandelt  V.  unter 
Anwendung  des  antiaeptiseben  Verbundes  nach  denselben  Principien  wie  die  Hy- 
drocele  nnd  die  Zwerehsackbygrome  der  Fingerflexoren,  d.  b.  er  incidirt  den  8ack, 
excidirt  auch  wohl  ein  Stück  der  vorderen  Waod,  räumt  Brücken  nnd  Stränge 
im  Innern,  sowie  Beiskörper  und  Uerinnungsscbichten  mit  Scbeere  nnd  scharfem 
Löffel  ans  und  legt  darüber  einen  comprimireuden  Verband.  Die  Wände  des 
Scbleimbeutels  verkleben  meist  unmittelbar  und  die  Heilung  erfolgt  in  kürzester 
Zeit  Selbst  bei  acuter  eitriger  oder  gar  phlegmonöser  Bursitis  lässt  sich  ein 
solcher  Erfolg  erreichen.  — Die  chronischen  Hygrome  gewinnen  später  meist  einen 
fibrinösen  Cfaaracter  und  erweisen  sich  die  freien  Reiskörper  als  Fibrinconcretionen, 
die  gestielten  als  Fibrinniederschläge  nm  Tbeile  der  aufgefaserten  Sackwand. 

E.  Klister. 

(i.  v.  Ball’  Armi,  Halbseitige  Verletzung  des  Rückenmarks. 

Bayr.  ärztl.  Intelligeozbl.  1876.  No.  48. 

Nach  eiuem  Stich  swischeo  Wirbelsäule  and  linkem  Schulterblatt  war  ein 
lSjäbriger  Knabe  sofort  ohne  Bewusstseinsverlast  za  Boden  gestürzt.  Die  Anfangs 
in  beobachtenden  Erscheinungen  von  vollkommener  Extremitätenläbmung  batten 
sich  nach  Ablauf  von  1% — 2 Jahren  soweit  gebessert,  dass  die  Oberextremitäten 


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288 


Mbrdkl.  Foulih.  TaRDIBO  & Hocuin. 


-1 


durchaus  frei  waren.  Dagegen  fand  man  (die  Narhe  der  Wunde  lag  in  der  Hohe 
des  4.  Brustwirbels)  eine  unvollständige  Lähmung  der  linken  unteren  Ex  trara  itiit, 
Hyp  erilsthesio  der  Haut,  erhaltene  Sensibilität,  Abschwächung  des  Kraftsinns,  er- 
höhte Reflexerregbarkeit  (Vorhandensein  des  W kstphai.  scheu  Knie-  und  Fussphl 
oomeus.  Bef.),  Atrophie  der  linkeu  UnWextremität  und,  was  diesen  Fall  vor 
anderen  auszeichnet,  Anästhesie  der  linken  (also  auf  der  Seite  der  Verwundung 
liegenden)  Bauch-,  Brust-  und  Rückenhälite.  Rechts  war  keinerlei  Motilitätsstörung, 
aber  Anästhesie  der  Unterextremität  bis  zur  Scheukelbeuge.  Bernhardt. 


£.  Mendel,  Zur  Therapie  der  Intermlttens  larvata.  Deutsch« 

Zeitschr.  f.  pract.  Med.  1875.  No.  48.  , 

Wo  Chinin  und  Arsenik  bei  Bupraorbitalucuralgieu,  welche  auf  miasmatische 
Einflüsse  zurück#«  führt  werden  konnten,  im  8ticbo  liesseu,  sah  M.  glänzende  Er- 
folge von  der  Application  des  uonstaoteu  Stroms.  (Anode  am  schmerzhaften  Punkt, 
Kathode  h in  Kieferwinkel;  8 — 10  Elemente,  Sitzungen  von  5—10  Minuten  Dauer, 
einige  Male  wiederholt).  Bernhardt. 


Foulis,  Contributions  to  the  pathology  of  tlie  ovary.  Edinburg. 
. med.  Journ.  CCXL11I.  S.  168 

Im  Gegensatz  zu  Wai.dkvkr  lässt  F.  aus  dem  Keimepithel  der  Ovarien  atleiu 
die  Eier  sich  entwickeln,  die  Zellen  der  Membraua  granulosa  dagegen  aus  den 
Bindege  webszelleu  des  Eierstocksstroma  hervorgehen.  Vf.  hat  wiederboleotliob 
neben  den  aus  UBAAF*scbeu  Follikeln  umstandenen  Cysten  solche  anderen  Ursprungs 
gefunden,  deren  Epithel  von  den  Biudegewebszellen  abstammt.  Die  allgemeine  uud 
exeessive  Proliferation  der  Bindegewebskörpercben  führt  dann  auch  wobl  zu  »ar- 
comatösen  Neubildungen  des  Ovarium,  neben  denen  sich  dann  meist  ebeusolche 
auf  dem  Peritoneum  eutwickelo.  ln  der  die  Ovnrieugeschwüiste  umspülenden 
Flüssigkeit  hat  F.  sprossende  Zellen  gefunden,  aus  deren  Gegenwart  er  auf  die 
Bösartigkeit  der  Geschwülste  schloss,  was  sieb  in  8 Fällen  bestätigte.  Solche 
ascitische  Flüssigkeit  soll  nach  F.  gewöhnlich  maligne  Tumoren  umspülen:  häufig 
wird  iu  solchen  Fällen  nur  ascitische  Flüssigkeit  entleert,  da  solche  Tumoren  meist 
solid  sind  und  auB  Pu  netionsöffn  ungen  nichts  abfliesst.  A.  Mart  in. 

A.  Tardieo  et  Z.  Roussin,  (Jas  d'asphyxie  par  les  vapeurs 
Ilitreuse«.  Auu.  d’bjrg.  publ.  etc.  1876.  8.  816. 

Eiu  Fabrikarbeiter  wurde  iu  einem  mit  salpetrig-sauren  Dämpfeu  angefüllten 
Zimmer  gefunden  und  starb  bald  darauf.  Die  Obduction  ergab  eiue  heftige  Ent* 
züuduug  des  Eudocardium  uud  eine  fast  gänzliche  Zerstörung  der  Lunge.  Das 
Gewebe  der  letzteren  war  au  einzelnen  Stellen  so  weich,  dass  es  wie  ein  Gelee 
zerfloss.  Einige  Tbeile  der  linken  Lunge,  welche  die  normale  8tructur  erhalten 
batten,  zeigten  eiue  starke  Cougestion  und  nahmen  nach  wiederholtem  Waschen 
mit  lauem  Wasser  eine  deutlich  gelbe  Farbe  an.  Ihr  Gewebe,  wie  das  in  ihnen 
enthaltene  Blut  batte  eine  stark  saure  Reaction  und  bei  frischen  Einschnitten  liess 
sieb  ein  Geruob  nach  salpetriger  Säure  deutlich  wahrnebmeu.  Endlich  konnte  die 
chemische  Untersuchung  in  den  Lungen  eiue  beträchtliche  Quantität  freier  Salpeter- 
säure naebweisen,  nicht  aber  iu  anderen  Organen.  W Sauder. 


Elusendungen  fUr  das  Centralblau  wolle  mau  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  ltrammickatranse  84,  und  Professor  Rosen thal,  Erlangen,  oder  (unter  Beisehluss)  so 
die  Verlagshandlung,  Berlin  (N.-W«).  unter  den  Linden  68,  adreaeiren. 


Verlag  von  August  Hirschwald  hi  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  •»mch*>ln«*n 
1~* Bogen  ;am  Schluss* 
d«a  Jahrgang!  Titel,  Na- 
men- and  Sachraglnter 

für  die 


Preia  d«a  Jahrgangs« 
SO  Mark;  tu  beziehen 
durch  alle  Bucbhandlun- 
gen  and  Poatanatalten. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  ln  Erlangen. 


Redigirt  von 
nnd 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876.  9*.  April.  No.  17. 


■ nlialtt  S pkck,  Sauerstoffrerbraucb  und  Koblensäureansscheiduug  dos  Menschen 
(Orig.-Mittb.).  — 

Do  kn,  Ursprung  der  Wirbeltbiere  und  Functions  Wechsel.  — Böhm,  Beschleu- 
:.igungsnerveii  des  Herzens.  — Klkischrb;  Ebstkin  & Müllkh;  Baum  am«, 
Hrenzcatechin  im  Harn.  — Klkbb,  pathogene  Schistomyceten  (Schluss).  — Iklo, 
Cysticercus  BQbretiualis.  — v.  IJhisch,  Leptotbrix  als  Ursache  von  Zungener* 
kranknug.  — Sanct,  Fälle  von  Hirnerkrankung.  — Pkkhirk,  Wirkung  des 
Toxiresius  und  Digitaliresins.  — Bia»,  Wirkung  des  Chloxalätbylins.  — 

dk  8i n 4tt,  Milchdrüse  der  Neugeborenen.  — Nicati  & Tabchanopp,  Menge 
der  Blutkörperchen  unter  verschiedenen  Verhältnissen.  — Brück*,  inducireude 
Muskelströme  — Bkrnstkin,  Höhe  des  Muskeltons  — Caitani,  Blutzucker  der 
Diabetiker.  — Hussom,  Verbindungen  des  Hämatins.  — Ron  ns,  multiple  Echino- 
coccen.  — v.  Nussbaum,  künstlicher  Harnleiter.  — Hiiihohhkko,  Kreuzung  der 
Sehnerven  fasern. — Fkbsr,  Herum  diaphragmatica.  — M kttknhkim  rb,  Weichsel- 
ropt  — Sollkt,  Lungensypliilis.  — Lkvinhtein.  Morphinmsucbt.  — Tnos- 
sos,  Gelsemium  gegen  Nonralgieen.  — Hprton,  verhaltene  Uteriublutung. 


Untersuchungen  über  Sauerstoffverbrauch  und  Kohlensäureaus- 
scheidung des  Menschen. 

Von  SauitUlsratb  Dr.  Speck,  Kreia-Ptajrsicus  in  Dilienliurg. 

In  den  folgenden  Zeilen  lege  ich  die  Hauptresultate  von 
Athemuntersuchungen,  die  ich  in  den  Sommern  1874  und  1875  nach 
der  von  mir  im  10.  ßd.  der  Schriften  der  Gesellschaft  zur  Beför- 
derung der  ges.  Naturwissensch.  zu  Marburg  1871  veröffenilicbten 
Melhode  augestellt  habe,  kurz  vor,  da  ich  vorläufig  keine  Aussicht 
habe,  die  Versuche  zu  einer  grösseren  Abhandlung  zu  verarbeiten, 
und  da  sie  auch  noch  nicht  zu  vollständigem  Abschluss  gelangt  sind. 

Die  Untersuchungen  erstrecken  sich  auf  die  Wirkung  von  Fett- 
nahrung, Kaffee,  Chinin,  Spiritus  und  Wasser,  und  namentlich  auf 
die  Veränderungen,  welche  der  Atheniprocess  durch  Einathmen 
kohDnsäurehaltiger,  sauerstoffarmer  und  sauerstoffreicher  Luft  erleidet. 

Bei  den  Versuchen  mit  Fettgenuss  wurde  Morgens  früh  von 
4 — 51/*  Uhr  in  3 Portionen  40 — 50  gm.  Butter  genossen;  um  6 Uhr 

XIV.  Jahrgang.  i l i 19 


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290  Rfeci,  PmierstoffvorhrHoch  und  KohlonsKurFansaclu'iiiiing  das  Menschen. 

wurden  die  Athemversuche  angestellt.  In  einem  Versuche  nahm  ich 
4l/f  Uhr  und  5 Uhr  20  Minuten  jo  10  gm.  Chinin;  6V4  Uhr  wurde 
der  Athem  untersucht;  dabei  Schwindel  und  Ohrensausen,  benom- 
mener Kopf  fast  den  ganzen  Tag  über.  In  den  Versuchen  7 und 
10  wurde  ein  Infus  von  1 Lotli  Kaffee  getrunken.  Bei  No.  8 wurden 
Abends  vorher  500,  Morgens  3,  5,  5'/j  und  53/4  Uhr  jo  250  ccm. 
und  bei  No.  12  von  6s/4 — 7*/«  Uhr  in  6 Portionen  h 250  ccm.  Wasser 
getrunken  und  bei  No.  12  3 Esslöffel  Brennspiritus  mit  Wasser  ver- 
dünnt von  7l/a — 7s/i  Uhr  genossen.  Bei  No.  14  wurde  das  Einatli- 
men,  bei  No.  15  das  Ausathmen  soweit  gehemmt,  dass  bei  starker 
Anstrengung  der  Atbemorgane  gerado  keine  erhebliche  Athemnoth 
entstand. 

Oie  Versuche,  bei  denen  kohlensäurehaltige,  sauerstoffreiche 
und  sauerstoffarme  Luft  eingeatbmet  wurde,  bedürfen  keiner  weiteren 


Speck,  SanerstoüVerbrauch  und  ftablen»HnreaaMcheidnng  den  Menschen.  291 

Erläuterung.  Dio  CO,  wurde  aus  Kreide  und  Salzsäure,  der  O aus 
aus  cidorsaurein  Kali  gewonnen.  In  Versuch  18  und  19  wurde  aus- 
gesthmete  Luft  geathmet,  die  also  nicht  blos  CO,,  sondern  auch 
weniger  O als  die  Atmosphäre  enthielt.  Um  eine  stark  sauerstoff- 
arme und  «tickstoffreicheLuft  herzustellen,  blieb  mir  nichts  anderes 
übrig,  als  1 — 6 Mal  genthmete  Luft  durch  Leiten  durch  Pulver  von 
frischem  Actzkalk  von  ihrer  Kohlensäure  vollständig  zu  befreien. 
Es  gelang  dies  sehr  leicht,  während  alle  Versuche,  der  atmo- 
sphärischen Luft  O durch  Absorption  zu  entziehen,  ganz  ungenügende 
Resultate  lieferten. 

Ich  t heile  zunächst  in  tabellarischer  Aufstellung  und  in  chrono- 
logischer Reihenfolge  die  einzelnen  Versuche  mit,  deren  Werthe  auf 
1 Minute  Zeitdauer  berechnet  sind : 


CO, 

in 

gm. 

Die 

bestel 

C 

CO, 
bt  aus 

0 

O für 
Oxy- 
dation 
de» 
H. 

Dauer 
des  V© 

Zahl 

der 

Athen)  • 
zöge 

rsnehs 

v< 

d.  eiu: 
»118- 
geath- 
nieten 
Luft 

srh&ltoisB 
de»  absor- 
birten  0 zum 
O 

d.  CO,|d.  HO 
= 1000  : 

M.  8. 

0,647 

0,149 

0,398  | 

0,000 

8 2 

07 

996 

869 

131 

normal 

0,513 

0,140 

0,373 

0,078 

7 16 

56 

995 

827 

173 

do 

0,401 

0,120 

0,835  i 

0,114 

9 60 

74 

993 

746 

254 

Fett 

0,47t 

0,128 

0,343 

0,116 

9 12 

05 

989 

747 

253 

do. 

0,472 

0,129 

0,343 

0,098 

9 3 

66 

994 

776 

224 

do. 

0,690 

0,161  i 

0,429 

0,031 

7 10 

60 

1001 

933 

67 

Chinin 

0,582 

0,159 

0,423 

0,060 

6 63 

46 

1000 

894 

106 

Kaffee 

0,467 

.0,126 

0,334 

0,072 

9 2 

04 

1000 

823 

177 

Wasser 

0,407 

0,127 

0,340 

0,057 

9 

07 

996 

867 

143 

normal 

0,633 

0,146 

0,388 

0,083 

7 45 

69 

994 

824 

176 

Kaffee 

0,606 

0,188 

0,308 

0,072 

8 8 

68 

997 

836 

164 

Spiritus 

0,53« 

0,147 

0,392 

0,062 

8 33 

7t 

996 

863 

137 

Wasser 

0,420 

0,114 

0,305 

0,088 

9 16 

79 

993 

776 

224 

19* 

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No 

Datum 

Kitt- 

geat 

L 

0®-7( 

Aus- 

hmete 

uft 

30  mm 

Die 

Lufl 

O 

• ingeathmete 
t besteht  aus 

N I CO, 

1 

Die 

Luf 

° 

ansgeftt 
t bestell 

N 

hmete 

t AUS 

CO, 

Im  Körper 
aufge- 
uommeuer 
0 

ccm.j  gm. 

16. 

1876. 
M.  U. 
26/5  6Vi 

6873 

6827 

1439 

5431 

16,89% 

1153 

, 79,79% 
5447 

,1  8,32% 
227 

i 

286 

0,410 

16. 

30/5  6 

7213 

7139 

1511 

6701 

17,09% 

1220 

, 79,60° , 
5683 

, 3,31% 
236 

291 

0,417 

17. 

8/6  7 

9181 

9060 

20,20% 

1857 

78,82% 

7237 

i 0,95% 
87 

, 16,94% 
1534 

, 79.17% 
7173 

3,89% 

.352 

323 

0,462 

18. 

6/6  7 

11347 

11194 

18,16% 
i 2061 

,78,96% 

8960 

i 2,88% 

327 

,115,59% 
1 1745 

, 79,58% 
8909 

4,83% 

512 

316 

0,462 

19. 

10/6  6 

11565 

11459 

17,97% 
1 2078 

78,92°  u 
9127 

3.11% 

360 

J 15,56% 
| 1 78.3 

79,56% 

9117 

4,88% 

559 

295 

0,424 

20. 

12/6  6 

16193 

15981 

19.78% 

3203 

74.82% 

12116 

6,40% 

775 

17,89% 

2859 

76,07% 

12157 

6,04% 

965 

344 

0,494 

21. 

17/6  6 

25297 

24817 

19.41% 

4910 

73,37% 

18561 

7,22% 

1826 

17,89% 

4440 

74,76% 

18553 

7,35% 

1824 

470 

0,674 

22. 

24/6  6 

23734 

23328 

19,33% 

4588 

73,57% 

17461 

1 7,1u#/0!i7,mh% 
1 1685  i 4171 

74,80% 
1 7449 

7,32% 

1707 

417 

0,598 

23. 

25/6  6 

32464 

31463 

18,42% 

5980 

70.07% 

22748 

,11,51% 

3737 

17,54% 
I 5519 

72,26% 
1 22735 

10,20% 

3209 

461 

0,610 

24. 

6/7  6% 

9094 

9045 

23,73% 

2158 

76.27% 

6936 

19,96% 

1806 

76,88% 

6954 

3,16% 

286 

358 

0,506 

26. 

6/7  6V4 

8667 

8576 

27,91% 

2419 

72,09% 

6248 

23.89% 

2049 

72.93% 

6524 

3.18% 

273 

370 

0,631 

26. 

7/7  5Vi 

8619 

8544 

31,28% 

2696 

68.72% 

5923 

26,64% 

2696 

70,00% 

6923 

3,36% 

287 

420 

0,602 

27. 

8/7  6 

8650 

8589 

42,78% 

369G 

57,27% 

4953 

37,38% 

3211 

59,46#/o 

5106 

3,17% 

2^2 

485 

0,696 

28. 

26/7  5*4 

9745 

9679 

42,16% 

4108 

57,84% 

5636 

37,59% 

3638 

69,44°  o 
5753 

2.97% 

287 

470 

0,674 

29. 

29/7  6'/4 

9299 

9215 

50,42% 

4689 

49,58% 

4611 

46.19% 

4146° 

51,69% 

4763 

3,12% 

287 

525 

0,752 

30. 

31/7  5 yt 

9476 

9376 

03,48% 

6015 

36,62% 

3461 

58,31% 

6467 

38,79% 

36.37 

2,90% 

272 

548 

0,786 

31. 

4/8  6 

9058 

8988 

20,50% 

1857 

79,60% 

7201 

1 7,09®/o 
1536 

79,80% 

7174 

3.11% 

280 

320 

0,459 

32. 

9/8  6^4 

11753 

11719 

20,58% 

2419 

79,42% 

9334 

17,77% 
2082  1 

79.39% 

9304 

2,84% 

333 

336 

0,482 

33. 

18/8  6% 

10984 

10913 

1 7,62% 
1924 

80,22% 

8812 

2,26% 
248  j 

15.14% 

1652 

80.67% 

8804 

4,19% 

457 

272 

0,416 

84. 

20/8  5 

10668 

10604 

16,95% 

1808 

83,03%' 
8858  1 

0,02% 

•» 

13,88% 

1472 

83,03% 

8804 

3,09% 

328 

336 

0,482 

36  ! 

21/8  5 

10489 

10454 

13,27%, 

1392 

86,73%! 

9097 

0 

10,37% 

1084 

86,71% 

9064 

2,92% 

305 

308 

0,441 

36.  i 

23/8  t>y2 

10805 

10808 

10,92%  ! 

1180 

89,08% 

9625 

8,60%  ! 

930  | 

88,55% 

9570 

2,85% 

308 

250 

0.359 

37.  i 

24/8  6V4 

11118 

11170 

9,16%  ! 
1018 

>0,84% 

10099 

7,100/0,90,02% 
793  10056 

2,88% 

322 

225 

0,323 

88.  ! 

26/8  6H 

11318 

; 

11342 

10,00°/J{ 

1132  | 

>0,00% 

10187 

7,97%  * 
904  | 

>9,13°,  o 
10109 

2,90«/. 

329 

227 

0,328 

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Speck,  Saueratoffverbraucb  und  Kohlens&ureauaacheidung  dea  Meuachen. 


293 


COt 

in 

Rfn. 

Die 

beste 

C 

CO, 
bt  aus 

° 

0 für 
Oxy- 
dation 
des 
H 

Danai 
dea  V 

Zahl 

der 

Athem 

ziige 

arsnobs 

d.  ein 
aus> 
geatb 
ineteu 
Loft 

^erhkltnisa 
: des  absor- 

birten  0 sum 
O 

d.  CO,[d.  HO 
= 1000  : 

M. 

8. 

0.447 

0,122 

8 

40 

42 

994 

793 

207 

0,466 

0,127 

0,339 

8 

45 

48 

813 

187 

normal 

0,696 

0,189 

0,506 

—0,044 

4 

33 

33 

987 

1095 

—95 

1,066 

0,289 

0,776 

-0,324 

6 

5 

36 

986 

1717 

1,103 

0,301 

0,802 

-0,378 

4 

46 

34 

990 

1891 

1,903 

0,619 

1,384 

-0,890 

3 

20 

35 

988 

2802 

-1802 

3,596 

0,981 

2,615 

-1,941 

2 

10 

27 

981 

3880 

—2880 

3,366 

0,918 

2,448 

— 1,850 

3 

20 

28 

983 

4095 

-3096 

6,326 

1,725 

4,601 

—3,991 

1 

16 

969 

7543 

—6643 

0,564 

0,156 

0,410 

0,096 

6 

23 

44 

995 

810 

190 

0,537 

0,145 

0,391 

0,140 

5 

65 

42 

989 

786 

264 

0,566 

0,155 

0,412 

0,190 

5 

48 

39 

991 

684 

316 

0,537 

0,146 

0,390 

0,306 

6 

40 

36 

993 

560 

440 

0,567 

0,164 

0,412 

0,262 

6 

57 

43 

993 

611 

389 

0,567 

0,154 

0,412 

0,340 

6 

10 

35 

991 

684 

452 

0,536 

0,146 

0,390 

0,3% 

6 

10 

36 

989 

4% 

504 

0,561 

0,160 

0,401 

0,058 

4 

58 

34 

992 

874 

126 

0,656 

0,179 

0,477 

0,006 

3 

6 

24 

997 

990 

10 

0,901 

0,254 

0,656 

-0,240 

8 

4 

16 

994 

1577 

-677 

0,646 

0,176 

0,470 

0,012 

6 

46 

994 

975 

25 

0,600 

0,164 

0,437 

0,004 

5 

45 

44 

997 

991 

9 

0,607 

0,166 

0,441 

—0,082 

6 

56 

65 

1000 

1228 

—228 

0,634 

0,173 

0,461 

—0,138 

4 

35 

40 

1006 

1427 

-427 

0,648 

0,177 

0,471 

—0,143 

4 

66 

46 

1002 

1436 

-436 

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294  Spkck,  8i»uer«toffvorbrauch  und  Koblouaäureiuittjcboiiiuiig  dos  Mensch#*- 

Was  zunächst  die  Zahlen  für  normales  Atlunen  betrifft , so 
weichen  diese  gegen  früher,  1871  uud  186G  guwounuuc  (vergl.  Speck, 
Untersuchungen  über  O-Verbrauoh  und  CO^-Ausscheidung  in  den 
Schriften  der  Ges.  zur  Beförder.  der  ges.  Naturwisschensch.  zu  Mar- 
burg 1871  und  Experimentelle  Unters,  über  den  Eiutiuss  der  Nah- 
rung auf  O-Verbraucb  und  C02-Ausscheidung,  Arch.  f.  exper.  Path. 
u.  Pharm.  II.  Bd.  6.  Hft.),  nicht  so  viel  ab,  dass  die  Unterschiede 
nicht  aus  den  Ernähruugs-  und  sonstigen  Zuständen,  die  in  so  langen 
Zwischenräumen  nicht  gleich  bleiben,  erklärlich  wären. 

Da  die  Versuche  über  Fettnahrung  eine  Ergänzung  der  er- 
wähnten Untersuchungen  Uber  den  Einfluss  der  Nahrung  bilden,  so 
setze  ich  die  ilauptmittelzahleu  auch  der  früheren  Versuche  mit 


hierher 

Eiu- 

Aus- 

CO, 

0 

O 

ausge- 

geathmete  Luft 

schieden. 

abaorbirt 

für  H. 

7527 

7483 

0,619 

0,618 

0,068 

1865  und  1866  zu  verschied. 

Tageszeiten  vor  uud  uacb  der 

Mahlzeit 

7038 

7015 

0,499 

0,420 

0,067 

1871  Morgeus  nüchtern. 

8589 

8550 

0,530 

0,454 

0,069 

1874  dcsgl. 

7213 

7139 

0,466 

0,417 

0,078 

1876  dusgl.  (Vers.  16). 

9017 

9017 

0,642 

0,479 

0,012 

Zucker  1871 

7751 

7690 

0,618 

0,465 

0,088 

Fleisch  1871 

7320 

7203 

0,468 

0,450 

0,110 

Kett  1874 

Trotz  der  weitauseiuanderliegenden  Untersuchungszeiten  geben 
die  Versuche  ein  bestimmtes  Resultat: 

1)  Mit  zunehmendem  H-Gehalt  der  Nahrung  nimmt  die  Menge 
der  ein-  uud  ausgeathmeton  Luft  ab;  Nahrungsstoffe,  welche  wie 
Zucker  im  Vcrhältniss  zu  ihrem  O-Gehalt  wenig  H enthalten,  be- 
dingen eine  stärkere  Anstrengung  der  Athcmorgane,  als  solche  mit 
mehr  H,  wie  die  Fette. 

2)  Je  mehr  der  C dem  H gegenüber  iu  der  Nahrung  vorwiegt, 
uui  so  mehr  wird  Luft  ausgeathmet  im  Verhältnis  zur  eingcathmeten, 
oder  um  so  mehr  nähert  sich  der  Charactor  des  Athmens  dem,  den 
ich  früher  den  forcirten  genannt  habe.  Es  verhält  sich  nämlich  die 
ein-  zur  ausgeathmeten  Luft  wie  1000 

zu  1000  bei  Zucker, 
zu  993  bei  Fleisch, 
zu  992  bei  Fettnahrung. 

3)  Je  mehr  in  der  Nahrung  der  C gegenüber  dem  H vorwiegt, 
um  so  mehr  wird  C02  ausgeschieden,  uud  um  so  mehr  wird  O auf- 


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Sn»,  Ssuerstoffverbrauch  und  KoliIensKureausscheiduDg  des  Menschen.  295 

genommen,  und  je  reichhaltiger  die  Nahrung  an  H ist,  um  so  weniger 
bedarf  der  Körper  0. 

4)  Je  reichhaltiger  die  Nahrung  an  H ist,  um  so  mehr  wird 
von  dem  aufgenommeueu  O zur  Oxydation  des  H verwendet,  so 
dass  vou  1000  Theilen  O,  welche  der  Körper  auinimmt,  verwandt 
werden  zur  Oxydation 

des  C des  H 

973  27  bei  Zucker, 

811  139  bei  Fleisch, 

750  244  bei  Fett, 

ganz  entsprechend  der  chemischon  Zusammensetzung  dieser  Nahrungs- 
mittel. 

Oie  Untersuchungen  über  Chinin-,  Kaffee,  Wasser-  und  Spiritus- 
gebraucb  ergaben  kein  klares  Resultat.  Es  sind  der  Versuche  auch 
zu  wenige,  und  die  für  Kaffee  und  Spiritus  auch  mit  zu  geringen 
Mengen  angestellt.  Ich  wage  nicht,  einen  Schluss  daraus  zu  zieheu. 
Bei  dem  Chinin  steht  die  Zahl  für  den  zur  Oxydation  des  H übrig- 
bleibenden  0 ziemlich  tief.  Bei  der  erheblichen  Wirkung,  die  das 
Mittel  auf  mein  Oesainmtbefiudeu  ausgeübt  hatte,  erscheint  die 
Wirkung  auf  den  Athemprocess  jedenfalls  als  eine  geringfügige. 

Durch  die  Versuche  14  und  15  sollte  ermittelt  werden,  ob  ein 
Uinderniss  beim  Einathmeu  don  Athem  mehr  oder  weniger  verändere, 
als  ein  solches  beim  Ausathmou.  Es  wurde  durch  dieselbe  enge 
Köbre  das  eine  Mal  eiu-,  das  andere  Mal  ausgeathmet,  so  dass  in 
No.  14  das  Ausathmen,  in  No.  15  das  Einathmen  ungehindert  war.  Ob- 
wohl das  Atlimen  recht  erschwert  war,  so  wurde  doch  eine  erheb- 
liche Beschränkung  des  Athemprocesses,  wie  auch  in  früheren  Unter- 
suchungen (Speck,  Die  willkürlichen  Veränderungen  des  Athem- 
processes. Arch.  d.  Vereins  f.  Wissenschaft!.  Heilk.  Bd.  III.  No.  5. 
S.  317)  nicht  erzielt.  Es  ist  dabei  jedoch  zu  beachten,  dass  der 
entsprechende  Normalversuch  No.  16  aussergewöhnlich  geringe 
Werthu  ergeben  hat,  und  dass  das  angestrengte  Atlimen  bei  Athem- 
lienmiuug  vermöge  der  stärkeren  Muskclthätigkeit  naturgemäss  merk- 
lich höhere  Werthe  ergeben  müsste,  als  das  normale.  Die  Be- 
schränkung des  Eiuathmens  hat  etwas  stärker  gewirkt,  als  die  des 
Ausathmens. 

Sehr  deutliche,  übereinstimmende  und  bemerkenswerthe  Resultate 
ergaben  die  Einathmuugen  kohlensäurehaltiger  Luft.  Die  flaupt- 
resultate  sind  hier  übersichtlich  zusammengestellt. 


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296  Spkc'k,  SauerslofFverbrauch  und  Koklenaäureaus.scheidung  das  Menschen. 


pCt.  CO, 

Verhält- 

der  eiu- 

Ein- 

Aus- 

Gin* 

Aus- 

Aufge- 

nias  der 
ein- 

geatb- 

geatbmete  Luft. 

geatbmete  CO*. 

nommen 

zurausge- 
ath  nieten 

nieten 

o 

Luft. 

Loft. 

ccm. 

gm. 

= 1000  : 

0,95 

9181 

9060 

0,172 

0,695 

0,462 

987 

. 2,88 

11347 

11194 

0,645 

1,066 

986 

3,11 

11565 

11459 

1,103 

0,424 

990 

6,40 

16193 

16981 

1,908 

0,494 

988 

7,10 

23734 

23328 

■ 

3,366 

0,598 

983 

7,22 

25297 

24817 

3,600 

3,596 

981 

11,61 

82464 

31463 

7,367 

6,326 

0,610 

969 

Das  Athenen  von  Luit  mit  geringeren  Kohlensäureprocenten 
noch  bis  5 und  6 pUt.,  kann  minutenlang  ohne  besondere  Belästigung 
fortgesetzt  werden. 

Bei  11,51  pCt.  indessen  (Versuch  23)  hatte  ich  alle  Energie 
nöthig,  das  Atbmen  eine  Minute  lang  auszuhalten.  Schon  der  erste 
Athemzug  war  unangenehm,  bald  trat  benommener  Kopf,  Schweiss, 
undeutliches  Sehen  und  Zittern  auf,  so  dass  die  nöthigen  Aufzeich- 
nungen mit  unsicherer  zitternder  Hand  gemacht  wurden.  Nach  dom 
Versuch  bei  Einathmen  frischer  Luft  dauerte  es  mehrere  Minuten, 
bis  ein  einigermaassen  behaglicher  Zustand  sich  einstellte.  Schwere 
der  Glieder,  Unsicherheit  der  Hände  dauerte  über  eine  Viertelstunde. 
Es  war  nicht  das  Gefühl  der  Athemnoth,  welches  die  längere  Fort- 
setzung des  Versuchs  unmöglich  machte,  sondern  die  Erscheinungen 
im  Kopf  und  die  Nähe  des  Punktes,  das  Bewusstsein  zu  verlieren. 

Was  zunächst  auffallt,  ist  die  ausserordentliche  Steigerung  der 
Lungenthätigkeit  durch  die  eingeatbmeto  C02)  die  wohl  therapeutisch 
sich  verwerthen  liesse,  namentlich  in  Verbindung  mit  comprimirter 
Luft.  — Mit  der  Steigeruug  des  COs-Gehaltes  der  Einathmungsluft 
steigt  stetig  die  Menge  der  ein-  und  ausgeathraeteu  Luft  so  erheb- 
lich, dass  selbst  bei  einem  Gehalt  an  COä  (7,10 — 7,20  pCt.),  wo  ich 
minutenlang  noch  athmen  konnte,  ein  Luftquantum  bewältigt  wurde, 
wie  ich  es  sonst  nur  bei  heftiger  den  Athern  vehement  in  Anspruch 
nehmender  und  fast  beengend  wirkender  Körperanstreuguug  er- 
reichte. Eiue  solche  Luftmasse,  wie  sie  bei  11,5  pCt.  CO,,  die 
Lungen  passireu  muss,  wird  wohl  auch  bei  der  allerheftigsten  Körper, 
anstrengung  mit  keuchendem  Athcm  und  klopfendem  Puls  nicht 
erreicht.  Diese  Vermehrung  der  Einathmungsluft  wird  sowohl  durch 
Vermehrung  der  Zahl  als  auch  der  Tiefe  der  Athemzüge  hervorge 
bracht.  Das  Maximum  der  Tiefe  scheint  bei  7,2  pCt.  CO*,  dem 
Punkt,  wo  ein-  und  ausgeathmete  (J02  sich  das  Gleichgewicht  halten- 


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pp'Wt r-  ~3"'  ’ 

Aract,  Sauerntoffvarbranch  und  K olil«n»;inre*n»scheidnng  des  Menschen.  297 
erreicht  zu  sein,  sie  wächst  wenigstens  nicht  mehr  bei  der  weiteren 


beträchtlichen  Steigerung  bis 

auf  11,5  pCt., 

es  wächst  da  nur  noch 

die  Zahl  der  Athemzüge,  wie 

folgende  Zusammensetzung  zeigt. 

No. 

pCt.  COa. 

Zahl. 

Tiefe. 

17. 

0,95 

7,25 

12660 

* 18. 

2,88 

7,1 

16023 

19. 

3,11 

7,2 

15158 

20. 

5,40 

10,5 

15222 

21. 

7,10 

12,0 

19778 

22. 

7,22 

12,5 

20300 

23. 

11,51 

16,0 

20290 

Die  Versuche 

18  und  19 

passen  nicht 

ganz  in  die  Reihe,  da 

bei  ihnen  nicht  bios  der  CO,-QehaIt  der  Einatlunungsluft  vermehrt, 
sondern  auch  deren  O-Gehalt  vermindert  war.  Es  wirkt  also  noch 
ein  zweiter  Factor  mit,  der  bei  den  anderen  Versuchen  fehlt. 

Die  COj-Ausfuhr  wächst  mit  dem  Steigen  des  CO,-Gehaltes  der 
Einathmuugsluft,  jedoch  so,  dass  nie  alle  cingeathmete  und  produ- 
cifte  CO,  ausgelührt  wird.  Es  wird  stets  CO,  im  Körper  zurückge- 
balten,  bis  bei  einem  CO,-Gehalt  der  Einathmungsluft  von  7,2  pCt. 
ein-  und  ausgeathmete  CO,  gleichstehen,  und  alle  im  Körper  produ- 
cirte  CO*  zurückgehalten  und  bei  einem  Gehalt  von  11,5  pCt.  nicht 
blos  der  producirte,  sondern  auch  ein  grosser  Theil  der  eingeath- 
meten  00*  im  Blut  zurückgehalten  wird. 

Dass  durch  diese  Ueberladung  des  Blutes  mit  CO*  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  der  Oxydationsprocoss  keine  Einbusso  erleidet,  be- 
weist das  Verhalten  der  SauerBtoffaufnahme.  Diese  wächst  nämlich 
genau  mit  der  Zunahme  des  Proccntgehaltes  der  Einathmungsluft  an 
CO,.  In  die  Reihe  passen  auch  hier  nicht  die  Versuche  18  und  19, 
bei  denen  ausgeathmete  Luft  wieder  cingeathmet  wurde,  aus  dem 
bereits  angeführten  Grunde  der  gleichzeitigen  Verminderung  des  O- 
üehalts.  Diese  vermehrte  OAufnahme  bei  CO,  haltiger  Luft  ist  als 
der  Ausdruck  eines  durch  die  vermehrten  Leistungen  der  Athem- 
muskeln  verstärkten  Stoffverbrauchs  und  dadurch  vermehrten  Oxy- 
dation zu  betrachten. 

Dass  bei  einem  Uebermaass  von  CO,  im  Blute  Störungen  ein- 
treten,  wahrscheinlich  wohl  im  Verhalten  der  Blutkörperchen,  welche 
die  Sauerstoffaufnahme  beeinträchtigen,  beweist  der  Versuch  23,  bei 
dem  die  O-Aufnahme  geringer  ist,  als  bei  Versuch  22,  trotzdem» 
dass  bei  ersterem  die  Athemthätigkeit  viel  stärker  in  Anspruch  ge- 
nommen wurde  und  viel  grössere  Luftmengen  bewältigt  wurden. 

Entsprechend  der  im  Körper  zurückgehaltenen  COt  zeigt  sich 
das  Volum  der  Ausgthmungsluft  der  Einathmungsluft  gegenüber  ver- 
mindert bis  zu  einem  Verhältnis  von  1000  : 969.  Dieselbe  natür- 
liche Erscheinung,  die  ich  hier  nur  andeuten  kann,  wurde  in  früheren 
Untersuchungen  beobachtet,  wo  CO,  im  Blut  zurückgehalten  wurde, 


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298  Spick,  Sauerstoffrerbranch  and  Kohleneäureausscheidnng  de«  Menschen. 


wenn  das  Blut,  nachdem  es  durch  die  starke  Ventilation  des  forcirten 
Athmens  an  C02  verarmt  war,  sich  in  dein  darauf  folgenden  spar- 
samen Athmen  wieder  mit  COs  sättigte  (Unters,  über  O-Verbraucb 
u.  COj-Ausscheid.  Schriften  d.  Gesellsch.  etc.  1871.  S.  36). 

Um  den  Einfluss  eines  verschiedenen  Sauerstoffgehaltes  der 
Einathmungsluft  beurtbeilen  zu  können,  stelle  ich  hier  die  Haupt- 
resultate der  Versuche  übersichtlich  zusammen. 


No. 

pCt.  O. 

Auf 
genom- 
mener O. 

Ausge- 

athmete 

CO,. 

0 für 
Oxydat 
den  H. 

Eingeatli* 

niete 

Luft. 

= 100  : 

Eingeath- 

niete 

Luft. 

37. 

9,16 

0,323 

0,634 

Bl 

mm 

11118 

38. 

10,00 

0,328 

0,648 

ES9 

11318 

36. 

10,92 

0,359 

0,607 

—0,083 

1000 

36 

13,27 

0,441 

0,004 

997 

10489 

34. 

16,96 

0,482 

0,646 

0,012 

994 

10688 

33. 

17,62 

0,416 

31. 

20,50 

0,469 

0,551 

0,058 

997 

9058 

32. 

20,68 

0,482 

0,666 

0,005 

997 

11753 

24. 

23,73 

0,506 

0,096 

994 

26. 

27,91 

0,631 

0,140 

989 

8067 

26. 

31,28 

0,602 

0,190 

991 

8619 

28. 

42,16 

0,674 

0,667 

0,262 

993 

9745 

27. 

42,73 

0,696 

0,537 

0,306 

993 

8650 

29. 

60,42 

0,752 

0,567 

991 

9299 

80. 

68,48 

0,786 

0,636 

989 

9470 

Aus  dieser  Reihe  sind  No.  33  und  No.  32  zu  streichen , da  bei 
der  ersteren  die  Einathmungsluft  2,26°/o  C02  enthielt,  und  da  bei 
der  letzteren  ein  forcirtes  Athmen  stattfand,  wie  aus  der  hohen  Zahl 
für  die  eingeathmete  Luft  und  aus  dem  Missverhältniss  zwischen  ein- 
geathmetem  0 und  ausgeschiedener  C02  hervorgeht.  Ein  solch  for- 
cirtes Athmen  stellt  sich  leicht  ein,  ohne  dass  es  auffällig  wird,  wenn 
an  dem  Athemapparat  ein  leicht  zu  überwindendes  Hindernis* 
(Reibung)  eintritt.  Sind  diese  beiden  Beobachtungen  ausgeschiedeu. 
so  ergiebt  sich,  dass  die  O Aufnahme  stetig  mit  dem  °/0-Gehalt  der 
Einathmungsluft  von  O zunimmt,  und  zwar  von  9%  bis  zu  63% 
um  mehr  als  das  Doppelte.  Sie  sinkt  bis  zu  9%  merklich  unter 
die  Norm  und  steigt  bis  zu  63%  bedeutend  darüber.  Die  ausgeathmete 
COs  dagegen  bleibt  durch  diese  Ab-  und  Zunahme  des  aufgenommen  0 
ganz  unberührt. 

Die  Vermehrung  der  CO*,  welcher  wir  in  dieser  Versuchsreihe 
bei  Verminderung  des  O-Gehaltes  der  Einathmungsluft  begegnen  und 


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ujerstoffverbrnnch  and  Kohlensäoresnsscheidnng  des  Menschen.  299 


an  der  keine  Gleichmässigkeit  zu  beobachten  ist,  ist  die  alleinige 
Folge  der  vermehrten  Athemthäligkeit.  Denn  wenn  man  die  Zahlen 
für  die  eingeathmete  Luft  und  für  die  CO^-Ausscheidung  graphisch 
aufträgt,  so  verlaufen  beide  Curven  ganz  übereinstimmend.  Die  ver- 
mehrte COj-Ausfuhr  ist  hier  entweder  das  Product  grösserer  Thätig- 
keit  der  Athemmuskeln,  oder  wahrscheinlicher  stärkerer  Ventilation 
der  Lungen,  oder  beider  Einflüsse,  ui  d ganz  unabhängig  von  dem 
aufgenommenen  O.  Dass  die  eingeathmete  Luft  mit  der  Abnahme 
des  O der  Einathmungsluft  etwas  zunimmt,  ist  bereits  gesagt,  sie 
nimmt  jedoch  mit  der  Zunahme  des  O nicht  entsprechend  ab.  Bei 
der  Unveränderlichkeit  der  COÄ-Ausscheid  ung  bei  wechselndem  O-Oehalt 
der  Einathmungsluft  ist  es  in  hohem  Maasse  unwahrscheinlich,  dass 
bei  Vermehrung  des  O-Gehalts  der  Einathmungsluft  die  Oxydations- 
processe  im  Körper  energischer  werden.  Ich  bin  der  Meinung,  dass 
das  Blut  nach  den  Gesetzen  der  Gasabsorption  den  O blos  in  Lösung 
aufnimmt,  um  ihn  bei  Aenderung  der  Verhältnisse  wieder  abzugeben. 
Denn  es  ist  schwerlich  anzunehmen,  dass  der  ganze  Oeberschuss 
von  O,  der  in  der  C08  nicht  wiedererscheint  und  der  dem  O der 
C0f  gleichkomnien  kann,  zur  Oxydation  von  H dienen  sollte.  Die 
Körpertemperatur  müsste  dadurch  stark  erhöht  werden.  Die  starke 
Verminderung  derO-Atifnahmc  bei  geringem  O-Gehalt  der  EinathmungB- 
luft  würde  bei  gleichbloibender  oder  gar  vermehrter  COj-Ausfuhr 
ebenfalls  für  gleichbleibende  Oxydationsverhäitnisse  sprechen,  indem 
io  diesem  Fall  der  gelöste  0 des  Blutes  verbraucht  würde,  und  das 
Blut  an  gelöstem  O verarmte. 

Jedenfalls,  meine  ich,  können  diese  Verhältnisse  nur  für  kurze 
Zeiträume  gelten,  d.  h.  es  muss  sich  ein  Punkt  finden  lassen,  wo 
da»  Blut  mit  O gesättigt  ist,  und  wo  das  Blut  allen  gelösten  0 los 
geworden  ist.  Bei  meinen  5 — 6 Minuten  dauernden  Versuchen  habe 
ich  diesen  Sättigungspunkt  nicht  erreicht.  Ich  hoffe  die  Frage  durch 
einen  grösseren  Apparat  erledigen  zu  können. 

Das  Verhältniss  des  aufgenommenen  0 zu  dem,  der  in  der  COs 
wiedererscheint,  und  dem,  der  zur  Oxydation  verwendet  werden 
könnte,  ändert  sich  mit  wachsender  und  fallender  Oaufnahme  ganz 
gleichrnässig,  so  dass  bei  starker  Verminderung  der  O-Aufnahme  ein 
erheblicher  Theil  des  aufgenommenen  O in  der  CO»  fehlt,  und  im 
entgegengesetzten  Falle  ein  grosser  Ueberschuss  besteht,  der  den 
gleichen  Theil  des  in  der  COs  ausgeschiedenen  0 erreichen  kann 
(Vord.  30).  Werfen  wir  nun  noch  einen  Blick  auf  die  Verhältnisse 
des  ein-  und  ausgeathmeten  Stickstoffs,  so  muss  ich  bekennen,  dass 
die  Versuche  hierin  nicht  die  wünschenworthe  Garantie  leisten,  da 
der  Stickstoff  als  Rest  berechnet  ist.  Doch  aber  lässt  sieb  unzwei- 
deutig erkennen,  wie  auch  der  N den  Gesetzen  der  Gasabsorption 
folgt,  indem  bei  geringem  N-Gehalt  der  Einathmungsluft  das  Blut 


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300 


Dorm,  Ursprung  der  Wirbelthiere  nnd  Pnnctionswechsel. 


N abgiebt  und  bei  hohem  N-Gebalt  aufnimmt.  Die  Zahlenbelege  sind 
folgende : 


pCt  N. 

36,6 

49,6 

67,2 

67,87 

70,0 

72,1  ' 

73,4 

ausgeatlimet. 

j +176 

+117 

—13 

1 

+6 

1 _8 

* pCU  N. 

73,0 

78,9 

78,9 

79,0 

79,4 

auegoatbmet. 

—12 

+41 

+18 

1 _ 04 

— 10 

—61 

-30 

pCt.  N. 

79,5 

80,2 

83,0 

86,7 

89,1 

90,0 

90,8 

ausgeatlimet. 

-27 

—8 

—64 

—33 

—66  j 

-78 

—44 

Trotz  der  leicht  begreiflichen  Schwankungen,  die  sich  hier  be- 
merklich  machen,  ist  doch  die  Wirkung  ersichtlich,  die  die  grosse 
Differenz  zwischen  36.5%  N.  der  Einathmungsluft  und  dem  normalen 
Gehalt  der  Luft  79%,  ausübt,  sie  findot  ihren  Ausdruck  in  recht  er- 
heblichen Quantitäten  ausgeschiedenen  Stickstoffs.  Diese  Quantitäten 
betragen  bei  einer  Einathmungszeit  von  5—9  Minuten  (sie  sind  hier 
alle  auf  1 Minute  berechnet)  bis  zu  900  ccm.  In  dem  geringen 
Abstaud  von  79  bis  91%  sind  die  Schwankungen  so  stark,  dass  die 
stetig  vermehrte  Absorption  des  N.  nicht  klar  bervortritt.  Die  Nab- 
gäbe  bei  geringem  Ngehalt  der  Einathmungsluft  ist  indessen  zweifel- 
los. Sie  ist  so  bedeutend,  dass  sie  auf  einem  Fallen  der  Methode 
bei  Weitem  nicht  mehr  beruhen  kann.  Auch  hier  muss  es  für  Auf- 
nahme wie  für  Abgabe  des  N einen  Sättigungspunkt  geben,  der  sich 
muss  finden  lassen,  wenn  man  die  Versuche  etwas  länger  dauern 
lässt  ödes  die  Versuche  so  theilt,  dass  man  mit  zwei  Apparaten  un- 
mittelbar nach  einander  untersucht. 


A.  Dorn,  Der  Ursprung  der  Wirbelthiere  und  das  Princip 
des  Functionswechsels.  Leip*ig.  1876.  8°.  87  stD.  . 

Gestützt  auf  die  ursprüngliche  Segmentirung  des  Nervensystems 
der  Wirbelthierembryonen  glaubt  D.,  dass  die  Wirbelthiere  von  An- 
nelidenartigen Vorfahren  abstammen.  In  diesem  Fall  müssten  auch 
die  Wirbelthiere  einmal  einen  Schlundring  bosessen  haben,  denn  in 
den  Vorhandensein  dieser  Bildung  des  Nervensystems  beruht  der 
stärkste  Unterschied  beider  Thiorgruppcn.  Der  Schlundring  allein 
macht  bei  den  Anneliden  die  Nervenseite  zum  Bauch. 

Gäbe  es  Wirbelthiere,  deren  Ösophagus  auf  dem  Rücken  aus- 
mündete, so  würde  man  wahrscheinlich  diesen  Rücken  Bauch  nennen. 


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Dorn,  Ursprung  der  Wirbelthiere  und  Functions wecbrel.  301 

D.  lässt  nun  die  ursprüngliche  Mundöffnung  der  Wirbelthiere  in  der 
Fossa  rhoraboidua  des  vierten  Ventrikels  gelegen  sein.  Eine  öso- 
phagusartige Einstülpung  senkte  sich  von  dieser  Stelle  au3  nach 
innen  gegen  den  Mitteldarm  hin,  um  sich  in  der  Weise  des  Vorder- 
darms der  Insectun- Embryonen  mit  dem  Mitteldarm  zu  verbinden, 
und  die  Vereiniguug  der  einzelnen  Hohlräume  des  gesammten  Darm- 
canals herzustcllen.  Diese  Mundöffnung  und  der  von  ihr  ausgehende 
Ösophagus  waren  homolog  mit  den  gleichen  Organen  der  heutigen 
Arthropoden  und  Anneliden.  Die  gegenwärtige  Mundöffnung  ist 
eine  neue  Erwerbung,  eine  Umformung  einer  früheren  Kiemenspalte. 
Aus  dieser  Hypothese  erklärt  D.  unter  Andern  den  Umstand,  dass 
in  der  Medulla  oblongata  eine  bedeutende  Anzahl  von  Spinalnerven 
zusamraenlaufeu,  denn  wenn  mau  das  verlängerte  Mark  nur  als  Ana- 
logon des  Baucbmarkes  der  Anneliden  betrachten  darf,  so  ist  es 
noch  theoretisches  Postulat,  dass  aus  diesem  alten  Bauchmark  viele 
Nerven  entspringen.  Ini  weiteren  Verfolg  seiner  Hypothese  führt  D. 
die  Kiemenspalten  der  Wirbeltliierembryonen  und  der  Fische  auf 
die  Segmental- Organe  bei  Würmern  zurück  und  macht  es  wahr- 
scheinlich, dass  die  ersten  Wirbelthiere  an  allen  Segmenten  ihres 
Körpers  Kiemen  besessen  haben.  Ein  Thcil  dieser  Kiemen  ist  zu 
Extremitäten  (Flossen)  geworden,  deren  Skelet  aus  der  Umwandlung 
des  ursprünglichen  centralen  Kiemonknorpelskelets  herzuleiten  ist 
Durch  die  Bewegungen  der  Kierneu  musste  eine,  wenn  auch  anfäng- 
lich geringe  Hülfe  für  die  Ortsbeweguug  des  Thieres  entstehen,  die» 
je  unabhängiger  die  Eigenbewegung  der  Kiemen  wurde,  um  so  ein- 
flussreicher für  das  Steuern  werden  musste.  Die  vorderen  Kiemen 
rückten  später  in  die  Oeffnungen  der  Segmentalorgane,  welche  in 
Communication  mit  der  Darmhöhle  getreten  waren,  hinein,  die  hinteren 
Kiemen  dagegen  gingen  zu  Grunde,  während  ihre  Musculatur  zu* 
gleich  mit  ihren  Kiemenbögen  noch  heute  als  Rippen  persistiren. 
Somit  ist  das  Achsenskelet  nicht  als  das  ursprüngliche  Characteri- 
sticon  der  Wirbelthiere  anzuschen,  vielmehr  waren  die  Rippen  früher 
da  als  die  Wirbel,  * welche  erst  in  Folge  des  Daseins  der  Rippen 
entstanden  sind.  Noch  ein  Organ  ausser  den  Rippen  den  Kiemen- 
spalten und  den  Extremitäten  ist  aus  einem  Paar  jener  alten  Anne- 
lideukiemcn  hervorgegangen  zu  denken,  nehmlieb  der  Penis  und  die 
Clitoris,  was  D.  aus  dem  eigenthüinlichen  Verhalten  dieserGebilde  bei 
Schlangen-  und  Eidechsen-Emhryouen  nachweist.  Ebenso  wie  die 
Mundöffnung  aus  verschmolzenen  Sogroentalspalteu  entstanden  ist,  so 
auch  der  After.  Während  so  D.  versucht  die  Organe  der  höhern 
Wirbelthiere  aus  den  Organen  des  Annelidenkörpers  herzuleiten, 
stellt  er  zugleich  für  einige  niedere  Wirbelthierformen  (Cyclostomen) 
und  für  die  Ascidien  und  den  Amphioxus,  die  Theorie  auf,  dass 
sie  nicht  Vorfahren  der  heutigen  hohem  Wirbelthiere  darstellen, 
sondern  vielmehr  aus  einer  Verkümmerung  derselben  hervorgegangen 


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302 


Böhm,  BexcbleunigaugBiierven  des  Berxen*. 


sind.  Durch  diese  Annahme  sucht  D.  es  begreiflich  zu  machen,  dass 
z.  B.  bei  den  Tunicaten  die  Larven  höher  entwickelt  sind,  als  die 
ausgebildeten  Thiere. 

Um  die  vielen  von  D.  theoretisch  postulirten  Umgestaltungen 
zu  erklären,  stellt  D.  als  neu  das  s.  g.  Prinzip  des  Funktionswechsels 
auf.  Jede  Funktion  eines  Organs  lässt  sich  zerlegen  in  eine  Haupt- 
funktion und  eine  Anzahl  von  Nebenfunktionen.  Das  Sinken  der 
Hauptfunktion  und  die  Steigerung  einer  Nebenfunktion  ändert  die 
Qesammtfunktion;  die  Nebenfunktion  wird  allmählig  zur  Hauptfunktion, 
die  Qesammtfunktion  wird  eine  andere,  und  die  Folge  des  ganzen 
Prozesses  ist  die  Umgestaltung  des  Organs.  Löwe. 


R.  Böhm,  Untersuchungen  über  den  Nervus  accelerator  cordis 
der  Katze.  Arcb.  f exper.  Patfa.  etc.  IV.  8.  255. 

Bezüglich  der  anatomischen  Verhältnisse  dieses  Nerven , die 
Vf.  eingehend  bespricht  und  durch  eine  Figur  illustrirt,  bezüglich 
der  Technik  der  Präparation  so  wie  einiger  Bemerkungen  über 
Chloroformirung  der  Katzen  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden, 
und  es  sei  hier  nur  hervorgehoben,  dass  der  N.  acccler.  cord.  sin. 
wegen  seines  isolirten  Verlaufs  leichter  zugänglich  ist  als  der  rechte, 
der  mit  zahlreichen  Fäserchen  aus  dem  Qangl.  stellst,  entspringt  und 
alsbald  mit  dem  N.  Vagus  und  Recurrens  communicirt,  dafür  aber 
ist  die  Reizung  des  rechten  Nerven  von  stärkerer  Wirkung.  Nach 
100  Einzelversuchen  beträgt  der  Zuwachs  an  Pulsen  gewöhnlich 
21 — 30  pCt.,  selten  unter  10  oder  über  40%.  Wie  bei  Hunden  und 
Fröschen  nach  den  Angaben  von  Schmiedeberg  und  Bowditch 
zeigte  auch  bei  den  Katzen  dieser  Nerv  ein  auffallend  langes  Stadium 
der  latenten  Reizung  und  eine  ungewöhnlich  geringe  Erregbarkeit, 
so  dass  zur  Reizung  sehr  starke  elektrische  Ströme  erforderlich  und 
mechanische  Reize  (Zug,  Druck,  Durchschneidung  etc.)  ganz  wirkungs- 
los waren  (Letzteres  steht  im  Widerspruch  mit  v.  Bezold’s  Angaben 
bei  Kaninchen).  Andererseits  sah  Vf.  an  diesem  Nerven  keine  Er- 
müdung eintreten,  selbst  wenn  er  zwei  Minuten  hindurch  mit  nor- 
malen Stromstärken  behandelt  worden  war.  Während  der  Accelator- 
reizung  werden  die  Pulsweileu  etwas  flacher;  die  Beschleunigung 
selbst  bleibt  ziemlich  weit  hinter  dem  Maxiraum  von  Schlagzahl  zu- 
rück, welche  das  Katzenherz  unter  anderen  Umständen  (Ammoniak- 
Barytvergiftung  etc.)  erreichen  kann;  sie  ist  bei  chloroformirten 
Thieren  ein  Wenig  geringer  als  bei  curarisirten  und  verhältnissmässig 
sehr  gering  bei  atropinisirten.  Der  Blutdruck  wird  kaum  merklich 
beeinflusst.  Schiffer. 


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Flkucüeb;  Ebstsin  & Müller;  Baoharn,  Brenzcatechiu  im  Harn.  303 


B.  Fleischer,  lieber  die  Einwirkung  der  Salicylsäure  auf  den 
Harn  und  das  Yorkoimuen  von  Brenzkatechin.  Berliner  klinische 

Wocheoachr.  1875.  No.  30  n.  40. 

Ebstein  & J.  Müller,  Einige  Bemerkungen  Uber  die  Beaction 
des  Brenzkatechin  mit  Bezug  auf  das  Vorkommen  desselben 
im  menschlichen  Harn.  vmcHow'a  Aicb.  lxv.  s.  394. 

E.  Baumann,  lieber  das  Vorkommen  von  ^Brenzkatechin  im 
Harn.  PrLfoiB'a  Arcb.  XII.  S.  63. 

F.  fand,  dass  der  nach  Salicylsäuregebrauch  entleerte  Harn 
häutig  eine  grüne  bis  braune  Färbung  zeigte,  die  indessen  nicht  auf 
zersetztes  Indican  bezogen  werden  kann,  wie  Wolfberg  will  (S.  126); 
in  einer  Reihe  von  Fällen  dunkelte  der  Harn  beim  Stehen  an  der 
Luft  nach.  Diese  Erscheinung  erinnerte  an  die  von  Fürbringer 
beobachtete  Ausscheidung  von  Alcapton,  das  F.  später  nach  Kennt- 
nissnahme  der  Angaben  von  Ebstein  und  Müller  für  Brenzkatechin 
erklärte  (Cbl.  1875873).  In  der  That  zeigte  auch  der  von  F.  beobachtete 
Harn  starkes  Reductionsvermögen  für  Metalloide  und  absorbirte,  al- 
kalisch gemacht,  Sauerstoff;  nur  die  ßraunfarbung  nach  Zusatz  von 
Ammoniak  trat  nicht  ein.  Es  wurden  nun  3000  Cc.  des  Salicyl- 
säurebarns  nach  der  von  BÖDECKER  angegebenen  Methode  auf  Alcap- 
ton  verarbeitet,  nur  der  Gebrauch  von  Alcohol  vermieden,  um  nicht 
in  diesem  häufig  enthaltene  reducirende  Stoffe  hineinzubringen  (Ref. 
bemerkt  bei  dieser  Gelegenheit,  dass  die  ersten  Beobachtungen  über 
das  häufige  Vorkommen  solcher  Substanzen  in  käuflichem  Alcobol 
von  Dr.  G.  Salomon  und  dem  Ref.  gemacht  sind  und  sich  wohl  auf 
dem  Wege  mündlicher  Tradition  fortgepflanzt  haben).  Die  erhaltene 
Lösung  zeigte  im  Wesentlichen  dieselbe  Reaction.  Der  Versuch, 
durch  Sublimation  Brenzkatechin  darzustellen,  fiel  negativ  aus.  Aus 
einem  zur  Zeit  der  Untersuchung  gleichzeitig  beobachteten,  fast 
sehwarzen,  bei  durclifallendeiu  Licht  grünen  Harn,  der  gleichfalls  die 
Alcaptonreactionen  gab,  gelang  es  dem  Vf.  durch  Ausziehen  mit  Al- 
kohol und  Aether  und  Sublimation  des  Rückstandes  Brenzkatechin 
in  Krystallen  zu  erhalten.  Salicylsäure  war  in  diesem  Falle  nicht 
angewendet.  Vf.  ist  der  Ansicht,  dass  dadurch  die  Deutung  der 
Reactionen  des  Salicylsäureharns  auf  Brenzkatechin  zweifelhaft  wird. 

E.  und  M.  wenden  sich  gegen  eine  Angabe  F’s  über  die  Reac- 
tion des  aus  dem  Harn  erhaltenen  Brenzkatechin  mit  Eisenchlorid. 
Setzt  man  zu  einer  sehr  schwachen  Eisenchloridlösung  Brenzkatechin, 
so  färbt  sich  die  Lösung  grün,  aut  Zusatz  von  Ammoniak  violett  und 
bei  Zusalz  von  Essigsäure  wieder  grün.  F.  beobachtete  dagegen 
eiue  Violettfärbung  seiner  grüngefärbten  Lösung  beim  Hinzufügen 
von  Essigsäure.  E.  und  M.  halten  an  ihrer  Angabe  fest  und  be- 
schreiben noch  zwei  Modificationen  dieser  sehr  leicht  misslingenden 
Reaction  genau.  B.  hat  die  Dunkelfärbung  an  der  Luft  ganz  regel- 
mässig beim  Pferdeharn  beobachtet  und  konnte  durch  Ausschütteln 


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304 


Klbbs,  pathogene  Schistomyceten. 


des  frischen  mit  Essigsäure  angesäuerten  Harns,  Verdunsten  des 
Aetbers,  Fällung  mit  essigsaurem  Blei  und  Zersetzung  dieses  Nieder- 
schlags mit  Schwefelwasserstoff  eine  Lösung  herstellen,  die  alle  Reac- 
tionen  des  Brenzkatechin  zeigte.  Ausser  dem  präformirteu  Brenz- 
katechin enthält  der  Pferdeharn  noch  eine  Brenzkatechin  bildende 
Substanz.  Erwärmt  man  den  durch  Ausschütteln  mit  Aether  nach 
dem  Ansäuern  von  Brenzkatechin  befreiten  Harn,  so  geht  beim 
Schütteln  mit  Aether  aufs  Neue  Brenzkatechin  in  diesen  über.  — 
Im  Anschluss  daran  untersuchte  Vf.  auch  menschlichen  Harn  auf 
Brenzkatechin  und  fand  es  zwar  nicht  regelmässig,  aber  doch  häufig 
darin.  Hunde  lieferten  bei  Fleischfütterung  kein  Brenzkatechin. 
Das  Auftreten  desselben  scheint  danach  mit  der  Pfianzennahruug  in 
Zusammenhang  zu  stehen.  Mit  Rücksicht  hierauf  wurden  verschiedene 
pflanzliche  Nahrungsmittel  auf  präformirtes  Brenzkatechin  untersucht. 
Es  zeigte  sich,  dass  eine  Substanz  von  den  Reactionen  des  Brenz- 
katechin weit  verbreitet  ist,  es  bleibt  jedoch  zweifelhaft,  ob  es  sich 
in  der  That  immer  um  Brenzkatechin  handelt.  Aus  einem  Apfel- 
wein, der  die  Eisenreaction  am  deutlichsten  gab,  konnte  Vf.  kein 
Brenzkatechin  darstellen,  und  die  erhaltene  Lösung,  welche  Brenz- 
katechin in  concentrirter  Form  enthalten  sollte,  zeigte  auch  abwei- 
chende Reactionen.  U.  Salkowski. 


Hiebs,  pathogenen  Scbistomyceten.  (Schluss  m s 286.). 

Bei  der  Cultur  von  Diphtheritis-Organismen  bildeten  sieb  gleich- 
falls unter  Verflüssigung  des  Leims  die  oben  genannten  Krystalle, 
während  die  Scbistomyceten  grosse,  braune  liallcD  bildeten,  die  zu 
kleinen,  bewegungslosen  Bacterien  zerfielen,  an  denen  eiue  Weiter- 
eutwickclnng  nur  andeutungsweise  gesehen  wurde,  indem  sich  isolirte 
oder  in  Ketten  zusammenhängende  grössere  Sporen  (Dauersporeu) 
bildeten.  Boi  schlechtem  (geringem)  Ernäbrungsmaterial  kam  es 
nur  zur  Bildung  netzförmiger , feinkörniger  (protoplasmaartiger) 
Züge  nebst  kleinen  Micrococcenballen;  später  blieben  aber  auch 
Dauersporen  und  Krystalle  übrig. 

Es  bilden  übrigens  nicht  alle  Scbistomyceten  wie  die  oben  ge- 
nannten Micrococcenballen;  andere  liefern  Bacterien,  die  mit  lebhafter 
und  ausdauernder  Bewegung  (Vibrionen)  begabt  sind.  Zum  Unter- 
schiede von  den  ersteren,  den  Microsporinen , nennt  Kl.  dieso 
Monadinen. 

Da  wegen  des  Luftbedürfnisses  der  Scbistomyceten  die  seither 
benutzten  „geschlossenen  Culturapparate“  nur  unvollständige  Resul- 
tate liefern  konnten , so  construirte  Kl.  „offene  Kulturappa- 
rate“ d.  h.  solche,  wo  durch  Watte  hindurch  eine  Diffusion  mit  der 
äusseren  Luft  möglich  ist.  Es  zeigte  sich,  dass  in  solchen  Apparaten 
(die  genauere  Beschreibung  s.  im  Original),  wenn  sie  mit  der  nöthigen 


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Ki  khs,  pathogene  Schistomyceten. 


305 


Vorsicht  zubereitet  worden  waren  (zur  Desinfection  wird  eine  dünne 
LösuDg  von  hypermangansauerem  Kali  verwendet),  in  der  als  Nalir- 
material  benutzten  Hausenblaseugallcrte  niemals  spontane  Entwick- 
lung von  Pilzvegetationen  eintrat  und  dass,  wenn  bis  zum  5.  oder 
ailerhöchstens  8.  Tage  Pilzvegetationen  in  geeigneten  Lösungen  nicht 
anftraten,  Keime  solcher  Organismen  daselbst  auch  nicht  vorhanden 
waren.  Wenn  Organismen  sich  entwickelten,  so  geschah  dies  immer, 
mochten  ihre  Keime  nun  impiantirt  worden  oder  durch  einen  Fehler 
bei  der  Zubereitung  des  Apparates  hineingekommen  sein,  von  einem, 
respective  mehroren  Puncten  aus,  von  wo  die  Vegetation  radienartig 
fortsebritt.  Hieraus  und  aus  dem  Freibluiben  gut  zubereiteter  Ap- 
parate 8chliesst  Kl.,  dass  es  eine  Abiogenesis  nicht  gebe.  — Bei 
der  Prüfung  irgendwelcher  Schistomyceten  mit  dem  offenen  Cultur- 
apparat  wurden  immer  mindestens  2 Apparate  beschickt,  von  denen 
der  eine  unberührt  blieb,  wahrend  von  dem  andern  weiter  impiantirt 
wurde.  Es  ergab  sieb  so  das  wichtige  Resultat,  dass  die  Art  der 
erzielten  Formen  in  den  Apparaten  immer  gleich  war. 

Eine  dritto  Form  stellen  endlich  die  „Objectträger-Culturen“  dar, 
die  es  gestatten,  eine  continuirliche  mikroskopische  Beobachtung  vor- 
zunehmen, die  aber  auch,  da  sie  geschlossen  sind,  nur  die  Anfänge 
der  Entwickelung  zeigen.  Der  Apparat  wird  aus  gewöl  nlichen  Ob- 
jectträgern und  Deckgläschän  hergestellt,  die  durch  einen  Kitt,  der 
aus  1 Theil  Wachs  und  3 Theilen  Colophonium  besteht,  luftdicht 
verbunden  werden.  Als  Nährflüssigkeit  wurde  meistens  Eierweiss, 
besonders  von  Taubeneiern,  benutzt.  Soll  der  Versuch  ge.ingen,  so 
muss  immer  Luft  mit  eingeschlossen  werden.  Fs  ist  auch  dieser 
Apparat  sehr  gut  geeignet,  um  zu  beweisen,  dass  es  keine  Abioge- 
nesis giebt,  denn  wenn  ein  Tropfen  Eierweiss  und  1 Tropfen  Schis- 
tomyceten enthaltende  Flüssigkeiten  so  eingebraccht  wurden,  dass 
sie  sich  nicht  berührten,  gab  es  niemals  eine  Entwickelung  von 
Organismen  in  dem  Eierweiss,  die  sofort  eintrat,  wenn  durch  Schütteln 
die  beiden  Tropfen  zur  Berührung  gebracht  wurden. 

Die  beiden  letzten  Abhandlungen  beschäftigen  sich  mit  der  all- 
gemeinen Morphologie  und  Systematik  der  Schistomyceten,  sodann 
mit  der  Morphologie  und  Biologie  einzelner  Formen.  Die  bekannte, 
rein  morphologische  Eintheilung  von  Coiin  ist  nach  Kl.  um  so 
weniger  genügend,  als  den  Uebergängen  einer  Form  iri  die  andere 
nicht  Rechnung  getragen  ist.  Die  Eintheilung  darf  überhaupt  keine 
morphologische  sondern  muss  eine  biologische  sein.  Danach  sind 
zunächst,  wie  schon  vorher  angedeutet,  zwei  Formen  zu  unterscheiden, 
die  Microsporinen  und  Monadinen,  welche  Kl.  folgendermassen  ebarak- 
terisirt : a)  Microsporinen:  1)  Sehr  kleine  Mikrocuccen  oder 

Mikrosporen  bilden  im  Ruhezustände  scharf  umgrenzte  kuglige 
Ballen,  deren  einzelne  Elemente  regelmässig  in  Reihen  gelagert,  von 
nur  geringen  Gallert-  oder  Gliamassen  umgeben  werden.  2)  Durch 

XIY.  Jahrgang.  20 

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306 


Kucbs,  pathogene  Schistomyceten. 


Herauwachsen  der  peripherisch  gelagerten  Elemente  zu  kleinen,  mit 
geringen)  Bewegungsvermögen  versehenen  ßacterien  verbreiten  sie 
sich  im  geeigneten  Nährboden  bei  Anwesenheit  oft  sehr  geringer 
Sauerstoffmengen.  Sie  dringen  auch  bei  reichlicher  Luftzufuhr  mit 
Vorliebe  in  die  Tiefe  des  Nährbodens  ein,  sind  also  besonders  geeignet, 
in  die  Safträumc  der  Gewebe  einzudringen  und  sich  in  den  sauer- 
stoffarmen Gewebssäften  weiter  zu  entwickeln.  Die  Bacterienzustände 
dieser  Organismen  sind  von  verschiedener  Dauer  und  es  werden  hier- 
durch sowohl  die  Arten,  wie  ihre  pathogenen  Eigenschaften  bedingt. 

3)  Die  höchste  Entwickelung  dieser  Formen  besteht  in  der  Bildung 
eines  Rasens  von  parallelen,  senkrecht  zur  Unterlage  gestellten,  un- 
verzweigten Fädeu,  welche  bei  den  eiuen  in  flächenhafter  Anordnung, 
bei  anderen  als  kugelige  Massen  erscheinen,  deren  Oberfläche  ganz 
und  gar  aus  diesen  Bildungen,  der  Kern  gewöhnlich  aus  Mikrococcen- 
Massen  besteht.  Die  Fäden  dringen  als  solche  niemals  in  die  Tiefe 
ein,  doch  können  auch  in  tieferen  Thoilen  des  Organismus  solche 
Myeelherde  gebildet  werden.  Bei  weiterer  Entwickelung  zerfallen 
diese  Mycelfäden  zu  Micrococcenketten,  die  bei  den  einen  sich  wieder 
in  Micro8porenba!len  umwandeln  und  an  der  Oberfläche  des  Mycels 
in  grossen  Massen  sich  anhäufen,  bei  anderen  haben  die  Mycelfäden 
eine  längere  Dauer  und  bilden  nur  spärliche  Mikrococcenketten. 

4)  Was  die  biologischen  Verhältnisse  der  Mikrosporinen  anbetrifft, 
so  entwickeln  sie  sich  auch  bei  geringer  Menge  Sauerstoff,  aber  lang- 
samer; ferner  genügt  zu  ihrer  vollständigen  Ausbildung  Hausenblasen- 
gallerte  und  endlich  werden  sie  erst  durch  eine  Temperatur  von 
65 — 70°  C.  getödtet,  wenn  sie  längere  Zeit  im  zugeschmolzenen  Glas- 
rohr derselben  ausgesetzt  werden.  Fäuluisserscheinungen,  i.  e.  Ent- 
wickelung stinkender  Gase  zeigen  sie  nicht,  auch  wenn  sie  in  einem 
fäulnissfähigen  Medium  sich  entwickeln.  Die  Hausenblasengallerte 
reagirt  aber  nach  ihrer  vollständigen  Entwicklung  stark  alkalisch. 

5)  Als  besondere  Arten  können  bis  jetzt  das  Microsporon  septicum 

dipbteriticum  und  M.  oris  bezeichnet  werden,  über  welches  letztere 
weitere  Mittheilungen  für  später  in  Aussicht  gestellt  werden,  b)  Mo- 
n ad  inen:  1)  Aus  ruheuden  Mikrococcenmasscn,  die  selten  scharf 

begrenzte  Ballen  bilden,  wie  bei  den  Mikrosporineu,  lösen  sieh  be- 
wegliche Monaden  und  Vibrionen  ab.  Die  ersteren,  kugelige  Körper 
von  gew'öhnlich  etwas  grösseren  Dimensionen  als  die  Mikrosporen, 
führen  äusserst  lebhafte,  meist  kreisförmige  oder  wirbelnde  Bewegungen 
aus,  welche  lange  andaucru.  Während  derselben  wachsen  sie  zu 
kurzen,  dicken  (2 — 3 : 1)  Stäben  aus.  Unzweifelhaft  Anden  in 
diesem  Stadium  auch  Theilungen  statt,  wahrscheinlich  auch  Ver- 
einigungen zweier  Individuen  zu  einem  (Copulation),  wodurch  schliess- 
lich sehr  lauge  Fäden  eutstehen  können,  welche  sich  in  flachen 
Schlangenlinien  langsam  weiter  bewegen.  2)  Es  folgt  nach  einiger 
Zeit  ein  Stadium  der  Ruhe,  in  welchem  sich  die  Vibrionen  der 


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Klkbs,  patbogeuo  Schiatomveeteii. 


307 


Länge  Dach  an  einander  legen.  Weiterhin  Zerfällen  die  Stäbchen 
za  kugeligen  Körpern,  welche  von  einer  relativ  breiten  Gallerthülle 
umgeben  sind  und  eine  streng  regelmässige  Anordnung  zeigen,  und 
Platten  bilden,  welche  ganz  auffallend  an  die  Skulptur  der  Kiesel- 
panzer des  Pleurosigtna  erinnern.  3)  Pilzrasen,  wie  sie  die  Mikro- 
sporinen bilden,  hat  Kl,  nur  ein  einziges  Mal  bei  einem  Versuchs- 
tier beobachtet.  Die  Monadinen  entwickeln  sich  vorzugsweise  an 
freien,  der  Luft  zugänglichen  Oberflächen  und  dringen  wenig  in  die 
Tiefe  ein.  Sie  verbreiten  sich  von  der  Implantationsstelle  aus  strahlen- 
förmig in  Form  weisslicher  oder  grauer  Ballen,  die  allmählig  zu 
unterbrochenen  flächenartigen  Massen  zusamrnenfliessen,  Auf  Hausen- 
blasengallerte wachsen  sie  nur  unter  den  günstigsten  Bedingungen, 
besser  auf  Eierweiss.  Die  Reaction  der  Flüssigkeiten,  in  welchen 
sie  sich  entwickeln  ist  eine  sauere,  schlägt  aber  am  Ende  der  Ent- 
wickelung in  eine  alkalische  um.  Bei  der  Entwickelung  werden 
eine  reiche  Menge  übelriechender  Gase  gehildet.  Manche  der  sog. 
Fäulnissorganisinen , deren  Formen  durchaus  nicht  allo  übercin- 
stimroen,  mögen  hierher  gehören.  — Die  Monadinen  sterben  sehr 
leicht  ab,  sowohl  durch  Mangel  an  Sauerstoff,  wie  durch  erhöhte 
Temperatur  (45°  C.  in  geschlossenen  Glasröhrchen  24  Stunden  lang). 
Es  linden  also  die  Monadinen  viel  beschränktere  Lebensbedingungen 
im  Organismus  als  die  Microsporinen,  was  freilich  durch  ihr  viel 
häufigeres  Vorkommen  ausserhalb  des  Organismus  reichlich  auf- 
gewogen  wird^  5)  Die  Arten  der  Monadinen  scheinen  sehr  zahlreich 
und  von  grosser  Bedeutung  für  die  pathologischen  Prozesse  zu  sein. 
Es  gehören  hierher  die  Schistomyceten,  welche  Kl.  bei  croupöser 
Pneumonie,  Meningitis  cerebro-spinalis,  bei  zahlreichen  acuten  Ent- 
zündungen innerer  Organe , namentlich  bei  acuter  interstitieller 
Nephritis  und  Combinationen  derselben  mit  secundärer  Klappen-  und 
Muskelaffection  des  Herzeus,  ferner  bei  Rotz,  sowie  bei  Erysipel, 
Scharlach  und  Morbillen  gefunden  hat.  — Es  ergiebt  sich  aus  dieser 
Zusammenstellung,  dass  die  Monadinen  viel  weniger  zur  Eiterung 
führen,  als  die  Microsporinen,  sondern  mehr  zu  schleichenden,  zu  inter- 
stitieller Bindegewebsneubildung  und  Schrumpfung  der  Organe 
tendirenden  Entzündungen.  Bei  acuter  Invasion  treten  in  Folge 
mechanischer  C'irculationsstörungon  sehr  häufig  capilläre  Blutextra- 
vasate auf,  aber  nicht  miliare  Abscesse,  wie  bei  dem  embolischen 
Vorkommen  von  Microsporinen.  Die  anatomische  Untersuchung 
der  Monadinen  ist  noch  viel  schwieriger  als  die  der  Microsporinen, 
weil  sie  selten  in  grösseren  Anhäufungen  Vorkommen.  Man  muss 
die  Organe  stets  frisch  untersuchen;  trotzdem  ist  der  Nachweis  ihrer 
Anwesenheit  oft  nur  durch  die  Cultur  möglich.  Ausser  den  beiden 
genannten  Gattungen  giebt  es  sehr  wahrscheinlich  noch  andere,  wie 
die  bei  Recurrens  vorkommenden  Spirillen,  die  Milzbrandbacteridien, 

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Klsbs,  pathogene  Scbiatomyceteu. 

wahrscheinlich  auch  von  Kl.  bei  Syphilis  beobachtete  eigenartige 
Organismen. 

Von  den  besonderen  Arten  der  Mikrosporinen  werden  ausführ- 
ich  das  Microsporon  diphtheriticurn  behandelt.  Zu  den  Untersuchungen 
müssen  möglichst  frische  und  uncoruplicirtc  Fälle  ausgesucht  werden. 
In  einem  solchen  unterschied  man  an  senkrechten  Durchschnitten 
durch  die  mit  einer  diphterischen  Platte  versehenen  Tonsille  3 Schichten 
von  denen  die  äusserste,  schmale,  in  Hämatoxyliu  lebhaft  blau  sich 
färbende  Schicht  aus  nahezu  gleichlangen,  (40  Mikromm.) , zur 
Oberfläche  senkrecht  gestellten  Pilzfäden  bestand.  Aus  dem  Befunde 
von  theils  noch  erhaltenen,  theils  mehr  oder  weniger  zerstörten 
cylinderförmigen  Epithelzellen  zwischen  den  Myeelf&den  ist  zu 
schliessen,  dass  diese  an  die  Stelle  des  von  ihnen  zerstörten  Epitbe- 
liums  getreten  sind,  im  Gegensatz  zu  den  Leptothrixformen,  welche 
auf  dem  Epithel  sich  festsetzen,  ohne  dasselbe  zu  zerstören.  Ausser- 
dem  sind  diese  stets  büschelförmig  angeordnet  und  erreichen  eine 
grössere  Länge.  Die  zweite,  15 — 20  mal  so  dicke  Schicht  besteht 
aus  einem  Faserstoifnetz,  in  dessen  groben  Maschen  dicht  am  Mycel- 
lagen  und  besouders  gegen  das  Ceutrum  der  ganzen  Pseudomembrcn 
hin  Micrococcenballen,  weiter  entfernt  aber  Ruudzellen  eingelagert 
sind.  Die  dritte  Schicht  endlich  ist  das  von  kleinzelligen  Elementen 
durchsetzte  Parenchym  der  Tonsille,  dessen  zeitige  Infiltration  am 
stärksten  an  der  Oberfläche  entwickelt  ist,  gegen  die  Tiefe  hin  all- 
mahlig  abnimmt.  Micrococcen  oder  Pilzfäden  waren  hier  ebenso 
wenig  wie  iui  Inhalt  der  Blutgefässe  und  in  den  benachbarten  Mus- 
keln zu  finden.  Dagegen  fanden  sich  in  der  mit  zahlreichen  Hämor- 
rhogien  versehenen  Pia  zahlreiche  Gefässe  von  Schichten  kleiner 
Pilzfäden  umgobon ; ebenso  lagen  diese  an  mehreren  Stellen  in  den 
perivasculäreu  Räumen  der  Hirnrinde,  an  anderen  in  kleinen  zum 
Theil  mit  Blut  gefüllten  Erweichungsberden  um  Gefasscben  herum. 
In  den  anderen  Orgauen  wurden  keine  umfangreicheren  Pilzmeta- 
staseu  gefunden.  Verf.  glaubt,  dass  von  den  oberflächlichen  Luft- 
mycelien  der  Tonsille  Mikrococcenroasscn  zuerst  in  die  Faserstoff- 
lagen,  dann  in  die  Blutbabnen  eindringen,  mit  dem  Blut  circuliren 
und  sich  an  besonders  günstigen  Localitöten  an  der  Gefasswaud  fest- 
setzen, dieselbe  durebdringen  und  sich  in  den  perivascularen  Räumen 
des  Gehirns  und  den  Hohlräumen  der  Pia  zu  Pilzfäden  entwickeln, 
welche,  indem  sie  sehr  schnell  heranwachsen,  theils  Erweichungen 
der  Hirnsubstanz  und  entzündliche  Veränderungen,  theils  durch  Com- 
pression  der  Blutgefässe  Hämorrhagie  hervorrufen.  — In  frisch  be- 
reiteten Objektträgerculturen  konnte  innerhalb  4 Stunden  das  Wachs- 
thum eines  34,4  Mikromm  langen  Fadens  um  43  Mmm.  beobachtet 
werden.  Später  zerfielen  die  Faden  in  Ketten  von  Micrococcen,  die 
grösser  waren,  als  jene  iu  dem  Tonsillenbelag  und  sich  lange  Zeit 
unverändert  erhielten,  aber  entwickcluugsfäbig  blieben!  Dauersporen. 


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Klkb»,  pathogene  Schistomyceten. 


309 


Von  solchen  gingen  in  offenen  Culturapparaten  sehr  bald  Trübungen 
aus,  welche  sich  nach  einigen  Tagen  in  breite,  zusammenhängende 
Lager  von  gelblichen  Massen  umbildeten,  während  die  Qallertc  sich 
verflüssigte.  Impfungen  mit  den  aus  solchen  Culturen  herrührenden 
Flüssigkeiten  hatten  bei  Hunden  sehr  deletäre  Folgen,  wenn  sie 
direct  in ’s  Blut  geschahen;  beim  Einbringen  in  die  Bauchhöhle  aber 
bewirkten  sie  nur  kurzes  Fieber  — und  machten  das  Thier  weniger 
empfänglich  für  Impfungen  in’s  Blut.  Das  Blut  der  schnell  ver- 
storbenen Tbiere  enthielt  noben  sehr  zahlreichen  und  grossen  Hämo- 
globinkrystallcn  zahlreiche,  lebhaft  bewegliche,  oft  zu  zweien  ver- 
einigte Körperchen,  welche  bei  starker  Vergrösserung  eine  geringe 
Verlängerung  in  einer  Achse  und  schwache  Krümmung  nach  einer 
Längsseite  erkennen  lassen.  Kl.  schliesst  aus  seinen  Versuchen, 
„dass  das  Mikrosporon  diphteriticum  in  demjenigen  Entwicklungs- 
Stadium,  in  welchem  dasselbe  aus  kleinen,  desaggregirten  Körperchen 
mit  schwacher  Beweglichkeit  besteht,  ein  ausserordentlich  intensives 
Gift  producirt,  dessen  Wirksamkeit  aber  durch  die  leichte  Ausschei- 
dung,  (resp.  Zerstörung)  der  Mikrococcen,  sowie  durch  die  Gewöh- 
nung, resp.  ein  hoch  gesteigertes  Regulationsvermögen  des  inficirten 
Organismus  begrenzt  wird.“  Die  Gefahr  der  localen  Diphtheritis- 
atfectionen  beruht  demnach  wahrscheinlich  in  der  fortdauernden  lm- 
portation  von  Mikrococcen  in  die  Blutbahn. 

Die  Untersuchung  der  Monadinen  ist  viel  schwieriger,  weil  die- 
selben, wie  schon  erwähnt,  viel  häufiger  ausserhalb  des  Organismus 
Vorkommen.  Eine  mit  allen  Cautelen  vorgenomracne  Untersuchung 
der  Hirnventrikolflüssigkcit  hat  gezeigt,  dass  dieselbe  in  manchen 
Fällen  frei  von  Schistomyceten  war,  dass  sie  in  anderen  Microsporinen, 
in  anderen  Monadinen,  in  einzelnen  auch  beide  enthielt.  Die  ersteren 
bildeten  bei  septischen  Prozessen  den  regelmässigen  Befund,  die 
letzteren  bei  Pneumonie.  Bei  Tuberkulose  war  ein  wechselnder  Be- 
fund, constant  wurden  nur  Mikrosporinen  bei  tuberkulöser  Ulceration 
gefunden,  woraus  zu  schliessen  ist,  dass  die  ulceröse  Tuberkulose 
durch  septische  Infection  wirkt.  Auch  die  Angaben  von  BlLLKOTH 
(Coccobacteria  etc.)  lassen  trotz  der  Fehlerhaftigkeit  der  angewendeten 
Methode  erkennen,  dass  septische  Prozesse  und  Pneumonien  das 
Hauptcontingent  derjenigen  Prozesse  bilden,  in  denen  Schistomyceten 
in  der  Pericord iatflüssigk eit  gefunden  wurden. 

Was  nun  speciell  die  Pneumonie  angeht,  so  hat  dieselbe  durch 
die  Constanz  der  begleitenden  Milzschwellung  sowie  der  parenchy- 
matösen Veränderungen  der  Nieren  und  Leber,  desgleichen  durch 
ihr  öfteres  herdweises  Auftreten  schon  längst  den  Verdacht  erregt, 
eine  Infectionskrankheit  zu  sein.  Nachdem  Vf.  das  coustante  Vor- 
kommen von  Monadinen  iD  der  Hirnventrikelflüssigkeit  erkannt  hatte, 
wurde  mit  allen  Cautelen  des  Bronchialsecret  pneumonischer  Lungen 
untersucht  und  in  vielen  Fällen  bewegliche  Monaden  (bewegliche 


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310 


Kleb«,  pathogene  Schistomyceten 


Kügelchen)  in  anderen  nur  ruhende  gefunden,  in  allen  aber  konnten 
durch  Cultur  bewegliche  gezüchtet  werden.  Schon  nach  2 X 24  Stdn. 
waren  aus  den  schwärmenden  Körperehen  ruhende  Stäbchenreiben 
entstanden,  die  in  Kugelmosaiken  zu  zerfallen  begannen  genau  in 
derselben  Weise,  wie  es  vorher  im  Allgemeinen  geschildert  worden 
ist.  Dass  die  Monadinen  in  den  Körper  eindringen,  ist  aus  ihrem 
Vorkommen  in  der  Ventrikelflüssigkeit  erwiesen  und  wurde  bei  Ver- 
suchen durch  ihr  Vorkommen  im  Fiarn  constatirt;  sie  setzen  sich 
aber  auch  an  gewissen  Orten  im  Körper  fest  und  bewirken  daselbst 
Erkrankungen,  wodurch  die  Combinationen  verschiedener  Erkran- 
kungen entstehen.  Schon  früher  hat  Verf.  Fälle  gesehen,  in  denen 
sich  nach  gewöhnlichen  Pneuraonieen  Hirnabscesse  oder  eiterige 
Meningitis  entwickelt  hatte.  Aber  noch  viel  häufigere  Combinationen 
kommen  zwischen  Pneumonie,  acuter  hämorrhagischer  Nephritis  und 
Herzkrankheiten  vor  und  zwar  in  der  Weise,  dass  bei  länger  be- 
stehenden Klappenaffectionen  des  Herzens  sich  frische  Pneumonieen 
nicht  hämorrh.  Infarcte)  und  frische  hämorrhagische  Nephritis  ent- 
wickelt, oder  umgekehrt  eine  ältere  exacerbironde  Nephritis  zu 
Klappenerkrankung  und  Pneumonie  führt.  Diese  beiden  Organe, 
die  Herzklappen  und  die  Nieren,  halten  daher  den  Infectionsstoflf 
am  häufigsten  fest  und  geht  von  hier  aus  die  Verbreitung  des  letzteren 
im  Organismus  vor  sich,  ln  anderen  Fällen  bleiben  die  Lungen 
frei  und  finden  sich  Combinationen  von  Herz-  und  Nierenaffectionen 
mit  solchen  der  Meningen  und  der  äussern  Haut.  — Es  werden  nun 
eine  grössere  Anzahl  von  Obductionsberichten  nebst  theilweiser  An- 
gabe der  mikroskopischen  Befunde  zum  Beweise  des  eben  Gesagten 
ausführlich  mitgetheilt.  Zur  Beantwortung  der  Frage,  wo  die  Ein- 
trittsstellen der  Monadinen  in  den  Körper  zu  suchen  sind , werden 
noch  einzelne  Sectionsprotocolle  mitgetheilt,  aus  denen  hervorgeht, 
dass  ausser  dem  Respirations-  auch  der  Verdauungsapparat  und  die 
äussere  Haut  solche  Eintrittsstellen  sein  können.  Im  Darm  wurden 
die  Monadinen  bei  einer  choleraartigen  Erkrankung  (asiatische  Cb. 
auszuschliessen)  gefunden,  an  der  Haut  bei  Erysipelas  und  Phleg- 
mone. Kl.  ist  geneigt,  Erysipel  und  Pneumonie  denselben  Orga- 
nismen zur  Last  zu  legen.  Aber  diesen  Erkrankungsformen  ist 
bekanntermassen  eine  grosse  locale  Recidivirfäbigkeit  eigenthümlicb, 
welche  Verf.  nach  seinen  Beobachtungen  mit  einigem  Recht  dem 
Verbleiben  von  Monadenkeimen  in  den  erkrankten  Organen  glaubt  zu- 
schreiben zu  können,  welche  in  Folge  einer  neuerdings  eintretenden 
Reizung,  resp.  Circulationsströmung,  von  Neuem  in  Wirksamkeit 
treten,  wie  die  unbeweglich  gewordenen  Monadinen  der  Hirnventrikel- 
flüssigkeit beweglich  wurden  und  sich  vermehrten,  wenn  sie  mit 
frischem  Eierweiss  zusammengebracht  wurden. 

Weiterhin  werden  nnn  die  Resultate  einer  Anzahl  von  Expe- 
rimenten geschildert,  aus  denen  hervorgeht,  dass  die  Monadinen 


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Ki.kbs,  pathogene  Scbistomycoten 


311 


im  Gegensatz  zu  den  Mikrosporinen  nach  Impfung  in  die  Cornea 
nur  eine  vorübergehende  Affection  bewirken,  wenn  nicht  die  Ver- 
letzung sehr  tief  oder  die  Impfung  sehr  reichlich  war.  Auch  dadurch 
unterscheiden  sie  sich  von  jenen,  dass  sie  in  der  Cornea  in  ausser- 
ordentlich breiten,  aber  wenig  dicken  Zügen  auftraten,  welche  nur 
von  wenigen  übereinander  gelagerten  Körnerschichten  gebildet  wurden. 
Ferner  gelang  es  durch  tiefere  Impfung  (Augenkammer,  Blut  etc.) 
Veränderungen  an  inneren  Organen  zu  erzeugen.  So  fand  sich  in 
einem  Falle  eine  monadistische  Pneumonie,  Pleuritis,  Pricarditis  und 
Myocarditis;  welche  nach  Injection  von  Bronchialsecret  zweier  Fälle 
von  Nephritis  interatitialis  in  die  vorderen  Augenkammern  entstanden 
war.  Ferner  wurde  die  bemerkenswerthe  Thatsachc  constatirt,  dass 
Monadinen  in  der  zweiten  Generation  eine  Steigerung  der  Wirkung 
zeigten,  wie  Davaine  dieses  für  die  septischen  Mikrococcen  nach- 
gewiesen.  Endlich  wurde  gezeigt,  dass  eine  Erwärmung  der  mona- 
dinenhaltigen  Flüssigkeit  auf  50°  C.  ihre  Infectiosität  vernichtet. 

Diejenige  Monadine,  auf  welche  sich  die  seitherigen  Angaben 
bezogen  (Monas  pulmonale)  zeigt  folgende  Charaktere:  1)  Beweg- 
liche, kuglige  Monaden,  von  0,5  p.  Durchmesser , die  zu  Doppel- 
körpern,  Bimonaden,  heranwachsen,  wahrscheinlich  auch  durch  Co- 
pulation  sich  vergrössern.  Aus  diesen  entstehen  2)  Bewegliche  Stäb- 
chen von  2 — 10  mm.  Länge  mit  schwankender,  langsam  spiraliger 
Bewegung.  3)  Längstheilung  oder  Aneinanderlagerung  (?)  derselben 
mit  ihren  längeren  Seiten,  staffelförmige  Anordnung  ruhender  Stäbchen, 
4)  Zerfall  derselben  zu  heyrinartig  angeordneten  ruhenden  Mona- 
den, deren  jedes  von  einer  bellen  Gallertzone  umgeben  ist.  Bei 
mangelhafterem  Ernährungsinatorial,  vorzugsweise  im  Körper  dos 
Wohnthiers,  bilden  sich  5)  Kurze  Ketten  von  4—5  ruhenden  Mo- 
naden. — Als  Unterabtheilungen  betrachtet  Kl.  das  Monas  erysipe- 
latosum  und  das  M.  haemorrhagicum.  Letzteres  wird  bei  einer 
Affection  Neugeborener  gefunden,  über  welche  Vf.  schon  früher  an- 
gegeben hat:  1)  Es  existirt  bei  Neugeborenen  eine  Mycose,  welche 

in  der  Entwickelung  von  Bacterien  in  den  Blutbahnen  besteht  (schon 
1 Stunde  post  mortem  beobachtet).  2)  Diese  Entwickelung  führt 
bei  Kindern  mit  kräftiger  Circulation  zu  Blutungen  (Haemophilia 
neonatorum)  3)  Da  dieselbe  mit  bacterienhaltigcn  Darmentleerungen 
beginnt  und  die  Darmgefässe  mit  diesen  Organismen  gefüllt  sind, 
so  findet  das  Eindringen  der  letzteren  wahrscheinlich  vom  Darme 
her  statt.  Auch  mit  ihm  konnten  schnell  tödtliche  Infectionen  er- 
zeugt werden,  bei  welchen  gleichfalls  Blutungen  sich  einstellten.  Es 
ist  also  dieses  Monas  hauptsächlich  gekennzeichnet  durch  die  Bildung 
ruhender  Stäbchen  innerhalb  der  Blutgefässe,  wodurch  Verstopfung  der 
letzteren  und  Blutungen  hervorgebracht  werden.  — Eine  fernere  Ab- 
teilung bildet  das  Monas  morbillorum,  eine  andere  das  M.  scarla- 


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312 


Ihlo,  Cysticercus  subretinallH.  v.  Umscn,  Loptothrix. 


''MB 


tinosum,  deren  genauere  Charakterisirung  im  Originale  nachgelesen 
werden  möge. 

Den  Schluss  bilden  statistische  Zusammenstellungen,  aus  welchen 
das  wichtige  Ergebniss  hervorgehoben  werden  soll,  dass  für  die 
beobachtete  Zeit  in  Prag  die  Schistomycosen  und  zwar  in  erster 
Linie  die  raonadistischen , in  zweiter  die  septischen  vorzugsweise 
den  Gang  der  tödtlichen  Prozesse  bestimmt  haben.  Orth. 


R.  Ihlo,  Ein  Fall  von  Cysticercus  cellulosae  subretinalis.  d»» 

Königsberg  1876.  22  Htn. 

Bei  einem  23  jährigen  weiblichen  Individuum  wurde  während 
längerer  Zeit  eine  Cysticercusblase  an  der  Macula  lutea  des  linken 
Auges  beobachtet,  welche  zuerst  von  der  Retina  sich  überzogen  dar- 
stellte und  nach  Verlauf  von  l1/*  Monaten  durchbrach.  Später  war 
an  der  Stelle  der  Macula  eine  Ellipse  mit  grossem  horizontalem  Durch- 
messer von  fast  weisser  bläulicher  Farbe,  sichtbar  eingesäumt  von 
einem  schmalen  weissen  Saume,  an  dessen  Grenze  sich  einzelne  Pig- 
mentstücke fanden.  Das  Auge  wurde  wegen  zu  grosser  Schmerz- 
haftigkeit enucleirt  und  die  von  Prof.  Nkuhann  vorgenommene  ana- 
tomische Untersuchung  ergab  abgesehen  von  dem  Vorhandensein  der 
Cysticercus-Blase  und  der  aus  Zellen  und  Bindegewebsfibrillen  be- 
stehenden Glaskörpertrübung  eine  dreischenkligc,  narbig  vertiefte 
Stelle  in  der  Gegend  der  Macula;  die  Netzhaut  erschien  hier  in  der 
Breite  von  2 — 3 mm.  durchbrochen,  und  durch  ein  sehr  festes, 
faseriges  Narbengewebe  ersetzt,  welches  noch  immer  mit  dem  Glas- 
körper verschmolzen  war,  nach  aussen  der  Chorioidea  locker  adhä- 
rirte.  Zwischen  Chorioidea  und  Sclera  keine  Verwachsung.  Die  an 
die  Narbe  anstossenden  Theiie  der  Retina  waren  kolbig  verdickt, 
etwas  eingerollt,  und  es  breitete  sich  unter  ihnen  das  Narbengewebe 
noch  in  flacher  Schichte  in  der  Breite,  von  einigen  mm.  aus.  An 
den  beiden  Durchbrnchsstelleu  zeigte  die  Retina  nur  eine  stärkere 
Entwicklung  des  bindegewebigen  Gerüstes,  im  Grunde  der  Grube 
war  das  Pigmentepithel  zerstört,  im  weiteren  Umfang  in  fettiger  Dege- 
neration begriffen,  und  in  der  Choroidca  eine  »teile  coutinnirliche  Ein- 
lagerung kleiner  zelliger  Elemente  vorhanden.  Michel  (Erlangen}. 


v.  Ubisch,  Ein  Fall  von  lietheiligung  der  Leptotbrix  buccalis 
bei  Erkrankung  der  Zunge.  Berlin,  kliu.  Wochenschr.  1875.  No.  &2. 

Ein  sonst  gesunder  Mann  in  den  30.  Jahren,  starker  Tabak- 
raucher, der  viel  an  Zahnschmerzen  gelitten  und  alle  Backenzähne 
bis  auf  einen  durch  Extraction  verloren  hatte,  bemerkte  seit  etwa 
4 Jahren  eine  Beeinträchtigung  der  Functionen  der  Zunge,  welche 
im  letzten  Vierteljahre  derartig  an  Intensität  zugenomtnen  hatte,  dass 


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SiNCT,  Fälle  von  fliruerkniikuug. 


313 


die  Beweglichkeit  erschwert  und  dadurch  zugleich  die  Oeglutition 
und  Phonation  beeinträchtigt  wurde.  Die  Verdauung  war  indessen 
eine  vollkommen  normale.  Die  Zunge  hatte  sowohl  im  Breiteu-  als 
im  Dickendurchmesser  zugenommen,  ihre  Consistenz  war  derber  als 
im  normalen  Zustande.  Die  ganze  Oberfläche  ist  von  einem  zu- 
sammenhängenden, glänzenden,  milchglassfarbigen  Belag  bedeckt, 
welcher  an  der  Spitze  ziemlich  dünn  ist,  nach  hinten  zu  aber  immer 
mehr  an  Mächtigkeit  zunimmt,  so  dass  die  Papillae  circumvallatae 
und  die  Balgdrüsen  förmlich  in  dem-  Belage  eingebettet  liegen. 
Während  auch  die  untere  Zungenfläche  mit  einem  ähnlichen  Belage 
bedeckt  ist,  sind  die  seitlichen  Künder,  an  denen  man  deutlich  die 
Zahneindrücke  bemerkt,  frei  von  demselben.  Zahnfleisch,  weicher 
und  harter  Gaumen,  sowie  die  Tonsillen  verhalten  sich  vollkommen 
normal.  Bei  Entfernung  der  Beläge  war  die  darunter  liegende 
Schleimhaut  nicht  rein,  sondern  der  Belag  schien  in  das  Gewobe 
förmlich  eingebettet  zu  sein.  Die  mieroscopiscbe  Untersuchung  er- 
gab, dass  der  Belag  fast  ganz  aus  Leptothrixmassen  bestand.  Die 
microscopiscben  Details,  sowie  die  an  diesen  Pall  geknüpften  epi- 
critischen  Bemerkungen  sind  im  Original  nachzusehen.  Der  Diag- 
nose entsprechend  war  die  Therapie  eine  antiparasitäre.  Einreibungen 
der  Zungenfläcbe  mit  3pc.  Carbolsäure,  sowie  Ausspülen  des  Mundes 
mit  einer  schwächeren  Lösung  beseitigte  in  wenig  Wochen  nicht  nur 
den  Belag,  sondern  auch  die  Anschwellung  der  Zunge.  Die  Beweg- 
lichkeit derselben  war  vollständig  wiedergekuhrt  und  dadurch  auch 
die  Beschwerden  beim  Schlingen  und  Sprechen  gehoben. 

L.  Rosentba). 


P-  Samt,  Casuistische  Mittheilungeu  uns  der  psychiatrischen 
Klinik  des  Herrn  Prof.  Westphal.  Berlin,  klm.  Wocheusehr.  1875 
No.  io. 

Der  erste  Fall  betrift  einen  45  jährigen  Droschkenkutscher, 
welcher  wahrend  des  Lehens  alle  Zeichen  einer  Meningitis  darbot 
und  bei  welchem  die  Scclion  keine  Hirnhautentzündung,  wohl  aber 
ein  Aneurysma  der  rechten  art.  forsae  Sylv.  mit  Massenhämorrhagie 
im  rechten  Stirn-  und  Schlafenlappen  darbot.  Es  bestand  während 
des  Lebens  Somnolenz,  mit  freien  Momenten  abwechselnd,  Nacken- 
starre  und  Hauthyperärstbesie.  Nach  zeitweilig  auftrutenden  An- 
fällen von  Bewu.xstseiusverlust  wurde  eine  linksseitige  Hemiplegie  beo- 
bachtet, ausserdem  bestand  eine  conjugirte  Augenabweichung  nach 
rechts  bin,  höchst  wahrscheinlich  auch  eine  linksseitige  Gesichtsfeld- 
heachränkung  und  eine  deutliche  neuritis  optica  dextra.  Letztere 
erklärte  sich  durch  Anfüllung  des  Scheidenraums  der  rechten  Seh- 
nerven m it  Blut,  welches  durch  seinen  Druck  die  Stauungspapille 
veranlasst  hatte,  ein  jedensfalls  sehr  selten  beobachteter  Entstehungs- 


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314 


Fkbbikk,  Wirkung  des  Toxireuiua  und  Pigitalirefius. 


moduH  der  Stauungspapille.  Interessaul  war  uoch  das  ErgrifFeusein 
auch  der  Orbicularäste  des  Facialis  auf  der  linken  Seite,  trotz  cen- 
tralen Witzes  der  Heerde:  nach  Vf.,  (dem  Ref.  beistimmt)  sitzen  dann 
diu  lleerdu  jenseits  der  grossen  Ganglien  im  Hirnmantel  und  aui 
häufigsten  au  der  Hirnoberfläche.  Was  vielleicht  vor  der  Diagnose 
einer  Meningitis  hätte  warnen  können,  war  die  andauernd  niedrige 
Temperatur,  welche  im  Verlauf  der  Krankheit  nur  zweimal  über  38° 
gemessen  wurde.  — 

Ein  zweiter  Fall  (Tumor  der  linken  vorderen  Centralwindung) 
betrifft  einen  5U  jährigen  Arbeiter,  welcher  apbatisch,  dement  und 
rechtsseitig  gelähmt  war.  Der  ophtbalmoscopischc  Befund  war  nega- 
tiv, dagegen  linkerseits  das  Anschlägen  an  Stirn-  und  Schläfengegend 
sehr  schmerzhaft.  Die  gelähmte  Seite  war  zugleich  weniger  sensibel, 
als  die  linke  unversehrte.  Die  Krankheit  hatte  vor  Monaten  mit 
Zuckungen  im  rechten  Arui  und  mit  Bewustseinsvcrlust  begonnen. 
Die  partiellen  rechtsseitigen  Couvulsionen  wurden  erst  häufiger,  ver- 
loren sich  dann  und  machten  eiuer  Paralyse  Platz.  Die  Aphasie 
trat  erst  ganz  zuletzt  ein.  — Bei  der  Obduction  fand  man  an  Stelle 
des  oberen  Drittels  der  linkeu  vorderen  Ceutralwindung  an  der  Cou- 
vexität  und  an  der  medialen  Fläche  fast  in  ihrem  ganzen  Antheil  au 
dem  BüTz’scheu  lobulus  para-centralis  (Cbl.  1874.  No.  38)  einem 
kleinapfelgrossen  Tumor  (Gliom),  der  die  Windungen  der  Umgebuug- 
besonders  die  vordere  Centralwindung  unter  sich,  platt  gedrückt 
hatte  und  in  die  Markmasse  der  linken  Hemisphäre  hineinreichte, 
ohne  aber  die  Decke  des  Seitenventrikels  zu  erreichen:  in  der  Um- 
gebung Erweichung.  Die  grossen  Ganglien  links  bis  auf  eine  geringe 
Schwellung  intakt.  Als  wichtig  ist  hervorzuheben,  dass  trotz  vor- 
handener Hirntumors  und  durch  diesen  bedingten  llirudruckes  eine 
neuritis  optica  fehlte.  (Cf.  Cbl.  1874.  383.)  Bernhardt 


Perrier,  lieber  die  Wirkung  des  Toxiresins  und  des  Digitali- 
resins  auf  den  thierisekeu  Organismus.  Arch.  f.  exper.  Path.  etc. 
IV.  8.  191. 

Auf  Einspritzung  von  '/*  Mgrm.  Toxiresin  tritt  beim  Frosch 
zuerst  heftige  Steigerung,  bald  darauf  aber  allgemeine  Abnahme  der 
Reflexurregbarkeit  ein.  Nach  wenigen  Minuten  erscheinen  unter  er 
neuter  Zunahme  der  Reflexerregbarkeit  klonische  und  tonische  Krampf 
Anfälle  mit  einem  lähuiuugsartigen  Zustande  in  den  Zwischenzeiten ; 
die  Thätigkeit  des  Herzens  nimmt  ab  und  nach  Verlauf  von  etwa 
1 Stunde  steht  dasselbe  in  Diastole  still  und  das  Thier  ist  todt. 
Durch  Durchschneidung  und  Zerstörung  der  verschiedenen  Partien 
des  Centralnervensystems  wurde  festgestellt,  dass  die  Convulsioneu 
von  der  mod.  obl.  ausgeben.  Chloralhydrat  und  Chloroform  haben 
die  Fähigkeit,  diese  Coovulsionen  zu  verhindern  oder  doch  betracht- 


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Bim/,  Wirkung  doa  CLloxaliitlijliua. 


315 


lieh  zu  verzögern.  Die  auf  die  Convulsionen  folgende,  bei  grossen 
Dosen  auch  ohne  dieselben  eiutreteude  Lähmung  ist  die  Folge  einer 
directen  Einwirkung  des  Toxiresins  auf  die  quergestreiften  Muskclti. 
Zum  grössten  Tlieil  auf  dieselbe  Ursaehe  ist  wahrscheinlich  auch  der 
herabsetzende  Einfluss  des  Giftes  auf  die  llerztliätigkcit  zurückzu- 
führen ; doch  scheint  auch  Vagusreizung  mitzuwirken,  da  durch  Atro- 
pin eine  kurz  dauernde  Beschleunigung  der  Fulsationeu  des  durch 
Toxiresin  vergifteten  Herzens  herboigeführt  wird.  Aelmlich  wie  bei 
Fröschen  wirkt  das  Gift  auch  bei  Säugetliieren,  nur  dass  es  hier  noch 
Beschleunigung  der  Respiration  bervorruft.  — Die  Wirkung  des 
Digitaiiresins  ist  qualitativ  der  des  Toxiresius  gleich  und  steht  ihr 
nur  quantitativ  etwas  nach.  — Die  hier  beschriebenen  Giftwirk ungen 
gleichen  ganz  denen  des  Fikrotoxins,  wie  sie  Rokblb  geschildert 
hat  und  denen  des  Coriamyrtius  (aus  den  Blättern  von  Corinna  myr- 
tifolia),  dessen  Wirkung  auf  Säugethicre  Riban  beschrieben  hat, 
während  Vf.  seine  an  Fröschen  gewonnenen  Versuchsergebuisso  mit- 
theilt.  Von  der  Toxiresin  Vergiftung  unterscheidet  sich  die  mit  Coria- 
myrtin  hei  Fröschen  dadurch,  dass  die  Thiere  beim  Beginu  der 
Convulsionen  einen  lauten  Schrei  ausstossen,  indem  die  Bauchmuskeln 
sich  contrahireu  und  die  aufgestaute  Luft  durch  die  «Stimmritze 
pressen  (vgl.  Böhm  : Barytsalze)  und  bei  Säugethieren  dadurch, 
dass  die  Thiere  erbrechen.  Schiffer. 


0.  Binz,  Ueber  die  Wirkungen  eine»  neuen  synthetischen 
AikäloidS.  Arch.  f.  exp.  l’atliol.  etc.  IV.  8.  340. 

Das  von  Wallach  als  CI.  Verbindung  dargestollte,  Ofreie  als 
Chloroxaläthyliu  bezeichnet  Alkaloid  hat  die  Formel  CgilsClN^. 
Zu  den  pharmakologischen  V'ersucheu  diente  eine  wäsBi  ige  Lösung. 
Bei  Fröschen  bewirkte  dieselbe  nach  weuigen  Minuten  Lähmung  der 
motorischen  und  sensiblen  Rüekenmarksganglien,  später  auch  Läb- 
uruDg  der  peripheren  Nerven.  Im  GanzeD  wirkt  C6  sehr  ähnlich 
wie  das  Coniiu.  Taucht  mau  in  eiue  1 — 2 pCt.  Lösung  dos  Alka- 
loids einen  Froschnerven,  so  ist  nach  etwa  5 Minuten  die  Erregbar- 
koit  der  sensiblen  Fasern  vernichtet,  die  der  motorischen  hält  sieb 
etwas  länger;  auch  die  directo  Muskelreizbarkeit  erlischt  unter  der 
unmittelbaren  Einwirkung  einer  2 pCt.  Lösung.  — Das  Herz  eines 
vergifteten  Frosches  konnte  auch  durch  starke  elektrische  Reizung 
dos  veuösen  Sinus  nicht  mehr  in  seiner  Thätigkeit  gehemmt  werden ; 
in  der  That  lähmt  das  Gift  die  peripherischen  Vagusendeu  und 
bildet,  wie  weitere  Versuche  noch  im  Besonderen  zeigten,  einen 
neuen  Autagonisten  zum  Muscarin.  Boi  einem  Kaninchen  und  bei 
einer  Katze  war  nach  Injection  von  0,25—0,3  grrn.  des  Alkaloids 
Vagusreizung  durch  luductionsströmu  ohne  Wirkung  auf  das  Herz. 
Ein  mydriatischer  Effect  konnte  nicht  constatirt  werden.  Bei  einem 


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316 


dk  8iä£tf.  Nickt!  & Tauohasoff. 


Kaninchen,  das  0,5  von  der  Substanz  subcutan  erhalten  hatte,  konnte 
dieselbe  im  Harn  nachnewiesen  werden,  zugleich  auch  die  Zeichen 
einer  intensiven  Reizung  der  Nieren  und  der  Blasenschleirnhaut. 
Unter  den  toxischen  Erscheinungen  ist  noch  eine  starke  Abkühlung 
hervorzuheben.  Eine  junge  Katze,  die  eine  Injection  von  0,2  grm. 
ca.  5 Stunden  überlebte,  zeigte  einen  Temperaturabfall  von  37°  C. 
auf  26°.  Schiffer. 


l)e  Sintfty , Recherche»  sur  la  mamelle  des  enfants  nouveau-nös. 

Arcb.  de  pbysiol.  etc.  1875  S.  291. 

S.  giebt  eine  sehr  ausführliche  Literaturübersicht  über  die  — bekanntlich 
vom  Geschlecht  unabhängige  — Lactation  des  Neugeborenen  nnd  schliesst  daran 
die  Darstellung  eigener  mikroskopischer  Untersucbnugen  mit  folgenden  Resultaten: 
1)  Die  Milch,  welche  man  von  den  Neugeborenen  einige  Tage  uacb  der  Geburt  aus 
der  Brustdrüse  erhält,  ist  das  Resultat  eines  wirklicbeu  Secretionsvorgauges.  2.  Der 
anatomische  und  physiologische  Zustand  der  Brustdrüse  zeigt  zu  dieser  Zeit  die 
allergrösste  Aehnlicbkeit  mit  der  milchgebenden  Drüse  des  erwachsenen  Weibes. 

Boll  (Rom). 

W.  Kicnti  & J.  Tarchauoff,  Recherche»  »ur  le»  Variation»  du 
nombre  de»  globule»  blanc»  dans  le  sang  veiueux  de  l’oreille 
du  lapin  »ou»  l’iufluence  de  la  »ection  du  Synipathique,  de 
la  compression  des  veine»  et  de»  excitatious  inflammatoire» 
(Travail  du  laboratoire  d’histologie  du  College  de  France). 

Arcb.  de  pbysiol.  etc.  1875.  8.  514. 

Nach  einseitiger  Darchscbneidung  des  Sympathicus  fanden  die  Vff.  mit  Ma* 
lahsbz's  Zählmetbode  die  Anzahl  der  meisten  Blutkörperchen  in  den  Venen  des 
Kaninchenobres  erheblich  vermindert.  Die  Ursache  dieser  Verminderung  glaubten 
die  Vff.  darin  zu  Buden,  dass  in  dem  betreffenden  Ohr  das  Blut  reichlicher  fliegst, 
ohne  jedoch  gleichzeitig  mehr  Feuchtigkeit  an  die  umgebende  Luit  abzugeben,  da 
die  verdunstende  Oberfläche  kaum  erheblich  vergrössert  ist.  Es  muss  daher  das 
aus  dem  betreffenden  Ohr  zurückkehreudo  venöse  Blut  weuiger  conceotrirt  erscheinen 
i.  e.  weniger  Blutkörperchen  enthalten  als  das  Blut  des  gesunden  Ohres,  ln  der 
That  hat  der  Vergleich  die  Richtigkeit  dieser  Erklärung  bestätigt:  Wurden  beide 

Obren  des  Kaninchens  geÜruisst  und  so  die  Wasserabgabe  des  Blutes  an  die  um- 
gebende Luft  überhaupt  ausgeschlossen,  so  glich  die  Differenz  zwischen  dem  Blut- 
körpergehalt beider  Ohren  sich  vollständig  aus. 

Wurden  die  Venen  allein  oder  gleichzeitig  Arterien  und  Venen  comprimirt, 
so  erfolgte  zunächst  eine  beträchtliche  Verminderung,  später  eine  Vermehrung  der 
farblosen  Blutkörperchen.  Die  Vff.  erklären  diesen  Vorgang  dabin,  dass  zuerst  bei 
der  bestehendeu  venösen  Stase  die  farblosen  Blutkörperchen  der  luneuwaod  der 
Gefässe  ankleben.  Die  später  auftretende  Vermehrung  beruht  darauf,  dass  durch 
die  W'asserdampfung  nud  die  gleichzeitig  auftretende  Oedembildung  das  Blut  io 
deu  Gefässen  sieb  coucentrirt,  alsdann  lösen  sich  die  farblosen  Blutkörperchen 
wieder  von  den  Gefässwänden  los  und  erscheinen  mithin  in  dem  ausfliessendeo 
Blute  zahlreicher  als  iu  der  Norm. 

Die  Eutzüudung  vermag  im  Gehalt  des  Venenblutes  die  meisten  Körperchen 
ausserordeutlich  zu  vermehren.  Gleichzeitig  sind  auch  in  dem  Gesammtblut  diese 
Körpereben  stark  vermehrt.  (Vgl.  aMalasskz  Cbl«  1876.  231).  Boll  (Rom). 


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Brückb.  Bkbrstbih.  Cabtari. 


317 


Brücke,  Heber  die  Wirkungeu  den  Muskelstroms  auf  einen 
seenndären  Stromkreis  nnd  über  eine  Eigenthümlichkeit  von 
Inductionsströmeu,  die  dnrch  einen  sehr  schwachen  primären 
Strom  inducirt  worden  sind.  Wien.  Acud.  »Sitz.  Her.  3 Abtb.  LXXI 

9.  13-  -26. 

Wenn  B.  den  Strom  eines  Gastroknemius  durch  eine  Spirale  von  Knpferdrah  * 
leitete,  der  mit  einem  Neusilberdraht  zu  einer  Doppelspirale  Aufgewickelt  war.  sot 
konnte  durch  Schliessen  und  Oefinen  des  Mutkelstromkreises  in  der  Neusilberspirale 
ein  Inductionsstrom  erzeugt  werden,  der  den  Nerven  eines  stromprüfenden  Schenkels 
in  erregen  vermochte.  War  zwischen  Gastrokuemius  und  Kupferspirale  ein  du 
Boit’scher  Schlüssel  als  Nebenschliessung  eingeschaltet,  so  trat  die  Inductionswirkung 
bei  Oeffnnng  des  Schlüssels  ein,  nicht  bei  Schliessung.  Dasselbe  Ueberwiegen  des 
(durch  Forträumen  der  Nebeuschliessuug  bewirkten)  Schliessungsinductionsstroms 
beobachtet  man  auch  au  eiuero  gewöhnlichen  Inductorium,  wenn  durch  Einschaltung 
eines  grossen  Widerstands  und  einer  guten  Nebeuschliessuug  zur  primäreu  Spirale 
der  Strom  in  dieser  sehr  geschwächt  wird.  [Der  Unterschied  erklärt  sich  durch  das 
Eingreifen  des  Kxtrastroms.  Vgl.  meine  Elektricitätslehre  für  Mediciner,  2.  Aufl. 
S.  123  Anmerkung.  Bef.]  Wurde  der  stromgebeude  Gastroknemius  von  seinem 
Nerven  aus  tetanisirt,  so  gelang  es  durch  seine  negative  Schwankung  eine  Reihe 
von  Indactionsstössen  zu  erzielen,  die  deu  stromprüfendeu  Schenkel  in  Tetanus  ver* 
setzten.  1.  Roseuthal, 

J.  Berustein , lieber  die  Höhe  des  Muskeltons  bei  electrischer 
nud  chemischer  Reizung.  PBLCQEa’a  Aren.  xi.  s.  191. 

li f.i  miioi.tk  (Cbl.  1864,666  nud  1867,65)  hat  nachgt  wiesen,  dass  Muskeln  bei 
nittelbarer  oder  unmittelbarer  Reizung  einen  Ton  geben,  dessen  Schwiugungszahl 
der  Zahl  der  Reize  entspricht,  während  bei  willkürlicher  Erregung  der  Ton  etwa 
18—20  Schwingungen  in  der  Sekunde  entspricht.  Um  die  obere  Grenze  festzustellen, 
«eiche  der  Muskelton  erreichen  kann,  machte  B.  Versuche  mit  seinem  „acostixcbeu 
Stromunterbrecher*1  (Cbl.  1871,613)  an  den  Unterschenkeln  von  Kaninchen.  Die 
Töne  e'  330  Schwingungen  und  gis’  = 418  S.  gaben  starke  nnd  gleich  hohe 
Miukeltöne;  schwächer  war  der  Ton  bei  cis"  = 661  S.  und  noch  leiser,  aber  deut- 
lich wahrnehmbar  der  Ton  fis“  ==  748  S.  Bei  c“‘  = 1056  S.  war  kein  deutlicher 
Ton  im  Muskel  zu  hören,  sondern  unbestimmte  Geräusche.  Als  mit  dem  letzten 
Ton  »tatt  des  Muskels  der  Nerv  gereizt  wurde,  gab  der  Muskel  wieder  einen  Ton, 
der  aber  um  eine  Quinte  oder  Octave  tiefer  war,  als  der  reizende.  Die  oberste 
Grenze,  bis  zu  welcher  der  Muskelton  mit  dem  Ton  '1er  reizenden  Feder  zusammen- 
fiel,  lag  bei  b11  — 933  8.  Bis  y.u  300  Schwingungen  etwa  behielten  die  Muskel* 
töne  eine  ganz  gleichbleibende  Stärke,  dann  aber  nahmen  sie  bis  zu  jener  obersten 
Grenze  an  Stärke  ab.  Da  nun  die  Dauer  der  negativeu  Schwankung  etwa  ’/ioo  Sec. 
beträgt,  so  liegt  es  nahe,  hier  au  einen  Zusammenhang  zu  denken.  — Bei  chemischer 
Kettung  der  Nerven  hatte  der  Mnskelton  ganz  deu  Charakter  des  bei  willkürlicher 
Znsammenziebuug  auftretenden.  Mau  kann  sich  vorstcllen,  dass  die  Nervenerregung 
leichtesten  in  der  Schwingungsform  aufiritt,  in  welcher  sie  während  des  Lebens 
erfolgt,  wenn  die  Heizung  coutinuirlich  oder  in  unregelmässigen  Intervallen  erfolgt- 

I.  Rosenthal. 


A.  Cantani,  lieber  .den  diabetischen  ; Blutzucker.  Moi.kschott'« 

Unters.  1875.  XI.  S.  448. 

Vf.  bst  gefunden,  dass  der  im  Blut  diabetisch  enthaltene  Zucker  sonst  in 
»llen  Eigenschaften  mit  Traubenzucker  übereiustimmt,  aber  ohne  Einwirkung  auf 


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318 


HcSSOfl.  Rohdk.  V.  NpäshaTM.  Hibschkkrq. 


die  Polarisatio  nsebene  ist,  weder  links  noch  rechts  drehend.  Die  genauere  Unter- 
snohnng  wurde  in  acht  Fällen  gemacht  und  zwar  die  4 letzten  vereinigt.  C.  erhielt 
in  diesem  Falle  aus  dem  Blut  eine  Flüssigkeit  von  1,5%  Zucker  (nach  dem 
Titrina  mit  PEHLiNG'scbe  Lösung),  die  sich  optisch  ganz  unwirksam  zeigte. 

E.  JSalkow*ki. 

C.  Hassen,  Sur  quelques  rdnetious  de  l'liömoglobine  et  de  ses 
derives.  Compt.  rond.  LXXXI.  8.  477. 

Vf.  beschreibt  Verbindungen  des  Hämatins  mit  HJ  nnd  HBr,  die  der  mit 
Salzsäure  ganz  analog  sind  und  auf  durchaus  analoge  Weise  gebildet  werden, 
nämlich  durch  Erhitzen  von  Blut  mit  Eisessig  unter  Znsatz  von  Jodkalium  rwp. 
Bromkalium;  ferner  mit  Essigsäure,  Oxalsäure,  den  fetten  Säuren  et»1.  Alle  diese 
Angahon  stützen  sich  nur  auf  microscopische  Beobachtungen.  Analysen  der  suppo- 
nirten  Verbindungen  sind  nicht  ausgeführt,  ihre  Existenz  erscheint  danach  sehr 
zweifelhaft.  Dies  gilt  in  gleichem  Maasse  von  den  verschiedenen  Krystallen,  die 
bei  Einwirkung  von  borsaurem  Natron  und  Eisessig,  Ammoniumsuifid,  Cyaniden 
etc  auftreten  sollen.  E.  Salkowikl 

B.  Rohde,  Ein  Beitrag  zur  Casuistik  multipler  Echinococcen. 

Arcli.  d.  Ilcilk.  XVII.  8.  45.  13«  P.  V. 

Ausser  zahlreichen  Echinococcen  der  Leber  und  der  Milz  fanden  sich  iu  dem 
mitgetheilten  Falle  mohrfaohe  Blasen  in  der  Lunge,  welche  durch  die  Expectors- 
tion  von  Wandstücken  intra  vitam  diagnosticirt  werden  konnten.  Ausserdem  ein 
E.-8ack  im  Herzfloisch,  mehrfache  im  Peritoneum,  und  zwar  in  zahlreiche*!  stark 
erweiterten  Lymphgefässen  desselben,  wodurch  sich  der  Fall  dem  von  Viaciiow 
(Wtirzb.  VLFl.  1846)  beschriebenen,  bisher  einzig  dastehenden  auschlicsst 

Orawitx. 

y.  Nussbaum,  Zwei  klinische  Mittheilungen.  I.  Bildung  eines 
künstlichen  Harnleiters.  Acr*ti.  inteli.  bi.  is7«.  No.  7. 

Vf.  hatte  bei  einer  sehr  schwierigen  Ovariotomie  das  Unglück,  deu  r.  Haru 
eiter  zu  verletzen,  so  dass  nach  der  Heilung  eine  Harnleiter  - Brnehfistel  zurück  - 
bliob,  durch  welche  sich  die  Hälfte  sämmtlichen  Urins  entleerte.  Der  in  die  vor- 
her erweiterte  Bauchwuude  eingeführto  Finger  konstatirte,  dass  sich  r.  hoch  oben 
neben  dem  Uterus  eine  Art  von  Harnreservoir  gebildet  batte , welches  durch  den  io 
die  Blase  ciugefiihrten  zweiten  Zeigefinger  nicht  zu  erreichen  war,  wohl  aber  durch  i 
einen  männlichen  Katheter  Auf  jenen  im  Harnreservoir  befindlichen  Finger  stiess 
nun  Vf.  von  der  Blase  her  einen  gekrümmten  Troicart  ein  und  zog  durch  dessen  ] 

Canüle  ein  DrainAgerohr.  an  dessen  oberem  Ende  ein  Silberdraht  befestigt  war, 
während  am  untern  Ende  ein  Glasröbrcheu  mit  aufgebogeoem  Rande  steckte.  Dieser 
Rand  sollte  das  Durcbschliipfen  des  Rohres  verhindern,  welches  in  dem  neugöbil- 
deten  Canale  lag,  während  der  Silberdraht  durch  die  alte  Fistel  hindurch  nach 
Aussen  ging  und  auf  dem  Bauche  befestigt  war.  Trotz  dieser  Einrichtung  schlüpfte 
das  Drainrohr  aus  der  Bauchwuude  heraus,  ebenso  ein  zweites  Drainrohr,  welches 
so  lang  war,  dass  das  eine  Ende  bis  zur  Bauchwuude  reichte,  das  andere  aus  der 
Harnröhre  hervorhing.  Es  wurde  nun  nichts  mehr  eingeführt  und  suchte  sich  fortan 
der  Urin  seinen  Weg  von  seihst  in  die  Blase,  während  die  Bauchfistel  langsam 
zuheilte.  k.  Kiisfcr. 

4.  Hirschberg,  Zur  Semidccnssation  der  Nelinervenfasern  im  1 
Chiasma  des  Menschen.  Vmcnow’*  Arch.  i.xiv.  s.  hg 

Bei  einem  COjährigon  Pat.  war  eine  bilaterale  rechtsseitige  Hemianopsie  mit  , 

scharfer  verticaler,  von  oben  nach  unten  dicht  neben  dem  Fixirpuukt  verlaufender  i 

Trenuungsliuie  ohne  ophth.  Befund  und  mit  normaler  centraler  Sehschärfe  vorhanden, 

1 

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Fhkrh.  Mkttknhrimbr.  Rom.  kt. 


319 


I 

IpSter  trat  Aphasie  nnd  rechtsseitige  Hemiplegie  hinter.  Bei  der  Autopsie  zeigte 
lieh  im  linken  Stirnlappen  des  Grosshirnen  ein  apfelgrosses  Geschwulst  (vasculiires 
Glionarcom),  der  linke  Tractus  opticus  war  ;vor  dem  Chiasma  merklich  düuuer  als 
der  rechte,  unmittelbar  liintor  dem  Chiasma  war  seine  Breite  links  4 — 4,/t  mm. 
rechts  5 — o*/4  mm.  Die  mikroskopische  Untersuchuug  lieferte  kein  entscheidendes 
Resultat  indem  „der  linke  Tractus  faserig  war  wie  der  rechte“.  Verf.  will  sich  von 
der  Existenz  der  nicht  gekreuzten  Fasciculi  laterales  ubersetigt  haben. 

Micliol.  (Erlangen.) 


A.  Freer,  Hernia  diaphraginatica.  Laucet  1870.  I.  No.  1. 

Eine  Irländerin  hatte  sich  durch  einen  unglücklichen  Sprung  derart  auf  einer 
Heugabel  aufgespies&t,  dass  das  Stielende  der  Gabel  durch  die  Scheide  2 Fuss  tiof 
in  den  Bauch  eingedrungeu  war.  Man  fand  zur  Seite  des  Uteius  eine  Risswunde, 
tos  welcher  Blnt  hervorsickerte  und  durch  welche  mau  2 Finger  in  die  Bauchhöhle 
einfübren  konnte.  Ausserdem  hatte  die  Kranke  eine  Rippe  links  gebrochen,  und 
es  kam  hier  zur  Entwickelung  eines  Hauteinphysems.  Durch  Tamponade  brachte 
man  die  Blntnug  aus  den  Geschlechtstheilen  zum  Stehen,  und  gegen  alle  Erwartung 
war  die  Kranke  in  wenigen  Wochen  fast  völlig  hergestellt.  16  Monate  später 
gebar  sie  ein  kräftiges  Kind.  3 Jahre  später  concipirte  sie  nochmals.  Am  Ende 
dieser  Schwangerschaft  klagte  sie  über  Schmerzen  in  der  Seite,  über  Dyspnoe, 
Uebelkeit  und  8tuhlverstopfqug.  Während  der  Geburt  starb  die  Kranke.  Bei  der 
Sectiou  fand  man  in  dem  mnsculösen  Titeil  des  Zwerchfells  links  von  dem  Centrum 
tendineum  ein  rundliches  Loch,  durch  welches  das  Colon  transversum,  ein  Theil 
des  Duodenum,  der  ganze  Magen  und  der  grössere  Theil  des  Netzes  in  die  linke 
Brusthöhle  geschlüpft  war.  Die  Eingeweide  waren  mit  dem  Rande  des  Loches 
theilweise  verwachsen.  Dio  linke  Lunge  war  nach  oben  und  hinten,  das  Herz  stark 
nach  rechts  gedrängt.  Es  wird  die  Vermnthung  ausgesprochen,  dass  boi  der  ersten 
Schwangerschaft  Magen,  Duodenum  und  Netz  und  bei  der  zweit'-ii  Gravidität  dio 
übrigen  Eingeweide  in  die  Brusthöhle  gedrängt  wäreu.  Am  Uterus  fand  man  eine 
alte  Narbe.  Elchhorst. 


C.  Mettenlieimer,  Zur  Entstehung  der  weichselzopfartigen 

Bildungen.  Jahrb.  f.  Kinderheilk.  N.  F.  IX.  149  -152. 

M’s  Fall  lehrt,  dass  Plica  polouica  auch  bei  Beobachtung  grosser  Reinlichkeit 
Be»  kleinen  Kindern  entstehen  kann,  wenn  letztere  mit  laugen,  aber  weichen  Haaren 
behaftet  sind,  am  Hinterkopfe  stark  schwitzen  und  die  Gewohnheit  Imben,  denselben 
auf  dem  Kissen  massig  zu  reiben.  (Durch  zu  starkes  Reiben  werden  bekanntlich 
die  Haare  ganz  abgescheuert.)  Nur  tägliches  Kämmen  (nicht  Bürsten)  kauu  die 
Verfiizuug  der  Haare  verhindern.  L.  Rosonthal. 

E.  Rollet,  Ueber  Lnngensyphilis.  Wien.  med.  i’russe.  1875.  Ko.  47. 

Als  Symptome  der  Lungeusyphilis  hebt  R.  die  mehr  oder  weniger  starke 
Byspuoe,  selbst  Orthopnoe  hervor,  dazu  Druck  nnd  Schwere  auf  der  Brnst  und 
stechende  Schmerzen  bei  tiefem  Einatbmcn.  Der  Husten  ist  meist  trocken,  besonders 
hei  frischer  Erkrankung,  zuweilen  mit  blutigem  Auswurf;  später  wird  der  Auswurf 
dem  bei  Phthisikern  ähnlich  Fieber  fehlt  meist  ganz.  Die  Perkussion  zeigt  eine 
nianchmal  scharf  begrenzte,  rund  oder  unregelmässig  geformte  Dämpfung,  meist 
>Q  der  roittiereu  Thoraxregion,  ein*  oder  beiderseitig,  namentlich  an  der  Vorder  - 
und  Seitenfläche  und  zwischen  den  Schulterblättern.  Die  Angaben  Qkandidieh’s, 
das«  unter  20  Fällen  von  Lungensyphilis  27  mal  der  Sitz  im  rechten,  mittleren 
hungenlappen  sei,  hält  Vf.  für  noch  nicht  genügend  erwiesen,  dagegen  ist  das  stete 
Freibleiben  der  Lungenspitzen  von  grosser  differentiell  diagnostischer  Wichtigkeit. 
— Die  Auskultation  ergiebt  fehlendes  oder  vermindertes  unbestimmtes  Athmon, 


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320  Livimstri«.  Thomios.  Bübtow. 

Hpäter  die  nämlichen  Symptome  wie  Lungen  phthise.  Von  grösster  Bedeutung  ist 
die  Anamnese,  das  gleichzeitige  Vorhandensein  konstitutionell  syphilitischer  Erschei- 
nungen, Fehlen  des  Habitus  phthisicus  und  Besserung  unter  dem  Einfluss  antisyphi- 
litischer Kuren.  C.  Simon. 


E.  Levinstein,  Di ■*  Morphiumsacht.  Berlin,  kiin.  Wochenschr.  1875. 

No.  48. 

Durch  Jahre  lang  fortgesetzte  und  gesteigerte  Selbstinjectionen  von  Morphium 
treten  chronische  uud  aknte  Zustände  ein,  welche  in  somatischer  and  psychischer 
Bestehung  den  Leiden  der  Alkoholisten  gleichen  Bei  Entziehung  des  gewohnten, 
zum  Genuss-  und  Betäubungsmittel  gewordenen  Medicameuts  können  neben  starkem 
Erbrechen  und  anhaltenden  Diarrhoeen  eine  gesteigerte  Erregbarkeit  des  Nerven- 
systems, Schwäche  und  Depression  bis  zum  Collaps.  Neuralgien.  Sinnestäuschungen, 
Aufregungs-  und  Angstzustände  entstehen,  welche  bis  zum  Selbstmorde  fahren 
können.  Nichts  destoweniger  räth  L.  bei  der  Behandlung  die  Entziehung  de9  Mor- 
phium cousequeut  und  den  häufig  betrügerischen  Kranken  gegenüber  mit  grosser 
Wachsamkeit  durchzufubren.  Die  anderweitige  Behandlung  ist  roborireud  und  den 
eintretenden  Symptomen  entsprechend.  Die  Prognose  ergiebt  sich  daraus,  dass  L. 
kaum  25  Procent  geuesen  sah.  W.  Sander. 

Spencer  Thomson,  On  the  rapid  relief  of  nenralgie  pain. 

Laue  et  1875.  11.  No.  19. 

Vf.  lobt  die  schmerzstillende  Wirkung  der  Tinct.  Geisern»  serapervir.  beson- 
ders bei  neuralgischen  Affectiouen  der  Kiefer,  speciell  der  Zähne  und  Alveolen. 
Bei  Neuralgien  des  ersten  Trigemiuusastes  oder  anderer  Nervengebiete  fand  Sp. 
das  Mittel  wenig  wirksam.  Die  bisher  gegebenen  Dosen  sind  nach  ihm  viel  zu 
kleiue;  er  verschreibt  20  Minims  (1.0)  der  Tinktur  pro  Dose,  nach  jedes  mal 
l(/f  Stunden  zu  wiederholen:  kaum  je  wird  eine  dritte  Gabe  uöthig.  Nur  eiumal 
sah  Vf.  bei  einem  Kranken,  der  1,5  grra.  auf  einmal  genommen,  auf  einige  Stunden 
Unsicherheit  des  Gesichtssinns  sich  einstelleu.  Ausser  den  bekannten  schmerz- 
stillenden oder  überhaupt  als  antineuralsgich  in  Gebrauch  stehenden  Mitteln  empfiehlt 
Sp.  noch  den  Phosphor  in  Lösung.  Bernhard. 

J.  Bor  ton,  On  accidental  concealed  hemorrh&ge  witli  cases. 

Übst.  Jom n of  Gr.  Brit.  etc.  XXI.  1875.  S.  437. 

Bei  einem  Vergleich  von  5 eigenen,  ausführlich  mitgetheilteu  Beobachtungen 
über  den  Erguss  und  die  Verhaltung  von  Blut  j zwischen  Uterus  und  Placeuta  mit 
den  ihm  aus  der  Litteratur  bekannten,  fiel  dem  Vf.  die  Gleichheit  der  Symptome 
in  allen  Fällen  auf;  plötzlicher  Collaps,  mit  den  Zeichen  grosser  Anaemie  ohne  Blut- 
erguss nach  Aussen,  spannende  Schmerzen  im  Leib,  straffe  Spannung  der  Eihäute. 
Unter  20  Fällen  licss  sich  14  mal  Erschütterung  des  Leibes  als  Ursache  der  cen- 
tralen Ablösung  der  normal  sitzende  Placeuta  uachweisen.  B.  empfiehlt,  die  Blase 
erst  dann  zu  sprengen,  wenn  die  Wchenthätigkeit  in  Gang  gekommen  ist.  BARaaa’scbe 
Blasen  empfiehlt  er  nur  zur  Auregung  der  Wehen  anzuwenden.  Die  Entleerung 
des  Uterus  soll  nun  mit  Vorsicht  beschleunigt  werden,  damit  nicht  eine  gefahrdro- 
hende Erschlaffung  folge.  Die  Wendung  verwirft  Vf.  wegen  der  Gefahr  weiterer 
vorzeitigen  Placentalablösung.  A.  Martin. 


Einsendungen  für  das  Central  bl  ett  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  KrausnickstraMe  24.  und  Professor  Koseotbal,  Briangen,  oder  (anter  Beisebiuss)  afi 
die  Verlagshaudlung,  Berlin  (N.-WJ.  unter  den  Linden  69,  adreeeiren. 


Verlag  von  Angust  Hirsch  wald  In  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  in  Berlin. 


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ITSchftutMeh  ersehe  inan 
!— * Bogen  ;*m  Hehl  um* 
de«  Jahrgang*  Titel,  Ne 
»fo-  und  Saehraglater 


Centralblatt 

für  die 


Preis  de«  Jahrgang«» 
20  Mark;  zu  beziehen 
durch  eile  Huchbandlun- 
gen  und  Postenetalteo. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  ln  Erlangen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  In  Berlin. 


1876.  »®.  April.  No.  18 


Inhalts  Qi  thqrns,  zur  Kenntims  der  Antimon«  irkmig  (Orig.  Mittli.).  — 
Hit* io,  Erwärmung  der  Extremitäten  nach  Grosshirnverletzung  (Orig.-Mittb.).  — 
Lombroso,  Behandlung  von  Hautkrankheiten  mit  Oel  von  verdorbenem  Mais 
(Orig.  Mittb.).  — 

Bkbomeibtcr,  Entwickelung  des  Coloboms.  — Hermann,  Polarisation  und 
Erregung  im  Nerven.  — Hermann  & Aebt,  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der 
Erregung  im  Muskel.  — Unoqaard,  Frauen-  und  Thiermdcb.  — Cossv  & 
Dejkhinb,  Degeneration  durchschnittener  Nerven.  — Leb  kr,  Augenerkrankung 
beider  Zuckerruhr.  — Bowditch,  Galvanopunctur  eines  Aortenaneurysma*.  — 
Hkmak,  Pathogenese  der  Bleilähmungen.  — Förstnkb,  Psychosen  in  der 
Schwangerschaft  uud  dem  Wochenbett.  — Kose  kl,  Arsen  wirkung.  — 

Po  ne  bt,  Nervenendigungen  der  Conjunctiva.  — Molrsohott,  Wirkung  der 
Galle  auf  Peptone.  — Böhme.  Nährwerth  des  Kalks  für  Pflanzen.  — La  bk  hur, 
Doppelmissgeburt.  — Reich,  Bau  der  Conjunctiva.  — Gat,  Krebs  der  Lunge.  — 
Hcsrmann,  Wirkung  des  Meerswiebelextractes. 


Zur  Kenntniss  der  Autimonwirkongen. 

Von  C.  (jlähtgens  in  Roatock. 

In  meiner  Mittheilung  über  die  Wirkungen  deR  Arsens  auf  den 
Eiweissurasatz  des  Thierkörpers  (Cbl.  1875,  529)  ist  die  Vermulhitng 
ausgesprochen  worden,  dass  auch  von  den  Präparaten  des  Antimons 
ein  steigender  Einfluss  auf  die  Zersetzung  der  stickstoffhaltigen 
Körperbestandtheile  erwartet  werden  dürfe.  In  der  Tbat  hat  iru 
August  des  vorigen  Jahres  der  Stud.  mcd.  Schmarbeck  durch  einen, 
im  Laboratorium  des  hiesigen  pharmacologisch<m  Instituts  ange* 
stellten  Versuch  nachweisen  können,  dass  die  Einführung  von 
Brec  h we  i nst  e i n in  den  Thierkörper  die  Menge  der  stickstoff- 
haltigen Auswurfsstoffe  in  sehr  bemerkenswerthem  Grade  vermehrt. 

Das  gleiche  Resultat  ist  kürzlich  von  dem  Stud  med.  Berg  in 
einem  dem  vorigen  ähnlichen  Versuche  erhalten  worden,  in  dem  ich, 
zur  besseren  Controle,  die  Bestimmung  des  Stickstoffgchalts  der 
Ausscheidungen  — mit  Ausnahme  der  nach  der  LiEBiG'sehen  Titrir- 

XIV  JxItl'gHl'.g.  21 


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322 


GlnTGKna,  Antimonwirknngen. 


methode  — selbst  ausgeführt  habe  und  während  die  ausführliche 
Beschreibung  dieser  Untersuchungen,  die  in  anderer  Richtung  fort- 
gesetzt werden,  an  einem  anderen  Orte  erfolgen  soll,  will  ich  die 
bisher  erhaltenen  Zahlen  hier  veröffentlichen,  da  sie  den  ausreichen- 
den Beweis  enthalten  dürften,  dass  dem  Antimon,  ebenso  wie  dem 
Phosphor  und  dem  Arsen,  die  Wirkung  einer  Steigerung  der 
Stickstoffausscheidung  zukommt. 

Als  Versuchsobject  diente  in  beiden  Fällen  derselbe  dressirte 
Hund,  der  während  des  ersten  Versuches  ungefähr  14  Kilo  schwer 
war  und  innerhalb  der  6 Monate  bis  zum  Beginne  des  zweiten 
Versuchs  ca.  4 Kilo  an  Körpergewicht  gewonnen  hatte.  Diesem 
Thiere  wurde  während  der  Dauer  der  Versuche  alle  Nahrung  eut- 
zogen  und  ihm  täglich  blos  eine  bestimmte  Quantität  von  Wasser 
mittelst  einer  Schlundsonde  in  den  Magen  eingeführt.  Nach  dem 
Eintritte  der  dem  liungcrzustande  eigentümlichen  gleichm&ssigen 
Stickstoffausscheidung  erfolgte  an  2 Tagen  die  Einführung  von 
Brechweinstein  (in  den  in  der  Tabelle  verzeichneten  Mengen  und  in 
mehreren  Darreichungen)  und  dann  wurde  die  Beobachtung  noch  3 
resp.  4 Tage  unter  den  frühereu  Bedingungen  fortgesetzt. 

I.  Versuch. 


Ver- 

BUChslAg 

Einnahme. 

Ausgabe. 

Wasser 
in  ccm. 

Brech* 
Wein- 
stein 
in  gm. 

Harn 
in  ccm. 

8pec. 

Gew. 

Stickstoff 

8chwefel 

saure. 

Pbos 

phor- 

sSure. 

nach 

Likbio. 

nach 

SüKOKK. 

1. 

600 

680 

7,1 

0,56 

1,02 

2. 

»» 

416 

6,0 

0,39 

0,95 

3. 

»1 

406 

1,011 

4,0 

3,9 

0,26 

4. 

>1 

470 

J ,009 

3,9 

3,8 

6. 

ff 

460 

1,009 

8,4 

3,3 

0,23 

0,76 

6. 

1» 

475 

1,006 

3.4 

3,1 

0,23 

7. 

»» 

485 

1,007 

3,3 

3,1 

0,20 

0,66 

8. 

f» 

530 

1,007 

*3,1 

3,0 

0,19 

0,70 

9. 

ft 

470 

1,006 

3,1 

3.0 

0,18 

10. 

ft 

0,22 

535 

1,009 

4,1 

4,0 

0,27 

0,86 

11. 

*• 

0,28 

220 

1,029 

6,7 

6,9 

0,62 

12. 

•t 

365 

1,014 

6,2 

6,2 

0,40 

0.75 

IS. 

«t 

490 

|1,009 

4,1 

3,8 

0,28 

14. 

460 

1,007 

3,0 

2,9 

0,21 

0,63 

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Hitzig,  Erwärmnug  der  Extremitäten  nach  Grosshirnverletzung.  323 


II.  Versuch. 


Ver- 

suchs 

Einnahme. 

Ausgabe. 

1 

o 

•C  Ü 

2 .5 
CQ  ® 

in 

gm. 

Hur  ii 
in 

cem. 

Spee. 

Gew. 

Stickstoff. 

4> 

s* 

SB 

3 

C 

* 

ja 

9 

CO 

V 

fi) 

C 

ua 

9 

6 

o 

ja 

o. 

• 

o 

ja 

Trockene 

Excremente. 

Stickstoff  derselben 

to 

o 

• 

ja 

5 

S 

§ 

• 

s 

o 

2 

s 

M 

►3 

ja 

o 

m 

s 

M 

3 

H 

OB 

ja 

3 

O 

i. 

500 

650 

1,014 

5,8 

5,7 

0,43 

0,72 

7,2 

6,1 

*. 

»» 

760 

1,008 

4,7 

4,6 

0,38 

7,2 

H9 

6,0 

3. 

►» 

650 

1.011 

4,5 

4,5 

7,2 

4,9 

4. 

7» 

526 

1,010 

4,3 

4,0 

0,30 

7,2 

4,4 

•5. 

1» 

0,22 

176 

1,034 

4,8 

4,7 

0,50 

3,5 

m 

4,9 

*6. 

1» 

0,18 

210 

6,4 

6,8 

0,66 

1,24 

3,6 

BW 

7,0 

7. 

»« 

685 

1,017 

9,2 

9,6 

0,74 

1,08 

3,6 

0,2 

9,8 

8. 

»♦ 

605 

1.012 

6,5 

5,8 

0,40 

0,82 

3,6 

0,2 

6,5 

9. 

»» 

490 

1,011 

3,4 

3,4 

0,23 

0,68 

3,5 

0.2 

3,6 

10. 

*» 

530 

1,013 

2.7 

2,7 

0,17 

0.43 

3.5 

0,2 

2,9 

In  dem  Harne  des  7.  Tages  der  zweiten  Versuchsreihe  wurde 
mittelst  der  BüNSKN’schen  Methode  zur  Bestimmung  des  Harnstoffs 
als  24stiindige  Stiekstoffausscheidung  gefunden:  nach  der  ersten 

Analyse  10,0,  nach  der  zweiten  9,987  gm.  Stickstoff. 


lieber  Erwärmung  der  Extremitäten  nach  Grosshirn  Verletzungen. 

Von  Prof.  E.  Hitzig  in  Zürich. 

Die  im  Cbl.  No.  15  erschienene  Mittheilung  der  Herren  Eulenburg 
und  Landois  über  thermische  Wirkungen  der  Grosshirnrinde  über- 
rascht mich  bei  einer  einen  genau  gleichen  Zweck  nach  einer  iden- 
tischen Methode  verfolgenden  Arbeit. 

Anlässlich  der  in  Reichert’ s & DU  Bois-Rkymond’s  Arch.  1874. 
H.  4.  zu  einem  Theile  veröffentlichten  Versuche  beobachtete  ich  vor 
uunmehr  über  1%  Jahren  bereits  die  halbseitige  Erwärmung  nach 
Hirnexstirpationen.  Die  Erwärmung  ist  nämlich  so  stark,  dass  man 
sie  ohne  Weiteres  durch  das  Gefühl  wahrnehroen  kann.  Therrao- 
metrische  Messungen,  welche  ich  damals  nnstellte,  gaben  mir  in- 
dessen nicht  hinreichend  befriedigende  Resultate.  Zu  der  schon 
damals  in  Aussicht  genommenen  thermoelectrischen  Untersuchung 

*)  Wieder  buttes  Ei  breclien. 

21* 


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ZIPIS^B 


324  Lombbobo,  BehBLdluDjf  der  Hautkrankheiten  mit  Oel  von  verdorbei 

bin  ich  aber  in  Folge  meiner  Ueberaiodelung  nach  Zürich  erst  jetzt  1 
gekommen. 

Ich  vermag  demnach  die  Mittheilungen  der  Herren  Eulenbubg 
und  Landois  vorläufig  in  den  zwei  wichtigsten  Punkten  zu  bestä- 
tigen, nämlich  1)  dass  nach  oberflächlichen  Grosshirnverletzungen 
erhebliche  Temperatursteigerungen  der  gegenüberliegenden  Extre- 
mitäten eintreten  und  2)  dass  in  dieser  Beziehung  dieselbe  Locaii- 
sation  herrscht,  als  es  rücksichtlich  der  Bewegungen  der  Fall  ist. 


Behandlung  der  Eczemata  und  ('hlousinata  mit  Oel  von 
verdorbenem  Mais. 

Vorläufige  Mittheilung  von  Prof.  C.  Lombroso. 

1.  Luise  Spairani  wird  seit  einem  Jahre  in  Folge  einer  Ent- 
bindung durch  ein  Muttennaal  von  dunkler  Farbe,  das  sich  gleich- 
mässig  über  die  ganze  Stirne  und  Wangen  ausdehnt,  entstellt,  das 
sie  mit  verschiedenen  Mitteln  ohne  Erfolg  zu  vertreiben  suchte. 
Wir  wandten  auf  der  ganzen  linken  Seite  die  Pinselung  mit  dem 
rothen  Oel  täglich  1 Mal  an,  während  die  rechte  Seite  mit  gesundem 
ranzigem  Maisöl  behandelt  wurde.  Nach  3 Tagen  war  auf  der 
liuken  Seite  keine  Spur  mehr  von  dem  Maal,  auf  der  rechten  da- 
gegen zeigte  die  Haut  eine  gelbliche  Farbe.  Die  Frau  empfand 
ein  leichtes  Beissen  und  Brennen  au  der  mit  dem  rotheu  Oel  be- 
handelten Stelle,  später  Kopfschmerz  und  das  Gefühl  eines  den 
Kopf  beengenden  Reifes,  am  dritten  Tage  Uebelkeit,  Appetitlosig- 
keit, Schmerz  in  den  Füssen  und  Ohrensausen ; alle  diese  Erschei- 
nungen aber  hörten  nach  einigen  allgemeinen  Douchen  auf  und  die 
Frau  weigerte  sich  entschieden,  die  Kur  fortzusetzeo.  Nach  einigen 
Tagen  kam  das  Maal  auf  der  rechteu  Seite,  d.  h.  auf  der  mit  Oel 
betupften,  zum  Vorschein;  das  auf  der  linken  Seite  dagegen  blieb 
vollständig  geheilt.  Es  ist  noch  zu  bemerken,  dass  eine  durch 
Ueberrascbung  in  dem  linken  Gesichtswinkel  vorgenommene  Pin- 
selung die  Färbung  gänzlich  entfernte.  Obgleich  sie  dann  die  Kur 
mit  vcnctiauischer  Seife  fortsetzte,  war  die  Heilung  nach  Ttägigen 
Frictionen  und  Waschungen  doch  nicht  so  weit  fortgeschritten,  als 
die  mit  dem  ranzigen  Oel. 

2.  Polloni  v.  Cortcolina,  18jährig,  wahnsinnig,  hat  ein  Eczema 
aiu  KicD,  das  vom  18. — 20.  Juli  mit  aus  verdorbenem  Mais  ge- 
wonnenem Oei  gesalbt  wurde;  am  19.  zeigte  sich  einige  Besserung; 
am  20.  kamen  neben  den  vernarbenden  neue  Pusteln  zum  Vorschein; 
am  23.  war  sie  vollständig  geheilt,  nur  an  der  kranken  Stelle  blieb 
noch  eioe  röthliche  Färbung  zurück.  Dieselbe  weist  auf  den  Wangen 
zwei  breite  Streifen  eines  Chloasma  auf.  Nach  9täf;iger  Kur  ist  sie 


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Pshgwribtkr,  Entwickelung  des  Coloboms. 


325 


auf  der  rechten  Seite  gänzlich  geheilt  und  nur  eine  geringe  Spur 
davon  bleibt  auf  der  linken  zurück. 

Diese  Heilart  kann  sich  ganz  unwirksam  erweisen  in  jenen  mit 
Pigmentmangel  gemischten  Chloasmen,  die  sich  bei  einigen  in  vor- 
gerücktem Stadium  befindlichen  Pellagröscn  und  Irrsinnigen  zeigen 
und  deren  ebaracteristisches  Merkmal  die  mit  weissen  Flecken 
dunkel  gefärbte  Pigmentirung  ist  (Vertiligo).  Solches  war  der  Fall 
bei  der  wahnsinnigen  Argentina,  die  an  Gesicht  und  Hals  Flecken 
hatte,  der  pellagrosen  ßattaglini  mit  Flecken  auf  der  Stirne,  der 
bautkranken  Lanterna  mit  Flecken  auf  Stirne  und  Wangen. 


0.  Bergmeister,  Beitrag  zur  vergleichenden  Embryologie  des 

Coloboms.  Wien.  Sitzuugeber.  LXXI.  9 S. 

B.  machte  unter  Schenk’s  Leitung  Querschnitte  snnkivcht  auf 
die  optische  Axe  des  Auges  der  Embryonen  von  Squalus  Acanthias, 
Mustclus  vulgaris  und  Torpedo  marmorata,  um  über  die  Entwicklung 
des  Processus  falciformis  Aufklärung  zu  erhalten.  Es  zeigte  sich, 
dass  das  Colobom  zn  einer  Zeit  erscheint,  wo  die  Linse  in  die  se- 
cundäre  Augenblase  schon  eingeschlosseu  ist,  als  ein  absolut  enger 
Spalt,  der  anfangs  nur  nach  innen  in  der  Nähe  der  spätem  Eintritts- 
stelle des  Opticus  den  Durchtritt  zölliger  Elemente  des  mittleren  Keim- 
blatts gestattet,  die  sich  von  unten  her  in  die  Höhle  der  secundaren 
Augenblase  hineindrängen  und  sich  dort  am  Boden  des  Glaskörperrauras 
zu  einer  im  Durchschnitte  herzförmigen  Zellenanhfiufung  gruppiren. 
Mit  dem  Wachsthum  des  Embryo  erweitert  sich  das  Colobom  von 
innen  nach  aussen,  so  dass  im  inneren  Theil  desselben  bereits  eine 
breite  Durchlassöffnung  besteht,  durch  welche  die  Elemente  des  mitt- 
leren Keimblattes  in  Form  eines  aus  Zellen  bestehenden  Fortsatzes 
in  das  Innere  der  secundären  Augenblase  bineinwuebern,  wahrend 
aussen  in  der  Gegend  des  Linsenäquators  der  Spalt  noch  für  den  Durch- 
tritt derselben  zu  eDg  erscheint.  Dennoch  ist  die  Anlage  des  Sichel- 
fortsatzes gegen  die  Linse  zu  gewachsen,  zwar  nicht  unmittelbar  von 
unten  nach  oben  durch  das  Colobom  herein,  sondern  indem  sich  die 
Zellenmassc  von  innen  her  über  den  noch  engen  äusseren  Abschnitt 
des  Coloboms  hinweg  am  Boden  des  Glaskörperrauras  vorschiebt, 
bevor  noch  das  Colobom  in  der  Gegend  des  Linsenäquators  so  weit 
geöffnet  ist,  um  auch  an  dieser  Stelle  dio  dirccte  Zcllenverbindung 
nach  Aussen  mit  dem  mittleren  Keiinblattc  zu  gestatten.  Demnach 
erfolgt  die  Ausbreitung  der  am  inneren  Ende  des  Coloboms  eindrin- 
genden Elemente  des  mittleren  Keimblattes  am  Grunde  der  secun- 
dären  Augenblase  ziemlich  rasch  nach  allen  Seiten  hiu,  wahrend  dio 
Ausbildung  des  zeitigen  Verbindungsstieles  langsamer  und  adäquat 
der  von  Innen  nach  Aussen  fortschreitenden  Erweiterung  des  Colo- 


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326 


Huhaxn,  Polarisation  and  Krrr^-uug  im  Nerven. 


bonrts  erfolgt.  Soweit  besteht  eine  völlige  Analogie  dieses  Vorganges 
mit  der  ersten  Entwickelung  des  Pecten  int  Vogelauge,  wie  dieselbe 
von  Mibalkovics  bis  zum  achten  Tage  der  Bebrütung  am  Hühner- 
embryo beobachtet  wurde.  Bei  weiterer  Entwicklung  erreicht  der 
Zellenfortsatz  bei  den  nächst  älteren  Embryonen  von  3 — 3H  cm. 
Länge  bereits  den  Aequator  der  Linse  an  ihrem  unteren  Umfange 
und  tritt  mit  der  Kapsel  in  directen  Zusammenhang,  während  das 
Colobom  auch  an  dieser  Stelle  — also  jetzt  in  seiner  ganzen  Länge 
— so  weit  ausgebildet  ist,  dass  zwischen  dessen  von  einander  ab- 
stehenden, aber  noch  nirgends  faltig  aufgekrttmmten  Rändern  der 
Zellenfortsatz  mit  dem  mittleren  Keimblatte  in  directer  Verbindung 
steht.  Darauf  krümmen  sieb,  während  der  in  den  Glaskörperraum 
vorrageude  Zellenfortsatz  des  mittleren  Keimblattes  unter  allgemeiner 
Volumzunahme  des  Auges  mehr  in  die  Länge  wächst,  zu  beiden 
Seiten  desselben  die  Spaltränder  des  Coloboms,  d.  b.  die  Uraschtags- 
ränder  der  secundären  Augenblase  nach  innen  zu  senkrecht  auf  und 
bildeten  so  jederseits  eine  Falte,  welche  aus  den  beiden  Lamellen 
der  Augenblase  besteht,  von  denen  die  äussere  sieb  jetzt  in  das 
Stratum  pigmenti  umzuwandeln  beginnt,  so  dass  man  den  dem  Zellen- 
fortsatze anliegenden  Saum  der  Falte  dunkel  pigmentirt  und  direct 
in  die  Zellenlage  übergehen  sieht.  Obwohl  diese  faltenartigen  Vor- 
sprünge der  Netzhautanlage  zu  beiden  Seiten  des  Zellenfortsatze8 
sich  bis  zum  Linsenrande  bin  entwickelten,  so  konnte  B.  doch  nie 
einen  directen  Zusammenhang  derselben  mit  der  Linsenkapsel  finden, 
so  dass  B.  beim  Knorpelfische  wenigstens  die  Netzhautfalten  an  den 
Colobomrändern  nicht  so  sehr  für  die  embryologische  Anlage  als 
vielmehr  für  den  Ueberzug  des  eigentlichen  mit  der  Linsenkapsel  in 
Zusammenhang  stehenden  vom  mittleren  Keimblatte  stammenden 
Sichclfortsatzes  hält.  Bei  älteren  Embryonen  fand  B.  statt  einer 
meist  2 oder  mehrere  Netzbautfalten  zu  jeder  Seite  des  Sichelfort- 
satzes,  welche  so  stark  und  parallel  neben  einander  ausgebildet 
waren,  dass  sie  wobl  kaum  das  Product  der  Schrumpfung  des  Bulbus 
sein  dürften. 

Eine  solche  wiederholte  Faltenbildung  neben  einander  würde 
nach  den  Beobachtungen  der  vergleichenden  Anatomen  ihr  Analogon 
bei  den  Eidechsen  finden.  Das  Colobom  findet  nach  innen  seinen 
Abschluss  in  der  den  Sehnerveneintritt  umgebenden  Netzhautfalte; 
durch  die  ganze  Länge  desselben  tritt  der  Sichelfortsatz,  durch  das 
innere  Ende  die  Sehnervenausstrahlung.  Löwe. 


L.  Hermann,  Fortgesetzte  Untersuchungen  über  die  Bezie- 
hungen zwischen  Polarisation  und  Erregung  im  Nerven. 

Pri.üo*»'s  Arcb.  X.  8.  216. 

Im  Anschluss  au  frühere  Untersuchungen  (Cbl.  1873,  488  und  683) 


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Hihush;  Aut,  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Erregung  im  Muskel.  327 

«acht  H.  den  von  ihm  aufgestellten  Satz,  dass  die  Erregung  im 
polarisirten  Nerven  beim  Uebergang  zu  positiveren  Stellen  an  In- 
tensität zunimmt,  beim  Uebergang  zu  negativeren  abnimmt,  noch 
sicherer  zu  stellen  und  weiter  auszuführen.  Der  nach  ihm  unter 
dem  Einfluss  der  Erregung  auftretende  Zuwachs  eines  den  Nerven 
durcbfliessenden  Stroms  ist  eine  wirkliche  Zunahme  an  electromo- 
toriseber  Kraft  und  nicht  nur  Folge  einer  Widerstandsverminderung, 
denn  eine  solche  Verminderung  müsste  von  der  Stärke  des  Mess- 
»troms  unabhängigen  Werth  haben,  während  der  Widerstand  schein- 
bar um  so  weniger  abnimmt,  je  stärker  der  Messstrom  ist.  Ebenso 
bestätigt  er  die  schon  früher  (s.  Cbl.  1873,  684)  von  ihm  beobachtete 
Erscheinung,  dass  bei  höheren  Stromstärken  des  polarisirenden 
Stroms  die  Erregung  die  Kathodenstelle  nicht  zu  überschreiten  ver- 
mag. Je  stärker  der  Heiz  ist,  desto  grösserer  Stromstärken  bedarf 
es  zum  Eintritt  dieser  Erscheinung;  je  länger  die  Nervenstrecke  ist, 
desto  geringer  kann  die  dazu  nöthige  Stromstärke  sein  (wobei  na- 
türlich der  Einfluss  des  Widerstands  der  durchflossenen  Nerven- 
strecke berücksichtigt  worden  ist).  Auch  das  Verhalten  der  Strom- 
schwankung am  QuRrschnittseode  des  Nerven  uud  bei  totaler  Reizung 
der  durchflossenen  Strecke  ergiebt  sieb  als  übereinstimmend  mit 
jenem  oben  angeführten  Satz.  J.  Roseutlml. 

• — 

L.  Hermann,  1)  Neue  Messungen  über  die  Fortpflanzungsge- 
schwindigkeit der  Erregung  im  Muskel.  Pm-coi«’*  Areh.  x.  s.  48. 
2)  Bemerkung  zur  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Erre- 
gung im  Muskel.  Das.  s eso. 

Chr.  Aeby,  Die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Beizung  in 
der  quergestreiften  Muskelfaser.  Das  s.  465. 

Da  Bernstein  (Cbl.  1871,  612)  einen  viel  höheren  Werth  für 
die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Reizwelle  im  Muskel  gefunden 
hatte,  als  Aeby,  Engklmann  u.  A.  für  die  Contraclionswelle,  so 
nahm  H.  die  Bestimmung  der  letzteren  wieder  auf,  bediente  sich 
aber  statt  der  graphischen  Methode  der  electrischen  Zeitmessung 
und  statt  der  von  seinen  Vorgängern  benutzten  Adductoren  des 
Oberschenkels  der  beiden  aneinandergelcgten  Sartorien,  weil  die 
Adductoren  durch  schräg  verlaufende  Inscriptiones  tendineae  durch- 
schnitten werden,  die  jedenfalls  den  Versuch  eomplicireri  müssen. 
Der  von  Dü  Bois-Reymond  beschriebene  „Frosch Unterbrecher“  (Cbl. 
1863,  342)  wurde  so  abgeändert,  dass  durch  die  Verdickung  des 
Muskels  der  zeitmessende  Strom  unterbrochen  wurde;  die  Reizung 
geschah  gleichzeitig  mit  dein  Schluss  des  zeitmessenden  Stroms  ab- 
wechselnd zu  beiden  Seiten  der  Stelle,  durch  deren  Verdickung  die 
StromunterbrechuDg  erfolgte  und  zwar  einerseits  sehr  nahe,  anderer- 
seits in  grösserer  Entfernung  von  dieser  Stelle.  Aus  den  Unter- 


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328 


Lamggaard,  Frauen-  und  Thiermilch. 


schieden  der  so  gefundenen  Zeiten  und  der  entsprechenden  Entfer- 
nungen  ergab  sieb  als  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Leitung 
iiu  Muskel  etwa  3 Meter  in  der  Secunde  (Max.  3,313,  Min.  1,667, 
Mittel  2,689  Meter;  die  höheren  Zahlen  sind  als  die  richtigeren  an- 
zusehen, da  die  Geschwindigkeit  im  Verlauf  der  Versuche  schnell 
abnimmt).  Einen  bedeutenden  Einfluss  auf  die  Geschwindigkeit  hat 
die  Temperatur. 

An  den  Halsretractoren  einer  Testudo  gräca  fand  H.  eine  ge- 
ringere Leitungsgeschwindigkeit,  nämlich  1,829  Meter. 

Die  an  diese  Arbeit  sieh  anknüpfende  Polemik  zwischen  A. 
und  H.  dreht  sich  um  die  F’rage,  welche  Bedeutung  die  Inscriptiones 
tendineae  an  den  Adductoren  auf  die  frübereu  Versuche  gehabt 
haben  können.  j.  Kosentbal. 


1 


Alex.  Langgaard , Vergleichende  Untersuchungen  über  Frauen-, 
Kuh-  und  Stutenmilch.  Vmcuow’s  Arcb.  lxv.  s.  t. 

L.  bestätigt  zunächst  die  Angaben  Biedebt’s  über  das  ver- 
schiedene Verhalten  von  menschlicher  zur  Kuhmilch,  sowie  von  dem 
daraus  dargestellten  Casein  zu  verschiedenen  Heagentien.  Er  hatte 
ferner  schon  früher  beobachtet,  dass  im  Kumys  Casein  in  F'orm 
äusserst  feiner  F'locken  enthalten  ist  und  daraufhin  Stutenmilch 
näher  untersucht.  — Die  Stutenmilch  ist  vou  alkalischer  Reaction, 
die  sich  lange  — 2 — 3 Tage  — hält,  dann  aber  in  saure  Reaction 
umschlägt.  — Die  Milch  gesteht  dabei  nicht,  wie  Kuhmilch,  zu  einer 
gelatinösen  Masse,  sondern  das  Casein  scheidet  sich  in  feinen  Flocken 
aus.  Verdünnte  Säuren  lallen  das  Casein  gleichfalls,  jedoch  ist  es 
im  geringsten  Ueberschuss  sehr  leicht  löslich,  nur  bei  Milchsäure 
schwerer.  Das  Casein  der  Kuhmilch  fällt  dagegen  auf  Säurezusatz 
in  derben,  im  Ueberschuss  nur  schwierig  löslichen  F'locken  aus. 
Alcohol  und  Tannin  fällen  auch  das  Casein  der  Stutenmilch  voll- 
ständig. Zur  Darstellung  des  Caseins  diente  die  F'ällung  mit  Alcohol 
und  Entfettung  mit  Aether,  wie  es  Biedebt  für  die  Frauenmilch 
angegeheu  hat.  Man  erhält  so  ein  feines,  lockeres,  leicht  gelbliches 
Pulver,  das  bezüglich  seiner  Löslichkeit  in  Wasser  dem  mensch- 
lichen Casein  uachsteht,  sich  jedoch  bedeutend  leichter  wie  das  Kuh- 
casein löst.  Eie  wässrige  Lösung  ist  leicht  opalisirend,  schäumt 
beim  Schütteln  und  reagirt  neutral.  Das  (trockene)  Casein  wird  fast 
ebenso  schnell  verdaut,  wie  das  aus  Frauenmilch  dargestellte.  L. 
weist  auf  die  Möglichkeit  hin,  conservirte  Präparate  aus  Stutenmilch 
darzustelleu.  e.  Salkowski. 


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■r-~' 

Comt  k Prjbri»«,  Degeneration  durchschnittener  Nerven.  o29 

A.  Cossy  et  J.  Dejerine,  Reellere  lies  sur  la  degene  rescence  des 
nerfs  s4par6s  de  lenrs  centres  trophiques  (Trarail  du  Labo- 
ratoire  de  pathologie  experimentale  et  comparöe).  Arch.  de 
pbysiol.  etc.  1875.  8.  567. 

Die  Vff.  haben  sich  bei  ihren  Versuchen  über  Nervendegene- 
ration  ausschliesslich  des  N.  iscbiadicus  erwachsener  Meerschweinchen 
bedient,  den  sie  vom  ersten  bis  zum  19.  Tage  nach  der  Durch - 
schneiduDg  täglich  untersucht  haben,  ln  Uebereinstimmung  mit 
Loxqet  geben  die  Vff.  an,  dass  die  Erregbarkeit  des  peri- 
pherischeu  Abschnittes  am  zweiten  Tage  schon  sehr  herabgesetzt 
und  am  dritten  gänzlich  erloschen  ist.  ln  Bezug  auf  die  normale 
Structur  der  Nerven  bestätigten  die  Vff.  die  Entdeckungen  Ranvikk'b, 
nur  haben  sie  sich  niemals  von  dem  Vorhandensein  der  von  R.  an- 
gegebenen Protoplasmaschicht  zwischen  Markscheide  und  SchwaNn’- 
scher  Scheide  überzeugen  können. 

Bei  den  von  ihrem  Centrum  getrennten  Nerven  treten  die  de- 
generativen  Veränderungen  stets  sehr  viel  schneller  bei  den  feiuen 
Nervenprimitivfasern  als  bei  denjenigen  stärkeren  Kalibers  ein, 
welche  die  überwiegende  Majorität  im  N.  iscbiadicus  und  in  den  ge- 
mischten Nerven  überhaupt  bilden.  Nach  3 Tagen  (also  dann, 
wann  die  physiologische  Degeneration  bereits  vollständig  einge- 
treten iet)  ist  bei  den  stärkeren  Nervenfasern  wenigstens  noch  nichts 
weiter  nachzuweisen,  als  eine  grosse  Brüchigkeit  des  Axeucylinders 
und  vielleicht  eine  sehr  geringe  Schwellung  der  Kerne  der  Schwann’- 
schen  Scheide.  Jedenfalls  ist  zu  dieser  Zeit  noch  nicht  jene 
starke  Schwellung  und  Vergrösserung  der  Kerne  ausgeprägt,  welche 
nach  Ranvikk  die  active  Veranlassung  der  Continuitätstrennung  der 
Nervenfasern  und  der  Störung  des  physiologischen  Leitungsver- 
mögens sein  soll.  Diese  von  Ranvikk  hervorgehobenen  Verän- 
derungen an  den  Kernen  treten  erst  nach  dem  fünften  Tage  und 
zwar  gleichzeitig  mit  den  characteristischen  Veränderungen  der 
Markscheide  ein.  Eine  Vermehrung  der  Kerne  konnten  die  Vff. 
erst  gegen  den  8.  Tag  nachweisen.  Gegen  den  12.  Tag  ist  der 
Axencylinder  last  in  allen  Nervenfasern  verschwundeu.  — Die  Vff. 
scbliessen  hieraus,  dass  bei  der  Degeneration  vom  Centrum  getrennter 
Nerven  die  ersten  pathologischen  Veränderungen  sich  direct  auf  die 
Substanz  des  Axencylinders  beziehen,  der  brüchig  wird  und  ein- 
zelne Continuitätstrennungcn  erleidet.  Die  von  Ranvikk  bervorge- 
bobenen  und  auch  von  den  Vff.  constatirten  Veränderungen  der 
Kerne  der  SCHVTANN’scheu  Scheide  haben  nach  ihnen  nur  die  Be- 
deutung einer  secundären  Störung,  sind  aber  nicht  die  Ursache  der 
Continuitätstrennung  des  Axencylinders.  Die  Vff.  sind  daher  ge- 
neigt (im  Sinne  Wallek’s)  einen  positiv  ernährenden  und  erhalten- 
den, nicht  (im  Sinne  von  Claude  Bernakd  und  Ranvikk)  einen  die 


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330 


Lsbeb,  Augenerkranknngen  bei  der  Zuckerrohr 


m 


Ernährungsvorgänge  iu  der  Nervenfaier  hemmenden  Einfluss  der 
trophischen  Nervencentra  anzunehmen. 

In  dem  centralen  Nervenstumpf  haben  Vf?,  niemals  die  von 
Nkomans  und  Eichhorst  (Cbl.  1874,  395)  beschriebenen  Verän- 
derungen nacliweisen  können.  Boll  (Rom). 


Tb.  Leber,  lieber  die  Erkrankungen  des  Auges  bei  Diabetes 

mellitus.  V.  Grake's  Aroh.  XXL  8.  206. 

Nach  einem  geschichtlichen  Ueberblick  über  die  Erkrankungen 
des  Auges  bei  Diabetes  mellitus  erörtert  L.  zunächst  die  Netzhaut- 
erkrankungen bei  dieser  Affection  an  der  Hand  einer  Casuistik  von 
19  theils  fremden,  theils  eigenen  Beobachtungen  und  bezieht  die- 
selben zum  Theil  auf  den  Diabetes  selbst  als  Ursache,  zum  Tbeil 
auf  eine  durch  ihn  herbeigeführte  Nephritis,  oder  auf  beide  gleich- 
zeitig. Die  Form  der  Nctzhauterkrankung  besteht  in  einfachen 
Blutungen,  mitunter  mit  weissen  Degenei  atiotisheerden,  häufig  mit 
Glaskörperblutungen  complicirt,  dann  in  apoplectiscber  und  der- 
jenigen bei  Morbus  Brightii  vollkommen  gleichender  Retinitis  mit 
Blutungen  und  weissen  Flecken.  Die  Sebnervenerkrankungen  bei 
Diabetes  theilen  sich  in  Amblyopie  ohne  ophthalmoscopischen  Be- 
fund, wofür  fremde  und  eigene  Beobachtungen  (4)  angeführt  werden, 
und  wobei  die  Form  und  Grad  der  Sehstörung  sowie  die  Störung 
des  Farbensinns  verschieden  sich  darstellte,  ferner  in  Hemiopie  und 
Sehnervenatrophie.  Ausser  den  bei  den  Netzhauterkrankungen  er- 
wähnten möglichen  Entstehungsweisen  kömmt  hier  noch  eine  dritte 
hinzu,  nämlich  diejenige  durch  intracranielle  Erkrankungen,  in 
welchem  Falle  die  Cerebralaffection  das  Sehuervenleiden  hervorrufen 
könnte,  bald  in  der  Form  eines  directen  Betroffenseins  des  Sehnerven 
in  seinem  Verlauf  oder  Centrum  durch  den  intracraniellen  Process, 
bald  in  einer  durch  den  letzteren  (gewöhnlich  Tumor)  bewirkten 
Stauungsnenritis.  Für  das  Auftreten  des  Sebnervenleideus  als  Folge 
eines  „primären“  Diabetes  nimmt  Vf.  als  pathologisch-anatomische 
Ursache  Blutaustritt  und  neuritische  Degeneration  mit  Wahrschein- 
lichkeit an.  Weiter  werden  an  der  Hand  des  casuistischen  Materials 
Beobachtungen  für  3 Kategorieen  des  Zusammenhangs  der  Amblyopie 
mit  Diabetes  als  Belege  angeführt,  nämlich:  1)  Ob  die  Amblyopie 

als  Folge  des  Centralleidens  dem  Diabetes  coordinirt,  oder  2)  als 
Folge  des  Diabetes  den  Cerebralerscheinungen  coordinirt,  oder 
3)  als  Folge  eines  durch  Cerebralleiden  entstandenen  Diabetes  anzu- 
sehen ist.  Die  bei  Weitem  grössere  Zahl  der  Fälle  scheint  aber  dem 
Vf.  ohne  erhebliche  cerebrale  Störungen  zu  verlaufen  und  direct 
abhängig  von  einem  idiopathischen  Diabetes  zu  sein. 

Von  Accommodationslähmung  und  Mydriasis,  sowie  von  Lähmung 
der  verschiedenen  Augenmuskeln  im  Gefolge  des  Diabetes  werden 


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Bowditoh,  öulvunopunotur  einfs  Aortenammrysmas- 


331 


eine  Reihe  von  Fällen  aus  der  Literatur  citirt;  wie  bei  dem  Seh- 
nervenleiden  handelt  es  sich  auch  hier  darum,  ob  die  Augenmuskel- 
lähmung  als  Folge  des  Diabetes  oder  von  einem  cerebralen  Leiden 
abhängig  angesehen  werden  darf.  Nach  den  vorhandenen  Unter- 
suchungen bezweifelt  Vf.  nicht,  dass  zuweilen  Zucker  in  der 
diabetischen  Cataract  vorkomme.  Zum  Schlüsse  wird  besonders  darauf 
aufmerksam  gemacht,  dass  diabetische  Sehnervenleideu  bei  voll- 
kommener Abwesenheit  jeglicher  diabetischer  Erscheinungen  mit 
Ausnahme  der  Störung  des  Sehvermögens  Vorkommen  können  und 
bei  diabetischen  Netzhautleiden  die  typischen  Beschwerden  des 
Diabetes  nicht  vorhanden  zu  sein  brauchen.  Michel  (Erlangen). 


H.  Bowditch,  Thoracic  aneurism  treated  by  electrolysis,  with 
remarks  thereupon.  tioston  med.  Joum.  1876.  No.  s. 

Bei  einem  40jährigen  Ingenieur  versuchte  man  ein  Aorten- 
aneurysma durch  Galvanopunctur  zur  Heilung  zu  bringen,  welches 
sich  unterhalb  der  rechten  Klavikel  bis  zur  vierten  rechten  Kippe 
als  ein  pulsirender  Tumor  sichtlich  vorwölbte.  Man  stiess  3 Hohl- 
nadeln in  den  Tumor  ein,  welche  1 */»  Zoll  tief  eingesenkt  wurden, 
'/i  Zoll  von  einander  entfernt  standen  und  mit  dem  -I-  Fol  einer 
STÖHBBft’schen  Batterie  verbunden  waren.  Der  — Pol  endete  in  einer 
breiten  Platte  und  wurde  auf  die  entsprechende  Stelle  linkerseits 
gesetzt.  Man  schaltete  von  0 — 15  Elemente  ein  und  liess  den  Strom 
14  Minuten  lang  hindurchgehen.  Ein  leichter  Collaps  nach  Oeffnung 
des  Stromes  wurde  bald  beseitigt,  und  der  Kranke  fühlte  sich  dann 
nicht  unbeträchtlich  erleichtert.  Bereits  3 Tage  später  war  der 
Tumor  härter  geworden. 

Nach  Verlauf  von  6_/TageD  unternahm  man  die  Operation  zum 
(weiten  Male.  Dauer  der  Sitzung  wiederum  14  Minuten.  Zahl  der 
Elemente  bis  28.  Der  Tumor  wurde  in  den  nächsten  Tagen  noch 
fester,  gab  dem  Gefühl  nur  undeutliche  und  tiefe  Pulsation,  fing  dann 
zu  wachsen  und  zu  schmerzen  an.  Der  Pat.  klagte  über  BusteD, 
Athemnotb,  asthmatische  Anfälle,  zeitweise  über  Scbluckbescbwerden 
und  ging  2 Monate  später,  nachdem  sich  noch  eine  Anschwellung 
der  unteren  Extremitäten  eingestellt  batte,  zu  Grunde.  Bei  der 
Autopsie  fand  man  an  der  Aorta  ascendens  ein  kindskopfgrosses 
Aneurysma  mit  dicken  Wandungen,  welche  letztere  auf  der  Innen- 
seite mit  derben,  geschichteten,  thrombotischea  Massen  bedeckt  war. 
Die  Einstichstellen  der  Nadeln  konnte  man  nicht  entdecken. 

Zum  Schluss  stellt  B.  37  Fälle  aus  der  Literatur  zusammen, 
aus  welchen  sich  7 Beobachtungen  von  Heilung,  11  von  Tod  und  6 
von  Recidivcn  finden,  während  bei  den  noch  restirendeu  13  das 
Endresultat  unbekannt  geblieben  ist.  (Vgl.  S.  123).  Eioliborst. 


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332  Bemak,  BleilShmmig.  Ff  m-raRii,  Psychosen  in  der  Schwangerschaft. 

E.  Remak,  Zur  Pathogenese  der  Bleilähtnungen.  Dissert-  Berlin. 

1876.  66  Stu. 

Unter  den  vom  Vf.  mitgetheilten  Fällen  von  Bleilähmung  ist 
zunächst  der  vierte  insofern  von  Interesse,  als  die  Lähmung  die 
sonst  intact  bleibenden  Mm.  supinatores  mitbetroffen  hatte,  ein  höchst 
seltenes  und  mit  Sicherheit  bisher  kaum  noch  beachtetes  Vorkommen. 
Ausserdem  aber  waren  von  der  Lähmung  nicht  nur  die  übrigen  dem 
Radialisgebiet  angehörigen  Muskeln  ergriffen,  sondern  auch  der 
M.  biceps  und  brachialis  internus,  Muskeln,  welche  mit  dem  Supi- 
nator longus  zusammen  die  Beugung  des  Ellenbogens  bewirken. 
Es  sind  also  diejenigen  Muskeln  erkrankt,  welche  ohne  Rücksicht 
auf  ihre  Innervation  durch  diesen  oder  jenen  Nerven  functioneil  zu- 
8ammeugehören  und  synergisch  Zusammenwirken. 

Wie  an  den  Oberextremitäten,  so  beobachtete  R.  auch  in  zwei 
Fällen  von  Bieiintoxication,  bei  denen  die  Unterextremitäten  mit- 
litten, an  diesen  das  Befallenwerden  der  Mm.  peronei  zusammen  mit 
den  langen  Zehenstreckern,  bei  Freibleiben  des  Tibialis  anticus,  ein 
Verhalten,  was  er  auch  in  einem  Fall  von  spinaler  Kinderlähmung 
constatiren  konnte.  Aus  diesen  Beobachtungen  und  aus  der  Er- 
fahrung über  den  bei  der  sogenannten  spinalen  Kinderlähmung  und 
der  acuten  spinalen  Lähmung  Erwachsener,  von  den  Autoren  über- 
einstimmend iu  die  grauen  Vordersäulen  des  Marks  hineinverlegten 
Sitz  der  Läsion  glaubt  Vf.,  obgleich  ihm  pathologisch-anatomische 
Facta  noch  nicht  zur  Seite  stehen,  schliessen  zu  dürfen,  dass  die 
den  functioneil  zusammengehörigen  Muskeln  entsprechenden  Ganglien- 
zellengruppen  gemeinsam  von  den  Veränderungon  auch  bei  Blei- 
lähmuug  befallen  werden,  weil  sie  anatomisch  zusammenliegen.  Es 
lägen  nach  ihm  die  Ursprungastellen  der  motorischen  Ulnarisfasern 
am  tiefsten,  höher  die  des  Nv.  medianus,  musculocutaneus,  axillaris 
und  radialis,  „wenn  auch  im  Besonderen  einzelne  Fasern  aus  rein 
„topographischen  Rücksichten  in  einer  im  Uebrigen  Fasern  anderen 
„Ursprungs  enthaltenden  Nervenbahn  verlaufen,  wie  z.  B.  der  Ast 
„des  Supinator  longus  in  der  Bahn  des  Nv.  radialis“.  Bernhardt. 


C.  Fürstner,  Ueber  Schwangerschafts-  und  Puerperalpsychosen. 

Arch.  f.  Fsycli.  etc.  V.  8.  &05. 

Bei  Schwangeren  kommt  vorzugsweise  die  Melancholie  vor,  von 
meist  leichtem  und  günstigem  Verlauf  bei  Auftreten  in  den  ersten 
Monaten,  von  schwererem  und  protrahirtem  in  den  letzten  Monaten 
der  Schwangerschaft.  Für  die  eigentliche  Puerperalpsychose  ist  hin- 
gegen die  Manie  die  vorherrschende  Form,  Melancholie  die  seltnere. 
Beiden  Formon  spricht  Vf.  jede  durch  das  Puerperium  bedingte 
Specificität  ab,  stellt  ihnen  aber  eine  besonders  günstige  Prognose. 


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Kosh  kl,  Arsenwirkung:. 


333 


Die  Frage,  ob  es  überhaupt  eine  den  Wöchnerinnen  eigen- 
tümliche Erkrankungsform  gebe,  bejaht  Vf.  Als  characteristisches 
Merkmal  derselben  betrachtet  er  ein  acutes,  intensives  Einsetzen  der 
ersten  Symptome,  welches  in  Stunden  und  noch  weniger  Zeit  zur 
völligen  Verwirrtheit  mit  stärkster  motorischer  Erregung  anschwillt. 
Dieser  tobsüchtige  Zustand  hält  selten  länger  als  3 Monate  an, 
zeichnet  sich,  wie  auch  der  acute  Aufang,  durch  äusserst  lebhafte 
Sinnestäuschungen  aus  und  geht  dann  ziemlich  plötzlich  in  ein  ziem- 
lich „stupides“  Stadium  über.  Letztere  Bezeichnung  trifft  nur  das 
äussere  Bild  dieser  Kranken.  Sie  nahmen  dabei  von  ihrer  Umge- 
bung Notiz  und  hatten  Affecte,  theils  durch  Sinnestäuschungen,  theils 
durch  äussere  Vorgänge  hervorgcrufen.  Ganz  plötzlich  auftreteude 
motorische  Impulse,  welche  das  stupide  Verhalten  unterbrechen, 
werden  durch  Sinnestäuschungen  erklärt. 

Auf  eine  Gefühlshallucination  im  Bereich  der  Zunge  führt  Vf. 
die  Stummheit  der  Patientinnen  zurück,  welche  später  angaben,  die 
Zunge  sei  ihnen  schwer,  wie  gelähmt  gewesen.  Die  Reconvalesceuz 
geht  oft  recht  schnell,  entsprechend  dem  Nachlass  der  Sinnes- 
täuschungen. 

Eine  eben  so  oft  vorkommende  Abortivform  dieser  Kraukheit 
zeigt  nur  das  erste  Stadium  entwickelt  und  kanu  nach  6—8  Wochen, 
oboe  ein  stupides  Stadium  darzubieten,  in  Genesung  übergehn. 

Die  Prognose  sowohl  der  vollständigen  als  der  abortiven  Form 
ist  vorwiegend  günstig  zu  stellen. 

Vf.  glaubt  die  in  Rede  stehende  Form  in  keine  der  bekannten 
Formen  von  Geistesstörung  einreihen  zu  können  und  findet  sie  noch 
am  meisten  den  Zuständen  von  Verwirrtheit  und  tobsüchtiger  Erre- 
gung entsprechend,  welche  bei  Epileptischen  beobachtet  werden. 
Er  schlägt  den  Namen  „hallucinatorisches  Irresein  der  Wöchnerinnen“ 
vor.  Wernicke. 


A.  Rossel,  Zur  Kenntnis»  der  Arsen  Wirkungen.  Arcb.  f.  oxP.  p«th. 

etc.  1875.  V.  8.  128.  (Vergl.  oben  8.  321.  D.  Red.) 

Da  vom  Phosphor  wiederholt  nachgewiesen  ist,  dass  es  noben 
der  Verfettung  gewisser  Organe  auch  eine  Steigerung  der  Stick- 
stoffaustuhr bewirkt,  liegt  die  Vcrmuthung  nahe,  dass  auch  Arsen 
und  Antimon,  in  toxischen  Gaben  verabreicht,  das  letztere  thun( 
weil  sie  dem  Phosphor  chemisch  nahe  stehen  und  auch  wie  jener 
fettige  Degeneration  hervorrufen.  Die  bisher  mit  dem  Arsen  ange- 
stellten  Stoffwechsel  versuche  entscheiden  die  Frage  nicht  und  Vf. 
suchte  sie  daher  in  dem  Laboratorium  von  Prof.  Gäthqens  mit  Be- 
zug auf  das  Arsen  durch  zwei  an  einem  Hunde  durchgefübrte  Ver- 
suchsreihen definitiv  zu  beantworten.  In  der  ersten  gab  er  Hem 
1 inere,  nachdem  es  zun«  N-G  leidige  wicht  gelangt  wai,  6 luge  nach 


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334 


PoüCET.  MOL88CHOTT. 


einander  steigende  Gaben  von  arsensaurem  Natrium,  indem  er  mit 
0,03  pro  die  begann  und  bis  zu  0,20  hinauf  stieg.  Es  erfolgte  eine 
geringe  Vermehrung  der  N-Ausfuhr,  doch  wurde  in  den  letzten 
Tagen  das  Ergebnis*  durch  Erbrechen  gestört.  Um  dies  unschäd- 
lich zu  machen,  bekam  das  Thier  in  einer  zweiten  Versuchsreihe 
ausser  Wasser  keine  Nahrung.  10  Tage  nacheinander  wurden  ihm 
Natrium  arsenicos.  in  Gaben  von  0,10 — 0,25  eingedösst.  Die  N-Aus- 
fnbr  steigerte  sieh  von  3,3  und  4,4  gm.  an  den  arsenfreien  Hunger- 
tagen  auf  7 — 8 gm.  und  mehr  an  den  Arsentagen.  (Die  Bestim- 
mungen wurden  nach  LlKBlu  und  nach  Skkukn  ausgeführt  und  zeigen 
in  beiden  Fällen  nur  geringe  Differenzen).  Vf.  schliesst  aus  seinen 
Zahlen,  dass  durch  das  Arsen  iu  toxischen  Gaben  die  Eiweisszer- 
setzung gesteigert  wurde,  jedoch  ist  zu  bemerken,  dass  der  Hund 
bei  einer  iu  den  letzten  Tagen  ausgefiihrten  Messung  40°  C.  im 
Rectum  zeigte.  Der  Harn  euthielt  in  Folge  der  Giftzufuhr  Eiweiss 
und  Galleufarbstoff  und  zuletzt  auch  Blut. 

Aus  dem  ausführlichen  von  Prof.  Ponfick  herstammenden 
Sectionsbericht  ist  hervorzuheben:  Intensive  Verfettung  der  graden 

Canälchen  in  der  Rindensubstanz  der  Niere  und  der  Schlauchdrüsen 
des  Magens,  besonders  in  ihren  oberflächlichen  Partien.  Dagegen 
normales  Verhalten  des  Herzfleisches  und  der  Lebersubstanz. 

Schiffer. 


F.  Poncet,  Recherchen  critiques  et  lilstologiques  sur  la  termi- 
naison  des  nerfs  dans  la  conjonctive.  Arct,.  d«  physioiog.  etc. 

1875  8.  646. 

P.  schliesst  sich  der  Ansicht  Ciaccio's  (Cbl.  1875,  919)  an,  dessen  Resultate 
er  nnr  in  einigen  Details  besser  präciairen  an  können  erklärt.  Er  nimmt  mit  C. 
in  der  Conjunctiva  3 verschiedene  Modi  der  Nervenendigung  an : 1)  Ein  im  Binde- 
gewebe gelegenes  weitmaschiges  Nerveunetz.  2)  Die  Kfucst'scben  Endkolben, 
deren  Vorhandensein  er  gegen  Aaaoi.o  uud  VValdkvrk  aufrecht  erhält.  Wie  C. 
konnte  auch  P.  Endkolben  nachweisen  in  der  oberen  und  äusseren  Region  der 
Conjouctiva  (vergl.  8-  265).  3)  Am  Limbus  Corneae  existiren  im  Epithel  ver- 

iweigte  Zellen,  welche  P.  mit  den  von  L»Na*an*as  im  Rete  Malpigbi  beschriebenen 
sternförmigen  Zellen  identificirt  und  gleichfalls  für  Nervenzellen  bält.  Sie  lassen 
sieb  am  schönsten  demonstriren  nach  Anwendung  von  Osminm-Injectionen  in  das 
Gewebe. 

Den  8ch!uaa  bilden  interessante  Bemerkungen  über  die  qualitativ  verschie- 
dene Sensibilität  der  Conjunctiva,  die  mit  einer  stampfen  Bleistiftspitse  geprüft 
wurde.  Wo  die  Endkolben  seltener  sind,  wird  der  Druck  der  Spitze  viel  leichter 
ertragen,  wie  an  den  von  Ciiccio  and  P.  beschriebenen  Stellen,  an  denen  constant 
ein  grösserer  Reichthum  von  Endkolben  vorhanden  zu  eein  scheint  Boll  (Rom). 

J.  Moleschott,  Ueber  die  Einwirkung  der  Galle  und  ihrer 
wichtigsten  Bestandtheile  auf  Peptone.  Molksohott’s  Untersuch. 

1876.  XI.  8.  604. 

Galle  verursacht  bekanntlich  in  Paptonlösnngen  einen  Niederschlag.  Der- 
selbe löst  sich,  wie  Vf.  gefunden  hat,  in  einem  Ueber.chnss  von  Galle  wieder  auf. 


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Böhm,  Labbohb.  Kbich. 


335 


Durchschnittlich  ist  hierzu  das  4— 6fache  Vol.  Galle  erforderlich.  Die  Concen- 
tration  dar  Peptonlösnng  ist  ohne  erheblichen  Einfluss  dabei.  Das  Mueiu  der  Galle 
ist  an  der  Wiederauflösung  nicht  betheiligt:  wenn  man  es  durch  Zusats  von  Salz- 
säure ans  fällt  {dabei  fällt  auch  Glycocholsäure  aua!  Bef.),  daun  nentraliairt  resp. 
alkalisch  macht,  so  siud  etwa  3,6  Vo).  der  so  behandelten  Galle  aur  WiederRuf- 
lötuog  des  Niederschlages  aus  1 Vol.  Peptonlüsung  erforderlich,  weil  mehr  jedoch, 
«renn  die  saure  Beaction  nicht  vorher  abgestumpt  wurde.  Auch  krystallisirte 
Rindergalle  in  Spctiger  Lösung  bewirkt  in  Peptonlösung  einen  Niederschlag  nnd 
derselbe  löst  sich  gleichfalls  im  Ueberscbues  wieder  auf.  Das  Pepton  war  aus 
Hühnereiweiss  dargestellt,  jedoch  gilt  von  dem  ans  Fibrin  erhaltenen  dasselbe. 
Bandegalle  scheint  aur  Wiederauflösung  des  eibaltenen  Niederschlages  weniger 
wirksam  tu  sein.  B.  Balkowski. 

J.  Böhm,  Ueber  den  vegetabilischen  Nährwerth  der  Kalksalze. 

Wie».  Sitsungsber.  1.  LXXI.  8.  2S7. 

Vf.  legte  sieh  die  Frage  vor,  ob  auch  die  keimende  Pflanae  einen  Zuschuss 
von  Salien  erfordert  oder  ob  diese  in  hinreichender  Menge  in  den  Cotyledouen 
sathalten  sind,  entsprechend  der  Menge  orgauisirten  Gewebes,  das  aus  dem  Stärke- 
mehl des  8amens  bervorgebt.  Zar  Entsclisidaug  derselben  worden  Bohnen 
— Phaseol.  multiflorue  — in  destillirtem  Wasser  gesogen  mit  der  Vorsicht,  dass 
dis  Kultur  im  Halbdunkel  stattfand,  so  dass  also  eine  Bildung  organisirten  Materials 
nicht  aus  Kohlensäure,  sondern  ein  aus  der  in  den  Cotyledonen  enthaltenen  Re- 
servenahrang  erfolgen  konnte.  Die  Keimlinge  starben  ohne  Ausnahme  ab,  bevor 
dis  Stärke  io  den  Cotyledomen  verbraucht  war:  ancb  die  Pflanze  bedarf  somit 

eines  Zuschusses  von  Salzen.  Durch  Versuche  mit  verschiedenen  Salzen  gelangte 
Vf.  au  dem  Resultat,  dass  die  erforderliche  Base  der  Kalk  ist,  der  durch  keine 
andere  ersetzt  werden  kann.  E.  Salkowskl. 


Pasquel-Labrone,  Observation  snr  an  cas  de  monstre  double 

•atositaire.  Union  m<5d.  1876.  No.  128. 

Eine  Frau  von  38  Jahreu,  Mutter  von  9 wohlgebildeten  Kindern,  wurde  vou 
>wsi,  in  der  ganzen  Vorderfläche  von  Brnst  und  Bauch  mit  einander  vereinigten 
männlichen  Früchten  eutbuudeu,  nachdem  der  gemeinschaftliche  Durchtritt  der 
7 Köpfe  dnreb  Kepbalotripsie  des  einen  möglich  gemacht  war.  Die  Verwachsung 
liess  beide  Hälse,  obere  und  untere  Extremitäten  frei;  die  Obduction  ergab  ein 
Pehlen  des  Sternnm  und  eine  demgemäss  gemeinschaftliche  Brusthöhle,  welche 
durch  ein  Diaphragma  von  einer  ebeaso  gemeinsamen  Bauchhöhle  abgeschlossen 
war.  In  der  Brusthöhle  lagen  4 (alao  2 jeder  Frucht  ungehörige)  wohlgebildete 
Longen,  und  im  gemeinsamen  Pericard  2 mit  einander  verwachsene,  durch 
eine  deutliche  Rapbe  getrennte  Herzen.  Die  Bauchhöhle  enthielt  eine  grosse 
Leber  nebst  Gallenblase  and  eineu  Magen,  iu  welchen  jederseits  ein  besouderer 
Oesophagus  einmündete,  während  2 Pylori  den  Weg  zu  2 von  einauder  nuab- 
hingigen  nud  gesondert  ausmünilenden  Tractns  intestinales  erüfifneten.  Ueber  die 
Vsrtbeilung  und  den  Lauf  der  Gallengänge  zu  den  doppelt  vorhandenen  Zwölf- 
fingerdärmen ist  nichts  erwähnt;  ebenso  entscheidet  sich  P.  nicht  über  die  Lebens- 
fähigkeit der  Früchte.  Er  nennt  die  Monstiosität  einen  „Dicdpbalo  gaatro-tlrora- 
delphe“.  arawits. 

Kelch,  Zar  Histologie  der  Conjunctiva  des  Menschen. 

z.  Galpz's  Arch.  XXL  S.  1. 

Dio  oberste  Epitbelsebicht  der  Conjunctiva,  ungefähr  2 mm.  vom  freien  Lid- 
rat'd.  «n  bis  anm  Uebergang  auf  den  Bulbus,  besteht  aus  mehr  oder  weniger 


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336 


Gat.  HrflEMANN- 


cylimlrischeu  Zellen,  auf  welche  eine  bfs  zwei  oder  mehrere  Schichten  polyedri.cher 
und  rundlicher  Zellen  folgen.  Vf.  nimmt  in  der  oberen  Hälfte  der  Conjunctiva  tarai 
(des  oberen  Lidea)  sowie  in  der  unteren  der  Conjanctiva  orbitalis  das  stellenweise 
Vorkommen  von  einfachen  und  zusammengesetzten  tnbnlösen  Drüsen,  sowie  von 
Papilleu  an;  ein  solches  von  lymphatischen  Follikeln  wird  geleugnet. 

Michel  (Erlangen). 

G.  W.  Gay,  A case  of  enccphaloid  cancer  of  the  lungs.  Boston 

med.  Journ.  XCIV.  1876.  No.  1. 

0.  bespricht  einen  Fall  von  primärem  Medullarkrehs  der  Lungen,  welcher 

einen  57jübrigeu  Arzt  betrifft.  Die  ersten  Symptome  begannen  im  Januar  1875, 
und  der  Tod  trat  im  November  desselben  Jahres  ein.  Unter  den  klinischen  Er- 
scheinungen traten  besouders  Fülle  von  Athemnoth  in  den  Vordergrund.  Uan 
glaubte  anfangs,  es  mit  einer  katarrhalischen  Pneumonie  des  unteren  Lappens 
der  linken  Lunge  in  thun  zu  haben,  au  welcher  sieh  später  eine  bedeutende  exsu- 
dative Pleuritis  hinsugesellte.  Es  wurdeu  wiederholte  Punctionen  gomacht,  doch 
war  die  Erleichterung  nur  vorübergehend.  Das  Exsudat  war  nicht  hämorrhagisch. 
Bei  der  Autopsie  fand  man  namentlich  zahlreich  in  der  linken,  sparsamer  in  der 
rechten  Lunge  Knoten,  deren  Grösse  von  der  eines  Miliartuberkels  bis  su  derjenigen 
einer  Aprikose  wechselte.  Dieselben  griffen  auch  auf  die  Pleura  über  und  er- 
wiesen sich  bei  der  microscopiseben  Untersuchung  als  Medullarcarcinom.  Auch  in 
den  Nieren  traf  man  kleine  Knötchen  an.  Ausserdem  erschienen  die  Bronchial- 
und  einige  Meseuterialerüsen  carcinouiatös  entartet  Die  beigefügten  KeSexionen 
enthalten  nichts  Originelles.  (Vergl.  Cbl.  1867,  411.  Bef.)  Eickhorst. 

Th.  Huseniann,  Ein  Beitrag  zur  Wirkung  der  Meerzwiebel. 

Deutsche  med.  Wocheuschr.  1875.  No.  11  — 13. 

Die  Resultate  einer  längeren  Experimentalarbeit  fasst  Vf.  tu  folgenden  Sätzen 
sussmmeii : 

1.  Das  Extractum  scillae  nach  Vorschrift  der  Pharmacopcea  Germanica  be- 

reitet, ist  in  seiner  Wirkung  auf  den  tbierischen  Organismus  ein  recht  constautes 
Präparat.  2.  Dasselbe  wirkt  auf  die  Innervation  des  Herzens  und  auf  den  Heri- 
muskel  genau  in  derselben  Weise  ein«  wie  dies  Digitalin,  Digitalein,  Helleborein, 
Antiariu,  Thevetiu  und  überhaupt  alle  diejenigen  Glycoside  thun,  welche  wir  als 
Herzgifte  zu  bezeichnen  pflegen.  3.  Die  diuretinche  Wirkung  des  io  Rede  stehenden 
Meerzwiebelextractes  kann  sich  nur  durch  die  mit  der  Aotion  als  Herzgift  innig 
verbundene  Steigerung  des  Blutdrucks  erklären,  da  dasselbe  in  keiner  anderen 
Richtung  wirkt  und  namentlich  weder  eine  locale  Irritation  im  Tract,  noch  eine 
bei  der  Elimination  herrortretende  reizende  Wirkung  auf  die  Nieren  besitzt.  4.  Die 
Indicationeu  und  Coutraiudiratiouen  des  Meerzwiebelextractes  als  Autihydropicnm 
gebraucht,  sind  von  deneu  der  Digitalis  uicbt  wesentlich  verschieden.  5.  Expecto- 
rirende  Wirkung  in  Folge  von  Elimination  von  der  Broochialschleimbaut  kommt 
dem  Meerzwicbelextracte  nicht  zu.  6.  Ebenso  ist  das  Präparat  kein  Aotipyreticum, 
erzeugt  vielmehr  constaut  Steigeu  der  Temperatur  in  grösserem  oder  kleinerem 
Maasse.  7.  Das  Scillitin  des  Handels  kann  wegen  Unzuverlässigkeit  seiner  Wirkung, 
welche  eine  genaue  Dosirung  unmöglich  macht,  nicht  als  Ersatzmittel  des  Extrac- 
tum scillae  empfohlen  werden.  Schiffer. 


Einsendungen  für  das  üontralbUtt  wolle  man  au  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Krausnlckstrassa  24,  und  Professor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Belschloas)  an 
die  Verlagshandlung,  (teil  ln  (N.-WJ.  unter  deu  Linden  68,  adressiren. 

Verlag  von  August  Hirschwald  tn  Berlin.  — Druck  von  H.  S.  Hermann  In  Berlin. 


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I 


Wöchentlich  «nehelDeo 
1— 2 Bogen  ;io  Schlupf 
4*>  Jahrgang«  Titel,  Na 
n*D-  und  Suhrtflitor. 


Centralblatt 

fUr  die 


Preis  de»  jahrgange« 
20  Merk;  tu  beziehen 
darob  eile  Bucht)  andlun- 
gen  and  PoetanataJtea. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

ProfeMor  In  Erlügen. 


Redigirt  von 
nnd 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876. 


«.  tlai. 


No.  19. 


v.  Mika  lcovics,  Entwickelung  de.  Hirnbalkens  und  Gewölbes 
(Orig.-Mittb.).  — Bozeolo,  Verbreitung  des  Krebses  in  den  Lympbdrfisen  (Orig.- 
Mittb.).  — 

Bahvibb,  Ran  der  Blutkörperchen.  — Stiblirq,  Summation  electriscber 
Hautreize.  — Tschibikw;  Fobhteb,  Eiweisner.-etzung.  — Tittki.,  Blut- 
schwiUeu.  — Wbbeickk,  Aphasie.  — Lusk,  Entstehung  von  Kindbettfieber.  — 
Fh.t,  Hirnfaserung.  — Colasanti,  Einfluss  der  Kälte  auf  die  Entwickelung 
des  Hübnereis.  — Jolykt,  Koblensäureausscheidung  bei  Morphium-  und  Curare- 
Wirkung.  — Lüttich,  Gefässauomalien.  — Maykh,  Behandlung  des  varicosen 
FassgescbwSr«.  — Jacobs,  Glycerin  gegeu  Zuckerrnbr.  — Hibschbbko,  sur 
Kreuzung  der  Sehuervenfasern.  — Mabtkbso  n,  salieylsaures  Ammon  als  Ersatz 
der  Salicylsänre.  — 

Drnckfebler. 


Die  Entwickelung  des  Gehirnbalkens  und  des  Gewölbes. 

Vorläufige  Mittheilung  von  Prof.  Dr.  V.  V.  Mtlittlkovics  in  Budapest 

Die  Entwicklung  der  vorderen  Hirncommissur,  des  Balkens 
and  des  Gewölbes  beginnt  an  jener  Stelle  der  Hemispbärenblasen, 
die  unmittelbar  vor  der  Scblussplatte  (Lamina  terminalis)  des  dritten 
Ventrikels  liegt  und  vollzieht  sich  unter  Betheiligung  der  Schluss- 
platte selbst.  Diese  Platte  entsteht  am  Boden  des  Zwischenhirns 
von  der  hügelartig  erhobenen  Stelle  der  Sehnervenkreuzung  und 
biegt  sich  bogenförmig  zwischen  beiden  Hemisphären  nach  oben, 
um  in  der  Höhe  der  jetzt  noch  weiten  Foraraina  Monroi  in  die  ver- 
dünnte Decke  des  Zwischenhirns  (das  werdende  Epithel  der  Plexus 
und  Tela  choroidea  media)  überzugehen ; sie  ist  nicht  zu  verwechseln 
mit  der  Lamina  cinerea  terminalis  des  entwickelten  Gehirns,  indem 
nur  ihr  unterster,  unmittelbar  vor  dem  Cbiasma  gelegener  Theil  der 
grauen  Schlussplatte  entspricht,  der  (ihrige  (obere)  Theil  aber  in  die 
Bildung  der  Säulchen  des  Gewölbes  eingeiit.  Bevor  die  Bildung 
dieser  Theilchen  überhaupt  noch  im  Gauge  ist,  reicht  die  embryonale 
üimsichei  in  der  Incisura  pallii  vorn  bis  an  die  Schlussplatte  heran, 

XIV.  J Ahrgang.  22 

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338  v.  Min*  LCOVici.  Entwickflliin^  dn*  Hirtibalken*  und  Gewebe«. 

dann  weiter  rückwärts  über  der  Sehhügelblase  bis  an  deren  Decke 
und  theilt  sich  da  in  2 Schenkel,  welche  zwischen  der  Innenfläche 
der  Hemisphären  (der  sogen,  sichelförmigen  Platte  Rkichbrt’s)  und 
der  Aussenwand  des  Zwischenhirns  bis  an  die  Anheftungslinie  der 
sichelförmigen  Platte  an  das  Zwischenhirn  herabziehen,  resp.  hier 
die  verdünnte  Wand  der  Hemisphären  in  die  Höhle  des  Seitenven- 
trikels einstülpen.  Aus  dein  bindegewebigen  Fortsatz  der  Hirnsichel 
wird  das  Bindegewebe,  aus  der  eingestülpten  Wand  der  Hemisphären 
das  Epithel  der  seitlichen  Adergeflechte;  eine  angebliche  Spalte  an 
der  Einwucherurigsstelle  der  Adergeflechte  findet  sich  zn  keiner 
Zeit,  da  das  Epithel  ein  Product  der  verdünnten  Hemisph&renwand 
ist  und  init  diesem  (eigentlich  dem  Epithel  der  Seitenventrikel)  stets 
in  continuirlichera  Zusammenhänge  bleibt.  Von  besonderem  Interesse 
ist  für  uns,  dass  au  jenen  Stellen,  wo  sich  später  der  Balken  und 
die  Qewölbesäulchen  bilden,  früher  das  mit  weissen  Blutgefässen 
versehene  embryonale  Bindegewebe  der  Hirnsichel  liegt. 

Da  die  Verhältnisse  der  durchsichtigen  Scheidewand  im  Gehirn 
der  Säuger  verschieden  von  jenen  des  Menschen  sind,  indem  nie 
beiden  Scpta  der  Säuger  eine  gemeinsame  solide  Masse  vor  dem 
dritten  Ventrikel  bilden,  in  der  die  Säulchen  des  Gewölbes  und  das 
Knie  des  Balkens  wurzeln  — also  kein  Veutriculus  septi  lucidi  vor- 
handen ist  — , wird  auch  die  Entwicklung  dieser  Theile,  namentlich 
des  Septums,  eine  von  der  des  Menschen  etwas  abweichende  sein 
müssen.  Bei  den  untersuchten  Säugern  (Maus,  Kaninchen,  Katze, 
Hund)  war  der  Bildungsmodus  ein  folgender: 

Jene  Stelle  der  Hemisphärenwand,  welche  unmittelbar  vor  der 
embryonalen  Schlussplatte  des  3.  Ventrikels  liegt,  wird  beiderseits 
in  einer  beiläufig  dreieckigen  Ausdehnung  (mit  der  Basis  nach  oben, 
Spitze  nach  unten  gerichtet)  dicker,  nähert  sich  jener  der  auderen 
Seite  und  übt  dadurch  einen  Druck  auf  den  zwischengelegen' n Theil 
der  Hirnsichel;  letztere  atrophirt  hier  und  es  verwachsen  nun  die 
Hemisphärenwände  vor  der  Schlussplatte  des  3.  Ventrikels.  Natür- 
lich giebt  die  Schlussplatte  während  des  Verwachsens  der  Hemi- 
sphärenwande  ihre  Selbstständigkeit  auf,  resp.  geht  sie  in  die  Bildung 
der  verwachsenen  Stelle  selbst  ein ; nur  ihr  unterster,  unmittelbar 
vor  dem  Chiasma  gelegener  Theil  bleibt  dünn  und  wird  zur  Lamina 
cinerea  tcrminalis  im  entwickelten  Gehirn.  Durch  das  Verwachsen 
der  Hemisphären  entstand  an  Stelle  der  dünnen  Schlussplatte  vor 
dem  3.  Ventrikel  eine  solide  Masse:  das  Septum  lucidum  des  Säuge- 
tbierhirns  („lucidum“  passt  hier  nicht).  Anfangs  besteht  die  ganze 
Masse  aus  ebensolchen  Zellen  wie  die  Hemisphären,  nur  die  Ver- 
wachsungsstello  sticht  an  gefärbten  Schnitten  als  eine  dunkle  Linie 
(Rest  des  Bindegewebes  der  Hirnsichel)  stark  hervor. 

Doch  bleibt  dies  nur  kurze  Zeit  so.  An  Querschnitten  etwas 
älterer  Embryonen  sieht  man  schon  zu  beiden  Seiten  der  Ver- 


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fl 


T.  Mwalcovic«,  Entwickelung  'l«-8  Hirnbalkens  und  Gewebe*. 


339 


wacbsungsfläche  im  hintern  Tbeil  der  Septa  2 helle  Streifen:  die 

Säulcben  des  Gewölbes.  Vom  Balken  ist  beim  Erscheinen  der 
Säulchen  noch  keine  Spur  zu  sehen,  nichtsdestoweniger  sind  die 
Fasern  des  Stabkranzes  im  Mantel  der  Hemisphären  deutlich  er- 
kennbar, sic  bilden  sich  also  früher  als  die  Balkenfasern.  Erst  wenn 
die  vordere  Commissur,  Gewölbe  und  Stabkranzfasern  ausgebildet 
sind,  beginnt  die  Bildung  des  Balkens  und  zwar  folgenderweise: 

Bei  3 cm.  langen  Kaninchenembi'yonen  entstehen  im  ver- 
wachsenen Theil  der  Hemisphären,  unmittelbar  vor  den  Gewölbe- 
säulchen  quer  verlaufende  Nervenfasern,  welche  von  hier  in  den 
nicht  verwachsenen  Theil  der  Hemisphäreninnenwaud  eiulcnken  und 
über  den  Seitenventrikeln  mit  den  Fasern  des  Stabkranzes  sich  ver- 
flechten. Es  lässt  sich  wegen  der  kurzen  Strecke  nicht  entscheiden, 
ob  die  Bildung  dieser  Faser  vom  Stabkranz  ausgeht  oder  in  der 
Medianebene  beginnt,  — sie  sind  gleich  der  ganzen  Länge,  nach  an- 
gelegt. Dass  dieses  Faserbündel  nicht  dem  ganzen  Balken,  wie  es 
Herr  Schmidt  meint,  sondern  blos  dem  Knietheil  entspricht,  dürfte 
schon  daraus  einleuchtend  sein,  weil  es  ganz  vor  dem  3.  Ventrikel 
liegt,  obgleich  die  Hemisphären  ihre  relative  Länge  erreicht  haben, 
d.  h.  das  ganze  Zwischenhirn  decken.  Der  über  der  Sehhügelblase 
gelegene  Tbeil  des  Balkens  (Körper  und  Splenium)  fehlt  aber  noch; 
an  dieser  Stelle  reicht  die  embryonale  Hirnsichel  bis  an  die  Decke 
des  3.  Ventrikels  heran. 

Wenn  einmal  das  Knie  ausgebildet  ist,  dann  schreitet  die  Bil- 
dung des  übrigen  Tbeiles  von  hier  aus  nach  rückwärts  vor.  In- 
zwischen hat  sich  auch  dur  unterste  Theil  der  sichelförmigen  Platte 
(nämlich  der  untere,  unmittelbar  über  den  seitlichen  Adergeflechten 
gelegene  Saum  der  Heinisphäreninnenwand)  in  2 weisse  Markstränge: 
den  Körper  und  die  Schenkel  des  Gewölbes  difierenzirt.  Nun  ver- 
wachsen die  Innenwände  der  Hemisphären  vom  Knietheil  des  Balkens 
ausgehend  von  vorn  nach  rückwärts  in  einer  schmalen  Zone  zwischen 
Gewölbe  und  Ammonfurche  (eine  Furche,  die  an  der  sichelförmigen 
Platte  über  den  Gewölbeschenkeln  und  mit  diesem  parallel  bogen- 
förmig zum  Schläfelappen  zieht)  gerade  so,  wie  das  früher  von  den 
Septa  lucida  beschrieben  wurde.  Es  wird  also  auch  der  über  dem 
3.  Ventrikel  geiegeno  Theil  der  Hirnsichel  an  der  Verwachsungs- 
stelle comprimirt  und  dadurch  die  eigentliehe  Sichel  s.  str.  von  dem 
über  der  Decke  des  3.  Ventrikels  gelegenen  Bindegewebe  abge- 
schnürt; letzteres  wird  dann  zum  Bindegewebe  des  Plexus  und  Tcla 
choroidea  media;  — war  demnach  früher  mit  dem  Bindegewebe  der 
Hirnsichel  in  continuirlichem  Zusammenhang.  In  dem  über  dem 
3.  Ventrikel  gelegenen  Theil  der  verwachsenen  Hemisphären  bilden 
sich  dann  die  Nervenfasern  des  Balkenkörpers  auf  dieselbe  Art, 
wie  dies  früher  vom  Knietheil  geschildert  wurde. 

22* 


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340  v.  Mihalcovics,  Entwickelung  des  Hirnbalkens  und  Qewebes. 


r ' 


1 


Es  bildet  sich  also  zunächst  die  vordere  Hirncoimnissur,  dann 
das  Gewölbe,  darauf  das  Knie  und  endlich  der  Körper  des  Balkens, 
Entwicklungsreihen,  welche  im  Thierreiche  der  Vollkommenheit  ent- 
sprechend erhalten  sind.  Vögel  besitzen  nur  eine  vordere  Commissur, 
die  niedersten  Säuger  (Monotremata,  Marsupialia)  einen  ganz  kurzen 
Balken  vor  dem  3.  Ventrikel,  der  zweifelsohne  nur  dem  Kuietheil 
entspricht;  Corpus  und  Splenium  findet  man  nur  bei  höheren  Säugern, 
sie  sind  also  spätere  Erwerbe.  Man  kann  einen  gut  ausgebildeten 
Balken  als  das  Erforderniss  eines  vollkommenen  Uehirubaues  hin- 
stellen. 

Auch  Uber  die  Bedeutung  des  Balkens  scheint  mir  die  Ent- 
wicklung einigen  Aufschluss  zu  gewähren.  Die  meisten  neueren 
Autoreu  beschreiben  es  als  ein  Commissureusy3tem  identischer  Ge- 
biete der  Hirnrinde,  Gratiolet  für  eine  grosse  Durchkreuzungsstelle 
des  Stabkranzes,  durch  welche  die  Fasern  aus  einer  Hemisphären- 
rinde zum  Hiruschenkel  der  anderen  Hälfte  gelaugen.  Die  Reihen- 
folge der  Entwicklung  scheint  mir  letzterer  Ansicht  das  Wort  zu 
sprechen.  Es  ist  in  den  frühesten  Entwickelungszuständen  leicht  zu 
beobachten,  dass  die  Bildung  der  Markstränge  von  Rückenmark 
gegen  das  Gehirn  vorschreitet;  im  verlängerten  Mark  sind  fiüher 
Nervenfasern  da,  als  in  den  Gehirnschenkeln,  dann  sieht  mau  sie  in 
diesen  und  nachher  erst  ihre  Fortsetzung  in  den  Hemisphären.  Erst 
wenn  die  Stabkranzfasern  gut  ausgebildet  sind,  entwickelt  sich  die 
erste  Spur  des  Balkens  und  zwar  anscheinend  als  eine  Fort- 
setzung der  Fasern  des  Stabkranzes.  Freilich  könnte  über  den 
Seitenventrikeln  blos  eine  Durchfiechtung  beider  Fasersysteme  statt- 
finden, doch  scheint  mir  in  diesem  schwierigen  Fall  die  Reihenfolge 
der  Entwicklung  eine  besondere  Beachtung  zu  verdienen,  die  ein 
Vorschrciten  von  Rückenmark  durch  die  Basisbahn  zum  Stabkranz 
und  Balken  deutlich  erkennen  lässt.  Endlich  ist  immerhin  an  die 
Möglichkeit  zu  denken,  dass  im  Balken  ausser  den  Kreuzungslasern 
Commissurenfasern  enthalten  sein  können. 

Beim  menschlichen  Embryo  weicht  die  Entwicklung  von 
dieser  Beschreibung  darin  ab,  dass  die  Innenflächen  der  Hemisphären 
vor  der  Schlussplatte  des  3.  Ventrikels  blos  am  Rande  eines  drei- 
eckigen Gebietes  verwachsen;  das  nicht  verwachsene  Centrum  des 
Dreiecks  verdünnt  sich  und  wird  zu  den  Septa  lucida.  Die  Bildung 
der  Säulchen  des  Gewölbes  findet  im  hintern  (mit  der  Schlussplatte 
verschmolzenen),  die  des  Balkenknies  im  vorderen  und  oberen 
Schenkel  der  verwachsenen  Stelle  statt.  Sonst  ist  der  weitere  Bil- 
dungsmodus  dem  der  Säuger  entsprechend.  Die  Bildung  des  Knies 
beginnt  im  Anfang  des  3.  Monats  und  ist  der  Balken  erst  zu  Anfang 
des  4.  Monats  in  seiner  ganzen  Länge  ausgebildet. 

Der  5.  Ventrikel  ist  also  nicht  homolog  den  übrigen  Gehirn- 
ventrikein,  wie  dies  schon  Kölljker  und  Rkicuert  richtig  bemerkt 


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Bozzolo,  Verbreitung  des  Krebses  in  den  Lymphdrüsen.  341 

haben.  Die  eigentlichen  Hirnventrikel  sind  Dependenzen  der  em- 
bryonalen Medullarhöble,  während  der  Ventriculus  septi  lucidi  ein 
abgekapselter  Theil  der  Incisura  pallii  ist.  Dementsprechend  sind 
die  wahren  Hirnventrikel  mit  echtem  Epithel  (Nervenepithel),  das 
sich  überall  nur  an  der  Höhlenfiäche  der  embryonalen  Medullarröhre 
entwickelt,  bedeckt,  sie  sind  also  epitheliale  Räume;  die  Wand  des 
5.  Ventrikels  deckt  Endothel,  folglich  ist  dieser  Winkel  eine  seröse 
Spalte.  Darum  communicirt  sie  weder  ursprünglich,  noch  später  mit 
den  übrigen  Ventrikeln. 

leb  enthalte  mich  hier  der  weiteren  Ausführung  dieser  und 
anderer,  noch  in  Strassburg  begonnener  Untersuchungen  über  Ge- 
hirnentwicklung, da  deren  ausführliche  Publication  in  naher  Aus- 
sicht steht. 


Heber  die  Verbreitung  der  Krebsneubildungen  in  den  Lymph- 

drüsen. 

Von  Br.  Bozzolo,  erster  Assistent  der  med.  Klinik  za  Turin. 

Im  Cbl.  1876,  No.  12  hat  Dr.  Afanasikff  die  Resultate  einiger 
von  ihm  angestellten  Beobachtungen  veröffentlicht,  die  ich  selbst 
schon  vor  2 Jabren  so  interessant  und  wichtig  gefunden  habe,  dass 
ich  mich  damals  entschloss,  sie  eben  deswegen  im  Osscrvatore, 
la  gazzetta  delle  cliniche  di  Toriuo,  1874,  No.  20,  dann 
Ri  vista  di  Medicina  e Chirurg  ia  für  1874  vorläufig  bekannt 
zu  machen.  Ausführlich  habe  ich  meine  Untersuchen  mit  Abbildung 
in  der  Annali  Universali  di  Medicina  1876.  No.  1 veröffent- 
licht. Um  Herrn  AfanaSieff  gegenüber  meine  Priorität  zu  wahren, 
theile  ich  das  Ergebniss  meiner  bereits  2 Jahre  alten  Veröffentlichung 
hier  mit. 

„Um  meine  Zweifel  über  die  Richtigkeit  einiger  jüngst  erschie- 
nenen Studien  zu  beseitigen,  nach  denen  die  secundären  Krebs- 
knoten der  Lymphdrüsen  aus  einer  Proliferation  der  bindegewebigen 
Zellen  der  Drüsen  herzuleiten  sind,  habe  ich  eine  Reihe  Beobach- 
tungen angestellt  über  die  in  Folge  von  Pflasterkrebs  vergrösserte 
Lymphdrüse.  Ich  habe  den  PfUsterkrebs  den  anderen  Ep ithelial- 
neubildungen  deshalb  vorgezogen,  weil  seine  Zellen  von  den  die 
LymphdrÜ8eu  bildenden  Elementen  leicht  zu  erkennen  sind.  Ich 
habe  nun  feststellen  können,  dass  in  den  Lympl.drüsen  die  Krebs- 
zellen zuerst  in  den  Sinus  der'  Rindensubstanz  auftreten,  dass  sie 
sehr  oft  und  schon  im  Anfang  gut  entwickelt  und  mit  Hornsubstanz 
reichlich  infiltrirt  erscheinen,  und  dass  die  Endothelzellen  der  Sinus 
und  die  bindegewebigen  Zellen,  welche  die  Trabekeln  des  Reticulum 
auskleiden,  keine  Zeichen  von  krebsiger  Proliferation  darbieten.  — 
Diese  Thatsacben  unterstützen  die  Meinung,  dass  die  Krebselemente 


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342 


Bikvikh,  Bau  der  Blutkörperchen. 


zuerst  durch  die  Lymphatica  afferentiain  die  Drüsen  trausportirt  werden, 
ganz  unabhängig  von  jeder  Proliferation  der  bindegewebigen  Zellen 
der  Lymphdrüscn.“ 

Später  (in  den  Annali  Uuiversali  di  Medicina  1876)  habe  ich 
Gelegenheit  gehabt,  zu  bestätigen,  dass  ähnliche  Thatsacheu  auch  iu 
anderen  Arten  von  Krebs,  besonders  des  Uterus,  mir  mehrmals  vor- 
gekommen sind,  und  dass  dergleichen  Beobachtungen  keine  grosse 
Schwierigkeit  dar  bieten,  wenn  man  zum  Studium  solche  Lymph- 
drüsen  wählt,  in  deneu  die  Veränderung  in  den  ersten  Stadien  sich 
findet. 

Durch  die  fortgesetzte  und  wachsende  Anhäufung  und  Ver- 
mehrung der  krebsigcn  Elemente  in  den  Lymphbahnen,  werden  diese 
in  der  That  enorm  ausgedehnt,  ihre  Contouren  verlieren  sich  und 
das  Parenchym  selbst  wird  ergriffen,  so  dass  inan  endlich  einen  Punkt 
trifft,  in  dem  man  nichts  mehr  von  der  früheren  Architectur  der  Lyroph- 
drüse  erkennen  kann,  obwohl  man  bis  zu  einem  relativ  vorge- 
schrittenen Stadium  noch  iin  Stande  ist,  das  System  der  Trabekelu, 
obwohl  vergrössert  und  verändert,  wahrzunehmen. 


L.  Hauvier,  Recherche»  sur  Ies  Elements  du  saug.  Archive»  de 

Pbysiol.  etc.  1876.  8.  1. 

I.  K er n körperchen  der  rothen  Blutkörperchen  bei 
den  Amphibien.  Die  Kerne  der  Blutkörperchen  des  Frosches, 
des  Axolotl  und  des  Proteus  enthalten  normal  scharf  begrenzte  cha 
racteristische  Kernkörperchen.  Beim  Frosch  ist  gewöhnlich  nur  ein 
einziges  solches  vorhanden;  beim  Axolotl -und  noch  mehr  beim  Proteus 
finden  sich  nicht  selten  2 — 3.  Im  frischen  Zustande  sind  die  Kern- 
körperchen sehr  schwer  zu  sehen:  eine  unfehlbare  Methode,  sie  zur 
Anschauung  zu  bringen,  besteht  darin,  einen  Tropfen  Blut  auf  einem 
Objectträger  mit  2 — 3 Tropfen  eines  Gemisches  von  1 Theil  Alcohol 
und  2 Theilen  Wasser  zu  behandeln. 

II.  Membran  der  rothen  Blutkörperchen.  Um  diese 
zur  Anschauung  zu  bringen,  behandelt  man  eineu  Tropfen  Frosch- 
blut mit  verdünntem  Alcohol  und  in  Alcohol  gelöstem  Rosaniliu 
Sulphat  (Cbl.  1875,  746).  Das  Hämoglobin  verbreitet  sich  im  Plasma, 
die  Körperchen  erscheinen  hell  und  durchsichtig,  ihre  Kerne  roth 
gefärbt  und  granulirt.  An  der  Peripherie  der  Körperchen  wird  eine 
deutlich«  doppeltcuntourirte  Membran  durch  Färbung  sichtbar  ge- 
macht. Während  dieses  Vorganges  verlieren  die  Blutkörperchen 
ihre  normale  Form.  Verschiedene  Erscheinungen,  die  bei  der 
di  recte  n microscopischen  Beobachtung  dieses  Vorganges  leicht  zu 
constatiren  sind,  beweisen,  dass  diese  Membran  aus  einer  sehr 
weichen  und  nachgiebigen  Substanz  besteht;  sie  gewährt  festen  Kör- 


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Stihung,  Summntiou  electriacher  Hautreize.  343 

perehen  Durchtritt  und  schliesst  sich  nachher  wieder,  ohne  dass 
Sparen  in  ihr  Zurückbleiben. 

III.  Kerne  der  farblosen  Blutkörperchen.  Nur  die 
kleineren  farblosen  Blutkörperchen  haben  sphärische  Kerne;  die 
Kerne  aller  grösseren  Leucocyten  zeigen  sehr  unregelmässige  Formen. 

IV.  Vermehrung  der  farblosen  Blutkörperchen  durch 

Th  ei  lu  ng  (vergl.  E.  Klein,  Cbl.  1870,  17)  ist  am  besten  an  den 
Leucocyten  des  Axolotl  zu  beobachten,  welche  grösser  und  durch- 
sichtiger sind,  als  die  aller  anderen  Thiere.  R.  beschreibt  einen 
derartigen  Theilungsvorgang,  welcher  3 Stunden  und  20  Minuten  in 
Anspruch  nahm.  Während  dieser  ganzen  Zeit  zeigte  das  Protoplasma 
die  lebhaftesten  amöboiden  Bewegungen.  Hingegen  machten  die 
gleichzeitigen  Veränderungen  des  Kerns  durchaus  einen  passiven 
Eindruck,  als  ob  sie  allein  durch  den  mechanischen  Einfluss  der 
Protoplasmabcwegungen  hervorgebracht  wurden.  Bol)  (Kom). 


W.  Stirling,  Ueber  die  Summation  electrischer  Hautreize. 

Ber.  d Sücbs.  Geselhch.  d.  Wias.  Matb.-physik  Kl.  1874.  S.  372. 

St.  untersuchte  unter  Ludwig’s  Leitung  den  Einfluss  schnell 
auf  einander  folgender  Reize  auf  die  Stärke  und  die  Latenzdauer 
ausgelöster  Reflexe.  Den  Fröschen  war  das  Gehirn  und  das  Rücken- 
mark bis  unter  den  Abgang  des  Armgeflechts  zerstört,  die  Reize 
wurden  der  Pfote  durch  dünne  Golddrähte  zugeführt.  Bei  frequenter 
ReizuDg  (mittelst  des  WAGNBu’schcn  Hammers  oder  einer  Stimmgabel 
von  1<X)  Schwingungen  in  der  Secunde)  ist  die  Zeit  der  latenten 
Reizung  von  der  Reizstärke  unabhängig,  die  Zuckungsgros.se  aber 
wechselt  mit  der  Reizstärke.  Künstliche  Lufteinblasungeo  in  die 
Lungen  hatten  keinen  Einfluss  auf  die  Reflexe.  Bei  weniger  fre- 
quenten Reizen  (Intervalle  von  % — V 16  See.)  war  die  Latenzzeit 
geringer  bei  stärkeren  Reizen  als  bei  schwächeren.  Als  aber  die 
Schliessung«-  und  Oeffnuugsinductionsschläge  annähernd  gleich  ge- 
macht wurden,  zeigte  sich,  da3s  die  Latenzdauer  von  der  Reizstärke 
nur  unwesentlich  beeinflusst  wird;  nur  wenn  die  Reizstärke  der 
Unwirksamkeitsgrenze  sich  nähert,  verlängert  sich  die  Latenzzeit 
erheblich.  Auffälliger  ist  die  Abhängigkeit  der  Latenzdauer  von  der 
Frequenz  der  Reize;  je  grösser  die  Frequenz,  desto  kleiner  ist  die 
Latenz  bei  gleichbleibender  Reizstarke.  Dabei  ist  bei  seltenen 
Reizen  die  Zahl  der  bis  zu  eintretender  Wirkung  nöthigen  Reize 
absolut  grösser  als  bei  Läufigeren  Reizen.  Selten  erfolgende  Reize 
erfordern,  um  wirksam  zu  sein,  bald  starke  Ströme,  welche  die  Er- 
regbarkeit schnell  vernichten.  Je  häufiger  die  Reize  auf  einander 
folgen,  desto  schwächere  Reize  genügen,  um  Reflexe  hervorzurufen. 
Alle  Reizung  aber,  auch  untermaximale,  wirken  stark  ermüdend,  um 
■o  mehr,  je  stärker  sie  sind.  Bei  passender  Reiefolge  aber  können 


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344 


TacniKiBw;  Forstes,  Eiweiasxersettuug. 


die  Reflexwirkungen  sich  sumtniren,  indem  wahrscheinlich  die  erre- 
gende Wirkung  die  ermüdende  überwiegt.  Einzelne  Inductionsschläge 
wirken  nur,  wenn  sie  eine  bedeutend  höhere  Intensität  haben;  dem 
Vf.  erscheint  cs  wahrscheinlich,  dass  solche  starke  einzelne  In- 
ductionsstösse  nicht  als  ein  einfacher,  sondern  als  ein  zusammenge- 
setzter Reiz  aufzufassen  seien,  und  er  stellt  den  Satz  auf:  Reflexe 
können  nur  durch  wiederholte  Anstösse  der  nervösen 
CentreD  ausgdöst  werden.  j.  Roaenthal. 


L.  Tschieriew,  Der  tägliche  Umsatz  der  verfütterten  and 
transfundirten  Eiweisstoffe-  Arbeiten  d.  pbysiot  lustit.  *u  Leipug. 

1876.  8.  292. 

J.  Förster,  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Ei  Weisszersetzung  im 
Thierkörper.  Zeitachr.  f.  Biol.  XI.  S.  496. 

T.  hat  die  Frage  cX|ierimentell  untersucht,  ob  sich  Blut  ver- 
schieden verhalt,  wenn  man  es  in  die  Venen  und  den  Darmcanal 
desselben  Hundes  eiuführt.  Die  Aufsammlung  des  Harns  geschah 
im  Käfig;  da  bei  dieser  Versuchsanordnung  die  Abgrenzung  der 
Perioden  etwas  misslich  ist,  so  wurden  stets  Perioden  von  je 
3 Tagen  gewählt,  wodurch  sich  der  mögliche  Fehler  sehr  verkleinert. 
Zur  Stickstoff  bestmimung  in  der  Nahrung  — Blut  — sowie  im  Harn 
und  Faces  diente  anfangs  die  W ill- V a urenthapp  sehe  Methode, 
später  die  DüMAS’sche,  da  Vf.  sich  davon  überzeugte,  dass  die  erstere 
zu  niedrige  Werthe  lieferte.  Die  Zahlen  der  ersten  Versuchsreihe 
sind  felgende. 

Stickstoff. 

eigenem  abgegeben  im  Harn 


Periode 

I. 

Blut  gefüttert 

13,19 

und  Fäcea. 
14,55 

U 

II. 

„ transfundirt 

19,09 

6,85 

III. 

,,  gefüttert 

14,38 

14,43 

» 

IV. 

Keine  Nahrung 

0,0 

4,65 

V. 

Blut  transfundirt 

18,53 

10,60. 

Das  Resultat  ist,  wie  man  sicht,  unzweifelhaft.  Die  Vermeh- 
rung des  Harnstoffs  an  den  Transfusionstagen  ist  sehr  unbedeutend 
gegenüber  der  Zunahme  an  den  Fütterungstageo.  Die  geringe 
Ilarnsloffsteigcrung  findet  T.  hauptsächlich  in  der  mit  der  Bluttrans- 
fusion verbundenen  Wass'-rzufulir  begründet;  Vf.  fand  auch  bei  direct 
darauf  gerichtetem  Versuche  die  Harnstoffausscheidung  in  hohem 
Maasse  von  der  Wasseraufuahme  abhängig.  Fobstkh  bemerkt  in 
seiner  Arbeit  1.  c.  zu  diesem  Ergebniss,  dass  diese  Abhängigkeit 
eine  scheinbare  und  von  der  Art  des  liarnaufsammelns  bedingt  sei 
(in  der  Thal  muss  man  Zahlen,  wie  0,51  N pro  Tag  bei  4,583  Kilo 
Körpergewicht  auffallend  niedrig  finden,  auch  bet  Hunger).  Der 


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Tscmniaw;  Fohstkb,  Ei*»ei«9*»r*ei«ung.  345 

'V. 

Hand  gab  durch  Verbluten  aus  den  Carotiden  400  gm.  Blut  = 8,7 
pCt.  des  Körpergewichtes,  während  man  sonst  nicht  mehr,  wie  5 pCt. 
erhält.  Ausserdem  war  das  Blut  auch  reicher  an  Eiweiss ; es  enthielt 
4,21  gm.  N in  100  ccm.,  normales  Blut  enthält  höchstens  3,2  gm. 

Ein  zweiter  Versuch  wurde  durch  Erkrankung  des  Hundes 
gestört,  doch  auch  er  ergab  das  Resultat,  dass  die  Erhöhung  der 
Hirnstoffausscheidung  geringer  war. 

Dieselbe  Frage  behandelt  unabhängig  von  T.  auch  F.,  jedoch 
von  einem  etwas  anderen  Gesichtspunkt  aus. 

Nach  den  VoiT’schen  Lehren  betheiligt  sich  bekanntlich  das 
Organeiweiss  nur  in  geringem  Grade  am  Stoffwechsel:  der  grösste 

Theil  des  Harnstoffs  stammt  nicht  von  diesem,  sondern  von  circu- 
lirendem  Eiweiss.  F.  stellte  sich  die  Aufgabe,  dem  Körper  ein 
lebendes  Gewebe  einzu pflanzen,  um  direct  zu  erweisen,  dass  dieses 
organisirte  Eiweiss  nicht  zur  Harnstoffbildung  verwendet  wird.  Das 
einzige  lebende  Gewebe,  dass  hier  in  Betracht  kommt,  ist  natürlich 
das  Blut  Die  Versuche  wurden  an  hungernden  Hunden  von 
20 — 40  Kilo  Gewicht  mit  allen  durch  die  VoiT’schen  Untersuchungen 
festgestellten  Cautelen  in  Betreff  des  Harnaufsammoln,  Kothabgrenzen 
etc.  ausgeführt.  In  dem  ersten  Versuch  betrug  die  Harnstoffaus- 
Scheidung  17,5  — 14,3  — 11,6  gm.  nach  der  Transfusion  von  374  ccm. 
Hundeblut  15,2  — 16,0  — 14  — 15,6  — 16,8  gm.j  als  der  Hund 
dann  375  gm.  Fleisch  erhielt  40,8  gm.  — Der  zweite  Versuch  ist 

an  einem  grösseren  Hund  angestellt,  der  611  gm.  Blut  iujicirt  erhielt. 

+ 

Die  Ur-Ausscheidung  betrug  an  den  beiden  der  Transfusion  vor- 
hergehenden Tagen  15,9  — 14,1  gm.,  am  Injectionstage  17,5,  dann 
16,8  — 16,7  — 16,3  gm.  — Eiweiss  trat  in  Folge  der  Transfusion 
im  Harn  nicht  auf  — auch  nicht  in  Spuren. 

Die  Harnstoffausscheidung  stieg,  wie  man  sieht,  übereinstimmend 
in  beiden  Versuchen  nach  der  Transfusion  nur  in  ganz  geringem 
Grade.  Wären  die  mit  dem  Blut  eingeführten  Eiweissstoffe  zer- 
fallen, so  hätte  der  Harnstoff  im  ersten  Fall  um  30  gm.,  im  zweiten 
um  mehr  als  40  gm.  steigen  müssen.  Wurde  nun  aber  eine  der 
mjicirten  Blutmenge  gleiche  Menge  von  Eiweiss  durch  den  Magen 
zugeführt,  so  stieg  die  Harnstoffausscheidung  im  Verhältnis  zur 
Eiweisszufuhr.  In  ganz  gleicher  Weise  wie  der  Harnstoff  verhält 
sich  auch  die  Phosphorsäure  in  Versuch  II.  Während  des  Hungern« 
ergiebt  sich  als  mittleres  Verhältnis«  1 Phosphorsäure  zu  13  Harn- 
stoff oder  6,07  N.  Nach  ßiSCUOKF  ist  dasselbe  im  Hunger  1 : 6,4  N. 

-4" 

Die  Phosphor8äureaus8cheidung  ist  ebenso  wenig  wie  die  Ur-Aus- 
scheidung gesteigert,  oder  doch  nur  unbeträchtlich. 

Das  geringe  Ansteigen  des  Harnstoffs  nach  der  Transfusion 
lässt  sich  auf  verschiedene  Veise  erklären.  Es  wäre  möglich,  dass 
das  Eiweiss  des  Blutserums  allmählich  zerfällt,  doch  sprechen  da- 


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346 


Tuchikirw;  Förster,  Eiweisssersotxung-. 


gegen  manche  Thatsachen  (siehe  das  Original);  2 andere  Gesichts- 
punkte kommen  noch  in  Betracht:  1)  ist  es  nicht  unwahrscheinlich, 
dass  die  durch  die  Transfusion  vermehrte  Organmasse  auch  etwas 
mehr  Harnstoff  liefern  wird,  sodann  ist  eine  Harnstoffvermehrung 
auch  in  Folge  der  Steigerung  des  Säftestroms  zu  erwarten,  wie 
nach  dem  Genuss  von  Kochsalz,  Kaffee  (Voit).  In  der  That  zeigte 
sich  bei  dem  Hund  des  Versuches  I auch  eine  Harnstoffvermehrung 
nach  Injection  von  300  ccm.  25pctiger  Traubenzuckerlösung  am 
6.  Tage  und  350  ccm.  lpctiger  Kochsalzlösung  am  9.  Tage  in  die 

Venen.  Die  betreffenden  Zahlen  für  Ur  sind:  10,6  — 10,1  — 12,5 
— 17,9  — 12,0  — 13,3  — 18,6  — 11,4;  für  die  Phosphorsäure 

I, 05  — 1,11  — 2,39  — 0,94  — 1,02  — 1,63  — 0,93.  Von  den 
injicirten  75  gm.  Traubenzucker  erschienen  nur  11,9  gm.  im  Harn 
wieder.  — Gegen  diese  Resultate  der  Bluttransfusion  könnte  man 
den  Einwand  erheben,  dass  das  Eiweiss  normaler  Weise  nicht  un- 
verändert, sondern  nach  seiner  Umwandlung  in  Pepton  zur  Resorption 
gelange;  Eiweiss  direct  ins  Blut  gespritzt,  in  keinem  Fall  die  geeig- 
neten Bedingungen  der  Zersetzung  finde.  Injectionen  von  Blutserum 
allein  waren  somit  ein  nothwendiges  Correlat  zu  den  Transfusions- 
versuchen. Das  verwendete  Serum  war  von  Pferdeblut,  einige  Tage 

+ 

alt.  Im  ersten  Versuch  stieg  die  Ur-Menge  von  9,8  und  10,3  gm.  nach 
Injection  von  430  ccm.  Serum  auf  17,6  — 17,6  — 14,1  — 13,8  gm. 

*4* 

Im  zweiten  Versuch  wurden  622  gm.  Serum  injicirt.  Die  Ur-Zahlen 
sind:  18,1  — 18,1  — 22,7  — 37,9  — 34,0.  Im  dritten  Versuch 
wurden  950  ccm.  Serum  injicirt.  Die  Harnstoffzahlen  sind  folgende: 

II, 4  - 11,0  — 11,3  - 9,7  — 21,2  — 23,4  - 15,9  — 12,3  - 
42,2  (50  gm.  Fleisch)  — 76,3  (1660  gm.  Fleisch) . — 53,4  (150  gm. 
Knochen)  — 13,9  (Hunger).  1660  gm.  Fleich  entsprachen  121  gra. 
Harnstoff.  Diese  Quantität  wurde  nicht  innerhalb  der  nächsten 
24  Stunden  entleert,  sondern  es  fielen  auf  den  2.  Tag  noch  53  gm. 
und  selbst  am  3.  war  die  Hungerzahl  noch  nicht  völlig  erreicht 
Diese  Erscheinung  rührte  nicht  voo  verzögerter  Resorption  des 
Fleisches  im  Darmcanal  her,  wie  die  Untersuchung  des  Kothes 
zeigte.  (Die  Beobachtung  steht  nicht  im  Einklang  mit  der  Lehre 
Voit’s,  dass  die  Wirkung  einer  Nahrung  innerhalb  der  nächsten 
24  Stunden  abläuft  — allerdings  handelte  es  sich  hier  um  ein  etwas 
heruntergekommenes  Thier.  Ref.).  In  einem  vierten  Versuch  wurde 
am  4.  Hungertage  522  gm.  Hundeblutserum  injicirt  (mit  30  gm. 

+ 

Eiweiss).  Die  Ur-Menge  betrug  am  Injectionstage  19,4  gm.,  am 
darauf  folgenden  13  gra. 

Flüssiges  Hühnereiweiss,  in  die  Venen  oder  selbst  unter  die 
Haut  gespritzt,  bewirkt  nach  früheren  Beobachtungen,  wie  bekannt, 
fast  immer  Albuminurie.  Vf.  vermutbete,  dass  auch  das  Eieralbumin 


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Tittkl,  Blutgeschwiilste.  Wkhnickk. 


347 


wenigstens  zum  Theil  im  Körper  zersetzt  werden  würde.  In  der 

Tbat  stieg  bei  einem  hungernden  Hunde  nach  Injection  von  639,3  gm. 

+ 

flüssigen  Eiweisses  die  Ur  von  18,5  auf  33,0  — 26,5  und  sank  dann 
wieder  auf  18,3.  53,3  gm.  Eiweiss  wurden  im  Harn  ausgesehieden. 

E.  Salkowski. 


UTittel,  Eiu  Fall  von  Hämathidrosis.  Arch.  a.  Heiik.xvn.  s.62. 

Ein  20jähriger,  kräftig  gebauter  Mensch  aus  gesunder  Familie, 
welcher  als  Kind  Masern  und  Scharlach  überstanden  hatte,  bemerkte 
euerst  im  12.  Lebensjahre,  dass  im  Gesicht,  bei  ungewöhnlicher 
Blässe  desselben,  rothe  scharf  umschriebene  Flecken  ohne  schmerz- 
hafte Empfindung  auftraten.  Dabei  war  die  Zunge  geschwollen, 
blauschwarz  und  schmerzhaft  und  das  Sprechen  beschwerlich,  der 
Stuhl  grün-schwärzlich,  der  Haru  eigenthümlich  roth.  Nach  8 Wochen, 
während  welcher  heftiger  Kopfschmerz  bestand,  kehrte  Alles  zur 
Norm  zurück.  Eiu  Jahr  später  will  er  während  einer  heftigen  Ge- 
müthserregung  zum  ersteu  Mal  ein  Hervorquellen  von  Blutstropfen 
aus  der  unverletzten  Haut  des  linken  Handrückens  bemerkt  haben, 
was  einige  Tage  gedauert  habe,  wobei  er  zugleich  auffallend  apa- 
thisch gewesen  sei.  Später  wiederholte  sich  dieses  an  verschiedenen 
Stellen,  namentlich  an  den  Füssen,  so  dass  die  Strümpfe  roth  gefärbt 
wurden.  Vf.  selbst  hat  3 Mal  derartige  Blutungeu  gesehen  und 
konnte  an  der  Stirn  und  ganz  besonders  deutlich  an  der  linken 
Hohlhand  das  Hervorquellen  der  Blutstropfen  aus  den  Mündungen 
der  Sehweissdrüsen  beobachten,  was  auch  von  anderen  Sachverstän- 
digen bestätigt  wurde.  Dass  es  sieb  wirklich  um  Blut  handle,  wurde 
durch  das  Microscop  bewiesen.  Vor  dem  Eintreten  der  Blutung 
empfand  Pat.  Benommenheit,  Schwindel  und  Schlafsucht,  dann 
»chwollen  die  Hände  und  Füsse  etwas  an,  der  für  gewöhnlich  schon 
langsame  Puls  ging  während  einer  solchen  Periode  auf  40  herunter. 

Im  Uebrigen  ist  au  den  Organen  keine  Abnormität  naebzu- 
weisen  und  Pat.  ist  seit  einem  Jahre  frei  von  Blutungen  geblieben 
uod  bat  seiner  Militairpfitcht  genügt. 

Schliesslich  führt  Vf.  noch  mehrere  ältere  Fälle  von  Blut- 
schwitzen aus  der  Literatur  (vergl.  Cbl.  1875,  511).  Senator. 


C.  Wernicke,  Der  aphasische  Symptomencomplex.  Breslau  1874. 

I.  In  einer  physiologischen  Einleitung  begründet  Vf. 
zunächst  seine  Ansicht  von  dem  Zustandekommen  der  spoutanen  Be- 
wegung. Dieselbe  ist  immer  ein  complicirter  Act,  zu  welchem  das 
Zusammenwirken  sowohl  sensorischer  als  motorischer  Kiudenpartieen 
des  Gehirns  erforderlich  ist.  Erstere  sind  im  Stirnhirn,  letztere  im 


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348 


Wkksickr,  Aphasie. 


Hinte rhaptsschläfehirn  enthalten;  die  Berechtigung  zu  dieser  Locali- 
sation  findet  Vf.  in  den  Arbeiten  Meynkbt’s,  Hitzig’s  und  Noth- 
NAGEl’s.  Die  motorischen  Stellen  sind  mit  Bewegungsvorstellungeu 
bevölkert;  denn  in  den  durch  Ausschaltung  motorischer  liindenstcllen 
von  Hitzig  und  Nothnagel  erzeugten  Störungen  des  Muskelgefiihls 
erblickt  Vl.  den  Nachweis:  dass  dieselben  Stellen  der  Hirnober- 

fläche, deren  Reizung  Bewegungen  auslöst,  also  im  strengston  Sinne 
motorische  Oentren,  zugleich  der  Sitz  des  Muskelgefühls,  der  Vor- 
stellung von  dein  Maasse  und  der  Art  der  Muskelinnervation  sind. 
Die  sensorischen  Regionen  des  Gehirns  bieten  in  der  centralen  Eudi- 
gungsstätte  der  Sinnesnerven  Deposita  ihrer  specifiscLen  Erinnerungs- 
bilder. Beide  Regionen  sind  durch  Theile  des  itu  menschlichen 
Gehirne  sich  entwickelten  Associationssystemes  verknüpft,  so  dass, 
vermöge  dieser  praformirten  Bahn,  eine  Erregung  (ein  Auftauchen) 
von  sensorischen  Erinnerungsbildern  bei  genügender  Stärke  eine 
Innervation  von  Bewegungsvorstellungen,  resp.  wenn  die  lutensitäl 
des  Erruugsvorganges  zunimmt,  eine  Innervation  der  davon  ausge- 
henden centrifugalen  Bahnen  — die  Bewegung  selbst  — bewirken 
kann.  Die  beim  Reflexvorgatig  erfolgende  Auslösung  bestimmter 
Bewegungen  auf  bestimmte  Reize  muss  eine  ähnlich  beschränkte 
Verknüpfung  zwischen  bestimmten  Erinnerungsbildern  einerseits  und 
Bewegungsvorstellungen  andererseits  zur  Folge  haben.  Diu  Inten- 
sität des  verlangenden  Erregungsvorganges  hängt  also  von  der  Zahl 
oder  der  durch  häufigen  Gebrauch  gesteigerten  Wirksamkeit  solcher 
Associationen  ab.  Dadurch  ist  eine  gewisse  Auswahl  der  Bewe- 
gungen möglich:  der  freie  Wille. 

II.  Für  die  Sprachbewegungen,  welche  zu  den  erlernten, 
bewussten  Bewegungen  gehören , muss  ebenfalls  eine  derartige 
innige  Verknüpfung  zwischen  motorischen  Stellen  — den  Deposita 
der  Spracbbewegungsvorstellungen  und  sensorischer  — den  Klang- 
bildern der  Worte,  angenommen  werdeu.  Auch  diese  Verbindung 
beruht  ursprünglich  auf  einem  Reflexmechanismus,  durch  welche  der 
gehörte  Klang  reflectoriscb  Sprachbewegungen  erzeugte.  Später 
wird  die  Sprachbewegung  von  den  acustischen  Erinnerungsbildern 
der  gehörten  Worte  innervirt.  Auf  diesem  Vorgänge  beruht  das 
Erlernen  der  Sprache,  welches  zunächst  mit  dem  Begriffsinhalt  des 
Kiudes  gar  nichts  zu  thuu  hat.  Der  motorische  Theii  des  Sprach-, 
actes  ist  in  das  Stiruhirn,  der  sensorische  Theii  in  das  Hinterhaupts- 
schlufehirn  zu  verlegen.  Da  nun  die  klinische  Erfahrung  festgestellt 
bat,  dass  Läsiou  der  BuoCA’schen  Stelle  (1.  Stirnwindung)  Aphasie 
erzeugt,  dass  andererseits  aber  nicht  von  dieser  Stelle  allein,  sondern 
von  der  ganzen  nächsten  Umgebung  der  Sylvischen  Grube  und 
dieser  selbst  Aphasie  erzeugt  werden  kc  i,  so  schliesst  Vf.,  dass 
wahrscheinlich  die  1.  Stirn windung  das  n «torische  Centrum  des 
Sprachorganes  darstelie,  die  Fortsetzung  derselben  in  den  Schläfe- 


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Würsicks,  Aphasie.  349 

1.  Schläfowindung,  welche  hier  Hie  nächste  Umgebung 
der  F.  S.  bildet,  das  sensorische  Spraclicentrum,  den  Ort  der  Klang- 
bilder enthalte.  Das  beide  Centren  verbindende  Associationssystem 
vermuthet  Vf.  in  einem  Fasersystem , welches  von  der  ganzen 
1.  Windung  aus  radiär  nach  der  Inselrinde  convergirt  und  zugleich 
einen  Beweis  für  die  einheitliche  Bedeutung  des  ganzen  Gebietes 
bildet.  Der  N.  acusticus  — die  1.  Schläfewindung  — die  Fibrae 
propriae  der  Inselgegend  — die  1.  Stirnwindung  — endlich  die  beim 
Sprechen  benutzte  centrifugale  Bahn  des  Hirnsehenkelfusses  stellen 
«o  die  psychischen  Reflexbogen  dar,  durch  dessen  Unterbrechung  an 
den  verschiedensten  Stellen  Aphasie  entstehen  kann.  Nach  diesem 
Schema  construirt  Vf.  als  wichtigste  Formen  3 Arten  der  Aphasie: 
eine  sensorische,  motorische  und  Leitungsaphasie  oder  eine  Aphasie 
der  Stirn  , der  Schläfe-  und  der  Inselgegend.  Die  sensorische  — 
Ausfall  der  Klangbilder  — bietet  folgende  Erscheinungen.  Der 
Kranke  erkennt  die  gesprochenen  Wörter  nicht  wieder,  er  versteht 
also  das  Gesprochene  nicht;  er  kann  eventuell  Alles  sprechen,  ver- 
wechselt aber  oft  die  Wörter  wogen  Ausfall  der  Innervation  von 
Seiten  des  Klangbildes.  Dass  das  Sprechen  überhaupt  noch  möglich 
ist,  wird  dadurch  erklärt,  dass,  nachdem  das  Sprechen  einmal  erlernt 
ist,  der  motorische  Sprachapparat  von  den  Begriffen  aus,  den  wich- 
tigsten Erinnerungsbildern  der  Gegenstände,  inuervirt  zu  werden 
pflegt.  Bei  der  zweiten  Form  versteht  der  Kranke  Alles,  hat  auch 
einen  unbeschränkten  Wortschatz,  verwechselt  aber  die  Wörter. 
Bei  der  dritten  Form,  der  Leitungsaphasie,  endlich  ist  das  Ver- 
ständnis« für  die  Sprache  vollkommen  erhalten,  der  Kranke  bat 
aber  die  zum  Sprechen  nöthigen  Bewegungen  verlernt,  obwohl  er 
sonst  Zunge  und  Lippe  gut  bewegen  kann.  Bei  jeder  Form  wird 
*uf  die  Beziehungen  zur  Alexie  und  Agraphie  kurz  eingegangen. 
Die  Asymbolie  Finkki.nbubg's  weist  Vf.  als  eine  Störuug  der  In- 
telligenz nach,  welche  mit  Unrecht  für  die  Sprachstörung  verant- 
wortlich gemacht  wird. 

111.  Auf  die  Benutzung  der  casuistiscben  Literatur  ver- 
zichtet Vf.  wegen  der  mangelnden  Angaben  über  die  zum  Ein- 
theilungsprincip  benutzten  Symptome  und  wegen  der  Mangelhaftigkeit 
der  meisten  Sectionsbefcnde.  Dagegen  bringt  er  10  selbst  beob. 
achtete  und  von  seiner.!  Standpunkt  ans  analysirte  Fälle.  2 davon 
sind  besonders  bemerkenswertb,  da  sie  das  Krankheitsbild  der  reinen 
sensorischen  Aphasie  mit  den  oben  geschilderten  Kennzeichen  boten. 
Oie  Section  des  einen  Falles  ergab  isolirte  Zerstörung  der  linken 
1.  Schläfewindung,  des  angrenzenden  Randes  der  2.  Schl.  w.  und  der 
Anastomose  zwischen  beiden  (des  untereu  Scheitelläppchens).  Vf. 
hebt  hervor,  dass  das  hier  zuerst  constatirte  Vorkommen  solcher 
Fälle,  zusammengehalten  mit  dem  schon  oft  constatirtuu  Vorkommen 


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350 


Lfik,  Entstehung  von  Kindbettfieber.  Fest. 


der  rein  motorischen  Form  einen  Beweis  für  die  Richtigkeit  seiner 
Theorie  abgebe.  Bernhardt. 


W.  T.  Lusk,  The  genesis  of  an  epidemic  of  puerperal  ferer. 

Jutiru.  of  Obatetr.  etc.  VHI.  No.  3 Nov.  1875. 

Vf.  beschreibt  eine  Epidemie  von  Wochenbetterkrankungen, 
welche  in  der  Uebarabtheilung  des  New  York  Bellevue- Hospital  von 
dem  Ende  1873  bis  Mitte  Juni  1874  aufgetreten  ist.  Diese  Epidemie 
wüthete  trotz  Wechsel  der  Räume,  Aerzte  und  Wärterinnen;  während 
anfänglich  meist  nur  hohes  Fieber  bei  den  Kranken,  peritonitische 
Befunde  bei  den  Autopsien  notirt  wurden,  zeigten  die  Kranken  und 
Erliegenden  der  letzten  Monate  ausgesprochene  Diphtheritis  der  Ge- 
nitalien. Aus  den  gemachten  Beobachtungen  zieht  Vf.  1)  den 
Schluss,  dass  die  Wochenbetterkrankungen  durch  die  Atmosphäre 
allein  verbreitet  werden  können ; er  hält  das  für  erwiesen  durch  die 
Erfahrung,  dass  der  einfache  Wechsel  der  Räume  den  Gesundheits- 
zustand gebessert  habe,  wenn  auch  nur  sehr  vorübergehend.  Die  i 
auf  der  Höhe  der  Epidemie  auftretenden  diphtheritischen  Beläge 
beweisen  dem  Vf.  den  parasitären  Ursprung  der  Krankheitserreger.  J 
2)  Soll  neben  der  genannten  Form  eine  andere  bestehen,  welche 
nicht  direct  durch  ein  Miasma  veranlasst  wird,  aber  duch  im  Stande 
ist,  die  Atmosphäre  zu  vergiften.  Dies  soll  bewiesen  sein  durch  die 
plötzliche  Erkrankung  einer  Wöchnerin  zur  Zeit  eines  sonst  günstigen 
Gesundheitszustandes  in  den  Räumen  der  Abtheilung.  Die  Autopsie 
der  betreffenden  Patt,  liess  locale  Läsionen  nicht  nachweisen;  und 
doch  brach  im  Anschluss  au  diesen  Full  die  Epidemie  von  Neuem 
aus  „unterhalten  durch  die  geschäftigen  Wöchnerinnen“.  Durch  die 
Thätigkeit  zweier  Assistenten  und  deren  unermüdliche  Beaufsichti- 
gung der  Abtlieilung,  durch  Sorge  für  reine  Wäsche,  durch  Ver- 
werfung allgemein  gebrauchter  Utcusilien  und  Gebrauch  von  der- 
gleichen immer  nur  für  eine  Wöchnerin,  durch  grosse  Vorsicht  beim 
Touchiren  u.  s.  w.  wurde  ein  Stillstand  der  Epidemie  herbeigefuhrt. 

Es  liegt  deshalb  wohl  näher,  an  eine  directe  Uebertragnng  vod 
Krankheitserregern  auch  in  dieser  Epidemie  zu  denken,  als  die  at- 
mosphärische Luft  auzuk lagen  oder  besondere  Formen  der  Wocben- 
bettserkranku  iigen  zu  statuiren.  a.  Martin. 


A.  Frey,  Casuistischer  Beitrag  zur  Lehre  ron  der  Hirn- 
faserung. Arch.  f.  Psych.  etc.  VI.  8.  327. 

Rin  Mann  mit  den  Symptomen  einer  genau  localisirten  cerebralen  Pareae 
starb  bald  nach  Eintritt  der  Affection  an  Erysipels*.  Die  Section  ergab  in  dem 
sonst  normalen  Gehirn  einen  kleinen  scharf  umschriebenen  Heord,  mitten  in  der 
weisxeu  Substanz  der  rechten  Hemisphäre  in  der  Höhe  der  unteren  Fläche  des 
Balkens  zwischen  N'ncleua  candatus  nach  Innen  und  Fossa  sylvii  nach  aosaen,  an- 


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CoLAS  ANTI.  JOLIIT.  LÜTTICH  MaVRR. 


351 


gefäbr  in  der  Höhe  des  vorderen  Drittels  des  Streifenhügels.  Da  die  Psrese  den 
ganzen  linken  Arm,  den  Huken  Mundwinkel  (und  die  linke  Zuugenbälfte)  ergriffen 
hatte,  so  müssen  mn  der  Stelle  des  Erweichungsheerdes  Fasern  für  die  Inuervation 
dieser  Tbeile  verlaufen.  Löwe. 

U.  Colasanti,  1)  I/influenza  dell’  abbassameuta  di  temperatura 
sullo  syilnppu  dell’  uoso  di  gallina.  (LaborAt.  d’Auat.  e Fisiol.  comp, 
nella  R.  (Tniversitä  di  Koma  III).  Atti  della  R.  Aceaderaia  de  Lincei.  Ser.  II.  2. 

2)  Uebor  den  Einfluss  der  Kälte  auf  die  Entwickelungsfähig- 
keit des  Hühnereies.  Rkich*rtt's  & du  Rois  KsruuND's  Arch.  187&. 
8.  447. 

C.  hat  Hühnereier  in  eine  Kiiltemiechung  gelegt  und  so  sie  1 — 2 Stunden 
einer  Temperatur  vou  — 7 bis  —10  Centigmden  ausgesetat.  Obwohl  der  Eiiuhalt 
hierdurch  in  einen  vollkommen  festen  Zustand  übergefühlt  wird,  leidet  der  Keim 
nicht  im  Geringsten  durch  die  Teroperatureruiedriguug,  sondern  zeigt  eine  durchAas 
unbeeinträchtigte  Entwickelungsfähigkeit.  Es  steht  dieses  Factum  im  besten  Ein- 
klänge mit  einer  grossen  Reihe  anderer  naturgeschichtlicher  Thatsacben,  welche 
aimmtlicb  zeigen,  dass  den  Keimon  der  Organismen  eine  erheblich  grössere  Wider- 
standsfähigkeit zukommt  als  den  ausgebildeteu  Organismen  selbst.  Bol)  (Rom). 

Jolyet,  Du  rapport  entre  la  quantitd  de  l'acide  carbonique 
t*xcret<*e  par  le  poumon  ett*.  Gate  med.  1876.  JSo.  7. 

Vf.  hat  mit  Hülfe  von  Methoden,  die  auf  dem  BKQHAOUT-RRisKT’sche  Princip 
basirt  sind,  die  COa-Auascheidiing  bei  enrarisirten  Thieren  untersucht.  Um  den 
Einfluss  vou  Muskelbewegungen  auszaschliesseu,  wurden  die  Tbiere  in  der  Normal- 
penode morphiuisirt.  2 Versuche  ergaben:  1)  Hund  vou  8 Kilo  gab  in  1 Stunde: 

a.  morphinisirt  8979  ccm.  COs,  b.  enrarisirt  2808  ccm.  2)  Hund  von  16  Kilo  gab 
iu  1 Stande:  a.  morphiuisirt  4270  ccm.  COa,  b.  enrarisirt  2880  ccm.  6.  SalkowskL 

Lüttich,  2 practisch  wichtige  Oefässanomalien.  Arch.  d.  Heilk 
XVII  S.  70. 

Der  erste  Fall,  eine  Obliteration  der  Aorta  in  der  Näbe  des  Ductus  Botalli 
fand  sieb  bei  eiuem  sonst  ganz  gesunden  26jährigen  Manne,  der  an  der  Ruptur 
eines  Aneurysma  dissecans  der  Aorta  ased.  plötzlich  verstorben  war.  Der  Ductns 
Botalli  war  geschlossen,  dicht  hiuter  ihm  war  die  Aorta  in  der  Länge  von  1,2  cm. 
in  einen  fibrösen  Strang  umgewandelt.  Das  Öirculationshinderniss  ist  durch  starke 
Erweiterung  der  Artt.  mammariae  intercostal.  Subclaviae  und  Carotides  compensirt 
worden.  Als  Entstehungsursacbe  nimmt  L.  die  Fortsetzung  eines  Thrombus  vom 
Dnctus  Botalli  in  das  Lnmeu  der  Aorta  an. 

Der  zweite  Fall  betrifft  ein  Aneurysma  ductus  arte  r io«  i Botalli,  Thrombus- 
bildnng  im  letzteren,  Fortsetzung  der  Thrombose  auf  die  Aorta  und  (mit  Frei- 
lassung einer  1 cm.  langen  Strecke),  Iliacae  coinra.  sowie  Hypogastrica  dextr. 
Das  Aneurysma  soll  durch  Störung  in  der  Obliteration  des  Dnctus  Botalli  dnreh 
irgend  welche  Circulationsanomalien  herbeigeführt  sein,  welche  die  schon  collabirten 
und  so  weniger  widerstandsfähigen  Wände  des  Ductus  erweiterten  und  au  der  schon 
veränderten  Intima  Fibringerinnung  und  Tbrombusbildung  ermöglicht  hätten. 

Grawits. 

L.  Mayer,  Die  Therapie  des  varicösen  Fussgeschwürs.  Deutsch« 

Zeitschr.  f prmet.  Med.  1876.  No.  9 n.  10. 

M empfiehlt  Ausschaben  des  Geschwfirsgrandes,  Glättung  der  Ränder,  Cir- 
comcision  und  sntiseptisehen  Verband.  Die  Varicositäten  bekämpft  er  meistens  nur 


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362 


Jacobs.  Hisscbbkrq.  Mabtsison.  Druckfehler. 


mit  Schnür. trumpf  nnd  Bindeneinwicklnng;  höchstens  hält  er  die  Unterbindung  der 
Vene  unter  entiseptiscben  ('nuteten  für  erlaubt.  B.  K Otter. 

J.  Jacobs,  Zur  Behandlung  des  Diabetes  mellitus  mittelst 

Glycerin.  Virchow's  Arcb.  LXV.  S.  4SI. 

Vf.  hat  bei  2 Pat..  welche  eine  möglichst  gleichmässige  Kost  genossen,  unter 
dem  längeren  Gebrauch  von  Glycerin  nach  Schcltzkn'*  Vorschrift  (Cbl.  1872,  684) 
eine  Abnahme  der  Zuckerausscheidung  mit  Zunahme  des  Körpergewichts  nnd 
Besserung  des  Allgemeinbefindens,  jedoch  nur  vorübergehend,  beobachtet.  Im 
ersten  Fall  sank  die  tägliche  Zuckerausscheidung  von  261,9  gm.  (im  Mittel  aus 
8 Tagen)  in  der  6.  Woche  des  Glyceringebranchs  auf  durchscbnittlirh  71,7  gm.  nnd 
stieg  dann  wieder  auf  144,2  gm.  In  dem  «weiten  Fall  sank  sie  von  durchschnitt- 
lich 188,8  gm  nach  4 Wochen  auf  64,2  und  stieg  dann  wieder  auf  97,8  gm.  Das 
Mittel  wurde  im  Ganzen  sehr  gut  vertragen.  Vf.  betrachtet  beide  Fälle  als  schwere, 
weil  bei  Ausschluss  vegetabilischer  Kost  der  eine  eiu  Mal  au  einem  Tage  88,8  gm., 
der  andere  unter  gleichen  Umständen  in  48  Ständen  noch  82,5 — 83,8  gm.  Zucker 
entleerte  und  weil  sich  auf  Zusatz  von  Salzsäure  mm  Urin  keine  Harnsäure 
ausschied. 

Merkwürdiger  Weise  stieg  in  beiden  Fällen  das  spec.  Gewicht  des  Harns 
beim  Fallen  des  Zuckergehalts  und  umgekehrt.  Benetor. 

J.  Hirschberg,  Zur  Semidecussation  der  Sehnervenfasern  im 
Chiasma  des  Menschen.  Viacnow’s  Arch.  i.xiv.  s.  im 

Ein  60jäbriger  Fabrikant  klagte  zeitweilig  über  die  heftigsten  linksseitigen 
Stirn-Kopfschmerzen.  Dazu  gesellte  sich  eine  Verlangsamung  der  Sprache,  ausge- 
sprochene bilaterale  rechtsseitige  Hemiopie  (nach  Vf.  besser  Hemianopsie),  zuletzt 
rechtsseitige  Lähmung  und  Aphasie.  Die  Obduction  erwies  als  Ursache  der 
während  des  Lebens  beobachteten  Erscheinungen  eine  resistente,  apfelgrosse  Ge- 
schwulst (vascoläres  Gliosarcom)  im  linken  8tirnlappen.  Der  linke  Tractus  opticus 
war  vor  dem  Chiama  dünner  als  der  rechte.  Existirte  auch  beim  Menschen,  wie 
bei  einigen  Wirbelthieren  mit  getrenntem  Gesichtsfeld,  eine  totale  Kreuzung  der 
Sehnerven  im  Chiasma,  so  hätte  der  Ileerd  im  linken  Winkel  das  Chiasma  genau 
bis  aur  Medianebene  sitzen  oder  sich  2 absolut  symmetrische  Heerde  in  beiden 
Hiruhälften  vorfiudeu  müssen.  Im  Sinne  der  Semidecussation  genügt  ein  die  Leitung 
im  liuken  Tractus  opticus  unterbrechender  Heerd,  wie  ihn  der  vorliegende  Befund 
nachweist.  Bernhardt 

J.  F.  Marten son,  Salicylsanres  Ammon  als  Ersatz  der  Salle yl* 
säure  zum  innerlichen  Gebrauch,  st.  Petersbarg.  med.  Zeitechr.  1876. 
S.  843. 

Oes  SmU,  durch  SXttigen  von  in  Wasser  verteilter  RSure  mit  Ammooisk 
oder  koblens.  Amnion  leicht  darstellbar,  ist  in  Wasser  and  Alcohol  leicht  löslieb, 
sfisslieh  schmeckend  nnd  längere  Zeit  haltbar.  100  Tbeile  enthalten  nahest*  89  Sa 
licylsüiire.  Senator. 


Druckfehler:  S.  312  Z.  7 v.  n.  fehlt:  „Ans  der  Poliklinik  des  Herrn 
Prof.  Lawta  in  Berlin. 


Etuaendongen  für  da«  Oentralblelt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Uersuageber:  Prof.  Seoater, 
Berlin,  (N.)  Kraaanlckatraiiae  24,  und  ProfeMor  Roten  thal,  Erlangen,  oder  (unter  BeiaehiaMi  an 
die  Verlegabend  lang,  Berlin  (N.-WJ,  nnter  den  Linden  «8,  edreaairen. 

Verlag  von  Angnat  Hlracbwald  in  Berlin.  — l>ruck  von  H.  8.  Hermann  in  Berlin. 


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Mt  /*  r x 

¥ / 


WfckeotUeb  erseheinen 
1— 1 Bogen  ;»m  Sebltuse 
da«  Jahrgangs  Titel,  Ne- 
uen- and  Sachregister. 


Centralblatt 


für  die 


Preis  de«  Jahrgänge« 
SO  Mark;  ca  bestehen 
daroh  alle  Buchhandlun- 
gen  and  PoetaneUlten. 


medicinischen  Wissenschaften. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Profowor  in  Erlangen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  ln  Berlin. 


1876.  «3.  mal.  No.  20. 


Inhalts  Lima*,  Methode  sur  Umwandlung  von  Kohlenoxydhämoglobin  in 
Sauerstoff  bätnoglobin  (Orig.-Mittb.).  — Fisch  eh,  Endigung  der  Muskeluerven 
(Orig.  Mittb.).  — Hi l leb.  Contagiuro  der  Kuhpocken  (Orig.-Mittb.).  — 

Fxirbtag,  Bildung  der  Haare.  — SchÜternb krohr,  Eiweisskörper.  — 
Abklrb,  Zuckergehalt  des  Blutes.  — Stricker;  Rikss;  Senator;  Abramow- 
«ki,  Behandlung  der  Rbeumartbritis.  — Kaposi;  D&evfocs,  Herpes  Zoster.  — 
Tau abbia,  ZerseUuug  der  Gewebe  bei  der  Fäulniss.  — 

Robih,  Beziehung  uiederer  Organismen  zu  Gührungen.  — Alexander,  Nerven 
der  Dura. — Zülkowsrv  & König,  Pflanzenfermente. — Schreiber,  artificielle 
Tuberculose.  — Schaffer,  laryngoscopiscbe  Mittbeilungen.  — G a irdskb]  , Schlaf- 
sucht und  Chorea.  — v.  Masbabi,  Embolie  der  Lungeuarterie  nach  dei  Ebmaroh’- 
schen  Ein  Wickelung.  — Green  ha  loh,  Entfernung  von  Gebärmuttergeschwülsten 
durch  das  Glübeisen.  — 

Druckfehler. 


Einfache  Methode  da»  Kohleiioxydhämoglobin  in  Sauerstoff- 
hämoglobin zu  verwandeln. 

Von  Prof.  C.  Linuui  io  Berlin. 

Bekanntlich  ist  es  Eulenbebg  und  Donders  gelungen,  durch 
anhaltendes  Hindurehleiten  von  Sauerstoff  bezw.  atmosphärischer  Luft 
durch  kohlenoxydhaltiges  Blut,  das  Kohlenoxydhämoglobin  wieder 
in  Sauerstoffhumoglobin  zu  verwandeln  durch  Verdrängung  des 
Kohlenoxyds,  was  durch  blosses  Schütteln  des  Blutes  in  einem 
Reagenzglas  nicht  gelang.  Es  ist  anzunehmen,  dass  der  Grund  dieses 
Misslingen»  darin  liegt,  dass  auf  diese  Weise  das  Blut  mit  einem 
abgeschlossenen  Quantum  Luft  in  Berührung  kommt,  und  dessen 
Sauerstoffgehalt  nicht  hinreicht,  das  vorhandene  Kohlenoxyd  zu  eli- 
miniren,  so  dass  ein  so  behandeltes  Blut  seine  durch  das  Koblen- 
oxydhämoglobin  bedingten  spectroscopisuhen  Eigenschaften  behält. 

Ich  habe  Blut,  weiches  von  einem  in  Kohlendunst  gestorbenen 
Menschen  entnommen  war,  und  welches  auch  bei  Zusetzung  von 
Schwefelammonium  die  beiden  Streifen  von  D.  und  E.  zeigte,  wäh- 
rend normales  Blut  reducirt  wurde,  folgendermaassen  behandelt.  In 
einem  Reagenzglas  wurde  da»  lilut  zur  spectroscopisehen  Unter- 
XIV.  Jahrgang.  23 

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354 


PiaCHBB,  Endigung  der  Muskelnerven. 


suchung  hinreichend  mit  Wasser  verdünnt,  geschüttelt,  alsdann  in 
ein  anderes  Reagenzglas  übergegossen,  wieder  geschüttelt  u.  s.  f., 
etwa  eine  halbe  Stunde  lang,  und  nunmehr  nach  Zusatz  von 
Schwefelammonium  spectroscopisch  untersucht.  Jetzt  zeigte  sich, 
dass  dieses  Blut  sich  verhielt,  wie  normales  Blut:  Es  zeigte  sich 

zwischen  D.  und  E.  des  Spectrums  der  Streif  des  reducirteu  Sauer- 
stoffhämoglobins. 

Es  erklärt  sich  hieraus,  dass  in  dem  Blute  solcher  Menschen, 
welche  aus  der  Kohlenoxydatraosphäre  befreit,  durch  die  Einwirkung 
des  Kohlenoxyds  an  Hirnaffection  (Coma)  zu  Grunde  gehen,  das 
Kohlenoxyd  spectroscpoisch  nicht  mehr  nachzuweisen  ist,  während 
in  allen  Leichen  von  Menschen,  welche  in  der  Kohlenoxydatmosphäre 
starben,  das  Kohlenoxyd  stets  nachweisbar  ist.  Es  erklärt  sich 
durch  die  Thatsache  des  allmählichen  Verdrängtwerdens  des  Kohlen- 
oxyds gleichzeitig  der  Process  der  Wiederbelebung. 

Da  das  von  mir  hier  mitgetheilte  Verfahren  ein  sehr  einfaches 
ist  und  überall  leicht  wiederholt  werden  kann,  so  gestatte  ich  mir, 
dasselbe  zu  veröffentlichen. 


Ueber  die  Endigung  der  Nerven  im  quergestreiften  Muskel  der 

W irbelthiere. 

Vorläufige  Mittbeiluug  vou  E.  Fischer,  Stad.  rer.  nat. 

J.  Geklach  hat  bekanntlich  in  einigen  vor  Kurzem  erschie- 
nenen Publicationen  die  Ansicht  aufgestellt,  dass  die  Endigung  der 
Muskelnerven  nicht,  wie  man  früher  angenommen,  von  Endplatten, 
sondern  von  Netzen  feinster  Nervenfasern  dargestellt  sei,  welche  im 
Iunern  der  Muskelfäden  verlaufen  (intravaginale  Nervennetze)  und 
hierbei  mit  den  isotropen  Elementen  der  coutractilen  Substanz  wahr- 
scheinlich Zusammenhängen  (Sitzungsber.  d.  phys.  med.  Societät  zu 
Erlangen  1873.  V.  S.  97  und:  D.  Verhältnis  d.  Nerven  zu  den  will- 
kürlichen Muskeln  d.  Wirbelthiere.  Leipzig  1874).  Dieser  Anschauung 
vom  terminalen  Verhalten  der  Muskelnerven  ist  in  jüngster  Zeit 
L.  Geblach  (Virchow’s  Arch.  XL VI)  für  den  willkürlichen  Muskel 
beigetreten,  während  er  für  die  Musculatur  des  Froschherzens  Nerven- 
fasernetze beschrieb,  von  denen  das  eine  die  Aluskclbündel,  das 
andere  die  Muskelzelien  umspinnt;  von  dem  letzteren  Netz  aus 
sollen  feine  Nervenfasern  in  das  Innere  der  Muskelzellen  eindringen 
können. 

Ueber  die  Nervenendigung  im  willkürlichen  Muskel  habe  ich 
nun  im  Laboratorium  von  Prof.  Koi.i.mann  mittelst  der  von  Herrn 
Stud.  med.  Löwit  erfundenen  Goldmethode  (Sitzungsber.  d.  Wien. 
Academie.  LXXI.  Abth.  III.  S.  1)  eine  Reihe  von  Untersuchungen, 
die  sich  über  alle  Klassen  der  Wirbelthiere  erstreckten,  angestellt, 


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FrscBKH,  Endigung  der  Moskelnerven. 


355 


and  hierbei  gefunden,  dass  bei  den  3 ersten  Klassen  der  Wirbel- 
thiere  die  Endigung  der  motorischen  Nerven  mit  Bestimmtheit  stets 
in  Endplatten  geschieht.  Bei  den  Amphibien  findet  sich  das  termi- 
nale Fasersystem,  welches  Kühne  entdeckt  und  nach  ihm  eine  Reihe 
von  Autoren  in  übereinstimmender  Weise  beschrieben  haben;  bei 
den  Fischen  konnte  ich  leider  nicht  zu  vollkommen  sicheren  Auf- 
schlüssen über  das  terminale  Verhalten  der  Nervenfasern  gelangen. 
Was  nun  die  Endplatten  betrifft,  so  habe  ich  Kühnk's  Angaben  über 
den  Bau  derselben  vollkommen  bestätigen  können,  wonach  die  eigent- 
lichen Endplatten,  d.  h.  der  äussere  homogene  Tbeil  des  Nerven- 
hügels,  von  einer  verzweigten  Ausbreitung  des  Axencylinders  ge- 
bildet werden.  Die  durch  Verzweigung  resp.  Theilung  aus  dem 
Axency linder  hervorgegangenen  Terminalfasern  enden,  wie  dies 
schon  W.  Krause  beschrieben  hat,  in  verschieden  geformten  An- 
schwellungen; nie  setzen  sie  sich  in  feinere  nach  dem  Innern  der 
Muskelfäden  ausstrahlende  Fasern  fort.  — Auch  die  Fasern,  welche 
beim  Frosche  die  motorische  Endausbreitung  bilden,  zeigen  nach 
den  übereinstimmenden  Resultaten  der  Methoden  von  Löwit,  Cobn- 
HEIM  und  Oerlach  stets  freie  Enden  und  gehen  ebenfalls  nie  in 
feinere  Fasern  über.  Nach  diesen  Befunden  muss  ich  die  Existenz 
intravaginaler  Nervennetze  für  den  quergestreiften  Muskel  der  Wir- 
belthiere  in  Abrede  stellen.  Die  Annahme  derselben  durch  J.  Geb- 
lach erklärt  sich  in  der  Weise,  dass  O.  Elemente  der  contractilen 
Substanz,  die  sich  in  hervorstechender  Weise  mit  Gold  färben  und 
hierbei  Fasern  ähnlich  werden,  die  ferner  ein  den  feinen  rosenkranz- 
förmigen  Nervenfasern  ähnliches  Verhalten  zeigen  und  mauchmal  in 
Folge  unregelmässigen  Verlaufs  auch  netzförmig  zusammenzuhängen 
scheinen,  mit  Nervenfasern  verwechselt  hat. 

Nachdem  so  das  Vorhandensein  bestimmter  Endapparate  für  die 
Muskeln  der  4 ersten  Wirbelthierklassen  nachgewiesen  war,  ergab 
noch  der  Vergleich  der  verschiedenen  Endausbreitungen  bei  den 
einzelnen  Klassen  unter  einander  und  mit  einigen  bekannten  That- 
sacheu  bei  Wirbellosen,  dass  erstens  als  allgemeines  Prinoip  der 
motorischen  Nervenendigung  eine  Verbreiterung  oder  Anschwellung 
des  Axencylinders  zu  betrachten  ist,  die  mit  der  contractilen  Sub- 
stanz in  Berührung  tritt,  und  dass  zweitens  die  Endausbreitungen 
der  motorischen  Nerven  bei  den  höheren  Klassen  der  Wirbelthiere 
nur  auf  einer  durch  Verzweigung  bedingten  Coinplicatiou  der  Endi- 
gung in  einfachen  Anschwellungen  beruhen. 

Was  die  Nervenendigung  im  Herzen  anbelangt,  über  die  ich, 
der  Angabe  W.  Kkause’s  wegen,  dass  auch  an  den  Muskelfasern 
des  Herzfleisches  motorische  Endplatten  sich  finden,  einige  Versuche 
angestellt  habe,  so  konnte  ich  nur  das  Vorhandensein  massenhafter 
netzförmig  verbundener  Nervenfasern  im  Herzen  des  Hundes  (Ven- 
trikel) constatircn,  die,  soviel  ich  gesehen,  stets  zwischen  den 

23* 


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356 


Bulbs,  Contspium  der  Kubpocken. 


Muskelfäden  lagen.  Ein  Eindringen  derselben  in  die  letzteren  konnte 
nie  nachgewiesen  werden,  und  ist  es  wegen  dieses  Befunde»  und 
weil  eine  andere  Art  der  Endigung  nicht  aufgefunden  werden 
konnte,  nicht  wahrscheinlich,  dass  den  beschriebenen  Nervennetzen 
im  Herzen  die  Bedeutung  von  Endnetzen  zukomme. 

Bezüglich  der  genaueren  Beschreibung  und  Beweisführung  ver- 
weise ich  auf  meine  Mittheilung,  die  ich  in  das  Archiv  f.  micr.  Ana- 
tomie von  M.  Scholtze  eingeschickt  habe. 


Untersuchungen  über  das  Contaginm  der  Kuhpocken. 

Von  Dr.  Arnold  IliUcr,  Assistenzarzt  in  Berlin. 

Die  m icro sco  p i sc h e Untersuchung  zahlreicher  frischer 
Lymphproben  von  10  mit  echten  Pusteln  behafteten  älteren  Personen 
und  2 Kindern,  zu  verschiedenen  Zeiten  der  Pockenentwickclung 
vorgenommen,  ergab  A.  als  zufällige,  inconstante  Formbe- 
standtheile:  Epidermisschüppchen,  Zellen  des  Kete  Malpighi,  häufig 
gequollen  und  kernlos,  und  vereinzelte  rothe  Blutkörperchen;  B.  re- 
gelmässige Bestandtheile:  Lymphkörperchen,  meist  deutlich 

gekörnt,  Fragmente  und  Zerfallskörperchen  derselben,  Faserstoffge- 
rinnsel, ferner  amorphe,  häufig  leicht  granulirt  erscheinende  Eiweiss- 
concretionen  verschiedener  Örösse  und  endlich  eine  Anzahl  „kleiner 
Körnchen“  (Granulosa,  Granulation»)  von  verschiedener  Herkunft 
und  Bedeutung,  nämlich  1)  eine  Reihe  dunkelglänzender,  braunrother 
Körperchen,  welche  sich  bei  genauer  Prüfung  als  theils  körniges, 
theils  krystallinisches  Blutpigment  ausweisen;  sie  finden  sich  na- 
mentlich dann  reichlich,  wenn  die  Lymphe  gelblich  aussiebt,  also 
Farbstoff  gelöst  enthält;  2)  eine  meist  spärlichere  Anzahl  verschieden 
grosser,  hellglänzender  Kügelchen,  welche  bei  Einwirkung  vor.  Kali- 
lauge und  Essigsäure  persistiren  und  höchstwahrscheinlich  fettiger 
Natur  sind ; 3)  eine  Gruppe  blasser,  opaker  Körnchen  von  dem 
Lichtbrechuugsvermögen  des  Protoplasmas  farbloser  Blutzellen,  von 
welchen  ein  Tbeil  (a)  durch  Kalilauge  1 : 10,  namentlich  beim  Er- 
wärmen gelöst  wird,  also  jedenfalls  eiweissartiger  Natur  ist,  der 
andere  (b)  der  Einwirkung  genannter  Reagentien  widersteht  und 
pflanzlicher  Natur  zu  sein  sebeiut  („Micrococcen“).  Ich  bemerke 
hierzu  ausdrücklich,  dass  eine  exacte  Diagnose  dieser  letzteren  in 
den  meisten  Fällen  nicht  möglich  ist,  man  sich  vielmehr  immer, 
wo  es  sich  nur  um  vereinzelte  Körnchen  handelt  und  character- 
istische  Formen  fehlen,  mit  einer  auf  dem  Wege  der  Ausschliessuog 
erlangten  Wahrscheinlichkeitsdiagnose  begnügen  müssen  wird. 

Die  Menge  dieser  Formbestandtheile  ist  sowohl  in  ihrem 
Verhältniss  zu  einander,  als  auch  zur  Menge  der  Flüssigkeit  erheb- 
lichem Wechsel  unterworfen  und  scheint  von  gewissen  Zufälligkeiten 


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Hillkb,  CouUginm  der  Kuhpocken. 


357 


bei  der  Transsudation  abzuhängen.  Im  Allgemeinen,  kann  man 
sagen,  nimmt  die  Zahl  der  Blutkörperchen  und  damit  der  „kleinen 
Körnchen“  mit  dem  Eintritt  der  Eiterung,  also  etwa  vom  4. — 5. 
Tage  des  Bestehens  der  Probe  an,  zu.  Alsdann  können  alle  diese 
Elemente  in  relativ  reichlicher  Menge  in  der  Lymphe  sich  finden 
und  dieselben  dennoch  macroscopisch  völlig  klar  erscheinen. 

Ein  besonderes  Augenmerk  wurde  auf  das  Verhalten  der  al 
Microorganismen  gedeuteten  Gebilde  gerichtet.  Es  hat  sieb 
dabei  ergeben,  dass  die  von  einzelnen  Beobachtern  (auch  Nicht- 
tnedicinern)  ausgesprochene  Ansicht,  dass  die  Pockenlympbe  als  con- 
stanten  und  wesentlichsten  Bestandtheil  „Micrococcen“  enthalte, 
in  dieser  Ausdehnung  jedenfalls  unrichtig  ist  Nach  dem  Gesammt- 
ergebniss  meiner  Untersuchungen  werden  Micrococcen  in  frischer 
Lymphe  nicht  häufiger  und  nicht  zahlreicher  gefunden,  als 
auch  sonst  in  subcutanea  Flüssigkeitsansammlungen,  z.  B.  in  Ab- 
scessen,  in  Erysipelblasen  oder  in  den  durch  Verbrennung,  Quet- 
schung und  Aetzung  mittelst  Cantharidentinctur  erzeugten  Haut- 
blasen, namentlich  wenn  hier,  wie  in  der  Pocke,  der 
Blaseninbalt  bereits  2,  3,  4,  5 — 7 Tage  unter  der  Epi- 
dermis stagnirt  hatte.  » 

Ich  fand  Microorganismen  in  etwa  */&  der  von  mir  untersuchten 
Fälle;  in  über  l/6  (d.  h.  in  11  von  48  Beobachtungen)  waren  sie 
mit  den  gewöhnlichen  Mitteln  überhaupt  nicht  nachweisbar*).  Ihre 
Menge  war  in  den  positiven  Fällen,  selbst  bei  gleichem  Alter  der 
Pocke,  sehr  wechselnd.  Immer  aber  wurden  sie  mit  zunehmendem 
Alter  der  Pusteln  reichlicher  gefunden,  und  gerade  am  reichlichsten 
gewöhnlich  dann,  wenn  die  Wirksamkeit  der  Lymphe  schon  wieder 
abnimmt,  d.  h.  im  Stadium  der  Eintrocknung. 

Die  Form  der  Organismen  ist  in  den  ersten  Tagen  fast  immer 
die  des  unbewegten  Monococcus;  in  späteren  Tagen  tritt  neben 
diesem  auch  mehrgliedriger  Streptococcus,  selten  Mono-  und  Diplo- 
bacteria  auf.  In  Lymphe,  welche  unter  Cautelen  und  ohne  Zusatz 
von  Glycerin  in  Capillarröhrchcn  aufbewahrt  wird,  tritt  häufig  keine 
Vermehrung  der  Elemente  mehr  ein;  dagegen  konnte  in  einer  von 
den  3 so  behandelten  Röhrcht  schon  nach  9 Tagen  deutliche 
Trübung  durch  Bacterien Vegetation» n constatirt  werden.  Glycerin- 
lymphe blieb  bis  jetzt  in  allen  (etwa  16)  Röhrchen,  zum  Theii 
noch  nach  Monaten  klar,  wenn  auch  nicht  immer  wirksam. 

Morphologische  Verschiedenheiten  zwischen  den  Micro- 
coccen der  Pockenlymphe  und  den  in  anderen  Hautblasen  oder  den 
bei  der  Fäulniss  auftretenden  Organismen  waren  nicht  wahrzunehmen, 

•)  Ich  besebeide  mich  natürlich  in  meinem  Urtheil  und  sage  objectiv:  „nicht 
nachweisbar“.  Denn  hier,  wo  es  sieb  nm  die  Constatirung  einzelner  kleinster 
Körnchen  vitaler  Natur  handelt,  hat  unsere  Erkenntnis«  sowohl  nach  der  positiven, 
wie  nach  der  negativen  Seite  hin,  offenbar  ihre  Grenzen, 


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358 


Hillbs,  Contaginm  der  Kobpocken. 


ebensowenig  wie  ein  Unterschied  zwischen  den  in  wirksamer  und  in 
unwirksamer  Lymphe  (und  hier  oft  in  reichlichster  Menge) 
gefundenen  Micrococcen  nachweisbar  war. 

Die  Impfungen  erstreckten  sich  auf  ca.  740  Recruten  und 
12  Kinder,  betrafen  also  grösstentheils  Revaccinationen.  Schon 
aus  diesem  Grunde  war  es  nothwendig,  den  Erfolg  oder  Nichterfolg 
einer  Impfung  nicht  nach  einzelnen  Resultaten,  sondern  immer  nur 
nach  grossen  Zahlen  abzuurtheilen.  Im  Ganzen  wurden,  die  Wieder- 
holungen eingerechnet,  6840  Einzelimpfungen  gemacht,  davon 
etwa  die  Hälfte  für  besondere  Versuchszwecke.  Ueber  die  Art  der 
Impfung,  Erfolg  derselben,  frühere  Impfungen  und  sonstige  Bemer- 
kungen bei  der  Besichtigung,  gaben  genaue,  an  Ort  und  Stelle  ge- 
führte Listen  Auskunft. 

1)  Verhältniss  der  Micrococcen  zur  Wirksamkeit 
der  Lymphe.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  die  zu  den  Versuchs- 
reihen benutzten  Lymphproben  (meist  Glycerinlyrophe)  zuvor  micro- 
scopisch  untersucht  und  der  Gehalt  an  Micrococcen  annähernd  be- 
stimmt, d.  h.  nicht  numerisch  — dies  dürfte  überhaupt  unmöglich 
sein  — , sondern  nach,  durch  Vergleichung  mit  anderen  Proben  ge- 
wonnenen Urtheilen  (vereinzelt,  spärlich,  ziemlich  zahlreich,  reichlich 
u.  s.  w.).  Es  zeigte  sich,  dass  der  Grad  der  Wirksamkeit  einer 
Lymphe  und  der  Gehalt  an  Micrococcen  sich  durchaus  nicht 
immer  entsprechen.  Lymphe,  welche  nur  spärliche  oder  vielleicht 
gar  keine  niederen  Organismen  enthielt,  wurde  bei  der  Impfung  ge- 
rrade  so  virulent  gefunden,  wie  solche,  in  welche  sie  in  reichlicher 
Menge  nachweisbar  waren.  Im  Allgemeinen  schien  das  Bestimmende 
für  den  Grad  der  Contagiosität  nicht  die  Menge  der  in  der  Lymphe 
enthaltenen  Micrococcen  (oder  überhaupt  „kleinen  Körnchen“)  zu  sein, 
sondern  die  Zeit  der  Entwickelung  der  Pocke,  um  welche  die 
Lymphe  entnommen  war.  Es  wurde  aber  mit  Beziehung  hierauf 
bereits  erwähnt,  dass  gerade  zu  derjenigen  Zeit,  in  welcher  die 
Wirksamkeit  der  Lymphe  nach  allgemeiner  Erfahrung  wieder  ab- 
nimmt, also  jenseits  des  7.  oder  8.  Tages,  die  Zahl  der  in  der- 
selben gefundenen  Micrococcen  gewöhnlich  am  grössten  ist. 

Umgekehrt  kann  Lymphe,  in  der  sich  keine  Organismen 
nachweisen  lassen,  ungemein  virulent  wirken.  Sehr  auffällig  war 
dies  in  folgender  Reihe:  Glycerinlymphe  von  einem  Kinde,  Verb, 

etwa  1 : 1 (aus  dem  hiesigen  Königl.  Iinpf-Institut);  die  micro- 
scopiscbe  Untersuchung  von  3 einzelnen  Proben  lioss,  abgesehen 
von  ziemlich  zahlreichen  llämatoidinkörncben,  keine  Spur  von  Mi- 
crococcen erkennen.  Impfung  mit  dem  Rest  auf  6 Kinder,  36  Impf- 
stiche, davon  30  vorzüglich  entwickelte  Pusteln.  Diese 
anscheinend  völlig  organismenfreie  Lymphe  gab  also 
nicht  weniger  als  88,8  pCt.  positiver  Resultate. 


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Fkikbtaq,  Bildung  der  Haare. 


359 


Im  Ganzen  haben  die  Versuche  dieser  Reihe  zu  dem  Resultat 
geführt,  dass  ein  constautes  Verhältnis  zwischen  der 
Contagiosität  der  Pockanlympbe  und  der  Anwesenheit 
von  Micrococcen  nicht  exiatirt. 

2)  Wirkung  geschichteter  Lymphe.  3 Röhrchen  mit 
frischer,  unverdünnter  Lymphe  wurden  senkrecht  in  eine  Kälte- 
mischung gesteckt,  nach  dem  Gefrieren  im  warmen  Zimmer  langsam 
wieder  aufgethaut  und  dicht  unterhalb  der  Mitte  zerbrochen*).  Mit 
der  oberen  und  mit  der  unteren  Hälfte  wurden  dann  je  20  resp. 
12  Mann  revaccinirt  (2  Reihen).  Es  ergab  die  obere  Schicht  (aus 
228  Einzelimpfungen)  41,4  pCt.  positiver  Resultate,  die  untere 
63,8  pCt.,  — mithin  eine  etwas  grössere  Wirksamkeit  auf  Seiten 
des  körperchenreichen  Antheils  der  Lymphe. 

Hiernach  scheint  sich  zu  bestätigen,  dass  das  wirksame  Gift 
an  die  festen  Bestandtheiie  in  höheremMaasse  gebunden 
ist,  als  an  die  flüssigen,  d.  h.  in  dem  Serum  in  dcluirtem 
Zustande,  dort  io  con  centrirtem  enthalten  ist.  Die  Angabe 
Chaüvkac’s,  dass  die  Lymph f 1 üss igkeit  unwirksam  sei,  vermag 
ich  nicht  zu  bestätigen.  (Dieselbe  entsprang  einer  Reihe  von  Dif- 
fusionsversuchen, welche  nicht  beweiskräftig  sind.  Nach  einem 
bekannten  pbysicalischen  Gesetz  von  Okaham  diffundircn  gar  nicht 
einmal  alle  im  Serum  gelösten  Stoffe,  z.  B.  die  Albuminate  wenig 
oder  fast  gar  nicht,  ferner  die  einzelnen  diffusiblen  Stoffe  überhaupt 
nicht  gleichmässig.  Das  Diffusat  der  Lymphe  enthält  also  immer 
nur  Fragmente  derselben  und  auch  diese  in  einer  ganz  verän- 
derten Zusammensetzung.  Zweitens  beiindet  sich  das  Diffusat  in 
einem  Zustande  der  Verdünnung,  welcher  die  Wirksamkeit  des 
Giftes  erfabrungsgemäsu  schwächt.  Drittens  sind  auch  chemische 
Veränderungen  bei  dieser  Procedur  nicht  ausgeschlossen**)).  Filtra- 
tionen von  Glycerinlymphe  durch  Thoncylinder  haben  bei  der  ge- 
ringen Quantität  der  Lymphe  nicht  ausgefübrt  werden  können. 

(8chlu«s  folgt.) 


i.  Feiertag,  1)  Ueber  die  Bildung  der  Haare  bei  den  Em- 
bryonen der  Säugethiere.  2)  Die  Bildung  der  Haare  bei  er- 
wachsenen Menschen  und  Säugethieren.  Dis«.  Dorpat.  1 875. 

F.,  ein  Schüler  Stikda’s,  kommt  zu  folgenden  Resultaten:  Den 
ersten  Anstoss  zur  Bildung  eines  Haares  giebt  eine  ZellenwucheruDg 
der  Epidermis;  dadurch  wird  die  Epidermis  verdickt  und  es  entsteht 

*)  Ein  Böbrcben  zersprang. 

**)  Vergl.  die  jüngsteu  diesen  Gegenstand  betreffenden  Verhandlungen  der 
Pariser  Acaddmie  de  M^decine  (Bullet  1876,  No.  4 und  6),  insbesondere  Comb 
8.  93—96). 


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360 


Fbirbtao,  Bildung  der  Haare. 


ein  in  die  Cutis  hineinwachsender  Fortsatz  — Haarkcitn.  Einige 
Haarkeime  entstehen  auf  der  Höhe  eines  Cutishöckers;  dieses  findet 
statt  bei  der  Bildung  der  allerersten  Haarkeime,  eine  solche  Höcker- 
bildung findet  aber  nicht  statt  bei  der  Bildung  der  späteren  Haar- 
keime. Aus  den  von  der  Epidermis  herstammenden  Zellen  (Haar- 
keiroeo)  wird  der  Haarschaft  nebst  den  Haarscheiden  (Wnrzelscheiden), 
aus  deD  den  Haarkeim  umgebenden  Bindegewebszellen  der  Cutis  der 
Haarbalg  gebildet.  Im  Haarkeim  tritt  unter  fortwährender  Vermeh- 
rung der  Zellen  allmählich  eine  Scheidung  ein  in  einen  centralen 
und  einen  peripherischen  Abschnitt.  Die  Diffcrenzirung  wird  ein- 
geleitet durch  ein  allmähliches  Längerwerden  der  Zellen  des  centralen 
Theils  und  wird  mit  einer  Verhornung  der  äussersten  Schicht  des 
centralen  Theils  beschlossen.  Die  verhornten  Zellen  bilden  einen 
Kegelmantel,  welcher  den  centralen  Theil  des  Haarkeims  von  dem 
peripherischen  Theil  scheidet.  Die  Zellen  des  peripherischen  Theils 
liefern  das  Material  zur  äussern  Haarscheide;  die  Zellen  des  centralen 
Theils  liefern  das  Material  für  den  Haarschaft  und  für  die  innere 
Haarscheide.  Die  Entstehung  der  bindegewebigen  Haarpapille  fällt 
nicht  bei  allen  Thieren  mit  dem  gleichen  Stadium  der  Entwickelung 
des  Haarkeims  zusammen.  Im  Allgemeinen  bildet  sich  die  Papille 
Bpät;  niemals  ist  die  Papille  bei  der  ersten  Anlage  des  Haarkeims 
sichtbar.  Als  erste  Andeutung  der  Papille  ist  eine  stärkere  Zellen- 
wucherung in  der  Cutis  unter  dem  Fundus  des  Haarkeims  zu  er- 
kennen. In  der  Folge  wird  durch  die  Zellenwucherung  eine  geringe 
Wölbung  am  Fundus  des  Haarkeims  hervorgebracht  zu  einer  Zeit, 
wo  der  Haarkeim  schon  eine  beträchtliche  Längenausdehnung  be- 
sitzt. Eine  völlig  ausgebildete  Papille  ist  bei  den  meisten  Thieren 
erst  bemerkbar,  sobald  eine  völlige  Differenzirung  der  einzelnen 
Theile  des  neugebildeten  Haares  eingetreten  ist. 

Die  Entstehung  neuer  Haare  nach  dem  Modus  der  embryo- 
nalen Bildung  (primäre  Haarbildung)  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu 
con’statiren.  Ihre  Bildung  erfolgt  durch  eine  von  den  Zellen  der 
äussern  Haarscheide  ausgehende  Wucherung.  Durch  die  Wucherung 
wird  ein  in  die  Cutis  hineinragender  Fortsatz  erzeugt  (secundärer 
Haarkeim).  Aus  diesem  Fortsatz  (secundärer  Haarkeim)  entsteht  in 
gleicher  Weise  wie  aus  dem  embryonalen  primären  Haarkeim  Haar 
und  Haarscheide.  Der  Bildung  des  secundärcn  Haarkeims  geht  eine 
Atrophie  der  Papille  des  alten  reifen  Haares  voraus.  Es  entsteht 
niemals  ein  neues  Haar  auf  der  alten  Papille,  sondern  für  das  neue 
Haar  wird  eine  neue  Papille  gebildet  (Stjeda).  F.  kann  sich  der 
Theorie  der  Schalthaarbildung  Göttb’s  nicht  anschliessen.  Löwe. 


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ötzkwbbbgrb,  Eiweinskorper 


Abelkb,  Zuckergehalt  des  Blotes. 


361 


P.Schfitzenberger,  Reeherches  sur  la  Constitution  des  raatiöres 
klbtuninoides.  Cooipt.  rend.  LXXXI.  6.  1108. 

Sch.  fangt  die  Resultate  folgcndermanssen  zusammen:  1)  Alle 

Eiweisssubstanzen  liefern  bei  150 — 200°  mit  Aetzbaryt  erhitzt:  Am- 
moniak, Oxalsäure  und  Kohlensäure.  Die  Menge  des  Ammoniak 
schwankt  von  3,5 — 1,5  pCt. , ist  indessen  für  dieselbe  Eiweissart 
constant.  Die  Menge  der  Säuren  wechselt;  Kohlensäure  wird  mit- 
unter nur  wenig  gebildet,  mitunter  in  gleicher  Menge  mit  Oxalsäure. 
2}  Nach  Entfernung  des  gelösten  Ueberschusses  von  Aetzbaryt  bleibt 
Baryt  in  Form  eines  Salzes  in  Lösung  und  kann  durch  Schwefel- 
säure gefallt  werden.  Die  Menge  des  schwefelsauren  Baryts  beträgt 
15  für  100  gm.  Eiweiss.  3)  Die  Lösung,  von  schwefelsaurem  Baryt 
tbfiitrirt  und  destillirt,  giebt  Essigsäure  und  einen  Rückstand,  der 
aus  Amidosäure  besteht  von  der  ungefähren  Formel  CS7  Hlso  Nu  08t. 
Der  Amidosäure  gehören  3 Reihen  an:  1.  die  Reihe  Cn  H,n  -f  ,NOf 
Glycocollreihe.  2.  Die  Reibe  C„  fL„  — iNOg  Amylsäurereihe.  3.  Die 
Reihe  C„  Hs„  — 7 NO*  Asparaginsäurereihe.  In  der  ersten  Reibe 
finden  sich  vorwiegend  Substanzen  mit  6,  5 und  4 Kohlenstoff  — in 
Spuren  mit  7,  und  3 Kohlenstoff.  In  der  zweiten  Reihe  Substanzen 
mit  6,  5 und  4 Kohlenstoff,  in  der  dritten  Reihe  mit  5 und  4 Kohlen- 
stoff. Die  Zersetzung  des  Eiweiss  erfolgt  unter  Aufnahme  von 
IS  H,0  und  kann  annähernd  durch  folgende  Formel  ausgedrückt 
werden:  C„  Hlu  N,„  021 S + 18  H„0  = C02  + Cg  H,  0*  + C3  N*  O, 
+ 4NH,+  S + C67  HU2  N„  Oj,.  (Auf  die  Rulle  des  Schwefels  ist  dabei 
keine  Rücksicht  genommen.  Ref.).  E.  Salkoweki. 


M.  Abeies,  Der  physiologische  Zuckergehalt  des  Blutes.  Wien. 

med.  Jahrb.  1876.  S.  2«9. 

A.  fand  bei  Hunden  im  Blut  aller  Körperregionen  Zucker  in 
nicht  unbeträchtlicher  Menge,  durchschnittlich  0,05  pCt.  Dieser 
Zucker  erwies  sich  als  Traubenzucker  durch  die  Reduction  von 
Kupferoxyd  und  Wisrauthoxyd,  die  ßährung  mit  Hefe,  Recbtsdre- 
bung  und  die  Verbindung  mit  Kali,  welche  die  Eigenschaften  von 
Zuckerkali  hat.  Zur  quantitativen  Bestimmung  versuchte  Vf.  zuerst 
die  Gährung  (mit  Wäguug  der  gebildeten  C02),  verliess  diese  Me- 
thode jedoch,  als  es  sich  zeigte,  dass  der  Zucker  in  den  aus  dem 
Blut  (im  Wesentlichen  nach  bekanntem  Vorgang)  dargestellten  Ex- 
tract  nicht  vollständig  vergährte,  wahrscheinlich  wegen  Mangel  an 
Salzen  und  stickstoffhaltigen  Verbindungen.  Vf.  bestimmte  dann 
den  Zucker  nach  Fehliko,  jedoch  wurde  das  Kupferoxydul  nach 
Ueberführung  in  Oxyd  direct  gewogen  und  daraus  der  Zucker  be- 
rechnet. In  allen  Fällen  dienten  beträchtliche  Blutraengen  — unge- 
fähr 200  gm.  — zur  Zuckerbestimmung,  so  dass  die  gewonnenen 
Resultate  alles  Zutrauen  verdienen.  Das  arterielle  Blut  enthält  durch- 
schnittlich 0,047,  das  venöse  0,053  pCt.  Zucker.  Da^  Blut  des 


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362  Stbickbr;  Bf bab;  Sksatok;  Abuamowski,  Behandlung  der  Rheumarthrttii. 


rechten  Herzens,  der  Vena  eava  nach  Aufnahme  der  Lebervene  und 
der  Pfortader  zeigen  keinen  wesentlichen  Unterschied  im  Zucker- 
gehalt: durchschnittlich  betrug  er  immer  0,053 — 0,054  pCt.  Der 
normale  Zuckergehalt  lässt  sich  also  nicht  von  der  Leber  ableiten 
und  es  verdient  in  dieser  Beziehung  auch  der  grosse  Oehalt  des 
Pfortaderblutes  Beachtung,  der  von  anderen  Autoren  in  Abrede  ge- 
stellt wird  (ausgenommen  von  Naunyn).  Das  Blut  aus  dem  rechten 
Herzen  wurde  in  diesen  Versuchen  mit  dem  Katheter  entnommen. 
Einen  Einfluss  des  Verhaltens  des  Thieres  auf  den  Zuckergehalt, 
wie  ihn  Pavy  angiebt,  konnte  Vf.  nicht  finden.  Die  Angabe  von 
Bock  und  Hoffmann,  dass  nach  Ausschaltung  der  Leber  von  der 
Circulation  der  Zucker  aus  dem  Blut  verschwinde,  prüfte  Vf.  durch 
2 Versuche  an  Hunden,  konnte  sie  jedoch  nicht  bestätigen.  Der 
Zuckergehalt  des  Herzblutes  (rechts)  betrug  in  dem  einen  Fall  0,04, 
im  andern  0,072  pCt.  Auch  Aderlassblut  von  einem  gesunden 
Menschen  erwies  sich  zuckerhaltig.  E.  Salkowski. 


F.  Stricker,  1)  lieber  die  Resultate  der  Behandlung  der 
Polyarthritis  rheumatica  mit  Salicylsiiure.  Berliner  kiiu.  Wochen- 

sebrift.  1876.  No.  1 n.  2.  2)  Nachtrag.  Das.  No.  8. 

L.  Riess,  Nachtrag  zur  innerlichen  Anwendung  der  Salicyi- 
sänre,  insbesondere  bei  dem  acuten  Gelenkrheumatismus. 

Das.  No.  6. 

H.  Senator,  lieber  die  Behandlung  der  Poiyarthritis  rheu- 
matica mit  subcutanen  Einspritzungen  von  Carbolsäure. 
Nachschrift  in  Betreff  der  Salicylsänre.  Da».  No.  6. 

M.  Abraniowski,  (Ans  der  Klinik  des  Herrn  Geheimrath  Prof. 
Dr.  Frerichs),  Einiges  über  das  Verhalten  des  acuten  Ge- 
lenkrheumatismus zum  faradischen  Strom.  Da».  No.  7. 

Stb.  berichtet  über  14  Fälle  von  acutem  Gelenkrheumatismus, 
bei  welchem  die  innerliche  Darreichung  der  reinen  pulverisirten  Sa- 
licylsäure  eine  erstaunlich  schnelle  Heilung  zu  Wege  brachte.  Er 
verordneto  das  Mittel  0,5 — 1,0-stündlich  in  Oblate  eingehüllt  za 
nehmen.  Sämmtliclie  Kranken  waren  nach  Ablauf  von  48  Stunden, 
die  meisten  schon  weit  früher,  nicht  allein  von  der  Steigerung  ihrer 
Eigenwärme,  „sondern  auch  vollständig  von  den  localen  Erschei- 
nungen, (I.  h.  der  Schwellung,  Röthung  und  besonders  der  Schmerz- 
haftigkeit der  Gelenke  befreit“.  Kein  Kranker  verbrauchte  mehr 
als  15,0  und  keiner  weniger  als  5,0  des  Medicamcntus.  Vod  Neben- 
wirkungen werden  Schweis-,  Ohrensausen,  Schwerhörigkeit  und  in 
wenigen  Fällen  eine  auffällig  heitere  Gemüthsstimmung  erwähnt. 
Die  mehrfach  vou  Andereu  beobachteten  Aetzungen  führt  Stb.  auf 
Verunreinigungen  des  Präparates,  namentlich  mit  Carbolsäure,  zurück. 
— Im  Nachtrag  betont  Stk.  hauptsächlich  die  Einleitung  einer 
Nach  cur.  Will  man  eine  Wiederkehr  der  Gelenkentzündung  ver- 


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Stuckes;  Ries«:  Skis  tos;  Abssmowski,  Behandlung  der  Kbanmarthriti«.  363 


Wfllern,  so  hat  man  noch  für  weitere  8 Tage  1,5 — 2,5  Acid.  salicyl. 
pro  die  gebrauchen  zu  lassen.  Bei  Gelenkentzündungen  in  Folge 
ron  Tripper  und  Ruhr  hatte  die  Salicylsäure  keinen  Effect.  In 
grossen  Gaben,  etwa  zu  5,0  auf  einmal  gegeben,  äusserte  sie  zwar 
gleichfalls  eine  schnelle  und  günstige  Wirkung,  erregte  jedoch 
jedoch  Brennen  im  Mund  und  Epigastrium.  Die  Entwicklung  einer 
cotnplicirenden  Endocarditis  scheint  sie  zu  verhüten  und  eine  schon 
bestehende  in  der  Weiterentwicklung  aufzuhalten.  In  Rücksicht  auf 
die  Sicherheit  des  Erfolges  giebt  Str.  der  reinen  Salicylsäure  vor 
dem  Natr.  salicyl.  bei  Weitem  den  Vorzug. 

R.  bediente  sich  meist  des  Natr.  salicyl.  in  einer  grösseren 
einmaligen  Gabe,  so  oft  die  Körpertemperatur  über  39°  C.  gestiegen 
wir.  Er  erzielte  regelmässig  einen  Temperaturabfall;  auch  die 
Schmerzen  in  den  Gelenken  Hessen  oft  nach,  kehrten  jedoch  in  der 
Regel  bald  wieder,  und  so  schnelle  und  radicale  Heilungen,  wie  sie 
Str.  angiebt,  konnte  R.  nicht  beobachten.  Das  Resultat  blieb  das- 
selbe, als  R.  das  Natr.  salicyl.  in  kleinen  wiederholten  Gaben  ver- 
ordnete;  und  auch  die  Anwendung  des  pulvrisirten  Acid.  salicyl. 
änderte  nichts  an  dem  Erfolg.  Demnach  hält  R.  das  Acid.  salicyl. 
bei  der  Behandlung  des  acuten  Gelenkrheumatismus  für  ein  vorzüg- 
liches Antipyreticum,  gesteht  aber  sonst  nur  zu,  dass  dem  Tem- 
peraturabfall meist  ein  Nachlass  der  Gelenkaffection  folge,  und 
dass  es  scheine,  als  ob  bei  früh  zur  Behandlung  kommenden 
Fällen  die  Krankheitsdauer  abgekürzt  werden  könne. 

S.  dagegen  sab  sowohl  bei  Anwendung  des  Natr.  salicyl.  als 
•ueb  des  Acid.  salicyl.  staunenswerthe[Erfolge  auftreten  und  stimmt  STR. 
bei.  Ausserdem  hat  S.  früher  in  25  Fällen  die  von  Kunzk  empfohlenen 
lubcutanen  Injectionen  von  Carbolsäure  (Cbl.  1875,  479)  versucht. 
Er  bediente  sich  1 — 3pctiger  Lösungen  und  iojicirte  eine  ganze 
Spritze  unter  die  Haut  des  erkrankten  Gelenkes,  wobei  jedoch  nicht 
mehr  als  3 Gelenke  zu  gleicher  Zeit  in  Angriff  genommen  wurden. 
Der  Erfolg  an  den  grösseren  Gelenken  war  ziemlich  constaDt,  und  es 
Hessen  Schmerzen  und  Anschwellung  innerhalb  der  ersten  Stunden 
nach.  Recidive  und  Complicationen  konnte  freilich  diese  Methode 
nicht  verhindern,  und  auch  der  Einfluss  aut  Temperatur  und  Schweiss 
war  kein  auffallender.  Ueble  Nebenwirkungen  wurden  niemals 
beobachtet,  obwohl  die  Zahl  der  Injectionen  innerhalb  24  Stunden 
big  6 betrug. 

A.  behauptet  im  Gegensatz  zu  Drosdoff  (Cbl.  1875,  259),  dass 
die  electrocutaue  Erregbarkeit  über  den  erkrankten  Gelenken  er- 
halten bleibt,  fand  aber  in  Uebereinstiui'uung  mit  ihm,  dass  die  Be- 
haudlung  der  Gelenke  mit  dem  elcctrischen  Pinsel  die  Schmerzen 
schnell  lindert  und  die  Gelenke  bald  beweglich  macht.  Die  Dauer 
der  Krankheit  betrug  in  20  Fällen  durchschnittlich  10  Tage. 

Eichborat. 


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- r-yi-w  w * ~ 


364  Kaposi;  Dhevkock,  Herpes  Zoster. 

M.  Kaposi,  1)  Zostor  roddivus.  Wien.  m«d.  Woelienschr.  1874.  No.  38. 

2)  Beobachtung  einer  zweiten  Recidive  (dritter  Ausbruch) 
von  Herpes  Zoster  brachialis.  Dm.  No.  22.  3)  Dritte  Recidive 
(vierter  Ausbruch),  Da».  No.  33.  4)  Fünfter  Ausbruch.  Da». 

1876.  No.  1 0.  2.  5)  Zur  Aetiologie  des  Herpes  Zoster.  Wien» 

med.  Jabrh.  1876.  No.  1, 

F.  Dreyfous,  Contribution  ü l’dtude  de  Fherpfcs.  Ga»,  hebdom. 

1876.  No.  1 

Der  im  Cbl.  1874,  668  geschilderte  eigentümliche  Fall,  welchen 
K.  trotz  seiner  von  allen  bishor  beobachteten  Zosterfallen  gänzlich 
abweichenden  Erscheinungen  als  einen  Zoster  anspricht,  hat  seitdem 
ein  Recidive  gemacht,  also  auch  hierdurch  wieder  einen  beim  Zoster 
noch  nie  beobachteten  Verlauf  genommen.  Genau  56  Tage  nach 
der  letzten  Eruption  der  ersten  Erkrankung  fand  ein  Rückfall  auf 
dem  früher  ergriffenen  Hautgebiete  statt,  welcher  der  ersten  Eruption 
ganz  analog  war  und  ihr  nur  an  Intensität  und  Dauer  etwas  nach- 
stand. — Fünf  und  einen  halben  Monat  später  traten  wiederum 
ganz  ähnliche  Eruptionen  auf  dem  rechten  Vorderarm  und  in  der 
Ellenbeuge  auf,  welche  bis  zum  6.  Tage  Nachschübe  machten.  — 
4 Monate  nach  der  zweiten  Eruption  fand  der  dritte  Rückfall  statt, 
3 Tage  lang  fanden  Eruptionen  statt;  dann  trockneten  die  Bläschen 
ein  und  nach  einigen  Tagen  war  Alles  geschwunden.  Endlich  fand 
nach  weiteren  4 Monaten  eiu  fünfter  Ausbruch  statt,  welcher  Schulter- 
und  Nackengegend  zwischen  7.  Hals-  und  2.  Brustwirbel  und  di« 
vordere  Brustgegend  über  der  5.  und  6.  Rippe  betraf.  Vf.  sucht 
die  Fortsetzung  des  Processes  über  das  Gebiet  des  1.  und  2. 
Nerv,  thorac.  in  das  Gebiet  des  3.,  4.  und  5.  Nerveu  durch  eine 
Fortpflanzung  des  irritirenden  Processes  nach  der  Längsaxe  des 
Rückenmarks  und  die  Ausbreitung  von  der  rechten  zur  linken 
Körperhälfte  durch  die  Ausbreitung  nach  der  Querachse  des  Marks 
zu  erklären. 

K.  beobachtete  ferner  Herpes  Zoster  bei  einem  54jährigen 
Manne,  welcher  nach  einigen  Tagen  in  Folge  einer  Fausse  route 
pyämisch  zu  Grunde  ging.  Der  Herpes  sass  rechts  über  dem  Darm- 
beinkamm  mit  diesem  parallel  laufend,  etwa  1K  Zoll  von  der  Wir- 
belsäule beginnend  bis  etwa  1 Zoll  vor  und  über  der  Symphyse. 
Entsprechend  dem  4.  und  5.  Lendenwirbel  fand  sieh  eine  1%  Zoll 
ausgedehnte  Schwellung  des  Rückenmarks,  ein  Ueberquellen  des 
Marks  am  oberen  Lendensegmente  und  massige  Hyperämie  der 
Häute  und  des  Markes.  Die  linksseitigen  Ganglien  erscheinen  normal, 
die  rechten  stark  vergrössert,  derb  anzufühlen,  schwer  aus  der  Fett- 
zellhülle  auszuschälen.  Sonst  war  in  der  Umgebung  nichts  Ab- 
normes zu  bemerken.  Im  Fettzellgewebe  rings  fanden  sich  zahl- 
reiche freie  IJämorrhagien.  Um  die  Ganglienzellen  fanden  sich 
strotzende,  zum  Theil  varicöse  Gefässe,  auch  stollenweis  Hämorr- 


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Tama»«ia,  Zersetzung  der  Gewebe  bei  der  F&dIdiss.  365 

bagien.  Die  vorderen  Wurzeln  waren  frei.  Die  Ganglienzellen 

selbst  waren  verändert,  oft  fanden  sich  gelb  bis  schwarzbrauno 
Pigmentkörner  in  denselben  in  grösserer  Zahl  als  normal  und  ausser- 
dem rothe  Blutkörperchen  eingelagert.  Das  Protoplasma  war  oft 
erblasst,  die  Körnung  verschwunden.  Das  1.,  2.  und  3.  Lumbal- 
ganglion war  vorwiegend,  das  letzte  Brust-,  das  4.  und  5.  Leuden- 

ganglion  weniger  ergriffen.  Vf.  nimmt  mit  Recht  an,  dass  diese 

Ganglienerkrankung  die  Ursache  des  vorhandenen  Zoster  lumbo-in- 
guinalis  dexter  gewesen  sei,  doch  schliesst  er  auf  Grund  anderer 
vorliegender  Beobachtungen  nicht  aus,  dass  neben  den  Spinalganglien 
auch  die  Nervencentren  und  die  peripheren  Nervenstämroe  durch  ihr 
Erkranken  Zoster  bedingen  können. 

D.  betrachtet  mit  Focknier  den  Herpes  als  eine  Eruption, 
welche  mit  Erkrankung  der  Nervenstämme  oder  der  nervösen  Cen- 
tralorgane in  Verbindung  stebt.  Bei  Zoster  ist  dieser  Zusammen- 
hang klar;  Eruption  und  Schmerz  coincidiren  local.  Weniger  klar 
ist  der  Zusammenhang  bei  dem  uterinen  und  vaginalen  Herpes;  hier 
finden  sich  Schmerzen  in  den  Lenden  und  im  Hypogastrium.  Ebenso 
bei  dem  Herpes  glandis,  bei  welchem  häufig  Schmerzen  in  den 
Schenkeln  vorhanden  sein  sollen.  Endlich  kann  der  Zusammenhang 
ein  ganz  indirecter  sein,  so  bei  dem  Herpes,  welcher  Fieber,  Pneu- 
monie, Gastrosen,  Syphilis  (?!)  etc.  begleitet.  O.  Simon. 


Arrigo  Tamassia,  Morfologia  dei  tessuti  in  putrefazione, 
ricerche  sperimentali  di  medicina  forensi.  RivisU»  aperim.  etc.  del 
Prof.  Livi.  Reggio  Emilie  1875. 

Bei  dem  Studium  faulender  Gewebe  beschränkte  sich  T.  nicht 
wie  seine  Vorgänger  (Obfila,  Devebgie,  Rindfleisch,  Falk)  auf  die 
Untersuchung  des  Processes  im  Allgemeinen,  sondern  registrirte  die 
täglich  durch  die  F&ulniss  herbeigeführten  Veränderungen  bei  Ge- 
weben, welche  tbeils  den  Einwirkungen  des  Wassers  oder  der  Luft, 
oder  der  Erde,  oder  des  Urins  ausgesetzt  waren.  Mit  dieser  Me- 
thode lassen  sich  mit  grösserer  Sicherheit  einige  Fragen  lösen, 
welche  über  den  Eintritt  gewisser  Fäulnisserscbeinungen  vor  Gericht 
vorgelegt  werden  können.  In  Frage  kommen  das  quergestreifte 
Muskelgewebe,  deren  bindegewebige  Scheiden,  die  Sehnen  und  das 
Blut.  Die  Muskelfaser  nimmt  nach  T.  während  des  Faulens  eine 
gelbliche  Färbung  an,  zeigt  die  Elemente  der  contractilen  Substanzen 
(die  Discs  Bowmann’s)  näher  aneinander  gerückt,  wird  dann  später 
gelb  und  bat  in  sieb  zerstreut  viele  gelbe  Granulationen  aufzuweisen, 
welche  zuerst  das  Liebt  stark  brechen,  dann  in  immer  kleinere 
Formen  zerfallen,  um  später  ganz  zu  verschwinden.  Diese  Granu- 
lationen seien  die  Sarkouselements  Bowmann’s  oder  ihre  Fragmente, 
welche  nach  Verlust  ihrer  Zwischensubstanz  frei  geworden  sind. 


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366 


Rohm 


Nach  42  Tagen  sind  sie  im  Wasser  ganz  geschwunden,  nach  37 
Tagen  in  der  Erde,  nach  34  in  der  Luft,  nach  30  im  Urin  und  die 
vollkommene  Zerstörung  tritt  resp.  am  18.,  17.,  15.,  13.  Tage  ein. 
Der  Procegs  beginnt  im  Sarcolemm  zuerst  mit  einer  inselförmigen 
Trübung,  tritt  dann  in  längeren  continuirlichen  Zügen  auf:  die 
schliesslich  bestehende  und  in  kleinste  Fragmente  aufgelöste  Scheide 
verschwindet  zuletzt.  Die  bindegewebigen  Theile  bieten  eine  grössere 
Widerstandsfähigkeit  dar:  auch  sie  trüben  sich  zuerst  theilweise  und 
zerfallen  dann  in  kleinste  Fragmente.  Zuerst  ändert  sich  das  weiche 
Bindegewebe,  dann  das  elastische,  endlich  das  Sehnengewebe.  Das 
Bindegewebe  verschwindet  im  Wasser  am  42.  Tage,  das  elastische 
und  Sehnengewebe  erst  am  75.:  in  der  Erde,  der  Luft  und  dem 

Urin  verschwinden  dieselben  Gewebe  zuerst  am  3.,  6.  und  9.*  Tage. 

Die  Angaben  F.'s  stimmen  mit  denen  Devekoie’s  und  Obfila’s 
überein.  Das  Blut  zersetzt  sich  durch  Fäulniss  so,  dass  die  ersten 
Fragmente  der  Blutkügelchen  weisslich,  die  späteren  sehr  klein  und 
dnnkel  werden:  die  ersten  stammen  vom  Stroma  der  Kügelchen,  die 
zweiten  von  der  färbenden  Substanz  ab.  In  der  Luft  werden  die 
Blutkörperchen  am  24.  Tage  zerstört,  in  einer  Lösung  von  Wasser 
und  Ammoniak  am  19.  Tage.  Der  Autor  fand  in  den  ersten  Tagen 
zahlreiche  Bacterien  und  Vibrionen,  aber  obgleich  er  diese  Elemente 
für  den  Process  der  Fäulniss  für  nothwendig  erachtet,  kann  er  doch 
keine  Beziehungen  zwischeu  diesen  Organismen  und  den  täglichen 
Veränderungen  der  Gewebe  feststullen.  Bernhardt. 


Ch.  Kobin,  Nur  la  nature  des  ferinentations  en  tant  que  phe- 
nomfenes  nutritifs  desassimilateurs  des  plantes.  Journal  de 

l’Anat.  etc.  379—405. 

Die  cryptogamiscben  Gäbrungen  sind  chemische  Ernähruugsprocessc,  ver- 
bündet! mit  V*  ärmeproductionen.  Es  sind  besondere  Fälle  vou  Desass imilatioo. 
Alles,  was  die  Ernährung  und  die  Entwickelung  der  Hefezellen  beeinflusst,  ändert 
auch  die  Production  von  Alcohol  und  Kohlensäure  in  zuckerhaltigen  Flüssigkeiten* 
Die  Unterscheidung  zwischen  microscopischen  Aerobien  und  Anaerobien  bat  keine 
Berechtigung,  da  die  Aerobien  auch  in  O-freier  Atmosphäre  fortkommeu  und  Fer- 
mentationen bewirken,  ln  dieser  Beziehung  spielt  der  O keine  andere  Rolle,  als 
jede  andere  der  Nährflüssigkeit  zugesetzte  Substanz,  welche  ja  auch  je  nach  ihrer 
Quantität  den  Vegetation*  process  der  cryptogamen  Fermente  beeinflusst.  Niemals 
zeigen  sich  in  Flüssigkeiten  mit  Alcohol-  oder  Milchsäuiegähruug  Infusorien,  die- 
selben kommen  vielmehr  nur  thierischen  Geweben  zu,  welche  an  offener  Luft  der 
Fäulniss  ausgesetzt,  ihren  Ammoniakgehait  abgeben.  Infusorien  leben  besonders 
gern  in  Gewässern,  welche  sehr  eiweissreich  sind  und  an  offener  Luft  stehen, 
meistens  begleitet  von  Cryptogamen.  Kein  Infusorium  spielt  die  Holle  eines  Fer- 
ments. Alle  ergauisirten  Fermente  sind  Pflauzenzellen,  in  deren  lunerem  die  Gly- 
cose  zersetzt  wird.  Aus  dem  Auftreteu  von  Micrococcen  in  vollständig  geschlossenen 
Pflauzenzellen  schliesst  R.  die  Unmöglichkeit  der  Panpermisinus.  Löwe. 


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Ai.ru  kdzr.  Sat.kowskv  & Koma.  Scrbkibbb.  8ch1pp«b. 


367 


Ir.  T.  Alexander,  Bemerkungen  über  die  Nerven  der  Dura 

mater.  (Aus  dem  anatomischen  Institut  zu  Strassburg.)  Arcb.  f.  micr.  Auat. 
XI.  8.  231. 


In  der  Dnra  mater  cerebralis  und  spinalis  aller  untersuchten  Thiere  lassen  sich 
durch  die  Goldchloridfärbuog  zweierlei  Arten  von  Nervenfasern  nachweisen:  Ge- 

fässnerven  und  eigene  Nerven  des  Duragewebes. 

Die  ersteren  begleiten  die  kleinen  Arterien  und  geben  endlich  marklose 
Fäden  au  die  Gefasswand  ab,  deren  Endigung  in  der  letzteren  jedoch  nicht  zu  er- 
mitteln gelang.  — Die  eigenen  Nerven  der  Dura  gehen  entweder  von  den  stärkeren 
Stämmen  direct  ab  oder  von  den  die  Gefässe  umgebenden  Nerven.  Unter  wieder- 
holter Theilung  fasern  sie  sich  in  marklose  Nervenfasern  aus,  welche  untereinander 
zu  einem  mitunter  ganz  engmascbigeu  Netze  verbunden  sind.  Dieses  Netzwerk 
liegt  im  Gewebe  der  Dura  selbst  und  bat  mit  den  Gefisseo  nichts  au  thun.  Ob  es 
sich  hier  um  ein  echtes  Netzwerk  bandelt  oder  um  ein  blosses  Geflecht,  konnte  mit 
Sicherheit  nicht  entschieden  werden.  Niemals  war  dieses  Netzwerk  so  dicht  wie  in 
der  Cornea. 

Ein  Zusammenhang  der  Nervenfädeu  mit  den  zeitigen  Elementen  der  Dura 
hat  A.  nicht  an  constatiren  vermocht  Boll  (Rom). 


K.  Zulkowsky  & E.  König,  Ueber  den  Character  einiger  unge- 
formier  Fermente,  wie«.  Sitzungsber.  lxxi.  s.  4ö9. 

Die  Vff.  heben  aus  den  mit  Wa.ser  oder  Glycerin  bereiteten  Au«zÜ£en  von 
Malz,  Runkelrüben,  Möhren  und  lief«  durch  Schütteln  mit  Aether  eine  Substanz 
gefallt,  deren  Auftreten  bei  der  Fabricetion  des  Rohrzuckers  schon  seit  einiger  Zeit 
bekannt  ist:  sie  führt  den  Namen  ..froaclilaicbartige  Gallerte1'  and  scheiut  nichts  An- 
deres wie  Zeilenprotoplasma  darzustellen.  Die  aus  Malz  und  Hefe  dargestellte,  in 
Wasaer  aufqnellend,  jedoch  nicht  lösliche  Substanz  zeigt  fermentative  Eigen- 
schaften.   E.  SalkowskL 

J.  Schreiber,  Zar  Lehre  von  der  artificiellen  Tnberculose.  Dis«. 

Königsberg  1875. 

S.  hat  an  Kaninchen  und  Meerschweinchen  Fütterungsversuche  mit  theils 
frischer,  theils  gekochter  Milch  einer  perlsüchtigen  Kuh  (nur  während  des  Lebens 
diagnosticirt)  angestellt,  aber  in  keinem  Falle  „konnte  eine  tuberculöse  Erkrankung 
irgend  welchen  Organes  coustatirt  werden“.  Ein  Theil  der  Thiere  hatte  einen 
Magendarmcatarrb,  den  Vf.  aber  nicht  von  der  Milch  als  solcher,  sondern  davon 
ableitet,  dass  sie  vor  dem  Genüsse  häufig  sauer  geworden  war.  Orth. 

M.  SchäfTer,  Laryngoscopische  Mittheilungen.  Deutsche  xnedicin. 
Wocbenschr.  1876.  No.  9. 

1)  Stirnnbandzerreissung.  Ein  Tyroler  Sänger  mit  Lnrynxcatarrh,  der  diescr- 
Italb  mit  Solut.  Argent.  nitr.  gepinselt  wurde,  saug  trotz  entgegenstehendem  ärzt- 
lichem Verbot.  Plötzlich  versagte  ihm  die  Stimme  vollständig.  Die  laryngo- 
scopische  Untersuchung  zeigte  das  rechte  wahre  Stimmband  in  der  Mitte  quer 
eingerissen.  Die  zerrissenen  Enden,  welche  beim  Intonireu  leiebt  flottirten,  waren 
glattrandig  und  boten  ein  Bild  dar,  als  wenu  inan  in  eine  straff  gespannte  Sehne 
mit  einem  scharfen  Messer  einen  Einschnitt  gemacht  hätte.  Die  Waude  heilte;  es 
blieb  nar  eine  leichte  Einbuchtung  an  ihrer  Stelle.  Pat.  reiste  ab,  ehe  er  seine 
volle  Singstimme  wieder  erlangt  hatte. 

2)  Eine  Patientin  mit  rechtsseitigem  Spitzencatarrh  und  fast  vollständigem 

Verlust  des  rechten  Stimmbandes,  benutzte  um,  allordiugs  heiser,  sprechen  zu 
können,  als  Ersata  das  geschwollene  rechte  Tascbeuband.  Dasselbe  war  für  das 
wahre  Stimmband  gehalten  worden.  B.  FränkoL 


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368  Gatbdheb.  Masbari.  Grkbnhalgr.  Druokfehler. 

W.  T.  Gairdner,  Remarks  on  a case  of  abnormal  disposition 
to  sleep,  alternated  with  choreic  movement«.  Brit  med.  Joam. 
1875.  No.  774. 

Rio  18jähriges  Mädchen  zeigte  zur  Zeit  der  Beobachtung  choreaartige  Dreh- 
bewegungen des  Kopfe«,  Zuckungen  der  linksseitigen  Gesichtsmuscnlatur  und  der 
rechten  Oberextremität.  Mitteu  in  ihren  Beschäftigungen  versinkt  sie  oft  plötzlich 
in  einen  tiefen  Scblafzustand,  aus  welchem  sie  weder  dureb  das  Qefühl  der  Nah- 
rungsbedürftigkeit, noch  durch  den  Drang  zu  den  natürlichen  Excretiouen  auf- 
wacht. Letztere  hören  für  die  Zeit  des  Schiefes  auf,  eines  Schlafes,  der  mehrere 
Male  länger  als  8 Tage  hinter  einander  anbielt.  Sie  kann  durch  lautes  Bufen  ihres 
Namens  dicht  an  ihrem  Ohr  sofort  erweckt  werden:  sie  ist  alsdann  sofort  im 
▼ollsten  Siune  des  Wortes  wach,  nicht  schlaftrunken,  geht  unmittelbar  an  die  ihr 
geläufigen  häuslichen  Vorrichtungen,  ohne  über  die  lange  Dauer  ihres  Schlafes 
Kenntniss  zu  haben.  Geisteskräfte  iutact.  Hinsichtlich  der  näheren  Details  der 
interessanten  Krankengeschichte,  welche  mit  grösster  Sorgfalt  mitgetbeilt  ist,  muss 
auf  das  Original  verwiesen  werden.  Bernhardt. 

J.  v.  Massari,  Embolie  der  Lungenarterien  in  Folge  Esmareh’- 
sclter  Einwickelung  der  unteren  Extremitäten  mit  elastischen 

Binden.  Wien.  med.  Wocheuschr.  1875.  No  48. 

Die  Einwicklang  war  bei  einer  Entbundenen  gemacht,  welche  in  Folge  von 
PJacenta  prävia  stark  anämisch  geworden  war.  und  durch  Analeptica  uicbt  genügend 
restaurirt  wurde.  Die  Zeichen  der  Anämie  wichen  auffallend  schnell  und  traten 
sofort  wieder  ein,  als  wegen  heftiger  Schmorten  die  Binden  2 Mal  auf  kurte  Zeit 
gelöst  wurden.  Als  dieselben  32  Stunden  post  partum  zum  dritten  Mal  gelöst 
wurden,  trat  plötzlich  Collaps,  Dyspnö,  heftiges  Herzklopfen  und  nach  2 Stunden, 
obwohl  die  Binden  wieder  angelegt  wurden,  der  Tod  ein.  Es  fanden  sich  nun 
3—4  mm.  dicke,  1—2  cm.  lange  Gerinnsel  in  den  Pulmonalarterien  3.  Ordnung,  und 
ähnliche  in  den  varicösen  Vv.  saphenae  beider  Oberschenkel.  Vf.  siebt  die  Ein- 
wicklung als  die  Ursache  der  Gerinnselbildung  an,  und  warnt  deshalb  vor  ihrer 
Anwendung  bei  varicösen  Venen  und  vor  dem  langen  Liegenlasseu  der  Binde. 

v Ilaselberg. 

R.  Greeehalgh,  Un  the  use  of  the  actical  cautery  in  the  enu- 
cleation  of  flbroid  tnmors  of  the  uterug.  Obst  Journ.  of  Or.  Brit. 
etc.  XXXIII.  8.  617. 

Nach  5 einschlägigen  Beobachtungen  empfiehlt  Vf.  die  Zerstörung  der  erreich- 
baren  Theile  von  Myomen  mittelst  des  Glübeisens;  er  betrachtet  als  besondere 
Vortheile  dieses  schrittweisen  Verfahrens,  dass  die  Entfernung  eine  unblutige  sei 
und  dass  die  die  Geschwulst  umgebenden  Massen  zu  kräftigen  Contractionen  ange- 
regt werden  und  so  den  Tumor  bald  weiter  austreiben,  dass  wenu  Jauchung  •>*** 
trete  daun  die  weitere  Ausschälung  leicht  sei,  falls  uicbt  dieselbe  durch  das  Glatt- 
eisen verhindert  werde.  — (Die  mitgetheilten  Fälle  sprechen  nicht  gerade  für  die 
empfohlene  Methode,  da  2 der  Patt,  starben,  die  eine  an  Perforatiousperitonitis,  die 
andere  nn  Embolie,  während  die  übrigen  3 Krankengeschichten  nur  sehr  flüchtig 
mitgetbeilt  siud.  Kef.)  A.  Martin. 

Druckfehler:  S.  298  Rubrik  5 liess:  Eiu-  : Au&geatbmcter  Luft  = 1000: 
8.  300  Z.  17  v.  u.  lies:  Fehler  st.  Fallen. 


Khifteodangeo  für  das  Oentralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  8enatori 
Berlin,  (N.)  Krauftnickatrasae  24,  und  Professor  KosenthaJ,  Erlangen,  oder  (unter  BeiaeblnMl 
die  Verlagshauilluog,  Koriin  (N.-WJ.  unter  den  J.luden  68,  adresairen. 

Verlag  von  August  iilrecbwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  In  Berlin. 


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/ 


•r»*h*lnen 
1— 8Boff»D ; am  Schlüße 
4M  Jahrgang«  Titel,  Na 
«•n  and  8*ebr*fiRt*r 


Centralblatt 

fltr  die 


Prel*  dM  Jahrgang*» 
SO  Mark;  tu  baalehen 
duroh  alle  Baolihandlun- 
geu  and  Poetauatalteu. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Profeaeor  In  Erlangen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Profeeaor  in  Berlin. 


1876. 


»O.  mal. 


No.  2t 


Inhal«.  La  ndoi.t,  Vergrösseruug  des  aufrechten  opbthalmoacopisubeu  Bild«« 
(Ong.-Mitth.).  — Nbftel,  Beheudluug  von  Magenectesieen  (Orig.-Mittb.).  — 
Hillrb.  Coutegium  der  Kuhpocken  (Orig.  Mittb  Schluss).  — 

▼.  Ewktset.  Endothel  der  DusCKHKT’schen  Haut. — Cubschm anm,  Verbültuiss 
der  balhcirkelföruiigeu  Canäle  zum  Körpcrgloicbgewicht.  — v.  Kencki;  Lirbkb- 
mann,  Stickstoff-  und  EiweissgeliBlt  der  Milch.  — Lkopakdi,  Mittheilungeu  Aber 
acute  Exautbeme.  — Likbbkicb,  But/Ichloral.  — 

Eimeb,  Bewegungen  des  Kernkörpercbeus.  — de  Giovanni,  Coutractilität 
der  Capillaren.  — Fineler,  Pepsinwirkungeu.  — Fabeb,  Embolia  der  Art. 
meseot.  sup.  — KbasKa,  Ben»oe<Uure-Verband.  — Treclich,  Geschwür  der 
Speiseröhre  uiit  Durchbruch  in  die  Pleura.  — Röbneb,  IIaskdow’scIic  Krankheit 
— Ringen  dt  Muhbell,  Gelsemium  sempcrrirens. 


Die  V er  grösser  uug  des  aufrechten  ophthaliuoscopischen  Bildes. 

Vou  Dr.  E.  Landolt  in  Paris. 

Die  Berechnung  der  Vergrösserung  des  aufrechten  Bildes 
lasst  sich  durch  folgende  Ueberlegung  sehr  vereinfachen: 

Steht  das  Correctionsglas,  dass  ein  Emmetrope  zur  Untersuchung 
eines  ametropischen  Auges  braucht,  gerade  im  vorderen 
Brennpunkte  (</■')  deB  letzteren,  d.  b.  13  mtn.  vou  seiner  Cornea 
(was  leicht  möglich  ist),  so  wird  das  Retinalbild,  das  der  Uuter- 
sucher  vom  Fundus  des  ametropischen  Auges  erhalt,  gerade  so 
gross,  wie  das  eines  e m me t rop isc heu  Auges;  und  letzteres  ist 
bekanntlich  gleich  der  Grösse  seines  Objectes.  — Wählt  mau  eine 
Projectionsweite  von  30  cm.,  so  wird  also  die  Vergrösserung  des 
aufrechten  Bildes  in  allen  Fällen  eine  zwanzigtache. 

Die  Richtigkeit  obigen  Satzes  folgt  einerseits  aus  der  Formel, 
die  ich  für  die  Grösse  (ß)  des  Retinalbildes  gegeben,  welches  der 
emmetrope  Untersucher  von  einem  Objecte  1 des  untersuchten  Augen- 

y»  j.« 

grundes  erhält:  ß »•  ^ *),  wo  / “ Entfernung  zwischen  Knoten- 


*)  Le  grossissement  des  images  opbtbalmoscopiques. 
S.  89.  Formel  6*  uud  8.  46.  Formel  8*. 

XIV.  Jahrgang. 


Paris  obes  Dblahaxb. 

84 


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370 


Nittel,  Behandlung  von  Magenectisieen. 


punkt  und  Fernpunkt  des  untersuchten  ametropischen  Auges,  y"  » 
Entfernung  zwischen  Knotenpunkt  und  Retina  desselben  Auges,  g" 
**  Entfernung  zwischen  Knotenpunkt  und  Retina  des  mit  dem  Cor- 
rectionsglas  bewaffneten  emmetropischen  Auge  des  Untersuchers,  g' 
"■>  Entfernung  zwischen  Knotenpunkt  und  Fernpunkt  dieses  corri- 
girten  Auges. 

Unter  der  obigen  Voraussetzung  (Correctionsglas  in  <p‘)  wird 
nämlich: 

/ und  g'  = oo 

y"  und  g"  ™ G"  = 15  mm., 

also  ß =■=  1 , also  gleich  der  Qrösse  des  Objectes 
und  gleich  für  Ametropie  wie  für  Emmetropie. 

Andererseits  kann  man  Dasselbe  schon  aus  dem  bekannten 
Factum  ableiten,  dass  das  Retinalbild,  welches  irgend  ein  ame- 
tropisches  Auge,  dessen  Correctionsglas  im  f'  steht,  von  einem 
entfernten  Objecte  erhält,  gleich  ist  dem  des  emmetropischen  Auges. 
Denn  es  muss  also  auch  umgekehrt  das  Bild,  welches  die  Retina 
des  also  corrigirten  Auges  liefert,  gleich  sein  dem  der  Retina  des 
emmetropischen  Auges. 

Die  Behandlung  der  Magenectasien  beim  chronischen 
Magencatarrli. 

Vorläufig«  Mittbciluug  von  Itr.  Heftel  in  New-York. 

Der  Aufsatz  des  Herrn  Dr.  FürsTNER  (Berlin,  klin.  Wochen- 
schrift 1876,  No.  11)  über  die  Anwendung  des  Inductionsstromes  bei 
gewissen  Formen  der  Magenerweiterung  (hysterischer  Natur)  veran- 
lasst mich  zur  folgenden  Notiz.  Seit  mehr  als  8 Jahren  bediene  ich 
mich  mit  Erfolg  des  Inductionsstromes  bei  Bcbandlug  von  Magen- 
ectasieen  in  Folge  chronischer  Magencatarrhe.  Beide  Electroden 
(ziemlich  breite  Platten)  werden  stabil  über  dem  erweiterten  Magen 
an  dessen  entferntesten  Endtheilen,  zuerst  in  horizontaler  Richtung 
applicirt,  und  mit  minimaler  Stromesstiirke  angefangen.  Der  Strom 
wird  dann  bis  zum  Maximum  verstärkt,  durch  langsames  Ueberein- 
anderschieben  der  Rollen  einige  Secunden  lang  mit  derselben  Inten- 
sität fliessen  gelassen,  und  schliesslich  wieder  allmählich  abgeschwächt 
bis  zum  Verschwinden.  Nach  einer  Pause  von  einigen  Secunden 
wird  dieselbe  Procedur  15 — 20  Mal  nacheinander  wiederholt.  Dann 
werden  die  Electroden  an  zwei  anderen,  vertical  oder  diametral  ent- 
ferntesten Partieen  des  erweiterten  Magens  aufgesetzt  und  der  Strom 
wieder  in  der  geschilderten  Weise  10 — 20  Mal  abwechselnd  verstärkt 
und  geschwächt  durch  das  Uebereinanderscbieben  und  Entfernen  der 
Rollen. 


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Hilles,  Contsgium  der  Kubpoeken 


371 


Zuweilen  lasse  ich  dieser  Behaudlungsweise  (meine  „Methode 
der  an-  und  abschwellendeu  Inductionsströme“)  noch  ein  anderes 
Verfahren  folgen  („Methode  der  tetanisirenden  Inductionsströme“), 
welches  darin  besteht,  dass,  während  eine  Electrode  stabil  applicirt 
ist,  die  andere  Electrode  bei  ganz  übereinander  geschobenen  Köllen 
plötzlich  an  die  entgegengesetzte  Magenpartie  angedruckt  wird, 
einige  Secundon  lang  gehalten  und  plötzlich  entfernt  wird,  um  nach 
einigen  Secunden  wieder  aufgesetzt  zu  werden,  wobei  dieses  alter- 
nirende  plötzliche  Andrücken  nnd  Abheben  der  zweiten  Electrode 
15 — 20  Mal  wiederholt  wird. 

Die  electrische  Behandlung  mittelst  der  einen  oder  beider  com- 
binirten  Methoden  wird  täglich  vorgenommen  bis  zum  Verschwinden 
der  krankhaften  Symptome. 

In  den  meisten  Fällen  verbinde  ich  diese  electrische  Behand- 
lung mit  dem  inneren  Gebrauch  autifermentativer  Mittel  (Chlor- 
wasser, Thymol  etc.)  und  lasse  die  Patienten  ziemlich  oft  in  belie- 
bigen Quantitäten  Wasser  trinken.  Dass  dabei  alle  übrigen 
diätetischen  Maassregeln  berücksichtigt  werden  müssen,  versteht  sich 
von  selbst. 

Ausführliche  Mittheilungen  über  diese  und  andere  von  mir  an- 
gewendete electrotherapcutisehe  Methoden  werde  ich  demnächst 
an  einer  anderen  Stelle  veröffentlichen. 


Untersuchungen  über  das  Contagium  der  Kuhpocken. 

Vou  Dr.  Arnold  Hlller,  AnMeteorarat  in  Berlin. 


(flcbluss  ku  Seite  359.) 


3)  Ei  n flu  ss  a n t i parasi  tis  c her  Mittel.  Die  Schwierigkeit, 
Micrococcen  zu  tödten,  ohne  die  Albuminate  (und  ungeiormten  Fer- 
mente) zu  modificiren,  haftet  auch  dieser  Versuchsreihe  an.  Die 
meisten  parasiticiden  Mittel  bewirkten  Beides.  Negative  Erfolge 
würden  daher  weder  in  dem  einen  (parasitären),  noch  in  dem  an- 
dern (chemischen)  Sinne  etwas  beweisen,  und  positive  könnten 
wieder  Zweifel  anregen,  ob  das  parasiticide  Mittel  überhaupt  wirk- 
sam gewesen  sei.  Meine  Erfahrungen  hierüber  sind  folgende: 

Gekochte  Lymphe,  mit  oder  ohne  Glycerin,  ist  ausnahmslos 
unwirksam.  Schon  ein  Kochen  von  10  Minuten  bis  14  Stunde  im 
Wasserbade  reicht  hin,  das  Ferment  zu  zerstören. 

Zusatz  von  Garbolsäure  in  titrirter  Lösung  in  Mengen  von 
1 — l1/*  pCt.  hebt  die  Contagiosität  der  Pockenlymphe  nicht  auf, 
schwächt  sie  jedoch  (vergl.  Michblson,  Cbl.  1872,  414*))  erst  bei 
2 pCt.  wird  sie  vollständig  unwirksam.  (Nach  Hoppe-Seyleb  ver- 


*) 

liehen. 


Auch  der  EioSnss  der  unvertneidlicheu  Verdünnung  lat  in  Rechnung  tu 

84* 


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872 


Born,  Cootagiuro  der  Kabpocken 


mag  schon  1 pCt.  das  Leben  niederer  Organismen  aufzuheben  und 
erst  2 pCt.  Fermentwirkungen  au  sistiren.  Diese  Angabe  ist  jedoch 
nicht  unbestritten). 

Das  einaige  mir  bis  jetzt  bekannte  Mittel,  welches  die  Vege- 
tation der  Microorganismen  sicher  hindert,  ohne  gleichzeitig  Fer- 
mente und  Albuminate  zu  alteriren,  ist  das  Glycerin  (E.  H.  Müller» 
Senator,  Demauquay,  Billkoth,  Bouloumi£,  Cbl.  1673,  84  und 
1875,  711). 

Ob  es  auch  vorhandene  Micrococcen  tödtet,  ist  meines  Wissens 
nicht  ermittelt.  Gleichviel,  wenn  die  Micrococcen  einer  Glycerin- 
lymphe sich  andauernd  in  einem  Ueberschuss  eines  ihrer  Vegetation 
feindlichen  Mittels  befinden,  so  wird  man  zugeben  müssen,  dass 
hier  die  Bedingungen  für  vegetative  Lebensäusserungen  derselben  so 
ungünstig  als  nur  irgend  möglich  sind.  Und  dennoch  lehren 
die  Erfahrungen  mit  der  Glycerinlymphe  die  fast  ungeschwächte 
Wirksamkeit  des  darin  enthaltenen  Vaccineferments. 

4)  Einfluss  der  Verdünnung.  Verdünnung  mit  Glycerin 
im  Verhältniss  von  1:1  bis  1:2  lässt  die  Contagiosität  der  Lymphe 
gewöhnlich  (nicht  immer)  unvermindert.  Darüber  hinaus  nimmt  die 
Wirksamkeit,  d.  h.  sowohl  die  Zahl  der  echten  Pusteln,  als  auch 
die  Vollkommenheit  derselben,  gradatim  ab.  Stärker  verdünnte 
Lymphe  (1:8)  gab  schon  eine  relativ  grosse  Zahl  sogeu.  abortiver 
Pocken*).  Eine  Verdünnung  von  1 : 10  wurde  in  einer  Versuchs- 
reihe gänzlich  unwirksam  gefunden. 

Im  Allgemeinen  ergab  sieb  als  Regel,  dass  zur  Erzeugung 
echter  Pusteln  immer  eine  gewisse  Concen tr ation  des 
Giftes  erforderlich  ist. 

Verdünnung  mit  Wasser  scheint  weit  höhere  Grade  zu  ge- 
statten. Wenigstens  will  Chauveau  mit  Lymphe  1 : 150  (I)  noch 
positive  Resultate  erzielt  haben  (Cbl.  1868,  232). 

Statt  des  Glycerins  kann  mau  bei  Impfungen  von  Arm  zu  Arm 
mit  Vortheil  frisches  Blut  zur  Verdünnung  verwenden,  sofern  man 
es  durch  Zusatz  von  Glycerin,  Kali  carbon.  u.  A.  vor  Gerinnung 
schützt.  Eine  Verdünnung  von  1 : 15  gab  noch  positive  Resultate, 
eine  solche  von  1:20  schon  nicht  mehr**).  (Versuche,  das  Vaccine- 
ferment in  Blut  bei  Körperwärme  auch  ausserhalb  des  Organiimus 
zu  reproduciren  — wie  dies  Melsens  und  Jacobs  für  tbierische 

*)  Chadvssu  giebt  an,  dass  stark  verdünnte  Lymphe  sehr  spärlich,  aber  doch 
immer  gut  entwickelte  Pusteln  erzeuge.  Dies  kauu  nur  darauf  beruhen,  dass 
Cb.  die  abortiven  (unvollkommenen)  Pocken,  die  häufig  am  8.  Tage  soboo 
wieder  zurückgebildet  sind,  garniebt  zu  Gesiebt  bekommen  oder  nicht  beachtet  bat. 

**)  Diese  Verhältnisse  mögen  bei  (primären)  Vacciaatiouen  vielleicht  noeb 
günstiger  eich  gestalten. 


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Hille«,  Contadium  der  Kubpoeken. 


37S 


Flüssigkeiten,  z.  B.  Frauenmilch  angegeben*)  — misslangen  mir). 

5)  Einfluss  der  Verdichtung.  Wie  Verdünnung  die 
Wirksamkeit  der  Lymphe  schwächt,  so  kann  man  umgekehrt  durch 
Verdichtung  der  Flüssigkeit  die  Contagiosität  derselben  erhöhen. 
Man  muss  3 Arten  von  Dichterwerden  der  Substanz  unterscheiden : 
erstens  die  Verdichtung  in  toto  (Inspissation),  ferner  partielle 
Verrichtungen  des  Eiweisses  und  Fibrin  (Gerinnselbiidung,  Con- 
cretion)  und  drittens  die  substantielle  Ausscheidung  gelöster 
Salze  ( Krystallisation).  Nur  die  beiden  ersteren  kommen  hier 
in  Betracht. 

Dieselbe  Lymphe,  welche  bei  der  Impfung  von  Arm  zu  Arm 
auf  54  Männer  (324  Stiche)  51,2  pCt.  guter  Pusteln  gegeben  batte, 
erzeugte,  auf  einem  Uhrglase  durch  Verdunstung  und  theilweise  Ge- 
rinnung etwa  auf  die  Hälfte  des  ursprünglichen  Volumens  reduoirt, 
bei  der  Impfung  auf  22  andere  Personen  nahezu  75  pCt.  ent- 
wickelter Pocken  (ein  für  eine  Revaccination  immerhin  günstiges 
Resultat);  sie  hatte  also  an  Wirksamkeit  etwa  um  die  Hälfte 
zugenommen.  Dasselbe  beobachtet  man  sehr  häufig  bei  Massen- 
impfungen, wenn  man  z.  B.  frische  unverdünnte  Lymphe  von  einem 
Uhrglase  abimpft;  die  letzten  15—20  Individuen  einer  Serie  von  ca. 
60  Personen  (Recruten  einer  Compagnie)  zeigen  gewöhnlich  einen 
weit  höheren  Procentsatz,  als  die  ersten  40.  In  2 Reihen  war  mir 
dies  Missverhältniss  so  auffallend,  dass  ich,  noch  ehe  ich  den  Einfluss 
der  Inspissation  kannte,  glaubte,  hier  nothwendig  eine  Verschieden- 
heit der  Lymphsorten  annehmon  zu  müssen,  was  sich  jedoch  nicht 
bestätigte. — G ly  c er i nlympbe  besitzt  diese  Eigenschaft  nicht. 

Faserstoff-  und  Ei w eissconcretionen  bilden  sich  in 
jeder  unverdünnten  Lymphe  bei  längerer  Aufbewahrung;  ebenso  bei 
der  Verdunstung  an  freier  Luft.  Dass  solche  Gerinnsel  bei  der 
Impfung  „sehr  wirksam“  sind,  hat  bereits  Kebbr  gezeigt  (Cbl. 
1868,  188),  und  habe  ich  in  einigen  Fällen  vollkommen  bestätigt  ge- 
funden. Bei  disponirten  Personen  kann  man  auf  diese  Weise  bis- 
weilen Stich  für  Stieb  gute  Pusteln  erzeugen.  Diese  potenzirte 
Wirksamkeit  kann  nur  so  erklärt  werden,  dass  das  Gift  den  Ge- 
rinnseln in  concentrirtere  m Zustande  anbaftet,  d.  h.  aus  seiner 
Lösung  durch  sich  bildende  Verdichtungen  das  Eiweiss  mechanisch 
mit  niedergerissen  wird,  gerade  so,  wie  wir  das  von  einer  Anzahl 
physiologischer  Fermente  kennen.  Diese  Eigenschaft  des  Con- 
tagiums  ist  wichtig;  sie  weist  uns  auf  die  Möglichkeit  hin,  das 
Vaccineferment  (ebenso  wie  jene  physiologischen  F er- 

*)  La  Fresse  m4d.  balg.  1876,  8.  98  : 4 Tr.  Lymphe  mit  2 ecm.  Frauen- 
milch vermischt,  5 Tage  lang  bei  36—88°  C.  erhalten,  gaben  sehr  gute  Impf- 
reanltate.  — Könnte  auch  ebenso  gnt  auf  einer  wirksamen  Verdünnung  beruhen. 


D 


igmzco 


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374  Hillbb,  Contagium  der  Kabpockeu. 

mente)  durch  mechanisches  Ausfällen  mittel 
nöser  Niederschläge  rein  darzustellen  (zu  isoliren). 

Auch  vollkommen  getrocknete  Lymphe  ist,  wie  schon  Kebeb 
und  Pissin*)  nachgewiesen,  in  hohem  Grade  wirksam.  Diese 
Eigenschaft  kann  man  practisch  verwerthen  zu  einer  brauchbaren 
und  auch  gewiss  einfachen  Methode  der  Co n se  r vi r u n g des  Pocken- 
contagiums  (Pissin).  Krusten  und  Schorfe  (die  auf  geöffneten 
Pusteln  sich  bilden)  gaben  mir  noch  nach  fast  2 Monaten,  in  Wasser 
und  Glycerin  aufgeweicht,  bei  einer  Nachimpfung  gute  Resultate. 

Auch  hygienisch  ist  diese  Eigenschaff  wichtig;  sie  beweist 
uns  die  Möglichkeit  der  Umwandlung  des  ursprünglich  (ixen  Conta- 
giums  in  ein  Miasma.  Partikelchen  solcher  Krusten  und  Schorfe 
können,  ebenso  wie  die  mit  Lymphe  durchtränkten  Leinwandfäser- 
chen (vom  Hemde)  und  EpidermisschUppchen  offenbar  mit  Leichtig- 
keit von  der  atmosphärischen  Luft  entführt  und  an  entfernten  Orten 
wirksam  werden.  — Auch  für  die  M e nsc he  n pock  e n darf  man 
bei  dem  ohne  Zweifel  ganz  analogen  Verhalten  der  beiderseitigen 
Contagien,  Aehnliches  annehmen.  Es  spricht  hierfür  das  interessante 
Experiment  von  Küchenmeister,  welcher  einem  Schöps  das  Hemde 
eines  Pockenkranken  vorband  und  darnach  am  5.  Tage  Krankheit 
am  8.  Tage  deutliche  Blatterneruption  erfolgen  sah.  Im  Einklang 
hiermit  lässt  die  als  häufiges  Initialsymptom  der  Blattern  bekannte 
variolöse  Pharyngitis  aus  dem  Umstande  erklären,  dass  die 
durch  Mund  und  Nase  eingeathmeten  staubförmigen  Partikelchem 
der  genannten  Art  an  der  stets  schleimfeuchten  Pharynxwand  hängen 
bleiben  uud  hier  primo  loco  inficirend  wirken**). 

6)  Impfungen  mit  Blut  erfolgreich  Vaccinirter  in 
allen  Stadien  der  Entwickelung  sowohl  aus  dem  entzündeten  Hof 
der  Pocke,  als  der  gesunden  Haut  entnommen,  mit  oder  ohne  Zusatz 
von  Glycerin,  endlich  conservirt  oder  frisch  vom  Arm  abgeimpft, 
erwiesen  sieb  durchweg  unwirksam.  (In  vereinzelt  positiven 

*)  Verband!  der  Berlin  med.  Geselleeh.  des  J.  1874/76,  8.  26  u.  ff.  P.  hat 
darauf  ein  wirksames  Verfahren  der  Impfung  begründet,  welches  darin  besteht, 
die  mit  einem  Elfenbeinspatel  abgenommene,  trocken  eonservirte  Lymphe  in  kleine 
Kreusscbuitte  einzustreichen. 

**)  Eine  ätiologisch  ioteressante,  aber,  wie  es  scheint,  wenig  bekannt  ge- 
wordene Beobachtung  ist  die  von  Scnsraa  mitgetbeilte:  „Uebertragung  von 
Pocken  dnreb  Transplantation  im  Prodromalstadium“  (D.  militairärztl. 
Zeitschr.  1872.  No.  1 u.2). — Wer  annimmt,  dass  dnsCoutagium  der  Blattern  Micrococcen 
seien,  wird  sogeben  müssen,  dass  die  Haut  schon  einige  Tage  vor  der  Eruption 
von  Micrococcen  durchsetzt  sei  und  zwar  diffus.  Das  scheint  mir  jedoch  mit  den 
bisberigeu  histologischen  Beobachtungen,  x.  B.  von  Wkigkbt  (der  gerade  das 
„circumscripta“  Auftreten  in  Pockenleicben  betont),  nicht  übereinsnstimmen. 
Hervorzubeben  ans  Wiiokbt’s  Untersuchungen  ist,  dass  die  Micrococceu  in  einer 
Beibe  von  Fällen  gefunden  worden,  in  einer  andereu  Reihe  dagegen  nicht,  was 
sehr  schön  dem  wectnelvollen  Anftreten  derselben  in  Abscessen,  Hantblasen,  bei 
Actieutzttndungeo  und  in  anderen  „circumscriptan“  Erkrankungeheerden  entspricht. 


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v.  Ewbtskt,  Endothel  der  DkSceMüT’sclien  Heut 


376 


Fällen,  hier  gerade  mit  auffallend  guten  Resultaten,  Hess  sich  eine 
Beimischung  von  Lymphe  aus  der  Pocke  oder  von  Krusten  nicht 
ausschliessen.)  Ebenso  unwirksam  erwies  sich  der  frische  Blasen- 
inhalt (Hautblase)  eines  mit  guten  Pusteln  behafteten  Männes,  am 
7.  Tage  nach  der  Impfung. 

Hieraus  geht  Zweierlei  hervor,  1)  dass  in  dem  Blute  resp. 
dessen  Transsudate  das  Vaccineferment  nicht,  oder 
doch  nicht  in  wirksamem  Zustande,  enthalten  ist,  und 
2)  dass  höchst  wahrscheinlich  nicht  das  (strömende)  Blut 
selbst,  sondern  nur  der  locale  Erkrankungsheerd  der 
Pocke  Sitz  der  Fermentation  und  Reproduction  des 
Giftes  ist. 

Darnach  wird  man  sich  die  Thatsacbe,  dass  bei  der  Impfung 
doch  stets  der  ganze  Körper  innerhalb  etwa  12  Tagen  durchseucht 
wird,  wohl  so  vorzustellen  haben,  dass  das  eigentliche  Laboratorium 
für  diesen  chemischen  Vorgang  die  Pocke  ist,  während  das  Blut, 
wie  bei  der  Nutrition,  die  Rolle  eines  Transportmittels  spielt,  welches 
die  Rohstoffe  zu-,  die  Producte  abführt.  Manche  Beobachtungen, 
z.  B.  die  Mitdurchseuchung  des  Fötus  (ohne  Pocken)  bei  erfolg- 
reicher Impfung  der  Mutter  (Undkrhill*))  lassen  sich  dafür  an- 
führen. 

Genauere  Mittheilungen  werde  ich  später  folgen  lassen. 


Th.  r.  Ewetsky,  lieber  das  Endothel  der  Membrana  Descemet!. 

Esxbtb.s  Unters.  1875.  Heft  3. 

Durch  MüLLER’sche  Flüssigkeit,  Goldchlorid  und  Silberbehand- 
lung konnte  sich  E.  überzeugen,  dass  die  Endothelien  nicht  aus 
polygonalen  Zellen  zusammengesetzt  sind,  sondern  dass  die  einzelnen 
Elemente  ziemlich  reichliche  Fortsätze  haben,  mittelst  welcher  sie, 
zum  Theil  mit  einander  anastomosirend,  ein  zierliches  Netzwerk 
bilden.  Bei  den  von  E.  zu  diesem  Zweck  untersuchten  Thieren 
(Frosch,  Taube,  Katze,  Kalb)  bestauden  die  Differenzen  nur  in  den 
mehr  oder  weniger  reichlichen  secundären  Verästelungen  und  der 
Anordnung  der  Fortsätze,  da  sie  bei  einigen  mehr  an  der  Peripherie, 
bei  anderen  dagegen  an  der  unteren  Fläche  der  Zellen  sich  finden. 
So  besitzt  der  Frosch  im  Verhältniss  zur  Grösse  der  Zelle  meist 
dicke  und  kurze,  die  Taube  längere,  aber  viel  schmälere  Fortsätze, 
welche  wie  Stacheln  den  Zellen  aufsitzen.  Die  langen  und  dünnen 
Fortsätze  der  Taubenendotbelien  verästeln  sich  auch  nicht  so  stark, 
wie  beim  Frosch.  Deshalb  bietet  das  mit  Gold  behandelte  Endothel- 
häutchen des  ersten  Thieres,  von  der  Fläche  betrachtet,  ein  eigen- 
tümliches Bild,  indem  die  hellen  Kerne,  nur  von  wenig  Protoplasma 

*)  Archiv,  mtäd.  belg.  1876,  Mars  (3),  S.  18«. 


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376  ▼.  EwrrsrfT,  Endothel  der  DMOSMKT’acben  Heut 

umgeben,  durch  dicht  neben  einander  liegende  radiäre  starre  Linien 
verbunden  scheinen.  Nur  an  der  Peripherie  der  Froschhornbaut 
findet  man  nicht  selten  Zellen,  in  welchen  fast  der  ganze  Zellleib 
zur  Bildung  der  Fortsätze  verwendet  wurde;  die  Zellen  scheinen 
dann  fast  nur  aus  einem  Kern  mit,  von  diesem  abgehenden,  langen 
Ausläufern  zu  bestehen.  Oie  mit  Silber  (0,5  pCt.)  eine  Minute  lang 
imprägnirten  und  nachträglich  mit  Hämatoxylin  gefärbten  Endothelien 
der  Katze  und  des  Kalbes  zeigen  von  der  Peripherie  der  Polygone 
ausgehende  feine  sich  verzweigende  Fortsätze;  im  Profil  gesehen, 
bemerkt  man  leicht,  dass  dieselben  nur  an  der  Unterfläche  der 
Zellen  vorhanden  und  die  äusseren  länger,  wohl  auch  dicker  als  die 
übrigen  sind.  Ebenso  wie  Ref.  (und  Tourneux,  Robin’s  Journal 
1874.  No.  1.  Ref.)  unterscheidet  E.  an  den  Endothelien  seröser  Häute 
Platten  und  unter  diesen  gelegene  Zellen,  glaubt  dagegen,  dass  für 
die  Membrana  Oescemetii  wenigstens  Platten  und  Zellen  nicht  von 
einander  zu  trennen  seien,  sondern  als  etwas  Zusammengehöriges 
betrachtet  werden  müssen,  indem  jeder  Platte  auch  ein  Protoplasma- 
haufen mit  Kern  entspräche  und  ausserdem  die  Endothclhäute  sich 
leicht  nach  den  Grenzen  der  Platten  zerlegen  Hessen.  Gegen 
Schweiqeb-Seidel’s  Ansicht,  dass  die  Corneazellen  aus  hellen  kern- 
haltigen Platten  bestehen  und  die  strahligen  Körper  (Hornhautkör- 
pereben der  Autoren)  als  eine  amorphe  Ei weisssubstanz  (Kittsub- 
stanz) gedeutet  werden  müssen,  hebt  E.  hervor,  dass  es  ihm  nie 
gelungen  sei  kernhaltige  Platten  zu  isoliren,  wohl  aber  solche  ohne 
Kerne,  und  dass  es  nicht  sehr  schwer  sei,  bei  demselben  Verfahren 
plattenlose  körnige,  mit  Kernen  versehene  Zellen  zu  erhalten.  Ferner 
konnte  E.  nicht  die  körnige  Masse  als  Kittsubstanz  aufifasseD,  da  er 
bei  der  Regeneration  der  Endothelien  oft  genug  sah,  wie  dieselbe  sich 
dabei  activ  betheiligt  und  zu  gewissen  Zeiten  ohne  Platten  ist.  Ebenso 
würde  es  sich  wahrscheinlich  auch  bei  den  Hornhautkörperchen  ver- 
halten, da  sie  den  Endothelien  nicht  nur  genetisch  gleichwertbig 
seien,  sondern  auch  morphologisch  nur  in  wenigen  Punkten  von 
jenen  abweichen,  Um  die  Regeneration  des  Endothels  zu  studiren, 
entfernte  E.  das  Endothel  mittelst  eines  unter  etwas  stumpfen 
Winkel  gekrümmten  sehr  feinen  Glasstäbchens,  dessen  kürzeren,  fein 
ausgezogenen  Arm  er  ohne  Irisverletzungen  in  die  vordere  Augen- 
kammer einführte,  nachdem  die  Hornhaut  mit  einer  Lancettnadel  an 
ihrer  Peripherie  vorsichtig  durchstochen  worden  war.  Nach  der 
Operation  trat  immer  eine  verschieden  rasch  verschwindende  Cornea- 
trübung ein.  Die  operirten  Frösche  wurden  von  Tag  zu  Tag  unter- 
sucht. An  Goldchloridbildern  konnte  E.  constatiren,  dass  im  ersten 
Stadium  nach  der  Verletzung  die  den  Substanzverlust  umsäumenden 
Zellen  plattenlos  und  vielgestaltig  sind,  die  Kerne  meist  eine  deut- 
liche Membran  besitzen  und  keine  oder  nur  eine  geringe  Proliferation 
der  Zellen  zu  bemerken  ist  Dieses  Stadium  dauert  1 — 2 Tage. 


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VmUHd's’  d«r  halbcirkeltormigen  OnnXIe  »um  Körpergleieligewicht-  377 
• • • 

Im  S.  Stadium  tritt  eine  rege  Proliferation  der  Randzellen  des  De- 
facte«  ein.  Die  Proliferationszone  besteht  aus  relativ  kleinen  von 
grösseren  hellen  Platten  bedeckten  Zellen.  Bei  den  proliferirenden 
Endotbelien  treiben  die  Kerne  viellappige  Fortsätze,  wodurch  sie 
ihre  Membran  verlieren.  In  diesen  Fortsätzen  entstehen  neue  Kern- 
körperchen, worauf  dieselben  sieh  von  dem  alten  abschnüren  und 
als  neue  weiter  fortleben,  immer  aber  entstehen  die  neuen  Kerne 
aus  den  alten,  niemals  frei.  Wenn  E.  Glas-  und  Glimmerplättchen 
in  die  vordere  Augenkammer  brachte,  so  überhäuteten  sich  dieselben 
mit  ein-  und  vielkernigen  platten  Zellen,  welche  wahrscheinlich  nicht 
von  den  Eiterkörperchen,  sondern  vom  Irisgewebe  abstammen.  E. 
kommt  zu  dem  Schluss,  dass  ebenso  wie  an  der  Membrana  Desce- 
meti  auch  anderswo  die  regenerative  Neubildung  des  Bindegewebes 
nur  durch  die  präexistirenden,  sogenannten  fixen  Zellen  der  betref- 
fenden Bindesubstanz  erfolgt.  Löwe. 


H.  CurRchmanu,  lieber  das  Verhältniss  der  Halbcirkelcan&le 
des  Ohrlabyrinths  zum  Körpergleichgewicht.  Arcb.  f.  Psycbiatr. 
•te.  V.  8.  458. 

C.’s  Versuche  sind  an  Tauben  angestellt.  Die  Anatomie  der 
betreffenden  Gebilde  und  die  Art  des  Operirens  sind  im  Original 
oachzuseben.  — Nur  das  ist  besonders  liervorzuheben,  dass  C.  unter 
möglichster  Schonung  der  Scbädelknochen  und  der  knöchernen  Bogen 
nur  die  häutigen  Canäle  allein  zu  zerstören  sich  bemühte. 

Ist  nun  auf  einer  Seite  ein  grösseres  Stück  des  hori- 
zontalen Bogens  oder  das  ganze  Gebilde  zerstört,  so  bemerkt 
man  zunächst,  so  lange  das  Thier  sieb  ruhig  verhält,  nichts  Beson- 
deres: nur  erscheinen  sie  träger  und  nicht  im  Stande  zu  fliegen. 
Veranlasst  man  sie  zum  Laufen,  so  beschreiben  sie  einen  Bogen 
nach  der  verletzten  Seite  bin.  Dabei  sieht  man  Unregelmässigkeiten 
im  Gebrauch  des  Beines  der  linken  Seite,  welches  ungeschickt  auf- 
gesetzt wird ; ebenso  ungeschickt  erscheinen  die  Tbiere  beim  Fressen. 
Hinsichtlich  der  Stellung  der  Augen  lässt  sieb  Abnormes  nicht  wahr- 
nehmen. Bei  weiterer  Untersuchung  zeigt  sich  nun  die  Muskel- 
kraft auf  der  verletzten  Seite  durchaus  unverletzt,  nur  die 
Coordinationsfähigkeit  erscheint  einseitig  beeinträchtigt. 
Die  besser  coordinirten  Muskeln  der  intacten  Seite  machen  bei  Be- 
wegujgen  ihr  Uebergewicht  geltend  und  drängen  so  das  Thier  der 
kranken  Seite  zu.  Ein  innerer  Impuls  zu  diesen  Bewegungcu,  ein 
Zwang,  besteht  nicht. 

Sind  beiderseits  die  horizontalen  Canäle  zerstört,  so 
siebt  man  auch  dant),  während  der  Ruhe,  ausser  einer  gewissen 
Trägheit  nichts  Besonderes:  bei  Bewegungen  aber  beschreiben  die 

Thiere  (welche  in  der  Ruhe  auch  den  Kopf  ganz  ruhig  halten)  Bogen 


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378  CoiicnMiiia,  Verhältnis»  der  helbcirkel  förmigen  Canäle  zum  Kiirpergleiebge  wicht 


bald  nach  der  einen,  bald  nach  der  anderen  Seite.  Dann  fängt  auch 
der  Kopf  an  in  horizontaler  Richtung  von  einer  Seite  zur  andern  zu 
schwanken.  Nahrungsaufnahme  ist  unter  diesem  Umständen  unmög- 
lich. Abnorme  Haltung  und  Bewegung  des  Kopfes  uud  die  Gleich- 
gewichtsstörungen des  Rumpfes  sind  ooordinirt,  nicht  aber  das  Erstere 
die  Ursache  des  Zweiten.  Die  Flugfähigkeit  so  operirter  Tauben 
ist  ganz  verloren,  die  eigentliche  Muskelkraft  der  Flügel  aber  un- 
beeinträchtigt. Allgemein  ausgediückt  ist  der  Zustand  derartig 
operirter  Thiere  dadurch  bedingt,  dass  ihr  Gleichgewicht  durch 
Beeinträchtigung  der  Coordination  in  bestimmten  Muskelpartieen 
einen  partiellen  Ausfall  erlitten  hat  und  um  die  (ideale)  verticale 
Axe  ein  „labiles“  geworden  ist.  Das  Gehör  der  Versuchstiere  bleibt 
übrigens  intact.  Hat  man  eine  möglichst  geringe  Verletzung 
eines  horizontalen  Bogens  (einfache  Durchschneidung)  vorge- 
nommen, so  unterscheiden  sich  die  Symptome  nur  gradweise  von 
denen  bei  schwerer  Verletzung,  sie  können  allmählich  immer  undeut- 
licher werden  und  am  Ende  der  ersten  Woche  ganz  verschwunden 
sein  „die  Thiere  haben  sich  an  den  geringen  Ausfall  allmählich  ge- 
wöhnt“. Aber  auch  die  schwersten  Läsionen  haben  in  der  späteren 
Zeit  der  Beobachtung  eine  theilweise  Abänderung  der  ursprünglichen 
Symptome  zu  erleiden,  da  secundfiro  Veränderungen  der  unverletzten 
Canäle  neue  Erscheinungen  bewirken  können. 

Die  Folgen  der  Verletzungen  an  den  beiden  verticalen 
Canälen  sind  im  Wesentlichen  die  gleichen.  — Bei  ausge- 
dehnter Zerstörung  der  Canäle  beiderseits  sind  die  Thiere 
in  der  Ruhe  ausserordentlich  träg,  bei  Bewegungen  schwankt  der 
Rumpf  bald  nach  vorn,  bald  nach  hinten,  sie  laufen  nicht  im 
Bogen,  sondern  laufen  bald  rapide  nach  vorn,  bald  ebenso  rück 
wärtB,  überstürzen  sich  auch  nach  diesen  Richtungen  hin,  da  die 
Gleichgewichtslage  um  die  Queraxe  aus  einer  stabilen  zu  einer 
labilen  geworden  ist.  Durch  das  Vorwärtslaufen  wird  instinctiv  ver- 
sucht, das  Fallen  nach  vorn  hin  zu  bindern.  Bei  diesen  Locomo- 
tionen  pendelt  der  Kopf  von  oben  nach  unten;  die  von  Goltz  be- 
schriebene eigenthümliche  Kopfverdrehung  kommt  vor,  ist  aber  nicht 
constant  und  ist,  wie  Vf.  nachweist,  auf  Nebenverletzungeu  der  Hirn- 
häute oder  des  Kleinhirns  zurückzuführen.  Dass  die  Gleichgewichts- 
störungen des  Rumpfes  nur  Folgen  der  abnormeu  Kopfstellung  sein 
sollen,  wie  Goltz  annimmt,  weist  Vf.  zurück,  auch  schon  deshalb, 
weil  bei  einseitiger  Läsion  der  Canäle  der  Kopf  von  Bewegungs- 
störungen verschont  bleibt,  während  sie  für  den  Rumpf  in  oharacter- 
istischer  Weise  eintreten.  Hervorzuhebon  ist  noch,  dass  nach  doppel- 
seitiger Verletzung  des  einen  der  beiden  verticalen  Canäle  allmählich 
in  2 Versuchen  eine  Abnahme  der  verschiedenen  pathologischen  Er- 
scheinungen eintrat,  was  nach  doppelseitiger  Verletzung  der  horizon- 
talen Bogengänge  nie  eintrat  und  vielleicht  einen  Schluss  erlaubt 


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▼.  Nmcei;  LnsniiEn,  Stickstoff-  mid  Eiweisaeehitlt  der  Milch.  379 

auf  die  vicariirend  eintretenden  Functionen  des  andern  (intacten) 
gleichwirkenden  (verticalen)  Canals. 

Bei  Verletzung  nur  eines  verticalen  Canals  auf  einer 
Seite  sind  die  Erscheinungen  relativ  gering.  Kopf-  und  Körper- 
haltung sind  in  der  Ruhe  normal,  die  des  Kopfes  ändert  sich  auch 
bei  Bewegungen  nicht,  die  Flugfälligkeit  ist  relativ  wenig  beeinträch- 
tigt, beim  Laufen  erscheint  der  Fuss  der  operirten  Seite  ungeschickt, 
einige  Thiere  fallen  auch  nach  vorn  oder  hinten,  meist  immer  mit 
einer  gewissen  Neigung,  nach  der  Seite  der  Verletzung  zu  stürzen. 
Die  Erscheinungen  können  eich  alle  sehr  frühe  verwischen  und  ganz 
verschwinden. 

Sind  auf  einer  Seite  alle  drei  Canäle  zerstört,  so  sieht 
man  wieder  in  der  Ruhe  wenig  Abnormes,  beim  Laufen  combiniren 
sich  Manhgebewegungen  mit  Schwankungen  des  Rumpfes  nach  vor- 
und  rückwärts. 

Bei  beiderseitiger  Zerstörung  aller  drei  Canäle  sind 
die  Bewegungen  ganz  wirr  und  unregelmässig  (Fallen  nach  vorn, 
nach  hinten,  Manbgebewegungen  nach  links  und  rechts)  und  der 
Kopf  wird  in  ganz  unregelmässiger  Weise  annähernd  kreisförmig 
weniger  bewegt  als  geschleudert.  Bei  ruhigem  Sitzen  aber  ist  Kopf" 
und  Körperhaltung  wieder  normal;  also  selbst  nach  Zer- 
störung all^r  häutigen  Canäle  tritt  kein  völliger  Ver- 
lust des  Körpergleichgewichts  ein,  ebenso  wenig  wie 
das  Gehör  dadurch  aufgehoben  wird.  Bernhardt. 

X.  v.  Nencki,  lieber  den  Stickstoff-  und  Eiweissgehalt  der 
Franen-  und  Kuhmilch.  Her.  d.  deutsch,  cbem.  Ues.  Vlll.  S.  1046. 

L.  Liebermann,  Leber  den  Stickstoff-  nnd  Eiweissgehalt  der 
Frauen-  nnd  Kuhmilch.  Bitzungsber.  d.  Wien.  Acad.  LXX11,  2.  Juni. 

Beide  Vff.  sind  zu  ihren  Untersuchungen  durch  die  auffallende 
Angabe  Bbunnek’s  veranlasst,  dass  die  Milch  bei  der  directen  N-Be- 
stiramung  nach  Domas  2 — 4,8  Mal  soviel  N giebt,  als  ihrem  Eiweiss- 
gehalt entspricht.  N.  hat  im  Verein  mit  Lachbnal  8 Proben  unter- 
sucht. Bei  der  Frauenmilch  war  die  aus  der  N-Bestimmuug  be- 
rechnete Menge  Eiweiss  (a)  (es  ist  hier  darunter  stets  Casein  und 
Eiweiss  zu  verstehen)  durchschnittlich  in  der  Tbat  erheblich  höher, 
wie  die  directe  (b)  bestimmte.  Im  Mittel  wurde  Eiweiss  erhalten 
bei  a 2,53  pCt.,  bei  b nur  1,41  pCt.  Uebrigens  aber  ist,  wie  Vf. 
angiebt,  die  Gewichtsbestimmung  von  Casein  und  Eiweiss  in  der 
Frauenmilch  kaum  mit  hinreichender  Sicherheit  ausführbar.  Die 
Kuhmilch  gab  bessere  Uebereinstimmung.  Die  direct  gefundenen 
Zahlen  sind  3,20  und  3,12  pCt.  — durch  die  N-Bestimmung  3,14 
und  3,14  pCt.  Früher  batte  N.  die  Zahlen  3,94  und  3,85  gefunden. 


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380  Liofasdi,  Mittheilnngen  über  »ent«  Eientbeme. 

L.  hat  die  verschiedenen  zur  Eiweissbestimmung  in  der  Milch 
empfohlenen  Methoden  genauer  geprüft;  es  wurde  jedesmal  der  N- 
Gehalt  des  als  Eiweiss  gewogenen  Körpers  nach  Dumas  oder  mit 
Natronkalk  bestimmt.  — Kür  die  Methode  von  ßBUNNEB  und  Hoppe- 
Skyuck  ergab  sich  ein  erhebliches  Deficit  gegenüber  der  directen 
Stickstoffbestimmung  in  der  getrockneten  Milch,  dagegen  stimmte 
die  HAiDLKN’sche  Methode  vollständig  mit  der  directen  Bestimmung 
des  Stickstoffgehaltes  überein.  Die  Ursache  für  das  Deficit  der 
beiden  ersten  Methoden  liegt  in  der  unvollständigen  Fällung  des 
Eiweiss.  Die  Filtrate  geben  mit  Tanninlösug  flockige  Niederschläge; 
aus  diesen  lässt  sich  das  Tannin  durch  fortgesetzte  Behandlung  mit 
heissem  Alcohol  entfernen  und  man  erhält  so  einen  mit  getrocknetem 
Eiweiss  im  äusseren  Ansehen  übereinstimmenden  Körper,  der  auch 
dieselbe  Elementarzusammensetzung  hat.  Vf.  versuchte  das  Qe- 
ssmmteiweiss  der  Milch  durch  Tannin  zu  fällen,  das  für  diesen  Zweck 
schon  von  Girqensobn  benutzt  ist  — 20  gm.  Tannin  in  400  Alcohol 
gelöst,  40  ccm.  Essigsäure  mit  Wasser  auf  1 Liter  verdünnt.  20  ccm. 
Milch  mit  40  ccm.  Wasser  und  5 ccm.  einer  18pctigen  Kochsalzlösung 
gemischt,  werden  allmählich  bis  zur  vollständigen  Ausfällung  mit 
kleinen  Mengen  Tanninlösung  versetzt.  Man  lässt  einige  Stunden 
stehen,  prüft  nochmals  mit  Tanninlösung,  filtrirt,  wäscht  mit  kaltem 
Wasser,  trocknet  und  bestimmt  den  N-Gebalt  in  diesem  Niederschlag. 
Derselbe  stimmt  mit  dem  N-Gehalt  der  eingetrockneten  Milch  über- 
ein. Die  zahlreichen  Belege  siehe  im  Original.  — Im  Ganzen  sind 
bei  dieser  Arbeit  9 Faralielbestimmungen  des  N-Gehaltes  als  Ammo- 
niak und  als  Gas  (nach  Dumas)  gemacht,  regelmässig  ergab  sieb 
bei  der  ersten  Methode  ein  erhebliches  Deficit,  entsprechend  den 
Angaben  von  Seegen  und  Nowak.  U.  S&lkowaki. 

G.  Leopardi,  Stadl  ed  osservazioni  intorno  di  malati  nella 
clinica  medica  di  Firenze,  i 1875.  (Esautemi.  s.  162—248). 

1)  Morbilli.  Hervorzuheben  ist  ein  Fall  von  Masernrecidiv. 
Ein  14jähriger  Patient  zeigte  normale  Masern,  welche  am  8.  Tage 
ab  blassten;  auch  sank  die  Temperatur  auf  37  und  hielt  sich  auf 
dieser  Höhe  bis  zum  Morgen  des  16.  Tages.  Dann  stieg  die  Tem- 
peratur auf  40,  Husten  trat  auf  und  am  19.  Tage  der  Krankheit 
überzog  sich  der  Körper  mit  einem  neuen  confiuirenden  Masern- 
exauthem,  welches  bald  in  kleienförmige  Abschuppung,  wie  das  erste, 
überging.  Am  24.  Tage  der  Krankheit  verliess  Pat.  das  Spital  ganz 
gesund. 

2)  Blattern.  Die  Incubation  konnte  in  einigen  Fällen  auf 
12  Tage  festgasteilt  werden.  — In  einem  Falle  fand  sich,  nachdem 
die  Abschuppung  im  Gange  war,  am  19.  Tage  der  Erkrankung 
Husten,  Schnupfen  und  Temperatursteigerung  ein  und  nach  3 Tagen 
zeigte  sich  eine  Maserneruption. 


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Luanaioa,  Biitylobloral. 


381 


3)  Erysipel.  Vf.  betrachtet  die  Krankheit  als  eine  Allge- 
meinaffection  des  Körpers,  welche  den  exanthematischen  Krankheiten 
verwandt  ist.  Die  Fälle  bieten  nichts  Besonderes,  ebenso  wie  die 
Beobachtungen  über  4)  Scharlach. 

5)  Miliaria.  Vf.  tritt  für  die  Sonderexistenz  dieser  Krankheit 
mit  vollster  Sicherheit  ein  und  betont  besonders  den  scharf  begrenzten 
Distriet  ihres  Auftretens  in  Frankreich,  Nord  und  Mittelitalien  und 
dem  südwestlichen  Deutschland.  Fr  hält  die  Contagiosität  derselben 
und  das  epidemische  Auftreten  besonders  im  Frühjahr  und  Sommer 
für  erwieseu.  Er  beobachtete  im  letzten  Lustrum  3 Fälle  und  be- 
stätigt die  allgemeine  Ansicht  der  florentinischen  Aerzte,  dass  die 
Miliaria  in  Florenz  in  den  letzten  10 — 12  Jahren  selten  geworden 
ist.  O.  Simon 


0.  Liebreich,  Heber  das  Butylchloral  (früher  als  Crotoncbloral 

bezeichnet).  Deutsche  med.  Wochenscbr.  1877.  No.  1. 

Durch  die  Arbeiten  von  Krames  und  Pinne«  ist  erwiesen, 
dass  der  früher  als  Crotoncbloral  bezeichnet«.-  Körper  vielmehr  als 
das  um  2 H reichere  Butylchloral  aufzufassen  ist.  Nach  der  be- 
kannten Hypothese  des  Vf.  würde  diese  Substanz  in  Berührung  mit 
den  alkalischen  Körpeiflüssigkeiten  sich  in  folgender  Weise  urnsetzen: 
C4H6C1,0  + 2 NaHO  = NaCI  + CO.HNa  + C9H4CI,. 

Die  zunächst  an  Kaninchen  studirte  Wirkung  prägt  sich  be- 
sonders aus  in  einer  Anästhesie  des  Kopfes;  erst  später  erlischt  auch 
am  übrigen  Körper  die  Reflexerregbarkeit ; die  Rcspirationsfrequenz 
nimmt  ab,  ebenso  die  Pulszahl,  doch  beginnt  jene  Verminderung 
zuerst  und  schliesslich  steht  die  Athmung  still,  während  das  Herz 
noch  wenige  Minuten  weiter  schlägt.  Bei  der  Section  findet  man 
die  Lungen,  den  rechten  Ventrikel  und  die  Vorhöfe  mit  Blut  über- 
füllt, den  linken  Ventrikel  dagegegen  fast  leer.  Durch  künstliche 
Respiration  kann  man  die  Thiero  bei  sonst  tödtlicher  Butylchloral- 
gabe  (3  gm.  einem  Kaninchen  innerlich)  am  Leben  erhalten.  In 
dem  als  Paradigma  mitgetheilten  Versuch  genügte  eine  2%stündige 
künstliche  Respiration,  um  jede  Gelähr  zu  beseitigen.  Vf.  fügt  eine 
schematische  Zeichnung  vom  Ceutralnerveusystem  und  Herzen  bei, 
um  die  verschiedenen  Angriffspunkte  des  Chlorais  und  des  Butyl- 
chlorals  besser  zu  versinnlichen.  Wurde  das  centrale  Vagusende 
emes  mit  Butylchloral  Vergifteten,  bereits  respirationslosen  Kaninchens 
gereizt,  so  contrahirte  sich  das  Zwerchfell  nicht  (Reizung  des  Phre- 
nicus  batte  sofort  Erfolg)  während  Vf.  bei  sonstiger  tiefer  Narcose 
auf  diesen  Versuch  stets  einen  positiven  Erfolg  anftreten  sah.  Die 
Dauer  der  einzelnen  Stadien  der  Butylchloralwirkung  beträgt  etwa 
% von  der  beim  Chloral  beobachteten. 


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382 


Bimm.  d*  Giovzxxi. 


Ueber  die  Wirkung  auf  den  Menschen  werden  folgende  Ver- 
suche mitgetheilt: 

Ein  4%jühriges  Kind  erhält,  nachdem  schon  früher  kleinere 
Dosen  erprobt  waren,  2,5  gm.  Butylebloral  in  Zuckerwasser.  Bald 
wird  es  vom  Schlafe  übermannt,  kann  zwar  durch  Kneifen  oder 
Stechen  der  Arme  leicht  geweckt  werden,  verfällt  dann  aber  bald 
wieder  in  Schlaf.  Reizung  der  Cornea  dagegen  hat  keinen  Erfolg; 
sie  scheint  ganz  anästhetisch  zu  sein.  Selbst  wenn  das  Kind  aus 
dem  Schlaf  geweckt  wird,  zeigt  sich  die  Cornea  zunächst  noch  un- 
empfindlich. Dagegen  ist  die  Nasenscbleimhaut  noch  sensibel. 

Bei  Geisteskranken  beobachtete  Vf.  nach  5 gm.  Schlaf  mit 
Anästhesie,  während  die  Patt,  auf  dem  Stuhl  sitzen  blieben,  so  gut 
war  ihre  Sensibilität  und  Reflexerregbarkeit  sonst  erhalten.  Wider 
Erwarten  hat  das  Mittel,  wenigstens  nach  den  bisherigen  Erfah- 
rungen, beim  Tic  douloureux  nur  geringe  Wirkung,  indem  es  Dur 
eine  kurz  dauernde  Linderung  der  Schmerzen  herbeiführt. 

Als  Verordnungsmodus  empfiehlt  L.  Butyl.  Chlor.  Hydr.  6—10, 
Glycerin  20,  Aq.  130,  wovon  alle  5 Minuten  1 Esslöffel,  wo  möglich 
nach  der  Mahlzeit.  Reichlich  Nacbjrinken.  — Soll  es  zugleich  als 
als  Hypnoticura  dienen,  so  müssen  2 — 3 gm.  verbraucht  werden. 

Schiffer. 


Th.  Eimer,  Ueber  amöboide  Bewegungen  des  Kernkörperchens. 

Arcb.  f.  micr.  AnaL  XI.  S.  325. 

E.  beobachtete  an  den  in  indifferenten  Flüssigkeiten  untersuchten  Keimdeeken 
der  Eier  vom  Wel«  nnd  Karpfen  eigentümliche  Bewegangserecheinungen.  An 
einem  der  0,034  mm.  groeeen  Keimdecke  erschien  tu  nächst  eine  uhrglasähnliche  Er- 
hebung. welche  sich  langsam  zu  einer  bedeutenden  zuletzt  zipfelartig  sich  aoszie- 
lienden  Hervorragung  vergrüsserte,  wieder  verkleinerte  nnd  verschwand.  Dafär 
trat  an  eiuer  anderen  Stelle  des  Keimäecks  eine  ähnliche  Erhebung  auf;  andere 
Male  waren  ihrer  3 nnd  4 gleichzeitig  vorhanden,  erscheinend  nnd  schwindend  ioi 
langsamen  Wechsel.  Zuweilen  zeigten  diese  Erhebungen  ein  etwas  helleres  An! 
sehen  als  die  Hauptmasse  des  Keimdecks,  wie  wenn  sie  in  Betiebnng  auf  die  stoff- 
liche Zusammensetzung  von  dieser  verschieden  wären,  ähnlich  den  Fortsätsen  von 
Amöben  oder  jenen  der  farblosen  Blutkörperchen. 

In  Folge  des  Andrsten«  dieser  Fortsätze  an  verschiedenen  Stellen  der  Kngel- 
oberääi-he  beobachtete  E.  zuweilen  Lageveräoderungen  des  ganzen  Keimdecks  nnd 
teilweise  Drehungen  desselben,  eine  Wirkung  der  Störnug  der  Gleichgewichtslage 
des  in  der  düseigeu  Masse  des  Keimbläschens  schwebenden  Körperchens. 

Bott  (Rom). 

A.  de  Giovanni,  Fatti  concernenti  la  contrattilita  dei  vasi 
capiilari  sangnigni.  La  Bivisu  clin.  1875.  M«rzo. 

In  Folge  von  Beobacbtangen  an  CapillargefUssen,  welche  innerhalb  «inet 
entzündeten  Bezirks  liegen  und  bei  denen  er  Ansstälpungen  und  Einziehungen  ihrer 
Wände  zu  beobachten  Gelegenheit  batte,  kommt  Vf.  za  dem  Schluss,  dass  die  Blut  - 
gefässcapillaren  contractil  sind,  dass  die  Blutgefässcapillaren  coutractil  sind,  dass 
diese  Contractil  ität  auf  die  Sarcodesnbstanz  der  die  Capillaren  zusaramensetzendeu 
Wandungen  zu  beziehen  sei,  dass  diese  Coutractilität  endlich  des  physiologischen 


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Pmr.sit.  Fabkr.  Kbabia. 


383 


Gesetzen,  welche  die  Zusammenziehungen  der  mit  Muskelgewebe  versehenen  Ge- 
ftase  regelt,  nicht  unterworfen  ist.  Diese  ContractilitHt  der  Capillaren  ist  G.  ge- 
neigt als  ein  pathologisches  Phänomen  aufzufassen.  oder  wenigstens  als  ein  solches, 
welches  nur  denjenigen  Capiilaren  znkommt,  welche  im  embryonalen  Entwicklungs- 
sustaud  oder  unter  pathologischen  Verhältnissen  (Eutzünduug)  sich  befinden. 

Bernhardt. 

D.  Finkler,  Ueber  verschiedene  Pepsinwirkungen.  Pflüorb’s 

Arcb.  XI.  S.  372. 

Vf.  beobachtete,  dass  bei  der  Verdauung  von  coagnlirtem  Hfihnereiweiss  mit 
käuflichem  Pepsin  sich  stets  Syntonin  (Mkissneb’s  Parapepton)  bildete  und  persi- 
stirte,  auch  wenn  die  Digestion  noch  so  lauge  fortgesetzt  wurde.  Dos  ausge- 
waschene Syntonin  löste  sich  bei  erneuerter  Digestion  mit  käuflichem  Pepsin  und 
Salzsäure  nicht  auf.  Dagegen  war  die  Syntoninbildung  nur  vorübergehend,  als  die 
VerdauungsflQssigkeit  aus  frischem  Schweiuemsgen  hergestellt  wurde.  Sobald  alles 
gelöst  war,  fand  sich  kein  Syntonin  mehr.  (Das  käufliche  Pepsin  ist  offenbar  völlig 
unwirksam  gewesen  — es  hat  sich  dabei  nnr  am  die  Salesanrewirkong  gebandelt. 
Ref.).  E.  Salkowski. 

J.  Faber,  Die  Embolie  der  Art.  moscnteriaca  superior.  Deuuch. 

Arch  f.  klin.  Med.  XVI.  S.  527. 

Ausser  einer  Tabelle,  in  welcher  die  bisher  in  der  Literatur  bekannt  gewor- 
denen Fälle  von  Embolie  der  Art.  mesenteriaca  sup.  nach  den  von  Gkbhardt  und 
Krssuacr.  für  ihre  Diagnose  angegebenen  Gesichtspunkten  znsammengestellt  sind, 
theilt  F.  4 neue  Fälle  mit,  bei  denen  jedesmal  grössere  Darmabscbuitte  infarcirt 
gefunden  wurden  Meist  waren  gleichzeitig  auch  Embolien  anderer  Arterien  vor* 
baudeu;  der  vierte,  auch  klinisch  genau  beobachtete  Fall  hatte  intra  vitara  keine 
sicheren  Anhaltspunkte  für  die  Diagnose  der  Embolie  dargeboten. 

Ueber  das  Zustandekommen  der  Infarcirung  spricht  sieb  F.  für  die  Cohm- 
BKiM'sche  Theorie  der  rückläufigen  Venenstauung  aus,  und  führt  au,  dass  eine  Ver- 
stopfung des  Hauptstammes  der  Art.  mest  sup.  immer  eine  solche  herbeiführe,  da 
diese  Art  insofern  einer  Endarterie  gleicbstche,  als  ihre  Anastomose»  mit  der  weit 
kleineren  Art  mest.  inf.  niemals  zur  Herstellung  eines  CollateralkreiMlaufes  aus- 
reichten. Die  Anschoppung  der  V.  mes.  in  dem  Bezirk  der  verlegten  Art.  findet  von 
der  Pfortader  aus  statt,  und  je  höher  der  Druck  in  dieser  ist,  um  so  ausgiebiger 
siod  die  Darmblutungen.  Zum  Beweise  wurde  einem  Kaninchen  die  Art  mest.  sup. 
dicht  an  der  Abgaugsstelle  aus  der  Aorta  unterbunden,  es  trat  massige  Darrohlutug 
ein;  einem  zweiten  Kauinchen  wurde  ausser  der  Art  mest.  sup.  noch  ein  Pfort 
Äderast  unterbunden,  und  so  dt*r  Druck  iu  dom  frei  bloibenden  Pfortadergebiet  er- 
höht; das  Thier  starb  iu  kürzerer  Zeit  als  das  erste,  dennoch  war  die  Infarrtbildung 
weit  erheblicher,  als  bei  jenem.  Qrawltx. 

Kraska,  (Aus  der  Klinik  des  Herrn  FroF.  Volkmau»  iu  Halle). 
Versuche  iuit  Benzoeverbänden.  L>eut«cb«  med.  Wochei.achr.  187«. 

No.  io. 

Die  Benzoesäure  wurde  nach  Analogie  der  Salicylstturepräparate  in  der  Form 
imprägnirter  Jute  und  Watte,  letztere  io  einem  4-  und  einem  lOprocentigem  Prä- 
parate. zur  Anwendung  gezogeu.  Die  damit  behandelten  ca.  80  Wunden  waren 
durchweg  leichterer  Natur.  Irgend  welche  Keaction  trat  in  keiu^m  Falle  ein,  acci- 
dentelle  Wundkrankheiten  wurden  nicht  beobachtot  Die  Verbände  wurden  durch- 
schnittlich nur  alle  8 Tage  gewechselt.  Es  fand  sich  stets  ein  ziemlich  erheblicher 
Geruch  nach  faulem  Käse,  meistens  Eiterung  und  üppige  Bacterienvegetationcn, 
doch  standen  letztere  durchaus  nicht  im  gradeu  Verhältnis«  zur  Intensität  des  Ge 


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384  TmauLicit.  Rösser  Rinqbr  & Mobibll. 

raches  und  »ur  Deutlichkeit  der  Ammoniakreaction  io  der  Nähe  der  Wunde. 
Kür  leichtere  Wunden  glaubt  demnach  Vf.  den  Benzoeverbaud  wegen  eeioer 
keit  und  Bequemlichkeit  empfehlen  zu  können.  E.  Küster. 

8.  Treulich,  Pyo-Pneumothorax  ex  ulcere  ocsophagi.  Prager 

VierteljahrsHchr.  CXXIX.  8.  132. 

Ein  40jKhriger  Arbeiter,  geständiger  Potator,  klagte  über  Magcnschmersen^ 
Appetitmaugel  und  Erbrechen  nach  jeder  Mahlzeit.  Die  Erscheinungen  sollten  vor 
6 Tagen  aufgetreten  sein  und  wurden  auf  den  Genuss  eines  harten  Fleisebstücket 
zurückgeführt,  welches  unverdaut  im  Mageu  liegen  geblieben  sein  sollte.  Das  Er* 
brechen  dauerte  im  Kraukenbause  fort.  Mau  soudirte  den  Patienten  und  fand  io 
der  Speiseröhre  kein  Hindernis»,  doch  erbrach  der  Kranke  darauf  ein  grosses 
Fleiscbstück,  welches  2 Zoll  lang  und  % Zoll  breit  war-  Bald  bildeten  sich  die 
Zeichen  eines  rechtsseitigen  Pyopneumothorax,  und  der  Pat.  ging  am  17.  Krank- 
heitstage  zu  Gruude.  Die  Section  ergab  einen  Substanzverlust  in  der  rechten 
Oesophaguswand,  welche  2 Zoll  oberhalb  der  Cardia  lag  uud  in  die  rechte  Pleara- 
hohle  hineinführte.  Vf.  deutet  den  Fall  in  der  Art,  dass  das  Fleiscbstück  zu  einer 
Entzündung,  daun  zu  einer  (Jlceration  und  diese  wiederum  zu  eiuer  Communioation 
zwiscbeu  Pleurahöhle  und  Oesophagus  geführt  habe  (?).  Elehhorst 


B.  Bonner,  Beiträge  zur  Lehre  vom  Morbus  llasedowll.  Di».. 

Breslau.  1875. 

Unter  den  6 vom  Vf.  sehr  ausführlich  mitgetbeilten  Krankengeschichten 
zeichnen  sich  2 dadurch  besonders  aus  (beide  betreffeu  Frauen),  dass  den  eigent- 
lichen Erscheinungen  der  oben  genannten  Krankheit  längere  Zeit  die  deutlichsten 
Symph  me  einer  Erkraukuug  sympathischer  Nervenbahnen  voraufgingen,  nämlich 
Hemikranie  und  eine  Neuralgia  mesenterica  oder  Euteralgia  (parozysmenartig  auf- 
tretende  SchmerzaufKIle  im  Unterleib  mit  copiöseu  Durchfällen  einhergehend  uud 
plötzlich  ungetrübtem  Wohlsein  Platz  machend).  Bei  der  oineu  Kranken  wurde 
noch  diitteus  eine  typisch  (wie  eine  lutermitten»)  auftretende  Urticaria  beobachtet 
Alle  diese  Symptome  deuten  nach  den  heutigen  Anschauungen  auf  eine  Erkrankung 
des  Sympathicus  mit  Entschiedenheit  hin.  Eine  dritte  Beobachtung  ist  dadurch 
interessant,  dass  ein  ausgesprochener  Fall  dieser  Krankheit  sich  auf  therapeutische 
Maassuahmen  wesentlich  besserte  and  somit  zu  grösserer  Vorsicht  bei  der  Bear* 
theiluug  des  Effects  therapeutischer  Maassregeln  bei  dieser  Affectiou  auffordert. 

Bernhardt. 

8.  Ringer  and  W.  Murrell , On  üelseraium  semperrirens.  L.nct, 

1875.  II.  No.  26. 

Vff.  »teilten  ihre  Versuche  über  die  Wirkung  dieses  jetzt  in  Amerika  so  viel* 
fach  angewendeten  Präparats  au  Fröschen  au  nud  benutzteu  zuerst  einen  wässerig* 
spirituoseu  Extract,  später  das  vou  M.  Gkhuad  dargestellte  Alkaloid.  Unter  dem 
Einfluss  des  Giftes  verlieren  die  Frösche  ihre  reflectorische  und  willkürliche  Erreg- 
barkeit und  erscheinen  völlig  gelähmt.  Bei  kleiner  Dosis  (6— 10  Tropfen  des  Ex- 
tractes)  können  sie  sich  uacb  mehreren  Tagen  wieder  erholen,  grössere  Gaben  sind 
tödtlicb.  Die  Muskeln  und  motorischen  Nerven  bewahren  ihre  Erregbarkeit;  die 
Lähmung  hat  also  ihren  Sitz  itn  CentraJnervensystem.  Schiffer. 


Eilsendungen  für  da»  Central blatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Benztor, 
Berlin,  (N.)  Krausnickstraase  X4,  und  Professor  Roseuthel,  Erlangen,  oder  (unter  Belsehlus«)  so 
die  Verlagshandluag,  Berlin  (N.-W.).  unter  den  Linden  68,  adressiren. 

Verlag  von  August  Hlrsohwald  ln  Berlin.  — Druck  von  EL  &.  Hermann  ln  Berlin. 


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Wöehonlllch  «rache ln«n 
I— SR  offen;  am  Schlage 
de«  Jahrgang«  TiUl,  Na- 
men- nnd  S«ehr«gUter 


Centralblatt 

flir  die 


Prall  de«  Jabrfangea 
90  Mark;  au  belieben 
durch  aUaBuchhaadiun- 
gen  and  Poetanatallaa. 


medizinischen  Wissenschaften. 


Dr.  J,  Bosenthal, 

Professor  In  Erlangen. 


Redigirt  von 


and 


Dr.  H.  Senator, 

Profswor  in  Berlin. 


1876. 


97.  Mal. 


No.  22. 


Inhalt«  Bkrnstkik,  anlomatiscbe  Erregung  im  Froschber.en  (Orig.-Mittb.).  — 
SoTiSiOBt,  Kei.ung  und  Exstirpation  des  Kleinbirus  (Orig.-Mittb.).  — Salo- 
xon,  Traubenzucker  im  Alcobol  (Orig.-Mittb.).  — 

Skchu»,  Flimmerepitbel  der  Bauchhöhle  beim  Frosch. — EziskaRR,  Wasser- 
vardunstuog  von  der  Haut  — LccH.iuoRg,  Glycogenbildnog  io  der  Leber.  — 
S cn o ls.  Eudotbelcarcinom.  — oa  Vincbntics,  Chalaiion.  — Löri.  Stenosen 
de»  Larynx  und  der  Trecbes.  — Ewald,  Operation  pteuritUcher  Exsudate.  — 
Erb,  Lähmungen  des  Plexus  brachiali».  — Vajda,  breite  Condylome.  — 

Hess iso,  Veränderungen  im  Centraluerveusystem  bei  abnormen  ßildonga Vor- 
gängen im  Ei.  — Löwit,  Nerven  der  glatten  Mnsculatnr.  — PüTZRra,  Abio- 
geoese.  — Külz,  Voorl's  Methode,  im  Harn  Uallenaiture  naehtuweisen.  — 
Cikbsy,  zur  Tbyrolomie.  — Gbisslrr,  Erbliudung  bei  Hydrocephaius.  — ■ 
Matrr,  Fremdkörper  im  Oesophagus.  — Di  ab  asto  pu  los,  Nephritis  suppurativa. 
— Stillkb,  Melanurie  als  Krebssymptom.  — Bidr,  perniciose  Intermittens.  — 
Pimard,  Conlraindicationen  der  Wenduug.  — Mills,  oxal.aures  Cerium.  — 
Mali  na,  Erkennung  von  Blutflecken.—  Druckfehler. 


Heber  den  Sitz  der  automatischen  Erregung  Im  Frosehherzen. 

Von  i.  Bernstein  in  Halle  a./S. 

Aus  den  Versuchen  von  Stannius,  Biddeb,  v.  Bezold,  Goltz 
u.  A.  über  die  Pulsationen  des  Ftoschherzens  hat  sich  die  ziemlich 
allgemeine  Ueberzeugung  Bahn  gebrochen,  dass  die  automatischen 
Apparate  desselben  vorzugsweise  in  dem  Hohlvenensinus  gelegen 
sind  und  dass  von  hier  aus  die  nach  der  Herzspitze  hin  ablaui'ende 
Contractionswelle  eingeleitet  werde. 

Weniger  Uebcrein.stimmung  herrscht  über  die  Function  der  in 
den  Vorhöfen  und  in  dem  Septum  derselben  mit  den  Vagusenden 
zusammenhängenden  nervösen  Organe,  die  wir  deshalb  ausser  Be- 
tracht lassen  wollen.  Dagegen  ist  wiederum  allgemein  anerkannt 
worden,  dass  in  dem  Ventrikel  unterhalb  der  Atroventricularganglien 
keine  automatischen  Apparate  vorhanden  sind,  weil  ein  abgetrenntes 
Stück  desselben  ohne  einen  nachweisbaren  von  Aussen  her  einwir- 
kenden Reiz  pulslos  verharrt. 

Demgegenüber  wird  in  einer  Arbeit  aus  dem  physiologischen 

XIV.  Jahrgang.  26 


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386 


BtaiiSTCiN,  automatische  Erregung  im  Froschherzen. 


Institut  zu  Leipzig*)  „Lieber  die  chemischen  Bedingungen  für  die 
Entstehung  des  Herzschlages“  der  Satz  aufgestellt,  „dass  iui  Be- 
reich der  Herzspitze  ebenso  gut  wie  in  dem  des  Vor- 
hofes und  der  unmittelbar  an  der  Querfurche  gelegenen 
Kammertheiie  automatische  Erreger  des  Herzschlages 
enthalten  sind“. 

Dieser  Satz  stützt  sich  auf  die  Beobachtung,  dass  die  sogen. 
Herzspitze  (d.  h.  mindestens  die  untere  Kammerhälfte)  nicht  immer 
pulslos  bleibt,  sondern  häufig  kürzere  und  längere  Zeit  hindurch 
pulsirt,  wenn  man  Kanincbenblutserum  oder  bluthaltige  0,6pctige 
CINa-Lösung  hindurchleitet.  Sehr  oft  aber  vergebt  bis  zum  Beginne 
der  Wirkung  längere  Zeit  von  10  Minuten  bis  1 Stunde. 

Um  zu  entscheiden,  ob  im  lebenden  Organismus  innerhalb  der 
Herzkammer  automatische  Erregung  eine  Rolle  spielt,  habe  ich  zu 
ermitteln  gesucht,  ob  unter  möglichst  normalen  physiologischen  Er- 
nährungsbedingungen eine  spontane  Thatigkeit  dieses  Organes  zu 
Stande  kommt.  Es  wird  zu  diesem  Zwecke  an  einem  lebenden 
Frosche  das  Herz  in  bekannter  Weise  freigelegt  und  nun  mit  den 
schmalen  Branchen  einer  feinen  Pincette  die  Kammer  ungefähr  in 
ihrer  Mitte  so  stark  gequetscht,  dass  die  Continuität  des  lebenden 
Gewebes  mit  der  Herzspitze  dadurch  ganz  aufgehoben  wird**).  Nach 
Aufhebung  der  Compression  füllt  sich  die  Herzspitze  prall  mit  Blut 
an  und  verharrt  in  Ruhe,  während  die  obere  Kammerhälfte  fort- 
pulsirt.  Durch  die  ganz  regelmässig  erfolgenden  Pulsationen  aller 
Herztheile  oberhalb  der  Compression  wird  der  Kreislauf  des  Blutes 
im  Körper,  wie  die  Beobachtung  des  Capillarkreislaufes  zeigt,  in 
hinreichendem  Maasse  unterhalten.  Der  Ventrikel  füllt  sich  bei 
jeder  Pulsation  mit  einer  genügenden  Menge  sauerstoffreichen  Blutes 
an  und  entleert  eine  gleiche  Menge  desselben  in  die  Aorta.  Iu 
seiner  Hoble  findet  eine  dauernde  Vermischung  frischen  und  alten 
Blutes  statt,  so  dass  die  Herzspitze  fortwährend  frische  Blutzufubr 
empfängt.  Trotzdem  verharrt  sie  in  Rübe  und  zeigt  nur  kleine 
passive  Bewegungen,  namentlich  eine  geringe  elastische  Ausdehnung 
bei  der  Systole  der  Kammerbasis.  Reizt  man  die  Oberfläche  der 
Herzspitze  durch  sanftes  Streichen,  so  zieht  sie  sich  energisch  zu- 
sammen und  entleert  ihren  ganzen  Inhalt,  um  sich  mit  neuem  Blute 
zu  füllen.  Aber  auch  diese  frische  Füllung  übt  gar  keine  erregende 
Wirkung  aus,  vielmehr  kann  selbst  bei  stundenlanger  Beobachtung 
keine  Spur  einer  Contraction  wahrgenommen  werden.  Auch  habe 

*)  Aus  den  Bericht  der  K.  sächs.  Ges.  d.  Wiss.  14.  Nov.  1875,  von  Dr.  Mn 
boiowicz,  vorgelegt  von  C.  Ludwig. 

**)  Mid  k«DD  hierzu  auch  2 der  LäDge  nach  fest  zusammengebundeue  Strick- 
nadeln verwenden,  die  man  über  den  V'entrikel  schiebt  und  fest  zusammenpresst. 
Eine  Ligatur  lässt  sich  nicht  verwenden,  da  sie  den  Muskel  durchschneidet 


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Nothsaqzl,  Reitling  und  Exstirpation  des  Kleinhirns. 


387 


icb  im  Verlauf  von  1 — 2 Tagen  keinen  Wiederbeginn  der  Pulsationen 
beobachten  können. 

Man  wird  zugestehen,  dass  es  für  die  Ernährung  des  Herzens 
keine  angemessenere  Flüssigkeit  gebeu  kann,  als  das  unveränderte 
normale  Froschblut,  welches  diese  Function  bei  Weitem  besser  er- 
füllen muss  als  Kaninchenblut  oder  dessen  Bestaudtheile,  man  wird 
ferner  zugeben,  dass  normale,  wenn  auch  etwas  geschwächte  Circu- 
lation  des  Blutes  eine  bei  Weitem  bessere  Bedingung  für  die  Herz- 
thätigkeit  ist,  als  jede  künstliche  Durcl.leitung  von  Flüssigkeit  oder 
Füllung  des  Herzens,  und  dennoch  übt  das  normale  Froschblut  in 
v keiner  Weise  einen  erregenden  Einfluss  auf  die  Herzkammer  aus. 

Ich  glaube  daher  dem  obigen  tSatze  gegenüber  es  fesstellen  zu 
müssen,  dass  unter  normalen  physiologischen  Bedingungen 
in  der  Herzkammer  des  Frosches  keine  automatische 
Erregung  stattfindet. 

Die  Pulsationen  der  Herzkammer,  welche  durch  den  Zufluss 
von  defibrinirtem  Kaninchenblut  Auftreten,  dürfen  ebenso  wenig  als 
automatische  betrachtet  werden,  als  diejenigen,  welche  unter  der 
Einwirkung  irgendwelcher  chemischer  Reize,  wie  verdünnter  Säuren 
und  concentrirterer  Salzlösungen  u.  s.  w.  entstehen,  oder  wie  die- 
jenigen, welche  durch  die  Zuleitung  eines  constanten  Stromes  her- 
vorgerufen werdeu.  In  beiden  Fällen  wirken  continuirlich  auslösende 
Kräfte  auf  gewisse  motorische  Apparate  des  Herzmuskels  ein  und 
erzeugen  in  ihm  ein  intermittirendes  Freiwerden  von  Spannkraft. 
Man  darf  daher  nur  behaupten,  dass  das  deiibrinirte  Kaninchenblut 
resp.  Säugethierblut  ein  chemischer  Reiz  für  den  Herzmuskel  des 
Frosches  ist,  während  es  zugleich  die  Eigenschaft  besitzt,  ihm  Er- 
nährungsmaterial zuzuführen.  Letzteres  erscheint  keineswegs  wunder- 
bar, ersteres  aber  kann  die  ihm  zugetheilte  physiologische  Bedeutung 
nicht  beanspruchen,  wenn  wir  sehen,  dass  das  normale  Froschblut 
jeder  erregenden  Eigenschaft  auf  die  Herzkammer  ermangelt*). 


Zur  Physiologie  des  Cerebellum. 

Vorläufig«  Mittheilung  von  l’rof.  11.  \ othnilfrel  in  Jena. 

Aus  einer  experimentellen  Untersuchungsreihe  über  das  Klein- 
hirn des  Kaninchens  theile  icb  vorläufig  folgende  Ergebnisse  mit: 

1)  Das  Cerebellum  ist  mechanisch,  durch  minimale  Nadelstiche, 
erregbar. 

*)  Der  Versuch  des  Herrn  B.  ist  offenbar  eine  interessante  Modifieatiou  eines 
ähnlichen  Versuchs  von  Goltz  (Unterbindung  nnd  Wiederlosung  der  Ligatur  an  der 
Vorbof-Ventrikelgrenze),  welchen  icb  in  meiner  Schrift:  Bemerkungen  über  die 

Thätigkeit  der  automatischen  Nervenceutra  8.  24  augeführt  und  zu  der  gleicheu 
Schlussfolgerung  beautit  habe.  J.  Rosenthal. 

2&* 


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388 


Silohok,  Traubenzucker  im  Alkohol. 


2)  Die  betreffenden  motorischen  Erscheinungen  können  von 
verschiedenen  Stellen  der  Hemisphären  und  des  Wurmes  ausgelöst 
werden;  es  ist  dabei  nicht  erforderlich,  dass  die  tieferen  der  Ein- 
strahlung der  Schenkel  benachbarten  Partieen  durch  den  mechani- 
schen Reiz  getroffen  werden. 

3)  Mechanische  Reizung  einer  Hemisphäre  des  Cerebellum 
ruft  motorische  Reizungserscheiuungcn  erst  auf  derselben,  dann  auf 
der  anderen  Körperseite  hervor;  dasselbe  bewirkt  die  Verletzung 
einer  Seite  des  Wurmes.  Reizung  des  Wurmes  in  der  Mittellinie 
producirt  gleichzeitige  doppelseitige  motorische  Phänomene. 

4)  Man  kann  a)  eine  Hemisphäre  zum  grössten  Theil,  oder 
b)  zwei  Hemisphären  zum  grössten  Theil,  d.  h.  mit  Ausnahme  der 
unmittelbaren  Schenkeleinstrahlung,  oder  c)  den  ganzen  vorderen 
(frontalwarts)  und  oberen  (dorsalwärts)  Theil  des  Wurmes  zerstören, 
und  das  Tbier  verräth  tagelang  hinterher  nichts  davon. 

5)  Zerstörung  einer  bestimmten  Partie  des  Wurmes  dagegen 
erzeugt  ausgeprägte  motorische  dauernde  Störungen,  die  mit  den  von 
Flodkens  geschilderten  übereinstimmen. 

Die  ausführliche  Mittheilung  wird  demnächst  erfolgen. 


Uber  das  Vorkommen  von  Traubenzucker  in  den  Rückständen 
käuflicher  Alkohole. 

Von  Dr<  Georg  Sulomon,  Assistent  der  med.  Klinik  ca  Berlin. 

Bei  Untersuchungen,  welche  auf  den  Nachweis  von  Zucker  in 
thierischen  Flüssigkeiten  und  Geweben  gerichtet  waren,  bin  ich  be- 
reits vor  längerer  Zeit  auf  das  Vorkommen  von  Kupferoxyd  reduci- 
renden  Substanzen  in  Alkoholrückständen  aufmerksam  geworden. 
Ich  habe  mich  im  Lauf  der  Zeit  überzeugt,  dass  die  fragliche 
Verunreinigung  eine  keineswegs  selteue  ist.  Man  findet  sie  in  den 
Alkoholen  der  renommirtesten  Fabrikeu  (Kahlbaum,  Gilka,  Scueking) 
und  zwar,  wie  icb  ausdrücklich  bervorheben  muss,  in  den  besten 
Sorten,  die  bei  einem  specitischen  Gewicht  von  92  — 95  % wasser- 
belle Beschaffenheit  und  vollkommen  reinen  Geruch  zeigen,  zuweilen 
sogar  im  absoluten  Alkohol.  Von  7500  Ccm.  eines  von  Gilka  bezogenen 
anscheinend  reinen  Alkohols  hinterblieb  nach  dem  Destilliren  ein 
gelblicher  syrupüser  Rückstand  von  süssem  Geschmack.  Geringe 
Mengen  des  Residuums  ergaben,  in  Wasser  gelöst,  bei  Anstellung 
der  TKOMMEB'schen  Probe  einen  eiemlich  erheblichen  Niederschlag 
von  pulverigem  rothen  Kupferoxydul.  Im  Polarisationsapparat  zeigte 
die  durch  einen  Tropfen  Bleiessig  entfärbte  Lösung  des  Rückstandes 
eine  starke  Recbtsdrebung  (5,9  bei  17  Ccm.  Flüssigkeit);  die  Gäh- 
rungsprobe  gelang  sehr  gut.  Es  war  also  in  dem  Alkohol  Trauben- 
zucker enthalten;  die  Gesammtmenge  betrug  der  optischen  Unter- 


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NKruAim,  Flimmerepitbel  der  Bauchhöhle  beim  Froseh. 


389 


Rucbang  zufolge  ca.  1 Grm.,  d.  h.  0,13  Gmi.  im  Liter.  Die  Quelle 
des  Zuckers  haben  wir  vermutblich  in  den  zum  Transport  benutzten 
hölzernen  Fässern  zu  suchen,  unter  denen  nach  von  mir  eingezogenen 
Erkundigungen  manche  früher  zur  Aufbewahrung  von  Liquauren 
verwendete  sieb  befinden. 

Die  Kenntniss  dieser  Verunreinigung  möchte  gerade  für  die 
medicinischen  Chemiker  deswegen  nicht  ohne  Wichtigkeit  sein,  weil 
sie  den  Alkohol  als  Hilfsmittel  bei  der  Untersuchung  von  eiweiss- 
haltigen  Flüssigkeiten  auf  Zucker  besonders  häufig  anzuwenden 
pflegen.  Ein  Procentgebalt  des  Alkohols  an  Zucker  wie  der  oben 
erwähnte  kann  in  solchen  Fällen  sehr  wohl  ein  positives  Resultat 
Vortäuschen,  wo  in  Wahrheit  kein  Zucker  vorhanden  ist.  Nur  durch 
vorheriges  Abdestilliren  des  Alkohols  wären  Irrthümer  mit  Sicherheit 
zu  vermeiden. 

Meine  Beobachtungen  haben  in  Folge  mündlicher  Mittheilung 
in  dem  Aufsatzo  eines  befreundeten  Collegen*)  kurze  Erwähnung  ge- 
funden und  sind  von  da  aus  in  einige  andere  Arbeiten  übergangen. 


E.  Neumanu,  Die  Beziehungen  des  Fliiumerepithels  der  Bauch- 
höhle zum  Eileiterepitbel  beim  Frosche.  Anhang:  Die 
Drüsen  der  Froscheileiter  (nach  in  Gemeinschaft  mit  H. 
Grnnau  Angestellten  Untersuchungen).  Arcb.  f.  mier.  Anat  xi. 
8.  854. 

Die  bekannten  kleinen  dimmerepithelialen  Inseln,  welche  sieb 
auf  dem  Peritoneum  des  weiblichen  Frosches  vorfinden,  haben  neuer- 
dings für  die  Lehre  von  den  Epithelien  und  Endothelien  eine  sehr 
principielle  Wichtigkeit  erlangt.  Sie  mussten  als  ein  schwer  zu  deu- 
tender Widerspruch  gegen  die  von  HlS  vorgenommene  Trennung 
der  Epithelien  und  Endothelien  gelten,  bis  Waldeyer  (Cbl.  170, 
214)  sie  als  eine  dächcuhafte  Fortsetzung  der  Genitalschleimhaut  in 
die  Bauchhöhle  auffasste  und  ihnen  so  einen  mit  dem  echten  Epithel 
des  Genitalapparates  gemeinsamen  Ursprung  vindicirte  — eine  An- 
schauung, welcher  auch  Rollett  sich  anschloss  (Cbl.  1871,  No.  20). 

Gegen  diese  Vorstellung  Waldeyer’s  erhebt  N.  verschiedene 
Einwände.  Er  liefert  zunächst  eine  genaue  Topographie  des 
Flimmerepithels  in  der  Bauchhöhle  weiblicher  Frösche,  aus  welcher 
hervorzuheben  ist,  dass  auch  die  Leber  eine  fast  vollständige 
Flimmerdecke  trägt,  ein  Umstand,  der  den  bisherigen  Untersuchern 
entgangen  war.  Die  Angabe  Waldeyer’s,  dass  die  Flimmerzellen 
dem  bindegewebigen  Peritonealendothel  aufgelagert  seien,  ist  nicht 
richtig:  vielmehr  steheD  die  Flimmerepitbelien  vollkommen  in  Reih 

*)  Dr.  K.  Fleisches,  Uslar  den  Einfluss  der  Balierlsäure  auf  den  Harn  ete. 
Berlin,  klin.  Wocbeasobr.  1876.  No.  39  u.  40. 


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390 


Ebisium,  WasscrrerdtinAtung  von  der  Haut. 


r*m 


und  Glied  mit  deu  flimmerlosen  EDdothelien:  nichts  weist  darauf 

hin,  dass  die  einen  eine  der  anderen  verschiedene  Entwickelung 
haben  sollten. 

In  der  That  ergiebt  das  Studium  der  Entwickelung  folgende 
Resultate.  Bei  weiblichen  Fröschen  werden  Bauchhöhle  und  Tuben- 
aulagen ursprünglich  von  einem  kurzcy lindrischen  Epithel  ausge- 
kleidet. Dieses  ursprünglich  gleichartige  Epithel  nimmt  dann  in  den 
Tuben  und  in  der  Bauchhöhle  verschiedene  Formen  an:  in  der  Tube 
gewinnt  es  den  Character  eines  echten  Schleimhautepithels  und  wird 
theilweise  flimmernd;  in  der  Bauchhöhle  flacht  es  sich  ab  und  ge- 
staltet sich  zu  einer  platten  endothelialen  Zellenschicht.  Bei  jungen 
weiblichen  Fröschen  sind  in  der  Bauchhöhle  nur  diese  abge- 
platteten Endothclien  vorhanden:  erst  zur  Zeit  der  Ge- 
schlechtsreife nehmen  diese  Endothelien  eine  mit  dem  Epithel 
des  vordersten  Tubenabschnittos  übereinstimmende  Beschaffenheit  an 
und  werden  zu  Flimmerzellen. 

Auf  Grund  dieser  Ausführungen  leugnet  N.,  dass  in  der  Bauch- 
höhle der  Frösche  ein  wirklicher  histiogenetischer  Gegengensatz 
zwischen  Flimmerepithel  und  Endothel  existirt.  Er  wendet  sich 
dann  mit  einigen  Bemerkungen  gegen  den  von  HlS  aufgestellten  princi- 
pielleu  Gegensatz  zwischen  Epitbeiien  und  Endothelien,  und  würde 
es  vorziehen,  mit  Ranvier  (<Jbl.  1871,  496)  als  Endothelien  einfach 
alle  platten  einschichtigen  Zeillagen  zu  bezeichnen,  an  welchem  Orte 
des  Körpers  sie  sich  auch  finden  mögen  und  welches  auch  ihr  Ur- 
sprung sei. 

In  einem  besonderen  Anhänge  behandelt  N.  die  Drüsen  der 
Froscheileiter,  deren  mächtige  scbleimbereitende  Zellen  er  als  Becher- 
zellen auffasst.  Boll  (Rom). 


F.  Erismauu,  Zur  Physiologie  der  Wasserverdunstung  von 
der  Haut.  Zeitaobr.  f.  Uiol.  XI,  S.  1, 

Vf.  bat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  zu  entscheiden,  ob  die 
Wasserverdunstung  von  der  Haut  ein  rein  physikalischer  oder  ein 
physiologischer  Vorgang  sei.  Seine  Versuchsresultate  sprechen  zu 
Gunsten  der  letzteren  Anschauung.  E.  studirte  zunächst  die  Ver- 
dunstung von  der  Oberfläche  der  todten  Haut.  Eine  hufeisen- 
förmig gebogene  lange  Trichterröhre,  deren  dünnes  Ende  das  mit 
dem  Trichter  versehene  Ende  weit  überragte,  wurde  mit  Wasser  bis 
zum  Niveau  der  Trichteröffnung  gefüllt  und  dann  das  zu  unter- 
suchende Hautstück  über  dem  Trichter  in  der  Weise  festgebuuden, 
dass  die  Epidermis  nach  oben,  das  Coriurn  aber  der  Wasserfläche 
zugekehrt  war.  Das  dünne  Ende  wurde  hierauf  mit  Kork  ver- 
schlossen und  das  Ganze  zu  Beginn  und  zu  Ende  der  Versuchszeit 
genau  gewogen;  die  Differenz  dieser  Gewichte  ergab  die  Ver- 


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EgitniBR,  Wa&serverdcmatung  von  der  Hast. 


391 


dunstung.  Auf  die  Grösse  dieser  zeigten  sich  von  Einfluss:  die 
Körperstelle,  der  das  Hautstück  entnommen  wurde,  die  Temperatur 
und  der  Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft.  Die  Verdunstung  von  der 
Haut  der  Fusssohle  ist  bei  übrigens  gleichen  Umständen  noch  ein- 
mal so  stark  als  von  der  Haut  des  Bauches.  Eine  einfache  Propor- 
tionalität zwischen  Temperaturhöbe  und  Wasserverdunstung  existirt 
nicht,  sie  nimmt  mit  der  Temperatur  progressiv  zu;  es  hängt  dies 
wahrscheinlich  mit  der  geringen  relativen  Feuchtigkeit  der  Luft  bei 
höherer  Temperatur  zusammen.  Der  Einfluss  dieses  Feucbtigkeits- 
grades  war  überhaupt  der  bedeutendste  von  allen  in  Frage  kommen- 
den Potenzen.  Vermehrte  Ventilation  und  verstärkter  Druck  (her- 
vorgerufen durch  Injection  in  die  Gefässe)  zeigten  sich  wirkungslos. 
— Bei  einer  gewissen  Höhe  des  Wasserdruckes  in  der  Röhre  hob 
sich  die  Epidermis  bläschenförmig  ab,  wie  schon  Kraosk  beobach- 
tete; die  Bläschen  bilden  sich  immer  zuerst  um  die  Haarwurzeln 
herum.  — Der  Widerstand,  den  das  vou  Epidermis  entblösste  Co- 
rium  dem  Durchtritte  des  Wassers  entgegensetzt,  ist  äusserst  gering. 
Versuche  an  ganzen  Leichen  angestellt  bestätigten  die  an  einzelnen 
Hautstücken  gemachten  Beobachtungen.  — An  der  Haut  des  lebenden 
Körpers  wurde  mit  Hilfe  des  kleinen  Münchener  Respirationsapparates 
experimentirt;  Versuchsobject  war  der  Arm  des  Vf.  Die  relative 
Feuchtigkeit  der  Luft  zeigte  sich  wieder  als  der  wichtigste  äussere 
Factor  für  die  Wasserverdunstung  von  der  Oberfläche  des  lebenden 
Körpers;  je  trockener  die  Luft  an  und  für  sich  ist,  desto  mehr 
Wasser  verdunstet.  Höhere  Temperatur  begünstigt  die  Wasserver- 
dunstung  von  der  lebenden  Haut;  Verstärkung  der  Ventilation  thut 
dies  in  ganz  auffallender  Weise.  Auch  bei  bekleidetem  Arme  waren 
die  Schwankungen  in  der  Wasserabgabe  sehr  gross  und  von  äusseren 
Bedingungen  in  ähnlicher  Weise  abhängig  wie  beim  nackten,  je- 
doch übt  die  Kleidung  einen  modificirenden  Einfluss  auf  diese  Be- 
dingungen aus.  Die  Wasserverdunstung  von  der  Oberfläche  des 
Körpers  wird  durch  die  Kleidung  im  Allgemeinen  nicht  gehemmt, 
sondern  eher  etwas  begünstigt,  weil  die  Temperatur  jener  Luft, 
welche  die  Haut  unmittelbar  berührt,  höher  ist  als  die  Temperatur 
der  umgebenden,  wodurch  secundär  jedenfalls  auch  die  Temperatur 
der  Haut  selbst  etwas  gesteigert  wird.  Die  Vermehrung  der  Ver- 
dunstung durch  die  Kleidung  ist  jedoch  keine  bedeutende,  weil  die 
in  der  Zeiteinheit  mit  der  Haut  in  unmittelbare  Berührung  kom- 
mende Luftmenge  vermindert  und  in  Folge  ihrer  langsamen  Bewe- 
gung auch  leichter  mit  Wasserdampf  gesättigt  wird.  Stärkere 
Füllung  des  Gefässsystems  in  Folge  von  Aufnahme  einer  grösseren 
Menge  heissen  Getränks  und  des  dadurch  gesteigerten  Blutdruckes 
vermehrt  die  Wasserverdunstung  von  der  Haut  des  lebenden  Körpers 
wesentlich.  Arbeit  vermehrt  dieselbe  auch  bei  Abwesenheit  von 
Schweiss  nicht  unerheblich.  Vergleicht  man  die  Verdunstungsgrössen 


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392  iiiiCHiiioMi,  Qlycogenbildnng  in  der  Leber. 

der  todton  und  der  lebenden  Haut,  60  ergiebt  sieb,  dass  die  todte 
höchstens  V« — 7«,  von  dein  Wasserdunstc  liefert,  der  unter  denselben 
Umständen  von  der  lebenden  Uaut  abgegeben  wird.  Auch  uuter 
den  günstigsten  Bedingungen  bleibt  die  Wasserverdunstung  von  der 
todten  Haut  weit  hinter  der  Verdunstung  von  der  lebenden  zurück. 
Auf  dieses  Resultat  legt  Vf.  besonderes  Gewicht  und  folgert  daraus, 
dass  die  vermehrte  Verdunstung  von  der  lebenden  Haut  ein  Resultat 
der  Lcbensthätigkeit  der  Organe  sei.  Welchen  Antheil  die  Epider- 
miszcllen  der  Haut  an  der  Wasserverdunstung  nehmen,  kann  nach 
E.  noch  nicht  entschieden  werden.  Weitaus  der  grösste  Theil  des 
durch  die  Haut  abgegebenen  Wasserdunstes  soll  den  Schweissdrüsen 
entstammen  (Krause).  Nimmt  man  ausserdem  mit  Reinhard  an, 
dass  der  Schweiss  wenigstens  zum  grossen  Theile  von  den  Aus- 
kleidungszellen der  AusfUhrung8gänge  aufgenommen  wird,  so  würde 
die  verdunstende  Oberfläche  dadurch  eine  bedeutende  Vergrösseruug 
erfahren  und  dies  würde  es  ermöglichen,  dass  unter  günstigen  Um- 
ständen grosse  Wassermengen  ohne  sichtbaren  Schweisserguss  von 
der  Hautoberfläcbe  verdunsten.  Die  oben  erwähnte  reichliche  Ver- 
dunstung von  der  Fusssohio  erklärt  sieb  leicht  durch  die  grosse  An- 
zahl von  Schweissdrüsen,  die  sich  auf  derselben  vorfinden. 

Möller  (Erlangen). 


B.  Luchsinger,  Experimentelle  und  kritische  Beiträge  zur 

Physiologie  und  Pathologie  des  Glycogens.  m»»ert  zaricti.  ms 

8°.  93  Stil. 

Die  vorliegende  Arbeit  ist  zum  Theil  eine  Zusammenstellung 
älterer  eigener  und  fremder  Beobachtungen,  worüber  auf  Cbl.  1874, 
153  etc.  verwiesen  wird.  — Durch  anhaltendes  Hungern  wird  der 
Glycogcngehalt  der  Leber  auf  ein  Minimum  reducirt,  doch  muss 
nach  Luchbinger  die  Hungerzeit  bei  Kaninchen  mindestens  4 — 6 Tage 
dauern.  Bei  einem  kräftigen  mit  Kartoffeln  und  Weizen  gut  ge- 
fütterten Kaninchen,  das  ab  und  zu  noch  Zuckerinjectionon  erhalten 
hatte,  fand  Vf.  nach  2tägigem  Hungern  noch  0,513  Glycogeu.  Vf. 
bemängelt  aus  diesem  Grunde  auch  die  Versuche  von  Salomos,  bei 
denen  die  Hungerzeit  nur  2H — 3 Tage  betrug.  (Dieser  Einwurf 
erscheint  dem  Ref.  nicht  gerechtfertigt.  Nach  zahlreichen  Versuchen 
erreicht  der  Glycogengehalt  nach  2% — 3 Tagen  Hunger  niemals  die 
Zahl  0,15,  sofern  es  sich  um  Kaninchen  unter  gewöhnlichen  Ernäh- 
rungsverbältnissen  handelte).  Aus  der  Leber  von  Hunden  ver- 
schwindet das  Glycogeu  erst  nach  14 — 21tägigem  Hungern.  Sehr 
reich  an  Glycogen  ist,  wie  bekannt,  die  Leber  der  Winterfrösche. 
L.  fand  Mitte  November  0,32  und  0,27  gm.,  Ende  December  0,19 
und  0,22  gm.;  es  verschwindet  hier  erst  gegen  das  Frühjahr.  Aus 
den  Muskeln  verschwindet  das  Glycogen  schneller,  wie  aus  der 


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Scmti.z,  Eadolhelciu-eiaora. 


393 


Leber;  nach  2tägigetn  Hungern  ist  es  nicht  mehr  darin  nachweisbar. 
Dies  Verhältnis  gilt  auch  für  Hunde,  Katzen,  Tauben  und  Frösche, 
nur  bei  Hühnern  verschwindet  umgekehrt  das  Leberglycogen  früher, 
wie  Wkisb  beobachtet  hat  uud  Vf.  bestätigt.  Nach  Glycerinein- 
spritzungen in  den  Magen  findet  sich  auch  in  den  Muskeln  Glycogen, 
wiewohl  nicht  constant;  die  Muskeln  eines  Hinterschenkels  enthielten 
0,26  gm.  Auf  Vorschlag  von  Hkkuank  versuchte  Vf.  die  Durch- 
strömung der  Leber  eines  Hungorhundes  ausserhalb  des  Körpers 
mit  zuckerhaltigem  Blut  in  der  Hoffnung,  dass  sich  auch  unter 
diesen  Verhältnissen  Glycogen  bilden  werde.  Diese  Bildung  hatte 
direct  den  Uebergaug  von  Zucker  in  das  Anhydrid,  das  Glycogeu, 
bewiesen.  Die  Versuche  gelangen  bis  jetzt  nicht  io  vollständig  be- 
weisender Form,  iudessen  kann  man  sie  doch  eher  positiv  wie 
negativ  nenneu.  In  einem  Fall  fand  sich  in  der  vorher  voraussicht- 
lich Glycogen-freien  Leber  nach  der  Durchströmung  0,327  Glycogen. 
In  einem  anderen  Fall  wurde  an  einem  Leberslück  der  Gehalt 
vorher  bestimmt;  es  fand  sich  vorher  0,6  pCt.  Glycogen,  nach  der 
Durchströmung  1,3  pCt.  E.  SalkowskL 


R.  Schulz,  Das  Endothelcarcinom.  Arcb.  a.  Heiik.  1876.  s.  t. 

Vf.  vervollständigt  mit  der  Aufstellung  eines  Endothelcarcinoms 
die  schon  früher  von  ihm  als  Desmoidcarcinom  (Cbl.  1874  Nr.  49) 
beschriebene  Gruppe  krebsiger  Neubildungen,  welche  sich  gegenüber 
den  Epitbelkrebsen  durch  ihr  Hervorgehen  aus  Geweben  der  Binde- 
substanzen charakterisirt.  ln  drei  Fällen  fand  S.  die  Geschwülste 
in  meist  flächenartiger  Ausbreitung  von  den  Lymphgefissen  der 
Pleura  (2  Fälle)  und  des  Peritoneums  (1  F.)  ausgehend;  der  Bau 
war  ein  alveolärer,  der  klinische  Verlauf  sprach  für  Krebs,  in  eiuem 
Falle  waren  metastatische  Geschwulstknoten  in  der  Leber  und  den 
Rückenmuskeln  vorhanden.  Histologisch  unterscheiden  sich  diese, 
in  Form  multipler  Endotbelwucherungen  in  den  Lymphbahnen  ent- 
stehenden Tumoren  von  Epithelcarcinomen,  deren  Zapfen  sich  in 
Lymphgefässe  vorschieben,  dadurch,  dass  im  letzteren  Falle  kein 
Zusammenhang  zwichen  der  ectasirten  Lympbgefasswand  und  den 
Zellen  besteht,  welche  die  Ausfüllungsmasse  bilden,  während  im 
ersteren  die  Wucherung  und  Schichtung  des  Wandungsendothels 
die  Stellung  desselben,  als  Matrix  der  Inhaltszeiicn  darthut.  Als 
Unterscheidungsmomente  zwischen  Endothelcarcinom  and  alveolärem 
Sarkom  betont  S.  das  Gelasse  tragende  Stroma  und  den  gefässlosen 
Alveolen-Inhait  der  Krebse,  gegenüber  der  gleichmässigen  Gefäss- 
vertheiinng  auf  die  Alveolenzellen  bei  Sarkomen  und  zweitens  den 
innigen  durch  Fasern  und  Fortsätze  vermittelten  Zusammenhang 
zwischen  Sarkomzellen  und  Alveolenwand. 


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394 


ds  VmcEHTtc«,  Cbalaiion. 


‘"1 

Das  Endothelcarcinom  entsteht  vorzugsweise,  entsprechend  der 
reichlichen  Verbreitung  von  Lymphgefässen,  an  Pleura,  Peritoneum, 
Arachnoidea,  Dura,  Lungen  uud  Haut.  S.  rechnet  zu  der  von  ihm 
benannten  Krebsform  das  Cylindroma  Billroth’s,  das  Schleimcan- 
croid  Försteb’s,  Cancroid  mit  hyaliner  Degeneration  Kösters,  welche 
die  Neubildung  in  der  hyalinen  Degeneration  ihrer  Zellen  beschrei- 
ben, dann  die  plexiformen  Angiome  Waldeybb’s,  welche  sehr  gefäss- 
reiche  Formen  darstellen  und  eine  grosse  Zahl  in  der  Literatur 
bekannter  einzelner  Geschwulstfälle.  Grawiu. 


C.  de  Vincentics,  Deila  strnttura  e genesi  del  calasion  con 

osservazioni  sulla  origine  epitheliale  delle  cellule  giganti. 

Napoli  1876.  58  Stn. 

Nach  einer  geschichtlichen  Darstellung  der  Ansichten  über  das 
Wesen  des  Chalazion  beschreibt  Verf.  11  Falle,  von  welchen  7 mit 
dem  entsprechenden  Tbeil  des  Tarsus  exstirpirt  worden  waren.  Die 
anatomischen  Ergebnisse  bestimmen  Verf.  das  Chalazion  als  ein  ein- 
gekapseltes ßiesenzellen-Granulom  anzusehen.  Zunächst  besteht  das- 
selbe aus  einer  peripheren  fibrösen  Kapsel  und  einer  centralen 
Granulationsmasse.  Die  Kapsel  ist  aus  einer  ausgedehnteren,  den 
grössten  Tbeil  der  Geschwulst  überziehenden  Partie  und  aus  einem 
kleineren  Theil  zusammengesetzt,  welche  dem  Tarsus  selbst  angehört. 
Die  erstere  Partie,  ungleich  dick,  enthält  wenig  elastische  Fasern 
und  ist  mehr  oder  weniger  mit  Zellen  infiltrirt;  in  derselben  befinden 
sich  manchmal  Ueberbleibsel  der  MEiBOH’schen  Drüsen  mit  oder  ohne 
fettigen  Inhalt,  und  isolirte  oder  mit  der  grauen  Centralmasse  des 
Tumors  verbundene  Zellennester.  Verstärkt  kann  dieser  Tbeil  durch 
Fasern  des  Muse,  orbicularis  werden,  indem  sie  von  fibrösen  Binde- 
geweben mit  eingeschlossen  werden.  Der  zweite  oder  tarsaie  Theil 
der  Kapsel  ist  immer  auch  schon  in  einem  sehr  frühen  Entwicklungs- 
stadium in  der  Mitte  verdünnt;  bei  weiterem  Wacbsthum  erscheint 
diese  Stelle  gekrümmt  und  kann  endlich  perforirt  werden.  Das 
Bindegewebe  dieses  Theiles  der  Kapsel  zeigt  zahlreiche  Infiltrations- 
heerde; die  Ausführungsgänge  der  MEiBOü’schcn  Drüsen  erscheinen 
nicht  mehr  geradlinig,  die  Follikel  mit  Sprossen  versehen  und  manche 
enthalten  nebst  Epithelzellen  Riesenzellen.  Die  Follikel  können  auch 
vollständig  fehlen  uud  an  ihrer  Stelle  sich  mehr  oder  weniger 
deutlich  begrenzte  Knoten  finden,  bestehend  aus  grossen  epithel- 
artigen Zellen  und  Riesenzellen , welche  durch  junges  Bindegewebe 
getrennt  siud.  Die  graue  Granulationsmasse  erscheint  im  Centrum 
gleichmässig,  peripher  in  mehrere  Knötchen  durch  Bindege webs- 
septa  getheilt.  Es  finden  sich  hier  meisteutbeils  runde  Zellen  mit 
spärlichem  Protoplasma  und  grossem  Kern  , in  weit  geringerer  Zahl 
Elemente  von  spindel-  oder  sternförmiger  Gestalt  mit  einem  oder 


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r 


Löst,  Stenosen  des  Larynx  nnd  der  Trachea. 


395 


mehreren,  meist  ovalen  Körnen,  in  einigen  Fällen  Inseln  epithelartig 
tassebender  Zellen  und  in  der  Nähe  dieser  Inseln  Riesenzellen,  welche 
oft  in  ihrem  Innern  Fett  enthalten  sollen.  In  dem  Granulations- 
gewebe verzweigen  sich  Qefässe,  weiche  aus  der  Kapsel  hervorgehen ; 
aie  haben  sehr  dünne  Wandungen,  oft  ohne  Adventitia,  und  ent- 
halten zahlreiche  farblose  Blutkörperchen. 

In  Bezug  auf  die  Genesis  des  Chalazion  ist  Verf.  geneigt  an- 
zunebmen , dass  in  Folge  einer  primären  Entzündung  eines  oder 
mehrerer  Follikel  einer  MElBOM’schen  Drüse  eino  starke  Zelleninfiltration 
um  dieselben  stattfindet,  welche  zur  Lockerung  des  fibrösen  Gewebes 
des  Tarsus,  zur  vollständigen  Abschnürung  der  Follikel  führt;  an- 
fänglich wird  die  Kapsel  vom  eigentlichen  Gewebe  des  Tarsus  ge- 
bildet, allmählich  wird  auch  letzteres  zum  Granulom  und  durch  neues 
Bindegewebe  ersetzt,  welches  von  den  benachbarten  Theilen  ausgeht. 
Der  Ursprung  der  Riesenzelleu  wird  in  das  Epithel  der  MElBOU’schen 
Drüsen  verlegt.  Michel  (Erlangen.) 


E.  Löri,  Ueber  Stenose  des  Larynx  nnd  der  Trachea.  Peetermed 

ebir.  Presse.  1875.  No.  7. 

Die  Weite  der  Stenose  ist  bei  der  Schätzung  der  Gefährlichkeit 
nicht  allein  maassgebend;  es  wird  vielmehr  nach  vom  Vf.  angeführten 
Gesetzen  der  Aerodyuamik  der  nothwendige  Gasaustausch  bei 
gleichem  Lumen  der  verengten  Stelle  um  so  schwerer  von  Statten 
geben,  je  unebener  ihre  Wand  und  je  länger  dieselbe  ist.  — Um 
deD  Werth  von  Doppelstenosen  kennen  zu  lernen,  hat  Vf.  die  Aus- 
flussgesehwindigkeit  von  Wasser  aus  einem  Rohre  gemessen,  in 
welchem  er  zu  variirende  Widerstände  anbraebte.  Er  folgert  daraus, 
dass  Doppelstenosen  bei  demselben  Lumen  der  stenosirten  Stellen 
um  so  schwerer  sind,  je  weiter  sie  von  einander  abstehen. 

ln-  und  Exspiration  sind  ziemlich  gleichmässig  behindert  bei 
straff  gespannten  Membranen,  bei  Verbreiterung  eines  oder  beider 
Stimmbänder,  bei  an  ihrer  Fläche  breit  aufsitzenden  Neubildungen, 
bei  Lähmung  der  Crico-arytänoid.  postici.  Die  Inspiration  ist  mehr 
behindert  wie  die  Exspiration,  wenn  die  sie  begrenzenden  Wandungen 
gegen  einander  oder  die  Schwellungen,  Gebilde,  Fremdkörper  u.  8.  w. 
gegen  die  verengte  Stelle,  gewöhnlich  also  gegen  die  Glottis  bin 
aspirirt  werden  könneu.  Da  die  Trachea  bei  der  Inspiration  kürzer 
und  weiter,  bei  der  Exspiration  länger  und  enger  wird,  so  behindern 
Stenosen  der  Trachea  die  Exspiration  mehr  wie  die  Inspiration.  So 
erklärt  es  sich,  dass  bei  Stenosen  des  Laryux  der  Descensus 
laryngis,  das  Einsinken  der  Halsgruben,  der  lutercostalräume 
und  der  Gegend  des  Processus  xiphoides  stärker  ist,  als  bei 
Stenosen  der  Trachea.  Auch  kommt  bei  letzterem  aus  diesem 
Grunde  häufiger  Emphysem  der  Lungen  vor,  als  bei  Larynxstenose. 


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396  Ewald,  Operation  plenritiscber  Exsudat«.  Erb,  Lähmungen  de«  Pie». 

Doppelstenosen  behindern  gleichtnässig  In-  und  Exspiration.  Durch 
Veränderung  der  Lage,  durch  Biegung  des  Halses  etc.  kann  das 
Lumen  der  Stenosen  verändert  werden,  wie  dies  Kranke  zu  ihrer 
Erleichterung  instinctiv  eu  benutzen  wissen.  Indem  Vf.  dies  weiter 
ausführt,  erwähnt  er,  dass  Kranke  sieb  zuweilen  auf  den  Kopf  stellen, 
wenn  sie  eineu  Fremdkörper,  eine  an  einem  langen  Stiele  sitzende 
Neubildung,  eine  lose  Membran  oder  dergleichen  in  den  Luftwegen 
haben.  Vf.  giebt  ausserdem  eine  durch  reiche  Casuistik  geschmückte 
Abhandlung  über  Aetiologie  etc.  der  Keblkopfsstenose,  welche  im 
Original  nachzusehen  ist.  B.  Franke]. 


C.  A.  Ewald,  Zur  operativen  Behandlung  pleuritischer  Exsu- 
date. Aon.  d.  Cbaritd- Krankenhauses.  1876.  I.  8.  139. 

Aus  den  in  15  Jahren  (1860 — 1875)  auf  der  FaEUtcas’schen  Klinik 
gesammelten  Erfahrungen , welche  ausführlich  mit  besonderer  Rück- 
sicht auf  die  Erfolge  der  operativen  Eingriffe  besprochen  werden, 
gelangt  E.  zu  folgenden  Schlusssätzen:  1)  Seröse  Pleuritiden  sind 
nur  bei  Indicatio  vitalis  vor  der  dritten  Woche  bu  punctiren.  2)  Durch 
das  Verfahren  der  Function  unter  Luftabschluss  und  mit  vorgängiger 
Desinficirung  der  Instrumente  wird  kein  seröses  Exsudat  zu  einem 
eitrigen.  3)  Es  kann  bei  jeder  Pleuritis  nur  durch  Probepunction 
mit  Sicherheit  festgeBtellt  werden,  ob  dieselbe  sorös  oder  eitrig  ist. 
4)  Eitrige  Exsudate  sind  so  früh  als  möglich  zu  incidiren,  nicht  za 
punctiren.  5)  Eitrige  incidirte  Exsudate  haben  bei  der  gegen- 
wärtigen Art  der  Behandlung  (Incision  im  6.  Intercostalr.  zwischen 
Mammillar-  und  vorderer  Axillar).,  Ausspülen  mit  Desitificientien 
1 — 2 Mal  täglich,  zu  welchem  Zweck  die  Wunde  durch  Catheter 
offen  gehalten,  oder  bei  trotzdem  eintretender  Verengerung  Resection 
emer  oder  mehrerer  Rippen)  eine  Mortalität  von  50 — GO  Proct. 
6)  Blutige  Exsudate  (d.  h.  solche,  bei  denen  das  Blut  nicht  erst  im 
Verlauf  der  Punction  sich  dem  Exsudate  beimengt  in  Folge  der 
starken,  zur  Zerreissuug  führenden  Gefässerweiterung)  sind  immer 
durch  maligne  Neubildungen  auf  der  Pleura  bedingt.  7)  Seröse  Exsu- 
date schiiessen  das  Vorkommen  von  Tuberculose  und  Krebs  der 
Pleura  nicht  aus.  Senator. 


W.  Erb,  Ueber  eine  eigenthbniliche  Local i Kation  von  Läh- 
mungen im  Plexus  brachial!».  Verband],  d.  Heidelb.  Naturbist.  Med 
Vereins.  N.  8 1875.  8.  130. 

Io  einer  Anzahl  von  Fällen  von  Lähmungen  der  oberen  Extre- 
mität fand  Vf.  eine  auffallende  Uebereinstimmung  und  Gruppirung 
der  gelähmten  Muskeln.  Die  Lähmungen  waren  nicht  ausschliesslich 
in  einem  dem  Plexus  brachialis  zugehörigen  Ast  localisirt,  sondern 


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le 


Vuni,  breite  Condylom». 


397 


es  waren  Formen,  in  welchen  gleichzeitig  einzelne  von  ver- 
schiedenen Aesten  des  Plexus  (N.  ulnaris  ausgenommen)  innervirte 
Muskeln  gelähmt  waren.  Und  zwar  waren  es  der  M.  deltoides, 
biceps,  braehialis  internus,  meist  auch  der  Supinator  longus,  selteuer 
der  sup.  brevis  und  das  Medianusgebiet.  Betheiligt  waren  hiernach 
von  Nerven  der  N.  axillaris,  der  musculo  - cutaneus,  der  radialis, 
selten  der  N.  roedianus,  nie  der  N.  ulnaris.  Die  lähmende  Ursache 
konnte  in  den  mitgetheilten  Fällen  nicht  dort  ihren  Sitz  haben,  wo 
die  vier  Nervenstämrae  schon  gesondert  verlaufen,  sondern  hoch  oben 
im  Plexus,  wahrscheinlich  in  einer  oder  in  mehreren  seiner  Wurzeln. 
Vorwiegend  wird  es  der  5.  und  6.  Cervicalnerv  sein,  der  liier  in 
Frage  kommt.  Aehnliche  Erscheinungen  beobachte  E.  wie  Duchenne 
bei  sogenannten  „Entbindungslähmungen“.  Hier  sind  es  meist  der 
M.  deltoides,  biceps,  braehialis  internus  und  der  infraspinatus, 
welche  gelähmt  sind.  Die  Mitbetheiligung  letzteren  Muskels  macht 
es  wahrscheinlich,  dass  bei  den  schweren  Entbindungen  mit  Wen- 
dung und  Extraction  die  bei  Anwendung  des  „Prager  Handgriffs,“ 
gabelförmig  den  Hals  umfassenden  Fitiger  des  Geburtshelfers  durch 
ihren  Druck  die  betreffenden  Wurzeln  des  plexus  braehialis  con- 
primiren.  (Cfr.  Erb:  Handbuch  der  Krankheiten  des  Nerven- 
systems. II.  pag.  509.)  Bsrobsrdt. 


Yajda,  Beiträge  zur  Anatomie  der  syphilitischen  Papeln  der 
Beschlechtstheile.  Wieu.  med.  Jahrb.  1815,  S.  309. 

Die  Untersuchungen  betreffen  die  „nässenden  Papeln“  oder  sog 
breiten  Condylome  und  beziehen  sich  wesentlich  auf  die  Vorgänge 
im  Reto  Malpighii.  Vf.  fand  die  Kernkörperchen  bei  Caruiinförbuug 
sehr  lebhaft  tingirt,  ausserdem  aber  ganz  ähnliche  kleine,  stark 
tingirte  Gebilde  zwischen  und  auf  den  Stacheln  intercellulär  gelagert. 
Er  hielt  diese  Gebilde  für  Kerne  oder  Spaitgebilde  von  Kernen. 
Au  gewissen  Stellen  sind  sowohl  die  Zellen  als  auch  die  Kerne  und 
deren  Abkömmlinge  vermehrt.  Anstatt  einer  Retezolle  finden  sich 
Haufen  kleiner  Zellen;  an  anderen  Stellen  sind  Löcken  im  Retc- 
gewebe,  welche  massenhaft  mit  kleinen  tingirten  Körpern  ausgefUllt 
sind,  oder  neben  leeren  Stellen  Haufen  der  Körperchen  enthalten. 
Manchmal  sind  die  einzelnen  Retezellen  von  den  interceliulären  Kör- 
pern förmlich  emgerahmt  oder  es  wird  von  kleineren  Zellen  ein 
vollständiges  Balkenwerk  gebildet,  in  welchem  die  Retezellcn  ruhen. 

In  der  Cutis  fand  Vf.  Zellenvermchrung.  Den  Anthcil  der 
Befasse  konnte  er  zwar  nicht  ausschliessen,  da  einige  Gefässendothelien 
geschwollen  waren  und  einmal  um  eine  scheinbar  normale  Media  ein 
reichliches  Zelleuinfiltrat  lag;  doch  kann  er  Bi&SIadecki  nicht  bei- 
stimmen,  der  den  Gcfässveränderungen  eine  so  grosse  Bedeutung 
boimisst.  O.  Simon. 


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— '**■ 

398  Hckkino.  Lüwit.  Potzits.  KCr.«.  Czirnv. 

C.  D.  Hnnking,  Veränderungen  im  Central  nerveusystem  bei 
abnormen  liildnngsvorgängen  im  Ei.  oesterr.  Jahrb.  t.  Pädiatrik. 

1875.  14  8 tu. 

Uuter  Anleitung  Schenk’*  machte  H.  mechanische  Verlcttungen  am  sieb  ent- 
wickelnden Hühnerei  Von  den  einzelnen  Organen  konnte  das  Centralnervensystem 
am  leichtesten  in  seirer  Entwickelung  gehemmt  werden.  uiwo 

M.  Löwit,  Die  Nerven  der  glatten  Museulatur.  (Aus  dem  hiatiolo- 
giseben  Institute  der  Anatomie  au  Prag.)  Wiener  acad.  Sitaber.  LXXI.  1875. 
Abtb.  III. 

L .bat  seine  Untersuchungen  fast  ausschliesslich  an  der  Blase  der  Amphibien  uud 
mittelst  der  Qoldmetbode  angestellt.  Die  ihm  eigeuthüiulicbe  Modificatiou  derselben 
ist  im  Original  nachiuleseu.  In  Uebereinstimmung  mit  der  Mehrzahl  der  Autoren  giebt 
auch  L.  an,  dass  die  das  Iunervationsgeachäft  besorgenden  terminalen  Nerven- 
übrillen  parallel  mit  der  Längsrichtung  der  regelmässig  aneinandergelagerten 
Muskelzellen  verlaufen.  Jeder  Muskelzellenreihe  kommt  im  Allgemeinen  eine  eigene 
Nervenendfibrille  zu:  „ein  Zusammenhang  zwischen  Nerv  und  Muskel  ist  auf  jeden 
Fall  vorhanden,  muss  aber  nicht  in  der  Länge  der  ganzen  Reihe  stattbaben;  wo 
Letzteres  (?  Ref.)  aber  nicht  der  Fall,  da  ist  der  Zusammenhang  immer  in  der  Oe- 
gend  des  Muskelkerues  vorhanden“.  Somit  ist  dieser  Tbeil  als  der  physiologisch 
wichtigste  der  Muskelzelle  in  Bezug  auf  ihre  Innervation  au  beziehen;  direct  mit 
dem  Kerne  hängt  jedoch  die  Kndfibrille  nie  zusammen,  soudorn  nur  mit  der  Muskel- 
suhstanz  in  der  Nähe  des  Kerns.  „Von  einer  eigentlichen  Nervenendigung  in 
der  glatten  Musculatnr  kann  also  ohne  Weiteres  uicht  geredet  werden“  (L.).  Die 
Verbindung  zwischen  Nerv  und  Muskel  scheint  mehr  in  einer  blossen  innigen  An- 
einanderlagerung als  in  einer  wirklichen  Verschmelzung  beider  Substanzen  zu  be- 
stehen.   Doll  (Rom). 

F.  Putzeys,  lieber  die  Ablogenesis  Huiziuga’s.  Prtüaeaä  Anh. 

XI.  8.  387. 

P.  bat  früher  eine  Erzeugung  von  Bacterien  aus  der  Hoiziaoa'scbeu 
Mischung  nicht  beobachten  kiinuen,  wenn  er  sie  in  Glasröhreu  einschtnoU  und  diese 
1 Stunde  im  Wasserbad  erhitzte;  H.  will  diese  Vorsucbsanordnuog  nicht  gellea 
lassen,  da  die  Ursache  des  negativeu  Erfolges  in  diesem  Fall  der  Mangel  an  Sauer- 
stoff sein  könne.  Vf.  zeigt  nun,  dass  ein  solcher  Sauerstoffmangel  in  der  Tbat  nicht 
existirt.  Wenn  er  die  H.’scbo  Mischung  iu  Glasröhren  einscbloss  uud  auf  100* 

1 Stunde  lang  erhitzte,  so  trat  keine  Entwicklung  von  Bacterien  ein  und  doch  zeigte 
die  Luft  in  den  Röhren  nach  12  Tagen  einen  Sauerstoffgehalt  von  18,53  resp. 
18,59  pCt.  Auch  als  die  Luft  künstlich  noch  reicher  an  Sauerstoff  gemacht  wurde, 
trat  keine  Bacterienbildung  ein.  Vf.  führt  die  positiven  Erfolge  von  H.  bei  der  Er- 
seuguug  von  Bacterien  auf  mangelnden  Versohluss  seiner  Flüssigkeiten  zurück. 

K.  Salkowskt 

E.  Külz,  Ueber  die  Methode  Vogel’s  im  Harn  Gallensäure 

nachzuweisen.  Allgem.  mod.  Central -Zeitung.  1875.  No.  57. 

Die  Methode  V.’s  besteht  bekanntlich  in  Ausschütteln  des  nogesäuerten 
Harns  mit  Chloroform:  das  Chloroform  färbt  sich  mit  Zocker  und  Schwefelsäure 

violett  Vf.  fand,  dase  die  Violettfärbuog  auch  mit  Schwefelsäure  allein  eintritt, 
was  bei  Galleusäuren  uicht  der  Fall  ist  — die  Deutung  der  Reaction  ist  also 
zweifelhaft.  E.  Salkowskt 


Czerny,  Zur  Thyrotomie.  Wien.  med.  Wochenschr.  1876.  No.  9,  lü. 

Ein  7jähriger  Knabe,  dessen  Kehlkopf  mit  papillären  Wucherungen  erfüllt 


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Geisslkr  Mater.  Diamartofulos.  Stiller. 


399 


wir,  wurde  nach  vergeblichen  Veraachen  einer  endolaryugealen  Therapie  cunHchat 
der  tiefen  Tracheotomie  und  4 Monate  später  der  Laryngo6s»ur  unterworfen.  Nach 
Spaltung  des  Schildknorpels  schob  Vf.  in  die  Tfflichea  nach  abwärts  einen  mit 
Faden  versehenen  Schwamm,  exstirpirte  die  Neubildungen  mit  Pincette  und  Scheere 
und  wasch  die  ganse  Kehlkopfhohle  mit  einer  äöpetigen,  aiinrefreien  Eisenchlorid- 
lüeting  ans.  Die  Anwpudnng  dieser  Flüssigkeit  soll  eine  gewisse  .Sicherheit  gegen 
Beeidive  verschaffen,  frok-he  in  der  That  7 Monate  später  noch  uicbt  eiugetreten 
waren.  Die  StimnAMMHfca'S'ch  wieder  her,  blieb  abor  etwas  rauh  ond  männlich. 

E.  Küster. 

Geissler,  IHötziiche  Krltlindtiiu;  bei  Hydrocephalns.  Archiv  der 
Beiik.  xiv.  umUm 

Eia  ö^jabriger  Kumbe  war  plötzlich  vollständig  erblindet;  oplitbalmoscopisch 
Stauungspapillen,  sonst  hydrocephalischer  Bau  des  Schädels  und  Gehirnsymptome. 
Bei  der  Sectioo  neigte  sieb  ausser  einem  chronischen  Hydrocephalus  die  Viorhügel  - 
Regend  in  einen  sfethlicben  Brei  zerfallen,  das  vordere  Vierbügelpaar  war  noch 
deutlich  erkennbar,  dagegäii  die  hintern  Hügel  und  die  Crura  cerebelli  ad  corp. 
quadr.  in  der  erweichten  Masse  outergegaugen  Michel  (Erlangen). 

W.  Mayer,  Zur  Casuistik  der  Fremdkörper  im  Oesophagus. 

Deutsch.  Arch.  f.  klin.  Med.  XVII.  S.  120. 

Ein  1 Vi  Jabr  altes  Kind  verschluckte  einen  Österreichischen  Kupferkreuzer, 
welcher  0 Wochen  im  Oesophagus  stecken  blieb,  ohne  andere  Beschwerden  hervor- 
Zurufen,  als  dass  Schlucken  von  festfc#  etwas  grosseren  Bissen  unmöglich  war. 
Dann  bekam  es  plötslich  eclamptische  Anfälle  und  starb  2 Tage  nach  dem  ersten 
Auftreten  derselben.  Die  Müuzo  von  2 cm.  Durchmesser  und  1%  mm.  Dicke  fand 
•ich  bei  der  Section  im  Oesophagus  aufrecht  stehend  eingeklemmt,  entsprechend  der 
Höhe  des  2 — 6.  Trachealkuorpels.  Nur  au  den  Stellen,  an  welchen  die  Münse 
anlag,  war  die  Schleimhaut  ulcerirt,  sonst  wurde  uichts  Abnormes  gefunden. 

*•  L.  Romenthal. 

0.  Diamuntopulos,  Ein  Fall  von  Nephritis  suppurativa,  wi.n. 

med.  Presse.  1876.  No.  2. 

Ein  40jähriger  Mann  empfand  unmittelbar  nach  einer  heftigen  Erkältung 
Harndrang  und  Schmerzen  beim  Urinlaasen.  Der  Urin  wurde  trübe.  Es  trat  Fieber 
ein.  0 Monate  später  bildete  sich  unter  wiederholten  Frösten  eiue  grosse  Empfind- 
lichkeit der  linken  Lendeugegcnd  aus.  Die  beiden  unteru  Extremitäteu  wurden 
paretisch  und  diese  Parese  schwand  erst,  als  sich  aus  eiuer  in  der  Mitte  zwischen 
Rippenbogen  und  linken  Darmbeinkamm  gebildeten  Oeffuung  eiue  grosse  Menge 
Eiters  auf  einmal  entleert  hatte.  Seitdem  sickerte  aus  der  Fistel  täglich  30—100,0 
Eiter  aus.  Hectische  Schweisse.  Fröste.  Kräfteverfall.  Als  die  Fistel  für 
einige  Zeit  verlegt  war,  entleerte  der  Kranke  im  Urin  grosse  Eitermeugen.  Eines 
Tages  wurden,  nachdem  pleuritische  Erscheinungen  vorhergegangen  waren,  grosse 
Meogeu^lutigen  Eiters  ausgeworfen;  noch  läugere  Zeit  entleerte  sich  Eiter  durch 
die  durch  die  Brouchien  und  deu  Urin;  doch  genas  der  Kranke.  D.  nimmt 

an,  dass  die  Erkältuug  zu  eiuem  Blaseukatarrh  führte.  Von  der  Blase  aus  pflanzte 
•ich  die  Entzündung  zur  Niere  fort,  und  es  kam  hier  zur  Ausbildung  einer  suppu- 
rativen  Nephritis.  Der  Eiter  bahnte  sich  theils  durch  die  Fistel  direct  nach  Aussen, 
tbeila  durch  Durchbruch  iu  den  linkeu  Harnleiter  und  in  die  linke  Lunge  einen  Weg. 

Eichhorst. 

B.  Stiller,  Ueber  Melanurie  als  Krebssymptom.  Arch.  f.  kün.  Med. 

XVI.  S.  414. 

Der  Harn  einer  U2jäbrigeu  Frau,  bei  welcher  eine  etwa  1%  Zoll  im  Durch- 
messer haltende  Geschwulst  des  rechten  Leberlappens,  nach  den  Beschwerden  and 


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400 


Bin*.  Putzen.  Milli.  Miliki*. 


dem  Terlanf  in  artheilen,  krebsiger  Natur,  in  fahlen  war,  wurde  der  Harn  einige 
Zeit  nach  dem  Entleeren  dunkelbraun.  Dieselbe  Färbnng  liei*  eich  am  f riechen 
Harn  durch  ranchende  BalpeterMnre  ngl  Chromeänre  hervornifen.  Nach  einiger 
Zeit  leigte  der  Harn  diesee  Verhalten  nicht^^H^  dann  aber  k'nri  cor  dem  Tode 


schliesst  damit,  auf  een  tneli- 
notischei  Carcinom  der  Leber  mit  Rlickeicht  auf  die  ßer>h*chtnngen  Son  Kisilt  n.  A. 


vorübergehend  wieder  während  meluyrrer  Ta 

„ei  Am  J a _ F aL  aa  .a  Dl!  ..1.  . ! .1.  4 


— 


Senator. 


Bide,  Fifcvre  pernlcieusc  larv^e.  — upuplectique  et 
thoracique.  — Ndvralgie  purnlysie  et  Atrophie  «onsecuUves 
dans  la  zöne  de  nerf  cnhitnl  gauche.  ’Pr*  nee  mud.  jkt;.,  No  fi‘. 2 . 

Während  de»  Verlaufe»  eitrtfi~  pernieftgen  lnter^WB|^(mit  Coma  nnd 
schweren  Entzündungen  der  Brustem?? weide  elnkergeheud)  hatten  sich  bei  einem 
2&jährigen  Mann  ein  Gefühl  von  Einpesehlafauaein  in  den  beiden  loteten  Fingern 
der  linken  Hand  und  schmerzhafte  Emfifta^luugeii  täugip  ües,Berlauls  des  linken 
Nv.  ulnaris  eingestellt.  Einige  Zeit  spätst*  erschienen  Be  ZwSfähenknoehenränme 
der  linken  Hand,  sowie  die  ganze  linke  obere  Bxtremifflt  magerer,  als  die  ent- 
sprechende rechte.  Vf.  ist  mit  seinem  Chef,  EwS^l  geneigt,  diese  Störungen  auf 
die  chronische  Vergiftung  des  Organismus  durch  das  Snmpfmiasma  »nriiekzdjuhran. 

— Bernhardt. 

A.  Pinard,  Des  contra-indieations  de  la  Version  dans  les  Prä- 
sentation« de  l’lpaule  et  les  moyens  qui  penvent  remplscer 
cette  Operation.  Arch.  gdn.  8ept.  wi:>.  s.  257.  \ 

Vf.  hält  die  Wendung  für  contraindicirt  bei  mangelhafter  Erweiterung  des 
Collnm,  bei  Tiefstand  des  vorliegenden  Kindstheils  nach  vergeblichen  Wendung»- 
versncheu  resp.  nach  der  Darreichung  wohentreibender  Mittel  nnd  endlich  bei  einer 
Verkürsung  der  Conjugata  nntor  7 cm.  In  diesen  Eälleu  soll  die  Embryotofflte 
ansgeführt  werden.  _ A.  Martin. 

Mills,  Oxalate  of  Cerinm.  Pbilad.  med.  Times.  187&.  No.  211-212. 

Dien  früher  von  Simpson  empfohlene  Salz  preist  Vf.  aufs  Nene  wieder  bei 
verschiedenen  Magenleiden  an  nnd  besonders  als  oahesn  untrügliches  Mittel  bei 
der  Nansea  and  dem  Erbrechen  Schwangerer.  Er  giebt  es  sn  1 — b grain  für  Er- 
wachsene and  % grain  für  Kinder.  Schiffer. 


Mal  inin,  Ueber  die  Erkennung  des  menschlichen  und  tlüerischen 
Blntes  in  trockenen  Flecken  in  gerichtlich- medicinischer  Be- 
ziehung. Viacuow’e  Arch.  LXV.  S.  62S. 

M.  emptiehlt  eine  32pctige  Auflösung  von  Kali  cansticmn  aar  Erkennang  ein- 
getrockneter menschlicher  Blutkörperchen.  Betrügt  der  Durchmesser  der  Blutkör- 
perchen nach  Einwirkung  des  Reagens  weniger  als  0,0000  mm.,  so  kanu  man  ent- 
scheiden. dass  es  kein  Menschenblut  ist,  bei  0,0070  mm.  oder  mehr  ist  ^^■Vahr* 
seheinlichkeit  für  Menschenbtiit,  bei  0,0060—0,0070  ist  es  weder  Zieg^^r  noch 
Hammel-,  noch  Ochsenblut,  möglicher  Weise  aber  Huude-,  Schweine-  oder  Menschen- 
bild. Löwe. 

Druckfehler:  8.  384  Z.  13  ▼.  n.  lies:  ohne  therapeutische  M.  statt:  auf. 


Einsendungen  für  daa  Central  blatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  ileraoegeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Krauanlckstraaae  24,  and  Professor  Roeenthal,  Erlangen,  oder  (unter  BHeehlaee)  eo 
dl«  Verlagsband  lang,  Berlin  (N.-WJ,  unter  den  Linden  68,  adreesiren. 


VorUg  von  August  Htrsehwald  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  In  Berlin. 


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W8ch«otlieb  «racheinen  0m g ■■  ■ JLJL  f>ret"  de«  Jahrgang«« 

I— f Bogen; am  ScbluMe  I |OVl  I I nl  A | | -0  Mark;  zu  beziehen 

de«  Jahrgang*  TI  lei.  Na-  wH  ^CwM  tLr  ftCw  W W durch  alle  Buchhandlnn* 

men  and  Sachregister.  gen  and  Poetanst alten. 

flir  die 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  und  Dr.  H.  Senator, 

Professor  ln  Erlangen.  Professor  ln  Berlin. 


1876. 


3.  Juni. 


No.  23. 


Inhalts  ▼.  Thaniioffrr,  histologische  Mittheilungen  (Orig.-Mitth.).  — Gkdl, 
Kinflus«  der  SalicyUäure  und  des  salicylsmuren  Natrons  auf  die  Temperatur  (Orig.- 
Mittb.).  — 

ü 1 8 , Keimwall  und  parablastische  Zellen.  — Klkin,  Bau  der  Milz.  — Solt- 
mann.  Grosshirnfunctiouen  der  Neugeborenen.  — Dko  trchmann,  Faserstoff.  — 
Tikdrmann,  Entzündungen  im  Mediastinum.  — Sachs,  Hepatitis.  — Alt, 
Heilungsvorgaiig  nach  Iridectomie.  — Mastis  & Ruqr;  Paiuot  & Hobkht, 
Harn  und  Niereu  der  Nougeboroueu.  — Colli  noworth,  Extrauteriusehwanger- 
scbaft.  — 

Ho  Go  an,  Färbung  histologischer  Präparate.  — Kür./.,  schwefelhaltige  Körper 

ira  Harn.  — Hamilton,  künstliche  Myelitis.  — Oitni,  Tubercnlose  der  Leber.  — 
8c  n Olk  in,  Teraperatarvertbeilaug  im  Fieber.  — Rkyhkk,  künstlicher  Kehlkopf. 
— Bo  ans  lo  w*  k Y,  Regeneration  der  Nervenenden  in  der  Hornhaut.  — Wbibz, 
acute  Spinallähmung.  — v.  Gbünkwald,  künstliche  Frühgeburt  durch  lnductions> 
electricität.  — 

Druckfehler. 


Histologische  Xittheilungen. 

Vou  Prof.  Dr.  L.  v.  Thaulioffer. 

Bis  ich  meine  Arbeiten,  welche  ich  am  10.  Januar  1876  bei 
der  Ungar.  Academie  der  Wissenschaften  als  Gast  vorgelegt  habe, 
deutsch  auch  iui  gauzen  Umtange  veröffentliche,  sei  es  mir  gestattet, 
dieselben  iu  ihren  Hauptzügen  kurzgefasst  hier  mitzutheiien. 

I.  Die  ersten  Wege  des  Fettes. 

1)  Mit  Höllensteinlösung  (2  pCt.)  imprägnirte  Dünndarmzotten 
sind  von  den  Epithelzellen  durch  eine  mit  Kernen  versehene  Grund- 
membran, die  wahrscheinlich,  — wie  Debove  angegeben  hat  — von 
platten  Endothelzellen  gebildet  wird,  geschieden.  2)  An  der  Grund- 
Substanz  der  ZotteD,  die  mit  Höllensteinlösung  imprägnirt  sind,  sieht 
man  die  mit  einander  communicirenden  Saftraumnetze.  3)  Diese 
Saftraumnetze  bilden  mit  Membranen  versehene  Canalsysteme.  4)  Die 
Knotenpunkte  dieser  Canalsysteme  sind  von  den  WALUEYEu’sehen 
Bindegewebszellen  gebildet.  In  den  Netzknoten  sichtbare,  glänzende, 
runde  oder  ovale  Kerne,  die  mit  spärlichem  rundem  oder  mit  Fort- 

XIV.  Jahrgang.  20 

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402 


v.  Tiianiioppkr,  histologische  Mittheilungen. 


sätzen  versehenem  Protoplasma  umgeben  sind,  sind  die  Kerne  dieser 
platten  Bindcgewebszelleu  oder  Endothelzellcn.  5)  Die  sternförmigen 
Saft-  oder  Fettwege  stehen  mit  den  Hüllen  der  Zottenepithelzelleu 
in  directem  Zusammenhänge  und  nehmen  bei  der  Resorption  die 
Fettkügelchen  von  letzteren  in  sieh  auf.  6)  Diese  den  ersten  Weg 
des  Fettes  bildenden  Canäle  stehen  mit  den  in  der  Mitte  der  Zotten 
aufsteigenden  Cbylusgefässen  in  direc.ter  Communication.  7)  Dieses 
centrale  Chylusgefäss  ist  kein  wandungsloser  Raum,  sondern  wie 
schon  v.  Recklinghausen  und  Hts  gezeigt  haben,  ein  von  endo- 
thelialer Zellenbaut  gebildeter  Canal.  8)  Der  Weg  des  Fettes  steht, 
wie  schon  die  Physiologie  gefordert  und  Eimer  behauptet  hat,  auch 
bei  solchen  mit  llöliensteinlösung  imprägnirten  Zotten,  mit  den  Blut- 
capillaren  in  directer  Communication.  9)  Ein  Thuil  der  soge- 
nannten Stroinakerne-  oder  -Zellen  sind  die  Kerne  grosser,  platter, 
epithelartiger  Zellen,  welelle  die  Nctzräuiue  der  Fettwege  aus- 
kleiden. 10)  In  Ueberosmiumsäure  (1  pCt.)  oder  Höllensteinlösung 
(2  pCt.)  gelegte  aber  nicht  reducirte  Dünndarmzotten,  die  von  der 
Epithcldecke  befreit  und  in  Glycerin  aufbewahrt  sind,  zeigen  beim 
lluude  sehr  schön  neben  den  ßHÜCKK’schon  Muskelelementen  auch 
die  circularen  .Muskelspindeln.  11)  Das  Centrum,  welches  die  Be- 
wegung der  stäbchenartigen  Protoplasmafortsätze  der  Düiindsriu- 
zotteu-EpithelzclIen  erregt,  liegt  im  verlängerten  Mark,  bei  Rana 
esculenta  in  der  Mittellinie  der  oberen  Tlieile  des  Sinus  rhomboidalis 
(gleich  uutcr  dem  Cerebcllum),  während  das  Centrum,  wo  dto  zum 
Uberarm  austretendcu  Nervenstämme  entspringen,  in  dem  Rücken- 
mark zwischen  dem  4.  und  5.  Wirbel  sich  befindet. 

Endlich  erwähne  ich  noch,  dass  diese  Bewegung  der  stäbchen- 
artigen  Protoplasmafortsätze  am  Besten  bei  Winterfröschen  zu 
sehen  ist. 

II.  Die  Saftcanaichcn  der  Ge  fass  wände. 

Wenn  die  Lungo  der  Rana  esculenta  aufgeschlitzt,  mit  der 
inneren  Fläche  aufgerichtet,  mit  Nadeln  oder  noch  besser  mit 
Stacheln  vom  Igel  auf  eine  Korkplatto  ausgespannt  bis  10 — 15  Mi- 
nuten lang  in  2pctigcr  Nitras  argent. • Lösung  liegen  gelassen  und 
diese  dann  in  2petiger  Essigsäure  den  directen  Sonnenstrahlen  aus- 
gesetzt  wird:  danu  sieht  man  an  Arterien,  bei  welchen  man  zuerst  die 
äussere  Muskelhaut  stellenweise  mit  Vorsicht  entfernt  hat,  dass  unter 
dieser  Haut  mit  einauder  communicirende  sternförmige  Safträume 
sich  ausbroiten.  — Diese  Safträume  sind  aber  nichts  weniger,  als 
die  von  v.  Recklinghausen  bei  der  Bindesubstanz  beschriebenen 
Saftcanälcben.  — Der  Längendurchmesser  dieser  grösseren  Saft- 
räume ist  = 0,02 — 0,022  mm.,  der  kleineren  0,01  <) — 0,014  mm.  Der 
grössere  Querdurcbmesser  ist  = 0,Ü08  mm.,  der  kleinere  0,004  bis 
0,006  mm. 

’ f 

(| 

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Einfluss  der  Sulicylaüure  und  des  »alieyld.  Natrons  anf  die  Temperatur. 


403 


Seitdem  ich  meiue  diesbezüglichen  Untersuchungen  bei  der 
ungarischen  Academie  der  Wissenschaft  als  Gast  am  10.  Januar  1876 
publicirte,  habe  ich  bei  warmblütigen  Thieren  auch  meine  weiteren 
Untersuchungen  gemacht.  Für  diesen  Zweck  habe  ich  die  grösseren 
Gefässe  vom  Hunde  und  kleineren  Katzen  mit  Gelatin-Höllenstcin- 
lösung  unter  höherem  Drucke  injicirt  und  beide  Enden  abgebunden  5 
einmal  die  Aorta,  ein  audermal  die  Venae  cavae  sind  auf  ähnliche 
Weise  präparirt  und  nach  der  Einspritzung  die  Stücke  ira  nassen 
Leinwaudlappen  24  Stunden  liegen  gelassen  worden.  Nach  dieser 
Bearbeitung  habe  ich  die  Gefässe  aufgeschnitten  und  die  innere 
Fläche  nach  auswärts  gerichtet,  in  2pctiger  Essigsäurelösung  einige 
Stunden  im  Zimmer  bei  Licht  stehen  gelassen,  und  zwar  bis  dieselbe 
braun  wird.  Nach  dieser  Manipulation  macht  man  Flächenschnitte 
an  der  Intima  und  noch  weiter  auswärts  und  untersucht  die  Schnitte 
in  Glycerin. 

Bei  solchem  Verfahren  sieht  man  an  den  Flächenschnitten  in 
mehreren  Keihen  die  mit  einander  communicireuden  weissen  stern- 
förmigen und  äusserst  zierlichen  Saftcanälchen.  liier  und  da  sieht 
mau  auch  gabelförmig  getheilte,  mit  endothelialer  Zeichnung  ver- 
sehene Lytnphgefässe,  die  mit  den  sternförmigen  Saftcanälchen  in 
directem  Zusammenhänge  stehen. 

Sehr  interessant  ist  es,  dass  die  Saftcanälchen,  welche  hier  und 
da  grosse  längliche  endothelartige  Kerne  enthalten,  stellenweise 
gruppirt  sind  oder  die  einzelnen  Gruppen  mit  einander  ebenfalls  in 
(Jommunication  stehen. 

Nach  meinen  Untersuchungen  kann  ich  auch  mit  Wahrschein- 
lichkeit behaupten,  dass  die  Saftcanälchen  der  Adventitia  mit  den 
oben  mitgetheilten  im  directun  Zusammenhänge  stehen. 


Ueber  den  Einfluss  der  Salicytsäure  und  des  salicylsauren 
Natrons  auf  die  normale  Temperatur  des  Menschen. 

(Aus  der  Krakauer  medic.  Klinik.)  Von  M.  IJedl,  Caud.  raed. 

Um  den  Einfluss  der  Saiicylsäure  bezw.  des  salicylsauren 
Natron  auf  die  normale  Temperatur  zu  prüfen,  unternahm  iob  12  Ver- 
suche an  8 nicht  fiebernden  Individuen  und  ging  dabei  um  so  vor- 
sichtiger zu  Werke,  als  die  bisher  von  FÜRBKINOEB  und  KÖHLER  au 
Thieren  gemachten  Versuche  einander  schrofl  entgegenstehen,  und 
von  den  an  Menschen  unternommenen  Versuchen  nur  die  von  Riess 
ein  positives,  jene  von  Rieoel,  BüSS  und  FÜHBRINGER  hingegen  ein 
ganz  negatives  Resultat  aufweisen.  Einige  Tage  vor  dem  Versuche 
wurde  die  Temperatur  bei  einer  ganz  gleiehmässigen  Lebensweise 
mittelst  eines  genauen  GEtssLER’schen  Thermometers  5 Mal  täglich, 
immer  um  dieselbe  Stunde,  tbeils  in  der  Achselhöhle,  theils  in  ano 

20* 


404 


Hi),  Keimwal)  uud  parablastiscbe  Zellen. 


bestimmt,  wobei  auf  den  vollkommenen  Schluss  der  Achselhöhle  und 
auf  die  Befreiung  des  Mastdarms  von  Fäces  geachtet,  und  das  Ther- 
mometer bis  zum  vollkommenen  Stillstand  der  Quecksilbersäule 
liegen  gelassen  wurde.  Das  Mittel  wurde  immer  in  den  Morgen- 
stunden gereicht,  um  die  Schwankungen  der  Temperatur  den  ganzen 
Tag  hindurch  beobachten  zu  können.  Die  Dosis  betrug  5,0,  nur  in 
2 Fällen  bei  jugendlichen  Individuen  3,0  gm.  Die  Salicylsäure 
wurde  entweder  als  Pulver  in  Oblaten  oder  als  Scbüttelmixtur  mit 
einem  Glas  Wasser,  das  Matrum  salicylicum  nur  in  Pulverform  ge- 
reicht. Das  Präparat  stammte  von  Mekck. 

3 Versuche  mit  schwankendem  Resultate  abgerechnet,  zeigte 
sich  unter  den  9 zurückgebliebenen  in  4 Versuchen  eine  Temperstur- 
erniedrigung, in  3 Versuchen  eine  Verminderung  der  Tagesschwan- 
kungen, so-  dass  die  Temperatur  mehr  beständig  war,  und  ähnlich 
wie  in  den  Versuchen  JÜBGKNSEN’s  mit  Chinin,  mehr  die  NeiguDg 
zeigte,  nach  einer  geraden  Linie  zu  verlaufen;  in  2 Versuchen  war 
der  Erfolg  ein  negativer.  Die  temperaturerniedrigende  Wirkung  war 
nur  in  einem  Falle  bedeutend  (0,8®  C.  gegen  die  überhaupt  niedrigste 
Temperatur  des  Versuchsindividuums),  in  den  übrigen  3 unbedeutend. 

Indem  ich  hier  nur  noch  auf  die  leicht  zu  übersehende  Be- 
merkung Fübbkinger’8,  welche  er  übrigens  eine  anscheinend  zu 
fällige  Erscheinung  nennt,  dass  nämlich  bei  einigen  Kaninchen  die 
Therinoroeterwerthe  zwischen  engeren  Grenzen  schwankten,  aufmerk- 
sam mache,  bemerke  ich,  dass  meine  Arbeit  ausführlich  demnächst 
in  dem  polnischen  med.  Wochenblatte  „Medycyna“  erscheinen  wird. 


W.  His,  Der  Keimwall  des  Hühnereies  und  die  Entstehung 
der  parablastischen  Zellen,  iw  & Bkaon*'*  Zeitsebr.  f.  au»i.  i.  s.  üw. 

Um  die  Aufnahme  weisser  Dotter-Elemente  in  dem  Kandtbeil 
der  Keimscbeibe  nachzuweisen,  empfiehlt  H.  im  Hochsommer  Hüb- 
nerkoime  von  18  bis  24  ständiger  Bebrütung  frisch  von  der  untern 
Fläche  her  in  toto  zu  untersuchen.  Keimballkugeln  und  interglobu- 
läre Substanz  lassen  sich  durch  12 -ständige  Maceratiun  in  Kochsalz- 
lösung von  einander  trennen.  Hämatoxylin  und  Diamantfuchsiu 
bestätigen  ebenfalls,  dass  innerhalb  der  Area  opaca  helle  Kugeln 
einem  zusammenhängenden  uud  gegen  den  Dotter  sieb  abschliessen- 
den Protoplasma-Netzwerke  eingetügt  sind.  Von  der  zweiten  Hälfte 
des  1.  ßebrütungstages  ab  treten  in  den  Kugeln  des  innern  Keim- 
walls  abgegrenzte  Hauten  einer  feinkörnigen  Substanz  auf,  in  welcher 
weiterhin  Flecke  und  Kerne  wahrnehmbar  werden.  Daraus  ent- 
stehen dann  Zellen,  welche  die  Anlageu  für  das  Blut  und  für  die 
endothelialen  Getässröhren  darstellen.  Die  Entstehung  der  neuen 
Zellen  im  Innern  der  Dotterkugeln,  kann  mau  nach  H.  so  erklären, 


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Klrin,  Ran  der  Milz. 


405 


dass  durch  Zerfall  grösserer  Dotterkerno  sich  innerhalb  der  Koim- 
wallkugeln  Haufen  von  Dotterkörnorn  bilden  aus  deren  weiterer 
Umbildung  die  neuen  Zellen  entstehen.  Die  Dotterkerne  würden 
sonach  mit  ihrem  chemischen  Material  an  der  Bildung  des  neuen 
Kerns  und  der  neuen  Zelle  theilnehmen,  nicht  aber  in  morphologi- 
scher Continuität  mit  den  neuen  Kernen  stehen.  Als  Anhang  giebt 
H.  die  Notiz,  dass  im  Innern  von  Protozoen  (nassula,  bursaria,  stentor) 
kernhaltige  Zellen  von  der  Grösse  und  dem  Aussehen  farbloser 
Blutzelleu  enthalten  sind,  welche  körnige  Farbstoffe  von  aussen  in 
sich  auizunebmen  vermögen.  Löwe. 


E.  Klein,  Observation»  on  the  structure  of  tke  spieen.  Quart. 

Jouru.  of  micr.  sc  1875t  8.  363  —372.  1 Taf. 

K.  bat  die  Milz  der  Ratte,  der  Katze  und  des  Hundes,  des 
Affen  und  Menschen  untersucht.  Die  ersten  drei  genannten  Thiere 
zeigen  im  Bau  der  Milz  grosse  Uebereinstimmung,  während  andrerseits 
Mensch  und  Affe  zusammen  eine  Sonderstellung  einnehmen.  Die 
Methode  bestand  darin,  die  frische  Milz  durch  einen  durch  die  A. 
lienalis  gesandten  Strom  halbprocentigcr  Kochsalzlösung  zu  entblu- 
ten, dann  Osmiumskure  von  1 : 1000  durch  die  Blutgefässe  des  Organs 
zu  treiben  und  endlich  das  so  behandelte  Organ  in  MÜLLBR'scben  Flüs- 
sigkeit zu  erhärten.  Die  Schnitte  wurden  in  Haematoxylin  gefärbt. 
Auf  diese  Weise  konnte  K.  glatte  Muskelfasern  in  der  Milz  aller 
genannten  Tbiere,  sowohl  in  der  Kapsel  wie  in  den  Trabekeln  und 
zwar  in  beträchtlich  grösserer  Menge  nachweisen . als  die  Beschrei- 
bungen früherer  Autoren  hätten  erwarten  lassen.  Ueber  das  Grund- 
gewebe  der  Milzpulpa  bringt  K.  ganz  neue  Aufschlüsse  bei.  Das  von 
den  Autoren  beschriebene  alveoläre  Reliculum  existirt  nicht.  Viel- 
mehr stellt  das  Grundgowebe  ein  bienenwahenartiges  Faserwerk 
von  Membranen  dar,  die  nur  im  Profil  gesehen,  wie  Fasern  erschei- 
nen. Dieses  merabranöse  Faserwerk  schliesst  in  seiner  Substanz 
zahlreiche  Kerne  ein.  An  einzelnen  Stellen  gränzen  sich  um  diese 
Kerne  einzelne  Zellenterritorien  ab,  so  dass  das  niembranöso  Fach- 
werk wie  aus  einzelnen  flachen  kernhaltigen  Endothelien  zusammen- 
gesetzt erscheint. 

In  den  von  diesem  membranösen  Fachwerk  begrenzten  unregel- 
mässig kugeligen  und  anastomosirenden  Hohlräumen  liegen  in  der 
Regel  einzelne  oder  mehrere  rothe  Blutkörperchen.  Sehr  häufig  ragen 
in  diese  Hohlräumo  hinein  knospenartige  kernhaltige  Vorsprünge  des 
Urundgewebes,  welche  oft  nur  mit  einem  dünneu  Stiel  an  den  letz- 
teren festsitzen.  K.  nimmt  an,  dass  diese  kernhaltigen  rundlichen 
Protoplasmaknospcn  sich  vollkommen  vom  Grundgewebe  ablösen  und 
als  Lymphkörperchen  dem  Blutstrome  beimischen  können. 


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406 


Sot.TMANit,  Grosshimfunctionen  bei  Neugeborenen. 


Auf  Grund  dieser  Beobachtungen,  die  in  gleicher  Weise  in  der 
Milz  des  Hundes,  wie  des  Menschen  zu  machen  sind,  schliesst  sich 
K.  an  die  von  W.  Mokller,  Fhey  u.  A.  vertretene  Ansicht  an, 
nach  welcher  die  Venenwurzeln  der  Milz  ein  in  das  Milzparenchym 
eingelassenes  System  von  Hohlräumen  darstellen.  Boll  (Rom). 


0.  Holtmann,  Experimentelle  Studien  über  die  Functionen  des 

Grosshirns  der  Neugeborenen.  Jaiirb.  f.  Kinderheim,  ix.  s uw.  (vgi. 

Cbl.  1875,  209). 

Die  Hauptverschiedenheiten  des  Gehirnbaus  Erwachsener  und 
Neugeborener  beziehen  sich  auf  das  Grosshirn,  als  Sitz  des  Willens 
und  der  Intelligenz.  S.  experimentirte  daher  an  neugeborenen  Ka- 
ninchen und  Hunden  (nach  Hitzig’s  Methode)  um  zu  untersuchen, 
ob  die  Bewegungen , welche  von  der  Rindenschicht  des  Grosshirns 
durch  Willensimpulse  ausgelöst  werden  auch  bei  Neugeborenen  vor- 
handen sind.  Es  wurde  dabei  zugleich  festgestellt,  dass  das  Abprä- 
pariren  der  Dura  Hehmerzen,  aber  keine  Convulsionen  hervorrief. 
Es  erwies  sich,  dass  erst  mit  dem  10.  Lebenstagc  das  „Centrum“ 
für  die  Vorderextremitäten  gebildet  war,  (alle  anderen  fehlteu  noch) 
und  zu  dieser  Zeit  (den  Gyrus  prae-  und  postfrontalis  nach  aussen, 
oberhalb  und  unterhalb  des  Sulcus  cruciatus  umkreisend)  einen  viel 
grösseren  Bezirk  einnahm,  als  späterhin.  Aehnliches  zeigte  sich 
auch  für  den  etwa  am  13.  Tage  nach  der  Geburt  auftretendeu 
Hinterpfotenbezirk.  Fast  allmählich  engen  sich  diese  Proviuzen  ein 
und  sind  eventuell  schon  am  16.  Tage  gut  begrenzt  (z.  B.  das  Cen- 
trum für  Vorder-  Hinterpfote  und  Facialis).  Jedenfalls  sprechen  hin- 
sichtlich der  frühzeitigen  Entwicklung  und  Localisation  der  einzelnen 
Ceutren  individuelle  und  Raceneigenthümlichkciten  mit. 

Uebereinstimmend  hiermit  zeigten  sich  nach  Zerstörung  der 
Riudengebiete  innerhalb  der  ersten  10  Tage  keine  Erscheinungen 
von  Lähmung  oder  Ataxie.  Auch  wenn  die  Thiere  am  Leben  er- 
halten wurden,  traten  später  nachweisbare  Störungen  nicht  ein, 
sogar  dann  nicht,  wenn,  was  einmal  gelang,  einem  Hunde  beiderseits 
die  Rinde  zerstört  wurde.  Dieses  Thier  zeigte  sich  nur  im  Alter 
von  8 Wochen  abnorm  klein  und  plump,  was  auch  bei  den  einseitig 
operirten  Hunden  beobachtet  wurde. 

Um  nun  zu  prüfen,  ob  auch  die  tiefer  gelegenen  Hirnprovinzen 
bei  Neugeborenen  unerregbar  seien  oder  nicht,  führte  Vf.  gut  isolirte 
Carlsbader  Nadeln  in  die  tieferen  Regionen  ein  und  reizte  zuerst 
den  Streifenhügel.  Von  hier  aus  gelang  es  nicht,  Zuckungen  hervor 
zu  rufen,  wohl  aber  von  den  Faserzügen  der  capsula  interna  aus 
und  zwar  nur  Zuckungen  der  entgegengesetzten  vorderen  Extremität. 
Der  Reizpunkt  hatte  aber  je  nach  dem  Individuum  und  dem  Alter 
desselben  eine  wechselnde  Lage,  am  sichersten  war  der  Erfolg  bei 


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DErT»ciiM»KH,  Faserstoff. 


407 


Reizung  der  Faserztige  zwischen  Seh-  und  Streifenhügel,  auch  zu 
einer  Zeit,  wenn  von  der  Rinde  aus  noch  nichts  erreicht 
werden  konnte.  (Gegen  Hermann  Cbl.  1875.  838).  — Indem  wir, 
was  die  nähere  Besprechung  der  Vorgefundenen  Fehler,  ihre  Deutung 
und  ihre  Anwendung  auf  den  Menschen  betrifft,  auf  die  ausführliche 
Darstellung  des  Originals  verweisen,  heben  wir  hier  noch  Folgendes 
hervor:  Als  den  wahrscheinlichsten  Grnnd  des  Nichterfolges  der 

Hirnrindenreizung  bei  Neugeborenen  nimmt  Vf.  das  Factum  an,  dass 
die  Fasern  in  so  früher  Zeit  noch  nicht  überall  von  einer  Mark- 
scheide umkleidet,  die  Bahnen  also  noch  nicht  isolirt  sind.  Wie 
mangelhaft  ihre  Gchirnthatigkeit,  geht  auch  aus  folgenden  Experi- 
ment dos  Vf’s.  hervor.  Er  exstirpirte  einem  neugeborenen  Hunde 
beide  Hemispüren  mit  den  Streifenhügeln  und  erhielt  nur  Seh-  und 
Vierhügel : alle  vorher  von  dem  Thiere  ausgeführte  Bewegungen 
gingen  unverändert  auch  nach  der  Operation  von  statten.  — Einen 
Beweis  ferner,  dass  nach  Exstirpation  einer  Hemisphäre  die  andere 
vicariirend  für  diese  verloren  gegangene  einzutreten  vermag,  kann 
man  aus  folgendem  Experiment  S’s  entnehmen:  Einem  4 Tage  alten 
Hündchen  wird  die  Rinde  des  ganzen  Lohns  präfrontalis,  zum  Theil 
auch  des  postfrontalis  links  exstirpirt.  Als  nach  einem  Vierteljahr 
das  rechte  Centrum  für  die  Vorderextremitäten  biosgelegt  und 
gereizt  wurde,  reagirte  nicht  allein  die  linke,  sondern  auch  die 
rechte  Vorderpfote.  — Nach  gleichzeitiger,  doppelseitiger  Exstirpa- 
tion der  Vorderlappenrindo  wird  beim  erwachsenen  Hunde  die 
Störung  nicht  vollständig  rückgängig.  Möglicherweise  tritt  hier  das 
Kleinhirn  als  Ersatz  für  die  verloren  gegaugeno  Rinde  des  Vorder- 
lappens ein.  Bernhardt. 


R.  Dentschmann , Beitrag  zur  Kenntniss  des  Blutfnserstoff. 

PrLrOKa’s  Arcb.  XI.  S.  619. 

Digerirt  man  ausgewaschenes  Fibrin  auf  dem  Wasserbad  mit 
Natronlauge  von  0,05  pCt. , so  geht  nach  Vf.  ein  grösserer  oder 
geringerer  Theil  desselben  in  Lösung.  Die  Zeit  und  Vollständigkeit, 
in  welcher  dieses  geschieht,  richtet  sich  nach  der  Thierspecies,  aus 
deren  Blut  das  Fibrin  abstammt.  Die  alkalische  Lösung  lässt  sich 
bis  zu  einer  nur  noch  geringen  Alkalesceuz  mit  Mineralsäucrn  ver- 
setzen, ohne  dass  eine  Ausscheidung  des  Fibrins  erfolgt,  diese  tritt 
aber  ein  bei  vollständiger  Neutralisation.  Ebenso  erfolgt  die  Aus- 
scheidung, wenn  man  die  nur  noch  schwach  alkalische  Lösung  mit 
dem  Natron  oder  Ammoniaksalz  der  Milchsäure,  Buttersäure,  Essig- 
säure, Ameisensäure,  Valeriansäure  versetzt  und  zwar  häufig  in 
derselben  Weise,  wie  bei  der  späteren  Gerinnung  des  Blutes,  so  dass 
das  ausgescliiedene  Fibrin  die  Form  des  Gefässes,  in  dem  es  ent- 
standen, wiedergiebt.  Die  Ausfällung  des  Fibrins  erfolgt  schon  bei 


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408 


TiKmtMANN,  Entzündungen  im  Mediaetinnm. 


gewöhnlicher  Temperatur,  besser  aber  hei  40  Gr. ; am  besten  wirkt 
dns  essigsaure  Ammoniak.  Die  angewcmh  ten  Lösungen  enthielt  0,25 
pCt.  Ammoniak  als  Salz.  Da  die  Alkalescenz  des  Blutes  nach  der 
Entfernung  desselben  aus  dem  Körper  stetig  abnimmt  und  sich  hier- 
bei Fettsäure  oder  Milchsäure  bilden,  so  hält  es  Vf.  für  sehr  wohl 
möglich,  dass  diese  Salze  bei  der  Gerinnung  des  Blutes  eine  Rolle 
spielen.  Für  diese  Vermuthung  spricht  die  Thatsache,  dass  Blut, 
in  einem  Gefäss  aufgefangen,  das  etwas  Essigsäure  oder  essigsaures 
Ammoniak  enthält,  schneller  gerinnt,  wie  Blut  ohne  solchen  Zusatz. 
Die  Rcaction  des  Serums  war  dabei  in  allen  Fällen  alkalisch. 

E.  Salkowski. 


H.  Tiedemann,  TJeber  dio  Ursaeheu  und  Wirkungen  chronischer 

entzündlicher  Processe  im  Hediastinnm.  Darnach.  Arcu.  t klm. 

Med.  XVI.  S.  576. 

Nach  Aufzählung  und  Beschreibung  von  21  Präparaten  der 
Kieler  Sammlung  fasst  T.  die  Wirkungen  chronischer  Entzündungen 
im  Bereiche  des  Mediastinums  dahin  zusammen:  1)  Auf  den 

Oesophagus.  In  der  Wand  desselben  führt  eine  Schrumpfung 
umliegender  Theile  häufig  zu  Divertikelbildung  und  zwar  derart 
dass  die  ganze  Wand  des  Oesophagus,  nicht  etwa  blos  die  Schleim- 
haut, in  die  Ausstülpung  eingeht.  2)  Die  Luftwege.  Hier  wird 
der  Bildung  von  Divertikeln  durch  die  Resistenz  der  Wände,  soweit 
diese  Knorpel  tragen,  Widerstand  geleistet  und  nur  in  einem  Falle, 
wo  die  Knorpel  defeet  waren,  hatte  der  Schrumpfuugszug  die 
Schleimhaut  hervorzerren  können.  Meist  sind  Stenosen  der  Trachea 
und  der  Bronchien,  die  bis  zur  Obliteration  von  Brouchial ästen  füh- 
ren können,  die  Folge  der  sich  hier  abspielenden  Retractionsvorgänge. 

3)  Auf  die  Gefässe.  Ausser  der  Aorta  und  der  Pulmonalarterie 
unterliegen  alle  grosse  Gefässe  Stenosirungen  und  Lageveränderungeu. 

4)  Auf  die  Nerven.  Hier  kommen  nach  T.  nur  die  Nn.  vagi  in 
Betracht,  da  die  übrigen  den  Brustraum  passirenden  Nerven  nicht, 
iu  deu  Bereich  schrumpfender  Bronchial-  und  Trachcaldrüsen  hinein- 
gezogen  werden  können;  er  beobachtete  in  einem  F'alle  Lähmung 
des  I.  Stimmbandes  durch  Compression  des  N.  Laryng.  inf. 

Die  Aetiologie  anlangend,  gehen  die  Schrumpfungen  selten  von 
acuten,  meist  von  chronischen  Entzündungen  der  Lyraphdrüsen  nach 
chron.  Bronchialreizungen  aus.  Auser  der  klinischen  Darstellung 
einzelner  der  oben  aufgeführten  (Jompressionserscheiuuugen  giebt 
Vf.  am  Schluss  eine  (Jebersicht  über  die  Abscediruogen  von  Lymph- 
drüsen und  verschiedene  Möglichkeiten  ihres  Durchbrucbs.  Qrawfta. 


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Sachs,  Hepatitis. 


409 


Sachs  (Cairo),  Ueber  die  Hepatitis  der  lieissen  Länder,  die 
darnach  sich  entwickelnden  Leberabscesse  und  deren  opera- 
tive Behandlung.  v.  Lanoknukck’h  Arch.  XIX.  8.  235* 

3i’>  genau  beobachtete  Krankheitsfälle  illustriren  die  wichtigeren 
vom  Vf.  hervorgehobenen  Behauptungen  und  Tiiatsachen.  Bezüglich 
der  Aetiologie  findet  er,  dass  das  weibliche  Geschlecht  nahezu  immun 
sei.  Fr  sucht  ferner  aus  dem  Collectivbegriff  „hoisses  Klima“ 
diejenigen  Faktoren  herauszuschälen,  welche  als  nächste  Ursache  der 
Erkrankung  angesehen  werden  müssen.  Er  wiederlegt  die  Möglich- 
keit einer  Ansiedelung  von  Entozoen  in  der  Leber  und  stellt  dar, 
dass  die  Oxydationsprozesse  in  kalten  Ländern  durch  gemeinsame 
Thätigkeit  von  Lunge,  Muskeln  und  Leber  geleistet  werde,  in  heissen 
Landern  (speciell  Egypten),  wo  die  Lungen-  und  Muskelthätigkeit 
nachweislich  eine  so  minimale  sei,  wesentlich  der  Leber  zutalle. 
Diese  übermässige  Arbeitsleistung  des  Organs  führe  unendlich  häutig 
zu  Leberhyperaemieen,  welche,  als  praetiisponirendes  Moment  aufge- 
fasst, nur  noch  eines  Anstosses  bedürften , um  in  Hepatitis  überzu- 
gehen. Diesen  Anstoss  findet  S.  in  der  gerade  in  Egypten  durchaus 
gebräuchlichen  Einführung  grosser  Mengen  stark  reizender  Ingesta. 
Unhaltbar  ist  die  Ansicht,  dass  die  Leberabscesse  aus  der  Ruhr  sich 
entwickeln,  indem  von  den  Dickdarmvcnen  Eiter  absorhirt  und  sammt 
Thromben  der  Leber  zugeführt  werde.  Vf.  läugnet  nicht,  dass  eine 
Dysenterie  der  Hepatitis  in  vielen  Fällen  voranginge,  wiederlegt  aber 
mit  im  Original  nnclizusehenden  Gründen  den  causalen  /.usatnmon- 
hang  beider  Erkrankungen. 

Bezüglich  der  Symptomatologie  wäre  zunächst  der  cachektische, 
allen  schweren  chronischen  Erkrankungen  eigenthuinlichc  Habitus, 
dann  eine  eigentümliche  wächserne  F'arbe  der  Haut  und  der  Sklera 
(Paleur  icterique)  hervuizuheben,  dann  Hervorwöibung  der  Leber- 
gegend, zuweilen  ein  peritoneales  Reibegeräusch  und  in  fast  allen 
Fälleu  eine  gewisse  Spannung  der  Bauchmusculatur.  Wichtig  ist 
weiter  zu  wissen,  dass  acute  entzündliche  Leberanschwellungen  zuerst 
nach  aufwärts  sich  entwickeln  und  erst  später,  wenn  der  Widerstand 
von  oben  her  einen  bestimmten  Grad  erreicht  hat,  nach  unten 
zu  sieh  zeigen. 

Von  subjectiven  Symptomen  erscheint  der  rechtsseitige  Schulter- 
schmerz als  das  bedeutsamste  (die  interessanten  Angaben  über  dessen 
Ursaeheu  s.  im  Original);  dann  stark  ausgesprochene  Schlaflosigkeit 
und  ein  eigenthümlich  pelziger,  feuchter  Zungenbelag.  Die  Bemer- 
kungen über  Symptome  soiteus  der  Digestions-  und  Respiiations- 
organe  sowie  über  das  Fieber  s.  im  Orginal.  — Eine  ohne  Exaudat- 
bildung  verlaufende  Hepatitis  heilt  nicht  selten ; ist  aber  einmal  ein 
Abscess  vorhanden,  so  wird  dieser  sehr  selten  resorbirt,  ebenso 
selten  eingekapselt;  wird  er  nicht  operativ  entleert,  so  ist  Durch- 


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410 


Alt,  HeilnogBrorgang  nach  Iridectomie. 


brtich  in  die  Lunge,  den  Magen  oder  Darin,  oder  nach  aussen  der 
gewöhnlichste  Ausgang. 

Die  Unterscheidung  zwischen  pleuritischem  Erguss,  Echinococ- 
cen,  Tumoren  der  Leber  einerseits  und  Hepatitis  andererseits  hält 
S.  für  viel  leichter  als  den  Nachweis,  ob  in  der  entzündeten  Leber 
bereits  operationsfähige  Abscesse  vorliegen.  In  dieser  Beziehung  ist 
charakteristisch  die  Verminderung  des  vorher  über  das  ganze  Organ 
verbreitet  gewesenen  Schmerzes  und  das  Auftreten  eines  mehr  dis 
tincten,  auf  den  Heerd  localisirten  Schmerzes.  Sicherheit  giebt  indess 
nur  die  Akidopeirastik.  Die  der  Respiration  isochronen  Nadelaus- 
schläge schützen  zu  gleicher  Zeit  vor  Verwechslung  mit  einem  Ab- 
scess  der  Bauchdecken,  wie  solchen  S.  wiederholt  in  der  Leber- 
gegend sah. 

Gegen  die  Leberhyperätnieen  sind  durch  3 — 4 Wochen  die  be- 
kannten salinischcn  Purgantien , gegen  die  schweren  entzündlichen 
Erscheinungen  die  energischsten  antiphlogistiseheu  Mittel  (10 — 15 
hirud.  ad  anum;  grosse  Vesicantien)  in  Anwendung  zu  ziehen.  Die 
Behandlung  der  Abscesse  muss  operativ  sein. 

Einfache  und  Doppelpunctiou  des  Sackes  nach  vorgängiger 
Spaltung  der  oberflächlichen  Bauchdecken  und  sehr  vorsichtige  Ent- 
leerung des  Inhalts  haben  S.  die  besten  Resultate  ergeben.  Nach 
geschehener  Function  den  Troikart  zurückzuzieben,  ist  fehlerhalt, 
weil  der  Eiter  leicht  ins  Cavuiu  peritonei  dringt  Wilh.  Koch. 

Ad.  Alt,  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  anatomischen  Verhält- 
nisse des  Heilungsvorganges  nach  Iridectomie.  Archiv  tat 

Augen*  u.  Olireuheilk,  IV.  2.  S.  239. 

A.  benutzte  als  Versuchsobjecte  Kaninchen.  Die  normale  Hei- 
lung einer  durch  Iridectomie  verursachten  Iriswunde  geht  in  zweierlei 
Weise  vor  sich,  und  zwar  ist  die  eine  Art  dadurch  charakterisirt, 
dass  nie  ein  freier  Wundrand  angetroffen,  der  Irisstumpf  sofort  nach 
der  Operation  mit  Epithel  üborkleidet  erscheint,  während  bei  der 
zweiten  Art  ein  langsames  Hinüberwachsen  der  Epithelschichten  über 
den  freien  Lidrand  beobachtet  wird.  Die  Gründe  für  die  verschie- 
denen Heilungsvorgänge  werden  in  der  Schnittführung  gesucht. 

In  Bezug  auf  das  Verhalten  der  Gefässe  war  A.  nicht  im  Stande, 
etwas  von  einer  Verbindung  von  Arterien  und  Venen  nach  ExNiiü 
zu  sehen. 

Bei  Iriseinheilung  sind  die  Gefässe  des  eiugelagerten  Irisstumples 
im  Zustande  ausgesprochener  Stauung;  zwischen  den  einzelnen  lie- 
websfalten  findet  sich  Fibringeriunsel.  Ara  4.  Tage  sind  in  allen 
durch  die  Operation  getroffenen  Theilen  neue  Gefässe  mit  Tendenz 
zur  Auastomosirung  vorhanden,  welche  letztere  nach  8 Tagen  zwischen 
Bämmtlichen  Theilen  ausgebreitet  ist.  Atu  4.  Tage  tritt  ausserdem 

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Marti*  k Krott;  Pahrot  & Robert,  Harn  und  Nieren  der  Neugeborenen.  411 

zwischen  den  Gewebsfalten  und  auf  der  Oberfläche  dos  Prolapsus 
iridis  ein  zaries  Granulationsgewebe  auf,  das  am  1?.  Tage  als  ein 
derbes  fibrilläres  Gewebe  sich  darstellt.  Die  Ueberwucherung  der 
Wunde  geschieht  grössteritheils  mit  Conjunctivalepithel,  am  8.  Tage 
überzieht  eine  continuirliche  Epithelschicht  Cornea,  Wunde  nebst 
Inhalt  und  Conjunctiva.  Das  Gewebe  des  Schnittrandes  der  Cornea 
ist  gequollen,  mit  eingewanderten  Zellen  erfüllt;  letzteres  ist  in  noch 
reichlicherem  Masse  am  Wundrande  der  Sclera  vorhanden.  Die 
fixen  Hornhautkörpurchuu  sind  aufgebläht,  was  nach  5 — 6 Tagen 
wieder  verschwindet,  und  Pigment  wird  in  die  Saftkanälchen  einge- 
schwemmt. Diese  Einschwemmung  steigert  sich  in  den  ersten  8 bis 
12  Tagen  und  gegen  Ende  der  2.  Woche  scheinen  die  Pigmont- 
moleküle  zum  grössten  Theilo  fixirt.  Die  Membrana  Descemeti 
quillt  auffallend,  die  Schnittenden  biegen  'sich  nach  aussen  in  die 
Wunde  um  und  stellenweise  tritt  eine  Wucherung  des  Endothels  auf. 
An  der  scleralen  Seite  der  Wunde  ist  sie  häufig  von  ihrem  Ansatz- 
punkte von  dem  Corpus  ciliare  und  der  Sclera  losgerissen  oder  mit 
Corpu3  ciliare  nach  vorn  und  aussen  gezogen;  es  erklärt  sieb  dies 
aus  der  verschiedenen  Menge  des  Blutextravasates,  welches  nicht 
blos  hinter  die  M.  Descemetii,  sondern  auch  tief  in  das  Corpus  ciliare 
dringt.  Michel  (Erlangen.) 


A.  Martin  & C.  Buge,  Ueber  das  Verhalten  von  Harn  und 
Nieren  der  Neugeborenen.  Stuttgart  1875.  8°.  50  stn.  und  Zeitecbr.  f. 
Geburtsk.  u.  Krauuiikr.  1875. 

J.  Parrot  & A.  Robert,  Ktudes  pratiques  sur  l’urine  normale 
des  nouveau-n6$.  Arcb  g<5».  1876.  s.  129  u.  s.  309. 

Aus  der  ausführlichen  Mittheilung  von  M.  & R.  ist  zu  dem 
bereits  (Cbl.  1875,  387)  Veröffentlichten  noch  Folgendes  nachzu- 
tragen: Die  Menge  des  Harns  beträgt  im  Durchschnitt  pro  Kilo 

Körpergewicht  am  1.  Tage  4,4  gm.,  am  9.  oder  10.  Tage  18,8  gm., 
obgleich  das  Körpergewicht  selbst  sich  wenig  oder  garnicht  bis  zum 
10.  Tage  verändert.  In  den  ersten  Tagen  ist  der  Harn  regelmässig 
mehr  oder  weniger  trübe,  namentlich  von  Urateo,  Schleim  und 
Epithelien;  erst  vom  5.  Tage  wurde  er  klar.  Aus  19  an  verschie- 
denen Tagen  mit  dem  Urin  von  Knaben  gemachten  Bestimmungen 
wurden  0,93  pCt.  feste  Bes  t an  d t h ei  le  bei  einem  mittleren  speo. 
Gewicht  von  1006  gefunden.  Der  Chlorgehalt  des  Morgenharns 
betrug  durchschnittlich  0,102  pCt.,  der  de«  Abendharns  0,042  pCt. 
Eiweiss  fand  sich  häutiger  im  Morgen-,  als  im  Abendharn.  Ein 
Einfluss  des  G e b urt  s v erl au  fs  auf  die  Ei  w eissau ssc h e id  un  g 
war  gar  nicht  nachweisbar.  Der  Harnstoffgehalt  betrug 
im  Mittel  aus  87  Einzelbestimmungen  0,489  pCt.  Pro  Kilo  Körper- 
gewicht war  er  am  1.  Tage  0,0205  und  am  10.  Tage  0,0919  gm. 


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412  Marti«  Se  Rror;  Parrot  & Uorkht,  Harn  mid  Nieren  der  Neugeborenen. 


Abweichend  von  dem  Verhalten  bei  Erwachsenen  fällt  bei  Neuge- 
borenen die  stärkst«  Harnstoffausscheidung  auf  den  Vormittag,  wie 
Vff.  vennuthen,  vielleicht  deshalti,  weil  dio  Kinder  früh  am  Morgen 
atu  meisten  trinken.  Harnsäure  (durch  Ausfallen  mit  Salzsäure 
bestimmt)  ist  im  Mittel  aus  3 Untersuchungen  (6. — 8.  Tag)  0,0463  pCt- 
enthalten,  das  Verhältnis»  zum  Harnstoff  würde  sich  wie  1 : 14  be- 
rechnen. Pho s p h or sän  re  war  I Mal  am  5.  Tage  zu  0,014  pCt. 
und  2 Mal  am  7.  Tage  bezw.  U,t)89  und  0,032  pCt.  gefunden. 

Der  Urin  von  Tod  tg  e boren  eti  war  stets  eiweisshaltig,  was 
zum  Theil  als  Leichenerscheinung  aufzufassen  ist,  während  anderer- 
seits der  Zustand  der  Mutter  (Nephritis,  Eclatnpsie)  und  Circulations- 
störungen  von  grossem  Einflüsse  sind.  Die  Vff.  kommen  aus  ihren 
Beobachtungen  zu  dem  Schluss,  dass  die  Nieren  der  Neuge- 
borenen, die  sich  physiologisch  in  einem  hyperbolisch- 
catarrlialischen  Zustand  befinden,  leieht  in  einen  ent- 
zündlichen Zustand  gerathen  können,  und  zwar  in  ein- 
zelnen Fällen  entschieden  in  Folge  einer  Erkrankung  der 
Mutter.  Wie  Pakrot,  Cuakcelay  u.  A.  sind  die  Vff.  daher  geneigt, 
einen  Theil  der  Ktämplo  bei  Kindern  als  urämische  aufzufasseu. 
Uebrigens  findeu  sich  oft  auch  alle  anderen  Organe  der  Neuge- 
borenen in  einem  hyperbolischen,  leicht  in  Entzündung  übergehenden 
Zustande. 

Nach  P.  & R.  ist  der  Urin  Neugeborener  unmittelbar  nach  der 
Entleerung  meist  farblos,  seltner  blassstrohfarben,  an  der  Luft  wird 
er  dunkler;  nur  die  allererste  Entleerung  ist  etwas  stärker  gefärbt. 
Er  ist  in  der  Regel  klar,  nur  ausnahmsweise  trübe  von  Epithel  der 
Harnwege  oder  .Scheide  oder  von  Harnsäure  und  zuweilen  auch  von 
oxals.  Kalk,  welche  beim  Stehen  austallen.  Beides  wird  namentlich 
bei  Frühgeburten  beobachtet.  Spec.  Gewicht  ist  vom  5. — 30.  Tage 
1003 — 100d,  das  der  ersten  Entleerung  1005 — 1006.  Die  24stünd. 
Menge  vom  6. — 30.  Tage  können  Vff.  nur  annähernd  und  zwar  auf 
150 — 300  ccm.  angegeben,  bei  einer  mittleren  Milchaufnalime  von 
550  gm.  täglich.  Die  am  Morgen  entleerte  Menge  betrug  am 
1. — 5.  Tage  10 — 25  ccm.,  am  10.— -15.  Tage  15 — 30  ccm.,  am  15. 
bis  30.  Tag«  20 — 30  ccm.,  am  30. — 150.  Tage  25—35  ccm.  Im  Se- 
diment haben  die  Vff.  ab  und  zu  auch  Epithelieu  der  Harncauälchcn 
in  geringer  Zahl,  niemals  aber  Cylinder  gefunden.  Dio  Reaction 
fanden  sie  neutral,  seltener  ganz  schwach  sauer,  so  dass  sie  die  saure 
Reaction  für  die  Folge  einer  fehlerhaften  Ernährung,  vielleicht  auch 
nur  einer  langen  Abstinenz  ansehen.  Der  Gehalt  an  Harnstoff 
ist  bei  Kindern  von  1 Tag  bis  zu  1 Monat  mit  einem  Mittelgewicht 
von  3850  gm.  0,303  pCt.  und  pro  Tag  und  Kilo  0,23  gm.  Im  Ein- 
zelnen fanden  sie: 


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Culling woHTii,  Extrau  teriuseh waugerschaft. 


413 


Mittel 

Mittel 

Alter. 

Ge- 

Harn- 

«ns 

Alter. 

Ge- 

Harn- 

aus 

wicht 

stoff. 

? 

wicht. 

stoff. 

? 

Tage. 

gm. 

pCt. 

Hoch. 

T a*e. 

jrm. 

pCt. 

ßeob. 

1 

3725 

0,705 

3 

5-9 

3559 

0,170 

8 

2 

3331 

0.467 

6 

10 

3937 

0,239 

4 

3 

4117 

0,438 

3 

lt-30 

3560 

0,273 

16 

3 

3760 

0,210 

3 

30- 150 

4918 

0.298 

18 

Ei  weis«  haben  Vf.  bei  gesunden  Kindern  niemals  Nachweisen 
können,  bei  mehreren  Frühgeburten  ebenfalls  nicht.  Chlor  fanden 
sie  bei  Kindern  von  3 — 30  Tagen  zu  0,079  pCt.,  bei  älteren  Kindern 
etwas  mehr,  als  bei  jüngeren.  Der  Gehalt  an  Phosphaten  war 
sehr  wechselnd,  ln  24  Stunden  entleerten  Kinder  von  2 — 3 Tagen 
45  gm.  Urin  mit  0,007  Phosphorsäure,  Kinder  von  10  Tagen  200  gm. 
Urin  mit  0,026,  von  16 — 32  Tagen  300  gm.  Urin  mit  0,290  gm. 
Phosphorsäure.  Schwefelsäure,  Kalk,  Magnesia,  Kali  und  Extractiv- 
stoffe  sind  in  geringen  Mengen  nachweisbar.  Zucker  wurde  niemals 
gefunden,  auch  nicht  bei  Kindern  mit  secernirenden  Brustdrüsen. 

Jede  Abweichung  von  dem  vorstehend  als  normal  angegebenen 
Verrhalten  ist  nach  Vff.  Zeichen  einer  vorhandenen  oder  bevorste- 
henden Störung  der  Gesundheit.  Im  Besonderen  kommt  bei 
„Oedem  der  Neugeborenen“  vor  ein  wenig  gefärbter,  saurer 
Urin,  der  ein  rothes  glänzendes  Sediment  von  Harnsäure  und  ciuen 
geringen  Uebersehuss  von  Harnstoff  enthalt,  ohne  Eiweiss,  ohne 
Zucker  umi  sieh  durch  Salpetersäure  nicht  färbend,  dagegen  soll  der 
Athrepsie  eigemhUralich  sein  ein  gelber,  saurer  mehr  oder  weniger 
eiweisshaltiger  Harn,  der  Kupferoxyd  (in  der  BAKUltSWlLL’schen 
Lösung)  reducirt,  sich  durch  Salpetersäure  rosa  färbt  und  einen 
Uebersehuss  von  Harnstoff  und  Phosphaten  enthält.  Senator. 


Cullingworth,  Case  of  extra- uterine  fetation.  obatetr.  jouum. 

XXXIV.  8.  660. 

Die  26jährige  Pat.  hatte  seit  Beginn  ihrer  nur  2jährigen  Ehe 
über  Unregelmässigkeit  der  Menses  zu  klagen.  Nahezu  1 Jahr  nach 
der  Hochzeit  stellten  sich  plötzlich  heftige  Harnbesehwerden  ein, 
der  Leibesumfang  nahm  zu,  es  zeigte  sich  Milch  in  den  Brüsten, 
auch  wurden  kindliche  Bewegungen  verspürt.  Die  Menses  blieben 
nahezu  8 Monate  aus,  um  dann  ab  und  zu  in  früher  gewöhnter 
Menge  aufzutreten.  Um  diese  Zeit  traten  auch  wehenartige  Schmerzen 
auf,  während  das  Allgemeinbefinden  mehrero  Wochen  lang  ein  sehr 
unbefriedigendes  blieb.  Ein  Arzt  erklärte  um  diese  Zeit  Pat.  für 


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414 


Hooa*!i.  Ki'i.ü.  TIamii.tok. 


schwanger  mit  einer  lebenden  aber  schwach  entwickelten  Frucht. 
2 Monate  spater  fand  C.  den  Leib  massig  ausgedehnt  durch  einen 
fluctuirenden  Tumor  von  unebener  Oberfläche,  an  dem  keinerlei 
Geräusche  wahrnehmbar  waren;  die  Brüste  erschienen  schlaff  wie 
bei  einer  Wöchnerin,  der  Scheidentheil  klein  und  weich,  die  Sondirung 
misslang;  vor  dem  Cervix  erscheint  eine  elastische,  etwas  bewegliche 
Geschwulst.  Erst  nach  Monatsfrist,  als  Fat.  nach  einer  Erkältung 
an  einer  heftigen  Peritonitis  erkrankte,  trat  sie  in’s  Hospital  ein. 
Der  Tumor  zeigte  nun  keine  Fluctuation  mehr,  gab  tympanitischen 
Schall  und  liess  einzelne  kindlichen  Theilen  ähnliche  Abschnitte  er- 
kennen. Hei  hohem  Fieber  der  Fat.  wurde  durch  die  Laparotomie 
ein  macerirter  etwa  8 monatlicher  Fötus  aus  dem  mit  faecal  stinken- 
den Gasen  und  einer  geringen  Menge  gelblicher  Jauche  gefüllten 
Sack  entfernt.  Die  Placenta  bestand  aus  wenigen,  der  vorderen 
Sackwand  fest  adhärirenden  Gewebsfetzen.  Die  Innenfläche  des 
Sackes  war  raub:  sie  wurde  mit  Jodtinctur  ausgewaschen.  60  Stun- 
den nach  der  Operation  starb  Fat.:  schon  2 Tage  vorher  hatten  sieb 
unter  heftigen  Schmerzen  kothige  Entleerungen  durch  den  Sack  ein- 
gestellt. Die  sehr  unvollständige  Autopsie  ergab  nur  eine  feste 
Adhaerenz  des  Sackes  an  die  Organe  des  kleinen  Beckens.  A.  Martin. 


F.  E.  Hoggau,  Neue  Färbemethode  für  histologische  Präparate. 

Brit.  med.  Journ-  Au g.  28.  1875. 

Frau  H.  empfiehlt  nach  Behandlung  der  Objecto  mit  Wasser  und  Methyl* 
nicohol  die  Schnitte  in  eine  lpctige  Losung  von  Eisenchlorid  tu  tbun  uud  nach 
einigen  Minuten  mit  etwas  2pctiger  Pyrogallussäure  zu  übergiessen.  So  behandelte 
Präparate  sollen  nicht  blos  Kerne  und  Kernkörperchen,  sondern  auch  das  Zellpro- 
toplasina  schön  gefärbt  zeigen.  Löwe. 

E.  Külz,  Ueber  die  schwefelhaltigen  Körper  des  Harns,  s.  a. 

1875. 

Vf.  beschreibt  die  Körper,  welche  für  die  vorliegende  Frage  in  Betracht 
kommen  können;  für  den  Menschenharn  entscheidet  er  sich  dahin,  dass  die  8nb 
stanz,  die  mit  Zink  und  Salzsäure  HgS  entwickelt,  wahrscheinlich  Rhodankalium  ist, 
das  sich  im  Harn  durch  verdünntes  Eisenchlorid  Nachweisen  lässt.  Ausserdem 
enthielt  der  Harn,  wie  Kef.  nachgewieseu  hat,  noch  eiuen  andern  schwefelhaltigen 
Körper  — eine  schwefel-  uud  stickstoffhaltige  Säure.  — Taurin  und  Cystin  konnte 
Vf.  im  menschlichen  und  Rinderharn  nicht  finden.  B.  Salkowskl. 

D.  J.  Hamilton,  Ou  Myelitis,  being  an  experimental  inqulry 
into  the  pathological  appearences  of  the  same.  Quart.  Journ.  of 

micr.  sc.  1875.  S.  384, 

H.  hat  die  pathologische  Histiologie  au  dem  Rückenmark  von  Katzen  studirt, 
durch  welches  er  einen  Faden  zog.  Die  Tbiere  wurden  nach  48  Stunden  getödtet, 
das  Rückenmark  erhärtet  uud  auf  feinen  carraingefärbten  Querschnitten  untersucht. 
Aus  der  sehr  ausführlichen  Darstellung  der  Untersuchungsmethode  ist  hervorzu- 
heben, dass  H.  die  Theile  bei  möglichst  niedriger  Temperatur  zu  erhärten  empfiehlt, 
weil  aoust  leicht  Fäulnisaveräuderungeu  in  dem  Präparate  auftreten. 


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Obth.  SciiOi.kin.  Rktrkr. 


415 


Die  eingreifendsten  Veränderungen  beschreibt  II.  an  den  Nervenfasern  der 
weissen  Substanz,  deren  Axencyliuder  in  eiu?dlne  erst  spindelförmige  und  kugelige 
Protoplasmastiicke  zerfallen,  die  sich  alsdann  in  „Mutterzellen“  verwandeln  und 
eine  endogene  Brnt  vou  Eiterkörperchen  erzeugen  sollen.  — An  den  Nervenzellen 
konnte  H.  nur  die  von  Mkymeht  sogenannte  ödematöse  Veränderung,  aber  niemals 
Theiluugnerscheinungen  wahrnehnieti.  — Die  Kerue  der  Neuroglia  erschienen  ver- 
mehrt uud  die  Blutgefässe  zeigten  die  gewöhnlichen  entzündlichen  Veränderungen 

Boll  (Rom). 

J.  Orth,  Ueber  localisirte  Tuberculose  der  Leber.  Virch.  Arch. 
LXVI.  S.  113. 

Vf  beobachtete  2 Fälle,  bei  deren  erstem  als  Theilerscheinung  einer  allge- 
meinen Miliartuberculose  und  tu ben  zahlreichen  dUseminirten  Tuberkeln  der  Leber 
selbst,  unabhängig  von  den  Gallengängen  mehrere  grössere  und  ein  wallnussgrosser 
Knoten  im  rechten  Leberlappen  gefunden  wurden,  während  in  dein  zweiten  bei  ge- 
ringen Veränderungen  anderer  Organe  neben  einer  tuberculösen  Peritonitis,  ausge- 
dehnter Verkäsung  der  portalen  und  retroperitonealen  LymphdrÜsen  und  nur  ge- 
ringer disseminirter  Tuberculose  der  Leber  selbst,  ein  mehrlappiger  über  faustgrosser 
Tumor  in  der  Leber  sass.  Der  letzte,  durch  Confhicnz  kleinster  Kuötchen  ent- 
standen, wird  von  Gmllcugäugen  durchzogen,  deren  Wandungen  völlig  iutact  sind; 
er  ist  im  Zustande  käsigen  Zerfalles,  bo  dass  Vf.  AufSchnitten  weder  der  Randzone 
noch  des  umliegenden,  den  Tumor  vou  dem  Lebergewebe  trennenden  Bindegewebes, 
deutliche  Zellen  wahrnebmeu  konnte.  Dennoch  liess  die  Zusammensetzung  der 
grösseren  Käsemasse  aus  einer  Unzahl  kleinster  rundlicher  Heerdchen,  deren 
Zwischengewebe  lymphoid«  Zellen  neben  feinen  faserigen  Elementen  zeigte,  keiuen 
Zweifel  an  der  tubercnlösen  Natur  derselben  zu;  in  dem  portalen  Bindegewebe 
fauden  sieb  frische  reticulirte  Tuberkel.  In  der  Frage,  ob  die  Tuberculose  der 
Lymphdrüseu  oder  diejenige  der  Leber  hier  das  Primäre  sei,  neigt  »ich  Vf.  zur 
letztere!)  Ansicht  hin,  indem  er  den  beschriebenen  Tumor  als  gleichwertig  den 
Soiitärtuberkelu  des  Gehirns  au  die  Seite  stellt.  Urawitz. 

W.  ScJhUlein , Leber  das  Verhalten  der  peripheren  zur  centralen 
Temperatur  im  Fieber.  Dias.  Berlin  1876.  und  Virohow'»  Arcb.  LX  VI. 
8.  109. 

Bei  verschiedenen  fieberhaften  Krankheiten  verglich  Vf.  die  Temperatur  einer 
Achselhöhle  mit  der  zwischen  erster  und  zweiter  Zehe,  während  die  Krauken  ruhig 
im  Bett  unter  leichter  Decke  lagen  und  die  Zimmertemperatur  meist  zwischen 
18  — 22°  C.  schwankte.  Bei  Gesundet),  wo  die  Achselgrubentemperatur  nahezu 
constant  bleibt,  zeigte  die  Temperatur  zwischen  den  Zehen  beständige  Schwankungen 
ohne  jede  Regelmässigkeit.  Ebenso  wurden  bei  Typbus  abdom  , Peritonitis,  Rheum- 
arthrihs,  Erysipela»,  Endometritis  puerperalis,  Miliartuberculose  uud  käsiger  Pueu- 
mouie  fortwährende  mit  deueu  in  der  Achselhöhle  nicht  übereinstimmende  Schwan- 
kungen der  Temperatur  gefunden.  Bei  croupöser  Pneumonie  dagegen  und  bei 
Masern  fand  ein  ziemlich  gleicbmässiges  Steigen  der  Hauttemperatur  (zwischen  den 
Zehen)  und  der  Achselhöhleutemperatur  statt.  Bei  Schüttelfrost  fiel  Sinken  jener 
mit  Steigen  dieser  zusammen.  Senator. 

Reyher,  l)ie  Laryugostrictur  uud  ihre  Heilung  durch  den 
künstlichen  Kehlkopf.  v.  Lanobnurck’s  Arch.  XIX  8.  334. 

Die  Strictur  wurde  gespalten  und  nach  ihrer  vorläufigen  Vernarbung  mit 
stetig  au  Volum  zunehmenden  Zinnkolben  durch  6 Monate  ununterbrochen  in 
Dehnuug  erhalten.  Als  ihr  Querschnitt  12  mm.  ausmachte,  kam  der  UussbmbaCbb’- 


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416 


BoooüLowiiKir.  Wma*.  v.  GhI'Huwald.  Druckfehler. 


«che  Apparat  cur  Verwendung,  dessen  Phonationscmiüla  so  dick  bemessen  wurde, 
dnss  sie  rugleieh  die  Aufgabe  einer  dilatireuden  Bougie  übernahm.  Willi.  Koch. 

Gr.  Bogoslowsky,  lieber  Regeneration  der  terminalen  Horn- 
hautnerven. (Au*  dem  pathologische«}  Institute  in  Zürich).  Viacnow’s  Arcb. 
LXV.  8.  350. 

Nach  Abtragung  von  Ilornhautepithel  (bei  Kaninchen)  in  geringerer  oder 
grösserer  Ausdehnung  und  Färbung  mit  Goldchlorid  konnte  coustatirt  werden,  dass 
die  Nerven  nach  vollkommer  Ausfüllung  des  Epitheldefects  sich  ebenfalls  regenerirt 
zeigen,  bei  gehemmter  Epithelrcgeneration  niemals  ausgebildote  Fasern  in  dein  De« 
fecte  gefunden  werden  und  regenerirte  runde  Abschnitte  der  Kpitheldecke,  welche 
vor  der  Ueberhäutung  bis  zur  Rbicbrkt  BowMANN'schen  Lamelle  draugen  und  einen 
Flachendurcbmesser  von  4 — 5 mm.  be6as*en,  am  5.  Tage  nach  der  Operation  eine 
vollendete  Regeneration  der  Nervenendgefleehte  aufzuweisen  habeu.  Vf.  spricht  die 
Ansicht  aus,  dass  die  ueuen  Axenfibrilleu  durch  Aussprossen  der  noch  vorhandenen 
entstehen  müssten.  Michel  (Erlangen). 

C.  Weisz,  Ein  Fall  von  acuter  Spinallähinnng  (Poliomyelitis 
anterior  acuta)  hei  Erwachsenen.  Dis«.  Breslau  1875. 

Der  vom  Vf  mitgetheilte  einen  früher  gesunden  30jährigen  Mann  betreffende 
Fall  vou  acuter  spinaler  Lähmung  zeichnet  sich  vor  deu  übrigen  bekannt  gewor- 
denen dadurch  aus,  dass  nur  die  beiden  Oberextrem  itäten  iu  ihrer  TotalitÜt 
vou  der  Lähmung  ergriffen  waren,  wäbreud  die  Uuterextremitäten  intact  blieben. 
Im  Uebrigen  glich  der  Fall,  was  die  Integrität  der  Sensibilität  der  Blaseu-  und 
Mastdarmmuscnlatur  betrifft,  deu  schon  bekannten  (Cbl.  J 874,  316).  Die  atrophischen 
Muskeln  schmerzten  auf  Druck  und  zeigten  deutliche  Entartnugsreaction.  Bemer- 
kenswert)) ist  schliesslich  noch  der  tieberhafte  Beginn  der  Krankheit  und  die  im 
Laufe  der  Jahre  uuter  fortgesetzter  electriscbor  Behandlung  fortschreitende  Bes- 
serung. Bernhardt. 

0.  v.  Grünewald , Zwei  Fülle  von  künstlicher  durch  lndnctions- 
electricitat  bewirkter  Frühgeburt.  Arcb.  f.  Gynsk.  vm.  8.  478. 

„2  flache  Electroden  vou  6—7  cm.  im  Durchmesser  haltender  Oberfläche, 
arrairt  mit  dem  Strome  2.  Ordnung  eines  nr  Bois-RKYUONi/schen  Schlittenapparates, 
der  ho  weit  auseinander  geschoben  war,  dass  der  erzeugte  Strom  unliihlbar  isf 
wurden  iu  einer  Entfernung  von  10—15  cm.  au  beiden  Seiteu  fest  auf  deo  Fundus 
uteri  aufgesetzt“;  — hierauf  wurde  der  Schlitten  langsam  soweit  vorgeschoben,  als 
die  Schwangere  es  vertragen  kouute.  ln  Einer  Sitzung  lies«  G.  die  Electroden 
5—6  Mal  in  Pausen  von  3 — 5 MiuuUn,  jedesmal  1 Minute  lang  liegen.  Vor  dem 
Abnehmen  wurde  der  Strom  rasch  abgeschwücht.  Im  ersteu  Fall  genügten  5,  im 
zweiten  3 Sitzungen  zur  Einleitung  vou  Weben,  welche  iu  regelmäsaignter  Weise 
die  Geburt  herbeiführ tuu.  ▼.  tlasolberg. 

L 

Druckfehler;  S.  283  Z.  7 v.  o lies:  rundliche  statt  unendliche. 

Z.  4 v.  u.  lies:  P ar as ite nth eorie.  — S.  310  Z.  11  v.  u.  lies:  Allen  statt  Aber. 

— S.  311  Z.  20  v.  n.  lies:  c hag  r iu  Artig  augeurdneten.  — S.  348  Z.  13  v.  o.  lies: 

hoch  statt  sich.  — S.  340  Z.  10  v.  o.  lies:  deu  statt  die.  Z.  23  v.  o.  lies: 

Leitungnaphasie  statt  zweiten  Form  uud  Z.  25:  motorischen  Aphasie  statt 
Leitung»  Aphasie. 


Einsendungen  für  da»  Central  blau  wolle  *uan  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  KrausnickAtraaae  S4,  und  Professor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  BaisehloM)  an 
die  Verl&imhsndl'ing,  Berlin  (N.-WJ.  unter  den  Linden  W,  ad r es» i reu. 

Verlag  von  August  Hlreebwald  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  in  Berlin. 


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Wdcbtntlleb  «mchelnen 
I — l Botren  ; »m  8chliiM« 
Jahrgang«  Titel,  Na- 
ro*n  und  8tebra|lit«r 


Gentralblatt 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
SO  Mark;  au  beziehen 
durch  alle  Buchbandlun- 
gen  und  Poetamtnlteo. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  In  Erlangen. 


Redigirt  von 
and 


Dr.  BL  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876. 


flO.  Juni. 


No.  24. 


Inhalts  Net  mann,  flimmernde  Kiterzellen  (Orig.-Mitth.).  — Iülder,  8aft- 
räume  io  der  lebenden  Hornbant  (Orig.-Mitth.).  — L aquf.it  r,  Anwendung  des 
Physostigmin  bei  Glaucom  (Orig.-Mttlb.).  — 

Mo*so,  Irisbewegung.  — Pahciidtin,  BnttersHuregiirung.  — Dittkl,  intraar- 
tieuläre  Verletzungen  am  Knie.  — Lahdbbero;  Hblpbrich;  Knapp  & Tcmm- 
bull;  Thomson  & Knapp;  Knapp;  Lawson;  Aonkw  & End,  Netzbautgliom. 
— üt  bois,  Druck  in  der  Harnblase.  — Ingkumi.bw,  Gewicht  Neugeborener.  — 
Stumpf;  Pilicibb;  Cbaio,  Jaborandi  — 

Sachs,  Nerven  der  dehnen.  — Goniakw,  Nerven  des  Darmtractus.  — 
Baue  kr,  HöTTGKR'sche  Zuckerprobe.  — Hirschrkbg,  peripher  lineare  Staar- 
extraction.  — Anders,  putride  Intoxication  — Chabcot,  MfcNifcaü’acbe  Krank 
beit.  — * Gauasch,  Pericystitis.  — Witkowski,  subcutauo  Injection  von 
Digitalin. 


lieber  flimmernde  Eiterzellen. 

Von  Prof.  E.  Neumann  in  Königiberg  i.  Pr. 

Wird  bei  einem  Frosche  durch  Application  einiger  Tropfen 
einer  schwachen  Osmiunisiiurelösuug  (!4 — H pCt.)  ein  katarrhalischer 
Entzündungszustand  in  der  Mund-  und  iiachenhöhle  erzeugt,  so  ent- 
hält nach  24 — 48  Stunden  das  Schleimhautsecret  ausser  zahlreichen, 
in  unverändertem  Zustande  abgestosseuen,  leicht  gebräunten  Flimmer- 
epithelien  (und  Becherzellen)  und  ausser  aruoeboiden  Zellen  von  der 
gewöhnlichen  Beschaffenheit  der  Eiterkörperchen  eigentümliche 
Zellen  anderer  Art,  welche  in  Betreff  ihrer  Eigenschaften  gewisser- 
maassen  zwischen  Beiden  in  der  Mitte  stehen,  indem  sie  mit  den 
Epithclien  die  Cilienhekleidung,  mit  den  Eiterzellcn  die  Contractilität 
ihrer  Substanz  gemeinsam  haben,  ln  ihrer  U rosse,  ihrem  starken 
ülauze,  ihrer  Neiguug  zur  Vacuolenbildung,  sowie  in  der  Unsicht- 
barkeit ihrer,  wie  es  scheint,  meist  einzeln  vorhandenen,  runden 
Kerne  in  frischem  Zustande  gleichen  sie  durchaus  den  übrigen 
Eitcrzellen  des  Secrets  und  es  lassen  sich  an  ihnen  dieselben  Form- 
veränderungen,  wie  an  diesen,  wenn  auch  vielleicht  mit  etwas  ge- 
XIV.  Jahrgang.  27 

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418 


'NunifANN.  flimmernde  Eiter*ollen. 


ringerer  Lebhaftigkeit  vor  sich  gehend,  verfolgen.  Die  Oilien  be- 
decken nicht  die  ganze  Oberfläche  der  Körperchen,  sondern  bilden 
entweder  einen  unvollständigen,  höchstens  die  Hälfte  der  Peripherie 
einnehmenden  Strahlenkranz  oder  sie  sind  zu  einem  pinselartigen 
Büschel  zusammengedrängt.  Stets  sind  sie  ohne  Basalsaum  direct 
dem  Protoplasma  eingepflanzt.  Häufig  sieht  man  die  Zellen  durch 
das  Spiel  der  Cilien  in  eine  lebhafte  rotirende  Bewegung  versetzt 
und  diese  zeigen  alsdann,  so  lange  diese  Bewegung  andauert,  eine 
regelmässige  runde  Form;  erst  weun  die  Cilien  zur  Ruhe  gekommen, 
beginnen  die  amöboiden  Formverändernngen. 

Eigentümliche  als  rund  oder  bimförmig  bezeichnete  Flimmer- 
zcllon  sind  in  dem  katarrhalischen  Secrote  der  Nasen-  (und  Bron- 
chial-) -Schleimhaut,  soviel  mir  bekannt,  borcits  früher  bemerkt 
worden  von  Rindfleisch  (Vircuow’s  Archiv  XXI.  S.  500),  von 
Cornil  und  Ranviku  (Manuel  d’histologie  pathol.  S.  47,  Ranvier 
Traitö  technique  d’histol.  S.  243)  und  von  Brücke  (Vorlesungen 
über  Physiologie  I.  S.  445).  Rindfleisch  betrachtet  dieselben  als 
die  abgeschnürten  oberen  Theile  der  ursprünglichen  Epithelzellcn 
und  will  in  ihrem  Innern  endogen  gebildete  Eiterzellen  wahrgenommen 
haben,  Cornil  und  HaNVIKK  bezeichnen  sie  in  einer  kurzen  Erläu- 
terung einer  Abbildung,  auf  welche  im  Texte  nicht  Bezug  genommen 
wird,  als  Eiterkörper  „provenants  bien  uettement  d’une  segmeutation 
des  cellules  cylindriques  oinsi  que  le  ruontrent  ses  cils  vibratiles“. 
Brücke  endlich  erklärt  die  fraglichen  Gebilde  für  die  ,, Zellenleiber 
der  Flimmerzellen,  welche  (mit  den  Cilien)  aus  ihrem  dütcuförmigcn 
Gehäuse  herausgetroten  sind“. 

Ich  selbst  bin  auf  die  Existenz  derartiger  Zellen  zuerst  auf- 
merksam gemacht  worden  bei  der  Untersuchung  des  schleimig  zähen 
Inhalts  einer  snbeutauen  Flimmercysto  (Arch.  d.  Heilk.  XVII. 
S.  255)  und  es  war  mir  schon  damals  nach  dem  ganzen  Habitus  der 
Zellen  ihre  von  den  früheren  Beobachtern  nicht  beachtete  amöboide 
Natur  sehr  wahrscheinlich  geworden. 

Wenn  wir  im  Allgemeinen  alle  bei  Entzündungspro?SMen  auf- 
tretenden „ein-  oder  mehrkernigeD,  farblosen,  mit  ContractilirHund 
dem  Vermögen  amöboider  Formveränderungen  begabten  Zellen“'5^ 
Eiterkörperchen  bezeichnen  dürfen  (ConNHEiM),  so  werden  wir  nach 
obigem  Befunde  nicht  anstehen,  auch  die  beschriebenen  flimmernden 
Zellen  den  Eiterkörperchen  zuzuzählen  und  in  ihnen  ein  entscheidendes 
Zeugniss  für  das  noch  immer  bestrittene  Vorkommen  einer  wirk- 
lichen epithelialen  Eiterung,  welches  freilich  mit  der  Ansicht,  dass 
alle  Eiterzellen  aus  den  Blutgefässen  stammen,  nicht  vereinbar  ist, 
zu  erblicken. 

Weitere  Angaben  über  die  Entwicklung  dieser  Elemente  aus 
dem  ursprünglichen  Flimmerepithel  behalte  ich  mir  für  eine  ausführ- 
lichere Darstellung  vor. 


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Ihi.dfr,  Saflräume  in  der  lebenden  Hornhaut. 


419 


Kiue  die  Existenz  von  Kuft  räumen  in  der  Hornhaut  des  lebenden 
Frosches  beweisende  Beobachtung. 

Von  I)r.  Illldor,  Artt  in  Berlin. 

Da  es  bislang  nicht  gelungen  ist,  durch  Injeclion  der  Gefüsse 
des  Auges  ein  zusammenhängendes  Caualsystein  in  der  Hornhaut  zu 
demonstriren  und  Injcctiouen  durch  Einstich  in  die  Hornhaut  den 
Einwurf  künstlich  gemachter  Räume  zulassen,  so  dürfte  cs  wohl  ge- 
stattet sein,  eine  Beobachtung  an  der  Hornhaut  des  lebenden  Frosches 
mitzutheilen,  die  mir  ein  Beweis  dafür  zu  sein  scheint,  dass  in  der 
That  in  der  Hornhaut  eine  .Saftströmung  in  präformirten  Raumen 
besteht. 

Betrachtet  man  nämlich  durch  ein  wagerecht  aufgesteliles  Mi- 
croscop*) die  Hornhaut  eines  curarisirten  Frosches,  dem  man  ein 
etwa  3 mm.  im  Durchmesser  haltendes,  rundliches,  mit  Silberfolio 
versehenes  Spiegclchcn  von  dünnstem  Glase  durch  einen  Einschnitt 
am  oberen  Rande  der  Hornhaut  in  die  vordere  Kammer  geführt  hat, 
bei  seitlicher,  durch  eine  Linse  verstärkter  Beleuchtung  in  der  Art, 
dass  das  Licht  so  schräg  auf  das  in  der  vorderen  Kammer  befind- 
liche Spiegelchen  fällt,  dass  es  nicht  in  das  Microscop  refleelirt  wird, 
dagegen  diejenigen  Strahlen,  welche  auf  die  der  Lichtquelle  zuge- 
wandte Seite  der  Hornhaut  lallen,  durch  das  .Microscop  in  das  Auge 
des  Beobachters  gelangen;  so  gewahrt  man,  sobald  die  vordere 
Kammer  sich  wieder  hergestellt  hat,  ein  eigenlhümliches  interessantes 
Phänomen. 

In  dem  fast  dunkleu  Gesichtsfelde  beginnt  ein  Aufflackern  und 
Aufleuchten  von  zahlreichen  Punkten  und  Linien,  zu  vergleichen  nur 
dem  Leuchten  der  Sterne  an  einem  klaren  Winterabend.  Das  Auf- 
leuchten ist  momentan.  So  rasch  aber,  wie  es  au  einer  Stelle  ver- 
schwindet, beginnt  es  wieder  an  einer  benachbarten  und  bald  darauf 
wieder  an  der  vorhergehenden  u.  s.  f.  Zuweilen  dehnt  sich  ein 
leuchtender  Punkt  durch  Entstehung  von  Zerstreuungskreisen  zu 
einer  Scheibe  aus,  wie  ein  glänzender  Tbautropfen,  verweilt  dann 
etwas  länger  und  verschwindet  langsam  wieder. 

*)  Schon  vor  längerer  Zeit  batte  ich  mir  einen  einfachen  Träger  für 
das  aus  seiner  Hülse  ausgewogene  Rohr  meines  Microscop»  unfertigen  lassen,  hatte 
aber  nicht  den  gewünschten  Erfolg,  da  ich  bei  der  Einstellung  des  Focus  auf  die 
Sicherheit  meiner  Hand  angewiesen  wnr  und  kleine  Bewegungen  dabei  schwer  ver- 
meiden konnte.  Durch  die  Demonstration  des  von  Herrn  Prof.  Hüter  zur  Beob- 
achtung des  Kreislaufes  in  der  Palpebra  terfia  des  Kaninchens  erfuudencn  Apparates 
auf  dem  Chirnrgen-Congress  zu  Berlin  am  21.  April  d.  J.  angeregt,  nahm  ich  meine 
Untersuchungen  wieder  auf  uud  stellte  mir  nun  durch  Entfernung  dos  Objecttisches 
und  des  Bpiegels,  durch  wagerechte  Lagerung  und  Unterstützung  des  ausgezogeuen 
oberen  Tbeiles  des  Microscoprohrs  durch  ratiuen  Träger  den  gewünschten  Apparat 
her,  indem  ich  nun,  wie  bei  der  gewöhnlichen  Aufstelluug  des  Microscops  die  Mi- 
cromcterschraube  derselben  zur  Einstellung  benutzen  konnte- 

27* 


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420 


Ihi.dkr,  Bnftrüumo  in  der  lebenden  Hornhaut. 


Ich  beobachtete  dieses  Phiinomen  am  25.  April  Abends,  be- 
nutzte dazu  das  Licht  einer  hell  brennenden  Petroleumlampe  und 
ein  kleines  Microscop  von  Haktnack,  bei  65facher  Vergrösserung, 
dessen  Tisch  und  Spiegel  ich  entfernt  hatte. 

Das  kleine  iSpiegelcheu  hatte  ich  in  dio  vordere  Kammer  ein- 
geführt,  um  mit  Sicherheit  Lichterscheinungen  von  Seiten  der  Iris 
fernzuhalten.  Ich  hatte  nämlich  schon  vor  längerer  Zeit  dieselbe 
Erscheinung  bei  Betrachtung  des  Kreislaufes  in  der  Iris  des  Frosches 
beobachtet,  bezog  sie  aber  damals  auf  Lücken  im  Irisgowebe,  welche 
jo  nachdem  unter  denselben  blutkörperfreie  oder  -haltige  Theile  des 
Blutes  in  den  Capillarcn  sich  befänden,  hell  oder  dunkel  erschienen. 

Nachdem  ich  mich  nun  durch  den  Versuch  mittolst  des  einge- 
führten Spiegels  mit  Sicherheit  überzeugt  hatte,  dass  das  Phänomen 
der  Hornhaut  zukomme  und  nicht  der  Iris,  entfernte  ich  den  Spiegel, 
wartete,  bis  sich  die  vordere  Kammer  wieder  hergesteilt  hatte,  und 
gewahrte  daun  dasselbe  Phänomen,  und  zwar  am  Deutlichsten  auf 
dem  dunkeln  Uruude  der  Pupille.  ' 

Nun  betrachtete  ich  auch  das  gesunde  Auge,  indem  ich  den 
Focus,  wie  bei  den  vorhergehenden  Beobachtungen,  sorgfältig  auf 
diu  hinter  dem  vordem  Epithel  der  Hornhaut  befindlichen  Theile 
derselben  einstellte,  fand  aber  nur  eine  Audeutung  der  Erscheinung; 

Auf  dein  dunkeln  Urunde  der  Pupille  Hessen  sieh  nämlich 
neben  einer  geringen  Zahl  von  weisseu,  stark  Licht  reHectirenden, 
gebuckelten,  in  der  tiestalt  amöboiden  Zellen  gleichenden,  die  Orösse 
der  vorderen  aber  etwa  um  das  Dreifache  übertreffenden  Körperchen, 
und  neben  einer  grösseren  Zahl  von  mehr  nebclartigeu  Flecken  un- 
gefähr 10 — 12  verstreute  leuchtende  Pünktchen  erkennen,  die,  nach- 
dem sie  eine  Weile  geleuchtet  hatteu,  abblassteu,  verschwanden  und 
nach  einer  Weile  wieder  aufingen  zu  leuchten.  — Die  Circulatiou 
in  den  Uetässeu  der  Nickhaut,  die  bis  unter  den  unteren  Pupillar- 
rand  herabgezogen  war,  und  der  Iris,  war  dabei  sehr  lebhaft. 

Da  es  gewiss  ist,  dass  das  Phänomen  der  Hornhaut  zukommt, 
so  ist  anzunehmen,  dass  es  sich  um  kleine  Theile  in  derselben  handle, 
weiche,  je  nachdem  das  Licht  sie  im  günstigen  oder  ungünstigen 
Winkel  trifft,  Licht  in  das  Auge  des  Beobachters  reffectiren  oder 
nicht.  Die  Theile  sind  folglich  als  bewegliche  zu  deuten.  Aus  der 
verschiedenartigen  Gestalt  ferner,  die  sie  zeigen,  als  Pünktchen, 
Linien  und  Scheibchen  ist  zu  schliessen,  dass  sie  flüssigen  Stoffes 
sind  und  ihre  Uestalt  durch  ihre  Umgebung  erhalten.  Es  bewegt 
sich  also  eine  Flüssigkeit  in  den  hinter  dem  vordereu  Epithel  befind- 
lichen Schichten  der  Hornhaut.  Da  nun  ferner  nicht  wohl  anzunehmen 
ist,  dass  binnen  der  kurzen  Zeit  der  Üurarisirung  und  der  Ein- 
führung des  Spiegels  sich  in  der  Hornhaut  Bäume  für  eine  strömende 
Flüssigkeit  gebildet  haben;  da  der  Eingriff  ohne  sichtbare  Reaction 
geblieben  ist,  die  Hornhautwunde  sich  sofort  geschlossen  und  eine 


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Laqobob,  Anweuduug  des  Physostigmiu  bei  Glnncom. 


421 


Wiederansammlung  von  Kammerwasser  gestattet  hat  und  durchaus 
keine  Gefässinjection  am  Rande  der  Hornhaut  zu  bemerken  ist;  da 
ferner  das  Phänomen  auch  am  gesunden  Auge,  wenn  auch  in  abge- 
schwächtem Maasse,  sich  zeigt,  so  bleibt  nichts  übrig,  als  sich  für 
die  Präexistenz  von  Safträumen  in  der  Hornhaut  zu  entscheiden,  in 
welchen  eine  Flüssigkeit  circulirt,  die  unter  den  oben  angegebenen 
Umständen  das  eigentümliche  Phänomen  des  Aufdackerns  und  Auf- 
leuchtens von  zahlreichen  Pünktchen  und  Strichclchen  hervorruft. 


Ueber  eine  neue  therapeutische  Verwendung  des  Physostigmin. 

Vorläufige  Mittheilung  von  Prof.  Laqticur  in  Strassburg  i.  K . 

Die  in  den  letzten  Jahren  von  verschiedenen  Seiten  gemachte 
Erfahrung,  dass  Atropin,  in  ein  zu  Glaucom  prädisponirtes  Auge 
eingeträufelt,  in  demselben  einen  acuten  Giaucomaufatl  hervorzu- 
bringen vermag,  bat  in  mir  den  Gedanken  angeregt,  zu  untersuchen, 
ob  das  Calabaralkaloid  sich  nicht  auch  dem  erhöhten  intraocularen 
Drucke  gegenüber  als  der  Antagonist  des  Atropins  verhalten  würde. 
— Das  Präparat,  desseu  ich  mich  bediente,  ist  das  DüQCESSEr.’scho 
Physostigmin*);  es  wurde  von  demselben  eine  M — Hpctige  wässrige 
Lösung  bereitet,  und  täglich  3—4  Tropfen  derselben  in  Zwischen- 
räumen von  20  Minuten  in  den  Conjunctivalsack  eingeträufelt.  Das 
Mittel  wurde  in  dieser  Dosis  3 Wochen  lang  ohne  irgewl  welche 
Beschwerden  gut  vertragen.  * 

Die  Versuche,  welche  ich  bei  5 Individuen  mit  Glaucoma  siraplex 
und  in  einem  Falle  von  Secundärglaucom  (in  Folge  von  partieller 
Linsenluxation)  angestollt,  haben  nun  ergeben,  dass  constant  nach 
einer  3 — 4tägigen  Application  eine  deutliche  Herab- 
setzung dos  pathologisch  erhöhten  Augendruckes  ein* 
tritt,  welche  bis  zum  8.  oder  10.  Tage  mehr  und  mehr  zunimmt, 
und  mit  welcher  bei  nicht  erloschenem  Sehvermögen  eine  ansehnliche 
Verbesserung  der  Sehschärfe  einhergeht.  In  dem  Falle  von  Secun- 
därglaucom wurde  der  Druck  von  über  T + 2 völlig  auf  die  Norm 
zurückgeführt  und  seitdem  auf  dem  normalen  Niveau  erhalten.  — 
Ob  der  Erfolg  ein  dauernder  ist,  kann  nach  den  bisherigen  Er- 
fahrungen noch  nicht  versichert  werdeu;  jedenfalls  steht  soviel  fest, 
dass  die  druekvermindermle  Wirkung  des  Mittels  den  Effect  auf  die 
Pupille  und  den  Accommodationsapparat  hei  Weitem  überdauert. 

Ain  nicht  glaucomatösen  Menscbeiiauge  sowie  am  normalen 
Kaninchenauge  habe  ich  nach  wiederholten  Physoatigmiuein- 
träufelungen  eine  Veränderung  des  intraoeulären  Druckes  uicht  con- 
statiren  können. 

*)  Unter  der  Bezeichnung  Sulfate  nentre  d’Esdrino  iu  erwünschter  Reinheit 
an  beziehen  von  der  Pbarmacie  V<Se,  42  Faubg.  St.  Denis  in  Paria. 


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422 


Mosso,  Irisbewegung. 


Die  druckvermindernde  Wirkung  des  Physostigmin  im  Glaucom 
erklärt  sich  höchstwahrscheinlich  durch  eine  dirccte  Reizung  der 
glatten  Muskelfasern  der  Choroidealg  efässe.  Haunack 
und  Witkowski'*)  haben  in  einer  soeben  erschienenen  Arbeit  nach- 
gewiesen, dass  das  Physostigmin  auf  eine  grosse  Zahl  von  querge- 
streifteu  und  glatten  Muskeln  direct  (ohne  Vermittelung  der  Nerven- 
endigungen) erregend  wirke. 

Demnach  scheint  mir  die  methodische,  mehrere  Wochen  hindurch 
fortgesetzte  Physostigmiueinträullung  indicirt:  1)  In  allen  Fällen 

von  Glaucoma  simplex,  besonders  in  denjenigen,  in  welchen  Iris 
und  Kammer  keine  Abnormität  zeigen;  denn  hier  ist  erfahrungs- 
gemiiss  die  iridectomio  fast  immer  wirkungslos.  2)  In  allen  Fällen 
von  Glaucom,  in  welcher)  eine  Iridectomie  bereits  ausgeführt  worden 
ist,  aber  nicht  die  gewünschte  Entspannung  hervorgebracht  ist. 
3)  In  denjenigen  Fällen  von  Secundärglaucom,  in  welchen  die  Iris 
nicht  durch  vordere  oder  hintere  Synechien  theilweiso  fixirt  ist. 

Beim  hämorrhagischen  (ilaucom  habe  ich  das  Mittel  in  einem 
Falle  ohne  Nutzen  versucht. 


A.  Mosso,  Hui  moYimeuti  idraulici  doll’  iridc  e still’  azione  dei 
me/./.i  cho  servano  a dilatnre  cd  a restriugere  la  pupillu. 

Accademia  di  niediciua  di  Torino.  1875. 

Als  hydraulische  Bewegungen  bezeichnet  M.  die  Bewegungen 
der  Iris,  die  nur  von  der  Füllung  und  der  Entleerung  der  Iriage- 
tü88e  abhängig  sind.  Die  Ergebnisse  seiner  Versuche  schliessen  sich 
denen  von  GkOnhagen  an,  ohne  die  Möglichkeit  von  andern  Bewe- 
gungsarten zu  bestreiten.  Wenn  man  an  einem  Kaninchenkopf  durch 
die  (Jarotiden  zwei  Tage  nach  dem  Tode  eine  Kochsalzlösung  (U,5  pCt.), 
Serum  oder  defibrinirtes  Blut  unter  einem  hohen  Druck  cinspritzt, 
tritt  eine  Veränderung  der  Pupille  ein.  Diu  Pupille  wird  bald  nach 
dem  Tode  durch  die  Eintröpfelung  einer  Atropinlösung  erweitert  und 
mit  besondern  Massregeln  aufbewahrt. 

Die  hydraulischen  Bewegungen  hängen  von  der  Anordnung  der 
Irisgefüsse  ab.  Leber  (Cbl.  18G5.  503.)  hat  schon  gezeigt,  wie  die 
Arterien  der  Iris  sämmtlich  aus  dem  grossen  Iriskranze  entstehen 
und  in  radiärer  Richtung  gegen  den  Pupillenraud  verlaufen.  Die 
meisten  biegen  an  demselben  schliugenförmig  um,  um  in  die  An- 
fänge der  Venen  überzugehen. 

Um  nach  der  Anordnung  der  Irisgefüsse  den  Mechanismus  der 
hydraulischen  Bewegungen  zu  erklären,  hat  Vf.  oine  künstliche  Iris 
aus  einer  dünnwandigen  Kautschuk  röhre,  die  auf  einer  Korkplatte 
passend  angeordnet  ist,  dargestellt.  Die  Windungen  dieser  Röhre 

*)  Arcb.  f.  exper.  Palliol.  u.  Plarmakol.  V.  Bd.  8.  402. 


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Pasciittin,  Btitterimnregi'.ruug. 


423 


laufen  zwischen  zwei  concentrischen  Kreisen  hin  und  her.  Ara 
äussern  Kreise,  der  deui  grossen  Iriskranze  entspricht,  sind  sie  mit 
Stecknadeln  festgehalten;  ara  Pupillenrando  sind  sie  frei.  Mit  dieser 
Vorrichtung  kann  man  zeigen,  wie  jeder  Füllung  der  Gefasse  eine 
Verkleinerung  des  Pupillarkreises  entspricht  und  wie  mit  jeder  Ent- 
leerung der  Rohre  die  künstliche  Pupille  sich  erweitert.  Auf  diese 
Weise  erklärt  M.  manche  Bewegungen  der  Iris,  die  früher  eine 
ungenügende  Erklärung  durch  Thätigkeit  der  Muskeln  und  der 
Nerven  fanden.  — Jede  Erweiterung  der  Gefässe  erzeugt  Myosis, 
während  die  Zusammenziehung  derselben  von  Mydriasis  gefolgt 
wird.  — Diese  Verhältnisse  konnte  M.  am  Menschen  durch  seinen 
Plethysmograph  bestätigen.  M.  hatte  schon  früher  gefunden, 
dass  jede  tiefe  Einathraung  von  einer  Zusaimneuziehung  säraintlicher 
Gefässe  gefolgt  wird.  Wenn  man  durch  ein  Loch,  das  man  in  einer 
Visitenkarte  mit  einer  Stecknadel  gemacht  hat,  eine  weisse  Wand 
betrachtet,  kann  man  die  Bewegung  der  Iris  an  sich  selbst  sehen. 
Durch  diese  einfache  Methode  konnte  M.  au  sich  selbst  beobachten, 
wie  jede  tiefe  Eiuathmuug  und  jede  Zus&uunenziehung  der  Gefässe 
mit  einer  Erweiterung  der  Pupille  verbunden  ist. 

Die  Myosis  hängt  manchmal  nur  von  der  Lähmung  der  Gefässe 
ab,  und  sie  ist  eiue  beständige  Erscheinung  bei  der  Einwirkung  von 
Substanzen  die,  wie  Chloroform,  Aether,  Chloral,  Morphium  u.  s.  w. 
die  Gefasse  erweitern  und  Schlaf  hervorbringen.  Umgekehrt  tritt 
Mydriasis  ein,  jedesmal  wenn  eutweder  durch  Gifte  oder  durch 
audere  Bedingungen  die  Gefässe  sich  zusammenziehen. 

Schliesslich  hat  M.  gefunden,  dass  wenn  die  Pupille  durch 
electrische  Reizung  des  Syrapathicus  am  Halse  das  Maximum  der 
Erweiterung  erreicht  hat,  inan  durch  die  electrische  Reizung  des 
Oculoraotorius  in  der  Schädelhöhlc  oder  durch  ein  intensives 
Licht  die  Pupillo  verengern  kann,  ohne  jedoch  das  Minimum  der- 
selben zu  erreichen.  Umgekehrt  wenn  die  Pupille  durch  die  Wirkung 
des  Lichtes  fast  zum  Verschwinden  gebracht  wird,  kann  sie  durch 
Reizung  des  Syrapathicus  ein  wenig  erweitert  werden,  ohne  an  das 
Maximum  zu  gelangen.  J.  Boseuthal. 

V.  Faschatin,  Recherche»  sur  quelques  espfcces  de  decomposi- 

tions  putrides.  Arch.  do  physiol.  otc.  1875.  S.  773. 

Vf.  hat,  von  der  Ansicht  ausgehend,  dass  das  normale  Vor- 
kommen der  Buttersäuregärung  im  Darmcanal  noch  nicht  hin- 
reichend festgestellt  ist,  Versuche  über  deu  Einfluss  verschiedener 
Ageutien  auf  dieselbe  angestellt.  Als  Material  diente  ein  frisch  be- 
reitetes Gemisch  von  5 gm.  milchsaurem  Natron  oder  Kalk  in  100 
Wasser  und  2 gm.  Käse  in  100  Wasser  verrieben.  Dieses  Gemisch 
wurde  mit  der  zu  prüfenden  Flüssigkeit  und  zur  Controle  mit  der 
gleichen  Menge  destillirten  Wassers  versetzt.  Als  Maassstab  für  die 


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424 


Dittkl,  intraarticulüre  Verletzungen  am  Knie. 


Intensität  der  Gärung  diente  die  Menge  der  entwickelten  Kohlen- 
säure. — Speichel  und  natürlicher  Magensaft  vom  Hunde  wareu 
ohne  Einfluss.  Salzsäure  verzögert  die  Gärung  bei  0,05  pCt.,  ver- 
hindert bei  0,15  pCt. ; Milchsäure  verzögert  bei  0,15  pCt.,  verhindert 
bei  0,45  pCt.  Auch  die  kolilensauren  Alkalien  wirken  störend  und 
zwar  schon  bei  einem  Gehalt  von  0,18  pCt.  Ein  Gehalt  an  Gallo 
wirkt  sehr  störend  schou  bei  1 — 2 ccm.  Galle  auf  100  ccm.  Flüssig- 
keit, ebenso  auch  gallensaure  Salze.  Vf.  meint  daher,  dass  die 
Buttorsäuregarung  im  Darm  nur  bei  Abschluss  der  Galle  stattfinden 
könne.  Bei  Mischungen  der  Ausgangsflüssigkeit  mit  wässrigem  Aus- 
zug von  Riudcrpankrcas  zeigte  sich  Gasentwicklung,  die  vorwiegend 
aus  Kohlensäure  bestand;  dieselbe  ist  jedoch  nicht  nothwendig  auf 
die  Milchsäure  zu  beziehen,  denn  sie  trat  auch  ein,  als  der  milch- 
saure Kalk  ganz  aus  der  Mischung  fortgelassen  wurde  (vergl. 
Kunkel  und  Hüfneb,  Cbl.  Iö75,  S.  247).  Im  Anschluss  daran 
stellte  P.  Gäruugsversuche  mit  den  Auszügen  verschiedener  Organe 
und  Gewebe  au;  das  entwickelte  Gas  wechselte  in  Menge  und  Zu- 
sammensetzung, stets  prävalirte  die  Kohlensäure.  VVogen  der  näheren 
Details  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden.  E.  Salkowrki. 


Dittel,  Stadien  über  das  Zustandekommen  iiitraarticuliirer 

VerletzUllgeU  am  Kulegeleuk.  Wien.  mod.  WocboiiSelir.  1870.  No.  7.  K. 

K.  Oefiellfccljaft.  Sitzung  vom  27.  Januar. 

Expeiimento  an  Leichen  lieferten  folgende  Resultate:  Forcirte 
Beugung  erzeugt  keine  Verletzung,  weil  die  Berührung  der  Weicb- 
theile  am  Ober-  und  Unterschenkel  bald  einen  Damm  setze.  Ent- 
fernt man  die  Weichtheilo,  so  rutt  die  gewaltsame  Beugung  stets 
eine  Ablösung  des  vordem  Kreuzbandes  von  der  Femoralinsertion 
hervor;  steigert  man  die  Beugung  durch  Einlegen  eines  Keiles 
zwischen  Ober-  und  Unterschenkel,  so  reisst  das  genannte  Band  ganz 
ab.  — Gesteigerte  Extensiou  bis  zur  Extensionsflexion  ruft  eine 
Eiubohrung  der  Condylen  des  Femurs  in  die  der  Tibia  und  bei  jungen 
Individuen  eine  Epiphysenablösuug  hervor;  zuletzt  löst  sich  das 
hintere  Kreuzband  von  seiuer  ribialiusonion.  — Eine  eigentüm- 
liche klinische  Beobachtung  führte  zu  weiteren  Versuchen.  Ein 
2:>jähriger  Manu  wurde  bei  einer  Rauferei  so  auf  die  Strasse  ge- 
worfen, dass  die  Beine  sich  rückwärts  kreuzten  und  das  1.  über 
dem  r.  lag  und  erhielt  dann  noch  einen  kräftigen  Fusstritt  auf  die 
I.  Wade.  Es  fand  sich  ein  bedeutender  Haemarthrus  vor,  welcher 
zur  Punction  Veranlassung  gab;  doch  musste  dieselbe  in  den  nächsten 
Tagen  wegeu  steter  Wieder ansammluug  dreimal  wiederholt  werden. 
Antiseptische  Erötfuong  und  Drainage  des  Gelenks,  Vereiterung, 
Amputation  des  Oberschenkels,  Tod  an  Erschöpfung.  Es  fand  sich 
im  1.  Knie  das  vordere  Kreuzbaud  von  seiner  untern  Insertion  derart 


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Landsrfno;  Hri.fiikich  etc.,  Netziiautgliom. 


425 


abgerissen,  dass  an  demselben  eine  längliche  ßnnchensclieibe  haften 
geblieben  war.  Es  lies»  sich  diese  Verletzung  experimentell  erzeugen, 
wenn  bei  gebeugter  Extremität  der  Oberschenkel  auf  die  Condylen 
aufgestemmt  und  in  die  Kniekehle  ein  kräftiger  Hieb  geführt  wurde. 
Liess  man  in  Flexionsstellnng  die  Gewalt  vom  Oberschenkel  auf  die 
Tibia  ein  wirken,  so  riss  da«  hintere  Kreuzband  eine  Knochenseheibe 
von  der  Tibia  ab.  Als  wichtigstes  Moment  für  die  Diagnose  solcher 
Verletzungen  am  Lebenden  glaubt  Vf.  die  reichliche  Blutung  und 
deren  Nachschübe  anschen  zu  dürfen.  tä.  Küster. 


M.  Landsberg,  Zur  Casuistik  des  Netzhautglioms.  v.  Otur*'« 

Arcb.  XXI.  2.  8.  98. 

Helfreich,  Beitrag  zur  Lehre  vom  Olioma  retinae  Da»,  s.  236. 

Taf.  VI.  a.  VH. 

H.  Knapp  & S.  Turnbull,  Ein  Fall  von  Retinalgliom  mit  zahl- 
reichen subperiostalen  metastatischeu  Geschwülsten.  Archiv  für 

Augen-  ti.  Ghrenheilk.  IV.  1.  8.  73. 

J.  Thomson  & H.  Knapp,  Ein  Fall  von  Retinalgliom,  klinisch 
ausgezeichnet  durch  Familienpriidisposition  zu  Gliom  und 
anatomisch  durch  die  klar  nachweisbare  Entstehung  der  Neu- 
bildung aus  der  inneren  Körnerschicht,  n»s.  s.  79. 

H.  Knapp,  Zwei  Fälle  von  Retinalgliom.  Da«.  2.  8.  202. 

G.  Lawson,  Glioma  of  the  retina.  Lancet.  is7ö.  1.  No.  5. 

0.  R.  Agnew  & H.  C.  Eml,  A ease  of  cousecutlve  eniieleatioii 
of  both  eyes  for  recurring  glioma.  Tr»u»act.  of  the  Am*r.  0|>btb. 
»oc.  New- York.  1876.  8.  349. 

M.  L.  tbeilt  2 Fälle  von  Enucleation  gliomatöscr  Bulbi  ohne  Recidiv 
mit;  in  dem  einen  Falle  dauerte  die  Beobachtungszeit  nahezu  6 Jahre, 
in  dem  anderen  l*/4;  hei  dem  letzteren  hatte  sich  der  pathologische 
Proccss  schon  4 mm.  weit  in  die  Substanz  des  Sehnerven  fortge- 
pflanzt,  es  fanden  sich  grössere.  Wucherungen  in  den  Gefässwänden, 
Zerstörung  der  Septumscheide,  „maiskolbenförmig“  wuchernde,  das 
Anfangsstück  der  Vena  centralis  mit  Gliomzellen  erfüllende  Knoten. 

Sofort  nach  der  Geburt  war  bei  einem  im  Alter  von  l1/»  Jahren 
verstorbenen  Mädchen  die  Kleinheit  beider  Augen  aufgefallen.  H. 
constatirte  eine  mangelhafte  Entwickelung  der  Thalami  optici,  den 
vollständigen  Mangel  des  2.  Hirnnervenpaares,  das  Fehlen  der 
Retina  und  das  Vorhandensein  eines  im  retroleutieulösen  Raume 
gelegenen  Tumors,  dessen  histologische  Beschaffenheit  den  Typus 
eines  Gliosareoms  entsprach.  Es  wird  die  Annahme  wahrscheinlich 
gemacht,  dass  die  congenitale  Microphthalmie  durch  die  in  der 
2.  Hälfte  des  Embryonallebens  stattgefundene  Netzhaütabhebung  be- 
dingt, der  destructive  Process  dann  in  centripctaler  Richtung  fortge- 
schritten sei,  und  die  Retina  gerade  deswegen  zur  Matrix  des  Glio- 


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426 


Dcboi«,  Druck  in  der  Hirubliae. 


sarcoms  geworden  sei,  weil  sie  vorher  von  der  Chorioidea  sich  ab- 
gelöst hatte.  In  dem  Falle  von  K.  und  T.  hatten  sich  4 Wochen 
nach  der  Exstirpation  bei  einem  3jährigen  Mädchen  Kecidive  ent- 
wickelt, in  der  linken  und  rechten  Schlüfengrube,  in  der  Lambda- 
und  Froutalnaht  etc.,  welche  subperiostul  entstanden,  von  zahlreichen 
Osteophyten  umgeben  waren. 

Eine  hereditäre  Disposition  konnten  Ph.  und  K.  bei  einem  ljüh- 
rigen  Mädchen  uachweisen,  indem  5 Mitglieder  der  Familie  an 
Retinalgliom  gestorben  waren. 

Kn.  beobachtete  bei  einem  12jährigen  Mädchen  ein  Gliom, 
welches  sich  hauptsächlich  in  dem  vorderen  und  besonders  dem 
ciliaren  Abschnitt  der  Netzhaut  entwickelt  hatte.  G.  L.  sah  einen 
Fall  vou  doppelseitigem  Gliom  der  Retina  bei  einem  männlichen 
274jährigen  Kinde;  am  linken  Auge  war  die  Erscheinung  eines 
abnormen  Reflexes  im  11.  Monat  aufgetreten,  am  rechten  3 — 4 Mo- 
nate später.  Ferner  wurde  von  L ein  mit  Gliom  behaftetes  rechtes 
Auge  eines  G wöchentlichen  Kindes  enueieirt,  wobei  die  Ausdehnung 
der  Geschwulst  zur  Annnhme  eines  längeren  Bestehens  derselben, 
als  das  Alter  des  Kindes  betrug,  Veranlassung  wurde. 

In  dem  von  A.  und  E.  beschriebenen  Falle  hatte  sich  zuerst 
in  dem  Alter  vou  7 Monaten  ein  gelber  Reflex  in  dem  linken  Auge 
gezeigt;  6 Monate  nach  der  Enuclcation  dieses  Auges  war  die  gleiche 
Erscheinung  auf  dem  rechten  Auge  eiugetretcn.  Ungefähr  1 Jahr 
nach  dei  Enuclcation  des  letzteren  war  das  Allgemeinbefinden  noch 
ein  befriedigendes.  Michel.  (Erlangen). 


P.  Dubols,  lieber  den  Druck  in  der  Harnblase.  Douneii  Arob.  < 

klin.  Med.  XVII.  8.  148. 

D.  maass  die  Höhe  der  Wassersäule  oincs  durch  den  Katheter 
mit  der  Blase  in  Verbindung  gesetzten  Manometers,  indem  er  die 
Symphysen-llöhe  als  Nullpunkt  anuahm.  Da  aber  letzterer  nicht 
dem  Blasenscheitel  entspricht,  weil  dessen  Höhe  nach  dem  Fülluugs- 
grade  der  Blase  wechselt,  so  corrigirte  er  die  abgelesenen  Zahlen, 
indem  er  an  der  Leiche  (in  der  Rückenlage)  bestimmte,  um  wieviel 
der  Scheitel  der  Blase  bei  verschiedenem  Flüssigkeitsinhalt  über 
die  Symphyse  stieg,  oder  uuter  ihr  blieb  und  die  so  gefundenen 
Werthe  von  jeneu  Zahlen  abzog  oder  zu  ihnen  hiuzuzählte.  Danach 
ergab  sich,  dass  der  Druck  iu  der  Blase  bei  jedem  Alter  uud  Ge- 
schlecht sich  nahezu  gleich  bleibt,  nämlich  13 — 15  Cm  Wasser  (in 
der  Rückenlage).  Bei  der  Inspiration,  der  aetiveu  Exspiration,  dann 
im  Stehen  (Schatz)  , hei  Meteorismus  steigt,  wie  der  Intrabdoniinal- 
druek,  so  auch  der  Druck  in  der  Blase,  bei  passiver  Exspiration 
sinkt  er.  Jedoch  ist  er  nicht  ganz  und  gar  von  dem  Druck  im 
Abdomen  und  den  Nachbarorganen  abhängig.  Füllte  Vf.  Rectum 

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Inoerslev,  Gewicht  Neugeborener. 


427 


und  Blase  mit  Wasser  und  entleerte  aus  letzterer  den  Inha.lt  stufen- 
weise, so  sank  der  Druck  in  der  Bisse  entsprechend,  während  er  irn 
Rectum  annähernd  gleich  blieb.  Die  Spannung  der  elastischen  und 
niusculösen  ßlnsenwand  ist  nämlich  ebenfalls  von  Einfluss.  Dies 
zeigte  sich  z.  B.  in  einem  Fall  von  Ascites,  wobei  der  Druck  in 
der  Bauchhöhle  40 — 50,  in  der  Blase  43  war,  nach  der  Punution 
dort  auf  0,  hier  nur  auf  21 — 25  sank,  obgleich  die  Urinmenge  sich 
gleich  blieb.  Aehnliches  zeigte  sich  in  einem  Fall  von  Blascnvorfall, 
bei  welchem  der  Abdomiualdruck  fast  ganz  ausgeschlossen  war. 
Bei  ßlasoncatarih,  noch  deutlicher  aber  bei  adynamischen  Zuständen 
(Typhus,  Pyaemic,  Meningitis)  oder  KückenmarksalTectionen  kann  der 
Blasendruck  sehr  stark,  bis  auf  0 sinken. 

Dass  ein  negativer  Druck  in  der  Blase  entstehen  könne,  davon 
konnte  sich  D.  nie  überzeugen.  Es  können  wohl  Luftblasen  in  dem 
Katheter  oder  den  mit  ihm  in  Verbindung  stehenden  Röhreu  sich 
faugeii  und  bei  gewissen  Bewegungen  in  die  Blase  aufsteigen,  nicht 
aber  eigentlich  eingesogen  werden. 

Ausführliche  Tabellen  dienen  als  Beleg  für  das  Gesagte.  Senator. 


E.  Ingorslev,  ön  the  weight  of  new  born  children.  Obstjouru. 
of  Gr.  Blit.  und  Irol.  XXXV  u.  XXXVI.  1876  8.  705. 

Vf.  hat  von  3450  im  Gebärhaus  zu  Kopenhagen  gewogenen 
Kindern  die  von  FkankkniiäUSSUK.Hkckbb  und  M.  DüNCAN  mitgetheiltcn 
Beobachtungen  über  die  Gewichtsverhältnissc  der  Neugeborenen 
controlirt.  Seine  Gewichto  sind  etwas  höher  als  die  von  C.  Martin 
für  Berlin  berechneten  (3330  für  Knaben,  3220  für  Mädelion),  nämlich 
3333,5.  Das  Gewicht  nahm  mit  jeder  späteren  Schwangerschaft  zn, 
ohne  dass,  wie  M.  Dcncan  will,  «las  29.  Lebensjahr  der  Mutter  einen 
Höhepunkt  bezeichnet.  Das  erstgeborene  Kind  ist  am  schwersten, 
weun  es  im  24.  Lebensjahre  der  Mutter  geboren  wird,  das  zwritge- 
borene  im  27.  Jahre,  das  dritte  im  29. — 30.  Jahre.  Von  50  an  der 
Mutterbrust  genährten  Kindern  nahmen  47  bis  zum  3.  Tag  an  Ge- 
wicht ab,  23  von  da  au  zu,  vom  5.  Tage  an  33  u.  s.  w.j  am  10. 
Tage  waren  30  Kinder  schwerer  als  zur  Zeit  der  Gehurt,  nur  1 
gleich  schwer,  19  leichter.  Der  Gewichtsverlust  der  ersten  Tage 
betrug  6,88  pCt , also  etwas  mehr,  als  bisher  angenommen  wurde; 
dabei  war  der  Gewichtsverlust,  entgegen  den  bisherigen  Beobach- 
tungen, bei  Knaben  relativ  und  absolut  grösser  als  bei  Mädchen. 
Die  Kinder  der  Erstgebärenden  verloren  7,2  pCt.,  die  der  Multiparae 
6,48  pCt.,  am  10  Tage  hatten  indes*  die  Kinder  der  Erstgebärenden 
mehr  zugenommeu,  als  die  der  Multiparae.  Dio  Kinder  hatten  um 
so  mehr  an  Gewicht  verloren,  je  kleiner  ihr  resp.  Geburtsgewicht 
war. 


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428 


StcHpr;  Pilicibb;  Csaio,  Jaborandi. 


Nach  des  Vf.  Beobachtung  stand  der  Gewichtsverlust  nicht  in 
Zusammenhang  mit  dem  Nabdschnurabfall  (WlNCKBL),  cs  erschien 
vielmehr  bedingt  zu  sein  durch  Umwand luugsprocesse  in  der  Nahrung 
und  der  Darmausleerung.  Je  eher  die  Kinder  angelegt  wurden, 
um  so  mehr  nahmen  sie  ab.  Freilich  betrug  die  Ausleerung  per 
anurn  et  urethrain  nur  die  Hüllte  des  verlorenen  Gewichtes. 

Bei  Krankheiten  war  die  Gewichtsabnahme  bedeutend. 

A.  Martin. 


M.  Stumpf,  Untersuchungen  über  die  Wirkung  der  Herba  Ja- 

borandi.  Deutsch.  Arcb.  f.  klin.  Mud.  XVI.  8.  265. 

H.  Pilicier,  Contributiou  a l’etude  du  Jaborandi.  Di«.  Bern.  1875 
W.  Craig,  Note  on  Jaborandi.  Ediub.  Jour».  istö.  ccxlvii. 

S.  698. 

S.  erstattet  auf  Grund  von  einigen  50  in  der  v.  ZiKMSSEN'schen 
Klinik  in  München  an  fieberloseu  und  fiebernden  Kranken  gemachten 
sehr  sorgfältigen  Versuchen  einen  durchaus  günstigen  Bericht  über 
die  Wirksamkeit  der  vielgeprüften  Drogue.  Sie  war  aus  der  Gehe- 
schen  Olficin  in  Dresden  oder  DuvKKNOis’schcn  in  Stuttgart  bezogen; 
benutzt  wurden  die  Blätter  und  deren  viel  schwächer  wirkende 
Stengel  u.  z.  stets  als  Infus  von  5:  100  als  einmalige  Dosis.  Der 
Trank  wurde  kalt  gereicht;  die  Versuchspersonen  waren  nur  leicht 
bedeckt.  Uin  diu  Grösse  der  Abgaben  durch  Haut  und  Lungen 
festzustclleu,  wurden  die  Kranken  vor  Beginn  des  Versuchs  und  nach 
Beendigung  der  Schweissseeretion  gewogen  und  von  der  Differenz 
das  Gewicht  des  inzwischen  abgegebenen  Speichels  abgezogen.  Am 
Tage  des  Versuchs,  dem  vorangehenden  und  folgenden  wurde  die 
24stündige  Harnincnge  gemessen  und  ausserdem  noch  Pul»,  Respi- 
ration und  Temperatur  (im  Rectum)  bestimmt.  Bezüglich  des 
Schweisses  gaben  unter  50  Versuchen  nur  2 ein  negatives  Resultat; 
in  den  44  Fällen,  wo  Gewichtsbestimmungen  gemacht  wurden, 
schwankte  die  Abgabe  durch  Haut  und  Lungen  allerdings  zwischen 
98 — 895  grin.;  doch  ergab  sich  als  Mittel  474  grm. , während  nach 
Controlbestimmungen  an  einigen  sonst  genau  gleich,  behandelten  «'‘her 
jaborandifreien  Individuum  in  der  gleichen  Zeit  nur  ein  mittlerer 
Verlust  von  90  grm.  constatirt  wurde.  Bei  mehreren  Personen,  die 
20  — 30  Min.  in  einem  Kastendainpfbade  verweilten  und  hernach 
schwitzten,  stellte  sich  für  jene  Abgaben  ebenfalls  474  grm.  als  Mittel- 
zahl heraus.  Die  vermehrte  Speichelsecretion , die  jedes  Mal  eintrat 
und  im  Ganzen  etwas  länger  anhielt  als  die  Diaphorese  — für  diese 
ergab  sich  eine  mittlere  Dauer  von  2 St.  7 M.  — für  jene  von  2 
St.  18  M. — lieferte  nach  39  Bestimmungen  im  Durchschnitt  258  grm. 
(Min.  39.  Max.  560.)  Aus  6 im  VotT’schen  Laboratorium  angestellten 
Analysen  geht  hervor,  dass  in  diesem  Speichel  der  Gehalt  an  orga- 


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Stumpf ; Pimcibr;  G'baio,  Juborindi. 


429 


nischen  Bestandteilen  und  an  Rhodankalium  verringert,  dagegen  der 
an  Salzen  in  den  meisten  Köllen  vermehrt  war , so  dass  die  Menge 
der  festen  Bestandtheile  im  Ganzen  nur  wenig  hinter  der  Norm  zurück- 
blieb, ja  in  einem  Fall  dieselbe  sogar  überstieg. 

Ktwa  V4  der  Falle  zeigten  vermehrte  Nasen-  und  Tiiränendrü- 
sensecretion,  die  gewöhnlich  zugleich  auftraten;  gesteigerte  Bronchial- 
secrcction,  noch  dazu  in  geringfügigem  Maase,  wurde  nur  3 Mal 
constatirt. 

Ob  eine  quantitative  Aenderung  der  Harnsccretion  durch  das 
Jaborandi  herbeigeführt  wird,  vermag  Vf.  nach  seinen  Ermittlungen 
nicht  mit  Bestimmtheit  zu  beantworten,  eine  qualitative  Veränderung 
konnte  nicht  gefunden  werden. 

Fast  ausnahmslos  drückte  das  Jaborandi  bei  Fieberfreien,  etwas 
seltener  bei  Fiebernden  die  Temperatur  herab  bei  jenen  im  Mittel 
um  0,51°  C.  (Min.  0,1,  Max.  1,3)  bei  diesen  im  Mittel  um  0,7  (0,2  — 
2,2).  Häufig  begann  dies  Sinken  schon  vor  Eintritt  des  Schweiss- 
stadiums  (Erweiterung  der  Uautgefässc);  dio  Messung  geschah  im 
Rectum.  Der  Puls  war  fast  stets  beschleunigt,  die  Respirationsfre- 
quenz zwar  oft  erhöht,  aber  fast  eben  so  oft  vermindert. 

Von  unf  ugenehmen  Nebenwirkungen  traten  auch  hier  Uebelkeit 
(in  der  Hälfte  der  Fälle)  und  etwas  seltener  Erbrechen  hervor,  ob- 
wohl der  Speichel  grösstentheiis  ausgeworfen  wurde.  Schlafsucht 
und  Kopfschmerz  traten  auch  noch  ziemlich  häutig  ein,  wogegen 
Harndrang  nur  3 Mal  beobachtet  wurde. 

Viel  weniger  günstig  spricht  sich  P.  über  das  Jaborandi  aus, 
namentlich  betreffs  des  Hauptpunktes  der  diaphoretischen  Wirkung, 
die  er  gewöhnlich  nur  sehr  massig  fand.  (Freilich  machte  er  keine 
Wägungen).  Die  Beobachtungen  stammen  aus  der  Berner  Klinik, 
das  benutzte  Präparat  (Blätter)  aus  einer  Pariser  Officin.  Der 

Schweiss  war  erst  sauer,  später  wurde  er  neutral  und  manchmal 
leicht  alkalisch.  Die  sialagoge  Wirkung  erfolgto  fast  ausnahmslos; 
dem  Secret  fehlte  das  Rhodaukalium.  — Dio  Temperatur  sank  im 
Verlauf  von  2 — 3 Stunden  um  0,3 — 1,0°  C.  — In  deu  meisten  Fallen 
ging  diesem  Abfall  eine  Periode  von  etwa  V*  ständiger  Dauer  voran, 
in  der  die  Temperatur  um  0,2 — 0,5°,  ja  selbst  um  1°  C.  stieg;  jedoch 
zeigte  sich  dies  Ansteigen  nur  bei  dem  Thermometer  in  der 
Achselhöhle  nicht  an  dem  im  Rectum.  Die  Angaben  über 
die  Nebenwirkungen  sind  die  gewöhnlichen. 

Diese  Beobachtungen  wurde  durch  Experimente  an  Thieren 
ergänzt.  Bei  Kaninchen,  Hunden  und  Katzen  bewirkt  das  Jaborandi 
vermehrte  Speichel-  und  Thränensecretion  und  Diarrhöe  mit  gestei- 
gerter Darmperistaltik.  Bei  den  ersteren  erscheint  auch  eine  eigen- 
tümliche milchartig«  Secretion  am  inneren  Augenwinkel  (Hardkr- 
sche  Druse)  bei  den  beiden  letzteren  Erbrechen , häufiges  Uriniren 
und  Zittern.  Grosse  Dosen  bringen  bei  Hunden  und  Katzen  (bei 


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430 


Sachs.  Goniakw. 


jenen  ein  eonc.  Jnfus  von  15  — 20  Grm.  Blättern,  bei  diesen  von  6 
Grm.  in  eine  Vene  injicirt;  Kaninchen  sind  vorhultnissinüssig  immun) 
heftige  Vergiftungserscheinnngen  hervor  und  der  Tod  tritt  in  wenigen 
Minuten  unter  Dyspnoe,  starker  Pulsverlangsamung  und  leichten  Con- 
vulsionen  ein.  Durch  eine  Magenfistel  wurde  bei  Hunden  unter  dem 
Einfluss  des  Jaborandi  eine  gesteigerte  Secretion  des  Magensafts 
beobachtet,  auch  wenn  der  Speichel  nicht  verschluckt  wurde.  Der 
Antagonismus  zwischen  Atropin  und  Jaborandi  zeigte  sich  in  meh- 
reren Versuchen  in  eclatanter  Weise.  Im  Gegensatz  zu  Vulpian 
fand  Vf.  bei  Kaninchen  nach  JaboranJiiujection  eine  Abnahme  der 
Gallcnsecretion  (Choledochusfistel).  In  Uebereinstimmung  mit  diesem 
Forscher  constatirte  er  bei  Fröschen  diastolischen  Herzstillstand  und 
nicht  blos,  wenn  dem  Frosch  Jaborandi  injicirt  war,  sondern  auch 
wenn  ein  ausgeschnittenes  Froschherz  in  ein  Jaborandiinfus  gelegt 
war;  Atropin  hob  diesen  Stillstand  auf.  Vf.  erblickt  eine  grosse 
Aehnlichkoit  in  den  Wirkungen  von  Jaborandi  und  Muscariu. 

Aus  der  Note  von  C.  ist  hervorzuheben,  dass  er  u.  A.  das  aus 
Jaborandi  gewonnene  Alkaloid  Pilocarpin  (bezogen  von  Macfarlan 
in  Edinburg)  wirksam  fand.  Es  ist  halbflüssig,  gelblich  und  in 
Wasser  löslich.  Wie  die  saure  Reaction,  so  fohlt  ihm  auch  der 
eigentümliche  Geruch  des  Jaborandiinfuses.  Ein  grain  dieser  Sub- 
stanz hat  dieselbe  Wirkung  wie  eine  Drachme  Blätter.  Schiffer. 


C.  Sachs , Die  Nerven  der  Sehnen.  Rkichkbt’s  & oc  Bois’  Arch.  1875 

8.  402. 

8.  beschreibt  den  Zutritt  von  Nervenntämmen  zn  einigen  Sehneu  de*  Frosches, 
des  Salamanders,  der  Eidechse  und  der  Man*.  Bei  letaterer  beschränkt  sich  die 
Nervenverbreitung  gänzlich  auf  das  an  den  Muskel  grenzeude  Gebiet  der  Sehnen. 
Die  Art  und  Weise  der  Endausbreitung  des  Nerven  in  der  8ehne  besteht  entweder 
darin,  das*  sich  der  Nerv  in  ein  feines  Gestrüpp  markloser  Aestclion  aullöst,  oder 
er  zerfällt  pinselförmig  in  eine  Anzahl  feiuer  blasser  kernführender  Fasern,  oder 
auch  er  endigt  in  einem  soliden  Körnchen,  das  S.  mit  dem  Namen  ,,Sehnenend- 
kolben“  bezeichnet.  Um. 

K.  Goniaew,  Die  Nerven  des  Niihrungsschlauclies.  Eine  histio- 
logische  Studie.  (Mitgetheilt  von  Prof.  Arnstein  in  Kasan). 

Arch.  f.  mikr.  Anat.  XI.  S.  479. 

A.  Die  Ganglien  des  Darmrohres.  Ueber  die  Beziehungen  des 
zwischen  der  äusseren  Läugsmuskelschicht  und  der  Riugmuskelschicht  des  Darm- 
robrs  gelegenen  AcKRBACn’scben  Plexus  mjentericus  au  dem  MKissNKa’Nchen  Plexus 
submucosus  konnte  G.  einen  Faseraustausch  uaebweisen,  auf  Grund  dessen  er  sich 
der  Auffassung  auncigt,  dass  diese  beiden  in  der  Mageudsrmwand  gelegenen  Ge- 
flechte ein  physiologisches  Ganze  bilden,  dessen  Theile  nur  räumlich  auseinander- 
gehalten  werden  und  durch  Anastomosen  Zusammenhängen.  In  Bezug  auf  die 
feinere  8tructur  verhalten  sich  beide  Geflechte  ganz  gleich. 

Das  Verhältnis  der  Nervenfasern  zu  den  Ganglienzellen  in  diesen  beiden 
Plexus  beschreibt  0.  abweichend  von  übrlacii  (Cbl.  1874,  147)  Nach  ihm  ent- 


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Brückf.  TIirschhrro.  Ardrrs. 


431 


springen  die  Nervenfädeu  des  Magen  dar mgeflechte»  au«  don  Ganglienzellen  auf 
zweierlei  Art:  1)  indem  die  Zellenfortsatzo  in  verschiedener  Richtung  ausstrahlcnd 

durch  Tbeilung  und  Verfeinerung  zu  Nervenfädeu  werden,  und  2)  indem  die  in 
einem  Zellenfortsatz  einer  unipularen  Zelle  enthaltenen  Fibrillen  ius  Ganglion  ein* 
treten  and  in  einer  Richtung  weitergcheu. 

B.  Die  Nervenendigungen  in  der  Speiseröhre  und  im  Magen  des 
Frosches.  Von  den  Neivenfasern  des  Oesophagus  endigt  ein  Theil  im  Epithel  , 
wahrscheinlich  zwischen  und  nicht  in  den  einzelnen  Epithelicn.  Andere  Nerven- 
fasern umspinnen  die  Drüsen  uud  andere  versorgen  endlich  die  Gefilsse.  An  den 
kleinen  Arterien  unterscheidet  G ein  weitmaschiges  adventitielles  von  einem  eng 
mascliigen  muscnlnren  Netz.  Letzteres  fehlt  in  den  kleinen  Venen.  Auch  zwischen 
nnd  an  den  CapiliargefUsseu  ist  ein  feines  nervöses  Endnetz  ausgespannt,  in  welchem 
stets  geschlossene  Maschen  uud  niemals  freie  knopfförmige  Endigungen  nachsti- 
weisen  sind.  Ganz  ähnlich  verhalten  Rieh  im  Magen  die  im  Epithel,  iu  den  Drfison 
und  an  den  GefHssen  endigenden  Nerven.  Uober  die  Nervenendigung  in  der  Mus- 
cularis  des  Magens  ist  G au  bestimmten  Resultaten  nicht  gelaugt. 

Sämmtliche  Untersuchungen  sind  mit  der  Uoldraethode  angestellt. 

Boll  (Kom). 

E.  Brücke,  lieber  eine  neue  Art,  die  Böttger’sclie  Zuckerprobe 
anznKteUeil.  Wien  a<*ad.  Sitzungsber  LXXll.  3.  Juni. 

Hei  der  BöTTOtaVicbcti  Zuckerprobe  mit  Wismuth  kann  die  Bildung  von 
schwarzem  Bchwefelwismuth  unter  Umstünden  Irrthümer  veranlassen.  Man  ver- 
meidet  diese  Möglichkeit  nach  Vf.  in  folgender  Weise:  Frisch  gefälltes  bas 

Salpeters.  Wismut hoxyd  wird  in  einer  heissen  Jodkaliumlösung  unter  Zusatz  von 
Salzsäure  gelöst;  dieses  Reagens  dient  gleichzeitig  zur  Ausfüllung  der  störenden 
Substanzen  und  zur  eigentlichen  Reaction.  Man  säuert  den  zu  untersuchenden 
Harn  mit  Salzsäure  an  uud  fällt  ihn  mit  dem  Reagens.  Das  Filtrat  wird,  nachdem 
man  sich  davon  überzeugt  hat,  dass  die  Fällung  vollständig  war,  mit  Kalilauge 
übersättigt  und  mit  dem  eustandeneu  weisseu  Niederschlag  von  Wismuthoxydbydrat 
erhitzt  Ist  der  durch  die  Kalilauge  entstandene  weisse  Niederschlag  sehr  erheb- 
lich, so  thut  man  gur,  die  Flüssigkeit  mehr  abzugiessen  and  nur  etwas  Niederschlag 
mitzunehmen.  Blut  sowohl  wie  Hülmereiwoiss  mit  Wasser  verdünnt  uud  dann  in 
der  angegebenen  Weise  behandelt,  gab  eine  geringe  Schwarzfärbung,  die  jedoch  iu 
der  Tbat  auf  Gegenwart  von  Zucker  beruht;  denu,  wenn  mau  coagulirtes  ausge- 
waschenes Albumin  in  Kalilauge  löst  uud  ebenso  behandelt,  tritt  die  Schwarz- 
färbung  nicht  mehr  ein.  e.  Salkowski. 

J.  Hirschberg,  Ueber  die  peripher-lineare  Staar-Extraction. 

Berlin,  kliu.  Wocheuschr.  1870.  No.  1. 

Von  100  innerhalb  dreier  Jahre  au  74  Individuen  (bei  20  auf  beiden  Augen) 
extrahirteu  Cataracten  waren  die  Resultate  primär  brauchbar  iu  88,  unbrauchbar  in 
7,  null  in  6 Füllen;  seeuudär  d.  b.  nach  Nacboperationeu  brauchbar  in  93,  unbrauch- 
bar in  2 nnd  null  in  5 Fällen.  Zur  Abmessung  der  Länge  des  Schnittes  empfiehlt 
Vf.  einen  Zirkel  von  11  mm.  Sebneulänge.  Michol  (Erlangen). 

E.  Anders , Experimentelle  iieiträge  znr  Kenntniss  der  causalen 
Momente  bei  der  putriden  Intoxication.  Uw.oruiio«.  Dorpat  mo. 

(Petvisb.  ined.  Wocheuschr.  1876.  No.  ö). 

A.  faud,  dass  getrübte  PASTKua'sche  Lösung  ihre  septische  Wirksamkeit  durch 
Zusatz  von  8alicyl-,  Benzoesäure  oder  Chlorwasser  iu  Mengen,  welche  die  Fort- 
pflanzuugsfähigkeit  der  Bacterien  sicher  vernichten,  nicht  einbüsst. 

Das  durch  Thonzellen  gewonnene,  von  Bacterien  freie,  Filtrat  der  trüben 
PASTKC&’seben  Lösung  fand  A.  (wie  Klbbs)  wirksam,  aber  weniger,  als  den  Rück- 


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432 


ChARCOT.  GaI.  LAACH.  WlTKOWSKI. 


stand.  Letzterer  verliert  durch  längeres  Auswaschen  mit  H*0  seine  Wirksamkeit. 
A.  schliesst  daras,  dass  das  Sepsiu  «war  dem  Leibe  der  Bacterieu  fest  anhaftet, 
aber  mit  ihrem  Leben  uud  Stoffwechsel  nichts  zu  thuu  hat  Senator. 

Charcot,  Du  vertige  de  Menifero.  — Traiteraent  par  le  Sulfate 
de  quinine.  Progrei  mi5d.  1875.  No.  50. 

Seit  10  Jahren  litt  eine  Frau  an  der  sogen.  „Mßmfcak’seben  Krankheit44. 
Ausser  andauerndem  Scbwindelgefüh)  stellten  sich  zeitweise  Anfälle  ein,  in  welchen 
unter  dem  Auftreten  eines  durchdringenden  Pfeifens  im  Ohre  die  Pat.  sich  nach 
vorn  oder  hinten  geschleudert  glaubte  und  die  geringste  äussere  Bewegung  sie  zur 
Verzweiflung  brachte,  insofern  jede  Fähigkeit  ruhigen  Orieutirens  abhanden  ge* 
kommen  war.  Uebelkeiteu  und  Erbrechen  endeten  oft  die  Krisen.  In  dem  Ge- 
dauken  durch  grosse  Gaben  Chinin  das  subjective  durch  die  Krankheit  bedingte 
Obreosauseu  zu  übertäuben  durch  das  Uervorbringen  des  nach  übermässigem 
Cbiniugebrauch  eintretenden  Ohrensanseua  gab  Cu.  durch  0 — 7 Woeben  hindurch 
— 1 gm.  Chinin  pro  die  und  erzielte  damit  in  2 Fällen  einen  so  glänzenden  Er* 
folg,  dass  die  betreffenden  Krauken  mit  sicherem  Schritt  allein  umberzugeheu  in 
den  Stand  gesetzt  wurden.  Die  vorher  beobachtete  Taubheit  hatte  sich  nach  deu 
grossen  Chiniudosen  nicht  gebessert,  aber  auch  nicht  verschlechtert.  Bernhardt. 

Gallascli,  Pericystitis,  Durchbruch  des  Exsudats  in  das  Rectum, 
Heilung.  Jahrb.  f.  Kiuderbeilk.  N.  F.  IX.  S.  175. 

Ein  12jöhriger  Knabe  erkrankte  ohne  nachweisliche  Ursache  an  mehrmaligem 
Erbrecben  wässerigen  Schleimes  und  dünnflüssiger  Darmentleerungeu.  Bei  seiner 
Aufuahme  ins  Spital  war  die  Unternabelgegend  bei  Dnick  und  auch  spontan  schmerz- 
haft. Nach  einigen  Tageu  wurde  der  Leib  etwas  aufgetrieben,  es  trat  ziemlich 
heftiger  Blasenkatarrb  auf.  Nach  künstlicher  Entleerung  der  Blase  constatirt  mau 
unterhalb  des  Nabels  eine  dreiflngerbreite  Dämpfung,  welche  uach  rechts  uud  links 
eine  Bogenliuie  bildet  uud  mit  ihrer  Couvezität  uach  aussen  uud  oben  gegen  die 
Mitte  des  PorPART’scheti  Bandes  hei  absteigt.  Die  Berührung  dieser  Stelle  ist  sehr 
empfindlich,  die  Haut  hervorgewölbt,  Fluctuationen  indessen  nur  undeutlich  nach- 
weisbar. Stuhlverstopfung  und  Tenesmns.  Nachdem  aus  dem  Anus  ein  Abgang 
von  trübem  8chleim  bemerkt  worden  war,  trat  eines  Morgens  ein  massenhafter 
Ausfluss  von  dünnflässigem,  etwas  blutig  tiugirtem,  änsserst  penetrant  riechendem 
Eiter  auf,  worauf  sowohl  die  Schmerzhaftigkeit  des  Leibes,  sowie  die  Dämpfung 
schwanden  und  der  Kranke  schnell  seiner  Genesung  entgegen  ging.  Das  Fieber 
war  wahrend  der  ganzeu  Krankheitsdauer  ein  sehr  geringes.  Nur  bei  der  Aufnahme 
war  die  Temperatur  39,4,  sonst  stieg  sie  nie  über  38,4;  der  Puls  überstieg  niemals 
06  Schläge  und  war  stets  kräftig,  voll  uud  regelmässig.  Letzterer  Umstand  und 
die  symmetrisch  von  der  Medianlinie  des  Bauches  nach  beiden  Seiten  hin  sieb  aus- 
breitende, die  Blase  im  Bogen  umgebende  Dämpfung  stellte  die  Diagnose  gegen 
dis  Annahme  einer  acuten  Peritonitis  mit  flüssigem  abgesackteu  Exsudat  richtig. 

- L Uotentbal. 

Witkowski,  Leber  subcutane  lujection  von  Digitalin.  Deutsche* 

Arcb.  f.  kliu.  Med.  XV1L  S.  313. 

Im  Gegensatz  zu  Otto  (Cbl.  1876,  16)  konnte  Vf.  bei  4 Geisteskranken  nach 
subcutauer  Digitalininjectiou  am  Applicationstage  selbst  keinerlei  Folgen  beobachten. 
Am  nächsten  Tage  zeigte  sieb  bei  2 Personen  Fieber,  als  desseu  Ursache  sieb  eine 
lebhafte  Entzündung  an  der  Injectiousstelle  ergab.  Schiffer. 

Eluttmi.lungpii  für  dz«  Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herauegeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Krauinlckttraue  24,  und  Profeaaor  Roten thal,  Erlangen,  oder  (anter  BeltehluM)  an 
die  Verlagtbandlung,  Berlin  (N.-W.),  unter  den  Linden  68,  adrettiren. 

Verlag  von  Augntl  Hlrachwald  ln  Berlin.  — Druck  von  U.  8.  Hermann  ln  Berlin. 


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WöchftQlUch  emchelnen 
l— f Boffen  ;»m  SehloMs 
de«  Jahrgang«  Titel,  Na- 
men- and  Sachregister. 


A </>■?■' l'T- 


Centralblatt 


flir  die 


Praia  de«  Jahrgänge« 
SO  Mark;  in  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Poetanetalten. 


medirinischen  Wissenschaften. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Professor  ln  Erlangen. 


Rodigirt  yon 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  In  Berlin. 


1876.  «7.  Juni.  No.  25. 


Inhalts  Krause,  M.  sternocleidomastoideus  (Orig.-Mitth.).  — Bernstein, 
aotomatirtche  Erregung  de«  Herzen«  (Orig.-Mitth.).  — K oll  mann,  Häutchenzellen 
und  Bindegewebe  (Orig.-Mitth.).  — Sch  wahn,  Jaborandi  (Orig.-Mitth.).  — 

Hessin,  Befrachtung  und  Entwicklung  de9  Meerschweinchens  und  Kaninchens. 

— Schulter,  Lage  der  Ovarien.  — Klein,  normale  und  pathologische  Ana- 
tomie des  Lymphsystems.  — Steines,  Erwärmung  der  Muskeln  bei  der  Dehnung. 

— Engklmann,  Contractilität  uud  Doppelbrechung.  — Bochkpontaink,  Ge- 
biroreisuug.  — Vircrow,  Eochoodrom.  — Schmidt,  Blutgerinnung.  — 
Wölfleb,  Hydronephrose  mit  Nierendislocation.  — Sinclair,  Genese  der  er- 
worbenen Kapselkatarakta.  — Winkel,  chy loser  Ascites  durch  Parasiten.  — 
Kernig,  Milzruptur.  — Fischer,  Galvanisation  des  Sympathicus.  — Meter, 
Veränderungen  der  Carotis  bei  Geisteskranken.  — Heg  ah,  Exstirpation  des  Uterus 
durch  Laparotomie.  — Binz,  Wirkung  ätherischer  Oele.  — 

Poüchbt  aud  Lboopf,  Färbung  lebender  Gewebe.  — Köttner,  Luogen- 
epithel.  — v.  Gbnskb,  Hecret  der  Kiiderbrustdrüse.  — Bornhardt,  Eiweiss- 
bestimmang. — Birch -Hi  rbc  h feld  t,  Typhusnarben  im  Darm.  — Willige, 
Befund  bei  Hirnerschütteruog.  — Rkyhrk,  orthopädische  Behandlung  der  Spon- 
dylitis dors.  — - Pick,  Pharyngitis  granulosa  als  Schluckhinderniss.  — v.  Petten- 
kofkr,  Choleraprophylaxe.  — Bahkdt,  Uebertragbarkeit  des  Typhus.  — Fbet, 
Hirnfaseruog.  — Ed  lehnen,  Contagiosität  der  erblichen  Lues.  — Birnbaum, 
Uterinuabt.  — Pick,  Amylnitrit. 


Der  M.  sternodeidoinastoideua. 

Von  W.  Krause,  Professor  in  Güttingen. 

Im  Bewusstsein  der  Aerzte  erscheinen  die  Verhältnisse  des  ge- 
nannten Muskels  wie  seit  Jahrhunderten  feBtgestellt.  Der  ver- 
gleichende Anatom  bat  zwar  seine  Bedenken,  ob  der  Muskel  mit 
seiner  Perforation  und  Versorgung  durch  den  N.  accessorius  richtig 
verstanden  sei.  Der  Chirurg  erinnert  sich  vielleicht,  einmal  von 
einer  Tenotomie  Stkomuyeu’s  (1838)  gelesen  zu  haben,  bei  welcher 
die  gewünschte  Heilung  des  Caput  obstipum  nicht  eintrat,  woran 
einer  Varietät  des  Muskels  (Cleidoniastoideus  secundus)  die  Schuld 
beigeiuessen  wurde.  Und  dem  Anatomen  wird  es  schliesslich  auf- 
fallen, dass  die  besten  Handbücher  sich  iu  2 Gruppen  sondern.  Seit 
Albik  (1734)  kennen  die  Einen*)  die  Insertion  des  M.  sternocleido- 

*)  D.  C.  M.vkb,  1784;  Lodes,  1788;  Bcldkbbakdt,  1799;  Sokmmkbiso,  1791; 

XIV,  Jabrgaug.  98 


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434 


Enteil,  M.  iternoclaidomutoldeai. 


mastoideus  an  die  Linea  semicircuiaris  superior  oss.  occipitis.  Da- 
gegen lässt  eine  andere  Gruppe**)  von  Autoren  den  Muskel  sich 
ausschliesslich  an  den  Processus  mastoideus  ansetzen.  Lancier  (1865) 
nimmt  eine  vermittelnde  Stellung  ein,  insofern  die  Insertion  an  die 
Linea  semicircuiaris  superior  als  Varietät  betrachtet  zu  werden 
scheint;  auch  findet  Langer,  dass  das  Caput  claviculare  s.  M.  cleido- 
mastoideus  es  ist,  welches  sieb  daselbst  anheftet,  während  Albin 
(1734),  Meckel  (1816)  und  wahrscheinlich  auch  Heitzmann  (1875) 
dem  Caput  sternale  s.  M.  sternomastoideus  diese  Insertionslinie  zu- 
schreiben. 

In  Wahrheit  ist  der  M.  sternocleidomastoideus  ein  Complex  von 
vier  Muskeln,  deren  Ursprünge  und  Insertionen  durch  folgende  Be- 
zeichnungen leicht  characterisirt  werden  können. 

1.  Portio  sternoroastoidea  entspringt  am  oberen  Rande 
des  Sternum,  inserirt  sich  an  dem  lateralen  Umfang  des  Processus 
mastoideus  und  dem  angrenzenden  Theil  der  Pars  mastoidca  oss. 
temporum;  ist  das  stärkste  Theilstück  mit  dünnerer  sehniger  Spitzo 
nach  abwärts  gerichtet. 

2.  Portio  sterno-occipitalis  entspringt  lateralwärts  dicht 
neben  der  vorigen,  ist  dünn,  oberflächlich  gelegen,  schlicsst  sich 
aufsteigend  der  dritten  Portion  an  und  inserirt  sieb  an  das  laterale 
Ende  der  Linea  semicircuiaris  oss.  occipitis,  bis  zur  Insertion  der 
Portio  sternomastoidea  hinanreichend. 

3.  Portio  cleido-occipitalis  gehört  dem  bisher  sog.  Caput 
claviculare  an,  entspringt  an  der  Clavicula  lateralwärts  von  dem 
dreieckigen  Spalt,  welcher  die  beiden  Ilauptursprünge  des  ganzen 
Muskels  sondert.  Dieses  Theilstück  ist  breiter  oder  schmaler,  der 
Regel  nach  in  umgekehrtem  Verhältniss  zur  Entwicklung  der  Portio 
sterno-occipitalis  und  gewöhnlich  breiter  als  letztere.  Es  liegt  ober- 
flächlich, vereinigt  sich  aufsteigend  mit  der  letztgenannten  Portion 
und  inserirt  sich  medianwärts  neben  derselben  an  die  Linea  semi- 
circuiaris superior  oss.  occipitis  meist  bis  an  die  Grenze  zwischen 
lateralem  und  mittlerem  Drittheil  derselben. 

4.  Portio  cleidomastoidea  ist  die  stärkste  nächst  der; 
Portio  sternomastoidea,  entspringt  breit  unmittelbar  hinter  der  Portio; 
cleido-occipitalis  von  der  Clavicula,  verbirgt  sich  hinter  der  Portio 
sternomastoidea,  ist  also  am  tiefsten  gelegen,  verwächst  durch  einen 
sehnigen  Streifen  und  heftet  sich  gemeinschaftlich  mit  derselben  an. 
zum  Theil  jedoch  an  die  Spitze  des  Processus  mastoideus. 

J.  F.  Meckel,  1816;  E.  H.  Weber,  1839;  Tbeile,  1841;  F.  Arnold,  1844;  Hule 
1868;  Holuibi,  1860;  Eckhard,  1862;  Lobchka,  1862;  Sapfkt,  1869;  Qdaim, 
HorMABM,  1870;  Cboteilhikb,  1871;  Ueitzmau,  1876  u.  A. 

**)  Monbo  111,  1825;  C.  Kraue,  1833;  Hzrtl,  1846,  1859;  H.  Mbveb,  1861; 
Arb»  1871  o.  A. 


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■’-TT- 

BiDtrriM,  »utomatliihe  Err»£ang  des  Hertens.  435 

Der  N.  accessorias  durchbohrt  die  Portio  cleidomastoidea 
oder  tritt  zwischen  dieser  und  der  Portio  sternomastoidea  ein,  ver- 
läuft zwischen^  Portio  cleido-occipitalis  und  cleidomastoidea,  und  tritt 
zwischen  letzteren  beiden  aus.  Alle  Portionen,  auch  die  Portio 
sterno-occipitalis  erhalten  gesonderte  Nervenst&mmchen. 

Bei  Säugetbieren  fehlt  bald  diese,  bald  jene  Portion.  So  besitzt 
der  Dachs  nur  die  Portio  sternomastoidea  und  cleido-occipitalis,  da- 
gegen der  Marder  die  Portio  sterno-occipitalis  und  cleidomastoidea; 

Lepus  die  Portio  sternomastoidea  und  cleidomastoidea  (S.  meine 
Anatomie  des  Kaninchens.  1868).  — Die  gewöhnlichen  Varietäten 
beim  Menschen  erklären  sich  leicht  aus  Isoiirung  oder  Fehlen  ein- 
zelner Portionen,  resp.  Ausdehnung  der  Portio  cleido-occipitalis  bis 
zur  Protuberantia  occipitalia  externa  (W.  KkaüSe).  Sowohl  die 
Portio  cleido-occipitalis  als  die  sterno-occipitalis  können  sehr  schwach 
sein.  Beide  oder  auch  die  Portio  sternomastoidea  können  fehlen. 

Oder  die  cleido-occipitalis  oder  die  cleidomastoidea  sind  selbstständig 
geworden.  Reicht  die  Portio  cleido-occipitalis  auf  der  Clavicula  weit 
lateralwärts,  so  erscheint  das  von  chirurgischem  Interesse.  — In  dem 
nebenstehenden  Schema  bezeichnet: 

am  Portio  sternomastoidea. 
so  Portio  sterno-occipitalis. 
co  Portio  cleido-occipitalis. 

cm  Portio  cleidomastoidea,  welche  tiefer  gelegen  und 
punktirt  ist.  Die  Portio  sterno-occipitalis  entspringt 
bei  s und  endigt  zwischen  o und  m. 

Wie  man  sieht,  zahlen  die  4 Portionen  statt  der  8 
Insertionspunkte,  die  sie  haben  könnten,  deren  nur  &. 

Denn  die  Portio  cleidomastoidea  und  cleido-occipitalis  sowie  die 
Portio  sterno-occipitalis  und  sternomastoidea  setzen  sich  unten,  die 
Portio  cleidomastoidea  und  sternomastoidea  dagegen  oben  gemein- 
schaftlich an.  Will  man  das  Muskelconvolut  nach  seinen  Ansätzen 
benennen,  so  müsste  es  M.  sterno-cleido-mastoideo-occipitalis  heissen. 

Besser  würde  lauten:  M.  quadrigeminus  capitis. 

Bemerkung  zur  Frage  über  die  Automatic  des  Herzens. 

Von  J«  Bernstein  in  Halle  a.  S. 

Herr  RosENTHAL  hat  die  Freundlichkeit  gehabt,  in  einer  An- 
merkung zu  meiner  MittbeiluDg  im  Cbl.  No.  22  d.  J.  über  den  „Sitz 
der  automatischen  Erregung  im  B'roschherzen“  zu  erwähnen,  dass 
bereits  von  Herrn  Goltz  ein  dem  von  mir  beschriebenen  ähnlicher 
Versuch  angestellt  worden  ist,  in  welchem  eine  um  die  Ventrikel- 
grenze angelegte  Ligatur  wieder  gelöst  wurde.  Dieser  Versuch 
konnte  mir  aber  aus  zwiefachem  Grunde  nicht  dazu  dienen,  um  die 

Ü8* 

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436 


Bsrnstrin,  automatische  Errepmig  des  Herzens. 


"T 


MERUNOWlCZ’sehen  Folgerungen  beweiskräftig  zu  widerlegen.  Denn 
erstens  giebt  Goltz*)  an,  dass  nach  der  Lösung  der  Ligatur  der 
Ventrikel  häufig  in  grossen  Pausen  hin  und  wieder  scheinbar  spontan 
eine  Pulsation  mache.  Ich  kann  diese  Erscheinung  vollkommen  be- 
stätigen und  habe  sie  auch  auftreten  sehen,  wenn  die  Anlegung  und 
Wiederlösung  einer  Ligatur  oder  einfacher  eine  Quetschung  nach 
der  angegebenen  Art  in  der  Mitte  der  beiden  Vorhöfe  stattfand. 
Herr  Rosenthal**)  erklärt  ihre  Entstehung  durch  den  in  dem 
strotzend  angefüllten  Ventrikel  herrschenden  Druck,  der  als  Reiz  auf 
die  Ganglien  wirke.  Doch  wie  diese  Pulsation  auch  entstehen  möge, 
ihr  Vorhandensein  war  jedenfalls  für  die  von  mir  beabsichtigte  Be- 
weisführung nicht  günstig,  und  es  war  daher  nothwer.dig,  die  Atrio- 
ventricularganglien  gänzlich  auszuschalten,  indem  die  Comprcssion 
des  Herzens  unterhalb  derselben  geschah. 

Zweitens  habe  ich  bei  Wiederholung  des  GoLTz’schen  Ver- 
suches beobachtet,  dass  die  Circulation  des  Blutes  während  der 
Ventrikelruhe  beträchtlich  darniederliegt,  weil  die  dünnwandigen 
Vorhüfe  nicht  im  Entferntesten  im  Staude  sind,  auch  nur  den  dritten 
Theil  des  Ventrikels  durch  erhöhte  Thätigkeit  zu  ersetzen.  Nur 
kleine  Quantitäten  Blutes  gelangen  in  die  Aorten  und  in  Folge 
dessen  färbt  sich  das  Blut  im  linken  Vorhof  sehr  bald  dunkel.  — 
Nun  wird  aber  in  den  Versuchen  des  Herrn  MerüNOWICZ  — und 
nicht  mit  Unrecht  — grosses  Gewicht  auf  die  Erneuerung  O haltiger 
Ernäbrungsfiüssigkeit  in  der  Ventrikelhöhle  gelegt;  und  um  auch 
diese  Bedingung  zu  erfüllen,  war  es  wiederum  nothwendig,  die 
Compre9sion  so  anzubringen,  dass  das  obere  Drittel  oder  die  obere 
Hälfte  der  Herzkammer  die  Circulation  in  hinreichendem  Maasse 
erhielt. 

Nun  muss  ich  aber  noch  hervorheben,  dass  der  von  mir  be- 
schriebene Versuch  keineswegs  irgend  einen  Anspruch  auf  Neuheit 
machen  kann.  Derselbe  ist  vielmehr,  worauf  ich  cr9t  nachträglich 
aufmerksam  geworden  bin,  fast  in  derselben  Form  von  Herrn  Hei- 
denhain***) angestellt  worden,  indem  er  am  obereu  Drittel  des  Ven- 
trikels eine  Ligatur  aniegte  und  sie  wieder  löste.  Der  Erfolg  war 
derselbe  wie  ich  es  später  gesehen,  das  abgeschnürte  Ventrikelstück 
blieb  in  Diastole,  und  H.  schliesst  daraus  ebenso  wie  ich  es  gethan, 
dass  das  Blut  die  Substanz  des  Ventrikels  nicht  zu  reizen  vermöge. 

Wenn  ich  nun  zu  dem  H.’schen  Versuch  in  etwas  modificirter 
Form  auf  selbstständigem  Wege  gelangt  bin,  so  glaube  ich,  dass 
seine  Wiederholung  und  Bestätigung  nicht  unnütz  gewesen  ist;  und 
meine  Absicht  ist  vollkommen  erreicht,  wenn  dadurch  die  mühsam 

*)  Viucnow’8  Arcb.  1861.  8.  201  n.  202. 

**)  Uebcr  die  automat.  Nerven  contra.  S.  24. 

***)  Dissert.  Berlin  1804.  8.  47.  — Herr  Goltz  erwähnt  diesen  Versuch  am 
Eude  seiner  Arbeit.  I.  c.  8.  217. 


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Komm*»»,  HKutchemellen  and  Bindegewebe. 


437 


gewonnenen  Ergebnisse  anderer  Forscher  aufs  Neue  befestigt  worden 
sind.  In  Bezug  auf  die  Theorie  der  automatischen  Centra  des 
Herzens  schliesse  ich  mich  den  Ausführungen  des  Herrn  R08ENTUAL 
(i.  c.)  vollständig  an,  und  verweise  hierüber  auf  meine  Beobachtungen 
über  die  Einwirkung  des  constanten  electrischen  Stromes  auf  das 
Froschherz  (Untersuchungen  über  den  Erregungsvorgang  u.  s.  w. 
S.  225—227)*). 


Häutchenzclleu  und  Bindegewebe. 

Von  Prof.  Kolliiianii  in  München. 

Die  letzten  Jahre  lehrten  eine  überraschende  Structur  der 
Bindegewebszelle  kennen.  Seit  Ranvier  die  „Uellule  plate“  zum 
ersten  Mal  ausführlicher  beschrieben,  ist  die  ,, Häute hen  zelle“ 
überall  in  der  mit  Fibrillen  versehenen  Biudesubstanz  der  Wirbel- 
thiere  nachgewiesen  worden.  Ich  will  hier  nur  an  die  Arbeiten  von 
Schweigger-Skidel,  Schwalbe,  Flkmming,  Axel  Key,  0.  Retziüs, 
Boi.l  und  Grünhagen  erinnern,  in  denen  alle  Details  über  Form 
und  Beschaffenheit,  man  darf  wohl  sagen  erschöpfend  behandelt 
sind.  Waldeyer  fasst  in  seiner  Mitteilung:  „Uebcr  Bindegewebs- 
zellen“ (Arch.  f.  rnicr.  Anat.  Bd.  XI,  1875,  S.  185)  den  Stand  unserer 
Kenntnisse  mit  folgenden  Worten  zusammen:  Die  Gruudform  der 

sogen.  ßxen  Bindegewebszellcu  ist  die  eines  zusammengesetzten 
Plattensystems.  Gewöhnlich  tritt  eine  der  Platten  als  dio  dominirende 
hervor,  wir  nennen  sie  die  „Hauptplatte“;  an  diese  sind  stets  eine 
oder  mehrere  „Nebenplatten“,  wie  seitlich  unter  verschiedenem 
Winkel  abgehende  Flügel,  angesetzt.  Die  Peripherie  der  Haupt- 
sowie  der  Nebenplatteu  läuft  stets  in  eine  Anzahl  feiner,  faden- 
förmiger Fortsätze  aus.  Es  ist  cndgiltig  noch  nicht  entschieden, 
wodurch  die  eben  geschilderte  Zellenform  bedingt  wird.  Ranvier 
denkt  an  einen  ausdehnenden,  nach  verschiedenen  Richtungen  einer 
Ebene  wirkenden  Zug  durch  das  Wachsthum  der  Fibrillenbündel. 

Durch  eine  Reihe  histiologischcr  Studien  über  die  Bindesub- 
stanz, namentlich  der  Mollusken,  bin  ich  über  diese  Zellenformen  zu 

*)  Dh  ich  mit  Herrn  Bkknstkin  über  die  in  Rede  stehende  Frage  durchaus 
einverstanden  bin,  so  begnüge  ich  mich  hier  mit  der  Bemerkung,  dass  alle  Bemü- 
hungen, die  Ursachen  der  Automatic  des  Herzens  aufzuklaren,  an  die  eigentlichen 
automatischen  Centra  desselben  d.  h.  die  im  Sinus  venosos  gelegenen  Ganglien, 
welche  ich  die  RKMAK’scben  Ganglien  genannt  habe,  anknüpfen  müssen.  Solche 
Bemühungen  sind  aber  aussichtslos,  so  lange  es  nicht  gelingt,  das  unversehrte  Hers 
zur  Ruhe  zu  bringen,  ohue  die  Lebenseigenschafteu  der  RKMAK’scheu  Gauglien  zu 
gefährden.  Der  von  mir  angezogene  Goi/rz’sche  Versuch  beweist,  dass  diese  allein 
im  normalen  Leben  automatisch  wirkeu.  Der  HBiDBNnAiN-BHKHSTKiN'sche  Versuch 
lehrt  ans,  dass  die  Veutrikelspitse  durch  normales  Blut  allein  nicht  erregt  wird. 

Rosen  thal. 


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438 


KuLLMim,  nUutchemelleD  uud  Bindegewebe. 


einer  völlig  verschiedenen  Auffassung  gelangt,  verschieden  nicht 
allein  in  Bezug  auf  die  Entstehung  der  Form,  sondern  auch  in  Bezug 
auf  das  Wesen  der  Häutchenzelle. 

Meine  abweichende  Anschauung  liegt  darin,  dass  ich  das 
Häutchen  als  keinen  Bestandtheil  der  Bindegewebszelle 
betrachte;  diese  besteht  vielmehr  allerwärts  aus  einem  Kern,  um 
den  sich  mehr  oder  weniger  Protoplasma  befindet,  sowie  sie  zuletzt 
M.  Schultze  beschrieben  hat.  Sie  erscheint  in  2 extremen  Formen, 
sowohl  bei  Wirbelloson  als  Wirbelthieren,  entweder  als  Rundzelle, 
namentlich  bei  den  Gastropoden,  oder  als  Spindel-  oder  Sternzello 
mit  einem  oder  mehreren  Ausläufern. 

Bei  allen  von  mir  untersuchten  Wirbellosen  liegen  die  Binde- 
substanzzellen in  oder  auf  einem  Lager  des  bei  diesen  Klassen  weit 
verbreiteten  und  während  des  Lebens  ganz  oder  zum  grössten  Theil 
persistirenden  Gallertgewebes.  Wo  diese  embryonale  Form  der 
Bindesubstanz  nur  theilweise  fibrilläre  Anordnung  erkennen  lässt, 
wie  bei  den  Gastropoden,  bietet  sich  die  günstigste  Gelegenheit  für 
das  Studium  gerade  dieser  Seite  der  Bindegewebsfrago.  Bei  den 
Cephalopodon  liegt  dann  eine  weitere  Stufe  vor,  der  fibrilläre  Zerfall 
der  Grundsubstanz  ist  etwas  weiter  gediehen,  aber  noch  nicht  so- 
weit, dass  nicht  die  Zellen  noch  deutlich  in  oder  auf  einem  Lager 
des  Gallertgewebes,  also  durch  holle  Zwischenschichten  getrennt  von 
den  Fibrillen  zu  sehen  wären. 

In  dem  Wirbelthierkörper  kehrt  dieselbe  Erscheinung  wieder. 
Die  embryonale  Bindesubstanz,  das  Gallertgewebe  ist  zum  weitaus 
überwiegenden  Theil  in  fibrilläres,  leimgebendes  Gewebe  verwandelt, 
ein  Theil  desselben  bleibt  aber,  derber  und  resistenter  geworden,  als 
Kittsubstanz  der  Fibrillen  zurück,  ferner  als  eine  die 
Fibrillenbündel  ganz  oder  theilweis  umhüllende  Schichte 
und  gleichzeitig  als  Träger  der  Bindege  we  bs  kör pereb  e n. 
Es  ist  auf  diese  vergleichend-histiologische  Thatsache  hin  also  wohl 
mehr  als  wahrscheinlich,  dass  Kittsubstauz,  umhüllende  Schichten 
und  Platten  ein  Theil  des  embryonalen  Gallertgewebes  sind,  das 
auch  bei  dom  Erwachsenen  persistirt.  Was  die  Kittsubstanz  be- 
trifft, so  zeigt  die  vergleichende  Iiistiologie,  dass  sie  ursprünglich 
ein  Theil  des  Gallertgewebes  ist.  Ganz  besonders  deutlich  ist  dies 
ebenfalls  bei  den  Ccphalopoden,  bei  denen  namentlich  in  der  Haut 
das  Gallertgewebe  zwischen  den  Fibrillen  deutlich  als  Kittsubstanz 
zu  erkeunen  ist.  Den  cntwicklungsgeschicbtlichen  Nachweis,  i.  e. 
das  Gallertgewebe  zwischen  den  Fibrillen  und  um  die  Fibrillenbündel 
hat  Rollet  (Entwicklung  dos  Bindegewebes,  Stkicker’s  Handbuch) 
unverkennbar  dargestollt. 

Alle  Bindegewebszellon,  Kern  und  Protoplasma,  welche  zwischen 
Fibrillenbündeln  zu  finden  sind,  liegen  in  Spalträumen,  welche  von 
Resten  des  embryonalen  Gallertgewebes  begrenzt  Bind.  Dass  sie  in 


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¥**- 


Kor.LMANs,  Hüutchemellen  and  Bindegewebe. 


439 


Spalten  liegen,  hat  heute  nichts  Auffallendes  mehr.  Die  Angabe 
v.  Kkckmnghauskn's  in  Betreff  der  Bindegewebszcllen  und  der 
Lympbgefässanfänge,  denen  sich  Waldeyeb  (in  Gräfe  & SÄMlSCH’s 
Handbuch  der  Ophth.)  vollkommen  anschliesst,  bestätigen  in  der 
Hauptsache  die  frühere  Lehre  von  den  Interlamollarlücken.  In  den 
Lücken  der  Cornea  liegen,  wie  noch  an  vielen  Stellen  des  Bindege- 
webes: SebneD,  Fascien,  Haut  etc.,  Kern  und  Protoplasma  oft  auf 
verdickten  Schichten  des  Gallertgewebes. 

Die  Platten,  die  Reste  des  Gallertgewebes  im  reifen  Körper, 
für  Bestandteile  des  Zellkörpers  zu  erklären,  hat  manche  Bedenken. 
Man  musste  unter  solchen  Umständen  2 verschiedene  Bindegewebs- 
zellen constatiren,  solche  mit  Platte  und  solche  ohne  Platte.  Die 
vergleichende  Histiologie  giebt  uns  aber  hierfür  keinen  Anhaltspunkt. 
Aber  auch  die  Erfahrungen  bei  den  Wirbelthieren  berechtigen  uns 
nicht  zu  einer  solchen  Unterscheidung.  Rundzellen  und  Spindel- 
zellen finden  sich  im  Embryonalzustande,  wie  noch  später  bei  dem 
erwachsenen  bewirbelten  Wesen,  wenn  man  von  dem  aus  dem 
Gallertgewebe  bervorgegangenen  Anhänge  absieht.  Ferner  ist  es 
für  die  Dauer  unmöglich,  die  Deutung  dieser  Platten  als  einer  Art 
von  Membran  zurückzuhalten.  Ursprünglich  existiren  diese  Platten 
doch  nicht,  sie  treten  später  auf;  es  fehlt  nicht  an  Beispielen,  dass 
Kerne  und  Protoplasma  von  diesen  umschlossen  sind,  in  ihnen  liegen. 
Dann  wären  diese  Platten  senile  Veränderungen,  was  wieder  nicht 
stimmte  mit  der  physiologischen  Rolle  der  Bindegewebszellen.  Ja 
noch  mehr,  sind  diese  Platten  ein  Bestandtheil  des  Zellkörpers,  dann 
hat  mit  Recht  Löwe  schon  eine  der  äussersten  Consequenzen  dieser 
Lehre  gezogen,  wenn  er  verkündet,  der  Typus  des  Bindegewebes 
ist  nicht  durch  die  Faser,  sondern  durch  die  Membran  repräsentirt, 
und  alles  Bindegewebe  besteht  aus  Membranen ; denn  in  der  That, 
dann  wird  das  Häutchen  vor  Allem  in  die  Wagschaale  falleu,  und 
zwar  um  so  mehr,  wenn  den  Zellen  noch  endotbeloider  Cbaracter 
zugeschrieben  wird.  Das  Typische  am  fibrillären  Bindegewebe  wird 
aber  stets  die  Fibrille  bleiben,  weil  sie  dem  Gewebe  den  Character 
aufdrückt  und  nicht  die  Zelle.  So  hat  das  Gallertgewebe  seine  Be- 
zeichnung erhalten  von  der  Form  der  Zwischensubstanz,  nicht  aber 
von  der  Zelle,  so  der  Knochen,  so  der  Knorpel. 

Ich  halte  durch  die  neuesten  Entdeckungen  unsere  Kenntnisse 
über  den  Bau  des  fibrillären  Bindegewebes,  i.  e.  seiner  Zwischen- 
substanz, sehr  wesentlich  erweitert,  der  Typus  der  Bindegewebszelle 
bleibt  aber  zunächst  davon  unberührt. 

Die  bedeutende  Erweiterung  unserer  Kenntnisse  liegt  darin, 
dass  als  Bestandtheil  des  fibrillären  Bindegewebes  überall  auch  noch 
das  Gallertgewebe  naehgewiesen  ist,  ferner  in  dem  Nachweis,  dass 
die  fixen  Zellen  des  Bindegewebes  in  und  auf  einem  Lager  des 


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440 


Sch  WAHN;  Jaborandi. 


H 


embryonalen  Gallertgewebes  ruhen,  gerade  wie  in  der  frühesten  Ent-  - 
wicklungsperiode. 

Wie  eingreifend  diese  Entdeckungen  sich  gestalten,  lässt  sich 
am  besten  daraus  ermessen,  dass  sie  unsere  Anschauungen  über  die 
Entstehung  der  Fibrillen  in  eine  ganz  verschiedene  Kichtung  von 
der  eben  herrschenden  Lehre  treiben.  In  jedem  Fall,  auch  dann, 
wenn  meine  Deutung  der  „Platten  und  Häutchen“  unrichtig  sein 
sollte,  wird  es  fürderhin  unmöglich,  die  Fibrillen  und  die  elastischen 
Fasern  durch  Umwandlung  des  Zellprotoplasmas  entstehen  zu  lassen. 
Wenn  das  Protoplasma  der  embryonalen  Zelle  sich  zu  einem  von 
den  Fibrillen  vollkommen  verschiedenen,  zu  einem  structurlosen,  den 
Sauren  widerstehenden  Häutchen  umwandelt,  ist  doch  nicht  gleich- 
zeitig auch  die  Umwandlung  in  Biudegewebsfibrillen  denkbar. 

Es  tritt  die  Lehre  von  Henlk,  vou  Virchow  uud  Donders 
wieder  in  ihr  altes  Recht  ein,  welche  die  Entstehung  der  Fibrillen 
in  die  Zwischensubstanz  verlegten.  Für  diese  Lehre  sprechen  alle 
vergleichend  histiologischen  Funde  bei  den  Wirbellosen,  soweit  ich 
dieselben  untersucht,  ja  sie  haben  bei  mir  sogar  die  Uebcrzcugung 
befestigt,  dass  auch  die  elastischen  Fasern  unabhängig  von  Zellen 
entstehen. 


Versuche  über  Jaboraudiwirkung. 

Von  Dr.  Sch  wahn,  Oberstabsarzt  in  Qieasen. 

In  dem  hiesigen  physiologischen  Institut  habe  ich  eine  Ver- 
suchsreihe über  Jaborandi  angestellt,  deron  Einzelheiten  später  an 
geeigneter  Stelle  zur  Veröffentlichung  kommen  werden.  Die  er- 
haltenen Ergebnisse,  soweit  sie  das  über  Jaborandi  Bekannte  zu  er- 
gänzen geeignet  sind,  erlaube  ich  mir  inzwischen  in  Folgendem  vor- 
zulegen : 

1)  Bei  einem  Hunde,  dem  die  Chorda  durchschnitten  und  das 
obere  Halsganglion  mit  dem  angrenzenden  Stück  des  Sympathicus 
ausgeschnitten  wurde,  dauerte  die  vorher  durch  Jaborandi  bewirkte 
Vermehrung  des  Speichels  der  Unterkieferdrüse  an  und  wurde  durch 
eine  erneute  Jaborandieinspritzung  noch  weiter  gesteigert. 

2)  Bei  Hunden  wurde  das  aus  einer  eröffneten  Vene  der  Unter- 
kieferdrüse abiliessende  Blut  unter  dem  Einfluss  der  Jaborandi 
lichter  roth,  nahm  (um  das  2 — Jfachc)  iu  seiner  Menge  zu  UDd  spritzte  in 
einem  Fall.  Dieser  gesteigerte  Blutabfluss  aus  der  Vene  wurde  auch 
nach  durchschnittener  Chorda  beobachtet. 

3)  Bei  Kaninchen  trat  eine  reichliche  stossweise  Entleerung 
von  Kotbballen  auf.  Wurden  die  Bauchmuskeln  so  abgetrennt,  dass 
die  Därme  durch  das  unversehrte  Bauchfell  hiudurchschimmerten,  so 
wurden  die  vorher  ruhig  liegenden  Därme,  sowohl  dicko  als  dünne, 


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Hesse»,  Befrachtung  and  Entwicklung. 


441 


unmittelbar  naoh  Einverleibung  der  Jaborandi  in  eine  stürmische 
peristaltische  Bewegung  versetzt,  die  eine  Stunde  und  länger  anhielt 
Die  benützte  Drogue  war  von  Herrn  Merck  aus  Darmstadt  bezogen 
und  bestand  aus  lanzettlichen,  glattraudigen,  oleanderähnlichen 
Blättern  von  verschiedener  Grösse  und  deren  runden  Blattstielen. 
Es  wurde  ein  daraus  bereiteter  wässriger  Aufguss  (1  : 4,8)  oder  der 
aus  dem  wässrigen  Extract  mit  Hülfe  von  Alcohol  hergestellte  und 
zur  Trockne  eingedampfte  Auszug  verwandt.  Der  letztere,  eine 
braune,  aromatisch  riechende,  harzige,  an  der  Luft  zerfliessendo 
Masse  wurde  in  warmen  Wassor  gelöst  (meist  0,025  : 1),  filtrirt  und 
ebenso  wie  das  Infus  in  die  Drosselvene  gespritzt.  Von  dem  Auf- 
guss wurden  bei  Kaninchen  6 — 7,  bei  Hunden  9 — 14  ccm.,  von  dem 
Extract  bei  Hunden  0,21 — 0,27,  bei  Kaninchen  0,12 — 0,15  gm.  an- 
gewandt. 


V.  Heusen,  Beobachtungen  über  die  Befruchtung  und  Ent- 
wickelung des  Kaninchens  uud  Meerschweinchens.  His&Bkacsk’s 

Zeitachr.  f.  Aimt.  X.  8.  2X3  u.  353. 

H.  giebt  an,  dass  man  bei  Kaninchen  bei  Vermeidung  der  Zeit 
nach  der  Geburt  sehr  sicher  auf  der  Befruchtung  rechnen  kann. 
Die  Eier  fanden  sich  im  gefüllten  Follikel  ohne  constante  Lagerung. 
Die  Ketinacula  (Barry)  konnte  H.  für  das  Kaninchen  bestätigen  aber 
nicht  für  das  Meerschweinchen.  Die  Zellen  des  Discus  fand  H.  zum 
Theil  spindelförmig.  Die  Ausscheidung  von  Flüssigkeit,  die  Aus- 
stossung  eines  Richtungskörpers,  und  die  Contraction  des  Dotters 
hat  H.  auch  an  unbefruchteten  Eiern  beobachtet.  II.  glaubt,  dass 
die  starke  Brunst  den  Austritt  der  Eier  verzögere.  Die  Copulation 
hebe  vielleicht  durch  erschlaffende  Wirkung  jene  Hemmnisse  auf. 
Bei  einem  Meerschweinchen,  dessen  Eier  auf  den  Fimbrien  ange- 
troffen  wurden,  beobachtete  H.,  dass  die  Fimbrien  auf  der  Oberfläche 
des  Eierstocks  unaufhörlich  hin  und  her  glitten ; wenn  man  sie  abzog, 
schlüpften  sie  gleich  wieder  hinauf.  Unbefruchtete  Eier  nehmen  im 
Ende  des  Eileiters  ein  dunkles  grünliches  Aussehen  au  und  werden  bei 
Kaninchen  nicht  so  stark  mit  der  accessorischen  Schaalenmasse  be- 
deckt, wie  die  befruchteten.  II.  bestätigt  die  Thatsacbe,  dass  beim 
Meerschweinchen  nach  der  Copulation  die  Scheide  mit  einem  Pfropf 
von  Samcnblaseusecret  angefüllt  ist.  Der  Pfropf  wird  bald  ausge- 
stossen.  Ein  Theil  des  Sperma  liegt  unmittelbar  nach  der  Copula- 
tion im  cervix  uteri.  H.  glaubt,  dass  von  da  an  kleine  Uterus- 
Contrnctionen  die  Sperma-Stücke  rasch  vorwärts  treiben.  Er  hat 
nach  1 bis  2 Stunden  Saamenfäden  mehrfach  im  ersten  Drittel  der 
Tuben  angetrofien.  4%  Stunden  nach  der  Copulation  war  die 
Schnelligkeit  der  Sperraatozoiden  des  Meerschweinchens  in  Uterus- 
Flüssigkeit  auf  erwärmtem  Objectglas  gemessen  0,45  mm.  in  23 


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442 


Hkbbik,  Befrachtung  and  Entwicklung;. 


Sekunden.  Dio  Zeit  de»  Eindringens  der  Spermatozoideu  in  das 
Kanincheuei  hat  sich  circa  auf  die  13.  Stunde  p.  c.  festsetzen  lassen. 
Bei  einem  Kaninchen  von  1272  Stunden  nach  der  Begattung  wurden 
6 Eier  rasch  aus  den  Tuben  herausgebracht.  Ueberall  war  der 
Dotter  zurückgezogen  und  in  dem  so  entstandenen  Raum  fanden  sich 
Sperrnatozoiden  in  lebhafter  aalartiger  Bewegung.  H.  bat  häufig 
bemerkt,  dass  Saamenfäden,  sei  cs  ganz,  sei  es  nur  mit  dem  Kopf 
in  dem  Dotter  sassen.  In  solchen,  im  Dotter  sitzenden  Spermato- 
zoiden,  war  der  Kopf  nicht  selten  vergrössert  und  enthielt  eine  hüg- 
lig körnige  Masse,  die  sich  von  der  Wand  zurückgezogen  hatte. 
Nach  H.  ist  die  Befruchtung  des  Eies  ein  Vorgang  für  sieb,  der 
nicht  unmittelbar  mit  der  Weiterentwicklung  desselben  zusammeu- 
hängt.  Der  Grundvorgang  ist  die  Verschmelzung  zweier  bis  dahin 
getrennter  Complexe  organischer  Substanzen.  Sind  diese  Substanzen 
aus  sehr  vollkommen  ähnlichen  (Inzucht)  oder  auch  aus  sehr  ver- 
schiedenen Säften  (Bastardirung)  entstanden,  so  bat  der  Vorgang 
nur  unvollkommen  oder  gar  nicht  den  beabsichtigten  Erfolg.  Der 
allgemeine  Erfolg  ist  die  Erhaltung  der  Species,  welche  durch  die 
geschlechtlich  erzeugten  Individuen  sowohl  vor  zu  beträchtlichen 
Variationen,  als  auch,  in  sehr  verschiedener  Art,  vor  Todesursachen 
geschützt  wird.  Der  specielle  Erfolg  ist  die  Fernhaltung  der  Todes- 
ursachen vom  Keim  und  dessen  Producten.  Wenn  das  Ei  die  Grösse 
eines  halben  mm.  erreicht  hat,  zeigt  es  sich  in  einem  Quadranten 
innen  von  einer  Lago  etwas  undurchsichtiger  Zellen  ausgekleidet, 
welche  so  vertbeilt  liegen,  dass  sie  im  Centrum  dicht  und  zum  Theil 
mehrschichtig  liegen,  nach  der  Peripherie  zu  dagegen  mehr  und  mehr 
verstreut  auftreten.  Das  Centrum  dieses  Keimbügels  ist  der  Ort  der 
zukünftigen  Keimscheibe.  Zunächst  findet  eine  diffuse  Verbreitung 
des  Keimhügels  statt,  dann  unter  beträchtlicher  Vcrgrösserung  des 
Eies  ein  Zusammenziehon  desselben.  Einstülpungs- Vorgänge  Hessen 
sich  niemals  wahrnehmon.  Die  Zellen  des  äusseru  Keimblatts  wur- 
den sehr  bald  cylinderisch  und  trübe.  Die  beiden  Blätter  einer  6 
Tage  alten  Keimscheibe  Hessen  sich  leicht  von  einander  trennen, 
nur  in  der  Mitte  waren  sie  verwachsen.  Bei  der  Uajwachsung  des 
Eies  durch  das  innere  Keimblatt  senden  die  Zellen  des  letztem  ra- 
mificirte  und  anastomosirende  Ausläufer  ab,  in  derem  Innern  neue 
Kerne  entstehen.  Die  ganze  Keimscheibe  wandelt  sich  zum  Embryo. 
Eine  Area  pellucida  konnte  II.  nicht  finden.  Die  Area  opaca  ergiebt 
sich  als  eine  Umwachsung  des  Eies  durch  das  mittlere  Keimblatt 
mit  Verdickungen  in  der  Nähe  der  Keimscheibe.  Sobald  die  Keim- 
scheibe  beginnt  eiförmig  zu  werden,  ist  das  hintere  Ende  in  der 
Mittellinie  etwas  duukler  und  springt  dort,  namentlich  von  der  Mitte 
bis  zum  letzten  Viertel,  etwas  vor.  Dieser  dunkle  Streif  persistirt 
fortan,  er  rückt  jedoch  fortdauernd  etwas  nach  hinten  und  setzt  sieb 
seitlich  nicht  scharf  ab,  sondern  reicht  dünner  und  durchsichtiger 


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Schultz*,  Lage  der  Ovarien. 


443 


werdend  bis  nahe  an  den  Rand.  Er  ist  der  Primitivstreif,  er  ent- 
spricht in  manchen  Stücken  der  Schilderung,  welche  Duksy  fürs 
Hühnchen  von  ihm  gegeben  hat.  Nach  Vorne  bildet  sich  ein  schei- 
benförmiges Ende  an  ihm  aus,  welches  H.  als  Knoten  bezeichnet. 
Letztere  Bildung  entwickelt  sich  gleichzeitig  mit  einer  Rinne,  welche 
von  ihm  aus  bis  in  die  Nähe  des  Vorderrandes  verläuft.  Dieselbe 
tritt  zuerst  als  helle  Grube  dicht  vor  dem  Primitivstreif  auf,  geht 
dann  aber  rasch  bis  zum  Vorderende  hin.  Sie  bildet  einen  Theil 
dessen,  was  die  Autoren  als  Primitivrinne  beschrieben  haben,  jedoch 
man  hat  hierzu  auch,  sei  es  den  Primitivstreifen  selbst,  sei  es  eine 
kleine  Längsrinne  in  diesem,  die  jedoch  nur  ganz  im  Anfang  auf- 
tritt  und  nicht  so  hell,  überhaupt  wenig  markirt  ist,  gezogen.  H. 
schlägt  daher  vor,  die  Rinne  bis  zum  Primitivstreif  als  primäre 
Medullarrinne  zu  bezeichnen.  In  der  That  bildet  man  sie  noch  in 
später  Zeit  als  seichte  Einbuchtung  an  Querschnitten  des  vorderen 
Theils  der  Hedulla  wieder.  In  dem  vordersten  Theil  der  Keim- 
scheibe findet  sich  die  Rinne  nicht  mehr,  im  Gegentheil  ist  das 
ganze  vordere  Ende  rings  etwas  verdickt,  da  sich  dort  das  Herz 
anlegt  Um  die  Koimscheibe,  am  wenigsten  vorne,  am  weitesten 
hinaus  hinten,  entwickelt  sich  die  Area  opaca  als  Folge  des  Aus- 
wachsens der  Lagen  des  mittleren,  und  Trübung  des  äusseren  Keim- 
blatts. Aus  Querschnitten  durch  derartige  Keimscheiben  ergiebt  sieb, 
dass  am  Vorderende  eine  schwache  Längsrinne  sich  in  beiden 
Blätteru  findet.  Im  breitesten  Theile  findet  sich  keine  Rinne  oder 
Verdünnung,  vielmehr  eine  schwache  Verdickung.  In  der  Mitte 
zeigt  sich  eine  flache  rinnenförmig  abgerundete  Verdünnung  des 
aussern  Blattes,  dann  zwischen  2 und  3 Drittel  ein  flacher  Höcker. 
Dahinter  folgt  dann  eine  nicht  tiefe,  aber  ziemlich  scharf  einge- 
sebnittene  Rinne  auf  dem  Primitivstrcifeu.  Die  Entstehung  des  mitt- 
leren Keimblatts  anlangend,  so  tritt  dasselbe  in  dem  vordem  Theil 
der  Keimscheibe  erst  spät  auf.  Seitlich  in  der  Nähe  des  Primitiv- 
streifes wird  das  äussere  Blatt  wahrscheinlich  mehrschichtig.  In  der 
Mittellinie  geht  das  obere  Blatt  wahrscheinlich  vermittelst  dicker 
Ausläufer  in  die  unter  ihm  liegenden  Zellen  des  mittleren  Blattes 
über.  Auch  das  innere  Keimblatt,  scheint  in  den  Verwachsungs- 
process  mit  einzugehen.  Lüwe. 


B.  8.  Schnitze,  Zur  Kenntniss  von  der  Lage  der  Eingeweide 
im  weiblichen  Becken,  areb.  f.  GynUcot.  ix.  s.  262. 

Die  normalen  Ovarien  liegen  bei  normal  mit  dem  Fundus  vorn 
liegenden  Uterus  in  der  liegenden  Frau  mit  ihrem  langen  fälschlich 
so  genannten  frontalen  Durchmesser  in  ganz  überwiegend  sagittaler 
Richtung  längs  der  Seitenwand  des  Beckens,  das  mediane,  dem 
Ligamentum  ovarii  entsprechende  Ende  vorn,  das  laterale,  dem  Li- 


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444 


K LBV,  zur  Anatomie  des  Lymphsystems. 


T 


gamentum  infur.dibiilo-pelvicum  entsprechende  Ende  hinten.  Die 
Abweichung  von  der  sagittalcn  Lage,  wo  eine  solche  stattfindet,  ist 
fast  ausnahmslos  die,  dass  die  vorne  liegenden,  der  Insertion  nach 
uterinen  Enden  ein  wenig  convergiren.  Die  einerseits  tastenden 
Fingerspitzen  beider  Hände  treffen  die  Ovarien  regelmässig  in  dieser 
Lage  an.  Um  das  rechte  Ovarium  zu  tasten,  muss  der  Zeige-  und 
Mittelfinger  der  rechten,  um  das  linke  Ovarium  zu  tasten,  dieselben 
Finger  der  linken  Hand  per  vaginam  eingeführt  werden.  Die  von 
Aussen  entgegentastenden  Finger  der  anderen  Hand  werden  zu  dem 
normal  liegenden  Ovarium  durch  den  Rand  des  Psoas  geleitet.  Man 
lässt  den  bereits  fiectirt  und  nach  Aussen  rotirt  liegenden  Ober- 
schenkel willkührlich  etwas  stärker  flectiren  und  legt  die  Finger- 
spitzen auf  den  Innenrand  des  sich  spannenden  Psoas,  um  sofort  bei 
dessen  Erschlaffung  den  iu  der  Vagina  liegenden  Fingern  entgegen 
zu  tasten.  Nahe  unter  dem  Innenrande  des  Psoas  treffen  die  ein- 
ander entgegentastenden  Fingerspitzen  das  Ovarium,  von  den  Seiten- 
rändern des  Uterus  um  etwa  2 cm.  entfernt,  nahe  der  Beckenwand, 
mit  ihrem  langen  Durchmesser  ziemlich  parallel  der  Längenaxe  des 
antevertirten  Corpus  Uteri.  Löwe. 


E.  Klein,  The  Anatom y of  th©  lymphatic  System.  n Tim  tnnK. 

London  1875. 

I.  Normale  Anatomie.  Das  Endothel  der  Lungenpleura 
erscheint  unter  sehr  verschiedener  Form  je  nach  den  physiologischen 
Zustäuden  der  Lunge,  je  nach  den  Phasen  der  Exspiration  und  In- 
spiration. In  dem  letzteren  Zustande,  wo  es  eine  weit  grössere 
Oberfläche  zu  bedecken  hat,  erscheinen  seine  einzelnen  Zellen  blass 
und  durchsichtig  und  gleichen  in  der  Form  flachen  Platten.  Hin- 
gegen sind  die  Endothelien  der  Pleura  einer  in  Exspiration  befind- 
lichen Lunge  deutlich  granulirt  und  ihre  Formen  sind  polyedrisch 
oder  gar  Cylinderepithelien  ähnlich.  Auch  die  Kerne  dieser  Endo- 
thelien haben  je  nach  den  AthmungsphAsen  eine  verschiedene  Form : 
sphärisch  io  der  Exspiration  und  abgeflacht  in  der  Inspiration. 

Die  unterhalb  der  einfachen  Endothelialschicht  gelegene  binde- 
gewebige Matrix  der  Pleura  pulmonalis  stimmt  ihrem  Bau  nach  ganz 
mit  dem  Bindegewebe  der  übrigen  serösen  Membranen  (Cbl.  1875, 
421)  überein,  von  denen  sie  sich  nur  durch  ihre  grössere  Feinheit 
auszeichnet.  Bei  einzelnen  Thieren  (Hund,  Katze)  fand  K.  in  der 
Pleura  pulmonalis  sparsame  feine  Bündel  glatter  Muskelfasern;  beim 
Meerschweinchen  entwickeln  sich  diese  zu  einer  erheblichen  Mächtig- 
keit, so  dass  sie  ein  ziemlich  regelmässiges  Netz  mit  rhombischen 
Maschen  darstellen,  welchem  K.  eine  physiologische  Mitwirkung  bei 
der  respiratorischen  Ausdehnung  der  Lunge  zuschreibt. 


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Ki.ktn,  snr  Anatomie  des  Lymphsystems. 


445 


In  Bezug  auf  das  Lymphgefässsystem  der  Pleura  pulmoualis, 
das  am  Besten  bei  Hunden  oder  sehr  jungen  Kindern  untersucht 
wird,  bestätigt  K.  im  Allgemeinen  die  Angaben  der  früheren  Unter- 
sueher  Wywodzoff  und  Sikorsky.  Die  Lymphgefässe  der  Lungen- 
oberfläche liegen  unter  der  Pleuralmembran  in  den  Furchen 
zwischen  den  Lungenlüppchen,  wo  sie  ein  Netzwerk  bilden.  Die 
Wurzeln  dieses  Netzwerkes  liegen  in  den  Septis  zwischen  den  Al. 
veolen;  seine  abführenden  Lymphgefässe  comrauniciren  entweder  mit 
tieferen  Lymphgefässen  der  Lunge  oder  — was  meist  der  Fall  ist  — 
ziehen  getrennt  gegen  die  Wurzel  der  Lunge,  um  in  die  Bronchial- 
drüsen einzutreten.  Mit  dem  serösen  Hohlraum  der  Pleura  stehen 
die  Lymphgefässe  der  Pleura  pulraonalis  durch  Stomata  in  Verbin- 
dung, welche  in  der  Phase  der  Inspiration  weit  geöffnet  sind  und 
während  der  Exspiration  sich  schliessen.  Dieses  hat  zur  Folge, 
dass  nur  während  der  Inspiration  Flüssigkeit  aus  der  Pleurahöhle  in 
die  subpleuralen  Lymphgefässe  übertreten  kann,  und  dass  während 
der  Exspiration  die  Entleerung  der  letzteren  in  die  abführenden 
Lymphgefässe  stattfinden  muss. 

Ein  zweites  gleichfalls  der  Lunge  angeböriges  Lymphgefäss- 
8ystem  sind  die  ,,Peribronchialeu  Lymphgefässe  K.“.  Sie  bilden  ein 
dichtes  Netz  in  der  Adventitia  der  Bronchi  und  Broucbioli.  Die 
Wurzeln  dieses  Netzes  liegen  in  dem  submucösen  und  mucösen 
Bindegewebe  der  Broncbialschleimhaut.  In  letzter  Instanz  ent- 
stehen diese  Wurzeln  aus  den  theils  von  abgeplatteten  Endothelzellen, 
tbeils  von  verästelten  Bindegewebskörperchen  begrenzten  Spalträumen 
des  Bindegewebes.  Diese  Spalträume  und  die  sie  begrenzenden 
Bindegewebszellen  durchsetzen  sogar  das  Cylinderepithel  der  Bron- 
chialschleimhaut und  stellen  so  eine  Communication  zwischen  dem 
Lumen  des  Bronchus  und  dem  peribronchialeu  Lymphgefässsystem 
her.  Die  Existenz  dieser  „intraepithelialen  Bindegewebszellen"  ist 
besonders  deutlich  beim  Kaninchen  naebzuweisen.  — Bei  demselben 
Thiere  finden  sich  in  der  Wand  der  Bronchi  nicht  selten  Lyroph- 
follikel.  Zahlreicher  und  derber  noch  als  beim  Kaninchen  sind  diese 
lymphatischen  Follikel  beim  Meerschweinchen. 

Neben  diesen  beiden  Kategorieen  kommt  dem  Lungengewebe 
endlich  noch  eine  dritte  Art  von  Lymphgefässen  zu:  die  „Perivascu- 
lären  Lymphgefässe  K.".  Diese  letzteren  bleiben  in  der  eigentlichen 
Lungensubstanz,  wo  sie  die  Verästelungen  der  A.  und  V.  pulraonalis 
begleiten.  Sie  sind,  dadurch  ausgezeichnet,  dass  sie  nicht  selten, 
namentlich  in  der  Umgebung  der  Arterien,  durch  ein  System  mehr 
unregelmässiger,  sinusartiger,  von  Bindegewebszellen  ausgekleideter 
Lymphräume  ersetzt  werden  können.  Um  die  grösseren  Blutgefässe 
bilden  diese  perivasculären  Lymphgefässe  ein  Netzwerk,  dessen  aus- 
führende Stämme  gegen  die  Wurzel  der  Lunge  gerichtet  sind. 


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446 


Ki. sm,  ror  Anatomie  de»  Lymphiystem», 


II.  Pathologische  Anatomie.  1)  Bei  der  acuten  Entzün- 
dung Boden  sich  einzelne  Gruppen  der  Endothelien  activ  entzündlich 
verändert:  sie  gleichen  ganz  den  von  K.  von  den  anderen  serösen 

Membranen  beschriebenen  Inseln  keimenden  (gerrninating)  Endo- 
theliums  (Cbl.  1875,  421).  Im  Centrum  einer  derartigen  Gruppe 
findet  sich  regelmässig  ein  Lymphgcfässstoma.  Bei  der  chronischen 
Pleuritis  ist  diese  Veränderung  des  Endothels  in  der  Umgebung  der 
Stomata  noch  viel  deutlicher  ausgesprochen.  Bei  dor  künstlichen 
Tuberculose  der  Meerschweinchen  bleibt  diese  Veränderung  durchaus 
nicht  auf  die  Umgebung  der  Stomata  beschränkt,  sondern  dehnt  sich 
auf  grössere  Flächen  aus.  Neben  dieser  Veränderung  des  Endothels 
kann  auch  die  eigentliche  Substanz  der  Pleura  pulmonalis  patholo- 
gische Zustände  zeigen.  Diese  bestehen  in  der  Verdickung  der 
Grundsubstanz  der  Pleura,  in  der  Hypertrophie  ihrer  Muskeln  und 
in  gewissen  Veränderungen  ihrer  Lymphgefässe.  Diese  erscheinen 
zunächst  stark  mit  Lymphkörperchen  iniiltrirt;  später  verwandeln  sie 
sich  in  derbe  Stränge  adenoiden  Gewebes,  welche  die  oberflächlichen 
Lungenalveolen  umgeben;  die  letzteren  erscheinen  dabei  von  einer 
verkäsenden  Inhaltsmasse  angefüllt. 

2)  Bei  künstlicher  Tuberculose  der  Meerschweinchen  lassen 
sich,  wenn  der  Process  schon  ziemlich  weit  vorgeschritten,  in  der 
Lunge  3 verschiedene  Kategorien  entzündlicher  Heerde  unterscheiden: 
Erstens  mehr  oder  weniger  deutlich  begrenzte  Knötchen,  die  mit  der 
Wand  eines  kleinen  Bronchus  in  Verbindung  stehen ; zweitens  strang- 
förmige Bildungen  und  drittens  Knoten  von  konischer  oder  unregel- 
mässiger Gestalt.  Alle  diese  3 Kategoricen  zeigen  ein  eigentüm- 
liches halbdurchsichtiges  Aussehen.  Nur  die  dritte  Kategorie  ist 
einer  käsigen  Entartung  fähig,  die  als  eine  Verdunkelung  im  Centrum 
aufzutreten  pflegt.  — Die  erste  dieser  3 Kategorieen  ist  durchaus 
identisch  mit  den  normalen  Lymphfollikein  der  Bronchialwand.  In 
der  tubereuiösen  Lunge  sind  sie  sehr  viel  zahlreicher,  als  in  der 
normalen  und  vermehren  sich  in  dem  Maasso  als  der  Process  fort- 
sebreitet.  — Die  zweite  Kategorie  ist  exclusiv  perivasculären  Ur- 
sprungs und  besteht  aus  Wucherungen  adenoiden  Gewebes,  welche 
sich  in  dem  Lumen  der  perivasculären  Lymphgefässe  bilden.  Gleich- 
zeitig mit  der  Bildung  dieser  perivasculären  Massen  adenoiden  Ge- 
webes findet  eine  Auflockerung  und  Verdünnung  der  von  der  ade- 
noiden Wucherung  allseitig  umgebenen  Biutgefässwandung  statt,  so 
dass  nicht  selten  die  Wucherung  das  Gefässlumen  unmittelbar  zu 
begrenzen  scheint.  — Die  der  dritten  und  letzten  Kategorie  ange- 
hörigen  Bildungen  finden  sich  vorzugsweise  in  den  oberflächlichen 
Partieen  der  Lunge  und  sind  rein  katarrhalisch  pneumonischen  Ur- 
sprungs. Das  Microscop  weist  in  ihnen  verdickte  Alveolarsepta  und 
zwischen  diesen  mehr  oder  minder  weit  in  der  Verkäsung  fortge- 
schrittenen Alveolarinhalt  nach.  Nach  K.  sind  diese  verkäsenden 


Btrmkk,  Erwärmung  der  Muskeln  bei  der  Dehnung.  447 

Massen,  einschliesslich  der  in  ihnen  vorkommendon  Riesenzellen,  als 
Producte  des  Alveolarepithels  aufzufassen. 

3)  Die  Behauptung  von  Bühl  und  Hering,  dass  die  acuten 
Miliartuberkeln  der  Lunge  stets  einer  desquamativen  Pneumonie  ihre 
Entstehung  verdanken,  lässt  K.  nur  in  sehr  beschränktem  Sinne 
gelten:  sehr  viele  Miliartuberkel  der  Lunge  entsprechen  in  ihrem 
Bau  Riesenzellentuberkeln  in  verschiedenen  Entwicklungsstadien. 
Das  netzförmige  Gewebe  dieser  Tuborkel,  in  wolches  die  Ricscn- 
zellen  eingebettet  sind,  ist  nach  K.  niemals  echtes  adenoides  Gewebe 
(Wagner,  Bühl,  Hering),  sondern  eine  unregelmässige  Ansammlung 
länglicher  Zellen.  Die  Riesenzellen  selbst  ist  K.  geneigt  aus  den 
Alveolarepithelien  abzuleiten,  wenn  er  daneben  auch  die  Möglich- 
keit, dass  sie  aus  farblosen  Blutkörperchen  entstehen  (vgl.  Ziegler, 
Cbl.  1874,  No.  51)  offen  lässt.  Soll  (Rom). 


J.  Steiner,  lieber  die  Wärmeentwicklung  bei  Wiederaus- 
dehnung des  Muskels.  Pfi.I)oeh’s  Arcb.  XI.  8.  196. 

Der  Nachweis  einer  Wärmeentwickelung  bei  der  Wiederau  a- 
dehnung  des  Muskels  ist  mit  grossen  Schwierigkeiten  verbunden, 
weil  es  nicht  möglich  ist  die  Wärmemenge,  welche  durch  die  Zu- 
sammenziehung selbst  des  unbelasteten  Muskels  entwickelt  wird, 
auszuscheiden,  sie  irgendwie  „abzublenden.“  Es  wird  immer  die 
Wärmemenge  gemessen,  welche  während  einer  gewissen  Zeit  frei 
wird,  in  welche  Zusammenziehung  und  Wiederausdehuung  hinein- 
fallen. St.  führt  den  Nachweis , dass  ein  wärmebildender  Process 
während  der  Wiederausdehnung  des  Muskels  statt  hat,  indem  er 
zeigt,  dass  die  Gesammtmenge  der  entwickelten  Wärme  eine  andere 
wird,  wenn  der  Muskel  auf  der  Höbe  seiner  Contraction  belastet 
wird,  dass  sie  mit  steigender  Belastung  zunimmt.  Wenn  während 
der  Wiederausdehnung  solche  Einwirkungen  auf  den  Muskel  ge- 
schehen, die  notorisch  die  Intensität  der  Wärmeentwickelung  reBpective 
der  chemischen  Processe  in  dem  thätigen  Muskel  beeinflussen  und 
damit  ein  positiver  Effect  erzielt  wird,  kann  man  mit  Recht  auf  das 
Statthaben  von  wärmebildenden  Processen  während  der  Wiederaus- 
dehnung schliessen.  — Die  Versucbsanordnung  ist  im  Kurzen  folgende: 
Der  Muskel,  welcher  den  Rahmen  des  Myograpbions  hebt,  schliesst, 
wenn  er  das  Maximum  seiner  Zusammenziehung  erreicht  hat,  eine 
Nebenschliessung,  indem  der  Rahmen  des  Myographions  die  untere 
Fläche  des  Halses  eines  Gewichtes  berührt,  welches  auf  einem 
Eiaenti8chchen  steht , das  von  dem  Elektromagneten  getragen 
wird.  Dadurch  fällt  das  Eisentischchen  ab  ; das  Gewicht 
bleibt  auf  dem  Myographionrahmon  hängen  und  belastet  den 
Muskel  von  dem  Momente  ab,  wo  er  sich  auf  der  Höhe  seiner  Con- 
traction befindet.  Der  Muskel  liegt  einer  Tbermosäule  genau  an. 


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448 


EüOti.HANH,  Contractilitfit  and  Doppelbrechung. 


V 


Die  Belastung  beginnt  mit  dem  Maxiraum  der  Verkürzung,  sie 
währt  also  auch  während  des  Tetanus.  Um  dem  Einw&ude  zu  be- 
gegnen das  Plus  der  Wärmcentwickelung  könnte  vom  Zeiträume 
des  Tetauus  berrühren,  wurde  eine  Reihe  vod  Versuchen  mit  Einzel- 
Zuckungen  angestellt;  auch  hier  zeigte  sich  eine  mit  steigender  Be- 
lastung einhergehende  Wärmezunahme.  — Diese  Temperaturzunahme 
erreicht  jedoch  bald  eine  Grenze;  in  St’s  Versuchen  lag  sie  zwischen 
60  und  100  gr.  Sie  kann  nicht  bloss  eine  solche  der  Dehnung  des 
Muskels  sein;  denn  die  Wärmeentwickelung  durch  einfache  Dehnung 
soll  nach  der  Angabe  der  Autoren  bei  200 — 300  gr.  immer  noch 
Steigen.  Möller  (Erlangen.) 


Th.  W.  Engelmann,  Contractilität  und  Doppelbrechung.  Pn-Oosa’« 

Arcb.  XI.  S.  432. 

E.  zeigt,  dass  die  ilaupturten  der  Bewegung,  die  willkürliche,  die 
rythmische  und  die  arythmische  an  das  Vorhandensein  doppelbrechender 
Elemente  (Disdiaklasten  in  einem  weiteren  Sinne)  gebunden  sind.  Seine 
Untersuchungen  erstrecken  sich  auf  sehr  verschiedene  Thierklasseu. 
Bei  Hydra  befindet  Bich  zwischen  Eutoderui  und  Ektoderm  eine  aniso- 
trope Schichte,  so  wirksam  wie  die  doppelbrccbende  Substanz  der 
quergestreiften  Muskelfasern  höherer  Thiere.  Als  Träger  dieser 
Wirkung  müssen  die  (von  Ködlikek  entdeckten)  Längsmuskelfibrillen 
batrachtet  werden.  E.  hat  contractilo  Fibrillen  im  Stielmuskel  von 
Zoothainium  arbuscula  nachgewiesen.  Sie  verhalten  sich  wie 
positiv  doopelbrechende  Elemente  mit  einer  der  Längsrichtung  der 
Fasern  parallelen  Axc.  Um  positive  Resultate  zu  erhalten,  ist  es 
nöthig  Organe  von  nicht  zu  geringer  Dicke  zu  untersuchen.  Nach 
Einschaltung  eines  Uypsblättchens  und  unter  Anwendung  einer  sehr 
guten  Beleuchtung  sieht  man  die  Erscheinung  auch  im  Stielmuskel 
massig  grosser  Vor  ticeilen.  In  der  protoplasmatischen  Schichte 
des  Leibes  vieler  Infusorien  dicht  unter  der  Cuticula  finden  sich 
aber  auch  sogenannte  Muskelfibriilen.  Die  Untersuchung  auf  Aniso. 
tropie  macht  grosse  Schwierigkeit  wegen  ihrer  sehr  geringen  Dicke, 
und  weil  die  Cuticula  selbst  doppelbrecbend  ist.  Stentoriden 
geben  die  besten  Objecte.  E.  fand,  dass  das  Protoplasma  der  Cor* 
ticalschicbte,  in  welchen  die  Fibrillen  liegen,  Contractilität  besitzt, 
und  zwar  das  Vermögen  sieb  parallel  den  Längsstreifeu  der  Cuticula 
zu  verkürzen.  Dieses  Protoplasma  der  Coi  ticalschicbte  ist  doppel- 
brechend. Die  Myophanschicbte  verschiedener  grösserer  Vorticei- 
liuon  hat  dieselbe  Wirkung  auf  den  polarisirteu  Lichtstrahl,  die 
neugebildeten  Wimpern  vom  ersten  Augenblicke  ihres  Sichtbarwer- 
dens; Doppelbrechungsvermögen  und  Contractilität  gehen  also  auch 
bei  der  Entwickelung  Hand  in  Hand.  An  den  contractilen  Saug- 
fäden der  Aci  rieten  gelang  es  E.  nicht  eine  Doppelbrechung  auf- 


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BocntroRTAiKt,  Oehirrireiiong. 


449 


zufinden,  wahrscheinlich  wegen  der  extrem  geringen  Dicke  dieser 
Fäden.  Unter  den  Flimmerhaaren  eignen  sieb  jene  der  grossen 
Räderthiere  und  die  grossen  Cilien  der  adoralen  Spiralen  vieler  In- 
fusorien zum  Nachweise  der  Auisotropie;  an  Schleimhäuten  gelingt 
dies  schwieriger,  am  leichtesten  noch  an  den  grossen  Cilien  der 
Kiemen  von  Bivalven.  Spermatozoen  in  V»  pCt.  Kochsalz- 
lösung untersucht  zeigen  Doppelbrechung;  die  (starren)  Köpfe  wirken 
negativ,  die  Schwänze  positiv  in  Bezug  auf  die  Längsaxe.  — 
Das  gewöhnliche  contractile  Protoplasma  wie  das  der  Arno  eben, 
der  weissen  Blutkörperchen,  vieler  Pflanzenzellen  giebt  keine  Zei- 
chen von  Doppelbrechung.  Dies  rührt  nach  E.  daher,  weil  es  nur 
in  sehr  dünnen  Lagen  vorkömmt,  arm  an  festen  Molekülen  ist  und 
dass  seine  contractilen  Moleküle  im  allgemeinen  nicht  wie  die  der 
Flimmerhaare  nach  festen  parallelen  Axen  geordnet,  sondern  schein- 
bar regellos  durcheinander  gemengt  sind.  Ein  Exemplar  von 
Actinosphaerium  Eichhornii  0,5  mm.  gross  zeigte  sich  optisch 
wirksam  und  zwar  positiv  in  Bezug  auf  die  Längsaxe  der  Proto- 
plasmastrahlen. ln  derselben  Weise  doppelbrecbend  zeigten  sich 
auch  die  Muskelbälkcben  aus  dem  Herzen  eines  Hühneretnbryo  am 
zweiten  Tage  der  Bebrütung;  die  Querstreifen  sind  erst  vom  dritten 
bis  vierten  Tage  an  bemerkbar.  Willkürliche  Muskelfasern  sind 
doppelbrechend  zur  Zeit,  wo  die  erste  Bewegung  in  ihnen  beob- 
achtet wird;  von  der  Zeit  an,  wo  die  Querstreifung  deutlich  ist, 
besteht  auch  das  Doppelbrechungsvermögen  in  sehr  merklichen 
Grade.  — Aus  allen  seinen  Beobachtungen  zieht  Vf.  folgende  Schlüsse: 
Contractilität,  wo  und  in  welcher  Form  sie  auftreten  möge,  ist  ge- 
bunden an  die  Gegenwart  doppelbrcchender,  positiv  einoxigur  Tbeil- 
chen,  deren  optische  Axe  mit  der  Dichtung  der  Verkürzung  zusam- 
menfallt. Ein  merklicher  Zeitunterschied  im  Auftreten  von  Contrac- 
tilität und  Doppelbrechung  besteht  nicht.  Nur  die  doppclbrechenden 
nicht  aber  die  isotropen  Schichten  sind  contraetil;  die  isotrope  Sub- 
stanz ist  reizbar  und  Reiz  leitend  aber  nicht  contractil.  Denkt  man 
sieb  die  contractilen  doppelbrechenden  Theilchen  aus  der  Muskelfaser 
resp.  der  Muskelfibrille  entfernt,  dann  würde  man  ein  Gebilde  übrig 
behalten,  das  in  physiologischer  Hinsicht  von  einem  Nerven  nicht 
wesentlich  abweicben  würde.  Auch  die  übrigen  contractilen  Sub- 
stanzen kann  man  sich  aus  einer  motorischen,  doppelbrechenden  und 
aus  einer  die  nervösen  Functionen  vermittelenden  zusammengesetzt 
denken.  Möller  (Erlengen.) 

Bochefontaine,  Contribution  ä l’<5tude  des  phfinomönes  produits 
par  ia  faradisation  de  l’dcorce  grise  da  cerveaa.  — Points 
sensibles;  points  qai  determinent  Ia  diminution  de  la  tension 

arterielle.  Oe*.  m<5d.  1876.  No.  62. 

Wenn  bei  Hunden  die  Nv.  vagi  intaot,  dagegen  die  oberen 
XIV.  Jahrgang.  29 


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450 


Vjscrow,  Enchondrotn. 


Halsganglien  des  Syxnpathicus  exstirpirt  waren,  so  erzielte  B.  durch 
Faradisation  der  oberen  äusseren  Frontalwindung,  vor  und  hinter 
dem  Sulcus  cruciatus  und  von  noch  2 anderen  Punkten  aus  (?)  eine 
Vermehrung  des  Blutdrucks  und  der  Herzschläge.  — Waren  aber 
bei  erhaltenen  obersten  Sympathicusganglien  die  Nv.  vagi  zwischen 
der  Schädelbasis  und  den  vom  Gangl.  supeuium  sympathici  zu 
ihnen  tretenden  Nervenfäden  durchschnitten,  so  erhielt  er  durch 
Reizung  derselben  Punkte  an  der  Hirnobcrfläcbe  eino  sehr  erhebliche 
Blutdruckverminderung  und  eine  Verlangsamung  der  Herzschläge: 
die  Reizung  einzelner  Punkte  der  Hirnoberfläche  hatte  also  denselben 
Effect,  wie  die  des  Nv.  depressor  von  Cyon.  In  ähnlicher  Weise 
erhielt  Vf.  von  4 verschiedenen  Punkten  der  Hirnoberfläche  aus  (?) 
Milzcontractionen,  von  6 verschiedenen  Puukten  Zusammenziehungen 
der  Därme:  Vf.  schliesst  hieraus  und  aus  der  Analogie  der  Erschei- 
nungen bei  Reizungen  peripherer  Nerven  sensibler  Natur,  durch 
welche  Aehnliches  bedingt  wird,  dass  an  der  Hirnoberfläche  eine 
unbestimmte  Anzahl  sensibler  Punkte  existirt,  deren  Reizung  auf 
die  Endigungen  cerebraler,  centripetal  leitender  Fasern  einwirkt. 
Diese  leiten  den  Reiz  zu  den  Kernen  grauer  centraler  Hirnrücken- 
marksprovinzen, von  denen  aus  derselbe  dann  erst  auf  der  Bahn 
centrifugaler  Nerven  die  verschiedeneu  Erscheinungen  hervortreten 
lässt. 

Zur  Stutze  seiner  Ansichten  erwähnt  Vf.  zum  Schluss  noch  die 
Experimente  BHOWN-SfcQUABD’s,  dem  es  nicht  gelang,  durch  Appli- 
cation des  Glüheisens  auf  die  in  der  Rinde  gelegenen  „Centren“, 
Bewegungen  der  Extremitäten  hervorzurufen.  Bernhardt. 


R.  Vircliow,  lieber  die  Entstehung  des  Enchondroma  und 
seine  Beziehungen  zu  der  Ecchondrosis  und  der  Exostosis 
cartilaginea.  Mooatsb,  d.  Berlin.  Künigl.  Acad,  1876.  8.  760. 

Während  schon  J.  Mukllek  die  Structur  und  das  Wachsthum 
der  Knorpelgescbwülste  sehr  gut  beschrieben  hat,  so  fehlten  doch 
noch  genauere  Kenntnisse  über  ihre  Entstehung.  V.  hat  zuerst  unter 
der  allgemeinen  Gruppe  der  Chondrome  die  Ecchondrosen  als  directe 
Auswüchse  permanenter  Knorpel  von  den  Enchondromen,  die  durch 
einen  mit  Aenderung  des  GewebstypuB  verbundene  Entwickelung 
aus  Bindegewebe  hervorgehen,  unterschieden.  Allein  auch  für  die 
letztere  Form,  soweit  sie  an  Knochen  vorkommt,  hat  V.  schon  früher 
die  Hypothese  aufgestellt,  dass  sie  wenigstens  häufig  ihren  Ursprung 
aus  Kuorpelinseln  nehmen,  welche  durch  unregelmässiges  Wachsthum 
des  Epipbyscnknorpels  abgesprengt  werden  und  mitten  im  Knochen 
liegen  geblieben  seien.  Dasselbe  gilt  für  die  sog.  Exostosis 
cartilaginea,  zu  welcher  auch  die  Exostosis  multiplex  zu  rechnen  ist, 
da  auch  sie  ursprünglich  knorpelig  ist  und  sich  also  genetisch  gar  nicht 


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Sobmidt,  Blutgerinnung. 


451 


von  dem  Enchondroma  unterscheidet,  in  welcher  Beziehung  ein  mit- 
getheilter  Fall  von  Bedeutung  ist,  bei  welchem  neben  einer  Exostos. 
cartilag.  spong.  unter  dem  Kopf  d.  Humerus  ein  corticales  Enchon- 
droma in  der  Mitte  der  Diaphyse  vorhanden  war.  Zur  Stütze  der 
genannten  Hypothese  theilt  nun  V,  einige  Fälle  von  jugendlichen 
Knochen  mit,  an  denen  man  sehr  unregelmässige  Wucherungen  des 
Zwischenknorpels  sieht,  von  denen  einige  Stücke  schon  ganz  durch 
Knochengewebe  von  der  Hauptmasse  getrennt  sind,  und  einen  von 
einer  erwachsenen  Frau,  bei  der  sich  4 cmtr.  über  der  unteren  Ge- 
lenkfläche des  Os  femoris  fast  in  der  Axe  des  Knochens  und  ganz 
isolirt  ein  etwas  höckriges,  maulbeerförmiges  Knorpelstück  von 
etwas  über  1 cm.  im  Durchmesser  vorfand,  dessen  Länge  so  gonau 
den  Knorpelinseln  der  ersteren  Fälle  entspricht,  das  man  nicht  daran 
zweifeln  kann,  dass  hier  wirklich  ein  solcher  Rest  des  Primärknorpels 
persistirt.  In  Bezug  auf  die  Ursache  der  Persistenz  und  des  gelegent- 
lichen weiteren  Wacbstbums  wird  auf  den  Mangel  der  Vascularisation 
hingewiesen.  Da  aber  jedes  Mal  die  Persistenz  durch  eine  unge- 
wöhnliche und  excedirende  Wucherung  im  Primärknorpel  einge- 
leitet wird,  so  muss  man  annehmen,  dass  die  Abweichung  durch 
einen  Reiz  hervorgerufen  wird  und  also  in  die  Gruppe  der  irritativen 
Vorgänge  zu  stellen  ist.  Der  Reiz  kann  verschiedener  Art  sein; 
Rachitis,  Syphilis,  doch  sind  auch  schon  eine  Zahl  von  Fällen  erb- 
licher Enchondrome  und  Exostosen  bekanut.  — V.  glaubt  also  als 
Regel  aufstelleu  zu  können,  dass  das  Enchondrom  der  Knochen  von 
Resten  des  Primärknorpels  ausgeht,  ohne  die  Möglichkeit  einer  an- 
deren Entstehung  direct  leugnen  zu  wollen.  Auch  bei  den  nicht  von 
Knochen  ausgehenden  Enchondromen  muss  stets  die  Frage  aufge- 
worfen werden,  ob  und  inwieweit  dieselben  etwa  von  aberrirten  und 
heterotopen  Stücken  primären  Knorpels  abgeleitet  werden  können. 
So  gibt  es  z.  B.  in  der  Nähe  des  (ihres,  Wange,  Kieferwinkel,  selbst 
ganz  entfernt  am  Halse,  Enchondrome,  aus  Netzknorpel  gebildet,  die 
offenbar  von  aberrirten  Stücken  des  Ohrknorpels  herstammen  (daher 
abgesprengte  auriculare  Enchondrome).  Doch  ist  eine  solche  Er- 
klärung nicht  für  alle  Enchondrome  der  Weichtheile  anzu wenden 
und  es  gibt  hier  sicher  Formen,  die  aus  Bindegewebe  hervorgehen 
(heteroplastische  Enchondrome).  Ortb. 


Al.  Schmidt,  lieber  die  Beziehung  der  Faserstoffgerinnung  zu 
den  farblosen  Elementen  des  Blutes.  II.  Pflüok*’»  Archiv,  xi. 

a.  6i&. 

1)  Ueber  die  Abstammung  des  Fibrinfermentes. — Es 
lasst  sich  leicht  zeigen,  dass  die  rothon  Blutkörperchen  mit  dem 
Fibrinferment  nichts  zu  thun  haben:  l)giebt  es  Flüssigkeiten,  welche 
ohne  rothe  Blutkörperchen  zu  enthalten,  nach  ihrer  Entfernung  aus 

89* 


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452 


Schmidt,  Blutgerinnung. 


dem  Körper  gerinnen;  aas  dem  Serum  lässt  sich  dann  durch  Fällung 
mit  Alkohol  etc.  Fermentlösung  darstellen  2)  Pferdeblutplasma,  von 
den  gesenkten  rothen  Blutkörperchen  abgegoseen,  enthält  im  Moment 
der  Trennung  von  den  Blutkörperchen  nur  Spuren  von  Ferment, 
trotzdem  gerinnt  dasselbe  bei  gewöhnlicher  Temperatur  und  liefert 
ein  fermenthaltiges  Serum.  3)  Verwendet  man  zur  Darstellung  des 
Fibrinfermentes  gesenktes  defibrinirtes  Pferdeblut,  so  erhält  man  aus 
den  untern  vorwiegend  aus  Blutkörperchen  bestehenden  Schichten 
schwächer  wirkende  Lösungen,  wie  aus  den  oberen.  Bei  nicht 
defibrinirtem  Blut  ist  aus  der  unteren  blutkörperchen reichen  Schicht 
überhaupt  keine  wirksame  Fermentlösung  darstellbar.  Die  Quellen 
des  Fibrinfermentes  sind  die  farblosen  Blutkörperchen:  es  ensteht 
aus  diesen  nach  Entfernung  des  Blutes  aus  dem  Körper  und  tritt  in 
die  Flüssigkeit  über.  Der  Nachweis  dafür  lässt  sich  durch  Filtration 
des  Plasmas  führen.  Fängt  man  Pferdeblut  in  einem  in  Eis  stehen- 
den Cylinder  auf,  lässt  die  Blutkörperchen  absetzen  und  filtrirt  das 
Plasma,  wenn  seine  Temperatur  aui  0°  gesunken  ist,  durch  mehrfach 
zusammengelegtes  Filtrirpapier  in  einem  Raum  von  0°,  so  erhält  man 
ein  völlig  klares  und  körperchenfreies , meist  etwas  röthlich  gefärbtes 
Filtrat,  welches  nur  eine  äusserst  geringe  Neigung  zur  Faserstoff- 
bildung zeigt.  Setzt  man  je  eine  Probe  fiitrirten  und  nicht  fiitrirten 
Plasmas  der  Zimmertemperatur  aus,  so  gerinnt  die  erstere  viel  später, 
wie  die  letztere  und  ausserdem  beendigt  sicL  die  Oerinnung  sehr 
langsam.  Ein  vollständiges  Ausbleiben  der  Gerinnung  ist  deshalb 
nicht  zu  erwarten,  weil  die  Blutkörperchen  sofort  nach  ihrer  Ent- 
fernung aus  dem  Körper  anfangen  Ferment  zu  bilden  und  dieser 
Process  nicht  momentan  durch  Abkühlung  unterdrückt  werden  kann. 
Der  Fermentgehalt  der  fiitrirten  Flüssigkeit  bleibt  beim  Stehen  unge- 
ändert,  während  der  der  nicht  fiitrirten  fortdauernd  zunimmt.  Dieser 
Unterschied  zwischen  fiitrirten  und  nicht  fiitrirten  Plasma  lässt  sich 
ziemlich  vollständig  beseitigen,  wenn  man  das  Plasma  vor  der 
Filtration  einige  Minuten  auf  10 — 20°  erwärmt  und  dann  erst  ab- 
kühlt. — Der  Filtrirrückstand  mit  Wasser  gewaschen,  löst  sich  in 
schwach  alkalischer  Flüssigkeit  auf  und  stellt  eine  schwach  opalisirende 
Lösung  von  fibriuoplastischer  Substanz  dar,  welcher  nur  Spuren  von 
Ferment  anhängeu.  Diesen  Beobachtungen  entsprechend  gerinnen 
Transsudate,  welche  durch  farblose  Elemente  getrübt  erscheinen, 
regelmässig,  während  ganz  klare  Transsudate  keine  Neigung  zu 
spontaner  Gerinnung  zeigen,  diese  aber  eintritt,  bei  Zusatz  von 
Ferment.  Die  Abhängigkeit  der  Gerinnung  von  den  farblosen  Blut- 
körperchen läst  sich  auch  dadurch  zeigen,  dass  man  Plasma  mit 
ungleicher  Menge  suspendirter  farbloser  Körperchen  versetzt:  die 
mit  der  grösseren  Menge  versetzte  Probe  gerinnt  weit  schneller,  wie 
die  andere.  — Nimmt  man  2 Proben  desselben  Plasmas  und  über- 
lässt die  eine  sich  selbst,  während  man  in  der  Andern  wiederholt 


Schmidt,  Blntgerionnng. 


453 


die  Blutkörperchen  durch  Umrühren  gleichmässig  vertheilt,  so  ge- 
rinnt zuerst  die  gesenkte  Schicht  in  der  ersten  Probe,  dann  die 
2te  Probe  und  endlich,  jedoch  viel  später  auch  die  über  den  Gerinnsel 
stehenden  Flüssigkeit.  Dieser  Versuch  zeigt,  dass  der  Impuls  zur 
Gerinnung  in  der  That  von  den  Lymphkörperchen  ausgeht.  Die  ge- 
rinnungsbescbleunigende  Wirkung  des  nicht  krystallisirten  Blutfarb- 
stoffs tritt  um  so  deutlicher  hervor,  je  schwächer  die  Lösung  an 
Ferment  ist,  je  langsamer  sie  also  an  sich  ohne  den  Zusatz  an  Blut- 
farbstoff gerinnt.  Lösungen  von  krystallisirten)  Blutfarbstoff  üben 
keine  beschleunigende  Wirkung  aus. 

2)  lieber  die  Abstammung  der  fibr ino p las t isc he  n 
Substanz.  Filtrirt  man  Plasma,  wäscht  den  Rückstand  mit  Wasser 
aus  und  behandelt  ihn  dann  mit  schwach  alkalisch  reagirendem  Wasser, 
so  erhält  man  ein  Filtrat,  das  beträchtliche  Mengen  fibrinoplastischer 
Substanz  in  Lösung  enthält  Der  Filterrückstand  besteht  nur  aus 
farblosen  Blutkörperchen,  auB  denen  somit  fibrinoplastische  Substanz 
durch  Auflösung  ausgetreten  ist.  Der  Einwand,  dass  der  Filterrück- 
stand bereits  fibrinoplastische  Substanz  enthält,  welche  in  keinem 
Zusammenhang  mit  den  farblosen  Blutkörperchen  steht,  in  Folge  der 
Abkühlung  ausgesebieden,  wird  dadurch  widerlegt,  dass  das  ab- 
filtrirte  Plasma  im  Stande  ist,  binzugefügte  fibrinoplastische  Sub- 
stanzen aufzulösen.  Allerdings  scheiden  sich  aus  dem  Plasma  feine 
Körnchen  aus.  Dieselben  bestehen  aber  nicht  aus  fibrinoplastischer 
Substanz,  sondern  sind  Trümmer  von  zu  Grunde  gegangenen  farb- 
losen Blutkörperchen,  diese  sind  stets  dem  Faserstoff  beigemischt, 
anfangs  noch  deutlich  als  solche  erkennbar  — in  den  spätem  Stadien 
der  Gerinnung  aber  mehr  und  mehr  verschwindend.  Die  farblosen 
Blutkörperchen  resp.  ihre  Zerfallsproducte  tragen  somit  zum  Gewicht 
des  Faserstoffs  bei.  Diese  Thatsache  lässt  sich  erweisen  durch  die 
Bestimmung  des  Faserstoffgehaltes  im  filtrirten  Plasma.  Allerdings 
erhält  man  nie  ein  vollständig  von  fibrinoplastischer  Substanz  freies 
Filtrat,  weil  das  Zerfallen  von  Blutkörperchen  sieb  nie  vollständig 
vermeiden  lässt,  indessen  erhielt  Vf.  aus  dem  filtrirten  Plasma  nur 
0,35—0,45  % Fibrin  gegen  0,5 — 0,7  % aus  dem  nicht  filtrirten.  Die 
Ausbeute  von  Fibrin  im  filtrirten  Plasma  lässt  sich  steigern,  wenn 
man  aus  den  farblosen  Elementen  eine  Lösung  von  fibrinoplastischer 
Substanz  herstellt  und  sie  dem  filtrirten  Plasma  hinznfügt.  Der  Unter- 
schied in  den  Mengen  des  gelieferten  Fibrins  wird  noch  weit  grösser, 
wenn  man  das  Plasma  vor  der  Filtration  mit  dem  12  bis  löfachen 
Vol.  Wasser  mischt.  Auch  in  diesem  Fall  wurde  durch  Zusatz 
fibrinoplastischer  Substanz  die  Faserstoffmenge  wieder  erhöht  — 
Bei  0°  hält  sich  das  mit  dem  10 — löfachen  Vol.  Wasser  verdünnte 
Plasma  unbegrenzt  lange  flüssig;  die  farblosen  Blutkörperchen  senken 
sich  rasch,  sodass  die  darüber  stehende  Flüssigkeit  nach  24  Stunden 
abgegossen  und  die  Blutkörperchen  durch  erneutes  Aufgiessen  von 


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454 


W o lt t kr  , Hydronephroie  mit  Niereudiiilocation. 


kaltem  Wasser  gereinigt  werden  können.  Mischt  man  sie  nach  dem 
Auswaschen  oder  besser  noch  die  durch  Kohlensäure  oder  Essigsäure 
gefällte  und  in  Wasser  suspendirte  fibrinoplastiache  Substanz  mit 
einer  fibrinogenen  Flüssigkeit,  so  erfolgt  eine  äusserst  langsame  Ge- 
rinnung, weil  nur  Spuren  von  Ferment  vorhanden  sind. 

Es  fragte  sich  nun,  ob  die  farblosen  Blutzellen  auch  fibrinogene 
Substanz  enthalten.  Diese  Frage  ist  für  das  Säugethierblut  zu  ver- 
neinen: löst  man  die  ausgewaschenen  Zellen  in  schwachem  Alkali 
und  setzt  Fibrinferment  hinzu,  so  tritt  nie  eine  Gerinnung  ein.  Da- 
gegen zeigt  die  aus  den  Zellen  des  Vogel-  und  Amphibienblutes  ge- 
wonnene Lösung  allerdings  stets  eine  spontane  Gerinnung.  — Näher 
verfolgt  sind  diese  Verhältnisse  unter  des  Vf.’s  Leitung  von  Semmek; 
Vf.  berichtet  über  die  von  diesem  gemachten  und  von  ihm  selbst 
vervollständigten  Beobachtungen.  Der  Faserstoff  des  Amphibien- 
blutes zeichnet  sich  durch  seine  grössere  Löslichkeit  in  Alkalien 
und  Essigsäure  aus,  wird  jedoch  durch  Waschen  mit  Wasser  schwerer 
löslich.  Froschblut  gerinnt  sehr  schnell,  wird  aber  im  Verlauf  von 
4 — 6 Stunden  wieder  vollständig  flüssig,  indem  das  Fibrin  sich  in 
dem  alkalisch  reagirenden  Serum  auflöst.  Lässt  man  in  dem  defi- 
brinirten  Blut  die  Blutkörperchen  sich  senken  und  giesst  das  Serum 
ab,  so  erhalt  man  durch  Wasserzusatz  und  Auflösung  der  Blutkör- 
perchen eine  neue  Gerinnung,  welche  sich  gleichfalls  in  einigen 
Stunden  wieder  löst.  Die  Blutkörperchen  des  Frosches  enthalten 
also  unzweifelhaft  auch  fibrinogene  Substanz,  ebenso  die  der  Vögel. 
Ob  dieselbe  aus  den  farblosen  oder  rothen  Blutkörperchen  stammt, 
bleibt  zweifelhaft;  die  Annahme,  dass  auch  beim  Säugethierblut 
ähnliche  Verhältnisse  für  die  rothen  Blutkörperchen  bestehen,  lässt 
sich  vor  der  Hand  weder  widerlegen,  noch  beweisen,  e.  s#lkow»ki. 


A.  Wölfler,  Zur  chirurgischen  Pathologie  der  Nieren.  LBecken- 
abscess  au»  einer  dislocirten  Niere  hervorgegangen  (Pyone- 
phrosis).  I’nnction  vom  Reetum  aus.  Tod  durch  llrämie. 

Wien.  med.  Woclienacbr  1876,  No.  7,  8 o.  12. 

Ein  45jähriger  Arbeiter  hatte  seit  5 Tagen  und  5 Nächten 
keinen  Tropfen  Urin  gelassen  und  auch  durch  den  in  die  Blase 
eingeführte  Katheter  wurde  kein  Urin  entleert.  4 Finger  breit  über 
der  Symphyse  fühlto  man  einen  rundlichen  Tumor,  dessen  Sitz  hinter 
den  Darmschlingen  tief  in  der  Beckenhöhle  gelegen  war.  Bei  Ein- 
führung der  Hand  in  den  Mastdarm  constatirte  man,  dass  dessen 
rechte  Wand  durch  einen  fluctuirenden  Tumor  vorgedrängt  war. 
Bei  der  Punctien  desselben  entleerte  Bich  ein  Liter  dünnen,  geruch- 
losen Eiters,  in  welchem  Harnstoff  nachgewiesen  wurde.  In  die 
Punctionsöffnung  wurde  ein  Drainrohr  oingeführt.  Unmittelbar  nach 
der  Punction  konnte  auch  aus  der  Blase  Urin  entleert  werden. 


SmcLAiB,  Genese  der  erworbenen  Kepselkstarskta.  456 

Leider  wurde  das  Drainrohr  bei  der  Defiication  ausgestossen  und  es 
kehrten  nun  allmälig  die  alten  Erscheinungen  verbunden  mit  hohem 
Fieber  zurück.  Da  im  Mastdarm  keine  rechte  Prominenz  mehr  zu 
fühlen  war,  so  drang  BlLLROTH  von  aussen  gegen  den  Abscess  vor, 
indem  er  durch  einen  Schnitt  über  dem  PoDPART’schen  Band,  analog 
demjenigen  zur  Unterbindung  der  Uiaca  externa,  in3  retroperitoneale 
Bindegewebe  bis  in  die  Gegend  des  Abscesses  vordrang.  Jetzt 
wurde  vom  Mastdarm  her  ein  Troicart  bis  in  den  Grund  der  äussern 
Wunde  vorgestossen  und  ein  Drainrohr  durchgezogen,  dessen  eines 
Ende  aus  der  Bauchwunde,  dessen  anderes  Ende  aus  dem  Mastdarm 
hervorragte.  Obwohl  Eiter  und  Urin  jetzt  freien  Abfluss  batten, 
starb  doch  der  sehr  collabirte  Kranke  noch  am  Abend  desselben 
Tages.  — Die  Section  ergab,  dass  die  r.  Niere  in  einen  grossen,  vor 
dem  Promontorium  gelegenen  Sack  umgewandelt  war,  welcher  Eiter 
und  Harn  enthielt.  Dieser  Sack  charakterisirte  sich  als  eine  schon 
seit  der  Geburt  dislocirte  Niere:  1)  durch  die  Richtung  des  Hilus 
nach  vorn,  2)  durch  Anomalieen  in  Ursprung  und  Zahl  der  Arte- 
rien, 3)  durch  Verkürzung  des  Harnleiters  um  10  Cm.  Vf.  erklärt 
den  ganzen  Verlauf  nun  so,  dass  die  angeborne  dislocirte  Niere  der 
Hydronephrose  verfallen  sei,  wie  überhaupt  dislocirte  Nieren  beson- 
ders häufig  zu  krankhaften  Processen  zu  disponiren  scheinen  und 
dass  erst  spät  sieb  eine  acute  Pyelitis  hinzugesellte,  welche  aur 
Compression  des  andern  Ureters  und  damit  zur  Urämie  führte. 

i E.  Küster. 


Julie  Sinclair,  Experimentelle  Untersuchungen  zur  Genese 
der  erworbenen  Kapsel-Katarakt,  Di»s.  Zürich.  ih76. 

Nachdem  im  I.  Theil  der  vorstehenden,  auf  Hobner’s  Veran- 
lassung unternommenen  Untersuchungen  eine  historische  Darlegung  der 
Literatur  stattgefunden  hat,  wird  im  II  Theil  zunächst  der  Nachweis 
geliefert,  dass  die  Liusenkapsel  für  Salzlösungen  in  hohem  Grade 
diffusionsfähig  ist  und  ein  Durchgang  von  geformten  Bestandteilen 
weder  mit  Diffusion  noch  durch  Filtration  stattfindet.  Flüssigkeiten 
filtriren  auch  nur  bei  sehr  hohem  Druck,  wie  er  normaler  Weise 
wohl  nie  zu  Stande  kömmt.  Indem  weiter  durch  Injection  von  Blut, 
Eiter,  verdünnte  kaust.  Ammoniaklösung  etc.  in  die  vordere  Kammer 
eine  chemische  oder  entzündliche  Alteration  der  die  Linse  umge- 
benden flüssigen  Medien  bewirkt  wurde,  zeigte  sieb  eine  Ernährungs- 
störung der  Linse  in  den  oberflächlichsten  Schichten  der  polaren 
Gebiete.  Linsensubstanz  und  Kapselzellen  zerfallen  nach  vorausge- 
gangener Trübung  und  Quellung  zu  einer  amorphen,  gelatinösen, 
später  körnigen  oder  bröckligen  Substanz.  Dieser  Vorgang  wird 
als  das  erste  Stadium  der  Kapselstaarbildung,  als  das  Stadium  der 
Degeneration,  betrachtet.  Früher  oder  später  kommt  es  alsdann  an 


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456 


Wineil,  chjlöser  Ascites  dareh  Parasiten.  Kebkio. 


der  betreffenden  Stelle  zu  einer  Zellenproliferation,  und  dieser  Vor- 
gang wird  als  das  zweite  Stadium  der  Kapselstaarentwickelung,  als 
dasjenige  der  Regeneration,  angesehen,  die  gauze  Entwicklung  des 
Kapselstaars  aber  als  entzündlicher  Vorgang,  wobei  die  Linsenkapsel 
als  nicht  activ  betheiligt  und  ihre  Vorbuchtung,  Faltung  als  unwesent- 
licher secundärer  Zustand  erscheint.  Micbel  (Erlangen). 


F.  Winkel,  Chylöser  Ascites  bewirkt  durch  Parasiten  (Häma- 

tOZOen).  Deutsch.  Arch.  f.  klio.  Med.  XVII.  S.  303. 

Bei  einer  39jäbrigen  Frau,  welche  lange  in  Surinam  gelebt 
hatte,  entwickelte  sich  etwa  1 Jahr,  nachdem  sie  von  da  nach 
Deutschland  zurückgekehrt  war,  Ascites,  welcher  durch  die  einge- 
leitete Behandlung  anfangs  gebessert  wurde,  dann  aber  wieder  zu- 
nahm und  die  Punction  nöthig  machte.  Hierbei  wurden  2 Liter 
einer  buttermilcbäbnlichen  Flüssigkeit  entleert,  in  welcher  das  Mi- 
kroskop eine  Menge  fadenförmiger  sich  lebhaft  bewegen- 
der Organismen  von  0,2  Mm.  Länge  und  0,01  Mm.  Breite  auf- 
wies. Sie  hatten  einen  abgerundeten  Kopf  mit  4 — 5 Cilien  und 
einen  scharf  zugespitzten  Schwanz.  Pat.  erholte  sich  anfangs,  starb 
aber  später  in  ihrem  Wohnorte,  ohne  dass  Vf.  sie  wieder  gesehen 
hatte.  Im  Urin  war  nie  eine  Abnormität  nachweisbar  gewesen. 
Die  Menstruation  trat  regelmässig  ein,  obgleich  Pat.  in  Folge  des 
Ascites  einen  Blasen-  und  Gebärmuttervorfall  hatte.  Nach  der  ersten 
Punction  trat  eine  straffe  schmerzhafte  Anschwellung  des  linken 
Beins  und  besonders  der  Venenstränge  auf,  welche  längere  Zeit 
anhielt. 

W.  weist  auf  die  Aehnlichkeit  des  hier  gefundenen  Entozoons 
mit  den  von  Lewis  bei  Chylurie  beobachteten  Filarien  (Cbl. 
1873.  335  u.  480)  hin  und  vermuthet,  dass  in  jenem  Falle  Filarien 
in  den  Darm  und  von  da  in  die  Lymphgefässe  und  das  Peritoneum 
gelangt  seien.  Wahrscheinlich  waren  sie  auch  im  Blut  enthalten  und 
haben  vielleicht  die  Schwellung  der  Venen  bedingt.  Nach  Mitthei- 
lung der  Pat.  scheint  ein  dem  ihrigen  ähnliches  Leiden  in  Surinam 
nicht  selten  zu  sein.  Seimtor. 


W.  Kernig,  Ein  Fall  von  Milzrnptur  mit  glücklichem  Ausgang. 

St.  Petersb.  med.  Zoitucbr.  1876.  N.  P.  V.  8.  316. 

Ein  33 jähriger  Arzt  erkrankte  an  einem  recht  schweren  exan- 
thematischen  Typbus,  welcher  mit  dem  18.  Tage  abgelaufen  war; 
die  Milz,  während  der  Erkrankung  nur  mässig  geschwollen,  war  in 
den  letzten  Tagen  auf  das  normale  Maass  zurückgegangen.  Während 
der  nun  folgenden  17  Tage  war  das  Befinden  des  Patienten,  abge- 
rechnet eine  leichte  traumatische  Urethritis  und  consecutive 


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Ksbrio,  Miltruptur. 


457 


Cystitis,  ein  ziemlich  gutes.  In  den  darauf  folgenden  11  Tagen  er- 
folgten io  unregelmässigen  Zeiträumen  4 starke  Fieberanfälle  (Tem- 
peratur bis  zu  40,5°),  während  welcher  die  Milz  bedeutend,  die  Leber 
mässig  an  Umfang  zuoahmen , ib  den  fieberfreien  Zeiten  jedoch 
wieder  zurückgingen.  Während  des  letzten  Anfalles  betrug  die 
Milzdämpfung  11  Cm.  in  der  Breite  und  21  Cm.  in  der  Länge.  In 
Folge  eines  Diätfehlers  trat  an  diesem  Tage  10  maliges  Erbrechen 
auf  und  unmittelbar  nach  dem  letzten  Erbrechen  lebhafte  Schmerzen 
in  der  Tiefe  des  Epigastriums  und  gleichzeitig  die  Zeichen  eines 
Ergusses  in  die  Unterleibshöhle  mit  allen  Symptomen  einer  inneren 
Blutung.  An  die  bisher  bestandene  Milzdämpfung,  welche  den 
ßippenrand  nicht  überschritten  hatte,  schloss  sich  eine  etwa  hand- 
grosse Dämpfung  im  linken  Hypocboudrium,  die  mit  erhöhter  Resi- 
stenz und  massiger  Druckempfindlichkeit  verbunden  war.  Wenige 
Stunden  nachher  reichte  die  Dämpfung  bis  zum  Schambein  abwärts, 
später  war  auch  der  Schall  auf  der  rechten  Seite  unterhalb  des 
Nabels  gedämpft  Der  Unterleib  war  aufgetrieben,  mässig  gespannt; 
die  linke  Seite  war  resistenter  als  die  rechte  und  sichtbar  aufge- 
trieben; Zeichen  von  Peritonitis  fehlten.  Der  Collaps  erreichte  einen 
sehr  hohen  Grad.  Die  Temperatur  ging  auf  35,4  herab,  Puls  un- 
fühlbar, fast  vollständige  Anurie.  Behandlung:  absolute  Ruhe,  Eis- 
blase, Opium,  Morphiuminjection,  subcutane  Injectionen  von  Campher, 
Weinklystiere.  Schon  nach  24  Stunden  begann  Besserung  einzutreten, 
Puls  und  Temperatur  hoben  sich,  die  Dämpfung  verlor  an  Umfang 
erheblich;  deutlich  verkleinerte  sich  aber  der  Unterleib  erst,  nachdem 
am  5.  Tage  nach  dem  Anfall  spontan  Leibesöffnung  eingetreten  war; 
die  vollständige  Resorption  des  ergossenen  Blutes  wurde  am  13. 
Tage  constatirt.  Die  Reconvalescenz  wurde  durch  zwei  pneumonische 
Anfälle  verzögert.  Nach  Eintritt  vollständiger  Genesung  war  die 
Milz  6 Cm.  breit  und  15  Cm.  lang. 

Der  geschilderte  Symptomencomplex , der  mit  dem  bei  lethal 
verlaufenen  Milzrupturen  beobachteten  und  beschriebenen  überein- 
stimmt, sichert  die  vom  Vf.  gestellte  Diagnose;  eine  Möglichkeit  der 
Heilung  wird  von  den  Autoren  zugeben;  Vf.  vindicirt  sie  dem  Von 
ihm  eingeschlagenen  Heilverfahren.  Unklar  bleibt  die  Natur  jener 
4 Fieberanfälle,  welche  der  Ruptur  voraufgegangen.  Abgesehen 
von  Intermittens,  welche  hier  auszuschliesseu  ist,  kann  man  an  Recur- 
rens oder  Milzinfarct  denken.  Neigt  man  sich  der  ersteren  Annahme 
zu,  so  muss  man  zugeben,  dass  es  jedenfalls  ein  eigentbümlicber  Verlauf 
von  Febris  recurrens  war.  Nimmt  man  einen  Infarct  an,  der  nach 
exanthematischem  Typhus  mindestens  zu  den  grössten  Seltenheiten 
gehört,  so  bleibt  der  Mangel  peritonitischer  Erscheinungen  auffallend. 
Man  ist  danu  zu  der  Annahme  gezwungen,  dass  entweder  der  Infarct 
von  der  Ruptur  nicht  betroffen  worden  ist,  oder  aber  dass  die  aus 


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458 


Fiscbui,  Qalvanisatou  des  Sympathien«. 


demselben  sieb  entleerenden  Eiter-  und  Detritusmengen  neben  der 
grossen  Blutung  nicht  in  Betracht  kamen.  L.  ßoaontlial. 


G.  Fischer,  Experimentelle  Studien  zur  therapeutischeu  Gal- 
vanisation des  Sympathien».  Deutsch.  Arch.  f.  kliu.  Med.  XVII.  8. 1. 

Dio  Untersuchungen  des  Vf.’s.  sind  an  Pferden  und  Katzen  ange- 
stellt. An  ersteren  wurde  untersucht,  in  welcher  Art  der  Blutdruck 
in  den  vom  N.  syrnp.  innervirten  äusseren  Kopfarterien  durch  Electri- 
sation  des  Halssympathicus  beeinflusst  würde.  Das  Manometer  wurde 
mit  der  A.  maxiilaris  interna  in  Verbindung  gesetzt.  (Die  Technik 
der  Operationen,  wie  überhaupt  die  Versuchseinzelheiten  siebe  im 
Original).  Durch  Faradisation  -des  Halssympathicus  des 
Pferdes  gelingt  es  nun,  den  Blutdruck  zu  steigern  und  eine  deutlich 
nachweisbare  Spannung  der  Arterienwandungen  hervorzubringen, 
hingegen  erhielt  Vf.  für  den  constanten  Strom  fast  negative 
Befunde,  nicht  einmal  VoLTA'sche  Alternativen  hatten  irgend  welchen 
Erfolg. 

Eine  zweite  Reibe  von  Versuchen  wurde  an  Katzen  angestellt; 
da  bei  diesen  Tbieren  der  Halssympathicus  zwar  mit  dem  N.  vagus 
und  der  A.  carotis  in  einer  bindegew  ebigen  Scheide  zusammen 
liegt,  aber  isolirt  und  leicht  durch  fast  unblutige  Präparation  bloss- 
zulegen  ist.  Es  handelte  sich  um  die  Beobachtung  der  Iriscon- 
tractioncn,  wobei  übrigens  die  für  das  Experiment  nothwendige 
Cbloroformirung  der  Thiere  oft  sehr  störend  wurde.  (Cbl.  1874. 
926.)  Das  Resultat  war  folgendes:  Bei  percutaner  Anwendung  des 
Faradi’schen  Stroms  war  eine  Wirkung  zwar  nachweisbar , aber 
sehr  gering:  Reizung  des  isolirten  Nerven  gab  sehr  deutliche 
Reaction.  Bei  der  galvanischen  Reizung  erhielt  Vf.  nur  eine 
Schliessungsreaction,  meist  gar  keine:  das  vollständige  Zuckungs- 
gesetz konnte  in  einem  Versuch  nur  dann  beobachtet  werden,  als 
der  N.  vagus  gleichzeitig  mit  dem  Sympathicus  percutan  oder  bei 
directer  Reizung  getroffen  wurde.  — Was  die  Beeinflussung  der 
Circulatiousvorgänge  im  Qehirn  und  seinen  Häuten  durch  die 
Galvanisation  des  Sympath.  betrifft,  so  fand  Vf.  bei  Katzen  den 
Hirndruck  unter  8 Faradischen  Reizversuehen  fünfmal  während  der 
Stromesdauer  gesteigert,  dreimal  verringert,  alle  Schwankungen  aber- 
positive wie  negative,  höchst  unbedeutend;  bei  der  Galvanisation 
unter  11  Versuchen  viermal  ein  ganz  minimales  Steigen,  dreimal  gar 
keine  Veränderungen:  eine  Schlicssungs-  oder  Ooffnungsreaction 

fand  sich  in  der  ganzen  Versuchsreihe  niemals.  Auf  die  Puls- 
Frequenz  hatte  die  Galvanisation  niemals  eine  nachweisbare  Ein- 
wirkung. Faradisation  des  Vagus  steigert  den  Gehirndruck; 
derselbe  steigt  auch  bei  der  Galvanisation  während  der  Stromes- 
dauer langsam  an,  bei  gleichzeitiger  Faradisation  von  Vagus 


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Maris,  Verttndernngen  der  Carotis  bei  Geisteakranken. 


459 


und  Sympatb.  stieg  unter  5 Versuchen  der  Hiradruck  viermal  und 
zwar  zweimal  bedeutend.  Bei  doppelseitiger  Faiadisation  der 
Nd.  sympath.  stieg  der  Druck  rasch  uud  bedeutend  an,  um  dann 
noch  während  der  Stromesdauer  wieder  zu  sinken:  jedesmal  traten 
dabei  bei  tiefster  Narkose  des  Thieres  klonische  Krämpfe  in  den 
Streckern  der  Hinterfüsse  und  denen  des  Rückens  ein.  Bernhardt. 


L.  Meyer,  Ueber  aneurysmatische  Veränderungen  der  Carotis 
interna  Geisteskranker.  Arcb.  f.  Psych.  vi.  8.  84. 

M.  hält  die  Circulationsstöruugon  des  Gehirnes  für  einen  her- 
vorragenden Factor  in  der  Hervorrufuug  psychischer  Störungen 
Während  man  aber  in  dieser  Hinsicht  bisher  nur  das  intracranielle 
Gefässgebiet  beachtet  bat,  wandte  er  seine  Aufmerksamkeit  der 
Carotis  interna  zu,  von  der  Ansicht  ausgehend,  dass  langdauerndo 
und  intensive  Störungen  ihres  peripheren  Stromgebietes  — der 
Windungen  des  Grosshirns  — auf  diu  Beschaffenheit  des  Stamm' 
rohres  zurück  wirken  mussten.  Vf.  hat  dann  auch  in  allen  Fällen- 
die  er  untersuchen  konnte,  die  bezüglichen  Veränderungen  vorge- 
funden.  Iu  den  mitgetheilten  31  Beobachtungen  wurden  Erkrank- 
ungen eines  local  scharf  begrenzten  Gebietes  des  Carotis  interna 
constatirt.  Sie  erstreckten  sich  von  der  Ursprungsstelle,  diese  fast 
stet6  ringförmig  umfassend,  8 mm.  bis  höchstens  1 cm.  aufwärts  und 
endigten  dort  plötzlich,  gleichfalls  scharf  abgesetzt.  Nach  oben  hin 
wurden  diese  Grenzen  niemals  überschritten,  dagegen  reichten  sie 
manchmal  weiter  nach  unten,  als  geringfügige  Alterationen  der 
Carotis  communis. 

Die  Veränderungen  entsprechen  dem  Processe  der  Arterio- 
sclerose  und  zwar  meist  den  späteren  degonerntiven  Stadien  derselben 
namentlich  in  der  Form  von  ringförmigen  Verkalkungen.  Ausserdem 
fand  sich,  vorzugsweise  an  dem  unteren  Hunde  der  veränderten 
Stelle,  eine  Veränderung  der  Arterienwand , die  sich  auf  mikro- 
scopischen  Schnitten  durch  einfache  Verdünnung  der  Media  bedingt 
zeigte  bei  völliger  Integrität  der  Intima.  Dadurch  wurden  partielle  Er- 
weiterungen des  Gefässrohres  gebildet.  Häufig  aber  zeigte  sich  die 
ganze  erkrankte  Partie  erweitert,  und  in  8 Fällen  war  es  zur  Bildung 
förmlicher  Aneurysmen  gekommen,  welche  an  Umfang  die  Carotis 
communis  erheblich  übertrafen. 

Bezüglich  der  Folgerungen  und  der  Erklärung  dieser  Facta 
muss  auf  das  Original  verwiesen  werden.  Weruicke. 


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460 


Hboab,  Laparotomie.  Bibi,  Wirkung  Hthoriscber  Oele. 


Hegar,  Die  Exstirpation  grosser  Fibromyome  des  Vterns 
durch  die  Laparotomie  und  speciell  durch  die  Ampntatio 

Uteri  supraraginalis.  Berlin,  klio.  Wocbemehr.  1876.  No.  18—14. 

H.  tbeilt  2 glücklich  operirte  Fälle  mit.  In  dein  ersten  gab  der 
beginnende  Zerfall  eines  der  Aussenfläche  des  Uterus  gestielt  auf- 
sitzenden  Myoms  Veranlassung  zur  radikalen  Operation.  Die  gleich- 
zeitig bestehende  Schwangerschaft  wurde  im  6.  Monat  künstlich  unter- 
brochen, 5 Wochen  später  die  Laparotomie  gemacht.  Das  Myom 
wird  nach  Versorgung  mehrfacher  Verwachsungen  durch  den  Ekra- 
seur  abgetragen,  dann  der  Uterus  wegen  bedeutender  Dicke  des 
ecrasirten  Stieles  und  wegen  Vorhandenseins  mehrerer  kleiner  Fibroide 
im  Uterus  selbst  in  seinem  supravaginalen  Theiie  nach  zweifacher 
Ligatur  abgeschnitten,  der  Stumpf  in  der  Bauchwunde  fixirt.  Nach 
mehrfachen  Störungen  durch  Verjauchung  der  Schnittfläche  erfolgte 
die  Heilung  in  4 Wochen.  — In  dem  zweiten  Fall  bewogen  rasches 
Wachsthum  eines  intraparietalen  Myoms  und  starke  Blutungen  zur 
Operation.  Das  Myom  iiess  nur  einen  kleinen  Tbeil  des  cervix  frei, 
der  restirende  Stumpf  war  daher  sehr  kurz  und  konnte  nicht  in  der 
Bauchwunde  flxirt  werden.  Die  abgetragene  Ueschwulst  wog  4 
Kilogramm. 

H.  räth  den  Schnitt  durch  die  Bauchwand  genügend  gross  zu 
machen,  um  die  Geschwulst,  event.  nach  Drehung  um  ihre  Axe, 
ohne  Verkleinerung  herausziehen  zu  können.  Gelingt  dies  nicht,  so 
räth  er,  dieselbe  nach  Anlegung  einer  Ekraseurkette  stückweise 
abzu  tragen.  Die  vielen  Detail  Vorschriften  sind  im  Orginal  nach- 
zulesen.  v.  Haaelberg. 


C.  Binz,  Ueber  einige  Wirkungen  ätherischer  Oele.  Arob. f. **p. 

Pmth.  etc.  V.  8.  10». 

B.  stellt  einige  Arbeiten  seiner  Schüler  zusammen,  deren  Inhalt 
Cbl.  1870,  p.  467  u.  1874  p.  77  bereits  wiedergegeben  ist.  Neu  sind 
die  Versuche  von  H.  Meykb  über  den  Einfluss  einiger  ätherischer 
Oele  auf  die  Zahl  der  farblosen  Zellen  im  Kreislauf.  Sie  knüpfen 
an  eine  Arbeit  von  E.  Hirt,  (Müller’s  Archiv  1856)  an.  Terpentbinöl, 
Kampfer,  Cymol,  Baldrianöl,  Zimmtöl  und  Fenchelöl,  zu  5 — 15 
Tropfen,  der  Kampfer  zu  0,25  Grm.,  innerlich  genommen,  vermehren 
die  Zahl  der  in  einem  Tropfen  Blut  nach  einer  bestimmten  Methode 
gezählten  weissen  Zellen  innerkalb  10 — 30  Min.  bis  zum  Doppelten, 
ln  etwa  2 St.  aber  ist  die  Wirkung  wieder  verschwunden.  Dieselbe 
muss  eine  örtliche  vom  Magen  aus  sich  geltend  machende  sein,  weil 
sie  nicht  zu  Stande  kommt,  wenn  das  ätherische  Oel  subcutan  (am 
Arm)  injicirt  wird.  — Pfeffermünzöl  in  der  obigen  Form  und  Gabe 
ruft  nicht  die  geringste  Vermehrung  der  weissen  Zellen  in  der  Blut- 
bahn hervor.  Es  ist  das  einzige  ätherische  Oel,  das  im  Mund  ein 


PoncHtT  k Lzoorv.  KOttrsb.  v.  Ouut  Robrrzbdt.  461 

Gefühl  von  Kälte  mit  Zusammenziehen  der  Gefässe  bewirkt.  Auch 
Weingeist  (15  Ccm.)  ist  ohne  genannten  Effect,  den  dagegen  ausser 
mehrern  ätherisch -öligen  Tinctnren  und  Droguen  auch  der  Aether 
und  Essig&ther  darbietet.  Die  Versuche  wurden  nach  gehöriger 
Controlirung  der  Methode  alle  zu  einer  bestimmten  Tageszeit  (Nach- 
mittags) angestellt.  Vf.  bezieht  die  Wirkung  auf  eine  vorübergehende 
Hyperämie  der  Lymphdriisen  des  Abdomens  und  besonders  der  Milz. 

Schiffer. 


Ponchet  et  Legoff,  Sur  la  fixation  du  carmin  de  Cochenille 
dans  les  Elements  anatomiques  vivants.  G«.  mdd.  1876.  Ko.  52. 

Nach  Einführung  von  Cochenille  Carmin  in  die  Lympbaäoke  von  Fröschen 
färbten  sich  besonders  die  Sehnen  nnd  die  fibrösen  Bestandtheile;  dagegen  blieben 
die  Epithelien  der  Mehrzahl  nach  ungefärbt.  Ebensowenig  nahmen  Knochen, 
Knorpel  nnd  nervöse  Elemente  den  Farbstoff  anf.  Von  letzterem  nehmen  P.  nnd 
L.  an,  dass  er  durch  das  alkalische  Blntsernm  in  geringen  Mengen  gelöst  werde. 

Um. 

Hüttner,  Studien  Uber  das"  Lungenepithel.  Viacaow’s  Arch.  lxvi. 

s.  IS. 

Die  normale  Laugenalveole  bat  nach  K.,  einem  Schüler  Abrold's,  sowohl 
während  des  fötalen  als  nachfötalen  Lebens  einen  Zellenbelag,  der  anmittelbar  mit 
dem  des  übrigen  Bronchialbauins  zusammenhängt,  — die  Longe  hat  keine  ihr  eigens 
zukommende  Form  des  Epithels,  — alle  Epithelformen  sind  in  ihr  vertreten.  — der 
jedesmalige  Saum  bestimmt  Form  and  Grösse;  die  cnbisohe  Zelle  des  embryonalen 
Alveolus  wird,  ohne  fettig  au  zerfallen,  mit  der  ersten  Athmung  zu  einer  Pflaster- 
zelle. Um. 

Th.  v.  Genser,  Untersuchungen  des  Secrets  der  Brustdrüse 
eines  neugeborenen  Kindes.  Jahrb.  f.  Kinderheiik.  N.  F.  ix.  s ieo. 

Die  Menge  des  zur  Verfügung  stehenden  Secretes  betrog  etwa  3 gm.  Die 
Reaction  der  Flüssigkeit  war  auffallend  stark  alkalisch.  Die  microscopisehe  Unter- 
suchung zeigte  Milchkörpercheu  und  Colostrumkörperehen.  Die  chemische  Analyse 
(der  Gang  ist  im  Original  naehzusehen)  ergab;  Casein  6,67,  Albumin  4,90,  Milch- 
zucker 9,66,  Butter  14,56,  Salze  8,26.  Summa  der  festen  Bestandtheile  42,96,  also 
Wasser  967,06.  Unter  den  unorganischen  Bestaudtheilen  ist  die  Gegenwart  von 
Eisen  bervorzuheben.  E.  8alfcowskL 

A.  Bornhardt,  Neue  gewichtsanalytische  Methode  zur  quanti- 
tativen Bestimmung  des  Eiweiss  im  Harn.  Deutsch.  Arch.  f.  kiin. 
Med.  XVI.  8.  200. 

Vf.  hat  früher  zu  diesem  Zweck  eine  Methode  angegeben,  welche  auf  der 
Differens  des  apec.  Gewichts  des  eiweisshaltigen  und  enteiweissten  Barns  beruht, 
sieb  io  der  Folge  jedoch  selbst  überzeugt,  dass  dieselbe  bei  geringerem  Eiweisa- 
gehalt  oioht  hinreichend  zuverlässig  ist  Seine  jetzige  Methode  unterscheidet  zieh 
dadurch  von  der  allgemein  üblichen,  dass  das  Eiweiss  nicht  getrocknet,  sondern 
nach  dem  Auswaschen  im  feuchten  Zustand  in  eiu  feines  Picnometer  übertragen 
wird.  Da  das  Eiweiss  ein  höheres  spec.  Gewicht  als  das  Wasser  bat,  nämlich 
1,314,  so  muss  das  Picnometer  eine  Gewichtszunahme  zeigen.  Die  Menge  des 


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463 


BitCR-HiucnraLD.  Willi««.  Rbtbib  Pick. 


Eiweiss  ersieht  mio  nach  der  Formel:  x 


d.  1,3X4 
0,314  ’ 


wobei  d die  Different  des 


nur  mit  Wasser  und  des  mit  Wasser  und  Eiweiss  gefüllten  Pienometers  bedeutet. 
Vf.  theilt  Belaganalysen  mit  und  giebt  eine  Buibe  minutiöser  Vorschriften  für  die 
offenbar  schwierige  Technik  der  Uothode,  die  sich  nicht  im  Auszug  wiedergeben 
lassen.  E.  BzlkowikL 


Birch-Hirschfeld,  Ueber  das  Verhalten  typhöser  Narben  des 
Darmes.  Dcntsrb.  Zeitscbr.  f.  pract.  Mod.  1876.  No.  3. 

In  einem  Falle  von  geheiltem  schwerem  Abdominaltyphat,  bei  welchem 
3 Monate  spater  der  Tod  durch  käsige  Pneumonie  erfolgt  war,  fand  Vf  die  stark 
pigmentirten  PsYKa’sehen  Haufen  von  einer  Zotten  tragenden  Schleimhaut  fiber- 
sogen, nud  spricht  sich  wegen  dieses  Befundes  für  eine,  wenn  auch  nicht  ffir  alle 
Fälle  sntreffende,  Regeneration  der  Schleimhaut  bei  Typhusgeschwüren  aus. 

Qrawlu. 

A.  Willigt,  Anatomischer  Befund  nach  Hirnerschütterung. 

Prager  Vierteljahrsschr.  CXXVII1. 

Ein  13jähriger  Knabe  war  beim  Schlittschuhlaufen  mit  dem  Hinterhaupt  auf 
das  Eis  gefallen ; nach  14tägigem  Wohlbefinden  entwickelten  sieb  Läbmungs- 
erscheinungen  ; Tod  nach  6 Wochen.  Im  Pons  findet  sieb  ein  ausgedehnter  Er- 
weirbnugsbeerd,  der  sieb  auf  die  Pedtmculi  ad  pontem  erstreckt,  von  llämorrba- 
gieen  nur  geringe  Spuren  zeigt,  dagegen  so  starke  Angiectasie,  dass  der  Heerd  ein 
geflecktes  dunkelrotbea  Aussehen  darbietet.  Im  ganzen  Gehirn,  besonders  um  den 
Heerd  herum,  und  ebenso  im  Rückenmark,  fand  W.  Verfettung  der  Capillarendo- 
thelien,  und  seltener  der  Eudotbolien  kleinster  Arterien  and  Venen,  und  nimmt  au 
dass  diese  Nntritionsstörung  durch  den  Einfluss  der  Erschütterung  auf  die  vasomo- 
torischen Nerven  entstanden  sei,  im  Pons  zu  Erweiterung  der  Gefässe  and  seeuodär 
zur  Encephalitis  und  dem  tödtlichen  Ausgange  Anlass  gegeben  habe  arawliz. 


Key  her.  Die  Behandlung  der  Spondylitis  dorsalis  mit  dem 
Zug  und  Gegenzug.  v.  Lihobnbrck’s  Arcb.  xix  s.  340. 

Zur  Heilung  der  dorsolutnbalen  Spoodylitiden,  welche  für  die  Diatractions- 
beliaudlung  mit  Ueftpflasterstreifen  sieb  nicht  eignen,  empfiehlt  sieb  ein  von  Dr. 
RaocBFDsa  in  Petersburg  construirter  Apparat,  dessen  Princip  es  ist,  die  erkrankte 
Wirbelsänlenpartie  hoch  su  fixiren  und  köpf-  und  fuzswärts  obere  und  nntere  Körper- 
hälfte mit  den  von  ihnen  selbst  repräseutirton  Gewiehtahöheu  an  den  fixirten  Theileu 
ziehen  zu  lassen.  Der  Apparat  besteht  aus  einem  30  cm.  breiten  Gurt,  welcher 
zwischen  den  Beitengallerieen  des  Bettes  ausgespannt  wird;  auf  ihm  ruht  der 
kranke  Wirhelsäulenabschnitt,  der  noch  durch  ein  Paar  breite,  auf  der  vorderen 
Burapfwaod  vereinigte  Flügel  des  Gurts  fixirt  wird. 

Ueber  den  oberen  und  unteren  Rand  des  Gürtels  hängen  die  Körperteile, 
welche  durch  uuterlegte  Kissen  nach  Bedürfnis  unterstützt  werden.  Die  Wirkung 
des  Apparats  ist  eine  schmerzstillende  und  eminent  orthopädische.  wun.  Koch. 


Pich,  Geber  ein  durch  Pharyngitis  grannlosa  bedingtes  De- 
glutionshinderniss.  Allgem.  med.  Gentralzeitung.  1876.  No.  4. 

Anknüpfend  an  die  Mittheilung  Somhrbhbodt's  (Cbl.  1875,  653)  theilt  P.  einen 
Fall  mit,  in  dem  sich  zu  einer  ausgesprochenen  Pharyngitis  grannlosa  ein  8chluck- 
hinderuiss  gesellte  und  nach  Heilung  derselben  verschwand.  Der  Pah,  ein  65  Jahr 
alter  Lehrer  hatte  in  Folge  des  sich  zwiseben  Zungenrficken  nnd  Gaumen  aus- 


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V.  PSTTMKOrKB.  Barbis».  Frit. 


468 


epaimcndcD  sähen  Schleimes  das  Gefühl  einer  „Haut  im  Mundo'1  und  konnte  feste 
Speisen  nur  mühsam  bis  in  den  8chlnnd  bringen,  von  wo  ans  sie  wieder  reptirgi- 
tirten.  P.  hält  das  Schluckhinderniss  für  einen  Krampf  der  Constritores  pharyu^s. 

B.  FrlakoL 

v.  Pcltenkofer,  Die  Cholera  1875  in  Syrien  und  die  Cholera- 
prophylaxe in  Europa.  Zeitschr.  f.  Biol.  XII.  s.  102. 

Da  erfalirungsgemüss  weder  Quarantäne  noch  Desinfection  etwas  gegen  die 
Cholera  vermögen,  betont  Vf.  umsomehr  die  Nothwendigkeit  einer  sorgfältigen 
Bodenreiniguug,  wie  sie  am  besten  durch  eine  gnte  Canalisirnng  geschieht.  Für 
den  Erfolg  dieses  Verfahrens  spteeheo  die  von  John  Simon  in  seinem  neunten 
Report  angeführten  Beispiele,  ferner  die  fast  vollständige  Immunität  von  Dauzig  in 
dem  Cholerajabr  1873,  nährend  dio  Seuche  bis  vor  seine  Tbore  drang,  u.  A.  m. 
Zar  Stütze  seiner  Ansicht  von  dem  wesentlichen  Einfluss  der  Bodens  auf  die  Ver- 
breitung der  Cholera  verweist  Vf.  auch  hier  anf  das  Verhalten  der  Cholera  auf 
Schiffen,  wo  sie  während  einer  längeren  Seereise  fast  regelmässig  nach  3 — 4 Wochen 
erlischt,  wenn  das  Schiff  nicht  inzwischen  einen  neuen  Infectiousbeerd  berührt  hat, 
und  auf  die  analoge  Beobacbtuug,  die  man  bei  Karawanen  während  einer  längeren 
Wanderung  durch  die  Wüste  gemacht  bat.  Schiffer. 

E.  ßahrdt,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Ueber- 
trngbarkelt  des  Typhus  abdominalis  auf  Thiere.  Arch.d.Heiik. 
XVII.  S.  156. 

Wie  BmcH-HiHscnFEODT  (Cbl.  1874,  463)  stellte  auch  B.  Versuche  an  Kaninchen 
nach  2 Methoden  an.  Eine  Anzahl  (10)  erhielt  die  unverdünnten  Excremente  von 
Typhuskrankeo  aus  der  3.  Woche  durch  Schluudsonde  eingeflüsst  und  zwar  in  der 
verhältnissmäsaig  sehr  grossen  Menge  von  15—50  gm.,  entere  auf  einmal,  letztere 
fractionirt.  In  einer  anderen  Versuchsreihe  wurden  4 Thiere  in  einem  grossen 
Thonoylinder  gehalten,  dessen  Boden  mit  einem  Gemisch  von  Sand  und  verhält- 
mssmässig  grossen  Mengen  von  Typhnsexcremeoten  (2—3  Liter)  und  zu  oberst  mit 
einer  Scbiobt  Heu  bedeckt  war.  In  beiden  Versuchsreihen  wurde  die  Beobachtung 
mehrere  Wochen  hindurch  (gewöhnlich  6 — 8)  fortgesetzt  Das  Resultat  war  durch- 
aus negativ.  Die  meisten  Thiere  seigteu  wohl  Temperaturerböhuogeo,  dieselben 
waren  jedoch  fast  stets  nur  von  kurzer  Dauer  und  gering,  da  sie  die  Norm  (39,8°  C. 
im  Rectum)  selteu  um  1°  C.  fiberstiegen.  Dem  entsprechend  zeigten  auch  nur 
wenige  Thiere  eine  geringe  Gewichtsabnahme,  während  die  Mehrzahl  an  Gewicht 
•unatim.  Einige  der  mit  Excrementen  gefütterten  Kaninchen  batten  Diarrhöen. 
Der  Sectionsbefund  an  mehreren  getödteten  Thiereu  ergab  ebenfalls  keine  eliaracter- 
istiseben  Veränderungen.  Schiffer. 

A.  Frey,  (Jasuistischer  Beitrag  zur  Lebre  von  der  Hirn- 

faserung.  Arcb.  f.  Psych.  etc.  VI.  8.  327. 

Ein  42jäbriger  an  interstitieller  Nephritis  leidender  Mann  wnrde  unter  Auf- 
treten von  heftigen  linksseitigen  Stirnkopfschinerzen  und  lebhaftem  Schwindelgefdbl 
an  der  gesamtsten  linken  Oberextremität  parotisch.  Die  linke  Unterextremität, 
sowie  die  gesamtste  rechte  Körperhälfte  war  frei.  — der  linke  Mundwinkel  stand 
etwas  tiefer  als  der  rechte,  die  Zunge  wich  leicht  nach  links  hin  ab.  Ein  iuter- 
enrrentes  Gesicbtserysipel  tödtete  den  Kranken.  Ausser  einer  localisirten  (golden- 
grossen)  doppelseitigen  leichten  Pacbymeniugitis  auf  der  Höbe  beider  Scheitellappen 
zeigte  sich  nnr  im  rechten  Centrum  Vieussenii,  also  in  der  weissen  Markmasse,  ein 
aus  3 hintereinander  liegenden,  hanfkorugrossen  Erweichnngsheerden  bestehender 
Heerd.  Im  Ganzen  war  die  lädirto  Stelle  12  mm.  lang,  8 mm.  breit,  3— 4 mm  tief. 


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464  Edi.rvsbs.  Biaseera.  Pica 

Nirgends  wurde  von  diesem  Heerde  weder  die  grane  SnbsUnt  der  Rinde,  noeb  die 
der  Centralganglien  erreicht.  Der  Horiaootalachnitt  traf  die  rechte  Hemisphäre  io 
der  Höhe  der  unteren  Fläche  dea  Balkens,  der  Frontaisebnitt  die  Stelle,  wo  der 
Stamm  der  Foasa  Sylvii  eich  in  den  boriaontalen  und  verticaien  Ast  apaltet.  Ea 
geht  ans  dieser  Beobachtung  also  hervor,  dass  durch  die  lädirte  Stelle  im  weiaaen 
Mark  rechts  Fasern  für  die  ganae  linke  Oberextremität  den  linken  Mundwinkel 
nnd  vielleicht  die  Zange  verlaufen  müssen.  Bernhardt. 

Edlefsen,  Casuistlscher  Beitrag  zur  Frage  von  der  Contagio* 
Sität  der  hereditären  Lnes.  Berlin,  klio.  Wochenacbr.  1876.  No.  5. 

Vf.  achliesst  sich  den  Ausführungen  von  Casraar  (Cbl.  1876,  No.  6)  über  , 
die  Contegioeität  der  hereditären  Lnes  an  und  führt  einen  Fall  an,  in  welchem  ein 
Kind  mit  Lnes  hered.  behaftet,  ein  Geschwür  an  den  kippen  aeigte  und  bald  darauf 
die  SOjäbrige  Oroasmutter,  welche  sieb  viel  mit  dem  Kinde  beschäftigte,  an  einem 
aquamösen  Syphilid  erkrankte  Eine  Primäraffection  wurde  bei  letalerer  nicht  ge- 
funden. C.  Simon. 

Birnbaum,  Drei  Fälle  von  Uterinnaht.  Deutsche  med.  Wocbenschr. 

1876.  No.  2. 

B.  führte  die  von  Vsit  (Beitr.  sur  Geburtsb.  u.  Gynäk.  III.  Verhandl.  S.  46) 
empfohlene  Nabt  der  Uternswunde  mit  Catgntfäden  S Mal  aus.  Die  Blutung  wurde 
jedes  Mal  prompt  gestillt  nnd  kräftige  Nachwehon  bewirkt.  Eine  der  Operirten 
genas,  eine  starb  nach  21  Standen  und  die  dritte  nach  6 Tagen.  Bei  dieser  lets- 
teren  waren  von  den  3 eingelegten  Heften  2 ganz  verachwunden,  von  dem  dritten 
nur  noch  der  Kuoten  vorhanden.  Die  Wunde  blaffte  noch  etwas.  Bei  der  uacb 
21  Stuuden  Verstorbenen  klaffte  die  Wunde  ebenfalls  noch  und  die  7 Heftknoten 
waren  aufgelöst,  die  Wundränder  lagen  aber  gut  aneinander.  Während  die  Blutung 
also  immer  völlig  gestillt  wurde,  scheint  dem  Vf.  das  Material  für  die  sichere  Ver- 
einigung der  Wunde  bis  an  ihrer  Verwachsung  au  wenig  haltbar  an  sein. 

v . Haselberg. 

B.  Pick,  Zur  physiologischen  nnd  therapeutischen  Würdigung 
des  Amylnitrits.  Deutsch  Arcb.  f.  klin  Med.  XVII.  8.  129. 

Zunächst  richtet  sich  P.  gegen  die  Angaben  Filbhhb's.  Er  bestreitet,  dass 
die  nach  Inhalation  des  Aethers  eintretende  GeflUserweiterung  in  ihrer  Ausdehnung 
genau  ausammenfällt  mit  der  bei  der  Schamröthe  beobachteten,  vielmehr  sab  er 
beim  Menschen  die  Rüthung  bis  zur  Leistengegend  berabsteigen  nnd  auch  beim 
Kaninchen  die  Gefässe  des  Peritoneums  nach  Einathmung  von  Amylnitrit  sioh  er- 
weitern. Ferner  behauptet  Vf.,  dass  das  Amylnitrit  nicht  das  vasomotorische  Centrum, 
wie  Filbhie  meint,  sondern  den  peripherischen  vasomotorischen  Apparat  (ob  Nerven 
oder  Muskeln  bleibt  unentschieden)  lähmt  Jedoch  sind  sowohl  die  kritischen  Ein. 
würfe,  die  Vf.  gegen  Filbhbk  erbebt,  wie  die  experimentellen  Angaben,  auf  die  er 
seine  eigene  Ansicht  stützt,  zu  einem  kurzen  Referat  nicht  geeignet  Schliesslich 
führt  Vf.  eine  Anzahl  neuer  Beobachtungen  von  verschiedenen  Aeraten  an,  die  den 
hoben  therapeutischen  Werth  des  in  Rede  stehenden  Aethers  dartbun  sollen.  Na- 
mentlich haben  sich  danach  die  Inhalationen  wirksam  zur  Conpirung  epileptischer 
Anfälle  und  bei  den  reinen  Formen  von  Hemicranie  erwiesen.  8eUffer. 


Einsendungen  für  das  OentralblaU  wolle  man  an  einen  der  beiden  Ueranifeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (1>.)  Krananlekatrajae  14.  nnd  Professor  Roeentbal,  Erlangen,  oder  (unter  Belaeblnes)  an 
die  Verlagsbandlang,  Berlin  (S.-WJ,  unter  den  1. Inden  88,  edreeelreu. 


Verlag  von  Angnet  Klrsehwald  ln  Berlin.  — Druck  von  IL  8.  Hermann  tu  Berlin. 


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/ / 
z 

Wöchentlich  erscheinen 
I— I Boffpu ; am  Schl  um* 
de«  Jahrgangs  Titel.  Na- 
uen- and  Sachregister. 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
tO  Mark ; so  bestehen 
durch  alle  ßuchhandlon • 
gen  and  Postanstalten. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Profeuor  tu  ErUngea. 


Kedigirt  von 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Profeesor  in  Berlin. 


1876.  94.  Juni.  No.  26. 


Inhalt:  Eich  hobst,  progressive  peroieiöse  Anämie  (Orig.-Mittb.).  — 

v.  Bknkdkn,  Entwicklung  des  K«niuchens  — Bbbckh,  Gleicbgewicbtssinn.  — 
Falk,  luauitiou.  — ZiiLits,  Verhalten  der  Pbosphorsäure  tnm  Stickstoff  im  Urin 
— JiBD8.Li.8Kr,  Wirkung  des  Chinins,  — 

Ahlfbld,  Insertio  velamontosa.  — v.  Bbchr,  Riechepitbel.  — Klkmbh- 
SIEW1CB,  Saccus  pyloricas.  — Stbickkb,  Keratitis.  — Bhamwkll,  Ellbogen- 
resectiou  mit  Verheilnng  des  dnrebaebnittenen  N.  ulnaris.  — v.  Oettihobm, 
Folgen  des  Trachoms.  — Kai  so,  pernieiöse  Anämie.  — M.  Meybh.  Bedeutung 
schmerzhafter  Druckpunkte  der  Wirbelsäule.  — H i pptut,  Ssmenentleerung  bei 
Gebangten. 


lieber  dWMHagnose  der  progressiven  pernieiösen  Anämie. 

Von  Prof.  Dr.  ined.  Hermann  Elchhorst  in  Jena. 

In  No.  100  der  klinischen  Vorträge  aus  der  VoLKMANN’scben 
Sammlung  hat  Prof.  Qdikcke  in  Bern  die  pernieiöse  Anämie  zum 
Gegenstand  einer  Besprechung  gemacht.  Ich  habe  mich  seit  über 
2Jahren  f&Jfteser  Krankheit,  welche  in  Norddeutschland  überaus  selten 
ist,  eingehend  beschäftigt  und  das  Beobachtungsmaterial  vornehmlich  als 
Assistent  auf  der  Abtheilung  des  Herrn  Geh.  Rathes  Ekebichs  in  Berlin 
gesammelt.  In  einer  grösseren  Arbeit,  welche  ich  für  die  nächste  Zeit 
beabsichtige,  werde  ich  den  Nachweis  führen,  dass  die  Angaben 
QüINCke’s  in  vieler  Beziehung  einer  Erweiterung,  in  anderer  dagegen 
einer  Berichtigung  bedürftig  sind. 

Was  das  Resultat  meiner  Untersuchungen  betrifft,  so  kommt 
dasselbe  darauf  hinaus,  dass  sich  der  unter  dom  Namen  der  pro- 
gressiven pernieiösen  Anämie  zusammengefasste  Symptomencomplex 
in  früheren  Stadien  des  Leidens  absolut  sicher  diagnosticiren  lässt. 
Mari  hat  hierbei  nicht  auf  klinische  Erscheinungen,  sondern  auf  ana- 
tomische Veränderungen  Rücksicht  zu  nehmen,  und  es  sind  die  letz- 
teren im  Blute  zu  suchen.  Man  kann  das  Leiden  kurzweg  als  eine 
Erkrankung  der  rothen  Blutkörperchen  bezeichnen,  welche  sich  ebenso 

XIV.  Jahrgang.  30 


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466  Eiohbobst,  progressive  perniciöse  Auttmie.  ▼.  Bsnkdbs. 

leicht  erkennen  lässt  wie  etwa  die  Leukämie.  Ich  habe  dieselbe  bei 
meinen  7 Kranken  niemals  vermisst,  und  habe  sie  vielfach  meinen 
Collegen  demonstriren  können. 

Während  ein  Theil  der  rothen  Blutkörperchen  eine  normale 
Orösse  besitzt  und  sich  nur  durch  auffällige  Blässe  und  geringe 
Neigung  zur  Haken-  und  Qeldrollenbildung  auszeichnet,  findet  man 
unter  ihnen  andere,  welcli^sofort  durch  ihre  Kleinheit  in  die  Augen 
fallen.  Letztere  erreichen  oft  kaum  den  vierten  Theil  des  Durch- 
messers der  ausgebildeten  Körperchen.  Dabei  sind  sie  tiefer  saturirt 
gefärbt,  und  wenn  man  sie  unter  dem  Deckgläscheu  rollen  lässt, 
bemerkt  man,  dass  bei  der  Profilansicht  der  biconcave  Ausschnitt 
mehr  oder  minder  vollkommen  geschwunden  ist.  Ihre  Kleinheit  geht 
sogar  soweit  herab,  dass  viele  von  ihnen  wie  kleine,  röthlich  tingirte 
Fetttröpfchen  aussehen. 

Es  wurden  viele  Hunderte  von  Blutuntersuchungen  an  Gesunden 
und  bei  Personen  angestellt,  welche  an  den  mannigfachsten  Krank- 
heiten litten,  wobei  namentlich  anämische  und  cachectische  Zustände 
Berücksichtigung  fanden,  und  es  konnten  hier  niemals  ähnliche  Ver- 
änderungen nachgewiesen  werden.  Hat  man  zudem  Gelegenheit,  das 
in  Rede  stehende  Leiden  in  früheren  Stadien  zu  beobachten  und  für 
längere  Zeit  zu  verfolgeu,  so  kann  man  sich  davon  überzeugen,  dass 
je  mehr  die  Krankheit  zum  Ueblen  fortschreitet,  desto  grösser  die 
Zahl  der  beschriebenen  Fremdelemente  wird,  und  ich  habe  eine 
Beobachtung  gesammelt,  in  welcher  die  Zahl  der  r^ptv  intacten 
Blutkörperchen  gegeu  Ende  des  Lehens  eine  ebenso  grosse  war  als 
diejenige,  welche  durch  die  feinen,  röthlichen  Tröpfchen  repräsentirt 
wurde. 

Die  weissen  Blutkörperchen  waren  in  allen  Beobachtungen  auf- 
fallend sparsam,  und  ebenso  fand  man  nur  sehr  kleine  Mengen  der 
seit  langer  Zeit  bekannten  Protoplasmaklümpchen  vor,  Wie  sie  be- 
kanntlich auch  im  Blute  Gesunder  sehr  häutig  angetroffen  werden. 

Nach  alledem  glaube  ich  berechtigt  zu  sein,  den  beschriebenen 
Fund  für  die  Diagnose  der  progressiven  pernieiösen  Anämie  ver- 
werten zu  dürfen,  und  werde  seiner  Zeit  zu  zeigen  versuchen,  wie 
weit  derselbe  geeignet  ist,  einen  Aufschluss  über  die  Natur  dieser 
Krankheit  geben  zu  können. 


E.  van  Beneden,  La  matnration  de  l’oeuf,  la  ftcondation,  et 
les  prent  ihres  phases  dn  dhveloppemeut  embryonale  des 
mammifhres,  d’upres  des  recherches  faites  ehez  le  lapin. 
Communication  preliminaire.  Bruxelles,  f.  Haykz  j 875.  53  st». 
I.  Die  Reifung  des  Eies.  Die  Keimblase  des  Kaninchen- 
eies enthält  ausser  dem  Kei mileck  noch  2 — 3 Nebenkernkörperchen 


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v.  Bbhsden,  Entwicklung  des  Kaninobens. 


467 


und  eine  granulirte  Substanz,  das  Nucleo-plasma,  welches  nicht  selten 
netzförmig  ai. geordnet  ist.  Bei  der  Keife  des  Eies  geht  das  Keim- 
bläschen an  die  Oberfläche  des  Dotters,  wird  elliptisch  und  plattet 
sich  gegen  die  Zona  pellucida  ab.  Dann  kann  man  im  Dotter  eine 
Rinden-  und  eine  Markmasse  unterscheiden.  Die  liindt-nsubstanz 
hellt  sich  bei  Berührung  des  Keimbluschens  auf  und  letzteres  bildet 
uuu  eine  biconvexe  Linse  (la  lentille  cicatriculaire).  Sobald  das 
Keimbläschen  die  Zona  pellucida  berührt,  legt  sich  der  Keiiufleck 
an  jene  Seite  der  Keimbläscbenhaut  au,  welche  die  Oberfläche  des 
Eies  tangirt.  Er  plattet  sieh  ab  und  verbindet  sich  mit  der  Keim- 
bläschenhaut.  Dann  breitet  er  sich  zu  einer  Platte  mit  mittlerer 
Verdickung  aus  (plaque  uucleolaire.)  Zugleich  verdünnt  sich  die 
Membran  des  Keimbläschens  überall  da,  wo  sie  das  cicatriculüre 
Protoplasma  berührt.  Das  Nucleoplasma  und  die  Nebenkernkörper- 
chen  verschmelzen  zu  einer  kernigen  Substanz  (corps  uucleoplasmi- 
que).  Der  flüssige  Inhalt  des  Keimbläschen  geht  an  das  cicatrico- 
laire  Protoplasma  und  die  uucleolaire  Platte  wird  zu  einein  elliptischen 
oder  oder  linsenförmigen  Körperchen  (corps  nuclöolaire).  Zugleich 
werden  zwei  Ricblungsbläschen  ausgeatosseu.  Das  eine  ist  das  corps 
nucläolaire,  das  andere  ist  corps  nucldoplasmique.  Die  linsenförmige 
Cicatricula  wird  körnig  und  verschmilzt  nnt  der  Corticalis  des  Eies. 
Der  Dotter  zieht  eich  zurück  und  stösat  die  pcrivitelline  Flüssigkeit 
aus,  in  welcher  die  Kichtungskörperchen  schwimmen.  Darauf  nimmt 
der  Dotter  w*t#ieruiu  eine  gleichförmige  Beschaffenheit  an.  Alle 
diese  Vorgänge  sind  unabhängig  von  der  Befruchtung.  Sie  voll- 
ziehen sich  schon  im  Eierstocke.  Eine  Eiweissschicht  lagert  sich 
sowohl  um  das  befruchtete,  als  um  das  unbotruchtete  Ei. 

II.  Die  Beiruchtuug.  Niemals  findet  sieb  ein  befruchtetes 
Ei  iu  einem  OuAAF’schen  Follikel.  Die  Spermatozoiden  dringen 
durch  die  Zona  in  das  Innere  des  Eies  in  grosser  Anzahl,  sowohl 
im  Anfang  der  Entwickelung,  als  auch  während  der  ganzen  Dauer 
der  Furchung  bis  das  Blastodcrm  mehrere  Millimeter  im  Durch- 
messer erreicht.  Sie  liegen  stets  zwischen  der  Zona  uud  dem 
Blastoderm.  B.  hat  bis  zu  20  Spermatozoiden  auf  dem  opti- 
schen Querschnitt  eines  Eies  gesehen.  Auch  zwischen  der  Zona 
uud  der  Eiweisschicht  fiuden  sich  dieselben.  Eine  Mieropyle 
konnte  B.  nicht  entdecken.  Niemals  fand  sich  ein  Spermato- 
zoon im  Innern  des  Dotters.  Sehr  häufig  dagegen  konute  B.  solche 
sehen,  deren  Köpfe  fest  auf  der  Ubei fluche  des  Dotters  hafteten. 
Darnach  glaubt  B. , dass  das  VVeseu  der  Befruchtung  iu  der  Ver- 
bindung der  Sperma-Subztanz  mit  der  obcrfiuclilicben  Schichte  des 
Dotters  bestehe. 

III.  Bildung  des  ersten  Kerns  der  ersten  Furchungs- 
zelle. Kurz  nach  der  Befruchtung  thcilt  sich  der  Dotter  in  drei 
Schichten,  eine  oberflächliche,  eine  intermediäre  und  eiue  centrale. 

30* 


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468 


v.  Bbhkdkh,  Entwicklung  des  Kaninchens 


Um  einen  Kern  zu  bilden,  verdichtet  sich  zuerst  ein  Punkt  der 
oberflächlichen  Schicht.  Dieser  peripherische  Pronucleus  senkt  sich 
in  die  Tiefe,  während  im  Innern  des  Eies  zwei  bis  drei  kleine  Mas- 
sen erscheinen,  die  sich  sehr  bald  zu  einem  von  vornherein  central- 
gelegenen Körper  vereinigen.  Darauf  verschmilzt  der  peripherische 
Pronucleus  mit  dem  centralen.  Beide  foruiiren  den  ersten  Furchungs- 
kern. Es  erscheint  B.  wahrscheinlich,  dass  der  oberflächliche  Pro- 
nucleus  vom  Sperma  stamme,  der  centrale  dagegen  ein  Product 
des  Eies  sei.  Dann  wäre  der  erste  Eikern  aus  Verbindung  männ- 
licher und  weiblicher  Elemente  bervorgegangen.  An  Fledermäusen, 
die  vor  Beginn  des  Winterschlafes  gefangen  wurden,  fanden  sich  die 
weiblichen  Gescblechtswege  prall  uiit  Sperma  angefüllt.  Da  die 
Fledermäuse  erst  Mitte  März  nach  Beendigung  des  Winterschlafes 
ihre  Entwickelung  beginnen,  so  glaubt  ß.,  dass  derselbe  Fall  vor- 
liege, den  Bischöfe  vom  Reh  berichtet  bat,  dass  nämlich  das  Eichen 
erst  mehrere  Monate  nach  der  Befruchtung  seine  Entwickelung 
anfängt. 

IV.  Die  Furchung.  Jede  der  beiden  ersten  Furchungszellen 
bat  zwei  Kerne,  einen  kleineren  und  einen  grösseren.  Der  Kleine 
stammt  von  dem  Kerne  der  I.  Furchungszelle.  B.  nennt  ihn  den 
abgeleiteten  Vor-Kern  (Pronucleus  d6riv6).  Im  Gegensatz  zu  den 
andern,  den  B.  den  Tochtervorkern  nennt  (Pronucleus  engendr^). 
Letzterer  ist  nur  der  Rest  der  klaren  und  homogenen  Materie, 
welche  in  der  ersten  Furcbungszelle  an  den  beidep-rPolen  des  1. 
Furcbungskcrns  zu  derjenigen  Zeit  lag,  in  welcher  der  I.  Furchungs- 
kern die  Spindelform  angenommen  hatte.  Der  abgeleitete  Vorkern 
vergrössert  sich  auf  Kosten  des  Tochtervorkerns,  den  er  schliesslich 
ganz  aufzehrt.  Dadurch  wird  der  abgeleitete  Vorkern  zum  bleiben- 
den Kern  von  jeder  der  beiden  ersten  Furchungszellen 

Schon  die  beiden  ersten  Furchungszellen  sind  nicht  gleichartig; 
sie  sind  verschieden  nach  Grösse  und  Beschaffenheit.  Die  grössere 
Furcbungszelle  liefert  die  Elemente  des  äussern  Keimblattes,  die 
kleineren  die  des  inneren  Keimblattes.  B.  nennt  deshalb  die  ersten 
Globe  ectodermique,  die  zweite  Globe  entodermique.  Bei  der  Vier- 
theilung des  Eies  finden  sich  die  Mittelpunkte  sämratlicber  4 Zellen 
nicht  selten  in  einer  Ebene.  Manchmal  aber  auch  stehen  die  Linien, 
welche  die  Mittelpunkte  der  beiden  Ectoderm-  und  der  beiden  En- 
todermzelleo  verbinden,  sonkrecht  auf  einander.  Bei  der  Achttheilung 
liegen  die  4 grossen  Ectodermzellen  in  einer  zweiten  der  ersten  para- 
lelleu  Ebene.  Die  Linien,  welche  die  Mittelpunkte  der  einander 
entgegengesetzten  Zellen  in  ein  und  derselben  Ebene  verbinden,  stehen 
senkrecht  auf  einander.  Die  4 Verbindungslinien  bilden  zusammen 
auf  eine  Fläche  projicirt  einen  achtstrahligen  Stern,  dessen  Strahlen 
um  je  45  Gr.  auseinander  stehen.  Sehr  bald  gelangt  eine  der  Ento- 
dermzellen  in  den  Mittelpunkt  des  Eies.  Die  7 andern  ordnen  sich 


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v.  Rpnkdkn,  Entwicklung  des  Kaninchens. 


469 


kugelschalenförmig  um  dieses  neue  Centrum.  Die  4 Entodermzellen 
bilden  sodann  eine  Pyramide  von  4 auf  einander  stehenden  Kugeln, 
welche  von  den  4 Ectodermzellen  kaputzenartig  umfasst  werden. 
Damit  ist  der  Anfang  zur  Invagination  gemacht.  Die  Ectodermzellen 
theilen  sich  rascher  als  die  Entodermzellen.  So  resultirt  ein  Für- 
chungSBtadium  in  dem  8 kleine  Ectodermkugeln  4 grosse  Entoderm- 
zellen umhüllen.  Bei  der  Theilung  in  16  Furcbungskugeln  finden 
sich  nicht  selten  vier  Zellen  im  Mittelpunkt  des  Eies.  Bei  der 
Theilung  in  24.  Furchungszellen  liegen  16.  Ectodermzellen  aussen. 
Von  da  an  theilen  sich  nicht  alle  Ectodermzellen  gleichzeitig.  Im 
Stadium  von  32  Furchungszellen  cnaracterisirt  sich  schon  deutlich 
die  Bildung  der  Metagastrula.  70  Stunden  nach  der  Copulation  be- 
steht der  Embryo  aus  einer  peripherischen  Schicht  kleiner  Zellen 
und  einer  centralen  Schicht  grösserer.  An  einer  Stelle  der  Ober- 
fläche befindet  sich  eine  Vertiefung.  Hier  unterbrechen  2 — 3 Ento- 
dermzellen das  peripherische  Ectodermlager.  Diese  Iuvaginations- 
stelle  hält  B,  für  homolog  dem  RüSCOM’schen  After,  oder  den  Blasto- 
porus  von  Rat  Lankester.  Die  Entodermzellen,  welche  an  der 
Invaginationsstelle  das  Ectodermlager  unterbrechen,  betrachtet  B.  für 
Analoga  des  EcKEß’schen  Pfropfes.  Schliesslich  bildet  der  Embryo 
eine  solide  Zellenmasse,  welche  aus  Ectoderm  und  Entoderm  besteht. 
Er  besitzt  einen  Blastoporus  und  EcKEH’schen  Entoderm  pfropf.  B. 
nennt  eine  solche  Form  eine  Metagastrula. 

V.  Bildung  der  Keim  blase.  Sowie  das  Ei  in  den  Uterus 
eingedrungen  ist,  bildet  sich  die  Metagastrula  in  eine  klare  Keim- 
blase um,  welche  am  4.  bis  5.  Tage  einen  Durchmesser  von  8 — 9 mm. 
erreicht.  Nach  78  Stunden  ist  der  Blastoporus  verschwunden  und 
das  Ectoderm  ist  zu  einem  überall  geschlossenen  ßlächen  geworden, 
das  sich  genau  über  die  Entodermamasse  herüberlegt.  Bald  darauf 
bildet  sich  eine  Spalte  zwischen  beiden  Zelllagern.  Nur  an  einem 
Punkt  bleiben  Ectoderm  und  Entoderm  noch  vereinigt.  Dieser 
Punkt  entspricht  dem  frühem  Blastoporus.  An  Eiern  von  90  Stun- 
den ist  die  Spalte  zwischen  Ectoderm  und  Entoderm  bereits  zu  einer 
grossen  Höhle  geworden.  Während  sich  die  Ectodermblase  aus- 
breitet, plattet  sich  die  Entodermmasse  linsenförmig  ab  nnd  breitet 
sich  immer  weiter  auf  der  Innenfläche  des  Ectoderms  aus.  Die 
Stelle,  wo  im  Ei  Ectoderm  — und  Entodermzellen  an  einander 
liegen,  ist  scheibenförmig  und  wird  von  B.  Gastrodiscus  genannt. 

Die  Höhle  in  der  Keimblase  der  Säugethiere  ist  nach  B.  weder 
der  Furchungshöhle  noch  der  primitiven  Darmhöhle  der  Froschem- 
bryonen analog.  Sie  ist  etwas  den  Säugern  Eigenthümliches  und 
wird  von  B.  Blastodermhöhle  genannt. 

Nach  105—115  Stunden  hat  sich  die  bisher  linsenförmige  Ento- 
dermzellenmasse  des  Gastrodiscus  abgeplattet.  Sie  bildet  eine  dem 
Ectoderm  anliegende  Zellbaut,  die  im  Centrum  des  Gastrodiscus  aus 


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470 


Bieokr,  Gleiehgewichtssino. 


zwei  übereinander  liegende  Zellschichten  besteht,  während  an  der 
Peripherie  des  Gastrodiscus  kein  vollständiges  Zellenlager  mehr  ge- 
troffen wird,  sondern  nur  einzelne  verstreute  Zellen  Vorkommen.  Die 
isolirten  Entodermzellen  wandern  in  Folge  ihrer  Amöboidität  an  der 
Innenfläche  des  Ectoderms. 

Nach  5 Tagen  bildet  das  Entoderm  ein  geschlossenes  einschich- 
tiges Zellenlager.  Im  Centrum  des  Gastrodiscus  ist  das  innere  Blatt 
durch  eine  kleine  Schicht  runder  Zellen  vom* Ectoderm  getrennt. 
Diese  Zellen  haben  noch  ganz  den  Charakter  der  Entodermzellen  in 
den  früheren  Stadien.  Aus  ihnen  bildet  sich  das  mittlere  Keimblatt, 
welches  mithin  aus  dem  Entoderm  stammt.  Später  verbreitert  sich 
besonders  stark  nnd  rasch  das  mittlere  Keimblatt.  Bei  der  Kern- 
theilung  verwischt  sich  zuerst  der  Contur  des  alten  Kernes  und  wird 
unregelmässig.  Die  Kernkörperchen  verschwinden;  es  scheidet  sieb 
der  Kernsaft  von  der  Kernsubstanz,  welche  in  der  Mitte  des  Kernes 
eine  unregelmässige  Anhäufung  bildet.  Der  Kern  wird  oval  und 
verlängert  sich,  während  der  Saft  sich  an  beiden  Polen  anhäuft  und 
die  Kernsubstanz  eine  mittlere  punktirte  Platto  bildet.  Eine  Längs- 
streifung des  Kernes  in  diesem  Stadium  läugnet  B.  Sich  tbeilende 
Zellen  zeichnen  sich  durch  Inbibitionsfähigkeit  mit  Farbstoffen  aus. 
Weiterhin  wird  der  Kern  spindel-  und  bandförmig.  An  seinen  beiden 
Polen  häuft  sich  klare  sehr  fein  granulirte  Substanz  auf,  von  der 
aus  die  Strahlen  der  bekannten  sternförmigen  Figuren  divergiren. 
Die  granulirte  Mittelplatte  des  Kernes  zerfällt  in  2 sich  nach  beiden 
Seiten  entfernende,  durch  einige  wenige  sehr  bald  verschwindende 
Fäden  verbundene  Seitenplatten.  Während  die  Seitenplatten  an  die 
Enden  des  Kernbandes  rücken,  fängt  der  Zellkörper  an  sich  einzu- 
schnüren. Die  Seitenplatten  werden  zu  den  Kernen  der  Tochterzelle. 

Löwe. 


J.  Brener,  Beiträge  zur  Lehre  vom  statischen  Sinne  (Gleich- 
gewichtsorgan, Testibniarapparat  des  Ohriabyriuths).  Zweite 
Mittheilung.  Wien.  mid.  Jat.rb.  1875.  1. 

ß.  modifleirt  Beine  frühere  Anschauung  vom  Functioniren  des 
Bogenapparates  einigerinaassen  (Cbl.  1874,  403).  Ein  länger  dauern- 
des Strömen  der  Endolymphe  wird  als  unmöglich  zugegeben,  sie 
soll  aber  durch  ihr  Trägheitsmoment  bei  jeder  Beschleunigung,  die 
der  Bogenapparat  erfährt,  auf  die  nervösen  Endorgane  der  Am- 
pulle, die  Hörhaare,  einen  momentanen  Druck  ausüben  und  die 
Gestalt  dieser  verändern.  Man  kann  sich  vorstellen,  da38  die  Hör- 
haare nicht  genügend  elastisch  sind,  um  nach  einem  momentanen 
Stosse  der  Endolymphe  augenblicklich  wieder  ihre  frühere  Gestalt 
anzunebmen;  sie  bleiben  so  zu  sagen  verbogen  nach  der  Richtung 
des  Stosses.  Bei  den  gewöhnlichen  kurzen  Drehbewegungen  folgt 


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Bbsckb,  Gleichgewicbteainn. 


471 


dem  Stosse  der  Endolymphe  in  der  einen  Richtung  beim  BewegungB- 
anfange  alsbald  der  Stoss  in  der  entgegengesetzten  Richtung  beim 
Bewegungsschlus8e.  Die  noch  verbogenen  Haare  werden  durch 
diesen  Gegenstoss  in  die  normale  Stellung  zurückgeführt.  Dauert 
die  Bewegung  des  Kopfes  gleichmiissig  fort,  so  gewinnen  die  Haare 
erst  durch  ihre  eigene  Elasticität  langsam  ihre  ursprüngliche  Gestalt 
wieder;  bis  diese  hergestellt  ist,  haben  wir  entsprechend  und  pro- 
portional der  Verbiegung  derselben,  also  in  abnehmender  Intensität, 
die  Vorstellung  einer  Bewegung.  Dauert  eine  Bewegung  länger  als 
zum  Ausgleich  der  Wirkung  des  Anfangsstosses  erforderlich  ist, 
dann  erfolgt  nach  dem  Aufhören  der  Bewegung  die  Verdrückung 
der  Haare  nach  der  entgegengesetzten  Richtung,  und  wir  haben  dem 
entsprechend  die  Empfindung  einer  der  ursprünglichen  entgegenge- 
setzten Bewegung.  Unter  dem  Einflüsse  häufiger  in  derson3t  unge- 
wohnten Richtung  erfolgender  und  nicht  durch  Gegenstoss  compen- 
sirter  Endolymphestösse  steigert  sich  allmählich  die  Elasticität  der 
Hörhaare,  dieselben  gewinnen  rascher  ihre  normale  Gestalt  wieder, 
und  dem  entsprechend  nimmt  die  Dauer  der  Bewegungsnachempfin- 
dung,  des  Schwindels,  ab.  — Aus  den  zahlreichen  Versuchen  B’a. 
geht  hervor,  dass  Vögel  und  Kaninchen  bei  wirklicher  oder  schein- 
barer Drehung  (Drehschwindel)  Kopf-  und  Körperbewegungen  zeigen, 
welche  mit  ELODKHMS’schen  Erscheinungen  völlig  identisch  sind:  die 
FLODBENS’schen  Erscheinungen  sind  nur  Phänomene  des  Dreh- 
schwindels. Wirbelthiore  aller  Klassen  compensiren  eine  reelle 
Drehung  ihres  Kopfes  und  die  dadurch  bedingte  Verschiebung  des 
Gesichtsfeldes  durch  Bewegung  der  Augen  oder  des  Kopfes.  Die 
compensirende  Bewegung  wird  ausgelöst  von  den  Tastnerven,  von 
der  Retina  und  vom  Vestibularapparate  aus.  Einseitige  Exstirpation 
des  Vestibularapparates  lässt  die  compensirende  Bewegung  fortbe- 
stehen;  auch  ohne  zu  sehen  werden  von  Tauben  Drehungen  nach 
jeder  Richtung  mit  corapensirenden  Bewegungen  beantwortet;  der 
nervöse  Endapparat  einer  Ampulle  empfindet  also  in  seiner  Ebene 
Drehungen  nach  beiden  Richtungen.  Je  zwei  ungleichnamige  verti- 
cale  Bogengänge  stehen  in  derselben  functioneilen  Verhältnisse,  wie 
die  zwei  horizontalen.  Die  Ebenen,  in  welchen  der  Kopf  durch  die 
Bogengänge  orientirt  ist,  sind  eine  horizontale  und  zwei  diagonale 
senkrechte.  Druckerhöhung  in  der  Endolymphe  ruft  an  allen  Kanälen 
Bewegungen  in  der  Ebene  des  betreffenden  Ganges  und  in  der 
Richtung  vom  Kanäle  zur  Ampulle  hervor,  mechanische  Insultirung 
Bewegungen  in  der  Ebene  des  betreffenden  Ganges  und  nach  der 
anderen  Seite;  ist  dabei  der  häutige  Gang  eröffnet  worden,  so  wird 
die  Richtung  der  Bewegungen  nach  kurzer  Zeit  umgekehrt  und  sie 
erfolgt  nach  der  verletzten  Seite;  eine  Umkehrung  bleibt  aus,  wenn 
der  Vestibularapparat  der  anderen  Seite  exstirpirt  worden  ist,  die 
Bewegungen  erfolgen  nur  nach  der  Seite  der  Exstirpation.  — Der 


/ 


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472 


M 


Falk,  Inauitiou. 

Angabe  Schklarewsky’s,  dass  im  Cavum  mesooticum  Anhänge  des 
Kleinhirnes  liegen,  deren  Verletzung  die  frontale  Kopfverdrehung 
verursachen  soll,  ist  schon  von  Böttcher  widersprochen  worden; 
bei  Tauben  hat  sich  auch  Breuer  überzeugt,  dass  solche  Processus 
cerebelli  mesootici  nicht  vorhauden  sind.  Möller  (Erlangen.) 


Ferd.  Aug.  Falk,  Physiologische  Studien  über  die  Aus- 
leerungen des  auf  absolute  Carenz  gesetzten  Hundes.  Beiträg« 

z.  Physiol.  Hygiene  etc.  herausgeg.  v.  Falk  s«s.  n.  Kalk  jcs.  I.  S.  1 — 129 

Die  sehr  umfangreichen  Untersuchungen  beziehen  sich  auf 
4 grosse  lind  6 neugeborene  Hunde,  denen  die  Nahrung  und  auch  das 
Wasser  vollsändig  entzogen  wurden.  Die  grösseren  Hunde  waren  alle 
weibliche,  der  Harn  wurde  durch  Katheterisiren  nach  Ausführung  der 
von  Falk  sen.  angegebenen  Operation  erbalten. 

Das  Allgemeinbefinden  der  Hunde  zeigte  beim  Hungern  tage*, 
ja  selbst  wochenlang  keine  wesentliche  Veränderung:  die  Thiere 
verhielten  sieb  bis  zum  Tode  ruhig  — das  Hungergeiübl  schien 
erloschen  zu  sein.  In  den  späteren  Stadien  der  Inamtion  bildete  sich 
ein  scbiafsücbtiger  Zustand  aus.  Die  Körperbewegungen  wurden 
schwierig  und  schliesslich  unausführbar,  während  die  Hunde  auf  An- 
rufen noch  reagirten.  Kurze  Zeit  vor  dem  Tode  wurde  die  Respi- 
ration unregelmässig  und  stockte  schliesslich,  während  die  Herzpul- 
sationen noch  einige  Minuten  fortdauerten.  Regelmässig  zeigte  sich 
einige  Tage  oder  Wochen  vor  dem  Tode  eitriges  Secret  im  Con- 
junctivalsack,  von  Entzündung  der  Sclera  und  Cornea  abhängig. 
Die  Section  zeigte  natürlich  äusserste  Abmagerung,  Unterhautbinde- 
gewebe und  Fett  fast  vollständig  geschwunden;  die  Muskeln  und 
drüsigeu  Organe  atropbirt;  im  Magen  und  Darm  eine  kleine  Menge 
Flüssigkeit,  erstere  von  saurer  Reaction. 

Die  im  Darm  in  geringer  Menge  enthaltene  Flüssigkeit  leitet 
Vf.  von  dem  Erguss  der  Galle  ab.  Die  Körpertemperatur  hielt  sich 
lange  Zeit  normal;  erst  am  2ten  bis  3ten  Tage  vor  dem  Tode  fiel 
sie  unter  den  normalen  Werth  — 37,0°  C.  — , um  denn  bis  zum  Ein- 
tritt des  Todes  rasch  und  abzusinken.  Die  Abnahme  des  Körper- 
gewichtes ist  keine  gleichmässige,  sie  ist  Anfangs  sehr  erheblich, 
bleibt  dann  einige  Zeit  stationär  und  wächst  alsdaun  wiederum.  Der 
tägliche  absolute  Verlust  ist  natürlich  abhängig  von  der  Grösse  des 
Thieres.  Drückt  man  die  tägliche  Gewichtsabnahme  in  Procenten 
des  Körpergewichtes  aus,  so  findet  man  diesen  Werth  um  so  höher, 
je  jünger  das  Thier.  Hunde  von  18  Stunden  Alter  (bei  Beginn  des 
Versuches)  vorloren  täglich  8,57  °/ot  von  117« — 157*  Tagen  4,83  %; 
von  1 Jahr  2,73  %i  von  3 Jahren  1,77  %;  von  mehr  als  3 Jahren 
1,099  °/0.  Dem  entsprechend  hielt  der  älteste  Hund  den  Hunger- 
«ustand  am  längsten  aus,  nämlich  61  Tage.  Ganz  junge  Thiere 


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Kal»,  Inanition. 


473 


sterben,  wenn  der  Gewichtsverlust  circa  25  pCt.  beträgt,  bei  den 
andern  tritt  der  Tod  eiu,  wenn  das  Gewicht  nur  47,73  pCt.  im  Durch- 
schnitt abgenommen  bat.  Der  'Hungerzustand  bedroht  also  um  so 
mehr  das  Leben,  je  jünger  das  Individuum. 

Dieser  Unterschied  zwischen  alten  und  jungen  Thieren  prägt 
sich  auch  in  der  Quantität  der  Ausscheidungen  aus.  Während  die 
tägliche  Harnmenge  junger  Hunde  12,82  ccm.  für  1 kgm.  Körper- 
gewicht betrug,  schied  der  älteste  Hund  nur  4,25  ccm.  aus.  Der 
Harn  war  stets  sauer,  rotbgelb,  von  hohem  spec.  Gew.  (1,027 — 1,060). 
Auch  die  Harnstoffausscheidung  ist  bei  jungen  Hunden  grösser;  sie 
betrug  im  Durchschnitt  1,466  grms.  pro  1 kilo  Körpergew.  bei  einem 
Hund  von  1 Jahr,  bei  den  ältesten  nur  0,432  grm.  Nur  bei  diesen 
sinkt  der  Harnstoff  continuirlich  ab,  bei  den  andern  Hunden  zeigte 
sich  in  einer  gewissen  Periode  der  Inanition  ein  nochmaliges  An- 
steigen. — Chloride  waren  bis  zum  Tode  in  quantitativ  bestimmbarer 
Menge  im  Harn  enthalten,  doch  zeigte  die  Ausscheidung  bei  ver- 
schiedenen Hunden  bedeutende  Verschiedenheiten.  Es  wurde  bald 
mehr  Chlor  entleert,  als  dem  zersetzten  Muskelfleiscb  entspricht,  bald 
weniger.  — Bei  dem  ältesten  Hunde  wurde  auch  an  allen  Tagen 
die  Schwefelsäure  des  Harns  bestimmt,  auch  sie  zeigte  ein  stetiges 
Absinken  entsprechend  der  Abnahme  des  Körpergewichts;  den 
Scbwefelgehalt  des  Hundefleisches  bestimmte  T.  nach  der  Cabius’- 
schen  Methode  im  Mittel  zu  0,655  SO,  für  100  grms.  frisches  Fleisch. 
Nach  dieser  Bestimmung  sind  nur  53,7  pCt.  des  Schwefels,  der 
durch  den  Fleischzerfall  im  Körper  geliefert  wird,  in  Form  vou 
Schwefelsäure  im  Harn  erschienen.  Die  Differenz  wird,  jedoch 
nicht  ganz  vollständig,  durch  den  ausser  der  Schwefelsäure  im  Harn 
noch  enthaltenen  Schwefel  gedeckt,  den  Vf.  gleichfalls  täglich  be- 
stimmt hat.  Auch  dieser  sinkt  continuirlich  bis  zum  Tode  ab. 

Aus  dem  Gesammtschwefelgebalt  des  Harns  berechnet  sich  eine 
Gesammtmenge  von  4234  grms.  zersetzten  Muskelfleischs,  während 
der  entleerte  Harnstoff  5277  grms.  ergiebt.  Die  Differenz  wird  da- 
durch erklärlich,  dass  Vf.  den  Schwefelgehalt  der  Faeces  nicht  be- 
rücksichtigt bat.  Es  knüpfen  sich  hieran  einige  Bemerkungen  Uber 
den  „neutralen“  Schwefel  de6  Harns,  betreffs  welcher  auf  das  Ori- 
ginal verwiesen  wird.  — Die  Pbosphorsäureausscheidung  zeigt  die- 
selbe Abhängigkeit  vom  Alter,  wie  die  HarnstoffausscheiduDg.  Die 
tägliche  Ausscheidung  pro  kgm.  Körpergewicht  betrug  bei  Hund  I 
(1  Jahr)  im  Mittel  0,1221  grms.,  bei  dem  alten  Hund  dagegen  nur 
0,0338  grms.  Der  Gang  der  Ausscheidung  wird  bei  diesem  durch 
eine  continuirlich  abfallende  Gurve  ausgedrückt,  bei  Hund  I dagegen 
steigt  sie  schon  vom  2ten  Inanitionstage  an  und  erreicht  ihren  Höhe- 
punkt am  lOten,  um  daun  continuirlich  abzufallen.  Berechnet  inan 
bei  Huud  IV.  aus  der  Pbosphorsäure  die  Menge  des  Fleisches,  von 
der  sie  geliefert  ist  — so  ergeben  sieb  5706  grms.,  während  die 


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474  Zclekr,  Verhalten  der  PhospbortBnre  *nm  Stickstoff  im  Urin. 


Harnstoffbestimmung  nur  zu  5287  grms.  führt,  (den  N.-Gehalt  des 
Fleisches  zu  3,58  pCt.  gesetzt.  (Vf.  spricht  sich  über  diese  Differenz, 
soviel  Ref.  sieht,  nicht  genauer  aus;  sie  würde  noch  grösser  erscheinen, 
wenn  Vf.  den  Phosphorsäuergehalt  der  Fäces  bestimmt  hätte,  was 
leider  nicht  geschehen  ist.  Nach  Ansicht  des  Ref.  weist  dieses  Plus 
an  Phosphorsäure  auf  die  Consumption  der  Knochen  hin,  welche 
vom  Vf.  nicht  in  Betracht  gezogen  ist.)  Die  Resultate  der  umfang- 
reichen Untersuchungen  sind  in  47  Tabellen  und  9 graphischen  Dar- 
stellungen niedergelegt  resp.  erläutert.  E.  Salkowski. 


W.  Ziilzer,  Ueber  das  Verhältnis»  der  Phosphorsänre  zum 
Stickstoff  im  Urin.  Virchow’»  Arch.  LXVl.  8.  22S  u.  282  nnd  Ber.  d. 
deutsch,  cbem.  Oes.  1875.  8.  1671. 

Z.  findet,  dass  die  Pbosphorsäureausscheidung  im  Urin  keines- 
wegs immer  der  Stickstoffausscheidung  parallel  geht,  wie  im  Allge- 
meinen angenommen  wird.  Aus  eigenen  und  fremden  Untersuchungen 
nämlich  ergiebt  sich:  Beim  Hund  und  der  Katze  ist  bei  reiner 

Fleischfütterung  das  Verhältniss  des  N zur  POs  des  Harns  im 
Mittel  = 100  : 10,4 — 12,8.  Bei  Zusatz  von  Fett  zum  Fleisch 
100  : 9,2 — 11,9.  Bei  Fleischfütterung  nach  vorausge- 

gangenem Hungern  war  das  Verhältniss  100  : 6,6 — 9,2;  bei 
Fütterung  mit  Kartoffeln  steigt  die  POs  auf  22,5 — 29,7  pCt.  des 
N’s,  bei  Fütterung  mit  Brod  auf  21,6—29,7  pCt.,  mit  Kartoffeln 
und  Fett  auf  30,8 — 37,3  pCt.,  mit  Kalbsgebirn  auf  21,7  pCt. 

Beim  Hungern  sinkt  der  relative  Werth  der  P05  zuerst 
(während  1 — 2 Tage),  steigt  dann  6—11  Tage  lang,  um  dann  wieder 
etwas  zu  sinken,  wobei  er  jedoch  noch  höher  bleibt,  wie  bei  Fleisch- 
fütterung. Kurz  vor  dem  Tode  steigert  sich  die  Menge  nochmals 
(Biddkr  und  Schmidt). 

Ueber  das  Verhalten  beim  Menschen  liegt  eine  grössere  Zahl 
von  Untersuchungen  vor,  die  Bich  jedoch  nicht  gut  mit  einander 
vergleichen  lassen  wegen  der  Verschiedenheiten,  welche  in  der  Diät, 
den  Alters-  und  sonstigen  Verhältnissen  dabei  obwalteten.  Am 
häufigsten  fand  sich  17 — 20  pCt.  Was  den  Einfluss  der  Tages- 
zeiten betrifft,  so  ist  die  Verhältnisszahl  Vormittags  grösser,  als 
Nachmittags  und  in  der  Nacht  fast  so  wie  Nachmittags,  jedoch  mit 
weit  geringeren  Schwankungen,  offenbar  macht  sich  der  Einfluss  der 
Hauptmahlzeit  in  deu  nächsten  darauf  folgenden  Stunden  am  meisten 
bemerklich.  Das  Alter  anlangend,  so  ergab  sich  bei  Säuglingen 
die  grösste  Procentzahl  (bis  58,5),  mit  zunehmendem  Alter  nimmt  sie 
ab,  bis  sie  im  Alter  von  32 — 45  Jnhren  (nach  3 Beobachtungen)  den 
kleinsten  Stand  erreicht  (bis  8,7).  Bei  älteren  Personen  scheint  sie 
sich  wieder  etwas  zu  erheben. 

Den  Einfluss  fieberhafter  Krankheiten  (Pneumonie, 
Typhus  exantb.,  recurrens,  Variola,  Intermittens  etc.  betreffend, 


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Zölzsb,  Verhalten  der  PboapboreSnre  mm  Stickstoff  im  Urin.  475 

schlies8t  Z.  aus  eignen  und  fremden  Beobachtungen,  dass  während 
der  Fieberperiode  relativ  weniger  Phosphor  als  der  Durchschnitts- 
menge entspricht,  ausgescbieden  wird,  relativ  am  meisten  in  der  Ent- 
fieberungsmethode, dass  ferner  in  der  späteren  Convalescenz- 
periode  die  relative  Menge  der  Säure  wieder  abnimmt.  Die  Fälle 
von  kurzem  Fieberverlauf  zeigen  Z.,  dass  die  Verminderung  der 
Phosphate  nicht  von  der  geringeren  Nahrungszufuhr  abhängt.  Mit 
Ausnahme  der  ersten  Fieberzeit  entspricht  der  höheren  Temperatur 
ein  geringerer  und  der  postfebrilen  ein  gesteigerter  relativer  Werth 
der  Säure.  Aus  einigen  an  Affen  angestellten  Untersuchungen, 
denen  Blut  und  Dejectionen  Cholerakranker  in  den  Magen  ge- 
bracht war,  und  2 fremden  Beobachtungen  (Bunt.,  Wyss),  glaubt  Z. 
scbüessen  zu  dttrfen,  dass  hier  der  Urin  fast  genau  das  umgekehrte 
Verhalten  zeige,  wie  bei  jenen  fieberhaften  Krankheiten,  und  dass 
der  niederen  Körpertemperatur  eine  gesteigerte,  der  erhöhten  eine 
relativ  verminderte  Ausscheidung  der  Phosphorsäure  entspreche. 

Bei  Diabetes  mellitus  ist  die  Verhältnisszabl  sehr  constant 
und  etwas  niedriger  als  normal,  nämlich  meistens  13 — 15,  etwa  wie 
bei  reiner  Fleischfütterung  der  Thiere;  ähnlich  ist  es  nach  einer 
Beobachtung  von  Pettenkofeb  und  Voit  bei  Leukämie,  bei 
ADDiSON’scher  Krankheit  ist  nach  Rosenstibn  der  Werth  auffallend 
gering  (1,3  und  1,4),  bei  acuter  gelber  L ehe ratrop hi e fehlte 
(1  Fall  v.  Fbebich8)  die  Säure  ganz,  bei  Geisteskrankheiten 
soll  Bromkalium  eine  Steigerung  der  Phosphorsäureausscheidung  aus- 
üben (vergl.  Mendel,  Cbl.  1873,  831). 

Morphium  und  Chloral  in  schlafmachenden  Gaben  erhöhen 
den  relativen  Werth,  ebenso  scheint  die  Chloroformnarcose  zu 
wirken.  Umgekehrt  wirkte  Strychnin,  anscheinend  auch  A et  her. 
Alcohol  bewirkte  (bei  einem  Hunde)  in  kleineren  nur  aufregenden 
Gaben  eine  Herabsetzung,  in  grösserer  schlafmachender  Menge  eine 
Steigerung  des  relativen  Werthes.  Chinin  scheint  keinen  merk- 
lichen Einfluss  zu  üben.  Körperliche  Arbeit  erhöht  wenigstens 
in  den  nächst  darauf  folgenden  Stunden  den  relativen  Werth,  ebenso 
ein  prolongirtes  warmes  Bad,  während  kalte  Bader  (von 
6 Minuten)  ihn  herabsetzen.  Abschluss  der  Luft  bis  zur  Asphyxie 
erhöhte  ihn,  während  er  bei  kürzerer  Dauer  ihn  verringerte. 

Aus  allen  angeführten  Beobachtungen  kommt  Z.  zuletzt  zu  dem 
Schluss,  dass  die  Schwankungen  in  dem  Verhältniss  der  Phosphor- 
säure zum  Stickstoff  des  Urins  die  Perioden  der  Steigerung  und  der 
Herabsetzung  des  Stoffumsatzes  im  Nervengewebe  bezeichnen  und 
dass  „der  allgemeine  Stoffwechsel  (des  „Fleisches")  abhängig  ist  von 
der  NerveDthätigkeit“.  Senator. 


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476 


JuctALiusiT,  Wirkung  de«  Chinin. 


N.  Jerusalininky , Ueber  die  physiologische  Wirkung  des 

Chinin.  Berlin,  HihScrwald.  1875.  8°.  89  8»n. 

In  getbeiiten  kleinen  und  mittleren  Gaben  (ä  1 — 5 gran)  bewirkt 
nach  J.  das  Chinin  bei  Hunden  (Kaninchen  und  Frösche  fand  er  zu 
diesen  Versuchen  wenig  geeignet)  stets  eine  Steigerung  der  Puls- 
frequenz selbst  bis  zur  Verdoppelung  u.  darüber.  Schwankungen 
kommen  vor  — jedoch  niemals  bis  unter  das  normale  Niveau.  Erst 
kurz  vor  dem  Tode  sinkt  die  Pulszahl  rasch.  Der  Blutdruck  hin- 
gegen hat  im  Allgemeinen  die  Tendenz  zu  sinken,  nur  folgt  unmit- 
telbar nach  jeder  Injection  eine  kurze  Periode  wo  er  unter  Schwan- 
kungen mässig  ansteigt;  alsdann  erst  fällt  er  allmählich  unter  die 
Norm  jedoch  nicht  erheblich,  so  lange  eben  keine  grossen  Gaben 
angewendet  werden.  Letztere  (20 — 25  gran)  machen  den  Druck 
rasch  sinken  und  meist  direct,  die  Pulsfrequenz  aber  gewöhnlich 
erst  nach  einer  kurzen  Erhöhung.  Die  Pulsbeschieunigung  ist  wie 
besondere  Versuche  nach  bekannten  Methoden  (Durchschneidung  der 
Vagi,  des  Rückenmarks  in  verschiedenen  Höhen)  ergeben,  die  Folge 
einer  Depression  oder  Lähmung  des  regulatorischen  und  Erregung 
des  excitomotorischen  Nervensystems. 

Das  Verhalten  des  Blutdrucks  — bei  mittleren  Dosen  kurzes 
zwischen  20 — 60  Minuten  dauerndes  Steigen,  darauf  Sinken  trotz 
erhöhter  Pulsfrequenz  — erklärt  Vf.  durch  eine  complicirte  Nerven- 
action.  Das  Steigen  kommt  danach  zu  Stande  zunächst  durch 
Lähmung  der  regulatorischen  und  Reizung  der  vasomotorischen  Ap- 
parate. Für  die  Betheiligung  de3  vasomotorischen  Centrums  in  der 
Medulla  spricht,  dass  nach  seiner  Zerstörung  jenes  Steigen  nur  in  sehr 
viel  geringerem  Maasse  zum  Ausdruck  kommt.  Der  Einfluss  des  Chinins 
auf  die  Gefässe  ergiebt  sich  aus  directen  Beobachtungen  am  Frosch 
und  besonders  aus  deu  unten  anzufdhrenden  Versuchen  an  der  Milz. 
Auf  die  Erregung  des  vasomotorischen  Centrums  folgt  sehr  bald 
Lähmung,  die  auch  die  peripherischen  Gefässe,  die  excitomotorischen 
Herzganglien  und  den  Herzmuskel  selbst  befällt  Für  letztere  An- 
nahme spricht,  dass  das  Herz  nach  grossen  Dosen  auf  directe  Reize 
nicht  mehr  antwortet.  Das  hier  geschilderte  Verhalten  gilt  namentlich 
für  mittlere  Gaben;  nach  kleinen  tritt  mehr  die  tonisirende,  nach  grossen 
hauptsächlich  die  lähmende  Wirkung  zu  Tage.  Auch  bei  gesunden 
Menschen  sah  Vf.  nach  mittleren  Gaben  (10  Gran)  Pulsbeschleuni- 
gung und  stärkeren  Herzschlag,  der  in  einem  Fall  sioh  zu  Palpita- 
tionen  steigerte,  eintreten.  Die  Drsacba  der  Widersprüche,  die 
zwischen  diesen  und  den  Angaben  anderer  Forscher  bestehen,  sucht 
Vf.  hauptsächlich  in  der  Verschiedenheit  der  Versuchstiere. 

Die  Respiration  wird  durch  kleinere  Gaben  stets  beschleunigt, 
durch  grosse  verlangsamt,  unregelmässig  mit  rasch  folgender  Asphy- 
xie. Diese  Wirkung  entsteht  durch  Affection  des  Respirationscentrums. 
Die  von  einigen  Autoren  nach  grossen  Cbiningaben  beobachtete 


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JsucsALimiv,  Wirkung  des  Chinins.  477 

Lungenbyperämie  und  selbst  Hämoptysis  ist  wahrscheinlich  Folge  der 
durch  Chinin  herbeigeführten  Lähmung  des  Gefässsystems. 

Die  Einwirkung  auf  die  Temperatur  war  durchaus  nicht  be- 
ständig. In  den  meisten  Versuchen  fiel  sie  zwar  (in  maximo  um 
1 '/« Gr.)  in  einigen  jedoch,  u.  z.  grade  nach  grossen  Dosen,  stieg  sie 
und  in  noch  anderen  schwankte  sie  um  die  Norm  herum.  Vf.  er- 
klärt diese  Ergebnisse  aus  einer  Einwirkung  des  Chinins  auf  nervöse 
Wärmecentren.  Nach  einer  grösseren  Zahl  von  .Vor versuchen  fand 
er  bei  Durchscbneidung  des  Rückenmarks  1)  zwischen  6.  Hals-  und 
1.  Brustwirbel  erhebliche  Steigerung  der  Temperatur  (um  3 — 4 Gr.) 
2)  in  der  Gegend  des  zweiteu  Brustwirbels  umgekehrt  erhebliches 
Sinken  der  Temperatur  und  endfich  3)  unter  dem  2.  Brustwirbel  bis 
zum  6.  herab  nur  geringe  Schwankungen  um  die  Norm  herum.  Vf. 
nimmt  danach  ein  wärmeerregendes  (gegenüber  dem  2.  Brustwirbel) 
und  ein  wärmeregulirendes  Centrum  (zwischen  6.  Hals-  und  1.  Brust- 
wirbel) an,  das  durch  trophische  Nerven  den  Stoffwechsel  beeinflusst. 
Durch  die  wechselweise  Beziehung  des  Chinins  zu  diesen  beiden 
Centren  erklärt  Vf.  die  Modificationen  der  Temperatur,  die  es  her- 
vorruft. Das  Steigen  nach  grossen  Dosen  käme  danach  durch  Läh- 
mung des  regulatorischen  Centrums  zu  Stande. 

Die  Blutlaufsgeschwindigkeit  (gemessen  mit  der  LcDWiG’schen 
Stromuhr)  wird  durch  das  Chinin  erheblich  verlangsamt;  im  Ver- 
hältniss  von  1:  2 u.  m.  Dieses  Phänomen  ist  hauptsächlich  der 
Lähmung  des  vasomotorischen  Centrums  zuzuschreiben , denn  nach 
Zerstörung  desselben  vermochte  das  Chinin  nur  noch  eine  sehr 
geringe  Verlangsamung  bervorzurufen.  Daneben  ist  die  Lähmung 
der  N.  vagi  (depressores?  Ref.)  und  die  Abschwächung  der  Herz- 
tbätigkeit  von  verhältnissmässig  geringem  Effect. 

Rücksichtlich  der  Wirkung  des  Chinins  auf  die  weissen  Blut- 
zellen bestätigt  Vf.  die  Angaben  von  Binz  und  Beinen  Schülern. 
Auch  er  beobachtete  Aufhören  der  amöboiden  Bewegungen  und  der 
Emigration  und  Verminderung  der  Zahl  dieser  Elemente.  Ferner 
sah  er,  dass  die  nach  der  Chininapplication  noch  emigrirten  Zeilen 
fast  ausnahmslos  einkörnig  waren,  während  vorher  meist  mehrkörnige 
ausgetreten  waren.  Die  rothen  Zeilen  sah  Vf.  wie  Manasskin  unter 
dem  Einfluss  des  Chinin  grösser  werden. 

Ebenso  konnte  Vf.  die  Milzverkleinerung  durch  Chinin  im 
Anschluss  an  Mosleb  durchaus  bestätigen;  das  Organ  wurde  zu- 
gleich derber,  an  der  Oberfläche  granulirt  und  in  der  Farbe  heller. 
Nach  Durchschneidung  der  Milznerven  (Plexus  lieualis,  oder  Ganglion 
semilunare  oder  N.  splanchnicus)  oder  des  Halsmarks,  wonach  stets 
zunächst  in  Folge  der  Getässiäbmuug  eine  erhebliche  Schwellung 
der  Milz  sich  zeigte,  trat  die  Chininwirkung  auch  noch  ein,  aber  in 
schwächerem  Grade.  Sie  hängt  also  in  erster  Reihe  ab  von  dem 
Einflüsse  des  Alkaloids  auf  die  peripherischen  Nerven-  und  Muskel- 


478 


Ahlvbld.  v.  Bronn.  Klbmensibwicc. 


eleinente  des  Milzgewebes  in  zweiter  auf  das  splanchnische  und 
Centralnervensystem.  Schiffer. 


Ahifelil,  Entstehung  der  Insertio  velamentosa.  Arch.  r.  Gynäcoi. 

IX.  8.  329. 

Die  Eutstebungsart  der  lusertio  velamentoaa  ist  eine  doppelte:  1)  Wenn  io 

eiuera  Ei  mit  2 Früchten  beim  Wacbsthume  der  Amniouhöhleu  die  beiden  Atnuien 
einander  treffen,  so  muss  nothwendigerweise  die  zwischen  Chorioo  und  Amuion 
liegende  Flüssigkeit  au  der  Berührungsstelle  weggedrängt  werden.  Dabei  sind  die 
Amnioublätter  an  dieser  Stelle  häufig  fest  verwachsen,  so  dass  man  sie  später  nur  mit 
M übe  oder  auch  garnicht  treuuen  kann.  Wird  nun  der  Dotterstrang  oder  die  Nabelblase 
gerade  zwischen  die  sich  berührenden  Aronionplatten  gedrängt,  so  verwachsen  diese 
Organe  mit  dem  gegenüberliegenden  Amuion  und  verhindern  das  eigene  Amnion  an 
der  volleu  Ausbreitung.  Die  Blutgefässe  verlaufen  dann  velameutös  zwischen  beiden 
Anmien.  2)  Setzt  ein  Ei,  welches  später  2 Amoien  enthält,  sich  so  iu  der  Decidua 
fest,  dass  nur  eine  Frucht  durch  ihre  Gcfässe  mit  der  Decidua  serotina  eine  Pia- 
ceuta  bilden  kann,  so  müssen  die  Arterien  der  anderen  Frucht  um  das  Amnion  der 
ersten  Frucht  herumgeben,  damit  sie  an  der  Placeuta  participiren.  Löwe. 

A.  t.  Brunn,  Untersuchungen  über  das  Riechepithel.  Arch.  f.  micr. 

Auat.  XI.  S.  455. 

Vf.  giebt  eine  sehr  eingehende  und  ausführliche  Beschreibung  der  beiden 
von  Max  Bchcltzb  in  der  Riechschleimbant  aufgefundenen  Zollenformeu  und  bringt 
einige  neue  Details  bei,  welche  den  strengen  Unterschied  dieser  beiden  Zellenarten 
besonders  scharf  hervortreteu  lassen.  Seine  Resultate  sind  mithin  leuou  von  Exnkb 
(Cbl.  1871,  No.  28;  1872,  No.  55)  diametral  entgegengesetzt.  Aach  das  vou  Exnkb 
beschriebene  subepitheliale  Netzwerk  hat  Vf.  niemals  zur  Auscbauuug  bringen 
können.  — Der  freie  Saum  der  Riechschleimhaut  wird  bei  Säugetbicren  vou  einer 
von  den  Enden  der  Riechzellen  durchbohrten  besonderen  Membran  gebildet,  der 
Membrana  olfactoria,  welche  Vf.  bereits  früher  in  eiuer  vorläufigen  Mittheilung  in 
dieeeu  Blättern  beschrieben  hat  (Cbl.  1874,  No.  45).  Vf.  hält  diese  Membran  für 
eine  organische  Bildung  sui  generis  und  verwahrt  sich  namentlich  gegen  die  An- 
nahme, dass  sie  nichts  weiter  als  eine  gerootieue  Subleimschicht  darstelle. 

Bei  den  Riecbhaare  tragenden  Thieren  (Frosch,  Salamauder)  hat  Vf.  diese 
Membran  niebt  demonstriren  können:  er  hält  einen  im  Profil  hellglänzenden  Strich, 
der  über  den  Enden  der  haartragenden  Riecbzellen  verläuft,  für  den  optischen 
Durchschnitt  eines  der  Membrana  olfactoria  der  Säugethiere  äquivalenten  Gebildes. 

Boll  (Rom). 

R.  Klemensiewkz,  Ueber  den  Succus  pyloricus.  Sitzungsber. 

d.  Wien.  Acad-  LXX1.  3.  Märzheft. 

Vf.  versuchte  am  Pylorustheil  des  Magens  Fisteln  anzulegen,  um  dadurch 
die  viel  discutirle  Frage  zu  entscheiden,  ob  derselbe  ein  verdauendes  8ecret  absou- 
dert.  Die  ersten  Versuche  wurden  nach  der  vou  Tmby  zur  Isoliruug  von  einzelnen 
Darmstücken  »»gewendeten  Methode  aogestellt:  der  Pylorustheil  isolirt,  eröffnet 

und  die  Fistel  mit  der  Hautwunde  vereinigt,  andererseits  Duodenum  und  Fundus 
des  Magens  durch  Nähte  vereinigt.  Die  Operation  glückte  vollständig,  die  Ver- 
wachsung des  Fundus  und  Duodenums  kam  gut  zu  Staude,  die  Thiere  gingen  jedoch 
regelmässig  iu  einigeu  Tagen  au  Peritonitis  zu  Grunde.  Vf.  musste  sich  also  auf 
das  in  den  ersten  Tagen  nach  der  Operation  gelieferte  Secret  beschränken.  Das- 
selbe ist  zähflüssig,  gallertig,  gelblich;  io  dünnen  Schichten  glasig,  in  dünnen  trüb, 


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Stsickkb.  Bhamwkll.  t.  Obttinoen. 


479 


tod  deutlich  Alkalischer  Reaction.  Das  spec.  Gewicht  betrug  1,01 — 1,09,  der  Gehalt 
an  festen  Substanzen  1,878 — 2,049  — 1,65  pCt. ; es  enthält  etwas  Eiweiss.  Das  Secret 
ist  bei  seiner  natürlichen  Reaction  ohne  Einwirkung  auf  Fibrin;  lost  dieses  aber, 
sowie  gekochtes  Hübnereiweis»  mit  Leichtigkeit,  sobald  man  es  ansäuert.  Ausser' 
dem  löst  das  Secret  die  collagene  Substanz  der  Sehnen  und  führt  Stärke  in  Zucker 
über.  Die  verdauende  Wirkung  zeigte  sich  mindestens  ebenso  kräftig,  oft  stärker 
wie  die  des  Fundussecretes,  das  in  einzelnen  Fälleu  aus  einer  gleichzeitig  auge- 
legten Fistel  am  Fundus  ventr.  erhalten  wurde.  Das  Pylorusfor  ment  enthält 
somit  also  Pepsin  und  ist  sogar  reicher  daran,  wie  das  Secret  des  Fundus. 
Der  Pylorustheil  des  Magen»  setzt  sich  vom  Fundus  durch  seine  blässere  Farbe 
bestimmt  ab;  die  Grenze  ist  nicht  geradlinig,  sondern  sauft  geschlängelt  und  liegt 
bei  kleinen  Hunden  an  der  obereu  Curvatur  5,  an  der  unteren  6 cm.  vom  Pyloru» 
eutferut.  Die  sogen.  Labdrüsen  fehlen  bekanntlich  im  Pylorustheil.  K.  Saikownkt. 

S.  Stricker,  Weitere  Untersuchungen  über  die  Keratitis. 

Wiener  med.  Jahrb.  1876.  I. 

Jn  weiterer  Ausführung  früherer  Mitteilungen  (Cbl.  1875,  73)  theilt  S.  mit, 
das»  mau  durch  Aetzen  mit  einem  trockenen  Stift  von  Kali  caust.  und  nachheriger 
Behandlung  nach  der  dort  angegebenen  Methode  ganz  sicher  bei  jungen  Katzen  die 
beschriebene  Anschwellung  der  Hornhautzellen  und  ihrer  Ausläuter  sowie  ihre  Ab- 
tbeiluug  in  kleinere  Zelleuterritorieu  beobachten  könne.  Er  fand  dabei,  dass  die 
entzündliche  Schwellung  sowie  die  Eiterung  sich  dort  abgreuzen,  wo  die  lebenden 
Zellen  an  die  todten  grenzen,  was,  wie  er  meint,  gegen  die  Eiuwanderungstheorie 
spricht,  da  kein  Grund  denkbar,  weshalb  die  Wanderer  nicht  auch  in  die  todte 
Partbie  einwauderten  und  diese  zur  Vereiteruug  brächten.  Da»  eine  Einwanderung 
möglich,  hat  er  durch  Versuche  nachgewiesen.  Er  fasst  seine  Anschauungen  dabin 
zusammen:  1)  dass  die  Schwellung  der  verästigten  Hornhautkörper  das  Wesen  der 
entzündlichen  Schwellung,  sowie  des  entzündlichen  Infiltrates  ausmacheu;  2)  dass 
das  Infiltrat  noch  nicht  die  Eiterung  bedeute,  sondern  eine  Vorstufe  derselben  bilde, 
eine  Vorstufe,  von  der  ans  eine  Rückkehr  zur  Norm  durch  Abscbwellung  denkbar 
ist.  Infiltrirt  ist  das  Gewebe  mit  dem  noch  ungeteilten  Substrate  der  Eiterbildung. 
Das  Infiltrat  kann  eiterig  zerfallen,  es  selbst  ist  aber  im  Anfänge  noch  nicht  Eiter. 
Schliesslich  führt  Vf.  noch  an,  dass  er  auch  innerhalb  der  Scheideu  der  durch  deu 
enttüudeteu  Theil  verlaufenden  Nerven  (und  zwar  nur  soweit  sie  durch  diesen 
Theil  verliefen)  äbuliche  Abtheilungen  in  kleine  Formelemente  wie  von  deu  Horn* 
hautzellen  gesehen  habe.  Er  steht  nicht  an,  diese  weuigsteus  an  kleineren  Nerven 
als  eine  Veränderung  des  Axeucylinders  aufzufassen  — ob  es  sich  an  dickeren  nicht 
auch  darum  oder  nur  um  ein  Eudothel  handelt,  kann  er  nicht  ausschliessen.  Orth. 

J.  P.  Kramwell,  Case  of  excision  of  the  elbow-joint.  Edinburgh 

Med.  Journ.  March  1866.  CCXLIX  1876  8.  817. 

Der  mitgetbeilte  Fall  ist  nicht  als  Resectionsfall  bemerkenswert!),  sondern 
wegen  des  Verlaufs  einer  aecidentellen  Nervenverletzung.  Es  wurde  nämlich 
der  Ulnaris  durchschnitten,  die  Enden  aber  sofort  durch  eine  Catgutnaht  vereinigt. 
Unmittelbar  nach  der  Operation  konnte  weder  eine  8ensibi!itäts  noch  Motilitäts- 
störung constatirt  werden  und  alle  Functionen  blieben  dauernd  ungestört.  Vf. 
glaubt,  dass  die  Nervennabt,  wenn  prima  intentio  erfolgt,  die  Leitung  im  Nerven 
ohne  Weiteres  wiederherzustelien  im  Stande  sei  E.  Ktliter. 

U.  ?.  Oettingen,  Zur  operativen  Behandlung  der  Folgezustände 

des  Trachoms.  Dorpat,  med.  Zeitsehr.  VI.  S.  1. 

Unter  den  10,376  Patienten  der  Dorpater  Universitäts-Augenklinik  während 
der  Jahre  1868—1874  befanden  sieb  nicht  weniger  als  5774  Trachomfälle.  Für  die 


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480 


Kbico.  Merift  Hitprot. 


Folgeznstände  war  die  Cantboplastik  nur  «eiten  zn  entbehren,  nnd  Vf.  empfiehlt  alt 
Mudification  derselben  wenn  möglich  die  Bindebaut  am  Canthäs  externus  zn 
ectropioniren,  sie  mit  einer  spitzigen,  auf  der  Kliicbe  gebogenen  Scbeere  am  Winkel 
voo  der  Cntis  abzulösen,  nnd  mit  einigen  snbconjnnctivalen  Scheerenacbnitten  bi« 
zum  Augapfel  zn  unterminiren;  erst  dann  erfolgt  Durchschneidung  der  Haut  in 
horizontaler  Richtung  in  der  gewöhnlichen  Weise  and  Umsäumung.  Beim  Entropium 
spasticum  leistete  die  GxiLcaan'scbe  Bäht  vortreffliche  Dienste,  besonders  in  der 
Verbindung  mit  der  Exeision  querelliptiseber  Hautstücke  innerhalb  der  Ein»  und 
Anssticbsponkte;  die  Faden  wurden  nach  4 Tagen  entfernt  Cilieudeviationen  er- 
forderten die  Transplantation;  bei  muldenförmiger  Verkrümmung  des  Tsrsus  wurde 
die  SNKLLKa’sche  Operation  als  die  wirksamste  erprobt  und  96  Mal  ausschliesslich 
am  oberen  Lid  ausgeführt  Michel  (Erlügen). 

Krieg,  Beitrag  zur  Casulstik  der  progressiven  perniciösen 
Anämie.  Württemb.  Corr.-Bl.  1875.  No.  39. 

Von  den  3 Fällen  betrifft  der  erste  ein  48jähriges  Weib,  das  seit  10  Jahren 
gaoz  gesund  gewesen  war  und  seit  einem  Jahre  sich  matt  fühlte.  In  der  letzten 
Zeit  vor  dem  Tode  traten  Petechien  an  den  Unterextremitäten  nnd  Blutungen  aus 
dem  Zahnfleisch,  einmal  auch  eine  Pleuritis  auf.  Die  Temperatur  war  nie  über 
38,5°  C.  Die  Section  ergab  ausser  beträchtlicher  Anämie  der  Organe  Hämorrha- 
gica im  fettig  degenerirten  Hersfieiecbe,  ein  Kibrosarcotn  an  der  Hirnbasis  zwischen 
Facialis  und  Acusticus  rechterseits.  Der  2.  Fall  ist  der  eines  62jAbriy >-•>  Probstes, 
die  Sectiou  konnte  nicht  gemacht  werdet! ; der  8.  der  eines  45jährigen  Kaufmanns, 
in  welchem  die  Section  den  gewöhnlichen  negativen  Befand  gab.  Senator. 

M.  Meyer,  Heber  die  diagnostische  und  therapeutische  Be- 
deutung schmerzhafter  Druckpunkte  der  Wirbeisänle.  Berlin. 

kliu.t Wochenschr.  1875,  No.  57. 

M.  macht  auf  die  bei  vielen  Neorosen  sieb  findenden  schmersbaften 
Druckpunte  an  den  Proc.  spin.,  noch  häufiger  an  den  Proc.  transversi  der  Wir- 
belsäule aufmerksam  gemacht.  Die  verschiedensten  anatomischen  Processe  (Pe- 
riostitis, Nenritis,  Drüsengeschwülste)  liegen  den  an  den  betreffenden  Pnnktcn 
häufiger  aufzufindenden  Anschwellungen  zn  Grunde  and  bedingen  die  neurotischen 
Ercheinungen,  welche  bei  galvanischer  Behandlung  mit  deu  Schmerzpunkten  und 
mit  der  localen  Schmerzhaftigkeit  zwar  langsam,  aber  sicher  nud  oft  dauernd 
schwinden*.  Gewöhnlich  wird  der  positive  Pol  eines  mässig  starken  galvanischen 
Stroms  (Nadelablenkung  20°)  auf  die  schmerzhafte  Stelle,  der  negative  auf  das 
Brustbein  aufgesetzt  nnd  der  Strom  5—10  Minuten  lang  durchgeleitet.  Ausführliche 
Krankengeschichten  (über  Neuralgie  penis,  Tabes,  Chorea,  Bescbiftigungsueuroaen, 
Sohreibekrampf)  erläutern  das  Gesagte.  Bernhardt. 

M.  Huppert,  lieber  die  Samenentleerung  bei  Erhängten. 

Eulknbkbq’s  Viert eljahrascbr.  XXIV.  8.  237. 

Den  von  Cabpkb  n.  A.  erhobenen  Zweifeln  gegenüber  konnte  H.,  nachdem  er 
Saraeuergiessung  in  epileptischen  Anfällen  constatirt  und  mit  der  Athemuotb  in 
Verbindung  gebracht  hatte,  auch  bei  Erhängten  und  anderweitig  Erstickten  eine 
Entleerung  von  Samen  nachweisen;  jedoch  tritt  derselbe  nur  selten  vor  die  Mündung 
der  Harnröhre,  sondern  bleibt  in  dieser  verborgen.  W.  Sander. 


Einsendungen  für  «lau  Oentralblatt  wolle  man  aa  einen  dar  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator 
Berlin,  (N.)  Krausnlckstrasae  84,  and  Profeuor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Baisehloas)  an 
die  Verlagshandlung,  Berlin  (N.-W4.  unter  den  Linden  SB,  adreesiren. 

Verla*  von  August  Hlraehwald  ln  Berlin.  — Druck  voa  H.  ö.  Hermann  ln  Berlin. 


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r4bim+ 


1 fWf  ''r  - ■ - 

WScheutltch  omchelnen 

l— S Bugen ; am  Schlugst* 
4««  Jfthrf  auga  Titel,  Ka- 
men- und  Saehreglatar. 


Centralblatt 

fiir  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Mark;  za  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Poetanstalten. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  in  Erlangen. 


Redigirt  von 
uud 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876.  l.  «lull.  No.  27. 


InliAlti  Böhu  und  Hokkmann,  Verbrau  h von  Kohlehydraten  (Orig.-Mittb.).  — 
Bhdcr,  Sublimat  gegen  Blenorrhoa  urethrae  (Urig.-Mittb.). 

Hbinlkim  , Thrauenröhrchen.  — Öertoli,  Hodencanälchen  uud  Samenzellen. — 
Hüppe  - Seit l kk  , Gährung*processc.  — Tntv,  Entzündung.  — Gussenbauer 
und  WiNiWAiiTKit,  lie.ieition  des  Magens.  — Friede  mann,  Senator,  Iufectiöse 
Kuocheneutzüuduiig.  — Bahwinkki.,  zur  Kenntuiss  der  Facmlislährauugen  uud 
der  Function  der  Chorda.  — Ckübk,  Sclerodermie  bei  eiuem  Säugling.  — 
Eliscbkh,  zur  Histologie  der  Muskelfasern  des  Uterus.  — T abchanopp  uud 
Swakn,  Gehalt  des  Milzbluts  an  weiasen  Körperchen.  — Kiri.z,  zur  Reaction  der 
Gallesäuren  von  Meerschweinchen.  — Darwin,  Verhalten  der  Gefä^se  bei  der 
Entzündung.  — Siqn<>l,  Giftigkeit  de.**  Blutes  getödteter  Pferde.  — Esmabch, 
Behandlung  tiefer  Halscysten.  — Schwkiookh,  Augenklinik.  — Lkw inski,  Eiu- 
flugs  der  Atkeuibeweguug  auf  pericardiale  Reibegeräusche.  — Morti,  Behandlung 
der  Lues  congenita  mit  Jodeisen.  — Sutcoin,  Wanderleben.  — Volk  kl,  Hirn- 
gesch  willst.  — Martin  kau,  Behandlung  der  Pityriasis  capitis.  — Rutrnbkrq, 
Blasenspiegel  beiin  Weibe.  — Pkl,  SalicyUam oh  Natron  bei  Intermittens.  — 
Köhnbobn,  Chronische  Digitalisvergiftung. __ __ 

Ueber  deu  Verbrauch  der  Kohlehydrate  im  thierischen 
Organismus. 

Von  R.  Böhm  und  F.  A.  HoflilUino,  Professoren  in  Dorpat. 

Zum  experimentellen  Studium  der  Bedeutung  der  Kohlehydrate 
für  den  thierischen  Stoffwechsel  haben  wir  eine  Reihe  von  Versuchen 
an  Katzen  angestellt.  Jede  Katze  besitzt  je  nach  ihrem  Ernährungs- 
zustände einen  gewissen  Vurratb  von  Kohlehydrateu,  von  dessen 
Grösse  man  sieh  durch  die  quantitative  Untersuchung  des  Blutes,  der 
Leber  und  der  Muskeln  eine  befriedigende  Vorstellung  verschaffen 
kann.  Eine  grössere  Anzahl  von  Bestimmungen  ergab,  dass  dieser 
•Vorrath  auch  bei  ausschliesslicher  reichlicher  Fleischuahrung  bis  zu 
4,0 — 5,0  gm.  pro  Kilo  Thier  betragen  kann.  Nach  einem  dreitägigen 
absoluten  ilungerznstandc  finden  sich  noch  erhebliche  Reste  davon 
vor.  Es  gelang  uns  nun,  die  Tbiere  unter  Versuebsbedingungen  zu 
setzen,  unter  welchen  dieser  gesammte  Vorrath  innerhalb  20 — 36 
■Stunden  bis  auf  die  letzte  Spur  aufgebiaueht  wurde. 

Katzeu,  welche  man  auf  einem  Operationsbrett  tracheotoinirt  hat, 
gehen  in  diesem  Zustande  sieh  selbst  überlassen  innerhalb  3b  Stunden 
zu  Grunde,  indem  sie  sieh  bis  auf  ca.  20°  C.  in  ano  abkühlen.  Die 
Temperaturabnahme  zeigte  in  allen  Versuchen  einen  typischen  Ver- 
XIV.  Jatirgaog.  8* 


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482 


Baccx,  Sublimat  gegen  Blenorrhoea  urethrea. 


t» 


lauf.  Hüllt  man  ferner  nicht  tracheotomirte  im  Uebrigen  ebenso  auf- 
gebundenen Katzen  möglichst  sorgfältig  und  dicht  mit  Watte  ein,  so 
steigt  während  der  ganzen  Dauer  des  Versuchs  die  Innentemperatur 
stetig.  Auch  diese  Thiere  gehen  ohne  sichtliche  Ursachen  innerhalb 
ca.  36  Stunden  zu  Grunde.  Die  chemische  Untersuchung  des  Blutes- 
der  Leber  und  der  Muskeln,  unmittelbar  nach  dein  Tode  vorge- 
nommen, ergab,  dass  die  genannten  Organe  sowohl  der  unter  Ab- 
kühlung als  auch  der  unter  Temperatursteigerung  verendeten  Ver- 
suchstiere keine  Spur  von  Kohlehydraten  mehr  enthielten. 

Da  nun,  wie  oben  bemerkt,  auch  ein  dreitägiger  Ilungerzustand 
den  Kohlehydratvorrath  gut  gefütterter  Thiere  nicht  aufzohrte,  so 
musste  unter  unseren  Versuchsbedingungen  ein  vermehrter  Verbrauch 
dieser  Stoffe  stattgefunden  haben.  Dieser  Verbrach  ist  in  der  Tbat 
ein  so  rapider,  dass  auch  von  grossen  Kohlehydratmengen,  welche 
man  den  Thieren  während  des  Versuchs  in’«  Blut  injicirt,  nichts  im 
Harn  ausgeschieden  und  nichts  in  den  Organen  aufgespeichert  wird, 
sondern  auch  hier  nach  dem  Tode  keine  Kohlehydrate  mehr  gefunden 
werden. 

Dabei  spielt  das  Nervensystem  eine  hervorragende  Rolle;  denn 
Thiere,  welche  nach  der  Durchschneidung  des  Halsmarks  abkühlen, 
verbrauchen  ihre  Kohlehydrate  nicht  bis  zum  Tode,  welcher  in  der 
Regel  sogar  später  erfolgt,  als  bei  Katzen  mit  unversehrtem  Rücken- 
mark. 

Da  wir  durch  die  Umstände  zu  einer  längeren  Unterbrechung 
unserer  Arbeit  gezwungen  sind,  schien  «3  uns  geboten,  diese  Ergeb- 
nisse vorläufig  mitzutheilen.  Die  Beziehungen  derselben  zum  Ge- 
sammtstoffwechsel  und  zur  Wärmeregulirung  des  Organismus  darzu- 
legen, wird  die  Aufgabe  der  ausführlichen  Abhandlung  sein,  deren 
Abschluss  noch  einige  zeitraubende  Versuchsreihen  erfordert. 


Der  Sublimat  als  Heilmittel  in  der  Blenorrhoea  nrethrae. 

Von  Dr#  Leopold  Bruck  ia  Budapest. 

In  No.  11  der  allgem.  Wiener  nied.  Zeitung  von  1873  erschien 
von  mir  eine  Mitteilung:  ,,Ein  Fall  von  syplul.  Caries  des  rechten 

Darmbeines“,  welche  mich  zum  Anhänger  des  Unistnus  in  der  Lehre 
von  der  Venerie  bekehrte  und  bewog,  mit  dem  Merc.  corr.  biehl.  als 
einem  specifisch  antisyphilitischen  Medicament  anfänglich  eiu  ver- 
suchsweises, dann,  als  ich  die  überraschenden  Erfolge  wahrnahm, 
ein  planmftssiges  Heilverfahren  zuvörderst  gegen  die  Blenorrhoea 
urethrae  einzuleiten,  dessen  Resultate  in  Kürze  zusammengefasst 
folgende  sind:  1)  Die  Blenorrhoea  urethrae  ist  wahrend  6 Wochen 

ohne  jedwede  Complieationen  — wie  sie  bei  Injeetionen  vorzukommen 
pflegen  — heilbar,  und  kann  obengenanntes  Mittel  schon  im  sogen, 
byperämiseben  Stadium  verabreicht  werdeD.  Der  Ausfluss  ist  in  den 


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Budlcir,  ThrHnenröhrcbon.  Seutou,  ITodencaniilcheu  and  Samenzellen.  483 


ersten  10  Tagen  auffallend  profus,  von  da  ab  immer  schwächer  und 
seröser;  das  Brennen  in  der  Harnröhre  erträglich,  die  Chorda  raässig. 
2)  Während  der  Behandlung  ist  der  Genuss  der  Spirituosen,  des 
Kaffee  und  der  stark  gewürzten  Speisen  zu  meiden.  3)  Purgantien 
sind  aiiszuschliessen,  weil  unnüthig  während  des  Sublimatgebrauchs. 
4)  Gas  Mittel  verursacht  manchmal  Krämpfe  im  Magen  und  in  den 
Dünndärme» ; dann  muss  mit  demselben  einige  Tage  ausgesetzt 
werden.  5)  Bei  H rz-  und  Lungenkranken  ist  der  Sublimat  nicht 
anwendbar.  Ich  verabreiche  ihn  in  Pillen,  so  dass  ich  die  ersten 
10  Tage  0,010  gm.  in  20  Pillen  nehmen  lasse;  die  nächsten  20  Pillen 
werden  um  je  2 cgm.  verstärkt,  in  dem  halben  Zeiträume  verab- 
reicht u.  8.  w. 


H.  Heinlein,  Zur  inaeroscopischen  Anatomie  der  Thränen- 
rührcheil.  Din.  Erlangen.  1»75. 

H.  giebt  an,  dass  die  Thränenröhrchen  bei  Kindern  5 — 6 mm. 
lange  Canälchen  darstellen,  welche  bei  Erwachsenen  auf  7 — 8 mm. 
sich  verlängern.  Dieselben  verlaufen  eiue  kurze  Strecke  vertical, 
krümmen  sich  dann,  um  in  die  horizontal  geneigte  Verlaufsrichtung 
überzugeheu.  Au  der  Umbiegungsstelle  kommt  eine  kleine  und 
unmittelbar  darauf  eine  grössere  divertikelartige  Ausstülpung  vor. 
Wegen  der  nachgiebigen  Wandungen,  welche  die  Thränencanälchen 
besitzen,  lässt  sich  durch  den  Zug  des  Aussenlides  nach  Aussen  so- 
wohl der  Bogen,  wie  das  verticale  Stück  in  eine  dem  horizontalen 
Stück  nahezu  gleiche  Ebene  bringen;  auch  dürfte  dadurch  der  Ein- 
gang in  die  beiden  divertikelartigen  Aussackungen  verengert  werdenf 
was  die  Katheterisation  der  Thränencanälchen  erleichtern  wird.  Die 
äussere  Wand  der  Thränencanälchen  ist  von  einem  Mantel  querge- 
streifter Muskelfaserzüge  umgeben,  von  welchen  die  Mehrzahl  in 
ihrem  Verlaufe  die  Richtung  der  Thränencanälchen  selbst  einhält. 

Löwe. 


E.  Sertoli,  Sulla  struttura  dei  canalicoli  seminiferi  del  testi- 
culo  studiata  in  rapporto  allo  sviluppo  dei  neinasperini.  — 
Seconda  coniniunicazioue  preveutiva.  tu*,  med.  itai.  Lombards  1875 

No.  51.  8.  ä.  7 8.  8“. 

Im  Anschluss  an  seine  frühere  Mittheilung  (Cbl.  1872,  No.  17) 
th eilt  S.  die  Resultate  erneuter  Untersuchungen  über  den  Hoden  der 
Ratte  mit.  Im  Innern  der  Hodencanälchen  linden  sich  nach  S. 

4 verschiedene  Arten  von  Zellen:  1)  Keimzellen,  2)  Samenzellen, 

3)  Kematublasten  und  4)  verästelte  Zellen. 

D ie  Keimzellen  Huden  sich  an  der  Peripherie  der  Hoden- 
canälchen, wo  sie  die  Membrana  propria  unmittelbar  berühren  und 
eine  einfache  Schiebt,  die  Keimschicht  S.  bilden,  in  denjenigen 

81* 

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484 


Srrtolt,  Ro^pdc«  ülclien  u»  »1  ^nm^mellen. 


Abschnitten  der  Hodencanälchen,  in  denen  die  Bildung  der  Zoosper- 
mien  nahezu  beendet  ist,  sind  die  Keimzellen  kleine  rundliche  Ele- 
mente mit  geringem  Protoplasma  und  verhältnissinässig  sehr  grossem 
einfachen  oder  doppelten  Kern.  Sie  sind  zu  2 oder  3 in  Nischen 
gelegen,  die  zwischen  den  peripheren  Fortsätzen  der  verästelten 
Zellen  und  der  Membrana  propria  ausgespart  sind.  — Diese  Zellen 
ändern  ihren  Standort  in  denjenigen  Abschnitten  der  Hodencanälchen, 
in  denen  die  Bildung  der  Zoospermien  eben  von  Frischem  beginnen 
soll.  Sie  rücken  gegen  das  Centrum  des  Canälchens  vor,  wo  sie  zu 
Samenzellen  werden.  An  der  Stelle,  die  sie  verlassen  haben,  bilden 
sich  neue  Keimzellen  in  Form  höchst  characteristischer  sternförmiger 
Zellen,  welche  nach  S.  bisher  noch  gänzlich  unbeobachtet  geblieben 
sind  und  namentlich  mit  dem  aus  der  Vereinigung  der  peripheren 
Fortsätze  der  verästelten  Zellen  entstandenem  „Keitnuetz“  v.  Ebxer’s 
nichts  gemein  haben  sollen. 

Die  Samenzellen  (die  gewöhnlichen  Hodenzellen  der  Autoren) 
sind  am  zahlreichsten  in  derjenigen  Abschnitten  der  Hodencanälchen 
vorhanden,  in  denen  die  Zoospermien  sich  in  den  ersten  und  mitt- 
leren Entwicklungsstadien  befinden.  Hier  bilden  sie  mehrere  con- 
centrische  Schichten.  In  den  inneren  Schichten  sind  die  Elemente 
am  grössten:  ihre  Dimensionen  nehmen  ab  nach  der  Peripherie  zu, 

wo  die  Uebergängo  zu  den  Keimzellen  nachweisbar  sind,  aus  denen 
Samenzellen  hervorgehen. 

Ebenso  wie  die  Samenzellen  aus  den  Keimzellen,  gehen  aus 
den  Samenzellen  die  Nematoblasten  hervor,  welche  die  Zuospermien 
bilden.  Diesen  Vorgang  schildert  S.  folgendcrmaassen:  Zuerst  ver- 

schwindet das  Kernkörperchen  aus  dem  Kern  und  gleichzeitig  tritt 
neben  dem  Kern  im  Protoplasma  ein  Körperchen  auf,  welches  S. 
vermutungsweise  als  das  ausgetretene  Kernkörperchen  in  Anspruch 
nimmt.  Darauf  beobachtet  man  an  den  Nematoblasten  einen  langen 
feinen  Faden,  der  selbstständige  Bewegungen  au«führt.  Später  riiekt 
der  Kern  an  denjenigen  Pol  der  Zelle,  welcher  der  Ansatzstelle  des 
Fadens  gegenüberliegt  und  verursacht  an  dieser  Stelle  eine  Auf- 
treibung der  Zelle.  Gleichzeitig  verschwindet  das  extranucleäre 
Körperchen.  Der  Kern  wird  oval  und  sendet  von  seinem  treien  Pol 
einen  kleinen  stachelförmigen  Fortsatz  aus,  welcher  sich  allmählich 
verlängert  und  hakenförmig  krümmt.  Dieser  Fortsatz  bildet  später 
den  Kopf  des  Zoosperms.  — Stets  sind  die  Nematoblasten  selbst- 
ständige Elemente  und  niemals  abgetrennte  Stücke  der  verästelten 
Zellen,  wie  v.  Ebner  annimmt. 

In  Bezug  auf  die  verästelten  Zellen  wiederholt  S.  lediglich  seine 
früheren  Angaben.  Boll  (Bom). 


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Uoppb-Sevlbb,  Gübrnngsproze'iae. 


485 


F.  Hoppe-Seyler,  tVber  die  Processe  der  Giihrung  und  ihre 
Beziehung  zum  Leben  des  Organismus.  PuLiio**’«  Arch.  xu.  8. 1. 

I.  Fermentative  Umwandlungen  von  Anhydriden  in 

Hydrate.  A.  Die  Ferinentwirkung  entspricht  der  Wirkung  ver- 
dünnter Säure  in  der  Siedehitze.  1)  Umwandlung  von  Amylum  in 
Dextrin  und  Zucker,  Glycogen  in  Traubenzucker;  geschieht  auch 
durch  Wasser  allein  bei  ca.  170°.  2)  Umwandlung  von  Rohrzucker  in 
Traubenzucker  und  Fruchtzucker.  3)  Spaltung  der  Glycoside  durch 
Emulsin.  (Das  Salicin,  Ilclicin,  Arbutin  etc.).  Allen  diesen  Spal- 
tungen ist  gemeinschaftlich:  die  Aufnahme  von  Wasser,  das  Auf- 

treten von  Zucker  — und  zwar,  wie  es  scheint,  stets  von  Trauben- 
zucker — und  eines  Körpers,  der  der  sogen,  aromatischen  Reihe  an- 
gehört. Dieser  Component  kann  Aenderungen  in  seiner  Zusammen- 
setzung durch  Oxydation  erleiden,  ohne  dass  dadurch  diu  Eiuulsinl 
Wirkung  aufgehoben  wird.  So  kann  das  Coniferin  durch  Oxydation 
in  Ztickervanillinsätire  übergeführt  werden,  die  jedoch  auch  noch  der 
Spaltung  durch  Emulsin  unterliegt.  Das  Emulsin  lässt  sich  für  diese 
Spaltungen  nicht  durch  di&statisches  Ferment  ersetzen.  4)  Spaltung 
organischer  Schwefel  Verbindungen  der  Orurifercn  in  Zucker,  Senföle 
und  Schwefelsäure  durch  Myrosin.  Diese  Spaltung,  bei  welcher  die 
Mitwirkung,  aber  nicht  die  Aufnahme  von  Wasser  nachgewiesen  ist, 
kann  mit  geringer  Aendcrung  der  Producte  auch  durch  verdünnte 
Säure  und  Alkalien  lierbeigefiihrt  werden.  5)  Bildung  von  Pepton 
aus  Eiweiss  durch  Pepsin  in  schwach  saurer  Lösung.  Die  Mitwir- 
kung von  Wasser  ist  dieselbe,  wie  bei  4).  Die  Spaltung  kann  auch 
Wasser  von  170 — 180°,  durch  Kochen  mit  Säuren  und  Alkalien  und 
durch  Fäulnis«  bewirkt  werden. 

B.  Die  Ferment  Wirkung  entspricht  der  Wirkung  von  Alkali  in 
der  Siedehitze.  1)  Auflösung  gemischter  Aether,  Fette  u.  s.  w.  in 
Säure  uud  Alcohol  durch  Fäulnissfermente.  2)  Spaltung  von  Amiden 
(Harnstoff)  in  Säure  und  Ammoniak,  vuu  Hippursäure  in  Glycocol- 
und  Benzoesäure,  Taurocholsäure  in  Taurin  und  Oholsäure.  3)  Die 
Zersetzung  von  Eiweiss,  Leim,  Chondrin  olc.  durch  Fäuiniss.  Das 
angeblich  fettspaltendc  Ferment  im  Pankreassaft  ist  bisher  nicht 
isolirt.  Faulende  Stoffe  enthalten  ein  Ferment,  das  Fette  bei  Gegen- 
wart von  CaCOj  schnell  spaltet. 

II.  Fe  rrnentative  Umwandlungen  durch  Wanderung 
von  Sauer8toffatomen  nach  dem  einen  Ende  dos  Molecüls 
bei  glei  chzeit  ig  er  Re  d u c ti  on  dor  anderen  Seite.  Hierher 
gehört  die  Alcohol-,  Milchsäure-,  ßuttersäuregährung,  die  Gähruugen 
des  Glycerins,  der  Aepfelsäure  und  Weinsäure,  die  gesammten  Fäul- 
mssprocesse.  Die  Aufnahme  von  Wasser  scheint  zur  Bildung  der 
Endproducte  unnöthig,  ist  indessen  doch  stets  vorhanden  und  zu- 
gleich die  Ursache  der  Wauderung  des  Sauerstoffs  von  den  Wasser- 


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486 


Tmr,  Entzündung. 


Stoff-  an  die  Kohlenstoffatome,  welche  für  die  grosso  Klasse  von 
Processen  das  eigentlich  Characteristische  darstellt.  — Gerade 
diese  Processe  hat  man  mit  dem  Leben  niederer  Organismen 
identificirt.  Unzweifelhaft  produciren  dieselben  Fermente,  aber  das 
Ferment  ist  von  ihnen  trennbar,  so  gut,  wie  die  Fermente  der  höhereu 
Tbiere  und  Pflanzen.  Lässt  man  Fibrin  faulen  und  bringt  es  dann 
mit  Wasser  und  Ueberschuss  an  Aether  in  eine  Flasche,  so  geht  die 
Fänlniss  weiter:  es  bildet  sich  Globulin,  Pepton,  Leucin,  Tyrosin, 

Indol  etc.  Auch  frisches  ausgewaschenes  Fibrin  erleidet  diese  Ver- 
änderung. Im  Allgemeinen  sind  die  Processe  dieser  zweiten  Ilaupt- 
categorie  bisher  wenig  untersucht.  Ein  sehr  lehrreiches  Beispiel  für 
dieselben  ist  die  Gahrung  des  ameisensauren  Kalk  unter  dem  Einfluss 
von  Kloakenschlamm.  Eie  4pctige  Lösung  von  arneisensaurem  Kalk 
entwickelt  dabei  CO,  und  H in  dem  Verhaltniss  von  1 : 2.  Die 
Zerlegung  entspricht  der  Gleichung  (CHO,)  ,Ca  + 2 H,0  = 
(CO;H),Ca  + 2H,  = CO, Ca  + 11,0  + CO,  + 2H,.  Der  p'rocess 
besteht  also  in  eiuer  Anfügung  von  OH  an  C in  Stelle  von  H.  Auch 
essigsaurer  Kalk  wird  bei  der  Fäulniss  zersetzt:  es  entwickelt  sich 

CO,  und  CH4  in  dein  Verhaltniss  von  1 : 2.  Die  höheren  Homologen 
der  Ameisensäure  und  Essigsäure  unterliegen  dieser  Zersetzung  nicht, 
wohl  aber  die  Substanzen,  die  neben  Carboxyl  noch  CH, OH  ent- 
halten. — Alle  Reductionswirkungen  faulender  Flüssigkeiten  sind  nur 
secundäre  Processe,  hervorgerufen  durch  den  Wasserstoff  in  statu 
nascendi.  Erfolgt  die  Fäulniss  bei  Gegenwart  von  Sauerstoff,  so 
unterbleibt  nicht  allein  die  Entwicklung  von  freiem  H,  sondern  es 
treten  Oxydationsprocesse  ein,  die  in  nichts  Anderem  ihren  Grund 
haben  können,  als  in  der  Zerreissung  des  Sauerstoffmolecüls  durch 
nascirenden  Wasserstoff:  So  würde  der  Stoffwechsel  als  eine  Kette 

von  Processen  anzusehen  zu  sein,  deren  erster  analog  der  Fäulniss 
verläuft;  bei  Gegenwart  von  Sauerstoff  entstehen  dann  Oxydations- 
producte,  an  denen  die  Fermente  neue  Angriffspunkte  Hilden,  zur 
weiteren  Auflösung  durch  Eintritt  von  Wasser  und  Uebergang  von 
Sauerstoff  in  den  Kohlenstoff.  K.  Salkowski. 


G.  Tllin,  On  Inflammation.  Edinb.  Journ.  1876.  Not.  bis  1876.  April. 

Die  Untersuchungen  Th’s  über  Entzündung  gehen  von  einer 
den  Ideen  Ranvikk’s  nahe  stehenden  Auffassung  der  Structur  des 
Bindegewebes  aus.  Bezüglich  der  Cornea,  welche  die  Hauptgrund- 
lage seiner  Studien  bildet,  ist  seine  Ansicht  so  abweichend  von  allen 
bisher  gangbaren  Beschreibungen,  dass  seine  Entzündungslehre  ohne 
die  histologischen  Details  nicht  verständlich  ist.  — T.  fand  bei  An- 
wendung vieler  und  complicirter  Reagentien,  welche  im  Original 
einzuseben  sind,  Folgendes:  Die  Grundsubstanz  der  Hornhaut  be- 


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Tri«,  Entzündung. 


487 


steht  aus  parallelen,  homogenen  Fibrillen  von  dem  Durchmesser  etwa 
eines  rothen  Blutkörperchens.  Er  nennt  sie  Primärbündel.  Jedes 
derselben  ist  rings  bedeckt  von  einer  einfachen  Lage  schmaler  läng- 
licher Zellen,  nach  Art  von  Epithclien.  Eine  Anzahl  so  umkleideter 
Primärbündel  formiren  ein  Sccundärbündel,  da3  seinerseits  wiederum 
von  einer  Lage  mehr  polygonaler  und  grösserer  aber  gleichfalls 
platter  Zellen  umschlossen  wird.  Der  Abschluss  durch  diesen  Zellen- 
mantel ist  kein  absoluter,  da  Injeetionsflüssigkeit  zwischen  den  Zellen 
durch  dringt  und  sich  zwischen  den  Prirnärbündeln  künstliche  Oänge 
(ßowman's  corneal  tube*)  bahnt.  Die  Secundärbüudel  liegen  nun  zu 
vielen  neben  einander,  und  stellen  dünne,  schon  vom  blossen  Auge 
wahrnehmbare  Schichten  dar,  welche  Th.  geneigt  ist  als  tertiäre 
Bündel  zu  bezeichnen;  zwischen  je  2 solchen  Lagern  liegt  eine  zu- 
sammenhängende Platte  äusserst  zarter  grosser  platter  Epithelien 
Ausserdem  findet  T.  Spindelzellen  und  sternförmige  Zellen  in  der 
Coruea.  Die  ersten  sind  ganz  kleine  feine  kernhaltige  Gebilde  mit 
schmalem  Protnplasmasaum  um  den  Kern,  welche  an  den  Spitzen  der 
Spindeln  durch  feine  Fortsätze  mit  einander  Zusammenhängen  und 
reih'-uweise  zwischen  den  Prirnärbündeln  liegen.  Die  sternförmigen 
Zellen  dagegen,  welche  den  bekannten  Hornhautkörperchen  der 
Autoren  entsprechen,  liegen  zwischen  den  Lamellen,  welche  durch 
die  Tertiärbündel  formirt  werden,  sind  bei  weitem  grösser  und  senden 
ihre  langen  Fortsätze  nach  allen  Richtungen  durch  die  verschiedenen 
Lamellen,  wobei  sie  ihren  Weg  immer  durch  diejenigen  Stellen 
nehmen,  au  denen  3 der  dachen  epithelartigen  Zellen  zusaminen- 
stossen,  welche  die  Primär-  und  Secundärbüudel  einscheiden.  Ein 
Zusammenhang  dieser  Ausläufer  mit  den  Spindelzellen  existirt  nicht. 

Schon  normal  finden  sich,  wenn  mau  die  Coruea  vou  ihrer 
Oberfläche  durch  das  Epitln-I  her  ansieht,  sowie  auf  Querschnitten  in  der 
Tiefe  Spalten  in  dem  Gewebe,  welche  durch  Auseinanderweicheu  der 
Secundär-  resp.  der  Tertiärbündel  entstellen  sollen.  — Wird  uun 
durch  Arg.  Ditr.  oder  Alkohol  eine  Reizung  der  Cornea  ausgeübt,  so 
ist  eine  Erweiterung  dieser  Spalten,  eine  Füllung  derselben  mit 
Serum  die  erste  Folge,  dann  tritt  eine  chemische  Veränderung  der 
Fibrillen  ein,  deren  dünner  Epithelbelag  nun  durch  Goldchlorid  ge- 
färbt wird.  Die  späteren  Veränderungen,  welche  diese  so  zu  sagen 
Belegzellen  der  Primär-,  Secundär-  und  Tertiärbündel  zeigen,  sind 
nur  destructiver  Natur;  ihre  Kerne  theilen  sich  (meist  nur  einmal), 
dann  verschmelzen  sie  unter  einander  und  mit  den  Zellen  selbst  zu 
unkenntlichen  glänzenden  Partikeln, 

Ebenso  bemerkt  T.  nur  regressive  Veränderungen  an  den 
SterDzellen ; die  Ausläufer  derselben  bekommen  von  Strecke  zu 
Strecke  Anschwellungen;  sie  zeifliessen  darauf,  und  füllen  die 
feinen  Kanälchen,  in  welchen  sie  liegen,  nunmehr  vollständig 


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488 


Tmn,  Entzündung. 


aus.  — Die  Hauptrolle  bei  der  Entzündung  fällt  den  Spindelzellen 
zu.  Sie  schwellen  an,  werden  deutlich  sichtbar,  au  Präparaten,  die 
mit  acid.  Osrnic.  behandelt  wurden,  stellen  sie  Säulen  von  beträcht- 
licher Dicke  dar,  an  denen  die  Stellen  der  Ausläufer  nur  durch 
leichte  Einschnürungen  kenntlich  sind,  Kerne^und  Zellsubstanz  lassen 
sich  unschwer  durch  Färbung  und  Essigsäure  sichtbar  machen.  In 
höheren  Graden  der  Entzündung  tritt  Kcrntheilung  ein,  deren  Resultat 
glänzende  runde  Körperchen  sind,  welche  sich  auf  Osmiumsäure 
gerade  so  färben  wie  rothe  Blutkörperchen  und  welche  deswegen  als 
gleichwertig  mit  solchen  angesehen  werden.  Die  von  COHNHKIM 
u.  A.  als  „weisse  Blutkörperchen  in  Spindelform“  oder  „spiessartige 
Figuren“  beschriebenen  Elemente  sind  nichts  als  aufgeblähte  resp. 
geschrumpfte  .Spindelzellen.  Ausser  ihnen  kommen  wirkliche  farb- 
lose Blutkörperchen  hier  vor,  welche  in  Gruppen  die  weiteren  Spalt- 
räunte  erfüllen  und  in  Zügen  zwischen  Priinarbündeln  liegen.  Ueber 
ihre  Auswanderung  folgt  T.  Cohnheim’s  Lehre.  Sie  sind  indes»  nie 
spindelförmig,  meist  rund,  seltener  keulenförmig,  manchmal  in 
Theilung  begriffen.  In  der  Cornea  von  Kaninchen  beobachtete  der 
Vf.  nach  einer  Woche  Theiluugun  farbloser  Blutkörperchen,  bei 
denen  analog  wie  oben  bei  den  Spindelzellen  erwähnt,  Formen  auf- 
treten,  welche  er  nicht  ansteht  für  rothe  Blutkörperchen  zu  halten, 
die  aus  den  Kernen  farbloser  hervorgegangen  sein  sollen.  Auf  Grund 
der  verschiedenen  Färbung  nach  Iiämatoxylin  sah  T.  alle  Ueber- 
gänge  von  farblosen  zu  rothen  Blutkörperchen  im  Blute  des  Menschen 
und  eines  Mäuse-Fötus.  Hiermit  gewinnt  Th.  «lie  Basis  für  seine 
Theorie  über  die  Gefässbildung  und  über  die  gewebsbildenden  Pro- 
cesse  überhaupt.  Die  erste  kommt  so  zu  Stande,  dass  die  zahl- 
reichen neu  gebildeten  Kerne  einer  Reihe  von  Spindelzellen  sich  in 
dem  Zwischenraum  zwischen  den  angrenzenden  Primärbündeln  an- 
sammeln, die  Zellen  selbst  gelten  wahrscheinlich  unter;  dann  tritt 
eine  Communication  mit  einer  vorbeiziebenden  Capillaie  ein,  die 
Kerne  sind  jetzt  rothe  Blutkörperchen,  und  nachdem  so  der  Kreis- 
lauf hergestellt  ist,  wird  die  Gefässwand  selbst  gebildet.  Fibrin- 
niederschläge bilden  das  Substrat,  farblose  Blutkörperchen  das 
Endothel.  Iu  Bezug  auf  die  Theorie  der  Gewebsneubildung  im  All- 
gemeinen nimmt  Thin  an,  dass  sie  statttinde  durch  Austritt  von 
Blutplasma  und  w.  Blutkörperchen  aus  den  bestehenden  Gefässen. 
Das  Plasma  organisirt  sieh  zur  Grundsuhstanz  (z  tibrillärem  Gewebe), 
aus  den  farblosen  Blutkörperchen  gehen  alle  Arten  von  Zellen 
(Spindel,  Stern-,  Epithelial-Zellen,  glatte  und  quergestreifte  Muskeln) 
hervor.  Ist  einmal  di«  Differeuzirttng  der  indiflf  renten  Rundzelle  er- 
folgt, so  ist  ein  Uebergang  von  einer  Art  in  die  andere,  z.  B.  einer 
Epithclzelle,  in  eine  Spindelzcile  nicht  mehr  möglich,  obgleich  sie 
alle  einerlei  Ursprungs  sind.  In  diesem  Sinne,  dass  durch  das 


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OresKNBAi’KR  und  Winiwahtkh,  Reseetion  des  Magens. 


489 


Zwischenstadinm  indifferenter  Zellen,  nicht  durch  directe  Zellen- 
bildung  aus  fixen  Gewebszellen  neue  Elemente  entstehen,  gilt  auch 
für  ihn  der  Satz:  omnis  cellula  e cellula.  Grawits. 


Gussenhauer  (und  Winiwarter),  Die  partielle  Magen  reseetion. 

v.  LAüaiNBEca's  Arch.  XIX.  8.  347. 

Oie  Arbeit  sucht  zunächst  durch  Thierexperimente  zu  ent- 
scheiden, im  wie  fern  die  Operation  technisch  ausführbar  ist  und 
Chancen  auf  Gelingen  bietet  und  ermittelt  auf  Gruud  der  Sections- 
protocolle  des  Wiener  pathol.  anat.  Instituts  die  ungefähre  Quote,  der 
Fälle,  bei  welchen  ein  solcher  Eingriff  indicirt  sein  konnte.  Von 
7 Hunden,  denen  der  Pylorus  in  Ausdehnung  von  l1/» — 31/*  Zol- 
resecirt  wurde,  blieben  2 am  Leben.  Die  spätere  Suction  zeigtel 
eine  feste  narbige  Verwachsung  der  Hchnittenden  in  Form  eines 
schmalen  Ringes  und  das  Fehlen  jedwelcher  Stenose.  Die  anderen 
Thiere  gingen  an  septischer  Peritonitis  zu  Grunde,  doch  zeigte  sich 
auch  bei  ihnen,  dass  die  .Magen-  und  Darinwände  grosse  Neigung 
zur  unmittelbaren  Vereinigung  haben,  und  dass  der  Tod  rein  auf 
technische  Fehler  oder  auf  mangelhafte  Ueberwachuog  u.  s.  w.  zu- 
rückzuführen ist. 

In  operativer  Hinsicht  empfiehlt  sich  ein  Schnitt  vom  Process 
xiphoid.  bis  zuui  Nabel  in  der  Linea  alba.  Das  Mesenterium  des 
zu  excidirenden  Stücks  wird  an  seiner  Insertion  abgerissen  und 
danach  das  gewünschte  Stück  mit  der  Scheere  herausgeschnitten, 
während  zu  beiden  Seiten  Darm  und  Magen  sorgfältigat  comprimirt 
werden.  Einfache  Knopf-  oder  Achternäthe  umfassen  die  ganze 
Dicke  der  Magenwand  excl.  deren  Schleimhaut;  Ein-  und  Ausstichs- 
punkt an  der  Scrosa  sind  2 — 3 Linien  vom  Wundrande  entfernt. 
Unterbindung  der  Goronarartcrieu  verhindert  die  erste  Vereinigung 
nicht. 

Bezüglich  der  Frage,  wie  oft  die  Operation  ausgeführt  werden 
könnte,  geben  folgende  Daten  interessante  Aufschlüsse. 

Im  Wiener  allg.  Krankenhause  wurden  zwischen  1817 — 1873 
61,287  Sectiouen  ausgeführt  und  903  Fälle  von  Magenkrebs  gefunden. 
Unter  letzteren  ist  das  Pyloruscarcinoro  542  Mal  vertreten;  es  kam 
vor:  im  2.  Decennium  1 Mal,  im  3.  22  Mal,  im  4.  72  Mal,  im  5. 
146  Mal,  im  6.  156  Mal,  im  7.  113  Mal,  iin  8.  27  Mal,  im  9.  5 Mal. 
Secundäre  Geschwülste  zeigten  sich  572  Mal;  bei  den  Pyloruscarei- 
nomen  fehlten  sie  223  Mal.  Verwachsungen  des  Pylorus  mit  der 
Nachbarschaft  bestanden  in  370  Fällen. 

Der  ganze  Pylorus  war  ergriffen  439  Mal,  Pylorus  und  Duode- 
num 26  Mal,  Pylorus  und  ein  benachbartes  Magenstück  42  Mal, 
Pylorus  und  die  vordere  Magenwand  alleiu  11  Mal,  die  hintere  12  Mal, 
die  kleine  f’urvatur  9 Mal,  die  grosse  3 Mal. 


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490 


Fbirdemamk,  Senator,  lulectiöse  Knocbenentsündmig. 


Den  auf  Experimente  gestützten  Vorschlag  zur  Exstirpation 
der  Pyloruscarcinome  machte  bereits  Mkrrkm  im  Jaiire  1810  und 
vor  ihm  ein  amerikanischer  Arzt  unbekannten  Namens.  G.  und  W. 
haben  ihre  Versuche  ohne  hiervon  zu  wissen  ausgeführt.  Wilh  Koch. 


L.  Friedematin,  Ein  Fall  von  primärer  infectiöser  Osteomyelitis. 

Merlin,  k 1 in.  Wo<*hen*chr.  1876.  No.  6. 

H.  Senator,  .Mittheilungen  ans  der  inneren  Station  des  Augusta- 
Hospitals.  Ein  Fall  von  primärer  infectiöser  Knochenentzün- 
dung. Das.  No.  7 

F.  theilt  die  Krankengeschichte  eines  II  jährigen  Knaben  mit, 
welcher  ohne  direct  nachweisbare  Ursache  mit  Schmerzen  im  linken 
Oberschenkel,  namentlich  am  Knie  erkrankte.  6 Tage  später  stellte 
sich  ein  anhaltend  hohes  Fieber  von  gegen  40°  C.  ein;  das  Sensorium 
wurde  benommen  und  der  Kranke  bot  das  Aussehen  eines  Typhösen 
dar,  doch  fehlte  die  Milzvergrösserung.  Zu  gleicher  Zeit  schwollen 
die.  beiden  I’arotiden  und  die  linke  Submaxillardrüse  an.  Druck 
auf  den  linken  Oberschenkel  rief  stärkere  Schmerzen  als  vordem 
hervor.  4 Tage  später  bildete  sich  eine  ödematöse  Schwellung  am 
oberen  Ende  des  linken  Femur  und  über  beiden  Kniegelenken  aus; 
bald  darauf  entstanden  auf  der  Bauchhaut  eine  Reihe  kleiner  Abscesse, 
und  atn  7.  Tage  nach  dem  Auftreten  des  typhösen  Fiebers  erfolgte 
unter  Coina  der  Tod.  Bei  der  Section  fand  man  die  Markhöble  des 
linken  Femur  mit  diffusen  Eitermassen  erfüllt.  Diu  Epipbyseuknorpel 
waren  theilweise  untergegangen.  Das  Periost  war  am  obern  und 
unteren  Ende  durch  Eiter  vom  Knochen  in  weiter  Ausdehnung  ab- 
gehoben. im  linken  Hüftgelenk  Eiter,  wahrscheinlich  von  einem 
Durchbruch  des  subperiostalen  Abscesse  herrührend.  Auch  am 
oberen  Ende  der  rechten  Tibia  fand  sich  unter  dem  Periost  Eiter- 
ansammlung, wobei  der  Eiter  zugleich  ins  rechte  Kniegelenk  einge- 
drungen war.  Bacterien  enthielt  der  Eiter  nicht. 

Eine  verwandte  Beobachtung  hat  S.  auf  seiner  Abtbeilung  ge- 
macht. Ein  löjäbriges  Mädchen  wurde  unter  der  Diagnose  „typhöses 
Fieber“  in  das  Hospital  gebracht  und  bot  so  eharaeteristisebe  Zeichen 
des  Abdomiiialiyplms  dar  (aufgetriebener  Leib,  Gurren,  Milzver- 
grosserung,  hohes  Fieber,  Decubitus  und  einzelne  verdächtige  rothe 
Haulfleekun),  dass  man  auch  hier  vermuthete,  es  mit  einem  Typhus 
abdominalis  zu  thun  zu  haben.  Anamnestica  fehlten  gänzlich.  Doch 
fiel  es  auf,  dass  Bewegungen  im  rechten  Fussgelenk  schmerzhaft 
waren,  auch  der  innere  Knöchel  auf  Druck  schmerzte,  und  dass  man 
hier  ein  leichtes  Oedem  wahrnehmen  konnte.  Innerhalb  weniger 
Tage  bildeten  sich  eine  doppelseitige  Pleuritis  und  eine  Periearditis 
au«,  und  die  Patientin  starb  am  10.  Tage  des  Spitalanfenthaltcs.  Bei 
der  Autopsie  fand  man  den  Darmtractus  last  ganz  intac:,  jedenfalls 


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BI&wihkkl,  zur  Kenntmis  der  FicialiaUtbmungon  und  der  Function  der  Chorda.  491 


lag  hier  kein  typhöser  Process  vor  und  als  Grund  der  Erkrankung 
erkannte  man  eine  primäre  Osteomyelitis  des  unteren  Endes  der 
rechten  Tibia.  Beim  Einschneiden  in  diese  Gegend  entleerte  sich 
ein  kleiner  Tassenkopf  voll  von  nicht  üb'  l riechendem  Eiter 
welcher  den  unteren  Theil  der  Tibia  umspülte  und  das  Periost  bis 
zur  Mitte  des  Knochens  losgelöst  hatte.  Die  Markhöhle  der  Tibia 
war  im  unteren  Theil  diffus  eitrig  intilmrt.  Im  oberen  Theil  zeigte 
das  Mark  eine  starke  Kötlning  und  enthielt  dieseminirte  Eiterheerde. 
Auch  in  diesem  Falle  fanden  sich  im  Eiter  keine  Bacterion. 

S.  weist  auf  die  Schwierigkeiten  der  Diagnose  hin  und  macht 
darauf  aufmerksam,  dass  wie  hier  die  „typhösen  Erscheinungen“ 
Folge  der  Osteomyelitis  waren,  so  möglicher  Weise  auch  ein  Mal 
umgekehrt  eine  Osteomyelitis  im  Gefolge  von  Typhus  auftreten 
könnte  und  es  dann  also  nur  durch  die  Anamnese  und  die  Beobachtung 
des  Verlaufs  möglich  wäre,  eine  Diagnose  zu  stellen. 

Eichhorst  (Jena). 

Fr.  Bärwinkel,  Kritisches  zur  Diflerentialdiaguose  der  Fa- 
cialislähtuungen  und  Klinisches  über  die  Chorda  tympani. 

Deutsch.  Arcb.  f.  k I in.  Med.  XVH.  8.  122. 

B.  berichtet  über  einen  Fall  von  schwerer  Facialislähmung 
(Entartungsi eaction)  mit  öeschmackstörungen  an  den  vorderen  zwei 
Dritteln  der  betreffenden  Zuugenhälfte,  bei  welcher  die  Mm.  retra- 
iientes  des  betreffenden  Ohres  auf  den  faradischen  Reiz  reagirten( 
während  alle  übrigen  Muskeln  der  gelähmten  Gesichtsbälfte  durch 
die  Faradisation  nicht  erregt  werden  konnten.  Es  spräche  noch  Vf. 
dieser  Fall,  hei  dem  die  lähmende  Ursache  oberhall>  des  Abgangs 
der  Chorda,  also  auch  oberhalb  des  Abtrctens  der  Ohrmuscheläste 
des  Nv.  facialis  angenommen  werden  muss,  gegen  die  Aufstellungen, 
Ekb’s  (Cbl.  1875,  483),  dass  in  allen  Fällen  schwerer  rheumatischer 
Uesichtsnerveulähmuiig  die  Ohräste  mit  betheiligt  würden  und  für 
die  Behauptung  des  Vf’s.,  dass  an  demselben  Ort  die  Qualität  des 
compriinirendeu  Agens  eiue  verschiedene  sein  könne,  ein  plastisches 
für  die  schwere  Form,  ein  seröses  für  die  leichte.  — (Der  Fall  wurde 
erst  71/»  Woche  nach  Beginn  der  Lähmung  auf  die  Reaction  der 
Ohräste  untersucht:  diese  reagirten  auch  noch  schwächer,  als  die  der 
gesunden  Seite,  obgleicii  active  Beweglichkeit  schon  zurückgekehrt 
war,  immerhin  ist  also  eine  anfängliche  Betheiligung  auch  der  Obr- 
muschelaste  an  der  Lähmung  nicht  mit  absoluter  Sicherheit  auszu- 
schliesscn.  Kef.). 

Ferner  beobachtete  B.  einen  Kranken,  bei  welchem  nach  einem 
Fall  unter  beträchtlicher  Blutung  aus  dom  linken  Ohr  sich  eine 
schwere  linksseitige  Facialislähmung  eingestellt  hatte.  Das  Ohr  war 
taub  — es  bestand  subjectives  durch  die  Anode  de»  constanten 
Stroms  zu  dämpfendes  Sausen,  Gaum»  nsegelläbmuug  fehlte,  ebenso 


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492 


Curau,  ftclerodermie  bei  einem  Säugling. 


Geschniaeksstörungen.  Die  Hautsensibilität  der  linken  Gesichtshälfte 
war  normal.  Vf.  glaubt  den  Sit®  der  Lähmung  in  das  centralste 
Stück  des  Felsenbeins  verlegen  zu  müssen  und  damit  einen  Beweis 
gegen  die  Annahme  erbracht  zu  haben,  dass  die  Chorda  in  dem 
ccntraLteri  Stück  des  Nv,  Facialis  zum  Hirn  gehe.  ( Der  Fall  erscheint 
Ref.  nicht  voll  beweiskräftig:  Untersucht  wurde  erst  4 Monate  nach 
Beginn  der  Lähmung;  gleich  zu  Anfang  bestand  eine  Verschlechte- 
rung von  Geschmack  und  Geruch  und  der  Mund  war  sehr  trocken. 
F.s  kann  also  bei  dem  Freibleiben  der  Gaumensegcläste  die  Läsion 
des  Facialis  unterhalb  des  Gangl.  geniculi  ihren  Sitz  haben  (Cbl. 
1875,  759),  denn  offenbar  waren  zu  Anfang  Störungen  vorhanden, 
wie  man  sie  auf  Läsionen  von  Chorda- Fasern  zurückführt.) 

In  einem  dritten  Fall  halbseitiger  Lähmung  aller  sensiblen 
Fasern  eines  Nv.  Trigem.  und  bei  völligem  Freisein  des  Nv.  Facialis 
landen  sich  tiefe  Geschniacksstöruiigeu  auf  der  betreffenden  vorderen 
Zungenhälfte.  Fs  ist  dies  ein  positiver  Beweis  für  den  Verlauf  der 
Chorda-Fasern  in  der  Bahn  des  Trigeminus.  Bei  einer  neurotischen 
Gesichtsatrophie  endlich  (beschränkt  auf  den  II.  Ast  des  Nv.  Trigem.) 
fand  sich  Sensibilität  der  Haut  und  Geschniaekscinpfindliehkeit  der 
betreffenden  Zungenhälte  intact.  Bernhardt. 

P.  Cmse,  Ein  Fall  von  Sclerodermie  (sogen.  Scleroderina  adul- 
torum) bei  einem  Hällglillg.  Peterab  meil.  Zeitschr.  1875  V.  4. 

Der  vorliegende  Fall,  welcher  sich  von  dem  Sklerema  neona- 
torum wesentlich  unterscheidet,  wurde  in  den  ersten  Lebenstagen 
eines  Säuglings  beobachtet.  Das  Leiden  begann  auf  den  Wangen, 
deren  Haut  glänzend  geröthet,  starr  wurde.  Innerhalb  4 Wochen 
breitete  sieh  das  Uebel  über  einen  grossen  Tlieil  des  Körpers  aus. 
Die  Haut  zeigte  leistenartige  Vorsprünge  und  war  an  diesen  Stellen 
verdickt,  starr,  hart,  scharf  gegen  die  gesunde  Haut  abgegrenzt, 
schwer  in  Falten  zu  erheben.  Aehnliche  Stellen  traten  auf  der 
Schleimbaut  des  Mundes  auf.  Nach  4 Wochen  begannen  zuerst  die 
Wangen  weicher  zu  werden,  allmählich  nahm  an  allen  befallenen 
Stellen  Starrheit  und  Härte  ah  und  nach  ca.  14  Tagen  waren  fast 
alle  Erscheinungen  geschwunden.  In  den  letzten  Tagen  trat 
Dämpfung  und  Knisterrasseln  in  der  linken  Lunge  auf  und  das  Kind 
starb.  Die  Section  konnte  nicht  gemacht  worden.  An  der  solero- 
sirten  ßauchhaut  fand  sich  bei  Druck  auf  eine  Falte  ein  cropitirendes 
Gefühl,  wie  dies  von  Köknkk  auch  hervorgehoben  wurde.  Den 
letbalen  Ausgang  bringt  Vf.  nicht  mit  der  Hautkrankheit  in  Zu- 
sammenhang. Für  die  Aetiologie  des  Falles'  ist  bemerkenswert!), 
dass  das  Kind,  welches  heimlich  geboren  war,  in  einem  Abtritt  bei 
einer  äusseren  Temperatur  von  — 20®  R.  einige  Stunden  zugebracht 
hatte.  Das  Kind  wurde  einer  Amme  übergeben  ohne  sonstige  tbera- 


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Emaciikr.  Tarschanopp  ».ikI  9 WA  Pi«.  Ki’i.z.  Darwin. 


493 


pcutisclie  Eingriffe,  Ha  Vf.  der  Ansicht  ist,  Hass  Hie  Sclerodermie 
schon  bei  ihrer  Entwicklung  den  Keim  zur  Resorption  oder  Atrophie 
in  sich  trage,  und  ein  wirksames  Mittel  bisher  nicht  b'  kannt  sei. 

O.  Simon. 

J.  Elischer,  Beiträge  zur  feineren  Auutotuie  der  Muskel  fasern 

deS  UterUS.  Arch.  f.  Gjruäc.  IX.  S.  10. 

Nach  K.  Ui  dio  Strnctnr  der  glatten  Muskelzellen  keine  homogen  einfache, 
sondern  eine  mehrschichtige  uud  endigen  die  Nerven  nicht  netzförmig  an,  sondern 
direct  in  dem  Muskelkerne,  wo  sie  als  kleinste  Knötchen  (Knöspcbeu)  zu  erkennen  sind. 

Löwe. 

J.  Tarcliauoff  ©t  A.  Nwaen,  Des  globales  blancs  »laus  1©  sang 

des  VaiSM-aUX  de  la  rate.  Arch.  de  phyniol.  normale  etc.  1875.  9.  324. 

Aus  dieser  ausführlichen  Mittheilung  (Cbl.  1875,  620)  ist  hervorzuheben,  dass 
der  von  vielen  Autoren  angegebene  Reichthum  des  normalen  Milzvenen- 
blutes  an  farblosen  Blutkörperchen  nicht  existirt.  Das  Blut  der  Milzvenen 
enthält  fast  stets  weniger  farblose  Blutkörperchen  als  das  Blut  der  Milzarterien. 
Nur  in  einem  einzigen  Falle  war  in  dem  Milzveuenblut  ein  kleiuer  Ueberschuss 
farbloser  Blutkörperchen  nachweisbar.  Jede  Anschwellung  der  Milz  hat  eine  Ver- 
minderung dnr  farblosen  Körpereben  d**a  MiUvencnblutes  zur  unmittelbaren  Folge. 
Besonders  beträchtlich  ist  diese  Verminderung  bei  der  in  Folge  der  Durchschueiduug 
der  Nn.  splanchoici  nuftretciidau  Milzschwellung.  Untersucht  man  während  einer 
solchen  durch  die  Durchschueiduug  der  N.  splaucbuici  gesetzten  Milzausehweliung, 
das  Blut  verschiedener  GeftUsprovinJten  des  Körper-,  so  stellt  sich  eine  fort- 
schreitende  Verarmung  des  Blutes  im  wciaseii  Körperchen  heraus,  die  erst  dann 
ihre  Grenze  findet,  wenn  sich  eine  Art  Gleichgewicht  hergestellt  hat  zwischen  dem 
Leucocytengehalt  der  Milzvene  und  der  Arterien.  Diese  Verarmung  des  Blutes  au 
weissen  Körperchen  kann  auf  dreierlei  Art  erklärt  werden:  1)  Durch  eine  me- 

chanische Anhäufung  der  Blutkörperchen  in  der  Milz,  2)  durch  ihre  Zerstörung  im 
Innern  der  Milz  oder  3)  durch  ihre  Verwandlung  in  roihe  Blutkörperchen.  Die 
Versuche  von  Mai.aSsks  und  Picard  würden  für  die  grösser»  Wahrscheinlichkeit  des 
letzten  Falles  sprechen. 

Den  Schluss  der  Abhandlung  bilden  kritische  Bemerkungen  über  die  Me- 
thoden der  früheren  Untersuch  er,  welche  einen  grossen  Reichthum  des  Milzveneu- 
Hintes  im  faibloseu  Körperchen  behauptet  haben.  Auch  die  denen  der  Vff.  wider- 
sprechenden Angaben  Moslrk*«  über  die  Folgen  der  nach  Seeiion  Her  No.  splaucbnic 
eintretenden  Milzanschwellung  erklären  sich  aus  der  Verschiedenheit  der  ange 
wandtet!  Methoden.  Ball  (Kam). 

E.  Külz,  lieber  ein©  Yersuehsform  SchiflPs,  welche  die  Re- 
sorption von  (jullensiiure  erweisen  soll.  9 a 1875. 

K.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  Meerschweinchengalle,  wie  jede  andere, 
die  Pf.t tknkof kr’scIjc  Reaktion  giebt,  die  gegeutheihge  Angabe  Schipp’»  falsch  ist 
und  deshalb  auch  ein  Versuch  von  ihm  nicht  beweiskräftig,  in  dem  er  Kiudergalle 
Meerschweinchen  in  den  Darm  brachte.  Die  nach  dieser  lujection  secernirte  Galle 
gab  die  P.'scbe  Reaction  und  Schipp  schloss  daraus  die  Resorption  der  Kindergalle. 

E.  Salkowikt. 

F.  Darwin,  On  the  primary  rascular  dllatation  in  acute  in- 
flammatiou.  Jouru.  of  Anat.  u.  Pbysiol.  X. 

Auf  Grund  von  Untersuchungen  au  der  Zange  und  der  Schwimmhaut  des 
Frosches  entwickelt  D.  folgende  Ansicht  von  der  Eutzünduog:  In  der  Gefässwand 


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494 


SlOMOt.  Esmarch.  Scbwkioobs.  Lewihski. 


sind  hemmende  Nervenfasern,  deren  Reizung  die  Erweiterung  der  Gefässe  bewirkt. 
In  Ermangelung  eiues  anatomischen  Nachweises  derartiger  Nervenendigungen  resp. 
Ganglien  schreibt  er  den  im  Verlaufe  von  Gefässnerven  öfter  beobachteten  Keruau* 
Häufungen  die  physiologische  Bedeutung  von  wirklichen  Ganglieuzellen  au.  Die 
Beobachtung,  das«  bei  directer  Application  eines  Reizes  auf  die  Wand  kleiner  Ge« 
fiisse  die  sogen,  primäre  Dilatation  bald  eintritt.  bald  ausbleibt,  resp  au  ihrer  Stelle 
das  Gefäss  sieb  enutrahirt,  erklärt  er  durch  die  Annahme  verschieden  wirkeuder 
Fasern  in  den  vasomotorischen  Nerven,  welche  säramtlich  durch  den  Reiz  getroffen 
werdeu,  und  je  nachdem  die  contrahii  enden  oder  die  diktatorischen  stärker  sind, 
das  eine  Mal  Coutraction,  das  andere  Mal  (active)  Erweiterung  der  (Jefässwaudung 
auslüsen.  Granitz. 


Signol,  Sur  l’ötat  virulent  du  sang  des  chevaux  sains  morts 
par  assomement  ou  aspliyxie.  compt.  reud.  lxxx:.  k.  me. 

Blut  von  ciuem  erschlagenen  fassotnd)  oder  durch  die  gasigen  Verbrennungs- 
productu der  Holzkohle  erstickten  Pferde,  welches  frühestens  16  Stunden  nach  dem 
Tode  entnommen  wird,  wirkt  schnell  tödtlich  auf  Ziegen  und  Hammel,  denen  es  an 
24  Tropfen  eingeimpft  wird.  Weder  Geruch  noch  Aussehen  kennzeichnen  solches 
Blnt  als  faul,  es  enthalt  jedoch  die  ßacteridnn,  welche  für  den  Milzbrand  eigen« 
thümlich  gelten,  obgleich  es  von  offenbar  nicht  an  Milzbrand  erkrankten  Tbieren 
stammt  Wird  das  Blut  deu  Pferdedieben  zwischen  6%  und  9%  Stunden  nach  dem 
Tode  entnommen  selbst  bei  höherer  Temperatur,  so  wirkt  es  nicht  tödtlich,  wohl 
über  bringt  es  beträchtliche  Abscesse  hervor.  Nur  das  Blnt  der  tief  gelegenen, 
nicht  der  oberflächlichen  Venen  wirkt  tödtlich.  Das  Blut  der  durch  die  Impfung 
erkrankteu  Thi«  re  erlangt  die  kranktnacheode  Eigenschaft  erst  uacb  dem  Tode 

Senator. 


Esmarch,  Zur  Behandlung  der  tiefen  Atheromcysten  des 

MalSCS.  v.  I.angknbkck’ö  Arch.  XIX.  S.  340. 

Für  diejenigen  Formen,  welche  nur  schwer  oder  mit  Hinterlassung  einer 
entstellenden  Narbe  exstirpirbar  sind,  empfiehlt  sich  die  Punction  des  Sackes,  dessen 
Ausspülung  mit  lpctiger  Carbollösuug  so  lange  bis  die  Lösung  klar  zurückfliesst 
und  dann  die  Injection  einer  Lcooi/scheu  Lösung  (Jod  — Jodkali  ca.  1,25  Aq. 
destillat  30,0).  welche  nach  einigen  Minuten  wieder  herauszulasseu  ist.  Ist  nach 
6 — 8 Wocheu  nicht  erhebliche  Verkleinerung  eingetreteu,  so  wird  dann  die  Operation 
wiederholt.  Nach  Jahr  pflegt  dann  die  Cyste  bis  auf  ein  kleines  Kuötchen  ein* 
geschrumpft  zu  sein.  WUh.  Koch. 


Nchweigger,  Augenklinik.  (Operationsstatistik.)  cbarit<5- Ann. 

1876.  1.  S.  549. 

Mit  Ausschluss  aller  Fälle  von  traumatischer  oder  complicirtcr  Cataraet 
wurdet)  48  periphere  Linearextractioneu  ausgeführt;  43  Fälle  gaben  ein  gutes  Re- 
sultat,  3 gingen  verloren,  wovon  2 an  eitriger  Chorioiditis,  welche  aber  einer  74- 
jährigen  Pat.  in  einer  Sitzung  mit  normalem  Operatiousverlauf  operirt  worden 
waren;  2 werd  n durch  noch  nicht  ausgeführte  Nachoperatioueu  zu  bessern  sein. 
An  25  Patt  wurden  33  Iridectomieen  ausgetührt ; die  Teuotomie  des  Internus  wurde 
26  Mal,  diejenige  des  Externus  2 Mal  und  Verlagerung  des  letztgenannten  Muskels 
7 Mal  verrichtet-  Michol  (Erlangen). 


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Liwihski.  Mokti.  SrrrniN.  VStKtt.. 


495 


Levinski,  Ueber  den  Einfluss  der  Bespirationsbewegnngen 
auf  die  Stärke  pericarditischer  Beibegeränsche.  Berliner  uiiu. 

Wochenscbr.  1876.  No.  ö. 

L.  beschreibt  einen  Fall  von  Pericarditis  bei  einem  lGjährigen  Mädchen,  bei 
welchem  im  Gegensatz  zu  Scoda's  und  Tkaubk’s  Angaben  die  Respiration  das 
Reiben  verstärkte  und  ihm  einen  besonderen  Character  verlieb.  Kine  Erklärung 
der  Erscheinung  wird  nicht  gegeben.  Aus  dem  8ectionsbefuud  ist  hervorzuheben, 
dass  der  vordere  Rand  der  ganzen  linken  Lange  and  derjenige  des  Oberlappens 
der  rechten  Lunge  mit  dein  Herzbeutel  durch  alte  Biudegewebszüge  verwachsen 
waren,  and  dass  die  äussere,  seitliche  und  hintere  Herzbeutelfläche  rechts  und  links 
mit  der  gegenüberliegenden  Pleura  pulmoaalis  verklebt  war.  Offeubar  mussten 
diese  Verwachsungen  die  Excursionen  der  Lunge  behindern  und  modificiren.  Für 
die  Differentialdiaguose,  ob  ein  Geräusch  pericardialer  oder  endocardialer  Natur  sei, 
kann  die  Beobachtung  vou  Nutzen  sein,  da  ein  endocardiales  Geräusch  bei  freier 
Beweglichkeit  der  Lunge  mit  jeder  Inspiration  schwächer  wird,  oder  wenn  der 
vordere  Rand  der  linken  Lunge  fixirt  ist,  nach  Teaube  inspiratorisch  stärker  gehört 
wird.  Elchhorst.  (Jena) 

A.  Monti,  Ueber  die  Behandlung  der  angeborenen  Lues  mit 
Ferrum  jodatum  SaCCharatUin.  Jabrb.  f.  Kinderbeilk.  N.  F.  IX.  S.  835. 

Nur  in  denjeuigeu  Fallen,  wo  Pericalom  in  mora  ist,  wie  bei  Larynxsteuose 
in  Folge  specifischer  Laryngitis  wendet  M.  die  Quecksilberpräparate  au;  in  allen 
übrigen  Fällen  bedient  er  sich  des  Ferrum  jodatum  seccbaratam,  das  von  den 
Kindern  sehr  gut  vertragen  wird  und  unter  dessen  Gebrauch  die  Anämie  allmäh- 
lich abnimmt.  Die  Dauer  der  Heilung  ist  eine  etwas  längere  als  beim  Quecksilber* 
gebrauch.  L.  Hosenthal. 

W.  Sutugin,  Zur  Casuistik  der  Wanderleber.  Arcb.  f.  Gyn.  vrn. 

S.  631. 

Eine  ihrer  Grösse,  Form  und  Consistens  nach  als  Leber  auftufassende  Ge- 
schwulst sah  S.  bei  einer  41jährigen  seit  13  Jahren  verheirateten  Soldatenfrau, 
welche  ein  Mal  rechtzeitig  10  Jahre  vorher  eutbuudeu  und  später  einmal  im  3.  Monat 
abortirt  hatte.  Der  obere  Rand  der  Geschwulst  ist  5 cm.  von  den  rechten  falschen 
Rippen  und  15  cm.  von  der  Basis  des  Schwertfortsatzes  entfernt,  der  untere  reicht 
bis  sur  Höhe  der  Spina  ilei  aut.  sup.  Die  Stelle  der  normalen  Leberdampfung 
giebt  tympanitischen  Darmton.  Senator. 

A.  Völkel,  Beitrag  zur  Casuistik  der  Oehirngeschwttlste.  Berlin 

kliu.  Wocbenschr.  1875.  No  45. 

Bei  einem  9jährigeu  Mädchen  beobachtete  Vf.,  ohne  dass  anamnestisch  eine 
genügende  Ursache  für  die  Erscheinungen  aufzufinden  war.  Schielen  dos  liuken 
Auges  (Abducenslähmung),  Schiefheit  der  linken  Gexichtsbälfte,  Abschwächung  des 
Gehörs  links,  zeitweilig  heftige  Schmerzen  in  der  linken  Kopfhälfte,  Erbrechen, 
später  sich  rapid  wiederholende  eclamptischo  Anfälle.  Dabei  war  bis  zu  den  letzten 
Tagen  bin  das  Seusorium  frei  geblieben  und  Lähmungserscbeinungen  an  den  Ex* 
tremitäteu  nicht  zu  beobachten.  Nur  ganz  zuletzt  hatten  die  Krämpfe,  die  linke 
Körperbälfte  frei  lassend,  die  rechte  allein  betheiligt.  Die  Obductiou  ergab  eine 
grosse  Quantität  seröser  Flüssigkeit  au  der  Basis  cranii,  an  der  linken  Seite  des 
Pons  eine  bübnereigrosse,  gallertige  Geschwulst  (Myxosarcom),  ohne  bestimmte 
Grenzen  in  die  Ponssubstauz  oberflächlich  eingehend.  Pons,  Med.  obl.,  Cerebellum 
sonst  gesund.  Bernhardt. 


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496  Maktisraü.  RrrKNR^uo.  Pk».  Konsum*. 

L.  M&rtineau,  Du  Traitement  du  Pityriasis  capitis  par  les 
Solutions  chlorulles.  Bnll.  de  Th£rap.  XC.  8.  39. 

Vf.  lässt  eine  opctige  wässrige  Lösung  von  Chloralbydrat  bei  Pityr.  cap. 
auwrndon,  von  welcher  1—2  Esslöffel  erwärmt  und  dann  mit  einem  Schwamm  auf 
die  Kopfhaut  gcriebeu  worden.  Die  Haut  wird  nicht  abgetrocknet.  Bald  legt  sich 
das  Jucken  und  die  Abschuppung.  Doch  ist  es  rathsaro,  die  Waschongeu  einen 
Monat  lang  täglicli  vorzunehmen.  Bei  ('omplicationen  mit  Erythem  oder  papulösem 
Eczem  wird  Liquor  hydr.  bicblor.  corros.  20  auf  100  Theile  der  obigen  Lösung  zu- 
gesetzt. Nach  Verschwinden  der  Complication  kehrt  Vf.  zur  ersten  Vorschrift 
zurück.  O.  Simon. 


D.  C.  Ruteuberg,  Ein  Blasenspiegel  beim  Weibe.  Deutsche 

Zeitscbr.  f.  pract.  Med.  1876.  No.  7. 

Nach  Einführung  eines  SmON’schen  Urethralspecnlnin  kaun  mau  die  sich  vor 
die  hintere  Oeffnnng  legende  Schleimhaut  der  Blase  ziemlich  gut  sehn,  allein  bei 
leerer  Blase  ist  es  nicht  möglich,  zu  bestimmen,  welchen  Theil  derselben  mau  ins 
Gesichtsfeld  b«  kommt  tt,  versuchte  deshalb  die  Blase  dabei  auaeudehuen,  und  zwar 
durch  Luft.  Das  Speculura  wird  vorn  durch  ein  Fenster  verschlossen,  und  durch 
einen  seitlich  angebrachten  Gnmmischlauch  wird  nun  die  BlAse  aulgebläht.  Um  die 
vordere  Wand  zu  besichtigen,  kann  auch  noch  ein  nach  Analogie  des  Kehlkopf 
Spiegels  geformter  Spiegel  durch  das  Speculuin  •■ingeführt  werden.  v Heselberg. 


P.  K.  Pel,  lieber  die  Wirkung  des  salicylsauren  Natrons  bei 
Intcrmittens.  Deutsch.  Arch.  f.  kliu.  Med.  XVII.  S.  314. 

Von  13  auf  der  RosKNSTBia'schen  Klinik  iu  Leiden  mit  Salicylsäure  behan- 
delten Intermitteusfällen  genasen  nur  3,  während  bei  6 gar  keine  und  bei  4 eine 
vorübergehende  Heilwirkung  beobachtet  wurde.  Die  Dosis  betrug  4 — 16  gm.  mit 
Natr.  phosphor.  oier  bicarb.  Beiläufig  bemerkt  fehlt  bei  de.i  in  Leiden  beobach- 
teten Interiuittfciiteii  oft  der  Milztumor.  Schiffer. 


C.  Köhnhorn , Üigitalisvergiftung.  Kllexbkko’s  Vierte ljahrsscbr.  XXIV. 

S.  278. 

Um  sich  vom  Militärdienste  zu  befreien,  gebrauchten  2 junge  Leute  fort- 
gesetzt die  Blätter  der  Digitalis.  Der  eine  von  ihnen,  der  in  etwas  über  4 Wochen 
13,7  gm.  verbraucht  hatte,  starb  plötzlich  beim  Aufrichten,  nachdem  er  schon  früher 
beim  Aufrichten  in  eine  schwere  Ohnmacht  gefallen  war.  Die  Krankheitserscheiunngen 
bei  beiden  waren  die  eines  schweren  Magenkatarrhs,  welche  aber  durch  ihr  hart- 
näckiges Bestehen,  durch  dns  schlechte  Aussehen  des  Krankem  durch  Fieberlosigkeit 
und  die  geringe,  immer  mehr  abnehmende  Pulsfrequenz  auffällig  wurden.  Später 
traten  Schlingbeschwerden  und  kurz  vor  dem  Tode  Singaltus  ein.  Die  Ohductioa 
ergab  Blutleere  des  Gehirns  und  der  grossen  Hlutleiter,  dünnflüssiges  Blut  von 
dunkler  kirsebrother  Karbe  und  Injection  und  tbcilweise  Ecchymosen  in  der 
Schleimhaut  des  Magens  und  Dünndarms;  sonst  keine  Organerkraukuiig.  Der 
Nachweis  des  Giftes  wurde  sowohl  auf  chemischem  Wege,  als  durch  tnicroscopische 
Bestimmung  kleinster  Partikel  der  Digitalisblätter  im  Mageninha.te  geführt. 

W.  Sander. 


£lu«endunK*n  für  da«  Central  hlatt  wolle  man  an  «Inen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Krausnickatraas«  S4.  and  Professor  Roseuthal,  Erlangen,  oder  (unter  Belachloae)  an 
die  Verlagshand  lung,  Berlin  (N.-W.),  unter  den  Linden  HS,  adresetren. 


Verlag  von  August  Hlraehwald  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  S.  Hermann  in  Berlin. 


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WSchenÜIch  «r«  eh  einen  fL ■■  ■ ■ ■ ProU  de«  JahVfUge« 

l-J?  Bojen  ;»m  Scblume  lllltl  I I Mark:  zu  beziehen 

rie»  Jahrgang«  Titel,  Na-  JUi  wM  CvJlpr  JiCww  w durch  alle  BuchhandluD* 

men  und  8aehrejl«ter.  jen  und  Poatanst ulten. 

fhr  die 

medicinischen  Wissenschaften. 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  nnd  Dr.  H.  Senator, 

Profeaaor  In  Erlangen.  Professor  In  Berlin. 


1876.  ».  «luii.  No.  28. 


Inhalts  Sc»  wa  i br,  Knocbenwaehsthum.  — Stroganow,  Oxydationsprocesse 
im  Blute.  — Krünlein,  Herniologische  Beobachtungen.  — Samt,  Epileptisches 
Irresein.  — Gbhlach,  Nervenendigungen  im  Frowcbberzen.  — Malt,  Wirkung 
des  Broms  auf  Bilirubin.  — Deescufkli»,  die  künstlich  erzeugte  Pneumonie. 


U.  Schwalbe,  lieber  die  Erniihrungskaniüe  der  Knochen  und 
das  Knochenwachstlium.  Zeitschrift  f.  An»t.  u.  Kotwickeloogsgesch.  I. 
8.  307. 

S.  nimmt  an,  dass  das  Periost  interstitiell,  der  Knochen  selbst 
aber  durch  Anlagerung  neuer  Schichten  von  Seiten  des  Periosts,  also 
oppositionell  wachst;  folglich  muss  jede  neu  an  den  Knochen  ange- 
lagerte  Schicht  im  Sinne  der  periostalen  Verschiebung  ebenfalls  ver- 
schoben sein.  Die  Spuren  dieser  Verschiebung  der  sich  neu  aubil- 
denden  gegen  die  bereits  abgelagerte  Knochenmasse,  finden  sich  in 
der  Richtung  der  Ernährungskanäle  und  der  Gefässkanäle.  S.  zeigt, 
dass  man  aus  einer  bestimmten  Lage  und  Richtung  der  Ernährungs- 
kanAle  auf  ein  bestimmtes  Waclisthum  der  Diaphysenenden,  schliesscu 
kann  und  umgekehrt.  Je  nachdem  das  ursprüngliche  Forameu  nu- 
tritinm  in  der  durch  das  Längenwaciisthnm  des  oberen  oder  des  un- 
teren Diaphysonstückes  beinflussten  Zone  liegt,  muss  die  Richtung 
des  Ernährungskanales  absteigend  oder  aufsteigend  sein.  Auch  das 
Mark  wächst  interstitiell  und  verschiobt  sich  in  folge  dessen  auf  der 
Innenfläche  der  compacten  Knochensubstanz  in  derselben  Weise,  wie 
sich  das  Periost  auf  der  Aussenfläche  verschiebt.  An  den  von  der 
Resorption  nicht  betroffenen  Kndeu  der  Diaphyse  beeinflusst  es  da- 
her in  dem  Periost  analoger  Weise  die  Arehitectur  der  Spongiosa. 
Es  müssen  natürlich  die  Architecturlinien  des  Markes  im  umgekehrten 
Sinne  gerichtet  sein,  wie  die  des  Periost’s;  also  beim  periostalen 
Knochen  vom  neutralen  Punkte  aus  fächerförmig  schief  nach  Aussen, 
beim  Marke  dagegen  schief  nach  Innen  gegen  die  Achse  des  Knochens. 
Die  Architecturlinien  müssen  um  so  schiefer  gerichtet  sein,  je  ent- 
fernter sie  vom  neutralen  Punkt  entspringen.  Mit  der  Bezeichnung 
XIV.  JklirgMug.  32 


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45)8  N.  Strooanow,  Zur  Kenntni*«  de«  Oxydiition«profe«*e*  im  Pinte. 


„neutraler  Punkt“  (besser  wohl  „neutrale  Zone“)  belegt  S.  diejenige 
Stelle  an  der  Peripherie  der  Diaphyae  eines  Röhrenknochens,  an 
welcher  der  entgegengesetzt  gerichtete  Waclisthumszug  beider  Epi- 
physenknorpel sich  genau  neutratisirt.  Loews. 


N.  Strogauow,  Beiträge  zur  Erkenntnis  de«  Oxydutionsprocesses 
im  normalen  und  Erstick  ungshlut.  (Aus  dem  Uborat.  von  Horn- 
Skyi.km ) Pfi.cmjku’s  Archiv  XII.  S.  18 

1)  Zur  Entscheidung  der  Frage,  ob  das  Blut  eines  erstickenden 
Thieros  noch  Oxyhaemoglobin  enthalte,  wurde  die  völlig  isolirte 
Jugularis  oder  Carotis  von  Kaninchen  zwischen  2 Glasplatten  gebracht 
und  soweit  conprimirt  dass  eine  spectroskopische  Untersuchung  möglich 
war.  Das  Gelass  wurde  vor  dem  Contact  mit  der  Luft  geschützt. 
Der  zu  dem  Zweck  angewendeto  Apparat  ist  im  Original  beschrieben. 
Eis  ergab  sich,  dass  das  Blut  stets,  auch  im  Moment  der  letzten 
Herzcontraction  noch  Oxyhaemoglobin  enthält. 

2)  Ueber  den  Sauerstoffgehalt  der  Lungenluft  hei  der  Erstickung. 
Es  wurde  zunächst  die  Zusammensetzung  der  Luft  eines  abgeschlossenen 
Raumes  festgesti-llt,  in  dem  Moment,  wo  das  darin  verweilende  Thier 
in  Folge  von  Sauerstoffmangel  (die  OOg  wurde  absorbirt),  asphyetisch 
wurde,  die  Atheinbewegungen  sistirten.  Im  Mittel  von  4 Versuchen 
betrug  der  O.-üehalt  der  Luft  in  diesem  Augenblick  3,54%  in  guter 
Uebereinstimmung  mit  früheren  Angaben.  Nimmt  man  an,  dass  das 
Blut  von  dem  Sauerstoffdieser  Luft  in  den  Lungen  denselben  Brucb- 
tlieil  aufgenommeu  hat  wie  bei  der  normalen  Athmung,  so  ergiebt 
sich  der  Prozentgebalt  der  Lungenluft  au  Sauerstoff  zu  2,73.  — 
Als  2tes  Stadium  betrachtet  Vf.  das  völlige  Aufhöreu  aller 
Athembewegung^n,  die  alsdann  noch  in  den  Lungen  restirende  Luft 
wurde  mittelst  einer  Art  kleiner  Quecksilberluftpuinpe  ausgesogen. 
Die  Aualyse  ergab  im  Mittel  für  diese  Luft  einen  Sauerstoffgeb  alt  von 
2,337.  Wurde  die  Luft  aus  den  Lungen  erst  nach  Aufbören  der 
Herzbewegungen  entnommen , so  betrog  ihr  Sauerstoffgehalt  nur 
0,403  %>  e8  war  al80  fast  »Her  Sauerstoff  bis  auf  Spuren  aufgenommen, 
vom  Blut  resorbirt. 

3.  Ueber  die  Fähigkeit  des  Erstickungsblutes,  auch  die  letzten 
Mengen  Sauerstoff  aus  der  Lungenluft  aufzuneliinen.  Erstickungs- 
blut von  einem  Thier  nach  Schluss  der  Athembewegungen  wurde 
mit  einem  sehr  sauerstoffarmen  Oasgemenge  geschüttelt  und  die  Zu- 
sammensetzung desselben  alsdann  festgestellt.  Es  ergab  sich,  dass 
das  Blut  Sauerstoff  auch  atifniramt,  auch  wenn  derselbe  nur  l%und 
darunter  im  Gemenge  beträgt  Um  festzustellen,  ob  diese  lben  Ver- 
hältnisse auch  für  die  Lungen  gelten  (was  eigentlich  schon  durch  die 
früheren  Versuche  festgestellt  ist  — lief.),  pumpte  S.  die  Luft  aus 


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Kkusi.kij«,  Heruiologixche  Beobachtungen. 


499 


den  Lungen  nach  Aufhören  der  Athcmbewegnngen  aus  und  führte 
andere  Luft  von  bekannter  Zusammensetzung  ein.  In  der  That  ver- 
schwand auch  hierbei  Sauerstoff  aus  der  Luft.  So  betrug  in  einen) 
Fall  die  Menge  des  mit  der  Luft  eiugelührten  Sauerstoff  1,289  Co,, 
des  rcstirendeu  0,747.  Das  Lungenblut  nimmt  also  auch  nach  dem 
Aufhören  der  Athcmbewcgungen  noch  Sauerstoff  aus  der  Luft  in  die 
Lungen  auf,  so  dass  in  diesen  nie  Spuren  von  Sauerstoff  verbleiben. 

4.  Ueber  die  Grösse  des  Oxydntionsproccsses  im  normalen  und 
Erstickungsblut.  Zur  Bestimmung  dieses  Werthes  im  Erstickungsblut 
wurde  dasselbe  mit  eiuem  hinreichenden  Vol.  atmosphärischer  Luft 
geschüttelt  und  die  Mcuge  des  rückständigen  Sauerstoff  bestimmt, 
ebenso  der  Haemoglobingehalt.  ht  die  Menge  des  aufgenoimneneu 
O grösser,  als  dem  Haemoglobingehalt  entspricht,  so  muss  0 zur 
Oxydation  reducircuder  Substanzen  im  Blut  verbraucht  sein.  Da  auch 
das  Erstickungsblut  nie  ganz  frei  von  Sauerstoff  ist  — nach  PpLUEOKK 
l,7f>  Vol.%  — so  muss  diese  Grösse  au.  h mit  iu  Rechnung  gezogen 
werden.  Die  Versuche  wurden  in  derselben  Art  auch  mit  venösem 
uud  arteriellem  Blut  ausgefübrt.  Auch  das  arterielle  Blut  nimmt  dar- 
nach, wie  schon  PplueGKB  gefunden  hat,  noch  Sauerstoff  auf  und  zwar 
1,066  bis  1,295  Cc.  für  100  Ce.  S.  nimmt  an,  dass  dass  Blut  bezüg- 
lich seines  Haeinoglobingehaltes  ganz  mit  Sauerstoff  gesättigt  sei. 
Das  noch  aufgenommene  Plus  wird  somit  zu  Oxydationen  verwendet. 
Das  veuöse  Blut  nimmt  natürlich  weit  mehr  Sauerstoff  auf.  Das 
Erstickungsblut  nimmt  stets  erheblich  mehr  Sauerstoff  auf,  als  seinem 
Haemoglobingehalt  entspricht  und  zwar  beträgt  dieser  üeberschuss 
4,93  — 2,84  — 3,31  — 2,34  Cc.  für  100  Cc.  Blut.  Nimmt  mau  hierzu 
den  iu  ihm  enthaltenen  Sauerstoff  =*  1,75  Vol.  so  gelangt 
man  zu  dem  Mittel  5,10  Vol.  °/o<>  als  Ausdruck  der  im 
Blut  vorhandenen  reducircndeu  Substanzen.  S.  zieht  dann  Doch  die 
Menge  des  vom  Blut  allein  zur  Oxydation  gebrauchten  Sauerstoffes 
= 1,18  Cc.“  ab  und  gelangt  so  zu  der  Zahl  3,927  Cc.  Sauerstoff 
(dieses  Verfahren  erscheint  dem  Ref.  nicht  ganz  gerechtfertigt).  Be- 
züglich der  Versuehsan Wendungen  und  der  genauen  Versuchsdateu 
muss  überall  auf  das  Original  verwiesen  werden.  E.  Salkowiki. 


Krönt  ein,  Herniologische  Beobachtungen  aus  der  v.  Langen- 
beck’scheu  Klinik.  Arcb.  f.  klio.  Chir.  XIX.  8.  408. 

1.  Hernia  inguino-propcrito'icalis  incarcerata 
betrifft  einen  54jahrigen  Mann  mit  äusserer,  congenitaler,  rechtsseitiger  . 
Inguino-Scrotalbernie.  Im  Laufe  der  27  Jahre,  während  welcher  der- 
selbe ein  Bruchband  getragen,  hatte  sich  der  Bruchsackhals  von  dem 
inneren  LcLtenriug  abgelüst  und  ein  Tlieil  des  Bruchsacks  zwischen 
dem  Peritoneum  und  der  Faseia  traus versa  iu  der  Richtung  nach  der 
Fossa  iliaca  zu  ausgestülpt.  Dieser  ausgestülpte  Theil  verwuchs  dann 

$2* 

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501) 


Saht,  Epileptische  Irreaeiueformen. 


mit  dem  anliegenden  Peritoneum  und  bildete  so  eine  praeformirte 
Brucbsacktasche,  welche  durch  einen  eigenen  Bruchsaekbals  mit  dem 
ursprünglichen  ßruebsaek  zusamraenbiug  und  Zusammen  mit  diesem 
mittelst  gemeinschaftlicher  Ocffuung  mit  der  Bauchhöhle  communicirte. 
— Bei  Aufnahme  des  Pat.  lag  die  incarcerirte  Darntschliugc  in  der 
Bruchsackausstülpuug  und  die  Einklemmung  hatte  ihren  Sitz  in  dem 
dieser  Umstülpung  zukommeuden  Bruchsackhalse.  Die  im  Iuguinai- 
kanal  und  Scrotuin  belegeuc  Schlinge  war  nicht  oder  doch  erst  se- 
cuudär,  durch  diu  in  Folge  der  au  eiuer  weiter  unten  gelegenen 
Stelle  des  Darmtractus  bestehenden  Einklemmung  hervorgerufene 
Stauung  eingeklemmt  und  liess  sich  leicht  reponiren.  a 

Vf.  bespricht  an  der  Hand  der  bekannten  Stbeub Einsehen  Arbeit 
über  Scheinreduetion  die  in  der  Literatur  vorhandenen  ähnlichen 
Beobachtungen,  betont,  dass  an  der  Cruralgegend  ähnliche  Verhält- 
nisse Vorkommen  und  nimmt  als  Eutstehuügsmoinente  au 

1)  mit  StbeubeL  rein  mechanische,  darin  bestehend,  dass  unzweck- 
mässiger  Druck  von  ausseu  diu  gnuze  Bruchgeschwulst  zuriickdrängl, 
das  Bauchfell  ablöst  und  in  das  gebildete  Divertikel  einen:  Tbeil 
des  Bruchinhalts  vorschiebt. 

2)  Auomalieen  der  Bildung  des  parietalen  Bauchfells,  Divertikel- 
bildungen in  der  Nähe  des  inneren  Leisten-  oder  Schenkelrings,  wie 
solche  vielfach  anatomisch  nachgowiesen  worden. 

Die  Parallelfälle  sind  lethal  verlaufen,  der  Sitz  der  Einklemmung 
wurde  fast  immer  verkannt. 

2.  H.  intostino-vesicalis  scrotalis  iucarcerata. 

Detaillirte  Geschichte  einer  Herniotomie,  bei  welcher  nach  Re- 
position mehrerer  Dünndarmschlingen  die  Blase  im  Bruchsacke  gefun- 
den uud  reponirt  wurde. 

K.  ist  mit  Vebdier  der  Ansicht,  dass  die  H.  vesicae  inguinalis 
erst  post  partum  sich  bildet  und  dass  sie  ganz  allein  bestehen  kann, 
meist  aber  in  Combination  mit  Darm-  oder  Netzvorfall  angetroffen 
wird.  Die  Meinung,  dass  eine  solche  Hernie  immer  in  einem  beson- 
deren Brucbsack  sieb  befände  und  dass  sie  in  Folge  von  Verwach- 
sungen mit  dem  Zellcngewebe  des  Scrotum  stets  irreponibel  sei,  gilt 
für  die  Majorität  der  Fälle,  aber  nicht  für  alle.  Willi.  Koch. 


P.  Samt,  Epileptische  Irreseinsformen.  Arcb.  f.  P»j»b.  v.  8.  397. 

VI.  ß.  110. 

S.  sucht  zu  beweisen,  dass  die  epileptischen  Irreseinsformen  als 
wohl  charakterisirbare  klinische  Krauklicitsbilder  sich  von  dem  Gros 
der  Psychosen  abheben,  so  dass  der  erfahrene  Irrenarzt,  auch  ohne 
epileptische  Antecedentien,  in  vielen  Fällen  die  epileptische  Natur  des 
Irreseins  zu  erkennen  im  Stande  ist.  Nach  der  Meinung  des  Rof. 
ist  ihm  dies  im  Grossen  uud  Ganzen  gelungen  und  ist  diu  Arbeit 


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--v 


Bäht,  Epileptische  Irreeeiosformeu.  501 

als  eine  werthvolle  Erweiterung  der  Lehre  Morel/s  und  Fal.ret's 
über  das  epileptische  Irresein  zu  bezeichnen. 

Je  nach  Dauer,  Verlauf  und  dem  Verhältnis«  zum  epileptischen 
Anfall  ordnet  der  Vf.  «eine  zahlreichen  (über  40,  zum  Tlieil  sehr  aus- 
führlich mitgetheilten)  Fälle  in  4 Hauptgruppen. 

1.  Das  psy  c hisch  ep  i le  p t isch  c Aequivalent.  Einem  kurz 
dauernden*),  von  Prodromen  eingeleiteten  Paroxysinus  höchster  Er- 
regung  und  Gcwaltthätigkeit  folgt  ein  „postparoxysraelles“  Angst 
Stadium  von  einigen  Tagen,  später  partieller  Erinucrungsdefeet. 
4 Krankengeschichten  zeigen  den  Uebergang  dieser  Form  zum 
petit  mal. 

2.  Dasprotrahirte  psychisch-epileptische  Aequivalent 
Ungewöhnlich  rasch  verlaufende  Anfälle  (einige  Wochen  bis  etwa 
2 Monate)  von  Geistesstörung  mit  charakterischem  Inhalt  (Gewalt- 
tätigkeit, heftigste  Angst,  Grösscnvorslellungen)  wiederholen  sich  in 
bald  kurzer  ball  1 — 2 Jahren  dauernden  Intervallen.  Sowohl  die 
Anfälle  wie  Intervalle  sind  reich  an  nervösen  Symptomen. 

3.  Das  chronisch  protrahirte  epileptische  Irresein 
unterscheidet  sich  von  dem  vorigen  durch  seine  Dauer  und  kann 
in  Demenz  übergehen.  Es  entwickelt  sich  auch  aus  der  vorigen 
Form.  Der  Inhalt  ist  hier  mannigfacher:  bald  herrscht  ein  eigen- 
tümlicher Stupor  vor,  bald  ein  Gemisch  von  ängstlichen  mit  Grössen- 
delirien.  Neigung  zu  höchster  Gewalttätigkeit  ist  fast  allen  Fällen 
eigen. 

Für  die  Fälle  dieser  3 Kategorien,  die  der  Vf.  unter  dem  Namen 
der  psychischen  Aequivalente  zusainmenfasst,  fehlen  epileptische  Ati- 
tecedentien  in  der  Regel  entweder  vollkommen,  oder  sind  doch  nur 
ganz  vereinzelt  vorhauden.  Die  einfachen  Aequivalonte  endeten 
günstig,  ebenso  die  recidivirenden  der  2.  Form.  Das  chronisch  pro- 
trahirte  epileptische  Irresein  giebt  eine  zweifelhafte  Prognose. 

Während  diese  drei  Formen  verhältnissmässig  selten  sind,  sind 
die  Fälle  der  folgenden  Kategorie  häufig: 

4.  Das  acute  postepileptische  Irresein.  Die  meisten 
Kianken  zeigten  einen  „postepileptischen  Stupor“  spezifischer  Art 
mit  intercurrenten  gewaltthätigen  Handlungen  und  nachträglichem 
Erinnerungsdefert,  andere  entsprechen  dem  FALRET’schen  Bilde  des 
grand  mal  iutellecluel.  In  2 Fällen  beobachtete  der  Vf.  eine  post- 
epileptische Mania-artige  Erregung,  die  bald  in  Stupor  überging,  in 
4 Fällen,  alten  Epileptikern  (Fall  28—31)  charakteristische  religiöse 
Delirien  von  „traumartiger  Incohärcnz  und  Absurdität“,  wieder  mit 
gewaltthätigeo  Neigungen. 


*1  Wenige  Augenblicke  bis  mehrere  Stunden. 


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502  EllWI»,  SCHHÖTTKH,  OiOMIIAHM,  TKSXDHLKHBr  HO , DWH,  J«>  *•«"» 

Das  po9tepileptische  Irresein  folgt  in  dei  Regel  den  grossen 
epileptischen  Anfallen,  mit  Vorliebe  den  serienarlig  auftretenden  An- 
fällen, es  beginnt  nicht  unmittelbar  nach  den  Anfällen,  sondern  oft 
erst  nach  Tagen  ; es  giebt  fast  ausnahmslos  eine  günstige  Prognose, 
und  zwar  beträgt  die  durchschnittliche  Dauer  nur  wenige  läge. 
Ara  längsten,  bis  ungefähr  2 Wochen,  dauert  das  räson.nrende  Deli- 
rium Falbkt’s.  ...  . . ,,,  . 

Diu  Uebersicht  über  den  reichen  Inhalt  der  Arbeit  wird  übrigens 

durch  eine  mangelhafte  Anordnung  des  Stoffes  sehr  erschwert. 

Wermcke. 

L.  Eisberg,  Syphilitic  Merubranoid  Occluslon  of  the  Kima 

Glottidis.  American  Journal  of  Öyphilography  an.t  Dormatology.  Januar 
1874. 

Schröttor,  Mein  Verfahren  zur  Heilung  von  Larynxstenosen. 
Laryugol.  Mittli.  Wien  1875.  S.  32. 

Grossmann,  lieber  die  Behandlung  der  Larynxstenose.  1,11 


Pas. 


W ien.  med. 
pal  häutige 

ankheit 
eiben 


klin.  Wocbeuarlir.  1875.  No.  26- 

Trendelenburg,  Bemerkungen  zu  vorstehendem  Aufsatz 

No.  38. 

Dupuls,  Methoden  zur  Beliandlu^SLder  Larynxstenosen.  Deutsch» 
med.  Worlteneehr.  1875.  No.  9. 

Jelenffy,  Zur  Therapie  der  LarynxverwiWÄ£Iinoen 

Wocheuschr.  1876.  No.  9 u.  10. 

E.  sind  unter  270  Fällen  von  Larynxsyphilis  6 
Verwachsungen  der  Rima  glottidis  vorgekommen.  Diese 
gehört  der  späteren  Zeit  der  Syphilis  au,  aber  die  Knorpel 
relativ  frei.  Denn  nur  zweimal  war  der  freie  Rand  der  Epiglottis 
nichtet,  zweimal  angefrossen  und  einmal  die  Aryknorpc!  erkranlc 
Männer  waren  häufiger  befallen,  als  Frauen  und  die  Mehrzahl  der 
Individuen  war  jugendlich.  Die  Membran  wird  aus  Narbe  ngewebo 
nach  syphilitischen  Ulcerationcn  gebildet.  Sie  erscheint  zunächst 
immer  am  vorderen  Vereinigungswinkel  der  Stimmbänder,  das  Laryn- 
goscop  sichert  die  Diagnose  des  membranöseu  Verschlusses  und  unter- 
scheidet diese  Form  der  Larynxstenose  von  anderen  nichtmembra- 
nösen  Verengerungen  des  Larynx,  die  bei  Syphilis  Vorkommen..  Auch 
kann  das  Laryngoscop  durch  den  Nachweis  von  characteristischen 
Geschwüren  und  Narben  oder  den  Ausschluss  von  Lupus  und  Tuberkeln 
Hülfspunkic  geben,  um  die  syphilitische  Form  des  tuembranösen 
Glottis-Verschlusses  von  uichtsyphilitischen  Formen  dieses  Zustandes 
zu  unterscheiden,  welche  angeboren  und  nach  Verletzungen  oder  als 
Folge  der  Tbyrotomie  sich  finden.  Was  die  locale  Behandlung  an- 
langi,  so  empfiehlt  E.  die  Galvanokaustik,  die  er  p r vias  naturales 
an  wendet.  Er  giebt  derselben  vor  dem  Messer  und  der  Thyrolomie, 
welche  er  frül  er  versuchte,  den  Vorzug,  weil  di-:  Wieder  Verwachsung 
der  getrennten  Mcmbrau  nach  Anwendung  des  Galvanokauters  nicht 


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T.arynzstenoten.  Gsrlaoit, 


508 

vorkon;me.  Der  Galvanokauter  muss  meist  mehrmals  angewandt 
werden.  Ala  Nachbehandlung  wird  Stimmgymnastik,  Inhalationen  von 
Adstringentien  und  auch  die  Anwendung  von  Bougies  empfohlen  In 
Fallen,  in  denen  keine  Tracheotomie  gemacht  war,  wendet  E,  hohle 
ßougies  au,  die  oben  und  unten  offen  sind. 

Sch.  bat  in  4 Fällen,  in  denen  3mal  im  Typhus  und  einmal 
wegen  idiopathischer  Perichondritis  die  Tracheotomie  gemacht  war 
und  das  Tragen  der  Canülc  wegen  Fortbestehens  von  Larynxstenose 
dauernd  uöthig  wurde,  versucht  die  Glottis  durch  Einlegen  der 
TKENDKLGN'BUUG’sclien  Zinn-Hougies  zu  erweitern.  Dieselben  waren 
so  eingerichtet,  das  t sie  festlagen  und  24  Stunden  und  darüber  im 
Laryux  liegen  blieben.  Es  soll  diese  Methode  immer,  wenn  auch 
mit  Unannehmlichkeiten  vertragen  werden.  Die  Theile  gewinnen 
ihre  Beweglichkeit  wieder,  verlieren  dagegen  ihre  Empfindlichkeit. 
Die  Larynxstrictur  erweitert  sich,  doch  lässt  es  Sehr,  selbst  unent- 
schieden, ob  soweit,  dass  dadurch  das  Tragen  der  Canüle  über- 
flüssig würde. 

G.  beschreibt  Sch.’s  Verfahren,  wogegen  T.  seine  Priorität 
geltend  macht.  (Chi.  1872  S.  182.) 

J.  bezweckt  die  Inangriffnahme  der  Strictur  von  der  trackeotomi- 
seben  Wundöffnung  aus  mit  schneidenden  Instrumenten  und  das 
Einlegen  eines  metallenen  Fähnchens  zwischen  die  vorderen  Stimm' 
bands  - Winkel , welches  auf  der  Canüle  befestigt  wird.  In  einem 
Falle,  in  welchem  er  dieses  Instrument  anwetiden  wollte,  und  in  dem 
er  Granulome  der  Trachea  und  des  Larynx  von  unten  her  wegfitzte, 
kam  er  nicht  dazu,  weil  die  Strictur  auch  ohne  das  heilte,  nachdem 
aus  dem  Ventriculus  Morgagni  hervorragende  Hyperplasien  entfernt 
worden  waren. 

D.  schlägt  vor,  die  Strictur  von  der  tracheotomischen  Wundöffnung 
aus  durch  hakenförmig  gebogene  Bougies  zu  dehnen  und  darauf  von 
unten  ber  in  den  Laryux  eine  Canüle  einzuschieben  oder  zwei 
Röhrchen  anzulegen,  die  getrennt  das  eine  in  die  Trachea,  das  andere 
ju  den  Larynx  cingeschoben  und  zu  einer  einzigen  "Pförrnigeu  Canüle 
vereinigt  werden.  (Bougies  und  Röhren  sind  durch  Abbildung  ver- 
deutlicht.) B.  Fr&nkel. 

L.  Ferlach.  Ueber  die  Nervenendigungen  in  der  Musculatnr  des 
Froscliherzens.  Vucho»'*  Arch.  LXvi  s.  i87. 

Im  Hermen  des  Fröscht*«  kommen  3 Nervennetze  vor:  1)  der  Grmidplexus, 
welcher  sieb  ans  gröberen  und  feineren  Nervenstämmchen  snssmmensetst  und  Oanglien- 
sellen  enthalt;  S)  des  perimusculüre  Netz,  welches  die  einseinen  Huskelbündel 
umspinnt;  es  wird  ron  feineren  Fasern  gebildet,  welche  im  Verlaufe  and  in  den 
Knotenpaukten  des  Netse9  Kerneiulegerungen  zeigen;  3)  das  intrsmnseiilHre  Nets, 
das  nur  ans  Nervenfibrillen  besteht,  welche  im  Innern  des  Muskel  bündele  zwischen 
den  Zellen  verlaufen,  und  welche  in  das  Innere  der  Muskelzellen  eindringen  können. 

Loewt. 


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504 


Mai  r.  DKrarnni  d. 


R.  Mal.v,  lieber  die  Einwirkung  von  Brom  auf  Bilirubin. 

Sitsnogb.  der  W.  Aead.  d.  W.  Bd.  1.XXII  S.  Octb. 

Losungen  von  Bilirubin  in  Chloroform  zeigen  beim  Hintubringei)  von  Brom 
dieMelben  Karbenveränderungeo  wie  bei  der  (•tneliii’erhen  li-aetion  mit  SalpetersKure. 
Trotzdem  handelt  es  sich  dabei  nicht,  wie  man  bisher  amiahm,  um  Oxydationen, 
sondern  es  entstehen,  wie  Vf.  zeigt,  bromhaltige  Substanzen.  Kineti  Körper  von  con- 
stanter  Zusammensetzung  erhielt  M.  durch  allmäliges  Zutupfen  von  Brom  in  Chloro- 
form gelöst  zu  in  Chloroform  suspendirtem  Bilirubin,  bis  die  Orange -Farbe  der 
Lösung  verschwunden  war.  Es  scheidet  sich  hierbei  ein  schwarxblauer  Körper  aus, 
der  durch  Auflösen  von  Alkohol  und  Füllung  mit  Wasser  gi-reinigt  wird.  Derselbe 
ist  Tribrombilimbin  Ci,  Hw  Br3  N4  04,  wenn  man  die  Formel  des  Bilirubin  verdoppelt. 

Das  Tribrombilimbin  löst  sich  mit  schön  blauer  Farbe  in  Alkohol  und  Aether, 
ist  unlöslich  in  Wasser,  es  löst  sich  auch  in  Alkalien,  die  leicht  zersetzend  ein- 
wirken unter  Bildung  von  Bromuatrium  und  Biliverdin.  Natnumamalgam  führt 
dasselbe  iu  Hydrobilirubin  über;  bei  Anwendung  von  Aether  zu  Darstellung  statt 
Chloroform  wurde  es  einmal  krystalünisch  in  Form  der  Haeminkrystalle  erhalten. 

E.  Salkowsky. 


J.  Dreschfeld,  Experimental  researches  on  the  Pathology  of 
Pneumonia.  Luncei  1876  Nr.  2. 

Di«  Experimente  de«  Vf.  nehmen  ihren  Ausgangspunkt  von  der  Ansicht  Fhikd- 
i.Isdxbs,  dass  bei  künstlich  erzeugter  Pneumonie  die  in  die  Alveolen  gesetzten  Ituud- 
telleu  wesentlich  ausge» änderte  farblose  Blutkörperchen  «ein,  während  die  allerdings 
geschwollenen , grannlirteu  und  mchrkernigen  Epithelzellen  der  Alveolarwaud  eine 
passive  Rolle  spi -len  sollen.  Dem  gegenüber  spricht  sich  V.,  welcher  auf  dem  Wege 
der  doppelseitigen  Vagusdurchschneidung,  sowie  in  einer  anderen  Rxperimental- 
reihe  durch  Injectiou  von  Argentmn  nitr.  bei  Kanine.hen,  Meerschweinen  u.  Huuden 
Pneumonien  hervorbraebte,  dahin  aus:  dass  das  erste  Stadium  de«  Prozesses  (ra. 
4 Standen  nach  der  Operation)  in  einer  actireu  Wucherung  der  Alveolar-Epithel* 
zellen  besteht,  welche  anschwellen,  bis  zu  4 Kernen  bekommen,  and  dann  abge- 
stossen  werden. 

Danach  tritt  active  Hyperämie,  Erweiternng  and  Schlängelung  der  interalveo- 
laren Capillaren  nnd  Auswanderung  farbloser  Blutkörperchen  ein. 

Des  Epithel  unterliegt,  wenn  der  Prozess  der  Proliferation  beendet  ist,  einer 
fettigen  Metamorphose.  Orzwtu. 


ln  Folge  der  Arbeitseinstellung  der  Setzer  unserer 
Drnckerei  kann  heute  nur  eine  halbe  Nummer  ausgegeben 
werden.  Der  Rest  mit  den  Originalmittheilungen  wird  mit  der 
nächsten  Nummer  zusammen  erscheinen.  Die  Verzögerung  bitten 
wir  unsere  Leser  zu  entschuldigen. 

D.  Red. 


Blnaendnngen  für  da*  Oentralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Heraoageber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N.)  Krannniekatra***  84,  and  Profeeeor  Roaenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Belächln**}  an 
dl*  Verlagahandlnng,  Berlin  (N.-W4.  unter  den  I.tnden  6*.  adreeslren. 


Verlag  von  August  Hlreehwald  In  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  In  Berlin. 


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' o / 


Wöchentlich  erscheinen 
1— 8Bo(fen  ;am  Schl  na*« 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- and  Sachregister. 


Centralblatt 

für  die 


Preis  des  Jahrgtnges 
80  Mark;  sa  beziehen 
durch  alle  Baehhandlun- 
gen  und  Postamt  altes. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Professor  ln  Erlangen. 


Redigirt  von 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  ln  Berlin. 


1876.  15.  Juli.  No.  29. 


Inhalll  Hüter,  Febrile  Störungen  des  Blutkreislaufs.  (Orig.  • Mitth).  — 
Schmidt,  Wirkung  erbitsler  Fermente.  (Orig.  Mitth).  — 

Hkhtwio.  Befruchtung  und  Wacbsthum  des  Eies  — Tbih,  Histologie  des 
Bindegewebes.  — C ah,  Geschmack afilsern  der  chorda  tympani.  — Kl.se,  Zur 
Physiologie  des  Sehens.  — Harnsics,  Albumin.  — Hsidssbiicb,  Schraubeo- 
baeturie  des  Rückfalls -Typhus.  — Schul  tzs.  Aneurysma  der  I.  Wirbelarterie  mit 
Facialiskrampf 

Renaut,  Kuocbeugewebe.  — Mo  C.sTsy,  Bau  der  Spinalganglien  und  Ner- 
venfasern. — liocHsro  s taine  and  CocTy,  Erregbarkeit  der  Muskeln  bei  Koblen- 
oxydvergiftung.  — Kühler,  Carbol-Jute-Verbaud.  — 


Die  febrilen  Störungen  des  Blutkreislaufs , mikroskopisch 
beobachtet  an  der  Palpebra  tertia  septisch-  and  pyämisch 
inficirter  Warmblüter. 

Vorläufige  Mittheilung  von  Professor  Dr.  t).  Hilter. 

Nachdem  ich  in  dieser  Zeitschrift  (1872  Nr.  49)  die  Unter- 
suchungen, welche  ich  mit  Dr.  Gkevelkb  gemeinsam  Uber  die  allge- 
meinen Kreislaufstörungen  nach  septischer  Infection  am  Frosch  an- 
gesteilt  batte,  veröffentlicht  und  auf  Grund  derselben  eine  neue 
Fiebertheorie  zu  begründen  versucht  hatte  (Cbl.  1873  Nr.  5 f.)  legte 
ich  diese  Theorie  der  systematischen  Darstellung  der  Wundfieber 
in  meiner  allgemeinen  Chirurgie  (1873  15. — 22.  Cap.)  zu  Grund. 
Diese  Theorie,  welche  sich  auf  die  für  den  Chirurgen  wichtigsten 
phlogistischen,  d.  b.  durch  entzündliche  Vorgänge  bedingte  Fieber- 
arten bezieht,  ist,  wie  ich  damals  voraussab,  auf  grossen  Wider- 
stand getroffen;  man  hat  sich  nicht  dazu  verstehen  wollen,  von  alt- 
gewohnten Vorstellungen  sich  zu  Gunsten  einer  Theorie  zu  be- 
freien, welche  ihre  wesentlichste  Stütze  in  Versuchen  an  einem  kalt- 
blütigen, jeder  Eigentemperatur  entbehrenden,  zu  einer  febrilen  Tem- 
peraturerhöhung mithin  unfähigen  Thier  suchte.  Indem  ich  selbst 
den  Mangel  maassgebender  Versuche  an  Warmblütern  fühlte  und  in 
einigen  hämatodynamiachen  Untersuchungen  an  Hunden  nur  eine 
unvollkommene  Ergänzung  zu  jenen  Versuchen  am  Frosch  liefern 

XIV.  Jahrgang.  83 


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506  Hötrb,  Febrile  Störungen  de»  Blutkreislaufs. 

konnte,  musste  ich  mich  bescheiden,  meine  Fiebertheoric  als  eine 
hypothetische  hinzustellen.  Endlich  ist  es  mir  jedoch  gelungen,  die 
Methodik  der  mikroskopischen  Untersuchung  des  lebendigen  Kreis- 
laufs an  Warmblütern  so  zu  vervollkommnen,  dass  ich  thatsäcbliche 
Beweise  für  das  Zutreffende  meiner  Fiebertheorie  durch  Versuche 
an  Warmblütern  liefern  kann.  Dr.  Balser,  Assistent  am  hiesigen 
Universitäts-Krankenhaus  fand  an  der  Palpebra  tertia  der  Kaninchen 
und  Schafe  ein  Territorium,  welches  ohne  nennenswerthe  Verletzung 
die  mikroskopische  Beobachtung  des  Blutkreislaufs  in  genügender 
Schärfe  gestattet.  Schon  bei  Gelegenheit  des  Chirurgencongresses, 
welcher  zu  Ostern  d.  J.  in  Berlin  stattfand,  demonstrirte  Dr.  B.  ge- 
meinsam mit  mir  den  physiologischen  Kreislaufversuch.  Inzwischen 
sind  wir  durch  pathologische  Variationen  des  Versuchs  zu  einer 
Reihe  wichtiger  Ergebnisse  gelangt,  unter  welchen  mir  die  Befunde 
bei  septischer  und  pyämischer  Infection  der  Kaninchen  und  Schafe 
von  allgemeinster  Bedeutung  zu  sein  scheinen  und  deshalb  hier  kurz 
mitgetheilt  werden  sollen. 

Die  Versuche  wurden  von  Dr.  Balser,  Cand.  med.  Max  Hof- 
MKIER  und  mir  gemeinsam  augestellt  und  zwar  die  meisten  an 
grossen  Kaninchen,  einige  an  Lämmern.  Die  letzteren  stellte  uns 
Herr  Professor  Dammann  an  der  landwirtschaftlichen  Akademie  zu 
Eldena  zur  Verfügung  und  sind  wir  demselben  hierfür,  wie  für  die 
freundliche  Unterstützung,  welche  er  unseren  Versuchen  überhaupt 
zu  Theil  werden  liess,  zu  Dank  verpflichtet.  Die  Fixation  der 
Köpfe  geschah  bei  Kaninchen  und  Lämmern  mittelst  des  Czer- 
MAK’schen  Kopfhalters.  Die  sonstige  Technik  der  Versuche  wird  von  Dr. 
B.  in  dem  jetzt  im  Drucke  befindlichen  I.  Heft  des  VII.  Bds.  der  deut- 
schen Zeitschr.  f.  (Jhir.  veröffentlicht  werden.  Jndem  ich  hier  auf 
diese  Publication  verweise,  welche  die  Collegen  in  Stand  setzen  wird, 
unsere  Versucho  zu  wiederholen,  bemerke  ich  nur  noch,  dass  alle 
Fehlerquellen,  wie  z.  B.  Narkose  des  Thiers,  allzu  starke  Spannung 
der  Palpebra,  Abknickung  und  Vertrocknung  derselben,  leicht  ver- 
mieden werden  können  und  dass  der  physiologische  Kreislauf  in  der 
Palpebra  tertia  der  Kaninchen  und  Schafe  an  Regelmässigkeit  nichts 
zu  wünschen  übrig  lässt.  Jedenfalls  kann  sich  der  Blutkreislauf  des 
Frosches  mit  dem  Blutkreislauf  des  Kaninchens  nicht  messen.  Um 
so  zweifelloser  ist  es,  dass  die  zu  beschreibenden  Kreislaufstörungen 
durch  die  Infection  der  Versuchsthiere  ausschliesslich  herbeigeführt 
wurden. 

Die  Infectionen  wurden  in  den  meisten  Fällen  durch  faulendes 
Blut,  in  einigen  Fällen  durch  frisch  entleerten  menschlichen  Eiter 
hergestellt  und  zwar  wurden  die  inficirenden  Flüssigkeiten  bei  den 
Versuchstieren  subcutan  eingespritzt.  Natürlich  bedarf  es  einiger 


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Hötei,  Febril«  Störungen  de«  Blutkreislauf». 


507 


Vorversuche,  um  die  Quantität  der  inficirenden  Flüssigkeit  festzu- 
stellen, welche  zur  Erzeugung  des  Fiebers  nothwendig  ist  und  welche 
andrerseits  das  Thier  nicht  zu  schnell  tödtet.  Es  ist  uns  vorgekom- 
roen,  dass  der  Tod  früher  eintrat,  als  wir  die  beabsichtigte  Unter- 
suchung der  Kreislaufstörung  machen  konnten;  auch  kam  es  vor, 
dass  die  Untersuchung  zufällig  auf  die  Periode  der  prämortalen 
Agonie  fiel.  Solche  Untersuchungen  haben  selbstverständlich  nur 
eine  relative  Bedeutung.  Die  meisten  Untersuchungen  stellten  wir 
so  an,  dass  die  Thiere  nach  denselben  noch  mindestens  einen,  zu- 
weilen auch  noch  mehrere  Tage  und  selbst  längere  Zeit  bis  zu  14 
Tagen  lebten.  Ich  führe  diesen  Umstand  zum  Voraus  an , damit 
man  nicht  glaube,  dass  wir  etwa  Störungen  gesehen  hatten,  welche 
auf  das  Sinken  der  Herzkraft  in  der  Agonie  zu  beziehen  wären  und 
von  uns  falsch  gedeutet  sein  könnten,  ln  mehreren  Fällen  haben 
wir  schon  12 — 20  Stunden  nach  der  Infection,  also  bei  an  hebendem 
Fieber  die  Untersuchung  angestellt  und  doch  schon  die  unverkenn- 
baren Kreislaufstörungen  des  Fiebers  beobachtet. 

Die  Kreislaufstörungen  der  septischen  Infection 
zeichnen  sich  aus  durch  globulöse  Stasen  in  deD  Capil- 
laren  und  den  kleinen  Venen,  d.  h.  durch  eine  Ausschal- 
tung zahlreicher  kleiner  Blutgefässe  aus  dem  Kreislauf^ 
wobei  meistens  die  ausgeschalteten  Qefässe  mit  dicht  zu- 
sammen g ed  rä  n gte  n rothen  Blutkörperchen  gefüllt  sind. 
Alle  Erscheinungen  sind  denjenigen  analog,  weiche  ich  früher  am 
Frosch  beobachtete,  udü  variiren  nur,  wie  mir  scheint,  entsprechend 
den  Unterschieden  in  der  Grösse  und  Form  der  rothen  Blutkör- 
perchen und  dem  Unterschied  der  Herzkraft,  welche  wohl  für  das 
warmblütige  Thier  als  relativ  grösser  angenommen  werden  kann 
Für  die  beginnende  septische  infection  kann  man  bei  dem  Warm- 
blüter entschiedener  als  beim  Frosch  erkennen,  dass  die  Störungen 
der  rothen  Blutkörperchen  pradominiren.  Im  ersten  Beginn  sieht 
man  nur  eine  vorübergehende  Störung  in  den  Capillaren;  es  bilden 
sich  kleine  Klumpen  dicht  zusammengeklebter  rother  Blutkörperchen 
(ungefähr  3 bis  10  zusammen)  und  diese  Klumpen  sieht  man  oft 
schneller,  oft  langsamer  durch  die  Capillaren  hindurebpassiren.  Je 
fortgeschrittener  die  lufection  ist,  desto  häufiger  und  desto  dauernder 
kommt  der  Blutstrom  in  einzelnen  Capillargebieten  zum  Stehen. 
Mir  scheint  es  keinem  Zweifel  zu  unterliegen,  dass  diese  Störung 
nicht  auf  ein  Sinken  der  Herzkraft  bezogen  werden  kann;  denn  sie 
entbehrt  der  Allgemeinheit  und  der  Stetigkeit  der  Erscheinungen. 
Man  beobachtet  dicht  neben  einem  ausgeschalteten  Capillargefäss 
oder  neben  einer  ausgeschalteten  kleinen  Vene  ein  anderes  Capillar- 
gefäss  oder  eine  andere  gleichgrosse  Vene  mit  physiologisch  schneller 

88* 


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508  HtiTSit,  Febril«  Störungen  des  ßlutkrnislaufs. 

Circulation;  diese  Beobachtung  spricht  direct  gegen  die  Auffassung, 
als  ob  das  Erlöschen  der  Circulation  in  einzelnen  Gelassen  von 
einem  Sinken  der  Herzkraft  abhängig  sei.  Ferner  müsste  unter  der 
Voraussetzung  eines  bedeutenden  Sinkens  der  Herzkraft  die  Stase 
an  der  einzelnen  Stelle  mindestens  gleich  bleiben  oder  continuirlich 
zunehmen.  Statt  dessen  sieht  man  in  dem  einen  Getässbezirk  die 
Stase  zur  Lösung  kommen,  während  sie  in  einem  anderen,  bis  dahin 
intacten  Gefässbezirk  zur  Entwickelung  kommt.  Die  Lösung  der 
Stasen  erfolgt  bei  dem  Warmblüter  im  Durchschnitt  etwas  schneller 
als  bei  dem  Frosch,  und  oft  gewährt  es  ein  überraschendes  Bild, 
wenn  ein  ganzer  cylindrischer  Ausguss  eines  Capillarrohrs,  aus  ver- 
klebten rothen  Blutkörperchen  bestehend,  plötzlich  aus  dem  Capillar- 
rohr  in  die  nächste  Vene  gepresst  wird  und  durch  diese  in  pfeil- 
schneller Bewegung  gegen  das  Herz  hin  in  dem  Blutstrom  fortge- 
rissen wird.  Ebenso  zierlich  und  schön  ist  das  Bild,  welches  da- 
durch entsteht,  dass  der  Blutstrom  in  einer  kleinen  Arterie  einen 
Hauien  zusanimengeklebter  rother  Blutkörperchen  in  ein  Capillarge- 
biet  hinein  wirft.  Im  Beginn  der  Infection  sind  die  Klumpen  klein 
und  weich  und  dann  entsteht  oft  nur  eine  momentane  Stockung  in- 
dem der  Klumpen  zerkleinert  oder  auch  im  Ganzen  durch  das  Capil- 
largebiet  hindurchgepresst  wird;  bei  länger  andauernder  und  bei 
schwerer  Iufection  führt  ein  solcher  Klumpen  oft  zu  mehr  dauern- 
der Störung.  Doch  siebt  man  niemals  diese  Klumpen  rother  Blut- 
körperchen etwa  wie  grosse  Emboli  reitend  auf  der  Theilungs- 
stelle  der  Capillaren  und  kleinen  Venen  sitzen;  die  embolirten  Klumpen 
scheinen  immer  noch  weich  genug  zu  sein,  um  so  in  die  Capil- 
laren eingepresst  zu  werden,  wie  man  eine  halbweiche  Injections- 
massc  etwa  in  die  Capillaren  durch  ein  anatomisches  Injectionsver- 
fahren  einpressen  kann.  Wenn  die  Infection  gegen  die  tödtliche 
Akme  steigt,  so  häufen  sieb,  neben  einer  ausgedehnten  Stase  der 
Capillaren,  in  den  kleinen  Arterieu  und  Venen  die  Klumpen  in 
grosser  Zahl  und  man  siebt  sie  oft  reihenweise  in  den  Gefässen  pas- 
airen,  indem  die  Klumpen  dann  oft  durch  Schichten  von  klarem 
Plasma  oder  von  einem,  mit  wenigen  rothen  und  weissen  Blutkör- 
perchen gemischten  Plasma  getrennt  laufen.  Der  Blutstrom  macht 
dann  den  Eindruck,  als  ob  ein,  aus  unregelmässigen  rothen  und 
weissen  Querstreifen  zusammengesetztes  Band  durch  das  Gefass  bin- 
durebgezogen  würde. 

Ich  halte  es  für  wahrscheinlich,  dass  die  Stase  und  Klumpen  - 
bildung  der  rothen  Blutkörperchen  durch  die  Formveränderungen 
derselben  in  dem  von  mir  in  der  Allg.  Chir.  § 281  entwickelten 
Sinn  eingeleitet  und  bedingt  wird.  Ich  glaube  mich  jetzt  bei  der 
directen  mikroskopischen  Untersuchung  davon  überzeugt  zu  haben, 
dass  in  den  Blutgefässen  bei  septischer  Infection  l'ormveräuderto, 


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HOtbb,  Febrile  Störungen  des  Blutkreislaufs. 


509 


sternförmige  und  stacheligo  rothe  Blutkörperchen  kreisen.  Zu  den 
mechanischen  Störungen , welche  der  Lauf  eines  rothen  Blutkörper- 
chens vermöge  der  Umwandelung  der  runden  Scheibe  in  eine  eckige 
Form  erleiden  kann,  gesellen  sich  gewiss  schon  früh  chemische  Stö- 
rungen, deren  Schwerpunkt  in  den  Beziehungen  der  Blutkörperchen 
zum  Plasma  zu  suchen  ist.  Vielleicht  treten  Gerinnungen  des  Stroma- 
fibrins aus  den  rothen  Blutkörperchen  oder  auch  minimale  Nieder- 
schlage von  Plasmafibrin  um  die  sich  zusammenballenden  rothen 
Blutkörperchen  ein.  Von  besonderem  Interesse  ist  noch  der  Farben- 
unterschied, welcher  zwischen  den  Schichten  der  im  ausgeschalteten 
Capillar  ruhenden  Blutkörperchen,  resp.  den  in  Arterien  und  Venen 
cursirenden  Klumpen  auf  der  einen  Seite  und  zwischen  den  in  nor- 
maler Weise  circulirendcn  einzelnen  rothen  Blutkörperchen  stattfin- 
det. Schon  bei  vorübergehender  Stase  erhält  die  Summe  der  ruhen- 
den rothen  Blutkörperchen  eine  dunkel  blaurothe,  stark  venöse  Fär- 
bung, offenbar  durch  vermehrte  Aufnahme  von  Kohlensäure  aus  den 
Geweben,  welcher  eine  vermehrte  Abgabe  von  Sauerstoff  parallel 
gehen  wird.  Bei  länger  dauernder  Stase  mischt  sich  aber  zu  der 
blaurothen  Verfärbung  ein  bräunlicher  Farbenton  und  so  unterschei- 
den sich  auch  die  in  den  Venen  cursirenden  Klumpen  meist  durch 
diese'  bräunliche  Färbung  von  dem  übrigen  venösen  Blut.  So  schliesst 
sich  hier  die  chemische  Störung  unmittelbar  an  die  mechanische  an, 
und  es  bedarf  kaum  der  Erwähnung,  dass  auf  Grund  der  von  uns 
beobachteten  febrilen  Kreislaufstörungen  eine  vermehrte  Oxydation 
der  Gewebe,  eine  vermehrte  Ausscheidung  der  Kohlensäure,  ein  ge- 
steigerter Zerfall  der  rothen  Blutkörperchen  und  andere  wichtige 
chemische  Störungen  des  Fiebers  leicht  begreiflich  werden. 

Febrile,  resp.  septische  Ecchytnosen  wurden  von  uns  mehrmals 
beobachtet  uud  scheinen  durch  die  Diapedesia  einzelner  rotber  Blut- 
körperchen bei  venöscapiilarer  Stase  entstanden  zu  sein. 

Ueber  pyämische  Infection  haben  wir  nur  eine  kleinere  Zahl 
von  Versuchen  angestellt,  indem  wir  frisch  gewonnenen,  möglichst 
unzeisetzten  Eiter  vom  Menschen  beim  Kaninchen  subcutan  injicirten. 
Unsere  Versuche  beweisen,  dass  auch  nach  dem  mikroskopischen 
Bild  der  allgemeinen  Kreislaufstörung  die  septikaemische  von  der 
pyämischen  Infection  getrennt  werden  muss.  Die  pyämische 
Infection  kennzeichnet  sich  durch  das  Kreisen  von  klum- 
pig zusammengeballten  weissen  Blutkör  perchen  im  Kreis- 
lauf und  durch  das  Anhaften  solitärer,  zuweilen  auch 
gruppenweiss  gestellter  weisser  Blutkörperchen  an  der 
Innenwand  der  Capillaren  und  kleinen  Venen.  Die  Kreis- 
laufstörungen, welche  hierdurch  für  die  rothen  Blutkörperchen  be- 
dingt werden,  bestehen  wieder  in  Ausschaltungen  der  Capillaren  aus 
dem  Kreislauf,  wobei  dieselben  zuweilen  nur  mit  Plasma,  häufiger 


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510 


■cbkidt,  OitJT!*»’»  Kibringerinnnngsverinch. 


jedoch  mit  rothen  Blutkörperchen  gefüllt  sind,  ferner  in  Stenosirung 
der  kleinen  Gefässe,  wodurch  der  Kreislauf  verzögert  und  der  Strom 
der  rothen  Blutkörperchen  zuweilen  in  einem  Gefiiss  gleichsam  gabe- 
lig  getheilt  wird.  Bei  hochgradiger  pyämischer  Infection  gegen  das 
tödtliche  Ende  hin  sieht  man  ein  ähnliches  quergestreiftes  Bild  in 
den  etwas  grösseren  Gelassen,  wie  bei  hochgradigrr  Septikämie,  d.  h. 
Gruppen  von  weissen  und  rothen  Blutkörperchen,  welche  in  bunter 
Abwechselung  durch  die  Gefässe  pnsairen. 

Mur  eine  bedenkliche  Skepsis  wird  in  den  hier  geschilderten 
Störungen  eine  unbedeutende,  nebensächliche  Erscheinung  des  sep- 
tischen und  pyämischen  Fiebers  erkennen  wollen.  Ich  bin  der 
Ansicht,  dass  in  den  beschriebenen  Kreislaufstörungen, 
welche  durch  Veränderungen  der  rothen  und  weissen 
Blutkörperchen  bedingt  erscheinender  Grundzug  der  sep- 
tisch undpyämisch  bedingten  febrilen  Ailgerneinstörung 
gegeben  ist.  Wie  weit  diese  Ansicht  begründet  ist,  wird  sich  erst 
entscheiden,  wenn  es  uns  gelingt,  alle  Fiebererscheinungen  aus  den 
beschriebenen  Kreislaufstörungen  mit  zwingen  der  Nothwcndigkeit  ab' 
zuleiten  und  andere  Erklärungen  der  Fiebererscheinuugen  auszu- 
schliessen.  Da  wir  im  Wesentlichen  nur  eine  Bestätigung  der  von 
mir  in  meiner  allgemeinen  Chirurgie  ausgeführten  hypothetischen 
Ansichten  über  das  Wesen  des  Fiebers  gefunden  haben,  so  kann  ich 
auf  diese  frühere  Arbeit  schon  verweisen,  behalte  mir  aber  auch  eine 
weitere  Begründung  der  von  mir  aufgestellten  Fiebertheorie  für  die 
nächste  Zukunft  vor. 

Herr  Gand.  med.  Hofmeyer  wird  die  Versucbsprotocolle,  welche 
sich  auf  die  hier  benutzten  Versuche  beziehen,  demnächst  ausführlich 
publiciren.  Greifswald,  im  Juni  1876. 


Bemerkung  zu  Gautier’s  Fibringerinnungsversuch. 

Von  Professor  Al.  Schmidt. 

Gautikk  giebt  au,  dass  der  im  Vacucm  erhaltene  Rückstand 
von  Blut,  dessen  Gerinnung  durch  Zusatz  von  Kochsalzlösung  be 
bindert  worden,  bis  100°  erhitzt  werden  könne,  ohne  seine  Löslich- 
keit zu  verlieren  und  dass  die  Lösung,  hinreichend  verdünnt,  wieder 
gerinnt.  — Dass  die  Fibringeneratoren  im  trocknen  Zustande 
durch  eine  Temperatur  von  100°  nicht  wesentlich  verändert  werden, 
ist  nicht  weiter  auffallend;  dieselbe  Erfahrung  macht  man  bekannt- 
lich ja  auch  mit  dem  Albumin.  Es  frägt  sich  nur  ob  die  GaüTIEB- 
sche  Beobachtung  einen  Schluss  gestattet  gegen  die  Auffassung  der 
Fibringerinnung  als  eines  fermentativen  Vorganges. 

Dies  ist  offenbar  nicht  ohne  Weiteres  zulässig  gegenüber  der 


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O.  Hkbtwio.  Befrachtung  des  tbierischen  Eies. 


511 


Angabe  von  IIüfneb,  dass  ein  andres  thierisehes  Ferment,  das  Pan- 
kreasferment eine  Temperatur  von  100°  ohne  Veränderung  ausiiält. 

Zur  Bestätigung  dieser  Angabe  mögen  die  nachfolgenden  Ver- 
suche dienen , welche  ich  während  eines  kurzen  Aufenthaltes  in 
Berlin  im  Laboratorium  des  Herrn  Prof.  Salkowski  und  in  Gemein- 
schaft mit  demselben  angestellt  habe. 

1,  Pepsin  (französisches,  von  MeüK  in  Dnrinstadt  bezogen) 
troeknes,  mit  Amyluin  gemischtes  Pulver,  wurde  eine  Stunde  lang 
im  Luftbade  einer  Temperatur  von  110°  ausgesetet,  daun  mit  ver- 
dünnter Salzsäure  (0,25°  0)  extrahirt  und  mit  coagulirtcm  salzarmem 
Eialbumin  geprüft.  Es  ergab  sich,  dass  die  verdauende  Wirksam- 
keit des  Pepsins  durch  das  Erhitzen  durchaus  keine  Abnahme  er- 
litten hatte. 

2,  Staubtroeknes  Pankreasferment  wirkte,  nachdem  cs  ®/4  Stun- 
den lang  im  Luftbade  einer  Temperatur  von  107°  ausgesetzt  ge- 
wesen, auf  Fibrin  uicht  schwächer  als  früher,  ebenso  nachdem  es 
noch  weitere  5 Stunden  bei  98°  erhitzt  worden.  Eine  zweite  Por- 
tion desselben  pulverförmigen  Fermentes  erwies  sich  als  vollkommen 
wirksam,  nachdem  sie  in  einem  trocknen  lieagensglase  6/4  Stunden 
lang  in  kochendem  Wasser,  eine  dritte  als  ebenso  wirksam,  nachdem 
sie  6/4  Stunden,  gleichfalls  in  einem  trocknen  Hengensgiase,  in  einem 
üelbade,  in  welchem  die  Temperatur  zwischen  100 — 112°  schwankte, 
versenkt  gewesen.*) 

Diesen  Beobachtungen  entsprechend  zeigte  sich  denn  auch, 
dass  man  das  getrocknete  und  pulverisirte  Alkoholcoagulum  vou 
Rinderblutserum  anhaltend  bis  110°  erhitzen  kann  ohne  das  darin 
enthaltene  Fibrinferment  zu  zerstören.  Das  Wasserextrakt  aus  dem 
erhitzten  Pulver  wirkte  nicht  schwächer  gerinnungserzeugend  als 
das  aus  dem  nicht  erhitzten. 

O.  Hertwig.  Beitrage  zur  Kenntnis«  der  Bildung,  Befruchtung 
und  Theiluug  des  thierischen  Eies.  Morphoi.  jahrb.  1 8.  347. 

H.  hat  seine  Beobachtungen  an  den  Eiern  des  am  Mittelmeer 
gewöhnlichen  Seeigels  Troxopneustes  lividus  angestellt.  Zur  Reife- 
zeit des  Eies  erleidet  das  Keimbläscheu  eine  regressive  Metamorphose 
und  wird  durch  Contractionen  des  Protoplasma  an  die  Dotterober- 
tläche  getrieben.  Seine  Membran  löst  sich  auf,  sein  Inhalt  zerfällt 
und  wird  zuletzt,  vom  Dotter  wieder  resorbirt,  der  Keimfleck  aber 
scheint  unverändert  erhalten  zu  bleiben,  in  die  Dotterrnasse  selbst 
hiucinzugclangen  und  zum  bleibeudeu  Kern  des  reifen  befruchtungs- 
fähigen Eies  zu  werden.  Etwa  fünf  bis  zehn  Minuten  nach  der  Ver- 
mischung der  Eier  mit  dem  Sperma  tritt  im  Dotter  ganz  nahe  an 
seiner  Oberfläeho  eine  sehr  kleine  helle  Stelle  auf,  aus  welcher  die 

*)  Selbst  Erhitzen  bis  130°  (l'/t  Stunde)  hob  die  Wirksamkeit  nicht  auf;  da- 
gegen war  eine  bis  170®  erhitzte  Probe  unwirksam.  E.  Saikowski. 


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512 


O.  Hkrtwio.  Befruchtung  de«  tbieriachen  Eies. 


Körnchen  verschwunden  sind.  Die  Dotterkörnchen  in  ihrer  Umge- 
bung gruppiren  sich  in  einzelnen  Reihen  dicht  hintereinander,  diese 
Reihen  sind  nach  dem  Mittelpunkt  der  hellen  Stelle  gerichtet,  von 
welcher  sie  wie  Radien  nach  allen  Seiten  ausstrahlen.  Anfänglich 
ist  diese  Anordnung  der  Dotterkörnchen  nur  auf  die  nächste  Umge- 
bung des  lichten  Flecks  beschränkt,  je  mehr  dieser  aber  anwächst, 
um  so  mehr  verlängern  sich  die  Radien  und  werden  schärfer  und 
deutlicher.  Auch  in  dem  körnchenfreien  Theil  der  Figur  lässt  sich 
noch  ein  kleiner  homogener  Körper  erkennen.  Er  besitzt  fast  die 
gleiche  Lichtbrechung  wie  das  umgebende  Protoplasma. 

Einige  Male  sah  H.  von  dem  kleinen  Körper  noch  eine  zarte 
Linie  bis  zur  Eiperipherie  reichen  und  sich  hier  in  ein  kurzes  feines 
Fädchen  verlängern,  welches  in  den  freien  Raum  zwischen  Dotter 
und  Eimembran  hineinragte.  H.  sah  den  kleinen  Körper  mit  deutlich 
wahrnehmbarer  Geschwindigkeit  von  der  Eiperipherie  Bich  entferneni 
in  der  Richtung  nach  dem  Kern  weiter  in  den  Dotter  eindringeD,  am 
Kern  endlich  anlangen  und  an  denselben  von  einer  Seite  sich  anlegen. 
Während  dessen  setzte  sich  der  Eikern  gleichfalls  in  Bewegung,  und 
rückte  näher  nach  der  Eimitte  zu.  Doch  war  seiue  Bewegung  lang- 
sam und  konnte  leicht  übersehen  werden.  Aus  Eiern,  die  U.  mit 
Reagentien  behandelt  hat,  glaubt  H.  schliessen  zu  dürfen,  dass  endlich 
eine  Verschmelzung  beider  Körper  stattfinde.  Dann  wäre  der  nach 
der  Befruchtung  und  unmittelbar  vor  der  Furchung  in  der  Eizelle 
vorhandene  einfache  Kern,  um  welchen  die  Dotterkeimchen  in  Ra- 
dien angeordnet  sind,  aus  der  Copulation  zweier  Kerne  bervorge- 
gangen.  Den  an  der  Eiperipherie  auftretenden  hellen  kleinen  Körper, 
der  sieb  besonders  mit  Karmin  stark  imbibirt,  glaubt  H.  als  Kopf 
eines  eingedrungenen  Spermatozoon  deuten  zu  dürfen  und  schlägt  des- 
halb für  den  hellen  Körper  den  Namen  Spermakern  vor.  Der  Ei- 
kern wird  dadurch  zum  Furchungskem,  dass  er  sich  mit  dem 
Spermakern  vermischt.  Es  besteht  vorübergehend  in  der  Eizelle 
ein  hermaphroditi8cher  Zustand,  indem  in  einer  gemeinsamen 
Protoplasmamasse  zwei  mit  verschiedenen  Fähigkeiten  versehene 
geschlechtlich  unterschiedene  Kerne  vorhanden  sind.  Um  den  Fur- 
chungskern ordnet  sich  das  Protoplasma  wiederum  bis  zum  Rand  der 
Dotterkugel  radienartig.  Der  Kern  umlagert  sich  mit  einer  Rinde 
körnchenfreien  Protoplasmas  und  verändert  seine  Gestalt  amöboid. 
Nach  einiger  Zeit  führen  die  Formveränderungen  am  Kern  zu  einer 
bleibenden  Verlängerung  desselben.  Um  die  beiden  Kernpole  ordnet 
sich  der  Dotter  radienartig,  so  dass  die  Eizelle  aus  zwei  kleinen 
Saraenfiguren  zu  besteben  scheint,  zwischen  welchen  der  Kern  als 
Verbindungsstück  mitten  inne  liegt.  Plötzlich  verschwindet  der  Kern 
für  die  Beobachtung  im  frischen  Zustand.  Dann  sieht  man  im  Ei- 
centrum nabe  bei  einander  zwei  runde  körnchenfreie  Steilen,  die  durch 


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Q.  This.  Anatomie  der  Gewebe. 


513 


einen  schmalen  körnchenfreien  Streifen  zusammengehalt  en  werden 
der  an  der  Stelle  des  früheren  vacuolenartigen  Kernes  gelegen  ist. 
Der  Streifen  ist  bügelförmig  gekrümmt.  Um  jedes  körnehenfreies 
Ende  sind  die  Dotterkörnchen  in  Radien  angeordnet.  Die  Eiober- 
fläche  erhält  zu  dieser  Zeit  ebenfalls  mannigfache  Ein-  und  Ausbuch- 
tungen, wird  gestreckt  und  theilt  sich  schliesslich  entsprechend  den 
beideD  Samen  in  2 Tochterzelleo.  Während  dessen  rücken  die  Theile 
der  ilantelfigur  auseinander.  In  dem  Verbindungsstiel  taucht  plötz- 
lich je  ein  heller  Punkt  auf;  er  wird  zum  Kern  der  Tochterzelleu. 
Bei  der  Viertheilung  erleidet  der  Kern  weitere  amöboide  Veränderungen 
in  seiner  Form,  welche  zu  einer  Streckung  desselben  fuhren.  Es 
wiederholt  sich  bei  allen  folgenden  Thoilungen  derselbe  Vorgang. 
Alle  neu  entstehenden  Kerne  der  ersten  Furchungsstadien  sind  von 
gleicher  Beschaffenheit  wie  der  Kern  der  ersten  Furchungskugel: 
sie  sind  membranlos  und  aus  einer  gleichartigen  homogenen  Substanz 
gebildet.  Auch  in  ihrer  Grösse  stimmen  sie  nahezu  überein.  Rach 
jeder  neuen  Eitheilung  hat  mithin  eine  beträchtliche  Vermehrung  der 
Kerne  stattgefunden.  An  Carminosmium  Präparaten  konnte  nachge- 
wiesen werden,  dass  der  Kern  niemals  verschwindet,  soudern  nur  im 
frischen  Zustande  unsichtbar  bleibt.  Er  nimmt  bei  der  Verlängerung 
eine  deutliche  Spindelform  an,  in  deren  Mitte  eine  Anzahl  dunkeier, 
geronnener  in  Carmin  stärker  gefärbter  Fäden  zu  erkennen  ist, 
welche  parallel  zu  seiner  Längsaxe  angeordnet  sind.  Im  Hantel- 
stadium ist  der  Kern  bandförmig  und  hat  in  einiger  Entfernung  von 
seinen  Enden,  da,  wo  das  Band  in  den  Kopf  der  Hantel  eindringt 
je  einen  verdickten  und  dunkel  gefärbten  Abschnitt.  Wie  die  oben 
beschriebene  mittlere  Verdichtungszone  der  Kernspindel,  ist  jeder 
Abschnitt  aus  einzelnen  parallelen  Längsstäbchen  zusammengesetzt. 
Danach  unterscheidet  II.  am  Kernband  ein  Mittelstück,  zwei  seitliche 
VerdichtUDgszonen  und  ein  Endstück.  Loewe. 


G.  Thin.  On  The  Anatomy  of  the  Conneetive  Tia.sues.  pro- 

ceed.  of  tlie  Koyal  8oc.  1875.  Nr.  158. 

Durchsichtige  tbierische  Gewebe,  welehe  man  friscb  in  Humor 
aqueus  oder  Blutserum  einkittet,  unterliegen  einer  Reihe  von  Ver- 
änderungen, durch  welche  innerhalb  weniger  Tage  sonst  unsichtbare 
anatomische  Elemente  deutlich  werden.  So  treten  nach  24  Stunden 
die  sternförmigen  Hornhautkörperchen  auf  einem  Horizontalschnitt 
durch  die  Cornea  in  die  Erscheinung.  Sie  bestehen  aus  einer  scharf 
begrenzten  Protoplasmamasse,  welche  sich  eine  ganz  kleine  Strecke 
weit  in  Fortsätze  hinein  verfolgen  lässt.  Der  Kern  ist  flach,  die 
Fortsätze  werden  dicht  hinter  der  Zelle  sehr  fein  und  bilden  mit 
den  Fortsätzen  anderer  Zellen  ein  feines  Netzwerk.  Auch  an  Gold- 


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514 


G.  Tniw.  Anatomie  der  Gewebe. 


Präparaten  sieht  man  öfters  feine  dunkele  Linien  zwischen  den  Ker- 
nen; sie  entsprechen  den  in  Humor  aqueus  sichtbaren  Fortsätzen. 
Sie  sind  umgebet)  von  den  dunkel  gefärbten  Zügen,  die  bei  Gold- 
präparaten gewöhnlich  sind  und  welche  den  Saftlücken  der  Cornea 
entsprechen.  (Corneal  spaces.)  Gleiche  Bilder  erhält  man  von  der 
Cornea  nach  Einlegung  derselben  für  5 — 10  Tage  in  eine  10% 
Salzlösung.  Auch  die  viereckigen  länglichen  Zellplatten,  welche  Th. 
früher  mit  Kalilösung  nachgewiesen  hat,  werden  auf  die  erwähnte 
Art  und  Weise  sichtbar,  am  besten  in  Schrägschnitten  aus  denen 
sie  nach  2 — 5 Tagen  einzeln  oder  reihenweis  ausfallen.  An  der 
Froschcornea  kann  man  diese  Zellplatten  nicht  selten  den  primären 
Bündeln  der  Cornea  anliegcn  sehen.  — Macerirt  man  Sehnen  3 — 5 
Tage  auf  die  angegebene  VVeise,  so  siebt  man  Massen  platter  Zel- 
len, entweder  frei  in  der  Flüssigkeit  oder  an  der  Kante  des  Präpa- 
rats. In  der  Achillessehne  des  Frosches  sind  dieselben  von  3 ver- 
schiedenen Grössen,  a)  breite  Zellen,  dem  durch  Silber  sichtbar  zu 
machenden  Endothel  entsprechend,  b)  kleinere  viereckige  Zellen, 
ähnlich  den  Ranvier’schen;  sie  liegen  in  doppelten  Lagen  zwischen 
den  secundären  und  tertiären  Bündeln,  c)  lange  Zellplatten,  ähnlich 
den  durch  Kalilauge  isolirbareu,  welche  die  primären  Bündel  be- 
decken. Man  kann  sehen,  dass  die  an  der  Oberfläche  der  Sehne 
liegenden  Zellmassen  ebenso  wie  die  zwischen  den  secundären  und 
tertiären  Bündeln  vorhandenen  aus  einem  doppelten  Zelllager  be- 
stehen, welches  durch  ein  dünnes  und  transparentes  Medium  zusam- 
mengehalten  wird.  Das  Perimysium  und  das  Neurilemma  werden 
durch  eine  doppelte  Lage  4 oder  fleckiger  Zellen  gebildet,  die  eben- 
falls durch  eine  transparente  Kittsubstanz  zusammengehalten  werden. 
Vom  Neurilemma  des  Ischiadicus  des  Frosches  kann  man  nach  we- 
nigen Stunden  verzweigte  Zellen  von  zweierlei  Art  nach  oben  dar- 
gelegter Methode  isoliren;  die  einen  sind  schmale  Protoplasmamas- 
sen, die  sich  nach  beiden  Enden  in  eine  feine  Faser  verfolgen  las- 
sen, die  andern  senden  zahlreiche  sehr  feine  Fadchen  nach  allen 
Richtungen  ab.  Manchmal  entsendet  eine  Zelle  an  einer  Seite  nur 
eine  Faser,  während  sie  an  der  andorn  Seite  in  2 Fasern  ausläuft. 
Die  Bindegewebsfibrillen  bilden  gleichförmige  flache  Bänder,  deren 
Breite  dem  Durchmesser  eines  rothen  Blutkörperchens  gleichkommt. 
Die  Bindegewebsfibrillenbündcl  liegen  in  der  Kittsubstanz  zwischen 
den  beiden  Lagern  flacher  Zellen.  In  der  Haut  und  in  der  Sehne 
kann  man  nach  mehrtägiger  Maceration  sehen,  dass  die  oben  be- 
regten  bandartigen  Fibrillenbündel  aus  feinen  scharf  conturirten 
Bindegewebsfasern  bestehen.  Die  Fibrillenbündel,  welcLe  die  Seh- 
nen zusammensetzen  sind  denjenigen  analog,  welche  sich  auch  im 
Innern  des  Bindegewebes  der  Nerven  Anden , nur  dass  sie  in  letzte- 
rem Falle  sehr  schwach,  im  ersteren  sehr  stark  sind.  Die  Fibril- 


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Carl.  Geacbmackitfaaftrn  der  chorda  tympani. 


515 


ienbttndel  der  Cornea  können  durch  Einlegen  in  Goldlösung  von 
Vj% > wozu  man  die.  gleiche  Quantität  Eisessig  gesetzt  hat,  deutlich 
gemacht  werden.  Loewe. 


C.  A.  Carl:  Ein  Beitrag  zur  Frage:  Enthält  die  chorda  tym- 
pani  CeschuiacksfasernV  Arch.  f.  otuenbeiik.  x.  8.  152. 

Seit  früher  Jugend  leidet  Vf.  an  einer  Entzündung  des  Mittel- 
ohr’s,  welche  nach  einem  mit  diphtheritiscber  Rachenentzündung 
combiuirten  Scharlachfieber  zurückgeblieben  war.  Das  Trommelfell 
fehlt  fast  ganz,  die  Schleimhaut  der  i.abyrinthwand  der  Paukenhöhle 
befindet  sich  im  Vernarbungszustande.  Die  Hörfäbigkeit  ist  sehr 
herabgesetzt.  Die  Funktionen  des  nv.  facialis  und  des  n.  trigemi- 
nus  sind  vollkommen  intakt.  Die  Sensibilität  der  vorderen  zwei 
Drittel  der  linken  Zungenhälfte  ist  erhalten,  ja  auch  durch  Reizung 
der  chorda  in  der  Paukenhöhle  wird  eine  Empfindung  von  Prickeln 
und  Stechen  auf  eben  jener  vorderen  Zungenseite  hervorgerufen. 
Dagegen  ist  die  G esch  mac k sein p fi nd  I ich ke  it  der  vorderen 
zwei  Drittel  der  linken  Zungenhälfte  vollkommen  zerstört.  Unter 
Hinzunabme  des  Faktum’s,  dass  nach  mechanischen  Insulten  der 
chorda  in  der  Paukenhöhle  eine  exquisite  Speichelabsonderung  aus 
der  linken  caruncula  salivalis  beobachtet  wurde,  scheint  dem  Vf.  die 
Anschauung  unmöglich,  dass  bei  dem  dünnen  Querschnitt  der  chorda 
gerade  nur  allein  die  Geschmacksfasern  zerstört,  die  sensiblen  und 
secretorischen  Fasern  erhalten  sein  sollten.  Er  kommt  vielmehr  zu 
dem  Schluss,  dass  eine  Läsion  der  chorda  überhaupt  nicht 
vorliege.  Dagegen  existiren  andere  Nerven  in  der  Paukenhöhle, 
deren  Zerstörung  zugleich  Gescbmacksvernichtung  bedingen  könnte. 
Es  sind  dies  die  den  plexus  tympanicus  zusammensetzenden  Nerv- 
chen.  Vom  gangl.  petrosum  des  nv.  glossopbaryngeus  tritt  durch 
den  canaliculus  tympanicus  ein  Zweig  in  die  Paukenhöhle  und  be- 
gegnet hier  Trigcminusästen,  welche  vom  gang),  oticum  her  durch 
den  petrosus  superf.  minor  eintreten.  Durch  die  chronische  Erkran- 
kung der  Paukenhöhle  wäre  dieser  plexus  bei  ihm  zerstört.  Da 
aber  andererseits  durch  klinische  Beobachtungen  ganz  fest  steht, 
dass  eine  gewisse  Summe  schmeckender  Fasern  sicher  in  der  Bahn 
der  chorda  verläuft,  so  nimmt  Vf.  noch  eine  faktisch  existirende  Ver- 
bindung des  gangl.  geniculatum  nv.  facialis  mit  dem  plexus  tympani- 
cus zu  Hülfe,  jenem  Knieganglion  des  Gesichtsnerven,  zu  welchem 
sich  durch  den  nv.  petr.  superf.  minor  ein  Ast.  vom  gangl.  sphenopalati 
num  des  (II.  Astes)  nv.  trigeminus  hin  begiebt.  Der  Weg  also,  auf 
dem  sich  Vf.  die  Geschmacksfasern  des  vorderen  Zungenabschnitts 
zum  Hirne  verlaufend  denkt,  wäre  der:  Sie  treten  zuerst  in  den 


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516 


Exnhb.  Theorie  des  Auges. 


raimis  ling.  des  Trigeminus  ein  und  während  nun  der  grössere  Theil 
derselben  via  gangl.  oticum  — petr.  superf.  rninor  — plexus  ty mp. 
— gangl.  petrosum  zum  glossopharyngeus  gelangt,  biegt  ein  vari- 
abler Bruchtheil  in  die  chorda  ein,  passirt  so  die  Paukenhöhle,  legt 
sich  dem  nv.  facialis  an  und  zieht  mit  ihm  centralwärts  zum  gangl. 
geniculi;  von  hier  aus  strebt  er  als  ram.  communicans  nv.  fac.  cum 
plexu  tymp.  diesem  zu  und  erreicht  so  zum  zweiten  mal  in  der  Pau- 
kenhöhle, gemeinschaftlich  mit  jener  ersten  vom  gangl.  oticum  her- 
kommenden Partie,  den  nv.  glossopharyngeus.  Schliesslich  erwähnt 
Vf.  noch,  dass  die  sensiblen  Eindrücke  bei  Rt-izuug  der  chorda  in 
der  Paukenhöhle,  auf  der  entsprechenden  Zungenseite,  nur  den 
Zungenrand  eiunehmen.  Bernhardt. 


8.  Exner,  Heber  das  Sehen  von  Bewegungen  und  die  Theorie 
des  zusammengesetzten  Auges,  wiener  Sitsgsb.  lxxii.  3.  Juli. 

Nach  E.  giebt  es  eine  Art  des  Erkenncns  von  Bewegungen, 
welche  nicht  als  Wahrnehmung  sondern  als  eine  Empfindung  bezeichnet 
werden  muss.  Versetzt  man  eine  schwarze  Scheibe,  auf  welcher  ein 
Durchmesser  in  Weiss  gezogen  ist,  in  Rotation,  so  dass  sie  sich  mit 
einer  Winkelgeschwindigkeit  dreht,  die  der  des  Minutenzeigers  gleich 
kommt,  so  erkennt  man  die  Bewegung  dadurch,  dass  der  weisse  Streifen 
in  verschiedenen  Momenten  in  verschiedener  Eage  getroffen  wird. 
Steigert  man  die  Winkelgeschwindigkeit,  so  kommt  ein  Moment,  wo 
sich  der  Eindruck  wesentlich  ändert;  man  glaubt  die  Beweguug  zu 
sehen,  während  man  sie  früher  blos  erschlossen  hat.  Das,  wodurch 
sich  der  zweite  Eindruck  vom  ersten  unterscheidet,  lässt  sich  in  keiner 
Weise  beschreiben  mit  nichts  anderem  vergleichen,  trägt  also  den 
Stempel  der  reinen  Empfindung.  An  den  peripherischen  Netzbaut- 
stelleu  ist  die  Empfindlichkeit  für  Bewegung  relativ  sehr  gross,  für 
Localisation  sehr  klein.  In  dem  unteren  äusseren  Theile  des  Sehfeldes 
erkennt  mau  noch  Bewegung  ohne  die  Begrenzung  des  Körpers  zu 
sehen,  welcher  sich  bewegt.  — Ein  Faeettenauge  fungirt  nach  Art 
unserer  peripherischen  Netzhautstellen.  Joh.  Müller’»  Theorie  des 
Facettenauges  hält  E.  aufrecht;  es  entsteht  im  zusammengesetzten 
Auge  ein  aufrechtes,  mosaikartiges  Bild  der  tiegenstände.  Mehrere 
Autoren  geben  an  am  tirunde  des  optischen  Apparates  eines  Facetten- 
augos,  an  der  Steile  des  Eudes  der  Opticusfaser  vollständige  Bildchen 
der  tiegenstände  gesehen  zu  haben,  von  jedem  Elemente  des  zusammen- 
gesetzten Auges  soll  ein  solches,  umgekehrtes  Bildchen  entworfen 
werdeu.  E.  beweist,  dass  diese  Angabe  auf  einer  Täuschung  beruht. 

Ein  Element  des  zusammengesetzten  Auges  besteht  aus  Corneafacette 
und  dem  Krystallkegel;  bei  der  Präparation  lösen  sich  sämmtliche 
Krystallkegel  ab;  die  vou  den  Autoren  gesehenen  Bildchen  wurden 

( 

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Hktbsiü«.  Albumin.  Hkidknbkich.  Schraubenbacterie  des  RückfalUtypbus.  517 


von  den  Corneafacetten  allein  entworfen ; es  kommt  ihnen  keine  andere 
Bedeutung  zu,  wie  jener.  Bildchen,  welche  in  der  Höhe  eines  mikro- 
skopischen Präparates  entstehen,  wenn  man  dasselbe  mit  dem  Con- 
densator  beleuchtet.  Im  unversehrten  Auge  verhindert  der  Krystall- 
kegel  das  Zustandekommen  jener  Bildchen.  Die  einzelnen  optischen 
Apparate  dos  Facettenauges  vereinigen  nur  die  Strahlen  an  der  Spitze 
des  Krystallkegels.  Durch  diese  Einrichtung  des  zusammengesetzten 
Auges  wird  von  der  Lichtquelle  ein  weit  grösserer  Bruchtheil  sämmt- 
licherK  onendigungen  erregt  als  im  menschlichen  Auge;  dadurch  ist 
das  zusammengesetzte  Auge  im  Vortheil  beim  Sehen  von  Bewegungen. 

Möller  (Erlangen). 

A.  Heynsius.  Ueber  das  Albnmin  und  seine  Verbindungen. 

Pflusokb's  Arch.  XI.  S.  624. 

H.  fasst  die  Resultate  seiner  Untersuchungen  kurz  zusammen : 
1)  Serum-  und  Eieralbumin  geben  Verbindungen  mit  Salzen  der  al- 
kalischen Erden  mit  Alkalien  und  Sauren.  2)  Die  Verbindung  mit 
Salzen  der  alkalischen  Erden,  ist  löslich  im  Wasser.  Die  Lösung 
coagulirt  beim  Erhitzen;  enthält  sie  gleichzeitig  Salze  (Kochsalz),  so 
ist  eine  1 >here  Temperatur  zur  Gerinnung  erforderlich.  3)  Die  AI- 
kalialbuminate  unterscheiden  sich  nach  der  Stärke  der  Alkalilösung, 
ihrer  Temperatur  und  der  Dauer  der  Einwirkung.  Starke  Alkalien 
lösen  das  Albumin,  fuhren  es  jedoch  bald  in  die  coagulirte  Form 
über;  schwächere  lösen  es  ebenfalls,  die  Umwandlung  in  die  coagu- 
lirte Form  geschieht  jedoch  erst  bei  längerer  Einwirkung.  Sehr  ge- 
ringe Mengen  bilden  selbst  beim  Sieden  nicht  die  coagulirte  Form. 
4)  Die  Acidalbumine  unterscheiden  sich  gleichfalls  nach  der  Concen- 
tration  der  Säure,  der  Dauer  der  Einwirkung  und  der  Tetoperatur. 
Auch  die  Säuren  führen  das  Eiweiss  bald  in  die  coagulirte  Form 
über  und  es  gehen  dafür  dieselben  -Sätze,  wie  beim  Alkali.  5)  Die 
Wirkung  der  Alkalien  und  Säuren  wird  durch  neutrale  Salze  behin- 
dert, bei  einem  höheren  Salzgehalt  ist  eine  grössere  Menge  Alkali 
resp.  Säure  zur  Erzielung  einer  bestimmten  Wirkung  erforderlich. 
Genuine  salzhaltige  Eiweisslösungen  bilden  daher  beim  Sieden  ein  Al- 
kalialbuininat,  aus  dem  das  Albumin  durch  Säuren  in  löslicher  Form 
ausgeschieden  wird,  während  ein  genügender  Alkalizusatz  bei  dialy- 
sirtem  salzarmen  Eiweiss  die  Bildung  der  unlöslichen  Modification  be- 
dingt. Das  Serum  und  Eieralbumin  sind  in  freiem  Zustand,  wiewohl 
nicht  coagulirt,  in  Wasser  unlöslich.  E.  Salkowski. 

L.  Heideureich.  Ueber  die  Schruubenbacterie  des  RUckfalls- 

typllUS.  Vorl.  Mittb.  Petersb.  med.  YVocbenschr.  1876.  Nr.  1. 

Bei  allen  Kecurrenskrankeu,  die.  Vf.  in  einigen  Hospitälern 
Moskaus  und  Petersburgs  untersuchte,  wurden  die  Obermeyer'schen 
Spirillen  angetroffen  u.  z.  nur  während  der  Fieberperiode.  In  ei- 


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518 


Schcltik.  Linktseitiger  Feeialiakrampf. 


nigen  Fallen  jedoch  Hessen  sich  diese  Organismen  in  dem  Reinissions- 
stadinm  schon  mehrere  Stunden  (bis  au  22)  vor  Eintritt  des  Relapses 
bei  noch  normaler  Temperatur  naehweisen.  Zwischen  der  Zahl  der 
Spirillen  und  der  Dauer  oder  Intensität  des  Anfalls  scheint  ein  Ver- 
hältnis» nicht  zu  bestehen.  Vor  Eintritt  des  kritischen  Abfalls  ver- 
schwanden die  Organismen;  wo  sie  scheinbar  die  Krise  überdauerten, 
bandelte  es  sich  um  eine  Pseudokriso  mit  bald  wieder  eintretender 
Steigerung  der  Temperatur.  Niemals  zeigteu  sich  die  Spirillen  nach 
dem  letzten  Abfall,  also  zur  Zeit  der  Keconvalescenz,  auch  dann 
nicht,  wenn  sich  an  die  Recurrens  eine  andere  Krankheit  z.  B.  Typh. 
abdom , Erysipel,  fac.  unmittelbar  anschloss.  Im  Blut  einer  Recur- 
rensleiche  gelang  es  dem  Vf.  ebenfalls  die  Spirillen,  die  jedoch  keine 
Bewegung  zeigten,  aufzufinden.  Uebrigens  zeigten  sich  dieselben 
ebenso  wie  bei  der  gewöhnlichen  Recurrens  auch  beim  sog.  biliösen 
Typhus,  was  sehr  für  die  Identität  beider  Krankheitsformen  spricht. 

Vf.  stellte  Versuche  an  über  den  Einfluss  der  Temperatur  auf 
die  Lebensdauer  der  Spirobac-terien.  Am  längsten  blieben  sie  bei 
Zimmertemperatur  von  15 — 22°  0.  beweglich,  nämlich  bis  su  einer 
Woche  und  darüber.  Bei  37°  (J.  wurden  sie  schon  nach  15 — 25 
Stunden  unbeweglich  und  etwa  in  der  halben  Zeit  bei  Temperaturen 
die  40°  C.  erreichten.  Bei  niederer  Temperatur  (bis  zu  6°  0.)  hörten 
die  Bewegungen  sehr  schnell  auf,  kehrten  jedoch  wieder,  wenn  das 
Präparat  wieder  in  Zimmertemperatur  gebracht  wurde.  Nur  wenn 
die  Kälte  sehr  lange  eingewirkt  hatte,  (3  Tage)  blieben  die  Spirillen 
für  immer  bewegungslos.  Schiffer. 


Fr.  Schnitze:  Linksseitiger  Faeialiskraiupf  in  Folge  eines  Aneu- 
rysma der  arteria  vertebral!«  sinistra.  v.hcnow’«  Arcb.  lxv.  8.  as&. 

Ein  öüjäbiiger  Phthisiker,  welcher  vor  zehn  Jahren  eine  schwe- 
rere Verwundung  am  Hinterkopf  erhalten  hatte,  litt  einige  Monate 
vor  seinem  Tode  au  klonischen  Krämpfen  in  der  linksseitigen  Ge- 
sichtsinuskulatur  (m.  frontalis,  Ohr-  und  Gaumensegelmuskeln  ausge- 
nommen). — Die  Funktionsfälligkeit  des  linken  nv.  facialis  war 
ganz  normal,  Schmerzen  bestanden  nicht,  ebensowenig  Hessen  sich 
Druckpunkte  autfiuden,  von  denen  aus  sieb  die  Zuckungen  hätten 
sistiren  lassen.  Die  Obduktion  ergab  eine  kirschkerngrosse  aneurys- 
matische Erweiterung  der  linken  art.  vertebralis,  etwa  V*  Zoll  vor 
ihrer  Einmündung  in  die  art.  basilaris.  Das  Aneurysma  lag  gerade 
vor  der  Oeöiiuug  des  porus  aeusticus  internus  auf  dem  Stamm  des 
linken  nv.  facialis  uud  aeusticus  auf,  es  befaud  sich  iu  der  Furche 
zwischen  pous  und  Kleinhirn  vor  dessen  Flockentbeii.  Am  nv. 
facialis,  seinen  Asten,  und  den  von  ihm  iunervirteu  Muskeln,  eben- 
sowenig am  nv.  aeusticus  konnten  Veränderungen  nachgewiesen  werden, 


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RkNANT.  CiBTlIT. 


519 


(auch  waren  während  des  Lebens  keine  abnorme  Sensationen  des 
Hörnervens  beobachtet  worden.)  Am  nv.  facialis  (Stamm  bis  zum 
pes  anserinus)  fand  Vf.  bei  genauerer  mikroskopischer  Unter- 
suchung dieselben  Veränderungen,  wie  sie  von  Westphal  (Cbl.  1874. 
892)  für  Bleilabmung  charakteristisch  am  nv.  radiaiis  gefunden  und 
beschrieben  wurden.  Sie  kommen  aber  nach  Vf.  auch  bei  gesunden 
Individuen  vor  und  lässt  sich  diesen  eigenlhümlichen  Faserbündeln  eine 
pathologische  Bedeutung  bestimmten  Charakters  nicht  zusprechen.  — 

Bernhardt. 


J.  Renant.  Recherche«  anatomiqnes  sur  le  tissn  elastique 
des  o.s.  ( Labor,  d’histologie  du  College  de  France.  ) 

Arch.  de  physiol.  1875.  M.  63U. 

R.  beginnt  seine  Auseinandersetzungen  mit  einer  sehr  ausführlichen  Be* 
Schreibung  de*  Baues  und  der  Enwickelung  der  laugen  Röhrenknochen  der 
Vögel  (tibia  de«  Huhnes).  Im  Allgemeinen  findet  R auch  au  den  Knochen  der 
Vögel  die  von  Ranvier  (Cbl.  1874.  452.)  als  für  die  Histiogenese  der  Knochen 
typisch  beschriebenen  Vorgänge  wieder.  Die  langen  Röhrenknochen  der  Vögel 
bieten  sehr  grosse  Analogieen  mit  den  gleichen  Knochen  der  Betrachter  (S.  Banvibr 
1.  c.)  und  werden  am  Besten  als  zwischen  diesen  und  denen  der  Säugethiere  in 
der  Mitte  stehend  betrachtet.  — Die  Substanz  der  Röhreuknocben  zeigt  bei  er- 
wachsenen Vögeln  einen  deutlich  fasrigen  Bau.  Derselbe  beruht  auf  dem  grossen 
Reichthnm  Sh a rpk y 'sch er  Fasern,  aus  denen  — wie  die  verknöcherten  Sehneu  — 
die  Vogelknochen  fast  ausschliesslich  zusammengesetzt  erscheinen.  Diese  Fasern 
sind  am  dicksten  in  der  Nähe  des  Periost,  im  Centrum  des  Knochens  sind  sie  er- 
heblich dünner.  — Die  elastischen  Fasern  umgeben  die  SaARpitT*schen  Fasern 
Sie  siud  am  reichlichsten  vorhanden  in  der  Peripherie  der  Knochen  und  werden 
gegen  das  Ceutrum  bin  seltener.  Alle  diese  histiologiscbeu  Thatsachen  werden 
leicht  durch  die  Entwickelongsgeschichte  verständlich.  Die  langen  Röhrenknochen 
der  Vögel  entwickeln  sich  ebenso,  wie  die  seeuudären  Scbädelknochen  nnd  der 
Unterkiefer  der  Säugethiere  aus  fibrösem  Gewebe.  Die  fixen  Zellen  dieses  Ge- 
webes verwandeln  sich  direct  iu  Knochenkörperchen,  die  Bindegewebsböndel 
werden  zn  S iiARPKr'scben  Fasern,  und  die  die  Biudegewebsbundel  begleitenden 
elastischen  Fasern  werden  als  solche  von  der  sich  bildenden  Kuochensubstanz 
eingeschlossen. 

Ein  vorzügliches  Object,  diese  histiologiscben  Umwandlungen  zu  studiren, 
bieten  die  Schädeldeekknocben  des  bebrüteten  Hühnchens  vom  20.  Tage. 

Boll  (Rom). 


J.  Mc.  Carthy,  Some  Romarks  on  spinal  ganglia  and  nerve- 

f Ibre.S.  Quarterly  journ.  of  Micr.  Sc.  1875.  s.  377. 

Während  die  Augaben  Über  die  Spinalgaoglienzelten  des  Hnndes  nichts 
Neues  bieten,  ist  eiue  Bemerkung  über  deu  Bau  der  Nervenfasern  hervorzuheben. 
An  mit  einfach  chromsaurem  Ammoniak  behandelten  Nerven  erscheint  die  Mark 
scheide  ans  kleinen  Stäbchen  zusammengesetzt,  die  senkrecht  zu  der  Axe  der 
Nervenfaser  gerichtet  sind.  Die  mitgetheilten  Abbildungen  von  Nervenquer-  und 
Längsschnitten  beweisen,  dass  dieser  Structur  eine  sehr  grosse  Regelmässigkeit 
zukommt,  die  au  das  Aussehen  quergestreifter  Muskeln  erinnern  kann.  Mit  der 
von  Frommakn,  ürandhv  u.  A.  beschriebenen  nach  Silberbehandluog  auftretenden 
QuersUreifang  des  Axencylinders  ist  diese  Streifenbildung  der  Markscheide 


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520 


Bochefonttine,  k Coutv.  Köm.**. 


nicht  tu  verwechselt).  Dagegen  macht  Vf.  darauf  aufmerksam,  dass  Lactkemikk 
(Cb).  1874  . 706.)  eine  an  Osmiumpräparaten  auftretende  Btreifang  der  Markscheide 
beschrieben  bat.  BoU  (Kom). 


Bochefontaine  et  Couty:  Influence  de  l’oxyde  de  carbone  sur 
la  duree  de  la  coutractilite  muscnlaire.  Gaa.  mdd.  1876.  No.  bo. 

Io  ihren  Untersuchungen  über  die  Dauer  der  Coutractilität  der  Muskel- 
fasern bei  durch  Kohlenoxyd,  Erstickung,  Bulbusdurcbscbueidung.  ('  rkuUtions- 
bemmuug  getödteteu  Tbierun  fanden  Vf.,  dass  dieselbe  durch  das  Kohenoxydblut 
am  längsten  bewahrt  blieb.  Da  Erstickungsblut  nach  Bkrt  nur  1%  Sauerstoff, 
Kohlenoxydblut  aber  nach  Cl.  Bkrnard  noch  3—4%  Sauerstoff  enthält,  so  war  * 
das  oben  erlangte  Resultat  nicht  auf  die  bei  der  in  Rede  stehenden  Vergiftung 
des  Blutes  etwa  langsamer  oder  weniger  ausgiebig  stattfindenden  inneren 
Oxydationsvorgüoge  Eurückzuführen.  Dio  Vf.  stützen  sich  daher  in  ihrer  Erklärung 
auf  das  Factum,  dass  der  todte  Muskel  nicht  allein  auf  Kosten  des  im  Blute 
si  hon  enthaltenen  Sauerstoffs  atbme,  sondern  hauptsächlich  auf  Kosten  des  in  der 
umgebenden  Luft  enthaltenen.  Diese  Atbmung  führt  der  vergiftete  Muskel  mit 
'seinem  für  diesen  Zweck  unbrauchbaren  Blut  nicht  oder  lauge  nicht  so  energisch 
aus,  wie  ein  uuvergifteter,  wodurch  die  Integrität  seiner  Bestandteile  länger 
erhalten  bleibt.  Bernhardt. 


Köhler.  Der  Carbol-Jute-Verband.  Deutsche  ined.  Wochouschr.  1S76. 

No.  13. 

Obgleich  der  Salicyl-Jute verband  den  LisTRB'schen  Carbol-Gazeverband  noch 
an  Billigkeit  übertrifft,  so  bat  er  doch  den  Nachtbeil,  dass  er  nicht  uuter  allen 
Umständen  die  Sepsis  verhindert.  Nimmt  man  aber  statt  der  gewöhnlich  ver- 
wandten 4proceutigen  eine  lOprocentige  Jute,  so  wird  der  Verhau d wieder  um 
vieles  kostspieliger.  Auf  der  BARDEi.KBKiTschen  Klinik  ist  deshalb  der  Versuch 
gemacht  worden,  eine  Carbol-Jute  herzustellen  und  haben  die  Verbände  mit  diesem 
Stoff  in  der  That  allen  Anforderungen  an  einen  streng  autiseptiseben  Verband 
entsprochen  Die  Billigkeit  desselben  ist  so  gross,  dass  man  t.  B.  eine  Ober 
schenkelamputation  mit  einem  Kostenanfwaude  von  ca.  50  Pf.  aur  Heilung  bringen 
kann.  Die  Anfertigung  der  Carbol-Jute  geschieht  in  folgender  Weise:  Aus  der 
rohen  Jute  werden  rundliche  Scheiben  von  ca.  15  Cm-  Durchmesser,  sogenanute 
„Jntek neben“  gedreht  und  diese  durch  Pergamentpapier  getrennt  und  eu  einer 
Säule  geordnet  in  ein  Gefass  mit  hprocentiger  Carbotsäurelösung  getban.  Nach 
einer  Stunde  wird  die  Säure  abgegossen  and  anderweitig  verwendet,  während  die 
Kuchen  mit  einer  2procentigen  Carbollösong  übergossen  werden,  in  welcher  sie 
bis  zum  Gebrauch  liegen  bleiben.  Die  Zutbaten  an  einem  solchen  Verbände  sind 
Protective  and  nasse  Mullbinde  und  muss  derselbe  2 mal  am  Tage  mit  einer 
lVsproceotigcn  Carbollösuog  augefeuchtet  werden.  Der  erste  Verbaud  schon  kaun 
daun  8 Tage  und  länger  liegen  bleiben.  E.  Kurner. 


Eilsendungen  für  da«  Central  blatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Berlin,  (N)  Krausnickatrssse  84,  and  Professor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Beisehluas)  an 
die  Verlagshandlung,  Berlin  (N.-WJ.  unter  den  Linden  68,  adreasireu. 


Verlag  von  Auguat  Hlrsebwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  In  Berlin. 


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rrr 


IchwHllch  emob einen 
I— f Bogen; Am  Schlojw« 
<i«e  Jahrgang«  Titel,  Na- 
men-  and  Sachr«gl«ter 


Centralblatt 

für  die 


Prele  de«  Jahrgänge* 
SO  Merk;  au  beziehen 
durch  eile  Buchbendlan- 
gen  and  Poetenatalteo. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

ProfoMor  ln  ErlUfrea. 


Redigirt  von 
und 


Or.  H.  Senator, 

Profeeeor  In  Berlin. 


1876.  **.  Juli.  No.  30. 

Inhalts  Ha  bti  an,  EntoteLuug  vou  Organismen  in  gekochten  Flüssigkeiten 
(Orig.-Mitth).  — Flrsch,  Knochcnresorption  (Orig.  Mitth).  — 

CoLOüiATTi,  One  Lupusgewebe.  — Bbo  wn-Ssquahd,  Localisation  von  Hirn  - 
affectiouen.  — Ki.ro,  Farbenempfinduug  bei  indirectem  Sehen.  — v.  Ins,  Staub- 
lunge. — Rajkwskt,  Krebsentwicklung  im  Zwerchfell.  — Rodmann,  Epidemische 
Lniigeuentzündung.  — Eichhorst,  Neuropatbol.  Beobachtungen.  — Catos, 
KJeinbirngesch  wulst. 

Sztmkinwicz,  Künstliche  Missbildungen.  — Rantier,  Nerveoröhren.  — 
Lcchbinokr,  Hemmung  von  Fermentbildungen.  — Hock,  AddnctionsperspectiT. 
— Socolopf,  Die  acute  Milsschwellong  — Volkmann,  Hydrocelenschnitt  mit 
antiseptiseber  Nachbehandlung.  — Winckbl,  Erkrankungen  der  Vulva  bei 
Zuckerrubr.  — Bonn,  Ursache  des  Pemphigus  neonatorum.  — Oiommi,  Klee- 
tricität  gegen  Verstopfung  — Qlikt,  Erkrankung  der  Hirnrinde.  — Keyks,  Ein- 
fluss der  Quecksilberbebandlung  auf  die  Blutkörperchen.  — Babett,  Menstruelle 
Maetdarmblutuog.  — 

Untersuchungen  über  die  physikalisch -chemische  Gührungs- 
theorie  und  die  Bedingungen  der  Archibiosis  in  vorher 
gekochten  Flüssigkeiten. 

Von  Dr.  H.  ('harlton  Bastian.  Prof,  der  patholog.  Anatomie  an  dem  Universität,- 

Collegium  zu  London. 

Noch  Niemand  bat  bis  jetzt  eine  ausgesprochene  Zersetzung  des 
Urins,  welcher  wenige  Minuten  gekocht  und  dann  vor  Verunreinigung 
bewahrt  wurde,  bemerkt.  Dies  ist  von  den  Anhängern  der  Keim- 
Theorie  so  erklärt  worden,  dass  die,  die  Zersetzung  verursachenden 
Organismen  bei  212°  F.  (100°  C)  zerstört  werden. 

Im  Folgenden  sind  einige  Versuche  mit  Urin  beschrieben,  wobei 
zwei  chemische  Stoffe,  nämlich  Kalilösung  und  Sauerstoff  unter  ganz 
neuen  Bedingungen,  hei  grosse)'  Hitze,  angewendet  wurden.  Beide 
Stoffe  sind  als  Erreger,  wenn  nicht  als  Beförderer  vieler  Gärungs- 
prozesse bekannt. 

Frühere  Untersucher  haben  zur  Hervorrufung  der  Gährung 
niemals  Temperaturen  über  100°  F (38°  C)  angewandt,  die  Tempe- 
ratur war  meist  unter  77°  F (25°  C)  obgleich  allgemein  eine  Tempe- 
ratur zwischen  dieser  und  95°  F (35°  0)  als  die  günstigste  für  die 
Gährungsprozesse  angesehen  wird. 

Anfangs  August  1875  fand  ich,  dass  einige  gekochte  Flüssig- 
keiten, welche  bei  77 — 86°  F (25 — 30°  C)  unfruchtbar  bliebeD,  sich 

sofort  trübten  und  von  Organismen  wimmelten,  wenn  sie  einer  Tem- 
XIV.  Jahrgang.  84 


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522 


BibTiAN.  PLysikalieeb-ctiemisclie  OälinmgMheorie. 


peratur  von  1 15°  F (46°  C)  ausgesetzt  worden.  Späterhin  fand  ich 
die  überraschende  Thatsache  , dass  eine  Temperatur  bis  zu  122°  F 
(50°  C)  bei  manchen  gährungsfähigen  Flüssigkeiten  zur  Einleitung 
der  Gflhrung  vortheilhaft  ist.  Früher  thcilte  ich  die  allgemeine  An- 
sicht, dass  eine  Temperatur  über  100°  F (38°  C)  für  Gährungspro- 
cesse  eher  schädlich,  als  günstig  sei. 

Um  die  ProbeÜüssigkeiten  bei  der  genannten  Temperatur  zu 
erhalten,  wurden  die  diese  enthaltende  Gcfässe  in  die  Luftkammer 
eines  Incubators,  wie  ihn  die  Physiker  anwenden,  gesetzt. 

Kalilauge  als  Gährungsboförderer  in  gekochtem 
Urin.  Im  Herbst  1875  angestellto  Versuche  ergaben,  dass  sowohl 
Urin  welcher  in  mit  Baumwolle  verschlossnen  Flaschen  aufgestullt, 
als  auch  gekochter  Urin  nach  Zusatz  der  Lauge  bis  zu  fast  neutraler 
Reaction  na<h  wenigen  Tagen  unter  starker  Entwickelung  von  Orga- 
nismen sich  zersetzte,  wahrend  sonst  ganz  gleich  behandelter  saurer 
Urin  (ohne  Kalizusatz)  unfruchtbar  blieb.  Um  den  Einfluss  der 
Lauge  uoch  bestimmter  zu  erweisen,  wurden  eine  Anzahl  kleiner 
Retorten  mit  gleichen  Mengen  Urins  versehen  und  in  jede  eine  feine 
Glasröhre,  welche  so  viel  Lauge  enthielt,  als  zur  beinahe  vollständigen 
Neutralisirung  nöthig  war,  gethan.  Die  Glasröhren  wareD  vorher  an 
einem  Ende  zu  einer  feinen  Spitze  ausgezogen,  zugeschmolzen  und 
verschieden  lange  Zeit  in  siedendes  Wasser  getaucht  worden.  Der 
Hals  der  so  zubereiteten  Retorten  wurde  ebenfalls  ausgezogen  und 
während  der  Urin  kochte,  zugeschmolzen.  Dann  wurden  sie,  mit  dem 
Hals  nach  unten,  4 — 5 Minuten  lang  in  siedendem  Wasser  erhalten. 
Nach  dem  Erkalten  wurden  die  Laugeröhrchen  in  allen  Retorten  mit 
Ausnahme  einer  (zur  Controlo  dienenden)  durch  starke  Erschütterung 
zerbrochen  und  in  der  Luftkammer  bis  50°  C gehalten.  Der  Urin 
in  allen  Retorten  zersetzte  sich  unter  Entwickelung  von  Bactericn, 
nur  der  Urin  in  der  Control-Retorte  blieb  klar  und  trübte  sich  erst, 
wenn  man  ihn  ebenso  wie  die  anderen  behandelte. 

In  einigen  anderen  ganz  gleich  angeordneten  Versuchen  wurde 
vor  dem  Zerbrechen  der  Laugeröhrcben  vermittelst  eingeführter  Platin- 
Elektroden  durch  Elektrolyse  Sauerstoff  und  Wasserstoff 
aus  dem  gekochten  Urin  entwickelt.  Schon  nach  7 — 12  Stunden, 
also  viel  schneller  als  im  ungekochten,  der  Luft  ausgesetzten  Urin 
ging  bei  50°  C dio  Bactericncntwickeluug  vor  sich. 

Bei  den  vorgenannten  Versuchen  zeigte  sich,  dass  ein  Urin 
dossen  Säuregrad  nicht  höher  war,  als  einer  Menge  von  6 Tropfen 
Lauge  auf  eine  Unze  (etwa  1,5  pCt.)  entsprach  , nach  dem  Kochen 
auch  ohne  Zusatz  von  Lauge  sich  zersetzte.  Ueberstieg  die  Säure 
ciue  Menge,  welche  2 pCt.  liqwor  Kali  entsprach,  so  trat  in  dom  Urin 
bei  günstiger  Temperatur  allein  keine  Gäbrung  ein.  Dagegen  trat 
diese  im  Urin  mit  jedem  Säuregehalt  ein,  unter  dem  Zusammenwirken 


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Bastun.  Physikalisch-«  beimache  GSbrnogsthenrie.  523 

der  Wärme  und  der  Lauge.  Manche  Harne  verloren  während  dos 
Aufkochens  an  Säure  (in  Folge  des  Abscheidens  saurer  Phosphate) 
und  solche,  6 Minuten  lang  gekochte  fermontirten  in  kürzerer  Zeit, 
als  wenn  sie  nur  3 Minuten  gekocht  waren. 

Die  allgemeine  Annahme,  dass  Bacterien  und  deren  Keime  ge- 
tödtet  werden , wenn  sie  1 oder  2 Minuten  einer  Temperatur  von 
100°  C ausgesetzt  werden,  ist  noch  neuerdings  von  Tyndall  bestätigt 
worden.  In  unsoren  Versuchen  müssen  also  die  Organismen,  welche 
iu  dem  gährenden  Urin  bei  50°  C erst  auftreten  , in  demselben  ent- 
standen sein.  Weun  meine  fernere  Annahme,  dass  Bacterien  und 
deren  Keime  in  sauron  oder  alkal  ischen  Flüssigkeiten  boi  fJO--  70°C 
getödtet  werden,  richtig  ist,  (Proc.  of  tho  Royal  Soe.  1875  Nr.  134 
u.  145)  dann  würde  das  Fcrraentiren  in  dem  neutrali  sirten  und  ge- 
kochten Urin  einen  weiteren  Beweis  gegen  die  ausschliessliche  Keim- 
theoriu  und  für  die  Archibiosis  liefern.  Die  Angabe  Pastkur's,  dass 
in  neutralen  Flüssigkeiten  manche  Bacterien  eine  Hitze  von  100°  O 
überleben  können,  wird  hinfällig  gegenüber  jenen  Versuchen,  in  denen 
der  saure  Urin  gekocht  und  dann  erst  durch  gekochte  Kalilauge 
neutralisirt  wurde.  Zur  Erklärung  dieser  letzteren  Versuche  bieten 
sich  3 Hypothesen.  1.  Die  gekochte  Lauge  könnte  lebende 
Keime  erhalten.  Diese  sehr  unwahrscheinliche  Annahme  wird  da- 
durch widerlegt,  dass,  wie  ich  neuerdings  fand,  die  Lauge  di«  Fer- 
mentation nur  in  einem  bestimmten  Verhältniss  einleitet,  welches  von  der 
Säuerung  abhängt.  Enthielte  sie  die  Keime,  bo  müsste  schon  ein  Tropfen 
in  jeder  beliebigen  Menge  zu  ihrer  Entwickelung  hinreichen.  2.  Die 
Lauge  könnte  die  in  dem  gekochten  sauren  Urin  getödteten 
Keime  wieder  lebensfähig  machen.  Damit  wäre  zunächst  die 
vorherige  Annahme,  dass  durch  Kochen  in  sauren  Flüssigkeiten  die 
Bacterien  getödtet  worden,  zurückgenommen.  Abgesehen  davon  aber 
wird  diese  Hypothese  widerlegt  durch  Versuche,  welche  zeigen,  dass 
ein  geringer  Ueberschuss  von  Lauge  die  Gährung  verhindert,  während 
selbst  ein  grosser  Ueberschuss  derselben  die  Weiterentwickelung  und 
das  Wachsthuin  von  Bacterien,  die  schon  im  Urin  vorhanden 
sind,  nicht  hindert.  Diese  Hypothese  fällt  also  Angesichts  dieser  That- 
sache  und  der  von  Tyndall  festgestgllten  Thatsache,  dass  Bacterien 
wenige  Minuten  der  Siedbitze  ausgesetzt,  wirklich  getödtet  werden. 
3.  Die  Lauge  wirkt  befruchtend,  indem  sie  in  einer  Flüs- 
sigkeit, welche  frei  von  leben  den  Organismen  und  Keimen 
ist,  chemische  fermentative  Vorgänge  einloiten  hilft. 
Denn  wenn  keine  lebenden  Organismen  die  Ursache  sind,  so  muss  sie 
in  chemischen  Beziehungen  zwischen  der  gekochten  Lauge  und  dein 
gekochten  Urin  gesucht  worden.  Alle  unsere  Experimente  stimmen 
mit  dieser  Hypothese. 

Das  Resultat  diesor  Fermentirung  in  gekochtem  Urin  oder  einer 

34* 


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524 


Flrsch.  Physiologie  H**r  Knochen  Resorption. 


anderen  zusammengesetzten  organ.  Substanz  sind  chemischo  Produkte, 
Gase  etc.,  welche  sich  mit  der  Mutterflüssigkeit  mischen,  in  welchem 
gewisse  unlösliche  Produkte  schliesslich  auftreten,  die  sich  uns  als 
Protoplasma- Punkte  darstellen,  d.  h.  als  „lebendige“  Materie.  Diese 
entwickelt  sich  allmählich  zu  Bacterieu  in  einer  oder  andern  Form. 
Jene  unlösliche  PartikolcheD  werden  somit  den  lange  gesuchten 
Uebergang  von  „todter“  zu  „lebendiger“  Materie  und  den  Uebergang 
von  den  chemischen  zu  den  sog.  „vitalen“  Vorgängen  bilden. 

Zur  Physiologie  der  Knochen-Resorption. 

Vorläufige  Miltbeiluog  von  Dr.  M.  Flesch,  Assistent  an  der  Anatomie  zu  Würzburg. 

Ausgehend  von  der  Thatsache,  dass  kohlensaurer  und  phos- 
phorsaurer Kalk  in  Wasser,  welches  freie  Kohlensäure  enthält,  wenn 
auch  nur  in  geringer  Menge,  löslich  sind,  versuchte  ich,  durch  Ein- 
leiten von  Kohlensäure  in  Wasser,  in  welchem  Knochenpulver  sus- 
pendirt  war,  eine  Lösung  der  in  dem  Knochen  enthaltenen  Kalksalze 
herbeizuführen.  Schon  nach  wenigen  Stunden  war  es  möglich,  so- 
wohl die  Gegenwart  von  Kalksalzen  als  speciell  auch  von  Phosphor- 
säure in  dem  abfiltrirten  Wasser  nachzuweisen.  Ausserdem  ergab 
die  Xantboproteinreaction  mit  Sicherheit  die  Gegenwart  geringer 
Spuren  ei  weissartiger  Substanz;  es  sei  hierbei  noch  bemerkt,  dass 
während  des  Einleitens  der  Säure  die  Suspension  auf  dem  Wasser- 
bade zur  Körpertemperatur  erwärmt  wurde. 

Es  ist  hiermit  der  Beweis  geliefert,  dass  — am  todten 
Knochen  — eine  Auflösung  sämmtlichcr  Bestandteile  des 
Knochens  ohne  Gegenwart  irgend  einer  dessen  Salze 
zersetzenden  Säure  möglich  ist;  es  findet  durch  die  im 
Ueber8chuss  vorhandene  freie  Kohlensäure  eine  einfache  Lösung  der 
kohlensauren  wie  der  phosphorsauren  Salze  statt,  ohne  vorherige 
chemische  Umsetzung,  wie  bei  den  in  der  histologischen  Technik 
üblichen  Entkalkungsmethodeo.  Ob  im  Leben  der  gleiche  Vorgang 
bei  der  physiologischen  und  pathologischen  Knochenresorption  thä- 
tig  ist  — wie  Rindfleisch*)  schon  vor  längerer  Zeit  hypothetisch 
für  die  Osteomalacie  als  möglich  angenommen  hat  — ist  zwar 
nicht  erwiesen.  Es  liegt  aber  einerseits  nichts  vor,  was  dieser  An- 
nahme direckt  zuwider  liefe,  db,  wenn  die  Kalksalze  überhaupt  in 
der  Grundsuhstanz  des  Knochens  chemisch  gebunden  sind,  diese 
Bindung  jedenfalls  nur  eine  äusserst  lockere  sein  kann.  Andrer- 
seits aber  scheint  folgende  Argumentation  zu  Gunsten  unsrer  Vcr- 
mutbung  zu  sprechen.  Wie  KöLLIKER  nachgewiesen  hat,  zeigen  sich 
überall,  wo  eine  Resorption  des  Knochens  stattfindet,  vielkernige 
Riesenzellen,  sogenannte  Osteoklasten.  Diese  Gebilde  lassen  sich 


•)  Lehrbuch  der  pathol.  Gewebelehre.  Cap.  XVI. 


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Coi.omiatti.  Lupus  vulgaris. 


525 


nun  aber,  wie  Ziegleb*)  gezeigt  hat,  experimentell  produeiren,  wenn 
inan  weisse  Blutkörperchen  zur  Auswanderung  in  Räume  veranlasst, 
in  welchen  sie  nicht  die  zu  ihrer  Ernährung  normalerweise  erfor- 
derliche Beziehung  zu  den  Saftbewegungen  des  Körpers  vorfinden. 
Wie  Ziegleb*)  dann  weiter  nachweist,  können  die  Riesenzellen  spä- 
ter theils  selbst  zur  Gefassbildung , theils  nach  einmal  eingeleiteter 
Circulation  zum  Aufbau  anderer  tiewebsbestandtheile  verwandt  wer- 
werden.  Jene  mangelhafte  Ernährung  aber,  die  das  erste  Auftre- 
ten der  Riesenzelle  bedingte,  muss  nach  allen  bisherigen  Annahmen 
mit  einer  Anhäufung  von  Kohlensäure  Zusammentreffen.  Demnach 
wäre  jedenfalls  die  Vermuthung  zulässig,  dass  eine  Stauung  von 
Kohlensäure  es  ist,  die  gleichzeitig  die  Auflösung  der  Kalksalze 
und  die  Entstehung  der  Osteoklasten  veranlasst.  Die  fast  con- 
ataute  Anwesenheit  der  letzteren  an  Resorptionsstellen  würde  dem- 
nach auf  der  gleichen  Endursache  wie  der  Resorptionsvorgang  selbst 
beruhen  können,  ohne  dass  wir  noch  eine  specifische  Thätigkeit  für 
die  Riesenzelle  zum  Zwecke  der  Auflösung  der  Salze  anzunehmen 
hätten.  Eine  eingehendere  Besprechung  dieser  Frage  wird  dem- 
nächst an  anderer  Stelle  folgen. 

V.  F.  Colomiatti,  Sullu  natura  e struttura  del  lupo  volgare 
(Dali’  Istit  anat-path.  di  Torino.)  Tomso  1875.  42  S.  8°  t.  Taf. 

Um  die  pathologische  flistiologie  der  verschiedenen  Lupusfor- 
men, speziell  die  Beziehungen  des  Lupus  zu  verwandten  Erkrankun- 
gen, wie  zur  Tuberculose  der  Haut  festzustellen,  hat  C.  eine  ausge- 
dehnte Reihe  von  Untersuchungen  unternommen,  denen  ein  ziemlich 
reiches  Material  zu  Grunde  liegt:  1 — 4)  Fälle  von  Lupus  bypertro- 
phicus  des  Gesichts,  5.  6.)  Fälle  von  Lupus  nodosus  der  Extremi- 
täten, 7)  Ulcerationeu  des  Gesichts  auf  syphilitischer  Basis,  S)  Lupus 
serpiginosus  des  Rumpfes  und  der  Extremitäten  (mit  Syphilis)  9 — 11) 
Fälle  von  Hauttubcrculose.  C.  stimmt  den  neueren  Dermatologen 
(Hebba,  Neumann)  bei,  welche  die  verschiedenen  in  der  älteren 
Literatur  verzeichneten  Lupi  nodosus,  hypertrophicus,  exfoliaus,  exul- 
cerans,  serpiginosus  u.  s.  w.  nur  als  verschiedene  Erscheinungsfor- 
men oder  Stadien  ein  und  desselben  pathologischen  Processes  be- 
trachten. Pathologisch-histiologische  Differenzen  existiren  in  die- 
sen verschiedenen  Lupusformeu  nicht.  Dagegeu  unterscheidet  C.  auf 
Grund  mikroskopischer  Untersuchung  den  Lupus  verus  von  dem 
Pseudolupus.  Dieser  ist  seinem  Wesen  nach  identisch  mit  der  Tu- 
berculose der  Haut,  die  jedoch  durchaus  nicht  immer  lupöse  Formen 
anzunehmen  braucht.  Histiologisch  identisch,  jedoch  in  ätiologischer 

*)  Cbl.  1874  8.  801,  913  und  1875  S.  752. 

**)  Untersuchungen  über  pathologische  Bindegewebe  und  Gefitasueubildung. 
Wüntburg  1876. 


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526 


Brown -SAquabd.  Lokale  Iran  * dar  Flirnaffectionon, 


und  herapeutischer  Beziehung  auseinander  zu  halten  sind  die  bei- 
den von  C.  unterschiedenen  Unterabtheilungen  des  Pseudolupus: 
Lupus  syphiliticus  und  Lupus  acrophulosus.  Nach  C.  haben  Frikd- 
läkdkr’s  Untersuchungen  (Cbl.  1871.  502)  keine  echten  Lupusformen 
sondern  Fälle  von  Lupus  scrophulosus,  d.  b.  von  lupöser  Tubercu- 
lose  der  Haut  zu  Grunde  gelegen. 

Der  wahre  Lupus  Cs.  ist  eine  Neubildung  auf  bindegewebiger 
Basis:  sie  tritt  auf  in  Form  von  Knoten,  die  im  Derma  entstehen 
und  wiederum  kleinere  Knötchen  in  sich  schliessen.  Die  ersteren 
bestehen  aus  einem  Reticulum  ähnlich  dem  der  Lymphdrüssensinus 
welches  von  vielfachen  Blutgefässen  und  Blutcapillaren  durchzogen 
wird  und  zahlreiche  farblose  Körperchen  einschliesst.  Die  einzelnen 
Knötchen,  welche  in  diesen  grösseren  Knoten  enthalten  sind,  werden 
gebildet  von  einer  etwas  weitmaschigeren  Fortsetzung  des  eben  er- 
wähnten Reticuium  und  — in  überwiegendem  Maasse  — von  epi- 
thelioiden  Zellen  und  einigen  selteneren  Riesenzellen.  Weder  die 
epithelioiden  Flemente  noch  die  Riescnzellen  haben  jedoch  zu  dem 
Reticulum  andere  als  Continuitätsbeziehungeu:  niemals  besteht  eine 
Continutät  zwischen  den  Balken  des  Reticulum  und  den  Riesen- 
zellen, wie  dies  im  Tuberkel  der  Fall  ist.  Wesentlich  auf  diesen 
Unterschied  ist  nach  C.  die  histiologische  Differentialdiagnose 
zwischen  Lupus  verus  und  Pseudolupus  zu  begründen : Das  Gewebe 
des  ersteren  hat  niemals  tuberculösen  Charakter,  sondern  zeigt  viel- 
mehr eine  grosse  Analogie  mit  der  von  ZiRar.RR  (Cbl.  1874.  S.  801. 
913)  in  seinen  Experimenten  erhaltenen  Neubilduug.  — Bei  dieser 
wesentlichen  Verschiedenheit  der  histiologischen  Constitution  des  Lu- 
pus verus  und  der  tuberculösen  Bildungen  kann  die  äussere  Aehn- 
lichkeit,  die  mitunter  zwischen  diesen  pathologischen  Zuständen  statt- 
findet — die  Knötchenform  der  Tuberkel  und  die  Knötchen 
im  Lupus  — nicht  für  ihre  Uebereinstimmung  geltend  gemacht  wer- 
den, sondern  Lupus  und  Tuberculose  sind  als  zwei  durchaus  ver- 
schiedene anatomische  Kategorien  zu  betrachten.  Boli  (Rom). 


Brovm-Sequard : 1)  Des  localisations  cerebrales.  — Ga*,  m«Sd. 

1876  Nr.  1-6. 

*2)  On  the  appearence  of  paralysis  on  the  side  of  a lesion  in 
the  brain.  Laiicet  1876  I.  Nr.  1 und  6. 

ln  der  Socidtd  de  Biologie  hat  sich  ein  lebhafter  Streit 
zwischen  Brown-S^QDAud  und  Charcot  darüber  erhoben,  ob  es  mög- 
lich sei,  Hirnaffektionen  zu  localisiren.  Bekanntlich  hat  gerade  die 
neueste  Zeit  die  Tondenz,  durch  genauste  Beobachtung  auf  der  Kli- 
nik und  sorgsame  Erhebung  eines  detaillirten  und  durch  die  neusten 
Errungenschaften  der  feineren  Hirnanatomie  erleuchteten  übductions- 
berichtes,  die  Physiologie  des  Hirns  zu  fördern  und  dem  experimen- 


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Klco.  Firbenempfindu'tg  bei  indirectem  Sehen. 


527 


tirenden  Physiologen  zu  Hülfe  zu  kommen.  Bbown-SIsquabd  be- 
strebt sich  neuerdings,  jede  Möglichkeit  einer  Lokalisation  im  Hirn 
zu  leugnen.  Die  Leser  dieses  Blattes  müssen  auf  die  Originalmit- 
theilungen verwiesen  werden,  da  es  unmöglich  ist,  das  in  den  ver- 
schiedenen Diskussionen  für  und  wider  behauptete  hier  auszüglich 
mitzutheilen.  Folgendes  sind  die  Haupteinwände  Bb.-S’s.  : 

Er  habe  bei  bestimmten  Läsionen  der  Hirnoberfläche  bei  Thie- 
ren  stets  Funktionsstörungen  an  den  gleichseitigen  Exterrnitäten  be- 
merkt; ausserdem  habe  er  über  200  Fälle  gesammelt,  durch  welche 
bewiesen  würde,  dass  nach  Läsionen  einer  Hirnhälfte,  dieselbe 
Körperseitc  gelähmt  würde;  dass  man  unmöglich  überall  in  diesen 
Fällen  das  Fehlen  der  Pyramidenkreuzung  aunehmen  könne,  dass 
Lähmung  nicht  die  Folge  von  Zerstörung  im  „Centr um“  sei  und  von 
Vernichtung  leitender  Organe,  sondern  dass  es  ein  „in  die  Entfer- 
nung ausgeübtes  Irrtationsphänomen“  sei.  Jede  Hirnverletzung 
könne  diese  hervorbringen  und  ebensowohl  direkte,  wie  gekreuzte 
Lähmung  erzeugen.  — (Cbl.  1875.  830.)  — Bernhardt. 

F.  Klug.  Ueber  Farbenenipfindung  bei  indirectem  Sehen 

v.  (jhakpkh  Arch.  XXI.  1.  S.  281. 

K.  untersuchte  mit  Spectralfarben  und  bestätigte  zunächst  die 
Beobachtungen,  dass  am  weitesten  vom  golben  Flecke  Blau  erkannt 
wird,  in  geringerer  Ausdehnung  Grün  und  Gelb,  dann  Kotb  und  endlich 
Orange.  Violett  geht  mit  schwer  bestimmbarer  Grenze  schon  nahe 
am  gelbeu  Fleck  in  Blau  über.  Ueber  den  betreffenden  Grenzpunkt 
hinaus  wird  Orange  Gelb,  Roth  Farblos,  Gelb  Grün,  Grün  und  Blau 
werden  nur  weniger  intensiv,  Violett  wird  hellblau.  Die  Fähigkeit,  die 
Farbe  einer  Fläche  wahrzunebmen,  ist  in  den  Seitentheilen  der  Netz- 
haut nicht  scharf  begrenzt,  sondern  erstreckt  sich  weiter  mit  der 
Grösse  der  farbigen  Fläche.  Ausserdem  hat  die  Form  der  letzteren 
einen  entscheidenden  Einfluss,  nur  wenn  sie  eine  solche  ist,  dass  das 
Bild  auf  Netzhautstellen  von  nahezu  gleicher  Farbenempfindlichkeit  * 
fällt,  gewinnt  auch  die  Farbenempfiodung  an  Ausdehnung.  Im  All- 
gemeinen wird  die  Form  des  gesehenen  Gegenstandes  weiter  im 
horizontalen  als  im  vertikalen  Meridian  erkannt,  weiter  an  der  äusseren 
als  an  der  inneren  Seite  der  Netzhaut.  Zwei  Quadrate  können  im 
blauen  und  violetten  Licht  unter  einer  grösseren  Ablenkung  von 
der  Sehlinie  von  einander  unterschieden  werden,  als  im  farblosen 
weissen.  Der  Grad  der  Ablenkung,  welcher  noch  2 Quadrate  distinkt 
wahrzunehmen  erlaubt,  ist  abhängig  von  der  Entfernung  der  beiden 
Quadrate,  aber  nicht  von  ihrer  Grösse.  Die  Farbenenipfindung  wird 
ferner  noch  durch  die  Lichtintensität  der  Fläche  beeinflusst,  indem 
die  Farbe  eines  Gegenstandes  um  so  weiter  von  dem  gelben  Flecke 
erkannt  wird,  je  intensiver  das  Licht  ist.  Micliel  (Erlangen). 


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628 


t.  Ins.  Untersuchungen  über  KieseUtaubiubeUtioa. 


A.  v.  Ins,  Experimentelle  Untersuchungen  über  Kieseistaubinha- 

lation.  Dis«.  Bern  1870.  Arcbf  exp.  Patb.  V.  Heft  3. 

Vf.  IiesA  im  pathologischen  Institute  in  Bern  Hunde  während 
verschieden  langer  Zeit  täglich  2 — 4 Stunden  lang  in  einer  künstlich 
erzeugten  Kieselstaubatmosphäre  sieb  aufhalten.  Er  fand,  dass  der 
in  die  Alveolen  gelangte  Staub  nicht  etwa  mechanisch  sich  in  die 
Lunge  einbohrt,  sondern  dass  er  in  den  Alveolen  von  Zellen  aufge- 
nommen  wird,  welche  höchstwahrscheinlich  nichts  Anderes  sind,  als 
woisse  Blutkörper,  die  unter  dem  Reiz  der  Fremdkörper  aus  den 
Capiliaren  der  Alveolen  ausgetreten  sind.  Von  diesen  Zellen  wird 
der  Staub  so  rasch  in  das  Lungengewebe  getragen,  dass  z.  B.  bei  einer 
einmaligen  Einathmung  von  Zinnober  schon  nach  5 Tagen  nur  noch 
wenige  Zinuoberzellen  sich  in  den  Alveolen  fanden.  Diese  Einwan- 
derung geschieht  an  den  Septen  der  Alveolen,  besonders  da,  wo 
mehrere  zusammenstossen,  vielleicht  durch  eigentliche  Poren.  Das 
normale  Schicksal  der  in  das  Lungengewebe  eingewanderten  „Staub- 
sellen“ scheint  das  zu  sein,  dass  sie  durch  die  Lymphgefässe  direkt 
in  die  Bronchialdrüsen  abgeführt  werden,  in  weichen  sie  schon  wenige 
Stunden  nach  der  ersten  Einathmung  erscheinen.  Es  erfolgt  aber 
diese  Ueberwanderung  im  Wesentlichen  nur  währeud  der  Inhalation ; 
wird  dieselbe  nur  3 Wochen  lang  unterbrochen,  so  fehlen  in  den 
Drüsen  die  Zeichen  einer  frischen  Einwanderung.  Die  Ablagerung 
der  Staubzelien  in  dem  Lungengewebe  würde  danach  durch  besondere, 
allerdings  fast  constant  vorkommende  Bedingungen  (vielleicht  Alte- 
ration der  Lymphgefässe)  veranlasst  sein.  Im  Lungengewebe  lagern 
sich  die  Zellen  überall  im  Stroma  ab,  zunächst  da , wo  dasselbe 
etwas  stärker  entwickelt  ist;  in  den  Brouchialdrüsen  treten  sie,  sobald 
sie  in  die  periphersten  Lymphsinus  gelangen,  sehr  rasch  in  die  Fol- 
likel ein  und  sind  zuerst  hier  immer  ganz  peripher  zu  finden.  Nach 
und  nach  rücken  sie  in’s  Centrum  derselben  und  treten  von  da  die 
Wanderung  in  die  Follikularsträngc  an,  in  denen  sie  so  langsam  gegen 
den  Hilus  hin  vorrücken,  dass  sie  auch  nach  4 Monaten  die  Folliku- 
larstränge  des  Hilus  noch  nicht  erreicht  haben.  Die  vorhandenen  Lymph- 
körper,  von  denen  sie  sich  sehr  leicht  durch  ihre  bedeutende  Grosse 
unterscheiden,  scheinen  sie  zu  verdrängen.  Während  die  normalen 
Lungen  nurSpuren  von  Kieselsäure  enthalten,  steigt  die  Menge  derselben 
bei  den  Staublungen  bis  auf  5 bis  17  pCt.,  je  nach  der  Inhalations- 
dauer. Aehnlich  verhalten  sich  die  Bronchialdrüsen.  Der  zweite 
Hauptbestandtheil  des  Sandes,  der  kohlensaure  Kalk,  welcher  gegen 
10  pCt.  des  Sandes  ausmacht,  wird  in  die  Lungen  aufgenommen, 
aber  dort  beständig  vom  kohlensäurehaltigem  Blute  aufgelöst  und 
fortgefübrt  und  zwar  so  rasch,  dass  3 Wochen  nach  Aussetzen  der 


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Rajiwbkt.  Kretnentivickluag.  Rodmir».  Laageoentzänclangen.  529 

Inhalation  schon  wieder  nur  noch  die  normale,  vielleicht  in  der  le- 
benden Lunge  an  Phoephorsäure  gebundene  Kalktneuge  nachge- 
wiesen werden  konnte.  Orth. 

A.  Rajewsky.  Ueber  secundäre  Krebsentwicklung  int  Diaphragma. 

(Ana  dem  patbol.  Institut  des  Prof.  v.  Recklmghausen)  Vibciiow's  Arcb.  LX  VI 
S.  154. 

K.  giebt  eine  eingehende  theilweise  modifioirte  Beschreibung 
der  im  Cbl.  Nr.  34  1874  mitgetheilten  Verbreitungsvorgiinge  von 
Krebsknoten  durch  die  Lymphgefässe  des  Zwerchfells.  Er  spricht 
sich  hier  mit  Nachdruck  für  die  Entstehung  der  Krebsknoten  aus 
einer  Umwandlung  der  Lymphgeiässepithelien  aus,  da  er  beim  Cy- 
linderzellenkrebs  auf  quergeschnittenen  Lymphgefässen  deutlich  die 
Uebergänge  der  glatten  zu  cubischen  und  cylindrischen  Zellen  nach- 
weisen  konnte,  andrerseits  nichts  fand,  das  auf  Weiterwucherung 
eingeschleppter  Krebszellen  hatte  gedeutet  werden  können,  weder 
Entwicklung  von  Zellenhaufen  ohne  Betheiligung  der  Lymphgefäss- 
epithelien  noch  eine  Qruppirung  der  metastatischen  Knoten  in  der 
Peripherie  des  Infectionsherdes.  Der  Infectionsstoff  (sei  er  flüssiger 
oder  zeitiger  Natur)  verbreitet  sich  gleichmassig  durch  die  Lymph- 
geiasse,  an  den  ampullären  Erweiterungen  der  Subserosa,  wo  der 
Anschwellung  der  platten  Zellen  zu  cylindrischen,  sowie  ihrer  Proli- 
feration am  wenigsten  Hindernisse  im  Wege  stehen,  kommt  es  zuerst 
zur  Knotenbildung,  während  die  Lymphcapillaren  aus  Zügen  von 
Cylinderzellen  bestehen,  die  hie  und  da  in  die  durch  Stauung  dila- 
tirten  Saftkan&lchen  hineinragen. 

Ebenso  findet  R.  die  Anfänge  des  Colloidkrebses  in  einer  Pro- 
liferation des  Lymphgefässepithelien.  Diese  verfallen  dann  der  schlei- 
migen Metamorphose.  Apcb  hier  kommt  es  durch  Stauung  zur  Er- 
weiterung der  Saftkanälchen,  dann  aber  auch  zur  colloiden  Entar- 
tung der  fixen  Bindegewebszellen  und  der  fibrillären  Grundsubstanz, 
durch  deren  Zerfall  die  anfänglichen  cystischen  Räume  dieser 
Krebsart  entstehen.  Qrawitz. 

W.  B.  Rodinann,  Endemie  of  Pytkogenic  or  Miasmafic-lnfectious 
Pnenmonia,  with  Illustrative  Cases.  Amer.  Journ.  of  the  Med.  Sc- 
1876.  CXLI.  S 76. 

R.  beobachtete  in  einem  überfüllten  und  schlecht  verwalteten 
Gefängniss  zwei  Endemien  von  Lungenentzündung,  welche  einen 
miasmatischen  Charakter  hatten.  Es  wurden  vornehmlich  Gefangene 
iu  den  Zellen  der  oberen  Stockwerke  von  der  Krankheit  befallen. 
Diese  Zellen  waren  besonders  eng,  schmutzig  und  schlecht  ventilirt. 
In  der  Stadt  und  Umgegend  kamen  zur  Zeit  der  Endemien  keine 
Erkrankungen  an  Pneumonien  vor.  Die  Krankheit  hatte  eiuen  sehr 
pernieiösen  Verlauf.  Die  Mortalität  betrug  das  erste  Mal  8%,  das 


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530 


Eich hortt.  NearopatlmlogUche  Baobichtongen. 


zweite  Mal  starben  von  98  Erkrankten  25  Personen.  Die  gewöhn- 
lichen Symptome  der  Lungenentzündung  erreichten  schnell  einen 
hohen  und  bedenklichen  Grad.  Meist  war  leichter  Ikterus  vorhanden. 
Es  traten  bald  Delirien  auf.  Die  Stühle  waren  diarrhoisch  und  sehr 
stinkend.  Meist  war  die  Pleura  rniterkrankt  und  in  2 — 3 Fallen  war 
eitriges  Exsudat  vorhanden.  In  vielen  Fallen  erfolgte  der  Tod,  ehe 
es  zu  ausgebildeten  örlichen  Erscheinungen  in  der  Lunge  gekommen 
war.  Mit  Vorliebe  war  der  obere  Lungenlappen  erkrankt.  Chinin  wurde 
als  wirksamstes  Mittel  erprobt  gefunden.  R.  betont,  dass  es  sieb  in 
diesem  Falle  um  eine  durch  ein  Miasma  bedingte  Allgemeinerkran- 
kung gehandelt  habe,  deren  lokaler  (iu  gewissem  Sinne  nebensäch- 
licher) Ausdruck  der  Erkrankung  der  Lunge  gewesen  sei.  Eine 
Contagiosität  des  Leidens  stellt  er  in  Abrede,  (doch  scheinen  die  ange- 
brachten Argumente  dem  Ref.  nicht  beweisend.  Vergl.  auch  Cbl. 
1870.  p.  31.)  Eichborgt  (Jena). 

H.  Eickhorst:  Neuropathologische  Beobachtungen.  Charit^.  Ann.  1. 

1876.  8.  192. 

I.  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Apoplexie  in  dieRük- 
keumarkssubstanz  (li aematorayelia).  — Etwa  12  Stunden 
nach  in  normaler  Weise  beendeter  Menstruation  hatten  sich  oei 
einer  28jährigen  Frau  unter  dem  Auftreten  eines  eigentümlichen 
prickelnden  Gefühls  vom  Nabel  bis  zu  den  Zehen  im  Laufe  eines 
Tages  Lähmung  der  Beine,  Urinbeschwerden,  Schwächegefühl  und 
Schmerz  im  linken  Arm  eingestellt,  auch  der  rechte  Arm  war  nicht 
ganz  frei.  Die  Reflexerregbarkeit  der  Unterextremitäten  war  aufge- 
hobeu.  Die  elektrische  Erregbarkeit  gegen  den  inducirten  Strom 
erhalten.  — Innerhalb  5 Tagen  verlief  der  Fall  tödtlick.  — Eine 
mikroskopische  Untersuchung  des  Marks  gerade  bei  kurz  verlaufenden 
Fällen  dieser  Art  ist  desshalb  von  grosser  Bedeutung,  weil  hier 
primäre  und  secundäre  Vorgänge  (Blutung-Entzündung)  noch  am 
leichtesten  von  einander  getrennt  gehalten  werden  können.  Die 
Obduktion  zeigte  nun  1 cm.  oberhalb  des  untersten  Endes  des  Marks 
eine  grau  rothe  Erweichung  desselben  auf  einer  Strecke  von  4 Cm. 
Auffällig  roth  war  auch  die  graue  Substanz  des  Dorsalmarks,  erweicht, 
wie  im  Lumbaltheil,  auch  in  der  Mitte  des  Dorsalmarks  eine  V*  cm. 
lange  Strecke;  linsengrosse  Herde  endlich  fanden  sich  im  unteren 
Theile  der  Halsanschweilung.  Ueborall  erschien  die  Marksubstanz 
grauroth  und  weich,  auch  weiter  nach  oben  hin  und  bis  ins  Hirn 
hinein.  In  den  jüngsten  Herden,  die  nicht  älter  als  24  Stunden  sein 
konnten,  zeigten  die  Gefässe  spindelförmige  Aultreibungen,  in  den 
kleinen  Säcken  lagen  die  Blutkörperchen  dicht  gedrängt,  an  einzelnen 
Stellen  waren  die  Gefässwäude  geborsten  und  das  Blut  in  dio  Um- 
gebung ausgetreten,  nirgends  aber  waren  die  Kerne  der  Gefässwände 


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Eicrrobot.  Nenropstlinlogiarbe  Beobachtungen. 


531 


vermehrt  und  von  fettiger  Degeneration  fand  sich  keine  Spur.  Nur 
in  den  älteren  Herden  des  Lendentheils  fanden  sich  Anfänge  einer 
fettigen  Degeneration  der  Gefässkerne  und  der  Gefässwand ; vermehrt 
aber  waren  die  Kerne,  wie  bei  entzündeten  Gefässen,  auch  liier  nir- 
gends. Es  hatte  also  eine  wirkliche  Blutung  in  das  Mark  hinein 
stattgefunden  und  nur  in  den  älteren  Herden  zeigte  sich  der  Beginn 
einer  secundären  entzündlichen  Veränderung  der  Nerven  und  Gliaele- 
mente. 

II.  Ein  bemerkena werther  Erweichungsherd  in  der 
Varolsbriicke  in  Folge  von  syphilitischer  Entartung  der 
ar  teria  basilaris.  — In  einem  apopletikforraen  Anfall,  der  mit  Be- 
wusstlosigkeit von  3 Stunden  Dauer  einherging,  stürzte  eiue  47jährige 
Frau  plötzlich  nieder,  um  mit  einer  vollkommneu  rechtsseitigen  Läh- 
mung wieder  zu  sich  zu  kommen.  Die  Sprache  war  erschwert  und 
lallend,  das  Schlucken  sehr  behindert,  der  ganze  Körper  war  nach 
rechts  gedreht,  der  Kopf  nach  rechts  gewandt,  die  Augen  conjugirt 
nach  rechts  gerichtet.  Die  rechte  Gesichtshalfte  (nicht  die  linke)  nahm 
an  der  Lähmung  Theil.  Die  rechtsseitigen  Extremitäten-  und  Ge- 
sichtsmuskeln reagirten  auf  beide  Stromesarten  in  normaler  Weise. 
Die  Patientin  verschied  in  comatösem  Zustand,  nachdem  die  Körper- 
temperatur den  hohen  Grad  von  42,9° — 43®C  erreicht  hatte.  — Der 
Hauptbefund  im  Hirn  war  eine  Erweichung  der  vorderen  linken 
Brückenhälfte,  Ursache  derselben  eine  Thrombose  des  vordersten 
Endes  der  art.  basilaris,  deren  Wandung  verdickt  und  von  fast  knor- 
peliger Härte  war.  In  Bezug  auf  die  mikroskopische  Untersuchung 
verweisen  wir  auf  das  Original:  nur  so  viel  sei  hier  erwähnt,  dass 
die  Arterienerkrankung  sich  als  eine  der  intima  zugehörige  Verän- 
derung auswies  und  der  „luetischen  Affection“  der  Uirnarterien 
(Heubneu  Cbl.  1875.  361.)  zugerechnet  werden  musste.  Der  Herd 
im  pons  war  ein  wahrer  Erweichungsherd,  der  in  der  That  nur  die 
vordere  linke  Brückenhälfte  betraf  und  beide  Kleinhirnschenkel 
gänzlich  frei  liess.  Interessant  war  für  diesen  Fall  das  Vorhandensein 
von  Hämorrhagien  in  der  Magenschleimhaut  und  die  Hyperämie  der 
rechteu  Lunge  (Cbl.  1874.  618.)  sowie  der  Nachweis,  dass  Zerstö- 
rungen der  Brück ensubstauz  bis  an  die  hintere  Hälfto  derselben 
reicbeu  können,  ehe  eine  gekreuzte  Lähmung  (hdmiplegie  alterne) 
zu  kommen  braucht.  — 

III.  Ueber  eine  häufige  Form  von  Zwangsbewegung 
bei  Erkrankungen  des  Gehirns.  — Mit  Berücksichtung  der 
Beobachtungen  anderer  Forscher  hätte  mau  nach  Vf.  bei  dem  soeben 
mitgethcilten  Krankheitsfall  aus  der  beobachteten  Zwangslage  der 
Kranken,  aus  der  Kopf-  und  Augenabwoichung  schlicssen  können, 
dass  dieselben  für  Zerstörung  gewissor  Faserzügo  des  pons  charak- 
teristisch scieu.  Dass  dem  nicht  so  ist,  beweist  Vf.  durch  die  Mit- 


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532 


Cato*.  Geschwulst  de«  Cerebelloni.  Szymkikwic'b. 


theihmg  mehrerer  Beobachtungen,  bei  denen  dasselbe  Symptom 
(Zwangslago  und  Zwangsbewegurig  der  Augen,  des  Kopfes  und  des 
Körpers  nach  der  gelähmten  Seite  bin)  beobachtet  wurde,  auch  wenn 
der  Krankheitsherd  nicht  im  pons,  sondern  an  der  Rinde  oder  in  der 
grossen  Ganglien  des  Grosshirns  sass.  Nach  Vf.  müsste  inan  von 
jetzt  an  darauf  achten,  ob  der  Körper  an  der  Zwangsstcllung  Theil 
nimmt  oder  nicht,  im  ersten  Fall  kann  man  den  Sitz  der  Hirner- 
krankung auf  der  der  Drehungsrichtung  entgegengesetzten,  im  letz- 
teren Falle  auf  derselben  Seite  verrouthen.  Bernhardt. 


R.  Caton:  Notes  on  a case  of  tumour  of  the  cerebellum.  Lancet 

1875  1L  N.  18. 

In  der  Leiche  eines  28 jährigen  Mannes  fand  man  einen  wall- 
nussgrossen Tumor  unterhalb  der  linken  Kleinhirnhaifte,  dem  Pons 
anliegend  und  unterhalb  des  nv.  auditor.  sinist,  der  über  ihn  wegiief. 
In  der  art.  cerebr.  tned.  befand  sich  über  ihren  ersten  vorderen  Ast 
hinaus  gehend  ein  kleiucr  Embolus.  Während  des  Lebens  waren 
die  hauptsächlichsten  Symptome  gewesen:  Pulsirende  Schmerzen  in 
der  Hinterhauptsgegend,  klares  Bewustseiu,  aber  grosse  Empfind- 
lichkeit gegen  alle  Sinneseindriickc.  Ein  Anfangs  unstäter  Gang 
markirte  sich  später  deutlicher,  dazu  eine  grosse  allgemeine  körper- 
liche Schwäche:  Die  Sehschärfe  verminderte  sich  bis  zu  vollkom- 

menen Verlust  des  Gesichtssinns  (doppelseitige  Stauungspapille  und 
Netzhauttrübung).  Interessant  und  besonders  hervorgehoben  wird 
vom  Vf.  die  im  Verlaufe  der  Krankheit  sich  entstellende 
enorme  VerlangsamungdesAkkomraodatiousaktes,  sodass  bei 
dem  Versuch,  nach  Fixirung  eines  Gegenstandes  in  1 Fuss  Entfernung 
den  Blick  auf  einen  50  Fuss  entfernten  zu  richten,  um  ihn  deutlich 
zu  sehen,  eine  Zeit  von  3 Sekunden  verlief.  Die  Augenbewegungen 
waren  normal.  Gegen  das  Endo  der  Krankheit  wurde  das  linke  Ohr 
taub.  Bernhardt. 

Nzynikiewirz.  Beitrag  zur  Lehre  von  den  künstlichen  Missbil- 
dungen am  HUhnereie.  Wieuer  Sitsungsber.  LXXII.  9 Sin. 

8.  , ein  Schüler  Scijkmk»  verbuchte  künstliche  Missbildungen  am  Hiihnereic 
dadurch  zu  erzeugen,  dass  er  mit  einem  Grabstichel  ein  rundes  Loch  in  der  Kalk- 
schaale  ausbohrte,  darauf  die  Schaalenbaut  ausschnitt  und  den  Embryo  parallel 
mit  deu  Primitivstreifeu  verwundete.  Hierauf  ward  dio  gemachte  runde  Oeffnung 
mit  einem  Deckgläschen  bedeckt  und  mit  Klcbewachs  sorgfältig  verschlossen.  Das 
so  verwundete  Ei  wurde  der  weiteru  künstlichen  Bebrütung  ausgesetzt.  In  den 
meisten  Fällen  zeigte  sich  eine  Missbildung  am  Keime,  der  sodann  in  mikroskopische 
Querschnitte  zerlegt  wurde.  Es  fand  sich,  dass  nach  solchen  Verwundungen  im 
Allgemeinen  blasige  Hohlränme  gebildet  werden,  den  Bluträumen  analog,  welche 
durch  (bre  Ausbildung  und  Ausdehnung,  zu  einer  mehr  oder  miuder  vollständigen 
Verdrängung  »Iler  normalen  Stmettir  führen.  Löwe. 


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Ka>vi»:r.  Lim:  h hi  kg  eh.  Hock. 


533 


L.  Knurier.  Des  tubes  nerveux  en  T et  de  leurs  relations  avec 
les  cellules  ganglionnaires.  Comptes  ronduM  30.  1875.  Decbr. 

ß.  bat  die  Spinalganglien  und  da«  Ganglion  Ganeeri  vom  Kaninchen  nach 
interstitiellen  Injeciioncn  von  Osmiumsaare  untersucht  und  findet  in  Uebereinstimmung 
mit  den  früheren  Autoren,  dass  die  Ganglienzellen  unipolar  sind.  Während  jedoch 
die  frühereu  Autoren  alle  die  von  der  Zelle  entspringenden  Nervenfasern  entweder 
nach  dem  Centrum  oder  noch  der  Peripherie  verlaufen  lassen,  ist  R.  zu  der  Ueber- 
seuguog  gelangt,  dass  diese  Faser  nach  einem  mehr  oder  minder  laugen  und  ge- 
wundenen Verlauf  sich  in  T Form  an  eine  der  Nerveufasern  der  hinteren  Wurzel 
inserirt  und  mit  ihr  verschmilzt.  Diese  Insertion  fiudet  stets  im  Niveau  einer 
RAHViK&'schon  Einschnürung  statt. 

R.  will  nicht  behaupten,  dass  die  Fortsätze  der  unipolaren  Zellen  sämmtlich 
in  der  beschriebenen  Weise  endigen.  Doch  hebt  er  hervor,  dass  man  beim  Zer- 
supfen  einer  seusitiven  Wurzel  in  der  Höhe  des  Spinalganglions  eine  ganz 
ausserordentlich  grosse  Anzahl  dieser  T förmigen  Nervenfasern  erhält.  Auch  machte 
R.  auf  die  Möglichkeit  aufmerksam,  dass  die  Fortsätze  der  unipolareu  Ganglienzellen 
sich  nicht  alle  einzeln  au  einzelne  Wnrzelfasern  inseriren,  sondern  vielleicht  sebou 
vorher  zu  gemeinsamen  Stämmen  verschmelzen,  die  sich  dann  erst  in  T Form  au 
eine  Wurzelfaser  ansetzen.  Boll  (Rom). 

B.  Luchsinger.  Experimentelle  Hemmung  einer  Fermentwir- 
kung. Pflügers  Areb.  XI.  S.  503.  (vgl.  S.  271.) 

L.  hat  früher  beobachtet,  dass  nach  subcutauer  Ulyceriuiiijection  (30  Cc.  einer 
40%igen  Lösung)  coustaut  Haetuoglobiuurie  auftritt.  Da  nach  Tikokl  die  Auflö- 
sung rother  Blutkörperchen  stets  mit  Freiwerden  von  Ferment  verbunden  ist,  er- 
wartete Vf.  in  dem  Harn  auch  Zucker,  fand  ihn  jedoch  nicht.  L.  schloss  daraus, 
dass  diu  Einführung  von  Glycerin  noch  andere  Momente  in  sich  schliesse,  welche 
die  8achari£cation  des  Glycogetis  hindern.  Io  der  Tbat  faud  sich  in  der  Leber 
solcher  Thiere  stets  ein  beträchtlicher  Glycogengehalt.  Vf.  schloss  weiter,  dass  es 
möglich  sein  müsste,  auch  das  Auftreten  von  Diabetes  bei  der  Piqüre  oder  Cu- 
rarevergiftnug  zu  verhindern.  Dies  war  in  der  That  der  Fall.  Hatten  die  Thiere 
schon  Ilaemoglobinurie  in  Folge  von  Glycerin,  so  trat  nach  dem  Zuckerstich  kein 
Zucker  im  Harn  auf;  umgekehrt  war  der  Zuckerstich  vorher  ausgeführt,  so  kounte 
der  Zocker  im  Harn  durch  Glyceriniujection  unter  Auftreten  von  Haetnoglobin  im 
Haru  zum  Verschwinden  gebracht  werden.  Stets  zeigte  die  Leber  p.  m.  noch  einen 
beträchtlichen  Glycogengehalt : 0,78 — 1,12  gramru.  Macht  man  einem  Thier  eine 
Glyceriniujection,  tüdtet  es  nach  Eintritt  der  Hämoglobinurie  und  lässt  es  dann  10 
Stunden  bei  30—35°  liegen,  so  zeigt  die  Leber  noch  einen  beträchtlichen  Glycogen- 
gebalt,  das  Glycerin  hemmt  also  auch  die  postmortale  Fermontirung  des  Glycogons. 

E.  Salkowski. 


I.  Hock.  Das  Adductions-Perspectlv.  Wiener  med.  Presse  1875.  Nr.  40 
und  41. 

Emmetropeu  stellen  gewöhnlich  ihr  Opernglas  auf  26" — 60",  Uebersicbtige 
auf  eilte  weitere  Entfernung  ein,  schwach  Myopische  auf  12" — 20“,  stärker  Myo- 
pische auf  ihren  Fernpuukt;  durch  die  Stellung  der  Bohre  sind  aber  die  Augen  zu 
einer  parzllelen  Stellung  genötbigt.  Da  das  Gleichgewicht  der  innern  und  äussern 
geraden  Augenmuskeln  individuell  und  nach  der  Kefractiou  verschieden  ist , treten 
nnn  Ermüdungserscheinungen  ein,  am  so  mehr,  wenn  die  Operngläser  eino  su  grosse 
Pupillendistauce  haben;  in  diesom  Falle  kommt  nämlich  noch  die  prismatische  Wir- 
kung des  ans  einem  Concavglase  bestehenden  Oculares  hinzu,  indem  nicht  durch 
die  Mitte,  sondern  dnreh  diu  innern  Bäuder  der  Gläser  gesehen  wird.  Unter  „Ad- 


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534  SOKOLOPF,  V Ol, KM  AHN. 

ductionsperffpectiv“’  verstellt  H.  ein  solches,  bei  welchem  die  Blicklinien  aus  ihrer 
psralleleu  Richtung  in  eiue  coovergeute  gebracht  werden.  Am  Kopfe  des  Iiistru- 
ments  wird  ein  Prisma  mit  der  Kante  nach  innen  eingesetzt;  im  Durchscbuitte  wer- 
den 2gradige  adducireude  Prismen  für  emmetropische  Augen  die  uötkige  Correc- 
tiou  geben;  myopische  brauchen  schwächere,  übersichtige  stärkere.  Michel. 

N.  SocoIofT,  Zur  Pathologie  des  acuten  Milztumors.  Vircbow’s  Arch. 

LXVI.  8.  171. 

S.  untersuchte  iu  41  Füllen  sogen,  infectiöser  Krankheiten  (bes.  Typhus,  Pyaemie, 
Puerperalfieber  und  Diphtherie)  das  Gewebe  der  geschwollenen  Milz  auf  Micro- 
coccen.  In  einigen  (6)  fand  er  dieselben  npd  zwar  als  verstopfende  Massen  der 
Blutgefässe  und  im  Pulpagewebe.  Diese  Milzen  mit  positivem  Resultat  entstamm- 
ten den  Füllen,  in  welchen  die  Infection  noch  frisch  war,  der  tödtliche  Ausgang  in 
den  ersten  Tagen  der  Krankheit  noch  nicht  eingetreten  war.  Vf.  vermuthet  ans 
dem  Fehlen  der  Micrococcen  in  den  älteren  Füllen,  dass  dieselben  anfangs  vorhanden 
gewesen  seien,  später  aber  geschwunden  seien,  während  die  Milzaffection  fortbesteht. 
Diese  Frage  sucht  er  auf  experimentellem  Wege  durch  Injection  faulender  Flüssig- 
keit iu  die  Bauchhöhle  und  vena  jugul.  von  Kaninchen  zn  entscheiden.  Das  Resultat 
dieser  Versuche  war  in  allen  Fällen  eine  Vergrösserung  der  Milz,  aber  nur  dann, 
wenn  der  Tod  in  den  ersten  3—4  Tagen  erfolgte,  konnteu  Micrococcen  im  Gewebe 
derselben  nachgewiesen  werden.  S.  interpretirt  die  Einwirkung  der  Micrococcen 
auf  die  Milsschwollung  in  doppelter  Weise:  1)  sollen  sie  durch  ihr  Wacbsthnrn 
einen  Entznnduugsreie  für  das  Gewebe  setzen,  welcher  Hyperaemie  und  Zellen- 
neubildung  zur  Folge  hat,  2)  sollen  sie  durch  die  Verstopfung  von  Blutgefässen 
eine  Stauung  und  somit  eine  auf  mechanischem  Wege  erzengte  Volumszunahme 
des  Organes  veranlassen.  Der  Modns  ihres  Verschwindens  wird  nicht  näher  erör- 
tert, Vf.  vergleicht  den  Vorgang  dem  analogen  bei  Erysipel  und  dem  nnr  auf  die 
Fieberanfälle  beschränkten  Auftreten  der  Spirillen  im  Blute  Recurreuskranker. 

Grzwtti. 

K.  Volkmann.  Der  Hydrocelenschnitt  bei  antiseptischer  Nach- 
behandlung. Berliner  klin.  Wocbenschr.  1876.  No.  3. 

Im  Anschluss  an  seine  schon  früher  gegebene  Empfehlung  der  Behandlung 
der  Hydrocele  durch  Schnitt  unter  antiseptiBcber  Nachbehandlung  berichtet  Vf. 
über  im  Ganzen  17  einschlägige  Beobachtungen.  Die  Operation  wurde  stets  in 
der  Weise  ausgeführt,  dass  nach  sorgfältiger  Desiuficirnng  des  Scrotnm  und  seiner 
Umgebung,  Abrasiren  der  Haare  n.  s.  w.  das  Scrotnm  vom  Leistenringe  bis  zu 
seiner  Basis  gespalten,  die  Höhle  mit  3procentiger  Carbollösuog  energisch  aus- 
gewaschen und  endlich  die  Scheidenbaut  mit  feinster  8eide  in  ganzem  Umfange  an 
die  Haut  angenäht  ward.  Dann  wird  das  Scrotnm  schleifenförmig  mit  einer  An- 
zahl 3—4  Qnerfinger  breiter  Streifen  8-  bis  lOfacber  Listergaze  umgeben  nnd 
darüber  ein  grosses  Verbandstüek  in  bekannter  Anordnung,  welches  mit  einem 
8ch!itz  zum  Durchlässen  des  Penis  versehen  ist,  mit  Gazebinden  fest  an  das 
8crotum  gedrückt.  Die  Binden  müssen  das  Becken  mit  umfassen  und  alle 
Höhlungen,  die  Inguinalfalten,  der  Damm  n.  s.  w.  mit  Salicylwatte  ansgepolstert 
werden.  Es  erfolgt  daun  meistens  eine  primäre  Verklebung  der  beideu  Scheiden- 
bantblätter, selbst  bei  schwartigen  Verdickungen  nnd  Kalkablagerungen  in  den- 
selben, sowie  bei  Haematocele.  Aucb  in  einem  Falle , in  welchem  der  Hode  ge- 
spalten nnd  2 in  demselben  liegende  Entzündungsherde  ansgelöffelt  wurden,  er- 
folgte die  Heilnug  ohne  Zwischenfall.  Eine  örtliche  Reaction  trat  nie  ein,  in 
11  Fällen  bestand  einige  Tage  lang  tnässiges  Fieber.  Die  Heilnngsdaner  betrug 
im  Mittel  10  Tage.  E.  Käst«. 


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Winckkl.  Boiin.  Giommi. 


535 


F.  Winekel.  lieber  die  bei  Diabetes  mellitus  verkommenden 
Erkrankungen  der  äusseren  Genitalien  des  Weibes.  Deutsche 
Ztschr  f.  pract.  Med.  1876.  No.  1. 

Nach  VV.  kommen  bei  Diabetes  an  der  Vulva  3 verschiedene  Erkranknngs- 
forrnen  vorj:  1)  Die  einfache  Mycosis  in  Form  stecknadelkopfgrosser  weiaser 

Flecken,  deren  Pils,  Leptomitue  mit  breitem  Thallus,  identisch  mit  dem  von  W.  schon 
froher  bei  der  Mycosis  vaginae  gravidarum  gefundenen  ist,  also  nicht  durch  das  Benet- 
zen der  Tbeile  mit  zuckerhaltigem  Urin  zur  Eutwickelong  gelang.  2)  Die  Fnrun- 
cul osis  labiorum.  3)  Die  phlegmonöse  V ulvitis,  die  häufigste  und  schwerste  Form, 
die  sich  auf  dem  Damm  und  bis  zum  Kreuzbein  bin  ausbreiteu  kann.  Die  Vulvitis 
ist  nicht  immer  mit  Mycose  verbunden,  ist  ein  sehr  frühzeitiges  Symptom,  das  zu- 
weilen dem  nachweisbaren  Auftreten  vou  Zocker  im  Harn  vorangebt  Zur  örtlichen 
Behandlung  empfiehlt  W.  Bähungen  mit  Salicylsäure  in  wässriger  Losung  (1:300). 

8euator. 

Holm,  Bedenken  gegen  die  Contagiosität  des  Pemphigus  acutus 
neonatorum  und  seiue  Abhängigkeit  von  der  physiologischen 
Hautabschuppuug  in  der  ersten  Lebenswoche.  j«brb.  f.Kiuderheiik. 
N.  F.  IX.  8.  304. 

Seine  Bedenken  gegen  die  Coutagiosität  des  Pemphigus  neonatorum  begründet 
B.  folgendermzssen:  Oer  Pemphigus  tritt  grösstentheils  in  der  zweiteu  Hälfte  der 

ersten  Lebenswoche  auf,  also  za  einer  Zeit,  wo  die  Exfoliation  der  Epidermis  statt- 
findet.  Da  es  nun  nachgewiesen  ist  (Bills),  dass  an  den  Stellen,  wo  die  Bekleidung 
des  Kindes  der  llaut  fester  auliegt  (Nabelbinde)  dioser  physiologische  Vorgang  einen 
pathologischen  Charakter  anoelimen  kann,  dass  z.  B.  anstatt  der  kleienfürmigen  Abschup- 
pung der  Haut  eine  solche  in  grossen  Fetzen  vorkommt,  so  liegt  der  Annahme  auch 
Nichts  im  Wege,  dass  die  Haut  sich  zuweilen  in  Blasen  abheben  kann.  Und  be- 
kanntlich treten  die  ersten  Blasen  gewöhnlich  am  Bauche  anf.  Ferner  kann  ein  za 
heisses  Bad,  wie  B.  in  einem  Falle  beobachtet  bat,  sehr  wohl  die  Ablösung  der 
Hant  in  Blasenform  erzeugen  and  hieraus  erklärt  sich  leicht  die  auffällige  Erschei- 
nung, dass  alle  von  einer  Hebamme  entbundenen  Kinder  an  Pemphigus  erkranken, 
während  die  von  anderen  Hebeamineu  gepflegten  davon  befreit  bleiben.  Solche 
Frauen  benutzen  kein  Thermometer,  obgleich  ihre  Hant  den  Temperatursinn  einge- 
bflsst  hat.  — Auch  das  gehäufte  Vorkommen  des  Pemphigus  iu  einzelnen  Gebäran- 
stalten kann  anf  diese  Ursache  zurückgeführt  werden.  — Die  sohr  wenig  beobach- 
teten Fülle  von  Uebertragung  dos  Pemphigus  von  den  Kindern  auf  die  Mutter  oder 
die  Geschwister  erklärt  B.  dadurch,  dass  der  aus  der  Pemphigusblase  stammende 
wässerige  Inhalt  einen  Beiz  auf  die  damit  in  BerShrnng  gekommene  Hautstelle  aus- 
geübt habe.  L.  RosenthzL 

M.  Giommi:  Obstruction  intestinale;  emploi  (lu  courant  induit; 

guerison.  Gat.  med.  1876.  Ab.  50  (Kacoglitore  med.  Novembre). 

G.  beobachtete  einen  sonst  kräftigen  61jährigen  Mann,  welcher  seit  einigen 
Wochen  an  totaler  Obstrnction  litt.  Patient  war  schon  sehr  heruntergekommen;  in 
der  Idee,  es  mit  einer  sehr  bedeutenden  Atonie  der  Darmwände  zu  tbun  zu  haben 
applicirte  G.  einen  starken  inducirten  Strom  (die  eine  Electrode  wurde  ins  Rectum 
eingeführt,  die  andere  auf  die  Baucbdecken  in  die  Gegend  des  colon  transveraum 
aufgesetzt)  mehreremale  im  Laufe  zweier  Tage,  jedesmal  10—16  Minuten.  Der 
Erfolg  war  überraschend;  nach  starken  Gasentleerungen  folgten  copiiöse  Stühle  and 
nach  wenigen  Tagen  wufde  der  Kranke  geheilt  eutlassen.  Bernhardt. 


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536 


Gii.rt.  Kktm.  Barett. 


{ 


V.  GHky.  Zur  Pathologie  der  Grosshirnrinde.  Deutsch.  Areh.  f. 

kliu.  Med.  XVI.  8.  463. 

Bei  einem  15jährigen  kränklichen,  scrophulöseu  Arbeiter  beobachtete  Vf. 
zuerst  Zuckungen  in  verschiedenen  Muskelgruppen  der  linken  Oberextremität,  wel- 
chen später  eine  gewisse  Schwäche  Plats  machte.  Die  Zuckungen,  (bei  denen  Be- 
wusstseins verlast  nicht  eintrat)  ergriffen  allmählich  die  gesammte  linksseitige  (auch 
Uesichta-  und  Rumpf-)  Muskulatur.  Später  traten  die  Zuckungen  vor  den  sich  stets 
deutlicher  ausbildenden  paretiscben  Erscheinungen  zurück.  Schon  während  des  Le- 
bens wurde  die  Diagnose  auf  eine  OberSächeuaffektion  des  rechten  Stirn-Scheiteihiras 
gestellt,  zumal  sich  zur  Vervollständigung  dos  Krankheitsbildeg  noch  ein  genau  in 
der  rechter.  Scbläfenseite  lokalisirter  Kopfschmerz  und  Erbrechen  hinzugesellt  batte. 
In  der  Tbat  zeigte  die  Obduction  eine  einer  käsigen  Infiltration  ähnliche  Entartung 
der  Hirnrinde  im  Bereiche  der  beiden  rechten  gjti  centrales,  der  anliegenden  Tbeile 
der  drei  Frontahvindungeu,  des  Klappdeckels,  eines  Theils  des  gyrus  supramargi- 
ualis  und  der  oberen  Parictalwinduug.  Die  Neubildung,  wie  sich  später  erwies,  ein 
Gliom,  erstreckte  sich  von  der  Oberfläche  de«  Hirns  gegen  1 — l'/t  Ctm.  in  die  Tiefe. 
Die  linke  Hirnhälfte  und  die  grossen  Ganglien  rechts  waren  normal.  Bernhardt. 


E.  L.  Keyes.  The  effect  of  small  doses  of  mercury  in  modi- 
fying  tlie  number  of  the  red  blood  corpusdes  in  syphilis.  A 
Study  of  blood-counting  with  the  heraatimfetre.  Amer.joum.  of 

the  med.  sc.  1876.  I. 

Vf.  behandelt  die  Lues  mit  kleiuen  Gaben  Quecksilber  mindestens  zwei  Jahre 
hindurch.  Zur  Zähluug  der  Blutkörperchen  bedient  er  sich  des  Hämatimeters  von 
Hayzh  und  Machet.  Er  fand  bei  erwachsenen  Männern  im  gesunden  Zustande  6 
Millionen  rother  Blutkörperchen  in  dem  Cubikinillimeter  Blut  Auaemie  ergab 
selten  weniger  als  3 Mill.,  während  besonders  günstige  Lebensbedinguugen  über  6 
Mill.  ergaben.  Merkur  in  grossen  Dosen  setzte  die  Zahl  beträchtlich  herunter,  na 
1 Mill.  und  mehr.  8ypbilis  vermindert  die  Zahl  der  rothen  Blutkörperobeu,  wäbreud 
kleine  Doseu  Merkur  sie  erhöben  uud  dauernd  auf  hoher  Stufe  erhalten.  Ebenso 
Merkur  mit  Jodgebraucb  zusammen.  Das  Körpergewicht  bei  Thiereo  wird  durch 
kleine  Gaben  Merkur  erhöbt,  dnrch  grosse  Gaben  herabgesetzt  Auch  bei  gesunden 
Menschen  ist  Merkur  in  kleinen  Gaben  ein  Tonicum  uud  vermehrt  die  Anzahl  der 
rothen  Blutkörperchen.  0.  blmon. 


D.  Barett.  Un  eas  de  menstruation  supplementaire  par  lo  rec- 
tum --  3 grosscsses.  Eraooe  Nr.  19  1876.  (tbe  London  med. 

record.) 

Pat.  eine  durchaus  woblgcbildete  Person,  verlor  seit  ihrer  Pubertät  genau 
4wöchentlich  Blut  per  rectum,  jedesmal  3 — 4 Tage  lang,  ohne  irgend  welchen  va- 
ginalen Abgang.  Die  3 von  dem  Vf.  beobachteten  Schwangerschaften  und  Gebur- 
ten verliefen  ohne  alle  Storungen.  Sie  stillte  und  war  dann  15  Monate  lang  frei 
von  blutigen  Abgängen,  welche  sich  erst  nach  dem  Absetten  in  der  alten  Weise 
wieder  eiustellten.  A.  Martin. 


Ktnaendungen  für  du  Geotrelblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof,  öenator, 
Berlin,  (N.)  Krausnlckstraaee  84,  and  Professor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Beisehlues)  an 
die  Verlagshandlung,  Berlin  (N.-W.),  unter  den  Linden  A3,  adreaeiren. 


Verlag  von  August  Hlraehwald  In  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  ereehetaen 

1 — S Bogen;  am  Schloaae 
de«  Jahrgang«  Titel,  Na- 
men- and  Saohregleter. 

fUr  die 


Frei«  de«  Jahrgänge« 

<0  Mark;  zn  beziehen 
dnreh  alleBachhandlnn- 
gen  and  Poeten* lallen. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Profmor  in  ErUngen. 


Bedigirt  von 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Profeaeor  ln  Berlin. 


1876. 


*9.  Juli. 


No.  31. 


Inhalt,  t.  Wolekk.tkin,  Wirkung  der  Hautreize  aof  die  Nieren  (Orig.-Mitth). 

— Kahle«  und  üorii,  Wirkung  des  Jaboraudi  auf  das  Hers  (Orig.-Mitth).  — 

Boioet,  Entwicklung  der  Nerven.  — Dittmbb,  Doppelmisagebnrten.  — 
ii.r,  Schulter-  nud  Hüftgelenk.  — Baku,  Nystagmus.  — Stillibo,  Prüfung 
Farbenblinder.  — Tbacbs,  Casuistik.  — Wbstphal,  Casaistik. 

Külz,  loosit  im  Harn.  — Hütbb,  Kritisches.  — Sbakspbabb,  Ophthalmos- 
eop.  — Sou  u kkbsodt,  Neues  8pbygtnograpb.  — Bihbb,  Bau  der  Kabelschnar. 

— Pts-Smith,  Morbus  Addisonii;  Anämie  idiopathica.  — Hacsmans,  Scheideu- 
katarrh  bei  Neugeboreneo.  — Köbbrlü,  Ovariotomie  bei  einem  13jährigen  Mäd- 
chen. — Bi  bobl,  Salicyltänre.  — 

Druckfehler-  B erichtigu  ng. 


Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Wirkung  der  Haut- 
reize auf  die  Nierenabsonderung. 

Vorläufige  MittheUung  von  A.  von  Wolkcnstein.  Ordiuator  der  Kinderklinik  in 
der  k.  k.  Mediciniscbeu  Akademie  an  8t  Petersburg. 

Die  Frage  nach  der  Wirkung  der  Hautreise  ist  äusserst  wich- 
tig, da  man  häufig  eine  Menge  Krankheiten  zu  beobachten  Gelegen- 
heit hat,  welche  gerade  in  einer  Reizung  der  Haut  ihren  Ausdruck 
finden  und  oft  einen  unverkennbaren  Einfluss  auf  die  Erkrankung  der 
Nieren  ausüben.  Schon  1870  suchte  Baoinsky  (s.  Cbl.,  1870  S.  497) 
die  Frage  zu  erledigen:  „Beeinflusst  nicht  etwa  die  Reizung  der 
Hant  die  Eiweissausscheidung  durch  den  Harn“?  and  erhielt  dabei 
positive  Resultate. 

Die  von  uns  in  dieser  Richtung  ansgeführten  Versuche  be- 
ziehen sich  auf  Kaninchen,  die  wir  in  einen,  speziell  zu  diesem 
Zwecke  hergerichteten,  beinahe  einen  Meter  langen  und  25  Ctm. 
breiten  Glaskasten  setzten.  Der  Boden  des  Kastens  war  etwas  ab- 
schüssig, und  wir  brachten  daher,  um  das  Hinabgleiten  des  Versuchs, 
hieres  auf  der  schiefen  Ebene  zu  verhindern , auf  dem  Boden  ein 
hölzernes  Gitter  an,  welches  so  dicht  war,  dass  trockene  Faeces  auf 
demselben  zurückgohalten  wurden.  Nur  Harn  sickerte  durch  die 
engen  Zwischenräume  des  Gitterwerkes  und  floss  über  den  schrägen 
gläsernen  Boden  nach  einer  Oeffnung  des  Apparates,  die  unmittelbar 
mit  einem  graduirten  Glascylinder  verbunden  war.  Der  Harn  wurde 

XIV.  Jahrgang.  8b 


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538 


Wor.KEHSTKiK.  Wlrknng  der  Hatitreise. 


zweimal  täglich  geschöpft.  Vor  jedem  Versuche  wurde  das  betref- 
fende Kaninchen  sorgfältig  gewogen,  hierauf  in  den  Kasten  gesetzt 
und  erhielt  zweimal  täglich  frisches  Gras  (2  Pfd.)  und  Wasser.  Drei 
Tage  hindurch  blieb  das  Thier  unbelästigt  in  dem  Apparate,  und 
wurde  nur  die  Analyse  seines  Harnes  qualitativ  und  quantitativ  ge- 
macht. Am  vierten  Tage  wurde  es  abermals  gewogen.  Hierauf 
entfernten  wir  die  Haare  auf  einer  25  Quadratcentimeter  grossen 
Hautstelle,  trugen  auf  diese  eines  der  zu  prüfenden  Reizmittel  auf  und 
setzten  den  Versuch  in  der  eben  beschriebenen  Weise  fort.  Sowohl 
vor,  als  auch  während  des  Versuches  wurde  zwei  mal  täglich  die 
Temperatur,  der  Puls  und  das  Athmen  des  Kaninchens  notirt.  Die  ange- 
wendeten Miltei  waren  folgende:  Jodtinctur,  Unguentum  Hydrargyri,  Kali- 
stibio-tartaric.  (in  Weingeist-  und  Wasserlösung),  Ol.  crotonis,  Acid- 
nitricum  fumans,  Acid.  sulphuricum  crudum,  Acidum  carbolicum  cor- 
ros.,  Acid.  thymicum  concentratum,  Kali  causticum  solut.,  Ol.  sinapis, 
Mosen  und  andere,  die  Haut  reizende  oder  zerstörende  Manipula- 
tionen. , 

Die  Wirkung  dieser  Mittel  war  nicht  immer  constant;  leichtere 
Hautreize  rufen  Albuminurie  leichten  Grades  hervor,  welche  schnell 
nach  Aussetzung  der  Insulte  wieder  verschwindet.  Bei  der  Obduc- 
tion  waren  in  solchen  Fällen  die  Nieren  unverändert.  Wurden  jedoch 
stärker  wirkende  Mittel  angewendet,  so  erschien  im  Harn  Eiweiss  in 
ziemlich  beträchtlicher  Menge,  Epithelzellen  aus  den  Harnkanälchen 
und  oft  auch  Harncylinder.  Der  anatomische  Befund  der  Nieren 
zeigte  dann  stets  pathologische  Veränderungen:  die  Harnkanälchen 
angefüllt  mit  trübem  feinkörnig  zerfallenem  Epithel,  in  welchem  auch 
nach  Zusatz  von  Essigsäure  keine  Kerne  zu  entdecken  waren,  die 
Glomeruli  getrübt,  lassen  auch  nach  Behandlung  mit  Höllensteinlö- 
sung nicht  die  Conturen  ihrer  Epithelsverkittung  erkennen ; Kerne 
in  dem  letzterem  sind  ebenfalls  nicht  sichtbar. 

Die  Niurenzellen  trübe  (durch  parenchymatöse  Entzündung). 
Das  Volumen  der  Nieren  vergrössert,  ihre  Kapsel  gespannt,  glän- 
zend, leicht  abziehbar.  Das  Nierenparenchym  von  ^chmutzig-röth- 
licher  Farbe;  die  Gefässe  desselben  enthalten  eine  geringe  Menge 
farbloser  Blutzellen.  Die  Kaninchen  zeigten  dabei  Abmagerung,  Ap* 
petitverlust,  Fieber.  Der  Tod  erfolgte  unter  Erscheinungen  von 
.Krämpfen  (wahrscheinlich  durch  Urämie.) 

Ueberhaupt  sahen  wir  bei  unseren  Versuchen  — deren  wir 
mehr  als  40  anstellten,  die  in  ihren  Resultaten  einander  völlig  ähn- 
lich waren  — folgende  Erscheinungen  nach  künstlicher  Reizung  der 
Haut  an  den  Tbieren  auftreten:  1,  Stets  stieg  die  Temperatur  schnell 
an  und  blieb  auf  der  erreichten  Höhe,  so  lange  die  Eiweissausson- 
derung vor  sich  ging  und  so  lange  wir  die  Reizung  der  Haut  un- 
terhielten. 2,  Puls  und  Athmen  waren  beschleunigt.  3,  Auf  der 


V 

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WoLKEHflTHH.  Wirkung  der  Hautreize. 


539 


Haut  erschien  eine  entzündliche  Reaction  , Infiltration  des  Unterhaut- 
zellgewebcs  und  s.  w.  4,  Die  Menge  des  Harns  nahm  ab.  5,  Ap- 
petit und  Durst  fehlten.  6,  An  Harnstoff  wurde  beträchtlifch 
mehr  ausgeschieden , als  vor  der  Operation.  7,  An  Chlor  dagegen 
weniger,  und  zwar  war  eine  schnelle  Abnahme  dabei  zu  bemerken.  Ge- 
nas das  Tbier,  so  nahm  auch  wieder  die  Quantität  der  Chloride  im 
Harne  zu.  8,  Das  Körpergewicht  sank  ebenfalls,  wobei  die  Kanin- 
chen stark  abmagerten.  9,  Der  Harn  enthielt  Eiweiss,  zuweilen 
auch  Epithelzellen , Lymphkörperchen,  Blut  — bei  Anwendung  des 
Collodium  cautharidatum  — und  sogar  Harncylinder  und  sogenann- 
te Biutcylinder.  Leichte  Reize  riefen  nur  einen  äusserst  geringen 
Grad  von  Albuminurie  hervor,  daher  der  Harn  sehr  schwach  ge- 
trübt erschien.  10,  Bei  leichter  Reizung  findet  man  in  den  Nieren 
ausser  Hyperämie  nichts  Abnormes;  bei  starker  dagegen  beobachtete 
man  parenchymatöse  Nervenentzündung.  11,  Bei  der  letzteren  Form 
des  Reizes  sind  alle  inneren  parenchymatösen  Organe  hyperämisch. 
12,  Salben,  wie  das  unguont.  Hydrargyri  — verursachen  sogar  nicht 
einmal  Hyperämie  der  Nieren. 

Wir  halten  dafür,  dass  die  ganze  Wirkung  dieser  reizenden 
Mittel  sich  auf  folgende  Weise  erklären  lasse:  Es  ist  bekannt, 

dass  der  Uebertritt  von  Serumeiweiss  aus  den  Blutgefässen  in  die 
Harnkanälchen  der  Nieren  in  allen  Fällen  entweder  auf  eine  ab- 
norme Steigerung  des  Blutdrucks,  oder  auf  eine  veränderte  Beschaf- 
fenheit der  Geiässwandungcn,  oder  auf  eine  Combination  dieser  bei- 
den Factoren  zurückgeführt  werden  mus3  (S.  Bartels,  Handbuch 
der  Speciell.  Pathol.  und  Ther.,  von  v.  Ziemsser,  IX.,  1875).  Also  : 
1)  bekanntlich  gelangen  die  Canthariden,  von  der  Haut  absorbirt, 
ins  Blut  und  bringen  bei  ihrer  Elimination  aus  dem  Organismus  die 
Erscheinungen  der  Albuminurie  zu  Stande.  Eben  dieselbe  Wirkung 
besitzt  das  Jod.  Auch  die  Säuren  mussten  die  allgemeinen  Haut- 
decken durebdringen  (z.  B.  für  Carbolsäure  ist  solches  von  Waldkn- 
Ström  naebgewiesen.  S.  Neues  Jahrbuch  der  Pharmacie,  T 
XXXIV.,  S.  111.)  und  Gewebserkrankungen  der  Nieren  und  der  Ge- 
lässe  hervorbringen.  2)  Die  graue  Salbe  wird  gleichfalls  resorbirt 
und  circulirt  im  Blute  in  Form  von  Albuminaten.  Es  wäre  also 
auch  in  diesem  Falle  Albuminurie  zu  erwarten,  doch  da  die  Queck- 
silberalbummate lange  im  Organismus  verbleiben,  so  ist  unsere  er- 
folglose Prüfung  des  Harnes  auf  Eiweiss  wahrscheinlich  dem  Um- 
stande zuzuschreiben,  dass  das  Quecksilber  dann  noch  nicht  eliminirt 
wurde,  als  wir  den  Harn  prüften.  3)  Alle  übrigen  Mittel  mussten 
schon  aus  dem  Grunde  Albuminurie  verursachen,  weil  sie  Fieberer- 
scheinungen zur  Folge  hatten,  bei  welchen  constant  eine  parenchy- 
matöse Erkrankung  der  Organe  und  Gefässe  eintritt,  und  ausserdem 

85* 


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540  WoLKBiiiTEiR.  Wirkung  der  Rautreiie. 

die  Albuminurie  noch  durch  Zerfall  der  rothen  Bluteellen  be- 
dingt wird. 

Um  die  Reinheit  unserer  Versuche  zu  erhoben,  schlugen  wir 
einen  neuen  Untersuchungsweg  mit  Hülfe  des  elektrischen  Pinsels 
ein,  in  der  Meinung,  dass  dieses  Reizmittel  ausschliesslich  nur  die 
Hautnerven  insultire.  Die  Bedingungen,  unter  denen  diese  Versuche 
ausgefübrt  wurden,  blieben  genau  dieselben  wie  früher:  Die  Entfer- 
nung der  Spiralen  des  DüBOlS-REYMOKD’schen  Schlittenapparates  be- 
trug 1,5  Cent.;  anfangs  dauerte  die  Application  des  elektrischen 
Pinsels  1 Minute  lang  2mal  täglich  und  erstreckte  sich  allmählich 
bis  auf  6 — 10  Minuten.  Die  hierdurch  erzielten  Ergebnisse  waren 
folgende: 

1)  Temperatur,  Pulsfrequenz  und  Athmen  waren  gleich  nach 
der  Reizung  beträchtlich  erhöht  (die  Temperatur  bis  39,6°C.)  wobei 
es  unmöglich  war,  die  Puls-  und  Athmungsfrequenz  genau  zu  bestim- 
men ; nach  20 — 30  Minuten  gingen  die  Erscheinungen  allmählich  zu- 
rück und  blieben  alle  Funktionen  normal.  2)  Die  Menge  des  Har- 
nes und  des  Harnstoffs  war  vermehrt  und  besonders  bald  nach  der 
Reizung.  Der  Harn  wurde  alle  drei  Stunden  untersucht.  Auch  gleich 
nach  der  Reizung  ergab  die  Harnanalyse  einen  grösseren  Oebalt  an 
Harnstoff  und  Abnahme  der  Chlorverbindungen.  3)  Nach  der  Rei- 
zung trat  eine  leichte  Albuminurie  ein,  welche  schon  nach  3 — 6 
Stunden  spontan  verschwand.  4)  Lange  andauernde  Reizung  (am 
7—8  Tage  nach  dem  Beginn  des  Versuches)  bewirkte  eine  stärkere 
Albuminurie,  die  36  Stunden  währte,  obgleich  in  dieser  Zeit  jede 
fernere  Hautreizung  unterblieb.  Dabei  boten  die  Kaninchen  Erschei- 
nungen der  passiven  Hyperämie  dar,  das  heisst  die  Nieren  in  ihrem 
Volumen  vergrössert,  blutreich,  dunkel  gefärbt  von  dem  venösen 
Blute,  weich;  die  Ohren  dagegen  kalt  und  cyauotisch  ebenso  die 
Pfoten. 

Die  Ursache  der  Albuminurie  in  diesem  Falle  muss  man  auf 
folgende  Weise  erklären:  Die  Hautreize  werden  mittelst  der  sensiblen 
Hautnerven  auf  die  vasomotorischen  Nerven  übertragen,  deren  Site 
im  verlängerten  Mark  ist,  und  bewirken  durch  Vermittelung  des  vaso- 
motorischen Centrums  eine  spastische  Contraction  der  Geiasse.  In 
den  Nieren  wird  dadurch  der  Blutdruck  erhöht  und  in  Folge  dessen 
transsudirt  das  Eisweis6  aus  den  Gefässen.  Aus  diesem  Grunde  wer- 
den daher  die  Nieren,  trotz  vorhandener  Albuminurie,  bei  leichteren 
Arten  des  Reizes  normal  befunden.  Verstärkt  man  nun  die  Intensität 
des  Reizes,  so  verursacht  der  dauernd  erhöhte  Blutdruck  eine  Erkran- 
kung der  Nierengefässe  mit  wesentlicher  anatomischer  Gewebs- 
veränderung der  letzteren  und  der  Glomeruli.  Dass  an  diesem  Vor- 
gänge die  Hemmung  der  Hautperspiration  keinen  Autheil  hatte,  geht 
aus  dem  Umstande  hervor,  dass  die  reizenden  Substanzen  mit  einer 


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’-F 


Kahleb.  Wirkung  de«  Jaborandi.  541 

verbältnissraässig  geringen  (25  Quadrat  Cm.)  Hautfläche  in  Berührung 
kamen  und  folglich  nicht  erheblich  die  Perspiration  alteriren  konnten. 
Bekanntlich  bringt  eine  Perspirationshemmung  Albuminurie  au  Stande; 
es  ist  demnach  anzunebmen,  dass  Reizung  der  Haut  ebenfalls  — in 
leichten  Fällen  Albuminurie,  in  schweren  dagegen  Erkrankung  des 
Nierenparenchyms  hervorruft.  Vielleicht  ist  auch  bei  künstlicher 
Hemmung  der  Perspiration  der  Hautreiz  das  wirkende  Moment. 

Für  die  Fälle,  wo  die  Albuminurie  nach  der  Reizung  lange 
anhieit(durch  die  elektrischen  Reize),  lasse  ich  die  ErklärungCoHNHEiM’s 
(Neue  Untersuchungen  über  die  embol.  Process.,  1872,  S.  47)  zu,  der 
nachgewiesen  hat,  dass  sogar  eine  kurze  Zeit  dauernde  Unterbindung 
der  Nierengefässe , in  Folge  der  Unterbrechung  dor  Blutcirculation 
in  diesem  Organe,  eine  Erkrankung  der  Nierengefässe  und  des  Nie- 
renparenchyms veranlasse.  Auch  bei  meinen  Versuchen  traten  wahr- 
scheinlich eben  solche  Stauungen  ein,  wie  bei  denen  CoHNBElMS. 

Kymographische  Untersuchungen  über  Jaborandi. 

Vorläufige  Mittheilung  von  Dr.  0.  Kahler,  Assistent  au  der  il.  med.  Klinik  in  Prag 
und  Dr.  J.  Soyka,  Assistent  am  patliolog.  anatom.  Institute  in  Prag. 

Die  nur  auf  experimentellem  Wege  erreichbare  Beantwortung 
der  Frage,  ob  die  Schweisssecretion,  welche  beim  Menschen  der 
Darreichung  des  Jaborandiinfuses  folgt,  abhängig  sei  von  Gefäss- 
nerven  oder  eigenen  secretorischen  Nerven*),  dann  das  Wünschens- 
werthe  den  Charakter  der  üblen  Zufälle  die  während  der  Jaborandi- 
wirkung  mitunter  eintreten**) , näher  zu  erforschen,  endlich  die 
Andeutungen  einer  Herzwirkung  dieser  Drogue,  welche  die  sphyg- 
mographiscben  Pulscurven***)  ergeben,  haben  uns  bewogen  diese 
Versuchsweise  an  Hunden  und  Kaninchen  durchzuführen. 

Das  Präparat  war  Folia  Jaborandi  von  Gehe  in  Dresden  be- 
zogen und  durch  Versuche  an  Menschen  vielfach  als  sehr  wirksam 
befunden.  Zu  Injectionen  in  die  Venen  der  Versuchsthiere  wurde 
benutzt  ein  Infusum  fol.  Jaborandi  von  10  auf  150  per  V*  hör. 

Die  Versuchsergebnisse  sind  in  gedrängter  Kürze  folgende:  1) 
Kleine  Dosen  (5  Ccm.)  injicirt  machen  unmittelbar  eintretendes  und 
ziemlich  rasch  vorübergehendes  Absinken  des  Blutdruckes.  Dabei 
findet  sich  gleichzeitig  eintretende  und  schwindende  Pulsbeschleunig- 
ung. 2)  Grössere  Dosen  (10  Ccm.)  haben  dieselbe  aber  nachhaltigere 
Wirkung  auf  den  Blutdruck,  dagegen  folgt  auf  die  anfängliche  ge- 
ringe Pulsbeschleunigung  beim  Wiederansteigen  des  Blutdruckes 
Pulsverlangsamung.  Zugleich  wird  eine  deutliche  Zunahme  der 

*)  Vclpub,  Ga*,  med.  de  Paris  1875.  No.  7 Kiegkl,  Bert.  kl.  Wocbs.  No.  46. 

Arch.  f.  ktin.  Med.  XVL  3.  4. 

**)  Bikgbl,  ibid. 

**•)  ttnaiL,  Berl.  kiio.  W.  No.  6 n.  6.  Kobcctsski,  Wien.  med.  Presse  1876. 
No.  45. 


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542 


Bodoit.'  'Entwicklung  dar  Nanran, 


Pulswellen  bemerklich.  3)  Grosse  Dosen  (20  Ccm.)  erzeugen  ein 
tiefes  langdauerndes  Absinken  des  Blutdruckes  und  unmittelbar  damit 
sich  einstellende  starke  Pulsverlangsamung.  Die  Grössenzunabme 
der  Pulaexcursionen  wird  eine  sehr  bedeutende.  4)  Mit  der  Grösse 
der  Dosis  wächst  die  Dauer  und  Intensität  der  Erscheinungen,  die 
jedoch  sämmtlich  rückgängig  werden.  5)  Die  Ursache  der  am  mei- 
sten hervortretenden  Erscheinungen  liegt  mit  Wahrscheinlichkeit  in 
einer  Erregung  der  Vagusenden  im  Herzen.  Dafür  sprechen  6)  das 
unveränderte  Eintreten  der  Erscheinungen  nach  beiderseitiger  Vagus- 
durchschneidung, und  dann  7)  das  vollkommene  Ausbleiben  derselben 
nach  vollständiger  Lähmung  der  Vagusenden  im  Herzen  durch  Atropin. 
Es  macht  sich  also  hier  der  schon  vielfach  betonte  Antagonismus  zum 
Atropin  geltend.  Bezüglich  der  Einzelheiten  sowie  des  etwaigen 
Einflusses  des  Jaborandi  auf  das  vasomotorische  Nervensystem  ver- 
weisen wir  auf  eine  demnächst  erscheinende  ausführliche  Arbeit. 

Die  Versuche  wurden  im  Laboratorium  des  pathol.  anatom. 
Institutes  zu  Prag  ausgeführt. 

Ch.  Bonget.  Memoire  sur  le  Developpement  des  Kerfs  chez  les 
larves  de  Batraciens.  Arch.  de  pbysioi.  1876.  s.  soi. 

Zu  dem  Zeitpunkt,  in  dem  die  Kaulquappen  dem  Ei  entschlüp- 
fen, ist  schon  der  der  Hautsensibilität  dienende  Nervenapparat  fer- 
tig gebildet.  Er  besteht  aus  rosenkranzförmigen,  oder  varicöaen 
Fibrillen,  dio  mit  den  Terminaliascrn  derjenigen  Nerven  identisch 
sind,  welche  beim  Erwachsenen  eine  specielle  Sensibilität  vermitteln 
(Nerven  der  Hornhaut,  der  Froscbzungc,  Geruchsnerv,  varicöse  Fä- 
den der  Stäbchen  etc.)  Die  nervösen  Primitivfibrillen  haben  die- 
selbe histologische  Beschaffenheit,  wie  die  Endfäden  der  Verzwei- 
gungen der  Nervenzellen  in  der  grauen  Substanz  und  wie  die  an- 
gioplastischen  Fäden  R’s.  Unter  diesem  Namen  versteht  R.  die  Fort- 
sätze der  Endothelzellen  aus  den  capillaren  Blut-  und  Lyraphgefäs- 
sen  (Cbl.  1875.  317.)  Die  Fibrillen  stellen  nicht  blos  nackte  Axencylinder 
dar;  sie  bestehen  vielmehr  immer  schon  aus  einem  axialen  Fadchen, 
das  einem  Axencylinder  am  erwachsenen  Tbiere  entspricht  und  aus 
einer  Protoplasmaschicbt,  die  diesen  Axenfaden  umhüllt.  Die  Kerne 
entwickeln  sich  an  Ort  und  Stelle  aus  Verdickungen  der  Protoplas- 
maschicht; ebendaher  stammt  auch  dio  s.g.  SCHWANN’sche  Scheide. 
In  Folge  der  Vermehrung  der  au  Ort  und  Stelle  entstehenden  Kerne 
verdicken  sich  die  Prirnitivfibrillen  immer  mehr.  Mit  einer  Vermeh- 
rung der  Kerne  vergesellschaftet  sich  auch  eine  Verdoppelung  der 
Fasern;  dieselbe  wird  von  einer  Myelin-Infiltration  in  die  Protoplas- 
maschicht begleitet.  So  entstehen  markhaitige  Nervenfasern.  Die- 
jenigen Nervenfasern,  welche  sich  nicht  mit  Myelin  infiltriren,  fahren 
fort  durch  vuccessive  Spaltung  Zweige  von  4 — 20  Nervenfasern  zu 
bilden.  Pigmentirte  oder  auch  pigmentlose  Wanderzellen  heften 


Ditthkr.  DoppelmiMgeburten. 


548 


eich  auf  der  Oberfläche  der  Nervenfasern  an,  bedecken  sie  mit 
ihren  Fortsätzen  und  secerniren  eine  feine  Haut,  welche  unter  dem 
Namen  des  Perineuriums  die  primitive  Adventitialscheide  der  Ner- 
ven bildet.  Loewe. 

A.  Dittmer.  Zur  Lehre  von  den  Doppelmissgeburtcn.  Reichert  » n. 

du  Bois’  Arcb.  1875»  ti.  I1L  u.  IV. 

D.  giebt  eine  systematische  Aufstellung  der  verschiedenen  For- 
' men  von  Doppelmissgeburtcn  mit  vielfachen  kritischen  Bemerkungen 
über  die  Nomenclatur  derselben.  Er  fasst  seine  Resultate  iu  etwa 
folgenden  Sätzen  zusammen: 

Das  Veritändniw  der  Entstehung  der  Doppelinissbildungen  ist 
nur  möglich  auf  Grundlage  der  REiCHERT’schen  Lehre  von  dem  bila- 
teral symmetrischen  Bau  des  Wirbelthierorganismus.  In  demselben 
existiren  keine  Axengebilde,  sondern  eine  Medianebene,  primäre  und 
secundäre  Commissuren.  Alle  Doppelmonstren  sind  aus  einem  Ei 
mit  einfachem,  ursprünglich  ganz  normalen  Bildungsdotter  hervorge- 
gangen; sie  entstehen  durch  einen  paarig  symmetrischen  Keim- 
trennungsprozess des  letzteren,  welcher  entweder  vom  Kopf-  oder 
vom  Schwanzende,  oder  von  beiden  zugleich  ausgehen  und  die  blatt- 
artigen  Anlagen  verschieden  tief  trennen  kann.  Das  Gesetz  der  bila- 
teral symmetrischen  Keimspaltung  gilt  auch  für  die  Entwicklung  der 
so  entstandenen  Hälften,  und  kann,  in  diesen  wiederum  excedirend, 
zur  Bildung  der  dreiköpfigen  und  dreisebwänzigen  Monstra  führen. 
Die  aneinander  liegenden  Hälften  von  Doppelembryonen  finden  sich 
häufig  im  Zustande  secundiirer  Atrophie  oder  Verkümmerung,  wodurch 
oft  eine  scheinbare  Einfachheit  vorgetäuscht  wird  (rudimentäre 
Janusformen).  Gemeinsame  Bauch-  und  Rückenröhren  entstehen  durch 
Verwachsung  der  Riuden-  resp.  Visceralbögen  beider  Embryonen;  in 
den  Commissurlinien  finden  sich  stets  die  normalen  Commissurgebilde. 
— Eine  Quertbcilung  des  gefurchten  Dotters  hat,  wenn  sie  überhaupt 
vorkommt,  Zwillingsbildung  zur  Folge;  unvollkommene  Quertbeilungen 
sind  nicht  beobachtet  worden.  In  einer  geraden  Linie  liegende  Dop- 
pelembryonen sind  ebenfalls  durch  paarig  symmetrische  Keimtrennung 
entstanden,  und  durch  Entwickelung  der  accessorischeu  Hälften,  Er- 
hebung der  am  Kopf-  und  Schwanzende  gemeinsamen  Rückenplatten 
und  Ausbildung  der  Area  vasculosa  in  eine  gerade  Linie  gestellt. 
Die  bei  dem  Auftreten  der  Primitiv-Rinne  erfolgende  Einstellung  des 
Embryo  mit  seiner  Längsaxo  in  die  Queraxe  des  Eies  erfolgt  bei 
einfachem  wie  bei  dem  in  einer  Linie  liegenden  Doppelembryo  nach 
bis  jetzt  noch  unbekannten  Gesetzen.  Grawit». 

Aeby.  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Gelenke.  Deutsche  zeitachrift  f- 

Chir.  VL  8.  354. 

I.  Ueber  Form  und  Mechanik  des  Schultergelenkes 


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544 


Akst.  Schüller-  nnd  Hüftgelenk. 


beim  Menschen.  Dem  Gelenk  liegt  in  allen  Fällen  der  Abschnitt 
einer  Kugel  von  25,4  (21,0 — 30,5)  Mm.  im  Mittel  zu  Grunde.  In  der 
Pfanne  tritt  derselbe  immer  rein  auf,  im  Kopf  nur  sehr  ausnahms- 
weise, denn  die  letztere  Gelenkfläche  ist  meistens  in  der  Richtung 
ihres  Meridians  nach  den  Rändern  hin  eingebogen  und  zwar  in  */s 
der  Fälle  medial  und  lateralwärts,  in  l/j  derselben  nur  lateralwärts. 
Die  Werthe  der  Radien  der  Randzonen  betragen  im  Mittel  c.  */*  des 
Hauptradius.  Demnach  ist  die  Form  des  Gelenkkopfs  diejenige  eines 
den  Rändern  entlang  in  horizontaler  Richtung  zusammengedrückten 
Kugelabschnitts.  Niemals  stossen  die  Randzonnn  unmittelbar  zusam- 
men. Zwischen  ihnen  bleibt  immer  in  individuell  stark  wechselnder 
Breite  ein  Streifen  der  ursprünglichen  Kugelfläche  bestehen.  Von 
einem  einfachen  Ellipsoide  kann  daher  niemals  die  Rede  sein. 

Der  flauptdrehpunkt  liegt  im  Mittel  4,6  (0,5 — 11,5)  Mn»,  rnedian- 
wärts  von  der  Längsachse  des  Oberarms.  So  tritt  bei  der  Rotation 
desselben  die  Längsachse  erst  durch  eine  kurze  Querachse  mit  dem 
Drehpunkt  in  Verbindung  und  der  Oberarm  verhält  sich  demnach 
wie  ein  Oberschenkel,  nur  in  abgeschwächtem  Maassc. 

Das  ursprüngliche  Fehlen  der  lateralen  Randzone  beim  Foetus, 
während  sie  später  stets  vorhanden  ist,  beweist,  dass  derartige  Ein- 
griffe in  die  Kugelform  nicht  auf  eine  ursprüngliche  Anlage,  sondern 
auf  eine  nachträgliche  Umformung  zu  beziehen  sind,  als  deren  Ur- 
sache die  Muskeln  angesprochen  werden.  Die  Handzone  muss  in 
diesem  Sinne  als  Druckfigur  aufgefasst  werden. 

Der  Mechanismus  des  Schultergelenks  ist  der  eines  Kugelgelenks. 
Die  Kräfte,  welche  ihn  in  geregeltem  Gang  halten,  sind : Die  umgebenden 
Weichtheile,  Molccularattraction  der  Gelenkflächen  und  in  unverhält- 
nissmässig  höherer  Weise,  als  man  bisher  annimmt,  der  Luftdruck. 
Die  Kraft,  womit  die  Gelenkflächen  durch  letzteren  zusammengebalten 
werden,  ist  selbst  nach  Entfernung  der  schützenden  Weichtheile  bis 
auf  den  der  Pfanne  zunächst  angrenzenden  Kapselrest  immer  noch 
so  stark,  dass  eine  vertikale  Stellung  des  Armes  zur  Gelenkfläcbe 
und  die  Berührung  congruenter  Gelenktbeile  vorausgesetzt,  sie  immer 
mehr  als  ausreicht,  der  Last  des  ganzen  Armes  das  Gleichgewicht  zu 
halten.  Werden  die  Gelenkflächen  mehr  tangential  von  einander  ab- 
gerissen, so  reicht  der  Luftdruck  nicht  hin  den  Arm  zu  tragen  und 
gar  nicht  selten  verschwindet  sogar  die  Widerstandsfähigkeit  des 
Gelenks  fast  vollständig. 

II.  Die  no  rmale  Umformung  des  Schulter-  und  Hüft- 
gelenks beim  Menschen  und  bei  Säugethiere n.  Ein  Versuch 
die  von  Fick  aufgestellte  Behauptung  zu  stützen,  nach  welcher  die 
endliche  Formgestaltung  der  thierischen  Organismen,  speciell  der  Ge- 
lenke auf  mechanische  Einflüsse  zurückzuführen  sei.  A.  benutzt  zu 
seiner  Beweisführung  die  vergleichende  Anatomie.  Aus  zahlreichen, 


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Aist.  Schulter-  and  Hüftgelenk. 


645 


sehr  genauen  Messungen  an  Schulter  und  Httfte  der  Menschen  und 
Säuger  in  den  verschiedensten  Altersperioden  sieht  er  den  Schluss, 
dass  die  Gelenkköpfe  aus  der  Kugelform  hervorgehen  und  dass  zwei 
Momente  deren  Umformung  bewirken : a)  die  indirecte  Muskelwirkung 
(d.  i.  die  durch  Muskelkraft  in  mehr  oder  weniger  einseitig  beschränkte 
Bewegungen  gezwungenen  Gelenkkörper  schleifen  sieb  an  einander 
ab),  b)  die  directe  Muskelwirkung  (d.  i.  Druck  der  Muskeln  auf  die 
nicht  von  der  Pfanne  bedeckten  Gelenktheile).  Ad  a:  stellt  Vf.  eine 
Tabelle  von  zoologischen  Gruppen  nach  der  Aehnlicbkeit  ihrer  Gelenke 
auf  und  constatirt  einen  dreifachen  Typus:  1)  Gelenkkörper,  deren 
Kugelform  unverändert  geblieben  ist,  2)  solche,  deren  Meridian  kleiner 
als  der  Aequator  ist  (verkQrztes  Cycloid),  3)  solche,  deren  Meridian 
grösser  als  der  Aequator  ist  (gestrecktes  Cycloid). 

Alle  Thiere,  deren  Extremitäten  eine  höhere  Kunstfertigkeit 
entfalten,  weisen  die  Kugel  oder  das  verkürzte  Cycloid  auf;  denen 
jedoch,  deren  Extremitäten  einfach  die  Rolle  einer  Stützvorrichtung 
zukommt,  ist  das  gestreckte  Cycloid  eigen.  Ad  b:  die  Druckwirkung 
der  Muskeln  auf  die  nicht  in  der  Pfanne  verborgenen  Theile  des  Ge- 
lenkkopfs führt  zur  Bildung  einer  „Randzone“,  innerhalb'  welcher  die 
typischen  Grundformen  des  Gelenks  verändert  ja  völlig  verwischt 
werden  können.  Die  Bedingungen  für  die  Entstehung  einer  solchen 
Zone  sind  für  das  Hüftgelenk  höchst  ungünstig  und  nur  für  gewisse 
Foetalperioden,  in  denen  der  Kopf  des  Gelenks  weniger  geschützt 
liegt,  maassgebend.  Im  Schultergelenk  hingegen,  wo  der  Kopf  bei 
fast  allen  Thierklassen  einen  mächtig  vorspringenden  Knauf  zwischen 
Scapula  und  Oberarm  bildet,  resultiren  aus  diesem  Moment  typische 
Abflachung  am  obern  Umläng  des  Gelenkkopfs  und  an  allen  übrigen 
Stellen  Einroliung  seiner  Ränder  mit  vermehrter  Krümmung  nament- 
lich in  meridionaler  Richtung.  Wie  diese  Krümmungen  durch  die 
späteren  Bewegungen  des  Gelenks  wieder  ausgeglichen  oder  abge- 
schwächt werden  können  und  wie  directe  und  indirecte  Muskelwir- 
kung unabhängig  von  einander  zur  Wirkung  kommen  oder  zur  ein- 
fachen Resultante  verschmelzen  s.  d.  Original. 

Der  Zeitpunkt,  in  dem  die  Umformung  der  primären  Gelenk- 
anlage beginnt,  ist  jedenfalls  ein  verschiedener.  Die  indirecte  Mus- 
kelwirkung dürfte  erst  nach  der  Geburt  zur  Geltung  kommen;  die 
directe  Druckwirkung  kann  schon  in  der  Foelalzeit  beginnen. 

III.  Ueber  die  Bedeutung  des  Luftdrucks  für  den 
Mecb  anismus  de’r  Gelenke.  Auch  ohne  hermetischen  Schluss 
der  Weichtbeile  oder  wenigstens  der  Kapsel  kommt  der  Luftdruck 
zur  Geltung,  wenn  nur  die  Gelenkflächen  einander  congrueDt  anliegen 
und  in  Fällen,  wo  die  Pfanne  sehr  klein  ist,  durch  einen  ventilartig 
wirkenden  Kapselsaum  die  Differenz  zwischen  ihr  und  dem  Gelenk- 
kopf ausgeglichen  wird.  Unter  diesen  Cautelen  trägt  der  Luftdruck 


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546 


Babr.  NyaUgtno*. 


noch  immer  mehr  als  das  Gewicht  der  Extremität  z.  B.  das  Schulter- 
gelenk das  zweifache  des  Arms,  das  Ellcnbogengelenk  den  Vorderarm 
mit  Hand  dreifach,  das  Handgelenk  die  Hand  nicht  ganz  zweifach, 
das  Fussgelenk  den  Fuss  siebenfach,  das  Hüftgelenk  das  Bein  vier- 
fach etc. 

Doch  aber  bleibt  beim  Versuch  in  Folge  schwer  zu  bestimmen 
der  Fehlerquellen  die  Tragkraft  weit  hinter  der  theoretisch  berech- 
neten zurück  und  es  wird  demnach  wahrscheinlich,  dass  im  Leben 
der  Luftdruck  noch  mehr  leiste  und  dass  eine  Beeinträchtigung  in 
der  Function  der  Gelenke  schon  durch  mässige  Herabsetzung  des 
Luftdrucks  (entgegen  Webkb)  durchaus  nicht  stattfindet;  erst 
in  einer  Höhe  von  6068  Meter  (der  höchste  europäische  Berg  ist 
4811  Meter  hoch)  versagt  der  Luftdruck  den  Gelenken  die  Unter- 
stützung. 

Die  Molecuralattraction  zwischen  Kopf  und  Pfanne  ist  (entgegen 
Rose)  nicht  hoch  anzuschlagen.  Tritt  durch  einen  Bohrkanal  Luft 
zwischen  Kopf  und  Pfanne  so  wird  die  Tragkraft  des  Gelenks  auf- 
gehoben, ‘um  wiederzukehren,  sobald  der  Bohrkanal  geschlossen  ist. 
Ferner  gleitet  der  durch  übermässige  Belastung  aus  der  Pfanne 
bervorgezogene  Kopf  bei  Minderung  der  Belastung  von  selbst  in  die 
frühere  Stellung  zurück,  wo  doch  von  Molecularattraction  bei  1 Cm. 
Entfernung  keine  Rede  sein  kann. 

Unter  Ausschluss  des  Luftdrucks  beträgt  die  Molecularattrac- 
tion zwischen  Kopf  und  Pfanne,  wenn  man  Wasser  oder  Synovia  als 
bindende  Substanz  benützt,  nur  wenige  Gramme,  noch  nicht  den 
bundersten  oder  zweibundertsten  Theil  der  Leistung  des  Luftdrucks. 

Wilh  Kocb. 

Baer.  Aus  der  Klinik  des  Prof.  Dr.  Foerster  in  Breslau. 

Deutsche  med.  Wocheuschr.  1876.  Nr.  13. 

F.  beobachtete  3 Fälle  von  „Nystagmus  der  Bergleute“  und 
constatirte,dass  das  Auftreten  desselben  nicht  mit  Amblyopie  oderHcme- 
ralopie  zusammen  hange,  dagegen  die  Gesichstfelder  eine  periphere 
Beschränkung  zeigen.  Die  Nystagtnusan falle  treten  nicht  spontan 
und  mit  periodischem  Charakter  auf,  sondern  nur  bei  Erhebung  der 
Blickebene.  Bei  einem  bestimmten  Grad  derselben,  welche  als 
„primäre  Oscillationsgrenze“  bezeichnet  wird,  tritt  dann  eine  vertikal 
pendelnde  Bewegung  der  Augen  ein,  welche  immer  heftiger  wird,  je 
mehr  man  den  Blick  nach  oben  richten  lässt.  Diese  Oscillations- 
grenze kann  durch  verminderte  Beleuchtung,  heftige  körperliche  An- 
strengung, durch  schon  vorangegangene  Anfälle,  sowie  wahrscheinlich 
auch  durch  Accomodationsanspannung  berabgerückt  werden.  Geht  man 
mit  dem  Fixationsobject  langsam  nach  unten,  so  hören  die  Oscilla- 
tionen  nicht  bei  jener  Blickrichtung  auf,  bei  der  sie  begonnen  haben, 
sondern  diese  muss  die  Horizontale  noch  um  einen  kleinen  Winkel 


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Bmuiio.  Prüfung  K»rb«nbliad«r.  Ta*CB».>'CMul«tik. 


547 


nach  unten  überschreiten,  ehe  sie  aufhören  („secundäre  Oscilla- 
tionsgrenze“).  Alle  Gegenstände  zeigen  während  der  Dauer  des 
Nystgarous  Scheinbewegungen.  Die  Behandlung  mit  Chinin,  Jodka- 
lium, subcutanen  Strychninjectionen  war  ohne  nachweisbaren  Erfolg. 

Micbel  (Erlangen). 

J.  Stilling.  Beiträge  zur  Lehre  von  den  Farbenempfindungen. 

Beilage!  eft  za  d.  klin.  Monatsbl.  f.  Augenheilk.  XIII.  8.  44. 

St.  empfiehlt  für  die  Untersuchung  der  Farbenblinden  eine  Prü- 
fung, welche  auf  den  Erscheinungen  des  Contrastes  beruht,  wie  sie 
die  sog.  farbigen  Schatten  zeigen , indem  hierbei  der  Einfluss  des 
Urtheils  für  die  zu  prüfende  Farbenempfindung  völlig  eliminirt  werde. 
Die  Methode  besteht  darin,  dass  in  ein  dunkles  Zimmer  eine  hell 
brennende  Lampe  gebracht  wird,  deren  Licht  auf  einen  weissen,  an 
der  Wand  des  Zimmers  befestigten  Papierbogen  fällt;  man  hat  als- 
dann nur  nothwendig,  vor  die  Lampe  farbige  Glasplatten  zu  setzen 
und  einen  schattengebenden  Körper,  am  besten  einen  Bleistift,  vor 
den  weissen  Bogen  zu  halten.  Sieht  Jemand  einen  rothen  Schatten, 
wenn  eil  e grüne  Glasplatte  vor  die  Lampe  gesetzt  wird,  und  vice 
versa,  so  empfiudet  er  sowohl  grün  wie  rotli;  ebenso  wird  er  blau 
und  gelb  empfinden , wenn  er  den  gelben  Schatten  bei  blauer  Be- 
leuchtung und  umgekehrt  sieht.  Wenn  Roth,  Grün,  Gelb,  Blau  als 
Principalfarben  betrachtet  werden  köonen,  so  wird  mittels  einer  grü- 
nen und  blauen  Glasplatte  die  normale  Farbenernpfindlichkeit  zu 
eruiren  sein.  Für  die  Untersuchung  von  wirklich  Farbenblinden 
muss  man  aber  doch  eine  grössere  Anzahl  farbiger  Glasplatten  be- 
sitzen, und  von  den  käuflichen  Sorten  sind  7 Plätten,  nämlich  Dun- 
kelroth,  Orange,  Gelb,  Grün,  Dunkelgrün,  Blau,  Dunkelblau  zu  em- 
pfehlen. St.  untersuchte  25  Fälle  von  angeborner  partieller  Farben- 
blindheit, welche  fast  sämmtlich  ausserdem  mittels  Sortirung  farbiger 
Muster,  und  des  Spectroskopes  geprüft  werden  und  stellt  2 Kate- 
gorien derselben  auf,  nämlich  die  Roth- Grünblindheit  und  die  Blau- 
Gelbblindheit  (4  Fälle).  Die  Untersuchungsresultate  zeigten,  dass 
die  Prüfung  mittels  deB  Contrastes  die  sicherste  Methode  abgiebt, 
dass  sie  geeignet  ist,  die  Theorie  von  den  4 Grundfarben  zu  be- 
festigen und  eine  Bestetigung  resp.  Ergänzung  zu  dem  Satze  zu  bil- 
den: Wo  die  eine  Farbenempfindung  vorhanden  ist,  da  ist  auch  die 
complementäre,  wo  aber  die  eine  fehlt,  ist  das  Gleiche  bei  der  com- 
plementären  anzunehtnen.  Micbel  (Erlaugeu.) 

Traube,  Casulstische  Beobachtungen.  Aus  der  propädeut.  Klinik. 

Chariti-Aan.  1876  I.  8.  248. 

1.  Eigentümliche,  denen  der  Angina  pectoris  ähnliche  Anfälle, 
deren  mehrere  innerhalb  24  Stunden  beobachtet  werden  und  Öfters 
wiederkehrendes  Erbrechen,  wahrscheinlich  durch  Reizung  des  Vagus 


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648 


TbaCie,  Cualitlk. 


bedingt,  in  einem  Falle  von  Aneurysma  des  aufsteigenden  Schenkels 
der  Aorta.  2.  Pneumonia  dextra  sup.  von  ungewöhnlich  kurzer  Dauer, 
welche  sich  im  Reconvalescenzstadium  einer  mit  Endocarditis  compli- 
cirten  Polyarthritis  rheumat.  entwickelt.  Während  der  Pneumonie 
trotz  hoher  Temperatur  niedrige  Pulsfrequenz.  Als  wahrscheinlichen 
Grund  dieses  Contrastes  betrachtet  T.  den  Umstand,  dass  der  durch  die 
vorangegangene  fieberhafte  Krankheit  ermüdete  und  darum  lang- 
samer pulsirende  Herzmuskel  auf  einen  neuen  Fieberanfall  nicht  so 
reagirt,  wie  der  Herzmuskel  eines  cachectischen  Menschen,  welcher 
von  einer  fieberhaften  Krankheit  ergriffen  wird  und  auffallend  hohe 
Pulsfrequenz  zeigt.  3.  Schneller  Eintritt  einer  starken  Digitalis-Wir- 
kung a)  unter  dem  Einfluss  eines  lauen  Bades,  b)  unter  dem^Einfluss 
von  zwei  Eisblasen  auf  der  Höhe  einer  Polyarthritis  rheumatica. 
4.  Erweiterung  der  linken  Herzkammer  unter  dem  Einfluss  einer 
Störung  des  Lungengaswechsels  (bei  einem  41jährigen  Säufer  mit 
diffusem  Catarrh  und  einer  ablaufeuden  Pericarditis).  5.  Interstitielle 
Nephritis.  Beginn  der  Krankheit  mit  Frost.  Am  Tage  der  Aufnahme, 
13  Wochen  nach  Beginn  der  Krankheit  exquisites  Oedema  pulmonum; 
prompte  Wirkung  eines  grossen  Senfteiges,  welcher  den  grösseren 
Tbeil  der  vorderen  Brustwand  bedeckte.  Reichliche  Harnstoffaus- 
sebeidung  mit  der  Resorption  bydropischer  Ergüsse  zusaramenfallend. 
6.  Pulsus  paradoxus  bei  chron.  Pericarditis,  aber  ohne  Mediastinitis. 
Die  inspiratorische  Erniedrigung  des  Pulses  ist  von  einer  Schwächung^ 
der  Herztöne  begleitet.  Die  Section  ergab  ein  grosses  dünnblutiges 
Exsudat  in  dem  stark  verdickten,  stellenweise  knorpeligen  Herzbeutel. 
Den  Pulsus  paradoxus  erklärt  T.  hier  wie  folgt:  „bei  gewöhnlichem 
Verhalten  des  Herzbeutels  kann  eine  noch  so  tiefe  Inspiration  keine 
nennenswerthe  Spannung  desselben  zu  Stande  bringen,  jedenfalls  keine, 
welche  gross  genug  wäre,  der  Contraction  des  Ventricularkcgels  einen 
wesentlichen  Widerstand  entgegen  zu  setzen.  Ganz  anders,  wo,  wie 
hier,  eine  starke  Verdickung  des  parietalen  Blattes  bei  grosser  Herz- 
schwäche gegeben  ist.  Tritt  unter  solchen  Bedingungen  eine  unge- 
wöhnlich tiefe  und  kräftige  Inspiration  ein,  so  wird  dieselbe  den 
verdickten  Herzbeutel  nur  wenig  auszudehnen  vermögen;  um  so 
grösser  muss  dann  die  durch  die  Dehnung  bewirkte  Spannung  aus- 
fallen.  Die  Spannung  wird  notwendiger  Weise  so  gross  werden  wie 
die  des  in  starker  Contraction  begriffenen  Zwerchfells.  Ist  der  Herz- 
muskel schwach,  seine  Leistungsfähigkeit  durch  Verkümmerung  der 
Musculatur  so  weit  geschwunden,  wie  in  unserem  Falle,  dann  wird 
begreiflich  der  Widerstand  des  mächtig  gespannten  Herzbeutels  gross 
genug  werden,  um  dem  Herzen  nur  eine  winzige  Zusammenziehung 
zu  gestatten,  durch  welche  aus  dem  linken  Ventikel  nur  so  viel  Blut 
befördert  werden  kann,  um  einen  eben  noch  wahrnehmbaren  Puls  zu 
bewirken.  Selbstverständlich  kann  unter  Umständen  diese  Blutmenge 


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Wkätfhac.  C»sui»tik. 


549 


so  gering  werden,  dass  der  Puls  ganz  ausfällt.“  (S.  Cbl.  1875.  427.) 
7.  Pleuropneumonie  durch  übermässige  Anstrengung  des  Respirations- 
Apparates  und  nachfolgende  starke  Abkühlung  desselben  entstanden. 
Dreitägiges  freies  Inter«  all  zwischen  Einwirkung  der  Schädlichkeit 
und  dem  Ausbruch  der  Krankheit.  8.  Zu  einem  Erysipelas  faciei  ge- 
sellt sich  in  Folge  von  Erkältung  eine  mit  Endocarditis  complicirte 
Polyarthritis  rheumatica.  9.  Ein  mit  Morbilli  behafteter  Kranker 
inficirt  sich  während  dieser  Krankheit  mit  variolösem  Contagium 
Dauer  der  Incubation  13  Tage.  10.  Diffuse  Nephritis,  in  deren  Ver- 
lauf sich  Pericarditis  und  Pleuritis  entwickelt.  Kurz  nach  der  Auf- 
nahme starker  asthmatischer  Anfall  durch  eine  diffuse  Stauungspneu- 
monie bedingt.  Eigenthümliches  Verhalten  der  linken  Carotis  und 
Radialis,  von  dem  pericardialen  Exsudat  abhängig.  Abnorme  Enge 
dieser  beiden  Artt.  und  niedrigen  Puls  iu  ihnen  bat  T.  in  mehreren 
Fällen  von  Pericarditis  bereits  beobachtet.  Die  „Diffuse  Stauunga- 
Pneumonie,“  welche  gewöhnlich  mit  acutom  Lungenödem  zusammen- 
geworfen wird,  unterscheidet  sich  von  dieser  durch  das  pneumonische 
Sputum,  von  der  fibrinösen  Pneumonie  durch  das  Fehlen  des  Fiebers 
wenn  uicht  eine  andere  fieberhafte  Affection  dazutritt.  Senator. 


C.  Westphal.  Phychiatrische  Klinik.  Casoistlk.  Charit* -Ann.  1876 

Von  den  6 Krankengeschichten  sind  folgende  wegen  des  Sections- 
befundcs  bemerkenswertb : 1)  Bei  einer  51jährigen  von  Jugend  auf 
nervösen  Person  wurde  ein  Anfall  von  Dipsomanie  beobachtet: 
Tremor,  Aengstlicbkeit,  Unruhe,  gesteigertes  Durstgefühl,  im  Ganzen 
ein  dem  Delirium  tremens  ähnliches  Bild,  aber  ohne  vorangegangenen 
Alcohoi-Missbrauch.  Beginn  mit  einem  epileptischen  Anfall.  Später 
entwickelten  sich  Kopfschmerzen,  bellende  Sprache,  ziemlich  plötzlicher 
Verfall.  Die  Section  ergab  an  der  innern  Fläche  der  an  den 
Schädel  stark  adhäreuten  Dura  multiple,  meist  kleine  Tumoren  auf- 
sitzend, einige  grössere  (2 — 3 Cm.  Durchmesser)  an  der  Convexität 
beider  Hemisphären  von  erweichter  Marksubstanz  umgeben.  Ausser- 
dem ein  3 Mm.  grosser  Erweichungsheerd  am  vordem  Ende  des 
Pons,  zwischen  die  Anfänge  der  Subst.  nigra  eingelagert  Etwas 
weiter  nach  hinten  dicht  neben  der  Raphe  beiderseits  eine  Anzahl 
Hämorrbagien  von  Hirsekorngrösse.  Alte  strahlige  Narben  in  der 
Scheide,  fraglich,  ob  Lues  vorlag.  Aelmliche  dipsomanische  Anfälle 
hatte  Patient  schon  zu  einer  Zeit  gehabt,  wo  die  Heerderkrankungen 
noch  nicht  bestehen  konnten. 

2)  Ein  etwa  40jühriger  Mann,  vor  5 Jahren  syphilitsch  inficirt, 
erkrankte  nach  voi  aufgegangenen  Kopfschmerzen  untor  epileptischen 
Anfällen,  welche  sieb  iu  Serien  von  6 — 12  mehrere  Male  wiederholten 
und  eine  schubweise  zunehmende,  schliesslich  vollständige  Lähmung 
der  linken  Extremitäten  binterliessen.  Sprache  und  Zunge  waren  nicht 


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550 


Ki'XE.  Hör**. 


betheiligt,  dagegen  der  linke  Facialis  zuerst  in  den  Mund-,  dann  auch 
in  den  Stirnasten.  Nach  den  Anfällen  bestand  meist  Deviation  des 
Kopfes  und  der  Augen  nach  rechts  bin,  später  nach  links,  in  der 
Zwischenzeit  steife  Haltung  des  Kopfes,  Beschränkung  der  Blickbe- 
wegungen nach  links  hin,  vorübergehend  linksseitige  Hemiopie. 
Ophtalmoscopisch  kein  Befund^,  Der  Kranke  zeigte  dabei  eine 
eigentümliche  Art  von  Geistesstörung:  bei  anscheinend  ruhiger  Ge- 
müthslage  und  äusserlicber  Besonnenheit  wurden  gelegentlich  völlig 
verwirrte  und  unorientirte  Aeusserungen  beobachtet.  Ausserdem  hielt 
sich  Patient  für  maltraitirt  und  wurde,  namentlich  gegen  das  Ende 
hin  gereizt  und  renitent.  Tod  nach  7 Monaten.  Die  Autopsie  ergab 
chronische  fibröse  Leptotneningilis  der  Convexität,  Thrombose  der 
Art.  basüaris  und  der  rechten  Art.  fossae  Sylvii,  diffuse  Encepbalo- 
malacie  der  rechten  Hemisphäre. 

3)  Bei  einem  42jährigen  Kaufmann  ging  der  fünfte  Anfall  pe- 
riodischer Manie  plötzlich  in  ein  Delirium  acutum  über,  an  welchem 
Patient  nach  12  Tagen  starb.  Die  Section  ergab  links  einen  Blut- 
erguss zwischen  Dura  und  Schädel,  rechts  einen  ausgebreiteten  zwischen 
Dura  und  Pia,  mehrfache  phlegmonöse  Prozesse.  Die  Blutung  war 
hier  nicht  als  Ursache  des  plötzlichen  Umschlags  anzusehen. 

Wernicke. 


E.  Külz . Ueber  das  Auftreten  von  Inosit  im  Harn  gesunder 
Personen,  s.  a.  1875 

Die  Angabe  von  Straus«,  (Cbl.  1872.  108.)  dass  Inosit  im  Harn  Gesunder  bei 
übermässiger  Wassersnfobr  anftritt  bat  K.  nach  Versuchen  an  6 Personen  bestätigt 
gefunden,  sodass  er  den  Satz  aufstellt,  dass  Zufuhr  von  6 Liter  Flüssigkeit  über  der 
gewobnbeitsmässigen  Menge  das  Auftreten  von  Inosit  bedingt.  Die  eingeffihrte  Flüsstg- 
keitsmenge  schwankte  in  den  Versuchen  von  6 — 10%  Liter,  die  Zeit  der  Einfuhr 
derselben  von  3% — 24  Stunden.  Der  entleerte  Inosit  betrug  0,4217 — 0,9134  Qrm. 
Bei  Diabetes  insipidus  ist  Inosit  nicht  constant;  Vf.  selbst  bat  in  einem  Falle  20 
Liter  Harn  vergeblich  auf  Inosit  untersucht  E.  Salkowikl. 


C.  Hüter.  Kritiseh-antikritische  Wanderungen  auf  dem  Gebiete 
der  jüngsten  chirurgischen  Tagesliteratur.  Leipzig  1876.  8°  187  stn. 

D.  unterwirft  mehrere  Arbeiten,  welche  gegen  seine  auf  den  verschiedenen 
Gebieten  der  allg.  und  spee.  Chirurgie  sieh  bewegenden  Untersuchungen  erschienen 
sind,  einer  antikritisrlien  Besprechung  und  vertheidigt  seine  Ansichten  iu  den  fol- 
genden Capiteln:  1)  Znr  Frage  über  die  histol.  Verhältnisse  der  8ynovialis.  Eine 
Antwort  an  Dr.  Tim.masns.  2)  Zur  Kenntuiss  des  Genu  valgum.  Eine  Antwort 
an  Dr.  Girard.  31  Zur  Anatomie  und  Aetiologio  des  Plattfusses  und  Klumpfasses. 
Offene  Antwort  auf  den  offenen  Brief  von  Prof.  Dr.  Hbbks.  4)  Ueber  meinen  ln- 
foctionsversuch  sm  Frosch.  Eine  Antwort  an  Dr.  Cavarv  und  Dr.  Gbbzubk.  6)  Zur 
Lehre  der  mechanischen  Theorie  der  EntsGndnngs-  und  Fieberorregung.  Eine  Ant- 
wort an  Prof.  Dr.  Billroth,  Dr.  Hillrr  und  Andere.  6)  Chirurgische  Bemerkungen 
iu  C.  Likbkbmbisteb  s Handbuch  der  Pathologie  und  Therapie  des  Fiebers.  7)  Die 
antipyretische  und  die  arterielle  Transfasion.  Eine  Antwort  an  Dr.  Butts,  Dr. 


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Srakrsprahe.  SoHunsHonT.  Hmza.  Ptk-Smith. 


551 


NtUDönrn  and  Prof.  Dr.  Bili.roth.  Da  die  Gegenstände  dieser  eine*  kurzen  Ans- 
zuges nicht  fähigen  Abhandlungen  im  Cbl.  besprochen  sind,  so  wird  hier  nur  H.' 
Wunsch  entsprechend,  auf  seine  Erwiederungen  hingewiesen.  Senator. 

0.  E.  Shakespeare.  Description  of  a New  Ophthalmoscope  and  Oph- 
thalmometer, devised  for  (Jlinical  Use  and  for  Pliysiological 
and  Theraupeutic  Investigation»  upon  Man  and  Animal».  Amer 

Journ.  of  med.  sc.  CXLI.  S.  45. 

Der  von  S angegebene  Apparat,  dessen  ausführlichere  Beschreibung  im  Ori- 
ginal nachxusehen  ist,  besieht  im  Wesentlichen  aus  einer  Metallstange,  einem  Be- 
lencbtungsapparat,  einer  Stativen  Conravlinse,  Spiegelvorrichtungeu  und  einem  dnrch 
eine  Schraube  beweglichen  Halter  für  Probebuchstaben  etc.;  durch  Wegnahine  oder 
Hinznfügung  der  verschiedenen  Bestandteile  ist  die  ophtb.  Untersuchung  im  auf- 
rechten und  umgekehrten  Bilde,  die  Autopbthalmoskopie,  die  Bestimmung  der  Re- 
fraction,  die  Messung  des  Krümmungsradius  der  Cornea  nnd  der  vorderen  Kammer 
ermöglicht,  unter  anderm  kann  auch  durch  die  HinzufSgung  einer  Camera  lucida 
eine  Zeichnung  der  Details  des  Angenbintergrundes,  durch  diejenige  einer  Mikrome- 
tervorrichtung  die  Bestimmung  der  Grösse  der  Gefässe  des  Augenhintergrundes  etc. 
stattfindeu.  Michel  [Erlange»]. 

J.  Sommerbrodt.  Ein  neuer  Sphygmograph  und  neue  Beobach- 
tungen an  den  Pnlscurven  der  Radialarterie.  BresUu,  1876  8° 

84  Stn.  1 Tfel. 

Der  neue  Apparat,  den  S.  zur  Vermeidung  der  Druckfederwirkung,  welche 
ihm  bei  dem  MsaaY'schen  Bphygmograpbeo  störend  erschien,  construirte,  stellt  eine 
Modification  des  von  Landois  beschriebenen  Angiugraphen  dar.  Der  wesentlichste 
Unterschied  beider  besteht  darin,  dass  sich  8.  des  einarmigen  Hebels  anstatt  des 
zweiarmigen  Hquilibrirten  bedient  und  grössere  Belsstung  anwendet.  Die  Fixirnng 
des  Apparates  geschieht  in  der  gewöhnlichen  Weise  und  wird  noch  durch  2 seit- 
liche Stützeu  vervollständigt,  wodurch  jede  Verschiebung  unmöglich  gemacht  wird. 

Dnrch  Pnlscurven,  welche  mit  diesem  Apparat  gezeichnet  sind,  demonstrirt 
Vf.  den  Einfluss  der  verschiedenen  Belastung  des  Arterienrohres  und  ferner  den 
Kiufluss  der  Respiration  auf  den  Puls  nnd  die  Schwankungen  des  Blutdruckes  in 
prägnanter  Weise.  Hiedurch  konnte  er  die  Ansicht  Wai.denbcros,  dass  dnrch  die 
Inspiration  comprimirttr  Luft  der  Druck  im  arteriellen  System  steigt,  vollständig 
bestätigen.  Endlich  fand  Vf.  noch  die  interessante  Thatsache,  dass  sich  an  den 
meisten  Radislis  Pulscurven  vom  gesunden  Menschen  im  aufsteigenden  Schenkel  ein 
oder  zwei  Wellenberge  und  Tbäler  vorfinden,  welche  als  graphischer  Ausdruck  der 
Oscillationen,  unter  denen  sieb  die  elastische  Gefässwand  aasdehnt,  aufgefasst  wer- 
den müssen.  Diese  Oscillationswellen  des  Gefiissrobres  sind  auch  im  absteigenden 
C'urveuscbeukel  durchaus  normale  Erscheinongen.  — Litten. 

E.  Hinze:  lieber  die  Entstehungsweise  des  beim  Galvanisiren 
des  Kopfes  auftretenden  Schwindels.  St.  Petersburg  med.  Ztscbr 

1875  8.  295. 

H.  nimmt  an,  der  galvanische  Schwindel  bernhe  auf  einer  Reiznng  der  Bo- 
gengänge, speciell  d t Ampullarnerven.  Es  entstehe  „vielleicht“  elektrolytisch  eine 
chemische  Veränderung  der  Eudolympbe.  Das  Bewusstsein  erhalte  dadurch  (?)  eine 
falsche  Vorstellung  von  der  Stellung  des  Kopfes  and  mittelbar  der  des  Rumpfes: 
es  entstehe  Schwindel.  Bernhardt. 

Pye-Smith.  Klinische  Mittheilnngen.  Vircbov’s  Arcb.  lxv.  s.  502. 

1.  Zur  Casuistik  des  morbns  Addisonii.  Der  Fall  betrifft  einen  14jährigen 


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552 


Hatisnaaa.  Kübibl£.  Ritc.su 


Knaben,  bei  dem  die  Seetion  geschrumpfte  Nebennieren  nachwies,  die  Ganglien  und 
die  Nerven  des  Plexns  solaris  schienen  unverändert  su  sein.  — II.  Zwei  Fülle 
von  Anämia  idiopathica.  In  dem  einen  bandelte  es  sich  um  einen  62jährigen 
Bahnträger  mit  bedeutender  Auümie,  für  welche  sieb  keine  Ursache  auftiuden  liess 
und  die  Seetion  nichts  Auffallendes  als  einige  kleine,  wahrscheinlich  alte  käsige 
Infarcte  in  der  Mila  aufwies.  Der  sweite  Patient  war  ein  47jlhriger  Mann,  bei  dem 
Phosphor  3 mal  tüglich  '/io  grain  eine  vorübergebende  Besserung  hervorbrachte. 
Auch  hier  schaffte  die  Seetion  keine  Aufklärung.  Senator. 

Hanssmann.  lieber  eine  sehr  frühe  Entstehung  von  Katarrhen 
der  weiblichen  Geschlechtsorgane.  Beri.  küo.  wocbenschr.  1876.  Nr.  6. 

Bei  20  neugeborenen  Mädchen  fand  Vf.  4 Mal  wirklichen  durch  Anwesenheit 
▼on  SchleimkÖrpercben  constatirten  Scheidenkatarrh.  Wahrscheinlich  kann  ein  sol- 
cher schon  intrauterin  entstehn;  er  kauu  aber  auch  durch  Uebertragung  von  der 
mütterlichen  auf  die  kindliche  8cheide  während  der  Qebnrt  hervorgerafen  werden. 
Da  möglicherweise  später  menstruelle  und  hysterische  Beschwerden  daraus  entstehn, 
so  darf  die  sofortige  Behandlung  solcher  Katarrhe  nicht  versäumt  werden. 

v.  Ham lb erg 

D.  Köberlä.  Un  cas  d’ovariotomie  chez  une  jenne  Alle  de  13 
ans.-  Accidents  gastriques.  Emploi  de  la  pompe  stomacale.  France 

Miä.  Nr.  19  1876. 

Die  13  Jahr  eite  Patientin  hatte  3 Monate  vor  der  Operation  su  menstrnirea 
begonnen.  Die  ersten  Menses  waren  profus,  weniger  reichlich  die  zweiten|;  seit  dem 
nahm  der  Leibesumfang  rapid  in.  K.  entfernte  einen  multiloculüren  Tumor 
ohne  Schwierigkeit,  unterband  den  kurzen  Stiel  und  schloss  die  Bzuchwtiude  ohne 
das  PeritonSum  einsnuäben.  8 Tage  nach  der  Operation  stellten  sich  Brechneigung 
und  Würgen,  dann  grünliches  Erbrechen  ein,  während  die  Temperatur  and  Pulsfre- 
quenz stieg.  Die  Application  der  Magenpnmpe  und  Ausspülung  des  Magens  mit 
warmem  Wasser  schafften  sofort  Erleichterung  und  wurden  nach  10,  nach  16  und 
20  8tnnden  mit  demselben  Erfolg  wiederholt.  Späterhin  stellten  sich  Apbtben, 
Nasenbluten  and  Ohrenlaufen  ein.  Diese  Beschwerden  währteu  10  — 12  Tage,  dann 
erholte  sich  die  Patientin  rasch;  auch  die  Bauchwunde  heilte  nun  ohne  Störung 
nachdem  sie  bis  dahin  sich  nicht  vereinigt  batte.  (Nach  der  Oasette  Medicale  de 
8trassbonrg.)  * Martin. 

F.  Riegel,  lieber  die  innerliche  Anwendung  der  Salicylsänre. 

Beri.  Klin.  Wocbenschr  1876  Nr.  11  u.  16. 

K.  der  sich  sonst  zn  Gunsten  der  antifebrilen  Wirkung  der  Salicylsänre  aus- 
spricht, fand,  dass  bei  ihrer  Anwendung  die  Typhen  auffallend  häufig  recidivirten. 
Einen  Einfluss  des  Mittels  auf  die  Dauer  dieser  Krankheit  fand  er  nioht  Aus 
Vergleicbsversuchen  mit  Salicylsäure  und  halb  ao  grossen  Gaben  Chinin  ergab  sieb, 
dass  nach  jener  der  Temperatnrabfall  rascher  eintritt  und  rascher  vorübergeht  als 
nach  Chinin.  Bei  Gesunden  sah  Vf.  anf  Salicylsänregaben  bis  sn  6 grm.  eine  Ver- 
minderung der  Eigentemperatur  nicht  erfolgen.  gcUfiar. 

Druckfehler.  8.  601  Z.  4 v.  nuten  lies:  Moria-artige.  — 8.  619  Z.  10  v. 
oben  lies:  Kenant. 


Einsendungen  für  du  Gentralblcti  wolle  toen  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator 
Berlin,  (N.)  Krauanlckatrajiae  84,  and  Profeaaor  Roaenthml,  Erlangen,  oder  (unter  Belaehlnu)  an 
die  Verlagahnndlang,  Berlin  (N.-W4.  unter  den  Linden  68,  adreaairen. 


Verlag  von  Augnat  Hiraehwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  In  Berlin. 


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•*// 


Wöchentlich  eruch  einen 

1 — * Bofjen  ;mm  Schlosse 
de«  Jahrgang«  Titel,  Na- 
men- and  BachregJuter. 


Centralblatt 


uu, 

medicinischen  Wissenschaften. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  in  Erlangen. 


Redigirt  von 


Dr.  H.  Senator, 

IVofUMr  in  Berlin. 


1876. 


5.  August. 


No.  32. 


dB.  Bi.lirfls.ireL  N.tro..  lilur  (UriK.  MItlh). 

uaskkli.,  Blutstrom  der  Muskeln  (Örig.-Mittk).  — & J 

Betiebm,rd,rHI  ^utwi®kTeIuo^  d"  Kauinche«  und  Meerschweincbeneies.  - Fok, 
2 'VTlPfr  ? ZU,  d!"  Saf  kHnlilchen.  -Bhow.-S^Dakd 
T™*  “ j H “ ‘d  r Md.*k>  pbenolbildende  Sub»uinz  i,u  H»ru.  - Hilles 
mentbildunir  "ej)t'ciim',che*  u,ff-  — Scheube,  Harusätireausscheidung  uod  Sedi- 
Sc“,r  ff™«!«“*  “r°P,h,8cli«  L«hm>»'8  — K kk  v,  saluiorischer  Keflexkrampf.- 
ÜRKT'  ^*MDOU»Y,  Nerven  krank  hei  ten.  — Hambühokh  Renomtmi.  v i«d; 

s"Jr,h  -«—■*  ■" 

der  Nieren.ch’rt!  derNabe(f  *"'>"■  ~ Bdciiwald  und  Litten,  Veränderungen 
KB»".?-  8..“,  t ,l- " V‘ne;  ~ Hbxdlofp,  Endarteritis  bei  einem 

«»Kl- ^ Hemeralopie.  - ».  Rkcss,  Klimmeracotom.  — Hansen  eo- 

- Fö..t««7  dInH^rt,SÜfn*r-  ~ Geistesstörung  nach  Rbeumarth’ritis. 

Une  d ur0,n  geB<m  ““BeUBrweiteruug.  — U A ng  „ o >-  n k h , Spon- 

ScHi  LTrv  vb..UT  Haooil'.!,  Erkennung  verschiedener  f'leuraergii.se.  — 
Sti.  - s ’ Ve",,,d')runK0D  (1«8  Rückenmarks  und  der  Nervenwnraeln  bei  Menin- 
^den  - p!cCr«tACHKS  ll--  Sy-Pathicuaaffectiouen.  - Boyek,  Veitstanz  mit  Herz- 
en!'ober  AnfkUe  gegew  Nervenle,de“-  - Bocheeonta.ne,  Hervorruf, ,ng  epi- 
Wauaos  B WVJ8r,;°°'  Behandlung  phagedäni.cher  Geschwüre.  - 

KutaNc-hw^ H *, V0"  “e^r‘naltefk'»e|‘ung,-n.  - Oatüga,  Chloral  gegen 
r useacnweiese.  — Habdy  und  Bocatr  ontaine  , Wirkungen  von  Pilocaruus  — 
Von  kess  Aufbewahrung  der  Impflympbe.  — Drnekfehler.  g P 

Ueber  die  angebliche  Zerlegbarkeit  des  salicylsauren  Natrons 
durch  die  Kohlensäure  des  Blutes 

Von  11.  Köhler  in  Halle. 

I«  zwei  sieh  schnell  folgenden  Aufsätzen  in  deutscher  und  engli- 
scher .Sprache*)  betont  Prof.  Binz:  dass  man  in  der  Debatte  über 
die  Anwendung  der  Salieylsäure  und  des  salicylsauren  Natrons  die 
na li el  iegeu  d e ßctlieiligung  eines  wichtigen  Factors,  nämlich  der  in 
unserem  (lewebe  fortwährend  producirten  Kohlensäure,  von  welcher 
auch  dass  Blut  ungeachtet  seiner  Alkaleszenz  einen  guten  Theil  in 
freiem  oder  fortwährend  dissociirendem  Zustande  enthalte,  ausser 
Acht  gelassen  habe.  Da  ferner  1%  Natronsalicylatlösung,  welche 
beim  Schütteln  mit  Aether  nichts  an  diesen  abgiebt,  nach  dein  Durch- 
leiten reiueu  Kohlensäurengases  bei  gewöhnlichem  Druck  den  7.  bis 
10.  liieil  der  in  dem  (durch  Cü2  zersetzten)  Salze  enthaltenen 
Saiicylsäure  paribus  condition,  in  den  Aether  übergehen  lässt,  so 
unterliegt  es  iür  Hru.  B.  keinem  Zweifel,  dass  s aiicy  Isau  res  Na- 

*}  Bucbnek's  neues  Repertorium  der  Pbarmasie  XXV.  1876  p.  205  uud  The 
Fractitioner  No.  XtlVI.  Juue  p.  442,  J876. 

XIV.  Jabrgaug.  gg 


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554 


Körles.  Zersetzung  des  Natrons  durch  Blut 


tron  durch  die  im  Blute  und  den  Geweben  enthaltene 
Kohlensäure  im  Status  nascens  beständig  in  Sal i cy  1 sä u re 
und  kohlensaures  Natron  zerlegt  wird  und  somit  als 
Salicylsäure  — analog  dem  Chinin  — wirkt.  Versuche  mit 
frisch  aus  der  Ader  entnommenem  und  unter  Luftabschluss  aufgefan- 
genem Blute  und  ebenfalls  unter  Quecksilber  zugefügter  Natriumsa- 
licylatlösung  bat  der  genannte  Autor  indess  nicht  angesteilt.  Mir 
schienen  dieselben  gleichwohl  für  die  Entscheidung  der  Frage  erfor- 
derlich, und  gebe  ich  im  Nachstehenden  die  Resultate  derselben  in 
der  Kürze  wieder.  Aus  der  SCHEKKiNO’schen  Fabrik  stammendes 
Natriumsalicylat  bester  Qualität  wurde  mit  kochendem  Aether  im 
Wasserbadtrichter  erschöpft;  es  ergab  sich,  dass  der  Aether  keine 
Spur  freier  Säure,  aber  auch  keine  bemerkenswerthe  Menge  Salicylat 
aufgenommen  hatte.  Ferner  überzeugte  ich  mich  davon,  dass  aus 
einer  1%  Lösung  genannten  Salzes,  wie  B.  richtig  bemerkt,  beim 
Schütteln  kein  Natronsalz  in  Aether  übergeht;  bei  Anwendung  2% 
Lösung  geschieht  dieses  jedoch,  worauf  einigermassen  Gewicht  zu 
legen  ist,  in  erheblichen  Mengen  (der  Rückstand  gab  die  Reaction 
auf  Eisen  und  binterlicss  beim  Glühen  auf  Platinblech,  nachdem  er 
mit  leuchtender  Flamme  verbrannt  war,  kohlensaures  Natrou).  Von 
dem  genannten,  rein  befundenen  Salicylat  wurde  eine  Auflösung  im 
Verhältniss  von  1 : 100  Wasser  dargestellt,  ausgekocht  und  in  einem 
wohlverkorkten  Kolben  zu  fernerem  Gebrauch  aufbewahrt.  Ich  con- 
struirte  mir  hierauf  folgenden  spritzenartigen  Apparat  für  das  Auf- 
faugen  von  Blut  unter  Luftabschluss;  der  Nicbtbesitz  einer  Geissleb’- 
sehen  Gas  Luftpumpe  wird  dieses  Vorgehen  erklärbar  machen.  Ein 
2U  Cm.  langes  Rohr  mit  45  Mm.  Durchmesser  von  unzerbrechlichem 
Glase  wird  oben  durch  einen  paraffinirten  gut  passenden  Kork  luft- 
dicht geschlossen,  der  Kork  durchbohrt,  mit  einem  im  oberen  Dritttheil 
einen  gut  schliessendcn  kleinen  Glashahu  enthaltenden,  14  Mm.  weiten 
Rohre,  welches  nicht  in  das  Innere  des  Apparates  vorragt,  versehen, 
der  Kork  möglichst  einige  Cm.  weit  nach  Unten  gedrückt  und  zum 
Ucheifluss  der  überstehende  Glasrand  des  oben  mit  einem  Messing- 
ringe umgebenen  Röbrenendcs,  aus  dessen  Mitte  die  Habnröhre  vor- 
ragt, mit  Siegelwachs  sorgfältig  ausgegossen.  Das  untere  Ende  der 
weiten  unzerbrechlichen  Glasröhre  ist  ebentalls  mit  einer  breiten 
Messingeinfassung,  in  welcher  ein  Gewinde  eingearbeitet  ist,  umgeben 
und  schliesst  nach  Unten  mit  einer  in  angegebener  Weise  aufschraub- 
baren  Messinghülse,  welche  in  der  Mitte  absichtlich  eine  weite  Oeff- 
nung  hat,  ab.  Ehe  die  Hülse  fest  aufgeschraubt  wird,  schiebt  man 
einen  gut  gearbeiteten  Pumpenstempel  in  der  Weise-  von  Unten  ein, 
dass  der  eiserne  Stiel  des  Stempels  durch  die  Hülsenöffouug  geht. 
Nachdem  dieser  Stiel  mit  einem  Gewicht,  welches  gerade  ausreicht, 
beim  Hochziehen  des  Apparates  den  Stempel  langsam  nach  Unten  zu 


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Kühles.  Zersetinnp  des  Natrons  dnrefa  Blut.  555 

drücken  beschwert  ist,  wird  der  so  vorbereitete  Apparat,  das  Gewicht 
nach  Unten,  in  einen  grösseren,  bei  37°  C erhaltenes  Wasser  abneh- 
menden Cylinder  von  Glas  gesetzt  und  nun  wie  folgt  verfahren.  Nach 
Oeffnung  des  Glasbahns  und  geringem  Heben  des  Apparates,  so  dass 
das  Gewicht  den  Stempel  3 Cm.  nach  Unten  ziehen  kann,  zwischen 
Stempel  und  Korkverschluss  der  Röhre  also  ein  freier  Raum  bleibt, 
wird  von  Oben  her  allmälig  so  viel  Quecksilber  eingefüllt,  dass  nicht 
nur  genannter  Raum,  sondern  auch  die  Aufsatzröbre  bis  über  dem 
nun  wieder  zu  schliessenden  Hahn  Quecksilber  anstatt  atmosphärischer 
Luft  enthält.  An  das  Hahnrohr  fügt  man  ein  zweites  weites  Glasrohr, 
welches  30 — 58  Cub.-Cm.  der  ausgekochten  Salicyiatlösuug  aufnimmt, 
erst  im  rechten  Winkel,  etwas  rund,  gebogen  und  vorn  ausgezogen 
ist  und  nach  Art  der  Carotiscanülen  in  einer  knopfförmigen  Verdickung 
für  den  Ansatz  des  mit  der  in  die  Vena  jugularis  oder  A.  Carotis  ein- 
gebundenen Canüle  communicirenden  Gummischlauches  endet,  mittels 
Kautschukverscblusses  an. 

Ist  das  Versuchsthier  gehörig  vorbereitet,  das  Wasser  im  äussern 
Cylinder  auf  37°  C.  gebracht,  beiderseits  die  Carotiscantile  in  eine 
Gabolcanüle  und  diese  wieder  durch  Gummi  Verschluss  in  das  oberste, 
knopfförmige  Ende  des  den  eben  geschilderten  Apparat  abschliessen- 
den, mit  Salicyiatlösuug  gefüllten  Glasrohres  kunstgerecht  und  luft- 
dicht eingefügt,  so  werden  die  Klemmen  an  den  Carotiden  gelöst,  der 
Glasbabn  am  Apparat  geöffnet  und  unter  langsamem  Heben  des  Ap- 
parates der  gegen  die  Athmosphäre  durch  Quecksilber  genau  abge- 
schlossene Stempel  durch  das  Gewicht  nach  Unten  gezogen.  Selbst- 
verständlich tritt  hierbei,  indem  der  Apparat  zugleich  als  Spritze 
wirkt,  Blut  aus  der  V.  jugularis  oder  Carotis  in  das  mit  Salicylat- 
lösung  gefüllte  Rohr,  passirt  den  Hahn  und  gelangt  unter  völligem 
Luftabschluss  in  den  als  luftleer  zu  denkenden  zwischen  der  Queck- 
silberdecke des  Stempels  und  dem  ebenfalls  luftdicht  nach  Oben 
schliessenden  Kork  belegenen  Raum.  Gleichzeitig  wird  hierbei  eine 
innige  Mischung  des  bei  37°  erhaltenen  Blutes  mit  Natriumsalicylat- 
lösung  bewirkt.  Ist  etwa  das  Volumen  von  100  Cub.-Cm.  Blut  er- 
reicht, so  wird  der  Hahn  abgeschlossen  und  kann  durch  vorsichtiges 
Neigen  des  gesammteu,  sonst  in  seiner  Lage  belassenen,  aber  mit 
der  Gefässcanüle  nicht  mehr  communicirenden  Apparates  eiue  noch 
innigere  Mischung  von  Blut  und  Salzlösung  — immer  bei  37°  — be- 
wirkt werden.  Hierauf  wird  das  lange  Aufsatzrobr  ganz  entfernt, 
das  oberhalb  des  Glasbahns  befindliche  Röhrenstück  mit  Aether 
gefüllt,  eine  ebenfalls  genau  [mit  Aether  gefüllte  Ueberdruckspritze 
mittelst  Kautschuks  aufgebunden,  der  Glashabn,  bis  an  dessen  unte- 
ren Rand  die  Blutmiscbung  stehen  muss,  wieder  geöffnet,  und  wäh- 
rend ein  Assistent  durch  Heben  des  im  Cylinder  befindlichen  Rohres 
den  Stempel  nach  Unten  drückt,  Aether  eingespritzt.  Ist  dieses  ge- 

86* 


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556  Kufir.Ea.  Zersetzung  des  Natrons  durch  Blut. 

schehen,  so  wird  nach  Entfernung  der  Spritze  und  bei  geschlossenem 
Hahn,  der  Apparat  aus  dem  erwärmten  Cylinder  gehoben,  das  Ge- 
wicht am  Stempelstiele  entfernt  und  nunmehr  während  der  Hahn 
oben  und  der  Stempel  unten  hinreichend  abschliesst,  der  Inhalt  des 
Spritzenapparates  Heissig  untereinander  geschüttelt.  Später  wird  der 
Inhalt  des  gen.  Apparates  in  einen  oben  verschliessbaren  Scheide- 
trichter gegeben  und  die  Aetherschiehte  für  sich  gesammelt. 

Eine  Reihe  mit  direct  aus  der  Carotis  oder  V.  jugularis  von 
Katzen  oder  grossen  Kaninchen  (Lapins)  gelassenem,  normalem  Blute, 
Natriumsalicyiat  und  schliesslich  Aether  angestellter  Versuche  ergab, 
dass  lOOCub.-Cm.  bei  Luftabschluss  dem  lebenden  Thier 
entnommenen  und  bei  37°  erhaltenen  Blutes  nicht  so  viel 
freie  oder  beständig  im  dissociircnden  Zustande  befind- 
liche Kohlensäure  (im  Status  nasccns)  enthalten  um  auch 
nur  eine  Spur  Salicylsäure  aus  dem  Sali cy lat  frei  zu 
machen.  Der  Aetherriickstand  des  Blutes,  offenbar  aus  eiuer  fett- 
artigen, leuchtend  brennenden  und  Spuren  von  Alkali  enthaltenden 
Verbindung  bestehend,  war  in  kochendem  Wasser  ganz  unlöslich 
und  gab  die  bekannte  Reaction  auf  Eisenchlorid  nicht. 

Wurde  dagegen  anstatt  normalem,  Erstickungsblut  ange- 
wendet, so  war  im  Aeiherauszuge  stets  Salicylsäure  nachweislich,  so 
dass  ich  ein  Uhrglus,  mit  nadelförmigen  Krystallen  dieser  Säure 
kranzartig  besetzt,  asservireu*)  konnte. 

Da  nun  Erstickungsblut  unter  physiologischen  Bedingungen  iui 
Tbierkörper  nicht  circulirt,  so  beweisen  meine  Versuche,  dass  in  der 
Norm  eine  Zersetzung  des  in  das  Blut  gelangenden  salicylsauren 
Natrons  in  freie  Salicylsäure  und  Natriumcarbonat  durch  die  im  Blute 
und  iu  den  Geweben  enthaltene  CO*  im  Status  nasccns  nicht  Platz 
greift,  diese  Säure  also  als  Factor  bei  der  Salicylsäurewirkung  (nb. 
nach  Einverleibung  dieser  Säure  per  os)  ganz  ruhig  ausser 
Acht  gelassen  werden  kann. 

Beiläufig  bemerke  ich  schliesslich  noch,  dass  ich  die  Versuche 
von  Fkskr  und  Fkikdbkugkr,  welche  im  Aetherauszuge  des  Blutes 
durch  Salicylsäure  nach  Verlauf  mehrerer  Tage  getödteter  Thiere 
diese  Säure  ohne  zuvorige  Ansäuerung  des  Blutes  niemals  uachzu- 
weisen  vermochten,  fünfmal  mit  völlig  übereinstimmendem  Resultat 
wiederholt  habe  und  nach  wie  vor  davon  fest  überzeugt  bin,  dass 
Salicylsäure  als  solche  nicht  im  Blute  vorhanden  ist,  son- 
dern als  Salicylat,  vorausgesetzt,  dass  das  Ve rs uc hs thi er 
nicht  so  enorm  grosse,  ( toxisch -letbale)  Salicylgaben  in 

*)  Diene  Versuche  beweisen  gleichzeitig  woj  euch,  dass  die  von  mir  befolgte 
Methode  recht  wohl  ausreichend  war,  freie  Salicylsäure  aufiutiudeu  — wo  sie  vor- 
handen war. 


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Gaskei.l  Bhitstrom  der  Muskeln. 


557 


schneller  Aufeinanderfolge  erhalten  hat,  dass  es  unter 
heftigen,  sich  mehrfach  wiederholenden  Convulsionen 
asphyctisch  zu  Grunde  geht.  Hier  kann  man  aber  eben  sowohl 
von  Kohlensäure-  wie  von  Sali  cylaäure  Vergiftung  sprechen,  und  nur 
hier  trifft  die  Vorausberechnung  von  Binz  zu,  d.  h.  die  im  Blute  an- 
gehäulte  CU2  zersetzt  das  gebildete  Natriumsalicylat,  so,  dass  freie 
Salicylsaure  (ohne  Säurezusatz)  mittels  Aethers  aus  dem  Blute 
ausgesclüittelt  werden  kann.  Die  Details  meiner  Versuche  werden 
demnächst  au  einem  andern  Orte  veröffentlicht  werden. 

Beobachtungen  über  deu  Blutstrom  im  Muskel. 

Vorläufig'.'  Mittbeiluug  von  IV,  II.  (Jaskell,  iu  Cambridge. 

Auf  Veranlassung  uud  unter  Leitung  des  Herrn  Prof.  Ludwig 
in  Leipzig  habe  ich  Untersuchungen  über  den  Blutstrom  im  ruhen- 
den und  tetanisirten  Muskel  angestellt  und  zwar  im  Wesentlichen 
nach  der  Methode  von  Sadeek  (Leipziger  physioL  Arb.  1869.) 
Doch  wurden  die  Ergebnisse  zuverlässiger  durch  Verbesserungen  an 
dem  Apparat,  welcher  zur  Messung  des  ausströmenden  Blutes  diente 
und  durch  Anwendung  des  Wassermanoraeters,  durch  welches  die 
absolute  Höhe  des  Ausflusses  gezeichnet  werden  konnte.  Es  ergab 
sich  Folgendes: 

Abgesehen  von  dem  plötzlichen  Ansteigen  des  Blutdrucks  im 
Beginn  des  Tetanus,  welcher  die  Folge  des  Drucks  des  Muskels  auf 
die  Vene  ist,  zeigte  sich  auch  eine  starke  Zunahme  der  in  der  Zeit- 
einheit ausflicssenden  Menge  während  dos  Tetanus  und  nach  Been- 
digung desselben.  Durchschneidung  des  Nerveu  bewirkte  stets  eine 
Zunahme  der  Ausflussmenge. 

Mikroskopische  Beobachtungen  an  dem  hierzu  sehr  geeigneten 
M.  mylohyoideus  des  Frosches,  welcher  vorher  curarisirt  war,  zeigten: 
1,  D urchsch  n e id  u ng  de»  Nerven  verursacht  immer  eine  Erwei- 
terung der  Arterien  mit  rascherer  Strömung.  Das  Maximum  der 
Erweiterung  wurde  nach  20 — 30  Secuuden  erreicht,  worauf  allmählich 
eine  Abnahme  eintrat,  so  dass  in  wenigen  Minuten  die  Norm  wieder 
erreicht  war.  In  den  ersten  9 — 10  Secunden  nach  der  DurchschDei- 
dung  ist  keine  Veränderung  in  der  Weite  des  Gefässes  sowenig  wie 
eine  Muskelzusammenziehung  bemerkbar  (Latenzperiode.)  2,  Eine 
ähnliche  Wirkung  haben  chemische  und  mechanische  Reize 
(auch  schon  das  Auflegen  des  Nerven  auf  die  Electroden)  nur  ist 
diese  Wirkung  meist  von  kürzerer  Dauer.  3)  Reizung  des  Ner- 
ven durch  den’  unterbrochenen  electrisehen  Strom,  gleich- 
viel ob  er  schwach  oder  stark,  von  kürzerer  oder  längerer  Dauer 
ist,  ruft  deutliche  Gefässerweiterung  und  Beschleunigung  des  Stroni3 
hervor,  nur  die  Menge  des  verbrauchten  Curare  macht  einen  Unter- 
schied in  der  zur  Hervorrufung  nöthigen  Stärke  des  electrisehen 


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558  Heimen.  Entwicklung  des  Kaninchen-  und  Mrerschweincbeneies. 

Stromes.  In  allen  diesen  Fällen  gebt  der  Erweiterung  immer  eine 
latente  Periode  voraus.  Bei  der  Erweiterung  siebt  man  das  Geffcsa 
vollgestopft  mit  Blutkörperchen,  aber  trotzdem  eine  starke  Strömung 
des  Blutes.  4,  Oie  Erweiterung  kann  nicht  beliebig  lange 
erhalten  werden,  denn  wenn  die  Reizung  (durch  Electricität) 
lange  Zeit  fortdauert,  so  tritt  die  Verengerung  schon  während  ihrer 
Dauer  ein  und  nach  dem  Aufhören  derselben  verengt  sich  das  Ge- 
fäss  bis  unter  die  Norm,  um  erst  allmählich  zu  dieser  wieder  zurück- 
zukehren. 5,  Zwei  oder  drei  Inductionsscbläge  in  Zwischenräumen 
von  5 Secunden  verursachen  Erweiterungen  ganz  gleicher  Art.  6, 
Wenn  der  Blutstrom  im  Muskel  fast  erloschen  ist,  die  Gefässe  bei- 
nahe leer  sind,  so  genügt  eine  Reizung  mit  dem  Inductionsstrom, 
welche  keine  Zuckung  erregt,  eine  Beschleunigung  des  ßlutstroms 
und  Füllung  der  vorher  leer  gewesenen  Capillaren  hervorzubringen. 

7,  In  einer  anscheinend  leeren,  also  wahrscheinlich  nur  Serum  enthal- 
tenden Arterie  habe  ich  oft  eine  starke  Erweiterung  einige  Se- 
cunden vor  dem  Erscheinen  der  Blutkörperchen  beobachtet. 

8,  Bei  schwacher  Curarevergiftung,  wobei  durch  Nervenreizung  deut- 
licher Tetanus  entsteht,  sieht  man  gerade  im  Beginn  desselben  eine 
Vorwärtsbewegung  in  den  Venen,  auf  welche  sofort  eine  voll- 
ständige Stockung  des  ßlutstroms  oder  selbst  eine  rück- 
läufige Bewegung  folgt,  während  in  den  Arterien  nur  ganz 
zuerst  ein  augenblicklicher  Stoss  erfolgt,  dann  aber  das  Blut  stetig 
fortfliesst.  Der  arterielle  Strom  wächst  an,  die  kleineren  Arterien 
und  Capillaren  erweitern  sich  bis  schliesslich  noch  während  des  Te- 
tanus auch  in  den  Venen  das  Blut  zu  fliessen  beginnt,  zuerst  stoss- 
weise,  dann  mehr  und  mehr  zunehmend.  Nach  Aufhören  des  Teta- 
nus nimmt  der  Strom  allmählich  wieder  ab.  In  dem  Augenblick, 
wo  der  Tetanus  nachlässt,  erfährt  das  Blut  in  den  Arterien  wie  in 
den  Venen  wieder  einen  Ruck.  9,  Alle  genannten  Erscheinungen 
können  auch  in  anderen  Froschmuskeln  beobachtet  werden.  — 

Ein  Theil  der  ausführlichen  Mittheilung  wird  in  Ludwig’s  Ar- 
beiten, die  ausführliche  in  Homphbey  and  Tobneb’s  Journal  of  ana- 
tomy  and  physiology  erscheinen. 


v.  llensen.  Beobachtungen  Aber  die  Befruchtung  und  Entwicke- 
lung des  Kaninchens  und  Meerschweinchens.  ztechr.  f.  An»t. 

and  EntwickelungflgeBcb.  1.  S.  353. 

An  der  Bildung  des  mittleren  Keimblatts  der  Säugethiere  be- 
theiligen sich  oberes  und  unteres  Keimblatt,  wenn  auch  in  differenter 
Weise  und  mit  verschieden  grossen  Massen.  Der  Mesoblast  wächst 
von  seiner  Entwickelungsstelle  aus  nach  allen  Seiten  und  bildet  die 
Area  opaca  sowie  den  Mesoblast  im  Vordertheil  der  Keimscbeibe 
bis  wenigstens  nahe  an  den  vordem  Rand  derselben.  Der  vor  dem 


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Hkhsbn.  Entwicklung  de«  Kaninchen-  und  Meoracbweincbeneies.  559 


Knoten  liegende  Tliril  des  Embryo  wächst  beträchtlich  und  der 
Primitivstreif  wird  relativ,  vielleicht  sogar  absolut  kürzer.  Vor  ihm 
bilden  sich  die  Urwirbel.  Dieser  Prozess  hä«gt  mit  einer  starken 
Zellwucherung  im  Knoten  zusammen  Unter  Fortführung  der  primi- 
tiven Medullarrinne  nach  hinten  nähert  sich  das  äussere  Keimblatt 
dem  inneren.  Die  Zellenmasse,  welche  beide  zuvor  getrennt  hielt, 
macht  Raum  und  die  Blätter  kommen  dadurch  in  der  Mittellinie  zur 
Berührung.  Von  der  Seite  her  löst  sich  die  Verbindung  des  mitt- 
leren mit  dem  äussern  Keimblatt,  welche  bis  dahin  im  Primitivstreif 
statt  hatte.  Dabei  bleiben  in  dem  äussern  Keimblatt  cylindrische 
Zellen  zurück.  Am  Kopfe  findet  sich  an  einer  Stelle  auch  die  Epi- 
dermisplatte  aus  cyliudrischen  Zellen  aufgebaut.  Daraus  entsteht 
das  Labyrinth.  Mit  dem  Freiwerden  des  mittleren  Blattes  erscheint 
in  ihm  eine  scharfe  horizontale  Trennungslinie,  die  proximal  bis  in 
die  Substänz  der  Urwirbel  hineingreift,  distal  aber  an  der  Periphe- 
rie des  Embryo  sich  in  der  noch  ungetheilten  mittleren  Keimblatt- 
masse verliert.  Bei  der  ersten  Urwirbelbildung  entstehen  zwei  oder 
drei  querverlaufende  Falten,  welche,  den  Raum  in  der  Längsrichtung 
trennend,  drei  einzelne  Urwirbelplatten  erzeugen.  Die  ursprüngliche 
mittlere  Keimblatthöhle  wird  durch  das  Auftreten  des  WaLDEYKB- 
schen  Verbindungsstranges  der  Quere  nach  in  2 Abteilungen  zer- 
legt, nämlich  Urwirbelböhle,  und  Pleuroperitoneal  - Raum.  Wäh- 
rend sich  das  Mesoblast  vom  Epiblast  löst,  bildet  sich,  dieser  Los- 
lösung von  der  Seite  her  folgend,  eine  feine  structurlose  Membran, 
die  Membrana  prima  aus.  Dieselbe  liegt  dem  mittleren  Keimblatt 
dicht  an ; zu  keiner  Zeit  lassen  sich  Kerne  oder  Zellen  in  ihr  er- 
kennen. H.  glaubt,  dass  sie  wahrscheinlich  vom  äussern  Keimblatt 
ausgeschieden  werde.  Die  Membran  soll  an  Balsamschnitten  kaum 
zu  erkennen  sein.  Die  Chorda  entsteht  in  der  Mittellinie  durch 
Wucherung  und  teilweise  Einbuchtung  des  Hypoblast.  Die  Herz- 
anlagc  ist  wahrscheinlich  streng  bilateral  als  eine  fast  hufeisenför- 
mige Verdickung,  die  bei  Embryonen  mit  2 Urwirbeln  ira  Vorder- 
teil des  mittleren  Keimblatts  lateral  an  den  Urwirbeln  gelegen  ist. 
Sehr  bald  entstehen  im  Verlaufe  der  Verdickung  beiderseits  spindel- 
förmige Erweiterungen,  die  in  ihrem  Innern  einen  Kanal  beherber- 
gen. Mit  der  Bildung  der  Kopfdarmhöhle  werden  die  beiden 
Schläuche  von  vorn  und  von  den  Seiten  her  genähert  und  verschmel- 
zen mit  einander,  wahrscheinlich  von  vorn  her.  Dann  ist  das  Herz 
ein  aus  drei  unter  einander  communicirenden  Hohlkugeln  bestehen- 
des Organ  von  welchem  hinten  seitlich  die  Venenschenkel  abgehen. 
Die  erste  Spur  des  Pericardialraums  ist  in  einer  Abtheilung  des  Coe- 
loms  zu  suchen.  Darunter  liegen  ein  paar  Zellen  des  Gefässblatts, 
woraus  das  Endothel  des  Herzens  entsteht,  indem  dieselben  sieb  zu 
einem  Kanal  scbliessen.  Dieser  Kanal  drängt  die  untere  Wand  des 


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560  Hsaau.  Entwicklung  de«  Kanineben-  und  Meerscbweincbeneiei. 


Pericard’s  vor  siel,  her  und  wird  sehr  bald  von  demselben  umschlos- 
sen. Bevor  die  beiden  Herzschläuche  sich  vereinigen,  haben  sich 
schon  die  beiden  pripiitiven  Pericardialräume  verbunden.  Aus  dem 
visceralen  Blatt  des  Pericardiums  geht  die  Herzmusculatur  hervor. 
Die  Aorten  sind  in  der  Form  von  Endolhelröhrcn  zunächst  stark 
seitlich  gelagert  um  schliesslich  in  der  Mittellinie  zu  verschmelzen. 
Der  Urnierengang  entsteht  durch  eine  solide  leistenförmigo  Ver- 
dickung des  Hornblatts  beiderseits  neben  den  mittleren  Urwirbeln. 
Die  Nerven  vermehren  sich  durch  Tboilung,  wachsen  aber  niemals 
vom  Mark  aus  bis  zu  ihrem  Ende.  Sobald  die  Trennung  in  dem 
Primitivstreif  erfolgt,  siebt  man  feine  Fädelten  von  der  Medullarplatte 
zu  den  Urwirbeln  gehen,  welche  zuweilen  deutlich  von  Medullazellen 
entspringen  und  in  Urwirbclzellen  endigen.  H.  hält  sie  für  embryo- 
nale Nerven.  Zur  Bildung  der  Spinalganglien  treten  Zellen  von  den 
hintern  Theilen  des  Markes  in  den  Raum  zwischen  Mark  und  Urt 
wirbel  um  dort  allmählig  eine  compacte  Zellmasse  zu  bilden.  Sie 
bleiben  durch  Fäden  mit  dem  Mark  verbunden.  Diese  Fäden  sind 
die  Nerven  der  hintern  Wurzel.  Das  Rückenmark  fasst  H.  als  ein 
einfach  geschichtetes  Epithel  auf;  darunter  versteht  H.  jedoch  nicht 
eine  einfache  Lage  von  Zellen,  sondern  viele  Zellen  über  einander, 
welche  dadurch  als  einfach  characterisirt  werden,  dass  jede  Zelle  zu- 
nächst direct,  später  vermittelst  Ausläuler  an  die  Innen-  und  an  die 
Aussenfläche  der  Schicht  stösst.  Das  Rückenmark  besteht  zuerst  aus 
undeutlich  radiär  angeordneten  länglich  runden  Elementen.  Darauf 
entstehen  spindelförmige  Elemente  in  der  mittlere  Lage  des  Marks, 
welche  nach  beiden  Seiten  hin  Ausläufer  senden.  Beim  Zerzupfen 
zeigen  sich  feine  ziemlich  lange  Faden , die  für  Nerven  zu  halten 
sind  und  ausserdem  etwas  fussförmig  gestaltete  Fortsätze,  die  Radiär 
fasern.  Sehr  bald  legt  sich  die  graue  Substanz  durch  Umwandlung 
der  aussern  Epithelzellen  des  Centralkanals  in  Form  einer  neugebil- 
deten etwas  durchsichtigen  Zellunmasse  an.  Die  Zellen  des  Rücken- 
marks zerfallen  sehr  bald  je  nach  Lage  und  vorliegender  Richtung 
der  Ausläufer  in  zwei  Gruppen.  Die  eine  liegt  dem  Epithel  dicht 
an  und  sendet  die  Fasern  in  kreisförmiger  Richtung  um  den  Quer- 
schnitt des  Marks.  Nach  Aussen  folgen  unregelmässig  gelagerte 
Zellen,  besonders  stark  angehäuft  um  die  Eintrittsstellen  der  vordem 
und  hintern  Wurzel.  Noch  mohr  nach  Aussen  liegen  die  Vorder- 
und  die  Seiteu6tränge.  Die  VorderBtränge  legen  sich  als  Reticuinm 
an,  welches  dadurch  entsteht,  dass  die  Radiärfasern  sieh  durch 
quere  Aeste  verbinden.  Ursprünglich  findet  eine  allseitige  Cominu- 
nication  der  Ausläufer  der  Nervenzellen  statt;  diese  wird  erst  später 
’n  den  einzelnen  Linien  je  nach  Bedarf  stark  entwickelt  oder  gelöst 
und  durch  Atrophie  zerstört.  H.  glaubt,  dass  embryonale  Nerven- 
körperchen  und  Radiärtasern  zusammen  genommen  als  Generatoren 


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Vok.  Beziehung  der  Blut-  und  Lymphgefässe. 


561 


von  Nervenroasse  aufzufassen  sind.  H.  sehliesst  mit  einigen  neuen 
Beobachtungen  über  die  Entwickelung  des  Meerscliweincheneies. 

Loewe 

P.  FoA.  lieber  die  Beziehung  der  Blut-  und  Lymphgefässe  zum 
Saftkanalsystem,  vibcho*»'«  Arch.  LXV.  s.  284. 

F.  erklärt  die  Figuren,  welche  man  bei  Injectioneo  mit  Berliner 
Blau  zwischen  den  Epithel-Zellen  der  Zungendrüsen  erhält,  für  künst- 
liche Spalten  welche  entstehen,  indem  die  extravasirte  Injectionsmasse 
sich  da  sammelt,  wo  sie  den  geringeren  Widerstand  findet;  d.  h. 
zwischen  den  weichen,  noch  nicht  durch  feste  Kittsubstanz  mit  einan- 
der verbundenen,  tief  liegenden  Epithel-Zellen.  Dagegen  bestätigt 
F.  die  AKKOLu’sche  Angabe,  dass  Injeetionsmasse  aus  den  Blutge- 
fässen in  die  Saftkanälchen  des  Bindegewebes  oindringen  kann.  Es 
sei  nicht  nothwendig  zur  Erzielung  dieses  Resultats  die  Wandungen 
der  Blutgefässe  durch  vorhergängige  Diapedesis  von  Blut-Elementen 
durchgängig  zu  machen.  Gegen  die  Behauptung,  dass  bei  der  durch 
Circulationsstörungeu  verursachten  Diapedesis  sich  buckelförmige 
Ausbuchtungen  an  den  Gefässwäuden  bilden,  hebt  F.  hervor,  dass  in 
der  Existenz  solcher  Buckel  kein  Beweis  für  eine  Veränderung  der 
Gefässwand  liege,  da  dieselben  sieb  schon  normal  in  gewissen  Ge- 
weben des  Frosches  finden.  Die  von  Aknolo  als  Vorläufer  der 
Stomata  betonten  Stigmata  hält  F.  für  inconstante  Bildungen,  welehe- 
dureli  Behandlungen  mit  gewissen  Flüssigkeiten  in  vermehrter  Zahl 
gebildet  werden.  F.  glaubt,  das3  zwischen  den  Endotbel-Zellen  nicht 
eine  flüssige,  sondern  eine  zellenartige  Kitt  Substanz  existirt.  Feste 
Körnchen  können  an  allen  Stellen  in  die  Kittsubstanz  eintreten  und 
von  da  aus  sehr  leicht  in  die  anstossenden  Saftkanälchen  gelangen. 
Wenn  F.  auf  das  frische  Centrum  teudineuin  des  Diaphragma  einen 
Tropfen,  in  welchem  feine  Körnchen  vou  Zinnober  oder  chinesischer 
Tusche  suspendirt  sind,  träufelte,  so  sah  er  nach  wenigen  Augen- 
blicken dieselbe  Endothelzeichnung,  wie  bei  der  Anwendung  von 
Silbernitrat.  Die  feinen  Körnchen  sammeln  sicli  in  allen  Punkten, 
der  Kittsubstanz  zwischen  den  Eudolhelzellen,  so  dass  letztere  dadurch 
gezeichnet  werden.  Wusch  F.  mit  Wasser  ab,  bald  nach  dem  Auf- 
träuleln,  so  verschwand  Alles;  wartete  er  jedoch  eine  halbe  Stunde, 
so  konnte  er  das  Zwerchfell  waschen  und  mit  Silbernitrat  behandeln, 
ohne  die  feinen  Körperchen  von  der  Kittsubstanz  zu  entfernen.  Da- 
durch zeigte  sich,  dass  nach  einem  gewissen  Zeitraum  die  feinen 
Körperchen  sieb  in  der  Kittsubstanz  der  Eudothelzelien  festgesetzt 
batten.  F.  konnte  das  Experiment  an  dem  Perieardium,  Mesenterium 
und  an  den  serösen  Häuten  eines  schmalen  Muskels,  eines  Nerven 
oder  einer  Sehne  machen,  aber  die  letztgenannten  serösen  Häutchen 
waren  so  düuu,  dass  bei  dem  Abwaschen  die  ursprüngliche  Gestaltuug 
der  Endothelzellen  zerstört  wurde.  Wie  in  dem  Diaphragma,  so 


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562 


RuowN-SfeQüABD.  Reiimig  der  Hirnrinde. 


konnte  F.  auch  zwischen  den  Muskel-  und  Nervenfasern,  wenn  die 
Imprägnation  iangdauernd  war,  die  Saftkanäichen  durch  die  serösen 
Häute  hiudurch  mit  feinen  Körnchen  füllen.  Es  entstand  so  eine 
Füllung  der  Saftkanälchen  in  den  Muskeln  und  Nerven  gleich  derje- 
nigen, die  an  den  serösen  Häuten  nachgewiesen  worden  ist.  (RajewSKY.) 
Auf  gleiche  Weise  ist  F.  bei  Anwendung  von  chinesischer  Tusche 
die  Füllung  der  Saftkanäichen  der  Cutis  nach  Ablösung  der  Epidermis 
gelungen.  Ebenso  hat  F.  die  Hornhaut  des  Kaninchens  behandelt 
uud  die  Saftkanälchen  derselben  gefüllt.  Loews. 

Brown  - Slqoard.  Recherches  snr  l’excitabilitö  des  lobe»  e<5r<5- 

braux.  Arch.  de  Phy«iol  1876.  8.  854. 

Cauterisirt  man  mit  einem  weissglühendon  Eisen  die  Hirnober- 
fläche au  Hunden  und  Kaninchen,  so  bemerkt  man  alsbald  bemer- 
kenswerthe  Veränderungen  am  Auge  derselben  Seite  (in  des  Vf.’s 
Versuchen  war  es  jedesraals  die  rechte  Seite;  dasselbe  Experiment 
links  ausgeführt  soll  ganz  andere  (welche?)  Erfolge  haben!).  — Die 
Lider  sind  tbeilweise  geschlossen,  die  Pupille  verengt,  die  Conjunc- 
tiva  injicirt.  Ebenso  sieht  man  auch  am  Ohr,  Gesicht,  und  der  Na- 
senhöhle derselben  Seite  die  Zeichen  einer  Sympathicuslähmung.  — 
Constant  von  allen  diesen  Phänomenen  ist  allein  die  Verengerung  der 
Lidspalte.  Ueberlebcn  die  Thiere  das  Experiment  um  einige  Monate, 
so  findet  man,  wie  nach  Sympathicusdurchsclmeidung  am  Halse,  eine 
Atrophie  des  Auges  derselben  Seite,  auf  welcher  die  Hirnoberfläche 
gebrannt  war.  Nur  sehr  selten  weicht  das  Auge  der  verletzten  Seite 
nach  innen  hin  ab,  wie  es  Br.-S.  nach  Sympathicusdurchschneidung 
oft  beobachtet  hat.  Die  Verletzung  der  Oberfläche  des  mittleren 
Hirnlappens  mittelst  des  Glüheisens  bringt  die  beschriebenen  Phäno- 
mene am  ehesten  zur  Anschauung,  fast  so  auch  die  des  Hinter-,  weni- 
ger die  des  Vorderlappens,  am  wenigsten  die  des  lobus  olf.  Die 
mehr  medialwärts  gelegenen  Hirnpartien  sind,  für  das  Experiment 
besser  zu  verwertbeD,  als  die  lateralwürts  gelegenen.  Brennen  der 
weissen  Hirnsubstanz  vor  oder  über  dem  Seitenventrikel  hat  densel- 
ben Erfolg;  die  Cauterisation  des  Bodens  des  Ventrikels  bewirkt 
zugleich  Lähmung  des  Sympathicus  und  Lähmung  oder  Reizung  des 
N.  oculoni.  Da  Verbrennungen  oder  Reizungen  von  Wunden  der 
Gesichts-  und  Schädeihaut  dieselben  Phänomene,  wenn  auch  weniger 
ausgeprägt,  als  die  Verletzungen  der  Hirnoberfläche,  bervorbringen 
können,  so  neigt  sich  Vf.  der  Ansicht  zu,  dass  es  Reizungen  von 
Trigeminusendigungen  an  der  Hirnoberfläche  sind,  welche  reflectorisch 
die  Symphaticuslähmung  veranlassen.  Direct  wurden  durch  sein 
Verfahren  etwaige  Endigungen  sympathischer  Fäden  auf  der  Gehirn- 
oberfläche nicht  gelähmt,  da  Abtragung  der  oberflächlichen  Schichten 
nie  das  Phänomen  erzeugt  und  sich  bei  der  Cauterisation  auch  nie 


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Mdkk.  Harn- Substanz.  Hilikr.  Putrides  Gift. 


563 


Reizerscheinungen  zeigen.  Nie  werden  bei  dem  beschriebenen  Ver- 
fahren (Zerstörung  der  Fritsch-Hitzigschen  Centra)  Bewegungen  der 
gegenüberliegenden  Extremitäten  erzeugt.  Bernhardt. 

J.  Munk:  Zur  Kenntniss  der  phenolbildenden  Substanz  im  Harn. 

■ Pfi.cobb’s  Arch.  XII.  9.  142. 

Menschlicher  Harn  wurde  zur  Feststellung  seines  Gehaltes  an 
Phenol  bildender  Substanz  mit  verdünnter  Schwefelsäure  versetzt  (1  Lit. 
Harn  100  Cc.  Säure),  nach  mehrstündigem  Stehen  auf  dem  Sandbad 
destillirt,  so  lange  als  das  Destillat  noch  durch  Bromwasser  getrübt 
wurde  und  schliesslich  das  ganze  Destillat  bis  zur  bleibenden  Gelb- 
färbung mit  Bromwasser  versetzt.  Das  ausgeschiedene  Tribromphenol 
wurde  mit  bromhaltigem  Wasser  gewaschen,  über  Schwefelsäure  ge- 
trocknet und  gewogen.  Aus  dem  Harn  von  24  Stunden  wurde  so 
bei  vorwiegend  animalischer  Kost  0,006  Tribromphenol  erhalten. 
Aus  1000  Cc.  Pferdeharn  wurde  5,214  Tribromphenol  gewonnen,  also 
unverbältni8smässig  mehr.  Bei  reichlichen  Genuss  von  Vegetabilien 
(Blätter-  und  Gurkensalat,  Roth-  und  Blaubeeren)  neben  dem  Fleisch 
stieg  die  Phenolmenge  auf  das  3 — 8 fache.  Vf.  versuchte  dann  an 
sich  einige  der  sog.  aromatischen  Reihe  angehörende  Substanzen. 
Schgltze  und  Naunyn  haben  angegeben,  dass  nach  Einnahme  von 
Benzol  Phenol  im  Harn  erscheine.  Bei  dem  Verfahren,  das  sie  zum 
Nachweis  anwendeten  (Dcstilliren  des  Harns  mit  Schwefelsäure)  musste 
die  etwa  vorhandene  phenolbildende  Substanz  zerlegt  werden,  die 
Versuche  beweisen  somit  nicht  direct  die  Gegenwart  vom  Phenol 
imHarn.  (Gegenüber  der  Angabe  des  Vf.’s,  dass  die  Beobachtungen 
von  Sch.  u.  N.  von  keiner  Seite  bestätigt  seien,  darf  Ref.  wohl  da- 
ran erinnern,  dass  Steinauek  nach  Eingeben  von  Bromal  das  Auf- 
treten von  Bromphenol  im  Harn  constatiren  konnte.  Auch  hier  war 
allerdings  der  Harn  mit  Säure  destillirt.)  M.  nahm  2,5  Grm.  Benzol 
p.  d.;  der  darnach  entleerte  Harn  gab,  für  sieb  destillirt,  ein  klares 
Destillat,  frei  von  Benzol  und  Phenol;  wurde  dagegen  mit  Säure 
destillirt,  so  enthielt  der  Harn  weit  mehr  Phenol,  wie  vorher.  Im 
Maximum  wurde  aus  dem  Horn  von  24  Stunden  0,101  Tribromphenol 
erhalten.  Nach  Einnahme  von  Phenol  war  dio  phenolbildende  Sub- 
stanz nicht  vermehrt,  dagegen  fand  sich,  entsprechend  den  Angaben 
von  Nadnyn  und  Riess  eine  Vermehrung  der  Hippursäure  im  Harn. 

E.  Salkowski. 

A.  Hlller:  1)  Ceber  putrides  Gift.  Cbl.  f.  Chir.  1876  No.  10— 12  2)Ueber 
extrahirbares  septikämisches  Gift.  Da«.  No.  h-ib. 

In  der  ersten  Arbeit  giebt  H.  einen  kurzen  Ueberblick  über 
die  bisherigen  Resultate  der  Experimente  über  septische  Infection. 
Aus  den  Versuchen  mit  ganzen  Faulflüssigkeiten  hebt  er  hervor, 
dass  die  Wirkung  derselben  abhängig  war  von  der  Menge,  ferner 


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564 


HlLl.tB.  Putrides  Gift 


verschieden  sich  verhielt  je  nach  der  ursprünglichen  Zusammensetzung 
der  faulendeu  Substanz  und  je  nach  dem  .Stadium  der  Zersetzung. 
Blut  und  Eiter  z.  B.  wirken  gewöhnlich  im  Beginn  der  Fäulniss  am 
giftigsten,  nehmen  aber  mit  fortschreitender  Decoraposition,  trotz 
reichlichster  Entwickelung  niederer  Organismen,  an  Giftigkeit  ab. 
Alle  diese  Eigenschaften  können  nach  il.  nur  auf  die  chemischen 
Veränderungen  faulender  Stoffe  bezogen  werden.  Ausserdem  sei  aber 
die  chemische  Natur  des  putriden  Giftes  durch  die  Wirkung  der  Fil- 
trate und  Diffusate,  durch  die  Experimente  mit  isolirten  giftigen 
Fäulnissproducten  (Pandm,  Weber,  Bili.roth,  Bergmann  u.  A.)  und 
vor  Allem  durch  die  Versuche  mit  stundenlang  der  Siedehitze  ausge- 
setzten oder  mit  Alcohol,  Schwefelsäure  und  anderen  organisinen- 
feindlichen  Mitteln  behandelten  putriden  Stoffen  positiv  nachgewie- 
sen. Aus  letzteren  gehe  auch  die  Unabhängigkeit  dieser  Wiikung 
von  der  Gegenwart  und  dem  Eintritt  lebender  Organismen  in  das 
Blut  unzweifelhaft  hervor.  Bezüglich  der  parasitären  Eigenschaften 
dieser  letzteren  haben  die  Iijectionen  mit  isolirten  und  küustlich  ge- 
züchteten Sohizomyceten  grösstentiieils  die  Unschädlichkeit  derselben 
ergeben;  und  diejenigen  mit  positivem  Resultat  sind  aus  mehrfachen 
Gründen  nicht  unanfechtbar.  Die  gewöhnlich  als  Beweismittel  für 
den  Parasitismus  angeführten  Impfungen  mit  bacterienhaltigeu  Fil- 
trirrückständen  (Corneaimpfungen)  beweisen  nach  H.  in  dieser  Rich- 
tung nichts,  weil  sie  doppelsinnig  sind;  denn  stets  werden  ausser 
den  Bakterien  vorwiegencj  feste  Faulstoffe  auf  dem  Filtrum  zurück- 
gehalten, welche  nicht  blos  das  Gift  produciren  und  in  concentrirterem 
Zustande  in  sich  enthalten,  sondern  auch  bei  der  Uebertragung  in 
lebenden  Geweben  weiter  faulen,  mithin  an  und  für  sich  intensiv 
örtlich  deletär  wirken.  Ihr  Einfluss  könne  aber  bei  derartigen  Impf- 
versucheu  um  so  weniger  ausgeschlossen  werden,  als  die  Giftigkeit 
der  chemischen  Fäulnissproducte  erwiesen , die  Schädlichkeit  der 
MicroorgaDismen  dagegen  zweifelhaft  sei. 

Um  zu  ermitteln,  ob  bei  der  Fäulniss  tliieriscbcr  Stoffe  neben 
den  einfach  chemisch  wirkenden  Fäulnissproducten  („putrides 
Gift“)  .such  giftige  Fermente  sich  bilden,  wie  dies  die  Versuche 
von  Virchow,  Stich,  Thiebsch,  0.  Weber,  Hemmer  u.  A.  wahr- 
scheinlich machten,  behandelte  H.  nach  dem  Beispiele  Srnatob’s 
(Chi.  1873,  84)  einen  faulenden  Fleischautguss  24  St.  lang  mit  Gly- 
cerin, filtrirte  und  erhielt  so  einen  völlig  klaren,  organismusfreien 
Auszug,  welcher  unter  Auderm  geringe  Mengen  eines  durch  Hitze 
fällbaren,  durch  Säuren  und  Alcohol  nicht  geriuuenden  Eiweisskörpers 
enthielt.  Von  diesem  fauligen  Glycerinauszug  tödteten  3 Oubcm. 
subcutan  ein  Kaninchen  nach  5tägiger  Incubatiou  innerhalb  10  Tagen 
unter  den  gewöhnlichen  Erscheinungen;  ein  aus  dem  Blut  des  gefal- 
lenen Thieres  auf  dieselbe  Weise  gewonnener  Glycerinauszug  ein 


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Schkcbk.  HariixUiireniiancboidang  und  Sediin^ntbilSmig 

«weites  Kaninchen  in  der  Dosis  von  1 Cubcm.  nach  5 Tagen,  ein 
Glyccrinauszug  aus  Herzblut  und  Milz  dieses  Thieres  ein  drittes 
Kaninchen  in  der  Monge  von  ‘/s  Cubcm.  schon  nach  50  Stunden 
u.  s.  f.  Von  dem  der  X.  Impfgeneration  entnommenen  Glycerinblut  hatte 
bereits  1 >0(>  Tropfen  genügt,  binnen  52  Stunden  den  Tod  des  Ver- 
suchstieres unter  charakteristischen  Erscheinungen  herbeizuführen. 
Somit  handelt  es  sich  hier  um  ein  durch  die  Fäulniss  des 
Muskels  gebildetes,  in  Wasser  und  Glycerin  lösliches 
ferme  ntariig  wirkendes  Gift,  welches,  in  das  Blut  leben- 
der Thiere  gebracht,  eine  specifische  Krankheit  (Scpti- 
cämie)  erzeugt  und  mit  fo r t g e s e t z t e r Transmission  seine 
Wirksamkeit  in  erheblichem  Grade  steigert.  Es  stimmt 
demnach  dies  Ferment  in  allen  wesentlichen  Eigenschaften  mit  dem 
,,septicamisclien  virus“  Davaine’s  (Cbl.  1872,  007)  überein. 

Die  vom  Vf.  dargestellten  septischen  Glycerinauszüge  hielten 
sich  über  6 Monate  lang,  ohne  an  Wirksamkeit  zu  verlieren  oder 
Entwickelung  niederer  Organismen  zu  zeigen,  eine  Eigenschaft  die 
hier  deshalb  so  angenehm  ist,  weil  septicämisches  Blut  bekanntlich 
sehr  schnell  fault  und  dadurch  seine  spocifischeu  Eigenschaften  ver- 
liert. Dies  Verfahren  ermöglicht  auch,  Wochen  lang  mit  demselben 
Gift  zu  experimentiren  und  sowohl  seine  physiologischen  Wirkungen, 
wie  seine  chemischen  Eigenschaften  genauer  zu  prüfen.  — Ausserdem 
macht  H.  in  der  obigen  Versuchsreihe  auf  die  beaebtenswerthe  Er' 
sebeinung  aufmerksam,  wie  hier  oin  ursprünglich  ausserhalb  des 
Organismus  (durch  Fäulniss)  gebildetes  todtes  Ferment  innerhalb  des 
erkrankten  Organismus  reproducirt  werde,  d.  h.  sich  in  ein  Con- 
tagium  um  wan  die. 

Man  muss  also,  wie  schon  DAVAlbE  u.  A.  vermutheten,  in  ätio- 
logischer Beziehung  '£  Arten  der  septischen  Infection  unterscheiden, 
1)  die  Ic  horrhamie,  die  Vergiftung  durch  einfach  chemisch  wirkende 
Fäuinissproducte  (putrides  Gift,  putride  Intoxication),  und  2)  die 
Septicämie,  die  Vergiftung  durch  fermentartig  wirkende  Fäuiniss- 
producte. Beide  Formen  sind  beim  Menschen,  wegen  des  chemischen 
Charakters  der  meisten  Faulflüssigkeiten  (Blut,  Eiter,  Brandjauche), 
häutig  nicht  streng  geschieden  und  dann  nur  graduell  hinsichtlich  der 
Schwere  der  Symptome  von  einander  zu  trennen.  Diesen  beiden 
reiht  H.  als  eine  dritte  Form  septischer  lofection  3)  die  Pyämie 
an,  eine  ätiologisch  zwar  nicht  verschiedene,  aber  doch  klinisch  und 
pathologisch  anatomisch  wohlcii&racterisirte  Krankheit,  welche  künst- 
lich bisher  nicht  zu  erzeugen  war.  wilh.  Kocb. 

B.  Scheube.  Die  Harnsilurcausseheidung  und  Sedimentbildung 
bei  eroupöser  Pneumonie.  Arch.  a.  Hciik.  xvit.  s i8&. 

Vf.  bestimmte  die  Harnsäure  nach  der  gewöhnlichen  alten  Me- 


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566 


Scbeobk.  Hsrnsäuresusscheiduog  and  Sodimentbildnng. 


thode  (Ausfällung  durch  HCl  und  Correction  nach  Zabelin),  Urat- 
sedimente  wurden  vorher  durch  etwas  Natronlauge  gelöst.  Bei  einem 
26jäbrigen  Pneumoniker  betrug  die  tägliche  Menge  am  5.  Krankheits- 
tage 0,400,  am  6.  Tage  1,467  und  am  8.  Tage  1,325  Grm.  bei  einem 
20jährigen  Patieuten  war  die  Ausscheidung  der  Säure  und  des  Harn- 
stoffs folgende:  am  8.  Tage:  49,57  Harnst.  1,549  Harns.,  am  9.  Tage 
mit  Fieberabtail : 57,61  Harnst.  1,922  Harns.,  am  10.  Tage:  63,13 
Harnst.  1,772  Harns.  Bei  einem  auderen  2üjähr.  Pneumoniker  wurde 
gefunden  am  5.  Tag:  39,95  Harnst.  0,956  Harns.,  7.  Tag:  (Fieber- 
abfall) 50,84  und  0,958.  8.  Tag:  56,78  und  1,117.  9.  Tag:  43,28 

und  0,735.  10.  Tag:  37,87  und  0,598  Grm.  Bei  einem  25jährigen 
Pneumoniker  am  1.  Tag:  32,2  und  0,572.  2.  Tag:  36,7  und  0,638. 

3.  Tag:  (Fieberabfall)  35,6  und  0,554.  4.  Tag:  45,5  und  0,752  Grm. 

Die  Mengen  der  Harnsäure  waren  also  namentlich  in  Anbe- 
tracht der  Nahrungsverhältnisse  vermehrt  und  gingen  denen  des  Harn- 
stoffs parallel.  Die  epikritiscbe  Zunahme  beider  Stoffe  war  auch 
hier  nachweisbar. 

Das  Verhältniss  beider  Stoffe  zu  einander  schwankte  bei  4 
Patienten  (20 — 25jährigeu  Männern)  im  Mittel  aus  mehreren  Tagen 
zwischen  1:  32,5  und  1:  62,5.  Wenn  mehr  Harnstoff  ausgeschieden 
wurde,  so  kam  auf  die  gleiche  Menge  davon  eine  grössere  Menge 
Harnsäure,  das  Verhältniss  dieser  zu  jenem  wurde  also  kleiner,  je 
grösser  die  absolute  Ausscheidung  beider  war.  Aehnlich  scheint 
sich  das  Verhältniss  auch  in  den  bekannten  Versuchen  von  RaNKB 
gestaltet  au  haben  mit  Ausnahme  der  Ernährung  mit  rein  vegetab. 
Kost. 

Um  zu  prüfen,  ob  die  Ausscheidung  der  Uratsedimente  aui 
einer  Zunahme  des  Säuregrades  im  Harn  beruhe,  bestimmte  Vf. 
diesen  durch  Titriren  mit  einer  verdünnten  Barytlösung  von  bekann- 
tem Gehalt.  Da  dies  aber  zu  niedrige  VVerthe  ergiebt,  so  wurde  in 
einigen  anderen  Fällen  nach  einer  von  Prof.  Fkanz  Hoffmann  an- 
gegebenen Methode  der  Harn  vor  der  Titrirung  mit  Cblorbariumiö- 
sung  im  Ueberschuss  versetzt  Es  fand  sich  gar  keine  Abhängigkeit 
der  Sedimentbildung  von  den  absoluten  Mengen  der  Harnsäure 
und  des  Säuregrades  wohl  aber  von  dem  relativen  Gehalt  des 
Harns  au  beideu  und  namentlich  des  Säuregrades.  Die  Menge  der 
Phospborsäure  (im  Ganzen)  und  des  Säuregrades  verliefen  nicht 
parallel,  nur  wenn  die  Phospborsäure  der  sauren  Natronverbindung 
überwiegt,  hat  sie  auf  die  Sedimentbildung  durch  Zerlegung  des 
hariisauren  Alkalis  einen  Einfluss  (Cbl.  1867.  886).  im  Ganzen  war 
an  Tagen  des  Fieberabfalls  die  Sedimentbiidung  etwas  häufiger,  als 
vor-  und  nachher,  was  nach  Vf.  dadurch  bedingt  ist,  dass  „die  Ei- 
weisszersetzung und  daher  auch  die  Harnsäureausscheidung  vom  Be- 
ginn des  Fiebers  an  steigt.  Die  Bedingungen  zur  Sedimentbiidung 


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Lkydkn.  Atrophische  Lähmung. 


567 


sind  in  Folge  dessen  am  Tage  der  Defervescenz  günstiger  als  an 
den  vorhergehenden.  Am  Tage  nach  der  Krisis  nimmt  zwar  die 
Harnsäureausscheidung  noch  mehr  zu,  aber  gleichzeitig  wird  durch 
die  nun  wieder  eintretende  Zufuhr  von  Speisen  und  alkalisch  reagi- 
renden  Getränken  der  Säuregrad  des  Harns  abgestumpft.1' 

Senator. 


£.  Leyden.  Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  der  atrophi- 
schen Lähmung  der  Kinder  nnd  der  Erwachsenen.  Arch.  t 

Psycb.  VI.  S.  271. 

Den  Ansichten  Charcot’s  über  die  Natur  der  Kinderlähmung 
stehen  die  Befunde  von  Rogek  und  DamascuinO  und  Roth  gegen- 
über, nach  welchen  eine  aculu  disseminirte  Myelitis  vorzüglich  der 
grauen  Substanz  vorliegt.  Vf.  beweist  durch  4 Fälle  mit  Seciiotis- 
befunden,  dass  in  der  That  dem  klinischen  Bilde  der  spinalen  Kin- 
derlähmung verschiedenartige  Processe  zu  Grunde  liegen,  und 
nur  die  acute  Entstehung  und  der  Sitz  derselben  allen  Fällen  gemein  ist. 

In  dem  1.  Fall,  Atrophie  des  linken  Beines,  seit  60  Jahren  be- 
stehend, fand  sich  in  dem  linken  Vorderhorn  der  Lendenanschwellung 
ein  scharf  circumscripter  Herd  narbiger  Substanz  und  atrophische 
Wurzelbündel,  ausserdem  aber  überraschender  Weise  3 eben  solche 
nur  kleinere,  sclerotische  Herde  in  dem  rechten  Vorderhorn  der 
Lenden-  und  beiden  Vorderhörnern  der  Cervicalanschweliuug.  Die 
betroffenen  Nervenstämme  waren  atrophisch  mit  Verdickung  der  Kap- 
sel und  interstitieller  Neuritis.  In  den  Muskeln  des  linken  Beines 
ergab  sich  der  auffällige  Befund  einer  interstitiellen  fibrösen  Myositis 

Fall  2 und  3 ist  Vf.  geneigt  als  verschiedene  Stadien  desselben 
Processus  aufzufassen.  Beide  zeigten  continuirliche  von  unten  nach 
oben  an  Intensität  abnehmende  Veränderungen.  Bei  einem  Kinde 
von  21  Monaten,  seit  einem  Jahre  an  vorwiegender  Atrophie  des  linken 
Beines,  geringerer  des  rechten  und  der  Rumpfmuskeln  leidend,  fanden 
sich  durch  den  grössten  Theil  des  Rückenmarkes  hindurch,  am  dich- 
testen allerdings  im  linken  Vorderhorn  der  Lendenanscl  wellung, 
grosse,  blasse,  runde  Zellen  mit  grossen  Kern  und  scharfen  Contu- 
ren,  von  endothelartigem  Charakter,  welche  in  der  grauen  Substanz 
der  Vorder-  und  Seitenstränge  die  Nervenfasern  zum  Schwund  ge- 
bracht hatte.  Denkt  man  sich  diese  Zellen  fettig  degencrirt,  so 
würden  sie  vollkommeti  den  bekannten  Fettkörnchenzellen  entsprechen 
und  eine  Körnchenzellen-Myelitis  darsteilen.  Andererseits  wird  nach 
Schwund  dieser  Zellen,  welche  Vf.  als  geschwollene  Neurogliazellen 
anspricht,  ein  Befund  zu  erwarten  sein  wie  im  folgenden  Falle: 
Diffuse  Atrophie  der  grauen  Substanz,  vorwiegend  der  Vorderhörner, 
mit  reichlicher  Ablagerung  von  Corpora  amylacea  bei  fast  vollstän- 
diger Integrität  der  weissen  Stränge. 


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568 


Prfv.  Saltatorischer  Reflexkrampf. 


i 

Der  4.  Fall  bietet  auch  dadurch  ein  besonderes  Interesse,  dass 
er  gekreuzte  Lähmung  mit  Atrophie  des  rochten  Beines  und  des  linken 
Armes  zeigte.  Die  Obduction  ergab  disseminirte  Selerose,  in  der 
linken  etwas  geschrumpften  Hälfte  der  Oblougata,  im  linken  Seiten- 
strang der  Unlsanschwellung  und  dem  rechten  Seitenstrange  der  Len- 
denanscbwellung.  Eine  Atrophie  der  Ganglienzellen  war  wol  vor- 
handen, aber  nicht  sehr  auffällig. 

Es  sind  also  3 verschiedene  Processe,  welche  den  4 Fällen  zu 
Grunde  liegen.  Welcher  davon  der  typische  oder  häutigste  ist,  ist 
noch  nicht  zu  entscheiden.  Oefter  scheint  eine  traumatische  Veran- 
lassung vorzuliegen,  was  der  'Vf.  durch  den  ersten  der  hier  vorge- 
führten und  noch  einen  weiteren  Fall  belegt. 

Genügende  Befunde  von  analogen  Lähmungsformen  Erwachsener 
liegen  noch  nicht  vor.  Jedoch  lässt  sich  wenigstens  so  viel  tiach- 
weisen,  dass  analoge  kleine  Erkrankungsherde,  wie  sie  hei  der  spi- 
nalen Kinderlähmung  gefunden  worden  sind,  auch  im  Rücken  marke 
Erwachsener  Vorkommen.  Vf.  weist  dies  durch  2 Fälle  nach,  von 
denen  der  zweite  ausführlich  initgotheilte  zugleich  eine  ausgedehnte 
Erkrankung  peripherer  Nervenstämme  erkennen  liess.  Wernicke. 

A.  Frey.  Ueber  den  saltatorisehen  Reflexkrampf.  Arch.  f.  Psycli. 

etc.  VL  8.  289. 

Bei  einem  70jährigen  decrepiden  Greise  traten  unter  reissenden 
Schmerzeu  Schwäche  und  Steifigkeit  erst  in  den  Beinen,  dann  im 
linken  Arm  auf.  Später  kam  bei  Bewegungen  Zittern  hinzu, 
schliesslich  bei  activen  und  passiven  Dehnungen  der  Beugemuscula- 
tur  des  linken  Oberarms  und  der  Streck musculatur  des  rechten 
Oberschenkels  klonische  Krämpfe,  welche  sich  über  alle  4 Extremi- 
täten verbreiteten  und  sich  erst  allmählig  beruhigten.  Sobald  sich 
der  Kranke  auf  den  Boden  stellt,  treten  saltatorische  Krämpfe  ein, 
er  wird  durch  eine  sehr  schnell  und  stossweise  erfolgende  Zuckung 
beider  Beiumuskeln  hoch  gehoben,  sinkt  zurück,  um  bei  neuer  Be- 
rührung des  Bodens  aufs  neue  in  die  Höhe  geschnellt  zu  werden. 
Durch  Hautreize  lässt  der  Krampf  sieb  weder  erregen,  noch  hemmen, 
wohl  aber  wird  er  ausgelöst  durch  Spannungsveränderuugen  der 
Biceps-  und  Quadricepsiuusculatur  (liuks  resp.  rechts)  und  unterdrückt 
durch  Druck  auf  eben  jene  Muskeln.  Beim  Liegen  gehen  die  vom 
linken  Arm,  resp.  rechten  Bein  ausgehenden  Krämpfe  in  ganz  be- 
stimmter Reihenfolge  auf  die  anderen  Extremitäten  über,  Kopf,  Hals 
und  Rumpf  bleiben  frei.  Sensibilitätsstörungen  fehlten. 

In  der  Besprechung  dieses  seines  Falles  erwähnt  und  bespricht 
Vf.  die  von  Bambkkgek  und  Guttmann  beschriebenen  Fälle  ähn- 
licher Art  und  kommt  schliesslich  zu  dem  Resultat,  dass  die  Krämpfe 
Reflexkrämpfe  sind  und  auf  einer  erhöhten  Reflexerregbarkeit  des  Rük- 
kenmarks  beruhen.  In  seinem  Falle  seien  es  die  sensiblen  Muskel- 


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Dcbkt.  Landoury,  Nervenkrankheiten. 


569 


nerven,  durch  welche  reflecforisch  das  Phänomen  ausgelöst,  resp.  ge- 
hemmt werden  könne.  Es  seien  verschiedene  Arten  von  Rücken- 
marksaffectionen,  in  welchen  sich  dieses  Symptom  finde,  es  mögeu  oft 
rein  functioneile  sein,  (wie  in  den  BAMBEBQEB-GcTTMANN’scheh  Fällen, 
wo  in  den  Zwischenzeiten  ganz  normale  Verhältnisse  eintraten,)  aber 
auch  tiefere,  wirkliche  myelitische  Störungen,  wie  im  vorliegenden 
Fall,  was  aus  den  Contracturen,  Paresen  und  Atrophien  im  linken 
Arm  und  rechten  Bein  erschlossen  werden  könne.  Bernbardt- 

H.  Duret:  Accidents  nerveux  bizarres  survenus  sons  l’influence 
d’une  vaste  brülure.  — Hemiplegie  et  hlmianesthäsie  de  la 
sensibilitd  commune  et  de  la  senslbilitd  des  Organes  des  sens. 

Gaz.  möd.  1876  No.  4. 

landouzy:  Note  sur  un  cas  d’hemianesthßsie  sensorielle  et  ge- 
nerale droite  chez  uu  enfant  de  12  ans;  conrnlsions  toniques 
et  cloulqneg,  partielles  et  gen£ralis4es , spontanees  et  provo- 
quees;  gutfrison.  u«8.  No.  i. 

D.  beobachtete  einen  Menschen,  der  sich  im  Rausch  und  im 
Schlaf  eine  ausgedehnte  Verbrennung  der  linken  Oberextremität  uud 
der  linken  Thoraxhälfte  zugezogen  hatte.  Am  Ilten  Tage  nach  dem 
Unfall  entdeckte  man  eine  ziemlich  vollständige  Lähmung  der  linken 
Körperhälfte  und  eine  sehr  erschwerte  Sprache;  zugleich  zeigte  sich 
eben  jene  Hälfte  des  Körpers  anästhetisch,  ebenso  die  Schleimhäute 
der  Sinnesorgane  und  diese  selbst  (Gesicht,  Geruch,  Gehör,  Geschmack,) 
auf  der  linken  Seite  fast  völlig  functionslos.  Unter  mehrfachen  Re- 
cidiven  besserte  sich  der  Zustand  des  Kranken  nach  einigen  Wochen 
so,  dass  er  von  der  Lähmung  und  Anästhesie  fast  geheilt  entlassen 
werden  konnte.  Vf.  glaubt  bei  dem  Kranken  als  Säufer  athuromatöse 
Arterien  annehmen  zu  dürfen.  Bei  der  vermehrten  Coagulationsfähig- 
keit,  welche  das  Blut  bei  diffusen  Verbrennungen  annehmen  soll, 
habe  sich  eine  Obliteration  entweder  der  A.  foss.  Sylv.  an  ihrem 
Ursprung  oder  der  A.  cerebr.  post,  durch  einen  Thrombus  gebildet 
und  die  hintersten  Partien  der  inneren  Kapsel  zeitweilig  ihrer  nor- 
malen Blutzufuhr  beraubt.  Von  der  Ischämie  dieser  Theile  werden 
dann  die  beobachteten  Erscheinungen  abhängig  gemacht.  (N.  B.  Pa- 
tient war  Epileptiker.) 

L.  beobachtete  einen  12jährigen  Knaben,  von  zweifelhafter  he- 
reditärer Praedisposition,  der,  abgesehen  von  verschiedenen  klonischen 
und  tonischen  Krampfanfällen,  eine  Schwäche  der  rechtsseitigen  Ex- 
tremitäten darbot.  — Druck  auf  einzelne  Nervenstämme  oder  auf  die 
Proc.  spinosi  löste  jedesmal  tonische  oder  klonische  allgemeine  oder 
partielle  Krämpfe  aus.  Die  ganze  rechte  Körperhälfte,  Haut,  Schleim- 
häute, Muskeln  und  Gelenke,  ebenso  die  Sinnesorgane  waren  für  die 
verschiedenen  Empfindungsqualitäten  anäBthetisch.  Nach  einigen 


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570 


Hahbcbokb.  Resorption  von  der  Vagiualucbluimheut. 


Wochen  wurde  der  Knabe  geheilt  entlassen.  — Die  pathologisch- 
anatomische  Ursache  dieser  Erscheinungen  wäre  nach  L.  eine  Ge- 
schwulst, welche  sich  allmählich  im  Linsenkern  der  linken  Hirnhälfte 
entwickelt  und  durch  Compression  der  vorderen  und  hinteren  Ab- 
teilungen der  inneren  Kapsel  diese  Partien  zeitweilig  ausser  Function 
gesetzt  hätte.  Der  Tumor  sei  wahrscheinlich  ein  Tuberkel.  (Ref. 
kann  sich  mit  dieser  Erklärung  aus  hier  nicht  passend  zu  erörternden 
Gründen  nicht  einverstanden  erklären;  auch  bei  Männern  und  Knaben 
kommen  Symptoroeucomplexe  vor,  welche  wir  nach  dem  heutigen 
Wissen  zur  Hysterie  zu  rechnen  haben,  so  wenig  auch  das  Wesen 
dieser  letzteren  Krankheit  bis  jetzt  aufgeklärt  ist.)  Bernhardt. 

E.  Hamburger:  Ueber  die  Resorption  von  Arzneistoffen  durch 

die  Yagiualschleimhant.  Prager  Vierteljebrsehr.  CXXX,  145. 

Mit  den  verschiedenen  Lösungen  getränkte  Wattetampons  wur- 
den in  die  Vagina  gebracht,  24  Stunden  liegen  gelassen  und  der 
mit  dem  Katheter  entzogene  Harn  auf  die  Gegenwart  der  bezüg- 
lichen Substanzen  geprüft.  Zu  den  Versuchen  wurden  benutzt:  Jod- 
kalium, Ferro-  und  Ferricyankaliuni)  Salicylsäure,  Brom-  und  Rho- 
dankalium,  Cblorlithium  und  mehrere  Eisensalze.  Alle  diese  Körper 
konnten  2 — 3 Stunden  nach  Einführung  und  noch  24  Stunden  nach 
Entfernung  des  Tampons  im  Harn  nachgewiesen  werden.  Das  Fer- 
ricyankalium  erschien  auch  hier,  grade  wie  bei  Aufnahme  vom  Ma- 
gen aus  als  Ferrosalz  im  Harn.  Bekanntlich  handelt  es  sich  dabei 
nicht  um  eine  Reduction  sondern  um  eine  Zerlegung  jenes  Salzes 
bei  Gegenwart  gewisser  organischer  Substanzen.  H.  nimmt  eine 
Reduction  im  Harn  an  durch  Einwirkung  der  Harnsäure.  — Das 
Eisen  konnte  H.  niemals  in  der  Harnflüssigkeit  auffinden  ebenso- 
wenig gelang  ihm  dies,  in  Uebereinstimmung  mit  Schroff  nach  inner- 
icher  Darreichung  beim  Menschen.  Dagegen  konnte  er  es  stets  in 
der  Harnasche  nach  weisen.  Aus  quantitativen  Bestimmungen  ergab 
sich,  dass  die  betreffenden  Individuen  während  der  Versuchszeit  einen 
etwas  eisenreicheren  Harn  producirten,  als  normaler  Weise.  Doch 
ist  auch  hier  das  Eisen,  wie  im  normalen  Harn,  wahrscheinlich  nicht 
als  einfaches  Salz  vorhanden,  da  es  sich  sonst  bei  dieser  Menge 
durch  die  so  empfindliche  Schwefelammoniumrcaction  verrathen  hätte. 
Diese  Reaction  liess  sich  noch  deutlich  hervorrufen  in  einem  Harn, 
dem  auf  je  100  Cc.  0,00018  grm.  Eisen  zugesetzt  waren.  In  den 
obigen  Versuchen  war  der  Eisengehalt  des  Harns  viel  grösser  und 
doch  versagte  diese  empfindliche  Probe.  Schifter. 

J.  Rossbaeh.  Die  physiologischen  Wirkungen  des  Colchiein. 

PrLbOEii's  Arcb.  XU.  8.  308. 

Die  auffallendste  Erscheinung,  die  dieses  Gift  hervorruft,  ist  der 
vollständige  Verlust  der  Sensibilät  durch  Lähmung  der  peripherischen 


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Rombacii.  Colchicio.  Sabink. 


571 


wie  der  centralen  Nervenenden.  Auch  die  Reflexerregbar keit  ist 
vernichtet.  Dagegen  bewahren  die  motorischen  Nerven  und  die 
Muskeln  ihre  normale  Erregbarkeit  bis  zum  Tode.  Bei  manchen 
Tbieren  geht  der  Lähmung  ein  Erregungsstadium  voran,  das  sich 
bei  Fröschen  bis  zum  Ausbruch  von  tetanischen  Krämpfen  steigern 
kann.  Der  Kreislauf  des  Bluts  wird  durch  das  Gift  nur  wenig  ge- 
stört. Das  Herz  fährt  fort  zu  pulsiren  selbst  nach  eingetretener 
Lähmung  des  Centrnlnervensystems.  Der  Blutdruck  bleibt  lange  un- 
verändert und  sinkt  erst  bei  Eintritt  des  Todes,  ebenso  tritt  die 
Lähmung  der  Hemmungsnerven  des  Herzens  erst  spät  ein.  Die  Re- 
spirationen werden  allroählig  seltener,  bis  völliger  Stillstand  eintritt, 
so  dass  auf  Lähmung  des  Athmungscentrums  geschlossen  werden 
muss.  — Bei  den  vergifteten  Warmblütern  und  besonders  bei  den  Kat- 
zen zeigte  sich  die  ganze  Magen-  und  Darmschleimhaut  geschwollen  und 
stark  injicirt  und  im  Darm  häufig  blutiger  Schleim.  Als  Folge  dieser 
Wirkung  bestanden  intra  vitam  Diarrhöen,  Erbrechen  und  kolikartige 
Schmerzen.  Es  gelang  nicht  die  Ursache  der  starken  Gefässüber- 
füllung  aufzufinden.  Die  Fasern  des  Splanchnicus  und  Bauchvagus 
waren  nicht  gelähmt.  Auch  die  Nieren  waren  stark  hyperämisch 
und  ihre  Secretiou  vermindert. 

Die  Wirkung  des  Colchicins  tritt  sehr  langsam  ein,  der  Tod  er- 
folgt erst  nach  mehreren  Stunden.  Merkwürdiger  Weise  hat,  wie 
schon  Shboff  fand,  die  Grösse  der  Gabe  keineii  erheblichen  Einfluss 
auf  die  Intensität  oder  Schnelligkeit  der  Intoxieation.  Wenige  Cen- 
tigrantm,  bei  Katzen  schon  einige  Milligramm,  genügen  um  den  Tod 
berbeizuführen,  der  durch  Stillstand  der  Respiration  erfolgt,  während 
das  Herz  noch  weiter  schlägt.  In  diesem  Stadium  traten  bei  Kanin- 
chen und  Katzen  manchmal  tonische  oder  klonische  Krämpfe  auf, 
dio  Vf.  als  Erstickungskrämpfe  ansieht.  Kleinere  als  letbale  Dosen 
haben  fast  gar  keine  Wirkung. 

Aus  den  bisherigen  Versuchsergebnissen  findet  Vf.  keinen  An- 
halt zu  einer  erspricsslichen  therapeutischen  Verwerlbung  des  Col- 
chicin.  Als  locales  Anaestheticum  könnte  es  vielleicht  gebraucht 
werden;  so  braucht  es  Gebhardt  zur  Anästhesirung  der  Rachen-  und 
Kehlkopfschleimhaut.  Schiffer. 

G.  H.  Sabine.  Notiz  über  den  Ban  der  menschlichen  Nabel- 
schnur. Arcb.  f.  QynSc.  IX.  S.  311. 

Querschnitte  durch  Nabelschnüren  ausgetragener  menschlicher  Früchte  lehren, 
dass  sich  fast  constant  in  d - »selben  ein  kleiner  mit  Epithel  ausgekleideter  Kaum 
findet,  der  meist  durch  die  ganze  Länge  der  Schnur  hindurch  geht.  Mau  bemerkt 
also  auf  dem  Querschnitte  ausser  den  bekannten  Gefässlumina  noch  eine  vierte  Ein- 
lagerung, und  »war  epithelialer  Natur.  Dieselbe  ist  meist  etwas  exceatriscb , näher 
der  Oberfläche  gelegen,  und  erscheint  bald  mit  deutlichem  Lumen  uud  dann  mit 
mehrschichtigem  Epithel  ausgekleidet,  bald  als  nahezu  oblitorirter  epithelialer  Ka- 


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572 


Bdcbwaid  & Litten.  Hbtdlofp. 


nal,  den  man  nur  »cbwer  und  nur  an  norgfältig  tingirten  Präparaten  wahr  nimmt. 
Ana  dem  Cbaracter  dea  Epithel»  ergiebt  aicb,  dass  man  es  hier  mit  dem  Beate  des 
Allantoisgangea  au  tbuu  habe.  Einen  Rest  des  Ductns  vitello-inteatinali»  bat  8. 
nicht  auffinden  können,  ebensowenig  Nerven.  Low«. 

A.  Bachwald  and  M.  Litten.  Leber  die  Structurveräaderangen 
der  Niere  nach  Unterbindung  ihrer  Yeue.  virehowa  Arch.  lxvi. 
S.  145. 

Vff.  unterbanden  bei  Kaninchen  nnd  Hunden  die  (linke)  Nierenvene  aur  Ent- 
scheidung der  Frage,  ob  durch  blosse  Stauung  interstitielle  Entzündung  der  Niere 
hervorgerufen  werden  könnte.  Bei  Anwendung  der  antiseptischen  Behandlung 
überlebten  die  Thiere  die  Operation  sum  Theil  8 Wochen.  Das  Resultat  war: 
Stauung,  Schwellung  des  Organs,  Oedem,  Baemorrhagien  und  Verfettung  der  Epi- 
thelien  besonders  der  Markaubstans,  welche  Erscheinungen,  verbunden  mit  beträcht- 
licher Volomssunahme  bis  sum  6.  Tage  andauerten.  Von  da  ab  nimmt  die  Orösse 
und  Sehwere  unter  ausgiebigem  Zerfall  sablreicber  Harnkanälchen  ab;  die  Glo- 
meruli  sind  relativ  woblerhalten.  Es  finden  keinerlei  Entzündung»-  und 
Wacherangsvorgänge  statt. 

Allmählich  entwickeln  sich  weite  Anaatomosen  der  Nierenkapselvenen  mit  den 
Vv.  Inmb.,  phrenieae  nnd  snpraren.,  aus  denen  nach  der  Auffassung  der  Vff.  da- 
durch ein  Abfluss  aus  den  Olomerulis  stattfinden  soll,  dass  schon  normal  swiscben 
den  Vasa  efferentia  nnd  den  Venae  stellatae  der  Kapsel  Verbindungen  vorhanden 
■eien,  welche  bei  starker  Druckerböbung  sich  erweitern  und  das  Blat  aus  den  Qlo- 
mernlis  mit  Umgehung  des  Nierencapillarnetses  direct  der  Kapsel  sufübren  können. 

Grewits. 


Heydloff.  Ein  Fall  von  Endarteriitis  acuta  der  Aortenklappen 
and  der  Aorta  ascendens  im  Uindesalter.  Deutsche  Zt«chr.  f.  pr. 
Med.  1876  No.  13. 

Ein  lljähriger,  bis  dahin  stets  gesunder  Knabe  erkrankte  plötzlich  unter  allen 
Erscheinungen  einer  linksseitigen  Embolia  Art.  fossae  Sy Ivii.  Die  Herzaction  war 
unregelmässig  und  verlangsamt,  62  in  der  Min.  An  der  Herzspitze  hörte  man  ein 
die  Systole  überdauerndes  blasendes  Geräusch,  das  sich  nach  der  Aorta  zu  verstärkte 
und  auch  bei  der  Auscultation  beider  Carotiden  sehr  deutlich  gehört  wurde.  Der 
erste  Pulmonalton  wurde  durch  das  Geräusch  verdeckt,  der  zweite  war  rein.  Der 
Puls  der  linken  Radialis  voller  als  der  der  rechten,  die  Pulsation  der  rechten  Ca- 
rotis stäikcr  als  jene  der  linken.  Frdmissemeut  nirgends  fühlbar.  Einem  etwa  6 
Wochen  später  eingetretenen  Anfall  erlag  das  Kiud.  Im  linken  Corpus  striat  und 
Thalamus  opt.  fand  sich  ein  gelber  Erweichnngsherd,  in  der  Art.  fossae  Sylvii  ein 
älterer  Embolus;  ausserdem  lnfarcte  der  Milz.  Die  linke  Herzkammer  etwas  stärker 
als  normal;  an  der  Ventrikelfläche  der  leicht  verdicktet!  Aortenklappen  sitzen  einige 
kleine  blassrötbliche  Vegetationen  auf.  Die  Aorta  ist  dicht  über  den  Klappen  auf 
eine  Strecke  weit  verengt,  hier  and  io  den  höher  gelegenen  Abschnitten  der  A.  ascd. 
mit  zahlreichen,  bis  1 Cm.  laugen  fiottireuden  Vegetationen  besetzt,  welche  nament- 
lich dicht  um  die  Ursprungsquellen  der  Anonyma  und  der  beiden  Carotis  entwickelt 
sind,  so  dass  der  Zugang  zur  1.  Carotis  durch  sie  fast  verlegt  wird.  Die  übrigen 
Gefässe  sind  intact. 

Die  Wucherungen  stellten  sieb  mikroskopisch  als  ein  frisches,  der  Intima  auf- 
liegendes Granulationsgewebe  dar,  mit  stelleoweiser  Fibrinabschueidung  auf  die 
Oberfläche.  Vielfach  bestand  kleinzellige  Imfiltration  der  Intima  ohne  erheblicher 
Verdickung  derselben.  Orawltz. 


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Shei.i,.  Rti’gs.  Hassen.  Vaillabd.  FCrstsek.  573 

Simeon  Snell.  On  a peculiar  appearance  of  the  conjunctiva  in 
some  cases  of  night-blindness.  xbe  Lnncet.  i876.  No.  i. 

S.  beobachtete  in  Verbindung  mit  Hemeralopie  im  kindlichen  Alter  an  der 
Conjunctiva  bulbi  in  der  Nähe  des  Hornhautr^udes  beiderseits  einen  schmalen,  etwas 
grauen,  gläoienden  und  vier-  oder  dreieckigen  Fleck,  welcher  aus  einer  Anzahl 
kleiner,  auf  Druck  verschwindender  und  mit  der  Conjuuctiva  sich  bewegender  Bläs- 
chen bestand;  diese  Flecken  sollen  mit  dem  Zuröckgehen  der  Hemeralopie  ebenfalls 
verschwinden,  Ulehel  (Erlangen). 

A.  v.  Renas.  Kasuistische  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Flim- 

merscotoms.  Wiener  med.  Presse  1876.  No.  1 — 12. 

Auf  Grund  von  19  beobachteten  Fällen  von  Flimmeracotom  stellt  ß.  4 Typen 
derselben  auf,  nämlich:  1)  Auftreten  eines  flimmernden  durchscheinenden  oder  un- 
durchsichtigen Nebels,  welcher  das  ganze  Gesichtsfeld  einnimmt,  ohne  merkbare 
Begrenzung  nach  aussen.  2)  ln  einem  uahe  dem  Centrum  des  Gesichtsfeldes  gele- 
gener Punkte  erscheint  ein  trüber  Fleck,  welcher  sieb  mit  einem  leuchtenden,  in 
lebhaft  flimmernder  Bewegung  befindlichen  Zickzacklinie  umgiebt,  sie  bildet  entweder 
einen  geschlossenen  Kreis  oder  einen  nach  einer  Seite  offenen  B »gen.  3)  Es  treten 
trübe  oder  leuchtende  Flecken  im  Gesichtsfelde  auf,  flimmernd,  ohue  oder  mit  scharfer 
aber  nicht  zickzackförmiger  Bewegung.  4)  Es  ist  wirkliche  Ueraiopie  ohne  Flim- 
mern, etc.  vorhandeu.  Michel  (Erlangen). 

E.  Hansen.  Ein  Fall  von  isolirter  Lähmung  des  Ulottisöffner 
und  relativer  Heilung.  Petersb.  med.  Wochenschrift  1876  No.  6. 

fl.  beschreibt  eioen  mit  Narben  an  der  Epiglottis  nnd  Schwellung  der  La- 
rynxschleimhaut  complicirten  Kall  von  Paresis  der  M.  crico-arytänoidei  postici  bei 
einer  constitutione!!  syphilitischen  Frau.  Derselbe  zeichnet  sich  vor  dem  bisher  be- 
schriebenen dadareb  aas,  dass  er  durch  eine  wiederholte  luuuctionskur  su  einer 
fast  gänzlichen  Heilung  gelangte.  B.  Frinksl. 

L.  Vaillard.  De  l’aliänation  mentale  eonsßcutive  an  rhumatisme 
articulaire  algU.  Uaz.  Hebd.  1876.  No.  3. 

Ausser  swei  Füllen  ans  der  älteren  Literatur  tbeilt  V.  iwei  eigene  Beobach- 
tungen von  acuter  Bheumartliritia  mit,  21jübrige  Männer  betreffend,  in  denen  nach 
Ablauf  der  Gelenkentzündungen  psychische  Störungen  auftraten.  Wie  älteren  Beobach- 
tern fiel  auch  V.  die  gleichzeitig  sich  eiustelleudc  starke  Abmagerung  auf.  Beide 
Fälle  verliefen  günstig.  Senator. 

C.  Fiirstner.  Ueber  die  Anwendung  des  Inductionsstromes  bei 
gewissen  Formen  der  Mageuerweilernng.  Berl.  kliu.  WocbeuBchrft 
1876.  No.  11. 

* ln  den  3 Fällen,  welche  jugendliche  weibliche  Personen  mit  neuropathischer 
Disposition  betreffen,  war  nach  einem  tiemlich  starken  Trauma  auf  die  Mageuge- 
geud  heftige  Gastralgie,  verbunden  mit  Erweiterung  des  Mageus  nnd  Erbrechen 
theils  schleimiger,  thetls  blutiger  Massen  gefolgt.  Später  gesellten  sich  hinzu  hyste- 
risch-epileptische Krampfanfälle,  denen  jene  Magenbeschwerdeu  grössten  theils  als  Pro- 
drome vorangingen-  Die  Kegin  epigaatrica  war  sehr  empfindlich,  bei  Druck  auf  dieselbe 
empfanden  die  Kranken  eigentümliche  Sensationen  ähnlich  denen,  wie  sie  für  das 
Ovarium  bekannt  sind.  Wahrend  sich  andere  therapeutische  Eiugriffe  als  erfolglos 
erwiesen,  brachte  die  Faradisatiou  des  Magens  eine  prompte  und  zum  Theil  längere 
Zeit  andauernde  Besseruug  aller  Beschwerden  hervor.  (Die  eine  Electrode  wurde 


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574 


Gang  H OFNER.  BaCCKLLI.  ßcni’LTZg.  SonOMACHB*. 


auf  das  linke  Hypochoudriom,  die  andere  auf  die  Magengegend  aufgesetzt  und  mit 
starkem  Drucke  von  der  Cardia  nach  dem  Pylorus  zu  in  Absätzen  fortbewegt ) 
Nach  jeder  Sitzung  lies«  sich  durch  die  Percussion  die  Rückkehr  des  erweiterten 
Magens  auf  seine  normalen  Grenzen  nachweisen.  Die  Vermutbnng  des  Vf.,  dass 
auch  bei  nicht  auf  hysterischer  Basis  beruhenden  Mageuectasien  durch  die  Anwen- 
dung des  intermittirendes  Stromes  therapeutische  Erfolge  erzielt  werden  köonen, 
hat  sich  nach  des  Ref.  und  Anderer  Erfahrung  bisher  nicht  bestätigt.  (S.  Cbl.  1876  209») 

L.  RoaenthaJ. 

F.  Ganghofner.  Die  spontane  Herzdilatation  nnd  deren  Folge- 

ZUStiinde.  Prager  Vjhnscbr.  CXXX.  S.  1-54. 

Q.  coostatirt  von  Neuem  du  Vorkommen  spontaner  Dilatation  des  Herzens, 
sowie  relativer  InanfBcieuzeu  au  sämmtlicbou  Herzostien.  Als  Entstehungsbedingnng 
für  erstere  weist  er  nanieutlich  auf  anämische  und  chlorotische  Zustäude  mit  ange- 
borener Enge  der  Aorta  hin.  Zur  Illustratiou  theilt  er  eine  Krankengeschichte  und 
den  Sertionsbefund  eiues  jungen  Mädchens  mit,  bei  dem  intra  vitam  die  Erscheinun- 
gen eines  Klappenfehlers  neben  Heraklopfeu  und  stenokardischeu  Anfällen  vorhanden 
gewesen  waren,  und  die  Bection  keinen  Klappenfehler  nachwies,  sondern  nur  Dila- 
tation des  Herzens,  Induration  der  Lunge»,  MiUiufaret,  Venenstauungen  neben  einer 
massigen  Hypoplasie  der  Aorta.  Litten. 

Zur  physiologischen  Differenzial-Diagnostik  der  Pleura-Ergüsse. 

Beobachtungen  aus  der  med.  Klinik  v.  Baccelli  (Rom)  Mitgetbeilt  von  Valbhtikkb. 

B.  empfiehlt  eine  nene  Methode,  welche  directj  Schlüsse  gestattet  auf  den 
Charak'er  und  das  chemische  Verhalten  endopleuraler  Ergüsse-  Der  Auscultirte 
muss  beim  Sprecbea  sein  Gesicht  nach  einer  Richtung  weudeu,  welche  dem  auscul- 
tireuden  Ohr  möglichst  diagonal  durch  die  Mitte  des  Ergusses  entgegengesetzt  izt 
Je  dünnflüssiger,  homogener  der  Erguss  ist,  desto  leichter  wird  auch  die  Stimmvi- 
bration fortgeleitet,  u.  z.  hauptsächlich  nach  der  Basis  der  Ansammlung  zu.  Die 
Fortleitung  der  Btimmvibration  wird  in  steigenden  Grade  durch  Gerinnsel,  Blutkörper, 
Eiter  gedämpft.  Zur  physikalischen  Erklärung  wird  angegeben,  dass  Flüssigkeiten 
im  Gegensatz  zu  Gasen  Töne  um  so  leichter  fortleiten,  je  homogener  und  specifisch 
leichter  sie  sind,  während  die  Schallwellen  zwar  schneller,  aber  weniger  intensiv 
durch  dichtere  und  heterogene  Fluida  fortgepflanzt  werden.  Litten. 

Fr.  Schnitze.  Ueber  das  Verhalten  des  Rückenmarks  und  der 
Riickenmarksnerren wurzeln  bei  acuter  Busilarmeningitis. 

Bari.  klin.  Wocbenschr.  1876  Nr.  1 u.  2. 

Vf  bat  in  3 genauer  beschriebenen  Füllen  von  theil*  tuberculoser,  theils  ein- 
facher Basilarmeuingitis  eine  genaue  mikroskopische  Untersuchung  dei  Häute  des  Marks, 
dieses  selbst  sowie  der  in  dasselbe  ein  • wie  anch  der  austretenden  Nervenwurzeln 
vorgenommen  und  gefunden,  dass  durch  Fortleitung  des  entzündlichen  Prozesses  von 
den  Hauten  aus  vermittelst  der  Gefässe  auf  die  Nervenwurzeln  und  weiterhin  durch 
entzündliche  Reizung  dieser  Wurzeln  selbst  oder  des  Röckeumarks  die  Symptome 
der  Muskelstarre  und  der  Contractiouen,  sowie  die  Hyperästhesien  bervorgebracht 
werden.  Die  ausführlich*»  Darlegung  der  an  den  Häuten  und  Nervonwnrzelo  zu 
beobachtenden  mikroscopiscben  Veränderungen  siehe  im  Original,  besonders  in  der 
Beschreibung  des  ersten  Falles;  die  myelitischen  Veränderungen  des  Marks  selbst 
sind  im  Verlauf  der  Darstellung  des  zweiten  Falles  auseiuaudergesetzt.  Bernhardt 

Schumacher  II.  Zur  Therapie  pathologischer  Zustande  im 

Gebiete  des  HympathiCUS.  Berl.  kliu.  Wochenschrift  1876  Nr.  3. 

Eine  44jährige  früher  an  Herxpalpilationen  leidende  Frau  bekam  nnter  Ver- 


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Botbr.  Picrotoxin  gegen  Nervenleiden.  Boohsbobiairb.  WsisvloO.  575 

minderung  dieser  Beschwerden  nächtliche  Anfälle  von  rechtsseitigem  Kopfschmer«, 
der  vom  Hinterkopf  her  nach  vorn  hin  ausstrahlend  mit  Benschen  im  rechten  Ohr 
und  mit  Rütbung  der  ganzen  rechten  Gesichts-Kopfhälfte  einherging.  Nach  frucht- 
losen  Versuchen  mit  vielen  Heilmitteln  (am  besten  hatte  sich  noch  ein  schwacher, 
couetaot  durch  die  Proc.  mast  geleiteter  Strom  bewährt),  reichte  Vf.  das  Extr,  seca- 
lis  coruuti  aquos.  in  Dosen  von  Anfangs  0,3,  später  0,9  pro  die.  — Nach  Ver- 
brauch von  27  Qrm.  (innerhalb  einiger  Wochen)  war  die  Patieutin  von  ihren 
migräneartigen  Kopfschmerzen  geheilt. 

Später  ging  sie  au  den  Folgen  ihres  Herzleidens  zu  Grunde.  — Bernhardt 

H.  C.  deBoyer:  Note  sur  deux  cas  de  chortSe  cardiaque.  Progrfei 

mdd.  1876  No.  52. 

ln  dem  einen  Falle  hatte  ein  lljähriges  Mädchen  schon  im  Jahre  1872  einen 
6wöobentlicheu  Choreaanfall  durchgemacht,  während  dessen  sich  eine  endocardisclie 
Herzaffectiou  entwickelt  hatte.  Nach  3 Jahren  wurde  sie  wegen  vorgeschrittenen 
Herzleidens  (InsufScienz  der  Mitralis,  Incontioeuz  der  Aortenklappen,  Stenose  des- 
selben Ostinms)  wieder  anfgenommen  und  verstarb  im  Hospital.  Das  Kind  hatte 
nie  an  Rheumatismus,  nie  an  einer  exanthematischen  fieberhaften  Krankheit  gelitten. 
Bei  einem  2ten,  7jäbr.  Mädchen  hatten  sich  seit  einem  2 Monate  anhaltenden  Chorea 
anfall  Herzpalpitationen  eingestellt,  an  denen  das  Kind  auch  bei  der  «weiten,  durch 
eine  neue  Choreaattaque  bedingten  Aufnahme  ins  Krankeuhaus  litt.  Das  Mädchen 
zeigte  die  Symptome  einer  lusufficiena  der  Mitralis,  aber  auch  hier  waren  die  Aor- 
tenklappen nicht  ganz  frei.  Auch  dieses  Mädchen  hatte  vorher  keinen  Gelenkrheu- 
matismus oder  sonst  eine  acute  fieberhafte  Krankheit  d irchgemacht.  Neben  der 
liorzaSection  wies  hier  die  Obductiou  ausserdem  noch  das  Bestehen  einer  chroni- 
schen Meningitis  cerebralis  uud  einer  frischeren  Meningitis  spiualis  (am  Halsthei!) 
und  in  der  Leodenanachwelluug  Veränderungen  der  grauen  Vordersäulen  uud  der 
Vorderseitenstränge  nach.  Bernhardt. 

De  i’emploi  de  la  picrotoxine  dans  le  traitemeut  de  quelques 
maladies  de  systöme  nerveux.  Gaz.  m&ä.  1876  No.  61. 

ln  einem  Falle  von  Paralysis  labio  glosso  pharyngea  sah  Gobcer  nach  oinigou 
subcutanen  Injectionen  von  Pikrotoxiu  (zu  1 Mgrm.)  die  besten  Erfolge.  Es  bilden 
sich  an  den  lujectiousstellen  kleine,  harte,  iudolente  Tumoren,  welche  allmählich 
wieder  verschwinden.  Ebenso  lobt  DcjaBDiR-BsAcuiiTZ  die  innerliche  Darreichung 
dieses  Mittels  zu  *4 — 3 Mgrm.  pro  die  bei  Epilepsie.  Gegeu  Paralysis  agitaus  zeigte 
«ich  das  Mittel  uuwirkBam.  Bernhardt. 

Bochefontaine:  Production  d’attaques  d’t'pilepsie  pur  le  cha- 
touillement  de  la  peau  de  cou  chez  l’homme.  Arch.dePhysioi.etc. 
1876.  8.  884. 

Es  gelaug  Vf.  bei  einem  Epileptischen,  bei  welchem  vollkommne  mit  unvoll- 
kommnen  Anfällen  abwecbselteu  durch  Kitzeln  des  linken  Ohrläppchens  und  der 
benachbarten  Nackengegend  Anfälle  auszulösen,  (la  einer  Aumerkung  zu  dieser 
Mittheilung  weist  Biowm-S&quahd  auf  seine  mehrfacheu  Beobachtungen  nach  dioier 
Richtung  bin.)  Bernhardt. 

G.  E.  Weisflog,  Zur  Behandlung  phagedänischer  Geschwüre. 

VmcHow’fl  Arch.  LXVI.  8.  311 — 316. 

Der  Schmers  bei  phagedänischen  Geschwüren  soll  sofort  cessiren,  wenn  das 
Geschwür  io  ein  faradisireodes  Bad  eingetaucht  wird.  Ist  letzteres  nicht  möglich, 
so  wird  der  Schmerz  sehr  herabgesetzt,  wenn  die  nach  der  Wunde  verlaufenden 


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576 


Wallacr.  Obtäqa.  Hardv  & Bochxpohtaise.  Yölkbbs. 


rmm 


Nerven  faradisirt  werden.  Das  Bad  wird  bergestellt,  indem  eine  Elektrode  des  aof 
das  Miuimum  eingestellten  Inductiousapparates  auf  duu  Boden  des  Gefässes  (*.  B. 
eines  Waschbeckens)  gelegt  wird,  während  der  Kranke  leise  die  andere  Elektrode 
berührt  Die  Schmerzen  kehren  zuerst  häufig  wieder,  so  dass  der  P.  öfter  sieb  fa- 
radisiren  muss;  nach  8 — 10  Tagen  ist  die  Empfindiichkeit  g*uz  beseitigt  Aeusser- 
1 ich  applicirt  Vf.  eine  Salbe  aus  salpetersaurein  Quecksilberoxydul  (1:  50—60). 
bei  Dolores  osteooopi  soll  dasselbe  Präparat  iu  einer  1%  Lösung  sobeutan  gute 
Dienste  leisten.  Vf.  rühmt  im  Allgemeinen  die  schmerzstillende  Wirkang  der  Para- 
diaatiou.  O.  Simon. 

£.  Wullace.  A new  mechanic&i  treatment  of  irreducible  flexion 

of  the  uterus.  Amerc.  jouru.  of  med.  sc.  CXLI.  S-  69. 

Vf.  schlägt  vor,  und  will  in  eiuer  Zahl  von  Fällen  es  erprobt  haben,  die  sonst 
nicht  reducirbaren  Uterusknickungen  mit  Pressschwammeiulagen  zu  beheben.  Nach 
sorgfältiger  Ausscbliessuug  von  Ueizzustäoden  in  der  Umgebung  des  Uterus  beginnt 
er  3 T.e»  nach  der  Menstruation  gekrümmte  dünne  Prosssubwämme  von  besonderer 
Präparatioo  einzulogen.  Die  Frauen  liegen  dabei  zu  Bett  Nach  10 — 12  Stunden 
wird  revidirt  und  wenn  keine  Beschwerden  aufgetreteu  sind,  bleibt  der  Schwamm 
noch  eben  so  lauge  liegen.  Danu  wird  eiu  neuer  Schwamm  von  grösserem  Volumen 
aber  geringerer  Biegung  eingelegt,  wenn  keine  Rcactiou  eingetreten  ist  Unter  der- 
selben Bedingung  wird  sodauu  ein  dritter  Schwamm  eingelegt.  Pat.  bleibt  darnach 
noch  2 Tage  liegen,  darf  zauäcbst  keine  schnürenden  Röcke  tragen.  Die  Knickung 
soll  meist  schon  durch  eine  solche  Kur  behoben  sein;  ist  sie  es  nicht,  so  wird  uaoh 
einigen  Tagen  wieder  eine  eben  solche  Knr  vorgenommen.  Vf.  bat  nur  2 ungün. 
stige  Fälle  dabei  gesehen,  doch  entzieht  sieb  der  ganze  Vorschlag  dadurch  einer 
speciellen  Würdigung,  dass  die  Details  der  Beobachtungen  fehlen.  A.  Martin. 

Ortäga:  Du  traitement  des  sueurs  fdtides  des  pieds  par  les 
Solutions  de  Chloral.  Bull,  de  Th<Sr«p.  1876  xc.  s.  173. 

Vf.  empfiehlt  eiue  l°/o  Lösung  von  Chloralbydrat.  Schiffer. 

Hardy  et  Bochefontaine.  Sur  l’action  physiologique  des  Pilocar- 
pus  piunatus  et  Filocarpus  Simplex  cultives  en  Europe.  q.x. 

uiöd.  1876  No.  16. 

Das  wässrige  Infus  aus  Blättern  dieser  beiden  im  Jardin  des  plantes  culti- 
virten  Pflauzen  bewirkte  iu  die  Venen  von  Hunden  iojicirt  Salivation.  Sie  gleichen 
also  in  ihrer  Wirkung  dum  iu  Brasilien  wachsenden  Pilocarpus  pinnatus.  Schiffer. 

Volkers.  Ueber  Vaccinelymphe  und  ihre  Aufbewahrung.  EcLKoauia'« 

Vjbmohr.  XXIV.  S.  876. 

V.  empfiehlt  als  Keunteiohen  einer  noch  wirksamen  Lymphe  den  Faserstoff, 
welcher  sich  bei  der  Gerinnung  bildet  and  bei  der  Fäulnis«  wieder  aufgelöst  wird. 
So  lange  daher  sich  in  der  Lymphe  noch  ein  Faserstoff* eriusel  findet,  so  lange  ist 
dieselbe  auch  als  wirksam  anzusehen.  Zu  diesem  Behufe  muss  freilich  die  Lymphe, 
noch  bevor  sie  geronnen  ist,  iu  die  Lyinphröhrcben  gefallt  werden.  w.  Sander. 


Druckfehler.  No  31  im  Titel  lies:  Hinzk,  Schwindel  beim  Galvanisiren. 


Einsendungen  für  das  Oentralblatt  wolle  inan  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator 
Berlin,  (N.)  Krausnickstrasso  M,  and  Professor  Ilosenihal,  Erlangen,  oder  (unter  Beischlusa)  an 
die  Verlagsbandlung,  Berlin  (N.-W.).  unter  den  Linden  «8,  adreasiren. 


Verlag  von  Augnst  Hlraehwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  eraeh  einen 
1 — f Bo^en  ; am  Schlüße 
de«  Jahrgang«  Titel.  Ne* 
men-  and  Sachregister. 


Centralblatt 

flir  die 


PTel«  de«  Jahrgänge« 
20  Merk;  sd  beziehen 
durch  elleBacbbendlun- 
gen  and  Po*t*n«taltoB. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

ProfeMor  ln  Erlangen. 


Redigirt  Ton 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  In  Berlin. 


1876.  i9.  August.  No.  33* 


Inhalt!  Rdloax,  Contraction  und  Innervation  der  Mil>.  (Orig.-Mitth).  — • 
Lücids,  Druckvcrmindernng  durch  Calabar.  (Orig.-Mitth).  — 

van  Bahbkii:,  Entwicklung  der  ßatracbier.  — Rajbwsky,  Bestimmung  des 
Hämoglobin».  — Kockol* Yasnopolsk y,  Gäbrung  der  Leber.  — Bkmnkt,  Bruch 
der  Rippenknorpel.  — Kbüsow,  angoborues  Staphylom.  — Dübelt,  Entstehung 
de«  Blasenkatarrhs.  — Laüenstkin,  Embolie  der  Aorta.  — Nothhaokl,  Reflex« 
hemmung.  — Tobbe»,  Doppelmiesbildung.  — Moriqou  & Ossi,  Amygdalin. 

A hl  fbld,  Bildung  der  Zwillioge.  — Toubnkux  & H kr  mann,  Seröses  Epi- 
thel. — Colasasti,  Folgen  der  Durchscbneidung  des  Riechnerven.  — Coa- 
naillb,  Nachweise  des  Caffeins.  — Orüdlkr,  Zur  Chemie  der  Lungen.  — 
Litten,  pathologisch  anatomische  Beobacbtungon.  — Chiari,  Sequestration  des 
Pancrea*.  — Tbbndklknbübg,  Antiseptischer  Occlusivverband.  — Fischer, 
CarbolsUure  bei  Operationen  an  Zuckerkranken.  — Bkknabd,  Behandlung  des 
Rachitis. 


Ueber  die  Uontractionen  und  die  Innervation  der  Milz. 

Vou  l>r.  Joliann  Hulg&k  aus  Moskau. 

Die  in  den  letzten  Jahren  erschienenen  Arbeiten  über  die  Phy- 
siologie der  Milz  veranlassen  mich  die  Hauptergebnisse  meiner  in 
Moskau  unter  Prof.  A.  Babcchin’s  Leitung  angestellten  und  schon 
1872  in  russischer  Sprache  veröffentlichten  Untersuchungen  über  die 
Contractionen  und  die  Innervation  der  Milz  hier  in  Kürze  mitzu- 
theilen. 

Meine  Versuche  wurden  an  den  durch  die  intravenale  Mor- 
phiuminjection  narcotisirten  und  in  einigen  Fällen  nachträglich  noch 
etwas  chloroformirtcn  Hunden  angestellt.  Der  3 — 5 Zoll  (je  nach 
Bedürfnis)  lauge  Schnitt  in  der  vorderen  Bauchwand  wurde  längs 
der  linea  alba  ober-  und  unterhalb  des  Nabels  geführt,  IV,  Zoll 
über  dem  Nabel  gegen  das  linke  hypogastrium  hin  wurde  senkrecht 
zu  dem  oben  genannten  Längsschnitte  und  zwischen  zwei  Reihen 
Massenligaturen,  um  Blutungen  zu  vermeiden,  noch  ein  querer  3 — 4 
Zoll  langer  Schnitt  durch  die  Bauchwand  angelegt,  um  die  Milz  be- 
quemer aus  der  Bauchhöhle  hcruusholcn  zu  können:  so  hatte  man 
die  ganze  Operation  fast  ohne  Blutverlust  durchfuhren  können.  Um 
der  Abkühlung  und  Austrocknung  der  Baucborgane  vorzubeugen, 
gebrauchte  ich  ein  auf  +38°C.  erwärmtes  künstliches  Serum  (Hüh- 
nereiweiss,  Kochsalz  und  dcstill.  Wasser  in  gewissem  Verhältnisse), 

XIV.  Jahrgang.  37 


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r 9 

578  Bcloak.  Contrictioo  und  Innervation  der  Milt. 

mit  diesem  wurde  ein  weicher  Leinwandslappen  benetzt,  auf  die 
Bauchwunde  und  die  Baucborgane  gelegt  und  darüber  mit  trockenem, 
Flanell  bedeckt;  vor  dem  Versuche  au  der  Milz  selbst  wurde  die 
Baucbwunde  jedesmal  durch  temporäre  Nähte  zosammengehalten 
um  den  Bauchdruck  so  viel  als  möglich  nicht  zu  alteriren.  Als 
Reiz  bediente  ich  mich  immer  eines  schwachen  Inductiousstromes. 

Die  Untersuchung  der  die  Milzgefässe  umspinnenden  Nerven 
hat  mir  ergeben,  dass  dieselben  zweierlei  Art  sind  — centripetale 
und  centrifugale.  Die  Reizung  des  centralen  Endes  eines  durch- 
schnittenen ceutripetalen  Nerven  löst  eine  allgemeine  starke  Milzeou- 
traction  und  dabei  Schmerz  (Stöhnen  uud  Erzittern  des  Thieres) 
aus,  nicht  aber  die  Reizung  des  peripheren  Endes  desselben:  dage- 
gen die  Reizung  des  centralen  Endes  eines  centrifugalen  Nerven 
ruft  keine  sichtbaren  Veränderungen  in  der  Milz  uud  nur  jene  des 
peripheren  Endes  des  letzteren  eine  locale,  dem  Bezirke  dieses  Ner- 
ven entsprechende  Milzcontraction  hei  vor.  Die  Durchschneidung 
eines  centripetaien  Nerven  bewirkt  keine  Milzveränderung,  solche 
aber  eines  centrifugalen  bewirkt  eine  circumscripte,  locale  Schwel- 
lung und  locales  Blauwerden  des  Organes.  Beim  directen  Anlegen 
der  Electroden  auf  die  Milzoberfläche  wird  eine  bloss  auf  die 
Strecke  zwischen  den  Electroden  sich  beschränkende  Coutraction 
ausgelöst. 

Bei  der  localen,  resp.  genoralisirteu  Coutraction  der  Milz  lässt 
sich  folgender  Typus  beobachten:  Anfangs  wird  die  ganze  Oberfläche, 
resp.  ein  Thcil  des  Organes  etwas  blässer,  hernach  sofort  kleinkör- 
nig und  mit  der  Zunahme  des  Stromes  nimmt  auch  das  Blässer-  und 
Körnigwerden  desselben  zu;  die  Milz  wird  dabei  kleiner,  härter  und 
zuletzt  schiefergrau.  Nach  dem  Einstellen  des  Reizes  aber  wird  sie 
Anfangs  roth  und  dann  allmählich  glättet  sie  sich  au  der  Oberfläche 
aus  und  kehrt  langsam  zur  Norm  zurück.  — 

Um  zu  bestimmen,  ob  etwa  die  Menge  weisser  Blutkörperchen, 
die  aus  der  Milz  per  vena  lienalis  ausgeführt  werden,  durch  die 
Contraction,  resp.  Schwellung  des  Organes  beeinflusst  wiid,  habe  ich 
die  betreffenden  Blutkörperchen  in  dem  Blute  der  kleiueu  aus  dem 
Hilus  lienis  austretendeu  Milzveneu  gezählt,  zu  welchem  Zwecke  ich 
eine  derselben  neben  dem  Hilus  durchschnitt,  von  dem  ausflie3senden 
Blute  eine  ganz  kleine,  doch  aber  ein-  für  allemale  bestimmte  Menge 
mittelst  einer  kleinen  mit  einer  bestimmten  Quantität  von  indiffe- 
renter (>/,%  NaCl)  Flüssigkeit  gefüllten  Spritze  aufuabm,  beide  Flüs- 
sigkeiten schnell  und  genau  vermengte,  von  dieser  Blutmischung 
eine  bestimmte  Menge  unter  dem  Microscopc  ausbreitote  uud  dann 
untersuchte,  und  dabei  habe  ich  die  Zählung  vorgenoinmen  beim 
gewöhnlichen  (nichtconCahirten)  Zustande  der  Milz,  bei  der  Contrac- 
tion und  bei  der  Schwellung  derselben.  Es  wurde  nun  von  mir 


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Bcloak.  Contraction  and  Innervation  der  Mil*. 


579 


durch  die  Probeversuche  vorläufig  festgestellt,  dass  der  Gehalt  klei- 
ner Milzvenen  an  weissen  Blutkörperchen  gleich  bleibt.  Solche 
Versuche  haben  mir  ergeben,  dass  die  Menge  der  aus  der  Milz  per 
vena  lienalis  austretenden  weissen  Blutkörperchen  ihr  Maximum 
beim  gewöhnlichen  (nichtcontrahirten)  Zustande  der  Milz  erreicht, 
dass  dagegen  diese  Menge  bei  der  Contraction  abnimmt  und  ihr 
Minimum  bei  der  Schwellung  des  Organes  zeigt;  wenn  aber  die 
vorher  durch  irgendwelche  Bedingungen  (z.  B.  durch  die  Unterbin- 
dung der  Stämmchen  der  V.  lienalis)  angeschwollene  Milz  zur  Con- 
traction gebracht  wird,  so  steigt  diese  Menge  bedeutend  (Hirt  fand 
auch  die  Vermehrung  der  weissen  Blutkörperchen  im  Milzvenenbluta 
nach  der  Nahrungseinnahme.) 

Die  Milzcontractionen  werden  von  verschiedenen  Momenten  be- 
einflusst, und  in  dieser  Beziehung  habe  ich  folgendes  gefunden:  1, 
Sie  werden  durch  Curare  und  langdauernde  Narcose  geschwächt 
auch  durch  die  starke  Narcose  wird  die  Milz  welk,  blau  und  zu- 
letzt büsst  sie  ihre  Contractionsfähigkeit  gänzlich  ein.  2,  Die  Ein- 
spritzung von  Chinin  in  die  Venen  bewirkt  auch  Contraction  der 
Miiz  und  dabei  Vermehrung  der  weissen  Blutkörperchen  im  Milzve- 
□enblute.  3,  Secalc  coruutum  bringt  keine  Contraction  der  Milz  her- 
vor, auch  in  grösseren  Dosen,  bei  welchen  gewöhnlich  starke  Darm- 
und Uterusgefässcontractionen  beobachtet  werden.  4,  Die  Er- 
stickung und  überhaupt  jede  allmählich  zunehmende  Behinderung 
des  Gaswechsels  im  Blute  bringt  immer  eine  starke  allgemeine  Milz- 
contractiou,  sowie  eiue  allgemeine  Uefässcontraction  des  Körpers  zu 
Stande.  5,  Die  Reizung  des  peripheren  Stumpfes  des  N.  vagosym- 
pathicus  in  der  mittleren  und  unteren  Halsgegend  ruft  keine  Milz- 
contraction,  solche  aber  des  centralen  Stumpfes  desselben  in  der 
Mittelhalsgegend  eine  starke  Contraction  des  Organes  hervor  doch 
jedesmal  nur  bei  sehr  starken  Strömen,  bei  welchen  sich  schon  Dia- 
phragmakratnpf  und  Athmungsstillstand  einstellt  (eine  sui  geoeris 
temporäre  Erstickung).  Eine  noch  stärkere  Milzcontraction  lässt 
sich  auch  dann  auslösen,  wenn  das  centraie  Ende  des  N.  laryngeus 
superior  durch  starke  Ströme  gereizt  wird,  wobei , wie  bekannt,  Re- 
spirationsstillstand  im  Exspirationsstadium,  bei  Erschlaffung  des  Dia- 
phragma sich  einstellt.  In  beideu  Fällen,  wie  man  sieht,  lässt  sich 
das  ganze  Phänomen  bloss  auf  den  behinderten  Blutgaswechsel  zu- 
rückführen. 6,  Reizung  des  ganglion  semiiun&re  ruft  auch  eine 
starke  und  allgemeine  Milzcontraction  (bei  Hunden  und  Kaninchen) 
hervor.  7,  Atmosphärische  Luft  allein  übt  keine  Wirkung  aut  die 
Milz  aus,  sofern  nur  dabei  nicht  Verdunstung  und  Abkühlung  an  der 
Milzobertiäche  stattfindet.  — 

Da  durch  Reizung  dos  ceDtrnlen  Endes  centripetaler  Milzner- 
ven immer  eine  allgemeine  und  starke  Milzcontraction  ausgelöst 

37* 


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580 


Bcloak.  Contraction  und  Innervation  der  Milz. 


wurde,  so  dürfte  dies  Phänomen  selbst  als  ein  reflectorisches,  von 
einem  irgendwogelegenen  Reflexcentrum  ausgelöstes  angesehen  wer- 
den; da  aber  nach  dem  Durchschneiden  der  Nn.  splanchnici  (vor 
ihrem  Eintritte  ins  gangl.  coeliacum)  der  obengenannte  Reizungs- 
effect immer  ausblieb,  so  müsste  man  dieses  Reflexcentrum  nicht  in 
diesem  Ganglion,  sondern  irgendwo  höher,  etwa  in  der  Med.  spinalis 
suchen  und  zu  diesem  Zwecke  wurde  das  Rückenmark  in  seiner  gan- 
zen Länge  von  oben  nach  unten  hin  auf  den  electrischen  Reiz  (mit- 
telst feiner  und  starker  in  das  Mark  in  der  Mittellinie  eingesteckter, 
bis  auf  die  Spitze  und  Kopf  isolirter  Stahlstecknadelu)  geprüft 
(die  Technik  selbst  werde  ich  anderswo  beschreiben):  auf  die 
Weise  reizte  ich  immer  ein  bestimmtes,  einem  bestimmten  Nerven- 
wurzelpaare  entsprechendes  Rückeumarksterritorium,  nachdem  ich 
mich  vorher  überzeugt  habe,  dass  das  Nadeleinstecken  in  der  Mit- 
tellinie des  Rückenmarkes  allein,  ohne  electrischc  Reizung,  keine 
Veränderungen  in  der  Milz  hervorruft.  Bei  diesen  Versuchen  habe 
ich  folgendes  gefunden:  1,  Reizung  der  Med.  spinalis  in  der  Höhe 
der  Membrana  obturatoria  atlantis  posterior,  wie  in  der  Mittel-  so 
auch  in  den  Seitenlinien,  löst  unter  keiner  Bedingung  diu  geringste 
Milzcontraction  aus  (immer  negative  Resultate),  die  schwache  Rei- 
zung aber  der  dem  Atlas  entsprechenden  Partie  des  Rückenmarkes 
ruft  sofort  eine  starke  Contraction  der  ganzen  Milz  hervor.  2,  Auch 
nach  der  Durchschneidung  der  Med.  spinalis  in  der  Höhe  der  membr. 
obturat  atlantis  posterior,  d.  h.  unterhalb  der  Med.  oblongata  (bei 
Curare  und  künstlicher  Respiration),  erhält  man  immer  bei  der  Rei- 
zung der  centralen  Enden  contripetaler  Milznerven  eine  ebensostarke 
und  allgemeine  Milzcontraction,  wie  vor  dem  Durchschneiden  des 
Rückenmarkes:  offenbar  liegt  also  das  Reflexcentrum  der  Milz  un- 
terhalb der  Med.  oblongata.  3,  Auch  bei  der  Reizung  der  unten  ge- 
legenen Partien  des  Rückenmarkes  bis  auf  den  4.  Halswirbel  lasst 
sich  immer  eine  gleich  starke  Milzcontraction  auslösen,  vom  4.  Hals- 
wirbel ab  wird  die  auszulösendu  Contraction  der  Milz  immer 
schwächer  und  zwar  desto  mehr  schwächer,  je  tiefer  gelegene  Par- 
thien  des  Rückenmarkes  gereizt  werden.  Vom  11.  Brustwirbel  ab 
lässt  sich  keine  Milzcontraction  auslösen. 

Darauf  dürfte  man  etwa  folgende  Schlüsse  gründen:  1,  Im 
oberen  Theile  der  Med.  spinalis,  zwischen  dem  1.  und  dem  4.  Hals- 
wirbel, liegt  die  Masse  der  Ganglienzeilen,  die  den  Milzcoutractionen 
vorsteht  (das  gesuchte  „reflectorische  und  motorische  Milzcentrum.“) 
2)  Unterhalb  aber  des  i.  Halswirbels  sollen  im  Rückenmarke  nur 
die  centripetalen  und  centrifugalen  Milznerven  verlaufen,  deren  Menge 
nach  unten  zu,  in  Eolge  des  Austretens  derselben  in  peripherische 
Leitu ngs bahnen,  immer  mehr  abnimmt.  Unter  dem  Miizccntrum  verstehe 
ich  nicht  das  der  Muskelfasern  von  Milzgefässen,  sondern  das 


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Leen*.  Drnekverminderong  durch  Cslabsr. 


581 


der  Miizmusculatur  selbst  (die  Muskelfasern  der  Milzkapsel  und  der 
Milztrabekeln) , die  das  wesentlichste  bei  der  Contraction , resp. 
Schwellung  der  Milz  ausmacht.  Es  ist  möglich,  dass  in  dieses  Milz- 
musculaturcentrum  sich  auch  die  Milzgefässnerven,  die  von  den  oben 
gelegenen  Theilen  (etwa  von  der  med.  oblongata)  kommen,  einmün- 
den,  wodurch  auch  erklärbar  wäre  eine  gewöhnlich  gleichzeitig  ein- 
tretende Contraction  der  Miizmusculatur  und  der  Milzgefässe  bei 
centraler  und  peripherischer  Reizung,  sogar  auch  nach  der  Tren- 
nung der  Med.  oblongata  vom  Rückenmarke;  in  den  Grenzen  des 
Physiologischen  aber  läge  auch  die  Möglichkeit  der  Separatcontrac- 
tionen  der  Miizmusculatur  und  der  Milzgefässe  unter  gewissen , uns 
unbekannten  Verhältnissen. 

Ich  forschte  dann  nach  den  peripherischen,  die  Milz  mit  dem 
Centralnervensystem  verbindenden  Nervenleitern  (N.  vagus  et  Nn. 
splanchnici)  und  fand,  dass  solche  Leiter  weder  im  Hals-  noch  im 
Brusttheile  des  Vagus  existiren.  Die  Reizung  der  Nn.  splanchnici  in 
der  Brusthöhle  oberhalb  des  Diapragmas  und  unterhalb  desselben  er- 
wies, dass  die  centripctalen  und  centrifugalen  Milznerven  ausschliess- 
lich im  N.  8pianchnicus  major  sinister  verlaufen:  die  Reizung  des  pe- 
ripheren Endes  des  genannten  Nerven  ruft  eine  anhaltende  und 
starke  Contraction  der  ganzen  Milz,  solche  aber  des  centralen  Endes 
desselben  bloss  Schmerz  (Geschrei  des  Thieres)  und  nicht  die  ge- 
ringste Contraction  hervor.  Nervi  splanchnici  der  rechten  Seite,  wie 
auch  der  N.  splanchnicus  rninor  der  linken  bleiben  immer  wir- 
kungslos. 

Eine  directe  electrische  Reizung  (mittelst  eines  schwachen  In- 
ductionstromes)  der  einzelnen  vorderen  Wurzeln  des  Rückenmarkes 
an  der  linken  Seite  hat  gezeigt,  dass  man  Milzcnntractionen  von  der 
3.  Brustwurzel  ab  bis  zur  10.  auslösen  kann,  obwohl  schwach,  doch 
immer  deutlich  bemerkbar:  die  Reizung  aber  anderer  vorderen  Wur- 
zeln (wie  der  höher  — so  auch  der  tiefergelegenen)  gab  auf  der 
linken  Seite  alle  Male  nur  negative  Resultate.  Das  heisst,  die  cen- 
trifugalen  Milz  bahnen  treten  aus  dem  Rückenmarke  getheilt,  in  meh- 
reren (6 — 7)  Wurzeln,  weshalb  auch  die  bei  der  Reizung  jeder  ein- 
zelnen Wurzel  auszulösende  Contraction  der  Milz  immer  eine  schwache 
ist.  — 


Ueber  die  druckvermindernde  Wirkung  des  Extractum 
fabae  Calabarensis. 

von  l>r.  F.  Lucius,  Augeuant  in  Nürnberg. 

Aus  Dankbarkeit  und  tiefer  Verehrung  gegen  meinen  Lehrer 
und  früheren  Chefarzt  Herrn  Geh.  Med.  Rath  Dr.  A.  Weber  in 
Darmstadt,  erlaube  ich  mir  demselben  durch  folgende  Zeilon  die 
Priorität  zu  wahren  gegenüber  der  Mittheilung  des  Herrn  Prof.  LAQUEUB 


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582 


Locici.  Druckverminderong  durch  Calabar. 


im  Centralblatte  No.  22,  „Ueber  eine  neue  therapeutische  Verwendung 
des  Physostigmin.“ 

Schon  im  September  1871  behandelte  W.  einen  Börsenmakler 
B.  aus  Frankfurt  an  Staphyloma  totale  des  rechten  Auges,  bei  welchem 
durch  den  collossal  gesteigerten  intraocularen  Druck  ein  kleiner  Pro- 
lapsus iridis  entstanden  war,  mit  Extract.  fab.  Calabar.  (0,2  : 10,00 
Glyc.,  später  stärker),  nachdem  ein  einmaliges  Abtragen  des  Prolap- 
sus nebst  Druckverband  nicht  zum  Ziele  geführt  hatten.  Beim  Ge- 
brauche des  Calabar  machte  nun  W.  die  Beobachtung,  dass  nach 
mehrmaligem  Einträufeln  desselben  der  intraoculare  Druck  um  ein 
Bedeutendes  abnahm,  und  wurde  nun  dem  intelligenten  Patienten, 
nachdem  ihm  der  Unterschied  im  Drucke  vor  und  nach  der  Ein- 
träufelung deutlich  fühlbar  gemacht  worden  war , stündlich  ein 
Tropfen  Calabar  verordnet  bis  der  Druck  für  den  Patienten  selbst 
deutlich  fühlbar  nachgelassen  hatte,  bis  der  Bulbus  matsch  geworden 
war.  Unter  dieser  Behandlung  schwand  das  ganze  Staphylom 
und  es  bildete  sieb  Phthisis  anterior,  die  auch  heute  noch  besteht, 
ohne  dass  wieder  Erhöhung  des  intraocularen  Druckes  eingetreten 
wäre. 

Durch  diese  Beobachtung  angeregt  wurde  Calabar  nun  auch 
bei  tiefen  Ulcerationen  der  Cornea,  wo  ein  Durchbruch  nahe  bevor- 
stand, lediglich  als  druckverminderndes  Mittel  statt  des  sonst  allge- 
mein angewandten  Atropin,  dnrehprobirt,  wobei  wir  die  Genugthuung 
hatten,  solche  Geschwüre,  theils  durch  obige  Wirkuog , theils  durch 
lebhafte  Vascularisation  des  Geschwürsgrundes  und  rasche  Regene- 
ration, in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit,  mit  bedeutend  geringerer 
Narbenbildung,  heilen  zu  sehen. 

Im  Herbste  1873  wurde  Calabar  das  erste  Mal  gegen  Glaucom 
angewendet,  es  finden  sich  aber  leider  keine  genauen  Notizen  überden 
Erfolg  dieser  Behandlung ; dagegen  wurde  im  Juli  74  bei  Schauspieler 
B.  in  D.  ein  Glaucoma  simplex  chron.  mit  nicht  unbedeutender  Ge- 
sicbtafeldeinschränkung  und  Herabsetzung  der  centralen  Sehschärfe, 
so  dass  nur  mehr  No.  2 JÄGER  gelesen  wurde,  durch  den  methodischen 
Gebrauch  des  Calabar  soweit  gebessert,  als  das  Gesichtsfeld  und 
centrale  Sehschärfe  vollständig  zur  Norm  zurückkehrten  und,  neueren 
Nachrichten  zu  Folge,  bis  heute  sich  erhalten  haben. 

Durch  meine  Abreise  nach  Wien  hatte  ich  leider  keine  Gelegen- 
heit weitere  Beobachtungen  machen  zu  können,  da  mir  dort  die  Zeit 
zu  physiologischen  Versuchen  fehlte.  Jedoch  habe  ich  Herrn  Prof. 
Exneu  diese  Beobachtungen  mitgetheilt,  wie  auch  die  Herrn  ProfF. 
v.  Arlt  und  Dr.  Sattler  nach  dieser  Richtung  hin  weitere  Versuche 
zu  machen  gebeten. 

In  meiner  Praxis  hier  habe  ich  sehr  viel  mit  Calabar  experi- 
mentirt,  jedoch  leider  noch  zu  wenig  Material,  um  eine  grössere  An- 


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Bxmbkkf.  Entwicklung  der  Batracbier. 


583 


zahl  von  Fällen  ins  Feld  führen  zu  können.  — Bei  Hornhautulcera- 
tionen,  die  ich  alle,  soweit  die  Iris  bei  dem  Processe  nicht  engagirt 
war,  mit  Calabar  behandelt  habe,  habe  ich  durchweg  äusserst  gün- 
stige Resultate  erzielt.  Allerdings  wurde  dabei  je  nach  Bedürfniss 
feuchte  Wärme  und  eventuell  Druckverband  angewendet.  Bei  selbst 
leichter  Hyperaemie  der  Iris,  bei  träger  Reaction  derselben  ist  Ca- 
labar contraindicirt.  — 

Bei  Glaticoma  absolutum,  bei  dem  jeder  operative  Eingriff  von 
der  Patientin  abgeschlagen  wurde,  nützte  der  Gebrauch  des  Calabar 
in  so  fern,  als  wenigstens  die  starken  Ciliarneurosen  vollständig 
schwanden  und  der  Patientin  ein  erquickender  Schlaf,  der  selbst 
durch  starke  Gaben  von  Chloral  nicht  zu  erzielen  war,  verschafft 
wurde. 

Ein  Staphyloma  totale  ist  noch  in  Behandlung  und  kann  ich 
über  den  Erfolg  der  Calabar-Behandlung  bis  jetzt  nur  so  viel  refe- 
riren,  dasä  der  intraoculare  Druck  bereits  gegen  Abend  immer  ent- 
schieden gesunken,  dagegen  Morgens  vor  Beginn  der  Einträuffungen 
in  alter  Höhe  anzutreffen  ist.  Jedoch  ist  das  Staphylom  selbst,  daB 
früher  den  Lidschluss  durch  seine  Grösse  verhinderte,  entschieden 
zurückgegangen,  so  dass  die  Lider  jetzt  bequem  geschlossen  werden 
können. 

Da  ich  weiss,  dass  Weber  nach  dieser  Richtung  hin  noch  weitere 
Versuche  und  Beobachtungen  gemacht  bat,  so  hoffe  ich,  dass  er 
nächstens  selbst  mit  einem  Aufsatze  der  praktischen  Ophthalmologie 
einen  längst  schuldigen  Dienst  leistet,  und  wollen  diese  Zeilen  eben- 
falls nur  als  eine  vorläufige  Mittheilung  betrachtet  werden. 


Ch.  Tan  Bambeke.  Recherche»  snr  Pembryologie  des  Batraciens. 

Bruxelles  1876  41  8tn. 

Das  für  die  Befruchtung  reife  Batrachierei  zeigt  eine  nach  den 
Arten  wechselnde  schon  von  v.  Bakr  zuerst  beschriebene  Anordnung 
des  Pigments,  das  auf  dem  medianen  Durchschnitt  eine  (bei  der 
Kröte  z.  B.  nagelförmige)  Figur  bildet  (la  figure  claviforme  Bambeke). 
Diese  Figur  zeigt  den  Weg  an,  welchen  gewisse  Theile  des  Keim- 
bläschens bei  ihrer  Ausstossung  einschlagen.  Die  untere  Erweiterung 
der  nagelförmigen  Figur  entspricht  der  durch  das  Keimbläschen  im 
Moment  seiues  Unsichtbarwerdens  eingenommene  Lage;  ihr  oberes 
Ende  mündet  am  oberen  Pol  und  stellt  den  Keimpunkt  v.  Baer's 
oder  die  „Fovea  germinativa“  (M.  Schultze)  dar.  Nach  dem  Ver- 
schwinden des  Keimbläschens  findet  man  am  oberu  Pol  Spuren  der 
ausgestossenen  Theile.  Im  Innern  des  Eies  sind  dagegen  Hie  Keim- 
flecke nicht  mehr  aufzufinden.  Es  ist  unmöglich  zu  bestimmen,  welche 
Theile  des  Keimbläschens  ausgestossen  werden  und  welche  verbleiben. 
Unmittelbar  nach  der  Befruchtung  enthält  das  Ei  noch  Spuren  der 


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584 


Rijuwitr.  Bestimmung  de«  Hämoglobins 


nagelförmigen  Figur.  Ein  Eikeru  (Hertwig)  oder  ein  centraler  Vor- 
kern (v.  Bereden)  sind  nicht  au  entdecken.  Der  neue  Kern  ist  der 
Kern  der  ersten  Furchungskugel.  Er  wandert  von  der  Peripherie 
gegen  die  Mitte  des  Eies  zu  und  entsteht  wahrscheinlich  durch  das 
Eindringen  eines  Spermatozoon  in  den  Dotter,  dessen  Weg  durch 
ein  Dotterloch  und  eine  Pigmentstrasse  bezeichnet  wird.  Beim  Vor- 
dringen in  den  Dotter  treibt  der  Kern  der  ersten  Furchungskugel 
die  nagelförmige  Figur  in  manchen  Fällen  vor  sich  her  (Kröte),  in 
anderen  nimmt  er  die  Mitte  der  Erweiterung  dieser  Figur  ein  (Peio- 
bates).  Diese  untere  Erweiterung  entspricht  wahrscheinlich  dem 
Dotterkern  Göttr’s,  während  der  erste  Furchungskern  den  Lebens- 
keim Götte’s  darstellt.  Loewe. 

Are.  Rajewsky.  Zar  Frage  über  die  quantitative  Bestimmung 
des  Haemoglobingehaltes  im  Blnt.  (Aus  dem  Labor,  von  Prof. 
Hoppe-Seyler).  Pflug«»’«  Arcb.  XU.  8.  7t. 

Vf.  verglich  zuerst  in  grossen  Reihen  von  Einzelbestimmungen 
die  colorimetische  Methode  der  Haemoglobiubestimmung  mit  der 
PßEYEa’schen.  Die  Fehler  der  ersteren  betragen  nur  0,42%;  die 
der  letzteren  0,73%.  Ausserdem  kamen  aber  bei  der  letzteren  mit- 
unter auch  grobe  Fehler  und  Täuschungen  vor,  da  die  Methode  bei 
einer  Reihe  von  Bestimmungen  grosse  Unsicherheit  des  Urtheils  be- 
wirkt. Die  eolorimetrisebe  Methode  hat  den  Nachtheil,  dass  man 
dabei  stets  frisches  Haemoglobiu  zur  Herstellung  der  Vergleicbslösung 
braucht.  Vf.  suchte  nach  einem  Ersatz  für  das  Haemoglobin  und 
fand  ihn  schliesslich  in  dem  ftir  histologische  Zwecke  so  viel  ge- 
brauchten Pikrocarmin.  Man  vergleicht  zuerst  die  Pikrocarminlösung 
mit  Haemoglobinlö8ung  von  bekanntem  Gehalt  und  benutzt  sie  dann 
als  Vergleichslösung.  Die  Resultate  waren  sehr  befriedigend;  so 
ergab  sich  bei  einem  Blut  der  Procentgehalt  an  Haemoglobin  zu 
15,68 — 15,31 — 15,75%.  — Die  Einzelbeobachtungen  stimmen  sonach 
sehr  gut  mit  einander  überein.  Die  Lösung  hält  sich  4 Mouate  ganz 
unverändert,  braucht  also  nur  selten  controlirt  zu  werden.  — Vf. 
nahm  dann  weiter  hin  statt  der  Gefässe  mit  planparallelen  Wänden 
hohle  Prismen,  die  gegen  einander  verschoben  werden  konnten  und 
dann  Flüssigkeitsschichten  von  verschiedener  Dicke  repräsentirten. 
Er  benutzte  dieselbe  in  eigentümlicher  Weise  für  die  PREYEü'sche 
Methode,  worüber  das  Original  zu  vergleichen.  Die  Methode  von 
Brozeit  (Ueberführung  in  Haeraatin  und  Ausschütteln  mit  Aetber) 
fand  Vf.  einerseits  zu  umständlich  anderseits  nicht  hinreichend  scharf. 

E.  Sslkowski. 

W.  Konkol-  Yasnopolsky.  Ueber  die  Fermentation  der  Leber 
unter  Bildung  von  Indol.  An»  dem  Laboratorium  von  Hoppe- 
beyler.  Pflcorr'«  Arcb.  XII.  8.  79. 

K.  brachte  Leber  und  Muskeln  in  Wachs  von  105®,  über  den 


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KonKOL-YAMoruuHT.  GKhriing:  der  Leber.  Hkmkktt.  Rippeukuorpelbrucb.  585 

noch  Terpentin  gegossen  wurde.  Nach  14 — 20  Tagen  zeigten  sich 
die  Organe  bei  der  Untersuchung  übelriechend,  erweicht,  zerreisslich 
und  offenbar  faulend.  Als  Zersetzungsprodukte  konnten  bei  der  Leber 
Tyrosin  und  Pepton,  bei  den  Muskeln  Pepton,  Indol,  wenig  Tyrosin 
und  Spuren  von  Essigsäure  nachgewiesen  werden.  In  der  Leber  und 
den  Muskeln  fanden  sich  reichlich  ßacterien,  deren  Keime  somit  schon 
in  den  Organen  präformirt  gewesen  sein  müssen.  Diese  Beobachtung 
stimmt  mit  denen  Tjegel’s  und  Billboth’s  überein  und  auch  die  viel- 
fachen Angaben  von  BkcHAMP  über  Fermentationen  in  den  Geweben 
und  die  denselben  zu  Grunde  liegende  Mikrozymen  erhalten  dadurch 
Bestätigung.  An  grösseren  Mengen  von  Leberbrei  wurden  die  Pro- 
ducte  bei  der  Fäulniss  unter  Luftabschluss  näher  untersucht,  obne- 
auf  die  Ausschliessung  von  Keimen  besondere  Rücksicht  zu  nehmen. 
Die  Producte  sind  im  Wesentlichen  dieselben,  wie  bei  der  Fäulnisa 
unter  Luftzutritt:  Kohlensäure,  Leucin,  Tyrosin,  Pepton;  in  einem 
Versuch  Indol.  Die  Menge  des  unzersetzten  Eiweiss  war  sehr  gering; 
iD  einem  Fall  nur  1,75  Grm.  trocken  an  circa  1 Kilogr.  frische  Leber. 
Die  Fette  waren  vollständig  zersetzt,  Palmitinsäure  und  Stearinsäure 
waren  nachweissbar,  Glycerin  dagegen  nicht.  Die  Mengen  der  ge- 
bildeten fetten  Säuren  war  stets  nur  gering.  Asparaginsäure  und 
Glutaminsäure  fanden  sich  nicht  — vermuthlich  sind  sie  unter  NHa 
Abgabe  zerfallen.  — Die  Bildung  von  Indol  tritt  auch  im  wässrigen 
Auszug  von  Pancreas  bei  38 — 40  in  einigen  Tagen  ein;  bei  Zusatz 
von  Alkali  schon  in  12 — 18  Stunden.  Auch  die  Auszüge  aus  anderen 
Organen  geben  alkalisch  gemacht  nach  einigen  Tagen  Indol,  das 
bei  fortgesetzter  Fäulniss  wieder  zu  verschwinden  scheint.  Ebenso 
entsteht  nach  den  Versuchen  des  Vf.’s  Indol  beim  Erhitzen  von 
Fibrin  mit  Wasser  auf  180°  neben  Tyrosin.  E.  8alkowski. 


E.  H.  Beimett.  Fractnre  of  the  costal  cartilages.  Dubiin.Journ. 

1876,  41.  8.  193. 

Die  geringe  Zahl  der  bisher  veröffentlichten  Fälle  von  Brüchen 
der  Rippenknorpel  vermehrt  B.  um  6 neue  Fälle.  Er  theilt  diese 
Brüche  mit  ilinzunahme  der  einschlägigen  Literatur  in  3 Gruppen: 
1)  Die  frischen  Fracturen,  welche  mit  bedeutenden  Nebenverletzungen 
verbunden  schnell  zum  Tode  führen,  2)  die  geheilteD,  durch  directe 
Gewalt  erzeugten  Fracturen,  3)  die  Brüche  durch  Muskelzug  z.  B. 
beim  Husten.  — Die  Degeneration  der  Rippenknorpel,  welche  ihrer 
Ossification  im  spätem  Alter  vorangeht,  muss  nicht  nur  als  eine  prä- 
dispouirende  Ursache  für  Fracturen  angesehen  werden,  da  Brüche  im 
jugendlichen  Alter  sehr  selten  sind,  sondern  wirkt  auch  bestimmend 
auf  ihre  Richtung,  da  die  Trennung  in  den  bei  weitem  meisten  Fällen 
eine  quere,  sehr  selten  eine  schiefe  ist  d.  h.  der  Bmch  verläuft  mit 
seiner  vordem  Linie  zwar  völlig  quer  zur  Längsachse,  doch  bildet 


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586  KbPkow.  Angebornea  SUphylom.  DmuLT.  Bluenkatarrh. 

' die  Ebene  des  Bruches  einen  Winkel  zu  dem  Diameter  antero-poste- 
rior.  Dass  schiefe  Fracturcn  demnach  Vorkommen  ist  zweifellos, 
obwohl  mehrfach  bestritlcn.  Der  üallus  bildet  sich  in  derselben 
Weise  wie  bei  Knochenbrüchen,  indem  der  gebrochene  Knorpel  an 
seiner  Bildung  Tbeil  nimmt;  nur  ist  die  Production  de6  Callus  relativ 
viel  beschränkter  und  geht  sehr  viel  langsamer  vor  sieb. 

E.  KSater. 

Krükow.  Zwei  Fälle  Ton  angeborenem  Hornhautstaphylom. 

Beitrag  zur  Pathologie  des  Fötusauges,  v.  Ubä**’»  Arcb.  xxi.  2. 

8.  213. 

ln  dem  ersten  Falle  bandelte  es  sich  um  ein  angebornes  Stapby- 
loma  corneae  racemosum  bei  einem  l'/gjährigen  Kind;  als  die  innerste 
Schichte  des  Staphyloms  zeigte  sich  die  Wand  einer  Cyste,  welche  aus 
faserigem  Bindegewebe  bestand  und  mit  den  bindegewebigen  Elementen 
der  Iris  und  des  Corpus  ciliare  in  Verbindung  war,  demnach  in  gewissem 
Sinu  als  Iriscystu  aufgefasst  werden  kann.  Von  besonderem  Interesse 
ist  die  bis  jetzt  noch  nicht  gemachte  Beobachtung,  dass  die  ganze 
innere  Fläche  der  Cyste  mit  Flimmerepithel  ausgekleidet  war. 

Im  zweiten  Falle  musste  ebenfalls  eine  intrauteriue  Entzündungs- 
periode angenommen  werden,  um  so  mehr  als  an  dem  vorhandenen 
Interocular-  und  Hornhautstaphylom  an  zwei  Stellen  eine  stattgeh&bte 
Durchbohrung  der  Cornea  naebgewiesen  werden  konnte.  Zugleich 
fehlte  die  Linse,  und  es  wird  der  Möglichkeit  gedacht,  dass  dieselbe 
durch  eine  der  Oeffnungeu  ausgetreten  sein  konnte.  Das  andere, 
nämlich  linke  Auge  zeigte  einen  Microphthalmus  mit  angeborner 
Trübung  der  Cornea  und  Corectopie,  von  den  Augen  des  älteren 
Bruders  zeigte  das  eine  getrübte  Hornhaut  und  mit  ihr  vet  waebsene  Iris, 
das  andere  Microphthalmus  und  Microcornea.  Die  übrigen  4 jün- 
geren Geschwister  haben  gut  entwickelte  normalsehende  Augen. 

Michel  (Erlangen). 

P.  Dübelt.  Ueber  die  Entstehung  des  Blasenkatarrhs.  Arcb.f. 

exp.  I’atb  ete.  V.  8.  196. 

Bei  Hunden  konnte  D.  einen  Blasenkatarrh  erzeugen  durch 
häutiges  Einfuhren  des  Katheters,  wobei  diejenige  Stelle  der  Blase, 
mit  welcher  der  Katheter  in  Berührung  stand,  sich  besonders  stark 
gerötbet  und  von  Epithel  entblösst  zeigte.  Von  Wichtigkeit  hierbei  ist, 
dass  bei  Hunden  wegen  der  stark  gekrümmten  Harnröhre  die  Ein- 
führung des  Katheters  leicht  eine  Urethritis  bewirkt.  Einspritzungen 
von  gewöhnlicher  oder  durch  conc.  Schwefelsäure  gereinigter  Luft 
waren  ohne  Einfluss.  Auch  Einspritzungen  von  Wasser  mit  gefaultem 
Blut,  oder  Eiweiss  riefen  keine  Entzündung  hervor,  sondern  nur  eine 
Vermehiuug  der  schon  vorher  im  Urin  vorhandenen  Bactcrieu,  alka- 
lische Reaction  nahm  der  Harn  dabei  nie  an.  Dagegeu  zeigten  sich 


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LArPNBrROPtt.  Embolie  der  Aort*. 


587 


nach  Einspritzungen  von  zersetztem  Blut  auch  einige  Eiterzellen  im 
Urin,  welcher  dabei  öfters  schwach  alkalisch  war.  Nach  Verletzung 
der  Blasenscbleimhaut  (durch  Troicart-Sticb)  traten  vorübergehend 
Eiterkörperchen  in  dem  dabei  schwach  alkalischen  Urin  auf.  Wurde 
dabei  noch  Luft  eingetrieben,  so  war  der  Erfolg  derselbe,  dagegen 
waren  die  Erscheinungen  heftiger,  wenn  nach  der  Verletzung  zer- 
setztes Blut  eiogespritzt  wurde.  Zersetzter  Harn  in  die  gesunde 
Blase  eingespritzt  rief  eine  geringe  Entzündung  hervor,  eine  stärkere 
wenn  er  in  die  verletzte  Blase  gespritzt  wurde.  Wurde  die  äussere 
Fläche  der  Blase  durch  Jodtinctur,  welche  unter  die  ßauchhaut  ge- 
spritzt oder  nach  Ablösung  derselben  auf  die  Blase  gepinselt  wurde, 
gereizt,  so  traten  ebenfalls  bald  Eiterkörperchen  im  Urin  auf,  dieser 
wurde  jedoch  hierbei  nicht  alkalisch. 

Wurde  die  Urethra  verengt  durch  ein  Blei-  oder  Laminaria- 
stäbchen,  oder  wurde  sie  unterbunden,  so  traten  im  Urin  bald  mehr, 
bald  weniger  Eiterkörperchen  auf.  Die  Blascnschleimhaut  wurde 
stark  byperätnisck  gefunden. 

Durchschueidung  des  Rückenmarks  zwischen  1.  und  3.  Lenden- 
wirbel brachte  bis  zu  dem  am  3 Tage  erfolgenden  Tode  keine  Ver- 
änderung in  dem  Urin  hervor,  dagegen  traten  Eiterkörperchen  darin 
auf,  wenn  nach  der  Rückenmarksdurchschneidung  katheterisirt  wurde. 
In  einem  Falle  wurde  nur  die  rechte  Seite  des  Rückenmarks  durch- 
schnitten und  die  Blase  katheterisirt.  Der  Urin  enthielt  Eiterkör- 
perchen und  die  Blase  zeigte  nach  dein  am  3 Tage  erfolgten  Tode 
die  linke  Blasenhälfte  schlaff  und  die  hier  verlaufenden  Venen  etwa 
3 mal  dicker,  als  auf  der  rechten,  contrahirten  Hälfte;  zwischen  bei- 
den Hälften,  besonders  am  Fundus  einige  Extravasate,  links  war  die 
Schleimhaut  stellenweise  ihres  Epithels  beraubt. 

Quetschung  des  Rückenmarks  durch  eine  Sonde  hatte  (ohne 
Katheterisation)  das  Auftreten  von  Eiterkörperchen  und  Oallenfarb- 
Stoff  im  Urin  zur  Folge.  Senator. 

C.  Lauenstein.  Ein  Fall  von  Embolie  der  Aorta.  Deutsch.  Arcb. 

t.  kliu.  Med.  XVU.  S.  242. 

Eine  27  jährige  Dienstmagd,  die  wiederholentlich  Anfälle  von 
acutem  Gelenkrheumatismus  durchgemacht  hatte,  wurde  mit  einem 
neuen  .Anfall  in  das  Krankenhaus  aufgenommen.  Beide  Fuss-  und 
Kniegelenke  waren  befallen,  später  auch  die  rechte  Schulter.  Pat. 
war  am  Morgen  gewöhnlich  fieberfrei,  ln  der  ersten  Zeit  bestanden 
die  Zeichen  einer  Perikarditis,  späterhiu  blieben  andauernd  systolische 
Geräusche  über  den  Herzostien  zurück,  die  über  der  Aorta  am  deut- 
lichsten waren.  Nach  einiger  Zeit  bildeten  sieb  die  Zeichen  eines 
Milziufarctes  aus,  und  cs  fiel  dann  eine  umschriebene  Dämpfung 
rechts  vom  Brustbein  im  zweiten  und  dritten  luterkostalraum  auf, 


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588 


NoTinuan.  Beflexbemmung. 


die  bei  leiser  Berührung  sehr  schmerzhaft  war.  Man  meinte  dieselbe 
nicht  auf  ein  Aneurysma  am  Anfang  des  Aortenbogens,  sondern  irr- 
tümlicherweise auf  einen  Entzündungsprocess  In  dieser  Gegend  be- 
ziehen zu  müssen.  An  einem  Morgen  traten  plötzlich  heftige  Schmerzen 
in  beiden  Beinen  ein.  Der  Puls  in  den  Cruralarterien  fehlt.  Die 
Extremitäten  siod  kühl,  können  nicht  bewegt  werden,  und  die  Sen- 
sibilität ist  bis  zum  oberen  Dritttheil  beider  Oberschenkel  aufgehoben. 
— Der  zweite  Aortenton  wird  klappend,  Radialpuls  stark  gespannt. 
Albuminurie.  Sehr  bald  verfärben  sich  die  Extremitäten  rötkiieh 
braun ; es  bilden  sich  Blasen  aus,  weiche  einen  serösen,  bräunlichen 
Inhalt  führen,  uud  es  tritt  nach  vorhergegangenem  Decubitus  über  dem 
Kreuzbein  und  hochgradigem  Marasmus  der  Tod  ein.  Bei  der  Sec- 
tion  findet  man  an  der  Theilungsstelle  der  Abdomiualaorta  einen  ad- 
haerenten  Embolus,  welcher  offenbar  aus  dem  Aortenaneurysma  l.er- 
stammt,  auch  die  Arteriae  iliacae  communes  sind  durch  Gerinnsel 
vestopft,  uud  auch  weit  in  die  rechte  cruralis  hinein  setzt  sich  die 
Thrombose  fort.  Zahlreiche  Infarcte  im  Milz  uud  Mieren. 

Eicbhont 

H.  Nothnagel.  Beobachtungen  Aber  Reflexhemmnng.  Arcb.  f. 

P»ycb.  eto.  VI.  8.  332. 

Bei  mehreren  Rückenmarkskranken,  welche  das  Symptom  des 
Knie-Fussphänomens  (Patellarsebnenreflex)  zeigten,  konnte  N.  durch 
Druck  auf  den  N.  cruralis  oder  ischiadicus  derselben  oder  auch  der 
andern  Seite  das  beiderseits  bervorgerufene  Phänomen  beiderseits 
zum  Verschwinden  bringen.  Dass  es  sich  hierbei  nicht  um  Unter- 
brechung des  vom  Rückenmark  ausgehenden  centrifugalen  convulsivi- 
seben  Reizes  durch  den  Druck  auf  den  Nervenstamm  handeln  kann, 
schliesst  N.  daraus,  dass  z.  B.  Druck  auf  den  cruralis  auch  die  Be- 
wegungen im  l8chiadicusgebiet  hemmt  und  dass  Druck  auf  einen 
Nervenstamm  des  einen  Beins,  auch  die  Bewegungen  des  audren 
hemmt.  Es  handelt  sich  vielmehr  um  einen  centripetalen  Reiz,  indem 
der  Druck  im  Nervenstamm  die  Gesammtbeit  der  sensiblen  Fasern 
trifft:  denn  Einwirkungen  auf  die  sensiblen  Ausbreitungen  des  Nerven 
in  der  Haut  (electriscber  Pinsel,  starke  Umschnürung  der  Extremität) 
bleiben  wirkungslos.  Es  bedarf  also  in  diesen  Fällen,  wo  Bewegungen 
von  einem  pathologisch  veränderten  Rückenmark  ausgeben,  des  ab- 
norm starken,  den  Nervenstamm  treffenden  Reizes,  um  die  Reflex- 
hemraung  zu  bewirken,  Da  übrigens  die  galvanische  Erregbarkeit 
der  Nervenstämme  nicht  erhöht  war,  trotzdem  aber  ein  Druck  aut 
dieselben  nicht  nur  Bewegungen  hemmte,  sondern  auch  solche  aus- 
löste, bo  nimmt  N.  auch  eine  gesteigerte  mechanische  Erregbarkeit 
der  Stämme  an.  Bernhardt. 


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Torbks.  Doppelmissbildan^.  Mohiooia  Sc  Ossi.  Amygdalin.  589 

Goniez  Torres.  Notieia  de  nn  mönstruo  compuesto,  uutosüario, 
sysomiano,  xyshodyuio,  segun  le  clasiflcacion  de  G.  de  St.  Hi- 

laire.  El  Aofiteatro  anatomico  espannol  1876.  Märt  15.  o.  35. 

Eine  gesunde  Frau  von  30  Jahren  gebar  am  28.  Okt.  1875  ohne 
jegliche  Kunsthülfe,  im  Zwischenraum  von  einer  Viertelstunde,  zwei 
Kopfe,  denen  ein  einfacher  Leib  und  schliesslich  die  Machgeburt 
folgte.  T.  fand  das  nun  2 Monat  alte  Kind  ira  Ganzen  wenig  ent- 
wickelt, die  Köpfe  klein  aber  gut  gebildet,  Haare  blond,  Haut  weiss. 
Hals  und  Schultern  bieten  nichts  Merkwürdiges.  An  einer  Hand  ist 
ein  Doppeldaumen.  Die  beiden  Brustkörbe  neigen  sich  in  stumpfem 
Winkel  zusammen,  so  dass  die  Gesichter  in  natürlicher  Stellung  sich 
anschauen.  Die  Verbindung  geschieht  vorn  mit  dem  Schwertfortsatz 
und  hinten  mit  dem  Kreuzbein,  von  da  an  nach  unten  alles  normal 
wie  bei  einem  einzigen  männlichen  Individuum.  Von  den  Einge- 
weiden  scheinen  ausser  Lungen  und  Herz  auch  die  des  Bauches  dop- 
pelt bis  auf  Mastdarm  und  Blase;  denn  sie  empfanden  weder  zu 
gleicher  Zeit  das  Mahrungsbedürfniss  noch  das  der  Dofäcation,  ob- 
schon in  der  Kegel  zwei  Defäcationen  rasch  auf  einander  folgten. 

Obgleich  die  untere  Hälfte  des  Körpers  gemeinsam  war,  so  war 
die  Empfindlichkeit  doch  doppelt,  indi'tn  Berührungen  eines  Beines 
nur  von  dem  entsprechenden  Kopfe  wahrgenommen  wurden,  während 
solche  auf  der  Mittellinie  beiden  zum  Bewusstsein  kam. 

In  Folge  der  häufigen  Schaustellungen  zog  sich  der  eine  Theii 
eine  capillüre  Bronchitis  zu,  die  dem  andern  nicht  im  Geringsten  zu 
alficiren  schien;  doch  als  der  erstere  am  15.  Februar  verschied,  starb 
auch  der  andere  nach  ungefähr  20  Minuten.  Sentinou  (Barcelona). 

A.  Moriggia  e G.  Ossi.  L’amigdaliua.  Sperienze  fisio-tossico- 

iogiche.  Roma.  4»  1876  12  Sto. 

Entgegen  der  allgemeinen  Annahme  finden  die  Vff.,  dass  das 
Amygdalin  (ür  sich  allein  giftig  wirken  kann  jedoch  nur  bei 
innerlicher  Darreichung,  nicht  bei  subcutaner  Injection.  Am  stärksten 
ist  die  Wirkung  bei  Kaninchen  und  Meerschweinchen,  die  durch 
Gaben  von  0,4 — 0,6  Grm.  in  1 — 2 Stunden  getödtet  wurden.  In 
einigen  Versuchen  war  die  Substanz,  um  mit  voller  Sicherheit  etwa 
beigemischtes  Emulsin  auszuschlies3en,  gekocht  worden;  der  Erfolg 
war  derselbe.  Hunde  zeigten  sich  viel  resistenter.  Mach  1 — 2 Grm. 
trat  nur  selten  der  Tod  ein;  gewöhnlich  stellten  sich  nach  mehreren 
Stunden  Erbrechen,  Durchfälle  und  gesteigerte  (Jrinsecretion,  ferner 
grosse  Schwäche  und  Zittern  ein;  die  Fäces  batten  den  Blausäure- 
geruch; nach  8 — 10  Stunden  zeigte  sich  der  normale  Zustand.  Frösche 
litten  gar  nicht.  Als  Ursache  des  geschilderten  Verhaltens  nehmen 
V ff.  im  Darm  und  besonders  im  Dickdarm  eine  Substanz  an,  die  auf 
das  Amygdalin  ganz  so  wirkt  wie  das  Emulsin.  Diese  Substauz  ist 


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590 


Ahlfeld.  Tocbxbcx  &jHbbbiia!I»  Colasanti. 


namentlich  im  Darm  der  Hcrbivoren  vorhanden.  Unterbindet  man 
bei  Kaninchen  oder  Meerschweinchen  die  Pyloru8j>egend,  so  hat  das 
nun  gereichte  Amygdalin  keine  Wirkung  mehr.  Bei  der  Section  der 
vergifteten  Thiere  zeigte  sich  der  Blausäuregerucb  erst  bei  Eröffnung 
des  Darms  und  besonders  des  Dickdarms  und  dem  entsprach  auch 
die  (zweifelhafte.  Ref.)  Probe  mit  dem  SCHÖNBKln’scbeo  Keagenspa- 
pier.  Der  Mageninhalt  dieser  l'biere  verhielt  sich  inactiv  gegen 
Amygdalin,  während  der  Inhalt  des  Dickdarms  eine  lebhafte  und  der 
des  Dünndarms  eine  schwächere  Entwickelung  von  Blausäure  ver- 
anlasste.  Bei  dem  Darm  von  Hunden  war  das  Ergebnis»  bald  ne- 
gativ bald  positiv,  aber  auch  im  letzteren  Falle  schwächer  als  bei 
den  Grasfressern. 

Wie  der  Magensaft  verhielten  sich  auch  menschlicher  Speichel 
und  Ocbscngalle,  ferner  Bierhefe,  Casein  etc.,  während  gekochter 
frischer  Eidotter  und  Kartoffcleiweiss  auf  das  Amygdalin  fermentativ 
wirkten.  Schiffer. 


F.  Ahlfeld,  Beiträge  zur  Lehre  von  den  Zwillingen.  Arch.  für 

üynakol.  IX.  S.  96. 

Aus  der  Tbatsache,  dass  in  allen  bisher  beobachteten  frühseitigen  Uübncbeu- 
resp.  Gansdoppelmissbildtingcu  ein  gtonünsamer  Fiuchthof  gefunden  wurde  und 
dass  auch  bei  den  Fischeiern,  aut  denen  sieb  eine  Doppelmissbildung  entwickelte, 
die  Anlagen  mit  einander  verbunden  waren  scbliesst  A. , dass  aiie  Doppelmissbil- 
duogeu  und  alle  Paarlinge  in  der  frühesten  Zeit  ihrer  Entwickelung  eng  mit  ein- 
ander in  Verbindung  stehen.  Eine  Durchsicht  der  Litteratur  und  eine  Beschreibung 
von  3 neuern  weitern  Fällen  von  Doppelmiisbilduugen  an  Hühnereiern  ergiebt,  dass 
kein  Fall  einer  frühseitigen  Doppelfrucht  beobachtet  ist,  in  welchem  die  Früchte  in 
getrennten  Frucbtböfen  gelegen  hätten.  Auch  bei  Doppelmissbildungeu  mit  diver- 
girenden  Achsen  findet  sieb  ein  gemeinsamer  Fruchthof,  dieser  bat  aber  eine  ano- 
male Form.  Daraus  schlisset  A.  auf  eine  Veränderung  der  Achsen.  Es  fand  sich, 
dass  in  allen  Fällen,  einen  vielleicht  ausgenommen,  in  denen  die  Frücht«  mit  deu 
Körpern  stark  divergirten,  die  Köpfe  aber  noch  vereinigt  schienen,  doch  keine  Ver- 
einigung der  Gehirnmassen  vorhanden  war.  A.  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  das 
Ei  bereits  vor  der  Befruchtung  seine  Qeschlecbtsbestimmung  besitzt.  Loewt. 

F.  Tourneux  et  G.  Hcrrniaun,  Rccherches  sor  quelques  dpi- 
thdliums  plats  dans  la  serie  animale.  joun>.  de  r*n>t.  etc.  1876 

8.  199. 

Bei  den  Echinodermen,  Anneliden,  Crnstaceen,  Mollusken  und  Wirbeltbieren 
bildet  das  seröse  Epithel  eine  geschlossene  Lage  ohue  Lücken  uud  ohne  8toinata. 
Die  bestimmte  Unterscheidung  zwischen  Epithel  und  Endothel  existirt  nicht,  da 
beide  coutinuirlich  in  einander  übergehen  können.  Loewe. 

G.  C'olasanti,  1)  Kicerclie  sopra  la  recisione  del  nervo  olfattorio 

delle  rane.  (L»i>or»t.  d'Anat.  a Fisiol.  comparata  della  Universita  di  Roma  II). 
Athi  della  R.  Aecademia  dei  Zincei.  »Serie  II.  2. 

2)  Untersuchungen  über  die  Durchschneidnng  des  N.  olfactorins 
bei  Fröschen.  Bkichket'a  und  oc  bois-rktmord’a  Archiv.  1976.  S.  469. 

Iu  den  durch  einen  Schnitt  vom  Centrum  getrennten  peripheruchen  Strecken 


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s7TfT 


CoBBAILLE-  GaÜBLSB.  LlTTlB.  ChIARI. 


591 


lassen  sich  bis  mm  90.  Tage  nach  der  Darchschneidnng  keinerlei  mikroskopische 
Veränderungen  nachweisen;  namentlich  fehlt  jede  Andeutung  einer  Zerstückelung 
des  Achsencyliuders,  die  bei  durchschnittenen  markhaltenen  Nervenfasern  beschrieben 
wird.  Ebenso  unverändert  wie  die  peripherischen  Abschnitte  bleiben  nach  der 
Durcbschneiduag  auch  die  Endorgaue  des  N.  olfactorius.  Als  solche  betrachtet  C. 
mit  Pascbctir  nud  Cisorr  (Cbl.  1874,  702  u.  689)  gegen  Eines  (Cbi.  187) , 435. 
1872,  877)  ausschliesslich  die  M ScHüLTZB'schen  Riochzellen;  doch  bestätigt  er  die 
Angabe  Eirrr’s,  dass  in  der  Riechschleimhaut  des  Frosches  nicht  bloss  die  Riech, 
zellen  sondern  auch  die  indifferenten  Zellen  haartragende  Zellen  sind. 

Boll  (Rom). 

A.  Cornailie,  Note  sur  le  dosage  de  la  cafdine  et  de  la  solubilitd 
de  cette  substance.  compt.  rend.  lxxxi.  8.  8i7. 

Nach  C.  werden  6 Grm.  feingepulverten  Kaffee’s  feucht  mit  1 Grm.  Magnesia 
usta  gemischt,  nach  24  Stunden  auf  dem  Waaserbad  getrocknet,  die  grün  gewordene 
Masse  mit  Chloroform  ausgekocht;  der  Chloroformauszug  verdunstet  Aus  dem 
Rückstand  von  Fett  und  Caffein  wird  letzteres  durch  Anskochen  mit  Wasser  er- 
halten; beim  Verdampfen  dieses  Auszuges  bleibt  reines  weisses  Caffein  zurück. 
Da  die  Angaben  über  die  Löslichkeitsverhältnisse  desselben  sehr  schwankend  sind, 
hat  Vf.  Löslichkeitsbestimmnngen  für  eine  Beihe  von  Flüssigkeiten  ausgeführt.  Am 
leichtesten  löslich  ist  es  in  Chloroform.  100  Th.  desselben  lÖ9en  bei  15  — 17°  12,97  Th., 
beim  Siedepunkt  19,02  Th.  Wasser  löst  bei  15—17°  nur  1,36  Tb.,  bei  65°  dagegen 
45,55  Tb.  E.  S&lkowski. 

Grübler,  Ueber  die  krystallisirendeu  Bestandteile  des  Lungen- 
saftes. Sitiungsb.  der  eücha.  Acad.  1876. 

Die  Lungen  vom  Hände  worden  fein  zerhackt  und  mit  kaltem  Wasser  ex- 
trabirt,  dae  Kxtract  von  Eiweiss  befreit,  eingedampft,  zuerst  mit  Bleizucker,  dann 
das  Filtrat  von  diesen  Niederschlag  mit  Bleiessig  gefällt.  Das  Filtrat  vom  Blei  be- 
freit and  wieder  eiugedampft.  1 lm  Bleizuckerniederschlag  fand  sich  Phosphorsäure, 
Salzsäure,  Kalk,  Ammoniak,  unbestimmte  eiweissähnlicbe  Stoffe.  II.  Im  Bieiessig- 
niederschlag:  Harnsäure,  Guanin,  Inosit;  Xanthin  und  Hypoxanthin  zweifelhaft, 
III.  Die  rcstirende  Flüssigkeit  ergab  nur  Leucin,  Alkalisalze  wie  kioseisaure-  eiaeu- 
und  natronhaltiges  Albuminat,  ferner  leucinäbnlicbe  Substanzen.  Taurin  fand  sich 
nicht.  Die  Lungen  wurden  ganz  frisch  in  Alkohol  zerkleinert:  iu  den  eingeengten 
alkoholischen  Anszug  liess  sich  phosphorbaitiges  Fett  (Lecithin)  und  Leucin  er- 
keunen.  Tyrosin  und  Tannin  fauden  sieb  nicht.  E.  Salkowzkt. 

M.  Litten,  Pathologisch -anatomische  Beobachtungen.  Vibchow’b 

Arch.  LX VI.  8.  129. 

L.  beschreibt  1)  einen  Fall  von  schwerer  Gicht  zahlreicher  Gelenke,  bei  dem 
Amyloideutartong  innerer  Organe  aufgetreten  war,  und  bei  dem  eine  enorme  Ab- 
lagerung harnsaurer  Salze  um  die  Knorpel  und  in  die  Weichtheile  de«  Larynx  statt* 
gefunden  hatte;  2)  eine  ausgedehnte  polypöse  Wucherung  der  Ureterenscbleimbaut, 
hervorgerufeo  durch  staguirende  Nierencoucremente.  Grawitz. 

H.  Chiari,  Leber  einen  Fall  von  Sequestration  des  Pancreas 
nach  Perforation  des  Magens  durch  Llcera  rotnnda.  Wiener  med 
Wochenscbr.  1876.  No.  13. 

Vf.  fand  bei  einer  54jährigen  8änferin,  die  schon  seit  7 Jahren  an  Magen- 
schmerzen  etc.  gelitten  hatte,  2 nach  der  Bursa  omentalis  perforirende  Magenge- 
schwüre. Die  Bursa  war  in  eine  grosse  Jauchehöhle  verwandelt  uud  communicirte 
durch  5 Oeffuungen  mit  dem  Jejunum,  wo  der  Det'ect  io  der  8erosa  grösser  war 


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592 


TBKCDRIRVBrRO.  FlSCrlKK.  BkhNARD. 


als  derjenige  in  der  Schleimhaut  (Perforation  ron  aussen).  Io  der  Jauchehöhle  i* 
frei  nebst  übelriechender  schwärzlicher  Flüssigkeit  ein  walzenförmiger,  quergelagerter, 
12  Cmtr.  langer,  an  seiuem  linken  Ende  kleinfiugcrdicker,  an  seinem  rechten  Ende 
etwas  dickerer  (ie websfetzen,  von  bräunlich-schwarzer  Farbe  und  leicht  zerreiblich 
in  dem  man  aber  noch  deutliche  Reste  von  Pancreasstrnctur  nachweiseu  konnte. 
Der  Ductns  Wirsungiauus  Hess  sich  3 Cmtr.  weit  vom  Darme  aus  verfolgen  und 
mündete  dann,  in  eiu  schwieliges  Gewebe  eingeschlossen,  frei  in  die  Jauohehöble 
hinein.  Die  Arteria  lienalis  enthielt  flüssiges  Blut,  die  Vene  einen  missfarbigen 
Thrombus.  Sonstige  Besto  von  Pancreas  nirgends  zu  entdecken.  Ortb. 

Trendelenbnrg,  Ein  antiseptischer  Occlusivvtrband.  Cent™!bi.  f. 

Cbir.  1876.  No.  9. 

Der  zunächst  nur  für  kleine  Absoesse  und  kleinere  Wanden  berechnete  Ver- 
band besteht  aus  einem  nach  oben  offenen  Guttaperchapapierhütchen,  dessen  1 Cm. 
breiter  Rand  auf  die  Hautdecke  geklebt  wird.  Nach  Füllung  des  Hötcbeus  mit 
Carbollösung  und  Incision  in  d«n  Abscess  wird  ein  doppelt  durchbohrter  Kautschuk- 
pfropf  mit  2 Glasröbrchen  in  die  obere  Oeffnuug  des  Hütchens  eingebunden;  an  den 
Röhrchen  befindet  sieb  ein  längerer  und  ein  kürzerer  Gummischlauch.  Der  kürzere 
wird  möglichst  senkrecht  gehalten,  denn  aus  ihm  soll  die  Luft  entweichen.  Der 
längere  hängt  wie  ein  Heberarm  in  einer  mit  Carbollösung  gefüllten  Flasche,  die 
neben  dem  Bett  etwas  unter  dem  Niveau  der  Incisionswnnde  steht.  Je  tiefer  sie 
gesenkt  wird,  um  so  mehr  wird  Eiter  aus  dem  Abscess  aspirirt.  wiih.  Koch. 

U.  Fischer.  Feber  den  Matzen  der  Farbolsäurebehandlnng  zur 
Ermöglichung  operativer  Eingriffe  bei  Diabetikern.  Deutsche 
med.  Wocbenscbr.  1876  No.  14. 

Nachdem  P.  auf  die  grössere  Häufigkeit  des  Diabetes  iu  der  Neuzeit  auf- 
merksam gemacht  und  die  Thatsache  erwähnt  hat,  dass  operative  Eingriffe  jeder 
Art  bei  Diabetikern  stets  gefährlich  sind,  weil  sich  so  leicht  brandige  Phlegmonen 
entwickeln,  empfiehlt  er  zur  Verhütung  dieser  Gefahren  die  von  Mülles  and  Ebstbin 
angegebene  Carbolsäurebehandlung  Er  lässt  nämlich  längere  Zeit  vor  der  Operation 
0,3  Grm.  pro  die  Carbolsäure  innerlich  nehmen  and  setzt  diese  Behandlung  bis  znr 
völligen  Heilung  der  Wunde  fort  Das  Mittel  nützt  auch  noch  dann,  wenn  bei 
verkanntem  Diabetes  sieb  schon  Phlegmonen  eingestellt  haben.  Dieselben  ver- 
schwinden und  der  Zuckergehalt  pflegt  bedeutend  zu  sinken.  Am  wenigsten  be- 
währte sieb  diese  Therapie  bei  diabetischem  Carbunkel.  K.  Küster. 

Uernard  (de  Montbrun).  De  la  eure  du  rachitisme  par  le  iait 

de  chlenne  Gaz.  livbdom.  1876  No.  2. 

Bei  den  Bewohnern  von  Montbrun-les-Bains,  einem  in  derDauphind  500  Meter 
hoch  gelegenen  Ort,  pflegen  die  Frauen  hauptsächlich  um  sich  vor  neuer  Empfäng- 
nis« zu  schützen  in  Ermangelung  von  Säuglingen  junge  Hunde  anzulegen.  Diese 
werden  nach  Vfs.  Beobachtungen  alle  rachitisch,  können  aber  durch  Saugen  an  einer 
Hündin  wieder  geheilt  werden.  Da  hierdurch  der  Frauenmilch  diejenige  Bestaud- 
tbeile  zu  fehlen  scheinen,  welche  die  Hundo  vor  der  Rachitis  bewahren,  so  bat  er 
rachitische  Kinder  von  Hündinnen  saugen  lassen  und  damit  in  7 Fällen  6 Mal  einen 
günstigen  Erfolg  erzielt.  Senator. 


ElaaendanzAn  für  da a Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beldco  Herausgeber:  Prof.  Benator 
Berlin,  (N.)  Krauanlekatnuiee  14,  nnd  Profeaeor  Roaeothal,  Erlangen,  oder  (unter  Beiaehlna«)  ec 
die  v.  H Behandlung,  Berlin  (N.-W4-  unter  den  Linden  68,  adreaairan. 


Verlag  ron  August  Hlraebwald  in  Berlin.  — Druck  von  EL  8.  Hermann  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  emchelneo 
I— SBofao;am  ÖchloM« 
de«  Jahrgang!  Titel,  Ne- 
men  and  S*chr«g1«ter. 


Centralblatt 

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Pr«t«  de«  Jabrgnngat 
HO  Mark;  zu  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen  and  Poatanstaltan. 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  Q d Dr.  H.  Senator, 

Professor  In  Erlengen.  Profeaeor  In  Berlin. 


1876.  19.  August.  No.  34. 


Inlmltl  Baimqabten,  Organisation  des  Thrombus  (Orig. - Mittb).  — Berns, 
Zur  Kritik  der  Fiebertheorie  vou  Hüter  (Orig.*  Mit  th).  — 

Kassowitz,  Vererbung  der  Syphilis.  — Ponf  ick,  Befund  nach  ausgedehnten 
Verbrennungen.  — 

Kühn,  Geburtsverlauf  bei  einer  Typhösen.  — Lateran,  Ueber  Refleiläb- 
mungen.  — Köstlin,  Grosser  Gallenstein.  — Sqoirr,  Behandlung  des  Eczema.  — 
Mobton,  Neurose  im  4.  Metatarso-Pbalangeal-Uelenk.  — Stefami,  Nerveuatrora  im 
Vagus.  — Uikhcmbkkg;  v.  Hippel,  Zur  empiristiscben  Theorie  des  Brbens.  — 
Meyer,  Natrum  lacticum.  — Kaltenbach,  Blaseucervicalfistel.  — Bandkbson, 
Gelseminum  sempervireus.  — Ohä,  Zur  Blutgerinnung.  — v.  Hahnes,  Anophthalmus 
congenitus.  — Ä polart,  Naseudoucbe  gegen  Fremdkörper.  — 


Veber  die  sog.  Organisation  des  Thrombus. 

Vud  Dr.  med.  Pani  Baumgarten,  Pro.ector  am  patbol.  Iuntitut  der  Universität 

Königsberg. 

Wenn  man  bei  Kaninchen  Arterien  oder  Venen  unterbindet,  so 
zwar,  dass  man  ein  über  zolllanges  Stück  vollständig  frei  präparirt 
und  dann  dasselbe  durch  2 Ligaturen  plötzlich  aus  dem  Kreisläufe 
ausschaltet,  so  entwickelt  sich,  gleich  viel  ob  in  dem  abgebuudcnen 
Stücke  sich  ein  Blutgerinnsel  bildet  oder  nicht  (das  Blut  kann  bis 
zum  12. — 15.  Tage  flüssig  bleiben!)  sowohl  innerhalb  der  doppelt 
ligirten  Strecke  als  auch  dicht  ober-  und  unterhalb  derselben  eine 
zeitige  Neubildung  auf  der  Innenhaut.  Dieselbe  stellt  sieb  auf  Ar- 
terienquerschnitten,  (woselbst  die  Verhältnisse  wegen  der  sehr  mar- 
kirten,  glänzenden  inneren  elastischen  Grenzmembran  besonders  durch* 
sichtig  sind)  als  eine  Ausfüllung  der  Falicnbuchten  der  Lamina  elaatica 
interna  mit  (scheinbaren)  grösseren  und  kleineren  Kernen  dar,  über 
weiche  das  wie  abgehobene  Endothel  als  contiuuirliches  Zellenband 
sieb  wegbrückt.  Im  weiteren  Verlaufe  nimmt  die  Zelleumasse  an 
Ausdehnung  zu,  indem  sie,  das  Lumen  meist  conceDtriscb  verengend, 
fortschreitet.  Zugleich  tritt  eine  Differenzirung  der  neu  producirten 
Elemente  ein,  indem  die  mehr  nach  dem  Lumen  zu  gelegenen  lang* 
spind lieben  Zellen  sich  in  concentrischen  Touren  an  einander  ord- 
nen, scheinbar  eine  neugebildete  Gefässmuskelbaut  darstellend  (aber 
keine  Pikrinsäurereactiou !),  während  die  nach  aussen  davon  situirten 
XIV.  Jahrgang.  88 

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BACMOiRTSH.  Organisation  des  Thrombus. 


slrabligen  Zellkörper  ein  lockeres  regellos  geordnetes  Netzwerk 
reprftsentiren.  Der  Thrombus  weicht,  wie  successive  Querschnitte 
lehren,  in  dem  Masse,  als  die  Wucherung  zuniuunt,  nach  dem  Innern 
zurück,  ohne  dass  je  ein  Zeichen  zelliger  Proliferation  in 
ihm  sichtbar  wird.  Bis  zu  Stecknadelspitzgrösse  kann  sich  das 
ursprüngliche  Lumen  in  der  eben  geschilderten  Weise  verengen,  ohne 
dass  das  Neuproduct  weitere  progressive  Metamorphosen  eingeht, 
ohne  dass  namentlich  Gelasse  darin  erscheinen! 

Während  dies  in  den  mittleren  Strecken  des  doppelt  unterbun- 
denen Stückes  vor  sich  geht,  hat  da,  wo  der  Ligaturfaden  Intima 
und  Media  sprengte  und  die  von  demselben  umschnürte  Adventitia 
die  einzige  Gewebsbrücke  zwischen  den  diesseits  und  jenseits  der 
Ligatur  gelegenen  Gefässstrecken  bildet,  Proliferation  der  autochtbo- 
nen  Elemente  sei.  auch  Auswanderung  stattgefunden.  Gefässe  neuer 
Bildung  — sogar  kleine  Arterien  — treten  in  der  Wucherung  auf, 
oft  in  nachweisbarem  Zusammenhang  mit  den  präexistenten  Blutiöh- 
ren  des  umgebenden  Biudegewebes.  Dieses  gefässreiehe  Granulations- 
gewebe schiebt  sich  nun  von  der  Unterbindungsstelle  her  in  die 
offene  Gefässlichtung  hinein  und  der  Thrombus  macht  nun  von  oben 
und  unten  gerade  so  Platz  wie  er  es  von  den  Seiten  her  von  der 
sich  vergrös8ernden  Intimawucherung  thut.  Und  so  kommt  es  nach 
und  nach  zu  einer  vollständigen  Ausfüllung  des  Lumens  — an  die 
Stelle  des  Thrombus  ist  ein  gefässreiches  junges  Bindegewebe  ge- 
treten, das  anfangs  auf  Querschnitten  noch  recht  schart  eine  peri- 
phere gefa8sloso  oder  — arme  Zone  spindiiger  und  sternförmiger 
Zellen  und  eine  centrale  gefässreiehe  Rundzellenzone  uuterscheideu 
lässt.  Später  verwischt  sich  dies:  es  findet  eine  gegenseitige  Durch- 
wachsung der  Substrate  statt,  die  Gefässe  ramificiren  sich  seitlich  uud 
anastomosiren  durch  die  alte  Media  hindurch  mit  den  Gefässen  der 
Nachbarschaft. 

Während  nun  der  Ursprung  des  gefässhaltigen  Granulationsge- 
webes durch  jeden  guten  entsprechend  geführten  Längsschnitt  be- 
wiesen wird,  unterliegt  die  Feststellung  der  Genese  der  Intimawucbe- 
rung  grösseren  Schwierigkeiten. 

Ich  glaube  ziemlich  streng  beweisen  zu  können,  dass  dieselbe 
von  dem  EndotbeJium  der  Gefässe  ausgebt. 

1.  Da  die  Intima  der  Gefässe  des  Calihers  die  ich  zur  Unter- 
suchung benutzte,  eine  andere  iu  Betracht  kommende  Zellensubstanz 
nicht  besitzt,  als  das  Endothel,  so  muss  schon  a priori  dasselbe  als 
Matrix  der  neugebildeten  Zellen  gelten,  falls  abzuweisen  ist,  dass  die- 
selben etwa  als  Einwanderer  anzusehen  wären.  Und  dies  ist  in  der 
That  möglich.  — Ich  halte  es  zunächst  kaum  für  nöthig  zu  wider- 
legen, dass  die  in  dem  Thrombus  enthaltenen  spärlichen  weissen  Blut- 
körperchen die  Quelle  der  neu  entstehenden  Elemente  sein  könnten. 
Denn  ebenso  wenig,  wie  sie  sich  innerhalb  jenes  zu  irgend  etwas 


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Bapmoabtrn.  Organisation  des  Thrombus. 


595 


entwickeln,  werden  sie  das  Endothel  durchsetzen  und  dann  junge  Brut 
erzeugen.  Zu  keiner  Zeit  macht  sich  im  Weiteren  (mit  Ausnahme 
-der  dicht  am  Ligaturknoten  liegenden  Bezirke)  in  der  Media  und 
Adventitia  der  unterbundenen  Gefässstrecke  ein  irgendwie  nennens- 
werthes  Zeichen  zelliger  Proliferation  oder  Einwanderung  geltend. 

Ferner  aber  erweisen-  sich,  und  das  ist  die  Hauptsache!  die  ersten 
Producte  der  Neoplasie  als  exquisit  endotheliale  Bildungen; 
ist  die  Wucherung  mehr  vorgerückt,  so  isolirt  man  neben  diesen  — 
grosse  Spindelzellen  mit  oft  sehr  langen  faserähnlichen  Ausläufern, 
Fibroblasten  (NküMann);  die  scheinbare  neue  iritravasculäre  Media 
besteht  aus  nichts  als  solchen  Fibroblasten.  Von  ersterer  Zell- 
gattung zu  dieser  finden  sich  nun  vielfach  beweisende 
Uebergangsformen!  Nie  ist  von  den  etwa  vorhandenen  Rund- 
zellen auch  nur  eine  Spur  eines  Ueberganges  zu  jenen  Gebilden  auf- 
zufinden. 

2.  E 8 ist  mir  gelungen,  evidente  Veränderungen  des 
Endothels  auf  experi  men  tel  lern  Wege  zu  erzeugen.  Be- 
streicht man  die  Wand  der  unterbundenen  Vene  mit  einer 
reizenden  Substanz,  so  bemerkt  man  schon  nach  24  bis 
48  Stunden  eine  völlige  Form  Umwandlung  der  Endothe- 
lien:  statt  des  schmalen  blassen  Endothelhäutchens  be- 
deckt jetzt  ein  Zellensaum  die  Wand,  welcher  alle  äusse- 
ren Qualitäten  eines  kubischen  Endothels  besitzt.  Durch 
dies  Experiment  ist  unabweisbar  dargethau,  dass  die  Endothelien 
sich  durch  einen  Reiz  in  progressiver  Richtung  zu  ver- 
ändern vermögen.  Rechnet  man  nun  hinzu  das  häufige  Vor- 
kommen mehr-  bis  vielkerniger  Endotbelformen,  so  wird  man  addendo 
die  Gründe  bei  1.  nicht  bezweifeln  dürfen,  dass  das  Endotbelium  der 
Mutterboden  der  neuen  Zellenanlage  ist. 

Ich  fasse  nach  Allem  das  Ergebniss  meiner  Untersuchungen  in 
folgende  Sätze  zusammen. 

1.  Die  sog.  Organisation  des  rothen  Thrombus  (nur  von  diesem 
spreche  ich,  nicht  von  dem  gemischten  oder  weissen,  dessen  Genese 
uns  Zabx  gelehrt  hat)  geschieht  durch  zwei  von  einander  unabhängige 
Processse 

a)  durch  eine  Wucherung  des  Gefässendothels, 

b)  durch  eine  an  den  Uuterbindungsstellen  von  aussen  her 
eindringende  Gewebswucherung,  der  ich  die  Gefässneubil- 
dung  fast  allein  zuschreibe. 

2.  Die  organisatorische  Rolle  des  Blutgerinnsels  ist  =0;  hie 
und  da  in  das  Gewebe  eingesprengte  Pigmentmassen  sind  seine  einzige 
Hinterlassenschaft.  Ersteres  geht  ausser  dem  Erwähnten  auch  dar- 
aus hervor,  dass  die  Vorgänge  ihre  volle  soeben  geschilderte  Ent- 
wicklung nehmen  auch  dann,  wenn  das  Blut  vollständig  aus 
der  unterbundenen  Strecke  herausgelassen  wird. 

88* 

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596 


8*oms*rtrr.  Organisation  des  Thrombus. 


Seitdem  ViRCHOW*)  die  Vermuthung  ausgesprochen  batte,  dass 
die  eingesehlossenen  weissen  Blutkörperchen  bei  der  Organisation  der 
Thromben  eine  Rolle  spielen,  war  diese  Ansicht  trotz  der  Zweifel  und 
Gegengründe  Foerster’s**!  durch  die  Arbeiten  von  C.  0.  Weber***), 
BiLLROTHf)  und  Rindfleisch  ff;  die  herrschende  geworden.  Dieselbe 
wird  zunächst  bekämpft  durch  eine  Versuchsreihe  von  BuBNOFFffi-), 
welche  auf  dem  schönen  Experiment  VON  Recklinghausen’s  fusste, 
wonach  Zinnoberkörnchon,  die  auf  die  Venenwand  aufgostrichen  wur- 
den, nach  einigen  Tagen  in  den  Gefässhäuten  und  im  Innern  des 
Thrombus  erscheinen;  danach  sollte  die  Hauptmasse  der  bei  der  Or- 
ganisation auftretenden  Zellen  von  der  Gefässwand  und  den  umliegen- 
den Geweben  geliefert  werden.  Noch  in  demselben  Jahre  erschienen 
die  Arbeiten  von  Waldeyeb*!)  und  THlERRCH**f),  welche  die  Or- 
ganisation des  Thrombus,  wenn  auch  nicht  als  Hauptthema  behan- 
delten. Beide  kamen  zu  dem  übereinstimmenden  Resultat,  dass  das 
Gefässepithel  (Endothel)  die  Hauptrolle  dabei  spiele.  Trotz  neuer, 
auf  die  Kemitnissnahme  der  beiden  ebengenannten  Arbeiten  hin  An- 
gestellter Prüfungen,  leugnet  BuBNOFF***f)  jede  active  Betheiligung 
des  Gefässepithels  und  bleibt  auf  seinem  oben  citirten  Hauptsatz 
stehen.  Auch  Billhoth+*)  verhalt  sich  ablehnend  gegen  die  Arbeit 
von  Thiersch  und  adoptirt  im  Allgemeinen  die  Aufstellung  von 
ßUBNOFF,  gesteht  aber  auch  den  eingeschlossenen  weissen  Blut- 
körperchen sowie  den  rothen  und  dem  Faserstoff  progressive  Fähig- 
keiten zu. 

Gleichzeitig  widerspricht  er  der  Meinung  von  TSCHADSOFF  ff*), 
welcher  die  provisorische  Organisation  des  Thrombus  gänzlich  leug- 
net, dieselbe  von  der  Gefässwand  ausgehen  lasst,  grade  dem  Epithel 
der  Intima  aber  jede  Betheiligung  abspriebt  (s.  Referat  ira  Central- 
blatt f.  d.  med.  Wissensch.  1869.  No.  30). 

Rindfleisch  sagt  noch  in  der  neuesten  Auflage  seines  Hand- 


*)  Vibcrow,  Ges.  Abhandlungen  zur  wiaseneebft.  Medh-in.  S.  37. 

**)  Forbstrr,  Handb.  der  spec.  pathul.  Ai  stoinie.  18G3,  2.  Aufl.  1863.  8.  737. 

***)  C.  O.  WhBKH,  liandh.  der  allg.  n.  spec.  Chirurgie  von  Pitra  u.  Billbotb. 

1.  Bd.  I.  Abtli.  S.  141  ff. 

f)  Bii.lroth,  Die  allg.  ebirurg.  Pathologie  u.  Therapie. 

tt)  Kirdblkiscr,  Lehrbuch  der  pathol.  Gewebelehre.  1866.  8.  163  ff. 

ttt)  BfBBOrr,  Ceutralblatt  f.  med.  Wissenschaften.  1867.  No.  48. 

*t)  Waldrvsr,  Zur  path.  Anatomie  der  Wuudkrhtu.  Vibchow's  Areh.  Bd.  40. 

3.  u.  4.  Heft.  3.  379  spec.  8.  391. 

**t)  TuisascH,  Handb.  der  allg.  n.  spec.  Chirurgie  vou  Pitha  u.  Bilmoth. 

1.  Bd.  II.  Abtb.  2.  Heft.  S.  660  n.  S.  656  ff. 

**’t)  Bibboff,  Aus  dem  path.  Institut  zu  Würzburg:  Uebur  die  Organisation 
des  Thrombus.  Viacuow'a  Arch.  44.  Bd.  4.  Heft.  8.  462  ff. 

t*J  Bii.lbotm,  Die  allgem.  Chirurg,  Pathol.  u.  Therapie.  1869.  8.  116—121. 
tt*)  T»chacsoff,  Lieber  den  Thrombus  bei  der  Ligatur.  Areb.  t.  kliu.  Chi- 
rurgie. IX.  184-221. 

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Bai  moartkn.  OrgunisRtion  des  Thrombns. 


507 


buches  (1875):  „Neuerdings  ist  auch  die  Thrombusorganisation  eine 
Aufgabe  der  Wanderzellen  geworden.“ 

Und  doch  war  bereits  in  dem  2 Jahre  früher  erschienenen  Hand- 
buch von  Cobnil  und  Ranvier*)  eine  Darstellung  der  Angelegen- 
heit gegeben,  welche  zum  Theil  mit  der  meinen  eongruent  ist. 
Da  meine  Arbeit  völlig  unabhängig  von  der  Kenntnis«  der  Re- 
sultate Cobnil’ 8 und  Ranvier’s  entstanden  ist  (dieselbe  kam  mir  vor 
ca.  14  Tagen  zufällig  zu  Gesicht,  als  meine  Untersuchungen  in  allen 
Hauptpunkten  abgeschlossen  waren),  so  ist  die  Uebereinstimmung  im 
Interesse  der  Sache  zu  begrüssen.  Im  Uebrigen  glaube  ich  die  Frage 
umfassender  erledigt  zu  haben,  als  die  französischen  Forscher;  denn 
erstens  gedenken  sie  des  so  wichtigen  Faktors,  der  von  aussen  her 
eindringenden  Gewebswucherung  gar  nicht;  ausserdem  ist  der  endo- 
thelialen Veränderungen  nur  kurz  und  ohne  bildlichen  Beweis  Er 
wähnung  gethan  und  von  den  Uebergangsformen  zwischen  endothe- 
lialen und  bindegewebigen  Faserzclleu  wird  daselbst  nicht  gehan- 
delt u.  s.  w. 

Im  Laufe  meiner  Untersuchungen  bin  ich  zu  der  Ueberzeugung 
gekommen,  dass  die  nach  einfacher  Unterbindung  entstehende  Intima- 
wucherung  histogenetisch  vollständig  iibereinstimmt  mit  derjenigen 
die  sich  in  einzelnen  Krankheitsfällen  (nach  Heubner**)  im  Gefolge 
der  Syphilis,  nach  Friedlandsr  auch  ohne  dies  ätiologische  Mo- 
ment) an  den  Arterien  des  Gehirns  ausbildet.  Zwar  findet  man  bei 
letztgenannter  Form  eine  sehr  prononcirte  Wucherung  der  beiden 
ausseren  Gefässhäute,  welche  bei  ersterer  in  einem  Beispiele  durch- 
aus fehlt  (s.  o.);  dieser  Umstand  kann  aber  die  beiden  Processe  nicht 
anatomisch  trenuen,  da  dieselbe  Erscheinung  bei  jeder  gewöhnlichen 
Arteriitis  obliterans  (auf  deren  enorme  Verbreitung  bei  den  verschie- 
densten pathologischen  Processen  uns  Friedländer***)  aufmerksam 
gemacht  hat  und  deren  anatomische  Identität  mit  der  Hirnarterien- 
syphilis er  mit  Recht  betont)  zu  Tage  tritt.  Wir  müssen  daher  zu- 
geben, dass  dieselben  Veränderungen  der  Arterienintima,  wie  sie  sich 
innerhalb  chronisch  entzündeter  Organe,  in  Neubildungen  etc.  viel- 
leicht auch  primiir  bei  Syphilis  (an  den  Gehirnarterien)  ausbilden, 
auch  auf  dem  Wege  dos  Experimentes,  durch  einen  einfach  trauma- 
tischen Eingriff  zu  erzeugen  sind. 

Bezüglich  alles  Weiteren  und  Einzelnen  verweise  ich  auf  die 
ausführliche  Arbeit,  die  ich  hoffe  baldigst  erscheinen  zu  lasson. 

*1  Corsil  und  Rknvirr,  Mauuel  d'histologie  pathol.  8 560  ff. 

**)  Hrobrer,  Die  luetische  Erkrankung  der  Hiruarterien.  t.eiprig  1874  — 
Bacuoak-tes,  Zur  Hiriiarterierayphilis,  Arcb.  d.  Heilkunde  1876.  — Eichhorst,  Neuro- 
pathologiache  Beobachtungen.  S.  219  ff. 

***)  Krisdi.Xndkb,  Ueber  Arteriitis  obliterans,  Cbl.  f.  d.  med.  Wissenschftn. 
1876.  No.  4. 

Königsberg  7.  Juli  1876. 


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598  Banns.  Stromubr  von  Ludwig  und  die  Fiebertbeorie  von  Büter. 


Die  Stromuhr  von  Ludwig  und  die  Fiebertheorie  tob  Hüter, 

Von  Dr.  A.  W.  C.  Berus,  Docent  an  der  Universität  zu  Freiburg:  im  Breisgau. 

Herr  Prof.  C.  Hüter  gab  in  seiner  Allgemeinen  Chirurgie*)  die 
Resultate  einiger,  wie  er  selbst  sich  ausdrilekt,  unter  der  Meisterhand 
Ludwiq’s  ausgeführten  Versuche  mit  der  Stromuhr.  Die  Versuche 
wurden  ausgeführt  zuerst  bei  den  noch  gesunden,  nachher  bei  den 
durch  Einspritzungen  von  faulendem  Blute  septisch  gewordenen,  fie- 
bernden Thieren.  Die  Stromuhr  wurde  von  ihm  nacheinander,  ge- 
wöhnlich mit  einem  Zwischenraum  von  2 Tagen,  in  die  beiden  Ca- 
rotiden  eingeführt.  Als  Resultat  fand  er  eine  derartige,  sogar  um 
das  dreifache  verlangsamte  Blutcirculation  bei  den  fiebernden  Thieren, 
dass  er  den  Schlusssatz  aufstellte:  „der  Beweis  für  die  Circulation 
einer  sehr  geringen  Blutmenge  während  des  Eiebers  ist  erbracht.“ 
Diese  Theorie,  wofür  Hüter  den  Ausgangspunkt  in  der  von  ihm  bei 
Fröschen  beobachteten  globulösen  Stase  wähnte,  hat  er  in  No.  29 
dieses  Blattes  zu  begründen  gesucht  durch  die  Beobachtung  desselben 
Phänomens  bei  Warmblütern. 

Indessen  stellte  ich  im  hiesigen  physiologischen  Institute,  nicht 
weil  ich  die  Präeision  der  Btromubrversuche  in  Zweifel  zog,  sondern 
weil  ich  erstens  den  Verdacht  hatte,  dass  Hüteu’s  Experimemalthiere 
nicht  nur  fiebernde  sondern  agonisirende  Thiere  waren,  und  weil  ich 
zweitens  die  von  Hüter  gezogenen  Schlüsse  nicht  unbedingt  nnn<‘h- 
men  konnte,  ebenfalls  eine  Versuchsreihe  an,  um  Hütkr’s  Befunde 
zu  prüfen. 

Ich  begann  mit  den  von  HÜTER  versäumten  Controlversuchen, 
welche  den  Zweck  hatten  festzustellen,  ob  und  welche  Unterschiede 
in  der  Stromgeschwindigkeit  des  Blutes  sich  zeigen  möchten,  wenn 
man  an  zwei  verschiedenen  Tagen  bei  demselben  gesunden  Thiere 
mit  der  Strorauhr  die  beiden  Carotiden  untersuchte. 

Sodann  machte  ich  die  Versuche  Hütkr’8  nach  und  gelangte 
auf  diesem  Wege,  und  durch  die  in  einem  Schlussversuche  sowohl 
bei  dem  gesunden  als  bei  dem  fiebernden  Thiere  zu  gleicher  Zeit 
vorgenommeneu  Messung  des  Blutdruckes  zu  dem  Resultate,  dass 
die  HÜTER’sebe  Angabe,  die  Circulation  des  Blutes  sei  während  des 
Fiebers  um  das  dreifache  verlangsamt,  nicht  richtig  ist. 

leb  erhielt  nämlich  niemals  eine  solche  Verlangsamung  der  Blut- 
circulation wie  sie  Hüter  beschreibt,  ja  ich  besitze  sogar  zwei  Ver- 
suche, bei  welchen  in  dem  einen  die  Zeiten  für  die  Füllung  der  Glas- 
kugel beim  gesunden  und  beim  fiebernden  Thiere  gleich,  und  im 
anderen  am  kranken  Thier  bei  den  ersten  Drehungen  kürzer  waren 
als  beim  gesunden. 

Ich  werde  in  Balde  durch  die  detaillirte  Mittheilung  meiner  Ver- 
suche die  näheren  Beweise  liefern. 

*)  8eite  671-674. 


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Kabsowitz.  Vererbung  der  Syphilis. 


599 


M.  K&ssowitz,  Di<>  Yererbung  der  Syphilis.  Wien  1876.  137  8. 

Vf.  unterscheidet  zwei  Arten  von  Vererbung  der  Syphilis:  die 
durch  die  kranke  Samen-  oder  Eizelle  im  Acte  der  Zeugung  ver- 
mittelte, die  „Vererbung  im  eigentlichen  Sinne“  und  die  durch 
den  Uebergang  des  syphilitischen  Giftes  aus  der  mütterlichen  Circu- 
lation  in  die  fötale,  die  „Infoctio  intra  uterum“. 

Was  zunächst  die  letztere  betrifft,  so  ist  nach  K.,  entgegen  der 
herrschenden  Ansicht,  die  Ansteckung  des  Kindes  durch  die  während 
der  Schwangerschaft  acquirirtc  Lues  der  Mutter  unmöglich.  Abge- 
sehen von  dem  Umstande,  dass  fast  sämmtliche  Autoren  die  Ueber- 
tragungsfähigkeit  einer  während  der  Schwangerschaft  acquirirten  Sy- 
philis der  Mutter  überhaupt  nur  für- gewisse  Monate  der  Gravidität 
annehmen,  ergiebt  eine  kritische  Prüfung  des  vorliegenden  literari- 
schen Materials,  dass  kein  einziger  wohl  constatirter  Fall  in  der  Li- 
teratur existirt,  wo  ein  Kiud,  dessen  beide  Eltern  bei  der  Zeugung 
nicht  syphilitisch  waren,  durch  eine  nachträgliche  Infection  der  Mutter 
während  der  Schwangerschaft  selbst  syphilitisch  geworden  und  mit 
den  Erscheinungen  der  hereditären  Lues  geboren  worden  wäre.  Nach 
K’s  eigenen  Erfahrungen  starben  von  37  lebend  und  meist  reif  ge- 
borenen Kindern,  deren  Mütter  mit  der  grössten  Wahrscheinlichkeit 
erst  im  Verlauf  der  Gravidität  inficirt  worden  waren,  19  im  ersten, 
6 im  zweiten,  3 im  dritten  Monate  sämmtlich  ohne  Zeichen  der  Sy- 
philis, 7 blieben  ganz  gesund.  Am  eclatantesten  ist  das  Iromunbleiben 
des  Kindes  bei  Infection  der  Mutter  während  der  Gravidität  in  einem 
Fall  aus  Vf.  Beobachtung  zu  ersehen,  wo  Mann  und  Frau  während 
der  2.  Schwangerschaft  der  letzteren  (im  2.  Monat)  Bich  inficiren,  am 
Ende  dieser  Schwangerschaft  ein  gesundes  Kind  geboren  wird,  von 
da  ab  aber  mehrere  Todtgeburten  und  schliesslich  die  Geburt  eines 
syphilitischen  Kindes  erfolgten.  Dagegen  kann  allerdings  der  Aus- 
bruch der  allgemeinen  mütterlichen  Syphilis  als  solcher,  ohne  das 
Kind  als  Infection  zu  betreffen  (durch  das  damit  verbundene  Fieber) 
den  Tod  der  Frucht,  Abortus  oder  Frühgeburt  veranlassen.  Nie 
aber  überschreitet  nach  Obigem  das  syphilitische  Gift 
die  Scheidewände  des  fötalen  und  mütterlichen  Gcfäss- 
systems  in  der  Richtung  von  der  Mutter  zum  Fötus. 

Ganz  dasselbe  Gesetz  gilt  für  die  umgekehrte  Rich- 
tung, d.  h.  auch  vom  Fötus  zur  Mutter  überschreitet  das  syphilitische 
Gift  nicht  die  Scheidewände  des  fötalen  und  mütterlichen  Gefäss- 
systems.  Dies  wird  bewiesen  durch  die  unzählige  Male  constatirte 
Thatsache,  dass  ein  syphilitisches  Kind  von  einer  Frau  geboren  wer- 
den kann,  ohne  dass  diese  selbst  syphilitisch  zu  sein  braucht.  Zur 
Erhärtung  dieses  Factums  führt  Vf.  aus  seinem  eigenen  Beobachtungs- 
kreise Zahlenverhältnisse  an:  von  76  Fällen,  in  denen  die  Erblich- 
keit zweifellos  bestimmt  werden  konnte,  war  43  Mal  die  Mutter  ganz 
frei  von  Syphilis!  Für  die  Richtigkeit  des  Satzes,  dass  die  Mutter 


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600 


Kissovit*.  Vererbung  der  Syphilis. 


vom  Vater  her  mit  Syphilis  behaftete  Kinder  gebären  kann,  ohne 
selbst  syphilitisch  zu  werden,  spricht  auch  die  vom  Vf.  gemachte 
Erfahrung,  dass  ein  syphilitischer  Vater,  nachdem  er  auf  verschiedene 
Aborten  und  Todtgeburten  hin  sich  allein  einer  mercuricllen  Cur 
unterworfen  hat,  ein  ganz  gesundes  Kind  erzeugen  kann,  was  natür- 
lich nicht  möglich  wäre,  wenn  die  nicl  t behandelte  Frau  im  Verlauf 
ihrer  Ehe  resp.  Schwangerschaften  syphilitisch  geworden  wäre  (cf. 
Beob.  10).  Dasselbe  beweisen  Fälle,  wo  Frauen,  die  mit  syphiliti- 
schen Männern  verehelicht  syphilitische  Kinder  geboren  hatten,  nach 
dem  Tode  dieser  Männer  mit  nicht  syphilitischen  in  zweiter  Ehe  so- 
fort gesunde  Kinder  erzeugten. 

Wird  die  Frau  im  Verlaufe  ihrer  Schwangerschaft  mit  einer 
syphilitischen  Frucht  wirklich  selbst  syphilitisch,  so  ist  dies  immer 
nur  Folge  einer  Infection  vom  Manne  bzw.  von  aussen  her  (wobei 
allerdings  oft  ein  sehr  rasches  Verschwinden  des  Primäraffeetes  vor- 
ausgesetzt werden  muss).  Zuweilen  ist  die  angeblich  ohne  voran- 
gehende Primär-  und  Secundärerscbeinungen  sofort  tertiär  eiusetzende 
Syphilis  der  Frauen  gar  nicht  als  Syphilis  anzusprechen,  sondern  als 
Cachexie,  welche  durch  die  vorangehenden  Aborten  und  Puerperien 
acquirirt  wurde.  Eine  Infection  durch  „Choc  en  retour“  (RicOHD^, 
d.  h.  eine  Uebertragung  der  Syphilis  vom  syphilitisch  erzeugten  Fötus 
rückwärts  auf  die  Mutter  existirt  nach  K.  nicht. 

Vod  den  oben  angeführten  beiden  Vererbungsmöglichkeiten  bleibt 
also  nach  Verwerfung  der  Möglichkeit  einer  Infectio  intra  uteruru  nur 
die  „Vererbung  im  eigentlichen  Sinne“  übrig,  d b.  die  Ueber- 
tragungderSyphilis  aufdieFruchtdurch  die  specifische 
Beschaffenheit  der  Fortpflanzungszellen  der  Eltern.  Sie 
geschieht  einzig  und  allein  durch  den  Act  der  Zeugung;  Vater  und 
Mutter  sind  vollkommen  gleich  fähig  zur  Vererbung  der  Lues  und 
es  genügt  zum  Zustandekommen  derselben  die  Erkrankung  eines  der 
beiden  Eltern. 

Diese  Vererbungsfähigkeit,  „die  Zeugungssyphilis,“  ist  nicht 
an  die  mit  den  Latenzstadien  abwechselnden  Eruptionsperioden  der 
Syphilis  gebunden,  sondern  sie  ist  constant  während  der  ganzen  Zeit 
der  Beherbergung  des  syphilitischen  Virus  im  Körper  vorhanden  und 
dauert  noch  wahrscheinlich  über  den  letzten  Ausbruch  inficircnder 
Symptome  hinaus.  Die  Einzeldauer  der  Zeugungssypiiilis  betreffend 
so  ergiebt  sich  aus  den  Tabellen  des  Vf.’s  folgendes  Zahlenverhältnisst 

Io  119  syphilitischen  Ehen  wurdeu : 

39  Mal  1 syph.  Frucht  1 1 Mal  5 sypb.  Früchte 

29  „ 2 „ Früchte  8 „ 6 „ „ 

16  „ 3 „ ,,  3 „ 7 it  >> 

11  „ 4 „ „ .je  1 „ 9u.l0„  „ 

hintereinander  erzeugt. 


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Kassowit».  Vererbung  der  8/phiIia. 


601 


Die  Zahl  der  Jahre,  welche  die  Vererbungsfähigkeit  in  diesen 
Fällen  anbielt,  betrug : 


in 


1 1 Fällen 

14  „ 

8 „ 

15  „ 

13  „ 

6 


Jahre 


in 


Fällen  8 Jahre 

»»  3 „ 

10  „ 

..  11  „ 

» 12  ,i 


Aul  dem  Wege  der  Wahrscheinlichkeitsrechnung  kommt  Vf.  zum 
Schlüsse,  dass  ein  Minimum  von  14  Jahren  und  eine  Durchschnitts- 
ziffer von  10  Jahren  bei  einer  spontan  ablaufenden  Syphilis  als  Dauer 
der  Vererbungsfähigkeit  (wenigstens  für  seine  Fälle)  angenommen 
werden  dürfe. 


Diese  Berechnung  wird  nicht  alterirt  durch  die  auch  vom  Vf. 
anerkannte  Thatsacbo,  dass  bei  ausgesprochen  tertiärem  Charakter 
der  Elternsyphilis  nicht-syphilitische  Kinder  erzeugt  werden  können, 
indem  diese  tertiären  Symptome  eben  nur  als  Resultat  emer  durch 
das  — erloschene  oder  im  Erlöschen  begriffene  — syphilitische  Gift 
hervorgerulenen  Eigentümlichkeit,  auf  gewöhnliche  Reize  mit  ab- 
normer Zellwucherung  zu  reagiren,  anzusehen  sind.  Die  Vererbungs- 
fähigkeit ist  demnach  unabhängig  von  dem  Bestand  tertiär  syphiliti- 
scher Affectionen  der  Eltern.  Dagegen  wird  die  Zeugungssyphilis 
wesentlich  beeinflusst  durch  eine  gegen  dieselbe  gerichtete  Queck- 
silberbehandlung.  Durch  eine  solche  wird  die  Vererbungsfähigkeit 
der  Syphilis  ganz  unterdrückt  oder  bedeutend  abgeschwächt,  so  dass 
also  im  Anschluss  an  die  Quecksilberrur  entweder  ganz  gesunde 
Kinder  erzeugt  werden  oder  wenigstens  die  bei  denselben  erschei- 
nenden syphilitischen  Symptome  viel  schwächer  sind,  als  man  der 
Intensität  oder  richtiger  gesagt  dem  Alter  der  Syphilis  der  Ver- 
erbenden nach  erwarten  sollte. 

Das  letztangeführte  MomeDt  ist  nämlich  von  ausserordentlicher 
Wichtigkeit  für  die  Stärke,  mit  welcher  die  syphilitischen  Erschei- 
nungen am  Kinde  sich  geltend  machen,  ln  dieser  Beziehung  herrscht 
ein  durchgreifendes,  schon  von  früheren  Autoren  erwähntes,  vom  Vf. 
iu  allen  Einzelheiten  durch  seine  Beobachtungen  bestätigtes  Gesetz: 
dass  mit  dem  spontanen  Ablauf  der  Syphilis  des  Ver- 
erbenden eine  graduelle  Abschwächung  der  Intensität 
der  syphilitischen  Vererbung  einhergeht. 

Diesem  Gesetz  zu  Folge  äussert  sich  die  Vererbung  der  Sy- 
philis bei  recent  syphilitischen  Eltern  peruieiöser,  als  bei  schon  längere 
Zeit  syphilitisch  iuficirten  und  zwar  zunächst  in  der  Unter- 
brechung der  normalen  Schwangerschaftsdauer,  im  Ein. 
tritt  des  Abortus  und  der  Frühgeburt.  Nach  Vf.’s  eigenen  Erfahrun- 
gen trat  dieses  Ereigniss  in  47%  aller  von  ihm  beobachteten  syphi- 
litischen Ehen  ein,  besonders  in  denen,  wo  die  Mutter  allein  (80%) 


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602 


K«ssowits.  Vererbung  der  Syphilis. 


oder  zugleich  mit  dem  Vater  (69%)  syphilitisch  war.  Id  den  Fällen, 
wo  die  sy pilitische  Infection  während  der  Ehe  erfolgte,  der  Einfluss 
auf  die  Zeugung  also  von  Anfang  an  sicher  beobachtet  werden 
konnte,  folgten  mit  nur  ganz  wenigen  Ausnahmen  auf  die  gesunden 
Kinder  nach  Eintritt  der  Infection  eine  oder  mehrere  Frühgeburten. 
In  den  ersten  Jahren  nach  der  Ansteckung  der  Eltern  ist  die  Pro- 
gnose fast  mit  Sicherheit  auf  das  Zustandekommen  von  Aborten  zu 
stellen  und  zwar  erfolgen  dieselben  gewöhnlich  nicht  vereinzelt  (in 
56  Ehen  nur  21  Mal),  sondern  gehäuft  (bis  9),  im  Durchschnitt  2 bis 
3 Mal  in  1 Ehe.  Im  Ganzen  wurden  von  330  in  syphilitischen  Ehen 
gezeugten  Kindern  127  (ca.  %)  frühgeboren,  während  die  übrigen 
203  (ca.  s/s)  das  normale  Schwangerschaftsende  erreichten.  Von  den 
127  Frühgeburten  erfolgten  31  vor  Ablauf  des  6.,  48  im  7.,  48  im 
8.  Sonnenmonate , die  eigentlichen  Aborten  nahmen  an  Häuflgkeit 
mit  der  Zahl  der  Schwangerschaftsmonate  zu  (so  trat  im  2.  Monat 
nur  2 Mal  im  6.  11  Mal  A bortos  ein). 

Als  Ursache  der  frühzeitigen  Unterbrechung  der 
Schwangerschaft  sieht  Vf.  in  erster  Linie  die  Vererbung  des  Gifts 
auf  die  Frucht  an,  dessen  Wirkung,  der  Ausbruch  der  hereditären 
Syphilis,  das  Kind  tödtet  bezw.  frühzeitige  Uteruscontractionen  ver 
anlasst  und  «war  um  so  früher,  je  recenter  das  Virus  der  Vererben- 
den, je  intensiver  also  die  Zeugungssyphilis  ist.  Wenn  bei  solchen 
frühgeborenen  Früchten  häufig  keine  palpablen  Erscheinungen  der 
Syphilis  auf  dem  Sectionstisch  nachzuweisen  sind,  so  rührt  dies  nach 
der  Ansicht  des  Vf.  daher,  dass  rer  Tod  der  Frucht  schon  im  pro- 
dromalen Stadium  der  Lues  erfolgte,  welches  durch  schwere  Altera- 
tion des  Allgemeinbefindens,  Temperaturerhöhung  etc,  seine  deletäre 
Wirkung  auf  den  Fötus  geltend  machte.  In  zweiter  Linie  kommt 
erst  die  syphilitische  Erkrankung  der  Mutter  als  Ursache  der  Ein- 
leitung der  Frühgeburt  in  Betracht  und  zwar  kann  das  Eruptions- 
fieber etc.  und  vielleicht  auch  die  im  Gegensatz  zur  Erkrankung  der 
fötalen  Placenta  (Frankel)*)  seltene  Erkrankung  der  Placenta  ma- 
terna  Veranlassung  zur  Frühgeburt  geben. 

Erst  nachdem  einige  Zeit  nach  der  Infection  des  Vererbenden 
verstrichen  ist,  hören  die  Aborten  auf  und  werden  lebensfähige  Kin- 
der geboren.  In  fast  sämmtlichen  Fällen  des  Vf.’s  war  letzteres  erst 
nach  3 Jahren,  in  mehr  als  der  Hälfte  erst  nach  5 Jahren  der  Fall. 
Unter  den  330  in  syphilitischen  Ehen  erzeugten  Kiudern  wurde  ein 
ganzes  Drittln-il  todtgeboren,  24%  der  lebend  geborenen  fiel  der  er- 
erbten Dyskrasie  in  den  ersten  6 Monaten  zum  Opfer  und  nur  % 
überlebten  das  erste  Halbjahr. 


*)  Die  Erkrankung  der  Placenta  fötalia  hat  Kabsowite  in  zahlreichen  Placeoten 
von  anzweifelhaft  syphilitischen  Früchten  entweder  gar  nicht  oder  nur  in  beschränk- 
tem Maasse  gefunden.  (Vgl.  dagegen  Frankel,  Cbl.). 


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Kasbowit*.  Vererbung  der  Syphilis. 


603 


Wird  ein  lebensfälliges  aus  einer  syphilitischen  Ehe 
stammendes  Kind  geboren,  so  sind  die  sichtbaren  Erschei- 
nungen der  Syphilis  entweder  sofort  bei  der  Geburt  am 
Kinde  nachzu weisen,  oder  sie  treten  bei  demselben  erst 
einige  Zeit  nach  der  Geburt  auf,  und  zwar  um  so  früher, 
j e i n t en s i v e r d i e V erg i f t u n g d er  Fr u c h t bei  der  Vererbung 
war,  speciell  je  näher  dem  Zeitpunkt  der  Infection  des 
Vererbenden  die  Zeugung  stand,  d.  h.  je  nach  der  Intensität 
der  Infection  des  Fötus  wird  derselbe  mit  den  deutlichen  Zeichen 
der  Syphilis  behaftet  geboren  und  ist  dann  nur  in  sehr  geringem 
Maas*»  lebensfähig,  oder  aber  das  Kind  wird  scheinbar  gesund  ge- 
boren und  erst  nach  einiger  Zeit  von  einem  syphilitischen  Exanthem 
befallen.  Die  Eruption  dieses  ersten  specifischen  Exanthems  erfolgt 
fast  ausschliesslich  im  Verlauf  der  ersten  3 Monate  (sehr  selten  etwas 
später  4 — 41/»  Monate,  CaSPaky)  und  zwar  in  einer  der  Geburt  um 
so  näher  stehenden  Zeit,  je  relativ  frischer  noch  die  Lues  der  Ver- 
erbenden ist,  je  näher  die  Geburt  des  Kindes  an  dasjenige  Stadium 
der  Zeugungssyphilis  herantritt,  in  welchem  nur  Früh-  und  Todtge- 
burten  zu  Stande  kommen.  So  waren  in  17  Fällen  von  10  Kindern 
mit  Eruption  des  Pixanthems  in  der  ersten  Woehe  8 die  ersten  leben- 
den Kinder  nach  vorausgegangenen  Frühgeburten,  von  13  Kindern 
mit  Eruption  in  der  zweiten  Woche  5 die  ersten,  5 die  zweiten  leben- 
den Kinder,  von  24  Kindern  mit  Eruption  in  der  zweiten  Hälfte  des 
ersten  Monats  nur  7 die  erstlebenden,  13  die  zweitlebenden,  von  27 
Kindern  mit  Eruption  im  zweiten  Monat  8 die  ersten,  10  die  zweiten, 
5 die  dritten,  3 die  vierten  lebenden  Kinder,  von  12  Kindern  end- 
lich mit  Eruption  des  syphilitischen  Exanthems  im  dritten  Monat 
waren  nur  noch  2 die  ersten  (und  zwar  nach  einem  Zwischenraum 
von  5 — 7 Jahren  nach  der  letzten  Todtgeburt),  6 die  zweiten,  4 die 
dritten  lebenden  Kinder  nach  vorangegangenen  Aborten. 

Daraus  folgt  denn,  dass  der  erst  im  3.  Lebensmonat  erfolgende 
Auabruch  des  Pixanthems  als  Zeichen  des  Erlöschens  der  Zeugungs- 
syphilis angesehen  werden  kann  und  vollständige  Gesundheit  des 
näcl  stfolgenden  Kindes  entschieden  hoffen  lassen  darf. 

Das  eben  vorgeführte  Gesetz  von  der  graduellen  Absebwäehung 
der  Intensität  der  syphilitischen  Vererbung  erfährt,  wie  schon  ange- 
geben, eine  Modification  durch  gegen  die  Syphilis  der  Eltern  unter- 
nommene Quecksilbereuren.  Die  Wirkung  derselben,  die  Sisticung 
oder  Abschwächung  der  Vererbung,  ist  indessen  nicht  immer  definitiv, 
besonders  dann  nicht,  wenn  die  Cur  in  der  recenten  Periode  ange- 
wandt die  Vererbungsfähigkeit  unterdrückt  hat.  In  solchen  F'ällen 
können  dann  scheinbar  dem  Intcnaitätsgesetz  widersprechende  Facta 
sich  ereignen,  z.  B.  auf  ein  reifes  syphilitisches  Kind  wieder  eine 
lebensunfähige  Frühgeburt  folgen  u.  Ae. 

Die  P’rage,  ob  dio  Vererbung  der  Syphilis  eine  unbe- 


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604 


OftTH.  Tod  auch  ausgedehnten  schweren  Verbrennungen. 


dingte  sei,  bejaht  K.  gestützt  auf  seine  Erfahrung,  dass  in  119  sy- 
philitischen Ehen  und  330  syphilitischen  Einzelgeburten  von  ihm  nie 
die  Geburt  eines  gesunden  Kindes  zwischen  die  Gehurten  schwer 
afficirter  Früchte  hineinfallend  beobachtet  wurde.  Wenn  hierbei  die 
Ursache  der  Vererbung  häufiger  auf  der  Seite  des  Vaters,  als  auf 
derjenigen  der  Mutter  zu  suchen  ist,  so  hat  dies  keine  physiologi- 
schen, sondern  nur  sociale  Gründe,  indem  der  Manu  ungleich  häutiger 
mit  vererbuugslähiger  Syphilis  iu  die  Ehe  tritt,  als  die  Frau.  Ebenso 
ist  die  Dauer  der  Vererbungsfähigkeit  für  beide  Geschlechter  gleich 
gross;  denn  die  anscheinend  längere  Dauer  derselben  beim  Weib  ist 
ebenfalls  nur  durch  sociale  Verhältnisse  bedingt,  indem  der  Mann 
gewöhnlich  erst  mehrere  Jahre  nach  der  Infeetion  eine  Ehe  eingebt. 

Von  den  Krankheiten,  welche  bei  Kindern  (früher)  syphilitischer 
Eltern  zuweilen  beobachtet  und  mit  der  elterlichen  Lues  in  einen  ge- 
wissen (nicht  aber  direct  erblichen)  Zusammenhang  gebracht  werden 
können,  wie  Scrophulose,  Phthise  und  Khachitis,  bat  Vf.  die  letztere 
unverhältnissmässig  häufig  bei  hereditär  syphilitischen  Kindern  beob- 
achtet und  er  vermuthet  daher,  dass  der  rhaehitisehe  Process  im 
Knochen  durch  ursprünglich  specifische  Vorgänge  angeregt  werde. 
Trotzdem  dürfe  aber  die  Rbachitis  keineswegs  als  eine  andere  Form 
der  Vererbung  der  Syphilis  angesehen  werden,  welche  letztere  viel- 
mehr immer  nur  die  höchst  charakteristischen  Symptome  der  Lues 
hereditaria  herVorbringen  könne. 

Im  Verlaufe  der  Abhandlung  hat  Vf.  gestützt  auf  die  entwickel- 
ten Vererbungsverhältnisse  der  Lues  auch  eine  Theorie  von  der 
Natur  des  syphilitischen  Giftes  entwickelt.  Es  soll  dasselbe 
ein  fixes,  stets  an  morphotische  Elemente  des  Organismus  gebundenes 
Ccntagium  darstellen  bezüglich  des  näheren  Details  muss  indessen 
auf  das  Original  Ö.  72 — 77  verwiesen  werden.  Leubo  (Erlangen). 

Ponflck,  lieber  den  Tod  nach  ausgedehnten  schweren  Verbren- 
nungen. Berliner  klin.  Wochenschr.  1876.  No.  17. 

im  Anschluss  an  2 Fälle  bespricht  P.  die  durch  ausgedehnte 
Verbrennungen  hervorgerufenen  anatomischen  Veränderungen  der  in- 
neren Organe,  von  welchen  vorzugsweise  der  Verdauungskanal  und 
die  Nieren  von  Wichtigkeit  sind.  Das  Auftreten  von  Duodeualge- 
schwüren  nach  Verbrennungen  ist  bekannt  Vf.  fand  nun  iD  seinem 
ersten  Falle  (Tod  nach  18  Stdn.)  eine  acute,  den  Magen  und  Darm 
gleicbuiässig  betheiiigende  Entzündung,  die  mit  einer  höchst  auffäl- 
ligen Hyperplasie  der  folliculären  Apparate,  von  denen  die  vergrös- 
serten  miiehweissen  PEYEHseheu  Haufen  eine  markige  Beschaffenheit 
hatten,  die  solitären  Follikel  vielfach  Linsengrösse  erreichten,  ver- 
bunden war  und  die  im  Magen,  dem  Duodenum  und  dem  ganzen 
Verlaufe  des  Colon  einen  hämorrhagischen  Charakter  angenommen 
hatte,  ln  der  Magen-  und  Duodenalschleimhaut  fanden  sich  kleine 


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1 ><■' 


Körn.  Lavkrak. 


605 


sog.  hämorrhagische  Erosionen,  weiter  abwärts  im  Dünndarm  starke 
Füllung  der  Gefässe,  iin  Co  ec  um  und  Colon  sehr  starke  allgemeine 
Schwellung  und  Röthung,  welche  letzt"re  besonders  lebhaft  auf  der 
Höhe  der  Falten  war,  wo  sie  mehrfach  einen  hämorrhagischen  Cha- 
rakter annahn).  Vf.  leitet  aus  diesem  Befunde  in  Berücksichtigung 
ariderer  Beobachtungen  die  Meinung  ab,  dass  die  durch  Verbrennung 
entstandenen  Duodenalgeschwüre  hämorrhagische  seien  und  dass  offen- 
bar in  Folge  der  Verbrennung  im  ganzen  Verlaufe  des  Verdauungs- 
tractus  blutige  Anschoppungen  und  entsprechende  Geschwüre  auf- 
treten  können,  dass  das  Duodenum  nur  eine  bevorzugte  Localität  zu 
sein  scheine.  — In  dem  zweiten  Falle  (Tod  nach  18  Stdn.)  fand  sich 
neben  allgemeiner  Blutfülle  der  Brust-  und  Bauchorgane  eine  beson- 
ders starke  Füllung  der  Nierengefässe,  eine  theilweise  Verfettung  der 
Epithelien  der  gewundenen  Harnkanälchen,  von  denen  einzelne  mit 
hyalinen  Cylindern  ausgefüllt  waren.  Diese  fanden  sich  auch  in  sehr 
grosser  Menge  in  dem  Harn,  welcher  sich  ausserdem  bei  saurer  Re- 
action  durch  einen  eigentümlichen  intensiven  Geruch  auszeiebnete. 
Es  genügen  also  schon  18  Stunden,  um  eine  Verbrennungsnephritis 
mit  ganz  acuter  Exsudation  in  d.cs  Lumen  der  Harnkanälchen  zu  er- 
zeugen — ein  Befund  , der  jedenfalls  für  die  Beurteilung  der  Sym- 
ptome während  des  Lebens  von  Wichtigkeit  ist.  Ortb. 


A.  Kühn.  Znr  Aetiologie  des  Abdominaltyphus.  Beobachtungen 

und  Studien.  Deutsch.  Arch.  f.  kliu.  Med.  XVII.  S.  221. 

Unter  den  mitgetti eil ten  Fällen,  die  zuBiimmeo  eine  kleine  Hziifepidemie  bilden 
befand  Bich  eine  Schwangere,  die  am  6 Krankheitstage  niederkain.  Das  vollkommen, 
auBgetragvne  Kind  war  ganz  wohl  und  zeigte  normale  Temperatur,  während  die 
Mutter  40°  C und  darüber  hatte.  Ueberhaupt  war  die  Geburt  auf  den  Verlauf  de« 
sehr  schweren  Typhus,  dem  die  Mutter  auch  erlag  kaum  von  Einflugs,  während  das 
Kind,  das  noch  dazu  in  den  er*ten  Tagen  von  der  Mutter  mehrmals  angelegt  worden 
war,  völlig  gesund  blieb  und  sich  gut  entwickelt  hat.  Die  Darlegungen  des  Vf. 
bezüglich  der  Aetiologie  des  Typhus  sind  zum  Referat  nicht  geeignet. 

Schiffer. 

A.  La  voran.  Observation  de  myllite  centrale  snbaigne  compli- 
qu6e  de  n<Sphrocystite  et  d’infection  purulente.  — Remarques 
sur  les  paraplögles  dites  reflexes.  Areb.  de  Puysioi.  etc.  1875  s.  866. 

Nach  ausführlicher  Mittheilung  eines,  einen  40jährigen  Mann  betreffenden 
Kalles,  bei  dem  die  Symptome  eines  Blasenleidens  lauge  scheinbar  die  allein  vor- 
handenen waren  und  die  Erscheinungen  von  Seiten  des  motoriacbeo  Apparates  fast 
gans  zurücktraten,  der  aber  schliesslich  mit  dem  Tode  endete  nud  eine  stark  aus- 
geprägte Myelitis  des  Deraolumbaltheils  des  Marks  soigte,  kommt  Vf.  tu  dem  Schluss, 
dass  die  vou  den  Autoren  als  Reflexlähmungen  anfgefassten  Kälte  meist  wahre  anato- 
misch nachweisbare  Rückenmarksaffectionen  gewesen  wäreu  Die  vom  Harnapparat  aus- 
gehenden Erscheinungen  können  bis  zum  Tode  bin  das  Interesse  so  in  Anspruch 
nehmen,  dass  uuVullkomtnne  Lähmungen  leicht  übersehen  and  aurh  später  ohne 
genaue  anatomische,  namentlich  mikroscopische  Untersuchung  mit  scheiubarem  Recht 
geleugnet  werden  könnten.  Bernhardt. 


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606 


Küsti.iw.  Sqcibk.  Mohtom. 


0.  Eöstlin.  Beschreibung  eines  grossen,  durch  den  Darmkanal 
abgegangenen  Cholestearinsteines.  Württemberg.  med.Corr.-Bi.  i876No  6. 

Unter  den  Erscheinungen  eines  Heu«,  wobei  mau  recht«  vom  Nabel  einen 
rundlichen  Körper  durch  die  Bauchdeckeu  fühlen  konnte,  ging  einer  ca.  50  Jahr 
alten  Krau  durch  den  Mastdarm  ein  Stein  ab,  deinen  grösste  Lauge  52  Mm.,  dessen 
grösste  Breite  32  Mm.  betrug,  worauf  in  wenigen  'l  agen  Reconvaleeceriz  eintrat. 
Der  Stein,  19,4  Urin,  schwer,  bestand  zu  94  pCt.  aus  Cholestearin,  zu  6 pCt.  aus 
Gallenpigment,  Pü6,  CaO  und  MgO.  — Verfasser  Hisst  es  unentschieden,  ob  der 
8teiu  während  de-*  Anfalles  auf  dem  gewöhnlichen  Wege,  durch  den  Ductus  cysticus 
und  choledocbus,  oder  auf  dem  Wege  einer  anormalen  Cominunicatiou  aus  der  Gallen- 
blase in  das  Duodenum  übergetreten  sei  uud  hier  die  Erscheinungen  der  Darmver- 
schiiessungeu  hervorgerufeu  habe.  Eine  dritte  Möglichkeit  sei  noch  die,  dass  mehrere 
einzelne  Gallensteine  uacb  uud  nach  die  Gallenblase  verliessen,  im  Darm,  vielleicht 
in  eiuem  Divertikel,  liegeu  blieben  und  allmalig  durch  weitere  Ablagerungen  von 
Cholestearin  zu  einem  Coucremente  zusammen  wuchsen.  Hierfür  dürfte  vielleicht 
der  Umstand  sprechen,  dass  der  Stein  auf  dem  Durchschnitt  nicht  einen  einzelnen 
sondern  zwei,  sogar  drei  hintereinander  liegende  Kerne  zeigte.  — (Bei  eiuem  völlig 
gesunden,  etwas  corpuieuteu  Manne  von  43  Jahren  beobachtete  Kef.  den  Abgang 
eines  57  Mm.  laugen  nud  38  Mm.  breiten,  im  tr  ockene  u Zustande  20  Grm.  schwe- 
ren wurstförmigeu  Cholesterinsteines,  welcher  keine  anderen  Beschwerden,  als  zeit- 
weiligen Tuuesmus  wahrend  zweier  Tage  verursacht  hatte.)  L.  Hoseutbal. 

B.  Squire.  Treatment  of  chronic  eczema  by  giycerole  of  suba- 
cetate  of  lead.  Med.  Time»  1876  Nr.  1343-1344 

Vf.  wendet  im  nässenden  Stadium  des  chronischen  Ec/em‘s  eine  Mischung  von 
Glycerin  mit  Plumbum  subaceticum  erfolgreich  an  uud  zieht  es  der  in  Englaud 
üblichen  WiLsoa’scbeu  und  der  in  Deutschland  augeweudeteu  IlEBHA'scheu  Salbe 
vor.  Man  nimmt  Plumbum  aceticum  5,  Htbargyrum  3i  Glyceriu  20  und  lässt  dieses 
eine  halbe  Stunde  in  einem  kochendeu  Glycerinbade  unter  stetem  Kuhreu.  Dann 
wird  in  einer  gebeizten  Kammer  filtrirt.  Es  bildet  sich  eine  ganz  klare  Flüssigkeit, 
von  welcher  man  im  Allgemeinen  eineu  Tbeil  mit  acht  Tbeilen  Glycerin  verdünnen 
lässt,  um  allmälig  mit  der  Couceutratiou  zu  steigern  Vor  jeder  ueueu  Anwendung 
wird  die  Haut  mit  einem  weichen  Schwamm  uud  Scifeuw&sser  gewaschen. 

O.  Mmon. 

Th.  G.  Morton,  A pecnliar  and  painful  affection  of  the  fonrth 
metatarso  • phalangeal  articnlation.  Amer.  Journ.  of  med.  sc.  CXLI. 
1876.  S.  37. 

M.  beobachtete  15  Mal  eine  eigentümliche  uud  bisher  nicht  beschriebene 
Neurose  im  Melatarso  Phalaugeal-Üeleiike  der  4.  Zehe  und  zwar  13  Mal  bei  Krauen, 
2 Mal  bei  Mäuueru-  ln  unmittelbarem  Anschluss  au  ein  Trauma  (8  Mal)  oder  in 
Folge  des  Druckes  der  Knssbekleidnug  (4  Mal),  zuweilen  auch  ohne  jede  nachweis- 
bare Ursache  entwickelten  sich  im  genanuteu  Gelenk  heftige,  unregelmässig  aufire- 
teude  Schmerzanfälle,  durch  welche  die  Kranken  aufs  äusserste  gequält  wurden. 
Die  Resectiou  des  Gelen  ts  führte  in  mehreren  Fällen  zur  vollständigen  Heilung.  — - 
M.  erklärt  das  sonderbare  Leideu  aus  den  anatomischen  Verhältnissen  des  Fusses. 
Die  Kopte  der  3 ersten  Metatarsalknocben  stehen  ungefähr  in  einer  Ebene,  der  4. 
Metatarsus  i t etwas  kürzer,  noch  viel  mehr  der  5 , so  dass  sein  Kopf  etwa  dem 
Halse  des  4.  entspricht.  Dabei  sind  die  beiden  letztgeuaunteu  Knochen  beweglich 
und  kauu  zumal  der  5.  Metatarsus  bei  seitlichem  Druck  fast  völlig  unter  den  Hals 
des  4.  gesebobeu  werden.  Hier  verlaufen  aber  die  EndUste  des  äussereu  Plantar- 
nerven,  welche  dabei  leicht  gedrückt  uud  gequetscht  werden  können.  Diese  Er- 
klärung wird  unterstützt  durch  den  Umstaud , dass  die  Patienten  alle  den  besseren 


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Stbfaiii.  Hirschbkrg.  Hipprl.  Mrykr.  Kai.trnbach. 


607 


Stünden  angehurten,  welche  häufig  so  enges  Schnhwerk  tragen,  dass  schon  dadurch 
die  falsche  Stellung  des  5.  Metatarsus  erzeugt  wird.  — ln  frischen  traumatischen 
Fällen  empfiehlt  Vf.  locale  Hlutentziehungou  und  lange  Bube,  in  veralteten  Fällen 
die  Gelenkresection.  E.  Küster. 

A.  Stefan  i,  Sulla  eccitazione  del  nervo  vago.  i.0  Sperimental.  i87G. 
S.  A.  7 Sin. 

St,  hat  die  elektrischen  Erscheinungen  untersucht,  die  bei  der  Reizung  des 
N.  vagus  (von  Hunden  nud  Kaninchen)  anftreten  und  hat  gefunden,  dass  im  N.  vagus 
der  Zustand  der  Erregung  nicht  von  einer  negativen  sondern  von  einer  positiven 
Schwankung  des  Ne  rveostromes  begleitet  wird.  Die  Untersuchung  wurde  mit 
utipolariftirbaren  Elektroden  aber,  wie  es  scheint,  an  einem  nicht  sehr  empfindlichen 
Galvanometer  angestellt.  (Vgl.  übrigens  M.  8chifp,  Lehrb.  der  Physiologie.  Ref.) 

_____________  Boll  (Rom). 

J.  Hirschberg,  Eine  Beobachtungsreihe  zur  empiristischen  Theo- 
rie des  Sehens,  v.  Gh.*™’«  Arch.  xxi.  1.  s 23. 

A.  v.  Hippel,  Beobachtungen  an  einem  mit  doppelseitigem  Ca- 
taract  geborenen,  erfolgreich  operirten  Kinde,  d«  2.  s.  101. 

Bei  beiden  Beobachtungen  bandelto  es  sich  um  angeborene  beiderseitige  Cata- 
racte,  in  dem  erstereu  Falle  um  ein  7jähriges,  in  dem  zweiten  Falle  um  ein  4jährige« 
Individuum.  In  ausführlicher  Weise  werden  die  Gesichtswahruehmungen  der  Be- 
treffenden nach  der  Operation  geschildert,  und  besonders  in  dem  Falle  vou  Hiksch- 
bkko  als  werthvoller  Beleg  für  die  empiristisclie  Theorie  angesehen 

Michel  (Krlangen). 

Lotli.  Meyer,  Zur  schlafmachenden  Wirkung  des  Matrum  lacticum. 

Vikciiow’s  Arch.  LXV1.  S.  120. 

Subcutaiie  Einspritzungen  vou  0,6  Grm.  milche.  Natrons  1—2  Mal  unter  die 
Haut  brachten  bei  Kranken,  die  mehr  oder  weniger  an  Morphium  gewöhnt  waren, 
keinen  Schlaf  hervor,  dagegen  oft  heftige  Schmerzen  an  der  Einspritzungsstelle. 
Bei  iuuerlicher  Anwendung  von  10  — 16  Grm.  und  noch  grössereu  Mengen  bis  zu 
50  Grm.  in  24  Stauden  trat  bei  Vielen  Schlaf  ein,  so  dass  sie  das  Morphium  theils 
gar  nicht,  theils  in  geringeu  Mengen  daneben  brauchten.  Leichte  Verdauungsstö- 
rungen traten  öfters  ein,  ebenso  wie  bei  Anwendung  reiuer  Milchsäure,  welche  im 
Uebrigen  ganz  ähnlich  wirkte.  Senator. 


K.  Kaltenbach,  I)i recte r Verschluss  einer  Blasencervicaliistel. 

Herl.  kliu.  Wochenscbrtt.  1876.  No.  6. 

Die  Fistel  war  entstanden  bei  einer  llpara,  welche  in  Folge  ungünstiger  Ein- 
stellung des  grossen  Kopfes  3 Tage  lang  gekreist  hatte.  Das  Harnträutelo  trat  erst 
nach  14  Tagen  auf.  Nachdem  der  Abgang  von  Harn  aus  dem  Orif.  uteri  direct  be- 
obachtet, und  durch  Milchiujectiou  in  die  Blase  bewiesen  war,  dass  die  Fistel  aus 
dem  Cervix  nicht  etwa  iu  einen  Ureter  führte,  sondern  direct  in  die  Blase,  wurde 
der  Cervix  nach  beiden  Seiten  gespalten,  und  dadurch  die  3 Cm.  über  dem  uutern 
Rande  der  vordem  Lippe  befindliche  liuseugrosse  Oeffuung  dem  Auge  zugänglich 
gemacht  Bei  der  Operation  liess  sich  das  Operationsfeld  bis  in  das  untere  Drit- 
tbeil  der  Scheide  lierabziehen.  Die  Anfrischung  wurde  bewirkt  durch  Excision  eines 
vollstäudigeo,  die  ganze  Wand  des  Cervix  durchgreifenden  Keils,  die  Oeffnung  dann 
durch  7 Drathnäbte  mit  allerdings  grosser  Mühe  geschlossen.  Entfernt  wurden 
letztere  am  10v  16.  uud  18.  Tage.  Die  vollständige  Heilung  beweist,  dass  es  auch 
bei  diesen  hocbliegeudcu  Fisteln  möglich  ist,  den  Scbeideuverschluss  mit  seinen  un- 
angenehmen Folgen  zu  vermeiden.  v.  llaselberg. 


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608 


Sarderior.  0r£.  ▼.  Harre».  Apolart. 


Bourdon  Sanderson,  On  gelseminnm  sempervirens.  Lmoet  1876. 

I.  No  14. 

Diene  vorläufige  Mittheilung  beschäftigt  sich  mit  dem  Einfluss  den  Qelsemin- 
extracts  auf  die  Respiration.  Die  Bewegungen  den  Zwerchfells  wurden  durch  ein 
dem  Rosknthai.’ sehen  Phrenographen  ganz  ähnlichen  Instrument  aufgezeichnet. 
Wenige  Minuten  nach  Injection  einer  tödtlirhen  Dosis  in  die  Venen  (6  Tropfen  beim 
Kaninchen)  nimmt  die  Tiefe  der  Respiration  tu.  Dienen  Erregungsstadi'ira  dauert 
jedoch  nur  kurte  Zeit  und  es  folgt  Abnahme  in  der  Frequent  und  der  Tiefe  der 
Athmung.  Im  Allgemeinen  schreitet  die  Abnahme  allmählich  immer  weiter  vor,  nur 
tritt  inzwischen  ein  8tadinm  ein,  wo  die  Contraction  des  Zwerchfells  nicht  in  einem 
Zuge,  sondern  in  zwei  durch  eine  Ruhepause  getrennten  Absätzen  statlfindet.  Vf- 
meint,  dass  die  erste  Bewegung  des  Zwerchfells  als  automatische,  die  aweite  als 
spastische,  wegen  der  gesteigerten  Venoaitüt  des  Bluts  aufxufassen  sei.  Kor*  vor 
dem  Tode  schwindet  dies  Phänomen  und  gewöhnlich  erfolgt  nach  einigen  seltenen, 
kleinen  Athemtügen  Stillstand  der  Respiration,  offenbar  durch  centrale  Lähmung,  da 
Muskeln  und  peripherische  Nerven  noch  erregbar  sind.  Schiffer. 

Orö,  De  l’iufluence  des  arides  snr  la  coagulation  du  sang. 

Corap*.  rend.  LXXX1  8 833. 

O.  giebt  an,  dass  man  Hunden  grössere  Mengen  Säuren  und  Alkohol  ohne 
Schaden  in  die  Venen  einspritsen  kann:  es  treten  dab«  i nur  vorübergehende  Atbem- 
beschworden  auf,  aber  keine  Coagulation.  Die  eiugespritzteu  Süuremengeu  waren: 
20  — 26  Orm.  Essig  n.it  Wasser  verdünnt,  45  Grm.  Schwefelsäure  von  4,2  pCt, 
100  Grm.  Phospborsäure  von  6 pCt.,  120  Grm.  Salpetersäure  von  3,4  pCt. , Salt- 
säure  in  derselben  Menge.  Alkohol  vertrug  das  Thier  76  Oc.  einer  Mischung  von 
22  Alkohol  nnd  78  Wasser.  Vf.  ist  der  Ansicht,  dass  sich  dadarch  der  Therapie 
eine  weite  Aussicht  für  die  nur  tu  Säuren  oder  Alkohol  löslicheu  Substanzen  eröffnet 
namentlich  bei  Vergiftungen.  B.  Salkowski. 


y.  Hasner,  Sechs  Fälle  von  Anophthalmus  congenitus.  Prager 

Vierte Ijschr.  1876,  CXXX,  p.  56. 

Die  6 Falle  werden  kurt  aufgeführt,  es  lag  in  keinem  derselben  eine  Erer- 
bung vou  Vater  oder  Mutter  vor.  Obgleich  sieb  der  Vf.  nicht  für  eine  bestimmte 
ätiologische  Erklärung  entscheidet,  ist  er  doch  geneigt  in  der  herabgesetzten  Zeu- 
gungtfähigkeit  der  Eltern  eine  Prädisposition  für  die  vorliegende  Anomalie  zu  sebeu. 
Io  zwei  Fällen  litten  unter  zahlreichen  K indem  immer  das  späteste,  in  einem  das 
sechste,  in  dem  andern  das  neunte  an  Anophthalmus.  Boi  einem  dritten  war  der 
Vater  ein  physisch  und  geistig  decrepides  Individuum.  Sämmtlicbe  mit  Auopbtbalmus 
behaftete  Personen  waren  Übrigens  wohlgebildet.  Qrawit*. 


Apolant,  Leber  Entfernung  fremder  Körper  aus  der  Nase. 

Deutsche  Ztschr.  f.  prakt.  Med.  1876  No.  20. 

A.  empfiehlt  auf  eine  Beobachtung  und  zwei  Experimeute  gestützt  die  Auweo 
düng  der  Nasendoucbe  zur  Entfernung  fremder  Körper  aus  der  Nase.  Die  Olive 
wird  in  das  Nasenloch  der  uicbt  befalleneu  Seite  eingefübrt  (cf.  des  Ref.  Arbeit 
über  die  Krankheiten  der  Nase,  Zikushbn's  Haudb.  IV.  p.  164).  Als  Douche  be- 
nutzt A.  eine  Spritze  aus  Kautschuk  mit  compressiblem  Mittelstück.  fi.  Frankel. 


Einsendungen  für  «Ins  Üentralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator 

Berlin.  (N.)  Krausnlckatrasee  84,  und  Professor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Beischiass)  an 
die  Verlagshandlnog,  Berlin  (N.-W.),  unter  den  Linden  68,  adresslren. 


Verlag  von  August  Hlrsebwald  In  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  ln  Berlin. 


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Dii 


Wöchentlich  erscheinen 
1 — > Bogen  ; sm  Schinase 
de«  Jahrgang!  Titel,  Na- 
men- and  Sachregister. 


Centralblatt 

flir  die 


l'rels  de«  jahrgaugei 
20  Mark;  an  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen and  Poatanatnlten. 


nedirinischen  Wissenschaften. 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  d Dr.  H.  Senator, 

Professor  ln  Erlangen.  Professor  ln  Berlin. 


1876,  96.  August.  No.  35. 


Inhalt  i 'f  Schiri  kw,  Einfluss  des  Blutdrucks  auf  das  Her*  (Orig.- Mitth).  — 
Hirschbkrg,  Laryugoscopie  (Orig.-Mitth),  — 

Arnold,  Kittsubstanz  der  Eudothelien. — G r ü t b n kr,  ungeformte  Fermente. 
— Fi'BBHisQKH,  Lnngeuraycose.  — B ru  ns,  Blutgehalt  der  Extremitäteu.  — Po  sch, 
Sehschärfe  und  Beleuchtung.  — Führy-8nkthlagk;  Pktbi;  Wassilkwsry,  Ei- 
weisskörper des  Harns.  — Rikgrl  und  F rank,  Einfluss  verdichteter  und  verdünnter 
Luft  auf  den  Puls.  — Vülpian,  Einfluss  der  Faradisation  bei  Anftsthesieen.  — 
Goltdammer,  Spioalapoplexie.  — Fürstnkr,  Cbloralvergiftung  und  Gliom  der 
Linsenkerne.  — Lkw  in,  Erythema  exsudativum.  — Kobknstibn,  Wirkung  der 
Adstriugentien  auf  die  Gefksse.  — 

Gl£nakd;  Gautikh,  Zur  Blutgerinnung. — Ebstein  und  Mülles,  Leber- 
ferment. — Willigk,  Schädel  difformittit.  — Scho  kn  bork,  Staphylorapbie.  — 
Fabkh,  Bau  der  Iris.  — Bosch,  Seltene  Humeru«luxatioueu.  — Knapp,  Carcinom 
der  Sebuerveuscbeide.  — Boochaud,  Verletzung  des  N.  u Inaris  — Hk  noch, 
Asthma  dyspepticum.  — 

Einladung  xur  Naturforscher-Versammlung.  — 


lieber  die  Abhängigkeit  des  Herzrhythm us  von  den  Blntdrnck- 

schwankungen. 

Von  Dr.  S.  Tschlriew  in  8t  Petersburg. 

lieber  die  unmittelbare  Einwirkung  des  Blutdruckes  auf  den 
Herzrhythmus  sind  die  Angaben  aller  früherer  Forscher  ziemlich  über- 
einstimmend — alle  fanden  bei  der  Blutdrucksteigerung,  nach  Tren- 
nung des  Herzens  vom  Centralnervensystem,  entweder  Beschleunigung 
des  Herzschlages,  oder  Verlangsamung  desselben,  seltener  unverän- 
derte Schlagzahl  des  Herzens.  Die  Deutung  dieser  Erscheinungen 
aber  zeigt  wenig  Uebereinstimmendes. 

In  der  letzten  Zeit  trifft  man  Untersuchungen  (Knold,  NäWROCKI), 
in  denen  selbst  der  thatsäebliche  Theil  früherer  Arbeiten  in  Abrede 
gestellt  wird. 

Die  deshalb  von  mir  wieder  aufgenommene  experimentelle  Prü- 
fung ergab  eine  Bestätigung  der  voh  früheren  Forschern  (LudwiQ, 
Thiry,  Bezold,  E.  und  M.  Oyon)  ermittelten  Thatsachen.  Es  ist 
mir  ferner  gelungen,  einige  neue  Erscheinungen  zu  ermitteln,  und 
zwar:  eine  sehr  bedeutende  und  plötzliche  Verlangsamung  des  Herz- 
schlages bei  der  ßlutdrucksteigerung,  sowohl  nach  der  blossen  Durch- 

XI V.  Jahrgang.  89 


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610 


Tscribiew,  Einfluss  des  Blutdrucks  auf  das  Hers. 


sclmeidung  mir  der  Halsnerven,  als  auch  nach  vollständiger  Tren- 
nung des  Herzens  vom  Centralnervensystem;  eine  nachfolgende, 
zuweilen  sehr  bedeutende  Pulsbeschleunigung  nach  der  Been- 
digung der  Blutdrucksteigerung  bei  dem  Aufhören  der  Bauchaorta- 
compression. 

Die  Schlüsse,  zu  denen  ich  auf  Grund  dieser  meinen  Unter- 
suchungen gelangt  bin,  sind  folgende:  1)  Bedeutende  und  rasche  ßlut- 
druckschwanknngen  können  sogar  den  Rhythmus  des  isolirten  Herzens 
verändern.  2)  Jede  beträchtliche  und  rasche  Bluidrucksteigerung  ist 
im  Stande,  sowohl  den  Hcrzhemmungsapparst,  als  auch  die  motori- 
schen Ganglien  des  Herzens  unmittelbar  zu  erregen,  indem  die  Schlag- 
zahl vermehrt  oder  vermindert  wird,  seltener  unverändert  bleibt. 
3)  Der  si  hliessliehe  Charakter  der  Aenderungen  des  Herzrhythmus 
während  der  Blutdrucksteigerung  hängt  von  der  gegenseitigen  Wir- 
kung beider  erwähnten  Erregungen  ab.  Denn  es  genügt  schon  eine 
schwache  Vagusreizung,  um  die  Äusserungen  einer  maximalen  des 
N.  accelerans  vollkommen  zu  unterdrücken  (BoWDITCH),  so  ist  leicht 
begreiflich,  warum  4)  in  denjenigen  Fallen,  wo  der  Herzhemmungs- 
apparat genügend  entwickelt  und  erregbar  ist,  die  Steigerung  des 
Blutdruckes  meistentheils  den  Herzrhythmus  verlangsamt,  wobei  die 
angehäufte  Erregung  der  motorischen  Ganglien  erst  nach  Beendigung 
der  Drucksteigerung  zum  Vorschein  kommt,  nämlich  als  nachfol- 
gende Beschleunigung.  Ist,  umgekehrt,  der  Hemmungsapparat 
schwach  entwickelt  und  durch  vorhergegangene  Erregungen  ermüdet 
worden,  dann  tritt  eine  zuweilen  sogar  sehr  beträchtliche  Pulsbe- 
schleunig'ing  schon  während  des  gesteigerten  Blutdrucks  ein.  5)  Je 
mehr  die  Beschleunigung  des  Herzschlages  schon  wahrend  der  Druek- 
steigerung  vorhanden  war,  desto  geringer  wird  die  nachfolgende  ac- 
celerirende  Wirkung,  und  umgekehrt.  6)  Das  Herz  empfängt  vom 
accelcratorischen  Nervensystem  aus  ebenfalls  eine  beständige  tonische 
Erregung.  Die  centralen  Endigungen  dieses  Systems  sind  im  Stande 
gleichfalls  durch  ßlutdrucksteigeruug,  nicht  aber  durch  Senkung  des- 
selben erregt  zu  werden.  7)  Im  normalen  Zustand  gesellt  sich  zu 
diesem  unmittelbaren  Einflüsse  noch  ein  mittelbarer:  durch  die  Nn, 
vagi  und  accelerantes.  8)  Kleine  Gabeu  von  Atropin  lähmen  die 
peripherischen  Endigungen  der  Nn.  vagi,  nicht  aber  den  Herzbem- 
mungsapparat  selbst.  9)  Der  Pulsus  bigeminus  ist  ein  einfach 
verlangsamter  Puls,  bei  dem  die  Herzkammer  sich  pcristaltisch  con- 
trahiit.  10)  Anakrotismus  des  Pulses,  wie  dies  zum  Beispiel  bei 
Iusufficienz  der  Aortenklappen  und  der  Arteriensclerose  der  Kall  ist, 
ist  der  Ausdruck  peristaltiscber  Herzcontractionen,  nicht  der  Elasti- 
citätsscbwankungen  der  Gefässwandung. 

Eine  ausführliche  Beschreibung  dieser  Versuche  wird  io  einer 
der  specieilen  physiologischen  Zeitschriften  erscheinen. 


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ft 


Hiksciibkko.  Laryugoscopie.  Ahnold,  Kiltsnbstauz  der  Endotbelien.  611 


Zur  Laryngoseopie. 

Von  J.  Hirschberg  in  Berlin. 

Um  das  gespiegelte  Bild  des  Kehlkopfs  in  seiner  natürlichen 
Lagerung  zu  erblicken,  betrachtet  man  dasselbe  durch  ein  recht- 
winklig gleichschenkliges  total  retiectirendes  Prisma  mit  nahezu  hori- 
zontaler Hypotenusenflaclie. 

Wrgrösserung  des  Kehlkopfbildes  haben  verschiedene  Forscher 
(Wkkthheim,  Türck,  Weil  u.  A.)  erzielt.  Will  man  ein  vt-rgrössertes 
Bild  dfR  Kehlkopfes  in  natürlicher  Lagerung  und  mit  weitem  Ge- 
sichtsfeld gewinnen,  so  kann  man  ein  für  kurze  Objectdistanz  (I2'1) 
eingerichtetes  kleines  astronomisches  Fernrohr  benutzen  (Übjectiv 
von  6,  Oeular  von  1“  Brennweite),  welches  hinter  dem  Objectiv  ein 
rechtwinklig  gleichschenkliges  Prisma  mit  vurticaler  (sagittaler)  Hypo- 
tenusenfiiiolie  enthält. 


J.  Arnold,  Ueber  die  fiittsubstanz  der  Endotbelien.  VlHCHOW’S 
Arrb.  LXVI.  8.  77. 

A.  beschreibt  einen  Apparat,  mittelst  dessen  man  im  Stande  ist 
in  einer  gegebenen  Zeit  eine  bestimmte  Menge  von  Flüssigkeit  zu 
infundiren.  Bei  Infusion  von  indigsch  wefelsaurem  Natron  in  das  Blut 
des  lebenden  Frosches  lagerte  sieb  dieser  Farbstoff  zwischen  den 
Enduthelzellcn  des  serösen  Ueberzuges  der  Bauchwand,  der  Lunge, 
der  Blase,  des  Darmes  sowie  zwischen  denjenigen  des  Mesenteriums, 
der  hintern  Ilornhautfläche  und  der  Lympbgefässe  in  Form  von  blauen 
zackigen  Linien  ab,  welche  netzförmig  sieh  verbindend,  helle  Felder 
urasäumen  in  denen  die  nicht,  oder  nur  schwach  gefärbten  Endothel- 
zellen  gelegen  sind.  An  den  Blutgefässen  ist  die  Endothelzeichnung 
meistens  keine  so  ausgedehnte.  Die  Entstehung  der  Zeichnungen 
zwischen  den  Endothelzellen  ist  weder  auf  eine  Function  der  Zellen, 
noch  auf  eine  Imbibition  der  zwischen  den  Zellen  befindlichen  Theile 
zurüekziiführen.  Es  handelt  sich  vielmehr  um  eine  einfache  Ansamm- 
lung des  Farbstoffes  zwischen  den  Zellen.  Wurde  der  Farbstoff  nicht 
wie  bei  dem  indigschwefelsaurem  Natron  als  solcher  cingeführt,  son- 
dern erst  innerhalb  der  Gewebe  gebildet,  indem  das  eine  Salz  in 
das  Blut  des  lebenden  Thieres  gebracht  war,  das  andere  Salz  aber 
durch  Irrigation  des  zu  untersuchenden  Theiles  fortwährend  neu  hin- 
zukam, so  fand  sich  auch  jetzt  der  Farbstoff  hauptsächlich  zwischen 
den  Endothelzellen  abgelagert.  Bei  den  Infusionen  von  Tuschemi- 
sebungen  in  das  Blut  dringen  die  Körner  derselben  an  der  Stelle 
zwischen  den  Endotbelzellen  durch  die  Gefässwände  und  bewirken 
so  Zeichnungen  des  Endothels  und  Füllungen  des  Saftkanalsystemes. 
Aus  allen  diesen  Versuchen  ergiebt  sich,  dass  die  in  das  Blut  infun- 
dirten  körnigen  Farbstoffe  zwischen  den  Endothelzellen  auftreten  und 
dass  auf  diese  Weise  nicht  nur  Kittleistenzeichnungen  an  diesen,  son- 
• • 89* 


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612 


GnftTZNBa,  UDgeformte  Fermente. 


dem  auch  Füllungen  des  Saftkaualsystemes  der  perivaseulären  Scheiden 
und  des  angrenzenden  Bindegewebes  zu  Stande  kommen.  A.  glaubt, 
dass  die  Verbindung  der  Endothelzellen  eiue  lose  und  der  schmale 
Baum  zwischen  ihnen  mit  einer  flüssigen  oder  höchstens  zähweichen 
Substanz  gefüllt  ist,  welche  den  Durchtritt  körniger  und  gelöster 
Farbstoffe  ermöglicht,  da<s  aber  die  Erscheinung  der  zwischen  den 
Zellen  gelegenen  Häunie  nach  den  Spannung*-  und  Diffusionsverhält- 
nissen  der  endothelialen  Membranen  wechselt,  die  Lagerung  der  En- 
dothelzellen  zu  einander  somit  eine  veränderliche  ist.  Die  Stigmata 
sind  eigentlich  nichts  anderes  als  stellenweise  Verbreiterungen  der 
die  Zwischenräume  zwischen  den  Endothelzellen  ausfallenden  flüssigen 
oder  zähweichen  Substanz.  Loevre. 


P.  Grützner,  Notizen  über  ungeformte  Fermente  im  Säugethier- 
Organismus.  Pri.t)o«R’«  Arcb.  XU.  S.  286. 

i.  Die  Speicheldrüsen  dos  Hundes  bilden  nach  Vf.  kein  sachari- 
ficirendes  Ferment.  Man  erhalt  zwar  bei  längerer  Digestion  des  ge- 
mischten Speichels  oder  des  Glyceriuauszuges  der  Drüsen  mit  Stärke- 
kleister Zuckerreaction;  solche  Spuren  eines  diastatischen  Fermentes 
finden  sich  indessen  in  fast  allen  Theilen  des  Körpers.  Die  Speichel- 
drüsen des  Menschen  und  des  Pßauzcnfressers  enthalten  dagegen  un- 
zweifelhaft ein  diastatisches  Ferment;  beim  Kaninchen  ist  die  Parolis 
weit  reicher  an  Ferment,  wie  die  Submaxillardrüae. 

II.  Die  Bedeutung  der  ßKUNNtitt’scben  Drüsen  des  Darms  ist 
lange  zweifelhaft  gewesen.  Vf.  fiudet  die  Zellen  derselben  von  denen 
der  Pylorusdrüseu  mikroskopisch  nicht  verschieden:  in  der  That  er- 
hält man  auch  durch  Extraction  mit  Glycerin  oder  Salzsäure  von 
0,1  pCt.  pepsinhaltige  Auszüge  aus  ihnen  und  zwar  sind  dieselben 
reieher  an  Pepsin,  wenn  die  Zellen  hell  und  gross,  als  wenn  sie  trüb 
aussehen.  Ob  das  von  den  BEtUNNKK’schen  Drüsen  secemirtc  Ferment 
während  des  Lebens  zur  Wirkung  gelangt,  ist  bei  der  alkalischen 
Reaction  im  Darm  allerdings  zweifelhaft.  — Diastatisches  Ferment 
ist  in  den  BuUNNEtt’scben  Drüsen  nicht  nachweisbar. 

III.  Der  Oehalt  des  Paukreas  an  diaslatiscbem  Ferment  wech- 
selt nach  der  Zeit,  die  seit  der  letzten  Fütterung  verstrichen  ist. 
Er  ist  am  geringsten  6 Stunden  nach  der  Nahrungsaufnahme,  am 
grössten  14  Stunden  nach  derselben.  Der  Oehalt  an  Ferment  wurde 
durch  die  Einwirkung  des  Glycerinextractos  (10  Ürm.  frisches  Pan- 
kreas und  100  Orm.  Glyceriu)  auf  Stärkekleister  festgesiellt  uacb 
Analogie  der  GHÜ.NQAGfctN'schen  Methode  zur  Ermittelung  des  Pepsin- 
gehaltes. Der  Starkekleister  befand  sich  auf  Filtern  und  wurde  mit 
derselben  Menge  Glycerinextract  (0,3  Grm.)  übergossen;  die  Quan- 
tität des  in  einer  bestimmten  Zeiteinheit  gelieferten  Filtrates  lieferte 
den  Maassstab  für  die  Wirksamkeit  des  Extractes.  Die  ersten  bei 
der  Einwirkung  des  diastatischen  Fermentes  gelieferten  Filtrate  waren 


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FFrbrisqrs,  Langenisycoiie. 


613 


reich  an  Erythrodextrin  (BrÜCke’s),  arm  an  Zucker,  die  späteren  ent- 
hielten mehr  Zucker.  Weitere  Versuche  führten  zu  dem  allgemeinen 
Resultat,  dass  die  Producte  verschieden  sind,  je  nach  der  Intensität 
der  Fermentwirkung.  Je  kleiner  die  Menge  des  Fermentes  und  je 
kürzer  seine  Wirkung,  desto  mehr  prävaiirt  das  Dextrin,  im  andern 
Fall  der  Zucker.  Dasselbe  ergab  sich  für  das  Pepsin.  Bei  kleinen 
Fermentmengen,  kurzer  Einwirkung  etc.  bildet  sich  vorwiegend  Syn- 
tonin,  im  andern  Falle  Pepton.  Kohlcnsaures  Natron  hemmt  schon 
in  einer  Concentration  von  0,5  — 1 pCt.  die  Pepsinwirkung.  In  bei- 
den Fällen  entstehen  wiederum  vorwiegend  die  Zwischenproducte: 
Dextrin  und  Syntonin  (Parapepton).  (Vgl.  übrigens  Fintler,  Cbl. 
No.  21).  Diese  Beobachtungen,  sowie  zahlreiche  ältere  weisen  dar- 
auf hin,  dass  die  ungeformten  Fermente  während  der  Thätigkeit  ver- 
braucht, zerstört  werden.  — Das  fettspaltende  Pankreasferment  bot 
der  Untersuchung  grössere  Schwierigkeiten.  — Zunächst  zeigte  es 
sich,  dass  dasselbe  sehr  vergänglicher  Natur  ist.  Die  Glycerinauszüge 
des  Pankreas  werden  allmälig  sauer  und  sowie  dieses  Stadium  ein- 
tritt  ist  die  fettspaltende  Wirkung  aufgehoben.  G.  verwendete  daher 
später  zur  Extraction  ein  schwach  alkalisches  Glycerin.  Die  Drüse 
zeigte  sich  6 Stunden  nach  reichlicher  Fütterung  am  ärmsten  an  Fett- 
ferment; der  Gehalt  stieg  bis  zur  40.  Stunde.  Das  fettspaltende  Fer- 
ment wirkt  nur  in  alkalischer  oder  neutraler  Lösung.  Auch  die 
Speicheldrüsen  geben  weit  wirksamere  Extracte,  wenn  sie  einige  Zeit 
an  der  Luft  gelegen  haben,  als  wenn  man  sie  ganz  frisch  verarbeitet. 
Analoge  Beobachtungen  liegen  für  das  Pankreas  von  LlVKRsiDGK  vor 
(und  Heidknhain),  für  die  Leber  von  v.  Wittich,  Ebstein  und  Müller, 
für  das  Labferment  von  Hammarsten.  e.  8»ikow»ki. 


Fürbringer,  Beobachtangen  über  Lungenmycose  beim  Menschen. 

Vjrchow's  Arcb.  LXVI.  8.  830. 

Bei  drei  in  kurzen  Zwischenräumen  einander  folgenden  Fällen 
fand  F.  in  gangränösen  Herden  der  Lungen  überaus  reichliche  Ent- 
wicklung von  Fadenpilzen.  Der  erste,  schon  (p.  285)  refcrirte  Fall 
von  Oxalurie  und  Oxaloptyse  bei  Diabetes  mellitus  bot  eine  sehr 
üppige  Wucherung  eines  der  Gruppe  der  höhere’:  Pilze  angehören- 
den  Parasiten,  des  Aspergillus  niger  dar.  Die  Hyphen  dieses  Pilzes 
waren  in  dichtester  Verflechtung  bis  tief  in  das  Lungengewebe  ein- 
gedrungen, so  dass  sie  als  dicke  Wandschicht  die  central  gelegene 
Gangränhöhle  umgaben.  Die  Quertheilungen  der  Fäden  und  die 
einzelligen  Fruchtträger  mit  ihren  sterigraenbesetzten  kolbigen  An- 
schwellungen lassen  an  der  Classificirung  des  Pilzes  keinen  Zweifel. 
Die  Grösse  der  Conidien  und  die  Dicke  der  Mycelfäden  ist  so  va- 
riabel, dass  ihnen  wohl  nicht  die  von  F.  geschenkte  Aufmerksamkeit 
gebührt. 

In  beiden  andern  Fällen,  der  eine  betrifft  ein  an  Carcinom,  der 


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614  Bbch>,  Blntgehalt  der  ExtreniitäteD. 

andere  ein  an  allgemeiner  Cacbexie  zu  Grunde  gegangenes  Individuum, 
batte  sich  in  deu  Wandsehicbten  der  gangränösen  Lungenherde  ein 
Mucor,  wahrscheinlich  M.  mucedo  angesiedelt.  Seine  Hyphen  bilde- 
ten gleichfalls  einen  dichten  Filz,  aus  dem  an  vieleD  Stellen  conidien- 
bildende  Fruchtträger  in  die  freien  Lungenalveolen  hervorgewach- 
sen sind. 

ln  dem  Hauptschluss,  welchen  F.  aus  diesen  Befunden  zieht, 
Bteht  er  in  Ueberoinstimniung  mit  der  von  Vibchow  (Arcb.  Bd.  IX) 
ausgesprochenen  Anschauung,  dass  die  Schimmelentwicklung  in  der 
Lunge  als  eine  Secundäraffection,  entstanden  auf  dein  Boden  eines 
krankhaft  veränderten  Lungenparenchyms  anzusehen  sei.  Für  be- 
sonders geeignet  hält  F.  hämorrhagisch  inültrirtes  und  nekrotisches 
Lungengewebe,  zumal,  wenu  (wie  itn  ersten  Fall)  ein  „vermehrter“ 
Gehalt  des  Blutes  an  gährungsfähigem  Zucker  noch  dazu  kommt. 
Acute  Lungenaffectionen  bei  sonst  gesunden  und  kräftigen  Individuen 
scheinen  die  Entwicklung  von  Lungenmycosen  auszuschliesscn.  Einen 
ganz  besonders  schlechten  Boden  für  die  Keimung  von  Fadenpilzen 
bieten  üewebsherde,  in  welchen  sieh  eine  putride,  mit  Baeterienent- 
wicklung  verbundene  Zersetzuug  etablirt  hat.  Gr»wit*. 


P.  Bru ns,  Experimente  über  den  Blutgehalt  der  menschlichen 
Extremitäten  mit  Rücksicht  auf  die  Esiuarch’sche  Methode  der 
künstlichen  Blutleere.  Vmcnow’s  Arch.  lxvi.  8.  374. 

Nach  J.  Rankb’s  Untersuchungen  an  Thicren  beträgt  die  Blut- 
menge im  Bewegungsapparat  in  Procenlcn  des  Organgewichtes  nur 
2,5%,  die  in  deu  Eingeweiden  20,9%,  d.  h.  der  Blutgehalt  der  Ex- 
tremitäten in  Procenten  ihres  Gewichtes  (2,5)  ist  kaum  halb  so  gross, 
als  dem  Procentverhältriiss  der  Gesammtblutmenge  zum  Gesammt- 
körpergewicht  (5,6)  entsprechen  würde.  — Vf.  prüfte  nun  die  Sache 
am  Menschen  und  zwar  bei  Gelegenheit  von  5 Oberschenkelamputa- 
tionen, indem  er  sich  folgende  zwei  Fragen  stellte:  1)  Wird  durch 
die  elastische  Einwicklung  alles  Blut  aus  dem  betreffenden  Theile 
entleert  oder  wie  viel  bleibt  in  denselben  noch  zurück?  2)  Wie  gross 
ist  die  in  eiuem  gewissen  Extremitätenabschnitte  circulirende  Blut- 
menge? — Die  Versuche  geschahen  in  folgender  Weise:  Nachdem 
einige  passive  Bewegungen  mit  dem  Gliede  vorgenommen,  wurde 
der  Oberschenkel  plötzlich  sehr  fest  mit  einem  Kautschukschlauch 
umschlungen,  während  der  Absetzung  alles  Blut  sorgfältig  aufgefangen, 
dann  durch  Umschnürung  mit  einer  elastischen  Binde  aus  dem  am- 
putirten  Unterschenkel  möglichst  viel  Blut  ausgetrieben,  welches  eben- 
falls gesammelt  wurde,  fernerhin  die  Gefässu  mit  einer  2procentigen 
Kochsalzlösung  ausgespritzt  und  endlich  das  zerhackte  Glied  noch 
1 bis  2 Tage  lang  mit  derselben  Lösung  extrahirt.  Nachdem  schon 
vor  der  Operation  der  Hämoglobulingebalt  des  Blutes  festgestellt  war 


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Posch,  Sehschärfe  und  Beleuchtung 


615 


könnt«  nun  durch  die  quantitative  Spectralanalyse  nach  Vierrott 
der  reelle  Blutgehalt  der  verschiedenen  Lösungen  leicht  bestimmt 
werden.  — Die  Ergebnisse  sind  folgende:  Die  elastische  Einwicko- 
lung  des  Gliedes  bewirkte  keine  vollständige  Blutleere  desselben, 
sondern  es  blieben  im  Mittel  41  Ccm.  Blut  im  Uuterschenke.1  zurück 
oder  anders  ausgedrückt,  es  wurden  70%  des  Blutgehaltos  verdräugt, 
während  30%  zurückblieben.  In  Betreff  der  zweiten  Frage  sind  die 
Versuche  nicht  ganz  maassgebend,  da  Rie  an  pathologischen  Fällen 
ausgeführt  wurden.  Der  Blutgehalt  des  Unterschenkels  betrug  im 
Mittel  3,8%  des  Organgewichtes  und  würden  dadurch  die  RANKB'schen 
Versuche  dahin  bestätigt  werden,  dass  auch  beim  Menschen  der  Blut- 
gehalt der  Extremitäten  bedeutend  geringer  ist,  als  ihnen  im  Ver- 
hältnis zu  ihrem  Gewichte  bei  gleichmässiger  Blutvertheilung  zu- 
komraen  würde.  E Kastor. 


A.  Posch,  Ueber  Sehschärfe  und  Beleuchtung.  Arck.  f.  Augen-  u. 

Ohrenheilk.  V.  1.  S.  14. 

P.  definirt  die  relative  Sehschärfe  durch  diejenige  Distanz,  in 
welcher  das  Object  gleich  gut  gesehen  wird.  Als  Object  für  die  Prü- 
fung der  Sehschärfe  wird  ein  System  weisser,  durch  schwäre  Zwi- 
schenräume getrennter,  paralleler  Linien  benützt,  welche  auf  Scheiben, 
deren  Lage  durch  eine  Befestigung  in  Distanzen  auf  einer  Unterlage 
von  schwarzem  Sammt  leicht  geändert  werden  konnte,  aufgezeichnet 
waren.  Als  Lichtquelle  wurde  die  Laterna  magica  in  der  Weise  auf- 
gestellt,  dass  der  au3tretende  divergirende  Lichtkegel  an  der  gegen- 
überstehenden Wand  durch  eine  dunkle  Fläche  nufgefangen  und  die 
Objecte  in  der  Richtung  der  austretenden  Strahlen  in  eine  berechnete 
Entfernung  gebracht  werden:  der  Beobachter  näherte  sich  nun  lang- 
sam dem  Objecte  und  suchte  die  Entfernung  auf,  in  welcher  er  die 
Lage  der  Linien  des  Objectes  erkennen  konnte.  Ein  Gehülfe  batte 
dann  die  Entfernung  vom  Scheitel  des  Lichtkegels  bis  zum  Auge  ab- 
zumessen. Um  aber  eine  Aenderung  der  Empfindlichkeit  des  Auges, 
welche  durch  längeren  Aufenthalt  im  Dunkeln  eintritt,  ganz  auszu- 
schliessen,  wurde  bei  einer  weiteren  Methode  die  Lampe  mit  einer 
Lichtintensität  von  4 Normalkerzen  oder  Sonnenlicht  gebraucht.  Das 
Object  wurde  in  die  gehörige  Lage  gebracht  und  die  mit  Löcher- 
reihen versehene  beleuchtete  Linse  in  rasche  Drehung  versetzt,  so 
dass  alle  Objecte  nebeneinander  und  zu  gleicher  Zeit  beobachtet  wer- 
den konnten.  Aus  diesen  Versuchen  ging  hervor,  dass  die  Sehschärfe 
ein  wenig  rascher  wächst  als  der  Logarithmus  der  Beleuchtungs- 
stärke. Micbel  (Erlaugen). 


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616  FOBBr-SnETRLtoi;  Pbtri;  Wa«bilrw«kt,  Eiweiaskörper  des  Harns. 


Führy  - Snethlage,  Heber  die  Menge  des  Paraglobalin  im  Harne 

bei  Albuminurie.  (Disa.  Leyden  1876).  Deutsch.  Arcb.  f.  klin,  Med.  XVH. 

8.  419. 

J.  Petri,  Versuche  zur  Chemie  des  Ei weissharns.  d;.s.  Berlin  1876. 
S.  Wassilewsky,  Ueber  Eiweisskörper  im  Harn  bei  Scarlatina. 

Peterab.  med.  Wocbenachr.  1876.  No.  11. 

F.-S.  bestimmte  nach  Anleitung  von  Hkynsicb  das  Paraglobulin 
des  Harns  durch  Dialyse  mit  zinkoxydbaltigem  Regenwasser;  (Cbl. 
1875.  S.  649)  wovon  er  zu  10O  Ccm.  Harn  etwa  10  Liter,  die  alle 
24  Stunden  erneuert  wurden,  gebrauchte.  Die  Dialyse  dauerte  4 bis 
20,  durchschnittlich  13  Tage.  Dann  wurde  von  dem  Rückstand  die 
eine  Hälfte  abgedampft,  gewogen  und  so  die  Menge  des  Gesaramt- 
eiweisses  bestimmt,  die  audere  Hälfte  filtrirt  und  durch  Abdampfen 
des  Filtrats  die  Menge  des  gelösten  Kiwcisses  bestimmt.  Mit  Aus- 
nahme eines  Falles,  in  welchem  die  Eiweissmenge  überhaupt  nicht 
zu  bestimmen  war,  wurde  stets  Paraglobulin  neben  löslichem 
Eiweiss  gefunden.  Uebrigens  gelang  es  nie,  ein  salzfreies  Ei- 
weiss  zu  erhalten  und  Vf.  hält  daher  mit  Recht  auch  diese  Methode, 
welche  er  aber  der  gewöhnlichen  und  auch  vom  Rcf.  (Cbl.  1875.  S.  1^0) 
angewandten  vorzieht,  nicht  für  genügend  zur  quantitativen  Bestim- 
mung der  einzelnen  Eiweisskörper.  Trotzdem  berechnet  er  in 
den  von  ihm  untersuchten  Fällen  (welche  als  chronische  diffuse 
Nephritis  mit  oder  ohne  Atrophie  und  amyloide  Degeneration,  blosse 
amyloide  Degeneration,  acute  Nephritis,  febrile  Albuminurie  und 
ßlasencatarrb  bezeichnet  Bind)  die  Procentzahlen  der  Eiweissstoffe 
und  findet  sehr  verschiedene  Verhältnisse  selbst  in  Fällen  gleicher 
Nierenaffcction,  so  dass  er  zu  dem  Schluss  kommt,  dass  der  Ueber- 
gang  von  Eiweiss  in  den  Harn  nicht  auf  einer  einfachen  Transsuda- 
tiou  von  Blutserum  beruhe  (wie  Ref.  1.  c.),  dass  mau  aber  weiter 
keinerlei  Schlüsse  aus  der  Schätzung  der  Paraglobuliumenge  im  Harn 
machen  könne. 

P.  hat  eine  grosse  Zahl  eiweisshaltiger  Urine  nach  den  gewöhn- 
lichen Methoden  mit  grosser  Sorgfalt  auf  Globuline,  Serumei- 
weiss,  Peptone  und  Mucin  untersucht,  ln  den  durch  Verdünnen 
mit  Wasser  und  Durchleben  von  CU*  getrübten  Harneu  konnte  zu- 
weilen noch  durch  Zusatz  von  sehr  wenig  1 procent.  Essigsäure  eine 
weitere  Trübung  hervorgerufen  werden.  Die  untersuchtou  41  Fälle 
sog.  echter  Albumiuurie  werden  bezeichnet  als:  Nephritis  acuta:  9 
(mit  1 Section),  Nephritis  chronica:  14,  Amyloid:  13  (4  Sectionen), 
diverse  Affectionen:  5 (2  Sectionen).  Hierbei  fand  P.  (ausser  dem 
stets  vorhandenen  Serumalbumin)  Globulin  bei  N.  acuta  5 Mal,  N. 
chronica  4 Mal,  Amyloid  2 Mal,  Peptone  bei  N.  acuta  7 Mal,  chro- 
nica 9 Mal,  Amyloid  9 Mal.  Nur  Serumalbumin  fand  sich  in 
2 Fällen  von  N.  acuta,  4 von  N.  chronica  und  iu  4 von  Amyloid. 
Wie  Ref.  fand  auch  P.  die  Menge  der  Globuline  keineswegs  von  dem 


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Rikgbl  u.  Fbask,  Einfluss  verdichteter  a.  verdünnter  Loft  auf  den  Puls.  617 


Gesammtreichthum  des  Harns  an  Eiweiss  abhängig,  die  Menge  der 
Peptone  fand  er  ungefähr  im  Verbältniss  zur  Menge  des  Sernmeiweiss, 
genauer  zur  Concentration  der  Lösungen  in  Bezug  auf  Serumeiwciss. 
Itn  Uebrigen  glaubt  P.,  dass  die  untersuchten  Fälle  nicht  gauz  rein, 
d.  b.  nicht  uncomplicirt  waren. 

Einige  wenige  Male  wurden  auf  Mucin  deutende  Reactionen 
erhalten,  doch  traten  ähnliche  auch  nach  gleicher  Behandlung  (Ver- 
dünnen auf  sp.  G.  ca.  1000  und  Zusatz  von  1 procent.  Essigs.)  auf. 
Unter  5 Fällen  von  Cystitis  erhielt  P.  2 Mal  keine  Globuline,  es 
waren  ziemlich  frische  Fälle,  der  Urin  neutral  oder  schwach  alka- 
lisch. In  detn  schleimig-eitrigen  Bodensatz  konnte  Mucin  niemals  mit 
Sicherheit  nachgewiesen  werden. 

W.  untersuchte  den  Harn  von  37  Scharlachpatienten,  in  allen 
länd  sich  Eiweiss,  jedoch  oft  nur  vorübergehend  .oder  selbst  nur  in 
einzelnen  Tagesportionen,  in  anderen  nicht.  Peptone  (in  dem  Al- 
koholniederschlage des  Harnes  nachgewiesen)  fanden  sich  stets,  wenn 
Sernmeiweiss  vorhanden  war  und  oft  auch  im  eiweissfreien  Harn. 
Auf  (Para)  G Io  b uli  n wurde  8 Mal  untersucht  und  zwar  durch  Ver- 
dünnen mit  Wasser  und  Einleiten  von  GO*,  nachdem  der  Harn 
zur  Entfernung  von  Sernmeiweiss  gekocht  war.  Zwei  von 
diesen  8 hallen  waren  „vollständig  entwickelte  Nephritis,  4 vorüber- 
gehende Albuminurie,  wo  mikroskopisch  Blut  und  Fibrincyliuder  nicht 
nachweisbar  waren  und  2 unter  denselben  Umständen,  aber  mit  Blut 
und  Cylindern  im  Harn.'1  Nur  in  den  2 ersten  und  2 letzten  Fällen 
wurden  Globuline  erhalten. 

Die  Alcohol  u ieder  sch  läge  wurden  6 Mal  untersucht,  3 da- 
von gaben  keine  Eiweissreactionen,  enthielten  aber  ein  Zucker 
bildendes  Ferment,  während  dieses  in  den  3 anderen  Nieder- 
schlägen mit  Eiweissrcaction  nur  1 Mal  sich  fand.  Senator. 


F.  Riegel  und  Frank,  Ueber  den  Einfluss  der  verdichteten  und 
verdünnten  Luft  auf  den  Puls.  Deutecii.  Arcb.  f.  kiiu.  Med.  xvii.  s.401. 

Zu  den  Versuchen  wurden  gesunde  jugendliche  Individuen  mit 
normalen  Arterien  benutzt,  und  die  Pulskurve  wahrend  der  Ein- 
wirkung der  verdünnten  und  verdichteten  Luft  an  der  Al  t.  rad.  dextr. 
aufgezeichnet.  Die  charakteristische  Veränderung  des  Pulses  trat  ge- 
wöhnlich erst  nach  einigen  Secunden  ein.  Die  Vf.  kamen  zu  folgen- 
den Resultaten:  1)  Bei  dem  V alsalva’ sehen  Versuch  wird  die 
Wellenhöbe  kleiner,  die  Pulsfrequenz  nimmt  etwas  zu,  die  Rückstoss- 
elevatiouen  waebseu  sehr  beträchtlich,  so  dass  der  Puls  exquisit  dicrot 
wird,  während  die  Elasticitätselevatioueu  undeutlich  «erden.  Diese 
Veränderungen  verstehen  sieb  leicht  aus  dem  Gesetz,  nach  welchem 
die  Grösse  der  Elasticitätselevatioueu  der  Spannung  eines  ArterieD- 
rohres  direct  und  die  Höhe  der  Rückstusselevationen  ihr  umgekehrt 
proportional  ist.  2)  Bei  dem  MÜLLEit'schen  Versuch  (tiefe  In- 


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618 


Vclpian,  Einfln*»  4er  Faredisetiou  bei  Anäetheeieen. 


spiration  bei  geschlossener  Mund-  und  Nasenhöhle)  sind  die  Verän- 
derungen nicht  constant  und  so  charakteristisch.  Itn  Allgemeinen 
nehmen  Höhe  und  Zahl  des  Pulses  etwas  zu,  die  Rückstossclevation 
wird  deutlicher,  und  die  Elasticitätselevationen  treteu  mehr  in  den 
Hintergrund  (Abnahme  der  Spannung  im  Arterienrohr).  3)  Die  Ex- 
spiration in  comprimirter  Luft  entspricht  dem  VAE8ALVA’schen 
Versuch  und  bewirkt  demnach,  . dass  der  Puls  exquisit  dicrot  wird, 
während  zugleich  die  Höhe  etwas  abnimmt,  und  die  Pulszahl  steigt. 
4)  Hei  der  Inspiration  von  comprimirter  Luft  findet  man  Ab- 
nahme der  Pulsfrequenz,  Wachsen  der  Höhe  des  Pulses,  die  Riick- 
stosselevation  wird  sehr  gross,  und  die  Elasticitätselevationen  treten 
deutlicher  hervor.  Auch  kann  der  Puls  für  einige  Zeit  ganz  aus- 
setzen.  5)  Die  Inspi  r at  ion  von  verdünnter  Luft  bewirkt,  dass 
der  Puls  kleiner  wird;  die  Rückstosselevation  tritt  deutlicher  hervor, 
während  die  Elasticitätselevation  undeutlicher  erscheint.  Zu  gleicher 
Zeit  rückt  die  erste  Elasticitätselevation  dem  Gipfel  der  Curve  sehr 
nahe.  6)  Bei  der  Inspiration  in  verdünnter  Luft  nimmt  die 
Rückstosselevation  an  Grösse  zu;  der  Puls  wird  kleiner  und  frequenter. 

Eicbborst  (Jena). 


Vulpian,  Oe  l’inflnence  qu’exerce  la  faradisation  de  la  pean  dans 
certains  cas  d’anesthdsie  cutanet“.  Arcii.  de  Pbysioi.  etc.  187&.  s.  877. 

Als  V.  bei  einem  halbseitig  gelähmten  und  anästhetischen  In- 
dividuum (bei  welchem  eine  Zerstörung  des  hinteren  Theiles  der  in- 
neren Kapsel  angenommen  werden  musste)  die  Rückenfläche  des  un- 
empfindlichen Vorderarms  und  der  Hand  mit  dem  elektrischen  Pinsel 
energisch  reizte,  kehrte  nach  einigen  Minuten  die  Empfindlichkeit 
wenigstens  für  gröbere  Reize  zurück.  Dies  geschah  nicht  allein  in 
loco,  sondern  überall  an  der  gelähmten  Körperhälfto  zeigte  sich  die 
Sensibilität  zum  grossen  Theil  retablirt.  Dies  dauerte  etwa  7 Tage 
an,  um  dann  wieder  abzunehmen  und  aufs  Neue  bei  wiederholter 
elektrischer  Reizung  zurückzukebren.  Am  merkwürdigsten  aber  er- 
scheint das  Faktum,  dass  bei  demselben  Kranken,  welcher  aphasiscb 
war,  auch  das  Wort  artikulirter  und  das  Wort-  und  Saeh- 
gedächtniss  nach  der  elektrischen  peripheren  Reizung 
präciser  geworden  war. 

Ebenso  gelang  es  Vf.  bei  einigen  Hysterischen  (nicht  bei  allen) 
und  bei  Tabischeu  durch  dasselbe  Vorgehen  die  scheinbar  erloschene 
Empfindlichkeit  der  Haut  bis  zu  einem  gewissen  Grade  wieder  wach- 
zurufen. Interessant  ist  hierbei  die  Bemerkung,  dass  die  bei  Tabi- 
schen  häufig  verlangsamte  Perception  der  Empfindung  sich  nach  der 
Faradisaiion  etwas  verminderte,  d.  h.  dass  die  Verspätung  geringer 
wurde.  Bei  Anästhesien  in  Folge  von  Erkrankung  der  peripheren 
Nerven  hat  V.  Aehuliches  nie  gesehen  (auch  nicht  bei  Bleikranken).  — 
Der  Versuch  gelingt  also  nur,  wenn  die  Anästhesie  eine  Folge  von 


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G oltdamm  er,  Spinalspoplexie.  FCbstsek,  Chloraivergiftung  etc.  619 


Erkrankung  centraler  Nervonprovinzcn  und  wenn  sie  nicht  absolut 
ist:  die  theilweiso  noch  als  leitungsfähig  übrig  gebliebenen  Fasern 
führen  den  starken  Reiz  zum  Centrum  hm:  hier  erregen  sie  die  durch 
den  Krankheitsherd  zwar  nicht  ganz  zerstörten,  aber  in  ihrer  Func- 
tion beeinträchtigten  Gebilde  und  reissen  sie  gleichsam  durch  die 
übermächtige  Erschütterung  aus  ihrer  temporären  Betäubung.  — 

Bernhardt. 


E.  Goltdantmer,  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Hpinalapoplexie. 

Vischow's  Arch.  LXVI  8.  1. 

Ein  bisher  gesundes  noch  nicht  menstruirtes  16  jähriges  MädcheD 
wurde  plötzlich  ohne  Prodromalerscbeinungen  von  den  heftigsten 
Schmerzen  im  Rücken  befallen,  welchen  sofort  eine  vollständige 
Lähmung  der  Unterextremiläten  und  der  Blase  und  vollkommne 
Anästhesie  dieser  Theile  folgte.  Die  Reflexbewegungen  und  die 
elektrische  Erregbarkeit  der  gelähmten  Muskeln  blieben  bis  zu  ihrem 
fast  ein  Jahr  nach  Beginn  des  Leidens  erfolgenden  Tode  unverändert. 
Man  fand  eine  feste  bindegewebige  Narbe  mit  völligem  Untergang 
der  nervösen  Elemente  in  der  grauen  und  weissen  Substanz  des 
obersten  Dorsalmarks,  Hcimaloidinkrystalle  und  körniges  Pigment 
enthaltend,  überall  im  Querschnitt  des  Marks  2 Cm.  nach  auf-  und 
abwärts  Körnchenzellen  und  Untergang  der  nervösen  Elemente,  nach 
aufwärts  secundäre  Degeneration  der  Hinter-,  nach  abwärts  der  Seiten- 
stränge. Die  graue  Substanz  ober  und  unterhalb  der  degenerirten 
Partie  ist  ganz  normal:  dieses  Verhalten  derselben,  so  wie  die  In- 
tactheit  des  gesammteu  übrigen  Rückenmarks  (abgesehen  von  der 
8ecundären  Degeneration),  der  klinische  Verlauf  der  Krankheit, 
namentlich  das  apoplektiforme  Einsetzen  derselben,  die  erhaltenen 
Reflexbewegungen  und  normale  Erregbarkeit  der  gelähmten  Ex- 
tremitäten sprechen  für  eine  Blutung  in  das  Mark  und  gegen  eine 
hämorrhagische  Myelitis. 

Ob  bei  dem  Mangel  jeglichen  Traumas  und  bei  der  Unver- 
sehrtheit des  Herzens  und  der  Gelasse  auf  die  Auffindung  eines 
erbsengrossen  älteren  Corpus  luteum  Werth  gelegt  und  die  Kata- 
strophe wie  von  anderen  Autoren,  auf  eine  plötzliche  Suppressio 
mensium  znrückgeführt  werden  kann,  ist  gerade  hier,  wo  bis  zum 
Beginn  des  Leidens  eine  Menstruation  überhaupt  noch  nie  cingetreten 
War,  fraglich.  Bernhardt. 

C.  Fürstner,  Zur  Casuistik  der  Chloralintoxication  und  Locali- 

sation  der  Hirngeschwillste.  Arch.  f.  p«yci>.  etc  vi-  8.  844. 

Eine  30  jährige,  roauiakaiischc  Köchin,  welche  ohne  nachtheilige 
Folgen  wiederholt  Dosen  von  4 Grm.  Chloral  genommen  hatte,  zeigte 
während  des  Verlaufs  ihrer  Krankheit  nach  einer  neuerdings  ge- 
nommenen Gabe  von  2 Grm.  Chloral  alle  Erscheinungen  der  schwersten 


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620 


Lswiv,  Erythem«  exsudativum. 


Chloralintoxication  (Erytheme  der  Haut,  Lungenoedem,  Gefühl 
lähmungsartiger  Schwäche,  Lungenentzündung,  Decubitus.)  — Alle 
diese  Symptome  zeigten  sich  erst  nach  einem  im  Folge  des  Mittels 
erzielten  ruhigen  Schlaf:  Als  beachtenswert!»  ist  hervorzuheben,  dass 
auch  diejenigen  Folgen,  welche  sonst  erst  nach  länger  dauerndem 
Chloralgebrauch  beobachtet  werden,  (Schwäche,  Decubitus)  sieb  in 
diesem  Fall  nach  einer  einmaligen  und  zwar  kleinen  Dose  ent- 
wickelten. Veranlassung  war  vielleicht  die  allgemeine  Kräfteabnahme, 
wie  sie  sich  nach  so  andauernder  motorischer  Unruhe  und  unregel- 
mässiger (oft  verweigerter)  Nahrungsaufnahme  ausbilden  konnte. 

Die  Obduction  zeigte  ein  beiderseitiges  telangiec- 
tatisches  Gliom  in  beiden  Linsenkernen  und  zwar  war  rechts 
das  ganze  erste,  zum  Theil  das  zweite  Gl'ed  und  weiter  hinten  auch 
ein  Theil  der  inneren  Kapsel,  links  das  ganze  erste,  theil  weise  auch 
das  zweite  Glied  ausgeschaltet.  Trotzdem  war  von  motorischer  (und 
sensibler)  Lähmung  während  des  Lebens  nichts  zu  entdecken  ge- 
wesen. üb  die  langsame  Entwickelung  des  Tumors,  ob  das  Frei- 
bleiben der  grossen  äusseren  (3ten)  Glieder  der  Linsenkerne  beider- 
seits, oder  die  Deckung  des  Ausfalls  durch  directe  von  der  Hirn- 
hautrinde zum  Hirnscheukelfuss  ziehende  Fasern  (Guddkn)  die  Ent- 
stehung der  Lähmungssymptome  verhindert  hat,  lässt  Vf.  unent- 
schieden. Bernhardt. 


G.  Lettin,  Vorläufige  Mittheilung  über  das  Erythema  exsudativum. 

Borl.  klm.  VVocheuschr.  1876.  No.  23. 

Das  Erythema  exsud.  ist  nach  Vf.  eine  vasomotorische  Neurose 
und  durchläuft  mehrere  Entwickelungsphasen,  deren  erste  durch  die 
bekannten  Hauterscheinungen  repräsentirt  wird.  In  einer  geringeren, 
aber  nicht  ganz  seltenen  Anzahl  von  Fällen  endet  die  Krankheit  nicht 
hiermit,  sondern  unter  Fiebererscheinungen  treten  folgende  Compli- 
catiouen  oder  Fulgezustände  auf:  1)  unter  rheumatoiden  Schmerzen 
bildet  sich  ein  variolaartiger  Pustelaussclilag;  2)  in  5 Fällen  bildeten 
sieb  entzündliche  Affeclionen  an  Gelenken,  mit  seröser  Transsudation, 
welche  resorbirt  wurde  oder  mit  eitriger  Exsudation,  welche  zur  An- 
kylose führte.  Es  entsteht  ein  regulärer  acuter  Gelenkrheumatismus. 
3)  Entzündliche  Affectionen  des  valvulären  Endocardiums,  welche  zu 
Desorganisationen  der  Herzklappen  führen  können.  Vf.  vermuthet, 
dass  ein  Theil  der  bisher  rätselhaften  Fälle  von  valvulärer  Endo- 
carditis  auf  vorangegangenes  Eryth.  exsud.  zu  beziehen  sei.  Actio- 
logisch  bildet  die  Erkältung  nur  einen  einzelnen  Factor.  Bei  einer 
grossen  Zahl,  besonders  von  Frauen  steht  eine  Entzündung  resp.  01- 
ceration  der  Urethra  in  direktem  Causaluexus  zum  Eryth.  exsud.,  in- 
dem die  vasomotorischen  Hautuerven  reflectorisch  erregt  werden. 
Auch  die  gonorrhoische  Ophthalmie  wird  ähnlich  öfters  hervorgerufen 
ohne  directen  Contact.  Bei  epidemischen»  Auftreten  des  Eryth.  ex- 


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KoatRSTiaR,  Wirkung  der  Adstringentien  auf  die  Gef8s«e.  621 

sud.  scheint  dasselbe  durch  ein  flüchtiges  Contagium  hervorgerufen 
au  werden.  O.  Simon. 


H.  Rosenstirn,  Untersuchungen  über  die  örtliche  Einwirkung 
der  sog.  Adstringentia  auf  die  Gefässe.  Wür»b.  pbys.  med.  Ver- 
hdl*.  1876.  IX.  8.  32. 

R.  prüfte  die  Lösungen  von  Arg.  nitr.,  Plumb.  acet.,  Acid.  tann., 
gallic.  und  pyrogallic.,  Ferr.  sesquichi.  und  Aluuten  indem  er  sie  auf 
das  Mesenterium  curarisirter  Frösche  brachte  und  das  Lumen  der  ge- 
troffenen Gefässe  mikrometrisch  bestimmte.  Am  stfirksten  verengend 
auf  die  Gefässe  wirkto  das  Arg.  nitr.,  das  in  1 — lOprocent.  Lösung 
angeweudet  wurde.  Die  Beobachtung  wurde  oft  durch  die  eintretende 
Gewebstrübung  gestört.  Die  Contractiou  erstreckte  sich  in  manchen 
Fällen  bis  auf  die  Hälfte  des  Lumens  sowohl  bei  Arterien  als  bei 
Venen,  auf  ein  geringeres  Maass  dagegen  bei  den  Capillaren,  sie 
trat  schon  nach  wenigen  Secunden  ein.  Gewöhnlich  erfolgte  auch 
Stockung  des  Blutlaufs  in  den  betroffenen  Gefiissen  und  zwar  in  den 
Capillaren  dauernd,  iu  den  Arterien  und  Venen  zuweilen  vorüber- 
gehend. Wider  Erwarten  hatte  das  Acid.  tann.  den  grade  entgegen- 
gesetzten Effect.  Unter  seinem  Einfluss  erweiterten  sich  Arterien, 
Venen  und  Capillaren  selbst  bis  um  die  Hälfte  ihres  Lumens  und 
zeigten  sich  zugleich  mit  Blutkörperchen  überfüllt.  Die  erweiterten 
Gefässe  verengten  sich  auf  Application  von  Arg.  nitr.  sofort.  Ganz 
so  wie  Acid.  tanu.  wirken  auch  Acid.  gallic.  und  pyrogallic.  — Das 
Plumb.  acet.  wirkt,  jedoch  in  schwächerem  Maasse  als  das  Arg.  nitr., 
verengend  auf  Arterien  und  Venen,  während  dies  von  den  Capillaren 
nicht  constatirt  werden  konnte.  Zuweilen  erfolgte  auch  Stillstand  der 
Circulation.  Fast  regelmässig  zeigten  sich  iu  den  Gefässen  weisse 
Coagula  aus  zusammungeballten,  farblosen  Blutzellen  bestehend,  die 
sich  oft  an  der  Gefässwand  festsetzten  und  dem  Lumen  ein  rosen- 
krauzähnhehes  Aussehen  verschafften.  — Der  Liq.  ferr.  sesquichi. 
hatte  in  lOproceut.  Lösung  gar  keinen  Einfluss;  in  öOprocent.  ver- 
engerte er  die  Gefässe  jedoch  noch  weniger  als  das  Plumb.  acet.  — 
Diese  Verengerung  beschränkte  sich  auf  Arterien  und  Venen,  wah- 
rend die  Capillaren  sich  erweiterten.  Olt  trat  Coagulation  und  Ver- 
färbung des  Blutes  in  den  Gefässen  ein.  — Die  Versucbsresultate 
mit  Alaunlösung  stimmten  nicht  mit  einander  überein.  In  einigen 
Falleu  wurden  die  Gefässe  erweitert,  in  anderen  verengert,  in  noch 
auderen  endlich  bliebeu  sie  unverändert.  In  den  Capillaren,  beson- 
ders in  den  kleineren  trat  oft  Stillstand  der  Circulation  ein. 

Um  retiectorische  Vorgänge  auszuschliessen  wurde  den  Fröschen 
die  Wirbelsäule  exstirpirt  und  das  Herz  abgebunden.  Die  locale 
Wirkung  der  genannten  Substanzen  blieb  aber  unter  diesen  Umstän- 
den uugeändert 

Nach  dieser  Untersuchung  schreibt  Vf.  nur  dom  Arg.  nitr.  und 


622 


Gl£rard.  Gaetikb.  Ebrtkir  und  Müller.  Williok. 


dem  Plumb.  acet.  mit  .Sicherheit  eine  adstrimjirende,  d.  h.  die  Ge- 
webe contrAhirende  Wirkung  zu;  wahrend  dies  beim  Alaun  und  dem 
Liq.  ferr.  sesquichl.  zweifelhaft  und  bei  der  Gerbsauregruppe  sicher 
nicht  der  Fall  ist.  Schiffer. 


Fr.  G14nard,  Sur  le  röle  de  l’acide  carbonique  dang  le  pheno- 
mfme  de  la  coagulation  gpontaiWte  du  sang. 

Arm.  Gautier,  Keponse  ü la  dernifcre  Kote  des  Mss.  Mathieu  et 
llrbaill  etc.  Compt.  rend.  LXXXI.  S.  807. 

Ol.  beschreibt  folgenden  gegen  die  Theorie  von  Mathirü  nnd  Urraik  ge 
richteten  Versuch.  Die  Jugularveue  eine«  Esel«  wird  an  zwei  Stollen  unterbunden 
nnd  das  Stück  herau*geacbnitten,  so  dass  es  an  beiden  Enden  geschlossen  ist  Als- 
dann wird  es  zur  Senkung  der  Blutkörperchen  senkrecht  anfgehäugt.  Ist  die  Sen- 
kung eingetreteu,  so  legt  man  zwischen  Blutkörperchen  und  Plasma  eine  Ligatur 
an,  öffnet  die  untere  Ligatur,  Bisst  die  Blutkörperchen  austreten,  spült  mit  Wasser 
ans  und  füllt  das  untere  Stück  mit  CO*,  schliesst  es  alsdann  wieder  und  öffnet  die 
mittlere  Ligatur:  das  Plasma  gerinnt  nicht,  wohl  aber  wenn  es  aus  dem  Gefäss 
entfernt  wird.  — Gautikk  weist  auf  frühere  Versuche  vou  ihm  hin,  welche  gleich- 
falls mit  der  Theorie  von  M.  und  (J.  nicht  au  vereinigen  sind.  Blut  von  einem 
Kochsalegehalt  von  ö pCt.  gerinnt  bei  8 — 10°  nicht.  Da«  abfiitrirte  Plasma  kann 
man  im  Vacutim  eintrocknen,  und  selbst  bei  100°  trocknen;  in  Berührung  mit  viel 
Wasser  tritt  immer  noch  Gerinnung  ein.  Auch  das  Eioleiten  eines  CO*-Strornea  in 
die  Plasmalösung  bewirkt  keine  Pibrinausscbeidung.  E Salkowskl. 

W.  Ebstein  und  J.  Müller,  Heber  den  Einfluss  der  Säuren  und 
Alkalien  auf  das  Leberferment,  ber.  d.  deutsch,  cbem.  g.  vm.  s.  67t 

Bei  Aufbewahrung  von  Leberbrei  in  Carbolsäurelösuug  geht,  wie  die  Vff.  fan- 
den, der  Uebergang  von  Glycogen  in  Zucker  ungehindert  vor  sieb,  während  solche 
Gemische  nicht  faulen,  somit  sehr  geeignet  sind,  den  Einfluss  verschiedener  Sub- 
stanzen anf  diese  Fermentation  au  prüfeu.  Nach  den  Versnoben  der  Vff.  sind  Salze 
ohne  Einfluss  auf  dieselbe.  Alkalien  verlangsamen  sie  noch  stärker  wie  die  Säuren. 

Der  Glycogengehalt  eines  3 Tage  lang  in  verdünnter  Schwefelsäure  (1  : 100)  anfbe- 
wahrten  Leberbreies  war  noch  derselbe,  wie  in  der  frischen  Leber.  Bei  längerer 
Einwirkung  der  Säure  verliert  auch  nach  der  Neutralisation  das  Ferment  au  Wirk- 
samkeit. Durch  Trocknen  der  fein  sertheiiten  Leber,  Extraction  mit  Glycerin,  Fäl- 
lung mit  Alkohol  und  nochmalige  Auflösung  der  Fällung  in  Glycerin  erhielten  die 
Vff  eine  Fermentlösuug,  welche  Glycogen  in  Zucker  nmwandelt,  wiewohl  langsam. 

Auch  in  diesen  Lösungen  wirkt  Sänretusata  störend.  Die  Versuche  darüber,  ob 
auch  Kohlensäure  eioeo  störenden  Einfluss  bat,  hatten  kein  sicheres  Resultat. 

E.  SalkowskL. 

A.  Willigk,  Synostotiscke  Dolichocephali«  und  Schadeiskoliose. 

Prager  Vierteljicbr.  1876.  CXXX.  8.  69. 

Die  sehr  complicirten  Wachsthumsauomalien  des  hier  beschriebenen  8chädelt 
beruhten  auf  einer  prämaturen  ßynostose  der  linken  Coronaroabt,  sowie  der  Ver- 
bindungen des  linken  Jochbeines  mit  dem  Schläfenbein  nnd  Oberkiefer.  Der  Zeit- 
punkt, in  welchen  der  Anlass  au  der  Dolicliocepbaiie  und  der  asymmetrischen  Bil- 
dung namentlich  der  beiden  Stirn-  und  Schläfenbeine  fällt,  ist  bekannt;  das  Indi- 
viduum hatte  im  2.  Lebensjahre  ein  schweres  Trauma  durch  Ueberfahreu  erlitteo. 

Der  Vf.  sucht  nun  die  Verschiebungen  nnd  Ungleicbmässigkeiten  des  Schädels  durch 
zahlreiche  Messungen  (die  nach  der  WKLCKüa’scben  Methode  ausgeführt  wurden)  in 
Verbindung  au  setzen  mit  der  im  2.  Jahre  erfolgten  Läsion.  Thatsachlicb  kommt 

4 

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r.  ■ 


623 


Schoknborn.  Fab  kr.  Bcsch.  Knapp. 

er  durch  Zugrundelegung  der  H«scni/schen  Angaben  Ober  die  Entwicklnngsver- 
bültoNse  wachsender  Schädel  zu  dem  Rückschlüsse,  dass  euch  durch  Reine  Scbädel- 
raessnng  die  anamoestisch  wahrscheinliche  Annahme  bestätigt  wird,  dass  die  Zeit 
der  ersten  Storung  in  das  2.  Lebensjahr  *u  verlegen  sei.  Grawtte. 

Schoenborn,  Ueber  eine  neue  Methode  der  Staphjlorraphie. 

v.  Lanokmik'k'h  Arch.  XIX.  S.  627 

Dieselbe  besteht  in  Einheilung  eines  ca.  2 Cm.  breiten,  von  der  hinteren 
Schlnndwand  hergeuommenen  Lappens  zwischen  die  beiden  Hälften  des  wundge- 
machten  Gaumensegel*.  Die  Spitso  desselben  hat  möglichst  hoch  oben  au  der 
Schlnndwand  zu  beginnen,  damit  sie  nach  Loslösung  der  Theile  bequem  bis  zum 
hinteren  Hand  de»  harten  Gaumens  verzogen  werden  kann  und  ist  uachber  dreieckig 
siizustutzen.  Nach  einer  in  dieser  Weise  mit  Erfolg  bei  einer  angeborenen  Spalte 
des  weichen  und  harten  Gaumens  ausgeführten  Operation  boII  der  nasale  Beiklang 
der  Stimme  erheblich  gemildert  worden  sein.  Wilh.  Koch. 

G'.  Faber,  Der  Bau  der  Iris  des  Menschen  und  der  Wlrbelthiere. 

Preisschrift.  Leipzig  1876.  VoGkl.  79  Seiten.  1 Tafel. 

F.  konnte  auf  der  Vorderfläche  der  menschlichen  Iris  einen  vollständigen  En- 
do thelöberzug  demoustriren ; er  hat  ferner  einen  contiuuirlichen  M.  dilatator  pupillae 
und  davon  getrennt  eine  Batxif’scbe  Basalmembran,  sowie  eine  mehrschichtige  Pig- 
meutlage  an  d*>r  Unterfläche  der  Iris  und  eine  die  Pigmentzeilen  nach  unten  deckende 
Eudothelscbicht  nacbweisen  können.  Löwe. 

4 

Busch  (Bonn),  Seltnere  Humerusluxationen.  Arch.  rar  klm.  Cbir. 
XIX.  8.  400. 

Eine  Oberarmverrenkuug  gleicher  Art  wie  die  zuerst  von  Macgaignr  be- 
schriebene sehr  selteue  Lux.  aus -coracoidienne,  bei  welcher  der  nach  oben  vorn 
dislocirte  Kopf  über  dem  Lig.  coraco  acromiale,  nach  iunen  den  Proc.  coracoides 
bedeckend,  nach  aussen  dein  inneren  Rande  des  Acromioos  entsprechend,  nach  oben 
an  die  untere  Schlüsselbeinfläche  grenzend  gefunden  wird,  gab  B.  die  Veranlassung, 
den  Entstebuugsmechanismns  dieser  Verrenkung  zu  studiren.  Leichenexperimente 
lehrten,  dass  sie  ei  .treten  kann,  wenn:  1)  ein  sehr  weiter  Kapselriss,  welcher  die 
ganze  vordere  und  innere  Kapselwaud  trifft  und  die  Subscapularinsertion  lostreunt, 
vorhanden  ist  and  2)  der  Proc.  coracoides  abgebrochen  ist,  mit  dem  kurzer  Biceps- 
kopf  und  M.  coracobrachialis  seitwärts  abgleiten.  — 

Die  Verrenkung  des  Oberarmes  nach  hinten  sah  B.  4 Mal,  einmal  bei  einem 
10jährigen  Knaben,  der  beim  Fortschlendern  eines  Stockes  den  Arm  gewaltsam 
nach  vorn  und  in  die  Adductionsstellung  führte. 

Die  durch  directe  Gewalt  bervorgerufeneu  Verrenkungen  waren  aubacromiale, 
die  auf  Muskelactiou  zurückzufübreuden  Lux.  iufraspiuatae. 

(Einer  der  Fälle  findet  sich  in  den  Würzburger  Verhandlungen,  im  Arch.  für 
klio.  Chirurgie,  XI,  p.  550  u.  s.  w.  beschrieben  und  abgebildet.  Ref.). 

Aualog  den  anderweitig  gemachten  Erfahrungen  gelang  auch  hier  die  Ein- 
renkung leicht  und  mit  den  verschiedensten  Methoden.  Doch  war  die  Neigung  zu 
Recidiven  in  zwei  Fällen  eine  ganz  ausgesprochene.  — Willi.  Koch. 

H.  Knapp,  Ein  Fall  ron  Carcinom  der  äusseren  Seltnervenscheide, 
eXStlrpJrt  mit  Erhaltung  des  BulbUS.  Arch.  C Angen-  n.  Obronbeilk. 
IV.  2.  8.  209. 

Bei  einer  40jährigen  Patientin  waren  die  Erscheinungen  eines  tief  gelegenen 
Orbitaltum^rs  aufgetreten,  welcher  in  der  Weise  entfernt  wurde,  dass,  nachdem  man 
zwischen  Reet,  euper.  und  intern,  in  die  Conjnuctiva  und  tiefer  eiugedrungen  war, 


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624 


Bodciuud.  Hkroch. 


die  Geschwulst  so  viel  als  möglich  frei  präparirt  und  ela  men  hierbei  anf  den  Seh- 
nerven kam,  derselbe  durchschnitten,  sowie  der  Tumor  nach  verschiedenen  Seh- 
nervenschnitten  weggenommen  wurde.  Die  Geschwulst  ging  von  der  äusseren  Seh- 
nervenscheide  aus  und  bot  mikroskopisch  das  Bild  des  scirrhösen  Carcinoma  dar. 
Als  Folge  der  Operation  seigten  sich  bedeutende  Veränderungen  in  der  Netzhaut; 
3 Tage  nach  derselben  erschien  dieselbe  als  eine  gleichmässige  milchweis«e  Fläche 
ohne  Sehnerven  und  Blutgefässe;  erst  am  4.  Tage  zeigten  sich  zwei  kurze,  dunkel« 
rothe  Streifen.  Dieselben  wurden  dicker  und  länger,  audere  traten  neben  ihnen  anf, 
bis  nach  14  Tagen  das  ganze  Rotinaigefässsystem  wieder  gefällt  war. 

Michel  (Erlangen). 

J.  B.  Bouchand,  Place  da  nerf  cnbital.  progris  m<ä<J.  1876.  No  3. 

Eine  30jährige  Krau  hatte’  sich  durch  Fall  auf  Glasscherben  eine  tiefe  Wunde 
an  der  Ulnarseite  des  linken  Handgelenks  zngezogeu.  Der  N.  ulnaris  war  durch- 
trennt.  Mit  Uebergehnng  der  bekannteren  dieser  Verletzung  folgenden  Störungen 
sei  hier  nur  mitgetheilt,  dass  die  Sensibilität  an  dem  inneren  Drittel  der  Hand,  am 
ganzen  kleinen  Finger  und  an  der  halben  Innenseite  des  4.  erloschen  war  (Kälte, 
Hitze.  Druck,  Berührung,  Kitzel  lösten  an  diesen  Stellen  nicht  die  geringste  Sensa- 
tion aus).  Besonders  aber  betont  Vf.?  dass  die  Kranke  wobl  wusste,  oh  und  wenn 
ihre  Muskeln  sich  zusammeuzogen,  dass  sie  aber  von  der  durch  die  MuskelcoDtrac- 
tionen  bewirkten  Stellungsveränderungen  des  kleinen  Fingers  nicht  die  geringste 
Vorstellung  hatte.  Passive  Bewegungen  des  kleinen  Fingers  wurden  gar  nicht  wahr- 
genotnmen,  die  Widerstände,  welche  man  seinen  Bewegungen  entgegensetzte,  nicht 
geschätzt  Der  „Muskelsini*“,  meint  Vf.,  sitzt  also  nicht  im  Muskel  (diese,  selbst 
wenn  sie  neuesten  Untersuchungen  zufolge  in  ihnen  selbst  eudigende  sensible  Faseru 
besitzen,  föhlen  nur,  dass  überhaupt  eine  Cnntraction  stattfindet),  sondern  in  den  in 
Bewegung  versetzten  Theilen  (Haut,  Unterhaut,  Synovialis  der  Gelenke).  Bernhardt 

Henoch,  Ueber  Asthma  dyspepticum.  Beri.  kim.woohengebr.  is76.no.is. 

Asthma  dyspepticum  nennt  11  eiuen  durch  Magen-  oder  Darmreitung  (Indi- 
gestion, Verstopfung)  hervorgerufenen  Complex  von  Symptomen,  welcher  hauptsäch- 
lich in  bedeutender  Dyspuoe  mit  sehr  frequentem  oberflächlichem  Athmen,  Cyanose, 
äussernt  kleinem  Puls  uud  Kohle  der  Extremitäten  besteht,  wobei  die  Circulations- 
und  Hespiratiousorgane  bei  der  Untersuchung  nicht  das  mindeste  Abnorme  darbie- 
ten, die  Magen-  oder  Bauchgegend  dagegen  enorm  empfindlich  ist.  Die  spontane 
oder  küustlicbe  Entleerung  des  Magen*  oder  Darms  hebt  die  bedrohlichen  Erschei- 
nungen mit  einem  Male  auf. 

Tbaubk,  welcher  einen  der  mitgetheilten  Fälle  mit  H beobachtete,  erklärt, 
sieb  auf  die  Versuche  von  8.  Mater  und  A.  Pbibham  (Cbl.  1873.  199)  stützend,  alle 
Symptome  als  Reflexe  einer  Magenreizung:  „durch  deu  vom  Magen  ausgehenden 
Refiexreiz  vasomotorischer  Krampf  in  den  kleinen  Arterien,  daher  die  Kälte  der  Ex- 
tremitäten, der  uufühlbare  Pols,  Stauung  im  Venensystem  uud  im  rechten  Herzen, 
Cyauose,  Anhäufung  von  Kohlensäure  im  Blute  nnd  dadurch  bedingt  die  frequente 
dyspnoetische  Respiration.“  Dieser  Erklärung  schließet  sich  H.  an.  L.  RosenthaL 

Die  49.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte  findet  vom  18. 
bis  24.  S eptbr.  d.  J.  in  Hamburg  statt.  Mitglieder - oder  Th  ei Inehmer karten , die 
zum  unentgeldlichen  Bezug  je  einer  Damenkarte  und  zu  bhhrpreisermässigungen 
auf  vielen  Eisenbahnen  berechtigen , sind  gegen  franco  Einsendung  von  12  M.  an 
„ das  Anmeldebüreau  der  deutschen  Naturforscher - Versammlung ” zu  beziehen. 


Einsendungen  filr  das  Oentralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Pro f.  Senator, 
Berlin.  (N.)  Krananickstraaae  24,  und  Professor  Koaeotbal,  Erlangen,  oder  (unter  BeiaeblussJ  aa 
die  Verlagshandlung,  Berlin  (N-W.),  unter  den  Linden  6b,  edreoairen. 


Verlag  von  August  Htrsehwald  ln  Berlin.  — Druck  von  1L  S.  Hermann  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
1— S Bogen  ;mm  Schlaue 
de«  Jahrgänge  Titel,  Na- 
aFD  and  Sacbregleter. 


Centralblatt 

für  die 


Preis  de«  Jahrgänge« 
SO  Mark;  za  beziehen 
durch  alle  Buchbandlnu- 
gen  und  Poetanstalten. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  ln  Erlangen. 


Redigirt  von 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  ln  Berlin. 


1876.  9.  September.  No.  36, 


luliulti  W assilirfp,  Veränderungen  des  Gehirns  und  der  Herzganglieu  bei 
Lyssa  (Orig.-Mittb.).  — Fleischer,  Scbuk*al  der  Salicylsäure  im  Organismus 
(Orig.-Mitth.).  — 

Tait,  Nabelstrang.  — Schwalbb,  Ganglienzellen.  — Meyer,  Urogenital* 
systcm  der  Salacbier  und  Amphibien.  — Ctom,  Beziehungen  des  Acusticus  zu  den 
Augenbewegungen.  — Arloisq  und  Tripikr.  rückläufige  Empfindlichkeit  sensibler 
Nerven.  — Kühne,  Verdauungsfermeute. — Pavt,  Muskelaustreuguug. — 8oyka, 
Acidalbumin.  — Lichtheim,  Störungen  des  Lungenkreislaufs.  — Bölling br, 
Milzbrandbacterien.  — Öknkrsich,  pathologische  Anatomie  des  Sympathicus  — 
Di tt kl,  Prostatahypertropbie  — Baum,  Schädelfraetoren.  — Schnllrr,  Blick* 
feld.  — Benekk,  Gelenkrheumatismus.  — Jofphdy,  Decubitus  bei  Gehirnleideu.  — 
Hamilton,  Reflexparalyse.  — Riesel,  Herpes  Zoster.  — Heubach;  Binz, 
Chinin.  — 

Colo8  asti,  Transfusion.  — 1 Pitrbs,  Muskelatrophie  und  descendirende  Skle- 
rose. — Dgjrrihk,  Hirncyste.  — Lbchartin  und  Brllamy,  Fermentation  von 
Früchten.  — v Kktsknstern,  Cholestearin  im  Harn.  — Lukomsky,  Molluscum 
contagiosum.  — Riedel,  Organisation  des  Thrombus.  — Penzoldt,  Entstehung 
des  Vesicnläratbmens.  — Wintkrnitz,  Ungewöhnliche  Fieberform.  — Klingbl- 
höppkh;  Stitzkb,  Icterus  epidemicos.  — Hutchinson,  Cheiro - Pompholyx.  — 
Mendel,  Milchsäure  als  Schlafmittel. — v.  Masnahi,  Beckenfractur.  — Olshao- 
0 bn , Ovariotomie.  — Berner,  Spulwürmer  aus  dem  Nabel. — Webb,  8elteue  Hy- 
sterieform. — Williams,  menstruelles  Eczera.  — R alpe,  Polyurie  bei  Aortenaneu- 
rysma. — Berichtigung  von  Druckfehlern. 


L eber  die  Veränderungen  des  Gehirns  und  der  Herzganglien  bei 

der  Lyssa. 

(Vorläufige  Mittheilung  aus  der  Klinik  des  Herrn  Prof.  Botkill  in  St.  Petersburg). 

Von  Ordinator  Dr.  Bf.  Wassilielt 

Zu  unserer  Untersuchung  dienten  uns  das  Gehirn  und  das  Herz 
einer  in  der  Klinik  an  Lyssa  verstorbenen  32  Jahre  alten  Beamten- 
frau Marie  K.  Sie  war  am  9.  Juli  1875  von  einem  Hunde  in  die 
obere  Lippe  gebissen  worden,  wo  eine  hufeisenförmige  Narbe  zurück- 
geblieben ist.  Die  ersten  Symptome  der  Krankheit,  allgemeine  Un- 
ruhe und  Lebhaftigkeit,  traten  am  20.  September  auf.  Am  22.  früh 
10  Uhr  wurde  sie  in  die  Klinik  aufgenommen;  sie  klagte  über  Hal- 
lucinationen , über  Unmöglichkeit  Wasser  nicht  nur  zu  trinken,  son- 
dern sogar  zu  sehen.  Um  2i/t  Uhr  Nachmittags,  beim  Versuch  der 
Krankeu  Sauerstoff  einzuathmen,  brachen  plötzlich  klonische  und  to- 
nische Krämpfe  aus,  und  nur  V , Stunde  später  gesellten  sich  inania- 
XIV.  Jahrgang.  4o 


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626  WikasiLiirp,  Veräuderungen  des  Gehirns  und  der  Herzgsnglieu 

knliscbe  Delirien  und  Tobsucht  hinzu.  Während  derselben  bestattyp 
unwillkürliche  Koth-  und  Uriuentleeruug.  ln  der  Nacht  wurdeu  die 
Paroxysmeu  schwacher  und  am  23.  September,  um  3VS  Uhr  nach 
Mitternacht,  verschied  die  Kranke  unter  Symptomen  einer  bedeuten- 
den Herabsetzung  der  Herzthätigkeit. 

Wir  untersuchten  mikroskopisch  verschiedene  Theile  des  Ge- 
hirns, nämlich:  die  grossen  Hemisphären,  die  Corpora  striata,  die 
Thalami  optici,  den  Pons  Varolii,  die  Mcdulla  oblongata  und  das 
Kleinhirn.  Vor  der  Untersuchung  wurden  diese  Präparate  erhärtet 
(MÜLLER’scbe  Flüssigkeit,  0,2%  Chromsäurelösung,  2%  Lösung  von 
doppcltchromsauren  Kali,  Spiritus  vini),  die  daraus  gemachten  Schnitte 
gefärbt  (Carmin,  Haematoxylin,  Purpurin),  und  entweder  in  Glycerin 
oder  in  einer  Mischung  von  Terpeutiu  und  Canadabalsatn  unter  das 
Mikroskop  gebracht. 

Die  mikroskopische  Unteisuehuug  der  erhärteten  und  gefärbten 
Schnitte  ergab  uns  folgende  Veränderungen: 

1)  Einige  Nervenzellen  des  verlängerten  Markes  erschienen  ge- 
trübt, undeutlich  conturirt,  ihr  Kern  undeutlich.  Aehnliche  nur  uoch 
stärkere  Veränderungen  beobachteten  wir  an  einigen  PoRKiNJK’schen 
Zellen  des  Kleinhirns.  2)  In  dem  interstitiellen  Gewebe  des  Gehirnes 
bemerkte  man  eine  grosse  Anhäufung  von  indifferenten  runden  Ele- 
menten, von  der  Grösse  weisaer  Blutkörperchen,  welche  sehr 
stark  von  Färbemitteln  tingirt  wurden.  Diese  Elemente  (aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  emigrirte  weisse  Blutkörperchen)  lagen  hauptsäch- 
lich in  den  perivasculären  Räumen  oder  in  der  Nähe  derselben,  ob- 
gleich einige  von  ihnen  zu  Haufen  gruppirt  (6  — 10  an  der  Zahl), 
auch  entfernt  von  Gelassen  in  der  Neuroglia  vorkamen  (proliferirte 
Neurogliakerne?).  Endlich  kamen  auch  solche  vor,  die  in  den 
pericellulären  Räumen  lagen,  ja  sogar  in  das  Protoplasma  der  Nerven- 
zellen hineingetreten  waren  (Kolessnikoff*).  3)  Die  Blutgefässe  waren 
stark  ausgedehnt  und  mit  Blutkörperchen  überfüllt,  ihr  Endothel 
stellenweise  geschwollen ; hie  und  da  kamen  Gefässe  vor,  deren 
Wände  aus  einer  feinkörnigen,  stark  lichtbrechenden,  gelblichen,  we- 
der in  absolutem  Alcohol,  noch  in  Terpentin  löslichen  Substanz  be- 
standen. Die  hervorragendste  Erscheinung  aber  war  die  An- 
wesenheit (hauptsächlich  in  der  Rindenschichte  der  grossen  Hemisphä- 
ren) eiuer  besonderen,  in  perivasculären  Räumen  befindlichen 
mattglänzenden,  stark  lichtbrechenden  Substanz.  Zuweilen  war  diese 
Substanz  rings  um  ein  Gelass  so  angehäuft,  dass  das  Gefass  im 
Querschnitt  wie  von  einem  unregelmässigen  Ringe  umgeben  erschien, 
der  einen  so  starken  Druck  auf  dasselbe  ausübte,  dass  es  bedeutend 
verengt  wurde;  in  anderen  Fällen  lag  diese  (nach  Benedict**)  hya- 


*)  Centralbl.  187S.  No.  50. 

**)  Vikchow’s  Arcb.  LX1V.  8.  887. 


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Washii.isff,  Veränderungen  des  Gehirns  und  der  Herzganglien  bei  Lyssa.  627 

loide)  Substanz  in  kleinen  Häufchen,  welche  manchmal  bo  regel- 
mässig mn  das  Gefäss  herum  angeurdnet  lagen,  dass  das  Ganze  sehr 
an  das  Epithel  erinnerte.  Diese  hyaloide  Substanz  wurde  von  keinem 
Tinctionsmittel  gefärbt,  löste  sich  weder  in  starken  Alkalien  (kochen 
mit  Aetzkali),  noch  in  starken  Säuren  (Essig-,  Salzsäure);  dasselbe 
negative  Resultat  erhielt  man  bei  Anwendung  von  Terpentin,  Alcohol 
und  3er  Reaction  auf  die  amyloide  Substanz.  In  anderen  Tbeilen 
des  Gehirnes  waren  die  perivasculären  Räume  mehr  oder  weniger 
erweitert. 

Die  Nervenganglien  des  menschlichen  Herzens  liegen,  wie  es 
scheint,  „fast  ausschliessich  in  der  Scheidewand  der  Vorkammern  und 
hier  zum  grössten  Theil  in  ihrem  oberen  Abschnitte  gerade  über  dem 
Muskelriuge  (Linibus),  welcher  die  Fossa  ovalis  umgiebt,  in  dem  pris- 
matischen Raume,  der  durch  Auseinanderweichen  der  Muskelbündel 
der  rechten  und  der  linken  Vorkammer  gebildet  wird1'  etc.  (N.  Iwa- 
NOWSKY*).  Die  Veränderungen  dieser  Knoten  waren  folgende: 

1)  Das  Endotheliuin  der  die  Nervenzellen  umhüllenden  Scheiden 
war  stellenweise  geschwollen;  im  Innern  der  Scheiden  und  in  dem 
interstitiellen  Gewebe  der  Ganglien  kamen  runde  Elemente  von  der 
Grösse  eiues  weissen  Blutkörperchens  vor.  Die  die  Ganglien  umgeben- 
den Blutgefässe,  die  grossen  Venenstämme  ausgenommen,  erschienen 
meistens  blutleer.  2)  In  den  Nervenzellen  selbst  erschien  das  Pro- 
toplasma mehr  oder  weniger  getrübt,  in  Folge  dessen  wurden  ihre 
Kerne  entweder  undeutlich  oder  ganz  unsichtbar;  in  einigen  ZelleD 
sah  man  eine  Anhäufung  eines  feinkörnigen  Pigments.  Die  hervor- 
tretendste  und  nie  fehlende  Veränderung  bestand  aber  darin,  dass 
die  Nervenzellen  die  Scheide  nicht  vollständig  ausfüllten,  sondern 
dass  zwischen  beiden  ein  freier  Raum  zurückblieb,  durch  welchen 
nur  Fortsätze  der  Nervenzellen  zur  Scheide  sich  hinzogen.  (Ein  ganz 
identisches  Bild  beobachtete  Lubjmoff**)  an  den  Halsganglien  des 
Sympathien»  bei  Oedem,  z.  B.  bei  Herzkrankheiten). 

Um  die  Frage  zu  entscheiden,  ob  in  dem  gegebenen  Falle  wirk- 
lich ein  Oedem  existirte,  oder  ob  diese  freien  Räume  von  der 
Schrumpfung  des  Protoplasma  der  Nervenzellen  herrührten,  unter- 
nahmen wir  mit  Hülfe  des  liARTNACK’scben  Mikrometers  eine  Messung 
der  Nervenganglien  und  der  Nervenzellen  und  verglichen  diese  Zahlen 
mit  Zahlen,  welche  der  Herr  Prosector  N.  Iwanowsky  bei  normalen 
Ganglien  gewonnen  batte. 

Meine  Messung.  Messung  des  Hrn.  Dr.  N.  Iwanowsky. 

Die  Grösse  der  Ganglien  im  grössten  Durchmesser: 
0,75 — 2 Mm.  0,8 — 1,6  Mm. 

*)  Rcdkkw’s  Journal  (Petersburg).  X.  1876. 

**)  Vibchow's  Arcb.  LXI.  8.  145,  192  u.  193. 

40* 


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•ignW 

628  Flzibchkb,  Schickaal  der  SalicylsKure  im  Orgaoisma«. 

Die  Grösse  der  Zellen  im  grössten  Durchmesser: 

0,03 — 0,055  Mm.  0,02 — 0,05  Mm. 

Die  Grösse  der  Scheiden  im  grössten  Durchmesser:*) 

0,06 — 0,095  Mm.  0,02 — 0,05  Mm. 

Die  Zahlen  zeigen,  dass  die  in  Rede  stehenden  Raume  zwischen 
deu  Nervenzellen  und  der  dieselben  umhüllenden  Scheiden  nicht  von 
einer  Schrumpfung  des  Protoplasma,  sondern  von  einer  Erweiterung 
der  Scheiden  herrühren,  welche  letztere  nur  durch  Anhäufung  einer 
ödematösen  Flüssigkeit  zu  Stande  gebracht  werden  konnte.  Dieser 
ödematöse  Zustand  der  Herzganglien  muss,  wie  es  scheint,  nicht  sel- 
ten Vorkommen,  da  einerseits  die  anatomische  Lage  der  Ganglien 
mitten  in  einem  fettreichen  Zellgewebe,  welches  der  Ausdehnung  der 
Scheiden  unbedeutenden  Widerstand  leistet,  anderseitig  die  Zahl  der 
die  Ganglien  netzförmig  umgehenden  Blutgefässe  dieselben  dazu 
disponirt.  — 


Veber  das  Schicksal  der  Salleylsäure  im  thierischen 
Organismus. 

Von  Dr.  H.  Fleischer,  früher  Assistenzarzt  am  stUdt.  allgem.  Krankenhaase  za  Berlin. 

Bei  der  Discussion  über  das  Schicksal  der  Salicylsäure  im  thie- 
riseben  Organismus  haben  sich  vornehmlich  drei  verschiedene  An- 
sichten geltend  gemacht:  1)  Die  innerlich  genommene  wird  an  die 
Salze  des  BluteB  gebunden  und  als  salicylsaures  Salz  wieder  aus  dem 
Organismus  ausgeschieden.  2)  Feser  und  Friedberger  nehmen  an, 
dass  die  Salicylsäure  sich  im  Blute  mit  den  Albuminaten  verbinde 
und  erst  kurz  vor  der  Ausscheidung  nach  der  Zersetzung  der  Albu- 
minate  an  die  Blutsalze  gebunden  wird.  Motivirt  wird  diese  Hypo- 
these durch  den  Hinweis,  dass  man  aus  dem  Blute  von  Thieren,  die 
mit  Salicylsäure  behandelt  waren,  beim  Ausschütteln  mit  Aether  im 
Rückstände  niemals  eine  Salicylsäurereaction  erhalte,  während  bei 
etwaiger  Gegenwart  salicylsaurer  Salze  im  Blut  (die  nach  der  An- 
nahme genannter  Autoren  zum  kleinen  Theil  löslich  in  Aether  sind) 
dieselbe  eintreten  müsse.  Aus  dem  negativen  Resultat  schlossen  sie, 
dass  alle  Salicylsäure  an  Alburainate  gebunden  sei.  3)  Binz  schliesst 
sich  der  ersten  Ansicht  an,  glaubt  aber,  dass  die  in  den  Geweben 
lrei  werdende  Kohlensäure  im  Stande  sei,  wieder  Säure  im  Blut  frei 
zu  machen.  Beim  Schütteln  von  1%  Lösung  neutralen  salicylsauren 
Natrons  erhielt  er  keinen  wägbaren  Aetherrückstand.  Nach  Einleiten 
reiner  Kohlensäure  gelang  es  ihm  aus  derselben  Lösung  den  7.  bis 
10.  Theil  der  Salicylsäure  zu  entbinden  und  in  den  Aether  über- 
zufiibren. 

*)  Bei  der  Messung  der  Scheide  wurde  ihre  innere,  den  Zellen  anliegende 
Griinze  in  Betracht  geuomroen. 


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FLBiscnsa,  Schicksal  der  Salicylsünre  im  Organismus. 


629 


Nach  meinen  Untersuchungen,  welche  grösstentheils  in  dem  städt. 
aligem.  Krankenhause  zu  Berlin  unter  dem  ßeirath  und  der  Unter- 
stützung des  Herrn  Director  Dr.  Riess  ausgeführt  wurden,  scheinen 
die  letzten  beiden  Hypothesen  doch  noch  der  sicheren  Begründung 
zu  entbehren. 

Was  die  FESER-FBlEDBEKOEK’scbe  Hypothese  betrifft  so  habe 
allerdings  auch  ich  aus  dem  Blut  mit  Salicylsaure  behandelter  Thiere 
niemals  Salicylsaure  resp.  salicylsaures  Natron  ausschüttelu  können. 
Der  Qrund  dafür  liegt  wohl  hauptsächlich  darin,  dass  das  reine  neu- 
trale salicylsaure  Natron  so  zu  sagen  unlöslich  in  Aether  ist.  Beim 
Schütteln  einer  Lösung  von  salicylsauren  Natron  mit  Aether  erhält 
man  keinen  sichtbaren  Rückstand,  wohl  aber  schwache  Salicylsäure- 
reaction.  Dieselbe  rührt  wahrscheinlich  daher,  dass  der  meist  a priori 
schwach  saure  Aether  (oder  neutraler  Aether  durch  Aufnahme  von 
Kohlensäure  aus  der  Luft  beim  Schütteln  leicht  sauer  werdend)  Spuren 
von  Salicylsäure  aus  dem  unlöslichen  Salz  frei  macht.  Beim  Schüt- 
teln mit  alkalischem  Blut  wird  die  Säure  des  Aetbers  neutralisirt  und 
so  erklärt  sich  das  negative  Resultat. 

Gegen  Salicylsäure-Albuminatverbindungen  spricht  auch  der  Um- 
stand, dass  es  dem  Vf.  gelang  aus  Hühnereiweiss,  welches  mit  einer 
bestimmten  Quantität  Salicylsäure  versetzt  und  längere  Zeit  bei  Blut- 
wärme  digerirt  worden  war,  nach  vollständiger  Entfernung  der  Albu- 
minate  durch  Coagulation  (ein  Mal  durch  vorsichtiges  Erwärmen  — 
das  andere  Mal  durch  Alcobol)  und  Filtration  dieselbe  Quantität  Sa- 
licylsfture  mittelst  der  Titrir-  und  colorimetrischen  Methode  wieder 
nachzuweisen.  Auf  der  anderen  Seite  wurden  die  auf  gleiche  Weise 
aus  dem  Blut  mit  Salicylsäure  behandelter  Thiere  getrennten  Blut- 
albuminate  mit  starken  Säuren  behandelt,  mit  Kali  gekocht  (wodurch 
die  Salicylsäure  nicht  zersetzt  wird)  und  wieder  mit  Säuren  behan- 
delt. Ebensowenig  wie  beim  Sublimiren  gelang  es  mir  Spuren  von 
Salicylsäure  zu  gewinnen.  — Dagegen  konnte  man  in  dem  Filtrat 
aus  dem  Blute  stets  Salicylsäureruaction  nachweisen. 

So  interessant  fernerhin  die  Versuche  von  Binz  sind,  so  können 
die  Consequenzen  vorerst  noch  nicht  auf  den  Organismus  Anwendung 
finden.  Binz  hat  auf  die  Coincidenz  des  Aetbers  und  der  Kohlen- 
säure gar  kein  Gewicht  gelegt  und  allein  letzterer  das  Vermögen  zu- 
geschrieben, Säure  auszutreiben.  Dass  Kohlensäure  aus  dem  Salz 
Säure  frei  macht,  ist  unzweifelhaft,  aber  sie  thut  es  nur  bei  Gegen- 
wart von  Aether,  während  sic  ohne  diesen  wirkungslos  bleibt.  Lässt 
man  nach  dem  Finleiten  von  Kohlensäure  die  betreffende  l°/9  Lösung 
von  snlicylsaurem  Natron  an  der  Luft  stehen  und  schüttelt  dann  erst 
mit  Aether,  so  bekommt  man  keine  Salicylsäurekrystalle  im  Rück- 
stand. Ebensowenig  erhält  man  nach  längerem  Einleitun  von  Kohlen- 
säure (ohne  Aether)  beim  vorsichtigen  Abdunsten  im  Rückstand  Sa- 
licylsäure. In  einer  Lösung  von  salicylsaurem  Natron  in  Alcohol  tritt 


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630 


Tüt,  N»bel»tr«ng. 


bei  Einleiten  von  Kohlensäure  ebenfalls  keine  Entbindung  von  Säure 
ein.  Bringt  man  aber  nach  Einleiten  der  Kohlensäure  sofort  Aetlier 
zu  ein:r  wässrigen  Lösung,  so  gelingt  es  stets,  wie  Binz  mittheilte, 
reichliche  Salicylsäurekrystalle  im  Aetherrückstand  zu  erhalten. 

In  gleicher  Weise  wie  Kohlensäure  wirkt  Essigsäure,  welche 
für  sich  Salicylsäure  nicht  auszutreiben  vermag,  während  essigsäure- 
haltiger Aether  (wie  bekannt)  dies  thut.  Dagegen  treibt  Salicylsäure 
an  sich  Essigsäure  aus  ihren  Salzen  aus. 

Nach  den  Untersuchungen  des  Vf.’s,  welcher  sich  ganz  der  ersten 
Ansicht  anschliesst,  ist  im  Blut  niemals  freie  Salicylsäure  nachweis- 
bar, vielmehr  wird  dieselbe  an  die  Blutsnlze  gebunden,  indem  sie 
wohl  sich  einerseits  an  die  Stelle  der  Kohlensäure  der  kohlensauren 
Salze  setzt,  andererseits  das  neutrale  phosphorsaure  Natron  des  Blutes 
verändert. 

Die  Salicylsäure  ist  nämlich  (nach  meinen  Untersuchungen)  im 
Stande,  analog  der  Hippur-  und  Benzoesäure,  dem  neutralen  phos- 
phorsauren Salz  Natron  zu  entziehen.  Es  entsteht  so  saures  phos- 
phorsaures  Natron  und  salicylsaures  Natron.  Bei  Ueberschuss  von 
Salicylsäure  wird  wahrscheinlich  das  gesaramte  neutrale  phosphorsaure 
Natron  in  saures  zerlegt.  Umgekehrt  findet  bei  allmählicher  ConceD- 
tration  einer  Lösung  von  saurem  phosphorsauren  Natron  und  salieyl- 
saurem  Natron  eine  Rückbildung  von  neutralem  phosphorsauren  Natron 
und  Salicylsäure  statt. 

Dies  Verhalten  ist  um  so  interessanter,  da  Phosphorsäure  Salicyl- 
säure aus  ihren  Salzen  mit  Leichtigkeit  austreibt. 

Die  Belege  für  diese  Ansichten  und  die  an  dieselben  sich  knüpfen- 
den Consequenzen  in  Bezug  auf  die  antiseptische  Wirkung  der  Sa- 
licylsäure werden  in  extenso  in  nächster  Zeit  an  einer  andern  Stelle 
publicirt  werden.  (Vgl.  Köhler:  Cbl.  1876,  593.  Red.) 

Bonn,  im  Juli  1876. 


Tait,  On  the  umbilical  cord.  proc.  c,f  the  Royal  soc.  xxm.  s 498. 

Auf  experimentellem  Wege  kommt  T.  zu  dem  Resultat,  dass  die 
Vene  des  Nabelstranges  und  nicht  die  beiden  Arterien  an  der  spiralen 
Drehung  Schuld  sei.  Diese  Drehung  müsse  auf  einem  Mechanismus 
der  totalen  Insertion  beruhen.  Eine  ungleiche  Ernährung  des  Nabel- 
stranges liegt  darin,  dass  in  gleichen  Räumen  über  der  Vene  3 Ca- 
pillaren  gelagert  sind,  über  den  Arterien  dagegen  nur  zwei.  Die 
Epitheldecke  des  Nabelstranges  besteht  aus  einem  einfachen  Lager 
polygonaler  Zellen,  die  einer  fibrillären  Matrix  aufsitzen.  Das  canali- 
euläre  Gewebe  des  Nabelstranges  ist  der  Länge  nach  in  3 Säulen 
getheilt.  Ovale  Kerne  liegen  in  den  Kanälen.  Flüssigkeit  passirt 
durch  die  Kanäle  leichter  vom  Fötus  zur  Placenta  als  umgekehrt. 
Während  der  Injection  fliessen  die  Iojectionsmassen  fortwährend  in 


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Schwalbe,  Ganglienzellen. 


631 


kleinen  Strömen  von  Her  Oberfläche  ab.  Die  Kanäle  sind  sternför- 
mig in  der  horizontalen  und  longitudinalen  Richtung.  Das  canali- 
culäre  Gewebe  endigt  in  3 Kegeln,  jeder  für  eine  Längssäule  des 
Nabelstrangcs  bestimmt.  Löwe. 


(».  Schwall)«,  Bemerkungen  über  die  Kerne  der  Ganglienzellen. 

Jenriscbe  Zeitscbr.  f.  Naturw.  X.  1870.  S 25. 

Wenn  man  frische,  noch  vollkommen  durchsichtige  Netzhaut 
des  Schafes  vorsichtig,  mit  ihrer  inneren  Oberfläche  nach  oben,  in 
Humor  vitreus  auf  dem  Objectträger  ausgebreitet  hat,  so  gelingt  es 
leicht,  in  den  peripheren,  der  Ora  serrata  benachbarten  Partien  die 
Ganglienzellen  im  frischen  Zustande  scharf  wahrzunehmen,  da  hier 
die  Nervenfaserlage  auf  dünne  zerstreute  Bündel  reducirt  ist.  Man 
erkennt  in  eine  matt  glänzende  homogene  Masse  eingebettet  runde 
helle  blecke,  oie  ausseben,  als  wären  es  mit  Flüssigkeit  erfüllte 
Räume.  Bei  genauerer  Untersuchung  sieht  man  im  Innern  jedes 
hellen  Fleckes  einen  kreisrunden  Kern  mit  allen  Abzeichen  eines 
Ganglienzellenkcrns.  Der  ganze  übrige  Raum  ist  klar  mit  Ausnahme 
eines  kleinen  Hofes  feinkörniger  Substanz  um  den  Kern.  Bei  Zusatz 
von  Jodserum  trübt  sich  der  ganze  durchsichtige  Raum  und  erscheint 
fein  granulirt.  Als  Argument  gegen  die  Auffassung  der  granulirten 
Schiebt  als  nervös  führt  S.  das  völlig  differente  optische  Verhalten 
frischer  Ganglienzellen  und  frischer  granulirter  Substanz  an.  Letztere 
erscheint  wie  von  zahllosen  kleinen  hellen  Vacuolen  durchsetzt.  Die 
glänzende  homogene  Substanz  zwischen  den  Ganglienzellen  lässt 
keine.  Spur  von  Formelementon  erkennen  und  ist  offenbar  der  Kitt- 
substanz der  Epithelien  vergleichbar.  Die  Kerne  der  Ganglienzellen 
der  Retina  besitzen  eine  Membran,  deren  Innenfläche  mit  kleinen 
Hervorragungen  besetzt  ist.  Manchmal  führen  sie  ein  zackiges  mit 
fadenförmigen  Ausläufern  versehenes  Kernkörperchen.  Dasselbe  bo- 
steht  aus  derselben  Nucleolarsubstanz  wie  diu  Kernmembran  und  deren 
Excreseenzen.  Beim  ausgewachsenen  Thiere  sind  die  Differenzen 
in  der  Grösse  der  Ganglienzellen  verhältnissmässig  geringe.  Bei 
jungen  Thieren  (Kalb)  dagegen  ausserordentlich  gross  und  ebenso 
verhalten  sich  die  Kerne.  Die  kleinsten  Kerne  sind  die  jüngsten. 
Sie  sind  ohne  jede  Spur  von  Kernkörpereben  und  bestehen  aus  einer 
gleichmässig  vertheilten  granulirten  Masse.  Eine  Differenzirung  im 
Kernmumbran-  und  Keruinbait  ist  nicht  vorhanden.  Die  Substanz, 
aus  der  die  spätere  Kernmembran  und  die  Nucleoli  bestehrn,  ist 
anfangs  gleichmässig  durch  den  ganzen  Kern  vertheilt  UDd  füllt  den- 
selben aus,  indem  sie  von  zahlreichen  kleinen  mit  einer  anderen 
Masse  erfüllten  Vacuolen  durchsetzt  ist.  Beim  Wachthnm  des  Kernes 
nimmt  die  Vacuolensubstanz  zu,  ohne  dass  eine  wesentliche  Zunahme 
des  anderen  Kernbestandtheiles  zu  constatiren  wäre.  Die  Folge 


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632 


Schwalb«.  Gsnglieuzcllen. 


davon  ist,  dass  letzterer  in  verschiedene  Portionen  zerrissen  wird, 
von  denen  eine  stets  die  Oberfläche  des  Kernes  einninnnt,  zur  sogen. 
Kernmcmbran  wird,  mit  einer  Anzahl  zackiger  Vorsprunge,  den 
wandständigen  Kernkörperchen,  in  das  Innere  des  Kernes  hineinragt, 
wahrend  andere  Portionen  sich  zu  einem  oder  mehreren  Nucleolis 
Zusammenhalten.  In  dem  Maasse,  als  die  helle  Substanz  im  Innern 
des  Kernes  zunimmt,  werden  die  inneren  Prominenzen  der  Kern- 
meinbran  in  Folge  zunehmender  Ausdehnung  der  letzteren  immer 
mehr  verstreichen.  Man  kann  also  den  ganzen  Process  als  eine 
Vacuolisirung  auffassen,  ähnlich  wie  sie  in  der  Pflanzenzelle  zur 
Scheidung  von  Protoplasma  und  Zellsaft  führt.  An  Ganglienzellen 
anderer  Localitaten  (Vorderhörner  des  Rückenmarks  vom  Kaninchen 
und  Schwein,  Ganglion  Gasseri  vom  Kaninchen,  Spinal-  und  sym- 
pathische Ganglien  vom  Frosch)  fehlt  die  Kernmembran  und  damit 
auch  die  sogen,  wandständigen  Kernkörperchen  (i.  e.  Verdickungen 
der  Kernmembran  nach  Innen).  Der  helle  Kernsaft  mit  einem 
vacuolenhaltigen  Nucleolus  grenzt  unmittelbar  an  die  Zellsubstanz. 
Diese  Beobachtungen  von  S.  sprechen  gegen  die  Angabe  von 
Ageubach,  dass  die  Nucleoli  aus  dem  Protoplasma  der  Zelle  in  dm 
Kern  cinwandern.  Nach  S.  entstehen  dieselben  vielmehr  ebenso  wie 
die  Kernmembran  aus  der  ursprünglichen  Kernsubstauz,  indem 
letztere  durch  Ansammlung  und  Zunahme  des  hellen  Kernsaftes  io 
mehrere  Portionen  zersprengt  wird.  Es  findet  ferner  keine  Zunahme 
der  Nucleolarsubstanz  statt,  sondern  diese  bleibt  constant,  nimmt  also 
beim  Wachsthum  des  Kernes  sogar  relativ  ab.  Daher  kommt  es, 
dass  man  in  den  Ganglienzellen  entgegen  AüEBBACB’s  Angaben  für 
andere  Zellkerne  einen  pluriuucleolären  Zustand  dem  uninucleolären 
vorausgehen  sieht  und  dass  letzterer  sogar  in  einen  anucleolären 
übergehen  kann,  in  welchem  die  gesammte  Nucleolarsubstanz  als 
Kernmembran  verwendet  ist.  S.  kommt  zu  dein  Schlüsse,  dass 
Aüekbach’s  Angaben  über  Entstehung  und  Vermehrung  der  Nucleoli 
nicht  zu  verallgemeinern  sind.  Im  Körper  der  Spinalganglienzellen 
des  Frosches  fanden  sich  2 Substanzen  vertheilt,  von  denen  die  eine 
ein  sehr  zartes  Netzwerk  formirte,  das  von  der  Oberfläche  des 
wanduugsloscn  Kernes  bis  zur  Zelleuoberfläche  reichte,  während  die 
andere  hellere  die  Mascheuräume  ausfüllte.  Die  Substanz  des  Kern- 
körperchens erwies  sich  optisch  verschieden  von  jenen  beiden  Sub- 
stanzen, dagegen  schien  der  Kernsal't  mit  der  Ausfüllungsmasse  der 
Maschenraume  übereinzustimraen.  Man  hat  somit  drei  Substanzen 
in  der  Ganglienzelle  zu  unterscheiden:  die  Nucleolarsubstanz,  den 

Kernsaft  (resp.  Zellsalt)  und  die  reticuläre  Substanz.  Die  Anschauung 
Max  Schgltze’s  von  der  fibrillären  Beschaffenheit  der  Nervenzelle 
beruht  nach  S.  aut  einer  nicht  zutreffenden  Deutung  der  reticulären 
Substanz.  Schliesslich  macht  S.  noch  auf  die  Verschiedenheit  der 
Structur  der  Ganglienzellen  an  verschiedenen  Localitaten  aufmerksam. 

Löwe. 


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.T*»  " • 


Mhykb,  Urogenitalsystem  der  Selacbier  nud  Amphibien. 


633 


F.  Meyer,  Beitrag  zur  Anatomie  des  Urogenitalsystems  der 
Selachier  und  Amphibien.  ^itzungsber.  der  Leipzig.  Naturforcb.  Ge*. 
1875.  S.  38-44. 

Die  Entdeckung  Spengel’s  (Cbl.  1875,  369),  dass  in  der  Niere 
der  erwachsenen  Amphibien  offene  mit  der  Peritonealhöhle  communi- 
cirende  flimmernde  Trichter  Vorkommen,  ist  gleichzeitig  und  unab- 
hängig auch  von  M.  gemacht  worden,  nachdem  bereits  früher  Wilh. 
Mülleb  in  die  Bauchhöhle  einmündende  mit  Flimmerepithel  ver- 
sehene Canäle  der  sogen.  Vornieren  der  Frosclilarven  beschrieben 
batte. 

Ani  Besten  eignet  sich  zur  Untersuchung  dieser  Wimpertrichter 
Rana  temporaria;  bei  Rana  esculeuta  stören  die  vielfachen  Faltungen 
der  Niere.  Die  Trichter  sind  nur  auf  der  ventralen  Oberfläche  der 
Niere  befindlich,  die  davon  wie  übersäet  erscheint.  Eine  regelmässige 
Anordnung  der  Stomata  scheint  nicht  zu  bestehen:  oft  siud  sie  in 

Reihen  angeordnet,  oft  an  einzelnen  Stellen  mehr  angebäuft  als  an 
anderen,  ihre  Anzahl  ist  sehr  bedeutend  und  vielfacheu  Schwankungen 
unterworfen.  M.  zählte  auf  drei  einzelnen  Niereu  195,  120,  150 
Stomata. 

Die  Endothelzellen  der  Peritonealoberfläche  werden  in  der  Nähe 
der  Stomata  plötzlich  kleiner,  so  dass  die  Oeffnungen  von  einem 
Kranze  kleiner  Endothelzellen  umgeben  und  dadurch  sehr  leicht 
wahrzunebmen  sind.  Diese  kleinen  Endothelzellen  dringen  noch  in 
die  Mündung  vor  und  gehen  hier  in  das  Flimmerepitbel  der  Canäle 
über.  Die  Canäle  verlaufen  sehr  häufig  der  ventralen  Wand  ziem- 
lich parallel  und  dringen  allmählich  in  die  Tiefe.  Einzelne  dieser 
Canäle  konnte  M.  0,25  mm.  weit  verfolgen;  wie  sie  daun  endigen, 
ist  ihm  zu  ermitteln  bisher  noch  nicht  gelungen. 

Den  von  Semper  bei  Haifischen  entdeckten  „Segmentalorganen“ 
hat  M.  au  erwachsenen  weiblichen  Exemplaren  von  Acanthias  vul- 
garis gleichfalls  eine  eingehende  Untersuchung  gewidmet.  Injectionen 
führten  ihn  zu  dem  Resultat,  dass  diese  flimmernden  Canäle  nicht 
mit  den  MALPlGBt’schen  Körperchen  und  durch  diese  mit  dem  Harn- 
leiter communiciren  (Semper),  sondern  dass  sie  in  einzelnen  beson- 
deren lymphdrüsenartigen  Gebilden  endigen,  von  denen  auf  der 
ventralen  Seite  der  Niere  so  viele  wie  Trichter  vorhanden  sind. 
Weitere  Details  über  die  Segmentalorgane  sind  im  Original  nach- 
zulesen. 

Ob  die  Flimmertrichter  der  Amphibien  wirklich  den  Segmental- 
organen der  Haifische  homolog  sind,  muss  vorderhand  noch  als  sehr 
zweifelhaft  angesehen  werden.  Boll  (Rom). 


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634  Croa,  Beciebuugeo  des  Acusticos  an  den  Aogenbewegu 


£.  t’you,  Les  rapports  physiologiques  entre  le  nerf  acoastiq 
et  l'appareil  moteur  de  l’oeil.  Ga*.  med.  1876.  No.  n. 

Die  nach  Verletzungen  der  halbzirkelförmigen  Kanäle  wahr- 
nehmbaren Augenbewegungen  sind  die  unmittelbare  und  directe 
Folge  dieses  Eingriffs.  Durch  Reizung  des  Caualis  horizontalis  beim 
Kaninchen  wird  das  Auge  derselben  Seite  nach  rückwärts  und  unten 
gerichtet,  ebenso  wie  nach  Reizung  des  vorderen  Verticalcanals:  die 
Reizuug  des  hinteren  Verticalcanals  bewirkt  eine  Deviation  des  Auges 
nach  vorn  und  etwas  nach  oben.  Stets  zeigen  sich  dabei  Bewegungen 
am  anderen  Auge,  aber  im  entgegengesetzten  Sinn.  Die  Pupille  des 
Auges  der  gereizten  Seite  verengt  sich:  sie  bleibt  weit  auf  dem 
anderen  Auge.  Die  Bewegung  der  Augäpfel  ist  im  Moment  der 
Reizung  eine  titanische  unmittelbar  nachher  treten  oscillatoriscbe 
Bewegungen  nach  der  entgegengesetzten  Richtung  hin  ein;  sie  folgen 
sich  in  einer  Frequenz  von  20—150  Mal  in  der  Minute  und  dauern 
kaum  länger,  als  eine  halbe  Stunde. 

Di' te  oscillatorischen  Bewegungen  verschwinden  nach  Durch- 
scbneidung  des  Nn.  acusticus  der  entgegengesetzten  Seite.  Neue 
Reizungen  eines  Canal,  semicirc.  bewirken  nur  tetanische  Cotrac- 
tionen  der  Augäpfel.  — 

Die  Erregung  eines  N.  acusticus  bedingt  starke  Rollungen 
beider  Augen.  Die  Durchschneidung  eines  N.  acusticus  ruft  eine 
starke  Deviation  des  Auges  derselben  Seite  nach  unten,  des  anderen 
nach  oben  hervor.  Nach  Durchschneidung  auch  des  zweiten  N. 
acusticus  hört  diese  Deviation  auf.  Reizung  des  Hörnerven  bei  Ka- 
ninchen bewirkt  Rollbewegungen  um  die  Lüngsaxe  des  Körpers,  nach 
der  verletzten  Seite  hin,  Zerstörung  beider  Nn.  acustici  bedingt  ganz 
unregelmässige  Bewegungen.  Ueberlebeu  die  Thiere  die  Doppel- 
durchscbneidung  der  Hörnerven,  so  hören  nach  6 — 10  Tagen  diese 
unregelmässigen  Bewegungen  auf:  es  bleibt  nur  eine  gewisse  Un- 
sicherheit: die  Thiere  suchen  gern  Stützpunkte  und  bewegen  sich 
nur  ungern  von  selbst.  Setzt  mau  solche  Kaninchen  auf  eine  Ro- 
tationsmaschine, so  bemerkt  man  an  ihnen  die  von  POKKINJE  und 
Mach  beschriebenen  Erscheinungen,  welche  also  nicht  von  Ver- 
schiebung der  Endolymphe  abhängig  gemacht  werden  dürfen,  sondern 
vielmehr  von  Circulationsstörungen  in  den  am  meisten  von  der  Ro- 
tationsaxe  entfernt  gelegenen  intracraniellen  Gelassen.  Die  Gleich- 
gewichtsstörungen nach  Kleinhirnverletzuugen  lassen  sich  nach  Vf. 
grossentheils  auf  die  Läsion  der  das  Kleinhirn  durchziehenden  Acusti- 
cusfaseru  beziehen.  Bernhardt. 


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Arloino  und  Tripirb,  rückläufige  Empfindlichkeit  sensibler  Nerven.  635 

Arloing  et  Tripier,  Des  condition»  de  la  persistnnce  de  la  sen- 
sibilite  dans  le  bout  peripbdrique  des  nerfs  sectionues.  Arch. 
de  pby«.  etc.  1870.  S,  1], 

In  dieser  ausführlichen,  die  Anatomie  und  Physiologie  der  ver- 
schiedenen Hirn-  und  Rückenmarksnerven  bei  verschiedenen  Thier- 
gattungen berücksichtigenden  Arbeit  haben  Vf.  die  Frage  von  der 
rückläufigen  Sensibilität  der  Nerven  zu  einem  die  verschiedenen 
Behauptungen  der  verschiedensten  Autoren  in  befriedigender  Weise 
vereinigenden  Abschluss  gebracht.  Operirt  wurde  am  Nv.  facialis, 
Nv.  spinalis,  trigerainus  und  den  Extremitätennerven  von  Pferden, 
Eseln,  Hunden,  Kaninchen  und  Katzen:  Die  Sensibilität  des  peripheren 
Endes  des  absichtlich  durchschnittnen  Nerven  wurde  sofort  und  nach 
Wochen  untersucht,  ebenso  wurden  nach  dem  Tode  des  Thieres  die 
peripheren  und  centralen  Enden  der  lädirten  Nerven  nach  bewährten 
histologischen  Uutersuchungsmethoden  auf  etwa  erhaltene  Fasern 
(im  peripheren  Theil)  und  auf  degenerirte  (im  centralen  Theil) 
durchforscht.  Folgendes  sind  die  Ergebnisse  dieser  Untersuchungen : 
1,  Der  Nv.  facialis  uud  spinalis  der  Einhufer  und  Nager  besitzeu 
ebenso,  wie  die  der  Fleischfresser  rückläufige  Sensibilität.  2,  Um 
sie  zu  finden  muss  man  die  am  meisten  peripher  gelegenen 
Stellen  aufsuchen.  3,  Das  periphere  Ende  der  Trigeminusäste  ist 
sensibel.  Diese  Sensibilität  ist  schwierig  zu  erweisen,  aber  sie  be- 
steht. 4,  In  allen  Fällen  verdankt  das  periphere  Nervenende  seine 
Sensibilität  Nervenfasern,  deren  Verbindung  mit  den  trophischen  und 
percipirenden  Centren  nicht  unterbrochen  worden  war.  5,  Fehlen 
diese  Nervenröhren,  so  ist  das  periphere  Ende  unempfindlich.  6,  Für 
den  Nn.  facialis  stammen  diese  Nerven  aus  dein  Trigeminus;  für  die 
rein  sensiblen  Nerven  (Trigeminus)  von  den  benachbarten  Aesten  lind 
von  den  Nerven  der  anderen  Seite;  für  die  gemischten  Nerven  von 
den  benachbarten  und  homologen.  7,  Diese  rückläufigen  Fasern 
steigen  in  dem  Nerven,  zu  dem  sie  sich  begeben,  mehr  oder  weniger 
hoch  (centralwärts)  hinauf;  ihre  Zahl  verringert  sich  von  der  Peri- 
pherie nach  dem  Centrum  hin.  8,  Die  Umkehr  dieser  Fasern  voll- 
zieht sich  vorzugsweise  an  der  Peripherie,  kann  aber  auch  vor  (cen- 
tralwärts von)  dem  Ende  der  Nerveu  stattfindeu.  9,  Alle  Nerven  be- 
sitzen diese  Sensibilität  ihrer  peripheren  Enden,  wenigstens  bei  den 
Säugern.  — 

Alle  diese  Sätze  gelten  unbedingt  und  lassen  sich  in  ihrer 
Richtigkeit  mit  Sicherheit  stets  demonstriren,  sobald  man  die  Durch, 
schneidung  der  Nerven  hinreichend  nach  ihrem  Ende  zu  (peripberie- 
wärts)  ausgeführt  bat.  Bernhardt. 


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636 


Kühne,  Verdau  ungwfermente. 


W.  Kühne,  1)  lieber  das  Verhalten  verschiedener  organisirter 
und  sogen,  ungeforinter  Fermente.  Verband).  <1.  naturhi*t.  Ver.  tu 
Heidelberg,  n.  p.  i.  s.  190.  2)  lieber  das  Trypsin  (Enzym  des 

Pankreas),  d««.  s.  194. 

1)  K.  schlägt  vor,  die  uugcfurmten  Fermente  Enzyme,  das 
Ferment  des  Pankreas  Trypsin  zu  nennen.  Dasselbe  wird  durch 
Zuzatz  von  Salicylsäure  in  seiner  Wirkung  nicht  gehemmt,  dieselbe 
eignet  sich  sehr  gut  dazu,  die  specifischen  verdauenden  Wirkungen 
des  Pankreas  getrennt  von  sonst  oft  nebenher  laufenden  Fäulniss- 
wirkungen  zu  demonstriren.  800  gm.  Rinderpankreas  mit  4 gm.  Sa- 
licylsäure  und  2 Liter  Wasser  bei  40°  behandelt,  zeigte  keine  Bac- 
terien,  keinen  Indolgeruch,  während  die  Drüsen  schon  nach  einigen 
Stunden  gelöst  waren.  Abfiltrirte  Proben  verdauten  kräftig.  Schwefel- 
säure und  Salzsäure  in  gleichen  Mengen  äusserte  nicht  dieselbe 
Wirkung,  wohl  aber  auffallender  Weise  Essigsäure.  — Die  Salicyl- 
säure  hemmt  auch  die  Pepsin  Wirkung  nicht,  schützt  Lösungen  des- 
selben vielmehr  vor  der  Fäulniss.  Pepsin  zerstört  das  Trypsin  in 
seiner  Wirkung,  nicht  umgekehrt  das  Pnnkreasferment  Pepsin,  da- 
gegen wird  dieses  unwirksam  durch  alkalische  Reaction.  K.  erklärt 
so  das  gesteigerte  Nahrungsbedürfniss  von  Hunden  mit  Gallenfisteln. 
Normaler  Weise  wird  das  Pepsin  durch  den  Erguss  der  Galle  zerstört. 
Fehlt  der  Gallenerguss,  so  gelaugt  das  Pepsin  noch  wirksam  ins 
Duodenum  und  stört  die  Pankreasverriauung. 

2)  Nach  Heidenhain  (s.  S.  21)  enthält  das  Pankreas  nur  Zy- 

mogen;  verreibt  man  dagegen  nach  K.  ein  lebensfrisebes  Pnnkress 
noch  warm  mit  absoluten  Alcohol  und  stellt  dann  aus  der  so  behan- 
delten Drüse  bei  0 0 ein  wässriges  Extract  dar,  so  ist  dieses  sofort 
wirksam.  Heidenhain’s  Zymogen  ist  also  ein  auch  durch  Alcocol 
spaltbarer  Körper.  — Fällt  man  das  Drüsenextract  (mit  Glycerin 
hergestellt?  Ref.)  wiederholt  mit  Alcohol  und  löst  in  Wasser,  ver- 
setzt dann  die  wässrige  Lösung  mit  Essigsäure  bis  zu  1 pCt.,  so 
fallt  ein  eiweissartiger  Körper  aus,  den  Vf.  Leukoid  nennt,  das  Filtrat 
davon,  wiederum  mit  Alcohol  gefällt,  giebt  einen  wesentlich  aus 
Trypsin  bestehenden  Niederschlag,  über  dessen  vollständige  Reindar- 
stellung  das  Original  zu  vergleichen  ist.  Das  Trypsin  ist  amorph, 
durchsichtig,  von  schwach  strohgelber  Farbe,  leicht  löslich  in  Wasser. 
Die  Lösung  hält  sich,  auch  alkalisch  gemacht,  unverändert,  eine 
Bildung  von  Peptonen,  Leucin,  Tyrosin  etc.  findet  nicht  statt.  Beim 
einmaligen  Aufkochen  zerfallt  es  in  coagulirtes  Eiweiss  und  Pepton. 
I11  wässriger  Lösung  löst  das  Trypsin  Fibrin  beim  Erwärmen  fast 
momentan:  in  der  Lösung  sind  Peptone,  Autipcptone,  Leucin,  Ty- 

rosin und  der  mit  Br  violett  werdende  Körper  enthalten.  Der  Vor- 
gang ist  dabei  der,  dass  zuerst  Peptone  entstehen,  die  von  den  durch 
die  Magenverdauung  gebildeten  nicht  zu  unterscheiden  sind,  und 
dass  diese  dann  Antipepton  und  die  drei  übrigen,  meistens  krystalli- 

» 


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Pitt,  Muskelsnstrengnng.  Sotki,  Acidalbomiu. 


637 


sirbnren  Zersetzungsprodiicte  liefern.  — Auf  Stärke  und  Dextrin 
wirkt  Trypsin  nicht  ein;  faulendes  Ei'veiss  und  Raeterien  enthalten 
kein  Trypsin  und  überhaupt  kein  die  Alcoholbehandlung  überste- 
llendes Ferment.  Im  arteriellen  Blut,  den  Speichesdrüsen  und  Lymph- 
drüsen  des  Mesenteriums  wurde  gleichfalls  kein  Trypsin  gefunden. 

E.  Salkowaki. 


F.  W.  Pavy,  The  eflfect  of  prolonged  mnscular  exercise  on  the 

System.  Lancet.  1876.  I.  No.  9—13. 

P.  hat  seine  Beobachtungen  über  den  Einfluss  angestrengter 
Muskel bewegungen  an  dem  amerikanischen  Schnellläufer  Weston 
angestellt.  Derselbe  — 37  Jahr  alt,  ca.  140  Pfund  schwer  — legte 
109 ‘ f engl.  Meilen  in  24  Stunden  zurück,  ein  anderes  Mal  180  Meilen 
in  48  Stunden,  das  dritte  Mal  275  Meilen  in  75  Stunden,  endlich 
450  Meilen  in  6 aufeinander  folgenden  Tagen.  Sein  Befinden  war 
während  des  Marsches  ein  ganz  normales,  Puls  mässig  beschleunigt, 
Temperatur  wenig  gesteigert.  Von  allen  Tagen  hat  Vf.  ganz  aus- 
führliche Harnanalysen  gemacht,  welche  indessen  im  Ganzen  wenig 
lehren,  da  die  Nahrung  eine  äusserst  complicirte  war,  so  dass  von 
einer  annähernden  Berechnung  der  Stickstoffeinnahme  gar  keine  Rede 
sein  kann  und  in  deu  Vergleichstagen  — solche  liegen  übrigens  nur 
für  den  letzten  Marsch  vor  — durchaus  nicht  genau  dieselbe  Diät 
geführt  wurde.  An  6,  dem  letzten  Marsch  vorangehenden  Tagen  be- 
trug beispielsweise  die  Harnstoffausscheidung  39,76  Grm.  — 40,82  — 
31,80  — 48,95  — 45,76  — 52,05.  Während  des  Marsches  wurden 
entleert:  69,53  — 79,61  — 81,40  — 67,98  — 61,95  — 63,95.  Aebn- 
liche  Steigerung  zeigen  auch  die  anderen  durch  den  Harn  ausge- 
schiedenen Substanzen.  Die  Zahlen  für  die  Tage  nach  dem  Marsch 
sind : 58,42  Grm.  — 32,19  — 51,54  — 37,65  — 40,61  — 35,82.  Die 
Harnmengen  waren  während  des  Marsches  durchschnittlich  etwas 
grösser,  wie  vorher  und  nachher,  stets  von  hohem  spec.  Gewicht  und 
saurer  Reaction;  die  Acidität  wurde  durch  die  Körperanstrengung 
jedenfalls  nicht  merklich  gesteigert.  Der  von  W.  bei  dem  ersten 
Marsch,  1 Stunde  nach  Vollendung  desselbea  entleerte  Harn  enthielt 
etwas  Albumin  und  ein  Sediment  von  oxalsaurem  Kalk,  eine  Menge 
von  hyalinen  und  granulirten  Cylindern  und  Epithelzellen.  Ein  eng- 
lischer Läufer,  welcher  den  ersten  Marsch  gleichzeitig  mit  W.  unter- 
nahm, musste  nach  Ablauf  von  15  Stunden,  in  denen  er  65'/2  Meilen 
gemacht  batte,  von  der  Fortsetzung  des  Marsches  Abstand  nehmen. 

E.  Sslltowski. 


J.  Soyka,  Ueber  das  Verhältnis«  des  Acidalbumins  zum  Alkali- 
albnmlnat.  PrCoss’s  Arch.  XII.  S.  347—378. 

I.  A)  Als  Unterschied  zwischen  Acidalbumin  und  Alkalial- 
buminat  wird  von  den  Autoren  angeführt,  dass  das  Acidalbumin  aus 


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638 


Hotka,  Acidalbumin. 


der  alkalischen  Lösung  beim  Neutralismen  auch  bei  Gegenwart 
von  phosphorsaurem  Natron  gefällt  wird,  während  die  alkalische 
Lösung  des  Albuminates  beim  Neutralisiren  nicht  gefallt  wird,  falls 
die  Lösung  phosptiorsaure  Walze  enthält.  Die  Angabe  ist  schon 
wegen  der  constant  amphoteren  Reaction  des  phosphorsauren  Natrons 
ungenau;  auch  finden  sich  widersprechende  Angaben  in  der  Literatur. 
S.  hat  die  Krage  aufs  Neue  untersucht.  Die  Reaction  der  Flüssig- 
keit wurde  mit  Hülfe  der  LiEBUEtcn'schen  Platten  geprüft. 

B)  Das  Albuminat  war  aus  Eiereiweiss  dargestellt,  gefällt  und 
gewaschen,  in  kohlensaurem  Natron  gelöst,  das  durch  ein  gleiches 
Vol.  Salzsäure  von  0,1  pCt.  genau  neutralisirt  wurde.  Die  Phosphat- 
lösungen — sogen,  neutrales  phosphorsaures  Natron  — waren  gleich- 
falls äquivalent  einer  Salzsäure  von  0,1  pCt.  5 ccm.  der  Albumiuat- 
lösung  konnten  eben  noch  mit  2,1  ccm.  der  Salzsäure  versetzt  werden, 
ohne  «lass  Ti  Übung  durch  ausgeschiedenes  Albuminat  eintrat.  Ver- 
setzt mau  die  Lösung  mit  mehr  phosphorsaurem  Natron,  so  verträgt 
sie  einen  grösseren  Zusatz  von  Salzsäure.  5 ccm.  der  Lösung  mit 
1 ccm.  der  Phosphatlösung  erforderte  0,9  ccm.  Salzsäure  mehr;  bei 
Zusatz  von  2 ccm.  1,8  ccm.,  von  5 ccm.  4,5  ccm.  Säure.  Die  Fällung 
tritt  also  dann  ein,  wenn  9/10  des  neutralen  phosphorsauren  Natron 
in  saures  übergeführt  sind,  wenn  das  Verhältniss  von  Na,llP04  : 
NaH,P04  =1:9  ist.  Auch  wenn  man  die  Menge  der  Albuminat- 
lösung  variirt,  ändert  sich  dieses  Verhältniss  nicht,  ebensowenig  bei 
grösserer  Concentratiou  der  Alburninatlösung.  Eine  alkalilche  Al- 
bumiriatlösung  wird  also  bei  Gegenwart  von  Phosphat  so  lange  nicht 
gefällt,  bis  auf  1 Mol.  neutrales  Phosphat  mehr,  wie  9 Mol.  saures 
Phosphat  vorhanden  sind. 

C)  Es  wurde  nun  eine  Lösung  von  saurem  phosphorsaurem  Kali 
angewendet,  die  der  Salzsäure  10  Mal  äquivalent  war.  Die  alkalische 
Alburninatlösung  wurde  mit  Salzsäure  versetzt,  so  dass  eine  Trübung 
noch  nicht  eintrat,  dann  mit  gewöhnlichem  phosphorsaurem  Natron 
und  nun  mit  saurem  phosphorsaurem.  Die  Fällung  trat  ein,  sobald 
das  Verhältniss  von  9 Mol.  saurem  Phosphat  auf  1 Mol.  neutrales 
überschritten  wurde. 

D)  Das  zu  den  Versuchen  mit  Acidalbumin  (Syntonin)  dienende 
Präparat  war  aus  Eieralbumin  durch  Digestion  mit  Salzsäure  von 
0,1  pCt.  und  Fällen  durch  Neutralisiren  dargestellt.  Es  wurde  in 
kohlensaurem  Natron  gelöst.  5 ccm.  der  Lösung  konnten  mit  1,7  ccm. 
Salzsäure  versetzt  werden,  ohne  dass  Fällung  eintrat.  Wurde  zu  der 
Lösung  vorher  Natriurophosphat  hinzugefügt,  so  konnte  mehr  Säure 
zugesetzt  werden  bis  zum  Auftreten  saurer  Reaction,  ohne  eine 
Fällung  zu  bewirken ; die  Flüssigkeit  enthält  in  diesem  Falle  8 Mol. 
Phosphat  auf  1 Mol.  neutrales;  wird  dieses  Verhältniss  nach  dem 
sauren  Phosphat  hin  überschritten,  indem  der  Flüssigkeit  entweder 
mehr  Säure  oder  mehr  saures  Phosphat  hinzugefügt  wird,  so  tritt 


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I. ich th kim,  Störungen  des  Lungenkreislaufs. 


639 


Fällung  ein.  Das  Verhalten  des  Acidalbumin  ist  also  vollständig 
dasselbe  wie  beim  Alkalialbuminat.  Auch  die  saure  Lösung  beider 
zeigt  ein  gemeinsames  Verhalten.  Versetzt  man  die  alkalische 
Lösung  mit  soviel  Säure,  dass  die  Lösung  eben  wieder  klar  wird,  so 
entsteht  beim  Kochen  ein  flockiger  Niederschlag;  derselbe  entsteht 
dagegen  nicht  mehr,  wenn  man  eine  Spur  Säure  mehr  hinzuge- 
fügl  hat. 

II.  Auch  in  allen  anderen  Reactionen  stimmt  das  Alkali-  und 

Acidalbumin  vollständig  überein.  Die  alkalische  Lösung  beider  giebt 
mit  Neutralsalzen  Niederschläge,  entweder  schon  in  der  Kälte,  wenn 
man  das  Salz  in  Substanz  zusetst,  oder  erst  in  der  Wärme  bei  Zu- 
satz der  Lösung;  beide  werden  durch  Alkohol  uicht  gefällt;  die  alko- 
holischen Lösungen  trüben  sich  bei  Zusatz  vou  Salzen  und  von  Aether. 
Beide  werden  gefällt  durch  CO*,  auch  bei  Gegenwart  von  phosphor- 
saurem Natron,  und  durch  Mineralsäuren,  in  einem  Ueberschuss  der- 
selben sich  wieder  lösend;  mit  den  Salzen  der  schweren  Metalle 
geben  beide  Eiweissarten  Niederschläge.  Das  Acidalbumin  in  Kalk- 
wasscr  gelöst  zeigt  endlich  aueh  das  eigentümliche  Verhalten  der 
kalkhaltigen  Lösung  des  Albuminats;  beim  Erwärmen  entsteht  ein 
Niederschlag,  der  jedech  nur  einen  Theil  des  Albumins  enthält, 
während  ein  anderer  in  Lösung  bleibt.  Das  Verhalten  vou  beiden 
Kiweissarten  in  saurer  Lösung  ist  ebenfalls  übereinstimmend.  Diese 
grosse  Uebereinstimmung  ist  auch  von  anderen  Autoren  schon  be- 
merkt, ohne  dass  dieselben  eine  volle  Identität  annehmen.  8.  steht 
nicht  an,  dieses  zu  thun:  es  bandelt  sich  beide  Mal  um  denselben 

Körper,  ein  Mal  in  saurer,  ein  Mal  in  alkalischer  Lösung,  dem  Vf. 
den  alten  Namen  Protein  zu  gcoen  vorschlägt. 

III.  Damit  ist  nun  nicht  ausgeschlossen,  dass  es  verschiedene 
Proteine  giebt.  In  der  That  findet  Vf.  bestimmte  Unterschiede 
zwischen  dem  Acidalbumin  aus  Eieralburain  und  aus  Fleisch  und 
ebenso  zwischen  deu  beiden  Albuminaten.  Aus  den  ersteren  scheidet 
sich  das  Albumin  stets  in  Form  einer  milchweissen  Trübung  aus, 
welche  erst  allmählich  flockig  wird,  während  die  aus  Fleisch  er- 
haltenen Lösungen  beim  Neutralisiren  stets  einen  sofort  grohflockigen 
Niederschlag  geben.  Zu  der  gleicheu  Ansicht  von  der  Existenz  ver- 
schiedener Syntouine  und  Alkalialburainate  war  auch  0.  Nasse  ge- 
kommen, doch  lassen  seine  Versuche  Bedenken  zu.  Die  bisherigeu 
Bestimmungen  der  specifischen  Drehung  sprechen  gleichfalls  dafür, 
dass  Alkalialbuminat  und  Acidalbumin  identisch  sind.  e.  Salkowaki. 


L.  Lichtheim,  Die  .Störungen  des  Lungenkreislaufs  und  ihr 
Einfluss  auf  den  Blutdruck.  Berlin  1876. 

Ausgebend  von  einer  Reihe  von  Erscheinungen,  welche  mit  der 
allgemein  gangbaren  Anschauung,  dass  der  Verschluss  eines  erbeb- 


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640 


Lichthkiu,  Störungen  des  Lungenkreislaufs, 


liehen  Theils  der  Lungcuarterienbahn  den  Druck  im  Aortensystera 
herabsetze,  im  Widerspruch  stehen,  stellte  L.  V7ersuche  über  den 
Einfluss  derartiger  Störungen  auf  den  Blutdruck  au.  Er  faud,  dass 
die  Unterbindung  einer  Lungenarterie  den  arteriellen  Blutdruck  un- 
beeinflusst lässt,  ja  dass  ausserdem  noch  die  Hälfte  der  anderen 
Lungenarterie  durch  Embolien  oder  durch  Unterbindung  ausgescbaltet 
werden  kann,  ehe  der  Druck  zu  sinken  beginnt.  Dieses  über- 
raschende Resultat  konnte  nur  so  gedeutet  werden,  dass  durch  den 
offen  gebliebenen  Rest  der  Gefässbahn  dieselbe  Blutmenge  hindurch- 
ging,  wie  vor  der  Operation  durch  die  gesamrate  Pulmonalarterie. 
Es  konnte  dies  bewirkt  werden  entweder  durch  Erweiterung  der 
offenen  Bahnen,  nach  Wegfall  gefassverengernder  nervöser  Einflüsse 
oder  durch  Ansteigen  des  Drucks  im  rechten  Herzen  vor  dem  Hin- 
dernisse uud  die  hieraus  resultirende  Blutstrombeschleunignng. 

Bei  Erörterung  der  ersten  Möglichkeit  theilt  L.  eine  Reihe  von 
Versuchen  über  die  Existenz  und  den  Verlauf  der  Lungenvasomo- 
toren  mit.  Er  fand  zunächst,  dass  der  Blutdruck  in  der  Lungen- 
arterie  innerhalb  weiter  Grenzen  vom  arteriellen  Blutdruck  unab- 
hängig ist,  dass  derselbe  insbesondere  allen  denjenigen  Blutdruck- 
senkungen im  grossen  Kreislauf  nicht  folgt,  welche  durch  den  Wegfall 
vasomotorischer  Einflüsse  zu  erklären  sind.  Die  Halsniarkdurch- 
schneidung  ergab  allerdings  eine  Drucksenkung  in  der  Lungen- 
arterie, die  aber  nach  L.  eine  unabweisliche  Folge  der  durch  dieselbe 
erzeugten  sehr  erheblichen  ßlutstromveriangsamnng  ist,  und  durch 
alle  Momente  ausgeglichen  wurde,  welche  den  Blutstrom  im  grossen 
Kreislauf  beschleunigten.  Hieraus  schliesst  L.,  dass  die  Lungenvaso- 
motoren gar  keinen  oder  einen  sehr  geringen  Tonus  besitzen.  Er 
fand  ferner,  dass  die  Lungengefässnerven  auf  reflectorischem  Wege 
unerregbar  seien,  wohl  aber  durch  die  directe  Reizung  der  Medulla 
oblongata,  durch  Athemsuspension,  Strychninvergiftung  oder  durch 
Faradisirung  des  Halsmarks. 

Dass  die  Blutdrucksteigerung  in  der  Lungenarterie,  welche 
durch  die  zuletzt  genannten  Eingriffe  erreicht  wurde,  wirklich  der 
Ausdruck  einer  Erregung  der  Lungenvasomotoren  und  nicht  ledig- 
lich mit  dem  grossen  Kreislauf  fortgepflanzt  ist,  beweist  L.  durch 
eine  Reihe  von  Versuchen,  welche  im  Original  einzuseben  Bind,  und 
von  denen  besonders  der  letzte  beweisend  ist,  in  dem  durch  Athem- 
suspension eine  Blutdrucksteigerung  in  der  Lungenarterie  erzielt 
wurde,  während  der  Druck  im  grossen  Kreislauf  gleichzeitig  absank. 

Was  den  Verlauf  der  Lungengefässnerven  anlangt,  so  zeigt  L., 
dass  dieselben  in  der  Bahn  der  Vagosympathici  nicht  verlaufen, 
sondern  dass  sie  ausschliesslich  im  Halsmark  enthalten  sind.  Die 
Reizung  des  peripheren  Vagusstumpfs  am  atropinisirten  Thiere  blieb 
ohne  Einfluss  auf  den  Druck  in  der  Lungenarterie. 


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Bollinoes,  Milibrandbacterien. 


641 


Da  nun  auch  nach  Durchsehneidung  des  Halsraarks  die  Unter- 
bindung einer  Lungenarlerie  ohne  Einfluss  auf  den  arteriellen  Druck 
blieb,  so  war  damit  die  Möglichkeit  einei  Erweiterung  der  offen  ge- 
bliebenen Uefässbabnen  auf  nervösem  Wege  widerlegt,  und  es  blieb 
nur  die  zweite  Erklärung  übrig. 

Der  Nachweis  einer  Drucksteigerung  vor  dem  Hinderniss  war 
nicht  ohne  Schwierigkeiten.  Es  zeigte  sich,  dass  der  Quecksilber- 
noanoraeter  für  diese  Druckschwankungen  nicht  empfindlich  genug 
war.  Es  gelang  der  Nachweis  einer  wenn  auch  geringen  Druck- 
steigerung jedoch  mit  Hilfe  eines  mit  Sodalösung  gefüllten  Mano- 
meters. Die  grosse  Dehnbarkeit  und  die  geringe  Dicke  der  Lungen- 
arterienwand erklären,  weshalb  diese  geringe  Drucksteigerung  ge- 
nügt, um  selbst  eine  erhebliche  Verengerung  des  Strombetts  zu 
compensiren. 

Da  mithin  selbst  sehr  ausgedehnte  Einengungen  des  Pulmonal- 
arterienbetts den  arteriellen  Druck  unbeeinflusst  lassen,  sind  diejenigen 
Thatsachen,  welche  mit  der  im  Eingänge  erwähnten  Auffassung  im 
Widerspruch  »toben,  leicht  verständlich.  Den  druckerniedrigenden 
Einfluss  grosser  pleuritischer  Ergüsse  erklärt  Vf.  durch  den  Druck, 
welchen  dieselben  auf  das  Herz  ausüben,  durch  die  Comprossion  und 
die  Verschiebung  desselben. 

Betreffs  einer  ausführlicheren  Herstellung  der  letzten  Erörter- 
ungen muss  auf  das  Original  verwiesen  werden.  Litten. 


0.  Bollinger,  lieber  die  Bedeutung  der  Milzbrandbacterien. 

Deutliche  Zeitschr.  f.  Thierrad.  II,  341. 

B.  bestätigte  durch  initgetheilte  Experimente  die  schon  von 
Brauell  und  Davaine  gemachte  Angabe,  dass  sowohl  das  Fruchtwasser 
wie  das  Blut  der  Embryonen  miizbrandkranker  Thiere  frei  von  Bacterien 
ist  und  keine  virulenten  Eigenschaften  besitzt,  während  das  mütter- 
liche Blut  sehr  virulent  ist.  (Es  ist  nur  zu  bedauern,  dass  von  dem 
bacteridienhaltigen  wirksamen  Blute  der  Mutter  2 Grm.  subcutan 
injicirt  wurden,  während  von  dem  bacterienfreien  fötalen  Blute  nur 
ein  mit  demselben  getränkter  Faden  unter  die  Haut  eingezogen 
wurde.  Ref.).  Es  ist  wohl  kaum  anzunebmen,  dass  das  Milzbrand- 
gift, wenn  es  neben  den  Bacterien  noch  in  gelöstem  Zustande  oder 
in  fein  moleculärer  Form  im  mütterlichen  Blute  vorhanden  wäre, 
nicht  durch  die  Placenta  in  das  fötale  Blut  hineingelangen  sollte,  wie 
es  z.  B.  bei  acuten  Exanthemen,  Pocken  etc.  der  Fall  ist,  während 
das  Fehlen  desselben  leicht  zu  erklären  ist,  wenn  man  die  Bacteridien 
mit  demselben  identificirt.  Obgleich  es  sehr  wahrscheinlich  ist,  dass 
durch  die  Bacteridien  bedingt  chemisch  reizende  and  fiebererzeugende 
Substanzen  im  inflcirten  Organismus  sich  entwickeln,  so  glaubt  B. 

XIV.  Jshrgaug,  4t 


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642 


Gexsssicb,  pathologische  Anatomie  de«  Sympathicus. 


«loch  nicht,  dass  in  diesen  Stoffen  das  eigentliche  Gift  zu  suchen  sei, 
besonders  weit  sowohl  durch  Fäulniss  als  durch  kurzes  Kochen  die 
Wirksamkeit  des  Milzbrandgiftes  vollkommen  vernichtet  wird,  und 
weil  in  denjenigen  Fallen,  wo  anscheinend  bacterienfreie  Stoffe  In- 
fection  bewirkten,  aus  dem  Auftreten  von  Bacteridien  in  dem  in- 
ficirten  Thiere  auf  das  Vorhandensein  der  Keime  in  dem  Impfstoffe 
geschlossen  werden  müsse.  Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  B. 
seine  frühere  Anschauung  Uber  die  biologische  Stellung  der  Bacte- 
ridien (Cbl.  1872,  417)  verlassen  hat  und  dieselben  nuu  mit  Cohn  als 
eine  cigeue  Bacillusart  ansieht.  Orth. 


A.  Genereich,  Beitrag  zur  Anatomie  und  pathologischen  Ana- 
tomie der  am  sympathischen  Bauchgeflechte  des  Menschen 
befindlichen  Pacini’schen  Körperchen.  Wiener  medic.  Jabrb,  1876. 
8.  138. 

G.  untersuchte  bei  82  Leichen  an  verschiedenen  Krankheiten 
verstorbener  Individuen  die  Pacini’schen  Körper  des  sympathischen 
Bauchgeflechtes;  er  fand  dieselbeu  in  73  Fällen;  ihre  Grösse  und 
Anzahl  war  vom  Geschlecht  und  der  Krankheit  unabhängig.  Die 
Grösse  stand  dagegen  in  einem  annähernd  constanten,  proportionalen 
Verhältnis  zu  dem  Alter  der  Individuen.  Bei  Kindern  und  im 
jugendlichen  Alter  betrug  ihre  Länge  im  Mittel  1,0 — 1,5  mm.,  ihre 
Breite  0,5 — 1,0  mm.,  in  den  vorgerückteren  Lebensperioden  werden 
sie  um  einiges  grösser,  die  umfangreichsten,  3,6  mm.  langen  uud 
2 — 3 mm.  breiten  fand  er  bei  Leuten  jenseits  50  Jahren.  Die  Be- 
schreibung des  anatomischen  Baues  scbliesst  sieb  genau  an  die  von 
Axel,  Key  & RetziüS  gegebene.  Die  ganz  grossen  Formen  der 
Pacini’schen  Körperchen,  welche  G.  öfters  bei  älteren  Individuen  fand, 
sind  durch  eine  ödematöse  Schwellung  zu  Stande  gekommen ; für 
diese8  0edem,das  unabhängig  von  sonstigen  hydropischen  Schwellungen 
(einmal  bei  einem  Fall  von  Kohlenoxydvergiftung)  beobachtet  wurde, 
nimmt  Vf.  eine  locale  Entstehungsursache  an.  Nach  ihm  findet  eine 
fibröse  Verdickung  der  Kapsel  statt,  welche  den  Rücklauf  des  Blut- 
und  Lymphstromes  beeinträchtigt  und  so  die  seröse  Durchtränkung 
der  kleinen  Organe  bedingt.  Da  diese  fibröse  Verdickung  besonders 
oft  im  höheren  Alter  vorkommt,  erklärt  sich  die  in  dieser  Zeitperiode 
beobachtete  Grössenzunahme  der  Pacini’schen  Körperchen. 

An  andereu  pathologischen  Veränderungen  fand  Vf.  in  einem 
Falle  Verkalkungsstellen  in  der  Arterie  des  Stieles,  sowie  in  deren 
Aesten,  ohne  eine  bemerkbare  Abnormität  an  den  Nerveneod- 
apparaten;  in  einem  zweiten  Falle  war  der  Stiel  des  Pacini’schen 
Körperchens  sowie  der  Innenkolben  vollständig  fettig  degenerirt. 

QrawiU. 


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Dittkl,  Prostatabypurtropliie.  64& 

Dittel,  Zur  Behandlung  der  Hypertrophie  der  Vorsteherdrüse. 

Wiener  mcd.  Wocbenschr.  1876.  No.  22 — 25 

Die  Behandlung  der  Prostata- Hypertrophien  kann  zwei  Wege 
einschlagen.  Entweder  man  wählt  ein  palliatives  Verfahren,  indem 
man  oberhalb  der  Symphyse  dauernd  eine  Canüle  in  die  Blase  ein- 
legt; oder  man  sucht  das  Grundleiden  zu  bekämpfen  durch  Verklei- 
nerung der  geschwollenen  Drüse.  — Für  den  ersten  Weg,  den  hohen 
Blasenstich,  hat  sich  neuerdings  Thompson  ausgesprochen  und  zwar 
weudet  er  eine  eigentümliche  Methode  au.  Er  führt  nämlich  einen 
gekrümmten,  abgestutzten  Katheter  mit  einem  Obturator  versehen  in 
die  Blase  ein,  drängt  ihn  oberhalb  der  Symphyse  gegen  die  Bauch- 
wand und  eröffnet  die  Blase  mittelst  eines  kleinen  Schnittes  durch 
die  Linea  alba  und  die  Blasenwand,  welcher  eben  nur  den  Katheter 
durchtreten  lässt.  Nach  Entfernung  des  Obturators  wird  nun  in  den 
Katheter  das  zum  Liegenbleiben  bestimmte  elastische  Kohr  eingeführt, 
an  der  Baucbwand  befestigt  und  der  Katheter  ausgezogen.  — Vf. 
spricht  sich  ebenfalls  für  den  Blaseustich  aus,  den  er  schon  lange  an- 
wendet  und  bedient  sich  dafür  der  alten  Operalionsmethode  mit- 
telst des  Fi.OUREKS’schen  Troicarts,  welche  er  für  ungefährlicher  hält 
als  den  Schnitt.  4 — 6 Tage  nach  der  Operation  wird  ein  Nelaton'- 
scher  Katheter  anstatt  der  silbernen  Canüle  in  die  Blasenwunde  ge- 
schoben und  in  folgender  Weise  festgehalten : Eine  gefensterte  Kaut- 
schukplatte wird  auf  die  Blasengegend  gelegt  und  durch  einen  Becken- 
riemen befestigt.  Durch  das  Fenster  wird  der  Katheter  hindurchge- 
führt und  durch  eine  vor  der  Platte  hindurchgestochene  lange  Insecten- 
nadel  flxirt,  die  Spitzen  umgebogen  uud  durch  einige  Heftpflaster- 
streifen an  der  Platte  befestigt.  Zur  Noth  kann  man  die  Platte  ent- 
behren und  die  Bauchwand  gegen  deu  Druck  der  Nadel  durch  unter- 
gelegtes Heftpflaster  schützen.  Die  auch  von  SociN  empfohlene  Punction 
der  Blase  mit  Aspiration  des  Urins  verwirft  Vf.,  da  die  Operation 
mehrmals  an  einem  Tage  wiederholt  werden  müsste. 

Der  zweite  Weg,  die  directe  Verkleinerung  der  Drüse  durch 
Jodinjectionen  ist  von  Heine  betreten  worden.  Es  können  dabei  sehr 
leicht  Täuschungen  über  die  therapeutischen  Erfolge  Vorkommen,  da 
die  Drüse  sehr  schwer  zu  messen  und  da  dieselbe  bei  ihrem  Gefäsa- 
reichthum  acuten  Schwellungen,  Oedemen  ausgesetzt  ist,  welche  bei 
geeigneter  Behandlung  auch  ohne  injection  verschwinden.  Vier 
mit  Injectionen  behandelte  Fälle  haben  D.  zu  der  Ueberzeugung 
geführt,  dass  die  Injection  in  die  Prostata  ein  nicht  ungefährlicher 
und  sehr  unsicherer  Versuch  sei.  E.  Nüster. 


4t» 


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644 


Bach,  Sebädelfrsctnren. 


W.  Baum,  Beitrag  zur  Lehre  von  den  indirecteu  Hehädelfracturen. 

v.  Lanofnbkck’b  Arcb.  XIX.  S.  381. 

Fracturen  des  Schädels,  welche  der  an  einer  Stelle  wirkenden 
Gewalt  gerade  gegenüberliegen  kommen,  nicht  vor.  Alles  was  die 
Casuistik  über  solche  Brüche  Beweiskräftiges  Vorbringen  zu  können 
meinte,  lässt  sich  ebenso  leicht  widerlegon  als  die  Hypothese,  es 
könnten  dieselben  durch  Schwingungen  oder  eigentümliche  Elastici- 
täts Verhältnisse  der  Knochen  erklärt  werden.  B.  schlicsst  aus  Ver- 
suchen, bei  denen  glattgeschliffene  und  mit  Band  bestreute  Knochen 
mittelst  der  Stimmgabel  angesprochen  wurden,  dass  am  Schädel  über- 
haupt nur  stehende  Schwingungen  Vorkommen,  welche  nach  be- 
kannten physikalischen  Tbatsachen  eine  Continuitätstrennung  zu  er- 
zeugen nicht  im  Stande  sind.  Ebenso  wird  die  angeblich  sehr  grosse 
Elasticität  der  Schädelknocben  durch  Cohnbtein’s  und  Vf.  Versuche 
nahezu  hinfällig;  sie  kann  auf  alle  Fälle  Dicht  vom  Material  sondern 
höchstens  von  der  Form  derselben  abgeleitet  werden. 

Um  indirecte  Brüche  zu  erzeugen  bediente  sich  B.  eines  modi- 
ficirten  Schraubstocks.  Bei  Compression  des  occipito-frontalen  Durch- 
messers durch  denselben  bewegten  sieb  Stirn  und  Hinterhaupt  um 
eine  frontale  Achse  und  näherten  sich  mit  ihren  allein  angegriffenen 
unteren  Segmenten  einander  während  die  Seitenwandbeine  messbar 
bald  nach  aussen  bald  nach  innen  verbogen  wurden.  Compression 
des  biparietalen  Durchmessers  bewirkte  eine  Rotation  der  unteren 
seitlichen  Schädelsegmente,  welche  sich  zum  Felsenbein  verjüngen, 
um  eine  sagittale  Achse.  Durch  diesen  Mechanismus  kommen  folgende 
Formen  indirecter  Brüche  zu  Stande,  in  welche  sich  alle  am  Lebenden 
zu  beobachtenden  einreihen  lassen: 

1.  Die  Schädelwand  wird  an  einer  Stelle  centripetal  einge- 
drückt. Das  Centrum  dieser  Stelle  bleibt,  falls  es  resistenter  ist 
als  die  Umgebung,  intact,  während  an  der  Peripherie  die  Cohäsion 
unter  Entstehung  meist  kurzer  und  längslaufender  Fissuren  aufge- 
hoben wird. 

2.  Der  Länge  nach  verlaufende  Fissuren,  welche  durchschnitt- 
lich in  der  Nähe  des  durch  den  Uebergang  vom  Scheitel  in  die 
Schläfe  gebildeten  Winkels  liegen,  resultiren  aus  der  Compression 
jedes  der  beiden  Hauptdurchmesser.  Ob  zu  ihrer  Entstehung  eine 
einfache  Gewalt  ausreicht  oder  eine  an  zwei  entgegengesetzten 
Punkten  angreifende  nothwendig  ist,  bleibt  unentschieden. 

3.  In  der  Frontalebene  verlaufende  Irradiationsfissuren,  welche 
sich  von  der  Schläfe  zur  mittleren  Schädelgrube  erstreckten,  bilden 
das  Resultat  der  Einkeilung  der  Stirnhälfte  des  Kopfes  in  die  breitere 
Hinterhauptshälfte  und  erfordern  zwei  in  entgegengesetzter  Richtung 
treibende  Gewalten. 

Am  Schädelgrund  unterscheidet  B.  Irradiationsfissuren  and 


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»Schkillkb,  Blickfeld. 


645 


iaolirte  ßasisbriiche.  Die  ersteren  sind  directen  oder  iudirecten  Ur- 
sprungs. Im  ersteren  Falle  beginnen  sie  als  Sternbruch  an  der  ge- 
troffenen Stelle ; im  andern  erreichen  sie  den  Scheitel  nicht.  Sie 
entstehn  entweder  durch  (Joropression  des  occipito-frontalen  Durch- 
messers und  verlaufen  dann  von  der  Schläfe  zur  mittleren  Schädel- 
grube, oder  sie  zweigen  sich  von  einer  schon  bestehenden  Basis- 
fraktur bei  fortwirkendem  Druck  in  beliebiger  Richtung  ab. 

Die  isolirten  Basisbrüche  beschreiben  im  Gegensatz  zu  deu 
radiär  gestellten  Irradiationsfissuren  eine  mehr  horizontale  Fractur- 
linie,  entstehen  durch  die  andrängende  Gewalt  der  Halswirbelsäule 
und  bilden  deu  bekanten  aus  dem  Clivus  Blumenbachii,  den  Gelonk- 
theilen  des  Hinterhauptbeins  und  den  Spitzen  der  Feiseubeinpyramiden 
zusammengesetzten  Keil.  Wilb.  Koch. 


Schneller,  Stndien  über  das  Blickfeld,  v.  GnirK’3  Arcb. xxi.  3. s.  m. 

S.  bedient  sich  des  FÖHSTER’achen  Perimeters  in  der  Weise, 
dass  ein  Zahlenbrettchen  vor  demselben  befestigt  wird,  sowie  auf  dem 
Schlitten  des  Perimeterbogens  kleine  Schrift  (Sneu.es  I Vn  — II). 
Bei  allem  Stellungen  des  Bogens  wird  von  10  zu  10  Grad  bestimmt, 
wie  weit  der  Schlitten  verschoben  werden  darf,  während  die  Schrift 
buchstabenweise  noch  erkannt  wird.  Die  Stelle,  wo  dies  noch  ge- 
schieht, bezeichnet  die  Grenze  des  Blickfeldes.  In  gleicher  Weise 
kann  dies  an  einer  schwarzen,  von  der  Mitte  aus  von  weissen 
Strichen  radiär  in  Zwischenräumen  von  10  zu  10  Grad  getheiltea 
Tafel  geschehen.  Die  nach  beiden  Methoden  gewonnenen  Blickfelder 
werden  auf  ZeichenOlätter  übertragen;  diejenigen  für  die  peri- 
metrisch erhaltenen  Blickfelder  zeigen  concentrische  Kreise,  deren 
Radien  immer  um  gleich  5,454  mm.  zunehmen  (Vio  der  natürlichen 
Grösse).  Bei  dem  Tafelblickfeld  werden  die  Entfernungen,  in  denen 
LinieD,  die  unter  gleichen  Winkeln  an  einem  Punkte  immer  weiter 
nach  aussen  auf  sic  fallen,  diese  treffen,  allmählich  steigen  und  bei- 
spielsweise daher  bei  80 # 177,22  raro.  betragen.  Hervorragende 
Thcile  des  Gesichts  können  durch  ein-  und  abwärts  brechende 
Prismen  in  dem  entsprechenden  Radius  eiiminirt.  werden.  Ist  dies 
der  Fall,  dann  sind  die  eigentlichen  Grenzen  des  Blickfeldes  nahezu 
Kreisfiguren.  Gegenüber  früheren  Untersuchungen  erscheint  das 
Blickfeld  mehr  nach  oben  gerichtet  (49°).  Mit  zunehmender  Er- 
müdung werden  die  Grenzen  des  Blickfeldes  enger;  letzteres  ist  ferner 
wesentlich  eingeengt  bei  H,  M und  A 3.  Beim  myopischen  Auge 
fehlt  die  Einengung  nach  unten.  Bei  pathologischen  Zuständen  der 
Muskeln  findet  das  gemeinsame  Blickfeld  seine  Grenze  in  derjenigen 
Linie,  in  welcher  die  Doppelbilder  beginneu.  S.  untersuchte  vorher 
die  normale  Neigung  zur  Convergenz  und  Divergenz  bei  der  Bück- 


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646 


Rknrxk,  Gelenkrheumatismus. 


riehtung  nach  oben  und  unten,  und  fand  bei  Aufwärtsbewegung  um 
20 — 40  0 eine  Divergenz  von  2 — 2%  °,  bei  Abwärtsbewegung  um  16 
bis  30°  eine  Convergenz  von  2% — 3%  °,  umgekehrt  auch  zwischen 
15°  und  25°  Convergenz  eine  Höhenabweichung  von  2 — 5°.  An 
einer  Reihe  von  Augenmuskellähmungen  werden  Doppelbilderlinien 
und  die  betreffenden  Einschränkungen  des  Blickfeldes  dcmonstrirt 
und  daraus  der  Schluss  gezogen,  dass  fast  bei  allen  Stellungen  der 
Augen  jeder  Augenmuskel  sich  activ  betheiligt.  Beim  Strabismus 
ist  in  den  meisten  Fällen  das  Blickfeld  nach  der  entsprechenden 
Seite  gar  nicht  oder  nur  wenig  erweitert;  die  Ursache  des  Strabismus 
wird  daher  der  Schwäche  des  betreffenden  Antagonisten  zugeschrieben 
und  in  diesem  Sinne  die  Vorlagerung  empfohlen,  welche  sich  in  der 
Ausführung  der  VVECKER’schen  anschliesst.  Die  Dosirung  vor  der 
Knüpfung  der  Fäden  wird  in  der  Elevationsstellung  bestimmt;  der 
Endeffect  der  Vorlagerung  bei  enggeschnürtem  Faden  pflegt  in  Bezug 
auf  Stellung  des  Auges  12H — 16°  wirklicher  Drehung,  in  Bezug  auf 
die  Beweglichkeitsvermehrung  nach  der  operirten  Seite  10 — 12  0 zu 
betragen.  Bleibt  eine  Höhendifferenz  zurück,  so  kann  dieselbe  durch 
eineu  Faden  regulirt  werden,  der  an  zwei  ca.  3 mm.  von  einander 
entfernten  Stellen  dicht  unter  der  Hornhaut  ein-  und  ca.  6 mro. 
tiefer  in  gleicher  Entfernung  von  einander  ausgeführt  wird.  Zur 
Verstärkung  der  Wirkung  kann  dies  auf  dum  anderen  Auge  ober- 
halb der  Hornhaut  geschehen.  Bei  grösserer  Höhendifferenz  Rück- 
lagerung des  R.  Superior.  Michel  (Erlangen). 


Beneke,  Zur  Pathogenese  des  Gelenkrheumatismus.  Berlin.  Hin. 

Wochenacbr.  1876.  No.  12. 

Von  223  in  Bad  Nauheim  beobachteten  Kranken  wareu  109 
männlich,  114  weiblich,  unter  20  ausserdem  im  Londoner  deutschen 
Hospital  (das  aber  vorzugsweise  von  männlichen  Arbeitern  bevölkert 
ist)  nur  3 weiblich.  Von  214  Kranken,  bei  denen  sich  ein  erster 
acuter  Anfall  ermitteln  liess,  fiel  dieser 

zwischen  3.  und  5.  Lebensjahr  bei  3 Männern  und  1 Weib. 


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5. 

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Jorruov,  Decubitus  bei  Gehirnleiden. 


647 


In  214  Fällen  konnten  bestimmte  ätiologische  Momente  ermittelt 
werden  und  zwar:  erbliche  Anlage  in  74  Fällen,  als  directe  ver- 
anlassende Ursachen  ferner:  Erkältung  11  Mal,  Erschöpfun- 
dureh  rasch  auf  einander  folgende  Wochenbetten  2 Mal,  geschlecht- 
liche Excesse  10  Mal,  Uterusleiden  3 Mal  etc.  — Als  in  ent- 
fernterem Zusammenhang  stehend  wurden  ermittelt:  scrophulöse 
Constitution  (Abstammung  von  Phthisikern)  in  14.  Uterusleiden 
in  23,  schwere  Wo  ch  e n be  tt  lei  den  (und  Lactatio  nimia)  in  11, 
Nervosität  in  12,  con st i tu t ioel le  Schwäche  in  6 Fällen.  Dann 
folgen  Nervenleiden,  iiberstandene  acute  Krankheiten,  Gonorrhoe, 
Blutungen  u.  dgl.  in. 

Den  Einfluss  aller  dieser  Momente  findet  B.  in  der  Schwächung 
der  Nervensphäre,  in  Folge  deren  es  zu  einer  gesteigerten  Bildung 
und  Anhäufung  organischer  Säuren  und  einem  relativen  Mangel  an 
Kali  kommt.  Nur  bei  solchen  Personen,  bei  welchen  diese  hier  an- 
gedeutete humorale  Basis  vorhanden  ist  werden  die  occasionellen  Ur- 
sachen die  Rheumarthritis  erzeugen.  Für  diese  Anschauung  spricht 
nach  B.  auch  die  Thatsache,  dass  die  Krankheit  bei  Pflanzenfressern 
die  ja  mehr  Kali  und  weniger  Phosphorsäure  einführen  als  Fleisch- 
fresser, fast  gar  nicht  vorkommt  (?).  Auch  eine  sehr  Stickstoff-  und 
phosphorsäurereiche  Nahrung  soll,  falls  nicht  gleichzeitig  eine  genügende 
Menge  von  Kali  (pflanzensaure  Salze)  eingeführt  wird,  die  Disposi- 
tion steigern.  Demnach  wäre  zur  Tilgung  der  Disposition  ausser  der 
Stärkung  des  Nervensystems  die  Darreichung  kalireicher  Kost  zu 
empfehlen.  * Senator. 


A.  Joffroy,  Note  sur  l’eschare  fessifcre  et  ses  rapports  avec  les 
lesions  des  lobes  posterieurs  des  hßinisphöres  cerebraux.  Arch. 

gdn.  1876.  8.  67. 

Bildet  sich  bei  einem  Hemiplegischen  sehr  bald  nach  dem  Insult 
ein  Decubitus  auf  der  der  gelähmten  Seite  ungehörigen  Hinterbacke 
aus,  so  ist  dieses  Zeichen  nach  Charcot  (Cbl.  1868,  396)  von  der 
übelsten  Vorbedeutung.  Vf.  hat  nun  drei  Fälle  von  Hirnerweichung 
und  einen  Fall  allgemeiner  progressiver  Paralyse  beobachtet,  in 
welchen  dieses  .Symptom  in  exquisiter  Weise  sich  ausbildete  und  wo 
die  Läsion  in  einem  der  Hinterhauptslappen  deB  Gehirnes  angetroffen 
wurde.  In  dem  Fall  von  progressiver  allgemeiner  Paralyse  waren 
die  Erscheinungen  der  Periencephalitis  der  Hinterhauptslappen  sehr 
ansgebildet.  Auf  eine  Läsion  gerade  dieser  Hirnregioneu  glaubt  also 
Vf.  das  in  Rede  stehende  Phänomen  beziehen  za  dürfen.  Die  Stützen 
für  diese  Ansicht  J.’s  scheinen  dem  Ref.  noch  nicht  hinreichend  be- 
gründet — siebe  die  Auseinandersetzungen  des  Vf’s.  im  Original. 
Nur  das  glauben  wir  hier  noch  hervorheben  zu  müssen,  das  J.  einen 


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648 


Hamilton,  Reflexparalyse 


Werth  darauf  legt,  dass  die  Läsionen  nervöser  Centren,  welche  tro- 
phische  Störungen  der  Haut  itn  Gefolge  haben,  stets  den  Stellen  benach- 
bart sind,  welche  den  Functionen  der  Sensibilität  vorstehen.  So  sah  Vf. 
in  einem  Fall,  wo  eine  Hämorrhagie  die  Vormauer  und  einen  Theil 
des  extraventriculären  Kerns  des  Corp.  Striatum  zerstört  hatte,  nur 
ein  Erythem  und  eine  sehr  oberflächliche  Hautexcoriation  auf  der 
der  gelähmten  Seite  angchörigen  Hinterbacke,  ln  einem  zweiten 
Fall  von  Hämorrhagie  erstreckte  sich  der  Blutherd  bis  in  den  Occipi- 
tallappen  unter  Zerstörung  des  Thal,  optic.  und  es  entwickelte  sich 
in  wenigen  Tagen  auf  der  Hinterbacke  der  gelähmten  Seite  eine 
ausgedehnte  und  tiefgehende  Hautnekrose,  ln  beiden  Fällen  war 
die  Krankheitsdaucr  eine  gleiche,  zehn  Tage  währende,  gewesen.  — 

Bernhardt. 


D.  J.  Hamilton,  On  reflex  paralysls  and  urinary  puraplegia. 

Brit.  and  toreign  med.  chir.  review.  CXIV.  S 440. 

Vf.  unterscheidet  1)  eine  wirkliche  Reflexparalyse,  bei  welcher 
nach  dem  Tode  an  der  Medulla  spinalis  sich  keine  nachweisbaren 
pathologischen  Veränderungen  vorfinden  und  welche  entweder  auf 
einen  zu  lange  ausgedehnten  Gefässkrampf  und  dadurch  bedingte 
Anämie  des  Marks  oder  auf  eine  blosse  Erschöpfung  desselben  zu- 
rückzuführen ist,  und  2)  eine  wirkliche  Paraplegia  urinaria,  bei  der 
sich  nachweisbare  Veränderungen  am  Rückenmark  vorfinden.  Diese 
letztere  Form  findet  sich  namentlich  bei  chronisch  entzündlichen,  mit 
Eiterbildung  einhergehenden  Processen  der  harnleitendeu  Wege.  Für 
letztere  Form  wird  das  Beispiel  eines  47jährigen  Mannes  angeführt, 
welcher  früher  an  einem  Tripper  und  neuerdings  an  verschiedenen* 
etwas  unklar  beschriebenen  Urinbeschwerden  gelitten  hatte.  Derselbe 
wurde  innerhalb  eines  Zeitraumes  von  10 — 14  Tagen  von  einer  Para- 
plegie befallen,  von  welcher  er  sich  zuerst  unter  Sorgfältiger  Behand- 
lung seiner  Blasenbeschwerden  erholte,  um  später  einem  Rückfalle 
zu  erliegen.  Die  ('bduction  ergab  eine  eitrige  Pyelitis  und  Cystitis 
und  eine  durch  das  ganze  Rückenmark  hin  verbreiterte  Erweiterung 
und  Tbrombosirung  der  kleinen  Gefässe  und  conseeutive  Erweicbungs- 
proccsse  im  Mark.  Das  Nähere  der  Beschreibung  siehe  im  Original. 

Ein  zweiter  Fall  dagegen  handelt  von  einem  an  Tripper  erkraukt 
gewesenen  Mann,  der  seit  einigen  Wochen  an  lebhaften  Schmerzen 
in  der  Lumbalgegend  gelitten  und  eiue  allmähliche  Abnahme  der 
Kraft  seiner  Unterextremitäten  bemerkt  hatte.  Derselbe  wurde  eines 
Tages  plötzlich  total  paraplegisch  und  musste  katbeterisirt  werden. 
Sensibilität  und  Reflexaction  war  an  den  UDterextremitäten  ver- 
schwunden. Innerhalb  24  Stunden  starb  er.  Man  fand  bei  der 
Section  die  Aorta  atberomatös  und  am  Anfangstbeil  der  Bauchaoita 


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Kimm  , Herpe»  Zoster. 


649 


X 


ein  ziemlich  grosses  Aneurysma,  welches  die  entsprechenden  Wirbel- 
körper schon  crodirt  hatte;  indessen  bestand  keine  Communication 
mit  dem  Wirbelcanal.  Das  Mark  selbst  war  nur  abnorm  blass,  ira 
Uebrigen  konnte  aber  weder  bei  frischer  Untersuchung  noch  später 
nach  der  Erhärtung  etwas  Abnormes  naebgewiesen  werden.  Nur 
die  nervösen  Gefässe  des  Markes  waren  sehr  gewunden  und  blut- 
reich. Vl'.  glaubt,  dass  der  Druck  des  Aneurysmas  auf  die  Nieren- 
gefässe  und  Nerven  und  auf  die  grossen  Sympathicusgeflechte  im 
Unterleib  reflectorisch  eine  Anämie  des  Marks  und  damit  die  Krank- 
heit herbeigefiihrt  habe.  Bemhsrdt. 


0.  Riesel,  Zur  Pathologie  des  Herpes  Zoster.  Deutliche  med.  Wochen- 
schrift 187G.  No.  23. 

Im  Anschlüsse  an  einen  Fall  von  traumatischem  Zoster  bekämpit 
Vf.  die  v.  BÄBEtiSPRUNo’sche  Theorie  der  Zostergenese  durch  Erkran- 
kung trophischer  Nerven.  Bei  einer  36jäl  rigen  etwas  anämischen 
Frau  wurde  nach  ein^r  Ex«tirpntinn  der  linker  Mamma  der  linke 
Arm  auf  ein  Rosshaarkissen  gelagert,  wobei  die  wollene  Randschnur 
des  Kissens  den  Oberarm,  einige  Finger  breit  über  dem  Condyl.  in- 
ternus drückte.  Am  nächsten  Tage,  während  das  Kissen  lag,  ent- 
stand Schmerz  auf  der  Volarseite  des  Unterarms,  einen  Tag  daiauf 
eine  grosse  Zahl  quaddelartiger  Infiltrationen,  welche  sieh  uoch  am 
selbigen  Tage  in  Zosterefflorescenzen  verwandelten.  Der  weitere  Ver- 
lauf war  normal.  Vf.  hebt  zunächst  hervor,  dass  das  Trauma  last 
ausschliesslich  den  Stamm  eines  Hautnerven  und  zwar  kurz  nach 
seinem  Durchtritt  durch  die  Fascie  in  das  Unterhautbindcgewebe  be- 
trifft, und  dass,  ähnlich  wie  in  zwei  ßons’schen  Fällen,  ein  kurzes 
und  leichtes  Trauma  den  Zoster  hervorrief.  Daher  zieht  Vf.  Ana- 
logien zwischen  diesem  Fall  und  den  tr&uinatischeu  Lähmungen  nach 
Druck  oder  Quetschung  motorischer  Nerven,  besonders  am  Arm. 
Wie  nach  Quetschung  der  Nervenstämme , nach  Ekb,  der  Entzüu- 
dungsvorgaug  läugs  des  Neuriletns  sich  bis  in  die  feinstcu  Verzwei- 
gungen lortpflanzt  und  hier  in  die  Muskelsubstanz  übergeht,  so  nimmt 
Vf.  für  den  Zoster  eine  directc  Fortleitung  des  Entzündungsvorganges 
von  dem  Trauma  längs  des  Neuriletns  bis  in  die  vom  Zoster  be- 
fallenen Hautpartien  an.  Diesem  Befunde  entsprechen  auch  die 
HAiGBT’schen  Untersuchungen  (Cbl.  1869.  89).  Mithin  ist  Vf.  gleich 
Friedrkich  der  Ansicht,  dass  man  auf  die  Störung  angenommener 
trophischer  Nerven  in  diesen  Fällen  gar  nicht  zu  recurriren  brauche, 
sondern  es  mit  einer  fortgeleiteten  Neuritis  zu  thun  habe.  Zwar 
scheint  der  KAPOSl’scbe  Fall  (Cbl.  1870.  364)  die  BÄRKNSPKüNU’sche 
Annahme  eines  Zoster  durch  blosse  Entzündung  der  Spinalganglien 
zu  bestätigen;  allein  in  allen  Fällen,  in  welchen,  wie  bei  Wyss  (Cbl. 


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650 


Hkcboch;  Bis«,  Chinin. 


1872.  108),  die  peripheren  Nerven  genau  untersucht  wurden,  fand 
sich  eine  Fortleitung  des  Entzündungsvorganges  längs  der  NerveD- 
scheide.  Zum  Schluss  macht  Vf.  auf  die  Seltenheit  des  Vorkommens 
von  Zoster  bei  Caries  der  Wirbel  und  namentlich  der  Halswirbel, 
bei  welchen  eine  Läsion  der  Ganglien  gewiss  häufig  Vorkommen 
muss,  aufmerksam;  ebenso  bei  Aneurysma  der  Carotis,  bei  welchem 
eine  Irritation  des  Halssyrapathicus  kaum  ausfdeibt.  Alle  diese  Fälle 
sprechen  nach  Vf.  dagegen,  dass  eine  Affection  trophischer  oder  vaso- 
motorischer Nerven  dazu  genüge,  um  einen  Zoster  hervorzurufen. 

O Simon. 


1)  H.  Heubach,  Beiträge  zur  Pharmakodynamik  des  Chinins. 

Arcb.  f.  exper.  Pathoi.  n.  Phnnnskoi.  v.  s.  i.  2)  C.  Binz,  Literarische 
Notizen  zu  vorstehendem  Thema.  Rb«n<u  a.  38. 

1)  f ür  die  Mittheilung  im  Cbl.  1874,  673  werden  hier  die  ein- 
zelnen Versuche  beigebracht.  Gegenüber  der  Mittheilung  Schroff’s 
(Cbl.  1875,  768)  hält  H.  seine  früheren  Angaben  aufrecht,  wonach 
das  Chinin  lediglich  durch  Verlangsamung  der  Herzaction  den  Blut- 
druck herabsetzt.  In  seinen  Experimenten  sah  er  nach  mässigen 
Cbirmidosen  auf  Reizung  sensibler  Nerven  dieselbe  Blntdrucksteigerung 
eintreten,  wie  bei  unvergifteten  Thieren.  Erst  toxische  direct  in  die 
Gelasse  injicirte  Gaben  bewirken  Lähmung  der  Vasomotoren. 

Danach  fehlt  den  Versuchen,  die  fieberheilende  Wirkung  des 
Chinins  durch  verminderte  Reflexerregbarkeit  vasomotorischer  Apparate 
zu  erklären,  der  Boden. 

Bei  Bearbeitung  der  Frage  nach  dem  Mechanismus  der  Ver- 
giftung durch  grosse  Gaben  Chinin  ergab  sich  noch  folgendes  merk- 
würdige Resultat:  Katzen  ertragen  Morphin  und  Chinin,  jedes  allein, 
ohne  andere  Folge  als  die  der  gewöhnlichen  Depression,  dort  des 
Sensoriums,  hier  der  Temperatur.  Giebt  man  aber  beide  Alkaloide 
zusammen,  so  entstehen  Krämpfe,  die  vom  Mittelhirri  ausgehen  und 
bald  das  Rückenmark  ergreifen,  im  Ganzen  den  Krämpfen  nach 
Santonin  (Cbl.  1875,  547)  sehr  ähnlich  sind.  — Die  eingehende 
Prüfung  der  localen  Einwirkung  einer  ganz  schwach  basischen 
Chininlösung  auf  die  peripheren  Nerven  beim  Frosch  zeigte  gegen- 
über dem  Controlexperiment  zuerst  ein  langsameres  Absinken  der 
Erregbarkeit,  also  eine  relative  Erhöhung,  später  schnelleres  Ab- 
sterben. Die  Reizung  wurde  mit  der  HELMHOLTz’schen  Modification 
des  Inductionsstromes  bewirkt. 

H.  zieht  aus  allen  vom  Chinin  gegenüber  dem  Nervensystem 
bekannten  Wirkungen  den  Schluss,  dass  sich  hier  nirgends  ein  Weg 
zeige,  der  zu  einer  klaren  Deutung  der  Antipyrese  hinführe.  Er 
verweist  dagegen  auf  eine  neue  von  Pflüger  zuerst  gemachte  Er- 


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COLO»»!«T!.  PlTBE». 


651 


fatirung,  die  abermals  eine  sehr  deutliche  Hemmung  eines  rein  pro- 
toplasrnatischen  Oxydationsvorganges  durch  Chinin  darthut.  Bringt 
man  zu  der  phosphorescirenden  Infusion  von  Seefischen  eine  Spur 
Chinin,  z.  B.  itn  Verhältnis  von  1 : 14,000,  so  tritt  augenblicklich 
Abnahme  der  Phosphorescenz,  d.  h.  der  lebhaften  Oxydation  der 
zelligen  Gebilde  ein,  durch  deren  fortwährende  Verbrennung  das 
Lichtphänomen  erzeugt  wird.  Chinin  wirkte  entschieden  stärker  ein 
als  Carbolsäure  oder  Strychnin.  Ist,  wie  PFLÜGER  anniimut,  jene 
Oxydation  ein  Vorbild  des  Ganges  der  Dinge  im  menschlichen  Or- 
ganismus, so  folge  daraus  unabweisbar,  dass  auch  ihre  Hemmung 
und  Unterdrückung  durch  das  Medicament  zu  Schlüssen  direct  ver- 
wertet werden  dürfe,  die  sich  auf  menschliche  Zellen  beziehen. 

2)  Aus  den  Notizen  ß.’s,  die  sich  besonders  gegen  JehdSALIMSKY 
wenden  und  hauptsächlich  des  Vf.  Versuche  betreffend  das  Verhalten 
des  Organismus  zum  Chinin  nach  vorausgeschickter  Lähmung  der 
Vasomotoren  (Cbl.  1871,  668)  in  Schutz  nehmen,  sind  als  experi- 
mentell die  Versuche  am  Vagus  des  Kaninchens  hervorzuheben. 
Danach  lassen  grosse  Gaben  Chinin  einen  Stillstand  des  Herzens  bei 
electrischer  Reizung  des  einen  Vagus  nicht  mehr  zu  Stande  kommen. 
Ein  Drittel  bis  ein  Viertel  der  normalen  Pulsschläge  wird  ungeachtet 
dieses  Reizes  noch  ausgeführt.  Im  Ganzen  jedoch  liegt  dm  Inten- 
sität und  Raschheit  dieser  Chininwirkung  von  der  gleichnamigen  des 
Atropins  ausserordentlich  weit  ab  und  besitzt  vorläufig  nur  toxicolo- 
gisches  Interesse.  Schiffer. 


G.  Colosanti,  Studj  sperimentali  sulla  trasfusione  eterogenea 
del  sangue.  Gioru.  di  tn«d.  miliMre.  1876.  S.-A.  40  Stn.  8°. 

Um  dem  neuerdings  in  italienischen  Spitälern  um  sich  greifenden  Missbrauch 
der  Lammbluttransfnsion  entgegenzutreten  hat  C.  diese  historisch  «kritische  und  ex- 
perimeutello  Studie  über  die  heterogene  Transfusion  veröffentlicht.  Oie  Literatur 
dieser  Frage  ist  von  Collr  (1628),  der  zuerst  die  beterogeue  Transfusion  als  thera- 
peutisches Mittel  in  Vorschlag  brachte,  bis  auf  die  neueste  Zeit  vollständig  zusam- 
mengestellt.  Ans  dem  Studium  der  ältereu  Literatur  geht  schon  die  Verweröichkeit 
der  heterogenen  Transfnsion  zweifellos  hervor. 

Die  von  C.  mitgctbeilten  eigenen,  au  Hunden  und  Kaninchen  Angestellten  Ex- 
perimente stimmen  in  ihren  Resultaten  ganz  mit  deuen  der  neueren  Untersncher 
(Pohfick,  Landois  u.  A.)  überein.  Stets  Hessen  sich  an  den  operirteu  Thieren  die 
von  sämmtlicheu  neueren  Untersuchenden  übereinstimmend  beschriebenen  pathologi- 
schen Öymptome  (Hämoglobinurie  n.  a.  w.)  und  pathologisch- anatomischen  Befunde 
(Haemorrhagieen  u.  s.  w.)  nacbwei*6D.  Boll  (Hom). 


Pitres,  Atrophie  mnsculaire  consecutive  A une  scU;rose  descen- 

dante.  Progr.  m4d.  187G.  No.  8. 

Bei  einer  79jährigen,  seit  langer  Zeit  bemiplegiscben  Frau  waren  die  gelähm- 
ten Glieder  Sitz  einer  Contractnr  nnd  einer  Atrophie,  welche  sich  an  den  Mm.  inter- 


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652 


DEJKKtRX.  LkCUARTIH  & BsLLAMT.  ▼.  KRrSKRSTRRS. 


osseis,  dem  Tbenar,  den  Vorderarm-  und  Scbultermuskeln  derselben  Seite  bemerk  - 
licb  macht*.  Ein  alter  Blutberd  nahm  den  vorderen  Tbeil  des  recbten  Linsenkeros 
eia  and  batte  eine  grosse  Partie  der  inneren  Kapsel  zerstört.  Die  secundäre  De- 
generation ging  von  dieser  Stelle  aus  durch  den  rechten  Hirnstiel  und  die  rechte 
Pyramide,  ebenso  wie  durch  die  ganze  Länge  des  linken  Rückenmarkseitenstranges 
Die  atrophischen  Muskeln  waren  schmal,  gelblich  und  zum  grossen  Tbeil  binde- 
gewebig entartet.  Im  Mark  nahm  die  Degeneration  den  bintereu  Tbeil  des  linken 
8eiteustrauges  ein.  Auf  Schnitten  durch  die  obere  Partie  der  CervicalanscliWt-llaitg 
con-tatirte  man  eine  Sclerose  de*  linken  Vorderbornes  mit  fast  vollständiger  Zer- 
störung seiner  grossen  Nervenzellen,  ln  allen  anderen  Theilen  des  Mark*  war  die 
graue  Substanz  vollkommen  iutact.  Bernhardt. 

Dejerine,  Note  snr  an  cas  d’atropliie  d’un  lobe  cerebral,  obserre 
chez  un  eliien,  avec  atrophie  secondaire  du  p^donenle  et  de  Is 
Pyramide  correspondante.  o««  m<5d.  J876.  No.  3. 

Bei  eiuem  Hunde,  dessen  Motilität  und  Sensibilität  während  de*  Lebens  durch- 
aus iutact  erschien,  faud  Vf.  nach  dem  Tode  den  grössten  Tbeil  der  vordem  recbten 
Hirnhälfte  durch  eine  mit  wasserklarem  Inhalt  erfüllte  Cyste  ersetzt.  Die  gaute 
rechte  Hemisphäre  reprMser.tirte  kaum  den  dritten  Tbeil  der  linken;  Seh-  und  Streifen- 
bügei  derselben  Seite  waren  iutact,  die  Markmasse  aber  nach  ausseu  von  di-sen 
Ganglien  stark  verschmälert  Mit  Ansuahme  des  (atrophischen)  rechten  Sehnerven 
wareu  alle  übrigen  Hirnnerven  unversehrt.  Der  rechte  Pedunculus  cerebri  war  um 
ein  Dritte!  kleiner,  als  der  linke,  dasselbe  galt  für  die  rechte  BrÜckenhäifte  und  die 
rechte  Pyramide.  — Das  Rückenmark  wurde  nicht  untersucht  Bernhardt. 


Lechartin  et  Bellumy,  De  la  fermentation  des  fruits.  Compt.  reni 
LXXXI.  S.  1127. 

Vff.  finden  im  weiteren  Verlaufe  ihrer  Untersuchungen,  dass  die  Menge 
der  von  Birnen  beim  Aufbewahren  abgegebenen  COt  wechselt  nach  dem  Zu- 
stande der  Reife,  in  dem  man  sie  pflückt  (unreife  Früchte  von  einem  gewissen 
Zeitpunkt  ab  entwickeln  mehr  COt),  und  uach  der  Zeit,  die  zwischen  dem  Pflücken 
und  der  Aufteilung  des  Versuches  verläuft.  Ein  und  dieselbn  Sorte  von  Hirnen,  in 
demselben  Zustand  der  Reife  untersucht,  liefert  stets  dieselbe  Menge  Kohlensäure: 
nnd  zwar  pro  1 Grm.  der  Substanz  6,0—6,4  — 0,38  Cc.  Kohlensäure.  Die  COt  Ent- 
wicklung läuft  bei  unreifen  Früchten  schneller  ab,  wie  bei  reifen  und  zeigt  sich 
auch  an  den  Blättern  der  Kirschen  etc.  E.  Salkowski. 


V.  v.  KruNenstern,  Zur  Frage  über  das  Cholesteariu.  Vntcaow'i 

Arcb.  LXV.  8 410. 

In  der  Literatur  finden  sich  eiuzelne  Angaben  übet  das  Vorkommen  von 
Cholesteario  im  Harn,  namentlich  bei  Schwangeren.  Vf.  untersachte  deu  Ilaru  von 
Schwangeren  22  Mal,  vou  Diabetikern  4 Mal,  von  Icterus  4 Mal,  von  Albuminurie 
3 Mal,  Ilaru  nach  reichlicher  Mahlzeit  2 Mal  auf  Cholestearin , stets  vergeblich. 
Auch  als  Hunden  täglich  0,045  — 0,05  Grm.  Cholestearin  in  Keifenlüsung  gelost  in 
die  Venen  eiugespritzt  wurde,  fand  sich  kein  Cholestcariu  im  Harn  (10  Mal  unter- 
sucht) Die  Einspritzung  von  Cholestearin  vei  araachte  keine  Symptome,  die  eut- 
gegenstehenden  Angaben  hierüber  sind  wohl  alle  auf  die  mangelhafte  Lösung  des 
Cholestearin  zurückzuführen.  Wa-  das  Vorkommen  le*  Cholestearin  im  Harn  be- 
trifft, so  ist  früher  wohl  nicht  sorgfältig  genug  auf  d e AusMchliessung  morphologi- 
scher Elemente  geachtet,  welche  natürlich  Cholesteaiiu  mit  sich  führen  können. 

E.  Salkow.kJ 


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Lckomsky.  Riedel.  Pfnzoldt  Wintkhnitz. 


653 


lukomsky,  Ueber  Molluscum  contagiosum,  virohhw'«  Arch.  lxv.  s.  hs. 

In  der  Beschreibung  eiuc»  Falles  von  Molluscum  contagiosum,  b«  i dem  sich 
in  der  Bant  des  Penis  12  etwa  erbsengrosse  Knötchen  fanden,  schliefst  sich  L.  der 
Anffa^sung  von  Rktzics  an,  welcher  die  Neubildung  nicht  von  den  Balgdrfisen, 
sondern  vom  Rete  Malpighii  ausgeb« n lässt  Fr  verfolgt  die  Entwickelung  der  sog. 
Molluskenkörper  von  grossen,  mit  deutlichem  Kern  versehenen  Zellen  ans,  welche 
zwischen  den  Zellen  des  Rete  liegen,  in  den  tiefen  Schichten  zart  und  granulirt 
sind,  je  weiter  nach  der  Oberfläche,  um  so  mehr  die  hornartige  Beschaffenheit  der 
geschrumpften  vielgestaltigen  Molluskenkörper  aunehmen.  L.  ist  geneigt  ans  dem 
Umstände,  dass  auch  an  anscheinend  normalen  Hautstellen  Zelleuiuflltration  tu  der 
Cutis  bestand,  den  Process  anf  Eindringen  indifferenter  Ruudzellen  in  das  Rete  zu 
beziehen,  die  Molluskenkörper  demnach  als  amgewandelte  Waudersellen  anzusehen 
(vgl.  8.  114).  Gravrltz. 

Riedel,  Die  Entwickelung  der  Narbe  im  Blutgefässe  uacli  der 
Unterbindung.  Deutsche  Ztschr  f.  Cbir.  VI.  S.  459. 

Auf  Grund  zahlreicher  Experimente  wird  die  Ansicht  von  Waldetbk  und 
Thikhsch  bestätigt,  dass  in  einer  Reibe  von  Fällen  der  Verschloss  der  Arterie  sicher 
allein  durch  die  Proliferation  des  Endothels  zu  Stande  kommt.  Meist  geht  damit 
Hand  in  Hand  die  Neubildung  von  Bindegewebe  ausserhalb  ier  elastischen  Membran, 
welches  die  letztere  stellenweise  durchbohrt  und  mit  dem  vom  Endothel  ausgehen- 
den  Gewebe  io  Verbindung  tritt.  Hieraus  resultirt  eine  Art  cavernöseo  Gewebes, 
welches  namentlich  gegen  die  Ligatur  bin  in  seinen  Wandungen  ein  mit  den  Ge- 
fässen  der  Media  cominuncirendes  eigenes  Gefässsystem  trägt  und  sich  schliesslich 
in  Folge  stetiger  Zunahme  der  bindegewebigen  Elemente  zur  Narbe  umwandelt. 
Dieser  Vorgang  lässt  sich  an  doppelt  unterbundenen,  bluterfüllten  oder  blutleeren 
Gefasssiucken  naebweisen. 

Bei  der  gewöhnlichen  Uoterbindang  an  nur  einer  Stelle  scheint  der  Abschluss 
des  Lumens  wesentlich  ebenso  bewerkstelligt  zu  werden.  Nur  maskirt  die  Gegen- 
wart des  massig  vorhandenen  Fibrins  die  Endothelwucheruug,  hält  sie  vielleicht 
mach  anf.  (s.  Bai  mgabtkx,  No.  34).  _ WUh.  Koch. 

F.  Penzoltlt,  Ein  experimenteller  Beitrag  zur  Lehre  vom  Vesi- 

Cll  Inrat  hllien.  Erlanger  pbys.  med.  Stzber.  1876.  14.  Febr. 

Die  Auffassung,  dass  das  Vesiculärathmen  eine  Modification  des  bronchialen 
in  den  grösseren  Luftwegen  entstehenden  Athmuugsgeräusches  sei,  stützt  P durch 
folgenden  Versuch.  Hält  man  eine  gut  aufgeblasene  Kalbslange  fest  an  die  Kebl- 
kopfsgegend  eines  Mannes  und  anscultirt  mit  dem  dicht  aufgelegten  Ohr  während 
tiefer  Inspiration,  so  hört  man,  je  nachdem  dünnere  oder  dichtere  Longcnschiehten 
sich  zwischen  Ohr  und  Kehlkopf  befinden,  mehr  oder  weniger  bauchendes,  klang- 
artiges oder  sogar  exquisites  Vesiculärathmen.  Wird  statt  durch  Lunge  durch  ein 
Stück  Leber  anscultirt,  so  hört  mau  immer  das  ausgeprägte  Bronchialatbmen. 

Senator. 

W.  Winternitz,  Eine  ungewöhnliche  Fieberform.  Wien.  med.  Presse. 
1876.  No.  17—18. 

Ein  48 jähriger  Mann  litt  seit  2 Jahren  an  Fieberanfälleo,  welche  täglich  in 
deD  Nachmittagstanden  mit  Oppresiioo,  Hustenreiz,  leichtem  Frösteln  and  Cyanose 
begannen  and-  mit  Hitae  and  Schweis*  endigten.  Das  Allgemeinbefinden  hatte  trotz 
der  langen  Dauer  nnr  wenig  gelitten.  Irgend  welche  Organveränderuogen  waren 
nicht  nachweisbar.  Mittelst  seines  Calorimeters  (Cbl.  1875,  567)  fand  W.  in  der 
Apyrexie  Vormittags  bei  36,9°  Achsel-  nnd  37,1°  Rectum-Temp.  eine  Erwärmung  des 


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654 


Ki.inoklhoppkh.  Ktitzkm.  Hptchisson. 


60  Ccm.  haltende!!  Luftraumes  in  10  Min.  um  8,1°  am  Epigastrium,  um  6,9°  am  Ober- 
schenkel und  um  6,3°  au  der  Wade,  im  Mittel  also  au  diesen  3 Haut*tellen  um 
7,1°.  Nachmittags  im  Beginn  des  Anfalls,  während  die  Temperatur  in  der  Achsel 
auf  37,2  und  im  Rectum  auf  37,5  gestiegen  war,  betrug  die  Erwärmung  des  Calori- 
meters  au  d«u  3 genannten  Hautstellen  bezw.  7,6°,  5,4°  und  7,6°,  also  durchschnitt- 
lich nur  5,9°.  Die  Temperatur  der  betreffenden  Hautstellen  betrug  bei  der  ersten 
Messung  bezw.  37, 6,  33,7,  33,1,  bei  der  zweiten  33,9,  33,0,  31,3.  Die  somit  nachge- 
wiesene  Zurückhaltung  von  Wärme  und  die  eigentümlichen  im  Beginn  des  Fiebers 
auftretendeu  Husteuparoxysmeu,  bei  deneu  die  IuspiratiQn  besonders  gehemmt  schien, 
liessen  W.  als  primäre  Ursache  des  ganzen  Processc*  eine  Stüruug  im  Nervensystem 
und  zwar  wahrscheinlich  im  Respiratiouscentrnm  annehmen  und  dem  entsprechend 
lies»  er  im  Beginn  de»  Anfalls  Abreibungen  des  Körpers  mit  **iuem  in  Wasser  von 
10°  getauchten  Lakeii  machen  bis  zur  starken  Heutröthung.  Der  Anfall  wurde  da- 
durch coupirt  und  durch  dieses  14  Tage  iaog  fortgesetzte  Verfahren  die  Krankheit 
schliesslich  dauernd  beseitigt.  Senator. 


Kliugelhö.Ter,  lieitrag  zuin  Icterus  epidemicus.  Berl.  kiiu.  Woeheu- 

scbrft.  1876.  No.  6. 

Stitzer.  Heber  Teterus  epidemicus.  Wien.  raed.  Pr...e.  istg  No.  13 — 17. 

In  Heuseuslamm  bei  Offeubaeh  a.  M.,  einem  Ort  mit  1300—1400  Einwohuern, 
trat  im  Winter  1874/75  eine  Gelbsucht  - Epidemie  auf,  von  der  K.  35  Fälle  beob- 
achtete,  sämmtlich  Persouen  über  20  Jahre  betreffend.  Die  Gelbsucht  trat  meist 
zu  Magencatarrh,  der  damals  ebenfalls  ungewöhnlich  häufig  vorkam,  hinzu  und  ver- 
lief meist  iu  wenigen  Tagen  günstig;  am  meisteu  litten  noch  Schwangere  und  Wöch- 
nerinnen. Von  erstereu  wurden  mehrere  zu  früh  entbunden  und  eine  starb. 

fl.  beobachtete  im  Juli  1875  bei  5 zu  einer  Familie  gehörigen  weiblichen  Per- 
Houen , welche  längere  Zeit  den  übelriechenden  Ausdünstungen  eines  verstopften 
Abflussrohres  der  Küche  ausgesetzt  waren,  Gelbsucht  mit  Fiebererscheinungen  (T«mp. 
vou  37,9 — 39, 8°),  gastrischen  Beschwerden  bei  gallig  gefärbten  diarrboiacheu  Stahlen 
uud  starke  Benommenheit  des  Sensoriums.  Nach  etwa  einer  Woche  nahmen  die 
Erscheinungen  ab  uud  trat  Kecotivalescetiz  ein.  Der  Uriu  enthielt  Gallenfarbstoff, 
Gallensäuren  uud  zuweileu  Spureu  vou  Eiweiss  und  bei  der  mikroskopischen  Unter- 
suchung viele  zerstörte  roibe  Blutkörperchen“,  Scbleimkörpercbeu , Blaseuepithel 
uud  Bacterien. 

Das  ganze  Kraukbeitsbild  und  die  Entstehung  maebt  auf  Vf.  den  Eindruck 
einer  Infection,  keineswegs  eines  gtwöbnlieben  Icterus  catarrbalis,  uud  er  möchte 
sie  an  die  Formen  des  Icterus  gravis  oder  typhoides  aureihen. 

Eine  ähnliche  kleine  Endemie  aus  anscheinend  ähnlicher  Veranlassung  hat 
8.  im  Juli  und  August  1874  bei  14  Soldaten  iu  Wetzlar  beobachtet  (Vgl.  Cbl.  1872, 
8.  303  und  1875,  8.  96).  Senator. 


J.  Hutchinson,  Citeiro-Pompholyx.  L»ncet.  i8tg.  i.  No.  is. 

Unter  obigem  Namen  beschreibt  Vf.  eiu  Leiden , welches  Tilbcsy  Fox  schon 
als  Dysidrosis  beschrieben  bat.  Meist  bei  Frauen  im  mittleren  Lebensalter  uud  von 
grosser  nervöser  Reizbarkeit  treten  symmetrisch  an  beiden  Händen  helle  Bläschen 
uud  Blasen  auf,  welche  tief  liegen  und  Sagokörnern  gleichen.  Sie  platzen  oder  wer- 
den resorbirt,  es  folgt  eiue  leichte  Desquamation  und  der  Process  ist  vorüber,  um 
über  kurz  oder  lang  wiederzukehren.  Fälle  von  12,  ja  30jähriger  Bauer  der  Re- 
cidive  kommen  vor.  Locale  Ursachen  sind  unbekannt,  locale  Mittel  ohne  Erfolg. 

O.  Simon. 


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Mkndkl.  v.  Massaki.  Olshackkk.  Bebnkr. 


655 


£.  Mendel,  Die  Milchsäure  als  Schlafmittel.  Deutsche  med.  Wochen- 

schrift.  1876.  No.  17. 

Vf.  empfiehlt  die  Darreichung  des  Mittels  in  Klystieren.  Br  nahm  hierzu  10 
bis  20  Grm.  der  Säure , dio  er  mit  Natron  neutralisirte.  Bei  Agrypuieen,  wie  sie 
bisweilen  nach  langen  KrankbeiNznständen  eintreteu , ferner  bei  erregten  Geistes- 
kranken sah  er  oft  nach  dieser  Medication  Schlaf  eintreteu,  während  Chloral  und 
Morphium  iu  hoher  Gabe  nutzlos  «»gewendet  worden  waren,  lieble  Folgen  fehlten; 
lediglich  eine  vorübergehende  Steigerung  der  Urinsecretion  lies»  sich  noch  beob- 
achten. Wo  Schmerzen  den  Schlaf  störten  blieb  die  Milchsäure  ohue  Erfolg.  Viel- 
leicht wirkt  das  Mittel  auch  günstig  auf  die  Beseitigung  gewisser  Psychosen.  Vf. 
ersählt  eineu  bezüglichen  Fall.  _____  Schiffer. 


J.  V.  Massari,  Fractura  pelvis  sub  partu.  Wiener  med.  Wochenscbr. 
1876.  No.  7. 

Fine  41jährige  Vllpara  kam  mit  Eclampsie  auf  die  SpÄTH'sche  Klinik.  Bei 
der  Untersuchung  fielen  zwei,  in  der  Gegend  der  Tubercula  ileo-pectiuea  liegende 
scharfkantige  Knocheuspitzen  auf,  welche  den  Bcckenraum  etwas  verengten,  ohne 
dass  die  äussere  Messung  etwas  Abweichendes  ergeben  hätte.  Die  mittelst  Wendung 
und  Extractiou  ausgeführte  Entbindung  bot  keine  Schwierigkeiten.  Bei  der  Section 
der  nach  32  eclamptiscbeu  Anfällen  gestorbenen  Kranken  fanden  sich  beiderseits 
die  horizontalen  Scbambeinäste  nahe  dem  Tub.  ileo-pectineum,  ferner  die  absteigen- 
den Schambeinäste  au  der  Ueberga»g«*stelle  in  die  aufsteigeudeu  Sitzbeinäste  frac- 
tnrirt.  Ausserdem  zeigten  die  äussern  Flächen  beider  Darmbein«cbaufeln  einen  je 
6 Cm.  langen  Knocbeuspruug.  Iu  der  Symphyse  fand  sich  ein  blutiger  Brei.  Osteo- 
malacie  war  uicht  vorhanden.  Die  Ursache  der  Fractureu  konnte  nur  in  einem 
Fall  vom  Stuhl  vornüber  auf  die  Erde,  während  des  ersten  eclamptischen  Anfalles, 
gefunden  werden.  v.  Iiaaelberg. 


R.  Olsbausen,  lieber  Anwendung  der  Drainage  durch  die  Bauch- 
höhle bei  der  Ovuriotouiie  nubst  Bericht  über  25  Operationen. 

Berl.  kliu.  Woche». ehr.  1876.  No.  10  u.  11. 

Auf  Grund  dieser  26  Fälle  bekennt  O.  eich  au  der  von  Sims  ausgesprochenen 
Ansicht,  dass  die  Gefahr  der  Ovariotomie  iu  der  ausserordentlich  leicht  darauf  fol- 
genden Septicämie  liege.  Dem  entsprechend  müssen  autiseptisebes  Verfahren  und 
Drainage  als  beste  Methoden  erscheinen.  Während  0.  von  10  ohne  Drainage  und 
ohne  Carbolnebel  Operirten  8 verlor,  genasen  von  den  folgenden  15,  welche  alle 
bis  auf  einem  leichten  Fall  mit  Drainage  und  Carbol  operirt  wurden,  11.  Aller- 
dings kommt  dies  gute  Besnltat  vielleicht  mit  auf  Kecbuaug  günstigerer  Aussen- 
verhältnisse.  v.  Heselberg. 


H.  Berner,  Entleerung  von  Spulwürmern  aus  dem  Nabel.  Bayer. 

loteil  -Bl.  1876.  No.  23. 

Ohne  auffallende  Erscheinungen  entleerten  sich  aus  einem  zu  einer  Eiterblase 
umge wandelten  Nabel  bei  einem  4jährigen  Kinde  neben  einigen  Tropfen  Eiter  vier 
lebende  Spulwürmer.  Die  Oeffnuug  heilte  binnen  wenigen  Tagen.  Vf.  glaubt,  dass 
in  diesem  Falle  das  Rudiment  des  Ductus  omphalo-eutericus  noch  durchgängig  war, 
dass  sieb  an  der  Eiumündungsstelle  desselben  in  das  Darmrobr  ein  Divertikel  be- 
fanden, in  welchen  die  Würmer  hinein  geriethen  und  durch  Auseinanderdrängen  der 
Bindegewebsfasern  der  Rudimente  des  Kabelbl&seugauges  in  deu  Nabel  gelaugten. 

L.  Koaenthal. 


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656 


Wbbb.  Williams.  Ralfe. 


W.  H.  Webb,  Case  of  hysteria  simulatini;  progressive  loeomotor 

Ataxia«  Amer.  Jonrn.  of  med.  sc.  CXLI.  8.  119. 

Die  35jäbrige  Patientin  war  aeit  dem  14.  Jahre  verheirathet , batte  2 Monate 
darnach  angefangen  zu  raenstruiren,  8 ausgetragene  Kinder  geboren  und  mehrmals 
abortirt,  zuletzt  wahrscheinlich  künstlich  im  Mur*  1873.  Darnach  erkrankte  sie 
im  Herbst  1873  unter  vielfachem  häuslichen  Verdruss  an  Schlaflosigkeit  und  Auf- 
regung, wurde  menschenscheu,  klagte  dann  über  Schmerzen  im  Leibe,  Brechneigung. 
AU  dann  die  Menses  ausblieben,  stellten  sich  intensivere  Unterleibsbeschwerden  ein, 
so  dass  Patientin  zeitweilig  bettlägerig  wurde.  Zwei  Monate  darnach  entwickelte 
sich  zunächst  eine  Paralyse  der  Arme  nnd  Finger,  daun  traten  lancinirende  Schmer- 
zen längs  der  Wirbelsäule  und  in  den  Schenkeln  auf,  Gefühl  von  Zusammenschnü- 
rung in  der  Brust  und  im  Leibe;  Pat.  vermochte  zwar  im  Bett  die  Beine  zu  be- 
wegen, doch  konnte  sie  nicht  aufrecht  stehen,  die  Beine  erschienen  unempfindlich, 
steif  und  machten  hahnentritt  - ähnliche  Bewegungen.  Endlich  trat  L&hmung  des 
Blasensphincters  hinzu,  der  Urin  wurde  eiweisshaltig,  Puls  klein,  Temperatur  erhöht, 
die  Hant  schien  trocken,  fettarm;  es  entwickelten  sich  Gesichtsstürnngeu.  Bei  Ap- 
plication der  Batterie  von  Gaipfk  zeigte  »ich  der  rechte  Arm  fast  ganz  nnerapfiud- 
licb,  der  linke  war  empfindlicher  und  lieg»  leise  Muskelcontractionen  erkennen.  — 
Pat  genas  bei  dem  Qebrauch  von  Eisen , kalten  Abreibungen  und  entsprechender 
Pflege.  *.  Martin. 

J.  Williams,  Intermittent  eczcnta-dysmenorrhoea.  Obst.  Jonrn.  of 
Gr.  Brit.  & Irel.  XXXV.  1876.  S.  729. 

Die  nnn  27jährige  Patientin  will  seit  dem  11.  Jahre  an  Fluor  albus  leiden; 
der  Abgang  nahm  im  14.  Jahre  in  4 wöchentlichen  Intervallen  an,  im  17.  Jahre  traten 
euer»!  die  Menses  ein,  unregelmässig,  schmerzlos.  Im  lfi.  Jahre  entwickelte  eich 
eine  rauhe  Stelle  zwischen  Mittel-  und  Ringfinger  der  rechten  Hand,  welche  inr 
Zeit  des  Eintritts  der  Menstruation  ganz  verschwand.  Im  18.  Jahre  bestand  un- 
unterbrochen blutiger  Abgang  ohne  Schmerzen.  Pat.  erholte  zieh  auf  dem  Lande. 
Im  21.  Jahre  atellten  sich  Schmerzen  im  Rficken  und  der  Ovarialgegend  ein  bei 
der  Regel  nnd  nun  trat  jedesmal  etwa  14  Tage  vor  der  Menstruation  ein  Eczem 
auf  der  rechten  Hand  auf,  das  Palma  nnd  Dorsum  bedeckte  und  ebenso  4 Finger 
überzog,  lebhafte  Beschwerden  verursachte  und  nässte.  1 — 2 Tage  vor  der  Regel 
trocknet  es  ein  ohne  vollständig  zn  heilen.  Di«  Menses  waren  profas,  schmerzhaft, 
mit  grosser  Anämie  verbanden.  Bei  längerem  Arsenikgebrauch  heilte  das  Eczem, 
die  Menses  wurden  regelmässig,  weniger  profus  und  schmerzlos.  Vf.  vermutbet  als 
Unache  der  Menstrualbeschwerden  eine  der  an  der  Hand  ähnliche  Proruption  eines 
Eczems.  A.  Martin. 

Ch.  H.  Ralfe,  Two  eases  of  aortic  aneurism  with  inereased  se- 
cretion  of  urine.  Lancet  1876.  i.  No.  ». 

Vf.  beobachtete  bei  2 Matrosen  von  bezw.  47  nnd  56  Jahren,  welche  beide 
unterhalb  der  linken  Clavicnla  eine  pulsirende  Geschwulst,  wahrscheinlich  ein  Aneu- 
rysma des  Aortenbogens  batten,  längere  Zeit  eine  Über  die  Norm  vermehrte  Hfra- 
aussebeiduug.  Das  spec.  Gewicht  betrug  bei  dem  einen  1009  — 1013,  bei  dem  an- 
deren nach  einer  einmaligen  Prüfung  1014,  Eiweiss  und  Zucker  waren  im  Hatu 
nicht,  HarnstoflP  und  Phosphorsaure  in  gewöhnliche  Mengen  nachweisbar.  R.  leitet 
die  Polyurie  von  Reizung  des  (linken)  Vagus  ab  Senator. 

Druckfehler:  8.  596  Z.  23  von  oben  lies:  kubischen  Epithels.  — 8.  597  Z.  25 
von  oben  lies:  in  reinen  Beispielen. 

Einsendungen  für  du  Central bUtt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Pro f.  Senator, 

Berlin.  (N.)  Kraunnicksiraxse  84,  and  Professor  Rosen thal,  Erlangen,  oder  (unter  Belseblusa)  ss 
die  Verlaifsbandlonv,  Berlin  (N.-WJ,  unter  den  Linden  68,  adretsiren. 

Verlag  von  August  Hlrsehwald  ln  Berlin.  — Druck  von  H.  S.  Hermann  tn  Berlin. 


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Wöchentlich  erschein«!! 
1— * Bogen ; am  Schlosse 
de«  Jahrgang«  'litel,  Na- 
men- and  Baohregtater. 


Centralblatt 

gen  and  Poatanat&iten. 

flir  die 


medicinischen  Wissenschaften. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Profeaaor  ln  Erlügen. 


Redigirt  von 
und 


Dt.  H.  Senator, 

ProfMaor  in  Berlin. 


1876.  9.  September.  No.  37« 


Inhalt!  BicaiiiiTü,  Knorpel,  Knocben  und  Anilinfarbatoffe  (Orig.-Mittb.). — 
Elin,  Zur  Schlaf  machenden  Wirkung  des  Natrum  lacticum  (Orig.-Mittb.).  — 

Bott;  Ciaccio;  Hjsvui,  Zur  Anatomie  des  Torpedo.  — Tieogl;  Hbb- 
Him,  Zuckong-böbe  des  gereisten  Muskels.  — Rabl,  Granulationsgewebe.  — 
Baomoagtbn,  Lähmung  mit  Pilsbildnng  im  Blote.  — 

Tabchanote,  Eintluns  der  Klectricität  auf  die  rothen  Blutkörperchen.  — 
Tieogl,  Tetanisiren  durch  Inäuenz. — Hbhmann,  Querwiderstand  der  Nerven.— 
Hoevath,  Abkühlung  der  Warmblüter. — Qihaid,  Hydrocellnlose.  — Nkglsen, 
Degeneration  der  Oehirncapillareu.  — W assilkwskt,  Zur  Lehre  von  deu  insen- 
siblen Ausgaben  im  Fieber. — Maas;  Heine,  Besectiooen  des  Kehlkopfs.  — Woi- 
kow,  Zur  Farbenlehre.  — Bosenbach,  Seltene  auscoltatorische  Phänomene.  — 
Ho bgb,  Mediastinaltumor.  — 


Knorpel,  Knochen  und  Anilinfarbstoffe. 

Von  Prosector  Dr.  med.  Paul  Baningarten  in  Königsberg. 

Seitdem  Corsil,  Heschl,  Jürgens  die  eigenthümliche  Reaction 
der  Amyloidsubstanz  auf  gewisse  Anilinfarbstoffe  kennen  gelehrt, 
lag  es  nahe,  auch  den  permanenten  Knorpel  auf  diese  Reaction  zu 
prüfen,  da  demselben  wie  Virchow  gezeigt,  die  Eigenschaft  inne- 
wohnt, auf  Jod  gleich  Amyloid  zu  reagiren.  Daraufhin  angestellte 
Untersuchungen  ergaben  sowohl  für  den  permanenten  als  auch  für 
den  zur  Ossification  bestimmten  oder  in  der  Ossitication  begriffenen 
Knorpel  negative  oder  unsichere  Resultate,  dagegen  erreicht 
man  die  überraschendsten  Farbenunterschiede,  wenn  man 
die  gefürbteu  Präparate  für  kurze  Zeit  einer  verdünnten 
Salzsäure  aussetzt,  Zeigt  schon  der  frische  hyaline  Knorpel  bei 
dieser  Bebandlungsweise  Differenzen  in  der  Färbuug  seiner  zeitigen 
Elemente  (einzelne  violett  - rosig,  die  meistea  rein  blau)  so  treten 
an  Präparaten  die  von  der  Epi-Diapbysengrenze  eines  in  Holzessig 
(+  CIH)  decaleiuirten  jugendlichen  Röhrenknochens  genommen  sind, 
höchst  auffällige  und  constante  Gegensätze  in  der  Färbung  der  ver- 
schiedenen, in  die  Zusammensetzung  des  erwähnten  Gewebsterri- 
toriums  eingehenden  Substanzen  auf.  Bringt  man  einen  feinen 
X.1V.  Jahrgang.  42 


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658 


Biemqibts»,  Knorpel,  Knochen  und  Anilinfarbstode. 


Schnitt  2 — 5—10  Minuten  in  Leonhardi’s  Tinte  (Anilin  violet),  expo- 
nirt  ihn  danach  der  C1H  - Lösung  (2 — 3 Tropfen  auf  ein  Uhr- 
schälchen Wasser)  so  lange,  bis  an  ihm  ein  schon  makroskopisch 
ev.  mit  der  Loupe  sichtbarer  Uebergang  des  blauen  Farbentons  in 
einen  violetten  sich  vollzogen  hat,  wäscht  dann  in  Aqu.  riest,  gut 
aus  und  untersucht  in  Glycerinum  puruin,  so  erscheint:  der  Knorpel 
bläulich  bis  schwach  lila  die  verkalkte  (seil,  olim)  Knorpelgrund- 
Substanz  violett  bis  rosig,  der  Knochen  röthlich  event.  entfärbt, 
das  Markgewebe  hellblau. 

Die  Präparate  halten  sich  in  Glycerin  vortrefflich,  sind  aber 
zum  ßalsatnverschluss  nicht  recht  geeignet,  da  Alkohol  den  Farb- 
stoff ziemlich  schnell  extrahirt.  Dagegen  habe  ich  in  dem  Fuchsin 
ein  Mittel  kennen  gelernt,  welches  nicht  nur  Balsamkitt  gestattet, 
sondern  auch  noch  schönere  grellere  Farbencontraste  herstellt,  wie 
das  Anilinviolett.  Die  Methode  ist  ganz  dieselbe  — nur  darf  man 
C1H  nicht  in  Wasser  auswascheu,  sondern  muss  dazu  reines  Glycerin 
oder,  wie  gesagt  Alkohol,  absol.  verwenden.  Bringt  man  den  ent- 
wässerten Schnitt  in  Nelkenöl,  dann  in  Balsam,  so  repräsentirt  sich 
constant  folgendes  Farbenspiel : Knorpel  röthlich*  blau  oder  nur 

röthlich  oder  bläulich,  verkalkte  Knorpelgrundsubstanz  tief  himmel- 
blau, Knochen  roth  (ev.  entfärbt)  alle  Kerne,  sowol  die  des  Marks 
als  des  Knorpels,  caminroth.  Hat  man  sehr  intensiv  gefärbt,  so 
wird  auch  der  hyaline  Knorpel  blau,  wodurch  dann  schon  makros- 
kopisch ein  brillanter  Gegensatz  zwischen  Epi-  und  Diaphyse  ent- 
steht. 

Für  das  Studium  pathologischer  Processe  — Rhachitis,  Syphilis- 
leistet  diese  Methode,  welche  alle  anderen  (Hämatoxylin,  Carmio, 
Hämatoxylin  -f  Carrnin)  au  Schnelligkeit  und  Glanz  der  Wirkung 
weit  übertrifft,  vorzügliche  Dienste.  Für  den  Nachweis  der  ver- 
kalkten Knorpelgrundsubstanz,  deren  Spur  sieh  an  decaici- 
nirten  Präparaten  verwischt,  ist  diu  Methode  besonders  günstig, 
denn  diese  erscheint  immer  in  di  r schönsten  von  der  Umgebung  grell 
absteebendsten  Farbe.  Aber  grade  die  localen  Aberrationen,  die 
quanti-  und  qualitativen  Veränderungen  dieser  Schicht  spielen  bei 
den  pathologischen  Processen  unserer  üewebsproviuz  die  grösste 
Rolle. 

Ausführlicheres  über  Methode  und  Anwendung  behalte  ich  mir 
für  eine  grössere  Arbeit  vor. 


Zur  Schlaf  machenden  Wirknng  das  Natrum  lacticum. 

Von  Dr.  Erler,  As*ist«nt»rtt  der  Kurm.  Laad-Irren- Anstalt  *u  Neustadt- Ebtrswald' 

In  Cbl.  1875,  No.  35  ist  von  W.  Pkkyek  das  milchsaure  Natron 
als  Schlafmittel  u.  a.  auch  für  tobsüchtige  Kranke  empfohlen  worden  und 
es  sind  dauu  späterhin  solche  Versuche  an  maniaknlisch  und  melac 

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Beleb,  Zur  SchUf  machenden  Wirkung  des  Natrum  laoticum.  659 


choliscb  aufgeregten  Patienten  von  £.  Mendel  in  der  Mehrzahl  der 
Fälle  mit  günstigem  Resultat  angestellt  worden.  Darauf  hin  habe 
ich  nun  in  unserer  Anstalt  an  7 weiblichen  Patienten  dies  neue  Mittel 
geprüft,  und  zwar  wurde  es  in  einer  Dosis  von  12 — 20,0  in  Zucker- 
wasser entweder  eine  Stunde  vor  dem  ersten  Frühstück  oder  2 Stunden 
vor  dem  Abendbrod  gereicht.  Die  Versuche  wurden  zum  Theil  bei 
frischen  Erkrankungsfällen,  zum  Theil  bei  bereits  längere  Zeit  mit 
anderen  Hypnoticis  behandelten  Tobsüchtigen  10 — 20  Tage  hindurch 
fortgesetzt.  Doch  nur  in  einem  einzigen  Fall  konnte  mit  einiger 
Sicherheit  ein  positives  Resultat  angenommen  werden.  Es  betraf 
eine  8 Tage  vor  der  Aufnahme  erkrankte  junge  Melancholica  mit 
Schlaflosigkeit.  Sie  erhielt  anfangs  24,0  Natr.  lact.,  allmählich  wurde 
bis  auf  36,0  pro  die  gestiegen.  Aber  auch  hier  ist  der  Erfolg  immerhin 
noch  problematisch:  denn  obgleich  Patientin  die  Nächte,  abgesehen 

von  2,  wo  sie  wegen  grosser  Unruhe  und  Störung  im  Schlafsaal 
isolirt  werden  musste,  ruhig  geschlafen  batte,  so  blieb  sie  doch 
während  des  Tages,  besonders  in  den  Vormittagsstunden,  also  zu 
einer  Zeit,  in  welcher  am  ehesten  eine  Ermüdung  in  Folge  des  am 
Morgen  gereichten  Natr.  lact.  zu  erwarten  war,  jammernd  und  klagend 
im  Bette  oder  lief  unstät  und  gestikulirend  im  Zimmer  umher,  zerriss 
ihre  Kleider  etc.  Ferner  steigerte  sich  nicht  etwa  der  damalige 
Exaltationszustand,  nachdem  nach  17tägigem  Gebrauch  das  Mittel 
ausgesetzt  wurde,  sondern  hielt  sich  noch  etliche  Tage  auf  derselben 
Höhe,  um  sodann  ganz  allmählich  in  den  noch  gegenwärtig  beste- 
henden psychischen  Depressionszustaud  überzugehen. 

ln  einem  zweiten  Fall,  betreffend  eine  zum  dritten  Male  in  die 
Anstalt  aufgenommene  maniakalisch  aufgeregte  Krauke,  schien  das 
Natr.  lact.  von  unzweifelhaftem  Erfolge  zu  sein.  Selbst  hohe  Mor- 
phiumiujectionen  waren  nicht  im  Staude,  die  Erregung  zu  raässigen, 
wurden  deshalb  nach  und  nach  mehr  reducirt  und  durch  milclisaures 
Natron  ersetzt.  Aufaugs  konnte  durch  21 — 30,0  pro  die  nur  für  die  erste 
Hälfte  der  Nacht  und  für  die  Vormittagsstuuden  Ruhe  erzielt  werden; 
nachdem  aber  4 Tage  später  auf  36,0 — 40,0  gestiegen  war,  hörte 
das  Toben  und  Lärmen  bald  ganz  auf  und  machte  dein  erträglichen 
Zustand  der  Ruhe  und  Zufriedenheit  Platz,  so  dass  es  möglich  wurde, 
die  Pat.  aus  der  Zelle  in  den  Nähsaal  zu  versetzen.  — Aber  nach 
kaum  6 Wochen  trat  ein  neuer  Paroxysmus  von  Tobsucht  ein,  welcher 
ohne  jede  Medication  ganz  in  derselben  Weise  und,  vielleicht  weil 
überhaupt  milderen  Charakters,  viel  schneller  verlief  als  der  erste, 
so  dass  es  wohl  zweifelhaft  ist,  ob  mau  jeoen  günstigen  Erfolg  dem 
Natr.  lact.  zuschreiben  darf. 

Von  den  übrigen  ganz  ohue  Erfolg  gebliebenen  5 Fällen  han- 
delte es  sich  bei  zweien  um  schon  längere  Zeit  bestehende,  allen 
Medicationeu  trotzende  Tobsucht.  Die  anderen  3 Fälle  waren:  eine 
vorübergebende  Erregung  einer  chronisch  Verrückten,  die  3 Wocheu 

4a* 


660  Boll;  Cuccio;  Rakvieh,  Zur  Aaatomie  de«  Torpedo 

anbielt  und  auf  Natr.  lact.  durchaus  keinen  Nachlass  zeigte,  ferner 
eine  noch  frische  Manie  und  endlich  eine  schon  etwas  ältere  Melan- 
cholie mit  Erregungszuständen,  die  merkwürdiger  Weise  intermit- 
tirend  einen  Tag  um  den  andern  aultraten,  aber  weder  auf  Natr.  lact. 
noch  auf  Chinin  wichen,  sondern  einzig  und  allein  durch  Opium  be- 
seitigt werden  konnten. 

Aua  den  hier  aufgezählten  Versuchen,  ebenso  aus  einer  ganzen 
Reihe  ähnlicher  vor  meiner  Anwesenheit  in  hiesiger  Anstalt  an  männ- 
lichen Individuen  angestcllter,  geht  hervor,  dass  das  miichsaure 
Natron  durchaus  nicht  im  Stande  ist,  als  Ermtidungs-  oder  Scblaf- 
bereitungsmittel  mit  unseren  bisher  gebräuchlichen  hierher  gehörigen 
Medicamenten  zu  rivalisiren,  geschweige  denn,  dieselben  zu  ver- 
drängen. 

Noch  sei  erwähnt,  dass  unangenehme  Nebenwirkungen  bei  den 
Versuchs patienten  nicht  bemerkt  worden  sind.  Das  Präparat  stammte 
aus  der  Officiu  von  H.  Merck — Darmstadt.  ., 


F.  Boll,  Nene  Untersuchungen  zur  Anatomie  tyju  Physiologie 

Ton  Torpedo.  Berl.  *c«d.  MonaUber.  11.  Novbr.  1875.  8.  710-721. 

G.  Y.  Ciaccio,  Deila  somiglianza  tra  la  piastra  elettrica  e l’ec- 
citomotoria  della  Torpedine  e di  alcune  differenze  che  mostrano 
nella  struttura  loro  i segmenti  interanulari  deile  tibrc  nervee 
che  vanno  all’  organo  elettrico  della  stessa.  Roadie,  deir  A«*d. 

dolle  scieme  doll'  Iuotituto  di  Bologna.  11.  Novbr.  1875.  5 Stn. 

L.  Banrler,  Kote  sur  les  terminaisons  nerreuses  dans  les  iames 
dlectriques  de  la  torpiUe.  Compt.  rend.  20.  Decbr.  1875. 

Des  Ref.  Abhandlung  zerfällt  in  folgende  Abschnitte:  1)  Ein- 
wirkung der  2,5procentigen  Kochsalzlösung  auf  die  Ge- 
webe von  Torpedo.  — Wie  ftlr  die  Gewebe  des  Frosches  eine 
CINa- Lösung  von  0,75  Procent,  ist  für  Torpedo  eine  Lösung  von 
2,5  Procent  als  die  physiologische  zu  betrachten,  in  der  Muskeln  und 
Nerven  ihre  Erregbarkeit  bewahren  und  die  daher  für  die  histio- 
logische  und  physiologische  Untersuchung  von  Torpedo  dieselbe 
Wichtigkeit  hat,  wie  die  unentbehrliche  Kochsalzlösung  von  0,75  Pro- 
cent für  die  Untersuchung  der  Gewebe  des  Frosches.  Bemerkens- 
werth ist,  dass  die  Concentration  der  die  lebenden  Gewebe  von  Tor- 
pedo (und  höchst  wahrscheinlich  auch  anderer  Seefische)  durchträn- 
kenden Kochsalzlösung  nicht  unerheblich  hinter  der  des  umgebenden 
Mediums  zurücksteht.  (Das  Wasser  des  Mittelmeeres  enthält  3,0  bis 
4,0  Procente  Kochsalz). 

2)  Anatomie  und  Histiologie  des  elektrischen  Lappens. 
— Im  Anschluss  an  die  Arbeit  Keichenheim’s  (Cbl.  1874.  No.  34) 
hat  Ref.  die  Untersuchung  dos  Lobus  electricus  nach  der  Stilung’- 
schen  Methode  noch  weiter  ausgedehnt  und  auch  zahlreiche  Längs- 


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Roll : Cucoio;  Rarvibb,  Zar  Anatomie  des  Torpedo. 


661 


schnitte  angefertigt.  Die  Combination  von  Quer-  und  Längsschnitten 
gestattet  die  Anzahl  der  in  dem  elektrischen  Centralorgan  vereinigten 
Ganglienzellen  wenigstens  annähernd  zu  berechnen.  Das  Resultat 
dieser  Rechnung  ist,  dass  in  dem  elektrischen  Centralorgan  von  Tor- 
pedo jederseits  etwa  53,760  Ganglienzellen  enthalten  sind,  während 
bei  Malapterurus  dasselbe  Centralorgan  bekanntlich  von  einer  ein- 
zigen colossalen  Ganglienzelle  repräsentirt  wird.  — Die  Zahl  der  Gan- 
glienzellen scheint  sich  bei  ganz  jungen  und  bei  ganz  alten  Zitter- 
rochen gleich  zu  bleiben:  es  ist  mithin  anzunohmen,  dass  im  Leben 
das  Wachsthum  des  Lobus  electricus  nur  durch  Grössenzunahme  aber 
nicht  durch  Vermehrung  der  Ganglienzellen  stattfindet.  — Die  Körper 
der  Ganglienzellen  sind  nicht  abgeplattet,  wie  allgemein  angegeben 
wird,  sondern  vollkommene  Kugeln,  die  nach  allen  Dimensionen  des 
Raumes  eine  gleichmässige  Entwickelung  zeigen.  Ihr  Kern  ist  eine 
Blase  mit  einer  deutlichen  doppeltcontourirten  Membran,  die  als  solche 
isolirbar  ist  und  nicht  selten  Faltenbildnng  zeigt.  Die  Substanz  der 
Ganglienzellen  erscheint  im  frischen  Zustande  und  bei  Behandlung 
mit  den  verschiedensten  Reagentien  granulirt:  präformirte  Fibrillen 
existiren  in  ihr  nicht.  Allein  bei  Behandlung  mit  gewissen  verdünn- 
ten Chromsäurelösungen  — und  auch  dann  durchaus  nicht  immer  — 
treten  in  ihr  Gerinnungsformen  auf,  welche  ihr  ein  mehr  oder  minder 
fibrilläres  Ansehen  geben  können.  Die  Achsencylinderfortsätze  der 
Ganglienzellen  zeigen  die  ihnen  zugeschriebene  fibrilläre  Structur 
gleichfalls  nur  bei  Behandlung  mit  verdünnten  Chromsäurelösungen. 
In  frischem  Zustande  erscheinen  sie  sehr  blass  und  bestehen  aus  einer 
sehr  leicht  zerfliesslichen,  gleichmässig  feinkörnigen  Substanz,  welche 
in  hohem  Grade  ähnlich  ist  der  Substanz  der  Ganglienzellen,  deren 
directe  Fortsetzung  sie  darstellt.  Eine  Verbindung  des  Acbsencylin- 
derfortsatzes  mit  dem  Kern  der  Gangliensetle  (Kollmann)  existirt 
nicht.  — Eine  bisher  noch  nicht  bekannte  Tbatsache  ist  die,  dass  diese 
Achsencylinderfortsätze  in  regelmässigen  Abständen  von  0,345  Mm. 
blasse  elliptische  Kerne  tragen,  — wahrscheinlich  die  Reste  der  spin- 
delförmigen Zellen,  aus  denen  die  Achsencylinder  der  Nervenfasern 
hervorgehen.  Ist  diese  Vermuthung  über  die  Bedeutung  dieser  Kerne 
richtig,  so  muss  angenommen  werden,  dass  die  Nervenfaser  sich  nicht 
durch  Verlängerung  einer  einzigen  spindelförmigen  Zelle,  sondern 
einer  verhältnissmässig  grossen  Anzahl  von  Zellen  bildet. 

3)  Histiologie  derNervi  electrici  vonTorpedo.  — Ref. 
bat  die  neuerdings  von  H.  D.  Schmidt  und  A.  J.  Laütermann  (Cbl. 
1874.  No.  45)  an  den  markhaltigen  Nervenprimitivfasern  entdeckten 
Unterbrechungen  genauer  untersucht  und  abgebildet.  Die  beobach- 
teten Eigenthümlichkeiten  in  dem  Bilde  der  frischen  Nervenfaser  ge- 
statten folgende  Rückschlüsse  auf  die  Natur  der  Markscheide:  die 
Markscheide  bildet  nicht,  wie  man  bisher  angenommen  hat,  ein  zwi- 
schen zwei  RANViEü’schon  Ringen  vollkommen  geschlossenes  und  aus 


662 


Boll;  Ciaccio;  Bahtiii,  Zar  Anatomie  de*  Torpedo. 


einem  einzigen  Stücko  bestehendes  Rohr,  sondern  sie  ist  aufgebant 
«ns  einer  Reihenfolge  von  6 — 10  (im  N.  electricns  von  Torpedo,  im 
N.  ischiadicus  des  Frosches  20  — 25,  Ref.)  selbstständigen,  längeren 
oder  kürzeren  Röhrenstücken  von  fast  vollkommen  regelmässiger  Cy- 
linderform,  welche  vollständig  von  einander  getrennt  sind  (Markseg- 
mente, Ref.).  Diese  Marksegraente  sind  an  ihren  Enden  (wie  Man- 
schetten) in  und  über  einander  gesteckt.  Im  frischen  Zustande  er- 
scheinen ihre  zugeschärften  Enden  eiuander  bis  zu  fast  unmittelbarer 
Berührung  genähert;  beim  Absterben  der  Nervenfaser  lockert  sich 
zunächst  dieser  feste  Zusammenhang  zwischen  den  an  einander  stos- 
senden  Marksegmenten;  die  letzteren  verlieren  ihre  regelmässige  Cy- 
lindcrform,  quellen  auf  und  bilden  bald  jene  allbekannten  unregel- 
mässigen und  geschwungenen  Figuren,  welche  bisher  die  Erkenntnis» 
der  wahren  Structur  der  Markscheide  verhindert  haben.  — Innerhalb 
der  noch  unveränderten  (in  physiologischer  Kochsalzlösung  untersuch- 
ten) Markscheide  zeigen  nicht  selten  die  feinen  blassen  Körnchen, 
welche  die  Substanz  dos  Achsencylinders  bilden,  eine  deutliche  Mole- 
cularbewegung.  Es  spricht  dieses  Factum,  wenn  auch  nicht  direct 
für  die  flüssige  Beschaffenheit,  so  doch  für  den  hohen  Wasserreich- 
tbum  des  Achsencylinders  und  jedenfalls  auf  das  Bestimmteste  gegen 
seine  Zusammensetzung  aus  präformirten  Fibrillen. 

4)  Die  Structur  der  elektrischen  Platten  von  Torpedo. 

— Gegen  die  vom  Ref.  (Cbl.  1874.  No.  25)  gegebene  Darstellung  des 
Baues  der  elektrischen  Platten  hatte  Ciaccio  (Cbl.  1874.  No.  56)  ver- 
schiedene Einwände  veröffentlicht,  namentlich  der  vom  Ref.  entdeckten 
„Punktirung“  den  Werth  eines  eigentümlichen  Structurverhältnisses 
bestritten.  Ref.  vermutete  damals,  dass  die  Opposition  CiACCio's 
gegen  die  „Punktirung“  nur  darin  ihren  Grund  haben  könne,  dass 
es  C.  noch  nicht  gelungen  sei,  sich  die  volle,  richtige  Anschauung 
des  hier  vorliegenden  höchst  delicaten  Structurverhältnisses  zu  ver- 
schaffen, Dass  diese  Vermuthung  des  Ref.  richtig  war,  hat  die  in- 
zwischen erfolgte  Veröffentlichung  einer  zweiten  Abhandlung  CiACCio’s 
(Cbl.  1876.  178)  bewiesen,  in  welcher  er  die  „Punktirung“  mit  Ref. 
als  ein  einzig  in  seiner  Art  dastehendes  und  höchst  charakteristisches 
Structurverhältniss  betrachtet.  Von  allen  früher  erhobenen  Einwän- 
den hält  C.  in  der  zweiten  Abhandlung  nur  einen  einzigen  aufrecht: 

Nach  ihm  stellt  das  sog.  KöLUKHR’sche  Terminalnetz  nicht,  wie  bis- 
her alle  Autoren  und  auch  Ret.  annabmen,  ein  wirklich  geschlossenes 
Netz,  sondern  eine  Nervenverästelung  mit  unregelmässig  geschlossenen 
Maschen  dar.  Ref.  hat  sich  von  der  vollkommenen  Correctheit  dieser 
Auffassung  CiACCio’s  überzeugt. 

5)  Die  Structur  der  motorischen  Endplatten  von  Tor- 
pedo. — Die  Länge  der  motorischen  Endplatten  des  Musculus  sterno- 
mandibularis  von  Torpedo  beträgt  im  Mittel  0,085  Mm.  Die  in  sie  ^ 
eintretende  Nervenprimitivfaser  theilt  sich  zu  wiederholten  Malen  und 

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Bon.;  Ciaccio;  Ranvikr,  Zur  Anatomie  des  Torpedo. 


663 


gebt  endlich  in  eine  Verästelung  feiner  etwas  abgeplatteter  Fasern 
über,  die  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  dem  sog.  KÖLLiKEB'schen  Ter- 
minalnetz der  elektrischen  Platten  bietet.  Ganz  ebenso  wie  in  den 
elektrischen  Platten  stellt  in  den  motorischen  Endplatten  diese  End- 
verästelung kein  wirklich  geschlossenes  Netz  dar,  sondern  zeigt  über- 
all offene  oder  unvollkommen  geschlossene  MascheD  und  freie  Enden 
der  Nervenfasern.  Unter  dieser  Endverästelung  ist  auch  in  der  mo- 
torischen Endplatte  eine  Punktirung  vorhanden,  welche  mit  der  der 
elektrischen  Platte  durchaus  identisch  zu  sein  scheint. 

6)  Versuche  mit  Curare.  — Ref.,  welcher  früher  die  von 
Armand  Moreau  und  Märet  beschriebenen  Vergiftungssymptome  nicht 
constatiren  konnte,  weil  er  zu  schwache  Dosen  angewandt  hatte  (z.  B. 
2 Grm.  einer  einprocentigen  Lösung!),  hat  jetzt  die  Angaben  der  bei- 
den französischen  Autoren  bestätigen  können,  nachdem  er  gleichfalls 
die  von  ihnen  angewandten  colossalen  Dosen  (3  Grm.  einer  zwei- 
procentigeu  Lösung!)  injicirte  (vgl.  hierüber  J.  Steiner,  Cbl.  1876. 
447,  Ref.).  Zuerst  tritt  Lähmung  der  motorischen  Endplatten  und 
später  der  elektrischen  Organe  ein.  Diese  zeitliche  Differenz  kann 
nicht  als  ein  Argument  gegen  die  Homologisirung  der  elektrischen 
und  der  motorischen  Platten  geltend  gemacht  werden:  denn  es  kann 
durch  das  Gift  sehr  wohl  die  Action  der  einzelnen  Platten  bereits 
unter  den  physiologisch  wirksamen  Schwellen werth  hcrabgedrückt 
sein,  während  die  combinirte  Action  der  zu  einem  elektrischen  Organ 
vereinigten  Tausende  von  Platten  noch  physiologische  Wirkungen 
auszuüben  fortfährt. 

Die  vorliegende  neueste  Abhandlung  ClACCio’s  hebt  im  Detail 
die  histiologischen  Uebereinstimnmngon  hervor,  welche  die  elektri- 
schen und  die  motorischen  Emiptattuu  von  Torpedo  zeigen.  Nach  C. 
sind  hierbei  besonders  folgende  vier  Punkte  zu  berücksichtigen: 

1)  Eigentümlichkeiten  der  Nervenprimitivfasem.  — Die  Nerven- 
fasern, welche  sich  auf  der  unteren  Fläche  der  elektrischen  Platte 
verästeln,  besitzen  alle  ausser  der  SCHWAStj’schen  Scheide  noch  eine 
zweite  äussere  Scheide,  die  mit  elliptischen  Kernen  ausgestattet  ist. 
Nach  der  Peripherie  zu,  bei  den  ganz  feinen  Nervenfasern  verschmilzt 
diese  äussere  Scheide  mit  der  SCHWANN’schen  Scheide  und  verliert 
ihre  Kerne,  sodass  die  feinsten  Nervenfasern  nur  noch  eine  einfache 
Scheide  besitzen,  die  den  Achseucylinder  umgiebt.  — Eine  ganz  eben- 
solche äussere  kernhaltige  Scheide  besitzen  auch  die  motorischen 
Nervenfasern;  diese  Scheide  verschmilzt  nicht  mit  dem  Sarkolemm, 
sondern  ist  noch  innerhalb  der  motorischen  Endplatte  selbst  an  den 
stärkeren  Verästelungen  der  Nervenfasern  nachzuweisen. 

2)  Die  Theilungen  der  Nervenprimitivfasem  in  der  elektrischen 
Platte  gleichen  ganz  denen  in  den  motorischen  Endplatten. 

3)  Die  Endigungsweise  der  Nerven  in  der  motorischen  Platte 
stimmt  durchaus  überein  mit  der  Endigung  in  den-elektrischen  Platten, 


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664 


Tibobl;  Hsbuahn,  Zacknngshühe  des  gereisten  Muskels. 


wie  sie  ClACClO  (Cbl.  1876.  173)  zuletzt  beschrieben  bat.  Die  letzten 
Ausläufer  der  Nervenfasern  in  der  motorischen  Endplatte  haben  den- 
selben gewundenen  Verlauf  und  dieselbe  Bildung  wie  die  letzten  En- 
den der  elektrischen  Nerven.  Auch  zeigen  sie  an  ihrer  unteren  der 
quergestreiften  Muskelsubstanz  zugekehrten  Fläche  eine  „Punktirung“, 
welche  C.  mit  Ref.  durchaus  mit  der  der  elektrischen  Platten  für 
identisch  hält. 

4)  Ebenso  wie  in  der  elektrischen  Platte  ist  auch  in  der  moto- 
rischen Endplatte  eine  Zusammensetzung  aus  zwei  Schichten,  einem 
„Nervenblatt“  und  einer  indifferenten  Schicht  nachzuweisen.  Die 
letztere,  welche  der  quergestreiften  Muakelsubstanz  aulliegt,  besteht 
aus  einer  feinkörnigen  Masse,  in  welche  Kerne  und  feinste  Fibrillen 
eingebettet  sind. 

Den  Schluss  der  Abhandlung  C.’s  bilden  einige  Bemerkungen 
Uber  die  Kerne  der  Nervenfasern  im  elektrischen  Organ.  C.  hat  hier 
das  RANVlEu’sche  Gesetz,  wonach  zwischen  je  zwei  RANViEß’scben 
Ringen  stets  nur  ein  einziger  Kern  vorhanden  sein  soll,  nicht  bestä- 
tigen können. 

Ranvieb  hat  die  elektrischen  Platten  von  Torpedo  mit  Osmium, 
Goldchlorid  und  Silbernitrat  behandelt  und  ist  in  Bezug  auf  die  En- 
digungsweise der  Nerven  zu  ganz  gleichen  Resultaten  gelangt,  wis 
Ciaccio  und  Ref.  Bol]  (Bom). 


E.  Tiegel,  Ueber  den  Einfluss  einiger  willkürlicher  Veränder- 
lichen anf  die  Zuckungshöhe  des  nntermaximal  gereizten 

Mnskels.  Bor.  d.  «gebe.  Gos.-phyaik.-math.  Kl.  1875.  S.  81 — 130. 

Derselbe,  Die  Znckungshöhe  des  Muskels  als  Function  der  Lastung. 

PrLttOBR'«  Arcb.  XII.  8.  133  — 140. 

L.  Hermann,  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  Last  und  Hubhöhe. 

Ebenda.  XIII.  8.  369-370. 

T.  untersuchte  im  LüDWm’schen  Laboratorium  die  Zuckungs- 
höhe des  untermaximal  gereizten  Muskels  unter  verschiede- 
nen Umständen.  Besondere  Sorgfalt  wurde  auf  möglichste  Gleich- 
artigkeit des  Stromschlusses  gewandt,  was  durch  gleichmfissigen  Fall 
eines  Platindrabts  in  die  reiD  erhaltene  Oberfläche  eines  in  capillarer 
Röhre  befindlichen  Quecksilberfadens  erzielt  wurde.  Zu  den  Ver- 
suchen dienten  die  Muskeln  der  Tricepsgruppe  oder  die  Gastrocne- 
mien  des  Frosches.  Die  Thiere  waren  theils  curarisirt,  theils  nicht; 
ausserdem  unterscheidet  T.  blutlose  Muskeln,  d.  b.  solche,  die  mit 
0,5  pCt.  NaCl-Lösung  ausgespritzt  waren,  und  bluthaltige;  bei  letz- 
teren muss  besondere  Sorgfalt  auf  die  Präparation  verwandt  werden, 
um  den  Kreislauf  im  Muskel  möglichst  ungestört  zu  erbalten. 

Der  curarisirte,  blutlose  Muskel  verhält  sich  gegen  untermaxi- 
male Reize  ganz  ähnlich  wie  dies  Kboneckeb  für  maximale  gefunden 

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Tikokl;  Hbrmahn,  Zuckungsböho  de»  gereizten  Muskete.  665 

hat  (Cbl.  1871,  339;  1872,  866).  Wiederholte  gleiche  Reize  geben 
Zuckungen,  deren  Hubhöhen  um  stets  gleiche  Differenzen  ab- 
nehmen; die  Differenzen  sind  jedoch  für  schwächere  Reize  grösser 
(die  Ermüdung  ist  schneller)  als  für  maximale.  Wechseln  schwächere 
und  stärkere  Reize  ab,  so  erholt  sich  der  Muskel  während  der 
schwächeren  Reize  für  die  stärkeren.  Je  schneller  die  Reize  aufein- 
ander folgen,  desto  grösser  ist  die  Ermüdung;  sie  ist  unabhängig  von 
der  Ueberlastung.  — Wird  der  blutlose  Muskel  von  seinem  Nerven 
aus  gereizt,  so  tritt  das  sonderbare,  schon  von  Fick  beobachtete 
Phänomen  ein,  dass  bei  einer  gewissen  mittleren  Stromstärke  keine 
Zuckung  erfolgt  während  geringere  und  grössere  Stromstärken  wirk- 
sam sind.  Von  den  geringsten  Stromstärken  anfangend  und  zu  hö- 
heren fortschreitend  Bieht  man  dann  erst  keine  Zuckungen,  dann  all- 
mählich steigende,  dann  constant  bleibende,  dann  abnehmende,  dann 
keine  („das  Intervall“),  dann  steigende,  endlich  constant  bleibende. 
Schaltet  man  in  eine  Reibe  gleichstarker  Reize  einige  stärkere  ein, 
so  sieht  man  bei  der  Rückkehr  zu  den  ersteren  entweder  einige  hö- 
here oder  einige  niedrigere  Zuckungen,  von  welchen  die  Zuckungs- 
höhe allmählich  zur  früheren  Grösse  zurückkehrt.  Hierauf  beruht  es 
auch,  dass  zuweilen  ein  Muskel  mit  Reizen,  auf  die  er  vorher  nicht 
reagirte,  wieder  Zuckungen  giebt,  wenn  er  inzwischen  mit  stärkeren 
gereizt  wurde.  Eine  Erhöhung  der  Reizwirkung  kann  ferner  erzielt 
werden,  wenn  man  vorübergehend  durch  schnellere  Reizfolge  den 
Muskel  tetanisirt  hat. 

Ist  der  Muskel  bluthaltig  und  curarisirt,  so  siebt  man  bei  den 
aufeinander  folgenden  Reizen  den  Muskel  rüther  werden,  wobei  die 
Zuckungshöhen  zunehmen,  dann  constant  werden  und  erst  nach  1000  bis 
2000  Zuckungen  langsam  und  stetig  abzusinkeu  anfangen.  Dies  er- 
folgt aber  nicht  bei  minimalen  Reizen.  Verstärkt  man  den  Reiz,  so 
beginnt  ein  neues  Ansteigen.  Unvergiftete,  direct  gereizte,  bluthaltige 
Muskeln  zeigen  bei  untermaximalen  Reizen  Abweichungen,  bei  mini- 
malen und  maximalen  verhalten  sie  sich  wie  curarisirte.  Dies  zeigt 
einen  besonderen  Einfluss  des  Bluts,  von  welchem  der  Muskel  einen 
Schutz  gegen  die  Eingriffe  der  Reize  erfährt  und  zugleich  zu  ver- 
mehrter Leistung  befähigt  wird.  Doch  ist  diese  Wirkung  des  Bluts 
keine  unbegrenzte,  sondern  erschöpft  sieb. 

Um  nun  den  Einfluss  der  Ueberlastung  auf  die  Hubhöhe  zu  be- 
stimmen, liess  T.  mittelst  eines  sehr  leichten  Hebels  die  Hubhöhen 
in  gleichen  Abständen  aufschreiben,  überlastete  dann  mit  zunehmen- 
den Gewichten  und  fand,  dass  die  Hubhöhen  für  gleiche  Ueberlastungs- 
zuwachse  um  gleiche  Grössen  abnahmen.  Danach  würde,  wenn  die 
zu  zwei  Ueberlastungen  gehörigen  Hubhöhen  gemessen  wären,  sich 
berechnen  lassen,  wie  gross  die  Hubhöhe  ohne  jedes  Gewicht  sein 
und  welches  Gowicht  der  Muskel  eben  nicht  mehr  zu  heben  vermag 
(das  letztere  ist  das,  was  man  sonst  die  Kraft  dos  Muskels  zu  nennen 


666 


Ra  Ri-,  GramiUtioDfigewebe. 


pflegt;  Kot’.).  Auch  folgt  aus  jener  Voraussetzung,  dass  die  vom 
Muskel  geleistete  Arbeit  genau  bei  der  Hälfte  dieses  Gewichts  ein 
Maximum  wird,  und  dass  nach  beiden  Seiten  von  diesem  mittleren 
Gewicht  hin  die  Arbeitsleistung  für  gleiche  Gewichtszu-  und  abnah- 
men  um  gleiche  Werthe  abnimmt.  — Auch  für  den  belasteten 
Muakel  liegen  nach  T.  die  oberen  Enden  der  aufgezeichneten  Hub- 
höhen in  einer  geraden  Linie,  so  lange  der  Muskel  noch  nicht  mehr 
als  150  bis  200  Zuckungen  gemacht  hat.  Hat  der  Muskel  bereits 
eine  grosse  Arbeit  geleistet,  so  wird  die  Verbindungslinie  der  Hub- 
höhen nach  unten  concav.  Eine  Verlängerung  des  Muskels  bei  der 
Reizung  sah  T.  auch  an  sehr  ermüdeten  Muskeln  nie,  er  spricht  sich 
daher  gegen  die  Deutung  der  Zuckungserscheinungeu  als  elastische 
aus,  wie  sie  von  Ed.  Webek,  L.  Hebmann  ii.  A.  dargestellt  worden  sind. 

Hermann  hat  die  TlEGEL’scben  Versuche  wiederholt  und  niemals 
das  von  T.  angegebene  Verhalten  beobachten  können.  Die  Verbin- 
dungslinie der  obersten  Punkte  der  aufgezeichneten  Hubhöhen  stellt 
unter  allen  Umständen  eine  nach  unten  convexe  Curve  dar.  Dass 
diese  die  Dehnungscurve  des  unthätigen  Muskels  niemals  schneidet, 
spricht  nicht  gegen  die  Darstellung  der  Erscheinungen  als  elastische; 
die  Curven  nähern  sich  einander  asymptotisch,  wie  schon  Eick  dar- 
gethau  bat.  J.  Uosentbal. 


J.  Rabl,  Das  Granulationsgewebe  und  seine  Bedeutung  für  die 
Hcrophulosis.  Wiener  med.  Jshrb.  1876.  S.  157. 

■Schon  1SC5  war  R.  zu  der  Ueherzeugung  gekommen,  dass  fast 
alle  scropbulösen  Abscesso  und  Geschwüre  in  letzter  Reihe  auf  der 
Bildung  eines  Gewebes  beruhen,  welches  am  meisten  Aehniichkeit 
mit  dem  Granulationsgewebe  hat,  welches  Virchow  als  die  Grund- 
lage der  syphilitischen,  lupösen  und  leprösen  Neubildungen  nachge- 
wiesen hat.  Fortgesetzte  Untersuchungen  eines  sehr  reichhaltigen 
Materiales  haben  R.  überzeugt,  dass  die  von  Vikchow  mit  den  Lymph- 
geschwülsten  zusammen  behandelte  Scrophulose  ebenfalls  in  diese 
Reibe  gehört,  „dass  die  weitaus  grösste  Zahl  aller  krankhaften  Vor- 
kommnisse der  Scrophulose  auf  der  Bildung  von  Granulationsgewebe 
und  dessen  Entwicklungspoaseu  beruht.“  Die  charakteristische  Eigen- 
schaft dieses  GranulationsgewebeB  besteht  daiin,  dass  in  ihm  alle 
Formen  der  Bindegewebselemente,  besonders  aber  die  embryonalen 
reichlich  vertreten  sind.  Seine  Hauptmasse  bilden  lymphoide  Zellen 
und  diesen  ähnliche,  nur  viel  grössere,  rundliche  oder  vielstrahlige 
Zellen;  daneben  finden  sich  zahlreiche  Prolifcratiousformen , mehr- 
kernige  Zellen,  Zelltheilung  und  endogene  Zellbildung,  letztere  be- 
sonders häutig  in  Riescnzellen,  welche  einen  constanten,  ja  oft  einen 
sehr  beträchtlichen  Bestandteil  des  scrophuiösen  Granulationsgewebes' 
bilden.  Soine  Anschauungen  über  die  Riesenzellen  fasst  R.  selbs 

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R*bl,  Gramilationsgewebe. 


667 


folgeodermassen  zusammen:  „1.  Ein  grosser  Theil  des  scrophttlösen 
Granulationsgewebes  besteht  ans  grosszelligen,  mit  mehr  als  einem 
Kerne  versehenen  Elementen.  Diese  stellen  zum  Theil  weitere  Knt- 
wickelungsformen  von  Lympbzellen  dar,  sehr  oft  aber  stammen  sie 
von  Bindegewebszellen,  Endothelien  oder  frei  gewordenen  Knochen- 
zellen, die  in  Folge  des  entzündlichen  Reizes  zur  Proliferation  ge- 
trieben wurden.  Unter  den  Elementen  beider  Art  gelangen  einzelne 
durch  besonders  reichliche  Protoplasmaaufnahme,  andere  durch  Ver- 
einigung mit  ihresgleichen  zur  besonderen  Grösse  und  Form  der 
Riesenzellen,  während  eben  dieser  Protoplasmavorrath  der  reichlichen 
Kernbildung  Vorschub  leistet  Nach  vollendeter  Ausbildung  zerfällt 
die  RiesenzeHe  in  lymphoide  oder  vielmehr  in  epitheiioide  Zellen, 
denen  ebenfalls  der  Proliferationstrieb  innewohnt.  — 2.  Riesenzellen 
kommen  in  allen  Entwickelungsstadien  überall  vor,  wo  sich  scrophu- 
löses  Granulationsgewebe  findet,  sie  sind  aber  ebensowenig  ein  unter- 
scheidendes Merkmal  der  Scrophulose  als  des  Miliai  tuberkels  ...  sie 
sind  vielmehr  nur  eine  der  Bildungsweisen  des  krankhaft  wuchernden 
transitorischen  Bindegewebes  und  daher  überall  nnzutreffen,  wo  in 
diesem  die  wesentliche  Gewebsveränderung  besteht. ‘‘  — Ausser  den 
bisher  genannten  Zellcu  finden  sich  in  dem  Granulationsgewebe  Spindel- 
zellen  in  verschiedenen  Entwicklungsstadien,  ferner  elastische  Fasern, 
welche  zum  Theil  Reste  des  durch  das  Granulationsgewebe  ersetzten 
Gewebes,  zum  Theil  neugebildete  sind,  in  welchem  Falle  sie  dann 
oft  ganz  so  ansschen  wi  • die  embryonalen  F’ormen  und  noch  deut- 
lichen Zusammenhang  mit  Spindelzellen  zeigen;  endlich  finden  sich 
Blutgefässe,  zum  Theil  neuer  Bildung,  wobei  aber  den  Riesenzellen 
nur  eine  sehr  untergeordnete  Bedeutung  zukommt  (vgl.  Bbodowski 
und  ZiEGLKB,  Cbl.  1875.  752).  — Es  geht  aus  dem  Mitgetheilten  her- 
vor, dass  sich  dieses  Granulationsgewebe  von  dem  normalen  vor  allem 
durch  seinen  Reichthuni  an  grosszeiligen,  protoplasmareichen  Ele- 
menten auszeichnet;  „es  stellt  eine  den  Charakter  der  entzündlichen 
Neubildung  tragende  Anhäufung  solcher  Brutzellen,  einfacher  lyra- 
phoider  Zellen  und  junger  embryonaler  Elemente  der  verschiedenen 
Gestaltungsformen  des  Bindegewebes  dar.“  — Die  weitere  Entwick- 
lung des  Granulationsgewebes  ist  eine  zweifache:  gewöhnlich  erleidet 
dasselbe  sehr  schnell  einen  käsigen  Zerfall,  der  da,  wo  das  Gewebe 
in  Knoteuform  auftritt,  immer  zuerst  im  Centrum  des  Knotens  vor 
sich  geht  und  bald  krümelige,  eiterartige  Producte  liefert  (jüngere, 
nicht  völlig  zerfallene  Wucherungen),  bald  dickere,  breiartige  (alte, 
vollkommen  erweichte  Granulome,  bes.  cachectischer  Individuen),  bald 
feste,  kartoffelartige  (Verkäsung  von  Drüsen).  Mikroskopisch  bestehen 
diese  Massen  aus  glänzenden  Körnchen  uud  Körnchenhaufen,  freien 
Kernen,  Eiterzellen  und  anderen  Zellen  von  verschiedener  Grösse  und 
Form,  welche  theils  „deutliche  Zeichen  der  auty leiden  Umwandlung 
zeigen“,  theils  noch  ganz  wohl  erhalten  sind.  Letztere  fiudeo  sieb 


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668 


Babl,  Grsnnlstioosgewebe. 


auch  noch  in  ganz  alten  Käsemassen.  Der  zweite  Entwicklungsweg 
ist  der  der  Organisation  zu  bleibendem  Gewebe  in  der  gewöhnlichen 
Weise.  — 

Wie  schon  erwähnt  kann  das  scrophulöse  Granulationsgewebe 
sowohl  aus  Bindegewebszellen  wie  aus  Lympbzellen  seinen  Ursprung 
nehmen.  Der  häufigste  Vorgang  ist  der,  dass  durch  locale  Stauung 
im  Abfluss  der  Lymphe  in  Folge  eines  Reizes  einige  Lympbzellen 
in  abnorme  Lebensbedingungen  geratben  und  die  oben  geschilderten 
Veränderungen  der  Proliferation  durchmachen.  Das  oft  sprungweise 
Weiterkriecben  des  Processes  wird  durch  das  Weiterkriechen  dieser 
Zellen  längs  der  interstitiellen  Lymphbabnen  und  durch  Infection 
immer  neuer  Zellen  bewirkt. 

Nachdem  nun  sowohl  fiir  die  scrophulösen  Haut-  und  Schleim- 
hautleiden, wozu  auch  ein  Lupus  scrophulosus  gerechnet  wird,  als 
auch  für  die  Drüsenscrophulose  und  die  scrophulöse  Periostitis  und 
Caries  der  Nachweis  geführt  ist,  dass  bei  allen  die  Bildung  des  oben 
geschilderten  Granulationsgewebes  das  Wesentliche  ist,  wird  in  Be- 
zug auf  die  Aetiologie  hervorgehoben,  dass  sowohl  äussere  Schäd- 
lichkeiten, besonders  verdorbene  Luft  der  Wohnung  und  schlechte 
und  unzweckmässige  Nahrung,  als  auch  acute  Exantheme  und  die 
Vererbung  von  Wichtigkeit  sind.  Von  letzterer  giebt  es  2 Formen: 
Wiederholung  des  Entwicklungsganges  des  elterlichen  im  kindlichen 
Organismus  und  die  Uebertragung  der  im  Momente  der  Zeugung 
vorhandenen  Krankheit  der  Eltern  auf  das  Kind. 

Nach  alledem  giebt  R.  folgende  Definition  der  Scrophulöse: 

„Die  Scrophulöse  ist  eine  bestimmte,  eigenthümliche,  nicht  mit  syphi- 
litischer Infection  direct  zusammenhängende  Beschaffenheit  des  ganzen 
Körpers  oder  nur  eines  Theiles  desselben,  wegen  welcher  schon  auf 
relativ  geringe  Reize  hin  Entzündungen  mit  Bildung  eines  eigentüm- 
lichen transitorischen  Gewebes,  des  scrophulösen  Granulationsgewebes, 
zu  Stande  kommen,  die  ein  zähes  Beharrungsvermögen  und  eine  aus- 
gesprochene NeigUDg  zu  Reeidiven  besitzen,“  Für  die  Beurtheilung 
der  Frage  von  dem  Verhältnisse  der  Scrophulöse  zur  Tuberculose 
stellt  Vf.  den  Satz  auf:  „Die  pbthisische  Entzündung  unterscheidet 
sich  in  nichts  von  einer  anderen  scrophulösen  Entzündung,  die  wir 
an  äusseren  Tbeilen  beobachten ; Zusammensetzung,  Ausgang,  ja  selbst 
die  Heilungsvorgänge  sind  bei  beiden  gleich.  Die  Phthiaia  ist  somit 
dem  Begriffe  der  Scrophulöse  einzureihen,  sie  ist  eine  der  Formen, 
in  denen  das  scrophulöse  Leiden  auftreten  kann  und  häufig  auftritt.“ 
Schliesslich  fasst  er  das  Ergebniss  seiner  Abhandlung  in  folgende 
zwei  Sätze  zusammen : „1.  Die  Scrophulöse  ist  die  Gattung,  in  wel- 
cher die  Pbtbiais  der  inneren  Organe  in  Form  von  Infiltration  und 
grösseren  solitären  käsigen  Knoten,  die  sogenannte  Tuberculose  der 
Lungen,  der  Bronchial-  und  Mesenterialdrüsen,  der  Hoden,  des  Ge- 
hirns, der  Nieren  u.  s.  w.  als  klinisch  zu  sondernde  Art  enthalten 

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Badmgabtm,  Lähmung  mit  Pilibildang  im  Blut«. 


669 


ist,  da  sie  ebenfalls  als  scropbulöse  Entzündung  aufgefasst  werden 
soll.  — 2.  Der  Miliartuberculose  liegt  eine  Resorptionskachexie  in 
Folge  der  Aufnahme  von  fettig -körnigem  Detritus  zu  Grunde.  Sie 
ist  eine  acute  Infectionskrankheit,  die  Folge  und  der  Schlussact  sol- 
cher Krankheiten,  deren  Wesen  auf  der  Bildung  von  Granulations- 
gewebe beruht,  also  vorzüglich  der  Scrophulose  im  weiteren  Sinne.“ 

Orth. 


P.  Bannigarten,  Ein  eigenthttmilcher  Fall  von  Paralysie  ascen- 
dante  aigue,  mit  Pilzbildnng  im  Blut.  Arch.  d.  Heilte.  xvil  8. 245. 

Bei  einem  im  Ganzen  gesunden  Mann  stellte  sich  plötzlich  eine 
lähmungsartige  Schwäche  der  Unterextremitäten  ein,  welche  bald  ab- 
solut wurde,  schnell  auch  die  Arme  betheiligte,  Blase  und  Mastdarm 
aber  frei  Hess.  Innerhalb  6 Tagen  führte  die  Krankheit  zum  Tode: 
zuletzt  waren  Sensibilität  und  Reflexerregbarkeit  an  den  Beinen 
völlig  erloschen:  an  den  Armen  war  das  Empfindungsvermögen  sehr 
herabgesetzt. 

Bei  der  Obduction  fand  man  die  Hautoberfiäche  unverändert: 
die  Untersuchung  mit  blossem  Auge  liess  weder  im  Mark,  noch  im 
Hirn  die  geringste  Veränderung  entdecken.  Im  Herzen  war  eine 
bedeutende  Imbibitionsröthe  auffallend,  am  Unterlappen  der  /echten 
Lunge  fand  sich  eine  schlaffe  pneumonische  Infiltration,  die  Milz  war 
in  eine  zerfliessliche,  weisse  Masse  verwandelt:  Zupfpräparate  des 
frischen  Rückenmarks  zeigten  nirgends  Anomalien  des  Gewebes. 
Dagegen  war  das  Blut  aus  den  Coronararterien  des  Herzens  voll 
von  Stäbchen  und  Fäden,  ebenso  die  verschiedenen  Parencbymsäfte. 
Aus  dem  Rückenmark  wurden  durch  Zerzupfen  Gefässe  isolirt,  welche 
mit  Eiterkörperchen  vollgestopft  und  von  einer  Zone  der  charakte- 
ristischen Pilzfäden  umgeben  waren.  Am  erhärteten  Rückenmarke 
zeigte  sich  in  die  Spalte  der  vorderen  Incisur,  ins  Gewebe  der  grauen 
Substanz  und  der  Commissuren  eine  hyaline,  structurlose,  glasigstarre 
Masse  eingelagert;  offenbar  musste  sieb  dieselbe  in  den  perivasculären 
Lymphräumen  befinden.  Im  Hals-  und  Lendenmark  war  die  Ver- 
änderung am  stärksten  ausgeprägt:  e3  war  offenbar  ein  entzüudliches 
Exsudat,  welches  zunächst  in  die  perivasculären  Lympbräume  ergossen, 
diese  Grenzen  später  überschritten  und  mit  Zerstörung  eigentlicher 
Marksubstanz  in  diesem  selbst  Platz  gegriffen  hatte.  — 

Für  die  acute  auf-  resp.  absteigende  Paralyse  gab  es  bisher 
keinen  die  Erscheinungen  erklärenden  Obductionsbefund:  durch  den 
vorliegenden  Fall  ist  zum  ersten  mal  das  Vorhandensein  einer  ex- 
sudativen Myelitis  nachgewiesen.  Die  Anwesenheit  der  Pilzgebilde 
im  Blute  des  Kranken,  das  Vorhandensein  des  Milzbrandes  bei  ei- 
nigen Pferden,  mit  deren  Fett  sich  der  Verstorbene  vor  seiner  Er- 
krankung eingerieben,  lassen  Vf.  vermutben,  dass  es  sich  hier  um 


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670 


TiRCBAMorr.  Tibobl.  Hermann,  Horvath. 


eine  Infection  gehandelt  habe,  welche  als  Allgemeininfection  ohne 
den  Vorgang  der  localen  (Haut  und  Darm  waren  in  diesen  Falle 
gesund)  aufgetreten  sei.  Bernhardt. 


J.  Tarehanoff,  Note  sur  l’effet  de  l’dlectrisatiou  du  sang  des  te- 
tards  sur  le  moureinent  des  granulations  vitellines  eoutenues 
dans  les  globales  rouges  (Ttuvail  fait  au  laboratoire  d’histo- 
logie  du  College  de  France).  Arch.  <i«  pt^aioi.  1875.  8.  756. 

T.  hat  gefundeu,  dun*  die  rothen  Blutkörperchen  junger  (2—4  Wochen  alter) 
Froschlarven  im  Inductionsstrome  das  PuitKKT’eche  Phänomen  zeigeu.  Diese  Blut- 
körperchen enthalten  dotterartige  Granulationen,  die  iu  der  Norm  Molecularbewegung 
»eigen.  Unter  dem  Einfluss  eines  elektrischen  Stromes  häufen  sich  alle  Granulatio- 
nen an  dem  einen  Pole  des  Blutkörperchens  an.  Wird  die  Stromeerichtnng  geän- 
dert, so  flndet  die  Anhäufung  an  dem  entgegengesetzten  Pole  ststt.  Nach  beendigter 
elektrischer  Reizung  kehren  die  Grauulationen  sur  Norm  eurück  und  vertheilen  sieb 
gleichmUssig  in  der  Substanz  des  Blutkörperchens  T.  schließet  hieraus,  dass  bei 
jungen  Froschlarven  die  Grundsubstanz  der  rothen  Blutkörperchen  flüssig  ist  und 
den  Bewegungen  der  Granulationen  keinen  Widerstand  entgegenznsetzen  vermag. 

Boll  (Koro). 

E.  Tiegel,  Ueber  Tetanisireu  durch  Influenz.  Bklüukk’.h  Arch.  XII 

8.  141. 

Eiu  auf  einer  Glaaplatte  liegender  itromprfifender  Froscliaclienkel  kann  in 
beliebig^  Entfernung  von  2 Kugeln  featgestollt  werden,  cwiaclien  denen  die  Funken 
eine«  Induotoriuina  überacblagen.  Iu  einer  bestimmten  Entfernung  tritt  Tetanua  auf, 
«ohald  der  Nerv  mit  einer  Nadel  ableitend  berührt  wird.  (Derartige  Zuckungen 
durch  Induent  bat  Bef.  nuter  diesen  und  übnlichen  Umstünden  gleichfalls  beob 
achtet).  J.  Ko-fuih.! 

L.  Hermann,  Der  Querwiderstund  der  Nerven  während  der  Er- 

regUIlg.  Pflöobr's  Arch.  XII.  S.  151—156. 

ln  einer  früheren  Arbeit  (Cbl.  1876,  326)  hat  H.  darzathnu  gesucht,  dass  der 
unter  dem  Kiufluss  der  Erregung  auftreteudo  Zuwachs  einen  den  Nerven  durch 
fliessenden  Stromes  von  einem  wahren  Zuwachs  und  nicht  von  einer  Widerstands- 
abnahme  berröbro.  Er  stützt  diesen  Beweis  jetzt  durch  den  Nachweis,  dass  der 
Qnerwiderstand  von  12  nebeneinander  in  einem  geeigneten  Raum  gebrachten  und 
von  einem  Strom  quer  durchflossenen  Nerven  während  der  Erregung  eine  nur  mini- 
male scheinbare  AboaLme  erfährt,  welche  mau  wohl  auf  eine  genüge  Längscompo- 
nente  des  durchgeleiteten  Stromes  beziehen  darf.  j.  Koacuthal. 

A.  Horvath,  Zur  Abkühlung  der  Warmblüter.  Pfujgrb’s  Arcb.  xn. 

8.  278—282. 

Runde,  Kaninchen  and  andere  Thiere,  dnreh  Eintauchen  in  eiskaltes  Wasser 
abgekühlt,  sterben  gewöhnlich,  wenn  ihre  Körpertemperatur  auf  19°  C.  gesunken 
ist.  Sie  bleiben  aber  selbst  bis  zur  Abkühlung  auf  5°  Am  Leben,  wenn  künstliche 
Athmung  unterhalten  wird.  Der  Blutdruck  sinkt  dabei  gewöhnlich  auf  Null,  wobei 
das  Herz  sehr  langsam  aber  energisch  schlägt;  der  Druck  iu  den  Venou  ist  in  die 
sem  Zustande  meist  ein  sehr  hoher,  die  Leber  ist  mit  Blut  überfüllt,  das  Blut  ge- 
rinnt dabei  häufig  in  den  Gefässen.  Ausgeschnittene  Herzen  von  jungen  Hunden, 
dnreh  welche  man  Blut  leitet,  schlagen  Stundcu  laug  und  zwar  schneller  oder  lang- 
samer, je  nach  der  Temperatur  des  durchgeleitcten  Blutes.  Während  der  Abküh- 


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OlHiRD  NkSL.BN.  WaSSII.BWSKT 


671 


lung  der  Thiere  sind  alle  Muskeln  gelähmt,  die  glatten  früher  als  die  quergestreiften. 
Bei  der  Wiedorerwärmung  scheinen  die  Herzvagi  gelähmt  an  sein.  j.  Kosemhal. 

Airne  Glrard,  Note  sur  un  dtfrivf'  par  hydratation  de  la  Cellulose. 

Compt.  reod.  LXXX1.  8.  1105. 

Wenn  Cellulose,  die  eine  Spur  Säure  enthält,  bei  100°  getrocknet  wird,  so 
zeigt  sie  eine  ausserordentlich  leichte  Zerroisslichkeik  Nach  0.  beruht  diese  Ver- 
änderung auf  den  Uebergang  der  Cellulose  in  einen  neuen  Körper  von  der  Zusammen- 
setzung C|2H«0|i,  der  aNo  in  der  Mitte  st-ht  zwicchen  Cellulose  und  Zuckfer,  um 
eiu  Mol.  reicher  au  Wasser  ist,  wie  die  Cellulose.  Vf.  nennt  diese  Substanz  daher 
Hydrocellulose.  Sie  kann  auch  dargestellt  werden,  indem  mau  gereinigte  Baum- 
wolle 12  Stunden  in  Schwefelsäure  von  45°ßKAm£  liegen  lässt  und  dann  gnt  ans- 
wäscht. Die  Hydrocellulose  färbt  sich,  mehrere  Tage  auf  50°  erhitzt,  gelb,  ihr  Ge- 
halt au  Kohlenstoff  nimmt  ab,  der  au  Sauerstoff  zu,  es  findet  also  eiue  Oxydation 
an  der  Luft  statt.  Wäscht  man  sie  alsdann  mit  Wasser,  so  geht  in  dieses  eine 
Kupferoxyd  reducirende  Substanz  über.  E.  Salkowski. 

Fr.  Neelsen,  Ueber  eine  eigenthümliche  Degeneration  der  Hirn- 
capillaren.  Arcb.  d.  iieiik.  xvii.  s 119 

N.  wurde  von  E.  Wagnkr  auf  eine  Veränderung  der  Capillaren  der  Hirnrinde 
aufmerksam  gemacht,  die  in  einer  immer  anf  kleine  Strecken  der  Gefasse  beschränkten 
glasigen  Anschwellung  besteht,  meist  seitliche  Anschwellungen  darstellt  und  mit  ge- 
ringer Verengerung  des  Capillarlumeus  verbunden  ist.  Die  Kerne  sind  durch  Car- 
inin-  oder  HUmatoxilinfärbiing  deutlich  zu  machen  und  zeigen  sich  dann  vorschrumpft 
und  verkrümmt,  wie  vertrocknet.  Die  glasige  Substanz  der  veränderten  Abschnitte 
ist  gegen  verdünnte  Salzsäure,  Schwefelsäure  und  Essigsäure  resistent,  färbt  sich 
mit  Salpetersäure  gelb,  hellt  sich  ohne  Quellung  in  Aetzalkalien  auf  uud  widersteht 
lange  der  Fäulnis».  Platin  uud  Gold  färben  dieselbe  sehr  intensiv. 

Vf.  hält  die  Degeneration  für  identisch  mit  der  „waebsartigen  Veränderung“ 
von  LuBiuopr,  der  „colloiden“  Aäsdt's  and  der  „glasigen“  Eppinqeb’s,  welche  von 
den  genannten  Autoren  als  wichtiger  anatomischer  Befand  bei  Dementia  paralytica 
beschrieben  worden  ist.  Uegeuüber  der  letzten  Auffassung  konnte  N die  fraglichen 
Veränderungen  bei  zahlreichen  Leichen  verschiedenster  Art,  namentlich  bei  Phthisi- 
kern naebweisen;  sie  findet  sich  bei  Kindern  seltener  nnd  verläuft  ohne  besondere 
klinische  Symptome,  ln  Bezug  auf  die  Aetiologie  ist  Vf.  geneigt  aus  dem  häufigen 
Vorkommen  bei  alten  cachectischen,  au  Phthise  oder  Herzfehlern  gestorbenen  Indi- 
viduen eine  Blutstauung  im  Gehirn  durch  Herzschwäche  oder  mechanische  Hinder- 
nisse als  die  nächste  Ursache  der  Capillardegeneration  anzuseben.  Orawitz. 

S.  Wossilewsky,  Material  zur  Lehre  vou  den  insensiblen  Aus- 
gaben int  Fieber.  Dias.  Petersb.  med.  Wocbenschr.  1876.  No.  20. 

Untersuchungen  au  12  fiebernden  Kraukeu  (Intormitteus,  Pneumonie,  Typhus 
exautb. , Recurrens,  Erysipelas,  Scarlatina)  führten  zu  folgenden  Schlüssen:  1)  Die 
insensibleu  Ausgaben  und  insbesondere  die  Wasserabgabe  sind  in  der  Periode  der 
Temperaturerhöhung,  namentlich  während  des  Frostes,  am  geringsten.  2)  Znr  Zeit 
des  Temperatnrabfalls  vergrössern  sich  die  Ausgaben  bedeutend,  entsprechend  dem 
Temperaturabfall.  3)  ln  der  Krise  und  der  ersten  epikritischen  Zeit  erreichen  sie 
ihr  Maximum  uud  nehmen  dann  allmählich  ah.  4)  Zur  Zeit  des  hohen  Temperatur- 
Standes  halten  sich  die  Ausgaben  zwischen  denen  der  Erhöhung  uud  des  beginnen- 
den Abfalles.  5 ) Zur  Zeit  der  fieberhaften  Temperaturerhöhung  bis  zum  Beginn 
ihres  Abfalles  ist  diu  Monge  der  ioseusibleu  Ausgaben  uud  auch  die  Wasserabgabe 
durch  die  Haut  klciuer  als  in  der  Norm.  6)  Die  Menge  der  insensiblen  Ausgabeu 
uud  der  Wasserabgabe  durch  die  Haut  sind  umgekehrt  proportional  der  Luftfeuch- 
tigkeit (Vgl.  Cbl.  1869,  413;  1873,  438;  1874,  247).  Senator. 


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672  Maas;  Hnas.  WoiROW.  RoSEMBACH.  llüBIB 

Maas,  Vollständige  Exstirpation  des  Kehlkopfs,  v.  Langrnbeck’s  Arch. 

XIX.  8.  607. 

Heine,  Kesection  des  Kehlkopfs  bei  Larynxstenose.  Das.  s.  &u. 

M.  operirte  wegen  eines  Adeno-fibroma  carcinomstosutn  einen  57jHhrigen  Po- 
tator und  verlor  denselben,  nach  fast  vollkommener  Heilung  der  Operationswnnde, 
am  14.  Tage  in  Folge  von  Pneumonie  des  rechten  untern  Lungenlappena. 

Heise  entfernte  wegen  bocbgradigster  Chondropericbondritis  syphilitica,  durch 
welche  die  Kehlkopfsböble  bis  auf  eine  stecknadelkopfgrosse  Oefihnng  obliterirt  war, 
Bing-  und  Schildknorpel  mit  Zurücklassung  der  Epiglottis  und  der  Giessbeckenknorpel 
subperichondral.  Der  in  den  20er  Jahren  stehende  Patient  starb  ca.  11  Monate  nach 
der  Operation  in  Folge  vou  Lues  und  Pbthisis.  Er  hatte  schon  vom  6.  Tage  an  den 
künstlichen  Kehlkopf  tragen  und  seit  dem  12.  Tage  feste  Speisen  su  sich  nehmen 
können.  Er  sprach  auch  ohne  Apparat  gana  deutlich  nnd  vernehmlich,  nur  mit 
etwas  rauher  und  tonloser  Stimme.  wuh.  Koch. 


M.  Woinow,  Beiträge  zur  Farbenlehre,  v.  GrXpr  « Arch.  xxi.  1.  s 223. 

W.  unterscheidet  in  der  Netzhaut  licht-  und  farbenempfindeade  Elemente, 
nur  erstere  sind  in  der  Bussersteu  Peripherie  vorhanden.  Von  letzteren  werden  4 
unterschieden,  nämlich  roth-,  gelb-,  grün*  und  blauempfindende;  sie  überwiegen  im 
Ceotrum  an  Quantität  ober  die  lichtempfindenden,  während  gegen  die  Peripherie 
die  Quantität  der  farbenempfindenden  abuimmt.  Roth  und  Grün,  sowie  Gelb  und 
Blau  sind  complementäre  Grundempfiudungen.  Bei  verschiedenen  Personen  ist  in 
jedem  Auge,  ja  sogar  in  jedem  Meridian  des  Auges  die  Anordnung  der  Farbenele- 
mente etwas  verschieden.  Michel  (Erlangen). 

Rosenbach,  lieber  einige  seltener  auftretende  palpatorische  nnd 
auscultatorische  Phänomene.  Berl.  klin.  Wocbeoschr.  1876.  No.  22U.23. 

Unter  anderen  seiteneu  auscultatorischen  Phänomenen  erwähut  R.  eines 
„knackenden  Geräusches  über  den  Lungenspitzen“,  welches  neben  reinem  Vesiculär- 
athmen  zur  Erscheinung  kommt,  niemals  nach  HusteustÖssen  verschwindet  und  grosse 
Aehnlichkeit  mit  klanglosem,  kleinblasigeu  Rasseln  darbietet.  Vf.  weist  nach,  dass 
dies  Geräusch  ein  Muskelgeräusch  ist  uud  seinen  Grund  in  den  respiratorischen  Con- 
tractionen  des  Muskels  hat,  auf  welchem  das  Stethoskop  anfruht.  Io  fraglichen 
Fällen,  bei  welchen  Verdacht  auf  Pbthisis  vorliegt,  würde  dies  Geräusch  diagnostisch, 
natürlich  im  negativen  Sinn,  zu  verwertbeu  sein.  Litten. 

Huber,  Zur  Casuistik  der  Mediastinaltumoren.  Deusches  Arch.  für 
klin.  Med.  XVII.  S.  496. 

H.  beobachtete  eineu  nur  llVzjäbrigen  Knaben,  welcher  vor  etwa  Jahresfrist 
am  Husten  erkrankt  war  und  seit  3 Monaten  an  8chweratbmigkeit  litt.  Die  Haut- 
venen des  Thorax  waren  sehr  erweitert.  Der  Brustkorb  dehnte  sich  beim  Athenen 
nur  wenig  aus.  Die  Percnssiou  auf  dem  Sternum  ergab  überall  leeren  Schall  In 
der  Achselhöhle  und  Supraclaviculargrnbe  Lympbdrfiseutumoren.  Unter  zunehmen- 
der Athemnotli,  welche  sich  zu  dauernder  Orthopnoe  steigerte,  erfolgte  3 Monate 
nach  Beginu  äi  Etlicher  Behandlung  der  Tod  Die  Autopsie  bestätigte  die  während 
des  Lebens  gestellte  Diagnose,  indem  ein  umfangreiches  Lymphosarcom  das  ganze 
Mediastinum  erfüllte  und  vom  Jugalum  bis  zum  Zwerchfell  reichte.  Der  parietale 
Herzbeutel  war  iu  den  Tumor  eingebettet  und  bis  zu  1,5  Cm.  verdickt- 

Eicbhorst  (Jena). 

Einsendungen  für  das  Central  blau  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 

Berlin,  (N.)  KraunolckstraMe  24.  und  Profeaaor  Roaenthal,  Erlangen,  oder  (unter  BeUebluaa)  ao 
die  Verlagahandlung,  Berlin  (N.-WJ,  unter  den  Linden  68,  adreasiren. 

Verlag  von  August  Hlraebwald  In  Berlin.  — Druck  von  EL  8.  Hermann  In  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
1 — * Bogen ; am  Schlüsse 
des  Jahrgangs  Titel,  Ma- 
nen- and  Sachregister. 


Centralblatt 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Mark;  so  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Poetanstalten. 


medicioischen  Wissenschaften. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  in  Erlangen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

ProfMMr  in  Berlin. 


1876.  16.  September.  No.  38« 


Inhalli  Li  obi,  Storungen  der  Bewegungsempfindung  bei  Kranken  (Orig.- 
Mitth.).  — 

Tieqel;  Hermaih,  Maekelcontractnr.  — Bus,  optische«  and  chemischoi 
Verhalten  von  Eiweisssnbatanaen.  — Um,  Coloboma  iridis  et  chorioideae.  — 
Schbbt-Bdcb,  essentielle  Anämie.  — Stricks»;  Fbäntbkl,  klinische  Mitthei- 
lnogen.  — Seilioji  Clleb,  Sclerose  der  Seitensträoge.  — Tilbdby  Fox,  Mor- 
phea.  — Maybb  uod  Friedrich,  Amylnitril.  — 

Bocobt,  NerTenendigoogen  bei  Torpedo. — Fhatschkb,  continnirlicbe  and 
langsame  Nerveureiiung. — Chaovbad,  unipolare  Reizung.  — Bloch,  Fortpflan- 
zungsgeschwindigkeit iu  sensiblen  Nerven.  — Abzlks.  saccbarificirende  Ferment*.  — 
Gebbbb  und  BirOH-Hibschpbld,  Endoearditis  ulcerosa  — Dittel,  intraarti- 
ealiire  Knieverletzuogeu.  — Ralfe,  Urinuntersuchungen  bei  Intermitteos.  — Ray- 
mosd,  Gelenkaffectiouen  bei  Tabes.  — Biows-S£«casd,  Erkrankungen  der 
Magenschleimhaut  nach  Hirnverletzungen.  — 


Heber  Störungen  der  Bewegungsempilndung  bei  Kranken. 

Von  Professor  W.  Leube  in  Erlangen. 

Angeregt  durch  die  in  der  Zeitschrift  für  Biologie  kürzlich  er- 
schienene Arbeit  Viebobdt’s:  „Ueber  die  Bewegungsemptindung“, 
worin  derselbe  die  Essentialität  der  Bewegungsempfindungen  in  nati- 
vistiscliem  Sinne  nachzuweisen  sucht,  habe  ich  die  Störungen  der 
Bewegungsetnpfindung  bei  Kranken  einer  eingehenderen  Unter- 
suchung unterzogen  und  bin  dabei  vorläufig  zu  folgenden  Resultaten 
gelangt: 

Bewegt  man  bei  Kranken  mit  abgeschwächter  cutaner  Sensibi- 
lität aber  vollständig  intacter  Intelligenz  ein  Stäbchen  auf  der  ruhen- 
den Körperoberfläche,  so  empfinden  die  Patienten  bei  geschlossenen 
Augen  diese  auf  ihrer  Hautfläche  stattfindeude  Bewegung  zum  Theil 
gar  nicht  als  Bewegung  oder  als  einfache  punktförmige  Berührung, 
zum  Theil  haben  sie  wohl  die  Empfindung  der  Bewegung,  aber  die 
Richtung  dieser  letzteren  wird  pervers  wahrgenommen. 

Um  eine  etwaige  Verschiedenheit  in  der  Intensität  des  mit  der 
Berührung  verbundenen  Drucks  möglichst  auszuschliessen  und  damit 
eine  Fehlerquelle  bei  der  vergleichenden  Beurtheilung  der  Empfind- 
lichkeit verschiedener  Individuen  zu  vermeiden,  benutzte  ich  alsBe- 

XIV.  Jahrgang.  43 


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Lf,ubf,  Störungen  der  Bewegung.sempfindung  bei  Kranken. 


674 


rührungsstäbchen  eine  vorn  geknöpfte,  mit  Handgriff  verse 
Uhrfeder,  die  auch  als  Electrode  Zur  Prüfung  der  Bewegungsempf 
düng  dienen  kann.  Die  Führung  des  Strichs  geschah  gewöhn- 
lich aus  freier  Hand  in  glcichmässig  raschem  Tempo;  will  man  die 
Geschwindigkeit  der  Bewegung  des  Uhrfederstäbchens  noch  gleich- 
massiger  und  von  der  Hand  des  Untersuchenden  unabhängig  machen, 
so  kann  man  sich  hierzu  eines  Apparates  bedienen,  der  so  einge- 
richtet ist,  dass  das  Uhrfederstäbchen  durch  ein  über  eine  Rolle  gehen- 
des in  einem  bestimmten  Zeitmoment  fallendes  Gewicht  von  einer 
Stelle  der  Haut  zu  einer  ander  rasch  hingezogen  wird.  Die  im  Fol- 
genden angeführten  Versuche  sind  ausnahmlos  am  Fussrücken  an- 
gestellt. 

Eiu  Gesunder  empfindet  Striche  von  */»  Um.  Länge 
noch  mit  voller  Sicherheit  als  Bewegung  im  Gegensatz 
zu  einer  einfachen  Berührung;  erst  wenn  die  Länge  der  Striche 
unter  ’/8  Cm.  fällt,  wird  die  Empfindung,  die  sie  hervorrufen,  nicht 
mehr  regelmässig  als  die  einer  Bewegung,  sondern  zum  Theil  als 
schwankend  zwischen  der  Empfindung  einer  einfachen  Berührung  und 
der  einer  Bewegung  angegeben.  Bei  einer  Tabeskranken  da- 
gegen erzeugen  Striche  von  5 — 6 (!)  Cm.  Länge  die  letzt- 
genannte zweifelhafte  Em  pfindung,  d.  h.  sic  werden  bald  als 
Bewegung  bald  als  Berührung  erklärt.  Macht  man  da,  wo  statt  eines 
Striches  eine  punktförmige  Berührung  empfunden  wurde,  entlang  der 
Linie,  in  welcher  vorher  der  Strich  geführt  wurde,  von  einem  Ende 
des  Strichverlaufs  zum  andern  eine  Anzahl  punktförmiger  Berührun- 
gen (deren  jede  ca.  V»  Cm.  von  der  andern  entfernt  ist),  so  empfindet 
die  Kranke  nicht  etwa  nur  an  einer  einzigen  Stelle,  sondern  in  der 
Regel  au  mehreren  Stellen  die  punktförmige  Berührung:  z.  B.  ein 
6 Cm.  langer  Strich  wird  am  Fussrücken  als  Punkt  empfunden,  bei 
der  nachträglichen  Prüfung  der  Gegend  dieses  Strichverlaufs  in  obiger 
Weise  ergiebt  sich  1,  1, 1,  1,  0, 0, 0, 0,  0 (wobei  0 nicht  und  1 deutlich 
empfundene  Berührung  bedeutet),  in  eiuem  anderen  Falle  1,0, 0,0,  1, 1, 
0,1, 1,0,0. 


Macht  man  auf  der  Haut  eines  Gesunden  in  buntem  Wechsel 
bald  Querstriche  bald  Längsstriche,  so  ist  derselbe  über  die  Rich- 
tung der  Bewegun g jedenfalls  nie  im  Unklaren,  wenn  die  Länge 
der  Striche  eine  gewisse  Grösse  erreicht.  Bei  meinen  Versuchen  war 
diese  relative  Grenze  ungefähr  5 Cm.;  bei  3 — 4 Cm.  Länge  wird 
unter  einer  grösseren  Anzahl  von  Längs-  und  Querstrichen  die  Be- 
wegungsriebtung  einzelner  wenn  auch  allerdings  nur  weniger  Striche 
falsch  angegeben.  Die  Zahl  der  falsch  angegebenen  wächst,  wenn 
die  Länge  der  Striche  nur  2 oder  gar  nur  1 Cm.  beträgt,  wie  folgende 
Beispiele  zeigen. 

Unter  34  Längs-  und  Querstrichen  von  2 Cm.  Länge  (11  Quer- 
und  23  Längsstrichen)  wurden  die  Querstriche  alle  richtig  als  Quer- 


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Leibe.  Störungen  der  Beweguugtiempdndung  bei  Kranken. 


675 


striche,  die  Längsstriche  dagegen  zur  Hälfte  als  Längsstriche,  zur 
andern  Hälfte  als  Querstriche  angegeben;  bei  einer  Strichlänge  von 
3 Cm.  wurden  unter  25  Querstrichen  3 als  Längsstriche,  unter  24 
Längsstrichen  einer  als  Querstrich  bezeichnet,  unter  41  Längsstrichen 
(23)  und  Querstrichen  (18)  von  5 Cm.  Länge  endlich  keiner  in  ver- 
kehrter Richtung  gefühlt.  Eine  andere  gesunde  Versuchsperson  mit 
ganz  intacter  Hautempfindlichkeit  nahm  wahr: 
bei  eiuer  Strichlänge  von  1 Cm. 

unter  27  Lstr.  15  als  Lstr.  10  als  Qstr.  2 als  zweifelhaft  i.  d.  Richtg. 

„ 10  Qstr.  8 als  Qstr.  2 als  Lstr. 

„ 37  Strichen  im  Ganzen  12 — 14  (also  ca.  Vs)  falsch  in  der  Richtg.; 

bei  einer  Strichlänge  von  2 Cm. 
unter  26  Lstr.  22  als  Lstr.,  3 als  Qstr.  1 zweifelhaft, 

,,  16  Qstr.  12  als  Qstr.,  3 als  Lstr.  1 zweifelhaft, 

„ 42  Strichen  im  Ganzen  6 — 8,  also  ungefähr  l/s  falsch; 

bei  einer  Strichlänge  von  3 Cm. 
unter  23  Lstr.  21  als  Lstr.,  2 als  Qstr. 

„ 31  Qstr.  26  als  Qstr.,  5 als  Lstr. 

„ 54  Strichen  im  Ganzen  7,  also  ungefähr  l/s  falsch; 

bei  einer  Strichlänge  von  4 Cm. 
unter  27  Lstr.  24  als  Lstr.,  3 als  Qstr. 

„ 27  Qstr.  27  als  Qstr. 

„ 54  Strichen  im  Ganzen  3 also  Vis  falsch; 

bei  einer  Strichläuge  von  5 Cm. 
unter  28  Lstr.  28  als  Lstr. 

„ 24  Qstr.  24  als  Qtr. 

,,  52  Strichen  im  Ganzen  also  keiner  falsch. 

Dieses  letztgewonnene  Resultat,  dass  bei  einer  Strichlänge  von 
5 Cm.  die  Richtung  der  Striche  stets  richtig  wahrgenommen  wird, 
bestätigte  sich  auch  weiterhin  durch  Versuche,  indem  von  400  an 
andern  4 gesunden  Personen  ausgeführten  Strichen  bei  keinem  ein- 
zigen die  Richtung  falsch  percipirt  wurde. 

Um  den  Einfluss  etwaiger  Nachempfindungen  und  eine  dadurch 
bedingte  Fehlerhaftigkeit  in  der  Angabe  der  Strichrichtung  festzu- 
stellen, wurde  in  einer  Reihe  von  Strichen  zwischen  jeden  % — 1 Se- 
cunde  dauernden  Strich  eine  Ruhepause  von  30  Secundeu  eingeschoben. 
Bei  dieser  Versuchsanorduung  ergab  sich  für  je  10  Striche  folgendes 
Resultat : 

bei  l Cm.  Länge  wurde  die  Richtung  4 Mal  richtig,  4 Mal  fälsch,  2 Mal 


„ 2 Cm. 

J» 

V V 

zweifelhaft  angegeben, 
8 „ richtig,  1 Mal  falsch,  1 Mal 

„ 3 Cm.*) 

» 

» tf 

zweifelhaft  angegeben, 
9 „ richtig,  1 Mal  falsch, 

*)  unter 

11  Strichen  1 Mal  falsch. 

43* 

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676 


Tiegel;  Hebuaxn,  Muikelcontnclar. 


bei  4 Cm.  LäDge  wurde  die  Richtung  8 Mal  richtig,  2 Mal  falsch, 

„ 5 Cm.  „ „ „ 10  „ „ angegeben. 

Jedenfalls  scheinen  danach  bei  Gesunden  die  oben  angeführten 
Zahlen  durch  Nachempfindungen  nicht  beeinflusst  zu  werden. 

Während  also  vom  Qesunden  bei  einer  gewissen  Länge  der 
Striche  die  Richtung  derselben  ausnahmslos,  und  wenn  die  Strich- 
lange  unter  diese  Grenze  fällt,  wenigstens  in  der  grössten  Mehrzahl 
der  Fälle  richtig  wahrgenommen  wird,  bilden  falsche  Angaben 
der  Strichrichtung  bei  einzelnen  Kranken  geradezu  die 
Regel,  selbst  wenn  die  Striche  über  5 — 6 Cm.  lang  gemacht  werden. 

So  wurden  vop  einer  Tabeskrankeu  unter  16,  5 — 6 Cm.  langen 
Längsstrichen  nur  6 als  Längsstriche  wabrgenommen,  2 gar  nicht 
und  1 als  Punkt  empfunden,  die  übrigen  7 als  Querstriche  und  zwar 
mit  solcher  Bestimmtheit,  dass  dabei  jedes  Mal  auch  angegeben  wurde, 
ob  der  Pseudoquerstrich  von  Innen  nach  Aussen  oder  umgekehrt  ver- 
laufe (speciell  6 Mal  von  Innen  nach  Aussen,  1 Mal  von  Aussen  nach 
Innen).  Von  19  Querstrichen  wurden  nur  8 als  Querstriche  wahrge- 
nommen, 3 gar  nicht,  1 als  zweifelhaft,  5 als  punktförmige  Berüh- 
rung empfunden,  2 impouirten  als  Längsstriche  und  zwar  mit  einem 
Verlauf  von  oben  nach  unten. 

Bei  einem  andern  Patienten,  welcher  au  einer  Herderkrankung 
des  linken  Hirnschenkels  mit  linksseitiger  Ptosis  und  rechtsseitiger 
Extremitätenlähmung  leidet,  dabei  aber  ein  sehr  intelligenter  Mensch 
ist,  ergaben  sich  bz.  der  Wahrnehmung  der  Bewegungsricbtung  fol- 
gende Verhältnisse: 

Während  der  Patient  am  linken  Fussrücken  die  Strichrichtung 
genau  iiiblt  und  richtig  angiebt,  nimmt  er  am  rechten  Fussrücken 
wahr:  unter  17  Querstrichen  nur  3 als  Querstriche,  9 als  Längsstriche, 
5 als  zweifelhaft;  unter  15  5 — 6 Cm.  langen  Längsstrichen  6 als  Längs- 
striche, 5 als  Querstriche,  2 als  zweifelhaft,  2 gar  nicht. 

Um  den  störenden  Einfluss  von  Nachempfindungen  und  verlang- 
samter Leitung  der  sensiblen  Bahnen  auszuschliessen,  wurde  bei  den 
obigen  mit  Kranken  angestellten  Versuchen  zwischen  je  2 Strichen 
eine  Pause  von  l/» — 1 Minute  eingeschoben. 


E.  Tiegel,  Leber  Mnskeleontraetur  im  Gegensatz  zu  Contraction. 

PelCgeh's  Arcb.  XIII.  8.  71 — 83. 

L.  Hermann,  Leber  den  Verkörznngsr fickstand  der  Muskeln. 

Ebenda.  S.  370—372. 

E.  Tiegel,  Weitere  Lntersuchungen  über  die  Wirkung  einzelner 
Inductionsschläge  anf  den  Skeletmuskel  und  seinen  Nerven. 

Ebenda.  S.  272—284. 

Unter  „Muskelcontractur“  versteht  T.  die  auch  von  andern  hie 
und  da  beobachtete  Erscheinung,  dass  schwach  belastete  Muskelo 


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Tiegel;  Hebmask,  Mntkelcootractur. 


677 


nach  der  Reizung  nicht  ihre  ursprüngliche  Länge  wieder  annehmen, 
sondern  etwas  verkürzt  bleiben.  Sie  tritt  nach  ihm  an  Winterfröscken 
auf  und  zwar  nur  bei  unmittelbarer  Muskelreizung;  wird  in  diesem 
Zustand  der  Nerv  gereizt,  so  erhält  man  nur  minimale  Zuckungen, 
während  die  unmittelbare  Reizung  entsprechend  höhere  Zuckungen 
giebt.  üb  die  Circulation  erhalten  ist,  hat  keinen  Einfluss;  auch  cu- 
rarisirte  und  blutleere  Muskeln  zeigen  die  Erscheinung.  Mit  zuneh- 
mender Stromstärke  wächst  die  Contractur,  von  der  Stromrichtuug 
aber  ist  sie  unabhängig;  Oeffnungsinductionsschläge  sind  wirksamer 
als  Schliessuogsinduction8schläge.  Die  Contractur  kann  zuweilen  so 
erheblich  sein,  dass  der  Muskel  nach  der  ersten  Reizung  sich  gar 
nicht  wieder  verlängert,  die  nächste  Reizung  bewirkt  dann  eine  aber- 
malige geringe  Verkürzung,  und  so  erreicht  der  Muskel  durch  eine 
Reihe  auf  einander  folgender  Reize  eine  immer  grössere  Verkürzung, 
auf  welcher  er  einige  Zeit  bleibt,  um  sich  dann  langsam  wieder  zu 
verlängern.  Diese  Erscheinung  konnte  T.  jedoch  nur  kurze  Zeit 
während  des  März  an  Winterfröschen  beobachten.  Wird  der  Muskel 
abwechseld  mit  geringeren  und  etwas  grösseren  Gewichten  belastet, 
so  zeigt  sich  die  Contractur  deutlich  nur  bei  dem  ersterem  und  zu- 
gleich erscheint  die  Elasticität  des  Muskels  während  der  Contractur 
verringert.  Wurde  der  Muskel  tetanisirt,  so  erreichte  er  nach  einer 
Secunde  etwa  seine  volle  Verkürzung;  hört  man  auf  zu  tetanisiren, 
so  verlängert  sich  der  Muskel  sehr  langsam,  ohne  zu  seiner  vollen 
Länge  zurückzukehren.  Wurde  er  in  diesem  Zustand  beiastet,  so 
wurde  er  stärker  gedehnt  als  vor  der  Tetanisirung  und  blieb  auch 
nach  der  Entlastung  etwas  gedehnt.  Als  begünstigendes  Moment  für 
den  Eintritt  aller  dieser  Erscheinungen  ist  wahrscheinlich  Aufbewah- 
rung in  der  Kälte  anzusehen. 

Hermann,  welcher  das  Phänomen  schon  in  seiner  Inaugural- 
dissertation beschrieben  bat,  glaubt  es  mit  der  sog.  idiomusculären 
Contraction  und  den  durch  Veratrin  und  andere  Giften  bewirkten 
verlängerten  Contractionen  zusammenstellen  zu  sollen. 

Um  die  Abhängigkeit  der  Hubhöhe  von  der  Reizstärke  noch 
weiter  festzustellen,  schaltete  T.  in  die  secundäre  Spirale  des  Schlitten- 
inductoriums  Flüssigkeitsrheostaten  ein  und  reizte  den  Muskel  bei 
einer  bestimmten  Stellung  der  Spirale  und  durch  Einstellung  der 
Rheostaten  veränderten  Reizstärken.  Der  Ermüdungsabfall  der  Hub- 
höbe für  einen  bestimmten  untermaximalen  Reiz  wurde  festgestellt, 
dann  der  Reiz  durch  Aenderung  des  Rheostaten  stufenweise  verrin- 
gert und  wieder  verstärkt  und  zuletzt  wieder  die  Reizungen  mit  dem 
anfangs  gewählten  Reiz  fortgesetzt.  Der  Gang  der  Ermüdungscurvo 
wurde  durch  jene  Unterbrechung  nicht  geändert.  Während  der  letz- 
tem aber  nahm  die  Hubhöhe  für  jede  eingeschaltete  Widerstandsein- 
beit um  einen  constanter.  Werth  ab  und  für  jede  wieder  ausgeschaitete 
Widerstandseinheit  wieder  um  einen  constanten  Werth  zu.  Je  grösser 


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678  IIaa?,  optisches  und  chemisches  Verhalten  von  Eiweisssubstansen. 

der  eingeschaltete  Widerstand,  desto  grösser  war  der  in  auf  einander 
folgenden  Reizen  auftretende  Ermüdungsabfall,  wie  dies  schon  Kbox- 
ECKKK  für  verschiedene  Reizstärken  gefunden  hat.  (Die  von  T.  aus 
dieser  Wiederholung  der  KßONECKKK’scben  Versuche  — denn  ob  die 
Reizstärke  durch  Verschiebung  der  Inductionsrolle  oder  durch  Ein- 
schaltung von  Widerständen  verändert  wird,  kann  für  den  Muskel 
gleichgültig  sein  — gezogene  Folgerung,  dass  mit  zunehmender  Er- 
müdung der  Werth  der  einer  gewissen  Reizabnahme  entsprechenden 
Abnahme  der  Hubhöhe  wachse,  scheint  dem  Ref.,  da  keine  dies  be- 
weisenden Versuche  vorliegen,  unzulässig).  Diese  Abnahme  ist  in 
der  Regel  kleiner  bei  geringerem  Rollenabstand  als  bei  grösserem, 
immer  kleiner  für  Oeffnungsinductidnsschläge  als  für  Schliessungs- 
inductionsschläge,  auch  wenn  diese  so  gewählt  werden,  dass  sie  gleich 
hohe  Zuckungen  geben.  Genau  gelten  übrigens  obige  Satz  nach  T. 
nur  für  den  überlasteten  Muskel,  für  den  belasteten  nur  so  lange, 
als  die  Hubhöhe  grösser  ist  als  die  durch  die  Belastung  bewirkte 
Dehnung. 

Versuche  mit  Nervenreizung  zeigten  das  schon  in  einer  früheren 
Arbeit  (Cbl.  1876,  664)  erwähnte  „Intervall“  und  zwar  bei  beiden 
Stromesrichtungen.  T.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  diese  Erschei- 
nung sich  unter  Umständen  in  die  Untersuchung  einmischen  und  zu 
Täuschungen  Veranlassung  geben  kann,  z.  B.  bei  Anwendung  unpo- 
larisirbarer  Electroden,  wenn  diese  durch  Austrocknen  oder  dergleichen 
ihren  Widerstand  ändern,  oder  bei  Reizung  unregelmässiger  Leiter 
(z.  B.  des  Gehirns),  wo  dann  die  Erregung  fernliegender  Theile  unter 
Umständen  stärker  sein  kaun  als  die  zwischen  den  Electroden  ge- 
legener. Endlich  empfiehlt  er  die  Reizabstufung  mittelst  des  Rbeo- 
staten  für  Messungsversuche  statt  der  üblichen  Rollenverschiebung. 

J.  Roseutbal. 


H.  Haas,  lieber  das  optische  und  chemische  Verhalten  einiger 
Eiweisssubstanzen,  insbesondere  der  dialysirten  Albumine. 

PrLt’osB’s  Arcb.  XII.  8.  378-410. 

Vf.  wurde  durch  die  mangelnde  Uebereinstimmung  des,  durch 
Polarisation  gefundenen,  Eiweissgehaltes  mit  dem  augenscheinlichen 
Gehalt  darauf  geführt,  die  Drehung  einiger  Eiweissarten,  sowie  den 
Einfluss  von  Salzen  etc.  darauf,  näher  zu  untersuchen.  Zur  Fest- 
stellung der  spec.  Drehung  diente  ein  WiLD’sches  Polaristrobometer. 
Der  Gehalt  der  Eiweisslösungen  wurde  durch  Eintrocknen  bestimmt 
und  der  Aschengehalt  in  Abzug  gebracht.  — Die  spec.  Drehung  von 
Eieralbuminlösungen  nahm  beim  Verdünnen  entsprechend  der  Menge 
des  zugesetzten  Wasser  ab,  wie  auch  Hoppe  angegeben  hatte.  Auch 
bei  Verdünnung  mit  gewöhnlichem  phosphorsauren  Natron,  sowie  mit 
saurem  phosphorsauren  Kali  änderte  sich  die  spec.  Drehung  des  Al- 
bumins nicht.  Da  die  natürlichen  Lösungen  des  Albumins  aber  einen 


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Manz,  Coloboma  iridis  et  chorioideaa. 


679 


beträchtlichen  Gehalt  an  Salzen  haben,  war  es  nöthig,  die  Versuche 
mit  salzfreien  resp.  möglichst  salzarmen  Lösungen  zu  wiederholen.  — 
Es  gelang  dem  Vf.  nun  ebensowenig,  wie  einer  Reihe  von  Beob- 
achtern nach  Schmidt  — IIeynsius,  Huizinga,  Winogradoff  — eine 
salzfreie  Albuminlösung  herzustellen,  trotzdem  dass  die  Diffusion  bis 
auf  20  Tage  ausgedehnt  und  bei  einer  Reihe  von  Versuchen  die 
Aussenflüssigkeit  bis  auf  40°  erwärmt  wurde.  Bei  diesem  Verfahren 
gelang  es  allerdings,  die  Chloride  in  2 Tagen  zu  entfernen,  das  Ei- 
weiss  hinterliess  beim  Verkohlen  aber  immer  noch  Asche.  Die  er- 
haltenen sehr  salzarmen  Eiweisslösungen  trübten  sich  beim  Verdün- 
nen mit  Wasser  und  gaben  mit  Essigsäure  einen  Niederschlag  von 
Globulin,  welches  also  durch  die  Dialyse  nicht  vollständig  entfernt 
wird;  sie  verhielten  sich  beim  Erhitzen  zum  Tlieil  wie  gewöhnliche 
Eiweisslösuugen,  zum  Theil  näherten  sie  sich  dem  von  Aronstein 
und  Schmidt  beschriebenen  salzfreien  Albumin : in  den  letzteren  Fällen 
war  vor  der  Dialyse  Essigsäure  zur  Ausscheidung  alles  dadurch  Fäll- 
baren hinzugesetzt.  Der  Aschengehalt  betrug  durchschnittlich  noch 
etwa  1 pCt.,  im  Minimum  aber  0,5  pCt.  Die  spec.  Drehung  des 
Eieralbumins  stellte  sich  nach  5 Versuchen  auf  — 38,08°  (nach  Hoppe- 
Seyleb  — 35,5°).  Der  Zusatz  von  verschiedenen  Salzen,  nämlich 
Chlorkalium,  Chlornatrium,  Chlorcalcium,  kohlensaurem  und  gewöhn- 
lichem phosphorsauren  Natron , saurem  phosphorsauren  Kali  und 
schwefelsaurer  Magnesia  ändert  die  spec.  Drehung  nicht;  nur  wenn 
die  Flüssigkeit  suspendirtes  Globulin  enthält  und  dieses  durch  den 
Salzzusatz  in  Lösung  geht,  steigt  die  spec.  Drehung.  — Aus  Serum 
gelang  die  Entfernung  der  Salze  vollständiger,  bis  auf  0,167  pCt. 
Das  Verhalten  dieser  Lösung  war  von  dem  verdünnten  Serums  nicht 
verschieden.  Als  Drehung  ergab  sich  einmal  — 55,75°,  zweimal  — 
62°.  — Globulin  in  NasCO(  gelöst  zeigte  59,75°  Drehung.  — Alkali- 
albuminat,  in  Natronlauge  gelöst,  drehte  nur  55°;  ein  Zusatz  von 
wenig  Alkali  steigerte  vorübergehend  die  Drehung;  bei  Zusatz  einer 
grossen  Menge  nahm  die  Drehung  sofort  ab:  bis  auf  — 16,75;  das 
Alkali  hatte  also  zersetzend  gewirkt.  Neutralisirt  man  das  Alkali 
mit  Schwefelsäure,  so  ist  doch  die  Drehung  geringer,  wie  bei  einer 
Lösung,  die  mit  der  entsprechenden  Menge  Natriurosulfat  versetzt 
wurde.  — Endlich  wurde  noch  von  derselben  Lösung  dialysirten  Eier- 
albumins ein  Theil  in  Alkalialbuminat  übergeführt,  der  andere  in 
Säurealburainat;  die  spec.  Drehung  des  ersteren  betrug  62,2°,  des 
zweiten  63,12°,  war  also  wohl  dieselbe.  Die  Untersuchungen  sind  im 
Laboratorium  von  Huppert  ausgeführt.  E.  Salkowaki. 

W.  Manz,  Anatomische  Untersuchung  eines  Coloboma  iridis  et 
chorioideae.  Klio.  Monatsbl.  f.  Angenheilk.  XIV.  S.  1. 

Bei  einem  kleinen  Kinde,  welches  wegen  einer  Conjunctivitis 
auf  die  ophthalmologische  Klinik  in  Rostock  gebracht  wurde  und 


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680 


Schest-Bcch,  essentielle  Anämie. 


2 Tage  darauf  an  Convulsionen  starb,  fand  sich  auf  beiden  Augen 
nach  unten  ein  Colobom  der  Iris;  eine  ophthalmoskopische  Unter- 
suchung wurde  nicht  vorgenommen.  Zu  gleicher  Zeit  bestand  noch 
eine  rechtsseitige  Hasenscharte  mit  Oaumenspalte.  M.  untersuchte 
beide  Bulbi  und  constatirte  zunächst  am  Boden  derselben  eine  grosse, 
pigmentlose  Stelle  von  schaufelförmiger  Gestalt;  sie  konnte  als  aus 
2 Parthien,  einer  inneren  und  äusseren,  bestehend  angesehen  werden. 
Die  innere  von  fast  weisser  Farbe  beginnt  etwas  vor  dem  Aequator 
und  reicht  bis  zum  Sehnerveneintritt,  an  dessen  unterer  Seite  sie 
eine  von  aussen  sichtbare  staphylom&töse  Prominenz  bildet.  Die 
äussere  Zone  des  Coloboms,  mehr  gelblich  gefärbt,  verschmälert  sich 
bedeutend  gegen  das  obere  Ende,  während  sie  gegen  das  Corpus 
ciliare  hin  ungefähr  die  gleiche  Breite  behält.  Von  besonderem  Inter- 
esse ist  das  Resultat  der  mikroskopischen  Untersuchung  des  Coloboms. 
Unmittelbar  auf  der  Sclerotica  lag  eine  dünne  .Schicht  fibrillären 
Bindegewebes,  über  dieser  ein  geschlossenes  Plattenepithel,  aus  klei- 
nen, kernhaltigen  Elementen  bestehend,  von  denen  einzelne  auch 
Pigmentkürriehen  enthielten.  Dann  folgten  Blutgefässe  in  einem  zahl* 
reiche  lymphoide  Zellen  enthaltenden  lockeren  Netzgewebe.  Dazu 
kam  als  unconstanter  Befund  das  Vorkommen  von  Netzhautfrag- 
menten, und  zwar  von  Bruchstücken  mit  der  bekannten  Schichtung 
von  verschiedener  Vollständigkeit;  zwei  Bestandiheile  wurden  aber 
immer  vermisst,  nämlich  das  Pigmentepithel  und  die  Opticusfasern, 
überhaupt  waren  die  inneren  Schichten  meistens  sehr  defect.  Die 
Veränderungen,  welche  die  Retina  beim  Uebergaog  in  das  colobo- 
matöse  Gebiet  erfährt,  bestehen  in  einer  sehr  bedeutenden  Dicken- 
abnahme, bedingt  durch  eine  Verdünnung  oder  völlige  Unterbrechung 
einzelner  Schichten.  Das  letztere  geschieht  mit  Pigraentepithel,  Stäb- 
chen-, äusserer  Körnerschicht  und  Limitans  externa.  Eine  Verdickung 
erleidet  die  Opticusschichte  in  so  fern,  als  an  die  Stelle  der  Nerven- 
fasern ein  Gewebe  netzförmigen  Bindegewebes  tritt.  Was  die  Cho- 
rioidea  aniangt,  so  fehlt  im  Colobom  die  Choriocapillaris,  auch  treten 
nur  wenige  Gefässe  aus  der  Aderhaut  iu  das  Colobom. 

Michel  (Erlangen). 


Scheby-Buch,  Zar  Casuistik  und  Literatur  der  essentiellen  An- 
ämie mit  tüdtlichem  Ansgang.  Deutsch  Arcli.  f.  kliu.  Med.  XVII.  S,  467. 

1)  Ein  48jähriger  Former  hatte  vor  einem  Jahr  mehrere  Mouate 
lang  au  umfangreichen  Unterschenkelgeschwüren  gelitten.  Seitdem 
will  er  ein  blasses  Aussehen  behalten  haben.  Seit  5 Monaten  ist  er 
bettlägerig  und  wird  viel  von  Kopfschmerz,  Ohrensausen  und  Schwindel- 
anfällen  geplagt.  Auch  sind  die  Zähne  locker  geworden , und  seit 
einigen  Tagen  hört  und  sieht  er  schlecht.  Appetit  gut.  Patient 
sieht  wachsbleich  aus.  Milz  wenig  vergrössert.  Auf  den  Netzhäuten 


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Strickes;  FhImtzki,,  klinische  Mittheiluogeo.  681 

Hämorrhagien.  Das  Blut  erscheint  wässrig;  farblose  Blutkörperchen 
nicht  vermehrt,  die  rothen  blass  und  häufig  mit  atnyloiden  Fortsätzen 
versehen.  Sonst  keine  nachweisbare  Veränderung.  In  den  nächsten 
3 Monaten  schwindet  der  Appetit;  es  tritt  mehrmals  galliges  Erbrechen 
ein ; Patient  wird  völlig  theilnahmlos.  Tod  unter  Collapserscheinungen. 
Bei  der  Section  findet  man  eine  rnässig  vergrösserte  Milz.  Leber 
lehmfarben,  mit  verwischter  acinöser  Zeichnung.  Herzmuskel  klein, 
blass  und  fahl  aussehend.  (Die  mikroskopische  Untersuchung  der 
Orgaue  wurde  nicht  gemacht).  — 2)  Eine  60  jährige  Nähterin  kommt 
ohne  sichere  Anamnestica  zur  Aufnahme.  Die  Hautdecken  und  Schleim- 
häute sehr  blass.  Milz  massig  vergrössert.  Im  Blut  keine  Vermeh- 
rung farbloser  Blutkörperchen,  die  rothen  blass  und  klein.  Sonst 
keine  nachweisbare  Veränderung  der  Organe.  Patientin  delirirt  an- 
fänglich, wird  dann  aber  apathisch;  es  stellen  sich  geringes  Gedern 
an  Händen  und  Füssen  und  Skleralicterus  ein;  nach  14  Tagen  Tod. 
Aus  dem  Sectionsbefund  ist  hervorzuheben:  Fettherz,  Verfettung  der 
Nierenepithelieu  und  Leberzellen,  frische  Netzhauthümorrhagien ; im 
Knochenmark  zahlreiche  Gruppen  lymphoider  Zellen.  Im  einem  län- 
geren Expose  erklärt  sich  Vf.  für  den  von  Lebert  vorgeschlagenen 
Namen  der  essentiellen,  nicht  pernieiösen  (Hierher)  Anämie  und  stellt 
aus  der  Literatur  eine  Reihe  verwandter  Beobachtungen  zusammen. 

Eichborst  (Jena). 


Stricker,  1)  Einige  Bemerknngen  zur  Typltus  - Statistik  der 
Traube’schen  Klinik.  Cksritis-Atm.  i.  (1874).  a 292.  2)  (’asuistische 
Beobehtungen.  Das.  s.  soe. 

Friintzel,  Aus  der  Nebenabtheilung  für  innerlich  kranke  Männer 
und  Frauen  des  Charite-Krankenhauses.  D*s.  s.  337. 

1)  Die  Mortalität  im  Jahre  1874  betrug  15,09  pCt.  Die  Behand- 
lung bestand  im  ersten  Stadium  in  Bädern  von  28 — 18°  R.  zwei-  bis 
viermal  täglich  und  daneben  Eisblasen  wenn  die  Temperatur  (in  der 
Achsel;  Ref.)  über  39°  stieg,  Ernährung  mit  Milch,  Eiern,  Bouillon 
und  alcoholischem  Getränk.  Von  den  anderweitigen  therapeutischen 
Bemerkungen  ist  hervorzubeben,  dass  gegen  bedeutenden  Meteoris- 
irms,  zumal  wenn  derselbe  seinen  Sitz  im  Dickdarm  hat,  Entleerung 
der  Gase  mittelst  eines  in  den  Darm  eingeführten  Rohres  allenfalls 
unter  Zuhülfenahme  eines  leichten  Druckes  auf  die  Bauchdecken  oder 
der  Aspiration  empfohlen  wird.  Erst  wenn  dies  Verfahren  im  Stich 
lässt,  soll  man  in  dringenden  Fällen  mit  einer  PHAVAz’scheu  Nadel 
punktiren,  ein  Verfahren,  das  jedoch  in  Folge  der  oft  sehr  starken 
Verdünnung  der  Darm  wände  und  ihrer  verminderten  Elasticität  nicht 
ganz  ungefärlich  ist,  wie  zwei  unter  hinzugetretener  Peritonitis  tüdt- 
licb  verlaufene  Fälle  beweisen. 

2)  Die  casuistischer]  Beobachtungen  sind  1)  Nephritis  intcrstitialis 
im  zweiten  Stadium.  Während  bei  reichlicher  Diurese  unter  erhöhter 


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682 


Stricker;  FbIntzel,  klinische  Mittheilungen. 


Spannung  im  Aorteusystem  heftige  urämische  Convulsionen  auftret 
fehlen  dieselben  trotz  14 tägiger  fast  völliger  Anurie  und  hochgradiger 
Hydrämie,  als  durch  Herzverfettung  ein  Sinken  des  Blutdrucks  her- 
beigeführt war.  Einige  therapeutische  Bemerkungen.  2)  Pleuropneu- 
monie dextra  inf.  Pulsus  bigeminus.  3)  Bleiintoxication  mit  doppel- 
seitiger Neuroretinitis.  Zahlreiche  weisse  Flecken  im  Bereich  des 
Sehnerven  selbst  und  der  angrenzenden  Retina.  Vollkommene  Rück- 
bildung dieser  Affection.  4)  Hepatitis  mterstitialis.  Rapider  (tödt- 
licher)  Verlauf  innerhalb  6 Wochen.  Icterus  und  Retinalblutungen. 
5)  Drei  Fälle  von  Tuberculosis,  bei  denen  ante  mortem  Tuberkeln 
der  (Jhorioidea  nachgewiesen  werden  konnten.  Hierzu  kommt  nach- 
träglich noch  ein  vierter  Fall,  in  welchem  bei  täglicher  Untersuchung 
der  Augen  der  erste  Chorioidealtuberkel  5 Tage  vor  dein  Tode  ent- 
deckt wurde,  er  hatte  um  sichtbar  zu  werden  nur  12  Stunden  ge- 
braucht. 

F.’s  Mittheilungen  betreffen  1)  Typhus  exanth.,  wovon  20  Fälle 
behandelt  wurden  (Eisblasen  auf  den  Kopf  und  bei  Morgentemperatur 
von  40°  0.  Bäder  von  20°  R.)  und  3 starben.  F.  erwähnt  hierbei 
einen  schliesslich  an  Phthise  verstorbenen  Mann,  der  wiederholt  in 
einem  als  Infectionsheerd  bekannten  Hause  übernachtet  hatte,  1866 
an  Recurrens,  1868  an  Typh.  exanth.  und  1872  wieder  an  Recurrens 
erkrankt  war.  2)  Operative  Behandlung  des  Meteorismus.  Nach 
Seinen  in  11  Fällen  gesammelten  Erfahrungen  räth  F.  zur  Punktion 
des  Darmes  nur  bei  gleichzeitiger  Peritonitis,  wo  ohnehin  nicht  viel 
zu  verlieren  ist  und  allenfalls  die  Athraungsstörung  vermindert  wer- 
den kann,  ln  andereu  Fällen  kann,  falls  die  Spannung  gross  ist,  die 
Punktion  zu  einem  grösseren  Darmri6s  führen,  falls  die  Spannung 
gering  ist,  nichts  genützt  und  nur  geschadet  sverden.  3)  Einzelne 
Fälle  von  Ileotyphus.  Von  diesen  ist  einer  bemerkenswert!),  in  welchem 
bei  einem  bis  dahin  sehr  hoch  fiebernden  Kranken  die  Temperatur 
am  9.  Krankheitstage  nach  einem  Sprung  aus  dem  Fenster  plötzlich 
erheblich  sank  (von  41,2°  auf  37,9°)  und  bis  zur  schnell  eintretenden 
Genesung  niedrig  blieb.  4)  Delirien  beim  Rheumatismus  art.  acut, 
haben  nach  F.  ihre  Ursache  a)  in  Complication  mit  Del.  tremens, 
b)  in  übermässiger  Temperatursteigerung,  c)  in  einer  acut  sich  aus- 
bildenden Dehnung  der  Herzmuskulatur,  namentlich  des  linken  Ven- 
trikels, wie  sie  F.  in  4 Fällen  nachwcisen  konnte,  wo  sic  auf  keinen 
palpablen  anatomischen  Veränderungen,  namentlich  nicht  auf  Verfet- 
tung beruhte.  In  Folge  dieser  Dehnung  gelangt  nach  F.  nur  eine 
sehr  geringe  Menge  Blut  in  das  Aortensystem  und  es  kommt  in  dem 
durch  den  fieberhafteu  Proeess  ohnedies  in  seinen  Functionen  schon 
beeinträchtigtem  Gehirn  zur  Ischämie;  d)  in  einer  rasch  eiutretenden 
Verklebung  beider  Herzbeutelfläcben,  wodurch  ähnliche  Verhältnisse, 
wie  in  c),  geschaffen  werden.  5)  Therapie  de9  acuten  Gelenkrheu- 
matismus (nach  Davik’s  Methode).  6)  Pulsus  alternans  bei  einem 


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.SerliokPli.eb,  Sclerose  der  Seitenatränge. 


683 


grossen  irn  Verlauf  eines  acuten  Gelenkrheumatismus  entstandenen 
pericardialen  Exsudat  (mit  günstigem  Ausgang).  7)  Ein  Puls  hei 
zwei  Herzactionen  (bei  Stenose  des  Mitralostiums  mit  Insufficienz  der 
Aortenklappen).  8)  Systolischer  und  diastolischer  Ton  bei  der  Cru- 
ralis  ohne  hochgradige  Insulficienz  der  Aortenklappen  (der  Doppel- 
ton war  liier  dadurch  bedingt,  dass  neben  einer  massigen  Aortenin- 
sufticienz  zwei  aneurysmatiscbe  Erweiterungen  der  Aorta  bestanden). 
9)  Temperaturerniedrigung  bei  Alcoholintoxication  (in  oinem  Fall  bis 
auf  24,6°  C.  in  der  Achsel  und  dem  Rectum,  in  dem  anderen  tödt- 
lichen  bis  auf  23,8,  vgl.  Cbl.  1875,  911).  10)  Durch  Atropin  erzielte 
Heilresultate  (bei  übermässigen  Sebweissen,  vgl.  Cbl.  1873,  798)  und 
in  einem  hartnäckigen  Fall  von  Urticaria.  Senator. 


A.  Seeligmüller,  Einige  seltenere  Formen  von  Affectionen  des 
Rückenmarks.  I.  Sclerose  der  Seitenstränge  des  Rückenmarks 
bei  verschiedenen  Kindern  derselben  Familie.  Deutsche  medic. 

Wochenscbr.  1876.  No.  16  u.  17. 

Von  ganz  gesunden  Eltern  stammten  7 Kinder,  von  denen  3 
ebenfalls  ganz  gesund,  4 in  einer  ähnlichen  und  ganz  eigentümlichen 
Art  erkrankt  waren.  Die  wesentlichen  Symptome  dieser  Krankheit 
waren  eine  primäre,  allmählich  sich  entwickelnde,  motorische 
Schwäche,  der  erst  später  eine  ausgedehnte,  aber  gleichmässig  die 
Muskeln  befallende  Atrophie  folgte,  eine  permanente  Contractur  der 
atrophischen  und  gelähmten  Glieder,  welche  bei  Druck  und  auf 
Dehnung  schmerztet,  eine  bedeutende  Erhöhung  der  Sehneureflexe 
und  ein  schliessliches  Uebcrgreifen  der  Läbmungserscheinungen  auf 
vom  Bulbus  medullae  entspringende  Nerven.  Das  Irühera  Vor- 
handensein der  Lähmung,  der  die  Atrophie  erst  folgte,  die  Gleich- 
müssigkeit  der  letzteren,  welche  nicht  wie  bei  der  progressiven  Muskel- 
atrophie hier  und  da  vereinzelte  Muskeln  betraf,  die  Contracturen 
und  die  erhöhten  Sehnenreflexe,  alles  das  sprach  gegen  die  Annahme 
einer  progressiven  Muskelatrophie.  Vielmehr  stimmt  das  Krankheits- 
bild mit  der  zuerst  von  Charcot  (Cbl.  1874.  490.)  aufgestellten 
Krankheitsform  überein,  welche  von  dem  französischen  Autor  Sclörose 
laterale  amyotrophique  genannt  wurde  und  nach  welchem  als  der 
Sitz  der  Affection  ursprünglich  die  Seitenstränge  des  Marks,  mit 
späterem  Uebergreifen  des  Prozesses  auf  die  Vordersäulen  und  die 
Bulbusgebilde  angesehen  werden.  Das  Interesse  der  Beobachtung 
liegt  in  der  nahen  Verwandtschaft  der  vier  Kranken  (ätiologisch  ist 
die  Thatsache  vielleicht  von  Bedeutung,  dass  die  Mütter  der  beiden 
Eltern  rechte  Schwestern  waren)  und  der  grossen  Jugend  derselben, 
insofern  die  beiden  ältesten  Kinder  (Schwestern)  je  10  und  8 Jahre, 
das  dritte,  ein  Knabe  6%  und  das  letzte,  ein  Mädchen,  17»  Jahr 
alt  sind.  — Die  ausführlichen  Krankengeschichten  siehe  im  Original. 

Bernhardt. 


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684  Tilbcbt  Fox,  Morphem  Miykb  and  Fmtoatcn,  Amylnitrit. 

Tllbury  Fox,  On  morphaea  (Addison’s  Keloid).  Lancet  1376.1.  No.  34. 

Während  die  deutsche  Dermatologie  mit  dem  Namen  Morphaea 
die  bei  Lepra  auftreteuden  weissen  anästhetischen  Flecke  bezeichnet, 
kennen  die  Engländer  ein  ähnliches  Uebel,  welches  von  dem  Aus- 
satze ganz  unabhängig  ist.  Es  handelt  sich  um  kreisrunde  weisse, 
wie  polirt  aussehende  Stellen,  welche  leicht  erhaben  sind  und  einen 
röthlieben  Rand  haben,  der  stellenweise  kleinste  Bläschen  trägt.  Die 
Flecke  sind  weniger  empfindlich,  als  die  gesunde  Haut,  manchmal 
nahezu  unempfindlich.  Es  handelt  sich  anatomisch  um  eine  fibröse 
Entartung  der  Haut,  welche  oft  Drüsen,  Gefässe  und  Nerven  oblite- 
rirt.  Manchmal  tritt  vollständige  Resorption  ein,  oder  es  bleibt  dau- 
ernde Atrophie  zurück.  Besonders  wird  Nacken,  Brust,  Abdomen, 
Arme  und  Gesicht  ergriffen.  Meist  tritt  das  Uebel  einseitig,  selten 
symmetrisch  auf.  Es  kommt  bei  zarten  Frauen  vor  und  ist  manch- 
mal ein  frühes  Stadium  der  Sklerodermie.  Von  Vitiligo  unterscheidet 
es  sich  durch  den  Rand  und  die  Texturerkrankung,  wahrend  die  als 
Vitiligo  bezeichnete  Pigmentatropbie  auf  einer  sonst  ganz  normalen 
Haut  sieh  zeigt.  Die  Therapie  ist  eine  rein  roborirende.  o.  Simon. 


S.  Mayer  und  J.  Friedrich,  Ueber  einige  physiologische  Wirkungen 
des  Amylnitrit.  Arcb.  f.  exper.  Fatbol.  etc.  V.  S.  65. 

Um  die  bekannten  Fehlerquellen  bei  Einathmung  durch  die 
Nase  zu  vermeiden,  geschah  die  Application  stets  durch  die  Traeheal- 
canüle  und  je  nach  der  Dauer  der  Aufnahme  der  Dämpfe  werden 
schwache  (4—60  Sec.)  oder  starke  Dosen  (über  1 Min.)  unterschieden. 
Wie  Filehne  beobachteten  die  Vff.  stets  eiue  durch  das  Amylnitrit 
hervorgerufene  beträchtliche  Vermehrung  der  Pulsfrequenz.  Der  Er- 
klärung jenes  Autors,  wonach  das  Phänomen  zu  Staude  kommt  durch 
eine  Depression  des  Tonus  der  Vaguscentren  schliessen  sich  die  Vif. 
ebenfalls  an,  indem  sie  zur  Stütze  noch  einige  neue  Thatsachen  an- 
führen. So  hört  bei  Hunden,  die  Amylnitrit  erhalten  haben,  der 
Unterschied  in  der  Pulszahl  wahrend  der  In-  und  Exspiration  auf; 
wenn  ferner  bei  curarisirten  Thieren  durch  Aussetzen  der  künstlichen 
Athmung  starke  Verminderung  der  Herzschläge  in  Folge  der  durch 
das  dyspnoische  Blut  bewirkten  Reizung  der  Vaguscentren  eingetreten 
ist  und  man  nun  eine  geringe  Quantität  Amylnitrit  in  die  Jugular- 
vene  injieirt,  so  nimmt  die  Herzfrequenz  zu,  als  wären  die  Vagi  durch- 
schnitten. Grössere  Mengen  von  Amylnitrit  lahmen  das  Herz  selbst. 

Was  die  Blutdrucksenkung  durch  Amylnitrit  angcht,  so  gelang 
es  den  Vff.  einen  neuen  Beweis  für  die  Ansicht  Lacdeb  Bkuntons 
beizubringen,  dass  das  Mittel  direct  auf  die  Wandung  der  Gefässe 
wirkt.  Sie  machten  nämlich  das  Gehirn  und  die  Medulla  oblongata 
durch  die  Abscbneidung  der  Biutzufuhr  nach  der  Küssmaul-Tekseb- 
schen  Methode  fuDctionsunfähig,  so  dass  sämmtliche  von  diesen  Centren 


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Kococt. 


685 


vermittelten  Reactionseracheinungen  aufhörten.  Wurde  jetzt  Amylnitrit 
eingeblasen  so  sank  der  Blutdruck  noch  beträchtlich.  Einen  com- 
plementären  Versuch  stellten  Vff.  an,  um  zu  ermitteln,  ob  das  Nitrit 
auch  auf  die  vasomotorischen  Centren  wirkt.  Bei  einem  Kaninchen 
wurden  die  zu-  und  abführenden  Qefässe  des  Gehirns  unterbunden, 
nämlich  die  Art.  subcl.  dextr.  und  sinistr.  und  die  beiden  Vv.  cavae 
superiores,  und  darauf  in  die  eine  Carotis  Amylnitrit  eingespritzt,  oder 
damit  beladenes  Blut  aus  einer  Arterie  eines  zweiten  Kaninchens 
transfundirt;  der  Abfluss  wurde  durch  Anschneiden  einer  Vena  cava 
geschaffen.  Bei  diesen  Versuchen  trat  ein  Sinken  des  Blutdrucks 
nicht  ein,  doch  suspendiren  die  Vff.  den  entsprechenden  Schluss  weil 
die  Zahl  der  Versuche  (3)  eine  zu  geringe  war. 

Die  Respiration  sahen  die  Vff.  nach  massigen  Dosen  bedeutend 
frequenter  und  tiefer,  nach  starken  hingegen  flach  und  sehr  verlang- 
samt werden.  Es  bandelt  sich  hierbei  um  eine  directe  Wirkung  auf 
das  Athrnungscentrum.  Dass  die  Aenderung  in  der  Blutcircuiation 
nicht  jene  dyspnoische  Athmung  hervorruft,  beweist  ein  Versuch  mit 
Herabsetzung  des  Blutdrucks  durch  Reizung  der  Nn.  depressores.  In 
diesem  Fall  tritt  nur  hie  und  da  eine  geringe  Beschleunigung  der 
Athmung  ein,  obwohl  die  Blutdruckverminderung  grösser  ist,  als 
die  durch  Amylnitrit  hervorgebrachtc. 

Die  durch  das  Mittel  hervorgerufenen  Krämpfe  sind  nicht  Folge 
der  Circulationsänderung,  sondern  einer  directen  Reizung  der  betref- 
fenden Hirnparthien.  Das  Rückenmark  scheint  hierbei  nicht  bethei- 
ligt zu  sein. 

Nach  längerer  Einathmung  der  Aetberdämpfe  geratben  die  Thiere 
in  einen  Zustand  wo  der  Blutdruck  sehr  niedrig,  der  Herzschlag  und 
die  Atbembewegungen  langsam  aber  regelmässig  uud  die  peripheri- 
schen Nerven  sowie  die  Muskeln  gut  erregbar  sind.  Da  dies  Stadium 
längere  Zeit  (bis  zu  einer  Stunde)  andauert,  so  wird  es  sich  vielleicht 
für  manche  Versuche  verwerthen  lassen.  Schiffer. 


Ch.  Rouget,  Sur  les  terminaisons  nerveuses  dann  rappureil  61ec- 
trique  de  la  Torpille.  Compt.  reod.  xxxii.  s 917—919. 

Diese  Mittheilung  R's  ist  gegen  die  auch  vom  Sef.  vertretene  Anschauung 
Bahvibb's  (Cbl.  1876,  664)  gerichtet,  nach  welcher  die  Endverästeluug  der  Mo.  elec- 
trici  io  den  electrischeo  Platten  von  Torpedo  ausnahmslos  in  freie  Enden  übergebt, 
niemals  aber  die  Form  eines  geschlossenen  Netses  (Kölmsbb,  M.  Schcltib)  an- 
nimmt. Ala  sichere  Methode,  ein  stets  geschlossenes  Mettwerk  su  demonstriren, 
empfiehlt  B.  die  Anwendung  (coucentrirter)  Silberoitratlöaungeu  von  7 pCt.  auf  das 
frische  Gewebe. 

Zum  Schluss  erörtert  B.  die  Frage,  ob  Bbuab,  der  von  Babvikb  als  Gewährs- 
mann für  die  freie  Endigung  der  eiectrischeu  Merven  berangesogen  wird,  seiner  Zeit 
(vor  16  Jahren)  bereits  mit  ausreichenden  optischen  und  technischen  Hülfsmitteln 
▼ersehen  war,  tun  die  betreffende  Frage  wirklich  entscheiden  in  können.  B.  be- 
streitet dies  anf  Grund  der  ungenauen  Ansdrncksweise  des  BKuaa'schen  Textes. 

Bell  (Rom). 


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686 


Fbatscher.  Chatveac.  Bloch. 


C.  Fratseher,  Continuirliche  und  langsame  Nervenreiznng.  Hr 

Zeitschr.  f.  Natur w.  IX.  S.  J30. 

Im  Anschluß  au  die  Verbuche  von  Hf.iszmann  bat  F.  unter  Pbeyer's  Leitung 
neue  Versuche  mit  allmählich  ansteigenden,  chemischen  und  mechani- 
schen Heizen  an  euthirnten  und  unverletzten  Fröschen  angestellt  und 
bei  vorsichtigem  Verfahren  niemals  sensible  Heizung  dabei  erhalten.  Auch  die  all- 
mählich erfolgende  Quetschung  motorischer  und  sensibler  Nerven  bleibt  wirkungslos. 
Eine  Wiederholung  dt-r  HKiNZMANs'schen  Versuch«  mit  Veränderung  der  erwärmten 
Hautoberfläche  bestätigte  die  Angaben  H.’s  durchaus.  j.  Ko«emlui. 

A.  Chaureau,  Oe  l’excitation  unipolaire  des  uerfs.  Compt.  rend 
LXXX,  779,  824;  LXXX1,  1038,  1193. 

Cb.  hat  die  Wirkung  unipolarer  electriscber  Heizung  genauer  unter- 
sucht. Auf  einen  blossgelegten  oder  von  der  Haut  bedeckten  Nerven  wird  die  eiue 
punktförmige  Electrode  aufgesetzt,  während  die  andere  io  grosser  Ausdehnung  die 
Körperoberfläche  berührt.  Oder  auch  die  beiden  punktförmigen  Electroden  werden 
auf  zwei  verschiedene  Nerven  aufgesetzt  Mit  constauten  Strömen  von  einer  ge- 
wissen Stärke  ist  die  Wirkung  auf  die  motorischen  Nerven  au  beiden  Polen  gleich; 
schwächere  Ströme  wirken  am  negativeu  Pol  stärker,  stärkere  am  positiven  Pol. 
Auf  sensible  Nerveu  wirkt  umgekehrt  der  negative  Pol  starker  Ströme  mehr  als  der 
positive.  Die  Wirkung  des  positiven  Pols  auf  motorische  Nerveu  wächst  mit  Ver- 
größerung der  Stromstärke  entweder  proportional  der  letzteren  oder  mit  etwas  Ab- 
nehmendem Verhältnis»,  die  des  negativeu  Pols  wächst  anfangs,  um  dann  wieder 
abzunebmen;  für  sensible  Nerven  ist  alles  umgekehrt.  Diene  Aussagen  beziehen  rach 
alle  auf  die  Stromt-sschliessung.  Die  Oeffnuug  schwacher  Ströme  ist  am  positiven 
Pol  zuerst  wahrnehmbar,  sie  wachset*  mit  der  Stromstärke  bis  zu  einem  Maximum 
und  nehmen  dann  wieder  ab.  Der  negative  Pol  ist  zur  Oeffnungserregung  viel 
weuiger  geeignet;  ist  sie  eingetreten,  so  wächst  sie  mit  der  Stromstärke.  Iuductiom- 
ströme  von  geringer  Intensität  wirken  nur  am  negativen  Pol;  bei  Stromverstärkung 
tritt  auch  am  positiven  Pol  Wirkuug  auf,  beide  werden  bald  gleich  und  bleiben  so. 
nur  zuweilen  siebt  mau  den  positiven  Pol  etwas  wirksamer  werden.  Die  Höhe  der 
Zuckungen  erreicht  bald  ein  Maximum,  über  welches  sie  nicht  hinausgeht,  doch  wer 
deu  die  Coutractiouen  bei  weiterer  Stromverstärkung  zeitlich  verlängert. 

J.  Kosenthal. 

Bloch,  Experiences  sur  la  vitesse  du  courant  nerveux  sensitif 

de  l9 llOllime*  Arcb.  de  physiol.  1875.  No.  ß. 

13.  bestimmte  die  Fortpflanzungsgesch  win  digkeit  der  Erregung  io 
den  seusiblen  Nerven  mit  einer  Art  von  Scbeibenmyographion,  an  dessen  Um- 
fang ein  Federeben  befestigt  war,  dessen  Anstreifen  an  der  Haut  als  mechanischer  | 
Reiz  wirkt,  während  eiue  Bewegung  des  Zeigefingers  deu  empfundenen  Heit  mtr- 
kirte.  Er  verwirft  aber  diese  Methode  als  ganz  unzuverlässig , weil  darin  Gewub* 
nung  uni  Willkür  eine  Holle  spiele.  In  der  Tbat  erhielt  er  bei  Heizung  der  Hand  | 
kleinere  Werthe  als  bei  Heizung  des  Vorderarms  und  der  Nasenspitze.  Deshalb  be- 
nutzt er  eine  ganz  andere  Methode.  Wenn  dasselbe  Federeben  nacheinander  die 
zwei  Zeigefinger  berührte,  uud  das  Zeitintervall  verkürzt  wurde,  so  schienen  die 
beiden  Stöase  zuletzt  gleichzeitig  zu  sein.  Diese  Zeit  nennt  er  die  Persistentdauer 
der  Empfindung  (wäbreud  sie  doch  nur  die  Grenze  der  Empfindungsfähigkeit  für 
Zeitunterschiede  ist;  Ref.)  und  findet  sie  zu  7«  Secunde.  Wenn  uun  die  Berührung 
nicht  zwei  symmetrische  Stellen  trifft,  so  wird  jenes  Intervall  grösser.  Die  Differenz 
schiebt  13.  auf  die  Forderung  in  den  Nerven  und  findet  als  Geschwindigkeit  deo 
ungeheuren  Werth  vou  156  Meter  iu  der  Secunde-  J.  itoienthst 


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Ahflks.  Gerber  und  Birch-IIirschprld.  Dittel. 


687 


M.  Abeies,  Beitrag  zur  Lehre  von  den  sacchariiiciremien  Fer- 
nienten  Im  thierischen  Organismus,  wiener  med.  Jatirb.  1876.  2. 
(Vgl.  Cbl.  187U,  84). 

Vf.  beobachtete  in  völlig  zerkochtem  und  zuckerfreiem  Leberbrei  eine  Neu* 
bildung  von  Zucker,  als  er  ihn  über  Nacht  Stehen  lies«.  Durch  Ausziehen  der  ge- 
kochten Leber  mit  8alicylsäurelösuug  und  Fällung  mit  Alcobol  kounte  Vf.  das  Fer- 
ment weiter  isoliren.  Eine  Glycogenlösung  mit  dem  so  erhaltenen  Niederschlag  12 
bis  24  Stunden  in  Berührung  gelassen,  ging  vollständig  in  Zucker  über.  Die  Wir- 
kung wird  beeinträchtigt  durch  die  Gogeuwart  von  Alkalien  — auch  kohlensnuren 
— , aufgehoben  durch  Kochen.  Aoch  gekochte  Muskeln  enthielten  ein,  jedoch  weit 
schwächer  wirkendes  Ferment.  — Vf.  constatirte  weiterhin,  dass  Glycogon  in  die 
Venen  eingespritzt  Auftreten  von  Zucker  bewirkt,  führt  diese  Erscheinung  jedoch 
auf  die  gleichseitige  Wassereinführung  surück.  Für  diese  Deutung  spricht,  dass  die 
Menge  des  Zuckers  dem  eingeführten  Glycogen  nicht  entspricht  und  dass  subcutane 
Einspritzung  von  Glycogen  — iu  einem  Fall  wenigstens  — keine  Glycosurie  be- 
wirkte.   E.  SalkowiLi. 

Gerber  und  Birch-Hirschfeld,  Ueber  einen  Fall  von  Endocarditis 
ulcerosa  und  das  Vorkommen  von  Bacterien  bei  dieser  Krank- 
heit. Arch.  d.  Heilk.  XVII,  S.  208. 

Bei  einem  16jährigen  Mädchen  entstand  ein  Furunkel  auf  dem  Handrücken, 
3 Wochen  später  eine  rasch  letal  eudeude  ulceröse  Eudocarditis.  In  fast  allen  Or- 
ganen faudeu  sich  kleine  Herde,  besonders  iu  den  Glomerulis  und  den  IlKNLE’scben 
Schleifen,  in  denen  sich  Zoogloea  und  Kueelbacterien  nacliweisen  Hessen;  der  In- 
fectionsherd  lag  am  freien  Rande  der  ulcerirten  und  mit  dichtem  Bacterienraseu  be- 
setzten Räude  der  Mitralis.  Dass  es  sich  hier  nicht  um  Detritus  handele,  wie  Hii.lkr 
für  dergleichen  Fälle  au  nimmt,  suchen  Vff  1)  durch  die  deutlich  als  solche  erkenn- 
bare Zoogloeamasso  sowie  die  oft  zu  10  au  eiuander  gereihten  perlschnurartigen 
Bacterienketten , 2)  durch  die  Resistenz  der  fraglichen  Köruchenhaufen  gegen  Alco- 
bol, Aether  und  Kalilauge  und  3)  durch  Impfversucbo  darzuthuu.  Spuren  der  Auf- 
lagerung in  die  Cornea  von  Kanincbeu  geimpft  erzeugten  in  einem  Falle  Puuoph- 
tbalmitis,  in  einem  auderu  Hypopyoukeratitis  Die  Polemik  gegen  die  Hu.i.Ba’schen 
Auffassungen  berührt  sonst  nur  die  in  dieser  Frage  schon  öfters  discutiiteu  Argu- 
mente. Grawltz. 


L.  Dittel,  Leber  intraarticuläre  Verletzungen  am  Knie,  wiener 

med.  Jahrb.  1875.  8.  319. 

Die  Kreuzbänder  zerreissen  niemals  in  ihrer  Mitte,  könneu  aber  durch  ge. 
waltsame,  ihre  functionelleu  Grenzen  überschreitende  Bewegungen  voa  den  Femur, 
coudylen  abgesprengt  werden;  durch  Ueberstreckung  das  hintere,  durch  Ueberbeugung 
das  vordere.  Die  8eitenbäuder  können  durch  Hyperabduction  oder  llyperadductioo 
zerrissen  oder  abgelüst  werden,  sowohl  vom  Femur  als  von  der  Tibia;  im  ersteren  Falle 
mit  Abhebung  einer  Knocbeuscbaale,  im  letzteren  mit  Abhebung  des  entsprechenden 
Meniskus.  Sie  bleiben  intact  bei  jeueu  lusulten,  welche  die  Läsion  der  Kreuzbänder 
erzeugen. 

Bei  gewaltsamer  Verschiebung  der  stark  gebeugten  Tibia  nach  vorn  lost  sieb 
das  vordere  Kreuzband  vou  der  Tibiaiusertion  uud  nimmt  dabei  constant  die  Emi- 
neutia  intercondyloidea  saramt  der  benachbarten  Knochencorticalis  mit.  Verschie- 
bung der  gebeugten  Tibia  nach  hinten  bewirkt  Abreiasung  des  hinteren  Kreuzbandes 
mit  einem  daran  hängenden  Kuochenstücke  vou  der  Tibia. 

Bei  jugendlichen  Individuen  mit  noch  uicbt  fertigem  Knoobenwachsthum  setzen 
dieselben  Gewalten  nur  Läsionen  iu  den  Knorpelfugen  bei  Intacterhalluog  des 
Bandapparates. 


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688 


Ralfe.  Raymond.  Browm-S£qcard. 


Die  diagnostischen  Bemerkungen  und  eine  sehr  seltene  vorstehende  Versuche 
illnstrirende  Krankengeschichte  siebe  im  Original.  Willi.  Koch. 


Ralfe,  A case  of  tertian  ague,  with  aualysis  of  arine  of  the 
febrile  and  non -febrile  days.  Med.  Times  & 6».  istg.  i.  n0.  1334. 

Ein  S3jäbr.  Mann,  seit  einigen  Tagen  an  Intermittens  tertiana  leidend,  schied  an 
einem  fieberfreien  Tage  ans:  2600  Cc.  Urin  mit  .-Säure  1,01  (Oxalsäure?  Ref.),  Harn* 
Stoff  60,4,  Chlor  4,68,  Schwefelsäure  1,8,  Pbosphorsäure  2,3  Grm.  An  dem  folgen* 
den  (Fieber-)  Tage  ergab  sich  folgendes  Verhalten  des  Harns: 


Zeit 

Tempel. 

Fabrenb. 

Menge 

Ccm. 

Harn- 

stoff. 

Chlor. 

i £ 
JE  4 

u * 

00 

iL 

J • 

2 • 

c. 

Vor  dem  Anfall  4 — 7 '/*  Uhr  früh 

Norm. 

66 

1,66 

0,116 

0,078 

0,15 

Frost  7'/.-8  Uhr  10  Min. 

104,4 

193 

4,36 

0,936 

0,156 

0,10 

Hitze  8 Uhr  10  Min.  bis  10  Uhr 

106,0 

78 

1,86 

0,874 

0,046 

0,09 

Scbweiss  10 — 12  Ubr 

103,8 

60 

1,68 

0,144 

0,102 

0,08 

Desgl.  12—4  Ohr  23  Min. 

103,6 

89 

2,16 

0,267 

0,071 

0,09 

Remission  bis  4 Ubr  früh 

98,6 

86 

1,19 

0,127 

0,034 

0,11 

Mittags  (in  der  5.  Periode)  genoss  er  ein  wenig  Fleisch;  über  die  sonstige 
Ernährung  ist  nichts  bemerkt.  Vom  folgenden  Tage  ab  nahm  er  Chinin  und  blieb 
fieberfrei.  Der  nach  dem  Fiebertag  gelassene  Urin  betrug  2380  Ccm.,  Säure  2,3. 
Harnstoff  49,9,  Chlor  7,8,  Schwefelsäare  1,7  (?),  Pbosphorsäure  2,6  Grm.  Senator. 

Raymond,  Note  sur  les  arthropathies  de  l’ataxie  locomotrie«. 

Ga«,  mdd.  1876.  No.  8. 

Guter  Vorzeigung  einiger  im  Verlaufe  der  Tabes  erkrankt  gewesener  Gelenke 
und  Knochen  betont  R.  den  hier  zu  beobachtenden  Process  der  Atrophie»,  und  der 
Zerstörnng,  welcher  besonders  die  borvorspringendeu  Tbeile  betrifft.  — Von 
osteopbytiacben  Auflagerungen  ist  diese  Atrophie  (wie  z R.  die  gewöhnliche 
Arthritis  deformen»)  nicht  begleitet:  auch  verlieren  bei  letzterer  Aflection  die  ein- 
zelnen Tbeile  uicbt  so  gans  nnd  gar  ibre  Form,  wie  bei  der  tabiachen.  Bei  dieser 
sind  auch  die  Ligamente  als  solche  verschwanden,  dichtet  Bindegewebe  ist  an  ihre 
8telle  getreten;  die  den  Knochen  direct  anliegenden  Muskeln  sind  atropbirt  nnd  ent- 
weder fibrös  oder  fettig  entartet.  Die  Flüssigkeit  in  einem  der  erkrankten  Gelenkt 
bestand  ans  einem  rüthlicben  Serum,  in  welchem  in  geringer  Anzahl  weisse  und 
rothß  Blntkörpercben  und  einige  Hümatoidinkrystalle  sieb  befanden.  Salpetersäure 
nnd  Hitze  füllten  Eiweiss  in  bedeutender  Menge  ans.  Bernhardt 

Brown- S^quard,  Des  alttfrations  qui  surviennent  dans  la  mo- 
qneuHß  de  l’estomac,  cons6cuti?ement  anx  lesions  cdräbrales. 

Progr&s  tndd.  1876.  No.  8. 

Erweichungen  und  Ulcerationen  der  Magenschleimhaut  entstehen  nach  Ver- 
letzungen des  Corp.  Striatum,  der  Hirnscbenkel  oder  dee  Rückenmarke;  HSmorrbsgieo 
dagegen  meist  nur  uscb  Verletzung  eines  Punktes  der  Brücke,  an  der  Insertioei- 
•telle  des  mittleren  Kleinhirnschenkels.  Auch  erfolgen  die  Hümorrbagieo  nicht  durch 
Lähmung  vasomotorischer  Nerven:  im  Gegentheil  es  contrabiren  sieb  Arterien  und 
Venen,  das  Blut  staut  in  deu  Capillareu,  welche  dann  zerreissen.  Bernhardt 

Einsendungen  für  da«  Central  bl  aU  wollt»  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Prof.  Senator, 
Barlin,  (N.)  Krausnickstrawe  S4,  nnd  Professor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Belächln**)  ■» 
dla  Verlagshandlnng,  Berlin  (N.-W4.  unter  den  Linden  68,  adressiren. 

Verlag  von  Angnst  Hirsch  wald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Harmann  in  Berlin. 


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Wfiehentlteh  erscheinen 
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de«  Jahrgang«  Titel,  Na- 
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Centralblatt 

ftir  die 


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gen and  Poetanst alten. 


medicinischen  Wissenschaften. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

ProfeMor  Id  Erlügen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Profeieor  In  Berlin. 


1876.  93.  September.  No.  39* 


Inhaiti  Fkindbro,  Eioflu»»  der  Hautreize  auf  den  Organismus  (Orig.-Mitth.).  — 

Goloi,  Structur  de»  Bulbus  olfactorias. — Dmciiiel;  Hornii.m,  Car- 
baminsäarc  im  Blut.  — Banks,  iDtraarticulärer  Druck  im  Knie.  — Israel,  Fremd- 
körper in  der  Paukenhöhle.  — Flusch  mann,  obroniscbe  Spitieupnenmonie  der 
Kinder.  — Biembb,  Argyrie.  — 

Scolosgboff,  Nachweis  von  Arsenik  in  den  Geweben.  — Beil,  angeborene 
Pnlmonaleteoose.  — Esoff,  Uribilin  im  Harn.  — Fbltz  und  Rittbb,  Gallen- 
farbstoffe und  Galleneäuren  im  Blut  und  Urin.  — Callsndbr,  Wundbehandlung.  — 
Amburobr,  Bedeutung  des  Alreolarepitbels  im  Spntum.  — Cholsilkf,  Lttb- 
mnug  im  Woebenbett  — Mauna»,  Convulsionen  bei  RuakenmarkaerkrRukuug.  — 
Dcncan,  Dammriss.  — 


lieber  mechanische,  chemische  und  electrische  Irritation  der  Haut 
und  ihren  Einfluss  auf  den  thierischen  Organismus. 

Vorläufige  Mittbeilung  von  Dr.  Feinberg  aus  Kowno,  Russland. 

Im  Jahre  1873  veröffentlichte  ich  im  VlRCHOw’schen  Archive  und 
im  Centralblatte  desselben  Jahres  eine  Abhandlung  Uber  Ueberfirnis- 
sung  der  Thiere,  in  der  ich  die  Anschauung  geltend  machte,  dass 
der  Firniss  einen  Heiz  auf  die  sensiblen  Hautnerven  austtbe,  wodurch 
Reflex  auf  die  vasomotorischen  Centren  und  Qefiisslähmung  erfolge.  — 
Uro  dieser  Anschaung  mehr  Halt  zu  geben  unternahm  ich  gleich 
darauf  eine  Reihe  von  Experimenten  mit  Application  chemisch  - rei- 
zender Stoffe  auf  die  Cutis  und  mit  Electricität.  In  allen  diesen 
Fällen  bekam  ich  Krankheitsbilder  und  pathologisch-anatomische  Lä- 
sionen, die  in  nichts  von  denen  nach  Ueberiirnissungen  differiren. 
In  der  Mehrzahl  der  Fälle  wurde  vor  Application  der  Heize  die  Tem- 
peratur unter  der  Haut  und  im  Rectum  notirt  und  mit  der  nach  er- 
folgter Operation  constatirten  verglichen.  In  allen  Fällen  fand  ich 
die  subcutane  Temperatur  um  1 — 2°,  seltener  um  0,6 — 0,8°  niedriger 
als  die  Rectaltemperatur.  Die  Reize,  Ueberiirnissungen , chemisch- 
reizende Stoffe,  wie:  spirituöse  Einreibungen,  Tinct.  caps.  anni,  Sol. 
arg.  nitr , schwache  und  concentrirte  Salzlösungen,  deren  Temperatur 
XIV.  Jahrgaug.  44 


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690  Fkihukuo.  Einfluss  der  Hautreite  auf  den  Orgtniemm.  ' ' 

der  Hauttemperatur  gleich  harn,  müssen  je  nach  den  ErschemiuN^H 
zu  denen  sie  Anlass  geben,  in  drei  Kategorieen  getheilt  werdap; 
1)  schwache,  auf  beschränkte  Hautpartieen  localisirte  Reize,  2)  mittel- 
starke, welche  grössere  Hautflächen  einnehmen  und  3)  intensive  Ir- 
ritationen, die  die  ganze  Cutis  affioiren. 

Reize  erster  Kategorie  bringen  momentan  eine  Temperaturen 
kung  um  mehrere  Grade  unter  der  gereizten  Cutis  hervor,  die  bald 
einer  Temperaturerhöhung  Platz  macht  und  mehrere  Stunden  anhält. 
Die  Temperatur  aller  anderen  nicht  gereizten  Hautpartieen  und  die 
Rectaltemperatur  bleibt  auf  derselben  Höhe,  wie  vor  der  Operation, 
oder  zeigt  eine  unbedeutende  Senkung  um  einige  Zehntel,  eine  Er- 
scheinung, die  bei  geknebelteu  oder  längere  Zeit  festgehaltenen 
Thieren  sehr  häufig  ist.  Die  Respiration  und  Herzthätigkeit  werden 
beschleunigt.  Sonst  bietet  das  Thier  nichts  Abnormes  dar,  und  nach 
kurzer  Zeit  verschwinden  auch  diese  Erscheinungen. 

Reize  zweiter  Kategorie  bringen  constant  Temperatursenkung  um 
mehrere  Grade  hervor,  sowohl  im  Rectum  als  auch  unter  der  Bant, 
wobei  die  Differenz  beider  nicht  selten  verschwindet.  Die  Respira- 
tion und  Herzthätigkeit  sind  sehr  beschleunigt;  die  Thiere  liegen  er- 
schöpft, unbeweglich,  oder  machen  fruchtlose  Anstrengungen  dec 
Körper  fortzubewegen.  In  den  Rückenmuskeln  werden  fibrilläre 
Zuckungen  beobachtet.  Nach  verschieden  langer  Zeit,  meistens  nach 
6 — 8 Stunden  erfolgt  Temperaturerhöhung  im  Rectum  und  unter  der 
Haut,  wobei  letztere  nicht  selten  die  Rectaltemperatur  übersteigt  oder 
nur  um  1 — 2 Zehntel  niedriger  sich  herausstellt.  Mit  der  Temperatar- 
steigerung verschwinden  alle  krankhaften  Erscheinungen  des  Thieres. 
Manchmal  aber,  nach  kürzerer  oder  längerer  Zeit  tritt  wieder  Tem- 
peratursenkung  ein,  fast  in  allen  Fällen  mit  Abnahme  der  Respira- 
tionsfrequenz  und  gleich  darauf  ein  Kräfteverfall  mit  zahlreichen 
schweren  krankhaften  Erscheinungen,  die  bei  den  Reizen  dritter  Ka- 
tegorie erwähnt  werden  sollen,  und  die  zum  Tode  führen.  Solcher 
Collapsus  tritt  meistentheils  nach  partiellen  Ueberfirnissungen  und 
mittelstarken  chemischen  Reizen  ein,  falls  letztere  eine  ganze  Körper- 
hälfte einnehmen,  oder  längs  der  Wirbelsäule  angebracht  sind,  sel- 
tener nach  electrischen  Reizen. 

Nach  Reizen  dritter  Kategorie  erfolgt  augenblicklich  ein  starker 
Kräfteverfall,  die  Temperatur  unter  der  Cutis  und  im  Rectum  ist  er- 
heblich gesunken,  die  Motilität  ist  vollständig  vernichtet,  Hautsenn 
bilität  verringert  oder  aufgehoben,  Muskelsinn,  Refiexvermögen  ver- 
loren, Respirationsfrequenz  gesunken,  Herzthätigkeit  gebrochen,  alle 
Excretionen  aufgehoben.  Dann  kommen  klonische  und  tonische 
Krämpfe,  nicht  selten  Tetanus;  das  Thier  liegt  in  halb  soporösem  Zu- 
stande. Die  Anästhesie  schlägt  manchmal  in  partielle  oder  totale 
Hyperästhesie  um  und  die  Reflexerregbarkeit  wird  übermässig  ge- 
steigert . Respiration  und  Temperatur  nehmen  stetig  ab,  nicht  selten 


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Feüibcrq,  Einflu««  der  Hsutreice  anf  den  Organismus 


691 


tritt  Cheyne-Stokes  Respirationsphänomen  auf,  das  Tbier  collabirt 
immer  mehr.  Der  Harn  sparsam,  fast  constant  eiweisshaltig , der 
Stuhl  verstopft  oder  diarrhoisch  und  bei  einer  Temperatur  von  22° 
bis  20°  C.  tritt  der  Tod  ein.  — 

Die  pathologisch-anatomischen  Veränderungen  sind  nach  Ueber- 
firnissungen  der  Thiere,  chemisch-reizenden  Stoffen  und  Electricitäts- 
anwendung  auf  der  Cutis  vollständig  identisch.  Die  subcutanea  Ge- 
fässe  sind  injicirt,  manchmal  ist  Oedem  vorhanden,  Lungengefasse 
von  Blut  strotzend , sehr  häufig  thrombosirt,  die  Pleura  pulmonalis 
manchmal  von  kleinen  Eccbymosen  durchsetzt.  Herz  dilatirt,  Vor- 
höfe mit  schmierigem,  schwarzem  Blute  strotzend  erfüllt,  enorm  aus- 
gedehnt; linker  Ventrikel  enthält  wenig  Blut  und  wenige  kleine  Ge- 
rinnsel, das  rechte  Herz  immer  grössere  Mengen  schwarzen,  mit  Ge- 
rinnseln untermischten  Blutes,  llerzsubstanz  von  injicirten  Gefässen 
durchzogen,  Leber  gross,  blutreich;  die  interlobulären  und  Central- 
venen dilatirt,  die  Zellen  ineistentheils  im  Zustande  trüber  Schwellung. 
Ma  genschleimhaut  von  kleineren  und  grösseren  Extravasaten  durch- 
setzt. Die  .Mesenterialveuen  von  Blut  strotzend,  Schleimhaut  des 
Danncanals  meistentheils  catarrhaligch.  Nieren  sehr  blutreich,  Kapsel 
leicht  abstreifbar,  Oberfläche  gleichroässig  dunkel  gefärbt.  Schnitt- 
fläche zeigt  Schwellung  der  CorticaLubstanz,  Streifung  derselben, 
Prominenz  der  Glomeruli.  Mikroskopische  Untersuchung  ergiebt:- 
Hyperämie  der  zu-  und  abführenden  Gefässe  der  Glomeruli,  trübe 
Schwellung  der  Epitlielien.  Blase  stark  ausgedehnt,  Schleimhaut  in- 
tact  oder  catarrhalisch.  Muskeln  und  periphere  Nerven  von  injicirten 
Gefässen  durchzogen.  Meningen  des  Gehirns  und  Rückenmarks  in- 
jicirt, nicht  selten  auch  die  graue  Substanz  des  Hirnmarks  und  der 
Medulla  ohlongata.  — 

Die  Erklärung  der  geschilderten  Ergebnisse  kann  nur  geschehen 
auf  Grund  der  gegenwärtigen  Anschauungen  über  die  Wärmeregu- 
lation im  thierischen  Organismus  und  der  Untersuchungsresultate  der 
bewährtesten  Forscher,  die  nacbgewiesen  haben,  dass  Reizung  sen- 
sibler Nerven  auf  reflectorischera  Wege  Blutdrucksteigerung  liervor- 
rufe  in  Eolge  einer  Contraction  der  kleinsten  Arterien.  Nach  Goltz, 
Vdlpian,  Schlesinger  und  Nussbaum  sind  die  Gelässcentren  längs 
des  ganzen  Rückenmarks  vertheilt;  die  Gefässe  (Goltz,  Ostboumoff, 
Heidenhein,  Gergens  und  Werber),  mit  Ganglien  versehen,  die  durch 
Vasomotoren  und  Hemmungsfasern  mit  den  Gefässcentren  im  Rücken- 
marke in  Verbindung  stehen.  Die  peripherischen  Gefässganglien  be- 
sitzen die  Fähigkeit  den  Gelässtonus  auch  nach  Wegfall  des  Rücken- 
marks noch  theilweise  zu  erhalten;  die  Vasomotoren  wirken  im  Sinne 
einer  Verstärkung  des  Gefässtonus,  die  Hemmungsfasern  im  Sinne 
einer  Schwächung  desselben. 

Trifft  eiu  schwacher  Reiz  eine  beschränkte  Hautpartie,  so  tritt 
momentan  eine  Geffissvercngerung  mit  bald  darauf  folgender  Dilata- 

44* 


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692 


FnitagRQ,  Einfluss  der  Hautreiie  suf  den  Organismus. 


tion  der  Gefässe  an  der  gereisten  Hautatelle  ein,  daher  die  augen- 
blickliche Teraperatursenkung  mit  der  bald  darauf  eintretenden  Tetn- 
peraturateigerung.  Die  Temperatur  der  nicht  gereisten  Hautpartieen 
und  die  dea  Rectum  bleiben  unverändert,  was  als  Beweis  gelten  kann, 
dass  der  Reis  die  peripheren  Apparate  getroffen,  ohne  auf  die  Cen- 
tren  im  Rückenmarke  sich  reflectirt  zu  haben.  Da  bekanntlich  die 
Vasomotoren  ihre  Erregbarkeit  leichter  einbüssen,  so  treten  bald  die 
Hemmungsfaaern  in  Function  und  erweitern  die  Getässe.  Wirkt  ein 
mittelstarker  Reiz  auf  eine  grössere  Hautfläche,  so  tritt  eine  Tempe- 
ratursenkung um  mehrere  Grade  ein  unter  der  gereizten  Cutis  und 
im  Rectum.  Die  gesunkene  Rectaltemperatur,  die  auf  eine  Contrac- 
tion  der  kleinsten  Arterien  der  Unterleibseingeweide  deutet,  kann  nur 
durch  Reflexe  auf  die  im  Rückenmarke  gelegenen  Gcfässcentren  ent- 
standen sein.  Da  der  Reiz  in  solchem  Falle  sowohl  die  Gefässgan- 
glien  als  auch  die  Gefässcentren  im  Rückenmarks  trifft,  so  muss  der 
Effect  eine  intense  Gefässverengerung  sein,  die  äusserlich,  wahrschein- 
lich auch  innerlich,  auf  das  gereizte  Gebiet  sieb  beschränkt.  Die 
oberhalb  oder  unterhalb  der  gereizten  Hautstellen  gelegenen  Haut- 
partieen zeigen  fast  normale  Temperatur.  Mit  dem  Nachlasse  des 
Reizes  in  den  Geffissccntren  des  Rückenmarks  müssen  die  Hemmungs- 
fasern das  Uebergewicht  erlangen,  und  Gefässdilatation  mit  Tempe- 
raturerhöhung eintreten.  Bei  den  Reizen  dritter  Kategorie,  die  die 
ganze  Haut  treffen,  werdeu  alle  Gefässcentren  sehr  stark  gereizt 
Die  Temperatur  unter  der  Haut  und  im  Rectum  sinkt  sehr.  Die 
Gefässverengerung  ist  eine  allgemeine  geworden  und  der  plötzliche 
Eintritt  derselben  muss  dem  linken  Herzventrikel  unübersteiglicbe 
Hindernisse  bereiten,  er  wird  inauificient.  Gleichzeitig  gesellt  sich 
eine  unzureichende  Blut-  und  Sauerstoffzufuhr  zum  Respirationscentrum 
hinzu,  wodurch  seine  Erregbarkeit  sich  verringert,  die  Respirations- 
frequenz sich  vermindert,  bald  Stase  iu  den  Lungencapillaren  eintritt 
und  die  Leistungsfähigkeit  des  rechten  Ventrikels  auch  herabgesetzt 
wird.  Die  Herzthätigkeit  muss  erlahmen,  die  Stase  eine  allgemeine, 
über  alle  Organe  verbreitete  werden.  Bald  tritt  eine  Kohlensäure- 
intoxication  ein,  die  bekanntlich  einen  Reiz  für  die  vasomotorischen 
Centren  abgiebt,  wodurch  der  Reizzustand  derselben  continuirlich 
unterhalten  wird.  Die  Erlahmung  der  Herzthätigkeit  erfolgt  nicht, 
so  lange  es  noch  Gefässterritorieu  giebt,  in  denen  die  Circulation 
nicht  gehemmt  ist.  Ist  aber  der  Reiz  ein  permanenter,  wie  nach 
Ueberfirnissungen,  chemisch-reizenden  Stoffen,  die  eine  Körperhäifte 
einnehmen,  oder  längs  der  Wirbelsäule  angewendet  wird,  so  erfolgt 
nicht  selten  später  eine  Verbreitung  der  Irritation  auf  die  noch  intact 
gebliebenen  Gefässcentren  und  die  Herzthätigkeit  wird  insuffleient 
Letztere  bringt  hochgradige  Stockung  in  allen  Organen,  nicht  minder 
in  der  Pfortader  hervor,  bedingt  die  Dilatation  der  interlobulären 
und  Centralvenen,  die  Extravasate  auf  der  Magenschleimhaut  und  alle 


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Goloi,  Structnr  des  Bulbus  olfactorius. 


693 


übrigen  genannten  Erscheinungen.  Durch  die  Blutstockung  in  den 
Nieren  ist  die  Veränderung  der  Epithelien  und  die  Albuminurie  be- 
dingt. Diese  allgemeine  Blutstase  muss  den  Stoffwechsel  fast  voll- 
ständig vernichten,  die  Wärmeproduction  aufs  Minimum  berabsetzen, 
daher  die  schnell  fortschreitende  Abkühlung  der  Thiere. 

Die  übermässige  Reizung  aller  peripheren  seusiblen  Nerven 
muss  einerseits  ihre  Leistungsfähigkeit  herabsetzen,  andererseits  eine 
Hemmung  der  spinalen  Reflexe  bedingen;  daher  die  vollkommene 
oder  unvollkommene  Anästhesie,  die  verminderte  oder  aufgehobene 
Reflexerregbarkeit,  die  Harnretention,  Stuhlverstopfung  etc.  Später, 
wenn  die  Acuität  des  Reizes  abnimmt,  schlägt  die  Anästhesie  in  to- 
tale oder  partielle  Hyperästhesie  um,  die  Reflexerregbarkeit  steigt, 
die  Harnretention  aber  bleibt  permanent.  Wahrscheinlich  sind  die 
Reflexcentren  im  Lendentbeile  des  Rückenmarks,  die  die  Harnent- 
leerung regnliren,  erschöpfbarer  als  die  übrigen,  erholen  sich  nicht 
so  rasch,  indess  der  Tod  eintritt,  oder  die  anfängliche  Harnretention 
wird  später  durch  den  halb-soporösen  Zustand  der  Thiere  unterhalten. 
Die  klonischen  und  tonischen  Krämpfe  können  durch  Verbreitung  des 
Reizes  von  der  hintern  Rückenmarkshälfte  und  den  Oefässnervencen- 
tren  auf  die  motorische  Hälfte  bedingt  sein,  oder  sind  Folge  der 
Stase  in  den  Gefäsaen  der  Meningen,  manchmal  auch  der  grauen 
Substanz  des  Halsmarks  und  der  Medulla  oblongata.  — 

Alle  diese  Versuche  sind  an  Kaninchen  angestellt  worden,  deren 
Organismus  wenig  widerstandsfähig  ist,  daher  ich  letztens  die  Ver- 
suche beim  Menschen  und  Hunde  wiederholt  habe.  Das  Ergebuiss 
dieser  noch  geringen  Zahl  von  Versuchen  ist  mit  dem  bei  Kaninchen 
übereinstimmend,  nur  dass  bei  Menschen,  bei  denen  nur  schwache 
allgemeine  oder  partielle  Reize  angewendet  werden  können,  wie  leichte 
Salzbäder  von  Hauttemperatur,  spirituöse  Einreibungen,  Bepinselun- 
gen beschränkter  Hautstellen  mit  dem  electriscben  Pinsel,  die  initiale 
Gefässcontraction  von  verschwindend  kleiner  Dauer  ist  und  bald  der 
Temperaturerhöhung  Platz  macht.  Beim  Hunde  aber  ist  die  anfäng- 
liche Gefässcontraction  eine  länger  dauernde. 

Ueber  die  Resultate  von  Anwendung  mittelstarker  und  intenser 
Reize  beim  Hunde  kann  ich  noch  nicht  berichten.*) 


C.  Golgi,  Sulla  flna  struttura  dei  Bulbi  olfattorii. 

1876.  8.-A.  23  Slo.  8°.  1 Taf. 

Im  Gegensätze  zu  den  früheren  Autoren  (Clabke,  Henle,  Met- 
KEBT),  welche  auf  Querschnitten  des  Bulbus  olfactorius  6 — 8 ver- 


*)  Mittlerweile  iat  ein  junger  Hand,  bei  dem  starke  Reise  auf  die  Cutis  an- 
gewendet worden,  mit  dem  Tode  abgegangen  und  der  Sectionabefund  stimmt  voll- 
ständig mit  dem  bei  Kauiocben  fiberein. 


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694 


Qolo),  Struotur  des  Baibus  olfsctoria«. 


schiedene  Schichten  unterschieden,  erkennt  0.  als  durch  wirkliche 
histiologische  Unterschiede  berechtigt  nur  drei  Schichten  an,  nämlich: 

1)  Eine  dünne,  äussere  Schicht  von  weissgrauer  Farbe,  beste- 
hend aus  den  Bündeln  peripherer  Nervenfasern  des  N.  olfactorius, 
welche  vou  der  Lamina  cribrosa  aus  in’s  Parenchym  der  Bulbi  ol- 
factorii  eindringen. 

2)  Eine  mittlere  Schicht  grauer  Substanz,  ähnlich  der  grauen 
Substanz  der  Hirnrinde;  sie  besteht  gauz  vorzugsweise  aus  sehr  reich 
verästelten  Ganglienzellen  und  nur  zum  kleinsten  Theil  aus  inter- 
stitiellem Bindegewebe. 

3)  Eine  innere  Schiebt  weisser  Substanz,  vorzugsweise  gebildet 
aus  Nervenfaserbündeln,  welche  aus  dein  Tractus  olfactorius  hervor- 
gehen und  den  Weg  nach  der  grauen  Substanz  hin  einschlagen. 

Die  erste  Schicht  G.’s  bietet  in  ihrem  Bau  weiter  nichts  Eigen- 
tbümlicbes.  — Complicirter  sind  dagegen  die  anatomischen  Verhält* 
niese  in  der  mittleren  grauen  Schicht.  Diese  wird  nach  der  Peri- 
pherie gegen  die  äussere  Schicht  bin  begrenzt  durch  die  mehr  oder 
minder  regelmässig  in  einfacher  und  mitunter  auch  doppelter  Lage 
angeordneten  Glomeruli  oifactorii;  nach  dem  Centrum  (gegen  die 
dritte  innere  Schicht  hin)  wird  sie  abgegrenzt  durch  grosse  Ganglien- 
zellen, welche  ganz  ebenso  wie  die  PüRKiNJE’schen  Zellen  des  Klein- 
hirns eine  einfache  Zone  bilden.  Zwischen  dieser  Zone  und  der  aus 
den  Glomeruli  oifactorii  gebildeten  peripheren  Randzone  wird  die 
ganze  Dicke  der  mittleren  Schicht  noch  von  gangliösen  Elenaenten 
verschiedener  Art  bevölkert. 

Ueber  die  nach  Art  der  PuBKlNJE’schen  Zellen  an  der  Grenze 
seiner  zweiten  und  dritten  Schicht  in  regelmässiger  Reihe  angeord- 
neten  grossen  Ganglienzellen  macht  G.  folgende  Angaben:  ihre  Grösse 
ist  nicht  unbeträchtlich,  indem  manche  von  ihnen  den  Dimensionen 
der  grössten  Pyramidenzellen  der  grauen  Hirnrinde  nichts  Dachgeben. 
Ihre  gewöhnliche  Form  ist  ungefähr  die  eines  unregelmässigen  Drei- 
ecks. Ausnahmslos  sind  sie  so  orientirt,  dass  der  spitzeste  Winkel 
dieses  Dreiecks  gegen  das  Innere  des  Bulbus  olfactorius  gerichtet 
ist.  Dieser  spitzeste  Winkel  verlängert  sich  in  einen  Achseucylinder- 
fortsatz,  während  von  der  gegenüberliegenden  Seite  und  Winkeln 
verästelte  Fortsätze  ausgehen.  Der  Achsencylinderfortsatz  erscheint 
Stets  platt  und  homogen  und  zeigt  nicht  weit  von  seinem  Ursprünge 
von  der  Zelle  gewöhnlich  eine  leichte  Einschnürung  oder  Krümmung; 
niemals  sah  G.  ihn  sich  in  der  charakteristischen  Weise  verästeln, 
wie  er  es  von  dem  Achsencylinderfortsatz  der  PuKKiNJK’schen  Gan- 
glienzellen beschrieben  hat  (Cbl.  1874,  694).  Die  verästelten  Fort- 
sätze sind  3 — 4 oder  auch  noch  mehr  an  Zahl.  Sie  sind  stets  in  ge- 
rader oder  schräger  Linie  nach  der  Peripherie  des  Bulbus  gerichtet, 
wo  sie  in  die  Glomeruli  oifactorii  eindringen.  Indem  sie  die  Dicke 
der  grauen  Substanz  durchsetzen,  erleiden  sie  nur  mitunter  einige 


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Goloi,  Strnctur  des  Bulbus  olfaetorius. 


695 


seltene  Tbeilungen,  sobald  sie  aber  in  die  Glomeruli  selber  einge- 
treten sind,  folgen  ihre  Tbeilungen  ausserordentlich  schnell  auf  ein- 
ander und  bringen  so  ein  höchst  verwickeltes  feines  und  elegantes 
Flechtwerk  hervor,  das  iin  Innern  des  Glomerulus  gelegen  ist.  Nie- 
mals hat  G.  in  der  grauen  Schicht  Anastomosen  verschiedener  ver- 
ästelter Fortsätze  beobachtet.  — Bei  Thieren  mit  wenig  entwickeltem 
Geruchsorgan  bilden  diese  grossen  Zellen  nur  eine  einfache  Reihe 
und  befinden  sich  auch  in  ziemlicher  Entfernung  von  einander.  Bei 
Thieren  mit  grösseren  Bulbi  olfactorii  (Hund,  Pferd,  Rind)  sind  diese 
Zellen  nicht  bloss  viel  dichter  gestellt,  sondern  bilden  mitunter  auch 
eine  doppelte  Reihe. 

Oie  zwischen  den  oben  beschriebenen  Zellen  und  den  Glome- 
ruli gelegene  mittlere  Zone  der  grauen  Schicht  wird  von  zwei  Arten 
von  Nervenzellen  bevölkert.  G.  unterscheidet  1)  grosse  unregelmässig 
verstreute  und  2)  kleine  peripherisch  um  die  einzelnen  Glomeruli  an- 
geordnete Zellen.  Oie  ersten  grösseren  Zellen  sind  sparsam  an  Zahl 
und  meistens  ziemlich  weit  von  einander  entfernt;  unter  ihren  Fort- 
sätzen unterscheidet  G.  einen  sog.  Achsencylinderfortsatz,  der  gegen 
das  Centrum  des  Bulbus  olfaetorius  gerichtet  ist  und  (ganz  ebenso, 
wie  G.  dies  früher  von  dem  „Achsencylinderfortsatz“  der  Pyramiden- 
zellen der  Hirnrinde  beschrieben  bat)  in  seinem  Verlaufe  zahlreiche 
Fibrillen  abgiebt,  von  denen  er  einen  Theil  wenigstens  mit  Bestimmt- 
heit bis  in  die  Nervenfaserbündel  des  Tractus  olfaetorius  verfolgen 
konnte,  und  ferner  verästelte  Fortsätze,  welche  ganz  ebenso  wie  die 
verästelten  Fortsätze  der  oben  beschriebenen  grossen  Zellen  in  den 
Glomeruli  olfactorii  ihre  Endschatt  erreichen.  Die  zweite  von  G. 
unterschiedene  Kategorie  von  Nervenzellen  gleicht  an  Form  und 
Grösse  ganz  den  Ganglienzellen,  welche  die  mittlere  Schicht  des  Pes 
hippocampi  major  einnehmen:  sie  haben  einen  ovalen  Zellkörper, 
dessen  einer  Pol  sich  in  einen  „Achsencylinderfortsatz“  verlängert, 
während  aus  dem  gegenüberstehenden  2 — 3 verästelte  Fortsätze  her- 
vorgehen. Dieser  letztere  Pol  ist  constant  gegen  die  Glomeruli  orien- 
tirt,  in  welche  die  verästelten  Fortsätze  eindringen,  um  in  ihnen  ein 
feines  Geflecht  zu  bilden,  welches  mit  dem  oben  beschriebenen  feinen 
Flechtwerk  verschmilzt. 

Die  Glomeruli  olfactorii  sind  kugelige  oder  eiförmige  Inseln  von 
feinkörnigem  Aussehen  und  grauer  Farbe;  sie  bilden  die  von  Mey- 
nert  als  ein  besonderes  Stratum  glomerulosum  unterschiedene  peri- 
phere Zone  der  mittleren  grauen  Schicht.  Nach  aussen  und  nach 
den  Seiten  hin  erscheinen  sie  schärfer  begrenzt  als  nach  innen , wo 
sie  gewöhnlich  unmerkbar  in  die  Hauptmasse  der  grauen  Substanz 
übergehen.  In  diese  Glomeruli  treten  einmal  von  der  Peripherie  her 
die  Bündel  der  Oltäctoriusiasern  ein.  Im  Innern  des  Glomerulus 
theilen  sich  die  einzelnen  Olfactoriusfasern  sehr  reichlich,  meist  unter 
rechten  Winkeln  und  bilden  ein  im  Innern  des  Glomerulus  gelegenes 


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696 


DmcHtn.;  HomsisTiu,  CarbtmmsKars  im  Blut- 


Netz,  welches  mit  dem  oben  beschriebenen  aus  den  verästelten  Fort- 
sätzen der  Ganglienzellen  hervorgegangenen  Geflecht  verschmilzt  and 
susammenfällt.  Bemerkenswerth  ist  der  Reichthum  der  Glomeruli  an 
sehr  schön  entwickelten  ÖBiTBBB’schen  Zellen. 

Die  dritte  von  G.  angenommene  aus  weisser  Substanz  bestehende 
Sobicht  des  Bulbus  olfactorius  unterscheidet  sich  von  der  übrigen 
weissen  Substanz  der  Centralorgane  durch  ihren  Reichthum  an  kleinen 
Ganglienzellen,  die  zum  grössten  Theil  eine  ausgeprägte  Pyramiden- 
form zeigen.  Ausser  diesen  nervösen  Zellen  finden  sieb  in  dies« 
Schiebt  ungewöhnlich  zahlreiche  DBlTEBS'sche  Zellen.  Die  Nerven- 
faserbündel, welche  die  Hauptmasse  dieser  Schicht  ausmachen,  sind 
durch  ihren  verwickelten  und  sonderbar  gewundenen  Verlauf  ausge- 
zeichnet. 

Den  Schluss  der  Arbeit  bilden  physiologische  Erörterungen  und 
sehr  detaillirte  Vorschriften  über  die  angewandte  Untersuchungsme- 
thode (Behandlung  mit  1 procentiger  Silbernitratlösung  nach  vorherig« 
Erhärtung  in  MßLLEB’scher  Flüssigkeit).  Boll  (Rom). 


Drechsel,  Ueber  die  Oxydation  von  Ulycocoll,  Lencin  und  Tyrosin, 
sowie  Ober  das  Vorkommen  der  Carbaminsänre  im  Bint.  «ition gt- 

ber.  d.  k.  sKcba.  Acad.  d.  Wieaonach.  Math. -physik.  Kl.  1876  u.  Jonrn.  f.  pract 
Cbem.  N.  K.  X1IL 

F.  Hofmeister,  Ueber  den  Nachweis  der  Carbaminsänre  im  Or- 
ganismus. PfxCosa’e  Areb.  XII.  S.  337—347. 

D.  hat  Glycocoll,  Leucin,  Tyrosin  und  Eiweiss  mit  übermangan- 
saurem Kali  in  unzureichender  Menge  oxydirt:  er  beobachtete,  dass 
das  Filtrat  von  ausgeachiedenem  Mangansuperoxyd  kein  Ammoniak 
enthält,  wohl  aber  nach  dem  Kochen  oder  längerem  Stehen;  dass  es 
ferner  nach  Ausfüllung  mit  salpetersaurem  Kalk  im  Filtrat  allmählich 
eine  Abscheidung  von  kohlensaurem  Kalk  gab.  D.  schliesst  daraus, 
dass  bei  dieser  Oxydation  ein  Körper  entsteht,  der  allmählich  in  Am- 
moniak und  Kohlensäure  zerfällt.  Ein  solcher  Körper  kann  nichts 
Anderes  sein,  wie  Carbaminsänre.  D.  fand  weiter,  dass  sieb  dies« 
Körper  auch  bildete,  als  Ameisensäure  in  ammoniakalische  Lösung 
oxydirt  wurde.  Auf  dieser  Beobachtung  fussend,  suchte  Vf.  die  Car- 
baminsäure  im  Blutserum  auf  und  konnte  sie  auch  hier  constatiren. 

Vf.  nimmt  an,  dass  das  carbaminsaure  Natron  in  Harnstoff  und  koh- 
lensaures Natron  zerfällt,  entsprechend  einer  ausserhalb  des  Organis- 
mus stattfindenden  Reaction.  Der  Vorgang  der  Harnstoffbildung  wäre 
demnach  einfach  der,  dass  das  Eiweiss  in  die  bekannten  Spaltpro- 
ducte  zerfällt,  diese  zu  Carbaminsaure  oxydirt  werden  und  letztere  in 
Harnstoff  übergebt.  Ausser  der  Carbaminsäure  fand  D.  noch  als 
Oxydationsproducte  Kohlensäure,  Oxalsäure  und  Oxaminsäure,  wie 
achon  von  Enqel,  angegeben  ist. 

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Rank*,  intraarticolUrer  Druck  im  Roi«. 


697 


H.  hat  die  Angaben  von  O.  einer  kritischen  Nachuntersuchung 
unterworfen  und  kann  danach  die  Gegenwart  der  Carbaminsäure 
nicht  als  bewiesen  gelten  lassen.  Was  zunächst  die  allmähliche  Bil- 
dung von  Ammoniak  betrifft,  so  muss  dieselbe  auf  die  Ozaminsäure 
bezogen  werden,  welche  sich  gleichfalls  leicht  unter  Abgabe  von  Am- 
moniak zersetzt  Für  die  Kohlensäure  ist  aber  von  D.  nicht  nach- 
gewiesen, dass  sie  erst  in  der  Flüssigkeit  allmählich  entstanden,  sie 
kann  vielmehr  schon  in  derselben  präformirt  gewesen  sein.  H.  ver- 
setzte n.  a.  eine  Lösung  von  verdünntem  kohlensaurem  Natron  mit 
Aetznatron,  fällte  mit  überschüssigem  Chlorcalcium  und  filtrirte  nach 
3 Stunden  von  dem  entstandenen  Niederschlag  ab.  Das  Filtrat  blieb, 
48  Stunden  in  luftdicht  verschlossenen  Gefässen  aufbewahrt,  klar; 
beim  Erhitzen  zum  Kochen  trübte  es  sich  und  schied  kohlensauren 
Kalk  aus.  Eine  Lösung  von  Kalkhydrat  ist  somit  im  Stande,  kohlen- 
sauren Kalk  in  Lösung  zu  halten,  und  dio  scheinbare  Bildung  von 
Kohlensäure  in  den  Filtraten  von  Drechsel  ist  nur  auf  die  verlang- 
samte Ausscheidung  des  kohlensauren  Kalks  zu  beziehen.  — Ebenso- 
wenig kann  der  Nachweis  der  Carbaminsäure  im  Blut  befriedigen; 
der  darauf  untersuchte  Niederschlag  aus  dem  Blutserum  enthielt  Aetz 
kalk,  kohlensauren  Kalk  und  organische,  ohne  Zweifel  stickstoffhal- 
tige Substanzen;  beim  Schütteln  desselben  mit  Wasser  musste  mit 
dem  Aetzkalk  auch  kohlensaurer  Kalk  in  Lösung  gehen  und  sich 
beim  Erwärmen  abscheiden.  Die  Entwicklung  von  Ammoniak  aus 
der  Flüssigkeit  erklärt  sich  hinlänglich  durch  die  Abstammung  des 
Niederschlages.  Eine  Lösung  von  1 Cc.  einer  etwa  2procentigeu  Lö- 
sung von  Kalialbuminat  mit  kuhlensaurem  Natron  versetzt  und  nach 
D.  behandelt,  zeigte  ebenso  Entwicklung  von  Kohlensäure  und  Am- 
moniak, man  müsste  also  auch  in  dieser  Lösung  Carbaminsäure  an- 
nehmen, wovon  natürlich  nicht  die  Rede  sein  kann.  E.  Satkowski. 


Ranke,  De  pressione  Intraarticulari  genug  experimentorum  et 
in  cadarere  et  in  vivo  homine  institutorum  par»  prior.  Haiu 

Saxonum  X876. 

Aus  7 Leichenexperimenten  zieht  R.  folgende  Schlüsse:  1.  Gleiche 
Flüssigkeitsmengen  und  volkommene  Streckung  vorausgesetzt  bewirkt 
Beugung  des  Kniegelenks  zunächst  eine  Herabsetzung  des  intraarti- 
cnlären  Drucks.  Vermehrung  der  Beugung  führt  dann  zu  Drucken, 
welche  den  Anfangsdruck  erheblich  übersteigen.  2.  Die  Grösse  des 
Winkels,  welche  dem  niedrigsten  Druck  entspricht,  hängt  zunächst 
von  der  Beschaffenheit  der  Muskeln  ab.  Je  rigider  dieselben  sind, 
um  so  geringer  ist  der  dem  niedrigsten  Binnendruck  entsprechende 
Winkel.  3.  der  intracapsuläre  Druck  steigt  und  fällt  vom  Nullpunkt 
an  gerechnet  allmählich  und  mit  kleinen  Druckwerthen.  4.  Der  dem 
niedrigsten  Druck  entsprechende  Beugungswinkel  ist  in  demselben 


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698 


IsiitEt,  Fremdkörper  in  der  Paukenhöhle. 


Gelenk  nicht  von  der  Flüssigkeitsmenge  und  von  der  Anfangsdru 
höhe  abhängig,  so  dass  z.  B.  bei  Anfangsdruckhöhen  von  1,2 — i 
und  6 Cm.  Hg.  der  niedrigste  Druck  jedesmal  bei  einem  Winkel  von 
15®  eintrat. 

Am  Lebenden  wurden  zunächst  6 blutige  und  3 seröse  Exsu- 
date der  Kniegelenkskapsel  zum  Theil  in  der  Narcose  punktirt  Die 
Resultate  waren  folgende:  1.  Der  Gelenkbinnendruck  schwankte  bei 
Unversehrtheit  der  Bänder  und  Extensionsstellung  zwischen  1,5 — 20,0 
Cm.  Hg.  2.  Die  Gelenkcapacität  ist  am  grössten  bei  einem  Beugungs- 
winkel von  20—30°.  Die  Differenz  zwischen  diesen  Werthen  und 
den  bei  vollkommener  Streckung  gewonnenen  beträgt  0,5 — 11,0  Cm 
Hg.  3.  Der  dem  Mioimaldruck  entsprechende  Winkel  hängt  io  dem- 
selben Gelenk  nicht  von  der  Menge  des  Inhaltes  desselben  ab.  4.  Der 
intraarticuläre  Druck  verringert  sich  von  der  Extensionsstellung  bis 
zu  der  dem  minimalen  Druck  correspondirenden  Winkelstellung  in 
abnehmender  Schnelligkeit.  5.  Bei  zunehmender  Beugung  geht  der 
Binnendruck  mit  wachsender  Schnelligkeit  Uber  die  Anfangswerthe. 
6.  Selbst  erhebliche  Veränderungen  des  Gelenks,  wie  z.  B.  Dehnung 
oder  Zerstörung  der  Seitenbänder  scheinen  an  diesen  Verhältnissen 
wenig  zu  ändern.  — 

Bei  zwei  wegen  eiterigen  Ergusses  punktirten  Gelenken  zeigte 
sich  der  geringste  Binnendruck  bei  25—30°.  Er  entsprach  1,7  und 
0,2  Cm.  Hg.  wahrend  bei  Extension  5,5  resp.  2,0  bei  Beugung  von 
90°  14  Cm.  und  6 Cm.  Hg.  erzielt  wurden.  — 

Der  Einfluss  der  Fussbewegungen  auf  den  Kniebinuendruck 
wurde  an  vier  Lebenden  untersucht.  Danach  mindert  denselben  die 
Plantarflexion,  während  die  Dorsalflexiou  ihn  erhöhte,  so  zwar,  dass 
die  Abänderung  bei  Dorsalflexion  erheblicher  ist,  als  bei  der  plantaren. 
Ueberhaupt  werden  aber  die  Differenzen  um  so  grösser,  je  grösser 
der  anfängliche  Druck  im  Kniegelenk  ist. 

Beugung  im  Hüftgelenk  setzt  den  Druck  im  Kniegelenk  um 
ein  Weniges  herab. 

Muskelcontractionen,  welche  von  den  Patienten  theils  willkürlich, 
theils  in  der  Narcose  durch  Faradisirung  herrvorgerufen  wurden, 
mehrten  den  Binnendruck  um  4—21  Cm.  Hg. 

Ueber  die  Technik  der  Versuche  siehe  das  Original. 

Wilb.  Koch. 


J.  Israel,  Ueber  nervöse  Erscheinungen,  veranlasst  durch  einen 
Fremdkörper  ln  der  Paukenhöhle.  Bert.  ktin.Woohen«chr.  me.No.tö. 

Ein  abgebrochener  im  Ohre  stecken  gebliebener  Bleistiftknopf 
hatte  bei  einem  20jährigen  Individuum  einen  viele  Tage  anhaltenden 
fieberhaften  Zustand  und  verschiedene  nervöse  Krankheitserscheinun- 
gen bewirkt.  Während  der  Kopf  und  das  linke  kranke  Ohr  frei 


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FLRlscHMANtr,  chronische  Rpitsenpneumonie  der  Kinder. 


699 


waren,  klagte  der  Kranke  über  ziehende  Schmerzen  in  verschiedenen 
Körpertheilen:  dort  war  auch  die  Haut  gegen  Berührungen  sehr  em- 
pfindlich. An  der  dem  erkrankten  Ohr  entsprechenden  Seite  waren 
alle  Erscheinungen  stärker  ausgeprägt:  hier  hatte  sich  auch  eine 
schwer  zu  überwindende  Beugecontractur  der  Hand  eingestellt.  Die 
linke  Pupille  war  weiter  als  die  rechte.  Nach  subcutaner  Application 
einer  kleinen  Dose  Atropin  verschwanden  alle  Erscheinungen  und 
blieben  dauernd  fort,  als  durch  eine  Operation  (Lostrennung  der  Ohr- 
muschel, Extraction  des  im  Grunde  der  Paukenhöhle  befindlichen 
Knopfes)  der  Fremdkörper  entfernt  wurde.  Vf.  glaubt  das  Fieber 
auf  die  zeitweilige  Retention  des  Eiters  in  der  Paukenhöhle,  die  ner- 
vösen Erscheinungen  in  Anbetracht,  dass  sie  auf  der  Seite  des  leiden- 
den Ohrs  am  stärksten  resp.  allein  ausgeprägt  waren,  dass  sie  nach 
Atropiniujection  sofort  verschwanden  und  gänzlich  durch  die  Extrac- 
tion des  Fremdkörpers  geheilt  wurden,  als  refiectorische  und  nicht 
durch  einen  localen  Process  der  nervösen  Centren  auf  der  linken  Seite 
bedingte  ansehen  zu  müssen.  Hinsichtlich  der  weitereu  Ausführungen 
uud  der  literarischen  Notizen  des  Vf.  siehe  das  Original.  Bernhardt. 


L.  Fleisch  mann,  Zur  chronischen  Spitzenpnenuionie  der  Kinder. 

(Vorläufige  Mittheilung).  Wiener  med.  Presse.  1876.  No.  20. 

Folgende  Erscheinungen  lenken  nach  F.  die  Vermuthung  auf 
beginnende  oder  bereits  bestehende  Spitzenpneumonie  bei  kleinen 
Kindern,  die  oft  durch  die  physikalische  Untersuchung  schwer  er- 
kennbar ist.  Die  Erscheinungen  sind  stets  und  sämmtlich  einseitig 
und  entsprechen  dem  Sitz  der  afficirten  Lunge.  1)  Anschwellungen 
der  Lymphdrüsen  des  Halses,  Nackens  und  der  Unterkiefergegend 
bei  Ausschluss  localer  Ursachen.  Die  Drüsenschwellungen  stehen  in 
geradem  Verhältnis  zur  Ausbreitung  der  Lungeoaffection.  Infiltra- 
tionen der  Drüsen  vor  und  hinter  dem  Ohre  stehen  in  keiner  Bezie- 
hung zu  LungenerkrankungeD.  2)  Hartnäckige,  oft  recidivirende 
scrophulöse  Conjunctivitiden,  sowie  einige  Formen  von  Keratitis  scro- 
pbulosa  unilateralis.  3)  Recidivirende  Eczeme  einer  Gesichts-  oder 
Kopfhälfte.  4)  Gewisse  Formen  von  Sympatbicus  - Erkrankungen: 
Blässe,  Röthe,  Süchtige  Erytheme  an  Wangen  und  Schläfen,  Druck- 
erytheme. Hier  sind  cerebrale  Erkrankungen,  bei  denen  gleiche  Er- 
scheinungen auftreten,  auszuschliessen.  F.  bat  übrigens  in  mehreren 
Fällen  von  Hirntuberkeln  auf  der  gleichnamigen  Seite  gleichzeitig 
Spitzeninfiltration  gefunden.  5)  Intermittirende  Sympatbicusneurosen: 
Rötbung  und  Erhöhung  der  Hauttemperatur  der  betreffenden  Seite. 
6)  Neuralgien  des  Trigeminus,  Neurosen  des  Oculomotorius  und  Vagus. 

L,  ioieotbal. 


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700  Bimst,  Argyrie. 

B.  Riemer,  Ein  Fall  Ton  Argyria  (Fortsetzung).  Arcb.  d.  Hsilk.Ädflf 
8.  330.  (Vgl.  Cbl.  1876,  696) 

In  der  Leber  zeigen  die  Arterien  eine  nicht  ganz  feinkörnige 
Silbereinlagerung,  besonders  in  der  Media  und  Adventitia.  Die  Kapsel 
ist  gleichmfis8ig  mit  feinen  Körnchen  bedeckt.  Die  Pfortaderverzwei- 
gungen zeigen  durch  Confluenz  entstandene  schon  makroskopisch 
sichtbare  Flecke  und  Striche  von  Silber.  Die  Capillaren  sind  durch- 
aus silberfrei;  dagegen  ist  in  den  interacinösen  Gallengängen  das 
Silber  dicht  unter  dem  Epithel  in  Mengen  angeh&uft.  In  bedeuten- 
dem Maasse  participirt  die  Gallenblase,  und  zwar  sowohl  die 
Muskelbündel  als  das  Bindegewebe  der  Schleimhaut.  — 

Die  N e be nniere  zeigt  sich  frei  von  Silber,  nur  die  Kapsel  ist 
davon  überzogen. 

In  der  Milz  führen  Kapsel  und  Trabekelsystem  gleichmftssig 
vertheiltes  Pigment,  ebenso  die  kleinsten  Arterien,  während  die  eigent- 
lichen lymphatischen  Gewebstheile,  die  Pulpa  und  die  MAtJ’tOBi’scben 
Körperchen  ganz  frei  sind.  Es  entspricht  mithin  der  Milzbefund  dem- 
jenigen in  den  Lymphdrüsen. 

Im  Pancreas  wie  in  den  Speicheldrüsen  sind  die  grösseren, 
mit  hohem  Cylinderepithel  ausgekleiduten  Ausfuhrungsgänge  der  Drü- 
senläppchen hauptsächlichster  Sitz  der  Ablagerung,  während  die  eigent- 
lichen Acini  ganz  frei  sind.  Vf.  nimmt  an,  dass  hier  eine  fortwäh- 
rende Ausscheidung  des  Silbers  stattfindet,  das  sich  dann  im  Ausfüh- 
rungsgange niederschlägt. 

An  der  Niere  prägt  sich  die  Argyrie  nächst  der  Haut  am 
meisten  aus.  Die  sämmtlicben  Glomeruli  sind  durch  starke  Ablage- 
rung in  schwarze  Flecke  verwandelt.  Das  Pigment  zeigt  sieb  hier 
sehr  grobkörnig.  Die  Bowif AN'schen  Kapseln  sind  ganz  frei,  ebenso 
die  gewundenen  Kanälchen  und  das  interstitielle  Gewebe  der  Rinde. 

In  der  Marksubstanz  sind  die  HKNLB’scben  Schleifen  viel  stärker  im- 
prägnirt  als  die  Sammelröhren.  Das  interstitielle  Gewebe  der  Mark- 
substanz ist,  im  Gegensatz  zu  der  Rinde,  stark  betheiligt.  Im  Ureter 
zeigt  sich  wieder  die  Epithelroembran  als  Hinderniss  für  den  Durch- 
tritt des  Silbers,  welches  unter  derselben  stark  angehäuft  liegt  und 
sich  in  Muskeln  und  Bindegewebe  überall  zerstreut  vorfindet.  Am 
Hoden  findet  sich  reichliche  Ablagerung,  besonders  an  der  Giund- 
membran  der  Samenkanälchen,  während  die  Epithelien  silberlos  sind. 

Die  Tunica  albuginea  und  T.  vaginalis  propria  sind  ähnlich  dem  Peri- 
toneum gleichmässig  feinkörnig  imprägnirt. 

Der  Respirationstractus  ist  im  Ganzen  wenig  betheiligt. 

In  der  Trachea  ist  das  Bindegewebe  der  Mucosa,  die  glatten  Muskel- 
fasern und  das  Perichondrium  spärlich  durchsetzt.  Die  endoepitbe-  i 
liale  Bindegewebsschicbt  ist  hier  auffallender  Weise  frei,  was  Vf.  da- 
für zu  sprechen  scheint,  dass  durch  die  zahlreichen  Schleimdrüsen 


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Rimrs.  Argyrie. 


701 


und  durch  die  Becherzellen,  welche  ja  an  der  Seeretion  Theil  neh- 
men, das  Silber  nach  aussen  abgesondert  ist.  An  der  ganzen  Lunge 
zeigt  sich  nur  am  Perichondrium  Silber;  es  muss  also  das  Silber 
überall  die  Lunge  frei  passiren.  Die  Pleura,  welche  im  vorliegenden 
Falle  chronische  Entzündung  zeigte,  war  silberfrei. 

Der  Circulationsapparat  endlich  spielt  bei  der  Argyrie 
selbstverständlich  eine  sehr  bedeutende  Rolle,  da  durch  seine  Ver- 
mittelung das  aus  dem  Darm  durch  die  Chylusbahnen  eingemündete 
Silber  dem  ganzen  Organismus  mitgetheilt  wird.  Das  Myoeardium 
zeigt  grosse  Silberkörnchen  besonders  im  intermusculären  Bindege- 
webe, das  Pericardium  und  Endocardium  gleich  den  anderen  serösen 
Häuten  feine  glcicbmässige  Einlagerung.  Die  Aorta,  welche  stark 
atheromatös  entartet  ist,  zeigt  an  diesen  Stellen  leicht  graue  Verfär- 
bung, während  an  den  dazwischen  gelegenen  vertiefteren  Partien  sehr 
grosse  Massen  unregelmässiger  Silberschollen  liegen,  wahrscheinlich 
weil  der  Blutstrom  weniger  störend  hier  einwirkt.  An  der  Pulmonal- 
arterie ist  die  Versilberung  viel  geringer,  als  an  der  Aorta.  Die 
kleineren  und  kleinsten  Arterien  sind,  wie  bei  den  einzelnen  Organen 
erwähnt,  alle  mehr  oder  weniger  stark  betheiligt,  während  die  Ca- 
piilaren  überall  ganz  silberfrei  sind.  Die  kleinen  Venen  sind  nur  im 
Darmcanal  ergriffen,  von  grösseren  Venen  wurde  die  V.  portarum 
untersucht,  welche  eine  feinkörnige  Versilberung  der  Innenfläche  er- 
kennen Hess. 

Im  Anschluss  giebt  F.  Küster  den  Augenbefund.  In  allen 
bindegewebigen  Theilen,  mit  Ausschluss  des  io  den  Nerven  und  der 
Retina  und  der  Cornea  findet  sich  Silber  in  Gestalt  kleiner  runder 
Körnchen.  Je  gefässreicher  die  Theile  sind,  desto  zahlreicher  tritt 
das  Pigment  auf.  Dagegen  fehlt  da3  Silber  gänzlich  in  den  nicht 
direct  von  Gefässen  aus  ernährten  Theilen,  so  in  der  Cornea,  der 
Linse,  der  Linsenkapsel,  Zonula,  Glaskörper,  dem  Epithel  der  Cornea 
und  Conjunctiva,  ferner  in  den  Nerven  und  der  Retina,  einschliess- 
lich der  Gefässe  der  letzteren.  Es  entspricht  dies  dem  Mangel  an 
Silber  in  der  nervösen  Substanz  und  der  Neuroglia  der  Centralorgane. 
An  der  inneren  Schicht  der  Subduralscheide  des  Opticus  ist  die  Fär- 
bung schon  makroskopisch  zu  erkennen.  Die  Lider  zeigen  nichts 
besonderes,  in  der  Conjunctiva  wurde  eine  deutlich  stärkere  Färbung 
vermisst.  — Zum  Schluss  hebt  R.  hervor,  dass  die  Argyrie  die  bei- 
nahe einzig  dastehende  Affection  sei,  bei  welcher  ein  dem  Körper 
eingeführtes  Medicament  auf  seinem  Eindringen  und  Weiterschreiten 
von  Ort  zu  Ort  zu  verfolgen  sei.  O.  Simon. 


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702 


ßcoLosoRorr.  Bkil.  Esorr.  Feut*  und  Ritter. 


D.  Ncolosuboff,  Sur  la  local  isution  de  l’arsenic  dans  les 
it  la  suite  de  l’usage  des  arsenicaux.  Arch.  de  Phyiioi.  1875.  8.' 

Die  von  So.  cur  Aufsuchung  und  Bestimmung  des  Arsenik  in  den  Gew« 
angewandte  Methode  war  kurt  folgende:  Die  Muskeln  etc.  worden  zuerst  mit 
petersäure  von  1,4  spec.  Gew.  erhitzt,  alsdann  etwa  Vit  d**  Gewichtes  des  frischen 
Gewebes  reine  Schwefelsäure  hinzugefügt,  bis  cur  Entwicklung  von  schwefliger 
Säure  erhitzt,  tropfenweise  Salpetersäure  hinzugefügt,  verkohlt  und  mit  beissem 
Wasser  aufgenommen.  Aus  diesem  Auszug  wurde  das  Arsen  durch  Schwefelwasser- 
stoff gefällt,  das  Schwefelarsen  in  Arsensänre  übergeführt  und  dieses  in  den  Marsh*- 
schen  Apparat  gebracht.  Die  erhaltenen  Ringe  von  metallischem  Arsen  worden  ge- 
wogen. Als  Resultat  ergab  sich,  dass  sowohl  bei  der  chronischen  wie  bei  der  acu- 
ten Vergiftung  die  Centralorgaue  des  Nervensystems  weit  reicher  an  Arsen  sind, 
wie  die  gelähmten  Muskeln  und  auch  wie  die  Leber.  Setzt  man  die  in  100  Theilen 
frischer  Muskulatur  enthaltene  Arseumenge  = 1,  so  betrug  in  einem  Kall  beim  Hund 
die  Arsenmenge  der  Leber  10,8,  im  Gehirn  36,5,  im  Rflckeumark  37,3.  Die  absolote 
Menge  des  metallischen  Arsen  betrug  für  100  Grtn.  frisches  Rückenmark  9,33  Mgrm. 
Die  vou  den  Thieren  vertragenen  Mengen  Arsenik  (vjbcu'an  oder  mit  der  Nahrung) 
waren  sehr  erheblich.  In  dem  augeführteu  Fall  erhielt  der  Hund  vom  28.  Mai  bis 
1.  Juni  — 0,01  pro  die;  1.— II.  0,02;  11.— 16.  0,04;  16.— 26.  0,08;  26.  0,150;  30.  and 
1.  Juli  0,10  Arsenik  mit  der  Kabruug.  E.  S&ikowikL 


Beil,  Ein  Fall  von  angeborener  Pulmonalstenose.  Mitth.  «».  d. 

IIosp.  c.  heil.  Geist  in  Frankfurt  a /M.  Deutsch.  Arch.  f.  kliu.  Med.  Bd.  17.  S.  437 
Bei  eiuem  18Vt  Jahre  alten  Uhrmacher,  welcher  an  einem  ausgedehnten  Ab- 
scesB  des  linken  Thalamus  opticus  zu  Grunde  gegangeu  war,  fand  sich  am  Herten 
ein  vollständiger  Verschluss  des  Ostium  pulmonale,  nicht,  wie  die  Ueberschrift  be- 
sagt, eine  Stenose,  ln  dem  Septum  ventriculorum  befiudet  sich  ein  dreieckiges,  für 
einen  Zeigefinger  durchgängiges  Loch,  das  in  den  linken  Ventrikel  zwischen  rechter 
und  biuterer  Aortenklappe  nach  der  Aorta  tu  gerichtet  einmündet  Das  rechte  Hera 
ist  von  normaler  Weite  und  Dicke  dor  Wandungen,  das  linke  eher  etwas  verdünnt 
Der  Ductus  Botalli  sehr  weit,  vou  ihm  aus  gehen  die  beiden  Hauptäste  der  Lungen- 
arterie  ab.  Der  eigentliche  Stamm  der  Art.  pulm.  erscheint  nach  dem  Herzen  zo 
als  eine  Verlängernug  des  rechten  Pulmonalastes,  er  ist  verengt,  aber  noch  offea 
bis  zu  der  oben  genannten  Verschlussstelle  unmittelbar  an  dem  Ostium. 

lutra  vitam  waren  über  dem  Ostium  pulmonale  zwei  lauggezogene  Geräusche 
hörbar  geweseu;  irgend  welche  Störungen,  namentlich  Cyanose  waren  niemals  be- 
merkt worden.  Grawitz. 


J.  EsolF,  Ueber  Urobilin  im  Harn.  (Aus  dem  Laboratorium  von 
HoPPE-SeYLEK).  Pn.tiOKR'»  Arcli.  XII.  S.  60. 

Die  Bemühungen  des  Vf. ’s  die  jAPK&'ache  Methode  zur  Darstellung  von  Uro- 
bilin aus  dem  Harn  durch  eine  einfachere  und  namentlich  mit  besserer  Ausbeute 
verbundene  zn  ersetzen,  fübrteu  vorläufig  zu  keinem  Resultat.  — Von  39  Harnprobeo 
zeigten  nor  4 direct  den  Absorptiousstreif  des  Urobilin,  in  35  trat  er  nach  Zusats 
von  Säure  auf.  Nicht  in  jedem  Harn  hatte  Säurezusatz  diese  Wirkung,  doch  gelang 
die  Darstellung  einer  urobiliobaltigeu  Lösung  stets  durch  Fällung  mit  Bleiessig  und 
Ausziehen  des  Niederschlages  mit  schwefelsäurehaltigem  A leohol.  e.  s*lkow»ki 


V.  Feltz  et  E.  Ritter,  Be  l’apparition  des  seis  biliaires  dans  le 
sang  et  les  urines  dlteriniuee  par  certaines  formes  d’empoi* 

SOnnementS.  Journ.  de  Pennt,  et  de  la  pbyeiol.  1S76.  No.  1.  8.  91. 

Wenn  die  Vff.  Hunden  in  den  Magen  oder  in  das  Blut  araeuige  SSnre,  arsenig- 


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Calludkb.  Ambubozr. 


703 


saures  Nalron,  Brochweinstein , gefaultes  Blut  oder  Phosphor  brachten  und  zwar  in 
Gaben,  welche  sie  nicht  sofort,  sondern  erst  nach  einem  oder  mehreren  Tagen  und 
zwar  nach  wiederholter  Vergiftung  tödteten,  so  fanden  sie  im  Urin  Gallenfarbstoffe 
und  Gallensäuren,  letztere  auch  im  Blot  und  zwar  hier  etwa  24  Stunden  früher. 
Bei  schnell  eintretendem  Vergiftangstode  fanden  sie  jene  Stoffe  nicht.  Daraus  und 
weil  ausserdem  oft  uocli  galliges  Erbrechen  und  gallige  Stühle  auftraten,  acbliessen 
dis  Vff..  dass  durch  jene  Gifte  die  Secretionen  und  zwar  insbesondere  die  der  Leber 
angeregt  werden,  wodurch  zwar  einerseits  eine  Fortschaffung  des  Giftes  bewirkt, 
andererseits  aber  ein  Uebermass  von  Gallensäuren  und  eine  Vergiftung  des  Körpers 
mit  diesen  erzeugt  werde.  Die  Menge  der  Gallensäuren  und  demgemäss  nach  Vff. 
die  Anregung  der  Leberthätigkeit  war  nicht  bei  allen  jenen  Stoffen  gleich,  sondern 
in  der  oben  angeführten  Reihenfolge  abnehmend.  Senator. 


fallender,  Lectures  on  clinical  preeision.  Reprinted  from  tim  British 
Medical  Journal.  London  1876.  24  Stn 

Im  Bartholomäus-Hospital  sind  in  den  letzten  4 Jahren  170  grössere  Amputa- 
tionen gemacht  mit  20  Todesfällen  = 11  Procent.  Bpeeiell  auf  der  Abtheilung  C.’s 
wurden  innerhalb  5 Jahren  49  Amputationen  ausgefÜhrt  mit  «3  Todesfällen  = 6,12  Proc. 
und  kamen  66  complicirto  Fmcturen  zur  Behandlung,  welche  sätnmtlicb  genasen, 
6 mit  primärer  Amputation.  — Den  Grund  dieser  erstaunlich  günstigen  Resultate 
findet  Vf  in  der  genauen  peinlichen  Sorgfalt,  die  auf  die  Reinhaltung  der  Kranken- 
zimmer und  auf  die  Wundbehandlung  verweudet  wird.  Letztere  besteht  in  folgen- 
dem Verfahren  : Stillung  der  Blutung  durch  Torsion  oder,  weuu  weniger  Zeit  vor- 
handen, durch  Unterbindung  mit  Catgut,  Auswaschung  der  Wunde  und  ihrer  Um- 
gebung mit  öprocentiger  wässriger  Carbolsäurelösung,  Drainiruug  derselben  durch 
Einlegen  von  Guttapercbastreifen  in  die  Wundwinkel,  Naht  mit  Silberdraht.  Dann 
-wird  die  Wunde  mit  3 Lagen  Liut  bedeckt,  welche  in  öliger  Carbollösung  (1  : 16) 
getränkt  worden,  darüber  ein  Stück  Guttapercha  und  endlich  Watte  gelegt  und  das 
Ganze  mittelst  einer  Binde  befestigt.  Unter  das  Glied  wird  Oaktim  gethan,  um  die 
Wundflüssigkeiten  aufzufangen.  Der  Verband  wird  alle  24—48  Stunden  gewechselt. 

E.  Küster. 

Amburger,  lieber  divs  Vorkommen  und  die  Bedeutung  des  Al- 
veolarepithels im  Sputuill.  Pctersb.  med.  Wochouschr.  1876  No.  12u.l3. 

Bei  der  Untersuchung  der  Sputa  von  42  an  cronpöser  Pneumonie  Erkrankter 
fand  Vf.  nur  in  9 Fällen  verfettete  Alveolarepitbeiien,  und  zwar  bei  Individuen,  bei 
deneu  der  Nachweis  zu  führen  war,  das»  sie  schon  früher  an  einer  chronischen 
Spitzenaffection  gelitten  hatten  (in  8 Fällen).  — Ferner  untersuchte  Vf.  die  Spnta 
von  72  pbthisischen  Kranken  in  den  verschiedensten  Stadien.  Epithelfreies  Sputum 
batten  31  von  ihnen  (diese  litten  sämmtlich  au  interstitieller  Pneumonie  mit  Schrnm- 
pfnng).  Bei  den  Uebrigen  fanden  sich  verfettete  Epithelien  in  verschiedener  Mengo. 
Unter  diesen  41  mit  Desquamation  einhergehenden  Lnngenkraukheiten  befanden  sieb 
die  verschiedensten  Stadien  chronischer  Spitzenpneumonie.  — Der  Nachlass  oder 
das  Anfhören  der  Desquamation  bei  normaler  oder  subnormaler  Körpertemperatur 
bedentet  nach  A.  entweder  den  Uebergang  in  Cirrhose  oder  Stillstand  der  käsigen 
Processe,  bei  hohem  Fieber  dagegen  einen  rapiden  Zerfall  des  Lnugengewebes 
(Ph.  flnrida).  — Bei  reinem,  nicht  complicirten  Broncbialcatarrh  kommen  Alveolar- 
epithelien  nicht  vor,  dagegen  treten  sie  sehr  häufig  als  Products  inhalatorischer 
Schädlichkeiten  acf.  In  diesem  letztem  Fall  sind  sie  stark  pigmentirt.  Hier  bilden 
sie  durchaus  kein  Merkmal  der  Entzündung,  sondern  höchstens  das  einer  parenchy- 
matösen Reizung.  Litten. 


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704  CuoLUBt.iT.  Miqrar.  Dcrcar. 

Ckolmeley,  Case  of  paralysis  after  partnrition.  ued. 

1876.  No.  1338. 

Eine  bi»  zum  1.  Weihuachtstage  1874  gesunde  Frau  erwachte  au 
gen  ohne  sich  willkürlich  in  ihrem  Bett  bewegen  tu  können.  Dieser  Anfall 
nur  wenige  Tage.  In  den  ersten  Tagen  des  Januar  wurde  sie  too  einem 
trageneu  Knaben  durch  Kunatbfllfe  entbunden. 

8ehr  bald  nachher  wurde  sie  paraplegisch , der  Urin  floss  unfreiwillig  ab. 
Während  ihrer  Monate  langen  Krankheit  blieb  die  Lähmung  der  Beine  bestehen:  es 
aeigte  sich  aber  auch  ausserdem  Lähmung  der  linken  Uesichtsbälfte  und  der  linken 
Obereitremität.  Der  rechte  Arm  war  frei. 

Die  Obdoction  erwies  den  Vorder-  und  Mittellappen  der  rechten  Hemisphäre 
erweicht  und  das  rechte  Corp.  striat.  sowie  den  Thal.  opt.  derselben  Seite  atrophirt 
Der  rechte  SeiteuTeotrikel  war  dorch  Flüssigkeit  ausgedehnt.  Die  rechte  Art.  ee- 
rebr.  media  enthielt  einen  alten,  festhaftenden , mm  Theil  entfärbten  Thrombus. 
Ein  frischerer  befand  sich  in  der  Art.  cerebr.  anter.  Die  Lungen  und  das  Hers 
waren  normal.  Bernhardt. 

Magnan,  Kotes  sur  les  attaques  spinales  öpileptiformes  on  con- 
vulsives  et  apoplectiformes,  arec  elevation  de  temp^rature, 
dans  certaius  cas  de  paralysie  gön^rale.  Ga*,  mdd.  1876.  No.  8. 

Im  Gegeosats  au  den  rom  Hirn  ausgebendeu  epileptiformen  und  apoplecti- 
formen  Anfällen  der  Paralytiker  beschreibt  M.  einmal  vom  Rückenmark  ausgehende 
Conmlsionen,  welche  sich  unter  dem  Bilde  von  Contracturen  oder  klonischen 
Zuckungen  »eigen,  sodann  apoplectiforme  Anfälle,  welche  mit  Einschlafen,  Schwer- 
werden und  8cbwäcbe  der  Glieder  einbergehen.  In  allen  diesen  Fällen  ist  Tempe- 
raturerhöhung bis  tu  1°  C.  zu  beobachten  uud  nie  zeigen  sich  vom  Hirn  ausgehende 
Symptome:  das  Bewusstsein  bleibt  erhalten  und  die  Intelligent  während  und  nach 
den  Anfällen  dieselbe,  wie  sie  vorher  gewesen.  Die  erläuternden  Beispiele  siehe  io 
Original.  Bernhardt. 

M.  Duncan,  Remarks  on  tke  insuitable  and  other  lacerations  of 
the  oriiiee  of  the  vaglna  and  nearlt  in  primiparae.  Obatetm. 

Journ.  XXXVII.  1876.  8.  40. 

D.  will  die  Verletxungeu  des  Dammes  aobarf  unterscheiden  von  denen  des 
Scbeideneinganges,  wie  er  von  dem  Hymen  und  dem  Uretbralwulst  begrenzt  wird. 
Dieser  Scbeideneingaog  wird  in  der  Regel  bei  der  ersten  Entbindung  zerstört,  so 
dass  nun  die  Vulva  den  Genitalcanal  nach  aussen  abecbliesst-  Die  durch  diese 
Zerreissung  bedingte  Wunde,  welche  D.  immer  selbst  bei  erhaltenem  Damme,  ja 
auch  bei  Erhaltung  der  hinteren  Commissnr  gefunden  haben  will,  disponirt  zur  py- 
ämischen Infection,  ist  der  Einriss  im  vorderen  Rand:  tu  profusen  Blutungen.  Erst 
nachdem  das  Perinaeum  stark  gespannt  ist,  beginnt  die  Ausdehnuug  des  Scbeidea- 
eingauges,  die  eine  allseitige  gleichmässige  ist,  nnd  wenn  uicbt  eine  ungewöhnliche 
Dehnbarkeit  der  Gewebe  vorliegt,  mit  dem  Einreissen  endet.  Oft  reiset  dann  di» 
hintere  Commissnr  und  der  Damm  mit  ein.  Am  häufigsten  liegt  der  Einriss  hinten, 
weil  hier  die  schwächste  Stelle  des  Scbeideneioganges , zuweilen  finden  sich  aber 
auch  seitliche  Risse,  auch  wohl  mit  Abhebnng  von  fetzigen  Lappen,  wenn  die  Tbeila 
in  circulärer  Richtung  abgelöst  sind.  Am  misslichsten  sind  die  Einrisse  des  vorderen 
Randes  der  Blutungen  wegen.  — Die  Aetiologie  und  Therapie  ist  die  der  Damm- 
rupturen. A.  Martin. 

Einsendungen  fltr  das  Oentralblatt  wolle  man  an  «tnen  dar  beiden  Hereoegebar:  Prot.  Banaler, 
Berlin.  (N.)  Krauenlekstrasse  14,  and  Professor  Bosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Belaehlsae)  aa 
dt#  Verlagshandlung,  Berlin  (N.-W4,  unter  den  Linden  tut,  adressiren. 

Varlag  von  Augnst  HlraehwAld  In  Bortln.  — Druck  von  H.  S.  Hermann  ln  Berlin. 


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Wöchentlich  «raebelneo 
I— S Rogen  ;am  8c  bl  um« 
dM  Jahrgangs  Titel.  Na- 
men- and  Racbreglater 


Centralblatt 

flir  die 


Preis  des  Jahrgänge« 
>0  Mark;  tu  beziehen 
durch  alleBuchhandlojj- 
gen  and  Poaiansialten. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  In  Erlangen. 


Ifodifprt  von 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  ln  Berlin. 


1876.  30.  September.  NO.  40t 


flnliAltS  Drkscrpei.d,  neue  Tinctionsflü«si£keit  für  histologische  Zwecke  (Orig.- 
Mitth.j.  — Müldrnraübr,  erste  Aulage  des  Mittelohrs  und  des  Trommelfells  (Orig.- 
Mitth.).  — 

Koch»,  traumatische  Keratitis.  — Wülflkh,  angeborene  Hydronephrose.  — 
Fohjrtt,  Tiinbrometer.  — Oanohopnkh  und  Phi  brau,  Verhalten  des  Harns  bei 
Melanose  — Coththt,  einseitige  Gesichtsatrophie.  — Labzi  und  Tbrkioi,  Uuter- 
auchnnjren  Aber  Sumpfmiasma.  — Öciiwiso,  SpondyloHstbesis.  — Huskmann, 
Thevetiu.  — 

Socoloff,  Gallenhestandtbeile.  — Schnabel,  Folgekrankheiten  der  Iritis. — 
Bübdkl.  Bronchialstein.  — Lkbkht,  Aneurysma  der  Longenarterie.  — DaBIgy, 
gallensaures  Natrou  gegen  Gallensteine.  — Ndssbaum.  Nervendehnung.  — Roien* 
hach,  Neuralgien  hei  Ileotyphus. — Liouvii.lk  und  Dbbotk,  hysterische  Stimm- 
bandlähmnng.  — Mahtinkt,  Osteomyelitis  perniciosa. — Grimiraw,  Pocken  and 
Cerebrospinalmeningitis. — Kalb,  letaler  Mercurialismus.  — Albkktohi  und  Ci* 
otto,  Ausscheidung  von  Chiuin.  — Chiaii,  Lithopkdiumbildung.  — Thomas, 
Ovariotomie.  — 


Leber  eine  neue  Tinctionsflüssigkeit  für  histologische  Zwecke. 

Von  Dr.  Julias  Dreschfeld,  Prof.  d.  puth,  Anat.,  Osreus  College,  Manchester. 

Ich  möchte  mir  erlauben  auf  eine  neue  Färbefiussigkeit  hinzu- 
weisen, die  vor  allen  bisherigen  grosse  Vortheile  zu  besitzen  scheint.  — 
Die  Flüssigkeit  ist  eine  äusserst  verdünnte,  wässrige  Lösung 
des  jetzt  im  Grossen  dargestellten  Eosin’s  (1  Tb.  Eosin  auf  1000  bis 
1500  Th.  Wasser).  Die  Anwendungsweise  ist  äusserst  einfach:  die 
feinen  Schnitte,  frisch  oder  am  besten  erhärtet,  werden  in  die  ver- 
dünnte, sherry-gelbe,  grün  fluorescirende  Lösung  gebracht,  verbleiben 
darin  nur  1 — l1/,  Minuten,  werden  dann  auf  einige  Secunden  in  mit 
Essigsäure  leicht  angesäuertes  Wasser  gebracht  und  können  nnn  ent- 
weder in  Glycerin  oder  den  anderen  gebräuchlichen  Menstruen  unter- 
sucht, oder  in  der  bekannten  Weise  in  Balsam  eingeschlossen  werden. 

Man  erhält  auf  diese  Art  schön  rosa  gefärbte  Präparate,  in 
denen  die  histologischen  Details  mit  vollendeter  Klarheit  und  Deut- 
lichkeit hervortreten.  Da  das  Eosin  die  Eigenschaft  besitzt  besonders 
die  Kerngebilde  zu  färben,  so  lässt  es  sich  überall  da  anwenden,  wo 
wir  bis  jetzt  Garmin  etc.  angewandt  haben,  dabei  bietet  es  noch  die 
folgenden  Vortheile: 

1)  bedarf  es  nur  einer  wässrigen  Lösung,  die  zu  jeder  Zeit  darzu- 
stellen ist,  sich  unverändert  erhält  und  vollkommen  klar  und  löslich  bleibt 
XIV.  Jahrgaug.  45 


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706  Dreschfuld,  neue  Tinctionsfliissigkeit  für  histologische  Zwecke. 


2)  genügt  schon  die  Zeit  von  i — 1%  Minuten,  um  das  Gewebe 
vollkommen  und  durchgängig  zu  färben; 

3)  besitzt  Eosin  die  Eigenschaft  die  Gewebe  aufzubellen,  so  dass 
selbst  dicke  Schnitte  die  histologischen  Details  in  sehr  netter  Weise 
zeigen  und 

4)  werden  die  einzelnen  Qewebstheile  hübsch  differenzirt,  was 
besonders  bei  Untersuchung  von  complicirten  Geschwülsten  äusserst 
brauchbare  Resultate  liefert.  — 

Die  beiden  zuletzt  angeführten  Eigenschaften,  die  das  Eosin  vor 
anderen  Tinctionsmitteln  auszeichnen,  sind  höchst  wahrscheinlich  der 
Fluoreacenz,  die  das  Eosin  in  hohem  Grade  besitzt,  zuzuschreiben, 
denu  ein  anderes  Eosinpräparat,  das  Magdalared,  wirkt  in  derselben 
Weise  und  ist  auch  histologisch  verwendbar,  nur  ist  das  Magdalared 
leicht  löslich  in  Alcohol.  — 

Fluorescin  besitzt  ähnliche  Eigenschaften,  jedoch  lässt  es  das 
Gewebe  ungefärbt.  — 

Abgesehen  von  frischen  Tumoren  zeigte  sieh  mir  das  Eosin  be- 
sonders brauchbar  bei  Untersuchung  des  Nervengewebes,  indem  die 
Kerne  und  Kernkörperchen  der  Ganglienzellen  und  die  Achsencylin- 
der  der  Nervenfasern  hübsch  rosa  gefärbt  erscheinen,  während  das 
Bindegewebe  viel  tiefer  tingirt  wird  und  die  Nervenscheiden  gar 
nicht  gefärbt  werden.  Sehr  nützlich  erweist  sich  das  Eosin  in  den 
mikroskopischen  Demonstrationscursen,  wie  ich  aus  eigener  Erfahrung 
bestätigen  kann. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  nur  noch  auf  einige  Punkte  aufmerk- 
sam machen.  Um  recht  zierliche  Präparate  zu  erhalten,  muss  die 
Lösung  sehr  verdünnt  sein  und  darf  das  Präparat  nie  länger  als 
lJ/a  Minute  in  der  Lösung  verweilen.  Ferner  zeigen  manche  Gewebe, 
wie  z.  B.  Knorpel,  wenn  frisch  untersucht,  ihre  histologische  Structar 
sehr  hübsch,  lassen  sich  aber  nicht  in  Balsam  einschlicssen , indem 
das  Eosin  sich  in  absolutem  Alcohol  löst,  während  das  bei  Präpara- 
ten, die  in  Alcohol  oder  Chromsäure  erhärtet  wurden,  nicht  der  Fall 
ist;  viele  andere  Gewebe  lassen  sich  jedoch  auch  in  frischem  Zu- 
stande aufbewabren;  warum  das  Eosin  in  dem  einen  Falle  sich  in 
absolutem  Alcohol  löslich  zeigte  und  in  dem  anderen  nicht,  vermochte 
ich  bis  jetzt  nicht  zu  erforschen. 


Die  erste  Anlage  des  Mittelohrs  und  des  Trommelfells. 

Vorläufige  Mittbeilung  von  Pr.  Moldcnhuucr  in  Leipzig. 

Bekanntlich  ist  man  der  Ansicht,  dass  das  Mittelohr  (Pauken- 
höhle und  Tuba),  sowie  der  äussere  Gebörgang  aus  dem  Theil  der 
ersten  Kiemenspalte  hervorgehen,  welcher  bei  der  naebherigen  Ver- 
wachsung nicht  mit  zum  Verschluss  gelangt.  Dieser  offene  Verbio- 
dungsgang  zwischen  Vorderdarm  und  Aussenfläehe  soll  sehr  bald,  in- 


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Moldbmhaceb,  erste  Anlage  des  Mittelobrs  and  des  Trommelfells.  707 

dem  seine  Wände  an  einer  der  äusseren  Wandung  nahen  Stelle  ver- 
wachsen, wie  durch  eine  Scheidewand,  in  zwei  Abtheilungen  getheilt 
werden,  von  denen  die  grössere  innere  die  Anlage  der  Paukenhöhle 
und  Tuba,  die  kleinere  die  des  äusseren  Gehörganges  abgeben,  die 
Scheidewand  aber  das  primitive  Trommelfell  darstellen  soll. 

Nach  meinen  vorzugsweise  am  Hühnchen  Angestellten  Unter- 
suchungen bin  ich  im  Stande  einige  nähere  Mittheilungen  über  diese 
Vorgänge  zu  machen.  Hiernach  scbliesst  sich  die  erste  Kiemenspalte 
an  ihrer  äusseren  Seite  ebenso  vollkommen,  wie  alle  übrigen,  nur 
erfolgt  die  endliche  Ausgleichung  der  kleinen  Grube,  die  man  bisher 
als  Anlage  des  äusseren  Gehörganges  ansah,  verhältnissmässig  spät 
und  wird  dieser  Vorgang  unseren  Blicken  dadurch  entzogen,  dass  die 
äussere  Haut  sich  zur  Bildung  des  Gehörganges  erhebend  besonders 
von  vorn  her  in  Gestalt  einer  Klappe  diesen  Theil  der  früheren 
Spalte  bedeckt. 

Der  äussere  Gehörgang  kann  demnach  entwickelungsge- 
schichtlich nicht  auf  die  erste  Kiemenspalte  zurückgefübrt  werden, 
sondern  ist  ein  ursprünglich  nur  aus  faltenförmigen  Erhebungen  der 
äusseren  Haut  hervorgegangenes  Gebilde. 

Das  Trommelfell  betrachtete  man  bisher  als  eine  innerhalb 
der  ersten  Spalte  entstandene  Scheidewand  und  muss  dasselbe  jeden- 
falls in  seiner  Anlage  als  ausserordentlich  fein  gedacht  werden,  denn 
wie  sollte  sonst  in  dem  ohnehin  kurzen  Canal  noch  Platz  für  Mittel- 
ohr einerseits  und  Gehörgang  andererseits  gefunden  werden.  Auch 
diese  Vorstellung  ist  unrichtig.  Denn  entfernt  man  die  über  die 
äussere  Haut  hervorragende  Gehörgangsfalte,  so  findet  man  das 
Trommelfell  nicht  in  einer  Vertiefung,  sondern  in  gleichem  Niveau 
mit  der  umgebenden  Gesichtswand  und  ist  dasselbe  als  unmittelbare 
Fortsetzung  des  letzteren  zu  betrachten.  Auf  dem  Querschnitte  er- 
scheint das  primitive  Trommelfell  nicht  etwa  als  zarte  Membran,  son- 
dern nimmt  die  ganze  Dicke  der  Gesichtswand  in  Anspruch,  welche 
bei  Verwachsung  der  Spalte  sich  zwischen  Vorderdarm  und  Aussen- 
fiä  :he  lagert.  Die  bekannte  Neigung  des  Trommelfells  ist  schon  jetzt 
durch  die  nach  vorn  convergirende  Richtung  der  seitlichen  Gesichts- 
wände bestimmt.  Mit  dieser  Vorstellung  harmonirt  das  Verhalten 
des  Trommelfells  bei  denjenigen  Reptilien,  denen  ein  äusserer  Gehör- 
gang fehlt  und  wo  dasselbe  frei  zu  Tage  liegend  als  directe  Fort- 
setzung der  Oesicht6wand  zu  betrachten  ist. 

Die  Vorgänge,  welche  an  der  inneren  Seite  der  Kiemenbögen 
zur  Anlage  von  Paukenhöhle  und  Tuba  führen,  sind  folgende: 
Schon  zu  einer  Zeit,  wo  die  Kiemenspalten  noch  geöffnet  sind,  er- 
hebt sich  an  der  inneren  Seite  des  ersten  Bogens  nicht  fern  von 
seiner  Insertion  an  die  Schädelbasis  beiderseits  ein  Wulst,  den  ich 
wegen  seiner  späteren  Beziehung  zum  Gaumenapparat  als  Golliculus 
palatinus  bezeichnen  möchte.  Derselbe  nimmt  die  ganze  Breite  des 

45» 


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708 


Focus,  traumatische  Keratitis. 


Bogens  ein,  indem  er  vom  Oberkieferforisatz  beginnend  bis  zur  ersten 
Spalte  herabstreicbt.  Durch  das  Entstehen  dieses  Wulstes  wird  zwi- 
schen ihm  und  der  hinteren  Wand  des  Vorderdarmes  eine  Rinne  ge- 
bildet, deren  unterer  oder  hinterer  Theil,  wie  die  weitere  Entwick- 
lung lehrt,  als  erste  Anlage  des  Mittelohrs  zu  betrachten  ist  und  der 
daher  als  Sulcus  tubotympanicus  benannt  werden  kann.  Denn  nach- 
dem die  beiden  ersten  Bögen  mit  einander  verwachsen  sind,  wird 
die  Rinne  nicht  etwa  dadurch  vertieft,  dass  zwischen  den  Bögen  der 
der  Rinne  benachbarte  Abschnitt  der  Spalte  sich  offen  erhält,  son- 
dern dadurch,  dass  die  Wülste  mehr  und  mehr  nach  dem  Lumen  des 
Darmes  vordrängend  allmählich  das  dorsalwärts  von  ihnen  gelegene 
Stück  desselben  von  dem  übrigen  Abschnitte  trennen.  Durch  weitere 
Wacbsthumsvorgänge  wird  die  früher  grosse,  spaltförmige  Communi- 
cation  der  Tuben-Paukenhöhlenanlage  mit  dem  Darm  nach  und  nach 
verengt  und  zuletzt  bis  auf  eine  kleine  Oeffnung  — die  vordere 
Tubenmündung  — geschlossen.  Dieselbe  ist  zwar  in  der  Gegend 
der  früheren  ersten  Kiemenspalte  gelegen,  sie  aber  als  unverschlossene 
innere  Mündung  derselben  auffassen  zu  wollen,  ist  nach  meiner  Dar- 
stellung nicht  statthaft. 


E.  Fuchs,  Ueber  die  traumatische  Keratitis.  Viacnow  s Arch.  lxvl 

8.  401. 

F.  stellte  seine  Untersuchungen  an  Fröschen  an,  in  deren  Horn- 
haut er  2 durch  ihre  Gestalt  verschiedene  Zellenformen  unterscheidet: 
1)  die  dcndrokionen  Zellen,  welche  mit  ihren  „baumförmig  verästigten“ 
Ausläufern  ganz  das  Bild  des  durch  Silber  darstellbaren  Saftcanal- 
systems wiedergeben,  in  welchem  sie  gelegen  sind  und  welches  ein 
zwischen  den  Lamellen  gelegenes,  wandungsloses  Höhlensystem  dar- 
stellt, welches  in  directer  Communication  mit  den  virtuellen  Räumen 
der  intertibrillären  Kittsubstanz  steht,  2)  die  orthoklonen  Zellen,  deren 
Leib  (Protoplasmakörper)  flach  zwischen  den  Hornhautlamellen  aus- 
gebreitet liegt,  während  ihre  „gerade  verästigten“  Ausläufer  (Proto- 
plasmaleisten) ein  Netzwerk  bilden,  dessen  einzelne  Bälkchen  sich 
unter  rechten  Winkeln  vereinigen,  entsprechend  den  Räumen,  in 
welchen  sie  liegen,  nämlich  den  interflbrillären  Spalten.  Diese  in 
rechten  Winkeln  sich  kreuzenden  Liniensysterae  der  Protoplasma- 
leisten sind  nach  Vf.  häufig  fälschlich  für  die  interfibrilläre  und  inter- 
fasciculäre  Kittsubstanz  erklärt  worden.  Die  beiden  genannten  For- 
men der  Hornhautzellen  stehen  nicht  in  scharfem  Gegensätze  zu  ein- 
ander, sondern  es  giebt  Uebergangsformen,  ja  es  kann  eine  dendro- 
klone  Zelle  sich  in  eine  orthoklone  umwandelu,  indem  ihr  Protoplasma 
das  Saftcanalsystem  verlässt  und  zwischen  die  Fibrillen  eindringt, 
ln  ähnlicher  Weise  wie  bei  den  Hornhautzellen  wird  auch  bei  den 
eingewanderten  oder  in  der  Hornhaut  entstandenen  kleinen  Rnndzellen 


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Fccna,  traumatische  Keratitis. 


709 


die  Gestalt  wesentlich  durch  die  Räume  bedingt,  in  welchen  sie 
liegen:  innerhalb  der  Saftcaaälcben  erscheinen  diese  Zellen  rund, 
zwischen  den  Fibrillen  spindelförmig  (Spiesse)  und  zwar  um  so  länger 
und  schmäler,  je  fester  und  derber  das  Gewebe  ist.  Wenn  die  Rund- 
zellen  in  den  Saftcanälchen  liegen,  so  können  sie  leicht  auf  die  Horn- 
hautzellen gelangen,  wobei  es  dann  oft  schwer  ist,  ihre  Kerne  von 
Wuchernngsproducten  der  Kerne  der  Hornhautzellen  zu  unterscheiden, 
besonders  da  beide  sich  durch  ihre  Kleinheit,  ihr  granulirtes  Aus- 
sehen und  ihre  dunkle  Tinction  (mit  Goldchlorid)  auszeichnen.  Die 
Unterscheidung  ist  dadurch  gegeben,  dass  die  gewucherten  Kerne  der 
Hornhautzellen  kein  eigenes  Protoplasma  um  sich  haben,  sondern  im 
Protoplasma  der  Mutterzelle  liegen,  während  jene  von  einem  mehr 
oder  minder  deutlichen  Protoplasmakörper  umgeben  sind. 

Die  Hornhautzellen  können  auf  verschiedene  Weise  proliferiren: 
1)  Kernvermehrung  durch  Sprossung  oder  Theilung;  die  neugebil- 
deten Kerne  liegen  in  den  Saftlücken , 2)  Die  Zellsubstanz  dringt 
innerhalb  des  Saftcanalsysteras  vorwärts,  gelangt  in  Verbindung  mit 
Nachbarzellen,  breitet  sich  mit  denselben  zu  einem  Netze  von  breiten, 
schlangenartig  gewundenen  Bändern  aus,  aus  welchen  sich  durch  Ab- 
schnürung ebenfalls  runde  Kerne  bilden,  3)  einzelne  oder  sämmtliche 
Protoplasmafortsätze  dringen  in  interfibrilläre  Spalten  ein,  so  dass  sie 
in  paralleler  Richtung  von  dem  Körper  der  Zelle  ausgehen,  schwellen 
an  ihren  Enden  an,  erhalten  hier  durch  endogene  Bildung  einen  Kern 
und  werden  durch  Abtrennung  selbständig.  — An  den  Spiessen  findet 
sich  Vermehrung  der  Kerne  durch  Knospung  und  Theilung.  Noch 
während  der  Kernvermehrung  zeigen  sich  io  der  homogenen  Grund- 
substanz der  Hornhaut  neben  den  Spiessen  zarte,  lichtgraue  Linien, 
die  den  Spiessen  parallel  und  nicht  weiter,  als  deren  Dicke  beträgt, 
von  denselben  entfernt  gelegen  sind;  sie  sind  sehr  fein  grauuiirt  und 
entbehren  eines  scharfen  Contours.  Diese  Gebilde  bestellen  aus  Proto- 
plasma, welches  sich  unter  dem  Einflüsse  der  Zellen  aus  dem  circu- 
lirenden  Plasmastrome  in  ihrer  Nähe  anhäuft  und  so  umwandelt,  dass 
es  als  feinkörnige  Masse  sichtbar  wird.  Durch  fortgesetzte  Anhäufung 
vou  Protoplasma  nimmt  ein  solches  Gebilde  an  Grösse  zu  und  indem 
nun  ein  Theilproduct  des  Kernes  des  benachbarten  Sph'sses  sieb  mit 
ihnen  verbindet,  entsteht  ein  neuer  Spiess.  Auf  diese  Weise  entstehen 
oft  3 — 4 neue  Spiesse  um  einen  alten  herum. 

I.  Die  traumatische  Keratitis  (Cbl.  1876,  113)  wurde  an  Herbst- 
fröschen  durch  Aetzuog  mit  glühenden  Nadeln  erzeugt.  Bald  nach 
der  Aetzung  zeigte  sich  um  das  Aetzloch  herum  eine  Vacuolen- 
zone,  in  der  nach  16  Stunden  schon  alle  Zellen  zerfallen  waren,  so 
dass  dieselbe  bis  auf  ganz  blasse  Andeutungen  der  ehemaligen  Zellen 
durchsichtig  war.  Um  diese  Zone  herum  findet  sich  die  Reizungs- 
zoo e,  in  welcher  die  Zellen  geschrumpft  sind  und  ihre  Ausläufer 
eingezogen  haben,  später  proliferiren  und  zwar  noch  zu  einer  Zeit, 


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710 


Fccr«,  traumatische  Keratitis. 


wo  Wanderzellen  erst  an  der  äusseren  Peripherie  der  Hornhaut  sicff 
zeigen:  primäre  Proliferation.  Dann  folgt  die  Einwanderung  (wie 
die  Proliferation  vorzugsweise  in  den  vorderen  Lamellen),  durch  welche 
etwa  20 — 100  Mal  so  viele  Zellen  geliefert  werden  als  durch  jene. 
Die  Bpiesse  finden  sich  am  dichtesten  am  äusseren  Rande  der  Va- 
cuolenzone  (2.  Tag).  Nach  wenigen  Tagen  sind  alle  diese  Zellen 
durch  Auswanderung  an  die  Oberfläche  der  Hornhaut  aus  dem  Ge- 
webe wieder  verschwunden  und  dann  ist  also  auch  in  der  Reizungs- 
zone nur  noch  die  durchsichtige  Grundsubstanz  vorhanden.  Reizungs- 
und Vacuolenzone  bilden  nun  zusammen  den  Aetzschorf,  welcher 
durch  eine  viel  langsamer  verlaufende  „secundäre  Proliferation“  der 
benachbarten  Zellen  losgelöst  wird.  In  dieser  Zone  der  secun- 
dären  Proliferation  unterscheidet  man  2 Schichten,  eine  innere, 
schmälere  und  zellenreichere  und  eine  äussere  breitere,  zellenärmere. 
Die  Zellen  sind  durch  den  Plasmastrom  aus  der  äusseren  in  die  innere 
geschwemmt  worden,  wie  man  noch  an  den  übrig  gebliebenen  er- 
kennt, deren  Ausläufer  durch  die  Wirkung  des  Stromes  Bämmtlicb 
nach  dem  Aetzloche  zu  gerichtet  sind.  In  der  inneren  Zone  beginnt 
zuerst  die  Proliferation  (Spiesse),  welche  zur  Ablösung  des  Schorfes 
nach  verschieden  langer  Zeit  fuhrt,  worauf  die  Spiesse  wieder  ver- 
schwinden, „ohne  zur  Ausfüllung  des  Snbstanzverlustes  beigetragen 
zu  haben“. 

II.  Bei  der  Frühjahrs-Keratitis  der  Frösche  findet  man  als  wich- 
tigsten Vorgang  eine  Einwanderung  von  Zellen,  durch  welche,  wenn 
sie  gering  ist,  die  Hornhautzellen  nicht  wesentlich  alterirt  werden. 
In  höheren  Graden,  bei  welchen  der  Process  von  der  Tiefe  nach  der 
Oberfläche  zu  fortschreitet,  können  die  Hornhautzellen  erdrückt,  zer- 
stört oder  zur  Proliferation  angeregt  werden.  Durch  Auswanderung 
an  die  Oberfläche  verschwinden  die  eingewanderten  resp.  ueugebil- 
deten  Zellen  wieder. 

III.  Versuche  an  ausgeschnittenen  Hornhäuten  hat  Vf.  ange- 
stellt, um  die  beiden  in  obigen  Versuchen  fast  stets  gemeinsam  vor- 
handenen Processe  getrennt  zu  untersuchen.  Proliferation  ohne  Ein- 
wanderung wurde  erzielt,  wenn  die  geätzte  Hornhaut  rein  herausge- 
scbnitten  und  in  einer  feuchten  Kammer  (am  besten  vordere  Kammer 
von  Schweinsaugen)  conservirt  wurde.  Die  Proliferation  ging  dann 
genau  in  derselben  Weise  wie  in  obigen  Versuchen  vor  sich.  Zur 
Erzielung  von  Einwanderung  ohne  Proliferation  wurden  ausgeschnittene 
Hornhäute  in  die  Lymphsäcke  von  Fröschen  eingebracht,  doch  zeigte 
sich , dass  die  Einwanderung  selbst  als  Reiz  zur  Proliferation  der 
Hornhautzellen  wirkte,  welche  aber  vermieden  wurde,  wenn  die  Horn- 
häute vorher  5 Min.  lang  einer  Temperatur  von  70°  C.  ansgesetzt 
wurden. 

IV.  Die  Einwirkung  mechanischer  Traumen  betreffend  wurde 
eruirt,  dass  geringere  Traumen,  wie  z.  B.  Ritze  auf  der  Oberfläche 


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Wölfleb,  angeborene  Hydronephrose.  Fobjktt,  Timbrometer.  711 

der  Hornhaut,  zunächst  Gestaltveränderungen  der  Hornhautzellen  ber- 
beiführen,  welche  rein  passiver  Natur  sind,  aber  mit  dom  Tode  der 
Zellen  enden,  worauf  sich  ein  Entzündungsprocess  gleicher  Art,  wie 
der  oben  beschriebene,  entwickelt.  Orth. 


A.  Wölfler,  Zur  chirurgischen  Pathologie  der  Nieren.  II.  An- 
geborene rechtsseitige  Hydronephrose.  Heilung  durch  Punc- 
tion  mit  nachfolgender  Jodinjcction.  Wiener  med.  Wocbeuschr.  1876. 
No.  7—22. 

Bei  einem  13  jährigen  Knaben  fand  sieb  ein  angeborener  abge- 
kapselter, deutlich  fluctuirender  Tumor  des  Unterleibes,  welcher  den 
Bauch  enorm  vergrössert  batte  (Umfang  147  Cm.,  Proc.  xipboid.  bis 
zur  Symphyse  61  Cm.).  Es  wurde  eine  congenitale  Hydronephrose 
als  sehr  wahrscheinlich  angenommen  und  eine  Punction  gemacht, 
durch  welche  1900  Cc.  harnstoffhaltiger  Flüssigkeit  entleert  wurden. 
Später  wurde  die  Punction  wiederholt  und  darauf  eine  verdünnte  Jod- 
tinctur  eingespritzt.  Verlauf  günstig.  Diese  Operation  musste  noch 
einmal  wiederholt  werden,  worauf  definitive  Heilung  eintrat. 

Das  Vorkommen  des  Harnstoffs  in  hydronephritischen  Säcken, 
ungeachtet  ihres  langen  Bestandes,  ist  nur  aus  der  Persistenz  eines 
Theiles  der  Corticalsubstanz  zu  erklären.  Dieser  Körper  ist  nahezu 
pathognomonisch  für  Hydronephrose,  da  die  stets  viel  kleineren 
Nierencysten  nur  ausnahmsweise  denselben  enthalten,  ln  Betreff  der 
Therapie  plaidirt  Vf.  für  möglichst  frühzeitige  Operation.  Ist  durch 
Probepunction  die  Diagnose  gesichert  und  die  Flüssigkeit  klar,  so 
lasse  man  Punction  mit  Jodinjection  bald  nachfolgen;  ist  die  Flüssig- 
keit eitrig,  so  mache  man  nach  Simon’s  Vorgänge  die  Doppelpunction 
mit  nachfolgender  Incision.  E.  Köster. 


E.  H.  Forjett,  The  Timbrometer.  Med.  Times  & Gas.  1876.  n0.  1366. 

Unter  „Timbrometrie“  versteht  F.  ein  Verfahren,  die  Grenzen 
innerer  Organe  durch  Auscultation  vibrirender  Töne  festzustellen. 
Das  „Timbrometer“,  welches  aus  einem  bogenförmigen  Stückchen 
weichen  Stahls  besieht,  über  das  ein  Catgutfaden  gespannt  ist,  wird 
mit  einem  seiner  Enden  auf  das  zu  untersuchende  Organ  aufgesetzt 
und  mit  der  linken  Hand  fixirt,  während  die  rechte  die  von  Catgut 
gebildete  Seite  in  Schwingungen  versetzt.  Der  so  entstehende  Ton 
wird  durch  ein  gewöhnliches  Stethoskop,  welches  der  Untersuchende 
mit  dem  Kopf  fixirt,  auscultirt.  Solide  Organe  geben  einen  hellen, 
lufthaltige  einen  dumpfen  Ton.  Auf  diese  Weise  kann  man  nach  F. 
genau  die  Grenzen  jedes  Organs,  auch  der  sonst  schwer  zugänglichen, 
z.  B.  der  Nieren  bestimmen.  Ja  man  soll  sogar  die  Form  und  Rich- 
tung des  Nierenbeckens  bestimmen  können  (!  Ref.).  Da  ferner  jedes 


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712  Gasohofsbb  and  Pkibham.  Verhalten  den  Harns  bei  Melanose. 

Organ  seinen  Eigenton  giebt,  «n  gelingt  es,  die  soliden  Organe  ganz 
genau  von  einander  abzugreneen,  so  die  Milz  von  der  Leber  etc. 
Auch  gelang  es  dem  Vf.  die  vier  Herzhöhlen  deutlich  von  einander 
zu  unterscheiden,  Aneurysmen  zu  diagnosticiren  u.  s.  w.  Die  Methode 
soll  besonders  da  angezeigt  sein,  wo  die  Percussion  sehr  schmerz- 
haft ist.  Litten. 


F.  Ganghofner  und  A.  Pribram,  Leber  das  Verhalten  des  Harne« 
bei  Melanosen,  nach  Beobachtungen  anf  Prof.  Halla’s  Klinik. 

Prager  Vierteljeebr.  CXXX.  8.  77. 

Eine  52  jährige  Tagelöhnerin  hatte  sich  1 Jahr  vor  ihrer  Auf- 
nahme ein  Muttermal  an  der  linken  Wade,  welches  nach  Kratzen, 
Aetzungen  u.  s.  w.  grösser  geworden  war,  ausbrennen  lassen;  etwa 
9 Monate  später  traten  zuerst  an  der  Narbe,  dann  an  anderen  Stellen 
blauschwarze,  schmerzlose  verschiebbare  Knoten  auf,  die  auf  dem 
Kopf  behaart  waren.  Ausserdem  litt  Pat.  an  Diarrhöen  und  Appetit- 
losigkeit. Im  weiteren  Verlauf  traten  auch  Geschwülste  im  Unterleib 
auf  und  Pat.  starb  etwa  1 Jahr  nachdem  die  ersten  Knötchen  sieb 
gezeigt  hatten.  Die  Bection  ergab  in  der  Haut,  den  Bauchmuskeln 
und  fast  sämmtlicheu  inneren  Organen  mehr  oder  weniger  grosse 
schwärzliche  Knoten. 

Der  Harn  batte  während  des  Lebens  wiederholt  beim  Stehen  an 
der  Luft,  sowie  beim  Behandeln  mit  Oxydationsmitteln  (Chromsäure, 
Salpetersäure)  Schwärzung  gezeigt  und  war  deshalb  von  den  Vff. 
während  2 Monate  untersucht  worden.  Hiernach  und  aus  den  frü- 
heren Beobachtungen  P.’s  und  Anderer  kommen  sie  zu  folgenden 
Schlüssen:  1)  Harn  von  Kranken  mit  melanotiscben  Carcinomen  ent- 
hält gleichzeitig  ein  Cbromogen,  das  beim  Zusatz  von  Oxydations- 
mitteln oder  an  der  Luft  intensiv  geschwärzt  wird.  2)  Auch  wenn 
der  Process  der  melanotiscben  Neubildung  fortschreitet,  kann  das 
Cbromogen  vorübergehend  schwinden.  3)  Die  relative  Menge  des 
Chromogens  schwankt  im  umgekehrten  Verbältniss  zur  HarnmeDge, 
4)  dagegen  in  geradem  Verbältniss  zum  spec.  Gew.  5)  Das  Nacb- 
weisbarwerden  desselben  ist  unabhängig  von  der  Körpertemperatur, 
von  Atbrnungsbindernissen  und  von  Menge  und  Beschaffenheit  der 
Stuhlgänge.  6)  In  dem  obigen  (hierauf  genauer  untersuchten)  Falle 
war  neben  dem  Chromogen  noch  bedeutende  Indicanausscheidung 
vorhanden.  7)  Die  Anwesenheit  des  Cbromogen  stört  den  ludigo- 
nachweis  (mit  Salzsäure  und  Chlor),  letzterer  wird  erst  durch  Aus- 
fällen, jenes  (durch  Kalk)  deutlich.  6)  Es  ist  unentschieden,  ob  das 
bei  melanotiscben  Carcinomen  im  Harn  ausgeschiedene  Cbromogen 
ein  besonderes  Pigment  oder  eines  der  gewöhnlichen  Harnpigmente 
in  enormer  Vermehrung  darstellt,  wahrscheinlich  ist  das  erstere,  denn 
es  lässt  sich  aus  solchem  Harn  ein  Farbstoff  darstellen  (durch  Aus- 


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Couutet,  einseitige  Gesichtsatropbie. 


713 


fäilen  mit  Kalk),  der  durch  seine  Resistenz  gegen  die  gewöhnlichen 
Lösungsmittel  von  den  bekannten  schwarzen  Farbstoffen  des  Harns 
abweicht. 

Die  Vff.  sind  geneigt  anzunebmen,  dass  aus  den  Geschwülsten 
schwarzes  Pigment  in  die  Blutbahn  gelangt,  aber  irgendwo,  wahr- 
scheinlich in  der  Leber  reducirt  und  in  farbloses  Chromogen  umge- 
waudelt  wird  und  als  solches  in  den  Harn  übergeht.  Senator. 


Conrtet,  Atrophie  unilaterale  de  la  face.  G».  hebdom.  1876.  No.  ts. 

Ein  22jähriger  Soldat  hatte  in  seiner  Kindheit  an  epileptischen 
Convuleioneu , später  an  neuralgischen  Zahnschmerzen  gelitten  und 
sich  chronischer  Bleiintoxication  ausgesetzt.  Trotzdem  war  er  bis  zu 
seinem  15.  Jahre  von  nervösen  Zufällen  frei  geblieben.  Damals  zeigte 
sich  zuerst  an  der  rechten  Kinnseite  ein  kleiner,  bläulicher,  glatter 
und  glänzender  Fleck  io  der  Haut;  die  Haare  fielen  dort  aus. 

Nach  und  nach  verbreiterte  sich  der  Fleck  über  die  ganze  rechte 
Gesichtshälfte;  es  traten  rechtsseitige  Gesichtsschmerzen  hinzu,  welche 
sich  mit  einer  Contractur  des  Unterkiefers  und  fibrillären  Muskel- 
zuckungen an  der  kranken  Seite  verbanden.  Die  sehr  eingehende 
Beschreibung  der  atropbirten  Gesichtshälfte,  sowie  ihre  Messungen  im 
Vergleich  zur  gesundeu  Beite  siehe  im  Original.  Erwähnt  sei  noch, 
dass  Motilität  und  Sensibilität  der  rechten  Gesichtshälfte  normal  waren. 
Desgleichen  war  die  electriscbe  Erregbarkeit  der  Muskeln,  die  Ge- 
schmacksempfindung auf  der  rechten  atrophischen  Zungenhalfte,  so- 
wie Thränen-  und  Speicbelsecretion  rechts  intact,  nur  die  Schweiss- 
excretion  war  an  der  rechten  untern  Gesichtshälfte  erheblich  vermin- 
dert. Ausserdem  zeigte  die  linke  Gesichtshälfte  normalen  Bartwuchs, 
die  rechte  war  glatt  Eine  electrische  Behandlung  (mit  inducirtem 
und  coustautem  Strome)  hatte  keinen  Erfolg.  Bernhardt. 


M.  Lanzi  e G.  Terrigi,  II  Miasma  palustre.  I.  M.  Lanzi,  II 
Miasma  palustre.  II.  G.  Terrigi,  Nuovi  studj  ed  esperienze 
sul  Miasma  palustre  o sull’  agente  febrigeuo.  Hom»i876.  27  8.4°. 

L.,  der  sehr  ausgedehnte  Studien  über  die  mikroskopische  Fauua 
und  Flora  der  Sümpfe  in  der  Römischen  Campagna  (bei  Rom  und 
Ostia)  sowie  auch  der  Pontinischen  Sümpfe  unternommen  hat,  macht 
auf  einen  eigentümlichen  Befund  an  den  io  diesen  Localitäten  ge- 
sammelten Algen  aufmerksam,  ln  den  Algenzellen  finden  sich  dunkle 
Körnchen  eingesprengt  in  das  Endochrom  oder  (bei  don  chlorophyll- 
haltigen  Aigeu)  io  das  Chlorophyll.  Diese  bald  einzelnen  bald  zu 
kleineu  Krumelchen  vereinigten  dunkelfarbenen  Körnchen  fanden  sich 
um  so  zahlreicher  je  weiter  die  betreffenden  Algen  schon  im  Ab- 
sterben vorgeschritten  waren.  Schliesslich  füllen  diese  schwarzen 


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714 


Larzi  und  Tkrbioi,  Uutersucbunge!)  über  SumpfmiMm». 


Granula  die  ganzen  Algenzellen  aus,  die  dann  unter  dem  Mikroskop 
nicht  mehr  grün  sondern  schwarz  erscheinen.  Gleichzeitig  beginnen 
die  Algen  zu  stinken  und  gehen  in  Fäulnis»  über.  — Dieser  von 
L.  in  seinen  Aquarien  genau  verfolgte  Vorgang  findet  alljährlich  in 
der  Römischen  Campagne  im  Grossen  statt.  Im  Winter  bilden  sich 
allenthalben  Sümpfe,  die  bald  von  einer  reichen  und  im  Frühling  sich 
stets  sehr  üppig  entwickelnden  Algenflora  bevölkert  werden.  Im 
Sommer  ziohen  die  Wasser  sich  zurück  und  es  werden  grosse  Ober- 
flächen frei,  die  von  einer  continuirliclien  Schicht  faulender  Algen 
bedeckt  sind:  erst  später  bedecken  sich  diese  Terrains  mit  pbanero- 
gamen  Landpflanzen.  Gegen  den  Herbst  sterben  die  Algen  auch  an 
den  vom  Wasser  noch  bedeckt  gebliebenen  Stellen  ab  und  der  Boden 
dieser  seichten  Sümpfe  wird  in  eine  Schicht  fauligen  Schlammes  ver- 
wandelt, in  welchem  das  Mikroskop  überall  die  Existenz  der  oben 
erwähnten  dunkelgefärbten  Granula  nachweist.  Ausserdem  finden  sich 
auch  noch  im  Ueburfluss  Bacterium  terrao  und  Vibrio  serpens,  deren 
Existenz  L.  jedoch  nicht  auf  die  Verwesung  von  PflanzentheileD,  son- 
dern von  abgestorbenen  Thieren  zurückführt.  — Auch  in  denjenigen 
Stellen  der  Römischen  Campagna,  wo  eigentliche  Sümpfe  nicht  Vor- 
kommen , wo  aber  dennoch  die  ausgesprochenste  Malaria  herrscht 
(z.  B.  im  oberen  Tibertbal,  wo  auf  100  Kilometer  Entfernung  kein 
Sumpf  existirt),  lassen  sich  allenthalben  leicht  die  Bedingungen  nach- 
weisen,  die  zu  einer  ausgedehnten  Verwesung  von  Pflanzentheilen 
führen  müssen.  Auch  wo  eigentliche  Sümpfe  nicht  existiren,  stehen 
im  Frühling  oft  grosse  Oberflächen  unbebauten  Landes  (in  Folge  der 
Tibertiberschwemmungen  oder  mächtiger  Regengüsse)  unter  Wasser, 
deren  Vegetationsproducte,  nachdem  das  Wasser  im  Sommer  ver- 
schwunden  ist,  alsbald  in  Verwesung  übergehen. 

Diese  aus  der  Verwesung  der  Algen  und  anderen  Pflanzentheilen 
hervorgehenden  dunkelgefärbten  Granula  sind  nach  der  Ansicht  von 
L.  fermentartiger  Natur.  Sie  finden  sich  überall  reichlic!  in  dem  atmo- 
sphärischen Staube  der  Campagna  Romana  oder  sind  doch  aus  diesem 
durch  Culturen  zu  einer  reichlichen  Entwicklung  zu  bringen.  Nach 
L.  sind  diese  Granula  identisch  mit  den  pigmentirten  Sphaerobacterien 
Cohn's  und  dem  Bacteridium  brunneura  Schroetek.  Cultivirte  L. 
diese  Granula,  so  entstanden  meist  Vegetationen  von  Monilia  peni- 
ciliata  Fkik8. 

Ganz  gleiche  Eigenschaften  wie  diese  aus  verwesenden  Vege- 
tabilien  hervorgehenden  fermentartigen  Granula  besitzen  nun  die  Pig- 
mentkörnchen, welche  sich  in  der  Leber  und  Milz  solcher  Individuen 
finden,  welche  an  Malariacachexie  leiden.  L.  tritt  ganz  entschieden 
für  die  Identität  des  sog.  Malaria-Melanin’»  der  pathologischen  Ana- 
tomen mit  den  aus  der  Zersetzung  verwesender  Pflanzen  hervorgehen- 
den Granula  ein.  Es  ist  ihm  gelungen,  durch  Culturen  aus  dem  Pig- 
ment melanämischer  Lebern  zooglöaartige  Vegetationen  zu  züchten. 


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Scbwiko,  Spondyloliatheai«. 


715 


Um  die  Malaria  der  Römischen  Campagna  zu  bekämpfen  em- 
pfiehlt L.  die  bessere  Bewirtschaftung  des  Bodens,  Ableitung  der 
grösseren  Sümpfe,  Drainage  der  feuchten  Terrains,  Anlegung  von 
Gehölzen  und  gründlichere  Bestellung  des  Ackers.  Von  dem  neuer- 
dings zur  Verbesserung  der  gesundheitlichen  Verhältnisse  der  Römi- 
schen Campagna  so  vielfach  angepflanzten  Eucalypbus  globulus  scheint 
sich  L.  wenig  zu  versprechen,  da  der  Baum  nur  in  besonders  ge- 
schützten Orten  ausdauert  und  also  seine  äusserste  nördliche  Grenze 
in  der  Römischen  Campagna  bereits  erreicht  zu  haben  scheint. 

T.  hat  die  mikroskopische  Untersuchung  der  verwesenden  Algen 
gemeinschaftlich  mit  L.  angestellt.  Ausserdem  hat  er  noch  eine  Ver- 
suchsreihe unternommen  um  diejenigen  Desinfectantien  zu  ermitteln, 
welche  am  wirksamsten  diesen  Verwesungsprocess  und  die  Entwick- 
lung des  Bacteridium  brunneum  verhindern.  Die  angewandten  Des- 
infectantien waren:  Schwefel,  schwefelsaures  Chinin,  unterschwefel- 
saures Natron,  Kalk,  Chlorkalk,  Carbolsäure,  Eisenvitriol,  Arsenik, 
übermangansaures  Kali , Chloral.  Am  besten  bewährten  sieb  von 
diesen  der  Chlorkalk,  dann  der  Kalk  und  das  Chloral.  Die  übrigen 
Desinfectantien  erwiesen  sich  als  mehr  oder  minder  wirkungslos.  Die 
Wirkung  derselben  Desinfectantien  auf  die  überall  in  dem  atmosphä- 
rischen Staube  der  Römischen  Campagna  (und  zwar  reichlicher  in 
Ostia  und  in  den  Pontinischen  Sümpfen,  als  in  Rom  selbst)  vorkom- 
naenden  Sporen  und  Mycelium-Fäden  ist  gleichfalls  von  T.  besonders 
studirt  worden. 

Um  diesen  atmosphärischen  Staub  zu  sammeln  stellte  T.  an  den 
verschiedenen  Punkten  der  Campagna  und  der  Stadt  Aspiratoren  und 
Luftfiltrirapparate  auf.  — Besonderer  Apparate  bediente  er  sich,  um 
die  verticale  Erhebung  der  betreffenden  Keime  über  die  Oberfläche 
des  Sumpfbodens  zu  messen:  er  fand,  dass  sie  sich  bis  zu  einer  Höhe 
von  50  Centirnetern  erbeben,  wo  sie  mit  grösster  Leichtigkeit  von 
den  über  die  Oberfläche  der  Sümpfe  streichenden  Winden  aufgenora- 
men  und  weitergetragen  werden  können. 

In  der  Leber  und  Milz  von  Meerschweinchen,  die  längere  Zeit 
eine  die  betreffenden  Organismen  enthaltende  Sumpfluft  geathmet 
hatten,  fand  T.  sehr  reichliches  Malaria-Melanin.  Boll  (Bom). 


K.  Schwing,  Neuer  Fall  von  Spondylolisthesis.  Prager  Vierteljahr. 

CXXXI.  S.  1. 

Die  Diagnose  wurde  auf  der  Prager  Hebamraenklinik  an  einer 
30jährigen,  zum  ersten  Mal  schwangeren  Person  gestellt.  Sattel- 
förmige Einziehung  oberhalb  des  Kreuzbeins,  Hervortreten  des  letz- 
teren, besonders  mit  seiner  Basis,  grosse  Distanz  der  Sp.  post,  sup., 
flache  Darmbeine,  Hängebauch,  geringe  Beckenneigung  und  senk- 
rechter Stand  der  Symphyse  Hessen  die  Anomalie  vermuthen.  Ge- 


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716 


HraKMAKN,  Tbevetin. 


sicliert  wurde  die  Diagnose  durch  die  von  Bkeisky  und  OlsbadIV 
angegebenen  Merkmale:  der  die  Stelle  des  Promontoriums  einneh- 
mende, das  kleine  Becken  dachförmig  überragende  Knochen  setzt 
sich  scbarfwinklig  gegen  die  vordere  Kreuzbeinflache,  sowie  seit- 
lich gegen  die  Kreuzbein  fl  ügel  ab,  und  an  dieser  Stelle  ist  die 
Pulsation  der  Art.  iliaca  comm.  deutlich  zu  fühlen. 

Die  Entstehung  wird  auf  eine  im  25.  Lebensjahr  durch  das 
Heben  einer  schweren  Last  acquirirte  Entzündung  zurückgeführt 
Pat.  konnte  danach  8 Tage  lang  nicht  gehen  und  fühlte  noch  lange 
Schmerz  und  Schwäche  im  Kreuz.  Prof.  v.  Wkbeb,  welcher  die  Conj. 
vera  auf  6,5  — 7 Cm.  schätzt,  leitete  in  der  36.  Woche  die  Frühge- 
burt ein.  Der  Kopf  überwand  deo  Beckeneingang,  musste  aber  aus 
der  Beckenhöhle  wegen  der  Widerstände  am  Ausgang  mit  der  Zange 
entwickelt  werden.  Das  Kind  starb  dabei,  die  Mutter  machte  ein 
günstiges  Wochenbett  durch.  v.  Haselberg 


Th.  Husemann,  lieber  einige  Herzgifte;  zum  Tlieil  nach  Ver- 
suchen mit  A.  König.  Arch.  r.  exper.  Patb.  etc.  V.  8 228 

Aus  den  Früchten  einer  in  Ostindien  wachsenden  Strauchpflanze, 
der  Tbevetia  neriifolia  Jcss , zu  den  Apocyneen  gehörig,  hat  OE  VkU 
ein  Glycosid  gewonnen,  das  von  Blas  in  Löwen  Tbevetin  genannt 
worden  ist  und  die  Formel  CmHmOm  erhalten  hat.  Beim  Kochen 
mit  verdünnten  Säuren  spaltet  es  sich  in  Tbeveresin  und  ülycose. 
Beide  Substanzen  das  Tbevetin  und  Tbeveresin  fand  B.  nach  Ver- 
suchen an  Hunden  stark  giftig  und  von  nahezu  gleichartiger  Wirkung. 
Die  Erscheinungen  waren:  Erbrechen,  Diarrhöen,  Speichelfluss,  Mus- 
kelzittern und  grosse  Muskelschwäche  und  Dyspnöe.  Beim  Theveresin 
fehlten  Diarrhöe  und  Speichelfluss. 

Die  Versuche  von  H.  u.  K.  wurden  an  Fröschen  und  Kaninchen 
angestellt.  Bei  letzteren  fehlten  Ptyalismus  und  Diarrhöe,  dagegen 
trat  besonders  bervor:  Unregelmässiger  und  verlangsamter  Puls,  in 
späteren  Stadien  heftige  Dyspnöe  und  allmählich  zunehmende  Läh- 
mung. Der  Tod  erfolgte  ohne  Convulsionen;  das  Herz  stand  still 
während  die  Respiration  noch  audauerte.  Bei  der  Section  fand  man 
die  Ventrikel  gewöhnlich  in  Systole,  bisweilen  aber  auch  in  Diastole. 
Reizung  des  Herzens  blieb  unbeantwortet,  während  die  Skeletmuskeln 
noch  reagirten  wenn  auch,  wie  es  schien,  schwächer  Als  normal.  Die 
Temperatur  blieb  unverändert.  Beim  Frosch  genügen  1* — 3 Mgrm. 
Tbevetin  um  Herzstillstand  (gewöhnlich  systolischen)  bervorzurufen, 
während  die  Respiration  noch  einige  Zeit  fortdauert.  Die  Erregbar- 
keit des  Herzens  ist  vernichtet,  die  der  Skeletmuskeln  herabgesetzt, 
die  Sensibilität  oder  Reflexerregbarkeit  vollkommen  erhalten.  Die 
Erscheinungen  gleichen  durchaus  den  bei  Digitalmversucben  beob- 
achteten, auch  das  Tbevetin  steigert  den  Effect  der  Vagusreizung. 

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SoCOLOFF.  SCHSABKL.  ßCRDtt.. 


717 


Atropin  hat  keinen  Einfluss  auf  die  Thevetinwirkung.  An  der  In- 
jectiensstolle  wirkt  das  Gift  entzündungserregend.  Der  abgespaltene 
Paarling  des  Thevetins  das  Theveresin  wirkt  nach  H.  qualitativ  und 
quantitativ  ganz  ebenso  wie  das  Qlycosid,  Blas  nahm  an,  dass  das 
Tbevetin  durch  die  Magensäure  in  Theveresin  und  Zucker  gespalten 
werde;  für  die  Versuche  der  Vff.  trifft  dies  nicht  zu,  da  sie  sich 
stets  der  BubcutADen  Injection  bedienten.  Auch  das  Extr.  scillae 
spirit.  gehört  nach  den  Vff.  zu  den  Herzgiften,  indem  es  dem  Digi- 
talin durchaus  ähnlich  wirkt.  Dem  im  Handel  vorkommenden  Scil- 
litin  scheinen  die  specifischen  Bestandtheile  der  Scilla  zu  fehlen;  es 
wirkt  nicht  mehr  auf  das  Herz  und  wie  es  scheint  überhaupt  nicht 
toxisch.  Schiffer. 


>T.  Socoloff,  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  menschlichen  Galle. 

(Aus  dem  Laboratorium  von  Hoppk-Seylbr'.  PFLtjoKs’sArcb.  XII.  8.54. 

Die  Untersuchungen  schlossen  sich  an  die  Tkipamowskt’s  (Cbl.  1875,  431)  an 
und  betreffen  6 Fülle,  in  denen  die  Leber  als  gesund  ansimehen  war.  Der  Gehalt 
dieser  Gallen  an  gallensauren  Salzen  wechselte  von  3,8  bis  9,8  pCt.,  die  der  Seifen 
von  1,3  bis  2,08  pCt.  Der  Gehalt  der  palleusanren  Salze  an  Schwefel  variirte  in 
engen  Grenzen  von  1,18  bis  1,08  pCt,  entsprechend  einem  Mittelwerth  von  23,83  pCt 
Taurocholsänre.  In  einem  Fall  von  Peritonitis  puerperalis  mit  tröber  Schwellang 
der  Leber  stieg  derselbe  auf  62,3  pCt , in  einem  andern  von  arayloider  Degeneration 
sank  der  Gebalt  anf  8,9  pCt  E.  s*lko«akl. 


J.  Schnabel,  Die  Begleite-  und  Folgekrankheiten  der  Iritis.  Arch. 

f.  Augen-  u.  Ohrenheilk.  V.  X.  8.  101. 

Unter  180  Fällen  von  acuter  Iritis  konnte  nur  9 Mal  die  Iritis  als  Recidiv 
coostatirt  werden,  und  S.  ist  daher  der  Ansicht,  dass  vorhandenen  hinteren  Synechien 
in  der  Aetiologie  der  acuten  Iritis  unmöglich  eine  wichtige  Stellung  eingeräumt  wer- 
den könne.  Die  ophthalmoskopische  Untersuchung  der  an  Iritis  Acuta  erkrankten 
Iudividuen  wies,  ganz  gleichgültig,  welches  die  Ursache  der  Iritis  war,  am  häufigsten 
eine  Retinitis  diffusa,  welche  die  grösste  Ähnlichkeit  mit  einer  Retinitis  specifica 
darbot,  nach,  verbältnissmässig  selten  GlaskÖrpertrfibungen,  am  allerseltensten  Ano- 
malien im  Bereich  der  Cborioidea.  Nach  Ablnuf  der  Iritis  können  die  intraoculären 
Complicationen  sich  rasch  oder  langsam  zurückbilden;  in  einteluen  Fällen  führen 
sie,  in  vollkommener  Unabhängigkeit  von  dem  Zustande,  in  welchem  die  Iris  nach 
der  Entzündung  geblieben,  zur  Atrophie  der  Retina  und  des  Opticus,  resp.  zur  Glas- 
körperschrumpfnng  und  Netzhautahlösuog.  Michel  (Erlangen). 


Burdel,  G'alcul  bronchique  ayant  donnft  lieu  ä des  accfcs  de  fl  £ vre 
pernicieuse.  Qas.  de«  hop.  1876.  No  &s. 

Eine  57jährige  Krau  acquirirte  eine  Intermittens,  welche  in  allen  möglichen 
Typen  anftrat  uud  schliesslich  einen  perniciüsen  Charakter  annahm.  Gleirhxeitig  be- 
stand heftiger  Husten,  für  den  die  Untersuchung  keinen  Grand  nacbwiea.  Während 
eines  sehr  heftigen  Hustenparoxysmus  wurde  ein  11  Um.  langes,  cylindrisches  Stein- 
conerement  ansgeworfeu,  welches  aus  phosphor-  und  kohleusaurem  Kalk  bestand. 
Von  diesem  Augenblick  an  verschwanden  aämmtliche  Symptome,  und  trat  Patientin 
in  die  Convalesceus  ein.  Vf.  glanbt.  dass  dies  Concrement  aus  einem  Bronchus 


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718  Lkukrt.  Dabhst.  v.  N'msBAr«.  Rosxhbach. 

stammte  und  seinen  Ursprung  einer  Haemoptysis  verdankte,  welche  vor  22  Jahren 
atatfgefnnden  hatte.  — Lines. 

Lebert,  Aneurysma  der  Lnngenarterie  und  rheumatische  Ent- 
zündung ihrer  Klappen.  Berl.  klin.  Worhenscbr.  1876.  No.  20. 

In  der  Leiche  einer  unter  den  Erscheinungen  höchster  Athemuoth  verstorbenen 
Frau  fand  Vf.  den  Dmfang  der  Pulmonalartcrie  an  ihrem  Ursprung  11  Cm.,  wäh- 
rend die  Aorta  nur  7 Cm.  Umfang  hatte.  Daneben  bestand  eine  ziemlich  frische 
nud  ausgedehnte  Endocarditis  an  den  Pnlmonalklappen.  Sieben  Monate  vor  dem 
Tode  der  Kranken  batte  sich  ein  acoter  Gelenkrheumatismus  entwickelt,  welchem 
bald  Athemnoth  folgte.  — Es  bandelte  sich  demnach  am  eine  im  späteren  Leben 
aeqnirirte  nnd  fast  nnr  auf  das  Ostium  pulmonale  beschränkte  Endocarditis.  Bei 
der  Schnelligkeit,  mit  welcher  sich  diese  entwickelte,  ist  nicht  anznnebmen,  dass  dis 
Erweiterung  der  Art.  pulm.  Folge  der  Klappenerkrauknng  war,  vielmehr  scheint 
eine  bereits  vorhanden  gewesene  Erweiterung  der  Art  pulm.  dazu  beigetragen  xu 
haben,  die  rheumatische  Endocarditis  an  ihrem  Ursprung  und  den  entsprechenden 
Klappen  tu  flxiren.  Linen. 

Win.  C.  Dabney,  The  nse  of  choleate  of  Soda  to  prerent  the 

formation  of  gali-stones.  Amor.  Jonrn.  of  med.  sc  CXL1I.  S 410. 

D.  hat  nach  Schiff’»  Empfehlung  sur  Auflösung  des  Cholestearins  und  Ver- 
hütung  der  Gallensteinbildnng  gallensaures  Natron  (2  mal  täglich  6 Grain  einigt 
Wochen  lang)  mit  günstigem  Erfolg  brauchen  lassen.  Senator. 


v.  Nussbaum,  Nervendehnung  bei  centralem  Leiden.  Aersti.  inteii- 
Bl.  1876.  No.  8. 

Bei  einem  seit  11  Jahren  in  Folge  eines  Falles  auf  das  Kreuzbein  patap logi- 
schen Manu  hatten  sich  höchst  störende  klonische  Krämpfe  der  gelähmten  Unter- 
extremitäten eingestellt  Um  von  diesen  den  Kranken  zu  befreien,  entblösste  N.  in 
zwei  14  Tage  auseinander  liegenden  Sitzungen  jedesmal  sowohl  den  N.  cruralis  in 
der  Schenkelbeuge  als  auch  den  Ischiadicus  zwischen  Trochanter  and  Taber  isebh 
and  behandelte  nach  Li«TBE*scber  Methode  und  mit  gutem  Heilerfolg  die  Wanden, 
nachdem  er  theila  vom  Centrum  her  peripberiewärts,  tbeils  in  umgekehrter  Sichtung 
starke  Dehnungen  der  obeu  genannten  Nerven  vorgenommen.  Die  Krämpfe  waren 
hiernach  in  der  That  beseitigt  und  der  Kranke  von  jetzt  ab  im  Stande,  da»  Bett  ca 
verlasseu  und  sich  mit  seinem  gesunden  Oberkörper  auf  Krücken  fortsube wegen. 
Ob  das  centrale  Leiden  in  den  peripheren  Nerven  Veränderungen  gesetzt  hatte, 
welche  durch  die  Dehnung  hatten  beseitigt  werden  köunen,  oder  ob  die  letztere  so 
anf  den  centralen  Herd  wirkte,  dass  von  ihm  keine  Krämpfe  mehr  ausgelöst  wur- 
den, lasst  Vf.  unentschieden.  Bernhardt. 


0.  Kosenbaeh,  Die  Neuralgien  im  Beginne  des  lleotyplius.  Deutsch. 

Arch.  f.  klin.  Med.  XVII.  8.  268. 

K.  berichtet  über  Neuralgien  des  Kopfes  und  Nackens  in  der  1.  seltener  im 
Anfang  der  2.  Typbuswoche.  Das  paroxysmenweise  Auftreten  der  Schmerzen,  ihr 
Verlauf  in  bestimmten  Nervenbahnen  (supra  , infraorbitalis,  Occipitalis  magnusj,  die 
charakteristischen  Druckpunkte  im  Verlauf  dieser  Nerven  und  an  den  Proc.  spinosi 
and  trausversi  der  beideu  1.  Halswirbel,  die  neben  der  Hyperalgesie  in  manchen 
Fällen  deutlich  nachweisbare  Hyperästhesie,  endlich  die  vorwiegende  Einseitigkeit 
der  Affectiou  sprechen  nach  ihm  für  die  wirklich  neuralgische  Natur.  Die  Schmerzen 
sind  durch  eiu  Vesicaus  oft  sehr  schnell  zu  heben.  Bernhardt. 


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Liocville  and  Desore.  Mahtiket.  Grihsraw.  Kalb.  719 

Lionrille  et  Debove,  Note  sur  nn  cas  de  mutisme  hyst^rique 

sniri  de  gu^rison.  Progris  med.  1876.  No.  9. 

Bei  einem  18jährigen  hysterischen,  hereditär  prädisponirtcn  Mädchen,  welches 
in  Folge  einer  hysterischen  Stimnibandlahmnng  aphonisch  nod  schliesslich  ganz  stumm 
geworden  war,  riefen  die  Vff.  durch  tiefen  Drnck  anf  die  Unterbauchgegend  leb- 
haften Schmer«  in  der  Gegend  der  Ovarien  nnd  schliesslich  einen  ansgeprägten  hy- 
sterischen Anfall  hervor.  In  diesem  Anfall  6ng  die  Kranke  seit  langer  Zeit  zum 
ersten  Mal  wieder  an  zu  schreien  und  mit  leiser  Stimme  zn  sprechen.  Die  Wieder- 
holung dieser  Procednr  brachte  schliesslich  die  Sprache  wieder,  ohne  dass  damit, 
was  sich  auch  Vff.  nicht  verhehlen,  die  Neurose  überhaupt  gehoben  worden  wäre. 

Bernhardt. 

F.  Mnrtinet,  Ostdomytflite  spontane  du  femur,  infection  puru- 
lente, eruptlOll  SeptiC&llique,  lUOrt.  Progres  m<5d.  1876.  No.  12. 

Der  Fall  betraf  einen  16jährigen  kräftigen  Menschen,  welcher  einige  Tage 
nach  einer  heftigen  Erkältung  erkrankt  war  nnd  ansser  starken  Schmerzen  im  rech- 
ten Hüftgelenk  hohes  Fieber  uud  typhöse  Erscheinungen  darbot.  Am  7.  Krankheit«- 
tage  erschien  auf  dem  ganzen  Körper  ein  Urticaria  - ähnliches  Exanthem  und  am 
Tage  darauf  erfolgte  der  Tod.  Es  fand  sich  doppelseitige  Pleuritis,  metastatische 
Abscesse  in  den  Lungen,  Pericarditi«  und  eitrige  Osteomyelitis  im  oberen  Tbeil  des 
linken  Femur,  woselbst  das  Periost  gelockert  nnd  die  benachbarten  Muskeln  leicht 
eitrig  infiltrirt  waren.  Femurkopf  und  Epiphysenknorpel  gesund,  dagegen  das  Ge- 
lenk mit  Eiter  erfüllt;  die  Venae  circumflexae  Gerinnsel  enthaltend,  endlich  im  lin- 
ken Ellbogeugelenk  ebenfalls  Eiter.  — Vsrnboil  macht  noch  besonders  anf  das  Ex- 
anthem aufmerksam,  welches  er  als  septicämiscbes  und  prognostisch  absolut  ungün- 
stiges bezeichnet  Senator. 

Grimshaw,  On  an  Outbreak  of  Small  -pox;  illustrating  the  Re- 
lation between  that  Disease  and  Cerebro-Spinal- Meningitis. 

The  Dubl.  Journ.  LII1.  S.  406. 

G.  verwahrt  Bich  gegen  den  von  Collis  erhobenen  Einwand,  dass  die  von 
ihm  als  Complication  von  hämorrhagischen  Pocken  mit  Cerebro.  Spinal- Meningitis 
mitgetbeilten  Fälle  (Cbl.  1873,  736)  nnr  Krankheiten  der  letztem  Art  gewesen  seien 
— durch  die  Mittheilung  eines  neuen  Falles  von  hämorrhagischen  Pocken,  bei  wel- 
chem die  Sectiou  auch  eine  Meningitis  der  Couvexität  nachwies  nebst  einem  Exsudat 
io  den  Meningeu  der  Cauda.  wodurch  auch  die  anstretenden  Nerveustämme  mir  ein- 
ander verklebt  waren.  Dass  es  sieb  um  wirkliche  Pocken  handelte,  beweist  Vf.  da- 
durch, dass  sich  mehrere  Individuen,  welche  mit  dem  Verstorbenen  iu  demselben 
Saal  gelegen  hatten,  inficirten  und  nach  12  — 13  Tagen  an  Pocken  erkrankten.  Es 
wird  weiter  hingewiesen  auf  die  grosse  Schwierigkeit  der  Differenzial- Diagnose  zwi- 
schen hämorrhagische»  Pocken  nnd  der  hämorrhagischen  Form  der  Cerebro- Spiual- 
Meuingitis  (black  M.).  Da  diese  Fälle  meist  sehr  frühzeitig  letal  eudeu,  bevor  noch 
eine  Exsudation  in  die  Meningen  stattgefundeo,  so  klärt  selbst  die  Section  in  solcheu 
Fällen  die  fragliche  Erkrankung  nicht  auf.  Litten. 

0.  Kalb,  Ein  Fall  von  letalem  Mercurialismus.  Dias.  Erlangen  1876. 

28  Stn. 

Der  in  der  Erlanger  Klinik  beobachtete  au,  der  Fürther  Spiegelfabrik  zuge- 
gangene Fall  zeigte  die  gewöhnlichen  Erscheinungen  des  chronischen  Mercurialismus. 
Der  Tremor  war  so  stark,  dass  Patient  nicht  geben  konnte  und  gefüttert  werden 
musste.  Die  Temperatur  hielt  sioh  zwischen  88  and  39°  C.  Die  Behandlung  bestand 
in  heissen  Bädern  von  40°  C.  mit  nachfolgender  Einwicklnng.  Nach  einigen  Tagen 
trat  während  einer  solchen  ein  coilapsähnlicber  Zustand  ein  mit  einer  Temperatur 


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720 


Albbrtoni  und  Ciotto.  Chiiii.  Thomas. 


von  43°  C.  iro  Rectum.  Der  Tremor  wurde  von  nun  ab  Märker  und  artete 
heftige  Streckkrämpfe  aus.  die  Temperatur  blieb  sehr  hoch  (bis  su  42u)  und  am  nlH 
sten  Tape  erfolgte  der  Tod.  Die  Sectiou  ergab  nur  mässige  Hirnhyperämie 
beginnende  Pneumonie  der  unteren,  rechten  Longe.  Mit  letzterem  Befund  briojH* 
Vf.  die  plötzliche  Temperatursteigerung  am  Tage  vor  dem  Tode  in  Zusammenbaus.' 
Bei  der  chemischen  Untersuchung  fand  sich  in  den  Lungen  reichlich,  im  Grbiri^ 
der  Leber  nnd  den  Knochen  gar  kein  Quecksilber. 

Vf.  analysirt  noch  kurz  6 andere  Fälle  von  letaler  chronischer  Quecksilber- 
vergiftung, die  alle  aus  Kgssmaul’s  Werk:  „Ueber  den  constitutionellen  Mercuria- 
lismus  ond  sein  Verhftltniss  sur  constitutionellen  Syphilis4,4  nnd  zwei  Fälle  von  acutem 
Mercurialismug,  die  aus  Schmidt's  Jahrbüchern  entnommen  sind.  Schiffer. 


Albertoni  et  Ciotto,  Sur  les  voies  d'eliinination  et  d’action  £Ie*- 

tive  de  la  quiniue.  Bull.  deTbdr.  XC.  8. 360.  (Uaz.  med.  italiaua  prov.  Venete). 
Im  Gegensatz  su  den  bisherigen  Angaben  fanden  die  V fif. , dass  das  Chinin 
innerlich  gegeben  in  die  Galle  übergeht,  wo  es  schon  nach  2 — 3 Stunden  nachge- 
wiesen werden  kann.  Ist  aber  die  Pfortader  unterbunden,  oder  wird  Chinin  sub- 
cutan  oder  in  die  Aorteubahn  injicirt,  so  wird  es  durch  den  Harn  ausgeschieden, 
ohne  in  die  Galle  öberzntreten.  .Schiffer 

H.  Chiari,  Ein  Fall  von  Lithopädiumbildung  nach  Berstung  eines 
rudimentär  entwickelten,  graviden,  linken  L'terushorues.  u’,eu. 

uied.  Wochenschr.  1876.  No,  24. 

Bei  der  Obduction  einer  60  Jahre  alten  Frau  faud  Cb.  un  Douglaks'schen 
Raum  ein  Lithopädium,  welches  seiner  Grösse  nach  einer  4 monatlichen  Frucht  ent- 
sprach. Der  Uterus  uuicornis  dextr.  trug  ein  von  der  Mitte  seines  linkeu  Randes 
ausgehendes,  zwischen  den  Falten  des  Lig.  lat  um  sin.  liegendes  Anhängsel,  welches 
sich  als  li.ikes  rudimeutäres  Horn  erwies.  Dasselbe  besteht  aus  einem  2 Cm.  langes 
ovalen  Körperchen,  welches  nach  aussen  in  die  Tube  übergeht,  nach  innen  durch 
einen  soliden  Strang  mit  dem  rechten  Uterushorn  susaminenhängt.  Dieses  Körper- 
chen besitzt  im  Iuuern  eine  Höhlung,  und  trägt  an  der  hinteren  Fläche  eine  strab- 
lige,  pigmentirte  Narbe.  Daraus  scliliesst  Vf.,  dass  dieses  rudimentäre  Horn  durch 
Ueherwanderuug  des  Sperma  oder  des  befruchteten  Kies  von  der  rechten  Seit«  her 
geschwängert  worden,  und  iro  4.  Monat  geplatzt  ist.  v.  Haselberg 

Gaillard  Thomas,  Double  ovariotomy  performed  for  the  remova! 
of  solid  ovarian  tumours.  — Transfusion  of  milk  four  days 
after  Operation.  Am.r.  Jonru.  of  med  «c.  CXU.  1876.  S.  61. 

Die  30jährige,  durch  ihr  Leiden  sehr  heruntergekommene  Pat.  wurde  unter 
ungünstigen  Aussichten  der  Operation  unterworfen  und  beide  Ovarien  eutfernfi.  beide 
.Stiele  versenkt.  Die  Tumoren  erklärt  Vf.  für  wahre  Adenome  der  Oearieu.  — Ala 
am  4.  Tage  die  Pat.,  welche  fortwährend  erbrach,  moribund  erscbieu,  machte  Th. 
eine  Trausfasion  ^besser  Infusion,  Ref.)  von  8%  Unzen  frischer  Milch  iu  die  Vena 
mediana  basilica.  Nach  einer  Stunde  trat  Schüttelfrost  ein,  der  Puls  stieg  auf  160, 
die  Temperatur  auf  104°  F.  Einige  Stunden  später  trat  tiefer  Schlaf  ein  und  er- 
folgte nun  die  Geuesuug  ohne  weiteren  Zwischenfall  in  3 Wochen.  E.  Küster. 

D ruc k feh  1 er  b e r ich tign  up:  S.  563  ZI.  27  v.  ob.  I.  Brombeuzol  st.  BromaJ.  — 
8.  591  ZI.  16  v.  unt.  1.  Taurin  Bt.  Tannin.  — 8.  624  ZI.  10  v.  ob.  I.  Blase 
du  nerf.  — 8.  652  ZI.  23  v.  ob  1.  Lee  hart  ier. 


Einsendungen  für  da»  Centralblau  wolle  mau  au  einen  der  beiden  Herausgeber:  Professor  Senator. 

Berlin  (NW.)  IlegelplaU  *,  und  Professor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Bcischlos*}  aa  die 
Verlagahandluug,  Berlin  (NW.),  unter  den  Linden  68,  adressiren. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  II.  8.  Hermann  in  Berlin. 

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r <*  - 


■Wöchentlich  erscheinen 
1—2  Bogen;  am  Schlüsse 
des  Jahrgangs  Titel,  Ka- 
men- und  Sachregister. 


Centralblatt 

fHr  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Mark;  tu  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Poatanstalten. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  in  Erlangen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Berlin. 


1876. 


1.  October.  No.  41. 


Inhallt  Reich  bn bach,  Entwickelung  des  Flusskrebse*  ( Orig.-Mitth.).  — 

Frkhkr,  Wirkung  der  Fiugerstreckei . — Tillmamns,  Lymphgefässe  der 
Gelenke.  — Rührig,  Milchabsonderung  — Hüfnkk,  Ausscheidung  von  Stickstoff 
bei  der  Veraesuug.  — ß izsozkho,  pathologische  Anatomie  der  Diphtbetiti*.  — 
G aihdhkk  u.  Kmoz,  seltenes  IlerzgerÜuscb.  — Rorkxbach,  Diagnose  der  Magen- 
erweiterung.  — Dkmmk,  kliuUcher  Bericht.  — Martin,  Lage  des  Uterus.  — 

Maiem,  Missbildung  des  Herzens.  — M o sculus,  Harnstoffferment.  — v.  Go- 
rdp-Bkbanrz,  Pfittuzenferment.  — Konjkoff,  Glycogen.  — Sonn  kn  hu  hg,  Cysto- 
Adenom  der  Cruritlgegend.  — Simon,  Ssrcoui  der  Ulna.  — Schüi.kk,  Jahresbe- 
richt. — Boüchct,  Neurosen  bei  der  zweiten  Dentition.  — Richkt,  Verhalten  der 
Nerven  bei  der  hysterischen  Anästhesie.  — Kkrino,  Typhns  mit  Masern.  — Ritter, 
Dauer  der  Typbusgittwirksamkeit.  — Yandkll,  Exanthem  durch  Berührung  von 
Giftsumach.  — M (Gut  he,  Zange  bei  unvollständig  erweitertem  Muttermund.  — 
Zeller,  locale  Wirkung  des  Atropin.  — Kulischkh,  Eindringen  von  8toffen  in 
undichte  Wasserleitungen.  — 


lieber  die  Entwicklungsgeschichte  des  Flusskrebses. 

Vorläufige  Mittbeiluog  von  Heinrich  Reichenbach  aus  Frankfurt  a./M.,  atud.  rer.  nat- 

iu  Leipzig. 

Nach  noch  nicht  veröffentlichten  Untersuchungen  meines  Freun- 
des Bkrthold  HATSenEK  in  Linz,  die  theils  schon  im  vorigen  Jahre 
angestellt  wurden,  tritt  bei  der  Bildung  des  Bauchstranges  der  Lepi- 
dopteren  und  des  Lumbricus  die  Einstülpung  einer  medianen 
Längsrinne  auf. 

Angeregt  durch  diese  interessante  Thatsache  wollte  ich  dieselbe 
auch  bei  unserem  Flusskrebse  constatiren  und  gelangte  dabei  noch 
zu  den  nachfolgenden  weiteren  Resultaten.  Es  mögen  meine  Angaben 
als  Ergänzungen , beziehungsweise  Berichtigungen  der  vorzüglichen 
Arbeiten  von  Rathke*),  Lereboullet**)  und  Bobketzkt***)  ange- 
sehen werden. 


*)  Untersuchung  über  die  Bildung  nnd  Entwicklung  des  Flusskrebses  von 
Hbinrich  Rathke.  Leipzig  1829. 

**)  Recherche»  d’Embryologie  compar<$e  sur  le  developpement  du  Brochet,  de 
la  Perche  et  de  l’Ecrevisse  par  A.  Lrrrboullrt.  Pari*  1862. 

***)  Russische  Abhandlung  über  die  Entwicklung  von  Astacus  und  Palaemon 
•von  N.  öobbktzkv.  Kiew  1873. 

XIV.  Jahrirang.  40 


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722 


Reichmkcr,  Entwickelung  des  Flusskrebse*. 


1)  Auch  bei  dem  Flusskrebs  betheiligt  sich  bei  der  Bildtpg 
des  Bauchstranges  eine  mediane  Längsrinne,  welche  sich  später 
segmentweise  tief  in  die  sich  bildenden  Gangiienmaasen  eiD  stülpt. 
In  ihrer  Anlage  besteht  diese  Längsrinoe  schon  kurz  nach  Entstehung 
der  rundlichen  Scheitelplatten,  in  einem  Stadium  also,  wo  ausser  dem 
Primitivstreifen  und  der  Gastrula  noch  keine  weiteren  DifFerenzirungen 
stattgefunden  haben.  Die  mediane  Längsrinne  bildet  hier  eine  vorn 
breitere,  hinten  allmählich  schmäler  werdende  seichte  Furche  und 
erstreckt  sich  von  dem  ovalen  Primitivstreifen,  durch  dessen  Längs- 
richtung zugleich  die  Längsrichtung  des  Embryo  fixirt  ist,  bis  zu 
den  Scheitelplattenanlagen. 

2)  In  der  Mitte  der  kreisrunden  Scheitelplatten  entsteht  schon 
frühe  eine  rundliche  seichte  Vertiefung,  aus  concentrisch  gestellten, 
etwas  grösseren  Zellen  bestehend.  Die  mittlere  Partbie  dieser  Ver- 
tiefung stülpt  sich  ein  und  schnürt  sich  ab.  Bekanntlich  neh- 
men aus  den  Scheitelplatten  die  Augen  ihren  Ursprung.  Aus  der 
Lage  dieser  Einstülpung  kann  man  schliessen,  dass  sich  die  nach 
Innen  gedrungenen  Ectodermzellen  entweder  an  der  Bildung  des 
nervösen  oder  des  lichtbrechenden  Apparates  vom  Auge  be- 
theiligen. 

S)  Der  Gastrulamund  schliesst  sich  vollständig.  Der 
SchliessungsprocesB  besteht  in  einem  Wuchern  der  seitlichen  Mund- 
ränder nach  der  Mitte  und  des  vorderen  Mundrandes  nach  hinten  zu. 
Die  Schlusssteile  liegt  dicht  hinter  der  Abdominalanlage.  — After 
und  Hinterdarm  entstehen  durch  Einstülpung  des  Ectodcrms  etwas 
vor  der  Schlussstelle  der  Gastrula. 

4)  Das  Mesoderm  nimmt  seinen  Ursprung  aus  dem  Ento- 
derra.  Es  tritt  gleichzeitig  mit  der  Bildung  der  Gastrula  auf  und 
zwar  in  der  Medianlinie  der  Embryonalanlage  am  vorderen  Rand 
des  Gastrulamundes.  — In  noch  ziemlich  frühen  Stadien  schnüren 
sich  auch  Mesodermzellen  aus  Regionen  des  Entoderms  ab,  die  weiter 
vom  Gastrulamundrand  entfernt  liegen. 

In  Entwicklungsstadien,  wo  diu  ersten  Extremitäten  sieb  zu  bil- 
den anfangen,  betheiligt  sich  die  an  der  Bauchseite  des  Embryos 
liegende  Region  des  abgesebnürten  Entoderms  an  der  Bildung  de« 
Mesoderms  in  folgender  Weise.  Einer  der  meist  in  der  Zwei-  resp. 
Dreizahl  vorhandenen  grossen  Kerne  dieser  Entodermzellen  zerfällt 
in  eine  grössere  Anzahl  kleiner  Stücke.  Je  5 — 10  dieser  Stücke  um- 
geben sich  noch  innerhalb  der  Entodermzellen  mit  kugligen  Proto- 
plasmamassen , welche  als  vielkernige  Zellen  zu  deuten  sind.  Diese 
Zellen  wandern  aus  und  verbreiten  sich  unterhalb  des  Entoderms 
der  Embryonalanlage,  wo  sie  bald  ziemlich  weit  nach  vorn  ansu- 
treffen  sind. 

5)  In  dem  Stadium  mit  drei  Paar  Extremitäten  (Nauplius)  sind 
die  durch  Auswanderung  aus  dem  Entoderm  entstandenen  Mesoderm- 


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F*sbkb.  Wirknnjf  der  Fingsntreeker. 


723 


elemente  vorzugsweise  in  der  Medianlinie  unterhalb  der  sub  1.  er- 
wähnten Rinne  aogehäuft  und  bilden  hier  einen  im  Allgemeinen 
rundlichen  Zellenstrang,  der  sich  von  der  Anlage  der  Scheitel- 
platten bis  zur  Abdomioalanlage  erstreckt.  In  dem  darauf  folgenden 
Stadium  ist  dieser  mediane  Zellenstrang  verschwunden;  die  ihn  zu- 
sammensetzenden  Zellen  haben  sich  zerstreut  und  lassen  sich  von  den 
übrigen  Mesodermelementen  nicht  mehr  unterscheiden. 

6)  Die  Entodermzellen  nehmen  die  Dentoplasmaballen  auf  nach 
Art  fressender  Arooeben.  Das  peripherisch  angehäufte  Protoplasma 
dieser  Zellen  sendet  pseudopodienartige  Fortsätze  aus;  diese  um- 
fliessen  allmählich  die  benachbarten  Dentoplasmaballen,  wodurch 
letztere  in  das  Innere  der  Eotodermzellen  gelangen. 

7)  Die  grüne  Drüse  entsteht  durch  Einstülpung  des  Ectoderms 
in  dem  Stadium,  wo  eben  die  Anlagen  der  Maxillarfüsse  sich  zeigen. 

8)  Die  Qeschlecbtsorgane  liegen  bei  den  eben  ausgeschlüpf- 
teq  Tbieren  unterhalb  einer  aus  Mesodermelementen  bestehenden 
Wand,  welche  sich  über  dem  Visceralraum  befindet;  rechts  und  links 
verlaufen  zwei  Leberschläucbe  mit  deutlicher  Mesodermbekleidung. 
Die  Anlage  der  Geschlechtsorgane  bildet  zwei  längliche,  in  ihrer 
Mitte  auf  eine  kurze  Strecke  zusammenhängende  Zellstränge,  in  deren 
hinteren  Theilen  jedoch  auf  dem  Querschnitt  ein  deutliches  Lumen 
bemerkbar  ist.  Auf  einem  etwas  früheren  Stadium  befindet  sich  an 
der  entsprechenden  Stelle  eine  Anhäufung  von  Mesodermzellen,  so 
dass  auf  eine  Abstammung  der  Geschlechtsorgane  vom  Me- 
soderm zu  schliessen  ist. 

Ob  und  inwiefern  die  sub  1,  2,  5 und  6 erwähnten  Vorgänge 
und  Verhältnisse  mit  den  entsprechenden  Entwicklungsvorgängen  bei 
den  Wirbelthieren  in  Beziehung  zu  setzen  sind,  mag  weiteren  For- 
schungen Vorbehalten  werden. 

Vorstehende  Untersuchungen  wurden  unter  Leitung  des  Herrn 
Prof.  Leuckart  auf  dessen  zoologischem  Laboratorium  angestellt. 


Ferber,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Wirkung  der 

Fingerstrecker.  Marburg  SiUungsber  1876.  No.  2. 

F.  experimentirte  in  Gemeinschaft  mit  Gasser  an  frischen  Lei- 
chen, so  lange  die  electrische  Muskelirritabilität  noch  erhalten  war. 
Die  Prüfung  des  Extens.  digit.  comm.  ergab  a)  bei  vollkommener 
Integrität  der  übrigen  Muskeln:  starke  Streckung  der  Grund-,  schwä- 
chere der  Mittel-,  keine  der  Nagelphalanx,  b)  Bei  Durchschneidung 
der  Interossei  und  Lumbricales:  dasselbe.  (In  beiden  Versuchen  nur 
ganz  schwache  Ströme),  c)  Bei  derselben  Anordnung  wie  unter  b 
und  gleichzeitiger  Anwendung  eines  sehr  starken  Stromes:  ausser  der 
erwähnten  Wirkung  noch  eine  schwache  Streckung  der  Nagelphalanx, 
d)  Bei  Durchschneidung  der  Flexor,  digit.  subl.  und  prof.:  dasselbe 

46* 


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724 


Tu 


is,  Lymphgefässe  der  Gelenke. 


Resultat  wie  bei  c.  Die  Prüfung  der  Interossei  ergab  a)  bei  Integrität 
der  übrigen  Muskeln:  Beugung  der  Grundpbalanx,  Streckung  der 
Mittel  und  Nagelphalanx,  b)  Bei  durchschnittenem  Extens.  comm.: 
dasselbe,  c)  Bei  Durchschneidung  der  Lucnbricales:  dasselbe,  d)  Bei 
Durciischueidung  des  Flexor,  digit.  comm.  subl.  und  prof.:  dasselbe. 
Die  Prüfung  der  Lumbricales  wurde  vorgenommen  bei  eiuer  Leiche, 
deren  Mittelfinger  zwei  Lumbricales  batte,  unter  ähnlicher  Anordnung 
des  Versuches  wie  vorhin  dieselben  Resultate.  Die  beiden  Versuchs- 
reihen beweisen,  dass  den  Interosseis  und  den  Lumbricalibus  die  ge- 
meinschaftliche Aufgabe  zufällt,  die  Grundphalanx  zu  beugen  und 
die  beiden  Endglieder  zu  strecken.  Mit  Bezug  auf  den  letzteren 
Punkt  iat  zu  bemerken,  dass  die  Stellung  der  Grundphalanx  dabei 
nicht  wesentlich  ist.  Auch  wenn  man  diese  in  gestreckter  Haltung 
fixirt,  tritt  die  erwähnte  Wirkung  auf  die  Endphalangen  auf.  F.’s 
Resultate  auf  klinische  Fälle  angewendet,  ergeben  1)  dass  bei  der 
Bleilähmung  trotz  des  Ausfalles  der  Wirkung  des  Extens.  comm.  lyif 
die  beiden  Endglieder  eine  Streckung  derselben  sich  leicht  erklärt 
durch  die  unversehrte  Wirkung  der  Interossei  und  Lumbricales,  welche 
nach  obigen  Auseinandersetzungen  den  Hauptantheil  selbst  bei  com- 
binirter  Muskelwirkung  an  der  Streckung  der  Endpbalangen  haben; 
2)  dass  in  den  Fällen,  -wo  die  Interossei  gelähmt  waren,  das  Unver- 
mögen, die  Endphalangen  zu  strecken,  trotz  erhaltener  Wirkung  des 
Extens.  comm.,  nach  Obigem  so  zu  erklären  ist,  dass  einmal  bei  ge- 
beugter Mittelpkalanx  die  zur  Nagelphalanx  gehenden  Sehnen  durch 
Erschlaffen  unwirksam  sind  und  ferner,  dass  der  relativ  geringe  Au- 
theil,  den  der  Extens.  comm.  an  der  Streckung  der  beiden  vorderen 
Phalangen  hat,  der  Wirkung  der  antagonistischen  Contraction  der 
Flexoren  nicht  gewachsen  war.  Loews. 


H.  Tillnianns,  Die  Lymphgefässe  der  Gelenke.  Arch.  f.  mikr.  An»t 
XII.  8.  649— 664. 

Um  die  Lymphgefässe  der  Gelenke  zu  injiciren  hat  T.  nach 
dem  Vorschläge  von  C.  Ludwig  gelöste  Farbstoffe  in  das  Kniegelenk 
eines  frisch  getödteten  Hundes  eingefübrt  und  durch  Beugen  und 
Strecken  der  Extremität  die  Lymphwege  der  Synovialis  zu  füllen 
versucht.  Diese  Methode,  die  bei  den  Sehnen  und  Fascien  so  gute 
Dienste  geleistet  hat,  hat  bei  den  Gelenken  niemals  zu  einer  Injection 
der  Lymphgefässe  geführt,  so  dass  es  scheinen  will,  als  ob  bezüg- 
lich der  Resorption  an  den  Synovialmembranen  andere  Regeln  gelten 
als  für  die  übrigen  serösen  Häute,  an  welchen  man  die  offene  Com- 
munication  der  Lymphwege  nachgewiesen  hat.  Dagegen  gelang  es 
T.  leicht  an  den  Synovialmembranen  von  grösseren  Thieren  (Ochsen 
und  Pferden)  durch  Einstich  von  % pCt.  Silberlösung  oder  mit  ge- 
Ic  tem  Berlinerblau  ein  ungemein  reich  verzweigtes  weites  Lymph- 


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Tilluaiihs,  Lympbgefliaae  der  Gelenke.  725 

gefässnetz  unter  dem  Endothelhäutchen  und  in  der  Tiefe  im  subsyno- 
vialen  Bindegewebe  darzustellen. 

Die  oberflächlichsten  Lymphgefässe  der  Synovialmembranen 
liegen  direct  unter  dem  Endothelhäutcben  und  zwar  unter  den  fein- 
sten Blutcapillaren  aber  oberhalb  der  stärkeren  arteriellen  und  ve- 
nösen Verzweigungen.  Ausdrücklich  hebt  T.  hervor,  dass  auch  die 
Blutcapillaren  unter  dem  Endothel  liegen  und  nicht,  wie  andere 
Autoren  auf  Grund  von  Siiberbildern  angeben,  nackt  ohne  Endothel- 
bedeckung an  der  Synovialintima  zu  Tage  treten.  In  den  Gelenk- 
zotten ist  es  T.  nicht  gelungen,  Lymphgefässe  nachzuweisen. 

Die  oberflächlichsten  subendotheiialen  Lymphhahnen  wenden 
Bich  sodann  als  sehr  weite  Gefässe  in  das  tiefer  gelegene  Bindege- 
webe. Im  subsynovialen  Gewebe  sind  sie  ungemein  zahlreich,  sehr 
weit  und  umspinnen  nicht  selten  die  Blutgefässe.  Von  diesen  weiten 
tiefliegenden  Lymphgefässen  im  Sebnengewebe  geht  zuweilen  ein 
anastomosirendes  Netzwerk  feinster  Lymphspalten  aus. 

Bezüglich  der  allgemein  topographischen  Anordnung  der  Gelenk- 
Lymphgefässe  lässt  sich  die  allgemeine  Regel  aufstellen,  dass  beson- 
ders an  allen  Ansatzsteilen  der  Synovialmembran  an  den  Knochen 
und  an  Zwischenkuorpelscheiben  die  Einstich  - Injection  der  Lymph- 
wege  relativ  am  leichtesten  gelingt.  An  allen  dünneren  Partieen  der 
Synovialmembran  dagegen  ist  die  Darstellung  der  Lymphbahnen  mit 
den  grössten  Schwierigkeiten  verbunden  und  gelingt  nur  in  den  sel- 
tensten Fällen.  — Weder  in  den  unterliegenden  Knochen  noch  in  den 
Knorpel  dringen  die  Lymphgefässe  der  Synovialis  ein. 

. Die  histiologische  Zusammensetzung  der  Lymphgefässe  studirte 
T.  nach  vorheriger  Verdauung  der  Gewebe  in  Pepsinlösung,  bei 
welcher  Methode  die  einzelnen  Endothelkerne  iu  der  Lymphgefäss- 
wandung  gut  hervortraten.  Auch  ergab  sich  durch  diese  Methode 
ein  merkwürdiger  Aufschluss  über  das  Verhältniss  der  Lymphgefäss- 
wandung  zum  benachbarten  Bindegewebe:  es  scheint,  als  ob  die  ela- 
stischen Fasern  des  Bindegewebes  direct  mit  den  Endothelplatten  des 
Lymphrohrs  in  Verbindung  ständen  und  so  eine  Befestigung  der 
Lymphgefässe  an  das  umgebende  Gewebe  bersteilten,  wie  eine  solche 
bereits  früher  von  Ludwig  postulirt  worden  war.  Es  würde  sich  bei 
einem  derartigen  Verhalten  leicht  begreifen,  dass  das  Lumen  des 
Lymphgefässes  durch  die  elastischen  Fasern  offen  gehalten,  ja  er- 
weitert wird,  sobald  das  Sehnengewebe  anschwillt. 

Zum  Schlüsse  hat  T.  noch  einmal  versucht,  eine  Injection  der 
Lymphgefässe  vom  Gelenk  aus  zu  erzielen,  indem  er  als  Injections- 
flüssigkeit  nicht  eine  wässrige  farbige  Lösung,  sondern  gefärbte  nor- 
male Gelenkflüssigkeit  verwendete.  Aber  auch  bei  dieser  Modifica- 
tion  wurde  niemals  eine  Injection  der  Lymphgefässe  der  Synovial- 
membran weder  am  lebenden  noch  am  todten  Tbiere  erzielt:  das 
constante  Resultat  war  eine  diffuse  Durchtränkung  der  an  die  Ge- 


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726 


BöbUO,  Milchabsonderung 


lenkhöhle  grenzenden  Gewebe  mit  den  verschiedenen  FarbataaMF 
Einen  farbigen  Inhalt  zeigten  nur  die  gröberen  aus  dem  Gelenk  au§* 
tretenden  Lympbgefässstämmcben,  niemals  aber  das  feine  dicht  unter 
dem  Endothelhäutcben  gelegene  Lymphgefassnetz.  Es  scheint  daher 
aus  diesen  Versuchen  hervorzugeben,  als  ob  unter  normalen  Verhalt* 
nissen  der  Gelenkinhalt  durch  die  Gelenkbewegungen,  oder  am  ruhen- 
den Gelenk  durch  den  erhöhten  intraarticulären  Druck  mechanisch 
in  das  Gewebe  der  Synovial  me  in  b ran  hineingepresst  und  dann  erat 
aus  diesem  durch  die  Lymphgefässe  abgeführt  werde.  Boll  (Bo®). 


A.  Röhrig,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Physiologie 
der  Milchabsonderung.  Vtacnow's  Arcb.  lxvii.  8.  119. 

Zu  den  Versuchen  dienten  Ziegen , denen  eine  Canüle  durch 
den  Ausführungsgang  des  Euters  bis  zur  Milchcysterne  vorgeschoben 
und  mit  einem  Aspirator  von  geringem  Druck  verbunden  wurde.  In 
die  Verbindung  wurde  uoch  ein  Messrohr  eingeschaltet.  Unter  diesen 
Umstünden  floss  die  Milch  während  der  ganzen  Versuchszeit,  die  bis 
zu  drei  Stunden  andauerte,  mit  grosser  Gleichmässigkeit  ab.  In  der 
mitgetheilten  Tabelle  lieferte  die  Ziege  alle  5 Minuten  ca.  10  Tropfen; 
nur  nach  heftigen  Bewegungen  steigerte  sich  die  Secretion  sehr  er- 
heblich. — Die  Innervation  des  Ziegeneuters  geschieht  durch  zwei 
vom  N.  spermaticua  extern,  herstammende  Aeste  (Eckhard  giebt  nur 
einen  an),  den  Ramus  medius  und  den  R.  infer.  — der  R.  ant.  kommt 
hier  nicht  in  Betracht.  — Der  R.  infer.  versorgt  die  Vasa  pudenda 
ext.,  der  R.  medius  spaltet  sich  in  drei  Aeste,  deren  ersterer  eben- 
falls zu  den  Vasa  pudenda  geht,  während  der  zweite  als  R.  papillaris 
zur  Zitze  hin  verläuft  und  der  dritte,  der  R.  glandularis,  die  Wand 
der  Milchgänge  und  die  Milchcysterne  versorgt.  Durchschneidaog 
dieses  R.  glandularis  oder  des  ganzen  N.  medius  verlangsamt  die 
Milchsecretion  in  hohem  Maasse,  während  electrische  Reizung  des 
peripherischen  Nervenstückes  sie  erheblich  beschleunigt.  Durcbschnei- 
düng  des  R.  papillaris  (N.  medii)  bewirkt  lediglich  Erschlaffung,  Rei- 
zung des  peripherischen  Nervenstückes  nur  Erection  der  Brustwarze; 
dagegen  erhöht  Reizung  des  centralen  Nervenstückes  die  Milchsecretion 
auf  reflectorischem  Wege.  Aus  verschiedenen  Gründen  hält  es  der 
Vf.  für  wahrscheinlich,  dass  der  R.  glandularis  kein  Secretionsnerv, 
sondern  ein  motorischer  Nerv  ist,  der  die  contractilen  Elemente  der 
Milchgänge  tonisch  innervirt.  Die  Section  des  R.  inferior  vermehrt 
die  Milchsecretion  sehr  bedeutend  (bis  auf  das  20 fache);  Reizung  des 
peripheren  Stückes  bringt  sie  zum  Stillstand.  Öieser  vasomotorische 
Nerv  vermag  somit  bei  Weitem  die  grössten  Secretionsschwankungen 
mit  Bezug  auf  die  Milch  hervorzubringen.  Entsprechend  diesem  Re- 
sultat ergab  sich  auch,  dass  künstliche  Aenderung  des  Gesammtbiot- 
druckes  die  Absonderungsgrösse  der  Milch  wesentlich  beeinflusst 


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Hßrsit,  Ausscheidung  von  Stickstoff  bei  der  Verwesnag.  727 

Strychnin,  Coffein,  Digitalin,  die  den  arteriellen  Blutdruck  steigttöi, 
vermehrten  auch  die  Milchsecretion  nach  vorangegangener  Durch- 
scbneidung  der  MilchdrQsennerven.  Besonders  erbeblich  war  diese 
Vermehrung  in  den  Strychninversuchen,  nämlich  bis  auf  das  löfäöhfe 
des  Normalen.  In  noch  weit  höherem  Maasse  wurde  die  Milchsecre- 
tion  durch  Jaborandi  vergrössert.  Besondere  Versuche  mit  diesem 
Mittel  an  Hunden  ergaben,  dass  es  den  Blutdruck  nach  einer  kurzen 
Depression  ziemlich  beträchtlich  erhöht.  — Substauzen  hingegen,  die 
den  Blutdruck  herabsetzen,  vermindern  auch  die  Milchproduction. 
Chloralbydrat  unterdrückte  die  Milchsecretion  fast  vollständig  nahezu 
für  einen  ganzen  Tag.  Merkwürdigerweise  erfolgte  bei  diesem  Gifte 
eine  mehrere  Minuten  (6 — 7)  anhaltende  beträchtliche  Steigerung  der 
Lactation.  Bromkalium  und  Atropin  vermochten  nur  eine  mässige 
Herabsetzung  der  Drüsenthätigkeit  zu  bewirken. 

Die  obigen  Versuche  mit  Nervendurchschneidung  wurden  an  cu- 
rarisirten  Thieren  gemacht.  Völlige  Bewegungslosigkeit  trat  erst  eiü, 
wenn  130 — 150  Mgrm.  Curare  ifa  die  Jugularvene  injicirt  warfcö. 
1,2  Qrra.  Morphium  in  gleicher  Weise  angewendet  bewirkte  keine 
Narcose.  Auch  in  den  Blutdruckversuchen  mussten  verhältnissmässig 
sehr  grosse  Qaben  der  aufgezählten  Substabisen  angewendet  werden. 
Nur  Digitalin  und  Coffein  machen  davon  eine  Ausnahme.  Es  er- 
weitern diese  Thatsachen  die  alte  Erfahrung  über  die  Immunität  der 
Ziegen  gegen  gewisse  Gifte. 

Um  die  Abhängigkeit  der  Milchsecretion  vom  Blutdruck  noch 
genauer  festzustellen,  wurden  weitere  Versuche  mit  ßeihülfe  des  Ky- 
mographions  angeBtellt.  Zur  Erhöhung  des  Blutdrubke's  diente  Ath- 
mungssuspension  oder  Reizung  des  centralen  Vagusendes,  äür  Ernie- 
drigung Apnoe  oder  Reizung  des  peripherischen  Vagusstückes.  Jeder 
Erhöhung  oder  Erniedrigung  der  Blutdruckcurve  ging  die  gleichd 
Erscheinung  in  der  Milchsecretion  parallel.  Vf.  weist  auf  die  Wich- 
tigkeit seiner  Versuche  für  therapeutische  Maassnahmen,  besonders 
bei  Galactorrhoe  oder  Agalactie  hin.  Schiffer. 


G.  Hüfner,  1)  Ueber  die  Möglichkeit  der  Ausscheidung  von  freiem 
Stickstoff  bei  der  Verwesung  stickstoffhaltiger  organischer 
Materie.  Jour».  f.  ,»ract.  ci.em.  N.  p.  xiii.  s.  292—315.  2)  Ueber  die 

Zusammensetzung  und  den  muthmaassllchen  Ursprung  eines 
aus  einem  pyämischen  Abscesse  aufgefangenen  Gases.  Du. 
8.  326-330. 

Kunkel  hat  angegeben,  dass  bei  der  Pancreasverdauung  freier 
Stickstoff  auftrete;  von  versclredenen  Seiten  fcird  die  Entstehung  von 
Stickstoff  bei  der  Verwesung  organischer  stickstoffhaltiger  Substanzen 
als  sicher  angegeben.  HüFNEB  digerirte  Fibrin  mit  Wasser  und  Sauer- 
stoff wochenlang  bei  40°  unter  Ausschluss  von  Bscterien.  Das  durch 


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726 


Hizzozkro,  pathologische  Anatomie  der  Üipbtbemi«- 


Auspumpen  gewonnene  Gas  enthielt  in  den  ersten  5 Versuchen  neben 
Kohlensäure  kleine  Mengen  von  Stickstoff  (statt  Wasser  wurde  in  des 
Versuchen  4 und  5 40facb  verdünnte  Schwelfelsäure  genommen).  Io 
3 folgenden  Versuchen  wurde  noch  2 Qrm.  Harnstoff  hinzugefügt,  die 
Menge  des  Stickstoffs  änderte  sich  dabei  nicht.  Da  seine  Menge 
überhaupt  immer  nur  sehr  klein  war,  lag  der  Verdacht  nahe,  dass 
das  Auftreten  desselben  auf  Versuchsfeldern  beruht  In  2 folgendes 
Versuchen  gelang  es,  durch  eine  Abänderung  in  der  Versucbsanord- 
nung  den  Stickstoff  bis  auf  1 pCt.  zu  vermindern.  Das  Verhältnis 
des  Stickstoffs  zur  Menge  der  gebildeten  Kohlensäure  ist  ein  gau 
wechselndes,  es  schwankt  von  1 : 2,62  bis  1 : 118,08;  auch  diese  Be- 
obachtung spricht  datür,  dass  der  Stickstoff  nicht  abgespalten  ist, 
sondern  aus  der  Atmosphäre  stammt.  Als  schliesslich  zu  dem  Ver- 
such Kölbchen  verwendet  wurden  von  nur  100  Cc.  Inhalt,  die  sich 
zum  Aufsammeln  des  Gases  ganz  unter  Quecksilber  tauchen  liessen, 
• verschwand  der  Stickstoff  vollständig.  Das  Gas  bestand  in  einen 
Fall  aus  80,16  pCt.  0 und  19,84  CO*,  im  andern  aus  reinem  Sauer- 
stoff. — 

Das  Gas  aus  eiuera  Abscess  der  Thoraxwand  bei  einer  Pyämi- 
schen bestand  aus:  84,45  pCt.  N,  14,5  0,  1,05C02+H*S.  In  allen  bis- 
her bekannten  Analysen  findet  sich  Sauerstoff,  allerdings  in  wechseln- 
der Menge;  Vf.  schliesst  daraus,  dass  das  Gas  nicht  an  Ort  und  Stelle 
producirt  ist,  sondern  von  aussen  stammt.  E.  s»lkow»k>. 


G.  Bizzozero,  Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  der  Diph- 

theritis.  Wiener  med.  Jshrb.  1876.  S.  807. 

B.  untersuchte  während  einer  schweren  Diphtberitis  - Epidemie 
in  Mailand  namentlich  an  den  Leichen  solcher  Kinder,  welche  nn 
der  sog.  septischen  Form  dieser  Krankheit  zu  Grunde  gegangeu  waren, 
die  Milz,  den  Darm  und  die  MesenterialdrÜBen.  Er  fand  selbst  in 
solchen  Milzen,  welche  makroskopisch  durchaus  keine  Schwellung 
gezeigt  hatten,  das  dichte  Venennetz  der  Pulpa  reichlich  mit  rotben 
Blutkörperchen  angefüllt  und  dieselben  inmitten  der  Streifen  der 
eigentlichen  Milzpulpa  eingedrungen.  Die  Hauptveränderung  boten 
die  Malpighischen  Körperchen  dar,  welche  ganz  constant  in  ihrem 
Centrum  Herde  enthielten,  in  denen  neben  wenigen  erhaltenen  Zellen 
eine  ziemliche  Menge  feiner  Fettkörnchen,  zahlreiche  in  Essigsäure 
lösliche  Eiweisskörnchen  und  grosse  kernhaltige  Zeilen  gefunden 
wurden,  welche  bis  zu  30  Mm.  im  Durchmesser  hatten.  Das  Proto- 
plasma dieser  Zellen  führt  ausser  Fett-  und  Albuminkörnchen  eine 
wechselnde  Menge  (2 — 4 — 10  und  mehr)  kleiner  Kerne,  mitunter  von 
einem  leichten  Protopiasmaschleier  umhüllt;  andere  enthielten  rotbe 
Blutkörperchen  oder  gelbrothes  körniges  Pigment.  Die  Kerne  sind 
von  dem  eigenen  Kern  der  Zelle  deutlich  dadurch  unterschieden,  ds« 


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Gaihdnkm  und  Kkox,  seltenes  Herzg«*rnUNcli. 


729 


dieser  durchsichtiger  hell,  mit  einem  Kernköi  perchen  versehen  und 
in  der  Peripherie  der  Zelle  gelagert  ist. 

Ganz  analoge  Herde  fand  B.  in  den  Bolitären  und  aggregirten 
Follikeln  des  Darms  bei  (septischer)  Diphtheritis  und  in  den  wenigen 
Fällen,  welche  er  darauf  untersuchte,  auch  in  den  Mesenterialdrüsen. 
Hier  lagen  sie  im  Gegensatz  zu  den  Milz-  und  Darmfollikein  nicht 
im  Centrum,  sondern  in  der  Peripherie  der  Lympbfollikel. 

B.  deutet  diese  Befunde  dahin,  dass  nicht  etwa  eine  freie  endo- 
gene Zellenbildung  den  vielkernigen  Elementen  ihre  Entstehung  ge- 
geben hat,  da  die  Kerne  sämmtlich  mehr  oder  minder  Zerfailspro- 
ducte  repräsentirten,  er  glaubt  vielmehr  die  fraglichen  Gebilde  von 
contractiien  Zellen  ableiten  zu  müssen,  welche  die  Beste  zerfallener 
Follikelzellen  in  sich  aufgenommee  haben.  Die  genannten  herdweisen 
Erkrankungen  werden  als  durchaus  constante  Beobachtungen  bei 
Diphtheritis  hingestellt,  und  B.  geht  so  weit,  in  den  lymphatischen 
Organen  die  Hauptlocalisation  der  durch  diese  Krankheit  hervorge- 
brachten Gewebsveränderungen  zu  suchen.  Die  solitären  Follikel 
sind  der  Ort  des  ersten  Angriffes;  an  Stellen,  wo  es  zur  sog.  diph- 
theritischen  Entzündung  kommt,  wie  in  den  Tonsillen,  den  Fauces, 
dem  Kehlkopf  und  den  Submaxillardrüsen  sind  sie  bereits  zerstört  und  in 
Detritus  umgewandelt,  während  noch  die  Nacbbargewebe  relativ  in- 
tact  erscheinen. 

Zwei  von  B.  hieran  angeknüpfte  Fälle  von  Diphtheritis  des 
Magens  ergaben  bei  der  mikroskopischen  Untersuchung  Bilder  ganz 
entsprechend  den  fibrinösen  Entzündungen  der  anderen  .Schleimhäute. 
Auch  hier  sind  die  Follikel  am  irühesten  und  am  intensivsten  von 
dem  Zerstörungsprocess  ergriffen.  Grawit*. 


V.  T.  Gairdner  and  1).  N.  Kuox,  A case  of  anomalous  cardiac 
murmur.  Brit.  med.  Jouru.  1876.  No.  807. 

Bei  einer  40jährigen  Kranken,  welche  keine  Zeichen  einer  Herz- 
erkrankung namentlich  auch  keine  Cyanose  darbot,  fand  sich  ein  bis 
zum  Tode  fortbestehendes  sehr  lautes  uud  rauhes,  weitverbreitetes 
systolisches  Geräusch,  welches  dem  Ohr  sehr  nahe  erschien.  Dieses 
hatte  seine  grösste  Intensität  am  3.  linken  Rippeuknorpel  und  war 
in  abnehmender  Stärke  über  dem  ganzen  Herzen  hörbar.  Entspre- 
chend dem  Conus  arteriosus  des  rechten  Ventrikel  und  der  Stelle  der 
grössten  Intensität  des  Geräusches  war  Fremitus  und  Pulsation  vor- 
handen. Der  2.  Pulmonalton  erschien  verstärkt,  jedoch  war  eine  Ver- 
breiterung der  Herzdämpfung  nach  keiner  Seite  hin  nachweisbar. 
Bei  der  Section  fand  sich  weder  eine  Hypertrophie  noch  eine  Muskel- 
erkrankung des  Herzens.  Desgleichen  war  der  Klappenapparat  bis 
auf  eine  functioneli  nicht  in  Betracht  kommende  Anomalie  an  den 
Pulmonalklappen  durchaus  intact.  Dagegen  fanden  sich  Verände- 


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730 


KosbnbaCh,  Di»gno«e  der  M«gen«rw»iteraDg. 


rungen  an  den  grossen  Gefässen.  Während  die  Pulmoualarterie  in 
ihrem  Anfangstheil  etwas  dilatirt,  sonst  aber  gesund  war,  zeigte  die 
Aorta  atheromatöse  Veränderungen.  Bei  Gypsabgüssen,  weiche  Kkox 
verfertigte,  fand  sich  eine  Verengerung  des  Aortenlumens  dicht  an 
seinem  Anfangstheil  oberhalb  der  Klappen  bis  auf  2,3  engl.  Zoll, 
während  der  Durchmesser  dicht  unterhalb  der  Klappen  bis  auf  3,4" 
erweitert  war.  Diese  Erweiterung  nahm  nach  abwärts  noch  au.  Die 
Vff.  ziehen  aus  diesem  Bectionsbefund  den  Schluss,  dass  es  sich  um 
ein  stenotisches  Reibegeräusch  gehandelt  hätte,  welches  entweder  da 
durch  zu  Stande  gekommen  wäre,  dass  das  Blut  bei  seinem  Ueber- 
tritt  aus  dem  Ventrikel  in  die  Aorta  eine  verengte  Stelle  zu  passiren 
hatte,  oder  dadurch,  dass  die  erweiterte  Aorta  die  hintere  Wand  der 
Pulmonalarterie  gegen  die  vordere  angedrückt  und  auf  diese  Weise 
eine  Stenose  der  Art.  pulm.  erzeugt  hätte.  Als  directe  Todesursache 
ergab  sich  ausgedehnte  Carcinose.  Litten. 


0.  Rosenbach,  Zar  Diagnose  der  Magenerweiternng.  Dentacfa.med. 

Woehemchr.  1876.  No.  20  n.  21. 

Neben  der  Voluraszunahme,  die  indessen  nur  in  sehr  weit  vor- 
geschrittenen Fällen  mit  Sicherheit  nachweisbar  ist,  ist  die  Insufficienz 
des  Magens,  d.  h.  der  Verlust  der  Contractilität  der  Magenwände  und 
der  Fähigkeit  die  Speisen  aus  dem  Magen  in  den  Darm  zu  befördern 
eins  der  wichtigsten  Symptome  der  Magenerweiterung.  Da  die  In- 
sufficienz  der  Dilatation  vorangeht,  so  wären  Zeichen,  welche  die  be- 
ginnende Insufficienz  erkennen  lassen  von  unschätzbarem  Werthe  für 
die  Diagnose  des  in  Rede  stehenden  Krankbeitsprocesses.  Vf.  bat 
ein  Verfahren  angegeben,  welches  allen  Anforderungen  zu  entsprechen 
scheint.  Führt  man  nämlich  eine  Sonde  in  den  Magen  ein  und  ver- 
bindet dieselbe  mit  einem  Gebläse,  wie  solches  sich  an  vielen  Zer- 
stäubungsapparaten befindet,  so  ist  man  im  Stande  auf  leichte  Weise 
beliebig  Luft  in  den  Magen  zu  treiben.  Befindet  sich  nun  Flüssigkeit 
im  Magen  und  steht  das  Auge  der  Sonde  unter  dem  Niveau  derselben 
so  hört  man  beim  Einblasen  der  Luft  und  gleichzeitigem  Auscultireo 
der  Bauchwand  „ein  grossblasiges,  feuchtes,  oft  metallisches  Rasseln, 
mit  nachschallendem  deutlichem  Flüssigkeitsplätschern.“  Ist  der  Magen 
von  Flüssigkeit  leer,  oder  steht  das  Sondeuauge  oberhalb  des  Niveaus 
des  Wassers,  oder  aber  ist  die  Sonde  verstopft,  so  hört  man  nichts 
oder  ein  zischendes  Geräusch.  Durch  Eingicssen  und  Auspumpen  von 
bestimmten  Quantitäten  Wassers  in  den  Magen  und  aus  demselben 
bei  gleichzeitiger  Anwendung  obigen  Experiments  kann  man  über 
die  Ausdehnungs-  und  die  Contractionsfäbigkeit  des  Magens  Auf- 
schlüsse erhalten,  wobei  auch  die  Länge  des  vor  den  Schneidezäbnen 
befindlichen  Sondenstücks  als  Maassstab  dient.  Von  den  Versucbs- 
ergebnissen  können  hier  nur  einige,  welche  auf  die  Magenerweiterung 


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Dann*,  klinischer  Bericht. 


731 


Bezug  haben,  angeführt  und  muss  im  Uebrigen  auf  das  Original  ver- 
wiesen  werden.  1)  Bei  Insufficienz  der  Magenmuskulatur  genügt  ein 
dreistündiges  Enthalten  von  Flttssigkeitsgenuss  nicht,  um  dieselbe 
vollständig  aus  dem  Magen  zu  entfernen.  Der  Spiegel  der  Flüssig- 
keit steht  je  nach  dem  Grade  der  Insufficienz  nach  einer  gewissen 
Zeit  höher  oder  niedriger,  je  nach  der  Grösse  der  Austreibung  in 
den  Darm,  oder  der  bekanntlich  auch  gestörten  Resorption  im  Magen. 

2)  Eine  ziemliche  Quantität  Flüssigkeit  (500  Cc.)  bewirkt  bei  mitt- 
lerem Niveaustande  nur  ein  unbedeutendes  Steigen  derselben ; grössere 
Quantitäten  (1000  Cc.)  bisweilen  gar  kein  Steigen,  sondern  Gleich- 
heit des  Niveaus  oder  sogar  ein  Sinken,  während  bei  Gesunden  nur 
ganz  plötzliches  Eingiessen  so  grosser  Quantitäten  nicht  ein  entspre- 
chend hohes,  aber  doch  stets  ein  Steigen  bewirkte  (acute  Dilatation). 

3)  Sofortiges  Auspumpen  der  eingegossenen  Flüssigkeit  bewirkt  stets 

eine  bedeutende  Niveauerniedrigung,  die  tiefer  ist,  als  es  der  ausge- 
pumpten Menge  entspricht.  L.  Bosonth»!. 


R.  Demme,  Dreizehnter  med.  Bericht  über  die  Thätigkeit  des 
Jennerschen  Kinderspitales  in  Bern  im  Laufe  des  Jahres  1875. 

Bern  1876.  46  Stn.  8«. 

Aus  diesem  Bericht  heben  wir  hervor:  1)  Paralysis  essen- 
tialis  infantilis  bei  einem  3‘/fjährigen  Mädchen,  das  an  Broncho- 
pneumonie starb.  Es  fand  sich  eine  Reihe  Hirsekorn  - grosser  mit 
grünlich -gelber  Flüssigkeit  gefüllter  Eiterherde  zwischen  den  Faser- 
massen der  Vorderstränge,  beziehungsweise  der  Vorderhörner  des 
Marks,  etwa  in  der  Höhe  der  Lendenanschwellung;  ausserdem  in  deo 
Vorderhörnern  der  Halsanschwellung  eine  sehr  deutliche  Atrophie  der 
multipolaren  Ganglienzellen.  — In  einigen  anderen  und  zwar  frischen 
Fällen  dieser  Krankheit  wurden  durch  tägliche  Einspritzung  unter  die 
Haut  von  1 — 1,5  Mgrm.  Strychn.  nitr.  nebst  Uebungen  der  gelähmten 
Glieder  sehr  günstige  Erfolge  gewonnen.  — 2)  Phthisis  pulmonum. 
Hier  wird  in  Uebereinstimmung  mit  Anderen  das  Fehlen  des  Fiebers, 
der  Nachtschweisse  und  selbst  des  Hustens  bei  ganz  jungen  Kindern 
hervorgehoben.  — 3)  Von  Sclerema  neonatorum  betraf  ein  Fall 
ein  3 Wochen  altes  Mädchen,  bei  dem  der  Puls  bis  auf  40,  die  Tem- 
peratur auf  32,5°  C.  sank.  Die  Leichenschau  ergab  ausgebreitete  Ver- 
fettung des  Herzens,  namentlich  des  rechten  Ventrikels,  atelectatische 
Herde  in  den  Lungen,  beginnende  Verfettung  der  Leber,  Oedem  des 
Hirns  und  seiner  Häute  und  Wasseransammlung  in  den  Hirnhöhlen. 
In  einem  anderen  weniger  weit  gediehenen  Falle  erwiesen  sich  heisse 
Sandbäder  nützlich.  — 4)  Klonischer  doppelseitiger  Acces- 
soriuskrampf  wurde  bei  einem  3V*jährigen  Knaben  im  Zusammen- 
hang mit  Spondylitis  des  5.  und  6.  Halswirbels  beobachtet.  Letztere 
hatte  sich  4 Wochen  vorher  nach  einem  Fall  entwickelt  uud  war 


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732 


Mastis,  Lage  du  Uterus. 


unter  zweckmässiger  Behandlung  rückgängig  geworden , als  jene 
Affection  ziemlich  plötzlich  begann.  Oie  Nickbewegungen  traten  mehr- 
mals täglich  ohne  nachweisbare  Veranlassung  ein,  in  einer  Minute 
10  bis  12  Mal.  Nach  Ruhigstellung  der  Wirbelsäule  im  Dr&btkorb 
schwanden  sie  gänzlich.  Die  Spondylitis  heilte  ebenfalls  nach  meh- 
reren Monaten.  * Senator. 


E.  Martin,  Ueber  die  physiologische  Lage  und  Gestalt  der  Gebär- 
mutter im  lebenden  Weibe.  Zeitschr  t.  Gsbortsb.  u.  Freoenkr.  L S.  37V 

M.  sucht  von  Neuem  zu  beweisen,  dass  die  neuerdings  wieder 
von  mehreren  Autoren  als  normal  hingestellte  AnteHexio  uteri,  ausser 
in  physiologischen  Uebergangsstadien,  normaler  Weise  nicht  vorkommt. 
Abgesehen  von  diesen  Perioden,  fühlt  man  bei  gesunden  Frauen  we- 
der vor  noch  hinter  dem  Scheidenthei!  den  Fundus  uteri,  wenn  man 
ihn  sich  nicht  etwa  von  aussen  entgegendrückt.  Vf.  legt  Gewicht 
darauf,  dass  man  die  Frauen  immer  in  gleicher  Lage  untersuchen 
müsse,  und  dass  in  den  meisten  Fällen  ein  sicherer  Aufschluss  über 
die  Gestalt  des  Canales  nur  durch  die  Sonde  zu  erhalten  sei.  Eine 
physiologische  Anteflexion  besteht  zunächst  im  Kindesalter  wegen  der 
grösseren  Biegsamkeit  des  Uterus;  dieselbe  verschwindet  allmählich 
iu  Folge  der  stärkeren  Entwicklung  der  submucösen  Schicht  (Roki- 
tansky), und  bleibt  nur  besteben  bei  schwächlichen  Mädchen.  Uuter 
8528  Frauen  und  Mädchen  fand  M.  2325  Mal  Lageveränderungen, 
während  bei  3201,  doch  meist  auch  uterinkranken,  erwachsenen  Frauen 
eine  solche  nicht  nachznweisen  war,  so  dass  demnach  eine  Anteflexion 
als  Ausnahme  und  nicht  als  Regel  angesehen  werden  muss.  Die  An- 
gaben von  Panas  (unter  114  Frauen  40  Anteflexionen)  sind  unbrauch- 
bar, weil  man  nicht  erfährt,  wieweit  die  1 14  als  gesund  oder  krauk 
anzusehen  waren. 

In  der  Schwangerschaft  findet  man  im  3.  Monat  iu  der  Regel 
den  Uterus  antevertirt,  wahrscheinlich  in  Folge  jetzt  eintretender 
stärkerer  Entwicklung  der  Ligg.  rotunda.  Hierbei  macht  M.  darauf 
aufmerksam,  dass  der  Muttcrhalscanal  nicht,  wie  in  letzterer  Zeit  an- 
genommen wird,  immer  bis  zum  Beginn  der  Wehen  seine  ursprüng- 
liche Länge  behalte,  und  seine  Verkürzung  nnr  scheinbar  sei,  son- 
dern dass  bisweilen,  wie  er  an  der  Lebenden  und  Todten  gefunden 
habe,  der  innere  Muttermund  schon  Wochen  lang  vor  der  Entbin- 
dung erweitert  sein  köone.  Die  Methoden  der  Messung  des  Cervi- 
calcanales  in  der  Schwangerschaft  sind  zu  ungenau  und  unsicher. 

Drittens  besteht  im  Wochenbett  mehrere  Tage  hindurch  eine 
Anteversio,  weil  das  Promontorium  den  Fundus  nach  vorn  drängt, 
aber  der  Uterus  ist  nicht,  wie  Schuodkk  und  Biddeb  behaupten, 
flectirt,  sondern  die  Sonde  erweist  den  Canal  (unter  70  normalen 
Fällen  68  Mal)  als  gerade.  Man  muss  dieselben  Fälle  während  des 


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Msitn.  Mc9Cni.es.  r.  Oosop-Bbsarzz. 


733 


Wochenbettes  wiederholt  untersuchen  und  dabei  berücksichtigen,  dass 
individuelle  und  augenblickliche  Schwankungen  in  Gestalt  und  Grösse 
des  Organes  Vorkommen.  Die  Täuschung  io  Betreff  der  angenom- 
menen Anteflexion  beruht  darauf,  dass  die  Wandung  des  Uterus  ober- 
halb des  inneren  Muttermundes  plötzlich  viel  stärker  wird,  und  darum 
vor,  aber  auch  ebenso  hinter  dem  Scheidentheil  als  stark  vor- 
springender Wulst  fühlbar  wird.  T.  Haselberg. 


R.  Maier,  Ueber  eine  complicirte  Missbildung  des  Herzens. 

ViRcimw’a  Aich.  LXVIl.  S 46. 

D*a  Herz  gehörte  einem  Neugeborenen  an.  das  hui  6.  Tage  nach  der  Geburt, 
nachdem  e*  bi*  dahin  Nu**er  Welkheit  nnd  Kühle  der  Extremisten  keine  auffallen- 
den Symptome  dargehoten  hatte,  an  wiederholten  Haemoptysen  utarb.  E*  fand  sich 
da«  gante  linke  Her»,  namentlich  der  linke  Vorhof  Snanerat  verkümmert  nnd  vor 
da*  rechte  vorgerückt.  Das  rechte  Her»  war  enorm  erweitert.  Es  bestand  durch 
das  Fehlen  des  Septnm  atriorum  ein  gemeinsamer  grosser  Vorhof,  dessen  dem  rech- 
ten Herzen  angehörende  Abtbeilnng  rHumlich  bedeutend  überwiegend  war,  während 
die  Vorbofsvenen,  die  Cavae  sowie  die  Venae  pulmon.  in  die  vordere,  dem  linken 
Atrium  entsprechende  kleinere  Hälfte  einmiindeten.  Zwei  venöse  Ostien,  ein  weites 
rechtes,  ein  enges  schlitzförmiges  linkes  führten  in  den  sweikammerigen  Ventrikel. 
Das  Septnm  ventriculorum  war  verkümmert  'vorhanden,  die  beiden  an  ihm  ansitten- 
den  Klappenzipfel,  der  rechte  der  Mitralis  und  der  linke  der  Tricospidalis  fehlten. 
Entsprechend  der  stärkeren  Ansbildung  des  rechten  Ventrikels  ist  die  Art  pulmon. 
weiter  als  die  Aorta.  Der  Blutreichthum  des  kleinen  Kreislaufs  musste  über  den 
de«  grossen  überwiegen;  er  batte  die  LungenhKmorrhagien  bervorgerufeti,  als  deren 
Spuren  mehrere  frische  Infarcte  bei  der  Section  gefunden  wurden.  Grawiu. 


Musculus,  Sur  le  fernient  de  I’urße.  Compt.  rend.  lxxxii.  s.  333. 

Harn  von  au  Blaseucetarrh  Leidenden  wird  mit  Alcobol  versetzt,  der  Nieder- 
schlag abfiltrirt,  mit  Alcohnl  gewaschen  nnd  getrocknet  Digerirt  man  das  trockene 
Pulver  mit  Wasser  und  filtrirt,  so  erhalt  man  ein  anfangs  trübes,  später  aber  völlig 
klares  Filtrat,  das  frei  ist  von  allen  körperlichen  Elementen.  Diese  Flüssigkeit  führt 
Harnstoff  io  kohlensanres  Ammoniak  über.  0,10  Grm.  des  Pulvers  mit  60  Ce.  Wasser 
infundirt  zersetzt  im  Lauf  einer  Stunde  bei  36  — 40°  0,2  Grm.  Harnetoff.  Digerirt 
man  das  Pulver  mit  O.lprocentiger  Salzsäure,  so  wird  es  unwirksam,  auch  wenu  man 
die  Säure  wieder  abstampft.  Alkalien  verzögern  die  Wirkung,  beben  sie  jedoch 
nicht  anf.  Die  Sänre  wirkt  übrigens  in  derselben  Weise  auch  auf  Diastase  ein. 
Acetamid,  Oxamid,  Hippursänre,  Harnsäure,  Kreatin  ti.  s.  w.  werden  von  dem  ge- 
lösten Ferment  nicht  »ersetzt  (Cbl.  1874,  388).  E.  öalkowjkl. 


v.  Gorup-Besanez,  Weitere  Beobachtungen  über  diastatische  und 
peptonbildende  Fermente  im  Pflanzenreich.  Ber.  d.  d.  ch*m.  Ges. 
VIII.  S.  1610. 

Derartige  Fermente  fanden  sich  in  den  Samen  von  Cannabis  indica,  Linnm 
nsifatissimnm  nnd  in  der  gekeimten  Gerste.  Fermeutfrei  erwiesen  eich  Lupinensamen 
und  Secale  cornutum.  Durch  wiederholte  Fällung  der  Qlycerinauszüge  mit  äther- 
haltigem Alcobol  wurde  das  Wickenferment  schneeweiss  erhalten.  Es  war  indessen 
nicht  möglich,  dasselbe  von  einem  bedeutenden  Aschengehalt  zu  befreien;  eine  Be- 
stimmung ergab  einen  Gehalt  von  7,76  pCt.  Der  8tickstoffgehalt  des  Fermentes  be. 


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734 


Komaorr.  Sohhisbiso.  Smo«.  Schölss. 


trügt  auffallender  Weise  nur  4,3  pCt  Die  verdauende  Wirkung  wurde  durch  die 
Auflösung  von  gequollenem  Fibrin  fe«tge»tellL  Die  Lösung  gab  Peptoureaetioo. 


K.  üslkowskt. 


N.  Konjkoff,  lieber  den  Einfluss  gewisser  Agentien  auf  die  Menge 
des  Ulycogens  der  Leber,  DIss.  Petersburg  187«.  36  8 Bef.  in  Petersb 
med  Wocbenscbr  1876.  No.  4. 

Vf.  kommt  tu  folgenden  Schlössen:  1)  In  der  normalen,  einem  lebenden  Ka- 
ninchen entnommenen  Leber  ist  kein  Zucker  oder  nur  Spuren  davon  enthalten. 
2)  Bei  bis  dahin  normal  gefütterten  Kaninchen  verschwindet  nach  4 tägigem  Hungern 
fast  alles  Glycogen  der  Leber.  3)  Die  Einführung  von  Bohr-  oder  Traubensucker 
tn  den  Hagen  voo  Kaninchen  bedingt  schon  nach  6 — 8 Stunden  eine  beträchtliche 
Anhäufung  voo  Glycogen  in  der  Leber.  4)  Dies  findet  nicht  statt  bei  Einführung 
ebensolcher  Mengen  von  ManuiL  5)  Arsenige  Sture,  dem  Futter  beigemiecht,  be- 
dingt in  grossen  toxischen  Gaben  völliges  Verschwinden,  in  kleinen  beträchtliche 
Verminderung  des  Leberglycogeos.  6)  Die  Einführung  von  Zocker  bei  gleichseitiger 
Einwirkung  arseniger  Säure  bewirkt  keine  Anhäufung  von  Glycogen.  1)  Amylnitrit 
nnd  Nitrobensin  bewirken  gleich  dem  Arsenik  ein  Verschwinden  des  Leberglycogeni. 
8)  Die  Einführung  von  Traubensacker  bei  gleichseitiger  Einwirkung  von  Amylnitrit 
bewirkt  keine  Vermehrung  des  Leberglycogens.  9)  Vermulblieb  steht  die  doreh 
Amylnitrit  bewirkte  Znckeransscheidung  im  Harn  in  Besiehung  zn  den  eben  mitge- 
theilten  Tbatsnchen.  , Senator. 

Sonnenbarg,  Grosses  Cysto  - Aüjnom  der  Crnrslgegend.  Deutsche 

Zeilschr.  f.  Chir.  VII.  8.  40. 

LCckr  entfernte  ans  dem  Triangnl.  subinguin.  einer  36jährigen  kräftigen  Frau 
eine  ohne  Symptome  heran  gewachsene  bewegliche  Geschwulst  voo  lappigem  Bsc 
nnd  prall  elastischer  Coosistens,  welche  als  Flbrolipom  reep.  Sarcom  angesprocbea 
werden  musste.  Die  nachberige  Untersuchung  ergab  ein  Cysto  - Adenom.  Da  rou 
weiter  Retroversion  und  Fixation  des  Uterus,  letatere  bedingt  durch  einen  sor  Gegend 
des  8chenkelcana)s  verlaufenden  Strang,  fand  und  das  linke  Ovarium  deutlich,  vom 
rechten  aber  keine  Spur  nachweisen  konnte,  musste  mau  snnehmeu,  dass  das  rechte 
Ovarium  aum  Schenkelcanal  herausgetreten  und  im  Brnohsack  degenerirt  sei. 

Die  Literatur  scheint  nur  swei  ähnliche  Beobachtungen,  nämlich  die  von  Df- 
aacx  und  Wctzbh  sn  enthalten.  with.  Koch. 

F.  Simon,  Ueber  einen  Fall  von  myelogenem  Sarcom  der  Ulna. 

Diss.  Berlin  1876. 

Ein  mannskopigrosses  Sarcom  des  oberu  Theiles  der  Ulna  bei  einer  28jährigcs 
Frau  wurde  durch  v.  Lxkosnbkck  vermittelst  der  Resection  des  Elleubogengelenks 
beseitigt.  Von  der  Ulua  worden  über  17  Cm.,  vom  Humerus,  desseu  Knorpel  ebene« 
wie  derjenige  der  Ulna  serstört  war,  6 Cm.,  vom  Radius  nur  das  Köpfchen  wegge- 
nommen. Bei  antiseptischer  Behandlung  erfolgte  die  Heilung  in  7 Wochen  mit  siem- 
lieh  gutem  fuuctionellem  Resultat.  Der  von  einer  dünnen  Knocbeuschale  umgebest 
Turner  bestand  aus  Spindel-  und  Randsellen  mit  aahlreicb  eingestrenten  vielkerniges 
Bieseueellen.  6.  KUner. 

H.  Sehöler,  Jahresbericht  über  die  Wirksamkeit  der  (früher 
Ewers’schen)  Augenklinik  im  Jahre  187».  Berlin  1876.  56  stn 

Die  Ge«arnratzahl  der  ambulatorischen  Kranken  betrag  4367,  Aufnahme  in  die 
stationäre  Klinik  fanden  365  und  die  Zahl  der  größeren  Operationen  beiifferte  «ick 
auf  303,  wovon  64  die  Lin«*,  74  die  Iris,  34  die  Cornea,  69  die  Lider.  64  die  Mot- 
kein  betrafen  nnd  die  äbrigen  «ich  auf  Enncleationen  (13),  Exstirpationen,  Trac#- 


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Boccbct.  Richet,  Keuinq.  Ritt«». 


735 


piantationen  von  Kaninchenbindehaut  mit  günstigem  Erfolge,  etc.  rertheilten.  In 
27  Fällen  v.  Gslra’scher  peripherer  Linsenextraction  bei  reiner  Alterskatarakt  wurde 
9 Mal  „volle“  Sehschärfe  erreicht,  in  einem  Kalle  ging  das  Auge  verloren.  S.  em- 
pfiehlt Jaboraudi  für  die  opbthalmiatriaebe  Praxis,  besonders  bei  Processen  auf  lue- 
tischer Grnudlage.  Zorn  Schlüsse  wird  ein  Demonstrations-Augenspiegel  beschrieben, 
bei  welchem  ein  planer  oder  concaver  Spiegol  in  einen  an  der  HinterflKche  des 
LiSBRBicR'schen  Spiegels  angebrachten  Rahmen  oder  in  die  Gabel  desselben  einge- 
schnben  nnd  45°  snr  Flüche  des  letstoren  geneigt  wird  Hiebe!  (Erlangen). 

Bouchut,  t’ongestion  e£r£brale  et  apoplexie  vermineuse.  — Isch- 
ämie et  hyperömie  r^flexes  de  l’enclphaie.  — Nßvroses  de  se- 
COnde  dentltlon.  Ga«,  des  höp.  1876.  No.  22. 

B macht  anf  die  Häufigkeit  von  Reflexneurosen  während  der  «weiten  Zahnung 
aufmerksam  nnd  begründet  dieselben  durch  das  Missverhältnis  der  Grösse  der  Zähne 
xn  dem  noch  nicht  ausgewachsenen  Kiefer.  Man  findet  in  solchen  Fällen  eine  un. 
regelmässige  Stellung  der  Zähne:  die  einen  ragen  über  die  anderen  hervor,  stehen 
hinter  einander,  können  wegen  Persistena  der  Milcbxähne  nicht  durchbrechen  n.  s.  w. 
Ist  der  Process  abgelanfen,  so  hören  mit  dem  Nachlasse  der  Reizung  die  nervösen 
Anfälle  der  verschiedensten  Art  auf,  nnd  darauf  bin  sind  jene  Angaben  «n  berich- 
tigen: dass  mit  dem  Eintritt  der  Pubertät  Epilepsie,  Chorea  etc.,  die  bisher  bestan- 
den, plötslich  verschwinden.  Nicht  in  dem  Eintritt  der  Menses,  sondern  in  dem 
Nachlasse  des  Reises  der  Tigemiimsfasern  ist  die  Heilung  der  Kraukbeit  su  suchen. 

L.  Rosesthal. 

t'h.  Riebet,  Note  snr  l’£tat  fonctionnel  des  nerfs  dans  l’henti- 
anesth^sie  hyst^riqne.  Ga*,  mdd.  1876.  No.  9. 

Stach  R.  bei  halbseitig  anästhetischen,  hysterischen  Frauenzimmern  Nadeln 
dorch  die  Haut,  so  fühlten  sie  nichts:  leitete  er  aber  einen  electrischen  Strom  durch 
die  Nadeln,  so  empfanden  eie  einen  lebhaften  8chmers,  welcher  anablieb,  wenn  die 
in  der  Haut  sitxeudeu  Nadeln  durch  eine  äussere  Wärmequelle  auch  noeh  so  sehr 
erhitzt  worden.  Bernhardt. 

W.  Keriug,  Ein  Fall  von  exanthematischem  Typhus  mit  gleich- 
zeitigen Masern.  Petersb.  med.  Wocber.schr.  1876.  No.  14. 

1 in  vorliegenden  Fall,  der  mit  Genesung  endigte,  trat  die  Complication  mit 
Morbilli  ca.  om  2.  oder  3.  Tage  der  typhösen  Erkrankung  anf.  Das  roseolöse  Ex- 
anthem wurde  durch  die  Maserneruption  verdeckt  und  konnte  erst  nach  Ablauf  der 
letsteru,  d.  tu  am  12.  Krankbeitstag  erkannt  werden,  um  welche  Zeit  es  bereits  die 
Umwandlung  in  Petechien  durchgemacht  hatte.  Bitten. 

Ritter,  Zur  Frage,  wie  lange  bewahrt  das  Typhusgift  »eine  Wirk- 
samkeit? Bert.  klin.  Wochenschr.  1876.  No.  29. 

Vf.  benntste  snr  Lösung  vorstehender  Frage  eine  kleine  Stubenepidemie,  welche 
in  einem  ganz  isolirt  stehenden  Hanse  sur  Beobachtung  kam.  ln  denselben  zwei 
Zimmern  lagen  vor  2 Jahren  11  Typhnskranke  Die  Wohnung  ging  nach  längerer 
Zeit  in  den  Besitz  zweier  Ehepaare  über,  welche  Ostern  resp.  Johanni*  1875  dort 
eiozogen.  in  der  aweiteu  Hälfte  des  August  fand  eine  Reparatnr  des  Hauses  und 
namentlich  der  in  Frage  stehenden  Räume  statt,  welche  sehr  verwahrlost  und 
scbmutiig  waren.  Die  Kranen  betfaeiligten  sich  bei  der  Reinigung  in  gleicher  Weise 
wie  die  Männer.  Anfang  8eptember  erkrankten  nnn  sämmtliche  vier  Personen  an 
Abdominaltyphus.  Da  in  der  nächsten  Umgebung  des  Hauses  seit  20  Monaten  kein 
Typhnsfall  vorgekommen  war,  nnd  die  Bewohuer  desselben  auch  sonst  keinen  Ver- 
kehr mit  Typhuskranken  unterhielten,  so  glaubt  Vf.,  dass  die  Infection  von  dem 


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736  Y.ndrm..  McGcih*.  Zkllkr.  Kuuirchrs. 

•an  der  frflhern  Epidemie  stenimenden  Typbangift  lierr  iil.rte,  womit  die 
die  in  deu  Winkeln  lagernden  Kebrichtmeeeen  imprKguirt  waren.  Ks  butte 
des  Typhu.gifi  in  diesem  Keil  23  Monate  lang  seine  inficirende  Wirkung 

Litton. 


L.  P.  Yandell,  Poison-oak  ernption.  Lonisville  medicHl  new».  II.  No.  29. 

Vf.  beobachtete  tm  hifacli  Ausschüße  durch  Berührung  des  Rhus  toxicodendroo 
und  konnte  durch  verschiedene  Experimente  die  schädliche  Einwirkung  erhärten. 

En  entsteht  eine  Erysipelas-Hhnliche  Affection,  mit  Bläscheubildung  nnd  Schwellung 
der  Haut.  Nach  dem  Plataeu  der  Bläschen  bilden  sich  Krusten.  Der  Ausschlag  halt 
gewöhnlich  7 — 10  Tage  an,  manchmal  länger  und  schwindet  immer  schnell  nach 
Chiuiugebrauch  in  der  bei  Inter  mitte  iks  üblichen  Dosis.  O.  Simon. 

E.  Mctiuire,  Gebrauch  der  Zange  bei  unvollständig  erweitertem 
Muttermund.  Ob.tr.  Jüuru.  ot  br.  Br.  liol.  187ti.  S.  ISS. 

Vi.  bcricütei  über  3 Geburten  bei  welchen  er  nach  dem  Beispiel  George  Joptx* 
stoh’s  (vgl.  VI.  Clinical  Report.)  bei  eben  für  2 Finger  durchgängigem  Muttermund« 
die  Zauge  angelegt  hat.  In  allen  3 Fällen  war  angeblich  der  Erfolg  ein  sehr  be- 
friedigender, so  dass  McGlise  das  Wort  „uodilatabei“  nur  relativ  aufgefasst  haben 
will.  — Ref.  kann  in  dieser  Frage  nur  den  bei  der  Discussion  des  JouNSToVscben 
Berichtes  in  der  Dubliuer  Geburtshülfiichen  Gesellschaft  geäusserten  Bedenken  gegen 
«iieses  Verfahren  heistimmen.  Die  tägliche  Erfahrung  lehrt,  welche  verhängniss- 
volir o Folgen  eine  derartige  Misshandlung  des  Orificium  Uteri  gewöhnlich  mit  «ich 
bringt,  so  dass  auch  deraitigen  glücklich  verlaufenden  Fällen  gegenüber  an  der 
alten  Regel  fesUuhalten  ist,  dass  die  Extraction  der  Frucht  nur  bei  vollständiger 
oder  naiieau  vollständiger  Erweiterung  des  Muttermundes  vorsunehmen  sei.  A.  Martin. 

A.  Zeller,  Versuche  über  die  locale  Wirkung  des  schwefelsauren 
Atropins.  Vihlhow'«  An-h.  LXVi.  S.  384. 

Atropiusulfat  in  % pCt  ClNn • Flüssigkeit  gelöst  vernichtet  nach  einiger  Zeit 
die  Bewegungen  der  weissen  Blutkörperchen.  Bei  Irrigation  der  Froschsunge  mit 
einer  Atropinlösung  von  0,1  pCt.  aufwärts  erfolgt  Erweiterung  der  kleinen  Ajrterieu 
mit  Zunahme  der  Stromgeschwindigkeit,  so  dass  Randstelluug  und  Auswanderung 
der  weissen  Blutsellen  unterdrückt  wird.  Diese  Gefässerweiterung  kommt  nur  local 
nnd  wie  Vf.  meint  als  specifische  Atropiuwirkung  su  Stande.  (Vielleicht  handelt  es 
sich  hierbei  einfach  am  die  von  Lov6n  am  Orte  der  Ueisuug  beobachtete  Üefässer- 
weiterung.  Ref.).  Schiffer. 

Kalischer,  Feber  das  Eindringen  von  Stoffen  in  undichte  Wasser- 
leitungen. Rkichkbt  n.  uu  Bois-Rkvmohd's  Arcb.  1875.  b.  668. 

’•  f.  beweist  experimentell,  dass  selbst  bei  einem  nur  wenige  Millimeter  be- 
tragenden Druck  innerhalb  einer  undichten  Röhre  leicht  diffuudireude  Stoffe  (Koch- 
sais) von  Ausseii  nicht  einsudriugen  vermögeu.  Dasselbe  Resultat  ergeben  Drainage* 
röhren  aus  gebranntem  Ton  mit  ihren  verhältnissmässig  weiten  Poren.  In  beiden 
Fällen  diffundirt  bei  fehlendem  Druck  das  ClKa  sehr  leicht  in  den  Rohreninbalt 
Dagegen  findet  durch  sehr  enge  Poren,  wie  sie  z.  B.  unversehrten  Holcröhren  eigen 
sind,  die  Diffusion  bei  einem  Gegendruck  statt,  der  sie  bei  gröberer  Commanication 
unmöglich  macht.  Je  enger  die  Poren  um  so  langsamer  aber  auch  um  so  sicherer 
erfolgt  das  Eindringen  von  Stofien  selbst  einem  beträchtlichen  Druck  entgegen.  Schife. 

Einsendungen  für  da«  Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Professor  Senator, 
Berlin  (IfW.)  Bauhofttr.  7 (am  Hegelplats),  und  Professor  Bosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Beischiaas)  1 
an  die  Verlagshandlung,  Berlin  (NW.),  unter  den  Linden  68,  adressiren. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  !!.  8.  Hermann  in  Berlin. 


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Wöchentlich  «rieheinen 
1—2  Hoffen ; am  .Schluss« 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- and  Sachregister. 


Centralblatt 

fHr  die 


Preis  de«  Jahrganges 
20  Mark;  zu  beziehen 
durcu  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstalten. 


Dr.  J.  Rosenthal. 

Professor  ln  Erlangen. 


Rädigirt  von 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Pro/esaor  in  Berlin. 


1876.  14.  Octoher.  No.  42» 


Inhctld  Michel,  rbirurginche  Behandlung  de»  chron.  Ohrcatarrhs  (Orig.Mitth.). 

Hkrhkxdöhpkb,  Ausscheidung  von  Pepsin.  — Kümsbach  uud  Qubllhobst, 
vasomotorische  Vagusfahei  u.  — Tappe  ine  k,  Oxidation  der  Cholaäuie.  — Cohn- 
ii k i m und  Litten,  Circulationastürungen  in  der  Leber.  — Schnopbragkn,  Hyper- 
trophie der  Aorteumtima.  — Werke,  Lidoperationeu.  — Paquki.  in.  Neuer  Therrao- 
cauter.  — Skohczewikt,  Parudisatiou  der  Milz.  — Fürst»  kb,  Albuminurie  bei 
Alcoholisten.  — Löh  lein,  Verhalten  des  Herzens  bei  Hchwaugeren  uud  Wöchnerinnen. 

Call  und  Kxnbr,  zur  Kenntoiss  des  GaAAp'scbeu  Follikels. — Mcrütebk« 
bkhgkh  uud  Boürorois,  Coi.stitution  leimarligcr  Substanzen.  — C mittenden, 
zur  Muskelcheraie.  — Schulz,  Pauzerkrebs.  — Wkiss,  Polyopia  mouocularis.  — 
Hüth,  Myositis  ossifican«.  — Lotzk,  congenitaler  Defect  der  Galleuausfübrunge- 
gänge.  — Cotti.k,  masernartiges  Exanthem  bei  Typbus.  — Stkong,  hartnäckige 
Constipatiou.  — Bourneville,  Kälte  gegen  hysterische  uud  epileptische  Anfälle.— 
Föbstnkr,  Electricität  gegen  Gaatrectasie.  — ■ Schramm,  diaphauoscopisene  Luter- 
suebungsmethode.  — Buhkaut,  Cotoriude  und  Cotoin.  — Kol  bk,  Prüfung  der 
Salicylsäure. 

La qu  eur,  Erwiderung.  — Druckfehler. 


Chirurgische  Behandlung  des  chronischen  Ohrcatarrhs. 

Vorläufige  Miitbeilimg  vou  Dr.  Carl  Michel  in  C'ölo. 

Ein  20jähriges  Mädchen  consultirte  mich  wegen  hochgradiger 
Schwerhörigkeit,  die  nach  und  nach  sich  eingestellt  und  schon  in  der 
Kinderzeit  begonnen  habe.  Rechts  verstand  sie  selbst  die  laut  vor 
dem  Ohre  gesprochenen  Worte  nicht,  wenn  sie  auch  hörte,  dass  ge- 
sprochen oder  gesungen  wurde,  desgleichen  auch  das  Klingen  des 
Stahlcylinders  von  König  (gß  = 12,288).  Uhr  und  Stimmgabel  hörte 
sie  nur  vom  Knochen  aus.  Links  war  das  Gehör  besser  und  ver- 
stand sie  dicht  am  Ohre  massig  lautes  Sprechen.  Rauschen  auf  bei- 
den Ohren.  Trommelfelle  normal,  Tuben  frei,  kein  Rasseln,  wie  die 
Auscultation  ergab. 

Luftdouche  und  Anwendung  des  Apparates  von  Lucae  im  äusse- 
ren Gehörgange  brachten  gar  keine  Aenderung.  Es  handelte  sich 
also  um  sog.  trockenen  chronischen  Catarrh  (progressive  Schwerhörig- 
keit). Trotz  der  schlechten  Prognose  machte  ich  den  folgenden  längst 
geplanten  Heilversueh. 

Ich  setzte  einen  spitzen  Galvanocauter  (knieförmig  gebogen) 
hinter  den  Hammergriff,  nahe  an  dessen  Ende,  in  der  Mitte  zwischen 
dimiem  und  dem  Troramelfellrande  auf  das  Trommelfell  uud  Hess  ihn 
f J XIV.  Jahrgang  47 

N 


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738  Micbkl,  Chirurgische  Behandlung  de«  chronischen  Ohrcalarrh». 


blitzschnell  erglühen;  sofort  war  das  Trommelfell  perforirt;  ich  ver- 
grösserte  das  Loch,  indem  ich  den  Brenner  noch  einmal  dicht  da- 
neben aufsetzte.  Der  Schmerz  war  sehr  massig,  doch  wurde  bald 
darauf  der  Patientin  für  einige  Augenblicke  übel,  hierauf  Verstopfung 
des  Ohres  mit  Salicylw&tte.  — Anderen  Tages  fast  gar  keine  Re- 
action;  die  der  Oeffnung  gegenüber  liegende  Paukenschleimhaut  etwas 
geröthet.  Ain  zweiten  Tage  tauchte  ich  die  Spitze  eines  Silberdrahte« 
in  geschmolzenen  inodificirten  Höllenstein  (Arg.  nitr.  1 : Kali  nitr.  3), 
führte  dieselbe  durch  die  Perforation  hiudurch  nach  hinten  und  oben 
in  die  Paukenhöhle,  in  der  Absicht,  das  ovale  Fenster  mit  diesem 
Aetzmittel  zu  erreichen  — denn  offenbar  war,  wie  aus  dem  hoben 
Grade  der  Taubheit  hervorging,  hier  ein  Schallieitungshmderniss  vor- 
handen. Der  Schmerz  ging  in  wenigen  Augenblicken  vorüber.  Mehrere 
Tage  hintereinander  verfuhr  ich  so;  öfter  gab  Pat.  an,  dass  beim 
Touchiren  das  Rauscheu  im  Ohre  sich  veränderte,  was  mir  ein  Be- 
weis zu  sein  scheint,  dass  der  Steigbügel  und  das  ovale  Fenster  er- 
reicht worden  waren.  Am  fünften  Tage  Röthe  und  Schwellung  der 
Paukensehleimhaut,  wie  die  Prüfung  mit  der  Sonde  erwies.  Pulsation 
sichtbar;  massiger  serös-eitriger  Ausfluss,  Klopfen  im  Ohre,  doch  kein 
Schmerz.  Die  nächsten  vier  Tage  unterblieb  die  Aetzung  und  wurde 
Lultdouche  und  Aussprilzen  des  Ohres  mit  Kali  chloric.  angewandt. 
Am  zehnten  Tage  hatte  der  Ausfluss  aufgehört;  die  Pat.  war  nun 
schon  so  an  die  Berührung  gewöbut,  dass  ich  mit  einer  feinen  Koopf- 
sonde,  die  V«  Om.  unter  dem  Knopfe  stumpfwinklig  gebogen  war, 
mehrere  Maie  längere  Zeit  in  der  Paukenhöhle  herumtasten  und 
schliesslich  den  Steigbügel  fühlen  konnte.  Während  ich  genau  dar- 
auf achtete,  dass  die  Sonde  nicht  mit  dem  Obrtrichter  in  Berührung 
kam,  fühlte  ich  oben  hinten  in  der  Paukenhöhle,  zwischen  Trommei- 
lell  und  Paukenwand  eine  feine  dünue  Leiste,  die  ich  von  vorn  nach 
hinten  und  umgekehrt  eine  Strecke  weit  betasten  konnte.  Ich  armirte 
nun  die  Sonde  mit  obiger  Masse,  führte  sie  durch  die  Oeffnung  hin- 
durch, brachte  sie  in  dieselbe  Lage  wie  vorhin,  als  ich  den  Steig- 
bügel fühlte,  drückte  sanlt  nach  hinten,  dem  Gefühle  nach  in  eine 
Vertiefung  und  entfernte  sogleich  wieder  das  Instrument.  Die  Pat. 
gab  an,  dass  sie  bei  den  Aufdrücken  ein  eigenthümlic-hes  Klingen 
vernommen  habe.  Unmittelbar  darauf  hörte  sie  etwas  besser.  Der 
brennende  Schmerz  wurde  nach  einigen  Augenblicken  milder.  Ein 
ausgeprägter  Erfolg  lässt  sieh,  da  Pat.  erst  vom  31./8.  bis  10,9.  7b 
in  Behandlung  ist,  natürlich  noch  nicht  erwarten,  aber  wie  jener 
auch  Ausfallen  mag,  so  zweifle  ich  nicht  daran,  dass  durch  dieses 
Vei  fahren  manche  bis  jetzt  unheilbare  Taubheit  geheilt  oder  gebessert 
werden  kann. 

Bei  grosser  Empfindlichkeit  des  Trommelfells  und  der  Pauken- 
höhle kann  inan  einige  Tage  hindurch  Uebungen  anstellen  durch  Be- 
rührung mit  der  Sonde;  dann  muss  man  Ueu  Steigbügel,  der  ja  «juer 


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HKRHiNDoiirsR,  AnMcheidang  von  Popsin. 


Töt) 

die  Höhle  durchscbneidet,  auffinden ; das  Promontorium  sieht  man  ja 
immer  und  gleitet  die  Sonde  von  diesem  nach  hinten  und  obeu  in 
die  Vertiefung,  worin  sich  das  ovale  Fenster  befindet.  Es  können 
auf  diese  Art  starke  Aetzungen  local  ausgefiihrt  und  selbst  ältere 
Bindegewebs-  und  Schleimbautwucberungen,  welche  sich  an  dieser 
Stelle  befinden  und  die  Steigbügelplatte  schwingungsunfähig  machen, 
zum  Schmelzen  gebracht  werden.  Auch  hoffe  ich  mit  einem  Miniatur- 
exemplar  meines  beweglichen  Nasenrachenspiegels  und  unter  Kalk- 
lichtbeleuchtung die  Gehörknöchelchen  in  der  Paukenhöhle  betrachten 
zu  können.  — 

Zur  Perforation  des  Trommelfells  eignet  sich  unstreitig  die  Gal- 
vanocaustik  (von  Voltolini  zuerst  angewandt)  am  besten.  Sie  ruft 
fast  gar  keine  Reaction  hervor,  und  man  hat  im  Nu  ein  Loch  ge- 
brannt, das  man  beliebig  vergrössern  kann,  während  man  mittelst 
Schnitt  oder  Stich  nur  einen  Spalt  erhält.  Vielleicht  lässt  sich  eine 
bis  jetzt  noch  nicht  erzielte  dauernde  Oeffnung  im  Trommelfell  ber- 
stellen,  wenn  die  Oeffnung  ganz  in  der  Nähe  des  Randes  angelegt 
und  das  Trommelfell  hier  bis  auf  den  Knochen  verbrannt  wird. 


G.  Herrendörfer,  Physiologische  und  mikroskopische  Unter- 
suchungen über  die  Ausscheidung  von  Pepsin.  Dissert.  Kiioi^s- 
berg  1876. 

H.  giebt  an,  dass  die  drei  Vormägen  von  Wiederkäuern,  von 
denen  cs  nachgewiesen  ist,  dass  sie  keine  Spur  drüsenähnlicher  Ele- 
mente besitzen,  dennocii  ein  verdauungskräftiges  Ferment  liefern. 
Dies  erklärt  sich  am  Einfachsten  durch  Annahme  der  Intiltrations- 
tbeorie,  nach  welcher  das  im  Labmagen  gebildete  Pepsin  in  die  Vor- 
magen gelangt  und  dort  von  der  Schleimhaut  festgehalteii  und  ab- 
sorbirt  wird.  Es  ist  aber  auch  die  Möglichkeit  vorhanden,  dass  das 
Pepsin  überall  gebildet,  aber  nur  im  eigentlichen  .Magensaft  ausge- 
schieden wird.  Fenier  giebt  H.  an,  dass  die  sog.  Belegzellen  (Hül- 
DKNHAIN)  vom  ersten  Anfang  einer  künstlichen  Digestion  an,  an  Vo- 
lumen verlieren,  grobkörniger  und  undurchsichtiger  werden,  am  Rande 
wie  ausgefressen  erscheinen  und  am  Ende  der  Digestion  vollständig 
den  flauptzellen  HeiiiknhaIN’s  gleichen,  so  dass  H.  anzunohmen  ge- 
neigt ist,  gerade  die  Belegzellen  enthalten  das  Pepsin  und  geben 
dieses  beim  Beginne  jeder  Verdauung  ab,  wobei  sie  dann  collnbiren 
und  schliesslich  vollständig  zu  Grunde  gehen,  während  sich  in  den 
verdauungsfreieo  Zeiten  neue  Zellen  in  den  Drüsenschläuchen  bilden. 
Da  die  Zellen  des  sog.  Eberle’schen  Häutchens  bei  eiugeleiteter  künst- 
licher Digestion  ganz  denselben  Process  des  Zerfallens  durchmacbeu, 
wie  die  Belegzellen  in  den  Drüsenschläucben  der  Magenschleimhaut 
während  der  Verdauung,  so  muss  man  dieselben  also  auch  hier  als 
die  das  verdauende  Ferment  absondernden  Elemente  ansehen,  und 

47* 


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740  Rombich  u Qi-kli  hobst,  »Momotor.  Veguafasern.  TtrrMBKB,  Ory 


es  stellen  also  die  HKIDKNHAI.sachen  Hauptzellen  nur  eine 
Metamorphose  der  ßelegzellen  dar.  Loe« 


Rosahach  und  Quellhorst,  Beiträge  zur  Physiologie  des  Vagus. 

Verhulgo.  d.  physik. -rmd.  Oe»,  in  Wftriburif.  IX.  S.  13 — 31. 

K.  und  Q.  geben  den  Nachweis,  dass  im  Bauchvagus  vasomo- 
torische Nervenfasern  zu  den  Unterleibsorganeu  verlaufen;  durch  ihre 
Reizung  wird  eine  Contraction  der  Unterleibsgefässe  und  dadurch 
eine  Erhöhung  des  Blutdruckes  veranlasst.  Um  den  ßauchvagus  su 
reizen  wurden  die  Vertebralenden  einiger  Rippen  seitlich  von  den 
Dornfortsätzen  der  Wirbel  resecirt  und  auf  diese  Weise  ein  Feoster 
aus  der  Thoraxwand  herausgeschnitten,  die  Vagi  vom  Oesophagus 
abpräparirt,  durchschnitten  und  das  periphere  Ende  electrisch  oder 
mechanisch  erregt.  In  beiden  Fällen  erfolgte  eine  bedeutende  Er- 
höhung des  Blutdruckes  in  der  Carotis  und  in  der  Cruraiis;  die  Puls- 
frequenz blieb  ungeändert.  Wird  einem  Thiere  blos  der  Halsv&go» 
durchschnitten  unJ  durch  Reizung  des  peripheren  Endes  ein  Herz- 
stillstand zuwege  gebracht,  dann  tritt  bekanntlich  nach  dem  Auf- 
hören der  Reizung  eine  Erhöhung  des  Blutdruckes  über  die  Norm 
ein.  Nach  den  Beobachtungen  R.'s  tritt  diese  Erhöhung  auch  dann 
ein,  wenn  die  Vaguscodigungen  im  Herzen  durch  eine  massige  Dosis 
Atropin  (0,004  Gr.)  ausgeschaltet  wurden,  so  dass  die  Vagusreizung 
einen  Herzstillstand  nicht  mehr  bewirken  kann,  und  zwar  hier  uc 
mittelbar  auf  die  Reizung.  Diese  Erhöhung  des  Blutdruckes  rührt 
nach  R.  und  Q.  in  beiden  Fällen  her  von  der  Reizung  jener  vaso- 
motorischen Fasern,  welche  im  Bauchvagus  zu  den  Unterleibaorganeu 
verlaufen;  denn  sie  bleibt  regelmässig  aus,  wenn  die  Baucbvagi  durch- 
schnitten sind.  Möller  (Eriaugeoj. 


H.  Tappeiner,  Ueber  die  Oxydation  der  Cholsänre  mit  sanrem 
chromsaarem  Kali  and  Schwefelsäure.  Zeu»ehr.  f.  Bioi.  xn.  s.  so— 7t 
Je  1 Gnu.  Cholsäure  wurde  mit  10  Grm.  chromsauren  Kalis  und 
15  Grm.  Schwefelsäure  unter  Zusatz  von  Wasser  6 — 8 Minuten  ge- 
kocht. Die  Cholsäure  verschwindet  dabei  allmählich  und  es  scheidet 
sich  eine  feste  weisse  Masse  auf  der  Oberfläche  der  Flüssigkeit  aus. 
Dieselbe  besteht  aus  einem  Gemisch  von  Säuren,  die  sich  durch 
Ueberführung  in  die  Barytsalze  von  einander  trennen  lassen.  Mat. 
erhält  ein  in  Wasser  leicht  lösliches  und  ein  darin  unlösliches  Salz, 
a)  Lösliches  Barytsalz.  Dasselbe  zeigt  die  Eigenschaft,  in  heissem 
Wasser  schwerer  löslich  zu  sein,  wie  in  kaltem:  wird  die  kalt  ge- 
sättigte Lösung  zum  Kochen  erhitzt,  so  scheidet  sich  reichlich  Baryt- 
salz  in  reiuer  Form  aus.  Aus  diesem  erhält  man  die  Säure  seihet  , 
durch  Zusatz  von  Salzsäure  und  Umkrystallisiren  aus  Alcohol  in  Form 


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Cohnheim  ocd  Litten,  CircnlationBBtÖrBDgen  in  der  Leber. 


741 


einer  weissen  Masse,  die  aus  mikroskopischen  Prismen  besteht.  Die 
Analysen  führten  zur  Formel  C40H60O„.  Die  Säure  ist  fünfbasisch. 
b)  Unlösliches  Barytsalz.  Aus  diesem  wurde  durch  Behandeln  mit 
Salzsäure  und  wiederholtes  Urakrystallisiren  aus  Alcohol  gleichfalls 
eine  feste  weisse  Masse  erhalten,  welche  aus  einem  Oemenge  von 
fetten  Säuren  zu  bestehen  schien.  Mit  Hülfe  der  HglNTZ’schen  Me- 
thode der  fractionirten  Fällung  gelang  es,  hieraus  zwei  SäureD  dar- 
austellen  von  dem  Schmelzpunkt  55,0°  und  67 ,0#.  Die  erste  Säure 
hat  die  Zusammensetzung  Ct6HMOa,  sie  gehört  also  zu  der  Reihe  der 
fetten  Säuren  von  der  allgemeinen  Formel  CnH,nOs  und  zwar  steht 
sie  zwischen  der  Myristinsäure  und  Palmitinsäure.  Die  zweite  Säure 
konnte  noch  nicht  völlig  rein  dargestellt  werden,  als  vorläufige  For- 
mel stellt  Vf.  CMH42Og  auf.  — In  der  Oxydationsflüssigkeit  gelöst 
fanden  sich  reichliche  Mengen  von  Essigsäure  und  in  sehr  geringer 
Menge  eine  zweite  organische  Säure.  Die  Analyse  derselben,  sowie 
des  Silbersalzes  uud  des  Barytsalzes  führte  zur  Formel  C^H^O,,.  — 
Die  Constitution  der  Gallensäuren  scheint  darnach  eine  sehr  compli- 
cirte  zu  sein.  E.  Salkowski. 


J.  Cohnheim  and  M.  Litten,  lieber  Circulation&störungen  in  der 
Leber.  VimcHow’s  Arcb.  LXVI1.  S.  168. 

Die  vorliegende  experimentelle  Arbeit  gilt  der  Beantwortung 
der  Frage:  welche  Gefässe  der  Leber  sind  es,  deren  Verschluss  die 
bei  der  Cirrhose  zur  Beobachtung  kommenden  atrophischen  Steilen 
hervorbringt?  Bei  Selbstinjectionen  mit  giftfreiem  Anilinblau,  welche 
angestellt  wurden,  nachdem  die  Art.  hep.  mit  ihren  Anastomosen 
(Mes.  sup.  und  coron.  ventr.  d.)  durch  Ligaturen  aus  der  Circulation 
ausgeschaltet  waren,  trat  eine  Blaufärbung  des  ganzen  Capillarge- 
bietes  der  Leberläppcben  ein;  nur  die  interlobularen  Artt.  blieben 
frei.  Dasselbe  geschah,  wenn  die  A.  hep.  statt  durch  Ligatur  durch 
ln}ection  von  Chromblei  undurchgängig  gemacht  worden  war.  Unter- 
banden Vff.  dagegen  vor  der  Anilininjection  die  Pfortader  und  liessen 
die  A.  hep.  offen,  so  färbte  sich  das  die  Gallengänge  und  die  Aeste 
der  Interlobularveneu  umspinnende  Capillarnetz;  hin  und  wieder  auch 
die  peripheren  Anfänge  des  Capillarsystems  der  Läppchen.  Die  gleich- 
falls stellenweise  eingetretene  Füllung  der  Vv.  centrl.  beruhe  auf 
RUckstauung  aus  der  V.  cava  her,  wie  sich  herausstellt,  wenn  A.  h. 
und  V.  p.  zugleich  unterbunden  werden.  Daraus  folgt:  die  Arterie 
speist  die  Gefässe  der  Capsl.  Gliss. , der  Gallengänge  und  die  Vasa 
vasorum  der  V.  p.;  ihre  Capillaren  ergiessen  sich  in  die  interlobu* 
lären  Pfortaderäste.  Directe  Uebergänge  der  A.  b.  in  intralobuläre 
Vv.  kommen  entweder  gar  nicht,  oder  nur  in  ganz  untergeordneter 
Menge  vor. 


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742 


flcRNorPHiOEN,  Hvpartrophia  der  Aorteniotiro». 


Durch  diese  Kreislaufseinrichtung  erklärt  es  sich,  dass  eine 
Thrombose  der  V.  p.  ohne  wesentlichen  Einfluss  auf  das  Leberge- 
webe bleibt,  da  die  Art.  dem  Capillargebiet  der  V.  p.  immer  noch 
eine  zur  Gallenbildung  ausreichende  Menge  Blut  zuführt.  Experi- 
mente an  Hunden,  denen  Wacbskügelchen  von  der  V.  mes.  aus  in 
Aeste  der  V.  p.  injicirt  wurden,  zeigen,  dass  bei  solchen  künstlichen 
Verstopfungen  nach  14  Tagen  keine  bemerkenswerthen  Gewebsver- 
änderungen in  den  zugehörigen  Leberabschnitten  eintraten.  — Anden 
der  vollständige  Verschluss  der  A.  h.:  die  Resultate  früherer  Experi- 
mentatoren, welche  nach  Ligatur  der  A.  h.  keine  Störungen  in  der 
Function  des  Organs  fanden,  werden  entkräftet  durch  den  Nachweis 
der  Unmöglichkeit  bei  Hunden  und  Katzen  alle  Anatomosen  der  A. 
h.  abzusperren.  Beim  Kaninchen  gelingt  dies,  wenn  man  hinter  dem 
Abgang  der  A.  coron.  ventr.  d.  den  Faden  anlegt.  Die  von  der  arte- 
riellen Blutzufuhr  ausgeschlossenen  Abschnitte  verfallen  einer  raschen 
Necrose. 

Somit  bleibt  nur  die  Annahme  übrig,  dass  bei  der  Lebercir- 
rhose  das  sich  retrahirende  Bindegewebe  die  Aeste  der  V.  bep.  com- 
primirt,  und  dass  der  Verschluss  dieser  Gefässe  den  Untergang  der 
Leberzelien,  die  partielle  Atrophie  bedingt  Grawiu. 


F.  Schnopfhagen,  Ueber  die  hypertrophischen  Verdickungen  der 
Intima  der  Aorta.  9iu*»b«.  d.  A«d.  d.  wi»«#o»cb.  in  w»n.  1375.  lxxil 
Ootober. 

Sch.  versteht  unter  dem  genannten  Processe  jenen  von  Virchow 
als  Endocarditis  chronica  deformans  bezeichneten.  Was  zunächst  den 
Sitz  der  jüngsten  Erkrankungsherde  angeht,  so  konnte  SCH.  die  kleinen 
Verdickungen  mit  Leichtigkeit  von  den  äussersten  Lamellen  der  In- 
tima abziehen  und  selbst  in  jenen  Fällen,  wo  nicht  gerade  die  inner- 
sten Lagen  ergriffen  waren,  zeigte  sich  doch  die  äusserste,  sog.  ela- 
stische Haut  unbetheiligt.  Vf.  stellt  deshalb  den  Hauptsatz  auf:  „die 
Verdickung  hat  ihren  Site  in  den  streifigen  Lagen  der  Innenhaut  und 
die  übrige  Intima,  sowie  eventuell  auch  die  Media  betheiligen  sich 
an  dem  Vorgänge  erst  in  secundärer  Weise,  indem  sie  atrophiren 
oder  eine  fettige  Degeneration  eingehen.“  Bei  der  mikroskopischen 
Untersuchung  fand  Vf.  in  frischen  Stadien  in  den  obersten  Schichten 
die  bekannten  netzförmig  unter  einander  zusammenhängenden  Intima- 
zellen  in  geringem  Grade  vergrössert,  die  Spalträume  zwischen  den- 
selben mit  einer  staubförmigen  körnigen  Masse  gefüllt,  in  welcher  zu- 
weilen, aber  nicht  immer,  kleine  Rundzellen  und  farbige  Blutkörper- 
ohen  sich  vorfanden. 

Die  staubförmige  Masse  hält  Vf.  für  den  Niederschlag  einer  im 
Leben  vorhandenen  flüssigen  Masse,  durch  deren  Zunahme  das  gal* 
lertige  Aussehen  der  Verdickungen  bedingt  werde.  In  tieferen  Schieb* 


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Wkbbb,  Lidopermtiooeu. 


743 


ten  nahmen  die  Zellen  an  Volumen  zu  und  wurden  zugleich,  sowohl 
an  den  Ausläufern  wie  am  Zellenleib,  streifig,  als  wollten  sie  zu  Fa- 
sern zerfallen,  während  die  Zwischenräume  sich  verbreiterten  und  mit 
grösseren  Mengen  von  Rundzellen,  die  sich  gerne  zu  grösseren  Haufen 
zusammensetzten,  gefüllt  waren.  In  den  tiefsten  Lagen  endlich,  dicht 
über  den  secundär  verfetteten  änssersten  Lagen,  waren  die  Zellen 
wirklich  zu  Faserzügen  zerfallen,  welche  ein  mächtiges  Maschenwerk 
bildeten,  dessen  Zwischenräume  mit  Fettkörnchen  und  Fettkörnchen- 
zellen erfüllt  waren,  welche  aus  den  oben  erwähnten  Rundzellen  her- 
vorgegangen waren.  Dieses  ist  die  regelmässige  Umwandlung  dieser 
Rundzellen,  niemals  produciren  sie  lebendes  Qewebe,  wie  sie  auch 
nicht  etwa  aus  Intiraazellen  hervorgegangen  sind.  Es  sind  aus  der 
Aorta  eingewanderte  farblose  Blutkörperchen,  was  man  auch  daran 
erkennt,  dass  sie  immer  von  einzelnen  farbigen  Körperchen  begleitet 
sind.  Dass  sie  nicht  aus  den  Vasa  vasorum  stammen  schliesst  Vf. 
daraus,  dass  sie  in  der  Media  und  den  äussersten  Intimalagen  fehlen. 
Es  hat  sich  demnach  dem  Vf.  nirgendwo  eine  Spur  von  Entzündung 
gezeigt,  sondern  er  hat  nur  gefunden,  dass  die  normgemässe  Ent- 
wicklung streifiger  Lagen,  mit  welchen  die  oben  beschriebenen  fase- 
rigen Maschenwerke  übereinstimmen,  aus  den  verästigten  Zellen 
(v.  Ebnes)  hier  in  excedirender  Weise  vor  sich  geht,  während  die 
in  den  Maschenräuraen  auftretenden  farblosen  Blutkörperchen  höch- 
stens für  den  Zerfall  der  Verdickungen  als  wesentliches  Vorkommniss 
zu  betrachten  sind,  und  er  nimmt  daher  die  Berechtigung  in  An- 
spruch, den  Process  mit  Rokitansky  und  gegen  Virchow  als  Hyper- 
trophie zu  bezeichnen.  Ortb. 


A.  Weber,  D’nn  syst&me  d’operations  contre  les  blfepharites 
chroniques.  Anu.  d-ocniut.  lxxiv.  a.  249. 

W.  unterscheidet  drei  Kategorien  von  Fällen,  bei  welchen,  ohne 
irgend  welche  Verengerung  in  den  thränenableitenden  Organen,  ein 
Hinderniss  für  den  regelmässigen  Thränenabfluss  vorhanden  ist.  Die 
häufigsten  Fälle  sind  diejenigen  mit  Vernarbungen  der  Lidränder,  wo- 
bei die  Spannung  derselben  eine  gegenseitige  Berührung  der  Tbränen- 
punkte  nur  hei  sehr  heftigem  Lidschlusse  gestattet.  W.  excidirt  nun 
ein  Längsoval,  aus  Haut  und  Muskel  bestehend,  zwischen  der  äusseren 
Commissur  und  der  Insertion  des  Lig.  palpebral.  an  den  Orbitalrand. 
Nach  Lockerung  der  Haut  besonders  nach  unten  und  oben  wird  mit 
einem  spitzen  Haken  die  Insertion  des  Ligamentum  aufgesucht  und 
mit  der  Scbeere  getrennt.  Berühren  sich  alsdann  die  Lidränder  noch 
nicht  ganz  vollkommen,  dann  muss  man,  noch  von  dem  Ligamentum 
ausgehend  die  Fascia  tarso-orbi.alis  in  grösserer  oder  geringerer  Aus- 
dehnung einscbneiden. 


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744 


Paquclm«,  neuer  Tbermocaüter. 


Ist  Neigung  zu  Entropium  vorhanden,  so  verlegt  man  das  zu  ex- 
cidirende  Hautstück  so  nahe  als  möglich  an  die  äussere  Commissur 
und  lockert  dann  die  Haut  am  unteren  Lid  bis  zum  Lidrand.  In 
der  zweiten  Kategorie  von  Fällen  ist  eine  Relaxation  der  Lider  vor- 
handen, welche  zu  viel  Haut  zu  besitzen  scheinen,  zugleich  sind  die 
ßulbi  gewöhnlich  prominent,  das  Auge  thrant  beständig  und  der 
Thränensack,  erweitert,  lässt  etwas  Schleim  auspressen.  Je  nachdem 
es  sich  darum  handelt,  eine  Verkürzung  des  Lidrandes  oder  der 
ganzen  Lider  zu  bewirken,  werden  verschiedene  Operationsmodifica- 
tionen  ausgeführt.  Im  ersteren  Falle  wird  ein  Halbmond,  bestehend 
aus  Haut,  Aponeurose  und  Sehne,  an  der  äusseren  Lidcomraissur  ex- 
cidirt,  dessen  Concavität  nach  innen  sieht,  und  dessen  Krümmung  je 
nach  dem  beabsichtigten  Effect  grösser  oder  geringer  sein  kann.  Die 
Vereinigung  erfolgt  in  der  ursprünglichen  Richtung.  Im  zweiten 
Falle  werden,  von  der  äusseren  Lidcommissur  angefangen,  zwei  Inci- 
sionen  (wie  lang?  Ref.)  nach  oben  und  uach  unten  geführt,  so  das« 
ein  nach  aussen  offener  mehr  oder  weniger  stumpfer  Winkel  entsteht; 
von  den  Enden  dieser  Incisionen  werden  in  gleicher  Weise  Schnitte 
nach  innen  geführt,  und  dadurch  ein  Hautstück  excidirt,  welches  ein 
nach  aussen  offenes  V darstellt  und  dessen  Breite  sich  nach  dem  her- 
vorzubringenden Effecte  richtet.  Io  der  dritten  Kategorie  von  Fällen, 
welche  eine  ^Steigerung  de6  Zustandes  der  zweiten  bilden,  verbunden 
mit  einem  Gesunkensein  der  äusseren  Lidcommissur,  wird  ein  Recht- 
eck aus  Haut,  Muskel  und  Aponeurose  an  der  äusseren  CoiB<n'83ar 
excidirt  (wie  gross?  Ref.),  und  zwar  mit  vollständiger  Schonung  des 
Ligaments;  die  Vereinigung  wird  in  der  Weise  bewerkstelligt,  d»63 
der  untere  horizontale  Wundrand  an  den  äusseren  verticalen  und  d7 
innere  verticale  an  den  oberen  horizontalen  zu  liegen  kommt.  Be. 
geringeren  Graden  genügt  auch  ein  dreieckiger  Ausschnitt;  der  eine 
Schnitt  geht  in  horizontaler,  der  andere  in  verticaler  Richtung  von 
der  ausseren  Commissur  aus  und  die  beiden  Enden  werden  durch 
einen  nach  aussen  convexen  Schnitt  verbunden.  In  den  geringsten 
Graden  wird  eine  ovaläre  Hautportion  in  der  Richtung  nach  aussen 
und  oben  excidirt.  Michel  (Erlangen). 


Paquelin,  Sur  uu  nouveau  therino  - cautere  inatant&nä  et  per- 
manent fonctionnant  avec  Pessence  minerale.  Bull.  g<n.  a«  Th«. 
1870  8.  433. 

Das  Instrument,  weiches  überall  an  die  Stelle  des  GlüheiseDS 
oder  des  Galvanocauters  treten  kann,  beruht  in  seiner  Construction 
auf  der  Eigenschaft  des  Platins,  sobald  dasselbe  einen  bestimmten 
Wärmegrad  erreicht  hat,  im  Uontact  mit  einem  Gemisch  aus  Luft 
und  den  Dämpfen  gewisser  Koblenwasserstoffverbindungen  augen- 
blicklich glübeud  zu  werden.  — Der  Apparat  besteht  aus  3 Tbeilen: 


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8eorcx«:,wsi.y,  Faradisii'.ioi]  der  Milf. 


745 


dem  Brenner,  dem  Gasrecipienten  und  dem  Gebläse.  Der  Brenner 
ist  eine  Platinkammer  von  beliebiger,  für  verschiedene  Zwecke  ver- 
schiedener Form,  deren  Wandung  die  glühende  Flache  darstellt.  In 
dieselbe  münden  2 concentrisehe  Röhren,  deren  innere  das  Gas  zu- 
leitet, während  die  fiussere  die  Verbrennungsproducte  abführt.  Dieser 
Brenner  ist  mit  einein  entsprechenden  Handgriff  versehen  und  steht 
durch  ein  Kautschukrohr  mit  dem  Gasrecipienten  in  Verbindung.  Es 
ist  dies  eine  bis  zur  Hälfte  mit  irgend  einer  Kohlenwasserstoffver- 
bindung, am  besten  mit  dem  käuflichen  Petroleumäther  (essence  mi- 
nerale), gefüllte  Flasche,  deren  Korken  durch  2 Rohre  durchbohrt 
ist,  ein  von  dem  Gebläse  (2  Kautschukballons)  kommendes,  welches 
die  atmosphärische  Luft  zuleitet  und  ein  Ableitungsrohr,  welches  das 
Gasgemenge  in  die  Platinkammer  führt.  Ist  letztere  an  einer  Spiritus- 
flamme erwärmt,  so  braucht  nur  das  Gebläse  iu  Thätigkeit  gesetzt 
zu  werden,  um  Glühen  hervorzubringen  und  zwar  um  so  intensiver, 
je  schneller  Gas  zugefübrt  wird.  Die  Flasche  muss  vor  jedesmaligem 
Gebrauch  frisch  gefüllt  werdeu  und  genügen  100  Grra.  Petroleum- 
äther durchschnittlich  für  eine  Operationsdauer  von  21/»  Stunden. 
Das  Instrument  ist  von  M.  Collin  in  Paris,  Chakki&kb’s  Nachfolger, 
zu  beziehen.  E.  Küster. 


B.Skorc/.ewsky,  Leber  den  Einfluss  der  Faradisation  der  Milzgegend 
auf  die  Milztumoren  und  die  Intermittensparoxysmen.  wieo« 
med.  Wocheoscbr.  1876.  No.  21  ff. 

S.  versuchte  die  oft  geübte  Methode,  malarische  Milztumoren, 
welche  er  durch  Lähmung  der  Vasomotoren  (Plex.  lienalis,  semilu- 
naris)  entstanden  ansieht,  durch  Faradisation  zu  verkleinern,  von 
Neuem,  wobei  er  die  Electroden  in  der  Gegend  des  vorderen  und 
hinteren  Milzrandes  applicirte  und  die  Intensität  der  Ströme  gradatim 
verstärkte.  Jede  Sitzung  dauerte  15 — 20  Minuten.  Die  hierbei  er- 
haltenen Resultate  waren  folgende:  der  Inductionsstrom  bewirkte  fast 
constant  eine  Volumsabnahme  malarischer  Milztumoren,  und  zwar 
nimmt  die  Wirkung  des  faradischen  Stromes  mit  jeder  Sitzung  ab, 
so  dass  also  die  erste  deu  grössten  und  constantesten  Erfolg  bat. 
Je  weicher  der  Milztumor  ist,  desto  eclatanter  ist  der  Erfolg  des  Iu- 
ductionsstromes.  Dabei  vermindert  sich  die  Schmerzhaftigkeit  des 
Tumors  und  die  vorher  weiche  Milz  wird  hart.  Die  durch  die  Fa- 
radisation hervorgerufene  Verkleinerung  des  Tumors  nimmt  in  den 
nächsten  Tagen  meist  zu,  tritt  jedoch  in  seltenen  Fällen  erst  24  Stun- 
den nach  Application  des  electrischen  Stromes  in  die  Beobachtung^ 
Die  von  Botkin  angegebene  gleichzeitige  Vergrösserung  der  Leber 
konnte  Vf.  nicht  constaliren.  ln  frischen  Intermittensfällen  traten  zu- 
weilen, wenn  der  Milztumor  durch  Faradisation  kleiner  geworden  war 
und  die  Paroxysmeu  bereits  aufgehört  batten,  unter  dem  Einfluss  der 


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746 


FftftsTNPn,  Albntninnrie  bei  Alcoholisten. 


electrischen  Behandlung  wieder  Reeidive  auf.  Die  Wirkung  der  Fa- 
radisation  wurde  durch  Darreichung  von  Chinin  wesentlich  unterstützt 
Der  Einfluss  der  electrischen  Behandlung  auf  die  Intern) ittens- 
paroxysmen  ist  kein  constanter;  während  in  6 von  10  Fällen  derselbe 
ein  günstiger  zu  sein  schien,  fehlte  er  in  den  übrigen  4 vollständig. 
Vf.  beobachtete  ferner,  dass  sich  während  der  F&radisation  der  Typus 
der  Paroxystnen  änderte,  indem  die  Anfälle  ante-  oder  postponirten, 
sich  in  einen  Typus  dupl.  verwandelten  u.  s.  w.  Daneben  beobachtete 
er  eine  entschiedene  Besserung  des  Allgemeinbefindens,  sowie  Ab- 
nahme der  Albuminurie  und  des  Hydrops  in  einem  Fall.  Auch  auf 
die  Blutbe8chafFenheit  wirkt  nach  S.  der  faradische  Strom  während 
des  Bestehens  einer  Intermittens  ein;  so  sah  er  die  weissen  Blutkörper 
nach  Anwendung  des  electrischen  Stromes  zunehmen  und  gleichzeitig 
schwarzes  Pigment  im  Blut  auftreten,  welches  vorher  nicht  da  ge- 
wesen war.  Dies  alles  zusammen  zwingt  den  Vf.  zu  der  Annahme, 
„dass  der  Inductionsstrom  durch  Erregung  der  Milscontraction  das 
Malariacontagium  aus  der  Milz  entfernt."  (Ref.  konnte  in  gleicher 
Weise  ein  fast  constantes  Kleinerwerden  der  Milztumoren  bei  An- 
wendung dieser  Methode,  die  er  seit  der  BoTKlN’schen  Publicatioo 
1874  in  einer  grossen  Zahl  von  Fällen  geübt  hat,  nicht  constatiren). 

Litten. 


I>.  C.  Fttrstner,  Ueber  Albuminurie  bei  Aleoholisten.  Ar  hi*  ftr 

Psychiatrie.  8 755. 

Etwa  40  pCt.  der  von  dem  Vf.  behandelten  Deliranten  litten  an 
transitorischer  Albuminurie,  und  zwar  ging  bei  einer  Reihe  von 
Kranken  der  Eiweissgehalt  der  Intensität  der  Delirien  parallel,  wäh- 
rend er  bei  anderen  nur  im  Allgemeinen  an  den  Ablauf  des  Deliriums 
geknüpft  schien.  Von  denjenigen  Deliranten,  welche  zugleich  an  no- 
torischen epileptischen  Anfällen  litten,  hatten  etwa  50  pCt.  dieses 
Symptom.  Dies  Zahlenverhältniss  widerlegt  die  Ansicht  Hcppebt’s, 
der  die  Albuminurie  als  ein  constantes  Symptom  des  epileptischen 
Insultes  bezeichnet. 

Bei  chronischem  Alcoholismus  fand  sich  Albuminurie  viel  seltener, 
nur  ganz  vereinzelt  und  zwar  als  geringe  Trübuug  bei  Anstellung 
der  Probe  kam  sie  bei  Betrunkenen  vor. 

Wenn  das  Delirium  tremens  durch  acute  Krankheiten,  wie  Pneu- 
monie, complicirt  wird,  so  kann  der  Ursprung  der  Eiweissausscbei- 
dung  zweifelhaft  sein.  Es  kommen  aber  auch  Fälle  vor,  wo  Deli- 
ranten mit  leicht  getrübtem  Harn  während  einer  inzwischen  acquirirten 
Pneumonie  klarer  werden  und  dasselbe  Quantum  Eiweiss  absondern, 
mit  der  Krisis  aber  von  Neuem  delirireu  und  jetzt  beträchtlich  mehr 
Eiweiss  verlieren.  Zwei  Fälle  hatten  trotz  der  Complication  mit  Pneu- 
monie keine  Spur  von  Eiweiss.  Drei  Fälle,  welche  Nephritiker  be- 


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Lörleis,  Verhalten  daw  Hertens  hei  Schwangeren  und  Wöchnerinnen.  747 


trafen,  zeigten  während  des  Deliriums  eine  enorme  Vermehrung,  nach- 
her dagegen  wieder  die  alte  Quantität  der  Eiweissausscheidung. 

Von  der  vermehrten  Muskelarbeit  kann  die  Albuminurie  nicht 
hergeleitet  werden,  da  auch  ruhige  Deliranten  Eiweiss  absondern. 
Das  transitorische  Auftreten,  der  mikroskopische  Befund  des  Urins, 
endlich  einige  Sectionen  solcher  Fälle  sprechen  gegen  das  Vorhanden- 
sein einer  Nierenerkrankung. 

Vf.  entscheidet  sich  schliesslich  für  die  Annahme  einer  vorüber- 
gehenden Steigerung  des  arteriellen  Gefässdruckes  in  den  Nieren  und 
bringt  dieselbe  mit  anderen  für  Hyperämie  sprechenden  Befunden  bei 
den  Deliranten  in  Zusammenhang.  Vielleicht  ist  auch  an  eine  trans- 
itorische Affeetion  des  CLAUDE  - BERNARD’schen  Ei  weisscentrums  in 
der  Medulla  oblongata  zu  denken.  Wornicka 


H.  Löhlein,  Ueher  das  Verhalten  des  Herzens  bei  Schwangeren 
and  Wöchnerinnen.  Zeiuchr.  f.  Geburtsh  u.  Frauaokrhto.  1.  8.  482. 

Die  Angabe  Larcher’s,  dass  während  der  Schwangerschaft  eine 
Hypertrophie  des  linken  Ventrikels  in  Folge  grösserer  Ansprüche  an 
das  Herz  erforderlich  sei  und  sich  auch  wirklich  ausbilde,  ist  von 
Gerhard  nahezu  widerlegt,  von  anderen  deutschen  Autoren  bezweifelt, 
dagegen  von  Spieoelberg  acceptirt  worden  als  Grundlage  einer 
Theorie  fiir  den  Einfluss  der  Schwangerschaft  auf  ein  krankes  Herz. 
Da  die  Beweise  französischer  Autoren  (Duckest,  Blot  und  Dorozikz) 
für  Labcher’s  Ansicht  wegen  ungenauer  Angaben  oder  wegen  Ver- 
mengung gesuoder  und  kranker  Frauen  unbrauchbar  sind,  so  unter- 
warf der  Vf.  die  Frage  einer  neuen  Untersuchung.  Er  wog  die 
Herzen  von  9 Wöchnerinnen,  welche  meist  an  Ruptura  Uteri  gestorben 
waren,  und  fand  als  Mittel  ein  Gewicht  von  245  Grm.,  welches  einem 
von  Clendinnino  berechneten  Mittelgewicht  des  Herzens  bei  gesunden 
Frauen  entspricht.  Blot  fand  im  Mittel  bei  Wöchnerinnen  290,95  Grm., 
wahrscheinlich,  weil  er  kranke  Herzen  nicht  ausschloss,  denn  auch 
Löhlein  fand  bei  6 Wöchnerinnen,  welche  an  Nephritis  gelitten  hatten, 
ein  Mittel  von  300,8  Grm.  L.  constatirte  ferner,  dass  die  klinischen 
Erscheinungen  der  Hypertrophie  des  linken  Ventrikels,  Verstär- 
kung des  Herzstosses,  des  1.  Spitzen-  und  2.  Aortentones  nur  in  sehr 
seltenen  Fällen  und  als  Ausnahme  Vorkommen.  Auch  die  von 
Larcher  angezogenen  teleologischen  Beweise,  dass  Plethora  und  Com- 
pression  der  Baucharterien  vermehrte  Arbeit  des  Herzens  verlangten, 
sind  falsch,  da  erster«  nach  Ponfick,  Wokm-Müller  und  Lesser  die 
Spannung  nicht  erhöbt,  letztere  auch  bei  Ovarialgeschwülsten  vor- 
kommt, ohne  Herzhypertrophie  zu  veranlassen. 

Die  Verlangsamung  des  Pulses  im  Wochenbett  sollte  nach 
Blot  und  Märet  auf  erhöhter  Spannung  im  Aortensystem  beruhen 
und  somit  Larcher’s  Theorie  stützen.  Sie  ist  aber  überhaupt  nicht 


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748 


Call  nnd  Emm. 


constant,  erreicht,  wenn  sie  vorkommt,  ihr  höchstes  Stadium  fast 
immer  erst  zwischen  dem  5.  und  8.  Tage  (die  geringste  Zahl  umer 
Allen  tand  Vf.  in  3 Fällen  am  7.  Tage),  und  endlich  hat  Fbitsch 
bereits  sphygmograpbisch  nachgewiesen , dass  die  Spannung  dabei 
herabgesetzt  ist.  Vf.  sieht  die  mangelhafte  Ernährung  der  Wöchne- 
rinnen in  den  ersten  Tagen  bei  reichlichen  Abgaben  (an  Milch, 
Schweiss),  vielleicht  auch  Innervationsstörungen  als  ihre  Ursache  an. 

Herzgeräusche  erscheinen  nach  L.  häufiger  erBt  im  Wochen- 
bett, als  schon  in  der  Schwangerschaft,  am  deutlichsten  am  3.  bis 
5.  Tage  als  postsystolisches  Blasen  bei  langsamem,  aussetzendem 
Pulse.  Auch  sie  sind  als  Folge  von  Nutritionsstörungen  (fettige  Meta- 
morphose?) anzusehen. 

Da  somit  die  Schwangerschaft  keine  Hypertrophie  des  linken 
Ventrikels  erzeugt,  so  verliert  damit  8vibgkl.8EKG’s  Theorie  der  Ge- 
fährlichkeit der  einzelnen  Herzfehler  ihre  Ötütze.  8p.  deducirt:  da 
in  Folge  der  Einschaltung  des  Piacentarkreislaufes  das  linke  Hers 
hypertrophirt,  so  involviren  die  Aortenerkrankungen,  weil  sie  die 
Widerstände  im  Aortensystem  noch  vermehren,  grosse  Gefahr  wah- 
rend Schwangerschaft  und  Geburt;  da  ferner  in  Folge  des  plötzlichen 
Ausfalls  des  Piacentarkreislaufes  nach  der  Geburt  der  Druck  in  der 
Aorta  sinkt,  derjenige  im  Lungenkreislauf  (auch  durch  Herabtretea 
des  Zwerchfells)  steigt,  so  werden  die  Fehler  der  Mitralis  im  Wochen- 
bett gefährlich.  L.  folgert  an  der  Hand  zahlreicher  Beobachtungen, 
dass  ein  so  ungleicher  Einfluss  der  verschiedenen  Fehler  nicht  be- 
steht, und  dass  die  einzige  Veränderung  der  Circulation,  welche  sich 
auch  bei  Herzfehlern  bisweilen  durch  Dyspnoe  und  Hämoptoe  kund 
giebt,  in  vermehrtem  Blutzufluss  zu  den  Pulmonalbahnen  nach  der 
Entbindung  besteht.  Die  Art  des  Fehlers  giebt  somit  während  der 
8cbwaogerschaft  keinen  andern  Anhalt  für  die  Therapie,  als  ausser- 
halb derselben.  Die  künstliche  Frühgeburt  kann  eventuell  bei  jeder 
Art  der  Erkrankung  erforderlich  werden. 

Endlich  betont  L.  als  ein  wichtiges  Moment,  dass  bei  alten  ab- 
gelaufenen Processen  an  den  Klappen  durch  das  Wochenbett  eine 
grosse  Neigung  zur  Recurrenz  endocarditischer,  eventuell  perniciöser 
Erkrankungen  gesetzt  werde.  v.  Baselberg. 


E.  L.  Call  und  S.  Exner,  Zur  Kenntnis  des  GraaTscheu  Follikels 
und  des  Corpus  luteum  beim  Kaninchen.  Wiener  acad.  Siugsbsr. 
1876.  Bd.  LXXI.  Abtb.  III.  8.-A.  8 Sin.  1 Taf. 

Id  dem  Follikelepithel  der  grosseren  Gaaar'scben  Follikel  erwachsener  Ka- 
ninoben landen  die  V ff.  eigentbumlicbe  runde  Zeilen,  grösser  wie  die  gewöhnliche* 
Follikelepitbelien,  von  denen  eie  gans  in  derselben  Weiee,  wie  das  Ei  vom  Dixus 

oopborus,  radiär  Qmgebec  werden.  Bisw«>  _ aommen  sie  io  nicht  nobedenteb r 

Aneabl  in  einem  Gaaar’schen  Folü  vor-  Sie  fehlen  in  jungen  Follikeln  und  treten 
überhaupt  erst  dann  r_.,  wenn  eine  deutliche  Follikelböble  entstanden  ist.  ln  der 

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ft«:n:*T*KSH*HOKH  nnd  Roraopni*.  CfltTTKNnkd.  Bchcis 


74S) 


Nachbarschaft  de»  Follikeleies  fehlen  sie  gleichfalls  Verrauthungs weise  deuten  die 
Vff.  diese  Zellen  al»  junge  Eier,  wobei  sie  annehmen,  dass  der  Process  der  Eibil- 
düng,  der  an  der  Oberfläche  des  Ovariums  nnd  in  den  Eischläucben  begonnen  hat, 
sich  im  Epithel  des  (ia* Absehen  Follikels  noch  weiter  fnrtaetst.  Die  hier  sich  bil- 
denden neuen  Eier  würden  erst  lange  nachdem  das  Follikelei  ausgestossen  ist  ihre 
Reife  bekommen.  Diese  Deutung,  gegen  welche  vom  histiogenetiseben  Standpunkte 
aus  principielle  Ein  wände  nicht  au  erheben  sind,  würde  auch  noch  das  für  sich 
haben,  dass  sie  anf  eine  neue  Quelle  der  grossen  Anzahl  von  Eiern  hinweist,  welche 
die  Kaninchen  aus  ihren  kleineu  Eierstöcken  im  Laufe  ihres  Lebens  ausscheiden. 

Die  Umwandlung  des  GHAAP’nchen  Follikels  nach  der  Ansstossnng  des  Eies 
lässt  sich  beim  Kaninchen  besser  als  bei  irgend  einem  anderen  Tbiere  studiren.  Sie 
geht  nach  den  Vff.  in  folgender  Weise  vor  sich:  In  dem  jungen  Corpus  luteum 
nimmt  die  Epithelschicht  des  ehemaligen  GsAAP'schen  Follikels  an  Dicke  zu  und 
drängt  den  blntigeti  geronnenen  Inhalt  concentrisch  zusammen.  Dabei  nehmen  die 
einzelnen  Epithelzellen  eine  längliche  Form  an,  stellen  sich  mit  der  Längsachse  ra- 
diär und  verlieren  das  Vermögen  sich  mit  Carmin  stark  zu  färben.  Dann  tritt  zwi- 
schen diesen  Zelleu  Bindegewebe  auf,  welches  ebenfalls  radiär  sich  in  8trüugen 
zwischen  den  Zellen  vordrängt  und  wahrscheinlich  von  dem  das  Corpus  luteum  um- 
gebenden Bindegewebe  abstammt  Gleichzeitig  mit  diesen  ßindegewebszügen  sind 
auch  schon  einige  Blutgefässe  nachznweiseu.  Das  zuerst  noch  mit  grannlirter  Masse 
ausgefüllte  Lnmen  wird  immer  klemer  nnd  schwindet  endlich  ganz  nnd  gar.  indem 
das  Wachsthnm  des  sich  ausbildenden  Gewebes  conceutrisch  fortschreitet.  So  ent- 
steht an  Stelle  des  Corpus  luteum  ueugebildete  normale  Ovarialsnbstanz , welche 
bald  ihre  bosondere  Begrenzung  verliert  und  in  der  übrigen  Masse  des  Ovariums 
atifgebt.  Boll  (Rom). 

P.  Schützenberger  et  A.  Bourgeois,  Recherche»  sur  la  Constitution 
des  matteres  coUagbnes.  Compt  r=ud.  lxxxii,  s.  202. 

Die  Mittbeiluiij?  beucht  sich  auf  Hauaenblaae,  Ossein,  Gelatine,  Choudrin. 
Alle  diese  Substanzen  liefern  beim  Erhitaen  mit  Aetxbarvt  nnd  Wasser:  Ammoniak, 
Oxalsäure,  Kohlensäure  und  ein  Gemisch  von  AmidosMuren.  Das  Ammoniak  siebt 
an  der  Kohlensäure  und  Oxalsäure  in  demselben  Verhältniss.  wie  im  Harnstoff  und 
Oxamid.  Die  Zusammensetzung  des  Gemisches  der  Amidosäuren  ist  wechselnd  je 
nach  der  angeweudeten  Substam.  Choudrin  liefert  fast  ftar  kein  Glvcocoll.  Die 
weiteren  Details  siebe  im  Original.  K.  Sslkow.ki. 

N.  H.  Chitteuden,  lieber  Glycogen  und  Glyeoeoll  In  dem  Muskel- 
gewebe der  Peeten  inodians.  Anual.  d Chem.  et  Pharm.  CLXXVIII. 

8.  26t). 

Vf.  fand  in  dem  Mittelmuskel  der  essbaren  Kaminmuschel  nud  kaiipLächlich 
bei  der  genannten  Speciea  ansehnliche  Mengen  Glycogen  (1,98 — 2,43  pCt.)  und  Gly- 
cocoll  (0,39 — 0,71  pCt.).  Letzteres  ist  bisher  noch  nicht  im  thierisohen  Organismus 
anfgefuiiden.  E.  Salkowakl. 

Richard  Schulz,  Beitrag  zur  Lehre  vom  Panzerkrebs.  Archiv  der 

Heilk  XVII.  S 385. 

Vf.  giebt  eine  kurze  histologische  Beschreibung  von  4 Fällen  des  sog.  „Cauoer 
en  cnirasseu.  Er  fand  die  brettartige  Härte  der  Haut  beruhend  auf  einer  gleich- 
massigen  Einlagerung  epithelialer  Krebszelleu  in  die  Interstitien  der  Bindegewebs- 
fibrillen  und  Bündel  der  Cutis  ohne  active  Betheiligung  der  M alpigh ischen 
Schleimschicht  oder  der  Tal  gdrüseu.  Er  findet  das  Wesen  des  Panzerkrebses 
darin  begründet,  dass  von  tiefer  gelegenen  Krebskuoten  (Pleura,  Lungen)  Krebs- 
zelle:. auf  dem  Wege  der  Lymphgefässe  in  die  Haut  gelangen,  sich  in  den  Inter* 


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760 


Wn»*.  Htth.  Lotte.  Cottlk. 


stitien  zwischen  den  Biodegewebsfibrillen  wuchernd  verbreiten  and  durch  die  Stärke 
und  Gleichmkaeiffkeit  der  Infiltration  die  Härte  bedingen.  Grawitc. 

L.  Weis»,  Polyopia  monocularis  an  einem  Auge,  dessen  Horn* 
haut  abnorm  gekrümmt  ist  (ein  dem  Keratoconus  entgegen- 
gesetztes Verhalten  zeigt).  ▼.  Otirs’i  Areb.  xxi  2.  s.  187. 

lu  dem  beschriebenen  Falle  war  die  Differenz  in  der  Grösse  der  Radien  von 
Mitte  und  Peripherie  der  Cornea  eine  ungewöhnlich  grosse,  die  mittleren  Partbieo 
waren  nach  grossem  (8,9  Mm.),  die  seitlichen  nach  kleinerem  (7,0  Mm.)  Radius  ge- 
krümmt.   Michel  (Erlasses). 


Huth,  Fall  von  Myositis  ossificans.  Allg.  med.  Ceniralztg.  1676.  No.  41. 

Ein  im  Mai  1872  geborener  Knabe  wurde  zuerst  uro  Nenjahr  1874  von  Härten 
unter  dem  Kinn  befallen,  welche  unter  wechselnden  Erscheinungen  sich  über  eioea 
grossen  Theil  der  Körpermusknlatnr  ausdehnten.  Gegenwärtig  sind  die  Muskeln  der 
Kopfscb warte  verhärtet,  sum  Theil  die  Masseteren,  ferner  Nacken-  und  Halsmuskeln, 
besonders  die  Kopfnicker,  die  Thoraxmusknlatur,  die  Lumbalmuskelo,  einzelne  Stellen 
der  Bauchmuskeln.  Beide  Schultergelenke  sind  völlig  steif,  während  die  Vorder- 
er me  gesund  sind,  ebenso  ist  die  linke  Hüft-  und  Oberscbeokelmuskulatur  hart  and 
steif  uud  steht  der  linke  Oberschenkel  in  rechtwinkliger  Flexion  zum  Kumpfe.  Im 
Uebrigen  ist  das  Kind  völlig  gesund  und  von  einer  für  sein  Alter  bemerkenawerthec 
Intelligenz.  (Vgl.  Cbl.  1874,  111).  E.  Küster. 

Lotze,  Fall  von  tödtiiehem  Icterus  in  Folge  congenitalen  Defectes 
der  Gallenausführungsgänge.  Bert  küo.  wochemchr.  js7g.  No  30. 

Vf.  beobachtete  5 Monate  lang  ein  hochgradig  icterisches  Kind,  welches  bald 
nach  der  Geburt  icteri|ph  geworden  war  und  es  bis  zu  seinem  im  8.  Monat  erfol- 
genden Tod  auch  blieb.  Oer  Urin  enthielt  fortwährend  Gnllenfarbstoffe,  während 
die  Fäces  fast  nie  vollkommen  entfärbt  waren.  Pulsfrequenz  sowie  Verdauung  blie- 
ben unverändert.  Die  Section  ergab  eine  vergrosserte,  stark  icteriscb  gefärbte,  cir- 
rbotische  Leber  mit  Peribepatitis,  daneben  ein  vollständiges  Fehlen  des  Ouct  cy stiem, 
sowie  Verkümmerung  des  gesammten  Systems  der  Gallenaustührungsgänge.  Der 
rechte  Duct.  bepat.  war  eine  Strecke  weit  in  die  Lebersubslanz  hinein  zu  verfolgen, 
während  der  linke  sehr  früh  anfbörte.  Die  Gallenblase,  welche  au  normaler  Stalls 
lag » war  mit  hellem  Schleim  gefüllt.  Das  Blutgefässsystem  der  Leber  war  normal 
entwickelt.  Vf.  hält  es  für  wahrscheinlich,  dass  es  sich  um  eiue  fötale  Hemmung  in 
der  Entwicklung  der  Kemakscben  LebercyÜuder  gebaudelt  habe,  wobei  diese  ur- 
sprünglich soliden  Gallengänge  nicht  ausgehöhlt  wurden.  Die  Folge  hiervon:  der 
gehemmte  Gallenabfluss  soll  daun  als  Entsüudnngsreis  gewirkt  und  die  Cirrbos« 
nebst  der  Perihepatitis  hervorgerafen  haben.  Litten. 

Wymlliani  Cottle,  The  rasli  of  enteric  fever.  Tb«  Lancet  187«.  u.  8. 

Ein  20jähriger  Mann,  welcher  an  Abdomiualtvphus  litt,  bot  in  der  1.  Woche 
der  Erkrankung  von  Seiten  der  Haut  folgeude  Erscheinungen  dar:  Gesiebt,  Stamm 
und  Extremitäten  waren  dicht  bedeckt  mit  scharf  umschriebenen,  hell-  oder  dnutel- 
rotben  Blatteru  (blotche»),  welche  sich  leicht  über  das  Niveau  der  übrigen  Haut 
erhoben.  Zwischen  den  einzelnen  Eruptionen  war  die  letztere  überall  intact.  Die 
Grösse  der  Eruptioueu  variirte  von  % — I"  im  Durchmesser.  Dieselben  feblteu  voll- 
ständig auf  dem  Kopf,  unter  den  Knien  und  auf  der  Schleimhaut  des  Mundes  Nach 
kurzem  Bestehen  blasste  das  Exautbem  ab  uud  hinterliess  nur  eine  Verfärbung  der 
Haut,  ohne  dass  es  zur  Desquamation  der  Haut  kam.  Am  Ende  der  1.  Woche  war 
es  fast  verschwunden,  und  e-  erschien  jetrt  das  gewöhnliche  Roseolaexantbem  mit 
heftigen  Diarrhöen.  Die  Krankheit  verlief  in  gewöhnlicher  Weise  und  *-ndetc  aut 


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STBOKO.  Bom*KVILLZ.  KpHZTIIWl.  Scil»*«IM. 


751 


Genvzune.  Vf.  macht  darauf  aufmerksam,  dass  die  Form  des  Exanthems  die  grösste 
Aeholicbkeit  mit  Masern  batte,  während  der  Verlauf  der  Krankbeit  ein  durchaus 
verschiedener  war.  — Litten. 

Tb.  Strong,  Sequel  to  the  case  of  habituai  coimtipation  re- 

portftd  etC.  Amer.  Journ.  of  tbe  med.  sc.  CXLII.  S.  430. 

Der  an  hartnäckiger  Verstopfung  leidende  Pat.,  von  welchem  früher  (Gbl.  1874, 
968)  berichtet  wurde,  starb,  28  Jahre  alt,  nachdem  er  in  den  letsten  1%  Jahren  alle 
6—10  Tage,  nnr  ausnahmsweise  alle  Monate  1 Mal  Stahlgang  gehabt  hatte.  Seine 
letxte  Krankheit  glich  den  früher  beschriebenen  Anfällen,  kurz  vor  dem  Tode  stellte 
sich  Durchfall  ein.  An  der  Leiche  war  namentlich  der  weite  Umfamr  der  unteren 
Brnstbälfto  auffallend;  Baachdecken  und  Mesenterien  sehr  fetthaltig,  Zwerchteil  bis 
1 Zoll  äber  die  Brastwarzenhöbe  gedrängt,  Lungen  comprimirt,  Leber  uud  Milz 
etwas  vergrössert,  sonst  gesund,  im  Colon  sehr  viel  flüssige  Fäces,  dasselbe  hatte 
6 Fass  3 Zoll  Läuge  uud  13  Zoll  im  Umfang,  aeine  Schleimhaut  stark  congestiooirt, 
Magen  gesund.  (Vom  übrigen  Darm  ist  Nichts  angegeben).  Senator. 

Bourneville,  Compte  rendu  des  Observation«  recueillies  ä la  Sal- 
petrige conceraant  l’epilepsie.  — De  l’emploi  de  la  glace.  — 

Progr.  mdd.  1876.  No.  12. 

B.  lobt  die  Anwendung  der  Külte  (Eisblase)  gegen  die  Anfälle  Hysterischer. 
Id  anfänglich  kurzen,  später  verlängerten  Zeitrüumeu  wird  die  Kälte  auf  die  bei 
Druck  schmerzhafte  Hegend  des  Unterleibes  (meist  die  OvArialgegeod  der  einen  oder 
anderen  Seite)  applicirt  Weniger  Erfolg  sab  er  bei  Epileptischen,  in  deren  Aofällen 
Herspalpitationeu  eins  der  quälendsten  Symptome  waren.  Hier  liess  man  die  Kälte 
auf  die  Prürordialgegend  einwirken.  Bernhardt. 

C.  Fürstner,  lieber  die  Anwendung  des  lnductionsstromes  bei 
gewissen  Formen  der  Magenerweiterung,  n*ri.  kiin.  wocbcscir. 

1876.  No.  11. 

Bei  drei  jugeudlicbeu  weiblichen  Individuell,  vou  denen  nur  da*«  erste  ohne 
„nachweisbare“  Anlagen  für  Neuroseu  war,  beobachtete  Vf.  neben  anderen  Sympto- 
men der  Hysterie  eine  periodisch  auftretende  Anschwellung  der  Magengegeud  und 
Erweiterung  des  Magens.  Bei  allen  dreien  batte  ein  Trauma  auf  die  opigastrisebe 
Gegend  eiugewirkt  Durch  percutane  Anwendung  des  Inductiousstrome»  wurde  die 
Magenmu»kiiUtur  zur  Coutraction  gebracht,  die  Tympanie  nud  damit  ein  sehr  lästiges 
Symptom  tbeils  vorübergehend,  theils  dauerud  beseitigt.  Vf.  empfiehlt  diese  Methode 
auch  für  andeie  Fälle  von  Erschlaffung  der  Magenwandungeu  und  von  Magen- 
ectasieu.  Bernhardt 

J.  Schramm,  lieber  die  diaphauoseopisehe  Untersuchung  der 
weiblichen  Beckenorgaue.  Deutsche  Zeitzcbr.  t.  pract  Mail.  1876.  No.  32. 

Seit,  hat  das  LAZAKitwiTscu’sche  Diaphauoscop  dadurch  brauchbarer  zu  machen 
versucht,  dass  er  dasselbe  mit  einer  Glasbülse  umgab,  durch  welche  eine  perma- 
nente Kaltwasserberiegelung  zur  Beseitigung  der  strahl  enden  Wanne  des  LencbtkÖrpers 
ermöglicht  wird.  Als  Lichtquelle  diente  eine  ÜBRHK'r’scbe  Batterie.  Das  Diaphauo- 
scop wird  in  der  Rückenlage  eineefübrt,  wahrend  die  Bauchdecken  mittelst  eines 
Holzringes  eingedrückt  werdeu.  Vf.  bat  die  so  frappanten  Bilder,  welche  Lazark- 
witsch  beschreibt,  nicht  gesehen;  nach  seiner  Meinung  soll  durch  diese  Methode  be- 
sonder» die  Beschaffenheit  des  Bauchfells  u::d  der  Blase  untersucht  werden  können. 
Auffällig  war,  dasn  die  Durchleuchtbarkeit  der  Gewebe  bei  wiederholtem  Sebliesseu 
der  Kelle  zuuahu).  A.  Martin. 


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752 


RniuctjiT.  Koi.rnc.  LAQrBr«. 


Barkart,  Cotorinde  und  Cotoin.  Wurtemberg. 

XLVI.  No.  20. 

Die  unter  dem  Namen  China  Coto  aus  Bolivien  importirte  Rinde  ist  *ner»t 
von  v.  Gikti.  entweder  pulverisirt  oder  als  alcoholische  Tinctur  an^ewendet  und 
als  ein  ausgezeichnetes  Antidiarrhoioum  gegen  verschiedene  Formen  von  Diarrhöe 
erprobt  worden.  Jedoch  stehen  der  Anwendung  dieser  Präparate  sehr  unangenehme 
Nebenwirkungen  im  Wege.  Abgesehen  von  dem  sehr  schlechten  Geschmack  folgen 
auch  Magenbesch  werden : wie  heftiges  Brennen,  (Jebelkeit  und  selbst  Erbrechen,  so 
dass  die  Kranken  bald  das  Einnehmen  verweigern.  Nun  hat  Jobst  in  Stuttgart  an* 
der  Cotoriede  einen  kristallinischen  Körper,  das  Cotoin,  dargestellt  (CuH^O*),  der 
die  specifiscbe  antidiarrhoische  Wirkung  ohne  jene  üblen  Nebeueigenschaften  besitzt 
Zunächst  fand  Vf.,  dass  die  subcutaue  Injection  selbst  grosser  CotoingabeD  (bis  so 
1 Grm.)  auf  Kaninchen  keinerlei  Wirkung  ünssert,  weder  Temperatur,  Puls  noch 
Respiration  u.  s.  w.  beeinflusst.  Reim  Menschen  wurde  es  iu  wässriger  Lösnng  ge- 
reicht und  zwar  0,0f>  — 0,08  auf  lf»0  Grm.  mit  Zusatz  einiger  Tropfen  Spir  ; davon 
stündlich  1 Esslöffel.  Vf.  theilt  kurz  II  verschiedene  Fälle  von  DarmcatarrS,  dar- 
unter auch  Phthisiker,  mit,  die  unter  dieser  Medication  oft  schon  nach  einigen  Stun- 
den, und  höchstens  nach  wenigen  Tagen  ohne  störende  Nebenwirkungen  geheilt 
wurden.  Schiffer. 

H.  Kolbe,  Prüfung  der  Nalirylsäure  auf  Reinheit.  Joum.  f.  pr»*t 

(.'hum  1876-  Nu.  11.  12  u.  13 

Mmi  löst  etwa  Yi  Urin.  des  xu  prüfenden  Präparats  in  etwa  der  xebnfachex 
starken  Alcohols,  giesst  die  klare  Lösung  iu  ein  LThr^las  und  lä-st  hei  ge- 
wöhnlicher Lufttemperatur  langsam  verdunsten.  Die  dann  zurückbleihende  Salicyl- 
säure  bildet  rings  um  den  Rand  des  Uhrglases  einen  Rin?  von  schön  efflorescirtex 
Krystallaggregaten.  Diese  efflorescirto  Masse  ist  rein  weiss,  wenn  die  Salicyltäure 
ganz  rein  und  urokrvstallisirt  war,  aber  gelblich  oder  gelb  bei  der  blos  prxcipitirtes 
Säure.  Ist  sie  bräunlich  oder  braun,  dann  ist  das  Präparat,  auch  wenn  es  als  Pulver 
weiss  und  äusserlich  rein  erscheint,  als  schlecht  xu  verwerfen.  Nach  den  Erfahrung 
K.’s  wird  iu  zahlreichen  Apotheken  an  Stelle  der  krystallisirteu,  die  präripitirte  und 
oft  grob  verunreinigte  Salicylsäure  dispensirt.  Schiffer. 


In  No.  33  de*  Cbl.'s  veröffentlicht  Herr  Dr.  F.  Lucius  einen  Artikel,  is 
welchem  er  die  Priorität  der  Entdeckung  der  druckvermindemden  Wirkung  du 
Physostigmin  mir  gegenüber  für  Herrn  A.  Weber  in  Darmstadt  in  Anspruch 
nimmt.  — So  sehr  ich  mich  freue,  meine  Angaben  in  No.  22  durch  einen  so  aus- 
gezeichneten forscher,  wie  Herr  W.,  im  Wesentlichen  bestätigt  zu  finden,  so  i.-ox* 
ich  doch  die  Reclamation  des  Herrn  L.  durchaus  nicht  für  begründet  halten.  Ich 
könnte  mich  bezüglich  der  Prioritätsfrage  begnügen,  darauf  hinzuweisen,  dost 
Herr  W.  über  die  betreffende  Wirkung  des  Calabaralcaloids  Nichts  pubheirt  hat 
und  dass  mir  von  seinen  Versuchen  nicht  das  Geringste  bekannt  toar,  teilt  aber 
zum  Ueberfiuss  noch  hervorheben,  dass  Herr  W.  auf  dem  vorjährigen  Heidelberger 
Congress  sich  bei  Gelegenheit  der  Debatte  über  die  v.  Weck  ersehe  Slaaroperatiem 
ausführlich  über  die  Wirkungen  des  Calabars  ausgesprochen  hat,  ohne  des  druck- 
vermindernden  Effects  mit  einem  Worte  zu  gedenken  ('s.  Klin.  Monatsbl.  f.  . lugen 
heilk.  XIII.  p.  381  u.  385).  Prof.  Dr.  Lagueur  - Strassburg. 


Druckfehler:  8.  728  ZI.  20  v.  o.  lies  14,50.  — 8.  736  ZI.  20  v.  u.  lies  Kernig. 

_ _ _____  __ _ _ I 

Einsendungen  für  da«  Centralblatt  wolle  man  an  eineu  der  beiden  Herausgeber:  Professor  Staat«. 
Berlin  (NW.)  BanhofWtr.  7 (an  ilegelplati),  and  Profeuor  Itoaenthal,  Erlangen,  oder  (anter  Beichte*; 
an  die  Verlagahandlung,  Berlin  (NW.),  unter  den  Linden  69,  adrossiren. 

Verlag  vou  Au  just  H Irsch m Id  in  Berlin.  — Dfuok  von  II.  S.  Hermann  in  Berlin. 


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f-  ' 

\ 


Wöchentlich  erscheinen 
1—2  Bogren;  am  Schlüsse 
des  Jahrgang»  Titel,  Na- 
men- und  Sachregister. 


Centralblatt 

für  die 


Preis  de»  Jahrganges 
20  Hark;  zu  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Poatanstalten. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  in  Erlangen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  In  Berlin. 


1876.  91.  October.  No.  43. 


Iitlialti  Msyeb,  Einfluss  der  Schädelfortn  auf  die  Richtung  der  Urosshirnwin- 
dungeu  (Orig.Mitth.).  — 

Ciaccio,  Descemetsehe  Membran  und  Bau  des  Maulwu» fsauges.  — Hbrt- 
wio,  Einheit  der  Kernformen.  — Exnkb;  Pkbyer,  zur  Physiologie  des  Gehörs. — 
Alex.  Schmidt,  zur  Chemie  des  Eierelweiss  und  des  Blutserums'  — Ponfick, 
Leukämie;  Ruptur  eines  Aneurysma.  — Vogt,  Nervennath  unu  Nervendehnung. — 
Ri  kg  kl;  Grakfpner,  PuIsua  paradoxus.  — Pithkb,  HemianH'tliesie  nach  Gehirn, 
apoplexie.  — Bamhkroer;  Hahrcrorr,  lösliches  Quecksilberalbuminat.  — 

Rollet,  Sehnennerven.  — Fick,  quere  Ner^endurchatrömung.  — Hipprrt, 
Nachweis  des  Paralbumins.  — Hüfner,  Sauerstoffmangel  bei  niederen  Organismen. — 
Manassriv,  Recnrrensspirillen  bei  eiuer  Zahnfistel.  — Pflüg  kr,  Hyoscyamiu. — 
Kusv,  die  „Spiralschnursägeu.  — Küssnkr,  Leukämie.  — Jrsnkk  und  Reynolds, 
Leucocyto.se  bei  Eiterungen.  — Schivkn,  lntermittens  in  Indien  — Haykm,  Nerven 
der  Ampatationsstnrapfe.  — Heller,  angeborene  Cborea.  — Frikdbbrger,  Herpes 
tonsuran*.  — Binz,  Zerlegbarkeit  des  salicylsauren  Natrous.  — 

Druckfehler. 

üeber  den  Einfluss  der  Schädelform  auf  die  Richtung  der 
* Grosshirnwindungen. 

Von  Professor  Ludwig  Meyer  in  Güttingen. 

Wündt  (Physiol.  Psychol.  I.  95)  hat,  meines  Wissens,  zuerst 
hervorgehoben,  dass  die,  in  verschiedenen  Richtungen  grössere  oder 
geringere,  Wachsthurasenergie  des  Grosshirns  von  maassgebendem 
Einflüsse  auf  die  Richtung  seiner  Windungen  sein  müsse.  Auf  dem 
Wege  einer  scharfsinnigen  mathematischen  Erörterung  gelangt  er  zu 
dem  Resultate,  dass  die  Aufrollung  der  Grosshirnoberfläche  nur  in 
der  Richtung  des  geringsten  Widerstandes  geschehen  könne.  Sei 
diese  Oberfläche  in  transversaler  Richtung  stärker  gespannt,  also  bei 
einer  zur  Dolicbocephalie  führenden  Wachsthumsenergie,  so  würde 
die  transversale  Windungsrichtung  vor  wiegen,  umgekehrt  die  longi- 
tudinale. Eine  nicht  unerhebliche  Zahl  geeigneter  Beobachtungen 
hat  mich  nun  überzeugt,  dass  die  dolichocephale  Form  die  Entwick- 
lung der  Windungen  in  der  longitudinalen  Richtung  begünstigt,  wäh- 
rend die  transversale  mehr  bei  Brachycepbalie  hervortritt.  Eine  ein- 
fache Betrachtung  erklärte  unschwer,  wie  mir  scheint,  dieses  Ver- 
hältnisa.  Der  Widerstand,  welchen  die  starre  Schädelkapsel  dem 
wachsenden  Gehirn  entgecenstellt,  resultirt  in  einem  Druck  auf  letzteres 
X’.V.  Jnhr(tsii|f.  48 


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754  Metbb,  Einfluss  der  Schfldelform  auf  die  Richtung  der  Grotshirnwindungeu. 

und  wird  die  sich  vorwiegend  ausdehnende  Grosshirnoberfläche  in 
der  Richtung  des  stärksten  Druckes  oder  Widerstandes  gefaltet 
werden. 

Dieses  Gesetz  gelangt  selbstredend  zu  einem  um  so  schärferen 
Ausdrucke,  je  einseitiger  der  Widerstand  der  Schädelkapsel,  wie  das 
unter  verschiedenen  pathologischen  Verhältnissen  eintreten  kann,  sich 
geltend  gemacht  hat.  Als  Beispiel  führe  ich  das  Gehirn  eines  ex- 
quisiten Craniuro  progenenaeum  an.  Nach  meinen  Untersuchungen  be- 
ruht diese  Deformität  in  erster  Linie  auf  einer  Wachsthumshemmung 
des  Hinterhauptsbeines  in  sagittaler  Richtung,  dem  sich  in  zweiter 
Linie  ein  Zurückbleiben  des  Schädels,  namentlich  der  parieto-tempo- 
ralen  Gegend,  in  seiner  Höhenentwicklung  anschliesst  (Arch.  f.  Psych. 
I.  p.  126).  Dass  bei  der  jungen,  zum  ersten  Male  und  erst  kurze 
Zeit  psychisch  erkrankten  Person  beide  internen  Carotiden  an  ihrem 
Beginne  erheblich  aneurysmatisch  erweitert  waren,  spricht  auch  wohl 
für  die  Dauer  und  Höhn  des  stattgehabten  intracraniellen  Druckes 
(Arch.  f.  Psych.  VI.  p.  108). 

Der  Hinterhauptslappen  war  überaus  dürftig  entwickelt.  Der 
Zwickel  batte  nicht  die  Hälfte  der  normalen  Grösse  erreicht.  Abge- 
sehen von  den  kurzen  Stirnwindungen,  schien  die  Convexit&t  des 
Gehirns  in  vier  breite  transversale  Windungen  zu  zerfallen.  Wenn 
schon  die  Abgrenzung  der  vorderen  und  hinteren  Centralwinduug 
durch  vollständig  durchlaufende  Furchen  ungewöhnlich  genannt  wer- 
den muss,  so  ist  die  Existenz  zweier  weiterer  postcentraler  Furchen 
entschieden  abnorm.  Die  Interparietalfurche  reducirte  sich  auf  eine 
schmale,  die  dritte  abnorme  Transversalwindung  durchsetzende 
Grube. 

Fast  noch  bemerkenswerther  erschien  das  Verhalten  der  ersten 
TemporalwiDduug.  Anfänglich  kaum  zu  erkennen,  erschien  sie  völlig 
in  die  Fossa  Sylvii  bineingedrängt  und  in  ihrem  vorderen  Drittheil 
durch  das  hinabgedrückte  Operculum  von  oben  und  den  hinaufge- 
schobenen Temporallappen  völlig  überdeckt;  die  Parallelfurche  des 
Temporallappens  präsentirte  sich  in  dieser  Lage  als  directe  Fort- 
setzung der  Sylvischen  Spalte. 

Innerhalb  der  letzten  transversalen  Furche,  welche  ihrer  ganzen 
Lage  nach  als  eine  über  den  ganzen  Occipitallappen  verlängerte 
Fissura  parielo- occipitalis  aufgefasst  werden  muss,  finden  sich  zwei 
Windungen  operculumartig  überdeckt  von  dem  hinteren  Rande  der 
Furche.  Bekanntlich  bat  man  diese  Ueberdeckung  der  beiden  ersten 
Uebergangswindungen  Gratiolet’s  am  menschlichen  Gehirne,  welche 
regelmässig  an  den  Gehirnen  gewisser  Affen  vorkommt,  nicht  nur 
für  die  Descendenztheorie  sondern  selbst  auf  dem  Gebiete  der  Moral- 
psychologie verwerthen  zu  müssen  geglaubt.  Es  ist  unschwer  zu  be- 
greifen, wie  bei  der  Compression  der  Gehirnoberfläche  in  sagittaler 
Richtung  kleinere  longitudinale  Windungen  in  die  Tiefe  der  trans- 


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Ciaccio,  Descemetscbe  Membran  und  Ban  des  Maulwnrfsauges.  755 


versalen  Furchen  gelangen.  Es  fanden  sich  in  unserem  Falle  auch 
in  den  übrigen  transversalen  Furchen  vereinzelte  Windungserhebungen 
versteckt 


G.  V.  Ciaccio,  Osservazioni  intorno  alla  Membrana  del  Descemet 
e al  mo  endotelio  con  nna  descrizione  anatomica  dell’  occhio 

della  Talpa  europea.  Memorie  dell’  Accademia  delle  Science  dell'  Istitnto 
di  Bologna  8er.  III.  T.  V.  1875.  S.-A.  20  8.  4°.  2 Taf. 

I.  Ueber  die  DESCEMET’scbe  Membran. 

C.  selbst  stellt  seine  Resultate  folgendermaassen  zusammen: 

1)  trotz  ihres  homogenen  Aussehens  ist  die  DE8CEMBT’sche  Mem- 
bran zusammengesetzt  aus  äusserst  feinen  Fibrillen,  die  durch  eine 
besondere,  sehr  zähe  Materie  dicht  zusamroengehaiten  werden.  Auch 
enthält  ihre  Substanz  (beim  Menschen)  mikroskopische  Hohlräume, 
mittelst  deren  die  vordere  Augenkammer  mit  dem  Saftcanalsystem 
der  Cornea  communicirt; 

2)  diesen  in  der  Substanz  der  DESCEMET’schen  Haut  befindlichen 
Hohlr&umen  entsprechen  feine  Stomata,  welche  zwischen  den  einzelnen 
Endothelien  der  DESCEMET’schen  Membran  nacbzuweisen  sind; 

3)  bei  eiteriger  Infiltration  der  vorderen  Augenkammer  finden 
sich  mitunter  Wanderzeileo  in  diese  Hohlräume  des  DESCEMET’schen 
Membran  eingezwängt; 

4)  die  Endothelzellen  der  Membrana  Descemetii  zeigen  einen 
complicirteren  bau,  als  die  Autoren  ihnen  bisher  zugescbriebeu  haben: 
in  der  Umgebung  des  Kernes  zeigt  die  Zellsubstanz  deutlich  eine  Zu- 
sammensetzung aus  netzartig  verflochtenen  sehr  feinen  Fibrillen; 

5)  die  diesen  Endothelzellen  zukomraende  Fähigkeit  zu  amöboi- 
den Bewegungen  hat  ihren  Sitz  sowohl  im  Kern  wie  in  der  diesen 
umgebenden  Zellsubstanz  und  zwar  mehr  in  der  letzteren  als  in  dem 
ersteren:  besonders  bei  der  Reizung  oder  Entzünduug  der  Cornea 
zeigt  die  Zellsubstanz  die  augenfälligsten  Gestaltveränderungen. 

II.  Ueber  das  Auge  des  Maulwurfs. 

Die  Cornea  entbehrt  der  beiden  Membranae  elasticae;  ihre  Sub- 
stantia  propria  erscheint  auf  Querschnitten  sehr  ähnlich  wie  die  neu- 
geborener Säugethiere.  — Die  Retina  zeigt  im  Verhältnis  zu  der 
Kleinheit  des  Augapfels  eine  sehr  beträchtliche  Entwicklung.  Sie  ist 
aus  denselben  Schichten  zusammengesetzt  wie  die  Retina  der  anderen 
Säugethiere.  Die  Opticusfaserschicbt  ist  nur  sehr  fein,  dagegen  die 
Ganglienzellen-  und  die  moleculäre  Schicht  relativ  bedeutend.  Die 
MüLLEK’schen  Radialfasern  fehlen  dieser  Retina.  (Ueber  die  Zusammen- 
setzung der  Stäbchen-  und  Zapfenscbicht  macht  C.  keine  Angaben. 
Ref.)  Die  Papilla  N.  optici  ist  sehr  stark  ausgetieft.  Die  Art.  cen- 
tralis Retinae  dringt  von  der  Retina  aus  in  den  Glaskörper  ein  und 
gelangt  mit  einigen  ihrer  Aeste  sogar  bis  an  die  hintere  Fläche  der 


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756  Heitwio,  Einheit  der  Kernformen.  Exhss ; Paine,  *or  Physiologie  de*  6»Un- 

Linse.  — Die  Linse  ist  verhältnissmässig  gross  and  weicht  durch 
ihre  beiden  starken,  fast  höckerartigen  Wölbungen  sehr  von  der  Linse 
der  übrigen  Säugethiere  ab. 

Im  Ganzen  betrachtet  würde  das  Auge  des  Maulwurfs  seiner 
geweblichen  Zusammensetzung  nach  einem  embryonalen  Auge,  der 
Einrichtung  seiner  optischen  Medien  nach  einem  hochgradig  myopen 
Auge  entsprechen.  Bol)  (Bom). 


B.  Hertwig,  Beiträge  zu  einer  einheitlichen  Auffassung  der  ver- 
schiedenen Kernformen.  Morpbot.  jairb  u.  s.  es.  1 Tat. 

Das  Wichtigste  am  Kern  und  das  für  ihn  Chaiakteristischste  ist 
die  „Kernsubstanz“,  ein  Ei  weisskörper,  welcher,  wenn  er  auch  viel 
Aehnliches  mit  dem  Protoplasma  besitzt,  sich  doch  durch  zahlreiche 
Eigentümlichkeiten  von  ihm  unterscheidet.  Die  Kernsubstans  ist, 
bei  den  einzelnen  Kernen  in  verschiedenem  Maasse,  von  einer  Flüssig- 
keit, dem  Kernsaft  durcbtränkt  Die  primitiven  Kerne  sind  nichts 
als  nackte  Klümpchen  dieser  Kernsubstans  (Kerne  des  reifen  uud 
befruchteten  Eies,  der  Fruchtzellen  u.  s.  w.)  Aus  diesen  primitiven 
Kernformen  leiten  sich  die  Uebrigen  durch  folgende  Differenzirungen 
ab  1)  indem  sich  oine  Kernmembran  entwickelt  (Kei  ne  der  Infusorien) 
2)  indem  sich  der  Kernsaft  und  die  eigentliche  Kernsubstauz  sondern, 
wobei  dann  der  Kernsaft  unregelmässig  im  Kerne  vertheilt  wird  uud 
zahlreiche  Vacuolen  bildet  oder  sieb  zwischen  Kernmeaibran  und 
Kernsubstanz  ausbreitet  und  so  die  Bildung  von  einem  oder  mehreren 
Kernkörperchen  veranlasst  (bei  den  meisten  thierischen  und  pflanz- 
lichen Zellen),  3)  indem  ein  ernährendes  Protoplasmanetz  durch  die 
Poren  der  Membran  in  die  Kernhöhle  eindringt  und  den  von  Kern- 
saft  erfüllten  Hoblraum  durchsetzt.  Loewe. 


8.  Exner,  Zur  Lehre  von  den  Gehörsempflndnngen.  Pr  löge«’»  Areb. 

XIII.  8.  228—253. 

W.  Preyer,  Ueber  die  Grenzen  der  Tonwahrnehmnng.  r»mi 

pbysiol.  Abh.  1.  Hft.  8°.  VI  u.  72  Stn.  Jens  1876. 

Nach  Helmholtz’s  Annahme  dient  die  Schnecke  zur  Wahrneh- 
mung von  Tönen,  während  die  Geräusche  durch  die  Nerven  der  Vor- 
bofssäckchen  und  der  Ampullen  der  Bogengänge  zur  Empfindung 
kommen  sollen.  Nachdem  nun  aber  die  Ampullen  und  das  ovale 
Säckchen  nach  den  Annahmen  von  Goltz,  Bbeueb  u.  A.  als  Organ 
für  die  Empfindung  des  Gleichgewichts  in  Anspruch  genommen  wer- 
den, bliebe  für  die  Geräusche  nur  das  runde  Säckchen  übrig.  E. 
stellt  nun  die  Frage,  ob  cs  nicht  denkbar  sei,  dass  die  Schnecken- 
faseru,  unbeschadet  ihrer  Function  zur  Aufnahme  von  regelmässigen 
Schwingungen  (Tönen  und  Klängen),  dennoch  gleichzeitig  die  Wabr- 


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Eini;  Pbeteb,  tar  Pbyiiologi«  des  Gehörs. 


757 


nehmung  der  Geräusche  vermitteln  könnten.  Als  Geräusch  benutzt 
er  das  Knistern  eines  electrischen  Funkens,  welcher  nach  TöPLER 
wirklich  nur  eine  einzige  Luftwelle  erzeugt.  E.  weist  nun  zuerst 
nach,  dass  die  regelmässigen  Schwingungen  eines  durch  eine  Stimm* 
gabsl  angeregten  Resonators  eine  gewisse  Zeit  brauchen,  um  die 
Empfindung  eines  Tons  von  deutlicher  Höhe  hervorzurufen.  Diese 
Zeit  war  für  einen  Ton  von  128  Schwingungen  gleich  16,9  bis  17,1 
Schwingungen,  für  dessen  untere  Octave  doppelt  so  lang,  also  ent- 
sprechend der  gleichen  Zahl  von  Schwingungen.  Um  das  Maximum 
der  Empfindung  zu  bewirken,  waren  von  dem  höheren  Ton  41 — 51, 
von  dem  tieferen  38 — 46  Schwingungen  nöthig.  Es  frägt  sich  nuD, 
ob  die  einzige  Schallwelle  des  electrischen  Funkens  stark  genug  ist, 
eine  Schneckenfaser  in  Erregung  zu  versetzen.  In  diesem  Falle 
müsste  auch  das  Trommelfell  durch  den  Funken  stärker  bewegt  wer- 
den als  durch  den  Ton.  Am  Trommelfell  aber  lässt  sich  der  Ver- 
such anstellen,  indem  man  ein  Felsenbein  so  herrichtet,  dass  die 
Paukenhöhle  eine  KÖNlG’sche  Kapsel  für  ein  empfindliches  Flämm- 
chen  und  das  Trommelfell  die  manometrische  Kapsel  desselben  bildet. 
Derartige  Versuche  ergaben,  dass  die  Tonwellen  der  Resonatoren  das 
Trommelfell  stark  erschütterten,  während  die  Schallwellen  des  Funkens 
es  nicht  merklich  zu  bewegen  vermochten. 

Danach  würde  es  scheinen,  als  ob  die  Schneckenfasern  unmög- 
lich die  Geräuschempfindung  vermitteln  könnten.  Demgegenüber 
macht  aber  E.  auf  eine  Beobachtung  aufmerksam,  die  von  Seebeck 
am  SAVART’scben  Rade,  von  ihm  an  electrischen  Funken  gemacht 
wurde,  dass  nämlich  das  Intervall  zweier  oder  mehrerer  auf  einander 
folgender  Geräusche  deutlich  die  Empfindung  einer  bestimmten  Ton- 
höhe hervorrufe,  ohne  dass  sie  mit  einer  Tonemptindung  zu  verwech- 
seln wäre.  Ist  also  die  Schnecke  nicht  zugleich  Organ  für  die  Ge- 
räuschempfindung, so  müsste  es  ein  anderes  Organ  geben,  das  neben 
der  Qeräuschempfindung  auch  zugleich  der  Tonhöhonempfindung  fähig, 
aber  nicht  durch  periodische  Luftstösse  erregbar  wäre.  Einfacher  ist 
es  aber,  anzunehmeD,  dass  die  Schneckenfasern  die  Empfindung  der 
Geräusche  (neben  der  Tonempfindung)  vermitteln,  und  dies  ist  mög- 
lich, wenn  man  noch  die  Annahme  macht,  dass  die  Erregung 
der  Schneckenfasern  nicht  blos  von  der  Elongation  der 
ihnen  mitgetheilten  Schwingungen,  sondern  auch  von 
ihrer  Geschwindigkeit  abhänge.  Die  Welle,  welche  der  elec- 
trische  Funke  erzeugt,  würde  dann  trotz  seiner  geringen  Elongation 
eine  Erregung  bewirken  können,  weil  er  eine  sehr  grosse  Geschwin- 
digkeit hat.  Er  muss,  wie  E.  noch  genauer  durch  Schwingungen 
einer  Feder  erläutert,  alle  Schneckenfasern  in  Bewegung  versetzen, 
welche  von  ihrer  Stimmung  unabhängig  uud  dem  einwirkenden  plötz- 
lichen Stosse  conform  sind.  Damit  stimmt  es  überein,  dass  alle  sehr 


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758  Exrrr;  Prrteb,  inr  Pbyiiolofjie  des  Gehör«. 

hoben  und  starken  Töne  stets  den  Eindruck  eines  schrillen  Qeräuschs 
machen. 

P.  hat  in  einer  sehr  ausführlichen  Versuchsreihe  die  Grenzen 
der  Tonempfindung  genauer  bestimmt,  als  dies  bisher  geschehen  war. 
Für  die  tiefsten  Töne  gelangte  er  mit  Hilfe  metallner  Zungen  von 
APPCN  in  Hanau  zum  Ziel.  Lässt  man  die  in  einem  Kasten  aufrecht 
stehenden  Zungen  ausklingen  und  legt  in  dem  Augenblick,  da  alles 
Dröhnen  erlischt,  die  Ohrmuschel  fest  an  die  Holzwand  des  Kastens, 
so  hört  man  eiuen  tiefen  summenden  Ton,  der  bei  24  Schwingungen 
in  der  Secunde  für  alle  Hörer  noch  deutlich  einen  musikalischen  Cha- 
rakter hat.  Bei  14  Schwingungen  in  der  Secunde  ist  der  Charakter 
des  Tons  undeutlich,  unter  dieser  Zahl  ist  kein  Ton  wahrnehmbar. 
Die  untere  Grenze  liegt  also  zwischen  14  und  24  Schwingungen  in 
der  Secunde.  Eine  absolute  Zahl  ist  nicht  anzugeben,  da  individuelle 
Schwankungen  Vorkommen.  Bei  19 — 20  Schwingungen  haben  schon 
viele,  bei  23 — 24  Schwingungen  alle  Normalhörigen  den  Eindruck 
eines  Tons.  P.,  der  im  Stande  ist,  seine  Mm.  tensor.  tymp.  willkür- 
lich zusammenzuziehen,  findet  den  dabei  hörbaren  Muskelton  dem 
Ton  von  18 — 21  Schwingungen  am  ähnlichsten.  Auch  beim  Zusam- 
menklingen zweier  Töne,  welche  16 — 24  Schwebungen  geben,  hört 
P.  einen  dem  Muskelton  ähnlichen  Differenzton. 

Um  die  obere  Grenze  zu  finden,  experimentirte  P.  mit  Stahl- 
stäben  von  KÖNIG)  und  Stimmgabeln  von  AppüN.  Von  den  ersteren 
gab  mi9  (20,480  Schwingungen)  noch  einen  leisen  Ton,  von  den  letz- 
teren war  evul  (40,960  Schw.)  noch  hörbar.  Bis  zu  cvn  (16,384  Schw.) 
ist  der  musikalische  Charakter  noch  deutlich  und  die  Intervalle,  na- 
mentlich die  Octaven  gut  erkennbar,  die  höheren  Töne  bewirken 
eigenthümliche  schmerzhafte  Empfindungen.  Auch  für  die  höchsten 
Töne  aber  sind  die  Grenzen  bei  verschiedenen  Personen  ungleich,  ds 
manche  sonst  gut  empfindliche  Ohren  schon  für  10,000,  ja  für  12,000 
Schwingungen  taub  sind. 

Die  Feinheit  der  Unterscheidung  von  Tonhöhen  iit 
natürlich  noch  wechselnder  und  besonders  von  der  Uebung  abhängig. 
Zur  Untersuchung  diente  ein  Zungenapparat  von  Appun.  Die  Em- 
pfindlichkeit ist  am  grössten  bei  mittleren  Tonhöhen  (innerhalb  der 
üblichen  musikalischen  Scale)  und  zwar  grösser  bei  etwa  1000  Schwin- 
gungen , wobei  noch  eine  halbe  Schwingung  Differenz  erkannt  wer- 
den kann,  während  110  und  109,9  Schwingungen  nicht  mehr  unter- 
schieden werden  konnten.  Der  Weber- FECHNEK’sche  Satz  (psycho- 
physisches Gesetz)  hat  also  für  Tonhöhenunterschiede  keine  Geltung. 
(Dieses  war  vorauszuseben,  da  Tonhöhenempfindungen  nicht  in  der 
Intensität  verschiedene  Empfindungen  desselben  Nerveu,  sondern  qua- 
litativ verschiedene  Empfindungen  verschiedener  Nerven,  wenigstem 
nach  der  allgemein  angenommenen  HELMHOLTz'schen  Hypothese,  ^ind. 
Ref.)  Am  empfindlichsten  ist  die  Unterscheidung  für  mittlere  Ton- 


Anei.  Schmidt,  zur  Chemie  des  Eiereiweiss  and  des  Blutserums.  759 


lagen  in  der  Qegend  des  a1  und  cu,  wo  noch  7,  Schwingung  er- 
kannt wird.  Unterhalb  und  oberhalb  jener  Grenzen  ist  die  Empfind- 
lichkeit viel  geringer,  vielleicht  nur  in  Folge  mangelnder  Uebung, 

Ueber  die  Empfindlichkeit  in  der  Beurtheilung  von  Inter- 
vallen wurden  gleichfalls  Zungen  benutzt,  welche  ihre  Stimmung 
am  besten  behalten.  Bei  der  Quarte  wurde  eine  Abweichung  von 
Vijo — Visu  sicher  erkannt,  bei  der  Quinte  schon  7goo>  hei  der  kleinen 
Sext  etwa  Viso»  hei  der  grossen  Sext  Vioo  für  erhöhte,  7»oo  für  ver' 
minderte,  bei  der  grossen  Terz  etwa  7too>  hei  der  kleinen  Terz  Vioo 
bis  V1501  hei  der  Oetave  ist  die  Empfindlichkeit  ungeheuer  gross  bei 
höheren  Tönen;  sie  beträgt  hier  V!00<„  für  tiefere  V500;  für  die  grosse 
Secunde  etwa  7J00 — 7m-  Alle  diese  Zahlen  gelten  für  mittlere  Ton- 
lagen, für  tiefere  und  höhere  ist  die  Empfindlichkeit  geringer. 

Zum  Schluss  erörtert  P.  die  Empfindlichkeit  der  Stille, 
welche  er  für  eine  wahre  Empfindung  erklärt,  analog  der  Empfindung 
des  Augenschwarz.  j.  Eosenthol. 


Alex.  Schmidt,  Untersuchung  des  Eiereiweiss  und  des  Blutserum 
durch  Dialyse.  Beiträge  *.  Anatomie  n.  Physiologie,  C.  Ludwig  gewidmet. 
Leipzig  1876.  8 -A. 

Vorliegende  Abhandlung  bildet  eine  Ergänzung  und  theilweise 
Berichtigung  der  früher  von  Abonstein  über  das  salzfreie  Eiereiweiss 
gemachten  Angaben.  Das  zur  Dialyse  dienende  Papier  war  gleich- 
falls von  DE  LA  Rue  bezogen.  Vf.  bespricht  zunächst  (1.)  das  Dif- 
fusat.  — Dasselbe  enthielt,  wie  bereits  früher  angegeben,  kleine 
Mengen  von  Eiweiss,  einen  stickstoffhaltigen  organischen  Körper, 
Aschenbestandtbeile,  und  zwar  nicht  nur  lösliche,  sondern  auch  un- 
lösliche. Die  salzsaure  Lösung  der  Asche  wird  durch  Zusatz  von 
Ammoniak  gefällt,  das  Filtrat  davon  enthält  aber  noch  Kalk  und 
giebt  bei  Zusatz  von  oxalsaurem  Ammoniak  einen  Niederschlag:  in 
der  Asche  ist  also  mehr  Kalk  enthalten,  als  der  Phosphorsäure  ent- 
spricht, selbst  bei  Bildung  von  dreibasisch  phosphoraaurem  Kalk. 
Die  Asche  des  Blutserum,  sowie  des  dialysirten  Eiweiss  verhält  sich 
ebenso:  die  unlösliche  Asche  wird  durch  die  organischen  stickstoff- 
haltigen Substanzen  in  Lösung  erhalten.  — Unterbricht  man  die  Dia- 
lyse, nachdem  der  grösste  Theil  der  löslichen  Salze  aus  der  Eiweiss- 
lösung ausgetreten  ist  und  sammelt  die  später  erhaltenen  Diffusate 
gesondert,  so  enthalten  diese  überwiegend  unlösliche  Salze  nebst  or- 
ganischer stickstoffhaltiger  Substanz.  Nur  der  Zusatz  von  den  ersten 
Antheileu  des  Diffusates  zu  der  durch  die  Dialyse  gereinigten  Eiweiss- 
lösung giebt  derselben  die  Fähigkeit  wieder,  durch  Siedehitze  zu  coa- 
guliren;  der  Zusatz  der  späteren  Diffusate  ist  in  dieser  Beziehung 
wirkungslos.  Es  sind  also  die  löslichen  Salze,  welche  die  Gerinnung 
des  Eiweisses  herbeifübren.  2.  Die  fibrinoplastische  Su  bstanz. 


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- 1 

760  Alu.  Schmidt,  xur  Chemie  des  Eiereiweiss  and  des  Blutserums. 

Während  der  Dialyse  der  Eiweisslösung  scheidet  sich  in  derselben 
ein  feinpulveriger  Niederschlag  von  ffbrinoplastischer  Substanz  aus. 
Derselbe  ist  allerdings  schwerer  löslich  in  verdünnter  Natronlauge 
und  in  Essigsäure,  wie  der  durch  Ansäuern  des  gewässerten  Blut- 
serum erhaltene,  doch  fallen  solche  Unterschiede  bei  der  leichten 
Aenderung  der  Löslichkeitsverhäitnisse  nicht  sehr  ins  Gewicht  und 
die  Identität  dieses  Niederschlages  mit  fibrinoplastischer  Substanz 
wird  vor  Allem  dadurch  gesichert,  dass  derselbe,  zu  Blutplasma  hin- 
zugesetzt,  die  Menge  des  Fibrins  vermehrt.  Die  Menge  des  Para- 
globulin, auf  diesem  Wege  abgeschieden,  ergab  sich  so  für  100  Cc. 
Serum  im  Mittel  von  8 Untersuchungen  zu  0,887  Grm.  Auch  das 
Eiereiweiss  enthielt  Paraglobulin,  jedoch  viel  weniger  — im  Mittel 
von  4 Versuchen  0,134  Grm.  in  100  Cc.  Eiereiweiss.  3.  Das  Serum  ' 

und  Eieralbumin.  100  Cc.  Blutserum  gaben  an  das  Diffusat 
0,752  — 0,805  — 0,796  — 0,772  — 0,754  — 0,793  Grm.;  100  Cc.  Eier- 
eiweiss  0,580  — 0,575  — 0,549  — 0,613  — 0,621  Grm.  lösliche  Salze 
ab,  Zahlen  die  mit  älteren  Analysen  übereinstimmen.  Die  unlöslichen 
Salze  vollständig  aus  dem  Eiweiss  zu  entfernen,  gelang  Scbmidt 
nicht,  doch  ist  ihre  Menge  so  gering  (wenige  Milligramm  für  25  Cc. 
Serum),  dass  es  mindestens  sehr  gezwungen  erscheint,  sie  mit  der  : 
Löslichkeit  des  Eiweiss  in  Beziehung  zu  bringen;  viel  wahrschein- 
licher ist  vielmehr,  dass  das  Eiweiss  an  sich  ein  in  Wasser  löslicher 
Körper  ist.  Was  das  Verhalten  dieser  völlig  neutralen  von  löslichen 
Salzen  ganz  freien  Eiweisslösungen  betrifft,  so  trüben  sie  sich  aller- 
dings beim  Kochen,  doch  tritt  eine  Ausscheidung  von  geronnenem 
Eiweiss  nicht  ein,  wie  man  namentlich  beim  Verdünnen  der  erhitzten 
Flüssigkeit  bemerkt.  Ein  minimaler  Zusatz  von  Essigsäure  stellt  die 
Gerinnbarkeit  wieder  her,  die  Grenze  wird  aber  sehr  leicht  über- 
schritten, so  dass  nun  die  mit  Essigsäure  versetzte  Lösung  beim 
Kochen  klar  bleibt.  Der  Zusatz  von  Kochsalz  zu  der  reinen  Eiweiss- 
lösung stellt  die  Eigenschaften  des  ursprünglichen  Eiweiss  wieder  her. 

In  Betreff  des  genauen  Verhaltens  vergleiche  das  Original.  Die  oben 
erwähnte  mit  Essigsäure  versetzte  Lösung  enthält  nach  dem  Kochen 
eine  caseinartige  Eiweisssubslanz.  Dieselbe  entsteht  auch,  weun  inan 
die  reine  Eiweisslösung  mit  Alkali  versetzt  und  erhitzt  oder  längere 
Zeit  stehen  lässt.  Unterschiede  zwischen  dieser  Säure  und  Alkali- 
modification  sind  nicht  wahrnehmbar.  — Das  Erhitzen  ist  auch  aui 
die  salzfreie  Eiweisslösung  nicht  ohne  Einfluss:  trocknet  man  die  ge- 
kochte Lösung  im  Vacuum  über  Schwefelsäure,  so  ist  der  Rückstand 
im  Wasser  vollkommen  unlöslich:  er  besitzt  dabei  das  Volumen  der 
ursprünglichen  Lösung  und  erscheint  als  poröse,  äusserst  leichte  Masse: 
gewissertnaassen  ein  Gerüst  der  Eiweisslösung.  Vf.  bezeichnet  die 
Veränderung,  welche  das  Eiweiss  beim  Kochen  in  der  salzfreieu  Lö- 
sung erfährt,  als  eine  „unendliche  Quellung“.  — Durch  Zusatz  von 
Alcohol  wird  eine  ganz  ähnliche  Modification  des  Eiweiss  bewirkt.  — 


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Ponfick,  Leukämie;  Ruptur  eines  Aneurysma 


761 


Bemerkenswert!)  ist  noch,  dass  reines  rait  5 Vol.  Wasser  verdünntes 
Eiereiweiss  mit  einigen  Metallsalzen  (Kupfer,  Zink,  Quecksilberchlo- 
rid etc.)  gar  keinen  Niederschlag  giebt,  mit  anderen  nur,  wenn  ihre 
Menge  sehr  gross  ist.  Sicher  gefällt  wird  sie  von  Platinchlorid,  Sal- 
petersäure, Gerbsäure  und  Essigsäure  + Ferrocyankalium. 

K.  Sulkowaki. 


Ponflck,  Aus  dem  pathologisch-anatomischen  Institut  zu  Rostock. 
I.  Weitere  Beiträge  zur  Leukämie.  II.  Tod  durch  Ruptur 
eines  Aneurysmas  der  Arteria  gastroepiploica  dextra.  Viscnow  « 

Arcb.  LXVIL  8.  367. 

Unter  ausführlicher  Mittheilung  zweier  Fälle  bespricht  P.  in  der 
1.  Abhandlung  besonders  die  Frage,  ob  der  Ausgangspunkt  der 
Leukämie  immer  im  Knochenmarke  zu  suchen  sei.  Der  erste  Fall 
ist  ein  vorzügliches  Beispiel  medullärer  Leukämie;  auch  bei  dem 
zweiten  sind  dio  pathologischen  Veränderungen  des  Knochenmarkes 
sehr  viel  bedeutender  als  diejenigen  der  Milz,  trotzdem  aber  hält  P. 
denselben  sicher  für  einen  ursprünglich  lienalen,  weil  sich  die  Leuk- 
ämie an  ein  Trauma  (Hufschlag)  anscbloss,  welches  Pat.  etwa  l1/,  Jahre 
vor  seinem  Tode  erlitten  hatte  (die  subjectiven  Symptome  der  leuk- 
ämischen Erkrankung  waren  aber  erst  V*  Jahr  vor  dem  Tode  auf- 
getreten)  und  dessen  Residuen  in  Form  von  Verwachsungen,  fibrösen 
Verdickungen  der  Kapsel  etc.  an  der  Milz,  Leber,  Diaphragma  etc. 
bei  der  Section  gefunden  wurden.  Vf.  weist  darauf  hin,  dass  viel- 
leicht eben  diese  Perisplenitis  etc.  der  weiteren  Entwickelung  des 
leukämischen  Processes  in  der  Milz  ungünstig  waren,  so  dass  sie 
von  dem  Knochenmark  gleichsam  überholt  werden  konnte.  Es  fehl- 
ten in  diesem  Falle  gänzlich  die  sog.  Uebergangsformen  der  Körper- 
chen im  Blute,  ein  neuer  Beweis,  dass  diese  durchaus  nicht  als  ein 
pathognomonisches  Zeichen  für  medulläre  Veränderungen  angesehen 
werden  könnte,  da  eben  ihre  Abwesenheit  nicht  beweist,  dass  auch 
diese  fehlen.  Derselbe  Fall  ist  ferner  noch  höchst  interessant  durch 
das  Vorhandensein  einer  Reihe  scharf  umschriebener  Herderkrankun- 
gen im  Knochenmarke,  beruhend  auf  einem  Blutergusse  in  das  hyper- 
plastische  lympboide  Gewebe.  Diese  hämorrhagischen  Infarcte  glei- 
chen ganz  den  schon  länger  bekannten  in  der  Milz  und  sind  wie 
diese  der  Ausdruck  einer  localen  Steigerung  der  allgemeinen  sym- 
pathischen Affection  des  Knochenmarkes,  Wirkungen  einer  allgemei- 
nen, einer  Blutkrankheit.  Im  Uebrigen  gehören  diese  beiden  Fälle 
zu  jenen,  wo  das  Knochenmark  ein  Aussehen  besitzt  wie  Himbeer- 
gelee,  welche  als  ein  früheres  Stadium  jener  anderen  anzusehen  sind, 
wo  in  Folge  der  dichteren  Infiltration  mit  jungen  Zellen  eine  Isch- 
ämie und  in  Folge  dessen  ein  eiterartiges  Aussehen  des  Markes  be- 
dingt wird. 


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762  Voot,  Nervennath  u.  Nervendehnung.  Bikokl;  Grakffmer,  Patin»  paradoxal. 

In  der  zweiten  Abhandlung  wird  als  Unicum  ein  taubeneigrosse* 
geplatztes  Aneurysma  der  Art.  gastroepiploica  dextr.  beschrieben 
(neben  mehreren  kleineren),  welches  Vf.  als  ein  emboliaches  (CbL 
1874,  185)  nach  weist,  ausgegangen  von  einer  ganz  alten  recurriren- 
den  Endocarditis  mitralis,  welche  selbst  nur  geringe  Störungen  ver- 
ursacht hat.  Orth. 


Vogt,  Beitrag  zur  Neurochirurgie.  Deauch*  Zett«chr.  f.  cur.  vii.  8.  tu. 

1.  Die  Nervennath.  Die  von  Richet  und  Hüter  zuerst  em- 
pfohlene indirecte  Nervennath  bezweckt  mittelst  einer  nur  das  para- 
neurotische Bindegewebe  umfassenden  Schlinge  die  Nervenstümpfe 
gegen  einander  zu  bringen,  ohne  diese  selbst  durch  Stich  oder  Ein- 
legen des  Nathmaterials  zu  reizen.  V.  versuchte  dieselbe  mit  Erfolg 
bei  einer  Durchtrennung  des  Medianus  und  behauptet  auf  Grund  von 
Thierversuchen , dass  auch  sie  eine  Heilung  per  primam  im  eigent- 
lichen Sinne  nicht  einzuleiten  vermag,  indess  zur  relativ  schnellsten 
Verwachsung  und  Wiederherstellung  der  Leitung  desswegen  führe, 
weil  wegen  fehlenden  Reizes  der  durch  die  Stümpfe  gelegten  Fäden 
die  unvermeidliche  körnig -fettige  Degeneration  auf  die  Schnittenden 
und  deren  nächste  Umgebung  beschränkt  bleibt.  — Sind  directe  So- 
turen  zur  Erzielung  einer  genauen  Berührung  der  Nervenenden  durch- 
aus nothwendig,  so  wähle  man  feinstes  Material,  etwa  Catgut  No.  0 
und  daneben  die  paraneurotische  Nath.  — 

2.  Die  Nervenlösung  und  Nervendehnung.  Die  Lösung 
des  Plex.  brachialis  aus  einer  Callusmasse  durch  Resection  des  Ober- 
armkopfes bewirkte  bei  einem  11jährigen  Mädchen,  welches  nach 
einer  Doppelfractur  am  chirurgischen  Halse  die  Fähigkeit  activer  Be- 
wegungen und  die  Sensibilität  vom  Ellenbogen  bis  zu  den  Fingern 
verloren  hatte,  eine  allmähliche  Rückkehr  der  Bewegungen  und  Em- 
pfindungen. Der  Schlusseffect  blieb  mangelhaft,  weil  Pat.  sich  der 
Behandlung  entzog. 

Zwei  weitere  Krankengeschichten  berichten  von  einer  Functions- 
abschwächnng  des  N.  ulnaris  in  Folge  von  Einbettung  desselben  in 
Narbengewebe.  Das  eine  Mal  wurde  durch  subcutane  Discisioo  der 
Narbe,  das  zweite  Mal  durch  Freilegung  und  Dehnung  des  Nerven 
Besserung  der  Function  erzielt.  Wüb.  Koeb. 


Riegel,  Ueber  die  respiratorischen  Aendernngen  des  Pnlses  nnd 
den  Pnlsns  paradoxas.  Bert.  kli».  Wocheuscbr.  1876.  No.  26. 

Graefiher,  Pulsus  paradoxus  bei  eitriger  Pericarditis  nnd  doppel- 
seitiger Pleuropneumonie.  Bert.  klin.  Wochen»chr.  1876.  No.  27. 

R.  weist  zuerst  nach,  dass  es  bei  hinreichend  tiefer  Athmung 

“ Ph“"  " I 

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Pitrbe,  Hemiftuiisthesie  nach  Gehirnapoplexie 


763 


Schwankungen  des  Blutdruckes  auf  sphygmographischem  Wege  dar- 
zustellen. An  derartigen  Curven  kann  man  sich  ferner  überzeugen, 
dass  jedesmal  mit  der  Inspiration  die  Höhe  der  einzelnen  Curve  etwas 
abnimmt,  um  während  der  Exspiration  wieder  zuzunehmen.  Diese 
Resultate  erhielt  R.  bei  zwei  Kranken,  die  an  geringfügiger  frischer 
Pericarditi8  (ohne  Exsudat  und  Verdickung  des  Pericards)  litten,  nach 
deren  Ablauf  die  erwähnten  respiratorischen  Pulsveränderungen  in  glei- 
cher Weise  bestehen  blieben.  Da  Vf.  dieselben  nicht  auf  die  geringen 
pericarditischen  Störungen  beziehen  mochte,  so  untersuchte  er  eine 
grosse  Reihe  von  Pulscurven  anderer  zum  Theil  gesunder  Individuen, 
namentlich  aber  jugendlicher  Reconvalescenten  und  wies  nach,  dass 
auch  bei  diesen  die  analogen  Pulsveränderungen  während  tiefer  In- 
spiration auftrcten,  während  sie  bei  ruhiger  Athmung  kaum  ange- 
deutet sind.  Ausser  in  der  Paradoxie  bestanden  diese  Pulsverände- 
rungen noch  in  einem  Deutlicherwerden  und  Tieferrücken  der  Rück- 
stos8wello  und  in  einer  Zunahme  der  Raschheit  der  Pulse  während 
der  Inspiration.  Zur  Erklärung  dieses  „physiologischen  Pulsus  para- 
doxus“  weist  R.  auf  die  Druckverbältnisso  innerhalb  des  Thorax  wäh- 
rend der  verschiedenen  Athmungsphascn  hin  und  wirft  schliesslich 
die  Frage  auf,  ob  in  pathologischen  Fällen  der  Art  das  Phänomen 
auch  schon  bei  oberflächlicher  Athmung  vorkäme.  — 

2)  Ein  33jähriger  Arbeiter  erkrankte  während  eines  Anfalles 
von  Delirium  tremens  an  doppelseitiger  Pneumonie,  in  deren  Verlauf 
eine  eitrige  Pericarditis  hinzutrat.  Gleichzeitig  wurde  während  jeder 
Inspiration  ein  Niedrigerwerden  der  Pulswelle  an  sämmtlichen  der 
Palpation  zugänglichen  Arterien  constatirt,  ohne  dass  dabei  die  Herz- 
töne schwächer  wurden,  oder  die  Halsvenen  anschwollen.  Weiterhin 
entwickelte  sich  noch  ein  doppelseitiger  Pleuraerguss.  Das  beschriebene 
Pulsphänomen  blieb  bis  zum  Tode,  welcher  am  21.  Krankheitstag  er- 
folgte, constant.  Bei  der  Section  fanden  sich  ausser  den  in  vita  an- 
genommenen Veränderungen  noch  straffe  ringförmige  Adhäsionen  zwi- 
schen dem  Anfangstheil  der  Aorta  (bis  zur  Umbiegungsstelle)  und 
dem  Herzbeutel.  Letzterer  war  mit  beiden  Lungenrftndern  fest  ver- 
wachsen. G.  ist  der  Ansicht,  dass  in  diesem  Fall  die  Verengerung 
der  Aorta,  welche  den  paradoxen  Puls  zur  Folge  hatte,  durch  den 
von  den  Lungen  auf  das  Pericard  ausgeübten  Zug  bewirkt  wurde, 
während  das  Herz  durch  pericarditische  Veränderungen  in  seiner  Wir- 
kung geschwächt  war.  Litten. 


A.  Pit  res,  8nr  l’hlmianesthäsie  d’origlue  cf$r6brale  et  snr  les 
troubles  de  la  vae  qui  l’accompagnent.  Progr.  m<sa.  me.  No.  29. 

Bei  einer  58jäbrigen,  linksseitig  hemiplegischeu  Frau  taud  sich 
die  Sensibilität  der  Haut  der  gelähmten  Seite  in  fast  allen  ihren  Qua- 
litäten bedeutend  gegen  die  rechte  Seite  herabgesetzt.  Dasselbe  galt 


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764 


Bimbekoeb;  Hahbcbobr,  lösliches  QnecksilberalbBmiDBt. 


vom  Geschmack  auf  der  linken  Zungen-,  vom  Geruchsvermögen  der 
linken  Nasenhfilfta.  Das  linke  Auge  wich  nach  innen  bin  ab,  nach 
links  hin  waren  die  Bewegungen  beider  Augen  beschränkt.  Das 
rechte  Auge  besass  nur  halbe  Sehschärfe,  die  des  linken  war  noch 
mehr  herabgesetzt.  Die  Gesichtsfelder  beider  Augen  waren  für  weiss 
und  verhältnissmässig  für  die  Farben  concentrisch  eingeengt  Atrophie 
und  Neuritis  der  Nv.  optici  war  nicht  vorhanden.  Auf  Vertical-  und 
Transversalschnitten  der  rechten  Hemisphäre  sab  man  in  der  Mitte 
des  Thal,  opticus  einen  mandelgrossen,  ockerfarbenen  Herd,  der  sich 
nach  oben  hin  verlängerte  und  ein  Stück  der  Ventrikelfläche  des 
Sehhügels  eingesunken  erscheinen  liesa ; der  Nucl.  caudatus  war  in 
einer  Ansdehnung  von  2 Cm.  zerstört,  die  innere  Kapsel  wurde  von 
dem  Herde  erreicht  an  der  Vereinigungsstelle  ihres  hintersten  mit 
den  drei  vorderen  Vierteln.  Hier  zeigte  die  innerste  Partie  des 
Linsenkerns  eine  leicht  gelbliche  Färbung,  war  aber  sonst  intact 
Die  übrigen  Theile  der  Hemisphäre,  der  Kopf  des  Nucl.  caudatus, 
ebenso  die  vorderen  Zweidrittel  der  Kapsel,  das  Centr.  ovale  und 
die  Windungen  waren  ohne  Verletzung.  — 

(Vgl.  hierzu  die  Fälle  des  Ref:  Berl.  klin.  Wochenschr.  1875, 
September,  und  LaNDOLt’s,  Progrö«  m6d.  1875.  S.  468).  Bamhardt. 


Bamberger,  1)  Ueber  hypodermatlsche  Anwendung  von  lös- 
lichem Qnecksllberalbaminat.  Wiener  med.  Wocheoacbr.  1876.  No.  11. 
2)  Nachträgliche  Bemerkung  über  die  Darstellung  des  lös- 
lichen Quecksilberalbuminats.  Du.  No.  u. 

Hamburger,  Bemerkungen  zur  Darstellung  des  lösliehen  Qneck- 
silberalbuminats.  Du.  No.  14. 

B.  schlägt  zur  Darstellung  des  obigen  Präparats  folgendes  Ver- 
fahren vor:  Von  den  Membranen  gereinigtes  HUhnereiweiss  wird  mit 
H,0  verdünnt  und  filtrirt.  Die  Filtration  erfolgt  leicht  wenn  zu  dem 
Eiweiss  das  vierfache  Volumen  an  Wasser  biozugefügt  wird.  Zu  dem 
Filtrat  wird  eine  5 procent.  HgC)t-Lösung  hinzugesetzt,  der  entstehende 
Niederschlag  duich  IS — -ü  pCt.  NaCi-Lüsuug  aufgelöst  und  nun  erst 
filtrirt.  Es  ist  zweckmässig  so  viel  HgCl,  hinzuzusetzen  bis  alles  Ei- 
weiss gebunden  ist,  jedoch  nicht  mehr.  Zur  Bestimmung  dieses  Mo- 
ments schlägt  H.  (im  HoPPKRT’schen  Laboratorium)  vor  das  COyNa, 
zu  benutzen  in  derselben  Weise  wie  bei  der  LiBBio’scben  Harnatoff- 
filtrirung.  Zu  einer  bestimmten  Menge  von  Eiweisslösung  wird  eine 
Sublimatlösung  von  bekanntem  Gehalt  zugesetzt  so  lange  bis  der  aus 
dem  Gemisch  herausgehobene  Probetropfen  in  dem  Uhracbälchen  mit 
CO, Na, -Lösung  sich  gelb  färbt.  Zur  Herstellung  des  Präparats  rätb 
dann  H.  0,2  Cc.  Sublimatlösung  weniger  zuzusetzen  als  die  Rechnung 
ergiebt.  B.  hält  es  für  besser  diesen  Abzug  nicht  zu  machen,  son- 
dern den  Hg- Ueberschuss  zu  beseitigen  durch  nachträglichen  vor- 


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Rollst.  Fick.  Hopfest. 


765 


sichtigen  Zusatz  von  Eiweisslösung  genau  bis  zum  Sättigungspunkt. 
Dies  so  hergestellte  Präparat  enthält  rechnungsgemäss  1 pCt.  Subli- 
mat, und  fast  genau  dieselbe  Queckailbermenge  fand  B.  bei  quanti- 
tativer Bestimmung,  ein  Beweis,  dass  alles  Sublimat  in  Quecksilber- 
albuminat  umgewandelt  war.  Diese  1-pCt. -Lösung  ist  zum  Gebrauch 
wegen  der  bequemen  Dosirung  zweckmässig.  B.  sah  bei  subcutanen 
Injectionen  keine  von  den  unangenehmen  Folgen  wie  bei  Anwendung 
von  Sublimatlösung:  Schmerzen,  Entzündung  etc.  Der  Heilerfolg  trat 
rasch  ein.  Salivation  kam  nicht  vor.  Im  Harn  liess  sich  das  Hg 
sehr  bald  nachweisen.  Auch  innerlich  hat  B.  das  Präparat  längere 
Zeit  gegeben  ohne  .Störungen  der  Magenthätigkeit  zu  bemerken. 

Schiffer. 


A.  Rollett,  üeber  einen  Nerveuplexus  und  Nervenendigungen  in 

einer  Sehne.  Wiener  ecad.  Sitznngsber.  LXXIII.  Januar  1876. 

Die  Sehne  des  M.  sterno-radialis  dea  Frosches  erhält  ganz  conatant  bei  beiden 
Geschlechtern  nabe  ihrem  Insertionsende  am  Os  autibrachii  ein  ansehnliches  Ncrven- 
stnmmcheu  markhaltiger  Fasern,  welche  im  Innern  der  Sehne  einen  ziemlich  reichen 
Plexus  bilden  und  schliesslich  dort  endigen. 

Die  Endigung  der  einzelnen  Fasern  geschieht  nach  wiederholten  und  in  kur- 
ten Intervallen  auf  einander  folgenden  dichotoniiscken  Tbeilungen  in  eigeutbiimlicben 
Gebilden,  den  sog.  Nervenschollen  (R.),  welche  mit  den  motorischen  Endplatten  der 
quergestreiften  Muskelfasern  mannigfache  Uebereinstimmungen  zeigen.  Wenn  Sechs 
(Cbl.  1876,  430),  der  das  gleiche  Untersucbnngsobject  stndirte,  diese  Endignugsweise 
verborgen  blieb,  so  erklärt  er  dies  daraus,  dass  Sachs  sich  nicht  der  vou  ihm  ange- 
wandten Methoden  (Ostuiumsäure  0,5  pCt.  und  HCl  1:  1000)  sowie  mancher  bei  der 
Unterauchuug  dieser  Sehne  nothwendigen  Vorsicbtsmaassregeln  bediente. 

lieber  die  physiologische  Bedeutung  dieser  Nervenendigungen  lässt  sich  Be- 
stimmtes nichts  aussagen.  Der  Umstand,  dass  es  R.  nicht  gelang,  einen  Reflex  von 
dieser  Sehne  ausxulösen,  sebeiut  dafür  zu  sprechen,  dass  hier  centrifugale  und  nicht 
sensible  Nerven  vorliegen.  Boll  (Rom). 

A.  Fick,  lieber  quere  Nervendurchströinung.  Arbeiten  a.  d.  physioi. 

Labor,  d.  Wflrzb.  Hochschule.  8.  270 — 287. 

Die  Frsge,  welchen  Einfluss  der  Winkel,  unter  dem  ein  Nerv  von  einem  elec- 
trischen  Strom  getroffen  wird,  auf  die  Stärke  der  Erregung  bat,  wurde  von  F.  von 
Neuem  untersucht.  Ein  Glaskästcben  wurde  mit  0,6  pCt.  Kochsalzlösung  gefällt,  der 
Nerv  darüber  gebrückt  and  der  Strom  der  Länge  nach  durch  das  Kochsalz  geleitet. 
Es  worden  nun  die  Stromstärken  bestimmt,  welche  bei  verschiedenen  Lagen  des 
Nerven  zur  Auslösung  einer  minimalen  Zuckung  nöthig  waren,  bestimmt.  Um  die 
Länge  der  durchflossenen  Nervenstrecke  coostant  zn  erhalten,  wnrde  in  einem  Theil 
der  Versuche  das  Kästcheu  mit  einem  dflnneu  isolireudeo  Deckel,  der  ein  kreisrun- 
des Loch  hatte,  bedeckt.  Die  Stromstärke  als  Ordinaten  und  die  Winkel  als  Ab- 
seissen  gedacht  ergab  sich  eine  Curve,  welche  von  der  Cosinuscurvo  nur  unerheb- 
lich abwich.  j.  Rosentbsl. 


Huppert,  Ueber  den  Nachweis  des  Paralbumins.  Prag.  med.  woeben- 
sobr.  1876.  No.  17. 

Vf.  ertiiuert  *n t.ütrlt- 1 df.ran,  dass  in  neuerer  Zeit  wiedrrliolt  an  von  dem 
Ovuriiun  durclian«  entfernten  Orten  und  u.  A.  auch  in  Asc  tesflü^igkeit  Paralbumin 


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766 


HCriiEB.  Manabszib.  PflCuhh. 


»ufgefuuden  worden  ist.  Andererseits  können  die  beiden  von  Spikqrlbkro  angege- 
benen Proben  eebr  leicht  sn  IrrthQmein  führen:  eine  jede  eiweissbaltige  Flüssigkeit 
liefert  beim  Verdünnen  nnd  Dnrcbleiten  von  CO,  einen  Niederschlag  von  Globulin, 
der  sieb  ebenso  verhüll  wie  das  Paralbumin,  eine  jede  liefert  mit  AJcohol  einen 
Niederschlag,  der  sich  auch  nach  längerem  Stehen  unter  AJcohol  wenigstens  tnm 
Tbeil  wieder  in  Wasser  löst.  Wenn  dieses  Verhalten  beweisend  sein  soll,  muss  sich 
der  grösste  Theil  des  Niederschlages  in  Wasser  lösen.  Als  wirklich  charakteristisch 
für  das  Paralbnmin  ist  1)  sein  Verhalten  beim  Kochen  unter  Zusatz  von  Essigslore 
ansusehen.  Bei  einer  Lösung  von  ßerumeiweiss  gelingt  es  leicht,  den  Essigsüere- 
susats  so  su  treffen,  dass  beim  Aufkocben  sich  alles  Albumin  in  groben  Flocken 
aussebeidet  und  die  Flfissigkeit  klar  wird;  beim  Paralbumin  gelingt  dies  nicht.  Ms f 
man  den  SKnresuaats  wählen  wie  man  will,  immer  bleibt  die  Flüssigkeit  milchig 
trüb.  2)  Bildet  sich  in  einer  paralbuminbaltigen  Flüssigkeit  Zucker  wenn  man  bs 
einige  Zeit  auf  dem  Wasserbad  mit  schwacher  Salzsäure  digerirt.  Es  genügt  sehne 
’/ioProcentige  Salzsäure.  Das  Paralbumin  ist  aber,  wie  schon  bemerkt,  nach  Vf. 
nicht  charakteristisch  für  Ovarialayaten,  es  kann  sich  auch  in  AsciteaSüsaigkeit  und 
in  anderen  Cysten  finden.  e.  Salkovskt 

G.  Hüfner,  Ueber  eine  neue  einfache  Versuchsform  zur  Ent- 
scheidung der  Frage,  ob  sich  niedere  Organismen  bei  Ab- 
wesenheit von  gasförmigem  Sauerstoff  entwickeln  können.  Jourt. 

f.  pract.  Chem.  N.  F.  XIII.  S.  476. 

Die  zu  dem  Versuche  benutzten  langhalsigen  Kolben  hatten  am  Halse  eieec 
kleinen  seitlichen  Ansatz,  in  den  ein  Tropfen  faulender  Flüssigkeit  gebracht  wurde. 
Der  Kolben  enthielt  Fibrin  and  Wasser,  die  Lnft  wurde  durch  starkes  Kochen  ent- 
fernt, dann  zugeschmoiseu.  Nach  dem  Erkalten  wurde  durch  Umkehren  des  Kolbens 
die  Fänlnissfiüssigkeit  der  übrigen  Flüssigkeit  zugemisebt  Die  Kolben  2 Wortes 
bi  i 30°  aufbewahrt:  das  Fibrin  zerfiel  während  dieser  Zeit  zu  schwärzlichen,  krüm- 
ligen Massen.  Der  Kolben  wurde  ausgepumpt  und  das  Oas  analysirt;  es  bestand 
im  ersten  Fall  aus  67,34  pCt.  CO,  und  42,60  pCt.  H;  im  zweiten  ans  77,72  CO,  nad 
22,20  H.  — Die  Flüssigkeit  batte  einen  sehr  Übeln  Geruch  und  enthielt  tbeil»  lebende 
theils  abgestorbene  Bacterien.  Es  ist  damit  aufs  Nene  erwiesen,  dass  sich  nieder» 
Organismen  bei  Abwesenheit  von  gasförmigem  Sauerstoff  nicht  allein  zahlreich  var- 
mebren,  sondern  auch  Arbeit  leisten  können.  E.  gilkowsAi 

W.  Manassein,  Zur  Lehre  von  der  Spirochaete  Obermeieri.  Peterxh. 

med.  Wochenschr.  1878.  No.  18. 

Bei  einer  34  Jahre  alten  Pat.  entwickelte  sich  am  rechten  Oberkiefer  eine 
von  der  Wand  der  Highmorshöhle  ansgebend«  Cyste,  nnd  aus  dieser  dann  eine 
Fistel,  die  sich  am  Zahnfleisch  nach  aussen  nnd  oben  vom  Eckzahn  öffnete.  Bei 
Druck  auf  die  Geschwulst  entleerte  sieb  erst  ein  Tropfen  guten  Eiters,  welchem 
etwas  mehr  flüssiger  seröser  Eiter  folgte,  welcher  ausser  Eiterkörperchen  noch  Chole- 
stearinkrystalle  sowie  8pirochaete  in  grösserer  oder  geringerer  Menge  enthielt.  Ut 
Zahnbelag,  Speichel  und  Blnt  der  Pat.  wnrde  Spirochaete  jedoch  nicht  gefunden. 

Seaazor. 


E.  Pflüger,  Hyoscyamin.  Arch.  f.  Augen-  u.  Obrenheilk.  V.  1.  S.  18*. 

Die  an  Menschen,  Katzen  und  Kaninchen  angesteliten  Versuche  lieferten  da» 
Resultat,  dass  das  nach  dem  im  chem.  Handwörterbuch  von  Dämmer  angegebenes 
Verfahren  bereitete  Hyoscyamin  ähnlich  wirkt  wie  Atropin,  aber  rascher  and  ai- 
halteoder  die  Pupille  erweiteit  als  letzteres.  Bei  Injection  von  Hyoscyamiolörang 
in  die  vordere  Kammer  von  unmittelbar  nach  eingetretenem  Tode  exstirpirtea  Ka- 
ninchenaugen  war  der  Erfolg  durebgebends  ein  negativer.  Michel  ; Erliegen). 


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KOST.  KÜSSNER.  Jsnrzr  u.  Reynolds.  Scbiter. 


767 


Kusy,  Ein  billiger  Ersatz  der  Jeffroy’schen  Kettensäge,  wiener 

med.  Presse.  1876.  No.  32. 

Die  „Spiralschnarsäge“,  welche  Vf  construirte,  soll  nicht  nur  gestatten  nach 
einer  einaigen  Richtung  und  gradlinig  tu  sägen,  sondern  beliebige  Contouren  aus 
dem  Knochen  an  schneiden.  8ie  besteht  1)  ans  einem  geschärften , schnnrfürmigen 
Drahtgewinde  von  2 Mm  Dicke:  der  8piralscbnur;  2)  einer  durch  eratere  durchan- 
fädelnden  Spannachnur,  woan  umsponnene  Zithersaiten  verwendbar  sind.  Sie  soll 
die  Ausdehnung  der  beim  Sägen  angezogenen  Spiralscbnnr  verhindern.  3)  Aus  Griffen, 
die  aur  Fixirnng  nnd  8pannung  der  8piral-  und  8pannschnur  dienen.  E.  Klister. 


B.  Küssner,  Aus  der  med.  Klinik  des  Hrn.  Prof.  Naunyn  in 
Königsberg.  Zwei  Fälle  von  Leukämie.  Beri.  kiio.  Wochenschr. 

1876.  No.  9. 

Der  erste  Fall  betrifft  eioe  46  jährige  Frau,  welche  mit  starkem  Frost  nnd 
nachfolgender  Hitse,  die  sich  später  bis  anf  40,8°  erhob,  erkrankte,  Milzschwellung 
und  8törung  des  Sensoriams  sowie  Petechien  anf  der  Hant  and  Blatnngen  auf  ver- 
achiedenen  Schleimhitnteu  teigte  and  gegen  Ende  der  2.  Krankheitswoche  starb. 
Das  Blut  hatte  bei  den  in  den  letsten  Tagen  vorgenommenen  Untersuchungen  leuk- 
ämische Beschaffenheit  geteigt.  Die  Section  ergab  aasser  verschiedenen  Häraor- 
rbagien  eine  chocoladenübnlicbe  Färbung  der  Gerinnsel  in  den  Herzhöhlen,  Mila- 
nnd  Lebervergrössernng,  eiteräbnliche  Beschaffenheit  des  Knochenmarks  und  keine 
VerXndernng  im  Darm. 

ln  dem  zweiten  Fall,  einer  lienal-myelogenen  Leukämie  bei  einem  38jährigen 
Manne  erfolgte  der  Tod  nnter  Erscheinungen,  welche  denen  einer  Peritouitis  glichen 
und,  wie  die  Section  zeigte,  von  einem  grossen  Bluterguss  iu  die  Muskeln  und  das 
Unterhautgewebe  des  Abdomens  bedingt  waren.  Senator. 


Jenner  and  Reynolds,  Leucocytosis  with  elevation  of  temperature; 
deep-seated  snppuration,  diseharge  of  pns;  recovery.  Lanceti876. 

II.  No.  8. 

Die  Vf.  weisen  dnrcb  eine  Krsr.Hngescbicbte  nach,  dass  bei  Eiterungen  eiue 
Zunahme  der  weissen  Blutkörper  statt. Indet,  welche  aufhört  und  einem  normalen 
Verhältnis*  Platz  macht,  sobald  der  Eiter  freien  Abfluss  hat.  Der  Fall  ist  folgen- 
der: Ein  17jäbriger  Junge,  welcher  an  Perityphlitis  litt,  bot  eine  auffallende  Blässe 
dar.  Da  dieselbe  immer  stärker  wurde,  untersuchte  man  das  Blut  und  fand  eine 
bedeutende  Vermehrung  der  weissen  Blutkörper,  welche  beständig  znnahm.  Jsnkeb 
diagnosticirte  Lcucocytose  trotz  fehlenden  Milztumors  nnd  Drüsenschwellungen.  All- 
mählich bildete  sieb  ein  Abscess  in  der  rechten  Lumbargegend  heran»,  welcher  er- 
öffnet wurde.  Nach  der  Incision  nahm  die  Anzahl  der  weissen  Blntkörper  rapid  ab 
nnd  erreichte  bald  die  Norm,  während  sieb  das  Aussehen  and  das  Befinden  des 
Kranken  wesentlich  besserte.  (Vgl.  Apolant,  Cbl.  1874,  302).  Litten. 


Scriven,  Malarious  and  other  fever«  in  Iudia.  Lancet  1876.  n.  No.  6. 

Vf.  macht  auf  die  Thatsache  aufmerksam,  dass  iu  Indien  Intermittenten  in 
Cbolerajabren,  besonders  nach  dem  Erlöschen  der  letztem  Epidemie,  viel  schwerer 
nnd  pernieiöser  verlaufen,  als  gewöhnlich.  Dabei  traten  gastrische  Beschwerden  be- 
sonders in  den  Vordergrund.  Ferner  betont  er  die  Schwierigkeiten  in  der  Diffe- 
renzial-Diagnose zwischen  Intermittens  and  Cholera  einerseits  and  Typhus  anderer- 
seits. Es  kämen  dort  (Lahobg)  Fälle  von  Intermittens  vor,  deren  Paroxysmen  genau 
an  dos  3.  Stadium  der  Cholera  erionerten,  aber  ohne  Suppressio  urinae  verliefen. 
Luftwechsel  und  Chinin  heilten  derartige  Fälle  gewöhnlich.  Litten. 


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768 


H*r8M.  Hillcr.  Fbikdbirorh.  Binz. 


Hayern , LMous  des  nerfs  des  membres  cousdcutiTes  & l’ampu- 
tatiOn.  Progr.  mii.  1876.  No.  11. 

Die  Nerveu,  welche  Stümpfen  amputirter  Glieder  angeboren,  fand  H.  volumi- 
nöser nnd  härter,  als  anf  der  gesuuden  Seite.  Hauptsächlich  kommt  diese  Volumens* 
Vermehrung  durch  Wucherung  der  biodegewebigeu  Elemente  zu  Stande:  Dilaceratioas- 
und  Querschnittcpiäparate  zeigten  in  geriuger  Anzahl  theils  ganz  normale  Nerven- 
fasern, tbeils  in  Bündeln  angeordnete  Nervenfasern  von  extremer  Feinheit  Vt 
glaubt  dauach,  dass  in  den  Stümpfen  viele  Nervenfasern  (die,  welche  in  dem  an- 
putirten  Theil  ihre  Endigung  fanden)  degenerireu  und  'nach  einer  gewiesen  Zeit  durch 
ein  kleines  Bündel  neugebildeter  Nervenfasern  ersetzt  werden.  Die  Veränderung«! 
erstrecken  sich  durch  den  ganzen  Nerven  hindurch.  In  der  Discussion  über  dies« 
Mittheilurig  machte  Cmabcot  auf  die  Arbeit  Wzstpbal’s  aufmerksam  (Cbl.  1874.  892). 
der  am  Nv.  radialis  eines  Bleikranken  ähnliche  Veränderungen  beschrieb.  Bernhard 


Fr.  Heller,  Ein  Fall  von  angeborener  Chorea.  Wien.  med.  W och  so- 
sehr. 1876.  No.  19. 

Unmittelbar  nach  der  Geburt  brachen  bei  einem  vorzeitig  geborenen  Kind« 
(in  der  Mitte  des  8.  Monats)  chortaartige  Krämpfe  aus,  welche  nur  während  das 
tief'ti-o  Schlafes  sistirten.  Diese  Affection  sowohl  wie  ein  allmählich  auftretender 
Na«  i.uatnrrh.  der  nach  einer  Stunde  mit  geräuschvollem  Niesen  endete,  wurde  durch 
kle  i.e  Gaben  Chloral  schliesslich  gehoben,  obgleich  die  Choreabewegungen , weaa 
auc  « in  abnehmender  Iutensität,  bis  zum  Ende  des  2.  Lebeuamonat*  auhielteo.  Dt« 
Kind  ist  zur  Zeit  1%  Jahr  alt  und  ziemlich  kräftig  und  gesund.  Die  Mutter  ist  etwa* 
anämisch,  soust  gesund.  Bernhardt 


Friedberger,  Herpes  tonsurans  bei  einem  Hunde  mit  lieber- 
tragung  auf  den  Menschen.  Arcb.  f.  Thierheilk.  1876.  8.  86».  4 Abbild 

Ein  an  Herpes  tonsurans  leidender  Hund  übertrug  das  Leiden  auf  -in  Dienst- 
mädchen und  eiuen  Knnbeu,  die  sich  viel  mit  ihm  abgaben.  Impfungen  vou  des 
Schuppen  des  Hundes  auf  4 Menschen  blieben  erfolglos,  ebenso  bei  Uebertragaog 
auf  einen  Hund,  während  ein  zweiter  Hund  nach  19  Tagen  deutlichen  Herpes  tca- 
surans  zeigte.  Versuche  bei  Katzen,  Hühnern  waren  erfolglos,  Impfung  beim  Ka- 
uincheu  gelang,  und  zwar  wieder  unter  dem  Hildo  des  Herpes  tonsurans.  Mikro- 
skopisch fand  Vf.  stets  Conidicu,  meist  Fäden  und  häufig  Micrococcen  io  grosser 
Zahl.  Im  Haarinneren  waren  nie  Pilzfäden  enthalten.  O.  Simor. 


C.  Binz,  Die  Zerlegbarkeit  des  salicylsanren  Natrons.  B*ri.  küs. 

Wochenschr.  1876.  No.  27. 

Behandelt  man  eine  wässrige  Lösung  von  salicylsaurem  Natron  mit  COt  and 
Aetber  so  wird  die  8alicylsäure  frei  und  vom  Aetber,  in  dem  sie  leichter  löslich  if? 
als  im  Wasser,  aufgenommen.  Harn  mit  salicylsaurem  Natron  und  COt  versen: 
widersteht  der  Fäulniss  läuger,  selbst  um  Wochen,  als  wenn  er  uur  mit  dem  Saht 
allein  versetzt  ist.  Vf  schliesst  daraus,  dass  die«  Salz  durch  CQt  zerlegt  wird  and 
nimmt  nn,  dass  diese  Zerlegung  in  den  Körpergeweben  ebenfalls  stattfindet.  Dia 
freie  Salicylaäure  gehe  dann  an  Stoffe,  au  denen  sie  grosse  Affinität  besitze,  gewisse 
Krankheitserreger.  — (Vgl.  gegen  diese  Ansicht  Flkisohkb,  d.  Bl.  No.  36).  Schiffer. 

Druckfehler:  8.  742  ZI.  18  v.  o.  lies:  die  interlobularen  Aeete  der  V.  port 

- - * — . 

Einsendungen  für  da»  Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Professor  Senator. 
Berlin  (NW.)  Bauliofrtr.  7 (am  Hegelplatz),  und  ProfetBor  Roaenthal.  Erlangen,  oder  (unter  Detsrhlna»  - 
an  die  Verlagabandlung,  Berlin  (NW.),  unter  den  Linden  68,  adresslren. 

Verlag  von  August  ilimcbwahl  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  He rm «du  ln  Berlin. 


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ft  rz  i 


Wöchentlich  crechelnen 
X— 2 Bogen;  um  Schlüsse 
des  Jebrgmnjfs  Titel,  Na- 
men- and  Sachregister. 


Centralblatt 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Mark;  zu  beziehen 
durch  alle  Buchhandlan- 
gen and  Postanstalten. 


medicinischen  Wissenschaften. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Profowor  in  Erlügen. 


Redigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  ln  Berlin. 


1876.  98.  October.  No.  44. 


Inhaiti  Webkb,  Pilocnrpiora  mariatieum  (Orig.-Mittb.).  — 

v c la  Valette  St.  Obobob,  Spermatogene.e  bei  den  Amphibien.  — 
Z IRQ  leb,  pathologische  Gewebsneubildung.  — Bericht  des  Rudolph  - Spitgls.  — 
Rühbig,  Hautreize. — Lürmann,  Oesopbagusfistel.  — Müller,  Typhusepidemie. 
— Vob»,  UebertragUDg  der  Syphilis  durch  Milch.  — Fleck,  Gärung.  — 

Fkrling,  Beckenform  beiin  Fötus.  — Co l,tuiatti,  Kniegelenk.  — Ows- 
jabbiiow,  Reflexe  im  Rückenmark  und  der  Med.  oblongata.  — Raodlt,  Einfluss 
der  CO.  anf  die  Atbmung  — Vogel,  Status  cribrosus  des  Gehirns.  — Hras,  Ob- 
struetion  durch  eine  Ovarialcyste.  — Volkhanb,  Myom  der  Harnblase.  — Kais. 
babbb,  Näseln.  — L.visii,  aente  Myelitis.  — 


Heber  die  Wirkung  des  Pilocarpium  muriaticum. 

Von  Dr.  Adolph  Weber,  Geb.  Med.-Rath  zu  Darmstadt. 

Nachdem  ich  mich  in  meiner  ophtbalmologischen  Praxis  schon 
geraume  Zeit  des  Infuses  von  Folia  Jaborandi  mit  grossem  Erfolge 
bedient  hatte,  erhielt  ich  im  Mai  dieses  Jahres  zu  Versuchszwecken 
von  der  MEBK’schen  Fabrik  ein  Präparat  unter  der  Bezeichnung  Pilo- 
carpium muriaticum,  welches  das  Alkaloid  der  Jaborandi  enthalten 
sollte.  Das  Präparat  stellt  ein  weisses  durchsichtiges  krystallinisches 
Salz  dar  voo  leicht  bitterem,  zusammenziehendem  Geschmack  und  ist 
in  gleichen  Theilen  Wasser  farblos  löslich.  Dasselbe  wurde  gewonnen 
aus  Pernambuco- Jaborandi,  während  das  sog.  Brasil- Jaborandi  kein 
Alkaloid  enthalten  soll.  Die  Ausbeute  aus  100  Kilogramm  Herb.  Jabo- 
randi ist  70  Gramm  des  salzsauren  Salzes,  wobei  aber  noch  ein  Theil 
des  Alkaloids  in  der  Mutterlauge  stecken  bleibt,  ein  anderer  Theil 
bei  der  Fabrikation  durch  Zersetzung  verloren  gebt;  beide  Verluste 
zusammen  wurden  von  Merk  auf  30 — 40  Gramm  pro  100  Kilogramm 
berechnet,  worüber  ich  aber  einige  Zweifel  nicht  unterdrücken  kann, 
weil  in  diesem  Falle  die  subcutane  lnjection  des  reinen  Alkaloidsalzes 
nur  etwa  gleich  stark  wirkte  wie  ein  Infus  von  der  äquivalenten  Menge 
Jaborsndiblätter,  was  doch  gegen  die  allgemeine  Erfahrung  über  die 
XIV.  Jahrgang.  49 


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770 


W»er,  Pilocarpium  murinticum. 


grössere  Wirksamkeit  subcutaner  InjeetioneD  von  Alkaloiden  gqHb- 
über  dem  innerlichen  Gebrauch  der  rohen  Drogue  verstösst.  Tct 
muss  nämlich  aus  vielen  Versuchen  die  Wirksamkeit  von  1 Cc.  2 pro- 
centiger  salzsauren  Pilocarpinlösung  gleichsetzen  einem  Infus  von 
5 Grm.  Fol.  Jaborandi  auf  120  Qrm.  Wasser. 

Die  Versuche  nun,  welche  ich  mit  dem  von  Merk  mir  über- 
gebenen Pilocarpium  muriaticum  anstellte,  sprechen  dafür,  dass  es 
diejenigen  Eigenschaften  besitzt,  um  derentwillen  man  das  Jaborandi 
in  die  ärztliche  Praxis  einführte,  nämlich  Erreguug  starker  Speichel- 
und Schweisssecretion.  — 

Als  erste  und  constanteste  Wirkung,  die  selbst  bei  kleinen  Dosen 
(0,5  Cc.  ‘/«procent.  Lösung)  nicht  ausbleibt,  giebt  sich  vermehrte 
Speichelsecretion  kund:  sie  tritt  3 — 5 Minuten  nach  der  sab 
cutanen  Injection  in  den  Oberarm  ein  und  überdauert  meist  stunden- 
lang die  Schweisssecretion,  seltener  scbliesst  auch  sie  mit  derselben 
ab,  ja  sie  tritt  nach  Dosen  ein,  nach  welchen  eine  vermehrte  Schwei»* 
secretion  nicht  zu  constatiren  ist.  Mit  der  Stärke  der  Dose  wächst  die 
Dauer  der  Salivation  und  die  Quantität  des  abgesonderten  Speichels. 

Die  Schweisssecretion,  welche  nur  in  ganz  seltenen  Fällen 
und  bei  sehr  geringen  Dosen  (0,5  Cc.  einer  V* procent.  Lösung)  aos- 
bleibt,  folgt  der  Speichelsecretion  auf  dem  Fusse,  seltener  um  5 Mi- 
nuten später;  sie  beginnt  meist  zuerst  am  Kopf,  sich  nach  und  nacb 
über  den  ganzen  Körper  ausbreitend,  nicht  selten  unter  intensivem 
Kältegefühl,  so  dass  die  Patienten  mit  den  Zähnen  klappern  und 
sich  einzuhüllen  wünschon.  Die  Dauer  der  Schweisssecretion  ist 
nach  der  Stärke  der  Dose  etwas  verschieden:  bei  unserer  üblichen 
Dosis,  1,00  Cc.  einer  2 procent.  Lösung,  welche  mir,  wie  oben  ge- 
sagt, einem  Theo  aus  5,00  Grm.  Jaborandiblätter  zu  entsprechen 
scheint,  ist  die  Dauer  im  Durchschnitt  1 Stunde,  wenn  die  Patienten 
ausser  Bett  bleiben,  kann  aber  durch  Einbetten  auf  2 — 3 Stuuden 
prolongirt  werden. 

Eine  geringe  Pulsbeschleunigung  von  5 — 10  Schlägen  in 
der  Minute  ist  das  Gewöhnlichste,  jedoch  vermindert  sie  sieb  mit  ab- 
nehmender Schweisssecretion  wieder  bis  zur  Anfangsgeschwindigkeit. 

Eine  Temperatursteigerung  von  0,5 — 1,0°  ist  schon  seltener, 
jedoch  von  uns  selbst  in  dem  Augenblick  gefunden  worden,  wo  über 
intensives  Frostgefübl  geklagt  wurde. 

Das  Gefühl  grosser  Hinfälligkeit,  welches  den  Thee  bei 
den  Patienten  so  rasch  in  Verruf  gebracht  hat,  ist  nur  in  Anwand- 
lungen vorhanden  und  überdauert  kaum  die  übrigen  Wirkungen  des 
Pilocarpium , während  es  beim  Thee  meist  noch  4 — 6 Stunden  an- 
hält.  Bei  beiden  folgt  aber  ein  Gefühl  grosser  Erleichterung  und 
Wohlbefindens. 

Uebelkeit  erzeugt  es  nur  dann,  wenn  der  Speichel  nicht  voll- 
ständig herausbefördert  wird;  zum  Erbrechen  haben  wir  es  aber 


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WtBKB,  Pilocsrpium  muriaticaro  771 

selbst  bei  den  Patienten  nicht  kommen  sehen,  die  nach  Jaborandi- 
Infus  sich  regelmässig  übergaben. 

Die  beiden  letzteren  Vorzüge  sind  es  vor  Allem,  weswegen  wir 
uns  fast  ausschliesslich  der  Pilucarpium-Injectionen  statt  des  Thees 
bedienen,  welcher  uns  im  Uebrigen  sowohl  betreffs  der  Intensität  als 
der  Constanz  der  Wirkung  durchaus  befriedigte. 

Die  verengernde  Wirkung  auf  die  Pupille  tritt  erst 
spät  ein,  überdauert  aber  alle  übrigen  Wirkungen  im  Durchschnitt 
12  Stunden.  Beim  Einträufeln  ins  Auge  selbst  ist  die  Durchschnitts- 
wirkung für  1 Tropfen  einer  2 procent.  Lösung:  Beginn  der  Con- 
traction  10  Minuten,  Maximalcontraction  20 — 30  Minuten,  Dauer  der 
Maximalcontraction  3 Stunden,  Dauer  einer  merkbaren  Verengerung 
überhaupt  24  Stunden. 

Gewichtsverlust  nach  einer  2 — 3stttndigen  reichlichen  Se- 
cretionssteigerung  im  Durchschnitt  2 Kilogramm,  jedoch  wurde  auch 
einmal  von  mir  4 Kilogramm  constatirt.  — 

Das  Pilocarpium  muriaticum  wurde  von  uns  hauptsächlich  seiner 
den  Stoffwechsel  mächtig  anregenden  Eigenschaften  wegen  ange- 
wendet, während  wir  seine  myotische  Wirkung  brach  liegen  Hessen, 
da  hierfür  das  Eserin  alles  Wünschenswerthe  leistet.  In  ersterer  In- 
dicatiou  glaube  ich,  dass  kein  Mittel  ihm  an  die  Seite  zu  stellen  ist. 

Wenn  ich  nun  nach  dieser  allgemeinen  Indication  die  Krank- 
heiten, für  welche  es  in  Anwendung  kam  und  stets  kommen  sollte, 
auch  nicht  einzeln  aufführen  will,  so  möchte  ich  doch  gerade  eine 
hervorheben,  für  welche  ich  es  aufs  Wärmste  empfehlen  muss,  näm- 
lich Glaskörpertrübungen  nach  chronischer  Irido  - chorioiditis:  hier 
haben  wir  nach  10— 12 maliger  Anwendung  einen  Erfolg  erzielt,  wie 
man  ihn  mit  anderen  Mitteln  erst  nach  vielen  Monaten  erreicht. 

Auch  verpflichtet  mich  die  Dankbarkeit  gegen  dieses  Mittel  eines 
Falles  zu  gedenken,  wo  dasselbe  geradezu  von  lebensrettender  Be- 
deutung war,  besonders  da  jede  andere  Art  der  Anwendung  als  die 
durch  subcutane  Irijection  hier  ausgeschlossen  war.  Es  betraf  dies 
ein  an  Croup  tracheotomirtes  3jäl.riges  Kind,  welches  am  5.  Tage 
nach  der  Operation  wegen  Lungenödem  im  höchsten  Stadium  der 
Asphyxie  lag;  es  wurde  1 PRAVAZ’sehe  Spritze  2 procent.  Lösung  in- 
jicirt,  dabei  die  Vorsicht  getroffen,  das  Kind  mit  dem  Kopfe  tief  und 
so  zur  Seito  zu  legen,  dass  der  Speichel  leicht  abfliessen  konnte; 
nach  SVjStündigem  ganz  abundantem  Schweiss  und  Salivation  war 
die  Asphyxie  geschwunden,  der  Kleine  genas  ohne  Rückfall  unter 
rascher  Abnahme  des  croupösen  Processes,  so  dass  am  10.  Tage  nach 
der  Operation  die  Canüle  schon  zeitweise  entfernt  und  nach  3 Wochen 
das  Kind  mit  geheilter  Halswunde  entlassen  werden  konnte. 

Die  Injectionen  sind  vollständig  schmerzlos  und  bleibt  au  Ort 
und  Stelle  weder  eine  Anschwellung  noch  die  geringste  Empfindlich- 
keit gegen  Betastung  zurück. 

49» 


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772  db  la  Valette  8t.  Georof,  8permatogene«e  bei  den  Am 


Die  Lösung  hält  sich,  soweit  unsere  ßeobacbtungszeit  reicht, 
reinlicher  Aufbewahrung  vollständig  klar  und  wirksam.  — 

Wenn  das  Pilocarpium,  im  Verhältnisse  zu  anderen  Alcaloideo, 
vielleicht  theuer  erscheinen  mag,  so  kann  man  es  in  Betracht  seiner 
Wirksamkeit  wohl  nicht  so  nennen:  eine  effectvolle  Einspritzung  von 
1 Cc.  2 procent.  Lösung  kommt  auf  ca.  50  Pfennig,  wofür  ein  unter 
Umständen  gleich  wirksames  Dampfbad  nicht  herzustellen  ist.  — 


Y.  de  la  Valette  St.  George,  Die  Sperniatogenese  bei  den  Amphibien. 

Arcb.  f.  microsc.  Aast.  XII.  S.-A.  31  8tu.  2 Tsf. 

Vf.  hat  die  Entwickelung  der  Sainenelemerte  bei  den  Amphibien 
von  den  Sommer-  und  Herbstmonaten  an  bis  in  den  Februar  einer 
erneuten  Untersuchung  unterworfen  und  erörtert  zunächst  in  aus- 
führlicher Darlegung  die  Verhältnisse  bei  ßana  temporaria.  Die 
Samenkanälchen  des  Frosches  enthalten  als  wesentliches  Formelement 
die  „Hodenkugeln“  oder  Spermatocysten  v.  la  V.  St.  G.,  cylindrische 
Gebilde  umhüllt  von  einer  zarten  kernhaltig  ;n  Membran.  Die  ein- 
zelnen Spermatocysten  werden  durch  ein  im  Innern  des  Samen- 
kanälchen existirendes  membranöses  Fachwerk  bindegewebiger  Katar 
von  einander  getreunt  und  abgegränzt  Die  dieses  Facbwerk  bildende 
Membran  bezeichnet  Vf.  als  die  Foliikelhaut. 

Als  jüngstes  Stadium  der  Spermatocysten  beschreibt  Vf.  eine 
Zelle  mit  grossem  runden  Kerne  und  einer  düunen  Schiebt  feinkör- 
niger Zellsubstanz  (Spermatogonie  oder  Ursarnenzelle  v.  la  V'.)  Ans 
dieser,  einer  einzigen  Zelle  entsteht  durch  successive  Kernvermehrung 
und  Theilung  des  Protoplasma  die  ganze  Spermatocyste  und  zwar 
sowohl  ihre  Membran  als  ihr  Inhalt.  Die  ausgebildete  Spermatocyste 
enthält  stets  eine  grössere  Anzahl  (über  20)  von  Zellen,  welche  Vf 
als  Samenzellen  oder  Spermatocyten  bezeichnet. 

Aus  diesen  Spermatocyten  entstehen  die  Zoospermieen  in  folgen- 
der Weise:  Zuerst  wird  der  Kern  der  Spermatocysten  trübe  und 
granulirt;  gleichzeitig  zeigt  sich  lebhafte  amöboide  Bewegung.  Darauf 
wird  der  kugelige  Kern  hell  und  nimmt  ein  starkes  Lichtbrechungsver- 
mögen an.  Die  eine  Hälfte  ragt  zuweilen  aus  dem  Protoplasma 
hervor;  an  der  andern  oft  etwas  abgeplatteten  Fläche  zieht  sich  dieses 
in  einen  langen  oft  lebhaft  bewegenden  Faden  aus.  Zwischen  Kern 
und  dem  oberen  Theilo  dos  Fadens  sieht  man  unregelmässige  Körn- 
chen. Der  Kern  setzt  sich  nunmehr  schärfer  vom  Protoplasma  ab, 
wird  birncylinder-  und  zuletzt  spindelförmig.  Am  jobern  Ende  des 
Fadens  lässt  sich  bis  zur  eingetretenen  Verlängerung  des  Kerne« 
ein  anklebender  Rest  der  Zellsubstanz  erkennen.  Hat  das  Zoosperm 
seine  definitive  Gestalt  erreicht,  so  gehen  der  aus  dem  Kern  entstan- 
dene Kopf  und  der  aus  dem  Protoplasma  gebildete  Faden  unmerklich 
in  einander  über.  Das  Kopfende,  mit  einer  feinen  Spitze  beginnend, 

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Ziegler,  pathologische  Gewebsneubildung. 


773 


ist  etwas  dicker,  als  der  unmessbar  fein  auslaufende  viel  längere 
Faden  und  zuweilen  hakenförmig  umgebogen.  Gin  nach  Kopf  und 
Faden  hin  deutlich  abgegränztes  Mitteistück  lässt  sich  an  den  reifen 
lebenden  Samenkörpern  mit  voller  Bestimmtheit  durchaus  nicht 
constatiren. 

Diese  eben  beschriebene  Umwandlung  der  Samenzellen  in 
Zoospermien  geht  nur  allein  innerhalb  der  Cystenhaut  vor  sieb,  und 
zwar  lassen  alle  zu  einer  Spermatocyste  gehörigen  Spermatocyten, 
je  nach  dem  Fortschritt  ihrer  Reife,  dasselbe  Stadium  der  Entwicke- 
lung erkennen.  Haben  die  Zoospermien  ihre  Reife  erlangt,  so  liegen 
sie  in  der  Cystenbaut,  eingebettet  in  eine  durchsichtige  gallerartige 
Masse,  welche  als  ein  Rest  unverbrauchten  Protoplasmas  zurück- 
geblieben zu  sein  scheint.  Eine  Zeit  lang,  nachdem  sie  schon  aus 
der  Cysto  ausgetreten,  bleiben  sie  mitunter  noch  zu  Büscheln  ver- 
einigt, denen  der  obere  Theil  der  Cystenmembran  wie  eine  Kappe 
ansitzt  Leere  Cysten  sieht  man,  je  i äher  der  Brunstzeit,  desto 
leichter,  am  häufigsten  bei  Fröschen  kurz  nach  dem  Laichen,  auch 
solche,  welche  noch  ein  Paar  Samenfaden  beherbergen,  sowie  einzelne, 
welche  als  leichte  Lfingsstreifung  gewissermaassen  den  Abdruck  des 
ausgestossenen  Zoospermieubündels  zeigen. 

Ebenso  wie  bei  Rana  temporaria  gebt  die  Spermatogenese  auch 
bei  Raua  esculenta,  Triton  punctatus,  Salamandra  maculata,  Bombinator 
igneus  und  Bufo  cinereus  vor  sich.  Von  diesen  Amphibien  giebt 
der  Hoden  von  Bombinator  igneus  die  überzeugendsten  Präparate 
und  empfiehlt  Vf.  daher  die  Unke  den  Nachuntersuchern  als  das  bei 
weitem  günstigste  Object.  — Die  Zoospermieen  von  Bufo  cinereus 
sind  durch  den  Besitz  von  zwei  Schwanzfaden  ausgezeichnet,  ein 
Befund,  der  bisher  aus  dem  Typus  der  Wirbelthiere  noch  nicht  be- 
kannt war,  — Aus  den  Bemerkungen  des  Vf.  über  den  sog.  Hoden- 
eierstock der  Kröte  ist  hervorzubeben,  dass  an  seinen  Eiern  sehr 
deutlich  die  seit  Balbiani  von  verschiedenen  Histologen  (Mktsciinikow, 
Adebbaoh,  Brandt,  Eimer,  O.  Hertwiq,  van  Beneden)  beobachteten 
amöboiden  Bewegungen  der  Keimfiecke  wahrzunehmen  sind. 

Zum  Schlüsse  vergleicht  Vf.  seine  Darstellung  der  Spermato- 
genese der  Amphibien  mit  den  auf  denselben  Gegenstand  bezüglichen 
Angaben  der  anderen  Autoren:  Remak,  AnkehmanN,  Köllikeh, 
Schweigqer  Seidel,  Ciaccio  und  Negmann;  eine  besonders  ausführ- 
liche kritische  Widerlegung  widmet  er  der  Beschreibung  NkcmaSN’s. 
(Cbl.  1876,  269;.  Boll  (Kon,). 


E.  Ziegler,  Untersuchungen  über  pathologische  Bindegewebs- 
und  Gefässneubildung.  Würaborg  1876.  8°.  100  Stu.  7 T»f, 

Vorliegende  Arbeit  bildet  eine  Ergänzung  der  ira  Cbl.  1875 
p.  752  referirten.  Z.  hat  das  Schicksal  der  zwischen  die  Glasplättchen 


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774 


Zirolki,  pathologische  Gewebsneubildung. 


eingewanderten  Zellen  bis  zum  70.  Tage  verfolgt  und  dabei  sowohl 
Bindegewebs-  als  Gefässbildung  beobachtet.  Schon  in  der  früheren 
Arbeit  bat  Verf.  die  Umwandlung  der  farblosen  Blutkörperchen  in 
grössere  einkernige  oder  mehrkernige  (Riesen-)  Zellen  (Bilduugszelieo), 
sowie  den  Beginn  einer  Bildung  von  interstitiellem  Gewebe  in  Form 
eines  Reticuluras  beschrieben.  In  zwei  Punkten  hat  seine  damalige 
Auffassung  eine  Aenderung  erfahren:  1)  das  gen.  Reticulum  ist 
keine  bleibende,  sondern  nur  eine  mangelhafte  Bildung,  die  schon 
an  der  Grenze  der  regressiven  Metamorphosen  steht  und  später  zu 
Grunde  geht.  2)  Die  Riesenzellen  sind  nicht  ausschliesslich  Gefäs»- 
anlagen,  sondern  sie  sind  ein  Bildungsmaterial  sowohl  für  Gefasse 
als  für  Bindegewebe,  aber  beides  nicht  mehr  und  nicht  weniger  als 
die  übrigen  einkernigen  Bildungszellen  auch.  Um  auch  die  bei  der 
pathologischen  Bindegewebsneubildung  am  lebenden  Menschen  sich 
abspielenden  Vorgänge  in  das  Bereich  seiner  Betrachtungen  ziehen 
zu  können,  hat  Verf.  gesunde  und  fungöse  Granulationen  untersucht 
und  da  er  bei  diesen  im  Princip  dieselben  Befunde  hatte  wie  bei 
seinen  Plättehenpräparaten  (worüber  im  Originale  die  Details  nach- 
gelesen weiden  mögen),  so  kann  er  nun  über  die  pathologischen 
Bindegewebs  und  Gefässneubildung  überhaupt  folgende  Angaben 
machen.  Die  Bindegewebsentwickelung  nimmt  ihren  Ursprung  von 
aufgewanderten  farblosen  Blutkörperchen,  aber  nicht  in  der  Weise, 
dass  etwa  dieselben  sich  direct  in  Spindelzellen  und  Fasern  urawan- 
delten,  sondern  so,  dass  sie  zuerst  zu  ein-  oder  mehrkernigen  Pro* 
toplasmamassen  verschmelzen,  deren  Kerne  eine  deutlichere  Diffe- 
lenzirung  ihrer  Tbeile  zeigen  und  aus  welchen  dann  erst  wieder 
Gefässe  und  Bindegewebe  hervorgehen.  Die  ersten  grossen  Bilduug*- 
zellen  bekommen  1 — 2 Ausläufer,  meist  nach  einer  Richtung  hin. 
(spindelförmige  und  keulenförmige  Zellen)  mit  welchen  sie  sich  ver- 
binden zu  Zelienzügen,  an  welchen  die  spindelförmigen  in  der  Con- 
tinuität,  die  keulenförmigen  am  Ende  oder  auch  seitlich  ansitseo. 
Indem  die  letzteren  nun  wieder  Ausläufer  bekommen,  auch  andere 
mit  ihnen  in  Verbindung  treten,  entsteht  ein  grossmaschiges  Netz, 
welches  gleichsam  eine  Skizze  für  das  ganze  Gewebe  abgibt.  Was 
weiter  gebildet  wird,  schaltet  sich  entweder  in  die  grossen  Maschen 
dieses  Rahmens  ein  oder  hält  sich  an  den  gegebenen  Rahmen  selbst 
Was  zunächst  den  letzteren  angeht,  so  wandelt  er  sich  direkt 
iu  ein  Gefässnetz  um,  von  dem  aus  durch  Sprossenbildung  die  Ge- 
fässbildung immer  weiter  schreitet.  Die  Sprossen  sind  theils  Wuche- 
rungs-Erzeugnisse der  Gefässwandzelien,  theils  solche  von  ausserhalb 
gelegenen  Bildungszellen,  die  mit  der  Zellwand  oder  Sprossen  der- 
selben in  Verbindung  getreten  sind.  Die  Sprossen  wandeln  sieb  durch 
Hoblwerden  (uicbt  immer  vom  Gefässlumen  aus)  in  Gefässe  um,  so 
dass  also  die  GefässbilduDg  wesentlich  eine  intracellulare  ist,  wenn- 
gleich auch  daneben  noch  eiue  intercellulare  Vorkommen  mag. 


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ZitOLia,  pathologische  Gewebaneubildnng.  775 

Den  ersten  Punkt  anlangend  so  bilden  sich  in  den  Zwischen- 
räumen, während  die  Zahl  der  farblosen  Blutkörperchen  immer  mehr 
abnimmt,  immer  mehr  grosse  Bildungszellen,  für  deren  Weiterent- 
wickelung natürlich  der  Eintritt  der  Vascularisation  einen  kräftigen 
Hebel  abgibt.  Die  Bildungszellen  verbinden  sich  zunächst  unterein- 
ander durch  zahlreiche  Fortsätze,  während  zwischen  ihnen  sich  wieder 
neue  einschicben,  und  wandeln  sich  dann  entweder  direct  durch 
eine  Differenzirung  ihres  Protoplasmas  in  Fasern  um,  ganz  in  der 
von  Boll  (Cbl.  1872,  72)  für  das  normale  Bindegewebe  angegebenen 
Weise,  indem  das  Protoplasma  seine  Körnung  am  Räude  verliert, 
oder  sie  bilden  erst  eine  homogene  Zwischensubstanz,  aus  welcher  sich 
dann  erst  secundär  die  Fasern  hervorbilden.  Bei  den  Glasplättchen- 
präparaten war  in  Folge  der  reichlichen  Bildung  von  Riesenzellen 
die  Bildung  an  manchen  Stellen  eine  etwas  complicirtere,  indem  sich 
dieselben  zuerst  durch  Differenzirung  in  kleine  einkernige  Zellen  und 
homogene  Zwischensubstanz  umbildeten,  von  denen  dann  aber  die 
Faserbildung  in  der  oben  angegebenen  Weise  besorgt  wurde.  Bei 
der  Faserbildung  wird  nicht  das  ganze  Protoplasma  der  Zellen  ver- 
braucht sondern  es  bleiben  kleine  Reste  (Kern  mit  Protoplasma) 
übrig,  welche  als  sog.  fixe  Zeilen  des  Narbengewebes  persistiren. 
Da  die  einzelnen  Fasern  bildenden  Zellen  mit  einander  Zusammen- 
hängen, so  werden  die  schliesslich  hervorgehenden  Faserbündel  stets 
dem  Gebiete  mehrerer  Zellen  entsprechen.  Die  grossen  Bündel  er- 
halten an  verschiedenen  Stellen  Lücken,  aber  nicht  da,  wo  früher 
die  Grenzen  der  Bildungszellen  waren,  sondern  da,  wo  die  Reste 
dieser  Zellen  liegen,  so  dass  diese  in  die  Spalträume  des  Bindege- 
webes zu  liegen  kommen,  wo  sie  der  Aussenfläche  der  Fibrillen- 
bünde] anliegen.  Es  geht  also  aus  dieser  Darstellung  hervor,  dass 
die  grossen  Bildungszellen  die  eigentlichen  Faserbildner  sind,  weshalb 
Z.  für  dieselben  den  Namen  der  Fibroblasten  gewählt  bat,  während 
er  die  sog.  Riesenzellen,  welche  im  Grunde  genommen  auch  nichts 
weiter  sind,  als  hypertrophische  Fibroblasten  bezeichnet. 

In  den  „Schlussbetrachtungen“  bespricht  Vf.  zunächst  das  Ver- 
hältnis zwischen  den  eben  geschilderten  Bildungsvorgängen  und  den- 
jenigen, wie  sie  sich  bei  den  tuberculösen  Entzündungen  finden,  welche 
nach  ihm  durch  Entwickelung  von  Tuberkeln  neben  anderen  Ent- 
zündnngsproducten  charakterisirt  sind.  Als  Beispiel  werden  die 
tuberculösen  (fungösen)  Granulationen  angeführt,  die  sich  von  nor- 
malen nur  dadurch  unterscheiden,  dass  die  Bildungszellen  im  Allge- 
meinen grösser  und  mehrkernig,  rundlich  und  stärker  gekörnt  sind 
und  dass  sie  sowohl  wie  Gefäese  und  Gefässsprossen  verfetten,  alles 
lediglich  quantitative  und  qualitative  Abweichungen  in  der  Bildung  und 
Entwickelung  stets  vorkommender  Zeilforraen.  Daneben  ist  dann 
noch  eine  besondere  Gruppirung  der  kranken  Bildungszellen  zu 
Tuberkeln  vorhanden,  welche  stets  in  den  gefässlosen  Inseln  zwischen 


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776 


Bericht  des  Kudolfopitala. 


vaacularisirten  Theilen  liegen.  „Hier  häufen  sich  die  pathologischen 
Bildungszellen  an,  da  sie  nicht  weiter  verbraucht  werden.  Dass  ihre 
Anhäufung  in  Form  rundlicher  Knötchen  erscheint,  kann  wohl  darauf 
zurückgefübrt  werden,  dass  das  umliegende  Gewebe  den  sich  ver- 
grösaemden  Haufen  auf  ein  möglichst  kleines  Volumen  zusammenzu- 
drängen  strebt.  Dass  in  der  Peripherie  der  Knötchen  meist  kleine 
Rundzellen  liegen,  hängt  wahrscheinlich  mit  einem  mehr  oder  weniger 
continuirlicben  Nachschub  neuer  Rundzellen  von  Seiten  der  umgeben- 
den Gefässe  zusammen.“  Anders  ist  die  Bildung  der  Tuberkelknötchen 
da  zu  erklären,  wo  sie  secundär  auftreten  (disseroinirte  T.).  Hier 
sind  sie  meist  „Perivasculitiden“  und  stellen  den  Gesamrateffect  der 
Reizung  dar,  sind  nicht  mit  anderen  Entzündungsproducten  verban- 
den; sie  sind  hier  also  nichts  weiter  als  ein  kleiner  Entzündungi- 
herd,  in  welchem  die  zeitigen  Elemente  den  gewöhnlichen  Bildungs- 
gang einschlagen,  aber  durch  Mangel  an  Ernährung  absterbeo, 
verkäsen. 

Unter  den  anatomischen  Gründen  der  Tubcrkelbildung  and 
überhaupt  des  ganzen  eigentümlichen  Ablaufes  der  tuberculösen  Ent- 
zündungen muss  wohl  zuerst  die  mangelhafte  Vascularisation  ange- 
führt werden.  Allein  wenn  auch  aus  ihr  die  eigentbümlichen  Ver- 
änderungen, welche  die  Bildungszellen  erleiden,  erklärt  werden  können, 
so  ist  sie  selbst  doch  schon  die  Folge  eines  abnormen  Verlaufes  der 
Entzündung.  Die  Ursache  dieses  mag  zum  Theil  in  örtlichen  Ver- 
hältnissen zu  suchen  sem,  der  Hauptsache  nach  ist  sie  aber  jeden- 
falls eine  allgemeine,  eine  abnorme  Diathese  des  Blutes  und  zwar 
hier  die  sog.  scrophulöse  Diathese.  Doch  decken  sich  die  Begriffe 
scrophulüse  Diathese  und  Tuberkulose  nicht  ganz,  denn  nicht  aiie 
Entzünd ungsproducte,  welehe  unter  dem  Einflüsse  der  scrophulösen 
Diathese  entstehen,  sind  tuberculöse  und  es  können  umgekehrt  auch 
Tuberkel  ohne  scrophulöse  Diathese  auf  anderen  Momenten  basirend 
entstehen:  „Tuberkel  ist  ein  anatomischer  Begriff,  Scrophulöse  eia 
klinischer.“  Orth. 


Bericht  der  K.  K.  Krankenanstalt  Rudolph -Stiftung  in  Wien 
vom  Jahre  1874.  Wien  187&. 

1)  Cystenkropf.  Injectionen  von  Jodtinctur  etc.  Ein 
21  jähriger  Mann  trug  eine  Kropfcyste,  welche,  mit  der  PRiVaz’seben 
Spritze  punctirt,  eine  dunkelbraune  dünne  Flüssigkeit  als  Inhalt 
zeigte.  Mehrmalige  Injection  von  Jodtinctur  mit  gieicheu  Theilen 
Wasser.  Während  die  zwei  ersten  Injectionen  gar  keine  Reaction 
hervorriefen,  Jrat  nach  der  dritten  eine  acute  Verjauchung  der  Cyste 
ein,  welche  trotz  Spaltung  am  dritten  Tage  in  kurzer  Zeit  zum  Tode 
durch  Pyämie  führte.  2)  Parenchymatöser  Cystenkropf.  Ein 
26 jähriges  Stubenmädchen  trug  eine  seit  Jahren  entstandene  ffuctu- 

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Röhbio,  Hautreize. 


777 


irende  Geschwulst  an  der  Vorderseite  des  Halses.  Die  Punction  ent- 
leerte zuerst  eine  dunkelbraune  Flüssigkeit,  dann  hellrothes  Blut. 
Spaltung  der  Cyste,  Unterbindung  einiger  Arterien  des  Balges,  hart- 
näckige Blutung  aus  einem  Paranchyruknoten.  Schliesslich  stand  die 
Blutung  durch  Tamponade  des  Balges  mit  Eisenchlorid  und  Druck- 
verbaud.  Heilung.  3.  Schuss  Verletzung  des  Schädels'  Bei 
einem  Selbstmordversuch  hatte  sich  ein  35  jähriger  Mann  eine  Re- 
volverkugel in  die  Stirn  geschossen,  welche  frei  in  der  Stirnhöhle 
lag  und  ohne  Schwierigkeit  extrahirt  werden  kennte.  Nachdem  der 
Kranke  anfänglich  ziemlich  klar  und  munter  gewesen  war,  wurde  er 
am  nächsten  Tage  unbesinnlich  und  starb  15  Stunden  nach  der  Ver- 
letzung. Bei  der  Scclion  fand  man  die  hintere  Stirnwand  in  Stücke 
zerbrochen  und  in  die  Dura  mater  hineingetrieben,  das  Gehirn  mehrere 
Linien  tief  in  einen  blutigen  Brei  verwandelt.  4)  Kurzbändrige 
Ankylose  im  Kniegelenk  nach  einer  puerperalen  eitrigen 
GonitU.  Der  Fall  ist  bemerkenswert!],  weil  bei  einem  ohne  besondere 
Gewalt  vorgenommenen  Brisemeot  die  A.  poplitea  zerriss  und  Gangrän 
des  Unterschenkels  eintrat.  Es  bildete  sich  aber  kein  Aneurysma 
und  konnte  daher  die  Absetzung  des  Unterschenkels  innerhalb  des 
rechtwinklig  gebeugten  Kniees  erfolgen.  E.  Küster. 


A.  Rührig,  Die  Physiologie  der  Haut  experimentell  und  kritisch 
bearbeitet.  Berlin  1876.  8°.  217  sto. 

R.  giebt  eine  ausführliche  Zusammenstellung  des  über  den  Bau 
und  di«  Function  der  Haut  Bekannten  unter  Anführung  eigener  Un- 
tersuchungen, deren  grösster  Theil  bereits  referirt  ist  (Cbl.  1871,  354. 
1872,  510  u.  686.  1873,  734).  Hinzuzufügen  ist:  1)  in  Betreff  des 
Einflusses  der  Kalte  und  anderer  Hautreize  auf  Atbmungs- 
und  Pulsfrequenz,  dass  wenn  einem  Kaninchen  beide  Ohren  mit 
Senfspiritus  oder  Crotonöl  bestrichen  wurden,  die  Zahl  der  Herz- 
schläge bedeutend  stigg  (z.  B.  von  150  auf  230  in  2 Stunden),  die 
der  Athemzüge  aber  sank  (in  45  Minuten  von  68  auf  16).  Bei  Ein- 
wirkung stärkerer  oder  ausgedehnterer  Reize  sanken  Puls-  und  Athera- 
frequeoz  gleichzeitig.  Aus  diesen  Versuchen  schliesst  R.  dass  die 
Hautreize  nur  einen  hemmenden  Einfluss  auf  die  Athmung  ausüben 
und  hält  die  Annahme  einer  periodischen  oder  einmaligen  Erregung  der 
Athmung  (z.  ß.  bei  Neugeboienen)  durch  peripherischen  Reiz  (Kälte 
etc.)  für  eine  Verirrung.  2)  Die  Temperatur  im  Rectum  von 
Kaninchen  sank  bei  Einwirkung  sehr  starker  Hautreize, 
während  sie  bei  milderen  mehr  oder  weniger  stieg.  (Fast 
aämmtliche  Thiere  starbeD,  insbesondere  die  mit  starken  Hautreizen  be- 
handelten schon  in  kurzer  Zeit).  Bei  Kaninchen  mit  durchschnittenen 
Vagis  ging  die  Erkaltung  nach  Anwendung  starker  Hautreize  oder 
bei  Wärmeentziehung  schneller  vor  sich  als  bei  Thieren  mit  erhaltenen 


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778 


LüsMAgit,  Oeiopkagusfiital. 


Vagis.  Als  Ergebniss  dieser  Beobachtungen  stellt  R.  folgende  Sä! 
auf:  „1 ) Die  nach  Extensität  oder  Intensität  ihrer  Einwirkung  nlsschwa" 
Hautreize  zu  bezeichnenden  Agentien  versetzen  die  peripheren  Haut- 
gefässe  in  den  Zustand  der  Contraction,  steigern  allmählich  mit  den 
wachsenden  Stromwiderständen  die  Triebkräfte  des  Herzens  nnd  be- 
dingen so  eine  gewisse  Beschleunigung  des  Blutstroms  (s.  S.  609 
ferner  Cbl.  1874,  567  etc.  Ref.).  Wie  die  Gefässvereugerung  die 
Abfuhr  yon  Wärme  an  der  Körperperipherie  beschränkt,  so  wirkt 
die  gleichzeitig  schwach  herabgesetzte  Athmungsfrequenz  der  raschen 
Abkühlung  des  Blutes  an  der  Lungenschleimhaut  entgegen.  Die  ge- 
meinsame Folge  wird  umsomehr  eine  Erhöhung  der  Innentemperatur 
sein,  als  schwache  Hautreize  schon  durch  eine  massige  Steigerung 
des  Oxydationsprocesses  die  Wärmebildung  anregen.  2)  Die  starken 
Hautreize  jeder  Art  begünstigen  durch  die  periphere  Gefasserscblaffung 
die  Wärmeabgabe  von  Seiten  der  Körperoberfläche  und  erniedrigen 
dadurch  die  Eigenwärme  in  mehr  oder  weniger  gefahrdrohenden 
Weise.  Bei  einer  gewissen  Intensität  ihrer  Wirkung  jedoch  üben  sie 
eine  proportionale  Reiz  Wirkung  auf  die  Nervi  vagi  aus,  verlangsamen 
Puls  und  Kreislauf  und  werden,  indem  dazu  noch  die  langsamere 
Ventilation  durch  Aihmungsherabsetzung  tritt  und  die  Wärmepro- 
duction  durch  Erhöhung  des  Verbrennungsprocesses  eine  successive 
Steigerung  erfährt,  zu  wichtigen  Compensationsvorrichtungen,  welche 
bis  auf  einen  gewissen  Grad  der  äusseren  Abkühlung  entgegen  wirken 
können.  3)  Mässig  starke  Hautreize  schliessen  sich  in  ihrem  End- 
resultat der  Wirkung  der  starken  Agentien  au;  doch  geht  dieser  die 
Symptomengruppe  der  schwachen  Reizeffectc  mit  einem  länger  oder 
kürzer  anhaltendem  Stadium  der  Erwärmung  voraus“. 

In  einem  Anhang  bespricht  Vf.  die  Wirksamkeit  der  auf  die 
Haut  angewandten  Arzeneimittel  und  der  Bäder.  Senator. 


Lürmann,  Ein  Fall  von  üesophagusflstel  mit  seeundärer  Bildung 
eines  Mediastinalabscesses.  (Aus  der  Klinik  von  Prof.  Bahtzus 
in  Kiel).  Barl.  klin.  Wocbenscbr.  1876.  No.  19. 

Nach  einer  Angina  faucium  stellte  sich  bei  einem  24  jährigen 
Landmanne  eine  Anschwellung  der  linken  Seite  des  Halses  unter 
heftigen  Fiebererscheinungen,  Schmerzen  und  Heiserkeit  ein.  Als 
später  noch  Athemnoth  hinzutrat  und  deutliche  Fluctuation  in  der 
Geschwulst  fühlbar  war,  wurde  diese  incidirt  und  ca.  '/*  Liter  stinken- 
den Eiters  entleert,  worauf  alle  Beschwerden  bis  auf  die  Heiserkeit 
nachliessen.  Die  Incisionswunde  schloss  sich  indessen  nicht  und  nach 
14  Tagen  sah  man  aus  derselben  Speisereste  hervorkommen.  Unter- 
suchungen mit  der  Sonde  durch  die  hart  am  inneren  Rande  der 
Sternalportion  des  Kopfnickers  belegene  Fistelöffnung  coustatirten, 
dass  man  nach  hinten  weit  nach  abwärts  in  einen  umfangreichen  Hohl- 


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Müller,  Typhunepideime. 


779 


raum  gelangte,  der  sich  je  nach  AnfüIJung  oder  Entleerung,  sei  es 
durch  die  äussere  Fistelöffnung,  oder  spontan  durch  Eindringen  der 
genossenen  Speisen  aus  dem  Oesophagus  durch  matteren  oder  helle- 
ren Percussionston  ducumentirte  und  das  Mediastinum  posticum  war. 
(Näheres  ist  im  Original  nachzusehen).  Auch  die  Communication  des 
Oesophagus  mit  der  Abscesshöhle  wurde  nicht  blos  bei  in  den  crste- 
ren  geleiteten  Schlundsonde  mittelst  einer  durch  die  äussere  Fistel- 
öffnung eingeführten  Bleisonde  durch  den  Contact  constatirt,  sondern 
man  konnte  sogar  mittelst  reflectirten  Lichtes  die  schwarze  Farbe 
der  französischen  Magensonde  durch  die  Fistelöffnung  in  einer  Aus- 
dehnung von  ca.  2 Cm.  deutlich  sehen,  wobei  auch  gleichzeitig  ein 
Aufsteigen  des  Speichels  neben  der  Sonde  und  Ueberfliessen  des- 
selben in  die  Abscesshöhle  beobachtet  wurde. 

Ueber  die  Entstehung  dieses  höchst  seltenen  Krankheitsfalles 
aussert  sich  Vf.  dabin,  dass  wahrscheinlich  durch  einen  Fremdkörper 
(Knochensplitter)  die  Perforation  der  Speiseröhre  verursacht  worden 
sei;  nun  habe  sich  der  Eiter  längs  der  Speiseröhre  in  die  Tiefe  ge- 
senkt, habe  das  ganze  Mediastinum  posticum  ausgefüllt  und  sei  nach 
oben  durch  die  Apertura  thoracis  superior,  dem  Orte  des  geringsten 
Widerstandes  nach  aussen  durcbgebrocheu.  Das  von  dem  Kranken 
behauptete  und  durch  das  Experiment  (siehe  Original)  bewiesene  Auf- 
steigen der  Speisen  aus  dem  Magen  nach  der  mindestens  20  Cm,  von 
der  Cardia  entfernten  Coramunicationsstelle  zwischen  Oesophagus  und 
Abscesshöhle  lässt  sich  durch  eine  Läsion  der  Fasern  des  linken  N. 
vagus  durch  den  angesammclten  Eiter  oder  durch  bereits  eingetretene 
Heilungsvorgänge  erklären,  wodurch  eine  theilweise  Paralyse  der 
Speiseröhre  und  des  Magenroundes  veranlasst  worden  sei,  ähnlich  wie 
ja  auch  bei  der  gleichzeitig  vorhandenen  Lähmung  des  linken  Stimm- 
handes  (die  laryngoscopiscb  nachgewiesen  wurde)  der  N.  recurrens 
lädirt  sein  muss. 

Die  Behandlung  bestand  neben  sorgfältiger  Reinigung  der  Ab- 
scesshöhle mit  zum  Theil  desinficircnden  Flüssigkeiten,  besonders  in 
der  geregelten  Zuführung  der  Nahrung  ausschliesslich  durch  eine 
Schlundsonde.  Der  Hohlraum  hat  sich  dabei  allmählich  derart  ver- 
kleinert, dass  seine  Capacität  von  1 Liter  bis  auf  210  Cc.  gesunken 
ist.  Der  Versuch,  den  Verschluss  der  Fistel  auf  operativem  Wege  zu 
ermöglichen,  ist  in  Aussicht  genommen.  L.  ßosentbal. 


Müller,  Schlussbericht  über  die  Typhysepidemie  in  Eberbach, 
O.-A.  fiüuzelsau.  Wiirtemb.  mod.  Corr.-B!.  1876.  No.  10  u.  11. 

In  der  vorliegenden  Epidemie  lässt  sich  die  Abhängigkeit  der 
einzelnen  Erkrankungen  sehr  gut  von  einer  Infection  durch  ver- 
dorbenes Trinkwasser  herleiten,  in  dem  an  der  Jaxt  gelegenen 
Dorf  Eberbach,  welches  365  Einwohner  besitzt,  erkrankten  Ende 


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780 


Vo«»,  Uebertr*gnng  der  Syphilis  darch  Milch. 


August  1874  an  Typhus  abd.  9 Personen,  welche  in  5 verschiedenen 
Häusern  wohnten.  Es  liess  sich  nachweisen,  dass  diese  sämmtlich 
ihr  Trink-  und  Kochwasser  aus  demselben  Brunnen  bezogen  hatten, 
welcher  sich  bei  der  Untersuchung  als  im  höchsten  Grade  verun- 
reinigt erwies.  Da  sich  inzwischen  die  Erkrankungsfälle  mehrten, 
so  wurde  eine  Untersuchung  sämmtlicher  im  Dorf  vorhandenen  17 
Brunnen  vorgenomruen  und  dabei  constatirt,  dass  9 von  ihnen  ver- 
unreinigtes und  ungeniessbares  Trinkwasser  lieferten.  Entsprechend 
diesen  ungünstigen  Verhältnissen  mehrten  sich  die  Krankheitsfälle 
der  Art,  dass  sie  Ende  des  Jahres  schon  171  betrugen.  Erst  der 
Sorgfalt  der  Aerete  und  Behörden  gelang  es,  durch  Schliessung  der 
Brunnen  und  andere  hygienische  Massregeln  dem  Umsichgreifen  der 
Krankheit  Einhalt  zu  thun , welche  jedoch  erst  im  Mai  1875  voll- 
ständig erlosch.  Im  Ganzen  waren  von  den  365  Einwohnern  der 
Dorfes  202  d.  h.  55,3  pCt.  erkankt,  von  denen  21  d.  h.  10  pCt. 
starben.  Der  Charakter  der  Epidemie  war  ein  schwerer. 

In  deutlich  nachweisbaren  Zusammenhang  mit  dieser  Epidemie 
standen  zahlreiche  Erkrankungen,  welche  an  den  ebenfalls  an  der 
Jaxt  gelegenen  Nachbardörfern  Büchenbach,  Langenberg,  Herrn- 
thierbach  und  Mittelbach  auftraten.  1)  In  Buchenbach  erkranktes 
von  663  Einwohnern  39  Personen,  von  denen  2 starben.  Es  liess 
sich  bei  dieser  beschränkten  Epidemie  nachweisen,  dass  die  4 ersten 
Typhusfälle  welche  Anfang  September  1874  auftraten,  direct  von 
Eberbach  eingeschleppt  waren.  2)  Langenberg.  Hier  erkrankten 
15  Personen,  von  denen  eine  starb.  Das  Dorf  ist  7 Kilometer  von 
Eberbacb  entfernt  und  unterhält  lebhaften  Verkehr  mit  letzterem. 
Die  erste  Erkrankung  fand  im  August  statt  und  muss  ebenfalls  aut 
directe  Einschleppung  von  Eberbacb  zurückgeführt  werden.  3)  Herrn- 
tbierbacb  mit  10  Erkrankungen  und  1 Todesfall.  Das  Dorf  ist  1 
Stunde  von  Eberbach  entfernt  und  unterhielt  nachweisbaren  Verkehr 
mit  Eberbacher  Typhuskranken.  Die  erste  Erkrankung  fand  im 
November  statt.  4)  Mittelbach  mit  92  Einwohnern.  Hier  erkrankt« 
nur  1 Familie,  in  welche  ein  typhuskrankus  Kind  von  Eberbach 
gebracht  worden  war.  Anzahl  der  Erkrankten  5,  Mortalität  0. 

Erwähnenswerth  erscheint  noch,  dass  mit  dem  Erlöschen  der 
Typhusepidemie  in  Eberbach  auch  die  kleineren  Epidemien  in  des 
Nachbardörfern  ihr  Eude  erreicht  batten.  Litten. 


R.  Voss,  Ist  die  Syphilis  darch  Milch  übertragbar  ? p«ter*b.  mU 

Wocbenschr.  1876.  No.  28. 

Vf.  impfte  drei  Prostituirte  mit  der  Milch  einer  syphilitischen 
Frau.  Die  Frau  litt  an  einem  papulösen  Syphilide,  an  Genitalien  und 
After  fänden  sieb  nässende  Schleimpapeln , die  Brustdrüsen  waren 
gänzlich  frei.  Die  Milch  wurde  durch  Ausdrücken  gewonnen  und 


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Fleck,  Gärong. 


781 


eine  PKAYAZ’schen  Spritze  voll  den  drei  Prostituirten  injieirt.  Die 
erste  war  syphilitisch,  die  Impfung  (natürlich,  Ref.)  ohne  Erfolg.  Die 
zweite  litt  an  Urethritis  und  blieb  gesund.  Die  dritte,  16  Jahr  alt, 
ist  nie  syphilitisch  gewesen,  kam  den  16.  September  wegen  Urethritis 
in  das  Spital,  am  27.  wurde  die  Milch  injieirt.  Es  bildete  sich  eine 
grosse  entzündliche  Anschwellung  (wie  bei  der  ersten  Patientin)  welche 
abscedirte  und  am  24.  October  geheilt  war.  Am  3.  November  (also 
40  Tage  nach  der  Impfung)  bildete  6ich  ein  papulöser  Ausschlag 
rings  um  die  Injectionsstelle  und  am  8.  November  zeigte  auch  der 
übrige  Körper  ein  maculo-papulöses  Syphilid  nebst  Adenitis.  Unter 
Einreibungen  schwanden  die  Symptome.  Vf.  hält  mithin  für  erwiesen, 
dass  die  Milch  syphilitischer  Individuen  ebenso  fähig  ist  Syphilis  zu 
erzeugen,  wie  das  Blut.  O.  Simon. 


H.  Fleck,  Die  Fermente  in  ihrer  Beziehung  zur  Gesundheits- 
pflege. Ber.  d.  «gebt.  Centralst  f.  Guuodbeitspfl.  S.-A. 

Vf.  wiederholt  zunächst  den  bereits  vor  33  Jahren  von  Helmholtz 
angestellten  Versuch,  gärungsfähige  Flüssigkeit  durch  Hefe  in 
Gärung  zu  versetzen,  welche  von  der  Flüssigkeit  durch  eine  Mem- 
bran getrennt  ist.  Helmholtz  benutzte  als  Membran  tbierische 
Blase  und  gelangte  zu  dem  Resultat,  dass  die  Flüssigkeit  unter  solcheu 
Umständen  nicht  in  Gärung  übergeht,  dass  hierzu  vielmehr  der  un- 
mittelbare Contact  mit  den  Hefezellen  nothwendig  ist.  Fleck  über- 
band eine  oben  mit  Watte  verschlossene  Glasröhre  am  unteren  Ende  mit 
Pergamentpapier,  tauchte  dieses  dann  in  Leimlösung,  trocknete  an 
der  Luft  und  erhitzte  allmählig  auf  150°.  (Bei  dieser  Temperatur 
verliert  nämlich  der  Leim,  wie  Vf.  gefunden  hat,  die  Fähigkeit  in 
Wasser  aufzuquellen)  die  Röhre  wurde  mit  in  voller  Gärung  befind- 
lichem Most  oder  Bierwürze  gefüllt  und  in  ein  Gefäss  gestellt, 
welches  Most  oder  Bierwürze  enthielt,  durch  Auskochen  von  etwa 
darin  befindlichen  Keimen  befreit.  Regelmässig  trat  in  dem  äusseren 
Gefäss  Gärung  ein  — im  Widerspruch  mit  Helmholtz  — und  es 
waren  Hefezellen  in  der  Aussenfiüssigkeit  nachweisbar.  In  den  Con- 
trollversuchen,  bei  denen  das  innere  Rohr  keine  gärende  Flüssig- 
keit enthielt,  trat  niemals  Gärung  ein.  Vf.  kommt  danach  zu  dem 
Schluss,  dass  die  äussere  Flüssigkeit  durch  die  Membran  hierdurch 
von  der  inneren  inficirt  wird,  trotzdem  Hefezellen  selbst,  auch  bei 
lebhaften  Diffusionsstrom  nicht  im  Stande  sind,  die  Membran  zu 
durchdringen.  Das  negative  Resultat  von  Helmholtz  erklärt  Vf. 
dadurch,  dass  bei  der  VersuchsordnuDg  desselben  eine  Diffusion  der 
gärenden  Flüssigkeit  zur  gärungsfähigen  nicht  habe  stattfinden 
können.  In  der  Tbat  gaben  Versuche,  in  der  IlELMHOLTz'schen 
Anordnung  auch  dem  Vf.  negative  Resultate.  — Durch  Kochen  ver- 
liert die  Hefe  bekanntlich  die  Fähigkeit,  Gärung  zu  erregen.  Vf. 


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782 


Firuio.  Colohiatti.  OvfJZRIIIOW. 


, . . 

versuchte,  ob  dieselbe  diese  Eigenschaft  vielleicht  wiederoiSge, 
wenn  man  sie  in  Lösung  bringt.  Dieses  geschah  mit  Hülfe  von 
Kalilauge.  Wurde  diese  Lösung  in  die  mit  Pergamentpapier  ver- 
schlossene Röhre  gegossen  und  dieselbe  alsdann  in  mit  Weinsäure 
versetzte  Würze  getaucht,  so  trat  eine  Trübung,  Bildung  von  Essig- 
säure, von  Sacbaromyces  cerevisiae,  Mycodertna  aceti  und  Milch- 
säure bacterien  ein.  Vf.  ist  der  Ansicht,  dass  diese  Zellenformen 
durch  Urzeugung  ohne  Keim  entstanden  seien : er  schreibt  einen  we- 
sentlichen Antheil  dabei  dem  (durch  Baumwolle  filtrirten)  atmosphä- 
rischen Sauerstoff  und  der  Diffusion  zu.  Anders  verhalte  sich  der 
Schimmelpilz,  der  nur  aus  Keimen  hervorgehe.  F.  spricht  schliesslich 
die  Anschauung  aus,  dass  die  sog.  zymotiseben  Krankheiten  nicht 
auf  Uebertragung  von  Keimen  beruhen  möchten,  sondern  auf  abnormen 
Zuständen  normaler  Fermente  des  Organismus.  E.  Salkowzki. 


H.  Fehling,  Die  Form  des  Beckens  beim  Fötus  nnd  Neugeborenen 
und  ihre  Beziehung  zu  der  beim  Erwachsenen.  Arcb.  f.  Gj-oikoi 
x.  s.  1. 

Die  Qaernpaonung  des  Fötalbeckens  liegt  in  der  urapröngliehen  Anlart 
nnd  tritt  schon  sehr  früh  auf.  Die  Theorie  ihrer  Entstehung  durch  Rumpflastwü- 
kung  ist  zum  mindesten  überflüssig.  Geschlecbtsunterschiede  am  Fötalbecken  sizd 
meist  schon  vom  4.  Monat  an  vorhanden , vollständig  deutlich  beim  Neugeborenen. 
Das  Becken  des  Fötus  nnd  Neugeborenen  seigt  sowohl  Qnerstrecknng  als  aoeh  aus- 
gesprochene I.ängskrümmong  des  Krensbeines.  Die  Aebnlichkeit  dieser  Quereireckncg 
mit  der  beim  rnchitiscben  Kreuzbeine,  sowie  einige  andere  Ponkte  sprechen  dafür, 
dass  dieselbe  bei  dieser  Beckenform  ein  Stehenbleiben  auf  fötaler  Stofe  bedeutet, 
ebenso  die  spitswioklige  Form  der  Incusura  ischiadica.  Loewe. 


Y.  F.  Colomiatti,  Contribnzione  ailo  stndio  delie  nrticulazioni. 

Communicazione  prerentiva.  Giorn.  della  Actid.  di  nied.  di  Torioo.  Jan.  1 S76 

C.  erörtert  ausführlich  eine  histiologische  Eigeuthümlichkcit  des  Kniegelenk* 
(beim  Meiischeu,  Hund  und  Kaninchen),  welche  bereits  wenn  auch  unvollständig 
vou  Tillxanms  (Cbl.  1876,  41)  beschrieben  wurde:  dass  nämlich  die  innere  Flicke 
der  Insertionssehne  des  M.  quadriceps  femoris  in  ziemlich  grosser  Ausdehnung  ober- 
halb und  seitwärts  vou  der  Patella  nicht  von  der  Synovielraembran  überzogen  wird.  1 

An  dieser  Stelle  existirt  ein  die  freie  Oberfläche  der  Sehne  bekleidendes  Knorpel- 
gewebe von  eigentümlicher  Structor,  welches  grosse  Aebnlichkeit  zeigt  mit  den  di« 
freien  Geleokeuden  der  Knochen  überziehenden  Hyalinknorpelu  So  wie  bei  diese« 
sind  die  der  Gelenkhöhle  zunächst  gelegenen  Knorpelzellen  nicht  rund  sondern  stern- 
förmig und  mit  oft  anastomosirendeo  längeren  und  kürzeren  Fortsätzen  ausgestattet. 
Erst  mehr  iu  der  Tiefe  Anden  sieb  rundliche  nnd  elliptische  Knorpolzellen.  An  der  , 
Grenze  gegen  die  rundliche  Sehnensubstans  verlaufen  in  der  hyalinen  Zwiscbeasab- 
stanz  des  Knorpels  zahlreiche  Biudegewebsfibrillen.  Boll  (Bom). 

Owsjannikow,  Ueber  einen  Unterschied  in  den  reflectoriscbeB 
Leistungen  des  verlängerten  nnd  des  Rückenmarkes  der  Ka- 

llincheil.  Arb.  d.  Leipziger  ptiysiol.  Anst.  1874.  S.  457. 

Allgemeine  Reflexe,  d.  b.  solche,  welche  eine  Leitung  vou  den  Vorder-  as/ 


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Bioclt.  Vooil.  Btxs. 


783 


die  Hinterpfoten  vorsussetzen  and  umgekehrt,  bestehen  noch,  wenn  die  Oblongete 
6 Mm.  oberhalb  der  Spitze  des  Calamus  scriptorins  quer  durchschnitten  ist,  dagegen 
nur  noch  Srtiiohe,  wenn  der  Schnitt  1 Mm.  tiefer  gemacht  wird.  Auch  wenn  der 
Schnitt  bis  zur  Mittellinie  links  6 Mm.,  rechts  6 Mm.  oberhalb  der  Spitze  des  Ca. 
lamns  angelegt  wird,  sind  noch  allgemeine  Reflexe  vorhanden,  jedoch  mit  der  Modi- 
fieation,  dass  dann  auf  Reizung  des  linken  Beines  der  rechte  Arm  stftrker  zackt  als 
der  linke. 

Der  Ort  der  allgemeinen  Reflexe  grenzt  wahrscheinlich  nicht  unmittelbar  an 
die  Mittellinie. 

Gegen  diese  Localisation  der  allgemeinen  Reflexe  scheint  die  Erfahrung  za 
sprachen,  dass  nach  Strjcboiovergiftung  und  Durrhsrbneidung  des  Markes  unterhalb 
des  Calamus  scriptorins  durch  beliebige  sensible  Reize  allgemeiner  Tetanus  hervor- 
gerufen  werden  kaun.  Aber  dieser  Tetanus  ist  von  den  geordneten,  je  nach  der 
Reizatärke  abgestuften  Reflexbewegungen  principiell  verschieden.  W.ralcke. 


F.  N\  Raonlt,  Influence  de  I’acide  carbonique  snr  la  respiration 
des  animaux.  Compt.  rend.  LXXXII.  No.  19. 

R.  lieas  Kaninchen  mittelst  einer  Kantscbukkappe  und  MfLLKa'schen  Ventilen 
Gasgemenge  mit  steigendem  Koblensäuregebalt  atbmen  und  stellte  die  Menge  der 
unter  diesen  veränderten  Bedingungen  gebildeten  Kohlensäure  und  des  verbrauchten 
8anerstoff  fest.  Der  COt- Gehalt  der  Inspirationsluft  stieg  bis  23,2  pCt  und  «war 
auf  Kosten  des  Stickstoffs,  dessen  Menge  also  in  dem  erwäbnteu  Gasgemenge  nur 
66,4  pCt.  betrug  bei  20,4  pCt.  Sauerstoff.  Jeder  Atbmongsversuch  dauerte  1%  Stunden. 
Im  Mittel  aller  Versuche  wurde  bei  einer  COt- freien  Iuspiratioosluft  auf  100  Liter 
derselben  2,3  Liter  COt  gebildet  und  2,8  Liter  O verbraucht;  bei  einem  COf- Gebalt 
der  Inspirationsluft  von  12,1  pCt.  dagegen  nur  0,9  Liter  COt  gebildet  wird  und  1,1  Liter 
O verbraucht.  Ein  höherer  CO*- Gebalt  der  Inspirationsluft  verlangsamt  also  die 
Oxydationsprocesse.  Die  Tbiere  schienen  nur  beim  höchsten  COt-  Gehalt  alter irt, 
verhielten  sich  sonst  gans  normal.  E.  Saikowski. 


A.  Vogel,  Angeborener  Etat  criblü  des  Kleinhirns.  Deutsch.  Arcb. 

f.  klin.  Med.  XVII  S.  331. 

Ein  neugeborenes  Kätzchen,  welches  nach  Vf.  die  ausgesprochensten  Zeichen 
Ton  Ataxie  darbot,  zeigte  die  Rinde  des  Kleinhirns  durchsetzt  von  0,03  — 0,09  Mm. 
weiten  cystischen,  von  einer  deutlichen,  endothelbekleideten  Wandung  umgebenen 
Hoblräumen,  welche  weder  zu  Gefässen  noch  zu  Nerveuzellen  in  directer  Beziehung 
Ständern  Ausserdem  waren  dio  PcBKiNJs'scben  Zellen  sehr  unregelmässig  gelagert 
and  die  moleculäre  Schiebt  von  zahlreichen  Körnern  durchsetzt.  Vf.  glaubt,  d&S3 
es  sich  hier  um  ampulläre  Ectasien  der  ViRctmw-His’scben,  zwischen  Adventitia  und 
den  iuneren  GefUsshäuten  gelegenen  Lymphniiime  handele,  die  ihren  Zusammenhang 
mit  den  Gefässen  grösstentheils  verloren  haben,  und  bezeichnet  den  Zustand  vor- 
läufig als  Status  cribrosu*,  anerkennend,  dass  er  vou  dem  gewöbulicb  so  genannten 
Zustande  verschieden  sei.  Orth. 


Byan,  Acute  obstruction  of  the  bowels  in  a patieut  witli  cystic 
disease  of  the  ovary;  tapping  the  cyst;  recovery.  Dublin,  joum. 

of  med.  sc.  1876.  LVI.  S.  113. 

Eine  30jährige  Frau  mit  mässig  grosser  Ovarialcyste  wurde  von  den  Sym- 
ptomen des  Ileus  befallen  und  zwar  war  der  Sitz  der  Verengerung  wahrscheinlich 
die  Gegend  des  S.  romanum.  Die  Pnnction  der  Cyste  krachte  sofort  Erleichterung, 


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784 


Volkmasi.  Krishabrs.  Lavera*. 


doch  dauerte  et  noch  4 Tage,  bit  selbstständig  Stahlgang  erfolgte.  Dennoch  glüht 
Vf.  die  Obstruction  dem  Drucke  der  Eierstocksrysts  tuscbreiben  au  mbiaen. 

E.  Küster. 


Yolkmann,  Exstirpation  eines  stark  citronengrossen  polypöses 
Myoms  ans  der  Harnblase,  v.  Larorrbrc«’«  Arch.  xix.  s 682 

Die  Ezisten*  und  Beecbaffenbeit  der  Geschwulst,  welche  bei  einem  &4jähri;en, 
an  Blaaeublutongen,  Strangarie  und  Iscbnrie  leidenden  Manne  vorkam,  konnte  mit 
Hülfe  der  Untersuchung  fleischiger  Gewebafraginente,  die  von  Zeit  zu  Zeit  durch  die 
Harnröhre  abgingen,  und  der  bimaouellen  Palpation  aicber  gestellt  werden  Behufs 
ihrer  Entfernung  mussten  nach  einander  die  ürethrotomie , die  Epicyatomie  und  die 
uublutige  Abtrennung  des  Stiels  vom  Bissenscheitel  in  Anwendung  gezogen  werdes. 
Dann  est  gelang  ihre  allmähliche  Entwickelung  aus  der  Blaseuwuude.  Pat.  «tsrt 
an  Vereiterung  des  Beckenzellgewebes.  wilh.  Koch. 


M.  Krishaber,  Du  Nasillement.  Aon.  des  mal.  de  Tor.  et  du  larynx.  II. 

S.  199. 

K.  führt  aus,  dass  bei  Offenbleiben  des  Isthmus  pbaryngo  - naaalis  beim 
Sprechen  und  Singen  eine  Luftverscbwendung  zu  Stande  komme.  Dies  erküre 
sieb  daraus,  dass  im  Normalen  das  Entweichen  der  Luft  besonders  von  den  Lippe» 
geregelt  werde,  während  dieselbe  bei  geöffnetem  Isthmus  pbaryngo-nasalis  und  hier 
_durch  gebildeter  „Lnftkloake“  iu  übermässiger  Weise  durch  die  Nase  entweiche. 
Dessbalb  müssten  die  betreffenden  Patienten  häufiger  inspiriren,  wenn  sie  sprächen. 
K.  kann  bei  normal  situirtem  Velum  22  — 27  8ecundeu  lang  verständlich  vorlerec. 
ohne  dabei  zu  respiriren,  näselt  er  aber  und  lässt  willkürlich  sein  Velum  falleu,  10 
ist  er  dieses  nur  4 — 7 Secuudau  lang  im  Stande.  Aach  die  Kraft  des  exspiratori- 
Lnftstroms  ist  im  letzteren  Palle  verringert;  K.  kann  ein  vor  den  Mund  gehaltesw 
Liebt  nicht  auabiaaen,  weun  er  sein  Velnm  fallen  lässt,  während  er  dies  bei  sorosi 
erhaltenem  Velum  noch  in  einer  Entfernung  von  1 Meter  kaun.  n Frühst. 


Laveran,  In  cas  de  myölite  anterieure  aigue  (paralysie  atrophiqw 
spinale,  paralysie  infantile)  chez  l’adnlte.  Progr.  m<5d.  1876.  so.  11 

o.  12. 

Nach  einem  Schlaf  auf  feuchtem  Erdboden  bemerkte  ein  sonst  gesunder  23- 
jähriger  Hornist  eine  Lähmung  seines  rechten  Arms,  die  in  24  Standen  vollkommen 
wurde:  er  ffiblte  sieb  aber  sonst  so  wohl,  dass  er  seinen  Dienst  weiter  versah.  Arr 
Morgen  des  3.  Tages  zeigte  sich  auch  sein  linkes  Bein  gelähmt  Dabei  war  P*t 
fieberlos,  die  Urin-  und  Stublexcretion  ungestört,  die  Sensibilität  der  gelähmten 
Theile  durchaus  erhalten:  nur  zeigten  sieb  in  ihnen  später  wieder  verschwindend*, 
ziehende  Schmerzen.  Nach  einem  Monate  war  am  rechten  Arm  nnd  auch  am  linken 
Bein  eine  messbare  Volumeusabnahme  zu  constatiren:  während  aber  die  Läbmang 
des  linken  Beins  sich  besserte,  aueb  die  electriscbe  Erregbarkeit  der  Muskeln  vor* 
handen  war,  blieb  in  der  Mehrzahl  der  rechten  Schulter-  and  Armmuskein  die  Läh- 
mung constant  und  die  Erregbarkeit  der  gelähmten  Muskeln  vernichtet.  An  eines 
ans  dem  gelähmten  rechten  M.  deltoideus  ausgeschnittenen  Moskelstfickcben  ftna 
L.  die  Querstreifimg  fehlend  und  einen  feinkörnigen  Inhalt.  Die  Kerne  und  Gef«0* 
zeigten  keine  Veränderung  (Cbl.  1873,  316  u-  a.).  Bernhardt. 

Eilsendungen  für  da»  Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Hcrausgober : Profcesor  Sriitaf. 
Berlin  (NW.)  Ilaahoftlr.  7 (am  HegelpUta)«  und  Professor  Hosenthal«  Erlantren,  oder  (unter  BeUrhhm) 
an  die  Verlagshandlung,  Berlin  (NW.),  unter  den  Linden  68,  adresslren. 

Verlag  von  August  Hirschwrald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  tu  Berilu. 


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Wöchentlich  erscheinen 
1 — S Bogen ; am  Schlüsse 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- und  Sachregister- 


Centralblatt 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Hark;  su  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstalten. 


medirinischen  Wissenschaften. 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  and  Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Erlangen.  Profewor  ln  Berlin. 

1876.  4.  November.  No.  45. 


IllHaltl  Baum  oa  htkk,  Itieaenzelleu  bei  Syphili*  (Orig.-Mittb.).  — Jvanowsk  y, 
parasitäre  Knoten  iu  den  Lunge«  bei  Variola  (Orig.-Mittb.).  — Nowinsky,  Impfung 
▼on  Krebsgeschwülsten  (Orig.-Mittb.).  — 

Köllikkk,  Entwicklung  des  Säugethierembryoa.  — Gasskh,  Entwicklung 
des  Herzens  beim  Huhu.  — Rossbach  und  Qukllhobst,  vasomotorische  Norveu 
im  Vagus.  — Hsyhsiu»,  Albumin  und  seine  Verbinduugen.  — LöBiscp,  Cyatiu- 
urie.  — M alashkz,  Tuberkel  des  Hodens.  — Bibsiadecki,  leukämische  Tumore«.  — 
Mabcokr,  Scborfbeilung.  — Kutbsbkbq,  Gaumenuath.  — Peyrot,  Druck  im 
Thorax  bei  Exsudaten. — Talma,  *ur  Theorie  des  Rasseins.  — Rosenbach,  Per- 
cussioussehall.  — Broadbent;  Richard  so  a;  Schumacher;  Schultz  e;  Grap  f- 
nbh;  Bardkmikweb;  Pollard;  Peaks k,  Salicylsäure  und  Salicio  bei  Rheuma- 
tismus. — Mitchell  und  Bkrtolbt,  Sensibilität  nach  Nervendurchschneidung.  — 
M ohr,  Gehirn  eines  Veriäckten.  — Cocty,  Purpuraformen.  — Hickh,  Einfluss  der 
Blase  auf  die  Lage  des  Uterus. — Richter;  Fiedler;  Lewi.nhtbin,  Morpbiuin- 
sucht.  — Böhm  and  Skrck,  Wirkung  von  Delphiuin  und  Stapbysagrin.  — 

Stiblino,  zur  Anatomie  der  Cutis  des  Hundes  — Gütebuock,  Gallenstein 
iu  der  Harnblase.  — Stolnikow,  Eiweissbestimmung.  — Külz,  Iuosit  im  Harn.  — 
Salrowski;  v.  Nkncki,  Bilduug  von  Indol  und  Indican.  — 8alkowbki,  Ver- 
halten schwefelhaltiger  Verbindungen  im  Körper.  — Rüterberg,  Abkühlung  vom 
Darm  aus. — Nicoladomi,  Luxation  beider  Vorderarmknocheu. — Wewer,  Milz- 
tumor bei  syphilitischer  Infectiou.  — Gayat,  ophthalmoskopische  Pbäuomene  nach 
dem  Tode.  — Althaus,  elektrolytische  Behandlung  von  Geschwülsten.  — Gbnimeb, 
Rückenmark  eines  Amputirten. — Dowsb,  Heilung  einer  Bulbärparalyee.  — Albrbcht, 
überzählige  Semilunarklappen  — Fayrer,  neue  Filaria  sanguinis.  — Grunmacu, 
Polygraph.  — Biddir,  Tastbarkeit  der  Nabelschnur. — Martin,  Catgutnath  beim 
Kaiserschnitt. — Zeller,  locale  Wirkung  des  Atropins.  — Simpson,  Cborea  gra- 
vidarum. — Bä  le,  chronische  Digitalis  Vergiftung.  — 

Riesenzellen  und  Syphilis. 

Von  Dr.  Pani  Baumgarten,  Proeector  sin  palhol.  Institut  zu  Königsberg  i.  Pr. 

Die  Riesenzelle  ist  bekanntlich  ihres  Nimbus  als  specifisch-histo- 
logisches  Kriterium  des  Tuberkels  entkleidet.  Ich  muss  es  mir  hier- 
orts ersparen,  aufzuzählen,  wo  und  unter  welchen  Umständen  die- 
selben ausserhalb  des  Tuberkels  gefunden  wurden.  Als  noch  nicht 
beschrieben  will  ich  nach  eigener  Beobachtung  ihr  reichliches 
Vorkommen  in  echt  typischer  Ausbildung,  in  der  Umgebung  der 
Seidenfäden  des  Gefässligaturknoten  s erwähnen,  wo  sie  inner- 
halb eines,  ziemlich  stark  gross-zeiligen,  Granulationsgewebes  liegen. 
Diese  meine  Beobachtung  schliesst  sich  an  einestheils  an  die  von 
Heidenhain*),  anderenteils  an  die  von  Alex.  Jacobson**). 

*)  Ueber  die  Verfettung  fremder  Körper  in  der  Bancbhüble  lebender  Thiere. 
Dias.  Breslau  1872. 

**)  Ueber  das  Vorkommen  von  Riesenzellen  in  gut  granalirten  Wanden.  Viscnow’s 
Arch.  LXV.  8.  120. 

XIV-  Jahrgang.  60 


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786  Baumgaktkw,  Riesenzellen  bei  Syphilis. 

Ferner  fand  ich  ausgezeichnet  schöne  Riesenzellen  in 
tigen  Excrescenzen  der  Wand  eines  sog.  Ganglions,  wo  ibrjH 
treten  gebunden  war  an  kleinste,  reticulirte,  grosszeilige  KnötehjH 
so  dass  ich  den  Fall  als  sog.  locale  Tuberkulose  auffasse,  worubsa 
später  an  anderem  Orte. 

War  nun  auch  festgestellt,  dass  die  Bildung  der  RiesenzelUfl 
durchaus  nicht  auf  Tuberkel  und  tuberkulöse  Processc  beschräntB 
war,  so  stand  doch  immerhin  im  Allgemeinen  die  Sache  so,  da! 
einerseits  auf  ihren  absoluten  Mangel  hin  die  Diagnose  „Tuberkel! 
urageworfen  wurde  (wie  dies  z.  B.  von  Fhiedlandek*)  in  Bezug  aul 
die  „Impftuberkulose“  des  Meerschweinchens  geschehen  ist),  odd 
dass  andererseits  ein  sehr  reichliches  Vorkommen  in  der  typisch«! 
(Lange  ANS’schen)  Formation  stark  für  die  Diagnose  „Tuberkulose! 
in  die  Wagschale  fiel.  Namentlich  wichtig  als  histologische  Kritt-riefl 
blieben  diese  Gebilde  den  Producten  der  Syphilis  gegenüber,  wclcbfl 
häufig  (ich  erinnere  nur  an  die  Syphilis  des  Hodens  und  Vorzug« 
weise  des  Gehirns)  makroskopisch  oft  schwer  oder  gar  nicht  vorfl 
den  gleichartigen  tuberkulösen  Neubildungen  zu  unterscheidet 
sind.  Weder  ViKCHOW,  Wagneb,  noch  andere  hervorragende  Unter! 
Sucher  des  Gumma  (Syphiloma)  haben  angegeben,  dass  eigene^ 
liehe  Riesenzelien  darin  Vorkommen.  Zwar  führt  Alex.  Jacob! 
son  an,  dass  diese  Gebilde  auch  beim  „Gumma“  beobachtet  seieql 
ohne  indessen  zu  bemerken,  auf  welche  Quelle  er  diese  seine  Mit! 
theilung  stützt**). 

Allerdings  sind  aus  neuester  Zeit  einzelne  Angaben  betreffs  der 3 
Anwesenheit  von  Riesenzelien  innerhalb  syphilitischer  Krankheitspro*! 
ducte  gemacht  worden.  Hierher  gehört  1)  die  Mittheilung  Rizzo*| 
ZEBO’s***),  welcher  Riesenzelien  in  einem  syphilitischen  Fussgeschwün 
beobachtete;  die  betreffende  Kranke  litt  aber  gleichzeitig  an  Tuber-1 
kulose.  Kurz  danach  veröffentlichte  2)  Koste«  in  seinem  bekanntes! 
Aufsatz  „Ueber  locale  Tuberkulose“,  dass  er  Riesenzelien  in  einen! 
syphilitischen  Schanker  der  Nase  und  in  einem  vom  Penis,  in  zahl*! 
reichen  „wahrscheinlich“  syphilitischen  Ulcerationen  des  üarmcanaleil 
angetroffen  habe.  Wie  schon  die  Ueberschrift  anzeigt,  wurden  aber! 
hier  die  Riesenzelien  nicht  als  Antheile  der  syphilitischen  Gewebs- 1 
Wucherung  betrachtet,  sondern  auf  eine  gleichzeitige  „locale  Tuber*! 
kulose“  bezogen.  Ncuestens  hat  3)  GsiFFiNlf)  2 Fälle  von  Liebe«! 
syphiliticus  mikroskopisch  untersucht  und  Riesenzellen  dabei  aufg*-l 

•)  Ueber  locale  Tubercnlose.  Volkkani’s  klio.  Vorträge.  No.  04. 

**)  Er  lagt  our  (io  einer  Anmerkung)  dass  er  selbst  io  einem  Hautguaima  - ' 
Nase  Gebilde  beobachtet  habe,  welche  den  Riesenzelien  sehr  ähnlich  gewesen  wirst  I 
nod  fügt  hinzu:  „doch  sind  wir  selbst  von  ihrer  vollständigen  Identität  mit  letzten*,] 
noch  nicht  ganz  überzengt“. 

•*•)  Cbl.  1873.  No.  18. 

f)  Cbl.  1875.  No.  85. 


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Baomqabtbh,  Hiesemellen  bei  (Syphilis.  787 

fanden;  auch  hier  sind  dieselben  an  histologisch -echte  submiliare 
Tuberkel  gebunden. 

Erwähnung  verdient  hier  endlich  noch  eine  Bekanntgebung  von 
Hedbneb*),  welcher  in  einem  Fall  von  sog.  luetischer  Erkrankung 
der  Gehirnarterien  reichliche  Riesenzellen  vorfand.  Da  aber  diese 
„luetische1'  Arterienaffection  anatomisch  vollkommen  identisch  ist  mit 
der  gewöhnlichen  Arteriitis  obliterans  (siehe  die  Aufsätze  von  Fried- 
länder**) und  Baümgahten)***),  bei  welcher  Riesenzellen  ebenfalls 
Vorkommen  (ich  selbst  beobachtete  einige  Mal  vielkernige  Riesen- 
zellen innerhalb  der  nach  Unterbindung  entstehender  Jntima- 
wucherung),  so  kaun  Heubner’s  Befund  — vorläufig  wenigstens  — 
nicht  recht  für  unseren  Gegenstand  verwerthet  werden. 

Alles  in  Allem  müssen  wir  sagen,  dass  bis  jetzt  das  Vorhanden- 
sein typischer  Riesenzellen  nur  in  der  Hautsypbilis  und  in  syphiliti- 
schen Ulcerationen  constatirt  worden  ist,  und  auch  da  nur  in  sporadi- 
schen und  theils  zweideutigen,  theils  von  den  Autoren  selbst  auf  (locale) 
Tuberkulose  bezogenen  Beispielen,  während  dagegen  fünlie  eigent- 
liche Gummigeschwulst,  für  die  gummöse  (syphilitische) 
Entzündung  innerer  Organe  eine  öffentliche  Notiz  über 
das  Vorkommen  typischer  Riesenzellen  darin,  nicht  vor- 
liegt, und  ich  möchte  mir,  um  den  Stand  der  Frage  durch  ein  Bei- 
spiel zu  erläutern,  hier  anzuführen  erlauben,  dass,  als  ich  vorigen 
Herbst  im  v.  RfcX'KUNGHAUSKNscben  Institute  verweilte,  ein  Fall  von 
cerebralem  Neoplasma  zur  Section  kam,  wo  die  Diagnose  nach  dem 
ganzen  Obductionsbilde  auf  Hirnlues  (nicht  Tuberkulose)  gestellt 
werden  musste.  Da  sich  aber  bei  der  mikroskopischen  Dissection 
zahlreich  wohlcbarakterisirte  Riesenzellen  vorfanden,  so  wurde  die 

Diagnose  — quasi  zurückgezogen  — eben  weil  der  reichlichere 

Nachweis  dieser  Gebilde  in  Sypbilomen  innerer  Organe  zur  Zeit 
noch  ausstand. 

Ich  hatte  nun  Gelegenheit,  einen  aus  bestimmten  anderen  Grün- 
den exstirpirten  syphilitischen  Hoden  frisch  und  genau  zu  unter- 
suchen; der  Process  war  noch  in  dem  frühesten  Stadium,  Verkäsung 
nur  hie  und  da  eingetreten  u.  s.  w.  Bezüglich  alles  Näheren  muss 
ich  auf  die  ausführliche  Mittheilung  verweisen  und  erwähne  nur  so 
viel,  dass  die  makro-  und  mikroskopische  Diagnose  an  zweifelsfreier 
Sicherheit  nichts  zu  wünschen  übrig  Hess.  Innerhalb  der  syphiliti- 
schen Infiltrate  lagen  nun  schönste  Riesenzellen,  genau  nach 
LanöHans’  Beschreibung  in  reichlichster  Menge.  Ich 
zählte  oft  12  bis  16  in  einem  Gesichtsfeld!  — (Habt NACK, 
Objectiv  4). 

*)  Luetische  Erkrankung  der  Hirnarterien.  Monographie.  Leisig  1874.  Bei 
spiel  49,  Tsf.  IV,  Fig.  16. 

**)  Cbl.  1876,  No.  4. 

**•)  Du.  No.  34. 

60* 


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788 


Jvabowskt,  parasitäre  Knoten  in  den  Longen  bei  Variola. 


Dieser  exquisite  Fall  veranlasste  mich,  der  Sache  weiter  nach 
zu  gehen.  Ich  untersuchte  zunächst  ein  noch  vorhandenes  Präparat 
der  mikroskopischen  Sammlung  mit  dem  Etiquette:  gummöse 
Orchitis.  Ich  fand  die  Riesenzellen  — wenn  auch  spärlich  — 
auf  den  ersten  Schnitten.  Sodann  unterzog  ich  sechs,  meist 
gut  conservirte,  Fälle  von  den  makroskopischen  Spirituspräpa- 
raten der  Sammlung,  welche  mit  „Gummiknoten,  gummöse  Orchitis 
syphilitische  interstitielle  Orchitis“  bezeichnet  waren  (durch  die  Prof 
v.  Recklinghausen  und  E.  Neumann).  Unter  diesen  sechs  Fällen 
fand  ich  in  dreien  die  Riesenzellen  in  prägnanter  z w eifel- 
loser Formation,  oft  recht  reichlich  — wenn  auch  nie  so 
reichlich  wie  in  Fall  1.  Ich  bemerke,  dass  diese  3 positiven  Fälle 
diejenigen  waren,  wo  weder  Schwielenbildung  noch  Verkäsung  eines 
höheren  Grad  erreicht  hatten. 

Von  Syphilomen  anderer  innerer  Organe  war  mir  ein  frische« 
oder  frischeres  Präparat  bis  jetzt  nicht  zur  Hand.  Zwei  Fälle  tos 
Lebersyphilis  aus  der  grossen  Sammlung  habe  ich  mit  negativem  En 
folg  untersucht;  freilich  waren  die  Gewebe  wegen  bereits  eingeleitet« 
Fäulniss  für  die  feinere  histologische  Prüfung  nicht  recht  geeignet 
Ich  sah  daher  von  weiterem  undankbarem  Nacbsuchen  ab  und  ver- 
spare  fernere  bezügliche  Forschung  auf  frisches  Material.  Vielleicht 
betheiligen  sich  Fachgenossen,  die  in  Betreff  des  letzteren  glücklicher 
situirt  sind,  als  ich,  an  der  Untersuchung. 

Alle  näheren  Mittheilungen  und  Erörterungen  des  bereits  Ge- 
fundenen behalte  ich  mir  vor. 


Die  parasitären  Knoten  in  den  Lnngen  bei  Variola. 

Von  Pi.  Jvanowsky,  Prosector  der  med.  - chir.  Acad.  zu  St.  Petersburg. 

Bei  14  Leichenöffnungen  der  an  Variola  in  den  3 letzten  Jahre» 
Gestorbenen  fanden  wir  8 Mal  in  den  Lungen  kleine  dissemicirte 
Knoten,  welche  den  Herden  von  acuter  catarrhalischer  Pneumonie 
ähnlich  waren.  Diese  Knoten,  welche  in  nicht  grosser  Menge  vor- 
züglich in  den  beiden  unteren  Lungenlappen  beobachtet  wurden,  sind 
fest,  von  rother  oder  grauer  Farbe,  nicht  grösser  als  eine  Erb«. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  rother  Knoten  zeigte,  das«  di« 
Lungenalveolen  mit,  den  weiBsen  Blutkörperchen  ähnlichen,  in  einen 
dichten  Netze  von  geronnenem  Faserstoff  liegenden  Zellen  gefüllt 
waren.  Ausser  diesen  Elementen  wurde  in  vielen  Lungenalveolen 
eine  grosse  Menge  rother  Blutkörperchen  bemerkt;  ziemlich  oft  ssh 
man  auch  grosse,  runde  oder  polygonale  Zellen  mit  trübem,  körnigem 
Protoplasma  — das  abgefallene  und  degenerirende  Epithel.  Die  Ca- 
pillargefässe  der  Alveolen  sind  stark  ausgedehnt  und  mit  Blut  ge- 
füllt. In  dem  Bindegewebe  sind  um  die  Gefasse  in  grösserer  oder 
kleinerer  Menge  zerstreute  Zellen  zu  bemerken. 


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Jvakowsky,  parasitäre  Knoten  in  den  Longen  bei  Variola-  789 

In  den  grauen  Herden  waren  die  feinen  Blutgefässe  meistens 
leer,  die  Alveolen  waren  ebenso  wie  in  den  rothen  Knoten  mit  Ex- 
sudat dicht  gefüllt,  dagegen  wurden  in  den  Zellenelementen  deutliche 
Zeichen  von  regressiven  Veränderungen  bemerkt.  Die  Zellen  er- 
schienen nämlich  trübe,  körnig,  mit  undeutlichem  Contur  und  ent- 
hielten viele  Fettkörnchen ; zwischen  den  Zellen  befand  sich  statt 
fibrinöser  Netze  eine  feinkörnige  Masse  — das  Product  des  Faser- 
stoffzerfalles. Es  fanden  sich  ausserdem  noch  andere  Alveolen  vor, 
welche  ausschliesslich  mit  feinkörnigem  Zerfall,  fast  ohne  Spuren  von 
Zellenelementen  gefüllt  waren.  Mit  Hilfe  mikrochemischer  Reactionen 
konnte  man  sich  überzeugen,  dass  der  Zerfall  aus  Albumin  und  Pig- 
mentkörncheu  und  feinsten  Fetttröpfchen  bestand.  — In  dem  übrigen 
Lungeugewebe,  ausser  den  Knoten,  waren  nur  die  grösseren  oder  klei- 
neren Grade  des  Oedems  und  Hyperämie  zu  bemerken;  in  manchen 
Alveolen  fanden  sich  abfallende  und  körnig  entartete  Epithelzellen. 

Das  beschriebene  Bild  der  herdartigen  Exsudation  und  Granu- 
lationsentzüudung  des  Lungengewebes  wurde  an  allen  denjenigen 
mikroskopischen  Präparaten  bemerkt,  welche  aus  den  peripherischen 
Theilen  der  Knoten  genommen  waren.  In  den  centralen  Theilen  der 
Knoten  konnte  man  inmitten  der  mit  Exsudat  verstopften  Alveolen 
solche  finden,  welche  mit  sehr  feinen,  gleichförmigen,  ziemlich  stark 
lichtbrechenden  Kügelchen  gefüllt  waren,  welche  entweder  ohne  jede 
Ordnung  eng  an  einander  gedrängt  waren,  oder  auch  zuweilen  sich 
in  einfachen  Reihen  in  Form  von  kurzen  Ketten  lagerten.  Diese 
Gebilde  füllten  entweder  die  ganze  Alveole  aus  oder  nahmen  nur  den 
centralen  Theil  ein,  während  an  der  Peripherie  sich  die  Granulations- 
zellen und  die  rothen  Blutkörperchen  befanden.  Die  eben  beschrie- 
benen feinen  Kügelchen  wurden  sowohl  in  den  rothen  als  auch  in 
den  grauen  Knoten  beobachtet.  In  den  letzteren  sind  sie  besonders 
scharf  bei  der  Behandlung  mit  Essigsäure  sichtbar.  Es  löst  sich  näm- 
lich der  grösste  Theil  der  feinkörnigen  Products  des  Exsudatzerfalls 
auf;  dabei  verändern  sich  nicht  die  Gruppen  der  besagten  Kügelchen. 
Aether,  Aetzlaugen  und  andere  gewöhnliche  Reagentien  übten  ebenso 
wie  Essigsäure  keine  bemerkbaren  Veränderungen  aus.  Indifferent 
auch  verhielten  sich  die  Kügelchengruppen  zu  färbenden  Substanzen, 
Jod  ausgenommen,  welches  sie  dunkelroth  oder  lichtblau  färbte.  Alles 
dies  berechtigt  uns,  diese  Gebilde  für  Haufen  niedriger  pflanzlicher 
Organismen  zu  halten,  und  zwar  für  Micrococcus-Colonien,  identisch 
mit  den  von  Cohn,  Hallieb,  Klebs,  Weigert,  Zülzer  u.  A.  in  der 
Pockenlymphe,  in  der  Haut  und  in  den  inneren  Organen  gesehenen 
(Micrococcus  Variolae). 

Die  Füllung  der  Alveolen  mit  Exsudat,  die  Granulationsinfiltra- 
tion und  die  Extravasate  halten  wir  für  reactive  entzündliche  Er- 
scheinungen in  der  Umgebung  von  parasitären  Herden.  Die  An- 
wesenheit von  Parasiten  in  den  Höhlungen  der  Alveolen,  aber  nicht 


790 


Mowihskt,  Impfung  von  Krebsgeschwülsten. 


H 


in  dem  Lungengewebe  selbst  lässt  uns  denken , dass  sie  dahin  von 
aussen  durch  Einathmen  von  pockengifttragender  Luft  eingebracbt 
wurden;  wenn  wir  dieses  annehmen,  so  würden  die  von  uns  beschrie- 
benen Knoten  primitive  Infectionsherde  darstelien  und  zwar  ganz 
ähnliche  den  Pusteln,  welche  durch  die  Pockenimpfung  auf  der  Haut 
hervorgebracht  werden.  — 


Zur  Frage  über  die  Impfung  der  krebsigen  Geschwülste. 

Vorläufige  Miltheilung  von  Mstislawus  Nowlnsky.  (Aus  dem  »oochirurg.  Ksbimt 
des  Prof.  Wowohtzo»»  iu  Petersburg). 

Im  December  1875  habe  ich  die  folgende  Erfahrung  mit  der 
Impfung  des  Krebses  gemacht.  Ich  benutzte  Stückchen  eines  Care, 
medull.  von  der  Nase  eines  Hundes.  Von  den  Impfungen  wurden  27 
auf  entzündeter  und  15  auf  normaler  Haut  gemacht.  Jene  hatten 
alle  negativen,  von  diesen  aber  2 positiven  Erfolg.  Der  eine  dieser 
Fälle  war  folgender:  Auf  dein  Rücken  wurde  in  eiue  frische  Haut- 
wunde ein  ca.  2 Mm.  grosses  Krebsstückchen  eingepflanzt  und  die 
Wunde  wieder  zugenäht.  Sie  heilte  per  primam  int.  Nach  14  Tagen 
zeigte  sich  in  der  Narbe  ein  erbsengrosser  Knoten,  der  ziemlich  rasch 
wuchs,  so  dass  er  aru  1.  April,  ca.  3 Monat  nach  der  Impfung,  die 
Grösse  einer  welschen  Nuss  hatte.  An  der  Oberfläche  war  er  ulce- 
rirt  und  höckerig.  Am  4.  Mai  d.  J.  wurde  der  Hund  getödtet.  Die 
hüglige,  37*  Gm.  im  Durchmesser  haltende  Geschwulst  war  ziemlich 
weich  und  auf  dem  Durchschnitt  weiss.  In  der  Reg.  subclavicul.  d. 
war  eine  Lytnphdrüse  stark  angeschwolien.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung des  ersten  Hautknotens  zeigte,  dass  die  peripherische  Schicht 
aus  dicht  liegenden,  polygonalen  Zellen  von  epithelialem  Charakter 
und  verschiedener  Grösse  bestand,  welche  das  unterliegende  Binde- 
gewebe iufiltrirten.  In  den  centralen  Schichten  wurden  Alveolen  von 
verschiedener  Grösse  mit  mehr  oder  weniger  feinen  Tuberkeln  ge- 
funden, welche  von  ähnlichen  epithelialen  Zellen  erfüllt  waren.  Im 
zweiten  Knoten  der  lymphatischen  Drüsen  waren  dieselben  Bilder, 
wie  beim  ersten  Knoten.  Deshalb  habe  ich  auch  in  diesem  Falle 
eine  ähnliche  Structur  der  Geschwülste  erhalten,  wie  bei  demjenigen, 
in  welchem  ich  die  kleinert  Stückchen  der  krebsigen  Geschwülste  für 
die  Impfung  genommen  hatte,  d.  h.  das  Carcinoma  medulläre. 

Iu  dem  zweiten  Fall  entnahm  ich  für  die  Impfung  Stückchen 
der  krebsigen  Geschwulst  aus  dem  ersten  Knoten  der  vorjährigen 
Versuche.  Geimpft  wurde  an  einem,  drei  Monate  alten,  jungen  Hände, 
welcher  dann  17*  Monate  nach  der  Impfung  an  der  Pestkrankheit 
starb.  Bei  der  Section  des  Cadavers  fand  sich  in  der  Narbe,  vo 
die  Impfung  geschehen  war,  ein  kleiner  Knoten  von  der  Grösse  einer 
Erbse,  ohne  metastatische  Knötchen  in  anderen  Organen.  Bei  der 

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Kolliers,  Entwicklung  des  SUugethierembryo».  791 

mikroskopischen  Untersuchung  erhielt  ich  dann  Präparate,  welche  für 
das  Carcinoma  medulläre  charakteristisch  sind. 

Aus  diesem  Experimenten  ersieht  man,  dass  wenn  bei  günstigen 
Bedingungen  die  kleinen  Stückchen  der  krebsigen  Geschwülste  unter 
die  Haut  der  Hunde  versetzt  werden,  sie  sich  einimpfen.  So  ist  die 
Infection  der  krebsigen  Neubildung  unzweifelhaft.  Die  Versuche 
sollen  fortgesetzt  und  die  ausführlichere  Beschreibung  später  gegeben 
werden. 


A.  Köllicker,  Ueber  die  erste  Entwicklung  des  Sängethierembryo. 

Würzb.  phyeic.-med.  Verbaudlg.  IS.  8.  98. 

Die  Keim  blase,  wie  sie  aus  dem  gefurchten  Dotter  bervorgeht, 
besteht  aus  einer  vollkommen  geschlossenen  äusseren  einschichtigen 
Lage  (dem  Ectoderma)  und  einer  inneren,  einschichtigen,  scheiben- 
förmigen Platte,  die  der  äussern  Blase  da  anliegt,  wo  später  der 
Fruchthof  sich  bildet.  Diese  Platte  ist  die  Anlage  des  innern  Keim- 
blattes (des  Entoderma).  Diese  Anlage  des  innern  Blattes  geht  aus 
dem  zur  Bildung  des  äusscreu  Blattes  der  Keimblase  nicht  verwen- 
deten inneren  Reste  der  Furchungskugeln  hervor,  der  zu  einer  Scheibe 
sich  ausbreitet  und  an  einer  Stelle  dem  äusseren  Blatte  sich  anlegt. 
Während  diese  scheibenförmige  Anlage  des  innern  Keimblattes  in 
der  Fläche  weiter  wuchert  und  nach  und  nach  ein  vollständiges 
inneres  Blatt  der  Keimblase  erzeugt,  eusteht  an  der  Stelle,  wo  die 
Anlage  des  innern  Blattes  sich  befand,  der  Fruchthof  in  Form  eines 
kreisförmigen  und  durchsichtigen  Fleckes  der  Keimblase.  Dieses 
Bild  wird  einzig  und  allein  bedingt  durch  eine  Wucherung  der  Zellen 
des  äussern  Keimblattes,  welche,  wachsend  und  sich  vermehrend,  an 
dieser  Slelle  höher,  schmäler  und  zahlreicher  werden,  ohne  ihre  An- 
ordnung in  einer  einfachen  Schicht  aufzugeben,  wogegen  die  Elemente 
des  innern  Blattes  am  Fruchthofe  keine  nennenswerthe  Veränderung 
zeigen.  Dem  Gesagten  zufolge  ist  das  Primitivorgan,  von  dem  die 
Entwickelung  des  Säugethieres  ausgebt,  keine  invaginirte  eiuschichtige 
Blase,  keine  Gastrula  im  Sinne  Häckel’s  sondern  eine  doppeiblättrige 
ganz  geschlossene  Blase.  Dasselbe  behauptet  K.  nach  seinen  Erfah- 
rungen für  das  Hühnchen,  bei  dem  das  Homolpgon  der  Keimblase 
der  Säugethiere  die  am  6.  Tage  von  dem  Ectoderma  und  Entoderma 
gebildete,  den  Nahrungsdotter  umschliessende  Blase  ist.  Bevor  diese 
ächte  Keimblase  des  Hühnchens  gebildet  ist,  ist  das  Primitiv- 
organ desselben  eine  doppeischichtige  Scheibe,  die  Keimhaut,  welche 
in  keiner  Weise  mit  einer  Blase  verglichen  werden  kann.  Die  erste 
Spur  des  Knmnchenembryo  erscheint  am  hinteren  spitzeren  Ende 
des  bimförmig  gewordenen  Frucbthofes  in  Gestalt  einer  rundlichen 
kleinen  Verdickung.  Diese  bildet  sieb  allmählich,  nach  vorn  sich 
ausbreitend,  zu  einem  länglichen  Streifen  mit  einer  Rinne,  dem  Pri- 


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792 


Köllikbi,  Entwicklung  des  Säugethierembryos. 


mitivstreifen  und  der  Primitivrinne,  um  und  vor  diesem  Streifen  er- 
erscheint  dann,  wie  beim  Hühnchen,  die  Rückenfurche  mit  den  Rücken- 
wülsten.  Wie  beim  Hühnchen  verdankt  der  Pricnitivstreifen  von 
seinem  ersten  Auftreten  an  seine  Entstehung  einer  Wucherung  des 
Ectoderma  in  die  Tiefe,  aus  weicher  nach  und  nach  das  mittlere 
Keimblatt  hervorgeht,  indem  diese  Wucherung  allmählich  nach  allen 
Seiten  über  den  Primitivstreifen  binauswächst.  Ist  einmal  die  Rücken- 
furche  und  das  Mesoderma  gegeben,  so  geht  die  weitere  Entwicke- 
lung der  Körperform  im  Wesentlichen  wie  beim  Hühnchen  vor  sich 
und  ist  nur  Folgendes  hervorzuheben:  Die  Medullarplatte  am  Kopfe 
oder  die  Anlage  des  Gehirns  erscheint  als  eine  breite,  auch  von  der 
Fläche  erkennbare  schaufeliörmige  Platte  mit  einer  tiefeu  schmalen 
Rinne  in  der  Mitte,  die  noch  als  flache  Platte  sich  gliedert  und  ver- 
hältnismässig spät  zum  Hirnrohre  sich  schliesst,  nachdem  schon  langt 
Urwirbel  entstanden  sind.  Der  Primitivstreiien  erhält  sich  nur  kursc 
Zeit,  nachdem  die  Rückenfurche  und  Embryonalanlage  enstauden  ist. 
Die  Herzanlage  entsteht  sehr  früh  bei  Embryonen  mit  3 — 5 Urwir- 
beln  und  ist  au  Fläihenbildern  in  eigentümlicher  Weise  zu  beiden 
Seiten  des  Kopfes  am  äussersten  Rande  der  Parietalzone  des  Em- 
bryo in  Gestalt  zweier  Röhren  zu  erkennen,  die  jede  in  einen  läng- 
lichen Hohlraum,  die  Parietalhöhle,  «ingeschlossen  sind.  Langsam 
wachsen  mit  der  nach  der  Veutralseite  sich  krümmenden  Parietalzonc 
des  Embryo  diese  doppelten  Herzanlagen  einander  entgegen  und 
kommen  ei  st  hei  Embryonen  mit  etwa  11  Urwirbein  in  der  Mitte  der 
Brustwand  zur  Vereinigung.  An  Querschnitten  sieht  man  leicht,  dass 
jede  ilerzhälfte  in  einem  besonderen  Spaltraume  der  SeiteDplstten 
entsteht  und  aus  einem  Endothelrohre  und  einer  dicken  UmbälloLg 
der  Darmfaserplatte  sich  bildet.  Von  den  innern  Vorgängen,  wie  sie 
an  Quer-  und  Längsschnitten  zu  erkennen  sind,  erwähnt  R.  folgende: 
Der  Kaninchenembryo  ditferenzirt  sich  inr  Innern  im  Wesentlichen 
wie  der  Hühnerembryo,  nur  besitzt  er  anfänglich  keine  Chorda,  selbst 
zu  einer  Zeit,  wo  schon  Urwirbel,  Seitooplatteu,  Medular platte  und 
Hornblatt  deutlich  sind  uud  die  Zahl  der  Urwirbel  6 — 8 beträgt, 
so  dass  mithin  (BaLFOCK  Eiasmobranchier),  die  Medullarpl.-iiie  anfäng- 
lich an  das  Entoderma  angrenzt.  Hknsen,  lässt  die  Chorda  aus  dem 
Entoderma  sich  abschnüren,  was  Balfour  für  die  genannten  Fische 
bestätigt  und  auch  K.  ist  nicht  abgeneigt,  sich  dieser  Aunalinie  sn- 
zuscidiessen.  Noch  vor  der  vollendeten  Verschmelzung  des  Hertens 
ist  übrigens  die  Chorda  an  der  typischen  stelle  da  und  unterscheiden 
sich  Querschnitte  solcher  Embryonen  in  nichts  Wesentlichem  von 
denen  des  Hühnchens.  Die  ersten  Gefässe  sind  nichts  als  solide 
Zelleustränge  im  Mesoderma  und  ihre  centralen  Zellen  die  ersten 
Blutzellen.  Den  Angaben  Götte's  über  die  Blutbildung  bei  Säug*" 
thierembryoneu  scheint  eine  Verwechselung  mit  einer  besonderen, 
noch  von  Niemand  erwähnten  Verdickung  der  äussern  Keimscbicht 

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Gins  er,  Entwicklung  des  Hertens  beim  Huhn. 


793 


oder  des  Ectoderma  des  Kaninchens  im  Bereiche  der  Area  opaca 
zu  Orunde  zu  liegen,  welche  später  zu  einem  Theile  der  serösen 
Hülle  wird  und  an  der  Verbindung  der  Allantois-placenta  mit  dem 
Uterus  sich  betheiligt.  Die  Allantois  bildet  sich,  wie  Längsschnitte 
erkennen  lassen  beim  Kaninchen  genau  so  wie  beim  Hühnchen  nach 
Gasser,  nur  ist  die  bei  ihrer  Entstehung  betbeiligte  Wucherung  des 
Mesoderma  ungemein  viel  grösser.  Die  Venae  umbilicales  sind  früh 
weit  und  als  grosse  Kanäle  im  Rande  der  seitlichen  Leibeswände  zu 
finden.  Die  primitive  Augeublase  und  die  Gehörblase  entstehen  wie 
beim  Hühnchen,  ebenso  diu  Mundöffnung.  Das  Herz  ist  an  seinem 
Vorhofstheile  nicht  nur  hinten  durch  das  Mesocardium  posterius  mit 
der  Darmwand,  sondern  auch  seitlich  durch  zwei  Mesocardia  later,  mit 
der  Seitenwand  der  Parietalhöhle,  hier  der  seitlichen  Leibeswand, 
verwachsen,  wodurch  die  Parietalhöhle  in  dieser  Gegend  abweichend 
vom  Hühnchen  in  drei  Räume,  zwei  hintere  und  einen  vorderen  ge- 
schieden wird,  von  denen  die  ersteren  mit  den  zwei  primitiven 
Bauchhöhlen  in  Verbindung  stehen.  Am  Vorhofe  finden  sieb  äusserlich 
Zotten.  Das  Amnion  schliesst  sich  früh  iu  der  Mitte  des  Rückens. 
Die  Kopfscheide  desselben  besteht  nur  aus  dem  Hornblatle  und  ebenso 
die  Koptkappe  nur  aus  dem  Darmdrüsenblatte.  Mithin  feLlt  hier, 
wie  beim  Hühnchen  nach  Hiss,  das  mittlere  Keimblatt.  Der  Ur- 
merengaug  ist  ursprünglich  ein  solider  Strang  und  entsteht  durch 
Abschnürung  aus  dem  Mesoderma.  Die  Urniere  bildete  sich  aus 
einer  Wucherung  der  Mittelplatte,  in  der  eine  gegen  die  Peritoneal- 
höhle sieb  öffnende  Höhlung  (Trichter,  Semper)  nicht  gesehen  wurde. 
Beim  Hühnerembryo  hat  K.  dagegen  bestimmte  Andeutungen  solcher 
Trichter  gesehen,  die  später  sich  schlossen,  sobald  die  Uruierenanlage 
ganz  von  der  Mittelplatte  sich  abschuürte.  Loewe. 


E.  Gasser,  Ueber  Entstehung  des  Herzens  beim  Huhn.  Sitzgsber. 

d.  Marburg.  Ges.  zur  Belöideruug  etc.  1876.  No.  2. 

Beim  Huhn  entsteht  das  Herz  zu  der  Zeit,  wenn  vier  bis  fünf 
Urwirbel  vorhanden  sind.  Es  ist  von  vornherein  doppelt  angelegt; 
später  wird  zuerst  die  Muskelwand  einfach,  daim  das  Endothelrohr. 
Die  Herzbildung  folgt  rasch  dem  Erscheinen  des  2.  Stratum  in  der 
untern  Wand  der  Fovea  cardiaca  und  der  Bildung  der  Pleuroperi- 
tonealhöhle daselbst  nach.  Die  ersten  Stadien  der  Herzentwickelung 
zeigen  sich  in  Form  von  Lücken  zwischen  Darmfaserblatt  (Muskel- 
wand des  Herzens)  und  Darmdrüsenblau  beiderseits  in  der  vorderen 
Wand  der  Fovea  cardiaca  und  den  den  Eingang  zu  derselben  be- 
grenzenden Falten.  Iu  diesen  Lücken  liegen  cbaracteristische  Zellen 
(Endothelzellen)  anfangs  vereinzelt,  vereinigen  aich  bald  zu  einem 
von  der  Muskel  wand  vielfach  abstehenden  Endothelrohr.  Die  Lücken 
haben,  sobald  sie  uuter  einander  verschmelzen,  bei  Betrachtung  des 


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794  Kossbacr  und  Qmr.moHST,  vasomotorische  Nerven  im  Vagi». 


ganzen  Embryo  von  der  Bauchseite  her,  die  Gestalt  zweier  Röhreu- 
schenkel  in  Form  eines  X.  Das  Herz  wird  zu  einem  unpaaren 
Schlauch  dadurch,  dass  zuerst  die  Muskelwand,  dann  das  Endothel- 
rohr einfach  wird.  Loa»*. 


Bossbach  und  Quellhorst,  Beiträge  zur  Physiologie  des  Vagus. 

Würzburger  phjrs.  roed.  Verhdlgo.  IX.  8.  13. 

Gelegentlich  einer  anderen  Untersuchung  hatte  R.  beobachtet, 
dass  nach  Atropinisirung  die  electrische  Reizung  des  peripheren 
Vagusstumpfes  eine  bedeutende  Erhöhung  des  Blutdrucks  in  der  Art 
carotis  zur  Folge  habe,  eine  Beobachtung,  die  von  den  Vff.  auf  ihre 
wahre  Ursache  zurückgeführt  werden  sollte.  Zur  Erklärung  jener 
Drucksteigerung  boten  sich  zwei  Möglichkeiten:  entweder  es  verlaufen 
die  biutdrucksteigernden  Fasern  in  den  Bronchialasten  des  Vagus, 
deren  Reizung  Acnderungen  des  Lungenkreislaufes  erzeugen  oder  die 
Bahnen  dieser  Fasern  liegen  in  den  Chnrdae  oesophageae  des  Vagtu 
und  verlaufen  in  ihnen  zu  den  Unterleibsorganen,  um  dort  veränderte 
Zustände  herbeizuführen. 

In  einer  ersten  Versuchsreihe  wurde  ein  FlCK’sohes  Federmano- 
meter  mit  der  Art.  cruralis  von  Hunden  in  Verbindung  gebracht  uod 
der  Blutdruck  bei  Reizung  des  Bauchvagus  beobachtet,  weich  letzterer 
nach  Resection  zweier  Rippen  auf  der  linken  Seite,  wo  der  dem 
Oesophagus  anliegende  Vagus  leichter  zu  erreichen  ist,  erreicht  werden 
konnte;  grösstentheils  konnte  hierbei  eine  beträchtliche  Steigerung 
des  Druckes  constatirt  werden.  Die  Ursache  dieser  Steigerung  musste 
in  den  Geffissen  der  Unterleibsorgane  zu  suchen  sein,  deren  Verhalten 
unter  dem  Einfluss  der  Reizung  des  pheripheren  Vagusstumpfes  bei 
curarisirten  Kaninchen  beobachtet  wurde.  Es  zeigte  sich  jedesmal 
bei  der  Reizung  desselben  neben  lebhafter  Bewegung  des  Magens 
und  Dünndarms  eine  mit  blossem  Auge  sichtbare  Verkleinerung  der 
Lichtung  der  Gefässe,  und  sichtbar  pulsirende  Arterien  des  Magens 
und  Dünndarms  stellten  bei  der  Reizung  ihre  Pulsationen  ein. 

Wurde  in  einer  zweiten  Versuchsreihe  der  periphere  Vagusstumpf 
gereizt,  nachdem  die  Chordae  oesoph.  durchschnitten  wareD,  so  trat  mit 
der  Herabsetzung  des  Pulses  auch  nur  Herabsetzung  des  Blutdruckes 
ein,  während  letzterer  in  keinem  Falle  nach  Beendigung  des  Reises 
über  seine  vor  der  Reizung  behauptete  Höhe  hinausgeht,  wie  dies  , 
sonst  nach  erfolgter  Vagusreizung  der  Fall  ist.  — Hatten  die  Vff. 
endlich  mit  der  Durchschneidung  des  Bauehvagus  die  Atropinisirung 
des  Thieres  combinirt,  so  blieb  sowohl  Pulsbeschleunigung,  wie  Druck- 
steigerung aus. 

Es  geht  aus  diesen  Beobachtungen  hervor,  dass  ausser  in  des 
Splanchnicis  auch  im  Hals-  und  Bauehvagus  vasomotorische  Nerven- 
fasern zu  den  Unterleibsorganen  verlaufen;  die  Blutdruckerhöbungi 

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Himsio»,  Albumin  und  »eine  Verbindungen. 


795 


welche  man  am  normalen  Thiere  nach  Auftreten  des  Vagusreizherz- 
stilistandes  und  am  atropinisirten  Thiere  unmittelbar  auf  Reizung  des 
Halsvagus  beobachtet,  ist  Folge  der  Reizung  dieser  vasomotorischen 
Fasern  der  Unterleibsorgane.  j.  Steiner  (Erlangen). 


A.  Heynsius,  Ueber  Serumalbumin  und  Eieralbumin  und  ihre 
Verbindungen.  Pn.eo*R’s  Arch.  xu.  s.  M9-697. 

Der  erste  Abschnitt  der  vorliegenden  Abhandlung  beschäftigt 
sich  mit  der  Frage,  ob  es  möglich  ist,  Eiweisslösungen  völlig  von 
Salzen  zu  befreien  und  ob  es  gelingt,  durch  Dialyse  Ei  weisslösungen  her- 
zustellen, welche  beim  Kochen  nicht  gerinnen.  H.  verneint  beide  Fragen. 
Eine  gewisse  Menge  unlöslicher  Salze  lasst  sich  nicht  entfernen  und 
eine  neutrale  möglichst  salzfreie  Lösung  wird  beim  Kochen  trüb  (dabei 
ist  hervorzuheben,  dass  Schmidt  selbst  die  Unmöglichkeit,  alle  unlös- 
lichen Salze  zu  entfernen,  in  seiner  Publication  in  dem  LcDWio’scben 
Jubelbande  hervorgehoben  hat;  s.  Cbl.  1876,  759.  Ref.).  H.  ist  geneigt, 
auch  eine  gewisse  Menge  löslicher  Salze  als  stets  in  der  Eiweisslösung 
vorhanden  anzunehmen;  er  weist  darauf  hin,  dass  die  Alkalien  sehr  leicht 
dem  grösseren  Theile  nach  unter  die  unlöslichen  Salze  gerathen  können, 
und  hält  die  Aschenmenge,  die  Schmidt  erhielt,  für  zu  klein  zur  Ent- 
scheidung dieser  Frage.  Was  das  Ausbleiben  der  Gerinnung  bei  den 
gereinigten  Lösungen  betrifft,  so  leitet  H.  dasselbe  von  der  nicht 
vollkommenen  Neutralität  der  Flüssigkeit  ab  und  führt  zum  Beweise 
für  die  Richtigkeit  dieser  Ansicht  Versuche  an,  welche  zeigen,  wie 
ausserordentlich  geringfügig  der  Gehalt  an  Säure  oder  Alkali  nur  zu 
sein  brauche,  um  die  Gerinnung  zu  verhindern,  wie  übrigens  Schmidt 
auch  schon  früher  gezeigt  hat.  In  Bezug  auf  das  Verhalten  voll- 
kommen neutraler  Lösungen  macht  SCHMIDT  einen  Unterschied 
zwischen  Gerinnung  und  Opalescenz,  der  von  H.  nicht  anerkannt 
wird.  — H.  ist  der  Ansicht,  dass  man  kein  Recht  habe,  das  Albumin 
eine  in  Wasser  lösliche  Eiweissart  zu  nennen,  da  man  keine  Lösung 
herstelien  kann,  die  nur  Albumin  und  Eiwciss  und  nichts  weiter  ent- 
hält; H.  sieht  vielmehr  in  der  That  das  Albumin  als  mit  phosphor- 
saurem  Kalk  und  Magnesia  verbunden  au  und  beschreibt  folgende 
Eigenschaften  dieser  Verbindung:  1)  Dieselbe  wird  durch  Säure  und 
Alkalien  zersetzt,  das  Albumin  bleibt  dabei  in  Lösung  und  fällt  beim 
Neutralismen  aus.  2)  Sie  reagirt  sauer.  3)  Die  Verbindung  wird 
durch  Erwärmen  bereits  bei  niedriger  Temperatur  zum  Theil  zersetzt. 
Das  dabei  sieb  ausscheidende  Albumin  ist  nicht  coagulirt,  denn  es 
löst  sich  beim  Erkalten  der  Flüssigkeit  wieder  auf.  4)  Vermischung 
mit  Neutralsalzen  drückt  die  Temperatur,  bei  welcher  Trübung  eintritt, 
in  die  Höbe.  — -Einfluss  der  Alkalien  auf  Serum-  und  Eier- 
albumin. — Heynsius  unterscheidet  4 Grade  der  Löslichkeit  des  aus- 
gefällten Albumins:  1)  Löslichkeit  in  neutralen  Salzen  bei  jedem 


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796 


Löbiicb,  Cyatinufie. 


Gebalt.  2)  Bei  mittlerem  Gehalt.  3)  In  verdünnten  Säuren  und  Al- 
kalien. 4)  In  starken  Säuren  und  Alkalien.  Wenn  mau  dialysirtes 
Eiweiss  mit  Alkali  in  steigender  Menge  kocht,  so  durchläuft  das  Al- 
bumin alle  diese  Löslichkeitsgrade.  Die  Gegenwart  von  Salzen  er- 
schwert die  Einwirkung  des  Alkalis  auf  das  Eiweiss  (vgl.  Schmidt), 
sodass  grössere  Quantitäten  davon  erforderlich  sind,  um  dass  Eiweiss 
in  Lösung  zu  erhalten,  wie  beim  dyalisirten  Eiweiss.  Der  Gehalt 
des  Blutserum  an  Alkali  ist  gross  genug,  um  eine  mit  9 Volum.  W7asser 
vermischte  Lösung  beim  Erhitzen  vollkommen  klar  bleibeu  zu  lassen. 
Durch  Kobleusäure  oder  andere  schwache  Säuren  erhält  man  aus  der 
erkalteten  Lösung  einen  Niederschlag,  welcher  in  schwacher  Koch- 
salzlösung vollkommen  löslich  ist.  — Einfluss  der  Säuren  auf 
Serum-  und  Eieralbumin.  Derselbe  ist  dem  der  Akalien  voll- 
kommen gleich.  Die  Quantitäten  von  Säure,  welche  hinreichen, 
um  ein  Kiarbleiben  der  Eiweisslösung  beim  Kochen  zu  bewirken 
sind  ausserordentlich  gering.  Die  Coagulation  des  Albumins  von 
2 Cc.  dialysirten  Blutserum  wird  bei  10  facher  Verdünnung  verhin- 
dert durch  2 Cc.  einer  l/ioo  Normal  Salzsäure  oder  Salpetersäure,  durch 
2,5  Cc.  einer  ebensolchen  Schwefelsäure  oder  Phosphorsäure,  3 Cc. 
Oxalsäure  oder  Essigsäure.  Der  auflösende  Einfluss  der  Säure  wird 
durch  Gegenwart  von  neutralen  Salzeu  beeinträchtigt,  ebenso  wie  bei 
den  Alkalien.  — Hieran  kuüpft  Vf.  noch  einige  weitere  Bemerkungen. 
1)  Durch  Einleiten  von  Kohlensäure  oder  Ansäuern  mit  Essigsäure 
nach  10  fachem  Verdünnen  erhält  man  aus  Rinderblutserum  nur  etwa 
0,8%  Paraglobulin;  weit  mehr,  nämlich  bis  1,85%  aus  dialysirtem 
Eiweiss  und  zwar  scheidet  sich  ein  Theil  dann  von  selbst  aus,  ein 
anderer  fällt  nach  Säurezusatz.  Die  Ursache  für  diese  Erscheinung 
liegt  dariD,  dass  das  an  Akalien  gebundene  Albumin  des  Serums  auch 
in  Salzen  sehr  leicht  löslich  ist.  2)  Die  ganze  Albuininmeoge 
wird  durch  zinkhaltiges  Wasser  gefallt.  3)  Das  verschiedene  Ver- 
halten des  dialysirten  und  nicht  dialysirten  Eiweiss  zu  Metaiisaleen, 
das  Schmidt  beobachtet  hat,  führt  Vf.  auf  die  mehr  oder  weniger 
vollständige  Entfernung  des  an  Alkali  gebundenen  Albumins  zurück.  — 
In  5 umfangreichen  Tabellen  ist  das  Verhalten  von  Blutserum  und 
Hühnereiweias  mit  und  ohne  Kochsaizzusatz  zu  Säure  von  verschie- 
dener Concentration  erläutert.  E.  Salkowaki. 


W.  F.  Löbisch,  Chemische  Untersuchung  eines  Falles  von  Cystin- 

Urie.  Oesterr.  med.  Jatirb.  1876.  üett  1. 

Der  Fall  betraf  einen  jungen  Arzt  von  24  Jahren  aus  Amerika 
(Rhodes  Island),  der  keine  Krankheitserscheiunngen  darbot  ausser 
Verdauungsbescbwerden.  Das  Cystin  fand  sich  als  Sediment  und  im 
Harn  gelöst.  Zur  quantitativen  Bestimmung  wurden  500  Cc.  Harn 
mit  20  Cc.  Essigsäure  versetzt,  das  Sediment  nach  24  Stunden  ab- 


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Uaubsez,  Tuberkel  des  Hodens. 


797 


filtrirt  (es  bestund  aus  Cystin,  Harnsäure,  oxalsauren  Kalk  und  mit- 
unter barnsaurem  Natron),  gewaschen  und  gewogen.  Alsdann  wurde 
es  nochmals  angefeuchtet,  mit  etwas  verdünnter  Salzsäure  das  Cystin 
gelöst,  wieder  getrocknet  und  gewogen.  Die  Differenz  zwischen 
beiden  Wägungen  wurde  als  Cystin  in  Rechnung  gebracht.  An  14 
Tagen  wurde  die  Harnmenge,  spec.  Gew.  Harnstoff,  Harnsäure  und 
Schwefelsäure  bestimmt.  Die  Kost  war  dabei  an  10  Tagen  die  ge- 
wöhnliche gemischte,  an  4 Tagen  eine  rein  pflanzliche  — eine  Ver- 
mehrung des  Cystins  war  bei  derselben  nicht  wahrnehmbar.  Die  Harn- 
säure wurde  nach  dem  Verfahren  des  Ref.  durch  doppelto  Fällung 
mit  Salzsäure  und  Silberlösung  bestimmt.  In  Mittel  von  10  Tagen 
ergaben  sich  folgende  Werthe:  Harnmenge  1296  Cc.,  Harnstoff  33,28, 
Harnsäure  0,5445,  Cystin  0,393,  Schwefelsäure  2,439.  Die  Phosphor- 
säure ergab  sich  an  einem  Tage  zu  3,01  grm.  Chlornatrium  zu  11,08. 
Die  Zusammensetzung  des  Harns  zeigt  also  keine  Abweichung  von 
den  normalen  Verhältnissen.  Die  Entwicklung  von  Schwefelwasser- 
stoff aus  Cystin  beim  Zufügen  von  Zucker  und  Salzsäure  (Gamgee) 
konnte  Vf.  bestätigen,  doch  ist  die  Reaction  direct  für  den  Harn  nicht 
zu  verwertben,  da  jeder  Harn  dabei  Schwefelwasserstoff  entwickelt. 

E.  Salkowski. 


L.  Malassez,  Note  snr  le  sifege  et  la  structure  des  granulations 
tnberculenses  du  testicule.  Arcb.  de  pbysiol.  etc.  1876.  8.  56. 

Die  Tuberkel  des  Hodens  (sens.  sfr.)  können  sich  unter  folgenden 
verschiedenen  Formen  darstellen:  1)  Einfache  Knötchen  (Granulations 
primitives  ou  ölömentaires),  welche  der  Oberfläche  der  Hodenkanälchen 
aufsitzen,  diese  oft  ganz  umgebend,  aber  mit  der  Nachbarschaft  keine 
Verbindung  eingehen,  so  dass  sie  mit  Leichtigkeit  mitsammt  den 
Canälchen  aus  der  Hodensubstanz  herausgezogen  werden  können. 

Die  Canälchen  sind  erweitert,  ihre  Wandungen  und  ihr  epithelialer 
Inhalt  haben,  nachdem  sie  stark  gewuchert  waren,  eine  fettig-körnige 
Umwandlung  erlitten.  Man  kann  diese  Tuberkel  um  so  mehr  mit 
denjenigen  der  serösen  Haut  vergleichen,  als  sich  auf  der  Oberfläche 
der  Canälchen  durch  Arg.  nitr.  eine  Endothelzeichnung  darstellen 
lässt.  2)  Zusammengesetzte  Knötchen  (Granulations  composöes), 
welche  dadurch  entstehen,  dass  ein  einfaches  Knötchen  die  nächstan- 
stossenden  Canälchen  in  Mitleidenschaft  zieht,  so  dass  man  im  Centrum 
ein  im  Zerfall  verschieden  weit  vorgeschrittenes  Knötchen  der  ersten 
Sorte,  um  dasselbe  herum  einen  Kranz  von  entzündlich  veränderten 
Canälchen  sieht.  Besteht  diese  Veränderung  in  einer  frischen  Wuche- 
rung der  Wandungselemente  und  der  Epithelzellen,  so  hat  man  es 
a)  mit  granul.  comp,  recentes  zu  thun,  ist  dagegen  das  ganze  Ca- 
nälchen in  einen  fibrösen  Strang  verwandelt,  so  ist  dadurch  b)  die 
granul.  comp,  fibreuse  bedingt.  3)  Conglomerirte  Knötchen  (gr. 

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798 


Biesudxcki,  leukämische  Tumoren. 


coDglomöröes)  eustehen  durch  Zusammenfliessen  mehrerer  der  vorher 
genannter).  Sind  dies  einfache  Knötchen,  so  ensteht  eine  zusammen- 
hängende Käsemasse,  in  welcher  man  die  Reste  von  Canälcben  wahr- 
nimmt; sind  es  aber  Knötchen  der  zweiten  Art  (frische  oder  fibröse), 
so  entsteht  ein  zusammengesetzteres  Gebilde,  indem  die  einzelnen 
verkästen  (primitiven)  Tuberkel  durch  secundär  veränderte  Canälcben 
getrennt  sind.  Die  angegebenen  verschiedenen  Formen  lind  wie  er- 
sichtlich nicht  in  ihrem  Wesen  verschieden,  sondern  nur  verschiedene 
Entwickelungsstadien  desselben  Processes;  die  1.  Form  fand  sich  in 
den  ersten  2 Monaten  nach  Beginn  der  Affection;  2a  nach  2 Monaten, 
2b.  nach  8 — 12  Monaten;  diejenigen  der  3.  Form  sind  noch  älter. 
Mit  dem  Alter  steht,  wie  sich  aus  der  Zusammensetzung  leicht  ergibt, 
auch  die  Grösse  der  Knötchen  in  direetem  Verhältniss.  — Ucbrigens 
giebt  Verf.  zu,  dass  es  vielleicht  auch  noch  andere  Formen  von 
Hodentuberculose  gäbe.  Orth. 


Biesiadecki,  Leukämische  Tumoren  der  Haut  und  des  Darmes 
mit  einigen  Bemerkungen  über  den  leukämischen  Process 
selbst.  (Aus  der  Experimentalklinik  und  dem  pathol.-anat  Institut 
ZU  Krakau).  Wiener  med.  Jahrb.  1876.  S.  288. 

B.  beschreibt  einen  Fall  vod  Leukämie,  in  welchem  ausser  sehr 
erheblicher  Vermehrung  der  farblosen  Blutkörperchen  uud  starker 
Schwellung  der  Milz,  Leber  und  der  Lymphdrüsen  zahlreiche  lym- 
phatische Tumoren  in  der  Maut  entstanden  waren.  Dieselben  bestanden 
auf  dem  Durchschnitt  aus  einer  markigen,  weichen,  gelblichgrauen 
oder  gelblich weissen  blutarmen  Masse,  welche  in  kleinern  Knoten 
bloss  die  oberflächlichen,  in  grossem  auch  die  tieferen  Schichten  des 
Coriurn  infiltrirt.  Ueber  denselben  ist  die  Epidermis  gespannt  und 
glatt,  jedoch  überall  erhalten.  In  den  grössten  Knoten  ragt  die 
markige  GeschwuLtinasse  bis  in  das  suheutane  Fettgewebe  und  ist 
gegen  die  Nachbarschaft  scharf  abgesetzt,  während  die  Grenze  der 
kleineren  Knötchen  verwischt  erscheint.  Mikroskopisch  fand  B. 
hauptsächlich  ruude,  oft  im  Fettmetamorphose  begriffene  Zellen  von 
der  Grösse  der  w.  Blutkörpcrcheu , ausserdem  verzweigte  Biodege- 
webszellen  und  grosse  plattenförmige  epitheloide  Zellen. 

Die  farblosen  Blutkörperchen  zeigen  ausser  einer  bemerkens- 
werthen  Grössenzunabme  sehr  vielfache  regressive  Metamorphosen, 
Fettkörneheo;  der  Kern  ist  bläscbenartig,  körnig,  vergrößert;  oft 
enthält  die  Zelle  mehrfache  biäscbcoartige  Gebilde.  Dieselben  Ver- 
änderungen weisen  die  Zellen  der  Milz  und  der  Lymphdrüsen  auf. 
Die  Schwellung  der  ersteren  beruht  auf  einer  Zelleninfiltration  des 
die  Arterien  bis  in  ihre  feinsten  Verzweigungen  begleitenden  Binde- 
gewebes, während  das  eigentliche  Milzpareuchym  atrophisch  ist.  Die 
starke  Schwellung  der  Leber  dagegen  wurde  bedingt  gefunden  durch 


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M* neos e,  Schorfbeilung. 


799 


eine  kolossale  Anhäufung  der  Blutzellen  in  den  Lebercapillaren  bei 
sonst  ausgesprochener  Atrophie  der  Leberzellen.  Diese  Befunde  stellt 
B.  in  Parallele  zu  der  von  V.  RECKLINGHAUSEN  und  PONFICK  gefundenen 
Thatsache,  dass  die  in  die  Blutbahn  eingeführten  Zinnoberkörneben 
in  dieselben  Organe  angeschwemmt  werden,  welche  das  Hauptdepot 
der  farblosen  Blutkörperchen  in  der  Leukämie  bilden,  in  die  Milz 
die  Leber,  das  Knochenmark  und  die  Lymphdrüsen,  während  andre 
Organe  nur  soweit  betheiligt  werden,  als  sie  Sitz  besonderer  lo- 
kaler Reizung  sind.  Da,  so  argumentirt  B.,  die  Veränderungen, 
welche  Milz  und  Lymphdrüsen  darboten,  lediglich  regressiver  Natur 
waren,  und  nichts  auf  die  Neubildung  farbloser  Blutkörperchen  hin- 
deutete,  da  die  Letzteren  offenbar  pathologisch  verändert  erschienen, 
da  die  Lymphdrüsen  erst  anzuschwellen  begannen,  als  das  Blut  schon 
wesentlich  verändert  und  in  der  Haut  die  leukämischen  Tumoren 
gebildet  waren,  da  endlich  die  Exstirpation  der  Milz  bei  Thieren 
keine  Alterationen  der  Blutbeschaffenheit  hervorrufen  konnte,  wie  sie 
diesen  als  Primärleiden  der  Leukämie  vorangehen  und  diese  be- 
dingen soll : so  sei  damit  auch  die  Ansicht  gerechtfertigt,  dass  die 
Schwellung  von  Milz  und  Lymphdrüsen  nicht  bedingende  Krankheits- 
ursache, sondern  Folgeerscheinungen  der  Leukämie  sei  welche  den 
Anschwellungen  andrer  Organe,  wie  Leber  und  Nieren  völlig  gleich- 
sustellen  wäre.  Grswits. 

Marcuse,  Vergleichend  experimentelle  Untersuchungen  über  die 
Schorfheilung.  Deutsche  Zeitschr.  f.  Cbir.  VII.  S.  48. 

Legt  man  bei  Meerschweinchen  kleine  Wunden  an,  welche  die 
Epitbehcbicht  und  die  Hälfte  der  schwach  vascularisirten  Cutis  durch- 
setzen, so  erzielt  mau  in  18  — 24  St.  einen  soliden  Schorf,  dessen 
oberster,  freier  Theil,  entgegen  der  Ansicht  der  Autoren  nicht  aus 
eingetrockneten  Secreten,  sondern  aus  der  oberflächlichsten  Gewebs- 
schicbt  im  necrotischen  Zu3tand  besteht.  An  letztere  grenzt  das  übrige, 
alle  Charakteristika  der  Entzündung  zeigende  Cutisgewebe  mit  einer 
besonders  ausgesprochenen  kleinzelligen  Infiltration  in  der  Linie,  in 
welcher  späterhin  die  Demarcation  zu  Stande  kommt.  , 

Legt  man  derartige  Wunden  beim  Menschen  mit  scharfem 
Mes  ser  an,  so  bleibt  auf  der  Oberfläche  meist  immer  so  viel  Blut 
etc.  zurück,  um  einen  die  ganze  Oberfläche  überziehenden  Schorf  zu 
bilden.  Unter  ihm  folgt  sofort  das  zellig-infiltrirte,  lebendige  Gewebe. 
Hingegen  gestalten  sich  die  Verhältnisse  wie  beim  Thier,  so  wie  man 
die  Wunde  mit  stumpferen  Instrumenten  erzeugt  und  damit  den  Aus- 
tritt der  Gewebsflüssigkeiten  hindert. 

In  dem  häufigeren  Zustandekommen  der  oberflächlichen  Gewebs- 
necrose  glaubt  M.  den  Grund  suchen  zu  müssen,  weshalb  beim  Thier 
die  Heilung  unter  dem  Schorf  so  sicher  zu  Stande  kommt.  Eine 


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800  Bctksseso,  Qaomennabt 

mit  der  Unterlage  zunächst  fest  zusammenhängende  Schicht  nra» 
die  lebenden  Gewebe  offenbar  mehr  vor  Reizen  bewahren  als  Bist 
und  Lymphe,  deren  Cohärenz  und  Consistenz  mit  derjenigen  des 
Hautgewebes  nicht  verglichen  werden  kann.  Wilb.  Kod, 


Ratenberg,  Heber  Ganinensp&ltnaht  and  Erzielung  einer  rein« 
(nicht  näselnden)  Sprache  dnrch  Vorlagerung  der  hinten 
Schlundwand.  Wiener  med.  Woebeoschr.  1876.  No.  33—35. 

Die  Operationen  zum  Verschluss  der  Spalten  im  harten  und 
weichen  Gaumen  haben  bisher  das  eigentliche  Endziel  derartiger 
Eingriffe,  Wiederherstellung  einer  normalen  oder  nahezu  normalen 
Sprache,  nicht  zu  erreichen  vermocht.  Der  Grund  dafür  liegt  in  dem 
Umstande,  dass  das  von  vornherein  insufficiente  oder  durch  den  Zug 
der  der  Operation  folgenden  Längsnarbe  insufficient  geworden» 
Gaumensegel  die  hintere  Pharynxwand  beim  Sprechen  nicht  berührt, 
so  dass  Luft  durch  die  Nase  entweicht  und  die  Sprache  näselnd  bleibt 
Zur  Verhinderung  dieses  Uebelstandes  schlug  G.  Simon  seine  ostale 
Uranoplastik  vor  d.  h.  Mobilisirung  der  horizontalen  Gaumenplattes 
und  Vereinigung  derselben  in  der  Mittellinie,  so  dass  ein  schädlicher 
Zug  nachträglich  nicht  stattfinden  kann.  Die  Operation  wurde  bisher 
nur  an  der  Leiche  geübt,  setat  aber  auch  genügend  grosse  Gaumet- 
platten  voraus,  die  nicht  immer  vorhanden  sind.  Andere  Operateure 
suchten  den  geschehenen  Fehler  zu  verbessern  entweder  durch  Ver- 
längerung des  Gaumensegels  (Passavant,  Mason,  Whitebead,  Schös- 
bork)  oder  durch  Annähen  des  Gaumensegels  an  die  hintere  Schlund- 
wand  mit  Freilassung  zweier  seitlicher  Lücken  (PaSSAVANT's  Gaumet- 
segel  - Schlundnaht).  — Verf.  schlägt  nun  zunächst  rein  theoretisch 
vor,  die  Fehler  durch  Vorlagerung  der  hintern  Scblundwand  an  ver 
bessern.  Von  wie  grossem  Nutzen  ein  solches  Verfahren  sein  könn», 
beweist  eine  Beobachtung  von  Panas,  nach  welcher  ein  Kranker  mit 
vollständiger  Trennung  des  Gaumensegels  gut  sprechen  und  schlucket 
konnte  in  Folge  einer  bedeutenden  Hypertrophie  des  Constrictor 
pharyngis  superior,  der  sich  in  Form  eines  Wulstes  nach  vorn  drängte. 
Die  Vorlagerung  soll  geschehen  durch  Herstellung  einer  */* — 1 Cm. 
breiten  halbringförmigen  Narbe,  weiche  über  die  hintre  Scblundwand 
von  einem  Hamulus  pterygoideus  zum  andern  verläuft  mit  geringer 
untrer  Convexität.  Dieselbe  kann  durch  Excision  oder  Aetzung  oder 
mittelst  des  Galvanocauters  hergestcllt  werden,  muss  aber  die  Muskei- 
lage  schonen.  Ara  leichtesten  würde  sich  die  Operation  bei  noch 
bestehender  Spalte  ausfuhren  lassen.  Die  Prüfung  des  Wertbes  der 
Methode  empfiehlt  sich  indessen  am  meisten  bei  Leuten  mit  operirten 
Gaumenspalten  aber  insufficienten  Gaumensegeln.  E.  Kibttr 


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«T,  Druck  im  Thorax  bei  Exsudaten.  Talma,  «ur  Theorie  des  Rassenls.  801 


Peyrot,  Sur  les  tensions  intra-thoraciqnes  dang  les  öpanchements 

de  la  plärre.  Arch.  g«5n.  Juillet  1876. 

P.  fand  den  intrathoracischen  Ueberdruck  bei  einem  Patienten, 
welcher  in  Folge  einer  perforirenden  Echinococcuscyste  einen 
Pneumothorax  bekommen  hatte,  auf  der  kranken  Seite  = 30  Mm.  Hg. 
Die  Atberobewegungen  hatten  keine  bedeutenden  Schwankungen  der 
Hg-säule  zur  Folge.  Nachdem  man  durch  Aspiration  ll/t  Liter  Ex- 
sudates entfernt  hatte,  ging  der  Druck  auf  12  Mm.  herunter,  und 
es  wurden  die  durch  die  Respiration  bervorgerufenen  Oscillationen 
viel  deutlicher. 

Die  Thatsache , dass  bei  pleuritischen  Ergüssen  der  Umfang 
beider  Thoraxhälften  gleich  zu  sein  pflegt,  obwohl  die  erkrankte 
Seite  dem  Auge  ausgedehnt  erscheint,  erklärt  P.  durch  eine  totale 
Thoraxdeformation,  welche  ein  schiefes  Oval  darstellt.  An  dieser 
Deformität  betheilige  sich  namentlich  auch  das  Sternum,  welches 
sich  nach  der  kranken  Seite  herüberschiebt,  so  dass  z.  B.  der  rechte 
Sternalrand  bei  einem  linksseitigen  Exsudat  der  Mitte  oder  selbst 
der  linken  Seite  der  Wirbelsäule  entspricht.  — Die  Einwirkung 
pleuritischer  Ergüsse  auf  das  Herz  und  die  Mediastina  anlangend, 
constatirt  der  Verf.  eine  Drehung  des  Herzens  um  s'eine  Längsaxe, 
wodurch  der  rechte  Ventrikel  bei  linksseitigen  Exsudaten  nach  innen 
und  hinten  gedreht  wird.  Die  Trachea,  der  Lungenhilus,  der  Aorten- 
bogen werden  ebenfalls  u.  z.  nach  der  gesunden  Seite  verdrängt,  und 
hierdurch  wird  auch  die  gesunde  Lunge  comprimirt.  Ebenso  wird 
die  Aorta,  welche  nicht  ausweicben  kann,  comprimirt  und  desgl.  der 
Oesophagus,  welcher  ausserdem  noch  dislocirt  wird.  Diese  Einwir- 
kung der  Pleuraergüsse  auf  die  Organe  des  hintern  Mediastinum 
sind  experimentell  studirt  und  kommen  intra  vitam  nur  bei  sehr  schnell 
wachsenden  Ergüssen  vor.  Litten. 


Talma,  Beiträge  znr  Theorie  des  Basseins.  Denucho»  Arch.  i.  ki>o. 

Med.  XVIII.  S.  83. 

T.  stellte  sich  die  Aufgabe,  nachzuweisen,  wie  das  Rasseln  und 
zwar  vorzugsweise  das  gurgelnde  Rasselgeräusch  (P.  Niemeyer)  zu 
Stande  käme.  Der  frühem  Annahme  gegenüber,  nach  welcher  die 
Rasselgeräusche  dadurch  erzeugt  wurden,  dass  die  Luft  die  in  den 
Bronchen  vorhandene  Flüssigkeit  durchbricht,  und  die  zerspringenden 
Blasen  der  letzteren  das  Geräusch  erzeugen,  weist  er  durch  das  Ex- 
periment nach,  dass  das  Zerspringen  der  Blasen  überhaupt  kein 
Geräusch  erzeugt.  Wenn  er  durch  eine  Röhre,  welche  tief  in  eine 
Flüssigkeit  eintauchte,  Luft  hindurchblies,  so  schwamm  die  dadurch 
erzeugte  Luftblase  auf  der  Oberfläche  der  Flüssigkeit,  während  diese 
letztere , welche  durch  die  hineingeblasene  Luft  verdrängt  wurde, 
wieder  zurückschnellt  und  gegen  die  in  der  Röhre  befindliche  Luft- 
XIV.  Jahrgang.  51 


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802 


Robbnbaob,  Percussioosschall. 


Bäule  anscblicsst.  Hierdurch  wird  die  Luft  der  Röhre  io  Schwingungen 
versetzt  und  die  Höhe  des  dadurch  gebildeten  Geräusches  (Gurgeln) 
ist  von  den  Dimensionen  der  Luftsäule  abhängig.  Das  Zerspringen 
der  Blasen  an  der  Oberfläche  der  Flüssigkeit  erzeugt  jedoch  kein 
Geräusch.  Die  Details  der  Untersuchung  sind  im  Original  nacbzu- 
sehen.  Verf.  kommt  zu  dem  Schluss,  dass  die  Flüssigkeit  Zungen 
bildet,  welche  schwingen  und  in  den  die  Lutt  enthaltenden  Röhret 
secundäre  Schwingungen  erzeugen.  Die  Höbe  der  Rasselgeräusche 
hängt  unter  andern  von  der  Consistonz  der  Flüssigkeit  ab;  so  wird 
Gummilösung  ein  tieferes  Rasseln  erzeugen,  als  Wasser,  da  die 
„Gummizungen'1  langsamer  schwingen,  als  die  „Wasserzungen“,  und 
deshalb  in  der  Röhre  tiefere  Eigentöne  erzeugen.  Ferner  wird  die 
SchallhÖhc  abhängen  von  dem  Lumen  der  Röhre,  wodurch  die  Di- 
mensionen der  Zungen  zunehmen.  Dass  Rasseln  in  grossen  Bronchen 
beispielsweise  wird  tiefer  sein,  als  das  in  kleinen. 

Ferner  stellte  T.  Versuche  an,  um  den  physikalischen  Grund  de- 
VesiculärathmenB  zu  ermitteln.  Er  trieb  Luft  durch  einen  langet, 
gleichmäßig  weiten  Kautschukschlauch.  Dabei  wurde  an  der  Ein- 
fluss- und  Ausflussöffnung  ein  blasendes  Geräusch  gehört  udA  eis 
ebensolches,  aber  schwächeres,  über  der  Mitte  des  Schlauches.  Zur 
Entscheidung  der  Frage,  ob  dieses  letztere  von  den  Enden  fortge- 
flanzt,  oder  an  Ort  und  Stelle  entstanden  wäre,  verengerte  Verf.  die 
Ein-  oder  Ausflussöffnung,  wodurch  das  Geräusch  an  dieser  Stelle 
sehr  verstärkt  wurde,  während  es  in  der  Mitte  schwächer  gehört 
wurde.  Dies  spricht  für  eine  Entstehung  des  Geräusches  an  Ort  neu 
Stelle,  und  für  eine  Abhängigkeit  desselben  von  der  Strömungsge- 
schwindigkeit. Dies  Geräusch  nun  wird  dadurch  hervorgebracht 
dass  die  Lufttbeilchen  gegen  einander  wirken,  nicht  etwa  durch  dir 
Reibung  der  Luft  gegen  die  Röhren  (Bronchen).  Litten- 


0.  Rosenbach,  Beitrag  zur  Lehre  vom  Percussionssehall  de- 

Thorax.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  XVII.  8.  609. 

R.  findet  mit  anderen  Autoren,  dass  der  Percussionsschall  hei 
der  Respirationsphase  die  Höhe  wechselt  und  zwar  mit  jeder  Inspi- 
rationhöher und  zugleich  lauter  wird,  besonders  deutlich  über 
den  Lungenspitzen.  Als  Grund  des  Höhenwechsels  sieht  er  die  mit 
der  Athmung  wechselnde  Spannung  der  Tboraxtvandung  an.  Di 
das  Lungengewebe  fast  garnichts  mit  dem  Phänomen  zu  thun  hat 
so  folgert  er,  dass  mau  es  auch  nicht  zu  diagnostischen  Zweckes 
benutzen  dürfe  (im  Gegensatz  zu  Dacosta).  Uebrigens  beobachtete 
er  seiner  Ansicht  entsprechend,  dass  bei  Emphysem,  käsiger  Pneu- 
monie, über  Höhlen  und  geschrumpfter  Lunge  der  respiratorische 
Schallhöhenwechsel  vorhanden  war. 

Die  Anschauungen  über  den  tympanitischen  Schall  fasst  er  wie 


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Iroadbrnt;  Richabduor;  Schcuachkr  etc.,  Salycilsäure  bei  Rheum«ti»mu8.  803 


folgt  zusammen : 1)  Der  tyrnpanitischo  Schall  entsteht  in  begrenzten 
Räumen  von  gewisser  Grösse  durch  Schwingung  der  in  ihnen  enthal- 
tenen Luft.  2)  Die  Wahrnehmung  desselben  hängt  ab  von  der 
Durchgängigkeit  der  Wände  für  die  Schallwelle  von  innen  und 
für  dieselbe  erregende  Stösse  von  aussen.  3)  Eigenschwingungen 
der  Wandung  stören  den  tympanitischen  Schall  nicht,  so  lange  für 
einen  genügenden  Durchtritt  der  Schallwelle  der  eingeschlossenen 
Luft  nach  aussen  gesorgt  ist.  4)  Bei  stark  gespannten  oder  dichten 
Wänden  ist  das  Zustandekommen  des  tympanitischen  Schalles  um  so 
schwieriger,  je  gekrümmter  die  Flächen  sind.  5)  Beim  Percutiren 
gekrümmter  Flächen  wird  die  Intensität  des  Percussionsstosses  abge- 
schwächt, die  innen  befindliche  Luft  weniger  erschüttert  und  das 
Heraustreten  der  Schallwelle  durch  stärkere  Reflexion  gehindert. 

Eichhorst  (Jona). 


1)  Broadbent,  Treatment  of  rhetimatic  fever  by  salicyllc  acid. 
L.nret  1876.  i.  No.  15.  2)  J.  G.  Richardson,  Cantion  in  regard  to 
the  treatment  of  acute  rkeumatisnie  with  salicylie  acid.  Phiimi. 
ined.  Time».  1876.  Mai  13-  3)  Schumacher  II.,  Klinische  Mitthci- 
lungen  über  Versuche  mit  Salicyisänre  bei  acutem  Gelenk- 
rheumatismus. Deutsche  med.  Wochensclir.  1876.  No.  18.  4)  Fr.  ScllUltze, 
Zur  Wirkung  der  Salicyisänre  auf  den  acuten  Gelenkrheuma- 
tismus. Memorab.  f.  pruct  Aertte.  1876.  8.  162.  a)  W.  Grilifuer,  Zur 
Salicylsäurebehandlung  des  Gelenkrheumatismus.  Deutsche  Zett- 
«chr.  f.  pr.  Med.  1876.  No.  23.  6)  Bardenhewer,  Aus  der  Station  des 
Hrn.  Prof.  Obermeier  im  St.  Johannes-Hospital  zu  Bonn.  Die 
Behandlung  der  Polyarthritis  rheumat.  mit  Salicyisänre.  Bert, 
kün.  WocheuRcbr.  1876.  No.  26  7)  J.  Pollard,  Rheumatic  fever  trea- 

ted  by  Salicine.  Brit.  med.  jou™.  1876.  No.  810.  8)  S.  Pearse,  Four 
Gases  of  Rheumatisme  treated  by  Salicine.  (Under  the  care  of 
Dr.  S.  Ringer).  d»s.  — 

B.  (1.)  konnte  in  4 zum  Theil  schweren  Fällen  der  Rheumar- 
thritis  die  günstige  Wirkung  der  Salicyisänre  (7,5 — 20  Grain  stünd- 
lich, dann  seltener)  bestätigen.  — R.  (2.)  hat  in  3 von  4 Fällen  gün- 
stige Wirkung  gesehen  und  weißt  noch  besonders  auf  die  Bekämpfung 
eines  etwa  eintretenden  Collapses  hin.  — Sen.  (3.)  sah  3 genau  nach 
Strickkr’s  Vorschrift  (a.  8.  362)  behandelte  Fälle  günstig  verlaufen; 
2 Mal  traten  Reoidive  ein,  bei  denen  die  erneute  Anwendung  der 
Säure  sich  auch  günstig  erwies.  — Sch.  (4.)  sah  unter  10  Fällen  aus 
der  FKitcDREtCH’schen  Klinik  8 Mal  eine  Beendigung  der  Krankheit 
in  12—48  Stunden  nach  dem  Beginne  der  Behandlung  und  zwar  in 
5 ohne  Rocidiv,  in  3 mit  einem  solchen,  welches  ebenfalls  durch  die 
Säure  rasch  beseitigt  wurde,  in  1 Fall  war  die  Wirkung  unsicher, 
L)ie  Recidive  wurde  durch  Fortgeorauch  des  Mittels  in  kleineren 

bl* 


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804  Mitcbill  n.  Bihtolit,  Sensibilität  nach  Nervender 


Gaben  (3  Mal  1 Gm.  pro  die)  nicht  verhütet,  wichen  aber  d« 

Gaben.  — Unter  G.’s  (5.)  21  Fällen  waren  15  acute,  6 subacute.1 
jenen  heilten  7 bei  stündlichen  Gaben  von  1 Grtn.  Säure  in  2 — 3 Tj 
radical,  in  den  übrigen  8 traten  Recidive  zum  Theil  mehrmals  anf 
trotz  des  Fortgebrauchs  des  Mittels.  Auch  in  den  subacuten  Fällen, 
worunter  2 bereits  mehrere  Wochen  mit  dem  Pappverband  behandelt 
worden,  wirkte  das  Mittel  sehr  günstig;  2 Mal  traten  deutliche  Herz- 
affectionen  bei  unausgesetztem  Gebrauch  der  Säure  auf.  — B.  (6.1  sah 
in  5 Fällen  schnelle  Heilung  und  auch  ein  Fall  von  sog.  rheumati- 
schem Fieber  ohne  Gelenkaffection  endete  unter  dem  Gebrauch  von 
5 Grm.  Säure  in  wenigen  Tagen  mit  vollständiger  Genesung.  — 
J.  P.  (7.)  berichtet  kurz  über  1 mit  Salicin  (vgl.  S.  240)  erfolgreich 
behandelten  Fall  und  S.  P.  (8.)  über  4 Fälle.  Hier  mussten  20  bii 
30  Grains  2stündlich  gereicht  werden.  Der  Puls  sank  früher,  als  die 
Temperatur,  welche  erst  nach  8 Tagen  normal  wurde.  Die  Gelenk- 
schmerzen  Hessen  durchschnittlich  in  4 Tagen  nach,  Herzaffectioneri 
wurden  nicht  verhütet  und  ausser  Verstopfung  keine  unangenehme 
Nebenwirkung  beobachtet.  Senator. 


Weir  Mitchell  and  M.  Bertolet,  Jieurotomy,  with  an  examination 
of  the  regenerated  nerven  and  notes  upon  neural  repair.  Amt- 

Jouro.  of  mud.  sc.  1876.  April.  8.  321. 

Auloikg  und  Tkipikr  haben  bekanntlich  nachgewiesen,  da», 
wenn  man  von  den  verschiedenen  Nerven  einer  IlundeextremiUt 
alle  durchscbncidet  bis  auf  einen,  die  Sensibilität  in  der  ganze 
Klaue  überall  mehr  oder  weniger  erhalten  bleibt.  Dasselbe  ist  nach  i 
M.  auch  beim  Menschen  der  Fall,  wie  er  es  unter  Mittheilung  ge-  j 
nauer  Krankengeschichten  (Excision  eines  ziemlich  grossen  Stück- 
von  Nv.  radialis  und  medianus  in  dem  einen  Fall,  von  Nv.  u Inari* 
und  einem  Hantast  des  Nv.  radialis  in  den  anderen)  zu  beweiseu  such 
Es  gellt  aus  diesen  Beschreibungen  hervor,  dass  die  Sensibilität  ia 
Verbreitungsbezirk  eines  excidirten  Nerven  sich  sehr  bald  besser.- 
und  erholen  kann  und  zwar  auf  einem  anderen  Wege,  als  dem  der 
einfachen  Restitution  und  Neubildung  von  Fasern  in  dem  incidirtes 
Nervenstück,  weil  man  die  Wiederkehr  der  Empfindung  auch  dor: 
beobachtet,  wo  die  motorischen  Antheile  des  Nerven  sich  sicher  nief:, 
wieder  vereinigt  haben  , wie  aus  der  andauernden  Muskelatropbt 
und  deren  absolute  Reactionslosigkeit  gegen  die  stärksten  eiectrisches 
Reize  geschlossen  werden  muss. 

Ausserdem  geht  aus  des  Vf.'s  Fällen  hervor,  dass  die  Rückehr 
der  Sensibilität  auf  einem  anderen,  als  dem  directen  Wege  voc 
Hyperalgesie  begleitet  sein  kann. 

Endlich  kehren  nicht  alle  Qualitäten  der  Empfindung  in  gleicher  j 
Weise  wieder:  während  Schmerz-  und  Tastempfindung  fast  normv  I 

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Mchb,  Oehirn  eine«  Verrflckteo. 


805 


werden  können,  bleibt  das  QefÜhl  für  Temperaturunterschiede  oft 
dauernd  gestört  oder  wenigsten  höchst  unvollkommen;  dasselbe  gilt 
manchmal  auch  für  Berührung  und  Schmerz.  — 

Die  Untersuchungen  Bektolet’b  über  die  regenerirten  Nerven- 
enden (welche  er  übrigens  kaum  von  den  normalen  Nervengewebe 
abweichend  fand)  bringen  nichts  wesentlich  Neues.  Bernhardt 


Mahr,  Anatomische  Befunde  bei  einem  Falle  von  Verrücktheit. 

Arch.  {.  Pnych.  VI.  8.  733. 

Aus  der  mitgetheilten  Krankengeschichte  ergiebt  sich  eine  ori- 
ginäre Verrücktheit  auf  hereditärer  Grundlage,  ferner  Schwäche  und 
Atrophie  der  rechten  Extremitäten.  Die  ganze  linke  Hälfte  des 
Gehirns  war  verkleinert,  am  auffälligsten  die  linke  Kleinbirnbälfte. 
Die  untere  Fläche  derselben  zeigte  der  Zahl  nach  vermehrte  jedoch 
ganz  unregelmässig  gestellte  Lamellen,  was  durch  die  Annahme  er- 
klärt wird,  dass  die  Endlamellen  nicht  soweit  wuchsen,  um  die  übrigen 
zu  verdecken.  Wegen  der  Formwidrigkeit  der  Details  und  da  die- 
selbe Seite  von  Gross-  und  Kleinhirn  die  betroffene  war,  Hess  sich  die 
consecutive  Atrophie  des  Kleinhirns  ausschliesseu. 

An  der  linken  Grosshimhälfte  fand  sich  eine  bedeutende  ßedu- 
cirung  aller  Theile  (auch  des  Stamrolappens)  mit  Ausnahme  des  Stirn- 
lappens. Ferner  zeigte  sich  der  linke  Tractus  opticus,  der  rechte 
Nv.  opticus  der  rechte  Tractus  olfactorioriua  verschmälert.  Das  linke 
Corpus  mamraillare  fehlte  anscheinend  ganz.  Der  linke  Acusticus 
war  verschmälert,  die  rechte  Olive  verkleinert.  Querschnitte  vom 
Rückenmark  zeigten  keine  Asymmetrie. 

Die  linke  obere  Stirnfurche  communicirte  mit  der  Centralfurche. 
Letztere  lag  viel  weiter  rückwärts  als  die  der  rechten  Seite.  Der 
linke  Sulc.  calloso-marginalis  gelangte  vor  der  Centralfurche  an  die 
mediale  Kante.  Die  linke  Parieto-occipitalfurcbe  mündete  nicht  in 
die  Calcarina  dagegen  die  rechte  Fissura  calcarina  in  die  Fissur« 
hippocampi  hin. 

Die  linke  Schädelhälfte  war  in  allen  Dimensionen  verkleinert, 
an  der  Basis  ganz  besonders  die  hintere  Schädelgrube.  Die  Pfeil- 
naht sowie  die  Lineae  semicirculares,  prominirten  stark  über  das  Niveau, 
letztere  als  Insertionsstellen  der  Musculi  temporales  waren  unge- 
wöhnlich hoch  hinaufgerückt.  Das  rechte  Foramen  jugulare,  der 
linke  Canaiis  caroticus  und  das  rechte  Foramen  opticum  erwiesen 
sich  verengt.  Aus  diesem  Verhalten  der  linken  Gehirn-  und  Schädel- 
hälfte  schloss  Vf.  auf  eine  Abnormität  der  zuführenden  Gefässe.  In 
der  That  fand  sich  die  Carotis  communis,  namentlich  aber  die  Carotis 
interna  sinistra  sehr  schmal.  Nach  den  Untersuchungen  von  Gddden 
(Unterbindung  der  Carotiden  am  Kanichen)  genügt  dieser  Befund 
um  sämmtlicbe  Veränderungen  am  Schädel  zu  erklären  (ob  auch 


Codtv,  Purpnraformen. 


die  des  Gehirns?  darüber  spricht  sich  Vf.  nicht  klar  aus).  m 
Einwurf,  dass  GuddeN  beide  Carotiden  unterbunden  habe,  hier 
nur  eine  verengt  sei,  begegnet  der  Vf.  nachträglich  durch  die  4p 
theilung,  dass  sich  bei  der  Unterbindung  einer  Carotis  coinmuini 


nach  mindestens  6 Wochen  eine  Verschmälerung  der  entsprechenden 
Hälfte  der  Schädelbasis  nachweisen  lasse.  Wernicke. 


Couty,  lStude  sur  une  espfcce  de  pnrpura  d’origine  nerveuse. 

Ose.  faebd.  1876.  No.  36—40. 

Vf.  beobachtete  einen  Fall  von  Purpura,  welcher  den  zuerst  voc 
Henocb  (Cbl.  1875,  267)  beschriebenen  Symptomencomplex:  Purpura, 
Gelenkanschwellung,  Darmaffection  zeigte.  Es  gelang  ihm  etwa  ek 
Dutzend  analoger  Fälle  aus  der  Literatur  zu  sammeln.  ln  allen 
zeichnete  zeichnete  sich  die  Eruption  durch  das  Plötzliche  ihres  Auf- 
tretens und  den  unregelmässigen  Gang  ihrer  Entwicklung  aus.  Di« 
gastro-intestinalen  Störungen  bestanden  io  Erbrechen  und  Koliken. 
Das  Erbrochene  ist  gallig  und  der  Brechact  ist  stets  von  heftiges  1 
Koliken  begleitet.  Der  Leib  ist  empfindlich,  der  Stuhl  häufiger  so* 
gehalten  als  diarrhöisch.  Die  Störnngeu  setzen  plötzlich  ein  und 
hören  ebenso  plötzlich  auf,  oft  nach  zwei  oder  mehreren  Stunden,  manch- 
mal, mit  Unterbrechung,  nach  ein  bis  zwei  Tagen.  Als  drittes  Symptom 
finden  sich  Hautödeme  au  den  Gelenken  oder  an  anderen  Steiles, 
seltener  an  ganzen  Extremitäten  oder  universell.  Die  Anschwellungen 
sind  schmerzhaft,  ohne  jedoch  gänzliche  Immobilität  zu  setzen.  Aach 
hier  ist  plötzliches  Eintreten  und  grosser  Wechsel  der  Erscheinung 
und  des  Ortes  hervorzuheben.  Oft  ist  das  Oedem  die  erste  Erschei- 
nung der  Krankheit,  in  anderen  Fällen  beginnt  die  Purpura  oder  die 
Darmerscheinung. 

Die  verschiedenen  AfTectionen  stehen  in  keinem  bestimmten  In- 
tensitätsverhältniss  zu  einander  oder  zur  Gesammteffection.  Vf.  un- 
terscheidet vier  Formen  der  Purpura,  je  nachdem  1)  dieselbe  allein 
erscheint,  2)  mit  Oedem  und  DarmcomplicationeD,  3)  mit  Oedemen 
allein,  4)  mit  Darmerscheinungen  allein  auftritt.  Viele  Fälle,  welche 
als  Peliesis  rheumatica  (pnrpura  rheumatica)  beschrieben  sind,  gehöree 
nach  Vf.  nicht  den  rheumatischen  Prozessen  an,  sondern  gehöret- 
in  die  dritte  Kategorie.  Aus  den  vielen  anderen  von  Bütt,  Willa> 
und  Anderen  beschriebenen  Arten  der  Purpura  sind  nur  zwei  als 
gut  abgogrenzt  hervorzuben.  Einmal  der  Morbus  maculosa? 
Werlhofii  oder  Purpura  haemorrhagica  primitive.  Hier  finden  mul- 
tiple Haemorhagien  der  Haut  und  Schleimhaut  statt,  welche  progressiv 
zunehmen  und  während  der  ganzen  Krankheitsdauer  persistireu.  Der 
allgemeine  Zustand  ist  ein  schwerer,  es  tritt  plötzliche  Adynamie  und 
schneller  Tod  ein.  Zweitens  die  Purpura  cachectica,  zu  weichen 
die  Purpura  senilis  gehört.  Es  ist  dies  eine  secundäre  Form  der 

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Coctv,  Pnrparaformeo. 


807 


Purpura,  welche  sich  häufig  zum  Typhus  gesellt.  Sie  ist  häufig  durch 
Leberaffectionen  oder  Erkrankungen  der  Milz  bedingt.  Einige  Krank- 
heiten, wie  Meningitis  cecebro-spinalis,  Men.  tuberculosa  scheinen  duroh 
Vermittelung  des  Nervensystems  auf  die  Capillaren  der  Haut  zu 
wirken,  meist  aber  scheint  eine  Veränderung  der  Blutmasse  selbst 
oder  der  blutbereitenden  Organe  das  primäre  zu  sein.  Hierher  ge- 
hören auch,  die  Hämorrhagie  bei  Intermittenscachexie  und  chronischem 
Chloralgebrauch. 

Die  eigentlichen  anatomischen  Läsionen  dieser  Formen  der  Pur- 
pura sind  noch  ziemlich  unbekannt.  Wilson  Fox  konnte  einmal 
bei  einer  durch  Syphilis  bedingten  Purpura  amyloide  Degeneration 
der  Hautgeiässe  nachweisen,  Ollivier  und  Ranvier  bei  leukämischer 
Purpura  Anhäufungen  weisser  Blutkörperchen  in  den  Öefässen. 

Bei  dem  Morbus  maculosus  und  der  secundären  Purpura  fehlen 
die  in  obigen  Fällen  vorhandenen  Oedeme  und  Darmerscheinungen. 
Aber  diese  Krankheiten  ergreifen  nicht  nur  die  Haut,  sondern  es 
finden  sich,  besonders  beim  Morbus  maculosus,  von  vornherein  schwere 
Veränderungen  der  Schleimhäute,  Nieren,  Lunge,  etc.,  welche  zu 
deletären  Hämorrhagien  führen.  Auch  die  Hauthämorrbagien  sind  in 
beiden  Reihen  von  Fälleu  verschieden;  beim  Morb.  macul.  und  der 
secundären  Purpura  allmählich  sich  ausbildend,  in  den  obigen  Fällen 
plötzlich  entstehend  und  schnell  ihr  Maximum  erreichend.  In  jenen 
beiden  Krankheiten  trifft  das  Leiden  geschwächte  oder  cachectische 
Individuen ; die  obigen  Fälle  betrafen  stets  gesunde  Menschen,  deren 
Allgemeinzustand  auch  nicht  wesentlich  geschwächt  wurde.  Nur  ganz 
ausnahmsweise  zog  sich  der  Zustand  in  die  Länge  und  wurde  zur 
ernstlichen  Gefahr  für  die  betroffenen  Individuen. 

Unterscheidet  sich  somit  die  hier  besprochene  Purpuraform 
wesentlich  von  den  beiden  genannten  Purpuraformen,  so  ist  der  Un- 
terschied vom  Scorbut  ein  noch  ausgesprochenerer,  indem  bei  letzterem 
der  Gang  ein  progressiver  ist  und  schnell  ein  adynamiscber  Zustand 
sich  ausbildet. 

Die  Untersuchung  des  Urins  in  den  geschilderten  Fällen  ergab 
leichte  und  inconsfaute  Veränderungen,  welche  die  Oedeme  nicht  er- 
klärten. Da  auch  die  übrigen  Organe  und  das  Blut  in  keiner  Weise 
eine  Aufklärung  über  den  Symptomencomplex  geben,  wurde  per 
exclusionem  an  einen  nervösen  Ursprung  des  Leidens  gedacht. 
In  der  That  fühlt  sich  Vf.  veranlasst,  diese  Form  der  Purpura  als 
eine  nervöso  aufzufassen.  Dafür  spricht  ihn  der  unregelmässige  Gang 
der  Umwicklung,  das  Variable  der  Erscheinungen,  der  geringe  Ein- 
fluss auf  das  Allgemeinbefinden.  Da  alle  Erscheinungen  eines  cere- 
bralen oder  medullären  Ursprungs  fehlen,  muss  der  Sympathicus  der 
Uraprungsheerd  sein.  In  der  That  findet  Vf.  eine  Verwandtschaft 
der  hier  vorkomrnendeu  Störungen  mit  anderen  bekannten  vasomo- 
torischen Neurosen.  So  gleichen  die  Kolikanfälle  den  bei  Atactiscben 


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Hicn,  Einfluss  der  Blase  auf  die  Lage  des  Uterus. 


808 


vorkommenden  „gastrischen  Krisen“  und  der  Colica  saturnina, 
letztere  Vulpian  ja  auch  als  eine  vasomotorische,  durch  Einfluss 
Bleis  auf  den  Plexus  solaris  entstandene  Neurose  auffasst.  Auch  die 
Oedeme  kommen  in  ähnlicher  Weise  bei  Ataxie,  Bleiintoxicatioo, 
und  bei  einer  grossen  Reihe  nervöser  Störungen  vor.  Oie  Purpurs 
selbst  endlich  vergleicht  er  den  von  Pakbot  geschilderten  neuro- 
pathischen  Hämatbidrosen.  O.  Simon. 


Br.  Hicks,  On  the  displacement  of  the  uteras  by  the  distension 
of  the  bl&dder  as  shown  by  Experiments  on  the  dead  bodj. 

Obst.  Journ.  of  Or.  Brit  & Iral.  XLL  S.  318. 

Bei  den  zu  diesen  Experimenten  benutzten  Leichen  wurden  zum 
Theil  die  Nieren  vorher  entfernt;  die  Blase  wurde  mittelst  eines 
Katheters  gefüllt.  In  einigen  Fällen  zerriss  die  Blase  schon  bei 
mässiger  Spannung.  In  der  Regel  erfolgte  die  Ausdehnung  der  Blase 
zunächst  nach  der  hinteren  Beckenwand  zu  — Die  Leichen  lagen 
alle  auf  dem  Rücken.  — Dann  er9t  spannte  sich  der  Fundus  vesicae. 
Bei  mässiger  Ausdehnung  der  Blase  erschienen  die  Ligg.  rot.  meist 
nicht  gespannt.  Der  Uterus  erschien  in  der  Regel  retrovertirt  bei 
Anfang  der  Experimente,  die  DouGLAS’sche  Falte  leer.  H.  selbst 
anerkennt,  dass  diese  Experimente  nur  einen  beschränkten  Werth 
haben,  weil  der  Einfluss  der  Musculatur  und  der  Gefössfüllung  dabei 
nicht  in  Betracht  kommt.  Er  zieht  folgende  Schlüsse  aus  seinen 
Versuchen:  1)  Die  Blase  dehnt  sich  zunächst  nach  hinten  zu  aas, 
dann  nach  oben.  Der  Uterus  wird  bei  geringer  Füllung  der  Blase 
retrovertirt,  bei  stärkerer  wird  die  Retroversion  gehoben;  ist  die  Ver- 
bindung zwischen  Cervix  und  Blase  eine  sehr  feste,  so  kommt  es 
zur  Retroflexionbildung.  2)  Ist  das  Rectum  gefüllt,  wenn  die  Blase 
ausgedehnt  wird,  so  steigt  der  Uterus  aus  dem  Becken  hervor  und 
steht  perpendikulär  auf  den  Beckeneingang.  3)  Ist  der  vaginale  Theil 
der  Blase  erschlafft  so  wird  dieser  zunächst  ausgedehnt  und  der  Cervix 
nach  hinten  gedrängt,  dann  auch  das  Corpus  der  hinteren  Wand  genähert 
und  endlich  der  ganze  Uterus  nach  oben  geschoben.  4)  War  der 
Uterus  vorher  schon  retrovertirt,  so  wird  die  Retroversion  behoben, 
wenn  der  vaginale  Theil  der  Blase  zuerst  ausgedehnt  wird. 

Gegen  diese  Experimente  wurde,  als  sie  der  Londoner  geburtsh. 
Ges.  mitgetheilt  wurdeD,  besonders  von  Sp.  Wells  eingewendet,  dass 
solange  als  der  Einfluss  der  Därme  dabei  ausser  Acht  gelassen,  sie 
für  das  Verhalten  der  Blase  im  lebenden  Weibe  keine  Schlüsse  zo- 
lassei).  A.  Martin. 


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Richter:  Fiedle*  ; Lewihutkis,  Morpbiamaucbt  Böhm  u.  Seeck,  Wirkung;  etc.  809 

1)  Sichter,  Casuistik  zum  Morphinismus.  Bert.  kiin.  wocbenacfar.  1876. 

No.  28.  2)  A.  Fiedler,  lieber  Morphiumsucht.  J»hreab*r.  a.  o«a.  f. 

Natur-  UDd  Heilkunde  in  Dresden.  1876/76.  S.  173.  3)  IiCWinStCin,  Zur 

Pathologie  der  acuten  Morphium-  und  der  acuten  Chloralver- 

giftungen.  Berl.  Mio.  Wochenacbr.  1876.  No.  27. 

R.  berichtet  aus  der  psychiatrischen  Klinik  von  Prof.  L.  Mf.YEB 
über  einen  Fall  von  Morphinismus,  wo  der  Monate  lang  fortgesetzte 
Versuch  der  allmählichen  Entwöhnung  vom  Morphium  zu  keinem  Re- 
sultat führte.  Das  plötzliche  Aussetzeu  der  Injectionen,  wie  es  Levin- 
STEiN  anräth,  führte  dann  unter  den  bekannten  Erscheinungen  zu 
dauernder  Heilung. 

F.  erzählt  in  seinem  Vortrage  einen  Fall  bei  dem  die  rasche 
Entziehung  des  Morphiums  letal  endete.  Eine  Puella  publica  die  an 
Morphinismus  litt,  wurde  nach  der  Aufnahme  ins  Krankenhaus  sofort 
auf  die  Dosis  von  0,03  pro  die,  subcutan  injicirt,  gesetzt.  Die  Er- 
scheinungen des  Morphiumhungers  traten  mit  grosser  Heftigkeit  ein; 
am  3.  Tage  erfolgte  ein  tiefer  Collaps,  au  dem  die  Pat.  trotz  ange- 
wendeter Analeptica  zu  Grunde  ging.  Die  Section  ergab  nur  negative 
Resultate. 

Die  Morphiumintoxication  von  L.  betraf  eine  Dame,  die  irr- 
thümlicber  Weise  0,3  Morph,  mur.  subcutan  bekommen  hatte.  L. 
machte  drei  Injectionen  von  je  0,0015  Atropin  und  der  Fall  ver- 
lief unter  der  weiteren  Auwendung  von  Reizmitteln  günstig.  — Eine 
andre  Dame  hatte  in  einem  Conamen  suicidii  20 — 24  grm.  Cbloralby- 
drat  in  Kapseln  genommen.  Da  an  eine  Morphiumvergiftung  ge- 
glaubt wurde,  gab  man  nur  0,0015  grm.  Atropin.  Sonst  wurden  nur 
noch  Reizmittel  angewendet  und  die  Kranke  erholte  sieb  trotz  der 
enormen  Dosis  vollständig.  In  dem  Morphiumharn  fand  sich  eine 
reducirende,  rechts  (drehende,  im  Chloralharn  eine  gärende  und  eben- 
falls rechts  drehende  Substanz,  die  L.  für  Zucker  hält  in  Anlehnung 
an  die  Angaben  von  Merino,  Musculcs  u.  A.  Schiffer. 


Böhm  und  Serck,  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Alkaloide  der 
Stephanskörner  (Delphiniom  staphysagria).  Arch.  t.  exp.  Patb.  v. 
8.  311. 

Die  Untersuchung  bat  namentlich  einige  zweifelhafte  oder  überhaupt 
noch  unbekannte  Punkte  der  Delphininwirkung  im  Auge.  Die  nach 
der  Vergiftung  eintretende  Paralyse  geht  von  den  motorischen  Centren 
aus,  während  die  motorischen  Nerven  zunächst  völlig  erregbar  bleiben; 
erst  nach  Stunden  büssen  bei  R.  tempor.  die  Nu.  iscbiadici  ihre  Erreg- 
barkeit ein.  Die  für  das  Veratrin  charakteristische  verlangsamte 
Muskeleuckuog  konnten  Vff.  iro  Gegensatz  zu  Weyland  beim  Del- 
pbinin  ebensowenig,  wie  bei  den  Giften  der  Aconitingruppe  beobachten. 
Dagegen  ruft  das  Delphinin  starke  fibrilläre  Zuckungen  hervor.  Die 


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810  Böhm  u.  Serck,  Wirkung  vou  Delphinin  und  ßtaphysagriii.  Stirurg. 

Sensibilität  scheint  es  noch  vor  Eintritt  der  Paraiyse  zu  vernichten, 
wenigstens  gelingt  es  zu  einer  Zeit,  wo  spontane  Bewegungen  noch 
ausgeführt  werden,  nicht  mehr  durch  starke  Reize  Reflexe  auszulösen. 
Die  Strychninwirkung  wird  durch  nachfolgende  Delpbiniuinjection 
aufgehoben,  die  Delphininwirkung  dagegen  durch  Strychnininjection 
nur  abgeschwächt. 

Bei  Süugethieren  bemerkt  man  ausser  den  von  B.  schon  früher 
veröffentlichen  Wirkungen  nach  Injection  in  die  Vene  — in  diesem 
Fall  genügon  0,005  Grm.  uni  einen  Kater  rasch  zu  tödten  — zunächst 
Sinken  dann  aber  bald  rasches  Steigen  der  Pulsfrequenz  selbst  bis 
auf  das  doppelte.  Bei  schwachen  Gaben  erfolgt  darauf  Rückkehr 
zur  Norm,  bei  starken  Abnahme  der  Schlagzahl  bis  zum  diastolischen 
Herzstillstand.  Genau  parallel  hält  sich  der  Blutdruck.  Sind  die  Vagi 
durchschnitten,  so  fehlt  das  vorübergehende  Sinken.  Im  weitereu 
Verlauf  büssten  diese  Nerven  ihre  Erregbarkeit  ein.  Durch  Reizung 
der  sensiblen  Nerven  gelingt  es  Anfangs  den  Blutdruck,  freilich  nur 
mässig,  zu  steigern.  Später  ist  dies  garnicht  mehr  der  Fall:  Durch* 
schneidung  des  Halsmarks  äussert  auf  die  beträchtliche  Druck-  und 
Pulszahl-Steigerung  keinen  Einfluss.  Die  Respirationsfrequenz  wird 
durch  Delphinin  unter  Verlängerung  der  Atbmungspausen  sehr  ver- 
langsamt. Bei  künstlicher  Respiration  miiBS  zur  letalen  Wirkung  die 
Dosis  des  Gifts  erheblich  gesteigert  werden,  zmn  Beweis,  dass  der 
Tod  zunächst  durch  Respirationslähmung  erfolgt.  Sind  die  Vagi  durch- 
schnitten worden,  so  tritt,  wie  beim  Aconitin  die  Verlangsamung 
nicht  ein. 

Das  sog.  Stapbysagrm  unterscheidet  sich  vom  Delphinin  in 
seiner  Wirkung  auf  Frösche  durch  das  Fehlen  der  fibrillären  Zuckungen, 
durch  das  viel  schnellere  Eintreten  von  Lähmung  der  peripherischen 
Nerven,  so  dass  die  Thiere  wie  curarisirt  erscheinen  und  endlich 
durch  das  Fehlen  jeder  Wirkung  auf  das  Herz.  — Auf  Säugethiere 
wirkt  das  Staphysagrin  nicht  so  giftig  wie  das  Delphinin,  um  einen 
Hund  durch  subcutane  Injection  zu  tödten  sind  0,2 — 0,3  Grm.  nötbig. 
Auch  hier  sind  Respirationsstöruugen  die  wesentlichste  Erscheinung, 
der  Tod  erfolgt  asphyctisch.  Vom  Delpbinio  unterscheidet  sich  das 
St.  weiter  durch  das  Fehlen  der  heftigen  Convulsionen  die  entweder 
garnicht  oder  nur  schwach  auftreten,  ferner  durch  das  Fehlen  der 
Wirkung  auf  Pulsfrequenz  und  Blutdruck.  Auch  das  Grosshirn  scheint 
vom  St.  nicht  zu  leiden,  während  bei  D.- Vergütung  die  Thiere  in 
einem  comatös-soporösen  Zustand  sterben.  — In  saurer  Lösung  scheint 
das  Delphinin  sich  leicht  zu  verändern.  Schiffer. 


W.  Stirling,  Beiträge  zur  Anatomie  der  Cutis  des  Hundes,  siet». 

acad.  Sitcgsber.  Math.-phys.  Kl.  1876.  8.  221—231.  2 Tsf. 

Die  vou  St.  cum  Stadium  der  Haut  äuge  wandte  Methode  besteht  darin,  dass 
ein  ausgeschnittenes  Stück  der  rasirten  (iujioirteu  oder  uninjicirteo)  Haut  io  atugw 


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Gütkhbock.  Stolhikow.  Külz. 


811 


spanntem  Zustande  über  einen  starken  Glasring  festgebunden  wird.  So  vorbereitet 
wird  die  Haut  in  einen  künstlichen  Magensaft  von  38  Ccntigraden  versenkt;  nach 
4 — 6 Stunden  wird  das  Präparat  berausgeuommen,  abgespült  und  in  destillirtos 
Wasser  gebracht.  In  diesem  quillt  das  Hautstück  um  das  4 — 6 fache  seiner  Dicke 
anf  und  erreicht  eine  geeignete  Coneistenz  um  iu  Schnitte  von  beliebiger  Feinheit 
«erlegt  werden  zu  können.  Diese  Schnitte  sind  durch  einen  hohen  Grad  vou  Durch- 
sichtigkeit ausgezeichnet. 

Au  den  so  bergestellten  Präparaten  hat  8t.  ermittelt,  dass  die  Cutis  des 
Hundes,  analog  der  Cornea,  aus  vielfacheu  Schichten  übereinander  gelegter  Ge- 
flechte gebildet  wird,  die  durch  die  dazwischen  gespannten  elastischen  Fäden  in 
ihrer  Lage  gehalten  werden.  Au  zeiligeil  Elementen  im  Bindegewebe  unterscheidet 
8t.  Wanderzellen  mit  runden  und  ZellpUtten  mit  spindelförmigen  Kernen.  Die  zu- 
erst von  Heidrnhain  (Arbeiten  des  pbysiol.  Instituts  iu  Breslau)  beschriebene  und 
abgebildete  „Querstreifung  der  Bindegew.bsbüudel“  wird  auch  von  St.  ausführlich 
besprocbeu  und  richtig  auf  eine  Ruozelung  der  Bündelscheide  «urückgeführt. 

Die  Bemerkungen  St.’s  über  die  Blutgefässe,  Scbweissdrüseu  und  Haarbälge 
sind  im  Original  nachzulesen.  Boll  (Rom). 


L.  Güterbock,  Gaüensteineoncreniente  in  der  Harnblase.  VlHCHOW’s 
Arcb.  LXVI.  8.  273. 

Die  nach  Zertrümmerung  aus  der  Blase  extrahirteu  Steinconcremente  stamm- 
ten von  einem  56jährigen  weiblichen  Individuum,  bei  dem  andere  Störungen,  als 
sie  durch  die  Gegenwart  der  Concremente  entstehen  mussten,  nicht  beobachtet  sind. 
Naeh  der  von  Scrcltzkn  vorgenommenen  Untersuchung  bestanden  sie  zum  grössten 
Tbeil  ans  Cholesterin  (durch  die  Elementaranalyse  festgestellt)  neben  kleinen  Mengen 
Harnstoff,  Kalkpbosphat  und  Gallenfarbstoff.  Auch  0.  Likbrkich  constatirte  Cholesterin 
und  Bilirubin  in  Krystallform,  sowie  eine  Schicht  von  Harnsäure  an  der  Oberfläche. 
Der  Harn  enthielt,  der  Auamnese  nach,  unr  Gallenfarbstoff;  die  chemische  Unter- 
suchung zeigte  ihn  frei  von  Cholesterin  und  Gallenbestaudtbeilen.  Die  entleerten 
Concremente  betrugen  im  Ganzen  ca.  13  Grm.  Nach  ihrer  Zusammensetzung  sind 
sie  unzweifelhaft  als  Gallensteine  zu  bezeichnen.  Ihre  Grösse  spricht  gegen  die 
willkürliche  Einführung  durch  die  Harnröhre.  Vf.  citirt  2 Fälle  von  Gallensteinen 
in  der  Harnblase  aus  der  Literatur.  Der  eine  ist  durch  die  Section  aufgeklärt.  Es 
fand  sich  nämlich  eine  zur  Zeit  der  Section  obliterirte  Communication  der  Galleu- 
blase  mit  der  Harnblase  durch  den  Uracbns,  doch  hatte  sich  in  diesem  Fall  die 
Communication  durch  zeitweise  Entleerung  von  gallig  gefärbtem  Harn  zn  erkennen 
gegeben.  E.  Salkowskt. 

J.  Stolnikow,  Eine  neue  Methode  für  quantitative  Eiweissbe- 
stimmung  iin  Harn.  Petersb  med.  Wocheiwchr.  1876  No.  12. 

Der  eiweisshaltige  Harn  wird  mit  Wasser  verdünnt  bis  eine  auf  Salpetersäure 
im  Reagensglas  gegossene  Probe  eben  noch  oiuen  nach  40  Secunden  auftretenden 
weisslichen  Ring  giebt.  Die  Zahl  der  zur  Verdünnung  verbrauchten  Wasservolumina 
-f*  den  Volumen  des  Harns  wird  durch  260  dividirt,  die  erhaltene  Zahl  reprttsentirt 
den  Procentgehalt  au  Eiweiss  Die  Relation  ist  durch  Gewicbtsbestimmungen  fest- 
gestellt. E.  SaJkowaki. 

Külz,  Beiträge  zur  Kenntnis»  des  Inosits.  Marburgs  siuimgsber. 

1876.  No.  4. 

Vf.  fand  Ioosit  im  normalen  menschlichen  und  Kaninchen* Harn  nicht,  ebenso 
wenig  bei  verschiedenen  Erkrankungen,  ausser  Diabetes  mellitus  uud  insipidus, 
Albuminurie,  und  auch  da  nicht  constant-  Nach  Einführung  grösserer  Mengen  fand 
flieh  Inosit  im  Harn  wieder:  nach  30  Grm.  0,225  Grm.,  nach  60  Grm.  0,476  Grm.  — 


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812 


8alcowiki;  ▼.  Neuen.  Saleowsei. 


Bei  15  Kaninchen  wurden,  nachdem  die  Leber  dnreb  7 tägiges  Hungern  glycog«#- 
frei  gemacht  war,  wechselnde  Mengen  (7 — 30  Grm.)  Inoait  eingeführt ; in  der  Letal 
fand  aich  kein  Glycogen,  der  Ham  enthielt  ateta  nachweisbare  Mengen  Inotit  bis 
ca  0,537  Grm.  Alle  Thiere  bekamen  mehr  oder  minder  atarken  Durchfall.  — Drei 
Versuche  worden  an  Diabetikern  angestellt.  Bei  dem  eraten  wnrde  der  Harn  bei 
Ansscblusa  von  Kohlenhydraten  auekerfrei  Nach  Einnahme  von  50  Grm.  Inoait  in 
800  Cc.  Wasser  gelöst  trat  kein  Zucker  auf;  0,335  Inoait  am  näcbsteu  Tage.  — ln 
einem  2.  nud  3.  Versncb  blieb  die  Zuckerauaacheidung  bei  derselben  gleicbmisaigen 
Diät  unverändert.  Der  Inositgehalt  im  Harn  der  nächsten  24  Standen  betrug  beim 
2.  0,613  Grm.,  beim  3.  0,276  Grm.  Bei  der  Untersuchung  einer  grossen  Zahl  von 
Weinen  fand  K.  regelmässig  Inoait  darin.  K.  Salkowaki. 

E.  Salkowski,  1)  Ueber  die  Quelle  des  Indicans  im  Harn  der 
Fleischfresser.  Ber.  d.  deutsch,  cbem.  Gea.  ix.  s.  138.  2)  Ueber  di« 
Bildung  des  Indols.  Das.  s.  4os. 

M.  v.  Nencki,  Zar  Geschichte  des  Indols  und  der  Fänlnisspro- 
cesse  im  thlerischen  Organismns.  Das.  s.  295. 

Nach  N.  bildet  sich  bei  der  Verdauung  von  Leim  durch  Pancreas  kein  Indol 
— es  musste  demnach,  wenn  das  im  Darm  gebildete  Indol  in  der  Tbat  die  einzig! 
Quelle  des  Indicans  ist,  bei  Fütterung  mit  Leim  trots  grosser  Harnstoffmengen  nur 
sehr  wenig  Indiean  im  Harn  ersebeiuen,  während  sonst  beim  Hand  Ansacheidnog 
von  Harnstoff  und  Indiean  ihren  Mengenverhältnissen  nach  parallel  gehen.  S.  bat 
in  Gemeinschaft  mit  G.  Wkiss  einen  Versuch  am  Hnnde  darüber  angestellt.  Dar 
Hund,  ca  20  Kilo  schwer,  schied  am  2. — 5.  Hungertag  10 — 11  Grm.  Harnstoff  und 
4 — 5 Mgrm.  Indigo  aus.  Di«  Fütteruog  mit  Gelatine  an  den  3 folgenden  Tagen 
(pro  Tag  150  Grm.)  steigerte  die  Harnatoffansacheidung  auf  52  Grm.  pro  Tag,  wäh- 
rend die  Indigoaosscbeidung  nur  ca.  3 Mgrm.  betrug;  bei  Fütterung  mit  Blutfibria 
(ca.  600  Grm.  feucht  pro  Tag)  wurde  ca.  42  Grm.  Harnstoff  und  16—17  Mgrm.  I». 
digo  ausgeschieden.  Der  Versuch  bestätigte  also  in  der  Tbat  die  Voraussetnung. 
Die  Ausscheidung  von  Indiean  im  Hunger  spricht  dafür,  data  sieb  nach  in  den  Ge- 
weben Indol  bilden  kann. 

N.  macht  darauf  Aufmerksam,  dass  nach  Versuchen  von  HOraaa,  Krane  und 
ihm  selbst  das  Indol  kein  Product  der  Pancreasverdauung  selbst  sei,  sondern  nur 
eine  Begleiterscheinung,  durch  die  in  den  Verdauungsgemischen  auftretenden  Baete- 
rien  verursacht.  Die  Bildung  von  Indol  beim  Huuger  brauche  auch  nicht  auf  dar 
Wirkung  ungeformter  Fermente  an  beruhen. 

8.  hebt  hervor,  dass  er  dieseu  letzteren  Punkt  in  seiner  Mittbeilung  offen  ge- 
lassen habe,  da  er  das  Fehlen  der  Indolbildung  bei  der  eigentlichen  Pancreaaver- 
dannng  noch  nicht  als  sicher  constatirt  anseben  könne.  Senaior. 

E.  Salkowski,  Ueber  Wirkung  und  Verhalten  einiger  schwefel- 
haltigen organischen  Verbindungen  im  thlerischen  Organismus. 

I.  Th.  Viacaow’s  Arcb.  LXVI.  S.  815—330. 

8.  ging  bei  der  Untersuchung  von  der  Idee  aus,  dass  das  Verhalten  schwefel- 
haltiger Verbindungen  vielleicht  einiges  Liebt  auf  die  Art  der  Bindung  des  Schwefel« 
in  den  Ei  weisskörpern  werfen  könnte,  insofern  man  alle  die  Biudungs  weisen  als  im 
Eiweias  nicht  möglich  wird  aussoblfessen  können,  in  denen  er  giftige  Wirkungen 
entfaltet  and  der  Oxydat'ou  zugänglich  ist.  Der  erste  Theil  handelt  von  dem  Ver- 
halten der  Aetberschwef.lsäure,  Amylschwefelsäure,  äthylscbwefiige  Säure,  Isätheria- 
aäure,  Taurocarbamiusäure  und  Disutfätholsäure.  Als  allsotneine*  Resultat  ergab 
sich:  1)  schwefelhaltige  Säuren  der  .etten  Reihe,  in  deuen  der  Schwefel  mit  einem 
oder  2 Bauerstoffatomeo  zusamroenbängt,  wirken  nicht  giftig.  2)  Ist  der  Schwefel 
mit  beiden  Affinitäten  an  8auerstoff  gebunden  — die  eigentlichen  Aetbersäuran  — 


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RcTtaaao.  Nicoladobi.  Wewbs. 


813 


■o  verändert  eich  die  Substanz  nicht  beim  Durchgang  durch  den  Organismus;  hängt 
der  Schwoful  dagegen  mit  einer  Affinität  r n Kohlenstoff,  so  ist  es  von  Ginfinss  für 
das  Verhalten,  ob  der  Kobienstoffkern  eine  Hydroxylgruppe  (OH)  enthält  oder  nicht. 
Im  erslaren  Falle  wird  die  Verbindung  leicht  ozydirt,  im  letzteren  n:cht  oder  nnr 
sparenweise.  Ist  die  Hydroxylgruppe  durch  die  Amidgrappe  (NH,)  ersetzt,  so  wird 
dadurch  das  Verhalten  in  der  früher  beim  Taurin  erörterten  Weise  modificirt. 

Senator. 


D.  Chr.  Butenberg,  lieber  Abkühlung  des  Körpers  vom  Darme 

aus.  Deutsche  med . Wochensehr.  1876.  No.  19. 

Nach  der  Simon- HROAR^cheu  Methode  brachte  R.  kaltes  Wasser  hoch  in  den 
Darm  ein  und  lieas  es  erst  nach  längerer  Zeit,  wenn  er  vermuthete,  dass  es  bis  auf 
Körpertemperatur  erwärmt  sei,  wieder  ausfliessen.  An  sich  selbst  beobachtete  er 
nach  dem  Eingiesseu  von  % — Vs  Liter  Wasser  vou  0°  oder  wenig  wärmer,  dass  die 
Temperatur  der  Mundhöhle  sogleich  um  1,1  — 1,5°  C.  sank  und  Vs  — V*  Stnude 
später  wieder  stieg.  Jn  2 vou  3 Vei suchen,  bei  denen  der  Thermometerstand  alle 
5 Minuten  abgelesen  wurde,  aeigte  sich  ein  dem  Sinken  vorhergehendes  sehr  ge- 
ringes Steigen  (um  0,05  °j.  Bei  zwei  jungen  Leuten,  welche  an  Wechselfieber  litten, 
machte  er  im  Hitzestadioro  desselben  Eingiessungeo.  Dabei  sank  die  Temperatur 
in  der  Achselhöhle  bei  dem  einen  während  21/«  Stunden  von  41,1°  auf  40,2°.  bei 
dem  anderen  während  2*/*  Stunden  von  39,7°  auf  38,5°.  R betrachtet  diesen  Abfall 
reio  als  Folge  der  Wassereiogiessungen  und  sucht  daraus  die  Grösse  der  Abkühlung 
des  Körpers  zu  berechnen.  öcuator. 

Mcoladoni,  lieber  incomplete  Luxation  beider  Yorderarmknochen 

nach  aussen.  Wiener  med.  Wocbeoscbr.  1876.  No.  23—27. 

Bei  der  incompleten  Luxation  nach  aussen,  d.  h.  der  Dislocation  der  Incisura 
somilunaris  über  den  äusseren  Rand  der  Trochlca  hinaus  und  Einlagerung  derselben 
in  die  Furche  zwischen  Trochlca  und  Emiuentia  capitata  ist  eine  der  wichtigsten 
Coraplicationen  die  Abreissung  des  Cond.  int.  bumeri  und  Dislocation  in  die  Tro- 
chlea,  so  dass  dadurch  die  Reposition  absolut  gehindert  wird.  Während  Hütbb  die 
Abreissnng  dieses  Knochenvorsprunges  der  Einwirkung  des  Lig.  laterale  int  zu- 
schrieb, führt  Vf.  dieselbe  auf  den  Einfluss  der  mächtigen,  vom  Cond.  int.  entsprin- 
genden Muskelgruppe  zurück,  welche  auch  den  abgebrochenen  Knochen  in  seine 
ungünstig«  Lage  hiueinzicht.  Indessen  scheint  der  Abriss  sich  nur  bei  Kindern  in 
der  Epiphysenlinie  des  Condylus  zu  ereignen,  wahrend  der  feste  Knochen  der  Er- 
wachsenen widersteht.  Um  den  dislocirten  Knochen  aus  dem  Wege  zu  schaffen, 
empfiehlt  Vf.  Beugung  des  Vorderarms  mit  nachfolgender  Hyperextensioo  der  Hand, 
wodurch  die  Flexoren  erschlafft  und  der  Condylus  aus  seiner  Gefangenschaft  be- 
freit wird;  dann  die  gewöhnlichen  Repositionsmanöver.  Unter  antiseptischen  Cau- 
telen  würde  man  im  Nothfall  das  Knocbenstück  exstirpiren  dürfen.  E.  Küster. 


Wewer,  Ueber  das  Vorkommen  des  Milztumors  bei  frischer  syphi- 
litischer lnfection.  Deutzch.  Arch.  f.  kiin.  Med.  XVII.  S.  459. 

W.  fand  die  Beobachtung  Wkil’s  bestätigt,  dass  sich  im  Verlauf  der  consti- 
tationellcn  Syphilis  und  zwar  zu  einer  Zeit,  in  welcher  sich  nach  einem  Ulcus  durum 
die  ersten  Allgeroeinerscheinungen  zeigen  oder  auch  recidiviren,  häufig  ein  Milstumor 
allsbildet.  Uut*r  79  Kranken  fand  er  den  friseben  Milztumor  6 Mal  vor,  also  bei 
7,6  pCt.  In  drei  Beobachtungen  mit  genauen  Auamuesticis  stellte  er  sich  ein  in  der 
8.  — 12.  Woche  nach  der  lnfection,  in  der  5.  — 10.  Woche  nach  dem  Auftritt  der 
Initialsklerose  und  in  der  1 — 2.  Woche  nach  den  ersten  Allgemeinerscheioungeo. 
Unter  einer  antisypbilitiscben  Behandlung  ging  er,  wenn  genügende  Mengen  Mercur 
angeweudet  wurden,  alle  Male  zurück,  und  es  waren  hierzu  meist  30  Iuunctionen 


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814 


Gavat.  Altftacs.  Gknzmkr.  Dowsk. 


zu  2,0  grauer  Salbe  ausreichend.  Die  Dauer  de«  Bestehens  schwankte  dabei  zwi- 
schen 4 — 8 Wochen.  In  den  ersten  Tagen  der  Behandlung  nahm  mitunter  sein 
Umfang  zn,  so  dass  offenbar  ein  gewisses  Quantum  Quecksilber  in  das  Blut  aufge- 
nommen sein  muss,  ehe  eine  Rückbildung  möglich  ist.  (Vgl.  Cbl.  1874,  177). 

Eichhonst  (Jena). 

J.  Gayat,  Phlnomtaes  ophthalnioscopiques  inroquäs  comme  signes 
de  la  niort.  Ann.  d’ocnlint.  LXXI1J.  8.  5. 

G.  spricht  sich  dahin  aus,  dass  als  ein  sehr  häufiges,  aber  nicht  constantee 
Phänomen  ein  nahezu  vollständige*  Verschwinden  der  Arterien  und  Venen  der  Be- 
tina,  soweit  sie  auf  der  Papille  verlaufen,  sich  bei  Todten  nachweisen  lasst.  Bei 
decapitirten  Menschen  und  Thieren  ist  diese  Erscheinung  constant  vorhanden.  Manch- 
mal  finden  sich  auch  Unterbrechungen  der  Blutsäulc,  itäufiger  in  den  Venen  als  in 
den  Arterien.  In  demselben  Masse  als  die  genannten  Erscheinungen  auftreten  zeigt 
die  Retina  eine  vom  Centrnm  ausgehende  Infiltration,  welche  sich  rascher  bei  den 
Decapitirten  entwickelt  Auch  wurde  in  einzelnen  Fällen  das  Erscheinen  eines 
rothen  Fleckens  an  der  Macula,  gerade  wie  bei  Embolie  der  Art  central,  retinae, 
bemerkt;  alle  genannten  ophthalmoscopiscben  Phänomene  sind  aber  nicht  als  absolut 
sicheres  Zeichen  des  Todes  aufznfasseu.  Michel  (Erlangen). 

J.  Althans,  Weitere  Beobachtungen  über  die  electroiytische  Be- 
handlung der  Geschwülste.  Berl.  klin.  Wocbemeljr.  1876.  No.  16. 

Von  den  durch  die  Klectrolyse  zu  beseitigenden  Neubildungen  braucht  Nae- 
vus je  nach  der  Ausdehnung  eine  oder  mehrere  electroiytische  Applicationen.  Beide 
Pole  einer  Batterie  von  10 — 15  Danirlls  werden  als  fixirte  Nadeln  in  die  Geschwulst 
eingestos«en.  Die  Operation  i«t  unblutig,  der  Schmerz  minimal,  die  Heilung  in 
weniger  als  3 Wochen  ohne  Narbe  vollendet.  — Beim  Cystenkropf  fuhrt  man 
2—3  mit  dem  negativen  Pol  der  Batterie  verbundene  Nadeln  in  die  Geschwulst  ein. 
während  die  positive  Schwammelectrode  auf  der  Haut  der  Umgebung  ruht;  beim 
hy  pe r t ro phisc hen  Kropf  verbindet  Vf.  die  Electrolyse  mit  Einspritzungen  von 
Jodtiuctur.  Zur  Zerstörung  von  Atheromen  werden  beide  Pole  (Nadeln)  in  die 
Geschwulst  eingestossen.  — Weniger  günstig  sind  die  Erfahrungen  von  A.  hei  den 
recurr:  renden  Fihroideu  und  bei  krebsigen  Geschwülsten:  doch  berichtet 
Vf.  von  Schlaf  und  Appetit  befördernden  und  den  ganzen  Organismus  beruhigenden, 
also  sehr  guten  symptomatischen  Erfolgen.  Einige  Krankengeschichten  erläutern 
das  Mifgetheilte.  Bernhardt 

A.  Genzmer,  Veränderungen  im  Rückenmark  eines  Amputirten. 

VirchowV  Arch.  LXVI.  9.  265. 

Vf.  untersuchte  da»  Rückenmark  eines  Mannes,  welcher  30  Jahre  vor  »einem 
Tode  im  unteren  Drittel  des  rechten  Oberschenkels  ainputirt  worden  war.  Im  Conus 
modullnri»  fand  sich  keine  Asymmetrie,  wohl  aber  in  der  grössten  Dicke  der  Lenden* 
aiischwellung:  schon  im  oberen  Drittel  war  sie  nicht  mehr  nachzuweisen.  Die  Ver- 
änderung bestand  in  einer  Verkleinerung  der  rechtsseitigen  Vorderbörner  uod  eint* 
auffallenden  Verminderung  der  Ganglienzellen:  auch  waren  die  vorderen  Wurzeln 
dünner  und  weniger  zahlreich,  als  auf  der  linken  Soite.  Structurauterschiede  wor- 
den weder  an  den  Nervenröhren  noch  An  den  Ganglienzellen  beobachtet.  Mit  Aus- 
nahme der  Obliteration  des  Centralcauales  waren  die  übrigen  Theile  des  Markes 
intact.  Bernhardt 


Dowse,  On  bulhar  paralysis.  Med.  Timea  and  Ga*.  1876.  No.  1341 

I).  behandelte  einen  hereditär  prädisponirten  jungen  Mann,  der  nach  einer 
Reihe  heftiger  epileptischer  Anfälle  im  16.  Lebensjahre  am  gauzen  Körper  total  ge- 
lähmt wurde.  Ansgenommen  von  dieser  Lähmung  blieben  der  1.,  2.,  3.,  4.  und  6. 


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Ai. brecht.  Favrkr.  Grurmacr.  Biddkr.  Martin.  815 

Hirnnerv  (?).  — Nach  4 Jahren  kam  der  Kranke  in  die  Behandlung  D.’s.  Die  LHh- 
ronng  der  Oberextremitäten  war  schon  etwas  gebessert:  dagegen  waren  die  Unter* 
extromitäten  absolut  bewegungslos  und  bis  nnf  die  Knochen  abgemagert.  Ausser- 
dem waren  alle  Zeichen  vollkommenster  Bnlbärparalyse  vorhanden  (Unfähigkeit  au 
sprechen,  Schlingbeschwerden,  Stimmlosigkeit,  mimische  Unbeweglichkeit).  Durch 
conseqnente  Anwendung  eines  schwachen  constanten  8tromes  und  snbcutAne  8trychnin- 
nnd  Atropin  - Injectionen  wurde  Pat.  vollkommen  bergestellt  und  präseutirte  sieb 
so  einem  grossen  Kreise  von  Aerateu.  Der  Fall  ist  eben  wegen  dieser  Heilung 
eines  so  lange  schon  bestehenden  und  meist  als  unheilbar  erklärten  schweren  Lei- 
dens höchst  beachtenswerte  Bernhardt 

Albrecht,  Fünf  Fälle  von  überzähligen  Semilunarklappen  am 

Herzen.  Petersh  med.  Wochenschr.  1876.  No.  24. 

Vf.  berichtet  über  & Fälle  überzähliger  Semilunarklappen  nm  Herzen,  welche 
sieb  zweimal  an  der  Aorta  und  dreimal  an  der  Pulmonalarterie  fanden  Die  Anzahl 
der  Klappen  betrug  jedesmal  4,  von  denen  3 normal  gross  waren,  während  die  vierte 
bedeutend  verkleinert  erschien.  Nur  in  1 Fall  waren  2 Pulmonalklappen  halb  so 
gross,  als  die  beiden  andern.  Litten. 

Fayrer,  On  Filaria  sanguinis  hominis  Aegyptiaca.  Lancet.  1876  n.  9. 

F.  berichtet  über  ein  Entozoon,  welches  Dr.  8onsino  in  dem  Blut  eineR  jungen 
Aegypters,  der  an  Haematurie  litt,  entdeckt  hat.  Dasselbe  bat  grosse  Aehnliehkeit 
mit  demjenigen  Hacmatosoon,  welches  Lkwib  (Cbl.  1873,  336)  in  dem  Blut  an  Chyl- 
nrie,  Elephantiasis  Arabnm,  Lymphvaricen  etc.  leidender  Personen  in  Calcutta  ge- 
funden hat,  unterscheidet  sich  von  ihm  jedoch  durch  das  Fehlen  der  äusseren  Hülle. 
Der  Entdecker  will  es  daher  zum  Unterschied  von  dem  indischen  Parasiten  „Filaria 
6anguinis  hominis  Aegyptiaca“  nennen.  — Ausserdem  entdeckte  8.  ein  Haematozoon 
in  dem  Pfortaderblut  eines  jungen  Stieres,  welches  er  „Bilharzia  bovis“  nennt  und 
in  einer  Mittbeilung  an  die  Neapolitanische  Academie  genauer  beschreibt.  Litten. 

Grunmach,  Ueber  den  Polygraphen,  ßeri  xim.  wochenschr.  1876.  No.  33. 

Vf.  benutzte  zu  seinen  sphygmographischen  und  cardtographischen  Unter- 
suchungen den  von  Maphicr  und  Mathikd  angegebenen  und  von  Waldenburg  mo- 
dificirten  Polygraphen,  welchen  er  selbst  noch  behufs  seiner  Untersuchungen  ver- 
änderte. Diese  Veränderungen,  deren  Details  »m  Original  nachzusehen  sind,  hatten 
den  Zweck,  die  Widerstände,  welche  die  Feder  bei  der  Uebertragung  der  Bewegungen 
bis  zum  Schreibhehe)  zu  überwinden  hat,  zu  reduciren.  Die  mit  diesem  Instrumeut 
gezeichneten  Normalcurven  stimmen  im  Wesentlichen  mit  denen  überein,  welcbo 
Lakdois  gefunden  bat.  Litten. 

E.  Bidder,  Ein  Fall  von  Tastbarkeit  der  Nabelschnur  durch  die 

Bauchdecken.  Petersb.  med.  Wochenschr.  1876.  No.  8. 

Die  Nabelschnur  war  in  der  Nähe  des  Nabels,  quer  über  den  Rücken  des 
Kindes  verlaufend,  zo  fühlen,  und  in  geringem  Maas s 6 verschieblich.  In  Folge  ab- 
normer Kürze  (höchstens  30  Cm.)  streifte  sie  sich  unter  der  Gehurt  nicht  ab,  und 
dna  Kind  wurde  sterbend  geboren.  v.  Haidberg. 

Martin,  Feber  die  Catgntnaht  der  Uterus  wunde  nach  dem  Kaiser- 
schnitt. Berl.  klin.  Wocbenscbr.  1867.  No.  28. 

M.  bnt  dieselbe  Erfahrung  mit  den  CatgntnSbten  gemacht,  wie  mehrere  andere 
Autoren,  dass  dieselben  leicht  nachgeben,  die  Knoten  sieb  von  selbst  auflösen,  mit- 
hin keine  sichere  Vereinigung  der  Wundründer  erreicht  wird.  Er  berichtet  über 
5 Kaiserschnitte,  von  welchen  4 den  Tod  herbeifilhrten.  Unter  diesen  war  nnr  e:n- 


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816 


Zcllrb.  8im>»o».  Bir.t. 


mal  die  Wunde  (66  Stauden  post  part.)  gat  verklebt,  und  lagen  die 
löst  Io  einem  Fall  war  nur  der  äussere  Sand  der  Wände  verklebt,  in 
batte  gar  keine  Verklebuug  stattgefundeo.  Oer  wechselnde 
Uterus  erklärt  es,  dass  das  nachgiebige  Material  des  Catgut  für  diese  Nähte 
das  geeignete  ist.  t.  Heselberg. 


A.  Zeller,  Versuche  über  die  locale  Wirkung  des  Schwefelsäuren 

Atropins.  Vibchow's  Arch.  LXVI.  8.  384. 

Dönue  Va  — 3 procent.  wässrige  Lösungen  «eigen  bei  directer  Einwirkung  auf 
Froschblut  die  ge wohnliche  Wirkung  de*  destillirten  Wassers,  welche  jedoch  nicht 
eintraft,  wenn  die  Lösung  (%  pCt.)  mit  % oder  % procent  Kochsalzlösung  auf*- 
fertigt  wurden.  Dann  trat  jedoch  bei  den  farblosen  Blutkörperchen  eine  mit  de; 
Stärke  der  Atropinlösung  zunehmende  Verhinderung  der  amöboiden  Bewegungen 
hervor.  Dasselbe  konnte  am  lebenden  Thiere  nach  der  von  Thoma  (Cbl.  1876,  55; 
angegebenen  Methode  constatirt  werden,  wobei  jedoch  zu  bemerken  ist,  dass  bei 
Verletzungen  der  Froschzunge  die  Auswanderung  farbloser  Körpereben  »war  ver- 
mindert aber  selbst  durch  stärkere  Lösungen  nicht  gänzlich  aufgehoben  werden 
konnte.  Die  Wirkung  auf  die  Gef&sse  ist  derart,  dass  die  Arterien  sich  beträcht- 
lich erweitern  und  dass  eine  starke  Beschleunigung  des  ßlutstromes  eintntt,  welche 
besonders  in  den  nicht  erweiterten  Venen  deutlich  ist.  Letztere  Erscheinung  kann 
im  Boden  von  Substanzver.nsten  eine  solche  Bedeutung  erreichen,  dass  dadurch  die 
Randstellung  weisser  BI  itkörperchen  ganz  oder  tbeilweise  aufgehoben  wird  und  eint 
erhebliche  Verminderung  des  Auswanderungsvorganges,  d.  b.  der  Eiterung  eintritl 
Sämmtliche  Wirkungen  sind  auf  den  Ort  der  Application  des  Atropins  beschränkt.  Orth 

A.  E.  Simpson,  Notes  on  a fatal  case  of  chorea  gravidarum. 

Obst.  Joura.  XXXVII.  1876.  8.  80. 

Ein  20jähriges  Milchmädchen  hatte  als  Kind  an  Masern  und  Keuchhusten, 
später  mehrere  Wochen  hindurch  au  Rheumatismus  gelitten.  8eit  dem  17.  Jahre 
regelmässig  doch  schwach  meostruirt,  cessirte  die  Regel  im  Juli  1875,  als  Pat.  ac 
Scharlach  und  dann  wieder  an  Rheumatismus  erkrankte.  Seitdem  zeigte  Pat-  grosse 
Erregbarkeit,  doch  keine  sonstigen  Folgeerscheinungen.  Die  Menses  kehrten  ic 
September  und  October  in  der  alten  Weise  wieder,  daun  trat  Conception  ein.  Iffi 
3.  Schwangerschaftsmonat  zeigten  sich  die  ersten  8poren  von  Chorea,  besonders  za/ 
der  linken  Seite:  sie  steigerten  sich  rasch  und  am  9.  März  erfolgte  der  Tod  unter 
Delirien.  Der  Sectionabefund  wer  im  Allgemeinen  negativ.  Die  Dura  war  mit  dem 
Schädeldach  fest  verwachsen,  inselweise  verdickt  au  beiden  Seiten  der  Mittellinie, 
hier  auch  mit  der  Pia  verwachsen;  die  subarachnoidealen  Räume  stark  gefüllt  mit 
hellem  Exsudat.  Im  rechten  Ventrikel  reichliche  Flüssigkeit.  A.  Martin- 


Balz,  Chronische  Digitalisvergiftung.  Aua  der  WüNDERLiCHscben 
Klinik.  Arck  f.  Heilk.  XVII.  S.  468. 

Eine  mit  hochgradiger  Mitralstenose  behaftete  Frau  hatte  sieb  dorch  lang- 
jährigen Gebrauch  grosser  Digitalisdosen  so  an  das  Mittel  gewöhnt,  dass  sie  ohne 
dasselbe  in  den  elendesten  Zustand  gerieth,  der  durch  das  Medicamcnt  stets  wie 
zauberhaft  beseitigt  ward.  So  brauchte  sie  täglich  des  Morgens  und  des  Abends  je 
0,3  Gnn.  Digitalis  und  hat  in  7 Jahren  über  800  Grtn.  von  dem  Präparat  genommen. 
Der  hier  beschriebene  Fall  bat  die  grösste  Aehnlichkeit  mit  den  au  Morphiumnms 
leidenden.  SchiAar. 


Einsendungen  für  da«  Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Professor  Senator, 
Berlin  (NW.)  Banhofttr.  7 (am  llegelplats),  und  Professor  Bosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Beiictüoaa) 
an  die  Vorlagshandlung,  Berlin  (NW.),  nnter  den  Linden  68,  adressiren. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  in  Berlin. 


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/i 


Wöchentlich  erscheinen  gmm  _ ■ m «M  a ■ ■ Pre!«  de«  Jahrgänge» 

1—2  Bogen;  am  Schlüsse  I ~ AV|  | Inl  A | | 20  Mark;  za  beziehen 

dei  Jahrgangs  Titel, Na-  fllaWACvlltl  durch  alle  Buchbandlon- 

men-  und  Sachregister.  gen  und  Po«tan»talten. 

für  die 

mcdicinischen  Wissenschaften. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Profeuor  ln  Erlangen. 


Kedigirt  von 
und 


Dr.  H.  Senator, 

Profeaaor  in  Berlin. 


1876.  fll.  November.  No.  46. 


Inhalts  Khadae,  PfAnnenkoocben  (Grig.  Mittb. ).  — Salkowiki,  phenolbildende 
Substanz  im  Harn  bei  Ileus  (Orig.-Mittb.).  — 

Worosch i lofp,  Verlauf  der  Leitungsbabuen  im  Lendenmark.  — Jabiscr, 
Blutasche.  — Maier,  Deciduorae.  — Kappei.br  und  Happtkr,  articulirter  Waaaer- 
glasverbaod.  — Bamcel,  Eigenwärme  uud  Fieber.  — Boucbaud;  Jka.i,  Zur 
Kenntniss  der  Tabes.  — 

Bochepontaink  , Reflexe  von  der  Dura.  — Kclz,  Traubenzucker  im  Harn.  — 
Champion  und  Pell  kt,  Basen  in  den  organischen  Aachen.  — Hrschl,  Hirn- 
bämorrhagie  bei  Phosphorvergiftuug.  — S piek  kr,  Reaection  des  Schultergelenka.  — 
Ollirr,  Trepanation  der  Knochen.—-  Strinitc,  Masernepidemie.  — Cornillon 
und  Bebtet,  Wirkung  der  Alkalien  bei  Diabetes.  — Schmid,  Aneurysma  der  A. 
mos.  aup.  — Bknkkr,  Gallensteine,  atheromatöso  Entartung  und  Fettbildung.  — 
Browne,  Feile  in  der  Wirbelsäule. — Richter,  Eiweiss  im  Harn  Epileptischer. — 
Marchand,  spontane  Lostrennung  eines  Uternsmyoms.  — 


Linke«  Hüftbein  de«  Kanin- 
chen« von  vorn  gegeben. 


Ueber  den  Pfannenknochen. 

Von  Profeaaor  Dr.  W.  Krause  in  OSMingen. 

Zwischen  Gegenbaur  und  mir  besteht  eine  Differenz  hinsicht- 
lich der  Bildung  der  Hüftgelenkspfanne  beim  Kaninchen.  Ich  hatte 
nämlich  angegeben  (Anatomie  des  Kaninchens, 

1868.  S.  83),  dass  das  laterale  Ende  des  oberen 
Schambeinastes  den  medialen  Theil  der  Pfanne 
bilde.  NaehGEGENBAUB(Morpholog.  Jahrb.  Bd.  II. 

S.  234)  wird  sowohl  bei  Lepus  timidus  als  beim 
Kaninchen  das  Os  pubis  durch  das  Sitzbein  von 
der  Antheilnahme  an  der  Hüftpfanne  ausge- 
schlossen. 

Beide  Ansichten  sind  unrichtig  und  die  Dif- 
ferenz löst  sich  durch  die  Nachweisung  eines 
vierten  Knochens  im  Beckengürtel,  der  Os  ace- 
tabuli,  Pfannenknocben  des  Hüftgelenks, 
genannt  werden  kann.  Derselbe  ist  unregelmäs- 
sig: länglich  fünfseitig,  doch  annähernd  cubiscb, 
bei  etwa  vierteljährigen  Kaninchen  2 — 3 Mm.  gross 
(s.  Fig.),  votf  den  übrigen  drei  Hüftbeinknochen 
überall  durch  eine  dünne  Knorpelschicht  getrennt  und  nach  rnebr- 

XIV.  Jahrgang.  52 


a O«  acetabuü.  (1  Ofl  i 1 i um. 
p Os  pubis.  ls  Os  ischil. 


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818  Kbacbe,  Pfanueukuocbeo. 

tägiger  Maceration  leicht  ablösbar.  Seine  freie 
ebenfalls  ttberknorpelt  und  bildet  den  medialen  Abschnitt 
lenkpfanne. 

Ich  habe  den  Pfannenknochen  früher  für  eine  Epiphyse  des 
Schambeins  angesehen;  Qegenbauk  rechnet  seine  Masse  zum  Sitz- 
bein (Sehambeinschenkel  des  Os  ischii)  und  es  ist  nicht  zu  bezweifeln 
dass  derselbe  beim  Hasen  früher  mit  dem  letzteren  Knochen  als  mit 
dem  Schambein  verwächst.  Sein  Ossificatiouscentrum  liegt  der  vor- 
deren Fläche  näher  und  zeigt  sich  beim  etwa  vierwöchentlichen  Ka- 
ninchen als  isolirter  rundlicher,  1 Mm.  dicker  Knochenkern. 

Ist  die  hier  gegebene  Nachweisung  eines  vierten  Elements  im 
Bcckengürtel,  welches  hier  und  da  das  Schambein  vom  Pfannenrande 
abdrängen  kann,  an  sich  schon  von  allgemeinerem  Interesse,  so  stei- 
gert sich  dies  noch  durch  den  Umstand,  dass  sein  Vorkommen  io 
der  Säugetbierreihe  ohne  Zweifel  ein  ganz  allgemeines  ist.  Der  Pfannen- 
knochen  findet  sich  bei  Hylobates  leuciscus,  Cynocephalus  porcarius, 
Galeopithecus  variegatus,  Hydrochoerus  capybara,  Lepus  timidas, 
Sciurus  vulgaris  etc.  (Die  betreffenden  Skelette  verdanke  ich  der 
Freundlichkeit  des  Herrn  Prof.  EhlebS  in  Göttingen).  Offenbar  ist 
es  zufällig,  ob  man  bei  irgend  einem  seltenen  jungen  Säugetbier  ge- 
rade das  Entwicklungsstadium  antrifft,  in  welchem  der  Pfannenknocbeo 
deutlich  hervortritt,  auch  mag  seine  zeitweise  Existeuz  mitunter  io 
sehr  irüho  Perioden  fallen.  Vielleicht  hat  schon  Gegenbaub  (1.  c. 
Taf.  XIV,  Fig.  5)  bei  Inuus  das  Os  acetabuli  gesehen  und  abgebildet; 
er  nennt  dasselbe  freilich  ein  verkalktes  Knorpelstück.  — Da  beim 
Kaninchen  das  Lig.  teres  vom  Pfannenknochen  (und  zwar  von  dessea 
unterem  Ende)  entspringt,  so  könnte  man  das  Homologon  des  letz- 
teren beim  Menschen  am  vorderen  unteren  Ende  der  Fossa  acetabuli 
suchen  wollen.  Ersteres  Verhalten  ist  jedoch  wohl  ohne  tiefere  Be- 
deutung und  in  Wahrheit  entspricht  dem  Os  acetabuli  die  Epiphysis 
ilei  anterior  oder  der  sog.  zweite  accessoriscbe  Ossificationspunkt  ac 
der  Pfanne.  Diese  Epiphyse  tritt  zwischen  dem  6. — 12.  Lebensjahre 
auf,  verschmilzt  bis  zum  18.  Jahre  und  bildet  an  der  Grenze  zwischen 
Scham-  und  Darmbein  den  Umfang  des  knöchernen  Pfannenrandes 
beim  Menschen. 


Uebor  das  Torkommen  phenolbildender  Substanz  im  Harn 

bei  Ileus. 

VorlKnfige  Mittbeilung  von  Prof.  E.  Salkowskl  in  Berlin. 

Vor  etwa  3 Monaten  wurde  mir  durch  die  gütige  Vermittlung 
von  Herrn  Dr.  Salohon  Gelegenheit  geboten,  den  Harn  von  einem 
Falle  von  eitriger  Peritonitis  — mit  den  Erscheinungen  des  Ileus 
intra  vitam  — zu  untersuchen.  Bei  der  Anstellung  der  Indicanreae- 
tion  mit  Salzsäure  und  Chlorkalk  fiel  mir  ein  eigentümlicher  Ge* 

1 

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SALiowsxr,  pbenolbildendc  Substan*  im  Barn  bei  Ileus. 


819 


rucli  auf,  der  entschieden  an  Chlorphenol  erinnerte.  Darauf  hin 
destillirte  ich  eine  Quantität  Harn  nach  Zusatz  von  Salzsäure  und 
erhielt  im  Destillat  durch  Bromwasser  reichliche  Fällung.  200  Cc. 
Harn  gaben  0,0395  Niederschlag  (über  Schwefelsäure  getrocknet.) 
Die  Gegenwart  grösserer  die  Norm  weit  übersteigender  Mengen  Phe- 
nolbildender Substanz  war  dadurch  wahrscheinlich  gemacht,  weitere 
Untersuchungen  konnten  jedoch  nicht  angestcllt  werden,  da  die 
Kranke  inzwischen  gestorben  war. 

Seitdem  habe  ich  3 weitere  Fälle  von  Indicanvermehrung  un- 
tersuchen können,  für  deren  gütige  Ueberlassung  ich  Herrn  Dr.  RieSS, 
Director  des  städtischen  Krankenhauses,  sowie  Herr  Dr.  Litten  zum 
besten  Dank  verpflichtet  bin.  In  allen  diesen  Fällen  fanden  sich 
reichliche  Mengen  Phenol  neben  Indican.  Die  genaueren  Daten  sind 
folgende: 

I.  Fall  G.  aus  dem  städtischen  Krankenhaus.  Peritonitis  unter 
dem  Bild  des  Ileus  verlaufend. — Harn  vom  14.  600  Cc.  sp.  G.  1020. 
Das  Destillat  (es  ist  hierunter  stets  verstanden  nach  dem  Ansäuern 
mit  Salzsäure)  färbt  sich  direct  mit  Eisenchlorid  bläulich;  eine  kleine 
Menge  des  Destillates  mit  Aether  geschüttelt,  der  Aether  verdunstet; 
der  Rückstand  giebt  mit  Eisenchlorid  intensiv  blaue  Färbung.  — 
Harn  vom  15.  700  Cc.  — 200  Cc.  gaben  0,1985  Bromfällung.  Bei 
der  Destillation  mit  Essigsäure  ist  im  Destillat  kein  Phenol  nachweis- 
bar, sofort  nachdem  der  Rückstand  mit  HCL.  versetzt  und  weiter 
destillirt  ist.  — Harn  vom  16.  700  Cc.  200  Cc.  gaben  0,2275  Brom- 
fttllung.  Harn  vom  17.  200  Cc.  gaben  0,3115  Fällung.  An  allen 
diesen  Tagen  war  der  Harn  reich  an  Indican.  Beobachtung  abge- 
brochen. 

II.  Fall  aus  der  FKERicns’scben  Klinik  (Dr.  Litten.)  Phthisis 
pulmon.  Akute  Miliortuberkulose.  Durchfälle.  Harn  vom  15.  800 
Cc.  Reicher  Indicangehalt.  200  Cc.  gaben  0,278  Bromfällung.  Das 
Destillat  giebt  direct  Eisenchloridreaction.  Harn  vom  16.  1300  Cc. 
schwache  Indicanreaction.  0,0485  Bromfällung  aus  200  Cc.  Harn 
vom  17.  giebt  keine  wahrnehmbare  Indicanreaction.  Das  Destillat 
bleibt  mit  Bromwasser  klar,  nach  längerer  Zeit  Spur  von  Trübung. 

III.  Fall  aus  der  FKERtCHS’scben  Klinik.  Lymphosarcome  im 
Abdomen.  Starke  Indicanreaction,  reichliche  Fällung  mit  Brom. 
Directe  Eisenchloridreaction. 

Unter  pathologischen  Verhältnissen  findet  sich  also  pbenolbil- 
dende  Substanz  in  einer  die  Norm  weit  übersteigenden  Menge.  Nach 
J.  Munk*)  betragt  die  Bromfällung  in  der  Norm  bei  gemischter  Kost 
etwa  4 Mgrin.  pro  Liter,  hier  berechnet  sie  sich  im  Maximum  auf 
1,5575  grms.  — 


*)  PflCokr’s  Aich.  Ed.  XII.  8.  144. 


62* 


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820 


Siliowski,  phenolbildende  Substanz  im  Hern  bei  Heu«. 


In  allen  diesen  Fällen  fällt  der  hohe  Phenolgehalt 
zusammen  mit  hohem  Ind  ican g e h alt ; er  versch  wiudet  bis 
auf  ein  Minimum,  wenn  das  Indican  verschwindet,  es 
besteht  somit  zwischen  beiden  Substanzen  ein  ursächlicher  Zusam- 
menhang, der  schon  durch  das  gleichzeitige  Vorkommen  im  Pferile- 
harn  wahrscheinlich  gemacht  ist.  Ob  es  sich  auch  hier  um  Pheool- 
schwefelsäure  handelt,  die  kürzlich  von  E.  Baumann*)  entdeckt  und 
als  die  pheBolbildcnde  Substanz  des  Pferdeharns  erkannt  ist,  lasst 
sich  noch  nicht  mit  Bestimmtheit  sagen , da  die  Säure  bisher  nicht 
als  solcho  aus  dem  Ileusharn  dargestellt  ist,  doch  spricht  für  diese 
Annahme  die  beträchtliche  Vermehrung  der  gepaarten  Schwefelsäure 
im  Harn.  100  Cc.  vom  Fall  I (Harn  am  15.)  gaben  nach  Zusaü 
von  Cblorbaryum  direct  0,689.  Durch  Kochen  des  Filtrates  mit 
Salzsäure  wurden  noch  0,129  grm.  schwefelsaurer  Baryt  erhalte« 
Verbältniss  1 : 5,3.  100  Cc.  des  Harns  vom  Fall  II  (den  15.)  gäbet) 

direct  0,755  grms.,  im  Filtrat  0,217.  Verhältniss  1 :3,5.  Aus  den  Be- 
stimmungen von  Baumann  berechnet  sich  als  normal  das  Verhältnis« 
1:22,8.  Zum  Theil  mag  die  Vermehrung  freilich  auch  auf  deD  hohe« 
Indicangehait  zu  beziehen  sein  nach  den  Angaben  von  Bacmass. 
Beiläufig  sei  hier  noch  auf  die  grossen  absoluten  Mengen  von  Schwe- 
felsäure ind.  der  abspaitbaren  in  den  Harnen  biugewieren,  die  in 
einer  Ucbereinstimmung  steht  mit  der  schon  vor  einer  Reihe  von 
Jahren  von  mir  constatirten  auffallend  hohen  Harnstoffausscheidung 
hei  Ileus,  auch  ohne  Fieber.  — 

Was  den  Zusammenhang  der  beiden  Substanzen  betrifft,  so  ist 
eine  Reihe  von  Möglichkeiten  denkbar,  die  noch  experimentell  geprüft 
werden  sollen,  auf  die  ich  daher  nicht  näher  eingehen  will.  Erwähnen 
will  ich  nur,  dass  auch  nach  Einspritzung  von  Indol  beim  Kaninchen 
neben  reichlicher  Mengen  Indicans  Pheoolbildende  Substanz  in  dem 
vorher  davon  freien  Harn  aufzutreten  scheint,  der  Harn  eines  Tages 
gab  0,163  Bromfällung. 

Schliesslich  bemerke  ich  noch,  dass  es  mir  nach  Kenntnissnabme 
der  soeben  erschienenen  Mittheilung  von  Baumann  über  die  Kresv!- 
scbwefelsäure**)  sehr  wahrscheinlich  ist,  dass  es  sich  auch  im  vorliegen- 
den Falle  nicht  allein  um  Phenol  handelt,  sondern  auch  — und  viel- 
leicht überwiegend  — um  Kresol.  Schüttelt  man  das  wässrige  Destillat 
mit  Aetlier  und  verdunstet  den  ätherischen  Auszug,  so  bleibt  ein  leicht 
bräunlich  gefärbtes  Oel  zurück,  welches  sehr  schwer,  zum  Theil  gast 
unlöslich  im  Wasser  ist.  Auch  die  Reactionen  sind  etwas  abweichend 
von  denen  des  Phenol.  Zu  genaueren  Untersuchungen  fehlt  bisher 
das  Material,  doch  scheint  nach  den  bisher  vorliegenden'Beobachtuogcn 
auch  in  diesem  Punkt  eine  Uebereinstimmung  mit  dem  Pferdebarn 


*)  PflCorb’s  Arcb.  Bd.  XIII,  8.  285  u.  ff. 
**)  Ber.  d.  d.  ehern.  G.  187fi  No.  15. 


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Woaoacmr.oFF,  Verlauf  der  Leitangabahnen  im  Lendenmark.  821 

stattzufinden.  Die  Bezeichnung  „Phenol“-bildende  Substanz  ist  daher 
mehr  als  der  Kürze  halber  gewählt  zu  betrachten. 


Woroschiloff,  Der  Verlauf  der  motorischen  und  sensiblen  Bahnen 
durch  das  Lendenmark  des  Kaninchen,  Siebs.  scadem.  Sitsungsber. 
Math.  pbys.  Kl.  v.  1874.  Leipzig  1876.  8.  248. 

Der  Vf.  untersuchte  die  Wirkungen  partieller  Durchschneidungen 
des  Markes  in  der  Mitte  des  letzten  Brustwirbels  nach  3 Richtungen 
hin.  Einmal  reizte  er  sensible  Flächen  — Ohr,  Vorder-  und  Hinter- 
pfote und  beobachtete  die  Reflexbewegungen,  dann  zog  er  die  Ver- 
änderungen beim  Sitzen,  Laufen  und  Springen  in  Betracht,  endlich 
tetanisirte  er  das  Halsmark  nach  Durchscbneidung  unter  dem  Cala- 
mus scriptorius. 

1.  Die  Theile,  welche  in  einem  beschränkten  Abschnitt  ihrer 

Länge  quer  durchschnitten  werden  können,  ohne  dass  eine  sichtbare 
Einbusse  in  dem  reflectorischen  Zusammenhänge  zwischen  Vorder- 
und  Hinterextremitäten  oder  eine  Störung  im  Sitzen,  Laufen  und 
Springen  eintritt,  sind  die  weissen  Hinter-  und  Vorderstränge  und 
die  ganze  graue  Masse.  Werden  umgekehrt  nur  die  Seitenstränge 
durchschnitten,  alles  Uebrige  erhalten,  so  werden  damit  säramtliche 
Leitungen  unterbrochen.  Wenn  auRser  Hinterhörnern  und  Hinter- 
strängen das  hintere  Fünftel  der  Seitenstränge  durcbtrennt  wird,  so 
erscheint  die  Streckbewegung  der  Beine  im  Gegensatz  zur  Beugung 
beeinträchtigt.  Sind  dagegen  ausser  Vorder-Strängen  und  Hörnern 
die  nach  vorn  von  der  vorderen  Commissur  gelegenen  Abschnitte 
der  Seitenatränge  zerstört,  so  agiren  beim  Springen  die  Streckmus- 
keln ungewöhnlich  stark.  Immerhin  ist  sehr  überraschend,  dass  nach 
Durchschneidung  fast  der  ganzen  vorderen  Hälfte  des  Markes  noch 
so  gute  spontane  Beweglichkeit  restirt.  Daraus  geht  hervor:  Die 

Bahnen,  welche  das  Gehirn  mit  allen  Nervenwurzeln  verbinden,  sind 
in  den  Seitensträngen  zu  suchen. 

2.  Wird  Alles  bis  auf  einen  Seitenstrang,  z.  B.  den  linken, 
durchschnitten,  so  bringen  starke  Reize  der  linken  Hinterpfote  nur 
schwache  Bewegungen,  schon  schwache  Reize  der  rechten  Hinter- 
pfote dagegen  starke  des  Vorderkörpers  hervor.  An  den  Hinterpfoten 
selbst  erscheinen  die  Reflexe  auf  der  durchschnittenen  Seite  erst  nach 
sehr  starken,  auf  der  vorderen  schon  nach  schwachen  Reizen.  Nach 
sensibler  Reizung  der  Vorderpfoten  sind  die  Reflexbewegungen  auf 
dem  Hinterbein  der  verletzten  Seite  abgeschwächt.  Bei  willkürlichen 
Bewegungen  wird  ausschliesslich  die  unverletzte  Seite  benutzt.  Teta- 
nisirung  des  Halsmarkes  wirkt  auf  das  linke  Bein  wie  gewöhnlich, 
dagegen  auf  das  rechte  nur  vorübergehend  und  bei  starken  Strömen, 
indem  schwache  mit  denen  des  vorderen  Beines  coordinirte  Bewegungen 
eintreten.  Aus  diesen  Versuchen  geht  hervor,  dass  jeder  Seiten- 


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822 


WoBOaCHiLorp,  Verlauf  dar  Leitungsbabnen  im  Lendei 


sträng  Reflex-  und  Bewegungen  erzeugende  Bahnen  für  beide 
beine  führt. 

3.  Es  wurden  nun  nur  Th  eile  eines  Seitenstranges  erhalten 
oder  zerstört.  Ist  nur  die  hintere  Hälfte  des  rechten  Seitenstranges 
erhalten,  so  treten  von  der  rechten  Hinterpfote  aus  nur  noch  Reflexe 
in  beiden  Beinen,  selbst  bei  starken  Reizen,  auf,  von  der  linken 
Hinterpfote  aus  sind  dagegen  leicht  Reflexe  des  Vorderkör pers  »a 
erhalten.  Spontan  und  bei  Tetanisirung  des  Halsmarkes  wird  das 
linke  Bein  nicht  innervirt.  Ist  nur  die  vordere  Hälfte  rechts  erhalten, 
so  verhalten  sich  die  Reflexe  von  den  Hinterpfoten  aus  wie  im  vorher- 
gehenden Falle.  Von  den  Vorderpfoten  aus  wird  nur  das  rechte  Bein 
reflcctorisch  erregt.  Spontan  wird  das  rechte  Bein  nur  beim  Springen 
benutzt.  Durch  Tetanisirung  des  Halsniarkes  geräth  das  rechte  Bein 
in  starke  Beugung,  das  linke  in  Streckung.  Ist  nur  das  vorder* 
Drittel  rechts  erhalten,  so  sind  nur  noch  von  der  linken  Hinter- 
pfote aus  Reflexbewegungen  des  Vorderkörpers  und  zwar  ohne  den 
Anschein  der  Hyperästhesie  zu  erzielen.  Reflexe  von  den  Vordcr- 
auf  die  Hinterextremitäten  erfolgen  nicht  mehr.  Die  Tetanisirurg 
bewirkt  eine  Bewegung  des  rechten  Kniees. 

Folgerungen:  a)  In  allen  Theilen  des  Seitenstranges  sied 
sensible  und  motorische  Fasern  gemischt  vorhanden,  b)  Zur  gekreut- 
ten  Hyperästhesie  ist  die  Erhaltung  des  mittleren  Drittels  eine« 
Seitenstranges  erforderlich.  Das  hintere  und  vordere  Drittel  leitet 
nur  inässige  Reflexbewegungen.  (Aus  den  Versuchen  geht  ausserdem 
hervor,  dass  letztere  Tbeile  nur  gekreuzte  centripetale  Fasern 
führen  und  nur  das  mittlere  Drittel  die  centripetale  Bahn  für  dis 
gleichnamige  Hinterextremität  enthält.  Ref.)  c)  Von  den  Vorder- 
pfoten aus  wird  nur  das  Bein  mit  erhaltenem  Seitenstrangtheil  erregt, 
jedoch  muss  mindestens  die  vordere  Hälfte  des  Scitenstrangcs  erhalten 
sein.  Sitzen  und  Springen,  also  die  coordinirten  Bewegungen  sind 
nur  bei  Intactheit  des  mittleren  Drittels  des  Seitenstranges  mit  dem 
betr.  Bein  noch  möglich.  Auch  die  Tetanisirung  des  Halsmarkei 
bat  nur  in  diesem  Falle  noch  coordinirte  Beugung  und  Streckung 
zur  Folge.  Ist  nur  das  vordere  oder  »hintere  Drittel  erhalten,  so 
bewirkt  sie  nur  tetanische  Zusammenziehung  des  betr.  Beines.  Leti- 
terer  Effect  tritt  — ausser,  wenn  nur  das  hintere  Drittel  erbaitea 
ist  — auch  im  anderen  Beine  ein.  Tetanisircnde  Fasern  sind  aiso 
in  jedem  Seitenstrang  für  jedes  Bein  enthalten,  d)  Aus  dem  in 
Vorstehenden  enthaltenen  Verlauf  der  centrifugalen  Bahnen  erklärt 
sich,  dass  nur  an  der  Hinterpfote  der  nicht  ganz  durchtrennten  Seite 
verstärkte  Reflexe  auftreten  können.  Als  Reflexcentrum  ist  die  Ob- 
longata  erwiesen,  diese  aber  steht  nur  mit  der  Hinterpfote,  die  decs 
erhaltenen  Seiteustrange  entspricht,  noch  durch  eine  centrifugale 
Bahn  in  Verbindung.  Daher  können  die  allgemeinen  Reflexe, 
welche  von  der  hyperästhetischen  Hautpartie  angeregt  werden,  our 

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WoBoscniLorr,  Verlauf  der  Leitangsbaboea  im  Lendeumark. 


823 


an  dem  anderen  Beine  zur  Geltung  kommen.  Die  localen  Reflexe 
aber  treten  in  der  That  beiderseits  bei  gleichen  Reizstärken  auf. 
e)  Der  Eintritt  der  Ueberempfindlichkeit  kann  durch  den  Wegfall 
einer  Anzahl  vou  hemmenden  Fasern  erklärt  werden,  welche  von 
der  Peripherie  aus  das  Reflex-Centrum  beeinflussen.  Es  müssten 
dann  beide  Seiteostränge  sowohl  bemjnende  als  Reflexe  auslösende 
Fasern  enthalten,  erstere  aber  vorzugsweise  dem  gleichnamigen, 
letztere  dem  gekreuzten  Seitenstrange  beigemischt  sein. 

4.  Hieran  schließen  sich  Versuche,  bei  denen  die  Zerlegung 
des  Markes  von  rechts  nach  links  geschah.  Wird  beiderseits  das 
äussere  Drittel  der  Seiteustränge  ausgeschaltct,  so  verhält  sich  Moti- 
lität und  Sensibilität  normal,  nur  werden  die  Fussgelenke  nicht  ge- 
beugt. Wird  der  Seitenstrang  rechts  etwas  weiter,  links  aber  bis  in 
Nahe  der  Hörner  durchschnitten,  so  verhält  »ich  das  rechte  Bein 
normal,  zeigt  namentlich  keine  Bewegungsstörungen  (die  als  Beispiel 
beigegebene  Taf.  XIV.  lässt  hochgradige  Asymmetrie  der  beiden 
Markhälften  erkennen.  Ref.).  Das  linke  Bein  zeigt  Hyperästhesie 
und  Bewegungsstörungen  von  Unterschenkel  und  Fuss,  beim  Teta- 
nisiren  bleiben  dieselben  unbewegt.  Bleibt  dagegen  beiderseits  nur 
der  äussere  grössere  Theil  der  Soitenstränge  undurchschnitten,  so  er- 
folgt beiderseits  Hyperästhesie,  die  Beine  bleiben  in  den  Bauch  ge- 
zogen, können  jedoch  unter  Umständen  noch  gebeugt  und  gestreckt 
werden,  Tetanisirurig  bewirkt  tetanisebe  Beugung  der  Beine.  Bleibt 
nur  dass  äussere  Drittel  der  Seitenstränge  ungestört,  so  ist  ausser  der 
Hyperästhesie  Wegfall  der  coordinirten  Bewegungen  zu  beobachten 
und  reflectoi  isch  sind  vom  Vorderkörper  aus  nur  Zuckungen  einzelner 
Muskeln  zu  erreichen,  während  bei  Tetnnisirung  noch  tetanische  Beu- 
gung der  Beine  eintritt.  Betrifft  die  Zerstörung  nur  einen  Seiten- 
strang und  zwar  den  grössten  Theil  desselben  mit  Erhaltung  nur  eiues 
schmalen  innersten  und  äussersten  Saumes,  so  ist  das  betr.  Bein 
byperästhetiseb  und  beim  Laufen  oder  Springen  in  Beugestellung 
gelähmt;  nach  einigen  Stunden  kehren  die  coordinirten  Bewegungen 
wieder,  bleiben  jedoch  durch  eine  auffallende  Ermüdbarkeit  beein- 
trächtigt. Bei  Tetanisirung  ruht  das  Hüftgelenk,  während  Knie-  und 
Fussgelenk  sich  beugen.  Folgerungen:  An  allen  Orten  der  Seiten- 
stränge sind  sensible  und  motorische  Bahnen  gemischt  Unter  Berück- 
sichtigung der  sub  3)  mitgetheilten  Versuchsresultate  lässt  sich  aber 
specieller  der  Ort  bestimmen,  durch  desseu  Zerstörung  Hyperästhesie 
entsteht  und  die  coordinirte  Bewegung  verschwindet;  er  umfasst  etwas 
weniger  als  die  innere  Hälfte  des  Seitenstranges.  Ausserhalb  dieses 
Gebietes  sind  die  motorischen  Fasern  derart  vertheilf,  dass  die  Mus- 
keln des  Unterschenkels  und  Fusses  mehr  gegen  den  Rand,  die  des 
Oberschenkels  mehr  gegen  die  Mitte  der  Seitenstränge  hin  ihre  Ver- 
tretung finden.  Jedoch  ist  hierbei  zu  bemerken,  dass  der  Ausfall 
■elbst  von  grösseren  Stücken  des  Seitenstranges  anscheinend  keine 


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824  Julien,  Blntaache. 

Störungen  macht,  welche  nachweislich  motorische  und  sensible  Lei- 
tungsbahnen enthalten. 

5.  Die  bevorzugte  Stellung  der  Seitenstränge  muss  sich  auch  im 
anatomischen  Bau  ausdrückcn.  Bei  Zugrundelegung  der  STlLLiKO’schec 
Messungen  lässt  sich  in  dieser  Hinsicht  constatiren,  dass  die  Seiteu- 
stränge  von  unten  nach  oben  gerade  so  wachsen,  als  ob  sie  Feiere 
aus  jedem  neu  hinzukommenden  Nerven  sammelten  und  dem  Gehirn 
zuflihrten.  Die  Hinter-  und  Vorderstränge  dagegen  erscheinen  sas 
2 Theilen  zusammengesetzt,  einem  stetig  anwaebsenden  und  einen 
nach  der  Zahl  der  Wurzelfasern  schwankenden,  und  zwar  ist  der 
continuirlich  wachsende  Antheil  in  den  hinteren  grösser  als  in  den 
vorderen.  (Diese  Schlussfolgerungen  sind  inzwischen  durch  Flechsig 
auf  direct  anatomischem  Wege  bestätigt  worden.  Ref.). 

6.  Schliesslich  verweis’t  der  Vf.  auf  einige  Befunde  in  der  pati» 

logischen  Literatur.  Weraieka 


A.  Jarisch,  Untersuchungen  über  die  Bestandteile  der  Asch t 
des  Blutes.  OeBterr.  med.  Jahrb.  1876.  Hft.  1.  8.-A.  26  Sto. 

Vf.  hat  nach  längerer  Unterbrechung  seine  Arbeiten  über  die 
Asche  des  Blutes  nach  den  früher  schon  benutzten  Methoden  wieder 
aufgenommen;  abweichend  ist  nur  die  Herstellung  der  Asche  durch 
directes  Verkohlen  des  in  einer  Porzellanachaale  befindlichen  Blutes 
über  der  freien  Flamme.  Von  normalem  Menscbenblut  sind  4 Analyser 
ausgeführt  (Venaesectionsblut  aus  der  Vena  mediana),  eine  von  einen 
Fall  von  croupöser  Pneumonie.  Im  Mittel  ergab  sich  folgende  Zu- 
sammensetzung der  Asche: 


Pneu- 

monie 

Mensch 

normal 

Pferd 

Bind 

Hand 

normAl 

1 Hacd 

( fiebsrti 

PboBphorsXureanbydrid  . 

8,61 

8,82 

8,38 

4,98 

12,74 

12,71 

ßchwefelsäureauliydrid . . 

11,44 

7,11 

6,31 

6,17 

4,13 

3,75 

Chlor 

28,63 

30,74 

28,63 

36,12 

32,47 

33.32 

Kali 

22,92 

26,55 

29,48 

10,74 

3.96 

3.11 

Natron 

28,06 

24,11 

21,15 

37,44 

43.40 

*4,69 

Kalk 

1,24 

0,9 

1,08 

1,15 

1.99 

1,11 

Magnesia 

0,52 

0,53 

0,60 

0,18 

0,68 

0,4' 

Eisenoxyd 

7,03 

8,16 

9,62 
CO,  1,30 

9.24 
CO,  2,97 

8.64 

8.« 

Von  normalem  Pferdeblut  wurden  3,  von  Rinderblut  2,  tob 
Hundeblut  (normal)  4,  endlich  von  fiebernden  Hunden  5 Asches- 
analysen  gemacht.  Das  Fieber  war  durch  Einspritzung  von  Ammo- 
niak in  die  Lungen  und  Injection  von  Stärke  in  die  Venen  hercor- 
gerufen.  Die  Bedenken,  die  Hoppe-Sevleb  früher  wegen  Anwendung 
von  Porzellangefässen  geäussert,  hält  Vf.  nicht  für  begründet  and 
führt  zum  Beweis  dafür  einen  Versuch  an,  bei  dem  Zucker  mit  pboi- 


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Mairb,  Deciduotoo.  Kappeikb  u.  Happte«,  articulirter  Wassergtasverbaud.  825 


pborsaurem  Natron  verkohlt  wurde.  Die  Asche  enthielt  nur  0,0025 
Kieselsäure.  E.  Salkowski. 


B.  Maier,  Heber  Geschwulstbildungen  mit  dem  Bau  des  Decidua- 

geWebeS.  Vibcbow'b  Arcb.  LXVH.  8.  66 

M.  untersuchte  2 Geschwülste  vom  Uterus,  deren  eine  bei  einer 
Schwangeren  eine  Placenta  praevia  vorgetäuscht  hatte,  und  dann  vor 
der  Geburt  de»  Kindes  durch  die  ersten  Wehen  ausgestossen  worden 
war,  während  die  andere,  im  Cervix  Uteri  gewucherte  und  einen  völ- 
ligen Abguss  des  letzteren  darstellende  Neubildung  operativ  entfernt 
war.  Beide  Tumoren  waren  makroscopisch  wie  mikroscopisch  Car- 
cinomen  nicht  unähnlich,  bei  genauer  Ansicht  ergaben  sie  eine  völ- 
lige Uebereinstimmung  ihres  Baues  mit  dem  Gewebe  der  Decidua. 
Wie  diese  in  ihren  jüngsten  Stadien,  60  zeigten  auch  die  Geschwülste 
die  areoläre  Structur,  wobei  Maschen  wie  Inhalt  von  Deciduazellen 
gebildet  wurden.  Bindegewebe  ist  an  einzelnen  Stellen  sehr  reich- 
lich, an  andern  wiederum  fast  gar  nicht  vorhanden  und  dem  ent- 
sprechend ist  die  ausschliesslich  hieran  gebundene  Vcrtheilung  der 
Gefässo  eine  sehr  ungleiche;  am  gefassreichsten  sind  die  äusseren, 
mit  der  Uterusinnenfläche  verbundenen  Partien.  Das  Bestehen  einer 
Schwangerschaft  oder  katameniale  Reize  sollen  auf  die  Bildung 
solcher  „Deciduome“  einen  fördernden  Einfluss  haben.  Am  Schlüsse 
hebt  Maieb  die  klinische  und  gynäkologische  Bedeutung  der  Ge- 
schwulst hervor,  welche  sowohl  als  Geburtshindernisse  als  auch  ohne 
diese  Complication  ein  chirurgisches  Eingreifen  herausfordern 
dürften.  Grawita. 


Sappeler  und  Haffter,  Der  articulirt-mobile  Wasserglasverband 
nnd  seine  Anwendung  in  der  Orthopädie  und  Prothese.  Deutsche 
Zeitochr.  f.  Chir.  VII.  S.  129. 

Der  Wasserglasverband  kann  vermöge  seiner  Elasticität  an  be- 
liebigen Stellen  bis  auf  */s  seiner  Circumferenz  unterbrochen  und 
so,  unbeschadet  seiner  Dauerhaftigkeit,  in  beliebigem  Umfang  be- 
weglich gemacht  werden. 

Am  Fuss  erreicht  man  dies  durch  spindelförmige  Fenster  an 
der  Vorderseite,  deren  Längsachse  senkrecht  zur  Längsachse  des 
Unterschenkels  steht.  Je  grösser  die  Winkel  der  Spindelspitzen 
sind,  desto  grösser  wird  selbstverständlich  die  Beweglichkeit. 

Soll  das  Kniegelenk  bis  zum  rechten  Winkel  gebeugt  werden, 
so  wird  neben  dem  Fenster  in  der  Kniekehle  ein  ebensolches  auf  der 
Kniescheibe  angelegt.  Die  seitlichen  Pfeiler  verstärkt  man  zweck- 
mässig durch  Kautschuk. 

Ein  Schutzapparat  für  das  Hüftgelenk  besteht  aus  einem  Was- 


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826 


Samdel,  Eigenwarme  und  Fieber. 


serglasbeckengürtel,  dessen  Verbindung  mit  der  die  untere  Extre- 
mität umfassenden  Kapsel  eine  Kautschukplatte  vermittelt. 

Der  modificirte  TAYLOK’sehe  Apparat  setzt  sich  zusammen  aus 
einer  am  Tuber  ischii  sich  stützenden  Kapsel  für  Ober-  und  Unter- 
schenkel, an  welcher  eine  Stahlschiene  fixirt  ist,  die  den  Fuss  über- 
ragt. Befestigt  man  vor  Anlegung  des  Verbandes  am  Unterschenkel 
eine  Heftpflasteransa,  die  nachher  am  horizontalen  Theil  der  Schien« 
mit  Riemen  aufgeschnallt  wird,  so  kann  man  das  Bein  permanent 
extendiren. 


Nach  dom  Redressement  des  hochgradigen  Pes  valgus  wird  eia 
aus  Fournierspiinen  verfertigter  Keil  an  der  Innenseite  der  Fusssoh!» 
durch  Wasserglastoaren  befestigt.  Zur  Erhaltung  der  Supinations- 
stellung  kommen  an  die  Innenseite  des  Unterschenkels  Fourniere, 
die  nach  der  Sohle  hin  Umschlagen  und  durch  ihre  Federkraft  des 
äussern  Fussrand  nach  unten  ziehen. 


Die  weiteren  Apparate  für  Kyphosen  und  Scoliosen  etc.,  io 
wie  die  Details  über  Anfertigung  der  Verbände  s.  im  Original. 

Wilh.  Kocb. 


S.  Samuel,  Ueber  die  Entstehung  der  Eigenwärme  und  des  Fiebers. 

Leipzig  1876.  Vogel.  8°.  138  Sto. 

Zur  Prüfung  des  Antheils  der  Körpermuskulatur  an  der  Bildung 
der  tbierischen  Wärme  stellte  S.  an  Kaninchen  zunächst  Versuche  u 
mit  Unterbindung  beider  Artt.  subclaviae  und  femoralei. 
Der  Erfolg  war  ein  sofortiges  je  nach  der  Aussentemperatur  schnel- 
leres oder  langsameres  Absinken  der  Temperatur  im  Rectum  bis  au! 
20°  C.  und  darunter,  während  bei  Controlthieren,  denen  dieselbec 
Verletzungen,  wie  sie  zur  Unterbindung  nöthig  sind,  aber  ohne  leutere 
selbst,  beigebracht  wurden,  die  Temperatur  nur  vorübergehend  uo 
einige  Grade  sank,  dann  aber  sich  hob  und  normal  blieb.  Wie  die 
Unterbindung  wirkte  auch  die  Durchschneidung  der  Plexus  cer- 
vicales,  der  Nn.  ischiadici  und  crurales.  Unterbindung  and 
Nervendurchschneidung  zusammen  waren  Dicht  wirksamer,  als  eine 
von  beiden.  Wurde  nur  eine  Femoralis  oder  Subclavia  unterbunden, 
so  sank  die  Temperatur  in  den  Muskeln  dieser  Seite  stärker  als  aut 
der  gesunden  Seite  und  im  Rectum.  Bei  Durehscbneidung  der  Nerven 
ferner  fand  S.  den  Wärraeabfall  in  der  Muskulatur  demjenigen  im 
Rectum  vorausgehend  (was  jedoch  aus  dem  S.  29  angeführten  Bei- 
spiel nicht  zu  ersehen  ist;  Ref.)  und  hieraus  schliesst  er,  dass  die 
Erkaltung  nicht  einem  durch  Hyperämie  erhöhteu  Wärme  Verlust  iu- 
geschrieben  werden  kann. 

Wurden  die  Thiere  behufs  stärkerer  Abkühlung  in  Eiswassef 
gesetzt  (nicht  gefesselt,  sondern  nur  bei  den  Versuchen  heraus*#- 
springen  festgehalten),  so  erfolgte  ebenfalls  bei  Ausschaltung  der  Ex- 


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SiMi  xL,  Eigenwärme  und  Fieber.  827 

tremitätenrauskulatur  durch  Unterbindung  oder  Nervendurchschneidung 
die  tödtliche  Erkaltung  schneller  als  ohne  sie. 

Wurden  nicht  gleichzeitig  alle  vier  Extremitfitenarterien  unter- 
bunden, sondern  erst  ein  Paar  und  nach  1 — 2 Tagen  das  andere,  so 
erfolgte  kein  so  rapider  Temperaturabfall,  doch  starben  die  Tbiere 
rasch  und  zwar  um  so  früher,  je  niedriger  die  Aussentemperatur  und 
je  weniger  der  Collateralkreislauf  entwickelt  ist,  doch  tritt  auch  bei 
niederer  Temperatur  immer  erst  ein  Wiederansteigen  der  Temperatur 
ein,  ehe  der  Abfall  erfolgt.  Die  Unterbindung  eines  Arterien paares 
hat  Fieber  zur  Folge,  welches  jedoch  selbst,  wenn  man  das  Thier  der 
Kälte  aussetzt,  glücklich  Uberstanden  wird.  Lässt  man  der  Unterbin- 
dung des  einen  Arterienpaares  die  des  zweiten  erst  nach  8 Tagen 
folgen,  so  kann  Wärmeabfall  und  Tod  Ausbleiben.  Dass  dieser  Er- 
folg von  der  Entwicklung  des  Collateralkreislaufs  abhängt,  beweist 
die  entgegengesetzte  Wirkung  der  nach  einander  ausgeführten  Ner- 
venlähronngen,  welche  nicht  vertragen  werden,  während  die  Tempe- 
raturwirkungen der  blos  theilweisen  Lähmung  schnell  ausgeglichen 
werden. 

Bei  hoher  Aussentemperatur  tritt  keine  Erkaltung  nach  der 
Unterbindung  oder  Nervendurchschneidung  ein,  sondern  hohe  Fieber- 
temperatur (bis  über  42°)  und  der  Tod  erfolgt  später.  Ganz  gesunde 
oder  nur  verwundete  (ohne  Unterbindung  oder  Nervendurchschnei- 
dung) Thiere  zeigten  aber  unter  gleichen  Verhältnissen  eine  weniger 
beträchtliche  Temperatursteigerung.  Der  Tod  trat  häutig  in  Folge 
von  Lungenentzündung  auf,  doch  nicht  in  allen  Fällen. 

Bei  der  Bestimmung  des  Antheils  der  einzelnen  Unter- 
leibsorgane an  der  Wärmebildung  ergab  sich  zunächst,  dass 
bei  jungen  Thieren  schon  die  Freilegung  und  Ausbreitung  der  Därme 
auf  l/4  Stunde  bei  einer  Aussentemperatur  von  21°  C.  einen  tödtlicben 
Temperaturabfall  hervorbrachte.  Durchschneidung  eines  oder  beider 
Nn.  splanchuici,  Exstirpation  der  Plexus  coeliaci,  der  Nebennieren, 
Unterbindung  der  Aorta  dicht  unter  dem  Zwerchfell,  sowie  auch  vor 
der  Theilungsstelle,  Exstirpation  der  Nieren,  Unterbindung  beider 
Nierenarterien  oder  der  Harnleiter,  Unterbindung  des  Darmes  am 
Colon  desccndens,  Perforation  des  Darmes  hatten  sämmtlich  Tod  unter 
mehr  oder  weniger  starker  Abkühlung  zur  Folge,  am  meisten  die 
Exstirpation  der  Nebennieren  und  der  Nieren.  Die  Wärme 
der  Ausseuluft  zeigte  sich  hierbei  von  geringem  Einfluss.  Exstirpation 
der  Unterleibssympathici,  der  Milz  oder  Durchschneidung  der  Nv.  vagi 
unter  dem  For.  oesophageum  hatte  keine  Erkaltung  zur  Folge.  Tren- 
nung beider  Vagi  am  Halse  rief  bei  20°  Aussentemperatur  in  den 
ersten  Stunden  geringes  Sinken  oder  Steigen  der  Temperatur  hervor, 
welche  dann  bis  zum  Tode  sank;  bei  kälterer  Umgebung  (0°)  sank 
sie  sofort.  Die  Exstirpation  grosser  Leberpartieen  liesc  keine  con- 
Btante  Wirkung  erkennen. 


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828 


Sauorl,  Eigenwärme  und  Fieber. 


Die  Wirkung  der  ArterienuDterbiudung  oder  Nervendur 
düng  an  den  Extremitäten  auf  die  Temperatur  findet  nach 
vollständige  Analogie  in  derjenigen  der  ßfickeoioi 
durcbschneid ung,  welche  letztere  von  ihm  durch  Ausschaltung  der 
Muskulatur  aus  der  Wärmeproduction  erklärt  wird.  Die  von  der  Mus- 
kulatur auch  in  der  Hube  gebildeten  Umsatzstoffe  sind  es,  deren  definitive 
Oxydation  „im  Blute“  das  Heizmaterial  bildet.  Durch  die  Verbindung 
der  die  Wärme  b i i d u ng  beherrschenden  Nervencentren  im  Rücken- 
mark mit  denen,  von  welchen  die  Wärme ausgabe  vorzugsweise  ab- 
hängt, ist  die  Harmonio  zwischen  Wärmeverlust  und  Wärmebildung 
angebahnt. 

Bei  den  angeführten  Verletzungen  der  Unterleibsböhle  dagegen 
handelt  es  sich  nach  S.  nicht  um  Ausschaltung  stärkerer  Wärmequellen, 
sondern  um  deprcssorische  Reflexwirkungen  auf  die  Centralorgane 
der  Wärmebildung. 

Die  Eigenwärme  im  gesunden  Zustande  wird  erhalten  dadurch, 
dass  die  Centren  der  gefässverengernden  Nerven,  welche  den  Ver- 
lust von  Wärme  und  die  Centren  der  Muskelnerven,  welche  die  Wärras- 
bildung  beherrschen,  mit  einander  in  Verbindung  stehen,  durch  Kälte 
erregt,  durch  Wärme  erschlafft  werden. 

Kaninchen,  bei  welchen  durch  Einspritzung  vou  Petroleum  unter 
die  Haut  der  Ohren  Entzündung  und  Fieber  verursacht  war,  ver- 
hielten sich  wie  unversehrte  Thiere:  ihre  Temperatur  sank  bei  einem 
7 — flstündigen  Aufenthalt  in  einer  Luft  bei  — 5°  0.  höchstens  um 
wenige  Zehntel  eines  Grades,  nach  Unterbindung  der  vier  Extre- 
mitätenarterien dagegen  oder  Durchschneidung  der  Nerven  sank  sie  in 
einer  Luft  von  unter  + 10°  C.  in  wenigen  Stunden  beträchtlich  und 
trat  der  Tod  ein.  Aehniich  verhielt  es  sich  bei  septischem  (durch  Ein- 
spritzung von  Muskcljauche  bewirktem)  Fieber.  Durch  Ausschaltung 
grösserer  Muskelmassen  aus  der  Wärmeproduction  verliert  also  auch 
das  Fieberthier  seine  Wärmeconstanz.  — Die  Besprechung  der  Fieber- 
symptome und  Fieberursachen,  welche  sich  im  Auszug  nicht  wieder-, 
geben  lässt,  führt  S.  zu  dem  Schluss,  dass  die  hervorragendsten 
Fiebersymptome  (erhöhte  Temperatur-  und  Pulsfrequenz,  Frost, 
gewisse  Veränderungen  des  Stoffwechsels)  coordinirte  Wirkungen 
sind,  nicht  einzig  und  allein  von  der  erhöhten  Temperatur 
abhängig,  sondern  Folge  einer  erhöhten  Spannung  der  Wörmecentreo, 
Herzcentren  und  vasomotorischen  Centren  durch  vermehrte  Bildung 
ihrer  physiologischen  Reize  im  Blute.  Der  Fieberprocess  ist  im  Wesent- 
lichen überall  der  gleiche,  es  ist  bei  der  Natur  der  Fieberursachen  nicht 
möglich  für  diesen  in  seinen  grossen  Zügen  identischen  Process  spe- 
oifische  pyrogene  Gifte  als  zu  Grunde  liegend  anzunehmen.  Senator. 


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Boocrard;  Jean,  Ataxie.  Bocbefohtaini.  Kölz. 


829 


1)  Bonchard,  Alteration»  humorales  dans  l’ataxie  locomotrice. 

ProBr.  mtid.  1876.  No.  24.  2)  Jean,  Ataxie  locomotrice  progressive. 

Troubles  ataxiques  du  cot4  du  larynx  et  du  pharynx.  Ga«,  hebd. 

1876.  No.  27. 

1)  B.  macht  auf  den  oft  sauer  reagirenden  Speichel  Tabischer 
aufmerksam.  Die  Zähne  werden  dadurch  häutig  am  Zahnfleisehsaum 
cariös.  Ausserdem  beobachtete  er  eiuige  Tage  vor  den  „gastrischen 
Krisen“,  wie  sie  sich  bei  einzelnen  Leidenden  dieser  Art  finden,  eine 
Verminderung  der  Harnmenge  und  des  Harnstodsgehalts  neben  dem 
Auftreten  von  Eiweiss.  Nach  der  „Krise“  verloren  sich  dann  diese 
abnormen  Erscheinungen  allmählich. 

2)  Eine  50jährige  an  Tabes  leidende  Frau  hatte  in  ihrem  letz- 

ten Lebensjahre  folgende  Anfalle:  Spontan  oder  beim  Essen  trat  ein 
rauher  Stickhusten  ein,  mit  eigenthümlich  geräuschvollen  In-  und  Ex- 
spirationen; im  Schlunde  hatte  sie  ein  heftiges  Kitzelgefühl,  Nahrungs- 
mittel und  Speichel  wurden  nur  mit  Mühe  hinuntergeschluckt,  die 
Halsmuskeln  waren  spastisch  contrahirt.  Die  Obduction  erwies  die 
GoLi.’schen  Stränge  in  ihrer  Gesammtlänge  grau  degenorirt;  die 
hinteren  radieulären  Bündel  der  Hinterstränge  ebenfalls  grau,  aber 
nur  in  der  Dorso-Lumbalpartie.  Der  linke  Nv.  vagus  war  atrophirt 
und  grau,  der  linke  recurrens  sehr  dünn;  da-i  linke  Stimmband  und 
der  linke  M.  tbyreoaryten.  dünn  und  atrophisch;  degonerirt  erschienen 
auch  die  hinteren  Pyramiden  und  die  corp.  rcstiformia  und  der  linke 
Nv.  accessorius.  Bernhardt. 


Bochefontaine,  Sur  quelques  particularitls  des  mouvements  In- 
dexes determin4s  par  l’excitation  mecanique  de  la  dure-mbre 
erknienne.  Compt.  rend.  lxxxiii.  No.  6. 

Wenn  man  bei  einem  Hunde  die  Dora  mftter  etwa  in  der  Gegend  des  Mittel- 
punkts der  Hemisphäre  mechanisch  leicht  reizt,  so  schliessen  sich  die  gleichsoitigen 
Angenlider.  Bisweilen  werden  auch  noch  Oberlippe,  Ohr  nnd  Nasenflügel  der  be- 
treffenden Seite  angezogen.  Ist  der  Reiz  stärker  dann  antworten  auch  die  Extre- 
mitätenmnskeln  derselben  Seite  nnd  bei  noch  weiterer  Steigerung  gerathen  auch  die 
Muskeln  auf  der  anderen  Kürperhälfte  in  Bewegung,  immer  jedoch  schwächer  als 
auf  der  Seite  des  Reizes.  Ein  ähnlicher  Erfolg  tritt  gewöhnlich  ein  bei  Reiznng 
eines  Punktes  in  der  vorderen  Partie  der  Dnra  mater;  reizt  man  dagegen  nach 
hinten  oder  nach  auswärts  von  der  oben  bezeichneten  Stelle,  so  antworten  nur  die 
Rnmpfmnskeln,  während  die  Lid-  nnd  Gesichtern nakeiu  ruhig  bleiben.  Die  Action 
der  gleichseitigen  Rumpf-  nnd  Extremitäteumuskeln  steht  im  Widersprach  mit  der 
Kreuznng  der  Kasern  an  der  Hu-n-R&ckenmarkgrense.  Vf.  vermag  diesen  Umstand 
nicht  atifznkiären.  Uebrigens  blieb  das  Resultat  ungeändert,  nachdem  ein  Theil  der 
grauen  und  weissen  Hirnsubstans  entfernt  war.  Schiffer. 

E.  Külz,  Ist  der  Traubenzucker  ein  normaler  Harnbestandtheiü 

PvneogR’s  Arch.  XIII.  8.  269. 

K.  hat  nicht  weniger  wie  100  Liter  Harn  von  zwei  gesnnden  Arbeitern  anf 
Traubenzucker  untersucht  und  zwar  durch  Fällung  des  Alcoholauszuges  mit  Blei- 
essig nnd  Ammoniak  — mit  negativen  Resultat.  Ebensowenig  vermochte  er  Zucker 


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830 


Champion  u.  Prolet.  Hucol.  Spieker. 

in  anderen  100  Litern  von  fünf  gesunden  Individuen  zu  finden  durch 
des  Harns  mit  Bleiessig  and  Ammoniak.  E. 

P.  Cbamphion  et  H.  Pellet,  De  la  Substitution  äquivalente 
matteres  minerales  qui  entrent  dans  la  composition  des 
taux  et  des  animaux.  Compt.  rend.  Lxxxm.  No.  s 

Vff.  stellen  die  Ansicht  auf,  dass  in  der  Asche  von  pflanzlichen  and  tbiari- 
schen  Theileu  eine  Base  dnrch  eine  andere  vertreten  sein  könne,  abhängig  von 
äusseren  Verhältnissen;  diese  Vertretung  erfolge  stets  in  Aequivalenten.  Berechne 
man  daher,  wieviel  die  in  der  Asche  enthaltenen  Basen  8äure  brauchen,  x B.  Schwefel- 
säure, so  sei  dh'se  Zahl  för  die  Asche  einer  Pflanzeuspecies  coustant;  und,  da  ferner 
der  Aschengehalt  jeder  Pflanzeuspecies  anuuähernd  constant  sei,  so  erhalte  mar 
auch  eine  constaute  Zahl,  wenn  man  die  Säure  direct  auf  die  Trockensubstanz  be- 
zieht, Die  Asche  des  Tabaks  entspricht  stets  15,76  — 17,66  Schwefelsäure  f&r  100  Tb. 
trockenen  Tabak. 

Dasselbe  gilt  für  animalische  Substanzen,  z.  B.  Fleisch  und  Eier.  100  Tk 
trockene  Muskelsubstanz  entsprechen  58,8  — 64,1  Th.  Schwefelsäure;  100  Tb.  Eier 
65,2 — 65,4  Theilen.  B.  Salkowiki. 

Heschl,  Phosphorvergiftung  mit  Hirnhämorrhagie.  wiener  mei 

Wochenschr.  1876.  No.  20. 

Bei  einem  19jährigen  Arbeiter,  bei  welchem  aus  den  allgemein  verbreiteten 
Hämorrhagien,  den  Verfettungen  der  Magendrüaen,  Nieren,  Leber,  Muskeln  eine 
Phosphorvergiftung  diagnosticirt  worden  war,  deren  Vorhandensein  anch  später 
durch  die  Auamuese  wahrscheinlich  gemacht  wurde,  fand  sich  eine  wallnnssgros»« 
Hämorrbagie  inmitten  des  Centruin  semiovale  der  liuken  Hemisphäre,  als  deren 
nächste  Ursache  sich  eine  ausgedehnte  Verfettung  der  Hirngefässe  ergab.  (Hef.  bat 
in  Gemeinschaft  mit  Dr.  Fürst«  rh  vor  einem  Jahre  einen  ganz  ähnlichen  Fall  ros 
einer  30jährigen  ausseretx  lieh  Geschwängerten  beobachtet,  wolche  plötzlich  abortirte 
und  wegen  rechtsseitiger  Erscheinungen  auf  die  Station  für  Krampfkranke  gebracht 
wurde.  Obgleich  eine  Anamnese  fehlte,  stellte  Hef.  aus  dem,  dem  eben  angedeuteteo 
ähnlichen  Befund  die  Diagnose  auf  Phosphorvergiftung.  Im  Gehirn  fanden  sich  zahl- 
reiche Hämorrhagien  in  der  Rinde,  besonders  am  linken  Frontallappen.  FüasTxn 
ist  es  gelungen,  experimentell  bei  Händen  durch  subcutane  Injection  von  Ol.  phos- 
phorat.  Hirnbämorrhagieu  zu  erzeugen).  OrtiL 

G.  Spieker,  Der  Axillarschnitt  zur  Resection  des  Schultergelenks 
bei  irreponibler  Luxation  nach  B.  v.  Langenbeck.  Di»*.  Berlin  lgre. 

ln  zwei  Fällen  von  veralteter  Scbulterluxation  wurde  der  Oberarmkopf  voo 
der  Achselhöhle  her  durch  einen  Längsschnitt  freigelegt,  welcher  einmal  vor  deo 
Gefässen  am  hintern  Rande  des  M.  coraco-brachialis,  einmal  hinter  denselben  ver- 
lief, und  der  Oberarmkopf  abgesägt.  Die  Wunden  wurden  genäht  und  modifieirt 
antiseptiscb  behandelt.  Der  erste  Fall  heilte,  doch  ist  das  Endresultat  leider  nieb 
mitgetheilt,  der  zweite  erlag  der  Prämie.  E.  Raster. 

Ollier,  Snr  ia  trlpanation  des  os  dans  les ‘diverses  formes  d’ost^o- 
myelite.  Compt.  rend.  LXXXIII.  No.  7. 

O.  hält  die  Operation  angezeigt  bei  allen  chronischen,  mit  hartnäckiges 
Schmerlen  einhergehenden  Formen  nnd  bei  acuten  dann,  wenn  mao  die  schwere 
Allgemeinsymptome  durch  ergiebige  Oeffnuug  der  Markhöble  zn  mildern  hoffen  darf. 

Er  selber  trepanirte  19  Mal  wegen  chronischer  (an  welchen  Stellen  ist  nicht 
gesagt),  einmal  wegen  acuter  Osteomyelitis  des  Oberschenkels  und  verlor  3 Krank* 
an  Pyämie. 


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Striniti.  Cobsillo»  u.  Brütet.  Scntiio. 


831 


Eiter  in  mehr  abgtkapselteu  Höhlen  fand  sich  8 Mal.  In  den  übrigen  Fällen 
war  das  Mark  theils  fungös  entartet  und  serös  durchträukt,  theils  härter  als  normal, 
sklerotisch  und  von  Knochenbalkeu  neuer  Bildung  durchzogen.  Diese  Verände- 
rungen waren  7 Mal  nicht  umschrieben.  wiih.  Koch. 


J.  Steinitz,  Die  in  Breslan  herrschende  Masernepidemie.  Aiig. 

med.  Centr.Ztg.  1876.  No.  36. 

Während  der  diesjährigen  Epidemie  sah  S.  bei  3 Kindern  im  Alter  von  3 bis 
8 Jahren  2 Mal  nach  14  Tagen  und  1 Mal  nach  3 Wochen  nach  vollständig  abge- 
laufener  Erkrankung  ein  Masernrecidiv  eintreten.  Senator. 


Cornillou  et  Bretet,  De  l’action  des  aicalius  sur  la  glycose  chez 

leS  diab^tiqneS.  Progr.  rm'd  1876.  No.  7. 

V ff.  fanden  die  älteren  Erfahrungen,  dass  kohlensaure  Alkalien  den  Zocker 
bei  uiederer  Temperatur  (16  — 16°  C.)  nicht  verändern,  bestätigt,  und  ferner,  dass 
dieselben  die  diastatische  Wirkung  des  Mund-  und  Bauchspeichels  vermindern.  Wenn 
sie  nämlich  2 Kolben  mit  gleichen  Mengen  trockener  Stärke,  Speichel  und  Wasser 
und  von  denen  der  eine  noch  doppeltkohlensaurer  Natron  enthielt  bei  40°  digerirteD, 
so  enthielt  das  Filtrat  von  diesem  zweiten  Kolben  viel  weniger  Zucker  (nach  Fkb- 
xinq  bestimmt)  Als  das  des  anderen,  im  Durchschnitt  im  Verhältnis»  von  1 : 2,4.  Noch 
auffallender  war  der  Unterschied  bei  Zusatz  von  einigen  Tropfen  Kalilösuug  statt 
Natron  bicarbonicum.  Zu  den  Versuchen  mit  Bauchspeichel  wurde  die  Drüse  fein  zer- 
hackt, mit  dem  doppelten  Gewicht  Wassers  mehrmals  ausgetogen,  und  die  Colatur 
benutzt.  Vor  der  Zuckerbestimmung  wurde  die  alkalische  Probe  mit  Essigsäure 
neutralisirt,  aufgekoebt  und  üitrirt  Die  Versuche  ergaben  eiuen  Unterschied  zwi- 
schen dem  Baucbspeicbel  des  Ochsen  und  des  Schweins,  insoferu  als  bei  letzterem 
die  Wirkung  der  Alkalien  stärker  hervortrat  (1  : 3,69)  als  bei  jenem  (1 : 475).  Senator. 


G.  Schniid,  Aneurysma  der  Art.  mesent.  sup. ; Ruptur  desselben. 
Bluterguss  in  den  Barmcanal  und  in  die  Bauchhöhle;  Tod. 

Bericht  d.  Rudolf-Stiftung.  1874.  8.  483. 

Die  36jäbr.  Petieutin  litt  seit  % Jahr  ao  immer  häufiger  werdenden  Schmerlen 
im  unteren  Theil  den  Rückens,  welche  sich  noch  Aber  den  Unterleib  verbreiteten. 
Es  stellte  sich  Appetitlosigkeit  ein,  wodurch  die  an  und  für  sich  schwächliche  Pat. 
immer  mehr  herunterkam.  Zuweilen  enthielten  die  Fäces  Blut.  Im  Epigastrinm 
hinter  dem  M.  rectus  sin.  konnte  man  einen  Tumor  nachweiseu,  welcher  auf  Druck 
sehr  empfindlich  war;  derselbe  nahm  allmählich  immer  mehr  an  und  lies»  ein  deut* 
liches  Schwirren  erkennen;  bei  der  Auscnltatiou  bürte  man  ein  blasendes  systolisches 
Geräusch.  Der  Cruralpuls  nicht  verspätet.  Die  Schmerzen  wurden  immer  heftiger 
nnd  traten  psroxysraenweise  auf.  An  der  Stelle  des  Tumors  wurden  die  Bauch* 
decken  allmählich  hervorgewülbt.  Unter  zunehmendem  Collapa  trat  der  Tod  ein. 

Bei  der  Seclion  fand  mau  in  der  Baucbhühle  mehrere  Pfunde  flüssigen  und 
geronnenen  Blutes.  Unterhalb  des  Magens  sass  eine  halbweicke,  etwa  apfelgrosse 
runde  Geschwulst,  welche  das  Pancreas  in  seiner  Mitte  etwas  einporgeboben  hatte 
und  bis  zum  Duodenum  reichte  Unter  der  Ssrosa  des  Duodenum,  sowie  des  An- 
fangsthelis  des  Jejunum  fanden  sich  grosse  Biutwülste.  Auch  das  Mesenterium  war 
hämorrhagisch  suffuudirt.  Die  Geschwulst  war  ein  Blutsack,  welcher  mit  lockeren 
Cruormasseu,  sowie  mit  geschichteten  Fibringerinuseln  erfüllt  war.  Es  fand  sieb 
eine  Communication  zwischen  ihm  and  der  Art.  nies.  inf.  (sup.?  Ref.).  Das  Aneu- 
rysma war  ao  einer  andern  Stelle  in  das  Duodenum  perforirt.  Die  Aorta  abd.  zeigte 
keine  Veränderungen-  Litten. 


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832 


Bzksre.  Browrit.  Richtrr.  Mabchibd. 


Beneke,  (Jallensteinbildung,  atlieromatöse  Arterienentartang  und 
Fettbildung.  Deutsches  Arch.  f.  klin.  Med.  XVII.  8.  1. 

B.  constatirte,  gestützt  auf  376  Sectionsprotocolle,  die  häufige  Coincidens  voa 
Gallensteinen  mit  atheromztöser  Arterieodegeneration  (ca  70  pCt.)  und  gesteigerter 
Fettbildung,  als  deren  genetisches  Moment  er  eine  reichlichere  Cholesterin-  csd 
Gallenbildung  annimmt  (wodurch  intensivere  Fettresorption  ermöglicht  wird).  Ferner 
fand  Vf.,  dass  Fettstauungalebern  einen  ausserordentlich  geringen  Gehalt  an  Chole- 
sterin besitzen,  während  sndererseits  die  Stauungsbyperäraien  ein  die  Cholestermbil- 
dung  beförderndes  Moment  sind.  B.  hält  es  nun  für  möglich,  dass  das  Choleeteria 
eine  Muttersnbstanz  für  Fettsäuren  bildet  und  dass  der  reichliche  Fettgehalt  der  Fett- 
leber von  jenem  herstammt.  Schliesslich  betont  Vf.  noch  das  Vorkommen  von  ei- 
cessiver  Fettablsgernng  im  Omentnm,  Mesenterium,  den  Nieren,  Append.  epipl.  bsi 
manchen  Fällen  schwerer  chronischer  Erkrankung,  bei  denen  gleichseitig  sehr  kleine 
Arteriendurchmesser  gefunden  werden.  Liuea. 


Browne,  Case  of  impartion  of  a flle  in  the  vertebral  column. 

Lauert.  1876.  I.  No.  13. 

Während  eines  Falles  auf  ebener  Erde  war  einem  gesunden,  kräftigen  Mann 
eine  Feile  in  der  Gegend  des  Proc.  spin.  des  zweiten  Lendenwirbels  links  von  der 
Mittellinie  in  den  Rücken  eingedrungen  und  abgebrochen.  Ein  fassbarer  Tbeil  der- 
selben wurde  eztrahirt:  trotz  aller  Bemühungen  konnte  der  Rest  nicht  hervorgehelt 
werden.  Wahrend  mehr  als  10  Tagen  ging  der  Patient  frei  und  ohne 
alle  Krankheitssymptome  im  Hospital  einher:  erst  mit  dem  12.  Tage  fing 
er  an  zu  fiebern,  wurde  comatös  und  starb.  Bei  der  gerichtlichen  Obdaction  faud 
man  das  abgebrochene  Ende  zwischen  dem  Proc.  spin.  des  1.  und  2.  Lendenwirbel«: 
es  hatte  eine  Richtung  nach  rechts  und  oben  und  nahm  auf  seinem  Wege  durch 
den  Vertebralcaual  mehr  als  ein  Drittel  seiner  Breite  ein:  dann  durchbohrte  es  dea 
Körper  des  1.  Lendenwirbels  und  ragte  noch  nach  vorn  hin  % Zoll  ober  denselben 
vor.  Ein  Stück  Zeng  war  von  der  Feile  auf  diesen  ganzen  Weg  bin  mitgenommen 
worden  (aus  dem  Tascheufntter).  — 

Die  Dura  des  bis  zum  2.  Lendenwirbel  reichenden  Marks  war  rechts  ange- 
rissen: Pia,  Mark  selbst  und  Nerven  intact.  Von  Entzündung  war  an  dieser  Stelle 
keine  Spar  zu  bemerken.  Die  eigentliche  Todesursache  war  bei  dem  hochfauligen 
Zustand  der  Leiche  nicht  genau  festzustellen.  Bernhardt 


Richter,  Feber  das  Vorkommen  von  Eiweiss  im  Urin  paralytisch 
erkrankter  Irren.  Arch.  f.  p»ych.  etc.  vi.  8.  566. 

Entgegen  den  Angabeu  v.  Kabkrac’r  und  Hdpfert's  (Cbl.  1874,  316)  faud  Vf 
im  Harn  paralytisch  erkrankter  Irren  niemals,  aueb  nicht  nach  einem  apoplektiforawn 
Anfall  Eiweiss.  Wo  dasselbe  anftrete,  stamme  es  von  einer  pathologisch  verändertes 
Niere  oder  vou  den  harnleitenden  Wegen.  BemhantL 


F.  Marchand,  Spontane  Losreissung  und  Geburt  eines  polypösen 
Uterusmyoms.  Vibchow’s  Arch.  LXVII.  8.  206. 

Das  gänsueigrosse  Myom  hatte  mit  einem  1,6  resp.  2,5  Cm.  breiten  Stiele  sa 
der  vorderen  Wand  des  Cervicalcanales  gesessen.  Beim  Versuch  der  §ts»bleotle  eräug 
war  es  aus  der  Scheide  gedrängt  und  abgerissen,  ohne  Spur  von  Eiterung  oder  Ver- 
jauchung an  der  Rissstelle.  v. 


Einsendungen  flir  das  Contralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber : Professor  5 
Berlin  (SW.)  Banhofstr.  7 (am  Hegelplatz),  nnd  Professor  Rosenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Beiac*-*' 
an  die  Verlagshandlung:,  Berlin  (NW,),  unter  den  Linden  68,  adreesiren. 

Verla«  von  August  Hirsch wald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  S.  Hermann  ln  Berlin. 


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Centralblatt  lH£HE 

gen  and  PostanjiUltcn. 

für  die 

medirinischen  Wissenschaften. 


Kedigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  uud  Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Erlangen.  Professor  in  Berlin. 

1876.  iS.  Movember.  No.  47. 


■Wöchentlich  erscheinen 
1—2  Bogen ; am  Schlüsse 
des  Jahrgangs  Titel,  Na* 
men-  und  Sachregister. 


■ nhslli  G aehtobns,  Vermehrung  der  Stickstoffausscbeiduog  durch  Arsen  (Orig.- 
Mitth.).  — 

Matbb,  Sympathicus.  — Schmidt,  Einfluss  von  Kochsalz  auf  Verdauung 
und  Gerinnung.  — Klnkbl,  Hchwefslansscbeidung  durch  Galle.  — Vikchow, 
Kuocheucyateu.  — Winiwahteb,  Fibro-Neurora  des  Arms.  — Okitzki,  Gaumeo* 
bewegnngen.  — Ma»tkb;dk  Musst,  pleuritische  Symptome.  — Behuiu,  identische 
Witbeweguugen.  — Fiaur,  Dermatitis  exfoliativa.  — Galloib  u.  Habov,  Wirkung 
vou  Eryihropbloeum.  — Fhbtmdtu,  Schutzmittel  gegen  Cholera.  — 

P£an,  Exstirpation  der  Milz  — Bhksqhn,  abnorme  Blinder  am  Kehlkopf.  — 
Fbibs,  Amblyopie  nach  Blutungen.  — Beliosohn,  Echiuococous  der  Leber.  — 
Kibmisbon,  entzündliche  Oedeme.  — Pabsnski,  embolisehe  Darmgeschwüre.  — 
Stebn.  spindelförmige  Erweiterung  des  Oesophagus.  — Kind,  Längenwacbstbum 
der  Idioteo.  — Kicket,  Tetauusformeu.  — Althaus,  Nervenerscheinungen  nach 
Gonorrhoe.  — Bell,  Paraffinepitbeliem  des  Hodens.  --  Salkowski,  Mutterkorn.  — 
Kuban,  fötaler  Znstaud  der  Lungen  trotz  coustatirler  Athmuug.  — 


lieber  die  Beschleunigung  des  Stickstoff-Kreislaufs  durch  Arsen- 

Präparate. 

Von  C.  Uuehtgens. 

In  dem  jüngsten  Hefte  der  Zeitschrift  für  Biologie  (Bd.  XII. 
pag.  512)  hat  Or.  H.  v.  Boeck  den  Einwurf  wiederholt,  den  schon 
früher  Dr.  J.  FobSTKK  (Zeitschr.  f.  Biologie,  Bd.  XI.  pag.  522)  gegen 
die  Berechtigung  der  Ansicht  erhoben  hatte,  dass  die  Einverleibung 
verhältnissmässig  grosser  ArseDgaben  in  den  Thierkörper  eine  Stei- 
gerung der  Stickstoffausscheidung  zur  Folge  habe  (vergl.  meine  Mit- 
theilung in  dieser  Zeitschrift  1875,  pag.  529  und  A.  Kossel,  Archiv 
f.  experimentelle  Pathologie  etc.,  Bd.  V.  pag.  128)  und  der  bereits 
von  Salkowski  bei  Gelegenheit  seines  Referates  (im  Vikcuow-Hirsch’- 
scben  Jahresbericht  für  1875,  pag.  237)  zurückgewiesen  worden  ist. 

Indem  v.  Boeck  die  Frage  aufwirft,  ob  die  nach  der  Darreichung 
grösserer  Arsenmengen  von  uns  beobachtete  Steigerung  des  Eiweiss- 
zerfalles als  eine  directe  Arsenikwirkung  zu  betrachten,  oder  vielleicht 
„auf  einen  durch  den  Versuch  erst  gesetzten  anderen  ursächlichen 
Umstand  zurückzuführen  sei“,  scheint  ihm  der  letztere  Schluss  keines- 
wegs unwahrscheinlich,  da  die  längere  Inanition  bei  unserem  Ver- 

XIV.  Jahrgang  53 

\ 


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834  GirflTOO»,  V rrme  brang  der  Stickitoffaauehetdaag  äzrch 


sachsobjecte  jenen  Zustand  erzeugt  habe,  welcher  sieb  beim  hungern- 
den Tbiere  durch  Vermehrung  der  Stickstoffausfuhr  kennzeichnet. 

Diesem  Raisonnement  will  ich  hier  einen  Versuch  gegenüber- 
stellen,  den  im  vergangenen  März  der  Stud.  Berg  auf  meine  Veran- 
lassung angestellt  hat,  und  der  dazu  bestimmt  ist,  in  eine  zusammea- 
fassendere  Arbeit  aufgenommen  zu  werden. 

Zu  demselben  diente  ein  vortreffllich  dressirter  Hund  von  un- 
gefähr 18  Kilo  Körpergewicht,  dem  für  die  Dauer  von  9 Tagen  alle 
Nahrung  entzogen  und  welchem  blos  eine  bestimmte  Quantität  Wasser 
mittelst  der  Schlundsonde  in  den  Magen  eingeführt  wurde.  Nachdem 
die  Stickstoffausscbeidong  bereits  am  3.  Versuchstage  auf  diejenige 
Cirösse  gesunken  war,  die  man  nach  früheren  Versuchen  als  die  dem 
Hungerzustande  des  benutzten  Individuums  eigentümliche  betrachtet 
durfte,  erhielt  es  an  den  3 darauf  folgenden  Tagen  Natriumarsenat 
(in  den  in  der  Tabelle  verzeichneten  Mengen  und  in  mehreren  Gaben) 
und  dann  wurde  die  Beobachtung  noch  3 weitere  Tage  unter  des 
früheren  Bedingungen  fortgesetzt. 


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Stoff 

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Bemerkungen. 

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Gew. 

Heaction. 

Likbio 

Sbeobi 

1. 

600 

— 

650 

1,015 

sauer 

7,0 

7,0 

2 

— 

610 

1,013 

„ 

5.2 

5,0 

3 

— 

540 

1,013 

4,4 

4,5 

4. 

0.1 

625 

1,013 

4,5 

4,4 

6 

0.15 

610 

1,017 

sebw.  alk. 

5.3 

5.4 

6. 

0,16 

625 

1,017 

„ Hauer 

6,1 

5,8 

Entleerung  Ton  98,9 

7. 



680 

1,009 

sauer 

5,0 

6,0 

feuchter  = 1S.4ÖJ 

8. 

9. 

— 

470 

465 

1,010 

1,011 

” 

3,1 

3,8 

3,3 

8,7 

trockener  Eiere- 
mente  mit  0,79  Stick- 
stoff. 

In  diesem  Versuche  sieht  man  die  Steigerung  der  Stickstoffaos- 
scheidung  nach  der  Darreichung  grösserer  Arsengaben  in  einer  so 
frühen  Periode  eintreten,  dass  sie  mit  dem  von  Fobsteb  and  v.  Boecs 
beargwöhnten  Zustande  längere  Zeit  hungernder  Thiere  in  gar  keinen 
Zusammenhang  gebracht  werden  darf.  Und  zum  deutlichen  Beweise, 
dass  die  Vermehrung  der  stickstoffhaltigen  Auswurfsstoffe  in  der  That 
als  eine  Wirkung  des  eingeführten  Arsenpräparats  zu  betrachten  sei, 
hat  sie  bereits  am  2.  Tage,  nachdem  die  Verabreichung  des  Medica- 
ments  ausgesetzt  worden  ist,  einer  Stickstoffausscheidung  Platz  ge- 
macht, die  dem  vorgerückteren  Stadium  eines  gewöhnlichen  Hunger- 
versuebes  entspricht. 

Es  hat  die  Vermehrung  der  Stickstoffausfuhr  der  bedeutend  ge- 
ringem Arsenmenge  entsprechend,  die  man  aus  naheliegenden  Grün- 
den dem  Versuchstiere  während  der  Dauer  von  nur  3 Tagen  ein- 


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Matur.  Sympathien».  835 

verleibte,  in  diesem  Falle  die  früher  beobachtete  Grösse  freilich  nicht 
erreicht;  aber  sie  ist  nichtsdestoweniger  nicht  zu  verkennen. 

Dazu  kommt  der  Umstand  — der  auffallender  Weise  von  v.  BOECK 
ganz  ausser  Acht  gelassen  wird  — , dass  seit  der  Veröffentlichung 
jenes  ersten  Versuches , gegen  den  er  seine  Einwendungen  gerichtet 
bat,  in  einer,  wie  mir  scheint,  nicht  zu  widerlegenden  Weise,  der 
Beweis  erbracht  worden  ist,  dass  nicht  allein  dem  Phosphor,  sondern 
auch  dem  Antimon  (vergl.  meine  Mittheilung  in  dieser  Zeitschrift 
1876,  pag.  321)  die  Eigenschaft  zukomrat,  den  Eiweissumsatz  des 
Thierkörpers  (wie  ich  ausdrücklich  bemerken  will,  ohne  Erhöhung 
seiner  Temperatur)  zu  beschleunigen. 

Wenn  ich  nun  daran  erinnere,  dass  ich  keineswegs  — wie  es 
sich  v.  Boeck  vorzustellen  scheint  — in  der  Absicht  die  früheren 
Stoffwechsel -Untersuchungen  über  Arsen  zu  controliren  „die  Sache 
noch  einmal  aufgegriffen  habe“  (1.  c.  pag.  513),  sondern,  nach  der 
richtigen  Darstellung  von  Saukowski  (1.  c.),  von  dem  Gesichtspunkte 
der  in  chemischer  und  pathologisch-anatomischer  Beziehung  zwischen 
dem  Phosphor,  dem  Arsen  und  Antimon  bestehenden  Analogieen  bei 
diesen  Untersuchungen  geleitet  worden  bin  (man  vergl.  meinen  Artikel 
in  dieser  Zeitschrift  1876,  pag.  530),  so  werde  ich  mich  nach  wie 
vor  für  berechtigt  halten  dürfen,  die  beobachtete  Steigerung  des  Ei- 
weisszerfalles als  eine  Arsenwirkung  zu  betrachten. 

Rostock,  den  12.  October  1876. 


S.  Mayer,  Die  peripherische  Nervenzelle  und  das  sympathische 
Nervensystem.  Areh.  f.  Psych.  etc.  VI.  S.  853. 

M.  bestätigt  die  Angaben  von  Neumann  und  Eichbobst  über 
die  Regeneration  durchschnittener  oder  gequetschter  Nervenfasern. 
Die  dabei  auftretenden  neugebildeten  Kerne  leitet  M.  von  dem  um- 
gebildeten Inhalt  der  Schwaun’sohen  Scheide  (Nervenmark  und  Aobsen- 
cylinder)  ab.  Einzelne  Portionen  bleiben  in  dem  bekannten  Umbil- 
dungsvorgang, wodurch  die  Differenzirung  zwischen  Achsencylinder 
und  Markscheide  schwindet,  zurück  oder  machen  den  Process  in 
etwas  veränderter  Art  und  Weise  durch.  Dadurch  entstehen  scharf 
abgegrenzte  ellyptische  mit  grossen  Fettklumpen  erfüllte  Körper,  die 
schliesslich  kernhaltig  und  gelbgrün  gefärbt  werden.  Nach  vollstän- 
digem sehr  allmählich  erfolgendem  Schwunde  der  letzten  Reste  von 
fettiger  Substanz  stellen  diese  Körper  die  gewucherten  Kerne  (des 
Neurilemms),  wie  sie  bei  dem  Regenerationsvorgang  der  Nerven  auf- 
treten,  dar.  M.  ist  der  Ansicht,  dass  die  Kerne  der  Schwann’schen 
Scheide  der  Nerven,  sobald  dieselben  noch  von  einer  Zone  von  Pro- 
toplasma umgeben  sind,  unbedenklich  als  Nervenzellen  aufzufassen 
wären.  Die  Nerven  der  Sphäre  der  unwillkürlichen  Functionen,  welche 
(glatte  Muskulatur,  Drüsen,  Herz  etc.)  unter  die  Herrschaft  des  Nerven- 

53* 


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836  Schmidt,  Einfluss  von  Kochsalz  »uf  Verdauung  and  Q< 


systemes  gestellt  sind,  zeigen  eine  starke  Vermehrung  ihrer  IV 
sowohl  innerhalb  der  Organe  selbst,  als  auch  auf  ihrem  Wege  vom 
Cerebroppinaiorgane  nach  demselben.  Diese  Massevermehrung  findet 
ihren  Ausdruck  in  dem  Zerfalle  von  relativ  breiten  Fasern  in  Bündel 
schmaler  faseriger  Elemente,  die  für  längere  oder  kürzere  Zeit  ent- 
weder marklos  sind,  oder  sich  im  weiteren  Verlaufe  ihrer  Entwick- 
lung die  Markscheide  anbilden  und  dann  die  schmalen  markhaltigeg 
Fasern  (sympathische  Fasern  von  Biddkk  und  Volkmaxn)  darstellen. 
Bei  diesem  Processe  der  Vervielfältigung  von  Fasern  bleiben  immer 
Portionen  von  Bildungssubstauz  zurück,  die  in  Fortsätze  ausgezogen 
erscheinen  können;  diese  Portionen  stellen  nichts  anderes  dar,  alt 
die  peripherischen  Ganglienzellen.  Unter  eingreifenden  verändertes 
Bedingungen  des  Stoffwechsels  können  fasrige  Elemente,  die  zu  ge- 
wissen physiologischen  Verrichtungen  bestimmt  sind,  ihre  morpho- 
logischen und  chemischen  Eigenschaften  derart  verändern,  dass  dat 
Product  dieser  Veränderungen  mit  derjenigen  Bildungsenergie  begabt 
erscheint,  wie  mau  sie  normal  nur  zu  der  Periode  der  embryonales 
Entwicklung  beobachtet.  In  diesem  Zustande  kann  die  veränderte 
Substanz  der  alten  Faser  Anlass  geben  zur  Bildung  sowohl  von  neues 
Fasern  derselben  Art,  als  auch  von  solchen  Formationen,  welche  ber- 
gebrachtermaassen  als  Zellen  und  freie  Kerne  bezeichnet  werden. 
Zur  Bildung  der  letzeteren  sind  also  nicht  unter  jeder  Bedingung  alt 
solche  existirende  Zellen  notbwendig.  Die  Entstehung  von  Zellker- 
nen ist  nicht  durchaus  geknüpft  an  die  Existenz  eines  bereits  vor- 
handenen Kernes,  aus  dem  die  neuen  durch  Theilung  und  Zerklüf- 
tung hervorgehen.  Zellkerne  scheinen  vielmehr  durch  eine  im  Detail 
noch  nicht  zu  übersehende  Differentiation  frei  in  Zellenkörper  est- 
atehen  zu  können.  Lo«<rs. 


Alex.  Schmidt,  Ueber  die  Beziehung  des  Kochsalzes  zn  einiges 
thierischen  Fermentationsprocessen.  Pvlüobs's  Arch.  xm.  s.  »$- 

1.  Die  Gerinnung  der  Milch  durch  Lab.  Befreit  man  des 
Auszug- aus  der  Schleimhaut  des  Kalbsmagens  (mit  0,25 procent.  Salz- 
säure bereitet)  durch  Dialyse  von  allen  löslichen  Salzen  und  ebenso 
auch  Milch,  so  tritt  beim  Zusammenmischeu  der  Flüssigkeiten  (bei 
17°)  die  Gerinnung,  d.  h.  die  Ausscheidung  von  Casein  momentan 
ein;  bei  etwas  niedrigerer  Temperatur  — 15°  — in  25  tiecunden. 
Daraus  geht  hervor,  dass  die  löslichen  Salze,  vor  allem  Kochsalz, 
die  Gerinnung  der  Milch  durch  Lab  verzögern  und  erschweren. 

2.  Die  Verdauung  von  Eiweisskörpern  durch  Pepsin 
und  Salzsäure.  Bei  Weitem  leichter  als  das  gewöhnlich  benutzte 
Fibrin  (selbst  als  gequollenes)  wird  coagulirtes,  salzfreies  Eiweiss  (am 
dialysirtem  dargestellt)  von  Magensaft  gelöst.  Auch  das  durch  Er 
hitzen  von  verdünntem  Hülinereiweiss  in  Flocken  ausgeschiedene  Al- 


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Schmidt,  Einflusa  von  Kochsalz  anf  Verdauung  und  Gerinnung.  837 

bumin  wird  viel  schneller  gelöst,  als  in  der  Eischaale  geronnene« 
Albumin.  Dabei  kommt  nicht  allein  die  Form  der  Ausscheidung  in 
Betracht,  welche  ja  allerdings  im  ersteren  Fall  viel  günstiger  ist, 
sondern  vor  Allem  der  Salzgehalt.  Denn  wenn  man  auch  das  fest 
geronnene  Albumin  sehr  fein  mit  Wasser  verreibt,  so  bleibt  es  doch 
weit  schwerer  verdaulich  und  die  leichte  Verdaulichkeit  des  flockigen 
Fibrins  wird  durch  einen  geringen  Kochsalzzusatz  aufgehoben.  Ein 
Zusatz  von  0,5 — 0,6  pCt.  Kochsalz  zu  einem  salzarmen  Magensaft  er- 
höht die  ceteris  paribus  zur  Auflösung  von  Eiweiss  nöthige  Zeit  auf 
das  3 — lOfache.  Der  Versuch,  direct  nachzuweisen,  dass  ein  künst- 
licher Magensaft  wirksamer  wird,  wenn  man  ihn  durch  Dialyse  von 
Salzen  befreit,  stösst  auf  die  grosse  Schwierigkeit,  dass  jede  Pepsin- 
lösung beim  Dialysiren  an  Wirksamkeit  verliert.  Der  Salzgehalt  des 
natürlichen  Magensaftes  ist  übrigens  so  hoch  — bei  Hunden  0,47  bi« 
0,64  pCt.  — , dasB  die  verzögernde  Wirkung  desselben  auch  intra  vitam 
in  Betracht  kommt.  Beiläufig  erwähnt  Vf.  noch,  dass  Peptonlösungen 
nur  bei  vorhandenem  Salzgehalt  von  Gerbsäure  gefällt  werden  und 
dass  der  Pepsingebalt  des  Magens  von  Neugeborenen  wohl  geringer 
ist,  aber  nicht  ganz  fehlend,  wie  Hammarsten  angiebt. 

3.  Die  Faserstoffgerinnung.  Vf.  hat  früher  nachgewiesen, 
dass  die  Menge  des  aus  einer  Flüssigkeit  erhaltenen  Fibrin  ceteri« 
paribus  mit  der  Menge  der  in  ihr  enthaltenen  oder  zugesetzten  fibrino- 
plastischen  Substanz  innerhalb  einer  gewissen  Grenze  wächst,  Uber 
diese  hinaus  aber  abnimmt  Vf.  zeigt  jetzt,  das  das  Gleiche  auch  von 
dem  Salzgehalt  der  Flüssigkeit  gilt.  Die  einfachste  Versuchsanord- 
nung, um  dieses  nachzu weisen,  besteht  darin,  dass  man  Blutplasma 
mit  Wasser  verdünnt:  aus  dem  verdünnten  Plasma  scheidet  sich  dann 
weniger  Fibrin  aus,  wie  aus  dem  unverdünnten,  seine  Menge  wächst 
aber  bei  Zusatz  von  Kochsalz  und  bei  einem  Gehalt  der  verdünnten 
Flüssigkeit  von  1 pCt  Kochsalz  ist  sie  fast  ebenso  gross,  wie  bei 
normalem  Plasma;  bei  einem  Gehalt  von  2 — 2,5  pCt.  andererseits 
liegt  sie  tief  darunter  und  bei  noch  grösserem  Gehalt  bleibt  das 
Plasma  überhaupt  flüssig.  Bei  diesen  und  allen  späteren  Versuchern 
in  denen  es  sieb  um  quantitative  Fibrinbestimmungen  handelte,  setzte 
Vf.  zu  den  Gerinnungsgemiscben  einige  Cc.  Hämoglobinlösung.  Die 
Gerinnungszeit  wird  dadurch  ausserordeutlich  abgekürzt  und  es  kann 
nicht  zu  einer  Wiederauflösung  des  Fasersoffes  kommen,  was  ohne 
Hämoglobinzusatz  u.  A.  der  Fall  ist.  Niemals  aber  bewirkt  der 
Kochsalzzusatz  Gerinnung  in  einer  Flüssigkeit,  die  nach  Zusatz  von 
Fibrinferment  allein  nicht  schon  gerinnt  Aus  den  früheren  und  den 
vorliegenden  Untersuchungen  des  Vf.'s  folgt  also,  dass  die  Menge  des 
aus  einer  Flüssigkeit  zu  erhaltenden  Faserstoffes  von  einer  Reihe  von 
Bedingungen  abhängig  ist,  nämlich  von:  1)  Gehalt  an  Fibrinregene- 
ratoren, 2)  Salzgehalt,  3)  Alkaligehalt,  4)  Temperatur.  Der  Einfluss 
des  Fermentgehaltes  und  Hämoglobingehaltes  auf  die  Menge  ist 


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838 


Kcneil,  SchwefeUuascheiduDg  durch  die  Gelle. 


noch  zweifelhaft.  Es  drängte  sich  nun  naturgemäss  die  Frage 
was  an  Stelle  des  Faserstoffes  entsteht,  wenn  man  die  beiden  Fibi 
generatoren  und  Ferment  ohne  Gegenwart  von  Salzen  zusammen* 
bringt  Zu  den  Versuchen  wurde  Pferdeblutplasma  in  der  Kälte  fiiltrirt, 
mit  0,5  p.  M.  Aetznatron  versetzt  und  dann  der  Dialyse  unterworfen. 
Der  Zusatz  von  Aetznatron  war  noth wendig,  um  den  Eintritt  der 
Gerinnung  während  der  Dialyse  zu  verhindern.  In  einer  so  von 
Salzen  befreiten  Flüssigkeit  entsteht  bei  Zusatz  von  Fibrini'ermest 
ein  in  Wasser  unlösliches,  nur  in  einem  Alkaliüberschuss  lösliche« 
Product,  das  noch  kein  Faserstoff  ist,  aber  bei  Gegenwart  neutraler 
Salze  in  der  alkalischen  Lösung  zu  Faserstoff  wird.  In  dieses  Pro- 
duct geht,  sofern  kein  Alkaliüberschuss  vorhanden  ist,  die  ganze 
Menge  der  in  der  Flüssigkeit  enthaltenen  globulinartigen  Substauec 
bis  auf  Spuren  ein,  so  dass  das  Filtrat,  mit  Wasser  verdünnt,  beim 
Durchleiten  von  Kohlensäure  nur  eine  schwache  Opalescenz  giebt 
Bezüglich  der  weiteren  Erörterungen  über  den  Einfluss  concentrirter 
Salzlösungen  muss  auf  das  Original  verwiesen  werden;  es  sei  hier 
nur  bervorgehoben,  dass  concentrirte  Salzlösungen  der  gerinnungt- 
fähigen  Flüssigkeiten  vorneberein  zugesetzt  die  Ausscheidung  von 
Fibrin  allerdings  gänzlich  bindern;  die  alkalische  Lösung  des  eben 
erwähnten  Umwandlungsproductes  dagegen  durch  concentrirte  Koch- 
salzlösung sofort  gefällt  wird.  Der  dabei  ausgesohiedene  Faserstoff 
weicht  allerdings  in  seinen  Eigenschaften  etwas  von  dem  gewöhnlichen 
Faserstoff  ab.  — Setzt  man  zu  Blutplasma  kurz  vor  dem  Eintritt  der 
Gerinnung  Natron  und  zwar  2 — 3 p.  M.,  so  verwandelt  sich  die  Flüs- 
sigkeit in  eine  dickschleimige,  fadenziehende  Masse.  — Betreffs  der 
weiteren  theoretischen  Betrachtungen  muss  wiederum  das  Original 
verglichen  werden:  Schuidt  ist  geneigt,  die  Fibringerinnung  *U 
einen  der  Verdauung  entgegengesetzten  Process  zu  betrachten. 

E.  Salkowski. 


A.  Kunkel,  Ueber  das  Verhältnis»  der  mit  dem  Eiweiss  verzehrten 
zn  der  durch  die  Galle  aasgeschiedenen  Schwefelmenge.  s«k* 

»cxd.  Sitxgsber,  Math.-phya.  Tbeil.  1876.  8.-A. 

Die  bisher  allein  über  diese  Frage  vorliegenden  3 Versuche  von 
C.  Schmidt  an  Hunden  mit  Gallenflstein  leiden  an  dem  Uebelstande, 
dass  die  Oaile  nur  einige  Stunden  hindurch  aufgefangen  und  danach 
für  die  ganze  Periode  berechnet  wurde.  Vf.  fing  die  Galle  während 
der  ganzen  Versuchszeit  in  Kautschukbeutelo  auf,  die  an  der  Canäle 
der  Gallenblasenfisteln  befestigt  waren.  Da  nach  Hbidenbain  schon 
bei  einem  relativ  geringen  Gegendruck  die  secernirte  Galle  zurück- 
staut und  von  den  Lympfgefässen  der  Leber  resorbirt  wird,  so  musste  | 
Sorge  getragen  werden,  jeden  Widerstand  baim  Ausfliessen  der  Gsile  j 
au  vermeiden.  Vf.  wählte  daher  starke  Gummibeutel  (Colpeuryntar), 

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Vmcnow,  KnochencystaD. 


839 


welche  in  zusammengepresstem  Zustand  auf  die  Canüle  aufgebunden 
wurden.  (Von  der  Resorption  der  Galle  durch  die  Lymphgetässe  der 
Leber  bei  Unterbindung  des  Ductus  choledocbus  überzeugte  sich  Vf. 
beiläufig  durch  5 Versuche.  Vf.  erhielt  in  denselben  206  — 165  — 
367  — 530  — 365  Cc.  Lymphe  mit  resp.  0,872  — 0,034  — 0,634  — 
0,800  — 0,580  Gallensäuren).  Die  Methoden  zur  Bestimmung  de* 
Schwefelgehaltes  der  Nahrungsmittel  sowie  der  Secrete  weichen  nicht 
wesentlich  von  den  üblichen  ab  und  sind  im  Original  nachzusehen.  — 
Bei  der  ersten  Versuchsreihe  diente  als  Nahrung  Lammhlut  und  Kalbs- 
blut in  coagulirter  Form.  An  5 Tagen  wurden  mit  dem  Blut  aufge- 
nommen 3,245  Grm.  Durch  die  Galle  ausgeschieden  0,615,  durch  den 
Koth  0,670.  Da  man  annehmen  muss,  dass  nach  Ausschluss  der  Galle 
vom  Darm  rer  in  den  Fäces  enthaltene  Schwefel  lediglich  von  un- 
verdautem Eiweiss  herrührt,  so  sind  die  0,67  Grm.  von  dem  Nah- 
rungsschwefel abzuziehen,  es  wurden  also  resorbirt  2,575  Grm.,  hier- 
von durch  die  Galle  ausgeschieden:  0,615  = 23,8  pCt.  Diese  Zahl  ist 
indessen  noch  etwas  zu  hoch,  da  das  Thier  während  des  Versuches 
um  460  Grm.  abgenommen,  also  ausser  der  Nahrung  noch  schwefel- 
haltige Körpersubstanz  zersetzt  hatte.  Bei  der  2.  Reihe  — Fleisch- 
fütterung — wurden  an  7 Tagen  aufgenommen  7,9465,  mit  dem  Koth 
entleert  0,352,  also  resorbirt  7,594,  mit  der  Galle  ausgescbieden 
1,115  Grm.  = 14,7  pCt.  In  der  3.  Reihe  wurde  Schwefel  resorbirt 
3,683  Grm.,  durch  die  Galle  ausgeschieden  0,637  = 17,3  pCt.  Für 
die  einzelnen  Tage  beider  Reihen  ergiebt  sich  die  auffällige  Erschei- 
nung, dass  der  Gallenschwefel  relativ  zum  aufgenommenen  Schwefel 
fortdauernd  zunimmt.  Für  die  2.  Reibe  ist  das  pCt.-Verhältnias  am 
2.  Tage  der  Fütterung  9,2,  dann  7,7  — 9,6  — 12,7  — 21,3  — 30,2; 
für  die  3.  Reihe  18,1  — 19,3  — 24,6.  Da  die  Nahrungsaufnahme 
namentlich  bei  der  2.  Reihe  in  den  letzten  Tagen  weit  geringer  war, 
wie  in  den  ersten,  so  würde  daraus  folgen,  dass  die  Vermehrung  der 
Schwefelausfuhr  durch  die  Galle  nicht  an  demselben  Tage  der  Ei- 
weisszufuhr erfolgt,  sondern  erheblich  später.  Für  den  Harnschwefel 
gestalten  sich  die  Verhältnisse  nach  Vf.  ähnlich.  E.  Salkowaki. 


R.  Virchow,  Ueber  die  Bildung  yon  Knochencysten.  Mon»t*ber.  d. 

Kgl.  Acad.  d.  Wisseozcb.  za  Berlin.  1876.  S.  369. 

Als  Ausgangspunkt  seiner  Untersuchung  benutzte  Vf.  einen  aus- 
führlicher mitgetheilten  Fall,  wo  sich  bei  einer  56jährigen  Frau, 
welche  an  multiplen  metastatischen  Riesenzellensarcomen  in  inneren 
Organen  nach  Operation  der  grossen  am  Halse  sitzenden  Primärge- 
schwulst gestorben  war,  eine  mit  den  genannten  Geschwulstbildungen 
gar  nicht  in  Zusammenhang  stehende,  dicht  unter  der  oberen  Epi- 
physenlinie  in  der  Diaphyse  des  rechten  Oberarmes  liegende,  glatt- 
wandige  Cyste  fand,  von  umgekehrt  flaschenförmiger  Gestalt,  37  Mm. 


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840 


Wimwi*T*it,  Fibro-Nenrom  de»  Arm». 


lang,  am  oberen  dickeren  Ende  16  Mm.  breit,  nach  unten  spitzrund- 
lich  zulaufend.  Die  Oberfläche  zeigt  besonders  am  oberen  Ende 
mehrere  Vorsprünge  und  Ausbuchtungen,  sie  besitzt  nirgends  einen 
Epitbeiüberzug  und  auch  in  den  ihr  aufliegenden  gallertartigen  Be- 
schlägen keine  zeitigen  Körper.  Ausser  wenigen  Fettkörnchen  zeigte 
sich  in  diesen  ein  aus  steifen  und  mehr  parallelen  Fasern  gebildeter 
Filz,  welcher  nach  Behandlung  mit  Essigsäure  nicht  ganz  verschwand 
und  lebhaft  an  gewisse  Faserknorpel  erinnerte.  Der  übrige,  flüssige 
Inhalt  wat  bei  dem  Durcbsägen  ausgeflossen.  Die  0,5 — 0,8  Mm.  dicke 
Wandung,  welche  einen  knorpelartigen  Bau  besitzt,  stösst  nach  aussen 
an  einigen  Stellen  direct  an  Markgewebe,  an  anderen  ist  sie  in  Ver- 
bindung mit  theils  knöchernen,  theils  faserknorpeligen,  meist  blatt- 
artigen Fortsätzen,  deren  grösster,  durchaus  faserknorpeliger  sich 
40  Mm.  weit  von  dem  unteren  Ende  der  Cyste  aus  durch  die  Knochen- 
achse verfolgen  lässt.  An  der  medialen  Seite  der  Cyste  befanden 
sich  fast  in  der  Achse  des  Knochens  und  in  der  Nähe  der  Epiphysen- 
grenze  eine  Oruppe  von  hirse-  bis  hanfkorngrossen,  bläulichen,  aas 
Netzknorpel  bestehende  Knötchen  mitten  im  gelben  Mark,  welche  den 
Vf.  zu  der  Ueberzeugung  brachten,  dass  die  Cyste  selbst  als  ein 
Neubildungs-  and  ihr  Inhalt  als  ein  Schmelzungsproduct  chondroma- 
töser  Knoten  anzusehen  sei. 

Hieran  anschliessend  bespricht  Vf.  die  im  Knochen  vorkommen- 
den sog.  Cystenbildungen  überhaupt  und  kommt  zu  dem  Schlosse, 
dass  die  Cystenbildung  im  Knochen  nicht  länger  als  selbstständige 
Erscheinung  iD  der  Pathologie  steben  bleiben  darf,  dass  sie  in  kei- 
nem Falle  da9  Primäre  und  Wesentliche  ist,  dass  vielmehr  alle  Fälle 
dieser  Art  als  Umbildungsproducte  früher  solider  Neubildungen  an- 
zusehen sind.  Wahrscheinlich  stehen  diese  primären  Neubildungen 
stets  innerhalb  der  typischen  Gewebsformen , aus  denen  sieb  der 
Knochen  entwickelt,  und  sie  schwanken  daher  hauptsächlich  zwischen 
cbondromatösen  und  gigantocellular-sarcomatösen  Formen.  Orth. 


Winiwarter,  Plexiformes  Fibro-Nenrom  der  Armnerven  mit  cir- 
cnmscripter  Hauthypertrophie  und  Sareomentwickelnng.  Arth. 

f.  Hin.  Cbir.  XIX.  6.  696. 

Ein  36jähriger  Pole  trägt  seit  seinem  3.  Jahre  an  der  Innen- 
seite des  linken  Oberarmes  eine  kleine  Geschwulst,  zu  der  sich  im 
35.  Jahre  in  der  linken  Schultergegend  eine  schnell  wachsende  Neu 
bildung  gesellte,  die  exstirpirt  wurde.  Sie  recidivirte  während  die 
ursprüngliche  Geschwulst  zu  wachsen  begann,  so  dass  bei  der  Auf- 
nahme in  die  BlLLKOTH’sche  Klinik  ein  die  Schulter  und  die  äussere 
Oberarmhälfte  erfüllender  Tumor  nebst  einer  die  ganze  Regio  bici- 
pitalis  einnehmenden  Geschwulst  vorhanden  war,  welche  dem  Ver- 
lauf der  Nerven  und  GefUsse  folgte.  Kleinere  Geschwülste  fände» 


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GssTzan,  Gaumenbewegungen. 


841 


sich  am  Vorderarm  und  in  den  Bauebdeeken.  Nach  der  Exstirpation 
des  Segments  im  Stile,  bicipitalis  trat  Gangrän  der  Extremität  und 
der  Tod  des  Pat.  ein.  Die  sehr  ausführlich  mitgetheilte  Untersuchung 
des  Arms  ergab,  dass  der  Nv.  radialis  und  cutaneuB  brachii  ext.  in 
die  Neubildung  aufgegangen  war,  während  die  anderen  grossen  Arm- 
nerven zwar  um  das  4 — 6fache  ihres  Volums  verdickt,  aber  nicht  in 
organischem  Zusammenhang  mit  der  Geschwulst  befunden  wurden. 
Nach  der  mikroskopischen  Analyse  der  betbeiligten  Gewebe  müssen 
zwei  Erkrankungen  auseinander  gehalten  werden ; einmal  eine  ganz 
allmählich  sich  steigernde,  auf  Wucherung  von  Bindegewebe  und 
Nervenzellen  beruhende  Nervenverdickuog,  dann  wahre  Sarcombildung 
in  den  grossen  Geschwülsten.  Auf  Grund  der  Untersuchung  der  Ge- 
webselemente  in  nächster  Nachbarschaft  der  Geschwülste  darf  die 
Sarcombildung  als  vollkommen  unabhängig  von  der  Nervenhyper- 
tropbie  bezeichnet  werden.  Wilb.  Kocb. 


Gentzen,  Beobachtungen  am  weichen  Ganmen  nach  Entfernung 
einer  Geschwulst  in  der  Augenhöhle.  Di**.  (Königsberg).  Leipzig  1876. 

Kass  mb. 

Wegen  einer  Geschwulst  mussten  bei  einer  50  Jahre  alten  Frau 
rechts  die  Augenlider,  die  obere  Hälfte  der  Seitenwand  der  Nasen- 
höhle mit  den  beiden  oberen  Muskeln,  die  obere  Wandung  des  un- 
teren, die  obere  Hälfte  der  Superficies  facialis  des  Oberkiefers  und 
ein  Tbeil  des  Jochbeines  entfernt  werden.  In  der  so  entstandenen 
Höhle  konnte  die  rechte  Choane  und  ein  Theil  der  Regio  retronasalis 
mit  dem  Velum  direct  eingeseben  werden.  G.  benutzte  den  Fall, 
um  die  Bewegungen  des  Velum  zu  beobachten  und  verwandte  dazu 
einen  Fühlhebel,  den  er  abbildet.  Der  kleinere  Hebelarm  wurde 
mit  seiner  Endplatte  auf  das  Velum  gesetzt  und  der  grössere  zeichnete 
die  Bewegungen,  die  mit  Hülfe  des  Schreibapparats  des  MABEY’scbeu 
Sphygmographeo  auch  graphisch  dargestellt  wurden.  Die  Resultate 
der  Beobachtung  sind  folgende:  Bei  der  Phonation  trat  die  hintere 
Pharynxwand  in  Form  eines  Querwulstes  und  nicht,  wie  MlCHEL  an- 
nimmt, von  Längswülsten  hervor.  Beim  Hervorbringen  sämmtlicher 
Buchstaben  mit  Ausnahme  von  m und  n und  den  Vocalen  mit  Nasen- 
toD  legt  sich  der  weiche  Gaumen  gegen  diesen  Wulst  und  findet  so 
ein  vollständiger  Abschluss  der  Nasenhöhle  von  der  Mundhöhle  statt. 
Bei  m und  n bleibt  das  Gaumensegel  unbewegt.  Bei  allen  übrigen 
Buchstaben  hebt  sich  der  weiche  Gaumen  und  zwar  am  wenigsten 
bei  a,  wo  die  Horizontalebene  nicht  erreicht  wird ; bei  h unbestimm- 
bare Erhebung.  Bei  o und  e steht  das  Gaumensegel  über  der  Hori- 
zontalen, es  steigt  weiter  bei  i,  etwas  höher  bei  u und  den  übrigen 
Consonanten,  die  sich  unter  einander  gar  nicht  unterscheiden.  Die 
von  Czebmak  abweichende  Beobachtung,  dass  das  Velum  unter  den 


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842 


Miete«;  de  Mcasr,  pleuritlsche  Symptome. 


Vocaleo  bei  u am  höchsten  gehoben  wird,  wurde  wiederholt  coo- 
trolirt.  Höhe  und  Tiefe  des  Tons,  sowie  die  Stärke  des  Anlauten« 
bat  auf  die  Erhebung  des  Velum  keinen  Einfluss.  Bei  r tritt  eine 
vibrirende  Bewegung  hervor. 

Beim  Schiuckact  folgt  auf  ein  kurzes  Absteigen  des  Velum  eine 
Erhebung,  die  beim  Leerschlucken  am  stärksten  ist,  und  nun  wieder 
ein  Absteigen  unter  die  Ruhelage. 

Eine  Tafel  Abbildungen  der  mit  der  graphischen  Methode  ge- 
wonnenen Curven  veranschaulicht  die  Beobachtungen.  B.  Frinkel. 


1)  Marten,  Zwei  nene  Symptome  plenritischer  Verwachsungen. 

Bert.  klin.  Wochenschr.  1876.  No.  80.  2)  De  MllSSy,  QuelqUCS  COnsidf- 

rations  nonrelles  sur  la  valeur  de  la  pectoriloquie  aphoniqoe 
dans  les  Ipanchcmeuts  plenranx.  Union  mäd.  1876.  No.  106  u.  10?. 
M.  (1.)  beobachtete  bei  sich  selbst  nach  abgelaufener  linkssei- 
tiger Pleuropneumonie  folgende  Erscheinungen:  1)  fühl-  und  sichtbare, 
krampfartige  Contractionen  des  oberen  Theils  des  Oesophagus,  welche 
bei  schnellen  Grösseveränderungen  des  Magens  (z.  B.  während  des 
Essens)  auftraten,  und  die  er  von  einer  „Zerrung  pleuritischer  Ad- 
härenzen an  der  Speiseröhre“  abhängig  macht;  2)  eine  schnellende, 
tiefe  Inspiration,  welche  „mit  einem  plötzlichen  Rucke  eintritt  und  in 
minutenlangen  Fristen  sich  wiederholt“.  Dieses  Phänomen  kam  fast 
ausschliesslich  des  Abends  vor  und  nur  dann,  wenn  Pat.  auf  der 
linken  Seite  lag.  Auch  diese  Erscheinung  bringt  M.  mit  den  links- 
seitigen pleuritiscben  Adhäsionen  in  Zusammenhang.  Beide  Erschei- 
nungen gingen  nach  3monatlicher  Dauer  allmählich  zurück. 

de  M.  (2.)  bestätigt  die  von  Baccelli  gemachten  Angaben 
(Cbl.  1876,  32)  in  Betreff  der  Auscultation  der  Stimme  über  pleuri- 
tiscben Ergüssen  und  erläutert  dieselben  durch  neue  Beobachtungen. 
Demnach  soll  die  Flüsterstimme  leichter  udö  vollständiger  fortgeleitet 
werden  durch  seröse,  als  durch  eitrige  Ergüsse.  Ein  sehr  prägnantes 
Beispiel  dieser  Art  ist  folgendes:  Ein  Kranker  bot  bei  seiner  Auf- 
nahme sämmtlicho  Erscheinungen  einer  ciufachen  (serösen)  Pleuritis 
dar;  die  Flüsterstimme  wurde  auf  der  kranken  Seite  vollständig  und 
deutlich  gehört.  Als  dann  im  weiteren  Verlauf  der  Erkrankung  ein 
Erysipel  hiuzutrat,  verschwand  jenes  Symptom  vollständig.  Eine 
darauf  vorgenommene  Punction  ergab,  dass  das  bis  dahin  seröse  Ex- 
sudat eitrig  geworden  war.  (Ref.  konnte  sich  von  der  Constaoz  dieser 
Erscheinung  nicht  überzeugen).  Litte». 


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Bickoeb,  identische  Mitbeweguugen.  Finbt,  Dermatitis  exfoliativa.  843 

0.  Berger,  Ueber  identische  Mitbewegnngen.  Sitagaber.  d.  Breslauer 

med.  Ges.  1876.  18.  Juni. 

Vf.  beobachtete  bei  einem  28jäbrigen,  linksseitig  gelähmten  Pa- 
tienten (derselbe  war  seit  4 Jahren  leidend)  die  von  Westpbal  (Cbl. 
1874,  555)  zuerst  beschriebenen  identischen  Mitbewegungen  der  ge- 
lähmten Extremitäten  (vorwiegend  der  Finger,  weniger  der  Zehen) 
bei  aktiven  Bewegungen  der  gesunden  Glieder.  In  dem  vorliegen- 
den Falle  war  die  gelähmte  Oberextremität  contracturirt  und  atro- 
phirt:  ausserdem  erfolgten  die  Mitbewegungen,  abweichend  von  den 
W.’schen  Beobachtungen,  auch  bei  passiven  oder  durch  elektrische 
Reizung  bewirkten  Bewegungen  der  gesunden  Extremitäten.  Die 
W.’sehe  Erklärung  des  Phänomens  (Zerstörung  eines  Theils  des 
Grosshirns  (mit  Ausschluss  der  grossen  motorischen  Ganglien  in 
frühester  Lebenszeit)  sei  in  diesem  Falle  nicht  passend,  da  Patient 
erst  im  24.  Lebensjahr  erkrankt  sei.  Durch  das  Vorhandensein  der 
Atrophie  der  gelähmten  Extremitäten  werde  man  vielmehr  veran- 
lasst, daran  zu  denken,  dass  die  absteigende  secundäre  Degeneration 
der  dem  Hirnherd  entgegengesetzten  Seitenstrangbahn  sich  auf  die 
entsprechenden  grauen  Vorderhörner  fortgepflanzt  und  diese  in  einen 
Zustand  erhöhter  Reizbarkeit  versetzt  habe.  Bernhardt. 


J.  M.  Finny,  Dermatitis  exfoliativa  or  Pityriasis  rubra.  Dubi. 

Jonrn.  1876.  LI.  8.  234. 

Als  Charakteristika  dieser  seltenen  Affection  hebt  Vf.  die  un- 
geheure Menge  und  Grösse  der  Schuppen  hervor,  ferner  das  Ergrif- 
fensein der  gesammten  Haut,  selbst  der  Schleimhaut,  den  Mangel  von 
Jucken  und  feuchter  Absonderung,  die  geringe  Infiltration  der  Haut. 
Mit  Pebchekon  lassen  sich  die  chronischen  Fälle  und  die  acuten  un- 
terscheiden, welche  letztere  öfters  mit  Scarlatina  zu  verwechseln  sind, 
aber  durch  die  mehrwöchentliche  Dauer  der  Abschuppuug  sich  bald 
aufklären.  Der  beobachtete  Fall  gehörte  zu  den  chronischen  und 
betraf  eine  Frau,  welche  15  Geburten  überstanden  hatte.  Vor  20 
Jahren  bekam  sie  einen  Rash,  welchen  sie  seitdem  nicht  verlor,  bis 
sie  fünf  Jahre  später  durch  Bäder  befreit  wurde.  Nach  vierjähriger 
Immunität  wurden  Arme  und  Beine  heftig  ergriffen.  Während  früher 
der  Ausschlag  nässte,  ist  er  seit  drei  Jahren  trocken 
und  schuppend  und  überzieht  den  ganzen  Körper.  Die  Haut  ist 
rotb,  auf  Druck  gelblich  und  mit  grossen  Schuppen  besetzt,  welche 
sich  leicht  entfernen  lassen.  Die  Augen  sehen  stark  geröthet  aus, 
ebenso  Nase  und  Lippen.  Unter  Diureticis  und  spater  Arsen  mit 
Chinin  sowie  äusserer  Salbenbehandlung  trat  Heilung  ein.  o.  Simon. 


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844 


Gallois  and  Haidt,  Wirkung  von  Errthrophloeam. 


L. 


Gallois  et  Hardy,  Recherche»  chimiques  et  physiologiqaes  Ir 
l’äcorce  de  Kantone  (Erythrophloenm  Gnineense)  et  sar  l’Ery* 

throphloenm  Coaminga.  Areb.  de  phyniol.  norm.  etc.  1876.  8.  194 

Aus  der  Rinde  des  erstgenannten  Baumes,  die  den  Bewohnen] 
Westafrikas  zur  Bereitung  eines  Pfeilgifts  dient,  gewannen  die  Vff. 
als  wirksames  Princip  ein  in  Wasser  und  in  Alkohol  leicht  löslich«« 
Alkaloid,  das  Ery throph lein.  Betreffs  der  Darstellung  und  der  che- 
mischen Eigenschaften  des  Präparats  s.  d.  Orig.  — 2 Mgrm.  des 
Giftes,  einem  Frosche  subcutan  injicirt,  oder  */* — 1 Mgrm.  direct 
aufs  biosgelegte  Herz  gebracht,  bewirken  nach  5 — 8 Minuten  Still- 
stand des  Herzens  und  zwar  in  Systole  des  Ventrikels  und  Diastole 
der  Atrien.  Es  gelingt  dann  nicht  mehr  das  Here  durch  Reize  aufi 
Heue  zur  Contraction  zu  bringen;  und  ebensowenig  durch  Auftrio- 
feln  von  Atropin.  Auch  wenn  dieses  zugleich  mit  dem  Erythropbleie 
injicirt  worden  ist,  bleibt  die  Wirkung  aufs  Herz  unverändert  — 
4 Mgrm.  tödteten  ein  Meerschweinchen  und  4 Ctgrra.  einen  mittel- 
grossen Hund  nach  wenigen  Stunden.  Bei  diesen  Thieren  treten, 
offenbar  bedingt  durch  die  Kreislaufstörungen,  heftige  Dyspnoe  und 
allgemeine  Convulsionen  nach  der  Vergiftung  ein.  Das  Herz  war 
diastolisch  erweitert,  schlaffwandig  und  mit  Blut  überfüllt.  Die  Puls- 
frequenz nimmt  beim  Frosch  nach  der  Vergiftung  ab.  Was  da* 
nähere  Verhalten  Her  Circulation  beim  Warmblüter  angeht,  so  haben 
Vff.  bez.  Versuche  an  curarisirten  Hunden  gemacht  mit  graphischer 
Darstellung  von  Blutdruck  und  Pulsbeschaffenheit,  doch  sind  die  be- 
treffenden Angaben  zu  einem  Referat  nicht  geeignet.  So  viel  scheite 
aus  den  mitgetheilten  Protokollen  hervorzugeben , dass  der  Druck  sofort 
nach  der  Vergiftung  ansteigt  und  eine  bedeutende  Höhe  erreicht  um 
erst  unmittelbar  vor  dem  Tode  zu  sinken,  während  die  Frequenz  de« 
Pulses  zunächst  abnimmt,  später  aber  ebenso  wie  die  Form  des  Pul- 
ses die  grösste  Unregelmässigkeit  zeigt.  Versuche  über  den  Einfluß 
auf  die  Herznerven  fehlen.  Auch  die  quergestreiften  Skelettmuskelc 
verlieren  durch  das  Gift  ihre  (direkte)  Erregbarkeit  doch  erst  meh- 
rere Stunden  nach  dem  Herzstillstand  (sc.  beim  Frosch.)  Mit  Pla- 
tinchlorid bildet  unsere  Substanz  ein  krystallinisches  Doppelsalz,  das 
dieselben  giftigen  Wirkungen  hst. 

Von  Erythrophloeum  Cuminga,  das  von  den  Sechellen  her 
stammt,  prüften  Vff.  das  Extract  der  Blätter  und  des  Samens  und 
bekamen  bei  Fröschen  dieselbe  Wirkung  wie  von  dem  Rindenextract 
des  Erythrophloeum  Guineense.  — Die  hier  geschilderten  Substanzen 
würden  also  zu  den  wirksamsten  Herzgiften  und  zwar  zu  der  Digi- 
talisgruppe gehören.  Schiffer. 


Fbktmüth,  Schutzmittel  gegen  Cholera.  PAan. 


845 


Freymuth,  Giebt  es  ein  praktisch  bewährtes  Schutzmittel  gegen 
die  Cholera?  Versuch  zur  Bettung  der  Haus-zu-Hausbesuche. 

Berlin  1875.  71  8tn. 

Die  baieriscbe  Regierung  regte  1836  die  Hausvisitationen  an 
und  brachte  sie  in  diesem  Jahre  gelegentlich  der  Epidemie  zu  Mitten- 
walde  zur  Anwendung.  Die  damit  hier  und  andererorten,  namentlich 
in  England  1848/49  erlangten  Resultate  lassen  sich  dahin  zusarnmen- 
fassen,  dass  1)  mit  dieser  Maassregel  ein  stetiges,  wenn  auch  nicht 
immer  schnelles  Abnehraen  der  Epidemieeu,  bisweilen  ein  brüsques 
Aufbören  derselben  bemerkbar  war  und  dass  2)  eine  Anzahl  von  Diar- 
rhöeen  zur  Cholerazeit  entdeckt  uod  geheilt  wurde,  von  denen  nur 
ein  verschwindend  kleiner  Theil  in  Cholera  überging. 

Die  möglichst  auf  Grund  von  Thatsachen  ventilirte  Frage,  ob 
die  Abnahme  der  Epidemie  und  die  Entdeckung  und  Beseitigung  der 
Diarrhöe  in  ursächlichen  Zusammenhang  gebracht  werden  dürfte,  be- 
jaht F.  auf  Grund  folgenden  Raisonnements:  Man  weiss,  dass  epide- 
misch verbreitete  Diarrhöeen  etc.  der  grossen  Mehrzahl  der  Cholera- 
epidemieen  vorausgehen,  dieselbe  in  ihrem  ganzen  Verlauf  begleiten 
sowie,  dass  fast  jedes  Individuum  vor  dem  Aufalle  gastrisch  inhcirt 
war.  Die  asiatische  Cholera,  welche  die  ihr  voraufgehende  Diarrhöe 
nicht  erzeugt,  wol  aber  ihr  folgen  kann,  ist  nichts  als  eine  speciiische 
Modification  der  Diarrhöe,  bervorgebracht  durch  ein  zur  Cholerazeit 
vorhandenes  Agens,  den  Cholerainfectionsstoff.  Es  gehören  also  zu 
jedem  einzelnen  Cboieraaniälle  und  zu  jeder  Epidemie  zwei  coordinirte 
Ursachen,  die  mit  einander  Zusammentreffen  müssen,  der  Darmcatarrh 
und  das  Choleragift.  Altes  was  die  Diarrhöe  früh  beseitigt,  muss  des- 
halb als  wirksamstes  Gegenmittel  gegen  die  Cholera  betrachtet  werden. 

Die  Betrachtungen,  wie  diese  Lehre  mit  derjenigen  der  Con- 
tagionisten  und  Miasmatiker  sich  vereinigen  lasst  sowie  das  am  Schlüsse 
des  Büchelchens  entworfene  Regulativ  für  die  Haus-zu-Hausbesuche 
siehe  im  Original.  Wilh.  Koch. 


Pcan,  Hypertrophie  de  la  rate.  Troubles  graves  de  la  digestion, 
de  la  respiration  et  de  la  circulation;  douleurs  insupportables; 
Spleuotomie.  GuCrisOIl.  L’Union  med.  1876.  No.  89. 

P.  stelltu  der  Acaddmie  de  mddiciue  zwei  Kranke  vor,  au  welchen  er  wegen 
bedeutender  Tumoren  die  Splenotomie  gemacht  hatte.  Die  erste  Operation  datirt 
schon  vom  Jahre  1867;  ea  handelte  sich  um  eiue  grosse  seröse  Cysto  der  MiU. 
Die  zweite  wurde  im  laufenden  Jahre  au  einer  24jäbr.  Kranken  verrichtet,  welche 
in  Folge  einer  enormen  Hypertrophie  des  Organs  au  den  heftigsteu  Schmerzen  und 
Beschwerden  litt.  Der  Operatiousverlauf  war  folgender:  Schnitt  in  der  Linea  alba, 
8 Cm.  über  dem  Nabel  beginnend,  6 Cm.  über  der  Symphyse  endend.  Das  grosse 
Netz  wird  nach  rechts  zuruckgeschlagen,  die  Milz  hervorgeboben,  der  Stiel  mit  einer 
Masseuligatur  versehen,  abgeschuitten  und  in  der  Bauchwuude  befestigt.  Heilung 
ohne  wesentliche  Zwischenfälle.  E.  Klister. 


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846  Bbbsqik.  Fntss.  Sar-iosons.  Kiamtaos. 

M.  Bresgen,  Zur  Syndesmologie  des  Kehlkopfs  nebst  einigen  Be- 
merkungen zur  Diagnose  und  Behandlung  der  Lähmungen  der 
Glottis-Erweiterer.  Vircho»’»  Arcb.  lxvii.  s.  71. 

B.  beschreibt  zwei  abnorme,  wahrscheinlich  angeborene  Bänder,  die  sieb  du 
eine  als  paariges,  das  andere  als  unpaarea  Band  an  awei  menschlichen  Kekikopfea 
fanden,  über  deren  Besitzer  intra  vitam  nichts  bekannt  ist  Das  paarige  Baad  tpaaul 
sieb  über  den  Mnsc.  arytaenoideus  transverana  von  der  Cartilago  arytaenoidea  ssr 
hinteren  Fläche  der  Cartilago  cricoidea.  Das  rechtsaeitige  Band  ist  um  4 Mm.  kürtet 
als  das  linksseitige,  wodurch  der  rechtsseitige  Aryknorpel  nach  hinten  Sbergebogu 
wird  und  ein  Bedeutendes  seiner  Bewegungsfühigkeit  eiugebüsat  bat.  Am  Csdarer 
war  die  Glottis  reapiratoria  fest  geschlossen,  der  rechte  Aryknorpel  hinter  den  link« 
getreten.  B.  glaubt,  dass  bei  behinderter  Function  der  Glottis-Erweiterer,  naebden 
eine  Lähmuug  durch  primäre  Destruction  der  Nerven  nnd  Muskeln  ausgeschlcwsci 
werden  kaun , au  ein  mechaniacbea  Hinderniaa  im  Sinne  seiner  Beobachtang  u 
denken  nnd  demgemäss  die  abnormen  Bandmassen  tu  dnrchschneiden  sein  würdet. 

Das  unpaare  Baud  des  anderen  Kehlkopfes  gebt  diagonal  vor  dem  um  5 Ms 
verk {irrten  Muse,  tbyreoideus  sinister  ber,  von  dem  oberen  inneren  Insertiouspaekts 
am  Zungenbein  autn  unteren  änsseren  am  Tbyreoidknorpel.  Daa  Zungenbein  liegt 
links  vor  den  Schildknorpel  geschoben,  so  dass  letzterer  mit  aeinem  oberen  Raede 
fast  denjenigen  des  Zungenbeins  erreicht.  B.  PriabeL 


8.  Fries,  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Amblyopieen  nnd  Amaurosen 
nach  Blutverlust.  Dienert,  Tübingen,  and  ansserordent).  Beilage  der  khs. 
Monatsbl.  f.  Angenbeilk.  XIV.  8.  123. 

F.  giebt  eine  sehr  sorgfältige  literarische  Zusammenstellnng  des  genanntes 
Themas  und  bespricht  an  der  Hand  derselben  den  Antbeil  der  einzelnen  Alters- 
klassen, wonach  das  5.  Jahrzehnt  das  grösste  Contingent  stellt,  ferner  den  ophthal- 
moskopischen Befand,  den  Verlauf,  die  verschiedenen  Erklärungsversuche  etc.  Vas 
den  in  96  Fällen  beobachteten  Arten  der  znr  Sebstörung  führenden  BlutverisiSi 
waren  Blutnngen  in  den  Intestinaitractns  34  Mal,  solche  ans  dem  Uterus  und  küsst- 
liebe  Blutentziehungen  24  Mal,  Bpistazis  7 Mal,  Blatangen  aus  Wanden  5 Mal,  Hi. 
moptoe  and  Urethralblntung  je  1 Mal  vertreten.  13  Fälle  von  den  am  Schlüsse  be- 
findlichen und  mit  kurzen  Krankengeschichten  versehenen  106  Beobachtangen  sind 
erstmals  publicirt,  und  in  ansfübrlicher  Weise  ein  Fall  von  Urethralblutnng  erwähnt 

Michel  (Brianzesl 

M.  Seligsohn,  Ein  Fall  von  Echinococcus  hepatis.  Beri.  kl» 

Wochenaebr.  1876.  No.  9 — 10. 

Der  ausführlich  mitgetheilte  Fall,  eine  39jährige  Frau  betreffend,  ist,  abge- 
sehen von  den  diagnostischen  Schwierigkeiten,  welche  er  darbot,  aoageseicboet  erstes» 
durch  starken  Icterns,  weicher  in  den  letzten  14  Tagen  vorhanden  war  and  • weites» 
dadurch,  dass  swei  Monate  vor  dem  Auftreten  des  Icterns  eine  (nicht  weiter  unter- 
suchte) Täuia  durch  den  Gebrauch  von  Kousso  entleert  worden  war.  Den  Icterus 
ist  8.  geneigt  von  einer  Communication  der  Ecbinococcaseyate  mit  den  Gallenwege* 
beranleiten.  Senator. 


E.  Kirmisson,  Oedfeines  inflammatoires  des  membres  de  nature 
rhumatismales.  Prugr.  m<äd.  mo.  No.  12. 

K.  macht  nach  den  Erfahrungen  von  Geros  und  unter  Mittheilang  zweier 
Fälle  aus  dessen  Abtheiluug  anf  die  flüchtigen  entsündlichen  Oedeme  aufmerksam, 
welche  auweilen  ohne  Veranlassung  als  selbstständiges  Leiden  auftreten,  d b.  na- 
abbängig  von  einem  benachbarten  Entzündungsherd  oder  einer  Thrombose  und 

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Parknski.  Stern.  Kind. 


847 


welch«  er  als  Ausdruck  der  rheumatischen  Diathese  betrachtet,  zumal  wenn  sie  mit 
rhenmatiacben  Gelenkentzündungen  abwechselo,  wie  in  jenen  beiden  Fällen.  Senator. 

Parenski,  lieber  erabolische  Darmgeschwüre.  Wien.med.Jahrb.me.iu. 

P.  berichtet  über  6 Fälle  von  Darmgeschwüren , welche  er  auf  embolieeben 
Ursprung  znrückfübrt,  ohne  dafür  mit  Ausnahme  des  Falles  No.  2 den  vollen  Be. 
weis  an  liefern.  Die  Geschwüre  sassen  2 Mal  im  untern  Theil  des  Jejunum,  2 Mal 
im  Ueum  und  1 Mal  im  Dünn-  und  Dickdarm  zugleich.  Daneben  waren  Hyper- 
ämien, Bl  sturjgen,  necrotische  und  dipbtheritische  Processe  in  der  Schleimhaut  der 
Nachbarschaft  vorhanden.  Im  1.  Fall  war  durch  die  Narbencontraetion  dieser  em- 
boliscben  {?  Bef.)  Geschwüre  eine  so  hochgradige  Stenose  entstanden,  drss  die  En- 
terotomie  ausgefübrt  werden  musste.  Der  Kranke  erlag  jedoch.  In  sämmtlicben 
Fällen  waren  Veränderungen  der  Intima  Aortae  vorhanden.  (Die  von  P.  in  der  Li- 
teratur vermissten  Angaben  finden  sieb  in  den  Arbeiten  Pari'm's  und  des  Ref.). 

Litton. 

Stern,  Ein  Fall  von  gleichmässiger  Erweiterung  des  Oesophagus. 

Arch.  d.  Heilk.  XVII.  & 

Die  Krankheit  begann  9 Monate  vor  dem  Tode  mit  Erbrechen.  8päter  trat 
dies  Erbrechen  ohne  Torangegangeue  Würgebewegungen,  stets  unabhängig  von  der 
Nahrungsaufnahme  jede  Nacht  ein.  Das  Erbrochene  enthielt  zuweilen  Blut,  niemals 
Sarcine.  Daneben  bestand  vollständig  gute  Verdauung.  Bei  der  Section  fand  sich 
der  Oesophagus  spindelförmig  erweitert.  Die  grösste  Ausdehnung  erreichte  er  an 
der  Grenze  des  unteren  und  mittleren  Drittels;  hier  betrug  die  Breite  des  aufge- 
schnittenen Organs  12  Cm.  An  der  Cardia  verjüngte  sich  das  Lumen  wieder  bis 
zur  normalen  Weite,  ln  dem  untern  Theil  desselben  fanden  sich  „Sache,  weissgraue 
Plaques“  von  1 — 3 Linsengrösse.  Der  Magen  ebenfalls  ectatiecb.  Die  Wand  des 
Oesophagus  beträchtlich  verdickt;  die  Hauptmaasenzunahme  iudess  kam  auf  Rech- 
nung der  Schleimhaut,  welche  sich  im  Zustand  starker  „ulceröser  Entzündung“  be. 
fand.  Im  obern  Theil  faoden  sich  weder  Epithel  noch  PapilleD,  während  im  untern 
necrotische  Stellen  mit  solchen  abwechselten,  bei  welchen  das  Epithel  durch  Ex- 
sudatmasseu  abgehoben  und  in  Abstossung  begriffen  war.  Die  Aetiologie  der  vor- 
liegenden Erkrankung,  welche  bisher  7 Mal  beobachtet  wurde,  ist  äusserst  dunkel. 
Io  keinem  der  bekannten  Fälle  handelte  es  sich  um  eine  Verengernug  an  der 
Cardiamündang,  wie  gewöhnlich  angenommen  wird.  Der  Vf.  versucht  nun  an  der 
Hand  der  veröffentlichten  Fälle  nachsuweisen,  dass  in  einer  Reibe  derselben  chro- 
nische Entsünduogszustände  vorhanden  waren,  welche  Dilatation  zur  Folge  batten, 
In  den  andern  möglicherweise  eine  primäre  Paralyse  des  Organs  angenommen  wer- 
den muss.  Vielleicht  spielt  auob  der  Alcoholismus  und  die  Syphilis  eine  Rolle  io 
der  Aetiologie  dieser  Krankheit  Litteo. 


Kind,  Ueber  das  Längen wachsth um  der  Idioten.  Arch.  f.  Psych.  etc. 

Vt.  8.  447. 

Das  Längenwachstbum  der  Idioten,  voo  über  600  Idioten  viele  Jahre  hindurch 
gemessen,  Hess  eine  Gesetzmässigkeit  erkennen.  Im  Allgemeinen  bleibt  ee  beträcht- 
lich hinter  dem  normalen  Wachsthum  zurück;  es  ist  aber  auch  verzögert,  indem  bei 
den  Idioten  noch  im  3.  Decennium  ein  bedeutender  Zuwachs  eintritt,  wo  er  normaler 
Weise  sehr  gering  ist.  Von  dem  Durchschnittsverbalten  weichen  die  epileptischen 
Idioten  nach  dem  Normalen  bin  ab,  während  die  scrophalösen  und  rachitischen  nach 
der  entgegengesetzten  Seite  bin  neigen.  Wird  der  Scbädelumfang  berücksichtigt, 
so  stellt  sich  heraus,  dass  die  mittelgrossen  Köpfe  dem  Durchschnittsverhalten  ent- 
sprechen, die  kleinen  bedeutend  darunter  sinken,  die  grossen  es  übersteigen.  Wendet 
man  auf  die  gefundenen  Maasse  den  Satz  an,  dass  normaler  Weise  ein  bestimmtes 
Verhältnis  zwischen  Scbädelumfang  und  Körperlänge  existirt,  se  kommt  man  an 


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848 


Btcurr-  Altham.  Ball.  Salbowsbi.  Kawam. 


dem  frappanten  Ergebuisa,  daaa  der  Idioteuacbädel  im  Allgemeinen  groaaer  ist,  tl» 
er  bei  der  geringen  Körperl&nge  vorauageaetzt  werden  kann.  In  Betreff  der  Pol{*- 
rnngen  und  der  intereaaauten  Angaben  Ober  die  Längeuentwicklung  der  Cretineo  <m4 
jugendlichen  Verbrecher  wird  auf  das  Original  verwieaen.  Wvnick*. 

Ch.  Eichet,  De  deux  formen  differentes  de  tdtanns  diagnostiquee> 
par  le  pneumographe.  Gar.  mdd.  xsts.  No.  u. 

Mit  Hilfe  des  Pneumographen  glaubt  Vf.  zwei  Formen  des  Tetanus  entdeckt 
su  beben,  deren  wesentliches  Unterscheidungsmerkmal  darin  liegt,  dass  bei  der  einen 
rorwiegeud  die  Inspirationsmuskelu  zur  tetauischen  Contractiou  gelangen  (die  leichte» 
Form),  bei  der  anderen  die  exspiratoriscben  Munkeln  (die  schwerere  Form).  — IX« 
Tracheotomie  oder  sonst  ein  Heilverfahren,  welches  den  krampfhaften  Glottisschlu« 
beseitigt,  ist  hier  allein  das  einsige  Rettung* mittel.  Bernhardt 

J.  Althaus,  Case  of  nervous  disorder,  consequent  upon  gonor- 

rhoca.  Med.  Timea  and  Gar.  1876.  No.  1345. 

Nach  einer  Gonorrhoe  batte  ein  43jäbriger  Manu  eine  chronische  Entzüodon; 
der  Pars  prostatica  der  Urethra  surückbebalten,  welche  nicht  alleiu  an  Ort  asd 
Stelle  lebhafte  »Schmerseu  verursachte,  sondern  auch  ßlaseuschwäcbe , Schmers  ia 
der  Lendengegend,  allgemeine  Kräfteabnabine  und  eiue  dauernd  depriuiirte  (iemütbi- 
stimmuug  bedingt  batte.  Durch  die  Applicatiou  eines  massig  starken  coDitaotts 
Stromes  (Anode  am  Damm,  Kathode  längs  der  Wirbelsäule)  wurde  der  uaertr&f 
liebe  Zustand  beseitigt.  Bernhardt. 


J.  Bell,  Paraffinepithelioma  of  the  Serotun).  Ediub.  med.  i<m 

CCUV.  8.  136. 

Vf.  beobachtete  zwei  Fälle  von  Epitheliom  des  Hodeus  in  Folge  von  Parzfän- 
dunst  in  P&raffinfabrikeo.  Beide  Kranke  seigteu  auch  die  bekaunteu  Acneformeo 
welche  Para  fin  hervorruft.  O.  fiimo«. 

E.  Salkowski,  lieber  den  wirksamen  Bestandteil  des  Serale  cor- 

nutum.  Bert.  kliu.  Wocheuscbr.  1876.  No.  17. 

8.  sucht  die  Eiuwcuduugeu  zurückzuweisen,  welche  Huch  heim  gegen  die  Al- 
gäbe  von  Wkhnich  gemacht  bat,  dass  der  wirksame  Bestandtheil  des  Ergotins  wahr- 
scheinlich eine  8äure  sei.  Vou  der  von  Bcchhkim  angegebenen  Aehnlicbkeit  de« 
wirksamen  Princips  mit  thierischem  Leim  konnte  Vf.  sich  nicht  überzeugen.  Die 
Versuche  des  Vf.’s,  die  wirksame  Substanz  in  reinerer  Form  dartustellen,  führten  rc 
keinem  befriedigenden  Resultat;  es  wurde  im  besteu  Fall  ein  gelb  gefärbter  Syrap 
von  saurer  Reaction  erhalten.  D;e  von  Zweifel  angegebene  lähmende  Einwirkocf 
der  Secale-Aussüge  konnte  S.  bestätigen.  Schiffs*. 

Fr.  Erman,  Fötaler  Znstand  der  Lungen  bei  neugeborenen  Kin- 
dern, die  nach  der  Geburt  lebten  nnd  schrieen.  Viacaow’a  Arctn 
LXVI.  S.  395. 

Zwei  im  8.  Monat  geborene  und  % Stunde  nach  der  Geburt  veratorbeue  Cie- 
der,  deren  Bewegungen  und  lautes  Schreien  sicher  constatirt  worden  waren,  bat;«. 
Lungen,  welche  bei  dem  eineu  vollständig,  bei  dem  andern  bis  auf  eiue  ganz  uobv 
deutende  Stelle  luftleer  und  schwimmunfäbig  waren.  W.  fandst. 

Einsendungen  fUr  da«  Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Professor  Srnxto-. 
Berlin  (NW.)  ttanhofstr.  7 (am  Hegelplatz)*  und  Professor  Itosenthal,  Erlangen«  oder  (unter  Beichte» 
an  die  Verlagshandlung,  Berlin  (NW.),  unter  den  Linden  68,  adressiren. 

Verlag  rom  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  S.  Hermann  in  Berlin. 


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Wöchentlich  erscheinen 
1—2  Bogen ; am  Schlüsse 
des  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- and  Sachregister. 


Centralblatt 

für  die 


Preis  des  Jahrganges 
20  Mark;  za  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen and  Postanstalten. 


medicinischen  Wissenschaften. 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Rosenthal,  nnd  Dr.  H.  Senator, 

Professor  in  Erlangen.  Professor  ln  Berlin. 

1876.  95.  November.  No.  48. 


Inhnlti  S reo  kn,  WirkoDg  der  Fermente  auf  Glycogen  (Orig.-Mittb.).  — Fsa>- 
woimiorr,  Synthese  de.  Fette.  (Orig.-Mittb.).  — 

Zoccbbkahdl,  da.  untre  Baisdreieck.  — Hai..,  Wirkung  der  Milchsäure 
auf  die  Knochen.  — Ha« och,  Kinderkrankheiten.  — Pick;  Fehbeb,  progressive 
Mu.kelatropbie. — Bockenhbimbb;  Kbassowskt,  Ovariotomie.  — Lang,  Lupus.  — 
Jobbet  u.  Riokabd,  Wirkung  des  Amyluitrits  auf  Blut  und  Atbmuug.  — 

Scholt.k,  Lage  der  Eingeweide.  — Jacobson,  Einfluss  von  Hautreizen 
auf  die  Körpertemperatur.  — 8alkowski,  Bildung  von  Allantoin.  — Rirdirqbb, 
Knochencysten  des  Unterkiefers  — FvlCokh,  Augen  von  Lehrern.  — Bbocabobl, 
Einfluss  von  Diarrböeen  auf  das  Blut.  — Küssner,  Leptothrix  in  der  Blase.  — 
Häckbr,  rheumatische  Lähmungen.  — Dawoskt,  Uittel  gegen  Croup.  — La- 
CHAEEikRE,  Crutonoel  gegen  Herpes  tonsurans.  — Hihe,  Puerperalmanie.  — 
El ve rs,  Phosphorvergiftung.  — 

Druckfehler. 


Ueber  die  Umwandlung  von  Glycogen  in  Traubenzucker  durch 
Speichel-  und  Pancreasferment. 

Von  Prof.  J.  Seegen  in  Wien. 

In  allen  chemischen  und  physiologischen  Lehrbüchern  findet 
sich  die  Angabe,  dass  Glycogen  durch  Speichel-  und  Pancreasferment 
rasch  und  vollständig  in  Traubenzucker  umgewandelt  werde. 

Ich  habe  zahlreiche  Beobachtungen  gemacht,  die  mit  dieser  als 
unzweifelhaft  hingestellten  Thatsache  im  Widerspruche  stehen.  Ich 
hatte  mir  die  Aufgabe  gestellt  zu  untersuchen,  ob  Glycogene,  welche 
bei  verschiedenartiger  Ernährung  der  Thiere  gewonnen  wurden  (Brod- 
glycogen  und  Fleiscbglycogen)  sich  gegen  diastatischo  Fermente  ver- 
schieden verhalten , ob  sie  z.  B.  für  die  Umwandlung  in  Trauben- 
zucker ungleiche  Zeit  in  Anspruch  nähmen. 

Die  Hunde,  deren  Lebern  ich  zur  Glycogengewinnung  benutzte, 
waren  ausschliesslich  entweder  mit  Brod  und  Kartoffeln  oder  mit 
Fleisch  gefüttert.  Das  Glycogen  wurde  nach  BhÜCKE’s  Methode  ge- 
wonnen, auis  sorgfältigste  auf  seine  Reinheit  (Anwesenheit  von  Stick 
stoff  und  Ascbensalze)  geprüft  und  aufs  genaueste  getrocknet,  was 
nebenbei  gesagt  für  grössere  Mengen  sehr  lange  Zeit  in  Anspruch 
nimmt.  Eine  gewogene  Menge  des  getrockneten  Glycogens  wurde 

XIV.  Jahrgaag.  64 


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850 


8bborn,  Wirkung  der  Fermente  auf  Olycogen. 


» entweder  mit 


in  Wasser  gelöst,  die  opalisirende,  milchige  Losung 
Speichel  oder  mit  Pancreasextract  versetzt.  (Der  Pancreasextract  wsr 
entweder  ein  frischer  wässriger  Extract  oder  ein  nach  Wittich  dtr- 
gestellter  Glvcerinextract).  Die  Lösung  stand  in  einem  Zimmer  dessen 
Temperatur  ungefähr  20°  C.  betrug,  in  einzelnen  Versuchen  auf  einer 
Ofenplatte,  deren  Temperatur  30  — 32°  C.  war.  Schon  nach  kurzer 
Zeit,  etwa  nach  10  Minuten,  begann  die  opalisirende  Lösung  sieb  zn 
klären,  und  nach  1 Stunde  ungefähr  war  sie  wasserhell  mit  einigen 
vom  Speichel  oder  vom  Pancreasextract  herrührenden  Klocken  am 
Boden. 

Die  vollständige  Klärung  der  Lösung  ist  bekanntlich  kein  Be- 
weis für  die  vollendete  Umwandlung  in  Zucker,  da  das  Glycogen 
sich  zuerst  in  Dextrin  umsetzt,  welches  sich  wasserhell  löst. 

Um  sicher  zu  sein,  dass  weder  Glycogen  noch  Dextrin  mehr 
vorhanden  sei,  prüfte  ich  mit  Alcohol  und  mit  Jodkaüumjodlösun:. 
Ich  bestimmte  auch  die  Genauigkeitsgrenzen  dieser  zwei  Reaetior.- 
methoden  und  fand,  dass  eine  Flüssigkeit,  welche  0,2  pCt.  Glycogen 
enthielt,  noch  eine  schöne  Jodreaction  gab,  während  die  Aleoholre- 
action  eine  schwache  war,  es  bildete  sich  an  der  Berührungsfläche 
der  beiden  Flüssigkeiten  ein  weisser  Ring. 

Meine  mit  Ferment  versetzten  Glycogenlösungen  liess  ich  da- 
nach 24  Stunden  stehen,  filtrirte  und  prüfte  das  Filtrat  mit  Jodkaliom- 
jodlösung  und  mit  Alcohol.  Die  erstgenannte  Reaetion  fiel  immer 
negativ  aus.  Mit  Alcohol  bildete  sich  fast  immer  ein  weisser  Ring- 
Aus  Besorgniss,  er  köunte  doch  von  noch  nicht  ganz  umgewandeltero 
Dextrin  berrühren,  setze  ich  von  neuem  Ferment  hinzu,  Jiess  aber 
mals  24  Stunden  stehen.  Bei  der  abermaligen  Prüfung  mit  Alcohol 
war  der  weisse  Ring  meist  intensiver,  er  rührt  also  unzweifelhaft  von 
den  durch  Alcohol  gefällten  Albuminaten  der  zugesetzten  Fermente 
her.  Die  filtrirte  Flüssigkeit  wurde  nun  mittelst  einer  titrirten  Feh- 
LlNG'schen  Lösung  auf  ihren  Zuckergehalt  untersucht.  Ich  will  von 
den  sehr  zahlreichen  mit  dem  von  verschiedenen  Thieren  gewonnenen 
Leberglycogen  angestellten  Versuchen  nur  einen  als  Beispiel  arifübren: 

1 Grm.  Glycogen  wird  in  Wasser  gelöst  mit  Speichel  versetst,  danach  24  Stau- 
den stehen  gelassen.  Die  vollkommen  waaserhelle  Flüssigkeit  wird  tiltrirt,  das  Filtrat 
betrügt  120  Cc.  Zur  Kednrtion  von  6 Ce  der  FRnuso'schen  Lösung  wurden  rer 
braucht  17,6  Cc.  der  filtrirton  Flüssigkeit.  In  dieser  Menge  sind  also  enthalten  50Mgrra. 
Zucker,  die  ganze  Flüssigkeit  enthält  demnach  0.342  Grm.  Traubenzucker. 

Der  FlOssigkeitsrest  wurde  abermals  mit  Speichel  versetzt,  nach  24  Stoniso 
filtrier  und  auf  Zuckergehalt  untersucht  Ks  reüueiren  17,6  Ce.  dieser  Flüssigst* 
6 Cc.  d er  FrHLmo’schen  Lösung.  Es  hat  also  eine  weitere  Umwandlung  in  Trstibes- 
eucker  nicht  statt  gehabt. 

Alle  meine  Versuche  ergaben  dasselbe  Resultat.  Die  Glycegeo- 
lösung  enthielt  nach  vollständig  abgelaufener  Fermen- 
tation nur  einen  Bruchtheil  des  Traubenzuckers,  welcher 
entstehen  sollte,  wenn  die  ganze  gelöste  Glycogen  meng« 


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Prrfwoznjkofp,  Synthese  de«  Fette«. 


851 


in  Traubenzucker  umgewandelt  worden  wäre.  Der  Bruch- 
theil  war  verschieden,  er  schwankte  von  34 — 41  pCt.  wenn  Speichel 
als  Ferment  angewendet  wurde,  und  er  betrug  45  — 48  pCt.  wenn 
Pancreasextract  als  Ferment  benutzt  wurde. 

Diese  Thatsache  steht  unzweifelhaft  fest,  die  Deutung  kann  eine 
mehrfache  Hein,  es  hat  entweder  sich  das  Glycogen  nicht  wie  ange- 
nommen wird  in  Traubenzucker  umgewandelt,  sondern  in  eine  Zucker- 
art, welche  Kupferoxyd  in  einem  anderen  Verhältnisse  reducirt,  oder 
es  hat  sich  bei  der  Umsetzung  des  Glycogens  neben  Zucker  noch 
ein  anderes  Spaltungsproduct  gebildet.  Welche  dieser  Deutungen  die 
richtige  sei,  darüber  sollen  weitere  Untersuchungen  Aufschluss  geben. 


Znr  Frage  von  der  Synthese  des  Fettes. 

Vorläufige  Mitlheilung  tob  Dr.  A,  PerewOZnlkotT.  (Aos  dem  physio!.  Lshnratorinm 
der  med.-ebir.  Acudemie  in  81.  Petersburg). 

Bis  jetzt  hat  Niemand  bezweifelt,  dass  die  durch  Verseifung 
des  Fettes  im  Dünndarm  sich  bildenden  Seifen  durch  dio  Chylus- 
und  Blutgefässe  resorbirt  werden.  RöHRIG  aber,  von  der  Ansicht 
ausgehend,  dass  dio  Natron-  und  Kaliseifen,  im  Blute  Kalk  und 
Magnesia  begegnend,  sich  in  unlösliche  kalkige  und  magnesinle  ver- 
wandeln, ist  der  Meinung,  dass  die  ersteren  sich  ira  Blute  nicht  be- 
finden. Um  sich  davon  zu  überzeugen  hat  RöHRIG  das  Blut  von 
Hunden  genau  untersucht  und  keine  Spuren  von  Seife  gefunden. 

Durch  seine  Untersuchungen  will  RöflRlG  nicht  die  Folgerungen  aus 
den  Experimenten  von  Radzik.JRWSKY,  die  da  zeigten,  dass  fette 
Seifen  als  Materiale  der  Synthese  des  Fettes  dienen  können,  be- 
streiten. 

Kü’hnf,  ist  der  Meinung,  dass  die  Synthese  des  Fettes  in  den 
Fettzellen  entstehen  könnte,  Kadzikjkwsky  aber,  dass  dieses  auch 
im  Epithelium  der  Gedärme  und  in  den  Blutkörperchen  stattfindet, 
wofür  er  aber  keine  Facta  citirt. 

Nimmt  man  die  Untersuchungen  von  RÖHRIG  für  bewiesen  an, 
so  sollen  die  in  den  Gedärmen  resorbirten  Seifen  dort  verschwinden, 
nachdem  sie  in  andere  Verbindungen  getreten.  Um  dieses  zu  prüfen 
habe  ich  eine  Reihe  von  Experimenten  unternommen,  uxn  zu  unter- 
suchen, ob  die  Synthese  des  Fettes  aus  Seifen  und  Glycerin  im  Darm- 
epithelium  und  in  den  Zotten  stattfindet. 

Die  Untersuchungen  wurden  an  Hunden  gemacht,  die  mit  Ei- 
weise,  Glycerin  und  gewöhnlicher,  von  Fett  durch  mehrmalige  Rei- 
nigung in  kochendem  Aether  befreiten  Medicinalseife  gefüttert  wurden. 

Anders  noch  wurde  ein  Gemisch  von  Seife  und  Glycerin  m mittelbar 
in  den  Dünndarm  eingefübrt.  Wegen  der  Uontrole  wurden  paraüe'”  Ex- 
perimente mit  hungernden,  Eiweiss  fressenden  und  Fett  fressenden 

6 t* 

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852 


Zgcikbkahdl,  du  untre  Helsdreieck. 


Hunden,  sowie  auch  mit  solchen  denen  unmittelbar  nur  SeifenlÖsosg 
ohne  Glycerin  in  das  Duodenum  eingespritzt  wurde,  geübt.  Eines 
der  Experimente  beschreibe  ich  sogleich. 

Den  3.  September  d.  J.  wurde  einem  Hunde  von  13  Kilo  Ge- 
wicht, der  3‘/i  Tag  hungerte,  in  das  Duodenum  unter  den  Ductus 
choledochus  et  pancreaticus  200  Cc.  einer  4 Grm.  Seife  und  5 Grc. 
Glycerin  enthaltenden  Lösung  eingespritzt.  Nach  ll/i  Stunden  wurde 
der  Hund  erstickt  und  sogleich  untersucht. 

Die  Cbylusgefässe  des  Mesenteriums  des  Dünndarms  sahen  wie 
gewöhnlich  nach  Fettnahrung  aus.  Aus  der  aus  dem  Ductus  tbora- 
cicus  genommenen  milchigen  Flüssigkeit  konnte  man  bei  mikrosko- 
pischer Untersuchung  Fetttropfen  in  grosser  Zahl  und  verschiedener 
Grösse  wahrnehmen.  Einige  Theile  des  frischen  Dünndarms  wurden 
auf  V4  Stunde  in  lproc.  und  V4proc.  Lösung  von  Ueberosmiumsäure 
oder  in  spirituöse  Lösung  von  rad.  Alkannae,  welches  das  Fett  in 
Roth  färbt,  gelegt.  Die  mikroskopischen  Präparate  wurden  durch 
Zerzupfen  von  mit  einer  Scheere  abgeschnittenen  Zotten  vorbereitet 
und  in  Glycerin  beobachtet. 

In  dem  Gewebe  der  Zotten  und  den  Epitheliaizellen  waren 
kleinere  Fetttropfen,  im  Centralcanal  des  ersteren  auch  grössere  zu 
bemerken.  Im  Sehfeld  waren  freie  Fetttropfen,  die  wahrscheinlich 
aus  dem  Centralcanal  während  der  Vorbereitung  des  Präparats  her- 
ausgetreten  sind,  was  sich  durch  Aufhalten  von  Fett  bei  dem  abge- 
schnittenen Theil  der  Zotte  beweisen  lässt. 

Diese  Experimente  bringen  mich  zu  der  Meinung,  dass  wie  io 
Darmepithelium  so  auch  vielleicht  im  Gewebe  der  Zotten  sieb  aui 
Seife  und  Glycerin  Fette  bilden. 

Den  chemischen  Theil  dieser  Frage  bearbeite  ich  jetzt  und 
werde  ihn  in  einem  der  russischen  medicinischen  Journale  veröffent- 
lichen. 

Die  Präparate  wurden  dem  Privatdocenten  Dr.  TakchaSOIT 
demonstrirt. 


E.  Zuckerkandl,  Beitrag  zur  descriptiren  und  topographischen 
Anatomie  des  unteren  Halsdreiecks.  Zeitschr.  f.  Anat.  u.  Entwid- 

laogsgesch.  II.  S.  54. 

Als  Scalenus  minimus  beschreibt  Z.  einen  zum  Spannen  der 
Pleura  bestimmten  hinter  dem  Scalcnua  ant.  gelegenen  Muskel  der 
an  den  Querfortsätzen  des  6.  und  7.  Halswirbels,  oder  nur  an  den) 
des  letzteren  entspringt  und  seine  mehr  conBtante  zweite  Knochec- 
anheftung  am  oberen  Rande  der  1.  Rippe,  hart  neben  dem  vordem 
Rippenhalter  bat.  Der  Muskel  ist  in  gut  entwickelter  Form  halb  so 
stark,  als  ein  wohl  ausgebildeter  Scalenus  anticus,  besitzt  eine  kurz« 
Ursprungs-  und  Insertionssehne  und  präsentirt  sich  ohne  weitere  Pr»- 

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ZOCK] 


idl,  das  nntre  Halsdreieck. 


853 


paration  bei  Entfernung  des  vorderen  Rippenbalters;  oder  er  ist  so 
schwach  und  oft  noch  schwächer  als  ein  Musculus  lumbricalis  der 
Hand  oder  des  Fusses  und  häufig  in  eine  so  reichliche  Lage  von 
Bindesubstanz  gehüllt,  dass  man  bei  Durchtrennung  des  Scalenus  an- 
ticus  nichts  von  ihm  gewahr  wird.  Die  gegen  die  1.  Rippe  gerichtete 
Sehne  des  Scalenus  minimus  ist  ganz  kurz,  oder  sie  ist  halb  so  lang 
oder  länger  als  der  Muskelbauch,  der  Form  nach  cylindrisch,  in 
anderen  Fällen  wieder  mehr  aponeurotiscb,  zuweilen  selbst  fächer- 
förmig ausstrahlend.  Die  wichtigste  Verbindung  gebt  der  Scalenus 
minimus  mit  der  Pleura  im  unteren  Halsdreieck  ein.  Mit  dem  Pleura- 
kegel stehen  im  unteren  Halsdreiecke  bindegewebige  Ausbreitungen 
der  Fascia  praevertebralis  und  der  tiefliegenden  Halsaponeurose  in 
Verbindung,  welche  denselben  an  die  Halswirbelsäule,  an  die  um- 
gebenden Eingeweide  und  an  den  Hals  der  1.  Rippe  fixiren.  Die 
hintere  Wand  des  Rippenfelles  wird  hauptsächlich  an  zwei  Punkten 
befestigt:  einerseits  an  die  vordere  Seite  der  Halswirbeisäule,  anderer- 
seits an  das  Collum  der  1.  Rippe;  den  zwischen  diesen  zwei  Punkten 
gelegenen  Theil  der  knöchernen  Grundlage  des  Halses  überspringt 
die  Pleura,  und  somit  entsteht,  zwischen  dem  mittleren  Abschnitte 
der  hinteren  Wand  des  Pleurakegols  und  der  Wirbelsäule  (das  Köpf- 
chen der  1.  Rippe  mit  eingeschlossen),  eine  rundliche  oder  elliptische 
Lücke,  in  deren  Hintergründe  man  den  Musculus  longus  colli  ver- 
laufen sieht  und  in  welcher  man  das  Ganglion  tertium  des  Sympa- 
thicus  eingelagert  findet  und  neben  demselben  lateral  die  Arteria 
intercostalis  suprema  in  den  subpleuralen  Brustraum  eintreten  sieht. 
Einen  in  deutliche  Bündel  geschiedenen  fibrösen  Zug  bemerkt  man 
von  der  Wirbelsäule,  entsprechend  dem  4.  bis  7.  Wirbel,  herkommen 
und  mehr  die  Spitze  des  Pleurakegels  einhüllen;  einen  zweiten  Zug 
von  der  vor  der  Trachea  gelegenen  Aponeurose,  der  mehr  in  die 
untere  Hälfte  des  Rippenfells  ausstrahlt.  Hierzu  gesellt  sich  noch 
häufig  eine  deutliche  Organisation  jenes  Gewebes,  welches  den  Kegel 
an  das  erste  Rippenbälschen  heftet.  Der  von  der  Wirbelsäule  stam- 
mende Zug  bildet  die  mediale  Begrenzung  der  oben  erwähnten  Ge- 
fäss-  und  Nervenlücke.  Der  M.  scalenus  minimus  verläuft  tangential 
über  den  lateralen  Theil  des  Pleurakegels  von  oben  nach  unten;  des- 
halb ist  er  der  hauptsächlichste  Spanner  des  Rippenfelles.  Unter  CO 
von  Z.  untersuchten  Leichen  fehlte  er  38  Mal.  Wenn  der  Muskel 
fehlt  so  treten  zwei  eigenthümliche  Bindegewebselemente  ein,  um  die 
Leistung  des  ausgefallenen  Muskels  zu  ersetzen.  Diese  Elemente  sind 
Bänder,  welche  Z.  nach  Ursprung  und  Iusertion  Ligamentum  costo- 
pleuro-vertebrnle  und  Ligamentum  costo-pleurale  nennt.  Loews. 


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854  Heiss,  Wirkung  der  Milchsäure  auf  die  Knochen.  Hehocb,  K inderkTinkhsitin  I 

E.  Heiss,  Kann  man  durch  Einführung  Ton  Milchsäure  in  den 
Darm  eines  Thieres  dem  Knochen  anorganische  Bestandteile 
entziehen?  Zeit*cbr.  t.  Bioi.  xii.  s.  ist. 

Obige  Frage  ist  bekanntlich  vor  Kurzem  von  Heitzmass  in 
bejahendem  Sinne  beantwortet  worden,  insofern  H.  angab  dass  durch 
Milcbsäurefütterung  oder  Injectionen  bei  Pflanzenfressern  Osteomalacre. 
bei  Fleischfressern  zuerst  Rachitis,  dann  Osteomalacie  entstehe.  Vf. 
benutzte  zu  seinem  Versuch  einen  1 V»  Jahr  alten  Hund  von  4701  Grm. 
Anfangsgewicht,  der  anfangs  mit  120  Grm.  Fleisch  und  15  Grro.  Speck, 
später  mit  150  Grm.  Fleisch  und  20  Grm.  Speck  unter  täglicher  Bei- 
gabe von  reiner  Milchsäure  gefüttert  wurde.  Die  Milchsäuremeuge 
betrug  anfangs  1 — 2 Grm.,  später  4 — 6,  endlich  9 — 10  t*rm.  pro  Tag. 
Der  Versuch  dauerte  vom  iS.  Juni  1874  bis  28.  April  18 15;  der  Huad 
erhielt  während  dieser  308  Tage  im  Ganzen  2286  Grm.  Milchsäure. 
Der  Hund  befand  sich  dauernd  iu  einem  als  Käfig  dieneuden  umge- 
kehrten Scbwefelsäureballou  mit  abgesprengtem  Boden.  Harn  uw 
Koth  wurden  während  der  ganzen  Zeit  gesammelt.  Bei  der  sa 
28.  April  vorgenommenen  Tödtung  und  Section  erwiesen  sich  dir 
Knochen  durchaus  normal,  auch  sonst  war  eiue  irgend  bemerken, 
weribe  Abnormität  nicht  vorhanden.  Milchsäure  fand  sich  in  dem 
öfters  darauf  untersuchten  Harn  nicht,  oder  doch  nur  in  Spurre.  — 
Der  anatomische  Befund  wird  weiter  gestützt  durch  die  chemischen 
Analysen.  Der  Kalk-  und  Magnesiagehalt  des  Blutes,  der  Muskeln 
UDd  der  Knochen  ergab  sich  als  normal.  Im  Harn  wurde  während 
der  ganzen  Zeit  entleert  3,73  Kalk  und  12,63  Grm.  Magnesia,  itc 
Koth  9,99  Kalk  und  16,87  Magnesia:  im  Ganzen  also  13,72  Kalk  und 
29,50  Magnesia.  Die  Nahrung  betrug  44  Kilo  und  983  Grm.  Rind- 
fleisch und  5 Kilo  961  Grm.  Speck;  darin  sind  enthalten  13,21  Orm. 
Kalk  und  20,69  Magnesia.  Die  Uebereinatimmung  mit  der  ausge- 
führten Menge  ist  eine  vollkommen  genügende;  es  geht  auch  biersw 
hervor,  dass  die  Milchsäure  dem  Körper  keinen  Kalk  entzogen  bst- 
Interessant  sind  die  geringen  Mengen  von  Kalk  und  Magnesia,  dir 
bei  einem  ausgewachsenen  Fleischfresser  den  Bedarf  decken;  im  vor- 
liegenden Fall  pro  Tag  0,0429  Kalk  ■=  0,03  pCt.  des  im  Körper  vor- 
handenen Kalkes  und  0,0671  Magnesia  = 3 pCt.  der  vorhandenen 
Magnesia.  K.  ßalkowiki. 


Henoch,  Ans  der  Kiuderklinib.  Cbantd-Ano.  i.  m*.  s.  557. 

Krankheiten  des  Gehirns.  1)  Ein  Myxosarcom  von  der 
mittleren  Schädelgrube  ausgegangen  und  nach  Durchbrechung  der 
Lamina  cribr.  des  Siebbeins  in  die  linke  Nasenhöhle  hineingewuchert. 
hatte  während  des  Lebens  Lähmung  sämmtlicher  linksseitiger  Augen- 
muskeln, doppelseitige  Neuroretinitis  und  einen  eitrigen  Austlus» 
aus  der  linken  zuweilen  schmerzhaften  Nasenhöhle  verur- 


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HbxoCb,  Kinderkrankheiten. 


855 


sacht.  Auf  die  Bedeutung  des  letzteren,  der  dieselbe  Beachtung  ver- 
dient, wie  ein  eitriger  Ausfluss  aus  dem  Ohr  bei  HirnafFectioneu 
macht  H.  besonders  aufmerksam.  2)  Ein  11  jähriger  Knabe,  der  nur 
hin  und  wieder  über  Kopfschmerzen  geklagt  hatte,  bekam  etwa  eine 
Woche,  nachdem  er  bei  Ausbruch  eines  Feuers  aus  dem  Bett  ge- 
sprungen und  im  Hemde  über  die  Strasse  gelaufen  war,  rechtsseitige 
Ptosis  und  schwankenden  Gang.  Allmählich  bildete  sich  motorisch« 
Schwäche  in  allen  Extremitäten  ohne  Ataxie  aus,  erschwertes  Schlin- 
gen und  Sprechen  bei  freiem  Sensorium,  häufige  Rotationen  des  Kopfes 
nach  links,  grosse  Unruhe.  Tod  in  der  S.  Woche  nach  dem  Auf- 
treten der  ersten  Symptome.  Es  fand  sich  ein  grosszeiliges  Sa r com 
in  der  Brücke,  welches  auch  den  linken  Kleiuhirnschenkel 
umfasste,  sämmtliche  Ventrikel  erweitert,  die  Vierhügel  plattge- 
drückt, der  Aquaed.  Sylvii  verlegt  Bemerkenswerth  ist  hier  uaoti 
H.  die  lange  Latenz  der  Geschwulst,  welche  erst  nach  dem  7 bis 
8 Wochen  vorher  eaigetreteneu  Ereignisa  auffallendere  Symptome  her- 
vorrief. 3)  Ein  wa  1 ln ussgros s er  Tu  b e r ke  1 i m mi tt  ier  e n Theil 
des  Kleinhirns  neben  tuberkulöser  Basilarmeuiugitis  und 
kleineren  Tuberkeln  m beiden  Hinterlappen  des  Gross- 
hirns  und  vorgeschrittener  Lungentuberkulose  fand  sich 
bei  einem  2jährigen  Knaben,  der  an  Necrose  der  Extremitätenknochen 
behandelt  worden  war  ohne  ein  Symptom  einer  Hiruerkrankung  dar- 
zubieten, bis  plötzlich  6 Tage  vor  dein  Tode  epileptiforme  Krampf« 
und  Sopor  auftraten.  4)  Ein  kirschkerugrosser  Tuberkel  in 
jedem  Hinterlappen  des  Grosshirus,  tuberkulöse  Infiltra- 
tion der  Vierhüget,  Brücke  und  des  linken  Kleitihirn- 
schenkels  hatten  hei  einem  9mouailiciieu  Knaben  Nichts  weiter  als 
Paralyse  des  rechten  Aoducens  und  Parese  des  rechten  Facialis  ver- 
ursacht. 5)  Atrophie  der  ersten  und  zweiten  und  in  gerin- 
gerem Grado  der  dritten  Froutalwindung  beider  Hirn- 
iappuu,  des  Balkens,  Foruix  und  Septum  pellucidum  bei 
einem  6jährigen  Knaben.  Derselbe  hatte  nach  deu  im  6.  Lebens- 
monate  überstaudeuen  Masern  Krämpfe  bekommen,  die  sieb  seitdem 
in  immer  grösseren  Intervallen  wiederholten.  Im  Liegen  erschienen 
beide  Unterextremitäten  starr,  Kniegelenke  etwas  flectirt,  Beuge-  und 
Streckmuskeln  stark  gespannt,  Rotation  in  der  Hüfte  leicht  ausführbar, 
auch  die  Oberexiremitäteu,  namentlich  di«  rechte  in  starrer  Beuguog. 
Beim  Aufstellen  des  Pat.  tritt  Spitzfussstellung  ein,  wobei  gleichzeitig 
die  Zehen  stark  extendirt  wurden,  daher  Stehen  und  Gegen  unmög- 
lich war.  Auch  in  deu  Hand-  und  Fingergelenken  geringe  Gontractur 
und  choreaartige  Bewegungen  beim  Greifen.  Sprache  stotternd,  schwer 
verständlich,  Intelligenz  abgeschwächt,  Kopf-  und  Rumpfmuskulatur 
normal.  Starke  Verkürzung  und  Atrophie  der  rechten  Armknochen 
und  -Muskeln.  6)CongeuitaleMeuingo-Enccplialoceie,  welch« 
mehr  als  den  doppelten  Umfang  des  verkleinerten  Kopfes  betrug, 


856 


Hssocn,  Kinderkrankheiten. 


führte  3 Wochen  nach  der  Gebart  den  Tod  herbei.  Der  Sack  ent 
hielt  den  grössten  Tbeil  der  Hinterlappen.  Sämmtliche  Organe  .hattet 
normal  functionirt,  nur  war  öfters  Zucken  in  den  Extremitäten-  und 
Augenmuskeln  beobachtet,  nachdem  Probepunctionen  gemacht  waren, 
welche  vielleicht  die  ebenfalls  gefundene  Meningitis  verursacht  hatten. 
7)  Ein  Fall  von  Meningitis  tuberculosa  bei  einem  2jähriget 
Knaben  zeigte  unter  Anderm  ein  vollständiges  Fehlen  der  Reflex- 
Sensibilität  der  Conjuncti ven,  während  sie  an  anderen  Stellen 
durchaus  erhalten  war.  8)  Cerebralsymptome  beim  Keuch- 
husten. Bei  einem  1jährigen  Kinde  mit  Keuchhusten  traten  An- 
fangs zu  den  Anfällen  des  letzteren  epileptiforme  Krämpfe  hima. 
später,  indem  sicli  zugleich  eine  doppelseitige  Bronchopneumonie  in- 
ferior entwickelte,  Erscheinungen,  die  auf  eine  Basilarmeningitis  deu- 
teten. Es  fand  sich  jedoch  nur  starke  Hyperämie  des  Hirns  und 
seiner  Häute  und  etwas  Oedem  der  Pia.  H.  leitet  das  der  Meningitis 
ähnliche  Krankheitsbild  von  der  Koblensäureintoxication  in  Folge  der 
Hustenanfälle,  des  Glottiskrampfes  und  der  Bronchopneumonie  ab. 

Krankheiten  des  Respirationsapparates.  1)  Pneumo- 
nia  migrans  bei  einem  7jährigen  Knaben  vom  linken  Unter- 
lappen bis  zur  Lungenspitze  fortschreitend.  Vier  andere  Fälle 
von  Pneumonie  bei  Kindern  von  6 — 12  Jahren  sind  bemerkenswert! 
durch  das  Auftreten  charakteristischer  Sputa.  Von  der  Anwendung 
kalter  Bäder  hat  H.  bei  Pneumonie  die  gerühmten  Vortheile  nicht 
gesehen,  auch  dem  Chinin  redet  er  nicht  das  Wort  und  verwirft  es 
entschieden  bei  starker  gastrischer  Complication.  2)  Secuudire 
oder  Bronchopneumonie  unter  den  Verhältnissen  des  Kracken 
hauses  von  sehr  schlechter  Prognose.  3)  Phthisis  pulm.  Wie  be: 
2.  so  namentlich  auch  hier  wird  oft  subnormale  Temperatur  beob- 
achtet. 4)  Krankheiten  der  Pleura. 

Infectionskrankheiteu.  1)  Diphtherie.  Herverfettung,  oft 
nur  mikroskopisch  nachweisbar,  fand  sich  sehr  häufig  auch  schon  ic 
einem  sehr  frühen  Stadium,  dagegen  niemals  die  von  BoüCHUT  als 
constant  angegebene  Endocarditis.  In  einem  Fall  trat  nach  der  Tra- 
cheotomie  Pulsus  aiternana  auf.  Die  Section  ergab  die  gewöhn- 
liche Herzverfettung,  an  den  Vagis  nichts  Abnormes.  In  Bezug  auf 
die  Therapie  hat  sich  keines  von  allen  gepriesenen  Mitteln  bewährt 
bei  der  diphtheritischen  Lähmung  war  subcutana  Strychniuein- 
spritzung  (2  Mgrm.)  nützlich.  2)  Scarlatina.  Die  Erfahrung,  dasi 
frische  Wunden  oder  offene  eiternde  Schleimhautflächen  die  Aufnahme 
des  Scharlachgiftes  sehr  begünstigen,  fand  Bestätigung  in  3 Fällen. 
Das  Exanthem  brach  etwa  eine  Woche  nach  der  Operation  aus.  Io 
Betreff  der  necrotisirenden  („diphtheritischen“)  Racbenaffection  spricht 
sich  H.,  wie  Ref.  (Cbl.  1873,  S.  76  und  Volkmann's  Sammig.  klio. 
Vortr.  No.  78)  dahin  aus,  dass  sie  mit  derjenigen  bei  „Diphtherie* 
(Synanche  contag.;  Ref.)  nur  anatomisch  identisch,  sonst  aber  tob 


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Pich;  Fehbeb,  progressive  Muskelatropbie. 


857 


ihr  verschieden  ist.  — Chinin  innerlich,  wie  subcutan  war  in  schweren 
Fällen  ganz  wirkungslos.  3)  Ileotyphus.  Bemerkenswerth  ist  das 
Auftreten  von  Lary  nxaffection  in  2 Fällen  und  einer  Verschwä- 
rung der  Cornea  in  einem  Falle. 

Krankheiten  der  Verdauuugsorgane.  BEDNAR’sche  Aphthen, 
Parotitis,  Diarrhöe  und  Brechdurchfall,  Prolapsus  ani,  letzterer  mit 
bypodermatiBchen  Einspritzungen  von  Strychnin  oder  Ergotin  öfters 
erfolgreich  behandelt. 

Syphilis  (hereditaria  und  acquisita).  — Gangrän.  Senator. 


I)  A.  Pick,  Ueber  einen  Fall  von  progressiver  Muskelatrophie. 
Arch.  f.  Psych.  etc.  vi.  8.  682.  2)  A.  Ferber,  Ueber  einen  Fall  von 
progressiver  Muskelatrophie  mit  erhöhter  Muskelreizbarkeit. 

Das.  8.  839. 

1)  Ein  Fall  von  13jäbriger  Dauer  mit  Beginn  an  den  Unter- 
extremitäten und  ascendirendem  Verlauf.  Einzelne  Muskelgruppen 
der  Unterextremitäten  zeigten  das  klinische  Bild  der  Pseudohyper- 
trophie. Die  Sectioti  ergab  Fettanhäufung  im  interstitiellen  Gewebe 
der  Muskeln  mit  gleichzeitiger  einfacher  Atrophie  der  Muskelfasern. 
Makroskopisch  erschienen  die  am  stärksten  veränderten  Muskeln  gelb 
gefärbt,  wie  blasses  Fettgewebe  und  nur  durch  die  Streifung  erkenn- 
bar, so  die  drei  Glutaei,  die  Solei,  Sartorius  und  Gracilis,  der  Ueo- 
psoas.  Auch  das  Zwerchfell  war  hochgradig  degenerirt.  Im  Rücken- 
mark fand  sich  die  bekannte  Atrophie  der  grossen  Ganglienzellen 
der  Vorderhörner  und  im  Lendenthoil  ein  zweiter  accessorischer 
Centralcanal.  Die  vorderen  und  hinteren  Wurzeln  und  ein  unter- 
suchter N.  ischiadicus  waren  normal.  Im  letzteren  Umstand,  sowie 
in  dem  Fehlen  aller  Entzündungserscheinungen  auch  in  der  grauen 
Substanz  des  Rückenmarkes  erblickt  Vf.  den  Nachweis,  dass  nicht 
die  Erkrankung  der  Muskeln,  sondern  die  Atrophie  der  motorischen 
Ganglienzellen  das  Primäre  ist. 

2)  Bei  einem  Manne  mit  progressiver  Muskelatrophie  besonders 

der  linken  Oberextremität  zeigten  einzelne  der  erkrankten  Muskeln, 
besonders  Extensoren,  das  merkwürdige  Verhalten,  dass  sie  bei  di- 
recter  faradischer  und  galvanischer  Reizung  schneller  und  energischer 
als  dieselben  Muskeln  der  gesunden  Seite  reagirten.  Abnorme  Fein- 
heit der  Haut  über  den  erkrankten  Muskeln  war  nicht  vorhanden, 
ebenso  wenig  eine  gesteigerte  Reflexerregbarkeit.  (Leider  ist  der 
Leitungswiderstand  an  den  betreffenden  Hautstellen  nicht  direct  durch 
das  Galvanometer  festgestellt  worden).  Die  Reizung  von  den  Nerven 
aus  ergab  für  beide  Stromesarten  an  beiden  Seiten  dieselben  Ver- 
hältnisse. Weruioke. 


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858 


BocKK»Hi!!MeR;  K KAütjOWiKy,  Ovariotornie.  Lang,  Lupus. 


Bockeuheimer,  Ein  kleiner  Beitrag  zur  Ovariotornie.  Frankfurt  a ju 
1876.  8°.  37  «tu.  Krassowsky,  Zwei  Fälle  von  Hysterotomie  durch 
den  Bauchschuitt  mit  glücklichem  Ausgang.  Petersb.  med.  woct*«- 
sehr.  1876.  Np.  27. 

Bei  B.  handelte  es  siel)  uru  eine  multiloculäre  Ovanaicyste  bei 
einer  43jälirigeu  Patientin,  welche  mit  dem  Nets  verwachsen  war. 
Der  Bauclischnilt  hatte  eine  Länge  von  11  Cm.  Die  bei  der  Losung 
der  Adhäsion  eingerissenen  Netzpartliieu  wurden  mit  Beidenfadeo 
unterbunden,  letztere  zur  Wunde  hei  ausgeleitet,  der  lange  Stiel  m 
einen  Klemmer  geiegt.  Verlaut-  war  günstig  bis  aut"  eine  von  dem 
unterbundenen  Netzstück  ausgehende  Abscedirung,  welche  einen  Ein- 
stich durch  die  Bauchwand  nüthig  machte.  Die  Heilung  erlitt  weiter- 
hin keine  Störungen. 

K.’s  Patientinnen  waren  bezw.  31)  und  38  Jahre  alt.  Die  erste 
mit  einem  vorher  diugnosticirten  Fibromyoma  cysticum  uteri,  die 
zweite  mit  einer  Geschwulst,  welche  als  Ovarialcyste  aufgefasst  wor- 
den, welche  aber  nach  Eröffnung  der  Bauchhöhle  als  eine  grosse 
Cyste  erkannt  werden  konnte,  die  im  breiten  Mutterbande  oder  io 
der  Substanz  des  Uterus  wurzelte.  Da  der  Uterus  auch  sonst  buch 
mit  verschiedenen  Geschwülsten  besetzt  war,  so  wurde  auch  hier 
durcii  Hysterotomie  alles  Kranke  auf  einmal  eulfernt.  Die  Kx>ur 
pn.iou  der  ersten  Gescb wulst  war  wegen  zahlreicher  Adhäsionen  un- 
geheuer schwer,  es  wurde  sugar  der  Mastdarm  ergriffen  und  musste 
durch  einige  leine  Nähte  wieder  geschlossen  werden.  Dauer  der 
Operation  4 Stunden.  Uebrigeus  war  der  Operationsiuadu*  in  bei- 
den Fällen  derselbe:  Umschnürung  des  Uterus  und  der  breiten  Muuer- 
bänder  mit  Draiitsclilingen  unter  Beibülfe  des  CiNrHA'r'seiieii  serre- 
Doeud,  Drainage  durch  den  DütJOLAä’selieu  Baum,  U.iuitsleuen  samoji- 
licher  Ligaturenden  aus  der  Bauchwunde,  Befestigung  des  Uterus- 
stumpfes  in  der  Wuude  mittelst  zweier  starker  Acupressurnadelc, 
welche  durch  denselben  quer  iiiudurciigestocheu  wurden  und  üerea 
Enden  mit  Gummirohr  überzogen  auf  der  Bucliwaud  ruhten,  eudtich 
Naht  der  Baucbwuude.  — Beide  Kranken  genaseu.-  E.  Küster. 


Ed.  Lang,  Zur  Histologie  des  Lupus  (Willani).  Gleichzeitig  eia 
Beitrag  zur  Lehre  von  den  regressiven  Metamorphosen.  w** 

med.  Jsbrb.  1875.  S.  237  u.  1876.  S.  37. 

Unterzieht  man  die  Landpartien  von  Lupus  eiuer  genauen  Unter- 
suchung, so  findet  man  nach  Vf.,  dass  Aus waehsungen  des  protoplu- 
matischcn  Rohrs  der  Capillareu,  sowie  auch  der  Adventitialelemeote 
der  kleinen  Blut-  und  Lyrophgefässe  den  vernehmlichsten  Ausgangs- 
punkt für  den  Lupus  abgeben.  Nach  einigem  Bestehen  vereinigen 
sich  die  vielfach  auswachsendeu  Fortsätze  zu  einem  Netze,  von  dessen 
Balken  zartgranulirtc,  meinbrauartige  Ausbreitungen  oder  auch  buckel- 


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L»no,  Lnpua. 


859 


förmige  Erhebungen,  die  ihrerseits  wieder  kernhaltig  werden,  neue 
Fortsatze  treiben,  so  dass  das  Maschenwerk  immer  feiner  und  ge- 
füllter wird.  Vf.  nennt  dies  Lupusnetz  oder  Lupusgeflecht  und  unter- 
scheidet die  seltenere  iniiltrirte  Form  desselben  von  der  häutigeren 
herdweise  auftretenden.  Erstere  nimmt  meist  grosse  Strecken  ein, 
indem  sie  das  Gewebe  gleichmässig  durchsetzt.  Oie  zuerst  regellos 
verzweigten  Lupuszellen  nehmen  beim  weiteren  Wachsthum  die  Form 
in  Zusammenhang  stehender  Granulatiouszellen  an,  worauf  dann  nach 
längerem  Bestehen  eine  degenerative  Atrophie  eintritt,  welche  au  ge- 
wissen Centren  beginnt  und  centrifugal  um  sich  greift. 

Oer  Herulupus  zeichnet  sich  durch  die  Kleinheit  und  Menge 
seiner  Einzelherde  aus.  Oie  Randzellen  ziehen  sich  zu  Spindeln  ans 
und  umgeben  den  Herd  in  concentrischen  Schichtungen.  Die  cen- 
tralen Zeilen  quellen  auf  und  gleichet)  bald  fast  den  epithelialen  Zellen. 
Später  treteu  bräunliche  vielkernige  Gebilde  im  Centi  uiu  auf,  endlich 
Detritusmassen.  Oie  Umrandungen,  welche  sehr  lange  erhalten  bleiben 
und  die  einzelnen  Herde  trennen,  verschwinden  endlich  ganz. 

Vf.  findet  ferner  ein  Röbrcnnetz  in  der  Peripherie  des  Knotens, 
welches  aus  feinen  parallel  un-wachsenden  Zellen  besieht  und  Cir- 
culationszwccken  dient.  Das  Centrum  des  Knotens,  welches  der  re- 
gressiven Metamorphose  aubeimfällt,  zeigt  keine  Gefässe.  Oie  Ele- 
mente der  letzteren  quellen  nämlich  ebenfalls  auf,  verwandeln  sich 
in  eine  opake  Masse  und  sind  noch  lange  an  ihrer  Anordnung  er- 
kennbar. 

Das  Gefässrietz,  welches  die  Scbweissdrüsen  umgiebt,  wird  zum 
Ausgangspunkt  von  Lupusherden,  ebenso  aber  die  Knäuel  selbst, 
welche  kolbenartig  auswachson.  Ebenso  zeigen  die  Talgdrüsen  Neu- 
bildung und  regressive  Metamorphose.  Das  Rete  Malpighii  geräth 
in  Wucherung,  oft  den  embryonalen  Vorgängen  ähnlich,  in  Zapfen- 
forui,  den  Talg-  und  Scbweissdrüsen  ähnlich.  Auch  die  irn  Corium 
liegenden  Zellen  ihrerseits  können,  Fortsätze  treibend,  sich  in  die 
Epithelialschicht  verschieben  und  diu  ganze  Oberhaut  durchsetzen, 
welche  mächtig  verdickt  erscheint.  Nie  fand  Vf.,  dass  Epithelien  sich 
zu  Lupus  transformirlen. 

In  deu  vielkernigen  Klumpen,  welche  übrigeus  an  den  Zellen 
der  Oberhaut  nur  selten  gefunden  werden,  sind  öfters  geschichtete 
(HASSAL'sche)  Körperchen  vorhanden.  Vf.  nimmt  auf  Grund  einer 
Reihe  von  Bildern  an,  dass  die  geschichteten  Körper  zuerst  da  sind 
und  die  in  ihrer  Nähe  liegenden  regressiv  metainorphosirten  Zellen 
sich  in  Form  von  vielkernigen  schaligen  Masseu  erst  nachträglich  an 
dieselben  anlegen. 

Allmählich  gelangen  die  zerfallenen  Zellenmassen  zur  Resorption 
und  der  übrige  Theil  des  Lupuszellennetzes  wird  zu  Bindegewebe. 
Die  geschichteten  Körper  sind  schwer  resorbirhar  und  bleiben  lange, 
ohne  Reiz  zu  erzeugeu,  im  geheilten  Lupus  erhalten.  Auch  die  Drüseu 


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860  Joltit  u.  Begnard,  Wirkung  den  Amylnitrita  «üf  Blut  and  Athmaog. 

machen  neben  dem  eben  geschilderten  Nachwuchs  Resorptionsvor- 
gänge  durch. 

Wirft  man  die  Frage  auf,  ob  der  Lupus  mit  Auspitz  und  Vibcbow 
als  eine  Bindegewebsneubildung  oder  mit  Rindfleisch  als  ein  Adenom 
anzusehen  ist,  so  ist  zwar  Drüsenneubildung  häufig  und  in  den  ver- 
schiedensten Stadien  und  Bildern  des  Lupus  zu  finden,  aber  nicht 
immer,  und  stets  in  viel  geringerem  Maasse  als  die  Bindegewebs- 
and  Gcfässneubildung,  welche  entschieden  den  Vorrang  einnehmec. 
Die  uuter  dem  Mikroskop  zu  beobachtenden  Vorgänge  beim  Lupus 
sind  demnach  folgendermaassen  zu  charakterisiren:  Es  sind  Ernäh- 
rungsstörungen, welche  zu  einem  fortwährenden  Entstehen  und  Ver- 
gehen von  Bindegewebe,  Gefässen  und  epithelialen  Bildungen  führen. 
Je  nach  dem  Stadium  dominiren  die  progressiven  oder  regressiven 
Produete;  der  Zellenproliferation  fällt  die  Hauptrolle  zu;  in  den  letzten 
Stadien  tritt  neben  Resorption  auch  Organisation  von  Zellen  zu  Binde- 
gewebe auf,  wodurch  die  lupöse  Haut  auch  ohne  Verschwärung  ein 
narbenartiges  Aussehen  gewinnt 

Das  Verhältniss  des  Epithels  zum  Papillarkörper  ist  besonders 
bei  dem  Lupus  hypertrophicus  bemerkenswert!!.  Hier  findet  sich  zo- 
erst  Längenzunahme  der  Papillen  und  Vertiefung  der  interpapillären 
Zapfen;  dann  beginnt  der  Papillarkörper,  welcher  sich  mit  einem 
Lupuszellennetz  erfüllt  hat,  die  Umgebung  zu  überschreiten  und  zer- 
klüftet sodann  au  seiner  freien  Fläche.  Man  kann  somit  mit  Kaposi 
von  einem  Lupus  hypertrophicus  papillaris  sprechen.  Selten  verdichtet 
sich  das  Epithel  auf  den  Papillen  derart,  dass  hauthornartige  Bil- 
dungen auf  dem  Lupus  entstehen. 

Zum  Schluss  vertritt  Vf.  noch  einmal  (cfr.  Cbl.  1875,  540)  seine 
Ansicht,  dass  die  vielkernigen  Massen  im  Lupus  (Riesenzellen)  das 
Resultat  einer  Degeneration  sind,  in  welche  eine  kleinere  oder  grössere 
Zahl  von  Zellen  gerathen  sind.  Sie  repräsentiren  nach  Vf.  eine  Mittel- 
stufe zwischen  einer  Degeneration  und  einer  nekrobiotischen  Atrophie. 
Für  ihren  degenerativen  Charakter  spricht  noch  besonders,  dass  sie 
mit  anderen  Degenerationen  in  Combination  treten;  manchmal  sind 
sie  von  colioiden,  brüchigen  Massen  umgeben,  oder  sie  bergen  Cor- 
puscula  amylacea.  Bei  Lupus  finden  sie  sich  da,  wo  die  Haupter- 
nährungsstörungen stattfinden,  uämlich  im  Centrum.  O.  Simoo. 


Jolyet  et  Regnard,  Notes  sur  les  modifleations  apportles  dass 
les  prodaits  de  la  respiration  et  sur  le  sang  par  les  inhalations 
de  nitrite  d’amyle.  Gu.  mdd.  de  Paris.  1876.  No.  29. 

Wood  hat  angegeben,  dass  das  durch  Inhalation  von  Amyl- 
nitrit  dunkel  gewordene  arterielle  Blut  sieb  beim  Schütteln  an  der 
Luft  nicht  aufhellt.  Nach  Bestätigung  dieser  Angabe  haben  die  V£ 
im  Anschluss  daran  eine  Versuchsreihe  Uber  den  Einfluss  des  Amyl- 


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Joltbt  □.  Bbonbbd,  Wirkung  des  Amylnitrits  anf  Blut  and  Athmnng.  861 


nitrits  auf  den  Gaswechsel  des  Bluts  angestellt,  deren  wesentliche  Re- 
sultate in  der  folgenden  Tabelle  zusammengestellt  sind. 


COt-Ab- 
gabe  pro 

0 - Auf- 
nahme 
pro 

CO, 

Gehalt  des  Blnts 

4 Ö 

■ri  Ü 

B % 
'S  -o 

0 

Ltr. 

Ltr. 

Quotient. 

CO, 

0 

3 5 

a ■ 

A.  Hand  = 13,850  Qrm. 
norm»! 

7,356 

9.470 

0,77 

30,0 

17,0 

24,0 

nach  Einnthmg.  v.  Amyl- 
nitrit  

6,440 

6,131 

0,88 

22,4 

8,4 

12,0 

B.  Hund  = 13  Kilo, 
normal 

6,416 

7,815 

0,69 

29,0 

16,0 

26,0 

nach  Einatbmg.  v.  Amyl- 
nitrit  

3,360 

3,620 

0,98 

21,0 

6,3 

6,0 

Der  Hund  A hatte  nur  so  viel  von  den  Dämpfen  eingeatbmet 
„wie  man  bei  Kranken  anzuwenden  pflegt“,  der  Hund  B dagegen  so 
viel,  dass  er  bald  nach  Beendigung  des  Experiments  starb. 

Wie  die  Tabelle  ergiebt  ist  die  Abnahme  des  O-Verbrauches 
grösser  als  die  der  CO,  Production,  so  dass  der  Quotient 

wächst  und  bei  B fast  1 erreicht.  Entsprechend  der  Eingangs  er- 
wähnten Angabe  von  Wood  zeigt  sich,  dass  das  mit  Amylnitrit  im- 
prägnirte  Blut  weniger  O aufzuoehmen  vermag  als  normales;  im  Ver- 
such B ist  diese  Capacität  bis  auf  7*  des  ursprünglichen  Werthes 
gesunken,  offenbar  in  Folge  einer  Modification  des  Hämoglobins. 
Vff.  haben  weiter  speciell  vom  Meerschweinchenblut  festgestellt,  dass 
es  wenn  mit  Amylnitrit  imprägnirt,  nicht  mehr  das  Hämoglobin  kry- 
staliisirt  auszuscheiden  vermag.  In  solchem  Blut  sind  die  beiden  nor- 
malen Absorptionsstreifen  erheblich  abgeschwächt  und  es  tritt  ein 
neuer  hinzu  ziemlich  an  der  Stelle  des  Hämatinstreifens.  Diese  Mo- 
dification des  Hämoglobins  ist  jedoch  keine  andauernde;  schon  nach 
24  Stunden  zeigt  es  wieder  normales  spektroskopisches  Verhalten 
and  absorbirt  fast  die  normale  Menge  von  0.  Diese  Wiederher- 
stellung des  Bluts  tritt  sofort  ein  wenn  man  es  mit  etwas  Alkali  be- 
handelt. 

Wenn  Vff.  Blut  in  Gegenwart  von  Amylnitrit  über  Hg  aufbe- 
wahrten, so  fanden  sie  dass  das  Blut  in  24  Stunden  abgegeben  hatte 
12  pCt.  N,  2 pCt.  CO,  und  nur  Spuren  von  O.  — Vff.  behaupten 
schliesslich,  dass  die  meisten  Nitrite  auf  das  Blut  und  seinen  Gas- 
wechsel denselben  Einfluss  besitzen  wie  das  Amylnitrit.  Schiffer. 


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862 


Scnri.rx*.  Jacoiwoh.  Pai.«ow«ki.  Riboikomi.  PrLfoit». 


B.  Schnitze,  Zar  Kenntnis«  von  der  Lage  der  Eingeweide  im 
weiblichen  Becken.  Arch.  r.  o.™«*.  ix  s.  262 

Gegenüber  der  Darstellung  Haukes  (8.  70)  behauptet  8.,  da**  nach  Unter- 
suchnngeu  an  der  Flehenden  die  Ovarieu  mit  ihrem  langen  Dnrchmesser  in  »agifUütr 
Richtung  läng*  der  Reitenwand  de»  Becken»  liegen,  und  zwar  mit  dem  medianes 
Ende  nach  vorn.  Da»  Knssere  Ende  ist  mittelst  des  Lig.  infundibolo-pelvtcum  tieav 
lieb  kurz  An  der  Innenwand  des  Psoas  angeheftet,  und  zwar,  nach  Leiche nbefandse, 
nicht  mehr  als  2 Cm.  vor  dem  Promontorium  (senkrecht  anf  die  Conjtig.  projieirt). 
Daraus  erklärt  es  sich,  dass  bei  der  normalen  Anteflexio  nteri  das  innere  Ende  des 
Ovarium  nach  voro  gezogen  wird,  während  das  hintere  fixirte  hinten  liegen  bleibt 

v.  Hwelbcrf 

L.  Jacobson,  lieber  den  Einfluss  von  Hautreizen  anf  die  Körper- 
temperatur. Virchow's  Arch.  LXVII.  8.  166 

Hei  Einwirkung  eines  beschränkten  Hautreizes  (elektrische  Geissei  oder  Seof- 
papier)  beobachtete  J.  Folgendes:  Während  oder  nomittelbar  nach  der  Reizung  sank 
die  Achsel  temperatur  bei  23  fieberlosen  ntid  bei  8 fiebernden  Personen  je  2 Mal, 
in  allen  übrigen  Fällen  stieg  sie;  im  Mastdarm  dagegen  wurde  bei  18  Fieberlosso 
10  Mal,  bei  vier  Fiebernden  aber  niemals  ein  Sinken,  dort  nur  7 Mal,  hier  *2  Mal 
Steigen  beobachtet.  Obeleich  Letzteres  mit  den  Angaben  Hkidkahais^s  (Cbl.  1872,469' 
nnd  des  Ref.  (Cbl.  1874,  252)  über  die  erhöhte  Gefässerregbarkeit  im  Fieber  voll* 
ständig  im  Einklang  steht,  glaubt  J.  doch  keinen  Werth  daraut  legen  zu  düifen,  weil 
die  Schwankungen  der  Temperatur  meist  nnr  geringfügig  waren  und  auch  dorefe 
psychische  Einflüsse  öfters  hervorgernfen  wurden  (was  nach  Ansicht  des  Ref.  Nichte 
gegen  die  erhöhte  Erregbarkeit  beweist).  Senator. 


E.  Salkowski,  Bildung  von  Allantoin  ans  Harnsäure  im  Thier 

körper.  Ber.  d.  deutsch,  ehern.  Ges.  IX.  8.  719. 

H hat  das  Verhalten  von  in  den  Darmcanal  eingefübrter  Harnsäure  aufs  Neos 
untersucht  und  zwar  zunächst  an  Hunden.  Er  bediente  sich  zur  Eutscheidmi*  der 
Frage,  ob  die  Harnsäure  dabei  Harnstoff  bildet  eines  eigentümlichen  der  Br  «am* 
seben  Methode  zur  Bestimmung  des  Harnstoffs  nachgebildeten  Verfahren'*,  welch« 
gestattet,  mit  Sicherheit  zu  entscheiden,  ob  eine  vorliegende  Flüssigkeit  in  der  Tbat 
Harnstoff  enthält  oder  eine  nahestehende  Substanz,  welche  gleichfalls  bei  der  Brasza*- 
schen  Beatimmnng  zersetzt  wird,  betreffs  deren  anf  das  Original  verwiesen  werden 
muss.  Es  ergab  sich  dadurch  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit,  dass  sich  aus  der 
Harnsäure  Allantoin  bilde,  ln  der  That  krystallisirten  aus  dem  Harn  nach  dem 
Eindampfen  auf  % — % des  Volumeos  ansehnliche  Mengen  Allantoin  heran*.  Ob 
nebenher  der  Harnstoff  eine  Zunahme  erfahren,  kounte  noch  nicht  entschieden  werden. 
Oxalsäure  fand  sich  nur  in  sehr  geringer  Menge,  Harnsäure  in  Spuren.  Senator. 


Riedinger,  Beitrag  zur  Lehre  von  den  Knochencysten  des  Unter- 
kiefers. Verhandlgn.  d.  physik.- med.  Ges.  zu  Würzbnrg.  IX.  S.  171. 

K.  beobachtete  im  linken  Uuterhiefer  eines  17jährigen  Mädchens  eine  idobo- 
loculKre,  seiose  Cyste,  in  deren  Hoden  sich  der  Weisheitazahn  befand.  Die  Aus* 
kleidnngsmembrAn  bestand  aus  Bindegewebe,  der  flüssige  Inhalt  enthielt  viel  Chole- 
etcarinkrystalle.  E.  Kßet«. 

Pflüger,  Untersuchung  der  Angen  von  529  Lehrern.  Kiin.  Mon»t*- 
bl.  f.  Angenbeillc.  XIII.  S.  324. 

ln  dem  eidgenössischen  Lehrer  - Rekrntencnrs  fand  sich  unter  529  Lehrern 


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Rrofardil.  KPrrrrr.  HIckrr.  Dawoirt. 


863 


21,2  pCt.  Myopie,  nnd  zw ar  waren  unter  154  Welschsch  weizern  14,3  pCt.,  nnd  unter 
375  Deutschschweizern  24.3  pCt.  Kurzsichtige  vorhanden.  Michel  (Erlangen). 


Bronardel,  De  Pinfluence  des  purgations  et  de  l’inanition  snr 
la  proportlon  des  globales  rorges  contenns  dans  le  sang.  Union 

mid.  1876.  No.  110. 

B.  fand  nach  Stuhlentleerungen  eine  Zunahme  der  rothen  Blntkörper  bis  zu 
1%  Millionen  pro  Cahicmillimeter  nnd  ebenfalls  eine  Zunahme  des  gewöhnlichen 
Verhältnisses  der  rothen  nnd  weissen  Blntkörper  an  Gunsten  der  ersteren.  Die  An- 
gabe Roani’s,  dass  eine  einfache  Diarrhöe  genüge,  um  die  weissen  Blutkörper  au 
vermehren,  konnte  er  nicht  bestätigen,  sondern  sah  bald  eine  Zunahme,  bald  eine 
Abnahme.  Die  Vermehrung  der  rothen  Blntkörper  bezieht  er  auf  die  Concentration 
des  Blutes,  deren  Wirkung  vorübergehend  ist,  so  dass  am  nächsten  Tage  schon 
wieder  die  früheren  Verhältnisse  eintreten.  Ganz  denselben  Einfluss  hat  Entziehung 
der  Nahrung,  welche  ebenfalls  durch  Eindicknng  des  Blutes  die  Zahl  der  rothen 
Blntkörper  erheblich  vergrössert  erscheinen  lässt.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dass 
diese  Vermehrung  eine  nnr  relative  ist.  Litten. 


B.  Kiissner,  Leptothrixirnehernngen  ln  der  Harnblase.  Beri.  hiin. 
Wochenachr.  1876.  No.  20. 

Diese  Wnchemngen  fanden  sich  in  einem  aum  ersten  Mal  durch  den  Katheter 
entleerten  nnd  stark  sauren  FTarn  eine*  an  schwerem  Diabetes  leidenden  48jährigen 
Mannes,  welcher  48  Rtnnden  später  starb.  Fn  der  Blase  fanden  sich  ebenfalls  Krü- 
mel, die  fast  ausschliesslich  ans  Leptothrix  bestanden.  Renstor. 


A.  Häcker,  Zur  Kenntnis»  der  rheumatischen  Lähmungen.  Peter.b. 

med.  Wocbenschr.  1876.  No.  10. 

In  Folge  einer  starken  Erkältung  hatte  sich  hei  einem  früher  gesunden  Mann 
eine  Dähmting  der  MnsknlAtur  beider  Rände  nnd  der  Vorderarme  eingestellt.  Bei 
der  elektrischen  Untersuchung  zeigte  sieb  die  faradische  und  galvanische  Erregbar- 
keit in  den  Muskeln  beider  Rände  nnd  der  unteren  % beider  Unterarme  an  der 
Flexorenseife  sowohl  hei  dirpeter  als  hei  indirekter  Reizung,  nnd  an  der  Extensoren- 
aeite  bis  znm  Ansatzpunkt  der  Muskeln  am  Oberarm  hin  anfgehnhen.  Dagegen  war 
die  Sensibilität  der  gelähmten  Partien  darchans  intact.  Nach  einer  mehrwöchent- 
liehen  Behandlung  mit  dem  constanten  Strom  kehrte  die  Reactionsfähigkeit  der  Mus- 
keln auf  den  galvanischen  Reiz  fnie  zeigte  sich  Entartnngsreaction)  und  all- 
mählich anch  fnr  den  faradischen  nnd  Willensreiz  zurfick.  — R.  glaubt,  dass  die 
Mnakeln  direct  von  der  Schädlichkeit  afficirt  worden  sind  fnicht  die  Nerven*f?tmme) 
nnd  betont  die  Möglichkeit,  dass  dasselbe  anch  hei  der  Poliomyelitis  anterior  aenta 
genannten  Krankheit  der  Fall  sein  könne.  (Das  hat  Ref.  schon  vor  3 Jahren  ver- 
mutbet, Chi.  1874,  316).  Bernhardt. 


Dawosky,  Ein  in  Vergessenheit  gerathenes  Mittel  gegen  Cronp. 

Heilbronner  Memorabilien,  1876.  S.  366. 

Dss  vor  etwa  30  Jahren  zuerst  empfohlene  Verfahren  besteht  darin,  dass  die 
Arme  des  erkrankten  Kindes  so  tief  als  möglich  in  heisses  Wasser  getaucht  werden, 
während  das  Kind  zugleich  durch  ein  über  seinen  Kopf  und  das  Wassergefäz*  ge- 
decktes Tuch  gezwungen  wird  die  warmen  Dämpfe  cinznathmen.  Das  Wasser  muss 
no  heiss  sein,  als  es  eben  ertragen  wird  ohne  zn  verhriihen.  Die  Prozedur  wird  so 
lange  fortgesetzt,  bis  die  Arme  intensiv  roth  nnd  angeschwollen  sind.  Darauf  wird 
dn»  Kind  gut  abgetrocknet  und  zu  Bett  gebracht.  Gewöhnlich  folgt  nun  starker 
Schweiss  nnd  Verschwinden  des  Croupbustens.  Jedoch  muss  dies  ableitende  Vor- 


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864 


LiCHiBii&ti.  Him.  Elfess. 


fahren,  da«  D.  nach  einer  langjährigen  Erfahrung  sehr  rühmt,  im  Beginn  der  Krank- 
heit, beim  ersten  Cronphosten,  angewendet  werden.  Ist  es  schon  snr  Bildung  rot 
Membranen  gekommen,  dann  leistet  es  nichts  mehr.  Scäiffe». 


Ladreit  de  Lacharrifere,  Note  snr  le  traitement  de  la  teigne  ton- 
surante  par  l’hnile  de  croton  tigliom.  Bnti.  gdn.  de  Tbdr.  ist« 

15  aoiit. 

Gegen  Herpes  tonsnrans  des  Kopfes  verwendet  Vf.  CrotonöL  Erst  nick 
24  Ständen  entsteht  ein  pnstolüser  Ausschlag  mit  Borkenbildnng-  Beim  Abweiefces 
derselben  folgen  stets  sehr  viele  Haare,  manchmal  das  gante  Haar;  sodann  erfolgt 
bald  die  Heilung.  Bei  grosser  Ansdehnung  des  Uebels  werden  immer  nur  kleinen 
Partien  eingerieben.  Die  Kur  dauert  6 — 8 Wochen.  O.  Simon 


Th.  Whiteside  Hirne,  ßecurrent  puerperal  insanity.  Obst.  Jours 
of  Gr.  Brit.  etc.  XXXVIII.  8.  85. 

Eine  kräftige  Frau  seigte  5 Tage  nach  der  3.  Entbindung,  welche  1%  Jak; 
nach  der  2.  erfolgte,  die  erateu  8;mptome  von  Manie,  von  denen  sie  erst  sack 
12  Monaten  vollständig  geheilt  wurde  Mach  1%  Jahre  langem  Wohlbefinden  kas 
sie  — also  2%  Jabre  nach  der  letsten  Entbindung  — ttim  4.  Male  nieder.  Ast 
Ende  der  1.  Woche  des  Puerperium  erkrankte  sie  an  Melancholie,  die  mit  knrtes 
Unterbrechungen  4 Monate  lang  dauerte.  Die  5.  Entbindung  erfolgte  20  Mouak 
nach  der  4.,  nachdem  die  Frau  wieder  geistig  und  körperlich  wohl  gewesen.  Ein« 
Woche  vor  der  Niederkunft  wurde  sie  wieder  melancholisch,  genas  aber  schon 
2 Wocheu  nach  der  mittelst  Forceps  bewirkten  Geburt-  Wieder  war  sie  2 Jahr« 
laug  gesund,  ln  der  6.  Schwangerschaft  erkrankte  sie  2 Woeben  vor  der  Eotbio- 
dung  und  genas  von  ihrer  Melancholie  4 Woeben  nach  der  Geburt.  Zwei  Jshie 
später  erfolgte  die  7.  Entbindung;  wieder  erkrankte  sie  an  Manie  14  Tage  vor  dao 
normalen  Ende,  doch  batte  sie  schon  seit  Anfang  der  Schwangerschaft  grosse  üo- 
rnhe  geseigt,  auch  Zuckungen  and  vielfache  Beängstigungen.  Die  Entbindung  er- 
folgte leicht,  doch  erschien  Pat.  hochgradig  geschwächt  nud  erholte  sich  körperlich 
sehr  langsam,  geistig  trotz  der  sehr  intensiven  Manie  in  3 Woben.  A-  Martin. 


T.  Elvers,  Phosphorvergiftung.  Nachweisung  des  Phosphors  ii 
einer  ausgegrabeneu  Leiche.  Eclcsbshq's  vierteischr.  xxv.  s.  20. 

In  dem  mitgetheilten  Falle  gelang  es,  den  gewöhnlichen  Anschauungen  eei- 
gegen,  noch  8 Wochen  nach  dem  Tode  in  einer  exhomirten  Leiche  den  Phosphor 
in  Substanz  im  Inhalte  des  Darmcanals  nachsuweisen,  während  er  sieb  im  Msgez 
niobt  anffinden  Hess.  Der  Phosphor  gab  sieb  za  erkeunea  durch  das  Ersoheiasa 
leuchtender  Punkte  au  der  Oberfläche  der  digerirten  Flüssigkeit,  durch  das  Brtunen 
eines  mit  Silberlösung  befeuchteten,  den  Dämpfen  der  Snbstanz  ausgesetzteo  Papiers, 
dnreh  das  Leuchten  der  beim  Kochen  entwickelten  Dämpfe,  sowie  durch  das  beim 
jedesmaligen  Scbfitteln  des  erhaltenen  wässrigen  Destillats  mH  dem  Auftreten  weisser 
Nebel  verbundene  Leuchten.  Die  grosse  Menge  des  eiugefübrten  Giftes  nnd  sein« 
Einhüllung  in  reichliche  fetthaltige  Substanzen  erklären  das  Vorkommuiss. 

W.  Sander. 


Druckfehler:  S.  821  ZI  8 u ZI.  2 v.  unten  lies:  anderen  statt  vorderen-  — 
S.  823  ZI.  22  v.  u.  lies:  uns  er  stört 

Einsendungen  fUr  da«  Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Profcaaor  Senator. 
Berlin  (NW.)  Itanhofktr.  7 (am  Hegelplatx),  und  Professor  Hosentha).  Erlangen,  oder  (unter  Belachtem) 
an  die  Verlagsbandlnng,  Berlin  (HW.),  nnter  den  Linden  69,  adresslren. 

Verlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  vou  H.  8.  Hermann  in  Berlin. 


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I 


Wöchentlich  er«  ehe  inen 
1—2  Bogen ; am  Schlüsse 
de«  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men- und  Sachregister. 


Centralblatt 

für  die 


Pre ia  des  Jahrgange« 
20  Hark;  zn  beziehen 
durch  alle  Buchhandlun- 
gen und  Postanstalten. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Professor  in  Erlangen. 


Radigirt  von 
nnd 


Dr.  H.  Senator, 

Profeuor  In  Berlin. 


1876,  9.  December.  No.  49» 


Inhlkltl  Korkt,  Zwischen markscheide  der  Nervenfasern  (Orig.-Mitth.).  — v.  d.  Vrl- 
dss,  gepaarte  Schwefelsäuren  im  Harn  (Urig. • Mitlh.).  — Filehke,  Wirkung  des 
Nitropentans,  Nitroaethans  und  Nitromethans  (Orig.-Mitth.).  — 

Fübstkeh,  Reiiung  der  Hirnrinde.  — Wkissokhber  und  Pebls,  Fibrin- 
oylinder  nnd  Mieroeocceu  der  Niere.  — KCi.ej  Zimmer;  Pcrjesz;  Ebsteih; 
Jacob»,  Diabetes.  — Hanot,  Aneurysma  des  Aorteubogena  und  PnemnoDie.  — 
Chvostkb;  Wassiljeff,  Wanderleber  nnd  Waudermils.  — Thomseh;  Skelio- 
möllbh,  tonische  Krämpfe. — Macdohai.d;  Burky,  Eclampsia  parturientium.  -- 
Böhm  u.  Be  ho,  Verhalten  des  Jods  gegen  Eiweiss  und  Wirkung  von  Jodiujectionen.  — 
Hammarstkk,  Lactoprotein. — Brack,  Nervennabt.  — Rbacke,  Operation 
am  Duodeonm. — Frlt»,  Wirkung  des  Fuchsins  bei  Albuminurie. — Flikt,  Puls- 
verlaugsamung.  — Bhorks,  Mittel  gegen  Intermitten».  — Sciiöppel,  Gallenstein.  — 
Eibenlohr,  Typhu»iübmnng.  — Seslioküllbk,  Neuralgie  de»  N.  cut.  braebii 
int.  min.  — v.  Hablihoen,  Epithelerkrankuugrii.  — Bell,  Tinct.  ferr.  chlor,  bei 
Erysipel.  — Möller,  Chloral  bei  Geburten.  — F.  lisch  kr,  Operation  der  Haema- 
tometra.  — Filissi,  Wirkung  des  Moschns.  — 


Die  Zwischemnarkscheide  der  markhaltigen  Nervenfasern. 

Vorläufige  Mittheilung  von  Dr.  J.  H.  Knhnt,  Assistenzarzt  der  Augen-Klinik  tu 

Haideiberg, 

Fortgesetzte  Untersuchungen  über  den  feineron  Bau  der  mark- 
haltigen Nervenfasern  haben  mich  in  den  Stand  gesetzt,  die  in  den 
Schriften  von  d.  königl.  Gesellschaft  der  Wissensch.  u.  d.  G.  A.  Uni- 
versität zu  Göttingen  No.  9 u.  im  Arcb.  f.  mikr.  Anat.  XIII.  S.  426 
gemachten  Mittheilungen  durch  weitere  Angaben  wesentlich  zu  er- 
gänzen. In  Sonderheit  ist  es  nunmehr  gelungen,  für  die  mit  einer 
gewissen  Reserve  behandelten  Hohleylinder  des  Markes  endgültige 
Beweise  ihrer  Präexistenz  beizubringen. 

Isolirt  man  nämlich  Dach  der  S.  452  des  Arch.  f.  Mikr.  XIII.  an- 
gegebenen Methode  den  Achsencylinder  auf  möglichst  grosse  Strecken, 
dann  impooirt  in  genau  den  Grenzen  der  Hohleylinder  entsprechen- 
den Entfernungen  eine  Conlinuitätsunterbrechung  der  Achsencylinder- 
scheide.  DieseUnterbrecbung,  deren  Grösse  zwischen  0,0008 — 0,005Mm. 
irn  Mittel  variirt,  umfasst  die  ganze  Peripherie  des  Achsencylinders, 
und  zeigt,  wie  das  auch  schon  Taf.  XVII.  des  Arch.  f.  mikr.  Anat. 
Fig.  1 1 d genau  abgebildet  worden  ist,  nicht  selten  eine  Ueberstülpung 

XIV.  Jahrgang.  bb 


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866 


Vm.de>,  gepaarte  Schwefelsäuren  im  Harn. 


der  Scheide  nach  der  Richtung,  nach  welcher  der  Markntfifql 
fernt  wurde.  Solch  regelmässiges  Vorkommen  kann  nur  darin'! 
Grund  haben,  dass  an  den  Enden  der  Hohlcylinder  ein  festeil 
sammenhang  mit  der  Achsencylinderscheide  besteht.  Genaue 
forschungen  haben  denn  auch  in  der  Tbat  ergeben,  dass  überall  I 
scheu  je  zwei  Hohlcylindern  eine  raembranöse,  nur  schwer  iu  iSF 
ret.de  .Scheidewand  ausgespannt  ist,  die  einerseits  fest  mit  der  Achictr 
cylinderseheide  verwachsen  ist,  andererseits  zur  Innenfläche  der  j 
Schwann’schen  Scheide  zieht.  Ob  auch  eine  Verlöthung  mit  dieser 
letzteren  slatiflndet,  bleibt  um  so  fraglicher,  als  nicht  selten  bis  I 
0,007  Mm.  die  (Jonturen  beider  getrennt  von  einander  deutlich  n I 
unterscheiden  sind. 

Bezüglich  ihres  Baues  sowie  ihres  chemischen  Verhallens  i* 
diese  neue  Membran  — ich  nenne  sie  ZwiacbeumarkscLeide  — gau 
analog  der  Scheide  des  Achsencylinders,  weshalb  ich  auf  diese  Ter  | 
weise  (Arch.  f.  Mikr.  S.  451 — 453). 

Schliesslich  füge  ich  noch  hinzu,  dass  die  von  mir  zuerst  S.  451 1 
beschriebene  und  Tai.  XVII.  Fig.  15  h abgebildete  Einschnürung  eff  j 
Scheide  des  Achsencylinders  ein  regelmässiges  Vorkommnis*  ist  utij 
stets  mit  einer  RANVlttu’schen  Einschnürung  der  Schwanu’schen  Scheid« i 
coincidirt,  wodurch  die  Zcllcnuatur  der  Nervenfasern  erwiesen  seal 
dürfte. 


Ueber  die  Ausscheidung  der  gepaarten  Schwefelsäuren 
im  menschlichen  Harn. 

Von  Dr.  Reinhard  von  den  Velden,  1.  Aas.t.t.  der  wed.  Klinik  in  Str&Mbnrg  i td 

1)  Gepaarte  Schwefelsäuren  (Baumann*)  sind  ein  con-l 
stanter  Bestaudtheil  des  normalen  menschlichen  Harnt 

2)  Ihre  tägliche  Ausscheidungsgrösse  schwankt  un& 
normalen  Verhältnissen  je  nach  der  Nahrung  und  der  mehr  odal 
minder  regen  Vordauungsthätigkeit  innerhalb  weiterer  Grenzen  (C(61ü| 
bis  0,0944  bei  30  Bestimmungen.) 

3)  Ziemlich  constaut  ist  dagegen  das  Verhäitniss  z wisch  - 
derjenigen  Schwefelsäure,  die  in  Form  von  Sulfaten  uc4J 
derjenigen,  die  in  gepaarter  Verbindung  a usgescbie<K»j 
wird.  Bei  30 Bestimmungen  fand  sich  im  Mittel  1 : 0,1045 (Schwujl 
kung  1 : 0,1442  - 1 : 0,0708). 

4)  Diese  Proportionalität  findet  sich  c.  p.  auch  in  solchen  Urin«,  I 
in  deuen  einer  der  normalen  Bestandteile  auffallend  prävalirt  ( L rate,  ■ 
Phosphate,  Wasser)  und  in  solchen,  welche  pathologische  ßeimiicbwl 
gen  enthalten  (Zucker,  Albumen,  Gallenbestandtheile). 


*)  Ber.  d.  d.  chem.  Oes.  IX.  54.  1389.  — Arch.  f.  Pbysiol.  XIII.  286. 


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PiLBiisr,  Wirkung  des  Nitropentans,  Nitrosethans  und  Nitromethans.  867 

5)  Vermehrt  ist  die  Menge  der  gepaarten  Schwefelsäuren  in 
denjenigen  Urinen,  bei  welchen  a)  durch  toxische  oder  therapeutische 
Eingriffe  ihr  organischer  Paarling  im  Körper  gebildet  worden  ist 
(Carbol,  Salicin  und  viele  andere  der  Benzolgruppe  ungehörige  Ver- 
bindungen), und  b)  in  denjenigen,  welche  durch  Störung  der  Darnr- 
funktiouen  einen  erhöhten  Iudicangebalt  besitzen  (Incarceration,  Peri- 
tonitis, Koliken,  Obstipation).  S.  a.  JaffI:,  Cbl.  1872,  No.  2,  31  u.  32. 

Näheres  hierüber  werde  ich  alsbaid  an  anderer  Stelle  veröffent- 
lichen und  behalte  mir  ausserdem  weitere  klinische  Untersuchungen 
über  diesen  Gegenstand  vor.  — 

Vorstehende  Arbeit  ist  grösstentheils  im  Laboratorium  des 
Herrn  Professor  Hoppe-Seylfr  ausgefülirt  worden. 


Die  physiologischen  Wirkungen  des  Nitropentans,  Nitroaethans 
und  Nitromethans. 

Von  Prof.  Di.  Wilhelm  Filehne  iu  Erlangen. 

In  dem  gestern  (17.  Novor.)  ausgegeoenen  Doppelhefte  des  Arcb. 
f.  exp.  Path.  u.  Phannak.  ist  eine  von  G.  Schadow  unter  Jollv’s 
Leitung  ausgefiihrte  Untersuchung  über  die  Wirkung  des  Nitropentans 
veröffentlicht.  Dies  veranlasst  mich  zu  folgender  Mittheilung. 

Seit  Aufang  Mai  d.  J.  bin  ich  mit  einer  Untersuchung  über  die 
Wirkungen  der  iu  der  Ueberscbrifi  genannten  Körper  beschäftigt  und 
habe  die  allgemeinen  Vergiftungsbilder  sowie  einige  Details  am  16.  Juni 
i.  J.  in  der  Sitzung  des  hiesigen  rnedicinischeu  Vereins  vorgetragen. 

Die  von  SCHADOW  gegebene  Schilderung  der  allgemeinen  Ver- 
»iftungserscheiuungeu  bei  Säugethieren  kann  ich  im  Grossen  uud 
3aiizen  bestätigen.  Meine  übrigen  Befunde  weichen  durchaus  von 
lenen  Schadow’s  ab  oder  beziehen  sieb  auf  Dinge,  welche  Sch.  nicht 
n den  Kreis  seiner  Untersuchungen  gezogen  hat.  Einige  wesent- 
ichere  thatsächliche  Ermittelungen  mögen  hier  angedeutet  werden. 

I.  Bei  Fröschen,  die  in  einer  Nitropentan- Atmosphäre  gebracht 
verden,  sieht  man  1)  ein  Stadium  charakteristischer  Unruhe,  2)  dann 
eichte  Narcose  mit  Aufblähen  der  Lungen,  3)  einen  Tobsuchtsanfall, 
1)  mit  daran  sich  anschliessendem  Krampfanfall,  der  die  grösste  Achn- 
icl.keit  mit  dem  bei  Pikrotoxinvergiftung  beobachteter)  hat,  mit  nach- 
olgender  Erschöpfung;  Erholung;  5)  bet  weiterer  Vergiftung:  allge- 
ueiuc  Paralyse  von  Hirn  und  Rüekeumark;  6)  schliesslich  eine  curare- 
rtige  Lähmung  der  intramusculären  Nervenfasern.  7)  Der  Herzschlag 
nd  die  Circulation  bleiben  im  wesentlichen  intact  (Verlangsamung 
um  Schluss).  Der  sub  4)  genannte  Paroxysmus  geht  nicht  von  den 
luskeln  noch  von  den  motorischen  Nerven,  noch  vod  dem  Rücken- 
iark,  sondern  wahrscbeinlicb  von  der  Medulla  oblongata  aus. 

II.  Bei  Kaninchen:  Geeignete  Curarisirung  (nur  motorische 
ferveirendigungen  gelähmt,  Vaguseudigung  intact):  Blutdruckscurve 

55* 


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868  Filchrp,  Wirkung  des  Nitropentar»,  Nitroaethsns  und  N’itromttbtu 

des  Kymograpbions  steigt  alsbald  nach  Einblasung  von  Nitropeflta- 
dämpfen  um  ein  geringes.  Bald  stärker;  es  scbliessen  sieh  periodisd» 
Blutdrucksschwankungen  jetzt  an;  die  einzelne  Periode  von  10 — 15S«. 
Dauer  und  beträchtlicher  Höhe;  ähnlich  den  TKAUBü’schen  Blutdruck»- 
Perioden.  Der  absteigende  Schenkel  ist  steiler;  auf  ihm  sind  die  Heu- 
elevationen seltner  und  höher:  Vagusdurchschneidung  ändert  nichts, 
wohl  aber  Lähmung  der  Vagusendigungen  (durch  Atropin,  Cortre  is 
grösserer  Dosis);  alsdann  sind  die  Herzelevationen  des  absteigend« 
Astes  denen  des  aufsteigenden  durchaus  gleich  und  der  absteigend; 
Schenkel  der  Curvenperioden  wird  symmetrisch  zum  ansteigend«, 
doch  die  Periodicität  bleibt.  Hieraus  folgt:  1)  die  periodischen  Schw«- 
kungen  sind  unabhängig  von  der  durch  Vagusendenreizung  vorls 
bedingt  gewesenen  Herzschlagverlangsamung,  während  der  steilen 
Abfall  der  Curve  der  nicht  atropinisirten  Thiere  hierauf  zu  bezieh« 
ist;  2)  die  Periodicität  ist  unabhängig  vom  Herzen  Oberhaupt  und  tä 
Schwankungen  im  Arterientonus  zu  beziehen.  Durchschneidut; 
der  beiden  Depressores  bringt  die  Periodicität  zum  Ver- 
schwinden; der  Druck  bleibt  nach  dieser  Durcbschneidun; 
andauernd  hoch  und  giebt  am  Kymographion  eine  Horizontale 
mit  aufgesetzten  Herzelevationen.  Die  durch  Nitropentao  ver- 
ursachten periodischen  Schwankungen  sind  also  nicht  durch  du 
TüAUBK’sche  Ermüdungstbeorie  zu  erklären;  sie  sind  bedingt 
durch  die  Interferenz  zweier  Erregungen,  von  denen 
die  ursprüngliche  (durch  Nitropentan  hei  beigeführte)  einet 
Zu  6 tan  d (hohen  Druck)  schafft,  der  die  zweite  (Uepress» 
erregung)  her  vorruft,  welche  ihrerseits  die  erste» 
h e m m t (Depressorwirkung,  Druckerniedrigung).  Da  diese  Vorgin? 
in  Nervenzellen  (Reflex)  und  Gefässmusculatur  messbare  Zeit  in  Ar 
sprueb  nehmen,  so  kommt  es  nicht  zu  einer  Gleichgewichtsstellosf, 
sondern  zu  fortwährendem  Balanciren  — zu  periodischen  Schwti 
kungen.  — Die  TRAUBB’schen  Perioden  scheinen  auf  dem  gleich« 
Vorgänge  zu  beruhen.  — 

III.  Nitroaethan  und  Nitromethan  (letzteres  hatte  Hr.  V.  Metb 
die  Güte  mir  auf  meine  Bitte  zu  übersenden).  Bei  Fröschen:  Direct; 
auf  Nerv  oder  Muskeln  des  lebenden  Thieres  gebracht:  sofortige  Läl- 
mung  und  elektr.  Unerregbarkeit.  Resorbirt  (subcutan  oder  aus  de 
Atmosphäre):  es  widerstehen  peripher.  Nerv  (sens.  und  motor.)  tm 
Muskel,  und  namentlich  Herz  und  Circulation  am  längsten.  Zafi* 
bei  absoluter  Munterkeit  und  im  Uebrigen  normalem  Verhalten  eat' 
Analgesie  der  Haut,  dann  (resp.  bei  grösseren  Dosen)  allgemeine  Ar  I 
algesie;  Brennen  und  Kneifen  durchaus  ohne  Aeusserung  von  Mi» 
behagen  ertragen,  ebenso  Reizung  des  Iscbiadicus  mit  stärksten  l? 
duetion8schlägen,  — dabei  Muskelsinn  und  Motilität  intact.  Dk* 
Analgesie  ist  nur  centralen  Ursprungs.  Bei  stärkeren  Dosen  schließ 
lieh  vollständige  Paralyse  des  Centralnervensystems,  von  der  d>* 


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FriiTxKB.  Heizung  d Hirnrinde.  WsissomHkH  u.  Pkkls,  Fibrincylinder  etc.  869 


Thiere  sich  nach  12 — 36  Stunden  erholen  könneD.  (Bei  Nitropentan- 
vergiftung  erholen  sie  sich  oft  zwar  auch  vollständig,  gehen  aber 
öfters  zu  Grunde).  Das  Weitere  und  Genauere  an  anderer  Stelle. 
Erlangen,  den  18.  November  1876. 


C.  Fürstner,  Experimenteller  Beitrag  zur  elektrischen  Reizung 
der  Hirnrinde.  Arcb.  f.  PkjcIi.  etc.  vi.  s.  719. 

In  Gemeinschaft  mit  dem  verstorbenen  Samt  hat  F.  an  Kanin- 
chen und  Hunden  die  Fkitsch- HiTZlo’schen  und  FERRiER’schen  Ex- 
perimente über  die  elektrische  Reizung  der  Hirnrinde  wiederholt. 
Von  ganz  circuntscripten  Stellen  aus  (deren  Lage  sich  vielfach  von 
der  von  Ferrier  angegebenen  unterschied)  sah  Vf.  beim  Kaninchen 
durch  die  Reizung  ganz  bestimmte  Bewegungen  einzelner  Muskel- 
gruppen erfolgen.  Wie  die  anderen  Experimentatoren  beobachteten 
auch  8.  und  F.  nach  den  durch  die  Reizung  eingetretenen  Bewegungen 
Nachbewegungen,  besonders  ausgeprägt  im  Facialisgebiet.  Von  den 
zwischen  den  eigentlichen  Ccntren  gelegenen  Rindcnpartien  aus  konn- 
ten Vff.  bei  Hunden  auf  einzelne  Gebiete  beschränkte  Muskelzuckungen 
durch  die  Reizung  erlangen:  niemals  aber  griffen  diese  Rindenpartien 
auf  Zonen  über,  in  denen  überhaupt  keine  motorischen  Centren  nach- 
zuweisen waren.  Die  einzelnen  Contra  nun  zeigten  ein  verschiedenes 
„Aosprechungsvermögen“;  oft  Hess  sich  von  einzelnen  Punkten  aus 
selbst  mit  relativ  sehr  starken  Strömen  gar  kein  Reizeffect  bewirken. 
Es  spricht  dies  für  die  verschiedenartige  Lagerung  der  Leitungs- 
bahnen,  die  bald  oberflächlicher,  bald  tiefer  sich  vorfinden,  ausnahms- 
weise so  weit  von  der  Oberfläche  entfernt,  dass  der  Reizeffect  des 
Stromes  sie  überhaupt  nie  erreichte.  Bernhardt. 

Weissgerber  und  Perls,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Entstehung 
der  sog.  Fibrincylinder  nebst  Bemerkungen  über  Mierococcen- 
anhäufnngen  in  der  liiere  bei  Blutstauung.  Arcb  f.  exper.  Patho). 
VJ.  8.  113. 

Auf  Grund  anatomischer  Untersuchungen  schliessen  sich  Vff.  den- 
jenigen Autoren  an,  welche  die  Harncylinder  als  Trans-  oder  Exsudate 
aus  dem  Blute  betrachten,  denn  sie  fanden  dieselben  1)  fast  stets,  — 
auch  in  den  gewundenen  Kanälchen,  wo  sie  häufiger  Vorkommen  sollen 
als  vielfach  angenommen  wird,  — von  einem  Kranze  sehr  wohl  und 
regelmässig  erhaltener  Epithelzellen  umgeben;  sie  fanden  sie  2)  in 
Nieren,  wo  die  Epithelzellen  überhaupt  keine  wesentliche  Verände- 
rung zeigten;  sie  sahen  3)  zwar  häufig  zwischen  den  Cylindern  und 
den  Epithelien  ganz  helle,  ziemlich  grosse  Kugeln  (Eiweiss  oder 
Schleimtropfon),  konnten  aber  niemals  Uebergänge  zwischen  diesen 
und  den  Epithelien  resp.  Cylindern  nachweisen,  und  sahen  4)  den 
Cylindern  (auch  in  den  Reactionen)  ganz  ähnliche  Gerinnungsproducte 


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870  Wbimqzrb**  u.  Pcrl«,  Fibriacyliuder  and  Micrococcen  der  Kiere. 


zwischen  Epithelien  und  Tunica  propria,  ja  in  dem  intertubulira 
Gewebe  (Lymphräume?). 

Bei  der  experimentellen  Prüfung  der  Frage  erkannten  sie  it 
Uebereinstiramung  mit  Anderen,  das»  eine  totale  Unterbindung  der 
Nierenvenon  bei  Kaninchen  keine  Bildung  von  Cylindern  bewirkt, 
wohl  desswegen,  weil  dadurch  überhaupt  jeder  Kreislauf  in  der  Niers 
gehindert  und  diese  dadurch  dem  Untergang  anheimgegeben  wird. 
Sobald  sie.  aber  das  Lumen  der  Venen  nur  verengerten,  so  dass  zw» 
eine  Stauung  aber  keine  Uutrechung  des  Kreislaufes  entstand,  diu 
konnten  sie  einige  Mal  im  Harn,  stets  aber  in  der  Niere  selbst  zahl- 
reiche  homogene  Cylinder  nacbweisen  und  zwar  reichten  dieselbe 
um  so  weiter  nach  der  Rindenschicht,  je  mehr  auch  die  Stauung  va: 
der  Papille  aus  in  diese  hinein  reichte.  Die  Cylinder  wurden  schai 
in  den  ersten  24  Stunden  nach  der  Einengung  gefunden.  Da  in  des- 
jenigen Fällen,  wo  die  Verengerung  nur  gering  ausgefallen  war  ode 
wo  sie  durch  Collateralen  compensirt  wurde,  keine  Cylinder  auttrm, 
so  kann  deren  Auftreten  nicht  etwa  auf  den  durch  die  Operation  ge 
setzten  Reiz  bezogen  werden,  sondern  muss  von  der  Circulatiositü- 
rung  abhängig  sein.  Auch  bei  diesen  Experimenten,  wo  die  Cylinder 
bildting  erst  im  Beginne  war,  konnte  keinerlei  Zusammenhang  zwi- 
schen den  Cylindern  und  den  nur  wenig  körnig  getrübten  Epithelien. 
welche  auffällig  gelockert  waren,  constatirt  werden,  es  müssen  des- 
halb nach  Vff.  auch  hier  diese  Gebilde  als  direct  aus  dem  Bluts 
stammend  angesehen  werden.  Da  demnach  die  Cylinder  bei  einfach» 
Stauung  Vorkommen,  können  sie  nicht,  wie  Manche  wollen,  als  Z<>ich«i 
einer  Nierenentzündung  betrachtet  werden,  wenngleich  es  vielleicht 
möglich  ist,  dass  die  venöse  Hyperämie  wenigstens  den  Anstoss  n 
einer  Entzündung  giebt  und  dass  die  Cylinder  als  Beginn  eines  mehr 
entzündlichen  Vorganges,  wenn  auch  noch  nicht  als  Symptom  einer 
Entzündung  aufzufassen  sind. 

In  fast  allen  Versuchen  haben  Vff.,  besonders  in  den  Pyramide«, 
aber  auch  in  der  Rinde,  wenn  hier  Hyperämie  bestand,  Micrococc« 
gefunden,  in  der  Regel  in  kleinen  Blutgefässen  (jedoch  nie  in  de* 
Glomerulis),  zuweilen  auch  in  Harncanälchen;  einigemal  enthielt  s> 
gar  daR  peripher  an  der  Ligaturstclle  liegende  Gerinnsel  Mierococce* 
Obne  vorläufig  weiter  auf  diesen  Befund  einzugehen,  glauben  Vff.  dock 
aussprechen  zu  dürfen . dass  der  Befund  der  Micrococcenanhäufucg 
bei  Veneneinengung  definitiv  die  Anschauung  widerlegt,  nach  welcher 
man  dies»  Gebilde  stets  als  das  Resultat  einer  pathologischen  Embobt- 
oder  richtiger  einer  Embolie  pathologischer  Gebilde  zu  deuten  habe 
Da  es  ihnen  nicht  gelang  experimentell  eine  Bevorzugung  der  St*» 
ungsniere  in  Bezug  auf  die  Anhäufung  von  ius  Blut  gebrachten  Farb- 
stoffen oder  Bacterien  nachzuweisen,  so  neigen  sie  zu  der  Annaho* 
einer  localen  Entstehung  der  Micrococcen  bei  der  Phlebostenose  hia 

Orth. 


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Külz;  Zimmer;  Purjesz;  Erstein;  Jacobs,  Diabetes. 


871 


E.  Külz,  1)  Kann  ln  der  schweren  Form  des  Diabetes  die  Zucker- 
ansfuhr  durch  vermehrte  Zufuhr  von  Albuminateu  gesteigert 
werden  l Ar.  h.  f.  «xp  p«th.  etc.  vi.  s 140  2)  Ueber  den  Blutzucker. 

D<<.  S.  143.  K.  Zimmer,  Levulose  im  Harn  eines  Diabetikers, 
Deut'Che  mul.  Woch-Misrhr.  1876.  No.  28.  S.  Purjesz,  Aus  der  Univer- 
sitätsklinik des  Hm.  Prof.  Wagner  in  Budapest.  Beitrüge  zur 
Therapie  des  Diab.  mell.  p-ster  m«.i.-.!ir  Pre-s*.  1876.  No.  23-24. 
W.  Ebstein,  Zur  Therapie  des  Diab.  mell.,  insbesondere  über 
die  Anwendung  des  salicylsauren  Natrons  bei  demselben.  Beri. 
kn».  Wo  i , i87ß.  No.  24.  J.  Jacobs,  Ueber  den  Einfluss  eiuiger 

Mittel  auf  die  Ausscheidung  des  Harns  und  seiner  Bestandtheile 
bei  Diab.  mell,  vibchows  Arcb.  lxvii.  s.  197. 

Zur  Beantwortung  der  obigen  Frage  (1)  ernährte  K.  eineD  Pat. 
während  mehrerer  Tage  ausser  mit  LiKBiG’schem  Fleisehextraet,  Koch- 
salz uud  Wasser  nur  mit  (fett-  und  zuckerfreiem)  Ca<-ein.  Während 
der  1.  Beobachtuugsreihe  genoss  Pat.  in  4 Tagen  1240  Om.  Casein 
und  schied  aus:  373,6  Om.  Zucker,  während  der  2.  genoss  er  in  5 
Tagen  1480  Om.  Casein  und  entleerte  441,9  Om.  Zucker,  so  dass 
die  Frage  in  diesem  Falle  bejahend  entschieden  worden. 

Der  Angabe  Cantani’s  entgegen  fand  K.(2)den  Blutzucker  (S.  317) 
bei  6 von  ihm  untersuchten  Diabetikern  immer  rechtsdrehend. 

Im  Urin  eines  29  J.  alten  Militairarztes,  welcher  seit  einigen 
Monaten  die  Zeichen  der  Zuckerruhr  darbot,  fand  Z.  bei  öfterer 
Untersuchung  eine  Ablenkung  der  Polarisationsebene  nach  links  und 
zwar  bis  zu  2,2  Proc.,  später  im  Verlaufe  der  Cur  in  Carlsbad  immer 
weniger.  Der  Harn  batte  ein  hohes  Oewicht  (bis  zu  1055),  reducirte 
Kupferoxyd  deutlich  und  zeigte  beim  Titriren  mit  FlSHUNG'scher  Lö- 
sung hohen  Zuckergehalt  und  zwar  stets  einen  grösseren  als  der 
Lioksdebung  entsprach,  nämlich  bis  zu  9,8  Proc.  Es  war  also  auch 
rechtsdrehender  (Trauben-)  Zucker  in  überwiegender  Menge  vorhan- 
den. Pat.  genoss  nur  Fleicbspeisen , Eier,  Bouillon,  ungesiissten 
schwarzen  Kaffee,  Wein  und  Mandelzwieback,  nur  am  ersten  Beob- 
aebtungstage  auch  Spinat. 

Da  nach  Fütterung  mit  Levulose  (Fruchtzucker)  eine  Vermeh- 
rung des  I.eberglycogens  gefunden  wurde  (Cbl.  1874,  153  u.  179), 
aus  letzterem  aber  nur  Traubenzucker  hervorgeht,  so  folgt  daraus 
dass  die  Levulose,  welche  im  Harn  auftritt,  nicht  zuvor  in  Leber- 
glycogen  übergegangen  sein  kann.  Daraus  schliesst  Z.  weiter,  dass 
es  sich  mit  dem  gleichzeitig  ausgeschiedenen  Traubenzucker  ebenso 
verhält  und  dass  jede  krankhafte  Zucker&usscheidung  überhaupt  auf 
dem  Darniederliegen  der  Olycogenbildung  in  den  Geweben  beruht. 
Die  verschiedenen  Formen  des  Diabetes  erklärt  er  dadurch,  dass 
nicht  bloss  in  der  Leber,  sondern  auch  in  anderen  Organen  Glycogen 
gebildet  werde  und  die  Störung  der  Olycogenbildung  daher  bald  in 
dem  einen,  bald  in  dem  anderen  Organen  ihren  Sitz  haben  könne. 


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872 


Hakot,  Aneurysma  de»  Aortenbogens  und  Pneumonie. 


In  2 leichten  Fällen  von  Zuckerruhr  wurde  von  P.  Car  bol- 
säure  (0,3 — 0,5  Qm.  täglich)  ohne  jeden  Nutzen  gegeben.  Milch- 
säure (8  Gm.  in  150  Wasser  täglich)  brachte  in  einem  leichter 
Falle  die  Zuckerausscheidung  nach  einer  Woche  zum  Verschwindet 
und  setzte  sie  in  einem  schweren  Falle  erheblich  herab. 

E.  sah  bei  2 Pat.,  welche  Carbolsäure  (0,3 — 0,5  täglich)  ohne 
Erfolg  gebraucht  hatten,  durch  Natr.  salicylicum  (zu  5 — 10  Gm.  täg- 
lich in  mehreren  Portionen)  theils  beträchtliche  Abnahme,  tbeilä 
gänzliches  Schwinden  des  Harnzuckers.  Durch  Fortgebraucb  klei- 
nerer Gaben  wurde  die  günstige  Wirkung  festgehaltcn. 

Nach  J.  erwiesen  sich  Einathmungen  von  Sauerstoff  mit  ond 
ohne  den  Gebrauch  von  Ferr.  pulverisatum,  ferner  Wachholderbeeren, 
Tannin  und  Ol.  Terebinth.  ozonisatura  während  längerer  Beobach- 
tungszeit ganz  nutzlos.  Senator. 


V.  Hanot,  Du  rspport  entre  l’an^vrysnie  de  la  crosse  de  l’aortt 
et  la  pneumonie  cas4ense.  Arch.  *<5ner.  1876.  Juillet  (o.  ff) 

H.  bestätigt  durch  statistische  Angaben  die  von  Stokks  zuerst 
bervorgehobene  Thatsaolie,  dass  Aneurysmen  des  Aortenbogens  ver- 
hältnissmässig  häufig  mit  Lungentuberkulose  gemeinschaftlich  vor- 
kämen. Bei  42  an  Aneurysma  des  Aortenbogens  leidenden  Kranken 
konnte  er  16  Mal  eine  Compliration  mit  tuberkulöser  Phthisis  oder 
chronischen  Pneumonien  nachweisen.  Er  hält  diese  Veränderung  der 
Lungen  für  das  Secundäre  und  ist  geneigt,  dieselben  abhängig  zu 
machen  von  einem  Reizzustand,  in  welchen  die  Lungen  durch  die 
Compression  des  Vagus  von  Seiten  des  aneurysraatischen  Sackes  ver- 
setzt werden.  Für  einen  derartigen  Zusammenhang  zwischen  Aneu- 
rysmen und  anderen  Mudiastinaltumoren  und  Erkrankungen  benach- 
barter Nerven  sprächen  auch  die  Erfahrungen  anderer  Beobachter 
Dr.  Habebshon  beobachtete  bei  einem  Aneurysma  der  Aorta  thorac. 
rechtsseitige  Pneumonie,  welche  er  von  dem  Druck  herleitet,  welches 
der  rechte  Vagus  durch  den  Tumor  zu  erleiden  hatte.  In  einem  an- 
deren Fall  von  Oesophaguskrebs  beobachtete  man  eine  ,, gangränöse 
Pneumonie“,  welclio  ebenfalls  durch  Druck  auf  den  Vagus  erklärt 
wird.  Man  muss  in  einigen  Fällen  annehmen,  dass  es  sich  um  ähn- 
liche Zustände  handelt,  wie  bei  der  Vagusdurchschneidung,  und  da* 
Speisetheilchen  in  die  Lungen  gelangen.  Andererseits  möchte  H. 
manche  Fälle  chronischer  Lungeuerkrankung  bei  Mediastinahumoren 
von  wirklichen  tropbischen  Störungen  abhängig  machen,  welche  durch 
Druck  auf  den  Vagus  erzeugt  werden.  Jedoch  wirken  solche  Tu- 
moren nicht  ausschliesslich  auf  die  pulmonalen  Vagusfasern  eiD,  son- 
dern cs  können  auch  die  laryngealen  oder  gastrischen  Zweige  in  Mit- 
leidenschaft gezogen  werden.  — ln  seltenen  Fällen  entstehen  auch 
Erkrankungen  der  Lunge  dadurch,  dass  die  besagten  Tumoren  die 


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Chvostek;  Wassiljepf,  Wanderleber  und  WaudermiU 


873 


Art.  pulmon.  cornprimiren.  Namentlich  sind  es  käsige  Pneumonien, 
welche  in  Frage  kommen;  hierbei  würde  allerdings  der  Beschränkung 
des  Blutzuflusses  nur  die  Rolle  zufallen,  die  Infiltrationen,  welche 
unter  dem  Einfluss  der  Vaguscompression  erzeugt  worden,  zur  Ver- 
käsung zu  bringen. 

In  ähnlicher  Weise  bringt  H.  die  zuweilen  das  Aneurysma  com- 
plicirende  Pericarditis  in  Zusammenhang  mit  dem  Druck,  welchen 
der  Tumor  auf  den  Plexus  cardiacus  ausübt.  Andererseits  hält  er 
es  für  möglich,  dass  die  Aortitis,  welche  manchem  Aneurysma  zu 
Gruude  liegt,  durch  Fortpflanzung  der  Entzündung  auf  den  Herz- 
beutel zu  einer  Pericarditis  führen  kann.  Litten. 


Chvostek,  Ein  Fall  einer  wandernden  Leber.  Wiener  med.  Presse. 

1876.  No.  26—29.  Wassiljew,  Ectopia  hepatis  et  lienis.  Petersb.  med. 

Wocbenschr.  1876.  No.  30. 

Die  53jährige  Patientin  Ch.’s,  welche  12  Mal  geboren  hatte,  litt 
beständig  an  gastralgischen  und  dyspeptischen  Beschwerden.  Bei  der 
Untersuchung  vermisste  mau  die  normale  Leberdämpfung,  fand  jedoch 
einen  bei  Lageveränderungen  beweglichen  Tumor,  welcher  unterhalb 
des  rechten  Rippenbogens  anfing  und  mit  seinem  untern  scharfen 
Rand,  an  welchem  man  auch  den  Gallenblaseneinschnitt  palpiren 
konnte,  bis  ins  Becken  hinabreichle.  Repositionsversuche  gelangen 
bei  bochgelagertem  Becken  fast  vollständig,  so  dass  man  den  obern 
Rand  an  der  7.  Rippe  naebweisen  konnte.  Die  epigastrischen  Venen 
waren  sehr  stark  ectasirt.  In  der  Literatur  sind  bisher  nur  7 Fälle 
dieser  Anomalie  verzeichnet  worden,  welche  sämrotlich  bei  Frauen 
vorkamen  und  zwar  stets  nur  bei  solchen,  die  geboren  und  in  einigen 
Fällen  enge  Schnürbrüste  getrauen  hatten.  Obductionsbefundo  liegen 
bisher  nicht  vor.  In  allen  bisher  beobachteten  Fällen  lag  das  trans- 
locirte  Organ  einfach  nach  unten  und  etwas  nach  links  von  der  nor- 
malen Stelle.  Einmal  in  den  bekannten  Fällen  war  gleichzeitig  Wander- 
milz und  einmal  Situs  inversus  der  Unterleibsorgane  vorhanden.  Der 
vorliegende  Fall  unterscheidet  sich  von  den  übrigen  durch  die  grosse 
Schmerzhaftigkeit  der  Leber.  — Ein  durch  Zerrung  und  Verlänge- 
rung der  Gallenwege  entstandener  Icterus  war  1 Mal  vorhanden,  im 
vorliegenden  Fall  bestand  nur  leichte  Gelbfärbung  der  Conjunctiven. 
Zuweilen  sind  ferner  kolikartige  Schmerzen  und  Wasserbrechen  vor- 
handen. Therapeutisch  versprechen  elastische  Leibbinden  die  grösste 
Aussicht  auf  Erfolg. 

W.  beobachtete  auf  der  BoTKlN’schen  Klinik  3 Fälle  von  be- 
weglicher Leber  bei  gleichzeitigem  Vorhandensein  von  Wandermilz 
und  in  1 Fall  ausserdem  von  Wanderniere.  Bei  einer  Analyse  seiner 
eigenen  und  der  übrigen  beschriebenen  Fälle  kommt  er  zu  folgenden 
Resultaten:  die  bewegliche  Leber  kommt  ebensowohl  bei  Männern, 


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874 


Thomskn;  Serliomüller,  tonische  Krämpfe. 


wie  bei  Weibern  vor;  ihre  Entstehung  wird  begünstigt  durch  Hänge- 
bauch, Lebervergrösserung,  Reiten  etc.,  aber  nur  bei  abnorm  ver- 
längerten oder  abnorm  dehnbaren  Bändern,  oder  endlich  durch  du 
Vorhandensein  eines  RIesohepar.  Therapeutisch  wird  die  Faradisation 
der  geraden  Bauchmuskeln  empfohlen.  Litten 


1)  J.  Thomsen,  Tonische  Krämpfe  in  willkürlich  bewegton  Muskeln 
in  Folge  von  ererbter  psychischer  Disposition.  Arrh  f.  p*?ct  «t<. 
vt.  s.  702  2)  A.  Seeliguiüller,  Tonische  Krämpfe  in  willkürlich 
bewegten  Muskeln  (Muskelhypertrophie!).  Deutsche  med.  wocb«- 

acbr  1876.  No.  33  n.  34 

Th.  (1.)  schildert  eine  noch  nicht  bekannte  motorische  Neurose, 
die  in  plötzlich  auftretender  Unfähigkeit,  gewisse  gewohnte  Bewegungen 
überhaupt  oder  präcise  auszuführen,  besteht  und  durch  psychische 
Einflüsse,  wie  Verstimmung,  Selbstbeobachtung  etc.  in  Erscheinung 
gerufen  wird.  Es  erfolgt  eine  tonische  Anspannung,  krampfhafte  Er- 
starrung aller  Gliedmassen  (oder  nur  gewisser  Muskelgruppen?  Ret), 
manchmal  bis  zu  dem  Grade,  dass  der  Pat.  bei  vollem  Bewusstsein 
hinstürzt  und  sich  erst  nach  einiger  Zeit  aufraffen  kann.  Dieser  Zu- 
stand tritt  unter  einem  zuckenden,  schmerzhaften  Gefühle,  wie  von 
einem  elektrischen  Schlage,  ein  (mit  Epilepsie  hat  er  nichts  gemein), 
niedrige  Temperatur,  Unwohlsein  oder  körperliche  Erschöpfung  be- 
günstigen sein  Zustandekommen.  Bei  geringerem  Grade  der  Störung 
wird  doch  die  Bewegungsfähigkeit  z.  B.  beim  GaDgc  so  gestört,  dass 
derselbe  dem  eines  Betrunkenen  gleicht.  Alle  willkürlichen  Muskeln, 
vorzugsweise  aber  die  Extensoren,  sind  der  Affection  unterworfen. 
Die  Sphincteren  des  Anus  und  der  Blase  bleiben  davon  frei.  Da» 
ursächliche  Moment  ist  Heredität,  und  zwar  weist  dies  der  Vf.  an 
füüf  Generationen  seiner  eigenen  Familie  nach.  — 

(2)  Ein  22jähriger,  von  gesunden  Filtern  stammender  Rekrut, 
dessen  eine  Schwester  an  einer  ähnlichen  Affection  wie  er  selbst  und 
zwar  gleichfalls  von  Jugend  auf  litt,  zeigte  neben  einer  athletische« 
Muskulatur  eine  abnorme  Schwerfälligkeit  in  allen  Bewegungen.  Di* 
Muskeln  waren  brettartig  hart  anzufühlen,  zeigten  auf  mechanischen 
und  elektrischen  Reiz  idiomuskuläre,  lange  anhaltende  Contraetionen 
und  spontane  fibrilläre  Zuckungen  an  Oberarm-  und  Schultermuskeln; 
combinirte  Bewegungen  wurden  zwar  steif,  langsam  und  mit  Müh« 
ausgeführt,  doch  war  von  einer  Incoordination  derselben  nicht  die 
Rede.  Die  galvanische  und  israelische  Erregbarkeit  der  Nerven  und 
Muskeln  war  normal,  namentlich  von  Reactionen,  wie  sie  bei  der 
Tetanie  beobachtet  worden  sind,  nichts  zu  bemerken.  Vf.  ist  geneigt, 
an  eine  der  Lateralsklerose  ähnlichen  (als  einer  ererbten  oder  ange- 
borenen Affection  der  Seitenstränge  des  Rückenmarks)  zu  denken. 

Bernhardt 


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Macdonai.d;  Rcatr,  Eclampsi*  psrturientium. 


875 


A.  Macdonald,  Albuminnrin  and  pnerpcral  eclampsia  with  nino 

CaSCS.  Obst.  Jonrn.  of  Gr.  Brit.  & Irel.  June-August.  1876.  S.  C.  JlUSOy, 

Puerperal  eclampsia.  Philsd.  med  Times.  1876.  No.  227. 

M.  theilt  seine  9 sehr  ausführlich  mitgelhoillen  Fälle  ein  in 
solche  von  Albuminurie  ohne  Eclampsie  (3),  in  solche  von  Eclampsia 
ohne  Albuminurie  (1)  und  solche  von  Albuminurie  mit  Eclampsie  (5). 
Vf.  wirft  den  Geburtshelfern  vor,  dass  sie  im  Allgemeinen  dem  Ver- 
halten des  Gehirns  zu  wenig  Aufmerksamkeit  schenken;  in  der  Lite- 
ratur seien  die  Gehirnbefunde  sehr  vernachlässigt  gegenüber  denen 
der  Nieren.  Und  doch  führen  die  Beobachtungen  von  Anämie  und 
Oedem,  von  intraraeningealen  Apoplexien,  wie  sie  DuNCAN  in  den 
Corpora  stiiata  und  den  Nachbartheilen  neuerdings  wiederholt  ge- 
sehen, im  Verein  mit  der  klinischen  Beobachtung,  dass  besonders 
solche  Mittel  wirksam  sich  zeigen,  welche  wie  Chloral  die  kleinen 
Arterien  erweitern,  den  Vf.  zu  der  Annahme  einer  Anämie  der 
grossen  motorischen  Centra  während  des  Anfalls.  In  den  Nachbar- 
theilen sollen  dabei  als  Folge  der  gestörten  Respiration  und  Circu- 
lation  Congestionen  entstehen,  welche  zu  Apoplexien  in  derselben 
führen.  Unter  den  Einwendungen  gegen  die  FREBiCHS’sche  Theorie  hält 
M.  d en  für  besonders  wichtig,  dass  das  Gift  ein  eigenartiges  sein 
müsse,  da  selbst  kleine  Blutentziehungen  seine  Wirkung  wenn  auch 
nur  zeitweilig  paralysiren  können.  Die  loxäniischc  Theorie  kann 
höchstens  die  Prädisposition  durch  die  alterirte  Ernährung  der  Centra 
erklären.  Auch  die  TBAUBE’sche  Theorie  genügt  ihm  nicht  für  die 
Fälle,  in  welchem  keine  Nephritis  besteht,  und  so  glaubt  er,  dass 
den  Veränderungen  des  Sympathicus  eine  grössere  Bedeutung  bei- 
zulegen  sei,  als  dies  bisher  geschehen.  Indem  er  über  Cohen  hinaus- 
geht- nimmt  er  an,  dass  vom  Uterus  aus  eine  Erregung  und  Rei- 
zung nicht  nur  der  Centralorgane  stattfinde,  sondern  des  gesamm- 
ten  vasomotorischen  Nervensystems,  durch  welche  der  intravascu- 
läre  Druck  erhöht  wird.  Als  besondere  Stütze  dieser  Anschauung 
siebt  er  den  harten,  vollen  und  frequenten  Puls  der  Eclamptischen 
an.  Dabei  hält  aber  M.  doch  noch  die  Annahme  einer  individuellen 
Prädisposition  für  nötbig  zur  Erklärung  der  Eclampsie.  Die  Prä- 
disposition soll  beruhen  in  einer  Schwäche  des  Nervensystems,  sei 
sie  angeboren  oder  erworben,  besonders  durch  Nutritionsstörungen  der 
cerebralen  Centra  bei  der  durch  Nephritis  veränderen  Hlutmisohung. 
Eclampsie  tritt  dann  auf,  wenn  sich  eine  cerebrale  Anämie  entwickelt, 
mag  sie  bedingt  sein  durch  die  Nierenerkrankung  oder  durch  Reflex- 
krämpfe, welche  vom  Uterus  ansgelöst  werden. 

Bei  Besprechung  der  Therapie  tritt  er  zunächst  der  bei  den 
Engländern  herrschenden  Abneigung,  Opiate  zu  geben,  entgegen.  Die 
Behandlung  in  geburtshülfliclier  Beziehung  soll  in  einer  schonenden 
Beendigung  der  Geburt  bestehen,  wenn  dieselbe  spontan  sich  ent- 
wickelt, er  verwirft  die  Einleitung  der  künstlichen  Frühgeburt.  Die 


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87G  Böim  u.  Ueno,  V«rliklt-u  d.  Jods  gegen  Eiweins  u.  Wirkniig  v.  Jodinjertiai 


Albuminurie  ist  durch  leichte  Diuretica  und  eine  passende  Diät,  be- 
sonders Milchdiät,  zu  bekämpfen.  Der  Aderlass  ist  auf  die  Fälle 
von  robusten  Individuum  zu  beschränken  und  auf  solche,  bei  denen 
starke  Congestionen  bestehen.  In  der  letzten  Zeit  hat  er  mit  sehr 
befriedigendem  Erfolg  Chloral  gegeben. 

Nach  B.’s  Ansicht  ist  die  Eclampsie  bedingt  durch  den  Einfluss, 
welchen  die  Schwangerschaft  aut  die  Blutmischung  und  damit  be- 
sonders auf  die  Ernährung  des  Gehirns  ausübt.  Nach  seiner,  wie 
es  scheint,  nicht  gerade  sehr  ausgedehnten  Erfahrung  hält  er  fär 
prognostisch  besonders  wichtig  das  Verhalten  der  Temperatur,  dessen 
andauerndes  Steigcu  er  für  sehr  verhänguissvoll  hält.  Gegen  die 
Temperaturerhöhung  soll  desswegen  auch  die  Therapie  gerichtet  sein. 
Der  durch  sie  horbeigeführten  Verlangsamung  der  Herzaction  und 
der  damit  verbundenen  Erniedrigung  der  Temperatur  wegen  empfiehlt 
er  Chloroform  und  Chloral,  Veratrum  viride,  Digitalis,  Aconit,  kalte 
Ucbcrgiessungcn,  Drastica  und  Nauseosa.  Auch  die  Entleerung  des 
Uterus  soll  wogen  ihrer  Temperatur  erniedrigenden  Wirkung  aus- 
geführt weiden.  Piäventiv  soll  alles  angewandt  werden,  was  die 
ßlutmischung  bessert.  A.  Martin. 


Böhm  nnd  Berg,  Beiträge  zur  Pharmakologie  des  Jod.  Arch.  i 

exp.  Path.  etc.  V.  8.  329. 

Im  Anschluss  an  die  Angaben  von  Maqkndie  und  Dukoy  be- 
stätigten die  Vff.  zunächst,  dass  das  Eiweiss  eine  gewisse  Menge  von 
Jod  zu  binden  und  zu  entfärben  vermag.  Die  Jodeiweislösung  be- 
wahrt die  alkalische  Reaction.  Schon  dies  spricht  dafür,  dass  sowohl 
die  Ansicht  Mial.Hk’8,  wonach  das  Jod  sieh  mit  dem  Alkali  des  Ei- 
weisses  verbinden  soll,  als  auch  die  mehr  verbreitete,  wonach  es 
H Atome  des  Eiwcisses  substituiren  sollte,  irrig  ist.  In  dem  letzteren 
Falle  wurde  der  nascirendc  II  jedenfalls  Jli  und  damit  saure  Reaction 
erzeugen.  Durch  Dialyse  oder  durch  Coagulation,  wenn  man  das 
Coagulum  sorgfältig  auswäscht,  kann  man  das  Jod  vom  Eiweiss  wie- 
der trennen.  Die  Verbindung  ist  also  offenbar  eine  sehr  lockere, 
wahrscheinlich  nur  mechanische.  Das  durch  Dialyse  oder  Coagulation 
frei  gewordene  Jod  verbindet  sieh  mit  den  ebenfalls  ausgeschiedenen 
Alkalien  des  Eiweisses  zu  Joduren  und  Jodaten.  Neutralisirte  oder 
durch  Dialyse  salzfrei  gemachte  Eiweisslösungen  nehmen  überhaupt 
erheblich  weniger  Jod  auf  und  werden  durch  seinen  Zusatz  sofort 
sauer,  wahrscheinlich  durch  Bildung  von  JH.  Mit  Jod  übersättigte 
und  in  Folge  dessen  gelbe  Eisweisslösungen  lassen  gelbe  Nieder- 
schläge fallen,  die  aus  coagulirtem  Eiweiss  bestehen.  Dieselbe 
Fähigkeit  wie  Eiweiss,  Jod  aufzunehmen  ohne  seine  charakteristischen 
Eigenschaften  zu  verlieren,  besitzt  auch  das  Hämoglobin.  Auch  Leim- 
lösungen  und  Harn  — dieser  wegen  seines  Gehalts  an  Harnsäure  — 
absorbireu  freies  Jod. 


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HtNMARSTBN.  BhACI. 


877 


Um  die  Wirkung  grosser  Joddosen  auf  den  thierischen  Ofganis- 
mu8  zu  beobachten,  wurde  Hunden  Jodnntriumlösung  (bis  0,8  JNa 
pro  Kilo  Hund)  oder  Jod-Jodnatriumlösung  (0,07  freies  J.)  in  die 
Vene  injicirt.  In  beiden  Fällen  waren  die  Symptome  ziemlich  gleich. 
Eine  vorwiegende  Ausscheidung  von  J.  durch  den  Magen,  wie  nach 
Rosk  beim  Menschen,  fand  nicht  statt,  wohl  aber  durch  den  Harn, 
der  bei  Injection  LüGOL’scher  Lösung  blutig  war.  Nach  12 — 24  Stun- 
den starben  die  Thiere.  Die  Scctiou  ergab  stets  Lungenödem  und 
pleuritisches  Exsudat,  das  nach  Jodnatriuminjection  klar,  nach  Jod- 
Jodnatrium  dagegen  blutig  tiugirt  war.  Die  mikroskopische  Unter- 
suchung der  Thiere  ergab,  dass  die  gewundenen  Harncauülchen  der 
Rinde  mit  blutgefärbten  Detrituskörnern  oder  mit  Blutkörpcrchen- 
Cylindern  ausgefüllt  waren.  Je  mehr  man  sich  den  Nierenpapillen 
näherte,  um  so  dichter  lagen  die  Blutkörperchen-Cylinder,  besonders 
reichlich  in  den  Sammelröhren.  Das  Epithel  war  überall  intact, 
ebenso  die  Capillaren,  so  dass  Vff.  eine  Blutung  per  diapedesin  an- 
nehracn.  In  den  Kapselraumen  der  Glomeruli  zeigte  sich  keine  Spur 
eines  Blutergusses,  woraus  Vff.  eine  Bestätigung  der  Heidrnhain- 
schen  Harnabsonderungs-Theorie  erschlossen.  — Eine  Contraction 
der  kleineren  Arterien,  wie  sie  Rosr  für  den  Mensehen  behauptet, 
konnten  Vff.  bei  jodvergifteten  Thieren  nicht  constatircn.  Der  Blut- 
druck blieb  ungeändert.  Schiffer. 


Olof  Hammarsten,  Om  Lactoprotein.  Nord.  Med.  Arkiv.  Bd.  vm.  n.  2. 

Millon  und  Cormaillb  haben  behauptet,  des»  in  der  Kuhmilch  nach  h'ällung 
von  Casein  und  Albumin  noch  eine  dritte  Eiweisssubstanz  nachweisbar  is>,  die,  aua- 
gezeichnet  iat  durch  ihre  Uncoagnlabilität,  lediglich  durch  Quecksilbernitrat  fällbar 
■ei.  Neuerdings  bat  Biel  diese  Behauptung  auch  für  Stutenmilch  bestätigt.  Vf.  zeigt 
nun  dass  das  sog.  Lactoprotein  nichts  ist  als  ein  Gemisch  von  Casein,  Acidslbumin  und 
wahrscheinlich  auch  Spuren  von  Pepton.  Bei  dem  Verfahren  von  M.  und  C.  können 
geringe  Mengen  dieser  Körper  ans  der  Milch  in  die  Molko  übergehen,  bez.  neu  ge- 
bildet werden.  Ob  sich  die  Stutenmilch  bez.  der  Kumys  anders  verhält,  oder  ob 
auch  Bist,  sich  getäuscht  bat,  lässt  Vf.  dahingestellt.  (Vgl.  Kühr»,  Lebrb.  d.  phys. 
Chem  S.  568.  Ref.)  Schiffer. 

H.  Braun,  Nenroplastische  Resection  am  N.  medianus  and  N.  ul- 

narls.  Deutsche  Zeitschr.  f.  prakt.  Med.  1876.  No.  26. 

Ein  20jübriger  Bauer  hatte  einen  8tich  io  den  rechten  Oberarm  erhalten, 
welcher  zur  Lähmung  des  Vorderarms  und  der  Hand,  znmal  an  deren  Beugeseite, 
führte.  Zehn  Monate  nach  der  Verletzung  wurde  er  in  die  Heidelberger  Klinik  auf- 
genommen und  machte  Prof.  Simok  die  Nerrennabt  in  der  Weise,  dass  die  getrennten 
Enden  des  N.  medianus,  uinaris  und  cutaneus  internus  major  mit  grosser  Mühe  anf- 
gesuebt,  angefrisebt  uud  durch  einige  Nähte  mit  feinster  chinesischer  Seide  vereinigt 
wurden.  Es  trat  trotz  antiseptisefaem  Verband  ziemlich  reichliche  Eiterung  ein;  die 
Nähte  konnten  nach  6 Wochen  entfernt  werden.  Erst  etwa  ein  halbes  Jahr  nach 
der  Operation  stellte  sich  Beweglichkeit  der  bisher  gelähmten  PiDger  ein  und  kehrten 
Motilität  und  Sensibilität  nahezu  zur  Norm  zurück,  letztere  später  als  die  erstem. 


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878 


Bb.cne.  Fkltz.  Flirt.  Bkokes. 


Vf.  empfiehlt  im  Anschluss  hu  diese  Beobachtung  die  NervenD»bt  auch  in  veraltetes 
Fäll  en.  B.  Küster. 

W.  Braune,  lieber  die  operative  Erreichbarkeit  des  Duodenum. 

Ar  -b.  d Hellk  187R.  S.  315. 

Da  der  scuki echte  Theil  des  Duodenums  nur  au  der  oberen  Wand  vom  Peri- 
toueum  überzogen  wird,  wahrend  die  untere  und  innere  Wand  ausserhalb  der  Baacb- 
fellhöhle  liegt,  so  würde  die  operative  Eröffnung  desselben  von  hinten  her  ohne 
Bauchfclleroffnung  möglich  sein.  Hebungen  au  der  Leiche  ergaben  folgendes  Ope- 
lationsverfahren  als  das  geeignetste:  An  der  rechten  Kückenseitu  trennt  ein  Schnitt 
vom  hintern  rechten  Darmboinstachel  bis  über  die  12.  Rippe  hinauf  Haut,  Mm.  !»- 
tissiraus  dor«i  uud  senatns  postiens  infer.,  Fascia  lumbodorsalis  und  nach  Einwärts* 
drängung  de*  M.  sacrolumbalis  das  unter  demselben  gelegene  sehnige  Blatt,  darauf 
den  Quadratus  lumborum.  Nach  Freilegung  des  untern  Randes  der  rechten  Niere 
arbeitet  man  mit  stampfen  Instrumenten  nach  dem  äusseru  Psoas  Rande,  durch- 
schneidet 12.  fntercostalnerv  und  Arterie,  sowie  den  N.  ileohypogastricns,  drängt 
Ureter  und  Vena  cava  infer.  uaeh  einwärts,  die  Niere  nach  aufwärts  und  siebt  non 
an  der  Aiisaeuseite  des  Duodenums  eine  Peritonealfalte  als  Längswulst  erscheinen, 
an  deren  Innenseite  inan  einschneidet  Die  Wunde  erreicht  bedeutende  Tiefe. 

E.  Küster. 

J.  Feltz,  Effets  de  la  fuchsine  sur  l’albuiuine  renferm6e  dang 
les  urines.  Oa*.  bebJ.  1876.  No.  25. 

Ans  Anlass  einer  Mittheilung  von  Bkhokroh  und  Cloürt  au  die  Soe.  iuda- 
strielle  in  Rouen,  wonach  hei  einem  au  Albuminurie  leidenden  Manne  unter  dem 
Gebrauch  des  Fuchsins  das  F.iweiss  aus  den)  Harn  geschwunden  sein  soll,  wandte 
F.  dasselbe  zu  1 — 1,5  Grm.  bei  einem  Pat.  mit  Eiweissharu  an  und  sab  ebenfalls 
eine  Abnahme  des  Eiwuisses  bis  zum  Verschwinden.  (Ref.  hat  diese  Wirkung  nicht 
bestätigt  gefunden). Senator. 

A.  Flint,  Des  d&sordres  fonctionnels  du  coeur,  caractdrisls  par 
le  ralentissement  du  pouls.  Arch.  «tf...  Je  mi.*.  1876.  juiiieu 

F.  beobachtete  rii  e Ktib#  von  Fällen,  in  welchen  die  Pulsfrequenz  zeitweise 
beträchtlich  (—  auf  16  Hebläge  iu  der  Minute)  herabgesetzt  war,  ohne  dass  eine 
Herzerkrankung  vorhanden  gewesen  war*  Dabei  war  der  Puls  mit  Ausnahme  eines 
Falles  durchaus  regelmäßig.  .Stets  trat  Heilung  ein,  nur  zweimal  blieb  der  Pols 
verlangsamt  ( — auf  40  Schläge),  obschou  die  Patienten  sieb  sonst  vollständig  wohl 
fühlten.  Die  *e  Pulsvcrlnngs&mung  kam  zur  Beobachtung  je  einmal  bei  Syphilis, 
Husten  mit  Spasmus  glottidis,  nach  abgelaufener  Pneumonie,  nach  Erkältung,  bei 
Malariafieber  uud  endlich  bei  Indigestion.  Selbstverständlich  handelte  es  sich  nie- 
mals um  Complicatiou  mit  Cerebralerkrankungen.  Litten. 

Brokes,  Mittel  gegen  Intermittens.  Deutsche  zeitsebr.  r.  pr»kt.  ued. 

1876.  No.  33. 

Reines  Kochsalz  soll  in  einer  reinen  Pfanne  so  lange  erhitzt  werden,  bis  es 
eine  bräunliche  Farbe  angenommen  hat.  Mindestens  ein  Esslöffel  davon  für  einen 
erwachsenen  Mann  wird  in  einem  Glase  heissen  Wassers  gelöst  und  lauwarm  auf 
einmal  getrunken  und  zwar  bei  tertianem  oder  qnartanem  Typus  morgens  nüchtern 
an  dem  Tage  der  auf  den  Fiebertag  folgt,  bei  quotidianem  1 oder  2 Stunden  nach 
überstandeuem  Fieber,  ebenfalls  bei  durchaus  nüchternem  Magen.  Wenn  uacb 
dem  Einnahmen  der  Durst  unerträglich  wird,  so  ist  ein  wenig  Wasser  gestattet,  sonst 
aber  muss  in  den  nächsten  48  Stunden  die  strengste  Diät  beachtet  werden.  Bei 
eintretendem  Hurger  ist  uur  etwas  Hühner-  oder  schwache  Fleischbrühe  gestattet 
Ebenso  muss  jede  Erkältung  sorgfältig  vermieden  werden.  — B.  bat  dieses  einfach# 


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SCHUPPRL.  ElSP.Nr.OnB.  Sreliqmcllib.  v.  Harunokn. 


879 


Mittel  in  den  sumpfigen  Niederungen  Ungarn«  wie  in  den  Tropenländern  Amerika« 
ale  unfehlbar  erprobt.  Meist  genügte  einmalige  Anwendung  selten  war  eine  ewei- 
malige  erforderlich.  Schiffer. 

Sehüppel,  Bemerkungen  zu  der  Geschickte  eines  grossen,  durch 
den  Darmcanal  abgegangeuen  Cholesterinsteines  in  No.  6 d.  Bl. 

Wärtern*».  Corr.  Bl  1876.  No.  11 

Für  Sch.  ist  es  unzweifelhaft,  dass  der  in  Rede  stehende  Stein  (s.  No.  33)  ein 
Gallenstein  gewesen,  welcher  sich  in  der  Blase  gebildet  habe  and  dass  derselbe 
durch  Hleeration  und  Perforation  seines  Behälters  in  den  Darin  übergegangen  sei. 
Eine  Vereinigung  mehrerer  kleiner  Gallensteine,  welche  die  Gallenwege  verlassen 
haben,  zu  einem  einzigen  grossen  Steine  im  Darmcanal  könnte  nnr  dnreh  Schleim 
geschehen,  welcher  später  verhärtet,  niemals  abi?r  können  im  Darme  neue  Schichten 
von  Cholesterin  und  Gallen  farbstoff  abgesetzt  werden.  Nur  in  dem  Falle  dass  der 
Stein  in  einem  Divertikel  liegt,  in  welches  zugleich  die  Galle  aus  dem  Ductus  cho- 
ledochus  einströmt,  ist  die  Möglichkeit  des  Wachsthums  desselben  gegeben. 

L.  RoBentbal. 


C.  Eisenlohr,  Zur  Pathologie  der  Typhuslähmungen.  Archiv  für 

Pajrch.  »-tc.  VI.  K.  543. 

Nach  Ablauf  eines  Ileotypbus  stellten  sich  bei  einem  30 jährigen  Schmied  unter 
erneutem  Auftreten  von  Fieber  seröse  Pxsudationen  in  verschiedene  Gelenke  und 
zugleich  Schmerzen  und  Schwäche  im  linken  Unterschenkel  and  Fuss  ein.  Eine 
genaue  elektrische  Untersuchung  der  einzelnen  Nervt-ngebiete  des  linken  Be;ns  erwies 
eine  die  peripheren  Nerven  (Nn.  peroneus  und  tibialis)  in  verschiedener  Intensität  in  An- 
spruch nehmende  Störung  (theils  die  Erscheinungen  bei  schweren  peripher»*n  Läh- 
mungen, theils  die  bei  den  sog.  Mittelformeu),  welche  höchst  wahrscheinlich  auf  eine 
ebenfalls  seröse  Exsndation  in  «las  Neurilemm  einzelner  linksseitiger  Ischiadicnsäste 
zu  beziehen  war.  Bernhardt. 

A.  Seeligmüller,  Ein  Fall  von  einer  auf  den  N.  eutaneus  brachii 
internus  minor  beschränkten  Neuralgie.  Arch  f. p«ych. etc.  u.s.575. 

S 'it  7 Jahren  litt  eine  43jäbrign  Krau  an  einem  oft  auftretenden,  vom  linken 
Olecranon  beginnenden,  nach  • hen  zur  Achselhöhle  nnd  Über  den  unteren  Winkel 
des  linken  Schulterblatts  ansstrahlenden,  eventuell  b:s  in  die  linke  Brost  hineiu- 
sebiessenden  Schmerz,  welcher  sich  zeitweilig  mit  einem  brennenden  Gefühl  in  der 
Achselhöhle  verband.  Diese  Schmerzensbahn  hielt  sich  genau  innerhalb  der  Grenzen 
des  Verbreitungsbezirks  des  N.  eutaneus  internus  minor  (oder  medialis  nach  Hbnlr), 
eine  bisher  bei  Brachialnenralgien  noch  nicht  beobachtete  Beschränkung.  Die  mehr- 
malige Application  des  constanten  Stromes  (Anode  am  01e  *raoon,  Kathode  an  den 
auf  Druck  schmerzenden  letzte  n Hals-  und  oberen  Brustwirbeln)  brachte  Heilung. 

Bernhardt. 

A.  van  Harlingen,  A Coutribution  to  tlic  patliology  of  Epithelium. 

Amer.  Jonrn.  of  med.  sc.  1876.  Juli.  S.  41. 

Bei  Seborrboea  capitis  fand  Vf.  folgende  Unterschiede  der  Epithelien  im  Ver- 
gleich zur  Seborrboea  corporis:  Bei  ersterer  färbten  sich  die  Zellen  stärker,  ihr 
Darchmesssur  war  grösser,  der  Inhalt  weniger  gekörnt,  die  Zelleugrenzen  schärfer, 
der  Zellkern  grösser  uud  deutlicher.  — Bei  Psoriasis  sind  die  Schuppeu  gelblicher 
als  bei  Seborrhoe,  sie  sind  trockener,  zerreibharcr,  niemals  verfettet,  meist  kernlos. 
— Bei  Erzem  sind  die  Zellen  transparent,  ohne  fettigen  Inhalt,  sonst  kernlos;  die 
Zollgrenzen  sind  unregelmässig.  Vf.  nimmt  an,  dass  Psoriasis  mehr  die  oberfläch- 
lichsten Zellschichten,  Eczetn  tiefere  Lagen  betrifft,  während  die  Heborrhoezellen  aus 
den  Talgdrüseu  stammen.  O.  Simon. 


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880 


Bell.  Mulle».  Klischee.  Filkiink. 


Ch.  Bell,  The  treatment  of  ery sipelas  by  the  muriated  i 

of  irOH.  Edinb.  med.  Journ.  CCEIV.  S.  97. 

Vf.  empfiehlt  von  Neuem  auf  das  lebhafteste  den  Gebrauch  der  Tinctura  I 
oblorati  gegen  Erysipel.  


O.  Simon. 


P.  Müller,  Ueber  die  Wirkung  des  Chloralhydrats  bei  normales 

Geburten.  Bert.  kliu.  Wochenschr.  1876.  N'o.  26. 


ln  der  Eröffnu  ngsperiode  waren  Dosen  von  4 Grm.  erforderlich,  um  Schlaf 
su  ersielen;  in  der  Austreibungsperiode  genügten  dieselben  noch  nicht  Der  Gebarts- 
verlauf wurde  uicbt  beeinträchtigt,  und  eine  Gefährdung  des  Kindes  nicht  wahrge- 
nomeneu.  r.  Haeelbrrg. 


J.  Elischer,  Heber  Haemometra  nach  erworbener  Atresie  des 

UterUS.  Berl.  klin.  Wochensehr.  1876.  No.  80. 

E.  theilt  3 Fälle  aus  der  Breslauer  gynäkologischen  Klinik  mit,  in  denen  nach 
der  galvanocaustiscben  Abtragung  des  Scheideutboils  (l  Mal  wegen  Carciuom.  2 Mai 
wegen  Elongation)  sich  ein  nahezu  vollständiger  Verschluss  des  äusseren  Mutter- 
mundes entwickelt  hatte-  lu  allen  3 Fallen  war  eine  beträchtliche  Ansammlung  von 
Blut  entstanden;  in  dem  einen  Fall  lag  der  faustgrosse  Uterns  vor  den  Genitalien. 
Die  Eröffnung  geschah  2 Mai  mittelst  des  Troikarts,  1 Mal,  bei  der  Uuigenannten 
Patientin,  mit  dem  Messer.  Die  Troikartöffnungeu  wurden  nach  mehreren  Tagen 
mit  einem  einfachen  Bistonri  erweitert.  Die  Operation  wnrde  in  allen  Fällen  sar 
Zeit  der  Menses  vorgenannten;  die  3 Frauen  genasen  ohne  alle  Reaotion.  Dieses 
den  vielfachen  Misserfolgen  der  Haemometraoperation  gegenüber  gewiss  sehr  be- 
friedigende Resultat  sieht  E.  bedingt  durch  die  vorsiobtige  Nachbehandlung,  bei 
welcher  in  den  ersten  Tagen  nach  der  Operation  alle  Explorationen  vermieden 
wurden.  a.  itnrtm. 


W.  Filehne,  Zur  Wirkungsweise  des  Moschus.  9itsgsber.  d.  Erlang. 

pbysik.-med.  Ges.  1876.  3 Stn. 

Moschus  wurde  nach  einander  erst  mit  Aetber,  dann  mit  Alkohol,  daun  mit 
Wasser,  das  mit  Weinsäure  schwach  arigesäuert  war  nnd  endlich  mit  sehr  verdünnter 
Natronlange  ansgesogeu.  Von  all  diesen  Extracteu  zeigten  sieb  nur  der  wässrig« 
Auszug  des  eiugedampften  Aieoholextrats  und  der  saure  Moschusanszog,  der  mit 
Natr.  bie.  nentralisirt  wurde,  wirksam  und  zwar  beide  in  gleicher  Weise.  — Du 
Extract  von  0,06 — 0,1  Urnt.  Moschus  einem  Frosch  iu  den  Lymphsack  gespritat  be- 
wirkt nach  mehreren  Minuten  Zuckungen  von  Muskelabschnitten  oder  ganzer  Mus- 
keln, die  am  Banche  und  den  Augen  beginnend  sich  bald  anf  den  ganzen  Körper 
ansdebnen,  so  dass  das  Thier  fortdauernd  zuckt  nnd  rockt.  Durchschneidung  der  | 
motorischen  Nerven  unterdrückt  die  Erscheinung  in  den  tugehörigen  Moskeln  nicht 
wohl  aber  Unterbindung  der  znfiihrenden  Arterienbahu  vor  der  Vergiftung  uud  Vf. 
nimmt  daher  an,  dass  die  Substanz  auf  die  motorischeo  Nerven  wirkt  and  swar 
wahrscheinlich  auf  die  intramuskulären  Fasern.  Stärkere  Reize,  z.  B.  Durchscbnei- 
dong  der  Nervenstämme  mit  einer  stampfen  Scheere,  unterdrücken  die  Zuckungen 
für  kurze  Zeit;  dasselbe  vermag  die  WiHensaction  des  Tbieres,  so  das  es  geordnet# 
Bewegungen  wie  normal  ansffihrt.  Beim  Frosch  wirkt  die  Snbstanz  aufs  Hers  nicht, 
wohl  aber  bei  Warmblütern.  Schiffer. 


Einsendungen  für  das  Centralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Professor  Senate?, 
Berlin  (NW.)  BaahofMr.  7 (am  Hotelplatz),  und  Professor  Kotenthal,  Erlangen,  oder  (unter  Beuchtest) 
an  die  Verlagshandluag,  Berlin  (KW.),  unter  den  Linden  68,  adressireu. 

▼erlag  von  August  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Uarmann  in  Berlin. 


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. s \ 1/  ('&  k /&. 


Wöchentlich  er«  che  inen 
1— I Bogen;  *m  Schloss« 
de«  Jahrgang*  Titel,  Na- 
men- and  Sachregister. 


Centralblatt 


für  die 


Preis  de«  Jahrganges 
SO  Mark;  ca  beziehen 
darch  alle  Bachhandlan- 
gen and  Postanstalten. 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Professor  io  Erlangen. 


Bedigirt  von 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Professor  In  Berlin. 


1876.  9.  December.  No.  50. 


InhaHl  Lausham»,  Bau  den  Zellkern»  (Urig. - Mitth.).  — Elischeb,  Nerven 
des  Ovarioms  (Orig.-Mitth.).  — 

Kadii,  Vena  basilica  and  Venen  des  Oberarms.  — Adamkiewicz,  Wärme- 
Ökonomie.  — B cm  ob,  Blotanalyse.  — WoLrrmo,  Glycogenbildnng.  — Gisisn, 
Entzündung  des  Knorpels.  — Fsioel,  Brncbeinklemmong.  — SAdillot,  Trepa- 
nation. — Lebmahm,  Adhäsion  der  Badestoffe  an  der  Haut.  — Kttsza;  Motu; 
LChmamn;  Ltotataei-AtTtt;  Boss;  Koster;  Maclaoam;  Horrtms,  Sali- 
cylsäure  nud  Salicin.  — Katsaos;  ZtCHMiisTts,  Cholera  infantum.  — LtrrtaTi, 
Vorfall  der  MoaOAOHi'scben  Ventrikel.  — Dill’  Amiii,  Durchbruch  einer  Caverne  io 
den  Wirbelkanal.  — Boisit  nnd  Foitcut,  Gangrän  bei  allgemeiner  Paralyse.  — 
Elbkm,  Gebiruerkraukungen.  — Gelfke,  Hirnabscess.  — Bolelbt;  Habdt, 
Herpes  Zoster.  — Toepfebd;  Smith,  Verschluss  der  Scheide.  — Steirer,  Cu- 
rare. — Schiff,  Pilzgifte.  — Moldbnraobr,  Paukenhöhle  beim  Fötus  und  Neu- 
geborenen. — 

Bunts  und  Clasbm,  Nebenhöhlen  der  Nase.  — Marte,  Addnctoren  des 
Oberschenkels.  — Zweifel,  Bespiration  des  Fötus.  — Bbwmow,  Einfluss  von 
Bädern  auf  den  Blutdruck.  — Bcdxbi,  Synthese  der  Eiweissstoffe  im  Tbierkörper.  — 
Bai erlacr br , schweflige  Säure  als  Antisepticum.  — Dien,  Ausscheidung  der 
Kalisalze.  — 8chCle,  Mycosis  des  Gehirns.  — Hkidenhaim,  noblutige  Heilung 
▼oa  Fisteln.  — Volkmanr,  Besection  des  Krensbeins.  — Hisse,  Schleimhaut- 
Erysipel.  — Oldoini,  Spina  bifida.  — Boss,  Cresotinsäure  als  Antipyreticum.  — 
Keetscht,  Gasanalyse  eines  Pyopneumotborai.  — Kotowtschicoff,  roetamor- 
pboeireudes  Athemgeräunrb  and  Systolengeräusch  der  A.  subclavia.  — Leopold, 
GefUssgeränscbe  an  der  Leber.  — Bertels,  Btuchempyeme  — Ollivirr,  Poly- 
urie bei  Hämorrhagieen.  — LA  hau,  Tetauie  bei  Typbus.  — Fischer,  Lähmungen 
des  N.  radial»».  — Zablodowski,  Acne  varioliformis. — Lespiac,  Glycerin-Jod- 
tioctur  gegen  Herpes.  — Tait,  Blasenscbeidenfistel.  — W im d rlsch mi dt,  Wirkung 
des  Butylcblorsls.  — Dklpecr  und  Hillaibet,  Gsschwürsbilduog  bei  Cbrom- 
arbeitern.  — 

Druckfehler. 


Zur  Lehre  von  der  Zusammensetzung  des  Kerns. 

Von  Prof.  Theodor  Langhang  in  Bern. 

In  dem  soeben  erschienenen  Hefte  des  Archivs  für  mikrosko- 
pische Anatomie  (XIII.,  3)  findet  sieb  eine  Arbeit  von  Flkmmino 
über  die  Beschaffenheit  des  Zellkerns,  worin  derselbe  — meines 
Wissens  als  der  Erste  — ausführlich  und  gründlich  die  Frage  er- 
örtert, ob  die  in  den  letzten  Jahren  vielfach  beschriebenen  netzför- 
migen Gebilde  im  Inneren  des  Kerns  vitale  Erscheinungen  seien 
oder  erst  in  Folge  des  Absterbens  des  Kerns  entstehen.  Da  er  sich 
gegen  die  letztere  Annahme  ausspriebt,  so  veranlasst  mich  dies  zur 
XtV.  Jahrgang. 


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882 


Lahoham»,  Bad  des  Zellkerns. 


ie  eii  er 


Mittheilung  einer  Beobachtung,  durch  welche  für  die  Kerne  eii.er 
ganz  bestimmten  Zellform  ganz  ähnliche  Bilder  als  ein  Glied  in  dem 
postmortalen  Zersetzungsprocess  der  Kernsubstanz  nachgewieseo 
werden. 

Untersucht  man  die  Zellen  einer  ganz  frischen  Decidua  serotin* 
des  Menschen  in  dem  noch  warmen  Blutserum  eines  eben  getödtetec 
Thieres,  so  sieht  der  durch  einfachen  Contur  gegen  das  Protoplasma 
scharf  abgegrenzte  Kern  völlig  homogen,  glänzend  aus,  ohne  eine 
Spur  von  Kernkörperchen  oder  Körnchen,  welche  später  so  deut- 
lich sind.  Nach  einem  verschieden  langen  Zeitraum,  — oder  auch 
bei  Zusatz  von  Wasser  und  anderen  Reagentien  sofort  — tritt  eine 
Scheidung  seiner  Masso  in  ihrer  ganzen  Ausdehnung  gleichmässig 
oder  zuerst  in  den  peripheren,  später  in  den  centralen  Theileo  in 
eine  da3  Licht  stark  und  eine  das  Licht  schwach  brechende  Sub- 
stanz ein;  letztere  sammelt  sich  in  sehr  feinen,  dicht  gelegenen  kng- 
ligen  Vacuolen  an,  so  dass  der  Kern  dadurch  jenes  schwammige, 
reticuläre  Aussehen  erhält,  welches  wir  an  dem  sterbenden  Proto- 
plasma vieler  Zellen  kennen  gelernt  haben.  Die  zwischen  den  Va- 
cuolen liegenden  Balken  oder  vielmehr  Septa  sind  sehr  zart,  in  den 
ersten  Stadien  überall  von  gleicher  Dicke;  sie  durchsetzen  also  du 
Innere  des  Kerns  ganz  gleichmässig  und  gehen  in  die  äussere  schmale 
Grenzschicht  des  Kerns  — die  „Kernraembran“  — über,  welche  aus 
der  gleichen  stark  lichtbrechenden  glänzenden  Substanz  besteht.  Du 
Volum  des  Kerns  ändert  sich  bei  dem  Auftreten  der  Vacuolen  nicht. 
Während  an  dem  Protoplasma  dies  reticuläre  Aussehen  sich  stunden 
lang  erhält,  ja  an  den  gehärteten  Präparaten  noch  vielfach  sichtbar 
ist,  verändert  sich  hier  in  der  Regel  da3  Bild  rasch.  Die  Vacuolen 
werden  grösser,  die  Balken  oder  Septa  zwischen  ihnen  düDner  und 
brechen  durch,  zunächst  an  der  Peripherie  direct  an  der  Innenfläche 
der  dadurch  selbstständig  werdenden  Kornmembran,  später  auch  im 
Inneren;  ihre  Masse  zieht  sich  rasch  auf  wenige  Knotenpunkte  des 
Reticulums  zurück,  welche  kuglig  anschwellen  und  an  Lichtbrechungs- 
vermögen zunehmen ; auch  die  meisten  der  anfänglich  entstehenden 
Knotenpunkte,  die  noch  durch  Septa  miteinander  verbunden  sind  und 
also  ein  gröberes  Reticulum,  als  das  zuerst  auftretende,  darsteliec, 
fliessen,  den  Balken  des  Reticulums  folgend,  mit  benachbarten  zu- 
sammen, so  dass  schliesslich  die  stark  lichtbrechende  Substanz  in 
der  Kernmembran  und  1,  2 oder  3 glänzenden,  dunkel  contuirteE, 
mehr  oder  weniger  central  gelegenen  Kugeln,  den  Kernkörpercbec, 
angesammelt  ist.  Die  übrige  Masse  des  Kerns  wird  von  der  schwach- 
brechenden,  wasserklaren  Substanz  gebildet,  in  der  durch  Fäulnis 
oder  Reagentien  noch  Trübungen,  körnige  Niederschläge  entstehen 
können.  Der  ganze  Vorgang  nimmt  nur  eine  oder  wenige  Minuten 
in  Anspruch;  bei  dem  bedeutenden  Unterschied  in  dem  Lichtbrechungs- 
vermögen  der  beiden  Substanzen  ist  seine  Beobachtung  an  dem  tnög- 


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Lahors*.*,  Bau  des  Zellkerns. 


883 


liebst  frischen  Objecte  nicht  schwer.  Was  die  Consistenz  der  beiden 
Substanzen  anlangt,  so  ist  dieselbe  eine  flüssige;  das  Zusammenflüssen 
des  Vacuoleninhalts  nach  dem  Durchreissen  der  Septa,  sowie  die  An- 
nahme der  Kugelgestalt  von  der  anderen  Seite,  beweisen  dies. 

Von  diesem  eben  beschriebenen  Bilde  siebt  man  dann  und  wann 
Abweichungen,  deren  Bedingungen  festzustellen  mir  nicht  gelang. 
So  habe  ich  in  manchen  Fällen  gesehen,  wie  das  Reticulum  längere 
Zeit  unverändert  blieb  oder  nur  insofern  sieh  änderte,  als  die  peri- 
pheren Vacuob'.n  grösser  wurden,  zusammonflossen  nnd  der  centrale 
Tlieil  des  Reticulums  so  lange  persi-tirte,  als  die  Beobachtung  fort- 
gesetzt wurde.  Ks  bilden  sich  dann  keine  Kernkörperchen.*) 

Es  handelt  sich  also  hier  um  eine  postmortale  Zersetzung;  der 
ursprünglich  homogene  Kern  sondert  sich  in  den  „Kernsaft"  — die 
helle  Substanz  — und  in  die  eigentliche  „Kernsubstanz“,  d.  h.  Kern- 
membran sammt  Kernkörpereben. 

Obige  Thatsachen  sind  mir  schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
bekannt.  In  der  Hoffnung,  ein  allgemeineres  Vorkommen  dieser  Er- 
scheinung nachweisen  zu  können,  habe  ich  mit  ihrer  Veröffentlichung 
gezögert.  Leider  ist  es  mir  trotz  vielfacher  Versuche  nicht  möglich 
gewesen,  an  anderen  Geweben  das  Gleiche  zu  constatiren.  Viele 
Zellen  haben  im  lebenden  Zustande  ein  so  glänzendes  Protoplasma, 
dass  der  Kern  dadurch  verdeckt  wird.  Besondere  Aufmerksamkeit 
wandte  ich  den  Zellen  gewisser  Geschwülste  zu,  namentlich  von 
Krebsen  und  Sarcomen,  deren  Kerne  und  Kernkörper  sich  oft  durch 
besondere  Grösse  auszeichnen;  allein  ich  konnte,  so  frisch  ich  auch 
die  Geschwulst  erhielt,  immer  das  Vorhandensein  der  Kernkörper 
constatiren.  Ich  bin  daher  durchaus  nicht  geneigt,  meiner  noch  ver- 
einzelten Beobachtung  eine  zu  allgemeine  Bedeutung  beizulegen. 
Nur  mahnt  dieselbe  zunächst  zu  grosser  Vorsicht  bei  allen  Unter- 
suchungen über  diesen  Gegenstand ; es  dürfen  dieselben  offenbar  nur 
am  lebenswarmen  Objecte  gemacht  worden,  wie  dies  auch  von 
Schwai.be  und  Flkmmim;  geschah.  Dass  alle  anderen  Beobachtun- 
gen nicht  streng  beweiskräftig  sind,  darin  muss  ich  mit  Flemmjng 
überein  stimmen.  Auf  die  auffallende  Analogie  möchte  ich  noch  hin- 
weisen,  welche  zwischen  meiner  Beobachtung  und  den  Angaben  von 
Schwalbe  über  den  Ganglienzellenkern  existirt  (Jenaische  Ztschr. 
für  Naturwissenschaft  X.,  33).  Der  Entwicklungsgang,  welchen 
Schwalbe  für  diesen  construirt,  entspricht  vollständig  dem,  was  ich 
in  wenigen  Minuten  an  dem  Kern  der  Deciduazellen  sich  abspielen 
sah:  Sehr  möglich,  dass  der  oben  beschriebene  Vorgang  auch  wäh- 
rend des  Lebens  in  der  von  diesem  Forscher  angenommenen  Weise 


*)  Io  den  Kernen  der  glatten  Muskelfasern,  welche  an  der  TrtnnuogsflUche 
der  Berotina  sich  fast  immer  vorfinden,  sab  ich  ebenfalls  das  Reticnlum,  jedoch 
nicht  in  seiner  Entstehung. 


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884 


Eliscbee,  Nerven  de«  Overiumt. 


sieb  abspielt  und  dass  nur  die  jugendliche  Zelle  einen  völlig  homo- 
genen Kern  besitzt,  in  der  älteren  dagegen  Kernaaft  und  Kerosab- 
stanz  Bich  von  einander  sondern. 


Heber  den  Yerlanf  and  Endigungsweise  der  Nerven 
im  Ovarium. 

Vorlänfige  Mitthailung  a.  d.  Institut  f.  Entwickelungageschichte  (Prof.  v.  Michaleotio) 
an  ler  Universität  tn  Budapest  von  Dr.  Julius  Elischer. 

Während  der  anatomische  Verlauf  der  Nerven  des  Ovariuros 
auf  Basis  der  Untersuchungen  FhankknhäDSERs*)  als  festgestellt 
betrachtet  werden  kann,  fehlen  über  den  feineren  histologischen  Be- 
fund derselben  Elemente  bisher  alle  Details. 

Die  meisten  Forscher  sind  über  das  Vorkommen  im  und  das 
Eintreten  von  Nervenfasern  mit  den  Oefossen  in  den  Hilus  ovarü 
nicht  hinausgekoiumen,  und  so  war  es  von  vorueherein  als  sehr  dank- 
bare Aufgabe  erschienen : die  Nerven  im  Stroma  aufzusucheu,  und 
deren  Endigungen  naebzugehen,  — was  ich  bisher  beim  Kaninchen, 
Schaf  und  der  Kuh  gethan  habe. 

Die  sich  hiebei  als  beste  bewährende  Methode  war,  die  Erhär- 
tung in  2proc.  chromsaurem  Amoniak  (von  kurzer  Dauer),  mit  täglichem 
Wechsel  der  Flüssigkeit,  dann  die  Färbung  mit  Qoldcbloridna- 
trium  nach  den  Angaben  Gkblach-Boll’s,  endlich  die  Herstel- 
lung von  Zerzupfungspräparaten  aus  obiger  Härtungsflüssigkeit. 

Bei  allen  untersuchten  Thieren  treten  sowohl  in  den  Hilus 
ovarii  als  auch  vom  Ligamentum  ovarii  proprium  aus,  in  das  Stroma 
hinein  mit  den  geschlängelten  Gefassen  feine  Aeste  markhaltiger 
Nervenfasern.  Von  der  Mitte  des  Hilus  aus  verzweigen  sich  diesel- 
ben auf  zweierlei  Weise.  Während  der  eine  Zug  als  markhaltige 
Faser  bis  zur  Follikelschiclite  der  Peripherie  in  dichotomischer  Ver- 
zweigung hinanläuft  und  sich  erst  hier  in  ein  immer  feiner  werden- 
des sich  gabelig  theilendes  Astwerk  feinster  markloser  Fasern  ver- 
zweigt, die  dann  um  die  Follikel  herum  bald  geradgestreckte,  bald 
aber  krausgewundene  Züge  bilden  — bleibt  der  andere  als  geschlun- 
genes grobmaschiges  Netz  an  und  um  die  Gefasse  sichtbar.  Je 
reifer  die  F ollikel  d.  i.  je  mächtiger  seine  Membrana  granulosa,  desto 
deutlicher  kann  man  die  Einzeltheile  des  Follikels  sehen  u.  z.  bildet 
sich  in  der  Theca  folliculi  ein  derbmaschiges,  vielfach  anastomosi- 
rendes  Netz  noch  ziemlich  starker  Fasern,  aus  denen  sich  ein  lang- 
gestrecktes, viel  feinfaseriges  Maschennetz  an  die  periphere  Schichte 
der  Membrana  granulosa  anlegt.  Dieses  letztere  giebt  durch  Ver- 
ästelungen ein  dickes  Netz  ab,  welches  die  Membrana  granulosa  um- 
fasst und  das  als  Nervennetz  an  den  zahlreichen  Knötchen  und  Va- 


*)  Uehrr  die  Nerven  der  Gebärmutter  etc. 


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KiDrr,  Venm  bwilic»  ond  Venen  dea  Oberarms. 


885 


ricositäten  leiobt  zu  erkennen  ist  Schwieriger  sind  Stellen  zu  finden, 
wo  Aestcben  dieses  Netzes  an  die  Zellen  der  membrana  granulosa 
herantreten. 

Ich  habe  jedoch  zu  vielen  — sich  durch  merkwürdige  Fortsätze 
und  Anhänge  auszeichnenden  — Zellen  der  Membrana  granulosa  die 
Nervenästchen  an  den  Zellkern  herantreten  und  in  denselben  ver- 
schwinden gesehen. 

Als  passendstes  Untersuchungsobject  ist  das  Ovarium  des 
Schafes  zu  bezeichnen:  bei  genauer  Einhaltung  der  Methode  sind  die 
Nervennetze  — wie  ich  sie  oben  skizzirt  — ohne  jede  besondere 
Mühe  zu  finden,  besonders,  wenn  man  in  Nelkenöl  die  Schnitte  von 
den  noch  daranhaftenden  Goldchloridniederschlägen  mit  einem  feinen 
Pinsel  reinigt. 


H.  Kadyi,  Einiges  über  die  Vena  basilica  nnd  die  Venen  des 

Oberarmes.  7.eit»cbr.  f.  An»t  n.  Entwicklnng*gr*cb.  II.  S.  69. 

Die  Vena  basilica  ist  als  ein  peripherer  Venenzweig  aufzufassen, 
welcher  in  der  Mitte  des  Oberarmes  in  die  Vv.  comitantes  arteriae 
brachialis  münden  soll.  Da  nun  alsbald  über  der  Mitte  des  Ober- 
armes die  Bildung  einer  Brachialvene  beginnt,  welche  als  eigentliches 
Wurzelgefass  der  Axillarvene  einen  von  der  Arterie  unabhängigen 
Verlauf  in  die  Achselhöhle  nimmt,  so  steht  Nichts  im  Wege,  dass  die 
V.  basilica  zur  Bildung  dieser  Vene  mehr  oder  weniger  beitrage  oder 
sogar  ganz  in  dieselbe  übergehe.  Daraus  erklärt  sich,  dass  die  älteren 
Antoren  diese  Vene  bis  in  die  Achselhöhle  hinaufgehen  lassen,  wo 
sie  die  Achselvene  bilden  helfe;  einige  neuere  dagegen  (Henlb, 
Hyrti,  u.  A.)  sie  schon  in  der  Mitte  des  Oberarmes  in  die  s.  g. 
tiefen  Oberarmvenen,  welche  die  Arteria  brachialis  begleiten,  mUnden 
lassen.  Da  unter  allen  Umständen,  sei  es,  dass  die  V.  basilica  in 
der  Mitte  des  Oberarmes  zu  den  sog.  tiefen  ßrachialvenen  sich  ge- 
sellt oder  nicht,  im  obersten  Theile  des  Oberarmes  ausser  den  die 
Oberarmarterie  begleitenden  Venen  eine  immer  ziemlich  ansehnliche 
Brachialvene  sich  findet,  welche  nicht  neben  der  Arterie  liegt,  so 
verdient  dieser  Umstand  bei  Unterbindung  der  Arteria  biachialis  im 
obern  Drittel  des  Oberarmes  berücksichtigt  zu  werden.  Die  im 
Sulcns  bicipitalis  medialis  verlaufenden  Gefasse  und  Nerven  liegen 
im  obern  Drittel  des  Oberarmes  von  der  medialen  Seite  betrachtet 
in  zwei  Schichten.  In  der  oberflächlicheren  findet  man  den  N.  cuta- 
neus  internus  major  und  eine  Brachialvene  (welche  jedoch  nicht 
nothwendig  Fortzetzung  der  V.  basilica  ist);  letztere  liegt  weiter 
hinten  gegen  die  Streckseite  hin,  als  der  Nerv.  In  der  zweiten 
Schichte  liegt  von  der  Beugeseite  gegen  die  Streckseite  hin  gezählt: 
der  N.  medianus,  die  Arteria  brachialis  mit  ihren  begleitenden  Venen 
and  der  N.  ulnaris.  Noch  tiefer  lateralwärts  vom  N.  medianus  und 


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886 


Adauzibwicz,  Wärmeökonomie. 


in  einer  dritten  Schichte  liegt  der  N.  musculo  cutaneus,  welcher  sich 
bald  im  N.  coraco- brachialis  verbirgt.  Die  zweite  Schichte  wird  von 
der  ersten  nur  zum  Theile  bedeckt,  indem  der  N.  medianus  von  der 
Beugeseite  ganz,  der  N.  ulnaris  von  der  Streckseite  her  zum  Th  eil 
blosliegt.  Der  N.  cutaneus  internus  liegt  gerade  auf  der  Art 
brachialis  imd  ihrer  venösen  Begleitung,  die  Vene  mehr  hinten  und 
sie  verdeckt  mehr  oder  weniger  den  N.  ulnaris.  Die  erste  Schichte 
wird  von  der  zweiten  durch  eine  Lage  von  Bindegewebe  geschieden. 
Nur  die  Vv.  comitantes  liegen  der  Art.  brachialis  dicht  an  und  sind 
mit  ihr  gewissermassen  in  eine  gemeinsame  Scheide  eingeschlossen. 
Will  man  also  die  Art.  brachialis  treffen,  so  muss  man  im  Sulcus 
bicipitalis  zwischen  dem  N.  medianus  und  N.  cutaneus  internus  tu&jor 
in  die  Tiefe  dringen.  Geht  man  hinter  dem  letzteren  ein,  so  kommt 
man  erstens  in  eine  unangenehme  Berührung  mit  einer  grosseren 
Vene,  welche  hätte  vermieden  werden  können,  und  zweitens  gelangt 
man,  sobald  man  diese  Vene  verschiebt,  auf  den  N.  ulnaris;  man 
kommt  zu  weit  nach  hinten  und  findet  schliesslich  die  Art.  brachialis 
erst  dann,  nachdem  man  alle  Gebilde  im  Sulcus  bicipitalis  von  ein- 
ander losgelöst,  fast  präparirt  hat.  Namentlich  darf  man  durch  des 
Anblick  einer  grossen  Vene  im  Sulcus  bicipitalis,  welche  gleich  nact 
dessen  Eröffnung  zum  Vorschein  kommt,  Bich  nicht  verleiten  lasses, 
die  Art.  brachialis  unter  ihr  zu  suchen  — denn  diese  Vene  ist  ge 
wiss  keine  Comitans  der  Arterie,  sondern  liegt  gewöhnlich  sog« 
ziemlich  beträchtlich  von  ihr  entfernt.  Wenn  man  dagegen,  nachdem 
man  den  N.  cutaneus  internus  nach  hinten  gezogen  hat,  zwischen  ihm 
und  dem  N.  medianus  eine  Vene  erblickt,  so  ist  diese  eine  von  des 
Vv.  comitantes  und  die  Arterie  liegt  dicht  neben  ihr.  Liegt  der 
N.  medianus  hinter  der  Arterie,  was  ziemlich  häufig  und  zwar  bei 
Vorhandensein  einer  Art.  profunda  brachii  consta nt  vorkommt,  so 
hat  diese  V.  brachialis  zu  dem  N.  medianus  dieselbe  Lage,  wie  soret 
zur  Arterie  und  ist  in  Folge  dessen  von  der  Brachialarterie  and 
ihren  Vv.  comitantes  noch  mehr  entfernt.  Wenn  man  also  in  einem 
solchen  Falle  die  Arteria  brachialis  unter  dieser  Vene  sucht,  so  räch: 
sich  dieser  Missgriff  noch  empfindlicher  als  bei  normalen  Fällen. 

Loi*«. 


A.  Adamkiewicz,  1)  Die  Analogien  znm  Dulong-Petlt’sehen  Ge- 
setz bei  Thieren.  Beicrkrt’*  u.  do  Bola  - Rtm oxü'e  Arcb.  1S75.  S t4 
2)  Die  Wärmeleitnng  des  Muskels.  Ebenda.  8.  233.  3)  Die  me- 
chanischen Principien  der  Homöothermie  bei  höheren  Thlerea 
und  das  Newton’sche  Gesetz  bei  der  Wärmeabgabe  derselben. 

Ebenda.  1876.  8.  248. 

Die  Homöothermie  der  sogenannten  Warmblüter  ist  insofern 
räthselhaft,  als  sie  Gleichheit  der  Wärmebildung  und  Wärmeabgabe 
voraussetzt,  obgleich  bekanntlich  die  Wärmeabgabe  in  dieser  Thier- 


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Adaukikwicz,  Wärmeökoaonoie. 


887 


klasse  ebenso  grossen  Schwankungen  unterworfen  ist,  als  es  Ver- 
schiedenheiten in  der  Grösse  der  Einzelwesen  und  Aendcrungen  iu 
den  Temperaturen  der  Umgebung  giebt.  A.  hält  eine  Zurückfübrung 
der  thieriscben  Homöothermie  auf  mechanische  Frincipien  Air 
möglich  und  geht  dabei  von  der  Thatsache  aus,  dass  sie  schwin- 
det, wenn  man  durch  Fesselung  der  Thiere  die  Muskeln  aus  der 
Summe  der  Organleistungen  ausschaltet:  in  diesem  Falle  nämlich 
nimmt  die  Temperatur  um  viele  Grade  bis  zum  Eintritt  des  Todes 
ab,  wodurch  auf  der  anderen  Seite  bewiesen  ist,  dass  die  normale 
Funktion  der  Muskulatur  eine  der  wichtigsten  Stutzen  jener  Constanz 
sein  müsse.  Die  Muskeln,  die  während  ihrer  Thätigkeit  sehr  reich- 
lich Wärme  produciren,  besitzen  im  thätigen  Thierkörper  eine  relativ 
sehr  hohe  Temperatur;  da  sie  nun  mit  ihrer  grossen  Masse  die  Höh- 
len des  Körpers  umschliessen , so  kann  die  in  letzteren  producirte 
Wärme  nicht  anders  den  Weg  nach  aussen  finden,  als  dass  sie  zu 
den  hohen  Temperaturen  der  Muskulatur  ansteigt.  Daher  muss  die 
Temperaturconstanz  der  Thiere  aufhören,  wenn  die  Function  der 
Muskeln,  also  auch  deren  Wärmebilduug  beschränkt  ist.  Daraus  er- 
klärt sich  eine  für  das  Leben  sehr  wichtige  Thatsache,  dass  näm- 
lich die  Temperatur  von  innen  bis  zur  Schichte  der  Muskeln  sehr 
wenig  abfällt,  während  nach  aussen  von  diesen,  in  der  äussersten 
Zone  des  Körpers,  die  Temperaturen  sehr  schnell  zur  Umgebung 
abfallen.  Treten  Variationen  der  Temperatur  in  der  Umgebung  auf, 
so  nimmt  nur  die  äusserste  Körperzone  mit  ihrem  jähen  Abfall  der 
Temperaturen  an  jenen  Schwankungen  Theil,  nicht  aber  die  Musku- 
latur, die  nach  Vf’e.  Versuchen  ein  so  schlechter  Wärmeleiter  ist 
dass  sie  das  Wasser  in  seiner  grossen  Unfähigkeit,  Wärme  zu  leiten, 
noch  um  das  Doppelte  übertrifft. 

Wenn  so  die  Homöothermie  der  Warmblüter  ziemlich  fest  fun- 
dirt  ist,  so  genügen  diese  Einrichtungen  doch  nur  so  lange,  als  die 
Grundbedingung  der  Temperaturconstanz,  Gleichheit  in  der  Bildung 
und  in  der  Abgabe  der  Wärme  von  Seiten  der  Körper  erfüllt  wird. 
Da  nun  unsere  Umgebung  fortwährenden  Schwankungen  unterworfen 
ist  und  da  die  Wärmeabgabe  eines  Körpers  an  seine  Umgebung  dem 
NEWTON’schen  Gesetze  zu  Folge  von  der  Temperaturdifferenz 
zwischen  beiden  abhängig  ist,  so  müssen  noch  regulatorische  Vor- 
gänge eintreten,  um  die  Homöothermie  der  höheren  Thiere  zu  einer 
vollkommenen  zu  machen.  Solche  Vorgänge  sind  zum  Theil  durch 
die  eintretende  Abkühlung  der  Körperoberfläche  gegeben,  die  beim 
Sinken  der  Umgebungstemperatur  eintritt  und  umgekehrt  durch  den 
Eintritt  einer  Erwärmung  der  Oberfläche  beim  SteigeD  der  Tem- 
peratur der  Umgebung.  Indess  kann  dieser  Wechsel  in  den  Tem- 
peraturen der  Haut  allein  diese  Bedeutung  deshalb  nicht  besitzen, 
weil  die  Oberfläche  des  lebenden  Körpers  lange  nicht  so  grosse  Va- 
rationen  erfährt,  als  die  Umgebung  sie  für  gewöhnlich  zeigt. 


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888 


Adavckwicx,  Wirmeökonomie. 


Es  treten  vielmehr  zu  diesen  Temperaturvariationen  der  Hut 
bedeutsame  Modificationen  des  Wärmeemissionsvermögens  der  Hast 
hinzu,  die  durch  die  eigentümlichen  von  den  Temperaturveräude- 
rungen  der  Haut  bewirkten  Circulationsverbfiltnisse  des  Blutes  in  der 
Haut  hervorgerufen  werden.  Da  nun  dies  Wärmeemissionsvermögeo 
der  Haut  von  der  Grösse  der  Oberfläche  des  in  ihr  strömendes 
Blutes  abhängt  und  diese  durch  die  Erschlaffung  oder  Zusammec- 
ziehuug  der  Hautgefässe  bedingt  ist,  so  muss  bei  warmer  Umgebung 
in  Folge  der  Erweiterung  der  Hautgefässe  das  Wärmeemissionsver- 
mögen zunehmen,  also  bei  warmer  Umgebung  mehr  Wärme  abge- 
geben werden  und  umgekehrt  bei  kalter  Umgebung  weniger  Wärmt 
abgegeben  werden,  obgleich  die  Temperaturdifferenz'  zwischen  Körper 
und  Umgebung  und  demnach  dem  NEWTOM’schen  Gesetze  zu  Folge  such 
seine  Wärmeabgabe  grösser  wurde,  als  normal;  damit  aber  ist  klar,  dass 
sie  den  für  die  Hoiuöothermie  der  Thierkörper  aus  dem  Wechsel  ihrer 
Wärmeabgabe  drohenden  Gefahren  im  Sinne  eines  wirklich  regulirendes 
Factors  entgegenarbeitet.  (Vgl.  Rosenthal,  CbL  1872,  840).  A.  berech- 
net, dass  die  Vorgänge  der  Circulstion  die  Wärmeabgabe  der  Körper- 
obei fläche  nur  um  30  pCt.  des  normalen  Verlustes  erhöhen  und  am 
25  pCt.  verringern  können,  sie  bilden  den  feineren  Regulirungs- 
mechanismus,  während  die  gröbere  Einstellung  durch  Muskelfunction, 
Ernährung,  Verdunstung  geschieht.  Denn  der  Zu  wachs  von  Wärme, 
welche  den  bei  der  kleinsten  Temperaturdifferenz  gegebenen  sehr 
kleinen  Wärmeverlust  der  Körperoberfläcbe  bis  zur  normalen  Höhe 
erbebt,  müsste  bis  122  pCt.,  die  Beschränkung  bei  der  grösstes 
Temperaturdifferenz  bis  66,6  pCt.  des  normalen  Wärmeverlustes  be- 
tragen. Der  Zuwachs,  den  die  Circulation  leisten  kann,  entspricht 
also  nur  V«  des  zur  Erhaltung  der  Temperaturconstanz  nötbigen  Be- 
dürfnisses, dagegen  die  Einschränkung,  die  sie  zu  ersielen  vermag, 
der  Hälfte.  Wenn  es  nun  wahr  ist,  dass  der  lebende  Körper  des 
weit  höheren  Erfordernissen  für  die  Vermeidung  der  Wärmestauong 
durch  natürliche  Vorgänge  ohne  Zuhülfenahme  einer  „reactiven“ 
Kältebildung  genügte,  dann  muss  man  auch  consequenter  Weise  so- 
nehmen,  dass  ein  Bedürfuiss  desselben,  Wärme  „reactiv“  zu  bilden, 
überhaupt  gar  nicht  vorliegt.  Durch  die  Vorgänge  der  Circulatkm 
allein  kann  nach  A's.  Berechnung  eine  vollständige  Compensirung  der 
durch  die  Schwankungen  der  Umgebungstemperatur  bewirkten  Aen- 
derungen  in  der  Wärmeabgabe  erzielt  werden,  so  lange  die  Tem- 
peratur der  Umgebung  derjenigen  der  Körperoberfläche  sich  von  209 
bis  auf  15°  nähert  und  von  20°  bis  auf  26,6°  von  ihr  entfernt  also 
für  ein  Differenzintervall  zwischen  Körper  und  Umgebung  von  11,6*. 
Dies  Resultat  steht  mit  dem  von  Senator  durch  Beobachtung  ge- 
fundenen (Obi.  1868  S.  708  und  1869  S.  250)  in  guter  Uebereia- 
Stimmung.  J.  Steiner  (Erlangen.) 


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Bcsot,  Blntaoaly««. 


889 


6.  Bange,  Zar  quantitativen  Analyse  des  Blutes.  z*itsohr.  t.  Bioi. 

XII.  S.  191. 

Vf.  hat  zunächst  die  Frage  untersucht,  ob  Natron  und  Chlor  in 
den  Blutkörperchen  Vorkommen,  von  dem  Gesichtspunkt  aus,  dass 
die  nachgewiesene  Beschränkung  derselben  auf  das  Serum  einen  sehr 
genauen  Weg  zur  Bestimmung  der  Mengeverhältnisse  der  Blutkörper- 
chen bieten  würde.  Es  wurde  jedesmal  der  Natron-,  Kali-  und  Chlor- 
gehalt bestimmt  und  zwar  im  defibrinirten  Blut,  im  Serum  und  im 
Blutkörperebenbrei.  Die  Trennung  des  Blutes  in  Serum  und  Blut- 
körperchen wurde  mittelst  einer  Centrifuge  ausgeführt,  die  1000  bis  1400 
Umdrehungen  in  der  Minute  machte.  Für  Schweineblut  ergab  sich: 


Kali 

Natron 

Cblor 

Natron : Chlor 

Serum 0,0273 

0,4272 

0,3611 

1,183 

Gesararatblut  . . 0,2575 

0,2406 

0,2691 

0,894 

Blutkörperchen  . 0,4363 

0,0633 

0,1676 

0,378 

Chlor  und  Natron  nehmen  also  mit  dem  Serum  ab;  die  relative 
Menge  des  Chlors  (im  Verhältnis  zum  Natron)  ist  jedoch  im  ganzen 
Blut  grösser,  wie  im  Serum;  und  in  dem  Blutkörperebenbrei  wieder- 
um grösser,  wie  im  Blut;  daraus  folgt  nothwendig,  dass  die  Blut- 
körperchen als  solche  Chlor  enthalten.  Unentschieden  bleibt,  ob  sie 
Natron  enthalten,  doch  ist  dieses  bei  der  geringen  Menge  unwahr- 
scheinlich. Berechnet  man  die  Menge  des  Serums  unter  der  An- 
nahme, dass  die  Blutkörperchen  kein  Natron  enthalten,  so  erhält 
man  56,32  pCt.  Serum.  Vf.  bestimmte  nun  in  demselben  Blut  den 
Eiweissgehalt  des  ganzen  Blutes  (+  Hämoglobin),  des  Serum,  und 
der  durch  wiederholtes  Mischen  mit  Kochsalzlösung  möglichst  von 
Serum  befreiten  Blutkörperchen.  Auch  das  Absetzen  der  Blutkörper- 
chen in  der  Kochsalzlösung  wurde  durch  die  Centrifuge  in  einer  sehr 
vollständigen  Weise  bewirkt.  Auch  aus  diesen  Daten  lässt  sich  die 
Menge  des  Serums  berechnen:  sie  ergiebt  sich  so  zu  56,57  pCt. 
Daraus  folgt,  dass  die  obige  Annahme  in  der  That  richtig,  die  Blut- 
körperchen des  Schweineblutes  kein  Natron  enthalten.  Dasselbe  gilt 
für  das  Pferdeblut:  auch  hier  enthalten  die  Blutkörperchen  Chlor, 
aber  kein  Natron.  Man  kann  also  auch  in  diesem  Blut  die  Menge 
der  Blutkörperchen  durch  eine  Natronbestimmung  im  Blut  und  im 
Serum  feststellen.  Anders  sind  die  Verhältnisse  des  Rinderblutes. 
Dasselbe  enthält  in  Procenten: 


Kali 

Natron 

Cblor 

Natron .-  Cblor 

Serum 0,0254 

0,4351 

0,3717 

1,17 

Oesammtblut  . . 0,0411 

0,3631 

0,3053 

1,19 

Blutkörperchen  . 0,0516 

0,2980 

0,2459 

1,21 

Da  die  relative  Menge  des  Natrons  in  den  Blutkörperchen  steigt, 
so  müssen  die  Blutkörperchen  Natron  enthalten;  aus  der  Bestimmung 
der  Serummenge  nach  der  oben  angewendeten  Methode  folgt,  dass 
sie  auch  Chlor  enthalten.  — Ganz  dasselbe  ergiebt  sich  auch  für 


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Wolf»»««,  Glycogenbllduug- 


690 

Hundeblut.  — Es  folgen  alsdann  die  ausführlichen  Analysen  mit  Be- 
stimmung sömmtlicher  Aschenbestandtheile  im  Serum  und  den  Blut- 
körperchen für  Schweineblut,  Rinderblut  und  Pferdeblut.  In  BetrdI 
dieser,  sowie  der  angewendeten  Methode  muss  auf  das  Original  ver- 
wiesen werden.  Im  Schweine-  und  Rinderblut  ist  Kalk  nur  im  Serum 
enthalten.  Die  Körperchen  sind  also  frei  davon.  Präformirte  Schwefel- 
säure findet  sieb  im  Blut  nur  in  sehr  geringer,  quantitativ  nicht  be 
stimmbarer  Menge.  Die  verschiedenen  Blutarten  zeigen  ins  Serum  einen 
nahezu  constanten  Oehalt  an  Natron  und  Kali  (nur  beim  mensch- 
lieben  Blutserum  ist  der  Kaligebalt  etwas  höher),  während  der  Ge- 
halt der  Blutkörperchen  wechselt  und  zwar  Rinderblut-  und  Hnnde- 
blutkörperchen  mehr  Natron,  wie  Kali  enthalten.  Die  geringe  Menge 
Kali  im  Blutserum  Ist  Vf.  geneigt,  auf  den  Zerfall  farbloser  Blut- 
körperchen zu  beziehen.  Aus  den  Versuchen  von  Kemmerich  und 
Verdeil  folgert  der  Vf.,  dass  bei  einer  kalireichen  Nahrung  die 
Natronmenge  des  Serums  abnitnmt,  ohne  entsprechende  Vermehrung 
der  Kalunenge,  die  Kalimenge  dagegen  in  den  Blutkörperchen 
Steigt.  E.  Sslkowski. 


8.  Wolffberg,  Ueber  den  Ursprung  und  die  Aufspeichernng  des 
Glycogens  im  thierischen  Organismus.  Zsüacfar.  r.  Bioi.  xn.  S «. 

§ 1.  Einleitung.  Aus  derselben  sei  die  wenig  beachtete  Tbai- 
Sache  hervorgehoben,  dass  die  Leber  von  im  Winterschlaf  getödteten 
Murmelthieren  verhältnissnaässig  grosse  Mengen  Glycogen  enthält,  wie 
Valentin  und  Aeby  angegeben  haben  und  VoiT  bestätigen  konnte. 
Da  die  Thiere  während  dieser  Zeit  keine  Nahrung  aufnchnien,  son- 
dern von  dem  Elweiss  und  Fett  ihres  Körpers  leben,  ae  geht  daraas 
hervor,  dass  dieses  Glyeogeu  aus  Eiweiss  oder  Fett  gebildet  sein 
muss.  So  wio  wir  jetzt  wissen,  dass  das  Fett  bei  einer  Un  Kohle- 
hydraten reichen  Nahrung  nicht  aus  diesen  selbst  hervorgeht,  sondern 
aus  dem  Eiweiss  (VoiT),  so  ist  es  auch  wohl  denkbar,  dass  das  Gly- 
cogen nicht  direct  aus  den  Kohlehydraten  hervorgeht.  — § 2.  Ueber 
die  Bedingungen  der  Glycogenanhäufu ti g in  den  Organen. 
Während  die  Eigenschaft  der  Kohlehydrate,  Glycogen  zu  bildee, 
durch  zahlreiche  Versuche  festgestellt  ist,  erscheint  die  GlycogenbÜ- 
dung  aus  gefüttertem  Eiweiss  immer  noch  der  Controverse  unterworfen. 
Gegen  den  ersten  Versuch  von  Cl.  Bebnard,  der  Hunde  6 — 8 Monats 
ausschliesslich  mit  Fleisch  füttern  liees  und  dann  in  der  Leber  noch 
2 pCt.  Zucker  fand,  ist  der  Einwand  erhoben  worden,  dass  mit  dem 
Fleisch  vielleicht  Glycogen  eingefühlt  ist.  Gegen  diese  Möglichkeit 
spricht  indessen  der  Umstand,  dass  weder  der  DaHaSinhatt  »och  das 
Pfortaderblut  Zucker  enthielt.  In  netterer  Zeit  sind  positive  Resultate 
erhalten  von  Naonyn,  negative  von  Dook  und  Locbsinsbb;  Vf.  weit* 
'darauf  hin,  dass  in  diesen  Fällen  die  Untersuchung  det  Leber  M 


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WoL*rssrto,  Glycogenbildung. 


891 


spät  nach  der  letzten  Fütterung  vorgenommun  ist.  W.  benutzte  zu 
seinen  Versuchen  Hühner,  die  mit  getrocknetem  und  pulverisirtem 
Pferdefleisch,  durchschnittlich  40—50  Grm.  pro  Tag,  gefüttert  wurden. 
Die  Fütterung  umfasste  9 — 10  Tage.  Es  wurde  Glycogen  erhalten 
a)  in  der  Leber  b)  in  den  Pectorales 

pCt  absolute  Menge  pCt. 

I.  1,56  0,446  0,251 

II.  1,45  0,598  0,454 

III.  0,145  0,102  0,211  17  Stunden  nach  der  letz- 

ten Fütterung  getödtet. 

IV.  0,22  0,041  0,162  do.  24  Stunden. 

Es  wird  also  bei  einer  Eiweissfütterung  Glycogen  gebildet  und  das- 
selbe verschwindet  sehr  schnell  beim  Hungern.  — §.3.  Die  bis- 
herigen Hypothesen  der  Gly cogenbildung.  In  Betreff  der 
kritischen  Besprechung  der  „Ersparnisstheorie“  und  der  Theorie  der 
„Anhydridbildung“  muss  das  Original  verglichen  werden;  es  sei  hier 
nur  Folgendes  daraus  hervorgehoben.  Vf.  weist  mit  Recht  die  seit 
Pavy’s  Vorgang  verbreitete  Anschauung  zurück,  dass  die  Zucker- 
bildung ein  postmortaler  Vorgang  sei,  eine  Anschauung,  die  sich  auf 
die  geringe  Menge  oder  das  gänzliche  Fehlen  von  Zucker  in  der 
frischen  Leber  stützt.  Bei  einem  so  leicht  löslichen  Körper  sei  es 
ganz  selbstverständlich,  dass  man  ihn  im  gegebenen  Moment  immer 
nur  in  Spuren  findet.  Für  den  directen  Uebergang  von  Zucker  in 
Glycogen  fehlt  noch  jeder  stringente  Beweis  und  wenn  schon  beim 
Zucker  die  Anhydridbildung  schwer  denkbar  ist,  so  ist  dieses  in 
noch  weit  höherem  Grade  bei  dem  Glycerin,  Eiweiss  und  Leim,  bei 
deren  Zufuhr  sich  ja  auch  reichlich  Glycogen  findet.  Die  Ersparnisse 
theorie  sagt  nicht  etwa  aus,  das3  es  genüge,  irgend  einen  leicht 
oxydirbaren  Körper  in  die  Circulation  zu  bringen,  um  eine  Anhäufung 
von  Glycogen  zu  erhalten,  sondern  die  eingeführte  Substanz  muss 
die  Eigenschaft  haben,  die  Bedingungen  der  Zerlegung  von  Eiweiss 
zu  ändern.  Die  Glycogenbildung  erfolgt  nicht  deshalb,  weil  durch 
die  zugeführte  Substanz  der  Sauerstoff  in  Beschlag  genommen  wird, 
welcher  sonst  das  in  der  Leber  befindliche  Glycogen  oxydirtj  dann 
müssten  in  der  That  Substanzen  wie  milchsaures  Natron,  weinsaures 
Natron  u.  s.  w.  Glycogenbildung  zur  Folge  haben.  Diese  Substanzen 
zerfallen  aber  ohne  dass  dadurch  die  Bedingungen  der  Zerlegung  des 
Eiweiss  oder  Fett  wesentlich  geändert  werden.  Glycogen  kann  sich 
nur  aus  Nahrungsstoffen  bilden.  — Was  die  leichte  Oxydation  des 
Zuckers  betrifft,  so  ist  sie  früher  von  Pettenkofer  und  Voit  nach- 
gewiesen und  gegen  die  Versuche  von  Scberemetjkwski,  welche  das 
Gegen theil  darthun  sollten,  aufrecht  erhalten.  — §4.  Die  weiteren 
Einwände  gegen  die  Ersparnisstheorie.  Man  könnte  gegen 
dieselbe  den  Einwand  erheben,  dass  dem  Körper  zugefübrtes  Fett 
gleichfalls  eine  Ersparniss  bewirkt  und  doch  keine  Glycogenanhäufung. 


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892 


Quivn,  Entißndung  das  Knorpel«. 


Dagegen  ist  aber  za  erwidern,  dass  das  Fett  durchaas  nicht  so  leicht 
im  Organismus  zerfällt,  wie  die  Kohlehydrate.  Wenn  gleichseitig 
im  Organismus  Kohlehydrate  und  Fett  disponibel  sind,  so  werden 
zunächst  die  Kohlehydrate  verbraucht.  — Die  subcutanen  Injeetionen 
von  Glycerin  wirken  nach  Vf.  deshalb  sehr  viel  weniger  glycogea- 
bildend,  weil  das  Glycerin  nicht  in  so  innige  Berührung  mit  Zellea 
tritt,  wie  bei  Einführung  in  den  Darm.  — § 5.  Versuch  eine« 
directen  Beweises.  PrttenkofeR  und  Voit  haben  nachgewiesen, 
dass  der  Fettansatz  bei  Fütterung  mit  Fleisch  uod  Kohlehydrates 
proportional  ist  der  Menge  des  zersetzten  Eiweisser.  Vf.  versuchte 
nun,  diesen  Nachweis  in  ähnlicher  Weise  auch  für  das  Glycogen  zu 
führen.  In  einer  ersten  Versuchsreihe  erhielten  die  Versuchsthiere 
— Hühner  — Fleischpulver  mit  steigenden  Mengen  Zucker  und  zwar 
30 — 40 — 60 — 90  Grm.  pro  Tag  neben  20  Grm.  Fleischpulver.  Die 
Glycogenmenge  in  der  Leber  betrug  0,107 — 0,375  — 1,441 — 1,757  Gra. 
In  der  zweiten  Versuchsreihe  wurden  jedem  Thiere  60  Grm.  Zucker 
gegeben  und  steigende  Mengen  Eiweiss  (Fleischpulver),  nämlich  8 Gm. 
30 — 30  und  50.  Die  Glycogenmengen  betrugen  0,474—0,631 — 0,821— 
1,84.  Bei  der  gleichen  Menge  Zucker  nimmt  also  das  Glycogen 
mit  steigender  Eiweissz ufuhr  zu.  Das  Glycogen  bildet  sich 
nach  Vf.  fortwährend  im  Organismus  bei  der  Zersetzung  des  Eiweiss 
als  ein  Zwischenproduct.  Je  nach  den  Bedingungen,  welche  gerade 
im  Organismus  herrschen,  wird  dasselbe  weiter  zersetzt  oder  es  häuft 
sich  in  der  Leber  an.  Das  in  einem  gegebenen  Augenblick  in  der 
Leber  befindliche  Glycogen  ist  daher  kein  directer  Ausdruck  für  die 
Menge  des  gebildeten  Glycogens.  E-  üalkewaki. 


A.  Genzmer,  Ueber  die  Reactlon  des  hyalinen  Knorpels  anf  Ent- 
zftndnngsreize  nnd  die  Vernarbung  von  Knorpelwunden  nebst 
einigen  Bemerkungen  zur  Histologie  des  Hyalinknorpels. 

VmcHow'«  Areh.  LX VII.  S.  76. 


G.  wendet  sich  vorzugsweise  gegen  die  Angaben  von  Hsit«- 
MANN  (Cbl.  1873, 477),  indem  er  weder  die  von  diesem  beschriebenen 
zackigen  Fortsätze  der  Zellen,  noch  die  die  Zellen  unter  einander 
verbindenden  Luftcanälchen  nachweisen  konnte.  Seine  Entzündung»- 
versucho  hat  Vf.  an  den  Rippenknorpeln  junger  Kaninchen  ange- 
stellt, die  er  auf  verschiedene  Weise  reizte.  Er  hat  dabei  im  Wesent- 
lichen die  von  Ewktsky  (Cbl.  1875,  239)  angegebenen  Veränderun- 
gen gefunden:  eine  Erweichung  nebst  faserigem  Zerfall  der  Grund- 
substanz und  eine  Atrophie  der  Zellen,  welche  allmählig  vom  Rande 
des  Reizdefectes  in  die  umgehende  Substanz  vorschreitet  und  bi 
einer  Zeit,  in  der  die  Reparation  des  ursprünglichen  Defects  schon 
fast  vollendet  ist,  zum  Schwund  aller  zeitigen  Elemente  in  breiter 
Zone  gesteigert  ist.  6 Wochen  nach  Application  des  Reizes  findet 


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I 


Feiosl,  Brucheinklemmung.  SSdillot,  Trepanation. 


893 


sich  die  atrophische  Zone  nicht  mehr.  Eine  Vacuolenzone  hat  Vf. 
nicht  in  der  scharf  abgegränzten  Weise  gesehen,  wie  Ewetzky,  auch 
war  die  lediglich  durch  Kernvermehrung  und  Zelltheilung  m&rkirte 
Proliferationszone,  von  der  nach  14  Tagen  noch  keine  Spur  zur  be- 
merken war,  nur  deutlich  in  den  jüngsten  dem  Perichondrium  zu- 
nächst liegenden  Knorpelschichten,  während  in  der  Tiefe  die  Zellen 
reactionslos  und  unverändert  erschienen.  Die  Ausfüllung  des  Defectes 
wurde  wesentlich  durch  eine  Wucherung  des  Perichondriums  und 
knorpelige  Umwandlung  des  neugebildeten  Gewebes  bewirkt.  Orth. 


L.  Feigel,  Beitrag  znr  Aetiologie  der  Entstehung  von  Iucar- 

cerationen  der  Gedärme  im  Bruchsacke,  wiener  msd.  j«brb.  1876. 

& 807. 

ln  dem  ausführlich  beschriebenen  Falle  hatte  seit  13  Jahren 
eine  freie  linksseitige  Inguinalhernie  bestanden,  welche  nach  einer 
acht  Tage  anhaltenden  Diarrhöe  plötzlich  zu  Einklemmungserschei- 
nungen  und  bald  zum  lethalen  Ausgang  führte.  Bei  der  Section 
fanden  sich  zwei  grosse  Ausstülpungen  (Divertikel)  der  Bruchsack- 
wand, beide  mehrkamtnerig  und  getrennt  von  einander  durch  ein 
dünnes  Septum,  ln  diesem  letzteren  war  durch  eine  frische  Zer- 
reissung  eine  rundliche  Oeffnung  entstanden,  durch  welche  eine 
Darmschlinge  von  dem  einen  Divertikel  in  das  andere  durebgegiitten 
war.  In  der  Oeffnung  hatte  nun  eine  Incarceration  jener  Schlinge 
stattgefunden,  welche  durch  eine  starke  Kothanhäufung  einen  be- 
trächtlichen Grad  erreichte,  schliesslich  durch  das  Nachdrängen  immer 
neuer  Darm-  und  Mesenteriummassen,  welche  immer  wieder  einge- 
schnürt wurden,  eine  solche  Annäherung  der  Einklemmungsstelle  an 
den  Mesenterialansatz  herbeiführte,  dass  der  ganze  Bruchsack  um- 
gestülpt wurde.  Der  mit  der  Pforte  verwachsene  Bruchsackhals  war 
an  seiner  Stelle  verblieben,  der  Brucbsack  selbst  hatte  sich  von  seiner 
Umgebung,  mit  der  er  nur  durch  lockeres  Bindegewebe  zusammen- 
gehangen, getrennt  und  war  bis  io  die  Nähe  der  Wirbelsäule  zu 
einem  abgestumpften  Kegel  ausgezogen.  Grawitz. 


C.  Sddillot»  De  la  träpanatlon  präventive,  dans  les  fractures  avec 
däplacement  d’esqullles  de  la  table  interne  on  vitree  du  eräne. 

Compt.  rend.  [.XX XI II.  8.  566 

Vf.  empfiehlt  auf  Grund  einer  nicht  unanfechtbaren  Statistik, 
welche  auf  106  aus  der  Literatur  zusammengestellten  Fällen  aufge- 
bant  ist,  die  Trepanation  in  alleu  Splittorbrüchen  der  Glastafel.  Nach 
dieser  Statistik  ergiebt  die  besten  Resultate  die  prophylaktische 
Trepanation,  welche  noch  vor  dem  Auftreten  von  Gehinerscheiuun- 
gen  gemacht  wird,  entschieden  schlechtere  die  curativo  Trepana- 


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Leüiuxn,  Adhäsion  dar  Bildestoffe  an  der  Hast 


894 


tion  zur  Zeit  des  Auftretens  von  Gehirnerscheinungen  oder 
später,  während  von  29  nicht  Trepanirten  nur  einer  unvollki 
gebeilt  wurde.  Die  Schwierigkeit  liegt  nur  in  der  Diagnose 
solchen  Bruches,  besonders  dann,  wenn  die  äussere  Tafel  nur  eina 
Sprung  zeigt  oder  nur  contundirt  ist.  Die  Schusscontusionen  io 
Schädels  gemessen  in  dieser  Hinsicht  eines  ganz  besonders  schlechte 
Rufes.  Vielleicht  wird  die  Auscultation  durch  Percussion  des  Schidea 
ein  werthvolles  HüHVmittel  werden  können;  vorläufig  aber  empfiehl; 
sich  in  allen  zweifelhaften  Fällen  die  explorative  Trepanation 
Ungünstigen  Hospitalverhältnissen  wird  man  dabei  durch  antisepti' 
sehen  Verbaud  entgegen  treten  können;  denn  nur  die  Hospit&lverhäk- 
nisse  haben  es  verschuldet,  dass  die  Trepanationsfrage  in  unser® 
Jahrhundert  so  merkwürdige  Abweichungen  von  den  althergebrach- 
ten Anschauungen  aufzuweisen  hat.  Die  moderne  Chirurgie  ist  ist 
dem  Wege  zu  den  Vorschriften  des  Hippocrates  zurückzukehrer. 

E.  Kiuttr 


£.  Lehmann,  Ueber  Adhäsion  der  Badestoffe  an  der  Haut,  d» 

Bonn  1876. 

Nach  einer  ausführlichen  Zusammenstellung  der  verschieden« 
Ansichten  über  die  Bedeutung  der  Haut  beim  Baden  theilt  L.  fol- 
gende Versuche  mit.  Er  nahm  während  6 Wochen  30  Thermalsool- 
bäder  in  Rehme  und  einen  Monat  nach  Beendigung  derselben  ein 
Sitzbad  von  15  Min.  Dauer,  dampfte  das  Wasser  des  letzteren  ab 
und  konnte  im  Rückstand  spectroskopisch  Kalium,  nicht  aber  Lithium 
(nach  Finkenkb  enthielt  die  Thermalsoole  1873  in  1 Liter  0,0002 
Chlorlithium.  Ref.)  nachweisen.  Da  ersteres  möglicherweise  aus  dem 
Schwciss  und  nicht  aus  dem  Badewasser  (wovon  1 Liter  0,226  KjSO, 
enthält)  stammen  konnte,  so  nahm  L.  in  zwei  weiteren  Versuchen  js 
8 Sitzbäder  von  20  Liter  Wasser,  zu  welchem  bezw.  100  Grm.  Chlor- 
lithiura  oder  Chlorstroutium  gesetzt  waren,  an  8 hinter  einander  fol- 
genden Tagen.  Jedes  Bad  hatte  eine  Temp.  von  15 — 18°  C.  und  ein; 
Dauer  vou  15  Minuten.  Nach  einer  Woche  wurde  dann  in  einer, 
zu  den  vorigen  Versuchen  nicht  benutzten  Wanne  ein  Abwaschung*- 
bad  mit  gewöhnlichem  oder  Regenwasser  genommen.  In  dem  Ab- 
dampf-Rückstände des  letzteren  iiess  sich  mit  Bestimmtheit  Lithium 
bezw.  Strontium  spectroskopisch  nachweisen.  Diese  Stoffe  warer. 
also  aus  den  Bädern  aufgenommen  worden  und  halten  8 Tage  auf  der 
Haut  gehaftet.  Dass  dieselben  unter  Umständen  noch  länger  *»f 
ihr  haften  können,  ist  höchst  wahrscheinlich.  L.  schliesst  weiter 
daraus,  dass  während  des  Bades  keine  Absorption  von  Stofes 
durch  die  Haut  erfolgt,  hält  es  aber  nicht  für  unmöglich,  dass  tob 
haften  gebliebenen  Stoffen  im  Laufe  der  Zeit  etwas  aufgenoiutnen 
wird.  Es  ist  also  zweifellos  mit  dom  Mineralbadc  die  Berührung  Iw 


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"V" 

Ki'xa»;  Mokli;  LfiaMiSN , Lsodeuhpi  Aster;  Bcm  etc  , 8slic,yUSur«.  895 

in  ihm  enthaltenen  Stoffe  mit  der  Haut  nicht  abgeschlossen  und  die 
Nachwirkung  der  Hader  vielleicht  auch  darauf  zurückzuführen.  Es 
folgt  daraus,  dass,  wo  es  auf  Erhaltung  der  Wirkung  ankommt, 
längere  Zeit  nach  den  Mineralbädern  keine  gewöhnlichen  Bäder  oder 
„Wildbäder“,  wie  es  häutig  geschieht,  genommen  werden  sollten, 
sowie  endlich,  dass  auch  stoffärmere  Quellen  bei  längerem  Gebrauch 
denselben  Nutzen  haben  können,  wie  stoffreieliere  Bäder,  kürzere  Zeit 
genommen.  Senator. 


1)  Cases  of  acut  rheumatisme  treated  by  Salicine  and  S&licylic 
acld.  Lauest  1876.  ii.  No  8.  2)  C.  F.  Kunze,  Ueber  einige  bisher 
noch  anbekannte  Wirkungen  des  salicyls.  Natrons.  Deutsche  Zeit- 
achr. f.  prakt.  Med.  1876.  No.  28.  3)  Moeli,  Zur  Kenntuiss  des  Natr. 
salicyl.  Deutsches  Arch.  f.  klio.  Med.  XVII  8.  592.  1)  LÜriliann,  Nur 

eine  kurze  Bemerkung  zur  Wirkung  des  salicyls.  Natrons. 
Beri.  klm.  Wocheuscbr.  1876.  No.  33.  5)  Leonhardi  • Aster  jnn. , Bei- 
träge zur  Wirkung  der  Salicylsäurepräparate.  Deutsche  Zeitachr. 
f.  prakt.  Med.  1876.  No.  33.  6)  C.  E.  Buss,  lieber  Ersatzmittel  der 
Salicylsäure  bei  innerlicher  Anwendung.  Berlin,  kliu.  Wochensehr. 
1876.  No  35  u.  36.  7)  C.  Küster,  Salicylsäure  gegen  Fussschweisse. 
Deutsche  Zeitachr.  f.  prakt.  Med.  1876.  No  38.  8)  T.  Maclagan,  The  treat- 
ment  of  acute  rheumatisme  by  Salicine.  Lauoet  1876.  u.  No.  18. 
9)  L.  Hoffmann,  Salicylsäure  gegen  Neuralgien.  Beri.  klio.  Woche  n- 
sebr.  1876.  No.  34. 

1)  Im  allg.  Krankeuhause  zu  Leeds  wurde  bei  einer  Anzahl  von 
Fällen  acuter  Rbeumarthritis  Salicin  unwirksam  gefunden,  während  bei 
Anwendung  der  Salicylsäure  die  Schmerzen  binnen  24  Stunden  be- 
deutend nacbliesscn  oder  aufbörlen  und  das  Fieber  abfiel.  In  Betreff 
der  Pericarditis  konnten  keine  Erfahrungen  gesammelt  werden,  da 
sie  in  fast  allen  Fällen  schon  vor  Anwendung  der  Säure  bestand. 
Nur  in  einem  mit  Salicin  behandelten  Falle  trat  während  des  Ge- 
brauchs desselben  die  Complication  auf.  — . M.  (8.)  dagegen  hält  auf 
Grund  neuer  Eifahrungen  (s.  S.  241)  seine  Behauptung  aufrecht, 
dass  Salicin  in  genügend  grossen  Gaben  (10 — 30  grains  2stündlich) 
die  acute  Rbeumarthritis  schnell  beseitigt  und  hier  so  sicher  wirkt, 
wie  „Chinin  bei  Intermittens  oder  Ipecacuanha  in  der  Ruhr.“  Einige 
Krankengeschichten  werden  zum  Beleg  mitgetheilt.  In  Bezug  auf 
die  Herzcomplicationen  spricht  er  sich  auf  Grund  seiner  jetzt  im 
Gauzen  14  Fälle  umfassenden  Erfahrung,  wovon  11  mit  Salicin,  die 
übrigen  mit  Salicylsäure  behandelt  wurden,  dahin  aus,  dass  sie  bei 
frühzeitiger  und  dreister  Anwendung  dieser  Mittel  verhütet,  oder 
wenn  schon  vorhanden,  aufgehalten  werden  könne  und  dass  dieser 
günstige  Einfluss  aulhöre,  wenn  die  Temperatur  auf  die  Norm  gc- 


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896 


Kerns;  liosu;  Ltnsn;  Lsoshssdi-Aitsi  ; Bes»  ete.,  Salieyltlare. 


fallen  sei.  Ihre  Anwendung  schliesst  übrigens  nicht  den  Gebmdi 
anderweitiger  reaorbirender  Mittel  aus. 

K.  (2)  empfiehlt  das  salicyls.  Natron  als  schmeraatillendes  Mittel 
bei  Gicht  und  Arthritis  deformans.  Nach  M.  (3)  wurde  der  nach 
dem  Salicylat  eintretende  Temperaturabf&ll  tiefer,  wenn  etwa  40  Mio. 
nach  dem  Einnehmen  um  die  Zeit  des  gewöhnlich  auftretenden 
Schweisses  ein  Bad  (25°  C.)  gegeben  wurde.  Den  Puls  sab  M.  regel- 
mässig parallel  der  Temperatur  sinken.  Auch  die  Form  des  Pulses 
änderte  sich  und  näherte  sich  der  normalen,  die  starke  Dicrotie  nahm 
ab  und  die  Elasticitätsachwankungen  traten  wieder  deutlich  hervor.  " 

4)  Ein  mit  Arthrit.  defor.  chroo.  behaftetes  Dienstmädchen  be- 
kam nach  einer  Gabe  von  4,0  Grm.  Natr.  saiicyl.  einen  heftigen, 
mit  Schüttelfrost  beginnenden  Fieberanfall,  der  bei  einer  Temperatur 
von  Uber  40°  C.  etwa  einen  Tag  anhielt.  Zugleich  traten  die  ge- 
wöhnlichen Nebenwirkungen  des  Präparats  sehr  heftig  und  ausserdem 
auch  noch  Oedem  der  oberen  und  unteren  Extremitäten  auf.  Nach 
mehrtägigen  Intervallen  wurde  obige  Gabe  noch  ewei  Mal  wiederholt; 
das  Resultat  blieb  das  nämliche:  Fieber  so  hoch  wie  früher  und  die 
heftigen  Nebenerscheinungen  traten  ein,  um  ohne  jede  Medication 
nach  Ablauf  eines  Tages  wieder  au  schwinden. 

5)  Die  nämliche  Beobachtung  machte  L.-A.  bei  einem  Typhösen, 
der  etwa  1 Stunde  nach  dem  Einnehmen  von  5 Grm.  Natr.  salic. 
einen  starken  Schüttelfrost  bekam,  während  dessen  die  Temperatur 
steil  anstieg,  z.  B.  in  40  Min.  von  39,5  auf  41,4.  Nach  einem  weni- 
ger steilen  Abfall  folgte  dann  die  gewöhnliche  durch  das  Mittel  be- 
wirkte Defervescena.  Der  gleiche  Erfolg  wurde  bei  demselben  In- 
dividuum 3 Mal  beobachtet.  — Von  anderen  seltenen  Nebenerschei- 
nungen sah  Vf.  einige  Mal  heftige  Dyspnoe  und  iu  einem  Falle  teu- 
nisebe  Starre  des  Rückens  und  der  Extremitäten,  endlich  einmal  vor- 
übergehende Hämaturie.  — Vf.  empfiehlt  die  Salicylsäure  auch  pro- 
phylaktisch aneuwenden,  wenn  bei  Personen,  die  bereits  an  Gelenk- 
rheumatismus gelitten  haben,  sich  Prodromalsymptome  wieder  Beigen. 

6)  Ein  Pulver  von  1 Th.  Salicylsäure,  2 Th.  Talcum.  präp.  und 
f Tb.  Amyl.  fand  K.  sehr  wirksam  gegen  Fussschweisse,  indem  es 
nicht  nur  den  üblen  Geruch  beseitigte,  sondern  auch  diu  Schweiss- 
secretion  verminderte. 

7)  B.  fand  die  antipyretische  Wirkung  des  von  Sekatos 
(S.  241)  empfohlenen  Salicins  nach  einigen  Beobachtungen  geringer 
als  den  des  salicyls.  Natrons. 

9)  H.  empfiehlt  die  Salicylsäure  in  stündlichen  Gaben  von  0£ 
Grm.  oder  2stündlich  bis  zum  Verbrauch  von  10 — 20  Dosen  als  vor- 
aügliches  Mittel  gegen  Neuralgieen,  die  sich  auf  Erkältung  zurück- 
führen  lassen.  SchiSer. 


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Emsssoh;  Zkchhkistir,  Cholera  infantum.  LarraaTs,  Vorfall  etc.  897 


£.  W.  Emerson,  Some  points  in  the  pathology  and  treatment 
of  Cholera  infantum.  MassacbnlUt*  med.  soc.  1876.  13.  June.  Zech- 
meister,  Ein  Beitrag  zur  Cholera  infantum.  Wiener  med.  Presse. 
1876.  No.  37. 

Für  das  Zustandekommen  der  Symptome  in  der  Cholera  infantum 
giebt  E.  folgende  Erklärung:  Die  Einwirkung  des  Choleragiftes 

findet  zunächst  an  dem  Orte  seiner  stärksten  Concentrationen,  auf  der 
Schleimhaut  des  Magens  und  Darms  statt.  Durch  Reizung  der  Ganglien 
entsteht  zunächst  localer  Gefässkrampf,  dem  bald  Gcfässparalyse  folgt 
in  Folge  temporärer  Lähmung  des  Splanchnicus.  Daher  vermehrte 
Trar.ssudation  in  den  Verdauungscanal  und  verstärkte  Peristaltik. 
Letztere  wird  noch  erhöht  durch  die  vom  Vf.  gleichzeitig  angenom- 
mene Reizung  des  Vagus.  Durch  Aufnahme  des  Gifts  in  die  Blut- 
bahn: Krampf  der  peripheren  Qefässc,  Ansammlung  des  Bluts  im 
rechten  Herzen  und  den  PuImonalArterien.  Die  hierdurch  bewirkte 
Koblensäureanhäufung  und  verminderte  Oxydation  des  Blutes  ver- 
mehrt ebenfalls  die  peristaltischen  Bewegungen  des  Darms.  Tritt 
nun  endlich  durch  Erschöpfung  des  zu  lange  gereizten  Vagus  Läh- 
mung desselben  ein,  so  entsteht  Lähmung  des  Magens  und  Darm- 
kanals, des  linken  Herzens,  Hirnödein  und  Convnlsionen.  — Diesen 
Hypothesen  entsprechend,  empfiehlt  Vf.  die  Anwendung  heisser  Bäder, 
grosser  Sinapismen,  innerlich  Eis  oder  Eiswasser,  sowie  Klystiere 
■von  schwachem  Salzwasser.  — 

Unter  den  ätiologischen  Momenten  für  die  Cholera  infantum  er- 
wähnt Z.  der  häufigen  Unsitte,  das  mit  Koth  beschmutzte  Kind  mit 
oder  ohne  die  verunreinigte  Windel  in  das  Badewasser  zu  thun  und 
mit  demselben  Wasser  den  Mund  der  Kinder  zu  reinigen.  L.  Rosentbal. 


Lefferts,  A uuique  case  of  prolapse  of  both  ventricles  of  the 
Iarynx.  — Their  remoYal  by  the  Operation  of  tbyrotomy.  — 

Cure.  Med.  Record.  New-York  1876.  No.  291. 

Während  bisher  der  Vorfall  der  MoKGAONt’scben  Ventrikel 
nur  als  eine  wahrscheinlich  in  der  Agone  entstandene  Erscheinung 
an  der  Leiche  beobachtet  worden  ist,  hat  L.  Gelegenheit  gehabt, 
diesen  Process  im  Leben  zu  sehen  und  zu  heilen.  Er  war  wahr- 
scheinlich durch  Schwellung  der  Schleimhaut  bei  chronischem  Catarrh 
entstanden  und  bestand  seit  zwei  Jahren,  als  der  Patient  in  L.’s 
Beobachtung  kam.  Ausser  Heiserkeit  hatte  er  in  neuerer  Zeit  Er- 
scheinungen von  Kehlkopfsstenose  gezeigt.  L.  bildet  das  laryngosco- 
pisebe  Bild  ab.  Auf  der  einen  Seite  giDg  der  Prolapsus  wahrend 
der  Phonation  in  den  Ventrikel  zurück,  während  er  auf  der  anderen 
ausserhalb  desselben  persistirte.  Die  prolabirten  Partien  stellten 
ovoide,  von  geschwollener  Schleimhaut  überzogene  Geschwülste  dar, 
die  aus  den  Ventrikeln  hervortraten.  Nach  gemachter  Thyrotomie 
XIV.  Jahrgang.  57 


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898 


Dai.l'  Asm,  Durchbrach  einer  Cererne  in  den  Wirbelken*! 


wurden  dieselben  mittelst  der  Scheere  abgetragen  und  gelang  die 
Operation  und  Heilung  aufs  Vollständigste.  Die  von  Dr.  Maxs  vor- 
genommene  pathologisch  - anatomische  Untersuchung  der  excidirten 
Partien  zeigte,  dass  dieselben  aus  hypertrophischer  Schleimhaut  be- 
standen und  bestätigte  die  Diagnose.  B.  Fr&ok«l 


DalP  Ariui,  Durchbruch  einer  Caverne  in  den  Wirbelcanal. 

IrxtL  Intell.  Bl.  1876.  No.  36. 

Ein  20jäbriges,  aus  phthisiseber  Familie  stammendes  Mädchen 
litt  seit  September  1874  an  Husten,  Auswurf  und  Seitestechen.  Mitte 
October  traten  Schmerzen  im  rechten  Arm  und  Rücken  auf,  an  welch« 
sich  eine  Lähmung  des  rechten  Armes  anschloss.  Anfang  Januar 
1875  kamen  Schmerzen  im  linken  Arm  hinzu,  sowie  Ameisenkriechen, 
Zucken  und  Zittern  am  Rücken  und  den  obern  Extremitäten.  In  der 
nächsten  Zeit  nahmen  alle  Erscheinungen  zu,  so  dass  Mitte  Januar 
vollständige  Unbeweglichkeit  der  untern  Extremitäten  vorhanden  war. 
Es  traten  hektische  Erscheinungen  auf,  sowie  starke  Abmagerung 
der  Arme.  Am  Abdomen  war  die  Sensibilität  vermindert  Abweicben 
der  Uvula  nach  links.  Die  Brustwirbelsäule  zeigt  eine  leichte  Coo- 
vexität  nach  links,  der  2.  Brustwirbel  steht  zurück,  die  3 erster 
Brustwirbel  bei  Druck  schmerzhaft.  Die  rechte  Fossa  supraclavicaL 
verstrichen,  giebt  tym panitischen  Schall;  Bronchialatbmen.  Am  obere 
Rand  des  Cucullaris  kann  man  durch  Druck  ein  „Quatschen“  er- 
zeugen, welches  die  Kranke  bei  Hustenstössen  als  „Rasseln“  selbst 
wabrnimmt.  Spitzenstoss  normal,  die  Herzdämpfung  ein  wenig  nach 
rechts  verbreitet;  2.  Pulmonalton  verstärkt  Das  Quatschen  nahm 
immer  mehr  zu  und  reichte  biB  zu  den  Dornfortsätzen,  und  nach 
unten  bis  zum  Angul.  scapul.  Im  April  d.  J.  ist  in  der  rechtes 
Lungenspitze  eine  Höhle  deutlich  nachweisbar.  Von  der  3.  Ripp« 
ab  metallische  Phänomene.  Anasarca.  Schlingbeschwerden.  Albumi- 
nurie. Unter  Zunahme  aller  Erscheinungen,  bes.  der  Dyspnoe,  er 
folgte  der  Tod  Anfang  Mai.  Das  Fieber  hatte  den  Charakter  der 
continua  remittens. 

Bei  der  Section  fanden  sich  an  der  hintern  Wand  des  Wirbel- 
canals Granulationen  und  Eiter;  die  Dura  im  obern  Theil  mit  Granu- 
lationen bedeckt.  Die  Processus  transversi  des  7.,  6.  und  4.  Hals 
wirbcls,  sowie  die  Köpfchen  der  3 obersten  Rippen  cariös  und  x.  TL 
necrotisch.  — In  der  Regio  suprascapul.  eine  mit  Eiter  gefüllte  Höhl«, 
welche  sich  zwischen  Wirbelsäule  und  Muskulatur  nach  unten  und 
oben  fortsetzt  und  mit  der  Caverne  in  Commanication  steht.  Du 
Rückenmark  im  obern  Theil  sehr  blass,  in  der  Halsanschwellung 
venös  injicirt.  Auf  der  Innenseite  der  Dura  Verdickung  und  Injectios. 
Die  Vorderhörner  in  der  Gegend  des  2.  Halswirbels  eingesunken 
und  gelblich  verfärbt;  in  der  untern  Hälfte  der  Halsanschwellung  mit 


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Bombst  d.  Poibcibä,  GangrKn  bei  allgera.  Paralyse.  Elbes,  Gohiroerkrankongen.  899 

graugelblichen  Herden  durchsetzt.  Aehnliche  Veränderungen  im 
Bruettheil  und  dem  untersten  Theil  des  Marks.  Decubitus. 

Vf.  macht  die  zuerst  aufgetretenen  Sensibilitäts-  und  Motilitäts- 
Störungen  abhängig  von  den  raeningitischen  Processen,  während  er 
die  späteren  Lähmungserscheinungen  auf  die  Herderkrankung  im 
Rückenmark  zurückfuhrt.  Litten. 


H.  Bonnet  et  Poincarl,  Recherche»  snr  l’anatomie  pathologique 
et  la  natnre  de  la  paralysie  generale.  Paris  me.  124  sto.  22  Taf. 

Der  Umstand,  dass  in  einigen  Fällen  von  progressiver  Paralyse 
ohne  bekannte  Veranlassung  Gangrän  bald  ganzer  Gliedmaassen,  bald 
mehr  in  der  Form  des  Decubitus  auftrat,  lenkte  die  Aufmerksamkeit 
der  Vff.  auf  den  Sympathicus.  Es  fanden  sich  in  den  6 daraufhin 
untersuchten  Fällen  constant  folgende  Veränderungen.  Erstens  eine 
stark  dunkle  Pigmentirung  der  Ganglienzellen,  oft  auch  der  benach- 
barten Fettzellen.  Zweitens  Verarmung  an  Zellen  und  Vorwiegen 
des  Bindegewebes,  endlich  Ersatz  ganzer  Gruppen  von  Ganglien, 
zellen  durch  Fettzellen.  Die  Cervicalganglien  waren  immer  am 
meisten  afficirt.  Daraus  erklären  sich  die  sonstigen  anatomischen 
Befunde  als  Folgezustände  einer  beeinträchtigten  vasomotorischen 
Innervation.  Zu  ihnen  gehören  die  Befunde  in  den  Grosshirnlappen: 
Ansammlung  von  Fettgranulationen  in  den  Nervenzellen,  freie  Fett- 
anbäufungen  im  Gewebe  und  selbst  im  Lumen  der  Gefasse,  anderer- 
seits aber  auch  die  fettigen  Degenerationen  anderer  Organe,  wie  des 
Herzmuskels,  der  Leber,  der  Nieren  und  die  Verdünnung  der  Darm- 
uod  Magenwand. 

Von  der  Methode  ihrer  histologischen  Untersuchungen  machen 
die  Vff.  keine  Mittheilung,  so  dass  dahingestellt  bleiben  muss,  in  wie 
weit  die  beigegebenen  Zeichnungen  vielleicht  als  Kunstproducte  zu 
betrachten  sind.  Wernicke. 


R.  Elben,  Zwei  Fälle  von  Gehirnkrankheiten,  wflrtemb.  Corr. -bi. 

1876.  No.  17. 

Eine  55jährige  Frau  sank  plötzlich  unter  Erbrechen  und  sehr 
heftigem  Schwindel  um,  verlor  aber  nicht  das  Bewusstsein.  Das  Er- 
brechen und  der  Schwindel,  welcher  durch  Kopfbewegungen  ge- 
steigert wurde,  hielt  unter  zunehmender  Schwäche,  jedoch  bei  vollem 
Bewusstsein,  an.  Nach  1%  St.  trat  Somnolenz,  nach  3 St.  vollkom- 
mene Bewusstlosigkeit  ein.  Nach  18  St.  erfolgte  der  Tod.  Im  rechten 
Kleinhirn  fand  sich,  entsprechend  seinem  medialen  und  vorderen 
Theile,  ein  wallnussgrosser  apoplektischer  Heerd.  Derselbe  war  in 
den  4.  Ventrikel  durchgebrochen,  letzterer  mit  Blutgerinnseln  erfüllt. 
Die  Gyri  der  Convexität  waren  abgeplattet.  Die  grösseren  Arterien 

76* 


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900 


Gcirsv,  Hirnabscsae. 


zeigten  atheromatöse  Einlagerungen.  Für  die  Localisation  der  off» 
bar  apoplektiscben  Affection  sprach  der  äusserst  markirte  Schwinde! 
und  das  Erbrechen  beim  Fehlen  aller  anderweitigen  Heerderscbei- 
nuogen.  Der  Zustand  des  Sensoriums  entsprach  dem  allmählichen 
Anwachsen  des  Hirndrucks. 

Der  2.  Fall  betrifft  einen  63j.  Mann,  welcher  seit  einigen  Jahres 
hin  und  wieder  an  Kopfschmerzen  gelitten  hatte.  Nach  2tügifen 
Klagen  über  Kopfschmerzen  und  Schwindel  stellte  sich  grosse  Schwiele 
ein.  Er  wurde  schlummersüchtig  und  sprach  verwirft,  Lähmung  der 
Beine  trat  ein.  Nach  weiteren  3 Tagen  kam  dazu  eioe  Lähman» 
des  rechten  Armes,  das  Sensorium  wurde  besser,  während  die  Kopf- 
schmerzen jetzt  wie  im  ganzen  Krank heits verlauf  andauerten.  Dt; 
linke  Bein  wurde  wieder  beweglich,  so  dass  nunmehr  eine  recht*- 
seitige  Hemiplegie  bestand.  Weiterhin  zeigten  sich  Contracturen  der 
rechten  Extremitäten,  Schmerzhaftigkeit  bei  passiven  Bewegung«: 
und  leichte  klonische  Krämpfe  im  linken  Arme.  Der  Zustand  dt; 
Sensoriums  wechselte  mehrmals  zwischen  Sopor,  freieren  Intervallen 
und  gänzlicher  Bewuatlosigkeit.  Nach  3 Wochen  erfolgte  der  Tod. 
Die  Convexität  beider  Hemisphären  wurde  durch  2 pachymeningitiscbt 
Säcke  comprimirt,  welche,  an  den  dicksten  Stellen  etwa  2 Cm.  hoch, 
zusammen  ungefähr  ‘/i  Liter  Blut  enthielten.  Die  Basis  blieb  fr«i. 
Die  Druckspuren  waren  an  der  linken  Hemisphäre  bedeutender.  Für 
Haematom  sprach  in  diesem  Falle  der  nicht  localisirte  Kopfschmerz, 
das  Schwanken  in  den  allgemeinen  (Druck-)  Symptomen,  weichet 
wahrscheinlich  durch  Nachschübe  der  Blutung  bedingt  war,  endlich 
aber  die  doppelseitige  Affection,  da  nach  HUGOKNIN  das  Haematoo 
meist  doppelseitig  vorkommt.  Als  ätiologisches  Moment  kam  cor 
das  Alter  in  Betracht.  ■ Wsrnick«. 


Gelpke,  Ein  Fall  von  Hirnabscess.  Arch.  d.  «eitk.  1876.  8.  4is. 

Vier  Tage  nach  einem  an  die  rechte  Seite  des  Kopfes  erbe- 
tenen Hufschlag  stellten  sich  bei  einem  seither  gesunden  26jährig» 
Kutscher  die  Symptome  einer  allmählich  von  den  linkeu  Ober-  taf 
die  Unterextremitäten  fortschreitenden  Lähmung  ein,  wobei  auci 
weiterhin  die  Sprache  (Zungenlähmung)  und  die  linke  Gesichtshslftf 
betheiligt  wurde.  Interessant  war  die  Beobachtung  einer  wahrere 
der  Krankheit  nachgewiesenen  Störung  des  Muskelgefühls  zuerst  »r, 
der  linken  Ober-,  später  auch  an  der  gleichnamigen  Unterextremilä'. 
(Ueber  passiv  vorgenommene  Lageveränderungen  wusste  der  Krank« 
keine  Auskunft  zu  geben.)  — Die  Sensibilität  der  Haut  für  Beruh 
rungen  batte  in  massigem  Grade  abgenommen.  Mit  Uebergehan* 
der  Einzelerscheinungen,  wie  sie  sich  nach  einer  Operation  (Entfer- 
nung von  Knochensplittern  des  eingedrückten  rechten  Scheitelbein*’ 
in  einer  vorübergehenden  Besseruug  aller  Symptome  kund  gebet, 


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t 


Bdlklit;  Haidt,  Herpes  Zoster.  901 

berichten  wir  über  die  nach  Eintritt  des  Todes  gefundenen  Verände- 
rungen am  Hirn,  apeciell  der  Hirnrinde.  Neben  einer  rechtsseitigen, 
eitrigen  Meningitis  fand  man  den  unteren  Theil  beider  Centralwin- 
dungen erweicht.  In  der  ersten  Centralwindung  reichte  der  Herd 
nach  oben  bis  zur  Wurzel  der  zweiten  Stirnwindung;  an  der  hinteren 
Oetjfralwibdting  erstreckte  sich  die  ErWeiehuog  bis  zum  Ursprung 
der  zweiten  Hinterhauptswindung.  Die  während  des  Lebens  beob- 
achteten Lähmungserscheinungen  am  Oesicht  und  den  Extremitäten 
führt  Vf.  auf  die  afficirten  Hirnrindenpartien  zurück:  die  Sensibili- 
tätsstörungen seien  als  Drucksymptome  oder  Folgen  einer  Affection 
der  Capsula  interna  aufzufassen,  welche  bei  dem  Vordringen  der  Eite- 
rung in  die  Tiefe  (Encephalitis  im  Centrum  semiovale  bis  zum  Balken 
hin)  sicher  alterirt  war;  die  Aufhebung  des  Muskelgefühls  ist  Vf. 
geneigt  durch  die  Hypothese  zu  erklären,  dass  die  hintere  Central- 
windung Sitz  des  Muskelgefühls  sei.  Der  letztere  Hirntheil  war  im 
vorliegenden  Theil  von  der  entzüdlichen  Veränderung  und  Zerstörung 
mit  betroffen  gewesen.  '•  «!  Bernhardt. 

• ■ • ■ . : ■ i . ’ . i.  'i i : • j : ' • . ; ■ . . 

L.  D.  Bulkley,  A clinical  study  on  Herpes  Zoster.  Amor.  juurn. 

Jouro.  of  ined.  1876.  Juljr.  S.  21.  Hardy,  Du  Zona.  Q»>.  des  höp.  1876. 

No.  103,  104. 

B.  beschreibt  einen  Zoster  im  Gebiete  der  rechten  5.,  6.  und  7. 
Spinalnerven  bei  einem  73jährigen  Manne,  welcher  auf  derselben  Seite 
ein  Lyinphosacrom  des  Halses  gehabt  hatte.  Letzteres  war  durch 
Arsengebraucb  kurz  vor  dem  Beginn  des  Zosters  nahezu  ganz  ge- 
schwunden. Vf.  nimmt  an,  dass  Druck  oder  Zerrung  der  Nerven- 
stämme  durch  den  Tumor  den  Zoster  veranlasst  habe.  Vf.  bezweifelt, 
dass  dem  Zoster  eine  primäre  Entzündung  der  Spinalganglicn  zu 
Grunde  liege;  er  glaubt  vielmehr,  dass  stets  die  Entzündung  der- 
selben eine  fortgeleitete  sei. 

H.  erwähnt  einen  Fall  von  Zona  im  Gebiete  des  Nerv,  ischiadicus. 
Der  Ausschlag  dauerte  20  Tage,  es  blieb  eine  Hyperästhesie  zurück, 
welche  den  P.  am  Gehen  hinderte  und  so  stark  war,  dass  jede  Be- 
rührung die  heftigsten  Schmerzen  verursachte.  Vier  bis  sechs  Wochen 
nacb  dem  Beginne  trat  eine  vollständige  Lähmuug  der  Muskeln  der 
Wade  und  der  äusseren  Seite  des  Beines  ein,  wie  bei  der  Kinder- 
lähmung, welche  bisher  schon  ein  und  ein  halbes  Jahr  anhält  und 
noch  nicht  gauz  geschwunden  ist.  — 

Ein  anderer  seltener  Fall  betraf  eine  Dame,  welche  einen  Zoster 
des  Stammes  mit  heftigem  Gürtelschinerz  hatte.  H.  nimmt  an,  dass 
der  Entzüudungsvorgang  von  den  Wurzeln  auf  das  Mark  selbst  über- 
gegangen  trat.  In  der  That  griffen  die  Schmerzen  bald  auf  die 
unteren  Extremitäten  über,  dann  auf  die  Arme,  es  kam  Paralyse 


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902 


Tdbtferd;  Smith,  Verschloss  der  Scheide. 


hinzu  und  zum  Schluss  Paralyse  der  Inspiratoren.  Die  Kranke  ging 
suffocatorisch  zu  Grunde  unter  Symptomen  der  Myelitis  ascendeus. 

O.  Simon. 


Fr.  Tuefferd,  Obligation  du  vagin.  Uo.  mdd.  1876.  No.  tos.  J.  0.  Smith, 
Case  of  obstructive  amenorrhoea.  Br»,  med.  Joum.  1876.  No.  8i7. 

T.'s  Pat.  batte,  als  sie  am  normalen  Ende  ihrer  dritten  Schwan- 
gerschaft Weben  bekommen,  von  ihrer  Hebeamme  trotz  bestehender 
Querlage,  Secale  erhalten;  die  hinzugerufenen  Aerzte  konnten  die 
Wendung  nicht  ausführen  und  entwickelten  die  Frucht  durch  die 
Sectio  caesarea.  Einige  Tage  nach  der  Entbindung  stellte  sich  Harn- 
träufeln  ein ; es  entwickelte  sich  ein  ausgedehnter  Defect  der  Blases- 
scheidewand, Nachdem  seine  Verschliessung  vergeblich  versucht 
worden,  wurde  die  Obiiteration  der  Scheide  freilich  auch  mit  unvoll- 
ständigem Erfolg  vorgenommen.  Ungefähr  ein  Jahr  nach  der  Ent- 
bindung bildet  sich  ein  Abscess  im  unteren  Kaiserschnitts- Mundwin- 
kel; nach  der  Incision  desselben  entleerten  sich  hierdurch  die  Menses, 
diese  Fistel  blieb  offen,  ev.  öffnete  Pat.  dieselbe  mittelst  einer  Nadel. 
Tr.  bekam  Pat.  in  diesem  Zustand  1868  in  Behandlung;  er  verschloss 
die  Scheide  vollständig.  Es  stellte  sich  nun  eine  sehr  beschwerliche 
Cystitia  ein,  der  Urin  entleerte  sich  nur  absatzweise,  nach  Jahresfrist 
wurden  3 haselnussgrosse  Steine  entfernt.  Pat.  wurde  ein  wenig  ge- 
bessert, verweigerte  indess  bis  1875  alle  weiteren  Operationen;  seit 
1872  hatten  die  Menses  cesairt,  seit  1874  floss  fortwährend  blutiger 
zersetzter  Eiter  ab.  Nun  wurde  die  Obliterationswunde  wieder  ge- 
öffnet und  ein  7,5  Cm.  langer,  45  Grm.  schwerer  Stein  entfernt,  io 
dessen  Centrum  eine  mit  aashaft  stinkendem  Eiter  gefüllte  bohnengros* 
Höhle  lag.  Obwohl  erleichtert,  ging  Pat.  doch  nach  5 Monaten 
hektisch  zu  Grunde. 

Ein  18jähriges  Mädchen  war  noch  nicht  menstruirt,  obwohl  seil 
dem  16.  Jahre  alle  3 Wochen  heftige  Schmerzen  im  Unterleib  saf- 
traten. S.  constatirte  bei  der  Pat.  intensives  Fieber,  heftige  Schmer- 
zen im  Schooss  und  Kreuz  und  eine  bis  zum  Nabel  reichende  Ge- 
schwulst im  Abdomen.  Die  Scheide  war  durch  eine  muskulfa« 
Scheidewand  dicht  hinter  dem  Hymen  abgeschlossen.  Diese  WaoJ 
wurde  excidirt,  die  Höhle  mit  Carboistture  ausgespritzt.  Die  ent- 
leerten Massen  — etwa  V*  Pint  — waren  bräunlich;  dieselbe  Flüssig- 
keit entleerte  sich  in  reichlicherer  Menge  am  folgenden  Tage  als  der 
Tampon,  welcher  die  Verwachsung  verhindern  sollte,  entfernt  wurde. 
Am  3.  Tage  p.  oper.  entwickelte  sich  eine  Bronchitis,  an  der  di« 
Pat.  am  6.  Tage  starb.  Section  nicht  erlaubt.  A.  Martin. 


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Stiiksb,  Curare.  903 

J.  Steiner,  lieber  die  Wirkung  des  amerikanischen  Pfeilgiftes 
Curare.  RBiCBBai'e  u.  du  Boh-Rbybobd’#  Arcb.  1875.  S.  145—176 

St.  bestätigt  die  Angabe  des  Ref.  und  Boll’s  von  der  hoben 
Resistenz  der  Fisehe  gegen  Curare,  findet  aber,  dass  bei  jungen 
Fischen  der  Uebergang  in  der  Wirkung  von  den  empfindlichen  Am- 
phibien zu  den  Fischen  kein  so  grosser  ist,  wie  bei  erwachsenen 
Exemplaren.  Im  Verfolg  dieser  Untersuchung  stellte  sich  heraus, 
dass  bei  Aalen  zu  einer  Zeit,  wo  die  Reflexbewegungen  in  unge- 
schwächter Stärke  bestehen,  und  von  weicher  ab  dieselben  noch  sehr 
lange  fortbestehen  bleiben,  schon  eine  centrale  Functionsstörung 
vorhanden  ist;  daraus  folgt,  dass  bei  Fischen  der  allein  bisher  be- 
kannten peripheren  Lähmung  in  viel  früherer  Zeit  eine  Lähmung  des 
Centralorgans  der  willkürlichen  Bewegung  voraufgeht.  Durch  Cura- 
risirung  von  Aalen  ausserhalb  des  Wassers  wird  weiter  bewiesen, 
dass  ihre  hohe  Resitenz  gegen  Curare  nicht,  wie  man  gewollt  hat, 
auf  der  schnellen  Ausscheidung  des  Giftes  durch  die  Kiemen  beruhen 
könne.  Krehse  erliegen  der  lähmenden  Wirkung  des  Giftes  in  gleicher 
Weise,  wie  die  höheren  Thierclassen,  nur  noch  in  späterer  Zeit,  als 
es  selbst  bei  den  Fischen  der  Fall  ist. 

Der  electriscbe  Nerv  des  electrischen  Rochens  Torpedo  wird  in 
Bestätigung  der  gleichen  Versuche  von  Makky,  aber  im  Gegensatz 
zu  Boll,  ebenfalls  durch  das  Gift  gelähmt,  nur  in  einer  noch  späte- 
ren Zeit,  als  die  Lähmung  der  motorischen  Nerven  geschieht,  nach- 
dem lange  vorher  die  centrale  Lähmung  auch  hier  eingetreten  war. 
(Bot-L,  hatte  die  electrischen  Rochen  vollständig  immun  gegen  Curare 
erklärt;  diese  Angabe  aber  in  Bestätigung  der  Versuche  des  Ref. 
wieder  zurückgenommen ; cfr.  Berichte  der  Berliner  Academie  1875, 
Monat  November.  D.  Ref.)  Das  Bild  der  Lähmung  erhält  man  in 
gleicher  Weise  bei  den  übrigen  Rochen  und  den  Haien. 

Von  grossem  Interesse  ist  das  Verhalten  der  Wirbellosen,  Mol- 
lusken, Seesterne,  Holotliurien  und  Medusen  gegen  das  Curare.  Trotz 
der  Injection  einer  starken  Dose  des  Giftes  sieht  man  zunächst  keine 
Lähmungserscheinungen:  alle  Reflexbewegungen  werden  sehr  prompt 
ausgeführt;  aber  im  Besitz  der  Kenntniss  der  centralen  Lähmung  bei 
den  Fischen  wurde  auch  hier  das  Verhalten  des  Centrums  beobachtet 
und  eine  evidente  Lähmung  desselben  gesehen;  nur  hält  es  schwer, 
solche  subjective  Lebensäusserungen  bei  diesen  tief  stehenden  Thieren 
ausfindig  zu  machen.  So  z.  B.  ist  beim  Seestern  diese  Lähmung 
nur  dadurch  zu  erkennen,  dass  er  in  letzterem  Falle  in  die  Rücken- 
lage gebracht,  sich  auf  seine  natürliche  Bauchlage  nicht  wieder  um- 
wendet, eine  Bewegung,  die  der  unvergiftete  Seestern  unermüdlich 
immer  und  immer  wieder  ausführt;  dagegen  ist  periphere  Lähmung 
niemals  gesehen  worden.  Nur  die  Medusen  scheinen  vom  Curare 
gar  nicht  angegriffen  zu  werden.  Schiffer. 


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904  8cHirr,  Pilrgifte. 

M.  Schiff,  Dell’  arrelenamento  per  fanglil.  Santo  di  ana  com- 
luunicazione  orale  fatta  alla  Societä  Medico-flsica  di  Firenze 
nella  sednta  del  21  Maggio  1876.  L,'imp«r«»ie.  me  s.-a.  5 fim. 

Die  alte,  zum  Theil  noch  jetzt  verbreitete  Ansicht,  wonach  den 
einzelnen  besonderen  Giftpilzen  auch  eine  besondere  Symptomatologie 
zukomme,  hält  vor  einer  sorgfältigen  Analyse  nicht  Stich.  Es  muss 
vielmehr  angenommen  werden,  dass  in  verschiedenen  Giftpilzen  ein 
einziges  wesentliches  giftiges  Alkaloid,  das  von  Schmiedebebg  und 
Koppe  aus  dem  Fliegenpilz  (Amanita  muscaria)  dargestellte  Muscarin, 
existire.  Docli  existiren  höchstwahrscheinlich  neben  dem  Muscarin 
in  den  verschiedenen  Giftpilzen  noch  andere  schädliche  Principien, 
die  je  nach  der  Species  variiren  können:  diese  würden  die  Unter- 
schiede erklären,  welche  in  der  Symptomatologie  der  einzelnen  Ver- 
giftungen Vorkommen. 

Id  Bezug  auf  die  Wirkungen  des  reinen  Muscarin  bestätigt  Sch 
im  Wesentlichen  die  bekannten  Resultate  von  Schmiede  beug.  Der 
reichliche  Speichelfluss  beruht  wesentlich  auf  einer  Vermehrung  de* 
Secrets  des  Gl.  submaxillaris,  weniger  der  Parotis.  Dieses  an  Hun 
den  und  Katzen  constatirte  Verhältniss  kann  jedoch  nicht  ohne  Wei- 
teres auf  den  Menschen  übertragen  werden,  der  in  Bezug  auf  die 
Speichelsecretion  sich  mehr  den  Herbivoren,  speciell  den  Wieder- 
käuern anscbliesst,  an  denen  bisher  noch  nicht  Experimente  mit  dem 
Muscarin  angestellt  wurden.  Die  vermehrte  Speichelsecretion  dauert 
übrigens  nach  Durclischueidung  der  Secretionsnerven  noch  fort.  Dies 
scheint  dafür  zu  sprechen,  dass  das  Gift  auf  die  peripherischen  Nerveo- 
endurigeu  wirkt. 

Auf  das  Herz  übt  das  Muscarin  eine  deprimirende  Wirkung: 
die  Pulstationen  werden  gewöhnlich  grösser  und  seltener.  Bei  sehr 
kleinen  Dosen  lässt  sich  jedoch  auch  eine  Periode  beobachten,  io 
welcher  der  Herzschlag  beschleunigt  ist,  und  zwar  ist  die  Dauer 
dieser  Periode  uro  so  länger,  je  kleiner  die  angewandte  Dosis  war. 
Mit  der  Verlangsamung  des  Herzschlages  sinkt  auch  der  Blutdruck; 
doch  scheint  diese  Erscheinung  nicht  so  sehr  von  den  seltenen  Pulsa- 
tionen als  von  der  Erweiterung  kleiner  peripherischer  Gefässc  abzn- 
hfingen.  Auch  die  Energie  der  Respiration  ist  vermindert.  Die 
Drüsen  des  Verdauungskanals  scheinen  reichlicher  zu  secerniren; 
ebenso  sind  die  Darmbewegungen  vermehrt.  Ausserdem  zeigen  die 
mitMuscarin  vergifteten  Thiere  partielle  Contractionen  des  Schwanzes 
und  der  Hautmuskulatur.  Reizt  man  an  mit  Musearin  vergifteten 
Thieren  den  N.  vagus,  so  erfolgt  der  Herzstillstand  schon  bei  ganz 
ausserordentlich  geringer  Stromstärke. 

Bei  Vergiftung  mit  Fliegenpilzen  treten  ausser  diesen  eben  be- 
schriebenen, die  Muscarinwirkung  charakterisircnden  Symptomen  auch 
noch  andere  Erscheinungen  auf,  die  vom  Centralnervensystem  ah- 


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Schiff,  Pilzgifte.  905 

hängen,  auf  welches  das  Muscarin  keine  directe  Einwirkung  BU 
haben  scheint. 

Bei  Vergiftung  mit  Aroanita  muscaria  werden  ausser  den  durch 
Muscarin  bedingten  Symptomen  noch  folgende  Erscheinungen  beob- 
achtet': Unruhe  des  Thieres,  Krämpfe,  welche  nicht  selten  auch  die 
Respirationsmuskeln  ergreifen,  Erweiterung  oder  auch  Verengerung 
der  Pupille.  Auch  beim  Menschen  sind  durch  Vergiftung  mit  Fliegen- 
pilzen diese  Erscheinungen  beobachtet  worden,  deren  Ensemble  der 
Wirkung  des  Opiums  oder  Morphiums  sehr  ähnlich  ist. 

Die  Respirationsstörungen  treten  bei  der  reinen  Muscarinver- 
giftung sehr  viel  energischer  auf  als  bei  der  Vergiftung  mit  Fliegen- 
pilzen. Vielleicht  erklärt  sich  dieser  Unterschied  dadurch,  dass  im 
ersteren  Falle  das  Muscarin  schneller  resorbirt  wird  als  im  letzteren. 

Zwischen  der  Wirkung  der  Giftsehwfinime  und  der  der  Calabar- 
bohne  scheint  eine  sehr  grosse  Analogie  zu  existiren.  Nach  Versuchen 
von  Sch.  hat  auch  die  letztere  die  Eigenthiimlichkcit,  mit  grosser 
Leichtigkeit  fibrilläre  Muskelcontractionen  hervorzurufen.  Auch  die 
Accominodationsstörungen  und  die  bald  verengte,  bald  erweitertete 
Pupille  sind  sowohl  für  die  Vergiftung  mit  Fliegenschwämmen  und 
Muscarin,  als  auch  für  die  mit  Calabarbohne  und  Eserin  charakte- 
ristisch. Die  constante  Verengerung  der  Pupille  tritt  nur  bei  directer 
Application  von  Calabar  auf  das  Auge  ein  (Schmiedeberg,  Scmfl  ). 

Wie  schon  Scumiedeberq  hervorgehobeu  hat,  exislirt  ein  An- 
tagonismus zwischen  dem  Pilzgift  einerseits  und  dem  Atropin,  Daturin 
und  dem  giftigen  Prineip  gewisser  Solanaceen.  Diesen  Antagonis- 
mus hat  Rossbach  mit  Unrecht  geleugnet.  Es  ist  Sch.  wiederholt 
gelungen,  durch  Fliegenpilze  vergiftete  und  fast  schon  sterbende 
Thiere  (wie  Lauder  Brunton  vorgeschlagen  hatte)  durch  Gaben  von 
Datura  strammonium  io  Substanz  oder  in  Alkoholextract  oder  auch 
von  Daturin  am  Leben  zu  erhalten. 

Sch.  hat  die  Wirkungen  des  Daturin  an  sich  selber  studirt  und 
gefunden,  dass  es  den  nach  Pilzvergiftung  beobachteten  ganz  ähn- 
liche Gehirnerscheinuugeu  hervorruft.  Ausserdem  setzt  es  die  Urin- 
secretion  erheblich  herab.  Im  Uebrigen  sind  jedoch  die  nach  Genuss 
von  Datura  auftretenden  Symptome  direct  entgegengesetzt  denen, 
die  nach  Pilzvergiftung  auftreten. 

Nach  allem  diesen  ist  es  wahrscheinlich,  dass  in  den  Gift- 
schwämmen zwei  verschiedene  giftige  Substanzen  existiren:  die  eine, 
das  Muscarin,  hat  auf  Circuiation,  Respiration  und  die  Seeretionen 
eine  der  des  Daturiu  und  Atropin  direct  entgegengesetzte  Wirkung1; 
die  zweite  Substanz  wirkt  auf  das  Centralnervensystem  in  ähnlicher 
Weise  wie  das  Atropin  und  Daturin.  Da  nun  diese  letzten  Symptome 
aber  in  der  Regel  von  selbst  wieder  verschwinden,  sobald  nur  die 
Circuiation  und  die  Sccretiooen  wieder  zur  Norm  zurückge kehl  t sind, 
so  müssen  Atropin  und  Daturin  als  wahre  Gegengifte  gegen  Gift- 


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906  Moldemhaorii,  Paukenhöhle  beim  Fötue  und  Neugeborenen,  Bsacaa 

schwämme  angesehen  und  in  Fällen  von  Pilzvergiftung  stets  gegetm 
werden.  Boll  (Bom>. 


W.  Moldenhauer,  Das  Verhalten  der  Paukenhöhle  beim  Fötas 
und  Neugeborenen  und  die  Verwendbarkeit  der  Ohrenprobe  flr 
die  gerichtliche  Medicin.  Arch.  a.  n«iik.  xvii.  s.  498 

M.  kam  durch  Untersuchung  der  Paukenhöhle  bei  Föten  von 
verschiednem  Alter  und  bei  Neugeborenen,  welche  theils  einige  Tag« 
nach  der  Geburt  gelebt  hatten,  theils  schon  vor  oder  während  der- 
selben gestorben  waren,  zu  Resultaten,  welche  von  den  Angaben 
früherer  Autoren  in  wesentlichen  Punkten  abweichen,  und  welche 
auch  die  frocnsische  Bedeutung  der  Wkkden  WENDT’schen  Ohreo- 
probe  bedeutend  modificiren.  Er  resumirt  selbst  die  Ergebnisse  der 
Untersuchung  in  folgenden  Sätzen:  1.  Die  Paukenhöhle  erhält  gleich 
bei  ihrer  Anlage  einen  Ueberzug  von  Epithel;  in  der  ersten  Hälfte 
der  Schwangerschaft  erscheint  sie  zwar  mit  Gallertgewebe  vollstän- 
dig erfüllt,  doch  lässt  sich  mikroskopisch  in  der  Nähe  des  Trommel- 
fells eine  mit  Epithel  ausgekleidetc  Höhle  nachweisen.  - 2.  Dieses 
Gallertgewebe  wandelt  sich  in  der  zweiten  Hälfte  der  Schwanger- 
schaft allmählich  zu  einem  lockeren  Bindegewebe  um,  dessen  freie 
Schleimhautflächen  durch  die  bestehende  starke  physiologische  Schwel- 
lung und  Hyperämie  dicht  an  einander  liegen,  so  dass  man  vob 
einem  freien  Lumen  der  Paukenhöhle  nicht  reden  kann.  3.  Die  Bil- 
dung eines  Lumens  findet  nach  der  Geburt  dadurch  statt,  dass  nach 
Eintreten  der  Athmung  das  in  der  Pauke  gestaute  Blut  abfiiesst  ued 
die  äussere  Luft  unter  Begünstigung  der  Respiration  den  frei  gewor- 
denen Platz  einnimmt.  4.  Dieses  Abschwellen  der  Schleimhaut  er- 
folgt für  gewöhnlich  ziemlich  schnell,  doch  kann  uuter  Umstanden 
der  embryonale  Zustand  der  PAukenschleimhaut  noch  mehrere  Tage 
während  des  extrauterinen  Lebens  fortbestehen.  5.  Verhältnissmässig 
selten  sind  schon  intrauterin  die  Bedingungen  für  das  Abschwellen 
der  Schleimhaut  erfüllt  und  können  dann  Fruchtwasscrbestandthei!« 
im  Mittelohr  gefunden  werden.  — In  forensischer  Beziehung  ist  be- 
sonders zu  betonen , dass  das  Vorhandensein  eines  ganz  erhaltenes 
Schleimhautpolstcrs  nicht  immer  eine  intra-  oder  extrauterine  Ath- 
mung aus.schliesst.  w.  Sender 


W.  Braune  und  F.  E.  Glasen,  Die  Nebenhöhlen  der  menschlichen 
Nase  in  ihrer  Bedeutung  für  den  Mechanismus  des  Riechens. 

Zeitschr.  f.  Anat.  o.  Eutwicklungsgescb.  II.  S.  1. 

Beim  Schnüffeln,  Spüren,  Schnobern  tritt  sogleich  mit  vermehrter  Inepiratie* 
eine  Verengerung  der  Nasenlöcher  ein,  wodureb  die  Spannungeverminderong  dar 
Loft  im  Naaenraume  und  den  Nebenhöhlen  der  Nase  eine  lehr  grosse  wird.  Bei 
dem  Nacbströmen  der  allmählich  eindringenden,  das  Gleichgewicht  wieder  herstak 


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Mets«.  Zweifel.  Hkwsow.  Rcdzii. 


9Ü7 


landen  Lnft  wird  in  Folge  der  Lage  der  Verbindungsgäoge  der  Nebenhöhlen  der 
Naie  und  wegen  der  nach  aufwärts  führenden  Hicblung  der  Nasenlöcher  die  ge- 
lammte Regio  olfactoria  beatrichen.  Loewe. 

H.  Meyer,  Die  Adductorengruppe  des  Oberschenkels  und  die  Art. 

prOf.  femoris.  Zeitacbr.  f.  Anat.  u.  Eotwieklongigeicb.  11.  S.  29. 

Nach  M.  mnu  man  an  dem  U.  addnctor  magnns,  denen  oberate  Partie  ala 
Adduct.  minimal  acbon  früher  getrennt  wurde,  noch  awei  Theile  unterscheiden : eine 
hintere  Portion  (Portio  perforata)  und  eine  rordere  Portion,  welche  man  mit  Rück- 
licht aof  den  unter  ihrer  Mitwirkung  erzeugten  Sehuenbogen  dea  „Schlitzes“  ala 
Portio  tendinoaa  bezeichnen  kann.  Loewe. 


Zweifel,  Die  Respiration  des  Fötns.  Arcb.  t.  Gyuäkoi.  ix.  s.  291. 

Z.  wiea  durch  das  Spektroskop  nach,  dass  das  Blut  in  den  Nabelscbnnrge- 
fäsaen  die  Absorptioosstreifvu  des  Oxyhämoglobins  zeigt,  also  Sauerstoff  enthält, 
welcher  ans  dem  Blute  der  Mutter  stammen  muss.  Daun  wiederholte  er  die  Ver- 
suche, den  trächtigen  Uterus  zu  eröffnen,  und  bei  künstlicher  Asphyxie  zu  beob- 
achten, ob  und  wie  bald  das  helle  Blut  der  Nabelvene  dunkel  wird,  mit  der  Vor- 
sichtsmaassregel, dass  die  Thiere  dabei  im  Korbsalzbade  gehalten  wurden.  Br  fand, 
dass  die  Asphyxie  nach  dem  Luftabschluss  ungefähr  eben  so  schnell  auftrat,  wie 
beim  geboreueu  Tbiere.  v.  HaMlbeijt. 

F.  Rewnow,  Heber  den  Einfluss  von  Bädern  und  Begiessnngen 
verschiedener  Temperatur  auf  den  Blutdruck.  (Dias.  Petersburg). 

Peten,b.  med.  Wochenacbr.  1876.  No.  16. 

An  curarisirteu  Hunden  beobachtete  Vf.,  dass  Bäder  von  30—35°  C.  von  ge- 
ringem Einfluss  auf  den  Blutdruck  sind,  von  über  35°  uacb  einer  raseb  vorüber- 
gehenden Steigerung  ein  Siukeu  des  Druckes  bewirken.  Bleibt  das  Tbier  nach  dem 
warmen  Bade  (von  35°  aufwärts)  in  der  Zimmertemperatur  oder  wird  mit  kaltem 
Wasser  begossen,  so  steigt  der  Blutdruck  und  macht  dann  einer  nm  so  stärkeren 
Senkung  Platz,  je  niedriger  die  Temperatur  des  Begiessungswassers  and  je  höher 
die  des  Bades  ist  Bäder  unter  30°  C.  steigern  den  Blutdruck,  bis  die  Körpertem- 
peratur zu  sinken  beginnt.  Nach  diesen  Bädern  fällt  der  Blutdruck.  — Eine  be- 
ständige Erhöhung  der  Körperwärme  bei  Bädern  von  über  36°  C.  steigert  deu  Druck- 
Durcbschneidung  der  Nu.  vagi  änderte  iu  der  Wirkung  der  Bäder  nichts,  dagegen 
trat  nach  Durchschneidnng  des  Halsmarks  am  2.  Wirbel  eine  Erniedrigung  ein, 
welche  durch  keinerlei  Bäder  oder  ßegiessungeu  sich  änderte.  Vf.  schliesst  daraus, 
dass  bei  deu  Blutdruckäuderuugen  durch  Bäder  und  Begiessungen  durch  die  sen- 
siblen Hantuerveu  reflectorisch  die  vasomotorischen  Centra  erregt  werden.  Benator. 


Rudzki,  Die  Synthese  der  Eiweissstoffe  im  thierischen  Organismus. 

Petersb.  med.  Wocbeiischr.  1876.  No.  29. 

Vf.  bat  Kauinchen  bis  an  7 Wochen  lang  mit  einer  nnr  ans  Kohlehydraten 
nnd  Fetten  bestehenden,  völlig  eiweiasfreien  Nahrung  gefüttert.  Stickstoff  enthielt 
dioae  NahruDg  bei  2 Tbieren  in  Form  von  LtBeio’sehem  Fleiscbextract  (80  Tb.  Amylnm, 
16  Exlract.  carn.,  6 Tb.  Olivenöl),  bei  2 in  Form  von  Harnsäure  (86  Tb.  Amylnm, 
6 Oel,  2 Asche,  8 Tb.  Harnsäure).  Das  Controltbier  erhielt  93  Stärke,  6 Oel  nnd 
2 pCt.  Asche;  dasselbe  starb  am  23.  Tage.  Vf.  schliesst  daraus,  dass  sieh  aus  Harn- 
säure etc.  und  deu  Kohlehydraten  Eiweiss  synthetisch  im  Körper  gebildet  habe; 
das  Controltbier  wog  im  Beginne  des  Versuches  260  Grm.  (!).  — R.  schliesst  hieran 
eine  Theorie  über  die  Zuckerrubr,  welche  entstehen  soll  dnreb  eine  St&rnug  der. 
jenigen  Organe  (Leber)  oder  Nervenbahnen,  durch  deren  Tbätigkeit  die  Synthese 
des  Eiweisses  aus  Kohlehydraten  und  stickstoffhaltigen  Zersetanngsproduoten  be- 


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908 


BaIBBLACHEH.  Düng.  ScHÜLB.  HkIDEXUAIZ. 


dingt  werde.  In  Folge  davon  müsste  der  nicht  tur  Eiweissbiidnng  gebrauchte  Zocker 
nnd  eine  seiner  Menge  proportionale  Menge  von  stickstoffhaltigen  Zersetxmigspre- 
dncten  ausgeschieden  werden.  B.  Salkowikl 

Baier Jacher,  Die  schweflige  Säure  als  Antisepticnm  im  Vergleich 
mit  der  Saiicylsäure  etc.  Bayrisches  inti.  iuteii.  bi.  is7s  No.  ss— A. 

Vf.  kommt  r.n  folganleu  Resultaten:  1)  Die  SO,  (schweflige  ^änre)  wirkt  an 
stärksten  auf  Hefe  ein;  ihr  zunächst  steht  ßalicylsäure;  2)  Die  SOt  verhütet  Schitt- 
melhildung;  in  dieser  Beziehung  stobt  ihr  die  Oarbolsänre  am  nächsten;  3)  Emulsin 
nnd  Sjnaptase  teigen  grosse  Widerstandsfähigkeit  gegen  anliseptischo  Mittel,  doch 
lässt  sich  ihre  Wirkung  durch  SO,  vorzögern,  unter  gewissen  Verhältnissen  — b«i 
grossen  Mengen  SO,  und  kleinen  Mengen  Ferment  — ganz  aufheben;  4)  der  Fiol- 
nissproeess  wird  durch  80*  verzögert.  Vf.  empfiehlt  das  Verbrennen  von  Schwefel' 
cur  Desinfection  der  Luft  in  geschlossenen  Räumen  und  die  locale  Anwend  mg  ge- 
löster schwefliger  Säure  bei  Dipbtberitis  etc.  E.  SalkowtkL 


A.  Dehn,  lieber  die  Ausscheidung  der  Kalisalze.  du>8.  Eoatock  ist« 

Im  Mittel  von  7 Bestimmungen  faud  Dkhh  eine  Ausscheidung  von  4,5  Grm. 
KCl  = 2,9  Grm.  K,0  im  Flarn  pro  Tag  in  Uabereinstimmung  mit  dem  Ref.,  der 
unter  gewöhnlichen  Ernäiirnngsverhältuissen  3,0  Grm.  K,0  faud.  Eine  bedeuteode 
Vermehrung  kann  durch  kalireiche  Nahrungsmittel  bewirkt  werden,  namentlich  durch 
Fleischbrühe,  Fleiecbextract,  Kaffee  (in  einer  Tasse  immerhin  nur  0,1  Grm.  KCl;  Ref.) 
und  Bier,  wenn  es  in  grösseren  Quantitäten  genossen  wird.  Die  Menge  dos  ausge- 
schiedenen Kali  wird  ferner  gesteigert  durch  reichliches  Wassertrinken.  Das  Ver* 
hältniss  zwischen  Kalium  und  Natrium  ist  ein  je  nach  der  Er niibruDga weise  sehr 
wechselndes.  — Wird  ausser  der  gewöhnlichen  Nahrung  noch  Cblorkalium  eioge- 
fübrt,  so  erscheint  nicht  nur  die  eingeführte  Menge  im  Harn  wieder,  sondern  ausser- 
dem noch  ein  Plus,  je  loch  ist  die  Ausscheiduug  nicht  immer  in  den  ersten  24  Stan- 
den beendigt,  sondern  8ct*t  sich  unter  Umständen  noch  am  folgenden  Tage  fort 
Auch  das  Chlornatrium  erfährt  eine  Steigerung.  — An  6 Tagen  liess  D.  ein  geiac- 
des  Individuum  eine  möglichst  gleichmäßige  Lebensweise  führen  mit  nur  einmaliger 
Nahrungsaufnahme  am  Tage.  Am  2.  T»go  wmden  2 Grm.  KCl  genommen,  am  x 
ein  Infus  von  50  Grm.  Kaffee,  am  4 20  Grm.  Fleischexfract  (3,148  KCl  enthaltend) 
Die  Harnstoffausscheidung  war  an  diesen  3 Tagen  ca.  4 Grm.  höher,  wie  an  den 
früheren  Tagen  und  am  6.  — Die  Aufnahme  des  Chlorkalium  bewirkte  Eingenom- 
menheit des  Kopfes,  die  in  intensiven  Kopfschmer«  Überging.  E Salkowakl 

H.  Schäle,  Zur  Mycosls  des  Gehirns.  Vmcnow’s  Arcb.  lxvii.  S 215 

In  dem  mitget)  eilten  Kalle  bandelt  es  »ich  am  ein  malignes  Erysipelas  capiti« 
bei  einem  Geisteskranken,  der  die  Qowohnhoit  batte,  sieb  mit  allerlei  altem,  oft  mH 
den  verdächtigsten  unsauberen  Staffen  beschmutit-n  Papier  die  Nase  eu  reibe«. 

Hei  der  Section  fand  sieb  eine  phlegmonöse  Araebnitis  mit  eitriger  Phlebitis 
and  Periphlebitis  der  V.  Kos».  Sjrlv.,  sowie  mehrfache  frische  Erweichungxberd»  im 
Corp.  etriat  nnd  der  Hirnrinde. 

Die  Hirugefässe  waren  auf  grosse  Strecken  varicös  nnd  mit  Baeterien  veil- 
gepfropft.  Besonders  bemerkenswert!)  ist,  dass  Vf.  in  einzelnen  Oefassen  ancb  Zweifel* 
lese  längere  Fäden,  theils  frei  ans  dem  abgerissenen  Lumen  heraosragend,  theil. 
zwilchen  den  xusammengebanten  entfärbten  Blutkörperchen  eingefilzt  wahrgenommee 
hat.  Gliederungen  oder  Sporenbildung  war  an  denselben  nicht  nachweisbar.  Orawttz 

. i 

Heldenhain,  Ueber  unblutige  Heilung  vou  Fisteln.  Beri.  kBn. 

Wocheuschr.  1876  No.  33. 

H.  führt  in  die  Fistel  einen  aus  einer  grösseren  Auxabl  carbolisirter  Dana  - 


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Volkmzki.  Hihi.  Olooibi.  Ben. 


909 


(Miteo  zusammengesetzten  Strang  ein , denen  beide  Enden  aus  den  Fistelöffaungen 
' berauabüngeu.  Während  die  Catgntfäden  der  Resorption  anheimfallen,  soll  die  Hei- 
Inug  der  Fistel  erfolgen.  Zwei  Krankengeschichten  Ober  eine  periartlculiire  Fistel 
am  HSftgelenk  nnd  eine  Mastdarmfistel  dienen  anr  Erläuterung  des  Gesagten. 

' " " ■ B.  Küster. 

B.  Volk  mann,  Besection  eines  erheblichen  Theile*  des  Kreuz- 
beines durch  dessen  ganze  Dicke  hindnreh  und  mit  Eröffnung 
des  Rückenmarkcanales  wegen  eines  centralen  Knochensarcoms 

(Myeloid).  Heilung.  Deutsche  med.  Worbensobr.  1870.  No.  24. 

Der  Tumor,  eiu  sebaliges,  myelogenes  Riessnsellensarcom,  batte  sieh  bei  einer 
23jührigen  Frau  in  der  linken  untern  Hälfte  des  Kreutbeins  entwickelt.  Schnitt 
am  linken  Kreutbeinrande  von  der  Synebondrosis  sacro-tllaca  bis  zur  KretizbeiuSpitta, 
Dnrcbmeisseiung  des  Knochens  itn  ganzen  Umfange  des  Tumors,  Loslöaung  des  abge- 
meisselten  Knochens  vom  Mastdarm.  Unter  autiseptisoher  Behandlung  erfolgte  die 
Bettung  ohne  Zwischenfall.  Es  blieb  das  Unvermögen  zurfick  den  Urin  so  lange 
wie  vor  der  Operation  zurüekzubalten.  E.  Küster. 


F.  Hesse,  Einige  Fälle  von  Schleimhaut -Erysipel.  Deutsche  med. 

Wocbeuscbr.  1876.  No.  26  o.  27. 

Anf  einem  Krankensaale,  in  welchem  6chon  früher  Erysipele  vorgekommen 
waren,  erkrankte  ein  mit  Psoriasis  behafteter  Soldat,  der  zwischen  zwei  Erysipela- 
tösen  lag,  unter  Schüttelfrost  au  acuter  Knt<sündun^  der  Nasen*  und  Racbeimchleim- 
haut.  Acht  Tage  später  bekam  ein  anderer  an  Trommellfellzerreissung  leidender 
Pat.,  der  inewiseben  das  Heit  eiues  Erysipelalösen  eingenommen  hatte,  eine  acute 
hochfebrile  Angina.  Bei  einem  dritten  ging  die  Entiünduug  vom  Gesicht  aus  un- 
mittelbar auf  die  Scbleimhaut  der  Nase  und  des  Rachens  Uber.  Hilmsr  verificirte 
alle  3 Mal  die  Diagnose  des  Pbarynx-Eryaipels. 

Aebnliche  Beobachtungen  theilten  in  der  neueren  Zeit  v.  Bhinckkn  mit,  vor 
Jabren  Vxacnow,  Fried  reich,  Hillkb,  in  Frankreich  Tbol'shkaü  u.  A.  Die  in  meh- 
reren Füllen  gleichzeitig  vorhandene  Diphtherie  betrachtet  H.  nur  als  eine  einfache 
Necrose  in  Folge  der  Heftigkeit  der  mfectiö.«eu  Entzündung,  wie  eine  solche  beim 
Erys.  gangraenosum  der  Unsseetn  Haut  auch  vorkommt.  wiib.  Koch. 


St.  Oldoini,  Sopra  an  caso  di  idrorachite  et  sna  guarigione  col 
mezzo  della  legature  metallica.  Lo  Sperimentaie.  xxxvui.  s.  169. 

Die  Spina  bifida  f aas  zwischen  letztem  Brost-  und  erstem  Lendenwirbel.  Ihr 
Stie),  der  5 Cm.  im  Umfang  hatte,  wurde  mit  einem  dreifach  zusarnmengelegten 
Silberdrath  ligirt,  trotzdem  sich  eine  relativ  weite  Communication  zwischen  der 
Bückenmai  kshöhle  nnd  dem  vollkommen  durchscheinenden  extraspinalen  Geschwulst- 
aegment  nachwoisen  liess.  Dieses  wurde  brandig  und  am  3 Tage  mit  der  Scheere 
entfernt.  Am  6.  Tage  fiel  die  Ligatur  von  dem  inzwischen  verödeten  Stiel.  Allge- 
meiustörungen  waren  nicht  beobachtet  worden.  Rizzoli  soll  in  ähnlichen  FUlleu 
unter  Anwendung  einer  den  Stiel  fest  einschnürenden  Klammer  prompte  Heilungen 
erzielt  haben.  Wlih.  Koch. 

C.  E.  Boss,  Ueber  die  antipyretischen  Wirkungen  der  Cresotin- 

Sänre.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1876.  No.  31.  . , 

Das  Nntronsalz  der  stark  antiseptiscb  wirkeudeo  Cresotinshure  (C’bl.  1873, 
943)  fand  B.  in  einigen  vorläufig  mitgctheiltcn  Beobachtungen  ebenso  wirksam  zur 
Herabsetzung  der  Fiebertemperatur,  wie  Chinin  und  Salicylsliure.  Die  wirksame 
Gabe  war  6 — 8 Grm.  Ausser  über  schlechten  Geschmack  klagten  die  Pal.  bei  dem 
Gebrauch  des  Mittels  über  keinerlei  Uuauuebmlickkeiteo.  Senator. 


Diqitiz 


ly  Google 


910 


K RUTSCHT.  KoTOWTBCHICOFP,  LlOPOLD.  BsKTELS. 


F.  Kretschy,  Ans  der  med.  Klinik  des  Hofrathes  Prof.  Duchek 
in  Wien.  — Analyse  eines  Gases  ans  einem  Pyopnenmothonx. 

Wiener  med.  Wochenecbr.  1876.  No.  32. 

Du  der  28jährigen  Patientin  wegen  Erstickungagefahr  ans  dem  linken  Brost- 
fellsack  entzogene  Gas  enthielt  in  Proc.  77,130  N,  15,249  COt  nebat  geringen  Mengte 
SH,,  endlich  brennbare!  Uae  nnd  twei  Torwaltend  Sumpfgas.  Eine  gana  geringe 
Menge  Bauerstoff  stammte  Termutblicb  ans  dem  bei  der  Aspiration  angewandtes 
Verbindungsschlaucb.  Besäter. 

Kotowtschicoff,  1)  lieber  das  metamorphosirende  Athmnngsge- 
ränsch.  2)  Ueber  die  Bedeutung  des  Systoiengeränsches  der 
Art.  subclavia,  das  sich  während  der  Exspiration  verstärkt 

Baier.  Xrztt.  Intell.  Bl.  1876.  No.  84 

1)  Bei  einer  an  cronpüser  Pneumonie  des  rechten  Uuterlappens  leidendes 
Patientin  wurde  am  Tage  der  Krisis  nud  während  der  nächsten  Zeit  unterhalb  da 
Angul.  scapul.  während  der  Inspiration  Broncbialalhmen  gehört,  das  bei  rerstirkter 
EinathmuDg  in  ein  deutliches  Stenosengeräusch  überging  (metamorpbosirendes  Ast- 
mungsgeräuscb,  Skits).  Während  der  Exspiration  hörte  man  nur  Bronehialatbmea 
Nach  swei  Tagen  war  diese  Erscheinung  vorüber,  und  es  erfolgte  vollständige  Re- 
stitution. Vf.  macht  der  Behauptung  Skitz'b  gegenüber,  dass  metamorphosiresfa 
Athmen  für  das  Vorhandensein  von  Cavernen  spräche,  darauf  aufmerksam,  dass  ic 
diesem  Fall  trotz  des  beschriebenen  AthmungsgerKuscbe*  sicher  keine  Hühle  ver- 
banden gewesen  ist.  — 

2)  K.  konnte  in  einer  Anzahl  von  Fällen  die  RÜHLB’scbe  Beobachtung  eis« 

systolischen  Oeränscbes  über  der  Art.  subclavia,  welches  in  der  äussern  Hälfte  dtr 
Fossa  supraclavicularis  am  deutlichsten  zu  hören  ist  und  während  der  Exspiration 
verstärkt  wird,  bei  Verwachsung  nnd  Schrumpfung  der  Lungenspitzen  bestätigte. 
In  einer  anderen  Reibe  von  Fällen,  in  welchen  dies  Geräusch  ebenfalls  stark  aus- 
geprägt war,  konnte  eine  Erkrankung  der  Lungenspitzen  nicht  naebgewieseo  wer- 
den.  Vf.  kommt  zu  dem  Resultat,  dass  die  Auwesenbeit  des  RßHLz'schen  Symptom 
io  eiuer  Ausahl  von  Fällen  für  das  Vorhandensein  von  Verwachsung  und  Sehrs®- 
pfung  der  Lungenspitze  spricht,  dass  aber  dessen  Abwesenheit  durchaus  nicht  et» 
Verwachsung  der  Lungenspitze  ausscbliesst.  Litte* 

Leopold,  Veber  GefiissgerHusche  bei  Unterleibsgeschwülsten, 
speciell  bei  einem  Leberkrebs.  Arci>.  d.  Heük.  xvn.  s.  6. 

Vf.  berichtet  über  einen  sehr  grossen  Lebertumor,  welcher  intra  vitam  sdr 
deutlich  wahrnehmbare  Gefässgeränsche  von  blasendem  Charakter  erkennen  lim 
die  mit  dem  Puls  der  Kranken  isochron  waren.  Der  Tumor  erwies  sich  bei  ätr 
Section  als  eiu  „melanctischer  Strablenkrebs“  („primäres  melanotisches  Endotbeliom“ 
wobei  es  zu  ztarker  Ablagcruug  von  P'gment  in  die  Capillaren  und  Centralveast 
gekommen  war.  Auf  die  hierdurch  eutstaodene  meobauische  Cirenlationsstöruai 
führt  Vf.  die  Gefässgeräusche  zurück  uad  verlegt  dieselben  nicht  nur  io  die  Arteriös, 
sondern  auch  in  die  erweiterten  Capillareu,  da  die  Geräusche  neben  der  stärker« 
systolischen  Betonung  eiu  cootiuuirlicbes  Sauseu  erkennen  Hessen  (Capillarpuil- 
Es  ist  dies  der  erste  conslatirte  Fall  vou  Gefässgeräuscben  in  der  Leber,  uns» 

E.  Bertels,  Zur  Aetiologie  und  Behandlung  der  Bauchempyeme. 

Petersb.  med.  Wocbeoschr.  1876.  No.  11. 

Ein  ferneres  Beispiel  eiuer  idiopathischen  (rheumatischen)  aenten  diffusen  Pari- 
tonitis  bei  eiuein  9jährigen  Kinde.  Die  Entleerung  des  Eiters  wurde  mittelst  eis« 
Schnittes  in  der  Linea  alba  unterhalb  des  Nabels  bewirkt,  worauf  schnelle  Heilza, 
erfolgte  (Cbl.  1870,  219).  L.  R««u»i 


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Ollivikb.  Ltar.a  Fiscbxb.  Zablcuowski.  Libpuu. 


911 


m- 


A.  Olli  vier,  De  la  polynrie  et  des  Variation»  de  la  qnantitd  de 
i’urle  ä la  suite  de  l’hdmorrhagie  cdrdbrale.  Arch.  de  Physiol.  etc. 

1876.  8.  86. 

Wo  auch  im  Hirn  der  hämorrhagische  Herd  sitzen  mag  (Hemisphären,  Hirn- 
stiele, Bracke),  man  beobachtet  stets  eine  Polyurie  Zuerst  ist  der  Harn  dunkel, 
wird  aber  allmählich  wasserhell,  um  dann  langsam  wieder  dunkler  zu  werden,  als 
xo  Anfang.  Ebenso  verringert  sich  erst  allmählich  die  Harn  stoffin  enge  und  steigt 
dann  wieder.  Die  Verringerung  geht  mit  der  zu  Anfang  bei  Hirnblutungen  beob- 
achteten Temperaturherabsetzong  Hand  in  Hand.  Die  spätere  Wiedervermehrung 
ist  mit  der  sodann  stattfindenden  erneuten  Temperaturerhöhung  ein  ungünstiges  pro- 
gnostisches Zeichen.  . Bernhardt. 

H.  Ldger,  Tetanie  dans  le  cours  d’une  fifcvre  typhoide.  La  France 

mdd.  1876.  No.  45. 

Ein  früher  gesunder  19jäbriger  Mann  zeigte  zu  Ende  der  2.  Woche  eines 
Heotyphua  alle  Erscheinungen  der  Tetanie.  Druck  auf  Proc.  spin.  der  Cervical- 
wirbel  war  sehr  empfindlich.  Nach  erschöpfenden  Krankheiten  sind  die  Erscheinun- 
gen der  Tetanie  (eigenthümliche  starre,  andauernde  und  schmerzhafte  Bollnog  der 
Hände  nnd  Finger,  Cbl.  1874,  188,  336,  944)  öfter  beobaohtet:  das  Auftreten  in  der 
8.  Typhuswoche  ist  etwas  relativ  Seltenes.  Bernhardt. 

Fr.  Fischer,  Zur  Lehre  von  den  Lähmungen  des  N.  radialis. 

Deutsches  Arcb.  f.  klin.  Med.  XVII.  S.  392. 

Ein  früher  gesunder  Mann  bemerkte  plötzlich  unter  Auftreten  starken 
Sebwindelgefübis  in  der  linken  Kopfliälte  eine  Lähmung  seiner  rechten  Hand.  Trauma 
oder  rheumatische  Einwirkung  wird  ausdrücklich  geleugnet. 

Nach  Verlauf  von  7 Wochen  kam  er  in  des  Vf.'a  Behandlung.  Es  zeigte  sieb 
eine  Lähmung  im  Bereich  des  rechten  N.  radialis  mit  Einschluss  der  M.  supin.  und 
mit  Ausschluss  deB  M.  triceps.  — Da  von  der  Oberschlüsselbeingrube  aus  mit  Aus- 
nahme des  Triceps  kein  Muskel  des  Sadialisgebiets  auf  den  elektrischen  Strom  re- 
agirte,  ebenso  wenig  von  der  Umschlagsstelle  aus  (wohl  aber  unterhalb  dieses  Punkte* 
in  einer  Ausdehnung  von  1)4  Zoll),  so  diagnosticirte  Vf.  trotz  des  räthselhsften  Be- 
ginns des  Leidens  das  Vorhandensein  einer  peripheren  Lähmung  dos  N.  radialis  (die 
übrigen  Armnerven  und  die  Sensibilität  im  Badialisgebiet  waren  intact).  — Die  Läh- 
mung erwies  sich  als  zu  den  sog.  „Mittelformen“  gehörig  (von  Bef.  und  Ebb  be- 
schrieben, Cbl.  1876,  483)  und  kam  bei  directer  Application  des  constanten  Stromes 
auf  die  erkrankten  Nervenstellen  in  kurzer  Zeit  zur  Heilung.  Bernhardt. 

P.  J.  Zabludowski,  Ein  Fall  von  Acne  varioliformis.  Petersb.  med. 

Wochenschr.  1876.  No.  27. 

Z.  beschreibt  einen  seltenen  Fall  aus  der  TaBNOwsxi'schen  Klinik  und  glaubt, 
dass  die  sonst  nur  an  der  Stirn  localisirte  Acne  varioliformis  Hebra  hier  universell 
aufgetreten  sei  Die  ganze  Körperbaut  war  marmorirt  mit  Erythemen  besetzt,  welche 
schuppten.  Auf  diesen  Stellen  finden  sieb  zahlreiche  Pusteln  von  Linsen-  bis  Erbsen- 
grösse,  welche  theils  mit  braunen  Schorfen  besetzt  sind,  theils  trichterförmige  Ver- 
tiefungen zeigen.  Die  Pusteln  sitzen  auf  einer  erhöhten  gerötheten  Unterlage  von 
2 — 4 Mm.  Weisse  Narben  zeigen  sich  au  den  Stellen  früherer  Pusteln.  Eine  Ein- 
reibungskur war  ohne  Erfolg,  dagegen  schwand  der  Ausschlag  unter  Arsengebrauch, 
warmen  Bädern  nnd  Auflegen  von  Empl.  Hydrargyri.  O.  Simon. 

H.  Lespian,  De  l’emploi  du  glyc6roI6  de  teinture  de  jode  et  de 
tannin  dans  la  Trichophytie.  Union  med.  me.  No.  111. 

In  einer  Epidemie  von  Herpes  tousurans  bei  Hunden  und  Schweinen,  in 
welcher  Vf.  auch  iuficirt  wurde,  erwies  sich  folgeude  Vorschrift  sehr  erfolgreich. 
Taunini  1,0,  Tiuctura  jodi  10,0  Glyceriui  20,0.  Diese  Flüesigkeit  wird  durch  4 Tage 


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912 


Tut.  WlRDBLBCBMIDT.  Dslpkcr  u.  Hillzirbt. 


zweimal  täglich  eingepinaelt.  An  behaarten  Thailen  werden  die  Heere  abgeiehzit- 
*eu,  die  Stelle  mit  Glycerin  erweicht  und  daun  mH  der  Löaung  bepineelt.  Uegta 
Farns  war  eie  unwirksam;  durch  Zusatz  von  1 Grm.  Calomel  wirkte  sie  in  13  Ttgn 
heilend,  ohne  Epilation.  O.  Sinai 


Lawson  Tait,  Case  of  Tesieo-Taginal  flstnla.  Obst  Joum.  of  Gr.  Bm. 

and  Irel.  Aug.  1876. 

Pat.  hatte  1862  eine  vaginale  Litbotomie  Überständern  Im  Verlauf  visier  tot 
verschiedenen  Chirurgen  versuchten  Operationen  war  die  ganze  Basis  der  Blase  aal 
ein  grosses  Stück  Urethra  verloren  gegangen.  T.  gelang  es  auuächst  die  Blasen- 
acbeidenwand  wieder  zu  bilden,  dann  versuchte  er  die  Urethra  beraustellen.  Vst 
Operationen  schlugeu  fehl,  sowohl  bei  Benutzung  eingelegter  Katheter  als  oks» 
solche.  Es  wurde  deshalb  zunächst  eiue  neue  Harnröhre  mittelst  eines  Troiktrt» 
in  der  linken  Vaginalwand  angelegt,  möglichst  weit  ab  von  der  alten.  Die  CeaS« 
blieb  liegen.  Dann  wurde  die  alte  Harnröhre  durch  seitliche  Lappeobildong  bergs- 
etellt.  Diese  Operation  gelang  vollständig.  Am  16.  Tage  konnte  die  Caufile  tat- 
fern!  werden  aus  der  provisorischen  Harnröhre,  welche  ohne  Schwierigkeit  »potrtat 
hoiite,  da  ihre  Blascnöffnung  klappenförmig  gebildet  war.  A.  Maris 


H.  Windelschmidt,  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Wir- 
kung des  Bntylchlorals  beim  Kaninchen.  Dentacbe  m#d.  Woche* 


sehr.  1876.  No.  35. 

Vf.,  der  unter  Prof.  Ed.ssBCBa’»  Leituug  arbeitete,  bestätigt  durchaus  di«  kt- 
gaben  Libbbkich’s  über  die  pharmakodyuamiacbe  Wirkung  des  Mittels  Mioiaai« 
Dosen  (0,02  subcutau)  erhöhen  die  Respiratiouafrequrnz  ziemlich  beträchtlich,  da 
Pulsfrequenz  nur  wenig;  kleine  (von  0,2  an)  vermindern  die  Athmangsiebl  bedeu- 
tend, lassen  dagegen  die  Pulsationen  unverändert  and  Betzen  zugleich  die  Sensibi- 
lität am  Kopfe  herab;  schon  bei  geringer  Steigerung  der  Gabe  tritt  ein  hypnotischer 
Zustand  ein.  Reflexe  von  der  Coroea  träge  oder  gauz  fehlend,  wäbreud  sie  aa 
übrigen  Körper  noch  erhalten  bleiben.  Erst  bei  grossen  Dosen  (vou  1,0  Grta.  ec; 
tritt  völlige  Narcose  und  Erlöschen  der  Reflexe  am  ganzen  Körper  ein,  aber  auch 
in  diesem  Falle  beginnt  die  Anästhesie  am  Kopte.  Wenn  sich  das  Thier  wieder  er 
holt,  ist  die  Reiheofolge  umgekehrt,  die  Sensibilität  im  Bereich  der  Kopfnerreu  kehrt 
erst  zuletzt  wieder.  Auch  bei  tödtlichen  Gaben  wird  die  Pulszahl  nicht  bedea-.eed 
herabgesetzt,  wogegen  die  Respiration  rapid  sinkt.  Der  Tod  erfolgt  durch  RtJfi- 
rationslähmung,  während  das  Herz  sich  noch  contrahirt.  Betifftr 

A.  Delpech  et  Hillairet,  Mämoire  sur  les  accidents  auxquels  so»i 
soumis  ouvriers  employffs  it  la  fabrication  des  Chromates.  Aar 

d’byg.  publ.  etc.  1876.  S.  193-233. 

Nach  ihren  Untersuchungen  kommen  die  Vf.  zu  dem  Resultate,  dass  dis  ha 
der  Fabrication  des  chromsauren  , besonder»  aber  des  doppeltchromsanren  Kali  be- 
schäftigten Arbeiter  io  Folge  der  ätzenden  Wirkung  an  Geschworen  leiden,  welche 
sich  au  allen  Stellen  der  Körptroberflftche  entwickeln,  wo  kleine  Stuckcl. eu  ouer 
concentrirte  Lösungen  jener  Stoffe  mit  exeoriirter,  vielleicht  auch  mit  gesunder  Ha;i 
in  Coutact  kommen.  Diese  geschwurbildende  Wirkung  zeigt  »ich  ganz  betende*« 
an  der  Nssenscheideuw  and,  welche  fast  constant  bei  jenen  Arbeitern  durchbohrt  ist 
Von  einigen  Beobachtern  werden  auch  asthmatische  Anfälle  und  bedeutende,  dec 
syphilitischen  ähnliche  Ulcerationeu  des  Rachens  erwähnt.  Aber  nie  wurden,  « 
auffällig  dies  seiu  mag,  vou  den  Vff.  Erscheinungen  allgemeiner  Vergiftung  des  Or- 
ganismus hei  den  Arbeitern  beobachtet.  w . SAstisr. 

Druckfehler:  8.  877  ZI.  11  v.  o.  lies:  Niere»  statt  Thiere» 

Einsendungen  für  da«  Contralblatt  wolle  man  an  einen  der  beiden  Heratugober:  Profemor  Naaiw. 
Berlin  (SW.)  BanhofWtr.  7 (am  Ifcpelplat*),  und  Profe«§or  Kos.  uthal,  Krlaugtn.  oder  (unter  IbeisAl«* 

an  die  Vorlagahamltnng,  Berlin  (NW.),  unter  den  Hoden  63,  adreaslren. 

Verlag  von  August  Ulrscliwald  in  Berlin.  — Druck  von  II.  8.  Hermann  la  ßerlia- 


1 


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[ßSK  l'f 


m «||B  « ■ ■ Frei*  du  Jmhryanjfe« 

temraiDiatt  izzzzsz 

gen  und  Post  Anstalten. 

flir  die 

oiedicinischen  Wissenschaften. 


Redigirt  von 

Dr.  J.  Bosenthal,  . Dr.  H.  Senator, 

tID<l 

Professor  In  Brlengen.  Profenaor  ln  Berlin. 


WOcbentheh  erscheinen 
1—2  Bogen ; am  Schl  uue 
des  Jahrgangs  Tllel,  Na- 
men- und  Sachregister. 


1876.  16.  December.  No.  51t 


Inhalt!  Schmidt;  Hanks;  Klack,  Gehörorgane  niedrer  Thiere.  — v.  Bah- 
bkkk,  Entwicklung  der  Knochenfi«che.  — Holl,  Anastomosen  des  Hypoglossn*.  — 
Stk  in  kb,  Emulsionen  und  Fettresorption.  — Puls,  Eiweissbestimmung  in  Serum 
and  Milch.  — Al.  8chmidt,  Faserstoflfgerinnnng. — t.  Vintkchgao  und  Dirtl, 
Löslichkeit  von  Glycogou  in  Kali.  — Bkodowskv,  Geschwülste.  — Kochkh; 
Vogt,  Nervendehnung  bei  Tetanus.  — Rikgrl,  »rhythmischer  Puls.  — Drjebink, 
allgemeine  Paralyse  mit  Pemphigusblasen.  — v.  Sighdnd;  GbPnfkld,  Queck- 
ailberlösungen  »n  hypodermatischer  Anwendung.  — Cdbci,  Wirkung  des  Aue- 
rnonine.  — 

SoNfiKNBGBG,  Wiederherstellung  des  Kreislaufes  bei  Unterbindungen  — 
Plate ap,  Verdaunugsvorgäuge  bei  deu  Insecten.  — Uhlkh,  Untersuchung  durch 
Kinder.  — Pakbot,  Knochenerkraukungen  bei  Syphilis  und  Rachitis.  — Hock, 
HornhauttÜtowirungen.  — Hritlkr,  Abdominaltyphus  nach  Typhus  exantbematiem. 
— Hrktzka,  Gelseminm  gegen  Clavierspielkrampf.  — Galbeowbki,  Augenleiden 
bei  A phänischen.  — Stkhn,  Lupus  erytheniatosus  acutus.  — Hagbnkb,  Rachitis 
und  Tuberkulose  beim  Rind  nach  Hüttenraucbfutter  — 


O.  Schmidt,  Die  Gehörorgane  der  Heuschrecken.  Arcb.  f.  mikr.  An«t. 
XI.  8.  195. 

J.  Ranke,  1)  Beiträge  zu  der  Lehre  yon  den  Uebergangs-Sinnes- 
organen.  Das  Gehörorgan  der  Acridier  und  das  Sehorgan  der 
Hirudineen.  Zeit*chr.  f.  wi»..  Zooi.  xxv.  s.  143.  2)  Der  Gehörvor- 
gang und  das  Gehörorgan  bei  Pterotrachen.  Dm  Sappl.- HfL  8.  77. 
G.  Klaas,  Das  Gehörorgan  der  Heteropoden.  Arcb.  f.  mikr.  An*t 
XU.  8.  193. 

Die  Gehörorgane  der  Heuschrecken  sind  von  C.  Th.  v.  SlRBOLD 
entdeckt  worden.  In  der  Familie  der  Locustiden  (Laubheusehrecken) 
liegen  sie  in  deu  Schienen  der  Vorderbeine  dicht  unter  dem  Gelenke 
des  Oberschenkels  und  zeigen  einen  sehr  complicirten  Bau.  Bei  den' 
Acridiern  (Feldheuschrecken)  liegen  sie  an  einer  ganz  anderen  Stelle 
(an  den  Seiten  des  ersten  Abdominalsegmentes)  und  sind  sehr  viel 
einfacher  gebaut. 

Aus  der  Arbeit  von  O.  Sch.,  welche  sich  eine  reine  morpholo- 
gische Vergleichung  der  Gehörorgane  dieser  beiden  Familien  zum 
Zwecke  gesetzt  hat,  geht  hervor,  dass  beide  sich  nur  in  den  allge- 
meinsten Umrissen  vergleichen  lassen.  Bei  beiden  bilden  allerdings 
die  Chitinbedeckungen  troramelförmige  Scheiben:  aber  gerade  die 

XIV.  Jahrgang.  58 


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914 


8cbmdt;  Riiiii;  Klaus,  Gehörorgan  niedrer  Thiere. 


Endigungen  der  Hörnerven,  die  sog.  Hörstifte,  sind  durchaus  andere 
bei  den  Acridiern  wie  bei  den  Locusten.  Es  kann  daher  fftr  beide 
Gehörorgane  durchaus  nicht  eine  gleiche  Descendenz,  eine  wahre 
Homologie  angenommen  werden;  beide  sind  vielmehr  als  vollkomme& 
unabhängig  von  einander  entwickelt  anzusehen. 

R.  hat  vom  rein  physiologischen  Gesichtspunkte  aus  das  Gehör- 
organ der  Acridier  untersucht.  Er  geht  von  der  Idee  aus,  dass  wie 
bei  den  einfachsten  animalen  Organismen  die  Sinnesempfindungeo 
gleichsam  undifferenzirt  im  Sinne  des  Gemeingefübls  enthalten  sind, 
so  sich  bei  Entwickelung  des  Thierreicbes  die  specifischen  Energien 
der  Sinnesnerven  aus  diesem  bei  den  niedersten  Wesen  noch  undiffe- 
renzirten  Gemeingefühl  abspslten.  Alle  Sinnesorgane  entwickeln  sich 
gleichsam  aus  einem  neutralen  Material.  Man  wird  daher  bei  der 
Vergleichnng  der  Sinnesorgane  verschiedener  Thiere  auf  Bildungen 
stossen  müssen,  welche  erst  den  Anfang  einer  schärferen  Differenz! 
ruog  erkennen  lassen,  oder  bei  denen  wenigstens  der  gemeinsame 
Ausgangspunkt  mit  Organen  einer  anderen  specifischen  Energie  noch 
erkennbar  ist. 

Als  ein  erstes  derartiges  Beispiel  betrachtet  R.  das  Gehörorgso 
der  Acridier.  Er  stellt  sich  die  Frage:  in  welcher  Weise  können  die 
SiBBOLo’schen  Stäbchen  mechanisch  die  Schallwellen  des  Trommelfelb 
auf  die  Endfasern  des  Acusticus  übertragen?  und  beantwortete  sie 
dahin,  dass  diese  Uebertrsgung  eine  ganz  directe  ist,  indem  die 
starren  Stäbchen  mit  peripheren  Ganglienzellen  des  N.  acusticus  m 
unmittelbarer  Verbindung  stehen.  So  wird  eine  nervöse  Erregung 
in  den  Fasern  der  Gehörnerven  rein  mechanisch'hervorgernfen.  Doch 
können  die  so  vermittelten  Gehörsempfindungen  nur  von  der  ein- 
fachsten Natur  sein,  da  die  SlBBOLD’schen  Stäbchen  unter  sich  völlig 
identisch  au  sein  scheinen  und  keinerlei  Differenzen  in  Form  und 
Grösse  zeigen.  Es  scheint  das  Gehörorgan  der  Acridier  in  der  Tbat 
nur  im  Stande  zu  seiD,  eine  einfache  quantitativ  verschiedene  Schall- 
empfindung  hervorzurufen.  R.  bezeichnet  daher  das  Ohr  der  Acri- 
dier,  dem  differente  TonempfinduDg  abgeht  und  das  auf  eine  einfache, 
nur  quantitative  Schallempfindung  reducirt  ist,  als  ein  „einfaches  Ge- 
hörorgan“, in  demselben  Sinne,  in  welchem  wir  ein  „einfaches  Auge“ 
dasjenige  nennen,  welches  nur  der  Lichtempfindung,  nicht  aber  der 
Formen-  und  Farbenempfindung  fähig  ist.  Dieses  Gehörorgan  ist 
als  ein  Organ  aufzufassen,  das  sich  von  den  dem  Tastsinn,  der  sen- 
siblen Erregung  durch  allgemeine  mechanische  Reizung  dienendes 
Sinnesorganen  noch  wenig  differenzirt  hat. 

Als  ein  zweites  Beispiel  für  die  Lehre  von  den  Uebergangs- 
sinnesorganen  dienen  R.  die  sogenannten  Angen  des  Blutegels,  in 
Bezug  auf  deren  Anatomie  er  die  bekannten  Angaben  Lefdig's  i 
fast  lediglich  bestätigt.  Das  Resultat,  zu  welchem  R.  in  Bezug  sei 
diese  Sinnesorgane  gelangt,  ist,  dass  sie  nicht  nur  bloss  Gesichts- 


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Schmidt;  Rahki;  Ki.ac«,  Gehörorgan  niedrer  Tbiere. 


915 


empfindungen,  sondern  auch  gleichzeitig  Tast-  und  Geschmacksempfin- 
dungen zu  vermitteln  geeignet  sind.  Das  ist  jedoch  nicht  so  za  ver- 
stehen, als  ob  ein  und  dasselbe  Organ  drei  wirklich  gesonderten 
specifischen  Sinnesenergieen  diene,  sondern  dass  in  der  Empfindung 
des  Thieres  diese  drei  Sinnesenergieen  eben  noch  nicht  geschieden 
and  aus  dem  neutralen  Gemeingefahle  abgespalten  sind.  In  diesem 
Sinne  möchte  R.  sich  dahin  ausspreeben,  dass  die  Gesichtsempfindung 
des  Blutegels,  seinen  Lebensbedingungen  angepasst,  noch  etwas  von 
einer  Tastempfindung  und  Geschmacksempfindung  an  sich  trägt. 

Hieran  sich  schliessende  interessante  Erörterungen  über  einen 
vielleicht  auch  Doch  beim  Menschen  bestehenden  gewissen  Zusammen- 
hang zwischen  den  einzelnen  Sinoesempfindungen  sind  im  Original 
nachzulesen. 

Das  wunderschöne  Gehörorgan  der  Heteropoden,  welches  bisher 
am  eingehendsten  vom  Ref.  untersucht  worden  war,  ist  gleichzeitig 
vod  R.  und  C.  einer  doppelten  monographischen  Bearbeitung  unter- 
zogen worden. 

Ref.  hatte  in  der  kuglichen  Gehörblase  von  Pterotracbea  eine 
der  Eintrittsstelle  des  Hörnerven  gegenüberliegende  Macula  acustica 
nachgewiesen,  ohne  dass  es  ihm  jedoch  gelungen  wäre,  Genaueres 
über  die  diese  Macula  zusammensetzenden  Epithelzellen  zu  ermitteln. 
Diese  genaueren  Angaben  werden  nunmehr  von  R.  und  C.  beige- 
bracht, die  übereinstimmend  im  Centrum  der  Macula  acustica  eine 
mächtige,  urnenförmige,  starre  Hörhaare  tragende  „Centralzelle“ 
nachweisen.  In  ihren  weiteren  Angaben  Uber  den  Bau  der  Macula 
acustica  und  die  diese  zusammensetzenden  Zellen  differiren  jedoch  R. 
und  C.  nicht  unerheblich.  In  Bezug  auf  diese  einzelnen  Differenzen 
muss  jedoch  auf  die  Originalarbeiten  verwiesen  werden. 

Ausserhalb  des  Bereiches  der  Crista  acustica  enthält  die  Hör- 
blase der  Heteropoden  grosse  sternförmige  Zellen,  welche  mächtige 
Büschel  starrer  Haare  tragen,  die  frei  in  das  Lumen  der  Hörblase 
lnneinragen  und  gegen  den  Otolithen  gerichtet  sind.  Diese,  den 
sternförmigen  Zellen  aufsitzenden  Haarbüschel  zeigen  höchst  charak- 
teristische Bewegnngserscheinungen,  die  zuerst  von  Ref.  genauer  be- 
schrieben worden  sind.  R.  und  C.  bestätigen  durchweg  die  vom  Ref. 
gegebene  Beschreibung,  wollen  jedoch  nicht  mit  Ref.  diese  stern- 
förmigen Zellen  als  Endzeilen  des  N.  acusticus  betrachten.  R.  hat 
beobachtet,  dass  das  Aufrichten  der  Haarbüschel  gegen  den  Otolithen 
normal  als  Wirkung  eines  stärkeren  Schalles  erfolgt.  Dieser  Vor- 
gang hat  nach  R.  jedoch  mit  der  Gehörsempfiudung  direct  nichts 
zu  thun,  sondern  ist  als  ein  Accomodationsvorgang  aufzufassen.  Durch 
den  stärkeren  acustischen  Reiz  werden  reflectorisch  die  contractilen 
Bewegungsapparate  der  Haarbüschel  erregt  und  durch  das  Aufrichten 
der  letzteren  wird  der  Otolith  blitzschnell  gegen  das  acustiscbe 
Organ  gestossen. 

68* 


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916 


T.  Bambrkr,  Entwicklung  der  Knochenfische. 


Den  Schluss  der  Abhandlung  R.’s  bilden  aphoristische  „Be- 
merkungen über  das  Gehörorgan  und  den  Vorgang  der  aeustiscbea 
Erregung  bei  anderen  Cephalopboren“.  Boll  (Rom). 


Ch.  van  Bambeke,  Recherche»  snr  I’embryologie  des  poissons 

OS86I1X.  Ber.  d.  Brüsseler  Acad.  Mim.  cooron.  et  Mdm.  des  savents  etratr 

XL.  Brüssel,  F.  Haykr,  1875.  66  Stn. 

An  Eiern  von  Tinea  vulgaris,  Lota  vulgaris,  Leuciscus  rutila- 
und  Scardinius  erythrophthalmus  fand  B.,  dass  das  zur  Reife  ge- 
langte Kischei  der  Sitz  verschiedener  Contractilitätserschemungen 
sei.  Von  diesen  Erscheinungen  gehören  die  einen  der  Cicatricula, 
die  anderen  der  Dotterkugcl  an.  Die  Veränderungen  an  dem  Pro- 
toplasma der  Cicatricula  bestehen:  a)  Im  Austreten  von  pseudopo- 
diseben  Verlängerungen,  die  von  der  unteren  angewachsenen  Fläch« 
der  Cicatricula  ausgeben,  woraus  die  Anreihung  der  Dotterelemente 
an  der  Basis  der  Keimscheibe  hervorgeht  (Lebebodllet's  disqs«  j 
huilcux);  b)  in  Gestaltveränderungen  des  Keimscbeibe,  die,  bis  zs 
einer  gewissen  Grenze,  an  die  ersten  Phasen  der  Furchung  erinnern 
und  denen  häufig  die  Abschnürung  von  Plassontropfen  von  der  Mas?« 
des  Discus  folgt  (Gemination).  Die  Contractionen  der  Dotterkugel 
and  die  daraus  sich  ergebenden  Oscillatious-  oder  Rotationsbewegun- 
gen des  Eies  sind  keine  constante  Erscheinung,  ibr  Vorhandensein 
oder  Fehlen  hangt  zweifellos  von  der  mehr  oder  weniger  fortgeschrit- 
tenen Entwicklung  und  vielleicht  von  der  Gegenwart  oder  dem  Fehlen 
der  Protoplasmahülle  um  diese  Dotterkugel  ab.  Diese  verschiedenen 
Veränderungen  am  Ei  sind  ganz  unabhängig  von  der  Befrachtung. 
Ferner  stellte  sich  heraus,  dass  wahrscheinlich  bei  allen  Knochen- 
fischen eine  Furchungsböhle  existire.  Das  befruchtete  Ei  der  Knochen- 
fische setzt  sich  frühzeitig  (wahrscheinlich  schon  bei  ßeginD  der 
Furchung)  aus  drei  morphologisch  getrennten  Theilen  zusammen, 
nämlich:  a)  aus  dem  eigentlichen  Keimhügel,  welcher  sich  furcht; 
b)  aus  einer  Schicht,  die  von  einem  gröber  gekörnten  Protoplasma 
als  das  des  gefurchten  Keimhügels  ist,  gebildet  wird;  diese  Schicht 
nimmt  wahrscheinlich  keinen  Theil  an  der  Zerklüftung  und  trennt 
die  gefurchte  Keimscheibe  von  der  Dotterkugel : es  ist  dies  die  inter 
mediäre  Schicht;  c)  schliesslich  aus  der  Dotterkugel.  Die  inter- 
mediäre Schicht  nimmt,  obwohl  sie  sich  an  der  Furchung  nicht  be- 
theiligt, directen  Antheil  an  der  embryonalen  Bildung;  sie  bildet  also 
einen  Theil  des  ßlastoderms  und  man  kann  sie  nicht,  nach  dem  Vor- 
gänge Lekbboullet’s  mit  dem  Nahrungsdotter  vergleichen.  Mac 
unterscheidet  in  der  intermediären  Schicht  einen  peripherischen,  dich- 
teren Wulst  und  eine  dünnere  centrale  Partie.  Die  Bildung  der  Keim- 
blätter bei  'den  Cyprinoiden  resumirt  B.  folgendermaassen:  Zuerst 
erscheinen  zwei  primäre  Keimblätter,  die  Analoga  der  beiden  Blätter 


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Holl,  Anastomoson  des  ITypoglossua 


917 


der  Gastrula,  welche  von  Anfang  an  den  morphologischen  Gegensatz 
zeigen,  den  man  bei  den  meisten  Thierarten  zwischen  diesen  beiden 
Blättern  findet.  Diese  Blätter  sind:  1.  das  primäre  äussere  Keim- 
blatt (animales  Keimblatt  v.  Baeb’s,  — Exoderma  oder  Epiblast, 
Huxley  — Lamina  dermalis,  Haeckel);  II.  das  primäre  innere 
Keimblatt  (vegetatives  Keimblatt  v.  Baeb's  — Entoderma  oder  Hypo- 
blast, HüXLEY  — Lamina  gastralis,  Haeckel).  Frühzeitig  sieht  man 
von  dem  primären  äussern  Keimblatt  eine  einfache  Zellschicht  sich 
trennen,  die  Urahüllungshaut  (epidermoidale  Schicht  Vogt’s  und 
Lebebocllet’s  — Deckschicht  Göttk’s),  ähnlich  wie  bei  den  Amphi- 
bien. Der  Rest  des  primären  äusseren  Keimblattes  theilt  sich  seiner- 
seits in  zwei  Blätter:  1.  das  Sinnesblatt  (Stbickkb)  [Lamina  neuroder- 
malis,  erstes  secundäres  Keimblatt,  Haeckel]  und  2.  das  Mesoblast 
oder  Mesoderm.  Aus  diesem  letzteren  entstehen  das  zweite  und  (?) 
dritte  secundäre  Keimblatt.  Das  primäre  innere  Keimblatt  entspricht 
dem  vierten  seeundären  Keimblatt  (Sehleimblatt  Lebebodllet’s,  La- 
mina mycogastralis,  Haeckel),  und  bildet  entweder  oder  wirkt  an 
der  Bildung  des  Gefössblattes  v.  Baer’s  mit,  d.  h.  des  dritten  secun- 
dären  Keimblattes.  (Siehe  beistehende  Tabelle.) 


1. 

Aeuaseres  primäres 
Keimblatt  (Animales1 
Blatt,  ▼.  Hit«;  Exoderm 
oder  Epiblast,  Hoxlkt; 
Lamina  dermal.,  Haeckel). 


b.  primäres  äus- 
seres Keimblatt 


UmhQllungshant  (Epi- 
dermoidalscbicbt,  Voot. 
Lkhsboullet,  Deck- 
schicht, Götte). 


1.  Sinnesblatt,  Stbik- 

, . . keb  (Erstes  secundäre« 

Mittlere.  Ke, m-  Keimb|att  HiKCKKL). 

blatt  (Meso- 
derm) bildet  das  . 2te  secundäre  Keim- 
end vielleicht  bla,t’  HlE0"L’ 
das 


II. 

primäres  inneres 
blatt  ( Entoderm ) 

das 

und  vielleicht  das 


8te  secundäre  Keim- 
blatt, Haeckel. 

4te  secundäre  Keim- 
blatt, Haeckel. 


Loews. 


M.  Holl,  Beobachtungen  über  die  Anastomosen  des  Nervus  hypo* 

glOSSUS.  Zeitschr.  f.  Anat.  u.  Eutwickluiigsgesch.  II.  S.  82. 

Der  vordere  Zweig  des  ersten  N.  cervicalis  theilt  sich,  nach- 
dem er  zum  innern  Rande  des  Muse.  rect.  cap.  lat.  und  zur  vordem 
Hälfte  der  Wirbelsäule  gekommen  ist,  benannten  Muskel  mit  einem 
Aste  innervirt  und  mit  dem  Sympathicus  anastomosirt  hat,  in  zwei 
Stämmchen,  ein  oberes  und  ein  unteres;  das  erstere  tritt  unter  einem 
rechten  Winkel  an  den  Hypoglossus  heran  und  senkt  sich  in  dessen 
Scheide  ein;  das  andere  steigt  ab  und  dieDt  zur  Verbindung  mit  dem 
zweiten  Cervicalis;  dadurch  wird  meistens  eine  bogenförmige  Ana- 


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918 


8tiihbb,  Emulsionen  and  Fettresorption. 


stomose  gebildet,  die  eine  erste  Ansa  cervicaiis  darstellt.  Derzweito 
Halsnerv  entsendet  einen  Ast  hinauf  zu  dem  in  die  Hypoglossus- 
scheido  eingetretenen  Faden  vom  ersten  Cervicaiis ; derselbe  schmiegt 
sieb  enge  an  ihn,  läuft  medialwärts,  tritt  auch  in  die  Scheide  u 
läuft,  mehr  oder  weniger  deutlich  jsichtbar,  am  convexen  Rande  des 
Zurgenfleischnerven  herab,  durchbricht  an  dessen  Uebergang  in  den 
horizontal  verlaufenden  Stamm  die  Scheide  (nachdem  er  noch  rot 
seinem  Austritte  einen  Faden,  am  Hypoglossus  ziehend,  gegen  die 
Medianlinie  schickte),  und  erscheint  als  Nervus  cervicaiis  descenden» 
auf  der  vorderen  Peripherie  der  Vena  jugularis  interna.  Er  erzeugt 
dann  im  weiteren  Verlaufe  mit  den  zweiten  und  dritten  Cervicai- 
nerven  durch  anastomotische  Verbindungen  die  sogenannten  Ans*« 
cervicales  und  innervirt  zugleich  mit  Nervenfäden  benannter  Cerri- 
calstämme  die  Gruppe  der  Untersungenbeinmuskulatur.  Vom  Hypo- 
glossus  tritt  kein  Faden  zu  ihm  und  der  Nervus  cervicaiis  descendens 
ist  in  Folge  dessen  nicht  aus  dem  Ramus  descendens  N.  hypogloss 
und  Cervicalnerven  gebildet  (Henle).  Häufig  zieht  der  Cervicalnert 
gar  nicht  in  der  Scheide  des  Hypoglossus  herab;  statt  dessen  steigt 
benannter  Nerv  bei  seinem  Ursprünge  vom  zweiten  Cervicaiis  zust 
erwähnten  Ast  des  ersten  Halsnerven  auf,  begleitet,  an  letzteren  ge- 
lagert, denselben  bis  zu  seinem  Eintritte  in  die  Scheide,  sendet  aou 
ein  feines  Filament  hinein  (das  sich  später  von  den  Hypoglossusfaaerc 
wieder  absondert).  Er  selbst  aber  tritt  gar  nicht  ein,  sondern  in 
einem  beträchtlichen  Zwischenräume  vom  Hypoglossus  entfernt,  läuft 
er  parallel  mit  ihm  herab,  nähert  sich  ihm  an  dessen  stärkster  Cott- 
vexität  und  ist  an  ihn  durch  Nerven  gekettet,  die  vom  zweiten  oder 
dritten  Cervicaiis,  oder  gemeinsam  aus  beiden  entspringend  an  diesen 
absteigenden  Aste  aufsteigen,  peripher  in  den  horizontalen  Antheil 
des  zwölften  Hirnnerven  eintreten,  mit  ihm  eine  Strecke  am  Neuri- 
lemm eingeschlossen  verlaufen  und  sich  dann  peripher  (in  Muskeln) 
verzweigen.  Man  siebt  an  dergleichen  Präparaten,  wie  der  Nervu* 
cervicaiis  descendens  abseit  vom  zwölften  Hirnnerven  seine  eigene 
Bahn  zieht,  und  wie  dieser  Ramus  einerseits  nur  hoch  oben  nnd  an- 
dererseits am  convexen  Rande  mit  ihm  zusammenbängt  Loe»e. 


J.  Steiner,  Ueber  Emulsionen;  ihre  Entstehung  nnd  ihr  Werth 
für  die  Resorption  der  neutralen  Fette  im  Dünndarm.  Reich««-’» 

o.  dd  Bom-Bitmoho’s  Arch.  1874.  8.  286—312. 

Es  war  die  Frage  zu  entscheiden,  durch  welche  Kräfte  der  Dünn- 
darm seine  so  überaus  feine  Emulsion  zu  Stande  bringt,  da  die  pen- 
staltiscben  Bewegungen  desselben  dafür  kaum  ausreichen  dürften, 
denn  durch  Vermengen  von  Fett  und  Galle  allein  kann  ohne  Be- 
wegung niemals  eine  Emulsion  bereitet  werden.  Zur  Beantwortung 
dieser  Frage  wurden  zunächst  eine  Reihe  von  Flüssigkeiten  auf  ihre 


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Stein ib,  Emulsionen  and  Fettresorption 


919 


innere  and  äussere  Reibung  untersucht,  wobei  sich  zeigte,  dass  Galle 
and  Gummi  arabicum  besonders  eine  grosso  innere  Reibung  besitzen, 
während  die  äussere  Reibung  der  ersteren  gegen  Oel  viel  geringer 
ist,  als  die  des  Gummi  arabicums  in  wässriger  Lösung.  Das  Zu- 
standekommen einer  Emulsion  hängt  offenbar  ab  von  dem  specifi- 
scben  Gewichte  der  zu  emulgirenden  Flüssigkeiten,  ihrer  inneren  und 
äusseren  Reibung  gegeneinander,  der  mechanischen  Kraft,  die  aufge- 
wendet wird  und  dem  Massenverbältniss  der  beiden  Flüssigkeiten 
gegeneinander.  Nur  die  beiden  Reibungen  sind  der  emulsionsberei- 
tenden Fähigkeit  umgekehrt,  die  anderen  Factoren  direct  proportional. 
Wir  müssen  aber  bei  einer  Emulsion  zwei  Phasen  unterscheiden: 
neben  der  eben  bestimmten  emuisionsbereitenden  Fähigkeit  auch  die 
emulsionsconservirende;  denn  hört  die  Bewegung  auf,  so  suchen  die 
Oeltropfen  wieder  zusammenzfliessen,  was  mehr  oder  weniger  schnell 
geschieht  nach  den  Menstruen,  mit  denen  man  emulgirt  bat.  Dieser 
letzteren  emulsionsconservirenden  Fähigkeit  einer  Flüssigkeit  sind  alle 
Factoren  direct  aber  der  Differenz  ihrer  spec.  Gewichte,  umgekehrt 
proportional. 

Auf  diese  beiden  Fähigkeiten  hin  sind  durch  Darstellung  von 
Emulsionen,  welche  mit  einer  kalorischen  Maschine  bewirkt  wurden, 
eine  Reihe  von  Menstruen  geprüft  worden,  wobei  sich  zeigte,  dass  die 
geprüften  Flüssigkeiten  sich  hinsichtlich  ihres  Wertbes  als  Emulgentia  in 
folgende  aufsteigende  Reihe  bringen  lassen:  1)  unorganische  Salze, 
wie  Kochsalz  in  verschiedenen  Concentrationen,  Kalialaun  u.  s.  w.; 

2)  organische  Salze,  wie  essig-,  Weinstein-  und  milchsaures  Natron; 

3)  Kohlehydrate,  z.  B.  Traubenzucker  2—10  pCt.,  Rohrzucker  2 pCt., 
Gummi  arab.  von  2 — 10  pCt.,  Rohrzucker  10°;  4)  Hühnereiweiss  1 pCt. 
und  2 pCt.,  Galle  und  Seifen. 

Es  zeigt  sich  demnach,  dass  die  Galle  in  der  Tbat  neben  Hühner- 
eiweiss und  den  Seifen  eine  hervorragende  Fähigkeit  zü  emulgiren 
besitzt,  indess  ist  damit  die  Frage  immer  noch  nicht  beantwortet, 
wie  der  Darm  mit  seinen  geringen  mechanischen  Kräften  ebenso  gute 
Emulsionen  schafft,  wie  wir  im  Schüttelapparat  es  mit  dem  Aufwand 
grosser  mechanischer  Arbeit  erreichen.  , 

Es  wurden  Hunden  nach  Ausschluss  von  Galle  und  pancreati- 
schem  Safte  abgemessene  Mengen  von  Leberthran  und  Rindergalle 
in  den  Darm  injicirt.  Nach  verschiedenen  Zeiten  wurden  dieselben 
getödtet,  der  Darminhalt  auf  die  Güte  der  Emulsion  untersucht,  wo- 
bei sich  zeigt,  dass  1)  mit  zunehmender  Dünne  der  Emulgirung  im 
Dünndarm  auch  die  Füllung  der  Chyluegefässe  deutlicher  wird  und 
2)  dass  ebenso  mit  der  Zeit  auch  die  Qualität  der  Emulsion  zunimmt. 
Vergleicht  man  diese  Darmemulsion  mit  der  von  uns  in  der  Schüttel- 
flasche erzeugten,  so  zeigt  sieb,  dass  wir  in  kürzerer  Zeit  eine  bessere 
und  gleichmässigere  Emulsion  fertig  bringen,  d.  b.  was  der  Darm 
an  mechanischer  Arbeit  erspart,  das  setzt  er  an  Zeit  zu- 


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920 


Pou,  Eiweiaabestimmung  in  Sernm  and  Milch. 


Indess  ist  noch  zu  beantworten,  ob  der  Darm  vermöge  irgend 
einer  specifischen  Vorrichtung  so  feine  Emulsionen  trotz  seiner  ge- 
ringen mechanischen  Leistung  zu  Stande  bringt;  versuchen  wir  aber 
in  einer  Flasche  durch  leichte  Bewegung  Oel  zu  emulgiren,  so  er- 
halten wir  ebenso  eine  ziemlich  brauchbare  Emulsion.  WeDn  wir 
also  bei  unseren  künstlichen  Emulsionen  viel  Kraft  zur  Emulgirncg 
aufwenden,  so  wollen  wir  damit  Zeit  sparen,  während  umgekehrt  im 
Darm  mechanische  Arbeit  auf  Kosten  der  Zeit  erspart  wird. 

Was  den  Werth  der  Emulsion  für  die  Resorption  der  neutrales 
Fette  im  Dünndarm  betrifft,  so  Iiess  sich  beobachten,  dass  mit  der 
besseren  Qualität  der  Emulsion  auch  eine  intensivere  Füllung  der 
Chylusgefässe  Hand  in  Hand  geht,  woraus  zu  schliessen  ist,  dass  der 
Resorption  der  neutralen  Fette  durchaus  wohl  eine  Emulgirung  der- 
selben vorangehen  muss.  J.  Roseotbal. 


J.  Puls,  lieber  quantitative  Eiweissbestimmungen  des  Blutserum 
und  der  Milch.  Pn-Üoaa’ii  Arch.  XIIl.  S.  176— 196 

Für  das  Blutserum  empfiehlt  Vf.  folgende  Methode:  Man  ver- 
setzt mit  Essigsäure  bis  zur  eben  sauren  Reaction,  dann  mit  so  viel 
Alkohol,  dass  der  Gehalt  der  Flüssigkeit  an  absolutem  Alkohol  70  pCt. 
beträgt,  erhitzt  zum  Sieden,  wäscht  mit  Alkohol  von  70  pCt  aas 
(bei  10  Grm.  Serum  sind  hierzu  150 — 200  Cc.  Alkohol  ndthig),  dann 
mit  absolutem  Alkohol  und  Aether.  Durch  Veraschen  des  Eiweiss 
wird  die  Menge  der  darin  enthaltenen  Salze  bestimmt  und  von  dem 
Gewicht  des  Eiweiss  in  Abzug  gebracht.  — Im  alkoholischen  Kiltrat 
ist  kein  Eiweiss  nachweisbar.  Die  aus  demselben  Serum  erhaltenen 
Eiweissmengen  schwankten  in  7 Versuchen  zwischen  7,92  und  7,99  pCt 
Zum  Vergleich  wurde  Serum  mit  schwefelsaurem  Natron  gesättigt 
und  das  Eiweiss  durch  Erhitzen  etc.  abgeschieden;  die  erhaltenen 
Werthe  sind  im  Mittel  um  4,4  pCt.  niedriger,  wie  die  mit  der  Alkohol- 
methode erhaltenen.  Für  die  Kuhmilch  verglich  Vf.  die  Methode  von 
Brunner  und  von  Hoppe  Seyler  mit  der  Alkoholfällung  bei  ein  ond 
derselben  Quantität  Milch.  Die  erste  Methode  ergab  0,86 — 1,81 — 2,06pCt. 
Eiweiss,  also  wechselnde  Werthe  wegen  der  Löslichkeit  des  ausge- 
fällten Casi-in;  die  zweite  3,23  und  3,18  pCt.,  die  Alkoholfkllung  end- 
lich 3,43  und  3,40  pCt.,  also  um  0,2  pCt.  höher,  wie  die  zweite  Me- 
thode. Durch  besondere  Versuche  überzeugte  sich  Vf.  von  der  Lös- 
lickeit  des  Milchzuckers  in  Alkohol.  Im  Anschluss  daran  prüfte  Vf 
noch  die  Methoden  für  die  Fettbestimraung  in  der  Kuhmilch  und  zwar 
wurde  das  Fett  einerseits  aus  den  bei  der  Fällung  erhaltenen  alko- 
holisch-ätherischen Auszügen  gewonnen  (a),  andererseits  nach  der 
TROMMER’schen  Methode  (b),  drittens  durch  Ausziehen  des  mit  Essig- 
säure gefällten  Casein  mit  Aether  nach  Hoppe-Sevler  (c).  Alle  drei 
Methoden  lieferten  ganz  nahe  aneinanderliegende  Werthe,  die  TbüB- 


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rvr  - 


Schmidt, Euerstoügerinnung.  t.Vistschq*c  u.  Dietl,  Löslichkeit  v.  Glyco(fenetc.  921 

HKK'sche  Methode  jedoch  nur  bei  Anwendung  grösserer  Aethermengen. 
— Besondere  Schwierigkeiten  macht  bekanntlich  die  Bestimmung  des 
Eiweiss  in  der  menschlichen  Milch.  Bei  der  BßüNNER’schen  Methode 
fand  Vf.  wiederum  Eiweiss  im  Filtrat;  die  Resultate  stimmten  nur 
dann  unter  einander  überein,  wenn  die  Milch  deutlich  angesäuert 
wurde;  gute  Resultate  gab  die  Alkoholfällung.  Der  Gesamroteiweiss- 
gehalt  der  Milch  (10V2  Monate  dauernde  Lactation)  betrug  nur  0,95  pCt. 

E.  Salkoweki. 


Alex.  Schmidt,  Bemerkungen  zu  Olof  Hammarsten’s  Abhandlung: 

Untersuchungen  über  die  Faserstolfgerinnung.  PruCagH’s  Archi». 

XIII.  8.  146—176. 

Vf.  verwahrt  sich  zunächst  gegen  die  ihm  von  H.  zugeschrie- 
bene Gerinnungstheorie:  „Der  Faserstoff  entsteht  durch  eine  che- 

mische Verbindung  zweier  Eiweisskörper,  der  fibrinoplastischen  und 
der  hbrinogenen  Substanz,  welche  unter  Mitwirkung  eines  Fermentes 
zu  Stande  kommt.“  Vf.  bestreitet  mit  Entschiedenheit  sich  je  mitr 
solcher  Bestimmtheit  über  den  Gerinnungsprocess  ausgesprochen  zu 
haben.  Die  Versuche,  aus  denen  HaMMABSTKN  die  Entbehrlichkeit 
der  fibrinoplastischen  Substanz  zur  Gerinnung  abgeleitet  hat,  erklärt 
Vf.  durch  die  mangelnde  Reinheit  der  hbrinogenen  Substanz,  welche 
sich  aus  Blutplasma  nicht  ohne  Beimischung  von  fibrinoplastischer 
Substanz  darstcllen  lässt.  — H.  hatte  ferner  nachzuweisen  gesucht, 
dass  die  auch  von  ihm  anerkannte  Wirkung  der  fibrinoplastischen  Sub- 
stanz ersetzt  werden  könne  durch  Neutralismen  der  Mischung,  durch  Zu- 
satz von  Chlorcalcium  und  durch  Casein,  welches  durch  Berührung  mit 
Blutserum  die  Eigenschaft  der  Löslichkeit  in  Kochsalz  erlangt  hat. 
Vf.  stellt  die  Beweiskraft  aller  dieser  Versuche  in  Abrede,  weil  H. 
beim  Zusatz  von  Fermentlösung  stets  fibrinoplastischer  Substanz  hin- 
eingebracht habe.  Die  fibrinvermehrende  Wirkung  des  Chlorcalci- 
ums steht  mit  den  Erfahrungen  des  Vfs.  über  die  Wirkung  der  Salze 
im  Allgemeinen  im  Einklang,  ebenso  auch  die  Abstumpfung  des  Al- 
kalis. Weder  das  Chlorcalcium  jedoch,  noch  die  Neutralisirung  des 
Gemisches  kann  den  Zusatz  fibrinoplastischer  Substanz  ersetzen.  Dass 
ein  Zusatz  von  Casein  zu  einem  Gerinnungsgemisch  im  Stande  sei, 
die  .Menge  des  ausgeschiedenen  Faserstoffs  zu  vermehren,  stellt  Vf. 
entschieden  in  Abrede.  Vf.  hat  eine  ganze  Reihe  von  Versuchen 
angcstellt,  jedoch  nie  eine  Zunuhme  im  Gewicht  des  Faserstoffs  be- 
obachten können.  E.  üalkowski. 


M.  t.  Yintschgau  und  M.  J.  Dietl,  Ueber  die  Einwirkung  warmer 
Kalilösungen  auf  Glycogen.  pflöqhh’b  Arch.  xm.  8.  253. 

Die  vieitacii  zur  Darstellung  von  Glycogen  augewendete  Methode 
des  Zerkochens  der  Organe  mit  Kalilauge  beruht  auf  der  stillechwei- 


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922 


BiODowisr,  Geschwülste. 


genden  Voraussetzung,  dass  dasselbe  von  Kali  chemisch  nicht  ange- 


griffen wird  (Aenderungen  der  physikalischsn  Eigenschaften  hat,  TO 
die  Vff.  erwähnen,  schon  Cl.  Bernabd  beobachtet).  Diese  Annahme 


ist,  wie  die  Vff.  gefunden  haben,  irrig.  Abgewogene  Meng« 
aschefreies  Glycogen  wurden  mit  Kalilauge  von  wechselnder  Coneeo- 
tration  verschieden  lange  gekocht,  dann  mit  Salzsäure  ungesäuert 
und  mit  Alkohol  gefüllt.  Die  Menge  desselben  nahm  bei  Anwendung 
von  1 — 3 pCt.  Kalilauge  und  2 — 3 ständigen  Kochen  bis  zu  11,7  pCt- 
ab.  Auch  schwächere  Kalilauge  von  0,098 — 0,288  pCt.  bewirkt  bä 
nur  viertelstQndigem  Kochen  eine  Abnahme  von  2 — 3 pCt.  Itn  wei- 
tem Verlauf  der  Untersuchung  machten  die  Vff.  die  Beobachtung, 
dass  bei  Anwendung  ganz  schwacher  Kalilauge  und  massigem  Er- 
hitzen die  Menge  des  Glycogens  einen  Zuwachs  erfährt,  der  mit  der 
Temperatur  wächst,  bis  zu  2,5  pCt.  Das  wiedererhalteDe  Glycogen 
war  ascbefrei,  resp.  es  enthielt  nicht  mehr  Asche,  wie  vor  dem  Ver- 
such. Die  Vff.  bestreiten  mit  Entschiedenheit,  dass  die  Gewichtszu- 
nahme von  einem  analytischen  Fehler  herrührt,  um  somehr,  als  sie 
constant  ist  und  es  nur  eines  etwas  längeren  Kochens  bedarf,  um  u 
Stelle  der  Gewichtszunahme  eine  Verminderung  herbeizuführen. 

E.  Selkowski. 


W.  Brodowsky,  Mittheilungen  ans  dem  Laboratorium  der  patho- 
logischen Anatomie  zn  Warschau.  Vibcrow'b  Arct.  lxvii.  s.  m. 

Der  erste  Fall  ist  eine  Mischform  von  melanotischem  Sarcom 
und  Carcinom  des  Auges;  es  fanden  sich  zahlreiche  metastatiscbe 
Knoten,  namentlich  solche  von  sarcomatösem  Bau  im  Herzen,  rau 
carcinomatöse  oder  Mischformen  in  Leber  und  Nieren.  In  Präparates 
der  beiden  letzten  Organe  sah  Bk.  directen  Uebergang  von  Leber 
zellen  resp.  Harnkanälchen  zu  Krebskörpern,  andererseits  auch  selbst- 
ständige Wucherung  eingeschlepptcr  Zellen.  Er  sagt:  „fast  kein  Ge 
webe,  das  in  Berührung  kam  mit  den  aus  der  primären  Neubildung 
verschleppten  Zellen,  konnte  sich  ihrem  Einfluss  entziehen.  Dieser 
äusserte  sich  durch  eine  starke  productive  Tbätigkeit  von  anatomi- 
schen Elementen  der  entsprechenden  Gewebe.  Und  das  Product  dieser 
Tbätigkeit  hatte  in  gewissem  Grade  einige  Eigentümlichkeiten  so- 
wohl des,  so  zu  sagen  befruchteten  Bodens,  als  auch  der  befruchten- 
den verschleppten  Zellen,  d.  h.  einerseits  erzeugten  epitheliale  Zellen 
des  inficirten  Gewebes  die  epithelialen  Massen  der  secundären  Knoten 
(Leber,  Nieren),  Bindegewebszellen  bindegewebige  (resp.  sarcomatösei 
Theile  der  Knoten  oder  auch  ganze  secundäre  Knoten  (Herz,  Lyropb- 
drüsen);  von  den  zu  dieser  Tbätigkeit  anregenden  anatomischen  Ele- 
menten erhielten  andererseits  die  neuen  Gewebe  die  Fähigkeit  sieb 
zu  pigmentiren  und  zu  wachsen.  Der  zweite  Fall  ist  ein  12  Pfiuxi 
schweres  Myosarcom  des  Magens,  das  die  Schleimhaut  durchwachsen 

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Kochkh:  Voot,  Nervendehnung  bei  Tetanus.  Bibokl,  arhythmetischer  Pols.  923 

und  eine  bandtellergrosse  ulcerirte  Fläche  dargeboten  hatte.  Secun- 
däre  Myosarcome  in  der  Leber.  Drittens  beschreibt  Be.  zahlreiche 
Cysten  von  Erbsen-  bis  Hübnereigrösse  in  den  Ovarien  einer  50  Jahre 
alten  Frau.  Die  Innenfläche  der  Cysten  war  mit  Flimmerepitbel  aus- 
gekleidet, welch  letzteres  Vf.  für  ein  Derivat  des  Keimepithels  der 
OBAAF’schen  Follikel  hält.  Grawiti. 


Kocher,  Tetanus  rhenmaticus  und  seine  Behandlung.  Corr.-ßi.  r. 
Schweiler  Aerzta.  1876.  No.  x7.  Vogt,  Nervendehnung  bei  trauma- 
tischem Tetanus.  Cbl.  f.  Chir.  1876.  No.  40. 

Ein  Knabe  hatte  sich  am  27.  April  einer  starken  Durchnässung 
ausgesetzt.  Am  28.  traten  rheumatische  Schmerzen  im  Rumpf,  am 
1.  Mai  Tetanus  ein.  16  Tage  vor  der  Durchnässung  hatte  sich  Pat. 
eine  rostige  Gabel  in  die  linke  grosse  Zehe  gestossen;  ein  Fragment 
derselben  fand  sich  bei  der  Section  in  der  fest  vernarbten  Wunde.  — 
Bei  einem  Gärtner,  der  sich  3 Tage  vor  Ausbruch  des  sehr  acuten 
Tetanus  stark  erkältet  hatte,  fand  sich  ebenfalls  in  der  linken  grossen 
Zehe  eine  Kiefernadel.  Behufs  derNervendebnung  wurden  von  K. 
N.  popliteus  und  tibial.  post  am  30.  Juni  76  freigelegt.  Der  letztere 
erscheint  dicker  als  der  erstere,  an  seiner  Oberfläche  homogen  statt 
gestreift  und  ungleichmässig  dunkelrotb  injicirt.  Nach  der  Dehnung 
erschlafft  die  gesammte  Muskulatur  des  linken  Beines,  während  die 
des  rechten  sowie  des  Rumpfes  ihre  Spannung  beibehält.  Auch  wur- 
den die  tetaniseben  Anfälle  etwas  seltener.  Der  Tod  erfolgte  4 Tage 
nach  der  Operation.  Der  N.  popliteus  zeigte  jetzt  die  gleichen  Ver- 
änderungen, wie  früher  der  tibial.  post. 

Ein  63jähriger  Maurer  hatte  sich  Wunden  in  der  rechten  Hohl- 
band und  auf  dem  Handrücken  zugezogen.  Während  die  letzteren 
noch  granulirten,  kam  es  zum  Trismus  und  bereits  am  9.  September 
zu  heftigem  Tetanus  mit  ausgesprochenem  Opisthotonus,  Starre  der 
unteren  Extremitäten  und  intorcurrenten  klonischen  Krämpfen.  Nach 
3 Wochen  Umschnitt  V.  die  Narbenränder  der  Vola  und  des  Hand- 
rückens, hebelte  sie  von  der  Unterlage  ab  und  dehnte  den  in  toto 
freigelegten  Plex.  bracbialis  energisch  in  centripetaler  und  centrifugaler 
Richtung.  AU  Pat.  aus  der  Narcose  erwachte,  war  der  Tetanus  ge- 
schwunden und  kehrte  auch  bis  auf  leichte  am  IS.  September  einmal 
sich  zeigende  Nackenkrämpfe  nicht  wieder.  Wilh.  Koch. 


F.  Riegel,  Zur  Lehre  von  der  arhythmlschen  Herzthätigkeit. 

Deutsches  Arcb.  f.  klin.  Med.  XVIII.  S.  94. 

Bei  einem  22 jährigen  Pharmazeuten  beobachtete  R.  in  der  Re- 
convalescenz  nach  einer  circumscripten  Peritonitis  eine  eigenthümliche 
Form  des  Pulsus  alternans.  Es  fand  zuerst  eine  steile  und  hohe 


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924 


DrjKKim,  allgemeine  Paralyse  mit  Pempbigasblaaen. 


Ascension  statt,  der  nur  eine  kurze  Descensiönslinie  folgte.  Auf 
halbem  Wege  wurde  letztere  von  einer  zweiten  Ascension  unter- 
brochen, deren  Gipfelpunkt  in  gleicher  Höhe  mit  dem  des  erstes 
Pulses  lag.  Die  nun  folgende  Descension  ist  beträchtlich  länger  als 
die  erste  und  erreicht  vollkommen  die  Curvenbasis;  sie  vertritt  so- 
gleich die  eigentlich  erforderliche  Pause.  Von  den  bisher  publicirteo 
Fällen  unterscheidet  sich  der  beschriebene  Puls  dadurch,  dass  die 
Gipfelpunkte  beider  zugehöriger  Pulse,  nicht  aber  die  Baseu 
in  einer  Höhe  lagen,  während  frühere  Autoren  das  Umgekehrte  ao- 
gebcn.  Bemerkenswerth  ist,  dass  der  Pulsus  alternans  nur  während 
eines  einzigen  Tages  bestand  und  auch  an  diesem  häufig  in  einen 
ganz  irregulären  Puls  überging,  so  dass  zwischen  diesen  beiden  For- 
men eine  enge  Beziehung  zu  bestehen  scheint.  Eine  Erklärung  für 
das  Auftreten  konnte  nicht  gefunden  werden,  jedenfalls  war  dem 
Kranken  Digitalis  niemals  gereicht  worden.  Auch  die  dem  Pulsus 
alternans  von  Traube  beigelegte  üble  prognostische  Bedeutung  be- 
wahrheitete sich  nicht. 

Eine  ähnliche  Beobachtung  machte  R.  bei  einem  an  chronischer 
Myelitis  behandelten  Manne,  und  auch  hier  nahm  der  Pulsus  alternans 
häufig  plötzlich  die  irreguläre  Form  an.  Bei  einer  Frau,  welche  wäh- 
rend eines  acuten  Gelenkrheumatismus  eine  Endocarditis  acquirirt 
hatte,  wurde  ein  Pulsus  alternans  von  der  Form  gezeichnet,  dass  sich 
immer  ein  hoher  und  ein,  niedriger  Pul6  folgten,  von  denen  jeder  eine 
eigene  Gipfelhöhe  und  Basis  besass.  Während  des  Aufzeichnens  trat 
nicht  selten  an  seine  Stelle  ein  völlig  regelmässiger  Puls  ein.  (Vgl. 
Cbl.  1872,  505;  1876,  682).  Eicbhorst  (Jods). 


J.  Dejerine,  Paralysie  gänlrale.  — Troubles  tropbiques  cutaafc, 
pempkigns.  — Läsion»  de  la  moelle  et  des  exträmltäs  nerveuses 
pdriph£riques.  Arcb.  de  pbyeiol.  1876.  s.  317. 

Bei  einer  27  Jahre  alten  paralytischen  Geisteskranken  traten 
einige  Tage  vor  dem  Tode  auf  beiden  Vorderarmen  etwa  zehn  1 bis 
2 Cm.  grosse,  mit  einer  citronengelben  Flüssigkeit  gefüllte  Blasen 
auf,  denen  später  eine  ähnliche  Eruption  an  den  Unterschenkeln  folgte. 
Die  Obduction  ergab  ausser  einer  starken  Vascularisation  und  Ver- 
dickung der  Pia  über  beiden  Stirnlappen  und  einer  Veränderung  der 
darunter  liegenden  Hirnrinde  eine  symmetrische  Sklerose  beider  Seiten- 
stränge des  Rückenmarks.  Während  des  Lebens  wurde  das  Auftreten 
von  Zittern  bei  Bewegungen  der  einzelnen  Glieder  notirt.  Die  feinere 
Untersuchung  der  im  Unterhautbindegowebe  verlaufenden  Nerven  an 
den  Stellen  der  Haut,  an  welchen  die  Pemphiguseruption  beobachtet 
worden  war,  ergab  eine  Degeneration  einzelner  Nerven,  wie  sie  bei 
schweren  Schädigungen  peripherer  Nerven  beobachtet  worden  ist- 
(Die  Myelinscheide  in  einzelne  Fragmente  zerfallen,  oft  nur  in  Tröpf- 


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▼.  Sigüdkd;  OiSrfsld,  QoeeksiIberlo«nnfjen  *n  hypodermatischer  Anwendung.  925 

eben  übrig,  die  ScHWANN'sche  Scheide  zusammengesunken,  der  Achsen- 
cylinder  verschwanden;  Kernvermehrung  nicht  deutlich).  — Die  graue 
Substanz  des  Marks  mit  ihren  Ganglienzellen,  sowie  die  weissen 
Hinterstränge  waren  intact.  Bernhardt. 


t.  Sigmund,  lieber  subcutane  Injection  von  Bicyanuretum  Hy- 
drargyri  bei  Syphilisformen,  wiener  med.  woebenaebr.  1876.  No.  37. 
J.  Grünfeld,  Heber  hypod.  Injectionen  von  löslichem  Queck- 
silberalbuminat.  Wiener  med  Presse  1876.  No.  38. 

Es  wurde  eine  Lösung  von  0,30  in  35,0  Wasser  angewendet 
und  täglich  0,70,  also  0,006  Hydr.  bicyan.  eingespritzt.  Meist  ge- 
nügten im  Mittel  17  Einspritzungen  (0,10 — 0,15  H.  b.),  Schmerz  und 
Reaction  an  der  Einspritzungsstelle  war  stets  sehr  gering.  Einge- 
spritzt wurde  an  den  Seiten  von  Brust  und  Bauch,  selten  an  Vorder- 
und  Rückseite.  Die  Einwirkung  auf  Mund-  und  Speicheldrüsen  war 
minimal.  Schon  nach  der  2.  Einspritzung  war  Hg  im  Urin  nachzu- 
weisen.  Die  besten  Erfolge  zeigten  sich  bei  einfachen  und  leichten 
Formen,  welche  schneller  als  sonst  verliefen.  Veraltete  papulöse, 
pustulöse  und  psoriatische  Formen  besserten  sich  nur  langsam  und 
kamen  meist  zur  Heilung  in  4 — 6 Wochen;  knotige  Sklerosen,  diph- 
theritische  Formen,  papulöse  Infiltrationen  der  Schleimhäute  wurden 
fast  gar  uicht  beeinflusst. 

Im  Ganzen  ist  die  Einwirkung  etwas  schwächer  als  die  der 
Sublimatinjectionen.  Am  besten  wirkt  Calomel,  zu  0,05 — 0,10  jeden 
4.  Tag  injicirt.  Abseesse  werden  so  vermieden  und  6 — 8 Injectionen 
genügen  für  die  gewöhnlichen  papulösen  und  pustulösen  Formen. 

GkÜNFELD  hat  die  von  Bahbergek  (S.  764)  empfohlene  lOproc. 
Sol.  Hydrarg.  aibuminati  bei  10  männlichen  ambulanten  Kranken  an- 
gewendet.  Täglich  wurde  1 Grm.  Lösung  (=  0,01  Hydr.  album.)  in- 
jicirt. Die  Schmerzen  und  Indurationen  waren  sehr  vorübergehend, 
nie  entstanden  Abseesse.  Vf.  zieht  diese  Injectionen  entschieden  den 
Sublimatinjectionen  vor.  O.  Simon. 


Curci,  Azione  delf  anemonina  soll’  organismo  animale.  Lo  8pe- 

rimenUle  1876.  XXXV1I1.  No.  7. 

Vf.  experimentirte  mit  dem  sog.  Anernonin  (Pulsatillencarapher) 
oder  mit  dem  wässrigen  Auszug  von  Irischer  Anemone  pulsatilla 
(getrocknete  Pflanzen  sind  unwirksam).  Beide  Substanzen  wurden 
subcutan  injicirt,  das  Anernonin  in  warmem  Glycerin  gelöst;  in  kal- 
tem scheidet  es  sich  wieder  aus.  Beide  zeigten  dieselbe  Allgemein- 
wirkung auf  die  Versuchstiere  (Frösche,  Mäuse,  Ratten).  Die  'filiere 
gerietheu  zunächst  in  einen  schiafähnlichen  Zustand  und  bewegten 
sich  nur  auf  äussere  Anreize.  Bei  grösseren  Gaben  — etwa  5 Mgrrn. 


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926  Cuscr,  Wirkung  des  Anemonins.  Sobsssbcro.  Platbad.  Übles. 


ftir  eine  Ratte  — und  bei  längerer  Dauer  der  Vergiftung  wird  die 
Betäubung  tiefer,  die  Sensibilität  der  Cornea  schwindet  ganz,  so  dan 
sie  ohne  Reflexbewegungen  auszulösen  berührt  werden  kann.  Vom 
ganzen  übrigen  Körper  können  auf  sensible  Reize  Reflexe  ausgelöit 
werden,  wenn  auch  träger  als  normal.  An  den  Extremitäten,  be- 
sonders den  hinteren  sind  die  Flexoren  zeitweise  tetanisch  contrahirt, 
die  Extensoren,  wie  es  scheint,  gelähmt,  die  Respirationsfrequene  nimmt 
ab,  während  das  Herz  unverändert  weiterarbeitet,  bis  scblieaslicb  der 
Tod  erfolgt.  Die  elektrische  Erregbarkeit  von  Nerven  und  Muskels 
ist  erhalten.  Local  wirkt  das  Anemonin  reizend.  An  Kaninchen  miss- 
langen die  Versuche  angeblich,  weil  bei  der  geringen  Löslichkeit  des 
Anemonins  nicht  die  genügende  Menge  injicirt  zu  werden  vermochte. 
Es  ist  noch  nacheutragen , dass  das  Präparat  auch  gefässerweiterod 
wirkt;  bei  den  Versuchsfröschen  wenigstens  erschien  die  Schwimm- 
haut stark  injicirt  und  geröthet. 

Vf.  glaubt,  dass  das  Anemonin  zunächst  auf  das  Gehirn  wirkt 
und  in  grossen  Dosen  auch  auf  Theile  der  Medulla  oblong.,  wofür 
ihm  die  veränderte  Respiration  und  die  erwähnteo  Muskelkrämpfe 
sprechen.  Schiffer. 


Sonnenbarg,  Bemerkungen  betreffend  die  Wiederherstellung  des 
Collnteralkreislaufs  nach  Unterbindung  der  Arterien  in  der 
Continuität.  Cbl.  f.  Cbir.  1876.  No.  44. 

Io  die  Art.  femoral.  cnmrisirter  Bonde  wnrde  ein  Manometer  endständig  ond 
central wärta  eingebunden  and,  nach  Aufzeichnung  der  Pulse  aofs  Kymograpbion. 
die  Aorts  unterhalb  der  Nieren  entweder  mit  dem  Finger  zngedrfickt  oder  mittelst 
Fadenschlinge  emporgezogen.  Der  Blutdruck  fiel  langsam  ab,  ohne  iodeas  ganz  m 
verschwinden  (Zahlenangaben  fehlen;  Ref.).  Nach  definitiver  Unterbindung  der  Aorta 
fiel  der  Druck  von  110  Mm.  Hg.  auf  66  Mm.  Bereite  nach  300  See.  begann  er  in- 
des* sieb  wieder  zn  beben  and  nach  700  Sec.  kehrten  auch  die  Pntse  wieder.  Wurde 
das  Manometer  peripher  und  endständig  eingebunden,  so  zeichneten  sieb  oOmittel- 
bar  danach  Pulse  auf  and  es  bob  sieb  nach  Aortenunterbindong  der  Druck,  wenn- 
gleich durchschnittlich  auch  nicht  ganz  so  schnell,  wie  in  der  ersten  Versncbtreiba 
Ebenso  kehrten  die  Pnlse  wieder.  wuh.  Koch. 

Plateau,  Note  sur  les  pMnomfenes  de  la  digestion  chez  la  Blatte 
americaine  (Periplancta  americana  L.).  compt.rend.  lxxxiii  nvio. 

Vf.  hält  an  der  früher  von  ihm  gegebenen  Schilderung  der  Verdau  nngsvor- 
gänge  bei  den  Insecten  fest.  Die  Nehrung  gelangt  zoerat  in  den  Vormagen  ood 
nnterliegt  der  Einwirkung  des  meistens  alkalischen  Secretes  der  Speicheldrüsen, 
welches  das  Stärkemehl  in  Zocker  fiberfährt,  alsdann  in  deD  Mittelmagen,  in  dem 
die  Umwandlung  des  Eiweiss  in  Peptone  und  Emolgirnng  der  Fette  stattfindet.  Das 
Secret  desselben  iet  in  der  Regel  alkalisch,  nie  saner.  In  dem  Endabsebaitt  da 
Darmes  mischt  sieb  den  nicht  resorbirbaren  Antheileo  der  Nahrang  das  Secret  der 
Mi.u-iom'schen  Drüsen  bei,  das  lediglich  ein  Exeret  darstellt  E.  SalkovaAL 

J.  B.  Uhler,  Little  people  as  aids  to  diagnosis  and  treatment 

Med.  and  chir.  facnltj  of  Maryland.  April.  1874. 

U.  schlägt  vor,  Körperhöhlen,  in  welobe  die  Hand  des  Arite*  schwer  oder 


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Pabeot.  Hock.  Heitlbb.  Hbbtbka.  Oalbbowiki.  927 

gar  nicht  ein-  oder  Vordringen  kenn,  Kinder  oder  Franen  (Wärterinnen)  mit  schmalen 
Händen  nnter  Leitung  des  Arttes  untersuchen  tu  lassen.  Senator. 


J.  Parrot,  Les  llsions  osseuses  de  la  Syphilis  et  rachitis.  Arcb. 

de  Physiol.  1876.  S.  133. 

P.,  der  hier  nur  eine  makroskopische  Darstellung  der  bei  Syphilis  und  Ra- 
chitis stir  Beobachtung  kommenden  Knochenerkraokungen  giebt,  unterscheidet  bei 
der  Syphilis  vier  Stadien:  Im  ersten  findet  er  eine  Lage  subperiostealer  Osteopbyt- 
bildnngen  an  den  Diaphyaen  der  Röhrenknochen,  welche  oft  so  stark  ist,  dass 
die  Dicke  des  Knochens  dadurch  anf  das  Doppelte  vergrössert  erscheint  Der 
Intermediärknorpel  ist  manchmal  etwas  verbreitert,  sonst  aber  normal.  Im  2.  Sta- 
dium tritt  eine  schleimige  Atrophie  (A.  gdlatinlformel  in  der  Spongiosa  auf,  welche 
allmählich  auf  die  festere  Corticalis,  auf  die  Verkatkungsione  an  den  Epipbysenenden 
and  auf  den  Knorpel  selber  dbergroift,  alle  genannten  Tbeile  erweicht  und  in  eine 
gelbbräunliche  weiche  Masse  verwandelt.  Durch  diese  Erweichung  wird  eine  hoch- 
gradige Brüchigkeit  bedingt  und  eine  Lähmung,  welche  P.  als  „syphilitische  Pseudo- 
Paralyse  der  Neugeborenen1*  beseichnet  Das  3.  Stadium  charakterisirt  sieb  durch 
eine  excessive  Markbildong,  welche  die  Osteopbyten  aubstituirt  und  in  Form  un- 
regelmässiger Knötchen  in  der  Vcrkalkungsschicht  auftritt  In  noch  älteren  Fällen 
bei  längerer  Lebensdauer  der  Kinder  findet  endlich  die  Umwandlung  des  neugebil- 
deten  subperiosteal  und  in  dem  Intermediärknorpel  liegenden  Markgewebes  statt 
und  hiermit  das  4.  Stadium  des  Processes.  Seine  Beschreibung  der  Rachitis  enthält 
keine  neuen  Gesichtspunkte.  Grawita. 

j.  Hock,  Leber  Hornhauttätowirungen  nebst  Bemerkungen  über 
die  Aetiologie  des  Glancoms.  Arch.  f.  Angen-  u.  Obrenbeilk.  V.  1.  8.  90. 

H.  beobachtete  bei  einem  18jährigen  Individuum  4 Stunden  nach  einer  Täto- 
wirung  der  Cornea  das  Auftreten  eines  Glancoms , das  sich  verschiedene  Male  bei 
der  erwähnten  Manipulation  wiederholte.  Hiebe)  (Erlangen). 


Heitler,  Auftreten  von  Abdominaltyphns  nach  Typhns  exanthe- 

matiens.  Wiener  med.  Presse.  1876.  No.  33. 

H.  erwähnt  den  vorliegenden  Fall,  um  die  Nichtidentität  des  Abdominal-  nnd 
exanthematischen  Typhus  tu  beweisen.  Ein  21  jähriger  Mann,  welcher  im  Wiener 
allgem.  Krankenhaus  an  exanthematischem  Typhus  behandelt  und  geheilt  wurde, 
kam  14  Tage  nach  seiner  Entlassung  mit  allen  Erscheinungen  des  eoteriacben  Typbus 
wieder.  Zwischen  beiden  Erkrankungen  lag  nach  des  Kranken  Angaben  eine  acht- 
tägige Periode  vollständigen  Wohlbefindens.  Die  Möglichkeit  einer  Recidive  wird 
in  Abrede  gestellt.  Litten. 


£.  Hertzka,  Die  Behandlung  des  Clavierspielkrampfs  mit  Gelse- 
minm  sempervirens.  Petersb.  med.  ebir.  Presse.  1876.  No.  26. 

Nachdem  eich  hydrotherapeutische  and  elektrische  Kuren  als  unvermögend 
erwiesen  hatten,  einen  22 jährigen  Musiker  vom  „Clavierspielkrampf“  zu  heilen,  ge- 
lang es  Vf.  seinen  Kraukeu  mittelst  der  Tinct.  Gelsemii  (3 mal  täglich  8 Tropfen, 
durch  3 Wochen  hindurch)  vollständig  herzustellen.  Bernhardt. 


Galezowski,  Etnde  snr  les  amblyopies  et  les  amauroses  apha- 
siqnes.  Arch.  gdn.  1876.  Juin.  8.  641. 

G.  theilt  di«  bei  Apbasischen  an  findenden  Sebstörnngon  io  3 Gruppen.  Die 
erste  umsebiiesst  die  aphasisehe  Amblyopie  (ohne  Veränderung  dea  nervösen  8eh- 


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Wftabentheh  «racfcetnen 
1 — 1 Bogen ; tm Schlaue 
de«  Jahrgang*  Titel,  Ne- 
md-  and  Sachregister. 


Preis  des  Jahrganges 
SO  Mark;  an  besieh« 
durch  alle  Bachhandlua- 
gen  und  Poetanataltea . 

ffor  die 


Dr.  J.  Bosenthal, 

Professor  in  Erlangen. 


Redigirt  vod 
and 


Dr.  BL  Senator, 

Profeeeor  ln  Berlin. 


1876.  93.  Deren» her.  No.  52« 


Die  geehrten  Abonnenten  werden  um  recht- 
zeitige Erneuerung  des  Abonnements  für  das  Jahr 
1877  ersucht,  damit  die  Zusendung  keine  Unter- 
brechung erleidet. 

Inhalt»  WsbkrLiel,  Aquaeductus  des  Labyrinths  (Orig.-Mittb.).  — Bekediet, 
Raubthiertypus  am  menschlichen  Gehirn  (Orig.  Mitth.).  — 

Weigert,  Tumoren  der  HirnauhMiige.  — Wtosti,  chirurgische  Bemerkungen 
über  die  Peritonealhöhle.  — Badal,  Optometer.  — Okri,  Tboracoceutese.  — 
Ekoesrer.  multiple  Sklerose  der  Nervencentren.  — K i.bih  wIchtbb,  Harn  im 
Wochenbett.  — Nscsass,  Pemphigus.  — BocHntiH,  Piperin  und  Atropiu.  — 

G krstkr,  Lymphgefässe  des  Hodens.  — Kicvsiss.  Contraction  der  Muskel, 
faser.  — DbVai.,  neue  Biiure  der  Htutenmileh. — B u kdsch ne id sb,  Vorstufen  de» 
Harnstoffs.  — Thoua,  Lupus.  — Johnhton,  Colotomie.  — Brecht,  Reflex  in  der 
Umgebung  der  Macula.  — Sch s itii.kb , Carbolsüure  bei  Pbthise.  — Sossn- 
bbudt,  Epilepsie  durch  ein  Fibrom  des  Kehlkopfs.  — Srsai»,  Rachenhusten.  — 
Chahpiosos,  Epilepsie  durch  Bronchialsteine.  — Appenbodt,  Morbus  maculoaus 
im  ersten  Lebensjahre.  — Omver,  Antagotiismns  von  Opium  und  Belladonna.  — 


Die  Aquaeductus  des  Labyrinths. 

Von  Weber- Liel. 

Auf  experimentellem  Wege  an  Präparaten  von  Gehörorganen 
erwachsener  Menschen  ist  mir  der  Nachweis  gelungen: 

1)  dass  der  Aquaeductus  cochieae  die  Verbindung  der  peri- 
lymphatischen  Räume  des  Labyrinths  mit  dem  Arachnoidealraum 
▼ermittelt.  So  wird  z.  ß.  durch  Aspiration  vom  geöffneten  Caualia 
semicircul.  sup.  aus  unter  besonderen  Cautelen  eine  Lösung  von  Ber- 
linerblau in  die  perilymphatischen  Räume,  diese  vollständig  füllend, 
gesaugt,  wenn  man  einige  Tropfen  der  Lösung  in  die  äussere  trichter- 
förmig weite  Oeffnung  des  Aquaeductus  cochieae  gebracht  hatte. 
Schon  im  Jahre  1868  (M.  f.  O.  No.  8)  hatte  ich  den  Zusammenhang 
des  Arachnoidealrauines  mit  dem  Labyrinthe  demonstrirt; 

2)  dass  der  Aquaeductus  vestibuli  die  Verbindung  der  endo- 
lymphatischen Räume  des  Labyrinths  mit  einem  zwischen  den 
Blättern  der  Dura  gelegenen  Sacke,  der  indess  nicht  grade  als  Blind- 

XIV.  Jahrgang.  59 


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930  Bri«dikt,  Rsubthiertypu«  am  menschlichen  GUM. 

sack  aufzufassen  ist,  herstellt.  Durch  das  Experiment  am 
organ  erwachsener  Menschen  werden  bo  die  histiogenetisc* 
legungen  über  den  gedachten  Zusammenhang  (Böttcher,  Ha8~ 
nur  bestätigt,  sondern  auch  erweitert.*) 

Ausführliche  Mittheilung  der  Experimente  und  der  zugehöriges 
anatomischen  Untersuchungen  folgt  an  anderer  Stelle. 


Der  Raubthiertypus  am  menschlichen  Gehirne. 

Vorläufige  Mittheiluug  von  Moriz  Benedikt  (Wien). 

Eine  grosse  Lücke  in  der  Descendeuzthuorie  stellt  die  groue, 
scheinbar  qualitative  Differenz  zwischen  dem  Gehirne  des  Menschen 
und  jenem  der  Raubthiere  dar.  Weder  die  Embryologie  noch  die 
vergleichende  Anatomie  haben  bisher  vermocht,  eine  Brücke  zwischen 
den  Gehirnen  beider  psychologisch  vielfach  verwandter  Arten  « 
schlagen.  Ich  glaube  dass  mir  dies  bei  Gelegenheit  des  Studium« 
der  durch  niedrige  Organisation  in  allen  möglichen  Variationen  au« 
gezeichneten  Verbrecher- Gehirne,  welche  geradezu  als  Rückftllt- 
Gehirne  anzusehen  sind,  gelungen  sei.**) 

Ich  will,  bevor  ich  über  die  Thatsacben  berichte,  zwei  Sit» 
vorausschicken.  Nämlich  erstens,  dass  der  Embryo  die  Geschieht« 
eines  Organs  nicht  so  erzählen  müsse,  wie  sie  sich  wirklich  tage 
tragen  hat,  weil  die  einmal  fixirten  Veränderungen  schon  im  Keim« 
und  in  dessen  individueller  Entwicklung  Ausdruck  finden  können. 
Zweitens  kann  es  scheinbar  ganz  secundäre  Furchen  geben,  welch« 
in  einem  früheren  — historischen  — Stadium  Hauptfurchen  waren, 
bis  durch  Wucherung  von  den  Rändern  her  dieselben  beeinträchtigt 
und  abgeschuUrt  wurden. 

Das  heisst  mit  anderen  Worten:  die  durch  die  genannte  Wuche- 
rung entstandene  graue  Substanz  ist  in  der  Anlage  schoD  vorhanden, 
und  es  kommt  daher  nur  zur  schwachen  Entwicklung  jener  Forchen, 
die  selbstverständlich,  zum  Behufe  der  Ernährung  des  neu  entstan- 
denen Theiles,  durch  neue  Furchen,  oder  durch  stärkere  Entwick- 
lung anderer  Furchen  ersetzt  werden  müssen.  Oder  die  Theile,  welch« 
jene  Ernährungsspalten  brauchen,  bleibet«  in  der  Entwicklung  zurück 
und  gelangen  daher  nur  zu  einer  verkümmerten  Furche. 

Die  grosse  Differenz  im  Stirntlieile  der  Gehirne  des  Mensch« 
und  der  Raubthiere  besteht  dariu,  dass  letztere  vier,  erstere  drei  Ur- 
windungen  besitzen.  Dieser  Unterschied  ist  jedoch  nur  scheinbar. 
Jeder  Gehirn-Anatom  kennt  die  kleinen  Furchen,  welche  beim  Mes- 

*)  Anmerkung-.  Cfr.  die  diesbeaflglicben  Angaben  von  Corcoso,  Kn  om 
Rarere«,  sowie  die  früher  von  Zccksskssdi.  und  mir  bereit«  publicirteo  (V.  I 0 
Ko.  5.  8.  76.  1876). 

**)  tm  Ganzen  baba  ich  bi«  jetit  17  «olcher  Gehirne  benütiL  Die  Publicaho« 
In  Form  fine»  Atlasse«  ist  in  Vorbereiteng. 


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Bkükdikt,  Kaubthiertypns  am  menschlichen  Gehirn. 


931 


echeD  zwischen  der  1.  Stirufurchc  und  dem  medialen  Rande  vorhan- 
den sind.  An  einzelnen  Gehirnen  entwickeln  sich  dieselben 
zu  einer  tiefen  und  mächtigen  Furche,  welche  bis  in  den 
obersten  Theil  des  vorderen  Centrallappens  eindringen  und 
mit  der  sonst  seichten  Delle  daselbst  zusammenfliessen  kann. 
(Durch  letzteren  Umstand  nähert  sich  das  Aussehen  dieses  Theiles 
des  Centrallappens  jenem  der  Affen). 

Man  si<ht  daraus,  dass  die  1.  Stirnwindung  des  Menschen 
durch  das  Zusammenschmelzen  der  zwei  ersten  Urwindungen 
des  Raubthiers  entstanden  und  dass  die  erstere  verkümmert 
ist.  Demgemäss  sind  jene  oben  genannten  kleinen  Furchen  als  1., 
die  jetzt  als  1.  Stirnfurche  bezeichnete  als  2.  und  die  jetzt  als  2.  be- 
zeichnte als  3.  Stirnfurche  aufzufassen. 

Dass  die  1.  Stirnwindung  beim  Menschen  verkümmert,  rührt 
wahrscheinlich  daher,  dass  dieselbe  mit  den  Geruchsvorstellungen  in 
Verbindung  steht. 

An  den  Gehirnen  von  Epileptischen  und  Geisteskranken,  und 
bei  Individuen  aus  encephalopathischen  Familien  dürfte  dieser  Be- 
fund ebenfalls  häufig  sein. 

Auch  im  Schläfen- Scheitel-Theile  des  menschlichen  Gehirnes  ist 
der  Vierwindungstypus  leicht  herzustellen.  Beim  Affen  hängt  an  der 
äusseren  oberen  Fläche  das  Schläfen-Scheitelhirn  mit  dem  Hinter- 
hauptslappen durch  vier  mehr  oder  minder  gut  cbarakterisirte  Win- 
dungszüge zusammen;  am  normalen  Menschen-Gebiine  lassen  sie  sich 
durchaus  nicht  darstellen.  An  den  Gehirnen  meiner  Sammlung  sind 
sie  öfters  schön  ausgeprägt  und  die  erste  — als  Aehnlichkeit  mit 
vielen  Affen  — sogar  untergetaucht.  Wie  überhaupt  bei  den  niedrig 
organisirten  Gehirnen,  ist  auch  an  diesen  die  Verbindung  zwischen 
dem  1.  und  2.  Schläfelappen  einerseits  und  dem  2.  Parietallappen 
(incl.  des  Lobulus  Tuberis)  andererseits  unterbrochen  und  diese  Ver- 
bindungsstücke inselartig  von  Furchen  umgeben.*)  Dabei  liegt  der 

2.  Schläfelappen  dann  meist  zum  ersten  parallel.  An  so  organisirten 
Gehirnen  überzeugt  mau  sich,  dass  der  2.  der  oben  genannten,  den 
Plis  da  possage  analogen,  Windungszüge  dem  2.  Parietallappen,  der 

3.  dem  1.  und  der  4.  dem  2.  Schläfelappen  angehört,  während  der 
1.  dem  1.  Scheitellappen  entspricht.  Man  hat  also  für  das  Schläfen- 
Sche itel-H irn  den  Vierwindungstypus  durch  zwei  Scheitel- 
und die  zwei  Schiäfelappen  hergestellt. 

Der  wesentliche  Unterschied  zwischen  Menschen-  und  Raubthier- 
Hirn  besteht  darin,  dass  diese  vier  Windungen  bei  ersterem  nicht 
nach  abwärts  abbiegen,  sondern  nach  rückwärts  verlaufen  und  sich 
nach  einwärts  Umschlagen. 


")  Dnrcli  diese  Trennungsfurchen  and  die  nntergetauchten  Verbindungsstücke 
entsteht  das,  w es  ich  als  Operculum  parieto-temporale  beschrieben  bebe. 

69* 


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932 


Wkiqbit,  Tumoren  der  Hirnunhtnge. 


Noch  eine  andere  wichtige  Thatsacbenreihe  erzählen  meine  Ge- 
hirne. Das  Zusammenflüssen  einer  oder  mehrerer  der  drei 
centralen  Längsfurchen  (der  RoLANDi’sc-hen,  der  praecentralen  and 
der  interparietalen)  mit  der  Fissura  fossae  Sylvii  ist  bei  ihnen 
so  häufig,  dass  dieses  Verhalten  als  Grundgedanke  ihres  Auf- 
baues imponirt. 

Als  Typus  würde  für  diese  Gehirne  die  Fissura  fossae  Sy!»ii 
eine  fünfzeckige  Furche  darstellen,  von  welcher  öfters  durch  Wuche- 
rung grauer  Substanz  von  den  Rändern  her  die  mittlere  als  Fisson 
Rolandi,  die  zunächst  stehende  vordere  als  Fissura  praecentralis  and 
die  auf  die  mittlere  nach  hinten  folgende  als  Fissura  retrocentralij 
(interparietalis)  abgeschnürt  würden.  Hiermit  ist  aber  eine  weiters 
Brücke  zwischen  den  Gehirnen  der  Bi-  und  Quadrumanae  einerseits 
und  andererseits  jenen  der  anderen  Thierwelt  geschlagen. 

Es  wird  sich  nun  umgekehrt  fragen,  ob  das  Gehirn  der  Raab- 
und anderer  Säugethiere  einen  wohl  charakterisirten  Hinter- 
hauptslappen  habe?  Die  anatomische  Bejahung  dieser  Antwort 
behalte  ich  mir  für  eine  nächstfolgende  Mittheilung  bevor. 


C.  Weigert,  Tumoren  der  Hirnanhänge.  Viacaow’s  Arch.  lxv.  s.sn 

Der  erste  der  hier  beschriebenen  Tumoren  ist  ein  Teratom  der 
Zirbeldrüse,  welches  bei  einem  14jährigen  Knaben  als  einzige  Krank- 
heits-  und  Todesursache  gefunden  wurde.  Def  Tumor  misst  »agitul 
und  frontal  3,5  Cm.,  vertical  3 Cm.,  hängt  mit  der  Zirbel  in  contiuno 
zusammen,  und  hat  die  Vierhügel  nicht  von  oben  her  comprimirt, 
sondern  hat  sich  von  vorn  und  unten  her  derart  gegen  sie  vorge- 
schoben, dass  sie,  zu  einer  platten  Kappe  zusammengedrückt,  seines 
hintersten  Abschnitten  aufliegen. 

Auf  dem  Durchschnitt  zeigt  die  Neubildung  zahlreiche,  mit  einer 
eiweissreichen  Flüssigkeit  gefüllte  Cysten,  deren  Wände  mit  schönem 
Cylinderepithel  ausgekleidet  sind,  und  andere  Cysten,  welche  Epidermis- 
zellen,  verkümmerte  Haar-  und  Talgdrüsen  enthalten  und  dem  ent- 
sprechend mehrschichtiges  Plattenepithel,  zum  Theil  auf  PapilleD  auf- 
sitzend,  als  Wandüberzug  tragen. 

Das  zwischeu  den  Cysten  gelegene  Gewebe  besteht  aus  Binde- 
gewebe, hyalinem  Knorpel,  Fett,  glatteu  Muskelfasern  und  Nerven. 
Den  Beginn  der  Geschwulstbildung  legt  W.  in  die  Embryonalzeii, 
die  Bildung  der  Cysten  ist  er  geneigt  auf  entartete  Schweissdrüsen 
zu  beziehen. 

Der  zweite,  als  Struma  pituitaria  permagna  aufgeführte  Tumor 
ist  von  mehr  als  Hühuereigrösse,  liegt  an  der  Stelle  der  Hypophysii; 
von  da  ab  seitlich  und  den  Clivus  abwärts  sich  unter  der  Dura  mater 
vorschicbend,  hat  er  einerseita  die  betroffenen  Knochen  der  Schädel- 
basis- usurirt,  andererseits  einen  starken  Druck  auf  das  Gehirn  und 


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Wioats,  chirorginche  Bemerkungen  über  die  Peritonealhöhle.  933 

die  Nervi  optici  ausgeiibt.  Mikroskopisch  stellt  er  eine  dem  Rau  der 
Hypophysis  durchaus  analoge,  nur  gleichzeitig  ödematöse  Geweba- 
inasse  dar. 

Drittens  fand  W.  bei  einer  64jfihrigen  Frau,  welche  an  tuber- 
kulöser Pericarditis  gelitten,  sonst  aber  keine  Tuberkeln  in  Lungen 
oder  anderen  Organen  gezeigt  hatte,  einen  haselnussgrossen  Gutnrni- 
knoten  der  Hypophysis.  Von  dem  Gewebe  der  letzteren  waren  nur 
noch  spärliche  Reste  in  der  Umgebung  des  Tumors  vorhanden.  Dass 
der  aus  Rundzellen  und  Bindegewebe  bestehende,  vielfach  verkäste 
Knoten  auf  syphilitischer  Grundlage  entstanden  , dafür  spricht  eine 
gummöse  Pharyngitis  und  Narben  der  Vagina. 

Alle  drei  Geschwülste  hatten  Stauungspapille  und  Compressions* 
erscheinungen,  aufiallenderweise  aber  trotz  ihrer  medianen  Lage  haupt- 
sächlich einseitige  Störungen  zur  Folge  gehabt.  Grawitz. 


G.  Wegner,  Chirurgische  Bemerkungen  über  die  Peritonealhöhle, 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Ovariotomie.  Arcb.  f.  kiin. 

Cbir.  XX.  8.  61. 

Wenn  man  die  Ovariotomie  als  Paradigma  für  die  Peritoneoto- 
mien  betrachtet,  so  reihen  sich  die  Todesfälle,  abgesehen  von  unge- 
wöhnlichen Ereignissen  wie  Blutungen  u.  dergl.  bei  dieser  Operation 
in  zwei  Gruppen.  Die  erste  Gruppe  umfasst  die  Todesfälle  unmittel- 
bar nach  dem  operativen  Eingriff  oder  wenige  Stunden  später,  jeden- 
falls innerhalb  der  ersten  24  Stunden;  die  zweite  Gruppe  enthält  die 
Todesfälle  vom  2.  bis  ungefähr  zum  14.  Tage,  welche  durch  Perito- 
nitis veranlasst  werden. 

I.  Die  schnell  der  Operation  folgenden  Todesfälle  werden  ge- 
wöhnlich auf  Shock  oder  Collaps  zurückgeführt.  Es  handelt  sich  da- 
bei fast  immer  um  Fälle,  in  welchen  weite  Oeffnung  der  Bauchhöhle 
und  langdauernde  Blosslegung  der  Eingeweide  nothwendig  wurde. 
Eröffnet  man  einem  gefesselten  Thiere,  Kaninchen  oder  Hund,  die 
Bauchhöhle  und  setzt  die  vorgefallenen  Darmschlingen  einer  Zimmer- 
temperatur von  15 — 18°  C.  aus,  wobei  die  Austrocknung  der  Ober- 
fläche durch  Aufträufeln  einer  Kochsalzlösung  verhindert  wird,  so  er- 
folgt anfänglich  sehr  rapide,  dann  immer  langsamer  eine  Abnahme 
der  Körpertemperatur,  welche  in  8 Stunden  15°  betragen  und  damit 
in  den  Tod  übergehen  kann.  Dabei  tritt  nicht  die  Spur  einer  Peri- 
tonitis auf,  wohl  aber  neben  der  Abkühlung  eine  schnelle  Lähmung 
des  Darmes  und  als  secundäre  Erscheinungen  Herabsetzung  der  re- 
spiratorischen und  der  Herzthätigkeit.  Dass  diese  Erscheinungen 
einzig  und  allein  der  Temperatur  des  umgebenden  Mediums  zuzu- 
achreiben  sind,  geht  aus  zwei  weiteren  Experimenten  hervor;  denn 
die  Teroperaturherabsetzung  und  damit  der  Tod  erfolgen  nicht,  wenn 
man  entsprechend  warme  Dämpfe  auf  die  Darmscblmgen  leitet,  treten 


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934  Wmher,  chirurgische  Bemerkungen  über  die  Peritoneelbüble. 

aber  schnell  und  sicher  dann  ein,  wenn  man  eine  auf  16°  temperirte 
Kochsalzlösung  mittelst  eines  Drainrohres  die  Bauchhöhle  dauernd 
bespülen  lässt.  Man  kann  dabei  die  Beobachtung  machen,  dass  Kälte 
die  glatte  Muskulatur  lähmt,  Wärme  auf  dieselbe  erregend  wirkt.  — 
Diese  enorme  Abkühlung  erklärt  sich  zum  grössesteu  Tbeil  einfach 
durch  Wärmevorlust  von  der  Oberfläche  der  geöffneten  Bauchhöhle 
aus  und  zwar  kommen  dabei  vier  begünstigende  Momente  in  Betracht: 
1)  die  gro-se  Flächenausdehnung  des  Peritoneums,  welche  der  Ge- 
sammtobei  fläche  des  Körpers  nahezu  gleichkommt ; 2)  der  Mangel 
jedes  schützenden  schlechten  Wärmeleiters;  3)  der  grosse  Gefäss- 
reichthum  und  die  deshalb  hohe  Eigentemperatur  der  intraperitouealen 
Organe;  4)  die  feuchte  Oberfläche  der  Sero.-a.  — Es  ist  demnach 
nicht  nur  möglich,  sondern  sogar  sehr  wahrscheinlich,  dass  bei  lang- 
dauernden Ovariotomieu  die  wirkliche  Todesursache  in  der  hochgra- 
digen Abkühlung  zu  suchen  ist.  Ist  das  richtig,  so  würde  man  in 
Zukunft  daraut  zu  sehen  haben,  dass  die  Wärmeabgabe  während  der 
Operation  durch  Operiren  im  warmen  Zimmer,  Einhüllung  der  Krac- 
ken u.  s.  w.  möglichst  beschränkt  oder  durch  dauernde  Zuleitung  ent- 
sprechend warmer  Dämpfe  überhaupt  verhindert  würde. 

II.  Der  zweite  Theil  der  Arbeit  beschäftigt  sich  zunächst  mit 
don  physiologischen  Verhältnissen  der  Bauchhöhle.  Die  normale  Bauch- 
höhle stellt  einen  grossen  Binnenraum  des  Bindegewebes  dar  von  der 
schon  früher  erwähnten  enormen  Flächenausdebnung  und  begabt  mit 
einer  Resorptionsfähigkeit,  welche  sie  nächst  dem  Darmkanal  zu  dem 
grössesten  Resorptionsapparat  des  Köipers  macht.  Alles  was  über- 
haupt resorbirbar  ist,  wird  von  der  Bauchhöhle  aus  aufgenommen  mit 
solcher  Schnelligkeit,  dass  ein  Thier  im  Laufe  einer  Stunde  3,3  bis 
8 pCt.  seines  Körpergewichtes,  in  31 — II  Stunden  sein  gesamuites 
Körpergewicht,  als  Flüssigkeit  gedacht,  zu  resorbiren  im  Stande  ist 
Auch  Gase  werden  mit  grosser  Schnelligkeit  msorbirt.  Sind  die  io 
die  Bauchhöhle  eingeführten  Stoffe  an  sich  unschädlich,  so  ruft  ihr 
Contact  mit  der  Serosa  absolut  keine  Entzündungserscheinungen  her- 
vor. Vf.  hat  Kaninchen  Monate  l«Dg  mit  atmosphärischer  Luft,  weich* 
ins  Peritoneum  eingetrieben  war,  ad  maximum  aufgeblasen  erbalten, 
ohne  dass  die  Thiere  dabei  sich  krank  zeigten.  Handelt  es  sich  aber 
um  giftige  Substanzen,  so  erfolgt  die  Vergiftung  fast  mit  derselben 
Schnelligkeit,  als  wenn  die  Flüssigkeit  direct  ins  Blut  eingespritzt 
worden  wäre.  Diese  Resorption  geht  auf  verschiedene  Weise  vor 
sieb,  durch  Diffusion  oder  Endosmose  der  Peritonealflussigkeit  in  um- 
gebende Blut-  und  Lymphgefässe,  Filtration  in  das  umgebende  Binde- 
gewebe in  Folge  des  intraabdominalen  Druckes,  Aufnahme  durch  die 
von  v.  Recklinghausen  nachgewiesenen  Stomata  an  der  unteren  Fläche 
des  Zwerchfells,  welche  unmittelbar  mit  den  Lympbbahnen  in  Ver- 
bindung stehen,  endlich  Aufnahme  durch  freie  Wanderzellen.  Alle 
diese  Wege  werden  am  meisten  nutzbar  gemacht  durch  energische 


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Wighbii,  chirurgische  Bemerkungen  Ober  die  Peritonealhöhle.  935 

Peristaltik  des  Darmes,  welche  die  resorbirbaren  Stoffe  über  die  ganze 
Serosa  verbreitet.  — Ebenso  mächtig  wie  das  Resorptionsvermögen 
ist  die  Transsudationsfähigkeit  des  Peritoneums;  doch  halten  sieh  für 
gewöhnlich  beide  Processe  das  Gleichgewicht  uud  überwiegt  die  Trans- 
Budation  nur  hei  gewissen  krankhaften  Processen.  — Endlich  ist  eine 
Eigentümlichkeit  des  Peritoneums  seine  grosse  Plasticität,  durch  welche 
es  in  den  Stand  gesetzt  wird  Fremdkörper  abzukapseln  und  selbst 
abgebundene  Stücke  der  Ovarien  und  des  Uterus  mit  einer  ernähren- 
den Kapsel  zu  umgeben. 

So  wenig  nun  aber  auch  die  Luft  an  sich  oder  verschiedene 
Flüssigkeiten  einen  schlimmen  Einfluss  auf  das  Peritoneum  auszu- 
üben vermögen,  so  deletär  zeigen  sich  alle  fäulnissfähigen  Flüssig- 
keiten, wenn  sie  vor  ihrem  Eindringen  in  die  Bauchhöhle  mit  Luft 
in  Berührung  waren  oder  mit  Luft  gepaart  in  die  Bauchhöhle  ver- 
weilen. Sie  verfallen  der  rapidesten  Zersetzung  und  der  Resorptions- 
mechanistnus  sorgt  für  schnelle  Ueberfiibrung  ins  Blut  und  damit 
flir  das  Entstehen  acutester  Septicämie.  Dieselbe  kann  existiren  auch 
wenn  die  Bauchhöhle  ganz  leer  ist,  weil  die  septische  Flüssigkeit  vor 
dem  Tode  vollständig  resorbirt  worden;  und  zwar  werden  mit  der- 
selben Leichtigkeit  die  löslichen  Stoffe,  als  die  körperlichen  Elemente, 
Micrococcen  und  Bacterien,  aufgenornmen.  Die  letzteren  scheinen  in 
ihrer  Wirkung  weniger  schädlich  zu  sein,  aL  die  chemisch  löslichen 
Stoffe,  auf  deren  Eindringen  in  den  Kreislauf  allein  die  schweren 
Störungen  am  Lebenden  zu  beziehen  sind.  Die  Septicämie  ist  die 
eigentliche  Todesursache;  die  daneben  gelegentlich  auftretenden  peri- 
tonitiseben Erscheinungen  spielen  nur  eine  secundäre  Rolle. 

Der  Wundverlauf  nach  Ovariotomie  ist  nach  der  Verschiedenheit 
der  Fälle  ausserordentlich  different.  Während  in  günstigen  Fällen 
zahlreiche  Operationen  hintereinander  ohne  Zwischenfall  zur  Genesung 
kommen,  giebt  es  andere,  welche  die  schwersten  Gefahren  für  d<-n 
Wundverlauf  mit  Noth wendigkeit  herbeifübren  müssen.  Den  Maass- 
stab für  die  Beurtheilung  der  Gefahren  geben  ab  die  Grösse  des 
Tumors  und  die  Beschaffenheit  der  Bauchwandungen.  Je  gtösser 
ersterer,  je  geringer  die  Elasticität  der  Bauchdecken,  desto  grösser 
ist  der  Wechsel  in  den  abdominalen  Spannungsveriiältnissen  und  wer- 
den dadurch  einerseits  die  Circulations-  resp.  Transsudationsverhält- 
nisse in  der  Weise  beeinflusst,  dass  ein  acuter  Ascites  entsteht,  an- 
dererseits der  Resorptionsraechnnismus  gestört,  so  dass  in  der  nächsten 
Zeit  die  Resorption  verlangsamt  oder  ganz  aufgehoben  wird.  Das 
Transsudat  verfällt  demnach  der  Fäulniss  und  damit  ist  das  Schick- 
sal der  Operirten  in  den  meisten  Fällen  besiegelt.  Es  sind  nun  ohne 
chirurgisches  Eingreifen  drei  Möglichkeiten  denkbar:  1)  die  schnell 
sich  wiederherstellende  Spannung  des  Abdomens  führt  zur  Resorptiou 
des  zersetzten  Transsudates,  doch  besitzt  die  Kranke  noch  Wider- 
standskraft genug,  um  die  schädlichen  Folgen  zu  überwinden;  2)  dis 


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936 


BiDiL,  Optometer. 


Hasse  und  Malignität  des  Secretes  ist  gross  genug,  um  in  kürzester 
Zeit  den  Tod  zu  veranlassen;  3)  ein  Tbeil  wird  resorbirt,  ein  anderer 
wirkt  reizend  auf  das  Peritoneum  und  bewirkt  eine  jauchige  Perito- 
nitis, weiche  entweder  tödtlieh  endet  oder  bei  beschränkter  Verbrei- 
tung und  baldigem  Durchbruch  des  Exsudates  nach  aussen  zur  Hei- 
lung gelangen  kann.  — In  allen  Fällen  aber  li'-gt  die  Oefahr  der 
Operirten  nicht  in  der  Eröffnung  der  Bauchhöhle  an  sich,  sondern 
in  dem  Vorhandensein  einer  giftigen  Flüssigkeit  in  derselben. 

Demnach  hat  die  Therapie  eine  dreifache  Aufgabe:  I)  die  Ver- 
hinderung der  Transsudation  durch  künstliche  Wiederherstellung  nor- 
maler Spannungsverhältnisse,  Anlegung  eines  Compressivverbande«, 
elastischer  Binden  u.  dergl. ; 2)  die  Verhütung  der  Zersetzung.  Die 
antiseptische  Wundbehandlung  hält  Vf.  nicht  für  ausreichend  zur  & 
ifillutig  dieser  Indication  und  betrachtet  demnach  die  Lösung  dieser 
Forderung  noch  als  ein  pium  desiderium.  3)  Die  möglichst  früh- 
seitige  und  vollkommene  Ableitung  der  Secrete  geschieht  am  besten 
durch  die  von  Marion  SiM8  empfohlene  präventive  Drainage  durch 
den  DooSLAS’schen  Raum,  welche  auch  bei  anderen  Peritonitiden  mit 
Erguss  in  die  Bauchhöhle  sich  empfehlen  dürfte.  E.  KBator 


Badal,  Optombtre  mätrique  international.  Aon.  d'ocai.  lxxv  s.  uh 

Das  Instrument  besteht  aus  einem  auf  einem  Fussgesteil  beweg- 
lichen Tubus  von  ca.  30  Mm.  Länge.  An  dem  einen  Ende  befindet 
sich  eine  sehr  kleine  Ueffnung,  und  im  Tubus  selbst  eine  Convex- 
linse von  0,063  Mm.  Brennweite,  welche  von  der  genannten  Ocffnung 
in  einer  ihrer  Brennweite  gleichen  Entfernung  angebracht  ist.  Vor 
dieser  Linse  bewegt  sieb  mit  Hilfe  einer  Schraube  ein  zweiter  in  des 
ersten  eingeschobener  Tubus,  welcher  eine  matte  Olastafel  enthält 
Dieselbe  ist  mit  einer  photographischen  Nachbildung  der  Skeixes'- 
seben  Scbriftscalen  versehen,  deren  Qrösse  auf  die  Entfernung  von 
0,063  entsprechend  reducirt  ist,  und  zu  gleicher  Zeit  transparent 
Indem  diese  Probetalel  sich  in  alle  möglichen  Entfernungen  von  der 
Linse  bringen  lässt,  handelt  es  sich  bald  um  parallele  bald  um  mehr 
oder  weniger  convergente  oder  divergente  Strahlen.  Es  können  daher 
die  verschiedenen  Refractionszustände,  der  Nahepunkt,  die  Brenn- 
weite von  Linsen  bestimmt  werden.  Zur  Feststellung  des  Astigma- 
tismus dient  eine  vor  der  kleinen  Oeffnung  anzubringende  stenopäische 
Spalte  mit  entsprechender  Qradeintheilung.  Die  Graduirung  des  ganzes 
Instrumentes,  welche  sich  auf  dem  zweiten  Tubus  befindet,  ist  der- 
artig eingerichtet,  dass  sie  die  Herstellung  einer  Brillenscala  voc 
4-  15  bis  — 20  nach  dem  vom  Brüsseler  medicinischen  Congress  as- 
nomroenen  metrischen  System  erlaubt,  nach  unserer  Ausdrucksweise 

von  + i bis  — — . Hiehel  (Erl Ulf*»  1. 


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Oaai,  TborftcoceotMe.  937 

B.  Oerl,  Die  Thoracocentese  durch  Hohlnadelstich  and  Aspiration 
bei  seröser  und  eitriger  Pleuritis.  Stuttgart  1876.  183  St».  8°. 

O.  berichtet  über  75  Fälle  von  Thoracocentese  bei  seröseu  und 
eitrigen  Ergüssen,  welche  von  1874 — 76  auf  der  medicinischen  Klinik 
eu  Basel  ausgeführt  wurden,  und  über  die  dabei  gesammelten  Erfah- 
rungen. Die  Punction  wurde  meist  an  der  hinteren  Fläche  des  Thorax, 
in  der  Scapularlinie  oder  zwischen  dieser  und  der  Wirbelsäule  aus- 
geführt, und  zwar  in  einem  möglichst  weit  unten  gelegenen  Inter- 
costalraum,  gewöhnlich  dem  zwölften.  Als  Instrument  diente  der  von 
Dirülakot  angegebene  Aspirator.  Der  Widerstand,  auf  welchen 
man  häufig  bei  der  Thoracocentese  stösst,  kann,  abgesehen  von  Ge- 
rinnselbildung und  Vorlagerung  der  Lunge,  darin  seinen  Grund  haben, 
dass  die  verdickte  Pleura  oder  Adhäsionen  eine  Ausdehnung  der 
Lunge  verhindern.  Letztere  können  durch  starke  Aspiration  zer- 
rissen werden,  wobei  meist  eine  leichte  Häraorrhagie  eintritt.  Der 
Kranke  empfindet  dabei  das  Gefühl,  als  ob  in  seiner  Brust  etwas 
platze.  Es  wird  ein  derartiger  Fall  mit  Heilung  mitgetheilt.  Ist  die 
Lunge  nicht  ausdehnungsfähig,  so  wird  bei  fortgesetzter  Aspiration 
das  Mediastinum  auf  der  kranken  Seite  und  das  Diaphragma  in  die 
Höhe  gezogen.  Bei  forcirtem  Zug  sinkt  die  Brustwand  ein,  dagegen 
kommt  es  nicht  zur  Ruptur  der  Pleura,  es  sei  denn,  dass  hochgradige 
Veränderungen  vorhanden  sind,  z.  B.  Cavernen,  welche  dicht  bis  an 
die  Peripherie  der  Lunge  reichen  etc.  Es  ist  daher  bei  der  Aspira- 
tion älterer  Ergüsse  rathsam , die  Operation  bei  eintretender  Steige- 
rung der  Widerstände  abzubrechen,  wenn  phthisische  Processe  nach- 
gewiesen sind,  wenn  sich  dem  Exsudat  Blut  beimischt,  oder  wenn 
die  Schmerzen  sehr  heftig  werde».  Bei  grosse»  und  alten  Ergüssen 
räth  Vf.  auf  einmal  nicht  mehr  als  1500  Ce.  zu  entleeren.  Die  Frage, 
in  welchem  Stadium  der  Krankheit  man  punctiren  soll,  beantwortet 
Vf.  dahin,  dass  man  nach  Ablauf  des  Fiebers,  d.  h.  etwa  nach  Ende 
der  3.  Woche  die  Operation  auszuführen  berechtigt  sei;  dauert  daa 
Fieber  nach  dieser  Zeit  noch  fort,  so  contraindicirt  es  die  Punction 
nicht.  Unter  den  75  ausgeführten  Punctionen  wurden  52  während 
des  fieberhaften  Stadiums  gemacht;  bei  32  blieb  Fiebertypus  und 
Fieberhöhe  unverändert,  in  einem  Fall  stieg  das  Fieber  sogar,  und 
in  den  übrigen  verschwand  es  theils  vollständig,  theils  zeitweise. 
Allerdings  waren  bei  weitem  die  meisten  dieser  Fälle  mit  anderen 
fieberhaften  Krankheiten  complicirt.  Es  folgt  daraus,  dass  das  Fieber 
bei  der  Wahl  der  Zeit,  in  welcher  die  Punction  ausgeführt  werden 
soll,  oftmals  nicht  in  Betracht  kommen  kann.  Die  eitrige  Umwand- 
lung des  Exsudates  nach  der  Punction  beobachtete  Vf.  in  2 Fällen, 
in  dem  einen  nach  der  1.,  in  dem  anderen  nach  der  3.  Punction. 
Doch  waren  beide  Fälle  mit  tuberkulöser  Pbthisis  complicirt  und  sind 
daher  nicht  beweisend.  Pneumothorax  trat  nur  in  einem  Fall  nach 


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938 


Ekomsm,  multiple  Sklerose  der  Nerreueentren. 


der  Auspumpung  des  Exsudates  auf,  uud  zwar  wiederholte  sich  der- 
selbe öfters  nach  der  Punction  (sc.  bei  demselben  Individuum),  um 
jedesmal  ganz  schnell  zu  verschwiuden.  Die  Lunge  wurde  bei  der 
Punction  wiederholt  angestochen,  ohne  dass  es  ernstere  Folgen  ge- 
habt hätte.  Einmal  führte  die  Verletzung  zu  einer  Haemoptoe,  durch 
welche  unmittelbar  nach  der  Operation  3 Esslöffel  hellrothen  Blutes 
entleert  wurden.  In  diesem  Fall  war  die  Exsudatschiebt  so  dünn  ge- 
wesen, dass  die  Nadel  durch  dieselbe  in  die  Lunge  gedrungen  war. 
In  einem  au  deren  Fall  wurde  eine  pneumonisch  infiltrirte  Lunge  as- 
gestochen,  die  fälschlich  für  ein  Exsudat  gehalten  worden  war.  Der 
Irrthum  war  dadurch  veranlasst  worden,  dass  ein  croupöses  Gerinnsel 
den  llauptbronchus  vollständig  verstopfte,  wodurch  Athmungsgeräusch 
sowohl  als  Stimmfremitus  gänzlich  aufgehoben  waren.  In  einem  3.  Fall 
endlich  wurde  ein  Tumor  irrthümlich  für  ein  Exsudat  gehalten  und 
punctirt.  Was  die  Entleerung  der  Empyeme  durch  Aspiration  anbe- 
trifft — eine  Methode,  die  auf  der  Baseler  Klinik  geübt  wurde  — 
so  räth  Vf.  dazu,  in  einer  Sitzung  nicht  mehr  als  500  Cc.  Eiter  za 
entleeren.  Da  die  Lunge  in  diesen  Fällen  wegen  der  vorhandenen 
Pleuraverdickung  nicht  vollständig  ausdehnungsfähig  ist,  so  wird  die 
Rrustwand  und  das  Diaphragma  in  die  kranke  Seite  hineingezogen 
Aus  diesem  Grunde  soll  die  Entleerung  nicht  lorcirt  werden.  Von 
6 auf  diese  Weise  behandelten  Patienten  sind  5 genesen.  Unter  diesen 
war  bei  dreien  je  eine  Punction  nöthig,  bei  zweien  gelang  die  Heilung 
nach  je  4—6  Aspirationen.  l.itun. 


H.  Engesser,  Beitrag  znr  Casnistik  der  mnltiplen  Sklerose  des 
Gehirns  und  Rückenmarks.  Deutsche«  Arch.  f.  kliu.  Med.  xvil  s 55«. 

Der  vom  Vf.  mitgetheiltc,  eine  32jährige  Frau  betreffende  Krank- 
heitsfall weicht  in  manchen  Beziehungen  von  dem  Syraptomencomplei 
ab,  welchen  man  bisher  als  für  die  multiple  Sklerose  des  Hirns  und 
Rückenmarks  charakteristisch  angesehen  bat.  Zunächst  dauerte  die 
Krankheit  von  ihrem  Beginn  an  bis  zum  letalen  Ausgang  nur  4 Jahre: 
die  Obductiou  ergab  eine  exquisite  Atrophie  des  Rückenmarks:  di« 
weiche,  weisse,  normale  Markmasse  war  in  den  verschiedensten  Par- 
tien der  Vorder  , Seiten-  und  Hinterstränge  durch  eine  graue,  knorpel- 
artige,  glänzende  Substanz  ersetzt.  Am  meisten  batten  die  Seiten- 
stränge gelitten:  von  der  Med.  oblong,  fanden  sich  die  Pyramiden 
und  die  linke  Olive  degeneriit,  vereinzelte  Herde  auch  in  den  Corp. 
rest.,  im  Pon»,  rechten  Ped.  cerebelli  und  der  linken  Kleinbirnhemi- 
sphäre.  Beide  Tractus  opt.  waren  bis  zum  Chiasma  hin  grau,  ebenso 
die  Ursprünge  d--s  linken  N.  facialis  und  acnsticus.  Im  Uebrigcn  war 
das  Hirn  frei.  (Den  genaueren  Befund,  sowie  die  mikroskopisch« 
Untersuchung  siehe  im  Original).  — Abweichend  von  dem  gewöhn- 


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KlsikwIchtib,  Harn  im  Wochenbett. 


939 


liehen  Bild  der  Krankheit  war  zunächst  ihr  Beginn  in  Armen  und 
Beinen  zugleich:  ausser  der  Amblyopie  war  Nystagmus  nie  zu  con- 
statiren  und  von  den  übrigen  Hirnnerven  nur  im  rechten  Facialisgc- 
biet  eine  leichte  Parese  zu  bemerken.  Es  fehlten  ferner  die  sonst  so 
charakteristischen  Sprachstörungen  (Scandiren)  und  vor  allem  das 
namentlich  von  französischer  Seite  so  besonders  betonte  Zittern  der 
Glieder  bei  Bewegungen.  Ausserdem  waren  die  Motilitätsstörungen 
an  den  beiden  Körperhälften  ungleich,  rechts  viel  starker  ausgeprägt 
als  links,  was  sich  auch  durch  die  Herabsetzung  der  elektrischen  Er- 
regbarkeit für  die  rechte  Seite  kund  gab  im  Gegensatz  zu  links,  wo 
anfangs  eine  entschieden  erhöhte  Erregbarkeit  beobachtet  wurde.  Oie 
Sensibilität  blieb  ebenfalls  nicht  ungestört,  obgleich  sich  in  ihrem 
Verhalten  öfter  Schwankungen  geltend  machten,  wie  sie  auch  bei  der 
Motilität  bald  zum  Besseren,  bald  zum  Schlimmeren  hin  bemerkt 
wurden.  (Die  genauere  Krankengechichte  siehe  im  Original).  — Unter 
Berücksichtigung  der  eben  mitgetheilten  Beobachtung  ist  die  Frage 
Leube’s  (Jenenser  Klinik,  1874)  in  der  That  gerechtfertigt,  ob  wir 
überhaupt  im  Stande  sind,  der  multiplen  Sklerose,  wie  sie  sich  patho- 
logisch-anatomisch darstellt,  ein  entsprechendes  klinisches  Bild  gegen- 
Uberzustellen.  Bernhardt. 


1.  Kleinwikliter,  Das  Verhalten  des  Harnes  im  Verlaufe  des  nor- 
malen Wochenbettes.  Arch.  f.  Oynakol.  IX.  S.  870 

K.’s  Untersuchungen,  im  Ganzen  179,  umfassten  den  1. — 8.  Wochen- 
bettstag und  ergaben:  die  Harnmenge  ist  in  den  ersten  24  Stunden 
vermehrt  (1325  Ccm.  im  Mittel),  nach  K.  in  Folge  der  veränderten 
Druckverhältuisse  im  Gefüsasystem,  vielleicht  auch  der  psychischen 
Einwirkung  der  Geburt.  Vom  2. — 4.  Tage  sinkt  die  Menge  in  Folge 
der  beginnenden  Milchabsonderung,  der  Schweisse  und  des  Wochen- 
flusses, darauf  steigt  nie  wieder.  Die  24stündige  Harnstoffaus- 
scheidung ist  nahezu  normal  (26,5  Grm  ),  etwas  vermindert  am  1.  bia 

2.  Tage  nach  der  Geburt;  die  Kocbsalzausscheidung  (14,0  Grm.) 
ist  normal  und  richtet  sich  nach  der  Harnmenge;  diejenige  der  Phos- 
phor säure  läuft  mit  dem  Harnstoff  parallel,  ist  im  Durchschnitt  aus 
allen  8 Tagen  etwas  vermindert  (2,2  Grm.),  am  1.  Tage  ist  sie  ge- 
steigert (bis  zu  2,5),  am  2.  und  3.  Tage  vermindert  (bis  1,7),  am 
4. — 5.  Tage  wieder  vermehrt  (bis  2,3)  um  in  den  letzten  3 Tagen 
wieder  zu  sinken.  Das  spec.  Gew.  des  Harns  beträgt  im  Mittel 
1015 — 1016,  seine  Farbe  anfangs  blassgelb  wird  allmählich  gelb. 

Mit  Zunahme  des  Alters  der  Wöchnerin  sinken  die  täg- 
lichen Mengen  des  Harns,  des  Kochsalzes  und  der  Phosphorsäure, 
seine  Farbe  wird  dunkler,  das  Gewicht  höher.  Die  absoluten  Harn- 
stoflmengen  nehmen  nur  so  lange  zu,  bis  die  Blüthe  des  Geschlecbts- 


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940 


MsüMAiia,  Pemphigo*.  Buch  n uw,  Piperin  und  Atropin. 


lebe n 3 erreicht  ist,  jenseits  dieser  erfolgt  ein  Abfall,  um  so 
höher  das  Alter  ist,  l— 

Die  Dauer  der  Wehenthätigkeit  spricht  sich  nur  in  eiiH 
vorübergehenden  Steigerung  der  Harnmenge  aus.  Senator  ” 


J.  Neumann,  Beitrag  zur  Kenutniss  des  Pemphigus.  Wiener  oed 

Jabrb.  1876.  & 409. 

Der  seltene  Fall  betraf  eine  Dame,  welche  durch  4 Monate  an 
einer  Blaseneruption  litt  und  marastisch  zu  Grunde  ging.  Wo  die 
Blasen  platzten,  zeigte  sieb  eine  dunkelroth  gefärbte  Excoriation; 
einige  Tage  später  begaunen  im  Centrum  Wucherungen  nach  Art 
der  Condyloroata  lata,  welche  immer  mehr  Zunahmen  und  glauben 
machten,  dass  es  sich  um  einen  Fall  von  Framboösia  syphilitica  oder 
Syphilis  cutanea  vegetans  handle.  Indessen  waren  alle  antisypbiliti- 
schen  Mittel  erfolglos  und  es  bildete  sich  bald  das  Krankbeitsbdd 
des  Pemphigus  foliaceus  aus.  Der  Inhalt  dor  Blasen  reagirte  alka- 
lisch und  es  fand  sich  Harnstoff  in  geringer  Menge  darin.  Die 
Krankheit  war  eingeleitet  durch  leichte  anginöse  Beschwerden,  be- 
dingt durch  Efflorescenzen  in  der  Mund-  und  Rachenhöbln. 

Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab  Papillen,  welche  io 
Höhen-  und  Breitendurchmesser  bedeutend  vergrössert  waren,  uod 
von  erweiterten  GefÄssschlingen  durchzogen  sind,  die  den  grössten 
Theil  der  Papillen  einnehmen.  Das  Gewebe  blutreich,  durch  Zellco- 
infiltration  auseinander  gedrängt;  die  Cutisfasern  geschwollen  und  ge- 
lockert. Viel  körniges  Pigment  überall  frei  und  in  Zellen.  Haar- 
bälge  und  Talgdrüsen  sind  vorhanden,  Haare  sammt  Scheiden  ber- 
ausgelällcn  Scliweissdrüson  vergrössert,  von  braungelb  gefärbten 
Massen  angefüllt.  Die  verhornte  Epidermislage  fehlt  ganz  und  die 
Zellen  des  Rete  finden  sich  spärlich.  O.  Simon. 


Buchheim,  1)  Ueber  die  pharmakologische  Gruppe  des  Piperins. 
Arrb.  f exp.  p*tb.  v.  8. 466.  2)  lieber  die  pharmakologische  Grupp« 
des  Atropins.  Du.  s.  468. 

1)  B.  zählt  zur  Piperin-Gruppe  fünf  Körper:  das  Piperin,  das 
Chavicin,  das  Pyrethrin,  das  Benzopiperid  und  das  Cumylpiperid,  die 
alle  sich  chemisch  und  in  der  Art  ihrer  geringen  Wirkung  auf  des 
Organismus  sehr  nahe  stehen.  Das  Piperin  ist  die  längst  bekannte 
aus  dem  Pfeffer  darstellbare  krystallinische  Substanz,  die  beim  Koches 
in  alkoholischer  Kalilauge  in  Piperidin  und  Piperinsäure  zerfällt.  — 
Chavicin  (von  Cbavica  officinalis)  nennt  Vf.  die  bisher  unter  dem 
Namen  „scharfes  Pfefferbarz“  neben  dem  Piperin  aus  dem  Pfeffer  ge- 
wonnene amorphe  Substanz,  die  sich  vom  Piperio  durch  ihre  Bo- 


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GurriB.  Kackaii*. 


941 


krystallisirbarkoit  und  durch  ihre  leichtere  Löslichkeit  unterscheidet. 
Dagegen  zerfällt  sie  wie  dieses  bei  gleicher  Behandlung  in  Piperidin 
und  Chavicinsäure.  — Das  Pyrethrin  aus  der  pfefferartig  schmecken- 
den Radix  Pyrethri  und  wahrscheinlich  auch  aus  der  Parakresse, 
Herba  spilanthis,  darstellbar,  spaltet  sich  bei  der  oben  erwähnten  Be- 
handlung in  einen  piperidinartigen  Körper  und  in  Pyrethrinsäure.  — 
Endlich  zählt  Vf.  noch  hierher  die  in  der  Natur  bisher  nicht  be- 
kannten von  Cahouhs  zuerst  dargestellten  zwei  Stoffe:  das  Benzo- 
piperid  und  das  Cumylpiperid,  die  als  zusammengesetzt  aus  Piperidin 
und  Beuzoö-  bez.  Cumylsaure  zu  betrachten  sind.  — Die  hier  aufge- 
aählten  fünf  Körper  können  also  aufgefasst  werden  als  Piperidine,  in 
denen  ein  H-Atom  durch  einen  Saureres!  vertreten  ist. 

2)  Das  zweite  Alkaloid  der  Belladonna,  das  Belladonnin,  das 
B.  aus  den  bei  der  Atropinbereituug  gebildeten  Abfällen  als  harz- 
ähnliche  Masse  gewann,  spaltet  sich  beim  Kochen  iu  alkoholischer 
Kalilösung  in  Tropin  und  eine  harzige  Masse,  von  ihm  als  Bella- 
donninsäure  bezeichnet,  analog  der  Spaltung  des  Atropins  in  Tropin 
und  Tropasäure.  Durch  Einwirkung  von  Benzoylcldorid  auf  Tropin 
erhielt  B.  das  Benzoyltropin  in  Krystallen,  die  den  Atropinkrystailen 
sehr  ähnlich  waren.  Die  von  Schmiedebkro  ausgelührte  physiologische 
Prüfung  ergab,  dass  auf  das  Auge  das  Tropin  gar  nicht,  das  Bella- 
donnin und  das  Benzoyltropin  dem  Atropin  ähnlich  wenn  auch  schwächer 
wirken.  Das  stillstehende  Muscarinherz  bringen  alle  drei  wieder  zum 
Schlagen;  auch  hier  wirken  das  Benzoyltropin  und  das  Belladonnin 
etwas,  das  Tropin  dagegen  ganz  erheblich  schwächer  als  das  Atropiu. 

Eine  vergleichende  Untersuchung  an  Fröschen  mit  reinem,  kry- 
stallisirtem  Hyoscyamin  und  der  harzigen  Mutterflüssigkeit,  aus  der 
es  dargestellt  worden  war,  ergab,  dass  diese  sehr  lang  andauernde 
heftige  Reflexkrämpfe  hervorruft,  jenes  nicht.  Es  ist  deshalb  wahr- 
scheinlich, dass  im  Bilsenkrautsamen  neben  dem  Ilyoscyaiuin  noch 
ein  zweites  Alkaloid  vorhauden  ist,  das  sich  vielleicht  zum  Hyoscy- 
arain  ebenso  verhält,  wie  Belladonnin  zum  Atropin.  Schiffer. 


R.  Gerster,  lieber  die  Lymphgefässe  des  Hodens,  zeitschr.  f.  Ar.«t. 

n.  Entwicklungsgesetz  It.  S.  36. 

Nach  Q.  bilden  die  LymphgefUsso  des  Hodens  ein  in  sich  geschlossenes  Qe- 
fässnetz  mit  eigener  Membran,  das  nirgends  mit  den  Spaltränmen  des  interstitiellen 
Hodengewebes  in  offener  weiter  Verbindnng  stebe.  Loews. 


K.  Kaufmann,  lieber  Contraction  der  Muskelfaser.  Rkichkbt’s  □. 

DO  Bois-Rstuond's  Arcb.  1874  S.  273—285. 

Zar  Orientirang  theilt  der  Vf.  die  drei  Ansichten  über  die  morphologische  Ver- 
änderung der  Muskelfaser  bei  ihrer  Znsammenziehnng  mit:  1)  Hanaus,  Verkiirmng 
im  Lüngsdorchmesser  mit  proportionaler  Breitenzanahrae  sowohl  der  anisotropen, 


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DutaL.  Brbdschsbidbr.  Troma. 


wie  der  isotropen  Substanz;  2)  KftArsa,  Verkürzung  im  Längsdurcbme 
nähme  der  Höhe  der  isotropen  und  Gleiehbleiben  der  anisotropen  Sub'tana, 
gleichzeitiger  Breitensunahme  und  Eintritt  der  Ma*kelkästchenflüssigkeit 
die  Muskelstäbchen;  3)  Enorimann,  DtMelbe  mit  Eintritt  des  Plasmas  in  diel 
cylinder.  Unter  Leitung  KHArsn's  untersucht  K.  die  Muskeln  der  Insecten  Ca 
nemoralis,  Amara  apricaria  und  Pygaera  bocephala  bei  SOOfacber  Vergrösserm  ^ 
findet,  dass  die  Muskelfaser  während  der  Contractionen  an  Länge  abnimmt  undH 
Querdnrchmesser  breiter  wird;  dabei  verliert  indesa  nur  die  isotrope  Snbsi*Ds| 
der  Längsrichtung  der  Muskelfaser,  während  die  anisotrope  Substans  in  derselh 
Richtung  nicht  verliert  oder  nur  so  geringfügig,  dass  dieser  Verlust  nicht  mes«l 
ist.  Die  Abbildung  entspricht  der  Darstellung  vollständig;  also  im  Wesen  tlir^^ 
eine  Bestätigung  der  KaAüsa’schen  Beschreibung. 

K.  reiht  hieran  noch  eine  Beobachtung  von  Kaarst,  der  nach  lujectlon  voo 
Chloroform  in  die  Art.  fern,  eiuea  lebenden  gesunden  Kaninchens  wacbaartige  De- 
generation der  Oberschenkelmuskeln  auftreten  sah.  J.  8tein*r 


J.  Dural,  Sur  an  acide  nouveau  pröexistant  dans  le  lait  frais 
de  jument  et  nonimä  acide  öqniniqne.  Joam.  >'.«  *ic.  1876 

Das  Aetl  er  ex  traut  der  Stutenmilch  enthält  nach  Vf.  eine  neue  Säure,  die  in 
Lösung  geht,  wenn  man  das  Aetherexiract  mit  Wasser  schüttelt  und  durch  ein  aa- 
gefeuchtetes  Filter  filtrirt,  welches  das  Fett  surückhält  Beim  Verdampfen  des  Am* 
enges  bleibt  eine  syrnpöse  Masse  zurück,  die  nach  Prvai.  die  reino  SMnre  darstelk 
In  der  Milch  soll  dieselbe  als  Balz  enthalten  sein  und  zwar  io  Verbindung  mit  einexa 
snsammengesetzten  Ammoniak.  E flalkownki 

-4- 

W.  Bredschneider,  Beiträge  zur  Kenntnis»  der  Vorstufen  des  Ur 
and  der  Oxydation  aromatischer  Verbindungen  im  Thierkörper. 

Diss.  Königsberg  1876. 

Vf.  bat  Hunde  mit  Leucin  gefüttert,  hauptsächlich  in  der  Absicht,  auf  Zwischen- 
stufen zwischen  Leucin  und  Harnstoff  zu  untersuchen.  Er  erhielt  in  geringer  Meog* 
eine  Bäure  von  25  pCt.  O und  6,0  pCt.  H Gehalt,  sonst  keine  chsrakterisirt^u  Sub- 
stanzen. Die  Harustoffbestimmnugen  in  einer  Versuchsreihe  zeigten  ein  geringes 
Anwachsen  des  Harnstoff«.  Die  Zahlen  sind:  10,32-10.67  — 10,16  — 9,96  — 11,04- 
11,44  — 9,96  — 10,42—10,12.  Der  Hund  erhielt  an  zwei  Tagen  je  20  Orm.  Leucia 

(40  Grm.  Leucin  entsprechen  8,3  Grm.  Ur  — die  Vermehrung  betrug  im  ▼orliegeo- 
den  Fall  nur  etwa  2 % Grm  ).  — Die  Versuche  mit  Aethylbenzo!  führten  au  keines 
bestimmten  Resultat;  Vf.  glaubt  die  Bildung  von  Phenylessigsäure  daraus  anoebcc*a 
au  können.  E.  Salkow»ki 


B.  Thoma,  Anatomische  Untersuchungen  über  Lupus.  Vi>cao«'> 

Arch.  LXV.  8 300. 

Vf.  theiit  die  Befände  von  18  Fällen  lupöser  Erkrankungen  der  Haut  e»4 
stellenweise  der  Schleimhäute  von  Nsse  und  Rachen  mit.  Io  sätnmtlichen  Hacpt 
pnnkten  schliesst  sich  Th.  den  von  Virchow  in  seinem  Werke  über  Geschwölst# 
niedergelegten  Anschauungen  an.  Zum  Schlüsse  berührt  er  die  Frage  naeb  4*r 
Entstehung  der  Riesenzellen  und  neigt  sich  der  Annahme  zu,  dass  dieselben  eistf 
regressiven  Vorgänge,  dem  Zussmmenfiiesseu  lymphoider  Rundzellen  ihren  Urspraag 
verdanken.  Die  Erörterung  der  anatomischen  Details  ist  im  Origiual  einzosebss 

Ormwtts- 


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Johhbtoü.  Brecht.  Schnitzlkh.  8omm  brbrodt. 


943 


Johnston,  Notes  of  a case  of  abdominal  seetion  and  colotomy 
for  intestinal  obstruction.  Dow.  joum.  of  m«d.  so.  1876.  lvi.  s.  149. 

Bei  eiuer  llpara,  die  scbou  während  der  Schwan  gerstchaft  an  hartnäckigen 
Constipationeo  gelitten  hatte,  steigerten  Hieb  dieselben  nach  dem  Wocheubett  so, 
dass  sie  durch  kein  Mittel  fiberwunden  werden  konnten  und  der  Leib  tympauitisch 
aufgetrieben  wurde.  Der  ZustAnd  wnrde  so  bedenklich,  da*s  J.  sich  au  einer  pro* 
batorischen  lncision  in  der  Mittellinie  des  Bauches  entschloss.  Mau  fand  das  Hin* 
derniss  im  Colon  transversum,  brachte  daher  das  Coeeum  in- die  Bauchwmide,  er- 
öffnete  es  und  nähte  es  ein.  Ans  diesem  künstlichen  After  entleerten  sich  zunächst 
grosse  Mengen  flüssigen  Kothen,  dann  14  Tage  später  beginnend  und  lange  Zeit 
dauernd  bedeutende  Quantitäten  harter  Fäcalmassen  mit  PflAumeii*tetneii  und  Trau* 
benkernen  nebst  Schalen,  welche  die  Kranke  früher  in  grossen  Quantitäten  verzehrt 
au  haben  zngah.  — Es  dauerte  8 volle  Monate,  ehe  der  Stuhl  wieder  den  natür- 
lichen Weg  nahm.  Seitdem  wird  die  Heilung  des  widernatürlichen  Afters  durch 
Zusamaienzieheii  mit  Heftpflasterstreifeu  angestreht  f.  Küster. 


Brecht,  Ueber  den  Reflex  in  der  Umgebung  der  Macula,  v.  obi»b  « 

Arch.  XXI.  2 S.  I. 

Indem  Bh.  von  der  Ansicht  ausgeht,  dass  an  Stelle  der  MaculA  eine  rande 
oder  qnerovale  Delle  sich  befinde,  finden  die  Glanzlosigkeit  der  Macula,  sowie  der 
dieselbe  umgebende  silberglänzende  Reflex  eine  Erklärung  durch  die  eigenthümlicben 
Reflex  Verhältnisse , welche  in  einer  solchen  Grube  oder  Delle  stattfinden;  die  Breite 
des  glänzenden  Ringes  wird  als  direct  abhängig  von  dem  Durchmesser  der  Pupille 
angeseheu,  und  daher  diese  Zone  bei  der  sehr  engen  Pupille  etwas  älterer  Indivi- 
duen gar  nicht  mehr  als  solche  sichtbar  werden.  Mtchoi  (Erlangen). 


Schnitzler,  Subcutane  Injectionen  von  Carbolsänre  gegen  Phthise 
und  Tuberkulose.  Wwo  mcd.  Presse.  1876.  Xn.  32. 

Vf.  berichtet  in  einer  „vorläufigen  Mitlheilnng“  über  die  Wirkung  von  Carbol- 
aäure  - Injectionen  bei  Phthisikern.  Unter  dem  Gebrauch  der- eiben  (täglich  1 bis 
4 PmvAz’sche  Spritzen  einer  1-  oder  2proc.  Lösung)  trat  eine  Besserung  des  hek- 
tischen Fiebers  ein;  die  nächtlichen  Schweisse  Hessen  nach  und  zuweilen  nahm  so- 
gar Husten  und  Auswurf  ab.  Litten. 


Sommerbrodt,  Ueber  ein  grosses  Fibrom  des  Kehlkopfes  als 
Ursache  von  Epilepsie.  Perl.  klin.  Woclenscbr.  1876.  Xo.  39. 

Bei  einem  Manne,  der  epileptische  Anfälle  gehabt  hatte,  die  nach  Exoision 
einer  Hantnarbe  verschwanden,  stellte  sieb  18G7  Heiserkeit  ein,  als  deren  Ursache 
1874  ein  Fibrom  des  linken  Stimmbandes  erkannt  wurde.  Es  stellte  sich  Dyspuoä 
und  häufige  Epilepsie  namentlich  sur  Nachtzeit  ein.  Im  September  1876  wurde  das 
inzwischen  erheblich  gewachsene  Fibrom  entfernt,  und  seitdem  — Pst.  wurde  noch 
6 Monate  beobachtet  — ist  die  Epilepsie  verschwunden  S.  nimmt  einen  ursäch- 
lichen Zusammenhang  zwischen  der  Epilepsie  und  dem  Fibrom  an.  Oer  Pat.  Latte 
eine  Disposition  der  Medulla  für  Epilepsie.  Oie  Ansammlung  von  CO,,  die  in  der 
Rückenlage  der  durch  die  veränderte  Stellung  der  Geachwnlst  vermehrten  Larynx- 
atenose  wegen  erheblicher  war,  setzte  einen  Beiz  der  Vagusenden,  der  die  Epilepsie 
aaslöste.  B Frankel. 


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944 


8r*utt.  CnAarioNOH.  imnon.  Ourn. 


6.  Spanier,  Zur  Frage  des  Rachenhnstens.  wieuer  med.  woekeosrtr. 

1876.  No.  32. 

Die  Frage , ob  beim  Meuseben  Reifung  der  Rarhenscbleimhaat  Bosten  m- 
meogen  könne,  bejaht  Sr.  aof  Grund  klinischer  Beobachtungen,  namentlich  in  eieta 
Fall,  WO  die  alleinige  Berührung  der  hintern  Kacheuwand  wiederholt  jenen  ErW, 
hatte,  bis  sich  auletxt  Gewöhnung  an  den  Reis  eioatellte.  Zum  Auftreten  des  Hsrteas 
gehören  allerdings  gewisse  pathologische  Vorbedingungen,  sei  es  abnorme  Reitaag 
der  sensiblen  oder  abnorme  Erregbarkeit  der  motorischen  beim  Husten  in  Betrübt 
kommenden  Apparate.  Ssuwr. 

Charpignon,  Epilepsie  par  aclion  rlflexe  de  caleuls  bronchiqne*. 

tiaz.  de«  höp.  1876  No.  64. 

Eine  junge  Weisszeugnäherin  litt  an  heftigen  Bronchocatarrhen  und  häufiges 
Husten;  nach  Verlauf  einer  gewiesen  Zeit  traten  ausgebildete  epileptische  Anfalk 
hinzu,  ln  einem  sehr  starken  H untenan  fall  entleerte  die  Kranke  eine  baumformig 
verzweigte,  die  Form  der  Bronchien  und  Bronchiolen  deutlich  reproducireuda  wriite, 
biegsame  Bildung,  an  der  man  bei  genauerer  Untersuchung  feinste,  weiche  Härcfcea 
(Leinwandfäden)  unterscheiden  konnte,  welche  mit  Salzeu  imprügnirt  waren.  Dw 
Husten  schwand,  desgleichen  die  epileptischen  Aufalle:  die  Kranke  ist  seit  der  Ex- 
peetoration  4 Jahre  gesund  geblieben.  Bernhardt 


J.  Appenrodt,  Zwei  Fälle  von  Morbus  macnlosns  Werlhofli  ln 

ersten  Lebensjahre.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1876.  No.  39. 

Vf.  sab  zwei  Falle  des  im  Büugliugsalter  seltenen  Morb«  macnl  Werlbofi, 
deren  einer  letal  verlief.  Die  Flecke  entstanden  and  vergingen  sehr  plötzlich;  sie 
betrafen  auch  das  Gesicht,  welches  sonnt  meist  frei  bleibt.  Der  letale  Fall  verbat 
unter  dem  Bilde  einer  septischen  Iufectiou.  Zuerst  stellte  sich  Nasenbluten  c&4 
Erbrechen  blutigen  Schleimes  ein.  Die  Eruption  hielt  nur  5 Tage  an.  Die  Tempe- 
ratur stieg  am  letzten  Tage  auf  39,7.  Die  Beetion  ergab  starke  Schwellung  der 
Mescuterialdrüsen,  Schwellung  der  solitären  Follikel,  markige  Intiltratiou  der  Psret’* 
scheu  Plaques.  Die  Milz  und  Leber  waren  frei  von  Blutungen,  die  Nieren  voo 
zahlreichen  Hämorrhagien  durchsetzt.  Die  Ernübruugs-  und  Wobnangsverbkltniaa* 
waren  iu  beiden  Füllen  gönstige.  O.  8i«v»a. 


Ch.  A.  Oliver,  The  effleaey  of  the  Physiological  Antagonism  of 
Opium  and  Belladonna  in  the  Treatment  of  Poisonjng  as  shown 
by  an  Analysis  of  370  Cases.  a mer.  Jouru.  of  med.  sc.  CXLMI.  S.  S6- 
Vf.  hat  aus  der  Casuistik  256  Fülle  von  Opium-  und  114  Fülle  von  Bella* 
donnavergiftnng  eusammcngestellt,  von  denen  je  die  Hälfte  mit  dem  antagonistisches 
Mittel,  die  Hülfte  auf  andere  Weise  behandelt  wurde.  Von  128  Opium  Vergiftungen, 
die  mit  Belladonna  behandelt  wurden,  genasen  122  und  starben  6;  von  den  aof  aa- 
dere  Weise  behandelten  genasen  94  und  starben  34.  Von  den  Belladonnavergiftetec 
die  mit  Opium  behandelt  waren  genasen  65  und  starben  2;  von  den  anders  behan- 
delten genasen  50  und  starben  7.  (Die  Quellen  und  das  Princip  für  die  Auswahl 
der  Fälle  sind  nicht  mitgetheilt  Ref.).  Sehlftr 


Einsendungen  für  da«  Centralblau  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber:  Professur  SrnsW, 
Berlin  (TfW.)  Hanhofktr.  7 (am  Hefrelplata),  und  Professor  Kosen t ha I.  Erlangen,  oder  (unter  Beiachfeua* 
an  die  Vcrlagshandlung,  Berlin  (NW.),  unter  den  Linden  68,  adresslren. 

Verlag  von  Angust  Hirschwald  in  Berlin.  — Druck  von  H.  8.  Hermann  in  Berit» 


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50»}  . V/t  Vf  -rT?r 


Wöchentlich  «reche  Inen 
1— t Bo*en ; am  Schluss« 
dea  Jahrgangs  Titel,  Na- 
men« and  Sachregister. 


Centralblatt 


für  die 


Freie  des  Jahrgang«« 
90  Mark;  in  beziehen 
durah  alle  Buchhandlun- 
gen und  Post anstalteu. 


mcdicinischen  Wissenschaften. 


Dr.  J.  Rosenthal, 

Professor  io  Erlangen. 


Bedigirt  von 
and 


Dr.  H.  Senator, 

Profeasor  in  Berlin. 


1876.  30.  December.  No.  53. 


Die  geehrten  Abonnenten  werden  um  recht- 
zeitige Erneuerung  des  Abonnements  für  das  Jahr 
1877  ersucht,  damit  die  Zusendung  keine  Unter- 
brechung erleidet. 

Inhalt!  LiüOi.DOBrr,  Qro.nhirnreizung  beim  Kreisch  (Orig  -Mittb  ) — 

Bkocr,  Entwicklung  des  Unterkiefers.  — Scholz,  Entwicklung  der  Knorpel* 
fische.  — Schw.lbc,  Lymphwege  der  Knochon.  — Munk,  Partialerregnng  der 
Nerven.  — Bernstbin  ii.  Stkirkk,  Fortpflanzung  der  Contrartion  und  negativen 
Schwankung  im  Sängnthiermaskel.  — Stevawi,  Athmnng  and  Blatdrack.  — K8l* 
d.  Erbrich»,  Leberglycogen  — Bicsisi,  gepaarte  Schwefeleknren.  — Zieoi.fr. 
amyloide  Tumoren. — Mikclicz,  Dermoide  am  Kopfe.  — Kuss;  Jcbasz,  Kebl- 
kopfuntersiirbnng.  — 

Badwaskr,  Anlage  der  Chorda.  — Bcdqr,  Lymphwege  der  Knochen.  — 
Mf  hp,  Schleim  im  Harn.  — Uhbais,  Dissociation  des  doppeltkohlensauren  Natrons.  — 
Morfac-Mahhont,  Anksthetica.  — Allis,  Kascia  lata  and  Scheokelbrfiche-  — 
Stbka  TriKLD,  Ectopia  tarsi. — Hpsck,  lutermittens  und  LeukKmie.  — JoLiPa- 
bcrorb,  Intermitteus  larvata.  — Fritschr,  Situs  perversns.  — Mahchamd.  In- 
cubation  von  Variola  nnd  Sesrlatina.  — Qbasset,  Meningitis.  — Dibclafoy,  Kalt- 
waaserinjectlonen  bei  Bhenmatismus.  — 

Druckfehler. 


lieber  die  elektrische  Erregbarkeit  der  Grosshirnhemisphären 

beim  Frosche. 

Vorläufige  Mittbeilung  von  Dr.  Oscar  LangentlorfT,  Assistent  am  physiologischen 
Laboratorium  in  Königsberg. 

Eine  Reihe  von  Versuchen,  die  von  mir  über  die  elektrische 
Erregbarkeit  des  grossen  Gehirns  des  Frosches  angestellt  worden 
sind,  bat  mich  bis  jetzt  zu  folgenden  Ergebnissen  geführt: 

1)  Durch  Reizung  mit  schwachen  constanten  oder  discontinuir- 
lichen  Strömen  lassen  sich  von  gewissen  Theilen  der  Grosshirnhemi- 
spbaren  des  Frosches  Bewegungen  der  Körpermuskulatur  auslösen. 

2)  Dieselben  betreffen  bei  gleichzeitiger  Reizung  beider  Halb- 
kugeln alle  vier  Extremitäten  und  einige  Muskeln  des  Rumpfes.  Bei 
einseitiger  Reizung  erfolgen  Bewegungen  am  Rumpfe  und  an  den 
Extremitäten  der  entgegengesetzten  Seite. 

XIV.  Jahrgang.  60 


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946  Baoci,  Entwicklung  du  Unterkiefer». 

. . .. 

3)  Die  „reizbare  Zone“  liegt  im  parietalen  Abschnitte  der  Hoh* 
spb&ren.  Reizung  der  übrigen  Theile  des  Grosshirns  ist,  wenn  maa 
sich  auf  schwache  Ströme  beschränkt,  ohne  Erfolg. 

4)  Nach  vollständiger  Abtrennung  des  grossen  Gehirns  von  des 
weiter  rückwärts  gelegenen  Tbeilen  des  Gentraloervensyatems  rar- 
schwinden die  Erfolge  der  Hemispbärenreizung. 

5)  Aethernarcose  hebt  die  elektrische  Erregbarkeit  des  Grou- 
hirns  auf.  Dagegen  wird  dieselbe  durch  völlige  Entblutung  des  Fro- 
sches niebt  beeinträchtigt. 

6)  Es  giebt  eine  Stelle  am  unversehrten  Schädel  des  Frosche», 
durch  deren  elektrische  Reizung  völlig  dieselben  Wirkungen  erzielt 
werden,  wie  durch  directe  Application  des  Stromes  auf  die  Hemi- 
sphären derselben  Seite.  Diese  Stelle  liegt  zwischen  Paukenfell  und 
Auge,  und  ist  leicht  kenntlich  an  einer  nath- ähnlichen,  gewöhnlich 
dunkel  gezeichneten  Linie,  welche  Auge  und  Ohr  verbindet.  — 

Ich  bin  gegenwärtig  noch  mit  der  weiteren  Ausführung  diese» 
Gegenstandes  beschäftigt;  doch  hoffe  ich  in  kurzer  Zeit  die  Ergeb- 
nisse meiner  Versuche  ausführlich  mittbeilen  zu  können. 


J.  Brock,  Ueber  die  Entwicklung  des  Unterkiefers  der  Säage- 

thiere.  Zeitachr.  f.  wi»i.  Zool.  XXVII.  8.  287. 

Der  Unterkiefer  wird  beim  Schwein  als  eine  schwach  gebogeee 
periostale  Lamelle  angelegt,  an  der  sich  noch  keine  einzelnen  Theile 
erkennen  lassen.  An  dieser  Lamelle  entwickelt  sich  an  der  Stelle, 
welche  dem  späteren  Angulus  entspricht,  von  den  Zellen  des  Perioatc» 
aus  eine  Knorpelmasse.  Wo  dieser  Knorpel  an  die  primäre  Lamelle 
stösst,  verknöchert  er  metaplastiscb  und  geht  durch  den  von  ihm  ge- 
bildeten Knochen  ohne  scharfe  Grenze  in  den  periostalen  über.  Durch 
Vergrösseruog  nach  oben,  hinten  und  unten  bildet  dieser  Knorpel  des 
Condylus,  den  hinteren  Theil  des  aufsteigenden  Astes  und  den  An- 
gulus, die  primäre  periostale  Lamelle  bildet  den  Proc.  coronoid.,  dec 
vorderen  Theil  des  aufsteigenden  Astes  und  das  Mittelstück  d«s 
Körpers.  Der  Knorpel  verknöchert  noch  während  der  Fötalperiode 
vollständig  und  zwar  so,  dass  erst  der  mittlere  Theil  desselben  bia 
auf  einen  schmalen  Streifen  am  hinteren  Rande,  dann  der  Angulu» 
und  endlich  der  Gelenkkopf  verschwinden.  Der  Typus  dieser  Ver- 
knöcherung ist  an  den  Rändern  der  raetaplaatiscbo  Steelzoff’s,  ic 
der  Mitte  ein  modificirt  endochöndraler,  später  wird  der  letztere  der 
allein  herrschende.  Resorptionen  treten  ausser  den  rein  auf  die  Er- 
weiterung der  Zahnrinne  beschränkten  erst  an  der  vorderen,  daun 
an  der  medianen  und  endlich  an  der  lateralen  Seite  des  ansteigen- 
den Astes  auf.  Lotwr. 


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•r 


Bchcli,  Entwicklung  der  Knorpelfische.  Bcrwalbs,  Ljmphwege  der  Knocben.  947 

A.  Schulz,  Beitrag  zur  Entwicklungsgeschichte  der  Knorpelfische. 

Arch  f.  mikr.  Anat.  XXII.  3. 

Die  Befruchtung  des  Torpedoeies  erfolgt  in  dem  der  Eileiter- 
drüse entsprechenden  Abschnitt  des  Oviductes.  Mit  der  Befruchtung 
scheidet  sich  ein  Tbeil  des  sog.  Bildungsdotters  als  eigentlicher  Keim 
ab,  auf  dem  allein  die  Furchung  beschränkt  bleibt.  Ausser  den  auch 
an  anderen  Wirbeithiereiern  beobachteten  Bewegungen  des  Ei-  und 
Keimprotoplaema  kommt  am  Torpedokeim  noch  eine  mit  der  Furchung 
stetig  fortschreitende  Formveränderung  vor,  bei  welcher  der  anfangs 
linsenförmige  Keim  allmählich  in  eine  mehr  oder  weniger  vollkommene 
Kugelgestalt  übergeht,  ohne  jedoch  dabei  an  Oesammtraasse  zu-  oder 
abzunehmen.  Zu  Ende  der  Furchung  treten  in  dem  die  untersten 
Furchungszellen  begrenzenden  Dotter  eine  Reibe  von  freien  Kernen 
auf,  welche  aus  Theilung  oder  Sprossung  der  Furchungszellenkerne 
bervorgegangen  sind.  Dieselben  werden  durch  Schmelzung  der  an- 
grenzenden Dotterelemente  zu  secundären  Keimzellen.  Ein  Ueber- 
greifen  der  Furchung  vom  Keim  auf  den  Dotter  muss  bei  der  Genesis 
dieser  Zellen  ausgeschlossen  werden.  Bei  der  Bildung  der  Keim- 
schichten  geht  der  grössere  Theil  der  primären  oder  Furchungszellen 
in  das  obere  Keimblatt  über,  während  der  Rest  derselben  an  der 
oberen  Fläche  der  unteren  vorherrschend  aus  secundären  Keimzellen 
gebildeten  Keimzellenschicht  anzutreffen  ist.  Letztere  theilt  sich  im 
embryonalen  Keimabschnitt  in  das  mittlere  und  untere  Keimblatt. 
Die  Chorda  entsteht  aus  einer  Verschmelzung  der  oberen  mit  der 
unteren  Keimzellenschicht,  wobei  letztere  in  dem  der  Chordaanlage 
entsprechenden  Abschnitt  Elemente  des  mittleren  Keimblattes  führt. 
Das  embryonale  Blut  stammt  von  den  secundären  Keimzellen.  Losw». 


G.  Schwalbe,  Ueber  die  Lymphwege  der  Knochen.  Zeitsebr.  t.  Anat. 

u,  Entwicklungswege)!.  II.  S.  131. 

Von  wirklichen  Lympbgefässen  kann  nur  in  den  äussersten 
Lagen  des  Periosts  und  auf  dessen  Oberfläche  die  Rede  sein.  Es 
findet  sich  dagegen  in  der  lockeren  die  äussere  und  die  innere  Periost- 
lage verbindenden  Schicht  ein  System  mit  echten  Lymphgefässen 
communicirender  Spalten  und  diese  stehen  wieder  durch  feine  spalt- 
förmige, dem  Laufe  der  Bindegewebsbündel  parallele  Saftkanälchen 
mit  den  engen  oder  weiten  Räumen  zwischen  Periost  und  Knochen- 
oberfläche in  Verbindung.  Für  die  Auffassung  der  subperiostalen 
Ränme  als  Lymphräuine  scheint  ausser  den  Injectionsresultaten  die 
Tbatsache  zu  sprechen,  dass  sich  an  vielen  Stellen  leicht  eine  con- 
tinuirliche  Endothelauskleidung  nachweisen  lässt.  Dies  hat  Sch.  wenig- 
stens für  die  jene  Räume  begrenzende  Oberfläche  der  Diaphyse  (Femur 
und  Tibia  vom  Kaninchen^  mit  aller  Sicherheit  coii9tatirt,  weniger 
sicher  für  die  Innenfläche  des  Periosts.  Diese  Endothelüberzüge  sind 
offenbar  als  die  letzten  Reste  der  osteogenen  Schicht  des  Periosts 

GO* 


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948 


Men,  PartitlerregHog-  des  Narren. 


anzusehen;  die  Osteoplasten  sind  nach  dem  Aufhören  der  ossificatori- 
schon  Thätigkeit  zu  Endotheizelien  geworden.  Sch.  findet  in  der  com- 
pacten Knocbensubstanz  ein  System  von  Saftbanttlchen,  den  Knochen- 
körperchen und  ihren  Ausläufern  entsprechend,  die  entweder  direct 
auf  der  äusseren  und  auch  auf  der  inneren  Oberfläche  der  Compects 
mit  Lymphspalten  in  Verbindung  stehen  oder  durch  Vermittlung  in 
den  HAVERS’schen  Kanälchen  enthaltener  perivasculärer  Räume.  Ausser- 
dem beschreibt  Sch.  perimyeläre  Räume.  Diese  sind  an  den  Stellen, 
wo  sowohl  Knochenbildung  als  Resorption  ihren  Abschluss  gefunden 
haben,  von  Endothel  ausgekleidet,  von  welchem  eine  Lage  auf  der 
Oberfläche  des  Markes,  eine  andere  auf  der  der  letzteren  zugekebrten 
inneren  Fläche  des  Knochens  sich  befindet.  Wo  noch  Knocbenbii- 
dung  besteht  existiren  die  perimyelären  Räume  überhaupt  noch  nicht. 
Knochenresorption  scheint  jedoch  ihre  Existenz  nicht  auszuscbliessen; 
in  diesem  Falle  ist  wahrscheinlich  das  Endothelbäutchen  der  inneren 
Knochenfische  durch  eine  Osteoklastenschicht  ersetzt  (vgl.  S.  958).  !*>«*«. 


H.  Munk,  Ueber  Partialerregung  des  Nerven,  keichkbt'.  u.  DC  Bon 
Kbvuond'h  Arch.  1875.  8.  41—45. 

Schon  früher  hat  M.  nachgewiesen,  dass  die  verschiedenen  Fa- 
sern eines  Nerven,  der  in  gewöhnlicher  Weise  mit  zwei  Stellen  seines 
Verlaufes  den  Elektroden  eines  constanten  Stromes  aufgelagert  ist, 
sehr  verschieden  durchströmt  sind  und  zwar  so,  dass  sich  mit  der 
Entfernung  von  den  Elektroden  die  Zahl  der  Strorafäden,  die  Dichte 
u.  s.  w.  in  sehr  verschiedener  Weise  ändern.  So  kommt  es,  dass  bei 
anscheinend  gleicher  Durchströmnng  die  zu  den  Nervenfasern  ge- 
hörigen Muskeln  sich  sehr  verschieden  verhalten,  so  dass  man  auf 
Reizung  des  Ischiadicusnerven  des  Frosches  bald  Beugung,  bald 
Streckung  des  Fusses  und  der  Zehen  erhalten  kann.  Dabei  zeigt 
sich,  dass  in  diesem  Nerven  die  Nervenfasern,  deren  Muskeln  Beu- 
gung des  Fusses  und  der  Zehen  herbeifübren , vorzugsweise  an  der 
inneren,  dagegen  die  Fasern,  deren  Muskeln  Fuss  und  Zeheu  strecken, 
vorzugsweise  an  der  äusseren  Seite  des  Nervenstammes  gelegen  sind. 

Es  hängt  demnach  der  Erfolg  der  Reizung  des  Nerven  auf  die 
Muskeln  davon  ab,  welche  Fasern  des  Nervenstammes  eben  zunächst 
den  Elektroden  aufliegen  und  wie  stark  der  angewendete  coostante 
Strom,  der  sich  dem  entsprechend  in  dem  Stamme  ausbreitet,  ist,  so 
dass  ein  einfaches  Umlegen  des  Nerven  bei  gleicher  Stromstärke  eine 
andere  Muskelgruppe  zur  Thätigkeit  veranlassen  kann,  ein  Versuch, 
der  sich  leicht  jeder  Zeit  auBführen  lässt.  Damit  sind  früher  vielfach 
bemängelte  Versuche  von  J.  W.  Ritte«  rehabilitirt  und  deren  Rich- 
tigkeit, aber  auch  ihre  falsche  Deutung  gezeigt. 

Diese  Beobachtungen  sind  von  Werth  für  die  specielle  Nerven- 
physiologie,  wo  häufig  Nervenstämme  gereizt  werden,  deren  Fasse 
mehrfache  Functionen  zukommen.  Mau  muss  daher  besonders  bei 


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Berimtrin  n.  Strireb,  Fortpflanzong  d.  Contraction  n.  negRtiron  Schwankung  etc.  949 

differirenden  Resultaten  auf  diese  Art  der  Auflagerung  des  Nerven 
ROeksicht  nehmen.  J.  Steiner  (Erlangen). 


J.  Bernstein  und  J.  Steiner,  Ueber  die  Fortpflanzung  der  Con- 

traction  und  der  negativen  Schwankung  im  Sängethiermuskel. 

Kkjcrbbt'8  u.  dd  Boib-Rbtmohd’s  Arcb.  1876.  S.  628. 

Oie  Uebereinstimmung  in  der  Geschwindigkeit  der  Contraction 
und  der  negativen  Schwankung  des  Froschmuskels  forderten  zu  glei- 
chen Versuchen  am  Säugethiermuskel  auf.  Die  Versuche  über  die 
Geschwindigkeit  der  Contraction  wurden  am  M.  sternomastoideus  des 
curarisirten  Hundes  ausgeführt,  der  am  sternalen  Ende  nbgeschnitten 
(der  Muskel  wird  am  centralen  Ende  durch  eine  dort  eintretende 
Arterie  ernährt)  in  einen  Trog  von  Guttapercha  zu  liegen  kommt, 
der  mit  Elektroden  zur  Reizung  versehen  ist.  Auf  dem  Muskel  reitet 
ein  Bügel,  dessen  unteres  Ende  mit  einem  Zeichenhebel  versehen  ist, 
der  auf  der  vorbeischnellenden  Scheibe  des  DD  Bois'schen  Federmyogra- 
phions  schreibt.  (Es  ist  die  Methode,  die  J.  Bernstein  schon  früher 
angewendet  hat).  Man  erhält  mit  diesem  Myographion  zwar  nur  die 
halben  Curven,  indess  reichen  sie  schon  zur  Bestimmung  der  Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit aus.  Um  aber  auch  die  ganzen  Curven 
zu  erhalten,  wurde  das  nach  dem  Vorbiide  des  HELMBOLTZ’schen 
Myographioos  von  Volkmann  construirte  Myographion  benutzt.  End- 
lich wurde  eine  dritte  Versuchsreihe  mit  dem  MAREt’schen  Polygra- 
phen ausgeführt.  Hier  reitet  ebenfalls  ein  Bügel  auf  dem  Muskel, 
der  aber  sein  zweites  Ende  nach  oben  kehrend  die  Kautschukmem- 
bran der  MARET'schen  Trommel  eindrückt  und  damit  Verdichtungen 
und  Verdünnungen  in  derselben  hervorruft,  die  sich  durch  einen 
Gummischlauch  zu  einer  zweiten  Trommel  fortpflanzen,  auf  weiche  rein 
Zeichenhebel  diese  Bewegungen  dem  rotirenden  Cylinder  aufschreibt. 

Alle  drei  Methoden  führten  zu  dem  Resultat,  dass  die  Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit ungefähr  zwischen  3 und  4 Metern  für  die 
Secande  schwanke,  also  im  Mittel  31/*  Meter  betrage,  doch  ist  die- 
selbe aus  verschiedenen  Gründen  wohl  auf  4 — 5 Meter  zu  schätzen. 
Das  Stadium  der  latenten  Reizung  ist  in  einem  Falle  etwa  zu  0,017, 
in  einem  anderen  zu  0,028  Sec.  ermittelt  worden,  weicht  also  nicht 
wesentlich  von  dem  des  Froschmuskels  ab.  Dagegen  fällt  die  Dauer 
der  Contractionswelle  (0,27  — 0,49")  viel  höher  als  beim  Frosch  aus; 
indess  lässt  sich  durch  Versuche  am  unversehrten  Sternocleidomastoi- 
deus  des  Kaninchens  zeigen,  dass  sich  diese  letzteren  Werthe  den 
gleichen  Werthen  beim  Frosche  sehr  nähern,  woraus  zu  schliessen 
ist,  dass  jene  grossen  Werthe  des  Huodemuskcls  auf  die  abnormen 
Ernährungsbedingungen,  unter  denen  sich  derselbe  befindet,  zurück- 
zuführen sind. 

Der  Bestimmung  der  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  nega- 
tiven Schwankung  stellten  sich  bedeutende  Schwierigkeiten  in  den 


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950 


Snrui,  Atbmong  and  Blutdruck. 


Weg;  zwei  gelangen«  Versuche  am  Kamnchenmuskel  gaben  Werth« 
von  2 — 5 Meter  für  die  Secunde.  Bei  Reizung  vom  Nerven  ans  giebt 
der  M.  gastrocnemius  im  Gänsen  dieselben  qualitativen  und  quanti- 
tativen Erscheinungen,  wie  der  des  Frosches,  j.  steiaer  (BrUagea}. 


A.  Stefan!,  Influenza  della  Bespirazione  sulla  press ione  del  sangne. 

Coinumeasione  fatta  al  XU  CoDgrewo  degli  Scieoiiati  io  Palarm«  1876.  8 8tn  4*. 

St.’s  Angaben  fallen  suin  Theil  zusammen  mit  den  von  SCHIFF 
erhaltenen  Resultaten  (Cbl.  1872,  757),  sum  Theil  erweitern  sie  die- 
selben. 

An  curarisirten  Hunden  wurde  die  künstliche  Respiration  ein- 
geleitet  und  dann  die  Carotis  mit  dem  Kymographion  in  Verbindung 
gesetzt,  wobei  stets  die  bekannten  normalen  Kymographion  - Curven 
erhalten  wurden.  Wurde  dann  die  künstliche  Respiration  plötzlich 
unterbrochen,  so  liess  sich  ausnahmslos  eine  erhebliche  Erhöhung  des 
Blutdrucks  (zwischen  110  und  194  Mm.  Quecksilber)  nach  weisen,  die 
jedoch  nicht  immer  unmittelbar  nach  Unterbrechung  der  Athmung 
sondern  mitunter  erst  nach  einer  kürzeren  oder  längeren  Zwischen- 
pause eintritt.  Diese  zeitliche  Differenz  bängt,  wie  schon  Scbiff  ge- 
funden hat,  von  der  grösseren  oder  geringeren  Menge  des  Sauerstoffs 
ab,  welche  im  Momente  der  Respirationsuoterbrechung  im  Blute  vor 
handen  ist;  die  Erhöhung  des  Blutdruckes  tritt  um  so  später  auf,  je 
mehr  O im  Blute  vorhanden  ist,  und  umgekehrt. 

Die  Analyse  der  Kymographion  - Curven  ergiebt  zunächst  die 
Thatsache,  dass  die  Erhöhung  des  Blutdrucks  nicht  durch  eine  schräge 
ansteigende  gerade  sondern  durch  eine  wellenförmige  Linie  aasge- 
drückt wird.  Diese  Thatsache  ist  insofern  richtig,  als  sie  unwider- 
leglich beweist,  dass  Blutdruckschwankungen  unabhängig  von  jeder 
mechanischen  Einwirkung  der  Respiration  Vorkommen  können.  — 
Ferner  ergiebt  die  Untersuchung  der  Curven,  dass  mit  der  Erhöhung 
des  Blutdrucks  die  Anzahl  der  Pulsschläge  sich  vermindert,  währeod 
die  einzelnen  Pulsationen  ausgiebiger  werden.  Diese  Erscheinung 
beruht  auf  einer  Erregung  des  Vaguscentrums:  denn  sie  tritt  nicht 
mehr  ein,  wenn  beide  Vagi  durchschnitten  werden.  — Nimmt  mau 
später  die  unterbrochene  Respiration  wieder  auf,  so  sinkt  der  Blut- 
druck wieder  auf  sein  altes  Niveau  und  es  stellt  sich  auch  die  ur- 
sprüngliche Anzahl  und  Ausgiebigkeit  der  Herzschläge  wieder  her. 

Vf.  erklärt  diese  Erscheinungen  in  völliger  Uebereinstimmung 
mit  der  Theorie  von  Scbiff  (Cbl.  1872,  758)  über  die  Ursache  der 
respiratorischen  Osciilationen  des  Blutdrucks.  Er  wiederholte  seinen 
Versuch  an  Hunden,  bei  denen  nach  dem  Vorgänge  von  A.  V.  Bbzold 
das  vasomotorische  Centrum  durch  Durchschneidung  des  Halsmarks 
gelähmt  war  (vgl.  hierüber  SCBIFF,  Cbl.  1873,  4).  Wie  alle  seine 
Vorgänger  constatirte  auch  Vf.  nach  diesem  Eingriff  ein  stetiges  Sinken 
des  Blutdrucks.  Unterbrach  Vf.  in  diesem  Zustande  des  T bi eres  dis 


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* 


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Külz  d.  Fimichs,  Leberglycogen. 

künstliche  Respiration,  so  erhob  sich  der  Blutdruck  nach  einiger  Zeit 
wieder  beträchtlich,  während  die  Herzschläge  gleichzeitig  weniger 
zahlreich  aber  ausgiebiger  wurden.  Es  ist  jedoch  bei  Thieren  mit 
durchschnittenem  Halsmark  die  Erhöhung  des  Blutdrucks,  welche  auf 
die  Respirationsunterbrecbung  folgt,  niemals  so  erheblich  wie  bei 
Thieren  mit  intactem  Nervensystem;  sie  kann  bei  jenen  sogar  ganz 
ausbleiben,  wenn  nicht  gleichzeitig  mit  dem  Halsmark  beide  Vagi 
durchschnitten  wurden.  War  dieses  jedoch  der  Fall,  so  erhält  man 
stets  eine  Erhöhung  des  Blutdrucks,  jedoch  ohne  gleichzeitige  Ver- 
änderung in  der  Zahl  und  Ausgiebigkeit  der  Pulsationen. 

Hieraus  geht  hervor,  dass  die  im  Gefolge  der  Respirationsunter- 
brechung  auftretende  Erhöhung  des  Blutdrucks  auch  unabhängig  von 
der  Action  des  vasomotorischen  Centrums  stattfindet,  jedoch  lange 
nicht  in  dem  Maasse,  wie  wenn  dieses  Centrum  noch  wirksam  ist. 
Es  ist  daher  anzunehmen,  dass  die  nach  der  Respirationsunterbrechung 
im  Blute  auftretende  chemische  Veränderung  ausser  auf  das  vasomo- 
torische Centrum  der  Medulla  oblongata  auch  direct  auf  die  Herz- 
ganglien einwirkt.  Durch  besondere  Controlversuche  hat  Vf.  sich 
überzeugt,  dass  die  nach  den  Angaben  von  Gobtz  und  Nussbaum 
im  Rückenmark  gelegenen  kleinen  vasomotorischen  Centra  ohne  Ein- 
fluss auf  die  fragliche  Erscheinung  sind.  Ebenso  wurde  in  beson- 
deren Versuchen  das  in  der  Medulla  oblongata  gelegene  Innervations- 
centrmr»  des  Herzens  eliminirt,  indem  den  Thieren  beide  Vagi  und 
Sympathici  am  Halse  durchschnitten  wurden.  Da  auch  bei  diesen 
Thieren  noch  sich  die  Erhöhung  de3  Blutdrucks  nach  Unterbrechung 
der  künstlichen  Respiration  einstellte,  bleibt  keine  andere  Annahme 
mehr  übrig,  als  dass  die  im  Herzen  selbst  gelegenen  Ganglien  durch 
die  betreffende  Veränderung  des  Blutes  erregt  werden. 

Zum  Schlüsse  hebt  Vf.  die  Wichtigkeit  der  künstlichen  Respi- 
ration bei  frischen  Apoplexieen  hervor,  indem  sie  einerseits  dazu 
beitragen  kann,  das  durch  den  Druck  auf  das  Athmungscentrum  be- 
drohte Leben  zu  verlängern,  andererseits  durch  Herabsetzung  des 
Blutdrucks  einem  weiteren  Blutergiessen  Einhalt  thut.  Boll  (Rom). 


1)  E.  Külz,  Zur  Kenntniss  des  menschlichen  Leberglycogens. 

Pri.tors’n  Areb.  XIII.  S.  267 

2)  E.  Külz  und  E.  Frerichs,  Ueber  den  Einfluss  der  Unterbindung 
des  Ductus  choledochus  auf  den  Glycogengehalt  der  Leber. 

Das.  S.  460. 

1)  K.  erhielt  aus  etwa  dem  10.  Theil  der  Leber  eines  Diabeti- 
kers neben  Zucker  0,685  Grm.  Glycogen,  trotzdem  die  Section  erst 
12  Stunden  nach  dem  Tode  stattfand,  und  34  Stunden  vor  dem  Tode 
die  letzte  Nahrung  aufgenommen  war.  Das  Glycogen  zeigte  die  nor- 
malen Eigenschaften.  Der  daraus  durch  Kochen  mit  verdünnter  Salz- 
säure erhaltene  Zucker  drehte  rechts  und  war  gärungsfähig. 


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Bicmanr,  gepaarte  Schwefelsäuren. 


2)  Bei  3 Meerschweinchen  betrug  der  Glycogengehalt  nach  Unter- 
bindung des  Ductus  choledoehus  0,088 — 0,1—0,112  Grm.;  bei  einem 
Controlthiere  0,356  Grm.  — Aus  Kaninchenleber  wurde  nach  der 
Unterbindung  (Dauer  derselben  17 — 29  Stunden)  erhalten:  0,095 — 
0,053 — 0,115 — 0,123  —0,088;  es  ergiebt  sich  daraus  eine  beträchtliche 
Abnahme  des  Glycogens.  Der  Harn  sämrollicher  Thiere  enthielt  Blut- 
farbstoff, Eiweiss  und  Gallenfarbstoff,  dagegen  keinen  Zucker,  wie 
V.  WlTTlCH  angiebt.  In  einer  folgenden  Versuchsreihe  Hessen  die 
Vff.  die  Kaninchen  erst  6 Tage  hungern,  unterbanden  den  Ductus 
choledoehus  und  spritzten  dann  Zuckerlösung  ein,  um  zu  sebeu,  ob 
unter  diesen  Verhältnissen  auch  die  Bildung  aus  zugeführtem  Material 
aufhört.  Die  erhaltenen  Glycogenraengen  waren:  0,069  — 0,039 — 
0,079 — 0,115  — 0,066  Grm.  Auch  wenn  man  gut  genährten  Thieren 
ohne  vorangehende  Hungerperiode  den  Ductus  choledoehus  unterbindet 
und  dann  Zucker  einfährt  ist  der  Glycogengebalt  der  Leber  gering; 
0,135  und  0,076  Grm.  E.  8»lko»«ki. 


E.  Baumann,  Ueber  gepaarte  Schwefelsäuren  im  Organismus. 

PflCokk's  Arcb.  XIII.  8.  285-309. 

Der  Harn  der  Säugethiere  enthält  ausser  Schwefelsäure  coch 
verschiedene  Substanzen,  aus  denen  sich  bei  Einwirkung  von  Mineral- 
säuren Schwefelsäure  abspaltet,  die  somit  als  gepaarte  Schwefel- 
säuren bezeichnet  werden  müssen.  Die  Menge  derselben  ist  am 
grössten  im  Pferdeharn,  geringer  im  Kaninchenharn  und  noch  ge- 
ringer im  Harn  des  Menschen  und  Hundes.  Im  Pferdeharn  kann 
die  durch  Zersetzung  entstehende  Schwefelsäure  die  präformirte  fast 
um  das  Vierfache  an  Menge  übertreffen;  im  Kaninchenharn  betrug 
die  neugebildete  Schwefelsäure  etwa  ‘/u  der  präformirten.  Als  solche 
gepaarten  Säuren  hat  B.  bis  jetzt  3 erkannt:  die  sog.  Phenol-,  Brenz- 
katechin- und  Indigo-bildende  Substanz. 

1.  Die  Phenol-bildende  Substanz.  Lässt  man  den  zum 
Syrup  verdunsteten  weingeistigen  Auszug  von  eingedampftem  Pferde- 
harn in  der  Winterkälte  einige  Zeit  stehen,  so  scheiden  sich  bald 
Krystallblätchen  als  glänzende  Flitter  aus,  die  durch  Absaugen,  Ab- 
pressen und  Umkrystallisiren  aus  Alkohol  gereinigt  werden  können. 
Man  erhält  so  perlmutterglänzendo  weisse  Krystallblättchen,  die  das 
Kaliunisalz  einer  schwefelhaltigen  Säure  darstellen;  dieses  ist  die  so 
lauge  gesuchte  phcnolbildeude  Substanz  des  Pferdeharns.  Die  Analyse 
ergab  die  Zusammensetzung  der  Phonolsulfosäure.  Es  konnte  nun 

{OH 

SO  K °^er 

die  der  Aetherschwefelsäure  entsprechende  Phenylsehwefelsäure  von  der 

CHI 

Formel  ^ 5 >S04,  die  bisher  nicht  bekaunt  war.  Es  kann  nicht 
zweifelhalt  sein,  dass  es  sich  um  die  letztere  Säure  handelt.  Dafür 


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Baumass,  gepaarte  Schwefelsäuren. 


953 


spricht  vor  Allem  die  mangelnde  Färbung  bei  Zusatz  von  Eisen- 
chlorid zur  Lösung  und  die  Unmöglichkeit  durch  Einwirkung  von 
Jodmethyl  eine  methylirte  Säure  darzustellen:  es  findet  dabei  viel- 
mehr eine  Zersetzung  in  Schwefelsäure«  Kali  und  Phenol  statt  und 
das  Jodmethyl  bleibt  unangegriffen.  — Das  trockene  Salz  mit  con- 
centrirter  Salzsäure  übergossen  zersetzt  sich  in  der  Kälte  völlig  in 
Phenol  und  Schwefelsäure;  ebenso  die  Lösung  beim  Erwärmen  mit 
HCl.  Erhitzt  man  das  Salz  allmählich,  so  entweicht  Phenol  und  der 
Rückstand  besteht  fast  nur  aus  saurem  schwefelsaurem  Kali.  Rei 
längerem  Erhitzen  auf  170 — 180°  verwandelt  sich  das  Kaliumsalz  in 
das  Kaliumsalz  einer  neuen  Säure  um,  die  mit  Eisenschlorid  eine 
blauviolette  Farhenreaction  giebt.  — Nach  dem  Eingeben  von  Phenol 
beim  Menschen  zeigt  sich  die  Menge  der  gepaarten  Schwefelsäure  im 
Harn  sehr  vermehrt,  auf  das  10 — löfacbe;  der  Harn  giebt  für  sich 
destillirt  kein  Phenol,  sondern  erst  nach  Zusatz  von  Salzsäure.  In 
dem  Harn  eines  Hundes  fand  sich  in  100  Cc.  0,262  Schwefelsäure 
präformirt  (a),  0,006  gepaart  (b).  Nach  dem  Einpinsein  des  Rückens 
mit  Phenol  betrug  in  100  Cc.  a:  0,004,  b:  0,190.  Der  Harn  war 
18  Stunden  nach  der  Vergiftung  entleert.  — Daraus  gebt  hervor,  dass 
eingoführtes  Phenol  im  Körper  in  Phenylschwefelsäure  (iber- 
geht. In  der  That  gelang  es  auch  aus  dem  Harn  von  chirurgisch 
Kranken,  dio  äusserlich  mit  Phenol  behandelt  wurden,  phenylschweful- 
saures  Kalium  in  Substanz  abzuscheiden.  Dasselbe  gab  bei  der  Ana- 
lyse sofort  stimmende  Werthe.  Bezüglich  der  Bildung  der  Säure  aus 
Phenol  fragte  es  sich  nun,  ob  das  Phenol  sich  direct  an  fertig  ge- 
bildete Schwefelsäure  anlagern  oder  ob  zur  Bildung  nur  beim  Zerfall 
von  Eiweiss  entstehende  Schwefelsäure  dienen  kann,  sowie  an  welchem 
Ort  im  Organismus  die  Verbindung  erfolgt.  Beim  Eingeben  von 
schwefelsaurem  Natron  unter  gleichzeitiger  Anwendung  von  Phenol 
wurden  im  Harn  nur  wenig  schwefelsaure  Salze  entleert;  die  Haupt- 
raeDge  der  Schwefelsäure  des  eingeführten  schwefelsauren  Natrons  fand 
sich  als  Phenylschwefelsäure,  das  Phenol  verbindet  sich  also 
mit  präformirter  Schwefelsäure.  Das  Blut  enthielt  kurze  Zeit 
nach  der  Phenolvergiftung  (*/*  St.)  erhebliche  Mengen  freies  Phenol, 
geringere  vou  phenolbildender  Substanz;  später  ändert  sich  dieses 
Verhältnias;  in  der  Leber  fanden  sich  stets  grosse  Mengen  pheuol- 
gebender  Substanz.  Zwei  Stunden  nach  der  Vergiftung  wurde  aus 
100  Grm.  Blut  0,039  Tribromphenol  erhalten,  aus  100  Leber  0,737  Grm. 
In  normaler  Leber  fand  sich  kein  Phenol,  in  4 Liter  Pferdeblut 
Spuren.  In  dem  Destillationsrückstand  des  Blutes  und  der  Leber 
wurden  nur  sehr  geringe  Mengen  Schwefelsäure  gefunden:  es  exi  stirt 
also  noch  eine  zweite  phenolbildende  Substanz,  die  nach 
grossen  Gaben  von  Phenol  auch  iro  Harn  vorkommt.  So  betrug  in 
einem  Versuche  am  Hunde  das  Verhältniss  der  gepaarten  Schwefel- 
säure zum  ausgeschiedenen  Phenol  1 : 2,2.  In  den  Nieren  des  Thieres 


Bahn  am,  f«p**rt«  JBob«*f»I*#ur«n. 


»54 

war  dieses  Verhältnis  1 : 2,5,  io  der  Leber  1 : 13,5.  — Die  Phenyl» 
Schwefelsäure  selbst  ist  nicht  giftig:  2,6  Grui.  Kaliumsalz  brachten 
beim  Kaninchen  keine  Wirkung  hervor;  da  sich  die  Säure  aus  ein- 
geführtem  schwefelsaurer»  Natron  bildet,  so  ist  dieses  ein  directes 
chemisches  Antidot  bei  Phenolvergiftung. 

2.  Brenekatecbinschwefelsäure.  Dem  früher  hierüber  Mk- 
getheilten  ist  noch  binzusufügen,  dass  auch  nach  Kingeben  von  2 Qia 
Brenzkatechin  beim  Hund  die  Menge  der  präforroirten  Schwefelsäure 
ab-,  die  der  nicht  präformirten  sunahtn.  Der  Harn  gab  mit  Essig- 
säure angesäuert  an  Aetber  nur  geringe  Mengen  Brenzkatechin  ab, 
reichliche  nach  dem  Ansäuern  mit  Salzsäure.  Ein  analoges  Verhalten 
Beigen  andere  Phenole,  namentlich  auch  Glucoside,  e.  B.  Salicin. 

3.  Ueber  Indican.  Die  beiden  bis  jetzt  bekannten  Quellen 
der  Iodigebildung  sind:  1)  gewisse  Pflanzen,  2)  der  Harn  der  Säuge- 
thiere.  — Die  Auszüge  der  Blätter  von  Isatis  tinctoria,  die  nach  Schuss 
Indican  enthalten,  geben  mit  Salzsäure  und  Chlorkalk  eine  Ausschei- 
dung von  Indigo,  wenn  auch  der  Chlorkalksusatz  hier  vorsichtiger 
bemessen  wird,  wie  beim  Harn;  Vf.  nahm  conceatrirte  Salzsäure, 
welche  auf  100  Ce.  1 — 2 Tropfen  Chlorkalklösung  enthielt.  Eie 
wesentlicher  Unterschied  dieses  Pflanzenindicans  von  dem  Indicsz 
des  Harns  liegt  in  der  äusserst  leichten  Zersetzbarkeit  desselben  durch 
Alkalien,  während  das  Harnindican  ohne  Schaden  mit  ätzenden  Al- 
kalien gekocht  werden  kann.  Bei  der  Zersetaung  der  Indicanlösunge» 
mit  Säuren  trat  stets  Scfawelfelsäure  auf,  dadurch  wurde  die  Vermutbuag 
nahe  gelegt,  dass  dasselbe  gleichfalls  eine  gepaarte  Schwefelsäure 
sei:  dieselbe  wird  bewiesen  durch  Versuche  mit  eingeftthrtem  Indol 
Es  steigt  auch  hiernach  die  Menge  der  gepaarten  .Schwefelsäure  er- 
heblich unter  reichlichem  Gehalt  des  Harns  an  Indican.  — Zur  Dar- 
stellung von  Indican  aus  Harn  beschreibt  Vf.  ein«  neue  Methode, 
worüber  das  Original  zu  vergleichen.  Eine  Abspaltung  von  Zucker 
heim  Behandeln  des  Indicans  mit  Säure  findet  nicht  statt,  dasselbe 
ist  also  kein  Glucosid. 

4.  Ueber  das  Verhalten  des  Terpentinöls  im  Organismus. 

Im  Pierdeharn  entstehen  bei  Einwirkung  von  Salzsäure  ausser  Schwefel- 
säure und  Phenol  noch  andere  flüchtige  Körper,  die  vom  Phenol  ge- 
trennt einen  an  ätherische  Oflle  erinnernden  Geruch  besitzen.  Vf. 
stellte  darauf  hin  einen  Versuch  mit  Terpentinöl  an.  Normaler  Ham 
gab  in  100  Cc.  0,102  a — Schwefelsäure  und  0,007  ib  — Schwefel- 
säure ==1:14,  nach  dem  Einreiben  von  Terpentinöl  0,017  a — Schwefel- 
säure und  0,088  b — Schwefelsäure  = 1:0,2.  Der  Harn  batte  keines 
Terpentingerucb , doch  trat  dieser  hervor  beim  Erwärmen  mit  Ssl» 
säure.  Die  Terpene  sind  in  Nahruugs-  und  Genussmitteln  sehr  ver- 
breitet, ihr  Uebergang  in  gepaarte  Schwefelsäure  hat  daher  ein  be- 
sonderes Interesse.  K.  Salkowän. 


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Zibql»,  »myloide  Tumoren.  Mikdlic*,  Dermoide  am  Kopfe.  955 


E.  Ziegler,  Amyloide  Tumorbildung  in  der  Zange  and  dem  Kehl- 
kopf. Ein  Beitrag  zur  Lehre  Ton  der  amyloiden  Degeneration, 

Viacnow'e  Areh.  LXV.  S.  873. 

Ein  67j&hrigcr  Mann,  bei  dessen  Section  eine  strablige  Narbe 
der  Leber  den  Verdacht  auf  Syphilis  erregte,  trug  in  dem  hinteren 
Abschnitt  seiner  Zunge  sowie  im  Larynx  eine  grosse  Anzahl  sehr 
derber,  bis  haaelnussgrosser  Knoten.  Auf  Durchschnitten  glich  das 
Aussehen  derselben  dem  Gefüge  von  Buchenholz,  war  sehr  hart  und 
liess  schon  dem  blossen  Auge  einen  directen  UebergaDg  der  Muskel- 
faserung in  das  fremde  Gewebe  erkennen.  Die  Epitheldecke  der 
Zunge  war  hervorgewölbt,  aber  nirgends  durch  den  Knoten  durch- 
brochen. Jodzusatz  brachte  die  deutlichste  Amyloidreaction  der  derben 
Massen  zum  Vorschein.  — Mikroskopisch  ergab  sich,  dass  keine 
amyloide  Entartung  einer  gummösen  Neubildung  vorlag,  sondern 
dass  quergestreifte  Muskelfasern,  Fettzellen  und  Bindogewebe  direct 
an  die  übrigens  scharf  von  ihnen  zu  unterscheidenden  amyloiden 
Schollen  angrenzten.  Am  stärksten  war  die  Veränderung  in  den 
kleineren  Arterien,  in  den  Capillaren  des  Fettgewebes  und  den  Mem- 
branae  propr.  der  Schleimdrüsen. 

Sämmtliche  übrigen  Organe  waren  frei  von  Amyloid,  nur  fand 
sich  eine  solche  locale  Degeneration  in  den  Arterien  der  Lebernarbe. 

Z.  hält  dafür,  dass  Gewebstbeile,  welche  Sitz  alter  abgelaufener 
Entzündungen  sind,  zu  amyloider  Degeneration  prädisponirt  sind  und 
dass  im  beschriebenen  Falle  mit  Wahrscheinlichkeit  strahlige  (syphi- 
litische) Narben  den  Ausgangspunkt  für  die  Bildung  der  Knoten  ab- 
gegeben haben.  Die  Untersuchung  anderer  syphilitischer  Lebern  mit 
narbiger  Oberfläche  ergab  thels  locale  Amyloidentartung  des  Narben- 
gewebes, theils  des  ganzen  Organes.  Z.  spricht  sieb  daher  für  die 
Theorie  aus,  dass  die  gestörte  Circulation  zur  Ablagerung  von  Ei- 
weisskörpern Veranlassung  giebt,  wie  sie  unter  gewissen  anderen 
Umständen  zur  Ablagerung  von  Kalksalzen  führt.  Dass  eine  wirk- 
liche Infiltration  mit  der  amyloiden  Substanz  von  aussen  und  nicht 
eine  Transformation  der  Gewebe  vorliegt,  dafür  führt  Vf.  an,  dass 
er  nirgends  Uebergänge  von  normalen  Zellen  zu  Amyloidscholien, 
sondern  stets  scharfe  Grenzen  zwischen  beiden  gesehen  habe,  welche 
durchaus  als  Verdrängtwerden  der  Gewebstbeile  durch  Einlagerung 
der  fremden  Massen  gedeutet  werden  müssten.  Granits. 


J.  Mikulicz,  Mittheilungen  ans  der  k.  k.  Universitätsklinik  de« 
Hrn.  Prof.  Billroth  in  Wien.  Beitrag  zur  Genese  der  Dermoide 

am  Kopfe.  Wie  Der  med.  Woehenachr.  1876.  No.  39-44. 

Der  Fall,  welcher  M.  zu  weiteren  Untersuchungen  Anlass  bot, 
betraf  ein  19jäbriges  Mädchen  mit  einer  seit  2 Jahren  entwickelten, 
wallnussgrossen  Geschwulst  in  der  rechten  Unterkieferhälfte,  während 


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956 


Mtscucs,  Dermoide  am  Kopfe. 


übrigens  die  Zähne  vollzählig  and  nahezu  gesund  vorhanden  waren. 
Beim  Einschneiden  von  der  Mundschleimhaut  aus  fand  sich  im  Knochen 
eine  mit  Epithelialzellen,  Fett  und  Cholestearin  gefüllte  Dermoidcyste, 
deren  Wand  aus  einer  äusseren  ßindegewebsschicht  und  einer  inneren 
Eipithelialzellenschicht  zusammengesetzt  war.  Die  Heilung  erfolgte 
ohne  Zwischenfall.  — Diese,  wahrscheinlich  ein  Unicum  darstellende 
Beobachtung  giebt  dem  Vf.  Gelegenheit  zu  einer  Studie  über  die 
Entstehung  der  Dermoide  am  Kopf,  insbesondere  der  Dermoide  io 
Kopfknochen,  in  welchen  bisher  ausschliesslich  unter  allen  Skelett- 
knochen Dermoide  beobachtet  worden.  Nachdem  auseinandergesetzt, 
dass  Unterschiede,  wie  sie  sich  in  der  Ferlgeschwulst  einerseits  und 
in  der  haar-  und  drtisenhaltigen  Dermoidcyste  andererseits  präsentiren, 
sich  durch  Verschiedenheiten  in  der  materiellen  Ernährung  und  in 
dem  Widerstande  von  Seiten  des  umgebenden  Gewebes  erklären  lassen, 
führt  Vf.  die  Entstehung  von  Dermoiden  überhaupt  auf  den  histio- 
logischen  Grundsatz  zurück:  „Epithel  entsteht  nur  dort,  wo  bereits 
Epithel  vorhanden  ist“,  d.  b.  also,  Epithel  entsteht  gelegentlich  auch 
aus  Bindegewebe.  Es  ist  das  eine  Erweiterung  des  bisher  herrschen- 
den Lehrsatzes:  „Epithel  entsteht  nur  aus  Epithel.“  Auf  Grund  dieser 
Anschauung  kann  man  drei  Entstehungsarten  für  Dermoide  unter- 
scheiden: 1)  Abschnürung  bei  der  Schliessung  der  Leibeshöhle  in  der 
Mittellinie  des  Körpers  (sublinguale  und  mediastinale  Dermoide);  2)  Ab- 
schnürung bei  der  Schliessung  von  Hohlgängen  und  Spalten,  welche 
während  einer  Zeit  des  Fötallebens  mit  Epithel  bekleidet  sind  (seit* 
liehe  Dermoide  des  Halses);  3)  abnorme  Einstülpungen  von  Epidermis. 
Hierher  gehören  die  meisten  Dermoide  des  Schädels,  welche  demnach 
im  Wesentlichen  als  congenitale  Missbildungen  zu  betrachten  sind, 
während  die  übrigen  nur  Abweichungen  physiologischer  Vorgänge 
darstellen. 

Betrachtet  man  die  Dermoide  am  Kopf  im  Einzelnen,  so  sind 
die  Gruppe  der  Dermoide  im  Gehörorgan  und  dessen  Umgebung  als 
überzählige  Ausstülpungen  und  Abschnürungen  des  primären  Laby- 
rinths zu  betrachten,  welche  übrigens  gelegentlich  auch  in  die  Schädet- 
höhle  gelangen  können.  Möglich  ist  es  indessen  auch,  dass  sie  ge- 
legentlich Abschnürungen  des  oberen  Kiemenganges  darstellen.  Die 
Dermoide  iro  Auge  finden  ihre  Erklärung  in  der  Einstülpung  des 
Hornblattes  zum  Zwecke  der  Linsenanlage;  auch  die  so  häufigen  Der- 
moide am  oberen  Augenlid  und  auf  dem  Stirnbein  gehören  hierher. 
Die  Dermoide  der  Iris  entstehen  zuweilen  in  so  deutlichem  Zusammen- 
hang mit  einer  Verwundung,  dass  man  annehmen  muss,  erst  dorch 
letztere  sei  der  Keim  zur  Neubildung  implantirt  worden.  Die  Der- 
moide der  Nasenwurzel  können  Abschnürungen  von  den  ßiechgrübcben 
oder  Abschnürungen  bei  Gelegenheit  der  Verschmelzung  des  Stirn- 
fortsatzes mit  den  Oberkieferfortsätzen  darstellen.  Die  Dermoide  der 
grossen  Fontanelle  und  am  Hinterhaupt  entstehen  aus  abnormen  Ab- 


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Klemm  ; Jczasi,  Kehlkopfuntersochung 


957 


Schnürungen,  welche  allerdings  an  die  typische  Entwicklung  des  Ge- 
hirns geknüpft  sind  und  daher  auch  typische  Fundorte  besitzen.  End- 
lich die  Dermoide  der  Kiefer  können,  wenn  sie  nicht  in  der  Mittel- 
linie liegen,  nur  auf  Abschnürungen  bei  Gelegenheit  der  Zahnbildung 
aurückgeführt  werden  und  zwar  wird  am  häufigsten  ein  überzähliger 
Zahnkeim,  wie  im  mitgetheilten  Falle,  Anlass  zur  Degeneration  geben. 
Meistens  entsteht  allerdings  auf  diese  Weisa  eine  follikuläre  Cyste 
aus  dem  Zabnsäckchen  und  hat  man  sich  daher  zu  erinnern,  dass  der 
Zabnkeim  aus  einer  bindegewebigen  und  einer  epithelialen  (Schmelz- 
keim) Anlage  besteht.  Es  scheint,  als  ob  letzterer  bei  beginnender 
Degeneration  gleichsam  erdrückt  würde  und  daraus  erklärt  sich  die 
grosse  Seltenheit  der  Kieferdermoide  gegenüber  der  Häufigkeit  der 
follikulären  Cysten.  E.  Köster. 


Klemm,  Ein  neues  Terfahren  zur  Untersuchung  der  Stimmband- 
Erkrankung.  Arch.  d.  Heiik.  xviu.  s.  368  o.  616.  A.  Jurasz,  Ueber 
das  Aufrechtstellen  und  Fixiren  des  Kehldeckels  während  la- 
ryngoskopischer  Untersuchung  und  Operationen.  Berliner  kim. 

Wochenachr.  1876.  No.  30. 

K.  bat  Versuche  gemacht,  die  zeigen,  dass  die  in  einem  rotiren- 
den  Spiegel  gesehenen  Flammenbilder  einer  empfindlichen  Gasflamme 
augenfällige  Bilder  von  dem  Zustandekommen  der  verschiedenen 
Grade  von  Heiserkeit  geben.  Er  erblickt  deshalb  in  der  empfind- 
lichen Flamme  ein  Mittel  zur  Differentialdiagnose  der  verschiedenen 
Formen  von  Heiserkeit.  Die  Configuration  der  Spitze  der  einzelnen 
Zacken,  die  Tiefe  des  Einschnittes  zwischen  zwei  Zacken,  die  Regel- 
mässigkeit  des  ganzen  Bildes  geben  Anhaltspunkte,  um  über  den 
Grad  der  zu  Grunde  liegenden  Störung  ein  Urtheil  zu  gewinnen. 
Der  Apparat  zeichnet  die  Schwingungen  der  kranken  Stimmbänder 
als  deutlich  begrenzte  Figuren,  welche  die  Wirkung  der  anatomi- 
schen Störung  viel  vollkommener  veranschaulichen,  als  es  der  Kehl- 
kopfspiegel vermag.  Die  Art  der  anatomischen  Störung  wird  durch 
jene  Methode  nicht  angezeigt.  K.  bildet  Flammenbilder  gesunder  und 
kranker  Stimmen  (für  welchen  Vocal?  Ref.)  ab. 

J.  zieht  zur  Aufrechtstellung  der  Epiglottis  einen  Faden  durch 
das  Ligamentum  glosso  - epiglotticum  medium  und  lässt  diesen 
event.  vom  Pat.  selbst  anspaunen.  Der  Faden  wird  mittelst  einer 
Nadel  eingelegt,  die  an  einem  Stahlstiel  sitzt,  welcher  an  seinem  Ende 
fast  unter  einem  rechten  Winkel  gebogen  ist,  dann  auf  der  anderen 
Seite  mittelst  einer  Pincette  gefasst  und  vorgezogen.  Die  Operation 
ist  schmerzlos,  verursacht  kein  Würgen  und  Husten  und  hat  keine 
üblen  Folgen.  B.  Frankel. 


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958 


Rtowtin  Broot.  Mfcso.  Uuin. 


J.  Radwaner,  lieber  die  erste  Anlage  der  €horda  dorsalis.  wi«. 

acad.  Sitsongsber.  LXXIII.  8. 

Entsprechend  den  Angehen  von  v.  Michalsowic»  lässt  R.  bei  der  Forelle  die 
Cborde  ena  dem  oberen  Keimblett  gebildet  «erden.  Aneaerdem  beacbreibt  R.  eines 
Zeicbeuapperet,  den  aicb  Jedermann  vermittelst  einea  DeckglJUcbens  leicht  selbst 
hersteilen  kann.  Wenn  man  nämlich  ein  Deckgläacben  unter  einem  etwas  apitaea 
Winkel  mittelst  einea  Stflckcbens  Wachs  auf  dem  Objectiv  befestigt  und  hinter  dat 
Deckgläschen  in  einiger  Entfernung  sur  Abblendung  des  Lichtes  eine  schwane  Tafel 
anfstellt,  so  hat  man  sieb  auf  die  einfachste  Weise  eiue  das  Bild  total  reBectireode 
Spiegelfläche  bergestellt,  welche  dieselben  Dienste  leistet,  wie  die  bekannten  Cameras 
lucidae  vermittelst  einet  Prismas.  Locwe. 


A.  Badge,  Die  Lymphwnrzeln  der  Knochen.  Areb.  f mikroek.  Amt 

XIII.  S.  87. 

B.  hat  gefunden,  dass  in  deu  feinsten  HsvKMs'iscben  Kanälchen  die  Blntge- 
liisse  von  perivasc.olären  Lymphräumen  umgeben  sind,  denen  eine  besondere  der 
Innenwand  des  Havaas'iscben  Kanales  anhaftende  Endothelbekleidong  sokonuot 
Diese  perivascnlären  Lymphräume  staben  einerseits  in  directer  Verbindung  mit  den 
Lymphgefäßen  des  Periosts,  andererseit  mit  den  sternförmigen  Knochenböhlen.  Die 
letzteren  lassen  sieb  von  den  erstsren  aus  mit  Injectionsmassen  ansf&llan.  B.  nimmt 
daher  an,  dass  die  Lympbwurseln  der  Knochen  in  den  Knocbenböhlen  gelegen  sind 
und  dass  die  Lymphe  im  Knochen  durch  die  Knochenböhlen  io  die  perivascolireu 
Bäume  der  Hsvass'iacben  Kanälchen  und  von  diesen  io  die  periostalen  Lymphriumt 
sieb  ergiesst  (vgl.  8.  948).  Soll  (Born). 


C.  M4hu,  De  la  non- existente  du  mucus  de  l’arine.  Buii  gen,  dt 

tbdr.  1876.  XCI.  S.  161. 

Die  im  normalen  Harn  nach  einigem  Stehen  auftretende  Trübung  besteht  Bach 
H.  nicht  aus  Schleim,  wie  man  in  der  Regel  annimmt,  sondern  aus  Epithelialcellse 
der  Blase  und  Detritus  von  Epithelien;  beim  Weibe  ausserdem  aus  Epitbelien  dar 
Vagina  und  Eiterzellen.  Muein  findet  sich  weder  in  dieser  Trübung,  noch  in  ge- 
löster Form  im  Harn.  Die  übrigen  Erörterungen  beziehen  sich  auf  das  Verhaltes 
des  Harns,  wenn  derselbe  Eiter  oder  noch  nur  irgend  erheblichere  Meogen  von  farb- 
losen Elementen  onthält;  ein  solcher  Harn  trübt  sieb,  nachdem  er  vorher  filtrirt  war, 
bei  Zusats  von  Essigsäure  io  der  Kälte.  Diese  Trübung  rührt  nach  Vf  von  dsa 
in  ihm  enthaltenen  Pyin  her.  (Der  Name  „Pyin“  ist  im  Allgemeinen  aufgegebea, 
es  handelt  sich  nm  einen  dem  Myosin  ähnlichen  Eiweisskörper.  Ref.).  Schon  bc 
leichten  Reisuugen  der  Blase  giebt  Essigsäure  eine  Trübung,  dagegen  nicht  bei  nor- 
malem Harn.  E.  tüükomki 


T.  Urbain,  De  la  dissociation  da  bicarbouate  de  soude  ä la  tem- 
pgrature  de  100  degr4s;  röponse  & M.  A.  Gautier,  compt.  r*ni 

LXXXUl.  No.  10. 

Gsutibk  batte  beobachtet,  dass  doppeltkohlensaures  Natron  bei  längerem  Er- 
hitzen zwischen  100  nnd  115°  seine  Kohlensäure  vollständig  verliert,  und  daraus  ge- 
schlossen, dass  aueb  vorher  getrocknetes  Plasma,  wenn  mau  es  einige  Zeit  bei  dieser 
Temperatur  hält,  kein  koblensaores  Natron  mehr  enthalten  könne.  Die  Vff.  erklären 
diese  Annahme  für  unrichtig.  Die  Zersetzung  des  doppeitkohiensauren  Natron  in  dar 
Wärme  ist  ein  Dissociationsprocess:  er  erfolgt  kaum  merklich  beim  Erhitzen  unter 
Abschluss  der  Luft.  Ebenso  wenig  erfolgt  die  Zersetzung,  wenn  das  kobieitsaan 
Natron,  wie  dieses  heim  Plasma  der  Fall  ist,  allseitig  von  Eiweiss  umhüllt  ist  Aaok 


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Moiz.r-Msawotrr.  Alu*.  Snutrnt».  Bcacc.  Jouniacian.  959 


wann  nun  Lösungen  von  doppeltfceblensaorem  Natron  mit  Biwawslösung  mischt,  eia- 
troe innen  lässt  und  alsdann  bai  100*  erhitzt,  wird  kaioa  Kohlensäure  abgegeben. 

K.  Salkowskl. 

Moreau -Marmont,  Remarques  sur  l’emploi  et  le  choix  des  an* 
esthdsiques  en  Chirurgie  dentaire.  g««.  des  bdp.  1876  No.  88  u.  89 

Für  Zabnoperatioaan  giebt  Vf.  ante»  den  AattstbeticU  dam  Stfckstoffoxjdui 
oder  Lachgas,  welches  sich  durch  seine  relatire  Ungefäbrlichkeit  ansseiohnet,  den 
Vorsag.  Nach  einer  Statistik  von  Dänin  kommen  nämlich  auf  Narooseo  dnrcb  Chloro- 
form 6S  Todesfälle  auf  158860  = 1 : 8873,  durch  Aether  4 auf  »2815  = 1 : 23203, 
durak  Lnstgas  3 auf  300000  = 1 : 100000,  wobei  einer  der  letstgenaunten  Todesfälle 
noch  einem  Zufall,  uämlicb  dom  Hineingerathen  eiues  Korks  iD  die  Luftwege,  zu- 
anachrelben  ist.  Vf.  versucht  auch  sine  tbeoretisebe  Erklärung  von  der  geringeren 
Gefährlichkeit  des  Stickstoffoxyduls  gegenüber  Chloroform  und  Aetber  en  geben  und 
hofft  übrigens,  dass  auch  in  der  Chirurgie  für  kleinere  Operationen  das  Stickstoff- 
oxydul stärkere  Verwendung  finden  wird  als  bisher.  E.  Küster. 


0.  H.  Aliis,  The  fascia  lata;  its  use  in  standing  at  rest;  its 
ralue  in  the  diagnosis  of  fraeture  of  the  neck  of  the  femur. 

PhiUrd.  med.  Times.  1876.  No.  229. 

Dia  Patnsia  lata  ist  während  des  Stehens  in  ibreu  stärkeren  Tbeilen,  nament- 
lich also  an  der  Anssenseite  oberhalb  des  Kniegelenks  und  oberhalb  des  grossen 
Trochanters,  nach  Art  eines  breiten  Stbnenbandes  fest  angespannt  nnd  kann  nnr 
mit  Aufwand  einiger  Kraft  nach  innen,  gegen  das  Femur  bin,  eingedrückt  werden. 
Bsi  Fractura  colli  femoris  bat  sie  diese  Eigenschaft  eingebüsst.  Man  kann  daun 
bei  aufrechter  Stellung  des  Krauken  und  symmetrischer  Haltung  der  Füsse  die  Weirh- 
tbeile  an  den  besagten  Stellen  leicht  nach  inneu  verschieben,  während  dies  auf  der 
gesunden  Seite  schwieriger  ist.  Wilh.  Kock. 

3.  F.  Streatfleld,  Ectopia  tarsi:  a case  of  congenital  misplacement 
of  the  eyelide  of  one  eye.  Ophtb.  bosp.  rep.  vm.  1.  s.  39. 

St.  beschreibt  einen  Fall  von  einer  schiefen,  nasalwärts  gerichteten  Lage  dar 
Lidspalte  der  rechten  Seite,  welche  als  angeboren  angesehen  werden  mnss;  an  der 
Stalle  des  oberen  Tbräoenpunktes  befand  sieh  zugleich  eine  Spalte,  dem  Thränea- 
kanälehen  entsprechend.  Sonstige  Missbildungen  waren  nicht  vorhandeu;  der  Re- 
fractiousznstand  beider  Angen  war  ein  hypermetropiscber.  anf  dem  rechten  Auge 
Wär  derselbe  mit  Amblyopie  coniplieirt.  Wichel  (Brlugei). 

E.  Bnrck,  lieber  das  Yerhältniss  der  Intermittens  zur  Leukämie. 

Diss.  Erlangen  1876. 

Eine  33jabrige  Tagelöhnerfrau,  welche  im  16.  Jahre  an  Intermittens  tert.  ge- 
litten batte  und  mit  Leukaemin  lienalis  (et  lympbatica)  auf  die  Erlanger  Klinik  kam, 
neigte  regelmässig  Mittags  gerioge  Temperaturerhöhungen  mit  nachfolgendem  Schweiss. 
Unter  dem  Gebrauch  von  Chin  sulf.  (0,5  täglich  2 Mal)  warde  der  Typus  unregel- 
mässiger und  nahm  die  Milz  in  ihrer  Längenansdehnnng  ab,  und  zwar  in  der  drei- 
wöchentlichen Beobachtnngszeit  um  4 Cm.  Die  geschwollene  Leber  blieb  unver- 
ändert, ebenso  das  Verhältnis  der  rotben  und  weissen  Blotkörperohen.  Die  Menge 
des  Urins  war  im  Mittel  aus  den  Beobachtungen  einer  Woche  1200  Cc. , sein  spec. 
Gew.  1024,  Gehalt  an  Harnstoff  27,7  Grm.,  an  Harnsäure  1,54.  — Senator. 

Jnlinsburger,  Beiträge  zur  Casuistik  der  Intermittens  larvata. 

Berl.  klin.  Woebenscr.  1876.  No.  30  u.  31. 

Im  ersten  der  3 von  J.  beobachteten  Fälle,  bei  eiuera  4 jährigen  Kinde,  waien 


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960 


Famcm.  Mirceund.  GaattaT.  Di«bla»ot. 


neben  der  Milzacbwellung  Brecbparoxyamen  vorhanden,  welche  ohne  voran  gegangen  e 
Nausea  auftraten  und  auweilen  von  Fiebersteigeruugen  begleitet  waren,  ln  den  bei. 
den  anderen  Fällen,  welche  ebenfalla  mit  Milaanachwellnng  einbergingen,  wer  *t 
Intermittens  durch  paycbiache  Alterationen  larvirt.  Alle  8 wurden  durch  Chinin  oad 
Arsen  geheilt.  Die  angeknfipften  Reflexionen  bieten  kein  weiteren  Interesse.  ~“ 


Fritsche,  Ein  Fall  ton  Situs  Tiscerum  perversus.  BerL  «io.  wocbeu- 

acbr.  1876.  No.  34. 

Vf.  beobachtete  einen  Fall  von  vollständiger  Tranapoaition  der  Eingeweide 
bei  einem  30jäbrigen  Mädchen  mit  rechtsseitiger  Skoliose.  Es  wird  besonders  her- 
vorgahoben,  dass  die  Pat.  rechtsbündig  war.  Litten. 


Marchand,  Incubation  von  Variola  und  Scarlatina-  Beri.  küo.  Wocbeo- 

scbr.  1876.  So.  28. 

Ein  Scharlacbkranker,  welcher  24  Standen  lang  mit  einem  Pockenkrank»! 
suBamroen  gelegen  hatte,  erkrankte  nach  Ablanf  des  10.  Tages  an  Variola,  so  dass 
die  IncubstiODsdauer  in  diesem  Fall  genau  10  . 24  Stunden  betragen  batte.  Bei 
einem  andern  Kranken  betrug  die  Iocubation  der  Scarlatina  genau  3 Tage.  Liuas 

J.  Grasset,  Loealisations  c£r£brales.  — Mäningite:  paralysie  li- 
mitee  de  la  paupifere  supörieure  gauche;  lösion  ä I’extr4rait4 
de  la  scissure  parallele,  Observation  et  r^flexions.  Progrt,  bä 

1876  No.  22. 

Bei  einem  in  Folge  von  Converitätsmeningitis  verstorbenen  26jÄbrigen  Man- 
schet! beobachtete  man  ausser  den  gewöhnlichen  Erscheinungen  eine  nur  auf  das 
linke  obere  Lid  beschränkte  Lähmung.  Bei  der  Obduction  fand  man  di«  Prodaett 
einer  diffuseu  Meningitis  an  der  Oberfläche  beider  Hemisphären:  rechts  an  der  Ober- 
fläche einen  besonders  gerötheten  Fleck,  in  dessen  Bereich  die  Exsndation  beaondeit 
stark  und  die  darunter  liegende  Hirnrindeupartie  ausserordentlich  viel  blutreicher 
als  die  übrigen  Tbeilo  war.  Das  übrige  Hirn  bot  nichts  besonderes;  namentlich  f 
die  Basis  and  die  Umgebung  der  Nn.  oculom.  ganz  frei.  Die  betreffende  Stelle  be- 
fand sich  am  Ende  der  oberen  Schläfenfurcbe  (scissure  parallele),  ohne  aber  das 
Gyrus  angularis  (pli  courbe)  zu  erreichen.  Sie  reitet  anf  den  die  obere  Schlä/«- 

fnrcbe  umgrenzenden  Windungen  io  einer  Ausdehnung  von  1^  Qua d rate« ntimeter* 

Bernhardt. 


JLes  injections  sons  - coutauees  d’eau  froide  contre  la  dooleur, 
spfkialement  dans  le  rhumatisme  articnlaire  aign.  Gaa.  des  bdp. 
1876.  No.  99. 

Seit  mehreren  Jahren  werden  besonders  von  Dibulapoy  bei  Gelenkrheuma- 
tismus 8ii heute n ö lujectionen  von  Wasser  nod  xwar  an  mehreren  Stollen  um  du 
afficirto  Gelenk  herum  je  etwa  10  Tropfen  gemacht.  Der  Erfolg  ist  ein  aaegeamch* 
neter.  Die  Schmerzen  lassen  nach  und  die  Kranken  vermögen  die  aflicirten  l>«- 
lenke  zu  bewegen;  ja  bisweilen  wurde  dnreh  das  einfache  Verfahren  der  Rheuma- 
tismus gänzlich  geheilt.  Auch  gegen  Muskelrheumatisraus,  Ischias  etc.  eoll  sieh  d« 
Mittel  bewährt  heben.  Schi*». 


Druckfehler:  S.  892  ZI.  10  von  uuten  lies:  Saflkaniilcheu  etatt  Luftkanilchaa. 


Einsendungen  für  d»  Centralblau  wolle  man  an  einen  der  beiden  Herausgeber  : Profewor  Senil«. 
Berlin  (KW.*  Hanhofttr.  7 (am  UegrIpUti),  und  Professor  Rosenthal.  Erlangen,  oder  (unter  BerndM 
an  die  Verlagahaudlung,  Berltn  (NW.),  unter  den  Linden  6*.  adremdren. 

Verlag  Ton  Angu,t  Hirschwald  In  Berlin.  — Druck  von  U.  S.  Hermann  tu  Berlin. 


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Namen -Register. 

(Die  stark  gedruckten  Zahlen  bezeichnen  Origiual-Mitlbeilungen). 


A. 

Abele»  84,  |rtl,  »87. 
Abramonski  362. 
Adamkiewic»  168.  886. 
Aeby,  C.  94. 

Aeby,  Chr.  327,  648. 
Afana.tew  212. 

Agiiew  425. 

Ahlfeld  24.  141.  478,  69fl, 
Albertoui  720. 

Albreclit  815. 

Alexander  397 

Allia  962, 

Alt  410. 

Altbaue  814.  848. 
Amburger  703. 

Andere  431 
Andereoti  123. 

Apolant  808. 

Appenrodt  944. 

Arloing  160,  836. 
v.  dall'  Armi  287. 

Arndt,  K.  93,  141, 

Arnold  150,  611. 

Asper  146. 

Aaerbacii,  L.  1, 

Aufrecht  222. 


B. 


Baccelli  674. 

Badal  936. 

Baer  646. 

Bärwinkel  186,  491. 
Bäle  816. 

Bahret  463. 

Baierlacher  908. 
Ballmann  275. 

Balogh  Ü1L 

▼an  Bambcke  583,  916, 
▼.  Baraberger  764. 
Bardenhewer  803. 
Barett  536. 


Barie  219.  240. 

Barnes  SO. 

Bastian  521. 

Baum  644. 

Baumann  303.  952. 

Baumgarten  593,  657,  669,  785. 
Beardeley  191. 

Bticbamp  222. 

Beil  702. 

Bell  143,  848j  880. 

Bellamy  652. 
van  Boneden  466. 

Benedikt  930 
Beneke  646,  832» 

▼.  ßenike  64» 

Bennett  585» 

Berg  876. 

Berger  843. 

Bergeret  94» 

Bergraeister  326. 

Bernard  (de  Montbran)  592. 

Berner  665. 

Berns  598. 

Bernstein  3TL  385,  435,  949. 

Bertels  910. 

Bertolet  804. 

Bidder,  E.  815. 

Bido  400. 

Biesiadecki  798. 

Billroth  255. 

Binz  315,  460.  650,  768. 

Birch*  Hirschfeld  462,  687. 

Birnbaum  464. 

Bizsozero  114,  728. 

Blanc  19L 
Bl^ssig  U, 

Bloch  m 686» 

Block  189* 

Blumenstock  52» 

Blyth  31* 

Bochefont&ine  449,  520.  575,  576,  829, 
Bockeuheimer  858. 

Boeck  272. 

Bogoslowsky  416. 

Böhm  302,  335,  48L  809,  826* 


XIV.  Jahrgang. 

t 


61 


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Namenregister. 


9fi 2 


Bohn  635. 

Bull  660, 

Bolliuger  254.  641. 

Honnet  899. 

Bornhardt  481. 
Botschet'olikHroflf  8L 
Bouchaud  624. 

Bnuchard  829. 

Houchut  735 
Hourreret  139. 

Bourgeois  749. 

Bourneville  751 . 

Hnwditcli  33 1 . 
de  BoVcr  575. 

Bozr.olo  341. 

Bramwell  479. 

Braun  877. 

Braune  878,  906. 

Brecht  943. 

Brcdschneider  942. 

Bresgen  846. 

Bretet  831, 

Breuer  47ü. 

Hroadbent  803. 

Bruck  946. 

Brochin  95. 

Brodow  ky  922 

Br  ke-  am 
Bronnrdel  863. 

Brown  144.  190. 

Browne  832 

Brown  Slquard  626.  662,  688. 
Bruck 

Bifieke  .ML  431. 
v.  Brunn  207,  476. 

Bruus  614. 

Bryck  235. 
tuchlieiin  940. 

Buchholte  154. 

BnehwaM  572 
Bodge  21«  958. 

Bulgak  577. 

Bulkley  9ilL 
Bull  6L 
Bunge  889. 

Burdel  717 
Burk  959. 

Hurkardl  752. 

Burton  32LL 
Busch  (Bonn)  623. 

Hin*« J 875. 

Buss  895  9<)9. 

Bütschli  172. 

c. 

Cadge  190. 

Calberla  1 17. 

ChB  lAiL 

McCall  Anderson  123. 

Callan  143. 
fallender  703 
CantHui  3 1 7. 

Cai;iH  55. 

Carl  615 
McCarthy  519. 

Caspar?  10L  220. 


Caton  532. 

Caaeneuve  174. 
Champion  830. 

Charcot  236,  432 
Charpignon  944. 
Cbauveau  686. 

Cheever  16. 

Cbiari  691,  720 
Chittenden  749. 
Cholroeley  704. 

Chvoatek  56,  823. 
Ciaccio  173,  660,  166. 
Ciotto  720. 

Clapham  192. 

Glasen  906. 

Cohnheim  60,  174,  741. 
Col&santi  SM,  590,  651. 
Coloroiatti  525.  782. 
McConuell  ü!L 
Cornaille  691. 

Coruil  266.  271. 

Cor nillon  831. 

Cossy  329. 

Cottle  160. 

Courtot  713. 

Couty  620,  806. 

Craig  428 
Creighton  217. 

Crnse  492. 

Cullingworih  29,  413. 
Cure»  925. 

Cursclimann  377. 

Cnrtiss  96. 

Cyon  634. 

Caerny  86.  398. 

D. 

Dabuey  718. 

Dali’  Armi  287.  898. 
Darwin  493. 

Dawosky  863. 

Debovc  719. 

Dehn  908. 

Dejeriue  329.  652,  924. 
Delpecb  912. 

Derame  731. 

Desnos  219. 

Despr5s  16. 

Deutsch  4_L 
Deutschmann  407. 
van  Deventer  208. 
Diamautopulos  399. 
Dickiuson  185. 

Dietl  16,  921. 

Dieulatoy  960. 

Dititivsen  167. 

Dittel  424,  643,  687. 
Dittmer  343. 

Dorn  300. 

Dowse  814. 

Drechsel  696. 

Dreschfold  504.  705. 
Dreyfous  304. 

Drosdoff  ML 
Dübelt  586 
Dubois,  P.  426 


zed  by  Google 


Digiti; 


Namenregister. 


963 


Dabring  237. 
Dnjardin-ßeanmetz  575. 
Duncan  160.  704. 
Dopny  03,  502. 

Dnrante  142. 

Duret  669. 

Dural  942. 


£. 

Ebertb  14. 

Ebstein  303.  622,  871. 
Eckhard  273. 

Edlefseo  464. 

Eichhorst  246,  465,  580. 
Eimer  382. 

Eisenlohr  879. 

Elben  899. 

Elischer  493,  880,  884. 
Eisberg:  502 
Elvers  864. 

Emerson  897. 

End  425. 

Engel  141 . 
v.  Engelhardt  5L 
Engelmann  448. 

Engesser  287.  938. 

Erb  54,  186,  369. 

Erismann  390. 

Erler  231,  ß58. 

Erman  848. 

Esmarch  494. 

Esoflf  7Q2. 

Eulenburg  260. 

Ewald,  A.  12,  369. 
v.  Ewetxky  375. 

Exner  279,  516*  748,  156. 

F. 

Faber  383,  623. 

Falk  472. 

Fayrer  815. 

Febling  191.  782. 

Feiertag  359. 

Feigel  893. 

Feinberg  6Hi). 

Fellner  lftL 
Fell.  24,  702.  818. 

Ferber  723.  8äi 
Fick  166, 

Fiedler  809. 

Filehne  867,  880. 

Finny  843. 

Finkler  383. 

Fiseber,  A.  91. 

Fischer,  E.  354. 

Fischer,  Fr.  m.  2M.  91L 
Fiseber,  G.  458. 

Fischer.  IL  592. 

Fleck  7&L 
Fleischer  303,  628. 

Fleischt  278. 

Fleischmann  699. 

Flescb  524. 

Flint  SUL 
Foä  m,  56L 


Forjett  Ul. 

Förster  144,  344. 

Fnulie  288. 

Fox  684, 

Frank  262,  612. 

Friinkel,  A.  184. 

Fräntael  681. 

Fratscher  686. 

Freer  319. 

Freise  238. 

Frerichs  951. 

Freund  239. 

Frey  350.  463.  668. 

Freymntb  845. 

Friedberger  768. 

Friedemann  490. 

Friedlüuder,  C.  6ii. 

Friedrich  684. 

Fries  846. 

Fritscbe  960. 

Fuchs  113,  108. 

Führy  8netblage  616. 

FBrbringer  285,  613. 

Fürstner  332,  573,  619,  746,  761,  869. 

G. 

Gähtgens  321,  833. 

Gairdner  368,  729. 

Galexowaki  927. 

Gallasch  432. 

Gallois  844. 

Ganghofner  674,  712. 

Gaskell  557. 

Gasser  79.3. 

Gautier  622. 

Gay  .3.36. 

Gayat  814. 

Gay  et  28a 
Gedl  403. 

Qegeubaur  125. 

Geissler  .399. 

Gelpke  9QQ, 

Genersicb  642 
v.  Genser  461. 

Gentseu  841 
Oentmer  814.  892. 

Gerbe  30. 

Gerber  687. 

Gerlach,  L.  503. 

Gerster  941. 

Giommi  635. 
de  Giovanni  .382. 

Girard  671. 

G14nard  622. 

Gliky  53fL 
Goexe  04. 

Golgi  138,  093. 

Goltdammer  204.  619. 

Gombault  236. 

Goniacw  430. 
v.  Gorup  ßesanes  733. 

Gosselin  208. 

Gräffner  702.  803. 

Grasset  960. 

Greenhalgk  368. 

Grimshaw  719. 

61* 


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964 


Namenregister. 


Grossmann  602» 
Grübler  69L 
v.  Grünewald  13*  416, 
Grünfeld  926> 

Grün  mach  815, 
Grütsner  612. 

Gubler  575. 

Gnibout  20, 

McGuire  736. 
Gusseubauer  265,  489. 
Güterbock,  L.  811« 
Gottmann,  P.  78, 


H. 


Haas  149,  ßlg, 

Hücker  863, 

H affte  r 825. 
Hamburger  670,  764- 
Hamilton  414.  G48. 
Hammarsteu  249,  82L 
Hauot  872. 

Hansen  573« 

Hardy  £16*  844*  ÄQL 
van  Harlingen  829* 
Harnack  268, 

Hartog  82, 

Hartsen  4L 
Harz  27L  22L 
v.  Hasner  608. 

Hasse  TiL 
Haubner  928 
Haussmaun  552« 
Ilayem  268. 

Hedler  224. 

Hegar  460. 
Heidcnhaiu,  R 21. 
Heidenhain  9Q8. 
Heidenreicb  517. 
Heimaim  *25. 

Heine  672. 

Heinlein  483. 

Heitler  922, 

Heiss  854. 

Helfreich  425. 

Heller  268« 

Hempe!  127, 

Henoeh  624,  854, 
Henrat  223. 

Hensen  441,  558« 
llermHim,  L.  31*  326, 
Herrendörfer  739- 
llerrmann.  G.  596. 


327. 


Hertwig  511.  756- 
Ilertzka  027- 
Herzog  286. 
Hesclil  266*  839« 
Hesse  909, 
Heubach  656, 
Hewett  287, 
Heydloff  572» 
Heymann,  P.  60* 
Heynold  238. 
Heynsius  80,  517, 


295. 


Hicks  808. 
Hilger  66 
llillairet  912* 


664. 


670,  626, 


Hitler  34.  91,  866.  871,  563, 

Hirne  864. 

Hinze  651. 

▼.  Hippel  607. 

Hirschberg  40*  62*  IM,  318,  352,  431* 
607.  611. 

His  192,  464, 

Hitsig  323. 

Hock  5Mi  922, 

Hoffmann  4SI,  895. 

Hofmeister  696. 

Hoggan  414. 

Holl  912, 

Hoppe  Seyler  486. 

Hörschelmann  260. 

Horwath  626, 

Huber  622, 

Hüfner  15*  727*  166, 

Huizinga  266. 

Huuking  398. 

Huppert  480,  265, 

Husemaun  336,  716, 

Hussou  318. 

Hutchinson  237,  654, 

Huth  760. 

Hüter  505*  556. 


i dli 

Jacobs  352.  871. 
Jacobson,  L.  862, 
Jacobson,  M.  142« 
Jariscli  824. 

Jastrowita  96, 

Jeau  829, 

Jelenffy  562, 
Jerusalimsky  476« 

Jenner  767. 

Iblder  419« 

Ihlow  312, 

Ingertdev  427. 
v.  Ins  528. 

Johannseu  9L 
Johnston  943. 

Joflfroy  642, 

Jolyet  361,  866« 

Israel  698, 

Juliusburger  959* 

Jurasz  952, 

Jörge us  266» 

Ivanowsky  288* 


K. 


Kadyi  885, 
Kahler  32,  atL 
Kaiser  219. 

Kalb  219* 
Kaltenbach  607» 
Kaposi  364 
Kappeler  825, 
Kassowitz  599. 
Kaufmann  941. 
Kehrer  52, 

Kelp  192* 

Kel.fch  16L 
Kernig  456,  235, 


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Namenregister. 


965 


Keyes  536, 

Kidd  110= 

Kind  847. 

King  126. 

Kirmisson  846. 

Klans  613. 

Kleba  282.  304. 

Klein  165,  188,  406,  444. 
Kleinwkchter  939. 
Klemensiewics  478. 

Klemm  159.  957. 

Klingelhöffer  654. 

Klug  E 527. 

Knapp,  H,  426.  623. 
v.  Knieriem  254. 

Knies  215. 

Knox  729. 

Köberld  552. 

Kocber  923. 

Köhler  161,  IM.  620,  652. 
Köbnhorn  496. 

Kolbe  752. 
v.  Kölliker  791. 

Kollmann  168,  437. 

König  222,  367. 

Königatein  79. 

Kassel  333. 

Köster  lflfL 
Köstlin  606. 

Konjkoff  734. 

Kotowtscbicoff  910. 
Koukol-Yasnopolsky  584. 

Kraska  383. 

Krastowsky  858. 

Krause  84.  438.  812. 

Kretachy  910. 

Krieg  480. 

Krönlein  182,  499. 

Krisbaber  784. 

Krukow  586. 
v.  Krnsenstern  652, 

Kühn  271,  606, 

Kflbne  636. 

Kubot  865. 

Kalischer  736. 

Kunkel  838 
Knute  895. 

Kalt  398.  414.  498.  550,  811,  829. 
Kupffer  134. 

Küeaner  767,  868. 

Küster  6,  895, 

Kuey  167= 

Küttner  461. 

L. 

Labonlb&ne  62,  143. 

Labroue  335. 

Lacbarri£re  864. 

Ladreit  864. 

Lencereeux  224. 

Landois  SflQ. 

Landolt  239,  869. 

Landouay  569. 

Landsberg  425. 

Laug  858. 

Lange  207,  240. 

Langendorff  945. 


Langgaard  328. 

Laugbans  188,  SSI. 

Lauai  713 
Laqueur  421,  762. 
Lateran  605,  784. 

Lawson  425. 

Laneostein  271,  587. 
Layeoek  127. 

Leber  330. 

Lebert  718. 

Lechartier  652. 

Lefferta  897. 

Ldger  911. 

Legoflf  79,  461. 

Lebmann  208.  894. 

Leo  143. 

Leonbardi-Aster  896. 
Leonpacber  191. 

Leopardi  380. 

Leopold  910. 

Lespiau  911. 

Lesser  95. 

Letterieb  24. 

Leube  678. 

Levinstein  320,  809. 
Lewin,  G,  620. 

Lewin,  G.  362,  620. 
Lewinski  195. 

Leydeu  63,  567. 

Licbtheim  639. 

Lieberkühn  101. 
Liebermann  207,  238.  379. 
Liebreich  381. 

Liman  363. 

Lionville  719. 

Litten  174,  572,  591,  141= 
Löbisch  726= 

Lochner  157. 

Löhlein  747. 

Lombroso  228.  324. 
Longwortb  263. 

Löri  395. 

Lotte  760. 

Löwit  398. 

Lnbimoff  1 12. 

Lncbsin^er  392  , 633. 
Lucios  581 
951.  Lübe  187. 

Lokomsky  653. 

Lürmaou  778,  325. 

Lusk  360. 

Lüttich  351. 

DL 

Haas  672. 

Hacdonald  221.  875. 
Maclagan  826. 

Magnan  704. 

Hagnna,  H.  62, 

Maier,  B.  733,  825. 
Halasset  200,  79T. 

Malinin  400= 

Haly  504, 

Manaaseln  766, 

Manfredi  114. 

Mana  679. 

Maragliano  27. 


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Namenregister. 


asfi 

Marchand  832.  960. 
Marcuae  799. 

Markwald  119. 

Markwort  16. 

Marmd  97. 

Marten  842. 

Martenson  362. 

Martin  411.  732.  816. 
Martinaaa  496. 

Martinet  719. 

▼.  Massari  368,  666. 
Maurin  63. 

Mayer,  L.  861. 

Mayer,  8.  684.  836. 
Mayer,  W.  399. 

Mdbo  968. 

Mendel  288.  656. 

▼ . Meriog  160. 

Merkel  263. 
Mettenbeimer  319. 
Meyer,  B.  151. 

Meyer,  Frits  20,  633. 
Meyer,  H.  907. 

Meyer,  L.  469,  768. 
Meyer,  Lotb.  607. 

Meyer,  M.  480. 
Moyerowits  74. 

Michel,  C.  7SL 
v,  Mibalkowics  6,  337. 
Mikulicz  956. 

Mille  400. 

Mitchell  804. 

Model  62. 

Moeli  896. 

Moldeobauer  706.  906. 
Moleschott  334. 

Monin  246. 

Monti  265.  495. 
Moreao-Marmont  959 
Moriggia  589. 

Mortou  606. 

Moseo  422. 
Motschutkoffaky  193. 
Müller,  J.  303,  622. 
Müller  779,  880. 

Mubr  805. 

Muok,  Li.  948. 

Munk,  Jm.  85.  221.  663. 
McMnnn  223. 

Mnrrell  384. 

Musculus  733, 
de  Moisy  842. 


N. 

Nagel  226. 

Nasse,  O.  72. 

Nathan  204. 

Nawrocki  7JL 
Neelaeo  671. 

Nefftel  370. 
r.  Nencki  379.  812. 

Neomann,  B.  30,  269,  889.  417. 
Neumann,  J.  90,  940. 

Nieati  69,  316. 

Nicoladoni  61,  813. 

Nieden  222. 


Nothnagel  387,  688. 
Nowak  22. 

Nowintky  790. 

▼.  Nussbaum  318,  718. 

0. 

Oeri  932. 
v.  Oettiogen  479. 
Ogeton  144. 

Oldoinl  909. 

Oliver  944. 

Ollier  830. 

Ollivier  911. 

Olsbansen  63,  666. 

Ord  608- 
Ortdga  676. 

Orth  416. 

Osler  142. 

Ossi  689. 

ott  yra,  128. 

Otto  16. 

Owsjannikow  782. 

P. 

Paquelin  744. 

Pareuski  847. 

Parrot  411,  927. 
Pascbotio  423. 
Paaquel-Labroue  336. 
Pnezkowski  64. 

Pauli  265. 

Pavy  637. 

Pawlinoff  62, 

Payue  271. 

Pdan  846. 

Pearse  803. 

Pel  496. 

Pellet  830. 

Peuzoldt  653. 
Perewoznikoff  851. 
Perls  139,  869. 

Perrier  314. 

Petri  616, 

v.  Petteukofer  80,  463. 
Peyrot  801. 

Pflug  15. 

Pflüger,  E.  106,  131 
Pflüger  766,  862. 

Pick  462,  464,  861 
Pierret  32. 

Pilicier  428. 

Pioard  400. 

Pitrea  661,  763, 

Plateau  926. 
v.  Platen  131 
Plenk  31. 

Poincard  69,  899. 
Pollard  802. 

Poufick  604,  761. 
Poncet  112,  334. 

Porter  111, 

Posch  616. 

Pouchet  30,  461. 
Preyer  766. 

Pribram  712, 

Puls  920. 

Pupier  111. 


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Namenregister. 


967 


Porjesz  8IL 
Potieys  398. 

Pye- Smith  661. 

Q- 

Quellhorst  740,  794. 

Quincke  88. 

B. 

Bubi  fißfi. 

Rabutean  169. 

Radwaner  958. 

Rajewsky  169,  189.  629.  684. 

Ralfe  688. 

Rauke  697,  913, 
de  Ranse  144. 

Ranvier  342,  633,  660. 

Raoult  783. 

Räuber  129,  243,  256,  367. 

Raymond  688 
Raynaud  217 
Regoard  860. 

Kehn  139. 

Reich  336. 

Reichart  136. 

Reichenbach  721. 

Remak  332. 

Renaut  111,  619. 
v.  Reusa  573. 

Rewuow  907. 

Reyher  264,  416,  482. 

Reynolds  767. 

Ricbardsou  111,  BOB. 

Bichet  112,  735,  848- 
Bicbter  809,  832. 

Riedel  663. 

Riedinger  169,  862. 

Riegel  53,  272,  652,  617,  762,  923. 
Riemer  700. 

Riesel  649. 

Riesa  204.  362. 

Ringer  384. 

Rinke  240. 

Bisel  122. 

Bitter  24.  702.  786. 

Rivington  222. 

Robert  411. 

Robin  110,  366. 

Bodmauu  629. 

Robde  318. 

Böhrig  726,  TU. 

Rollet!,  A.  766. 

Bollett,  E 319. 

Rose  76. 

Rosenbach  5,  190,  223,  672,  718,  Z30,  802. 
Rosenstirn  621. 

Römer  384. 

Rossbacb  670,  740,  794. 

Rotbhaupt  98. 

Rooget  642.  886. 

Roussin  288. 

Bndzki  907. 

Rüge  411. 

Rotenberg  31,  496,  800.  813. 

Ryan  783. 


s. 

Sabine  671. 

Sachs  (Cairo)  409. 

Sachs,  C.  4M 

Salkowski  812,  818,  848,  882. 

Salomon  140.  388. 

Samt  313.  600. 

8amuel  826. 

Sanderson,  Burdon  608 
Scb&fer  126. 

Schaffer  367. 

SchebyBacb  680. 

Scheib  143. 

Scheube  665. 

Scbiefferdecker  286. 

Schiess  üemoseus  77. 

Schiff  118,  804. 

Schleich  42. 

Scbmid,  6.  831. 

Schmidt,  Alex.  10,  202  , 461.  610  , 769 
836.  92L 
Schmidt,  O.  913. 

Schnabel  717. 

Schneider,  A.  33. 

Schneller  645. 

Schnitzler  943. 

Scbnopfbagen  742. 

Schöler  734. 

8chöuborn  623. 

Schramm  761. 

Schreiber  367. 

Scbrötter  502. 

Schule  908. 

ScbUlein  416. 

Schulin  214. 

Schüller  209, 

Scbultze,  B.  8 443. 

8cbultze,  B.  862. 

Bcbnltze,  Fr.  169,  618,  574,  803, 

Schul»  393,  749,  84Z. 

Schumacher  LL  674.  803. 

Schüppel  879. 

SchützeDberger  381.  749. 

Schwab»  440. 

Schwalbe  497,  631,  847, 

Schweigger  194. 

Schwing  716. 

Scolomboff  702. 

Scriven  767. 

Sddillot  893. 

Seegen  22,  849. 

Seeligmüller  688,  874,  879. 

Seligsobn  846. 

Senator  91,  241,  361  490. 

Senftleben  121. 

Serck  809. 

Sertoli  483. 

Shakespeare  661 . 

Shearer  63. 

8hewen  127. 

Sidlo  62. 
v.  Sigmund  926. 

Signol  494. 

Simou,  F.  734. 

Simpson  816. 


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Namenregister. 


afis 


Sinclair,  Julie  455. 
de  Sindty  110.  316. 
Skorciewaky  746. 

Smith  902. 

Snell  573. 
ßocoloff  534,  11 7, 
Socolosuboff  702. 

Soltmann  406. 
Sommerbrodt  551,  943. 
Soonenbiirg  734,  926. 
Soyka  54L  637. 

Spamer  9ll. 

Speck  288. 

Spencer  Welle  128, 
Spieker  630. 

Squire  606. 

Steeger  31. 
fitefani  607,  950. 

Steiner  447,  903,  918,  949. 
Steinilz  831. 

Stern  847,  928. 

Steudener  116. 

Stewart  223 
Stieda  42. 

Stiller  219,  329. 

Stilling  547. 

Stirling  343,  810. 

Stitaer  654. 

Stokes  30. 

Stoluikow  811. 

Streatfield  959. 

8trelzoff  12, 

8tricker  362,  419,  SSL 
StroganofF  126,  498. 

Strong  751, 

Strümpell  232,  235. 

Stumpf  428. 

Stutzer  141. 

Sutugin  495. 

Swain  493. 

Bzymkiewica  532. 


T. 

Tait  680,  212, 

Talma  SOL 
Tamassia  365 
Tappeiner  740. 

Tarcbanoff  270.  816,  493.  610 
Tardieu  288, 

Taylor  111,  127. 

Terrigi  713. 

*.  Tbanhoffer  401. 

Thin  486,  613 
Thoma  942. 

Thomas  720. 

Tbomaen  874. 

Thomson  320,  425. 

Tiederoann  408. 

Tiegel  664,  670,  673 
Tillaux  232. 

Tiilmaona  724. 

Tittel  347. 

Torrea  589. 

Toorneaua  79,  590. 

Traube  547. 


Treitel  147. 

Trendelenbnrg  602,  692. 
Treulich  384. 

Tripier  160,  635. 
Troiaier  32. 

Tachiriew  344,  609. 
Turnbull  425. 

Tuefferd  202, 


u. 

v.  Ubisch  312. 

Dbler  923 
Uoderbill  253 
Urbain  253 

T. 

Vaillard  513 
Vajda  327. 

Valentiner  574. 

de  la  Valette  St.  Qeorge  772. 

▼.  den  Velden  866. 

Vierordt  216. 
de  Vincenties  394. 

▼.  Vintachgau  921. 

Vircbow  450,  839. 

Vogel  783 
Vogt  762,  923. 

Völkel~495. 

Volkere  573 

Volkmann,  A.  W.  223 

Volkmanu,  B.  176,  287,  634,  784,  203 

Voea  780. 

Vulpian  618. 

w. 

Waldeyer  43 
Wallace  676. 

Wassilewsky  616,  671. 

Waasilieff  626,  873. 

Webb  663 
Weber,  A.  743  769. 

Weber-Liel  17,  989. 
y.  Wecker  95. 

Wegner  933. 

Wegacheider  47. 

Weigert  932. 

Weisflog  575. 

Weiake  270. 

Weias  166,  416,  750. 

Weisagerber  869. 

Welcher  103. 

Wells  128. 

Wernber  26. 

Wernicke  158,  253  347. 

Westphal  549. 

Wewer  813. 

Wilhite  127. 

William*  104,  239,  663 
Willigk  1887462,  622. 

Windelscbmidt  912. 

Winiwarter  489.  840. 

Winkel  466,  633 
Winogradoff  266, 

Winter  223 


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Nnmenregirter. 


969 


Winternit*  653. 
Witkoweki  432. 
v.  Witticb  4ö. 

Woinow  672. 
Wolffberg  126,  82Ü. 
Wolffhügel  58. 

Wölfler  454,  711. 

▼.  Wolkenntein  687. 
Woroschiloff  621. 

T. 

Yandell  736. 


z. 

Zabladowüki  911. 
Zsnfsl  233. 
Zechmeister  897. 
Zeller  736.  816. 
Ziegler  773,  954. 
Zimmer  971. 
Zimmermann  204. 
Zuckerkandl  852. 
Zülaer  474. 

Zulkowsky  367. 
Zweifel  907. 


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Sack-Register, 


A. 


Abiogenesis  398,  621. 

Abscesse,  Gasentwickelung  143;  A.  der 
Leber  -109. 

Abkühlung  der  Warmblüter  670;  vom 
Darme  atta  813. 

Acidalbumin  637. 

Acne  varioliformi8  911. 

Aconitin,  Wirkung  auf  das  Herz  108. 
Addiaon’ache  Krankheit  651. 
Adductionaperapectiv  633. 

Adstringentia,  örtliche  Einwirkung  auf 
die  Gelasse  621. 

After,  künstlicher  943. 

Albumin  und  seine  Verbindungen  617. 

637,  678,  795;  bei  Diabetes  871. 
Albuminurie  616;  der  Alkobolisten  746; 
Fuchsin  gegen  378. 

Alkalien,  Einfluss  auf  Blutkörperchen 
111;  bei  Diabetes  831. 

Alkaloide  der  Stepbanskörner  (Delphinium 
ataphysagria)  899. 

Alkohol  169,  388. 


Alkoholisten  746. 

Allantoin,  aus  Harnsäure  gebildet  862. 

Alveolarepithel  im  Sputum  703. 

Amanitin  268. 

Amaurose  846. 

Amblyopie  31,  289,  846. 

Amenorrhoea  902. 

Ammon,  salicylsaures  als  Ersatz  der  8a- 
licylsäure  362. 

Amphibien  U7,  772. 

Amputation,  Oberschenkel  80j  Verän- 
derung im  Rückenmark  nach  814. 

Amygdalin  16,  689. 

Amylnitrit,  bei  Melancholie  und  See- 
krankheit 192;  phys.  u.  therap.  unter- 
sucht 464,  684,  860. 

Amyloiddegeneration,  amyloide  Tumoren 


955. 


Amyloidreaction  266. 

Anämie,  progressive  perniciöse  465,  480; 

idiopathische  651;  essentielle  680. 
Anästhesie  618,  735. 


Anemonin,  Wirkung  925. 

Anäatbetica  959. 

Aneurysma  60,  123,  190:  retrobulbäres 
222;  Aortae  331,  666,  872:  der  Carot 
int.  bei  Geisteskranken  459:  der  linken 
Wirbelarterie  mit  Kacialiskrampf  518; 
der  Lungenarterie  718;  der  Arterie 
mesenterica  sup.  831 ; des  Aortenbogens, 
Zusammenhang  mit  Pneumonie  872. 
Anilinfarbstoffe,  Reaction  der  Gewebe  auf 
657. 

Anophthalmus  congenitus  608. 

Antimon,  Wirkungen  321. 

Antiseptica  79,  154.  908. 

Antiseptische  Wundheilung  176.  182. 592, 
Annren  33. 

Aortenaneurysma  123,  331,  872,  656. 
Aphasie  63,  34Zj  222. 

Apomorphin  64. 

Apoplexie  in  die  Rückenmarkssubstanz 

530, 

Archibiosis  s.  Abiogeuese. 

Argyria  700. 

Arsen  333;  Nachweis  in  Geweben  702; 
Vermehrung  der  Stickstoffausscheidnng 

833. 

Arterien  s.  Gefässe. 

Arteriitis  obliterans  65. 

Arthropathie  s.  Gelenkleiden. 

Asche  des  Blutes  824. 

Aschen,  organische  830. 

Ascites  275;  chylöser  466. 
Asparaginsäure  254. 

Aspergillnsläden  285. 

Asthma  dyspepticum  624. 

Astragalus,  Fractur  u.  Luxation  15. 
Atheromcysten,  am  Halse  494,  814. 
Athmung,  Capacität,  beeinflusst  von  der 
Höhe  287;  Einfluss  der  Kohlensäure 
783;  Geräusche  801,  910;  beim  Foetni 
907:  Beziehung  zum  Blutdruck  950. 
Atmosphäre  58. 

Atrophie,  progressive  32,  219,  236,  857; 

des  Gesichts  713. 

Atropin  224,  736,  816,  940. 
Ausführungsgänge  110,  239. 

Auge  30, 31,  40,  59, 62  ; Scleraextrzctiosen. 


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Sachregister. 


971 


Staarextractionen  77,  95^  Nerren  79; 
Thränenkarunkel  111 ; Keratitis  113, 
479,  708:  Pupillenerweiterung  118; 

Hornhautaffection  nach  Trig.  - Durch- 
schneidung  121 : Nystagmus  127,  646 ; 
Ganglion  opthallm.  136;  Einfluss  auf 
den  thierischen  Stoffwechsel  137 ; Neger- 
kinder 143;  Flüssigkeitsströmung  215; 
Störung  des  Sehvermögens  217 : pul- 
sirende  Geschwulst  222;  Circulations- 
phaenomen  der  Hornhaut  225;  hyste- 
rische Amblyopie  239 : Conjunctivaend- 
zellen  263;  Sehnervennpparat  279; 
Cysticercus  312:  ßemideeussation  der 
Sehnerven  fasern  3 18. 352 ; Erkrankungen 
hei  Diabetes  330:  Nervenendigungen  der 
Conjunctiva  334:  Berechnung  der  Ver- 
grösserung  des  aufrechten  ophthalmos- 
copischcn  Bildes  370:  Membrana  Des- 
cemeti  376.  753:  plötzliche  Erblindung 
bei  Hydrocephalus  399:  Regeneration 
der  terminalen  Horuhautnerven  416 ; 
Saftränme  in  der  Hornhaut  des  leben- 
den Frosches  419 : Irisbewegnng  422; 
Netzhautgliom  495;  Kapselkatarakte 
455;  Trachom  479;  Thränonröhrchen 
483;  Operationsstatistik  495;  Theorie 
des  zusammengesetzten  Auges  516: 
Farbenempfindung  bei  indirectem 
Sehen  627;  Untersuchung  Farben- 
blinder 547;  Hemeralopie  673:  Flim- 
merscotom  673:  Hornhautstahpylom, 

Foetusauge  586:  Anophthalmus  con- 
genitus  608;  Sehschärfe  und  Beleuch- 
tung 615:  Bau  der  Iris  623;  Car- 
cinom  der  äusseren  Sehuervenscheide 
623:  Beziehung  des  N.  acusticus  zu  den 
Augenbewegungen  634:  Farbenlehre 

672 : Colobom  der  Iris  679;  Iritis  717; 
Polyopia  monocularis  760;  Statistisches 
734;  ophthalmoscopische  Phaenomene 
als  Zeichen  des  Todes  814;  Amblyopie 
nach  Blutverlust  846:  Myopie  bei 

Lehrern  862;  Melanotisches  Parcom 
u.  Carcinom  922;  Hornhanttätowirungen 
927:  Augenleiden  bei  Aphasiscben  927i; 
Reflex  in  der  Umgebung  der  Macula  943. 

Auscultatorische  Phaenomene  672,  712, 
729,  802.  210. 

Automatische  Erregung  im  Froschherzen 

386,  435. 


Belladonna,  Antagonismus  zu  Opium  944. 
Benzoeverbände  383. 

Bewegungsempfindung  hei  Kranken  673. 
Bezoare  des  Pferdes  und  Rindes  271. 
Bicyanuretnm  Hydrargyri  bei  Syphilis 

925. 

Bilirubin  504. 

Bindegewebe  43,  437,  513;  Neubildung 
773. 

Bindehaut  s.  Conjunctiva. 

Blasencatarrh,  Entstehung  686. 
Blasencervicalfistel  607. 

Blasendivertikel  und  Blasensteine  190. 
Blasenscheidenfistel  912. 

Rlasenspiegel  beim  Weibe  496, 

Blattern  s.  Variola. 

Bleivergiftung  224,  262.  332, 

Blenorrhoea  urethrae  482. 

Blickfeld- Messung  184,  645. 

Blut,  chemisch.  UL  12,  81,  UL  142,  158, 
202.  316.  318.  354.  361.  407,  45L  498, 
584.  696,  759,  824.  889;  Pathol.  761,  815 
Blut,  Bildung  30,  200.  207. 

Blutdruck,  Einfluss  auf  die  Häufigkeit 
der  Herzschläge  ZJL  609,  bei  Störungen 
im  Lungenkreislauf  639.  Einfluss  der 
Bäder  907;  Beziehung  zur  Respiration 
950 

Blutflecken,  Erkennung  400. 

Blntgehalt  der  Extremitäten  614. 
Blutkreislauf,  Störungen,  bei  septischer 
Infection  505;  in  den  Lungen  639 ; 
Wiederherstellung  nach  Unterbindung 
926 

Blutkörperchen  316,  342,  536,  670. 
Blntschwitzeu  347. 

Blutserum,  Eiweissbestimmung  220. 
Blutung,  des  Uterus  320. 

Brenzkatechin  303,  954. 

Brom,  seine  Einwirkung  auf  Bilirnbin  604. 
Bronchialstein  717.  944t 
Brüche  s.  Fracturen  u.  Hernien. 
Brustdrüse.  Neugeborner  461. 
Brustkasten,  s.  Thorax. 

Brustkrebs  ISO. 

Bulbärparalyse,  geheilt  816. 

Bursae  phrenico-hepaticae  207. 
Buttersäuregährung  423 
Butylchloral  381,  912. 

c. 


B. 

Bacillus  anthracis  277. 

Bacterien  154,  209,  277,  517,  641,  Zfifi. 
Bäder,  Adhäsion  der  Badestoffe  an  der 
Haut  894;  Einfluss  auf  den  Blutdruck 

907 

Balggeschwulst,  mit  Drüseninfection  55. 
Basedow'sche  Krankheit  384. 

Basen  in  den  organischen  Aachen  830. 
Batrachier,  Embryologie  583. 

Becken  782;  Lage  der  Eingeweide  70. 
266;  Fractnr  665. 

Befruchtung  des  Kaninchens  und  Meer- 
schweinchens 441,  466,  558. 


Caffein  591. 

Calabarbohne  582. 

Calcanens  143 

Capillaren,  Contractiliiät  382:  Degene- 
ration im  Gehirne  671. 

Carbaminsänre  im  Blute  696. 
Carbol-Jute-Vcrband  520. 
Carbolsäurebehaudlung  bei  Diabetikeru 
592;  Injection  gegen  Phthise  u.  Tuber- 


cnlose  943. 

Carcinoma  126,  180,  212,  216,  HL  341, 
393.  629,  623.  749,  790.  910.  922. 
Casuistik  547,  549. 

Cataract,  angeborner  doppelseitiger  607. 
Catgatnaht  815. 


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Sachregister. 


äi2 


Caverne,  der  Lunge,  Durchbruch  in  den 
Wirbelcanal  HOB. 

Cerebellum  s.  Kleinhirn. 

Cerium.  oxalsaures  400. 

Chalazion  394. 

Cheiro-Pompholyx  654. 

Chiasma  N.  optici  Sä,  318. 

Chinin  432,  476,  650,  72ü. 

Chloasmata  324. 

Chloral,  gegen  Fussschweiss  576;  Intoxi- 
cation  619:  bei  normalen  Geburten  SSO, 
Chloroformuarkose  119.  959. 

Cholecyanin  80, 

Cholera,  in  Syrien  468:  Schutzmittel 

gegen  845.  infantum  H97. 

Cholestearin  im  Harn  632. 

Choletelin  80,  207. 

Cholsäure  740. 

Chorda  dorsalis  6,  958. 

Chorda  tympaui,  Klinisches  491 ; Ge- 
schmacksfuscrn  315 

Chorea  138,  185.  368,  575:  congenita  768; 

gravidarum  816. 

Cicatricula  der  Fischeier  30. 
Circulationsstörungen  671,  639.  741. 
Colchicin,  phys.  Wirkung  570. 
Collateralkreislauf  926. 

Colobom  326,  679 
Colotomie  943. 

Condylome,  breite  397. 

Conjunctiva,  Nervenendigungen  334; 

Histol.  336 : lJemoralopie  573. 
Constipation  731. 

Contagiosität  107:  der  Pocken  356.  371. 

hered.  Syphilis  464:  Syphilis  780. 
Contractilität,  der  Capillaren  382;  Muskel - 
Substanz  448. 

Contraction  der  Muskelfasern  941 ; Fort- 
pflanzung der  Contraction  und  der  neg. 
Schwankung  im  Muskel  949 
Contractur  676. 

Conrulsionen  bei  Rückenmarks  - Erkran- 
kung 704. 

Cotorinde  und  Cotoin  732. 

Cresotinsäure,  antipyretische  Wirkung 

909 

Crotoncbloral  s.  Butylcbloral. 

Crotonöl  gegen  Herpes  tonsurans  864. 
Cronp,  Mittel  gegen  863. 

Curare,  Wirkung  903. 

Cutis  des  Hundes,  Anatomie  810. 

Cyste  MO,  494,  652,  783,  839,  862 
Cystoadenom  734. 

Cystenkropf  776,  814. 

Cystinurie  796. 


D. 


Darm,  typhöse  Narben  im  462:  Leukä- 
mische Tumoren  798:  embolische  Ge- 
schwüre 847;  operative  Erreichbarkeit 
des  Duodenum  878;  künstlicher  After 


943. 

Darmconcremente  27L 
Deciduome  823. 

Decubitus,  bei  Gehirnleiden  647. 
Deformität  des  Schädels  622. 


Deglutitionshinderniss,  bedingt  durch 
Pharyngitis  granulöse  462 
Delphinin  RIO. 

Dentition,  zweite  735. 

Dermatitis  herpetiformis  90,  exfoliativa 
843. 

Dermoide,  am  Kopfe,  genese  935 
Desquamativpneumonie  222. 

Diabetes  62,  121,  223,  213.  283,  311.  330, 
352,  535,  592,  SSL  SIL 
Diät  (Fieber)  4L 
Dialyse  10,  265,  678,  759. 

Diaphragma,  secundäreKrebsentwickelnng 
529. 

Diarrhöen,  Einfluss  auf  das  Blut  863 
Dickdarm  1 19. 

Digitalis-Vergiftung  496:  chronische  Ver- 
giftung 816. 

Digitalin  16^  subcutan  4.32. 

Dioptrik  des  Auges  49. 

Dipktberitis  728.  856;  der  Iropfwunden  94 
Dissociation  958 
Distoma  69, 

Doppelbrechung  448. 

Dottergang.  Persistenz  in  der  Nabelschnur 
1AL 

Drillingsgeburt  160. 

Druck  a.  d.  Hacken  16, 

Druckpuncte,  schmerzhafte,  der  Wirbel- 
säule 480. 

Duodenum,  operative  Erreichbarkeit  878. 
Dura  mater  367.  829. 

Dysmenorrhoea  96 


£. 

Echinococcen,  multiple  318;  hepatis  846. 

Ecbinococceufliissigkeit  221. 

Ecbinodermen  60. 

Eclampsia  parturientium  875. 

Ectopia  tarsi  959. 

Eczema,  Behandlung  324  , 606;  men- 
struelles 656. 

Ei  80j  abnorme  Bildungsvorgänge  389: 
vom  Kaninchen  466:  Entwickelung, 

Befruchtung  uud  Theiluug  51 1 : Unter- 
suchung des  Eiweisses  durch  Dialyi« 

759. 

Eigenwärme  826. 

Eileiter,  Epithel  389. 

Eisen,  Ausscheidung  16  ; Einfluss  auf  Er- 
nährung 159;  Eihäute  £4. 

Eiterkörperchen  94, 

Eitersellen,  flimmernde  418. 

Eiweissbestimmung,  quantitative  des 
Blutserums  und  der  Milch  920. 

Eiweissstoffe  10,  22,  265,  344,  36L  4SL 
616.  637,  678.  746,  759.  795.  811,  836: 
Synthese  im  Organismus  907. 

Electrische  Organe  173. 

Electrische  Ströme,  gegen  Geleokrhee- 
matismus  363;  gegen  Magenectasie 
370;  bei  künstlicher  Einleitung  der 
Frühgeburt  416;  gegen  Verstopfung  äSi; 
bei  phagedäuiseben  Geschwüren  575; 
Einfluss  auf  die  rothen  Blutkörperchen 
670;  gegen  Geschwülste  814. 


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fr 


Sachregister. 


973 


Elephantiasis  Arabum  126. 

Embolie  der  Lungenarterien  174;  nach 
der  Esmarch’schen  Eiuwickelung  368: 
der  A.  mesenterica  383 ; der  Aorta  587. 
Embryo  des  Säugethieres  791. 
Emmetropisches  Auge  1CL 
Empfindung  bei  Kranken  673. 

Empyem,  des  Bauches  219,  910. 

Emulsin  15. 

Emulsionen,  Entstehung  und  Werth  für 
die  Fettresorption  918, 

Encephalitis  diffusa  28. 

Enchondrom  450. 

Endarteriitis  acuta  572. 

Endocarditis  208:  ulcerosa  687. 
Endometritis  G3. 

Endotheloarcinom  393. 

Endothelien  611. 

Endotbeliom  139. 

Entozoen  815 

Entwickelungsgeschichte  fi,  33,  42,  64, 
101,  110,  116,  117.  129.  153,  214,  246. 

254,  269.  300,  325.  338,  351,  359.  398. 

404,  441,  466,  478,  510,  542,  553.  583. 

706.  HL  79L  793,  9üfL  946j  9£7,  958, 

Entzündung  57,  61,  142,  113,  191,  219, 
222.  408,  486.  493, 

Epidemie  144,  18L  468,  681,  729,  83L  845. 
Epidermis  167. 

Epilepsie  63,  240,  501,  943;  Hervorrufen 
von  Anfällen  575 : durch  Kehlkopf- 

fibrora  943,  durch  Bronchialsteine  944. 
Epithelien  150,  389,  478.  590;  Erkran- 
kungen 879. 

Epitheliom  271,  4151,  848, 

Erblindung,  plötzliche  bei  Hydrocephalus 

399. 

Ergotin,  wirksamer  Bestandtheil  848. 
Erhängter,  Sameneutleerung  480. 
Ernährung  159.  235,  335. 

Erstickung  288.  498. 

Erysipel  381,  880.  91)9. 

Erythema  exsudativum  620. 
Erythrophloeum,  Wirkung  844. 
Exantheme  acute  380,  750,  735 ; durch 
Berührung  des  Rhus  toxicodendron  736 ; 
Masern  83 1 . 

Exophthalmus  222. 

Exsudate,  pleuritische,  operativ  behandelt 

396.  574. 

Extrauterinschwangerschaft  413 
Extremitäten,  Blutgehalt  614. 

F. 

Faha  ealabarica.  druck  vermindernde  Wir- 
kung 582. 

Facialiskrumpf,  linksseitiger  518. 
Facialislühnmng  491. 

Färbemethode,  neue  für  histol.  Präparate 
414;  mit  Cochenille  Carrain  461;  Knor- 
pel und  Knochen  657;  neue  Färbe- 
flüssigkeit 705. 

Faradisation  870,  535;  bei  Anaestbesie 
618;  bei  Milztumoreu  745. 
Farbenblindheit , Untcrsuchungsmethode 
ML 


Farbenempfindung,  bei  indirectem  Sehen 

527. 

Farbenlehre  672. 

Fascia  lata  nach  Fracturen  959, 
Faserstoff  202,  249,  407,  451.  510;  Ge- 
rinnung 837,  921,  Cylinder  869. 
Fäulniss,  der  Gewebe  365;  im  thierischen 
Organismus  812. 

Feile  in  der  Wirbelsäule  832. 

Fenster,  rundes  1L 

Fermente,  ungeformtc  15*  72,  367.  612, 
636;  organisirte  366;  erhitzte  510; 
zuckerbildeude  687 ; im  Harnstoff  733; 
Beziehung  zur  Gesundheitspflege  781 ; 
Wirkung  auf  Glycogen  849. 
Fermentbildung,  experimentelle  Hemmung 
533;  der  Leber  585;  von  Früchten  652  ; 
im  Pflanzenreiche  733. 

Ferri  chlor&ti  Tiuctura  gegen  Erysipel 
8 HO. 

Fett,  die  ersten  Wege  desselben  402; 

Resorption  918;  Synthese  851. 
Fettbildung  in  Folge  reichlicher  Gallen- 
bildung 832. 

Fettembolie  nach  Knochenverletzung  fifi  . 
Fibrin  s.  Faserstoff. 

Fibrom  239,  943. 

Fibromyome  des  Uterus  460. 

Fibro- Neurom  des  Armes  840. 

Fieber  57]  Salicylsäure  91*  204,  193,  415, 
505;  Theorie  598*  826*  653*  All 
Fieberdiät  4L 

Fieberhafte  Störungen  des  Blutkreislaufes 

606. 

Filaria  sanguinis  815. 

Fiugerstrecker  723. 

Fisteln  52*  95*  607.  766.  778;  unblutige 
Heilung  908.  912. 

Fliegenpilz-Alkaloide  268. 

Flimroerscotom  573. 

Flusskrebs,  Entwickelung  721. 

Foetus  110*  Ul*  782,  906*  90L 
Follikel,  Graaf scher  748. 

Fracturen  15*  126,  159,  685.  644,  655,  959. 
Fremdkörper,  Taschenmesser  im  Oeso- 
phagus 255 ; in  der  Paukenhöhle  698. 
Frühgeburt,  künstlich  bewirkt  durch  In- 
ductionselectricität  410. 

Fuchsin,  bei  Albuminurie  878. 
Functiouswechsel  300. 

Furchuug  466. 

Fass,  Doppelbildung  AL 
Fussschweiss,  Chloral  dagegen  empfohlen 
576;  Salicylsäure  gegen  896. 

o. 

Galle  334.  717;  Schwefelausscheidung  838. 
Gallenblase,  Anatomie  4L 
Gallenbronchialfistel  6L 
Gallenfarbstoff,  Nachweis  im  Harn  5,  702. 
Gallengang,  Unterbindung  24,  Pefect  750. 
Gallensäure,  Nachweis  im  Harn  389.  702; 

Nachweis  der  Gallensänreresorption  493. 
Gallensaures  Natron  gegen  Gallensteine 

m 


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974  Sachregister. 


Gallenstein  69,  606,  718,  811 ; Bildung 
832.  879. 

Galvanische  Ströme,  fäulnisswidrige  Wir- 
kung 79j  Reaction  der  Nerven  287 ; 
auf  den  Sympathien»  458. 

Galvanopuuctur  123,  331. 

Ganglien,  des  Rückenmarks  93j  619. 

Ganglienzellen,  Kerne  der  Gill. 

Ganglion  optithalmicum  136. 

G&ngraen,  hei  allgemeiner  Paralyse  899. 

Gärung  366.  486,  62 1 1 der  Leber  584. 

Gase,  Analyse  aus  einem  Pneumothorax 
910 

Gasentwickelung  143. 

Gaumeubewegungen.  nach  Entfernung 
einer  Geschwulst  der  Augenhöhle  841. 

Gaumenspaltuaht  mit  Erzielung  reiner 
Sprache  800. 

Gefänse:  Arterien  5L  65;  Stichwunden 
76;  Aneurysma  123.  322.  1 90 ; Arteria 
coronaria  cordis  133:  Entzündung  142; 
Embolie  174,  383:  Stenose  d«  r A.  pul- 
monalis  156.  702;  Wandungen  158: 
Eudocarditis  ulcerosa  an  der  A.  pulmo- 
nalis  208 : Verbindung  der  Blut-  und 
Lympbbahnen  270;  Stenose  des  conus 
arteriosus  Aortae  271 : Lymphgefasse 
277;  practisch  wichtige  Anomalien  351 ; 
ContractilitUt  der  Capillaieu  382;  Saft- 
kanälchen der  Gefdsswände  403;  auea- 
rysmatische  Veränderungen  der  Carotis 
int.  bei  Geisteskranken  459:  Verhalten 
bei  Entzündung  493;  Aneurysma  der 
Art.  vertebralia  mit  Facialiskrampf  518; 
Beziehung  der  Blut-  und  Lymphgefäße 
zu  den  Saftkanälchen  561;  Eudarteriitis 
acuta  572 ; Embolie  der  Aorta  587 ; 
Organisation  des  Thrombus  598;  ört- 
liche Einwirkung  der  sog.  Adstringentia 
621 ; Aneurysma  der  Luugeuarterie  718; 
Ly mphge lasse  der  Gelenke  724;  hyper- 
trophische Verdickung  der  Intima  der 
Aorta 742:  Gefässneubildung  773;  Aneu- 
rysma der  Art.  rneseuterica  superior 
831 ; atheromatöse  Arterieucutartung 
832;  Aneurysma  des  Aortenbogen»,  Be- 
ziehung zur  käsigen  Pneumonie  872; 
Systolengeräusch  der  Art.  subclavia, 
Gelassgeräusche  bei  Unterleibs  - Ge- 
sell wülsten  910:  Wiederherstellung  des 
Kreisläufe»  nach  Unterbindungen  926; 
Lymphgefässe  des  Hodens  941. 

Gehirn : Urwindungssystem  158 ; Neubil- 
dung 224 ; Sarkom  240;  Erkrankung 
der  inneren  Kapsel  253 ; Vasomotorische 
Apparate  der  Rinde  260 ; Erkrankung 
316;  Verletzungen  des  Grosshirn»  323 ; 
Entwickelung  des  Balkens  und  (»e- 
wölbes  338 : Hirufaserung  350.  468; 
Nerven  der  dura  mater  367 ; Functionen 
des  Grossbirn»  der  Neugeborueu  4o6 ; 
Heizung  449:  Erschütterung  462;  Ge- 
schwülste 496;  Localiairung  der  Ge- 
hiruufiectioneu  626 : Syphilitischer  Er- 
weichungsherd 531 ; Kleiuhirngesch  wulst 
633 ; Erkrankung  der  Grosshirnrinde 
536 ; Reizung  der  Gehirnrinde  662,  869; 


Veränderungen  bei  Lyssa  625;  Gehirn- 
leiden  mit  Decubitus  647 ; Cyrte  655; 
Degeneration  der  Capillaren  671;  Ver- 
letzung 688;  Einfluss  der  SchHdelfenn 
auf  die  Windungen  753;  Apoplexie  mit 
Heminnaesthesie  763;  Angeborner  Etat 
crible  de»  Kleinhirns  783;  bei  Ver- 
rückten 805;  Reflexe  von  der  dura  mater 
829;  Hirubämorrhogieu  nach  Phospbor- 
vergiftung  830 ; Myosarcom 854;  Sarcom  i 
im  Pons,  Tuberkeln,  Atrophie.  Meniago- 
Kncepl  alocele,  Meningitis  tuberculosa, 
Symptome  bei  Keuchhusten  855,  866; 
Ilerderkraukungen  899:  Abscess  äiü; 
Mycosis  908;  Raubthiertypuü  am 
menschlichen  Gehirne  936 ; Tumoren 
der  Hirnanhänge  932;  multiple  Sclero« 
938;  Reizung  des  Grosahinis  beie 
Frosche  945. 

GehÖi etnpfindung  279.  756. 

Gehörorgane  der  Heuschrecken  il  ändert*  I 
niederer  Thiere  913. 

Geisteskranke.  Sectionabefand  459. 

Gelbsucht  s.  Icterus. 

Gelenke«  Knorpel  254;  intraariiculir* 
Verletzung  424.  Mechanik  343;  Bianca- 
druck  697 ; Lymphgefässe  724 ; 

83LL 

Gelenkleiden,  bei  Tabes  139,  143  22 
606,  646.  688.  1TL 

Gelenkrheumatismus  143.  362,  £!£,  8ö$. 
895  9611 

Gelsemium  sempervirens  128,  32iL  5H 
6i  8 : gegen  Klavierspielkrampf  92L 

Genitalien,  Erkrankungen  bei  Diahrt*  ■ 
mellitus  de»  Weibes  535. 

Geräusche  am  Thorax  801.  910;  an  G« 
fasse  u 910. 

Gerinnung,  des  Bluts  902,  249.  43L  ilk 
608.  6-2.  837;  der  Milch  LL 

Geschmacksnerven  515. 

Geschlechtsorgane.  Lage  10,  25<L  ^ 
intrauterine  Entstehung  von  Catarrhcc 
der  Scheide  652 ; der  Selachier  w<* 
Amphibien  633;  Graaf  scher  Follikel 
748;  diaphauoHcopischc  Untersuchung 
151;  Lageveränderung  808. 

Geschwülste  15,  24,  26.  55.  114 

189,  190.  217.  222,  223,  239.  24Ö,  5*1 
222.  288j  341,  368,  392,  450.  4öL 
529.  532,  552.  623,  ÜM,  672.  3L  TN 
79(>.  79».  814.  826,  832  844.  845, 

855.  85»,  922,  932,  943,  955 

Geschwüre,  varicöse»  Fuaageschwur  d&L 
384 ; phagedänische  575:  emboli«k 
Darmgeschwüre 842;  beiChroniArbeitfrs 
912. 

Gesichtsatrophie,  einseitige  713. 

Gesichtsfeldmessung  184.  255. 

Gewicht,  Knocheu  1 12. 

Gift,  putrides,  septikämisches  563;  Hen 
gifte  716,  844;  Typhusgift  735;  i 
gift  9< »4 ; amerikanisches  Pfeilgift  W® 

Giftigkeit  des  Blutes  getödteter  Pfcd* 
494 

Glaucom  421. 

Gleichgewicht  des  Körpers,  Beziehoif  o 


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Sachregister.  97fS 


den  halbcirkelförmigen  Kanälen  377. 

4m 

Glioma  retinae  425. 

Glottiserweiterer,  gelähmt  846. 

Glottisstenose  62. 

Glöheisen,  bei  Rückenmarksaffection  140; 
bei  Gebärmuttergeschwülsten  368. 

Glycerin  273;  bei  Diabetes  352. 

Glycerin-Jod-Tinctur  gegen  Herpes  ton- 
surans  911, 

Glycocoll  141.  696.  749. 

Glycogen  84*  392,  749.  734,  849,  Ursprung 
und  Aufspeicherung  in  der  Leber  890; 
Löslichkeit  in  Kali  921 ; in  der  Leber 
nach  Unterbindung  des  duct  chole- 
dochus  951. 

Glycosurie  127. 

Gonitis,  eitrige  puerperale  777. 

Gonorrhoe,  mit  Nervenerscheinungen  848. 

Grain inecen.  Kohfasern  141 . 

Grauulationsgewebe  666. 

Grundluft,  der  Wüste  80;  Diffusion  in 
Wohnränmc  144. 

H, 

Haare,  Bildung  bei  den  Säugethier- 
embryonen  359. 

Hacken,  Schmerzhaftigkeit  durch  Druck  16. 

Haemathidrosis  347. 

Haematin  174.  318. 

Haematoblaste  n 30. 

Haematometra  880. 

Haematomvelia  530. 

Hämoglobin  31;  Kohlenoxydhaemoglobin 
in  Sauerstoffhaemoglobin  zu  verwandeln 
353 : Bestimmung  des  H.  im  Blute  584. 

Hals,  Topographie  852. 

Halscysteu,  tiefe  494. 

Harn:  Gallenfarbstoff  im  5j  Indigoaus- 
Scheidung  nach  Salicylsäuregebrauch 
126;  links  drehende  Substanz  149; 
Sauerstoffbestimmung  238;  bei  Rinder- 
pest 245 ; Xanthin  und  Harnsäure  270; 
Sedimente  285;  bei  Pneumouia  crouposa 
565;  Einwirkung  der  Salicylsäure  303; 
Gallensäure  im  389;  Neugrbomer  411 ; 
schwefelhaltige  Körper  im  414;  Methode, 
das  Eiweiss  zu  bestimmen  461 ; Ver- 
halten der  Phosphorsäure  474;  Secretion 
auf  Hautreize  540;  Inosit  im  gesunden 
IL  550;  pbenolbildende  Substanz  im 
563,  818,  953 ; Paraglobulin  im  616 ; 
Cholestearin  im  652;  bei  Iutermittens 
688;  Urobilin  im  702;  Gallenfarbstoffe 
und  Galleusäuren  102;  bei  Melanose 
712;  Eiweiss  bei  Alkoholisten  746; 
Cyssiu  796;  Eiweissbestimmung  811; 
Indican  im  812,  954;  Traubenzucker 
im  normalen  Harn  830;  Eiweiss 
im  Harn  paralytisch  erkrankter  Irren 
832;  gepaarte  Schwefelsäuren  im  866, 
952;  Verhalten  im  Verlaufe  des  nor- 
malen Wochenbettes  939;  Mucin  im 
normalen  IL  958. 

Harnblase,  Druck  in  der  426;  Catarrh 
566 ; Myom  784;  Eintluss  auf  die  Lage 


des  Uterus  808;  Gallensteiuconcremente 
in  811 ; Leptotbrix  863. 

Harnleiter,  künstlich  gebildet  318. 

Harnröhre  3L 

Harnsäure  862. 

Harnstoff,  Production  bei  Steigerung  der 
Körpertemperatur  49,  in  der  Leber  85. 
Ferment  733;  Vorstufen  des  942. 

Haut,  Blasenbildung  66^  Cutis  810; 
Wasserverdunstung  390;  Physiologie 
777;  Leukämische  Tumoren  798. 

Hautkrankheit,  seltene  (Dermatitis  circum- 
scripta her pet i form is)  90j  Haemathi- 
drosis 347;  Pemphigus  neonatorum  535; 
bei  Diabetes  535 ; Eczema  606 ; Ery- 
thema exsudativum  620;  Herpes  zoster 
901,  346.  649  ; Morphea  684;  iL  tonsu- 
rans  768.  864 ; Purpuraformen  806  ; 

Dermatitis  exfoliativa  *43 ; Acne  varioli- 
formis 011 ; Lupus  erythematosus  928; 
Pemphigus  foliaceus  939. 

Häutchenzellen  437. 

Hautreize,  clectrische  343;  Wirknng  auf 
die  Nierenabsonderuug  537 ; Wirkung 
auf  den  Organismus  689,  777,  862. 

Heerderkrankungen  253 

Heiserkeit  159. 

Hemeralopie  573. 

Hemianaesthesie  763. 

Hemiplegie  %,  253. 

Hepatitis  239,  409. 

Hernien  61,  122,  319,  499;  Incarceration 
823. 

Herpes,  zoster  364,  649,  901 ; tonsurans, 
Uebertragnng  vom  Hunde  auf  den 
Menschen  768;  Crotonoel  gegen  EL 
tonsurans  864,  911. 

Herz,  ungleichzeitige  Contraction  beider 
Kammern  53j  7lj  Kranzarterien  133; 
amyloide  Degeneration  266;  automa- 

« tische  Erregung  385;  Anatomie  4.35; 
Nervenendigungen  beim  Frosche  603; 
spontane  Dilatation  574;  Rythmus,  ab- 
hängig von  Blutdruckschwankungen 
609;  Veränderung  der  Herzganglien 
bei  Lyssa  625;  Herzgifto  716  , 844; 
seltenes  Herzgeräusch  729;  Missbildung 
733  ; Entstehung  beim  Huhn  793;  über- 
zählige Somilunarklappen  815;  aryth- 
misebe  Uerzthätigkeit  923. 

Hirnanhängc  6,  Tumoren  932. 

Hitzschlag  106. 

Hode,  Tnberculose  797;  Paraffinepithe- 
liom 848.  Lymphgefässe  941 

Hodenkanälchen  483. 

Hornhaut,  Nerven  79i  -Körperchen  79; 
Sphaerobacterien  bei  Eutzündung  99; 
Keratitis  träum.  113,  479,  708;  nach 
Trigeminus-Durchschneiduug  121 ; Rand 
221  ; pathalog.  225;  Regeneration  der 
terminalen  Nerven  416;  Safträume  beim 
Frosche  419;  Keratitis  479;  Staphylom 
586;  Tätowirungen  927. 

Hornhautzellen  IL 

Hubhöhe  664. 

Hühnerei,  Einfluss  d.  Kalte  auf  dessen  Ent- 
wickelungsfähigkeit  351 ; Keimwall  404. 


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976 


Sachregister. 


Hydatidenmole  128. 

Hydrobilirubin  2Q7- 

Hydrocelenschmtt  bei  antiseptischer  Nach- 
behandlung 534. 

Hydrocellulose  671. 

Hydrocephalus  399 
Bydronephrose  464.  711» 

Hygroma  praepatellare  282. 

Hyoscyamin  266. 

Hysterie,  seltene  Form  656,  Kälte  gegen 
26L 

Hysterotomie  858. 

J (i). 

Jaborandi  127,  272,  429,  440,  541,  769. 
Icterus  5,  95,  654,  750,  846, 

Idioten,  Längenwachsthum  846. 

Ileotypbus  857.  879. 

Ileus  818. 

Impfbarkeit  typhöser  Fieber  193. 
Impflymphe,  Aufbewahrung  576. 
Impfpusteln,  anomale  Entwickelung  34i 

356. 

Impfung,  krebsiger  Geschwülste  799. 
Inanition  412. 

Indican  im  Ham,  Quelle  812,  820,  954. 
Indigausscheiduug,  durch  den  Harn  126. 
Indol  584,  612, 

Inductionsstrom,  bei  Mageuerweiterung 

573.  TAL 

Influenz,  Tetanus  bewirkend  670, 
Infusorien,  Conjugatiou  172. 

Injuction  snbcutane  223. 

Inosit,  im  gesuuden  Harn  650,  812,  954. 
Insertio  volamcutosa  478. 

Intermittens  91;  Verhältnis«  zur  Leu- 
kämie 959,  larvata  288,  959;  perniciöse 
400;  Wirkung  des  salicyls.  Natrons  496 ; 
Harn  688;  Faradisation  bei  745;  in 
Indien  767;  Mittel  gegen  878. 
Intoxication  mit  Phosphor  160.  830,  8fi4, 
224;  putride  431 ; durch  Digitalis  816, 
496;  mit  Chloral  619,  809;  Morphium 
809;  mit  Phenol  954. 

Inunctionscur  32. 

Jod,  Wirkung  786. 

Jodeisen,  bei  Lnes  congenita  495. 
Jodinjection  711.  Wirkung  876. 
Irideetomie,  Heiluugsvorgang  nach  410. 
Iris,  Bau  623;  Colobora  680;  Iritis  717 ; 

Bewegung  422. 

Irradiation  186. 

Irresein,  epileptisches  501. 

Irritation  der  Haut  637,  343,  689,  777, 
862. 

K. 

Kaiserschnitt,  Catgutuaht  816,  9Q2. 
Kalisalze.  Ausscheidung  908. 

Kalk  222;  K. -Salze,  deren  Nährwerth  335. 
Kälte  gegen  Hysterie  und  epileptische 
Anfälle  751. 

Kaltwasserinjection  hei  Gelenkrheumatis- 
mus 960. 

Kapsel-Cataract  455. 


Karolyse  2, 

Kaukasus,  Mineralwasser  249, 

Kehlkopf  s.  Larynx. 

Keimblase  101.  469. 

Keratitis  centrale  74 ; traumatica  113.479, 

708. 

Kern  s.  Zellkern. 

Kernkörperchen,  Bewegung  119. 

Keuchhusten,  Cerebralsymptome  bei  356. 

Kieselstanbinhalationea  528. 

Kindbettfieber  s.  Puerperalfieber. 

Kinderkrankheiten  854. 

Kindestödtung  64. 

Kittsubstanz  160,  158,  61L 

Klappen  208 ; überzählige  815. 

Kleinhirn  387;  Geschwulst  533. 

Kloake  163. 

Kniegelenk,  intraarticuläre  Verletzungen 
424,  687;  intraarticulärer  Druck  697; 
kurzbäudrige  Ankylose  777 ; angeborene 
Luxation  111 ; histologische  Eirentbüm- 
licbkeit  782. 

Knochen,  Entwickelung  42, 116;  Lymph- 
wege  947,  9581  Gewicht  112;  Wachs- 
thum 116.  214,  497,  Atrophie  219; 
Festigkeit  243.  2571  Erkrankung  490, 
927 ; Ernährungscanäle  497 ; Gewebe 
519,  658;  Resorption  524 ; Trepanation 
830;  Cysten  839,  862:  Entziehung  anor- 
ganischer Bestandteile  durch  Milch- 
säure 854:  Sarkom  999. 

Knochenfische,  Entwickelung  916. 

Knorpel,  Reaction  auf  Auilinfarbstoffe 
657:  Entzündung  892. 

Knorpelfische,  Entwickelung  947, 

Kochsalz,  Beziehung  zu  tbierischen  Fer- 
mentationsprocessen  836. 

Kohlehydrate-Verbrauch  im  thieriseben 
Organismus  481. 

Kohlenoxyd,  im  Blut  353;  Einfluss  auf 
Muskclerregbarkeit  520. 

Kohlensäure  80,  230,  289;  Ausscheidung 
bei  Morphium-  und  Curarewirkuag 
351;  Einfluss  auf  die  Athmung  783, 

Körpergewicht,  Neugeborener  427 ; Ab- 
nahme 771. 

Körperwärme  230.  232,  239,  260.  323, 6x9, 
813. 

Kräntpfe  127,  731,  927j  Facialiskratnpf 
518;  saltatorischer  Reflexkrampf  568 
tonischer  in  Folge  Heredität  ALL 

Kraukenspeise  235. 

Kreuzbeinresection  909. 

Krebs  s.  Oarcinom. 

Kritisches  über  Chirurgie  550-S 

L. 

Lactoprotein  877. 

Lähmung,  Vagus  54;  Rückenmark  1861 
halbseitige  96;  bei  Phimose  191 ; im 
Plexus  brachialis  396 : des  Facialis  491; 
atrophische  Lähmung  der  Kinder  und 
Erwachsenen  567 ; L,  des  Glottisöffners 
573;  Reflexlähmungeu  695.  648;  mit 
Pilzbildung  im  Blute  669 ; im  Wochen- 
bett 704;  des  Stimmbandes  bei  Hysterie 


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Sachregister. 


977 


710 ; essentielle  Kinderlähmung  731 : 
rheumatische  803:  nach  lleotjphus  879; 
des  N.  radialis  9U ; allgemeine  L mit 
Pemphigusblasen  924. 

Laparotomie  413.  400. 

Larynx,  künstlicher  415:  Verwachsungen 
502;  Untersuchung  011,  957 : Resection 
672:  Hyudesmologie , Lähmung  der 

Glottiserweiterer  846;  Vorfall  der  Mor- 
GAGxi’sehen  Ventrtkel  897;  Fibrom  943; 
amyloide  Tumoren  955. 

Larynxstenose  255.  395,  502. 

Larynxstrictur  415. 

Leber  82,  85^  188.  207:  melanotisches 
Endotheliom  189 ; pathologisches  239; 
Lymphgefas.se  277:  Hepatitis  der  heissen 
Länder  409;  Tubercnlose  415;  Wander- 
leber 495,  873;  Fermentation  585,  622; 
Circulationsstörung  741;  Glycogenbil- 
dung  734.  890;  Echinococcus  846 : Ge- 
fässgeränsche  bei  Krebs  der  Leber  910: 
Leberglycogen  951 : Glycogengehalt 

nach  Unterbindung  des  Ductus  chole- 
dochus  951. 

Leberatrophie  acute  139. 

Leberentzündung  acute  191. 

Leguminosen  236- 

Leberluugcnfistel  96. 

Leimgebeude  Substanzen  749. 

Lepra  anaesthetica  188. 

Leptothrix,  buccalis  313;  in  der  Harn- 
blase 836. 

Leucin  696. 

Leucoctonin  1Q8. 

Leucocystose  bei  Eiterungen  767. 

Leukämie  761,  767,  798. 

Licht,  farbiges  62. 

Lidoperatiouen  743. 

Lithopaedium  720. 

Lochien  5 2» 

Lues  s.  Syphilis. 

Luft,  Koblensänregehalt  80;  verdünnt  und 
verdichtet  auf  den  Puls  wirkend  617. 

Luftdrück,  Bedeutung  für  den  Mechanis- 
mus der  Gelenke  543. 

Luftgeschwulst  am  Warzenfortsatz  26. 

Lungen  222,  239;  Syphilis  319;  Epithel 
461.  505;  Staublunge  528;  Lungen- 
entzündungen mit  miasmatischem  Cha- 
rakter 529:  krystallisirende  Bestand- 

theile  des  Lungensaftes  591;  Mycosis 
613;  Störung  des  Kreislaufes  639 : Ve- 
siculärathmen  G53;  Aneurysma  der 
Lungenarterie  718:  parasitäre  Knoten 
bei  Variola  788;  fötaler  Zustand  trotz 
constatirtor  Athmung  858;  Durchbruch 
einer  Caverne  in  den  Wirbelkanal  898. 

Lupus  erythematosus  acutus  928. 

Lupusgewebe  625.  858,  942. 

Luxationen  l_öj  111,  623.  813,  830. 

Lymphe  277:  Pockenlymphe  356, 371,  576. 

Lymphbahnen  270,  277,  444,  561,  724, 
941.  947,  953. 

•Lymphdrüsen  212.  34L 

Lyssa  625. 


M. 

Magen,  Ectasien,  Behandlung  370,  673, 
730.  751 : Huccus  pyloriens  4~8 ; par- 
tielle Kesection  489:  Erkrankung  der 
Schleimhaut  nach  Gehirnvorletzungen 
688:  Myosarcom  922. 

Mai«,  verdorbener  228. 

Malaria  in  Indien  767. 

Manie  im  Puerperium  864. 

Maaernepidemie  831. 

Mastdarmhlutung,  menstruelle  536. 

Mediastinum,  chronisch  entzündliche  Pro- 
ccsse  408;  Tumor  672:  Abscess,  Folge 
einer  Fistel  776. 

Medulla  oblongata,  reflectorische  Leistung 
782. 

Meerzwiebel,  Wirkung  336. 

Melanose  712. 

Melnnurie  als  Krebssymptoin  399,  712. 

Membrana  Pescemeuti  375,  753. 

Membrana  tympani  seeuudaria  UL 

Meni&re'scbe  Krankheit  432. 

Meningitis  574:  cerebrospinalis  719.  960. 

Menstruation  256. 

Menstruelles  Eczem  666. 

Menstruelle  Darmblutung  536. 

Mercurialismus  letal  719. 

Miasma  713. 

Micrococcenanhäufungen  in  der  Niere  869. 

Microzymen  222. 

Milch  10,  32i  inficirte  187.  245;  Neuge- 
borener 316,  328  379:  Physiologische» 
726 ; der  Kuh  379 : der  Frauen  379:  Ge- 
rinnung 836 : Eiweissbestimmnng  920: 
der  Stute  942. 

Miliaria  380. 

Milchsäure  als  Hypnoticum  655:  Injection 
854;  s.  a.  Natrium  lact. 

Milz,  Bau  406;  Ruptur  mit  glücklichem 
Ausgang  456 ■ Gehalt  des  Milzblutes 
an  weissen  Blutkörperchen  493:  Schwel- 
lung 496,  745:  acuter  Tumor  534:  In- 
nervatiou  577:  Tumor  bei  syphilitischer 
Infection  813:  Exstirpation  wegen  Tu- 
moren 815:  Wandermilz  873. 

Milzbrand  277 ; Bacterieu  64L 

Milzcnntraction  577;  ihre  Beziehung  zur 
Leber  8L 

Mineralwasser  240. 

Missbildungen,  künstliche  am  Hühnerei 
632;  des  Herzens  733. 

Missgeburt,  doppelte  335,  543.  589. 

Mitbewegungen,  identische  843. 

Molluscum  contagiosum  114.  272,  653. 

Morbilli  380. 

Morbus  Brightii  232. 

Morbus  maculoaus  Werlhofii  944. 

Morphaea  684. 

Morphiumsucht  320.  809. 

Morphinismus  809. 

Moschus,  Wirkung  880. 

Mucin.  im  Harn  1158. 

Miiller’sche  Gänge  33. 

Muskel,  anatomisch,  103.  125,  354,  398, 
433.  493,  723,  907;  physiologisch  117, 

62 


XIV.  Jahrgang. 


äI8 


Suchregister. 


151.  322,  älL  327,  i*L  118,  520,  557, 
637,  670,  749,  94J,  949;  pathologisch 
32.  60,  180,  236,  651,  664,  750,  357, 
874. 

Muskelanstrengung  637. 

Muskelsarkom,  congenitales,  querge- 
streiftes ö£L 

Muskelton,  Höhe  317. 

Mutterband,  Cyste  240. 

Mycosis,  pulmonum  613;  cerebri  908. 

Myelitis,  künstliche  414;  acute  184. 

Myeloid  9QSL 

Myom  784,  832. 

Myosarcom  des  Magens  922. 

Myositis  ossificans  750 

Myzosarcom  im  Gehirn  854. 

N. 

Nabelschnur  141,  571,  630,  815. 

Naevus  814. 

Nagel  238. 

Nahrungsmittel  235. 

Nahrungsschlauch.  Nerven  430. 

Näseln  784. 

Nase,  Nebenhöhlen  906. 

Naht,  der  Nerven  479,  762,  878;  Catgut- 
naht beim  Kaiserschnitt  815. 

Narben,  typhöse  im  Darme  462. 

Natrium  bicarbonicum,  Dissociation  958. 

Natrium  lacticum  607,  658. 

Negerkinder  143, 

Nephritis  suppurativa  399. 

Nerven.  Vaguslähmung  54,  59j  Ent- 
wickelung bei  Amphibieu  und  Repti- 
lien 117 ; Durchscbueidung  des  Trige- 
minus 121 ; Reaction  markhaltiger 
Fasern  147 ; Durchscbueidung  bei  Neu- 
ralgie 160;  der  Epidermis  167 1 
schmerzhafte  Affectionen  186;  Zellen- 
anastomosen  188 ; Emptindungszone  des 
Sebnervenappnrats  279;  Reaction  gegen 
die  Electroden  287 ; Nervus  accelorator 
cordis  300;  Semidecussation  der  Seh- 
nervenfasern 318, 352;  Polarisation  nach 
Erregung  326 ; Degeneration  und 
Durchschneidung  329;  Endigungeu  in 
der  Conjuuctiva  334;  Endigungen  im 
quergestreiften  Muskel  364;  der  Dura 
mater  367;  der  glatten  Muskulatur  398; 
Regeueration  der  terminalen  Hornhaut- 
nerren  416;  der  Sehnen  430;  des 
Nahrungsschlauches  430:  Nervennaht 
479,  762;  Facinl.slähmung  491 ; Endi- 
gungen im  Fros.hherzen  503;  Ge- 
schtnacksnerven  der  Chorda  tympani 
515;  Nervenfasern  519;  Nervenröhren 
633;  Entwickelung  542;  Nervenkrank- 
heiten 569.  Verhalten  hei  acuter  Basi- 
larmeningitis  574;  Sympathicus- 
affectionen  575;  N.  der  Milz  677 ; 
Durchschueidung  des  Olfactorius  590; 
Nervenstiom  im  Vagus  606;  Verletzung 
des  N.  ulnariB  624;  N.  acusticus  634; 
rückläufige  Empfindlichkeit  sensibler 
Nerven  635;  Querwiderstand  während 
der  I rregung  670;  Endigungeu  bei 


Torpedo  685:  Reizung  686 : Ptructur 
des  Bulbus  olfactorius  693;  Dehnung 
718.  762;  Endigungen  in  einer  Sehne 
765 ; quere  Nervendurchströmung  765; 
N.  der  Amputationsstümpfe  768;  Ver- 
halten hei  der  hysterischen  Anaesthesie 
735;  Sensibilität  nach  Dnrchschneidong 
804;  die  peripherische  Nervenzelle  und 
das  sympathische  Nervensystem  835; 
Fibro-Neurom  des  Armes  840;  Zwischeu- 
marksebeide  der  Nervenfasern  866; 
Nervennaht  878 : N.  im  Ovarium  Sst. 
Anastomosen  des  N.  hypoglossus  917; 
Nervendehnung  bei  traumatischem  Te- 
tanus 923;  Partialerregung  des  Nerven 
94«. 

Neubildungen  212,  224,  773. 

Neugeborene  127,  316,  4'»C.  411,427,461. 

635.  552. 

Neunaugen  20. 

Neuralgie  320;  bei  lleotyphus  718;  des 
cut,  brachii  int.  min.  879. 

Neurosen  56,  208.  255,  606.  735. 

Niere,  physiologisch  45,  411,  537,  57t: 
pathologisch  50,  96,  184,  232,  271,  399, 
454,  711,  869. 

Niere,  von  Petromyzon  20. 

Nitroaethan,  Nitromethan,  Nitropentan. 

physiologische  Wirkungen  867. 

Nucleoli  IIP. 

Nystagmus  127;  bei  Bergleuten  546. 

0. 

Oedeme,  entzündliche  846. 

Oele,  ätherische,  Wirkung  460. 
Oesophagus,  Taschenmesser  im  265:  Ge- 
schwür 384;  Fremdkörper  im  399; 
Fistel  778;  gleichmässige  Erweiterung 
847. 

Oesophagotomie  255. 

Ohr:  Pbyliologisches  17,  57,  233,  377; 
Gleichgewichtsorgan  377,  470;  Fremd- 
kürper  in  der  Paukenhöhle  698;  Ge- 
hörempfindung 766;  Paukenhöhle  beim 
Foetus  906;  die  Aquaeductus  des  La- 
byrinths 929;  Pathologisches  698,  737. 
Ohrenprobe  57,  144,  906 
Ophthalmoskop  551 

Opium,  Antagonismus  zu  Belladonna  S44. 
Optometer  936- 

Organismen,  im  Blut  142,  154,  209,  117, 
282,  304.  312;  beim  Gänrngsproccase 
366,  521 ; bei  Rückfallstyphus  517; 
Entstehung  in  gekochten  Flüssigkeiten 
621 ; hei  Abwesenheit  von  Sauerstoff 
766. 

Osteoklase  180 
Osteomyelitis  490.  719. 

Ostitis  208,  490. 

Ovarien  110;  Geschwülste  288;  Gaaar  - 
scher  Follikel  und  Corpus  luteum  748; 
Cyste  783,  858,  922;  Nerven  881, 
Ovariotomie  652,  720,  868,  933 ; wieder- 
holte 128, 

Oxalurie  285. 

Ozaloptyse  285. 


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Sachregister. 


aia 


Oxydation  von  Glycocoll,  Leucin  und 
Tyrosin  696. 

Oxydation  im  normalen  und  Erstickungs- 
blut 438. 

Ozaena  IRQ. 

Ozon  68. 


P. 

Pactxt'sche  Körperchen  125,  141.  <142. 
Pancreas  21_,  264:  Sequestration  591; 

Enzym  636 ; Ferment  HM. 

Paraeentese  8iL 

Parnglobuliu  im  Harne  bei  Albuminurie 
616. 

Panzerkrebs  749. 

Paralbumin  238 ; Nachweis  765 
Paralyse  s.  Lähmung. 

Parasitäre  Knoten  in  den  Lungen  bei 
Variola  7 RR. 

Parasiten,  Ursache  von  Ascites  456.  846. 
Partialerregung  des  Nerven  948. 
Paukeuhöhle,  Fremdkörper  in  698;  beim 
Fötus  906 

Pemphigus  56]  acutus  neonatorum,  dessen 
Contügioaität  535 ; neben  Paralyse  924 ; 
P.  foliaceus  940. 

Pepsin,  Wirkungen  383;  Ausscheidung 
739. 

Peptone  334 

Percussionsscball  des  Thorax  809. 
Fericarditis,  Reibegeräuschc  495. 
Pericystitis  432. 

Peritonealhöhle,  Chirurgisches  933. 
Peritonitis  chronica  219. 

Petromyzon  20. 

Pfannenknochen  817. 

Pferdeblut  giftig  494. 

Phagedänische  Geschwüre,  Behandlung 
575. 

Pharyngitis  granulosa  462. 
Pharyngotornia  subhyoidea  190. 
Pharynxerysipel  909. 

Phenolbildende  Substanz  im  Harn  663, 
RI  8- 

Phimose  191. 

Phlegmone,  perihernioese  61. 
Phosphorcscenz  105. 

Phosphorvergiftung,  acute  160;  mit  Hirn- 
hämorrhagie  830;  Nachweis  864. 
Phthisis,  pulmonum  239,  731,  866,  943. 
Physostigmin  421:  Anwendung  bei  Glau- 
com  421. 

Picrotoxin  gegen  Nervenleiden  575. 
Pilocarpium  muriaticum  769. 

Pilocarpus,  Wirkung  576. 

Pilze  209,  222,  277,  613.  §69,  863, 
Piperin  940. 

Pityriasis  capitis  496;  rubra  843. 

Plastik  800. 

Pleura.  Ergüsse  574;  Tboracocentese  937; 

Druck  im  Thorax  801. 

Pleuritische  Symptome  842. 

Pneumonie,  3L  222.  504,  529,  566,  699, 
703.  872;  migrans  856. 
Pneumopericaraium  traumaticum  191. 
Pneumothorax,  Gasanalyse  bei  910. 


Pocken  s.  Variola. 

Polarisation,  im  Nerven  326. 
Poliomyelitis  anterior  acuta  416. 
Polyarthritis  rheumatica  362. 

Polygraph  815. 

Polyopia  monocnlaris  750. 

Polypöses  Myom  des  Uterus  832. 
Polyurie  127;  bei  Aortenaneurysma  656; 

bei  Hämorrhagieu  911. 

Progressive  Muskelatrophie  32,  112.  236, 
83L 

Propylamin  143. 

Prostata,  Hypertrophie  643. 

Protoplasma,  Ditferenzirung  in  den  Zellen 

135. 

Prurigo  hietnalis  237. 

Pseudoparaplegie  223. 

Psychiatrische  Krankengeschichten  542. 
Psychose  315,  332,  511L 
Psychische  Processe  279. 

Puls  27]  ahnorme  Verlangsamung  87. 
878:  bei  Paralytikern  96;  Kurven  der 
Radialarterie  551;  Einfluss  verdichteter 
und  verdünnter  Luft  617 ; respira- 
torische Aenderungen  762 sphygmo- 
grnpbische  Untersuchung  mit  dem  Po- 
lygraph 815;  Pulsus  alternans  923. 
Puerperalfieber,  Genese  350. 
Puerperalpsychoss  332. 

Punction  bei  pleuritischen  Exsudateu 
396 : bei  Nierenabscess  453 ; bei  Ilydro- 
nephrose  711 ; des  Thorax  937. 
Pupillenerweiterung  118- 
Purpura  223;  I'ormen  807. 

Putrides  Gift  565. 

Pyümie  605,  565. 

Pylorus,  Saft  478. 

Pyopneumothorax  384. 

Q* 

Quecksilberbehandlnng,  Einfluss  auf  die 
Blutkörperchen  536;  hypodermatische 
Anwendung  von  QueckBilberalbuminat 

764.  925. 


B. 

Rachenhasten  944. 

Rachitis  180,  592.  927;  beim  Rinde  nach 
Hüttenrauchfutter  928. 

Reflexe  782;  von  der  dura  mater  829. 

Reflexhemmung  688. 

Reffexkrämpfe,  saltatorische  568. 

Reflexlähmungen  605.  648. 

Regenbogenhaut  s.  Iris. 

Reibegeränsche  pericarditische  beeinflusst 
von  den  Respirationsbewegungen  495. 

Reptilien  117. 

Reinfection.  syphilitische  220 

Resection,  partielle  des  Magens  489;  des 
Kehlkopfs  672;  des  Schultergelenkes 
830;  am  Kreuzbein  909 

Resorption  119;  am  Zwerchfell  189;  des 
Knochens  524;  durch  die  Vaginal- 
schleimbant  570. 

Respiration  s.  Athmung. 

62* 

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Suchregister. 


980 


Retina  59j  Gliom  4*25. 

Rbeumartbritis,  Behandlung  362.  646.  803, 
9612, 

Uhus  toxicodendron  736. 

Riechen,  Mechanismus  906. 

Riechepithcl  478. 

Riechnerven,  Durchschneidung  590;  Struc- 
tur  des  Bulbus  olfactorius  693. 

Riesenzellen  142;  bei  Syphilis  785. 

Rinderpest  245 

Rippenknorpelfractur  585. 

Rotz  n_L  254, 

Rückeumark,  Nerven  79j  Veutriculus  ter- 
minal is  84j  Ganglien  93j  acute  Affection 
140;  traumatische  Erweichung  157; 
aecundäre  Degeneration  169;  Lähmung 
186,  416:  Nervenzellenanastomosen  188; 
Entwickelung 246;  Asymmetrie d grauen 
Subst.  286 ; halbseitige  Verletzung  287; 
saltatoriscbe  Reflexkrämpfe  568 ; Apo- 
plexie 619:  Sclerose  653 ; seltene  Aflfec- 
tionsform  688;  Convulaioneu  bei  R.- 
Erkrankungen  7< »4;  refleetorische  Lei- 
stungen 782:  Veränderungen  bei  einem 
Amputirten  814;  Verlauf  der  Leitungs- 
bahuen  im  Leudenmark  bei  Kauinchen 
821 ; multiple  Sclerose  938. 

Rückenmarks  - Erkrankung  54*  140,  157. 
188.  653.  688.  704.  784. 

Rundzellensarkom  190. 


s. 

Sacraltumor,  mit  Bewegungen  24, 
Saftcanalsystem  50 1 . 
ßalicin  241*  803,  895. 

Salicylsäure,  antifebrile  Wirkung  91j 
Veränderung  der  Indigoausscheidung 
126;  salicylsaures  Natron  161.  496;  für 
geburtshilfliche  Zwecke  191 ; physio- 
logisch untersucht  195,  204.  241.  303. 
628;  salicylsaures  Ammon  als  Ersatz 
352 ; hei  Gelenkrheumatismus  362.  803; 
Einfluss  auf  die  Normaltemperatur  403; 
Klinisches  552.  803.  895;  Zersetzung 
des  salicylsauren  Natrons  durch  Blut 
553;  Prüfung  auf  Reinheit  752;  Zer- 
legbarkeit des  salicylsauren  Natrons  768. 
8amenentlcerung  bei  Erhängten  480 
Samenzellen  483. 

Sarcom  95,  143;  des  Schlundes  190;  im 
Gehirn  240,  855 ; der  Ulna  734. 
Sauerstoff,  im  Harn  238;  Verbrauch  289; 
Haemoglobin  353. 

Säugethiere,  Entwickelung  des  Embryo 

193, 

Säuglinge,  Verdauung  der  47. 

Scarlatina  616,  856;  lucubation  960. 
Schädel.  Entwicklung  6;  Scoliose  622; 
Fractur  644;  Einfluss  auf  die  Gross- 
hirnwindungen 763;  Trepanation  893. 
Schenkelhalsbruch  159. 

Schilddrüse  59,  271. 

Schistomyceten  279,  304. 

Schlafsucht  368. 

Schleimbeutelhygrome  287. 

Schleimhäute,  Uterus  104;  Erysipel  909. 


Schliewener  Kind  24. 

Schlund,  Sarkom  190;  Operation  800. 
8chorfheilung  799. 

Schraubenbacterie  des  Rückfallstyphus 

517. 

Schnltcrgelenkresection  830.  . 
Schussverletz uug  des  Schädels  777. 
Schwangerschaft,  retro  - uterine  29j  mR 
Psychose  332;  extrauterine  413;  Ver- 
halten drs  Herzens  bei  747;  mit  Chorea 
816;  Manie  864. 

Schwefelaussclieiduug  durch  die  Galle  83£L 
Schwefelhaltige  Verbiuduugen  im  thie- 
rischen  Organismus  812. 

Schweflige  Säure  als  Autisepticum  9» tS. 
Schwefelsäuren,  gepaarte,  im  normalen 
Harn  866;  im  Organismus  952. 

Sch weissdrüsen  200;  Serretion  nach  Ge- 
brauch von  Pilocarpinm  769. 

Schwindel  432;  galvanischer  551. 

Scilla  336. 

Scleraextractionen  LL 
Sclerema  neonatorum  731. 

Sclerodermie  bei  einem  Säuglinge  492. 
Sclerose  der  Arterien  51*  der  Seiten- 
stränge des  Rückenmarks  55*  112.  652. 
688.  938;  der  Centralorgane  218.  652. 
938. 

Scoliose  96Q. 

Scrophulosis  666,  776. 

Secale  comutum,  wirksamer  Bestandtbeil 
848. 

Sedimentbildung  im  Harn  bei  croupöser 
Pneumonie  565;  Cystin  796. 

Sehen  516.  6<>7. 

Sehnen  286;  Nerven  derselben  430. 
Sehschärfe  615. 

Sehvermögen  217. 

Sensibilität  nach  Nervendurchschneidung 

804. 

Sensible  Nerven  635. 

Septische  Infeclion  505,  565. 

Serum  des  Bluts  10,  920;  der  Milch  10. 
Situs  viscerum  perversus  mit  rechtsseitiger 
Scoliose  900- 
Somuftmbulismus  112. 

Spalthildung,  angeboren  62. 
Spectrulaualyse  216, 

Speichel,  Secretion  nach  Gebrauch  von 
Pilocarpium  muriaticum  770;  Wirkung 
des  Fermentes  uuf  Glycogen  849. 
Spermatogenese  bei  den  Amphibien  772. 
Spermatozoiden  269. 

Spina  bitida  909. 

Spiralschnursäge  767. 

Spirochaete  bei  einer  Zahnfistel  766. 
Sphaerobacterien  99. 

Sphygmograph,  neuer  551. 
Sphygmographische  Untersuchung  815. 
Spirillum  rosaceum  188. 

Splenotomie  845. 

Spondylitis  cervicAlis  181;  dorsalis  462. 
Spondylolisthesis  715. 

Sprache  reine,  nach  Gaumenspaltenopera- 
tion 800. 

Spulwürmer  665. 

Sputum  223;  Alveolarepithol  im  703. 


Sachregister. 


981 


Staarextractionen  77,  431 
Staphylom  der  Hornhaut  587. 
8taphylorrnpbie  623. 

Staphysagrin  810. 

Staublunge  698 
Steatomu  multiple  66, 

Steine  der  Blase  1 ‘JU ; des  Darmes  271 ; 
der  «alle  879;  62,  606,  822,  718j  des 
Bronchus  717.  944 


Stenose  der  Pulmonalarterie  156,  702; 
Aortae  271;  des  Larynx  255,  395:  der 
Trachea  395 
Steissbein,  Fibrom  239. 


Sterilität  13,  Ü6. 

Stichwunden,  der  Gefässe  78 
Stickstoff,  Ausscheidung  22,  bei  Ver- 
wesung 727 ; vermehrt  durch  Arsen  833. 
Stimm  bandcätarrh  159. 
Stimmbandläbmung  719. 
Stimmbaudzerrcissung  387 
Stirnbein,  Bruch  1211. 

Stoffwechsel  230,  344,  473,  481 ; im  Fieber 
871 


Stromuhr  von  Ludwig  598 
Struma  15. 

Strychnin,  Injectionen  bei  Amblyopie  31 ; 

im  verdorbenen  Mais  228 
Stutenmilch,  neue  Saure  in  949 
Sublimat  gegen  Blenorrhoa  urethrae  489 
Sumpftieber  107. 

Sumpfiniasma  7)3 

Sympathicus  Z8.  101  112,  458,  675,  642, 
835.  899 

Synovialmembran  954 
Syphilis  29,  107,  114,  178,  220,  319,  397, 
464,  495,  536,  673,  599,  780,  785,  813, 
926,  927.  


T. 

Tabes  139,  688,  829 
Tastorgane  146,  263, 

Taxus  baccata,  Taxin  92, 

Temperatur,  des  Körpers  49,  217,  230; 
bei  Phthisis  239;  von  Gehirnhemis; 
pliüren  ausgehende  Einflüsse  260,  323, 
periphere  und  centrale  im  Fieber  416. 
Abkühlung  670:  Steigerung  nach  Poli- 
carpi  um  gebrauch  770;  vom  Darm  aus 
abgekühlt  813;  uach  Hautreizung  882. 
Terpentinöl,  Verhalten  im  Organismus 
954.  6 

Tetanie  188;  bei  Typhus  21L 
Tetanisiren  durch  Influeenz  870. 

Tetanus,  Formen  848,  922. 

Thermocauter,  neuer  744 
Thoracoeentcse,  durch  Hohlnadelstich'  222, 
Thorax,  Paracentcse  80;  Mechanik  228; 
Druck  bei  plenritischen  Exsudaten  801  • 
Percussion  809 

ThrSncnkarnnkel,  luetisch  HL 
Thrünenröhrchen  483. 

Thrombus,  Organisation  593.  853. 
Thyrotomie  143,  398. 

Todeszeichen,  ophthalmoacopische  Phä- 
nomene 814. 

Tonwahrnehmung,  Grenzen  756. 


Torpedo  660;  Nervenendigungen  885. 
Trachea,  Stenose  395. 

Trachom  479 
Transfusion  851 
Transsudate  60,  88. 

Traubenzucker  im  Alkohol  388;  im  nor- 
malen Harn  829 ; aus  Glycogen  durch 
Speichel-  und  Pancreasferment  850. 
Trepanation  der  Knochen  830.  893. 
Trigeminus,  Durchschneidung  12L 
Trinkwassor  144 
Trismus,  noscentium  127. 

Trypsin  338 
Tuba  Eustacliii  233. 

Tuberculose,  artificielle  367,  der  Leber 
415;  Ursache  776,  786;  des  Hodens 
797;  des  Gehirns  855:  beim  Rinde,  nach 
Hüttenrauchfuttcr  928:  Carbolsäure- 

injection  gegen  943. 

Tumoren  s.  Geschwülste. 

Tunicsten  80. 

Tympanitischer  8chall  802 
Typhus,  recurrens  517;  abdominalis  605, 
867,  927 : maseruartiges  Exanthem  750, 
735;  Lähmungen  879;  Tetanie  bei  91 1. 
Epidemie  durch  Trinkwasser  144; 
durch  inticirtc  Milch  187;  Impfbarkeit 
193;  Narben  im  Darme  462 : Ueber- 
tragbarkeit  auf  Thiere  468;  Statistik 
681,  122. 

Tyrosin  696. 

u. 

Unterkiefer,  Entwickelung  heim  Süuge- 
thiere  946. 

Untersuchung  durch  Kinder  oder  Frauen 
927;  neues  Verfahren  zur  Untersuchung 
der  Stimmbaud-Erkrankungen  957. 
Uraemie  232,  454. 

Uranoplastik  ostale  800. 

Urin  s.  Harn. 

Urobilin  im  Harn  702. 

Urodelen  33. 

Urogenitalsystem  der  Selachier  u.  Amphi- 
bien 633, 

Urticaria  144 
Urwindungssystem  158. 

Uterus  63,  103;  Schleimhaut  104.  256; 
doppelter  160;  Blutung320;  Geschwülste 
368;  Fibromyome  460;  Uterinnaht  464; 
Muskelfasern  493 ; Krankheiten  als  Ur- 
sache der  Sterilität  13]  Flexionen,  Be- 
handlung 576;  Beratung  eines  graviden 
Uterushornes  720;  physiologische  Lage 
und  Gestalt  732;  Einfluss  der  Blase 
auf  die  Lage  808;  Gescbwulsthildungen 
mit  dem  Bau  des  Deciduagewebes  825; 
8pontane  Losreissung  eines  Myoms  832, 


Y. 

Vagina,  Verschluss  63,  901;  frühe  Catarrhe 
662;  Resorption  von  Arzneistoffen  durch 
deren  Schleimhaut  57  )■ 

Vagus,  Lähmung  63]  Tumor  bei  Diabetes 


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982 


Sachregister. 


223;  Nervenstrom  606;  Physiologie 
740.  7M. 

Varicen,  Therapie  351. 

Variola  34j  Coutagium  356.  371,  380. 
719,  788;  Incubation  960. 

Venen  des  Armes,  Anatomisches  885. 

Ventriculus  terminalia  d.  Rückenmarks  84* 

Verbandmethoden  176.  182,  209.  520.  592, 
703.  825. 

Verbrennungen,  ausgedehnte  604. 

Verdauung,  bei  Säuglingen  47*  119.  254; 
Fermente  636:  der  Eiweisskörper  durch 
Pepsin  und  Salzsäure  836;  Glycogen 
849;  Fett  861 ; Krankheiten  der  Ver- 
dAuungsorgane  857;  bei  deulnsecten926. 

Verdunstung  der  Haut  390. 

Vererbung  künstlich  erworbener  Eigen- 
schaften 93]  der  Syphilis  599. 

Vergiftung  s.  Iutoxication. 

Verrücktheit,  Sectiousbefund  805. 

Verstopfung,  durch  Electricität  geheilt 
535;  in  Folge  eines  Ovarialcyste  783. 

Verwesende  Organismen  105;  Verwesung 
7 '27. 

Vesieulärathmen,  Entstehung  663,  802. 

Vogelzungen  145. 


w. 

Waehsthum,  Längen  waehsthum  der  Idioten 

«47. 

Warzenfortsatz,  Spalte  im  2fL 
Wärmebildung  827. 

Wärmeentwickelung  bei  Wiederausdeh- 
nnng  des  Muskels  447. 

Wärmeleitung  des  Muskels  886. 
Wftrmeökonomie  886. 

Wasserglasvcrband,  articulirter  825. 
Wasserleitung,  undichte,  Eindringen  von 
Stoffen  736. 

Wassersucht  27 f» 

Weichselzopf  319. 


Wendung,  conlraindicirt  409. 
Wespenstich  144. 

Wirbelsaite  6. 

Wirbelsäule,  schmerzhafte  Druckpunkte 
480:  Feile  in  dieselbe  eingedrungen  832, 
Wirbelthiere,  Ursprung  300. 
Winterschlaf  94. 

Wochenbett  127:  Lähmung  704:  Harn  im 

938. 

WolfTsche  Gänge  33. 

Wundbehandlung  s.  Verbandmethoden 
Wunden  142.  182. 

Wärmer  655 


X. 

Xanthin,  im  Harn  270. 

z. 

Zahnfistel  Zfifi. 

Zange,  Gebrauch  bei  unvollständig  er- 
weitertem Muttermund  736. 

Zellen  43,  74,  93,  110,  134_;  Zelltheilung 
172.  188,  207;  amoeboide  Bewegungen 
der  Kernkörperchen  382:  Häutchen- 

zellen  437;  peripherische  Nervenzellen 
835;  Riesenzellen  142.  785. 

Zellkern,  Vermehrung  Ij  Wesen  IMj 
Bau  882. 

Zersetzung  der  Gewebe  bei  Fäulnis«  36Ü. 

Zucker,  im  Blut  12,  318.  361.  871:  i® 
normalen  Harn  829;  vgl.  a.  Diabetes. 

Zuckerbildende  Fermente  687. 

Zuckerprobe,  Böttcher'sche  neue  Art  43L 

Zuckerruhr  s.  Diabetes. 

Zuckerstich  273, 

Zuckungshöhe  des  Muskels  664. 

Zungenerkrankung  312. 

Zwangsbewegungeii  532. 

Zwerchfell,  Resorption  189. 

Zwillinge  590, 


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Verzeichnis«  der  Original- Mittheilungen. 


Beit« 

Zur  Lehre  von  der  Vermehrung  der  Zellkerne.  Von  Leopold  Auerbach, 

Professor  io  Breslau 1 

Zur  Untersuchung  des  Harns  auf  Oalleufarbstoff.  Von  Dr.  Ottomar  Bosen- 

bach.  Assistenzarzt  der  med.  Kliuik  au  Jena 6 

7,nr  Function  der  Membran  dea  runden  Fensters  (Membrana  tympaui  secun- 
daria). Von  Dr.  Weber- Liel,  Docent  fflr  Ohrenheilkunde  in  Berlin. 

(Aus  dem  physikalischen  Laboratorium  der  Universität) 17 

Ueber  die  Nieren  der  Flussneuuaugen  (Petromyzon  fluviatilis).  VonFritzMeyer 

in  Leipzig 

Ueber  die  Müller'sehen  Gänge  der  Urodelen  und  Aunren.  Von  A.  Schneider  33 
Anomalien  in  der  Entwickelung  ron  Impfpusteln.  Von  Dr.  Arnold  Hiller, 

Assistenzarzt  in  Berlin . . . , . , , , = . . , ■ . . , . . S4 

Zur  Dioptrik  des  Auges.  11.  Die  Lange  des  emmetropischen  Auges,  Von 

J.  Hirschberg 40 

Ueber  Fieberdiüt.  Von  Dr.  F.  A.  Hartsen  in  Cannes 41 

Ueber  Arteriitis  oblilerans.  Von  Dr.  Carl  FriedlSnder,  Privatdocent  und 

Assistent  am  pathologischen  Institut  zu  Strasabnrg  i.  E 65 

Die  Milzcoutraction  und  ihre  Beziehung  zur  Leber  während  der  Miltnerven- 
Heizung.  Von  Dr.  Drosdoff  und  Dr.  D o t sehe ts chk ar o ff.  (Aus  der 

Klinik  des  Herrn  Prof.  Botkin) gl 

Verbreitung  des  Glycogens  im  thierischen  Organismng.  Vorläufige  Mittheilnng 

Ton  Dr.  M.  Aheles,  prakt.  Arzt  in  Csrlsbad Kd 

Taxin,  das  giftige  Alkaloid  der  Blätter  und  Samen  von  Taxuz  baccata  L.  Von 

Prof.  Dr.  Wilb.  Marmd  in  Göttingen 97 

Bpbürobacterien  in  der  entzündeten  Hornhaut.  Ton  Coloman  Balogh,  o,  ö. 

Professor  an  der  Universität  zu  Budapest 99 

Ueber  Keratitis  tranmatica.  Vorläufige  Mittheilung  von  Dr.  Ernst  Fuchs  in 

Wien na 

Ueber  Mollnscum  contaglosom.  Von  Dr.  G.  Biztotero.  Prof,  in  Turin  und 

Dr.  G.  Manfred!,  Prof,  in  Modena 114 

Ueber  die  Bedeulnng  Pander’s  in  der  Entwickelnngsgeschichte.  Von  Prof. 

A.  Räuber  in  Leipzig 129 

Zur  Theorie  des  Blntstioms  in  der  Art,  coronaria  cordia.  Von  Dr.  Ferd.  King, 

Assistent  der  Physiologie  und  Privatdocent  tu  Budapest 133 

Die  Tastorgane  in  Vogelzungen.  Von  O.Asper 145 

Eine  neue  Reaction  der  markhaltigen  Nerrenfasern,  Von  Dr.  Tb.  Treitel  aus 

Königsberg  i.  Pr 14T 


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fl34 


Verzeichmaa  der  Origiralmittlieilungen. 


Seit« 

Eine  linksdrehende  Substanz  im  normalen  Ham. Von  Pr-  Hermann  ilaas, 

Assistent  an  der  1.  ined.  Klinik  iu  Prag 149 

Salicylsäure  und  salicylsauros  Natron  physiologisch  untersucht.  Von  H.  Köhler, 

Halle 161  und  195 

Beitrag  tur  Kenntnis*  der  Nerven  der  Oberhaut.  Vou  Dr.  J.  G,  Ditlevaen  in 

Köngens  Lyngby  bei  Kopenhagen 167 

Zur  Lehre  Tun  der  secundären  Degeneration  des  Rückenmarks.  Vorläufige  Mit- 

theilung  von  Pr.  Fried  r.  Sch  ult  ze  iu  Heidelberg 169 

Berichtigung.  Von  W.  His .192 

Experimentelle  Stadien  über  die  Iropfbarkeit  typhöser  Fieber,  Vorläufige  Mit« 
theilung  v«>n  Dr.  Mötsch utkoff«ky,  Ordiuator  am  Stadthospital  tu 

Odessa 193 

Berichtigung.  Von  E.  Salkowski SOS 

Zar  Frage  der  Bacterien Vegetation  unter  dem  Lister’schen  Verbände.  Vor» 
läufige  Mittheilung  von  Dr.  M.  Schüller,  Privatdocent  und  Assistenz- 
arzt an  der  Chirurg.  Klinik  tu  Greifswald 209 

Ueber  die  Entwickelung  der  Krebs- Neubildungen  in  den  Lymphdrflsen.  Vor» 
läufige  Mitthednog  ans  dem  pathol. -anat.  Inetitule  des  Prof.  Ru  d new 

in  St.  Petersburg.  Von  Dr.  Afauaasiew 212 

Ein  pathologisches  Circulatiousphänomen  iu  der  Hornhaut.  Von  Prof.  A.  Nagel 

und  Dr.  Heimann 225 

Die  giftigen  (strychninartigen?')  Substanzen  des  verdorbenen  Mais.  Vorläufige 

Mitteilung  von  Prof.  C.  Lombroso.  (Aus  d.  Rivteta  clin.  1875.)  . . 228 

Daa  8alicin,  ein  Ersatzmittel  fttr  Salicylsäure.  Von  H.  Senator 241 

Elaaticitat  und  Festigkeit  der  Knochen.  Von  A.  Räuber 213  und  257 

Ueber  die  Milch  und  den  Harn  einer  mit  Rinderpest  befallenen  Kuh,  welche 
sich  in  der  zootherapeutischen  Klinik  von  Prof.  Boroduliu  befand.  Von 
Consta»  tin  Monin  in  St.  Petersburg.  (Aus  dem  Laboratorium  des 

Prof.  8a bei  in)  . 245 

Zur  Aufklärung.  Von  A.  Räuber . . 256 

Ueber  thermische,  von  den  Grossbirnhemispbären  ausgehende  Einflüsse  (vaso- 
motorische  Apparate  der  Grosshirnrinde).  Vorläufige  Mitteilung  von 
Prof.  Dr.  Eulen  borg  und  Prof.  Dr.  Landois  in  Greifswald  ....  260 
Macht  die  sobcutane  Injection  von  Glycer  n den  Zuckerstich  uu wirksam?  Von 

C.  Eckhard  in  Giessen  . . . . . * . . * . . . * . A t III 

Eia  Fall  von  Ascites  adiposus.  Von  Dr.  H.  Ball  mann  in  Qraa 276 

Zur  Kenntnis«  der  sog,  Milr.brandbacterien  (Bacterium  anthracicum  Bollingcr; 

Bacillus  anthracis  Cohn).  Von  Dr.  C.  O.  Hart,  Privatdocent  in  München  277 
Uotersncbnngen  über  Sanerstoffverbraucb  und  Koblensäureausscbeiduug  des 

Menschen.  Von  Sanitatsratb  Dr  8peck,  Kreis -Phyaicus  in  Dillenburg  289 
Zur  Kenntniss  der  Antimonwirknngen.  Von  C.  Qähtgens  iu  Rostock  . . - 321 
Ueber  Erwärmung  der  Extremitäten  Dach  Grosshirnverletzongen.  Von  Prof. 

E.  Hitzig  in  Zürich 323 

Behandlung  der  Fczcmata  und  Chloasmnta  mit  Oel  von  verdorbenem  Mais. 

Vorläufige  Mittheilung  vou  Prof.  C.  Lombroso 325 

Die  Entwickelung  des  Gehirnbalkens  und  des  Gewölbes.  Vorläufige  Mittbeilung 

von  Prof.  Dr.  V.  v.  MihalkovicB  in  Budapest 337 

Ueber  die  Verbreitung  der  Krebs  - Nenbildungen  in  den  Lymphdrüsen.  Von 

Dr.  Bozzolo,  erster  Assistent  der  med.  Klinik  zu  Turin $41 

Einfache  Methode  das  Kohlenoxydhämoglobiu  in  Sauerstoffhämoglobin  tn  rer» 

wandeln. Vou  Prof.  C.  Li  mau  in  Berlin . . . . . . . . . . . $$$ 

Ueber  die  Endigung  der  Nerven  im  quergestreiften  Muskel  der  Wirbeltbiere. 

Vorläufige  Mittheilung  von  E.  Fischer,  8tnd.  rer.  nat.  ......  $45 


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Verzeichnis«  der  Origioalmittbeilnngen. 


985 


Sette 

Unteraoebongen  über  daa  Contegium  der  Kubpocken.  Von  Dr.  Arnold  Hiller, 

Assistenzarzt  in  Berlin 366  und  371 

Pie  Vergrässerupg  de«  aufrechten  opbtbalmoacopiachen  Bilde».  Von  Dr.  E.  L an  - 

dolt  io  Paria  . . . * * * * * : 

Die  Behandlung  der  Magenectasien  beim  chronischen  Magencatarrh.  Vorläufige 

Mittheilung  von  Dr.  Neftel  in  New-York 370 

Ueber  den  Sita  der  automatischen  Erregung  im  Froscbhersen.  Von  J.  Bern» 

atein  in  Halle  a/8 385 

Zur  Physiologie  dea  Cerebellum.  Vorläufige  Mittheilung  von  Prof.  H.  Noth- 
nagel in  Jena 387 

Ueber  dag  Vorkommen  vqb  Traubenzucker  in  den  RdckstSadeo  käuflicher  Al- 
kohole. Von  Dr.  Georg  Salomoo,  Assistent  der  med.  Klinik  zu  Berlin  «388 

Histologische  Mitteilungen.  Von  Prof.  Dr.  L.  v.  Thanboffer 401 

Ueber  den  Einfiuss  der  Salicylsäure  und  des  salicylsauren  Natrons  auf  die  nor- 
male Temperatur  dea  Menschen.  Von  M.  Gedl,  Cand.  med.  (Aua  der 

Krakauer  med.  Klinik) 403 

Ueber  flimmernde  Eitergellen.  Von  Prof.  E.  Neumann  in  Königsberg  i.  Pr.  417 
Eine  die  Eiigteus  yqh  Safträiimen  in  der  Hornhaut  dea  lebenden  Frosches  be- 
weisende Beobachtung.  Von  Dr.  Ihlder,  Arzt  in  Berlin 417 

Ueber  eine  neue  therapeutische  Verwendung  des  Physostigmin.  Vorläufige  Mit» 

tbeilung  von  Prof.  Laqueur  in  Strassburg  i.  E 421 

Der  M.  sternocleidomastoideus.  Von  W.  Krause,  Professor  in  Göttingen  . « 433 
Bemerkung  sur  Frage  über  die  Autonomie  dea  Hertens.  Von  J.  Bernstein 

in  Halle  a./8 485 

Hautchenzellen  und  Bindegewebe.  Von  Prof.  Kollmanu  in  München  . . . 437 
Versuche  über  Jaborandi  Wirkung.  Von  Dr.  Sch  wahn,  Oberstabsarzt  in  Giessen  440 
Ueber  die  Diagnose  der  progressiven  perniciösen  Anämie.  Von  Prof.  Dr.  med. 

Hermane  Eickhorst  in  Jqb*  • : : . = * , , « . , : * . : 465 

Ueber  den  Verbrauch  der  Kohlehydrate  im  thierischep  Organismus.  Von  R.  Böhm 

und  F.  A.  Hoffmann,  Professoren  iu  Dorpat 481 

Der  Sublimat  als  Heilmittel  in  der  Blenorrhoea  urethrae.  Von  Dr.  Leopold 

Bruck  in  Budapest 482 

Die  febrilen  Störungen  des  Blutkreislaufs,  mikroskopisch  beobachtet  an  der 
Palpebra  tertia  septisch  und  pyämisch  inficirter  Warmblüter.  Vorläufige 

Mitteilung  von  Professor  Dr.  C.  B fiter 505 

Bemerkung  tu  Qautier’s  Fibringerinnungsversuch.  Von  Prof.  Alex.  Schmidt  510 
Untersuchungen  über  die  physikalisch  ohemiacbe  Gährungstheorie  uud  die  Be- 
dingungen der  Archibiosia  in  vorher  gekochten  Flüssigkeiten.  Von  Dr. 
Charlton  Bastian,  Prof,  der  pathol.  Anatomie  an  dem  Universität»- 

Collegium  zu  London 621 

Zur  Physiologie  der  Knochen  • Resorption.  Vorläufige  Mitteilung  von  Dr. 

M.  Fleach,  Assistent  an  der  Anatomie  gu  Würzburg 524 

Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Wirkung  der  Hautreiie  auf  die  Nieren- 
absondernng.  Vorläufige  Mitteilung  toq  A.  y.  Wolkenstein,  Qrdinator 
der  Kinderklinik  in  der  k.  k.  med.  Academie  tu  St.  Petersburg  . . . 637 
Kymographische  Untersuchungen  über  Jaborandi.  Vorläufige  Mitteilung  von 
Dr.  O.  Kahler,  Assistent  an  der  2.  med.  Klinik  in  Prag  und  Dr.  J.  Soyk  a, 

Assistent  am  pathol.-anat.  Institute  iu  Prag 541 

Ueber  die  angebliche  Zerlegbarkeit  des  salicylsauren  Natrons  durch  die  Kohlen* 

säure  des  Blutes. Von  H.  Köhler  in  Halle  . . * . . . , . . . * 553 

Beobachtungen  über  den  Blutstrom  im  Muskel.  Vorläufige  Mittheilung  von 

W.  H.  Qaskell  in  Cambridge 657 


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986 


Verseicbniss  der  Origioalmittheilungen. 


Ueber  dia  Contractionen  und  die  InnerTation  der  Mils.  Von  Dr.  Johann  Bnl- 

gak  aus  Moskau 577 

Peber  die  druck  vermindernde  Wirkung  des  Estractum  fabae  Calabarensis.  Von 

Dr.  F.  Lucius,  Augenarzt  in  Nürnberg 581 

Ueber  die  sog.  Organisation  des  Thrombus.  Von  Dr.  med.  Paul  Baumgarten, 

Prosector  am  patbol.  Institut  der  Universität  Königsberg 693 

Die  Stromnhr  von  Ludwig  und  die  Fiebertheorie  von  Hfiter.  Von  Dr.  A.  W. 

C.  Berns,  Docent  an  der  Universität  so  Freibnrg  im  Breisgau  . . . 698 
Ueber  die  Abhängigkeit  des  Herirb.ythmua  von  den  Blutdruckscbwankungen. 

Von  Dr.  S.  Tsebiriew  in  Bt.  Petersburg 609 

Zur  Laryngoscopie.  Von  J.  Hirse bberg  in  Berlin 611 

Ueber  die  Veränderungen  des  Gehirns  und  der  Hereganglien  bei  der  Lyssa. 
Vorläufige  Mittheiluug  aus  der  Klinik  des  Herrn  Prof.  B o tkin  in  8t  Peters- 
burg. Von  Ordinator  Dr.  N.  Wassilieff  ...  625 

U eher  das  Schicksal  der  Salicylsäure  im  thieriacben  Organismus.  Von  Dr-  R.  Flei- 
scher, früher  Assistensarst  am  städt.  allgem.  Krank  euhause  tu  Berlin  628 
Knorpel.  Knochen  und  Anilinfarbstoffe.  Von  Prosector  Dr.  med.  Pani  Baum- 

garten  in  Königsberg  . . . 667 

Zur  8cblaf  machenden  Wirkung  des  Natrnm  lacticnm.  Von  Dr.  Erl  er,  Assi- 

frtensarrt  der  Kurm.  Land  Irren  Anstalt  tu  NeuBtadt-Eberswalde  . . . 

Ueber  Störungen  der  Bewegungsempfindung  bei  Kranken  Von  Prof.  W.  Lenbe 

in  Erlangen 675 

Ueber  mechanische,  chemische  und  elektrische  Irritatiou  der  Haut  nnd  ihren 
Einfluss  auf  den  Ibieriscben  Organismus.  Vorläufige  Mittheilung  von  Dr. 
Feinberg  aus  Kowno,  Russland 689 


Ueber  eine  neue  Tinctionsflusslgkeit  für  histologische  Zwecke.  Von  Dr.  Jul  ins 

Drescbfeld,  Professor  der  patbol.  Anatomie,  Owens  College,  Manchester  706 
Die  erste  Anlage  des  Mittelohra  und  des  Trommelfells.  Vorläufige  Mittheilnng 


von  Dr.  Moldenbauer  in  Leipsig 706 

Ueber  die  Entwickelungsgeschichte  des  Flusskrebses.  Vorläufige  Mittheilnng 
von  Heinrich  Reichenbach  aus  Frankfurt  a./M..  stud.  rer,  nat.  in 

Leipsig 791 

Chirurgische  Behandlung  des  chronischen  Obrkatarrbs.  Vorläufige  Mittheilnng 

von  Dr.  Carl  Michel  in  Cöln 7S7 

Erwiderung.  Von  Professor  Dr.  Laqneur  in  Btrassburg  i.  E 759 

Ueber  den  Einfluss  der  8chädelform  auf  die  Richtung  der  Grosshirnwindungen. 

Von  Professor  Ludwig  Meyer  in  QOttingen  753 

Ueber  die  Wirkung  des  Pilocarpium  muriatienm.  Von  Dr.  Adolph  Weber, 

Geh.  Me<L-Rath  tu  Darmstadt  . , . , , , . , . . . , , , , , 7fi9 

Eieaensellen  und  8yphilis.  Von  Dr.  Pani  Baumgarten,  Prosector  am  patbol 

Insitut  an  Königsberg  i.  Pr. 785 

Die  parasitären  Knoten  in  deu  Lungen  bei  Variola.  Von  N.  1 vanowsky,  Pro- 
sector der  med.-chir.  Acad.  «n  8t.  Petersburg 788 

Zur  Frage  über  die  Impfung  der  krebsigen  Geschwülste.  Vorläufige  Mittheilnng 
von  Mstielawne  Nowinsky.  (Aus  dem  zoochirnrg.  Kabinet  des  Prof. 

Wowonsoft  in  Petersburg) 790 

Ueber  den  Pfannenknochen.  Von  Professor  Dr.  W.  Krause  in  Güttingen.  . 817 
Ueber  daa  Vorkommen  von  phenolbildender  Bubstans  im  Harn  bei  Heus.  Vor- 

läufige  Mittheilnng  von  Professor  E,  Salkowski  in  Berlin 818 

Ueber  die  Beschleunigung  des  Stickstoff-Kreislaufs  durch  Arsen-Präparate.  Yen 

C.  Qaehtgens 893 

Ueber  die  Umwandlung  von  Glycogen  in  Tranbensncker  durch  Speichel-  nnd 

Pancreasferment.  Von  Prof.  J.  Beegen  in  Wien W 


Vcrmaicbnise  dar  Originslmitthaiiangan.  987 

Salta 

Znr  Frage  tob  dar  Synthese  das  Fettaa.  Vorllufiga  Mitthallang  ron  Dr.  A.  Pa- 
rawoapikoff.  (An»  dam  phygiol.  Laboratorium  dar  med.-ehir.  Acadamia 

in  8t  Petersbnrg)  \ 851 

Dia  Zwigchonmarhschaida  dar  marhbaltigao  Nervenfasern.  Vorlänfiga  Mittei- 
lung tod  Dr.  J.  H.  Kuhnt,  Assistenzarst  dar  Augenklinik  »o  Heidelberg  865 
Debar  dia  Ausscbaidnng  der  gepasrten  Sohwefela&nran  im  menschlichen  Harn. 

Von  Dr.  B»  inhard  ron  dan  Valdon,  1.  Assistant  dar  mcd.  Klinik  in 

Strassbnrg  i.  E 868 

Dia  Physiologie  eben  Wirknngan  da«  Nitropantans,  Nitroacthans  und  Nitromethans. 

Von  Prof,  Dr.  Wilhalm  Filabna  in  Erlangen 867 

Zor  Labra  Ton  dar  Zusammensetsung  daa  Kerne.  Von  Prof,  Theodor  Lang. 

hsna  in  Barn 881 

Daher  den  Verlauf  und  Endigungsweise  der  Narren  im  Ovarium.  Vorlänfiga 
Miltheilnng  «na  dem  Inatitnt  fBr  Entwickelnngageachiebta  (Prof.  t Mi- 
halkovic»)  an  der  Universität  zu  Budapest  von  Dr.  Julius  Eliachar  884 

Dar  Aqnacductns  daa  Labyrinth».  Von  Weber-Lial 989 

Dar  Baubthiartypus  am  menschlichen  Gehirne.  Vorläufige  Mitteilung  ron 

Moria  B e nedik  t (Wien) 930 

Daher  die  elektrische  Erregbarkeit  der  Grosshirnberoisphllren  beim  Frosch«. 
Vorläufige  Mittbeilnng  wo  Dr.  Ogcar  Langendorff,  Aoaiatent  am 
hypgiol.  Laboratorium  in  Königsberg 946 


Druckfehler:  S.  958  ZI.  7 von  oben  liaa  Oonler  statt  Objootiv. 
Druckfehler  a.  ausserdem : S.  32,  208,  256,  352,  368,  400,  416,  652,  676,  666,  720, 
762,  768,  864,  912,  960. 


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